Mittwoch den F. War, 1876. IIV Jah»ga«g Die ^Marturger Leitung" erscheint jeden Ssnnteg, Mittwoch und Freitag. Preise — für Marburg: ganzjährig S st..hal^ährig L si., vierteljährig 1 ins Haus monatlich lv kr. — mit Postversendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., viertel,ähr»g 2 fl.bvkr; far Zustkll««ß Insertionßgebühr 8 tr. pr. Zeil«. Fm Schutte des Natumciilts. II. Der in der letzten Nummer dieses BlattkS im Wortlaute milgetheille Gesstzentwurf Setdl's wurde nuu dem Rkuner-Ausschusse vorgelegt, und über denselben dle Genelaldtbaite eröffnet. Eingeladen zu den Sitzungku waren t die Minister deS Ackeihanes, der Finanzen und deö Innern und erichlenea auch »niweder persönlich oder waren imBrrhmderungsfalle durch geeignete Rkfsortbeamten vertreten. Ja den beiden ersteu, je sünsslündigeu Sitzungen kam mau über die Generaldebatte nicht hlnaus, da lich Wider alltS Erwarten tm AuS schuffe zwei Mttttlieder fanden, welche für den Kunftwein das Wort führten. Es waren dies Abg. gürft (Wundarzt, Prag) und Abg. FuL (Gtadlsekretär, gnaim), letzterer vom Weinbau treibenden Landgemeindebezirte Zua m-Rttolsburg n. »e. gewählt. Abg. Fux beantragt nun, aus den vom Abg. Seidl vorgelegten Sesetzenlwurs nicht ein-zugehen, sondern dem Hause eine Resolution zu beantragen t Die h. Reglerung sei aufzusordein, dle Kunstweiuerzeugung in Rücksicht aus Beimengung gesundheitsschädlicher Stoffe schärser zu über^ wachen; — damit verlangte Fax nicht nur etwas was der Regierung schon ohnet»in obl>eg», sondern was auch im ztveiten Absatz« des Seidl schen Gefetzentwurses schon enthalten ist. Kürst will ebenfalls von einem Gesetze nichts wissen, sondern beantragt eme Reiolut on, l»ahin gehend; Die Regierung sei aufzufordern, eine leichtfaßliche Belehrung über die verschiedeneu iNothwendigteit eineS Schutz-s der Rebeotultur Arten der Kunftwein-Erzeugung verfassen und!abzuleiten, doch sei dieser nur durch eine spezielle an Weingartenbefitzer und Winzer vertheilen zu lassen, d. h. die Kunitweinelzeugung im Be« lehruvt^Swege zu fördern. Gegen diese beiven Herren wendete sich nun Referent Seidl mit aller Entschiedenheit und be» kämpfte die gegen das Gesetz vorgeführten Einwände, wobei er aufs eingehendste uad sachlichste von Kaiser, sowie auch von Perger und Gra-nitjch unterstützt wurde. — Zuletzt nahmeo dle Minister selbst das Wort. Miluster Lliffer nannte d»e Resolution Fuz ,i»e verschämte Ablehnung des Selvl'-schen Antrages, die Resolution Fitrst ober direkten Gegensatz desselben, beide aber beabsichtigen eine Ueberwälzung der Verantwortung vom Abgeordaetenhause, wo die Frage einmal auf der T>»gesordnung steht, auf die Regierung Lasser meint, .bei der Frage, ob in der Angelegeu, t»eit ein Gesetz zu erlassen sei oder nicht, müsie er sich vor allem fragen, ob ein Bedürfniß nach einem solchen Gesetze und ob die Berechtigung zur Erlassuag eines solchen Gesetzes vorhar»den sei. Nach allem, was ihm (Lasse?) in dieser Frage bekannt geworden, ist das Bedürfniß vorhanden; denn abgesehen von der notb-w'Ndig eintretenden Verarmung eines großen Theiles der Bevölkerung dadurch, daß Wem-gärten, die durch SchädiMNg des Weinbaues keinen lohnenden Ertrag mehr liefern, in der Regel zuKulturen der n i e d r i g st e nK a te g orie umgestalte« wt in dem Post-wagen selbst, ehrbar, sogar würdig verkleidet nug. Ihr llnternehmen hätte devnoch mißling'N können, eS erschien ihnen weoigsttnS gefährlich, solange ich im Wagen war. Ich führte zwei scharf geladene Dovpelpistolen mit mir und mußte entfernt werden. Dazu hatten die Schurken jene beiden Damen auserseh,n, die zu ihrer Bande gehörten, uad sie erreichten ihren Zweck. Bald nachdem ich den Postwagen verlassen hatte, wurde dieser von ihnen ausgeplündert. Dann kamen fie zu dem Wagen, in dem tch mit den beiden Ver-rätherinnen war, und zum Lohae sollte auch ich j'tzt beraubt werden, allein da erschienen die GcnSdlllmen. Räuber und Weiber hatten nun di, Frechheit, mich gar filr ihren Eitr''tteS.grlvlß noch lange nicht erschöpf!. Unter deu isoltrten stnden sich drei Körper aus der Reihe der orgamschcn Basen oder Altalo'ide: Kreativ, Sarkin Carnin. Ein anderer organischer Bcstoi'.dlheil, der in größerer Menge im Fleisch» ELirakt enthalten ist, ist die Fteilch-Milchsünre. Auch sonst weiß mau noch Einiges j aber es tvüre sehr voreiltg, aus unserem einstweiligen Wissen über die organischen köestandtljeile deS gltisch-EztrakleS dessen physiologischen und hygienischen Werth erklären zu wollen, und eben so voreilig wäre eS, auS der Mangelhasligkeit dieses Wissens seinen Unwerth folgern zu wollen. Von ganz besonderer Wichtigkeit scheint dem Verfasser der Gehalt an den eigenthümlichea Salzen zu sein, welche nlcht nur Genußmittel, son-Sern auch Nährsalze sind, gerade so wie das Kochsalz. Jedes Organ hat seine eigene Mischung von Salzen, die eS beim Verbrennen «ls Asche hinterlaßt. Die Asche deS Blutes ist sehr verschie-den von der Asche des Muskels. Kein iOrgan am Körper hat eine so große Masse, wie daS MuS» kelorgan; die Skeletmnskeln allein machen beim Menschen schon nahezu die Hälfte seines Körpergewichtes aus. Das Fleisch-ELlrakt enthält nun die natürllche Mischung aller löslichen Salze dieses gröbten aller Orgaue. Man kann nun zwar einwenden, daß tvir in der gewöhnlichen Nahrung in der Regel ault: schon die nölhlge Menge von Aschen-Bestand-theilen oder Salz genießen, welche sür den Aufbau der Organe und damit auch des Muskel» orgaus uvumgänglich vothweudlg ist. Man weiß ja aber nicht, ivelche Störungen soivohl bei der Assimilation als auch be» den Funktionen der Organe vorkommen, ob Nicht durch gewisse Störungen, durch Nedenprozksse der eine oder der andere Destandtheil hier uad da seinen Zivecken entzogen, >o zu sogen mit löeschlag belegt ist, wo pann ein gewisser Vorrath over Ueberschuß helfend und ausgleichend etutreteu kann. Die Erfahrung entspricht vielfach einer solchen Annahme. Zt» einem gesunden un0 kräftigen Leben pettört ein gewisser Wohlstand, ein wenn auch geringer Ueberfluß; eS reicht nicht immer aus, blos jo viel zu haben, um die äußerste Noth» dürft zu dccktn. Ein lthrreicheS Beispiel gerade im Hinblick auf die Salze des Flelseh-ELtraktes ist der Ge- brauch des Kochsalzes, welches gleichfalls Rah» rnngsstoff und GennßmiUel zugleich ist. Man k-vn sagen, auch das Kotsalz aus den Salinen sei nur Genußmlttel und ein Lurns, denn die unerläßliche Menge süe die Bluibildung sei schon in den natürlichen Nahrungsmitteln enthalten. Der Mensch läßt diese Theorie heutzutage wohl nicht mehr auf stch selbst anwenden, oder tu vielen Gegenden wird doch der ganze Stand an Hausthieren auch gegenwärtig noch ohne den Gebrauch von Kochsalz auS Salinen erhalten. Die zur Llutbildung absolut nolhwendige Menge t)on Kochsalz ist allerdings in den gewöhnlichen Nahrungsmitteln der Thiere schon vorhanden, oeun sonst müßten sie ja zu Grunde gehen; je. doch man frage erfahrene Viehzüchter, ob sie es deßhalb für Luxus halten, Steir^salz zum Lecken zu geben oder etwas Kochsalz unter daS Futter zu streuen. Mit demselben Rechte und Borthetle, mit tvelchew wir in der täglichen Nahrung mehr Kochsalz zuführen, als ein Organismus geral)t zu seinem vothdürftigsten Vestehen braucht, dür-ien wir auch gleisiv»Ertrakt unseren Nahrungs» Mitteln und selbst dem Fleische noch hinzufügen, obschon letzteres bereits eine bestimmte Menge davon enthält, und dennoch eine günstige Wirkung davon erwarten. Ts ist eine merkwürdige Thatsache, daß gerade in zwei Städten, wo notorisch verhältnißmäßig dos meiste Fleisch ver» zehrt wird, in London und Hamburg, auch der «onsum von Flelsch-Exlrakt der verhaltnißmäßig höchst» bisher geworden ist. Sur Heschichte des Hages. Ofenheim ist freigesprochen und ganz Israel —. die „Reue f-eie Presse- voran — zi'ht ihm entgegen Mit kliugenvem Spiele I Gelegentlich einer Schilderung der Lage war in unserem Blatte vor Jahr und Tag zu lesen: .Aber es kann auch kommen, daß der Mimster geht und Ojeuheim bleibt l" Der Minister ist gegangen — auf zwei Monate lu ein- Laad, wo es wär» istdir „alte Gipft0t;enhetl" bleibt, zu-mal in der Hauptstadt des Reiches l Das neue ungarische Ministerium hat sich unter der Präfidentschast des greiherrn Bela von W'Nlkheim gebildet. Kolo-maa Tisza, bisher entschiedener Bertheidiger des Staatsschuldeumachens, übernimmt das Innere uvd Koloma« Szell, bisher ebenso entschiedeuer Verfechter des Steuerzahleas und der Steuern-eihöhuvg, läßt sich die Finanzen aufbürden. Die ^S?ele" des neuen Ministeriums und der Ber» Walter des wichtigsten Faches huldige« also ganz Der Kreissekretair maß ihu mit stolzer Würde. »Hauptmann?" sprach er; „wir wollen ihn —" Der Gesaugene aber lachte und rief: „Borläufig nur Lieutenant, Lieuteilant von Horst, und —" 3a dem ersten Moment war es dem überraschten Kreissekretair, als wenn ihm der Gedankenfluß in seinem Gehirn erstarrt sei, dann begriff er und sagte: „Ah, ah, und auch Cr will wohl zu der gnädigen Frau gesührt sein?" »Borläufig nur bei ihr gemeldet." „Als Lieutenant von Horst?" „So sagte ich." „Herr Fritz von Horst 7°^ „FriK von Horst." „Bei der Garde stehend?" „Bei der Garde." „Sohn der Jngendfreundin der gnädigen Frau?" „Aber zum Teufel, Herr —" „Und Birlobter des gnädigen Fräuleins —" „Luzina, Herr, und ntin, zu allen Teufeln, lassen Sie mich melden." »Der Herr hat auch wohl ein Lkgitimations-schreiben bei sich?" „Alle Teufel, ja, Herr.^ verschiedkneu Grundsätzen und dies soll Tiutrach und Dauer verheißen? Die Bischöfe in Prenßen haben sich noch nicht gewagt, die päpstliche Bulle Hirten-brieflich zu verkünden. Die Uuterlaffung wäre kirchlicher Ungehorsam ; veröffenU'cheo die Bischöfe aber diese Bulle, dann erklären sie Mit Pius IX., daß die Maigesetze nicht nur kirchlich unerlaubt, sondern auch staatsrechtlich ungiltig und bei schwerer Kirchenftrafe nicht zu achten seien. Diese Berkündung wäre ein Staatsverbrechen. Marburger Berichte. Sitzung des Gemetnderathe» vom 27. Februar. Der Bürgermeister Herr Dr. M. Reiser bringt zur Kenntniß, daß die Herren Dr. Du-chatsch, Dr. Schmiderer und Direktor Perko jene Deputation gebildet, welche sich in Betreff der Gerichtshof-Frage zur Statthalterei und zum Präfidium des Ober»Äandes-Gerichtes begeben. Herr V»ce-Bürgermeifter Dr. Duchatsch be» richtet über den Erfolg der Deputation. Diese sei aufs Zuvorkommendste empfangen worden (die Statthalterei »ar in Abwesenheit des Freiherr» von Kübeck durch den Hofrath von Neupauer vertreten. DerPrästdent des Ober»Landesgerichtes, R. von Waser, habe erklärt, daß er die Weisnng des Justizministers bereits empfangen und sofort derselben nachkommen werde; er werde sich in Begleitung des Oberlandesgerichts^Rathes Matzd am Freitag (b. März) noch Marburg begeben, um den Platz zu bestchtigrn, wo der Gerichtshos erbaut werden toll und werde dann nngesäumt an das Justizministerium berichten. Herr Mar Baron Rast hat folgende Jnter-pellativo überreicht: „Mit Rücksicht auf die anerkannte Dringlichkeit erlaubt sich der Gefertigte an den Herrn Bürgermeister die Frage zu stellen, ob derselbe Nicht geneigt iväre, die Uusführnug der Weg» üdersetzung: Verlegung, beziehungsweise Erbauung eines Durchlasses an der Straße, welche zur Franz-Iofeph-Kaserne führt, zu urgireu?- Der Herr Bürgermeifter beantwortet diese Frage. Die Angelegenheit sei dringend und auch vom Stavtrathe wiederholt als solche onerkcaut wor» den. Bor sechs Woche» und neuerdings vor vierzehn Tagen sei diese Ausführung angeregt tvor-oen und werde er derselben auch küuftig eiN besonderes Augenmerk zuweudeaz ein praktisches Resultat sei aber jetzt wegen des anhaltende« Winters noch nicht zu erzielen. »Der gnädigen Frau Mama zu Hause an die gnädigen Frau hier." »Lassen Sie mir die Fesseln abnehme«, und Sie werden es sehen." „Geusdarm, nehmen Sie dem Gefangenen die Fksseln ab." Der Geasdarm nahm dem Gefangene» die Fesseln ab. Der Gefangene suchte in seinen Taschen. Aber er sand nicht, was er suchte. „Der verdammte Spitzbube l Er hat vir mrinea Brief gestohlen l" „Aha l" lachte der Kreissekretair. Der Gefangene aber erblaßte. „Verdammter Leichtsinn!" sagte er, freilich nur zu stch selbst. „Aber sie war so hübsch — die schwarzen Locken — Und wer kann Alles vorher wissen? Allein ist das nicht eben der Leichtsinns" Der Kreissekretair hielt es an der Zeit nicht mehr den Humor wallen zu lassen, sondern den hohen Ernst des polizeilichea Inquirenten zu zeigen. „Gefangener," hob er mit diesem hohen Ernste an. „Er Hot seine Rolle bls j tzt gut gespielt. Ich hoffe. Er gibt jetzt der Wahrheit die Ehre." (Schluß folgt.) „Ich ivünschte in den nächsten zlvei Stunden nicht gestölt zu werden." Als nun der so befreite Gefangene alleiii war, sah er sich nach den Fenstern, dann durch diese, die in einev gebüschigen Theil des Parks suhrten, in dem Gebüjche, und darauf iu dem Zimmer und nach einigen darin befindlichen werihvollcn Gegenständen um.. Still l^esicht wurde dabei immer zufriedener, und zuletzt hätte er auf einmal vor Freude beinahe laut aufgelacht, als er einen S^kretair öffnete, eilien Blick hineinwarf und ein reizendes Zettelchen mit noch einem andern Gegenstände hervorzog. „Man muß nur wollen," rief er, „dann kommt auch das Glück." — Zehn Llliinut n ^püler ritteu wieder GenS-darmen aus dus ^.,.loß zu, welche in ihrer Mitte einen gtf.ssllltN Grjantjeneu sührien. Cs n,ar ein schöner junger Mann, und trotz der gestsstlieu Hände ging er stolz und mit seinen lelihujien Augin sah er keck und mil seinem kleinen schwarzen Schnurrdürtchen fast übermüthig zu den Fenstern dtö Schlosses hinauf, dorthin, rvo die Damen sein tonnt.n. Aber er wurde von den Genödarwtn seitab auf daS landrülhliche Bureau zu dem Kr,lSsekrrtalr geführt. ^Herr KreiSsekretiir, dieser ist der Gesähr-lichsle der Lande, wahrscheinlich der Hauptmann." Herr Max Baron Rast berichtet im Name» der Kommisiion zur Kovtrole der VaSbtleuch-tung, daß Herr Troff die zweite GaSglöcke noch nicht vollendet habe und wlrd deßwegen beantragt, deuselbtn zu einer KontKatiovotstrafe von 7700 fl. (für die Zeit vom 18. September bi« 13. Februar) zu verurtheilen. Sollte Herr Graff die gerichltlche Liquidirung begehren, so wervl der städtische RechtSfreund Herr Dr. H. Lorber mit der Ktagführung betraut. Dieser Antrag wird zum Beschluß erhoben. Herr Ludwig Vilterl von Tessenberg erstattet Bericht über den Rekurs der Fleischer gegen die Verweisung ihrer VerkausSstäade auf ven Dom-plaK. Die Sektion zieh! in Erwägung, „daß dar-gethan ist, daß der Berkaus aus der» jetzigen Standplätzen sehr abgenommen hat, es aber im Interesse oeS Publikums ist, daß elne Konkurrenz bezüglich der FteischauSschrottung vorhanden sei daß eö zum BortheUe der Stabtinsassen ist, wenn der Verkauf von einer Gattung Lebensmittel an dem gleichen Orte vor sich g ht. ES tvüre demnach auS Gründen der Zweckwaßitikeil dem Rekurse stattzugeben und wird beantragt: der löbliche GeMeinderath wolle beschließen: dem Rekurse wird entsprochen und der Stodtrath an-geiviesen, den Fleischern die Standplätze aus dem Hauptptatze auszumitteln und anzuweisen." Herr Johann Giiftmayr rechtfertigt den Beschluß deS StadtratheS. Der Hauptplatz tverde oft an Wochenmärkten mit Getreidesücken so stark besetzt, daß dort die Ständer der Fleischhauer nicht ausgestellt werden können; Känser und Ver-täuser seien nicht in der Lage, zu Verkehren, wenn dem Rekurse stattgegeben werde. Heer Maz lvaron Rast unterstützt den Antrag der Sektion. Durch die Ueberlegung der Ständer aus den Domplatz haben die Fleischer einen Nachtheil erlitten, denn eS werde seilher viel weniger abgesetzt, als früher; BerkehrSstü-rungen werden nicht eintreten; im Gegentheil werde bann an Samstagen der Zugang zu deu Ueischständen dem Pubttkum weniger erschwert seiv, als jetzt. Gelt die Fleischer ihre Släader aus dem Domplatze haben, ist die Konkurrenz Vermindert worden ; zwei FleischauSschrotter, welche dieselbe nicht auShalte» konnten, haben berells ihre Geschaste eingestellt. Die Petenten seien Eia-heimisch« und verdienen deßhalb mehr Nerücksich» tigung, als die Fremden. Wenn aber zwei ver» schiedeue Aufstellungen stattfinden sollen, dann haben die hier Anlüf^igen mehr Anspruch auf einen bequemeren Ptatz olS die Fremden. Herr Ferdmand Baron Rast anei kennt, daß die Fletscher dnrch die Bersügung des Stadtrathes beeintlächtigt werden. Anerkannt müsse auch wer» gen, daß die Konkurrenz den PreiS ermäßigt und sei eS daher am Ersprießlichsten, wenn die Stand« platze der Fleischer stch wieder dort befinden, wo die Konkurrenz ermöglicht werde also dort, wo sie srüher waren. Eine Bekiaträchtigung deS GetreidkgeschästeS sei gar nicht zu besorgen, wenn die Fletschstäuder vom Heum^iierschen Hause an — vor deu Häusern der Herren Kruletz U"d Stark — ausgestellt werden; die »Specharen" könnten nölhtgenfallS biS über daS Gymnasium hinaus chre Waare feilbieten. Dadurch werde dem Verlangen der Fleischer und dem Bedürsniß deS Publikums Rechnung getragen, ot)ne daß eiue Störung dkS Getreiveverkehrs statifinde. Der Herr Bürgermeister ist der Ansicht, duß die Ausstellung dieser Stander aus dem Hauptplatze aus VerkehrSrücksil»lea nameatltch wegen der „Specharen" uumögtlch sei, daß der Zugang zu de» Häulern erschivcrt »vürde. Der Stadtrath habe sich nur schlver zu dieser Verlegung enl> schlosiea, allein die Gründe waren zwingender Natur. Es sei zu bedauern, daß Marburg im Allgemeinen einen jolchea Mangel an entsprechenden Verkehrsplätzen leide. Herr Mareo beantragt, die Ausstellung dem Stadiralhe zu üderlasseu, weun dem Rekurse der gleljcher st^ttgegetien werde. 3n dtesem Falle sei ein Lokalaugeujchein nothweudtg. Dorthin, wo diese Stander sich srüher befunden haben, könnte mau dieselben nicht mehr zurückverlegen und müsse darum aus dem Hauptplatz eine an-dere Stelle ausgesucht werden. Der Herr Bürgermeister gibt zu, daß in der allerersten Zeit nach Erlaß der stodträthlichen Ver« sügung die Fleischer schlechtere Geschäfte gemacht hieben können, weil die früheren Abnehmer in Folge der Ueberlegung sich nicht so leicht zurecht gefunden; aber nach einigen Tagen haben diese die Standplätze wieder erfragt. Herr Mar Baron Rist entgegnet, daß er vor zwei Tagen die betreffenden Ständer besacht und sich an mehre Fleischer gewandt habe und daß diese ihn gebeten haben, ihre Sache im Gemeinderath zu v rtreten, indem ihre Gefchäste von Tag zu Tage schlechter gehen. Herr Felix Schmidt hat ebenfalls mit deu betreffenden Fletscht»ouera gesprochen, die ihm l,eklag», daß sie kaum ein Drittel der früheren Geschälte machen. Herr Nagy b'fürivortet den Antrag deS Herrn Mareo und verlangt, daß die Rtknrrenten beigezogen rverden follen, wenn eine kommissto-uelle Erhebuog stattfinde. Herr Ferdinand Baron Rast verwahrt siih gegen diese Beiziehung; die Rekurrenten haben "ichtS zu bestimmen, sondern sich zu sügen; er schließe sich dem Antrage deS Heren Mareo an. Herr Nagy sräg», ob man den Rekurrenten nicht erlauben dürfe, Andeutungen zu geben; zu entscheiden haben Jene freilich nicht, sie seien nur Partei, aber alS solche köunten und sollten sie doch gehört werden. Herr Maieo hat gegen diesen Zusatz gor nichts einzuwenden; eS sel doch immer gut, wenn man auch die Wünsche deS GegeniheilS vernimmt. Herr Simon Wolf räth, die Ständer ringS um die Frauensäule auszustellen. Herr Franz Biudlechner unterstützt den Zu satzantrag dtS Herrn Nagy. Dtefer Antrag sei geeignet, die Vermittlung, zu erleichtern und würden sich die Fleischhauer auch eher zu einem Ausgleich bewegen lassen, wenn man dieselben gehört habe. Der Berichterstatter betont im Schlußworte, daß die Fleischer iu Folge der erwähnten Verfügung Schaden gelitten. Die neueste Eingabe derselben dalire vom 25. Jänner, eS seien also nicht dloS in den eisten Tagen die Geschäfte schtechter gegangen. Unbill'g sei eS gegen Burger der Stadt, wenn mun dieselben gegen Fremde zurücks.tze. Die GewerbSleute, welche hier leben und Steuern zahlen, haben eher Anspruch au geeignete Verkaufsplätze, alS Diejenigen, welche zugefahren kommen. Wenn eS nicht anderS gehe lo müssen die „Specharcn" Weiler hinaufrucktn Der Stadtrath mö^je angewiesen »Verden, dle Plätze auSzumitteln. Der Älttrag der Sektion Wird einstimmig zum Beschluß erhoben. (Schluß folgt.) (T u r n v e rein.) Am 23. Februar hielt der diesige Turnverein seine ordenltiche Haupt-Versammlung ab. Der Säckelwaltsbericht »vies einen Uebertrag auS dem Vorjahre von 613 st 34 kr., eine Summe der Einnahmen von1607 st 66 kr., der Ausgaben von 1447 fl. 87 kr., somi als Saldo für 1874 deu Betrag von 973 st 13 kr. noch. In oie Lolstehutig ivurden gewählt d:e Herren: Sprtchlv.»rt Ul»d Sprechivart-Ersutz mann Pros. Schaller und Ritter v. Jetlmar — Schrtflivart U. Schristivart-Ersatzmanu Dr. Nitsch und K"0bloch — Sackelwart Makotier—Turn wort Markt — ZkUii'vart AlotS gelber — Saug wart Schuster — Aestwart Dereani. u b h i l f v r as s e.) Die AuShilfSkass IN Marburg hat vom 1. Jänner biS Ende Ftv ruar l. I. an Einlagen, Rückoarlehen und Zin sen eingenommen 42.690 fl. 64 kr., dagegen an Rücteinlagen, Darleh«n und Zinsen ausgegeben 42.463 st. 95 kr. Die Einlagen werden Mit Perz. verzinst. (F r a u e n k l e i d e r gestohlen.) Bei der Grundbesitzerin Joseph« Plltner in St. Egydi haben mehrere Unbekannte eingebrochen und Frauenkleider iy, Werlhe von 89 fl. gestohlen (Truppenverlegung.) Daß fünfte Pionuier-Bataillon wird von KremS nach Pettau verlegt Und ist eine Kompagnie bereits am Orte ihrer Bestimmung eingetroffen. Letzte Most Im Palats Ofenheim find ?i»rz «ach er Freisprechung dreitausendfünfhundert Bisttkarten, GratnlationSschreiben und Tele» gramme abgegeben worden. Die Gruppe L»nyay will auS der Deat-Partei austreten und stch selbständig kousti-tuiren. Zehn katholische Mitglieder deS Deut-chen ReichStaa-S haben gegen die pSpstliehe Bulle vom 5. Februar protrstirt. Theater. Freitag den 26. Februar. —- „Keaa", Schauspiel in 5 Akten nach dem Französischen des Aler. DumaS von L. Schneider. — Gewiß, eS ist wahr, der Schauspielee „Kean" war einer der bedeutendsten englischen Trogöden, seine lei-denschastltch feurigen, hinreißenden Darstellungen haben seinen Namen der Geschichte übergeben; gewiß aber ist eS auch, daß Kean durch ein leichtsinniges, unordentticheS Leben einen früh« z'iiigen Verfall feiner geistigen Kräste herbeiführte, ß er als Mensch nur ei» schwacher Mensch war. Er hatte nicht die Tugend, nur die Laster emeS Menschen und eS gehört ungemeine Kunstfertigkeit dazu, aus solchem Stoffe den Helden eineS DramüS zu bilden. ES ist ein mühsames Wer?, eiuem Manne ohne Helderthaien, tm Haffe oder in der Liebe, in der Tugend oder im Laster, auf der Bühne Theilnahme zn verschaffen. Wenn aber daS Bestreben deS Dichters gelang, wie in dlestM Schauspiete, dann ist ev aller Achtung Werth. Der k. k. Hosschauspieler Herr Friedrich Mitterwurzer spiette als Gast den ^Kean" und gab unS einen reinen Genuß. Die Rolle ist schwer und eS gehört ein guter Schauspieler dazu, sie zu tragen, leicht aber doch so, daß die Kraft dte Last nicht verschlinge und man wahrnehme, wie viel er zu tragen habe. Diese manigsaltige» Reden mit ihren ewig wechselnden Farben, Er-zählungston Nachahmung sremder Siiwme ----unbändige Kraft — Verstellung der Wahrheit, Wahrheit der Verstellung — zügellos waltende Leidenschaft — Spott — Liebe — Elfersucht Wahnsinn; eS ist wahrlich nicht wenig, was dieser Kean zu thun hat. Da heißt eS, den Schauspieler zeigen und Herr Mitterwurzer ließ nnS sehen, daß man auch auS rohem Sandstein ein edles Bildwerk sormen könne. Wir hätten den Wunsch, ihn in einer Rolle zu sehen, die vollendet aus einem Guße entsteht, darin Gelegenheit wäre, einen einigen Eha'aktcr denkend zu entwicketo, da der Kean denn doch nur Antaß gab, die Lichtseiten einzelner Momente herauszuheben. Bon den heimischen Darstellern erwähuen wir Frl. Slrecker und die Herren Kühle und Victor als vollkommen entiprechend. Daß alle Uebrig'N sich ebtttsalls redlich mühiea, ihren Rollen möglichst gerecht zu werden, finden wir nicht anders, alS natürlich. DaS Publikum hatte sich zahlreichst eingefunden, solgte der Durstellung deS Stückes mit unt^etheiltem Jnterksse Ul»d zeichnete den Gast iviedecholt durch stürmischen Beifall auS. — Morgen Donlierstag kommt eine auch in Graz vorbereiiete Novität, „Aomirat Tegetthoff" von Jarttz zur ersten Auffühiung und zioar zum Vortheile deS ebenso beliebten als fleißigen Ko» mikeiS und RegisieurS Herr H. Lignory. DaS Stück, in tveichem die Damen Stiecker und Ber^jer, Herr Vielyr und Herr Liguo-Y, also gute Kräsle, vorzugsweise beschäfl'get sind, ist e>ve getreue Biograph« drS Helden „Tegetthoff", der als Kind unserer Stadt gewiß daS regste Interesse erwecken wird. Wir wünschen dem Bene» fizianten au seinem Ehreuabend ein recht zahlreich besucht'S Haus. — ' Für die nächste Zeit ist ein Gastspiel des Frl. Lager vom landschaftlichen Theater in Graz in Aussicht genommmen. Dio Ulltsrisieliiistvii xsbsi» »IlsQ Vsr> vknäteri uvä Lelcaantsu vistvr. frisöfiek KaiLvi' Lälvn von 1'i'auvnstoi'n, !c. Ic. Kessrvs-I^isutsllkQt, ^atkias von ttosvnsin, Ic. 1c. obsrliöutsnavt, al8 Lodxväxvr. Lmma von ttosvn8ln, xvdorvs l^aisvi' von 'srauongtom, ^äitka Kaisvf Lälv von Irauvnstvi'n, als Zvliv^^äxeriQvLii. fnvtloi'ilco Kaisvf Llilo von Is^rauenstsrn, Löltka Kaisvf Lälo von IrauvnFwrn, als Il!siolitsll. ll. »teivrm. l^«i«^so»u5d»1»ruitss»- il. Ls«käis^NllSi»u»t»IG. «r »«««v orckillirt ) 9—10 täxliod von s 2—3 223) V0W 1. Mr? au 8vku!g»ssv l3l, l. Ltovk. Iliirkiirxer kzmiiiplelislill. Ltanll llvr KvIövinlAgvn am 28. Il'edruar 1875: Os. 16S.041!^ «2 Ergebknst Gefertigter erlaubt sich einem ?. I. Publikum die höfliche Anzeige zu machm, daß er die Bierhalle und ReflaurationS lokalitaten des Herrn Th. Götz. Grazer-Vorstadt, Teqetthoffstraße Nr 3, llbernommen und dilsclben Montag !)cn 1. März eröffmt hat. Detselbe wird bemüht sein, durch Ausschank der vorzüglichsten Lager- und Märzen-'^iere der Brauerei des Herrn Th. Goß, sowie der besten Original-Tlsch' und BoulkillenWeine, ferner durch eine geschmackvolle Küche, durch Reinlichkeit und aufmerksame Bedienung den Wünschen des ?. I. Publikums jederz,it Rechnun,^ zu tragen. Frühstück von 7 Uhr an. Mittag täglich von 12—4 Uhr a 1a carte odcr xrix üx. Abends stets frische Küche bis Mitternacht. Bestellungen von Dejeuners, Diners und Soupers lverdcn in und außer dem Hause aus das genaueste besorgt. ^209 Auch kann im Abonnement gespeist werden. Um gkNilgttN zahlreichen Besuch bittet er» gebeust Tille trockcnt WohlUlng mit einem größeren oder zwei kleineren Zimmern und Küche, am liebsten im ersten Stock, wird bis 1. April zu miell)en gesucht. s221 Näheres im Comptoir dieses BlotteS. Isur um 27 lir i^eräea unter Oaravtie bester (Qualitäten einMrbix o<1er gemustert, türlciseb Mr LoUaLröelce) unä KiplTTVUWVQrlAäitAv, Vvtt« ZLvuzx, Isvtl»Sll»»II»»ÄtnvI»Vr uvä I^vtlR^AIRck» nnä I^vlRkvi» unZ Matilst W»«IctHioI»vr, KttrituRptv» ktovIrVi», G«lck«i» OMMM Kol>e8 l)ii8elllitt IcauksQ kortvälirsvä 2liw luößsiioli dodvn » kroiss 222 ud «erlag von Tduard Savlchitz i« Ein Helles unmöblirteS Zimmer auf frequentem Posten, ebenerdig oder im ersten Stock, für eine Kanzlei geeignet. (211 Anträge übernimmt die Expedition d. Bltt. Damps-ll.Wanllmbad i« der KSratkkr-Vlirjtadt täglich von 7 Uhr Früh biS 7 Uhr Abend?. Gi« Gi«spü«ne» Auhrwage« fammt Leitern ist billig zu verkaufe». Auskunft im Comptoir d. B. (213 Satsr altor VM wird in meinem Weinschanke: obere Herrengafse Nr. 146, vormals „zur LndwigShöhe-, pr. Eimer um 12 fl. abgegeben. (218 CZarl W^Inolivr. in gröberen und kleineren Beträgen auf Wechsel, Schuldscheine und Realitäten unter strengster Diskretion. Schriftliche Aufragen unter V. LI. xo»tv rv>t. (214 Eine Wohnung mit 3 Zimmern sammt Zugehör im 1. Stocke des Hauses Nr. 177 in der Schillerstraße ist von April d. I. an zu vergeben. Anfrage beim Eigenthümer daselbst. (SS Ait Mehl-Ageiltiir deS L. ülurmayr, mpfiehlt als besonders wichtig für Hansfrauen» die trockenes und kriistiges Mehl billig zu kau-fen wünschen, ihr Lager aller Sorten Dampf« Mehle bei Abnahme von 10 Pfund zu nachstehenden Preisen: Nr. 0 1 2 3 4 5 6 13 12'/. 11V- 10'/. 9 8 7 kr. Unter 10 Pfund erljöhen sich die Preise um kr. Eirca MeGen lKrÄÄptSi find im ganzen oder eiineln zu verkaufen in der GlaSliandlung, Dl^auMe. (212 Das ebenerdige Ha«S Nr. 56 sammt Garten in der Kärntnervorstadt ist aus freier Hand unter sehr guten Beding-uissen zu lierkausen. (216 Auskunft ertheilt der Eigenthümer daselbst. vlarbiug.