Gegründet 1702 Sonntag, den 27. März 1898 unter der Leitung ihres Musikdirectors Herrn Josef Zöhrer und solistischer Mitwirkung der Frau Fanny Kulp-Kordin, sowie der Herren: Concertmeister Hans Gerstner und Adolf Kordin. Beginn des Concertes um 5 Uhr nachmittags, Ende halb 7 Uhr abends. PROGRAMM. I. Abtheilung. 1. Richard Wagner: Ouverture zur Oper «Der fliegende Holländer» 2 Richard Wagner: Elsa’s Traum aus «Lohengrin». Frau Fanny Kulp-Kordin. 3. Benjamin Godard: Concerto Romantique für die Violine mit Orchester- begleitung. Solo: Herr Concertmeister Hans Gerstner. aj Allegro moderato; b) Rccitativo und Adagio non troppo; c) Canzonetta; d) Finale, Allegro molto. (Erste Aufführung in Laibach.) 4. a) V. E. Nessler: «O Himmel», ' 1 Duette für eine Sopran- b) Rob. Schumann: «So wahr die Sonne scheinet*-, TrUn r an cj Carl Reinecke: «Duften nicht Jasminenlauben?» j u^jUj\Jdf'Kurdin II. Abtheilung. Tasso. Lamento e Trionfo. Symphonische Dichtung von Franz Liszt. (Erste Aufführung in Laibach.) UUBUANA Während der Aufführung eines Musikstückes bleiben die Saalthüren geschlossen. Der Saal wird um halb 5 Uhr geöffnet. Die Direction der Philharmonischen Gesellschaft erlaubt sich, den § io der Gesellschaftsstatuten in Erinnerung zu bringen, welcher dahin lautet, dass eine Familienkarte nur für drei im gemeinsamen Haushalte lebende und nicht selbständige Personen gütig und das Übertragen der auf den Namen des Besitzers lautenden Karte, überhaupt das Mitnehmen von in Laibach ansässigen Nichtmitgliedern in Concerte und Aufführungen der Gesellschaft ganz unstatthaft ist, also auch in dem Falle nicht zulässig erscheint, wenn eine Familie die zum Eintritte berechtigte Zahl für sich nicht voll in Anspruch nimmt. Jedes weitere Familienmitglied erhält die Mitgliedskarte um den Jahresbeitrag von i fl. Auch wird höflichst ersucht, Kinder unter 12 Jahren in Concerte nicht mitzunehmen. — Zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zu nöthigen Aufklärungen, sowie zur Entgegennahme allfälliger Beschwerden von Seite der P. T. Mitglieder, werden bei jedem Concerte zwei Directionsmitglieder als Ordner fungieren, deren Anordnungen gefälligst Folge gegeben werden möge. Dieselben sind an einem Abzeichen (weiße Schleife an der linken Brustseite) erkenntlich. An die P. T. Mitglieder! Man bittet, die Mitgliedskarten mitzunehmen und selbe am Eingänge den Billeteurs abzugeben, da ohne Karte kein Einlass stattfindet. Kleinmayr & Bamberg, Laibach. 1075 V/fu\V' Tasso. Lamento e Trionfo. Symphonische Dichtung1 von F. Liszt. Vorwort. Im Jahre 1849 wurde in ganz Deutschland der hundertjährige Geburtstag Goethe’s durch Feste verherrlicht; das Theater in Weimar, wo wir uns damals befanden, feierte den 28. August durch eine Darstellung des Tasso. Das herbe Geschick dieses unglücklichen Dichters hat den beiden grössten Poeten, welche Deutschland und England im letzten Jahrhundert hervorbrachten, Stoff zu dichterischen Gebilden gegeben: Goethe und Byron. Goethe, dem das glänzendste Lebenslos fiel, Byron, welchem die Vorzüge des Ranges und der Geburt durch die tiefsten Dichterleiden verkümmert wurden. Wir wollen nicht in Abrede stellen, dass, als wir im Jahre 1849 den Auftrag bekamen, eine Ouverture zu Goethe’s Drama zu schreiben, das ehrfurchtsvolle Mitleid, mit welchem Byron die Manen des grossen Dichters beschwört, einen vorherrschend bestimmenden Einfluss auf unsere Gestaltung dieses Gegenstandes übte. Aber Byron konnte, indem er Tasso im Kerker selbstredend einführt, mit der Erinnerung der tödlichen Schmerzen, denen er in seiner Klage eine so hinreissende Gewalt edlen Ausdrucks verleiht, nicht das Andenken des Triumphes verbinden, durch welchen dem ritterlichen Sänger des «Befreiten Jerusalem» eine späte aber glänzende Vergeltung ward. Wir wollten diesen Gegensatz schon im Titel des Werkes klar aussprechen, und unser Bestreben gieng dahin, in Tönen die grosse Antithese des im Leben verkannten, im Tode aber von strahlender Glorie umgebenen Genius zu schildern, von einer Glorie, welche mit vernichtenden Strahlen in die Herzen der Verfolger trifft. Tasso liebte und litt in Ferrara, er wurde in Rom gerächt, und er lebt noch heute in den Volksgesängen Venedigs. Diese drei Momente sind von seinem unvergänglichen Ruhme untrennbar. Um sie musikalisch wiederzugeben, riefen wir zuerst seinen grossen Schatten herauf, wie er noch heute an Venedigs Lagunen wandelt; dann erschien uns sein Antlitz stolz und schwermüthig den Festen Ferraras zuschauend, wo er seine Meisterwerke geschaffen, und folgten wir ihm endlich nach Rom, der ewigen Stadt, die ihm die Ruhmeskrone reichte und so den Märtyrer und Dichter in ihm feierte. Lamento e Trionfo: So heissen die beiden grossen Contraste im Geschick der Poeten, von denen mit Recht gesagt wurde, dass, ob auch oft mit Fluch ihr Leben belastet werde, nimmer der Segen ausbleibe auf ihrem Grabe. Um aber unserer Idee nicht allein die strenge Autorität, sondern auch den Glanz der Thatsachen zu verleihen, entlehnten wir selbst die Form zu ihrer künstlerischen Gestaltung aus der Wirklichkeit und wählten deshalb zum Thema unseres musikalischen Gedichtes die Melodie, auf welche wir venetianische Lagunenschiffer drei Jahrhunderte nach des Dichters Tode die Anfangsstrophen seines Jerusalem singen hörten: Canto l’armi pietose e’l Capitano, Che’l gran Sepolcro libero di Cristo! Das Motiv selbst hat eine langsame Bewegung, es theilt die Empfindung seufzender Klage, monotoner Schwermuth mit; die Gondoliere geben ihm aber durch das Ziehen gewisser Töne eine ganz eigenthümliche Färbung, und die melancholisch gedehnten Klänge machen aus der Ferne einen Eindruck, als wenn lange Streifen verklärten Lichtes vom Wellenspiegel zurückgestrahlt würden. Dieser Gesang hatte uns einst lebhaft ergriffen, und als wir später Tasso musikalisch darstellen sollten, drängte er sich uns gebieterisch zum Text unserer Gedanken auf, als ein immer fortlebender Beweis der Huldigung seiner Nation für den Genius, dessen Treue und Anhänglichkeit Ferrara so schlecht vergalt. Die venetianische Melodie ist so voll von unheilbarer Trauer, von nagendem Schmerz, dass ihre einfache Wiedergabe genügt, um Tasso’s Seele zu schildern. Sie gibt sich dann, ganz wie die Einbildung des Dichters, den glänzenden Täuschungen der Welt, der trügerischen, gleissenden Koketterie jenes Lächelns hin, dessen Gift die schreckliche Katastrophe herbeiführte, für welche scheinbar keine irdische Vergütung möglich war, und welche dann doch zuletzt auf dem Capitol mit einem Mantel überdeckt wurde, der in einem reineren Purpur glänzte als der des Alphons. (Uebers. v. P. Cornelius.)