Das Römische Noriku m, oder: Oesterreich, SLeyermark, Salzburg, Karnt Herr und Krain unter den Römern. Mit zwey Karten. Unmittelbar aus den Quellen bearbeitet von A. Albere Much ar, Aapitular und Professor des Benediktinerstistes zu Admont. ._. / K X / ! E-st-° Th-N^-^ Darstellung der inneren politischen Einrichtmt ^n und Verhältnisse Norikums. Gral;, 182Z. Im Berlage des Christoph Pinz. Firma - Millerssche Buchhandlung. Druck und Papier von Len Gebrüdern Tänzer. Sein»» kaiserlichen Hoheit dem durchlauchtigsten Erzherzoge Johann von Oesterreich, königlichen Prinzen zu Hungarn und Böheim, u. s. w. u. f. w., dem großmüthigen Gründer des steyermärkischen Landes museumS, d e m erhabenen Kenner und Beförderer jedes Guten und Schönen; i n tiefster Ehrfurcht gewidmet von dem Verfasser. tziio« po» eLcicklUl» I'rojse »Ulit erut» re§r>->! <)uvt cspti populi! tzuoties Loriunu per orkeu, Lervitium, Iluperium^us tulil, vLric^us revertil! Omni» mortsli luutLNiur leze crekltL, Ikee »e coKuoscunt terr» vertslitidu» »oni» L»ui»». v»ri-tnr f-lcielil per recula §en!s». Ll. lVl , n iliu». Vorbericht. ^Hndem ich dem gelehrten Publikum überhaupt, ins, besondere aber den Verehrern vaterländischer Historie die gegenwärtige Schrift: „Das römische Nori, ku m" übergebe, glaube ich über das Ganze sowohl, als über einzelne Theile des Inhalts Folgendes im Voraus erinnern zu müssen. Jeder aufmerksame Kenner der vaterländischen Literatur wird beym ersten 'Anblick ersehen, daß die Herausgabe des Gegenwärtigen eine Fort¬ setzung meines in der steyermcirkischen Zeitschrift bereits abgedruckten altceltischen Noriku ms sey. Ich habe daher bey dieser Schrift sowohl den Plan, als auch die Art und Weise der Ausarbeitung, wie im keltischen Nori ko, genau beybehalten. So wie dort, wollte ich auch hier durch die zusammengestellten unmittelbaren Quellaussagen der Alten selbst darlegen, was sowohl von dem inneren Zustande, als auch von den fortlaufenden Schicksalen der Provinzen des öster¬ reichischen Kaiferstaales, von Oesterreich, Steyermark, Salzburg, Kärnthen und Krain, während sie unter römischer Herrschaft standen, mit historischer Gewi߬ heit , oder nach sehr wahrscheinlichen Vermuthun- gen vorgetragen werden könne. Ich führe daher auch hier nicht sowohl selbst das Wort, als daß ich viel- «>»» VIII «««» mehr die Berichte der Alten , und zwar, für die gebil- deten Forscher allgemein berechnet, auch die Griechi¬ schen lateinisch sprechen lasse. — Diese Fortsetzung beginne ich wieder mit der Darstellung der inneren Ver¬ hältnisse des römischen Norikums, und führe sie fort mit Erzählung der Schicksale desselben bis in die Zeit der grausenvollen Zertrümmerung aller römischen Herrscherverhältnisse; ja bis über diese Zeit hinaus, bis zur Gründung der ostgothischen Herrschaft inJca- lien, um künftighin von diesem etwas länger dauern¬ den ruhigen Zeiträume die weitere Geschichte der altnorischen Landtheile von einer festeren Fußungslinie aus durch das dunkle Mittelalter fortführen zu kön¬ nen. Natürlich wird diese Arbeit mehrere Bände um¬ fassen müssen, und erst nach und nach erscheinen kön¬ nen. Aus diesem Grunde habe ich auch einen neuen zweyten Titel: „B eyträge zur Geschichte des österreichischen Kaiserftaates" gewählt. Das römischeNorikum liegt ganz ausgearbeitet zum Drucke fertig. Zur Fortsetzung sind vom Jahre 492 bis zum Schlüsse des Ilch» J. H. alle O.uellendaten gesam¬ melt. Auch die Fortsetzung wird also nach und nach erschei, nen,wenn ich so glücklich bin, durch die gegenwärtige Arbeit den Wünschen der Verehrer historischer Muse und insbesondere der Geschichte des österreichischen Kai- serstaateö zu entsprechen, und ihre gütige Unterstützung zu erringen. — Arbeiten dieser Art brauchen um so mehr großmüthige Beyhülfe der gründlichen Kenner, aller Edleren und Besseren; weil sie nicht berechnet sind, dem tiefgesunkenen Geschmacke eines entarteten Zeital¬ ters zu fröhnen. Daß ich Ley Ausarbeitung des Ganzen meinen Blick mächtig erweitern, und denselben auf die dem Noriko und oberen Pannonien jenseits der Donau gegenüber gelegenen germanischen Landtheile, daß ich meinen Blick auf Oberpannonien selbst, auf die zehnte Region Ita¬ liens , und auf die beyden Rhätien ausdehnen mußte, — wird jeder Kenner sehr natürlich und wohlbegründet finden. Ich war so glücklich, sowohl durch mein altcelti- sches Norikum, als auch durch zwey aus diesem Werke in dem Archive für Historie, Staats- und Kriegskunst des hochverdienten Freyherrn von Hormayr abgedruck¬ ten Stücke den Beyfall gründlicher Kenner des elasti¬ schen Alterehumes im Inn - und Auslände zu erhalten. Dieß hat mich ungemein ermuthiget, der gegenwärti¬ gen ganzen Schrift alle meinen Kräften und Hülfs- mitteln nur immer mögliche Vollkommenheit zu geben; so, daß ich fest hoffen darf, auch mit dieser Arbeit den Freunden der historischen Muse nicht gänzlich zu mi߬ fallen, und zur Aufhellung des vaterländischen Alter- lhums ein Scherflein beygetragen zu haben. Ich sehe mit Zuversicht einer billigen Beurtheilung meiner Be¬ mühungen entgegen, weil ich gewiß vorausseßen darf, daß gründliche und selbstversuchte Kenner von der höch¬ sten Schwierigkeit mancher hier abgehandelten Gegen¬ stände bey der äußerst beschränkten Zahl gediegener O.uellnachrichten, welche noch dazu in den Schriften der Alten unglaublich zerstreut liegen, vollkommen über¬ zeugt seyn müssen. Solche Gegenstände find: die rö¬ mische Reichsgränze an der illyrischen Donau; die rö¬ mischen Militäraushebungen und die Truppenvertheilun, gen km Norika; die römische Verwaltung der Donau¬ provinzen im Allgemeinen sowohl als im Besonderen; der Zustand der einheimischen und der römischen Be¬ wohner Norikums, besonders die Verhältnisse der ge¬ meineren Landinsassen; das ganze Straßenwesen; der Landbau; die Handwerke und Künste; der Handel u. s.w. Darf ich wohl erst aufmerksam machen auf das mü¬ hevolle Durchforschen der großen Jnschriftensammlun- gen und auf die zeitraubende Vergleichung der inschrift¬ lichen Denkmahle, so wie auf das Durchlesen der theo- dosianischen und justinianischen Gesetzsammlungen, eines Tacitus, Ammianus Marcellinus und der byzantinischen Schriftsteller! Um die Bekanntschaft und die Ausbreitung der Römer über das ganze Norikum von den südlichen Al¬ pen durchs Hochland bis an die Donau hin jedem For¬ scher zu einem klaren Ueberblicke vor Augen zu stel¬ len, und um das römische, alle Landtheile Norikums und der angränzenden Provinzen von Italien aus und vom östlichen großen Jllyriko her durchschneidende Stra¬ ßenwesen darzulegen, — habe ich die beygebogene Karte nicht ohne Aufwand großer Mühe und vieler Zeit ent¬ worfen. Ich habe darauf alle gewissen und fest erweis¬ lichen Römerwege verzeichnet, wie auch alle übrigen, nach den Spuren entdeckter Alterthümer, oder nach der Stimme uralter Sagen zur Zeit römischer Herrschaft im Noriko höchst wahrscheinlich schon bestandenen Ver¬ bindungsstraßen angemerkti Ich muß aber bestimmt erklären, daß ich bey allen diesen nur den uralten Ver¬ bindungsgang im Allgemeinen, keineswegs aber den Lauf aller alten Selten- und Römerwege nach der größten topographischen Genauigkeit darzustellen ver¬ mochte. Wer sollte wohl im Stande seyn, diese Ge, nauigkeit jetzt schon zu geben, da sie nicht einmahl Männert und Reichard gegeben haben! Dazu sind persönliche Bereisungen aller norischen Gegenden, wo man römische Antiken aufgefunden hat; dazu sind die aufmerksamsten Untersuchungen an Orten und Stel¬ len selbst durchaus erforderlich. Mir aber waren diese nothwendigen Vorarbeiten aus Mangel an aller Unter¬ stützung unmöglich; — wenn sie auch mit meinen an¬ derweitigen Berufsgeschästen gar wohl vereinbarlich ge¬ wesen wären. — Ich streite daher wohl mit Nieman¬ den, ob dieser oder jener gewisse oder wahrscheinliche Nömerweg dieß- oder jenseits eines Baches, Flusses, ob er oben am Thalsabhange, ob er in der Thalstiefe unten, oder über den Bergrücken hingegangen sey. Ueber- zeugt, daß die größte topographische Bestimmtheit hierin noch Keiner geleistet habe, bin ich zufrieden, auf mei¬ ner Karte den gewissen oder höchst wahrscheinlichen Bestand celtisch - römischer Verbindungswege in allen Gegenden norischerLandtheile angemerkt zu haben. Was ich aber vorzüglich von den wahrscheinlichen Wegen gesagt und verzeichnet habe, will ich durchaus nicht überall von aufgeworfenen, gepflasterten römischen Heer¬ wegen, von fahrbaren Reichsstraßen verstanden, son¬ dern vielmahls wohl nur von sogenannten Feld-, Ne¬ ben- und Säumwegen vermuthet haben. Wohl könnte man gegen die Gründe, aus wel¬ chen ich viele wahrscheinliche Verbindungswege im rö¬ mischen Noriko vermuthen konnte, einwenden, daß ich aus hie und da aufgefundenen Alterthümern für »»» XII ihre Fundorte zu viel folgere; weil inschriftliche Steine, Münzen und andere Antiken auch anderswoher auf die Stellen, an welchen sie nachher getroffen wurden, über¬ tragen worden seyn könnten, was auch von mehreren solchen Orten erweislich sey. — Von einigen Stellen des altrömischen Norikums mag dieser Fall wirklich nicht geläugnet werden können, wie z. B., daß die Antiken des alten weit ausgedehnten Virunums wirk¬ lich in allen Gegenden des classifchen Saalfeldes in Mittelkärnthen herum zerstreuet worden zu seyn schei¬ nen. Allein wohl schwerlich mag man es mit Grund behaupten, daß im dunkeln, unclafsifchen Mittelalter bey wachsender Bevölkerung und weiter um sich grei¬ fender Cultur Antiken und infchriftliche Steine von den Ruinen altnorischer Städte in weit entlegene Gegen¬ den hin, in die waldigten Thalsschluchten des Hoch¬ landes, und, wie Meilensäulen, selbst auf die kalten Jöcher der alcceltifchen Hochgebirge hinaufgefchleppt worden seyen, um an Kirchen- oder Burgmauern ein¬ gelassen zu werden, oder um Treppenstufen abzuge¬ ben, oder um redende Zeugen des classifchen Alter- thumes in der einsamen tobten Schneewelt der Alpen zu seyn?! Eine solche Wanderschaft römischer Mo¬ numente sieht dem Geiste des ganzen Mittelalters wohl durchaus nicht gleich. — Von den heutigen Ortsbenennungen sind auf der Karte auch nur jene ausgenommen worden, deren Be¬ stehen und Bewohnung zur Zeit der römischen Herr¬ schaft durch daselbst aufgefundene und zum Theile dort noch bestehende römische Antiken unwiderfprechlich er¬ wiesen schienenmußte ich viele dergleichen Orts- XIII V«-*«. «ahmen Hinweglassen, um meine Karte nicht zu sehr damit zu überfüllen. Hinsichtlich der beygebogenen Karte endlich gehört dem um sein Vaterland, die Steyermark, so viel¬ fach verdienten Herrn Hauptmann Carl Schmutz, das besondere Verdienst, dieselbe aus meinem ersten Ent¬ würfe nach verkleinertem Maßstabe übertragen und voll¬ kommen ausgeführt zu haben. Daß übrigens dieses Werk keine für Jedermann kursorisch zu lesende Geschichte, daß es vielmehr nur eine nothwendige kritische Vorarbeit, daß es eine Quellensammlung zu einer künftigen vollkommen aus¬ gearbeiteten Geschichte des österreichischen Kaiserstaa¬ tes seyn soll, — wird aus der Art und Weise dec Abfassung des Ganzen dem gebildeten Leser von selbst einleuchten. Die lokalen Forschungen eines AmbroS Eickhorn in Körnchen zeigen hinlänglich, wie viel noch Gleiches in Steyermark, Oesterreich, Salz¬ burg re. zu thun sey, um aus den aufzuspürenden Antiken aller Art an Ort und Stelle die Geschicke jener Landtheile im römischen Zeitalter noch mehr auf¬ zuhellen. Zu diesem Zweck wird daher diese Vorar¬ beit allen vaterländischen Geschichtsforschern gewiß will¬ kommen seyn; und weil ich in der Literatur der va¬ terländischen Geschichte keine zu diesem Zwecke voll¬ ständig bearbeitete O.uellensammlung kenne: glaubte ick, es nicht unterlassen zu dürfen, alle hieher gehö¬ renden Quellenaussagen wörtlich aufzunehmen und zu bearbeiten. Sollte ich nun dabey eine oder die an¬ dere Stelle der Alten zu scharf gefaßt und daraus zu viel gefolgert haben: so liegt ja überall der Quellbe- »»» XIV »-»>-« richt seblst vor Augen, und jeder Leser mag es selbst versuchen, richtiger zu urtheilen. Ich glaube aber, daß damit doch besser geschehen sey, als wenn ich aus den Worten der O.uellöerichte zu wenig entnommen hätte; denn ich wollte in Allem die wichtige Lehre des tiefblickenden Polybius fest im Auge behalten: 81 tollss ex Ilistoris, c; n sr 6 , H n orno- äo, ^uokine, ^uiclnne luerit aetunr? — et r^nsrn e o n v eni e nt e in exituin res ^ests Aslrnerit: <^nock su^erest illins connnissio iners 68t, non ilntkln Ojlus sck ernciienclnin leetorsnl eoni^srstnin; et in praesens ^uiclein obleetstio- nenl, in Posteruni vero utilitstenr nulisin oinnino sLert. Histor. L. III. 186- Lckit. 6s- SSllllON. Grätz, am 1^» Juny 182Z. Albert Muchar, von Bled und Rangfeld.- Inhalts - An z' e i g e. Seite. I. Die geographischen Verhältnisse Norikums während der gan¬ zen Römerzeit. * II. Der große römische Reichslimes an der Donau. 12 III. Militärvertheilung, Rekrutirung und militärisches Oberkom¬ mando im römischen Noriko. - §2 IV. Die römische Prvvinzenverwaltung im Allgemeinen. 100 V. Die römische Provinzenverwaltung im Besonderen. Die nori¬ schen Provinzialen, Städte, Colonien, Municipien, und die innere Verfassung derselben. 139 VI. Römische Ansiedelungen im Noriko und Pannonien außer den Colonien. Ausgezeichnete norische Provinzialen. Das rö¬ mische Besteuerungssystem. 1?6 VII. Die altnorisch - pannonischen Seitenstraßen. 202 VIII. Römische Straßenanlagen im Noriko . .. 211 IX. Die römischen Jtinerarien.. 228 X. Die römischen Heerstraßen durch Norikum und die angrän- zenden Provinzen. . .. 236 Straße von Aguileja nach Celeia und Petovium . . 239 Straße von Aguileja über Celeia nach Virunum im Noriko. 245 Straße von Aquileja durch die norischen Alpen nach Veldrdena in Rhätien. 249 Seite. <0 Andere Straßen von Aquileja nach Pannonien und an der Meeresküste fort nach Liburnien und Dalmatien 258 Römerstraßen von Petovium nach Siszia, und von Petovium bis an die Donau hinauf 260 /) Straße von Vindobona durch das Ufernorikum nach Juvavum . 266 Rümerstraßen von der Stadt Virunum im Mittel- noriko durchs Bergland nach Ovilabis hin 270 Straße von Virunum nach Juvavum 280 -^) Straßen von Juvavum nach Vindelicorum Augusta 283 Wege von Juvavum nach Veldidena in Nhätien . . 284 O Weg von Laureacum nach Veldidena in Nhätien . . — s m) Weg von Ovilabis über Reginum nach Augusta . . . 285 Weg von Ovilabis nach Reginum auf der peutingeri- schen Tafel — XI. Hauptresultat aus dem Ueberblicke dieser Straßenverzeichnisse 286 XII. Andere uralte Verbindungsstraßen, welche in den Jtinerarien und aus der peutingerischen Tafel nicht angezeigt sind. . . 288 XIII. Das allgemeine römische Postwesen auf allen Reichsheerstraßen . 316 XIV. Der Landbau im Noriko während der Römerzeit ..... Z24 XV. Handwerke und Künste . zqg XVI. Der Handel im römischen Noriko und in Pannonien.... 375 XVII. Einführung römischer Sprache und Schrift im Noriko, in Nhätien und Pannonien; aber auch Fortdauer der alten Volksdialekte, vorzüglich des keltischen 403 XVIII. Ueber den Einfluß der Römerherrschast, ihrer Institutionen, ihrer Religion , und über den Einfluß des ChristenthumeS auf den Charakter der altceltischen Bewohner Pannoniens, NorikumS und RhätienS 408 > > »»»>>»»»>> > > > > s; s< < Das römische Rorikurm Bom fünfzehnten Jahre vor Christus bis zur Gründung der ostgothi- schen Herrschaft in Italien um das Jahr Christi 492, I. Die g e o g r a p hlsch e n V e rh a lt n - sse N o ri k u m s während der ganzen R'ömerzeir. Ä^it der römischen Unterjochung beginnt in der Geschichte des altceltischen Norikums eine neue Periode. Die heißgelieb¬ te, uralte Unabhängigkeit war verloren; und während einer fast fünfhunderrjährigen Herrschaft der Römer veränderte sich durch ihre ins häusliche, politische und religiöse Leben der alt- nvrischcn Celten tief eingreifenden Institutionen — fast Alles im ganzen Lande. Für das altceltische Norikum vor der Rö¬ merherrschaft läßt sich aus den uns zu Gebothe stehenden Nach¬ richten der Alten seine allseitig genau bestimmte Umgränzung darstcllen. Es hatte auch sehr wahrscheinlich im höheren Alter- thume keine genau ausgeschiedenen Gränzmarken eines geschlos¬ senen Landes; wechselseitige Furcht nur, und allzeit bereite Waffengewalt hielt die eigentlich genannten norischen Celten -»»s 2 und die wenigen mit ihnen vermischten Urbewohner innerhalb der schwankenden Gränzen ihrer Niederlassungen gegen die verwandten, gegen die illyrischen oder nicht celtischen, lind gegen die thuszischen Volksstämme im ganzen Rhätien, in Pan- Nonien, Dalmatien und im Lande unter den südlichen Alpen. Durch die Gemalt und taktische Überlegenheit römischer Waf¬ fen der alten Freyheit beraubt, ward Norikum als eine eigene Provinz durch jene bestimmtere Umgränzung ausgezeichnet, welche wir in unserem altceltischen Noriko angegeben, und aus den Alten erwiesen haben. Oestlich und südöstlich lag das Nachbarsland, Pannonien, in zwey Provinzen getheilt. Das ganze obere Pannonien, kannoniu 8uz>orior, schloß sich in der früheren Römerzeit mit seinen Westgränzen ganz an die nvrischen Ostgränzen an, von der Donau an dem Rande der celtischen Berge hinab über den Karvankas, die Save und die uralte Stadt Aemona bis an die julischen Alpen hin, und dehnte sich vom Cetius bis über den Einfluß des Arrabon (Raabfluß) in die Donau, und un¬ ten bis über Siscia (Sisseck) an der Save nach Osten gegen das untere Pannonien zu aus. Das obere Pannonien faßte demnach große Landtheile des heutigen Ungarns und Croatiens, vom Lande Unter-Oesterreich, von der Steyer- mark und von Krain in sich. Alle unterhalb des oberen Pannoniens gelegenen Landtheile zwischen der Donau, der Drave und der Save bis zur Mündung des letzteren Stro¬ mes in den Jster gehörten zum unteren oder zum niede¬ ren Pannonien, kannonia iniarior, n K/VPch), kl) Der gelehrte Plinius gibt für Norikum die gleichen Ostgränzen an, indem er sagt: „Oestlich an Norikum hänge» der See Peiso, die Bojerwüffen und das eich- waldichte Pannonienwas uns nun zu einer besonderen, hier nöthigen Bemerkung führt. Der Nähme ?eiso deutet offen- s) INololn. I., II. cgz>. 15. 16. bar auf celtischen Ursprung/ vielleicht bestimmt von den da¬ selbst angesiedelt gewesenen Bojem hergenommen. Er mag eigentlich kci-SsL/ Uoi-LoS/ lb'cji - Imcus, der Boiersee geheißen haben / woraus nach und nach verstümmelt ?ciso ge¬ worden ist. Es kann durchaus nicht bezweifelt werden/ daß dieser b?cizo > oder Bojersee des Plinius der heutige N e u- siedlersee/ und ehemahls im oberen Pannonien gelegen gewesen sey- Nun berichtet Aurelius Victor/ daß Cäsar Ga- lerius den See kolso in Pannonien völlig ausgetrocknet/und dadurch viel Land gewonnen habe/ welches er dann als eigene pannonische Provinz/ Valeria genannt/ auszeichnete: cum agrum satis Iloi^ublioso commoclantüm, cwsis immsnil/us silvi5 st^uo cmisso in Oanukium kclsons spucl Uannc>- nias becissct. s) Eines gleichnahmigen Seegewäffers in Pan¬ nonien gedenkt endlich auch noch Jemandes: I-acv8 kolso- «lis, U) Billig fragt es sich nun/ ob alle diese Nahmen/ keiso, I'clson/ kelso, ein und den nähmlichen/ oder ob verschiedene/ zwey oder drey verschiedene Seen in Pannonien anzeigen? Und diese Frage muß entschieden wer¬ de»/ weil vom Resultate derselben einige geschichtliche Bestim¬ mungen im Bereiche unserer norischen Geschichte abhangen. Schon die Nahmensbeschaffenheit des Sees kolson im Vic¬ tor/ und jenes kolso im Jemandes/ bürget dafür/ daß beyde Authoren von einem und demselben pannonischen See reden. Um den kelsnn des Aurelius Victors lagen die Land- theile der von ihm erst ausgezeichneten Provinz Valoria. Diese Provinz aber faßte nach der genaueren Angabe der alten Beschreibung des römischen Westreiches die heutigen ungari¬ schen Landtheile des Vesprimer-/ Piltfser-/ Strig onienser-/ Tolnenser- und Albenser-Commitates in sich. Nun findet sich aber in diesen Gegenden kein anderes Seegewässer/ als das s) Luret. Vtelor. ve Lsosarid. x. 525 — 526. — ll) toiiiLnc!. Ite Kell. 6eUvis ca^. 52. /p sc-!-«. des Palatonsees: folglich kann unter dem Palzem des Aurelius Victors kein anderer als dieser verstanden werden; ja der heute noch übliche Nähme des Plattensees, I?a- lato, ksalalo^ hat große bestätigende Aehnlichkeit mit der alten Benennung kelso. Es sind demnach die pannonischen Seen des Plinius und des Aur. Victors von einander verschieden; der I^kstso des Plinius ist der Neu siedle rsee, und der kelso des ehemahligen Valerias kann kein anderer, als der Plattensee seyn. Wir streiten nun weiter mit Nieman¬ den, ob die Benennungen keiso und kelso schon an sich selbst diese Verschiedenheit audeutetcn; nur folgende Bemer¬ kung schließen wir an. Wir glauben, daß sowohl der Neu¬ siedler- als der Balatonsee uranfanglich den Nahmen keiso oder I>elso getragen haben, und daß sie nur durch den Zusatz, der obere keiso, und der untere ?eiso von einan¬ der unterschieden worden seyen. So treffen wir es wenigstens im frühesten Mittelalter noch an; denn in dem bisher so sehr mißverstandenen Büchlein: Da Evnversions Laioariorum et dlai antanoruin, treffen wir in den ehemahls pannonischen Land- theilen auf einen I-aeum kelissam kannoniss inlerioris ultra kluvium, c;ui clicitur Urapa! welcher auf keinen Fall der obere, der N eusie dle rsee seyn kann, sondern der Palatousee seyn muß. a) Diese Bestimmung setzt daher auch einen lü,acum kelissam su^ieriorem von selbst voraus. Südlich unter der julisch-, norisch - und carnischen Al¬ penkette lag nach der durch Kaiser Augustus gemachten Ein- theilung die zehnte Region Italiens, regio stecima Italice, aliriatieo mari opp>ns!ta, Veuelia, (iarnorum regio ffsee; und faßte ganz oder theilweise die ehemahls besonders ausge¬ zeichneten Landstriche: Oarnia, ^ap)Na, Venetia und I'o- rum Ntlium in sich, lo) Westlich stießen an Norikum, zum s) Iuvavia. Anhang. p. 13. 5clioenvvi. 1? —20. — t>) I'Uu. III, en^>. 5. 1g. ig. Theis durch Markungen in: inneren Lande, zum Theil durch den Jnnstrom getrennt/ das eigentliche Rhätien, vstim- tia proprig, und Vindelicien. Diese beyden Landthcile wur¬ den in der Römerzeit sehr gewöhnlich unter der einzigen Benenn u n g Illrretia begriffen ; sie blieben aber fort und fort in zwey Theile getheilt, in das erste/ und in das zweyte Rhätien; wovon das erste südlich, das zweyte nörd¬ lich an den Granzmarken Norikums bis an die Donau sich hinauf erstreckte. Im fünften Jahrhunderte liest man noch Augusta Vin^alicorwis Illisstire 8Ecunstse. Der Nähme Vin- ckolicia verlor sich gänzlich, s) Norikums unveränderliche Nord- gränze vom Einflüsse des Inns in die Donau bis zum Kah¬ lenbergs hinab/ blieb der alte Celtenstrom/ die Donau, d) An die übrigen / wiewohl auch so ziemlich bestimmt ausgezeich- ten Granzmarken aber scheinet man sich nicht so unabänderlich durch die ganze Römcrzeit hindurch gehalten zu haben. Ge¬ gen das Ende des vierten Jahrhunderts nennen uns Ammia- nus Marcellinus/ und der noch viel spätere Priskus Rhetor, das über die cetische Bergreihe weit hinaus gelegene Peto- vium (Pettau) eine norische Stadt: aä kotndionsm nr- dem Noricorum verrinnt, sagt der erste; und im Priskus lesen wir: ano ev ^sco^ercg TrsXkvL! o) Auch Italiens Nordgränzen wurden später über Aemona gegen Norikum näher hinaufgerückt. In der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts war, nach Herodians Versicherung, a) tleUnr. 6eograxb. xu>t. Svlrvvarr. p. «22. H. 22 Aorit. Imper. Oeclclent. 6Z. LUit. t'ünriroli. — l>) ktoloi». l. II cs^> 1^1. e) -Xium. Ivlarce!!. I.. XtV. z>.582. L! 2lemona die erste Stadt Italiens, und das hierosoly- mitanische Reisebuch setzt im vierten Jahrhundert ganz bestimmt Italiens Nordgranzen über Aemona, auf'die lVIansio 8a- strants, heute bei) St. Oswald am Dranberge, hinauf, s) Norikum wird auch von einigen Alten zum großen Jllyrikum gezahlt, unter welchem Strabo, Justinus, Plinius, Appianus, Herodianus, SextuS Rufus alles Land zwischen der Donau und der südlichen Alpenkette vom Boden¬ see (I^acus ilcronius, Urigantinus, Vonslus)^ bis hinab an das pontische Meer begreifen: Istri ortu usgua ast maro ^ontiLuin — Ill^rici linas esso voluerunt. —— III^rinW gentes solss stiscrimen laciunt inter Italiam atczua Oerrnaniam. k>) Jllyrikum aber im beschrankteren Sinne genommen, schließen Sueton, Ptolomäus, Trebellius Pollio und Andere Norikum davon aus; c) und nach den Begriffen der ältesten Geographen, Scylax, Scyminus Chius und Mela faßte das eigentliche Jllyrikum gar nur das adriatische Küstenland bis zum Flusse Drinus hinab, und dehnte sich nordöstlich in unbestimmteren Gränzen bis gegen die Savs hin (Oallicis Italisguo Aentiüus oingitur). st) Es ist daher hier vorzüglich zu erinnern, daß gewöhnlich das ganze gro¬ ße Jllyrikum gemeint fey, so oft die Authoren der rö¬ mischen Kaisergeschichte die Benennung Ill^ricum allein ge¬ brauchen ; wo sie dann ganz sicher in ihren Angaben auch die westlichen Provinzen desselben, Rhätien, Norikum und Pannonien begreifen; so wie von eben diesen Alten a) IleioNiaii. l. VII,Z67 — Z6S. Läit. lnAotslLij. — k) 8tr-tt>o. I. !V. p. 206. 207. L. VII. p. ZIZ. Ile Ueli. kon.an. in krselaliune. «t Nell. Ill^i. 760. IIero6. L.. VI. p. ZIZ. Notii. Ini^or. Oiient. et OcciUcnt. ^>. l>— 6._ c) 8ne«on in 1'ibei. n. 16. ktolo,». I.. II. 17. I'rsb koltio in Olaucl. I. II. 81. L-Iit. Lugäunen!,. — ä) tVIela. Oe situ Ortiis I.. II. eav- S. mit de» Ausdrücken, die il lyrisch en Völker, die il ly¬ rischen Kriegs Heere, die illyrischen Legionen, IIHriceo nationcs, III)riese Fontes, IIHricaui exeieitns, merici überhaupt, die Bewohner alles Landes zwischen dem Donauursprung und dem Pontus, zwischen der Donau selbst und der südlichen Alpenkette, alle Bewohner und alles Mi¬ litär der sämmtlichen Provinzen des großen Illyrikums bezeich¬ nen. Von dieser genauen Begriffsbestimmung hängen sehr viele richtige Vorstellungen mancher auch unser Norikum betreffen¬ den Ereignisse während der Römerzeit ab. s) So war es nun anfänglich nach der römischen Unterjo¬ chung. Nachher, unbekannt wann, und durch wend ob durch Kaiser Hadrian, Galerius oder Diokletianusd erscheint No¬ rikum selbst seiner natürlichen Beschaffenheit nach als G e- birgs- und Blach land in zwey Lheile getheilet: in das Usernorikum (Noricum rixcusc), und in das Mittel¬ no r i k u m (Noricum Mccliterraueum). Der erste Theil be¬ griff in sich das Dlachland an der Donau, vom Jnnstrome bis zu den cetischen Bergen hinab, nähmlich die Ebenen des heutigen Landes Oesterreich oberhalb und unter der Enns; und südlich ging es hinan, bis wo sich das Land in hohen Bergrücken erhebet. Dort auf jenen Bergjöchern, welche heute noch das Land Oesterreich von der Steyermark scheiden, fing das Mitteln o riku m an, und erstreckte sich bis an die südliche Alpenkette hinab, alles Hochland der Alpen, die obere Steyermark, Kärnthen, einen großen Theil Salzburgs und deS östlichen Tyrols in sich fassend; daher auch geradcweg das Berg land, das gebirgig te Norikum (Montu- uum), als Ueberbleibsel von der uralten Benennung, das Land der Taurisk er, das Hochland der nori scheu Gebirgsbewohner und von den später ein¬ gewanderten Slaven eben deßhalb auch üorutan, das.B erg- H WottZunA. Lvruuiellt kechukl. koinLN. L. I. ^>. 6^ — 76. 4»»» 8 la n d genannt, a) Vom Noriko merken wir nun noch Fol¬ gendes besonders an. In der von dem Abte Eugippius ver¬ faßten Biographie des H. SeverinuS finden wir in der zwey- len Hälfte des fünften Jahrhunderts noch unser Norikum in die gedachten zwey Haupttheile abgetheilt. Allein nur der Nähme Noricum ripcnsc für das Ufernorikum kömmt vor; das M i t t e l n o r i k u m wird dagegen nicht Noricum Nlcstitcrrancum sondern immer nur vorzugsweise das No¬ rikum, Noricum gerade weg, genannt, so wie dessen Be¬ wohner unter der Benennung Noricenses begriffen wer¬ den. Mir Verschweigung aller übrigen alten Römerstädte nen¬ net Eugippius ganz ausdrücklich und bestimmt nur Viburms als Hauptstadt des Mittelnoriknms, Nlstropolis Norici. Es ist dann ferner noch merkwürdig, daß man zu St. Severins Zeiten das Ufernorikum selbst wieder in zwey Th eile getheilt findet. Zwischen diesen Theilen machte der EnnSstrom die Scheidung. Alle oberhalb der Enns gelegenen Ortschaften hießen: Opoicks et Osstclls Superio¬ rs; und die unterhalb desselben Flusses befindli¬ chen hieß man: Oppists et cssteils Norici ripensis inle- riors. Offenbar die heute noch übliche Abtheilung Oesterreichs in das Land ober, und in das Land unter der Enns. — Die Haupteintheilung Norikums, in Noricum Mecliterrsneum et Uipense, findet sich weder in den Anga¬ ben des Plinius, noch in jenen des späteren Ptolomaus (Jahr circa 160), ungeachtet der Letztere sowohl, als auch Hero- dianus von der Abtheilung Pannoniens in das Untere und Obere ganz bestimmt sprechen. 6) Die Abtheilung Norikums in das Gebirgs- und Flachland liegt in der natür- s) Lman. SollcIIstrat. ^utihnit. Locles. L, Is, 22g. Hansir. 6ernian. 3aor. 't. I. p. 5. lletlar. Soogr. -»I. LI. Klei» Austria Lelttes '1. ll. p. 164 — 166. — b) ruotom. L. II. 14. 15. 16. Iloroctisn. t!. 1l. p. 105. O »er¬ lichen Beschaffenheit desselben selbst/ welche den Ro¬ mern alsbald in die Augen springen mußte. Wann sie aber eigentlich angefangen habe»/ in diesem natürlichen Unterschiede der norischen Lanttheile auch die Gränzmarken für die politi¬ sche Landesverwaltung festzusetzen, kann mit chronologischer Genauigkeit nicht bestimmt werden. Aus den Alten ergeben sich hierüber folgende Andeutungen. Nach Tacitus ist wäh¬ rend der Kriege zwischen Vitellius/ Galba/ Otho und Vespa- sian ein gewisser Petronius Prokurator des ganzen unge- theilten Norikums. Unter den Kaisern Domitian und Trajan nennet die Inschrift eines Römersteines den 1?. 6Isu- clius Lanckickus als Dux Noric« (lerrse vel krovinciee) ohne das geringste Abzeichen einer schon geschehenen Abtei¬ lung des ganzen Landes in zwey Theile. Aus einer andern Steinschrift ist uns unter K. Hadrianus koews Nlsm- mius Apollinaris als Procurator von ganz NorikuM/ I?rocurator krovincice Noric«, bekannt. Eben so einfach weg hieß der unter dem K. Marc. Aurel so berühmt gewor¬ dene Heerführer / Bassäus Rufus / krocurator oder krocon- sul Uegionis Noric«. Dio Cassius berichtet/ daß unrer dem K. Sept. Severus ein gewisser Pollenius Sebennus die Prä¬ fektur Norikums/ krsekecturarn Norici, allein und ungetheilt verwaltet habe, ohne von einem Ufer- und Mitte kno¬ t'ik um auch nur ein Wort fallen zu lassen, a) Unter Diokletian, sagt Laktantius, wurden zum Behufs größerer Tyranney und Gewaltübung alle Provinzen in viele Stücke zertheilt, und Präsides darüber gesetzt: ut omnia terrore cornplerentnr, provinci« czuocznc in krusta conci- s«, inulü prsesickes et plura otkcia singulis regioniüus etc. etc. k>) Durch den Cäsar Galerius Maximianus wurde a) 'IRisi. ci. I. x. 202. vio. I.. 76.x. 86». Lä!,. »Äiiar. 6ruler. x. 289- n 2. x. 275. n. I. x. »57. a. 7. x. 1028. n. 6. — b) I.Ä. 656. Lext. Lurel. Victor, ve Caesar. Läit. L/IIb. p. 525— 526. Kotit, utriusc^ire. Imzier. 5. 8. — 6) Juschrlft zu Cilly. 6ruter. Corp. Inscrixt. p. 285. o. 5. Ko. tit. Iio^er. Occiileut. p. 7. j. 1 teramnis, 8avia intcramnia, hinauf über die heutige untere Steyermark erstreckte. Das v a lerisch e P a n n o n i e n, oder die Provinz Valeria, vom Cäsar Galerius, seiner Ge- mahlinn Valeria, einer Tochter Diokletians, zu Ehren also genannt, enthielt Nicderungarn innerhalb des BalatonseeS, der Raab, Donau und Drave, a) Kaiser Konstantin der Große zertheilte das Römerreich in v ie r große Theile (krsetoria). Jeder dieser Theile faßte mehrere Diözesen, und in diesen eine angemessene Zahl von Provinzen in sich. Ueher alle vier Haupttheile wurden vier Prätorialpyäfecten (krecküctuL krwtorio) bestellet. Eine dieser Prätorialpräfecturen ;var auch das kreetorium Hitrici. Das alte große Jllyrikum aber zersiel Key dieser neuen Eintheilung in zmey große Stücke: in das östliche und in das westliche Jllyrikum. Der Präfektus Prätorio Illy¬ rier hatte nun zwey Diözesen, und darin vom großen Jllyriko nur eilf Provinzen unter sich, wovon wir hier nur jene des östlichen Jllyrikums, Dacia ÜVlcäiterra- rma, Dacia Räpkmsis, Mcesia prima, Darstauia und kree- valitana, anführen wollen. Dem Prafektus Prätorio Italia standen drey Diözesen mit 29 Provinzen unter. Zur italischen Diözese ge¬ hörten noch die Bergländer kkeetia prima und sccrmcka. Tie illyrische Diözese dieser Präsektur aber (der west¬ liche Th eil des großen Jllyrikums.) faßte in sich kapnoma sccimcla, Zuavia, Dalmatia, I^annonia prima, Noricum Älickitcrrancum und Koricum Hipcnse. k) a) Xnrel. Victor. Vs Laesar. x. 525 — 526. Lmisn. lÄnrcell. V. 19. p. 656. dlolit. Im^er, Orient, et Occicl. 5. 8. Lnssioänr. Variar. v. 8. j>. 8. ScUellstrate. ikiä, 1°, II. 225. 232. 60. 7, Ocei- «lent, p 5. 12 Dieser Hauptabtheilung unbeschadet theilte Kaiser Va- lentinian I die Römerwelt zwischen sich und seinem Bruder Valens. Für sich behielt er acht Diözesen: Mazedonien, Dacien (aus dem östlichen Jllyriko), Italien, Jllyrikum (das westliche Jllyrikum), Afrika, Hispanien, Gallien und Bri¬ tannien ; die übrigen fünf Diözesen des Reiches sammt dem Pontus und Thrazien blieben unter der Herrschaft des Valens. Eben diesen Antheil erhielt auch später K. Theodosius vom K- Gratian. Als K. Theodosius das ganze große Römerreich unter seine beyden Söhne vertheilte, behielt er im Allgemei¬ nen die von seinen Vorgängern getroffene Abteilung bey; jedoch mit einiger Abänderung. Zu den ebengenannten fünf Diözesen des Ostreiches kamen noch die zwey Jllyrischen, Da- zia nähmlich und Mazedonia hinzu, und mit diesen die Pro¬ vinzen: ^cliaja, ÜVIacestonia, Erst», Nticssalia, Dpirus vetns, Lpirus irovug, Dacia, lVIcclitcrranca ct Uipcnsis, Darstania, krsovalitana und Alcesia prima. Zwischen Mösi en und Pannonien waren also die Gränz- marken des Ost- und West reich es, zwischen dem Prä¬ tor io Illyrier und dem Prätor io Italia, dessen äußerste Stadt damahls das große, volkreiche Sirmium im zweyten Pannonien gewesen ist. a) II. Der große römische Reichslimes an der Donau. Bald nach der angestrengten, blutigen Unterjochung und der ersten allgemeinen Beruhigung der rhätisch-norisch - und pannonischen Landtheils begann die durchgreifende Einwirkung römischer Institutionen auf alle Theile und Verhältnisse No¬ ss ScdeMwste. 'O H. P. 229 — 2Z7. IZ rikums, auf das politische, religiöse und häusliche Leben der Bewohner desselben durch eine vielseitigere und erhöhtere Cul- tnr den sämmtlichen neuen und wichtigen Verhältnissen als Provinz des großen Reiches angemessen. Die Län¬ der an dem Rheine, und jene vorzüglich von den Quellen der Donau bis zu ihrer Mündung hinab, insbesondere aber die r h a t i sch - n o risch - und p a n » o nisch e n Provinzen waren für die Romer von größter Wichtigkeit als Schlüs¬ sel zu Italien, dem Herzen des Weltreiches, als feste Vormauer wider die schrecklichen, gerade auf diesen Wen¬ depunkt zwischen dem kalten Norden und dem paradiesischen Süden andrängenden germanischen und sarmatischen Barba¬ renhorden; und als feste Fußungslinie zu weiteren Eroberungen, a) Als die römischen Siegsadler sich in den Fluthen der Donau spiegelten, und es im Gemüthe August's bestimmt war, dießmahl nicht weiter vorzudringcn (skickilierat Augustus eonsilium, coercorcii intra tarrninos irn^sriid, incarluin nistu, an p>er invickiam) K) wurden die Ufer Les alten Jsters die Hauptgränzmarken des Römerreiches im Nor¬ den. biuks cksli Ilomsno Im^aiio lckkouus et Danu¬ kins a) Alle diese Festungswerke am rechten Donauufer hin und hin 3) Osolit«! Ktriu'i^ue in 6ns. P. Z9- De limitnin nruniliS- nidns. —b) "I'acit, Hist. 1^. III. p. 2^6. LpArtianu3 iii p. 66 -- 67. Dio La88. D. 69 1^. 791. Di6. 6s Ke6. lio. iki6. HerOciiÄN. D. 11.^.115. Oiosins. D. VH e ZZ Vege- iiu» De Ke iVIijit. D. I V. e. 10. ^osinrus k« 609« krseo^r. ve ^eöike. lu^t Imj,. D. IV. e. 5. j. H wurden von den Alten unter den Benennungen, ?n*»» 1 / Theil des in den Schriften der Alten so oft genannten illyrischen Militärs, sie gehörten mit zu den Lxer- citibus Ili^ricanis, kixercitikus Ill^ricis, Oermanicis, I^e- gionibus Ill^ricis, Oermanicis, Ukeeticis, kannonicis. a) Die Legionen am Limes standen natürlich an den wichtigsten militärischen Punkten, und von ihrer Gränzhuth, Imola Oanubii, lVlunimen Italioe et Ill^rici, hieß es in den Al¬ ten : Utieno Oanulrio^ue preetenäunt, Dxcudias agunt, I^atrocinia compescunt, coercenäis Lardaris Idomanuin tuentuv Imperium« — krselectus I«sgic>nis tertiae Italicee pro parte inoclia prsetenclentis a Vimania 6assiliacum us- qus tlamdiüuno — in Rhätien. b) Unter diesen am großen Reichslimes wachenden Truppen wurden die krDtenturse mi- litum von den 8tationil>us agrariis genau unterschieden. Die letzteren wachten an bestimmten Stellen in eigenen Verschan¬ zungen; jene wanderten dagegen immer herum, und beobach¬ teten vorzüglich alle Stellen, wo immer den Feinden ein Einbruch über die Gränzen möglich seyn könnte. Nemps prsstenturse lüerunt agknina militum sive peclitum sive e^uitum, c;ui non pro castris, ut c^uiclam oppinan- tur, sscuritatis causa, c^uocl taciebant, «zuse praesiäi» et prsesiclere üicebantur; verum per suspecta liostikus loca orclinadantur, clisponebantur, clispergedantur, spe- culaturi, ne c^ua liostis perrurnperet, att^us in icl mo6o liuc, rnuclo illuc iliscurrelisnt. Hine est, <^uocl a sta- tionibus agrarüs sepsrantur. c) Diese Gränzgarden a) Iterocliinr. D« II. 105^ et alibi: Vo^ise. in kroko. p. 15I. L^artianus in Lever« 207. kroco^,. äe ^eriilic. Justin. I>. IV. e. 5, tor. Slavin; I.. VII. cap. a. p. 411. Lo Lsjritolin^ in kerlinsce. x. 175 — 176. Incerli kanog^r. 6o» »itanl, dl. int. ksneg^r. Vet. 1^. I. p. 555. Liiit. Roriiubur^ Ilouiia, Iniper. Occiiient. p. 152. — es Lo6. Ureollo». ücüi LlaravN. T. II. z>. 568 — 56S. 2 »»»s 18 wurden auch oft durch frische, im Lande selbst ausgehobene Mannschaft verstärkt: I^octa 6 krovincia (kannonia) »uxi- lia pro rips componere sussit; und die inschriftlich be¬ kannte Cokors priina ^loricorurn in ripa Dsnubii. a) ?lus den vortrefflichen Vertheidigungsanstalten am Rhein¬ strome, woselbst Drusus mehr denn 50 neue Festungswerke aufgeführt, und acht Legionen zur Granzhuth vertheilet ge¬ halten hatte, d) mögen wir wohl auch auf die Festigkeit und Anzahl sowohl der Kastelle, als der verteilten Gränzgarden am Donaulimes über Rhätien, Noricum und Pannonien hinab um so mehr einen ausgedehnteren und vollgültigen Schluß thun, als der Andrang der Barbaren auf dieser Seite eben so stark war, und, nach den Worten des Lactantius zu urthei- len, an der Donau weit öfter und angestrengter, als am Rheine, gefochten werden mußte: in Ill^ricum, ist ost, sst Ilipain Oanukni rologatus, curn ßentiüus L a r k> a r i s I n c t a r 6 t n r , cuin slii intra I a- xiores ot ^nietiores torras stslicato impera- rent. c) Auch waren ja diese erst kürzlich und mit solcher Mühe eroberten Provinzen an der Donau der nie genug zu verwahrende Schlüssel Italiens, das Bin¬ dungsland zwischen Süd und Nord, das so viele, den verwüstenden Germanen wohlbekannte Hauptübergänge nach Italien enthielt. Gar wohl hat K. Augustus schon diese Wichtigkeit des Donaulimes eingesehen, und zur Besetzung desselben, wie Dio Cassius versichert, die umfassendsten Anordnungen getroffen. Nach dem Tode des Augustus finden wir gleichfalls um das Jahr 23 nach Christus den Donauli¬ mes so wohl verwahrt, daß zur pannonischen Granz¬ huth allein zwey ganze Legionen aufgestellet wa- s) Tacit. LrnmI. L. XU. x. 116. Vrmer. Lorp. Inscrixt. p. 4S0. o. 2. — k) ktorus. L. IV. c-j,. 12. Tacit, änaal. L. IV. 1-. 64. — c) Lactaot. äe ülorr. keisec. c. Ig, ren l ripamc>uc Danubii/ lcgionum ckuee in Dannoni»/ cluns in Mloesia attincbant. a) Die Gränzgarden standen un¬ ter den Befehlen eines eigenen Oberfeldherrn, welcher zugleich auch das sämmtliche, im Inneren einer jeden Provinz vertheilte Militär befehligte/ und mehrere Führer (Duces limiti»/ li- milanci/ Oomites) unter sich hatte. In jeder Provinz war aber gewöhnlich ein eigener Gränzkommandant bestellet/ wie die bestimmenden Ausdrücke in den Angaben der Alten: Dux Ii m iti s II lt sc t i c i / Norici ripcnsi»/ Danna- niaruM/ Dimiti» Nloesici etc. erweisen. Die große Wichtigkeit und die hohe Würde eines Gränzgenerals (Du¬ catu» limiti»/ auch Dreolectura) im Römerreiche/ die wür¬ devollen Ehrenzeichen eines solchen Viri »pectakilis / seine erhebenden Titel: Nobiiita»/ Dauckabilita»/ Ilxpericntia tua! und seinen militärischen Waffenprunk lernen wir aus der alten Beschreibung deS großen Römerreiches kennen. k>) Die¬ sem ungeachtet aber haben uns die Alten nur gar wenige Nahmen von einzelnen Granzkommandanten am Limes einzel¬ ner Donauprovinzen aufbewahret. Aus den Zeiten des Kai¬ sers Tiberius kennen wir den M. Vellejus als Vorste¬ her der pannonischen Donaugränze (krselectus limiti» parmonici). c) Später aus dem III. Jahrhundert sind I'ulvius Losu» und Donosu»/ beyde als Duce» lkliw- tici limiti» bekannt, cl) Unter K. Konstantin dem Großen mag der Dux excrcituum in Dannoniis Vetraniu» zugleich auch Dux limiti» Dannonici gewesen seyn; so wie unter den Kaisern Valentinianus und Valens / wenn eine römische Steinschrift recht verstanden und ausgelegt wird / der Ducius 2 * a) Tacit, Borisi. T. IV. x. 65. Via llrs». D. 55. x. 565 — 56k!. — d) Fotir. utrins^ue Irnxer. x. 200 — 201. et Occläent. x. 5. 7. 158. — c) t-rater. it>t6. k. II. in Lp^-en. n. 8. — ) Zu dem tapferen Füh¬ rer Aurelian sagt K. Claudius: Ornnes Ill^rica- nos Dxsreitus toturn^us lirnitern in tua po- testats constituo! e) Eben so wird vom Pertinax das Umfassendste gesagt: e 8^ria acl Danulrii tutelarn prokectus est. Nicht minder inhaltschwer sind die Aussagen über den Feldherrn Aureolus: die ^uoczue Ill^rica- nos Lxercrtus regens- und über den Regill ra¬ si Losiinns. I/. II. x. 6gz. vrnter. x. qgg n. 2. — t>) Hebelt, koltio. in viv. cisuä. r. II. p. 8t. risviu, Voxise. in viv. Aurelian, p. 95. — v) Vopise. in ^urel. p. 99. 2 1 n us: in 111 r i c o stuc atum garens imperator sactus est. Isegilliano Hitrici stuci gratis» sgekat. Neben diesen Angaben stehet wieder das beschränktere: Lono- »u8, c^ui stux lirnitis Illi seti ei suit, a) Wenn man sich nun bey diesen Angaben der Alten an die weite Ausdeh¬ nung des großen Jllyrikums erinnert; so ist es leicht zu begreifen, daß ein römischer Dux Lxereituum Ill^rico- rum immer auch den Oberbefehl über die no rische Donaugränze, und über einen Dux limitis Noriei ge¬ habt habe. Wenn man aber auch einige Aussagen der Alten in ihrem Zusammenhänge näher betrachtet; so scheinet der Dux limitis Ulisetiei auch die Leitung der norischen Gränz- huth auf sich gehabt zu haben. In der ersten Hälfte des vierten Jahrhundertes aber treffen wir hierin auf eine auffal¬ lende Abänderung. Der n o ri s ch e D o n a ul i m e s sammt der Gränzhuth in Oberpannonien stand unter einem eige¬ nen Feldherrn: 8ub viro spectabili Duce karmoniss grimas et Norici ripsnsis. l>) Uebrigens wurden die sämmt- lichen Militärgewalten an den Reichsgränzen unter der Be¬ nennung : kotestates Oastrenses begriffen, c) Neben den Festungswerken und Verschanzungen jeder Art auf dem rech¬ ten Donauufer gehörten zum Schutze des großen illyri- schen Reichslimes auch noch mehrere, an gewissen Haupt¬ punkten stationirte, und auf den Donaufluthen beständig auf und ab kreuzende Flotten. Schon um das Jahr Christi 51 thut der genaue Tacitus von einer eigenen Donauflot¬ te am norisch-pannonischen Limes Meldung: Vamiius — ast elassem Oanulsto operientem perkugit. st) Es kömmt zwar von dieser Zeit an bis spät hinab ins fünfte s) La^itoliv. in kertinao. 1>. 176, Hekell. kolüo in tri^inl. ran. 42. 39. 40. Vopiso. in Lono3. 179. —— b) Norit. Irnj). Oeviäental. p. 33 et 13Z. — e) IVIarceU. 1^. 30. p. 473. — 6) Hoit. iVnnal^ I-. XII. x. 116. 22 s <-<-<- Jahrhundert keine Meldung mehr von Donauflotten in desi Angaben der Alten vor. Wir dürfen aber für die ganze Zwischenzeit zuversichtlich dem Berichte der alten Beschreibung des Romerreiches trauen, a) Eine Hauptflotte stand auf der Donau in der Nahe des uralten celtischen Carnuntums durch lange Zeit; später aber wurde diese Flottille weiter hin« auf, nach Vindobona, übersetzt. Es heißt daher in der gedachten römischen Reichsbeschreibung: kreeloctus Classis Listnrinss Carnnnto, sivo Vincloinonss a Carnunto trans- lala. Aus eben diesem kostbaren Dokumente des Alterthums wissen wir auch, daß noch drey andere Flotten auf den Donaufluthen schützende Hochwache gehalten haben. Eine war in der Nähe von Tuln am Kaumberg posiiret, und hieß Classis comaginensis, welche Leseart statt: Classis Dlaßst- nonsis die richtigere ist. Die zweyte stand am Zusa m- menflusse der Erlaph mit der Donau, Classis ^tr- lapensis; und die dritte lag im Mittelpunkte des norischen Limes, in einer Donaubucht nahe bey der ur¬ alten hochberühmten Stadt Caureacum, am vorzüglichsten Punkte militärischer Offensive und Defensive, und von daher auch Classis Caureaconsis genannt. Annoch heißet die Mün¬ dung des Laurachbaches bey der heutigen Stadt Enns an der Donau der enge Hafen, zum unvertilgbaren Andenken der einst daselbst durch Jahrhunderte gestandenen römischen Donau¬ flotte. An allen diesen genannten Donaubuchten und Flotten¬ stellen hatte auch ein römischer kreelsctus Classium sein Standquartier. t>) Am kleinen n orisch e n D o n a uli- mes waren also eigentlich drey Römerflotten postiret. Diesem zu Folge ist es daher gar nicht zweifelhaft, daß von ») In der Inschrift eines zu Rom gefundenen Monumentes wird ein kraetectus Llas-iuin — Lrikannioae, iVloesicae et I'annonlene gelesen. SrMer. x. 4gZ n 6. — b) Kotit. Imxer. occiäeat. x. 129 — 131. "»s 2Z der rhätischen Donaustadt Reginum bis weit über Taurinum hinab der Fluthenspiegel des Jsters mit zahlreichen Schiffen zur ununterbrochenen Beobachtung der feindlichen Germanen und Sarmaten, zur Wehre und zum Angriffe beständig be¬ säet gewesen seye. Diese auf der Donau kreuzenden Schiffe hießen, wie alle Kriegsschiffe auf Flüssen, Naves Imsoriss, I-uxoriss, im Gegensätze der Fahrzeuze auf dem Ocean, wel¬ che vorzüglich Naves lüdurnee genannt wurden, a) Mit sol¬ chen Schiffen waren alle Gränzflüsse des Romerreiches besetzt, wie wir aus Amm. Marcellinus, aus EumeniuL und andern Alten, besonders aber aus den Verordnungen der Kaiser im theodosischen Coder ersehen. Von unfern Donaukreuzern sagt Vegetius am Ende seines letzten Buches von der Kriegskunst: Do I-usoriis ezusis in Oanubio ^uotistianis utuniur excu- biis, retinonikuin xulo, <^uia artis arnplius in Iris rocon- tior usus invanii, ^uarn vetus eioalrina rnonstraverit. Welche Gesetze für solche Donauschiffe die Imperatoren Ar¬ kadius und Honorius gegeben haben (Jahr 412); die verschie¬ denen Abtheilungen und Benennungen dieser Donaukreuzer mag man im theodosianischen Gesetzcoder und in Gothofreds vortrefflichem Commentar darüber nachlesen.b) Schon die geo¬ graphische Lage und die hohe Wichtigkeit der Donauprovinzen machte es erforderlich, daß den staatsklugen und krieggewand¬ ten Romern der r h ä ti sch - n o r i sch » p a n n o n i s ch e Reichs limes sehr am Herzen liegen mußte. Wirklich ward in Zeiten des Krieges und Friedens auf den Donaulimes das s) VeZet. I/. H. eax. 1. I>ik. ult. cap. ult. — t>) klcul. HcoUos. Ootkoir. r. II. p. U06 — 410. Auf diese Donaustetten Ilie- gen auch bis Imperatoren Diokletian und Maximinian ein vorzügliches Augenmerk gerichtet haben, nach der allgemeinen Versicherung des Lobrednecs Mamertinus: ^e-likc-uno sunt, kirnataelMe jUllcberiinins classes, nuncti» siinul smnldus oce- auuiu ^otiturae. — blkiunriin. int. kaneA/r. Vot. T. I i>. LO. »--»s 24 »<-»» beständige Augenmerk gerichtet, so, daß man in ruhigeren Zeilen eben wegen der auf Befestigung und Bewachung des Limes ungetheilt verwendeten Anstrengung und Sorgfalt um die Erhaltung der Städtemauern und Festungen im Innern der Provinzen eben nicht sehr bekümmert gewesen zu seyn schei¬ net. Von den Zeiten des K. Maximinus schreibt Herodianus: I2t moenibus x^uilejse, Quorum objectn steienstebantur, <^use xrse summa vetustate prius ^uistem maxima ex parts collaxsa erant (c^uippe in tanta komanorum xotentia, necjue murorum ne^ue armorum Italiss civitates instige- dant, pacem altissimam agitantes^ att^ue in partici^stum reipuklicss astscitoo. a) Unsere ausgesprochene Behauptung bestätigen auch die Worte des Amm. Marcellinus: A-lurorum Lirmii maxims pars prse pacis stiuturnitate contempts. Die hohe Wichtigkeit der westillyrischen Provinzen, Rhä- tiens, Norikums und Pannoniens, und die furcht¬ baren Vertheidigungsanstalten daselbst lernen wir hinreichend erkennen aus den Worten des Lobredners Mamertinus an die beyden Imperatoren Diveletian und Maximinian: klon enim in otiosa alic^ua steliciisljue corru^ta tsrraruin parte nati instituti^ue estis; sest in tiis provinciis^ quss sst inkatigabilem consuetustinem laboris alc^ue xa-> tientise, lracto licet o^positus liosti, armis tamen sem-^ xer instructus, milss exercet, in ^uibus omnis vi¬ ta militia est^ ^uaruin etiam leeminse csetsrarum xenlium viris bortivves sunt. Die unaufhörliche, angestreng¬ te Vertheidigung des großen illyrischen Don au li¬ mes brachte den ebengedachten Lobredner zum inhaltschweren Aufrufe: In i11 o limite , in illa lortissimarum Legionum ssste! Eben der allgemein erkannten Wohl¬ fahrt wegen, welche dem Reiche durch die Schlösser- und s) Uerock. I,. VIH. p. 271—Z73. ktrrcell. l., 28. x. 438. .»»s 2Z «<-) Kaiser August hat zur Eranzvertheidigung des oberen Deutschlandes am Rheine rrnd an der Donau über den rhatisch-norischen Reichs¬ limes hin mehrere Legionen vertheilt aufgestellet, zu deren Unterkunft und zum Hauptzwecke ihrer Gränzbehüthung na¬ türlich schon früher die gehörigen Ltativa, Vurres, iIVluri, ^ggores, Eastra^ Eastella u. s. >v. fertig erbauet dagestan¬ den seyn mußten. August's große Herrschersorgfalt mag sich dazu wohl selbst mit seinem militärisch-geübten Auge die »richtigsten off- und defensiven Stellen am ganzen Donau¬ ffrande hin ausersehen, und zu diesem Behufs denselben per¬ sönlich bereiset haben. Suetonius sagt ja ganz bestimmt, daß im Römer reiche keine Provinz gewesen seye, welche August nicht bereiset habe: Non est opinor Urovincia, czuain non ackierit. — Uieras^us Uro- vincias seepius ackiit. o) Und was konnte diesem Imperator damahls wohl wichtiger seyn, als die Befestigung der ein¬ mahl festgesetzten Gränzen seines großen Reiches, be¬ sonders in jenen Provinzen, die er, wie Rhätien, N o- riku m und Pannonien, seiner eigenen Obhuth und Verwaltung Vorbehalten hatte, ci) Dem ergreifenden Bey- spiele des Imperators AugustuS eiferte auch der gute Kaiser Vespasianus thätigst nach. Er ließ das Donauufer an jenen Stellen sehr stark befestigen, wo vor leichteren Ueber- fällen der Barbaren größere Gefahr war. e) Die große und furchtbare Völkerverbindung in den dazischen Kriegen zwang s) Ileroäian. L. II. p. 115. — k) riorus. I., IV. «Lj,. _ c) Snolon. in /tugusl, n. 47. — ä) Hoüt. Inifer. Orrieot. p. 62. — e) losoxli Hiiv. L VH. c. 4. «»»» 27 >^<<- den größten der Imperatoren, auf die Vertheidigung und neue Befestigung des ganzen großen illyrischen Donau¬ limes das unablässige Augenmerk zu richten. Diesen mäch¬ tigen Erfordernissen der Zeitereignisse willfuhr auch Traja- nus schnell, indem er nach Versicherung des Aurelius Victor an allen, für besonders vortheilhaft, erkannten militärischen Punkten am Donauufer neue Kastelle erbauen ließ: Lastra suspectioridus atczuo oportunis loois exstruMu. a) Mit mehr und umfassenderer Kraft noch that Kaiser Hadrianus am großen Donaulimes: ae28 le, Burgen und Bollwerke neu errichten, und durch mehr denn 20,000 römischer Legionssoldaten bewachen ließ, und so dem eigentlichen Donaulimes eine furchtbare neue Vormauer erschaffen hat. Von diesen Vertheidigungsanstalten spricht ganz bestimmt Dio Cassius, und übereinstimmend sagt Julius -Eapitolinus vom Marc. Aurel: domposuerunt omnia, czuse aä in uni men I ta lise et II Igrici pertinebant. s) Eine der umfassendesten, folgenreichsten und darum wich¬ tigsten Institutionen für den großen Limes des Römerreiches begann, vollführte und vervollkommnete Kaiser Alexander SeveruS. Vor ihm wurden neu eroberte Laudtheile sel¬ tener nur den verdienteren Veteranen zur Belohnung gege¬ ben. Solche Landstriche wurden ehedem gewöhnlich verkauft, oder der Boden blieb Staatseigenthum. Alexander Se¬ verus aber ließ alle auf feindlichen Boden gewonnenen Län- dereyen unter die sämmtlichen nahe postirten Gränztruppen vertheilen. Soldaten und Officiere sollten diese erhaltenen Landstrecken für sich und alle ihre männlichen Nachkommen wie erbliches Eigenthum (ita, ut eorurn essent), jedoch un¬ ter der Bedingniß besitzen, daß sie und ihre Nach¬ kömmlinge die Pflicht der Gränzhuth immer¬ fort auf sich haben, und genau vollführen soll¬ ten (si twreclos illorum militai-ent). Der kluge Imperator Severus aber gab diesen Grcinzgarden zum Besitze der ver- theilten Grundstücke auch noch Sklaven und Vieh zur Bear¬ beitung des BodenS, nebst vielen andern nöthigen ökonomi¬ schen Geräthschaften (ackckiclit snimalia et servos, ut possent colere). Diese Gränzsoldaten - Familien konnten also von der Pflege dieses lehenweisen Eigenthums ge¬ mächlich leben; daher hießen dann jene Länderepen: I'uncki lüinüotrttpktt (u militibus alenckis). Es waren aber durch s) Dio Ltt». D. 71. t>. 807. D 72. 817. lul. Oapitol. in DI. Lnret. p. 119. diese weise Einrichtung die Gränzsoldaten gezwungen- für ihren eigenen Hof und Herd, und nicht etwa für den Augenblick deS eigenen Lebens, sondern ihrer Weiber und Kinder wegen, für Gegen¬ wart und Zukunft tapfer zu fechten. So verband Alexander SeveruS die wichtige Pflicht der Granz- huth mit den wichtigsten Verhältnissen des Lebens ganz und innigst; weil er wohl wußte, daß jeder Mensch für das, was er sein eigen nennen kann, ganz anderst wache und kämpfe, als wofür nur magerer Sold gegeben wird (sttontius rnilitsturos si sus rurs äolenäsrsnt). Dieser Imperator hat demnach durch diese neue Einrichtung zur Sicherung der Reichsgränzen das Beste und Durchgreifendeste ge-- than. Und diesem seinem Institute sicherte er dadurch eins lange Dauer zu, wenigstens bis die wirkliche Folge allen om- menden Zeiten und Imperatoren die große Wichtigkeit des¬ selben klar vor Augen geben würde, daß er den Verkauf sol¬ cher Militärgrundstücke an gewöhnliche Privaten streng ver- both (nec un^usm sä privstos pertiaerent). Ueberzcugt vom hohen Nutzen dieser Anstalt haben auch alle folgenden Imperatoren dieses Verkauf sverboth nachdrücklich wie- derhohlet, und die eingeschlichenen Mißbräuche abgestellet. s) s) l^antpriä. in LIex. Lever, p. Z?9. Biotit. Iinper. Orient, x. 201. Unter den römischen Gränzgarden gab es auch Bar¬ baren, welche von den Imperatoren innerhalb der Reichsgrän¬ zen als Ansiedler waren ausgenommen, und als Soldaten an- gestellet worden. Diese Barbaren erhielten auch erbliche Grund¬ stücke an den Reichsgränzen mit der Verbindlichkeit der Ver- theidigung, Procter vitram Umitis et losrali. Solch? Barba¬ ren erscheinen in den Schriften der Alten unter dec B:ncn- nung Lseti, und ihre besessenen Grundstücke hießen 'perras laeticae. — Im großen Jllyriko wurden von den Römern zahlreiche Barbarenscharen ausgenommen, und innerhalb dec Donau mit Landtheilen beschenkt. Ob nun aber auch einige Diese Institution Alexanders ist ihrem Geiste nach zu allgemein, als daß man nicht mit Gründen behaupten könnte, auch am rhätisch-, no risch- und pannoni- schen Limes seye alles um die Donauschlösser, Burgen und Festungswerke umher gelegene, und zum kaiserlichen Fiskus gehörige Land auf gleiche Weise an die Gränzgarden verthei- let worden. Von dieser wichtigen römischen Einrichtung mö¬ gen sich auch in unseren österreichischen Provinzen manche spä. teren Gewohnheiten, z. B., die Abgaben, welche man im Mittelalter Burg recht nannte, ^us Lasti-onso, ^us civi- js — herschreiben; wir sind aber weit entfernt, die nachher so Alles durchdringende Lehensverhältnifse von dieser Einrich¬ tung abzuleiten, s) Im Geiste des Imperators Alexander Severus erließ auch der vortreffliche K. Probus ganz gleiche Verordnungen für die Sicherheit des Limes am Rhei¬ ne, und über das große Jllyrikum hinab: Lgros ot Norima, sagt Vopiscus, üomos ot annonsin trandrlmnanis omrükius lecit, iis viüelieel, in exculriis collocavit^ — zum besseren Lebensunterhalte der Gränzgarden, deren Muth er durch gesetzte Preise auf jeden Barbarenkopf un¬ endlich b'elebte. Auch er ließ, auf gleiche Bedingnisse wie Alexander Severus, alles Land an wichtigen Engpässen den römischen Veteranen und ihren Söhnen zum erblichen Besitze vertheilen: Votoranis omnia illa, «zusa angusts aäeulUur (vorzüglich in Isauria) locu xrivata äonavit^ uü- derfelben, Vandalen und Earper, solche terra? laeiiea? ganz nahe am Donaulimes mit der Verbindlichkeit der Gränzhuth in Rhäkien, in Pannonien und im Noriko erhalten haben?? -dafür finden wir in den Schriften der Alten keine so be¬ stimmt sprechenden Nachrichten, als wir deren für die Gränz- wachen in Afrika und in Gallien haben. Loä, Illeoäos. I. H. x. 398 — 399. in Lonnnenmrio. ,) LI. klein, ibiä. k. II. p. 28 — 33, 4^» ZI stens, ut sorum stlii ab anno octavo stscimo, mares Uuntaxat acl militiam mitterentur. — Prob us ließ end¬ lich auch zur Limesbefestigung Burgen und Schlösser selbst auf feindlichem Boden errichten: urbes et castra in solo barba- rico posuit. a) Unter die besten Befestiger der allgemeinen römischen Reichsgranzen mag wohl mit vollstem Rechte auch der Imperator Diceletian gezählet werden, der überall neue Gränzburgen und Schlösser erbauen, und dieselben durch vergrößerte Militarbesatzungen vertheidigen ließ. Von dieser Fürsorge des klugen Diocletianus spricht Zosimus wie folgt: Nam c^uum Imperium Itomanum extremis in limi- tibus ubiijue Diocletiani proviclentia, ^uemaclmollum a nobis supra clictum est, oppiclis, castellis at^ue burgis (TroXr^/ inclusum esset, om- nesc^ue copiae m litares in üs Uomicilium babsrent : üsri non poterat, ut barbari transirent, ubic>ue copiis bostium repellenilori^m causa occurrentibus. b) Diesen Vertheidi- gungsanstalten zu Folge ertönte auch die Stimme des brü¬ stenden Lobredners Mamertinus in folgendem Ausbruche: Vos, tanta reipublicas administrativne suscepta, c^uos buc at- c;ue illuc tot urbes, tot castra, tot limites, tot circum- jecta ktomano imperio tlumina, Montes, litora, vocant, tantum animis ac sortuna valeti», ut in nimm convenire possitis, nibilo minus orbe securo. Ne^us enim pars ulla terrarum majestatis veslrse pntentia caret, etiam cum ipsi abesse viüeamini. Ns tantulum Guillem barbarre na- tionss auclent animos attvllere, c^uocl vos in interiorem imperii vestri sinum secesseritis; czuin immo ipsi magis in vobis liäuciam ^ertimescunt, cjuocl se contemni sen- tiunt, cum relinljuuntur. c) Seine eben vorher angeführte a) Heroäian. in Levüro. l-. Hl. p. 171. klav. Voxisc. in krovo. l>. 159. 161. — b) Zosimus I.. II. p. 689. liüit. 8^'tdurg — c) ülameirin in Lenetli. in kaul?K)^r. Vet. '1?. I. l>. 190 —192. »-»s 22 Aüssage über dre große Fürsorge Diocletians für die Verteidigung und Befestigung der Reichsgränzen hat Zsost- mus deßwegen vorzüglich gethan, um den großen Staatsfeh¬ ler des K. Konstantinus des Großen, eine völlige Vernachlässigung der Gränzvertheidigungs - Anstalten, in ein recht grelles Licht zu setzen. Er sagt daher von diesem großen Imperator ganz dreiste: Hanc krsssiüiorum iriunitionom 6on8tantinus abolens, inajorom inilitum xartein, stn li- mitibus sulamotum, in oppistw nullis opiz egontibus col- locavit; a kartrario vexatos proL8istio nastavit, tran^uillas et czuietas urkes inilituna pe8te gravavii, u8, cs8tri8, atczuc siAnis,, vel liis etiam in iocis,ns prseten staut, cliscestencli commeatum stare. 8i 8 vero contra legem lacare aukN8 suerit, et militem contra instictum coinrncstuin stemiserit, atczue ist temz>ori8 nnlla cruptio erit, tnnc stcporlatione curn ami5- 8ione bonorum astliciatur. 8i vero slična Uarbarorum incur8io ex8tlterit, et tnnc cum presentes in ca5tris atczue azmst 8igna militer 6886 stebeant, o8ita. b) Um die römische Granzvertheidigung machte sich auch Con¬ stantins, Sohn des großen Constantins, durch sein im Jahre 358 an alle Proviantmeister bey den Gränzlegionen s) Lorum tsrri8, cjuasi Ilomuno juri jam vimli- cati8 , seäificsri jiraesistiariu ca8tra msnäa- s) Loä, Illeoäos. H. p. 50V. vit. ») Von diesen unermüdeten Arbeiten unter Aufsicht und Leitung des damahls (370) im Jllyriko sehr berühmten Feld- Herrn Equirius, gibt annoch ein im Lande Unterösterreich zu Dpß an der Donau gefundener, und dermahlen zu Wien befindlicher Denkstein das sprechendste Zeugniß. Dieser Rö¬ merstein pranget mit folgender Aufschrift: Ovv. NM. V^DMIIXIMI. LI. OUVIUMI. DDUCXXIV3I. ^VOVSDOKVM. Laluberrima. ckussionern. Ilunc. Lurgum. a. Duncla- rnentis. Orclinants virc». Clarissimo. Lczuite. Oo- rnite. üt Otriuslzu«. Alilitae. Alagistro. Insistent« eliarn. Denntoo. D. D. Alilites, Auxiliäres. Daurea- censes. Cur«. ejus eorninissi. Consulatus. lCorun- Uem. Dorninorum. Drincipurnc^u«. nostrorum. lertii. acl 8uinrnarn. rnanuin. perckuxorunt. Derlsctiooas. Für Befestigungsarbeiten am nori sch en Donauli¬ mes gibt diese Steinschrift das vortrefflichste Zeugnis. Eine noch weit ausgedehntere Limesbefestigung an der panno Ni¬ schen Donau hinab unter dem gedachten K. Valenti- nian I. erweiset auch ein zu Gran in Ungarn entdeckter Römerstein mit folgender Jnnschrift: IVDICIO. DUIXCID^DI. D.D.D. N.N.M VILMINIMI. I7D. OIHCI4XI. Drincipuin. Älaximorum. Disposition«. Ltiam. Illustris. Viri. Vtriusczue. Aliliti«, ÜVIgAistri. Comitis. Dosoanus. Drseposilus. DoZionisI. Alarlioruin. Dna. Cum. ^Vlilitibus. 8il)i. Craclitis. Ilunc. Uurgum. Cui. Xomen. Comm«r- cium. ()ua. Causa D.t. Dactus. Lst. Dunckamsntis. Dt. ConstrUxit. Dt. ^. 164. ». 2. a. 36 6-"- Die Llussagen dieser inschriftlichen Monumente werden auch noch durch drey von K. V a l e n t i n i a n I. in den Jah¬ ren 364 , 365 und 369 erlassene, sehr wichtige Verordnun¬ gen zum Behufe der sorgfältigsten Vertheidigung der sämmt- lichen Reichsgränzen kräftigst bestättiget. s) Alles dieses er¬ weiset hinlänglich, daß der thatkräftige K. Valentini an I. nach solchen Bemühungen, den römischen Reichslimes an der Donau den jenseitigen Barbaren fürchterlich zu machen, mit Recht den ausgezeichneten Lobspruch verdienet habe: Oppi- üorum lümitumcjuL Lonstitor tempostivu8 l t>) An diesen wichtigen Arbeiten hatte auch mit ihm sein Regierungsgenosse Gratianus sehr vielen Antheil. Den ganzen illyri¬ schen Donaulimes bereiste Gratianus selbst, und ließ alle durch die eingefallenen Barbaren zerstörten oder be¬ schädigten Festungswerke schnell wieder Herstellen, c) Allein aller dieser Bemühungen auf der einen Seite ungeachtet, wur¬ den auf der anderen die vortrefflichen Gränzvertheidigungs- anstalten durch die Aufnahme so vieler Barbaren als seßhafter Bewohner im großen Jllyriko, in Thrazien, in Mösien und in Pannonien vorzüglich, theilweise ge- schwächt. Seit den verhängnißvollen Jahren 376 bis 379 aber begannen alle, aus der Aufnahme der Gothen sammt ih¬ ren zahlreichen Genossen im großen Illyr i k o erfließen- den, für das ganze Westreich so verderblichen Folgen auch fort und fort auf die allmählige Schwächung und gänzliche Auflösung des großen il lyrisch en Donaulimes und aller die Vertheidigung desselben aufrecht erhaltenden und belebenden Institutionen auf das nachtheiligste einzuwirken. Als sich so viele Barbaren feindlich durchs Jllyrikum ergossen: a) lioä. rdeäo,. n. x. Z06. p. 380. 1. IV. x. 21. V. n. 324 k) LIarceU. I.. 30. x. 462. c) ^usnnin, in 6rM.Lc». »ä krmianuin, x. 553 — 554. ^ININ, iVl.rrcell. I.. ZI. ^>. 487 — 488. L. Lindros. Oe ücte. O. II, »->->» Z 7 »w, cuiu gstisis in^ens prerneretur M^sia p>Iaustris, 1'Iava^us Listonios opsrirsnt sAmina campos! n); und als der größte Theil der Gothen im Jllyriko Seßhaft geblieben war, erhielt der illyrischc Don au limes die erste tiefe und unheilbare Wunde. Von jener Zeit an waren vergeblich alle auch siegreiche Gegenkämpfe der Römer; und für Aufrechthaltung der Limesvertheidigung völlig folgen¬ los war das prahlerische: Vsstis ast uno pasaws anno et Danubii Diines st libsni! Theodos der Große, wohl rüstig. Alles mit altrömischem Geiste zu erfassen und mit der Kraft der alten Imperatoren zu vollführen, hatte vollauf zu thun, das Nauli-agiuin Eommuns abzuwenden, die im großen Jllyriko ausgegoffenen Barbaren zu beruhigen und neue Ein¬ fälle blutig zurückzuweisen. Den ersten Augenblick der Ruhe verwendete er zwar schnell auf Erbauung von Kastellen, Bur¬ gen und Wehren am untern Donaulimes; b) allein der Feind des Reiches war nun nicht allein mehr vor, sondern bereits auch schon im Rücken aller Donaujchlöffer im Herzen I l- lyrikums. Verzögern, jedoch nie ganz vernichten, hätte der große Theodos die daraus für die Gränzvertheidi- gungsanstalten nothwendig entspringenden verderblichen Folgen können; und zum Unglücke starb er auch zu schnell nach der siegreich erstrittenen Alleinherrschaft. Daher geschah cs bald nach dem Tode dieses letzten der großen römischen Imperato¬ ren, daß bis zum Jahre 412 der pannonische Limes völlig aufgelöst war, und auf die Granzvertheidigung an der no rischen Donau von der weströmischen Herrschaft wenig kräftiger und schützender Einfluß Statt haben konnte. Geringe, und ohne wichtige Folgen mögen zur Huth der Donaugränzr s) Llanci. in IV. Lons. Lonor. Läit. Latav. 124. —- b) Aosi- nius. I>. IV. p. 757. 38 °*" die Bemühungen Stillt kos gewesen seyn, von welchem wir im Claudianus Folgendes lesen: ksulstim vectus sä slturn l?rinco^s rnilitiee, c^uo non illustrior extst alter, cunotorurn tsbulss sssignst lionoruin, Hegnoruin trsctst nuineros, cuneos^ue reconset, spsrsss Iin^erii vires con" stringit in unurn äe^ositum: siis tsntum fss ost possicleri Csstello-, rum territoris, c^uilius sclscripts sunt, et clo ^uilous jucli- csvit snti^uitss. (^uocksi ulterius vol privstee conckitionis quispisin in liis loois, vel non (üsstsllsnus rniles fusvit äetontor inventus cspitsli sontontis curn loonorurn ^vkli- ostione ^lectstur. (snno 423.) t>) Der schreckliche Attila s) ci-uiäiaa in L^itbullsmio. ksi. et Leier, x. 222. — d) Loä. rdeoüo,. L. II. 1-. 285. et 400. setzte sich seit dem Jahre 442 in Mösien und im untern Pan¬ nonien, gerade am Gränzpunkte zwischen dem Ost- und Westreiche, fest; und bis zum Jahre 448 war zuverlässig ganz Pannonien sein. Dadurch er¬ hielten alle illyrischen Gränzverthcidigungsanstalten ihren To¬ desstoß. Sonderbar abstechend mit diesem furchtbaren und so unausbleiblich folgenreichen Zeitereignisse ist eine wortreiche, von Constantinopel aus im Jahre 44Z erlassene allgemeine Verordnung. Damahls war die Zeit schon versäumet zur heilsamen Warnung: In primis itscjuv Duces limituiu, et prwcipuc, cquibus Aontcs, cjUW maxime cavencloe sunt, uck- pvopimpmot, jiiclicio nostras clementim provciii voluinus, cpimum iotegritutom, sovtituckincm, vigilrmtium, prolato verum ckocmixmta cvmmcockant! Zu spät war der Befehl: mililes scl untir;uum reciigers numerum, ciiuturnis^ue eoruin exereitationibius inlrserere pvsecipimus; zu spät die Anordnung: Lastrorum otium, luxuriarurn^ue pro unticjuu ckispositionc curain rekectionemr>ue rnonciarnus; zu spät war der Versuch, durch ein allgemeines Reichsgesetz den Geist der Institutionen des Kaisers Severus wieder zu erwecken, s) Attila stand ja schon auf den Hauptverbindungs¬ punkten und der H o ch w a ch e z w i sch e n Ost und West; seine Macht war unermeßlich, er mochte sich hinstür¬ zen, wohin er wollte. Norikum war während der Jahre 450 bis 454 fast zuverlässig in Attilas Hand, folglich waren alle römischen Gränzgarden am nori sch en Donaulimes gelähmt, und die ganze alte Institution der Gränzverrheidi- gung würde von diesem gewaltigen Völkerkönige aufgelöset worden seyn, hatte ihn nicht so unvorgcsehen der Tod dahin- gcrissen. Die unausbleibliche Folge jedoch war nur darin un¬ terschieden, daß die römischen Gränzvertheidigungsanstaltcn in einem langsamen, qualvollen Tod es kämpfe ») tlocisx UeoUo». Hu. IV. in p. 78. s««' verschmachteten. Schnell nach Attilas Tode breite¬ ten die jenseits der Donau dem Noriko gegenüber seßhaft gewordenen Rugenkönige ihre Herrschaft auch ins nori¬ sche Uferland auS, und sie setzten sich am Gränzsaume Norikums und des oberen Pannoniens fest. So¬ mit war's gerade an den wichtigsten Offensiv- und Defensiv¬ punkten in den Kriegen der alten Imperatoren wider Germa¬ nen und Sarmaten, in den Celtenstädten Vindobona und Carnuntum, gänzlich aus mit der römischen Limesinstitu¬ tion, mit den Älilitikius Castellanis und Istrnitaneis. Da den Rugenkönigen alles unterthänig war, war auch zwi¬ schen jenem Landtheile und der ohnmächtigen Herrschaft der schnell wechselnden geistlosen Imperatoren keine Verbindung, noch viel weniger eine Anhängigkeit bestehend. Von den bis an den Ennsstrom hinauf bestandenen alten römischen Donau? schlossern waren viele schon von den unaufhörlich heranstürmen¬ den Barbarenhorden gebrochen, und viele von Gränzsoldaten und anderen Bewohnern verlassen worden. In vielen war gar kein Gränzsoldat mehr, so daß sich die Einwohner zur Selbst¬ wehre vor den Barbaren, ja zur Aufnahme von Barbaren zur Nertheidigung ihrer Mauern wider andere stürmende und raubziehende Barbaren gezwungen sahen. In wenigen Do¬ naustädten und Schlössern waren noch Gränzsoldaten mit ih¬ ren Tribunen, welche, so lange noch einige Verbindung mit Italien ausführbar war, auch öffentlichen, wiewohl sparsamen Sold erhielten. Die unaufhörlichen Streifereyen der rugi¬ schen, gothischen, herulischen, suevischen und all e mann isch e n Horden durch das ganze Norikum und von allen Seiten her, schnitten endlich alle Verbindung mit Italien ab. Die wenigen römischen Gränzsoldaten erhielten also gar keinen Sold mehr; alle von den Soldatenfamiiien angebauten Feldfrüchte wurden nahe und ferne von den Stadt¬ mauern durch die streifenden Barbaren entweder verwüstet oder weggeraubet; daher entstand aus Mangel hinlänglicher Lebens- 41 °«"' mittel innerhalb der Donaustädte, Burgen und Castelle bit¬ tere Hungersnoth; und weil nirgend Hülfe zu erwarten war, in allen Ereignissen aber die augenscheinlichen Kennzeichen des zusammenstürzenden Reiches der alten Imperatoren erschienen: so mußte nothwendig aller Eifer für die bereits unmöglich ge¬ wordene Granzhuth bei den wenigen Gränzsoldaten gänzlich erkalten. Soldaten und Bewohner mußten daher noch des rugischen Schutzes froh seyn, und somit war die rö¬ mische Granzhuth vom ce tisch en Gebirge bis hinauf zum Ennsstrome von selbst aufgelöset. Zu gleicher Zeit waren die Allemannen, Sueven und Thüringer in das westliche Ufernorikum über den Innstrom her eingefallen. Sie bestürmten und zertrümmer¬ ten alle daselbst gelegenen römischen Castelle mit solcher Wuth und Grausamkeit, daß Bürger und Gränzsoldaten scharen¬ weise in die feste Stadt Lorch an der Enns herabflüchteten, und im großen Drange der Umstande es sogar für gut sanden, sich in den Schutz der rugischen Könige zu begeben. So lagen nun auch oberhalb des Ennsstromes alle römischen Do- nauschlöffer, Städte und Burgen zertrümmert da, und keine Spur der alten Gränzvertheid.igungs- anst alten mar mehr zu sehen. Der rugischen Herrschaft dießseits und jenseits der Donau machte Odoa- cer mit einem Mahle ein blutiges Ende. Da überzeugte er sich bey seiner persönlichen Anwesenheit am norischen Do- naulimes, daß, weil alle alten Vertheidigungswerke zer¬ trümmert vor Augen lagen und die römischen Vertheidigungs- anstalten gänzlich aufgelöst seyen, für Norikum kein Schutz und keine Haltung mehr wäre. Er ließ daher alle gebornen Römer und alle no rischen Bewohner überhaupt zur Auswanderung nach Italien aufbiethen; wornach er den no rischen Donaulimes und das Land seinem Schick¬ sale preis gab, das alsbald mit allen Schrecken hcreinbrach. Durch die Jahre, als Odoacer mit dem ostg ethisch en --»»s H. 2 s««. Theodorich um die Herrschaft Italiens kämpfte, war N o- rikum der Tummelplatz aller Barbaren, welche auf den rau¬ chenden Ruinen der Donauschlosser, Wehren, Städte und Burgen, auf diesem noch schrecklichen Gerippe des einst die Reichspforten bewachenden Löwen, unbesorgt und spielend hin und wieder schritten, und hereinstürmten in den heiligen Bo¬ den des alten Weltreiches zwischen den rauchenden Thürmen, wie zwischen Bogentrümmern und schiefgeneigten Säulen her¬ abgestürzter Gewölbe einer herrlichen Pallasteshalle. III. Militarvert Heilung, Rekrutirung und m - liru risch es Oberkommando im römischen N o r i k o. Um sich der wichtigsten Vertheidigungspunkte an den Gränzen sowohl, als im Innern des Landes zu versichern, be¬ diente sich die römische Politik, gleich von den ersten Tagen der Unterjochung au, eines kräftigen und durchgreifenden Mit¬ tels. Ueberall, über das ganze Land wurde römisches Militär vertheilt; der größere Theil der jungen, wehrhaften n o ri¬ sch en Mannschaft wurde auf auswärtige Sklavenmärkte, vor¬ züglich nach Italien geführt und verkauft; zur Aushebung des jüngeren noch immer zu fürchtenden Nachwachses wurde ein schon lange gebildetes und in der halben Welt ausgeübtes Nekrutirungssystem eingeführt. Im ganzen Lande wurden viele militärisch-wichtigen Standpunkte ausersehen und furcht¬ bar befestiget; die uralten Celtenstrassen wurden verbessert, und viele neue Heerwege angelegt zur schnellen Bewegung der Militärmacht durchs ganze Land, oder aus Italien über die Alpen bis an den Donaulimes, oder wo immer hin es bey feindlichen Ueberfällen oder Empörungen der Provinzialen selbst erforderlich seyn möchte. Zu diesem Allem kam noch die Ein¬ führung vieler Colonien und die Verkeilung beträchtlicher -s L Landstrecken an Veteranen und römische Bürger zur neuen Urbarmachung oder fortgesetzten bessern Cultur des Bodens mit großen Rechten und Freyheiten. Nach der blutigen Unterjochung wurde aus Rhäti e n und dem sehr ungerne gehorchenden Pannonien der größere und stärkere Theil der wehrhaften Mannschaft, welche weder den Tod in heißer Mannschlacht gefunden, noch sich selbst den kalten Stahl in die freyheitpochende Brust — wükhend gestoßen hat, als Sklaven »ach Italien geschleppt, dort verkauft, oder unter die römischen Legionen als Soldaten vertheilt, wie Dio Cas¬ sius zu wiederhohlten Mahlen bezeuget: ckuniorum xlures in alias regionss abstucenckos venckickit (liberius); —» Lt e^uia poxulosa srat gen« kbsetorum vistebanturezus bel¬ lum ckcnuo tenlaturi^ maxim am ejus et state va- lickissimam zartem, iucls abstuxcrunt - ut - ack re- bellanckum non satis virium baberent. a) Dem Riesenkampfe der Unterjochung, wo selbst die Wei¬ ber sich ins Schlachtgewühl stürzten, und den früheren mehr¬ fachen, zahlreich auswandernden Schwärmen gemäß zu ur- theilen, war damahls das no rische Land sehr bevölkert. Mit der Unterjochung, welche auf den norischen Bergen eben so blutig gewesen ist wie in Rhätien, traf auch da alles Wehrhafte, mit Rhätiern und Pannoniern, mit welchen die Noriker gemeinschaftliche Sache gemacht hat¬ ten (Noricisczus causam ssrvitutis prsbuerunl) , b) glei¬ ches Schicksal; und so mag das no rische Land ziemlich entvölkert worden seyn, und viele leerliegende Strecken ge¬ habt haben; so daß diese allgemeine Entkräftung Gegenstand von Strabo's kläglicher Nachricht seyn konnte: nunc xlera- a) vio L. 54. p. 5Z6. 543. AuS Pannonien wurden erst später als sie mehrmahligen Aufstand erhoben, große Scharen Einwohner weggeführet, und als Sklaven ver¬ kauft. — t>j vio. I,. 54. x. 534. "-»« /j./j. sjue cultoribus caront, — en Zens tsntum non funckitus peiiit; — Quorum enim olim summa luit potvntia, nunc vel omnrno nulli sunt, acl imam reckacti contlilionem! a) Wenn nun aber auch bey der Unterjochung manch' no risch er Celtenstamm ganz vernichtet, und mancher bis zur Unkennt¬ lichkeit hcrabgebracht worden ist; — so blieb doch noch eine beträchtliche Anzahl der Urbewohner im wei¬ ten Gebirg' und Blachlande übrig. Viele späteren Aussagen der Alten verbürgen hinlänglich den Fortbestand der meisten rh ät isch - norisch- und pannonischen Celten- stämme. Von Rhätien sagt Dio Cassius ausdrücklich, daß die Sieger gar wohl auf die fortbestehende Bebauung und Bewohnung dos Landes die gehörige Rücksicht genommen hät¬ ten: — maximam hartem — nbckuxerimt,-— iis ne- lictis, hui et coleuclm regioni suKcerent (ossv/ 7))'/ et sck rebellamlum non satis virium tisberent. b) Der vielgelehrte Plinius nennet noch zu seiner Zeit, mehr denn achtzig Jahre nach der mörderischen Unter¬ jochung Norikums und Rhätiens, viele in ihren alten Wohnsitzen noch fortbestehende Celtenstämme auf den no risch-, k ar n isch- und ju lisch en Alpen. Die alten Stammbe¬ wohner, welche weiter oben im norischen Hochlande und im ganzen Pannonien bis an die Donau hin seit langer Zeit schon seßhaft waren, zählet auch wohl der viel spätere Ptolomäus (circa 161) in ihren eigenen altceltischen Appellativ na hm en auf. c) s) Lirado L VH. Fälschlich hat man über diesen Gegenstand zum Beweise öfters angeführt die Stelle: Virgil. keorgic. I.. m. V. 474. — b) I)ic>. class. L. 54. p. 536. — c) ?Ii. oiu3 ». K. I.. III. v. 24. 25. 28. 29. klolom. L.II. c.I2 — 16. Eben so hatten sich auch die meisten andern Celten¬ stämme in Rhätien und G a lli e n erhalten, klin. I-. III. cap. 4. I-. IV. cap. 18. 19- »»» H. H Als in den ersten Jahren des Sklavenjoches die unwil¬ ligen Pannonier sich empörend erhoben/ mußte Liber mit mehr denn Hunderttausenden eingeborner Bewaffne¬ ten den blutigsten Kampf bestehen, a) In den nachherigen Zeiten des römischen Besitzes erscheinen in den römischen Hee¬ ren auch eingeborne Rhätier und Noriker/ die Juven¬ tus Hkieetorum armis assueta, et mors milities exsrcita! und die Juventus i^oricorum. k>) Diesem zu Folge finden wir in den früheren und spateren Alten/ wie auch auf sehr vielen inschriftlichen Römersteinen die in einzelnen Provinzen ausgehobenen Legionssoldaten nach ihren besonderen Abhei¬ lungen mit den ausdrücklichen Beynahmen ihrer Provinzen/ ihres Vaterlandes/ ja sogar auch mit dem Beynahmen einzelner Städte ausgezeichnet. So werden gelesen die kla¬ res kaimoniorum^ die via II. Lljuitum karmoniorum, die jVIilites kannonii, die Loüors 8exta IlÜKtorum, 6c>- Imrs prima Hsrculea Hüeetorum^ die Lokiors VIII. Lreu- corum die Lokors prima et tertia Hercuiea kannio- rum; c) die I/sgio prima I^oricorum/ und die an der Do¬ nau zur Granzwache ausgestellte 6oüors prima Noricorum et kannoniorum! An die uralten n o ri s ch e n T a uri s k er erinnern noch ihre spaten Abkömmlinge/ die Invicta (loüors lauriscorum. 6) Das Fortbestehen der altnorischen a) Veldes, kaiero. l.. II. e. 110. — k) Iscit. 8!st. I,. I. p. 202. I.. III. p 237. 238. -VintnAnos inilituni animos, cpcoU ros- AN»' l?»rs Oalnistse ksnaonii^ne er»nl" Itero » erst" — . 982 -»»» 46 Selten beurkundet auch Zostmus hinlänglich/ da er die ein- gebornen norischen Truppen unter dem allgemeinen Ausdrucke I-sgiones Olticss begreifet, a) Ilebcn diesen allgemeinen Angaben finden wir auch noch viele besondere Be¬ weisgründe. b) In den verschiedensten geschichtlichen Quell- documenten treffen wir auf landeingeborne Noriker und Rhätier, ausgezeichnet durch die Beisätze Nations N o ri c u 8 Nation^ Natur lcklisstus^ Illiaitus^ No¬ ri c en ri 8. e) t^uickam Noricus^ Nlaxiinus Nori- cenris heißt es in der Lebensbeschreibung des h. Severi- nus, woselbst die einheimischen/ ja sogar auch adelichen Noriker von Fremden und Auswärtigen unterschieden wer¬ den. Sollen die auf nori sch en Romersteinen so oft ver¬ kommende»/ durchaus nicht römische»/ sondern cel ti¬ sch en Eigennahmen nicht die fortlebenden Abkömmlinge der alten Urväter erweisen? Von den späten Ueberbleibseln der pannonischen Boj.er/ Azalier und Breuker/ de¬ ren Ptolomäus gedenket/ finden wir um das Jahr 360 die unwidersprechliche Bestätigung auf einem inschriftlichen Rö- n. 5. x. 990. It. 2. P. 533. n. 10. tlaessr. Lnnsl. Lt^r. 1. I x. 216. s) lLosimus 1. II. x. 673. I.. IV. 758. — k>) Lcliellliorn. Lmaenitat. literar. 1. V. x. IZg — 190. 6ruter. x. Z57. n 4. x. 569. ». 7. x. 880. n. II. Juvavia. x. 52. riav. Voxi-W. in viv. ^urellan. x. 95. — c) So werden ganz bestimmt ur¬ schriftlich gelesen: Dlercator n a ti o s L Kil » e tns; 3ul. Va- Isrisnus nations ksnnonius; äldinz DloäsratU» na» «ioneksnnonins; 1. llaviu» Koricns; LI, Luke- lianns Vitalis Kations kannonius. ürnter. UI1. n. 5. x. 519- o. 8. x. 528. n. 5. x. 598. n. Z. x.1107. u. 3. Ir¬ gend wo in Liburnien wurde auf einer Steinschrift gelesen I DI. Illxino natione Korieus. I>. Lailes. Lnnal. ^uitr. 1,1. zu 38» Vadretto. ketri D.xiani. Inscrijit. x. 363. 366. ^7 mersteine. s) So allgemein auch daher der Beynahme ?ro- vincialis ist: so ist daher doch immer aus dem Zusammen¬ hangs erst genau zu bestimmen, wann derselbe in den Berich¬ ten der Alten im Allgemeinen für Bewohner der Pro¬ vinz überhaupt, und wann er, im Gegensätze der erst rin¬ ge wanderten römischen Colo ni sten, einen ringe- bornen Abkömmling der uralten Landesbewohner bezeichnet. k>) Eben so wird auch in der vortrefflichen Biographie des h. Se- verinus der Beynahme Komanus ganz ün Gegensätze von krovincialis (N o ri c u s, Noricensis) gebraucht, als der h e ruli s ch e O d o a c er den Befehl erließ: alle Rö¬ mer (Komani) sollten Noriku m verlassen, und nach Italien auswandern, c) Die gebornen und im Noriko sich damahls wie immer aufhaltenden Römer sollten damit von den norischen Urbewohnern unter¬ schieden werden; und diesen Unterschied in der Abstammung geben auch noch im achten und neunten Jahrhundert: ko- mani tributulos, Vici Komani, Vici komanisci ctc. die salzburgischen Documente an. 6) Wer sollten auch zur Zeit des o st g o t h i s ch c n Königs Dietrich die Vnticzui Lar- bmi-i, c^ui Komani» mulicrikms elc^crint nuptiali tos- äers sociari! anders gewesen seyn, als die alt-r h ä t i sch-, nori sch- und pannonischen Landesbewohner? e) Da¬ her nennet unS Venantius Fortunatus mit vollem Rechte, was er selbst gesehen und gesprochen hatte, das im 6tcn Jahrhundert noch fortgepflanzte Volk der wilden tyrolischen s) Lruter. x. 490. n. 2. x. 670. n z. x. Z60. n. 2. La^ainr. Liani. L, iVtiteZ. Lx, Loli. VIII. R r 6 u e o r n m. i^nn. XXXtt. LtP. Xll. n. 8 r. H L. IV Eben so sind auch noch die pan- nonischen tasü inschriftlich bekannt. Linner, x.259 n 8 — L) Siehe dis römische Inschrift in Hacguet's Reise durch die nori sch en Alpen, p. 26Z. — c) Lugsi>i>. in Vir- ö Leverin. 8eo. zg. — 6) Juvavia. Anhang x. 2t. 2Z. — e) Lnsiloitor. Variar. I.. V. 14. tyrolischen Br e o ner am B r en n e r g e b i r g e, und die alten Bewohner der Boierebenen (öoiurum lflampi, Loi-arn), die Baioaren, welche beyde unter dem Nah¬ men: l^atio KHaornin 6t Vrannsrioruiu, Urognarinrum, im neunten Jahrhunderte noch fortblüheten. a) Der celtische Stamm der uralten Abisontier war noch im achten Jahrhun¬ derte volkreich auf seinem Hochlande. Urkundliche Nachrich¬ ten aus jener Zeit nennen ihr Besitzthum noch: Visonlia (Pinzgau). k>) Nir glauben daher mit hinlänglichem Grun¬ de, den Eigenna hm en der noch immer fortblühenden einheimischen Landbewohner Noriku ms verstehen zu müs¬ sen, wenn Paul Diakon erzählet, mit den Langobar¬ den wären auch einzelne Schwärme der Nori¬ ker und Panno nie r nach Italien übergewan¬ dert: Lerluin est, rrmltos securu ex stiversis, »ul. Diao. D. II, o. 26. /I. kr wir um so weniger zweifeln, als mit der Besiegung ihre celtische fruchtbare Natur nicht zu Grunde gegangen ist. Um aber Key diesem sich immer wieder vermehrenden Nachwachse so tapferer, freyheitliebender und so streitrüstiger Völkerstämme im sicheren und ungestörten Besitze ihrer Län¬ der zu bleiben, ward von den ersten Tagen der Unterjochung an das römische R ekrü t iru ng s sy stem im NSriko, in Rhätien und Pannonien eingeführt, und fort und fort bis in die Zeilen der beginnenden römischen Ohnmacht strenge ctusgeübet. Es wurde demnach immerzu ein Lheil des jungen wehrhaften Nachwachses der Noriker ausgeho¬ ben, theils zur Ergänzung der sämmtlichen RömerlegioneN, theils zur Errichtung eigener Militärdivisionen, vettheilt zum Schutze anderer Römerprovinzen, des eigenen Vaterlandes, oder geführt zum blutigen Kampfe an die Ufer des Euphrats und in die lydischen Sandwüsten. Gar wohl hatten die Römer aus der Geschichte des hohen ns risch en Alcerthums, aus der eigenen Erfahrung in so vielen blutigen Kämpfen, vorzüglich Key Eroberung des Alpenhöchlandes; wohl hatten sie im Körperbaue und in dem Charakter der celtischen Noriker die herrlichsten Eigenheiten erkannt, durch Anwen¬ dung ihrer hochgebildeten Kriegskunst aus jenen Volksstämm- Ungen die vortrefflichsten Soldaten zu bilden. Mit tief dringendem Blicke sagt daher Vegetius in seinem Buche Volt derKriegskunst: Leptentrionales populi — Lunt ast della promilssimi. I^rones igitur ste lemperatioridus le gen stl sunt plagis, cjuibus et cvpia sanguinis suppetNt ast vulnerutn moit.sijus eontemptum, et non possit stessse polenila, ^>Ien- stuin rodur prZecipue vistetur exercitus. lXeseio enim rpiumosto minus mortein timet, hui minus stelitiarum 4 V Zo s-tz-r-r- novit in vitki, a) Wir erblicken daher in den ersten Zeiten römischen Besitzes unter dem großen Römerheere die Erst¬ linge no risch-/ rhätisch- und p an ironisch er Eingebornet/ die Ilkuxtoruin et Noricornrn ckuventn- tein und die klares iUsnnonioruin nicht ohne den Ruhm festerhaltencr/ volksthümlicher Vortrefflichkeit der alten streit- rüstigen Celten. Schon Tacitus nennt die rhätisch-/ no¬ risch- und pannonischen Soldaten ^luveniutein sr- rnis sssuetanr und Il.okur ecjrnlalus! I>) Und der noch al¬ tere Hyginus Orsrninsticus zählet unter den nothwendigen und vortrefflichen römischen Lagersoldaten auch ganz besonder-; die Vereclarios Usnnonios. c) Diese so schnell nach der Unterjochung in Pannonien/ im Noriko und in Rhä¬ tten angefangenen Militäraushebungen werden nun auch in ihrer ununterbrochenen Fortsetzung durch die ganze folgende Zeitgeschichte bestätiget. So lesen wir im Tacitus: Arilin Histro, «zur Usnnoniss prsesickedst^ legionern i p 5 a- c^ne s I'ro vincis le cts suxilis ^ro ri^s cornpo- ners (jussil); und I-eAio üecimacjuints ex kannoni» scljecta-vexills ckilecta ex Hitrico, st) Zur Zeit der dazischen Kriege hat K. Trajanus im ganzen großen Illyriko viele Truppenaushebungsn anbefohlen. Von die¬ sem Kaiser zugenannt schreiben sich daher die L.!s jn-inm Ulpia Lontariorum / und die Lolrors krinra Illpis Usn- nonivruiN/ welche mit den (lontsriis oder liUneesriis 8s- VeAsrins Vs ks LlilitSrl. V. I. e. 2. — t>s 'i'scit. Hist. v.I. x. 202. V. III. x. 237. Xnn»!. v. XV. p. 160. 16a. tzuin- Asnli ksnnoilii oonäunl sub sifilis. — kaiinis'- rum Lvliors sxucl Lrsiuonklm. Iscit. vist. v. II x. 212- 21Z. Ilicut-uorLtPie Lsßittkttüs, itls rtixturus, ni klise- torum VinNelisorttkncjttS ek 6sI1icae Lotiorles odjecissent. läom. iNicl. p. 27. — es In VrLevii 'INesklike. X. x. 1023. — ll) Helt. Xinisl. v. XII. A. 116. V.XV. x. 160. 16». harienrikua die uähmlichen sind, a) Von den besonderen Re- krutirungen, welche Marc- Aurel, zur Zeit des mörderi¬ schen Markomannenkrieges im Nori ko vorgenommen hat/ thut Dio Cassius Erwähnung, ü) Zur Verstärkung des Be-, weises können wir hier abermahls Meldung thun von der am pannonischenLimes zur Wache aufgestellten/ und aus land esgebornen Norikern und Pann oniern be¬ stehenden Cohorte; von der -11a Lecnncls Lljnitum kan- noniorum/ und von den unüberwindlichen norischen Tau¬ riskern, und ihrem kräftigen -Führer M. Ulpius Rutillia- nus, welche alle durch inschristliche Römersteine als land- eingebsrne, ausgehobene Militärs bekannt sind- c) Ganz einheimisch, aus nori sch- und panno Ni¬ schen Städten und Städtebezirken ausgehoben war ja doch die aus einem inschriftlichen Römersteine bekannte IHsna 6oüors VinclübonLnsiz: Stadtbürger von der uralten Vin¬ dobona mit den alten Legionen der hohen Noma in allen Welttheilen fechtend unter den Befehlen der großen alten Imperatoren. 6) Ganz aus Landeskindern conscribirt waren ja doch die römischen Lanzenknechte der Städte Laurea- cum, Säbaria und Co mag ena,' die Dnncearii I-au- reacenses/ (üomaAonenses/ Labariensos. e) Später zeuget 2lmmianuS MarcellinuS für ordentliche ausgeübte jährliche Rekrutirungen im großen Zllyriko; und die Kirchen- ») ZckoetKrlsnsr Xntigu. st Mztor- Ssdiariens. p. 100. — b) Oio. I.. 5g, z,. 564. — rj l-ruter- p. 482. o 5. p. 490. n. 2. ^.nNsl. St^r- r. 1. p, 216. — Ü) Lrsvls dsotili- vrb, Vili-todon. p, 8. — e) Ein zu Florenz entdeckter in¬ schriftlicher Nvmerstein enthält neben dem K- Sept. Se¬ verus die Nahmen einiger aus der Uralten Stadt Aemo- n a. geborner tapferer Soldaten, nähmlich den Veraniu, Leveru, und I., kluvius i^ucanü». Ihre Abkunft wird durch de» Beysatz: Lmon». bestätiget. Linhart I. Thl. p. 212. t) Aus Aemo na wird ferner? noch der irlile,. Ooll. ill. kr -,!»« FZ Historiker Sokrates und Sozomenus versichern bestimmt, daß tiefe Militärsaushebungen von Stadt zu Stadt, von Ge¬ meinde zu Gemeinde, von Dorf zu Dorf, alldurchgreifcnd seyen gepflogen worden, bis endlich K. Valens mehr auf die ger¬ manischen und farmatischen Barbaren, als auf die, vierhundert Jahre in den Limesprovinzen getreu gewesenen römischen Bürger vertrauend, den Feinden und Zerstörern des Römer¬ reiches, — die Vertheidigungswaffen der alten Legionen in die Hände gab; von den Provinzialen aber hinfüro, stakt wehrhafter Mannen, nur Geld forderte, u) Als Valens seine Unklugheit mit seinem Leben gebüßt hatte, blieb es im Römerreiche fort bey dem alten Rekrutirunassystcme. Daher spricht in der ersten Hälfte des V. Jahrhunderts noch die alte, sehr schätzbare römische Reichsbeschreibung von pan «io¬ nisch-, no risch-, rhätisch- und überhaupt c e llisch e n Soldaten iin römischen Heere. Daselbst werden aufgeführt: volles 8enioiss et juniores als auxilia kalatina; kann»- niciani Leniores et juniores als Imgio Somitatensis, welche in Thrazien , und die Ookiors prima Augusta kau- noniorum, die in Aegypten vertheilt lag ; die c,uir>ta lilietorum 8cenis Vetcranorurn und die 6vl«ors cpiartu Idiietorum^ welche sich damahls zu Analiba in Armenien befand; die 6ok>ors sexta Ikkeloruin^ Loliors prima Hcrcu- lilauäiu, Nanins gelesen. 6rnter. p. 556. n. 5. Aus Viru- NNW kennen wir den Militem Iionesta »nssione climissnm kl. li. lisnsorinum Inslum; aus Lelei» die lVlilitos Loli.IV. et lioli. VI. L. kiornelinm und L. Valerilnn; aus Larnun- tnm Laviniuni Valentinam Mil. lteA. X. 6. Nations Car- nnnto; aus VinNelicorum ^nAüst» die Miliies NeZionis VIII. lul. Vetlius und L. Itilins Veliilins. — Bei, 6rnler ^.538. n. 9. p. 565. n. 1. x 1032. n. 2. x. 108. n. 7. «) ltmm. Marceli, O. ZV. x. U72. Socrates Nist. Lccl. O. IV. e. 3k«. Zorom, O. VI. c. 37. Lourniaric>rum, s) Eine so bestimmt genannte erste Legion der Noriker laßt mit Grund auf mehrere andere no rische Militär divi sionen schließen; daher lesen wir in eben jener Reichsbeschreibung und auf vielen in¬ schriftlichen Römersteinen die Lanzenknechte von den Städten Lorch, Sabaria, Comagene, die I-aucoarios I-au- riacenses, tiomaAknensos, Labarienses, — und dle Älili- t65 auxiliaras I^aursaconses. k>) Wahrscheinlich mögen die vielen andern Miiiltärcohorten p anno nischer, nori¬ scher und rhätischer Landeskinder unter den Abthei- lungen der I»egia prima alpina, I-6gio socunsto Fuiia s) Ucber die wahre Bedeutung dieses Beynahmens: Ltillte» Li- burnarii, wird viel gestritten. Einige leiten Liburnaru» von Liburna einer Stadt in Italien ab; Andere von der Provinz Liburni» in Istrien; wieder Andere von den sehr schnell segelnden libur nischen Schissen. Vaterländi¬ sche Geschichtschreiber erkennen in dem Beynahmen Liburo»ri^ gerade einen Landstrich des alten Mittelnvri- kumö, nähmlich das oberkärnthische Drauthal' Diese Gegend trag noch im Mittelalter den Nahmen Libur¬ ni», Lurna, Liburni», welcher wahrscheinlich von der daselbst gelegenen uralten Celten- und Römerstadt Leurni», Libur¬ ni» hergenommen, und auf das ganze westliche Drau¬ thal im heutigen Oberkärnthen ist ausgedehnet worden. Dieter Ableitung zu Folge wären unter den diiiitibu, Li- kurnarii, einheimische, im Mittelnorikum ausgehobene rö¬ mische Legionssoldaten, Abkömmlinge der uralten Ambi- draver zu verstehen?? — k) Notit. Inipor. Orient, 34. 88. 91. 204. 220. 232. Oeeilleni. p. 54. 130. 131. 133. Oruteru». 164. n. Z. p. 482. u. 4. 5. 7. 8. , I^6A>a tertis Alpina, ja auch unter dem Nahmen: Alilitos sVlontsni^ iVIilitos in ^Ij-uims — begriffen seyn. Zu dieser Vermuthung beweget uns ganz besonders die auf¬ fallendere Erscheinung, daß eben die letzteren Nlilites mon- isni gerade im Mittelno ribo vertheilet gelegen wa¬ ren, wie cs mehrere inschriftliche Romersteine bekräftigen.») An Zahl und Vortrefflichkeit persönlicher Waffenthaten, und an sonstig militärisch-römischer Cultur waren unsere pan- uonisch-, norisch- und rhatischen Legionssoldaten zu¬ verlässig nicht die rühmlosesten. Schon der allgemeine Aus¬ spruch Mamertins über die Soldaten und Bewohner des großen Illyrikums enthält einen inhaltschweren Be- rveis: Non enim in otioss sliczus Zeliciiscjue corrupils xsrle terrsrum nsti institutiezue estis; seä in ti i s z> ra¬ v'incii», rzuss sä infstigsbilem consuetuäinem Isboris slczuo pstientiss^ ürseto lieet opositus Iiosti^ srmis Ismen sempier instructus, miles exercet^ in «zuibus omnih >its mitjtia est, ^nsrniq etiam semi nee ce- rorsrnm Pentium v iris kortiores sunt, lr) Aus den angeführten eigenen Worten der Alten wissen wir s) ktotit. Iinper. ibistein. Lrgter. p. 544. n. 10. p. 552. II. 5- I.»r. Itc»publ. koin. p. 733. koinpon. liSetns. in Lemii. p. 268. Sehr merkwürdig ist es, daß die Llilire, Lipin!, die koborte, Liplnoruin iniiiiuiu schon zur Zeit des Kaisers Domitianus unter den römischen Legionen bestanden haben. Auf einem zu Salona in Dalmatien aufgefunde- uen Römermonumente ist die Bestätigung zu lesen: keäi- ribns et egnitibus, <;ni iniiitLn« in Lobortß IV. Lipi¬ na r u kN et in VIII. Voluntsriornni civiunr koinsnornni, Nui peregrinse vonäitioni, probst! ernat et snnt in Osiinstis »nb tz. komponio Rnko, c^ui k^uius er vicens stipenäis snt pinr» nieruerunt. Lrsevii Hie,sur. 1°. X. p 1091. — b) Llmnertin. intei. kaneg^r. Vet. T. 1, p. lag — 146. nun ja, daß am rhätl'sch-, nori sch- und p anno Ni¬ schen Donaulimes durchaus auch l a u d es ei ng e b o r n e L e g i o n s c o h o r t e n als Granzwachen vertheilt gelegen sind! Diesem zu Folge ertönte schon frühzeitig der vielsagende Lobspruch des gerechten Taeitus: Illwetorum Noricorumczue juventus arinis assueta! ksunoriiorurri klares r o- dur Lljuitatus! welchen er durch Thaten der Tapferkeit bekräftigt: lacubuerstczue Lazit tariis, illa ruptu- ru8, ni kkliWtorum V i n st vi i c o r u m i8 Italic Hisziani, lllaccsto- 1168 «t Norici tantum 0886nt, (zuoruni a8pectu8 juoun- clii5 ot inor68 8UUV6S erant. a) Die Stärke des römischen s) lierockian. n. p. 107 — 108. Dio Ossi. D. 61. p. 810. Gar leicht mag daher der auf einer zu St. Stephan im kärnthnerischen Jaunthale entdeckten römischen Steinschrift vorkommenhe 1^. Lrrrk'ius Veranus. (^oüortis I. ?r36- ior!its für einen einheimischen Noriker erkcmnt wer- den; um so mehr da gleichfalls viele römische Inschriften die allgemeine Verbreitung der Familie der Varbier durch ganz Nvrikum — erweisen. Carinthia. Jahrgang 1820. n.4Z. »»»» 26 Gesammtheeres, hie Anzahl der Legionen war nicht zu alle» Zeiten des bestehenden Reiches gleich. Appianus bestimmt dis Zahl der alten Römerlegionen nach Lasars Ermordung auf drei und vierzig. Nach der Schlacht bey Philippis wurden diese auf acht und zwanzig vermindert, von welchen drey und zwanzig annoch durch Münzinschriften erweislich sind. Nach¬ her zählt man bald 25 bald 23 Legionen in den Nachrichten der Alten; und Dio Cassius gibt die Zahl der Legionen, wie sie von Augustus her zu seiner Zeit (circa Jahr 200) noch übrig waren, auf 17 an. Zu den Legionen deS Imperators Augustus kamen durch die Rekrutirungen an¬ derer Imperatoren noch mehrere hinzu, von denen wir nur hier die unseren Geschichtsgegenstand naher betreffenden an- sühren wollen: Oslba scripsit I-egionein I. Dstjutricem in kanno- nia inferiore. Ves^arianus scripsit lCegionern II. Dstjutricern in i?»n- n o ia inferiore. DI. Dntoninns scripsit lCegionsrn II. ip Horico, Itq- licse I^egionss. DI. Dntoninus scripsit I^eZionem III. iyHliestia, Its-? licse I^exiones. Nach der bestimmten Angabe der alten Beschreibung des Römerreiches gab es auch noch eine I^eAionein I. Dlorico- suin DIilituin I^ibnrnzriorurn. a) Von diesen pannoni- schen, norischen und rhätischen Legionen ist es nun ganz besonders merkwürdig, daß sie gewöhnlich auch die cel- kischen Legionen hießen. Als vollgültigen Beweis hier¬ über haben wir die bestimmte Aussage des Zosimus: — Ca¬ stra et ipse inetebatnr astversus üostes, curn eczuitatn valmatico^ et Dl^sis, et karinoniis^ et preetorea Ko- ,) Vic, l,. l-V. p. 56a. Oruter. 567. n. 6. ^otit. lmxer. Orient, p. 62 — 63. »->4 r 7 s-l i¬ ri ei s utrpiš sl tioetis, czuss I-egionss 6 el ti c m Slint: rr«, L7/ 7k ^co^/^o/L M/ I'stT'v/^, «775^ kcr7i K))X- 7-/XL ») Indessen ist sowohl in den Angaben des Zosimus, als auch der übrigen Alten erst aus dem Zusammen¬ hangs der Rede zu erkennen / ob die celtischen Solda¬ ten ans dem eigentlichen Gallien / oder die in Rhätien und Noriku m qusgehobenen Truppen unter dem Nahmen liegiosios (ioltipW gemeint sinh. Die römischen Legionen Und einzelnen Gehörten trugen übrigens auch noch verschie¬ dene Beynahmen. Ihrer Ordnung nach hießen sie; I'rima, Lecunsta, Nortia u. s. w. -— Von den Göttern zugenannt finden wir die Beynahmen: Alinervia, Apollinaris etc.; vom -Kaiserhause: Augusta , Olaustia, lfflavia, Hlpia, ^lnto- ninjana, Oratiana etc.; von den Provinzen/ woselbst sie als Hochwache lagen / oder ausgehoben worden sind: Vrabiča, C^renaica, Italias, Oeltica, Germanica, l^orica. Von einzelnen Städten zugenannt finden wir auch noch die uns vorzüglich betreffenden I^ancesrios s^aureacenses, domagi- nenses, und die Ooliortem I'alstanain Vinstvlivnynreiii. Von verschiedenen besonderen Vorfällen, vorzüglich aber von auszeichnenden Waffenthaten trugen manche Römerlegionen die Beynahmen: ^üjutrix, ^nticzua, Gemmma, krimige- «ia, Ipelix, Victrix, Ipulminalrix. b) Von der Vertheilung und den Standquartieren der Legionen ist noch besonders zu merken, daß hierin immer große Veränderungen vorfielen/ wofür schon Tacitus eben sv/ wie die ganze fortlaufende Ge¬ schichte zeuget. Jener, nachdem er den Stand der Legio¬ nen um das Jahr 23 n. Chr. dargeleget hat, sagt bestimmt: Lest perseczui incertum fiuerit: cum ex usu temporis lmc illuc mearent, gliscerent numero, et aliczuansto minuo- rentur. c) Es wird daher für alle, welche um mehr dann a) 2o»imu,. L. I. x. 657. — k) dl. Vel,-ri. Ox-r». L6ll. liorlivdurZ. p. ktZO. — c) ^clt. Xnnal. I.. IV. p. 65. anderthalbtausend Jahre spater als Tacitus leben, eine höchst schwierige und am Ende doch nicht mit völliger geschichtlichen Klarheit zu lösende Aufgabe seyn, über die Vertheilung und die Standquartiere des römischen Militärs in einer einzelnen Provinz während der Dauer des unermeßlichen RömerreicheS etwas Gewisses/ Zusammenhängendes zu sagen. Von den Militarvertheilungen / wie sie der Imperator AugustuS durchs große Reich angeordnet hat, sagt Suetonius im All¬ gemeinen : lLx rnilitarilrus copiis I-egionos et auxiliu xrovinciatiin stistiikuit; welchem zu Folge schon Vel- lejus Paferculus im Jahre 6 nach Christus von dem illy¬ rischen Römerheere Erwähnung thut: Lxorcitus, «zni in merico liuwekat. s) Welche Militärdivisionen nun aber Kaiser Augustus gleich anfänglich zur Gränzhuth am Do¬ naulimes sowohl als im Inneren des nori sch en Landes selbst zur Bedeckung vertheilet habe, wissen wir nicht. Ge¬ ringe jedoch mag damahls der Militärstand im Nori ko nicht gewesen seyn, wie es sich aus den, gleichzeitig in Pannonien vertheilt gelegenen Legionen schließen läßt. Zur Zeit, als Kaiser Augustus starb, standen im oberen Pannonien, am Donaulimes und im Inneren des Landes drey Legionen vertheilt, nähmlich: die Degio VIII. Augu¬ sta, die I-egio IX. Hispulonsis, und die I-ogio XV. Apol¬ linaris. Einmahl waren alle diese drey Legionen in einem Sommerlager beysammen, wie Tacitus bezeuget; Uannoni- cas Imglonos ssclilio incoszit. castris oostivis trss siinul I. ogiones liabolrantur pr-esiclonts älunio Llse- so. Die Anwesenheit dieser drey Legionen in den Gegenden des uralten Aemona's ist auch durch inschriftliche Römer¬ steine erwiesen, k) Um das Jahr 23 nach Christus hielten A) Zuetou. in ämAust. n. ag. Veil, katercul. I..II, cap. 109.— d) '1'aeitus. lO. 1, x. 6. I,. XV. x. Itzq. (auiots Ue- ciwa Ucgio, llucsMe Mario Lelso, e kalinoriia aäjecl» '»»v 59 in P a n n o nie n allein zwey ganze Legionen die Hoch¬ wache am Donaulimes, und Ebenfalls zwey andere in M o- sien, wie wieder Taeitus berichtet: 8«cl preecipuum rvkur HIwnum juxts, communa ist Oermsnos OsIIosczuo sud- siclium pcto legiones ersnt — — , ripsmrzue Dsnulsti, I-egionut« stuW in ksnnonis^ üuss in lVIcesis qttine- Kant. s) In den Kriegen zwischen Vifellius, Otho, Galba, Defpasian stand ansehnliche Militärmacht per- theilet am Donaulimes und im Innern Rhätiens, No¬ riku ms und Pannoniens. Nach den bestimmten Aus¬ sagen des Taeicus befanden sich in jenen Landtheilen ksnnio- nicse lögiones^ die klieetic» X!» 6oliort6s) Zu Kai- em Vey welcher Gelegenheit diese Legion aus Panno¬ nien weg nach Syrien übersetzt worden ist. Linhart I. Thl. x. Z4i — siehe die Inschriften. a) IH«. /Vnnsl. I.. IV. x. 64 — 65. — b) laoit «i,tor. L. t- p. 202. 204. L. II. p. 212. 224. 227. 220. L. Hl- ?- 255. 2)7. 228. et sec^u. Lueron. in Otlione. n. 9« §0 ser Hadrians Zeiten standen am pannonischen Li¬ mes bata rische Soldaten, wie aus vier inschriftlichen Versen eines einen: solchen waffengeübten batavischen Soldaten errichteten Monumentes erhellet: Ille ego kannoniis c^uonstam notissirnus Ori; Inter nulle viros Primus sortisc^ue Latavoa Ilastriano potui ^uj justice vasta prolnnäi Xot^uora Oanuvii cunetis tranare suk> arrnis. a) Nach Dio Cassius hat der gute Marc. Aurel, die I-egionem Lecunstam im Noriko, die I^egionein tertiam in Rhätien (beide auch I^giones Italicss genannt) aus- gehoben, und eben daselbst zur Laudesvertheidigung ver- lheist. b) Im oberen Pannonien muß einige Zeit auch hie I^sg. II. Irajana perthsilt gelegen seyn, weil die Centurionen derselben ihren Befehlshaber folgendes inschrift¬ liche Denkmahl, das zu Riegersburg in der unteren Steyer- mgrk ist aufgefunden worden, errichtet haben: 6. O?kI0 6. V. VLI-IXO. I'ek. kk. I.L6-. III. Xug. kel. v.t. I-6g. II. Ira. Lvoc. XuZ, Xb. äct. l'r. I?r. lVlil. 6oli. XIII. Lt. XIV. Ilrk-a. Omnidus. Ollsten. lssuncto. Oenturiones, I^eg. II. Iraianse. Vortiss. OiAniss. c) Als Hauptstandquartier der römisch - illyrischen Legionen i»N Inneren des norisch-pannonischen Landes kennen wir vor allen das uralte Potovium, Dieser Ort ist schon aus Tacitus als naborna stLerti-esteeimro I-egionis bekannt, und Petovium erscheinet noch unter K. Sept. Seve¬ rus als ein Hauptstandquartier der Legionen. Denn eben die dart gelegenen Krieger errichteten der Gemahlin» des ge¬ dachten Imperators, Julias XuAustW Älatri Lastroruin kiL- s) 6ruter. p. 562. n. z. LuiäLü. L6it. Z^tldurA. 1'. m. p. 866.— d) vio c»„. l.. 55. p. 56h. — c) Kindermanns Deytr. B. II. x. 70. 6l s-r-i-c- tovienrium, ein inschrifrliches Denkmahl. «) Einen zwey- ten Hauptstandort des Militärs im Mittelnoriko möchten wir fast mit Gewißheit in den Gegenden des uralten cclti- schen Virunums suchen. In jenem Landtheile erscheinen ja so oft steininschriftlich die Älilitcs rnontsni, Milites in lipidu» ! Die vorzüglichsten, militärisch - wichtigsten und in der frühesten Zeit römischen Besitzes schon ausersehenen Stand¬ punkte römischer Legionen zum Schutze Norikums, Rhä- tiens und Pannoniens durch Jahrhunderte sind am Do- naulimes zu suchen. Wir nennen hier nur'die uns betref¬ fenden und wichtigsten, nähmlichl Bojodurum, Lentia, Laureacum, Arelape, Comagena, Vido bona und Carnuntum. Die letztere uralte Celtenstadt war schon vom kriegskundigen Liber als Hauptsff« und Defen¬ sivplatz an der Donau auserschen worben. k>) Das Hauptwinterlager für die pannonischen Truppen war auch spater noch zu Carnuntum. PliniuS und Tacitus Nennen diese Stadt vorzugsweise die kannonies Heberns: sst kannouica Ilvkerna Osrnunti. —- 8srmstis Dscisczue Aloesics sc ksnnonica Il^berüs circumsc^ «lori ! c) Auf den Hauptpunkte» militärischer Off- und Defensive an der Donau, zu Carnuntum und Vindobona, hat¬ ten die von so vielen Imperatoren und römischen Heerfüh¬ rern , Valerianus, Claudius, Aurelianus, Probus, so überaus gepriesenen Legionen, die Dc-gio X, (Äloi Occimsni!) die I^egio XIII. Oeminsla st), die 1.6- s) KinderManns Behträge L. I. 151. — b) Volloj. katero. 1.. II. csji. 109 et 110. — c) ktio. I.. IV. csp. 25. lUl. Hl-4t. I>, IV. p. 275. — N) Vo^i^ons in krodo ji. ia6. I- 150 — Die I.exi,» XIII. hatte sehr frühe schon an dem g nannten Orte ihrHanptlager; sic wurde aber sodann »om K. Trajanus nach Dacicn zur Provinzialbes.tzung über- 6^ xioXIV- (Äliliteo (^usrlostacuiNsni, ^r2ecis)ui lamu !)> die Iwgiü XV. Xppnllinlii'is durch viele Jahre ihr Hauptstand- quartier gehabt. Dies; erweisen nebst den geschichtlichen Quell¬ nachrichten ganz besonders noch viele Inschriften Nus Röme't- steinen und Ziegeln-, welche in den Gegenden von Wien- Pe¬ tronell und Deutschaltenburg ausgegraben worden sind, wor¬ auf sowohl jene Legionen selbst, als auch viele einzelne Soldaten- Veteranen und Tribunen nahmcntlich verzeichnet sind, a) Den gleichen Standott von der I-dgionu Oerms- nica «guartostoeims, von der I-egions steciina wie auch von der I-egione prinin auxilisri > zuBregetio, Car¬ nuntum Und Vindobona bestätiget auch Ptolomäus zu seiner Zeit. (I. Ehr. 160.) b) Neben so vielen anderen Legionen, welche unter Äarc Aurels persönlicher Anfüh¬ rung zur Zeit des menschenverschlingenden Markomannischen Krieges (Jahr 167 — 180) am großen Donaulimes von Rhätien bis über Mösicn hinab standen, wurden Noch die Imgio II. und Iwgio III. im Noriko uNd in Rhä- tien ausgehoben, und an dem Donaulimes vertheilet. Daß von diesen die I-ogio III. ganz gewiß am nori sch en Li¬ mes zur Gränzhuth aufgestellet gewesen sey, erhellet auS den bestimmten Angaben des antoninischen ReisebucheS und des Dio Cassius, nach welchen gerade zu Laureacum, seht. Merkwürdig ist einer der vielen Zunahmen dieser Le¬ gion. Sie hieß auch ko-roviensis, von ihrem Winterlager bey ketovirrm. s) Iliirerar. äutoriilli sxriä §cbel!str. L. n. 593. 6iuter. l>. 11. n. 9. ?. 12. m 9. x. 1». n. 11. p. 79. n. 6. x. 368. ». 6. x. 390. ». 2. x. 923. o. 3. j>. 519. o. 1Z. x. 516. 2. x. 526. n. 6. x. 597. n. 1k). et je^u, Lrev. Notlt. Via- äokon. x. 1 — 8. iktotit, Imjier. Occiäest. 129 _ 130. Archiv für Geographie- Historie des Jahrgangs 1816. x- 665. — b) stolom. I. II. eSj>. 15. auf der Hauptmarke des n o r i s ch e n D o n a ul i m e s dieselbe Legion ihren Hauptstandpunkt gehabt hatte a) Oarnunta. I-eg. XIV. OO. Vinstokona. I-eZ. X. Oem. I-aureaco. Deg. III. Als der kräftige Sept. Severus zu Carnuntum auf den Zuruf der Legionen die losen Zügel des Römerrei- ches ergriffen hatte (Jahr 193), umgab ihn daselbst das il¬ lyrische Heer, Lxercitus Ill^ricanus, die I-egio I. Mi- nervina, I-ezio II. ^cljutrix, I-ozio III. Italic» , I-eZio IV. Clavis, I-egio V. Macecloniea, Oegio VII. Olauclia, I-egio VIII. ^uKusta, I-egio XIV. Oeinina, Martis, Victrix, und die OeZio XXII , wie dieß durch Münzen- aufschriften erwiesen ist. b) Zu seiner Zeit sagt Dio Cas¬ sius, wären von K. Augustus her noch flebenzehen Legio¬ nen übrig gewesen, deren Standorte er aber sehr unbefriedi¬ gend angibt, c) Nach Aussage einer römischen Steinschrift stand am ganzen pannonischen Donau limes um das Zahr 228 die I-egio l. und II. Xcljutricuin, von welchen jene Inschrift sagt: 8cchola 8peculatorum I-sgionuna I. et ^Ajutricnrn, kiarurn, Visteliurn,< 8sverisnarum, refec^ ta per eosckem, Quorum nornina infra scripta sunt Oecli- cante I^O ^eliano I-eg. ^UA. ?r. kr. Xal. Octob. Mo- äesto et Vrods Oos. Eben an diesem Limes stand einmahl auch die I-egio 8icaink>roruin, von welcher es inschriftlich in Pannonien bey Vcineum (Ofen) hieß: I-egio. 8icam- krorurn. Hic. krmsistio. Oollocsta. Oivitalem. ^eclilica- ver« czuam. Ox. suo. Xoinioe. Lieamlariaiir vocaverunt. 6) liinerar. Lnton. spuä. Ledellstrale L II. p. 593. Lio. La!«. I,. LV. p. 56a. — tieroliianus I.. II. p. 103 107,113. 117. 125. 129. I. HI p. 171. iSIeäiobarb in Levero. p. 268. — c) vio Lass. I. LV. p. 56'1. L VII. j>. 60». Sa¬ nnum Itomano praesictl» tenebaiur. cl) Oraler. j>. 10 7. n. 6. p. 169. a. 7. 64 s «-i t- Einer römischen Steinschrift zu Folge stand sehr wahrschein¬ lich um das Jahr 260 die erste Cohorte der Nori¬ ker im oberen Pannonien als Gränzwache am Do¬ naulimes unter dem Eränzpräfeeren Lucius Vuleatius, der auch zugleich der Präfect zweyer Volksgemeinden daselbst, der Böser und Azalier, gewesen ist: I-. Voicatio. (Z. k. Vei- krilno krsek. tloli. I. l^oricor. In. kann, kreeft Hizioe. Oanrivi. kt Livitalurn - Ouarurn. Ikoiod. Lt. ^raiior» — Etwas später, um das Jahr 371, treffen wir aus die Degionem I. Murliorum unter einem Präfecten, koscanias genannt, am p a n n o n i s ch e N Donau« limes, während gleichzeitig im Ufernoriko LIilites Au¬ xiliäres Daureacenses am Donauufer mit Befestigungsarbei¬ ten beschäftiget waren, Beydes wird wieder durch zwey im Nori ko und in Pannonien aufgefundene Römermonu- lnente bestätiget» u) Als den vorzüglichsten Hauptstandort römischen Militärs im Mitte lnorikd haben wir oben das alte Virunum bezeichnet. Von anderen einzelnen Stand¬ punkten römischer Besatzungssoldaten im Inneren des no¬ risch « pannonischen Landes zeugen sehr viele, größten- theils annoch bestehende inschriftlichen Römermonumente. Solche Standorte waren zu Cilly, Laibach, Gurk¬ feld, Grätz, Voitsberg, Riegersbura, St. Ruprecht an der Raab, Weißkirchen bey Juden¬ burg, Villach, St. Veit, St. Donat, Tanzen¬ de rg, Salzburg, Lambach, Tulln und Geils¬ dorf. k) Ganz eigene inschriftliche Angaben findet Man in den heutigen kärntisch - steyermärkischen Orcen St. Veit, St. s) 6ruter. x. 4I0. n. 3 et 4. b) 6rnter. p. 12, v. 9. x 14 n. 11. x. 45. n. 4. x. 103. IZ. p, Z45. n. 10. n, 8. x. 475. n. 1. x. 482. n. 4. 5. 7 et 8. ,>. 524. n. 8. x. 526. n. 12- cj. 520. n. 1. x. 544. n. 10. 545. n. 8. x. 548. n- 10. 1'. 552. n. 5. 560. ii x. 563. n. 8. x. 565. n. 9. j>- 567. 65 St. Do n at, Ta n zen berg, Weißkirchen, Rie¬ gers bürg: daß nähmlich in denselben Gegenden die aus einheimischen Norikern und Rhätiern durch Marc Aurel conscribirten Legionen, I^egio II. et I-egio III. Italicoe, verthcilt gelegen sind, a) Da nizn gerade an zwey genannten Orten, zu Tanzenberg und St Veit von dem dort verteilten Militär die Milite» Montani , Ooftortes Monta- nse, Ooftortes Montanorum inschriftlich gelesen werden: b) so darf man doch wohl mit gutem Grunde schließen, daß eben diese einheimischen no risch -rhätischen Legio¬ nen (I^egio II. et lftegio III.) die Milite» Montani , die Milite» in lipidu», im Innern beyder Provinzen gewesen sind. Auffallend mit dieser Benennung, Milite» Montani, übereinstimmend finden wir es, daß zur Zeit des Imperators Alexander Severus gerade die unüberwindliche Cohorte tauriszischer Reiter im mittelnorischen Celeia postirt gewesen ist, wo sie ihrem tapferen und sieg¬ reichen Führer, Rutilianus, ein Denkmal gesetzt hat mit folgender Aufschrift: M^ii60. VI,?. nvrii^NO Okr. kk^LrlLLK). 8VO. ^.V8?ieiI8. VIVI. X^XVIII. In. kersia. I^eliciter. l?ugnanti. Victori. Maxinio. Invicta, (loftors. lauriscorurn Lcjuiturn. Heec. I?osuit, c) n. 6. x. 599. n. 6. KindermannS Beyträge H. B. x. 67, 70. Velserl Opera, p. 390 —Z91. «14 — 415. 432. — a) Drey in den Gegenden des alten Virumims aufgefunden« Steinschriften, in welchen Llilites I,egioni» Lecunriae Itali- eae genannt sind, findet man in Brunners Lglenäor ant,- guas ttrLi, Lalae. Klagenfurt, »6gl. x. 53. 54. 57. — Auch LI Lurei. Laanus Veier. I.SA. II. Ital. k. k. in einer In¬ schrift im steyermärkischen Orte Semriach bep Grätz. — b) 6ruter. p. 544. o 10. p. 552. n. 5.konrp. I-aetu,. in -Vemil j>. 268. — e) Lnnal. Li/r. 1. I. p. 216. 5 66 °«" Da Montsnns und laui-iscus ursprünglich genommen gleichbedeutend sind/ besonders von den Bewohnern des alt¬ norischen Hochlandes genommen; und da die norisch- rhätischen I-ogiorms II. unči III. aus Land es ein ge¬ hör» en bestanden haben: so mögen wir uns doch wohl den Schluß erlauben/ daß jene inschriftlichen iirvicti L»» fj7 merreiche durch ausgezeichnete Thaten des Muthes und der Tapferkeit berühmtere Krieger, als die eben am illyri¬ schen Donauufer vortrefflichen Soldaten der zehnte» Legion, die Oecirriani, Vacumani, die besonderen Lieb¬ linge jener Imperatoren, welche von ihnen jedesmahl nur vielversuchten und ausgezeichneten Führern anvertrauet wur¬ den. a) Kaiser P r o bus verstärkte auch in unsern illyrischen Provinzen das vertheilt liegende Militär, indem er sehr viele von 16,000 neugeworbenen Deutschen am pannonischen Limes unter die Gränzgarden vertheilte. d) Alle oben angeführten Angaben der Alten verschaffen über die römischen Militärvertheilungen im Noriko und im oberen Pannonien während der ersten vier Jahrhunderte nur einen sehr allgemeinen Ueberblick, und selbst die einzel¬ nen besonderen Berichte geben nichts Zusammenhängendes. Dagegen stellet die alte schätzbare Beschreibung des großen Romerreiches den Stand des römischen Militärs im gan¬ zen weiten Jllyriko sowohl, als in den einzelnen Pro¬ vinzen an der Donau, im Noriko und in Pannonien ordentlich zusammenhängend vor Augen, wie er zunächst in der ersten Hälfte des fünften Jahrhundertes gewesen war. Aus dieser, wiewohl sehr späten Darstellung, dürfen wir aber fast zuverlässig auf völlig gleiche Einrichtungen in den früheren Jahrhunderten schließen. Seit Kaiser Augustus hatten alle nachfolgenden römischen Imperatoren eigene Reichsbeschreibungen, Hstionaria, Lreviaris, lloüicillos, Notitias, zum leichten und schnellen Handgebrauche, in wel¬ chen alle einzelnen Provinzen, folglich auch Noriku m und Pannonien, in jeder nur immer wichtigen Hinsicht be- L) lleroälün. L. I. I>. 103. los. 107. 113. 117. 125. 12S. III. x. 171. I.. IV. x. 217. I.. VI. p. 301. 325. L. VII x. 347. 34S. Vopi^cn, in krobo. p. 146. 151. — b) Vopn>cu, in krobo. x. 161. 44->S 68 schrieben waren. Alle in diesen Landstrichen entschieden wich¬ tigen Punkte sür militärische Offensive und Defensive, sowohl am Donaulimes, als im Inneren Pannoniens, Nori¬ ku ms und Rh.ätiens, wurden schon von den früheren großen Imperatoren nach ihrer Wichtigkeit erkannt und aus¬ gezeichnet; und diese Stellen des Donaulimes und inneren Landes mußten im vierten und fünften Jahrhunderte noch den Imperatoren eben so wichtig seyn, als im ersten und zwsyten. Nun setzet aber die oben gedachte, in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts verfaßte, römische Reichs¬ beschreibung die Ilationaria, Lrcviaria, Eoäicillos, Roti-> tias der älteren Imperatoren unverkennlich voraus; sie hat dieselben ganz zum Grunde, — und die Folgenreihe der geschichtlichen Thatsachen im norisch - panno irischen Lande gibt das hinlängliche Zeugnis;, daß sehr viele römische Einrichtungen daselbst weit früher und gerade so bestanden haben, wie sie in der oftgenannten Rotiti» Impcrii orion- talis et occiäcntali, aufgeführet und beschrieben werden. a) Wir mögen daher abermahls mit Grunde schließen, daß schon in den ersteren Jahrhunderten des römischen Besitzes die Ver- theilung und der Stand des Militärs im Noriko und in Pannonien eben so gewesen sey, als derselbe in der er¬ sten Hälfte des fünften Jahrhunderts aus der alten Reichs¬ beschreibung ersichtlich ist. Damahls standen an der Spitze der römischen Reichstruppen die Magistri pcstiwm und die Magistri 6 Dispositiono viri Lpectsbilis Oucis kunnoniro pri- mss et Dorici kipensis. (Amous e^uilum Oalmutarum . . k'ioxo (klilexum.) (iunous ec^uitum Llublesiunorum . ^rrsbori2e(I^srgbo.) L^uites promoti ...... ^rrakonse. Ücjuiter Lagitturii ..... (^uackriburgio. L^uitss Oalmutee ...... i^ova. Lc^uites Oalmatss ..... ^6loricorum ...» krsekecius LIsssis ^rlapen8is et 21^- ginen8is (LomgKineii8i8) krseseetus 6Is88is I.sureaLen8is. ^ridulius 6otiorti8 ...... 'I'rikunllS 6okorÜ8 ...... 1?ridunu8 Loiiortis ...... sä^uven86 (6s8trum^ I?rW8iäiuiri.) I'^sig.nL» LoioZuro. ^8turis. Osnabiscae (0ar6a- kiancse?) Nebst diesen Truppen und Flotten sammt ihren Befehls¬ habern hatte der Onx kannonise primss et Korici liipen'- 8i8 auch noch ein bedeutendes Amtspsrsonale, und zwar: ei¬ nen krincipoirl 6e eo6sm corpore, einen lilumerarium. einen »» 72 gäbe gemäß waren als» in der ersten Hälfte des fünften Jahr¬ hunderts alle Gränzgarden am no risch en und oberpan- no nischen Donaulimes einem einzigen leitenden vux untergeben gewesen, welcher, selbst dem Alagistro kestitum in preesenti Occistentis unterstehend, in den sieben und zwan¬ zig aufgeführten Militärplätzen (krsesiäia) eben so viele Fe¬ stungskommandanten (krselectos) befehligte. Obwohl es nun scheinet, daß auch diese detaillirtere Angabe eben nicht ganz vollständig seye, und nur einige Hauptmilitärplätze und Flot¬ tenstellen am no risch- pannonischen Limes aufzähle, so wäre doch sehr zu wünschen , daß die alte Reichsbeschrei¬ bung auch von unserem Mittel noriko eine solche, wenn auch nicht ganz erschöpfende, besondere Angabe des dortigen Militärstandes uns überliefert hätte. Wie wir schon oben bemerkt haben, meldet die I>lotitig Iinperii occistentalis im Besonderen hierüber kein Wort. Weitläufiger und nach den einzelnen Stationen wird der Militärstand im valeri- schen und im suavischen Pannonien angegeben; allein die Aufzählung derselben würde hier wenig nützen, da die Lage der meisten genannten Orte nicht mit Zuverläßig- keit bestimmt werden kann, und alle bekannten Städtenah- men schon außer dem Bereiche jener Landstriche sind, deren altro mische Geschichte zu schreiben wir uns vorgenommen haben. Das Einzige nur wollen wir bemerken, daß die ur¬ alten Städte Sirmium, Mursa und Siscia sehr be¬ deutende Militärplätze gewesen, und daß an allen diesen wichtigen Stellen sehr starke Flotten zur Beschützung der Drave und Save in sicheren Häfen gelegen sind, s) Wie wir aus den Angaben der Alten wissen, gehörte seit der zweyten Hälfte des vierten Jahrhunderts der westliche Theil des alten großen Jllyrikums zum römischen West« reiche. Die alte Reichsbeschrcibung zählet nun auch noch -l) Kotil, idiä. x. 122. 125 — 128. 73 drey und zwanzig verschieden zugenannte Rumeros Mliwm auf, welche Intra Ill^ricum cum virn spectadili Lomirs merici in dem zu IN West reiche gehörigen Theile des großen Jllyrikums, folglich auch im alten großen Pannonien und im Mittel nori ko vertheilt gestanden seyn mußten. Wir sind nicht im Stande, auch nur einen Mit¬ teln» risch en Ort anzugeben, in welchem eine oder die an¬ dere dieser Militärabtheilungen damahls gelegen war: wir ma¬ chen aber unsere Leser doch aufmerksam, das Verzeichniß dersel¬ ben in der Rotitin Imporü nachzulesen, weil daraus ersichtlich wird, wie aus allen Theilen des römischen Weltreiches ausgeho¬ bene Militärs, in einzelne Provinzen zerstreuet, weit entfernt von ihrem Vaterlande fechten, und Blut und Leben lassen mußten, s) Bey einem sehr zahlreichen und furchtbaren Militär¬ stande am großen, den steten Anfällen so vieler Barbaren unaufhörlich ausgesetzten illyrischen Donaulimes, und bey der hohen Wichtigkeit des Besitzes von Pannonien, N o ri k um und R hät i e n, als des S ch l ü ss e l s J t a- liens, mußten die großen römischen Imperatoren doch sehr bald alle Vorsicht und Sorgfalt angewendet haben, um ihren militärischen Off- und Defensivstand an der Donau mit al¬ lem Nöthigen nach jeder Zeit und nach jedem Erfordernisse zu versehen. Die umsichtigen Vorkehrungen der ersten Im¬ peratoren, besonders aber die Einrichtung des K. Alexan¬ der Severus, sicherten den Gränzgarden fortwährenden sicheren Unterhalt zu. Sonach waren Waffen jeder Art, zum Angriffe und zur Vertheidigung, in hinlänglichen Vorräthen, und an den sichersten bequemsten Stellen das Nothwendigste. In den vorzüglichen befestigten Städten des großen Jl¬ lyrikums, am Donaulimes und im Inneren des Landes allenthalben müssen also frühzeitig schon beträchtliche Zeug- und Waffenhäuser errichtet worden seyn, und durch s) Rotit ibiü. p. 54. alle Jahrhunderte römischen Besitzes fortbestanden haben. So Ivie die römischen Waffenfabriken, standen auch die Zeughäu¬ ser unter der Aufsicht des Älagistsr Oksteiorum, Mini¬ sters deS Innern, unter welchem eigene Besorger der Kri eg s ze ug v o rr äth e in bestimmten Theilen des großen Reiches, und einzelne Aufseher über die einzelnen darin be¬ findlichen Waffenhäuser standen. So lesen wir im Ammianus Marcellinus einen gewissen sssnuariu!- ausdrücklich als (kuran¬ tem summitatem necessitatum Lastrensium per Ill^ricum. rr) Als Oberaufseher des römischen Zeughauses zu Vindobona ist aus einem inschriftlichen Römersteine be¬ kannt ein gewisser Attius RomuluS. Die Inschrift die¬ ses Monumentes ist folgende: 6. X1"I'IO. K0ÄIVI-O. XVO. 2111,11'1. I,. X. O. LX. XK2I0HV2I. LVSIOVI. XIII. I-. H. iss. 6. d) Schon nach Strabo's bestimmten Zeugnissen haben sich die siegreichen Römer alsogleich nach Eroberung Panno¬ niens, Norikums und Rhätiens aller in diesen Land- theilen befindlichen Metallminen bemächtiget. Für diese neuen kriegerischen Landesherren konnte nun im Noriko nichts wichtiger und erwünschter seyn, als der unermeßliche Schatz der norischen Eisenberge und so viele im vortrefflichen Gange bestehenden Eisenfabriken jeder Art. Den Sie¬ gern konnte kein Gedanke näher liegen, und auch nur die flüchtigste Betrachtung aller Verhältnisse trieb sie zur Voll¬ führung desselben, im Noriko, an der Hauptwerkstätte des vortrefflichsten Stahles und Eisens, Waffenfabriken jeder Art zu errichten, und sie durch al tuorische Manipu¬ lativ n sg e w an d t h e it mit der Feinheit römischer Kunst ») ^.mm. Llnrcellin. I,. XXVI. I>. ZZ8. ZZS. — k) 6ruter. p. 268. l>. 6. Eine andere Inschrift zu Vinäslicorum ,Vugusli» nennet den lulius 6erm»nus als Brinar um Lus ros. t-ruwr. x. 546. n. 9. »»»s 7 A zu den berühmtesten Waffenstatten des großen Reiches zu er¬ heben. So geschah es auch; und wenn schon durch die ersten vier Jahrhunderte von römischen Waffenfabriken in den Pro¬ vinzen des großen Jllyrikums keine ausdrückliche Mel¬ dung bey den Alten geschieht, so ist uns die Aussage der alten römischen Reichsbeschreibung ein hinlängliches Zeugniß vom viel früheren Bestände solcher Waffenfabriken im gro¬ ßen Jllyriko. Im orientalischen Jllyriko wa¬ ren vier Waffenfabriken: zuThessalönika in Mazedo¬ nien, zu Naissa in Servien, zu Ratiaria oder Aritzer in der Bulgare! an der Donau, zu Horreomargum in Servien östlich dem Ausflusse der Morava (8cutariss et srinorum Ill^riei czuatuor: Ikesssloniceusis, Naissateil- sis, katiarensis, 8cutaria Horreomargensis. a) Die oc- cid en tali sch - illyrischen Fabriken wurden in die Schild-Waffen- und Wurfzeugswerkstätte abgetheilt; und von diesen waren drey Schildfabriken zu ^cincum (Ofen), zu Cornutum, nach einigen Larnuntum? (Petronell und Deutschaltenburg) und zu Laure akum (Lorch). Eine Waf¬ fenfabrik war noch !zu Salona in Dalmatien, und eine Waffen - und Ballistenfabrik zu S ir m ium (Nrmiensis I'akrica Zcutorurn, kalÜLtarum et arinorum. 8cutaria^ci- nensis, Oornutensis, Daureaoensis. I?ab>riea armoruin 8alonitana.) K) Auch alle diese Fabriken sammt dem zahlrei¬ chen Arbeitspersonale waren dem Magistro OKciorum im Westreiche untergeben, und man ersieht daraus hinrei¬ chend, wie sehr die römische Sorgfalt ihre ausgedehnten Vertheidigungsanstalten durch so viele Waffenfabriken jeder Art im großen Jllyriko versichert habe. Den römischen Gesammteinrichtungen zu Folge standen alle, in Pannonien, im Nori ko und Rhätien ver- theilt gelegenen Militärdivisionen unter mehreren einzelnen a) Kotit. Imxer. Orient, x. 101, —b) Kotit. lmx.Occi. S8.x.68 »»» Whrern höheren und niederen Ranges, welche sämmtlich von . 7. — ;>. 202. L. II. 230. l.. III x. 237. 78 kluge und tapfere Heerführer der nv risch en Legionen an der Donau hervor. Einige derselben erscheinen in sehr aus¬ gedehnter Militärgewalt über alle, in mehreren zusammenhän¬ genden illyrischen Donau Provinzen vertheilt gele¬ genen Heere. Solche Oberfeldherren bezeichnen uns die Alten unter dem Titel Dux Ill^rici, Dux totius Hitrici, Dux totius limitis Ill^ricani, liegens Ill^ricanos oxercitus. In Quorum polestato omnes ill^ricsni exercitus totusczuc limes — constitutus orat. Andere dieser illyrischen Heerführer werden aber auch durch den beschränkenden Beysatz: Duces exercituum psnnonicorum, Degionum pannonicarum ausgezeichnet, s) Die Ausdehnung des großen römischen Jllyrikums ist bekannt. Es bezeichnen daher die ersteren umfassenden Ausdrücke offenbar auch das Militäroberkommando im Noriko und in Rhätien, ungeachtet gerade der norischeDonauli- mes unsers Wissens nur äußerst selten von den alten Schrift¬ stellern der ersten drey Jahrhunderte nahmentlich genannt wird. Einzelne, im Noriko kommandirende Unterfeldherren hat es nebenbey immer gegeben; die Alten haben aber ihre Nahmen größtentheils verschwiegen. Indessen mag auch hierin in Hinsicht auf das Ufernorikum eine besondere Einrich¬ tung schon in älteren Zeiten Statt gehabt haben. Nach den Angaben der alten römischen Reichsbeschreibung stand alles, im oberen Pannonien und im Ufernoriko verrheilte Militär unter einem einzigen Feld Herrn. Da nun immer in den fortlaufenden Angaben der Alten eini¬ ge Abzeichen von gleichen Einrichtungen in der älteren Zeit, wie sie in späteren Jahrhunderten erscheinen, vorkomme»: so dürfen wir mit ziemlicher Sicherheit den Schluß fassen, daß S) »ero-Nin in Lbrs. H. — VHI. IreLell. kollio in trpini, r^ran. j>. 40 — 41. In ciauäw. p. 79. Voxi-c. in Lure- lian. x. 99. -»»» 7 9 »c-«--- jene obengenannten Duces Degionum Vaunonicarum auch in der älteren Zeit schon das Militärkommando im Ufer¬ ne riko ordentlicher Weise geführet haben. Unter den Kai¬ sern Claudius und Vespasianus führte kein Feldherr glücklicher und tapferer das Militärkommando, als T. Plau- tiu s S ilv a n us in den unteren Donauprovinzen, dessen inschriftliche Monuinente mit ungeheuerm Lobe gedenken, s) Um das Jahr Christi 84, unter dem grausamen Despoten Domitianus geschahen in den feindseligen Bewegungen der suevisch - jazygischen Volker am norisch -.pannoni- schen Donaulimes die ersten Vorspiele der blutigen da¬ zischen Kriege. t>) Die versuchten il lyrisch en Feldherren, Poppäus Sabin us, und der Prätorialpräfect Corne¬ lius Fuskus, verloren bald darauf (Jahr 86) wider die anstürmenden Gethen Heere und Leben, c) DaS siegreiche Vordringen der Barbaren und die verheerende Plünderung der il lyrisch en Provinzen hemmte hierauf die Tapferkeit des klugen Gränzfeldherrn am Donaulimes, Juli anus, durch einen entscheidenden Sieg über den kühnen Gethenkönig Dezebalus. ck) Damahls schon, und in den folgenden Jahren (I. 96) machte sich der große Trajan als Feld¬ herr der pannonischen Legionen den verwegenen Quaden und Markomannen fürchterlich, o) Als vortrefflicher Imperator führte Trajanus den gefährlichen dazischen Krieg (Jahr 400 — 40L) in eigener Person, und vertraute die Vertheidigung der sämmtlich bedrohten illyrischen Do n a u p r o vi nz en den ausgezeichnetesten Generälen, T. Cl. Candidus, Hadrianus, Lucius, Maximus s) Oruter. y. 453. n. 1. — b) Dio. 6^38. OXVIt. 76t. — o) Fusion. in OoiniULN. n. 6. 4orn»n4. Oe Rebus 6e!ic. Osp. m. — ä) Oio c«ss. ibiä. x. 762 — 764. — e) ktin- in ksueg^r. 4?rsjsn. VIII. 80 s«-" und dem Prätorialpräfecten Claudius Livianus. a) Natürlich mußten damahlS im großen Jllyrik-o alle Legionen aus dem Innern der Provinzen an die Donauufer gezogen, und alle Uebergangspunkte stark besetzt gehalten und vertheidiget werden; indem die Verbindung der Gethen mit vielen anderen germanischen und sarmatischen Barbaren auch die oberen Donauprovinzen bedrohte. Als Mili¬ tär- und Civilbefehlshaber in Dazien und Pannonien entsprachen Martins Turbo und L. Aelius Verus vollkommen den Erwartungen des allthatigen Imperators Ha- drianus. k>) Unter AntoninuS Pius zeichnete sich auch Avidius Cassius durch sehr strenge, altrömische Manneszucht und durch glückliche Gefechte wider die Sarmaten an der il lyrisch en Donau aus. c) I» den ersten zwey Jahrhunderten römischer Herrschaft kamen die sammtlichen illyrischen Provinzen nie in größere Gefahr, als unter K. Mare Aurel, dem Vater der Völker. Der ausge¬ dehnte Bund aller Germanen und Sarmaten zum Sturze der hohen Noma erforderte nicht nur die Schwerter aller Le¬ gionen des großen Jllyrikums, sondern des ganzen Nömerreiches. Diesen schrecklichen Markomannenkrieg leitete Marc Aurel in eigener Person mit den umfassendsten Off- und Defensivanstalten am ganzen großen Donau¬ limes vom äußersten Rhätien bis über Mösien hinab. Die beyspiellose Ausharrung dieses großen Imperators aber wurde durch die muthigste Tapferkeit der entschlossensten, und in allen il lyrisch en Provinzen vertheilt fechtenden Feld¬ herren ruhmwürdig unterstützt. An der unteren Donau foch¬ ten der Prätorialpräfect Jurius Victorinus und sein ta- ») Lauter, p. 389. n. 2. Vio Oar, 1, I.XVIH x. 771 774. Lparüsn. in UaOiian p 56 — 57. — k) SpartiLn. idiä. x. 58 — 60. Lt in /Vel. Vero. x. 85. — c) Vuicm. vrllUcsn. in Lviä. Lass. x. 102. tapferer Nachfolger M. Binder, der, als Generalvertheidi- ger des panno nischen Limes von den treulosen Quaden und Markomannen überfallen, mit 20,000 Römern auf der Wahlstätte blieb, a) Am rhätischen DonaulimeS wies Aufidius Victorinus die räuberischen Catten mit blutigen Köpfen zurück; und seinem Beyspiele gemäß trie¬ ben nachher die tapferen Führer Pompejanus und P e rti- nar alle in Rhätien und im N o ri k o eingefallenen Bar¬ baren über die Donau zurück, b) Neben allen diesen Tapfe¬ ren, ja neben dem nie genug zu preisenden Imperator selbst leuchtete am ganzen Donaulimes und in allen Riesenschlachten mit den vereinten Barbaren strahlend hervor der allgemein ge¬ schätzte Prätorialpräfect MarcuS Basäus Rufus, ein vielversuchter Krieger und vortrefflicher Provinzenverwalter, ob unzähliger Verdienste, ob Ilempublicam bene et lelici- ter gestam , — ob victoriarn germanicain et Larinaticain mit consularischen Ehrenzeichen, mit Statuen und vielen an¬ deren Belohnungen, Dastis puris, Corona rnurali^ vallari^ a»irea etc. von dreyen Kaisern ausgezeichnet, c) Kaum hatte Marc Aurel, von den Donauufern nach Asien abgerufen, da¬ selbst die vorschnellen Anschläge des empörten Avidius Cas¬ sius unterdrückt; ruhte sein Hauptvertrauen auf dem tapferen Feldherrn Pertinax, den er schnell zur Vertheidigung der illyrischen Provinzen voraussendete. Wenn Herodianus bey dieser Gelegenheit sagt: l^uurn Dux et prcelectus Ill^rico- rurn constitutus esset (kertinax. "/k cl) und wenn Capitoli- nus den Ausdruck gebraucht: a6 lutelam Danubii prseiec- tus: e) so erkennen wir darin leicht die ausgedehnteste s) vaxitolin. in m. iVurel. p. 119. vio c»s->. I.. I.XX1 p. 803. — b) Lapitolio. idi. 107. — e) Lrj>i- tolin. in kerün. x. 176. 6 82 Gewalt eines Oberfeldhcrrn über den ganzen Donaulimes und über alles Militär in den illyrischen Provinzen, welche der kluge P er t i n ax damahlS geführet hatte. Mit der angestrengtesten Tapferkeit vertheidigte er die Donauufer, und half mit dem trefflichen Feldherrn Pa¬ ternus, vom N o ri k o und P a n n o n i e n aus, dem guten Imperator die Ueberreste des markomannischen Krieges nach¬ drücklichst verfechten. a) Marc Aurels unwürdiger Sohn Com modus war zu feig, die mit so vielem Blut erfpchte- nen Siege und weit aussehenden Plane des großen Vaters wider die Germanen und Sarmaten zu verfolgen. Er gab sogar alles jenseits der Donau eroberte Land, die Vormauer des großen I l l yr ik u m s„ den Feinden des Reiches wie¬ der preis. Doch wurden, als er die Donauufer verließ, auf den andringlichen Rath der treuerprobten Räthe seines Vaters die Versuchtesten und tapfersten Feldherren zur Bewachung des großen Reichslimes bestellet. Herodian, der dieses versichert, verschweigt aber die Nahmen dieser in den illyrischen Donauprovinzen kommandirenden Feldherren, b) Bald dar¬ auf (Jahr 180 —186) wußte der übermüthiae, herrschsüchtige Prätvrialpräfect, P e r e n n i s, seine untauglichen Söhne zu Feldherren der im großen Jllyriko stehenden Heere zu erheben, welche die käuflichen Legionen gegen den Impera¬ tor selbst aufwiegelten. Die verwegenen Plane des Peren- nis und die Empörung der illyrischen Führer und Legionen veranlaßten den Imperator Com modus, die so gefährliche Macht eines Pratorialpräfecten zu schwächen, und künftighin statt eines zwey derselben zu bestellen c), welche Veränderung auch für das Oberkommando über das im Jllyriko vertheilte Militär nicht ohne Folgen war: Nam ») l>io 1/. 71. ?. 814. La^itollll, idill. p, 177. — k) 8s- roäisn. 8 I. x. 21. — e) HeroäiLn. idlä. IiLlllxriä. in Lornniollo. x. 161 — 168. »<-- rum cura potestatsgus gubernabantur, soc! etiam <^ui- trus urbis erat custoüia commissa, et^uotk^uot in omnibus limit ib us er ant constituti (E 7"« L^«7«sL 7r«^ct/§. a) Die Obsorge dej einen der beyden Prätorialpräfecten für die Limesvertheidi- gung, Ausbesserung und Herhaltung aller Donaufestungen, und die Bewachung aller wichtigen Uebergangspunkte in al¬ len Provinzen des großen Jllyrikums konnte von nun an ungetheilter und angestrengter, besonders zur Zeit drohen¬ der Ueberfälle der Barbaren seyn. Der allverbreitete Ruf ei¬ nes klugen und tapferen Kriegers sicherte unter dem Impera¬ tor Helvius Pertinap dem illyrischen Donau¬ limes vollkommene Ruhe, b) Dazu trug aber auch vorzüg¬ lich das Commando des Granzoberfeldherrn Septimrus Severus sehr viel bcy, der daniahls (I. 190—211) das ganze große Pannonien verwaltete: krwerat autem k?annoniis universis c) Als der edle Pertinax unter den Hieben der eigenen Soldaten gefallen war, begann der fürchterliche militärische Despotismus als herrschender Charakter dieses Zeitraumes greller hervorzutreten, wie Herodian der gleichzeitige bemerkt: luna primum vicleliast corru^ti militum mores atcjue insatiabilsm 6t koeclam pocuniarum cupiclitatom, et con- temners 6ebitam principibus revorsntiam eliclicerunt. . 83. — v) HeroUian. I.. II. x. 165. vio cas». I.. 73. x. 837. — ä) »e^oLan. L. 11. i-, SS. 4'7-s H H. a ganz besonders der illyrischen Legionen, welche damahls für den Kern der Römerheere gehalten wurden, da¬ zu gelanget sey. s) Wohl bestätiget es der Verlauf der folgenden Zeitgeschichte genugsam, wie wichtig die Stimme der im großen Jllyriko gelegenen, meistens aus Landeseingebornen bestandenen Legionen zur Erhebung, zur Entsetzung oder zur Ermordung der Im¬ peratoren gewesen seye; und bestimmte Thatsachen sprechen, daß die pannonischen und norischen Heldenjünglinge in den Legionen bey solchen Auftritten militärischer Eigen- gemalt ein mächtiges Entscheidungsmort mitgesprochen haben. Die Vertheidigungsoperationen, wider die eingefallenen Bar¬ baren in Rhätien leitete der unstäte Imperator Cara- calla selbst, der längere Zeit unter dem vertheilten Gränz- militär am rhätisch-, nori sch- und pannonischen Donau limes zubrachte, b) Wie um diese Zeit (bis Jahr 218) die Landesverweser Pannoniens, Sabinus, Marcius Agrippa und Triccianus die Militärge- schafte am Donaulimes geführet haben, ist nicht näher be¬ kannt; weil, außer ihren Nahmen, darüber nichts in den Alten verzeichnet ist. c) Damahls ungefähr hatte sich auch der nachherige Imperator Maximus am il lyrisch en Don au limes durch einen Sieg über die Sarmaten aus¬ gezeichnet. U. x>. 244. — e) Dio I., 78. x. 893 — 894- — 6) Laxitolin, In Llsxim. et LLldin. x. 454, — e) vio L»"- I-. 80. x. 917. x. 918. 85 kums dem mannhaften VarillS Macrinus anvertraut, der durch die umfassendeste Vorsicht und entschlossenste Tapfer¬ keit die Donauufer beschirmte, s) In diesem Zeiträume (seit dem Jahre 210) ist die tiefe Weisheit der großen Rechts¬ gelehrten und wissenschaftlich gebildeten Kriegs- und Staats¬ männer, P o m p o n iu s , C e l s u s , M o d e st i n us, Pau¬ lus, Ulpianus, Proculus und Venuleius, auch an den off- und defensiven Militäranstalten im großen Jl- lyriko und am Donaulimes nicht spurlos vorübergegan¬ gen. Der Plätorialpräfect Aemilianus PapinianuS war ein ausgezeichneter Römer, Verum juris as^lum et äoctrinse letalis tüesaurus — von den Alten genannt. Ihm folgten in gleicher Würde Julius Paulus und der Christenfeind Domitius Ulpianus, seine Schüler, Er¬ ben seiner Ungeheuern Kenntnisse und die Erschaffer so vieler ausgezeichnet vortrefflicher Gesetze. Höchst wahrscheinlich ist einem von diesen großen Römern jenes umfassende und so folgenreiche Gesetz, von der Vertheilung der Grundstücke unter die zur Bewachung der Reichsgränzen vertheilt gelege¬ nen Gränzsoldacen, zuzuschreiben. In den letzten Zeiten des Alexander Severus war Maximi» ein muthiger Ober¬ feldherr im Jllyriko (nach Zosimus; und er vertheidigte auch als Im¬ perator den Don au limes in eigener Person siegreich wi¬ der Germanen und Sarmaren. k>) Eben so schlug auch K. Gordianus III. an der unteren Donau die Sarmaten zurück, und vertraute das illyrische Militärkommando dem Prätorialpräfect Misitheus, einem Manne in allen Kün¬ sten des Krieges und des Friedens wohl erfahren, der für die Sicherheit aller Gränzprovinzen mit der unabläßigsten Sorgfalt wachte, c) Die an die Donau anstürmenden Car- s) I^LMPriä. in ^lex. Lever. 578. -- Herociien. I.. Vtt. x. 345. Losiinns. I.. I. ^>. 639. — c) Lsxitoiin, in 6or6ian. t>» 441. 448. In Llsxiiu. et L-tlbin. 463. -r-r-AS 86 - per schlug K. Philipp in eigener Heeresführung zurück; und als nachher unter den pannonischen Legionen Empörung glühte, nennet uns Zosimus vorzüglich einen Feld« Herrn, Marinus, offenbar als Oberbefehlshaber am pan- nonischsn und am oberen Donaulimes, s) Nach dem Tode des Kaisers Dezius wehrte Ae mili anus der Gränzgeneral an der oberen Donau (ULicMMi/ mit großer Tapferkeit dem Andrange verein¬ ter Völkerhorden der großen gothischen Genossenschaft, bis der Eigenwille der Soldaten ihm selbst das Diadem der alten Imperatoren gab (Jahr 252 — 253). k) Seine Führers- gewalt jedoch mag sich wohl nur bis an den n o ri s ch e n Limes erstreckt haben; denn nach Eutrops Versicherung war gleichzeitig alle Militärmacht in Rhätien und im Noriko dem überaus trefflichen Krieger L i c i n i u s V a l e r i a n us anvertraut gewesen, c) Während der bürgerlichen Unruhe in Italien durchbrachen die Germanen und Sarmaten an meh¬ reren Punkten den Donaulimes. Da wurde K. Valeria- nus selbst der Befreyer und Wiederhersteller Jllyrikums, das er dann in persönliche Obhuth nahm, und zu dessen Vertheidigung die Versuchtesten Heerführer bestellte, ä) Von dieser Zeit an, und fort und fort zeichnete sich unter den Gränzgeneralen am Donau limes und in den Pro¬ vinzen besonders aus Ragonius Clarus, krwkocws Hl/rici, und Ballista, ein Mann, begabt mit den vollstän¬ digsten topographisch - statistischen Kenntnissen aller Landtheile des weiten Jllyrikums. e) Thaten der entschlossensten Tapferkeit und militärischen Gewandtheit machten damahls ») L. k. p. 642 — 643. Der nachherige K. Dezius war auch Feldherr in Pannonien und Mösien: -rcop k? rccr, 7r«/cc>v/^ — K) Lo-iinns i.. i. x. 644 — 645. — es Lntrop. p. 583. — 8) Losiwus lll. I. I>. 646 — 647. -7- e) trek. koUio i» x. 50. 87 s<-k-c- auch den nachherigen Imperator Claudius, den Virum iortissimis voterum prsekoronclum, am ganjen Donau¬ limes hochberühmt. Er wird Dux tolius Ill^rici genannt, a) Im gleichen Geiste, mit gleicher Kraft und auf gleicher Kampfstätte eiferte ihm nach Valerius Aurelianus, der sich den ehrenden Zunahmen lübsrawr Ill^rici errang; ja auch er, anfänglich neben dem Oux ill^ricani limi¬ ti« ot Ikraoii, U l p i u s Crinitus, il lyrische Heeres- abtheilungen befehligend, schwang sich zur Würde eines Ge¬ ne r a lg o u v e r n e urs des großen Donaulimes em¬ por. t>) Als Oberfeldherr leitete Aurelianus alle Mili¬ täroperationen im weiten Jllyriko bis an den Jnnstrom und darüber hinaus, ungeachtet wir zu gleicher Zeit den Fulvius Boius als Oucom kksstici limiti« lesen, c) Denn ihm selbst schrieb ja der Imperator Claudius: O in¬ ne s lLxcorcitus Itiracios, omues Ill^ricauos, totum<^us limitom in tu» potostato constituo. . 92 — 9Z. x. 95 — 96. — äj iblä. x. 98 — 99. — ^o- in kroko x. 149 — 150. ' «4»» 88 ««-!<- nias), Jngenuus, der sich wider Gallienus empörte, aber Diadem und Leben schnell verlor, a) Seine Stelle schei¬ net hierauf durch den grausamen Celer Verianus ersetzt worden zu seyn, neben welchem sich auch noch der Feldherr Regillianus als Dux Dimitis Hitrici (in III^- rieo vucatuin gorens) durch Siege über Sarmaten und Roxolanen auszeichnete, b) Als nachher die Volker des gro- ßen allemannisch - gothischen Bundes, Allemannen, Quaden, Markomannen, Boraner, Heruler, Gothen, Burgunder, Sarmaten rc. über die Donau hereinbrachen, das große weite Jllyrikum verheerend durchplünderten, und bis über die Alpen in Italiens Fluren vorgedrungen waren (Jahr 259 — 261), hatten die tapferen Feldherren Aurelianus, Aureolus, Claudius und Probus gewiß den thätig- sten Antheil an der Befreyung der Donauprovinzen und der Wiederherstellung des Limes, c) Nach diesen Unfällen noch vor Aurelianus erhielt (Jahr 263 — 267) der tapfere Aureolus (der 6) das Oberkommando über den ganzen Donaulimes, des¬ sen ausgedehnte Militärmacht im Jllyriko erst aus den zusammcngestellten Aussagen der Alten recht erhellet, e) Ihm unterworfen wahrscheinlich ward auch der Führer Martia- nus, den Pollio durch den Beysatz: Vir bollicis rebus exercitstissimus! auszeichnet , zur Huth der Donauufer be¬ stellet. l) Dieser versuchte Feldherr vertheidigte später unter K. C l a u d i u s Thrazien wider die Anfälle der Gothen, wahrend die Militärgeschafte in den westlichen Donau- s) l'ollio in tri^int. 1/riin. o. 58. ZI. Victor, lis c-c,!>r. x. 520. — b) koUio idiä. p. 50. Zg — ai. Victor, ibici. 520 — 521. — e) Linnen, in kitneZ^r. vet. I. p. 285 — 286. Voxisc. in ?roko p. 150 — 151. — 6) ?o-imn, L. I. p. 650 — 651. — e) kollio in 6<>Uien. p 14. — ^.nreol. x. 42. Vict, lls x. 521. — t) koltio ikiil. 22— 24. Provinzen Junius Br och us besorgte (l^ens Ill^rl- cum), a) Als Obergeneral in ganz Illyrien wurde nach dem Riesensiege über die Gothen (Jahr 269) der vielver¬ suchte Au reli anus vom K. Claudius erhoben, zu des¬ sen Nachfolger ihn auch alsbald die illyrischen Heere be¬ riefen. 6) Von den eingefallenen Gothen, Vandalen und Juthungen befreyte dieser große Imperator selbst, umgeben von den trefflichsten Generälen, deren Nahmen aber die Al¬ ten verschweigen, die illyrischen Provinzen, und zuver- läßig war es K. Au reli anus, der die Kriegsverdienste des Feldherrn Probus noch mehr würdigte, und ihn zum Anführer der ausgezeichneten De cum an er, I^egionis Oe- ciinss, der Lieblinge der altern Imperatoren, und somit zum Beschützer besonders des norisch-pannonischen Donaulimes bestellte, c) Als es nachher nochmahls durch persönliche Leitung aller Militäroperationen diesem kräftigen Kaiser gelungen war, den noch verderblicheren Einfall der allemannischenVölkerschaften durch Rhätien und Norikum bis tief nach Italien zurückzuschlagen, Jllyrikum zu ret¬ ten und zu sichern (Jahr 272), führte er fast alle kelti¬ schen Legionen, aus einheimischen Norikern, Rhätiern und Panno niern bestehend, 6) aus ihrem Vaterlande nach Asien zu den blutigsten Kämpfen (Jahr 273). Welche tapferen Heerführer in den illyrischen Provinzen gestanden waren, und dem thatkräftigen Kaiser Probus ge¬ holfen haben (Jahr 278), die eingefallenen Sueven auS Rhätien, und die Sarmaten an der unteren Donau zurück zu schlagen, ist nahmentlich nicht ausgezeichnet, e) Gleichfalls verschweigt Vopiscus die Nahmen der Militärkommandanten in Pannonien, als daselbst K. Carus (Jahr 282) die s) kollio in Llsnll. z>, 74. — b) Voxisc. in Aurelien. p. 98 -- gg. — c) Voziiscu» in krobo. z>. 151. — ä) Loiinlll» I" t. z>, 657. — «) Voznic, in krobo. z>. 161. >>»» l)0 plündernden Sarmaten siegreich überwand, a) Als dieser Im¬ perator im nähmlichen Jahre wider die Perser zu Felde zie¬ hen mußte, scheinet sein Sohn C ar i n u s die militärische Ober¬ gewalt im ganzen Jllyriko erhalten zu haben. Dieser seile Wüstling mußte aber bald alle illyrischen Heere wider den Feldherr» Diocletian führen, gegen welchen er aber Krone und Leben verlor (Jahr 285). DiocletianS Machtgenoffe, Mapi miau us Herkulius, vertheidig- te in den Jahren 286 und 287 siegreich den Donauli¬ mes; K) vom Jahre 287 bis 290 aber leitete Diokle¬ tian selbst vom äußersten Rhätien bis an den Euxin hin¬ ab alle Militäroperationen im großen Jllyriko, und er wies alle Anfälle der Allemannen, Quaden, Markomannen, Sarmaten, Heruler, Juthungen, Vandalen, Carpen und Go¬ then so siegreich zurück, daß die Gränzen des römischen Be- sitzthumes weit über den rhätischen Limes im Lande der Germanen fortgerücket wurden, c) Nach diesen Riesenkäm¬ pfen sah Diokletian, daß zwey Augusti nicht vermögend wä¬ ren, bey den unaufhörlich wiederhohlten Anfällen zahlloser Barbaren das Reich zu beschützen: so wurde dem neu erho¬ benen Cäsar Galerius alles Militär im großen Jlly¬ riko, und somit die Obhuth des D o n a u l i m e s anvertrauer. Als Soldat und Feldherr bezeugte sich dieser Mann wider die Barbaren fürchterlich, und er erfocht (Jahr 295), vom Dio- eletian persönlich unterstützt, mehrfache Siege über die an die Römerreichspforten stürmend pochenden Markomannen, Quaden, Bastarner und Carpen. 8) Hierauf ruhten die Bar¬ baren. Für die il lyrisch en Legionen aber war kein s) Voxlscus in c^ro. x. 186. 188. — L) Llsmertin. ln r-negxr. Vet. L. 1. p. /12 — /IZ. — c) LliooerUil. ibiä. gg. iqg. 151 — 152. 158. 160. Lumeröos. ikiä. p. 250. Lulrox. x. 586. — ä) Victor, äe Lses-trlb. p. 525. Lutrox, 586. Oro- slus. I., VH. z>. /140. 91 ° Ruhetag erschienen; sie mußten schnell fort nach Asien zum Kampfe wider die Perser, a) So mußte durch das eiserne römische Militärsystem die unterjochte Welt sich selbst in Un¬ terdrückung erhalten; die n o r i s ch - r h ät i sch e n Helden- jünglinge, die frisch gefärbten muthigenAlpensöhne mußten fort in die heißen Sandwüsten Asiens und Afrikas, während mauritanische Reiter und Pfeilschützen für die römischen De¬ spoten am Rhein und an der Donau ihr Blut vergossen und das Leben verhauchten, b) Nach der Abdankung Diokle¬ tians und Maximians (Jahr 305) behielt der grausame Imperator Galerius selbst noch die Oberleitung der im inneren Jllyriko und am Donau limes bestellten Legio¬ nen. Erst als er im Begriffe stand, wider den Usurpator Ma- xentius nach Italien zu ziehen, übergab er das illyri¬ sche Militärkommando (Munimsn Hitrici et lAraciee) sei¬ nem Freunde, dem Feldherrn C. Val. Licinius, c) wel¬ cher auch nach dem Tode des Galerius und während deS Kampfes K. Constantins mit Maxentius die Donau¬ ufer mannhaft vertheidigte. Licinius mußte aber nach sei¬ ner ersten unglücklichen Fehde mit K. Constantin (Jahr 314) alle il lyrisch en Donauprovinzen abtreten, st) Von dieser Zeit an bis zum Jahre 321 erweiset der vielfältige Aufenthalt des K. Constantins im Jllyriko, daß er daselbstpersönlich alle Militärbewegungen leitete; wo es Noth that, selbst überall die bestellten Führer befehligte und unter¬ stützte; sonst aber von Sirmium wie von einer Hochwache aus alle Hauptpunkte am Donauufer beobachtete. Vom Jahre 319 bis 321 war alles illyrische Militär in angestrengten Kämpfen mit Sarmaten und Gothen; und schnell darauf er¬ folgte die letzte Fehde mit Licinius, wozu alle Legionen s) Llltrop. 586. — t>) »eroälLn, L. VII- x. Z67. Hotit. Iwx-r. OceiUent. 129 — IZO. — o) vietor. iblN, 1>. 525. — 8) Loümu» L, II. 679- von Rhätien bis Thrazien hinab zusammengezogen werden mußten. In den folgenden Jahren 323 bis 331 war all¬ gemeine Ruhe am Donaulimes und Friede im Jlly ri- ko. Von den damahls in den einzelnen Donauprovinzen be¬ fehlenden Führern finden wir aber auch nicht Einen nah- mentlich genannt. Im Jahre 332 begannen die Kampfe am unteren Donaulimes abermahls mit Gothen und Sarmaten. Der Imperator Constantin aber verfocht sie meistens per¬ sönlich, und leitete alle Kriegsoperationen am ganzen Li¬ mes. g) Während der Alleinherrschaft des Imperators Co n» st an ti nus genossen die oberen pannonisch-, norisch- und rhätischen Landtheile fast ununterbrochene Ruhe. Wel¬ che sorgfältigen Granzfeldherren damahls in diesen Donau¬ provinzen kommandiret haben, wissen wir nicht. Nach dem Jahre 338 war das große Illyri k um dem Constans, dem dritten Sohne K. Constantin des Großen zu¬ gefallen. Das illyrische Militär hatte an der Bruder¬ fehde Constans und Constantins siegreichen Antheil: sonst aber genoß ganz I ll y ri k u m tiefe Ruhe durch 13Jah¬ re, während welcher dasselbe unter der Herrschaft des Con¬ stans stand, und es hieß allgemein: Null» a Larbaris jor- iniclo! k) Damahls wird ein einziger Provinzengeneral nah- menklich genannt, der tapfere, barsche Feldherr Vetranius nähmlich, welcher als Oux exercituuia in Uannoniis nach den Abzeichen in der alten Notilia Imperii das Kommando über den p a n n o n i s ch e n und n o r i s ch e n D o n a u l i m e S zugleich führte. Er wurde etwas später von seinen Trup¬ pen zum Imperator ausgerufen, als ein Theil der il lyri¬ sch en Legionen (Jahr 350) zur Unterstützung des Usur¬ pators Magnentius wider den K. Constans nach Gal¬ lien abmarschiren mußte, c) Als aber K. Constancius s) Lutrox. z>. 528. Linhart, ibiä. Thl. I. x. 412. x. — b) Vic¬ tor. in Lxitome p. 544. — c) Loriinn» L. II. p. tzgz. 93 aus Thrazien heraufzog, verließen die Legionen den alten Vetranius, und schlugen sich zu dem Heere des Con¬ sta ntius, der sich wider den über die julisch en Alpen heraufdringenden Mag n e n t i u s (Jahr 351) wendete. Con¬ stantins hatte damahls die ganze il lyrische Militär- machr und gewiß auch den größten Theil der Gränzgarden in einem Heere vereiniget. Den anderen Theil römischer Trup¬ pen hatte Mag ne ntius. In der äußerst blutigen Schlacht bey Mursa deckten mehr denn 50,000 römische Kernkrieaer die Wahlstätte. Die Gefilde von Mursa waren das Grab der furchtbaren alten Römerlegionen, und die sür die Erhal¬ tung des ganzen Reiches' so äußerst wichtige illyrische Militärmacht, sowohl an den Donauufern als im Inneren der Provinzen erhielt dadurch ihren Todesstoß. Gegen das Jahr 355 scheinet wirklich schon der Donaulimes und Jllyrikum überhaupt nicht mehr gar stark besetzt gewesen zu seyn; weil sowohl die Allemannen oben an der Donau Anfälle wagen konnten, und im N o ri k o und Pannonien aber O.uaden und Sarmaten gar entsetzlich verwüsteten (Jahr 357). a) Bey diesen Gefahren mußte Consta ntius selbst das Oberkommando am Donaulimes und im Jllyriko übernehmen, wo er unterstützt vom Magister Peditum, B ar- batio, und vielen anderen Führern alle Operationen wider die allemannischen Juthungen, Quaken und Sarmaten so nachdrücklich und siegreich leitete, daß der gleichzeitige Amm. Marcellinus diesem Imperator die Wiederherstellung des ganzen illyrischen Donaulimes (lutola Ill^riai lirmaia 65t) zuschreibt, k) Mögen der illyrische Militär¬ stand und die Limesvertheidigungsanstalten durch diese glück¬ lichen Siege und die sorgfältige Anstrengung dieses Impera¬ tors wieder einiges Leben gewonnen haben! Von den vielen ss Milini. I.. XVI. 609. — tg Lmm. At-r-ceUill. L. xvn. p. 628 — 63'6 ä-Iis LNi«. p 127. damahls wider die Barbaren fechtenden Führern an der Do¬ nau kennen wir nahmentlich nur noch den Valen linia- nus, von welchem Marcellinus schreibt: Lx krimicerio protoctorum tribunus — — Du cis in II Igrico m e- ruit potoslatom. a) Als im Jahre 360 der tapfere Cäsar Julianus, der mannhafte Vertheidiger des Rhein¬ limes das ihm angebothene Diadem aus den Händen seiner Krieger angenommen, wären alle Heere Jllyrikums zu¬ sammengezogen und dem heranrückenden K. Constantins (Jahr 361) zum Kampfe entgegengeführt worden, hätte nicht der Tod den aufgebrachten Imperator in Asien noch da¬ hingerafft. Damahls hatte Constantins dem Fcldherrn Lucillianus das Oberkommande im ganzen Jllyriko übertragen, wie sich aus den Worten des Marcellinus ent¬ nehmen läßt: Comos lmcillianus, <^ui per illas regionos rom curabat es lempestste castronsom, agens spuck 8ir- miuin. k) Der kluge Julian wußte aber alles illyrr s che Milita r durch R häti e n , N o r r k um und Pannonien schnell für sich zu gewinnen, zwey Legionen und eine Cohorte Pfeilschützen ausgenommen. Julians Erhebung gab dem römischen Donau limes und den il lyrisch en Militäran¬ stalten erhöhter- Furchtbarkeit in den Augen der Barbaren, denen Julians Siegs am Rheine wohlbekannt waren. Zosimus versichert: lblt Italia tota cum Ill^riis extra omno xosila erat periculum — proptor czuock trans Istrum tra- laitantos üarüari prso motu^ ne per Clalliam prwloctus Csesar Istrum trasiceret^ et ipsos ackoriretur^ — intra mockestise ünes so continodant. c) K. Julian bestellte zur Vertheidigung der Donauufer die tapfersten Führer. Marcellinus nennet die ausgezeichnetesten, Nevitta und Jovinus, welcher letztere auch zur Würde eines Dlagistri -) Lmm. Alarcelllll, L. XVIII. 128. — k) LlarceUin. I-. XXI, x. 202. — °) Cosimas L. III. 709. 95 Lczuitum per Ill^ricum gelangte, a) Nachher blieb der An¬ trag den Lucullianus zum Magister ntriusc^ue Militias im Jllyriks zu machen, unausgeführt, b) Nachdem der Impe¬ rator V a l e n t in i a n u s I. mit seinem Bruder Valens das Reich getheilet hatte, vertraute er dem Feldherrn Eq ui¬ ti us das Oberkommando über alles im großen Jlly ri- ko stehende Militär, anfänglich nur noch unter dem Titel eines Comcs (Lc^uitius Ill^ricano prseponitur oxercitui, nonckum Magister seck Lomes), nachher aber mit Nah¬ men und voller Gemalt eines Magistri iniiitum (Lostem Lijuitio aucto Magisterii stignitate). c) Unter diesem il¬ lyrischen Oberfeldherrn IL^uitius, der seine Gewalt und Würde mit vielem Ruhme führte, ) LtarceUin. L. XXII. x. 22t. — l>) läew. I.. XXV. n. Z24. 2^O3ina. le. III. zr. 733. — c) Dlareellin. le. XXVI. j). 339. 340. — ä) läem. idrä. x. 347. — e) läein. le. XXVIII. — k) I-Ienl. I.. XXIX. x. az6 — . tV. z?. 744. Ii) I^aroelliri. l,. XXX. x. 454. 457. HO hältnisse sowohl am DonaulimeS als im Inneren der il ly¬ risch en Provinzen verrückt waren, findet man weder gehö¬ rige Angaben des illyrischen Militärstandes noch der Feld¬ herren und Gränzgeneräle in den Alten. Unter Gratia- nus erscheinet ein römischer Feldherr in Pannonien mit ausgedehnterem Militärkommando im Illyriko, der eben nicht sehr glückliche Vitalianus, von welchem Mareellinus sagt: Herulorum e numero miles, c^ui multo poslea auc- tus Lomiti« ckignitato msls rem per Ill^ricum gessit; s) und Zosimus noch bedeutender berichtet: 6ratiaiius acl Le- ßiones Hitrici Oucem mittit Vitslianum^ bominem^ <^ui rebus latiscsntilms nec^ua^uam suststcere posset. b) Wel¬ cher tapfere Führer im Jahre 335 in Rhäti e n komman- dirte, und die eingefallenen Juthungen mit blutigen Köpfen zurückgewiesen hat, wie uns dieser über jene Barbaren glück¬ lich erfochtenen Vortheile der h. Ambrosius versichert, wissen wir nicht, c) Spater (Jahr 387—388 und 394) vereinigte K. Theodosius den größten Theil der illy¬ rischen Legionen und fremden Soldtruppen zu den bluti¬ gen Kämpfen wieder die Usurpatoren Maximus und Eu- genius, welche Kriege an der Save und Drave, in den großen Ebenen von Petovium, auf und jenseits der j ul i s ch e n Alpen glücklich verfochten wurden; ein Rö¬ mer aber müßte erröthen zu schreiben, daß neben dem römi¬ schen Timasius die hohe Ehre der gepriesenen Siege eben den germanischen Miethtruppen und ihren edeln Führern, dem Balthen Alarich, Gaina, Saul und Bacu- rius — größtentheils zugehörte. 6) Von dieser Zeit an, . bis ») lVIarceUin. I.. XXV. x. 329 — 330. k) Losiinn, L. IV. x. 758. — o) S. Lindros. Oxer. r. H. x. 890. — ä) Lo- »iwu, I.. IV. x. 766 — 770. 8. Lindros. Oxer. I. II. x. 95Z. ?acc->tus in kene^r. Verer. 1". II. zgz Z68. 378 — 383. 2osimu, I.. IV, x. 779 _ 77g, 97 bis zu den Völkerzügen des Attila, gab es zwar immer noch am weftilly rischen Donaulimes aufgestelltes, und auch im Innern der Provinzen, Pannoniens, Rhä- tiens und Norikums, vertheilt gelegenes römisches Mili¬ tär. Die Aussage des Zosimus von der Bestellung deS Feld¬ herrn Generidus zum Generalstatthalter der westillyrischen Provinzen und des oberen Donau¬ limes (Jahr 406 — 406) enthält dafür eigene beweisende Ausdrücke: ()uumx, öcro, «xco, E I'L/T'ovL —) — ^b boc sxorsus maguanimitate Oeneristus, continuis laboribus milites exercst; et annonas eis sup- pestitans, nemini permittit, ut ste bis sli^uist more con- suetNj ^etraberet. (^uin et ipse 6e eis, czuee bscus ei prsestsbat, Isbores cseteris msjores suslinentibus conve- nientia preemia lsrgitur. lalem czuum se gereret, et Iormi6ini bsrbsris kinitimis erat, st natio- nibus iis prsesiclio, czuas tusri jussus fusrat (>c«/ -re Tr^ssu^cro-/ Lcr^«^o/L k7r/. 1234. 99 hinlänglichen Militärstand im Inneren aller illyrischen Provinzen fest gegründet werden. Wenn nun die Alten von jener Vertilgungsschlacht zwischen dem K. Constantins und dem MagneNtius, wo auch die alten sieggewohn¬ ten, vorzüglich im großen Jllyriko seit drey Jahrhun¬ derten vertheilt gelegenen Romerlegionen ihr Grab auf den Gefilden von Mursa gefunden haben, tief seufzend sagen: in Huo bello psens nnn^uuin aruplius Ikouianee consurnp- tse sunt Vires, totius^ue irn^erii pessurnclatse iortunss! a) so war jenes erbitterte Gemetzel vor Allem zuerst für das große Jllyrikum von den verderblichsten Folgen. Der ganze, so überaus wichtige il lyrische Militarstaüd erhielt damahls seinen Todesstoß, und von dort an waren die trefflichen Gränzvertheidigungsanstalken der alten Impera¬ toren an der Donau gänzlich untergraben. Nun bedurfte es nur des allmähligen Abkommens vom altrömischen Rekru- tirungssysteme, statt junger, einheimischer, für Altar und Herd fechten sollender Mannen kalte Geldstücke von den Pro¬ vinzialen zu fordern (^m-urn l^ronicutu), k) Tausende von Barbaren in Sold zu nehmen, ihnen die Donauburgcn und die militärischen Hauptplätze im Innern der illyrischen Provinzen anzuvertrauen; es bedurfte nur noch endlich der Folge dieses Abkommens vom altrömischen Rekrutirungssysteme des Krieges mit den Gothen unter K. Valens, mit wel¬ chem gerade das Wichtigste aller Zeitereignisse, der kleber¬ gang der schrecklichen Hunnen nach Europa, zu¬ sammentreffen mußte. Die alten nennen jenen Gothenkrieg lackriiusbila lu-IIum! und sie sagen von jener mörderischen Schlacht bey Adrian opel (August Jahr 378): ulls pugna snnslidus xreeler Cannensein pugnaru ita scl inter- -t- ») Victor in Lpilc»». x. 544. — k) 5ocr»t. kill. Lcclei. L. IV. csx, 34. 100 necionem res lektur gesta,— aber auch mit der Versiche- ruiig: <^U-L ptigria inilium mali liomauo impario tune et stniuceps luit! a) Nach Zeichen klnfällen mußte natürlich bei) dem ersten mächtigen Anfalle vereinter Barbaren das große, seiner Schutzmacht beraubte Illyrien die erste und sichere Beute derselben, somit mußte der Zusammenhang zwischen Ost und West bleibend durchbrochen, dem großen Reiche da¬ durch ein Todesstoß gegeben, und jegliche Anstrengung gänz¬ lich vergeblich werden, das seit Cäsar Augustus festgesetzte und von allen großen alten Imperatoren wohlerkannte und wohlbeherzigre wieder aüwirkend zu machen: 8alus Heipu- t-Iicss Oanuvius! IV. Die römische Provinzen Verwaltung im Allgemeinen. Nachdem Augustus durch große Verbrechen, fremde Tapferkeit und eigenthümliche Klugheit alle Macht über das Romerreich in sich vereiniget hatte, traf er mit den sämmr- lichen Provinzen des Staates eine neue, von der alten ab¬ weichende Einrichtung. Diejenigen Landtheile, welche feind¬ lich gesinnt schienen, mehr offen und an den Gränzen den Anfällen der Barbaren bloßgestellt waren, und nicht sicher ge¬ nug der Verwaltung jährlich zu verändernder Obrigkeiten an- vercrauet werden konnten («zuas armuis magistratuum im- xorus regi , nee kacile nec tutum erat), behielt er unter eigener Oberaufsicht. Diese Länder hießen daher kroviu- cise Imperatorum, Csesarum. Die ruhigen, lange schon romanisirlen Provinzen hingegen überließ er der Verwaltung s) ämm. AlsrceMo. L. ZI. p. qgz. Victor, x. 546. kuLruri Hist. Ledes. L. XI, cap, 4Z. 4-;-) s 101 des Senates. Diese Landstriche wurden sodann provinci-» 8snatorise, populäres, publicse provinci-» genannt, und durch Prokonsules, welche alle Jahre wechselten, in bürger¬ licher Gewalt nur beherrscht. Der gleichzeitige Strabo sagt hierüber: ^uAustus, cum civitas ei totius Imperii aümi- nistrationem permisisset, et pacis ac belli potestatem ast snnos vitee, totam stitionem bikariam stivisit, ita ut zartem sibi vinsticaret, partem populo staret. 8ibi c^uistem <^uee- cun^us essent militum pr-esistio tenensta, Duales sunt reziones barbaras et ßsntibus nonstum subactis linitimee; steriles ^uistem et cultui seZre patisntes, c^uars incolas c-eterarum rerum penuria impulsi et copia munitionum Ireti jugum stetrsctarent. populo gutem relicsuam har¬ tem concesstt, r^uas pacata tacile sine armis sub imperio retineretur. a) Das geheime Gemüth August's enthüllend schreibt auch Dio Cassius über den gleichen Gegenstand fol¬ gendes: Hac arte Caesar, c^uum ss veile Imperium sts- ponere simulasset, eCecit, ut ei a 8enatu populo^ue con- brmaretur. Is ut popularis opinionem sibi nibilominus aliczuam pararet, recepta omni in so reipublicae cura, negavit ss omnes veile provincias obtinsre, aut czuas re- ^enstas sumpsisset, in Perpetuum gubernare; isteo^us i i- tirmiores, nimirum c^uia essent pacatiores, alüs atribuit: potenliores provincias, ut c^use plus periculi ostensterent, ac vel bostes accolas liaberent, vel novas per se ipsse inotus alic^uos turbare possent, sibi relinuit. Ist iaciebat sub bac specie, ut senatus bonis imperi! tuto perbruere- tur, ipss laboribus et periculis obsectus vistereNir. ^1t sub boc prsetextu cum vere inermem imbellenujue esti- ciebat, et acl se solum arma militescjue translerebat. b) Ueber die Provinzen, welche Augustus sich selbst vorbehal- a) Strabo L. XVIk. x. 577 — 578. — b) vio La,,, b. p. 5OZ. Lueton, in ^u^usto n. ^7. ->,->» 102 ten hatte, sendete er eigene, unmittelbare höhere Obrigkeiten, Landes-Provinzenverwalter, Statthalter, mit vielen anderen untergeordneten Magistratspersonen. Diese Provinzialstatt¬ halter der Imperatoren kommen in den Alten unter verschie¬ denen Nahmen vor, Sie hießen: Dogstr Okesaris pro con- snlo. Oonsulares Dogali. Degati (sbsoluto). Oonsulsres, Droconsulsres. krocuratoros. kroebocti. krketores, krsei- torii, und spater, in der allgemeinen Benennung kreesiäes, Strabo schreibt am angeführten Orte ganz bestimmt: kek- «zuas Urovincias Ooessr tonet. Oulrornaturn rnittit in czuilrusclarn viros Oonsnlares, in sljar kreetorios; sunt et in ) Später er¬ scheinen in feder einzelnen Provinz eigene Landesverweser, «) Lueion. iklcl -i, 47. — k) Luewn. ldiä. n. 47. 103 -><-«-* nachdem in der früheren Zeit die Verwaltung mehrerer zu¬ sammenhängender Provinzen einem einzigen Statthalter an¬ vertraut gewesen war. Dio Cassius sagt: koconsoi sutsin provincnas Iioc moclo, ^uoniam nunc oarum u re v i 8 »nuni linket peculiaroitt preeloctum, «juunr sntic^uitus kinisvelternis sinAuli p r m ku 6- rint. n) Auch die Titelbenennungen und Gewalt der Statt¬ halter blieben in derselben Provinz nicht immer dieselben; weil alles von den Zeitumständen und vom Gutdünken der Imperatoren abhing. Vom großen Marc Aurel sagt Ju¬ lius Capitolinus: krovincias ex procoirsularikus consulares, nut ex eonsularikus proconsu- I a r e s, nut prsstorins pro Kolli nocessitnt« leeit. k) Und Lampridius schreibet vom K. Severus: krovineiss prretorins pressiOiales plurimn» leeit, I?roconsulnr68 ex 8enntus voluntnte orlliunvit. e) Was übrigens überhaupt in Hinsicht der allgemeinen Form der Verwaltung sowohl kaiserlicher als senatorischer Provinzen durch wie immer genannte und machthabende Landesverweser von K. Augustus an bis auf die Zeiten DiocletianS Statt gehabt hat, mag füglich aus der Versicherung des Dio CaffiuS entnommen werden. 6) Nach der blutigen Eroberung des weiten Landstriches zwischen den südlichen Alpengebirgen und der Donau wurde der n o r i s che Landtheil mit bestimm¬ terer, oben angegebener Umgränzung als eine eigene Reichsprovinz ausgeschieden. Daß auch im Noriko die sammtliche römische, oberleitende und untergeordnete Lan¬ desverwaltung nach der Unterjochung eingeführet, befestiget, und nach und nach völlig ausgebildet worden sey: dieß schei¬ net sich aus dem Gange der Dinge selbst und aus dem Bey- spiele anderer, von den Römern eroberten Landtheile zu erge- i») Oic» Lass L LUI 501. — t>) lul. Lapitolin. p. 127. c) 517. — -1) Dio Lass. L. LUI. z>. 501*^506 »>»» 104 ben; und es wird auch so durch viele Andeutungen in den Schriften der Liren, durch unzählige, auf norischer Erde und in den benachbarten Provinzen aufgefundene inschrift- lliche Monumente, und in den spatesten Zeiten des Besitzes noch aus der sogenannten Notitia Imperii Occickenlalis voll¬ kommen bestätiget. Dessen ungeachtet aber dürfte es zweifel¬ haft scheinen, ob doch wohl schnell nach der blutigen Unter¬ jochung des Alpenlandes der sogenannte no rische Landthcil einem römischen Statthalter, einem kaiserlichen Legaten, oder welchen Titel er immer mag getragen haben, zur unmittel¬ baren Leitung sey übergeben; und ob wohl nicht etwa den Norikern ihre alte -königliche Verfassung unter römischer Ober Herrlichkeit sepe belassen worden?! Wir haben auf diesen Punkt schon in unserer früheren Schrift, im altceltischen Noriko, zum Theile Rücksicht genommen. Die erstere Behauptung dürften nun vorzüglich die Aussagen einiger früheren Alten, sammc einer römischen Steinschrift beirren, und die zweyte bestätigen, daß nach der Unterjochung einige Zeit noch den Norikern ihre königliche Verfassung sey belassen worden. Vellejus Paterculus, Suetonius und eine römische Steinschrift nen¬ nen das alce Norik um ein Reich. Patereulus sagt: a Oarnunto (urlm), ^ui locus Norici Keg ni xroximus all lmc ziarte «rat! a) Den gleichen Ausdruck gebraucht auch Sueton: loto Hitrico, ezuocl intor Italiam regnurn^ue Noricum — — — pstet, perckomito. t>) Auf einer rö¬ mischen Steinschrift lesen wir: v. I. LI. VILVVLILNV8. NIOOK^I. LVO. v!8k. ^KOL-K. KLO. NOUI6. (Kkgni Norici).!), o. c). Dazu kommt noch, daß kurze ,) Velloj. kitwrc. Nl,t. I. n. cap. log. — b) Lueton in Liber, n. 16. — e) 6ru,er. Z75. n. 1. Aus einer anderen, im Miktelnoriko auf den Ruinen des alten WlrnnuinS gefunde- d-nen Inschrift liest man den L,>icem,n ^re-rin«. XuAum no»lri. — tZichhocn, Beyträge :c. I. Thl, I>. 20. »»»» 105 Zeit vor der Unterjochung Noriku ms ein König dieses Landtheils, Ucx Uoricus^ Vocio nahmentlich vom großen Julius Cäsar genannt, a) ja daß auch von anderen er¬ oberten Ländern gelesen werde, daß die siegreichen Römer denselben einige Zeit nach der Unterjochung noch ihren König und die königliche Verfassung gelassen haben, b) Es erwei¬ sen zwar alle diese sehr alten Angaben, daß der norische Landstrich um die Zeit seiner Unterjochung durch die Römer als ein ganzer unter dem Nahmen: Reich, kegnuin, be¬ griffene Landtheil den Siegern sey bekannt gewesen; ja daß, in Hinsicht auf Casars Angabe (Vocio) Id ex Dori¬ eus, dieser ganze Landstrich damahls einem einzigen könig¬ lichen Oberhaupte unterworfen war, welcher auch bis in die Dluttage der Unterjochung einen, oder auch mehrere unmit¬ telbare Nachfolger gehabt haben könne. Aus all diesem aber folgt noch bey Weitem nicht, daß auch einige Zeit nach der blutigen Unterjochung die römische Provinz Norikum durch eigenthümliche, nationelle Könige, und nach alt königlicher Verfassung unter römischer Oberherrlichkeit verwal¬ tet worden seye. Und doch scheinet dieses durch eine Aus¬ sage des Dio Cassius wiederhohlt bestätiget zu werden. In der Angabe, welche Reichsprovinzen Cäsar Augustus für sich Vorbehalten, und welche er aber der Verwaltung des Senates überlassen habe, übergehet dieser ruhige Erzähler Norikum ganz; und gleich darauf bemerket er: caetera« (krovincias) , r^use vel tum tempori« nonclum a Homa¬ ni« erant subactce, aut subactsc quickem kuerant, suis tarnen legibus sstbuc utebantur, vel re- gibus conccssse kuerant, non recensui. c) Beim ersten Anblicke dieser Stelle dürfte man wohl eine a) Csesar Leit. 6ivll. I.. I. 18. — b) Dio 6a»». I.» I-V p. 568 — 569. Vellsj. katere. L. II. cap. 112. x. 559. — c) Dio Oa»,. I». 1,111. p. 5va. -»»» 406 Bestätigung darin finden, daß damahls dem Nori ko seine alte königliche Verfassung sey belassen worden. Allein Dio Cassius nennt in dieser seiner Angabe auch Pannonien und Rhätien nicht; von denen das erstere früher als N 0- rikum, und das letztere zugleich mit demselben ist unterjochet worden. Und doch bezeugen die frühesten Angaben der Al¬ ten, daß weder Rhätien noch Pannonien, jedes als einen ganz geschlossenen Landstrich betrachtet, zur Zeit der römischen Unterjochung keine Reiche, kozna, gewesen seyen, und Könige gehabt haben; ja daß schnell nach der Unter¬ jochung die römische Provinzenverwaltung und die übri¬ gen römischen Institutionen seyen eingeführt worden. Die Angabe des Djo Cassius muß also eine andere Beziehung ha¬ ben. Wirklich konnte dieser Author damahls, als er von der Abtheilung der Reichsprovinzen in kaiserliche und sena- torische sprach, Norikum, Rhätien und zum Theile auch Pannonien noch nicht in seiner Aussage begreifen; denn damahls im 27sten Jahre vor Christus, war man mit der Unterjochung Pannoniens erst am besten be¬ schäftiget; Norikum und Rhätien aber genossen noch ihrer alten Unabhängigkeit. Ließ wird jedem, die Erzählun¬ gen des Dio Cassius im I,III. und 1,1V. Buche verglei¬ chenden Leser von selbst in die Augen springen. Wir bemer¬ ken nur noch: Die Eroberung des großen Alpenhochlandes und der panno irischen und no risch en Flächen an der Donau hinauf war für die römischen Heere und Führer äu¬ ßerst gefährlich und mühevoll; der Besitz dieser Landtheile war nach der Eroberung noch mit steter Gefahr verbunden wegen des kriegerischen Geistes und des heftigen Hanges zur Unabhängigkeit der celtischen Landesinsaffen; zugleich war Noriku m als Bindungsland zwischen Rhätien und P a n- nonien, fest angelegen am großen Donaulimes, um die ganze große Vertheidigungslinie an jenem Heerstrome ununterbrochen zu erhalten, und als wahrer Schlüssel »>»s 107 zu Italien durch den Besitz so vieler Alpen¬ passe — für die Römer von ganz besonderer, nie genug zu würdigender Wichtigkeit. Sollte nun wohl der mißtraui¬ sche, staatskluge Augustus einem so großen und so wichtig gelegenen Landthejl, dessen Bewohner nur mit der größten Mühe und unter unbeschreiblichem Blutvergießen hatten ins Römerjoch gebeugt werden können, die alte Königsdyna¬ stie, die alte eigene königliche Verfassung so belassest haben, daß Vellejus der gleichzeitige, Sueton und eine alte Steinschrift diesen Landstrich eben deßwe- gen noch zu ihrer Zeit KaZnum Noricum hätten nen¬ nen könnend? Rhätien und Pannonien wurden nach den übereinstimmendsten Abzeichen in den Alten schnell nach der Unterjochung ganz römisch verwaltet, romauisirt. Sollte wohl Augustus gerade im Noriko, im Bindungs¬ lande zwischen jenen, die altnaxionelle Verfassung gelassen, und dadurch dem natürlichen und noth wendigen Gange der Geschäfte gerade in einem so wichtigen Zeitpunkte politischer Einheit und Schnelligkeit aller Anstalten ein störendes Hinderniß gelegt habend? Im Noriko nach der blutigen Unterjochung noch die Fortdauer der altcelcischen Königsdynastie, der nationellen königlichen Verfassung zu denken, widerspricht gänzlich dem von den staatsklugen Rö¬ mern wohlerkannten Erfordernisse jener Zeitverhältniffe, und findet in dem Gebrauche des Ausdruckes Ikegnum Noricum in den Schriften der Alten keine hinlängliche Stütze. Zur Zeit Casars und Augustus war der altnorische Land¬ strich den Römern als von einem königlichen Haupte be¬ herrscht — bekannt; er hieß daher kcgnum Noricum auch einige Zeit noch nach der Unterjochung. In diesem Sin¬ ne gebrauchen auch Sueton und Vellejus denselben; nicht aber als wollten sie damit anzeigen, daß im Noriko die altnationelle königliche Herrschaft mit Bewilligung der Rö- -»-»-»s 108 mer auch nach der Unterjochung noch einige Zeit fortbestan- deu habe. Diesem Resultate zu Folge, und ganz besonders, weil Norikum eine für das Reich äußerst wichtige Gränz- provinz mar, mag es nicht widersprochen werden: Norikum fiel gleich nach der Unterjochung als kaiserliche Provinz der Obsorge August's unmittelbar anheim, der zur Verwaltung und Romanislrung derselben schnell die durchgreifendsten An¬ stalten machte. Zum überstüßigen Belege mag noch die Ver¬ sicherung des Dio Cassius dienen, der von allen nach dem sieben und zwanzigsten Jahre vor Christus gemachten Erobe¬ rungen sagt: (^uarurn (krovinciaruin) czuss post ist tein- pus subliornanarn stilionern pervenerunt, s e in p e r im- per stori scceserunt. s) Was D>o Cassius in sei¬ ner oben angezeigten Darstellung der römischen Provinzen- vcrmaltung iin Allgemeinen gesagt hat, mag in den ersten drey Jahrhunderten auch auf Pannonien, Norikum und Rhatien mehr oder weniger Anwendung haben. In dieser Hinsicht konnte dieser genaue Geschichtschreiber den Zustand der Dinge zu Anfänge des dritten Jahrhunderts mit den Gewohnheiten der früheren Zeiten vergleichen. Für die Zeiten nach ihm bis auf Diokletian oder Constan¬ tin den Großen dienen die Worte des Aurelius Victor zur hinlänglichen Versicherung: Ostsicis ssne publica (also auch die Statthaltereien in den einzelnen Provinzen) et ps- latins, nec non inilitiso in esrn sorrnsm Ilsstrisnus sts- tuit, cpiB psucis per Constsntinuin imrnutstis bostie perseverst (Jahr Chr. circa 374). b) Es ist aber sehr zu beklagen, baß die Nachrichten der Alten über unser Nori¬ kum zu unvollständig sind, und zu wenig ins Einzelne ge¬ hen, als daß wir im Stande wären, ein ordentliches chrono¬ logisches und vollständiges Verzeichnis; aller rö m isch-no ri¬ ss vio I.. I.III. x. 504. — b) ^urel. Victor, io Lpitoio. l>. 5Z7. 4>»S 109 S-k" schen Statthalter zusammenzustellen, und den Machtgrad je¬ des einzelnen genau zu bestimmen. Wir wollen indessen doch versuchen, in dieser Hinsicht alles von den Alten Ueberlicferte, und die wichtigen Donauprovinzen Ober pannonien und Norikum Betreffende nach gehöriger Zeitfolge vorzutra¬ gen. Die Statthalter der einzelnen kaiserlichen illy r isch e n Donauprovinzen hatten uranfänglich und lange Zeit hindurch die vereinigte Macht über alle Provinzialen und alles in der Provinz gelegene Militär. Wenn aber auch diese ihre Macht bey allen kaiserlichen Statthaltern gleich war, so standen doch nicht alle in gleicher Amtswürde. Diese il lyrisch en Pro¬ vinzenverwalter tragen daher in den Angaben der Alten die verschiedensten Titelbenennungen: man findet sie kectores, kiocuratores, Luratores, krocon8uls5 , Oonsularoz, krse- siüe5, krwl'ectos, krsepositos exarcitui ac krovincies vcap n«/ .) ge¬ nannt. s) Da alles von dem Willen der Imperatoren und auch von den wechselnden Zeirverhalkniffen abhiug: so läßt sich natürlich vermuthen, daß für alle einzelnen Provinzen dieß immer von verschiedenen Einfluß in Hinsicht ihrer Statt¬ halter gewesen seyn müsse. Man wird daher vergeblich be¬ mühet seyn, im N o r i k 0 oder in Pannonien immer nur I.egstos, oder kroauraloras, oder kreetoros zu finden. Die kriegerischen Zeitverhältniffe am großen Donaulimes, welche oft große Anstrengungen erheischten, und große Ge¬ fahr brachten, forderten aber auch oft, daß die Civil- und Militärverwaltung mehrerer zusammenhängender Donauprovin, zen einem einzigen O b er sta t th a l t e r, Oberfeld¬ herrn übertragen wurde. Dieses war eben so, wie bey der ») Vscit. ni-t. L I. x. 188. L. II. x. 230. ^ur. Victor. 0s c-eü-tr. p. 520. Spart, in 8-ver. p. 206. Oapitolin. in A»- ximin. p. qoi. Dio ca»». I>. 76. p. 86a. Ncroäian. L. VH. x. 337. »>»» 110 L. esvertheidigung /gerade mit N orikum, m itN h ä- ti e n und Pan n o n i en d er Fall, daß sie alle nicht ei¬ gene, einzelne Präsides, sondern alle zusammen einen ein¬ zigen Generalstatthalter hatten. Und wenn sich auch dann in diesen Provinzen einzelne Landesverweser befun¬ den haben; so standen diese untergeordneten Obrigkeiten zu dem kaiserlichen G.eneralbefehlshaber in eben jenem Verhältnisse, wie die Duces der einzelnen Theile des Donaulimes (Duces RAwtici, Norici , kannonici limitis) zu dem O b e r f e l d- herrn des ganzen Donaulimes und aller illyrischen Provinzen. Man muß sich hierbey wieder die weite Ausdeh¬ nung des alten Jllyrikums lebhaft vorstellen, wornach uns auch die vollwichtigen Ausdrücke klar werden, welche die Alten von solchen General st atthalternimIllyriko gebrau¬ chen : krocurator Hitrici, Curator Ill^rici, Dux et krwlcc- lus Hitrici XL/ IXXu^/xco-). a) Aus diesem erhellet aber auch zugleich, daß die von uns oben als il lyrische Militärkommandanten angeführten römischen Heerführer während der ersten drey Jahrhunderte, bis auf die vielfachen Veränderungen, welche Diokletian und Constantin der Große in die Verwaltung der Reichs- provinzen eingeführt haben, größtentheils auch die Civilver- waltung aller Donauprovinzen, oder über einige derselben im Verbände, oder gar nur über einen einzelnen Landtheil, z. B. der Dux liinitis Idkisetici über Rhätien, der Dux limitis Norici über Norikum, auf sich gehabt haben. In¬ dessen sprechen die Alten doch über die Civilvcrwaltung einer derselben in bestimmten Ausdrücken. Nach der mühevollen Unterjochung Pannoniens wurde die Bewahrung und Lei¬ tung dieser Provinz dem Fusius Gewinns, welcher mit 25 Cohorten das Land innehielt, vom K. Augustus anver- »)Ilero) Welche Macht und welche Würde in Hinsicht auf Civilverwaltung wir den wieder etwas später in den pan Hö¬ llisch en Landtheilen als Feldherr mit Heeresmacht erschei¬ nenden M. Plautus Silanus, M. Lepidus, und dem Legaten Junius Bläsus zuschreiben sollen, -- ist in den Alten nicht hinlänglich ausgedrückt. Sehr wahrschein¬ lich tritt jedoch die allgemeine Norm ein: Pannonien war eine kaiserliche Provinz. Noch schwieriger aber wäre die Succession dieser Gewalthaber auszumitteln. Gleich¬ falls unbestimmt ist es, wohin man in das große Hochland der Alpen den Egeatius Calvin us setzen soll, welchen s) Dio Las«. I.. 4A. x. 414. — d) Velitzj. kaiercul. D. 11. c. 112. VW Las,. L. DV. x. 568. L. I.VII. x. 604. Ob fol¬ gende zu Viriäobona aufgefundene Steinschrift auch dem nach¬ herigen Imperator Tiberius einen Antheil an der Lan¬ desverwaltung in Pannonien vindicire, wagen wir nicht zu entscheiden: I. O. LI. II. LL4.V0. LLdtSOk r. k«0- LOdlI. (kannllui-o krooonsul.) V. L. L. LI. 4)-» S 112 wir aus Plinius als einen Urselectum ^llpisrum kennen, s) Wenn Suetonius schreibt/ daß alle Reichsprovinzen/ welche Cäsar Augustus sich nicht selbst vorbehielt, durch Procon- sules seyen verwaltet worden; und Tacitus versichert, damahls hätten Procuratores als Statthalter die kaiserlichen Provin¬ zen, Rhätien, Norik um und andere regieret: vuss MsuritaniL, Ult actis, Noricum, Iliracia ct l^uss alise procuratoribus coliibcutur, t>) so wissen wir, welche Amtswürde und Gewalt diejenigen nori sch en und pannonischen Statthalter gesühret haben, wel¬ che in den früheren Zeiten nach der Unterjochung unter was immer für allgemeinen Benennungen vorkamen. Vor und zur Zeit des K. Caligula (Jahr 36 —) hatte der nachherige Senator Calvisius Sabinus Pannonien verwaltet, wie Dio Cassius versichert: Calvisius 8al>inus prwcipuus intcr 8citatores, cum recens a kannoniac astministrationc rsclüsset (sre c) Unter K. Claudius (Jahr Chr. 41 — 54) wissen wir aus Tacitus, daß Attilius H iste r die Ver¬ waltung Pannoniens auf sich gehabt habe: Llsustius — scripsit ^.tlilio Ilistro, cz u i kannoniac p r a c sists- bat, Deginncm ipsayue e krovincia lccta »uxilia com- poncrot. st) Daraus wird ganz besonders ersichtlich, wie diesen früheren Provinzialstatthaltern Alles, Civil und Mili¬ tär, ja selbst die Limesvertheidigung in den einzelnen Donau¬ provinzen anvertraut gewesen seye. Während der Kriege zwi¬ schen Vitellius, Galba, Otho und Vespasianus (Jahr 68 — 70) nennet uns Tacitus die Nahmen einiger in Pannonien, Rhätien und im Noriko gewaltha- ben- s) klin. T. X. e. 48. Tacit. Hnnsl. T. 1. p. 7, -- vio cia„. TV. ? 571. 1.. TVI. z>. 57g. — t>) 8nelun in ^.ußuito n. 47. Tacit Hislor. T. 1. p. 188. — c) vio Lass. T. TIX. x. 654. — n) Tacit. Lnnal. XII. x. Hg, 113 S--4-4- benden Oberhäupter. In Pannonien und Dalmatien erscheinet als Procurator Cornelius Fuscus: 8oä krocurator ackerst Oornclius Ruscus, vißens solato, claris natslibus; und zwar, wie es scheinet, mit ausgedehnterer Gewalt: l?roxima Oornolii I'usci krocuratoris suctori- ts8! Neben diesem lesen wir den TitusAmpius Flavia- nus, als Consularlegaten über die übrigen pannonischen Legaten bestellet: tuneli incko Mossici sc kannonici exor- citu8, Oalmaticumczuo militom traxere, czuamgusm con- rularikus logatrs uikiil turüantiüus. — 1itu8 I'Iavisnus kanuouiam, kompeju8 8uIIanus Dslmatiam lonodant, ckivit68 86NS8. — ibckaviauus natura 6t sonocta contstor suspiciouor militum (also wieder Civil - und Mili¬ tärgewalt in einer Person) irrilsüat. — I'lsvisnum, omis- «s l?annonia ingro88um Italiam, rorum novarum cu- picko Ilegali nnmon rosummeroot misoori ci'vili- 1>U8 arrni8 impulerat. a) Gleichzeitig lesen wir im Nori ko den Procurator Petronius; in Orais ip8o paululum contatus, num kkissticis jugis in Noricum tloctorot, ack- vorsus kctronium krocurstorem, c^ui concitis suxiliis, et Interrupts llurninurn pontibus, 6cku8 Otlioni putsba- tur. t>) In dieser Stelle des Tacitus haben einige Ausgaben den überslüßigen Zusatz krocurator (urin8). Allein die ganze Lage jener Zeitereignisse widerspricht einem solchen Beysatze, und die Erzählungsweise des genauen Tacitus ist bestimmt genug, und auch der Lage der Dinge angemessen durch das astv6rsu8 katroniurn krocuratorern! übereinstimmend mit seiner ander¬ weitigen ausdrücklichen Versicherung: Noricum, kk^tia, ot curatc>rik>u8 coliiücntur! Sehr wahrscheinlich ist diesem in der sämmtlichen Provinzenverwaltung sehr bald nachgefolgt (wenn er nicht etwa in einem untergeordneten «) 7-->vit. M3t. I., n. p. 230. I-. m. x. 226. — k) r»clt. »!-». I-. I. x. 188. 8 114 vL-r-k Verhältnisse zu Petronius gestanden ist) der etwas spater vorkommende Feldherr im Noriko, Sextilius Felix: Igiwr Sextilius 6elix cum sls Xurisns et octo cnlrorti- tms sc Xoricorum luventute sä occupsuäsm ripsm Xeni stuminis, c^uocl Rststos Moricosczue interstuit, rms- 5US.- g) In den Zeiten des Kaisers Domitianus (Jahr 81 — 96), N e r v a (Jahr 96 — 98) oder des großen Trajanus? (Jahr 98— 117) gehöret der thatenberühmte T. Claudius Candidus als Proprätor der nori sch en Provinz, und gls Kux exercitus merici. Zu Tarracona in Spanien wurde diesem hochgeehrten Manne ein Monument mit folgender Inschrift errichtet: V. 66. 6^VIVO. 608. XV. VIR. 8. 6. 660. xvoo. RR. RR. RRov 1^0. kl. 6. 6t. in. cs. Ruci. Verrs. Alsric^ue. Xäversus. Rebelles. II. II. R. R. Item. Xsiee. Item. Xoricss. Ruci. 6xercitus, II Igrici etc. etc. 6) Gleichfalls steinschriftlich ist bekannt A. Gabinius als zweymahliger Proprätor in Illirico. c) Gleich in Len ersten Jahren seiner wohlthätigen Regierung setzte der sorgfältige K. Hadrianus einen tapsern und wohlgeprüften Mann, den Martius Turbo, als Statthalter in Pannonien und Dazien ein: Alsrtium lurlmnem, post LIsuritsniD Rres- fectursm infulis ornstum, Rsnnonise^ vscieeque sä tempus prselecit. c!) Bald darauf aber erhielt der vom Im¬ perator adoptirte Cäsar Aelius Verus, als Prätor die Verwaltung des ausgedehnten Pannoniens (Jahr 136). Xelium verum 6sessrsm spi^ellsvit — ^uem Rrsetuis lmnorsvit, sc ststim Rsnnoniis imposuit, — krw- tor ksctus est Rsnnoniis Rux sc Rector imxositus, mox consul crestus (Jahr 137). e) In den Zeiten Trajan's s) Isen. »ist. I.. I. x. 202. I.. III. x. 27z. — b) 6rnter. x. Z8S. n. 2. — c) «r-svii Hssnr. Lnü^u. Loin. I. X. in — ä) Lei. Lp-rtisaus. in »särisn. ^>. ßo. e)Sxar- tisn. ibiä. x. 7g. in Lelio Vero. x. 85. >!»» HZ »4t!- sder Hadrian's, oder noch etwas später hatte Norik um - auch einmahl den Q. Pätus Memmius Apollina¬ ris als Procurator gehabt. Mit außerordentlichem Lobe ge¬ denken dieses berühmten Mannes zwey altrömische Steinschrif¬ ten/ welche ihm sein dankbarer Sohn auf das ihm errichtete Denkmahl schrieb: (). koeto. Alommio. ^pollinsri. — — krof. 6okii III. kreucor. 1rik>. 1.6g. X. Osin. — — kroc- krov. Xoricae. --- Omuiüus Ilorioriüiiz. ker- funoto. k. Alsrnniius. (^. 1. t^uir. Xpollinaris. ksiri. küssimo. a) Von diesen Steinschriften ist nun noch ganz besonders zu merken/ daß dieser Memmius Apollina¬ ris mit den pannonisch- no rischen Landbewohnern in ganz besonders nahen Verhältnissen müsse gestanden seyN/ denn er war kreefeotus dloüortis IIk'°° krsuonrulU/ wie beyde Inschriften versichern. Die Breuker waren aber ein in Pannonien angesiedelter celtischer Volk es stamm. Diese Benennung beweiset aber auch zugleich die Fortdauer dieser Celtengemeinde in Pannonien noch im zweyren Jahrhunderte nach der Eroberung ihres Landes. Nach oder noch vor diesem Memmius Apollinaris trug die Procuratorswürde über Norikum Bassäus Rufus/ ein Mann von großem Ansehen und noch größerem Ruhme im ganzen Römerreiche/ seiner ausgezeichneten Thaten wegen in Krieg und Frieden/ besonders aber in den blutigen Schlach¬ ten/ welche zur Verthcidigung Rhätiens/ Noriku ms und Pannoniens am Donaulimes wider die vereinigten Völker des großen Deutschlands angestrengt und vielfach ge^ fochten werden mußten. Mit überschwenglichem Lobe gedenket dieses vielversuchten Mannes folgende römische Steinschrift: LX88ALO Al. k. 81LI.. KVkO. kk. kk. Imperat. Xuroli. Xntonini. I.. Xursli. Veri. Xureli. Eommoüi. 8 * 6rUier. xi. 437. a. 7. x. 1028. n. 6. '»---s 116 Eonsularibus. Ornamontis. üonorsto. Lt. Ot>. Vic- iorism. Oerinan. Lt. 8urmat. ^Intonini. Dt. Eornnioüi. ^ugg. Eorons. Dlurali. Vallari. ^ur. Ilastis. kuriš IV. 'kotickernc^ue. Voxiilis. — — — — — — — kroc. Ilationib. krovinciarum. Lelgicas. Lt. Ouarum. Oormanicsr. kroc. Keg. ^oricse. etc. etc. a) Es sind zwar unter den Kaisern Antoninus Pius, L. Aelius Veru.s und M. Aurelius noch die Nah¬ men anderer berühmter Männer bekannt, welche sich während -es hartnäckigen Markomannenkrieges am Donaulimes durch Thaten ausgezeichnet hatten; allein es ist, ungeach¬ tet in kaiserlichen Provinzen alle Civil- und Militärgemalt in der Hand eines Einzigen in jeder Provinz gelegen war, in den Nachrichten der Alten nicht hinlänglich bestimmt an¬ gegeben, weder in welcher Donauprovinz jeder dieser tatkräf¬ tigen Männer befehliget, noch auch ob sie eine eigene, schon länger getragene, oder nur für die Kriegsdauer ihnen an¬ vertraute Civil- und Militärgewalt gehabt haben? Aus Stein- inschriftcn aber können wir doch wieder zwey'sehr berühmte Männer nennen, denen in der Zeit zwischen K. Hadria- nus und Severus die Landesverwaltung in Panno¬ nien anvertrauet gewesen war. Vom Proprätor im obere n Pannonien, M. Pontius, spricht ein inschriftlicher Stein zu Rom also: M. kOKVIO. M. k. kV?. I-. I-VHIEO. 8^?ItVO. 6oft. kontilici. 8ockali. ^ntoninigno. Veriano. ketiuli. kmg. ?r. ?r. krov. L^rioe. I-eZ. ^ug, k r. k r. krov, ksnnon. 8 upor. I- e g. ^ug. k r, k r. k an non. Inter, etc. etc. t>) ») Lrmer. x. 375. n. 1. — b) «ruter. p. 457. n. 2. Ob L. Petro nius, dessen ein inschriftliches Monument mit vie¬ lem Lobe erwähnet, auch in bürgerlicher Hinsicht an der Verwaltung des oberen Pannoniens Anthcil gehabt habe, ist nicht ganz ersichtlich, idlä. x. 1028. 4. 117 Unter gleichen Lobeserhebungen gedenken zwey andere in- schriftliche Römermonumente eines Lucius Fabius, welchem die Statthalterschaft in Pannonien und Mösien mit dem Titel und der Macht eines Proprätors, kr. kr. krov, kann, et Moesiee 8uzi. anvertrauet war. a) Als der uner¬ fahrne Sohn Marc Aurels, Commodus, die Zügel des Römerreiches ergriff, vermochte die andringliche Zusprache der wohlgeprüften alten Räthe seines Vaters, daß alle ta¬ pferen Heerführer, deren Ruhm im heißen Kriege mit den Markomannen und O.uaden war bewähret worden, als Ver- theidiger des Donaulimes bestellet wurden. k>) In diesen er¬ hielten sodann auch Rhätien, Norikum und Panno¬ nien die vortrefflichsten Landesverwalrer wahrend der er¬ sten Jahre dieses Imperators. Allein die Alten nennen uns keinen derselben mit Nahmen. Es scheinet aber auch in den folgenden Jahren, als die Meutereien des Prätorialpräfects, Perennis, der seinen Söhnen den Oberbefehl über die il ly¬ risch en Heere verschaffte, und die Sorglosigkeit des Com¬ modus selbst Alles verwirrten, c) daß diese braven Feld¬ herren Marc Aurels in den Donauprovinzen ihre Statt¬ halterschaften ununterbrochen fortbehalten haben. Daher er¬ scheinet vielleicht schon unter K. Commodus? zuverlässig aber unter dem Imperator Helvius Pertinax (Jahr 180 — 193) der vortreffliche S e p ti m ius Severus als Statthalter uud Militäroberhaupt im ganzen ausgedehnten Pannonien, und zwar mit Gewalt und Würde eines Proconsuls. Herodian sagt im Allgemeinen: krseorat an- tein kslinonüs nniversis, nain unius rogebantur s) 6ruter. p. W7. n. 1 et 2. In den markomannischen Kriegen gedenket ketru« kmricius auch eines gewissen Delius Las»»» als p a n n o n isch e n Landesverivaltcr UrrtVML? Int. seript L/rnntin. j-. IV. ?. II. x. Ä-I. — k) Herodian. 1^. 1. p. 21. — o) Herodian. la. l. 29 —25. in dounuodo. 161 — 162. 118 *«-" imperio (^e/70 TMvrco? ; Dio Cassius schreibt in Hinsicht auf Civilverwalkung etwas bestimmter: Leverus prsesrat kosoniss ' Spartianus aber schreibt ganz bestimmt: Deinste kannonivs kroconsu- lari Imperio rexit. a) Wergleichzeitig die Civil- und Mi- litärgeschäfce im Nori ko geführt habe, ist nicht bekannt. Sehr wahrscheinlich abex war damahls schon die Oberleitung des ganzen Norikums einem gewissen Pollenius Sebennus anvertrauet, von dessen schlechtem Charakter und böser Amcsverwaltung Dio Cassius zur Zeit des K. S ep- timius Severus (Jahr 193—211) folgendes berichtet: Huic autor mortis fuit pollenius Ledennus, cujus inju¬ ria tain atrox non patuit impunita stiscestero. <^uum autem stestitus ast supplicium suisset Norici« a Ladino, quorum zireebecturam non dene astministrasset (co- 0vör> L7re7v0tt)>ek/) magno stestecore allsctus est. b) Der hier genannte Sabinus war damahls Landesverweser in Pannonien, welchem bald darauf nach der Erzählung des Dio Cassius, Marcus Agrippa folgte: lVlacrinus nullo jure 2lgrippam prius in kannoniam, stedinc in Daciam cum imperio misit Nam prw- sicles earum Ladinum et Castinum, vordo «zuistem sjuasi gorum sidi consuetustine opus esset, reapss vero, czuost et magnos ipsorum animos et amicitiam erga Oaracallam iormistaret, ststim ast se venire jusserat. Als hierauf Agrippa nach Dazien übersetzt worden war, kam Dez ins Triecianus an dessen Stelle nach Pan¬ nonien: Itaijue ^grippam in Daciam, Decium Nricci- snuin in kaunoniam adlegavit. c) Wem nach der schmäh¬ lichen Entsetzung des Pollenius Sebennus die Statt- s) ltvrncli.m. I.. II. p. 105. Ilio 1^, 7Z. p. 837. ZjUnaisn in 8-v«r. ,, 206- — k) vio Li», I>. 76. p. 86a. - c) Via l.. 76. p. 86a. I.. 78. p. 895 — Lga. -)^s 119 Halterei im Nvriko übertragen worden sey, ist unbekannt. Man dürfte vielleicht auf eine Vereinigung dieser Provinz mir Pannonien unter Sabinus denken, als welcher den Norikern ihren tyrannischen Statthalter ausgeliefert har, und Key dieser Bestrafung die Hauptrolle spielte. Allein Dio Cassius würde beym bald darauf folgenden schnellen Wech¬ sel der pan ironischen LandeSpräfecten gewiß ein Wort vom Nori ko erwähnen, wenn dessen Verwaltung mit jener von Pannonien damahls verbunden gewesen wäre. Allein er spricht bestimmt nur von Pannonien allein. Wie lange Triccianus den paunonischen Landtheilen vor¬ gestanden sey, und ob den tapferen Varius Macrinus, dem Verwandten des Kaisers Alexander Severus eine ausgedehntere Obergewalt auch in Civilgeschaften über Pan¬ nonien und die Nachbarslande sey übertragen gewesen, ist gänzlich unbekannt, a) Herodianus spricht zwar um diese Zeit von il lyrisch en Procuratoren b), und Lampridius erwähnet mehrfacher Gesetze, welche K. Alexander Severus an die Statthalter der Provinzen (Prsosiäas, kectoras kro- vincisvuin) ergehen ließ; allein von keiner einzigen der w e st¬ il lyrische II Provinzen finden wir einen derselben nahment- lich genannt, e) Bestimmt dagegen wissen wir aber, daß der gelehrte Geschichtschreiber Dio Cassius, bevor ihm (im Jahre 229) die Bürgermeisterwürde in Rom übertragen worden ist, Statthalter im oberen Pannonien gewesen sey. Von dieser Landesvsrwaltung spricht Dio Cassius zwey- a) I-amj-rlä. in LIex. Lever, p. 378. — b) Hernciian. D. VI. x. 3tt. — e) I.amxriä. in LIex. Levern, p. 346. 36a. 368. Wenn wir nicht irren in der Auslösung der Siegeln Ur. Ur., so war im Jahre 228. II. -Velianu» als I-ez. und Commandant der L/sZ. I. et II. dlilil. -Vssjn'.ric. uinr. liUel. Leverianornin, auch zugleich Landesverwalter von Panno¬ nien. Lrnler. p. I6I. ». 7. 120 mahl in seinem Werke römischer Geschichten: post ^.fri¬ ere krseicctursm Oslmatiss, cjuam olim pater czuoczus meus aliczuanckiu ackministravit, et kannoui re 8upe- rioris prcepositus lui. — kroelectus tum ack krselec- turam ^eg^pti, post uüi reverti in Italiam psene recta in Lalmaliam atczue incks in kannoniam 8 uperi o- rem missus sum, ut eis prsesssem. — klt krsstoriani, post Ulpianum, ms czuoczue criminati sunt; czuock, czuum in kannonia miiitikus preekuissem, continen- ter metuerent^ ne postularem ut et ipsos aliczuis insti- tutis kannoniorum vivere cozeret. ^t ^lexanclsr troruin rationem Iraüuit nuliam^ seck contra me ma^is tionesta- vit^ secumczus uua ckesignavit Oonsulsm. a) Der schreck¬ liche Tyrann Maxi m i n us (Jahr 235 — 237) führte die drü¬ ckendste Oberherrschaft über alle il lyrisch en Donauprovinzen selbst in eigener Person. Es waren aber jedoch in jedem ein¬ zelnen Landstrich Statthalter; denn Herodian schreibt von Maximins unerträglicher Tyranney im II lyriko: Oom» plurcs vxercitiüus ac provinciis propositos '/ov- 7co> x«/ cr^cr-roTtk^L 7i-L7NS"rkll^k>d), Lonsula- res^ triumpkalesczue viros^ levissima tenuissimaczue ca- lumnia attactos corripi cks improviso jubelrat, t>) und der schriftliche Aufruf des römischen Senates an die il lyri¬ schen Provinzenvorsteher lautete: kroconsulikrus, eesickibus, I^gatis etc. etc. Lalutem? c) Vom Maxi¬ mins verdienter Ermordung an bis auf die Erhebung des Dioelerianus auf den Thron der alten Imperatoren ha¬ ben sich viele römische Feldherren in den Provinzen am il¬ lyrischen Donaulimes berühmt gemacht. Wenn in diesen Zeiten noch das alte Gesetz aufrecht gehalten morden- -) Via c-.„. l.. '19. I' 9lZ — L. gg. p 217 — 918. — b) lte>c,.i!sn. t.. Vil p. Z25 Z27. — v) 7ul. c^xitulln. in iVIsxtui. /-01. lu LordiAn. daß in den kaiserlichen Gränzprovinzen die daselbst bestellten Landesverweser über Provinzialen und Militär ganz die Per¬ son des Kaisers vorstellen (und aus dem oben angeführten Ausdrucke des Herodianus: Lxcrcitibus sc provinciis pree- posiws!) so haben auch alle derselben die bürgerlichen Ge¬ schäfte in den ihnen zugetheilten Landstrichen verwaltet. Nur gebrauchen die Alten verschiedene Ausdrücke von ihrer Gewalt und Würde; sie lassen jedoch weit öfter die militärische grel¬ ler hervorschauen, waS auch sehr natürlich eine Folge der Kriegszüge und Thaten dieser Feldherren ist. So heißt vom Regillianus: in Hitrico clucatum gcrens, — Ill^rcici Dux; vom Claudius: lactus cst clux, et Dux totirur Hitrici, trabet in potcstatcm lbracias, Dloesos. Oalwa- tas, kannonios, vacos exercitus; vom Aureolus: Hie rjnoc^ns Ill^rrcanos exercitus regens, curn teneret Ill^ri- cum. Cum Ill^ricum perurgeret; vom Macrianus: Lgo bellum kersicum gerens, Macriano totam rempubli- cam creckiili. — Lenescentis ejus virtus in Ill^ricc» et valmatia comprobata est; vom RagoniuS Clarus: ikroekectus Hitrici; vom Junius Brochus: lenens tl- I/ricum; vom Ulpius Crinitus: Dux Ill^ricani limi¬ ti« et lkracii; vom Fulvius Bojus: 0ux Ubeetici li- mitis; vom Licinius Valerianus: klic in libeetia sc Norico sgsns ab exsrcitu imperator est lactus; — dagegen deutet der Ausdruck vom einzigen Jegenuus: (^ui kannonias tunc regebat; Curans kannonias, — s) bestimmter auf Civ ilverw altung neben dem Oberbefehle über eine Heeresabtheilung. Aber eben alle die aufgeführteil umfassenderen Ausdrücke erweisen , daß die berühmteren Heer¬ führer gemeiniglich die sämmtliche Oberleitung über das ») ?red. koltio in OsIIieno. p. 11. 14. Intrizint. ^rsn. x. 58. S9. 40. 42. 45. 50. In l)iv. ctsuä. p. 74. 81. la ^nreN-no. p. 95. 99. Vier. Oe Lsessrid. x. 520. 122 Zanz e Illyrik um, oder über einen größeren Theil der Donauprovinzen vorzüglich getragen haben; daß es aber au¬ ßerordentlich schwer, ja so zu sagen unmöglich sey, die Ge¬ waltausdehnung eines jeden einzelnen genau geographisch zu bestimmen. Betrachter man aber näher die ungemein große Ausdehnung des alten Jllyrikums, und die Weitläufigkeit des militärischen Hauptgegenstandes in diesem Landstriche, des großen Donaulimes und aller Vertheidigungsanstalten daselbst; erwäget man die gefährlichen und kriegerischen Ver¬ hältnisse im Jllyriko von Maxim ins Ermordung bis zu Diokletians Erhebung (Jahr 237 — 284), welche in mi¬ litärischer Hinsicht allein alle Kräfte jener Oberanführer in An¬ spruch nahmen; berücksichtiget man endlich den schnellen Wech¬ sel dieser Oberstatthaltor, und daß neben ihnen doch im¬ mer einige andere Provinzialfeldherren ermähnet werden; so muß man von selbst den Schluß fassen: entweder war um diese Zeit schon Civil - und Militärgemalt in den einzelnen Provinzen getrennet und von einzelnen Personen verwaltet worden; oder ungeachtet dieser Oberfeldherren gab es in allen Provinzen forr und fort die gewöhnlichen Statthalter mit Militär- und Eivilgewalt, oder im letzteren Wirkungskreise allein herrschend. Offenbar hätte sonst der ordentliche Fort¬ gang der Geschäfte jeder Art und selbst das militärische Wir¬ ken bey jenen so gewaltig, so verschieden und so schnell wech¬ selnden Zeitverhältnissen, bey so vielen Einfällen der Barba¬ ren und bey ;o vielen blutigen Auftritten im Jllyriko unrer den römftchen Heeren und ihren Führern selbst beirret werden müssen. Da nun die Nachrichten der Alten zu ge- drängt, zu allgemein, und oft zu unbestimmt sind: so kann es mit Billigkeit nicht gefordert werden, daß man aus so verwirrten Zeiten die Landevverweser der einzelnen Donau¬ provinzen in ihrer chronologischen Aufeinanderfolge, mit ge¬ nauer Angabe ihrer Würde und Ausdehnung ihrer jcdesmah- ligen Amtsgewalt aufführe. Einige wenige inschriftlichen Rö- 123 mersteine sind noch übrig, auf welchen die Nahmen eines oder des anderen norischen oder pannonischen Landesver¬ walters gelesen werden; jedoch von diesen sind die gewöhnli¬ chen Auflösungen der Buchstabensiegeln nicht über allen Zwei¬ fel erhaben. Auf einem zu Pettau in der unteren Steyer- mark gefundenen Stein liefet man folgende Inschrift: I. O. Al. LI. O8XIL0. IAlk. XHO. k. L. Vatiouius.- Linus kroc, (krocurator) k. (kroviuciss) k. (kannouieo) 8. (8upcrioris) V. 8. 8. AI. a) Ein anderer Römerstein tragt folgende Aufschrift: 1. 08. 0XV8. LH, 8. 8. k. (kreosas, krwlsctus) k. (kaunoniW) 81. XOK. (Xorici). b) Zu Ebersdorf an der Donau fand man auf einem Rö¬ mermonumente folgende Inschrift: I. O. Al. LI. 08XV8. 08X808. k.... (kannonice^ vol kroviucice) kLOO. (krocurator) V. 8. 8. Al. c) Wieder eine andere Steinschrift zeigt den Nahmen ei¬ nes Präses im unteren Pannonien an: XVK88I0. VIOL088 XV. VIKO. 8V08. LXO. 880. A.VOO. Lli. (krseses^ krocurator) krov. kann. Inlsr, ka¬ tran k. k. II. V. v. 8. 6) Folgende Zuschrift, welche den Al. Nonius Fabius Macrinus als Proprätor des oberen Pannoniens anzeigt, wurde zu Brescia in Italien aufgefunden: Al. NORIO. Al. 8. LXL, AIXL8IXO. 008. X. Vir. 8a- cris. 8ac. Log. Xug. kro. krmt. krov. kau. 8u^cr. i>) 6ialer. j>, 9. n. 6. Einer in der Gegend des alten Metul- lu m s aufgefundenen Inschrift zu Folge war ll. Amoniu, ilnllanus p a n II o irischer Proeurator. Lruter. x. 1Z. 0.18.— b) Linhart. Thl. l. x. 248. 8). — c) 6rm°r. k>. 14. n. s. — 6) 6raisr. p. Z72. n. 8. Nach einer anderen Inschrift vl- PINS Marcellns l.eAaln.4 Lugnsti kro^raetor krov. kLnnoniae inLsLiorls p. 100. n. I'. Lullus. Julianus. Ilib. Loli. krim. kann, kraesicki. Okitimo kt. Harissiin. a) Aus einer auf dem Zollfelde in Mitterkärnthen entdeck¬ ten römischen Inschrift wagen wir es kaum einen mittel¬ norischen Präses zu erhärten, wie es Linhart gewagt hat. 6) In den von Reinesius gesammelten römischen Aufschrif¬ ten findet sich auch lVlunatius klancus als Vir (lonsularis et krwses kannonise. c) Unter Kaiser Diokletian geschahen in der inneren Provinzenverwaltung im ganzen Römerreiche große Abände¬ rungen. Als Augustus nahm er neben sich den rohen Sol- dacenkönig Mariminianus Herkulius, und theilte (Jahr 286) mit demselben das ganze Reich. Für sich behielt Diokletian den Orient sammt allen Provinzen, welche die Donau bespühlt. Damit wurden auch die Legionen zu bey- derseitigen Befehlen und Wirken getheilt. Bald aber (Jahr 291 — 292) fanden es die beyden Augusti, wegen dem immer heftigeren Andrang der fürchterlichen Barbaren am Rhein und an der Donau, durchaus erforderlich, die Verwaltung der Län¬ der noch mehr zu vereinzeln. Es wurden daher Julius C o n st a n tius und Galerius M a x i m i a n us als Cäsa- res aufgenommen; die Römerwelt wurde nachmahls so ge¬ theilt, daß Diokletian Asien und Griechenland, Herku- liuö Italien und Afrika, und Galerius Maximian us das ganze große Jllyrikum, somit die Huth des großen Donaulimes, Rhatien, Norikum und Pannonien erhielt. Galerius führte nun im gro¬ ßen Jllyriko Macht und Würde eines Imperators; und da gerade die Venheidigung des Donaulimes die ange¬ strengteste Aufmerksamkeit forderte; da der Unterhalt des Lrmer. p. 1097. n. 8. - b) Linhart. I. Thl. l>. 248. u) - e) lnzerijit, Lias». VI. n. -42 s 125 neuen Casars und seines ganzen Hofstaates große Geldsum¬ men , also viele neue Auflagen jeder Art unter den Provin¬ zialen, und da beydes zugleich die größte militärische Anstren¬ gung der Provinzen, aber auch nebenbey den doppelt lebhaf¬ ten Fortgang aller Civilgeschäfte in allen Landtheilen er¬ heischte: so ist leicht begreiflich, daß diese Theilung der gro¬ ßen Römermacht in vier große Theile, auch eine neue Zer¬ stückelung der einzelnen Provinzen zur Auffindung und An¬ spannung aller Staatsnerven, eine Vermehrung der Civil- beamten, somit natürlich auch die Trennung der Civil- von der Militärmacht in jeder Provinz, und die abgesonderte Ver¬ waltung derselben zur unausbleiblichen Folge haben mußte. Das große weite Pannonien zwischen der Donau, der Save, den drinischen, bebischen, albischen Gebir¬ gen und dem C etius, bisher größtentheils, wiewohl in das Obere und Untere abgetheilt, von einem einzigen Statt¬ halter beherrscht, wurde jetzt in vier Theile und einzelne Provinzen zerrissen. Zum oberen und unteren Pan¬ nonien kamen noch aus den von beyden abgeschnittenen Lheilen die Provinzen Valeria und Suavia. Das alte Norikum war in der alteren Zeit allen noch übrigen O.uell- nachrichten zu Folge immer als eine einzige, ungetheilte Pro¬ vinz, als kegnum Noricum, Uegio Norica, Urovincia No¬ rica, krsefectura Norica, angesehen und verwaltet. Jetzt aber wurde die natürliche Verschiedenheit des Landes, wo die Natur selbst die Ebenen an der Donau und das ge- birgigte Hochland unterschied, als Grund einer neuen Eintheilung angenommen, und das ganze Land in zwey besondere Provinzen, in das Ufern orrkum, und in das M i t t e l n o r i kum getheilt. Alle diese neuen Pro¬ vinzen nun, Usnnonia inferior, Usnrionia 8uperior, Vale¬ ria, 8uavia, Noricum mccliterrsneum, Noricum ripmnse, erhielten eigene Civilstatthalter mit vielen ihnen zugetheilten Amtsgehülfen. Diese neuen Abänderungen in der inneren Provinzenverwaltung sammt dem qualvollen daraus erfolgen¬ den Drucke jener neuen großen und kleinen Tyrannen lernen wir aus dem grellen Gemälde des feurigen LactanriuS ken¬ nen: Oioclelianus, «zui scolerum invcntor et mslorurn mscbinator suit, curn ckisperckerst omnia, nee a lleo Iitu->*» 130 »d und zu bestrafen hatte. Er sollte vorzügliche Sorge tragen, daß keiner derselben die ihm anvertrauten Provinzen bedrü¬ cke (ne krovineialium oppressio lierek. Oe Oükieialium et krsesidis concussionibus'cognoscere); an den P r ä tö¬ t'ialprä sekt gingen alle Appellationen über die Entschei¬ dungen der Provinzenverwalter; dem P r ä t o ria l p r ä se k t stand die Oberaufsicht über das Posten- und Straßenwesen, über Metallminen und Metallarbeiter, über alle öffentlichen Gebäude, über die Verpflegung des Militärs und das ganze Rekrutirungswesen ob; an ihn gingen zuerst die Jndiktionen zu sämmtlichen Steuern und Abgaben u. s. w. — Nach dem Umfange einer solchen Macht und der Höhe einer solchen Würde hatte jeder P rä t ori alp r ä fe kt einen großen Staat (Otlicium) und eine bedeutende Anzahl von untergeordneten Kanzelley- und Hebungsbeamten (Lollezium). Das Ollici- um des italischen Prätorialpräfectes bestand aus einem krince^s oder krimicerius welcher über alle nach- gesetzteu Beamten die Oberaufsicht hatte; aus dem Lornicu- larius oder Ausfertiger gerichtlicher Bescheide, der noch einen Adjutor, Gehülfen hatte; aus einem Lomsntariensis oder Aufseher über die Gefangenen; aus einem ^ctis, Akrüa- rius, für gerichtliche Vergleiche und Contrakte; aus einem 6u- rawr Lxistolarum der die Berichte an den Kaiser entwarf; aus einem. Idegsndarius für eingegangene Bittschriften; aus einigen Lxcer^toribus für Processe, und deren Gehülfen, aus den Lingrdarilms (Lolmrtalibus) oder den Söldaren, welche die Steuereinnehmer begleiteten, Befehle ablieferten, und Verbrecher gefangen nahmen. Neben diesen waren endlich noch vier l^umsrarü oder Zahlmeister. Der erste sorgte für die Erfordernisse der Domänen, welche in die Cafse des 60- mitis Herum privstarum (krmcipüs) floffen. Der zweyte ^umerarius theilte Besoldungen, Gnadengelder oder Natu¬ ralien aus, lieferte den Ueberschuß an die nationales und krsepositos ab, und stand eigentlich unter dem Lomes 5a- >>->» 131 craruin I-argitionum. Der dritte Zahlmeister, Xumernrius suri genannt, hatte das Geschäft, das Silber der Steuern gegen Gold zu verwechseln, und die Ausbeuten der Gold¬ bergwerke in der Präfektur zu berechnen. Für Norikum mag dieser eine sehr wichtige Person gewesen seyn, da, nach Strabo's Versicherung, bey der Unterjochung des no rischen Hochlandes auch die ergiebigen tauriszischen Goldgru¬ ben in die Hände der Römer gekommen sind. Der vierte Nurnararius endlich, Mumorsrius Opcrum publicorurri, hob das Geld, welches zur Herhaltung der öffentlichen Ge¬ bäude aus den Städte- und Landeseinkünften zusammenfloß. Die P r ä t o r i a lp rä fe ct e n blieben in ihrem Amte so lange, als eS einem jeweiligen Imperator gefiel. Wer nun das Verzeichniß der vom Jahre nach Christus bis auf das gewalthabenden kroelcctorum l?rooic>iio Itslise wünschet, der suche es im Theodosianischen Codex mit Go- defroys gelehrtem Commentar. a) Wir wollen hier nur des einzigen, unfern w e st i l l y r i sch e n Antheil zwar nicht be¬ treffenden Prätorialpräfektes M. Gavius Maximus er¬ wähnen, dessen Nahmen auf einem inschriftlichen Römermo¬ numente gefeyert wird, das in der unteren Steyermark auf dem Leibnitzerfelde aufgefunden worden ist: Ml. OVVIO. MVXIMlO. kkMr-. kllXKIOK. IIHKICE 8ecun- clus» I?. l?. l?. Ila. O. 8. I.eg. 6r.V. kroc. Xug. Vmico. b) Den nächsten Rang nach dem Präfektus Prätorio Italia hatte der Vicar der illyrischen Diöcese. (Vicariur Ill^rici, Vicarius Ureefecti. .^gonz Vicariam krssieclurniu. Vice Uvsoloctus ki-setario cognosccns.) Diesem lag vorzüglich die Sorge über die richtige Abtragung aller Steuern, über die Zusammenführung und Verkeilung . ' 9 * L) ctoä. Ilieoäo-. r. Vl. t>L!5. n. p. 9. — b) 6ruler. p. a. 7. x. t025. n. 9. wird diese Inschrift als zu Grätz «al- gesunden ganz anders geschrieben anfgeführet. 132 »««- aller Naturalabgaben der ganzen Präfektur ob. (Oollationis et 1?ran8mi88ionis.) Die an Würde und Macht hierauf folgen¬ den Provinzen statthalte r kommen von dieser Zeit an, besonders in den Gesetzen der Imperatoren, unter ver¬ schiedenen allgemeinen Benennungen vor. Sie hießen: Orcli- narii lkectores. krovincialea stiAnitatea. Idectores. Ibectores krovinciarum. In potestate publiea po8iti, at^ue bonore krovinciarum astminiatranclarum. L.stmini8trantes. /Vclmi- nistratores. 6oAnitore8. 0ognitore8 orstinarü. ^usticantes. Äloäeratorea. Ganz besonders häufig aber wird ihnen in allen Nachrichten der Alten der Titel: älustices, ^uüices krovineiarum, Anstiegs aä krovinciam stsstinati, ^ustices u8 consi8te- bat, puta civilibus eriminalibuscjue controvsr8ii8 : De statu bominum vel patrimoniorum. Huna in bnem, ne conZruse ultionis anima6versio ali^-ua ratione cobiberetur, prsscipua boe illi cura imposita, ut apertis Lecretarii loribus intro vocatis omnibu8 et pro tribunali, non in seceasu stomu8, non pO8tgiuam clornurn 86 reeepi8set, et ab oöicii con8psctu streue oculi8 publicis rece8si8set, non storni pomericliania bori8 controversias aucliret, 86N- tentia8 prokerrst, xronunciarst, imo, ne c^uiäem libellos acciperet oblato8. ^<1 bnienclaa itsrn Iits8 et actu8 publi- co8 et illuä cavebatur, ne 8pectaculi8 et Iusticri8 nirniunr <-uree tribueret, seä 8erÜ8 potiu8 ar,tibu8 vaesret. Debe- bant et bane bleetore8 enrarn b^nere, ne Darnna ll?ro- vincialibu» inNZerentur ab OLeia!ibu8, a 6ornpul8ori- bu8 , a kotennum rrocuratoribu8. Itaque et certo anni tempore civitate8 I'rovincilL obire «kebebat, st^ue in bir Ioci5, <^uibu8 prsesto esrs pv88ent omnibus, restem con- 133 «<-" slituors^ proviuLialiuru^us ^ueerelus uccij)sre. l^uin imo ^>vr ornnium villas sensiru utl-cr/'- llnter den Amtsgehülfen eines Provinzialpräses war der erste der kriucsps olkoii (nachher auch genannt: Primates oüicii^, krirnoros^ krimicorii) , dessen Hauptgeschäft in der Vorführung der streitenden Par- theyen und ihrer Sachwalter vor den Richterstuhl des Prä¬ ses bestand. Nach diesem Prineeps folgten die VAjutorss, welche in Fällen überhäufter Geschäfte oder der Krankheit des krincipis Ueberhülfe leisten mußten. Es gab endlich auch noch einige Lxcor^tores (czui actu excipiebsnt 6t jur- gantibus uotu rostituebant) und andere geringere Diener¬ schaft (^pparitoros). Jeder Präses hatte in einer der vorzüglichsten Städte der Provinz seinen besonderen Wohnsitz, in welcher Stadt dann auch sein Hauptrichter¬ stuhl (Soorotariurn H krsetorium , kuklicum) sich befand. Hier allein nun sollte der Präses seine Gerichte halten, bey offenen Thüren, innenher die Streitenden, außerhalb aber das zuhörende Volk; beyde nur durch einen herabhangenden Teppich von einander getrennt. Vermöge seiner hohen Würde und großen Amtsgewalt war jeder Provinzenstatthal- ter Vir ^erlectissirnus, Vir clsrissirnus, und wurde be- tittelt: Oravitas tun, öiucsritas tua! k>) So viele auch der geschichtlichen Veranlassungen von der Zeit der Alleinherr- s) Ood. TUieo-to». L. II. x. 42. — b) coä rteoäc». V Vl. ks». II x. 29. — 4-!»S IZH schäft Constantins des Großen bis auf den Beginn der allmähligen schnelleren Auflösung des Römerreiches vor¬ fielen, einige Statthalter der il lyrisch en Donaupro¬ vinzen, Rhätien, Nyrikum und Pannonien nahmentlich zu nennen: eben so äußerst geringe sind die Mel¬ dungen der Alten von denselben. Vom Nori ko insonder¬ heit können wir während des ganzen gedachten Zeitraumes nur einen einzigen mit Zuverläßigkeit angeben. Um das Jahr ZZ2 kennen wir den Helpistiurn virnin Lonsularein kannoinW, an welchen ein vom K. Constantius erlassenes Gesetz lautet. Es ist aber nicht ganz zuverläßig, ob dieser die Civilvermaltung über alle aus dem alten Pannonien entstandenen Provinzen, oder nur über das untere Pan¬ nonien allein geführt habe, a) Dagegen wissen wir doch zuverläßig, daß Aurelius Viktor, der berühmte Ercerp- tor römischer Geschichten zur Zeit des K. Julianus (Jahr 261 — 264) Vir consularis ksnnoniss socunüm gewesen sey. K) Bald nachher kennen wir einen Statthalter von Valeria und vielleicht auch vom oberen Pannonien zugleich in Messala (Jahr 270). c) Gleichzeitig war Präses im Uf e r n o ri k um ein gewisser L e o ntius. Wir erschließen dieses aus den Angaben einer im Ufern orikum am Donaulimes aufgefundenen Inschrift, vermöge welcher (Jahr 270) unter Oberleitung des Feldherrn Equitius (lVla- gistri nlriuzczuo MllOso) große Verschanzungen am Do¬ nauufer hergestellet worden sind, und zwar insistente etiarn Deontio l?. welche letzten Siegel wir kreeses il?rovin-> ciss (Norici ripensis) lesen. Z) Wenn wir die Aussagen des Sidonius Apollinaris recht verstehen, so war Majora- nuS zur Zeit der Imperatoren Gratianus und Theo- s) c»-I. r. Ik. p. qzg _ L. XXI. p. 205. — c) ^>nm. NgrceUin. L. XXIX. p. 458.— ö) 611-lcr. p. 164 n. 5. 135 dofius, Dux Valeries ripsusis. Die Worte des angelegenen Dichters sind folgende: Nertur kannoniae, <^us Mor¬ ris p o 11et c i n c us, 11! ri c um rsxisss solum cum trsctibus Istri Hujus ^.vus. Nam Nkeoäo- sius, Huo tempore 8irmi ^ugustum sumpsit nomeu, per utrumc^ue MaZistrum Militiam sä partes regni venturus eoss iVIsjorsnum ftshuit. s) In der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts schei¬ net das ganze Noriku m ungetheilt von einem einzigen Statthalter verwaltet worden zu seyn. Die oben angeführte Aussage des Zosünus von dem Feldherrn Generidus mag zwar mehr die militärische Obergewalt über einen großen Theil der illyrischen D o n a u p ro v i n z e n an¬ zeigen K), Dagegen ist der Ausdruck des Priscus Rhe¬ tor sehr sprechend, welcher im Jahr 449 von einem Pri- mutus, Statthalter des ganzen Norik ums Meldung thut: Ilio obviam Iraduimus IsAstos s Homsnis Ilespe- rüs etiam sä Nttilam missos. Lrant sutem prwcipui, Homulus Lomitis äiguitate äeeorstus, et ?rimutus N o ri c Zs regio nis krsotectus, c) Dieser letztere Ausdruck erinnert schnell an die Worte der Alten, als Norikum noch eine einzige, ungetheilte, von einem einzigen Präses verwaltete Provinz gewesen: NsAnum Noricum, liegio Norica, krsekecturs Norica. Auch gebraucht Hierocles Grammaticus denselben Ausdruck eines ungetheilt betrachteten Landes: ^sco^rov. ä) — Von dieser Zeit an bis zum gänzlichen Sturze des Westreiches (Jahr 476) ist in den sparsamen Geschichtsquellen aber auch nicht eine Spur mehr -) Siäon. Lxollin. L. V. x. 11Z« in H. VI. Bibi. SS. ka- unm. — ks Lo,imu^. L. V. x. 820 — 821. — °) üdet. inlkt Rasant. Script, 26. — ä) In Seri^t. Lorant, r. XXIV. x. 52. 136 °*«- »on einem römisch -norischen Statthalter zu fin¬ den. Nicht einmahl zur Zeit des h. Severinus, in welcher wenigstens das Mi tt e ln o ri k u m immer in einigem Zusam¬ menhangs mit der römischen Herrschaft in Italien gestanden ist. Eugippius, St. Severins gleichzeitiger und vor¬ trefflicher Biograph, weiß, ungeachtet so vielfältiger Veran¬ lassungen, doch nie mehr einen solchen römischen Statthalter im nori sch en Hochlande zu nennen. Man dürfte zwar hier schnell auf den Lomes kiorius denken, der allenfalls Präses des Ufer- oder Mi t te l no riku m s gewesen seyn könnte, a) Allein fürs Noricum rchonso läßt sich das Be¬ stehen einer solchen gewalthabenden Person mit allen Zeitum¬ ständen seit mehr denn 30 Jahren durchaus nicht vereinigen; und wäre Pierius Landesverwescr des Mittelnori- kums gewesen, so würde ihn der genaue Eugippius gewiß mit diesem Titel beehret haben. Allein, schon der Nähme Comes widerspricht, und alle Zeitverhältnisse scheinen es zu verrathen, daß dieser Pierius kein im Noriko früher gewalthabender Statthalter, sondern ein Militärbefehlshaber aus dem Heere Arnolfs, Bruders des heru lisch en Odoacers, gewesen seye. Wir sichren nun, um das ganze neue Staarsverwaltungssystem des Kaisers Constantins unter einen Ueberblick zu stellen, in so fern sie auf unsere illyrischen D o n a u prov in z e n Bezug haben, auch die übrigen obrigkeitlichen Personen und Aemler an. Für die Kammergeschäfte und für die besondere kaiserliche Kasse waren zwcy unabhängige Minister im Ost- und Westreiche bestellet, nahmlich: der Lomes saerarum I-ar^itionum (Mi¬ nister des Schatzes) und der Magister oder Lomes rei znn- vsim prmcipis (Minister des Kronschatzes). Der erste hob die dem Staate gehörigen Zölle, Zinsen und Steuern, und bezahlte den Sold und die Geschenke oder Nacuralgaben an s) Lußij'1'. in Vit. L. Severini. Leet. XXXIX. 137 die Militär- und Civilbeamten. Diesem 6omos Lacrarurn I-argitionum im Westreiche war/ uns näher betreffend, ein 601NS8 I,nrA!iior>um merici untergeordnet. Einen einzi¬ gen derselben kennen wir nahmentlich, nähmlich den üioclez aus den Zeiten des Kaisers V a l e n t in i a n u s I. a) Ein Ibstionslis 8uininarum kannonise sscuncles, Dslmaties st 8aviR imd ein kationslis kannonise primes, Valeries et Moriei, welcher alle aüsständigen, oder erst auszuschreibenden und einzutreibenden öffentlichen Abgaben jeder Art sür Va¬ leria, für das o b e r e P a n n o n i e n und für das ganze Norik um aufzeichnete (canones arcss larZitionuin ciebi- tos 8cril>ebat, eorurric^us rationes in sua provincia nota-^ dat). Ein krsepositus Viiesauroruin 8i8eianorurn 8avise, und ein I?rsepositu8 lliesaurnrurn 8ak>arien8inni kanno- niss prim«, von denen der erste zu Siszia, und der an¬ dere zu Sa varia seinen Sitz hatte. Da das Hauptge¬ schäft dieser Schatzmeister die Uebernahme der öffentlichen Gelder aus den Händen der Numerarier, und die Bewah¬ rung derselben an einem sicheren Orte war, so ist ersichtlich, daß die Hauptsteuerkasse vom Norikum, Vale¬ rien und dem oberen Pannonien in der Stadt Savaria gewesen sey. Ein l?i ncurator Mlonstee 8is- cisnW, Münzenmeister zu Siszia. Aus dieser wichtigen Münzstätte sind annoch viele, und unter verschiedenen Im¬ peratoren geschlagenen Münzen jeder Art in den Antiken¬ kabinetten übrig. Zwei) I?rocurator68 o^nsecii für das zweyte Pannonien, welche die kaiserlichen Seiden- und Goldstickereien, wie auch Webereien besorgten; und von wel¬ chen der eine anfänglich zu Bassana unweit Sirmium an der Save (l?rocnrator O^necü Lassinsnsis kannoniss secunclM), nachher aber zu Salonis, der andere aber zu Sirmium seinen Sitz harte. Ein (lomsr Oomerciorum s) Lmm. »IsrceUin. L XXVII. j,. Z6S — 370. j, 28 per Illgricum, der im ganzen großen Jllyriko die Zölle von erlaubten Maaren durch eigenS bestellte Diener (Stationarios) einhob. Ueber die Gold-, Silber- und übri¬ gen Metallbergwerke, wie auch über die Goldwäschereien (r^urilsguli) wachte ein eigener Lomes Motalli im gan¬ zen Jllprikum, wo der Goldsand so beträchtlich gefun¬ den wurde, daß viele Thrazier sich ins Land stahlen, um be¬ deutenden Erwerb zu machen, n) —- Der Minister des Kron¬ schatzes (Lomes rei privatss prinoipis), der für die kaiser¬ lichen Privateinkünfte sorgte, zu welchen die Forste sammt den Jagden, die Vorwerke, die eonfiscirten Güter, alles her¬ renlose Besitzthum und die Einkünfte der Tempel und beson¬ derer Ländereyen re. gehörten, hatte unter sich einen kro- ouratorem rei private« per Laviam, und verschiedene kree- posilos Orsgum, 8gl!uum, Lastazarum etc., Vorsteher der Weideplätze, Wälder und der Spanndienste zur Verfüh¬ rung der kaiserlichen Einkünfte. k>) Noch war ein besonderer Miniüer im Westreiche bestellet, Magister Oikciorum, wel¬ chem in der illyrischen Diöcese (in Illgmico occi6en- tali) die verschiedenen Kriegsgewehrfabriken unterstanden; und zwar drey Schildefabriken in Valeria zu Acinkum, im oberen Pannonien zu Cor nut um oder Car¬ nuntum, und im U f e r n o r i k o zu L a ur e a c um; eine Waffenstätte zu Salona in Dalmatien, und eine Waf¬ fen- und Ballistenfabrik zu Sarm rum (Lakrica Lirmien- sis scutorum^ loalistarum ot arrnarum; Ladrica Lcutariss ^cinonsis, Lornutonsis, Lsuriaoonsis et Lslamtaries). u) Wir haben nun in Hinsicht der allgemeinen Provinzen¬ verwaltung aus der spitzfindigen Regierungsform, welche seit dem Kaiser Diokletian eingeführt, und immer mehr aus¬ gebildet worden ist, nur diejenigen Aemter und Staatsdiener s) NoN. lmper. Occia. p. 62- 70. __ I>) rsotit. il-tä. x. 71. — c) Uotil. ioict. p, 55 — 62. »»»» 139 ausgehoben, welche'mit unfern westillyrischen Donau- provinzen in einer näheren Beziehung gestanden sind. Alle übrigen haben wir, wie billig, übergangen. Wie glück¬ lich unsere Noriker unter so vielen neuen und künstlich er¬ sonnenen Formen der öffentlichen Verwaltung gewesen seyen, wird die geschichtliche Darstellung der Schicksale dieser Pro¬ vinz während der letzten zwey Jahrhunderte römischer Herr¬ schaft am richtigsten zeigen, auf welche wir auch unsere Leser verweisen. V. Die römische Provinzenverwaltung im Besonderen. Die no rischen Provinzia¬ len, Städte, Colonien, Mu nie ipien, und die innere Verfassung derselben. Wir haben oben gesagt, wie es aus dem Gange der Dinge selbst, aus dem Beyspiele anderer von den Römern er¬ oberten Lsndtheile, aus so vielen Andeutungen in den Schrif¬ ten der Alten, aus unzähligen, auf nori sch er Erde aufge¬ fundenen römischen Antiken, und, für die späteren Zeiten, aus der alten Molitia Iinperii orisntalis ot occickentalis — sattsam erhelle, daß auch in den westillyrischen Do¬ na u p ro v i n ze n, im Noriko, in Pannonien und Rhätien alle römischen Verfassungsinstitutionen seyen ein¬ geführt, immer mehr ausgebildet, und bis zur allgemeinen Auflösung des Römerreiches daselbst bestehend seyen erhalten worden. Sollen mir nun ein Bild der besonderen Landes¬ verwaltung im Noriko, als einer römischen Reichsprovinz, entwerfen, und dabey nicht gerade eine Beschreibung römi¬ scher Institutionen, Sitten und Gebräuche überhaupt liefern: so müssen wir es hier vorzüglich bedauern, daß uns die Alten für die ersteren Jahrhunderte, über den Anfang, »»» 140 Fortgang und die besonderen Eigenheiten der neuen Institu¬ tionen, und über das innere römische Wirken und Streben im Nori ko durchaus keine einzelnen, bestimmten und zu¬ sammenhängenden Nachrichten aufbewahret haben. Nach den Versicherungen der großen Alten hatte zwar einst Kaiser Au¬ gustus, und hatten nach ihm alle Imperatoren eigene Reichsbesch reib un gen (kationaria, Notitias, Urevia- ria) aller unter römischer Herrschaft stehenden Länder zum immerwährenden augenblicklichen Handgebrauchs, worin der ganze Militär- und Civilstand, alle Waffenhäuser, Flotten, alle Festungswerke und größere Ortschaften, die Summen aller öffentlichen Abgaben und Tribute, wie auch alle bekann¬ ten Anlagen, Kräfte und Erfordernisse der einzelnen Provinzen genau verzeichnet waren : cornplexus est (^.u- Zuslus) dreviarinin totius ImpLrii, czuantuin iniütum suir signis ulriczue asset, Quantum pecunim in oerario et Isis¬ es, et Vectigai.üus resickuis. s) In diesen Originalguellen mag manche, auch für die Gegenwart noch sehr interessante Notiz vom Noriko, einer für das Römerrcich so besonders wichtigen Provinz, enthalten gewesen seyn. Allein keine die¬ ser vielen Reichsbcschreibungen ist bis auf uns gekommen. Um also ein Bild der inneren no risch en Provinzenver¬ waltung und Verfassung zu entwerfen, müssen wir für die ersteren Jahrhunderte sowohl, als für die spätere Zeit alle Abzeichen aus den Schriften der Alten und aus den aufge« fundcnen römischen inschriftlichen Antiken zusammenstellen, und nochmahls die besonderen Angaben der alten goliti» Iinperii occ.ckentalis benützen, eingedenk der oben schon an¬ geführten Versicherung des Aurelius ViktorS: Obkicia sane p ulica et palatina, nee nnn militi» in earir ivrniarn Ilackrianus statuit, cznoe paucis per Oonstanti- nurn innnutatis lr o cl i e (Jahr 374 circa) perseverat. l>) -) ds°titla ln>x,er. Orlen.. P. 2. - b) Lnrel. Vi?., ln^iwm. x. 5Z7. >!->» 141 Nachdem die siegreichen Romer das Hochland der Alpen, und die weiten rhätisch-, no risch- panno irisch en Flächen an der Donau hin erobert hatten, gehörte dem Rechte des Krieges zu Folge aller Grund und Boden dem römischen Reiche an. Sie haben dieses Recht auch alsogleich nach der Unterjochung ausgeübet, indem sie einen sehr großen Theil der wehrhaften Landbewohner Rhätiens weggeführt hatten, wie Dio Cassius versichert: (^uia voro ^opulosa erat gcris kbwtorum, viüebaritur^uc bellum clenuo tentaturi; m axi m a m ejus et wtate v ali 6 is- simam partem incle gbtluxerunt! Dio Cassius setzt aber die wichtige Versicherung bey: üs rclictis, c^ui et co- lenäw ei regioni susl'iccrcnt, et aä rebellan- üum non satis virium bgberent (ö^o/ a) Zu dieser Angabe setzen wir noch eine andere Versicherung Dio's hinzu von der schweren Rache Tiber's an den empörten Pannoniern durch Verwüstung ihrer urbaren Ländereyen : multis maleliciis agro mortalibus- c>us impositis. b) Wir legen auch noch ein großes Gewicht auf die Aussage des Livius, der versichert, Drusus habe den eroberten Alpenländern Steuern aufgele- get; und des Strabo, daß seiner Zeit, über dreyßig Jahre nach der Unterjochung, die Bewohner des Alpenhochlandes ganz willig und ruhig den Römern die auferlegten Tri¬ bute bezahlten: a Oruso census actus est, — (^uies- csntes tributum legitime pcrsolvunt. c) Es ist end¬ lich auch die Aussage des Hyginus merkwürdig, daß aller Grund und Boden in Pannonien nach dem Grade der Schätzung seines Ertrages jeder Art öffentliche Steuern und Abgaben habe entrichten müssen. o Liwit. Loastit. j>. 206. 142 len anderen Aeusierungen der Men liegen hinlängliche Be¬ weise/ daß die obsiegenden Römer allen nach der Unterjochung im Nori ko, in Rhätien und Pannonien übergeblie¬ benen freyen Landbesitzern die ihnen erblich angestammten und wie immer von ihnen rechtlich besessenen Ländereyen, Feld und Wald/ als P r i v a tei g en th um unter der still¬ schweigenden Bedingung der römischen Ober¬ herrschaft ihres Verwaltungs- und Besteue- rungssystemes gelassen haben. Alle norischen Landinsas¬ sen der sich fortpsianzenden und erhaltenden Celtenstämme be¬ griffen die Alten unter dem Nahmen Provinzialen/ krovincialos norici, Norici, Noriconses, ohne dadurch ge¬ rade einen g e w isse n S t a n d / als höchstens den in der Amtssprache eigentlich als Landinsassen ausgezeichneten der freyen G ü t e rb e si tz e r, zu verstehen. In den fol¬ genden Stellen aus den Schriften der Alten werden die N o- riker eben so gut als die Bewohner des Lugdunensischen Galliens verstanden/ wenn Jul. Capikolinus vom K. Anto¬ ninus Pius sagt: tlururir coronariurri Itslicis toturn, msäium krovincialibus reciäistit. —- NecjuaczuaNi leetatus Incro, p>ressus ost. — U.Ltiones vmniulii krovincialium spprime scivit et vecvgalium; oder wenn es vom M. Aurel heißt: Ns krovincialibus esset inolestus, auctionem insti- tuit. — l?ree krovincialibus ro6cli6it. s) Auf einem im Norik o gefundenen inschnftlichen Römerfleine wird die einzelne Person, Oonstsntius Vottius, mit dem Beynahmen krovincialis ausgezeichnet, b) Für die Benennung, Norici, Noricenses, sprechen von Florus an bis auf Eugippius, den ü) llll. csxlwlin. In ^nwo. rio. x. 96. in /^urel. x. 121. 126. Vnloar. bLttivLn. in ^victio. 192. kotlin in IriAint. t^ran. x. 40 4t. — k) Reise durch die nori¬ schen Alpen, x. 26Z. »»»» 143 Biographen des h. Severinus, eben so gewisse, hinlängliche geschichtliche Stellen, s) Wir haben schon in unserer frühe¬ ren Schrift, dasceltische Norik um, sattsam erwiesen, daß unter den no risch - pannonischen Celtogallenstäm- men uralter Stande sunter schied bestand; daß es in ihren Gemeinden Hochedle, Edle, unedle Gemein- freye, dinglich Unfreye und Sklaven gegeben ha¬ be. Unzähliger Angaben in den Büchern des großen Ca¬ sars zu Folge — hat dieser Standesunterschied auch unter den Landssbemohnern des eigentlichen Galliens bestanden. Dieser Standesunterschied dauerte daselbst auch während der ganzen Römerzeit fort, und er hat sich ins Mittelalter herab- geerbt. Sueton sagt: OsIIisruin czuoczue zmocmissiinuin, na non nullos ex zprincizrikus legit et sszmsuit aä pompam. Gleichfalls schreibt Spartianus: liisxsnoruin sc 6-allorun» krocsres rnulti occisi sunt, k>) Im ganzen Pannonien hat dieser altceltisch ^Stan¬ des unter schied auch nach der römischen Unter- jochung fortbestanden, wie sich dafür der Abzeichen genug in der Erzählung des Dio Cassius von der großen pannonischen Revolution finden. So war's auch unter den no risch en Landinsassen während der ganzen Römer¬ herrschaft bis zur Auflösung des Westreiches geblieben. Noch zu Ende des fünften Jahrhunderts thut Eugippius Meldung von eingebornen no rischen Lau desedel n im Ge¬ gensätze der aus andern Ländern ins Norikum hergekom¬ menen Adelichen: Cum multi igitur 8aoerclotes 6t szurita- los viri, nm: non et laici noktilss utczns religiosi, infti^Lnae, vel cis longinczuis s<1 eum religionidus conkluentes ssepius sisesitarsnt! — In einer andern Stelle ») rloeu, L. IV. csx, 12. x. 245. — Lugchp. in Vit. L. 8°'°- lini. Lect. 25. 28. — d) Lueton. in n. 47. Ljoar- rian, in Levero. x. 214. gedenkt Eugipp einer hochadelichen Witwe zu F a - vianis: Vi6us krocula — nobillssimiL n a t a I i- 1> us orts! a) Zur Zeit des Kaisers V a l e n ti n i a n I. übte der italische Prato rialpräfect Probus/ seinem geitzigen Imperator zu Gefallen, eine wahrhaft tyrannische Härte über die il lyrisch en Provinzialen aus. Als Folge der allgemeinen Unterdrückung sagt nun der gleichzei¬ tige Amm. Marcellinus: Oeniczus triüutorum onsra vecti- galium^us sugmenta multipliaata optimal um u o 8- u8 8UIS io- stum likrerao uoüilitstis occursum, conspicuo8 _ V6- s) Luxstxx. ibill. in kr^sstions et in 8ert. m. — k) tt-nm. L1-irc-IIin, L. XXX. x. 452. )>->s veste nives 8enatoros, reverenclos munieipali purpurs Ilarnines^ insignes spicibus^, Laeerelotes? s) Alle diese nun , die o r i g i n a l a d e l i ch e n und g e m einfreye n Noriker, adeliche und gemeinfreye bürgerliche Romer und Veteranen, werden als die wahren Lan d eig e n t h ümer, als wahre i^ossessores, unter der Benennung krovinciales ganz vorzüglich begriffen. Man kann jedoch zu diesen no¬ rischen Landinsassen und Landeigenthümern auch die in allen römischen Provinzen so häufig vorkommenden Colonos rech¬ nen, welche gewöhnlich dinglich unfrey auf den Gütern der reichen Landbesitzer seßhaft waren, sie bestellten, und vom Erträgnisse derselben die Staatsabgaben leisteten, einige Dominikalabgaben an ihre Grundherren entrichteten, und selbst ihre Familien unterhielten; k>) endlich auch noch die kroouratoros römischer Senatoren, welche gewöhnlich in den einzelnen Provinzen weitläufige Ländereyen besaßen, den Ban und die Pflege derselben durch eigene Prokuratoren besorgen ließen, jedoch selbst nie auf diesen ihren Provinzialgütern wohnten. Von den wahren Landeigenthümern, Vvssossorikus^ müssen wir hier für Norik um ganz beson¬ ders bemerken, daß ihre Anzahl daselbst nicht gar klein könne gewesen seyn; denn nur aus diesem Stande allein, gewöhnlicher Weise aber niemahls aus der Claffe der ding¬ lich unfreyen Colonen, geschahen die Aushebungen der für die römischen Legionen nöthigen Provinzialmannen. Nun erscheinen aber sehr frühe, und werden fort und fort wäh¬ rend der zanzen Römerherrschaft gelesen die Juventus Nori- corum srmis asueta, die Cokiortes Rorieornm et kanrm- niorum, die leeta ex krovincis auxilis, die I-e^iones dw!- ticw der Noriker, Pannonier und Rhätier, die ide^io II. et III. (Italic^), welche im Nori ko und in -) k-c-n. in Vet. r. n. p. 381 — 332. — b) coä. rlleollo,. r. I, p. 492 — 4S6. IO 44»» 146 °«" Rhätien zu M. Aurels Zeiten sind ausgehvben, und fort und fort ergänzt erhalten worden. Nach den sprechend¬ sten Abzeichen in den Erzählungen der Alten, Strabo, Pli¬ nius, Appianus, Ptolomäus, war ganz Pannonien, N o- rikum und Rhätien von verschiedenen, meistens celto- gallischen Einwanderern stammweise, in von einander abge¬ sonderten Stammgemarkungen (Livitatos, von der frühesten Zeit bis auf die Tage der römischen Herr¬ schaft bewohnt gewesen. Innerhalb jeder einzelnen Stam¬ me s a n si e d e lu n g hat es in dem regelmäßig vertheilten und besessenen Lande größere und kleinere Städte, Flecken und Dörfer, Schlösser und Burgen gegeben. Alles dieses hat auch nach der römischen Eroberung in Pannonien, Rhätien und im Norikum der Hauptsache nach fortgedauert. Es hat der alte Stammesunterschied fortge¬ dauert, und er ist, besonders unter den Bewohnern des alten no risch - rhätischen Hochlandes heut zu Tage noch er¬ kennbar. Dürfen wir wohl an die Versicherung des Plinius: Incolss ^Ipium multi populi, — omnes in in u I t a s ci vital« § ckivisi! an seine Alpenbewohner, die Nriurnpi- linos, Ooinunos, Verlostes, Isaroos, Lreunos, Oonsua- netss, Ickcates, ^inbisontes, kuguscos, Vrixentes, Hua- nstos, Oalucones; an die Herretes, Lerrapillos, ckasos, ^nclireter, ^inantes, 6ornacates, Lraviscos, I.atobioos, Hooräisoos, Nauriscos, u. s. w.; an die dem Ptolomäus im zweytsn römischen Jahrhunderte noch bekannten einzelnen Volks¬ stämme Rhätiens, Pannoniens und Noriku ms, an seine Vlaunos, ^mkickravos, ^nibioilos u. s. w. erin¬ nern? Und sollen wir wohl die steininschriftlich bekannten p a n- nonischen Volksaemeinden, die (livitates ^raUoruin et Uoiorurn, und die Ookortein Vreucorurn anführen? Was no rische und pannonische Städte und größere Ortschaf¬ ten betrifft, wer kennt nicht die Oppicka Noricorum des Plinius, Virunum, (äeleia, Neurnia, Aguntum, Vianiornina, das >>»s 14.7 uraltberühmte Noreia des Strabo, und die 6ivitates Noric« und I'annoniso Zuporioris des Ptolomäus, (^esostunum, ikastacum^ Vocarium, keeclicum, Istunum, 8!antieum Oai nuntum Lregeetiuio, a^nclautonium Noviociunum, I-ontu6um, 6arroclunuiri, Visontium, Oliinacum, Liscia, ILmonn u. v. a. ? s) Innerhalb der Gemarkungen einer ahnsehnlichen Stam- mesniederlaffung der Völker im Noriko, in Rhätieir und Pannonien wird immer eine Stadt ganz beson¬ ders ausgezeichnet; an ihr hingen die übrigen offenen und geschloffenen Ortschaften der ganzen Gemarkung, und mach¬ ten mit ihr und dem ganzen Stammvolke eine Oivitas, Ikossmkliaa, ein z/.Zre^, aus, ungeachtet ein¬ zelne Stammesgemeinden, jede vorzüglich an ihre nächste Stadt (Stadtgebiete), gebunden gewesen zu seyn scheinen. Das gemeinsame Wohl, die Sicherheit und alle öffentlichen Geschäfte in diesen norisch-pannonischen Stam¬ me s n i e d e r l a s su n g e n besorgte, wie im eigentlichen Gallien, der Stand der eingcbornen Frey en, die Hochedeln und Edelu jedes Stammes, ordentlicher Weise durch den versammelten Rath (8eniores, 8snstu8), außerordentlich aber durch allgemeine Versammlungen aller, auch der Gemeinfreyen (Livos, kopulus, Alultim- clo). Jeder einzelne no risch - pannonische Volksstamm war auch für sich ganz unabhängig, und jeder besorgte sein Wohl ganz nach eigenen Gesetzen des Herkommens innerhalb seiner Stammgemarkungen. Oft gewann ein vorzüglicher Stamm mit den Waffen die Obergewalt über mehrere be¬ nachbarte, und beherrschte sie sammt dem seinigen, wie einen einzigen großen Stamm. Oft hingegen haben sich mehrere der n 0 risch - pannonischen, der l i b u r n isch - dal¬ matischen Stämme friedlich zusammen gethan, und einer / 10 * a) Siehe darüber mein altceltisches Norikum. 148 »«-i-r besonderen gemeinsamen Versammlung ihrer Stam modeln die Oberverwaltung des allgemeinen Wohles übertragen. Ge¬ wisse einzelne Städte sodann gewannen dadurch ein ganz be¬ sonderes Ansehen und vorherrschende Wichtigkeit vor allen übrigen Städten solcher vereinten Stämme. — Als die sieg¬ reichen Römer in den eroberten Donauprovinzen, in Rhä- tien, im Noriko und in Pannonien, ihr eigenes System der Civilverwaltung eingeführt haben, frägt es sich nun sehr natürlich, ob nicht den no risch - pannonischen Völkern, wenigstens einem größeren, und dem im weiten Alpenhochlande, von den Donaugränzen weiter entrückten, und näher an Italien wohnenden Theile derselben die ei¬ gene, herkömmliche uralte Sta m m v er fassung und Leitung ihrer Gemeinden im Inneren ge¬ lassen, oder ob die Sieger doch wohl Alles, im ganzen n o r i s ch e n Hoch - und Blachlande mit ihren Institutionen und Gesetzen durchdrungen und verändert haben? In Rhä- tien, in Pannonien und im Noriko hat der Stam- mesunterschied der daselbst angesiedelten Völker während der Zeit römischer Herrschaft fortgedauert. Zu allen Zeiten nach der Unterjochung hat es unter denselben Landesinsaffen, Stan- desunterschied, freye und edle Männer jeder Art gegeben. Daß sich die uralten, lange vor der römischen Unterjochung schon in den w e st i l ly r i s ch en D o n au p ro v in z en se߬ haften Bewohner bis nach der Römerzeit erhalten und fort¬ gepflanzt haben, erweisen überflüssig die sprechendsten geschicht¬ lichen Abzeichen; so, daß der uralte Stammesunterschied heut zu Tage noch an den Bewohnern des n o r i sch - r h ä t i- schen Hochlandes, an Körperbau und Kleidung, an Sitten und Gebräuchen, an Sprachidiotismen und an Lebensweise nur zu auffallend ersichtlich ist. Wir werden es weiter unten überzeugend darstellen, wie die Römer das ganze norische Land, von den südlichen Alpenklausen bis an die Donauufer hin durchdrungen, und überall Ansiedelungen ge- 149 habt hatten; und doch hat sich alles Aeltere an den Bewohner» charakteristisch erhalten. Nach einer allge¬ meinen Norm gründeten die siegreichen Römer in allen er¬ oberten Provinzen vorzüglich militärisch-wichtige Punkte an den Gränzen und im Inneren der unterjochten Landtheile, besonders durch eigens eingeführte zahlreiche Colonien. An diese Punkte band sich fest die Behauptung des Landes in williger Unterwürfigkeit, und die gehorsame Leistung aller öffentlichen Forderungen an Steuern und Tributen jeder Art, und an blühenden Jünglingen für die Reichslegionen. An diese Punkte band sich fest die Verbreitung römischer Cultur. Auf solche Weise ihre Oberherrschaft fest gegründet, unter¬ wanden sich die siegreichen Herren eben nicht viel allseitig eingreifender, gewaltsamer Reformen der Sitten, der Lebens¬ weise, der Religion und der herkömmlichen Eigenheiten ihrer willig gehorchenden Landinsassen. Nun erscheinen auch noch im römischen Noriko und Pannonien steininschrift- lich die Civitatas Loiornrn et ^ralioruirl; die Civitas vaviensium (bevor noch K. Hadrian im uralten Juvavum eine Colonia eingeführt hatte), die Civitas Lirmioosiuin et ^inantinorurn; die Hespudlica Virunensium; die Ues- pulüica Imntiensis. a) Plinius zeichnet zu seiner Zeit noch die Lerretes, Lorrapillos, Aassos, ^.nNrwtes, Colapianos und Lreueos — als kopuloru in Capita aus, nicht ohne Hindeutung auf ihre fo rt - rh a lt e n e Ueberwie- genheit über die anderen kleineren o b e r p an n o n i sch- südnorischen Stämme. Die alte Vereinigung meh¬ rerer Stämme zu einer gemeinsamen Verfassung, welche noch tief im ersten Jahrhunderte des römischen Besitzes bestand, gibt abermahls Plinius durch die Versicherung, daß Japo- den und vierzehn Städte der Liburner mit den Dal- »j klin. L. HI 25. 6ruter. x. 297. a. 9. r. »90. o. 2. Eichhorn, Beyträge. B, I. p- 6. 1Z0 m a te n gemeinsam verbunden gewesen waren, und ihre An¬ gelegenheiten in Hauptversammlungen zu Scar- dona berathschlagt hätten: (lonventuin Lcurckoliitanum getunt 6t I-ibirrnoruiu civitates c^ustuorsteciiu. s) Aus diesen vielen allgemeineren und besonderen Andeutungen wagen wir nun zu schließen, daß die Romer wenigstens an¬ fänglich nach der Unterjochung sich erst des rhätisch- no- risch- panno nischen Landes in seinen militärischen Haupt¬ punkten an der Donau und im Inneren des Landes recht fest unterwunden, das römische Verwaltungssystem im Allge¬ meinen eingeführt, im Besonderen aber, so wie den Stammesunterschied nach den bestehenden Gemarkungen, so auch den einzelnen no risch - pannonischen, vorzügli¬ chem Volksstämmen ihre alte herkömmliche Stam- mesverfassung und Leitung der Civilgeschäfte, unter römischer Oberleitung jedoch gelassen haben. Eine Ein- theilung des no risch - pannonischen Landes nach klei¬ neren Distrikten hatte zuverläßig Statt. Und auch in dieser scheinen sich die Römer sehr natürlich an den schon beste¬ henden Stammesunterschied und die Stamm- aemarkungen gehalten zu haben. Die weiteren mehr oder weniger eingreifenden Veränderungen in der herkömmli¬ chen Stammesverfaffung und Verwaltung nach römischen For¬ men scheinen jedoch offenbar von der bald von selbst ausfallen¬ den Bemerkung abgehangen zu haben, in wie ferne bey die¬ ser Schonung die N o ri k er willig oder unwillig den neuen Oberherren gehorchten; und in wie ferne die alten Formen mit den Regierungsgrundsätzen der einzelnen Imperatoren und den im großen Illyriko zu schnell, zu gewaltsam und zu vielfach sich ändernden Zeitverhältniffen vereinharlich waren. An die letzte der alten Verfassungsformen norisch- und panno nilcher Landesinsassen scheinen sich die Römer durch s) rila, u, m. vax, 21. 4 LI. «««- Jahrhunderte gehalten zu haben, nahmlich an die Eiutheilung deS Landes in größere und kleinere Distrikte nach den einzelnen St am m g e m a r k u n g e n, und das; für jeden Volkesstamm eine eigene leitende Distriktsobrigkeit be¬ standen habe. Auf einem in Italien aufgefundenen inschrift¬ lichen Nömermonumente lesen wir nahmlich den L. V vika¬ ti us als Präfekten der zwei) kleineren pannonisch-en Volksgemeinden, der Aza-lier und Bojer: I-. VOI-L^- 'rio. y. I'. VLL. kUIMO. krack. Lok. I. Nori- cor. In. kann. krack. Hi^ae. Danuvi. kl t. Lividatnrn. Duarurn. Loior. klt. ^.ralior. 1ril>. Mi¬ lit. ImK. V. Maccckonicec. In. Moesia. krsek. ^.Ise. I. kan- nonior. In. ^krica. a) Wenn nun kleinere Stamme der Pannonier ihre ei¬ genen Stammpräfecten hatten, um wie viel eher darf man diese Civilobrigkeiten in den größeren Volksstämmen im No- riko und in Pannonien, in den Lapitibiw koxulo- rum des Plinius vermuthen. Wie lange jedoch auch diese Berücksichtigung der norisch-pannonischen Stamm- hewohner von Seite der Römer gedauert habe, vermögen wir eben so wenig bestimmt anzugeben, als darzustellen, wann alle und jede einzelne der römischen Institutionen in Hinsicht der inneren Landesverfassung und Verwaltung angefangen, und welche» Fortschritt sie gemacht habe, bis auch im No¬ rik o gänzlich alles nach römischem Fuße verwaltet, gerichtet und geleitet worden sey. Das auffallendeste chronologische Abzeichen jedoch finden wir sowohl im theodosianischen Ge- setzrodex, als auch in der alten Nolitia Irnperii Occickcnw- lis; denn in beyden Monumenten des Alterthumes finden sich, unsers Wissens wenigstens, durchaus keine Beweise mehr, aus welchen auf das Fortbestehen der alten n a t io¬ ne l l e n n o r i s ch - p a n n o n i s ch e n S t a m mverfaß ») Lruwi. j,. 490. ». 2. -»->2 1^2 s o n g und Verwaltung mit Grunde dürfte geschlossen werden. Man dürfte aus dieser Bemerkung mit Grunde be¬ haupten, daß in den w e stil ly r i sch e n Provinzen zu An¬ fänge des vierten Jahrhundertes die ganze römische Civil- verwaltung in aller und jeder Hinsicht cingeführet und aus¬ gebildet bestanden habe. Ob nun, »ach dem anfänglichen Fort¬ bestände der alten Stammverfassung mit herkömmlicher Civil- verwaltung, die n o r i s ch - p a n n o nisch e n V o l k sstäm- me die Schmeicheleyen der römischen Zünfte nachgeahmet, und sich nach den Nahmen der Kaiser, deren Anhang auch sie vermehren wollten, eigene Zunahmen gegeben haben? — wa¬ gen wir nicht zu entscheiden. Indessen ist es nicht unwahr¬ scheinlich, daß, da Aemona und Skarabantia als j u- lische, Virunum und Celeia als elairdische, Ju¬ ras um und Ceti um als hadrianische. No vio du¬ ri um als flavische Colonien inschriftlich ausgezeichnet wer¬ den, — alle zu diesen vorzüglichen Städten mit ihrer beson¬ deren Civilverwaltung zugetheilten Gemeinden und Orte sich gleichfalls nach dem ju lisch en, ela irdischen, sla- vischen und nach dem Geschlechte der Antoninen wer¬ den zugenannt haben. —?— Als der römische Senat wider den fürchterlichen Tyrannen, Maxim in, die Provinzen des großen Jllyrikums aufrief, begann der schriftliche Staatsbefehl mit folgendem Eingänge: kroconsulibus, kroe- siNkus, I,6Fatis, vucisius, Ir-brini*,, Magislratibus ac sinxulis Livitutilaus, Äluninixiis et Oppiäis et Vicis et Oastellis — Lalutem! a) Wir ersehen hieraus überzeugend, daß in allen Landtheilen der illyrischen Pro¬ vinzen, in Städten, Municipicn, Colonien, in Flecken, Dörfern, Burgen und Castellen, überall leitende römi¬ sche Obrigkeiten zur Ordnung der Geschäfte, der Ge¬ richte, und zur Aufrechthaltung der öffentlichen Sicherheit ,) Laxiwlin. in Llzxini, x. gos. 1Z3 »<-« bestanden haben. Hiermit ist uns aber auch die Norm zur ferneren Fortführung dieser unserer Untersuchung gegeben. In der Zeit ursprünglicher Unabhängigkeit gab es im obe¬ ren Pannonien und im ganzen Nori ko viele an¬ sehnliche, volkreiche, wohlbefestigte Celtenstädte. Bey der Unterjochung dieser Landtheile sind alle diese bedeutenden Ort¬ schaften durch die siegreichen Romer nicht zertrümmert wor¬ den; die meisten derselben bestanden noch fort, wie die Auf¬ zählung der norisch-pannonischen Städte bey Pli¬ nius und Ptolomäus nicht nach lateinischen, sondern nach den alten nationellen Nahmen hinlänglich er¬ weiset. Der innerhalb aller n o r i s ch - p a n n o n i s ch e r Stam- meSniederlassungen bestandene Standesunterschied war auch vorzüglich bey ihren Stadtbewohnern, im Senate und Volke, in den Fürsten, den Edlen und gemeinen Bürgern (Sivas, Uopulus) zu ;eder Zeit erkennbar. Jede einzelne Stadt hatte auch aus ihrem eigenen Mittel ihre eigene Verfassung und Verwaltung — nach eigenen Willen und Gesetzen. Gleich nach der Unterjochung haben die Romer auch im Noriko und in Pannonien ihr uraltes zur Verbreitung und Be¬ festigung ihrer Herrschaft und ihrer Cultur allmächtig wir¬ kendes C o lo n i sir u n g s sy ste m angewendet. (Lolonise in ngros csptivos, subsiüium uclversus rebelles et imbuen- ), bisweilen von mehreren abgeführt. Das Volk bestimmte vorher durch ein Gesetz, welche Ländereyen, wie, an wen, und durch wen ste vertheilt werden sollten. Die neue Colonie ging nach Art ») Hu, krimU, L. XII. x. 117. — b) Illv. L. VI». ^6. 4.-»s 1.54- einer Armee mit fliegenden Fahnen (8uk> voxillo) an ihren bestimmten Ort ab. Die Austheilung der Felder geschah mit einem Pfluge, vermittelst welches der Antheil eines jeden Colonisten ringsumher bezeichnet wurde. Wenn eine Stadt zu erbauen war, so wurde der ganze Umkreis derselben eben¬ falls vermittelst eines Pfluges gezogen. Alles dieses geschah mit Haltung von Auspizien, Lustrationen, mit Opfern und anderen feyerlichen Umständen (lb-ustrata urbs, cantstn car- nrina, amkurdiuin colobratum!). Einige Colonien bestan¬ den bloß aus römischen Bürgern, einige aus Latei¬ nern, und einige aus Italienern; daher waren ihre Rechte verschieden. Nach der wahrscheinlichsten Meinung hat¬ ten die Colonien, welche aus römischen Bürgern be¬ standen , nicht alle Rechte der Bürger, sondern genossen we¬ der das Stimmrecht, noch das Recht, Ehrenämter in Rom zu erhalten. Die Rechte der lateinischen Colonien wa¬ ren noch eingeschränkter, so daß römische Bürger, welche in eins lateinische Colonie übergingen, dadurch eine Ver¬ minderung ihres Ranges erlitten. Die italienischen Co¬ lonien waren die geringsten. Der Unterschied bestand haupt¬ sächlich in der mehreren oder minderen Befreyung von öffent¬ lichen Abgaben. Daher auch der Unterschied zwischen Oolu- nÜ8 immunibus und stiponstiarüs. Unter den römischen Colonien waren einige rein militärische, OoloniW inilitarer, zur Belohnung ausgedienter Veteranen, wie Lueanus andeutet: sockos erit emeritis, c^uss rurs claduntur, nostor voteranus arot, czuse rnoenia lessi»? a) In diese Colonien wurden ganze Legionen mit ihren Officieren, Tribunen und Centurionen, mit Vieh und Gerälh- schaften, mit Geld geschickt. Aber diese Gewohnheit kam bald nach Kaiser Augustus wieder ab. Zum Unterschiede wurden die andern Colonien Ooloniss (stvilas, plohejL. Io- L) I/ucrn. I-. l. V, »>»» 155 ZstB genannt, weil sie aus Bürgern bestanden. Allen Co¬ lonien wurden von Rom aus Gesetze vorgeschrieben, und hier¬ in waren sie von den M u n i e i p i e n unterschieden ; daher dec Ausspruch des Aulus Gellius: Aura mstituta^rw omnia populi Komani, non sui srbitrii lisbont. a) Sie waren gleichsam das Bild des römischen Volkes im Kleinen, und mit Rom im engsten untergebenen Zusammenhangs, wo sie auch ihre eigenen beständigen Vertreter hatten. Auf diese abhängigen Verhältnisse deuten auch die Worte Sne- ton's und des Gelllus: Augustus (lolonias jure et äigni- talo Itrbi tguoäammolo xro xarte aliljua uärLHuavit, <^uia xro^tor sm^>iitnäinem majestatom^uo populi roma¬ ni istss Colonise (znssi eüigies xarvee smmlacra^uo osss rzneoriam viclontur. b>). Bey weitem nicht in alle Städte einer eroberten Provinz haben die römischen Imperatoren Co¬ lonien gesendet; nicht wenige der unterjochten Städte hat man bey ihrer alten Verfassung, bey ihren al¬ ten Gesetzen, Herkommen und Gebräuchen ge¬ lassen. Es wurden daher solche fremde Städte, welche das römische Bürgerrecht genossen, aber ihre eigenen Gesetze (Do- gss rmmicixalss) und ihre eigenen Magistrate hatten, Mu- nicipien, AAmcixis, genannt. Diese konnten, wenn sie wollren, die römischen Gesetze annehmen, und dann wurden sie mit Rom als eine Stadt betrachtet, und genossen alle Rechte der römischen Bürger, ausgenommen diejenigen, wel¬ che man nicht erlangen konnte, ohne in Rom wohnhaft zu seyn. Wenn sie die römischen Gesetze nicht annahmen, so blieben sie bloß verbündete Staaten, und hatten nur das Recht bey den römischen Legionen zu dienen, und bey den¬ selben militärische Ehrenstellen zu erlangen (Alunora milita- ria esxoro xotorant, von daher der Nähme Alumoijüum); a) Aul. S-II. l.. XVI. °!>p. 1Z. — b) Suewo. in Luxusta. u. 46. Aut, LeU, I., L.V1. c. 3. 156 °*" aber nicht das Recht der Stimmgebung, und Staatsämter iu Rom zu begleiten. Diese Municipien ahmten in Hin¬ sicht ihrer Staatsverfassung fast in allen Stücken den Rö¬ mern nach; daher sie auch fast die nähmlichen Magistrate hatten, wie die Colonien, und dieselbe Art, Gesetze zu ge¬ ben, wie in Rom. Dessen ungeachtet waren aber die Mu- nicipien von den Colonien sehr verschieden, und das Loos der letzteren weit nachtheiliger. Eben das allmählige Streben der Municipien, ihre innere Verfassung fast in allen Stücken den römischen Institutionen nachzubilden, hat in ihnen die alten charakteristischen Unterscheidungszeichen nach und nach ausgetilgt, so, daß sie den Colonialstäd- ten darin völlig gleich geworden, später dann auch häufig Colonien und Municipien fälschlich verwechselt wur¬ den. Verschieden endlich von Beiden waren die Präfecturen, welche zwar römische Gesetze und Magistrate hatten, keines aber der übrigen römischen Bürgerrechte genossen, s) Ueber alles nun bisher von Colonien, Munici¬ pien und Präfecturen Gesagte ist die Bemerkung des Manutius sehr treffend: Commockius igitur cum Muni- cipiis, ^usm cum C o I o ni i s^ nut prnekscturis ggebntur, siczuickem coloniss et prseiecturM cum plus one- ris, tum vero minus Iinbebant emolumenti, okstricti enim legibus Homnnis tenebsnlur, ne^ue tnmen irui muneri- bus publicis poterant. lVlunicipes vero Hucxlnm mo- Uo lrui liberlnte vickebnntur, cum e suis civibus rege- rentur, suisc^ue moribus nc legibus viverent: et ul>i vellent, Homnm ire nck sukkrngium kerenclum^ et ipsi rangistratus cnxere xolernnt. b) Aus dieser ganzen Dar¬ stellung ist nun von selbst ersichtlich, wie wichtig die Colo¬ nien, und nach und nach auch die Municipien zur fe- a) 6ell. I/. XVI. oap. 1Z. — t)) kitiroi. I,eLic, Rom. VoL, Llunicipium. 4Z7 -Li¬ sten Verkettung aller neuen Eroberungen mit dem ganzen Staatskörper des Römerreiches, zur Erschaffung und Verbrei¬ tung eines echt römischen Geistes unter den Nachkömmlingen der unterjochten Provinzialen gewesen seyn. In den w e st¬ il lyrisch en Donauprovinzen, in Rhätien, im Noriko und in Pannonien, diese hohen Zwecke so schnell als möglich zu erreichen, mußte dem staatsklugen Kai¬ ser Augustus schon in den ersten Jahren nach der blutigen Unterjochung für unerläßlich nokhwendig erscheinen. Wir mö¬ gen daher aus der Lage der Dinge allein schon sicher schlie¬ ßen, daß dieser Imperator das römische Colonisirungssystem in den Hoch- und Binnenländern zwischen den südlichen Al¬ pen und der Donau eben so schnell werde angewendet haben, als es der große Trajan im neueroberten, gleichwichtigen Dazien gethan hat: üx toto vrba liornano inlinitas so (in Oaaiarn) copiss IrorninNiN transtnlsrat aä sgros et urkes conclenckos, a) Ganz bestimmt sagt aber Hyginus: t^uibus ckeletis üostiurn civitatiüus novss ursies consti- tuit: huosckain in veteribus oppickis ckeckuxit et Eoionias norninavit; und Sueton schreibt mit noch näherer Hindeu¬ tung : Inüartino milite üis usus esl: — semel acl jarse- Lickiinn cnloniaruin Ili^ricurn eontingentiuin, — Ilrüiuni guasckgin — merita erga i?opulum Iborna- nurn allegantes I-atinitate vel Oivitale clonavit. t>) Leider aber hat keiner der Alten, weder die Zahl der Colonien, wel¬ che .Kaiser Augustus in die so überaus wichtigen w c st¬ il lyrisch en Provinzen eingeführt hat, bestimmt ange- s) UrNrox>x>. in Nreviar, p. 581. — d) II/Zia. Oe äiiAUsw. Lueton. in n. 25. aa. Unsere Vermuthung wirb hier auch durch die Versicherung des Justus Lipsius: ve megn-- Nni. Ueixud. Itom. D. I. cap. 6. beleuchtet. Lonww milil» (cotoiroruiu) «teäuxit (^ugurtus). Lub cjuinmin consulaun» Luuiri, ut I^ir «ric^raaus osleiniit, el xortea wultL »äjuaxit. 158 geben, noch die Nahmen einiger derselben Colonialstädte ver¬ zeichnet. — Wir wollen gegenwärtig alle im Noriko und im oberen Pannonien gelegenen römischen Colonien und Municipie» nahmhaft machen, deren Bestehen durch gewisse geschichtliche Abzeichen außer allem Zweifel gesetzt ist. — Vermöge eines zu Aquileja aufgefundenen inschriftlichen Denkmahles hat der Imperator Vespasianus (um das Jahr 72) alle Veteranen, welche Key der römischen Flotte zu Ra¬ venna gedient hatten, vom Militärdienste frey gelassen, und ihnen hinlängliche Ländereyen zum Anbaue in Pannonien gegeben. Die Inschrift des besagten Monumentes ist folgen¬ de: IM?. 6VC8. VL8?V8IVNV8. ^VO ?(MN. VIVX. NH. ?ot. II. Imp. VI. ?. ?. Os. III. vesi§. IV. Va- toranis. <^ui, Militavorunt. In. Classe. Havonato 8iib. 8ox. Imcilio. Hasso. <^ui. 8er>a. leit. Vicona 8tipenclia. Vut. ?Inra. Moruorunt. Lt 8unt Oarlucti. In. ? anno ui am. (Quorum. Nomina. 8uk>scripta. 8unt. elc. 6to. a) Es ist jedoch gänzlich unbekannt, in welchen p an Hö¬ llischen Gegenden diese Veteranen Ländereyen zum erb¬ lichen Eigenthume erhalten haben; ja man mag auch neben- bey behaupten, daß diese Veteranen allein wohl nicht eine Römercolonie im eigentlichen Sinne ausgemacht haben. Weit bedeutender mag die Anzahl jener Veteranen gewesen seyn, welche im Jahre Chr. IZ4 — I5Z vom Kaiser Antoni¬ nus Pius des Militärstandes sind entlassen, und gleichfalls mit ansehnlichen Landtheilen im oberen Pannonien be¬ schenkt worden. Im heutigen ungarischen Vesprimer Comi- tate im Orte Erskö hat man zwey Monumente, zu beyden Seiten mit Inschriften versehen, ausgegraben, deren Inhalt im wesentlichen folgender ist: Imperator Osar vivi Ha- «Iriani lilius^ vivi Nrajani ?artlrici nopos, vivi Carvos a) Lruter. p. 57Z. n. 1. L> 1Z9 pranopas, litus, T^vlius Ilastrianus Vntauinus i>iu8 ?on- tisax lVIaximus 'Vrilaunitim 1'oteslutis XVII. Imporsto-r iterum Cvns. IV. katev ^utries: Hc^uitilaus at I^eäitiüus , ° liipia Con- tariorum, Lt I"'" Ilirscuin Victrix, ILt I"" Cannsneka- tunr Civium Hoinsnovum, üt I">^ Ilispanovurri T^rvaco- ium, Lt III^' Xugusta ItrraLum 8aAittariorum, V.t 60- Irovtilaus V. I"'^ Hlpiu I?unnonioruiri, at V^ 6al- loecoruru, lüt I"°° lüraaum Civiurn Humanorurn, Ut 11^^ ^Ipinoruin^ üt V" Cailsseoruln laucansiurn , Dt XVIII" Voluntsrinrum; I^t sunt in k s n n o nia 8 u- ^aviovs 8ul> ClauclioVIaxiino ie^ato. XXV. kiuribusve 8tipsn6iis Linaritis, Dimissis Ironasla Älis- sioaa, Quorum Xoinina suliscripta sunt 6tc. Ltc. s) Zweifelhaft ist eine dritte Niederlassung von Veterane» in Pannonien, welche nähmlich in Llassa I'lavia Aloo- sica gedienet, und vom Imperator Domitianus Entlas¬ sung und Landereyen erhalten hatten, d) Eine der frühesten Römercolouien, welche üder die j u- lisch en Alpen heraufgeführt worden ist, ward im uralten Aemona eingesetzt. Schon der große Encpclopädist der Al¬ ten, Plinius, versichert dieses mit den Worten: 86,>tvu- tiioues ksnuonia vevKit: linitur incle Oanulrio. In u a (ioloniss Xöinons^ 8is6ia. a) Die hier als als Colonie genannte o b e r p a n n o n i sch e Stadt Siseia an der Save ist auch sieininschriftlich als solche, und zwar als Colonie des K. Septimius Severus bekannt. Inder- Gegend des alten Savaria (zu Perent bey Steinamanger) wurde ein Römermonument mit folgender Inschrift endeckt: C0I.OXIX 8LI"I'IÄII^ 8I8CIX XVOV81X. ü) a) Lke^IiÄN. Lelioen^vidner. el Itistor. Labar, u - 106. — d) 6rM«r. x. 576. n. 1. — a) ki>«. ttt. 25. — 6) LeboenvAsoer. iblä. x>. 52 —> 55. 160 Nach Plinius ist zuverlässig einer der Imperatoren des ersten Jahrhundertes der Gründer dieser Römercolonie; daß sie aber hier den Beynahmen 8optimia trägt, schreibt sich wohl von der besonderen Vorliebe, womit sich K. Sept. Severus um diese wichtige Stadt angenommen, und da¬ selbst neue Colonisten wieder einzusühren für nothwendig er¬ achtet hat. Neben Siszia sind im tieferen Pannonien gleichfalls als römische Colonialstädte steininschriftlich bekannt: Dlursa und Cik>alis. a) In der Nähe von A e m o n a lag die gleich alte Stadt lVauportus (Oberlaibach). Von diesem Orte lernen wir aus dein wohlunterrichteten Tacitus, daß ihm die Romer seine uralte Stadtverfassung belassen, und diese Stadt der Taurisker als Municipium aufge¬ nommen haben: ckirrepto ipso^us Kauporto, czuock Dluni- oipii instar oral! k>) Unterhalb Aemona an der Save, in der Gegend des heutigen Mokriz und Zhatesch in Krain, stand die uralte Celtenstadt Koviockunum. Auch diesen Ort ver¬ kündiget ein daselbst entdeckter inschriftlicher Romerstein als eine M uniči palstadt: I. 0. DI. üN. OMIO. DIV- KIOIkl. ibl-, Koviock. 8acrum. I-, kompoius. Ingo- nuus. Oo. 8. V. 8. D. Dl. c) Eine der wichtigsten alten Städte des Mittelnori- kums, Ooleia, im wichtigsten Heerstraßenverbande mit allen nördlichen und südlichen Städten trägt auf inschriftlichen Rö¬ mermonumenten bald den glänzenden Beynahmen einer Co- lonie, bald den bestimmt ausgesprochenen Vorzug eines M li¬ ni cipi ums. Die Inschrift eines Monumentes sagt: 1?l. 6I-WOIV8 Dlu n i c ipii Oelsiae. I-ib. issavor. kro. 8o. Lt. ckulia. kusilla. Votum. 8olvit. Dagegen heißt es auf einer anderen, auf Celeias klas¬ sischen Boden aufgefundenen Antike: 6. D.VIDIO 8LOVK- _ ' VI- s) Iclem. idlll. x. 29- — b) Urinal. L. I. p 7. — c) Linüart. I. Thl. p. ZU — 212. El DlXlXXO. Xsil. 6ol. 6el. Xu. 1VIII. 6r. Vepon. Lellicinse. Lius, XtiUus. 8ecun(luL. Istnieulisi. 6t. 6slv. lutorinse« 6oni. luclioissimne. Xn. XXXII. a) Man ist sehr geneigt/ dem K. Claudius die Ein¬ führung einer römischen Colonie im alten Celeia zuzuschrei» ben, von welchem Imperator sie dann auch Colonia Clsuäia Celeia zugenannt worden seyn soll. Man glaubet/ dieses aus den Aufschriften zweyer Römersteine schließen zu dür¬ fen: v. lVI. v. 6X81111110. V6H0. XX10XI0. veo. 61. (Clausiire) 6el. Xn. XXVI. llulia. (Z. lil. Veru. XIater. Vst 1. 6t 8il)i. — — O66. 61. 661. lerentia. b) Iiach- dem offenen Resultats der Untersuchung über die das römische Norikum durchschneidenden Heerstraßen ver¬ einigten sich alle von Süden nach Norden an die Dona»/ und alle von den neblichten Donauufern über die südlichen Alpen nach Italien hinführenden Heerwege in Virunum/ der vorzüglichsten'Stadt des Mittelno rikums. Dieses Zusammentreffen aller vorzüglicheren römischen Heer¬ wege gab also diesem Orte eine zu große Wichtigkeit/ als daß Virunum nicht hatte für würdig befunden werden sollen/ daselbst eine Colonie römischer Bürger niederzusetzen. Und daß dieses auch wirklich geschehen sep/ erweiset eine zu Rom befindliche- in ihrer wahren Leseart von uns nicht be¬ zweifelte Inschrift: XI. VlklO. lVlXlVKO. Signif. lur. 8erini. 6<^> 8iug. Imp>. X. X. Xorious. 6 o I. 6. V i- runo« Vix. Xnru XXXVIV. Xlil. Xnn. XXIII. Xur. XIessor. 8ignif. Iler. 6l. Xur. Xovellus. Xrrnorum. 6u- »tos. 8eeus. Her. 6t. Up. Xelius. lisiortus. 6ius. Xmiso. 1t. Xlunici^i, Optima« Lenemerenti. Iso. 6ur. c) s) 6ruter. p. 115. n. 5, p. Z67. n. p. 50t. o. 6. 1>. lllau- ctin, 51 n n i c i >> i i. i. Nt. Nriboniee. Maxim. Nxoratso. Con- juAi. Nno. a) Weiter oben im nori sch en Hochlande schien dem gro¬ ßen Kaiser Hadrian us, der das ganze Reich, auch die Nives Calticas zu Fuße durchwanderte. Alles mit eigenen Augen sah und prüfte, die Lage der uralten Celten- stadt Iuvavum als fester Verbindungspunkt des Ufer- norikums mit dem Mittellande und mit dem rhä ti¬ sch en Vindslicium von hoher Wichtigkeit. Er erhob daher diese Stadt durch Einführung einer Colo nie zum Hauptangclpunkte römischer Herrschaft im Noriko. Juva- v u m trug seit diesem den ehrenden Beynahmen Colonia Haclriana, laut folgender auf ftwavischem Boden selbst ge¬ fundener Steinschrift: IM?. CML8. C. Ssptimi. Soveri. Nii. kertivacis. ^UK. ^rab. ^clial. kartüici. Max. Nt. Imp. Cses, M. e^urel. ^ntonini, /VuA. Nartliici. Msximi, C o l- Hastr. 2uvav-. O. O. I>) Das ermunternde Beispiel des staatsklugen Kaisers H a- drianus fand alsbald an dem guten und großen Imperator Marcus Aurelius einen Nachahmer. Marc. A urel ist der Gründer einer Römercolonie zu Ovilabis (Wels) s) Monum. Loie. Vol. n. 122. Zweifelhaft wird hier, ob wohl die civüa, t^uank. das alte evAnntum im norischen Drauthale bezeichne?? — b) «rwer. x. 265. m 4. 2»»«' via. x. 35. 163 km llfernoriko. Steinschristlich trägt dieser Ort den sprechenden Beynahmen Lolouia Aurelia Vnluniuiana: k. Olavi. Oec. lit. II. Vir. Ot. Olauiinini8. Tlel. Oe- ticnsiurii. Itcrn. Oec. Ot. II. Vir. O. lontil. Oolo- niso. Aurelia c. ^ntoniriinriae. Ovil. 1ril>. Oez. III. ^.ug. IÜ. Melise, l?. Oilise. Olsvian». lffiliee. lliu8stein. Ot. ^el. lVlansueti. Oatris. lüius. II. Orgetise. Lisss. l>Ia- tris. lix. l?rsecepto. Osus. Orzetis. Orsa. Oroxincjua. Im- pcnstio. Oereclis. Okori. Instikuik. So bestätiget es sich auch für die norische Provinz, was Aurelius Victor überhaupt anpreiset vom großen Marc Aurel: Oat^ prorniscuc cuuctis civitas kloruaua Älul- tss urbo8 constitee^ stcstuctcs^ re^ositoo ornatseijue. a) Noch herrlicher aber würde diese Versicherung, unser Nori¬ ku ni betreffend, bestätiget werden, wenn sowohl die Leseart, als auch die Auslegung folgender Inschrift eines zu Flaminia in Italien aufgefundenen Romersteines zuverlafiiger wäre: 1. VON^OMO/I'. O. Ltcll.^cbutiano. Oatrono. Ot.Muuicipi. O o I. 7lu A. O nur. Oh. O. Oh. I?. Aust. Ox. V. Oec. 8olec- to. Our. O. O. Vlb. Oompcisnorum. O. O. kontik, Liusste. Lacerst. lilunia. (^. O. Oelei ins. Oxor. Alarito. limri^imo. li) In dieser Inschrift finden nun bey den Siegle«: Lol. ^uZ. zweyerlcy Lcsearten Statt. Einige lesen Ool. ^lur. d. h. Ocstonia Aurelia anders behalten die angegebene Leseweise bey Ool. VuA. d. h. Oulonia VuZU8ta^ oder ^uAU8talis, II * 2) 6ruter. p. 443. n. 8. Vict. O« klsosar. p. 516. Die ge¬ nauere Leseart der angeführten Inschrift io Lamdeo. c->m- ment. 8ibl. Lssar. vinäodon. I.. n. 66t. — 6) 6ruler. p. 484. n. 3. Einige bezweifeln indessen, ob wohl gewiß in dieser Steinschrift das alte nfernorische L-uneacu-o bezeichnet werde? Sie halte» das vorkommende Sieglnm L»ur. für Lauro Lavionnr in 2^li«N? — Lsltes. 4no»t. >.u5iris. L, I. x. 27. s») 4 j 64 - - Nach der ersteren Leseart wird die alte hochberühmte rr sek¬ ir o r^ s ch e Stadt I^auroacurn (Lorch am Zusammenflüße der Enns und der Donau) für eine von Marc. Aurel, eingeführte Römercolonie gehalten; behalt man aber die ge¬ wöhnliche Leseweise bey, so ist darin für Laure acum nichts Bestimmtes von einem gewissen Imperator/ sondern nut der vorzüglich auszeichnende Beysatz: Augusta (Colonia) zu entnehmen/- welchen nur die vornehmsten Colonial¬ oder die Hauptstädte vom Kaiser Augustus/ oder von einem seiner Nachfolger erhalten haben, a) Wir ent¬ scheiden hierüber nichts/ sondern wir wollen nur Einiges be¬ merken. Das; auch die alte userno rische Hochwache/ die Celrenstadt/ Lorch / zu einer römischenColonie erho¬ ben worden sey, ist aus der angeführten Steinschrift erwie¬ sen. Es bleibt aber dabey zwar ungewiß/ welcher Impera¬ tor es für nöthig fand, im wichtigen Dauroaco eine Colonie einzuführen/ und so am großen norischen Donaulimes einen vorzüglichen festen Ankerpunkt der römischen Herrschaft in dieser Donauprovinz/ und wider die jenseitigen Barbaren zu gründen. Allein, wer die besonderen Umstände des acht¬ jährigen äußerst hartnäckigen markomannischen Krieges, der alle möglichen Vertheidigungsanstalten der Römer an dem norisch-pannonischen Donauufer erheischte, betrachtet; wer M. Aurels perstnliche, vieljährige Anwesenheit im Noriko und in Pannonien, die Gründung einer Ro¬ mercolonie zu Ovilabis durch diesen Imperator, .und die Erschaffung zwcyer Nömerlegionen aus Rhätien und No- rikum zu eben jener Zeit erwäget, und wer den vorzüglichen Zweck der Colonien nach den Grundsätzen römischer Staars- klugheit, verglichen mit den Zeiterfordernissen des Markoman¬ nenkrieges, beherziget, dem wird es eben nicht unwahrschein¬ lich scheinen, daß der allthätige M. Aurel den hohe» «) Useiir. 6er»>. 1°. I. P. z. 442 L 165 Trforderniffen seiner Zeit zur besseren Begründung der römi- schen Herrschaft am Donaulinies durch Einführung einer Ro- mercolonie zu Lanreacuin an einem off- und defensiven Haupt¬ punkte des Ufernorikums kräftigst habe entsprechen wollen. Zu denuf e r n orisch e n Colonialstädten mag auch mit ho¬ hem Rechte das uralte, an der westlichen Seite deS Kahlenber¬ ges gelegene C e tium gezählt werden. Kaiser Hadrianus war es, der daselbst eine römische Colonie eingeführt hatte, welche nachher eben von diesem ihrem erhabenen Urheber den Nahmen Colonia ^elia Cotionsis inschriftlich trug. Aus der Aufschrift eines heute noch zu Tulln in Oesterreich befind¬ lichen Römermonumentes kennen wir den kaotus Uulinus als Decurion dieser Colonialstadt: U. ^rCI-. Vs¬ ilili. Ix. DC6. ÜV. Cassiss. Valontinso, Ilfus. Ct. Iuk>. ^olis. 8abiniano. Dl. C ormano. Docc. IV. Coloniss. ^e>ui- isionsi. Älililüs. üt. k. Vulonlinre. 8orori. Ccz, lVI. k. kaelus. Hulinius. O o o. ü t. II. Vir. D. e t, Cotions. korsici. Curavit. Aus einer anderen römischen Steinschrift ist auch auS der Colonie (Helium bekannt der Baumeister lVI. 8oxlius Votonisnus. l>I. Vocl. llol. Cor. u) So ist die römische Herrschaft bis zum Schluffe deS zweyten Jahrhunderts am n o r isch e n Do n a ul i m e s durch drey Colonialstädte, Ovilubi«^ I.auioaouiii und Colium fest¬ gegründet morden; sie erhielt aber noch an den Gränzmarken des äußersten oberen Pannoniens einen vierten Haupc- grundstein an der im altceltischeu Carnuntum fest¬ gesetzten und aufblühenden Römereolonie. Jnschrifcliche Mo¬ numente nennen diesen'uralren Hauptort an der Donau Co- lunia Ixarnunlonsis wie: I>. CI-stVOlO. U^I-I-Vl>DI. Ikonoralo. Rsgmntino. rlcllsulo. Inlor. I'iibuuicios. I-eg. >) Lidl, L-e>>r, Vi»l!ut>. I-, m. x. 66Z. tsrutsr. z,. tlßI. 44»« 166 kr. ki. krovincise. ^sricse. krLtori. I,sZ. kr. kr. krovin- cioo. ^rioe. I-eg. A.ug. I^eZ. X. O. C. Julius. Maguus. l> e c. Col. Xarn. ÜHuo. pustlico. Lx. V. Oecur. Di- xnisLiino. I-. L. O. O. a) Die alte Celtenstadt Vindobona war somit zwischen zwey Hauptangelpunkten römischer Macht am Donauli¬ mes, zwischen den Colonialstädten Laure acum, und un¬ ter dem scharf beobachtenden Auge C a r n u nr u m S gelegen; woraus es begreiflich wird, wie die alten Imperatoren dieser gleichfalls am Donaulimes wichtigen Stadt ihre alte Ver¬ fassung haben belassen, und ihr Ehre und Rechte eines rö¬ mischen Municipiums haben ertheilen können. Vin¬ dobona trägt auf mehreren inschrifclichen Römersteinen den Beynahmen eines Municipiums. Eine zu Wien selbst aufgefundene Steinschrift spricht: VIlOK. O. Ma - - - - C. Martrarius. Oec, M u n. Vi nsto, s) Zu Stixneusiedel in der Gegend des alten Carnuntums wurde erst neuerlich folgende Steininschrift entdeckt: O. X. lri. 8. kro. 8. _^ug. XX. I.. 8ep. Vstsrius. Lt.Vnlerinnus.8sx, Lui. L. V 8, l>l. — Archive für Geographie re. Jahrgang 1816. x. 660. 6ruter. p. zgo. n. 2. Zu Brixia in Italien folgende römische Skeininschrift: L. ri»eist>us. kr. Lroviliciee. Lsies. O. X. 6. L. llulius. Llsgnus. Oec. Lol. Itarn. L-juo. kukl. Lx. V. N-- curis. Oignissimo. O. OOO. — 6ruler x. g52. n. 2. Ein anderes zu Carnuntum selbst gefundenes Denkmahl nennet den krolius Oecurio Aluriicij, ii Lnrnnntensi» ex c^uint» Oecuria. — Os loränn. Orig. Llavis. L. II. L. Ul¬ li. 100. Wenn wir die Devise einer dem K, DeciuS zu Ehren zu Viminncium in Mosten geschlagenen Münze recht verstehen, so war Ca r nu n t u m durch denK.M. Aurel zu einer römischen Colonial st adt erhoben worden. Lol. u r. Lar. Lo,n. k. L. Iiop Vr»i«n.u». Oecius. Xuz. L. dl- 5. Vim. Ln. Xl. — Lanclurl verstehet hier unter dem Sigls Rar., die mcsopotanische Stadt: c»rrllx! ? — Kuu-i»->->t» Imgerxt. I. I. 28. 167 Vater. Xsrlil. II. Vir. I. — — kroek. Lo - - IH. V. 8. L. I,. XI. Eine zweyte zu Lanzendorf bey Wien ausgegrabene An¬ tike trägt die bestätigende Inschrift: VXLIXXlX L080H8. Vin6obo. XIun. a) Neben den frühesten Römerpolonien, Aemona und Siscia, gedenket der vielgelehrte Plinius auch ganz beson¬ ders der cla irdisch en Colonia Savaria, welche der Imperator Claudius (Jahr 41 bis 54.) in jene ober- pannonische Gegenden verpflanzet hatte, die zu seiner Zeit die Bojerwüsten (im engeren Sinne) genannt wurden. Diese vielbesprochene Stelle des großen Plinius lautet also: Norieis juriguntur lacus keiso: 6eserta Iloioruiri: j a m tarnen Colonia Oivi Clautlii: 8alraria^ et o^a- pirlo 8Larabantia älulia lialaiiantur, la) Diese Angabe wird durch folgende zu Savaria und an anderen Orten aufgefundenen Steininschriften bestätiget: N. ONOHIV8 8XLl^IXlXV8. Lx. krmi. XIm. Contariorunr. Ve. Ilt, I, Val. Verns. Dao. 6. C. 8avar. 8aeer6otslis. k. k. 8 Cr^ptanr. Vi, Ignis. Lxustam. 8um^>tibus. 8uis. kleis- eerunt. I.. VXD. N. INN. CN. 6W8OHMV5. »ec. 6. C. 8. Item. Ve. Dez. I. Xrlju« Cx. ü — V. Cos. Xi. V. k. 8. üt. Nlavim. Insotjneniin«. Con. Xi. IXL. Va- leri. Censoriano. Xi, Nloreniino. Xi. Venelro. Xi. Veia- rano. K. L. Consorinill-x. Xi. Vilius — Item. Nid. 8uis. IE. CXk-8. X1'A'>VXC. NKXIXXlO. XVOV8NO. kartlrico. 'kaciao. kout. Xlaximo. Nr. kotestatis. Cws. V. k. k. X. Rorius — — XuAur - 8acer6otalis. lCx. C o- lonia. Clauclia. 8a varia. c) ») Lrev. Rotit. Vibi, Viliäobaa. x. 7 — 8 6ruter. j>. a. n. tt. b) klin. V. III. 24. — firnter. p. L4Z. r>. 9. k- o. t. x. 478. n. 6. äobosntt i»!>sr. ^.nti^uit. st tiiitor. rieo». 51 — 55. 168 Aus den ganz bestimmten Worten des PliniuS und der eben so vollkommen ausgesprochenen Angabe der letzte» In¬ schrift wird,Merzeugend dargethan, daß die Siglen der ersten beyden Inschriften: 6. C. 8. durch Colonia Claustia 8ava- ria (oder Sabai-iensis) richtig aufgeloser seyen. Nun, müßen wir noch über die oben angeführte Stelle des Plinius Einiges bemerken. In die oberpaniionischen Boferwüsten wird daselbst neben der elairdischen Colonie Savaria auch noch die ju lische Colo¬ nialstadt Searabantia aesetzet, nach den ausdrückli¬ chen Worten: jam tarnen Colonia Oivi Clanclii: 8abaria, et oppicho Searabantia ckulia Iiabitantur (Oo- »erta Uujorunr)! Vermöge einer zu Perenrh bey dem heuti¬ gen Sleinamanger (dem alten Savaria) aufgefundenen in- schrifrlichen Antike war Searabantia keine julisch e C o- lonie, auch keine Colonialstadt, sondern ein M uni¬ či pi um. Die Worte dieser Steinschrift sind ganz auffallend bestimmt: Älunio'i^iurn. I'laviurn. 8cark>ant. Eine andere im Orte Horkau in Ungarn gefundene Steinschrift zeigt gleichfalls Searabantia nicht als Colo¬ nie, sondern als Muni cipi um an. Diesen ausdrücklichen Anzeigen zu Folge glaubt man nun mit hinlänglichem Grun¬ de vermuthen zu dürfen, daß die oben angeführte Stelle des Plinius nicht ganz echt, wie sie dieser große Author selbst niedergeschrieben habe, sondern daß sie corumpirr auf uns gekommen sey; und daß man 8oarabant!a ckulia nicht verbunden, sondern getrennt lesen und als zwey b e s o n d e r e , v o n e i n a n d e r v e r s ch i e d e n e, in den Bojerwüsten gelegene Städte halten müs- s e. Wir stimmen hierüber ganz der Meinung des grundge¬ lehrten Schonwisners bey, welcher in seiner Bemerkung über . die oben angeführte Steinschrift mir starken Gründen darthut, daß in der oben angeführten Stelle des Plinius statt des co- rumpirren Lenes: oxznäo 8carLbünli» ^ulia, die echte 169 Lesearl: et ozapista Kcaral>anlia et Aulis, — angenommen werden müsse; und daß dann unter Aulis die von dem Geo¬ graphen Ptolomäus genannte Stadt Anliokona, welche aber bey allen anderen Alten Vinstokona heißt, zu verstehen sepe. a) In allen Orten des großen Romerreiches, in den Oi- vitatikus^ Ozapiclis, Älunicipüs, Ooloniis, ja auch in den Vicis, Mlansionidus und Osstollis, überall waren Unterge¬ bene und leitende Obrigkeiten nach verschiedenen Graden der Würde und der Gewalt.. Wir haben oben im Allgemeinen be¬ merkt, daß die römischen Colonial- und Mu nici pal¬ st ad re im Ganzen genommen gleiche obrigkeitliche Vorstände harte». Wir wollen nun die vorzüglichsten derselben hier an¬ führen, indem es in unserem Nori ko und im angränzenden Ob er p a » n o n i e n so bedeutend viele römische Colonien und Municipien gegeben hat. Die sämmrlichen Obrigkei- ren einer solchen Stadt machten den Stadtsenat aus, Ouria Oivitatis, Orclo civitatum, Ourialos, Dlunicipsles vrciines, Orelus, Oeetus Ourise^ Oousartia Ourise, Oolle- gia^ Oonsilia. Alle diese Senatoren kommen am gewöhnlich¬ ste» unter dem Nahmen Decurionos vor; ganz besonders be« merkenswerth aber ist es, daß sie auch uncer dem Nahmen Unuorati, im Gegensätze des Volkes (klodosi), und ?osses8oros (Rvitstis, kossessoros Ouriaios begriffen wer¬ ten. Diese Decurioneu waren nun entweder vocurio- ues oiigirislos (oiüginem tisüontoL Ooourionuin^ rzui sta genoco orsnt Oocurionum. <^uc>s paterna okre^uia mn- nicipos socsrunl), oder Decurionen noiniaati, welche Ernennung auf verschiedene Weise geschah. Es gab endlich auch freywillige Decurionen (Spotsnei czui ultro, »ali genitalis arnore sose Ouiisrurn ccotikuis inserelisnt). Un¬ ter diesen Cu rial en oder Decurionen eines Muni- ») Lct>oer>^vi-nir. iki6. p. 12 — 1Z. 170 i»». cipi um s gab es aber verschiedene Grade der Würde und Gewalt, worunter die Würde des Duumvirats (Ouum- viratus) die höchste war. Gewalt und Würde dieser Uuuiu- viroruiu dauerte aber gewöhnlich nur ein Jahr; sie wurden aus dem ganzen Körper der Curia lpn erwählt, und waren gebunden, dem Rufe Folge zu leisten. Hingegen finden wir auch Ouuiuviros mit fünfjähriger Dauer ihres Amtes ((^uiu- czuonnalos). Zu den höheren Graden der Curia len ge¬ hörten auch die Lacerckotss und klairiinss. Einer der De- curionen stand gewöhnlich als leitendes Oberhaupt an der Spitze der ganzen Curia (kricuus Curiam regens et gu- kernacnla urbis aäininistraus). Diejenigen Curialen nun, welche die ersten Würden unter allen übrigen auf sich hatten, hießen sämmtlich Primates, I^rincipales, krimarii curiarum^ krincipales urdium^ Surnmi lVIunicipuin ?ro- ceres, -ra H^c-ovLuo^L^, Op- tiiuates; und gewöhnlich waren derselben nur zehn (večeru priiui Orckinis curialis), aus dem gesammten Decurio- n e n ch o re, aber die rechtschaffensten und verdientesten (post multoruru rnuneiurn tostirnonia). Die Nahmen aller Cu¬ rialen insgesammt (vecuriones) waren in einer eigenen Matrikel (^Ibum Curiw) ausgezeichnet. Gewöhnlich be¬ saßen die Decurion en einer Stadt Fiscalgüter, krwäia puhlica krceckia keipuhlicee , jedoch auch andere Landereyen, welche sämmtlich allen öffentlichen Abgaben un¬ terworfen waren. Eben dieser Fiscalgüter wegen war die Würde der Decurion en in den Familien erblich, und wer überhaupt einmahl den Curialen einverleibt war, durfte seinen Stand bis auf eine gewisse Zeit Key Strafe der Zurücklieferung und jeglicher Ersatzleistung, nicht wieder frey- willig verlassen, so daß auch die Söhne der Curialen (von dreyen Söhnen jedesmahl zwey) mit Anfänge des achtzehnten Jahres zur Amtsübernahme gehalten waren. Eben so waren auch die Eurer der Decurionen an ihren Stand gebun- »»»» 171 r^- den, und durften ordentlicher Weise von ihnen weg an an¬ dere , die nicht C uri a l e n waren, durchaus nicht veräußert werden. Das ganze Chor der Decurion en genoß viele Privilegien, und sie standen nur allein dem Präses der Provinz unmittelbar unter, von dem sie auch gerichtet wur¬ den. Das Amt der Decurionen (lb'uuctioncs (luriso, I-sbor cuvialis okkicii, Munara civica, l^cxus Ourise, Vin- cula curialia, ^iise ratio inunicipalis exposcit) war von sehr großer Wichtigkeit, und mit vielen Beschwerlichkeiten verbun¬ den. Dem Körper der Curia len lag die Besorgung aller M u n i c i pa l g e sch ä ft e und alles dessen ob, wovon das Wohl, der Nutzen und die Ruhe ihrer Städte und Stadt¬ gebiete abhing. Sie verwalteten die Fiskalgüter (prss- üla publica), wovon sie den dritten Thcil für Besserung der Stadtmauern, das klebrige aber zu anderen öffentlichen Ge¬ bäuden, zu Bädern vorzüglich, und zu den Salarien für die öffentlichen Lehrer der Stadtjugend (kbilosopbi, 8opbi8tW, Ibbator68, Orammatici) und für die besoldeten Asrzte lMe- üici, ^rcbiatri) verwendeten. Dem sämmtlichen Curia - lenchore lag ob die Herhaltung der öffentlichen Ordnung und des Gehorsams gegen alle Befehle und Gesetze des Staa¬ tes (I)i8cipliua publica), die Besorgung der Lebensmittel, der öffentlichen Speicher, Wasserleitungen und Bäder, das öffent¬ liche Straßen- und Postenwesen, die Verkündigung der kai¬ serlichen Gesetze und Verordnungen, die Steuerausschreibung, die Einnahme und genaue Verwaltung der öffentlichen Gel¬ der, die Beschreibungen des Volkes und aller urbaren steuer¬ mäßigen Landtheile aller Possefforen, die Militäraushebungen oder die Ablösung der betreffenden Mannenzahl durch Geld l^urum l^rouicuin), der Unterhalt alles Militärfuhrwesens (Ua8tu8 animslium inilitarium), wobei) sie ganz be>onders alle Bedrückungen von ihren Provinzialen hindanzuhalten hatten; die Besorgung aller Patrimonialgütcr und aller Ge¬ richte innerhalb der Stadtgebiete (Usgione; — cliciwu5. 172 intr» gusrum smeš rin^ularum coloniarum sut munici- rnorum msgistratibus jus coereeusti^ue est libera potes- rss (Olaccus), daher vorzüglich die Ouumviri ^uri vieun- rinus Oocurio; f) zu Tulln im Lande unter der Enns den Oucurio und Ouum- "vir k. Delius. Uuürins; zu Lambach in Oberösterreich den O. Delius Olavius Oanurio et Ouumvir et Uontibex 6c»- lonim ^urelise iVntoniuianM Ovilabis; g) im celtischen Juvavum den Oeaurio ^uvsviensis et Ouumvir O. 6c>- tiriius Älartinlis, und in gleichen Würden den Oellicolu <^uartsrnio. l») Eben so werden auch auf vielen norischen Römersteinen die Nahmen vieler Zweyer-. Vierer- und «) c»ä O»e°6a,. r. IV. p. 352- 360. — b) 6ruter. p. 386. o. 3. x. t»97. n. 8. 10. 11. Linhart, idin. p. 253. p) — c) Linhart, ibiä. — ä) 6ru,er. p. 418. n. 4. — e) 6rur°r. p. 4. n. II. - l) 6rm°r. p. 478. n. 6. - x) 6rut«r. p. 3»5. n. 8. x. 517. n. 1. — 1>) Iuvavia. p. 4z, 6iurer. x. 375. n. 2. Vierthaler, Reisen durch Salzburg. ;>. 345. 173 Gechser mann er gelesen > wie zu Celera Maximus II. Vir. Juris Dicuncli- zu Teurnia im Mittel noriko D. I'crcntius Vcrus II. Vir. Deurmetwis et Drselcclus Juris Jicunsti, im uralten Agunt, 6. lAcbonius II. Vir et Dreelectus. I. O. Civitatis ^Funtinse; zu S e o N 6« Cotius 8ecuucliauus II. Vir» gleichfalls Civitatis ^^uonti- n°e; im alten Virunum D. D^stacus Ilono.ratus Inge- nuu» II. Vir. I. D. a); zu Carnuntum V. Jul» lVIa- ximus VI. Vir., und die 8cxviros, D. 8cp. Valerius und Valcrianus; zu Sabaria ÄI. Dortunatus VI. Vir. llu- Zustalis lVIunicipii 8caral>antiss; zu E N n s in Oberöster- reich V. Dlavius k. D. Dorieus IV. Vir. I>) Die erste Würde nach den Z w e yerm an n ern war in Colonien und Municipien die des Stadtbeschü¬ tzers. Dieser (Oclcnsor civitatis, Defensor plcbis, Vin- 6ex Civitatis) ward von allen Ehrenwerth en (IIono- ratis) und dem Volke aus den rechtschaffensten Mannern gewöhnlich auf fünf Jahre erwählt. Diesem lag vorzüglich die Besorgung der öffentlichen Ordnung und Gerechtigkeit in allen Geschäften ob, und die Beschützung aller Municipalen vor was immer für ungerechten Angriffen und Beleidigungen (ut astssssnt Jisciplineo ct huoticlianis actihus pieecssent, ut unum^uemr^ue civium ai> improbikatibus insolcntium vinclicarent, ut naucloros vcl msrcatores commcantes ab insolcutia ssu temcritato Magistratuum, seu Dcctorum Drovinciee, publicum munus a^rtantium, lVIilitum, Dse- torum, Ditorum custocluM, Compulsorum, Dxactorum). Der Stadtbeschützer hatte hindanznhalten alle Bevor-, theilungen der Einnehmer aller wie immer Nahmen haben- 6ruter. p. 47Z. n. 6. p. 497. ri. 6. Juvavia. 55 Kinder» mann. Beyträge. Thl. H. p. 65. Linhart, ibiä. p. 253 s) tvlonum. Loie. I". n. I>. 122. — b) 6ruter. p. 357. r>. a. x. 423. o. 4. Archiv für Geographie re. Jahrgang 1816. x. 660. »:-r» ^./4 den öffentlichen Abgaben (ab insolentia suscoxtorum, ne rnajoribus rneusuris et poncleribus subjectis gravi posses- sores äamno alkcerentur. Icleo etiairi bis prmsontibus su- Lce^lores inoilum jugationis et illationuin 8pecies proscri- bere o^portebat). In Gegenwart des Stadtbeschützers mußten auch alle Verzeichnisse von Pupillargütern gemacht werden/ und ihm stand es zu/ zu wachen/ daß der Chor der Cu rial en immer vollzählig und in gemeinsamen Beratun¬ gen immer tätig sey. (Inspüciebant, ne CuriZL vel Colle¬ gia vacuarentur. a) Der Curator l^eipublicss verwaltete in Colonien und Municipien das Privatvermögen der Stadt; er ver¬ pachtete die Stadtfelder (krrestia Civitatis) ; er bestimmte die Preise der Lebensmittel/ und trug Sorge für Alles/ was Eigenthum der Stadtgemeinde war. Der Curator ^tnonss besorgte die Vorräte an Eßwaa- ren jeder Art (Getreide, Oehl; daher auch sein Amt Sitonia, ILleonia genannt), welche zu billigen Preisen an die ärme¬ ren Bewohner hindangegeben wurden. Ihm standen später alle Getreidehändler unter. Die Cpiscopn oder Inspectores wachten, daß Brot und andere täglich notwendige Lebensmittel nicht verfälscht, auch nicht im trüglichen Maß' und Gewichte verkauft würden. Die ^mclilss, Baumeister, trugen die Oberaufsicht über alle öffentlichen Gebäude, Tempel, Bäder, Stadtmauern, Brücken, Stadtstraßen, ja auch über die Privgtgebäude, um allen aus Nachlässigkeit der Besitzer entstehenden Unglücks- sällen vorzubeugen. Von unseren n o r i sch - p a n n o n i s ch e n Städten lesen wir auf inschriftlichen Romerstemen zu L e- leia den 6. Hilius 8ecmngn-A^r. Vet. Vol. II. x. 192 — 195. — b) /Xm>n. Alsrcellin. I-. XV. p. ZI. — o) Lrnter. p. 22 n. 5 Römer- stein zu Petvvium. s 177 Decurion en und Aedilen enthalten, auf gleiche, daselbst einst bestandene C o l o n i a l - oder auch Mun ici p al ei n- richtungen zu schließen. Doch nicht allein eingeführte zahlreichere Colonien trugen zur Bevölkerung römischer Donau¬ provinzen bey ; sondern von den ersten Jahren der Unterjochung an, fort und fort durch einen mehr denn vierhundertjährigen Besitz geschahen viele Ueberwanderungen und Ansiedelungen einzelner komischer Familien aus Italien ins Pannonien, Norik um und Rhätien herauf. Wie die Versicherung des großen Seneka: Dbioumtjue Komanus vicit, Homa¬ nu» tiabitat! a) schnell nach der Unterjochung sey ausgeführt worden, erweiset hinlänglich die Aussage des Vellejus Pa- terculus, welcher von Ermordung vieler in Panno¬ nien seßhaften Bürger bey der großen pannoni- schen Empörung spricht: Opprsssi Eives Homani, trucistati nogotiatores! k) Dem rhätischen Procon- sul, T. Varius Clemens, wurden zwey inschriftliche Denkmahle auf p a n n ö n i sch - n o r i s ch e m Boden zum Danke errichtet von den in Rhätien und Pannonien a n g e s i e d e l t e n römischen Bürgern: N. Varia Elomonti — Eives Komani ex Italia et aliis Urovincii» in Uannonia — et in ksisstia consistenles! c) Als Re¬ sultat der umfassendsten Untersuchung über das römische Stra- ßenmesen im Nori ko erhellet mit Gewißheit, daß die Rö¬ mer von Aguileja aus bis an die Donauburgen hin das n o- rische Berg; und Binnenland nach allen Richtungen durch¬ drungen hatten. Ueberall, in allen Theilen Norikums hat man echtrömische Antiken und inschriftliche Denkmah¬ le, welche originalrömischs Personen - und Familiennah- men enthalten, aufgefunden. 6) Es kann demnach durchaus a) Leueca. Oe kö ruztic. O. I. cax. 2. — t>) Veiles katere. O. II. cgx. — e) Oruter. p. U82. n. 3. 4. — 6) Di« -Herkunft mancher solcher Rvmerfamilien läßt sich noch stein- 12 44->S 178 nicht in Zweifel gezogen werden, daß sich in allen Gegenden Norikums einzelne römisch - italische Abkömmlinge, und Familien von hoher edler Geburt, wie von bürgerlicher Ab¬ kunft seßhaft gemacht, und durch Jahrhunderte erhalten ha¬ ben; so daß nicht wenige derselben noch in der Lebensbeschrei¬ bung des h. Severinus als römische Bewohner No¬ riku ms, als Komani, zum Unterschied der landein- g e b o rn e n N o r i k e r (Aorici, Noriconsos) ausgezeichnet werden, a) Ja die späten Abkömmlinge dieser originalrömi¬ schen Familien betrachteten N o r i k um als ihr wahres Va¬ terland, und hingen an demselben, an Clima und Lebens¬ weise gewöhnt, «ach Italiens Paradies, das sie vielleicht nie gesehen, nicht lüstern, mit großer Vorliebe. Denn als der herulischeOdoacer es für nothwendig sand, nach dem Jahre 483 Norikum seinem Schicksale zu überlassen, und deßhalb einen allgemeinen Aufruf an alle römischen Pro¬ vinzialen im Noriko ergehen ließ, ihre Ansiedelungen zu verlassen, und in das glücklichere Italien überzuwandern, folgten nur wenige, und fast allein nur die näher am Do¬ nauufer seßhaften römischen Familien dem wohlmeinen¬ den Rufe; im Hochlande aber, vorzüglich im westlichen No¬ riko, verblieben noch viele Originalrömer ruhig auf ihren Behausungen, und haben sich auch noch bis in das Mittel- alter herab erhalten, zu welcher Zeit ihrer in den salzburgi- schen und mondseeischen Urkunden mehrfache Erwähnung ge¬ schieht. K) Als sich nach der allgemeinen Unterjochung und inschristlich Nachweisen. Wie aus der Inschrift einer zu Tö li¬ sch ach in Mittelkärnthen aufgsfundenen Ara die Familie der Epier aus Rimini gelesen wird: D. I. M. In Hono¬ rem. Domus. Divin«. Lxius. ^rimine nsis. Vilius. — Eichhorn. Beyträge. Thl II. p. 75. ->) Eben so auch im PriscuS Rhetor, x. 37. 56 — 57. — k) Lngixx. in Vit, L. L-veiini. L-ct. 3S Juvavia. Anhang, x. 21. — 179 Beruhigung Norikums und Rhä ti ens einzelne römische Colonisten daselbst ansiedelten, trafen sie unter den landein« gebornen Bewohnern zahlreiche Familien von edler Abkunft, im Besitze ansehnlicher Ländereyen, in großer Gewalt und in hohem Ansehen bey den ihrigen an. Aus der gewaltsamen Unterdrückung der letzten großen Empörung in Panno¬ nien, aus so vielen durchgreifenden Anstalten der Römer am Donaulimes und auf allen wichtigeren Punkten im Inneren des ganzen Landes, und aus der natürlichen Kennt¬ nis; ihrer eigenen Kräfte und erreichbaren Hoffnungen mögen die Noriker alsbald erkannt haben, daß aus römischem Joche die Befreyung so leicht nicht mehr zu erringen sey. Durch solche Betrachtungen wurden die edleren und mächtigeren norischen Familien zur näheren An¬ schließung an die Römer geführt, so, daß sie ihre Sprache lernten, sich mit ihnen selbst durch eheliche Bande verknüpf¬ ten, nach und nach ganz römische Cultur annahmen, und wichtigen Antheil an der inneren Provinzenverwaltung selbst erhielten. Von wirklich bestehenden Ehen zwischen rö¬ mischen und einheimisch - no rischen Familien findet sich durch die zu Burghausen aufgefundene und von uns schon oben angeführte Steinschrift ein ganz auffallendes Beyspiel, wo der juvavische Decurio I-. Lelliaiur (^unrtio mit der Saplia Lellntulnai-a, welche Nahmen sich als einheimisch verrathen, verheirathet war. a) Daß die Rö¬ mer zu diesem Allen selbst auch willige Hand biethen mu߬ ten, dieß ergibt sich aus der von ihnen wohlerkannten Natur der Sache, und dafür bürgen römische Staatsmaximen und ihr Charakter. Zu diesem engeren Verbände der Noriker mit den Römern und der Römerherrschaft trug selbst das frühe eingeführte Rekrutitungssystem viel bey. Die überwie¬ gende römische Cultur wurde dadurch im Nori ko allmählig 12 * s) Lrnter. z>. 275. n. 2. 180 S nach allen ihren Theilen erkannt; für jeden Milchigen und Tapferen gab eS da der Wege genug zu hohen Ehrenstellen, und zu erhöhterem Einfluß auf das Wohl der geliebten Hei- math, so, daß mehr denn Ein g e b o r n e r P a n n o n i e r sogar zum Diadem der alten Imperatoren gelangte, und der letzte Kaiser des römischen Weltreiches, Hoinulus Hlom)stlus Vu- ßustulus, der Sohn einer gebornen Petovierinn gewesen ist. Es erhielten sich aber demungeachret die mei¬ sten edleren n o r i s ch e n Familien sehr lange in ihren Geschlechtern rein und unvermischt. Von den römischen Familien wurde der lateinisirte, oder selbst ganz nach römi¬ scher Weise angenommene Nähme eines eingebornen Rha- tiers oder Norikers auf öffentlichen urschriftlichen Denk- mählern genau unterschieden. So auf folgender zu Enns in Oberösterreich gefundenen Steinschrift: M. ^XIOX. I-^XV- tMIV8. 1'. VDXVIV8. U. x. Dorieus IIII. Vir. N O- V. I''. Davia. (^. I-. Urimg. 8ilii. I?.t. Uricerüu — 8ivo. 8orvo. 8>v6. Istdorto. A-Ieo. V.t. LIunn. u) Auf einem anderen im nori sch en Hochlande zu Mau- terndorf im Lungau entdeckten Monumente ist der landeseiu- geborne Provinzial VottikuS wohl unterschieden: 6OX- 8VXXH. VODVIEI. I'rovinciuli. Vnnor. XVIII. , Votticius. 6upius. Lt. Votlicia. XtoZentu. karentos. V- ib. Iflt. 8il>i. b) Die Aufschrift eines zu Stuhlweißenburg in Ungarn aufgefundenen Römersteines sagt: daß 0. Vilnius 8ecun- «lianlis ein geborner Rhätier, Xatione Uretus ge¬ wesen sey. c) — Auf anderen römischen Denksteinen geben s) 6ruter. I>. 257. n. -t. Eine andere. Inschrift vom alten Ju- vavv . D. lVl. I.ot. Dorieus. Ilt. llut. In^euua. Vxor. Ivt. Lecunäee. Sorori Lt. ^guiliuo. rr,tri. Sibi. Lt. Lui,. Vivi. kec-- runt. Vierthaler's Reisen durch Salzburg, x. ZZS. 326. — K) Haeguet. Reise durch die norischen Alpen, x. 26Z.Juvavia. k>- 52. — -) LcLoen>vi,u. ^ntiguit. et Ui,tor. Lsvar. x. 44- ->->»» 181 sich die no risch en O r i g i n a l f a m i l i c u schon durch ihre wiewohl in den Ausgängen gewöhnlich lateinisirten Nah¬ men von selbst zu erkennen. Einige no rische Familien- nahmen erscheinen mehrmahls auf römischen Denksteinen. So die Familie der Jantum ar en und der Mosgaitier. Im altno risch en Hochlande, im heutigen Städtchen Nottenmann im Paltenthale, wurde einst folgende Inschrift gelesen: MV8LIV8. I^^V VlVIVRI. Lt. stulians. V. I'- — — I. — — kft. (lonstituto. Ift a) Ein zweytes Denkmahl mit dem Nahmen der Jentu- mare findet man zu Gmünd im oberkärnthischen Liserthale: IL^V VLI^HO. VV^VSII. Nt. 8ocunclinW. Oonjugi. Nt. Vitaü, Omnero. el 6 n t u n> 2 r u L. V- Nocit. Nt. Ilm- stituto. Nilioe. k) Ein drittes Monument mit diesem Familicnnahmen traf man an einem bisher unbekannten ürte und im heutigen Seon im norischen Hochlande: E. INNLO^IO. NII1ÄIO. Nt. Val. lantuirrarae. N. Vrolaonius. Nsustus. II. Vir. Nt. I?rsek. I. N. Eivitatis. ,lAunt. karont. Ojrtim. Nt. Lil>i. Nt. IftekonitL. lVIaximee. Nxoratss. Lonsugi. Nemt. s) 6ruter. p. 807. n. 5. ?. 880. n. 4. Eine mit dieser bis auf einige unleserliche Siglen fast gleichlautende Römerinschrift hat kel.ru, Lpianus mit der Angabe: sie sey Lx Diniiridu, kalriinonialibu, Ducatu» 2cu,triss. x, 407. — b) Eichhorn. Veyträge. Thl. II. x. 16. Fast gleiche Nahmen finden sich in folgenden in den Gegenden deö Zvllfeldes aufgcfundenen Steinschriften: Lllnoinatoni». k. Ltronis. t^nkus. ttll. k. ttxorl. Sectus. Tlnlonius. Vern», kvocat. koniX. Spor. lVl. 8. DXIll. kerelles. V. lk. — Veitrnni. Lutloui. 8.1. k.t. keciw. Hänoniati. k. V. tlxliri. Lutto. karcntiku». 8iu,. k. 6rn- ter. p. Zag ,,. 746. n. 2. — 8extus. 71 8 n L IN a t 0» i k. Lt Lonis. TlnbuduII. I'. Vxori. 8exlu». ^ntoniniu». Verus. kvoca. Könige. 8xorre. 8oxt>. k. HereUe«. V. k. Diese mit der ersten fast ganz gleiche Inschrift wurde ebenfalls auf dem Zollfelde entdeckt. — Carinthia. Jahrgang. 820. ». 20. 182 Dev vierte Romerstein endlich, ws dieser merkwürdige Nähme verkommt, befindet sich in der unteren Steyermark im gräflich Attemsischen Schlöffe Straß mit der wohlerhalte¬ nen Inschrift: klxi'ro. DXkLl. -In. I,x. Lt. 8alvi«, ^antumari. I?. 6on. Ojit. kil. Vecorunl. a) Die nationelle norische Familie der Mos- gaiter ist im Mittelkärnthen durch zwey Denksteine ver¬ ewiget. Zu Hüttenberg: v. M KVI^IVS. M086XH0. Lt. Fulia. stngenua. Vi. x. L, 8ibi. Lt. Lburv. rilio. F. o. Xnn. XXX. klt. stnAgnue. (lon. Zu Pulst im Glanthale: cOVXLll'rX. AI08SXI- 1 I- V. I?. 8. Lt. ÄIX1AV0, 8u, Vomriu. Älassato. Lakbsa. I?u. k>) Andere Inschriften mit auffallend n s risch en Nahmen sind folgende: Zu Cilly: 1. Ä-lXLLNX. Alacemari. V. 1'- 8ik>i. Lt. krimulw. krimi. kil. Xnn. V. — 2. 8L6Vl^- VV8. AlXOIDlXHI. r. V. V. 8ibi. Lt. 8. Lt. Dla- xirnaro. Xuctonaari, Lt, Ourilee. Xteevorli. I?. ka- rsntibus, Lt. Lxorato. Nepot. Xnn. — Z. ÄlXllI66Xk- Xtemeri. I'. Xna. DXXX. 6. (üassius. 6ivis. Iler. l'ue. Zu Wien: XKI0LIXNV8. Iliati. l?. Loi. Xn- norum XV, H. 8, L. kater. kosuit, c) Eine fast familienartige Gleichheit findet sich unter den Hauptnahmen der folgenden Steinschriften. Wir setzen vor allen jene Inschrift zuerst., aus welcher unwiderleglich erhel- ->) Das alte Agunt. im Noriko. x. 42. Im salzburgifchen Pinz¬ gaus zu Velken bey Mitterfill liest man auf einem Römer¬ steine den Nahmen eines romanisirten Selten: c»f. Imentiu». Jutllumar. — Koch-Skernfeld, die Tauer». 1820. p- 148. Monum. Loio». r. n. 122. b) Eichhorn. Bey- träge, Thl. H. x. 49 — 52. p. 65. — c) LrMer. x. 878. n. 5 p. 670. n. Z. Tariu, in Lommen«. keip. kom. x. 1178. «I p. 1180. -»»» 183 tet, daß von einem la n d e ing ebo r n e n Noriker die Rede sey. Zu Pateruion in Oberkärnthen: MILO KLD- 8X11. Lt. Larmns. Vanins. I?. Ilxor. Vie'. L. Xmki- trnbo. I?. L^uiti. Xuxiliario. X. XX. H> Lst. a) Zu Lietzen im obersteyerischen Ennsthale: 8VL. R.L8- 8 XIV 5. LI'. Xtigenta. Con. Vi. L. b) Zu St. Daniel inKarnthen: O. UL8I0. Dextro. O. kecksoiusrus. Xeptuni. Lt I-ifuZli. k. V. I'. Zu Karlburg in Ungarn: LUV1O. OIX1V88XL. L. Xn. DXXXV. Lt. 8iki. Lt. Mslatiee. Lricosticis. Li liw. Lixori. Ll. Uessico. L. Lt. Xrioni. Dec. LUex. L. Xn. XXX. Lt. L. Vetuo. L. Vsenoni. LillW. Xn. XXXX. Lt. Xnnico. Vo. Lil. Xn. XXV. a) Sehr -usgebreitet und berühmt muß die zahlreiche Fa¬ milie der Voltricher, Valtrex, Volturex, Voltrnza^, Vollrici, in den Gegenden des uralten Aemonas gewesen seyn. Ihr Andenken ist annsch auf sechs inschriftlichen Mo¬ numenten verewiget, welche sammtlich zu Jgg bey Laibach in Krain sind entdeckt worden, st) ->) 6ruter. x. 520. s. 1. Ein dem dritten Nahmen dieser Inschrift ähnlicher Nähme wird aus einem Rümersteine zu Salzburg gelesen: ikronto. Lonsonl» tit. Lnnoiuiil. lbxxx. Lunoni. ^gl'l. k. oblit, -^nn. ibXXXV. Oruter, 872 ». 2. p. 787. n. 6. — b) Vom Author selbst zuerst entdeckt, und hier be¬ kannt gemacht. Dem Nahmen Lisgenr» fast ganz gleich haben wir in der oben angeführten Inschrift Ltigonita, und ähnlich aus einem zu Grätz entdeckten Rümersteine: LellLtullo. Li» ragoni». ä.nn. ibxx. Lt. L te^naiae. Ltalsoni». ik. Lou . Vtnn. LX. Lt. ik^vlo». I'. etnn. XXX. Lt. lllancliL. L a n - nae. Lnn. VIII. ». ik. L. 6rnter. x. 76Z. n. 6. Auch Iure- via. p. 52. Dec Nähme einer Lellawlls findet sich an d auf einem Monumente des Saalfeldes. Sarinthia. Jahrgang 1820. n. ZZ. — c) Lrnter. p. 76^. n. 4. p. 886. n. 1t. ck) Lruler. x. 756. n. 15. p. 780. s, 5. — p. 826. «. 2 184 Dieser angesehenen Familie ähnliche Nahmen finden sich in ebendenselben krainerischen Gegenden auf folgenden Denk, mahlen: Zu Oberlaibach: v. AI. 8, L ui o. Vibi. k. V. ?o- »uit. 8ibi. Ht. Lonsugi. I,ascio. Girlie. (^. 8ubleoni. V. 6. Xn. xxxx. L. k, kibioni. G. Xu. VII. —- Zu Jgg bey Laibach: 1. VVIO. LHOLLI. V. 8ibi. Lt. Aluximse. Lpponis. I?. Oonjuzi. 8use. 6. Xn. 1, X. Ll. 8evsro. Ll. 0. Luciori. V. V. (Zuintio. 8s- vsri. I', G. Xn. XX. Lt. I^soni. v. Vo It s i o n i. s) — 2. XAIX1V. L. VOI,1'XLIl0A!I8. Vilius. Opousti. kilius X. X. X. V. I?. AI. — 3. v. AI. V o It a n i. Opxsnnis. Ift 6, Xu. DXX. Lt. Lnneus. Hul. I'. Hxo. Xn. I-X. I'. x. 8uro. Vol. b) Wir halten dafür, daß nationalnorische Personal- nahmen auf allen folgenden inschriftlichen Romersteinen vor¬ kommen, welche wir hier zur näheren Untersuchung der celtisch- germanischen Philologen zusammen stellen. Zu Jgg bey Laibach : XAHOXIV8. Oäecornonis. ünnus. Vosapus. 1°. Volsrsni. L« kecerunt. Zu Lilly: I. AIXKI6LAL. XlLAILIllXL X». I^XXX. <ü. dsssius 6ivis. Her, Vec. — 2. 1. LXkl- AlXki O. I^IXIVIO. Xn. I,XXX. 8ornlies. 8ecunstLe« Xc. I'. 6 s r in s e o. Xvito« An. XX. 8ornia. Alaxima« ksrenlibus. I'. L. — Z. I). AI. Alan. X6Iscto. Intsr- lectu, (sic.) X. Llsdtiraiis X. XI,. Xnt. (Zuincta. Con. V. V. I». L-,2. «. 1. 2. — p. 956. n. Z. Valvasor. Thl. H. p 261 - 262. -) Auf einem rvmischinschristiichen Denkmahle, welches zu St. Zakob im Teiskhale bey Rein in der oberen Steyermark ist aufgefunden worden, wird auch der keltische Rahmen Loin,— gelesen. K. Schmuh, Lexikon. I. Thl p- «68. — b) 6rnler. x. 76«. n. 5. n. 6. p. 8«1. n. 11. p. 8gg. q. I8Z ««!!- Zu Tisfer in der unteren Steyermark: 8X1010- OIOX. LI'. LV58VLXL. 8aggonis. L. Oou. II. 1'. a) Zu Petra»: 6. 8 X lVI V 6 O X IV 8. 8L61X1V8. Ll. 8 amu cs. Lurrani. L.V. L. 8ilai Lt. Lssxsslilie« vsk. Xn. XX. Zu Kötsch bey Marburg: 8LXXV8. 8X0LI. I?. H. LI. Oonamotuso. L. Oonjugi. Lil. Lt. Lilirs. V. L. b) Zu St. Johann am Draufeld, zwischen Marburg und Pettau: VI« II. L. 60X. Lrsnoi. Xn. XXV. c) In der Gegend vonLeibnitz: 1. AIX86VLi. V. 1*. Cacinthia, Jahrg. 820. n. 45. 186 Zu Bischelsdorf bey Grätz: MlXI,LIV8. X1KL80. Lil,.- UZ. I.XXX. v. I^aLsin tZ. I'il. Lrut. Vix- Xn. 6. Zu Kaindorf bey Gratz: 8Ü6VXVIK0. 8VKI. Xn. H Lt. lotti«. krisci. V. 6on. Xn. XXX. I?. L. 8.a) Zu Spital im oberkcirnthischen Drauthale: v. Ml. O n o r- ni us. Xc. kulinL. L, 6on. 6. Xn. XXXV. 8. 8. V. x. L) Zu Landskron in Karnthen: VL6L10KI. L >r. IIVOMll. (livilis. 8sr. S Onginus. I'. 1. Zu St. Stephan oberhalb Haimburg: O V 6 V 8. 6IIl?» IsVIs8I. ?. 1. MILO. 8iec. Ut. 8xsLtalo. 6ues. Lt 8urse. Lon. Liu. V. I'. Zu Friesach: 1. Ml. 3VVLM1IVS. VILLKV8. V. V. 8il>i. Lt. 6 u 6 s o n i. 8enuci. I'. llx. Op>. Lt. kastori. x. X — K. VII. — 2. 8VLHI0. 8VHI. x. IX v. 3V88I1?. 8il>i. Lt. VercillL. Vrnueilli. V. llxori. Lasüo. I?. V. V. — Z. 3VLVKV0. 6XV6XVI. I-Ill. Ilt. 8usclruni. Vitslis. 1^. c) Im Schlosse Tanzenberg: D. M. 8usr8a. 8svereL. V- V. ILt. Lassisno, Oouj. Lt. (^uai tianus. I'il. Lariss. G. Au Sr. AnLra im Lavantthale: MlOK^I88IV8. Ml O- LIXMLI. — — — 8ihi. i^t. Vilaipe. Lovisrionis. V. 6o. — — Lt. 6i. bulice. — — I>. — — Xnnor. XV.-- - r. ci) A) 6ruter, I>. 87i. v. IZ. x, 8Z8. ri, 14. x, 878. o. 8. p. 826. n. 1. — k) 6ruter, x. 81Z. ». 4, — o) Ambrok. Eichhorn's Leyträge. H. Thl. 76. 7Z. 65. 6Z. Steininschriften mit celtischklingenden Eigennahmen, welche in den Gegenden deS alten Virunums im Mittelnoriko aulgefunden worden sind, trlsst man in Domlnioi Brunner, L^lenä. LnUc^uL urlüs 8»!^. p. 46 47. 48. 4A. 55. 59. — ü) Eichhorn, rblci. x. 70. »4», Zu Rottenmann im obersteyerischen Paltenthale: v. ÄI. k a v c o ni. bucsrii. Obit. Xn. I-X. bt. Zumeloni. 8ecuu- tlini. 8uccessianus. k. b. k. s) Zu Admont im Ennsthale; I1"bV. UlkXXI. V. ib. 8161. bt. Viatorinse. Oon. G. Xn. I-X. bil. Ilare. Ittunis. bil. 6. Xn. XXX. b) Zu Zschl in Oberösterreich : HOLIXXV8, XIX'1'bRXI. b. VIW8. 8ibi bt bromnae. Xreenoniae. Lc>n. v. Xn. I.XXX. L. Al. Zu Enns in Oberösterreich: Xbb. OXXXX. I,OX. . 6. Xnn. bXX. bt. Xel. 8ecunä. Lon. O, Xnn. XI.. Xel. O. Oiclus. Zu Wien- 1. V0XII8I. XckOX18. Xn. I-X. bt. Le. bt. Lsnca. Lonsunx. Vivs. b. bi. b. — 2. XOX» IXO8VÄI. Obl. b. XX. XI-. L. 8. b. vibugius. b. b. c) Wir schließen hier auch noch einige andere Römersteine an, in deren Inschriften die Nahmen römischer Legions¬ soldaten vorkommen, deren Beysätze fast nicht zweifeln las¬ sen, daß sie als Älilites I-eZionis II. ItalicD, welche der K. Marc Aurel im Nori ko ausgehoben hat, oder als Xli- lites Xlpini l a n d e i ng e b o r n e Noriker gewesen seyen. Zu Weißenkirchen in der oberen Steyermark: XVKb- bio. OXXVIDO. Mil. box. II. Xug. Xn. XX. Zu demnach am Berge Schockt: Dl. XVUbb. 8X- XX V8. Vb'I . I bO. II. I1XI-. b. b. etc. — cl) a) 6rMer, p, 8Z1. n. 1. p. 851. o. 7. x. 7a, o. 1. -» b) 6ruter. p. 790. n. 4. — c) Lriitor. p. 854. o. 9. p. 779. 5. p. 718. n. 7. i>. 670- n. Z. Auf einer Römerinschrift zu Eberstorf kommen die nicht-römischen Nahmen vor: LroZim»Iiu», klopic». —» ä) Ä. Schmutz. Lexikon, in. Tht. I-. 592. 188 °«" Zu St. Donat in Kärnthen : V^LlikIV8. LLI86I- ^V5. MII.. LtliL. II. Ital. k». I'. M. Vec.8il-i. lit. Valerire. 8uriIIce. (ionj. lient. s) Im Schlosse Tanzenberg: MXLIV8. HVl'V8. (i. II- 6IXIJli. M iles. Oolrorlis. Montano r. M. Lri- inee. 8ti^sncliorum XV. H. 8. list. Zu St. Veit in Mittelkärnthen : 1. II. stVLIV8. cOMOluluI. V. (iapatius. Mil. (ioli. Mont. Lri. 8tip. XXX. M. 8. L. "li. ülulius. (irigalo. 1i. Dulins. Lugßio. M. V. — 2. D. M. Veponius. ^vilus. Viv. Vac. 8it>i. Ut. Oiacoxise. Maitiine. (ion. Karisirno-—» lit. (Quarte. Mil. Leg. Hi tal. k. V. — — — O. ^tn. XXXV. 8ti^>. IIII. Lel —-One. (io. Desiüerie. Illir. rV-. b) Zu Pulst im Glanthale: 6. 6. ^«LOXIO. VL6. lit. stulise. Lar-—. liliornaroe. llxori. li-. (i. (i. Antonio. 6. V. (ionj. Xo^lit. ^i. 6. X n t o n i o. M o n t a n o. Mi I. 6 n ti. 8tiz>. V. lit. L. V. Xntonio. Mil. lioti. XI. LrLt. lit. luliL. 6. V- k. 8- lit. 8. c) Das ganze norisch - pannonische Land war wäh¬ rend der mehr denn vierhundert Jahre langen römischen Herr¬ schaft von den landeseingebornen Volksstämmen und von zahl¬ reich eingewanderten Römern vorzüglich besessen. Alle Land- thcile, welche entweder o r ig i n al n o r i sch e oder eingewan- dcrte Römer rechtlich inuehatten, besaßen sie als wahre- erbliches Eigenthum, wie wahre kossessores. Tau¬ sende von Familien bauten auch unter römischem Schutze fort L) Lruier. x. 526. n. 12. p. 565. n. 9- Eine zu Passau am Meiselberge in der Gegend des Saalf-ldes in Mittelkärnthen gefundene Steininschrift enthält den ^ceius Llsxi.uu, Ml», leg. II. Ital. Irinoentarin«. — Carinthia. Jahrgang. 820. n. 34. — d) Krater. ^>. 552. n. 5. p. 544. n. 10. p. 567. n. 6. — c) Eichhorn- Beiträge. Thl. H. x. 4g — 52. 189 und fort nach Weise ihrer altceltischen Vorväter die Felder ihrer e ig en t h üm l i ch e n Gehöfde; die reichen und mächtigen Besitzer ausgedehnter Ländereyen aber hielten auch in der römischen Herrschaft auf allen ihren zerstreuten größe¬ ren und kleineren Gehofden die eigens zum Baue derselben darauf gesetzten Colonenfamilien, theils Sklaven, p e r- sönlich und dinglich unfrey, theils Männer von freyer Abkunft, durch die übernommenen Gehöfdeverbind- lichkeiten gegen ihre Herren aber dinglich unfrey. Die¬ ses konnte um so mehr seinen ungehinderten Fortbestand ha¬ ben, als auch bey den reichen römischen Landbesitzern ähnliche Verhältnisse lange vor der Eroberung Norikum s Statt ge¬ habt hatten. Wir müssen es aber hier bey den allgemei¬ nen Verbindlichkeiten bewenden lassen; weil uns die Alten auch über diesen wichtigen Gegenstand gar keine besonderen und bestimmten Nachrichten hinterlassen haben. Daß aber sol¬ che LehenS- und ökonomische M i n i ste r ia l it ä t s- verhältnisse unter den cel tischen Volksstämmen zuverläßig bestanden haben, haben wir in unserem Letti¬ schen Noriko erwiesen; und daß die ungehinderte Fort¬ dauer derselben unter der Römerherrschaft mit Gewißheit kön¬ ne behauptet werden, dafür bürgt der auch im ganzen großen Jllyriko in den römischen Gesetzen so vielfach hervortre¬ tende und berücksichtigte Stand der Colonen, a) Wir müssen derselben auch hier etwas umständlicher gedenken. — Unter dem Nahmen Loioni verstehen dis römischen Gesetze alle Eingebornen und Bewohner einer Provinz im Allgemei¬ nen, auch alle Landleute, welche den Geschäften des Acker¬ baues oblagen (Loloni libori); insbesondere und als einen ») Die standesgemeinen aber freyen Besitzer eines Geböfdes in den Provinzen werden in den Alten und in den Gesehen be¬ griffen unter den Benennungen: Lasarii, Virant proz-rin xO3iäeates, IncolV, »»»» 190 eigenen Stand aber begreifen sie darunter alle jene Landes- rnsassen, welche aussen Gehofden anderer, eigentlicher Privat¬ besitzer rücksässig waren, und auf denselben Feld und Boden bestellten. Die Alten und die römischen Gesetze gebrauchen von diesen Colonen verschiedene Ausdrücke, Coloni 6on- stituti suk> Dominir, vTvo ^etrTro^s/crr 'reXotT'kg'z und sie beschreiben diesen Stand folgendermassen: tlertus olim x>Ie- 1)is numerus suk> uno Domino prsecliis singulis astlxus, et gssiguatus erat^ seU Uni ceszstti plures ackeo consurtes erant, czui Zlelais inliserebant, terris inserviebant nomine et titulo colonorum, srvs subigebant, sgros eolebanl, vo^ rneres et ligonsm versadsnt. Da die Anzahl solcher Fa¬ milien in allen Provinzen sehr beträchtlich war: so werden diese in den Gesetzen der Imperatoren mit dem Nahmen (loloni vorzugsweise bezeichnet, und als solche den wahren Landeigenthümern, den Dossessorikus entgegen gesetzt. Die Besorgung aller ökonomischen Arbeiten bey einem Gehöfde verblieb gewöhnlich bey den Familien, welche es übernommen hatten, erblich, so daß das Colonatus vom Vater auf den Sohn und Enkel u. s. w. überging. Die Nachkömmlinge wurden daher auf dem Grunde des Gehöftes und zu diesem Stande schon geboren. Daher hießen die Co- lonisten, Colnni jure originis; Coloni originales; Do- co, cui nati, genitali solo immorantes; Originarii Loloni, Nati terrae; Originarii« Die Oberherren und Eigen- thümer der Gehöfde und der Colo nisten auf den¬ selben trugen die Benennungen, Domini; Dunclorum seu terrre possessores; katroni. Den Stand dieser Col oni¬ st e n nach den besonderen Verhältnissen zu beschreiben, ist sehr schwierig, weil es in denselben zu viele Abstufungen gab. Zn- verlässig waren die meisten derselben dinglich unfrey, und Leibeigene deS Bodens, worauf sie geboren waren ttnd hafteten, 8ervi terkas ixisius, cui nati erant, existimaban- turz terris iuserviebaut; xrsecküs ackscrizui, seu xossessi- -»»» 19 oni, agrorum juri ssu solo ; aclseripti censibus ; daher auch ^ckscriptilii (lb'uncko vel Domino). Daher finden wir so viele der römischen Gesetze, die Colonos iußsitivos betref¬ fend , welche wie Eigenthum und Sache von den Grund- Herren zurückgefordert, um Geld freygegeben, körperlich ge¬ straft, mit Haus und Boden verkauft und verschenkt werden konnten. Sie gehörten für immer dem Grunde und Bo¬ den an, worauf sie hafteten, solo ckebebanlnr; czuoclam reternitatis jure cletinebantur. Daher waren ihre Personen nicht nur in Beschreibungen ihrer Gehöfde, sondern auch in dem öffentlichen S t a a t s k a t a st e r bey jedem Gehöfde nahmentlich aufgeführet. Obwohl die Coloni nun eigent¬ lich nur praeckiis ackstricli, non Irominibus waren: so findet sich zwischen ihnen und den wahren Leibeigenen gar wenig Unterschied; weßwegen die vielfachsten Gesetze der Im¬ peratoren über das Schicksal der jedesmahligen Colonen bey Anklagen, und besonders beym Güterwechsel, genau ent¬ scheiden mußten. Indessen waren doch alle diese Coloni p er- sönlich freye Männer, und viele derselben waren auch nicht durch gar so harte Bedingniffe an die Gehöfde ihrer Herren gebunden. Daher erscheinen auch diese Coloni libori, Colo- ni inAenui, (^uos natalium libertas prosec^uebatur — dem Stande der Leibeigenen geradezu entgegengesetzt. Im All¬ gemeinen waren die Kinder der Colonen (OriZo. ^Zna- lio. kosteritas) genau in denselben Verhältnissen, wie ihre Väter (eackem conäitione ackgnationis morilo tensbantnr). Die römischen Coloni waren auf den ihnen anvertrauten Ge¬ höften zu öffentlichen und zu Privatverbindlichkeiten gehalten. Vom Ertrage des Grund und Bodens mußten sie zuerst alle Arten öffentlicher Abgaben leisten (publica primum liscalia, lributa, capikationem, capitalem inlationsm^ lnnctiones «ive terrenas sive animales inlerebanl). Was daran fehlte, mußten die Grund Herr en der Colonengehöfte ersetzen. Hiernächst hatten aber auch die Coloni zu gewissen Zeiten 4>->» 192 gewisse, bey der Gehöfdesübernahme schon bedungene Gefalle ihren Grund her ren zu leisten. Ueber diese bestimmten Gaben hatte sodann der Herr von seinem Colonus nichts zu fordern. Was nun die Coloni von den Grunderträgnis- sen von dem eigenen freyen Früchtenhandel, welcher der Du- strali iaistioni nicht unterlag, oder was sie von anderer recht¬ lichen Erwerbsweise über die öffentlichen Prioatleistungen er¬ übrigten , war ihr E i g e n t h um (ksculium proprium) , wovon sie und ihre Familien lebten. Neben solchen lehen¬ weisen oder Pachtgehöfden hatten viele römische P ro- vinzialcolonen auch noch eigenthümlichen Grund und Boden, mit welchem sie dann als wahre Posses¬ soren in den Steuerbüchern erschienen, a) Viele der römi¬ schen Senatoren waren oft Besitzer beträchlicher Ländereyen in den Provinzen, zu den Besorgung sie eigene Oonstuctoros, oder auch krocurutores ot^ctoros lunstorum hatten, welche aber von den Oolonis auf den einzelnen Gehöften gänzlich verschieden waren. So war's auch mit den Fiskalgätern der .Imperatoren in allen Provinzen (krocuratores krivatss rei krincipis, Idsi Dominicse, Hoipublicee). Nachdem No rikum und Pannonien römische Pro¬ vinzen geworden, und dem großen Gesammtreiche einverleibt worden waren, wurde auch in allen Landtheilen derselben das ganze römische Abgabensystem eingeführt. Mit der Limesbefe¬ stigung an der Donau war die Regulirung der Tribute jeder Art im ganzen großen Jllyrißo das erste Hauptgeschäft der dahin gesendeten neuen Obrigkeiten. Livius und Strabo versichern dieß ganz bestimmt vom Hochlande der Alpen, b) Appianus sagt im Allgemeinen: Istri ortu usepm ast MSI 6 kontioum, kzuoci s u k> trilzuto continsnt, III/' —— r i- r>) üolliotreä. in Lomment. Slt. LoZ. TLeoäos. L. I. x. U92— 496. — b) Livius. Lxno.ll. vax. 1Z6. Lirsko. L. IV. P. 142. s 193 s-e-k^L- rici fines 6886 voluerunt. a) Die Dal m ater und Pan- noni er wagten gleich in den ersten Jahren der Unterjochung mehrfache Empörungen, um der lästigen römischen Tribute ledig zu werden, wie Dio Cassius versichert: Oulmatss proptsr exaet um tributum (77^05 k/§7t^«^L/5 vcop z/LVco'-) rebellionem lecerunt» — Iributum moleste fertzntes -rcoi> b) Für Norikum insbesondere ist die Versicherung des ge¬ nauen Tacitus vorzüglich bemerkenswerth: Uespicerent R. b ae- tos l^oricosczus et eoeterarum onsra sociorum; 8ibi (Vatavis) non tributa, sest viros et virtutem instici; proximum ist libertsti! e) Wir haben schon oben bemerkt, daß die siegenden Römer den la n d e i ng e b o r n e n Nori¬ kern als freyen Eigenthümern ihre bisher besessenen Ländereyen gelassen haben. Da aber bey der blutigen und entvölkernden Unterjochung manch altNo rischer Celten- stamm ganz ausgetilgt, manche zusammenhängenden Ansiede¬ lungen in rauchende Ruinen geworfen worden, und somit die angelegenen, wohlcultivirten, ganz entvölkerten Ländereyen her¬ renlos geworden sind; viele andere Landtheile aber von der Urzeit her noch unbebauet und herrenlos waren: so fielen mit der Eroberung sehr beträchtliche Landesstrecken dem römi¬ schen Staate als Eigenthum anheim. Es sind daher auch für Norikum die herrenlosen Staatsländereyen von den Pri- vatbesitzungen der Landeseingebornen zuverlässig zu unterschei¬ den; wie wenn Herodianus vom Kaiser P e r tin ax sagt: Nam primum «zuistem- tjuistczuist in Italia aut alibi Zentrum inculti soli esset> etiarnsi imperatoria esset possessio (k/ M/ ejus czuantum czuis vellet et posset occupare: et ) Leip lU^r. p. 760. — d) I>io Osss. L. IIV. x. S46. I-. LV. x. 568. — --) Vselt. »i-r. L. V. p. 290- 13 4-)»s 194 — nun illas esse stictitgng imparantium proprius 86 Als die Gränzen deS Reiches sich erweiterten, und die Romer alle benachbarten Volker von Italien bis an die Donau hinauf ihrer Oberherr¬ schaft unterworfen hatten; so wurde ein Acrarium, als ein be¬ ständiger Fond zur Bestreitung der nothwendigen Staats- bcdürfniffe errichtet, der nicht sowohl durch die jährlichen Bey- träge und Abgaben der Bürger an Geld (Vributa), als durch die Einkünfte aus den Ländereyen und Reichthümern der über¬ wundenen Volker bestand. Die Einkünfte aus den eroberten Provinzen (VoctiZalia) waren die vornehmsten Hülfsmittel des römischen Reiches zur Bestreitung der sich mehrenden Staats¬ ausgaben in Kriegs - und Friedenszeiten. Aber Partheigeist, Eigennutz und Herrschsucht erzeugten in Ansehung derselben mit der Zeit mancherley Veränderungen. Die Abgaben in den Provinzen wurden bald auferlegt, bald nachgelassen, bald die alten wieder eingeführt, bald neue hinzugethan, wie es entweder der Vortheil derer zu erfordern schien, die nach der Gunst des Volkes strebten, oder wie es der Absicht der Bes¬ sergesinnten angemessen war, die für die Erhaltung und Ver¬ mehrung der öffentlichen Einkünfte Sorge trugen. Unter den 13 * s) ll/Zin. Oe limit. tlonsuu x. 206. -»-»s 1 Osi »<-) Darunter wurden vorzüglich drey besondere Abga¬ ben begriffen: 8cripturu, OscuinB und kortorium. 8crip- wra war die Abgabe, welche von den öffentlichen Vieh¬ weiden und Gehölzen bezahlt wurde. Diese Viehweiden wa¬ ren gewisse Distrikte Landes, welche wegen ihrer waldigten Beschaffenheit nicht angebauet werden konnten, und dem Staa¬ te zugehörten. Sie wurden 8ultus, 8^lvss und Calles ins¬ gemein aber kascua xukliea genannt. Dergleichen hatten die Römer viele in Italien und in den Provinzen, ganz vor¬ züglich aber in den Landtheilen der Alpen. Sie zogen aus diesen Viehtriften ansehnliche Einkünfte. Jeder, der sein Vieh auf diesen öffentlichen Viehtriften weiden wollte, war verbun¬ den, bey dem Pächter derselben (coram lstecuario v. 8criptura- rio) seinen Nahmen zu unterschreiben, und genau anzuge- ben, wie viele Stücke Vieh er auf die Weide gehen lassen wolle; daher das Geld, welches für jedes Stück Vieh be¬ zahlt werden mußte, 8crPtura, und ein solcher Weideplatz gger scrixturarius genannt wurde. Diese öffentlichen Vieh¬ weiden wurden nach und nach verkauft, oder unter arme Bür¬ ger vertheilt; und so hörten die Einkünfte aus der 8crixtu- ra auf. —' vocuMW, Zehnten, war der zehnte Theil vom s) Dio k!ass. L. LIV. x. 506. — b) LbeoSos. I. I. k- 420 — 421. »»s 197 Getreide, und der fünfte Theil von den übrigen Früchten, den diejenigen geben mußten, welche die öffentlichen Fel¬ der innerhalb oder außerhalb Italien anbauten. In den Provinzen wurden insgemein die öffentlichen Felder den Ein¬ wohnern derselben gegen eine bestimmte jährliche Abgabe an Getreide und Früchten (vecumse) überlassen, weil das Wachs- thum um Rom nicht hinreichend war, einer so großen Men¬ ge Menschen in der Stadt und bey der Armee Lebensunter¬ halt zu verschaffen. Unter den Kaisern entrichteten die Pro¬ vinzen die Abgaben von den öffentlichen Ländereyen nicht mehr in Zehnten, sondern einer jeden derselben wurde nach Ma߬ gabe der Fruchtbarkeit des Landes ein bestimmtes Quan¬ tum auferlegt. Es wurde zu dem Ende eine besondere Vor¬ schrift (Osnon trumentsrius) gemacht, in welcher bestimmt war, wie viel jede Provinz jährlich an Getreide und an Früchten geben mußte. — Uortorium, Zoll, war die Abga¬ be, welche in den Häfen für die ein - nnd ausgeführten Maa¬ ren, und an den Brücken für die Ueberfahrt der Güter be¬ zahlt werden mußte. Alle diese Abgaben und Einkünfte wur¬ den von den Censoren in Rom im Nahmen des Staates ver¬ pachtet (Inaakantur suk> kmsta). Die Pächter derselben wa¬ ren römische Ritter. Ein einziger inschriftlicher Römerstein nennet uns einen, unsre il lyrisch en Donauprovinzeu be¬ treffenden Pächter il lyrisch er Zölle; ein zu Pettau in der Steyermark aufgefundenes Monument mit folgender De¬ vise: I8IOI 8scrum. iVlartisIis. ^irrnini. Laüiiii. Varani, dionckuc. kortori. I tigrici. ^riari. Vic. Voto. 8u8cepto. a) Außer den angeführten drey Arten von Abgaben war auch auf die Eisen-, Silber- und Goldbcrgwerke, wie auch auf die Salzmerke, eine eigene Abgabe geleget. Dieß traf für Norikum alle Privateigenchümer solcher Werke. Jn- s) Lruler. II. LZ. n. 5. 198 dessen waren die ergiebigsten tairr i s z i sch en Gold-, Silber- und Eisenbergwerke zuverlässig in römischen Staatsbesitz und öffentliche Verwaltung gekommen; wie es, wenigstens von den reichen Goldgruben, Strabo ausdrücklich versichert. Seit Kaiser Augustus kam auch die Aczise auf. Dieser Imperator führte die Abgabe des hundertsten TheileS von Sachen, die auf dem Markte verkauft wurden, ein (Len- tosima), und des zwanzigsten Theiles von den Vermächtnis¬ sen und Erbschaften (Vicesirna Iloreckitaturn). Der Ertrag der letzteren Abgabe, nicht allein auf Rom und Italien ein¬ geschränkt, vermehrte sich täglich mit stufenweiser Ausbreitung des römischen Bürgerrechtes. Diesen Vorzug ertheilte Kai¬ ser Caracalla allen Provinzialen ohne Ausnahme, da er sich in der traurigen Notwendigkeit befand, die unersättliche Habsucht zu befriedigen, die er im Kriegsvolke erregt Hatto, So ward die Vicesima Hereckitatnrn im ganzen Römerreiche eingeführt. Caracalla aber erpreßte statt des Zwanzigsten den Zehnten von allen Vermächtnissen und Erbschaften, und erst nach seinem Tode wurde das alte Verhältniß wieder her- gestellet. Zwey römische Einheber dieser Abgabe im Nori ko und in Pannonien finden wir nahmentlich verzeichnet. Den Einen nennet als Einheber der Vicesima Ilereclitatum utrarumczue ?annoniarum ein zu Pettau entdecktes inschrift¬ liches Denkmahl: VLXVDLIO. ?KO6VI-LIO. Vix, ^n. 1. Dieb. X, kroculus. Vugz. X, Verna. L. XX. Here I. D. ^nrelio. Isid. Lnrano, kroc, XX, Her. krsesi Cliort. V. 8. a) Zu den römischen Abgaben gehörte endlich auch noch das Kronengeld (^.urum dorcmarium) , statt welchem in der Folge die Städte der Provinzen Geld zahlten; und bis- a) Lruler. p. 59t. a. 3. l>. 590. ri. 6. »»» 100 weilen wurde es geradezu als ein Tribut eingefordert. Seit Kaiser Diocletian wurden in die allgemeinen römischen Provinzenverwaltungen sehr viele bedeutende Neuerungen ein- geführt. Natürlich mußten diesen zu Folge auch die alten Formen des Steuer- und Abgabensystems abgeändert werden. Wirklich wurde seit derselben Zeit eine einfache und gerade, dem Geiste unumschränkter Herrschaft besser entsprechende Be¬ schätzungsweise gewählt. Die Grundsteuer oder Indik- tion (Nrikuta et ^nnonss) wurde jetzt völlig regulirt, und nach einem genauen Cataster von sämmtlichen Ländereyen erhoben. Für alle wirklichen oder eingebildeten Bedürfnisse des Staates wurde jährlich ein fingirtes Simplum (Eaput) als Maßstab angenommen. Dieser Betrag wurde dann jähr¬ lich von dem Kaiser ausgeschrieben (inclicabatur) , durch eine feyerliche Verordnung (ülclictum, Loloinnis axpra88io), wel¬ che zwey Monathe vor dem ersten September in der Haupt¬ stadt einer jeden Diöeese und Provinz öffentlich angeschlagen ward. Hierauf geschah von den Provinzialdirektoren und den Deeurionen die Anrepartirung (Nnrtitio, ^Ü8criptio, vwtri- Lutio) an alle Landeigenthümer ohne Ausnahme (i?o88e8sorss. kan68 , pro rnosto Alastss po8Sk88ioni8 , pro ^>ortionL 8uw pv88088ioni8 ot juzatione, prout <^ui8tju6 tarra8 can8idu8 i!i86rla8 8su vk>Iigata8 tarieret, prout rzuisczua proprio nomine Iil>ri8 een8ualiliu8 teneretur). Die Anrepartirungen hatten entwe¬ der bloß Geld, oder auch Naturleistungen (^nnonaH, Ge¬ treide, Früchte, Oehl, Wein, Salz, Speck, Schweinfleisch, Futter, Gold, Silber, Eisen, Erz, Kleidungsstücke, Pferde u. dgl. zum Gegenstände (in krocligia oder in Oratio). Nach der Anrepartirung geschah zu gehöriger Zeit die Ein¬ treibung (oxnotio), wofür die Prätorialpräfecten, ihre Vika- rien und die Rektoren der Provinzen besorgt seyn mußten. 200 <-«" Zur Zahlung oder Abstattung (Inlaüo) waren ordentlicher Weise drcy Termine/ jedes Mahl nach vier Monathen (tripgi-- litu Latiskuctione, ker tras vices) , binnen welchen jeder 'I'ributsrius abgestattet haben mußte. Es blieb auch keinem Unbenommen, an einem dieser Termine seine ganze Schul¬ digkeit abzutragen. Die Gelderlage und die Abgabe der An- nona (Oonlatio ^rnnuflE) mußten an jenem Orte geschehen, unter welchem jeder tributäre Landeigenthümer nahmentlich ilt den Steuerregistern vorkam s) (uk>i pnssassionas censiti«, Oousibus iuserteo essent). Nach geschehener Abstattung be¬ kam jeder Possessor von den Einnehmern (äuscepwres), eine schriftliche O.uittirung (L.pockius, Lscuritates^ Ouutio- nes), welche in die Protokolle eingetragen wurde. — Als sine ferners Schuldigkeit aller Landeigenthümer trat hierauf das Verführen der eingebrachten Naturalien ein, (krosacu- tio, Nrqnslatio spacierum IsrAitionaliurrr wohin es die für jeden Landtheil natürliche oder bequemere Lage forderte, ganz besonders aber in die Gränzfestungen und Burgen (ast lümüein). Ueberall (in (uvitatikus, Mututionidus^ Alan- sioniüus), wohin diese Lpecies ^nnonariös gebracht wur¬ den, waren eigene öffentliche Magazine (Oonäita, Horrsa) und dabey eigens bestellte Oberaufseher und Diener (k?rw^ositi, Oustostes^ Dlonsores). Die gehörige Verkei¬ lung der Annonen lag ganz besonders den Provinzialvorstehern s) Folgende zwcy Inschriften scheinen einen gewissen rausunu» alt Einnehmer der L^eoiernnr ^rnnonariarum zu verrathen. Jnschriftliches Denkmahl zu Passau gefunden: v. M. raustini. L n o. Veeti. Ill^r. Jul. Ingennus, kil. Liderlus. Heros. SorijNns. Lx. Leprunoe. Ljns. Lovoruw. IVlonumen. kosnerunt. Fast die gleiche Inschrift auf einem Römersteine bey EnnS in Oberösterreich: Srurer. x. 561. i>. 9. et 10. Oetfeto, Lcrij>tor. Ker. Loio. I. I. x. 702. Die nahmliche Inschrift von Passau. ->>->» 201 und den Vicarien der Diöcesen ob. a) Der Census oder Ca¬ taster wurde alle fünfzehn Jahre revidirt. In die Provin¬ zen gesendete Besichtiger maßen die Ländereyen aus, und untersuchten einzeln die Beschaffenheit derselben, ob Acker oder Weide, Weingarten oder Waldung? und würdigten ihren allgemeinen Werth nach dem Durchschnitte des Ertra¬ ges von fünf Jahren. Sclavenanzahl und Viehstand machten einen wesentlichen Theil des Anschlages; der ^Eigenthümer ward durch einen Eid verbunden, seinen wahren Vermögens¬ stand anzugeben, und jeder Versuch, den Zweck des Gesetz¬ gebers zu verrücken, oder zu umgehen, ward scharf bewacht, und als Hauptverbrechen, das die doppelte Schuld des Hoch¬ verrats und des Scaatsrauhes in sich schloß, mit dem Tode bestraft. Diese öffentlichen Staatstribute (k'iscalis, I'isculu onus, Munia I?unctionis) stoffen in der Staatskasse des Ooinos sacrarum I^rgitionum zusammen, und wurden für alle Staatsbedürfnisse, vorzüglich für das Heer und die Grgnzvertheidigungsanstalten verwendet. Wenn zu diesem Zwecke die jährlich ausgeschriebenen Gaben (krsekiliouss ounonlLW, Lvloinnis prwstatio) nicht hinreichten, wurde eine Superindiktion (Suporiuäicturri, LxtraoräinariL ruunsrs. Idocontos lituli) ausgeschrieben, wozu vorzüglich hie Prytorialpräfecten ermächtiget waren, d) Neben dieser E run d b e st e ue run g, welche alle Güterbesitzer traf, bestand auch noch die Gew erb steuer, welche fast von allen Gewerben spätestens alle vier Jahre entrichtet werden mußte, und daher ourum lustrale genannt wurde. Eines solchen Gewerbstenereinnehmers, welcher auch Curator der alten Stadt Petovium war, gedenket die folgende Inschrift eines Römersteines: O. ÜVl. k. ^reiio, l'. k'. lausest. It, ^uri-I^ustralis- Loactori. 6ivitatun>. -) rLeoNo,. r. IV. x, 2 — s. — b) coll. rkeollo». r. IV. I>. 116 — 117. >>->- 202 Volmerii. Ut. kotovii. Curalori. I-aolius. ^oso^ius. L. M M. k. a) Das römische Steuer, und Abgabensystem erlosch in den w e st i l l y ri sche n Provinzen erst mit dem völligen Sturze der Herrschaft der Imperatoren. Noch spat, als zu St. Severins Zeiten Noriku m ein Tummelplatz der Bar¬ baren geworden war, finden sich davon noch Spuren, lieber die Einwirkungen dieser Institution auf die sammtlichen Reichs¬ provinzen haben der christliche Lehrer Laktantius und der Heide Zosimus kräftige, und in manchen Zügen zu grelle Gemählde entworfen, b) VII. Die altnorisch-pannonkschen Seiten¬ straßen. In der Urzeit vor Christus waren beträchtliche Stämme der alren Celtogallen nicht nur im eigentlichen Gallien, sondern auch jenseits des Rheines im großen her zynischen Wal dl an de seßhaft gewesen, von welchen neuerdings zahl¬ reiche Volksscharen Bö he im in Besitz nahmen, und auch dießseits der Donau in Rhätien, Norikum und Pan¬ nonien eingewandert sind. Diese im weiten Landstriche un¬ ter der Donau vom Bodensee bis Taurunum hinab seßhaften Celten standen mit ihren Stammesbrüdern, den Celtogallen, welche sich im oberen Italien bis unmittelbar an die lange Kette der südlichen Alpen hinaus niedergelassen hat¬ ten, in beständiger Verbindung; wie sie auch von den öst» licheren Landtheilen unter der Donau, von Mösien, Thra¬ zien, Mazedonien und Griechenland die vollkom- a) Oruter. Zg7. n, DLelÄNt, De tLorlip. keeseLUwr. 2Z. LiiUiuus. D, H. 6g1. !>»» 203 menste Kenntnis hatten, vom Nori ko und von Panno¬ nien aus mit zahlreichen, wohlgerüsteten und vortrefflich an¬ geführten Heeren bis in jene Lander raubziehend vorgedrun¬ gen und wieder zurückgemandert sind. Es war demnach diesen Celtogallen die geographische Lage jener entfern¬ ten Länder, und es waren ihnen alle dahin leitenden Wege gar wohl bekannt. Viele der no risch en, pa »iro¬ nisch en und rhätischen Celtenschwärme sind vielmahlS auf bekannten und unbekannten Wegen (ignotn antsa vin xor nlzios) durch die Schluchten und über die Zöcher der ju- lich-, carnisch- und no risch en Alpen nach Italien hin¬ ab- und wieder zurück gezogen. Die her zynischen Bojer aus dem waldigten Bojenheim haben sehr oft in Vindeli- zien und im Nori ko Raubzüge gethan. Ein ansehnliches Heer derselben har die feste Hauptstadt der Noriker, No- reia, in der Mitte des Landes gar wohl gefunden, und die¬ selbe geradezu überfallen ; und hat nach vergeblichem Bemühen, jenen Hauptplatz zu erobern, überlegter Maßen den nächsten Weg durch Norik um und Rhätien fort zu ih¬ ren empörten Stammesbrüdern nach Helvetien genommen. Weit früher noch mar der römische Consul En ejus Car>bo mit einem Heere weit ins no rische Bergland bis in die Gegenden der eben erwähnten Stadt Noreia hinaufgezo¬ gen. Die von Norden über die Donau herein und über Pannonien heraufstürmsndcn Cimbern wußten alle Hauptübergänge an der südlichen Alpenkette nach Ita¬ lien; und der große Cäsar hat gleichfalls den Uebergang über die nori scheu Alpen an einer kürzeren und deswegen vortheilhafteren Stelle gar wohl gewußt, und diesen Weg zu kriegerischen Operationen bequemer einrichten lassen. Zwey- hundert Jahre vor Christus schon begaben sich geschickte Berg¬ leute aus Italien hinauf in die tauriszischen Goldschach¬ ten des Alpenhochlandes; und an diese norischen Gold¬ rand Silberminen band sich, so wie an die in jenem i>»» 204 Landstriche s» häufige» Eisenstätten der beträchtlichste Han¬ del nach Italien. Im Innern des n o r i sch - p a n n on i- ^-chen Berg- und Binnenlandes standen nicht nur die ver¬ schiedenen einzelnen Volksstämme in beständiger Handelsver¬ bindung, sondern durch sie zog sich auch der beträchtlichste Zwi¬ schenhandel mit den Erzeugnissen des großen Deutschlandes und des äußersten Nordens von der Donau nach Italien hin¬ ab, so daß selbst in der Zeit der Unabhängigkeit der Völker des weiten Alpenlandes viele italische Kaufleute auf die Markt¬ plätze in den altillyrischen Donaustädten heraufgekommen sind. Schon lange vor Christus bestanden durch ganz Pannonien, Norik um und Rhätien an den wichtigsten Verbindungs- Punkten und Uebergangsplätzen nicht unbedeutende, zusammen¬ hängende Ansiedelungen, wohlbefestigte Städte, Schlösser, so wie es auch in jeder einzelnen Stammesniederlaffung offene und geschlossene Orte, zusammenhängende Städteverfassung ge¬ geben hat. Als die Tage der Knechtschaft herannaheten, wur¬ de die Eroberung des n o r i sch - rh ä t isch e n Landes von allen Seiten her mit unglaublicher Schnelle in einem ein¬ zigen Sommer vollendet, und die siegreichen Cohorten waren pfeilschnell von den hohen Alpenjöchern bis an die Do¬ nauuser vorgedrungen. Hieraus ergiebt sich unwiderssprechlich, daß alle norischen, rhä tisch en und panno irischen Landtheile schon mehrere Jahrhunderte vor Christus in allen Hauptübergangspunkten von Ost nach West, und von Süd nach Norden zu von ordentlichen Straßen und Landwegen durchschnitten gewe¬ sen, und dadurch mit allen benachbarten Landtheilen im Osten und Westen mit Italien und den Ländern jenseits der Donau in allseitiger Verbindung gestanden seyen. lieber das hohe Alterthum jener Straßen, welche aus Italien über die jüti¬ schen, carnischen und norischen Alpen ins Norikum und Pannonien heraufführten, bürgt im Hcrodian eine sehr wichtige Stelle, in welcher er jene Wege für ein sehr 205 mühevolles Werk der alten Italiener ausgibt, und folglich die erste Anlage derselbe» in die frühesten Zeiten vor den wech¬ selweisen, thuszisch- celtischen Ueberwanderungen hin¬ aufsetzet. Herodian schreibt ganz bestimmt: Man nullis tarnen c^uasi gernitis inagno veteruin Italornin labors ina- nulsctis. a) Den Römern waren schon sehr frühe (184 vor Chr.) einige Straßen über die südlichen Alpen ins N o r i- kum und Pannonien herauf gar wohl bekannt geworden; andere aber blieben ihnen lange unbekannt, über welche dann oftmahls räuberische Scharen nori sch er Bergvölker über die römischen Ansiedelungen um Aquileja herum, und im Ge¬ biete der Veneter, verheerend herabstürzten, d) Im Jahre 170 vor Christi Geburt wußte der Consul C. Cassius gar wohl, daß über die Alpen ob der flanatischen Bucht am adriatischen Meere eine Straße nach Mazedonien hinabführte, so daß er von den Bewohnern jener Gegenden der Wege kundige Füh¬ rer forderte, c) Von den Wegen, welche aus Norik um und Pannonien herabgingen, und die sich in der wichti¬ gen Pflanzstadt Aquileja conzentrirte», thut Strabo mehr¬ fache Erwähnung; aber nicht wie von einem neuen, durch die Römer erst e i n g e r ich t e t en W er k e, sondern als von schon alten und bekannten Heer wegen. Daher ist für das hohe Alterkhum jener Straßen sein Wort auch sehr bedeutend, da er sagt, daß zu seiner Zeit über die wichtigen Städte Sirmium und Siszia der gewöhnliche Haupt weg nach Italien hinabführe. 6) Gewiß ist es vorauszusetzen, daß die nori scheu Ur¬ bewohner und die Celtogallen, nachdem sie in das Land ein¬ gewandert waren, und dasselbe in festen Ansiedelungen bevöl¬ kert hatten, ihre wechselseitigen Verbindungsstraßen und klei- a) Heroäian. L. VIII. x. ZS9. — k) I-lviit-. I.. 39. e 45. -) Liviu-, L. »Z. 1. — 6) Susbo. L. IV. x. 143. L. VII. x 217. >»»» 206 neren Wege nach dem natürlichen Laufe der Ströme und Ba¬ che, so wie nach dem Striche der Gebirge in ihren waldig- ten Thälern richten mußten; daß sie erst dann, wo Felsen- maffen und sehr beschwerliche Bergjöcher den weiteren Fort¬ gang hinderten, und wo Umwege entweder nicht leicht mög¬ lich, oder zu weit waren, über und durch dieselben, mit aller ihnen zu Gebothe stehenden Gewalt sich die mühesamen Pfade haben bahnen müssen. Da nun in der späteren Zeit die Natur im Gange der urfesten Gebirge und Thäler, und im Laufe größerer Flüsse keine außerordentlichen Veränderun¬ gen, wenigstens nicht allgemein, gethan hat, daß man mei¬ lenweite Versetzungen der alten Straßen hätte unternehmen müssen: so dürfen wir wohl mit Grunde annehmen, daß die Römer eben nicht gar viele neue Heerstraßen und Wege im Norik o gebahnt haben, und daß wir heut zu Tage noch größtentheils auf eben jenen Wegen durch die a l k n o ri s ch e n Landtheile in Kärnthen, Salzburg, Oesterreich und in der Steyermark wandern, auf welchen einst die Urbewohner, die Celten und Römer hin uno her gezogen sind. Dis siegenden Römer trafen im Noriko, in Rhätten und Panno¬ nien durchaus ziemlich gute und wandelbare Straßen und Wege an; diese behielten sie fast alle bey; nur erweiterten und verbesserten sie dieselben, und legten wohl auch da und dort neue Heerwege an, ganz vorzüglich zum Behufs ihres wichtigen Colonisirungssystemes Und zur pfeilschnellen Bewe¬ gung militärischer Gewalt nach allen Theilen des Landes hin. Wir haben darüber mehrere geschichtliche Belege, welche in den Schriften der Alten weit früher schon gelesen werden, als die Riesenwerke ganz neuer Heerstraßen durch die schauerlichen Felsenschluchten und kalten Höhen des norisch- r h ä t i sch e n Derglandes möglich gewesen wären. Der kö¬ nigliche Geograph der Alten, Strabo, versichert, nach Unter¬ jochung der Alpenvölker habe August seine erste Sorg¬ falt auf den Straßenbau im Hochlande der Alpen ge- 207 richtet, s) Einer der wichtigsten römischen Heerwege war je¬ ner von Alt in um in Oberitalien durch Rhätien bis nach Vindelicorum Augusta und an das Ufer der Donau hin. Es erweiset aber schvn der Einfall der Cimbern in den Angaben Plutarchs und Florus hinlänglich, daß jene Straße über hundert Jahre vor K. August schon gebahnet gewesen und betreten worden sey. Auch Strabo gibt dieses ganz unverhohlen zu erkennen, da er von den Wegen durch die rhätischen Tridentiner, Stoner, Ven no¬ ri er rc. sagt r klss (Zentes) nunc partim excisce sunt, partim stomitse, ut iter supra Montes per illos, ^uost olirn erat angustum et superatu stissiciie, rnultis nunc locis patsat, tutum^ue sil sk injuria iiomi- num, et expestitum i^uost opere consectuin est. k>) Diese alte rhä tische Straße wurde daher von Casar August beybehalten, und nur auf wichtigere Verbesserungen deutet die prahlende Inschrift: II. 66XVVIV8. VKV8I. I?. 6Xk8Xk. XuA. Oermanicus. kontisex. Maximus. Vriku- nicia. kotestate. VI. 60. IV. Imp. XI. k. k. 6ensor. — Viam. 6Iaustiam. Vugustam. <^uam. Orusus. kater. XI- pikus. Lelio, katelactis. Oerivavit. Munit. Xk. Vitino. Ilsc^ue. Vst. kiumen. Oanuviu. M. k. 6661. c) Pannonien war nach allen Seiten hin mit Wegen und Straßen so durchschnitten, daß Tiberius während der wüthigen Empörung der Pannonier nach allen Orten hin seine Cohorten vertheilen (in inuitas partes stivisi, ut Lostium agros simui muitis in locis invasterent st), und die zusammengerotteten Empörer pfeilschnell, bald hier, bald dort, angreifen und schlagen konnte (mosto Luc, mosto illuc Kellum transie^rensto). Offenbar konnte so kurze Zeit ») Strabo, b. IV. x. 141. — b) Strabo, b. IV. x 141. — c) Bar, v. Hsrmayr. Grsch. v. Tyrol. I. Thl. p. 185. Nuin. VIII. — ä) llio Lass. b. 54. I>. 545. I/. 55. x. S6I. »»« 208 nach der ersten römischen Unterjochung nicht von neuen, durch die Römer erst angelegten, — es mußte von den altpanno irischen Straßen und Wegen die Rede ftyn. In den Kriegen zwischen Vitellius, Otho, Vespasian erscheinet das Innere der Länder, in Rhätien und Norik um dermaßen mit so vielen und bequemen Wegen durchschnitten, daß die wichtigsten militari- scheu Evolutionen von den graji sch en bis über die jüti¬ schen Alpen hinab durchs ganze Berg land ohne An¬ stand berechnet und ausgeführt werden konnten, s) Aus diesen Angaben, welche offenbar für altere, nicht erst römische Straßen sprechen, laßt sich auch zu¬ gleich über ihre Beschaffenheit Einiges entnehmen. Die alt¬ norisch-, pannonisch- und rhätischen Wege waren für alle nöthige Communication, für militärische Züge, wie für Handelsverbindungen ziemlich bequem angelegt, und von den Landesbewohnern hergehalten worden. So wie durch die westliche Kette der penninischen und grafischen Alpen Fahrwege bestanden haben, eben so führten über die julischett Alpen, über den Berg Okra Und über die Gegenden des Lugäischen Sees zwey breitere Heerstraßen hinauf zu der tauriszischen Stadt Naupsrtus. Man befuhr diese Wege sehr häufig mit großen beladenen Fracht¬ wagen, wie Strabo als von einer ganz gewöhnlichen alten Gewohnheit versichert, b) Wenn wir die Züge wohlgerüsteter Romerheere unter Cn ejus Carbo, C. Cas¬ sius, unter Cäsar August und Tiber ins Noriküm, Japydien und Pannonien betrachten, wer sollte zwei¬ feln , daß fahrbare breitere Straßen das ganze Hochland nicht sollten durchschnitten haben. Daß aber nicht alle Wege der Celtogallen in Pannonien, Norikum und Rhätien, —-— wel- s) I-cita,. Nistor. L. I. p. 2üZ, I., m. x. 2Z6. — d) Stra¬ bo. b. IV. p. 1»Z. b. VII. p. 217. 209 welche dre Römer angetroffen haben, gleich bequem gewesen seyen, auch nicht ohne Mühe und Gefahr, vorzüglich in dem Hochlande der Alpen, konnten betreten werden, ergibt sich schon aus der Natur der Sache, aus den Schilderungen der Alten noch lange nach dem durchgreifenden römischen Stra¬ ßenbau, und auS der noch heute ganz gleichen Erfahrung. Wenn Strabo die Steile, die Enge der am Rande schwin¬ delnder Abhänge sich fortschlängelnden, durch die schauerlich¬ sten Felsenschluchten, über trügerische Schneelavinen und ge¬ fährliches Felsengerölle führenden Alpenstraßen und Wege beschreibt, so erkennen wir genau die heute noch bestehenden, nach anderthalbtausend Jahren wenig veränderten Straßen durch die krainerischen, kärnthischen, salzburgischen, steyer- märkischen und tyrolischen Hochgebirge: Kam Augustus 6oe- sar latronum exciäio viarnm structuram astjecit, hnantam vmnino polnit perkici. Neczue enim polnit ubi^us vi per- rumpere naturam Laxorum et ingentium preeruptarum rupium, alias viee impenelentium, alias subjscentium, ita nl vel levitev e via egressi in periculum venirent inevitabils, cum in lunsto carsntes valles esset clecisten- üum. Ibi e^uiclem alicubi ila arcta est via, ut et pscli- tibus et jumentis non astsuetis vertigo oboriatur; incola- rum autem snmenta bacile illum laborem obeunt. Zeljne Iruic incommoäo mestsri potnit, ns^ue üelapsui ingen- tium glaciei tabularum, c^uso integrum etiam comitstum vbruers et in subjectas cleturbare valles possunt. Mulla enim una super aliam jacsnt glaciei tabulse, subincle uno post alterum gelu concrescenle in glaciei lormam nive; c^uarum tabulse, Huss in supsrlicis sunt, bacile c^novis tempore ab interioribus solvuntur, snteczusm a sole plane bc^uentur. a) Freylich konnten die mühesamcn und gefähr¬ lichen Wege durch die schauerlichen Schluchten der Alpenkette ») Strabo. L. IV. p, 141. -» 14 »4», 210 "" und durch daj ganze Gebirgsland ob dem adriatischen und ligustischen Meere, mit den großen, breiten, ebenen und festen Heerstraßen Italiens nicht in Vergleich gezogen wer¬ den: alle Mahl mußte ihre Beschreibung abschreckend erschei¬ nen; daher sagt Herodian von den j»lisch - car urschen Alpen: Ltstirn ack VIpss accssserunt. — Oonsis ubiczuo nernoribus sunt ohsessi, atczuo anAustissirnis callilrus et ru^ium ^ruerupta altituckine LLoz>uIorumczus aszieritate vix xerrii, nonnullis tainen czuasi sernitis magno vetoruin Italornrn labore manulactis. — is meins cke niüilo erat^ locorum naturam contemplantibus. a) Wie Strabo, beschreibt auch noch der späte Claudianus die rhä tisch en Al¬ penstraßen: Leck latus Ilesperias, «zuolUiaetia jungitur orw, krwruxtis borit astra jugis^ xanckitrzue terenckam Vix sestate viam: multi ceu Oorgone visa Olrriguere gelu, wultvs kiausere ^robuncka Vasta mole nivescumczue izisis sseps juvencis Naulraga canckenti merguntur plaustra baratliro. Interckum subiitam glacis latente ruiuam. lVIons ckeckit, et te^>ickis lunckarnina sulruit austris zreckenti mslelicka solo, d) Nach der Erzählung des Sozomeuus ging der Zug des Kaisers Theodosius wider den Usurpator Eugenius über die j»lisch en Alpen, durch die zzreeruz>tas lauces Italiee olisectas^ ie heute noch gleich große Beschwerlichkeit und Gefahr der no¬ rischen Alpenwege zur strengen stürmischen Winterszeit ler¬ nen wir auch aus den itineribus ckuralis pruinis des Am- mian. Marcellinus ck), ganz besonders aber aus dem getreuen Bilde in der Biographie des h. Severinus kennen: ker ,) «eruäiaa. L. VIH. x. zgg. Llauäla». Leli. 6°tli. x- 110. — cs Soramen. Locle,. L,. VH. c. ir. 1»- — 6) LlarceLn. L. 30. x. »47. Län. »mabarg. 211 idem tempu, Maximus ^oricsnsis, stdsi calors ruccen- sus, mediš tičemo, ->» 213 «<-lk Zu gleichem Zwecke, wie Rhätien, waren auch Nö¬ l' i k u m und Pannonien den Römern überaus wichtig; es ist demnach nicht zu zweifeln, daß Kaiser August schon schnell nach der Unterjochung, von Aquileja aus, dieser blü¬ hendsten Römercolonie, woselbst sich alle alten Wege aus Rhätien, Norik um und Pannonien, Liburnien, Dalmatien, und aus dem eigentlichen Jllyriko con» zentrirten, nach allen Seiten dem Donaulimes zugleich allgemeine und durchgreifende Straßenverbefferungen und neue Anlagen allthätigst werde ausgeführet haben. Zweifels ohne hat Augustus den Donaulimes, Rhätien, No¬ rikum und Pannonien selbst bereiset, da Suetonius ausdrücklich versichert: Non ost, vjiinor, krovincia, excep- ta ckuntaxst Vlrica et 8srüinia, c^uam non aüiorit! a) und steininschriftlich lesen wir August's thätige Sorgfalt für die Heerstraßen gerade am Hauptpunkte, zu Aquileja: 6^L8stk. ^VO. ^. Viele Münzen dem Kaiser Augustus zu Ehre»/ illa transfsrsns^ ae per kralntata clucsns; turn asperas coin- plsnans. Daß aber dieser vortreffliche Fürst eine gleiche orgfalt auf die Reichswege durch auswärtige Provinzen ver¬ wendet habe, erhellet aus mehreren geschichtlichen Angaben. Aurelius Victor berichtet, Trajan habe wahrend des persi¬ schen Krieges durch die Landstriche barbarischer Volker eine ») Gewtß ist es indessen einer alten Steinschrift zu Folge, daß K. Claudius an dem altrhätischen Heerwege von V-rona bis Augusta neue Verbesserungen hat anbringen müssen. Siehe die römischen Inschriften im Archiv für Geographie :e. Jahrgang 1Lt6. p. 666. — d) Lurei Vier, o- c-l-s. L-Ut r^Ub. p. 513. >><-» 215 große weite Heerstraße anlegen lassen, auf der man unmittel¬ bar vom pontischen Meere bis nach Gallien habe reisen können: 8imul ast ortuirr solis, cunctse gontos, ss 216 Eben mit gleicher Sorgfalt, und für Pannonien, Rorikum und Rhatien mehr und zweckmäßiger noch, ließ sich Trajans würdiger Nachfolger, der große Impera¬ tor Hadrianus, das Straßenwesen angelegen seyn. Ha¬ drian hat die sämmtlichen Römerlande zu Fuße durchwan¬ dert; er hat folglich auch im großen Jllyriko überall den Zustand der Wege und Straßen mit eigenen Augen ge¬ sehen (provinciar omnes peckibus circumivit) z und da er zur Ausbesserung so vieler Festungswerke, und zur Wieder- rrhebung verfallender Städte so durchgreifende Anstalten ge¬ troffen hat (cum vppista univsrsa rcslituercl) a): so dür¬ fen wir wohl an umfassende, durch seine große Fußreise in Pannonien, Norikum und Rhatien veranlaßte und thatigst ausgeführte Verbesserungen der Heerwege um so we¬ niger zweifeln, als andere auffallende Abzeichen solche Unter¬ nehmungen bestätigen. K. H a d ri a n ist der Stifter einer sehr berühmten, ansehnlichen Römercolonie, welche er in das alteeltische Juvavum (Salzburg) im norischen Hoch¬ lande, als Colonia ^slia Ilaäriana, einführte, wie aus der oben angeführten Inschrift erhellet, b) Die geographische La¬ ge dieser Colonie war außerordentlich wichtig; sie verband die berühmte Colonia Augusta im Vindelizien mit der Colonia Claudia in M itt e l k ärn t h e n zu V i- runum, also Vindelizien durchs Mittelno rikum mit Pannonien. Von Juvavum führten Heerwege nach Ovilabis zu» Colonia Aurelia 'im Ufernori- ko, und von da fort über Laureacum zu einer zweyten Colonie dieses Imperators zur Colonia Eliana Cctiensis an der Westseite der eetischen Gebirge, und zu den höchst¬ wichtigen Municipien Vindobona und Carnuntum. Unmöglich konnten daher ausgebreitete und vollkommene Ver- ») äurel. Vicr. in Lj-itom. p. 527. — k) 6rMer. x. 265. n. Juvavia. x>. 22. »»»» 217 besserungen der norischen Heerstraßen und Wege, zum Be¬ hufs dieser seiner' neuen Schöpfungen einer so wichtig gelege¬ nen Verbindungscolonie, dem allthätigen klugen Kaiser Ha¬ drian gleichgültig gewesen seyn. Wirklich bestätiget auch ein, wiewohl in weiterer Ferne, zwischen Cilly und Hoheneck in der unteren Steyermark aufgefundenes inschriftliches Rö¬ mermonument des gedachten Imperators thätige Sorgfalt für Las Straßenwesen: IE. L^L8. VIVI. Ikä.1^1. 1HI6I. Oivi. Xsrvse. Xero. Iruianus. Haärisnus- kontikox. Ex. Irib. kot. XVI. Los. III. k. k. krocos. In eben denselben Gegenden, bey Gonowih, wurde ein römischer Meilenstein ausgegraben, dessen Inschrift den Nah¬ men des K. Antoninus Pius führet, wahrscheinlich weil auch er sich das o b e rp ann o nisch e Straßenwesen angele¬ gen seyn ließ. Die Inschrift jener Meilensäule ist folgende: lAlk, L^L8. ^olius. Ilaikrianus. Xntoninus. XuA. kius ?. k. kontikox. Älaximus. 'IVib. kotest« Im^. II. Los. III. XII. a) Der gute Kaiser Marcus Aurelius, ist der Grün¬ der der römischen Colonie zu Ovilabis (Wels) im Mit¬ te l n o r i k o. Wir können ihm daher, wie dem K. H a d r i a n , einen gleich großen und thätigen Eifer für die Herhaltung der nori sch en Straßen mit allem Grunde zuschreiben, wie eS auch Capitolinus von ihm ganz vorzüglich bestätiget: Vias etiain Lrbis et itinerum liliAentissime o ura Vit. b) Wahrlich mußten um diese Zeit deS langwie¬ rigen und gefahrvollen markomannischen Krieges wegen gera¬ de in Rhätien, Nori ko und Pannonien die Stra¬ ßen am thätigsten gebessert und hergehalten werden zur pfeil¬ schnellen Bewegung der Militärmassen an die Punkte dec über- ») Kindermanns Veyträge. H. Thl. x. 63. Die letztere Meilen- säule befindet sich dermahlen im Johannes zu Grätz. — t>) Fnl. 6»xitol. in AI. Lnrsl. x. 115, 218 a« am westlich »illyrischen Donaulimes drohenden Ueberfälle. Ganz ausgezeichnet verdient um das n o r i sch - r h ati sch- pannonische Straßenwesen machten sich die Kaiser L. Septimius Severus und dessen Sohn Aurelius An¬ tonius Caracalla. Alle schlechten Strecken der Heer¬ wege/ alle verfallenden Brücken wurden ausgebessert/ oder ganz neu hergestellet, die Entfernungen der wichtigeren Orte von einander abermahl gemessen, die umgefallenen Meilensäulen wieder aufgerichtet, mit Inschriften und Angaben der Distanzen versehen, und die versunkenen, oder wie immer verdorbenen Meilensteine durch neue ersetzet. Inschriftliche Römersteine und Meilensäulen, aufgefunden in allen Gegenden Nori- kums, aufgefunden in Rhätien und Pannonien er¬ weisen uns annoch überzeugend die durchgreifende, ganz beson¬ dere Sorgfalt gedachter Imperatoren fürs ausgedehnte römi¬ sche Straßenwesen im großen Jllyri ko. Zu Grurkfeld in Krain an der Save wurde ein Meilenstein mit folgender Inschrift aufgefunden-. IM. 8LI'NIMV8. 8LVL- IIV8. kius. kertinax. ^ral>. Xckiak. kart. Max. kont. Max. Iri. kotest. V. IlXI. D. M. k. 6osmi. krocos. k. ILt. Imp. Los. M. Aurelius, ^ntoninus k. Xuz. kslix. Inb. kotest. III. krom Eees. Via«. Lt. kontes. V e- tustate. Iluptas. H s sti t u o ru nt. (lurante. ikakio. (lr. 6. Dega. ^ug. kr. kr. a) Weiter nördlich in Pannonien gegen Noriku m, zwischen Cilly und Hoheneck fand sich ein gleicher Meilenstein, nut fast gleicher Inschrift: IMk. 6M8. 8LkN. 8LVL- HV8. kIV8.- z?,. Imp. Mar. ^ur. Antoninus, kius. kslix. L.ug. kart. Max. Lrit. Max. 6er- man. Max. kont. Max. Irib. kot. XII. Imp. III. Los. ») ^guil, c»«ar. Lt^r. I. l. x. 21z. »»»» 219 IIII. kk. krocor, Mtlliaria. Vestutate Lonkap- »s kosti tui jusserunt. s) An einem andern Orte in der Steyermark wurde em gleiches Monument mit der vollständigsten Inschrift entdeckt: IE. 6VL8.1,. 8Lkk. 8LVLKV8. ?IV8. kLKI. XVS. -Irak,, Xckiaki. kart. Max. korit, Max. I'rib. kot. VIII. Imp. XII. k. ?. Los. krocos. Lt. Imp. Lses. Mar. ^ur. Xntomnus. kius. kok. Xug. kart. Max. Lrit. Max. Osrm. Max. kont. Max. Irib. kot. XVII. Imp. III. Lor. IIII. k. k. krocos. Miliaria. Vsstutate Lonkapsa. kestitui. lusssrout. VI. k>) Noch weiter oben im norischen Berglande/ im kärnth- nerischen Gurkthale, auf der sogenannten Taferneralpe, zu Tamsweg, zu Tweng am südlichen Fuße deS Radstatter- tauerns im Lungau, und zu Hüttau im salzburgischen Pon- gaue hat man ganz gleiche, entweder Beyde, oder Einen der gedachten Imperatoren inschriftlich nennende Meilensäulen auf¬ gefunden. Selbst auf der kalten Höhe des beeisten Rastat¬ tertaue rns bestand einst ein beyden Imperatoren geweih¬ ter Meilenstein; c) und ein anderes Monument an der Heer¬ straße vom alten Juvavum gegen die Lampos Loiorum des Strabo hin trug folgende Inschrift: IMk. LVL8. I-. 8Lk1?IMI0. 8LVLKO. kio. kertinaci. Xu^. Xrakr. ^. kartlrico. Max. Lritan. Max. konti!. Max. 1rik>. ko- tos. III. Imp. VII. Los. II. k. k. krocos. lLt. Imp. L^s. s) Kindermanns Veyträge. Thl. kl. x. 63. Und auf einer andern eben daselbst ausgegrabenen Meilensäule waren nur mehr die letzten Worte lesbar: lvliulsria Vertruste conlsprs rertitni surserunt. Linhart. I. Thl. x. 371. c) aus Carl Mayr — k) lvlallei in Verona illnrtrats. — e) Juvavia. x. 50 — 55. vruter. p. 157. n. 6. Die sehr wohlerhaltene Inschrift einer unserem Imperator SeveruS zu Ehren errichteten Meilensäule zu Henndvrf im Salzburgischen führt Vierthaler in seinen Reisen durch Salzburg an. x. 61 — 62. n»» 220 M. Xurel. Xntonino. kio. Invicto. ^ug. kartico. Alsx Lritannico. Max. Lcrmanico. Max. koritik. Max. Irik. kotcst. XVI. Imp. m. Los. mi. k. k. krocos. kortis- simo. Xc. kclicissimo. krinci^i. Domino. InckulAcntissi- mo. M. k. Dl. s) Wenn man nun die n o risch e n Monumente mit so vielen anderen ganz gleichen im tieferen Pannonien, in Rhätien, am Rheine, in Gallien und in Spanien auf¬ gefundenen Meilensteinen und Straßendenkmahlen verglei¬ chet: K) so erhellet sattsam, daß dem Kaiser L. Septimius Severus vor allen anderen römischen Impera¬ toren der ausgezeichneteste Ruhm einer allumfassenden Sorg¬ falt für das römische Straßenwesen im ganzen Reiche gebühre. Nach den An ton in en ging die Straßenbefestigung und Verbesserung ununterbrochen fort bis zum merklich begin¬ nenden allgemeinen Verfalle römischer Herrschaft, worüber so viele in den von einander entlegensten Reichsprovinzen ent¬ deckte Meilensäulen und inschriftliche Monumente das hin¬ länglichste Zeugniß geben, c) Wir können zuversichtlich auch eine solche Sorgfalt der spateren Imperatoren für die Stra¬ ßen in den so überaus wichtigen Donauprovinzen, in Pan¬ nonien, im Norikum und in Rhätien vermuthen, um so mehr, da wir so glücklich sind, einige dafür sprechende Meilensteine aufzuweisen. Da ein bey Cilly in der unteren Steyermark aufgefundener Meilenstein die Nahmen des Im¬ perators Macrinus und seines Sohnes Diadu menus inschnfllich enthalt: so mag diesen die Aufmerksamkeit auf die Wege und Heerstraßen im oberen Pannonien eben so wenig abgesprochen werden, als dem tapferen Kaiser V a- lerianus, von welchem eine bey dem alten Vindobona ») Krater. x. 157. n. 1. — b) Krater. x. 157. 2, g. 8. p 158. n. 1. 2. — c) Krater, x. qi. 5. p. 158. ", 6. 7. 10. l>. 15S. n. 5. 46. .)>»» 221 «) LtsHei in Verona iiinrtr. — c) Lolioernviener Lnlicxu. et m-t. Lavrr. x. 121. Nicht ferne von Lachsenburg bey Wien wurde erst neuerlich, nebst einem anderen inschriftlichcn Rö¬ mersteine, auch eine Lolnwna iniUiaris, welche in ihrer De¬ vise den Nahmen des K. Philippus trug, aufgefunden. Ar¬ chiv für Geographie re. 1822. x. 31. 222 Invict. Xug. Tt. 61. Val. 6onrtantinus. — — —-- Xok. 6X5. Dl. k. Vlili. — 3. v. N. 66XVI0. 60X- ZVXXIIXO. Xlaximo. kio. Velici. Invic. Xugusto. l)l. r. XXIII. — 4- v- N- 6OX8VXX6IXV8. Maximus. Imperat. VHII. X. v. XXXX. — 5. IXl?. 6X68. M. XVK. VX6. Xlcxentio. 6. Vol. Invicto. Xug. XI. k. XI.— 6. IM?. 6X68. v. X. 66. IV6IXX0. k. 6. Victvri. Xc. Iriuml. 8smpcr. Xug, k. M. Imx. VI. — — ?at. katr.-krocons. XI. ?. XV. — 7. v. X. 66. 10- VIXXO. Victor!. Xc — Iriumlatori. 8emper. Xugusto. D. ll. 6. X. XV. — 8. IM??. XV66. VI). XX. Mag. Maximo. I. VI. Victo. ?srp6tuis. ?rincipilous. XI. 6. V. Die nach der Mitte des vierten Jahrhunderts immer allgemeiner werdenden und rascher auf einander folgenden Ein¬ falle so vieler Barbarenhorden verhinderten im großen Jl- lyriko alle weiteren römischen Straßengebäude und Verbes¬ serungen dergestalt, daß K. Honorius im Jahre 399 als die traurigste Folge der im großen Jllyriko ausgegoffe- uen Varbarenhorden sogar von Italien eine immsnsam va- Lvtatem viarum zu beklagen hatte, und folgende strenge Verordnung erließ: ut Inlustrium ^atrimonia clignitatum a l> instsurationo intinerum 6 a- iierentur excopta: Verum ^ropter immensas vastitates viarum csrtatim stu6ia cunctorum sä reparationem pulrlici aggeris conäucilnli äevotione volu- mus lestinarc: nulla sä instructum Munition!» Imfuscs clignitatc^ gut privalorum privilsgiorum in ^ualibst stu- 6iosius aäpetits etc. u) Wie mag es damahls erst mit den römischen Straßenanstalten in Pannonien, und noch spa¬ ter auch im Noriko ausgesehen haben? — damahls, da der alte, hohe, allbelebende Geist aus dem ganzen ReichSkor- per verschwunden und alle Staatskraft aus den öffentlichen ») Loä. Ureoclo». 6 V. x. Zgg, »>»» 223 Staatskassen versiegt war!— Norikum undPannonien wurden der Tummelplatz unzähliger Barbarenhorden, wo sehr natürlich mit Zertrümmerung aller römischen Institutionen/ auch die alten Einrichtungen zur Herhaltung der großen Mi¬ litär- und Reichsstraßen haben eingehen müssen. Indessen wurde auf den alten großen Heerwegen, so wie auf den Sei¬ tenstraßen, selbst hinauf bis ins wildeste Hochland, Nori¬ kum von den Barbaren allseitig durchwandert; und weil das Land nie ganz ist entvölkert worden, konnte auch der Gang der alten, fest angelegten Römerstraßen eben so wenig un¬ bekannt werden, als die zahlreichste Barbarenhorde durchaus nicht im Stande war, diese alten großen Riesenwerke der Celten und Römer gänzlich zu vertilgen. Daher wurden in den Provinzen am großen Donaulimes auch noch in der allgemeinen Nacht des Mittelalters nach der Völkerwan¬ derung in gleichzeitigen Geschichtsquellen die alten römi¬ schen Heer wege und Straßen, die Visa publicee, klices Ltralee, Vies st Ltratos nntiezuse, Vies regise, erkannt und besonders ausgezeichnet, a) Diese großen Anlagen er¬ hielten sich in der grausen Zeit der Völkerflnth bis auf K. Karl den Großen bloß durch ihre mit aller Kraftaustren- s) IR-oxliilact. Zamocat. L. VII. s. 12. In Llbl. L/rantln- Juvavia. Anhang, x' 2a. 88. lUollllin. boir. T, VI. p. 158. So wird auch im Saalbuche von Steyergacsteu noch ein Theil einer alten Äöm erstraße angedeutet mit den Worten: « xarvo caouinino niontii nzglle a ä plateain ab »nti- Ylli» exaltatai». (Die Rede ist von einem ?rL. 758. »4»» 224 gung ihnen anfänglich gegebene Festigkeit; wichtige Verbesse¬ rungen, oder neue Anlagen wurden fast zuverläßig gar keine mehr gemacht, bis endlich Kaiser Karl der Große, den alten großen und guten Imperatoren gleich, die unabläßigste Sorgfalt auf allgemeine Wiederherstellung der Straßen und Wege in seinem weiten Reiche dermaßen richtete, daß er so¬ gar die sonst säst von allen Lasten befreyten geistlichen Per¬ sonen und Communitäten zu gehörigen Beyträgen zum Stra¬ ßenbaue (aä institutionem viarum et xontium) streng ver¬ bindlich machte. Zuverläßig waren die öffentlichen Landstraßen das grö߬ te unter allen Werken der Römer. Sie wurden mit erstau- nungswürdiger Arbeit und unglaublichen Kosten angelegt, und erstreckten sich bis an alle Gränzen des Reiches. Sie zeich¬ neten sich durch ansehnliche Breite, meist schnurgerade Rich¬ tung, innere unglaubliche Festigkeit aus auf einem zwey- auch dreyfachen Schichtengrunde von Quaderstücken, oder anderen in Gyps oder Kalk eingemergelten Steinen (Oeemanto, ru- 6srs, Signino, llalce, arsna, aaxir «zuackris). Manche gin¬ gen durch Berge, welche durchstochen worden waren, oder sie führten vermittelst Brücken über die breitesten Flüsse, s) Zu diesen Ungeheuern Werken verwendete man das Militär, die Bewohner der sämmtlichen Provinzen, alle Handwerker und Künstler, Sklaven, und alle zu solchen öffentlichen Arbeiten verurteilte Verbrecher (aä opug «kamnati, aä munimen viarum conäomnati). b) So haben wir den steininschrift- lichen Beleg, daß K. Augustus seine neuen Straßenver- befferungen von Aquileja aus durch die neugeworbenen Legionssoldaten habe vollführen lassen: Ope äuventu- t,8 novW Italias suse äelectus! So waren die Heerstraßen in Dalmatien größtenteils ein Werk der Soldaten . d e r s) 3lr»bo. L. V. x. 162 — 163. — k) Lneton. !n callZut. n. 27. 1u Nerooe, s, 31, "»» 225 der siebenten und eilst en Legion: ker Vsxilla- rios Degioms VII. et XI. vise - munitse sunt! Die auf so vielen in den Gegenden der alten Vindobona aufge¬ fundenen Ziegeln eingeschriebene I-e^io XIII. und DeZio XIV. erweiset/ daß die daselbst in Winterquartieren ge¬ standenen Soldaten zur Aufführung öffentlicher Gebäu- d e seyen gebraucht worden. Um wie viel mehr werden die großen Imperatoren di<; Hande dieser Legionen zur Herstel¬ lung und Erhaltung der no risch - panno nischen Heer¬ straßen verwendet haben ! a) Da die großen Heerstraßen auf öffentliche Kosten angelegt worden sind, und alles im ganzen Reiche dazu beytragen mußte: so wurden sie von allen Pri¬ vat- und geringeren Wegen, von den Vüs privališ, den Vüs agrarüs, solitarüs, pagamcis (acl agros, acl pa- Zuin), von den Vüs vicianis, vicinalidus (ast vicum), von den Vüs campestribns, rusticis, üomssticis, peculiaridus, servilibus u. d. gl. genau unterschieden, und unter den ande¬ ren vielen besonderen Beynahmen vorzüglich als Vis; muni- tee, Vise publiese, prsetoriw, consulares, rsgiso, basilicse, militares, solennes, ^AAeres pnülici (wenn sie über Vertie¬ fungen, welche ausgefüllt wurden, gingen) — ausgezeichnet. Groß und umfassend war der Endzweck einer so ausgebreiteten thatkräftigen Sorgfalt für die Heerstraßen; damit von allen Vorfällen in allen Theilen des großen Reiches jeden Augen¬ blick schnelle Botschaften nach Rom zu der Heginam ac Do¬ minam orüis, armorum legumcjne parentem, zu dem Ver¬ ličem Mlunsti, konnten gebracht, und alle kräftigen Gegen- anstalten eiligst anbefohlen werden ; und damit der Haupthebel römischer Tharen, die furchtbarste Militärmacht überall hin könnte vertheilt, und pfeilschnell am Punkte der Gefahr zu- ») 6rnter. p. Z14. n. lz. Linhart. Thll i. 333. I>) Hisoäos- V. 3M. 6rsvii. HiesLur. I'. I>- 653 er 707- IZ >>->-> 226 sammengezogen werden, zum Schutze gegen außen, oder zur Darniederhaltung der unwillig gehorchenden Provinzen. Von der nöthigen Beschäftigung eines zahlreichen müßigen Mili¬ tärs in Friedenszeiten; von der Bequemlichkeit aller Reisen¬ den; von den Erfordernissen des Landhandels u. d. gl. wollen wir hier nichts .erwähnen. Daher, weil alle großen Heerwege in Rom zusammenstrahlten, und so alle Theile des Staats- xolosses mit diesem Herzen desselben verbanden, sagte Ruti- lius Numantianus mit Recht: r>) Nečisti patrinm stiversis A s n tiI) uL unarn krokuit iujustiz te stominsnte capi. Oumczue oileres vi) Indessen wurden, um neue Straßen anzulegen, oder alle anderen nothigen Verbesserungen an denselben aus- zusühren, noch besondere Magistrate, 6uratores Viarum, Vicuri (a viarum cura) angestellet. c) In den Provinzen aber gehörte die Herhaltung der öffentlichen Militär- und Reichsstraßen zur vorzüglichsten Pflicht jedes einzelnen Lan¬ desverwalters. — Daher har das römische Volk alle besondere Swgfalt um das Straßenwesen an allen darum verdienten Imperatoren und an anderen öffentlichen und Privatpersonen milch dankbare Monumente, Triumphbögen, Statuen und Münzen (czuoü vise munitse siuH belohnet, und zum dauern¬ desten Denkmahl »die neuen Straßen nach den Urhebern der¬ selben genannt. aj In lunsrar. ve koma. I,. I, — k) vio Lass, l-. 5^. I' 526. — e) tut. La^ltol. In IVI. Lurel. 116. 22? Die Länge der Hauptstraßen wurde nach römischem Ma¬ ße genau gemessen, und die Distanzen wurden nach römischen Meilen auf eigenen Meilensäulen (6olumnss millmriee), welche auf der ganzen Lange der Wege bis an die ReichS- gränzen aufgestellet waren, verzeichnet; daher auch I-axis für ein Milliuim, eine Meile, gesetzt wurde, z. B. aä czuintum Imzststem. Nach gleichem Maße wurden auch die Distanzen der Orte von einander bemessen. Um die Länge der Stadien und Meilen zu bestimmen, hatten die Römer den geometrischen Fuß. Das Fußmaß wurde erst unter K. Vespasian ganz berichtiget und festgesetzt, und blieb un¬ veränderlich bis sn die Zeiten des K. Septimius Seve- r u s. Nachher bis auf Theodosius den Großen schei¬ nen die römischen Metatoren ein wiewohl unbeträchtlich klei¬ neres Längenmaß angewandt zu haben, weßwegen auch zu¬ weilen 27-7 römische Meilen auf 5 deutsche Meilen gerechnet werden. Am gewöhnlichsten wurden die Entfernungen der Ortschaften an den Heerstraßen nach dem Sch ritten maße, nach MiHiariu Usssuum, angegeben. Die Römer hatten aber ein d o p p e lt es Schrittmaß: den e i n fach e n S ch ri t t zu drey Fuß, und den Doppelschritt zu fünf Fuß. Ei¬ ne gewöhnliche Römische Meile (Milliare) enthielt 1000 Doppelschritte (kassus), folglich 5000 g e o me- trische Fuß. In Italien, auch in den steilen und ber- gigten Gegenden wandten die Römer das klein ereSchritt- maß an; in den Provinzen aber fast allgemein das größe¬ re oder doppelte. Nach diesen Angaben ist das Verhält- niß der alten römischen Meilen zu den gemeinen deutschen von selbst ersichtlich: fünf römische Meilen machen eine deutsche, oder 5 deutsche 25 römische aus. a) 15 * s) De lorllan. Orlgln. Llav. D lt. l>. lll. p 35 — 42. .»»» 228 DaS Maß aller römischen Reichswege fing in Rom selbst hey dem Alillisrs pnimum, oder lVIilliare auroum, welches K. August hatte aufstellen lassen, an; a) sodann folgten nach dec Zahlenreihe, als die Seele und das Leben der Heer¬ straßen, meilenweise die Meilensäulen bis an die äußersten Reichsgranzen hin. Die Orte an den Landstraßen, wo die Reisenden aus¬ ruhten (<^uo stivortersnt ast re^uioscenstum) wurden insge¬ mein Diversoria genannt. Sie gehörten entweder einem Freunde zu, und dann waren sie einerley mit llosxiiia (da¬ her das heilige Gastrecht, stus Hospitii, und die Zeichen des Gastfreundes, die lessera tiospitalitalis), oder man kaufte oder miethete dieselben, und dann hießen sie eigentlich Oau- xonse, die Wirrhe Oauxones, und die Einkehrenden viver- »ores. In späteren Zeiten wurden die Gasthöfe oder Herbergen an den Landstraßen auch DIansionos genannt, welche gewöhnlich in einer Entfernung von einer halben Ta greise von einander lagen. IX. Die römischen Jtinerarien. So wie das ganze römische Militärsystem, der Schutz und die feste Bewahrung der eroberten Provinzen, die Aus¬ besserung der alten und Anlage von neuen Straßen unerläßlich forderten, und auch keine Kosten gespart wurden, um alle eroberten Landstriche durch die schönsten und bequemsten Heer¬ straßen mit dem Herzen der Monarchie, mit Italien und Rom, in die engste und schnellste Verbindung zu bringen; ») L. I. Ni-t. x. 192. Mia. L. m. r. 4. Lvewo. in Otllon. o. 6 Via L. ä4. x. 52L. 229 eben so strenge erheischten es die nähmlichen großen Zwecke, daß der Zug der wichtigsten Militär- und Reich Sstra- ßen durch alle Provinzen sammt allen anliegenden Städten, Mansionen, Burgen, Clausen, Schlössern, sammt ihren ge¬ nau gemessenen Distanzen von einander, und vorzüglich sammt allen militärisch-wichtigen Punkten in eigene Verzeichnisse ge¬ bracht, und in die Hände der Imperatoren, der Feldherren nnd der höheren Militär- und Civilpersonen gegeben wur¬ den; ja, daß nicht nur solche Verzeichnisse verfertiget, sondern daß auch die einzelnen Provinzen ordentlich aus¬ genommen, die Abrisse derselben mit allen Straßen, mit ihren besonderen Eigenheiten, daß die kürzeren Wege (compenckia Viarum) , die B r ü ck e n und Fürthen der Flüsse und Bäche, die Gebirge, die tieferen Tha¬ les sch lucht en und hohen Uebergänge, und die beque¬ meren Mi l i t ä r-m a n si o n en, die Stativnes und Stativs- (wo Rasttage gehalten werben konnten), und die ausge¬ zeichneteren Orte (wo aufgehäufte Vyrräthe von Le¬ bensmitteln, ^nnonse, in den koreis puklicis zu treffen waren) in genauen Tafeln und Gemählden bär¬ ge stellet wurden.— Auch allen diesen Erfordernissen wußte die römische Thatkraft sehr bald Genüge zu thun. Schon die so frühe vorkommenden Reichsverzeichnisse, die Lreviaria, Summsria, die Notitiw Imperij wenn sie nicht schon solche Verzeichnisse nach dem obgedachten Geiste sellbst gewesen sind, scheinen offenbar gleiche, streng geographisch- topographische Abrisse auf Tafeln, vorzüglich zum Behufs schneller und zweckmäßiger Militäroperationen , ge¬ schwinder Uebersicht aller wichtigsten Off- und Defensivpunkte, als schon gewöhnlich und allbekannt vorauszusetzen. Nach Angabe des Aethikus in seiner Kosmo- graphie wurde schon im ersten Consulate des Julins Cäsars, vermöge eines durch ihn bewirkten Senarusconsnl- tums das ganze damghlige Römerreich ausgemessen und 230 ausgenommen, welche Arbeit mit dem X"" Eonsulale des K. Augustus nach 32 Jahren vollendet war. r>) Die Provinzen am großen Donau limes/ Rha- tien und Norikum, konnten in diese erste große Reichs¬ tafel noch nicht gekommen seyn, weil sie im 730^« Jahre der Stadt, im 23^" vor Christus, als im Jahre des zehn¬ ten Consulates des K. Augustus noch unabhängig waren; Pannonien aber, als schon seit zehn Jahren unterjocht, mochte damahls wohl schon ausgemessen worden seyn. Da aber August selbst schon, wegen der großen Reichs- g ranze an der Donau, und wegen der wichtigen Lage Norikums und Rhätiens als Schlüssels von Ita¬ lien und V e r b i n du n g S p u n k te s zwischen Nord und Süd in diesen Landstrichen für Herstellung der nöthig- sten Heerstraßen die erste und unablaßigste Sorge hat trage» müssen, und zu diesem Behufs auch gewiß alle Mühe und Kosten angewendet hat: so ist wohl ersichtlich, wie der glei¬ che Hauptzweck nicht nur die genauesten Straßenverzeich- niffe, sondern auch sichere Ausmessung und Auf¬ nahme jener Provinzen gleich frühe erfordert habe. Solche S t ra ß e n v e rz e i ch n i sse, solche Abrisse der römischen Reichsprovinzen hießen nun J n t i n e r a r i e n, tafeln, Intineraria, NsdulW, und waren mehr oder we¬ niger vollständig. Gewöhnliche Verzeichnisse der Haupt- und Nebenstraßen und der wichtigeren Ortschaften an denselben genügten überhaupt allen Reisenden. In den vollständi¬ geren Jtinerarien für untergeordnetere Militarpersonen waren auch die Militarmansionen, die Stativa und die Orte mit Magazinen verzeichnet; diese hießen dann besonders: It>- noraria unnotstu. Für die Imperatoren, für alle hö¬ heren Civil - und Militarpersonen waren aber die voll¬ ständigsten Verzeichnisse, verbunden mit genauen -) Leldico Sj,uä kcclc-, 'I'. n. x. 528. v 23 t und gemahlten Abrisse»/ Tafel»/ nothwendig/ auf denen die Provinzen mit ihren Gränzländer»/ die Gebirge/ die Ströme und Flüsse/ die Brücken und Fürthen/ alle Mansionen/ Mutationen und Stative»/ alle Vorrathshäuser/ alle wich¬ tigeren Orte mit den genauesten Distanzenangaben / der Zug aller Straße»/ die verkürzenden Nebenwege/ so wie auch die Qualität derselben bestimmt/ verzeichnet und ausgedrückt ersichtlich waren. Solche Abrisse hießen nun eigentlich Va- Irnlas, in labmla pictus munstus, auch Itineraria picta. Auch diese waren sehr frühe schon bey den Römern bekannt und im Gebrauche. Es thun derselben Strabo/ Properz/ Vitruvius/ Plinius/ sowohl von der ältere»/ als von ihrer Zeit selbst Erwähnung. Vom Kaiser Alexander Severus versichert Lampridius: Intinsrum stiss pubstice propnnsüantur, ita et eclicturn psnstsrst ante menses stuos, in <^uo scriptum esset, illa Ne, il!a Iiora ab, nrüe sum sxiturus, et, si stii volusrint, in prima m a ri¬ si one mansurus; stsin sts per orst in sm mansio- n es, steinste stati vae, stein ste ubi an nona esset accipiensta, et c^uistem eo usczuo, sjusmstin ast sines Darlaaricos veniretur. a) Solche vor- läusig und so ganz bestimmte Marschrouten setzten unwi- dersprechlich den ganz gewöhnlichen Gebrauch der vollstän¬ digsten Itinerarien und Tafeln voraus. Den all¬ gemeinen Gebrauch der Ztincrarien und Tafeln bey den römischen Heeren / und zugleich die vollkommene Beschaf¬ fenheit derselben lernen wir gleichfalls ganz bestimmt aus dem Buche des Vegetius: Von der Kriegskunst/ kennen: Istso^ue omni cura omniczus stsligsniia provistsrs stsüst Dux, ns proliciscens patiatur incursüm, vsl iacils ac sins stamno rspsllat illatum. Drimum itineraria omni um rsgionum, in c^uikus üsllum Asritur, plo- L) rn Lever. 267. 232 nirsime cloliat lislacrs p> o rs c ri p ts : its ut locorum Intervalls, nan soluin passuum uumero, secl etisrn visrum czuslitstes porijiscst: compsntlis, ll i - vertiouls, Montes, ki um in s, skl litjem ilescripUs consisterst: ust^ue eo, ut solertiores Ouces itinersrio provincisrum, in cjuibus neeessitss Zeritur, no n t a n- tum aelnotsts, s e tl «tis m picts liskuisse iirmen- tur, ut non solum eonsilin mentis, verum sspectu o cul o rum vism prokecturis eligerent. s) So wie wir aus dieser Angabe überzeugend ersehen, daß im römischen Reiche Tafeln und Jtinerarien aller Provinzen vorhanden waren: eben so ist aus den Worten des Jornan- des ersichtlich, daß dergleichen Werke jeder Art und von ver¬ schiedenen Römern verfaßt — spät noch bekannt und im Ge¬ brauche gewesen sind: — cle t^uo tripsrtita orlns terrsrum «pislio innumersüiles pene scriptores existunt, «zui non ;olum orüium locorumvs positionss explsnsnt, verum etism ettzuoü litzuiclius, ^sssuum, millisrumtjue «lime- tiuntur «jusntitstem. t») Um den Gang der römischen Heerstraßen und die Lage mancher sehr alter celtischer und römischer Orte in Rhätien, Nori ko und Pannonien zu bestimmen, haben wir noch drey vorzügliche, schätzbare Quellen übrig: das It!- nersrium ^nlonini August,, das Itinersrium Hierosol^- mitsnum, und die Iskuls keutingerisns oder 1lreo6osisns. Das anton in ische Neisebuch wurde durch das ganze Alterthum hindurch gar verschiedenen Verfassern zugeschrieben. Es trug die Aufschriften: Itinersrium ^ulii Eeessiis, M. ,) risv. v-§euu,. n« k« Ltiin. i^, VI. So sagt auch der h. Ambrosius: ,,MI» Itiuorsrium -k I.^erawr- -.coixit et «-U'toäir Mll-t; I>ro,erixtt> ineeclit c>r6ine cum -tr¬ mi, ,ui, «wkulat, recUtciue vis conücit iter.« Serm. V. in r.slm. 118. — b) lornsnä. l)e Reb. 6etic. L. I. p. 19>- I-tt-r. irlurstvr. »»»» 233 Antonii, ^ntonini kii ^uzusti, ^ntonini tHaracsIIse, ssn- lii Honorii, ^ulii Oraloris utrius^us srtis, Alarciani He- raclevtD, Itinsrarium ^etkici, ^ntonini ^etliici. Daß dieses lunersrium in seiner heutigen Gestalt den KoS- mographen Aet Hilus zum Verfasser habe, dafür sprechen die meisten Gründe. Es ist auch gewöhnlich in den Hand¬ schriften der Kosmographie des Aethikus vorgesetzt anzutreffen. Es ist aber eben so gewiß, daß diesem Reise¬ buche ein viel älteres römisches Itinerarium zum Grunde liege, und daß es den Nahmen: Itinerarium ^nwnini ^.ugusti, nicht vom Nahmen des besagten Kosmo¬ graphen, ^ntoninu8 ^elkiicus, sondern von einem der römi¬ schen Imperatoren erhalten habe. Welchem der Anto¬ ni n e n aber dieses Reisebuch mit Zuverlässigkeit könne zuge¬ schrieben werden, ist auch nicht gewiß. Die wichtigsten Stra¬ ßenverbesserungen durchs ganze Römerreich haben zuverlässig die Imperatoren Sept. Severus und dessen Sohn Ca- racalla unternommen und ausgsführt; sehr wahrscheinlich hat demnach Sept. Severus auch eine vollständige¬ re Reisekarte durch alle Römerprovinzen aufzeichnen las¬ sen. Nach des Vaters Tode eignete sich der unnatürliche Sohn An ton in Caracalla, nachdem er auch seinen Bruder Geta umgebracht, und dessen auf einigen Meilensteinen cin- gegrabsnen Nahmen auszutilgen befohlen hatte, die gefertigte Reisekarte sich und seinem Nahmen allein zu, und sie wurde in der Folgezeit immer nach seinem Vornahmen das Itinsrariurn ^iNonini genannt. Dieses Reisebuch erhielt dann im Verlaufe der Zeit viele neue Zusätze, und die letzten durch den Mathematiker und Kosmographen Aethikus. Es stellet demnach den Gang der römischen Reichsstraßen und der Hauptorce an denselben zu Ende des vierten Jahrhunderts dar. Aethikus, welcher zu jener Zeit lebte, setzte es sodann umgearbeitet seiner Kosmographie, von der es jedoch wesentlich verschieden ist. vor. Dieses Itinerarium ^nioniui, ein trockenes Verzeich- niß der Hauptstraßen im Römerreiche sammt den daran gele¬ genen wichtigeren Ortschaften und der Entfernungen derselben von ernander, ist in verschiedenen Handschriften auf uns ge¬ kommen/ woraus Schellstratc zu Rom 1697/ und Peter- Wesseling zu Amsterdam 1735 gute Ausgaben besorgt haben. Das h i e r o s y l p m i t a n i s ch e J ti n e r a rium ist unter dem Cynsulate des Dalmatiens und Zenop Hi¬ lus im Jahre Christi 333 unter K. Constantin dem Großen verfaßt worden. Die sogenannte p e u t i ng e risch e oder theodosi- sche Tafel ist im eingentlichen Sinne ein Itinerarium pictum, und von viel besserem und ausgedehnterem Gebrau¬ che, als das an ton in i sch e Reise buch. Obwohl man zwar darin keine mathematische Geographie des Römerreiches, auch nicht die genauesten Umgränzungen der einzelnen Provinzen, oder den sicheren Zug der Gebirge und Flüsse findet: so sind daselbst doch alle Hauptheer¬ straßen des Reiches mit allen daranliegenden merkwürdige¬ ren Orten und ihren Entfernungen von einander, die größe¬ ren Flüsse und Gebirge, die Nahmen der einzelnen Gebirge, Inseln, Seen und Meere u s. w. so verzeichnet, daß auch die größeren und kleineren Orte, die Ilrlaes, Civitstes, Op- Usgi etc. ziemlich kenntlich unterschieden werden. Wer¬ das Original dieses Itinerarii picti verfertiget habe, wird mit Gewißheit nicht leicht mehr bestimmet werden können. dM öem Umfange, als wir dasselbe heute uoch in Handschrif¬ ten besitzen, schreibt es sich ans den Zeiten K. Theodos des Großen her, und zwar bestimmt vor dein Jahre 395/ wie folgende dieser «t.afel vorgesetzte Verse andeuten: kloc opus egregium, Werke beygebogen haben, a) X. Die römischen Heerstraßen durch Nori¬ ku m und die ang ranzenden Provinzen. Der Gang ber vorzüglicheren Römerstraßen durch das no rische Land und die angränzenden Provinzen muß nun jetzt ganz besonders aus diesen genannten Quellen, aus den Jtinerarien und aus der p e u t i n g e r i sch e n Tafel nachgewiesen werden. Zur genaueren Bestimmung und Dar- s) Man sehe über alles Tesagte' De loräan. Orluln. H- v. III. p. 29 — 35. Ue 5elle^U. 'raUula. r-utinz. x. 19. — Vincenz v. Pallhausen. Lajo-ri-.. roxo- xrsplliL. komsno - cetllen. Thl. I. p. 9 — 12. Siehe Karte Rio. I. am Ende dieses Bandes beygebogen. G ->>*« 237 stellung der Lage und Wichtigkeit mancher no risch - pan- nonischen Städte dienen uns sodann auch noch die Angaben des Strabo, des Plinius, und vorzüglich des Ptolomäus. Der Letztere lebte unter dem Imperator Antoninus Pius im zweyten Jahrhunderte; er gibt die Lage einiger damahli- gen Hauptorte der Romerprovinzen sogar nach den geographi¬ schen Graden und Minuten der Länge und der Breite an, welche Bestimmungen in den Graden der Länge nach Abzug beyläufig eines Drittels von der gegebenen Zahl in den Brei- tegraden aber fast ganz, mit jenen der heutigen Astronomen übereinstimmen. Uebrigens aber kann die Lage der von Aegyp¬ ten sehr weit entfernten Orte, wie jene unserer Landtheile an der Donau sind, nach dem Sinne des Ptolomäus wohl ein¬ zig nur dadurch am sichersten bestimmet werden, wenn seine astronomischen Angaben in Jtinerarien, oder Reisetafeln auf- geloset werden, welche denselben auch größtentheils zum Grun¬ de liegen. Wir wollen es Nun versuchen, eben äus den gedachten Quellen den Zug der römischen Heerstraßen durch Norikum, vorzüglich mit Angabe aller an denselben bestandenen nah- mentlich bekannten Ortschaften, so viel möglich, deutlich und genau darzustellen. Die Angaben der vaterländischen Geschichts¬ forscher, von Lazius, Aventin und Megiser bis auf Fuhrmann, Scheib und Jordanes herab, sind hierin sehr von einander abweichend. Dey all diesen widerstrebenden Meinungen glau¬ ben wir am sichersten zu gehen, wenn wir zuerst die allge¬ mein anerkannte, gewisse Lage alter Romerorte angeben, von diesen Orten ausgehen, und sodann entweder von Süd nach Nord, oder umgekehrt, den Gang der in den Jtinerarien, oder auf der Tafel verzeichneten Römer- straßeN bis zu anderen, ihrer Lage nach eben so gewiß und z u v erläßig bekannten R ö m e r o r t e n hin verfolgen. Man wird somit aus zwey oder drey gegebe¬ nen fixen Punkte» den Zug der ganzen Straße, wenigstens ^->r> ZZZ nach einer Hauptrichtung hin, gleich vor Augen ha¬ ben, und dann mit einem Blick übersehen können, wie die uralten Celtenwege und Römerstraßen das norische Land allseitig durchkreuzt hatten. — Die Lage folgender altno¬ risch - pannoni scher Städte und Orte ist zuverläßig be¬ kannt und über allen Zweifel erhaben. Auf der Stelle der heutigen Kaiserstadt Wien stand ehemahls die altceltische, nachher römische Vindobona; zu Enns war Imur-escum, zu Linz an der Donau I-entia, zu Innstadt Loiockururn, zu Passau Oaskra katava, kataviuin, zu Wels Ovila- lii,, zu Salzburg ckuvavurn, zu Regensburg kegi- num oder kegina Sartra, zu Augsburg Vinckslicoruin ^ugurta, zu Wildau am Inn in Tyrol Vkiclistöna, zu Jnnichen im tyrolischen Drauthale .4guntnin, zu Lienz ebendaselbst I-oniium, zu Steinamanger Sabaria, zu O eden bürg 8caral-antia, zu Pettau an der Drau in Steyermark ketoviuin, zu Cilly an der Saan Leleia, zu Laibach Pomona, zu Oberlaibach Nsuporwin, zu Sissek Siscm, und die Lage des alten berühmten iLrzui- leja ist gleichfalls unwidersprechlich gewiß bekannt: Non erst ists locus: inerito tarnen aucta recenti Nona inter claras drznil oja cieberis urbes, Itala ast Ill^ricos objscta colonia Montes, Aloonibus et portu celeberrima. a) Aus allen no rischen, pannonischen und rh ri¬ ti sch en Städten sind des Zusammentreffens römischer Heer¬ straßen wegen besonders wichtig: ^czuileja, demona, Olms, I>etoviurn, Vindobona, 6arnuntum, Virunum, guravuin Ovilabis, begino, Veldidena, Vindelieorum pogosta. 3^ Darlegung deS Ganges der norischen Römerstraßen wer¬ den wir nun diese genannten Orte vorzüglich be¬ rücksichtigen. s) Xusoo. Oe Llaris. tlrdib. z>. 215- 239 In XIps stulia V. k-onZatico. VI. . Xsuporlo. XII. . Uniona. IX. . . Lavo kstuvio. XI, Xst kublicsnos. I. Xstrantes. XXXVII Lele:». XVIII. . kaganstone. XVIII. ketavione. . . , a) Straße von Aquilej a nach Celeia und P e t o v i u m. Nach der P e u t i n g e ri s ch e n L a fel. Xyuileja XI V. AI. (Alillia) k. (kassuuin) .... Aguileja. konte sonti XV. AI. k. Die Brücke über den Lisonzo zu Görz. kluvio IriAisto XXII. . . Wippachfluß/südlich der julifchen Alpen. . Das Posthaus auf der Alpe. . Logatecz oder Loitsch. . Oberlaibach. , Laibach. . Uebergang übe» dir Save. . Podpetsch. . St. Oswald am Dranberge. . Cilly. . Am Berge Studenitz. . Pettau. Zusammen 151 Alill. lass. Nach dem hier osoly mi tanisch en Reise buch. X^nileja. XI. AI. k. . . Aglar. Xst unstecimum (Dapistem) XII Bey Palma Nova. Xä kornulos. AIntatio XII. Bey Gorz gegen die julischen Alpen. Oastra. Alutatio. Inste sunt XI pes st o lise. IX. . Wippach unter den Alpen. Xst kirnm. Luinrnas XI- pes XII. Birnbaumer Wald auf den ju- lischen Alpen. Alansio kongatico. VIII- Logatecz. 240 Mutstio sä nonum. XIII. Lriivns. X. Mukstio sä t^usrloäscimo. XIII. ...... Msnsio Ilsärsnte. I' i n 6 s Itslise et Xorici. XIII. Mukstio sä Moäiss. XIII. tloleis. XII. DIutstio I.otoäos. XII. . Mansio Usßinäone XII. . Mutstio kultsvis. XII. Oivitss kotsvione . . . Irsnsis xontem, int Westlich bey Oberlaibach. Laibach. Am Flusse Pischat. St. Oswald unter dem Dran- berge. Vransko. Lilly. Bey Seitz. Am Berge Studenitz. Am Pulskaflusse. Pettau. ss ksnnonisin interi- orem. Zusammen 174 MII. kass. Ganz den gleichen Weg, wie diese beyden Führer, zeiget uns auch das J t i n e r a r i u m A n t o n ini, mit dem Unter¬ schiede, daß nur folgende Stellen besonders angemerkt sind: X^uilejs. XXXVI. - . . Aquileja. Unvis krigiäo. XXII. . Wippach. Imngstico. XVIII. . . . Logatecz. Hemons. XXV. . . . Laibach. Xärsnte. XXIV. . . . St. Oswald, (leleis. XVIII. .... Lilly. Idsgsnäone. XVIII. . . Am Berge Studenitz. iLstsvions Livitss« . . . Pettau. Zusammen 161 M. l?sss. Die geringe Abweichung, welche in drt Angabe der Schrittezahl hier bemerklich ist, ist nicht irrigen Berechnungen oder Schriftfehlern zuzuschreiben, sondern sie hat ihren Grund in den größeren oder geringeren Ausbeugungen der Straße» selbst >>»-- 241 selbst und in der Entfernung der verschiedenen genannten Sca- tionsorte. Uebrigens ist aus der Uebereinstimmung dieser drey Hauptquellen vollkommen ersichtlich, daß diese Straße von ^Huileja bis Leisis einer der vorzüglicheren römi¬ schen Heerwege gewesen, und aus Italien nach Pan¬ nonien, oder von den pannonischen Städten nach Italien am gewöhnlichsten befahren worden sey. Daß um die Ausbesserung dieses Römerweges K. Traja n u s be¬ sondere Sorge getragen habe, erweiset eine bey Logatez auf¬ gefundene inschriftliche Meilensäule, a) Nach Aussage unse¬ rer Quellen führte dieser Heerweg ganz vorzüglich über die julischen Alpen in der Gegend des Birn bäume r- Waldes in Krain. Hier waren also die ^ngu5tise um ^uliarum, die 0Iau5tra aiü^ium ^uliarum, die ?ree- ruptss iauco8 Itslise objectD. l>) So wissen wir jetzt be¬ stimmt, welchen Weg Amm. Marzellinus andeute, da er sagt: Discesrit (s kannonia) cursu pulalieo celeri mutalione transitis ^Ipibus Bullis, c) Von Aemona weg lei¬ tete dieser römische Heerweg über die adranisch en Ge¬ birge nach C el e ia . hinauf; aber ein zweyter Heerweg führte ebenfalls von Aemona aus, aber unterhalb der Sa¬ ve durch jene Bergkette fort nach Siscia hinab. Eine von diesen beyden Straßen' ist demnach im Zosimus angedeutet, mit den Angaben: 8telickonem vero nuncium czuiüain pertulit, ^laricüum relicti8 Ilpiris, et8uperati8 sn- gu8tiis, luse 2 kannonia trsrisitum aä Venelos impeäinnt, apuü Lmonam csstra locssse; 6) und: ko- 8tea. und L. 21. x. 681. L. Lasilens. Lorom. H. Locles. L. VH. cax. 12. 14. — c) L1»r- «ell. L. 21. 681. — ll) liosimn, L, V. i>. 804. 16 242 ÜVIsgnentius enrk'nu cer, c^use^rl raniš a st - jaeent, collocatis inzistiis (k> -ra/L 7rk^, -r« sä donstantii Oucs8 nuntium rnittik. — a) Den Gang dieses Nömerweges über die a d r a nisch e n Berge und die julischen Alpensöcher hinab zur Stadt ^^uileja, iE am besten in der Erzählung des Herodianus bezeichnet, wel¬ cher den Marsch des Imperators Maxi minus aus Panno¬ nien nach Aquileja also verfolget: Ounr ksec kornse sAun- lur, interen Alsxiininuz conl'ecto itiners Italiain nlti^erst, sc zscriücsto ast aras, <^uee in hinibus ipsis (aus der adranischen Bergkette) ereetse sunt, xergit iter lscere, jussis srmu teuere stc^us instructn acie progresti rniliti- dus. — ünirn vero Älaxirninun, postes^nurn gst ItaliB lines pervenit, preeinissi8 explorntorikuz, t^ui zpecul-rren- tur, an ullse in ^tlpiurn convallikug et stensizsirniz silvis inzistiee stelitezcerent, i^86, in ^Isnurn stestuctiz iniliti- du8, juket srrnatorurn scie8 ^unstrato u^rnins ineestere, in longurn porrects8 poliuz r^unrn conlerta8, nt ub> üs qugmpluriinum canrpi oceupnretur. — 8eä uki totarn planitiern 8ervsti8 rite orstinibus tran8rni86runt, ast Its- iiae ur dem nerventurn est, c^uue Dnin a cul- torilru8 voeatur. Ü3 sita in extrernn plsnitis sü ^I^ium ra6ice8. I7s>i 8^eculatore8 atk^ue explorgtore8 exer- eitu8 narrsnt Alaxinrino vaeunrn relictarn urlrem. (^uum^us noctein exegi88ent psrtiin intra pstenteo conl- rnune8<^ue omnik>u8 clorna8 portirn in planitie ipso, tirn role Oriente aä ^I^e8 necs88erunt. — ?08te3 vero cjusrn zins ullo irnpeüirnento ruperstiz ^Ipi- Ku 8 in dlsztra clczcenüerunt, lesti scilicet ornne8 inZtsu- rsti8 snimiz vitülsksntur. — d) Diese Heerstraße über die julischen Alpen und die adranischen Berge 2) L. II. x. 69g. _ i,) L. VII. VIII. p. Z65 — 271. 243 nach N o r i kum und Pannonien hinauf ist hochberühmt in der römischen Geschichte durch die entscheidendsten Feldzüge der großen Imperatoren und selbst durch blutige Schlachten in jenen Gegenden, durch welche die genannte Heerstraße führet, a) Diese Heerstraße sind auch Alarich der Bal- the, und der fürchterliche Völkerkönig Attila nach Italien hinab gezogen. Von der Stadt ^mnona, welche die Alten verschieden, limonam - Usemonam Hemau , Hemion , nennen, gibt Ptolomäus im zweyten Jahrhundert folgende geographische Bestimmung: Inter Italiam vero 8nla Dorico, kannonise iteruin civitas, limona; und bald nach ihm in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts sagt Herodianus von jener Stadt, daß sie, am Fuße derj »lisch en Al¬ pen gelegen- die erste StadtJtaliens sep: 71^0)7^ 710X5/, a/ 57i/^to^/a/. K) Zosimus gebraucht dagegen von der Lage dieser wichtigen Stadt eine allgemeinere Bestimmung: ^.lariclmm — apucl limonam oppistum castra colloorwaa, c^uocl inter kanno- niam Zuxremam et Noricum situm est — L/^ Hstouv« 7roX/7 571-^crio, H«/U7/Äx 7^5 «M- VLico br-r/ ^so^/xov c) Nach Herodians Bestim¬ mung setzet daher ganz richtig, das h i e r o s 0 l y m i t a n i s ch e Reisebuch Noriku ms Gränzen auf die Station 8a- 6ranle (bey St. Oswald am Dranberge in Krain), über welche hinab schon italischer Boden war. Wenn wir die Nachrichten des genauen Strabo von den wohlgebahnten Straßen bedenken, auf welchen die Bewohner des großen Jllyrikums mit zahlreichen und schwerbeladenen Fracht¬ wagen weit früher schon, als die Römer ihre Herrschaft bis 16 * ») «eroäian. L. II. p. 117. L. VII. VIII. x. 265 — 571. tus in ksneg).r. Vet 1, II. p. 2Z1. 2o«imu« I.. II. p. 695.— t>) kloloin. I,. II. c. 15. Ilsroltisa. I/. VIII. p. 568 — 569. — v) Torilnu». L. V. x. 804: an die Donau ausbrciteten, hin und wieder fuhren: so mö¬ gen wir wohl geradezu behaupten, daß diese Straßen über die julischen und adranischen Gebirge ein Werk der daselbst seßhaften Celto galten, der Carner und Ja- poden, wenn nicht gar schon der alttus zisch en — eu- oanäischen Stämme? gewesen seyen. (?) Auch der Nähme AÜ ?)U-UIN, B i rn b au m er w ald, scheinet uns nicht so sehr auf einen Birnbaum, als auf den allgemeineren keltischen Nahmen hoher Bergketten, Ueber- gangsjöcher und Felsenpässe, DIons welcher von mehreren Stellen der ganzen großen Alpenkette noch im Mittelalter durchaus gewöhnlich war, zu erin¬ nern; so wie auch der Nähme des von den julischen Alpen abstürzenden Baches, Wippach, celtisch ist. Daß übrigens die Gegend der heutigen Stadt Laibach, auf dessen Stelle das uralte demona gestanden war, ein klas¬ sische r Boden voll inschriftlicher Nömersteine und Antiken jeder Art sey, brauchen wir wohl nicht erst hier zu erinnern. Aus der Gegend von Oberlaibach, oder dem alten Rau¬ p'ort, hat man viele inschriftlichen Römersteine, a) Die uralte Straße über die Gegenden des Troja¬ ner berg es bezeichnen bis auf den klassischen Boden von Celeia hin gleichfalls viele Römerdenkmahle auf dem Tro¬ janerberge und in der Gegend des steiermärkischen Sach¬ senfeldes. b) Der besondere Beysatz bey kewvium im hierosoly- mitanischen Reisebuche: Iransis porNom, intras kan- naniam inleriorem! ist von der Wegesrichtung von Nor¬ den nach Süden zu verstehen, und zwar erst von den zu Ende des dritten Jahrhunderts in den-alten Gränzen der römischen Reichsprovinzen eingeführren Abänderungen. Aus «) Lvlioenleb. tsrrnvl. Lntig. x, 218. — d)§«lloeo- tsb. ibict. z>, 222 — 224. s»»» 245 gleichem Grunde wird auch daF früher oberpannonische ketoviuin von dem spateren Amm. Marcellinus eine no ri¬ sche Stadt genannt: Xst kotadioner» voniunt urdem Xoricorum, welche Bestimmung noch im fünften Jahr¬ hundert bestätiget wird: Lx kotaurono Dorici Livituts («Tro Hai7a:^covo§ TroXecox). a) Der wahre Nähme des uralten P e t o v iu m s ist auf zwey eben daselbst aufgefundenen inschriftlichen Romersteinen ganz genau ausge¬ drückt: 6. 6Xkl8IV8. 6. k. kapiriu. In^enuus. koetovio- n o. V. I'. Ilt. 8ik>i. Lt. Xlpie. Xtljnlse. Csesise. InAmiuR. — IVI-IXL. XV6. Alutri. Custor. kvoto visns. b>) Tacitus aber schreibt: kotov ionom — in iriüoin» tertiso rkocimeo I-ogionis convonorant. c) H» Straße von Aqui leja über Celeia nach Virunum im Noriko. Von dem altberühmten Celeia haben wir gesehen, daß die Heerstraße nordöstlich nach Petovium geführt ha¬ be; nordwestlich aus eben dieser Stadt führte ein anderer Heerweg fort in das M i tt e l n o r i k u m auf die Stadt Virunum hin. Die p e u t i n g e r i s ch e Tafel zählt fol¬ gende Stationen. Coleia XIII. Mill. ksss. Cilly. Ilpollis XVI. .... Weitenstein. Loiutiono XXII . . . Windischgratz. 6) stuonna XXIII Liefenbach, am linken llfer der Drau, d.Jaunthale gegenüber. Virunum ..... Auf dem Zollfelde. Zusammen 74. VI. kass. s) Lm>n. dlsrcell. I-. XIV. x. 581. kriscu, kbst. x. 57. — l>) I»etr: ^pi»n. Inicript. Vsner. Veiust, p. 383. — e) 'Vacir. Ili-ior. I-. HI. p. 235. — ä) Römische Steininschrift jn Windischgratz r. «ZVLKUVL ?. r. r. Vicnor. ?. tzuariiu«. I>. r'. VI. Vir. Juu. Oruter. zr. ^60. n, 12. «»», 246 «--L- Wenn man nun den ganzen Weg von Aquileja über Aemona und Cetera nach Virunum zusammenfügt/ so beträgt dessen Länge nach der Tafel 200 AI. I?ass., nach dem J trne rar 199 AI. l?ass., und nach dem hieroso- lymitanischen Reisebuche 187 AI. l?ass. — Von Aquileja führten aber noch zwey andere Wege zu der mittelnorischen Stadt Virunum hinauf. Auf der Tafel: Aquileja XXXV. AI. kass. Aquileja. Ack Lilanos — ? lassinemeli VIII. ... — ? Lalooa. XI. . , . . . — ? Virunum. Im an toni nischen Reisebuche: Aquileja XXX. AI. kass. Aquileja. Via Leloio. XXIV. . . — ? Verice. XXVII. ... — ? Lantieo. XXX. .... — ? Virunum ..... Auf dem Zollfelde. Die Lange des zweyten Weges im Reise buche be¬ trägt 111 AI. ?ass.; die Schrittezahl des ersteren kann , leider! nicht genau angegeben werden, weil die Anzahl der Passus von der Station Aä Lilanos, auch dem Orte 9?assi- nemeti in der auf uns gekommenen Abschrift der peutin- ge risch en Tafel nicht ausgedrückt ist. Indessen ist aber eine größere Entfernung beyder Orts von einander durch sehr verlängerte Striche daselbst bezeichnet. Keine in diesen Stra¬ ßenverzeichnissen genannte Station läßt sich ihrer Lage nach zuv erlaß ig angeben; das nur mag aus der Vergleichung der ^chrittezahl mit Bestimmtheit behauptet werden, daß gedachte Wege von jenem über Aemona und Celeia nach Virunum gänzlich verschieden gewesen sind. Da aus der Vergleichung aller Heerwege, welche von Aquileja aus inS Mittelnorikum nach Iuvavum, und ins Ufer- 247 land hinauf nach Ovilabis und Laureat um gingen, offenbar erhellet, daß Vir unum fast in der Mitte des mittleren Norikumsgelegen war: so ist ersichtlich, daß beyde letzbeschriebenen Römerwege von Aqui- leja nach Virunum fast sicher die kürzesten gewesen, und gerade nordwärts durch die Upenschluchten ohne viele Ausbeugungen nach Virunum gegangen seyen. Weil aber kein auf der Tafel oder im a n t o n i n i s ch e n Rei¬ sebuche an diesen Straßen bestandener Ort ganz genau bekannt ist, so läßt sich der Zug dieser Wege, nicht eiumahl der ersten Station nach, genau bestimmen, folglich auch nicht angeben: ob beyde Wege ein und der nähmliche sind, und nur verschiedene Stationen benennen? Zm an¬ ton inischen Reisebuche gehet noch eine andere Straße von Aguileja nordwärts durch Norikum zu der rhä li¬ sch en Stadt Veldidena. Die erste Station dieses We¬ ges , der Ort acl lAicesasirrium genannt, war 30 Dl. I^ass. von Aqui leja entfernt. Eben auf gleich weite Entfernung setzt das Reise buch die erste Station, Via Leloio ge¬ nannt, auf der obgedachten Straße nach Virunum. Es müssen folglich doch beyde Straßen etwas verschiedene Rich¬ tungen von einander genommen haben. Der gelehrte Linharr hält beyde beschriebenen, von Aquileja nach Virunum gehenden Wege für nicht sehr von einander abweichend; er führt daher die Straße auf dem Wege von Aqui leja ge¬ gen Bell UN um (Via Lalmo, Via Leknneiisis) bis zur Theilung derselben bey Palmanova, von dort nordöstlich den julischen Alpen zu auf die Station Del LAsnos, dann durch die Thäler von Jdria, Scirach und Pölland, in wel¬ chem Zuge der Ort I-ariae, zum Lärchenbaum, gelegen seyn mußte, auf einem uralt befahrenen Wege zu dem eines vielfachen und frühen Handels wegen sehr berühmten Starr chen Lack hin, von dorr nach Krainburg (Sann'cum), unc endlich durchs dunkle Kankerthal, woselbst römische Münzen aufgcfundsn worden sind, hinaus ins Drauthal und nach Virunum ins kärnthische Zollfeld. 2) Ebenfalls nach die¬ ser Richtung ziehet Jordan den gleichen Weg des antoni- nischen Reisebuches; doch setzt er bestimmt den Ort Igrico nördlich an den Fuß der julischdn Alpen. Die auf diesem Straßenzuge aufgefundenen römischen Inschriften sind zu Lack oder Bischosslack und Krainburg. b) Uns scheinen beyde angezeigten Wege nicht gleichen Zug gehabt zu haben. Die auf der Tafel angezeigte Straße mag der von dem gelehrten Linhart angegebenen Richtung durchs Kankerrhal gefolgt seyn, indem jener Weg wirklich sehr alt und als classisch durch inschriftliche Römersteine und Mün¬ zen bestätiget wird. Die erste Station der anderen Straße aber im anton inischen Jtinerar, Via Laloio, halten wir nicht' für die Anzeige eines Weges nach B el- lunum, weil sie durch die bestimmte Angabe der Entfer¬ nung von Aq ui leja 30 M. ksss. weit ausgezeichnet ist; sondern für einen besonderen Ort oben an dem Fellabach gele¬ gen, wornach diese Straße über Lkiiuss Veneta, kvnteka Veneta, Tarvis, Villach und Feldkirchen auf das klassische Zollfeld im Mittelkärnthen hingeführt haben mag. Man hat in allen diesen Orten und Gegenden römische Antiken und inschriftliche Monumente gefunden, vorzüglich zu Unter¬ tarvis und Obertarvis, c) Die zu Villach und zu Feldkirchen aufgefundenen Mo¬ numente werden wir weiter unten als am gelegenen Orte an¬ führen, Indessen wäre es doch auch möglich, daß beyde Wege anfänglich mit einander fortgegangen sind, und nach¬ her von Krainburg weg eine verschiedene Richtung genommen ») Linhart. I. Thl. i>. zig zzi. Von dem Orte Seloc» will man in Seelach, Seidlach und' in S a l 0 g im Gebir¬ ge Carvankas Spuren finden?—d)5ell->enleb. ^-»rrt, p. 221. - 0) Eichhorn. Betrage. Thl. II. x 1Z — 15. 2^9 haben; der eine durchs Kankerthal, der andere aber entweder über den Loibl, oder an dec Save fort und dann über die Wurzen. Daß sich wenigstens von der Nordseite her dem Berge Loibl die römischen Ansiedelungen ganz fest genähert haben, und selbst einen bestimmteren Fingerzeig einer ehe- mahls schon an diesem Berg hinaufstrebenden Römerstraße ge¬ ben, mag mit Zuverlaßigkeit aus einem inschriftlichen Monu¬ mente ersehen werden, welches heure an der südlichsten Grän- ze Karnthens, bey St. Leonhard unter dem Loibl, fest an der Straße, wo sie den Wanderer gahe in die Höhe führet, ent¬ deckt worden ist: 8LLL81I. XVO. I'. lapxonius. lVIa- crinus. Lt. ^ulia. 8ex. iL. Lara. Lum. 8ui. V. 8. I-. l>l. a) Wir sehen aber auch die Annäherungen römischer Ansie¬ delungen an den Berg Loibl von Süden her im ganzen Sa¬ vethal. So finden sich zwey römischinschriftliche Denksteine zu Rattmannsdorf, b) Straße von Aquileja durch die norischen Alpen nachVeldidena inRhätien. Das antoninische Reisebuch hat uns noch eine Straße aufbemahrer, welche von Aquileja aus nordwärts ins N o- rikum führte, — folgender Maßen: Xizuiloja. lVI. kass. XXX. Aquileja. Xck Iricosimum. XXX. . Trizesimo am Flusse Torrens oder Torre. ^ulium Larnicum. XXII. Zuglio. Die Lage dieser Stadt be¬ stimmet auch Ptolomaus durch die besondere Angabe: Intor Italiam vero etXoricum — llulium Larnicum. c) Loncium. XVIII. . . . Lienz. -l) Eichhorn, idiä. p. 24. — b>) 5otiaenleb. carniot. Luliku. 221. — c) t?lolvni. I. «Lj». 14. 220 Xgunturu. XXIII. . . . Znnichen. I.itamum. XXIII. . . . St. Lorenzen bey Brunneck. Lebatum. XXXIII.. . . Sachbs, oder Mühlbach. Vipitsnum. XXXVI. . . Sterzing. Velstiäona. ..... Wilten oder Wiltau. Das antoninische Reise buch zeichnet diese Stra¬ fe, als einen kürzeren Weg, durch den Beysatz: per Lom- perulium, besonders aus. Sehr wahrscheinlich wurde sie da¬ durch vor den weiteren Wegen über Tarvis nach Villach und durchs Drauthal über leuruia hinauf, oder von Aqui leja über Fel tria (Feltre), Ausugo (im Vaksugan) und Tri- dentum (Trient) fort nach Veldidena, bemerkbar ge¬ macht. Zwischen Tricesimum uüd Lonci um nimmt diese kürzere Strasie ihren Gang durch die schauerlichsten Fel¬ sen des kärnthnerischen Kreuzberges. Auf der Höhe dieser Al¬ pen, ober dem Markte Mauchen im Geilthale wenige Schritte über der österreichischen Gränze im venetianischen Gebiete seit¬ wärts von der Straße, die nach Tamau führet, befindet sich annoch eingehauen in einer Felsenwand mit römischen Cha¬ rakteren folgende Inschrift: L/I.I. IVI-. 6XL5XR. Hanc. Viani. Inviani. Hotalnlem. Vonit. a) Der große Cäsar war also der erste, welcher diese Straße entweder ganz neu durch jene schauerlichen Felsen ge¬ brochen, oder den hier schon seit der Urzeit bestandenen, un¬ bequemeren Celtenweg zum Behufs der vorgehabten Heer¬ züge in die Landtheile jenseits der venerischen Alpenkette erweitert und fahrbar gemacht hat. Von diesem Werke Cä- -) Michael Huber, das alte Agunt im Nvriko. i- 32. Gegen diese Inschrift hat man Zweifel erhoben. Allein man lese nur, was Huber darüberschreibt; und von ihrem wirklichen Bestehen erhielt ich die kräftigste Bestätigung aus dem Munde des berühmten Naturforschers und dermahligen Bi¬ schofs zu Linz, Hohjmwarth, welcher die besprochene Inschrift selbst beschauet und abgeschrieben hat. <»»« 251 «««* sars hat auch die von dieser Straße rechts nach Kram hin¬ ab sich ziehende Felsenkette zuerst den Beynahmen: die ju- lischen Alpen, erhalten. Diese Straße wandelte auch großen Theils Venantius Fortunatus, als er im sech¬ sten Jahrhundert von Ravenna nach Tours in Gallien zum Grabe des h. Martinus wallfahrtete, und wovon er zwey Mahl in seinen Schriften Meldung thut: kresserlim c^uucl ego imperitus äe Havenna progreälsns kaclum, ^tlresim, krintam, klarem, In^nentiain, liliamentnm^ne tra- n a n s per I p e m ä n Ii a m penäulns, m o nta- nis a n Ir a c t i b u s, Oravnm Morico, Oenum Dreoni;, I-iccam Loioaria, Oannbium ^lemsnia, kbe- mim Oermania transiens« — Und bey einer anderen Ge¬ legenheit sagt dieser gemüthliche Dichter: 8i tibi barbaricos vonoeclitur ire per sinne;, Ilt placiäe Ulienum transcsnäere possis st Hi;trum, kergis aä -^ugnstam, «zna Vinäo I-^cuscjue llnentant, Illic ossa sacree venerabers mart^ris klirre, 8i vacat irs viam ne^us ts Loioarius obstat, <^ua vieina seclsnt Lreonnm Ises, pergs per ^Ipem, Ingrsilisns rapiclo <^ua gnrgits volvitur Oenns. Inäe Valentini beneclicti templa reguire, Moriea rnra pstens ubiLirrus vsrtitur nn- t, Inäs ikoro äuli äs nomine principi; exi. ker rupe; Osope tuas, montana quickem castella per arckua tenckens ^rut -^^uileiensium si lortasse aecesseris urdsm, dantianos Domini nimium venereris amicos, ^e I?ortrmati beneckictsm iVlart^ris urnam. a) Wir sehen aus diesen Angaben sowohl, als aus der Lage der Sache selbst, daß diese Straße von sehr großer Wichtig¬ keit gewesen sey; indem sie das nordöstliche Italien und des¬ sen Haupcübergangspunkle nach Pannonien mit Nori- kum, mit Rhätien, mit den Landstrichen an den Donau¬ quellen und jenseits des Rheines in der allernächsten Verbin¬ dung erhielt. Da sie aber durch die wichtigsten und in der Urzeit schon bewohnten Thäler der Drau, der Rienz, des Eis¬ sackes und des Inns führte, und die Nahmen der an diesem Wege bestehenden Stationen, Doncium, Aguntum, I-ita- mum, 8eüatum, Vipitermm, Velciickena — nicht latei¬ nischen Ursprunges sind: so erschließen wir mit Recht, daß auch diese Straße ein früheres altes Werk der n or i sch - rh ä c isch e n L a n d b e w o h n er gewesen sey, und den Römern nur Erweiterung und Ausbefferug zu verdanken habe. Der Gang dieser vielbesuchten Straße ist auch hin und hin durch aufgefundene römische Antiken und durch die un- vertilabare Sage im Munde des Volkes bezeichnet. Die ro¬ mantische Gegend des uralten Lonci ums (Lienz im tyro- lilchen Pusierthale) ist ein classischer Boden römischer Anti¬ ken. Eine Stunde von dem Städtchen Lienz, östlich gegen Kärnthen zu, Key den Dörfern Nußdorf und Debanth, hat man schon vor undenklichen Zeiten Ruinen einer römischen Villa mir Thermen, Säulengetrümmer, Bogengänge, Wafser- canäle, Stiegen, Eisenchüren, Mussivböden und verschiedene s) Vensnt. kortun-U in UiklioL. ins^n. L3. katrani. I. X. x 52ii. «t p. 61^. 233 Hausgeräthe ausgegraben. Im Munde des Landvolkes ist die Stelle dieser Römervilla mit dem Nahmen: die Zwerg el- stad t, bezeichnet. Noch etwas weiter östlich zu Görtschach wurde ein Stein mit folgender Inschrift ausgegraben: QL. HO. ,^vo. 8^6. stnlius. Vcrccunstu8. Ülk. O. Julius. Mercator, ült. O. stulia. Auliana. Lt. O. stulius. 8ecuri6us. s) Im nahen Dorfe Dölsach hat man eine Römermünze aufgefunden mit folgenden inschriftlichen Siglen: Imp. lVsr- va. 6se8ar. ^uz. kont. Max. Vrckmn. kotest. 6ons. III. I?atcr. katrioe; und auf der Kehrseite: lstortuna. 8ci8- cia. Im Städtchen zu Lienz selbst zeigte man ehmalhs ein von derselben Stadtgemeinde dem neuerhobenen Cäsar, Bas- sianus Ca racal la geweihtes inschriftliches Denkmahl: M.^VKLDIO. 6L8. Imp. Ve8tinato. Imp. Iu. 8cptimi. 8cvcri. kcrlinaci8. ^UK. I'il. liesp. Dellt. b) Im alten Schlosse Bruck bey Lienz befindet sich eine rö¬ mische Ara. In sehr schöner erhabener Arbeit sind darauf ge, bildet auf der breiteren Seite Castor mit Lanze und Pferd, und auf der schmäleren eine herrliche Venus, Leda, zwischen ihren Füßen einen Schleier hervorziehend. Im Thurme der alten Stadtpfarrkirche befindet sich eingemauert ein weißer Stein, worauf Fortuna mit über ihrem Haupte fliegendem Segeltuche vortrefflich eingemeißelt war. In den Gegenden der sogenannten oberen Lienzer Klause, westlich vom Städt¬ chen gelegen, und auf dem nahen Bohnberge hat man römi¬ sche Antiken und Münzen aufgefunden. Auf dem Bohnberge bey Leisach befindet sich annoch ein römischer Votivstein mit folgender Inschrift: tz. ^1'181'1 V8. 6DDLK. V.D.D.M. Von unserem uralten L o n tium aus müssen auch in alle nordwestlich und nordöstlich gelegenen Thäler ordentlich ge¬ bahnte Wege geführet haben. Vom Orte Dölsach, in wel- s) Eichhorn. Veyträge. Samml. H. x. 3 — 4. — t>) 6ruier x. 267. n. S. 2^4 cher Gegend annoch die Volkssage von einer daselbst bestan- denen heidnischen Stadt lebet, führet eine Straße über den sogenannten Jfselsberg nach Kärnthen hin in den Ort Winklarn. Man hat daselbst Silbermünzen mit dem Bildnisse des K. Hadrians und der Aufschrift: Imp. Irajsn. Ha- «lrian. ausgegraben. Eben dieser Weg leitet seitwärts nach Stall, von dort nach Obervellach, dann in die Mallnitz und über den Mallnitzer- oder Gasteinertauern in die Heil¬ bäder von Gastein. Man sieht heutiges Tages noch jenseits des Jffelsberges längere Stücke dieses Weges mit eigens zu¬ gerichteten, breiten und behauenen Steinen gepflastert; offen¬ bar Ueberbleibsel einer alten Römer st raße, welche von I-ontium aus zu dM uralten tauris zischen Goldgruben in der Gebirgskette nördlich des Mollflusses hinführte. Vom Städtchen Lienz nordwestlich an dem Isselbachs fort wandelt man in die verborgensten Thäler von Windischmatkrey, Vir¬ gen, Döfferegen, Kals. In den verborgensten Winkeln die¬ ser Thalsschluchten hat man alte Römermünzen gefunden, wie: zu Obermaur und auf den Ruinen von Rabenstein in Virgen Münzen von den Kaisern I-. Lommoäus und klulippus ^raks; in Kals in einer ausgegrabenen Urne meh¬ rere Münzen römischer Imperatoren, unter welchen auch eine vom K. Commodus war. In der Gegend von Oberlienz/ wo ehevor die alte Stadt Lienz soll gestanden seyn, hak man nebst anderen Antiken eine Goldmünze vom byzantini¬ schen Kaiser Marci anus (Jahr 450 — 457) ausgegraben. Aus so vielen Abzeichen scheinst es uns nicht im geringsten zweifelhaft, daß die alles durchdringenden Römer die Thälek und die Felsenspitze des eisgepanzerten Großglockners ge¬ sehen, und selbst die Uebergänge über die eiskalten Iöcher am Velbertauern auf altceltischen Saumwegen wohl ge¬ funden, und denselben vom allen I-ontium aus hin zur ha- d ri a n i sch e n Eolonialstadt J u v a v u m vielfach bewandert haben. Auch mag man wohl zu jener Zeit schon aus dem 225 dunklen Kalserthale über den Stnbacher- oder Kalserkauer hin¬ über ins Pinzgau, in die Wohnsitze der alten Ambison- t i er gegangen seyn? Den Zug der altrömischen Heerstraße von Lontium weg an der Drave westlich fort im heutigen Pusterthale bezeichnen ganz zuverlässig die bcy der oberen Lien¬ zerklause und auf dem Ponberge aufgefundenen römischen An¬ tiken. Zm oberen Drauthale heißt heute noch ein Ort am Heerwege, Straß, Straßen, in der Straßen; of¬ fenbar ein Abzeichen von Itor, Via, 8irata, üoaüstrata, ei¬ ner ehemahl hier vorüberführenden Römerstraße. Auch gehet daselbst seit undenklichen Zeiten die Sage, daß in derselben Gegend ein altrömischer Ort, iVIessa genannt, bestanden ha¬ be, wovon der heute noch übliche Nähme der nahen Gegend Messe nsee ein Ueberbleibsel ist. Noch weiter westlich fort in der Gegend des heutigen Marktes Jnnichen stand das alte ^Zuntum, von welchem lobpreisend Venantius sagt: Hie Montana seüens in colls superknt X^untus! Man hat hier drey römische Denkmahle mit Inschriften aufgefun¬ den. Eine Meilensäule, worauf noch leserlich folgende Worte standen: IlVIE. LXE8. Ll. Antonius. Qorüiauus. XXXXIII. XX. E. Das zweyte im Jahre 219 errichtete Denkmahl trug folgende Aufschrift: QXVOI.O. XV<^. Et. X Lounis. 8acr. 6. Eakins. II. Vir. Im^. Xntonino. II. Et. Lacerüoke. Eoss. a) Die Inschrift des dritten Monumentes haben wir oben schon angeführt. Nahe an den Quellen der Drave und der Rienz, auf dem Doblacherfelde, bey der sogenannten Grät¬ schen wurden gleichfalls zwey inschrifrliche Meilensteine gefun¬ den, deren einzelne noch leserliche Bustaben aber nichts be¬ stimmtes entnehmen lassen. Non diesen kalten Höhen des Pusterthales führte die Römersträße fort nach Eitsmum in a) Michel Huber, das alte Agunt. x>. 44. x. 40. -»»» 2Z6 die Gegenden der heutigen Orte Brnnneck und St. Loren, zen. Nicht nur die Sage von dem Bestände einer alten Stadt, sondern auch die vielfach aufgefuudenen Antiken und Münzen, worunter sich eine Goldmünze vom K. Constantin dem Großen auszeichnet, bestätigen auch in diesen Gegenden be¬ trächtliche Ansiedlungen der Römer. Wir haben nun bisher alle, aus den Quellen der alten uns bekannten römischen Heerwege angeführet, welche von Aquileja herauf durch die Hauptschluchten und Uebergänge in den östlichen Theilen der hohen Alpenkette, in den nori¬ schen, earnischen und julischen Alpen, nach Nori- kum, Rhätien und Pannonien geführt haben. Wir ersehen daraus gar leicht, daß keine vorzüglicheren Thales- schluchten, und keiner der Hauptübergangspunkte, welche auch heute noch vielfach auf fahrbaren Straßen durchwandert wer¬ den, an jener schauerlichen Felsenkette unbekannt geblieben, ja daß fast alle diese Wege durch die Urbewohner und die Celtenstämme jener Alpenjöcher schon seit undenklichen Zeiten vor den Römern gebrochen und gebahnet gewesen sind. Von diesem Theile der Alpen und Alpenpäffe überhaupt schreibt Herodianus: Lunt autein ^I^es, altissiini rnontes, czuales in Iris regionibus nulli, zrorecti acl rnuri korinarn circuin- staticzue Italien, ) Ungeachtet diese Felsen¬ klausen die Natur selbst schon zu natürlichen/ unüberwind¬ lichen Festungen gemacht hat: so wurden doch noch durch rö¬ mische Kriegskunst und Sorgfalt alle Uebergänge an den n o- risch -julischen Alpen durch eigens aufgeführte Thürme, Mauern und Bollwerke noch mehr verwahrt und versichert/ wie wir dieß aus der Angabe des Dichters Claudianus ent¬ nehmen können: Nec traxsrs moras rod Ispsu protinus un» <^ucm poscunt tetiZero locum, c^ua sine ruk uns ^nzustant aditum curvis ankractibus Hjres^ Olaustra^ue conZostis scopulis durissima tenduirt. Non alia resersnda msnu^ scd pcrvia tantum ^uZusto^ Zeminisc^uo stdem menlita t^rannis. Lomirutae turres^ uvulsaczus maerris ku- m a nt. drsscunt in curnnlurn straZer^ 'rallsmcjuo prosundam ^oc^uavoro juZis, stagnant immersa cruoro dlor^ora traduntur zrermisto kunero manos. c) ->) S-roäiLo. L. N. x, 117. L. V1H. x. 369. — b) ro,>mu». I-. V. p. 805, — Lt»irckr»o, O« Lor», kro. «r Ot^b. x. 166. 17 »»»» 2.58 Andere Straßen non Aquileja nach Panno¬ nien und an der Meeresküste fort nach Liburnien und Dalmatien. Bevor wir die römischen Militär- und Reichs¬ wege durch die Landtheile oberhalb der norischen, car- nischen und ju lisch en Alpen weiter fort verfolgen, müssen wir noch jweyer anderen Straßen erwähnen, welche von Aquileja in die ostnördlich gelegenen Römerprovinzen, nach Pannonien,' Istrien, Liburnien und Dal¬ matien führten. Wir entnehmen das Stationenverzeichniß dieser Straßen aus dem antoninischen Reisebuche. Und zwar von ^yuileja XII. lVIil. ksss. Aquileja. konte limavi XII. . . Tübein. lergerle ..... Triest, und ssodann an der Mee¬ resküste von Istrien fort über Mingnrn, karentium nach kola hinab, von wo aus man zu Schiffe über den li bur¬ ni sch en Meerbusen nach Salona überfuhr: Irajectus Linus I.iburnici Sailer usrzue 8taüia 6HQ0I-. Richt ferne von den mythenreichen Quellen des Timavus theilte sich dieser Heerweg, und ging zwischen Istrien und dem Lande der Japoden, und dann an der lib urni sch en Küste zur Stadt Senia hin, welche «ine uralte Niederlassung der celtogallischen Senoner war. Die Stationen die¬ ser Straße waren folgende: Xnesica. XII. Llalum. XVIII. . . BeymApfelbaume.Vondie- sem Orte sind im Nahmen des Dorfes Jab lani z auf der Poick noch Spuren übrig; denn Fabians heißt im slavi- schen —> Apfelbaum. X-l litulos. XVIII. . . ->»»» 2^9 Isrratico. XVIII. . . . Tarsat in der Gegend vonFiume. Xä lurros. XX. . . . 8enis Zeng. Von dieser Meeresbucht konnte man auf einer vielbe- fahrnen Handelsstraße gerade nordwärts nach Pannonien reisen. Sie führte durchs Land der Japoden und die ur. alten Städte dieses Volkes, Xvenäona, Xrupiuin, s) Lil- t>ili, Homula, (^uackrata und Vinas zur hochberühmten und wohlbefestigten Stadt der pannonischen Segestaner, nach Lircis (Siffeck), an dem Zusammenflüße der Save und des Colapis gelegen hin. In allen diesen Gegenden, wel¬ che die genannte Straße berühret, am Berge Vratnick, bey Kraiglski - Stol hat man überall römische Antiken, Mün¬ zen und inschriftliche Steine aufgefunden, b) Diese berühmte s ep timisch e Co l o n ia l st a d t Siscia stand auch nach We¬ sten zu mit dem uralten Aemona in direkter Straßen¬ verbindung. Im an toni Nischen Reisebuche ist der Weg über folgende Stationen angegeben: Heinoua civitas. XXXkV. MII. kasa. .... Laibach, kreetorium I-stoüicorum. XVI. ...... Bey Ratschach an der Save. Novioäunum. XXVII. . Bey Zhatesch an der Save, dem steyermärkischen Ran gegen¬ über. tzuaärata XXVIII. . . Bey Karlstadt. Liscia. ....... Bey Siffeck. Auch der Zug dieser Straße ist durch sehr viele, in den genannten Gegenden überall aufgefundene römische Antiken, Münzen und inschriftliche Denkmahle vollkommen bestätiget. - 17 * s) Jtt den Gegenden der alten japydlschen,'.MetulluniS ein inschriftlicher Nömerstein. 6rmsr. x. 1Z, n, IS.— d). Lin¬ hart. ibicl, x. 296. — 201. '->-»» 26o Die Gegenden um Zhatesch sind ein an altrömischen Monumen¬ ten jeder Art elassischer Boden. In dem krootorio I^sto- Licorum ist die Hauptniederlassung der a lt p a n n o n i sche n Latobiker, deren Plmius und Ptolomäus Erwähnung thuN/ unverkennbar. Von Siscis weg führte ein Hauptrömerweg hinab zur vorzüglichsten panno nischen Stadt Sirmium an der Save/ in der Gegend des heutigen Mitrovitz gelegen. Römerstraßen von Petovium nach Siszka, und von Petovium bis an die Donau hinauf. Wir haben in unseren bisherigen Darstellungen unfern Leser auf den altrömischen Militär- und Reichsstraßen von der blühendesten Colonialstadt Aqui le ja über die nori- schen/ car nischen und ju lisch en Alpen in die wichtig¬ sten pannonischen und nori sch en Städte I^onlium, Virunum, (leleiL/ kotoviuMj 8iscia geführt. Nun wollen wir von der uralten Celtenstadt kowvium/ durch die Römer aber zu einem klassischen Orte erhoben/ weiter im obe¬ ren Pannonien fortgehen/ und den Zusammenhang dieses Ortes mit den berühmten Donaustädten Carnuntum und Vindobona zeigen. Zuerst wollen wir aber doch den süd¬ östlichen Zusammenhang Petoviums mit der Colonialstadt Siszia darstellen. Nach Angabe des antoninischen Neisebuches gelangte man von ketovium nach Liscia über folgende Stationen/ deren Lage aber nach den heutigen Ort¬ schaften nicht mehr zuverläßig bestimmt werden kann, kcetavione XVIIII. Hl. x. Pettau. X-zuu vivg. XXX. ... « k^rri. XXIIII vautona. XXVII. ... ? Liscis. ....... Sissek. Von Petovium aus bis zur ausgezeichneten Celtsn- stadt Carnuntum an der Donau haben wir folgende zwei) römische Heerwege: 361 Zm antoninischen Reisebuche, pmtovione. XXXI. M. k. Pettau. Usliesno. XXX. . . . Am Uebergange über die Muhr. Lails. XXXI An der Sala bey Lüvir. Labaria. XXXIV. . . . Steinamanger. Lcsrsbantia. XXXVIII. . Oedenburg. 6-rrnunto Bey Petronell und Deutschaltey- burg. Zusammen 164 MM. ksss. Auf der peutinge rischen Tafel, ketsvium. XX. MI, k. . Pettau. ^6 Vicsmmum. XXXIII. Radkcrsburg. ^rsbono. XX Uebergang über die Raab bey St. Gotthard. Lsbari». XXXIII, ... Steinamanger (Lrornkatkiol)) an der Günß (t^/önMös) und ksrnatlr (^ran/ ViL6, surea). Lcarsbantio. XXV. . . . Edemburg. lllmo. XIV. .... Zwischen Winden und Braiten- brun. (imi-nulUo. .... Bey Petronell und Deutchalten- burg. Zusammen I4Z Milt. kass. Dem antoninischen Reisebuche zu Folge konnte man auch auf diesen beyhen Wegen von Perovium nach Vindobona kommen. Von Scarabantia führte ein Seitenweg durch eine Strecke von 18 Mill. ?sss. nach Mu¬ teno (Dundelskirchen), von wo aus man noch 36MiII. kass' nach Vinckobons zu reisen hatte. Indessen gibt aber eben¬ gedachtes Reisebuch einen dritten ganz eigenen Weg an, welcher von Petovium nach Vindobona führte, und zwar durch folgende Stationen: "»« *262 v<-!i koetovione XXXI. ÄI. p. Pettau. in meckio Curls . . . Bey Tschakathurn. klicano. XI..Uebergang über die Muhr, ^rrsbone. XX. .... Uebergang über die Raab bey Kerment. 8sbsris. XXXIV. . . . Steinamanger. 8csrsbsnlig. XXXI. . . Edemburg, ^quis. XXVIII. . . . Baden. Vinckobons Wien, s) Zusammen 184 LIilt. ?ass. Die wichtige Colonialstadt Sabaria stand auch mit den unteren Städten von Pannonien, an der Donau und im Inneren des Landes gelegen, in unmittelbarer Ver¬ bindung. So führte von Sabaria aus eine Heerstraße durchs Innere Pannoniens über l>IoAotisns, Vslco, 8i- lecenis, Ickmuss, 8osusni», ^ntisnis, Älurss, (Efseck), und (lidalir (Vincovicr) zur Colonia Istsvis 2^uZusts, 8irmium, hin. Ein anderer belebter Weg ging von Sabaria über HlostrisniZ (Alezteri), Alogontianis, Ceesarisns, Oronilrus, und tlorisna nach llcincum (Ofen); und wieder eine dritte Straße nach Lrogstiono (Szöny), welche Wege alle im an- toninischen Reisebuche verzeichnet sind. Ueberschaucn wir nun diese bisher dargestellten römischen Heerstraßen mit einem Blicke: so sehen wir die herrliche Colonie, Aquile- l>ai-ia, mit den wichtigsten keltisch - römischen Städ¬ ten, mit Vinckokorm und Carnuntum in vielfacher und un¬ mittelbarer Verbindung. — Bevor wir nun die alten ») Auf diese alte Römerstraßs zwischen Baden und Wien über Lachsenburg hat sehr wahrscheinlich die bey Vösendorf erst neuerlich aufgefundene colsmn» miuiari» mit dec Inschrift an Kaiser Philippus — Bezug. Archiv für Geographie. 1822. r Zi. 263 Selten- «nd Römer strasten durch unser Noriku m weiter verfolgen, wollen wir den überaus wichtigen römischen Heerweg von Vindobona bis zur tauriszischen Ur- colo nie, zur Stadt Taurunum hinab darstellen. Auf der Tafel. Vinäobona. X. Äl. ?. Villa 6ai. IV. Xoczuinoctio, XIV. 6arnunto, XIV« Oerulatis. XVI. Xä Vlexum^ XIII. Llailuco, XII. .... Weiter unten noch um 7 deutsche Meile. Xrrabo. VI. XXX. . . . Lrizantiy, V. .... Szöny. I-epavi I'luvio. XIII. . . Unter Tata am Flusse. Oartlelnea. XIII. . . . Zwischen Obergalla und Borow. I-ui-omans« XII. . « . Bihaly. Xczuinco. XIV. ... . Ofen. Votusallo, XXII. . . « Bey Hanszabeck. Xnamatia. XV« .... Pentele. I-usione^ X. . . « . . Földvar. Xlta Hipa. XXII. . . . Packs. I^ugiono. XII. .... Bey BataSzek. Xntiana. XII. .... Bey Mohactz. vonarianis. XIII. . . . Berg zwischen Barasch und Vö- resmarton. xa I-abores III. . . . SzarvaS unter Effeck. liwku^o. XVI Erdöd. clornaao. XIII. .... Buvovar. Ouccio. XVI. .... Jllob. Nilatis. XVI Peterwardein. (lusuiv. XI Csuruk. Xcunum. VIII Zwischen der Donau und Theis. 264 Dittio. XIII Lurgenis. X Isuruno. III donlluentibus (LsvisetOs- nubio) Oon. (consunge) Lingiduno. .... Im Rei Vindobona. .... XIa DIova in medio.. . . Dl Xe^uinoctio in medio. Osrnunto. DI. ?. XXVIII. (^erulsla in medio. . . VIexo. XXX. DI. k. . . <^uadratis in DIedia. . . Ltsiluco ^rrsbona XXII. DI. k. . XXX. in medio sd Ltstuss ei sä DIures Lregetions in DIedio ^rso XVIII» Orumero In medio sd Lacum Vslicis XXVI. . ^cinco. XXIII in medio Osm^ons. . Dlatrics. XXVI. . . . in medio VetussIIina. . Interciss in medio Xnsmstia. XXIV. I^ussunio. XVIII. . . . ältskips. XXIX. . . . sd I^stnL Xliscs. in medio sd Llstus» Titel. Belekis. Belgrad. s ebuche. Wien Bey Mannswerth. Fischament. Petronell. Karlburg. Ungarischaltenburg. Mayerhof der Grafen Zitsi. Weiter unten noch um deutsche Meile. Raab. Göny. Commyrn, Szöny. Unterhalb Tata. Zwischen Obergalla und Borow. Bihaly. Ofen. Auf der Insel Csepel. Auf der Insel Csepel. Bey Hanszabeck, Adony. Penteln. Földvar. Paks. Tolna. ' » Szekszard. 265 LiUgions. XXV. .... Bey Bataszek. in rneäio litino. . . Baia. ^ntianis Bey Mohactz. in rneciio sureo Älonte 6t Berg zwischen Barasch UNdVö- ^Xovss. XXIV. . . resmarton. Nursa. XVI Esseck. loutikurgo. XVI. . . . Erdöd. 6orn36o. XVI Buvovar. (üuoci. XVI Jllok. Lononis. XVI. > . . . Peterwardein. 6usi. XXXIII. .... Csuruk. Kitti. XXXIII Titel. lauruno Belgrad. Dieser römische Heerweg war für das ganze große Jllyrikum von unzuberechnender Wichtigkeit. Diese Haupt¬ straße zog sich von koioäuruin bis nach 1?aurunuin am gan¬ zen großen Donaulimes hinab, und erhielt alle dortigen rö¬ mischen Vertheidigungsanstalten, wie auch die westlichen, rh Ei¬ bisch - norischen Landtheile mit dem Herzen des großen weiten Jllyrikum s, mit Pannonien, in unmittel¬ barer Verbindung, und beförderte schnell den Anmarsch der rö¬ mischen Legionen zur Vertheidigung der durchbrochenen Reichs- gränze von Osten oder von Westen her, wie es immer erfor¬ derlich war. Aber auch nach Süden zu, mit den volkreichen Römerstädten an der Drave und Save stand dieser Haupt¬ heerweg in vielfacher Verbindung. Die schon oben angeführ¬ ten Straßen nicht wieder zu berühren, führte ein besonderer Weg von Carnuntum hinab in das große volkreiche Sir¬ ni ium, in das kastigiurn Hitrici, welche Centralstadt wieder mit Taurunum, mitMursa, mit dem sehr wichti¬ gen ^cincum an der Donau in steter Straßcnverbindung war. 266 °*" Straße von Vindobona durch das Ufern ori- kum nach Zuvavum. So weit ununterbrochene Heerwege von Vindobona aus ostwärts fort über die blühendsten Städte und Colonien am .Donauufer hinab zu der uralten Colonialstadt der Kelti¬ schen Tau r isker, Taurunum , und durchs Mittel¬ land selbst nach Siszia und Sirmium führten: eben so meir lassen sich auch die römischen Reichsstraßen von je¬ ner belebten Municipalstadt der altceltischen Ven- doner aus nach Westen zu durch die Ebenen des Ufer¬ ne rikums über eben so blühende Städte und Colonien hin¬ auf ins mittelnorisch e und rhätische Bergland, ja bis über den Rhein nach Gallien hin verfolgen. Die unmit¬ telbare Straßenverbindung zwischen Vinckobona und äluvs' vum geben das antoni nische Reisehuch und die peu- tinge rische Tafel auf folgende Weise an: Die Vinäoboris. VI. Ussll. kasz. Citium. VII. ..... (lomsgonis. VIII. . . . kiro 1?orto. VIII. . . . Irigissmo. XVI. . . . Xsmsre. VII. prelate. VIII. .... X. 61. * 2§8 Wahrscheinlicher aber war es ein eigener, vom alten Lorch verschiedener Ort; weil auf der peutingerischen Tafel Llsboriciacuin ganz bestimmt und deutlich verzeichnet ist, und die Angabe der Entfernung von Llnbori- ciacuin bis Ovilsbis auch einen besonderen von Lauraacuin gegen Ovilabis hin naher gelegenen Ort fordert. — Aus den Gegenden des uralten Laureacums führt Lazius folgende zwey Steinschriften an: 1. O. ILLIO. VL6H0. XVO. VIXOLL'. Cum. DIil. Lr. Leg. VIII. Xuz. Vix. Xnn. XXIII. Dliiilnvit. Xn. VI. H. Ist 6. — 2. DI. XXI'OX. IXXVXLIV5. 1. LLXVIV8 k. k. Xoricus IIII. Vir. O. V. Ist Lavise. <^. L. Lriinu. 8ibi Lt. Lrieeuio. 8i- ve. 8ervo. 8ivo. Liberto. DIeo. Ll. Llano, a) Eine andere römische Antike in der heutigen Stadt Enns in Oberösterreich, auf der Stelle des alten Lorchs trägt fol¬ gende Inschrift: X. LXLLIO. X. Ist OLXIO. VLL. XX. LXXV. Lt. Lominia. r. ib Luxa. Xnn. LXX. 1. Larino. X. I'. (Quinta. DI. LeZ. XV. Xpo. Xnao. XXV. H. 8. 8. I'. Larbius. Xiljutor. L. Lsrbius Xv5tus. 6. Larbius» Xptus. Lsrbha. lertio. Larbia. Hospita. Lurbia. I. 8atula. Larbia. Lucia. Ist Lt. I'iÜL. k. Ist b) a) Inarins in Loinmenr, Reiz». Uc>m, z>. 1291. — Man hat übri¬ gens in der ganzen Umgegend der heutigen Stadt Enns, im Dörfchen Lorch, zu Ansfelden, auf dem Schildberge undAich- berge altrömische Antiken jeder Art, Büsten, Lampen, Urnen, Münzen (von Claudius bis über die Constantine hinaus, am zahlreichsten jene der Antonine und Faustinen) Sarkophage, Waffen, Geräthschaften, Theile von Gebäuden, Wasserleitun- gen, und selbst Denkmähler mit sonderbaren, runenartigen Charakteren —aufgefunden. Archiv st Geogr. 1822. z>. 158.— b) Jahrbücher der Literatur. Wien 1820. B. 12. Anzeige¬ blatt. x. 30. Die hier genannten Uarbü werden zu Triest auf mehreren inschriftlichen Römersteinen gelesen. Valvasor. Thl. H. x. 265. Auch in den Gegenden d«S alten Birunums. Carinkhia, Jahr 1820. ». zz. »-»» 269 Von Vindobona weg macht jene Straße, welche das Jtinerarium An toni ni angibt, nach Vrigisamum hin eine größere Ausbeugung, als der aus der peutinge ri¬ schen Tafel verzeichnete Weg, wie dieß aus der Distanzen¬ vergleichung von 29 lVIill. ksss. und 48 MII. Lass. offen¬ bar erhellet. Der weitere Weg, glaubt man, habe am wahr¬ scheinlichsten über die heutigen Orte Burkersdorf, Mauthaus, Ullern, Wilfersdorf, Tulbing und Königstatten nach Zsei¬ selmauer (Loumgenft) geführt. Der Nähme Irigiranum könnte am füglichsten vom Vrigesirno dem drey- ßigsten von Viliüobona aus aufgestellten Meilensteine abgeleitet werden; wornach es chemahls an jenem Orte Iftigesimum Dnpistem geheißen hatte? Allein bester gefallt uns doch die Meinung, VriLisninum, Traismauer, habe vom nahen Fluste Trafen, Iftsisa, Vrigiss, Vrasinn^ seine ur¬ alte Benennung erhallen. — Der Nähme prolaps scheinet ohne Zweifel vom nahen Flusse Erlaf hergenommen zu fcyn. Das hier bestandene Römereastell wurde von den Fluthen der ausgetretenen Donau verschlungen. Noch bemerkt man daselbst altes Mauergetrümmer unter dem klaren Wafferstrome. Die Stelle des alten Xamsre, Molk, ist heute noch berühmt durch viele daselbst aufgefundene elastische Antiken. Zu Hürben bey Molk folgende Steinschrift: M. A. I-IL. 8V- LIOX. ^nn. I-. IIIp. 8peratus. krnico. I^ea. In Molk selbst lautet die Inschrift eines aufgefundenen Romersteines, wie folgt: 8V66L88V8. ILV. VL8IX^ OOXVIVI. L'ec. 8ibi. Lik. 8uccesriane>. I'ii. 6. kloinee. ^n. XX. Ilx. Von. Lei-Xes. 8er. s) s) OueUii Lxoeryt. genealoZ. p. Z56. lldilik. Luder. Xuitrir ex prediv. ILellio. illii^rala. x. 305 — 307. Auch auf der Stelle des heutigen herrlichen GöttweihS, auf dem alten Go¬ thenberge, wie ihn Schriftsteller des Mittelalters nannten, hat eine römische Donauburg bestanden, wie es die bey der StifteSgründung zu End« des Xt. Jahrhunderts daselbst ent- »->»» 270 "" Die ganz gleiche Inschrift will Lazius auch zu Pechlarn gefunden haben. Er gibt aber von Molk noch folgende an: ILLNIVS. 8LXXOXL. Dliles. 6ok. I. kl. LL. 8tip. VI. Xn. XXI. I-. Lsebivs. Lirttus. H. Lt. karsotss. Vivi. 1°. Eine zweyte inschriftliche Antike hat ebengedachter Hi¬ storiograph auch vom Kirchlein St. Peters außerhalb Pechlarn aufbewahret: DI. VLklO. DILI-LI. L. LOXOIXO. Ve- terano. Xn. IX. Lirmus. Lili. L. 0. s) kiro torto versetzen Einige nach Pixendorf, Andere aber in die Gegend um Kiendorf am Ausflusse des Perschlingbaches. Die beyden Nahmen Oitium und Lstium deuten mit ihrer Lage ganz offenbar in die Nähe des Kahlen berg es (DIons Letius) und der dazu gehörigen Vorgebirge. Der Ort Zeiselmauer (DIurus Oetii), die Festung des ce tisch en Ge¬ birges ist wegen vieler daselbst aufgefundenen römischen Mün¬ zen und Antiken, besonders aber durch die noch sehr kenntlichen Spuren alter, dicker, den Trümmern Carnuntums bey Pe¬ tronell ganz gleicher Mauern und Wälle — offenbar ein cl a ssi sch er Boden. Bey Traismaur heißt die äußerste Spi¬ tze der cetischen Vorgebirge heute noch: der Venus¬ berg, und die alte Sage verkündiget, daß daselbst einst ein prunkvoller Görtertempel gestanden sey. Man hat auch in jenen Gegenden viele Römerdenkmahle aufgefunden. b) F) Römerstraßen von der Stadt Virunum im Mittelnoriko durchs Bergland nach Ovi¬ la b i s hin. Unter allen Städten des M i t t e ln o r i k u m s ist ohne Zweifel das uralte eeltische Virunuin wegen des Zusam- deckten I'o-SD et valle, et Lnti^uL sAiüciL vel iäola ibt repert» bezeugten. Vit.L. Llimsuni. ker. Lerlxt. LttSir. r.I.col. 127, a) I-ariii, iit Lomment. keip. kam. p. zzg7_I ZÜg, — d) ckri»«- ä- laräan. Orig, SI-tv. r. II. x. m, gq _ es. Juvavia, r. 12 —16. >>»» 271 menrreffens so vieler römisch - norischer Hauptstra¬ ßen die wichtigste. Wenn man alle das norische Land durchkreuzenden Römerstraßen entweder auf der peutinge- rischen Tafel überschauet, oder nach Angabe des an to¬ nili ischen Reise buch es auf einer Landkarte bezeichnet und mit einem näheren Blicke betrachtetso wird überzeugend ersichtlich, daß das altceltische Virunum, woselbst sich alle von Süden oder Norden her das Land durchschneidenden RL- merstraßen vereinigen, in der M i t t e d e s M i t t e l n o r i- kums müsse gelegen seyn. Es versehen daher auch die sehr gelehrten Forscher vaterländischer Historie, Jordan und Scheyb, daß alte Virunum geradeweg in die Gegen¬ den des heutigen Zoll- oder Saalfeldes in Mittel- kärnthen. Auch wir sind dieser Meinung. Von dieser wichtigen Nabelstadt Norikums führten also zwey anfänglich ganz verschiedene Straßen durchs Bergland fort ins Ufern ori- kum zur aurelischenColonialstadtOvilabis hin. Auf derTafel Virunum. XX. .... Auf dem Zollfelde. Dlatucsium. XIII. . . . Zwischen den Wässern. Ort zwi¬ schen St. Veit und Friesach. Norela. XIV. .... Neumarkt in der Steyermark. Vircellls aä kontern. IX. Brücke über die Muhr bey St. Jorgen. lartusains. X. . . . Manthen bey Unterzeyring, Surontlo. XV. .... Rstenmanner Tauern. Ltiriate. V Bey Strechau. Oabromagi. VIII. . . . Lietzen. Lrnolalia. XII. .... Spital am Pyrrn. lutastione. XI In der Klausen. Vstonianis. XI Pettenbach. Vvilia WelS. 272 Im Reisebuche: Viruno XX Auf dem Zollfelde. Osnstslicss. XXX. . . . -Hüttenberg. Mlonatc. Nach einer andern Leseart: Montaus XVIII. . . . Judenburg. Labatinca XXX. . . . . Bey Kraubath. Oabroinagi XX.. . . . Lietzen. I'utastionc XX. .... In der Klausen. Ovilabis. Wels. Ueber diese höchst wichtigen celtischen Straßen Nori- kums bemerken wir vor Allem vom Hauptorte Vieunuin Folgendes. Suidas nennt diesen Ort ganz bestimmt 7roX/5; und erzählt von der Entstehung dieses Rahmens fol¬ gende uralte Sage: Xoricos a^er, clivinitus iruinis- sus, agros vastsbst; <^ucm cum rnulti invaäercnt, uiliil xroüciekant, tloncc czuiüam eurn prostralum in kiumeros sustulil: cujus inocli kaloula et 6e Oal)llone rckcrtur. OuM autern Xovici sua voce exclammasscnt Vi r unus, -rou?' urks Virunum est gppellata, 7roX/§ a) Der Nähme Vvwnisnis hat mit dem Ortsnahmen Pettenbach einen ziemlich übereinstimmenden Klang. Jener Ort scheinet seinen celtischen Ursprung von selbst zu verrathen; da es höchst wahrscheinlich ist, daß man ehevor Vcttornag, Vetto- rnag^ kktteuiugg gesprochen habe, woraus nach der leichten Verwechslung der Buchstaben ?. L. V. endlich das latei- nisirte Vetomans^ Vetornanis, Vetonianis entstanden ist« lutastio, oder besser: lutatic, zeiget von selbst eine enge Schlucht, einen Paß, eine Klause an, wie die Ge¬ gend: in der Klausen am Flusse Steyer auch wirklich ist. Die folgenden drey Ortsnahmen scheinen uns _ hier a) Luläa,. ia Vooe, 8^0U^/0>'. 273 hier nicht in der gehörigen, ursprünglichen Ordnung erhalten worden zu seyn. Offenbar paffet 8tiriste besser in die Gegenden jenseits des celtischen Pyrenberges, wo die Steyer fließt. Lrnolstis sagt dem Nahmen Lietzen, Lützen, besser zu; wornach Osbrornagurn wohl herein in das obersteyersche Paltenthal in die Gegend von Rottenmann dürfte gesetzt werden ? ? Uebrigens ist es auf den ersten An¬ blick ersichtlich, daß die hier angegebene und aus dem an to¬ ni nischen Reisebuche entnommene Straße von jener der p e u t i ng eri schen Tafel größten Lheils abweiche, und daß sie ihren Zug durch die heutigen steyermärkischen Thaler der Muhr rind der Lissing nehme, aus der letztem Gegend dann in das Paltenthal übergehe, und sich daselbst in dem Orte Lsbromsgi mit der Tafelstraße vereinige. In allen Gegenden, durch welche diese Straßen gehen, hat man inschriftliche Römersteine und Antiken gefunden, Beweise von römischen Ansiedlungen, und folglich auch hinlängliche Abzei¬ chen, daß dieselben mit anderen belebten Römerorten in Stra¬ ßenverbindung gestanden seyn müssen. Dieser wichtige römi¬ sche Heerweg hat sich gleich anfänglich von der Glan in das Görtschitzrhal hinübergewendet, und ist am selbem Flusse fort zu den ältesten ta uriszischen Eisenminen nach Hüttenberg und Silberberg fortgegangen. Folgende urschrift¬ lichen Denksteine bezeichnen uns die Spuren dieser Straße. Zu Wieting eine altrömische Ara mit vielen Siglen, von welchen aber nur mehr folgende ganz leserlich sind: Xug.^ur. ^quils. Li. Xur. Llsvisnus. 8scerclot. kosuerunt. Zu Hüttenberg in der Kirche: M. IVVLXHV8. Vi- VLXV8. V. I'. 8I1ZI. Li. Oustsvni. 8enuci. L. Hx. Op. Lr. ksswri. L. — X. VII. Ebendaselbst: v. lVl. Ibusiuus Älosgsito. Lt. ckulis. Ingenus. Vi. 16. L S 8ib>. Lt. - s Ltzuro. Lilio. L. 6. ^Vnn. XXX. Li. Ingenue. 6on. a) ») Eichhorn. Veyträge. Thl. H. x. 64 — 65. 18 274 »<-«- In der Gegend von Silbcrberg sind gleichfalls römische Antiken aufgefunden ivorden. Von diesem Orte und der Gört- schil; hinweg hat sich dieser uralte Römerweg entweder über Falbach hinan zwischen der Serbizalpe und den Quellen der Lavant hinüber in die heutige Steyermark nach Obdach, und von da über Weißkirchen nach Judenburg an die Muhr hin gewendet; oder sie verfolgte ihre Richtung bis an die Quel¬ len der Görtschitz, und kam zwischen den heutigen Ortschaf¬ ten Neumarkt und Unzmarkt ins Murthal hinaus, wo sie sich dem Strome nach aus Judenburg hinzog. Die zuerst an¬ gegebene Richtung aber scheinet uns die gewissere gewesen zu seyn; weil alte aufgefundene Antiken zu Obdach und zu Weiß- kirchen die nahen Römeransiedelungen an den kärnthnerischen Granzmarken verrathen. Den weiteren fortgesetzten Zug die¬ ser Römerstraße an der Muhr fort erweisen abermahls mehrere zu Judenburg und in der Gegend von Knittelfeld entdeckte inschriftliche Denksteine und Antiken; so wie gleiche Alterrhü- mer die Wendung dieses Heerweges aus dem Murthale west¬ lich herein ins Lissingthal, und von diesem den Uebergang in die Lhnler der Enns und der Palte sattsam erweisen. Fol¬ gende inschristliche Römersteine bestanden einst zu Obdach, zu Weißkirchen und zu Judenburg: 1. 8XVKI8INX. I« »EM. Vueriu5. 6. r. 6. I . V. — 2. XVIlElO. OXMIVO. MU,. II. XvA. Xnn. XX. — 3. 6. OOI^VIO. NEOU. VIX. XM. I-XX. stnlia. Valen¬ tina. Iloerss. Oonsugi. Vientissimo. I'acienstum. krocura- vit. H. 8. L. a) Im Paltenthale in der Gegend von Treglwang, eine Stunde von Gaishorn ostwärts gelegen, befindet sich ein Rö¬ merstein hart an der Heerstraße an einem Bauernhause cin- gemauert mit folgender Inschrift: ÄlOlH'IVdi. ÄlXll lbarlu». iu llomment, ^^07 »»» 27ä DI^I.I. V. I?. 8ihi. ür. ÄIcIlLt!. Lonjugi. I. Xnn. XD. p. 6spitoni5. Eine halbe Stunde vor dem Dorfe Gaishorn selbst tragt annoch ein Dauernhaus und die Umgegend desselben die offen¬ bar römische Benennung In Xra (bey dem Tischler in Xra). Im Städtchen Rottenmann in demselben Thals hatte man vor vielen Jahren einen Römerstein, in welchem folgende Worte eingehauen waren: 2IX86IV8. IXXVVAXKI. Lk. Juliana. V« I'. I.» Lt. 6on8tituto. p. a) Einen anderen Römerstein von diesem Städtchen birgt Petrus Xffianus mit folgender Inschrift: 0. VXI/lüIllV8. 6. PVI.'I'IXIX. piiixis. Miles. I^ez. X. Va. kol. Xnn. XX. XII. 8tip. XI. 8ie. 8e. b) Auf der nächsten Posistarion von Rottenmann im Dorfe Lietzen im Ennsthale befindet sich ein Römermonument auf der südlichen Seite im Kirchthurme eingemauert mit folgender hier zuerst bekannt gemachter Inschrift: 8VI-. LL88X1V8. Ltt Xtigents. 6on^ Vi. p. Heute noch trennen sich die Heerstraßen im Orte Lietzen. Die eine geht dem Ennsthale entlang westlich fort; die an¬ dere windet sich dem Pyrrnberge hinan, und hinüber nach Oberösterreich. Den letzteren Gang nahmen nun auch verei¬ niget unsere angegebenen Römerstraßen; und gleich jenseits des Pyrrns im heutigen Orte Spital am Pyrrn weiß die uralte Volkssage annoch die Stelle zu zeigen, wo der alte Heidentempel gestanden sey. Da wir hier bestimm¬ te Römerstraßen verfolgen, so melden wir nur im Vorbei¬ gehen, daß die zu Radstadt, zu Schladming im oberen, zu Admont aber im unteren Ennsthale üufgefundenen inschriftli¬ chen Römersteine, desgleichen auch die inschriftlichen Monu¬ mente auf dem Pötschenberge, zu Ischl und zu Aussee ver- —* «) ürutei-, x. 807. u. 5. x. 880. n. q. — d) Detr. iblä. x. 392. .»»» 276 schiedene Seitenwege erweisen/ welche mit unseren im Ver¬ trage stehenden alten römischen Straßen/ von Virunum nach Ovilabis hin/ in sicherer Verbindung gestanden sind. Der auf der pe u t i n g e r i sch e n Tafel verzeichnete Nähme der Station/ 8urontio, trifft am besten in die Gegenden des Rottenmannertauerns, auf demselben/ oder an der süd¬ lichen Seite dieses Berges. Der Nähme Tauern selbst bezeichnet hier altceltische Bewohner. Mit diesem hohen Bergjoche beginnt gleichsam die Kette der altnori¬ schen Tauer»/ von der Mitte der oberen Steyermark angefangen / bis über die tyrolisch - salzburgischen Landmarken hi». Einige versetzen Surontio nach dem heutigen Markte Oberzeyring, indem sie auch diese letztere Benennung von der ersteren alteeltisch - römischen (Surontio, Sauring/ Zäuring) ableiten?? Auch in diesem Orte hat man römische Antiken gefunden. In der peu tingeri¬ sch en Tafel stehet der Nähme Noreia zwey Mahl verzeich¬ net/ und zwar beide Mahle mit dem gleichen Beysatze von XIII. Mil. ksss. Diese doppelte Angabe könnte auS Ver¬ sehen beym Abschreiben geschehen seyn; wahrscheinlich aber ist sie absichtlich und darum gemacht worden/ um anzuzeigen/ daß von Noreia aus nebst der Heerstraße nach Virunum noch ein anderer Weg auf eine andere nicht minder wichtige Stelle hingeführt habe. Uebrigens treffen die Angaben un¬ serer Quellen in der Entfernungsbestimmung der Stadt No¬ reia von Aquileja mit der Aussage Strabo's genau zu¬ sammen. Strabo zahlt von Aquileja bis Noreia 1200 Stadien/ welche nach römischem Schrittenmaße die in unse¬ ren Straßenverzeichniffen 45g i-gzz. geben. Wir ha¬ ben dieß schon an einem anderen Orte, in unserem altcel- tischen Noriko erwiesen; und die neuerlichen Entdeckun¬ gen des gelehrten Ambrosius Eichhorn führen uns fast in die¬ selben Gegenden der heutigen Granzmarken zwischen Karnthen und Steyermark. Man hat auf dem Ulrichsberge in Mittel- 277 kärnthen daS inschrifrliche Monument gefunden: N0I1LI,L. I81OI. lb'ecit. tl. Nrekonius. Und ein anderer Römerstein, auf dessen halbzerstörter Inschrift gleichfalls der Nähme Dorsis erschien, ist im Thale zwischen Pulst und Feistritz in der Nähe desselben Berges entdeckt worden. Wit Recht schloß man daraus, daß die alt¬ berühmte Stadt Noreia in denselben Gegenden müsse ge¬ standen seyn. a) Bey solchen beweisenden Andeutungen schwin¬ den wohl von selbst die früheren irrigen Angaben, welche das alte Noreia bald nach Villach, bald nach Nöring bey Gmünd in Kärnthen, oder nach Murau in die Sceyer- mark, oder nach Görz in die Gegenden unter den earnisch- ju lisch en Alpen versetzten. Bey dieser in dem Vortrage stehenden Stadt Noreia war es im Jahre 113 vor Chri¬ stus, daß dex römische Consnl Cnejus Papirius Carbo mit seine» erschrockenen Cohorten von den heranstürmenden C i m b e rn gänzlich ist geschlagen worden. Dieses N o - xeia ist eben dasselbe, welches zur Zeit des großen Ju¬ lius Cäsar von einem Heere tapferer Bojer ist berennet und vergeblich belagert worden. Ob es aber eines und dasselbe mit dem Noreia des Plinius sey? — ist schwer zu entscheiden. Dieser große Alte schreibt, nachdem er Völ¬ kerschaften und Städte zunächst unter den no risch - ju- lisch- und car irischen Alpen aufgezählt hatte. Folgendes: In Koc situ interiere per oraru Iramiue, Uellavu, kalsatium: Lx Veuetis Tlrtiua et Cseliua: Caruis 8egests et Ocra: l'auriscis Noreia! t>) Wenn man den ganzen Zusammenhang, in welchem diese Stelle stehet, aufmerksam und näher betrachtet: so ist es in die Augen springend, daß PliniuS hier durchaus nicht von einem Noreia oberhalb der no risch en Alpen, ») Eichhorn. Bryträge. Thl. tl. x. 37 -- ^3. — b) tU-m l- m. ciH>. tg. 278 «iti mitten im Lande Norikum gelegen, rede, um so weniger, da dieser Author von den eigentlichen Nori» kern undden Städten diesesLandstriches noch nicht gesprochen hat, und bald hernach erst Gelegenheit nimmt, be¬ stimmt davon zu sprechen; wo er dann von den n arischen Städten sagt: —- kiiLtis junguMur Norici. Oppiöa eorum Virunum, (üclciu, Isurunum, Aguntum, Vianiomina, Llautiia, Eluvium Lolvcnsc! a) Aus beyden Stellen erhel¬ let also überzeugend, daß Plinius sein zerstörtes Noreia der Taur isker nicht über die Alpen hinauf ins nari¬ sche Land versetzt habe. Das Noreia des Plinius war demnach unterhalb der no rischen Alpen gelegen, und ist eine Colonialstadt ausgewandeter Taurisk er, so wie Aemo na, gewesen. Wir haben ferner in unserem alt- celtischen Noriko dargethan, daß es vermöge der Zeiwerhältniffe des 113"» Jahres vor Christus, und vermöge des Hauptzweckes der ei m krischen Wanderungen und ihrer unmittelbaren Folgen durchaus nicht könne angenommen werden, daß Cn ejus Carbo bey einer unterhalb der norisch- carnischen Alpen in Italien gelegenen Stadt Noreia von dem Wolkenheere der Cimbern sey geschlagen worden. Es ist demnach das Noreia des Plinius vom Noreia in den Angaben des Strabo durchaus auch verschieden; und da das Noreia des Strabo seiner geographischen Lage nach mit u n se rer in der p e u ti n g e r i s ch e n T a fel zwey Mahl be¬ stimmt verzeichneten Stadt Norciu so genau zusammentrifft, so ist auch die gewisse Verschiedenheit unsers N o r e i a's von der gleichnahmigen zerstörten Tauri s k erstadt des Pli¬ nius hinlänglich erwiesen. Da nun Plinius sein Noreia zu seiner Zeit als schon zerstört versichert, und unser Noreia in der p eu trug erischen Tafel als noch im vierten Jahrhunderte bestehend angegeben wird, und diese Stadl s) klin. L. IH cap. 2». 279 hoch oben im n orisch en Lande, unferne der uralten karnth- nerischen Eisenwerke gelegen, mit dem Noreia des Strabo zusammentrifft: so ist es erwiesen, daß das uralte No¬ reia in den Gegenden der heutigen Gränzmarken zwischen Kärnthen und Steyermark gelegen gewesen sei). Das römi¬ sche Schrittemaß der p e u r i ng e r i sch e n Tafel weiset uns mit Noreia's Lage ganz bestimmt in die Gegenden des oberstcyerischen Neumarkts hin; a) allein nach Verlaufe so vieler Jahrhunderte, und nach so schrecklichen Stürmen, welche über'das no rische Land getötet hatten, wollen wir um einige Tausend kassus weniger — nicht streiten. Zur vollkommensten Bestätigung endlich, daß eine Römerstraße, an der unser Noreia gelegen war, über die Gegenden der heutigen mittelkarnthischen Städte St. Veit und Friesach ge¬ gangen sey, dienen auch die vielen Antiken und «.schriftlichen Römermonumente, welche man in jenen Gegenden aufgefun¬ den hat. ki) — Die von uns hier beschriebene Straße füh¬ ret der gelehrte Herr v. Pallhausen von Noreia (Neumarkt) über Viscellis (Oberwöls), 'lurtusanis (Donnersbach), 8u- rontiuru (Rottenmann), 8t)wiateL (Steycr im Stoder) und (badromagus (Windischgarsten) fort nach Ovilabis. Allein die hier angezeigten Stationen, Oberwöls, Donners- bach, Rotleilmann, — sind offenbar nicht der natür¬ lichste Weg; und selbst die Beschaffenheit der wilden Ge- s) Von diesem Orte birgt Imrius folgende römische Steinschrift: ll. 3Itl>1VLOdtIV3. Leetatir». Lt. Samduendururri. k. V. V. Libi. Lt. kesxecliUse. V. v. L. t. ltar irr comrirent. Nein «01». 1>. 12aa. Im Wirthshause des Plazvta zu Neumartt ist ein im Hofe cingemauerter Denkstein mit fvlgender In¬ schrift: Versnus. Lrmrni. Lt, sutis. Leeuncliria. Vrvi lece irrrrl. 8rbi. Lt. Leeuiirtrrrv, til. — .suri. XX. — d) I-n- commint. »«ix. Rom. I>. 123» — 1LSL. Eichhorn. Be.)tra. ge. B. 11 x. 60 — 63. »>»» 280 genden zwischen dem Ennsthale und dem Orte Oberwels wi¬ derspricht mächtig dem Gange einer alten Romerstraße. /r) Straße von Virunum nach Juvavum. Ein anderer Weg führte von Virunum aus nord¬ westlich auf die wichtige Römercolonie Juvavum hin, und verband mittelst dieser Stadt das M i t t e ln o rik um mit Rhätien und Vin deli cien. Von dieser Staße gibt die peutinge rische Reisetafel folgende Statipnen an: Virunuin. XlV. Mill. ?258. Auf dem Zollfelde. . Älatucmo. XIII. . . . Zwischen den Wässern. Delianäro. XIV. . . . Straßburg im Gurkthale. 'I'amssici. XIV. . . . Grades. Oraviacis. XVI. . . . Murau. In Iminurio. XIV. . . Tamsweg. In ^IpL. XVI Auf dem Radfladtertauern. XVII. .... Radstadt. Vocario Hüttau in der Fritz. OucuIIo. XIV. .... Küchel. ^uvavo. ..... Salzburg. Von den an dieser sehr wichtigen Heerstraße gelegenen Orten verräth der Nähme EucuIIis auffallend das heute noch in der Nähe von Juvavum bestehende Küchel. Dieses Ortes gedenket auch die Lebensbeschreibung des heil. Severi- nus mit der Angabe: Eustollum, cui erat LueuIIis vocsbululn. u) Die Ortöbenennung ^ni deutet offenbar auf eine Gegend am Ennsstrome, Kursus, in dessen Nähe auch das heutige, wiewohl erst im XIII^n Jahrhundert erbaute Städtchen Radstadr stehet. Die hierauf folgende Station i» führet den Leser, so wie den Reisenden, auf die Höhe eines dem Ennsstrome und dem alten Orte ^ui nahe gelege- s) in Vit. L. Leverin, Lsct. XII. 281 nen Ue b e rg ang sjo ch es, also ganz bestimmt auf die eiskalte Spitze des Rad stabt er tauern s. Der gewisse Gang dieser Römerstraße ist auch durch eine auf dem Radstadterjoche selbst aufgefundene römische Meilensäule eben so unwidersprech- lich erwiesen, als der uralte Nähme Taurn wieder altcel- tische Bewohner jener Landhohen anzeiget. Zuverläßig bestand schon zu Römerszeiten auf der Hohe dieses Lauerns eine taborna, ein Xenostoctiium, Ilospitium, Oiversorium zur Unterkunft für Reisende. Der fortgesetzte sichere Zug die¬ ses uralten Weges jenseits des Lauerns durchs Lungau, über die Muhr und in das Gurkthal hin — ist heute noch durch römische Meilensäulen in allen oben bezeichneten Gegenden, zu Tweng, Tamsweg, und im Gurkthale auffallend bezeich¬ net; a) so wie der Ort Straßburg im Gurkthale selbst, den alten Römer weg, Viam stratam, 8 tratam publi- lmm, als Burg an der Heerstraße, Lastollura aä Viani 8tratam, andeutet. Die jenseits des Lauerns ange¬ zeigten Stationsnahmen dieser Straße scheinen aber in der dermahligen ältesten Handschrift der p e uti n g e r isch en Ta¬ fel nicht nach ihrer ursprünglichen Ordnung ausgezeich¬ net auf uns gekommen zu seyn. Sie sollten wohl in folgen¬ der Reihe stehen: larnasicis. In Innnurio, Oraviacis; wor- nach lamasicis auf Tamsweg, In Iminnrio auf Muh¬ rau, und Oraviacis auf den Ort Grades zu stehen kä¬ me, welches den uralten keltisch en Ortsnahmen besser zu¬ sagte. K) n) Juvavia. I>. 54 — 55. Erst neuerlich hat man wieder einen römischen Meilenstein, in der Inschrift dem K. Sept. Se¬ verus gewidmet, auf der Südseite des Radstadtertauerns auf¬ gefunden, und zwar nicht auf der rechten Seite der Tau¬ rach, wo die dermahlige Straße gehet, sondern auf dec ent¬ gegengesetzten linken, zwischen dem abgebrochenen Paffe und der Breillahne. — t>) Juvavia. x. 54 — 55. a) 282 »T" Diese sind also die wichtigen Römerstraßen, welche von Virunnm, derHaup t st ad t des Mit r e ln o r i ku m s, in die Städte des Ufer land es und an die Donau hinab¬ führten. Virunum stand demnach mit Nord und Süd, mit Nordwest und Südost in pielbelebter Straßenverbindung. Nur allein gerade fort westlich scheinet es, dem Stillschweigen unserer Quellen gemäß, einer verbindenden Straße mit den wichtigen und uralten Celtenstädten des oberen Draurhales, mit l'eui nia, I-oncium und Aguntum zu entbehren. Stand also Virunum wirklich mit den genannten Orten in kei¬ ner Straßenverbindung? Das Stillschweigen unserer Itine- r a r i e n und der p e u t i n g e r i s ch e n Tafel erweiset nichts; dagegen spricht die geographische Lage des oberen Drauthales und Virunums zu laut dafür, daß diese Gegenden durch eine römische Straße in steter Verbindung gestanden seyen. Haben die uralten no risch en Gelten und ihre Besie¬ ger, die Römer, durch die schauerlichsten und wildesten ThalS- schluchten, und über die kalten, eisigten Tauern im weiten norisch - rhatischen Hochlande Durch- und Uebergänge gefunden, und überall daselbst wandelbare Wege gebahnet; wie sollten sie guS den nördlicheren Ebenen des mittleren Ländes nicht ins nahe Drauthal hinüber, und an jenem alt¬ benannten Strome weiter hinauf zu den Städten ihrer Stam¬ mesbrüder, der Ambidraver und Pyrusten, 'rournis, I-ouciupi und Aguntum gewandert seyn? Man hat überall im Drauthale, man hat dieß- und jenseits des Ossiachersecs inschriftliche Römersteine und Antiken aufgefunden. Was er¬ weisen sie anders, als Niederlassungen und wechselseitige Stra¬ ßenverbindungen aller in jenen Gegenden bestandenen Orte unter einander? Wir eilen nun, die noch übrigen wichtigeren Städte des Mittel- und Ufern orik ums zu bemerken, und die von denselben nach Vindelicien und Rhätien hingehenden Straßen, so wie wir von Vindobona, Sa¬ ba ria, Carnuntum, von Pctovium und A emo na ->->»- 283 gethan haben, darzustellen ; damic auf solche Weise das ganze Bild des allbelebten Norikums vollkommen auSgeführt vor unseren Augen dastehe. H Straßen von Iuvavum nach Vindelicorum Augusta. Auf der Tafel. llnvLvuill. XVI. Alill. kess. Salzburg. ^rtodrigs. XVI. . . . Artz, am Ursprünge der Traun. Nach Anderen: Laufen. Lo6ajuin. XVIII. . . . Bamburg. NachAnderen: Burg¬ hausen. ^cl Oenum. XX. . . . Ennsdorf bey Kraiburg. Andere: Oeting amZnn, Isuniscs. XII. .... Isen. Lrantanaium. XII. . . Brandstetten an der Ebrach. Ilruss. XIII. .... Roth am Inn. ^.buNacum. XVIII. . . Häpping bey Rosenheim. Lscons XX. .... Eschendorf. Lampaäunum. XVIII- - An der Isar zwischen Straßlach und Beyerbrun. Xavare. XXIV. . » , . lieber die Würm (Verras) bey Gauting. Hapis. XVIII. .... Moraiveis. Andere: Scheyring. Augusts Augsburg. Im Reise buche, üluvavum. XXXII. AI. k. Salzburg, Lo-iasuni. XVIII. . . . Bamburg. konte Oeni. XX. . . . Ennsdorf. Isiniscs. XXXII, . . . Isen. ^rnbram. XXXVII. . Drücke an der Amber bey Sun- derburg. -Augusta. ..... Augsburg. 6) Wege von Iuvavum nach Neldidena in Rhä c ien. Im antoninischen Reise buche. ») Ein Abzeichen der Römer auf der Stelle der alten Lenki» in der Gegend der heutigen Stadt Linz an der Donau ist folgende Steininschrift: L. r. cELLLritMVS. Ver. Lr. 5ul. Lxornw. sul. Lxor-uo. Lid. Lo». kil. Ob. Lnn. XX. Lr. Secun-iinio. c-tnäiäi-ino. Ls. Los. Lenerb. Vivi. r-ce- rum. - vrmer. t> 5ai. „ IO. Zu Passau in den ehemah- Ugen llnsrri, Lnlllvi» folgende Inschrift: SLcciVS. LLLVIk- VI«VS. Vet bex. 1'. LI,,!«-, t. Levero Lonu. Lsu-. Libi. bl. Seceio. Secuuäino. tilio. s.». Al!,xlmo. Ll. 284 (l Weg von I^aursacum nach Vnlckiclvnn in Rhatten« Zum Theile nach der antouinischen Reisetafel. Imursseum. — — — . Lorch. luöntia. — --- . . . Linz, a) 282 Nsrinianium. — — — . Marienkirchen an der Jhna. 8tcmscum.-. . Stein bey Engelhardszell. Loio6urum. —-. Innstadt Key Passau, kons Osni. XXXVIII.N.k. Ennsdorf bey Kraiburg. ^Ibianuni. XXVI. . . . Aibling. Ä-lssciacum. XXVI. . . Matzen bey Nattenberg. Velstickena Wilten. en) Weg von Ovilabis über Negi um nach Augusta. Nach dem Reisebuche. Ovilsbir. XVIII. . . . Wels. .lovEum. XVIII. . . . Zaufenburg. 8tsnucum. XX. .... Steina, kojockuruin. XXIII. . . Innstadt, (^uintisns. XX. .... Küntzen. tVugusta^ ^uZustis (vel. ^.ci- liu) XXIV. .... Atzelburg bey Straubing, keginurn. XX Regensburg. ^Kusina. XVIII. . . . Abensberg. VsIIatum XIII Wahl an der Ilm. 8umonlorio. XX. . . . Hohenwarth. ^ugurta Augsburg. er- Weg von Ovilabis nach Neginum auf der peutinge rischen Tafel. Oviliu. — — — . . < Wels. Älarinianum. XVIII. . . Marienkirchen an der Jhna. Leounäs. Kepot. 8ui». Vivi. kererunl, 9. Lnn. XXV. — I.srii Wienerische Chronik«, x. 6. Buch II. ketru, InscrPt. Vener. Vetust. p. aag. Oeklete , Lcripior. Uer. Soicar, r. I. p. 702. Dieselbe Inschrift schon um das Jahr 1300 vom Bernard dem Noriker abgeschrieben — siehe t'ctr- Lcri^l, rVustr. T. I. rot. 12I7. 28§ ketrensia. XXVII. . . . Osterhofen. Larvioclurum. XXVIII. . Straubing. kegiuin. . . . . . Regensburg, a) XI. Hauptresultat aus dem Ueberblicke dieser Straßenverzeichuisse. Aus diesem nach den vorhandenen Quellnachrichten für Norikum vollständig, und für Pannonien und Rhätien nur berührungsweise und mit Hinsicht auf die Hauptorte dargestellten Straßenverzeichuisse ist nun satt¬ sam zu ersehen, wie allseitig das norische Land von belebten Heer wegen zur Zeit des rö¬ mischen Besitzes durchschnitten gewesen sey. Daraus aber ergibt sich sowohl für das ganze Norikum, als auch für dessen Nachbarslande, Pannonien und Rhä¬ tien, das Haup trsfultat in zwey besonderen wichtigen Bemerkungen. Wenn wir die verschiedenen Straßen, welche von Norden heraus Ovilabis und Zuvavo durchs Berg¬ land nach Süden zu gehen, und jene, die von der gefeierten Colonialstadt Aqui leja aus nordwärts ins Mitteln ori- kum hinaufführen, verfolgen; wenn wir die Meilenanzahl derselben, nach den natürlichen, durch den Lauf der Flüsse und Thäler selbst schon bestimmten Richtungen, die entweder s) Ueber alle diese Straßenverzeichnisse sehe man: Itiner. Anto¬ niu. axNä 5cdoIUlrnle. LiniPEt. Lvclos. H. P, 592 — 597. Ullnln keutinA. Läir. in Ortelii liieatro Orkis. 1612. ciirist. clo loräun. Orig. Slavic. 1. II. k IH- x. 60 — 141. Juvavia. x. 12 — 26. Vincenz v. Pallhau¬ sen Abhandlung über Norikum, in den Abhandlungen der Akademie zu München. Jahrgang 1807. 287 größere Ausbeugungen und Umwege erfordern, oder vermöge der zu geringen Mcilenzahl geradezu keine zulassen, naher be¬ trachten: so ergibt sich von selbst folgendes Resultat. Die wichtigsten Heerstraßen, welche von Süden nach Norden zu Noriku in durchschneit en, treffen in der alten Celten- stad t Viru n mm zusammen, und sie theilen sich von die¬ sem Mittelpunkte aus wieder nach verschiedenen Rich¬ tungen hin. Virunum war also im Mittelnori ko zwischen Ovilabis. und Aquileja gelegen; und wenn man die kürzeste Meilendistanz von Aquileja her mit der Schrittezahl der Straßen, welche aus Ovilabis und I u- vavum herführten, zusammenstellet: so fällt die Lage dieses alten Viru nums in die classische Gegend von Klagenfurt und des sogenannten ZollfeldeS im heutigen Mittelkärnthcn. a) Diese sage wird auch durch die Zeichnung auf der pe uti n g e r isch en Tafel angedeu¬ tet, und ist durch aufgefundene inschriftliche Römersteine voll¬ kommen bestätiget worden, wie erst neuerlich ein gelehrter vaterländischer Geschichtsforscher erwiesen hat. t>) Betrachten wir nun noch auch die Nahmen so vieler an den beschriebenen Heerstraßen bestandenen Städte und Ortschaften, von Aqui- lcja bis Veldidena und Augusta; von Aquileja bis Ovilabis, bis Juvavum; von da bis Vindobo¬ na, Carnuntum und bis auf die uralte T a uri s k er- stadt Taurunum hinab; von Aq ui le ja bis Siszia und Sirmium, und bis Vindobona hinauf; — wie die wenigsten derselben einer lateinischen Abstammung gleichsehen; wie sie im Gcgentheile aus der Sprache der ur¬ alten Landesbewohner vor der römischen Unterjochung her¬ genommen seyn müssen; wie viele dieser Ortschaften und Städte wirklich, den Nachrichten der Alcen zu Folge, schon ») ve torclan. Ori^. Stnv. 1". II. k III. z>. 77 — ila ru — t>) Ambros Eichhorn. Depträge. I. Thl. I>. 5 — 6. -»->« 2II vor der Unterjochung bestanden haben und berühmt gewesen sind; erwägen wir ernstlich, wie die Romer es nie unterlie¬ ßen, jede durch sie selbst vollbrachte Anlegung irgend einer Stadt, oder die von ihnen ausgegangene Cultivirung einer Gegend laut zu verkündigen, und ihren Werken nach ihrer Sprache die gehörigen Benennungen zu ertheilen; beden¬ ken wir endlich, daß die römische Politik stets gewohnt war, nicht in öde, wilde und unkultivirte Gegenden, sondern in schon bestehende/ und ihrer geographischen Lage wegen wichti¬ ge Verbindungsstädte ihre neuen Colonien einzuführen re.: so wird unsere schon mehrmahls wiederhohlte Bemerkung voll¬ kommen gerechtfertiget: schon vor der Römer Unter¬ jochung standen alle wichtigeren rhätisch-, no- risch- und pannonischen Celtenstädte in beleb¬ ter Straßenverbindung; und in den dargelegten Straßenverzeichnissen erscheinen die uralten rhätisch-, no¬ risch-pannonischen Celtenwege, wenigstens zum Theile, ganz sicher wieder. XII. Andere uralte Verbindungsstraßen, wel, che in denJtinerarien und auf der peutin- gerischen Tafel nicht angezeigt sind. So sehr wir aber auch Norikum durch vielbelebte Heerstraßen mehrseitig durchschnitten, und mit Rhälien und Pannonien in Verbindung sehen: so lassen uns die wenigen vorliegenden O.uellnachrichten / die peutingeri- sche Tafel, dieJtinerarien, und die großeReichs- beschreibung, die Xotitia iM^iLrii oriontalis 6t occi- Zentalis, über einige no risch - pannonischen Gegenden doch noch im Dunkel, welches wir daher aus anderen spre¬ chen- >>»« chenden Römermonumenten, oder nach Wahrscheinlichkeitsgrün¬ den erhellen müssen. Wir führen zu diesem Zwecke zuerst alle Ortschaften in Krain, in der Steyermark, in Karnthen, Oester¬ reich und im Salzburgergebiete nahmentlich auf, in welchen entweder Monumente römischer Kunst, Münzen, oder in- schriftlich sprechende Römersteine aufgefunden worden, oder dermahlen noch vorhanden sind; woraus wir dann über an¬ dere im Nori ko allfällig bestandenen Verbindungsstraßen die weiteren begründeten Schlüffe vortragen werden. Und zwar, man hat römische Antiken jeder Art gefunden, in Krain: zu Auersberg, Bischofslak, Freudenthal, Grosdorf, Gurkfeld, Haselbach, Jgg, Kaltenbrun, Krainburg, Lack, Laas, Laibach, Mokriz, Oberlaibach, Podlog, Preserje, Ratmanns¬ dorf, Schischka, Sittich, Wiher. a) Zn Karnthen: zu Altenhofen, St. Andra im La- vantthale, auf der Choralpe, St. Daniel im Möllthale, St. Donat, Feldkirchen, Fresnitz, Friesach, Gmünd, im Glan- thale, in Hüttenberg, St. Johann bey St. Veit, Klagen¬ furt, KleintarfiS im Kanal, zu Leoben im Katschthale, zu St. Leonhard' im Lavantthale, zu St. Leonhard unter dem Loibl, auf dem Lurnfelde, zu St. Michel bey Wolfsberg, zu Moln, zu Möderndorf, zu Ottmannach, zu Paternion, zu St. Paul im Lavantthale, zu St. Peter im Holz, zu Pulst, zu Reiffach im Geilthale, zu Safnitz, Spital, zu Ober- undUn- tertarfis, zu St. Veit, Vellach, Villach, Wietina, Wolfsberg, d) In der Steyermark: zu Admont, ArnfelS, Aus¬ see, Pischelsdorf, Cilly, Eckersdorf, Freyberg, Feldbach, Feld¬ kirchen, Friedberg, Gaishorn, Gamlitz, Geisthal, Gleistorf, Gratz, Hainersdorf, Hartberg, Hoheneck, St. Johann bey Herberstein, St. Johann am Draufelde, zu Hadi», Juden- s) LcUocnteb. »lt klarniol. p. 215 — 226. — 6) Me« Mer. Gesch. v. Karnthen. i>. 138 - 144. cdswnt- eon,. Gx^/.xX/corr/L'. k- 135 — 142. 9 2^0 bürg, Kleinsulz auf dem Gratzerfelde an der Muhr/ Kaindorf/ Kollhof, Kötsch, Leibnitz, Leysberg, Lietzen, Leoben, Marburg, St. Margarethen bey Knittelfeld, St. Martin bey Pettau, Möting am Dranberge, Muhrau, Neumarkt, Obdach, Pettau, St. Peter bey Lilly, Pfannberg, Podverch, Pöllau, auf der Petsche», Radkersburg, Radegund, Riegersburg, Rohitsch, Rottenmann, St. Ruprecht an der Raab, Saaneck, Sachsen- felv, Schladming, Semriach am Berge Schockt, St. Ste¬ phan bey Gratz, Straß, Straßgang, Stalthofen, Stuben¬ berg, Triebendorf bey Muhrau, zu Tüffer, Sr. Veit, Voits- berg, Waldstein, Walkersdorf, Weißkirchen, Weiz, Weyer, Windischfeistritz, Windischgrätz. a) Im Salzbur gischen: zu Antering, Aigen, Ber¬ nau am Chiemsee, Diessendorf, Dürrenbach bey Hallern, Feld¬ kirchen am Saalfluße, St. Georgen bey Laufen, St. Ger¬ traud im Lungau, Hallein, Hasenbach bey Taxenbach, Hüt¬ tau, St. Maria, St. Michel und Mauterndorf im Lungau, Maxlon, Oberalben, Rastadtertauern, Saaldorf, Salzburg¬ hofen, Seon, Surr, auf der Taferneralpe, Tamsweg, in der Taurach, Thalheim, Tiltmonning, Tweng, in Wer- ' fen. b) In Oesterreich und an dessen östlichen Gränzen: zu Bruck an der Leitha, zu Esing, Enns, Enns¬ eck, St. Florian, Friedorfing, Geresdorf, bey Gmunden am Brennhügel, Gollaken, Goboltskirchen, Goppoltshofen, Gum- pendorf, Hürben bey Molk, Ischl, Killersdorf, Köppach, Kirch¬ berg, Kremsmünster, Kirchheim bey Ried, Lambach, Linz, Mattighofen, St. Barbara bey Mattighofen, Maur, Mau- ter», Molk, Mondsee, Naukirchen, Nudersbach, Neukirchen im Steinfeld bey Neustadt, Pachmannig, Pram, Pechlarn, ») Kindermanns Beyrräge. I. B. p. 149 — 15Z. H. B. ?- LI — 73. vlrie. cbemoir. ldtä. p, Hg — 1ZZ. — d) JU- vavia. x. 24 — 43. 291 s<*t- Petronell, Schottwien, Schivanstadt, Steinbach, Stein am Anger, Trasmaur, Tulbing, Tulln, Vöcklabruck, Vöklamarkt, Vösendorf, Wels, Wien, WildShut, Weimieting bey Schär¬ ding. a) Neben den in verschiedenen Gegenden aufgefundenen rö¬ mischen Monumenten jeder Art gibt uns auch noch die Topo¬ graphie einige Mittel an die Hand, wodurch, selbst bey Ab¬ gang aller schriftlichen Quellnachrichten und römischen Anti¬ ken, dem Gange alter Römerwege immer mit einiger Zu- verläßigkeit nachgespüret werden kann. Die alten Ortsnah- men Täfern, Tafernshofen, Zaber n (vom römi¬ schen latwrna abgeleitet), Meiling, Meilenhofen, Meilendorf (vom lateinischen Milliaro, Ooluinna milli- aria), Spital (von cklospitium, Xonockocüium, Divev- soriuiri), Stillarn, Weghaus, Weghof, und be¬ sonders die alten Orte: Straß, Straßen, Stra߬ gang, St raß Hof, Straßkirch, Straßburg, Straßberg (von Viarir stsrnero, Via 8trata, 8trata xublica), geben fast immer einen untrüglichen Fingerzeig, daß durch dieselben, oder nächst an denselben eine Römerstraße vorbeygezogen sey. d) Zu Bernau am Chiemsee wurden rö¬ mische Alterthümer, und gleichfalls wurden auch römische An¬ tiken im oberen Salzathale bey dem Orte Dapenbach auf¬ gefunden. Sehr wahrscheinlich führte also ein näherer Weg, als die oben bezeichneten, am rechten Ufer des JnnstromeS .._ 19 * s) Olrio, Lllemnir. idick. 110 — 11z. Oariiis. Wiener-Chro- nika. x. 5 —' 22. Oe loräan. idiä. x. 69 — 71. x. 111 — 112. Fr. Kurz. Beytr. Thl. III. Vorrede, ka^m. vusilii. Lxcerpka. 6enesl. x. 303 — 311. Philip. Huber, ^ustr. ex Lrclliv. Lleilio. Ulnskr. x. 305 — 306. Die meisten das obere Pannonien und Norikum betreffenden Inschrif¬ ten römischer Denksteine findet man auch in Oarii Lammen- rar. keixnkl. Homan. O. XII. x. 1046 —1315 — 6) Pall¬ hausen, Laloaris. roj>oZr»xdia. x. 16 — 17. 292 über fflssciaaum (Matzen) nach Volckistonn (Wiltau): oder es leitete ein Weg an der Salza hinauf, und über die hohe Gerlos ins Zillerthal, von demselben an den Inn, und fort nach Valckickena hin. —? Von der hohen Gerlos an wollen wir jetzt die hohe salzburgisch-, tyrolerisch-, kärnthnerisch- und steyermärkische Gebirgskette der uralten norischen Tauern ver¬ folgen. An der südlichen Seite der Tauern haben wir oben vom uralten l^oinium weg die römischen Antiken am Jfsel- thale hinauf bis an den Fuß der Tauern selbst verfolgt, und auch jenseits derselben im Salzathale das Bestehen altrömi¬ scher Monumente bekräftiget. Wer sollte nun wohl glauben, daß nicht schon aMeltische Steinbock- und Gemsenjäger das Joch des sogenannten Felbertauern erstiegen, und den Ueber- gang aus'dem Jsselthale in jenes der Salza erspähet haben? Wo man heur zu Tage weiter östlich über den Fuscher-, Rau- riser-, oder Heiligenbluter - Tauern von Salzburg ins finstere Möllthal Kärnlhens übergehet, leitet der Weg gerade in die goldreichsten Schluchten dieser ta uriszisch en Gebirge, der Pasterze, des Goserads, des Klobens, der Goldzeche, des Mü- nichberges u. v. a. In dem Schooße dieser Tauern war aber ja nur ein Theil der uralten tauris zischen Goldgruben. Von den Heilbädern der Gastein leitet auS dem Thale Beck¬ stein durch das Anlaufthal über die Wimmeralpe und dem Hoch-, Naßfelder- oder Korntauern ein Weg nach Malnitz in Kärinhen, und von dort ins Möllthal hinaus. Noch heute trifft man an der nördlichen Seite dieses Tauerns Ueberreste vom alten, nach der Volkssage genannten Heide nw ege in einer Breite von 22 Fuß, mit großen Granitstücken ge¬ pflastert, von hohen aus der Thalstiefe ausgeführten, nun¬ mehr zertrümmerten Mauerwerken unterstützt, — aus den wenigen Abzeichen noch die Idee eines wahren Riesenwerkes erweckend. ») Aus dem Drauthale von Lontium über den s) Koch - Sternseld. Die Tauern, x. ioz. Ueber Straßenbau, x. 9- — Auch am Mirrbach an der Ache hinauf gegen dem 44» s 293 °*" Zselsberg in das kärnthische Möllthal her haben wir oben von einem gleichen Ueberbleibsel eines gepflasterten Heer¬ straßenstückes Meldung gethan. Wer mag es verkennen, daß diese beyden Ueberbleibsel die sicheren Abzeichen ehemah- liger Römerstraßen seyn, welche über den Korntauern und Sus dem Drauthale herüber gehend sich in dem heutigen Orte Obervellach im Möllthale vereiniget haben. — Gehen wir an der Kette dieser no rischen Tauern noch weiter öst¬ lich fort bis zur severischen Meilensäule auf der kalten Höhe des Radstadtertauerns. u) Vom südlichen Fuße dieses Urber¬ ges weg wendete sich die von uns oben aus der theodosia- nischen Tafel dargestellte gewisse Römerstraße gegen Osten, und ging eine Strecke nach dem Muhrfluffe fort. Vom Orte Mauterndorf im Lungau aber, wo sich die ebengedachte Rö¬ merstraße über St. Gertrauden, woselbst sich wie zu Tweng eine römische Meilensäule befindet, nach Osten zu wendete, ging zuverlaßig noch ein anderer Römerweg nach Süden zu, westlich am alten Schlosse Mosheim vorbey durch den soge¬ nannten Schindergraben herab über das Moos, in welchem man annoch ganz genau die trockene Strecke dieser alten Straße bemerken kann. l>) Dieser Weg setzte dann über die Muhr, und ging Pischelsdorf zu hinauf nach den Büheln. Von hier zog er sich auf der östlichen Seite des Krümlertauern soll man bedeutende Ueberreste einer Römer- siraße bemerken. — s) Die Hohe aller dieser Tauernjoche von der Meeresfläche ist folgende: Rottenmanner - Tauern — 500V'; Nckd- stadter-Tauern — 6000'; Naßseider- oder Korn- -Lauern — 8000'; R a u r i s e r - T a u e r n — 8058'; Vel¬ ber . Tauern — 7000'. — b) Das ganze Lungau ist vorzüglich reich an römischen Alteckhümern. Von Strecke zu Strecke stößt man auf Monumente der Römer. — Vier- lhaler, Reisen durch Salzburg. z>. 61 — 62. 294 Lausnitzgrabens sachte den Berg hinan, über die Ang er - oder T a f e r n e r a l p e key den Hütten vorbey bis auf die niedrigste Senkung des hohen Bergrückens, welcher Salzburg von Kärnthen scheidet. Von derselben Hohe ging dann die Straße jenseits fort nach St. Georgen, einer Filiale zu St. Peter im Katschthale, hinab ins Thal,"hinaus nach Gmünd an die Ließer, und von dort ins Drauthal zur altcelti- schen Stadt Teurnia hin. Noch heute heißt der nörd¬ liche Theil dieser Seitenstraße im Lungaus: der Römer¬ weg, oder der e n t e r i s che Weg (d. h. der Weg, der e h e war; von ehender, ehnder), und der Zug desselben ist vorzüglich zur Winterszeit noch auffallend kennbar. Viele in den Gegenden dießseits und jenseits des Katschberges sufgefundene Römerdenkmahle bestätigen annoch den Gang die¬ ser alten Straße. Auf der sogenannten verschnittenen Baum¬ tratten im Lausnitzgraben hat man eine römische Meilensäule, deren Inschrift den Nahmen des großen Imperators Sept. Severus führte, aufgefunden, dieselbe nachher im Dorfe St. Margarethen bey Grangglerbauer aufgestellet, und vor nicht gar lange nach Salzburg überführet. Von anderen Rö- merdenkmahlen aus den Gegenden des Lungaues zu Mautern- dorf und St. Michel nichts zu melden, u) zeuget der Näh¬ me Taferneralpe sehr auffallend den Gang einer Römer¬ straße an. Zuverläßig hatte diese Höhe von einem auf der¬ selben gestandenen römischen Tenodochio, Diver¬ sori 0, von einer labsrrm die dermahlige Benennung erhalten. Zu Leoben im Katschthale fand man einen inschrist- lichen Römerstein, und zwey andere befinden sich annoch zu Gmund an der Liser, von welchen der eine, ein Grabstein in der Mauer des Kirchhofes folgende Inschrift trägt; Subinise. 8Lvor>nse. I-. ^ucunclS. Xu. XZ. Labiums klocamus. s) Carinthia. Jahrg. 1819. Stück 18. »»-> 295 Ä-SL'L» Oonjugi. ^iontipimse. Lt. 8ik>i. Lt, OrsoaiuL. Lt. Xzwilü Lt. kuto. I'ZIis. g) Es ist ganz natürlich, daß diese Römerstraße nicht im genannten Orte zn Gmünd aufgehört, sondern daß sie durchs Liserthal fort auf den elassischen Boden des L u r n- feldes an die Drau hinausgeführt habe. Der gelehrte Ver¬ fasser der vortrefflichen Nachrichten über die Stadt Juva- via vermuthet nicht ohne Grund, daß von dieser unserer er wiesenen Römerstraße aus dem Lausnitzgraben noch ein ande¬ rer Weg östlich fort durch den sogenannten Bundschuh über die Stangalpe gegen die Reichenau und in das kärnthnerische Gurkthal hinüber geführet habe, b) Kehren wir auf der vorher beschriebenen Nömerstraße noch einmahl über die Taferneralpe nach Lungau und über den hohen Radstadtsrtauern ins oberste Ennsthal nach Radstadt zurück. Wir haben oben gezeigt, daß vom Paltenthale her eine Römerstraße in den östlichen Theil des Ennsthales über¬ gegangen. sey, und vsm Orte Lietzen weg sich nordwärts über den Pyrrnberg nach Oesterreich gewendet habe. Von den Ge¬ genden zu Lietzen, von RotlenmaNn und Treglwang im Gai- sarwalde des Paltenkhales erweisen sich steininschriftlich römi¬ sche Ansiedlungen. Man hat aber auch zu Radstadt und im uralten Markte zu Schladming inschriftliche Römersteine ge¬ funden. Der letztere Stein trug folgende Schriftzeichen: 6. L. L0. 6. v. O. 6. I-. VIV8. 8. .4. X.I. V. I. XX. X. c) Sollen nun wohl diese westlichen Ansiedelungen der Rö¬ mer zu Radstadt und Schladming mit den östlicheren dersel¬ ben im Enns- und Paltenhale in keiner Straßenverbindung gestanden seyn? Zuverlässig durchzog also auch eiue alte Rö- a) Zuvavia. p. 53. Carinthia. Jahrgg. 1820. n. ^5. — b) vavla. 53. §. 62. — c) i» commcnt. koij-. »om. x. 12»4. »»»s 396 merstraße den westlicheren Thell des romantischen Ennsthales zwischen dem Orte Lietzen und dem Markte Schladming. Uralt ist die Volkssage im oberen Enns- thale, daß daselbst zwischen dem Mitterberge und dem Orte Jrdinng eine alte Stadt gestanden sey. Wir erschließen aber noch mehr. Von dieser Straße des Ennsthales ging auch noch ein Seitenweg durch die nördlichen Salzberge über die Orte Äusser und Ischl, und führte den Wanderer aus den nori sch en Hochgebirgen in die Ebenen der Donau hinab, und zwar fast ganz nach der nähmlichen Richtung, wel¬ che heut zu Tage noch die sehr belebte Heerstraße beobachtet. Uralt ist in diesen Gegenden der no rische Salinenbau durch die hier seßhaften Hallonen, und das römische Alterthum dieser genannten Ortschaften wird durch inschriftliche Monu¬ mente bestätiget. Zu Ischl liest man folgende zwey Inschrif¬ ten römischer Steine: O. N. 8L6VNVINV8. N. V. H. 8ta. lese. Vo. Vret. --— — —- H0NXXV8. ülitlurni- O. Vius. 8ib. Lt. komsnso. ^r- ganoniw. Onn. G. A.n. OXXX. L. AI. u) Offenbar mußte von Ischl die Römerstraße über den Pöychenberg herein nach Aussee geleitet haben; denn auf dem gedachten Berge hat man einen Römerstein mit folgender Inschrift gefunden: v. AI. 6. O^AH>KI0lV8. O^V8?I- AlV8. Veroniilee. Ooniugi. Os. 8e. Oz>timW. Alsriteo. Ok. O. O-ruslinW. Oil. Mn. XII. O. 6. I. II. O. Ml. 8. li) Die weitere Richtung dieser Verbindungsstraße über die Klachau ins Ennsthal hinaus mag nun kaum mehr bezweifelt werden. Wir verfolgen aber noch ausgedehntere Schlüffe. Im St. Blastenmünster des Klosters Admont im östlichen Theite des herrlichen obersteyerischen Ennsthales zeigte man ehemals zwey inschriftliche Römermonumente: 8O6VMV8. VOULMI. O. OL. Secunäa. OalvenU. Oil. V. O. 8ilü. s) Lariu,. ldiä. p. 1244. — k) Larlus. ibiä. j,. 1241. 4 A 297 Lt N, mo. I^I. G. — III'V. KI?MI. V. r. SIVI. Lt. Vistormne. 60». O. Xn. I^X. Ul Ilara. Ittunis. I'il. G. Xn. XXX. s) Auch diese Römeransiedelung im östlichen Ennsthale muß mit allen anderen im höheren Ennsthäle, und mit jenen im Paltenthale durch gangbare Wege, wenn auch durch Saumwege, verbunden gewesen seyn. Eine Strecke von Ad¬ mont östlich treten zwey hohe Felsenberge dermaßen nahe zu¬ sammen, daß sie das Thal, so zu sagen, schließen, und de» schäumend tobenden Fluthen des Ennsstromes nur eine sehr schmale sechs Stunden lange Kluft zum Durchgänge offen lassen. Sollten nun wohl die uralten Bewohner des Admont- thales nur mit den römischen Ansiedelungen im Süd und West in Verbindung gestanden, und gen Ost und Nordost von allem weiteren Zusammenhangs mit bewohnteren Gegen¬ den abgeschnitten gewesen seyn? Vom Orte Admönt weg mochte wohl schwerlich eine gewöhnlich gewanderte Straße nach dem Ennsstrome hinab ostwärts fortgeführet haben, so weit, bis die Enns den hohen Felsenberg Buch stein, und dessen sehr weitläufigen Vorgebirge umflossen, und sich dann gerade gegen Norden gewendet hatte. — Aus dem Admont- thale war bis zu dem Punkte, wo sich der Ennsstrom nord¬ wärts wendet, ein viel näherer und bequemerer Weg über den nahen Buch a u e rberg. Es konnte natürlich auch nicht lange verborgen bleiben, daß man durch jene weite Waldge¬ gend am Ennsstrome fortwandelnd gerade hin zur uralten Stadt I-uuroacurn kommen konnte. Ja dieser Weg mußte um so eher bekannt und betreten werden, als zweifelsohne die Eisenminen in der Reichenau und zuverläßig auch im heutigen steyermärkischen Erz berge der sehr bedeutenden römischen Waffenfabrike zu Laureacum ihren Ursprung und ein langes Fortbestehen gegeben haben) wornach dann eine A) I-Lrius rblci. »»»i. 298 ununterbrochene Straßenverbindung am Ennsstrome vom Ufer- noriko herein in daS waldigte Bergland Statt haben mußte. Nach Anzeige des an toni nischen ReisebucheS führte ein alter Römerweg aus dem Paltenthale hinab ins Lis- singthal, und aus diesem ungefähr beym heutigen St. Michael an der Lissing hinauf ins Muhrthal. Vo dem mittleren Theile des Muhrthales melden weder-unsere Itinerarien, noch die theodosische Tafel etwas vyn einer dasselbe durch¬ schneidenden Römerstraße. Römische Monumente und Antiken von den Gegenden des oberen MuhrthaleS sind erwiesen. Es yerrqthen aber auch zahlreich aufgefundene Römerstcine be¬ trächtliche römische Ansiedelungen im mittleren Theile des Muhrthales. In der heutigen Stadt Grätz bestehen Römer- monumente mit folgenden Inschriften: 1. 6VXOIVV8. ÄI0L8I« kotenlis. litiuni. I'r. 8ik>i. Lt. 8urise. (lanj. Optimee. Xnn. XX. Ilt, Ops-onli. — 2. 0. VVL0XIV8. ÄlVHII^is. V. I?. 8ibi. Ll. kroculoise. Lraolaoconi. Xnn. XXX. Lt. 6. vuronio. Vrsi. Xo. I^ann. XX. — Z. LLI^IVL.0. LIL^LOXIS. k'. ^un. I-XX. Lu ^tsonutse. Malsonis. L, llonjuAi. Xnn. IX. Lt. I'avinL. L. Xnn. XXX. Ll 6Iauüise. Lanonm. Xnn- VIII. s. L. 6. — 4. VLLLLLO. 6L6VLVXL. Lt. Deus. Ilsae. Itulise. 6on. Lt. ^.ngulato. L. Xnn. X. — 5. M LL. LLLLkTVR V. L. 8IVI. Lt. Loni-e. Lot- tionis. Lil. L. n. 6. — 6. IX8L(ZVLX8. 8LXILI8. Illi?, Lousoria. lovina. V. L. 8ibi. Lt. InKanuse. lerli. I'. Insorzuentis. Alatri. Lt. Äluximiuno. Maxirni. L.Vilrioo. Fünf Stunden unterhalb Grätz, zu Wildon, befindet sich in der Kirchenmauer ein Römerstein mit folgender In¬ schrift : 6. 8LiVlI?L0XI V8. 8urnminus. V. I?. 8il). Ilt» Klusav. Hx. IÄ. krimo. Lil. Xn. VIIII. Wie viele der römischen Monumente jeder Art auf dem heutigen Leibnitzerfelde am rechten Ufer der Muhr unter Wü- don gefunden worden sind; wie viele derselben im dortigen »»»s 299 Schlosse Oberleibnitz annoch bestehen, ist allgemein bekannt, s) Sollen nun diese zahlreichen Römeransiedlungen in den para¬ diesischen Ebenen des mittleren Muhrthales nicht auch mit den oberen höheren Gegenden in einer direkten Straßenverbin¬ dung durchs ganze Muhrthal fort gestanden seyn? und dieß um so mehr, da man auch in den Gegenden der heutigen Städte Leoben und Bruck römische Denkmahle gefunden ha¬ ben will. Die Inschriften dreyer römischen Denksteine, von welchen Petrus Apianus und Ulrich Chemnitz behaupten, sie seyen in Lcclesiu 8. Viti in Muerpocken, In WitsperA gefunden worden, gehören fast sicher in die Gegend des Veits- berges bey Leoben. Die Inschriften sind folgende: I. L. MIMI- 810. o. I-. ckünuario. Lt. 0. Mimisio. Orsconiss, ^n.X. Mosieua. v. 8eckili. — L. 8-4.I'VXIV8. VLKIXV8. ^VO. 8ecunckin-L. Ve. 8e. — 3. 8LX1I. 0. ^?^I-VM- LI. Lt. Materna. 6. V. I?. 8. L) Zuverläßig war also schon zu Römerzeiten jene öde dunk¬ le Waldschlucht, durch welche von der heutigen Stadt Bruck bis zum Markte Fronleiten hin die Muhr durchfluthet, durch¬ drungen , und von einer belebten Heerstraße das n o ri s che Bergland mit den klassischen Ebenen des oberen Panno¬ niens in unmittelbare Verbindung gebracht worden. Und dürfte man nicht auch die Vermuthung wagen, daß der kürzeste Weg von dem Städtchen Leoben in die fruchtbaren Ebenen von Grätz hinab, der sogenannte Diebsweg den Römern schon bekannt gewesen sey? Der alte Lazius versichert, man habe in jener Gegend an einer Felsenwand die Worte einge- u) 6rnrer p, 287. n. 5. p. 379. r>: 6. p. 787. n. 9. x. 815. n. 2. x. 859. n. 16. Kindermann. Bepträge. — b) ?eir. pian. p. 382. tttrio. Llismnitr. p. 12a. Als standfeste Be¬ weise für unsere Bermuthungen gehören auch hieher die zu St. Jakob imGeist Haie,bei) Stein und zu Wald- stein gefundenen römisch - urschriftlichen Denkmahle. »«»s AOO meißelt gefunden: libii Via!? — Welche Städte der Sel¬ ten oder Römer auf den weiten Flächen des Grätzer- und Leibnitzerfeldes gestanden seyn, ob Hluroola, 8olva^ oder Lluvium 8oIv6nsL? u) untersuchen wir hier nicht. Am Muhrstrome fort dringen wir noch weiter südlich und südöstlich vor. Von dem Leibnitzerfelde führet die heutige Heerstraße an das linke Ufer der Muhr nach dem Markte Straß zu. Schon dieser Nähme allein errinnert uns an den Gang eines nahen alten Römerweges. Und wirk¬ lich befinden sich eben in dem hier bestehenden gräflich attem- sischen Schlosse Straß zwey sehr wohl erhaltene römische- Monumente, Die eine Antike aus grauem Sandstein enthält vier neben einander stehende Figuren in halber Mannesform. Die mittleren Personen scheinen Mann und Weib zu seyn, welche sich einander die dargereichten Hände halten. Rechts und links stehen neben diesen noch zwey andere männliche Fi¬ guren. Die unterhalb stehende Inschrift ist folgende: 61-^- DIV8. KL8VVVV. LI. 6XL8IV8 6VR.O0. LON. Vi. L. 8. (Ums. Incenus. Lt. Oses. LosUuöianus. Das andere Monument, unterhalb des ersten einge¬ mauert, ist aus röthlichtem Steine mit folgender Inschrift: LliMI O. LX?LI. LX. Ll. 8aIviW. ^auluumri. L. Lon. Opt. Lil. Lecsrunt. Unterhalb dieser Devise befindet sich eingemeißelt eine Wölftnn mit dem säugenden Romulus und Remus; oberhalb derselben aber ist ein Löwe zu sehen, der einen Krug mit Hänkeln in den Vorderpfoten hält. Diese hier bestandene a) Ein Römerstein auf dem Schlosse zu Leibnitz mit folgender Inschrift: kOliILIO. Solvenz. Lt. Valleeis. I>1atri. 6rn- ter. p. 7Z7. n.2. Von der alten pannonischen Stadt Sala, oder vom lllavlo Solvenz, des Plinius scheinen sowohl in die¬ ser als auch in folgenden Srcininschriften einige Anzeigen zu liegen: Lruwr. x. 625. o. 6. p. 1O5Z. n. 7. x. 802. n. x. 1025. n. 11- »»s ZOt s-e-l-r- 8trata Via der Römer führte ganz zuverlässig zu der römi¬ schen Station ai. Lt. Oanciss — ^unise. Loniee. Vxori. üt Oanciso. I-. V. UoniatW. — 2. NVVKICI. a^VO. 8^W. kro. 8aluto. Marulli. Val. V- ki^. Marulee- VIII- Latorv. a) Ob nun auch im c e l ti s ch - r ö m i s ch e n Alterthume das untere Muhrthal mit dem Drauthale durch einen gleichen Gang einer alten Straße sey verbunden gewesen, wagen wir nicht gerade zu behaupten. Höchst wahrscheinlich, ist es; in¬ dem die römischen Ansiedelungen des mittleren Mnhrrhales doch wohl auf einem kürzeren Wege, als auf jenem über a) Lruier. x. 102. n. 5. p. 767. n. 6. 1->SS Z02 Straß, Radkersburg und P e tov ium, mit der klassischen Stadt Celeia in unmittelbarer Verbindung gestanden seyn mußten. Daß aber aus den Gegenden des heutigen Städt¬ chens Marburg am Bachergebirge hin eine Römerstraße nach Celeia hinab geführet habe, erweisen hinlänglich die vielen auf den Mittelstationen zu Feistritz und Gonowitz aufgefun¬ denen Antiken, inschriftlichen Römersteine und Meilensäulen, a) Mittelst diesem Römerwege stand also das oberste Muhrthal mit Celeia, Aemona und Aqui le ja in einer sicheren Verbindung. Die zu St. Johann am Draufelde entdeckte römische Meilensäule, und eine oberhalb des Kirchenrhores daselbst eingemauerte gar vortrefflich ausgemeißelte Antike er¬ weisen vollkommen, daß auch dort Römer gewohnt haben, daß auch dort eine Reichsstraße vorüber gegangen sey. Offenbar hat also am rechten Ufer der Drave hinab ein eigener Weg den Römerort bey Marburg mit der classischen Cel- te n stad t Petovium verbunden, nach der nähmlichen Rich¬ tung, welche heute noch daselbst dis Hauptstraße befolget. Das vielbesprochene und durch das Zusammentreffen mehrerer Heerwege allbelebte Viru »um im Mittelnoriko stand mit Celeia auf einer durch die Gegenden des Jaunthales gehenden Straße in Verbindung. Sollte eine direkte Verbin¬ dung zwischen Petovium und Virunum durch eine über Marburg und das Drauthal hinaufgegangene Heerstraße nicht eben so sicher können vermuthet werden, als die Richtung der Drave selbst hiezu die auffordernde natürliche Anleitung gab. Gehen wir noch auf einen Augenblick in die Mitte des ro¬ mantischen Muhrthales, auf die paradiesische Ebene von Grätz zurück. Die auf diesem classischen Boden einst gelegene Rö¬ mer- oder Celtenstadt mögen wir mit hoher Zuversicht als einen Hauptverbindungspunkt, und als einen Central¬ punkt alter celtisch-römischer Straßen betrachten. s) 6iutre. p. 3. o. 8. 30Z Der Nähme des unterhalb Grab befindlichen Ortes Straßgang gibt den offenbaren Fingerzeig an den ehemaligen nahen Zug einer alten Römerstraße. Römische Ansiedlungen erweisen an diesem Orte alte Denkmahle, welche im Orte und in der Ge¬ gend um Straß gang aufgefunden worden sind, mit fol¬ genden Inschriften: 1. X^MMOXIV. MVVIRl. I. V. V. n. 8ik>i. 6t. 6. 8ompronia. Locnnstino. Mar. O. 8ol. 6t. 0. 8ornpro. 8scuristirio. 6il. DIVId. 608. Vr>. XVIII. — 2. II. M. 0. Dicini. Vrionis. Isaüinse. 8everinM. Oolicin. R. — 3. kOMk>6I-6^. 61160006^. Xn. XXX. ka. I*. — 4- O. M. Manaustini« s) Wo führte aber diese Straße hin? War dieser Weg ehemahls der römische von Grätz nach dem elassischen L e ib n itz e r s e l d e? oder führte, und dieß ist viel wahr¬ scheinlicher, über Str aß gang ein eigener Römerweg auf den elassischen Boden von Voitsberg, in welcher Ge¬ gend, bey Stallhofen, so viele Antiken gefunden werden, und Sagen von heidnischen Tempeln im Munde des Volkes leben. Sehr wahrscheinlich hatte er einst aus den elas¬ tischen Ebenen von Grätz über Straßgang und Voitsberg und über die Stubalpe ins Muhrthal in die Gegend des heutigen Judenburgs, des römischen Montana, Monats geführt. Noch gewisser aber ist der ehemahlige Gang einer römischen Straße von Voitsberg am Deigitschbache fort auf die Packalpe hinauf, und von dort hinüber in das kärnthische Lavantthal. Dieses Thal hat von seinem innersten Winkel bis zur Mün¬ dung seines Flusses Lavant in die Drau aller Orten römische Denkmahle aufzuweisen. Im oberen Lavantthale, zu St. Leonhard befindet sich im Schlosse ein Römerstein mit folgen- s) Krater. I>. 560. 0.10. p. 877. ».7. p. 701. a. 8. p. S18. n. 8. Uebrigens sind noch zwey andere sehr schöne plastische Anti¬ ken an der dermahligen Kirche zu Straßgang zu sehen. Pe¬ ter Leardi, Denkwürdigkeiten von Straßgang. Grätz 182a. i>. 8. "->s Z 04 den Siglen: VLK. O^IV8. VI,. 00X8. KII-. V. koc. 8ibi. kt. Oiacum. Usti. k'. Oon. k.t. kusceo. k. ^.nn. XVIII. Auf einem anderen zersplitterten Römersteine jener Ge¬ gend las man noch: Ocinino. Vi. Osri. I?. Dlarcclli. I?. a) Man vermuthet nicht ohne Grund, daß die diesem Städtchen nahe gelegenen reichen Gold- und Silberschachten in der Kleining schon den Römern bekannt gewesen seyen. Zu Wolfsberg liest man folgendende römische Steinschrift: I-OI-. 8KOVXOO. .kt. L,tt. 8ecuiiZinse. Hx. kk. kt. ^ttio. ^cce^to. iVIil. V. I.6A. Ein anderer Stein befindet sich zu St. Michel von Wolfsberg eine Stunde weit entfernt, mit folgenderDevifir " '' IVLIV8. MV8. Viu8. Sibi. k-cit. Ll.ÄuI.- Sc- cuntiii. IIx-- kt. llul- 4anusrie. kilie. b). Zm Städtchen zu St. An'drä hatte man ^Wahls. ein WonuWstt.mil folgender Aufschrift: 0. (HVII-IV8. kLOV- ' I-I4KI8. V. k. 8idi. kt. bulico. IcrtuIlW. H.-M.'H. X."8. c) Heut zu Tage liest man noch an zwey in der bischöfli¬ chen Residenz daselbst eingemauerten Denksteinen folgende Grab¬ schriften alter Gelten : Vm-o. KWI^8. V. I?. 8ik>i. Lr. 4anti 8st4I. k. )^KI. kuitW. k. — MOXH88IV8. Mocisnci. - 8ik>i kt. Vistioe. kovicrionis. I?. Oo. - Kt. Oi- kulise, s k. Z ^nnor. VI. Im Benediktinerkloster St. Paul bewahret man annoch zwey alte Denksteine mit folgenden Inschriften: D^OLIO. -^vo. 8^6. k. Osescrnius. ^vitus. V. 8. I-. Äl. -- I-VKOLIO. 7^VO. 8E - KO Z I-ute. Xa. Z Z ^uu. 1. 4ul.6as8ili-^n6c>m<». Ilkrs Vlu V. 8. D. M 6) Wer soll nun wohl daran zweifeln, daß alle diese Rö¬ meransiedelungen im ganzen Lavantthale nicht durch eine bis , an s) Carinthia. Jahrgang 181g. n. ZZ. — k) Carinthia. Jahr¬ gang 1820. II. 1g. — e) 6rnter. p. st87. n. 1. — 6) AM- bros Eichhorn. Beyträge. Thl. H. x>. 66 — 73. 305 an die Drau hinausgehende Straße in Verbindung gestanden sey, und daß diese Straße auch durch die tiefste Thalsschlucht hinauf auf die, Steyermark und Karnthen trennenden Alpen- jöcher, und von dort in die classischen Ebenen von Grätz ge« führet habe. So stand die oberpannonische Römer¬ stadt zu Gr atz an der Muhr nach Westen hin mit dem nori sch en Hochlande in Verbindung. Aber auch nach Osten zu muß diese Stadt mit den wichtigeren entlegneren Orten des oberen Pannoniens in gewisser Straßenverbindung gestanden seyn. Die östlichen Gegenden von Grätz an der Raab und Feistritz sind voll Monumente des römischen Alter- thums. Folgende inschriftlichen Denksteine berechtigen zu Schlüssen der ausgedehntesten Straßenverbindungen: Zu St. Stephan bey Grätz: Ll^bLVLV8. Ituli. 1. 8ibi. Lt. 8ab>inse. <)uinti. I?. 6. I?. I?. L. I.. Eben daselbst: 6 V6I0. LOÄIVLO. (Z V^LIO. X. I?. I. Auf dem Berge Schöckl: (Z. XXXI0. 1LLLX1I0. ^nn. XXXX. Lt. ^nnise. Valent. Zu Gleistorf: L. LIKkIV8. 8. V^LLX8. V. L. 8ik>i. Lt. Viratise. 8aturninas. Lons. Zu Kaindorf bey Hartberg, und zu Friedberg: 1. LL. LLI8LIXV8. LI. LLX80LIX^. Lelti. L. Vivi. L. 8. Lt. Xcceptian. Xnn. XVIII. Lt. Lrispiinio. Lrispini. L. Xeäili. 8olva. ^nn. XXV. — 2. L. V0XXIO. ^IIILO. VL1?' Lon. V. kro. Xnn. LXI. Lerula. Ingenua. Lon. V. L. L. — 3. 1KMLIO. X^LLI88O. ^nn. L. LI. Lara. V. L. 8id. L. 1'. Lon. Opt-4. MXLLKIO. LVOL^VO. Lt. Vlacerise. Lt. Macerio. — Z. 8kLL1Vl'O. L. ^X. XXV. — 6. L. LLXÄllLLIO. ?LI8L0. VLL. ^nn. Lxxx. Lt. VinstillB. Lrielonis. L.Lon. Xnn. LX. a) s) 6ruter. x. 807. o. 7. p. 857. n. 2. p. 90g. n. 6. x. 769. n. 10. x. 1025. a. 1. p. 779. 6. x. 855. n. 1. j>- 551. --- S. p. 707. n. 9. k>. 557. a. 5. 20 44-»» 306 "" An der Kirchenmauer zu Hartberg: 8AtlHk.HO. kMI'IO. Ann. XXX. s) Zu Feldbach: 8kltlVlWIAlV8. 6. AAs. VX. klt. ^ul. Vitu. Hl. 8ocunclinL. I?. An. Zu Eckersdorf: AI. AMIV8. VOAIAA!V8. 8uccessa. Ann. kuali. k. 6. Ann. 8aturino. k. k) Zu Stubenbcrg bey Hartberg: 8. 8klk(^VIA. VOM. IVK. klt. ckuliw. kil. kiliis. I^epot. Zu St. Johann bei) Stubenberg: 6. 8MIVI8. V. k. 8.kl v. L. Valentins. klt. 0. krisüino. k. kt. Avio. Austi- nse. I?. Al. k.t. klamillio. Valentino. klt. 0. Vale. klt. klnep. k. Im Klostergebäude zu Pölläu: 1. V. 6AIV8. Anise, k. XXX. Ist. Vitagenae. Acljutoris. Oonj. — 2. IVAllANO. lVX. I. Ann. XXXV. 8axia. Alarai. k. Arn. AI. Lon. klt. 8il>i. n) Zu St. Ruprecht an der Raab: IkUkVVVIAlVR kl. v. vkR/k VVI.A. L. lertino. k. kl. Ikalanäriüo. k. Alil. Vog. X. (lrisps. kl. Vigna. 6) Zu diesen Monumenten kommen noch viele andere, welche man in jenen Gegenden entdeckt hat, und die uralte Sage, daß chey Pollau durch den Raben wald -eine Römerstraße gegangen sey. Aus allen diesen -wichtigen Abzeichen schließen wir mit Grund, daß die Städte -der Romer und Celten im fruchtbaren mittleren Muhrthale sämmtlich mit den Ortschaften in den Thälern der Raab und Feistritz in unmittelbarer Straßenverbindung gestanden seyen, und daß von der Muhr weg nach Osten und Nordosten fort verschiedene Landstraßen zu den wichtigen Colonialstäd¬ ten und Municipien, Sabaria, Scarabantia, ») keir. x. 290. — k) Kindermanns Verträge. B. u x. 70— 71,— c)vrEr. x, 827. n. 4. x, 888. a. 7. x. ?66. n. 5. x. 8Z8. n. 11. x. 7S6. ». 8. — ä) KindermannS Beiträge. B. H. x. 71. 307 Carnuntum und Vindobona geleitet haben. — Wir würden eS hier auch wagen, die Ortschaften im oberen Muhr« thale mit den ufernorisch-pannonischen Donaustäd¬ ten in römische Skraßenverbindung durch das heutige blühende Mürzthal und überden Semmering hinab zu bringen, wenn aus jenen Gegenden auch nur einige aufgefundene Nömermo- numente bekannt mären. Allein, bey gänzlichem Mangel der¬ selben spricht für die Vermuthung: der Weg durchs obersteie¬ rische Mürzthal sey auch den Römern bekannt gewesen, ein¬ zig und allein nur die Gewißheit, daß das Muhrthal seiner ganzen Länge nach ein Römerweg durchschnitten habe, und daß der Uebergang aus diesem Thale ins Mürzthal zu natür¬ lich vor Augen liegt, als daß er nicht schon von den Urbe¬ wohnern, von den Selten und Römern hätte bemerkt und benützt werden müssen. Nordöstlich her aber sieht man die Ansiedelungen der Römer der cetischen Bergkette und dem Semmering zuverläßig näher gerückt. Zu Neukir¬ chen bey Neustadt hat man ein römisches Grabmahl mit fol¬ gender Aufschrift gefunden: 1IKLKIV8. OI-^VVIVN 8VKV8. kt. Illpia kcstituta. Vivi. 8ibi. klt. Olauckiw. kulise. kilise. ^nuoruiu. XX. Hoc. 8cxulckiruin. kc- cerunt. Zu Neustadt, versichert Petrus Apianus von seiner Zeit, daß dort eine Römerantike mit der noch lesbaren Aufschrift: Monwuia-Kus — bestanden habe; g) und es ist allbekannt, daß in Schottwien und in derselben Gegend viele römische Denkmahle sind aufgefunden worden. Aus all' dem Gesagten erhellet nun überzeugend, daß das ganze östliche Oberpannonien von dec Donau bis an die südlichen Alpen hinab zur c e l t i sch - rö m i sch en Zeit nach allen Richtungen hin von wandelbaren", kleineren Wegen, und von großen Reichsheerstraßen durchschnitten ge- 20 * a) Luellii, Lxcerxt- 6eoe»i, x. 305. ketr. Lxian. x. 40 t. "" 308 wesen sey. Wie wenden unS nun ins westliche Mittel- norikum hin, um auf gleiche Weise celtisch - römi¬ sche S r r a ß e n v e r b i n d u n g e n in jenen Landstrichen zu erhärten, von welchen weder in den Jtinerarien- noch in der p e u t i n g e r i s ch e n Tafel Meldung geschieht. — In Mittelkärnthen zu Feldkirchen, nicht ferne vom Ossiacher¬ see, hat man folgenden inschriftlichcn Denkstein entdeckt: ^VR. 8VR^. V. R. 8. DI. ^ure. Iriconi. 6on. Rar. Lt. ^ur. Uršo. Ril. G. ^nn. XXXII. a) Dieser Ort ist fast der Mittelpunkt zwischen den Rö¬ meransiedelungen im Glan-, Gurk-, Drau- und Liserthale. Von Feldkirchen führt die Straße über die uralt bewohnten Gegenden am Ossiachersee hinaus ins Drauthal nach Villach; nordöstlich aber vom genannten Feldkirchen wandert man an dem Glanbache hin zu dem heutigen St. Veit, und von demselben auf das elassische Zollfeld bey Maria Saal hin. Der gelehrte und emsige Forscher, P. Ambrosius Eich¬ horn, Benediktiner zu St. Paul in Karnthen, hat auf sei¬ ner Bereisung des Glanthales 27 inschriftliche Denksteine, und überall, zu Herzendorf, Pojem, auf dem Karlsberge, zu Zweykirchen, zu Pulst, zu Möderndorf und zu St. Donat bey St. Veit Trümmer altrömischer Kunst und römische An¬ tiken aufgefunden und beschrieben. Wir heben hier die In¬ schriften einiger Römersteine aus: Zu Herzendorf: IM. IVI-I0. kRILIIOLMO. Rt. 8uis. Oatipni. Eon. ^ttise. Älatri. (^uartee. 8orori. Her. Rec. Eben daselbst: HVMl'O. IVXMXI. 8LK. Quinta. Hx. V. R. Zu St. Donat: D. M. ^ur. Lrimula. ^lul. 6aio» Oon. Rar. Lene. Alerenti. Viva. Recit. — Zu Pulst: v. M. Vibio. Ursi. Ril. G. ^nn. IlH- Vikiia. Kavin. lepoti. 6ar. Recit. ,) Lruter. x. 762. n. Z. 24-»S 309 Zu Möderndorf: D. M. Xun-Oiavis. Ilič. '1'ovlt. I'uiriulus. 'I'o. kuiiics. Virgu. Alussrum. Xluui.Lt. Lüs- ritum. Lrssius. VolufZkss. Xuu. XII. s) Diesen Abzeichen zu Folge muß sich also nothwendig vom c eltisch e n V i r u n u m durch das classischeGlan- lhal ein Römerweg nach Feldkirchen, und von da am Ossia¬ chersee durchs Draurhal hinüber gezogen haben. Wir haben aber schon aus allgemeinen Wahrscheiulichkeitsgründen vermu- thet, daß das m i t t e l n o r i sch e Virunum mit den cel- risch- rö m ischen Städten des oberen Drauthales, Hurnis und Lonoium in einer steten Straßenverbindung gestanden seyn müsse. Wir wollen es versuchen, diese Vermuthung jetzt zur Gewißheit zu erheben. Vom classischen Zoll- selbe hinweg in die Gegend der heutigen Hauptstadt Kärn thens, Klagenfurt, führte die offene Landebene. Man hat auch von dieser Gegend Monumente aufzuweisen. Eine Ara mit der Inschrift: VIL1OKIXL. XVL. I>ro. valuto. L, 1, vstani. Huuorsli. I,. L^st. Ingouuus. II. Vir. I. I). lat. Kulm. Lavors, ksroutos. V. 8. I,. AI. Ebendaselbst:- LIHO. ?XEIO. L. AI. Llpis. Luis. Loo. Eun. kiontis!>ilno. I?lstu. L. Lt. 8iüi. Die Statue des K. Ai a ,r i m i a n u s H e r k u l i u S ivird heute noch in einem Garten zu Klagenfurt gezeigt. Man hat auch noch in den westlichen Gegenden dieser Stadt verschie¬ dene römische Antiken gefunden. An den großen Werthsee hinauf führte die offene Fläche des Landes; und es ist auch kein Hinderniß ersichtlich, daß nicht ein wandelbarer Weg an dem See westlich fort bis zu jenem waldigten Bergrücken hätte gehen können, der das heutige Dörfchen Velden von de, wichtigen Stadt Villach trennet. In letzterem Orte und in derselben Gegend fanden sich folgende inschrifclicheu Rome-- monumenre: I. O. AI. I). st. Vikstus. Lortuustus. Eum. ») Eichhorn. Beiträge. Thl. Hx Z5 — 60. »-»o 310 L«-» Suis. Urb. I. I,. I. M, — l,. ^(ZVII^IVS. ^DH6I8- 8V8. Lei. ^uA. lO. Vius. 8ibi. üt. 6. DIario. I'ratri. a) Wenn nicht früher schon/ so hatte es sich/ während N o- rikum durch mehr denn 400 "Jahre im römischen Besitz ge¬ wesen war> doch sehr bald entdecken müssen/ daß von den rö¬ mischen Ansiedelungen in der Gegend von Villach an der Drau hinab der Weg zu weit von der wichtigsten Nachbarstadt/ V i- ru n um / abführe. Selbst für den Römerort in der Gegend des heutigen Klagenfurt mußte man um einen näheren Ver¬ bindungsweg umsehen. So wurden höchst wahrscheinlich schon von den Glanthalern und den Ambidravern die Wege über die Berchach von Villach nach Klagenfurt, und am Os¬ siachersee durchs Glanthal hin nach Virunum entdeckt und gebahnet. Somit war in den Gegenden von Villach der er¬ ste Hauptverbindungspunkt zwischen dem oberen und unteren Drauthale und den elastischen Ebenen MittelkärnthenS fest¬ gesetzt. Bevor wir indessen von diesen Gegenden die Römer- straße noch weiter westlich verfolgen, sey es erlaubt, über eins Seitenverbindung einen Wink zu geben. Entweder unmittel¬ bar aus den Gegenden von Villach, oder unmittelbar an der Drave hinauf muß ein Verbindungsweg in das Geilthal ge¬ gangen seyn, und bis zum Einfalle der vom großen Cäsar über die julischen Alpen hereingebahnten Straße hinauf- geführet haben. Denn auch in diesem Thals hat man römi¬ sche Denksteine gefunden, wie beym Dorfe Re iß ach zwischen St. Daniel und Kirchbach folgendes inschriftliche Monument: V. DI. Amando. 1. Aul. 8aturoini> 8er, DIaturus. liit. Mercator. Vilici. L. DI. b) In der frühesten Römerzeit schon bekannt, und spät noch berühmt war die Stadt leurnia, Teuer«, als schon die meisten anderen norischen Städte in rauchenden Trüm« a) Oruter. p. 16. r>. 15. x. 606. n. 11, — k) Eichhorn. Beytr. Thl. II. P. 9 — 10. ->->-> - Zli Lr-t- mern dalagen. Plinius rühmt diesen Ort neben den ande¬ ren vorzüglicheren Städten der Noriker: tergo Oaroo- rum, c^ua so fort magnus Istcr, kliwti« juogontor Nori¬ ci — Oja^icka eorum, Virooum, (lclcia , N e u r o ia , Aguntum, Vianiomioa, Giauckia, klavium Lolvenso. a) Gleichfalls gedenket dieser Stadt Ptolomäus im zwcyten Jahr¬ hundert, der sie nennet. t>) Später erscheinet sie unter den Benennungen likurnia, Ullbertiira, liüorioa. Sie bestand noch blühend nach den verheerenden Schreckens¬ zügen des Völkerkonigs Attila; und Eugippus, der getreue Biograph des h. Severinus zeichnet sie in der zweyten Hälfte des fünften Jahrhundertes als Hauptstadt des mittleren Noriku ms und als Bischofsstadt aus,-und nennet die Bewohner derselben Bürger: Nam civcs U^bormD, ezuLe sst mctro^olis Norici, coLAorunt prseckiclum virom (Pau¬ linom), sommi Loaorckotii summcro principalom. c) Von den unzähligen raubziehenden Barbarenhorden, welche seit dem Jahre 4L5 'Norik um nach allen Richtungen hin durch¬ streiften, mehrmahls vergeblich bestürmt und belagert, hatte sich Tiburnia sammt dem Bischofssitze fort und fort so er¬ halten, daß der größte Theil des oberen Drauthales von ihr den Nahmen UAactos Illlmrnicnsis erhalten hatte, der »och in den Urkunden des Mittelalters erscheint, ck) Die seit dem sechsten und im siebenten Jahrhunderte weit über Al le ma¬ ni en und Rhätien ins westliche Norik um herein¬ greifende Macht der Franken hielt es für werth, den damahls noch berühmten und bestehenden Bischofsstuhl zu Tiburnia sammt dieser Stadt ihren Eroberungen -stnzuverleiben. Be¬ rühmt ist der dadurch zwischen den fränkischen Bischöfen und dem Aglayer Patriarchen erregte heftige Streit um den Be- s) klin. L. HI. c. 24. — t>) kiolom, I.. II. c. 14. — °) kiu- xftip. in Vil. 8. 8sverloi. 5ecr. XXII. — 6» Uc-üU. ^etL5. EUco. Inlicen». x. 29 — 21. Vij-I. -Inn. 616. »»»s 312 sitz der Lcclesim liburnisnsis, und die bittere Klage des Aglayer- Conciliums an den byzantinischen Kaiser Mauri¬ tius im Jahre 591. a) Nachdem die slavisch-hunivarischen Horden durchs no rische Drauthal herauf vorgedrungen wa¬ ren, viele Ortschaften verwüstet, und die Slaven selbst sich in Oberkärnthen festgesetzt harten, verlieret sich der Nähme Ti¬ ku rnia, so wie auch die Spuren einer noch bestehenden Stadt dieses Rahmens verschwinden. Die Benennung Irac- tus liburnieiwis bleibt noch übrig, abwechselnd mit dem Nah¬ men Imrnia, lükurnia, in lüburnis. d) Daß der gelehrte Plinius diese berühmte Stadt Teurnia gegen die Quel¬ len der Drave hinsetze, wie einige behauptet haben, erhellet aus seinem Berichte durchaus nicht; es ist indessen aber doch aus der Bestimmung, welche PtolomäuS von der Lage der Stadt Z4° 40^1-ong. und 45° 40^ I-atit. an- gibt, und aus der frühesten urkundlichen Bezeichnung des ti- burniensischen Gebietes hinlänglich ersichtlich, daß die Stadt leurniu des Plinius im Drauthale Oberkärnthens ge¬ legen gewesen sey. Jene urkundliche Bestimmung ist vom Jahre 816 folgende: <^uia l^tto tzuonclam IHsingensis ec- clesiss episco^us Llruxit <^uon6am cellulam^ «zuW nuncu- pawr Iniicku (Jnnichen, nahe am Ursprünge der Drau im östlichen Tyrol) — in conlinio villslicet kuäingiensi (am Püdingbache im östlichen Tyrol, der aus Gsieß fließend in die Rienz (L^rrlrus) fällt) et liburniensi, ubi Vravu5 Unvius oritnr. o) Der alte Nähme Iractus 1ik>urniens!s, l^idurniensis (I^nrnis) hat sich nach und nach in seiner ur¬ sprünglichen und größeren Gegend des Mittelalters verlo¬ ren,, und ist heute noch in der Benennung eines kleineren i>) Oe kubsis. irioo, Lyuil. Leder, p. I8g _ jgz r, Ldlei. Lnasl 6erm. '1. I. p 572 — 576. - b) Juvavia. Anhang, x. 11. c) p. 126. llercb. idici. p. A2 — 94, _ e) Kesed. ibill. x. 29. — 21. ->->»» 313 Striches, nähmlich im Nahmen des sogenannten Lurn sel¬ bes an der Drau, zwischen dem Einflüsse der Moll in die Drau und Spital gelegen — allein mehr übrig. Merkwür¬ dig ist es, daß in jener Gegend auch ein Dorf mit Nahmen Tebern sich befindet, a) Abzeichen demnach genug, daß sich hier gerade am wahresten Standorte der alten l'eurnia ihr Andenken hinlänglich erhalten habe. Auch ist das Lurnfeld und die Umgegend desselben ein klassischer Boden, aus welchem Antiken römischer Kunst in verschiedenster Art, Münzen und inschriftliche Steine hervorgehohlt worden sind. Bey Fresnitz an der jetzigen Hauptstraße liefet man auf ei¬ nem Steine die Siglen: kerpetuo. Iinx. ^ug. Is. — Die alte Pfarrkirche zu St. Peter am Holz an der östlichen Spi¬ tze des Lurnfeldes auf einem waldigten Hügel gelegen, soll nach der sicheren Sage ganz auS alten, vom Lurnfel- de gehöhlten Steintrümmern erbauet worden seyn. Man findet daselbst noch einige Römersteine mit folgenden Inschriften: IX6MV0. OklXI'. Lt. Lxoriw. kar. Op- tatus. lit. 8ibi. kit. tielorinos. Lonjugi. V. ibocit. — DIX6. — I^austabili, (Homilib. Lt. 1. Xn — IIn. 6i. Opti.' Lt. 8ibi. t>) Zwischen den Römeransiedelungey unten an der Drave in Villach, und auf unserem Lurnfelde sind die heutigen Orte Spiral und Parternion die Mittelstationen. Auch da überall Römermonumente zum unwidersprechlichen Beweise, daß sich die römische Heerstraße über jene Gegenden zur Ras¬ sischen l'eurnia heraufgezogen habe. Zu Paternion folgende Inschriften auf Denksteinen: 8LL6IONI. 1O1IIOXI8. üt. ^ocspto. Montani. Hxsori. 1. V. — 1lX6O. KL08^H. I?. LD. Usnana. Vonins. k. llxor. V. V. r. -^inüistraüo. I'. Lczuiti. ^nxiliario. XX H. 8. list. s) Juvavia. p. 27. e, Anhang x. 11 — 12- c) — b) Eichhorn, ibikj. p. 17 — 19. 314 8VrVR^MV8. 8RVRRI. V. R. 8ibi. I-.'. Ramo. Vršo- I-e. 6on. 6arissimso. Xccepto. I'. -Iiirio. VIII. Älasulo. r. ^n. XIII. — 8. R. I-. R. 8?. 66LXII. Auf dem Lurnfelde: LZIVROXI8. R. Opiimos, (lonjugi. Xtsbostnus. Vercomkogi. 1^. V. R. Lt. 8!ki. M. 8uis. — 8^LIX^L. 8LVLRIX-4L. LIVVXR. ^n. XI/. 6. 8abiri. klocairms. LonjuZi. Risntissimm. Li. Ormcinae. Lt. Rulo. Willis. V. R. a) Zwischen den Ebenen Mittelkarnthens und den auf dem Zollfelde und in den Gegenden von Klagenfurt gelegenen Ro¬ mer- und Celtenstädten und dem altberühmten Teurn im obe¬ ren Drauthale bestand also gewisse, feste celti sch-rö¬ mische S t r aß e n v e r b in d u n g. Von Teurn ias clas- fischen Stadtpforten aber ging diese Römerstraße noch weiter westlich fort, und theilte sich am Einflüsse der Möll in die Drave in zwey besondere Wege. Der eine Weg ging an der Drau fort in die romantische Ebene des classischen Lon- tiums hinauf, wo er sich mit der über die juli schon Al¬ pen und aus dem Geilthale herkommenden Reichsstraße, wel¬ che von Aqui leja nach Veldidena ging, vereinigte, und von Lontium weg der Gegend zuging, ubi montana so- stons in c.olls superbiebat ^rgnntus! Die andere Straße aber führte dem Möllfluffe nach hinauf an jene Stelle, wo aus der Malnitz die große römische Straße vom Korntauer herab ins Möllthal einfiel; ja wohl noch weiter in die tiefsten Thalsschluchten der Moll zu allen tauriszischen Goldschachten hin, und um daselbst einen zweyten Weg über den Raurisertauern aufzunehmen. In diesem Thale stand ehemals auf dem Danielsberge ein Tempel dem Herku¬ les geweiht: Rerculi. Inviato. Lacrnm. O. vonnicius. ») Eichhorn, ikivl. x. 20 —-2-. 6rmer. x. Liz. », 6. x. 825 n. 6. x. 82». o. 2. x. 758. m 11. ZIL «4»» Rulinus. Illt. Valeria. Otlica. Eum. 8uis. I'emplum. Ve-" tustatc. Eonlapsum. Hcstitucrunt. Lx. Voto. a) Da uralte schriftliche Nachrichten von den Gold sch ach¬ ten jener tauriszischen Urberge sagen: A.uriio. V. I?. — 4. AI. AIKUIV8. 6. I?. ^VLV89?. D. Vivus. 8ilii. Lt. 6. Mario. Vratri. c) Aber auch dieser Weg war ein Ur werk der Tau¬ risk er; weil die tauriszischen reichen Goldgruben schon mehr denn 200 Jahre vor den römischen Eroberungen bearbeitet worden sind/ und erst nach der Unterjochung des n o- rischen Hochlandes Strabo's Versicherung eintritt: Kunc omnia ista suri mctalla Homani possistcnt »»» 323 so unwillig gehorchenden A lp e n v ö l kern), vel c^uick aliuä improvisuin c krsosiclibus, vel aliucl yuomoäo cun^ue orirolur, et ut armua tributa velociter et tuto transinit- terentur: Uublicum ergo et celerem c^uemclsm ubic^ue cursllm instituerunt. a) Ferners verräth schon der Zweck der auf der p e u t i n g e r i s ch e n Tafel und in den It i - n e r a r i e n an allen rhatisch- no risch - pannoni- schen Reichsstraßen angezeigten Ortschaften und ihrer Di¬ stanzen von einander den gewissen Bestand der Neichs- p ost en an denselben; wenn auch diese Ortschaften nicht alle durch den besonderen Beysatz: iVIansio, Statio, ÜVlutstio (a inutanstis e) Lmni. LlsrcoUin. L. XXI. x. 681. "»s 324 ginum in Vindelizien durch Pannonien und No¬ ri k u m hinauf. In einer Dankrede an den K. Gratia- nus sagt der Dichter Ausonius: 1u Orsliaric, tot Ko¬ mani impcrii limitcs, tot tlumina et Iscus, tot veterum intsrscptu rcgnorum, abnsczue Istra cis, per tot um, czuam longnm est, latus Ill^rici^ Vcnctiam, lügurism, et Oalliam veterem, insuperabilia kksetiss, kkeni uczuosa, Lec^uanorum invia, porrecta Oermanise, eeleriore transcursu, c^uam est pro- peratio nostri sermonis, evolvis etc. etc. a) Die hier, wenn auch noch so übertrieben angegebene Schnelligkeit der Reisen des Imperators Gratianus aus Thrazien durch das ganze g roß e Illyri k um — laßt sich ohne die an allen damahligcn römischen Hauptstraßen be¬ standenen und wohlbedienten Postanstalten nicht leicht begreifen. XIV. Der Landbau im Noriko wahrend der R ö m e r z e i t. Wir wollen es gerne zugestehen, daß alle mit ange¬ strengter Sorgfalt und mit ungeheuer» Kosten hergestellten, alles Land unter der Donau, nach allen Richtungen hin durch¬ schneidenden römischen Reichsstraßen zuerst und vorzüglich zu militärischen Zwecken und auf die Erhaltung der Er¬ oberungen RHLtiens, Noriku ms und Pannoniens berechnet gewesen seyen. Denn, wo der Römer siegt, da wohnt er auch! war der erste und allgemeinste, von Romern selbst in Wort und Thal ausgesprochene Grundsatz, b) s) -tnsovii. Oxer. Läir. kari,. x. 553 — 554. — d) Zeaec». Oe Ke IwiUc. O. 1. 2. .»*« zzz Es ist indessen aber doch nicht zu läugnen, daß die kultivir- ten Eroberer, nebst diesem Hauptzwecke, auch noch viele große Nebenzwecke mit diesem vollendeten Straßen¬ wesen im Auge gehabt hatten; und daß die das rhätische, norische und pannonische Land allseitig durchkreuzenden Heerwege das wichtigste HülfSmittel zur Steigerung aller und jeglicher Cultur unter den Bewohnern desselben gewesen seyen. Von dem Clima des ganzen Alpenlandes, zwischen der Donau und den no rischen, carnischen und ju lisch en Bergen, haben wir an einem anderen Orte ausführlich gespro¬ chen. Den umfassendsten Ackerbau, vereiniget mit dem Haupt¬ geschäfte einer besonders blühenden Viehzucht, als Haupt¬ beschäftigung und N ah r u n g s q u e l le aller cel- t o g a lli s ch e n B e w o h n e r der weiten rhatisch- nori¬ schen Hochgebirge und der pannonischen Ebenen haben wir aus den Nachrichten der Alten ebenfalls dargestellet. Als daher R hä r i e n , N o r i k u m und Pannonien ins Skla¬ venjoch gefallen waren, trafen die Romer daselbst überall ausgebreiteten, und auf schon gesteigertem Grade der Cultur stehenden, dem Clima und dem Boden angemessenen Ackerbau und blühende Viehzucht an, wovon sich mehrere Millionen kräftiger Bewohner nährten. Bep den bestimmten Aussagen der Alten, und bey den aus den politischen Einrichtungen der norisch-pannonischen Celtogallen, und aus der Natur des Landes hervorgehenden Resultaten, — können uns die etwas grellen, und für weirläusigen Feldbau nachtheilig erscheinenden Schilderungen mancher Alten hierin nicht irre¬ führen. Mannern, im paradiesischen Italien und Griechenlands geboren und erzogen, mußte schon das Bergland der Alpen selbst, (sjUKe supra lwnc sita ast regio, montosa est tot» sc nivalis, inuxime, rzuce url se^lentrionem vergit), mußten die beeisten und beschneyten Hochgebirge, die Kives celticw, die Olacies celticee, mußte das sumpftgce und waldigte Pannonien (saltuoss esl ornnis koeooum regio. Las,IS 326 immanibus s^Ivis at^ue emisso in Oanubium lacu kel- svne) a), mußte die von den anstürmenden Legionen, von Reitern und Heerwägen betretene Eisdecke der fast und ganz zugefrornen Donau (^.ut conjuralo ckescenües Oacus ad Istro. — t^uum Oanubius ripas gelu jungit^ sturatuscjue glacis ingentia terga bello transportal, — kor ierga lero- cis Oanubji solickaka ruunt, expsrta^ue remos krangunt Ltagna rotis, — Ltantoin^uo rota sulcavimus Istruin. — Lrunia tentabimus Istruin) b) — freylich sehr abstechend und schrecklich erscheinen. Es ist daher sehr natürlich, wenn diese Alten vom Clima des Alpenhochlandes in stärkeren Ausdrücken sprechen; die Schilderung aber des Climas und der Cultur der Donaugegenden, welche aus dem Munde der leichtfertigen Umgebung des jungen K.Com modus kam, ist nicht nur eben darum weniger beweisend, völlig verwerflich aber bey umfassenderen nachtheiligen Schlüssen, weil sie nur das Wort niederträchtiger Schmeichler und Tisch r eb¬ ner war: l^uipps mensarii ackulatores, hui ventre al^ue obseoenis voluptatibus kelicitatem mstiebantur, icisnticism illum urbis steliciarum aclmonebant: et nuno vitse conr- mocla, i^uibus abunckaret, reesnsebanl. baee ripad Istri ut omnibus temporibus injucun- Aas vituperabant, <^uas nec^ue pomil 6- ros babersnt Iructices et perpetuis rigori- bus nubibusc^us ob t i n er e n tur. i^un^uamne, im¬ perator (ajebant) concretam Zelu atc^ue elvssam polare acpiam clesines? alii caiiclis sontibus rivorumc^ue klueu- ->) 5tr»do. O. VH. x. 219. riorns. O. IV. cax. 12. Leit. Ill^r. p. 76a. LursI, Vier. Oe cRsar. x. 525 — Oto Oass. O. 69. u. 792. — d) Vir^lt. 6orZie. O. 11. V' 497. kliri. Seeullä, n> kansg^r. aä Irajaa. o. 8. vio 6a». O. 59. p. 596. cl-luäi»o. in Ruwn. I/. II, p. 96. v« 1^' Lons. Oonor. p. 122. et 167. lornanäes cap. 55. in Vit. 3. 8eve,ioi, 3eet. IV. Leck. 18 et 28. 327 tiuln srigorc^ auririzuo et cwlo illo frucnlur Itulire pecu- liari. s) Wie climatisch wahr und getreu ist dagegen, was Herodian selbst von der Natur der Bewohner des große n Jllyrikums, welchen das südliche heißere Clima anfäng¬ lich nicht sehr zuträglich war, sagt: l-slroruuts paritor omni cxcrcitu^ msxime^uc Ill^ricairis^ ) L»,siodor. Vsrisr. I.. XU. Lpi,,. 22. — <-) Herodi»». 1.. VI. x. MS. x. 371. »»»» 328 °*" die Lentulusse, die Fabiusse, diePiso n en, die Ser- ranen,Esiolonen,Ciceronen, von den Linsen, Erb¬ sen und Bohnen, welche sie am vortrefflichsten ge- bauet, von den Säemaschinen und Baumhebern, welche sie erfunden, die eigenen Zunahmen, welche sie nach¬ her durch die Titel der von ihnen gewonnenen Schlachten, der eroberten Städte und der besiegten Völker verherrlichten. Daher haben, so wie mehr dann fünfzig edle Griechen, auch viele der gebildetesten Römer, a) Lato t^ensorius, AI. rentius Varro, (Üclsus Lornolins, äl. ^tticus, I,. AI. Oc>? sumella, klinius, ksllaüiur. k. Rutillius laurus etc. mit Geist und Annehmlichkeit über Land bau und alle Zwei¬ ge desselben geschrieben. Daher finden wir alle Römer- besitzungen voll reihender Villen. Daher wnrden vom Pfiu- ge weg t^. (lincinstus, Luriur Densstus und Regulus zu Triumphen über Samnium, über die Sabiner, über den Epi? roten-König Pyrrhus und über Karthago gerufen; und all¬ gemein wurde der hohe, den Fleißigen nie trügende Lohn der freygebigen Natur aneikannt: — k^uam olim veteres vilam coluere 8ak>ini, Ilanc Remus et krater. 8ic kortis Rtruria crevit, Lcilicot et rerum iacta esl pulckerrima Roma! Es ist, den bestimmten Aussagen der Alten zu Folge, gewiß, daß bey dem letzten blutigen Riesenkampfe der R hä¬ tte r, Noriker und P a n n o n ier wider die römischen Le¬ gionen ansehnliche Strecken ihres bebauten Landes sehr ver¬ wüstet worden seyn. Allein gleich schon im ersten Augenblicke der vollendeten Eroberung sprachen sich die obgedachten, schö¬ nen Gesinnungen der hohen Roma aus. Wenn es schon die Sieger für nothwendig der Erhaltung des Eroberten wegen fanden, .viele wehrhafte junge Mannschaft als Sklaven aus ihrer Heimath wegzuführen: so ließen sie doch noch so viele s) Varro Oe Re kuillc. O. l. c. 1. »»»» ZZ9 °*" taugliche Bewohner zurück, als zur Fortführung des Feld¬ baues und der Viehzucht hinlänglich schienen. Von den rhä- tischen Gegenden bezeugt es Dio Cassius ausdrücklich: ()uia vsro papulosa erst Aons kbsetorum, vi- ckobantur^uo bsllum äenuo tontaturi; msximam ejus et solate valiclissimam partem^ incls abcluxerunt, Hs relictis, c^ui et colenckae ei regioni sukki- cerent^ et a) Mo L. 54. p. 543 »»» 330 Liai¬ son st als Wald und Weide zu jeder Besitzesmark gehörige Boden im Nori ko wie in Pannonien ausgemessen, nach seiner fruchtbaren Güte geschätzt, beschrieben, und sodann mehr oder weniger besteuert. Die wichtigsten und umfassende¬ sten Schlüffe hierüber erlaubet eine einzige, nur wie im Vor- heygehen, von Pannonien gemachte Bemerkung des alten -Hyginus: ^gri aut em vectigales multas lrakent constitutiones. In <^uit>us provinciis lructus par- tem constitutum prsestant: alii ^uintas, alii ssplimss: nunc multi pecuniam, et träne per soli aestimationem. (lerta eniin pretia agris constituta sunt, ut in j?annonia arvi primi ar vi secuncti, p r a t i s, s^lvae glanstilerao, Silvas vulgaris pascua e. Ilis omnibus agris v ec- tiga! ast m o cl u m ubcrtatis per küngula j u- gera constitutum, a) Bey der blutigen Unterjochung wur¬ den zuverläßig manche Gaue n orisch - und pannonisch" Celtogallen völlig entvölkert, und nicht wenigs Feldmarken gänzlich herrenlos gemacht; auch mögen damahls noch viele Landstrecken guten Boden mit überflüßiger Waldung und mit wildem Gestrüppe bedeckt, unwirthbar und herrenlos da gele¬ gen seyn. Wir wissen noch zu Ende des dritten Jahrhundcr- tes in dem ob erp an n o n i schen Landtheile am Neusiedler¬ see und am Raabflusse weite Landstrecken voll Sümpfe und dunkler Waldungen zu zeigen. t>) Alles dieses fiel dann dem Staate alsEigenthum zu, und wurde als lkunäus publicus, als Uossessio Uulrlica, Imperatoria, ausgezeichnet; wovon aber die krseäia Uriucipis, die Ucs privalW krincipis oft genau unterschieden werden müssen, auf welchen Landtheile» die Imperatoren ihre eigenen Feldbebauer tilolouos. ,) Il/gla. r>e I-imit. coastlt p. 206. — k) Victor, äo c»"' rib. p. 225 — 526. ZZI L«« Ilusticanos hatten, s) Diese öffentlichen Fiskal- und Staatsgüter wurden zur Vermehrung des Feldbaues nicht selten neuen Ansiedlern, am gewöhnlichsten aber altverdienteu Veteranen ausgetheilet, worüber sich ganz besonders die Ge¬ setze K. Constantins des Großen und Valenti¬ ni« ns I. aussprachen; besonders der letztere Imperator in seiner Weisung aä univarsos krovincialas im Jahre 364: Omnibus benemeritis Vetsranis c^uam volunt patriam cka- rnus, ot iinlnunitatein porpetuam ^ollicomur. Ilabeanl . II. x. 85. cocl. LlleoUos. Lä!t. Maravll. tt. p. 538. ?. 3ag. I. V. i>. Id e! t5. — d) t!o. 6. — d) ^Ilr. Victor. Oe c-e»ar. x. 523. In Ljiiloin, x. 542, Antrag, x. 585. "»s 333 impctratia panitns non vuleiiit; circa c>mnes enim p o L- ressores lezeš re^ualein inlationis lorinsm servaro prsecipiuut. — kosscssoros niftil plus stebcnt, «zuarn ü. Ikeollo». r. r. x. 2t. r. n. p. 341. — i>) csä. r. I. x. 56. r. n. p. 358 — 3ZS. Käsegattungen ungehinderte Lieferung auf die Marktplätze zu Aemona, Nauport, Ter geste und Aquileja offen stand, und der sicherste Absatz zu hoffen war. Einige der großen Imperatoren haben sich durch die thä- tigste Ermunterung, Ausbreitung und Beschützung des Land¬ baues in den Provinzen unsterblichen Ruhm errungen. Kai¬ ser Pertinap ließ ödes Land in Italien und in allen Pro¬ vinzen an Jedermann, der es urbar machen wollte, austhei- leu zu ewigem wahrem Eigent Hume mit der Be- freyung von allen Steuern und jeglicher Belastung auf zehn Jahre: Nam primum quickem ^uiczuist in Italia aut ali- di Pentium in c uiti soli ossot, etsiamsi impe- ratoria esset possessio, ejus czuanlum czuis vel- let et posset oceupare; et c^uum ejus curam suscspisset ac coluisset, stominum esse, (^uinetiam immu- nitatem a ^uibuslibet oneribus, iis t^ui aß ros colerent, stestit in steeennium, et in Perpetuum clominii ejus securum. — Vecti- ßalia «zuoizue omnia, i^use acl contralrenclas pecunias t^- rsnni excoZitaverant, in üuviorum ripis, in urbium por- tibus, perc^us vias et itinera penitus remisit, atc^ue in pristinum statum et libertatem climisit. a) Der Landbau im oberen Pannonien erhielt eine beträchtlich vermehrte Ausdehnung, als K. Galerius in den Gegenden des heu¬ tigen Neusiedlersees und des Raabsiusses ungeheure Waldun¬ gen niederschlagen, das wildeste Gestrippe ausrotten, und die weiten neblichten Sümpfe ableiten und austrocknen ließ: 6^- sis imanil>us s^lvis atipuo emisso in Danudium lacu Nel¬ sone, b) Wie wohlthätig war nicht für alle norischen Landwirthe, vorzüglich für jene in den rauheren Gegenden der Hochgebirge, die Verordnung, welche K. Constantin a) llsroäiam I. n. x. 85. — b) Victor, ve Ls-aribus. 525 526. -»->» 332 der Große an alle Grundbesitzer aller Reichsprovin¬ zen ergehen ließ: Imperator (lonstantinus. scl univer- 5os krovincisleo. Intercessores s Oectoriirus krovinci- srum cksti, scl exigencls ckekits en, e^ues civiliter poscun- tur, non servos srstores, nut bores srsto- rios pignoris csuss cke possessionisius slzstrssisnt, ex <^uo tribulorurn inlstio retsrclstur. 8!cjuis igitur Interces- sor, nut Orerlitor, nut krsesectus pscis, vel Vecurio, iu lrsc re lüerit cletectus, n Oectoribuo krovincisrurn cspi- tsli sententise subjuzetur Ost. IV. Non. ckunis». Lirmio. Oonstsntino. et Oicinio IIII. Löss. (i^nn. 315). s) Als die früheren Imperatoren manche Scharen unterjochter Germanen ins große Jllyrikum aufnahmen, und ihnen Land zum eigenthümlichen Besitze gegeben hatten, geschah es wohl mit der Hauptabsicht, um die Kräfte des Landes vor¬ züglich durch Steigerung des Ackerbaues zu erhöhen. In die¬ ser Absicht nahm Liber den Suevenkönig Vannius sammt seinen Pflichtgenoffen in Pannonien auf und gab ihnen Land zum Besitze: ker ickern teinpus Vsnnius Luevis s Oruso 6se8sre impositus, pellitur regno.-O^terum sä (illsssem in Osnuüio operienlem perbugit. Lecuti rnox clientes, etacceptissgris, in ksnno- nislocstisunt. i>) In gleicher Absicht nahm der gute Marc. Aurel viele Quaden und andere mit denselben ver¬ bundene Horden auf, und gab ihnen Land in Dacien, Pannonien und Italien: Ium igitur üi ((^uscli) veniebsnt ack Nlsrcum, tum slii IreczusntoL ipsius se ückoi xormissuri — —; oorum^uo slii scl militism recepti lu- erunt, slio ) 7-tl.iiu,. n. XU. l>. 116. 336 consscuti šunk, a) Deßgleichen nahm dieser große Im¬ perator 3000 verfolgte Nariszer als Ansiedler gütig auf, und ertheilte ihnen eigenthümliches Land, ihrer vorigen Lage nach zu urtheilen, entweder in Rhätien oder im Norik o: Dtism Nsrislse vsxsli, liominum scl tria millis^ sponts sä komauos trsnsierunt^, et sgros in clitione nostrs con- secuti sunt. Auf römischen Boden nahm Probus Hun¬ derttausend Bastarnen als Ansiedler auf: IUcts igitur pscs cum kersis^ sä l'lirsciss reäiil, et centum millis Lsstar- norum in solo Idomsno constituit, ) Durch den Riesensieg des K. Claudius über die Gothen in Thrazien bekamen alle Römerprovinzen dießseitS deS D o n aulim es unzählige neue Feldbebauer, wie Pol« lio versichert: impletee Lsrbsris servis senibusyus culto- ribus komsnW provinci re. I'sctus est miles Lar- bsrus, et coionus ex Ooltro. c) Daß einige der spä¬ teren Kaiser sehr zahlreiche Barbarenhorden in die Römer¬ provinzen ausgenommen, und ihnen Landantheile zur Be¬ bauung gegeben haben, war zwar für die damahlige Zeitlage politisch sehr übel berechnet; ä) indessen erhellet aus den An¬ gaben der Alten doch offenbar, daß sie es um die Kräfte der erschöpften und entvölkerten Provinzen zu vermehren, und zur Aufnahme deS Landbaues vorzüglich gethan hatten. Boil der Aufnahme der 300,000 Sarmaten im großen Jllyriko, in Thrazien und Italien sagt Eusebius in der Bio¬ graphie K. Constantin des Großen: slüs sgros, ut excolerent stczuc necossaris sä vitsm compsrsreut, süffi- ——— xit. s) Oio cs«,. L. 71 x. 807. p, 810. — b) kl»v. Voxisv. ia krobo. x. 162. — c) TreLell. kotilo, io v. clauä. x.74.— ä) ^nret. Victor, io Lxitow. p. 5»1. ve c-s»rib- P. 525. Lotrop. LreVisr. L. IX. x. 586. ttlsrcellio. L. 28. x. 283. Läit. llsiob. L. ZO. x. 472 — 47z. xooaxiu«. Libl. Lcrij-t. L/rsot. k. IV. k. I, x, »I — 22, 337 xit. s) Vom K. Valens erzwangen sich die Gothen und ihre zahlreichen Kampfgenossen die Aufnahme im großen Jllyriko, und nach der Schreckensschlacht (Jahr 378) bey Adrianopel war keiner der nachfolgenden Imperatoren im Stande, die durchs weite Jllyrikum ausgegoffenen Bar¬ barenhorden über die Donau zurück zu weisen. Sie blieben von derselben Zeit an seßhaft auf römischem Boden; nicht aber als friedliche Landbebausr und Colonen, sondern als Feinde und Zertrümmerer des Westreiches. Und wenn auch eine oder die andere Horde seßhaft friedlichen Ackerbau trieb: so verschwindet doch dieser geringere Zweck gegen die allge¬ meine schreckliche Folge, und die Worte des Lobredncrs Pa- catus an den großen Theodos: vicamne ego, racoptos ack servitium Ootkios castris tui» militein, terris suk- kicero cultorom? kr) bleiben eine elende Smeicheley. Eine, jedes Einzelne begreifende Beschreibung von der no risch- pannonischen Landwirthschaft während der Römerzeit zu geben, sind wir nicht im Stande; indem keiner der römischen oder anderweitigen Skribenten uns dar¬ über besondere und nähere Berichte geliefert hat. Kaum ver¬ mögen wir es, aus einzelnen Bemerkungen und wenigen, zerstreuten Stellen der Alten ein schwaches Bild davon zu entwerfen. Was die Verbreitung und den fleißigen Betrieb der umfassendsten Landwirthschaft betrifft, beziehen wir uns auf das, was wir schon anderswo vom celtisch- nori¬ schen Ackerbaue gesagt haben. Sey es auch, daß auf den kalten Höhen des no rischen Berglandes ehedem die Viehzucht vorherrschend gewesen, und Nur weniger Getreide¬ bau getrieben worden sey, c) so muß doch während der Römer« ») Lneed. in Vit, Lonitanl. lVI. L6it, 8a«!l. I,. IV. y. 659. — b) kavntu, in kaneg^r. Veter. II. p. 316 — 317. —' e) Wir wagen die Dermuthung, ob nicht dec Ortsnahme: Orilsbis, Orili» (bey Lambach und Wels) im Ufer nori» 22 ZZI zeit das ackerbauliche Leben auch dort überall zugenommen haben. Das Hochland war von allen Seiten mit Heerstra¬ ßen durchschnitten; in so vielen Orten des » o r i sch en Berg¬ landes finden wir inschriftliche Denksteine, welche ausgebrei- tetere, römische Ansiedelungen unwiderleglich erweisen. Sol¬ len solche Römerwege und Ansiedelungen bloß allein durch- neblichte Thaler, dunkle Waldungen, durch Sümpfe und un- wirthbares Gestrippe gegangen; sollten diese Römerniederlas¬ sungen bloß auf den grasreichen Triften der kalten Alpenhö¬ hen dagestanden seyn? Und sollte die römische Industrie wahrend eines vierhundertjährigen Besitzes weder die na¬ türliche Güte des Bodens, welche schon Strabo von den Alpenhöhen rühmet, noch die Zuträglichkeit des Climas für einen ausgebreiteteren Ackerbau erkannt haben? Sey es auch, daß man dem no risch en Hochlande mindere Fruchtbarkeit zuschrieb gegen das südliche Rh a t i e n und die Ebenen Pan¬ noniens (Roricus ager lrigistus al parcius lructuosus. kost e«Xcox et c o n Val- les bene conckitae; major tamen pars maxime circa vertices, ubi ckeZebant latrones^ sterilis est et inlrugi- tera-b), welche nur das Resultat der Beob¬ achtung und Erfahrung, daß schon vor Strabo auf den Alpenbergen einiger Feldbau mit Vortheil gepflogen wor¬ den sey, seyn können, — der Beweis, daß sehr frühe ko, wo nachher K. Marc. Aurel eine römische Colonle eingeführt hat, von der in jenen Gegenden uralten keltische" Schafzucht — seinen Ursprung habe?? !>) I-iäor. »isxsl. Olig. L. 14. L. 4. — b) Lirabo. L. IV. x. 142 - 143. 339 schon im ganzen Hochlande der Alpen nicht unbedeutende Strecken kultivirt, und getreideträchtig gewesen sind. Der bewohnten Hochalpen und der Alpenhäuser thut ClaudianuS von noch weit wilderen Berggegenden, als den norischen, Erwähnung: illse tibi, I^oma, 8glut6m Lipinas ps- psrcro caoac! s) Und wir finden kaum in einem der Al¬ ten die Bewohner jener niedrigen Alpenhütten treffender ge¬ schildert, als in den Worten des obgedachten Sängers: —' — 8tst psllickus Ko8p>it6 magno ka8tor, et ignoto prreclarum nomine vulturn Ilu8tica 8or6enti gcnitrix ostenclit alumno! li) Wer die Lebensbeschreibung des h. Severins aufmerksam liest, dem kann die Bemerkung unmöglich entgehen, daß so¬ wohl im norischen Hoch- als Blachlande ausgebrei- tetere Feldkultur, wie auch Garten - und Obstpflege, ja oben an der Donau selbst Weinbau geblühet habe. Wenn da¬ her der Kirchenlehrer Ambrosius von einem besonders geseg¬ neten Jahre dem reichen Getreidebau Pannoniens, und Rhätiens ergibige Fruchtbarkeit anrühmt: Nrumonturn kannonieo, czuocl non 8evcrant, venstistcrunt; et ksecunsta ibkisetia lortilitstis 8uee novit invickism c): so glaitben wir mit Grund, daß daraus auch auf den ausgebreiteteren no¬ rischen Ackerbau ein gleicher Schluß gemacht, und der von diesem Lande so ganz eigentümliche Ausdruck: Norica rum, ^gor noricu8, st) in ganz wörtlicheur Sinne dürfe genom¬ men werden. So glauben wir dann auch, daß Claudians wählerische Darstellung auf das ganze große Jllyri, k um, folglich auch, wenigstens auf N o ri k u m S größeren Theil paffe: ., 22 * s) ci^älsn. ve Reil. 6et. p. 111. — L) läem. iki-I. x. 110— o) L-ubro». in LikeN. g-1 Imxer. Vsleutin. HI. conlr. Re¬ ist. S^mscll. — ü) cisttälsri. iblä. x. 111. l-iäor. Orixl». 1.. 14. e, 4, 4->»s 340 Hinc oksiclione soluNis Usnnoniu8^ potorc^ue 8svi, ^ui elsiws tot snnis Oppiüs Isxsti8 su8»8 jsm psnclere porti8 , Uur8uin coto no vat nigrs8 ruki gin e kslee8^ Dx6808^UL situ o o git 8plen6ere Iig o n 6 8. ^tgN08cit<^U6 0S8S8^ et collikus 08cula noti8 I^igit, e t impr688o gIe ki 8 nonereclit srs tro I^x86cti8^ inouits riskant ^ua8 ssecnls^ 8ilvi8^ Ue8titnit terrs8^ el op s c urn vitiku8 18 trum 6 oN8e rit et pstrium vectigsl solvere Kaufet, Immuni8 ) Ging doch gerade durch die Gegenden um Radkersburg eine vielbe¬ tretene, wichtige Römerstraße; haben wir doch aus jenen Gegenden selbst auch römische Denksteine noch übrig! Wer sollte also glauben, daß noch im fünften Jahrhunderte jene segenreichen Gegenden an der Muhr eine gänzliche W li¬ st e, eine Einöde ein lüromuz^ ein Dosmtuln gewesen a) »i->oäiLl>. L. Vlil. I>. 379 — 381. — b) Stey-rinärllsch- Rational-Kalender auf das Jahr 1818- «4»» ZH2 seyen ? — Wie soll Attila in einer Wüste, oder lei« deutlicher gesagt, in einer Einöde sein Lager aufgeschlagen haben? Er, der König unermeßlicher Völkerhorden, und der Führer eines zahllosen Heeres, soll mitten im fruchtbar¬ sten Theile des oberen Pannoniens, das voll römi¬ scher Ansiedelungen, voll römisch- keltischer Städte war, er soll in der Nähe vom elastischen Boden Peto- viums und Celeia's da in einer Wüste sein Lager auf- geschlägen haben, wo römisch - inschriftliche Antiken wohlbe¬ wohntes und bebautes Land erweisen? — Man machte sonst noch den guten K. P r o bus zum Urheber des p a n n o ni - sch en Weinbaues. Auch dawider haben wir, auf die Nach¬ richten früherer Alten gestützt, gesprochen. Wir wollen jetzt alle Aussagen der späteren Auktoren, aus welchen man obige Behauptung genommen hat, herfetzen. Wir erinnern uns nicht, in einem der Alten von den Veranstaltungen des K. Probus in Betreff des gall; sch en und pannonischen Weinbaues einige Nachrichten gelesen zu haben, außer im Vopiskus, Eutrop und Aurelius Victor. Vopiskus schreibt: 6aIIi5 omnilms et Hispannis sc Lrilannir üinc permisit, ut vitez liaberent, vinumczue eonficerent. Ipse Ilmarn montsm in Hitrico circa Lirmium mi¬ litari mann lossum, lecta vite consevit. a) Eutropius schreibt: Vineas Oalios et kannanios liakerp perm izit. Opere militari ^Imum montem apuü 5ir- miuin et ^ureuni apuä Äloesiam superiorem vineis eon- sevit et provineialilms coienffos üeüit. t,) Von der thä- tigen Bemühung desK. Probus um den pannonischen Weinbau spricht Aurelius Victor zweymahl: Namczue ut ille oleis ^liiece plerac^ne per I-eAiones, ^uaruin otium UsipublicsL ac cluctoribus suspectnm rebatur^ — eociem ») klar. Vopire. iii krobo. p. 16I. — b) Liitrop. in 8rev. I- g. p. 585. 44-> S 343 V 4-«. mocko liic 6-sllisin ksnnonissczue etiVlosso- ruin c o l I o o v in o t is rsplsvik.— Vinoss(4sIIos vt ksnnonios lisi) sr o perm is it. Opers militsri )4Imurn rnontom spuck 8irmiurn 6t ^ursum montonr spuck Zlvssisin superiorem vinois consavit. s) Wer die¬ se Stellen der Alten genau betrachtet/ wird darin kein Abzeichen eines nicht früher in Pannonien schon bestandenen Weinbaues finden; um so weniger/ da schon die früheren Alten/ Strabo und Dio Cassius/ von altem Wein wachse in den Landstrichen oberhalb der car Ni¬ schen Alpen, in Pannonien/ also gerade auch in der heutigen unteren Steyermark, entscheidend ge¬ sprochen haben. Man sieht es sowohl den Aussage» des Vopiskus als des Viktors sehr merklich aii/ daß sie nur von den werkthatigen Bemühungen des ProbuS um die Cultur des BodenS und die Veredlung der Reben, besonders in den Gegenden seiner Vaterstadt, SirmiumS, Nachrichten ge¬ ben wollten. (?rok>us oriunckus e ksnnonis civitste 8ir- mionsi). b) Daher die sprechenden Ausdrücke: klinam rrrontom circs 8irrniurn — Iccts vite consevit; und I?snnonios st lVloosorurn collss vinetis roplevit! Daher Vopiskus von der besonderen Bemühung des Pro- bus, die Gegend seiner Vaterstadt besonders durch Cultur des Bodens blühend zu machen, an einem anderen Arte spricht: l^srn cuin 8irmiurn vonissot, sc solum pstrium oscksccuncksri cuporot sc ckilstsri, sä siccsnckam ^usncksm psluckom rnults rnilüs inilitum po- suit, c) Ueberhaupt berichtet der quellengemäße VopiskuS die ganze Sache weit genauer, dann Viktor und Eu- trop, welche ihm nur obenhin, und Alles untereinander- werfend nachgeschrieben haben mir ihrem: Vinos» OsIIo» etksnnonios lissicrc perwisit?—- Vopiskus schreibt ,) ^urel. Vioter, ve CTSAr. l>. Z2Z. In LpUoin. p. 542. k) Voxi-cu- ikiU. x. 1L6. — c) Vopircu- ib.U. j'. ^65. >>->» 344 IInum saric scicnclum ost, c^uocl Germani omnos, cum »6 auxilium essont rogati a kroculo, k rob o poti us persorvire maluorunt, cjuam cum Lonoso et Uro- culo esse. Gallis omnibus et Ilispannis 2c Lritannis binc pormisit, ut vitos baboront, vinumc^ue consicerent. Nur des gleichen Ge¬ genstandes wegen fährt nun Vypiskus von den besonde¬ ren Bemühungen des Probus fort: Ipso ^Imam mon^ tem in Hitrico etc,; wodurch er offenbar diese Angabe, in einer ganz anderen Absicht niedergeschrieben, von dem vori¬ gen: Gallos — Vinsas babore xormisit — trennet. Sollte aber in dieser Darstellung der wahre Sinn des VopiskuS nicht aufgegriffen worden seyn: so erklären wir die Erlaubniß des Prob us, in Gallien und Panno¬ nien wieder Weinberge pflanzen zu dürfen, mit einem großen Schriftsteller von der Aufhebung eines früheren Gebothes des furchtsamen K. Domitian, welches Suetonius anführet, und wodurch eben auch unsere Behauptung: P robu s sey nicht der erste Urheber des pannonischen Weinbaues, noch besser bestätiget wird ; Ob suinmam cjuonclam ubortalem vi"i - Irumonli voro inojziam, existimans nimio vinoarum stu- No negligi arvu, eäixit, ne czuis in Italia novellaret, utc^ue inl?rovinciisvinota succiclorentur, rclicta ibi plurimum ckimsclia ^>artc, a) Mon¬ tesquieu, der große Verfasser des unsterblichen Buches: Vom Geist der Gesetze, sagt nun: „Domitian, ein furchtsa¬ mer Fürst, ließ die Weinstöcke in Gallien (in Pannynien?) auSrotten, vermuthlich aus Besorgniß, die Lieblichkeit dieses Getränkes mochte die Barbaren dahin locken, wie es diesel¬ ben vormahls nach Italien gelockt hatte. Probus und Julian, die sich nicht fürchteten, erlaubten den Weinbau s) Lui-ton. in Damit, n, 7. »»» 345 »«-t* wieder." s) Bezog sich nun das Verboth des Domitians auch auf die Halste der p a n n o nisch e n Weinberge, wie aus Strabo's und Dio Cassius Angaben scheinen möchte?: — so bezieht sich auch das: Vinsas Kaders xerinisit des Vopiskus auf diese Provinz; — folglich ist in keinem Falle Probus der Urheber des pannonischen Weinbaues, wohl aber hat sich seine unermüdete Sorg¬ falt um die Verbreitung und Veredlung desselben in Pan¬ nonien unsterbliche Verdienste erworben. Zuverlässig wurden auch während der römischen Herrschaft durch die Er¬ munterung der Regierung, oder durch so viele römische Co- lonisten die Ebenen der Donau im heutigen Unterösterreich und Hungarn viele Strecken mit Reben bepflanzt, und so auf heimischem Boden Wein gewonnen. Der ganze Geist der von uns oben aus Claudianus angeführten Stelle weiset uns dahin, daß in den Worten: Hins kannonius — ex- ssctis insulta äakant ^uas ssscula, s^Ivis, restituit tsr- ras, et vpacuin vitikns Istrurn conssritlk)— nicht eben erst von einem neuen Versuche, am Donauufer Weinberge anzulegen, sondern von einem wLe¬ der er»w eckten, lange schon daselbst gepfloge¬ nen Weinbau die Rede sey. Wo hätte auch doch anders die Gegend an der Donau, in mäßiger Entfernung von Vavianis, der alten celtischen Vidobona, den Nah¬ men ack Vinsas, zu den Weinbergen, her, als von wirklichen, an den Hügeln des Kahle nbergeS an d e r D o n au im fünften Jahrhunderte bestandenen und gepflegten Weingärten: vsincke keatus bie- vsrinus in losuin rs in <> ti o rein sesscksns, ezui a ck vinsas vosakatur, ssllnla ^arvs contsntns sei zuesüis- ll) De I' Lsprit. äe I.c>>x. 1/. 21. v. 15. Johann v. Müller. Allgcm. Gcsch. VIII. Buch. x. 401—402. — b) Llauätau. Oe L-auäld. Ltilie. H. p. 346 tum oppiäum romesre sivina rsvelations compellitur. ») Ward endlich doch im frühesten Mittelalter noch oben im rh ät isch en Lande starker Weinbau getrieben! Baioarien heißt in der Lebensbeschreibung des h. Em mera ns klegio hiososriorum vini Lerax! Der agilolfingische Theodo spendet in xaZo lonngos secus nmne vanu- kic> jugsrss vinearum ciuKS props civitatem Uega- nesdurclr; und in den frühesten Schenkungsbriefen geschieht mehrfache Meldung von Weinbergen im Landstriche des gl- ten U f er n o ri ku m s. Sollten wohl die edlen Reben in jenen thatlosen, dunkeln und unruhigen Zeiten daselbst erst gepflanzt, und nicht noch auS der Romerzeit ererbt worden seyns? Uebrigens erweiset dex Gqng der aus zuverläßigen Geschichtsquellen dargestellten römischen Heerstraßen sowohl, als der vielfachen Seitenwege durch ganz Nprikum un¬ widerleglich , daß während eines vierhundertjqhrigen Besitzes das Land durch und durch durchwandert worden sey, und daß somit auch die Kenntnisse der Eigenheiten desselben immer mehr und mehr bey den Römern haben erweitert werden müssen. Man hat den K. S e p ti m ius Severus für einen vorzüglichen Beförderer des Gartenbaues durch große Garteiianlagen, vorzüglich in Pannonien, gehal¬ ten; allein wir glauben , daß die aus Spattianus dafür an¬ geführte Stelle schwerlich überzeugend seyn dürfte, k) Daß die Römer auf den norischen Hochgebirgen, so wie in den dunklen Waldungen in den Ebenen Rorikums und Pannoniens mit der Jagd des dort besonders ein¬ heimischen und aus der Urzeit her bekannten Gewildes sich unterhalten haben, zweifeln wir nicht im geringsten, so sparsam auch die Abzeichen davon in den Schriften der Alten gelesen werden, Als der Brudermörder, K. Caracalla, s) Lugipp. in Vit, 8^ Levsrin. Seet. IV. — b) 5j>zrtianur. in Levero. x. 206 — 207. »>»- 347 vr-c-s> die Reichsprovinzen und die Grenzen bereisete, ergetzte er sich in den Do n aue b en en N o ri kums und Panno¬ niens mit der Jagd gegen allerley einheimisches Gewild, wie Herodian versichert: Lis actis «timnlants malorum ka- cinorum conscientia, vitamine psrosus uxbanam, statuit Koma sscestere, nt et milites orstinarst et provincias invi- seret. Igitur Italia stecsäens, aä rbpasOannbii per- vsnit,ac xartes imxerii Komani Zeptentrioni subj ectas. I b i ant corpus e^ereebat a n r i g an- tlo, caestenäir <^ue eominus omne gsnus bel' luis.-Man sieht leicht, daß Herodian hier die rhä- tischen, no rischen und pannonischen Ebenen der Donau gemeint habe, da er weiter unten fortfahrt: 8ecl ubi milites a^rnä Oannbium orclinavit, atljus in Iliraciam Macestonibus conterminatam stiscessit, conti- nuo ^lexanäer alter svasit. a) Von den römischen Schrift¬ stellern, die über das edle Weidwerk geschrieben haben, wer¬ den die celtischen Jagdhunde überhaupt, und beson¬ ders auch die starken, streitbaren pannonischen Hunde angepriesen: Willis canum xatrise, stuctic^us al> origins mores dlni^ue sua. Magna inclocilis clat pr«Iia Meestns Älagna^us stiversos extoflit gloria (Hellas! singt Gratia- NUs Falisens; b) und Nemesianus sagt: Oivisa Lritannia mittit Veloces, nostrikzue orbis venatibus aptos. Nlec tibi kannonicae stirpis temnatur origa, I(ec Quorum xroles 6e sanguine manat Ibero, — was durch die Aussagen des Appians und Pollux gleichfalls bestä¬ tiget wird, c) a) Hsroäian. L,. IV. x. 215 — 217. — k) 6ral. kalisc. neALt. LNN. laiAäun. i>. 73. klin. I.. VIII. L. 10. c) It«nle,lLNU,. L^neZst. ibiU. j,. 2SS. »->»-> 348 Die Fluthen der Donau wurden bald als sehr fischreich erkannt, und gewisse Gattungen der daselbst besonders zu treffenden Fische sind wahrend der Römerzeit allberühmt und selbst ein Gegenstand des Handels geworden, wie die Lam¬ prete, lange Pricke, und die D o n a u k a rp f e n. (^umczua per Ill^ricuin, per staZua biuoiuiuis Istri Zpurusruru inclioiis.caperis D-lustaila natanturu— sagt Ausonius. s) Uns ist unbekannt, welche Fischgattung der fischreichen Donau Jornandes andeute, da er schreibt: Hie Danubius usczue ineäium sui clukcis ost et potabilis, piscosczuo nirnii saporis g i A nit, o s s ibus c a- rentss, eurtilußinein tantuin babe Utes in corporis eontinentiain. b) Den Fischen entfern¬ ter Länder und der schmackhaftesten Art derselben setzten die Römer die D o n a u k a r p f e n an die Seite: D e s tinet tiarpain Danubius, a übens veniat ancborago, exoriniston sicula lzuibuslibet laboribus oileratur, Lru- tivrum rnare ckulees rnittst aeerinss, 8apori pisces 6« ebversis linibus aüerantur. c) XV. Handwerke und Künste. Den Hauptlebensunterhalt der alten celtogallischen Noriker, Ackerbau und Viehzucht: ihre alten wohlbekann¬ ten Bergwerke auf edle und unedle Metalle; ihre eigenthüm- lichen Künste, vorzüglich guten Stahl, gute Messer, schnei¬ dende Schlachtschwerter, und schöne Waffenrüstungen zu be¬ reiten, haben wir bereits an einem anderen Orte aus den Aussagen der Alten in das gehörige Licht gesetzet. Es ist aus s) Luson. in Lä)-ll. Lält. I'ariz. p. zgz. — d) Iorn»näez äe Leb. 6eüe. Lap, V. — c) cassioUor. Variar. I. XU. L?. »»o 349 dieserBelriebsamkeit im weiten Hochlande der Alpen allein schon hinlänglich ersichtlich, wie viele der übrigen Handwerke und Künste unter den Bewohnern Norikums schon vor der R ö m e r h e r r scha ft, theils vollkommener müssen geblühet haben, theils in den ersten Anfängen vorhanden gewesen seyn. Alles dieses erhielt nun gleichfalls während des mehr denn vier« hundertjährigen römischen Besitzes, bcy der allseitigen Durch¬ wanderung und Bebauung des Landes durch die hochkultivirten Sieger, und durch den friedlichen, unmittelbaren und unun¬ terbrochenen Zusammenhang mit Italien, eine noch weit größere, und in manchen Th ei len vollkommen rö m i s ch e A u s bil d ung. Es ist nicht im geringsten zu be¬ zweifeln, daß mit so vielen, ins weite Hochland der Alpen und in Pannonien eingeführten Colonien, zum Theile aber auch aus freiem Antriebe und in der sicheren Hoffnung reichen Ge¬ winnes sehr viele italienische Handwerker und K ü n st- l e r ins große Illy r i k u m eingewandert seyen, daselbst viele Jahre zugebracht oder sich da ganz angesiedelt haben werden. Daß die jenseits der Donau seßhaften Barbaren römische Künstler und Handwerker aus den nahen illyri¬ sche »Provinzen durch das Anerbiethen großer Vortheile zu sich gelockt und unter sich behalten haben, ist eines der sichersten und wichtigsten Abzeichen für die frühe, allseitige Verbreitung und Festsetzung römischer Künste und Handwerke im großen Illy r i ko. Die Bestätigung hierüber findet sich im Eunapius und im Dio Cassius, welche berichten, der d a z ische König D e z e b a l u s habe alle römischen, aus den illy r isch e n L a n d t h e i l e n in das dazische Gebieth übergezogenen K ü n st- ler und Handwerker wieder auslicfern müssen: Omm-s Komano» mackiinarum kahricatoro» et tirmskugas. s) Von den uralten t a u r i S z i s ch e n G o l d g r u b e n, sie mochten in s) Dio L. 67. p. 76t. D. 68. I>. 77t. et se-jue. in Liol. r. IV. k. I. x. 2-1. ZZO ordentlich gehauenen Schachten auf kalten Höhen , oder in den Seifenwerken der Schotterlagen in den Tiefen der Thaler ge« trieben worden seyn, berichtet der wohlunterrichtete Strabo, daß sie zu seiner Zeit schon alle in den Händen der Römer ge¬ wesen seyen. Strabo hat beyläusig dreyßig Jahre nach der Un¬ terjochung des ganzen Alpenhochlandes geschrieben, a) Der Goldgewinn wurde also von den ersten Jahren der Eroberung Noriku ms an wahrend der Römerzeit fort und fort, und zwar, wenn man an die Nachricht des pragmatischen PolybiuS vom Fallen des Goldwerthes um ein Drittheil, als Italiener von den Tauris kern zu Hülfe genommen worden sind, denkt, mit vorzüglichen römischen Vorrheilen des Bergbaues getrieben. Mit vielen neuen Vortheilen wurden auch alle von den alten Celtogallen schon wohlgekann¬ ten und geübten G o ldwäsch e rey e n in den goldreichen Flüssen des gesammten no risch rhatischen Hochlandes sowohl von den Römern, als von den eingebornen Bewohnern wahrend der ganzen Römerzelt fort betrieben. Und auch nach der Zer¬ trümmerung Les Westreiches war dieser Erwerbszweig der Noriker und Rhätier nicht erloschen; denn im frühesten Mittelalter geschieht schon wieder urkundliche Meldung dieses Geldgewinnes. Aus diesen no risch- römischen Gold- und Silber schachten, und aus vielen Goldwäsche« reyen floß alle Ausbeute in den Staatsschatz, und wurde außerhalb Norikum größtentheils verarbeitet. Allein zuver¬ lässig kam auch vieles von diesem Golds und Silber in die ») Strada. I-, IV. x. 142. Wir beziehen uns hier nochmahls auf das über diesen Gegenstand in unserem altceltischen Noriko Gesagte; auf die in Oberkärnthen sowohl als im Salzbur« gischen anuoch fortlebende Tradition wollen wir aber ganz vorzüglich aufmerksam machen, nähmlich: daß die Gold¬ bergwerke in der Gastein, auf dem Nassenfclde und an der Südseite jener Tauer ngebirge schon von den Römern belegt worden seyen. 351 Münzstätten nach Aguileja und Siszia; indem die alte Reichsbeschreibung ausdrücklich eines krocuratoris Mona¬ tes SsissianW und kroauratoris Monstse ^kzuilejeuri? geden¬ ket, a) und sehr viele Gold - und Silbermünzen aus gedachten Werkstätten heute noch in AntikeNkabineten gezeigt werden. Indessen hat man doch auch noch spät einige Abzeichen, daß Gold und Silber im Nori ko selbst zu verschiedenen Ge- räthen verarbeitet worden sey. In den christlichen Kirchen des Noriku ms hatte man in der zweyten Hälfte des fünften Jahrhunderts zum gewöhnlichen Gottesdienste silberne Kelche. Dieß läßt mit Recht auf mehrere bestehende Gold¬ arbeiter schließen; und wirklich berichtet Eugipp in seiner Biographie des h. Severinus, daß die ru gische Königinn Gisa mehrere barbarische Goldschmiede gefänglich gehalten, und die von ihr anbefohlenen Arbeiten zu verfertigen gezwungen habe. Durch die Angabe also: ^uosstam enim au ri ki c e s k> a r k> ar o 8 pro iabricmnclis reßalüsus ornainsnlis claussrat arcta crwtostia k), verräth Eugipp offenbar, daß es neben den einheimisch-norischen Gold - und Silberarbeitern, auch Ausländer (Bar¬ baren) dieser Kunst verständig, gegeben habe. Wenn nun solche Künstler in der spätesten Römerzeit im Nori ko waren; um wie vielmehr mag ihr Bestehen in die früheren Jahrhunderte hinaufgesetzt werden, da diese Art von Handwerken und Kün¬ sten schon lange vor den Römern einheimisch unter den norischen Selten gewesen ist, und der römische s) Ilotit. Inixer. Oveiä. x. 6Z. Es ist gewiß ganz besonders merkwürdig, daß in den Antikenkabinetten annoch altrömi- sche Münzen aufbewahrt und gezeigt werden mit den Sig¬ naturen: Lletsl. kior. d. i. Alewlli ktoiici bezeichnet; so wie andere dergleichen Münzen mit den Siglen lvietal. Oalin-Lteialli Oslrnatici,— noch übrig sind. Ilrecli. Ljinn- iieim, O>3sertsr. Oe nbu et xr^strnt. ^tumisnistum. Votum. II. 630. — b) in Vit. L. Leverini. Leet. VIII. -,>»» ZL2 Luxus jeder Art im ganzen westlichen Illyri k o, im Schwünge war. Von den Imperatoren Valentinian I. und Valens haben wir noch eine/ die auf Gold arbeitenden Bergmänner, welche, aus Thrazien fluchtig, durch ganz Jllyrikum heraufschweiften, um heimlich in den goldreichen Gebirgen an¬ sehnlichen Geldgewinn, ohne lästige Frohnabgaben, zu machen, betreffende Verordnung, welche an den italisch - illyrischen Prätorialpräfect Probus im Jahre 370 erlassen worden ist. a) Als Ursache der Flucht dieser Bergleute mögen wir die drückende Last der auf die Metallausbeute gelegten Staats" tribute ansehen, wie Amm. Marzellinus vom gothischen Auf¬ ruhr in Thrazien ganz wortdeutlich berichtet, b) Ueber- haupt wurde sowohl der auf öffentliche Kosten, als von einzel¬ nen Privaten betriebene Bergbau jeder Art im großen Jllyriko während der römischen Herrschaft sehr gesteigert. In der alten Beschreibung des abendländischen Reiches lesen wir unter den höheren Standespersonen einen eigenen Lomes auri; und im theodosischen Gesetzbuchs kommt ein Lome» Uletallorum, mit Nahmen Lresconius vor. Beyde waren bestellet, um über den illyrischen Bergbau, diesen reichen Ertragszweig des nori sch- rhä tisch en Hochlandes die gehörige, steigerende Oberaufsicht zu führen. Wir wissen zwar nicht ganz genau, ob Beide das gleiche Amt begleitet, oder worin eigentlich das besondere Geschäft das Lomiti» ^.uri bestanden habe, j Höchst wahrscheinlich empfing der Lom >» v^ori alles Gold und Silber sowohl von den Steuersummen, als auch von den auf Staatskosten betriebenen Bergwerken, über welche er noch eine besondere Aufsicht zu führen hatte. Der Lomes Metallorom im großen Jllyriko erhob insbe¬ sondere wieder vermittelst der krocuratores Metallorum, die vom Silber- und Gelderträge aller Privatbergwerke bestimmte — ' Froh- -) co-t. "rlieocko,. "L m. x. Z2Z — Z24. — k) Lm>n Atar- eetNll. I., 2t. p. ?t78. 333 Frohne im rohen , ungeläuterten Golde ^Lalluoa) , leitete die Ordnung aller bergmännischen Privatarbeiten, und hielt alle Becriegereyen hinsichtlich der öffentlichen Abgaben von allen Mecallerzeugniffen hintan. Diese beyden Staatsbeamten sammt den ihnen zugetheilten Officialen waren bey dem ausgedehnten Bergbau des großen Illyr i k u m s, in Mazedonien, in Mösien, in den kartarischen Landtheilen, im norisch- rhä tischen Hochlande von sehr großem, wichtig steigendem Einflüsse auf alle Zweige jener bergmännischen Arbeiten. Durch folgenden Befehl, welchen K. Valentin ian I. an den il lyrisch en Eomes ÜVIetallorurri im Jahre 363 erlassen hatte, bezeigte sich jener Imperator als einen Beförderer des illyri s ch e n Bergbaues: ksrp6n8a stsliberativne ciuxiinus rsnuiantiuin, ut r^uioun^us exercitium ÜVIotallorum vellet scitlusre 18 lalioro proprio 6k sibi 6t keipublioss commocl» compararat. Ita^uo si sponte oonlluxarint, oos laustabi- litas tun octonos scripulor in Lnliuon cvgat 6on8olv6re. (^uistczuist suk6in amplius colligaro pokuerink, si86v potia- Limum stiztrairsnt, a quo 6omp6tsntin in I,argitioniku8 no8tri8 protin 8U86ipienk n). Aus einem Gesetze des K. Gr a- tianus lernen wir, daß in den Hochgebirgen des großen JllyrikumS von Privatbesitzern an vielen Orten verschiedene Marmorbrüche angelegt gewesen und bearbeitet worden sind. Dieser Imperator erlaubte im Jahre 376 Jeder¬ mann , vorzüglich den Senatoren der Stadt Rom, auf dem Grund und Boden der Provinzialen im Jllyriko Marmor zu brechen 6). Das im ganzen großen Jllyriko ein- gesührte und in so vielen prunkvollen Städten herrlich entfal¬ tete römisch-italienische Bauwesen, so viele Tau¬ sende inschriftlicher Steine, so viele Tausende der schönsten sj lloä. Hieoäo». I. HI. 51g — 521. dlorit. linper. Ocoi- cient. p. 64. Ll. in kino cis IVlszi.ckrstib. p. 15. — d) ticxi. l'Ueoäo». k. Hl. 525. 23 -»»-> 334 Monumente plastischer Kunst/ forderten es von selbst/ daß sowohl einheimische als eingewanderte Künstler das ganze Hoch¬ land der Alpen fleißig durchforschten / um für die schönen Ge¬ bilde ihrer hohen Kunst auch die zusagendsten Steingattungen aufzufinden und herbey zu schaffen. Welch umfassende Schlüffe dürfen wir nicht von dem herrlichen Prunke der einheimischen il lyrischen Marmorpalläste in Städten mache»/ wenn wir lesen, daß in Attila's Hoflager weit im Lande jenseits der Donau ein Bade Haus aus Greinen, welche man auS Pannonien her beygeführt hatte, (r?r 7^ erbauet, bestanden habe? a) Ob auch die Römer gleich nach der Eroberung Noriku ms alle dort ein¬ heimischen, uralten, und mit so vielem Ruhm von den Land¬ bewohnern getriebenen Eisenschachten und Eisenfabriken aller Art, als Staatseigenthum erkläret und in Besitz genommen haben? — dafür ist uns zwar keine bestätigende Aussage der Alten bekannt. Man mag es aber von dem größten Theile derselben aus Strabo's Aussagen über die ns rischen Goldgruben mit Grunde vermuthen; weil Eise »gru¬ ben und Eisenfabr ike n, die Werkstätten der dräuenden celtogallischen Waffen, eine nie versiegende Hoffnungsguelle zur gewissen Wiedererkämpfung der uralten heißgeliebten Frey- heit, gleich anfangs in den Händen der unwillig gehorchenden Völker des Alpenhochlandes sehr gefährlich scheinen mußten. Die Römer mögen jedoch nachher, als sie sich des Landes gänzlich versichert hatten, so wie bey dem Grund und Boden selbst, auch mir dem Privateigenthume der" Metallgruben und der das Roheisen verarbeitenden Fabriken alsbald billiger gewor¬ den seyn. In jedem Falle aber mußten die vortrefflichen nori¬ schen Eisenarbeiter in der Uebung ihrer Kunst fort und fort bleiben, da ihnen allein nur diese besondere Geschick¬ lichkeit eigen war, daß der Ruhm von dem übergroßen Reich- s) kriscu» Kbelor, ibill, Rislor. Loibic,, x. 57. "*» 3Z5 thum Norikums an gutem Eisen, und von der vortrefflichen Bearbeitung desselben durch die ganze Zeit des römischen Be¬ sitzes, und selbst noch gegen das Ende des fünften Jahrhun¬ derts aus dem Munde der großen Alten, des Strabo, Ho- katius, Ovidius, Plinius, Petronius Arbiter, Martials, Rutilius Numantianus und Sidonius Apollinaris erscholl. Dies; ist der kräftigste Beweis, daß dis nori sch en Eisen¬ minen von der römischen Unterjochung an bis zur Zer¬ trümmerung aller Institutionen der Römer, durch fünf Jahr¬ hunderte immerfort seyen bearbeitet, und daß das Roheisen erzeugt, und theils weit verführet, theils in vielen thätigen Laudesfabriken sey verarbeitet worden. Die einzelnen unS bekannten Aussprüche der Alten über das no rische Eisen und dessen einheimische vortreffliche Bearbeitung haben wir schon in unserem keltischen Noriko angeführt; hier wollen wir nur noch die spätesten Zeugen, den Rutilius Nu¬ mantianus, der um das Jahr 410 geschrieben hat, und den Sidonius Apollinaris, welcher im Jahre 488 nach Christus gestorben ist, in Erinnerung bringen, von denen Beide noch die bestimmtesten Zeugnisse für unfern Gegenstand ablegen.- Rutilius Numantianus kennt die weltbekannte Güte des n o- rischen Eisens in solcher Ueberzeugung, daß er dasselbe jedem besten andern ihm bekannten Eiseumetalle an die Seite setzt: Ocourrit (lliah^Iuni rnmnorslulw Ilva lVIetallis n i l ul> eriu 8 gorica g lo 8 a tulit. Non Lilurix largo potior strictura camino, Nec «zu«: Larstoo cls cespils massa üuit. klus conlort populw forri lacuncla oroatrix, t^uain 1'artes8iaci glaroa kulva lagi s). Sidonius Appollinaris zählt Merkwürdigkeiten auf, welche jedem besonderen Landtheile die höchste Wichtigkeit im Leben --- 23 * s) Rutil. Xuiosr. In Ilinersr-. I-. I. v. 2SI. '»s 33 f) und in der Staatsverbindung gaben. Vom Noriko weiß «r Key dieser Gelegenheit nur das vortreffliche Eisen als das H a u p t e r z e u g niß dieses Landes anzurühmen: 1>vja viri», I-lpiros erzuis, animalibus ^.rZos, Iu6a ebors^ arZauto Larüinia^ et Otlica melle iberlililale Lamos karos insula Marmore^ k e r r a gorica, priuci^ibus ^ilotica, Ikracia lVlarte. a). Man mochte zwar mit einigen älteren vaterländischen Historikern verleitet werden/ die Worte des Claudianus/ welche er dem edlen gothischen Völkerkönige/ Alarich/ in den Mund leget/ von den nori schen Eisenminen zu verstehen: /tl nuc Ill^rioi postczuam mibi traäita sura Mec^ue suum secara clucsm lot tsla, totansss lot Z a I e a s multo 1? b r a c u m sueloro paravi InZua maus usus vaatiZal verlöre terri. Op^ista leZilimo sussu komaua coegi. 8ie ms fala tovenl, ipsi/ <^uos omnibus annis Vastalram, servira stališ noeitura Zementes /trma äabuul, tlammis^ue äiu mollitus- et arte In sua stsmna 6bal)-bs babro luZents ru¬ ti e bi l. b) Allein ohne uns hier in eine weitläufige Erörterung ein¬ zulassen / sey die Versicherung hinlänglich/ daß es weder die damahligen Zeitumstände/ noch die persönlichen Verhältnisse Alarichs und seiner Gothen zulaffen/ die angeführten Worte vom Noriko und dessen reichen Eise «bergen zu verstehen. Mit norifchem Eisen und Stahl wurde auf den großen Heerstraßen nach Aguileja und Tergeste/ und ») 8illon. ^xolln. V. 4I. — b) Lliurriian. äe ddl. 6eüeo> x. 114 — 115. 3Z7 von dort weiter nach Italien fort ein sehr lebhafter und wich, tiger Handel während der ganzen Römerzeit getrieben, — wie wir weiter unten zeigen werden. Fast mit Gewißheit schließen wir daraus, daß die belebten römischen Waffenfa¬ briken im oberen Italien; zu Verona IHrica Varonansi5 8cutorum et armorum, zu Mantua, Alsntuana I-ori- carum, zu Cremona, 8cutsria Crsmonensis, zu Con¬ cordia, Lagittarum ConcorclicnsiZ, zu Ticino, Nicinau- ris ai cusria ete. etc. von denen die große R e i ch s b e s ch r ei- bung besondere Meldung thut, a) ein beträchtliches (^uänturn no rischen Eisens undStahles verarbeitet haben. Eben diesen überreichen und vortrefflichen norischenEisen- und Stahlerzeugnissen schreiben wir die Entstehung der nahen panonischen und mösischen Waffenfabri¬ ken wahrend der römischen Herrschaft zu. Eine der größten Waffenfabriken jeder Art bestand zu Sirmium, in dec vielbelebten und in der Römergeschichte so oft gefeyerten Stadt, auf welche von Norik um die wichtigsten Verbin« dungsstraßen durch das Innere Pannoniens, und die be¬ lebteste Schiff- Fahrt auf der Save hinleiteten, kalwica Lcutoruru Ualistarum et .^rmovum 8irrniensis. Schilder¬ fabriken befanden sich zu Acinkum, und im wichtigen Car¬ nuntum an der Donau, 8cuisriss ^cinccnsis et 6ornu- tensis (Csrnuntensis). k>) Ganz besonders aber, glauben wir, verdanket die S ch i ld e r fa b r i k zu Laure acum am ufern arischen Donaulimes, 8cuiaria läauren- censis, ihren Ursprung und ununterbrochenen Bestand noch im fünften Jahrhunderte den nahen nori scheu Eisen, schachten in den Bergen der heutigen oberen Steyermark, und in jenen Vorgebirgen, welche sich von dorther gegen die Ebenen der Donau hi» abdachen, im st e y e r m ä r k i sch e n «) Isotit. Imper. Ocolä. p. 58. — bj Rotil. Imper OrliU- x 58 — 61. »»»s 3^8 Er z berg e, bey Neuberg im uralten Cerwalde und in der österreichischen Reichenau. Ueberall haben gründ¬ liche Kenner des Grubenbaues uralte, tief in die Römerzeit hinauflaufende Spuren des thätigsten Fleißes gefunden: — und alle diese Eisenschachten am Gebirgssaume, der heute noch Oesterreich von Steyermark scheidet, vorher aber das Ufer, vom Mittelno rik um trennte, waren der großen und blüf henden Römercolonie, Laure acum, so nahe gelegen.») Oh dieLorchischeWaffenfgbrikdie einzige des nori¬ schen Landes gewesen, und, ob noch eine zweyte in einer der größeren Städte des Mittellandes in No r eia, in dessen Nähe ohnehin, nach Strabo's Versicherung, uralt? und vortreffliche Eisenstätten waren, bestanden habe? wagen wir aus gänzlichem Mangel bestimmter Nach, richten der Alten gar nicht zu behaupten; wir glauben aber, den Bestand solcher öffentlichen auf Kosten des Staates ge¬ triebenen Waffenfabriken, neben so vielen anderen Pnvat- und Sraatseisenstätten eben aus Strabp's Angabe vermuthest zu dürfen. Eben eine solche Steigerung sowohl durch die erhöhten römischen Manipulationskünste, als auch an Umfang erhielten die alten ta uriszischen Salzarbeiten in den Salz¬ bergen und in den Salzsiedereyen. Der vom Geographen Pto- llomäus eigens genannte Volksstamm eingeborner Nori¬ ker, der Hallonen, Halla unen, oder Salzwasse- rer; die geographische Lage ihrer Ansiedelungen im norischen Hoch - und Blachlande; die keltischen Benennungen alser alten Salzstätten; das gänzliche Stillschweigen aller Alten, daß ins Norikum und Rhätien erst durch Handel von aufsenher Salz hätte müssen eingesührt werden; die im frü¬ hesten Mittelster schon urkundlich erscheinenden altno ri¬ sch e n S a lz si e d e r ey en , welche als etwas ganz Ge- s) Kotit Imper. Occiä, p 58 — 61. 359 wohnliches und Altbekanntes erwähnt werden; und die Andeutungen, IHnaaas, katallse, I'utei, I^utitiatoria, welche große Oefen , Salzpfannen, künstliche Schöpfbrunnen, und überhaupt verschieden gesteigerte Manipulationen in den alten Salzsiedereyen verrathen re., — alles spricht kräftigst für uralten, durch die Römer gesteigert, durch die ganze Römer¬ zeit fort thätigst betriebenen, und ins Mittelalter herab ver¬ erbten no r isch en S al z b a u. a) Welches Leben der ge¬ steigertere Betrieb der sämmtlichen norischen Salzsie¬ dereyen, der Bergwerke, der vielen Schmelz - und Ver¬ arbeitungsstätten der edeln und unedlen Metalle, besonder- der kunstvollen römischen Waffenfabriken , dem ganzen n o r i- schen Hochlande und den Ebenen an der Donau hinab wäh¬ rend der Römerzcit gegeben habe, ist von selbst ersichtlich. Ganze Innungen und Zunft sch asten von Eisen- arbeitern thaten sich in den größeren Städten zusammen, wie wir noch von Celera, Ter geste und Aq u i l e s a stoin- inschriftliche Beweise vor Augen haben. Wie heute noch, beschäftigte der uralte no rische Eisenbau eine sehr große Menge der gemeinen Elaste der Landesbewohner. Alle Eisen¬ fabriken mußten ihre Holzfäller und Kohlenbrenner (Denstropkiori, (isntsnarii, <üark>onarii) haben, so wie solche, als Sklaven, einen eigenen Theil der Arbeiter (De¬ putati) in den öffentlichen römischen Waffenfabriken ausmach¬ ten , und wogen welchen die Imperatoren eigene Gesetze ge¬ geben haben. l>) Wie viele und wie verschiedene kunstreiche Handwerke machten nicht allein schon, außer den Eisenarbei- s) Höchst wahrscheinlich gehört der Betrieb jener Salzquellen und Salzpfannen, welche der Sage nach chmals auf dem kärnthnerischen Zollfelde am Töltschacherberge in der Nähe des uralten Vi runu ms bestanden hatten, in die alttau- riszische und römische Vorzeit hinauf, vuminic. Lrunne», LjNenäor urki» Lais zi. 1L — 19. — I-) Aolü. Inifer. Oricut. x. 108. Z§0 tern, die römisch« illyrischen Waffenfabriken nothwen- dig! Man durchlese nur das Buch de's Vegetius: Vs rs militari, und das Büchlein Vs rebus bellici», und man wird hier seine Ideen mächtig erweitern müssen! Die altceltogallischen Noriker und P a n no- nier müssen in der Baukunst schon lange vor Chri¬ stus einige nicht unwichtige Fortschritte gemacht haben. Sie wußten Städte mit Mauern, Thoren und Thürmen zu be¬ festigen, und die Höhen des Landes sowohl, als die Eng¬ pässe der Gebirgsschluchten durch Castelle, Burgen und Be¬ festigungsmittel aller Art zu verwahren. Wie aber alle diese Gebäude, wie die einzelnen Wohnungen deS edleren Theils jener celtischenStämme beschaffen gewesen seyen? Dar¬ über vermag Niemand ein getreues, lebhaftes Bild zu ent¬ werfen. Vieles mag zwar aus anderen eigenthümlichen Be¬ schäftigungen der Noriker geschlossen werden. Sie wußten seit undenklicher Zeit vor der römischen Unterjochung Eisen und Feuer, diese bewundernswürdigen Hülfsmittel menschli¬ cher Thatkraft, vortrefflich zu gebrauchen: ihre Eisenstätten, und die mit Schlegel und Meißel durchbahnten Gebirge, dis umwühlten Schotterlagen ihrer Seifenwerke zur Goldgewin¬ nung erweisen es unwidersprechlich. Die zierlichen celtogallischen Waffen-Arten aus bloßem Stahl und Eisen gearbeitet; die Ver¬ zierungen der edleren C e lt e n, der Männer und Frauen, durch Halsketten und Armbänder aus edeln Metallen; die Verfertigung der den Celten eigenthümlichen, vielfarbigen, feinen, rauhen und zottichten, oft auch mit Gold - und Sil¬ berstreifen durchwebten Kleider; die eigenthümlichen Kleider der Pan nonier aus Tuch, von ihnen selbst verfertiget; die den Celten des großen Jllyrikums eige¬ nen Wägen, womit sie die auf den Marktplätzen zu Aqu i- leja erhandelten Waaren über die südlichen Alpen herauf ins Mittelland förderten; die ihnen eigenthümliche Weise, Wein in hölzernen Fässern zu verführen; die von ihnen selbst er- 361 bauten Schiffe, womit sie die Save, die Gurk, die Drave, die Muhr und ihren celtischgenannten Hauptstrom, die Donau, befuhren; die ihnen bekannte Art, die Thierhäute zu Leder zu verarbeiten, womit sie großen Handel nach Aquileja und Italien trieben, und noch unendlich viel Anderes: —- al¬ les dieses beurkundet uralte, große und thätige Betrieb¬ samkeit der verschiedensten Handwerke und Künste im No¬ ri ko und Pannonien, und zwar durchs ganze norische Hochland der Alpen, dessen früheste Bewohnung Strabo be¬ stimmt versichert, und die uralten Eisen-und Goldgruben, die Salzsiederepen, wie auch die an den nachherigen Römer- strqßen bestandenen, offenbar celtisch genannten Orte auffallend bestätigen. Bep diesen Verhältnissen der altno¬ rischen Handwerke undKünste mag auch ihre Bau¬ kunst nicht sehr zurückgeblieben seyn, ungeachtet uns keine umständliche Beschreibung alter ltisch - nori sch er Ge¬ bäude in den Schriften der Alten, noch viel weniger ein aus den Zeiten der uralten celtisch en Freyheit her er¬ haltenes Gebäude zu einer detaillirten Darstellung berechtiget. Aber auch das Bauwesen erhielt während der Römerherrschaft im Nyriko und in Pannonien den wichtigsten vollkom¬ mensten Umschwung. Das ganze norische Land blieb, so wie vor der Unterjochung, mit Städten, mit größeren und kleineren Ortschaften und mit Dörfern besetzt, wofür sich Belegs genug in den Alten finden. Während des Aufruhrs der drey pannonischen Legionen beraubte eine derselben die Stadt Nauport et pruximosvicus, wie Ta- citus ausdrücklich anmerkt, s) Neben den größeren Städ¬ ten bestanden schon zur Zeit des großen pann oirischen Aufstandes im Inneren des Landes allerhand Burgen und Castelle, wie aus Dio Cassius erhellet. k>) Von einem plündernden Barbareneinfalle über den Donaulimes schreibt ») I Lvit ^NNLI. I. jr. 6. — d) Dio Lass. 55. P. 569. s?»» 3§2 Herodian: Hostes per urbes et vi c o s ultra limitam Niaguis copiis exLurredant, s) und bestätigend tritt bey das Wort des Lactantius vom großen Jllyriko eben so wie von den sämmtlichen übrigen Römerprovinzen: io 6ivi- tatiüus urb> anW acrustiaae p I 6 l> s s astunatB sunt. l>) Noch im sechsten Jahrhundert sagt Jornandes, Panno¬ nien, sein Vaterland, prange noch mit sehr vielen Städten, deren ersteSirmis, die äußer¬ ste aber nach Westen zu Vin domina sey! c) Alle Städte des großen JllyrikumS waren mit Mauern und Gräben so fest und so wohl verwahrt, daß sie jede Be¬ lagerung aushalten konnten. So befahl K, Aurelia nus den Pannoniern— annonss at jurnsnta et Huisthuiä aliuä liostibus usui iuturum esset in opiäa convsüerent,. liae ratione lainern, cjuoe Iiostes urgsbat, sugere cogitavi!. Was außerhalb der festen Städte angetroffen wurde, ward ge¬ wöhnlich eine Beute der über die Donau eingefallenen Barba¬ ren: (^uasti—«juistl^uist extra opp i sta srat, Nripiebant (er -r, Vtt» TroXeuir 5^25). ä) Daher werden auch ix den lateinischen Authoren alle größeren Orte an der Donau Hrües genannt: Omnss urües, czuse aä Oanu,- biunr ineolunt, astitee. e) Das uralte Lorch hatte noch in der zweyten Hälfte des fünften Jahrhunderts seine festen St adt m au e r n (lXocte stispositis per ruuros ex more vigilüs), und war so fest und gegen jede Belagerung so wohl verwahrt, daß alle uferno risch en Bewohner oberhalb des Ennsstromes vor dem Schwerte der hereinbrechenden Alle- manen und Thüringer scharenweise nach Lorch flüch¬ teten, und in diesem Hauptplatze die gewisseste Sicherheit ») Reroälan I-, VH. x. ZU — 329 — d) Lactsnt S- Noit. kerseout. l.'. VII. — v) lornaaä. Vs Red. 6etic. eax. 50 — ) Was sollen wir nun erst von den inneren ->) ämm. LiLrceMn. L. 1g. p. 582 — d) Ueber das celtisch- römifche Birunum sehe man: Dominiv örnnner, 8i-len8sk LlltignL urbl, 8»Is, x. II. — 62. Besonders die herrlichen Gebilde plastischer Kunst, Götzen, Triumphzüge, Ovftraren, altmythische Gebilde <-w. ,, r8. 42. Carinihia Jahrgg. ». SZ — 34. — 37 - 41. — 48. n. 20. Verzierungen dieser n ori sch- panno Nischen Städte, was von der Größe und Herrlichkeit der Tempel und Theater, von der Zahl und Schönheit der öffentlichen Denkmähler und Grabstätten, von der hohen Kunst und dem Leben von den tausend bewundernswürdigen Statuen der unsterblichen Götter, gepriesener Imperatoren und anderer Staatsmänner, und von so vielen Hunderten anderer sinnreichen Denkmähler der pla¬ stischen Kunst sagen? Von dem großen Theater, dem Rath¬ hause, der Kaiserburg und dem großen Foro zu Sir mi um thun Amm. Marcellinus und Zosimus bestimmte Erwähnung: Lirmium lulmen excussum zzalatii 6t curias zmrtorn inconstit et kori, a) Bey der Stadt Cibslis im unteren Pannonien war ein großes Amphitheater, voll schattichtem Gehölze umgeben, b) In der Beschreibung des Martyrertodes des heil. Bischofs Quirinus lesen wir gleich¬ falls die Bestimmung, daß in der Stadt Sabaria ein Theater bestanden habe. Dürfen wir daher nicht auch von P e t o viu m, Carnuntum, Vindobona, L a u r e a c um, Juvavum, von Vir un um, Teurnia, Celeia, Siszia und Aemona eben solche Gebäude römischer Bil¬ dung und Lust vermuthen? Werden wohl die römischen Prä¬ sides im Nori ko der Lust und Erheiterung des Lebens, werden die angesiedelten Römer und die romanisirten Landes¬ bewohner der Orte feinerer Bildung in ihrem eigenen Lande weniger verlangt haben, als jene im nahen Pannonien? Welch herrliche, mit allem römischen Verschwendungsprunke erbauten Tempel werden nicht in allen genannten nori sch- pannonischen Städten bestanden haben? Welcher Aufwand von Kunst mag nicht an dem Neptunstempel zu Aemona, Xnim. Aturcellio. I.. XIV. p. 582. Lllit. 8s-ileen». I.. XXX. p. 455. La>t. n-il-ib. — 2a,lm. L. IV. x. 745 fZ Ass/X e/L E vi)? — b) Xo.i« i.. H- p 69S. ;>»» 366 an dem Sonnentempel zu Ragandona, an dem Martis- tempel zu Celeia, am Tempel der Isis zu Petovium, an dem Sonnentempel im altceltischen Virunum — am Tempel der Venus bey Cetium verschwendet worden seyn? Und daß in einer Stadt mehrere den hohen Göttern geweihte Prachtgebäude gestanden sind, läßt uns die Versicherung He- rodians von dem einzigen Aemona mit Grund erschließen: 1?einxlorutn etiain nc vomorum, januis incenäio con- Sumptis s) -re -e«/ e/M?) Im Neptunstempel zu A e m o n a hat man Ueberbleibsel herr¬ licher Mosaikböden gesunden/ und annoch bestehen dort die sichtbarsten Ueberbleibsel altrömischer Wasserleitungen/ und eines Mausoläums. Was in dieser uralten Stadt einst ge¬ schehen/ daß allenthalben die Bildnisse der Imperatoren auf öffentlichen Plätzen aufgestellt worden sind/ darf man zuver¬ lässig in Hinsicht der Verschönerung aller no risch- panno- uischen Städte behaupten: issractu concorüiu est, sü- äitis otiain causig ljuock apucl iVsinonam (üonstantini »MLAiNks stntuns^us clsjeovrat. L) Die Statue des Kaisers M ap i m i a N u s G a l e r i u s/ welche auf der Stelle der heutigen Stadt Klagenfurt ist aufgefunden worden/ tritt dieser Angabe bestätigend an die Seite; so wie jenes eherne herrliche Gebilde eines Römers/ das vor mehr denn 300 Zähren (Jahr 1502) auf dem Zollfelde ist hervorgegra¬ ben worden/ die Behauptung für die nori schen Städte noch mehr bekräftiget, c) Ja eben auf dieser Stelle des altceltisch - römischen Virunums hat man die Ueberbleibsel sehr ahnsehnlicher Gebäude, auf Säulen ruhend, mit Mosaikböden, die Wände übertüncht, und die üufge- tragenen Gemählde noch nach anderthalbtausend Jahren in einer s) lleroalsi,. L. vin. p. 369 — k) Linhart, I. Thl. x. 407, ») c) Megiser x. 134 — 13g Vierthaler Reisen Lurch Salz¬ burg x. 63 — 75 "»o 367 °«.» bewunderungswürdigen Farbenlebhaftigkeit gefunden. Man hat daselbst Statuen jeder Art, Götzen, Münzen zu Tau¬ senden, und die verschiedensten Geräthe und Justrumente, die unwiderleglichsten Beweise daselbst umfassend getriebener Handwerke und Künste — ausgegraben. a) Wie herrlich ist nicht jenes ehrwürdige Monument, das heute auf dem alten Platze der Stadt Pettau zu sehen ist? Wie sehr sind daran zu erkennen die von dem Zahne der Zeit schon völlig zermalmten Reliefsgebilde des durch die himmlischen Töne seiner Harfe Felsen und Wälder bezaubernden Orpheus! Wie bezaubert war der Künstler, der dieses Steindenkmahl einem für uns jetzt unbekannten Gotte (veo — ist das ein¬ zige in diesem Monumente noch lesbare Wort) geweihet hat? Wie edel sind nicht die männlichen Gestalten eines zu Habin bey Petovium in der Kirchhofsmauer befindlichen, von eini¬ gen Römerjünglingen (Lollisgi Inveutntis) geweihten Denk¬ steines ! Wie herrlich und entzückend ist nicht die zu St. Jo¬ hann am Draufelde über der Kirchthüre eingemauerte Antike, eine beglückte Familie vorstellend! Von trefflicher, beynahe griechischer Arbeit ist der in eben diesem Orte entdeckte Ju¬ piter Ammon! Was sollen wir erst sagen vom altceltischen, so viel besprochenen Juvavum, und von dessen vor weni¬ gen Jahren erst auf den Walserfeldern entdeckten, auf deut¬ schen Boden in ihrer Art noch einzigen römischen Mosaik- a) Linhard l. Thl. x. 269. 273. x, 282 — 283. Lrunner Zxleu- Sor sntigu» urbis Salse , ganz besonders x. 11 — 62 der -auf dem Zollfelde im ehmaligen prunkvollen Virnno^ bestan¬ dene Haupttempel des Sonnengottes Mythars muß innen- hee mit vielen herrlichen Gemählden verziert gewesen seyn; denn von der Wiederherstellung dieses Tempels durch zwcy Römer, Hilarius und Lxicetus, sagt eine Inschrift: ldeinj,- Ium vetustLts conja^sum cum kierura — releceruor. — Lrunner, Lxleuclor urbis LalL. x. 15. >>->» Zs)8 böden? Von dieser hochberühmten Stadt, von welcher im Mittelalter noch die uralte Sage klang: Urbs stuvaviensis luit olim spleustista muris, ^tggorikus magnis, munitaczue turril>us altis. Lestss Kia lkegum buorant ac lompla Dorum, Oeuts sub antiiqua sulgsnti msrmori structa! s) Was sollen wir sagen von den classischen Städten Car¬ nuntum, Vindobona, Laureacum? Von ihren Prachtgebäuden, Tempeln undPallästen? Von ihren Donau¬ häfen, Schiffswerften und Waffenhäuser? Von ihren Wasser¬ leitungen und Cloaken? Von ihren Portiken, Statuen und öffentlichen Monumenten jeder Art? Von ihren Thermen und Lustbädern? Gehet doch auf die Blüthe dieser Donaustädte St. Severins aus gepreßtem Herzen gesprochenes WeiSsa- gungswort: Dose Io cs krcc^ucntsts cultori- k>us — in vsstissimsm solitustincm restißsntur! l>) -- Einer bestimmten Angabe des Amm. Marcellinus zu Folge be¬ stand in der Stadt Sabaria ein eigenes, für die Impe¬ ratoren erbautes Lustbad: Dt spust 8ak>srism eostcm ast- lruc constiluto (Vslentiniano) Lubo culminibus regü Isvscri insistcns, occcntsnsczus luneliria, nulls jacentium 8agittss et lapistcs contcmplsk-ili stextrs csstsre potuit. c) Die auf den Walserfeldern bey Salzburg ausge¬ grabenen, und bey der heutigen Stadt Lienz im tyrolischen Drauthale schon vorlängst entdeckten Gebäuderuinen sind offen¬ bar nichts anders als die lleberbleibsel römischer Thermen. Es sind aber auch die natürlichen Gesundheitsbäder des norisch- pannonischen Landes bekannt und mit schönen Badehäu¬ sern versehen morden. Der Nähme des Ortes ^guis bey Vindobona deutet offenbar auf die nahen Heilquelle n von Baden hin, deren Bestehen im römischen Zeitalter auch — , . in- ») Juvavia x. 37. — b) Lugipx. illrä, Zeck, z-, — o) t>1sroel!in l,. XXX. x 455. . 369 inschriftlich erwiesen ist. Die Bäder zu Tifern in der untern Steyermark sind schon von den Römern besucht »vor» den, so wie die Bäder des Herkules zu Mehadia den Be» fahrern des Savestromes bekannt gewesen seyn mußten. Zu Tifern wurde folgende Inschrift auf einem Gelübdstein ge¬ funden: nrlviknis. xkvcuvs. cz. Sabini. Ve- runi 6. ?. U. 8er. Vilic, kosuit. Auf der anderen Seite des Steines standen die Wörter ^mpbis Vug. Vlnrtius. k'initus. V. 8. 1^. M. a) K. Augustus hat die erste Hand zur Befestigung des großen Donaulimes angelegt; ihm gebührt dem¬ nach auch die Ehre der ersten Ausbesserung, Erweiterung und Verschönerung der altceltischen Donau st ädte, ihrer Häfen und Schiffswerften im Noriko und in Pan¬ nonien. Ob ihm hierin K. Caligula gefolgt sey, dessen Baulust Suetonius berichtet, wissen wir nicht, b) Die n o ri s ch e n und pannottischen ColonialstäLte, S is zia, Sabaria, Skarabantia, Laureacum, Juvavum, Ovila bis verdanken die Größe, Festigkeit und Pracht ih¬ rer öffentlichen Gebäude ohne Zweifel ihren ersten Urhebern, den Imperatoren Claudius, Hadrian, Marc Aurel und Septimius Severus. Vor allen aber strahlet in diesen Bemühungen, durch Gebäude der Befestigung am Li¬ mes, der Pracht und Bequemlichkeit in den Städten daS allseitige Wohl der Provinzenbewohner zu befördern, K. H a- drian hervor, von dessen neuen Gebäudeanlagen und Ver¬ besserungen der alten verfallenen Mauern, welche er auf sei¬ ner großen Fußreise wirklich vor eigenen Augen hat er¬ stehen lassen, oder wozu er die nachdrücklichsten. Befehle ge¬ geben hat, die bestimmtesten Nachrichten noch übrig sind. So sagt Spartianus von den vielen Gebäudeführungen dieses Imperators: In omnibus peno urbibus et alignicl. s) Linhart, ikiu. x. 271 — 272. — b) Sneton in c.nigul. -I Z7. 24 370 eeäificavit et lusus eäiäit a); was ganz natürlich in Bezug auf seine große Weltreise zu verstehen ist: kcrazratis saus omnibus orbis partibus. Ausführlicher bestätiget dieß Dio Cassius: kost beoc Llastrianus in alias ex aliis proviucias regionesizue et urbos proficiscitur viclensti causa, üic in- primis cusus^uo arces et inoenia coosiclorat, corumc^us partcm transferi in loca magis istonea^ psrtcm üiruit, sestilicat^ atczuo in summa, omnia non rnosto czueo sä Universum exercitum pertinent, arina stico, macbinas, fossas, muros, aAgeres, — — stiligenter animaäver- tit-, restibicia, c^uss bene exslructa non erant, sub- vertit. — — In bac pereZrinatione aestibica- vit tbeatra in plerisc^ue civitatibns. Diese Aussagen und K. Hadrians thätige Bemühungen im No¬ rik o bestätiget hinlänglich seine Colonie zu Juvavum, und sie würden durch den einzigen Zusatz des Dio Cassius für das Hochland der Alpen schon hinlänglich angedeutet und versichert seyn: nec eniin unczuam aut propter nives tlelticas aut calores ^eg^ptios vpertum caput ba- Luit! b) An Verbesserung und Verschönerung der römischen Städte überall durch neue Gebäude ist auch K. Septi- mius Severus berühmt nach Aussage des Spartianus: Lunt per pluriinas civitates opera esus insiZnia; c) allein für N o ri k um wissen wir außer den Straßenverbesserungen/ wiewohl diese allein schon sprechend genug sind, kein bestäti¬ gendes Monument vorzuweisen. Mie sehr K. Constantin der Große um die Herhaltung der öffentlichen Gebäude in den Provinzen besorgt gewesen sey, erweiset sein an alle s) Lpsrtian. in »aärisn. p. 75. 78. — d) Vio c»». L. 69. k- 791 — 792. Von der Stadt Mursa, oder Mursia, ist ein dem K. Hadrian zu Ehren errichtetes Monument bekannt ge¬ worden, mit der Inschrift: vivo, »aäriano. Mur-en-i,. eonäiäori, 2uo, — e) öpartian. in Lsvero. p. 226. Z71 Provinzen - Gouverneurs von Sirmium aus im Jahre 321 erlassener Befehl: kropter neAliAsntiam 6u6icum^ hui Impsrialia proecepta 6ikkerunt, a6 6ivsrsas krovincias 6iversos misimus, <^ui sä scientiam nostram rokerant, <^uss vol 6iligentia proruota visteiint, vei 6ssi6ia corrupta culjaavorint. lVIonsnüi autem 3u6ices sunt^ r^ui instau- rars publica opera ckoksnt, ut 6s skksctis esus potius, ^uam inciroatis a6 nostram Lcientiam roksrant: nisi körte justa rationo petenckum sit^, alic^uos (si körte 6skuerint) inpensarum titulos provickeri. De retrus autem prssci- puis maximis^us, non 6s ^uibuscun^us vilissimis, no- strum 6ek>snt interpsllars consilium. Dat. III. 16. -4pril. Lirrnio. Srispo II. et (Constantino II. ^V. 60. Sos. a) Durch gleich khätige Bemühungen machte sich K. Julian sehr vortheilhaft bemerkbar. Mamertinus schreibt in seiner Dankrede an gedachten Imperator: 8e6 universas urkes, vps Imporatoris rekectas, enuinerars perlonAum est: scirs satis est^ cunctas Maci6oniee, Hitrici, keloponesi civitates unis aut kinis epistolis rnaxinai Irnperatoris re- xentinarn in6uisse^ novatis inoenikns^ ju- ventutern; ac^uas ornnibus lüeis seatere; . 1001. Frühe im Mittelalter lesen wir von den ehemahligen rhätischen Land- theilen, daß man daselbst die Kunst verstanden und vielfältig verbreitet habe, verschiedene Färbestoffe, besonders aber feine Purpur- oder Scharlachfarben zuzubereiten. Nun war es aber bey allen Celtogallen uralte Gewohnheit, bunte, gefleckte und gestreifte Kleider zu tragen; und gerade in den Landtheilen des zweyten Rhätiens, des nachherigen D a io a r i e n s lesen wir auf inschriftlichen Rö¬ mermonumenten von einheimischen idiegotistoribn, artis pur- xurail». — Frühe im Mittelalter wird der Zeugungöstoff des rhätischen Purpurs, das Würmchen Koen, (geradezu Vermlocku») gelesen, und das alte zweyte Rh ei¬ tlen, die kogio Losoariorum wird yuryuia nkklnen» genannt. Kaum mag man es nach solchen Angaben bezwei¬ feln, daß die genannten Färbestofsbereitungen und Färbereyen nicht schon den alten rhätischen Celto¬ gallen bekannt gewesen, von ihnen getrieben, von den Römern sehr vervollkommnet, und durch die ganze Römerzeit ins Mittelalter herabgeerbt worden seyen!?— 6ruwr. ,,.649. n. 10. p. 651. n. 3. Pallhausen. Kritische Bemerkungen. l>. 43 — 45. »»s 374 gationi» illiu» suit pampa, cum äexleriorem incliti klu- minis ripam (der rh ä tisch - no risch- pannonische D o n auli m e s) utrius^ue »exu», omnium orclinum, gr- matorum atc^us inermium perpetuus orclo proetexeret, 6espicerst acl loevam in miserabiles prsces > genu nix» barbari»! O m n e » u rbe s, u a e l) a n u b i u m i n co- lunt, a6itss, omnium audita Secret», levati status, instauratre^us lortunee inumerabilibus barbari» 6ata venia, et Munn» pači» inäultum. — An-einem anderen Orte redet er von den Städten des großen Illy r i k u m s: Loire satis est — fora, cieambulacra, g^mnasia lsetis et gauäentibus populi» irec^uentari, clies ßestos celebrari ve- teres, et novo» in bonorem principi» consecrari. a) Das schönste und lebhafteste Bild von dem Prunke innerer Einrich¬ tungen und der Herrlichkeit einer Römerstadt des großen Jllyrikums hat Paearus entworfen, da er von dem Feyerzuge der Bewohner zu Aemona, dem Sieger Theo¬ dosius entgegen, also spricht: Nee pia Ileemona cunctan- tiu», ubi, te acllore, nuntiatum, inpulsi» eßkusa portis obviam provolavit, et, ut est omns rlesiclerium post spem impatientius, parum creäsns, patere venienti, kestinavit occursars venturo, ibingit k^uiäsm, ut seimus, timor gau6ium: sed ita intimo» mentis aclkectu» pro6ilor vultu» enuntiat, ut in speculo krontium immsgo exstot animorum, Velut illa civitas a longa obsiclions respi- rans, Hnoä eam t^rannus ^Ipibus vbfacentem, tancjuanr belli limen attriverat, tanta se , tzt tam »implici exsulta- tione jactabat, ut, ni esset vor» leetiti» nimia vicleretur. I'erebant »s obviee tripuäiantium catervee; cuncka cantu et crotalis personabant. Hie tibi triumpbum 6korus; ills contra t^ranno kunebres naenias et carmsn exss^uia- le rlicebat, Hic Perpetuum victis obitum; ille victoribus a) Llameriin. iu kaneZvr. Veler, T. II, p, iq». 14Z. «»»» Z7Z crebrum optsbat sävonkum. «^uocun^us tnlisso» Fra- 6um, so^ui, circumcursurs, prsoco^ore; vias äonicjue, tfuibns ierebaris, obstruere. Lullus cui^uam sui tuivs rospcc.lus; blau6am tibi laciobat iufuriam coutumacia ßsu6iorum. (^uiä ego reibram pro moonibus suis lostum liberB nobilitatis occursum, conspicuos veste nivoa 8s- natores , reverenäos muuicipsli purpura Uamines , insi- ^ues upicibus sacerstotos? t^uiil porlas virontibus sortis coronatas? <^uiä aulseis uuüantos plateas, sccensis^ue kunalibus suctum «liem? (^uicl eilusum in publicum tur- bam äomorum? Aratulantos snnis senss, pueros tibi lougam sensctutem vovontos, mstres Isetss^ virginesc^us securss? l^onäum omns oontsceras bellum, jsm sgebss triumpbum! a) Wer sollte solchen ?lbzeichen gemäß nicht glauben, daß bey gleichen Veranlassungen ebenfalls das Gleiche zu Celera, P e t o v iu m , V iru n u m , T eur- nia, Juvavum, Ovila bis, Laureacum, Vin¬ dobona, Carnuntum, Sabaria, Skarabantia, rc. würde geschehen seyn?! XVI. Der Handel im römischen Noriko und in Pannonien. Wenn den sichersten Nachrichten der Alten zu Folge schon lange vor der Ausbreitung der römischen Herrschaft bis an die Ufer der Donau zwischen Italien und dem großen Jllyriko vielseitige unmittelbare Handelsverbindung bestan¬ den hatte, und vom großen Deutschlande her durch die Lan¬ der unter der Donau ein beträchtlicher Zwischenhandel getrie- ben worden ist, wie wir dies; an einem anderen Orte auS» ») kacLtu, in kLneAX^- m» H. p. 278 — 282. »»»s 376 führlicher dargestellet haben: a) so dürfen wir sicher vermu- then, daß durch die Thätigkeit und Cultur der Römer der Handel/ dieser wichtige Zweig des Erwerbes und mächtige Hebel zur Steigerung des Ackerbaues und Kunstfleißes/ auch im Noriko und in Pannonien erhöhet/ leichter/ be¬ weglicher und vielseitiger sey gemacht worden. Zuverlässig blieb der alte Hauptgang des Handels von Norden nach Süden, und umgekehrt, auch unter römischer Herrschaft noch derselbe ; ja -er mußte durch die neuen Verhältnisse nur lebhafter und vielseitiger werden. Die Scheidewand unauf¬ hörlicher Fehden zwischen den Völkern des weiten Hochlandes der Alpen und den Römern war jetzt nicht mehr; das gan¬ ze große Jllyrikum war mit Italien zu einem großen Staatskörper verbunden. Zwar nicht mehr in plündernden und verheerenden Raubzügen herabstürzen über die Fluren des paradiesischen Italiens, über die schön erblühenden reichen Colonien und Municipien der Römer durften die kriegerischen Alpenvölker; wohl aber konnten sie völlig frey in kaufmännischer Absicht über die Landmarken ihrer Ursitze nach Italien herabziehen, und den größten Theil der Fruchte und der Erzeugnisse des Südens in ihr Alpenland ungehin¬ dert hinaufliefern. So wie die Noriker und Panno- nier während der Römerherrschaft Italiens herrlichere Pro¬ dukte immer mehr und mehr kennen lernten, eben in dem Maße muhte sie die Begierde nach dem Besitze derselben reitzen, und so ihren Gewerbfleiß um so mehr auch steigern, als fast alle reichen und mächtigen Geschlechter der edleren norisch- panno irischen Celtogal- s) Auf dem klassischen Boden des Zollfeldes in Mittelkärnthen hat man Münzen vom großen Cäsar, mit den Aufschriften: Lasu, änliu» c-esar, und: Veni. Viäi. Vioi! — ja auch Gold, und Silbermünzen aufgefunden, welche Jahrhunderte älter als Cäsar waren. Siehe Dominic. Lrunuer, Sillenävr »nti^use Vrllis Lalse. j>. ZI — Z2. x. 77 — 7g. -»»s Z77 len dre römische Kleidung/ Lebensweise und römischen Luxus nach und nach angenommen haben. Viele Erzeugnisse des Südens wurden schon wegen der neuen Verhältnisse rö¬ mischer Oberherrschaft im großen Jllyriko durchaus nothwendig. Die in allen no risch- p a n n o n isch e n Land- theilen zerstreuten/ und in größeren Colonien angesiedelten Römer und römischen Landesobrigkeiten haben bey ihrer An¬ siedelung und ihrem Aufenthalte im Nori ko die ange¬ wöhnte römische Lebensweise gewiß nicht aufgegeben; ja sie werden gewiß sich bemühet haben/ die Rauhigkeit des Donauclimas und die stiefmütterliche Natur des Alpenhoch¬ landes sich durch die Erzeugnisse/ durch die Lust und die Genüsse des paradiesischen Italiens zu versüßen. Dafür aber wußte der Handel schnell und hinlänglich zu sorgen./ der eben dadurch lebhafter und vielseitiger/ als ehemahls/ zwischen dem großen Jllyriko und Italien werden mußte. In die nähmlichen Verhältnisse gegen das weite Land zwischen der Donau und der Alpen kam auch Italien. Auch die Römer lernten die Natur- und Kunsterzeugniffe des großen Jlly- rikums mehr und vielseitiger kennen / und die Anwendung derselben zum Nutzen und Vergnügen alsbald erspähend / trachteten sie zum Besitze derselben/ wo es immer seyn konnte/ zu gelangen. Offenbar leitete dieses schon in der ersten Zeit der Eroberung viele italische Kaufleute ins große Jllyrikum bis an die Donau hinauf; sie mochten den römischen Legionen gefolgt/ oder als Colonen dahin gekom¬ men seyn. Bey der großen panno nischen Empörung unter Kaiser Augustus/ berichtet der gleichzeitige Pater- culus bestimmt/ daß von den Rebellen die römischen Bür¬ ger und die Kaufleute, welche damahls in Pan¬ nonien sich befunden hatten, ermordet worden seyen: Oj>i>ll!ssi oivos Komani; truciüati negotiatoros! a) ») Vellej. kalereul. la. II. o. llO. 378 Vorzügliche Marktplätze des illyrisch-italischen Han¬ dels zwischen Nord und Süd blieben während der Romer¬ herrschaft fort und fort die großen Städte, die Muni- cipien und Colonien an der Save, der Gurk, Kulp, am Nauportus und Jsonzo, Siszia, Noviodu- num, Aemona, Nau Port; an den Gestaden des adria- tischen Meeres Tergeste und Senia, worüber wir uns auf das beziehen, was wir schon im eeltischen Noriko erwiesen haben. Zu diesen Handelsstädten rechnen wir auch besonders die Stadt Koruni llulium. Schon ihr Nähme I?oruwl, führet uns auf die Idee einer Marktstätte, wenn auch nicht schon ihre Lage und das ausdrückliche Zeug¬ nis; eines, wiewohl späteren, aber durchaus nicht verwerflichen Schriftstellers, des Paulus Diaconus, dafür spräche. Der gedachte Schriftsteller versichert, der große Julius Cäsar habe die Stadt absichtlich des Handels wegen (sehr natürlich) mit den Völkern des nahen Alpenlandes angelegt: I?oruiu ckuliuni, — Huock Csessr ns^otiationis ckorum ikii Status ra ta) Vor allen, mit den weiten Landtheilen oberhalb der n o r i sch - j u li sch - ca rn i sch e n Alpen verbundenen Städten aber ragte das volkreiche, herrliche Aq u i l e ja, als H a u p t m a r k t p l atz des ganzen i lly r isch- italischen Handels, an Reichthum, Größe, und an zahlloser Menge zusammenströmender Fremden und der ver¬ schiedensten Waaren hervor. Auch darüber haben wir uns frü¬ her schon auf den königlichen Geographen Strabo berufen, der Aquileja das Emporium aller illyrischen Völker nennet, (katet lioc sm^oriuru Ill^risis gsntibus.) b) Nun führen wir zur vollkommensten Bestätigung die Worte des bedachtsamen Herodians auf, der Aquileja den Markt¬ platz Italiens nennet, und aus dessen wählerischer Dar- ») ksul. viacon. LonßOb. L. n, CLP. iq. — b) Ltr-bo L. V. x. iqg. 379 v stellung man sich eine Idee von der allbelebenden mid unbe¬ schreiblichen Thätigkeit bilden kann/ welche der it «lisch- illyrsche Handel hier beständig unterhielt, und auf den von Aquileja aus nach allen Seiten zugehenden Heerstra¬ ßen durchs ganze große Jllyrikum bis an die Donau hin verbreitete: 8oä ^uileja, schreibt Herodian (ut erat ingons urdis ejus maguitu. l). M. 8urinus. DI. L. Marcel- jus kilius. b) Noch ansehnlicher aber war die Zunft der Eisen¬ bearbeiter zu Aquileja, woselbst der n o ri s che Eise n- gott, Apollo B e l e n u s, ganz, besonders, vom hohen celtischen Alterthume her, und auf einheimische Weise von den daselbst erhaltenen seßhaften Abkömmlingen der uralten C a r n er durch die ganze Römerzeit hindurch verehrt worden ist. c) Zahlreiche Steininschriften erweisen es unwiderleglich, st) Zum Beweise, daß gerade no risch es Eisen der Ver¬ arbeitungsgegenstand dieser zahlreichen Zünfte von Eisen¬ arbeitern gewesen sey, führen wir zuerst eine Stein¬ schrift an, welche also spricht: kHO. 8^1-V1L. 'I'lLLKl. s) Linhart, iklä. I, Thl. x. 280. n) — kj Linhart idiU, x. 287. aus Muratori. I. H. x. 748. — c) Siehe mein altcellisches Norikum, r>. Z — 8. im m, Heft der steyer- märkiichen Zeitschrift. — ä) Lertoli. I.e -knticliiik u leja. P. 87 — 96. x. 16l. 202. x. 207. j>. 422. 382 6I-WOI. Älacoonis. 6 o n. k ero. or. Velox. 8er» Vil. I^elcuon. Cuio. Omni. Lp^aratu. kocit. s) Die Zlbkürzungen : Coo.kco. Nor. sind hier offenbar zu lesen; Coolcctor (oder Lonckucloo) kcrri Norici, und folg¬ lich in jedem Falle für unseren Gegenstand vollkommen bewei¬ send. Unter diesen Eisenarbeitern waren sehr natürlich auch Schmiede verschiedener Waffengattungen, wie dergleichen wirk¬ lich durch Steininschriften von Aqui leja und zu Forum Julium ausdrücklich bestätiget werden, st) So viele ansehn¬ liche Zünfte der Eisenarbeiter erforderten sehr natürlich eine nicht unbedeutende Menge Holzes, und besonders Kohlen zum unaufhörlichen Betriebe ihrer Fabriken. Es bestanden daher in Aquileja, Ter geste, und überall, wo mehrere Eisen¬ stätten waren, eigene Zünfte von Holzlieferern, von Holz- und Kohle narbeitern. Daher lesen wir stein- inschriftlich die Schmiede, Waffenschmiede und die Holzlieferer gewöhnlich zusammen zu einer großen Innung, zu einem großen Collegium verbunden. Von den Zünften der Eisenarbeiter und Waffenschmiede thut folgende^ aquilejensische Inschrift Erwähnung: ^kkOI-INI- Dclcno. ^V6-. Io Iloooroio. 6. ketili. 6. k. kal. kstist tati. Ist kosest Veck. kot. kosest kt. katron. Colle- giororo. kasto, kt. Cent. Oioclcs. I-ist. Oonunr veäit. k. v. I). v. c) Alle drey Collegien der Waffenschmiede, Eisen¬ arbeiter, und der Kohlen- und H o l z li e f e rer nen- s) Bertoli. ikiä x. 2. — stj Eine bey iorcello unter den no¬ ri sch en Alpen gefundene Steinschrift thut von Waffen¬ schmieden Meldung: LON61V8. LLstkOLLVS. Legnu-, kietstem. Lol. Lent. Hortos. Lum, LUiücio. Inireto. Vivus. vonrvit. vt. Lx. keääitu. Lor. sturZius. kor-s. et L-c-e. Lntrono. konerentur. Bertoli. ibill. 250. — e) Bertoli, illiä. x. 95. x 161. x, 302. 307. Lruter. x. 36. o. 2. >->»» 383 net uns eine andere wichtige Steinschrift: 6. 6. I-. VLlD. LV8LSL1I. IIII. V. st. D. IUI. V. st. D. (^. Natron. 8ept. kurest. ^ug. IIIIII. Vir. I>stron. 6oII. Osut. klt. Dsnst. ^) "»s 384 ging von da weg zu Schiffe und zu Land eine betracht liche Menge desselben weiter hinab ins tiefere Italien; eS wurde vorzüglich in die großen Fabriken zu Concordia, Mantua, Verona, Ticino, Breszia und Lucca geliefert, und daselbst zu allerley Waffengattungen verarbeitet, a) Ob der ganze Handel mit no rischem Stahle undEisen, und mit einheimisch- n arischen Fabrikaten dieses Metalles ganz unmittelbar durch die Noriker selbst von ihren Bergschachten, Schmelz - und anderen Eisenwerken aus nach Forum Juli um, Aquileja, Tergeste und in die Marktplätze unter den südlichen Alpen, oder nur zum Theile unmittelbar getrieben worden seye? darüber finden wir in den Alten wenige bestimmte Angaben; das meiste läßt sich nur schließen. Es ist aus den Angaben des Strabo vom illy¬ rischen Handel mit Aquilesa gewiß zu vermuthen, daß manche Besitzer no risch er Bergschachten und Eisenstätten selbst persönlich mit ihren Fabrikaten auf die südlichen Markt¬ plätze gekommen sind, und daß sie die dafür eingehandelten Maaren auf großen Frachtwägen in die Heimath zurückge¬ bracht haben. Der größere Theil des sämmtlichen norischen Eisenhandels aber scheinet durch eigene mit diesem Me¬ talle und dessen Fabrikaten allein handelnden Kaufleute des Mittelnorikums und oberen Pannoniens, von welchen ganz zuverlässig die meisten Landeingeborne, Noriker und P annonier waren, getrieben worden zu seyn. Ein Abzeichen spricht für Alle. Unter den Ruinen deS classischen Celeias wurde folgende Steinschrift aufgefunden: O. 21. v^. L. x. ^vivrokl. 6ivi. ^er». Regot. G. V. Lon. R.. Isttuluiu. kosuit. b) Der s) Uotit. Imper. occia. x. 60 — 61. — L) Linhart, ldiä. l>. 287. w) aus Muratori. I. II. i,. 952. Bey Giuter. x. 645 o. 14. liest man in dieser Inschrift: civi. Negot? 38Z Der gelehrte Muratori liest die Abkürzungen dieser In¬ schrift: Xüjutori Oivi ^gris nsgotiatori vita luncto. XXXV; und auch wir wüßten die Stelle nicht anders zu lesen. Wir haben demnach in diesem wichtigen Monu¬ menteunwidersprochen einen Bürger von Celeia, einen einheimischen Eise »Händler entdeckt. Wer sollte demnach wohl zweifeln, daß in den übrigen großen nori sch« panno nischen Städten, zu Viru »um und N o- reia, in der Nähe der altberühmten no risch en Eisen¬ schachten, zu Petovium und Noviodunüm, zu Aemo na und Na uv ort nicht mehrere dergleichen Eisen¬ händler bestanden haben, welche die n o ri s ch e n Stahl- und Eisenfabrikate, so wie auch eine große Menge Roheisens nach allen Theilen des Landes und außer Land zum Verkaufe gesendet, und auf diese vortrefflichen einheimisch No rischen Fabrikate von allen Seiten her Bestellungen angenommen und besorgt haben?! Nach Strabos Aussagen vom Handel des großen Jllyrikums mit den lebhaften Marktstadten am adriatischen Meere ist die Handelsschifffahrt auf dem Nauportus, auf der Gurk, Kulp und der Save sehr alt. a) Was stehet entgegen, ein Gleiches für die schiffreichen Fluthen an der Drave und Muhr zu schließen? Da die n o r i s ch e n E i se n - u n d S t a h l e r z e u g n i ss e im hohen Alterthume schon berühmt waren, und den panno- nischen Celtogallen nicht können unbekannt geblieben seyn; so ging fast zuverläßig ein beträchtlicher Eisen- und Stahlhandel aus Norikum zu Wasser und zu Lande in die Landstriche beyder Pannonien und Mösiens. Fast sicher wurden durch diesen Handel die römischen Waffen¬ fabriken (Vakricw Ill^rici)^ zu Sir mium, zu Acincum, und vielleicht wohl gar jene zu Naisso, Thesjalonika, R a t i a r i a und M a r g u M (lbabrica Ilorroomagensis) in «) Sirska. L IV. p. I4Z. I.. v. I-. IM. 25 386 °*" den Gegenden der unteren Donau mit nori sch em Eisen und Stahl versehen, a) Zu Mursa an der Drave im zwey- ten Pannonien war auch eine bedeutende Marktstätte, welche s-hr wahrscheinlich mit den oberen pannonischen und nori sch en Städten in Handelsverbindung stand. Eine in der Gegend zu Effek ausgegrabene Steinschrift spricht also: e. EIII-IV8. 6. k. 8MO. II0MVI-INV8. Oec. 6ol. Murs. Ob. Honorem, klammatus. lubernas. I-. Orim korticibus. Dnplicibus. II. u i b. Llercutus. ^geretnr. kocuniu. 8ua I^eoit. k) Daß ans die wichtigeren Marktplätze in den Städten an der Donau die Fabrikate no rischen Stahles und Eisens zahlreich seyen gebracht worden, läßt sich kaum be¬ zweifeln. Mit dem no risch en Berg lande, wo die meisten Eisenschachten und Eisenstätten waren, stand die ufernorische Schilde rfabrik zu Laureacum (8cutariu I-aureackmsich, und jene zu Carnuntum (6or- imtsnsis) in stäter Verbindung, wodurch gewiß sehr viel Stahl und Eisen in die Donaugegenden kam, und ein Gegen¬ stand weiteren Handels geworden ist. Es mag jedoch zu ver¬ schiedenen Zeiten, ganz besonders aber bey gefährlichen Andcän- gen der Barbaren und während der angestrengten Kriege wider dieselben am g r o ß e n D o n a ul i m e s auf das schärfeste ver¬ kochen gewesen seyn, Eisen überhaupt, sowohl im rohen als im verarbeiteten Zustande, ganz besonders aber sertig geschmiedete Waffen zu verkaufen. Wir mögen demnach wohl eine viel spätere Verordnung des byzantinischen Kaisers Marci anus dem wesentlichen Inhalte nach als ein viel früher schon bestandenes, und auch den n o r i s ch e n Eisen- und S t a h l h a n d e l an die Barbaren jenseits des großen Donaulimes betreffendes Ber¬ koth ansehen: Nemo itliLMAems Larbsris cujuscun^uo Oem ,) Rotit. Imxer. orisat, p. 107 — 108 — k) Lskoeani-mU. ^otigu. Lsbirr, x. 29. ^»»» 387 tis sä Kanc urbcm sacratissimam sul) Icgationis specie, vcl sul» cjuocun^us alio colors vcuicntikus aut in äiver- sis civitatibus^ vel locis loricas^ scuta, et arcus, sa- giltas el spatkas et glaüios^ vel altcrius cujuscun^uc gs- neris arina auäcst vcnuuäare. l^ulla prorsus iisäein tela, nikil penitus kerri^ vel kscti jam, vel a ä- linc inkccti, al> ali^uo clistraliatur. kerniciosum nara¬ vne Komana impcrio et proäitioni xroximum est, l»sr- baros, «zuos in^iKers convcnit, teliš cos, ut valitliores r-6. 917. 388 Römercolonie : Julius Vcrax, Lleupüas, Victorinus Vic- torianus, Julius Victor und Eunanius Zcrenus. 2) Wir haben oben die Marktplätze in den Donaustädten erwähnet. Es gab dergleichen zuverläßig mehrere von Rhä¬ tten über Norikum und Pannonien am großen Donau limes bis ans schwarze Meer hinab; und zwar zu doppeltem Endzwecke: zum Zwischenhandel für nordische Waaren nach Italien, und um die nordischen Produkte zum eigenen Gebrauche im großen Jllyriko einzuhan¬ deln. Wir haben von solchen Marktplätzen am Donauli¬ mes die bestimmtesten Anzeigen der Alten noch übrig, b) Der große Marktplatz für den nordischen Bern¬ stein war zu C a r n u n tum an der Donau, wie wir schon anderswo erwiesen haben; c) und fast zuverläßig dürfen wir die größeren Städte an der Donau, besonders jene, wo in den nahen Buchten beständige Donaustorten aufgestellet wa¬ ren, als Centralpunkte zwischen dem Römerlande und den Barbaren des jenseitigen großen Deutschlandes vermuthen, wie zu Vindobona, zu Comagene, zu Arelape, zuLaurearum, zuBoiodurum, zu Patavum, bey den 6astris liderinis und in der überaus wichtigen Vinüe- licorum ^uAusta. Denn daß nicht geradezu ein einzi¬ ger Haupt markt platz nur an der Donau bestand, er¬ hellet aus den Friedensbedingniffen der römischen Imperatoren mit den Barbaren, in welchen diesen mehrere Städte zum Handel angewiesen worden sind. 6) Noch zur Zeit des K. Valenti nian I. um das Jahr 371/ wurde im oberen Pannonien an der Donau eine Burg an einer vorzüglich zum Handel geeigneten Stelle, ») Velseri. Oper», x. Z69. Z72. Z77. Z78. — b) vio c»,. lb. 71. p. 807. vexixxns. in Libl. r. IV. k. I. x. 12. rriscus. Rk-t. ibiä. x. 37. e>8. Lllnsp. ibiä. x. 33. — e) klin. L. 37. c. 5. — 6) Dio Lsss. L. 71. x. 807. »4-S-S 389 v und des Donauhandels wegen erbauet. Die heute noch be¬ stehende Steinschrift nennet diesen neuerrichteten Marktplatz, Oomorciurn! mit dem ausdrücklichen Beysatze: cpm causa et lactus est. a) Dieser norisch-pannonische Handel nach Norden zu beschränkte sich aber von Seite der Kauf¬ leute nicht allein auf die Markplätze an der Donau selbst, sondern viele derselben wagten es, in das jenseitige große Deutschland und in die Landtheile der Sarmaten zu gehen, und dort ihre Handelsabsichten auszuführen. Aus Plinius wissen wir, daß man es, nachdem die Romer an der Donau einmahl festen Fuß gefasset hatten, wagte, durchs ganze große Deutschland bis an die preußische Bernsteinküste zu reisen: Lorturn ost, gi^ni (diuccinum) in insulis sopton- trionalis Oceani, et a Oorrnanis appellari Olosurn— — — — 8exceutis koro M, kass. a 6srnunto kannoniss adest litus i. 4. — b) klin. I.. 27. o. 2, Mit vollem Rechte schließt man daraus, daß zu Carnuntum der Haupt» Marktplatz für de» Bern stein ha »del gewesen sep. s»»o 390 0^" transtulil. c) Vom Noriko und dem oberen Pannonien aus führten vier besonders bekannte Hauptwege durch das ganze östliche Germanien über vielbelebte Ortschaften und durch die Niederlassungen der zahlreichsten, celtischen, germanischen und selbst auch sarmatischen Hauptvölkerstämme bis an die Küsten des Nordmeeres hinauf. Von Latuvoäuruin (Jnstadt) führte eine Straße durch die herzynischen Landtheile der Markoman¬ nen über Lrorlontia (Prachotitz), Ltouucatuin (Schüttenho¬ fen), bis an Marbods Burg, Oastellum Marobuüi (Königs- wart), und zur Hauptstadt jenes gewaltigen Königs, Maro- boäuum (bey Königsberg) hin. Von Ilsbium aus (Jnsten- berg) an der norischen Donau, dem alten ^.relaps gegenüber gelegen, konnte man auf einem zweyten Heerwege über ^bi- iunurri (Hayd), Vliurgisatis (bey Klingenberg oder Piseck an der Moldau), durch die gabretischen Wälder bis an die Elbe fortwandern. Auch von Carnuntum aus führten Straßen durch das jenseitige Deutschland. Man wandte sich entweder jenseits der Donau nordwestlich nach ^Kilunum, und von da zur marobodischen Königsstadt hinauf; oder man verfolgte eine zweyte Straße nach Norden an der March und Schwarza bis nach Lkuroäunum (Brün in Mähren) hin, und ging fort durchs Land der Quaden in die Gränzmarken der Hermunduren hinüber bey rkelicia (Politzka), und dann entweder über Ooriclorgis (Caur- zim) an die Elbe fort, oder man wandte sich nach klkeöintuiiium (Horzub) hin. Von diesem wichtigen Orte und dem nahe gelege¬ nen Melioäununr (Melutin), standen dem Reisenden Straßen nach allen Richtungen durch das weitere Deutschland offen ; be¬ sonders war die Straße nach Nordosten über Strovinta (Schatz¬ lar), durch die Pässe der asziburgischen Berge, und 6asurgi8 (Kar¬ tzen), bis Luclorgis oder Vuclorgium hin berühmt. Hier in diesem Hauptorte der weit verbreiteten lygiischen Völker (bey Laskowitz) an der Oder, nicht ferne vom heutigen Breslau) vereinigten sich von West, Süd und Ost her fünf Hauptwege; und von Norden «) Hei». n I'. 38. 391 her kam die sechste Straße, auf welcher mau über Hegsma- lia (Mastel), Dimiosaleurn (Lista) und Virutiuin (Wrietzen), durch die Landtheile der semnonischen Sueven und Burgun¬ dionen bis au die Meeresküsten der Rugier, Lemovier und der Veneder fortwandern konnte. Von der rakatäischen Stadt Leleinantia endlich, dem Einflüsse der Raab in die Donau gegenüber gelegen, führte der vierte sehr belebte Heerweg über LinZone (Schintau) und kburuin (Ratibor) nach Vu- üorgis hin; oder es stand eine zweyte Straße über karienna (Varin) und 6arrkio6unurn (Czarnowitz), durch die Land¬ theile der Bastarner und lygiischen Volker in das weite euro¬ päische Sarmatien hin offen, a) Diese vielen, allgemein be¬ kannten und vielbetretenen Hauptwege gingen also unmittel¬ bar vom Noriko und dem oberen Pannonien aus; diese wa¬ ren die wahren Hauptverbindungsbahnen zwischen dem uner¬ meßlichen barbarischen Norden, zwischen den westillyrischen Donauprovinzen und dem Herzen der Monarchie, Italien; und man kann sich nun eine Idee bilden, wie sehr sich so¬ wohl der unmittelbare als der T r a n si t o h a n d e l zwischen dem großen Deutschlande, dem weiten Jlly- riko und Aquileja, der Hauptmarkstätte zwischen Jllyrikum und Italien, gerade in den Donaustädten Vinclodona, lÜarnunturn, Lregetiuin und in den übrigen Orten im westlichen O b e r p a n n o n i e n an der Donau eon- centrirte! Dergleichen Durchwanderungen des Landes jenseits des Limes, ungeachtet die Marktplätze und die Zeit der Märkte zwischen Romern und Barbaren genau bestimmt wa¬ ren : 8c)tss, czuo tempore mercatus Homanorum et 8c^tlisrum krsHuenti rnultituüine celelararentur, Ilomgnos cum exercitu sunt uäorti, ü) geschahen auch sehr häufig an der unteren Donau; vorzüglich schloffen sich die Kaufleute ») Man sehe über diese Straßenverbindungen das HI. Heft von F. E. Kruse'S Archiv für alte Geographie ic. — t>h Lunaj,. ibicl. p. Zä. 392 (rai xrivstee csrwa) an wichtige Gesandtschaften der Impe¬ ratoren zu den Hauptsitzen der jenseitigen Barbaren an, wie wir aus mehreren Abzeichen bey Priskus Rhetor- entneh¬ men. a) Größtentheils erschienen aber die Barbaren, welche unter einander selbst den beträchtlichsten Handel trieben, t>) auf den Marktplätzen an der Donau zur b e sti m m t e n Zeit, und brachten ihre heimischen natürlichen oder künstlichen Er¬ zeugnisse, oft vom äußersten Norden, wie die verschiedensten Pelzwerke, zum Verkaufe: l^Iia vero Oens ibi mora- tur, Luetlisns, <^uee velut Hruringi erzuis utuntur exi- miis. Hi rzrroHue sunt, <^ui in usus lioinsnoruin 8ap>lii- rinas pelles cornlnsrcio intervenisnte xer innuinsras alias Yentes translnittunt, karno8i pellinrn rleeora nigrestine. e) Nicht unbedeutend scheinet auch an diesen Marktplätzen der Sklavenhandel gewesen zu seyn: vusturn a Alercatoribus venuinäati Oottii! cl) heißt es bey Marcellinus- Na¬ türlich höhlten sich dagegen die Barbaren die Erzeugnisse des cultivirten Südens in jeder Art und Gattung, alle Gattun¬ gen Metalle, Gold und Eisen vorzüglich, Waffen, allerhand Gewebe zu Kleidern, seidene und mit Gold gestickte Kleider, Purpurzcuge, rothe Felle und anderes gefärbtes und unge¬ färbtes Leder, die sogenannten indischen Maaren, Pfef¬ fer, Kassia, Castus, das lboliuir» insticum, getrocknete Früch¬ te, wie Datteln u. dgl., Wetzsteine, Salz, Oehl und Weine; wovon aber einige Gegenstände dem Handel der Im¬ peratoren allein Vorbehalten, andere aber zum Verkaufe an die Barbaren gänzlich, und, wie Eisen und Waffen, selbst unter L-bensstrafe verbothen waren, a) s) krisons «der. ibi-1. x. 52 et 59. — k) Via Lass. O. 71. I>. L07. Lugftip. in Vit. 8. Zeverini. Lee«. 9. c) lornanci. Oe Hel>, Letliie. e. 5. Läit. iVIn^stor. it. I. ZerftU. Itai. x. 193. cl) c^iuin. Itlsrceli. O. ZI. p. 47g, — e) Loci, lustiniun. O. IV. Ht. 63. c. 972 -- 975. O. IV. li«. ^1- e. 916 - 917. »»» 393 Von der Schifffahrt auf der Donau aus den oberen Gegenden des zweytenRhätiens her und hinab bis in das schwarze Meer haben wir zwar aus den äl¬ testen Zeiten keine Nachricht. Da aber doch sehr frühe schon die Save, die Drave, Gurk, Kulp rc. beschisset worden sind; da die frühesten Alten schon die Katarakten des Jsters gar wohl gekannt haben; da so viele Hin - und Herwanderungen der herzinischen Selten über die Donau ins große Jllyrikum in den ältesten Zeiten schon geschehen sind: so scheinet uns die früheste Be¬ schiffung der Donau nicht im geringsten zweifelhaft; und die Anfänge derselben verlieren sich im Nebel des höch¬ sten Alterthumes. Zn der frühesten Römerzeit schon war die Donau voll feindlicher Kähne, auf welchen die deutschen und sarmatischen Barbaren herüber fuhren, und Raubzüge auf norisch-pa n n o n i s ch e m Boden thaten. Wir finden da¬ her in der frühesten Epoche des Römerbesitzes am n orisch- pannonischen Limes eine eigene Donauflotte, welche durch zahlreiche Schiffe alle Zufahrten und Landungs¬ plätze vertheidigte; (Nassem Oanubio opsrrontom. a) Wenn nicht eben so frühe, so wurden doch später gewiß in allen Buchten am römischen Donauufer des großen illy¬ rischen Reichslimes, und so über Norikum und Pannonien hinab, drey eigeneFlotten, mit vielen beständigen Donaukreuzern (Navikus I-usorüs) besetzet, wie die große Reichsbeschreibung von den Flotten zu Carnuntum, Laureacum, Arelape und Co mö¬ gen is bestimmte Meldung thut. b) Den Quaden hat es Marc Aurel zu einer Friedensbedingniß gemacht, auf der Donau keine eigenen Schiffe zu halten: lbls navikus pro^riis uterentur, ot ak> Insulis, cjuw in Istro orani, s) 'lUnis. änn-t. L. XII. p. 116. — b) §->Nt. 0-wi- äenr. p. 129 — 121- 394 ° sdstiuorent. a) Die Fluthen der Donau wurden also von der ersten schiffbaren Stelle bis in den euxinischen Pon¬ tus hinab sehr srühe schon befahren, und zwar oft mit außer¬ ordentlicher Schnelligkeit, wie die Fahrt des K. Julianus beweiset, deren Geschwindigkeit allgemein bewundert wurde: Vt uno kostemyus tempora et componeret ticlissimsrum provincisrum statum, et burbnriom omnem^ nstmoto proprius terrore, percellerst, longissimo cursu Istrum plucuit nuvigari. — — (^ui proporntiouom illum con- templubitur, nibil egisss, praeter viarri, im- peratoreia putubit. b) Ueberhaupt wurden die Reisen aus Nhätien nach Pannonien oder in das östliche Ufernorikum gewöhnlich auf der Donau zu Schiffe gemacht, wie auch der h. Severin den Weg von Bvitro (Innstadt) nach Favianis (Vmäobonu) auf der Donau zurücklegte: ^.cl snti^uum ituc^us et omnibus musus mo- nastörium suum suxta muros oppirli ibavianus^ <^uoä centum et ultra tnillibus aberat^ Oanubii navi- b»tione äescenclit. c) Bey solchen und so vielen Ab¬ zeichen der Schifffahrt auf der Donau über den nori sch¬ und pannonischen Limes hinab aus den ältesten bis in die späten Zeiten der Völkerwanderung scheinet es uns sehr natürlich - ^>aß auch auf den Fluthen der Donau zu Schiffe ein sehr wichtiger Handel aus den Provinzen des westlichen in die unteren Landtheile des östlichen Jllyri- kums, nach Mösien und Thrazien hinab, während der ganzen Römerzeit getrieben worden seye. Der Handel mit norischen Eisen- und Stahlfabrikaten mag hieran keinen unwichtigen Antheil gehabt haben. Noch spat während der Völkerzüge trieben die rhätischen Kaufleute Dio Lass. D, 71. x. 809. — t>) klLniertic. in krnegx^ ter. T. 11. p. 142—143. Itlereell, L. 21. x. 681. — x) Lugixp. in Vit. 3. 5«vsrin. Leet. 23. 395 und jene in der no risch en Gränzstadt Boitro wichtigen Handel auf der Donau in die unteren Gegenden hinab: lgitur non rnulto post ratss plurirneo cko purtibus ke- tiaruin mercikus onustes yuain pluriinis, insperato vistentur in littors Oanubii^ ^ueo rnultis stisbus crsssa Lni llurninis Zlacio luerunt conzelatss: c^uss Osi impsrio inox solutse^ ciborurn copias same laborantibus «istulsi-unt. a) Dieser Donauhandel aus Rhätien und dem westlichen Ufernori ko nach Favianis herab wurde, während die rugisch en Könige in den östlicheren Landtheilen des Uferno rikums gewaltig waren, den Kaufleuten der oberen Städte ausdrücklich verbothen: In- teroa kostum viruin cives oppisti memorati (Loitro) supplicitev süiorunt, ut porgerot scl I^eksullM, Id u - Aorurn krinciporn, rnorNanüi ois licen- tigni postulare. (^uibus ipso: lernpus, inc^uit^ iiujus oppicli apropin^uavit; ut ckesortum, sicut sUperiors csstells oultors ckostituta^ remsuost. (^uiä erzo necosso est Io cis msi-cimoniü pi-ovistcrc, uki ultra non potsrit spparoro inorcator. b) Ob und welchen Antheil der Handel mit Waaren aus der Levante, anfänglich von Aquileja und Tergeste aus, nachher von Byzanz und Thessalonika herauf, für die Provinzen des westlichen Illyri k n m s, für N 0 ri- kum und Pannonien, gehabt habe? — wissen wir zwar nicht; indem weder Strabo, noch ein anderer der Alten dar¬ über bestimmte Nachrichten gegeben haben. Da aberA quilej a weit und breit als Handels - und Stapelplatz für ganz Illy- rikum bekannt war: so zweifeln wir, wenigstens an eini¬ gem Antheile, nicht im geringsten. Größer und wichtiger aber scheint der Handel mit den sogenannten indischsnWaaren, mit Edelsteinen, rothen Fellen, Seidenzeugen, Pfeffer s) Lux.pp. ibi-t. Seo. 2. — b) Lusij-j-. ibill. Seo. 2Z. 397 an die Donau her, der Handelsabsichten wegen, nicht zu er¬ lauben : ns tanczuam et ipsi l^uacki res Homanas spscu- larentur et necesssria sibi compararsnt. Dagegen bestimmte er aber zugleich im Friedensschlüsse genau sowohl die Zeit als die Orte der gewöhnlichen Don au markte, wozu vorher die Bestimmungen den handelnden Kaufleuten ganz frey überlassen waren: Ium losa czuasäam au sä ckies commerciorum aclsignavit; — prius enim nuüum cliscrimen babilum luit. a). K. Aurelianus erlaubte den Vandalen nicht nur auf den Märkten in den Donaustädten zu erscheinen, sondern auch auf der Donau Han¬ del treiben zu dürfen: Ilomanorum Imperators mercatum ack Istrurn. prsebente. k>) Was der große Kaiser Constan¬ tin an einem für uns jetzt dem Nahmen nach unbekannten Orte im oberen Pannonien gethan hat, daß er die Er¬ laubnis; gab, daselbst alle Sonntage Markt zu halten: das mag dieser allthätige Imperator wohl auch in mehreren norisch-pannonischen Städten und Orten, wo diese Einrichtung noch nicht bestand, eingeführt haben. Zu Wa¬ raskin in Croatien hat man folgende Steinschrift entdeckt: IM?. 0X08. VO. VXO. OOX8XXHKV8. OlLOIX. Maximus. Xug. Xczuas. ^asas. Olim. Vi. Ignis. Oon- sumtas. Oum. korticibus. Illt. Omnibus. Ornamenti«. Xcl. Kristinam. Vacism. Hestituit. krovisione. Ütiam. kieta- tis. 8uso. lXnnckinas. Oie. 8olis, kerpeti. Xnno. Oonstituit. Ourants. Val. Oatullino. V. k. k. k. kk. Luper. c) In allen Theilen der n o ri s ch - p a n n o nisch e n Rö¬ merprovinzen waren altgediente Veteranen, zerstreut und in den Colonialstädten vereiniget, angesiedelt gewesen. Diesen s) Dio I.. 71. p. 807. — b) vexixx. in 8ibl. L/rrnl. I'. IV. k. 1. P. 12. — c) Ledvena isner. Antiči». Sal-Lr. x. V. b) war nach alten Privilegien erlaubt, ungehindert Handel zu treiben. K. V a l e n t i n i a n I., der seinen thätigen Eifer zur Belebung des illyrischen Handels durch die Erbauung des Hanoelseastelles,cui nomon Lomercium, causa et bactus est, a) hinlänglich beurkundet hat, fand es zu seiner Zeit für erforderlich, zum Vortheil und zur Bele¬ bung des inländischen Handels folgende Verordnung von den Handelsprivilegien der Veteranen zu erlassen: kemotis inju- rns jussimus, vetsranis nostris, vel arlznatis^ iicers, cmero, venäere, nexotiari: c^uos socunüum vetorem consuotuciinem karentum nostrorum ab omni munere , universis^ue reä- 6itibus auri argontic^uo, secl et portorii in6emnes esse oportet. Da. 8. Iclus Oecomb. Voronee. Oratiano 1^8. k. et Oagalaipko Los. (^on. 366) 6) Ein anderes, unsere Gegenden betreffendes Handelsgesetz erließ K. Gratianus durch den Prätorialpräfeeten Italiens und Jllyrikums, Hesperius: Ltsi omoos mercatores spoctat lustralis auri äe- pensio, LIerici tamen intra Itl^ricum et Italiam in äsois »oliüis — — immunem usum conversatiouis exer- ceant. (^uiäcjuiä anteni supra üunc moäum uegotiatiouis versabitur, iä oportet aä buuctionem aurariam äevocari. Hat. 3. Nov. 3ul. ^^uilejee. ^uxonio. et Ol^kro Löss, ^nuo 369) c) Von nicht geringer Wichtigkeit für den byzantinischen, und für allen Handel von Osten her, ins Illyrikum, Pannonien und Norikum herauf, mag wenigstens auf einige Zeit die Fürsorge des Kaisers Honorius im Westreiche gewesen seyn. Stiliko hatte alle Einfuhr vonOsten her aufs strengste verbothen z Kaiser Honorius hob dieses Verboth alsogleich wieder auf, und öffnete dem alten Handelsgange alle Straßen und Wege: Ho- stis pudlicus Lliliclro novum atc^ue iusolitum ropererat. s) 6ruter. p. 16Ü. r>. a. — d) 6oä, Lbeollos, I. n. j». 441.— c) Loä. Tdeoäo». V. x. 2. 16. »>- Z99 ul Utora el portus crobris vallaret excubiis , no cui^uarn ex Oriente sä banc Iinporii Dariern patorol accossus. Ilusus inicjuitaloroi ruoti^ el n 6 ra r i o r s i t cki v o r s a- ruin inorciuin cornrnoatus^, prmcipiinus bac sanc- tiono, ut litoruin ckosiztat sc portuurn perniciosa custockia, et e u n cl i ac rockouncki iibora sit bacultas. Dal 4 Ickus. Docomb. Dav. Lasso el kbilippo 6oss. (^nno 408) s) Obwohl diese Verordnung eigentlich nur für Italien ge¬ geben worden war, so konnte sie doch wenigstens später wider das Verboth des Stiliko auch fürs große Jllyrikum noch von einigem Einfluß gewesen seyn. In den letzten Zeiten, bevor alle römischen Institutionen im weiten Land¬ striche unter der Donau zertrümmert wurden, hatte noch Attila in seinen Verträgen mit den Byzantinern in dem, auf den Marktplätzen an der Donau gepfloge¬ nen Handel einige Abänderungen getroffen. Priskus Rhetor hat uns hierüber zwey Nachrichten gegeben: Attila interckixil: nocjuo ioruin colobrari, ul oliin ack r i p ain Danubii, secl in I^aisso, ljuinhus ckieruin iliuero expoclito buinini ab Islro ckistanto urbo. Und: Lonventus ack inorcatus paris legibus celsbrari^ el in tuto esse Doinanos et Dunos! war eine ausdrückliche Bedingniß eines Friedens zwischen Attila und den Byzantinern, b) Für den no risch pari iro¬ nisch en Handel waren noch besonders zwey römische Insti¬ tutionen merkwürdig, der Z o ll und die Z o llstätt e n nähm- lich (kortoriuin), und der 6oinos (iorninercioruin Hitrici. Zollstätten gab es in den römischen Provinzen allenthal¬ ben an den Heerstraßen, sowohl au den Gränzen und im Inneren des Landes, als auch an den Flüssen selbst bey Brücken und an den Fürthen der Ueberfahrten und Uebergänge. Für Norikum ist gerade der Ort, aä kublicanos zugenannt. s) Loä. Hroaäos. n, p, 4t)j. — kriscu«, Rlietor. j>. 27. as. ->->->» ssoo an der' südöstlichen Gränze gegen Italien (lffines Italiae et gorici im hierosolymitanischen Reisebuche) sehr merkwürdig, dessen Nahmen selbst schon, bey den Zöll¬ nern, für eine daselbst bestandene dergleichen Institution spricht. Die Z o llstätt e n der Provinzen wurden vom rö¬ mischen Staate gewöhnlich verpachtet an den Meistbieten¬ den. So finden wir dies; auch vom sämmtlichen Zolle im großen Jllyriko inschriftlich bestätiget. Zu Petovium wurde folgender inschriftlicher Stein aufgefunden: I8IVI. ^V6i. 8VLRVÄl. Vlartialis. Virmirü. 8ab>ini. Varani. Lorlüue. kortori. Hitrici. ^piari. Vic. Voto. 8us- cepto. a). Für den illy risch en Handel war wegen dem Um¬ fange und der Gemalt seines Amtes der Lomes Lommer- ciorum per Ill^ricum besonders wichtig; um so mehr, da im großen Westreiche nur allein im großen Jllyriko diese Stelle bestand. Die Lomites Lommerciorum besorgten alle für die Kleidung der Imperatoren tauglichen und würdigen Stoffe: Seide, Purpur, Wolle, Lein, Felle, Gold, Sil¬ ber, Ebelgestein, wovon der (üornss Lommerciorum per Ill^ricum die th razi sch en Gemmen zu besorgen hatte. Gewöhnlich unter dem allgemeinen Nahmen Negotiatores be¬ griffen, hießen sie anch Vestiarii, Liriteoriss, kurpurarii, k>) kartkicarii (yui kelles karlkicas mercakautur) , und waren von a) Lruter. x>. 8Z. II. 5. — d) Gewiß sehr merkwürdig in dieser Hinsicht sind zwey zu Augsburg aufgefundene inschriftliche Monumente/welche zugleich die alte Vinäelicoruio^nAlrstr als eine berühmte Handelsstadt schon in der römischen Epoche auszeichnen: Lerxelus. Lle. Sesurilati. Lik. cleuxkas. Vl. rVug. Isegoliator. Lrti». kurxurnriae. Irater. Ljns. L. c. O. v. Aus dieser letzteren Inschrift iss auch ersichtlich, daß es zu Vinitelicorum Lugusm ansäßige einheimische H a n d e l s sa m ilien gegeben habe. Denn die Leg. m. Ii»I. ward im Noriko und RHÄkien aus¬ gehoben, und der ^c^niliker dieser Legion, tulius kllemeo», war ein Bruder des H a n d e l s m a n n e S, tulius Vicwr, von Augsburg. 6ruter. x. 649. u. to. x. 65t. n. 5, s) Innrer, oriental. 1L8. 26 402 außer Gebrauch gekommen seye. Indessen ist cs ganz gewiß, daß auch frühzeitig schon römisches Geld während der mehr denn vierhundertjährigen Römerherrschaft im großen Illyriko der allgemeine Maßstab des Preises verkäuflicher Dinge geworden und geblieben ist. Wir glauben es nicht nöthig zu haben, hier auf das Beyspiel aller übrigen den Römern unterworfen gewesenen Länder, und auf die römischen Staatsabgaben in gehöriger Münze aufmerk¬ sam zu machen; auch nicht einen Catalog aller auf altnori¬ scher Erde aufgefundenen Römermünzen hersetzen zu müssen. Es mag die Behauptung genug seyn, daß wenn wir uns an¬ ders des Gelesenen recht erinnern, fast kein römischer Imperator noch Cäsar gewesen seye, von welchem, oder welchem zu Eh¬ ren geschlagen, nicht goldene, silberne, kupferne, oder Mün¬ zen aus korientischem Erze in Krain, in der Steyermark, in Kärnthen, in Tyrol und in Salzburg, im gejammten Oesterreich und in Ungarn aufgefunden worden sind, a) Aus der späteren Zeit wissen wir auch bestimmt, deß zu Siszia eine eigene Münzstätte, neben jener zu Aquile- ja wahrscheinlich fürs westliche Illyrikum bestanden habe, b) a) Dominic. Rlukloer, L^Ieiiäor. Slitig-IID tirllis Lal-e. z>. 68 — 91. enthält die interessantesten Münzen, welche auf dem kärnth- nerischen Zollfelde aufgefunden worden sind, bis auf daS Jahr 16I1. Valvasor. Die Ehre des Herzogtums Kram. II. Thl. p. 265 — 268. Kinder mann, Beytcäge. V- x. 75 — 77. — Juvavia. p. Z8. Dueliii. Lxcerxt. Leneal. x. 338 et se^u. Lclloenvrisaer. x. 62 — 66. b) Noüt. Imxei. Occiä. x. 63. "»s 403 XVII. Einführung römischer Sprache und Schrift im Nori ko, in Rhätien und Pannonien; aber auch Fortdauer der alten VolkSdia- lekte vorzüglich des keltischen. Durch alle römischen Institutionen im großen Illy- riko wurde auch dem allseitigen Eingänge der lateini¬ schen S p r a ch e u ud S ch r i ft im N o r i k o, in Pan¬ nonien und Rhätien nicht nur vorgearbeitet, sondern die Erlernung derselben wurde einem großen Theile der westil ly¬ risch en Landesbewohner zur Noth Wendigkeit. Schon lange vor der Römerherrschaft machte der bloße Handels¬ verkehr der P a n n o n i e r mit den Jtaliern auf den großen Marktstätten an der Donau und unter Len ju lisch - ca io¬ nischen Alpen die Kenntniß der lateinischen Sprache und Schrift in jenen Landtheilen zum Be¬ dürfnisse, mit solchem Erfolge, daß Vellejus Paterkulus versichern konnte: Omnibus kannonüs linguE guogue Hoinanss notitia est; — plorisgue etisin litsraruiu la- tinsruln USUS est! a) Man kann aus diesem einzigen Abzeichen mit Hinsicht auf die eingeführten römischen Institutionen und die Führung aller großen und kleinen Geschäfte mit Zuver- läßigkeit behaupten, daß die lateinisch e Spr ache und Schrift während der Römerzeit im ganzen westlichen Jllyriko eingeführt und im Gebrauch gewesen sey. Sehr natürlich ist es aber zu vermuthen, daß vorzüglich die rei, cheren und edleren Familien mit den übrigen römi¬ schen Sitten und Gebräuchen; daß ganz besonders alle Rhä- tier, Noriker und Panno liier, die an vielseitigen 26 * s) Veltez. Estero. I-. n. cszi. 110. "»s 404 Handel Antheil hatten; daß alle, die sich zu Geschäften und bürgerlichen Staatswürden, besonders bey den öffentlichen Richterstühlen emporschwingen wollten; daß endlich alle in Pannonien, im Noriko und in Rhatien ausgehobe¬ nen Militärs — sich die Sprache und Schrift der Römer aneignen mußten. Alle Gesetze der Imperatoren für alle rö¬ mischen Provinzialen im Allgemeinen, und alle für die no- risch en insonderheit gegebenen Verordnungen und Befehle waren ohne Unterschied in lateinischer Sprache ver¬ faßt. Viele der landeingebornen Westillyrier scheinen sogar den alten Volksdialekt ihrer Väter entweder nie erler¬ net, oder ob des häufigen, ja einzigen Gebrauches der latei¬ nischen Sprache denselben gänzlich vergessen zu haben. Den zu Sirmium gebornen K. Aurelianus redete der berühmte Apollonius von Thyana lateinisch an, was Vopiskus mit der Bemerkung versichert, damit jener, weil er ein geborner Panno nier war, die Rede des Philosophen verstehen möchte: Verum ^pol- lonium Ib^anssum veloborrimse iamao autboritatisc^uo sa- xientern, veterem xbilosoxbum, umicum verum Oeoruw, ipsum etiam pro numine lrehuentsmlum, recixienti so in tontorium ea torma <^ua viststur subito astitisse, at- ^ue baec listine, ut bomo kunnonius intel- 1igerat, verbs stixisse. a) Durch das ganze alt- n o ri s che Hoch - und Blachland, selbst in den verborgensten Thälern der Gebirge treffen wir auf lateinisch - in¬ schriftliche Römersteine. Auf diesen werden FamilieN- und Personalnahmen gelesen, die ihren celtisch en Ursprung an der Stirne tragen. Der h. Severinus be¬ reiset das ganze Ufern orikum und Rhatien; er be¬ sucht fast die meisten Städte dieser Landtheile, und er erhalt aus den Gegenden des M itte ln o r i kums häufige Be- r) Voxiseu, iu Aurelian, x. 105 — 1V6. "»o 402 L suche. Uekerall finden wir zwischen jenem heiligen Abten, seinen Mönchen und allen no risch - rh «tischen Einwoh¬ nern den a u s g e b re i t e t e n Gebrauch der lateini¬ schen Sprache. Wer sollte nun auch nicht mit Grund vermuthen, daß die ewigen Werke der großen Alten auch im römischen Noriko verbreitet / und hier allseitig von den romanisirten keltischen Edeln sowohl als von den ange- siedelten Römern seyen gelesen worden! Daß auch im rö¬ mischen Noriko römisch - wissenschaftliche Geistesbildung geblühet habe und emsig gepflogen worden sey, erweiset hin¬ länglich auch nur das einzige bisher bekannt gewordene Mo¬ nument, folgende zu Möderndorf in Mittelkärnthen aufge¬ fundene Grabschrift eines jungen Mädchens: v. Äl. Kon. Oravis. klic, loxit. lumulus. le. kuniea. Virgo. Hl u- sarnin. Vinor. Lt. (itiarilnm. Lrasinu. Volu^tas. Xnn. XII. a) ?lus der Zeit ursprünglicher Freyheit mögen auch noch durch die ganze Römerepoche sich die griechischen Schriftzei¬ chen unter den celtogallischen Bewohnern Panno¬ niens, Norik ums und Rhätiens erhalten haben; um so mehr, da von den Römern selbst die griechische Spra¬ che und Schrift überall ist gebraucht worden. Man hat gleich¬ falls auch zu Petovium in O b e r p a n n o n i e n und in einigen Gegenden des zweyten Rhätiens inschriftliche Denksteine mit griechischen Charakteren aufgefun¬ den. b) Im Jahre 1662 wurde am Burgthore zu Wien ein steinerner Sarg und dabey nebst einer Münze vom Im¬ perator Ca racal la auch eine mit Schriftzügen bezeichnete Metallplatte ausgegraben, auf welcher griechische Cha¬ raktere mit lateinischen vermischt erscheinen, c) s) Eichhorn. Veyträge. Thl. n. x. 53. — b) 6ruter. p. 671. o, Fckkart. Franc. Orient. F. I. z,. 1h. c) Faniboo. ro Lornruent. Vinciob. I. 79- 99. »»»» 406 Zu Enns in Oberosterreich hat man Ziegelsteine ausgegraben, auf welchen bisher noch unenträthselte Schriftzüge erhaben ausgedrückt sind. Diese Ziegelsteine befinden sich heut zu Tage noch in dem fürstlich Auerspergischen Schlosse zu Ennseck. Waren diese unbekannten Schriftzüge die ganz eigenthümlichen der alten Celtogallen? oder welcher wandernden Horde, welch anderem Volksstamme ge¬ hörten sie and g) Ungeachtet der natürlichen und nothwendi- gen Festsetzung und Ausbreitung der lateinischen Spra¬ che und Schrift in Pannonien, im Noriko und in Rhätien, hat sich doch eben so natürlich und nothwen- dig neben ihr auch die altceltische besonders, ja in den rhätischen Landtheilen haben sich sogar noch die thus? zischen Dialekte fort bis ins Mittelalter, und in eini¬ gen Ueberbleibseln bis auf den heutigen Tag erhalten. Schon die feste Anhänglichkeit der Celtogallen an das Alte und Herkömmliche, die gewisse Fortdauer so vieler einzelnen, klei¬ neren und größeren no risch - rhätischen Volksstämme; daß der größere Theil, besonders des Landvolkes und der Gebirgsbewohner, nie ganz ist romani siret worden, solidem rein und unvermischt sowohl dem Blute als ihrer Vätersitten nach geblieben ist; endlich so viele ja unzählige topographische Nahmen und einzelne Sprach idio¬ ti sm en, welche vom frühesten Mittelalter an bis auf un¬ sere Zeit herab im ganzen altnorischen und rhätischen Lande fortbestanden haben. — Alles dieses erweiset die be¬ ständige Fortdauer des Altceltischen hinläng¬ lich, b) mit dem einzigen Unterschiede, daß durch den F'§ll «) Jahrbücher der Litteratur. Wien 1820. B. 12. Anzeigeblatt, x. 16. — k) Pallhausen. Nachtrag zur Urgeschichte Baierns- xag. 92. — Daß die im Noriko und in Pannonien eingeführte lateinische Sprache von den Landeingebornen nicht rein Üy erlernet und gesprochen, sondern mit vielen kel¬ tisch - il l P r i s ch e n Wörtern und J d i o ti s m e n sey vee- »»»s 407 °*" R hä ti en s und Noriku m s in frühe fränkische, dann deutsche Herrschermacht, und dem dadurch nothwendig erfolg¬ ten umstaltenden Einfluß des germannischen Dialek¬ tes das Altceltische bis auf wenige Idiotismen nothwendig hat verschlungen werden müssen. Immer bleibt die geschichtliche Anzeige hierüber in der Passauerchronik merk¬ würdig, obwohl ein solches Verschlungenwerden eines Dia¬ lektes durch den anderen, nicht mit chronologischer Gewi߬ heit auf Ein Jahr fixirt werden kann: Uajouuarii ralicto proprio iüiomste teotonicum s leotonicis accommociuverunt. Die umstaltenden Einflüsse der Romer sind auf die no risch en Bewohner nicht großer gewesen, als auf die celtischen Insassen von Kleinasien; ja im Ge- gentheile waren die letzteren wohl weit mehreren und zur Sprache- und Sittenumstaltung gewaltig wirkenden fremden Einflüssen ausgesetzt, als die Celtogallen des nori sch - rhä- tischen Hochlandes. Und doch versichert der h. Hierony¬ mus: daß sich die celtische Sprache der Galater Kleinasiens noch zu seiner Zeit rein erhalten habe: IInum ost, czuoci inkorimus, et promissum in exorUio recküiinus, Oalatas, exeepto serinone greeco, ) Die schöne hochstämmige Körpergestalt, einfrey- edelgesinnres Betragen und die edle Haltung der nori sch en Legionssoldaten machten sie würdig, Leibwache der Im¬ peratoren, und in Rom selbst neben den viel kultivirte- ren Mazedoniern und Spaniern bewundert zu werden, — wie Dio Cassius versichert: (^UUINHUS inulta fierent ab eo (Iinpei-atore 8svero), nobis stisplicebant; stuin im- primis accusabant eum multi , <^uo<1 c^uum esset coa- suetncio^ ut stipatores principis Itali, 8i- spanic, Mseestonss et ori ei tantuin essent, sjuorum aspeetus jnennst ns et innres suaves eraut, —bune ipise rnorurn sustulit. c). Wie der eben genannte Dio Cassius den Pannoniern das bestimmte Lob besonderer Tapferkeit beyleget, eben so zeichnet Mam- mertinus jenes Land ganz vorzüglich als die Mutter tapferer Soldaten aus: Cornnieniorabo nimiiuin I^ntriae tusa in rernpublicain inerits. <^uis eniin stnbitat^ ljuin rnul- ») l'soit »i,l. L. I. I-, 202. L. m p 227. 2Z8. — b) 8t)^r. 1?. I, p, 2al6. — 6) Oio Lassius. I-,. 7^/. 6^kO. »»»a 412 s«-»- tis jam seculis, ex r^uo vires illius ad Homanum nomen aecesserint, Italia czuidem sit gentium domina glorioe vetustate seä kannonia virtute. a) Thaten kriege¬ rischer Tapferkeit und unerschrockenen Muthes wurden in den west illyrischen Provinzen immer noch hochgeschätzt und gepriesen, wie so viele, den tapferen Legionssoldaten ge¬ weihte pannonische, no rische und rhä tische in¬ schriftliche Denksteine erweisen. Wir haben schon oben be¬ merkt, daß die illyrischen Legionen, und in besonderen Fällen gerade die eingebornen Legionssoldaten der Pa nnonier, Noriker undRhätier der anerkannte Ruhm altceltischer Tapferkeit und geübten Kriegeskunst berechtiget habe, bey dem allgemein von den Römerheeren usurpirten Militärdespotismus ein großes Gewicht in die blut¬ triefende Waagschale zu werfen. Durch diesen Ruhm strahlen¬ der Kriegesthaten und durch Beyhülfe aller der il lyrisch en Legionen haben sich gerade eingeborne Pannonier, und gerade in der Zeit, welche die entschlossenste kriegerische Ta¬ pferkeit und militärische Gewandtheit in einem Imperator erforderte, auf den Thron der alten großen Imperatoren em¬ porgeschwungen, wie Maxi minus, Probus, Aurelianus Diokletian, Mapimianus, ungeachtet ihnen die ver¬ zärtelte römische Natur und Stadtsiltenfeinheit mangelte, wie Aurelius Victor treffend bemerkt: His saus omnibus Ill^ricum patriabuit: czui (zuamczuam bumanita- tis parum, duris tarnen ac militiae miseriis imbuti,satis optimiHeipublicae bu er e. (^usre eonstat sanetos prudentssczue sensu mali prom- tius bi eri : eontraczue expertes eerumnsrum^ dum opibus suis cunetos Lstimant- minus consulere. b) ») lVlsmmertin. int. kaaeg^r. Veter, Vol. H. p. 42. — b) Xur. Victor. Oe Lsesarib. p. 524. »->»« 413 Durch die eingreifende Wirksamkeit der bürgerlichen Nö- merinstitutionen im Noriko, in Pannonien und Rh li¬ ti en wurden auch die altceltogallischen Sitten und die Lebensweise mehr oder weniger, ja völlig ganz verändert. Römische Denkweise über bürgerliche, innere und äußere Familienverhältniffe, römische Kleidertracht und damit Sittenfeinheit und Luxus, und römische Lebensart mit der lateinischen Sprache traten an die Stelle der schlichten, ein¬ fachen altceltischen Vätersitten. In voller Ausdehnung aber mögen solche totale Veränderungen doch wohl nur in Stäb« ten und größeren Ortschaften, bey den vorneh¬ meren, edleren und an beweglichem und unbe¬ weglichem Besitzthume reicheren Familien ihre gewisse Anwendung gefunden haben. Die no rischen Stadt¬ bürger, die edlen und reichen Familien nur mögen großen Theils, ja völlig ganz romanisirt worden seyn, und wenig EigenthümlicheS mehr aus der schlichten Väterzeit erhalten haben. Ein engeres Zusammenschließen norischer Adelsfamilien mit den römischen Edeln und Obrigkeiten; der notwendige Drang in den ersteren, an dem ihr Schick¬ sal bestimmenden Gange der fremdem Einrichtungen und der öffentlichen Geschäfte wesentlichen Antheil zu erringen; die weit größere Concentration römischer Sitten, Cultur und Künste in den Städten und größeren Ortschaften u. s. w. — Alles dieses mußte bey den vielfacheren Lheilnehmern solche Total¬ veränderungen hervorbringen. Daher erscheinen mitten unter Römern norisch-eingeborne Familien, mit Vor- und Zunahmen, in Aemtern und Würden, in römischer Götter¬ verehrung und Sprache. Zeugen hievon sind so viele latei¬ nisch - inschriftliche Römersteine, s) Indessen haben sich doch s) Auf dem kärnthnerischen Zollfelde hat man silberne Haarna¬ deln, welche mit edeln Steinen gezieret waren; deßgleiche» auch todte Menschenkörper mit kostbaren Ringen an öen Kin¬ gern — gefunden. Lrunaor. ibiU. x. 2S. x Z«. -»-»-> 414 auch noch die alten einfachen Vätersitten an der Seite der romanisirten Familien, und aller gewaltig wirkenden Ein¬ flüsse ungeachtet forterhalten, und zwar ganz besonders bey den gemeinfreyen Bewohnern des altno¬ risch - rhätisch e n Hochlandes in den einsamen verbor¬ genen Thalsschluchten und auf den kalten Hohen der seltener nur besuchten Gebirge. Da lebten in Ruhe und Frieden auf ihren väterlichen Gehofden die Enkel der verschiedenen Ge¬ meinden ta uriszischen Volksstammes, bebauend die ei¬ gentümliche Feldmark, pflegend das Vieh und ihre Weide¬ stellen ; und wenn wir auch manche Abänderungen in Klei¬ dungen und in anderen Bedürfnissen des Lebens annehmen müssen, so dürfen wir demungeachtet vermuthen, daß es in dem Inneren der altceltisch - norischen Familien, im Inneren und Aeußeren ihrer Gehofde fast zuverläßig eben so ausgesehen habe, als wir es heut zu Tage noch bey den Bewohnern der steyerischen, salzburgischen und osttyrolerischen Alpenhohen und Thäler antrsffen. Nie genug ist es zu be¬ klagen, daß wir über die Sitten, die Lebensweise, die inne¬ ren Familienverhältniffe der norisch - rhätischen Cel- to galten, über die Beschaffenheit ihrer Gehofde und über ihr gewöhnliches Thun und Treiben auf denselben kein spre¬ chendes Gemählde von einer Meisterhand der ewigen Alten, wie jenes des unübertroffenen Tacitus Vs Moribu8 Osrma- norum, übrig haben. Zuverläßig würde durch eine solche Darstellung ein leitender Faden an die im Mittelalter und noch heut zu Tage herrschenden Familieneinrichtungen, Gehöfdeverfassungen, Gebräuche, Sitten und Meinungen, über die Vorzüge und Härten des Charakters der Bewohner der n o r i s ch - rhätifchen Alpen geknüpft, und bis in das höhere celtogallische und t us k i sch - e u g an ä i sch e Alter¬ tum über die Römerz eit hinauf verfolgt werden können! Indessen finden sich für die unveränderte Erhaltung deS altceltischen Nolkscharackters unter dem größ- ten Theile der gemein fr eyen Bewohner des west¬ lichen JllyrikumS durch die ganze Römerzeit doch noch einige nicht undeutliche Spuren in den Alten. Wenn auch dieselben an sich und aus den ersten Anblick nachtheilig zu klingen scheinen: so erkennen wir daran doch noch unsere alt- Lettischen V o r v ä t e r u n d S t a m m - Mütter. Sehr vielsagend ist hierüber die Bemerkung des Herodianus vom Charakter der w e stl i ch e n Jllyriker: 8!eut autem e j u s v s g i o ni 8 Kominas eorporikus utuntur p r ae- valickis atc^ue procevis, et in pugnam cae- i,IlomA, salutem, l pi n ae peperere casaeü) HeroäiLiL. L. II. 107 — 109. — tr) L^ÄULrian. D« LeUc», 6elie. x. 110 — 111. -»»s 416 Mögen auch die Ausdrücke des schmeichelnden Lobred¬ ners Mammertinus vor den Thronen der Imperatoren noch so übertrieben seyn: so erhellet aus denselben doch überzeu¬ gend/ daß sich in den westlichen Provinzen des großen Illyrikums während der Römerherrschaft immerfort die alte edle Sitten - und Charakter einfalt/ so wie die kräftige Körpergestalt und die Natur der männlichen und weiblichen Nachkömmlinge der alten Celten und Euganaer, obwohl von römischen Colonialstädten, angesiedelten Veteranen, vom Luxus und den Lastern Italiens umgeben, rein erhalten habe und nicht verweichlicht worden seye: Non enirrr in otiosa a I i . 145— 146 d) klo¬ ru, L. IV. c»z>. 12. 4l7 Landesbewohner gehabt. s) Es ist aber kaum möglich, auch nur einiges Wenige von diesem wirklich umstaltenden Ein» flusse darzustellen, weil alle besonderen Quellbelege hiezu man» geln. Nicht zu laugnen ist, daß auch in norischen Land» rheilen bey altceltischem und römischem Götter¬ glauben und Dienst die edelsten Tugenden geblüht haben, und allgemein sehr hochgeachtet worden sind. Dis zärtlichste wechselseitige Gattenliebe ist auf folgende» Steinschriften ausgedrückt. Zu Laibach: IL^VL. 8.4VL. Xatesis. Lt. Vale, Xa« ternom. 1i. O. 6on. 8. L. 60. k>) Zu Safnitz: v. DI. () : Älulilius. 6tiresws. stulius. L. 8. II. Llorcntise. Zccunstse. Lonjugi 6üarisLim»» ^nno XXV. Lt Alutilius. Lortunatse. Älairi. ^nno. LXX. Lt. Älutiliee. Oispinoe. Xcpti. ^nno IIII. Zu Tanzenberg in Kärnthen: 0O66LIV8. VL8L- 6VXVV8. V. L. 8ILI. LL. Llavi-s Martin. LoujuFÜ. kientis5imae. N. M. 8. X. 8. Zu St. Veit in Kärnthen: O. M. 8cnccio. Lucio. DIonia. Zecustiua. DIaritv. Optimo. Viva. Leo. Lk 8ib>i. c) Zu Tulling in Oesterreich: v. 1VI. 61. Li. L. ^^uin» Xnno. XXXV. Lmünius. Hutus. Ilxsori. Lientiisi- M a o. L. 6. st) ») Was Strabo von den umstaltenden römischen Einflüssen auf die Sitten und Gebräuche im eigentlichen Gallien versichert, mag auch hier für's große Jllyrikum gelten: Romani aut«» «t ab l>i, eo, äeäuxerunt et a Sacrillcioium ae -iivinanS! ritibn», <^rü aoitri» pugnabarit. — d) Linhart, idill. k. Thl- p. L7O t) — e) Megiser. ibiä. p. la» p. 1Ü2. Eine gleich« Steininschrift vom alten Viruno findet man in lSruaaa» LptenUor urk. L». 60. — uz Os /arclsa. Ort. xi». 5Iari«. r. H. ?. m. l> 71. 27 418 Zu Sabaria: MXkl. lVIkMlOkXXOL. Oonjugi. Dul cis. ()u«e. Vix. Mn. XXIV. ckul. komelius. Mur. ^ustinss. Älaritus. üt. ksct. Ornam. üt. krotector. Eon- Ira. Votum. Mlemoriam. kosuit. a) Zu Villach in Karnthen: M. VOMIUVS. Ml. k- LXI.IV8. kostbumse. Oxuri. Optimae. Lauctissi- mae^. kos. b) Ein zu Celera aufgefundenes Monument erweiset, wie sehr keusche Reinigkeit und weibliche Scham in Ehren gehalten worden sind; denn Atilius Secun- dus hat einen Grabstein seiner keuschen G a t tinn luto- rinee, Oonjugi kuckicissimae! errichtet, c) Deßglei- chen hat auch Lampridius Faustinus das anerkannte Verdienst seiner um ihn selbst sehr verdienten Gattinn auf den Leichenstein, den man auf dem steyermärkischen Potschenberg gefunden hat, ausgedrückt: Veronilles Oonjugi cke se opli ms msritae. ck) Besondere Liebe der Aeltern gegen ihre guten und frommge¬ horsamen Kinderbezeugen wieder viele inschriftliche Monumente: Zu Laibach: v. M. 8. Ourrius. Xvitus. Lt. ketro- nia. lVIeximilla. Vivi. kscsrunt. 8ibi. Lt. kilies. Mia- ximse. 6. Xu. XVII Inkslicissimi. karentes. Zu Laas: Ml. 0. X. vitus. v. O. L. Lt. Ociala- Xvita. ^usto. kil. Okito. Xnno.XVI. karentes. lule« lici SS. kecsrunt. 8it)i. Lt. Lllis. e) Zu Celeia: 1. O. Ml. Labina, (^uarti. V. k°. Libi. M. 2abino. kil. kisntiss. Xnno. XXX. üt. Intu- xenee. kil. Mn. XI. y — 2. 00LXLIX0. I-VOVI,I,O. a) Sruter. p. 794. n. 12. — k) 6ruter. x. 77S. o. 3. Lariu,- zu Vellach — comm-ot. Leip. Lom p. 1211. — e) Sruter. x. Z67. 4. — ä) Kindecmanns Beyträg« Thl. H. p. 68. e) Valvasor Thl. n. p. 256. 258. 264. Gruter hat di« erste Inschrift zu Krainburg. p. 717. 1. — 1) Srm«» x. 7VS. o. 1. p. 679. °. 1. »»»» 4i9 v«** XI) Zu Jgg in Kram: O. ÄI. 8extio. O. — Hurtici. k. Oppe. Consugi. Vivo. lblt. kil. karontilius, lfls- cerunt. Xe. C. k. <>. Xn. L,. V: k. tzuarla. Conjux. r plurirnos suncto coepitinforrnare proposito^kactis rnagis <^uam verlris anirnas instrnens auüitorurn. a) Allmächtig war endlich der Schutz, den die christliche Religion während der für Norikum undRhätien so bedrängnißvollen schrecklichen Zeit, vom Lode A r t i l a s ») LuAipp. Lect, IV. ->»-»» 423 "" bis zum Eintritte der italisch - ostgothischen Herr, schäft, dem Eigenthume, der Freyheit und dem Leben dec Bewohner derselben gemährte. In jener Zeit nähmlich, wo es kein anderes Recht gab, als das des Stärkeren, kein an-' deres Gesetz, als das der Willkühr, keinen anderen Richter¬ stuhl als den des Schwertes. Wo von Seite der Barbaren keine andere Stimme als die des Uebermuthes, der Rache und der Raubgier, und von Seite der Noriker und Rhätier nur die des Jammers gehört wurde, trat die göttliche Religion Jesu als schützender, tröstender, unterstützender und rettender Engel in der Person des h. Severins zwischen Noriker und Barbaren; brach den Uebermuth und die Wuth der Räuberhorden; milderte das Elend der Noriker und flößte ihnen Muth ein, um auszuharren. Ohne den heil. Severin würden wenige U s e r n o r i k e r nach Italien geret¬ tet worden seyn; und die grausen Unfälle nach seinem Tode erweisen hinlänglich, wie mächtig die christliche Re¬ ligion durch ihn zum Schutze Norikums gewe¬ sen sey! Ende des ersten Theils. In meinem Verlage find ferner nachstehende Werke erschienen: Schneller, Professor I. F., Ungarns Schicksal und Thatkraft vor dem Verein mit Böhmen, Oesterreich und Sceyermark. gr. 8. 1817. 2 Rchl. 8 gr. desselben Böhmens Schicksal und Thatkraft vor dem Verein mit Ungarn, Oesterreich und Stepermark. gr. 8. 1817. 2 Rthl. 8. gr. desselben Oesterreichs und Steyermarks Schicksal und Thatkraft vor dem Verein mit Ungarn, Böhmen und un¬ ter sich. gr. 8. 1818. 2 Rthl. 8 gr. desselben Bundes - Anbeginn von Ungarn, Böhmen, Oesterreich, Steyermark in den Jahrhunderten der Roh¬ heit. gr. 8. 1819. 2 Rthlr. 8 gr. Kulik, I. PH., Handbuch mathematischer Tafeln, gr. 8. 1824. 1 Rthl. 4 gr. dessen Oivisoros ornuiuui uuruororuin cloeies cen- tena millia non cxccckcntiuin, cksnuo calculati st^us in novum prorsus orckinom rcclacti. gr. 8. 1822-1 Rthl. 8gr, Schallgruber, I., Leitfaden zur Physiologie des Men¬ schen. 2 Theile gr. 8. 1824. 1 Rthl. dessen Abhandlungen im Jache der Gerichtsarzneykunde. Mit 3 Figuren in Steindruck, gr. 8. 1824 20 gr. Viebionuaire nouveau ^ortatis lraneais — allenranck et allemanck krangais etc. en äeux Parties, gr. 12.1824.16 gr. Die günstige Aufnahme, welcher sich obige Werke seither zu erfreuen gehabt haben, so wie die vortheilhafte Beurthei» lung in mehreren kritischen Blattern, bürgen für die Vorzüg¬ lichkeit derselben, und überheben mich aller weiteren Anem¬ pfehlung. Christoph Penz. 36 396 0<^k- Cassia, Isolium Inckicum^ Caste, getrockneten Früchten, Datteln u. dgl. dervonByzanz und den Städten am P r o» pontus und dem schwarzen Meere her getrieben wurde, für Pannonien und Nyrikum gewesen zu seyn. Aus den Nachrichten des Priskus Rhetor entnehmen wir, daß dergleichen Maaren im großen Jllyriko und selbst bey den Barbaren jenseits der Donau ziemlich bekannt gewesen und gesucht worden seyen. Die Geschenke an Barbarenfürsten geschahen gewöhnlich mit Seidenkleidern und Edelgesteinen (8e- ricis vestibu? et gemmis inckicis). Der königlichen Frau des Bleda, eines Bruders Atti la's, schenkte die byzan¬ tinische Gesandtschaft, bey welcher Priskus Rhecor war, silberne Schüsseln, rothe Felle, indischen Pfeffer, Datteln und andere getrocknete Früchte, s) Theophilakt erzählet, daß ein Avarenchan von den Byzantinern ausdrücklich indische Maaren (marces inäicas) zu Geschenken verlanget habe: in <^ua rs Lurbaro kriscns odsscunckstus et pipsr rnisit^ et kolinin inäicnin (-puXXvv Csssiainczue, et ) Wie wichtig dieser Handel von Osten her für die Marktplätze an der Donau gewesen sey, wird aus dem bald zu Sagenden noch mehr erhellen. Von den früheren Imperatoren wissen wir keinen, der sich um den no risch - pannonischen Handel sehr thätig und durch besondere Gesetze angenommen hätte. Ausgezeichnet für den Fortgang und zugleich für die Sicherheit des Handels zwischen Nord und Süd auf den großen Markt¬ plätzen am norisch-pannonischen Donau limes ist die Sorgfalt des guten Kaisers Marc. Aurel. Er machte es zwar den Quaden jenseits der Donau zur wichtigsten Frie- densbedingniß, mit den Markomannen keinen Handel ferner¬ hin zu treiben, ihnen auch den Durchzug durch ihre Landmarken s) kri36Li3. Rlietär. ikiä. P. HH. et —- k) Hieo^rliLlLct. Libl. Lorant, x, 190.