„Fniheit, Mhlßmd, IildMl str ZUl»/' «r RA Mittwoch, SR. JSi»«er RSSS. V. Jah«sa«G Die .Marburger Leitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise ^ siir Marburg: gau^Shrig k fl.. halbjährig 8 fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr; siir Zustellung ins Haus monatlich 1V kr. —- mit Postversendung: ganzjährig 8 st., halbjährig 4 st., vierteljährig 2 st. Die ein Mal gespaltene Varmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit IS, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu sür jedesmalige Einschaltung SO kr. Inseraten-Siempelgebühr kommen. Äbannements-lLinladung. Bei Beginn des neuen Monates machen wir die freundliche Einladung znr Pränumeration. VrS«««eratto»»'Prei». M«rb»rg »«««tlich SV kr., mit ia » Ha»« KV kr., >tt poßVtksmdmg »inttljiihrig S st., halbjährig 4fl.,gaa)jiihriz »si Die Admiutstratio« der „Marburgtr Zeitung." Zur Hefchichte des Tages. Während in Folge des Sprcichengesehes dasD eu tscht hu m inBöh-men schweren Kämpfen entgegengeht, die eS aber glücklich bestehen wird, so wahr das deutsche Rechts- und BoltSbewußtsein in siegverheißender Kräftigung begriffen ist — kommen aus demselben Lande Nachrichten, dies auch dem blödesten Auge klar machen, daß die Weae der mit der Adelspartei vereinigten Ezechen zu einem Ziele führen, welches nicht daS Ziel unserer Bestrebungen ist. Die Scheidung der Parttiien, die Klä-r»«g ihrer Standpunkte vollzieht fich schneller, als wir gehofft: bleiben nur die deutschen Oesterreicher der Verfassung treu und treu den Grundsätzen, die sie auf verfassungsmäßigem Wege zur Geltung bringen wollen, dann bangt uns wahrlich nicht für die gute Sache. Vierhundert Jahre haben die Schleswig-Hol stein er ihr lSolkS« thum vertheidigt gegen dänische BergewaltMNg. Run sie diese Drünger los geworden, bethätigen sie den gleichen Muth für ihr verfassungsmüßigeö Recht. Ihre letzte Volksversammlung bekundet zur Genüge, welcher Geist in dem wackeren Stamme lebt. Und wenn fie hoch droben im Norden Deutschlands die Fahne der Verfassung empor halten, daß fie vor Bis« marck's Augen lustig flattert, so erfüllt es unS im tiefen Süden mit Trost, erftllt uns mit der Zuversicht, daß auch unserer Verfaffungsliebe der Lohn nicht fehlen wird, der noch jedem ehrlichen, ausdauernden Bolksftreben geworden. Ein Pröbchen bundeSgenössischerGesinnung liefert die„Nordd. Allg. Z.". tvtlche schreibt: „Seit Wochen verkünden, wie wir bereits öfter erwähnt, österreichische Blätter und Wiener Korrespondenten in deutschen, so lvie ausländischen Zeitungen, daß eine Einmischung des Auslandes in die schleSwig holftein'sche ^rage stattfinden werde. Die Wünsche dieser Preßorgane tverdcn von lhnen selbst mit gewohnter Dreistigkeit in That-fachen umgedeutet. Welche Wahrnehmungen ergeben fich aus diesem Trei« den? Wir konstatiren. daß das Bemühen, die Einmischung des Auslandes in die Angelegenheiten der Herzogthümer herbeizuführen, von der öfterrei-chischen Presse ausgegangen lst . . . Wie in der Gegenwart, so haben auch damals die Wiener Blätter die Bemühungen Oesterreich s, Bündnisse mit dem Auslände zu Stande zu bringen, als Beweise von der diplo-malischen Geschicklichkeit, als Zeichen dcS europäischen Einflusses des Kai-jerstaateS hingestellt ; diese Organe haben jederzeit die österreichischen Erfolge nach dieser Richtuna l)in und die Drohungen gegen Preußen gerühmt. Die Folge dieser politischen Haltung ist gewesen, daß in Preußen der Eindruck, ja. wir können sagen, die Ueberzeugung herrscht, daß ein öster« reichisch französisches BündniK an dem Tage eine fertige Tiiatfache sein Werve, tvo Frankreich seine Einwilligung d^u erklärte. Mit welcher Stirn wollten diesclbcn ofsiciösen Organe in Wien es nun wohl nagen, die preußische Politik anzuklagen, wenn diese ihrerseits durch rasche Entschlüsse der Gefahr, sich plötzlich feindseligen Bestrebungen gegenüber zu finden, zuvorkäme? . . Aus Paris wird der „Berliner Nat.-Ztg. Folgendes geschrieben. Starrer Sinn, starres «on z. lemme. (Schluß.) Sie hatten ein trauriges Amt zu erfüllen. Mancher Blick konnte «lcht ohne Entsetzen auf fie sehen. Mancher andere nicht ohne Mitleiden für fie selbst. Sie sollten ein Urtheil. gar ein Todesurtheil aussprechen, das fie selbst für ungerecht hielten. Sie sollten, fie mußten eS. weil eine Form fie dazu zwang. Der Vertheidiger hatte so klar darauf hingewiesen, wie die Sache fich Verhalten müsse. Durch die Vernehmung der Zeugen, namentlich des neu aufgefundenen, mußte fich dies unwiderleglich bestäti-gen. Die Zeugen waren da, dennoch durften sie nicht vernommen wer« »en. Ein eigenfinniges, unfinniges Gesetz litt es nicht. ES hatte andere Forme» vorgeschrieben, den Formen mußte das Recht, mußte ein Men-schenltben geopfert werde». Die Richter selbst erhoben fich mit finstere«, in fich gekehrten Blicken von ihren Plätzen. Sie wollten den Saal verlassen. Ein Geräusch hielt fie zurück. Es war draußen an der großen EinganaStbür des Saales entstanden. Sie war verschlossen. Es wurde heftig an sie geklopft. Der Präsident wandte fich unwillig nach der Thür hin. Der Genchtsdiener hatte ffe schon geöffnet und trat hinaus. Was ist das? riefen Mehrere, die der Thür nahe saßen und durch die Oeffnung sehe» konnten. Sie riefen es überrascht, verwundert. Die Verwundernng theilte fich dem ganze» Saale mit. obgleich nur jene die Veranlassung wußte». Auch der Gerichtshof blieb, um vorher zu wissen, was da sei. Der Gerichtsdie»er kehrte in den Saal zurück. Die Thür verschloß er hinter fich. Er war aufgeregt. Er trat zu dem Präfidenten des Gerichtshofes. Er sprach halbleise zu ihm. Aber im Saale herrschte eine Todesstille ; »a» to»»te jedes sei»er Worte i» dem entferntesten Winkel Vernehme» ^rr Präfide»t, ei»e fremde Dame bittet »« Einlaß. Der Einlaß i» diese» Saal ist Niema»dem verwehrt, erwiederte der Präfide»t. Aber fie will »icht in de» Zuschauerraum, fie will auf de» Platz der Ze»ge». , D»rch die A»gen des Präsidoteu zog et»?as, wie ei» z»»de»der»»d dann hell leuchtender Blitzstrahl. Daß er ein braver, ein würdiger Mann sei. hatte er schon früher gezeigt. Lassen Sie die Dame eintreten, sagte er. Der Gerichtsdiener kehrte zu der Thür zurück. Er öffnete fie. Eine tiefere Stille, alS die des Todes gibt es nicht. Sie herrschte fort in dem weiten Saale. Die Anwesenden glichen Erstarrten, deren miterstarrte Augen auf einen einzigen Punkt gerichtet waren. Nur der Angeklagte bewegte fich unruhig auf seinem Sitze. Durch die geöffnete Thür ttat eine Dame. Es war eine grobe, schöne Gestalt, aber sie ging gebeugt. Sie trug Trauerkleider. Ein schwarzer Schleier verbarg ihr Geficht. Der Gerichtsdiener führte fie zu dem Präsidenten. Wie fie gebeugt ging, so war doch ihr Schrztt fest. Wie viele An« strengung mochte ihr der feste Schritt kosten! Sie mußte an der Bank des Angeklagten vorüber. Sie wandte unwillkürlich das Geficht nach ihm hin, aber kaum halb vermochte fie eS. Ihr ganzer Körper zuckte zusammen. Ach! rang sich ein Schmerzeslaut aus ihrer Brust. Der Angeklagte hatte sein Gesicht verhüllt. Sie stand vor dem Präsidenten. Der Präsident sah sie erwartungsvoll an. daß fie reden werde. Sie konnte eS nicht. Sie hatte wohl Worte, aber die Stimme versagte der Unglücklichen ihren Dienst. Was ist Ihr Begehren. Madame? fragte fie der Präsident. Wie ist Ihr Name? Sie hatte die Sprache wiedergefunden. Ich bin die Gattin deS Angeklagten. Ich bin hiehergekomme». um für ihn den Zeugenplatz einzunehmen, und dann den seinige». Er ist unschuldig! Ich. ich allein bin die Schuldige, die Berbrecherin. Ueber die brennendste Erwartung in der Brust des Mensche» erhebt fich der Triuruph^ des Rechts, des Menschlichen, des Muthes. des Edel-mutheS. Keine Macht der Erde hätte die Anwesende» zurückhalte» kö»»e». ihre Bewunderung laut werden zu lassen. Aber es waren der Tra»er, dem Unglücke, »nd doch tmmer einem Verbrechen gegenüber, n»r leise, gedämpfte Stimmen, die man vernahm. Der Präsident hatte die Gattin des Angeklaqten unterbrochen. Madame, reden Sie jetzt nicht weiter. — GerichtSdiener. führe» Sie die Dame auf de» Platz der Zeugen. Der GerichtSdiener führte fie z» dem Platze. Sie hatte chre» Schleier z»r»ckgeschlage». Man sah ei» Geficht. « „Die österreichische Res^ierung hat die guten Dienste des franzöfischen Ka. binets in Betreff der Handrlsbeziehunjien zu Italien in Anspruch genom. mcn. General Lamarmora berufe sich auf die nationale Empsindlichfrit der Italiener, aber die kaistrliche R'girrung habe mit ähnlichen Gefühlen zu rrchten. Drouin hat mit Nigra über die Angelegenheit verhandelt und bemerkt, er könne Italien nur rathen. die gleichviel ob wirklich oder nur angeblich vorhandenen guten Dispositionen Oesterreichs zu benützen, um einen Handelsvertrag zuj^leich mit der Anerkennung zu erwirken. Oester-reich würde damit zugleich daS Princip anerkennen, auf welchem die Ein-heit Italiens beruhe, und das letztere würde daher seiner Stellung m der venetianischen Krage nicht nur nichts vergeben, sondern dieselbe viel mehr befestigen. Diese nicht unlogischen Bemerkungen sind der österreichi' schen Botschaft bekannt geworden, und seitdem ist Fürst Metternich i^ber das Thema sehr zurückhaltend geworden." Inzwischen soll das französische Kabinet doch einen Bermittlnngsvorschlag in Betreff der österreichisch ita-lienischen Handelsbeziehungen ausgearbeitet und bereits in Wien wie in Florenz vorgelegt haben. Der „In de Pen dance" geht eine Erklärung der Ursachen zu. welche den Kaiser der Franzosen bestimmt hätten. Frankreich in seiner Thronrede zu eröffnen, daß eS für eine Ausdehnung seiner politischen Frei-heiten noch nicht reis ist. Die Minister dcS Staates und deS Innern. Rouher und Lavalette hätten dem Kaiser begreiflich gemacht, daß die jung-sten Aufregungen, die Agitationen deS Ouatier Latin, die Reden auf dem Lütticher StudenteN'Kongreffe, die kübne Sprache deS BlatteS Rive Gauche, die unabhängigere Haltung der Provinzpresse, der Sieg der Opposition in elf Wahlbezirken, deren die Regierung biehcr sicher »var. lediglich den Reformgerüchten zuzuschreiben seien, welche sich, gestützt auf frühere Re-formen, der öffentlichen Meinung bemächtigt hatten. Der Kaiser Hatto diesen Besorgnissen seiner Rathgeber nachgr^geben. und in Folge dessen in der Thronrede scinem Entschlüsse, die Bewegung zu zügeln, so energischen Ausdruck gegeben. Das würde nur beweisen, daß dem Kaiser vor der Bewegung ernstlich bange zu werden beginnt. Wie grob der Schrecken ist, welchen der Aufstand Prim's in Spa-nien hervorgerufen, beweist der Umstand, daß daS baare Geld ganz plötzlich und auffallend aus dem Handelsverkelir verschwunden ist, und daß sich die Bevölkerungen vieler Städte sogar auf längere Zeit mit Le-benSmitteln versehen haben, aus Furcht vor einer bevostehenden großm Theuerung. Der Guerillakrieg dauert fort. Die von Eökoda befehligte Jnsurgentenschaar, tvelche in Katalonien operirt, hat sich von Balls nach Bendorla begeben. General Polau; ist zur Verfolgung derselben aufgebrochen. General Prim soll auf ftinen Plan, Frankreich und England zu besuchen, verzichtet und um die Erlaubniß nachgesucht habcn,ein Jahr ln Portugal zubringen zu dürfen, wo er bessere Zeiten ablvarten will. In England hat sich anläßlich der Wal)lreformfrage eine Minister-KrifiS entwickelt. Gladstone ist dafür, daß den wohlhabenderen Arbeitern ein Wahlrecht zugestanden werde, die Mehrzahl der GemäßigtLiberalen aber ist gegen eine Wahlreform. Wie die Kabinetsbildung erfolgen werde, darüber ist noch nichts entschieden; während die Einen behaupten, eS werde ein (konservatives) Derby Ministerium zu Stande kommen, glauben An-dere an ein Koalitio»»s Ministerium der Entschieden- und Gemäßigt-Liberalen unter Stanley-Gladstone. An der Spitze der Amerika ner, »velche Krieg mit Maximilian und Napoleon wollen, strht der General Grant. Der sonst so welches Schmerz. Gram und das Gefühl der Vernichtung die tiefsten Für« chen gerissen hatte. Und doch war eS noch ein schiineS Gesicht. Der Präsident erhob noch einmal seine Stimme. Die Stille deS TodeS trat wieder ein. Sollte noch, auch jetzt noch, die starre Form deS Gesetzes ihr Recht behalten? Sie allein? DaS höchste Unrecht sollte daS höchste Recht bleiben ? Das war ja der schon Vielfach an den Tag getretene Geist dieses neuen französischen StrasverfahrenS mit allerlei anderen Zuthaten. In dem englischen Rechte mag daS eigene Schnldbekenntniß vielleicht seine gefahrlose Berechtigung haben. Unter den slarren Formen deS französi-schen ProzeffeS muß eS zum Unrecht führen. Ich eröffne die Verhandlung der Sache! fprach mit erhöhter Stimme und freier gehobener Brust der Präsident. Ich weiß wohl, daß ich auch jetzt noch den starren Buchstaben deS Gesetzes nicht auf meiner Seite habe Aber für mich steht daS lebendige Recht höher, als ein starrer Gesetzes-buchstabe, und dieses lebendige Recht steht in diesem Augenblicke klarer vor mir. Will später ein höherer Gerichtshof mein Verfahren alS ein ungeletzlicheS vernichten — ich habe die Verantwortlichkeit zu tragen. Aber die höchste Verantwortlichkeit ist mir die meines Gewissens. Meine Herren Geschworenen, kehren Sie ans Ihre Plätze zurück. — Gerichtsdiener, führen Sie die Zeugen ein. Die allgemeine Zustimmung deS Saales hatte Mühe sich still zu verhalten. Nur in der Reihe der Offiziere sah man eine Enttäuschung. Der Angeklagte blickte schmerzlich vor sich hin. Der Staatsanwalt erhob sich mit einem Proteste. Meine Pfficht als Wächter deS Gesetzes gebietet ihn mir. sagte er. Die Vertheidiger schwiegen. Die Verhandlung vor dem Geschworenengerichte begann. Die Rich-ter und die Geschworeneu hatten ihre Sitze wieder eingenommen. Der Staatsanwalt erhielt daS Wort, die Anklage zu begründen. Er sprach nur weniges. Er berief sich auf die Aeugen. deren Aussagen die Geschworenen vernehmen würden, und auf daS Bekenntniß deS Angeklagten. Der Präsident befragte den Angeklagten. Ich verweigere jede Erklärung, ontivortete er mit seiner festen Stimme. Ich habe mich schuldig bekannt. Ich bekenne mich noch schuloig. Zu keiner anderen Antwort zwingt mich daS Gesetz. Er hatte Recht. Der Präsident leitete daS ZengenvlrbSr ein. Zuerst wurden einzeln die bilden Mägde vernommen. Sie hatte» ihre» frühere» Auss^igen nichtS hinzuzusetzen. Der El»a»fsetgeldein»ehmer »»d der B»rsche deS Getödtete» wnrde» schweigsame und nüchterne Feldherr wird Feuer und Flamme, wenn die Rede auf Mexiko komrnt, und macht nicht den mindesten Hehl auS seinen Ansichten. Einmal müsse eS da unten doch zum Kriege kommen, meint er. und je eher, desto bester! ES seien noch über 150,000 Mann unter Waffen, altgediente und erprobte Truppen. i>ie alle gern einen Spaziergang nach Mexiko machen und schnell AlleS reinfegen würden. Er. der General, wolle sich anhrischig machen, den ganzen „^ob" in sechs Monaten zu besorgen. Jetzt sei er halb so theuer, alS er später zu stehen kommen würde. Ehe nur ein französisches KorpS nach Mexiko gelangen könne, sei die ganze Arbeit gethan. und an eine Landung französifcher Regimenter sei bei dem ausgezeichneten Stande der Flotte gar nicht zu denken. Diese Grant schen Aeußerungen sind im Großen und Ganzen der Ausdruck der Massen, die jetzt an verschiedenen Orten in zahlreichen Versammlungen über diese Frage verhandeln. Bolksgerichte in Streitsachen. Marburg. 30. Jänner. III. (Fortsetzung.) Gegen den Schöffenspruch ist nur die Klage der Richtigkeit zulässig. Im Kampfe der Parteien tritt daS Urtheil alS höhere, frieden stiften!) e Macht dazwischen. Mehr können die Parteien nicht verlangen, als einen Spruch der Genossen, denn diese fällen nach ihrem besten Wissen. For-men sind eine Schutzwehr deS Rechtes, und daS Gericht hat nicht mehr und niit weniger zu entscheiden, als 1)en Streit nach seinem ganzen Um« sänge, tvie ihn die Parteien zur amtlichen Kenntniß gebracht. Wenn daher nicht alle ntun Schöffen geurtheilt, oder wenn sie geheim berathen und abgestimmt, oder Verhältnisse in Betracht gezogen, die ihnen durch die Verhandlung selbst fremd geblieben; wenn sie erhebliche Thatsuchen nicht gewürdigt, oder einen Theil der Klage nicht entschieden; wenn sie der Partei etwaS Anderes zugesprochen, als sie begehrt oder weniger. alS die Gegenpartei zugesteht — in diesen Fällen ist ein Urtheil deS vollzähligen Gerichtes, ein offener Spruch, ein Erkenntniß nach bestem Wissen gar nicht vorhanden und die Partei darf die Vernichtung deS gegebenen beantragen. Wer dieses Rechtsmittel ergreift, meldet sich binnen vierund-zwanzig Stunden mit einer kurzen schriftlichen Erklärung beim Großrich-ter. der in der gleichen Zeit der Gegenpartei davon Kunde gibt, und die Akten dem Obergerichte übersendet. Die Verhandlung vor dem Oberge-rickte ist öffentlich und mündlich. Ist die Klage begründet, so wird der Fall zur nochmaligen Entscheidung zurückgewiesen, die in der nächsten Si» tzung statthaben muß. Das neue Gericht wird gebildet, wie da» erste. Reichen die unbe-theiligten Schöffen nicht hin, so »Verden die Ersatzmänner auS den Boll-bürgern deS SprengelS genommen, vor Allem jene, die bei der Schöffen-wähl nach den siebenundzwanzig die meisten Stimmen gehabt; diese ge-nießen doch immer noch ein höheres Bertranen, als die Bürger, für die keine Stimme laut geworden. Verlangt eine Partei den Austritt det Großrichters oder Schreibers, so werden diese durch Beamte deS nächsten Gerichtes ersetzt. Wenn der Kläger sein ZahlungSbegehren mit einer vollgiltigen Ur-künde belegt, die jeden lveiteren Streit ausschließt; wenn zur Sicherung der Ansprüche die Fahrhabe deS Gegners in Beschlag zu nehmen ist, oder verhört. Sie konnten nur einfach die Anführungen der Anklage über sie bestätigen. Alle diese Aussagen verbreiteten kein Licht über die Sache. Der Kutscher deS Angeklaaten wurde in den Saal geführt. Die größte Aufmerksamkeit empfing ihn. Der Vertheidiger hatte schon vorher angegeben, wie er ihn ermittelt habe. Nach vieler Mühe ward eS ihm gelungen, zu erfahren, welchen Weg der Angeklagte genommen, als dieser noch in der Nacht der That A. verlassen. Er hatte dann ferner erfahren, daß der Kutscher im Nachbarlande Verwandte habe. Seine Vermuthung. daß er bei diesen sich aufhalte, hatte sich als richtig herausgestellt. Den Mann, der für seinen Herrn durch das Feuer gegangen wäre, zum Erscheinen in der Schwur-gerichtSsitzung zu bewegen, war ihm dann ein Leichtes gewesen. Er halte ihm nur einfach die Lage der Sache vorstellen müssen. Der Zeuge bestätigte diese Angaben. Aber zu der Sache selbst konnte er nur wenig NeueS und Erhebliches bekunden, und der Bertheidtger. wenn er vorhin daS Gegentheil gemeint, hatte im Eifer für die Sache seines Clienten den Werth der Aussage deS Zeugen wohl überschätzt. Ungeachtet seiner Anhänglichkett an seinen Herrn, hatte dieser ihn nie zu seinem Vertrauten gemacht. Außer den bekannten Thatsachen der Anklage konnte er nur bezeugen, daß an jenem Abende sein Herr jenseits deS CbausleehauseS ihm plötzlich besohlen, umzukehren, was er gethan; daß er dann, nachdem er Wagen und Pferde besorgt, sich schlafen gelegt; daß er gegen Morgen von seinem Herrn geweckt wurde, mit dem Befehle, sofort wieder anzuspannen; daß er dem Befehle nachgekommen; daß er dann gemeinschciftlich mit seinem Herrn einen schweren Reisekoffer in den Wagen getragen; daß darauf sein Herr mit Frau und Kind in den Wagen eingestiegen sei; daS Kind habe der Herr in seinen Arme» getragen. Sie seirn ohne Aufenthalt biS über die Grenze gefahren. In der nächsten großen Stadt sodann habe sein Herr Wagen und Pferde verkanft. ihn abgelohnt und beschenkt und von ihm verlangt, daß er im ersten Jahre nach seiner Heimat nicht zurückkehre. Er habe daS versprochen. Sein Herr habe mit seiner Familie auf der Eisenbahn seine Reise fortgesetzt. Weiter wußte er »ichtS. Weiter sagte er wenigstens nichts auS. Er schien allerdings noch mit irgend einem Umstände zurückzuhalte». Eine augenscheinliche Befangenheit verrieth eS. Sie zeigte sich namentlich. alS er das Einsteigen deS Angeklagte» mit der grau und dem Kinde in de» Vagen erzählte. Allel» Niema»d hatte eine Ahnung dessen. waS er hier möglicherweise verschweigen könne. So konnte er nicht näher befragt werden. Einen bemerkenSwerthen Umstand führte er aber noch a». Die Gat-ti» des U»ßekl«ßte» hatte sei»e» »e»en Aufenthalt bei sei»e» Ber»a»dte» ivtNN die Störung eZneS Rechtsverhältnisses bis zum AuStrag der Hauptsache unterbleiben soll — erläßt der Großrichter vlin sich auS ZnhlunqS-befehle. Beschlastnahmen oder Verbote. Will die Gegenpartei sich nicht fügen, so hat sie die Erklärung nur einfach unter die richterliche Weisung zu setzen und eS wird der Streit darüber ohne Schriftenwechsel vor dem Schöffengerichte verhandelt. Findet dieses z. B. die Bewciskraft der vom Kläger vorgelegten Urkunde nicht über jeden Zweifel ergaben, so wird der vom Grobrichter er-theilte Zahlungsauftrag nicht bestätigt und die Partei muß den Weg des ordentlichen Verfahrens betreten. Der Zahlungsauftrag wird auch in dem Falle aufgehoben, wenn dcr Geklagte schriftlich darzuthun vermag, der Gegner habe ihm die Flist erstreckt. daS Begehren sei demnach ein ver-frvytkS und der Kläger noch nicht berechtigt, dasselbe zu stellen. Die Beschlagnahme ist ein SicheruugSmittel für Rechtsansprüche: die verlangende Partei hat dem Großrichtel glaubhaft zu machen, daß sie einen solchen Anspruch überhaupt besitze, daß ihr die Verfolgung desselben ohne Brschlagnahme erschwert oder unmöglich würde. Eine solche Gesäiirdung ist vorhanden, wenn z. B. der Schuldner sein bewegliches Vermögen un ter verdächtigen Umständen veräußert, oder im Verdachte steht, daß er sich mit demselben heiml'ch entfernen wolle. Borläufig allo handelt eS si«^ nur darum, ob Gefahr im Verzuge ist oder nicht. Bei der Natur der Sache genügt die Wa!irschtinlichkeit, deren Beweis dem Äläc^er obliegt. Wird ihm die Beschlagnahme bewilligt, so kann der Streit über die Haupt sache vom Gericht erst nach förmlichem Schriftenwechel der Parteien bei-gelegt werden. Da richterlicher Beistand die Selbsthilfe der Parteien ausschließt, so darf bis zur Entscheidung des Streites keine der anderen ngenmächtig vorgreifen: ist in solchen Fällen schleunige Rechtshilfe vonnöthen, so wird sie. da eS nur eine vorläufige Maßregel betrifft, vom Obmann deS Ge-richte» geleistet, welcher durch sein Verbot die Partei soweit bindet, als eS der Zweck verlangt: sie darf biS zur Vollziehung deS UrthnIS in der Hauptsache ihr Berhältniß zum Gegner nicht stören. Es liegt im Begriffe dcS j. g. „kurzen Prozesses", daß die weitläufigen Beweismittel (Zeugen. Eid, Augenschein. Gutachten der Sachverständigen) nicht zulässig sind: Streitfälle, die solcher Beweismittel bediirfen. muffen nach den Formen deS gewöhnlichen Verfahrens (schriftliche Einleitung) entschieden werden. (Fortsetzung folgt.) Marburger Berichte. (Theater.) „Die Zaubergeige" von I. Offrnbach wurde am lchten SamStag Von den Fräulein: Szenta (Georgette) und Frühling (Antoine) und Herr B-'Uman (Mathieu) be» gedrängt vollem Hause mit Beifall gegeben. Dcr Operette folgte: spanischer Natio- naltanz. ausgeführt von Frau Leopoldine Baumann, der eS trefflich gelang. die Leidenschast der Spanierin darzustellen. ohne die gemessene Würde derselben zu verletzen. „La Aldeane" war ein für Marburg seltener Genuß. — Dcr Walzer: „Marburger GebirgSsträußerln komponirt von Herrn Max Baumann nnd den Mari»urger Damen gewidmet, zeigte UNS den beliebten Komiker auch als Tonsetzer, nnd eS war sein Werk des Beifalls würdig, den eS, zumal bei der schönen Welt, gefunden. In dem Schwanke: „In der Lotto-Kollektur", oder; ..13, 19, 35", entwickelte Herr Baumann fei» ganzes komisches Talent mit einer solchen Geläufig- gewußt. Fast gleichzeitig, als der Vertheidiger sich mit ihm in Korrespondenz gesetzt und ihn eingeladen, ln der schwurgerichtlichen Verhandlung zu erscheinen, hatte er von jener einen Brief auS England erhalten, worin sie ihn um Nachricht über ihren Gatt.n bat. Er hatte ihr zur Antwort das Schreiben deS BertheidigerS übersandt. DaS plötzliche Erscheinen der Gattin deS Angeklagten war hierdurch ertlürt. Aber welche Aussage durfte man von ihr erwarten? Die Fiau Brand werde hereingeführt, befahl der Präsident. Ich verordne ihre Vernehmung vermöge meiner diSkretionairen Gewalt. Sie wurde hereingeführt. Das Erscheinen der hohen und doch so tief gebeugten Trauergestalt brachte von nenem einen mächtigen Eindruck in der Versammlung hervor. Einen um so mächtigeren, da nur noch einzig und allein von ihr das Schicksal des Angeklagten abhängen konnte. Auch durch daS Zeugniß deS Kutschers war die Lage der Sache nicht geändert. Die Anklage auf Mord war durch nicht» widerlegt. DaS Schuldbekenntniß des Angeklagten war in keiner Hinsicht entkräftet. Man sah eS dem besorgten Blicke deS würdigen Präsidenten an ; man laS eS in den finster, manchmal kopsschüttelnd horchenden Mienen der Gejchwo-renen; man erkannte eS in den fast ängstlich sragenden Gesichtern der Zuhörer. Der junge, lebhafte Verthetdiger war beinahe blässer geworden wie sein bleicher Client. Da erschien die unglückliche Frau. Sie trat gebeugt, tief verschleiert ein. Dem Präsidenten gegenüber entschleierte sie sich. Ihr Gesicht tvar das Gesicht deS Schmerzes und deS Leidens. Aber aul, ein hoheS edleS Bewußtsein sprach sich darin auS, und als sie mit noch zitternder Stimme wiederholt hatte: Ich bin hier die Verbrecherin — da erhob sich auch i^re hohe Gestalt, muthig. mit d^m Stolze deS Bewußtseins der Erfüllung einer schweren, aber hohen Pftiäit. Und als sie nun AlleS erzählte, offen, ohne den geringsten Rückhalt, wie sie von einem Verführer sich habe verblenden lassen ; wie sie in dieser Verblendung ihren Mann, den bravsten, den edelsten Mann betrogen; wie er. allerdings von Eisersucht zurückgeführt, den Verfük^rer bei ihr überrascht; w»e er dennoch zu keiner blutigen Rache sich habe entschließen können; wie er da den Tod seines KindeS entdeckt. deS geliebten, durch ihre Schuld, durch ihre Sünde, durch ihr Verbrechen getöt^teten Kindes; wie da die Verzweiftiing. der Wahnsinn ihn gefaßt, und er im Wahnsinn seine Thcit verübt habe — und als sie dann an die Richter und an die Geschworenen sich wendend wiederholt auSrief: Ich, ich allein bin die Mörderin, eine doppelte Mörderin! O. laden Sie nicht den dritten Mord auf mich, indem Sie den edelsten Mann v«r»rtheile«. Aber auf mein Haupt falle Ihr schwerstes Urtheil! keit der Zunge, daß die Zuhörer kaum mit ihren Gedanken dem raschen Fluß der Worte zu folgen vermochten. Unter den Mitwirkenden hatte Fräulein Frühling (Babette) die bedeutendste Rolle und entledigte sich derselben unter dem Beifalle des Publikums. Die Gesammtdarstellung war eine der gerundetsten. — In dem Charakterbilde: „Ein alter Hand-werksbursch", welches am Sonntag zur Aufführung kam, wußte Herr Karschin, als Träger der Titelrolle (HanS Stollner), daS Publikum zu lautem Beifalle hinzureißen, der auch den Darstellern der nennenSwer-theren Partien: Frl. Arnim (Rosi), Herr Biel (Rundlich, Herr Bau-mann (Spörtel). Herr Seder (Franz Spillner) und Frau Boy (Karoline Hornschlag), verdienter Maßen zu Theil wurde. Im Allgemeinen nicht Freunde der Friedrich Kaiser'schen Muse, bekennen wir doch, daß. „Ein alter HandwerkSbursch^^ zu den besseren Werken deS Dichters gehört und sagen wir der Direktiott unseren Dank, daß sie den Ansprüchen deS „Sonn-tagSpublikumS" eine höhere Berechtigung zuerkennt. (AuSh il fSk as s e.) Mit Ende Dezember 1865 war ein Kaffarest von 912 fl. 45 kr. verblieben. Die Einnahmen im Jänner l. 3. betragen 1787 .st. 49 kr., die Ausgaben (Darleihen gegen Wechsel) 2357 si? 95 kr.; der Kassarest besteht sonach auS 342 fl. Wechsel wurden im Be« trage von 1090 fl. Verlängert. (Ball.) Heute wird in der Grüb ein „Oberkellner-Ball" abgehal« ten. der. nach den Einladungen und Borbereitungen zu schließen, einer der glänzendsten unserer an solchen Vergnügungen nicht armen Faschings' zeit zu werden verspricht. ^ine geschlossene Gesellschaft.) Dank der rühmenSwer-then Thä'.igkeit unserer Gendarmerie und den unermüdlichen NachforschuN' gen von Seiten der Bestohlenen ist eS bereits gelungen, von jener Bande, welche die Markthütte der Frau Heumaier ausgeräumt, sieben Mitglieder (vier männlichen und drei weiblichen Geschlechts) zu entdecken und zu verhaften — eine Dirne in einem Brunndorfer WlrthShause, die Uebri-gen in einer Keusche am Äosesiberge bei Windisch Feiftritz und in Mauerbach unter RogeiS. Von den gestohlenen Waaren hat man nur sehr wenige, ungefähr im Werthe von 30 fl., bei den Dieben gefunden. Gestern wurde von einem Bauer die Anzeige gemacht, er habe am vorigen Samstag einen gefürchteten Dieb, NamenS Spure, bei einem bepack-ten Wage» vor dem WirthShause in Dobrofzen (unter St. Nikolai) gesehen: der Wirth kenne den Gauner und seinen Fuhrmann. Herr Heumaier eilte zu Wagen den Verdächtigen nach. Bermischte Nachrichten. (Amerikanisch.) Während deS Bürgerkrieges hatte die Regie-rung der Vereinigten Staaten 40 000 englische Meilen Eisenbahn zu 1h' rrr Verfügung. Die Etowah Brücke, 625 Fuß lang und 75 Fuß hoch, wurde in nur sechs Tagen, die Brücke über den Ehattahoochee gar nnr in vier Tagen gebaut. In Grant'S Armee befanden sich 2.140102 Pferde und 580,818 Maulthiere, deren Unterhaltskosten sich monatlich auf 1.090,000 Dollars beliesen. Die Pferde und Maulthiere der Armee ver-zehrten während deS Krieges 23.000.000 Bufhel MaiS, 79.000.000 Bn-jhel Hafer, 1.500,000 Tonnen Heu und 21.000 Tonnen Stroh, welche 155.000,000 Dollars kosteten. Während deS letzten JahreS deS Krieges Da sah man Thränen in dem Saale, so weit daS Auge reichte, so weit ein Auge zu sehen war. Die Richter waren ergriffen, die Geschwo-renen, selbst die Offiziere und der Greis an ihrer Spitze, konnten der Theilnahme sich nicht erwehren. Cr ist gerettet! fprach eS in jedem Herzen. Auch der Angeklagte mußte eS sich sagen. DaS ZeugNiß der unglücklichen Frau war beendigt. Ihre Kraft war gebrochen. Darf ich den Saal Verlaffen? bat sie den Präsidenten. Sie dürfen. Sie wollte ihren Schleier niederlassen. Sie mußte wieder an ihrem Gatten vorüber. Sie mußte ihn noch einmal anblicken. Zum letzten Male in ihrem Leben. Sie ließ den Schleier nicht fallen. Sie sah den Gatten an. Sein Blick traf sie. Kann ich leben? rief er. und er bedeckte sein Gesicht mit seinen beiden Händen. Da hemmte sie ihren Schritt, und noch einmal nahm sie ihre Kräfte zusammen, und mit ihrer leidenden Stimme sprach sie zu ihm: Du kannst leben, in dem Bewußtsein deiner Elire, die die unwandel-bare Liebe deiner Gattin gesühnt hat. Nur für mich ist der Tod. Sie schwankte auS dem Saal. Die Reden deS Staatsanwaltes und deS BertheidigerS wurden nnr noch mit Ungeduld angehört. DaS Resumv deS Präsidenten beschränkte sich auf d.^S Äothivendigste. Ohne Widerspruch von Seite der Staatsanwaltschaft wurde den Grsch:rorenen auch die Frage vorgelegt, ob der Anklagte mit, die Zurech-tung begründenden Bewußtseins gehandelt habe. Die Geschworenen sprachen nach kurzer Berathung. die Frage verneinend. das Nichtschuldig auS. Der Gerichtshof verkündete ein freisprechendes Urtheil. Der Doktor Brand hatte Recht gehabt ; er konnte doch nicht mehr leben. Der Mann der strengen Ehre. deS starren Eharakters war «»d blieb innerlich gebrochen. Er siechte; nach zwei Ilihren war er todt. Seine Gattin hat ihn überlebt. Wegen einer fahrlässmen Tödtnng ihres Kindes war keine Untersuchung gegen sie eingeleitet. Äe war nach England zurückgekehrt. Man erfuhr später, daß sie »ach dein Tode ihres Mannes ln einem Klafter in Frankreich den Schleier ßenomme» habe. wurden 105.019.406 Dollars für Kleidung und Außrüstuug bezahlt. Un« ter diese Rubrik kamen 400.000 Jacken. 3.000.000 Hosen. Unterhosen und Wanellhemden. 1.746.034 wollene Decken. 1.000.000 Feldflaschen. 6.V00.000 Paar Strümpfe, 2.000.000 Tornister. 10,000 Flaggen. 1400 Querpfeifen. 4000 Hörner. 16.000 Trommeln. (Landwirthschaftlicher Berein.) Eine größere Anzahl südwestdeutschcr Landwirthe sind eben eifrigst bemüht, eine südwestdeutsche Ackerbaugeseuschaft mit dem Sitze in Frankfurt, letzteres aber nur für den Fall, dab sich hier eine entsprechende Anzahl Mitglieder findet, zu grün-den. Die Aufgabe deS Vereins soll sein, der Thierzucht künftig in weit höherem Grade alS seither die Aufmerkfamkeit zuzuwenden und sie zur Grundlage deS Geschäftes zu erheben. Dies Ziel kann jedoch, sagt daS Programm, nicht erreicht werden, ohne einen Umschwung in dem land-wirtyschaftlichen Betriebe, der vor Allem darauf gerichtet sein muß. daS Stutzvieh fortan auS der Kategorie der nothwendigen Uebel zu verbannen und die Thierzucht zu einem selbstständig lohnenden Zweige der Land-wirth^chaft umzugestalten. Höchste Berwerthung deS reichlich erzeugten gut terS durch die hiezu am besten befähigten Tliiere wird als die Grundbe-dingung lohnender Gesammtrente, sowohl nrben vorherfchendem Getreidebau als auch da. wo der Anbau der Handelsgewächse mehr oder weni« oer in den Bordergrund zu treten geeignet ist, bezeichnet. Die bisher angewendeten Mittel der Bel'hrung. der LokalauSstellu igen und der fortge. setzten Ankäufe von Zuchtthieren im Auslände, heißt eS im Programm weiter, haben sich stetS unzureichend erwiesen. Der Gedanke, einen Kanz Deutschland umfassenden Ackerbauverein zu gründen, ist auf mehrfache Hindernisse gestoßen. Die Berschiidenlieiten in den Gesitzverhältnissen, im Klima und Boden und der dadurch bedingten Betriebsweise zwischen Nord und Süddeutschland, die verschiedenen Richtungen deS Verkehrs, die gro-ßen Entfernungen vom Sitze der Verwaltung und von den jeweiligen Ausstellungen find die Gründe, welche der gleichzeitigen Verwirklichung de» schönen und großen Gedankens in vielen Theilen Deutschlands hemmend im W^e stehen. Um wenigstens dem Südwesten deS BaterlaN' des. wo die Verhältnisse ziemlich gleich find, den Nutzen eines derartigen Vereins zuzuwenden, soll der eben bemerkte Verein begründet werden. Bereits find viele Anmeldu^en zum Beitritt in Südwestdeutschland bei dem Prinzen Nikolaus von Nassau und anderen Förderern der Landwirth-^aft eingelaufen. Um die Zwecke zu erreichen, sollen Ausstellungen von Thleren. landwirthschaftlichen Erzeugnlffen und Betriebsmitteln, welche ab wechselnd in größeren Städten deS Vereinsbezirks, wo möglich alljährlich, veranstaltet werden; Berathung wichtiger landwirthschaftlicher Fragen soll in der Generalversammlung stattfinden; gleichfalls ist die Gründung einer Zeitschrift, sowie die Errichtung eineS Bureaus zur Vermittlung von Geschäften beabsichtigt. Um den Beitritt jedem Landwirthe und jedem Freunde der Landwirthschaft möglich zu machen, wurde der Jahresbeitrag auf 7 fl. oder 4 Thlr. festgesetzt. (Gewerblicher Schutzverein.) DaS Dresdner Journal ent-hält folgendes „Eingesandt": ,.Die „gewerbliche Schutzgemeinschaft", welche den Zweck verfolgt, die materiellen Jittereffen deS GewerbrstandeS zu heben und die Reellität im Geschäftsverkehr ^u fördern, unter Anderem namentlich auch sich gegknscitia vor gefährlichen Schuldnern, durch deren Namhaftmachung in einer Schuldnerlifte, zu warnen, hat vor Kurzem Nr. S ihres VereinSblatteS erscheinen lassen. AuS demselben ist zu er-sehen, zunächst daß daS Ministerium deS Innern gedachte Gemeinschaft vom BereinSgefetz entbunden hat, und dadurch der Weg angebahnt ist. das Unternehmen zum Gemeingut aller Gleichgesinnten im ganzen Sach-senlande zu erheben; ferner, daß die Mitgliederzahl dieser Gemeinschaft in fortwährendem Wachsen begriffen ist, sich auch bereits in den Städten Pirna mit 16 Mitgliedern. Bautzen mit 67 Mitgliedern, Döbeln mit N Mitgliedern und Meißen mit 139 Mitgliedern. Zweigvereine gebildet ha-ben. Mit Recht legt die Gemeinschaft die Frage vor: Wo besteht wohl noch ein Verein, welcher für einen Jahresbeitrag von 12 Ngr. mehr di-rekte Bortheile bietet, als die gewerbliche Schutzgemeinschaft? Sie wirkt durch Wort und Schrift dahin, daS GewerbSleben auf die möglichst hohe Stufe der Reellität zu heben, und meidet und verhindert AlleS, waS die-selbe gefährden und untergraben könnte, schützt fich aber auch gegenseitig vor Betrug und Schwindelei. Ueber 400 böse Schuldner, 100 in der letzten Nummer, hat daS VereinSblatt bereits namhaft gemacht und dadurch ist mancher ehrliche Gewerbtreibende vor leichtfinnigm unb böfen Schuldnern gewarnt nnd vor Verlusten geschützt worden. Möge dieS ein Mahnruf sein, daß nicht nur in Dresden jeder Gleichgesinnte der gewerb» lichen Schutzgemeinschaft fich anschließt, sondern auch, daß fich Zweigvereine Ulden, die unsern gemeinschaftlichen Zweck fördern helfen. GewerbS- und Geschäftstreibende, welche die gute Abficht haben, die Reellität unter fich m heben, werden dieseS Streben billigen, anerkennen und durch ihren Beitritt fördern helfen, resp. die Gründung von Zweigvereinen anregen. Der Vorstand der gewerblichen Schutzgemeinschaft wird auf Verlangen gern Statuten und Vereinsblätter vorlegen oder einsenden." (Turnwesen.) Die Abhaltung deS 4. deutschen Turnfestes im Juli 1866 zu Nürnberg ist bereits ausgeschrieben. In dem vom deutschen TurnauSschusse deswegen veröffentlichten Aufrufe heißt eS: „Sendet unS Jünglinge und Männer, chatkräftig und ernst, treu und rechtschaffen im Handeln und Wandeln, ohne Ziererei und Bengelei. Turner, die etwas zeigen können und etwas lernen wollen, sendet unS Deutschlands beste Söhne, die i« der trüben Zeit deS allgemeinen MißverstehenS, der Verstimmung und Wetterschwüle fich neu beleben, kräftigen und stärken wol-len im brüderlichen Austausch mit den Mannen auS allen Gauen unseres Vaterlandes." (Salznoth.) Die Landwirthe im Zempliner Komitate klagen über die dortigen mißliche«» Umstände bezüalich der Anschaffung deS Viehfal. zeS. Die Kreditanstalt, in deren Händen jetzt der Salzbetrieb ist, habe im September vorigen JahreS ihren Gefammtvorrath an Viehsalz. 2000 Ztr., ü zu 2 fl. 43 kr. an einen Spekulanten verkauft, von welchem jetzt die Landwirthe den Ztr. um 3 fl. 50 kr.—4 st. zu kaufen genöthigt sind. (Länder- und Völkerkunde.) Ungarn und Kroatien zählen auf 5146 QuadratMkilen 10.775.000 Eintvohner, welche 79 Millionen Gulden Steuern zahlen; die übrigen Länder, mit Ausschluß Venetiens, die einst im ReichSrathe vertreten waren, haben auf 6951 Ouadratmei' len 20.780,000 Einwohner, die 321 Millionen Gulden Steuern zahlen. (Schulbildung.) Daß es mit blos formeller VerfassungSpolitit nicht gcthan ist. und daß unter verschiedenen politischen Systemen die Bolts-bildung gleichsehr vernachlässigt zu werden pflegt, sehen wir am Schul» Wesen in Ungarn; SOVQ Gemeinden sind noch ohne Schulen. Eine Soafiskatioil «»sereS vlitte». In Nr. 11 wendeten wir einer öffentlichen Angelegenheit unter dem Titel „Eine Arbeiterfrage Marburg s" unsere Aufmerksamkeit zu, und glaub-ten durch den bezüglichen Artikel nicht nur einen Uebelstand aufgedettt zu haben, sondern waren gleichzeitig auf die Hebung desselben durch geeignet scheinende Abhtlfsmittel bedacht. — Es dürfte kaum überraschen wenn wir mittheilen, daß wir sowohl zur Erweiterung unseres Leserkreises, als auch zur Verbreitung unserer gemeinnützigen Idee unter den Betheiligten, eine Anzahl Probenummer« unter Adreßschleife an Arbeiter der iSisenbahnwerkstätte sendete«. Wir erfahren nun auS ficherer Quelle, daß diefe a« bestimmte Personen adressirten Probenummern, bei ihren Eintreffen mit der k. t. Poft durch den Chef der Werkstätte konfiSzirt wurden, und deren Vertheilung unterbleiben mußte. — Nachdem unser Aussatz keinerlei Aufforderung »ur Widersetzlichkeit erhielt, sondern nur die einfache Anleitung zur Sparsamkeit, und gerade vorausgesetzt wurde, daß die Arbeiter in diesem Entschlüsse durch die Aus-fichtSorgane. im Interesse ihrer Dienstgeber — der Südbahngesellschaft — unterstützt werden, so erscheint diese Borenthaltung (7) «aserer Probenummern um so bedenklicher. Wir beschränken unS heute darauf, de« Herrn Werkftätten-Ehef öffentlich aufzufordern, die genannten Probenummern mit unversehrter Schleife an die bestimmten Adressen auszufolgen, da wir im Gegenfalle genöthiget «vären. den gesetzlichen Schutz für die Freiheit unseres Post-Verkehr s in Anipruch zu nehmen. Vom Erfolg der heutigen Aufforderung werden wir in der nächsten Nummer Bericht erstatten. Die Red. Verstorbene in Marburg. ^ ^ Am 29. Jänner: Dem Herrn Klorian Hobacher, Regenschirmmacher, itin Kind Maria. 6 M.. Bräune. — Am 29.: Kranzißka Czerwenka, 6 3.. brandige Bräune. Mmmalyllllg. Im Sinne des GemeindegeseKet vom 2. Mai 18K4H.SS werden die Jahresrechnungen der Stadtgemeinde unt» deren Anstalten für daS Jahr 186K vom 1. Februar 1866 an durch vierzehn Tage im Bureau deö Bürgermeisters zur Einficht der Gemeindemitglieder öffentlich aufliegen, und werden die von denselben hierbei abgegebenen Erinnerungen bei der in der nächsten Ausschußfitzung stattfindenden Prüfung der Rechnungen in Erwägung zu nehmen sein. — Gemeindevorstehung Marburg am 23. Jänner 1866. Der Bürgermeister: Andreas Tappeiner. Zwei Wagenpferde Mappen), fehlerfrei, mit oder ohne Geschirr, find zu verkaufen. Nähere Auskunft im Comptoir dieses BlatteS. (16 5—6tlv Ctt. gutes stßes He« zu haben bei Teidl in Ga«S. (2Z Lizitatiolls - Kundmachung. In Folge Beschluß deS Gläubiger-Ausschusses werden am SamStag den 3. Februar d. I. BormittagS um 10 Uhr in der Stadt Marburg, Postgasse Haus Rr. 24 und 23, die zur Ar. Wesselko'schen Ausgleichsmasse gehörigen Maaren, GewölbS-und Zimmereinrichtung und sonstige Fahrnisse gegen sogleiche Bezahlung lizitationSweise an den Meistbiethenden verkauft werden. Marburg am 29. Jänner 1866. 28) vr. Juli«» Mulle. k. k. Notar. Ein Weingatten in TePsm, in bester Lage, mit 5 Joch Rebengrund und Baumgarten, ist aus freier Hand zu verkaufen. Nähere Auskunft bei Herrn Fluch er, Gemeindevorsteher in St. Peter. (31 Eisenbahn-Fahrordnung fllr Marburg. ««ch « e» Abfahrt: S Uhr 19 «in. Arth. »bfgtzrt: 8 llhi IS «w. »«tz. 6 Uhr 4» «i». 9 Nhe 2 «w. «w»tzs. «.ch «illach: «fahrt: 9 Uhe Anth. Verstorbene in Marburg. ^ ^ Bera»tVort^chn «edatteur: Kra»z «ietthaler. H «. St. G. Dn»