Fünftes Mitglieder-Konzert der Philh. Gefellfchaft Sonntag den 28. April 1907. Wortlaut der Gefänge. O O In ftiller In ftiller Nacht, Zur erften Wacht, Ein’ Stimm’ begunnt zu klagen. Der nächt’ge Wind Hat füg und lind Zu mir den Klang getragen; Von herbem Leid Und Traurigkeit Ift mir das Herz zerfloffen. Die Blümelein Mit Tränen rein Hab’ ich fie all begoffen. o Nacht. Der fchöne Mond Will untergahn, Für Leid nicht mehr mag fcheinen. Die Sterne lan Ihr Gligen ftahn, Mit mir fie wollen weinen. Kein Vogelfang, Noch Freudenklang Man höret in den Lüften. Die wilden Tier’ Trauern auch mit mir In Steinen und in Klüften. Abfchiedslied. Ich fahr dahin, wenn es muß fein, Ich fcheid’ mich von der Liebften mein; Zulegt lag ich ihr Herze mein Dieweil ich leb’, fo foll es fein. Das fag ich ihr und niemand mehr: Mein’m Herzen g’fchah noch nie fo weh. Sie liebet mich, je länger je mehr; Durch Meiden mug ich leiden Pein. Ich bitt’ dich, liebfte Fraue mein, Wann ich dich mein und anders kein, Wann ich dir gib mein’ Lieb’ allein, Gedenk, dag ich dein eigen bin. Nun halt dein’ Treu’ als ftet als ich! So wie du willt, fo find’ft du midi. Halt dich in Hut, das bitt’ ich dich! Gesegn’ dich Gott, ich fahr dahin! Die Wolluft in den Mayen. Die Wolluft in den Mayen, Die Zeit hat Freuden bracht, Die Blümlein mancherleien, Ein jeglich’s nach fein’r G’ftalt. Das find die roten Röfelein, Der Feyl, der grüne Klee. Von herzer Liebe fcheiden, Das tut weh. Der Vögelein Gelange, Die Zeit hat Freuden bracht. Ihr’ Lieb’ tat midi bezwingen, Freundlich fie zu mir fpradi: „Sollt, fchönes Lieb, ich fragen dich, Wolift fein berichten mich!“ „Genad mir fdiöne Frauen“, So fpradi ich. Nach manchem Seufzer fdiwere Komm ich wohl wieder dar. Nach Jammer und nach Leide Seh ich dein Äuglein klar. Ich bitt’ dich, Auserwählte mein, Lag dir befohlen fein Das treue, junge Herze mein, Das Herze mein. Schnitter Tod. Es ift ein Schnitter, heigt der Tod, Hat G’walt vom hödiften Gott; Heut’ wegt er das Meffer, Es fdineid’t fdion viel beffer. Bald wird er drein fdineiden, Wir müffen ’s erleiden — Hüt’ didi, fchönes Blümelein! Was heut’ noch grün und frifch dafteht, Wird morgen hinweg gemäht; Die edlen Narziffen, Die Zierden der Wiefen, Die fchön’n Hyazinthen, Die türkilihen Binden — Hüt’ dich, fchönes Blümelein! Das himmelfarb’ne Ehrenpreis, Die Tulipanen weiß, Die filbernen Glocken, Die goldenen Flocken, Sinkt alles zur Erden. Was wird daraus werden? Hüt’ dich, fdiönes Blümelein! Trog Tod! Komm her, ich fürcht dich nit! Trog, eil’ daher in ein’m Schritt; Werd’ ich audi verleget, So werd’ ich verfeget In den himmlifchen Garten, Auf den alle wir warten. Freu’ dich, fchönes Blümelein! Im Verlage der Philharmonifchen Gefellfchaft in Druck von Kleinmayr & Bamberg 1267 Laiba