Lllibaiher TaMatt. cb ac 1 ion unb Expeb iti on: Babnhosgafie Nr. IS. Nr. 85. fEESpSS Donnerstag, 15.April 1880. — Morgen: Engratia. 13. Jahta. W »iit bet $oft: @ reichen. Der Rebner tourbe enthusiastisch accla-miert. In ber morgigen Generalversammlung wirb es sehr lebhast hergehen, ba unsere Chauvmisten voraussichtlich alles ausbieten werben, um bie Ber* sammlung zu terrorisieren. Dank bem entschiebenen unb klugen Austreten ber Dentschen, namentlich ber Wiener Presse, ist aber ber Bann sichtlich gelrochen unb baS Resultat kann keiuern Zweifel untediegen. Vesterreich - Kngam. In ber gestrigen Sitzung bes bsterreichischen AbgcorbnctenhauseS kom Titel I bes Capitels „Ministerium des Jn-nern", bas Bubget ber MSentralteitung“ betres* senb, zur Sprache. DerStbgcorbnete Roser hob bei bieser Getegcnheit hervor, dass berzeit in Oefterreich noch feine genugenbeu gesetzlichen Vot* sichtsmatzregeln bestehen, um die Ausstapelung grotzerer Mengtn gesunbheitsschablicher ober siche» heitsgefdhrlicher Stoffe an einem Orte zu ver- hindern, uub beantragt im Anschluss« an seine AuSfuhrungen cine Resolution, welche die Regie-rung zur Vorlage von Gesetzentwurfen, die Ein-lagerung explodierbarer oder entzundbarer Stoffe mid die Verwendung schadlicher Farben betreffend, auffordert. Der czechische Abgeordnete Trojan, welcher sich fiir die Ausschussvorlage zum Worte gemeldet hatte, kommt anf das bekannte czechische Gravamen neuerdings zu reden, dass es in Boh-men viele Beamte gebe, welche nicht czechisch ver-stiinden, und verlangt, dass in jedem Amte Bohmens (also auch in rein deutschen Bezirken) mindestens eine Person der bohmischen Sprache machtig sei. Doch verwahrt sich Trojan dagegen, als ob dutch diese Forderung eine Czechisierung Bohmens an-gestrebt werde. Der nachste Redner, Prof. Dr. Lustkandl, wendet sich gegen die Aussuhrungen seines Vorredners, die sich dahin zusammen-drangten, Beschuldigungen gegen die deutschen Beamten, die Verfassungspartei und das deutsche Volk Ausdruck zu verleihen. Er weist auf das bohmische Memorandum hin und suhrt aus, dass in demselben eine Specialsrage zur Cardinalfra^e gemacht Worden ist. Die nationale Frage sei ettt wichtiger Factor, und man werde es niemandem ubel nehmen, wenn er seiner Nation Verehrung zollt uub in ihrem Geiste wirkt; ebenso wie die confessionelle, die wirtschaftliche und sociale Frage mtr je ein Element bilden, sei auch die nationale nur ein Element und kann nicht das organische Princip fiir den Staat sent. Wenn man also vom nationalen Standpunkte aus immer nach Autonomic, nach Decentralisation der Verwaltung ruse, so negiere man damit den Staat. Im weiteren Serialise seiner Rede wird vom Abgeordneten Lustkandl die Behauptung znriick- tewiesen, England sei das Vorbild fiir unfere Zerfassung oder kSnne als fetches dienen, und der Wunsch ausgesprochen, dass sich alle Nationalitaten Oesterreichs nicht nur als Oesterreicher bezeichnen, sondern nach bent Muster der Deutschen auch als solche Mhlen. Der Verfassungspartei sei bie Verfassung zu banfen, kraft welcher bie Vertre-ter alter Nationen im Parlamente sitzen, abet eS sei unmiiglich, von eben bicfer Verfassung cine noch grLherc Autonomic zn erlangen, ohne sic selbst zu vernichten. Der clericate Abgeordnete Pfliigl bezcichnct ben Hausicrhandel und die Verrnchrung der Wirtshaufer als ben Grund der Vcrschwcndungssucht im Volte und verlangt eine Revision des GewerbegesetzeS behufs Einschran* lung der Schankgerechtigkeiten. Die Rede des Abgeordneten Obratschai kuiipst an die auto-nomistischcn Phrasen iiber die sinanziellcn Vor-theilc der Decentralisation an, welche er als jedes sachlichen Gtundes entbehrend hinstellt, und ent-pfiehlt eine Reduction des Bearntcnstandcs in den hoheren Stcllcn, obgleich er tiberzeugt ist, bass dutch btope Etsparnngcn in ber Verwaltung bas Deficit nicht gedeckt werbrn kann. Der Abgeord-nete Dr. Men get wiinscht bie (Sinbringung einer Vorlage, dutch welche die Mangel des detzeit gil* tigen Heimatsgesetzcs befeitigt werbett ttinnten, wahrend ber Abgeordnete © t e u d e 1, ait die Wiinsche Roscrs anschliehend, erklart, bass ein Gesetz gegen bie Falschung der RatjrungSniittel bern Volke wichtiger sei, als alle die politischen pragett, ilber welche der Rcichsrath bishcr ver-handelte. Der Abgeordnete Sax polemifiert gegen die Griinde, auf welche ber Berichterstatter ber Mnjoritot bes Budgetansschnsses scin Referat ba-ficrt, wahrenb ber Czcche Hevera bas alte Lied von bet Nothwcnbigkcit einer VetwaltungSreforrn irn autonorniftifchen Sinnc neuerdings znrn Vor-trage brochte. In ber votgestrigen Sitzung bes uiigarifchen Abgcorbnctcnhanscs wickeltc sich zwischcn bern Mi-itisterprafibenten unb bern ferbischcn Parteifiihrcr Polit eine Debatte ab, in deren Vctlauf Herr von TiSza bern ferbischcn Agitator ein Compliment fagte, Welches wohl in einem andern Parlamente vom Regierungstische aus ganz unmoglich ware. Herr Polit hatte das Budget des Cultus- unb Untcrrichtsministcriums bcniitzt, unt bie Rationa* litatensrage auszuspielcn. Er beklagte sich bitter iiber bie Regierung, welche bie Sctben auf fitch-lichem unb natioualcm Gebiet gegen SSertrag, Recht unb Gesetz vetgewaltige, und drohte schlictzlich zicmlich unverbliinit niit bent ferbischcn Volke, bas bie SBergewaltiguug enblich boch fatt kriegen werbe. Unt bicfer Drohung Nachdtuck zu verleihen, malte er auch noch Gladstone an die Wand, desfcnSieg bet ben englischett Patlamcntswahlen allcn stavischen Hitzfopfcn das Slut in bie Schlafcn fteigen lasst. Der Minifterprasibent erklarte jeboch, bass unter ber ferbischcn Bevolkerung im Sande die politische Aufruiegelei in ganz unerhijrtcr Weise betriebett werbe, unb fagte Polit bor dent ganzett Haufe ins Gesicht, dass er ber Hauptwiihlcr sei uub dass bald Ruhe ware, roenit man ihn niit scinen Apo-steln unschablich inachen wiirbe. Wenn eine Un-zufriedenheit hensche, so sei das nur eine Folgc agitatorifcher Umtriebe. Wenn ich — so schloss Tisza — bie Macht bcsahc, alles thun zu fonnen, was mir beliebt, unb ich ben Herrn Stbgeorbneten tnit ungesahr zwolf seiner Collegen ein Jahr lang auf cine Lustrcisc nach Amerika schicken komite, ich wette, es ivurbe kcine unzufricdcnc ©timnte mehr laut in Ungarn. Deutschland. Dent Reichstag ist eine bie SSerlangerung des Handelsvertrages mit Ocstcr-reich-Ungarn betreffenbe Vorlage zugegangeti , in beren Anhang sich eine Denkfchrift iiber bie Frage befinbet, ob bie Regierung vcrpflichtct sei, solche provisorischc Abmachungeit bem Reichstag zur Gc-nehmigung vorzulcgcn. Der betreffenbe Paffus lautet: „Der Reichskanzler enthalt sich ber Er-ortcrung ber Rechtsfragen, ob bie mit Oestcrrcich-Ungarit getroffenen Vcrabredungen zu benjenigen Vertragcn gehorcn, welche zu ihrem Abschlusfe der Zustimmung des Bundesraths unb zu ihrer Gil* tigkeit bie Geuehmigung beS Reichstags bediirfen. Die Reichsregierung ist in Uebereinftimmung mit bem Bundcsrath bezuglich ber Etklamug vom 31. Dczcmbcr 1879 ber Mcinung gcwefen, bass bics nicht ber Fall sei, unb hat prineipicll bcab-sichtigt, ihre Znsagcn an Ocsterrcich-Ungarn auf solche zu befchranken, welche bie Executivbehorden fiir eine Frist von sechs Monaten gewahren konn-tcn, ohne mit den Gesetzen in Widerspruch zu treten. Nachdem ber Reichstag biefe Ansicht be-ftritten, glaubt ber Reichskanzler zwar vermeiben zu miiffen, dass dutch nachtragliche Vorlage ber im Dezember vorigen Jahrcs ausgctauschtcn Er-klarung rechtliche Zweifcl bariiber aiigeregt wer-den, ob die RechtSauffaffung ber verbunbeten Re« gietungeit bie richtige unb ob alfo jene Vetab-redimgeit bis zum Augenblicke ihrer Genehmiguitg dutch ben Reichstag unb die Publication berfelben etroa ungiltig waren. Die Reichsregierung glaubt bie Zufagen, welche fie Oefterrcich-Ungarn gemacht, bis Enbe Juni erfiillen zu konnen, ohne mit ihrcn gesetzlicheii Pflichten in Widerspruch zu treten, ist jeboch weit eutfer.nt, auf dem Gcbiete, auf welchem bauernbe Entwicklung ohne volle Uebereinftimmung ber gefctzgcbenden Factoten undenkbar, iiber die genauen Grcnzlinicn ihrer verfafsungsmahigen Sefugniffe mit biesen Factoten principielle Mei-nungsvetschiedenheiten zu discuticrcn, unb hat cs beshalb vorgezogcn, im iibrigen analoge, aber fiir eine langere Zcitdaucr bercchitete neue Vcrab-redungen mit Oesterreich-Ungarn im Sinne des Abfatzes 3, Artikels 11, ber Verfaffnttg zu behan-deln, um dadnrch ber im Rcichstagc geauhertcn Auffaffung cntgegenzufommen." Italic«. Fiir ben 10. bis 20. Mai ist in Mailanb ein Socialistcncongrefs angekundigt, auf welchem bie Mittet berathen werbett fotten, mit-tels beren bie Bildnng einer ordentlicheti italic-rtifchcti foctalistifchen Partei ermoglicht wcrden kann, welche die iiber ganz Jtalien zcrstteuten Socialistcn allcr Gradationen umfaffen und die Arbeitertjereine um ein gemeinsames Programm schareit soll. Bishcr haben iiber 120 Reprasen-tauten bemokratischer Gefetlfchaften ihre Betheili-gimg an bem Congress angekundigt. Die Regie-rung hat natiirlich alle Anstalten zn ftrenger Ueberwachung dieses Congresses und Verhinderung aUenfaQfiger Ausschreitungcn getroffen, und dieses mit um so gro&erer Bercchtigung, als bie italic-nifchen Socialistcn beinahe ausfchlichlich ber un-terften Volksklafsc aitgehbrcn, meist catilinarifche Existenzen unb mehr sicherheits- unb eigenthumS* als potitifch gefahrlich find. FranKreich. Jules Fetty hat bei einem Bankette bes Geneialtathes ber Vogcfcn bas Wort ergriffett, um bie Politik ber Regierung ben Congregational gegeniiber zu rechtfertigen unb zu er* klaten, bass man es nicht im entfernteftcn Weber auf bie Religion noch auf ben weltlichen Cletus abgefehen Habe, fonbertt bloh auf bie religiofen Genoffenfchaften, beren Existenz eine flagrante Ungefetzlichkeit sei. „Uub bie Secrete vom 29steu Matz," fagte ber Minister, ,.werbett ansgefuhrt werben. Matt wird erftaunen iiber die Seichtig* keit, mit welcher bie Regierung eiiteti illegalen Wiberftanb iiberwinben unb ben Gesetzen Gehor-sam zu verschaffen wiffen wirb." In ber That sicht sich auch die ,.France" veranlafSt, ihre letzte Melbung von ber Vctstimmung ber Regierung iiber bie bifchbflichett Schtcibcn mit folgcnden Worten zu bementierett: „Wir fonnen versichern, dass niemaitd im Sabinete wegen ber Carnptgne, welche eittige Pralaten gegen die Secrete vom 29. Marz unternommen haben, besonberS crziirnt Oder atigftlich ist. Wie viele unsercr Collegen, haben wir uns iiber ben Eindtuck, ben die bischof-lichett Kundgebungen am Quai d'Otsay erzeugten, tauschen laffen. Die ministctiellc Campagne wird mit Mahigung, Klugheit, aber zugleich mit Ent-fchloffcnheit gefiihrt. Man hat eine Frist von brei Monaten vor sich, wahrenb welcher man nichts weiter zu thun hat, als ben kommendcn Dingen entgegenzuseheu, und darauf wird man sich vorlausig befchranken." Von einer Furcht der Regierung vor ben Jesuitcii famt also feitte Rede fein. Wenn jemattd Urfache hat, sich zu fiirchten, so find es nur die Jesuiten selbst, beren storrifcheS Selbstvertrauen biesmal an einen wiberftanbs-frtiftigen Gegner verfchmenbet wird. Vermischtes. — Aus Raab wird vom 14. b. telegraphiert' Heutc morgens 8 Uhr ttmrbe ber RaubmStder ZakacS, ber bereitS vor eiitigett Tagen hingerichtet trerben sollte, dutch ben Pester ©charfricfjter Kozatek gchentt. Nach Constatiernng des eiiigctretencn lobes wurde ber Suftificierte in bie Xobtenfammer des hies,gen Spitals gebracht. Nach einer ©tunbe Bemerkte man aber, dass berfetbe zu athmen beginne. Die Aerzte haben sofort SBieberbelebungsoerfuche angestellt, unb zwar mit folchent Etfolge, bass ber Justificierte athmct unb sich betoegt; bie Aerzte conftatieren, bass bie Wirbelsaule nicht gebrochen ist. — Ermorbung von Finanzwachtern. Aus Hatzfelb, Torontaler Comitat, wird unterm 13. b. M. geschrieben: Im Torontaler Comitat liegt bie Gemciude Aurelhazci, welche von Ungarn unb Deutschen bewohnt ift. Die Bemohner bicfer Gemeinde befaffen sich zumeist mit Tabakban. Am 12. b. M wutbeti von bent Cseneier Finanzeommis-fariat ein Respicient, zwei 0ber» unb zwei Unter* anfseher in bie obige ©emeinbe entsenbet, um bort eine Suche nach vcrborgcnetn Tabak zn Halten, ba bie Pslanzer einen verbotcncn Hanbel mit biesem Gewachs treiben. Die Finanzorganc begaben sich ins ©emeinbehaus, um nach Vorschrist eine Arnts-person aus bent Orte als Escortc mitznnehrnen. Kanm war bie Bevolkerung von bet Anwesenheit ber Finanzwachorgane in Kenntnis gesetzt, als sich biefelbe in Drohenber Haliung znsammenrottete. Die Finanzorgane machten sich, unbefiimmett um ben VolkShaufen, an die Arbeit und fanden auch in knrzer Zeit bei einem ungarischen Bauer, was fie gesucht hatten. Der Bauer widersetzte sich der Confiscation seines Tabaks, und auf das Geschrei mid ben Larm sturmte das auf der Gaffe harrende Volk ins Haus. Nun entspann sich ein heftiger Kampf, bei dem Gabelu, Holzstucke, Hacken, Schaufeln it. f. to. als Angriffswaffen benutzt wurden. Die Finanz-organe, sich einer nach Hunderten zahlenden wiithen-ben Volksmenge gegeuiiber sehend, mussten auf ihre Rettung bedacht sein. Es gelang ihnen, sich ins gt-ete durchzuschlagen. Da sahen fie cineit ihrer Kaineraden von einem Hagel von Schlagen getroffen, todt niedersturzen. In ihrer Verzweiflung sprangen fie — immer von der wuthenden Menge verfolgt — in ben »nmittelbar am Orte vorbeifliehenden Begafluss, urn sich dutch Schtoimmen an das gegcniiberliegende User zu retten; doch gerade da sollten fie ihr Grab finden. Einer der Wachmanner sturzte, kaum im Wasser angelangt, toahrscheinlich vom Schlage getroffen oder infolge der Berstnng eines Blutgesahes, todt zusammen; ein zweiter sprang so unglucklich, dass er mit dem Kopse voraus ins Wasser fiel und evtvanf; ein dritter endlich wurde im Wasser von dem rasenden Bolke ereilt und ihm dort — toie «s heiht, von dem Sohne des Ortsrichters — mit einer Stechschanfel der Kopf gefpalten. Nur der Respicient konnte sich retten, indem er sich bei einem beutschen Bauer versteckte. Die Untersuchung dieses blutigeu Borsalles ist eingeleitet. — Kossut h in Gefahr. Wir lesen im „6gt)etertes": „Jm Hause Kossuths zu Baraccone ol Collegno ereignete sich kurzlich ein Unfall, der leicht verhangnisvolle Folgen hatte haben ttinnen. Kossuth sah am Abend mit dem Obersteu Jhasz und dem zufallig anwesenden Herrn Berthold Gunszt am Tische und spielte Domino mit biefen Herren. Kossuth wollte an der Schraube der Petrolenmlampe, die uber dem Tische hing, etwas in Ordnung brin-gen; da fiel die Schraube von ungesahr heraus und die Lampe stiirzte sammt allem Zubehor auf den Tisch. Znm Gliicke zerbrach die Kuget nicht, toelche das Petroleum enthielt; nur von dem LampenglaS brachen einige Stiicke ab. Es geschah fein llnglficf; ober alle drei Herren wurden dutch die Glasfplitter an ben Handen verletzt. Kossuth wird dadurch einige Tage am Schreiben verhindert sein." — Weiber in Ausruhr. In Blauda bei Mcihrisch-SchSnberg wollte man von nationaler ©cite Jesuiten kommeu lasseu, um der glaubigen Menge dort zu predigen. Als sich aber der Gemeinde-vorstcher Herr Benda dagegen wehrte, hetzte man die Weiber gegen ihn auf. Diese zogeu, auch Manner in Weiberkleidern toaren dabei, zur Wohnung des Gemeindevorstehers, fiihrteu dort eitie Katzen-musik auf und zerbrachen, da sie das Thor ver-schlossen fanden, den Gartenzauu und die Thiire mit Gewalt und bedrohten Herrn Benda mit Misshand-lung. Erst nachdem mehrere Besonnene dem Ge-meindevorsteher znhilse kamen, gelang es, die Menge zu zerstreuen. Die strasgerichtliche Untersuchung ist bei dem Bezirksgerichte in Mahrisch-Schvnberg be-reits anhangig gemacht. — Sociali sten process in Berlin. Dor dem Landgerichte in Berlin gelangte jiingst ein Socialistenprocess zur Berhandlnng. Angeklagt waren 16 Personen toegen Theilnahme an einer ge-heimen Verbindung, zu deren Zwecken gehbrt, die Vollziehung von Gesetzcn zu verhindern, serner toegen Berstoh gegen das Soeialistengesetz und toegen unter-sagter Veranstaltung einer Lotterie. Die Staats-behbrde hatte erniert, dass die Berliner Socialisten Bezirke gebildet hatten, deren jeder einem der An-geklagten unterstellt wurde; fie hatte serner ermit-telt, dass die Socialisten grohe Sammlungen eingeleitet hfitten. Die PolizeibehSrde hatte die An-gellagteit bei einer Sitzung uberrascht und auf dem ' Sitzuugstische ein Bild, die Republik darstellend, saisiert. Einige der Angeklagten erklarten, sie waren nur behufs Berathung des BergniigenS zusammen-flclommen, wahrend andere meinten, die Einladungen seien von der Polizei ausgegangen. Der Staats-anwalt beantragt Gefangnisstrase von 4 bis 15 Monaten. Die Strafe, meint er, mtiffe hoch fein, denn wenn es zum Barricadenban in Berlin kommt, dann diirfte es alien, namentlich den Richtern, schlecht gehen. Der Gerichtshof sprach elf Ange-klagte nichtschuldig und verurtheilte drei toegen uu-befugter Beranstaltung einer Lotterie mit je einer Woche Gesangnis. — „E i n R a ch e r der M e n s ch h e i t." In Madrid ereignete sich nach dem Berichte von Pariser Slattern am vorigen Dienstag ein hochst onfregendcr Borsall. Ein toild und toiist aussehender Mensch, mit einer Axt in der Hand, dem alles aus-toeicht, stiirzt in Hast nach dem Teatro del Circo, er dringt auf die Biihne, und die Axt schtoiugeud. kuudigt er sich als Racher der Menschheit an. Ein Beamter will ihn zur Rede stellen, toird aber fofort niedergestreckt; die ©tadtsergeanten, die auf ihn ein-dringen, halt der Rasende mit der Axt von sich fern. Endlich riickt ein Detachement Soldaten auf die Biihne. Man versncht ihn durch einige blinde Schiisse zu erschrecken; aber er gerath in noch gro-here Wuth und droht in den Zuschaneranm zu sprin-gen. Da gibt der Officier Befchl, ihn zu erschie-hen, und der Wahnsinuige fallt, in den Kopf ge-trossen, mit zerschmettertem Schadel zn Boden. Local- und Provilyiai-^ngeiegenheiten. — (Ans dem Gemeinderathe.) Samstag, den 17. d. M>, findet cine Sitzung des Gemeinde-rathes mit nachfolgender Tagesordimng statt: I. Berichte der Rechtssection: 1.) uber die fur das Jahr 1880 vollzogenen Erganzungswahleu aller drei Wahlkorper in den Gemeinderath; 2.) uber das Ge-fuch der stadtischen Gesallspachtung um einen Pacht-nachlass; 3.) irber das Gesuch einer Wohnpartei urn Adjustierung und SSergutung eines Bauauftoandes an den stadtischen Buden auf dem Kaiser-Josess-platze; 4.) uber die fur die proviforifche Ver- sehung des stadtischen Thierarztendienstes zu leistende Entlohnnng. II. Berichte der Finanzsection: 1.) iiber die Feststelluug des Tarises sue das ftabtifche Ko-lesiabad und die Art der Wirtschaftsfiihrung an bie* fee An stall; 2.) iiber die ben hierortigen Essig- siedern fiir das abgelaufene Jahr zu getoohrende Gesallsriickvergutung vom bezogenen Spiritns; 3.) iiber den Bollzug der dreisachen Sperre an der stadtischen Lotterie-Anlehenskasse; 4.) iiber die fiir das abgelaufene Jahr zu bezahlenden Kosten der Erhal-tung des Realschulgebaudes. III. Berichte der Bau-section: 1.) iiber das Ergebnis der Offerte fiir die Sieferung nnd Herftellung von Trottoirs auf dem Alien Markte und in der Floriansgasfe; 2.) iiber das Offert zur Anfertigung eines neu aufzunehmen-deit ©tadtptaneS; 3.) iiber die fiir ein Jahr zu betoittigende Aufnohnie eines Technikers zur Aushilfe im Stadtbauamte; 4.) iiber den Recurs eines A»-rainers in der Knaffl- und Schellenburggasse wider die seine Besitzeinsriedung betreffende Anordnung des Stadtmagistrates; 5.) iiber das Ergebnis der Offertverhandlung zur Hintangabe der stadtischen Kanalbauten in nichreren Strahen. IV. Berichte der ©chulsection: 1.) fiber die ini Jahre 1878/79 erwachsenen Anslagen fiir die Modellierfchule an der mit der Realfchnle vcrbundenen ©eroerbefchitle ; 2.) iiber die Verwendung der Dotationen fiir die ©chiilerbibliothcfen an den zwei stadtischen Knaben-Bolksfchnlen in ben ©chuljahren 1875/76, 1876/77 und 1877/78; 3.) iiber bie Verwendung der ©ub* ventionen fiir Lehrmittelanfchaffungen an den zwei stadtischen Knaben- und an der MSdchen-Bolksschule fiir die ©chulerinnenbibliothek und fiir die an arnte Madchen der letzteren ©chnle verabreichten Requi-fiten im Jahre 1878/79; 4.) iiber die fiir das crfte Semester 1879/80 erfolgte Remnnerierung der Lehr* krfifte an ben mit ben ztoei stadtischen Knaben-Bolksschulen verbunbenen getoerblichen Vorberei-tungsschulen. — Nach Schluss bet Sffentlichen folgt eine vetttauliche Sitzung. — (Eine berechtigte Bitte.) Wir er, halten folgende Zufchtift: „Gewiss wird jebermann die bequeme Einfuhrung mit Freuben begriitzen, baf» bie mit Steinkohlen belabenen Wagen fammtliche Strahen ber Stabt burchzieheu unb zu jebet Tage-« zeit mit helltSnendem Glockengelaute ihre Anwefen-heit ben Hausfrauen verkiinben; allein niemanb fan« sich bamit befrennben, bafs bie Wagenlenker burch entsetzlich langes, bei Begegnung zweier folcher Wagen fast ununterbrochenes, nervenerschutternbes Gelaute das Publicum moleftieren und arnte Kranke in unverantwortlicher Weise quolen. Ware es nicht geniigenb, roenn nur zwei bis brei GlockenschlSge, unb zwat bloh an bet Ein- unb AnSmiindung jeder Strahe, gegeben wiirden?“ — (Ein Wink fiir die Sicherheits-b eh Srde.) Bei dem Herannahen der warmeren Jahreszeit werden auch die Banke der LattermannS-allee ihretn Betufe als Schlafstellen fiir Bagabun-den und Strolche wiebetgegeben. Lcibet liegt bie Lattermannsallee auhcrhalb des PolizeirayonS von Laibach und die k. k. Bezirkshauptmannfchaft fcheint von der Vortrefflichkeit der Polizei von Schifchka so iiberzeugt zu fein, dass fie es fiir uberfliiffig er« achtet, dutch Gendatmetie-Pattouillen die beliebtesteir Promenaden in bet unmittetbaren Nahe von Laibach von Schlafgangern zu reinigen, bie, abgefeheti von ihrer Bebenklichkeit fiir bie Cffentliche Sicher-heit, gewifs nicht dazu beitragen, die von ihnen wahtend det Nacht belegten Banke zu einladenden Rnhepiatzen fiir bie Spazierganger zu machen. — (Zur Rubrik „Vogelfrevel") er-halten wir folgenbe Mitttjeilirng: „Nicht genug an jenen befchaftigungslofen Bagabunben, welche ben aus ihren Winterquartieren zu ihten Nistplatzen heintkehrenben StrauchtiiJgeln — in erfter Reihe natiirlich ben Nachiigallen — an Ttanken unb Fut-tetplatzen mit Leimruthe und Schlaggaru auflauern, gibt es auch Manner genug aus fogenannten ge-bildeten Stcinden, welche es nicht unter ihrer Wurde halten, sich in Bezug auf Bogelfang zu Spieh-gefellen von Lenten ber obett etwahnten Kategotie zu machen. Da, wie es fcheint, fachliche Auf-klatungen nicht hinreichen, um bie Anhanget eine-solchen Sports von ihrem Treiben abzubtingen, so wiitbe es sich vielleicht empfehlen, wenn bie Presse in Ennangelrntg anberet wirksamer Correction--niittcl bie Namen folcher Manner Derdffentlichte, welche butch ihr fonderbares, eine grohe GemiithS-roheit bekundendes Sogelfongoergniigen ben gebil* deteit Stand fchanden, dem fie angehbren." — Wir konnen tins nun allerbitigs nicht entschliehen, eine Profctiptionsliste fiir Bogelfanger zu oerfiffentlichen, werden aber von Fall zu Fall nicht anftehen, hither gehorige Mittheitimgen ohne Unterfchieb ber Person mit voder Nennung bes Namens unb ChatakterS zn veroffentlichen, roenn uns bie betreffenben An-gaben fiber einen von heute an beobachteten Bo-gelsrevel von verlafslicher Seite zugehen. — (Gegen die Slovenifierung der Mittelfchulen.) Die Gemeinbcvertretung von Cilli hat in ber letzten Sitzung, 9. b., einhellig fol-gettber Erklatung beigeftimmt: „Der Gemeinderath muss jebeit Versuch, die Mittelfchulen des fteirifchen Untertanbes zu (tovenifieren, als einen ungeheuren Riicffchritt in alien Ztoeigen des Unterrichtes be-zeicknen, er muss in einem folchen Berfuche einen Angriff auf die vitalen Jnteteffen nicht bloh der Stabt und ber Deutschen, fonbern auch ber Slo-venen erblicfen unb miisste biesem Bersuche mit alien gesetzlichen Mitteln entgegentreten." Witterung. Laibach, 15. April. Wcchsclndc BewSlkung, schwacher SW. Warme: mor-gens 7 Uhr + 11'6°, nachmittags 2 11 br + 17 0° C (1879 + 181°, 1878 + 19 8° C.) Barometer im Fallen, 739 28 Millimeter. Das gestrige Tagesmittel bet Warme + 118«, um 2-7° iiber dem Normale. Verstorbene. Im Civilspitale: Den 12. April. Lukas Kveder, Taglohner, 42 I., chromsche Lungentubercnlose. — Helena Petrik, Jnwohnerin, 58 I., Blutzersetzung. Wiener Borse vom 14. April. Atlgraein« Steati- rtfiuiti. Papierreme............ toilbmcntc............ «oldrente............. SkaatSlose, 1854. . . „ I860. . . 0 1860 *tt 100 fl. „ . 1864. . . Smmkottaftiiaes- •Migatittn«*.