„/«itztit, W»hlßiii», str M." ^4 «r. SS. Mittwoch, St. MSr, I8«S^ v»i Jahrgang Die „Marburger Zeitun»^" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch nnd Freitag. Preise — sür Marl>urg: ganzjährig K fl., halbjöhiig Ist., vierteliährig Ifl. SV kr; für AustellnnS ins Hans monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig v fl.. halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Varmond»eile wird bei einmaliger Einschaltung mit bei zweimaliger mit Ii», bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung Ä) kr. Jnseraten-Stempelgebühr kommen. Zur Geschichte de« Tones. Aus,gleich der Deatpartei mit der Linken, die nun zu großer Matdt herangewachsen — daS iit heute ein vielgebrauchtes Won in den Regierungstreisen Ungarns. Wir glauben nicht an eine Annicherung zivischen diesen P'^rteien: hat es toch die Linke gar i,jcht nöthig. da sie ihre Stärke nun kennt. Thatsache ist. daß die Linke bis jetzt in Ungarn.mit einigen Stimmen die Mehrheit befitzl; Sieben, bürgen gibt dann die fehlende Zal»l Deakisten. um der R aierung die Mehrheit zu sichern. Bemerken wollen wir hier, daß die meisten ungari. jchea Städte oppofttionelle Al»geordnete gewählt hal»en. Debrtezin, Vroß-wordein. Miskolez u. >. w.; wenn das l0 sort geht, hat die Opposition in drei Jahren bei der nächsten Wahl die entschiedene Mehrheit. Unter so bewandten Umständen wird die Lmke kaum ein gugestandniß machen und keines annehmen, lveun dasselbe nicht ganz ibteni Programme ent-spricht. Bill also die Regierung sich doch beht,up«,n. und wahrscheinlich will sie das. so muß sie eine andere Belbindung auflösen, sie muß sich von den Ältkonservativen und Alerikaltn lostrennen Eine länj,,re sjreund-schast mit d»eset» Herren tvird ihr unzweifelhaft dkn letzten Stoß versetz,n. Die ANt^abe. daß d i e « ächste allgemeine Kirchenver-sammlung in Rom ein Werk der Jesuiten, um sich der kirchlichen Herrschaft vollends zu bemächtigen, wird nun auch von dem rsmischen Berichterstatter der Kreuzzeitung beslülit^t. .Dle Versammlutig soll nach dem Plane der Jesuiten nicht nur den Vlaubtnssatz von dtr Unfehlbarkeil des Papstes seslstellen. sondern auch die Unabsetzbarkelt den" Leidenschaft ganz über ihm zusammen. Sie waren angefacht und wurden genährt durch alle Reize einer eleganten Schönheit, durch den hinreißend-sten Zauber eiueS lebhaften Geistes, durch die feinsten Künste einer sieg-gewohnten Koketterie. Ein HanS, daS auf allen Seiten in Brand gesteckt ist. muß rettungslos nitderbrennen. Als alle' die anderen westphälischen Edelleute von Düsseldorf in ihre Heimat zurückkehrten, zog der Freiherr Adalbert mit der schönen Adelaide und dem kaiserlichen Hoflager gen Paris. Die schöne und geistvolle Dame hatte ihn fast rührend darum gebeten; ihre Mutter hatte so freundlich ihre Einwilligung, der Kaiser selbst hatte ihm seinen Wunsch zu erkennen gegeben. DaS waren Befehle für ihn. Der Wunsch des Kaisers mußte zugleich für den alten Reichsfreiherrn ein Btfehl sein. In Paris »vurde der junge Mann betäubt, und der erste Schritt zieht den zlveiten nach sich. Nach sechs Wochen bat er seinen Vater um die Erlaubniß, dem Wunsche d<ö Kaisers gemäß in französische Kriegs-dieitste treten zu dürfen; der Kaiser wolle ihn in seine Adjutantur auf-nehmen. Alle Wünsche dcs. Kaisers waren Befehle für seine Unterthanen. und der ehemalige Freiherr deS deutschen Reiches war Unterthan des französischen Kaisers. Dei^ Freiherr Adalbert »vurde Offizier in der fran-zösischen Armee und speziell dem Marschall, dem Vater der schönen und geistvollen Adelaide. alS Adjuta»lt überwiesen. Nach einem Vierteljahre bat er seinen Vater um die Einlvilligung seiner ehelichen Verbindung mit der schönen und geistvollen Tochter des Marschalls. Dieser Schritt war nur die nothlvendige Konsequenz der vorigen, und von Anfang an der Wunsch und Befehl deS Kaisers gewe-sen. Der alte Reichsfreiherr konnte seine Eimviiligung nicht versagen. Er gab sie freilich mit schwerem Herzen; denn von altem Adel lvar der SchiUpAtchttge Kinder i» Kabrtte«. Marburg. 30. Marz. Der Gese^entwurf über die Volksschule, welcher jeAt im Hause der Abgevrdneten zur BerhandluNt; kommt, enthält auch Bestimmungen über gabrikschulen. — Wir erklären unS gegcn jede Vertveudung schulpflichtiger Kinder zur Fabrikarbeit al» gegen einen unverzeihlichen Mißbrauch, der unermeblichen Schaden bringt für diese Kinder, wie für den ganzen Staat. Schulbildung gehört zur Erziehung de» Volkes. Die Schule kann ihrem Zwecke nur genügen, wenn der Unterrichtszwang durcht»esührt. der Unterricht allen Pflichtigen gleichmäßig ertheilt wird. Die Ansord,rungen an die Schule gehen künftig Viel weiter, als bisher es der Kall gewesen und haben darum auch die Kinder mehr zu leisten, als früher. Dle Zeit außer der Schule muß zum Nachholen des Versäumten, zur Borbereitung für l)ie nächsten Stunden, zur Erholung dienen. Wird diese Zeit ermü« dender Arbeit gewidmet, muß da . nicht einer freudlosen Kinvheit die Schwungkraft des Geistes erlahmen, die Lernbegierde geschwächt lverden — muß der zarte Leib nicht verwelken ur.d verkümmern? Die Verfasser des Entwurfes haben wohl nie eine Fabrik besucht, wo man Kinder beschäftigt — haben nie gesehen, mit welch peinlicher Aufmerksamkeit die Arbeit verrichtet iverden muß — doppelt anstrengend und aufreibend für schwache Hände, doppelt gefährlich in der heißen, dumpfen, glftgeschwängerten Luft — der sittlichen Nachtheile des Zusammen« lebens von Kindern und Trwachfenen. namentlich beider Geschlechter, gar nicht zu gedenken. Die Verfasser des Entwurfes können unmöglich durch eigene Wahrnehmung sich überzeugt haben von dem Kinderleben in Fabriken, sonst hätten sie der Kleinen sich erbarmen müssen. Und Alle, die im Reichsrathe, luie außer demselben diesem Entwürfe beistimmen, sie Alle haben keine unmittelbare Anschauung von der Sache: den Mangel an gutem Willen dürfen wir nicht bezweifeln, es ist nur die sehlende Kenntniß, tvelche die Verivendung der Kinder in Fabriken verschuldet. Der Staat — die Verwirklichung des Rechtes — hat die Unmün-digen zu schirmen. Wissen es die Elt'rn nicht besser, dann muß ee als die vernünftige Einsicht Aller an die Stelle derselben treten — tvollen die Eltern nicht, dann muß sein Wille als das höchste Gebot entscheide« — Vermögen es die Eltern nicht bei ihrem tvirthschaftlichen Elend, dann hat er als die berufene und befähigte Macht Hilfe zu spenden. Und könnte der Staat pflichtwidrig vekgeffen. was den Unmündig-n frommt, dann soll er wenigstens Rückficht auf sich selber nehmen im dringendsten Inter-esse der Selbsterhaliung: nur ein gesundes, arbeitstüchtigcs. albeitsreudiges Geschlecht versetzt den Staat in die Lage, seiner Aufgabe gerecht zu Iverden — nur ein solches Geschlecht sichert ihm den Fortbestand, die freie Entwicklung. Der Staat, der nicht aus der Reihe der Lebenden will gestrichen werden, darf seinen Genoffen die Bedingungen des Lebens nicht entziehen — darf seiner Jugend die Stunden der Bildung 'nicht Verkürzen, die frifche. flöhliche Entfaltung des Leibes und des Geistes nicht verkümmern. vermischte Nachrichten. (Ei n e lt ö n i g s w a h l.) Die Wahl eines Königs von Spanien» würde in folgender Weise vor sich gehen: 3n einer Versammlung der Mehrheit der Abgeordneten gäbe jedes Mitglied im Geheimen seine Stimme ab und vor l!»er Eröffn«ng der Stimmzettel würde man sich verpflichten, den Kandidaten anzunehmen, welcher die meisten Stimmen erhielte, und^ Marschall nicht, und also auch die Tochter nicht. Aber selbst die deutschen Fürsten mußten damals auf Befehl N^ipoleons Mesalliancen mit den Töchtern napoleonischer Granden schließen, oder ihre Töchter diesen hin-geben, und die deutschen Fürsten suchten wohl gar um solche Verbindun' gen. tvie um eine Gnade, bei dem französischen Kaiser nach. Meine Tante Therese hatte von dem Geliebten einen Brief aus Düsseldorf erhalten, dann einen zweiten aus Pt^ris. dann keinen mehr. In den beiden Briefen hatte er ihr feine untvandelbare Liebe und Treue so sonderbar, so leidenschaftlich» so sich selbst überstürzend versichert, daß ihr beim Lesen glühend heiß und eisig kalt wurde. Halb und halb war sie deshalb darauf vorbereitet, daß sie einen dritten nicht erhalten werde. Aber was war der Grnnd dieser plötzlichen Umwandlung? In die graue westphälische Haide drang lange keine Kunde davon. Fragen konnte sie Niemanden. In die Provinzstadt war aber nach einiger Zeit die Nach-richt gekommen, der junge Freiherr lebe in Paris, sei dort Adjutant in der unmittelbaren Nähe deS Kaisers, werde an dem kaiserlichen Hofe sehr ausgezeichnet, habe eine der schönsten, geistvollsten und vornehmsten jun» gen Damen dieses Hofes geheiratet. So erfuhr eS auch der Bruder meiner Tante, mein Onkel Fritz. der damals soeben sein Examen als Advokat gemacht hatte. Er war der Bertraute der Tante; er eilte nach Hatvich-Horst und mußte der armen Schwester die entsetzliche Nachricht mittheilen. Sie nahm sie mit großer Fassung auf. „Konnte er", sprach sie. „ein Feind seines Vaterlandes werden, so konnte er auch keine Liebe zu mir mehr in seinem Herzen belvahrcn." Weiter sprach sie kein Wort, iveder über ihn. noch über sich. Sie zeigte keinen Schmerz, wie gewaltig er in ihrem Innern wühlen mochte. Sie war still, freundlich; sie konnte heiter sein und erhielt nach einiger Zeit sogar ihre frische, blühende Farbe wieder, die sie nur aus Wochen verloren hatte. Meine Mutter, mein Onkel Fritz, meine Großmutter, die von Beiden, dann von ihr selbst AlleS erfuhr, mußten sie beivundern in der Starke, in der Größe ihrer Seele. Sie blieb so. auch als später weitere Nachrichten über den Freiherrn Adalbert eintrasen. Er war noch ein Jahr lang in der Adjutantur deS Kaisers geblieben ; auch ein Jahr lang hatte seine Ehe gedauert, nur ein Jahr lang. EineS TageS hatte er seine schöne in der öffentlichen Sitzung für denselben zu stimmen. Der Gewählte hätte auf diese Art sämmtliche Stimmen der Mehrheit sür flch. (Einschien ige Bahnen) ES ist schon tviederholt von einem neuen System des Babnbaues die Rede, in welchem nur eine Schiene Anwendung findet. Dieses System, nach seinem Erfinder das „Lamar. jant'jche" genannt, soll auch in Oesterreich zur Anivendnng kommen, da eine Gesellschaft in Gründung begriffen ist. welche" noch demselben zu bauen gedenkt. Vor wenigen Tagen hat in Paris ein Versuch stattgefunden. Die Geschwindigkeit war die gleiche, wie bei den bisher üblichen Bahnen. Das System liesteht in^der Anwendung einer Maschine mit drei Rädern, von denen eines in der Ascheneichtung des Gefährtes in der Schiene läuft, während die beiden anderen auf dem Boden leichthin laufen, über denselben sozusagen nur hingleitend. Die ganze Last wird von dem einzigen Rade in der einzigen Schiene getragen. Die durchmessene Strecke weist große Krümmungen und Steigungen auf. (London am Schluße des Jahres 1868.) Nach der Be« rechnung des dortigen statistischen Bureaus bezifferte sich die Volkszahl Ende 1868 aus 3.126,635 Köpfe. Es tvurden 115 744 Kinder (darunter 58.338 Knaben und 56.SV6 Mädchen) geboren, iväljrend 74.908 Personen (darunter 38.390 männlichen und 36,618 weiblichen Geschlechtes) mit Tod abgingen. Diese Riesenstadt umsaßt einen Flächenraum von 122 eng-tischen Gevtertmeilen; darauf stehen 400.778 Häuser. Acht Gesellschaslen versorgen die Stadt theils aus der Themse, theils aus der Lea mit Wasser IN einer Menge von 453,857 Kubikmeter im Tage. Untersuchungen ül»er die Wasserbeschaffenheit werden 5 Mal im Monate vorgenommen, welche veröffentlicht werden. (Eine Antwort aus die Einladung zur allgemeinen Kirchenversammlnng) At»s die päpstliche Einladung zur Theil-nähme an der allgemeinen Kirchenversammlung in Rom hat der Deutsche Protestanten-Verein eine Antwort gegeben, worin es heißt: „Wir Deutsche haben unter den Folgen des kirchlichen Zwiespaltes »vährend Jahrhunderten so schwer gelitten, daß wir den Segen einer Verständigung zivischen Pro« testanttn und Katholiken wohl zu schätzen ivissen. Aber eine tv.)hre Ver-siändigung ist Nicht durch Erneuerung der päpstlichen Herrschaft möglich. Die christliche Welt unserer Tage ist nicht mehr durch das Dogma zu einigen und unterwirst sich nicht mehr irgend einer von Menschen bean. Iprnchten absoluten Autorität. Die ivahre Einigung der heutigen Ehristen ist nur im Geist christlicher Liebe und Duldsamkeit möglich. Ihre friedliche Gemeinschaft wird nur dann befestig», wenn den verschiedenen Gruppen die Freiheit verstatlet wird, nach ihrem Getvissen zn denken und zu eM' pfindin und ihre kirchliche Verfassung und gottesdienstlichen Einrichtungen nach ihrer Kulturstufe und ihren Bedürfniffen zu gestalten. Wir Deutsche erkennen in der Resormation des sechzehnten Zatirhnnderts die größte That des deutschen Charakters und Geistes auf religiösem Gebiete und sind nicht gewillt, die Güter, welche damals sür die Menschheit errungen worden find, wieder preiszugeben.....Wir glauben »veder an die l^nfehlbarkeit des Papstes, noch an die der zu einem Kone»l versammelten katholischen Bischöse und Theologen. Wir erinnern nur. daß sowohl diePäpste als die Concilien ost widersprechende Beschlüffe gefaßt und vielfach geirrt haben. Wir sind der Meinung, daß eS an der Zeit wäre, selbst sür die katholische Ehristenheit. den ül)er!ieferten Jrrthnm jener Unfehlbarkeit endlich auszu« geben. Eine Versammlung, in welcher der Klerus allein entscheidet, in welcher die Laien, tvenn nicht völlig mundtodt. doch ohne allen Einfluß find, entspricht nach miserer Meinung überhaupt nicht mehr dem Rechte und der Würde der L»ien. In unserer Staatsverfassung ist ein derartiger Absolutismus der aristokratischen Klaffen schon seit Langem durch nd.< Gerne würden wir schon im Jntertsse unserer nationalen Einheit zu derselben die Hand bieten, wenn sie auf richtige? Grundlage versucht würde. Wir wissen ja, wie verschiedt» die Vorstellungen waren, welche schon die Jünger Jrju selber und die elften Christen je nach ihrer Eigenart und ihrem Berstandnib von wichtigen christlichen Wahrheiten und selbst von dem Wesen deS Heilands sich ge« bildet hatten Trotzdem waren sie alle durch denselben Meister innig ver-bunden. Das Sonnenlicht strahlt in mannichsaltigen Farben und ist den« noch eins. So kann auch daS Ehristenthum in verschiedenen Bekenntnissen und Formen sich äußern, ohne daß deßhalb die religiöse und sittliche Gemeinschaft der Christen gestört »vird. Wir würden auch den Papst segnen, tvelcher es unternähme, für den Frieden der Welt in solchem christlich-humanen Geiste zu arbeiten. Die gegenwärtig« Einleitung des römischen Coneils aber führt nicht zur Einigung, sondern verschärft nur den inneren Zwiespalt der christlichen Welt". (Umgekehrt ist auch gefahren.) In Köln wurd: kürzlich d.,s Witzblatt „Die Kölnischen Funken" mit Veschlajz belegt wegen des folgen» dess gelungenen Scherzes: „Aus den Toast deS Grafcn Bismarck zum Regierungsantritte Grant's soll der neue Präsident der Bereinigten Staaten geantwortet haben: EzeeUenz! Sie haben Ähre Sympathien für mich aus« gesprochen und hervorgehoben, wie gut wir Harmoniren. Allerdings: Beide Sieger. Beide glänzende Erfolge, Beide die ersten Beamten deS von ihnen neugeschaffenen iAtaates. Der ganze Unterschied bksteltt in unseren Systemen. Ich machte aus meinen Soldaten Bürger — Sie umgekehrt ; ich verringere die Schulden Sie umgekehrt; ich lasse alle Gesetze gewissenhast aus-führen, auch wenn fie meine Zustimmung nicht haben — Sie umgekehrt! Umgekehrt. Exeellenzl Zch l>in dem Geseke unterthan, S«e obeithon — Verzeihen Sie den Ausdruck, der wohl nicht gut Deutsch — vielleicht kann ich später einmal aus Deutsch mit Ihnen reden. Ihr wohlajfektionirter Grant". (Eine schwere Sünde.) Man schreibt aus Schwaz in Tirol: Wie verlautet, ivurde von Seite der Hieilgen Geistlichkeit bereits mehreren Mitgliedern des konstitutionellen Vereins in Schwaz die österliche Abso» lution verweigert, weil sie — Anhänger der Bersafsung seien. (Militärisches.) Im Bereiche der ganzen Moitarchie sind noch zur Bequartierung von Trupp.n bestimmte Lokale vorhanden, die jedoch uubenützt stehen und deren Erhaltung trotzdem bedeutende Summen IN Anspruch nimmt. Da» Kriegsministerinm hat daher, wie die Wehrztg. meldet, die Lotalbehörden ausgefordert, die genauesten lSrhebungen über die in ihrem Bereiche liegenden unbenützten Gebäude zu pflegen und seft-zustellen, wie dieselben benützt werden könnten. Wie wir glaubtN. sollte jedoch das Militär Aerar auch darauf fein Augenmcrk richten, daß zu militärischen Zivecken aufgefüljrte Gebäude nicht eine Verlvendung finden, die nur Finsterlinge gut heißen; so wurde z. B. vor einigen Iahren in Feldkirch eine praehtvolle Kaserne für ein Iäger-Bataillon erbaut. Statt der Soldaten »ogen jedoch Brüder der ..Gesellschaft Iefn" in das erwähnte Gebäude, tvelche hier die Söhne pfäffisch geßnnter Kavaliere vom l!>iheiu erziehe«. Marburger Berichte. (K irchendiebstahl.) Am 17. d. M. zur Nachtzeit wurden in der Pfarrkirche i;u St. Maria in der Wüste drei weiße Altartücher und vier lichtgrane Aliarüticrzüge im Vesammtwerthe von 24 st. 80 kr^ gestohlen. Der Thäter hat wahrscheinlich unter Tags "in der Kirche stch verborgen und die Thüre von innen mit einem Dietrich geöffnet. (Aus dem G e r i ch t s s a a l e.) Der Zimmergeselle Joseph K..., wegen Entivendnng kupferner und gußeisener Brunnenröhren hier in Un« tersuchung gezogen, »st auf Verlan,len des Bezirksgerichtes Leibnitz dort« hin ausgeliefert worden, weil er im begründeten Verdachte steht, einen beträchtlichen Gelddiebstahl verübt zu haben. (Erkenntniß des Cillier Kreisgerichtes.) Am 9. August v. I. ivurde Mathias A. in Ober Kötsch todt unter dem Kammrade seiner Mühle gesunden nnd deßhalb gegen seine Ehefrau, gegen den Sohn und gegen den Mühljungen Michael W. die Unterfuchung eingeleitet. Dem Erkenntniß des KreiSgerichtes zufolge ist diefe Untersuchung wilder die ersteren jetzt eingestellt, der Mühljunge aber wegen des Verbrechens des Todtschlages in den Anklagestand versetzt »vorden. (Eine Verordnung Joseph ll.) Die Beisetzung der Leiche der grau Maria Zoscpha. Gräfin Brandis in der Kirchengruft der grau-zistaner ist am Ostermontag erfolgt; die Bedingungen, unter »velchen das Ministerium des Inneren diese Beisetzung.erlanbt. find folgende: 1. daß der gkgenivärtigt MetaUsarg von einem aus Eichenholz versertigten Sarge umgeben und dieser ganz verpicht nverde, und 2. daß der Stein, welcher die Gruft schlilbt, nach Beisetzung der Leiche an den Augen mit Cement veilöllzet und die darin befindlichen Metallringe entfernt iverden. — Die bezü,»liche Verordnung Joseph II., auf.welche das hiesige Etadtamt sein Verbot gestützt, ist vom 20. August 17S4 und lautet: „Alle Grüften und Kirchhöfe — GotteSäcker — welche innerhalb eines bewohnten Ortes find, sollen gkschlossen und an entfernte Oerter verlegt werden. Die Grüften in Klöstern und die sogenannten Schachten und «alkgruben bei den Barm« herzigen und Elisabetherinen, in Spitälern ... sind abzuskellen". Diese Verordnniig läßt keine Ausnahme, unter keiner Bedingung zu. Wir hören, daß der Landtagsabgeordnete für Marburg. Herr Friedrich Braudstätter. Henn Rechb 'Ulr den Sachverhalt Mittheilen werde mit dem Ersuchen, im Abgeorl>nettnliauje an den Minister des Inneren die Frage zu stellen, warum er diese Ausnahme gestattet. (Gewerbe.) Iu diesem Monat haben bei dem Stadtamt Gewerbe angemeldet: Johann Hallecker, Psadlerei. Stadt, Kärntnergasse — Fried-rich Hosmann, Seiden- und WoUfärberei, Stadt, Kärntnergaffe — Zofeph Rittogna. Schuhmacherei. Ct. Ma^^dalena — Julius Burghardt. Fletsche' rei. Vrazer Borstadt — Joseph Weider. Handel mit Strohhüten. Grazer. Borstadt. ' Letzte Post. Di- Partei D-ak zShlt bisher «l2, dt- «in?- 166 Wahl-«. Die französisch- Sk-giernngSpr-ff- ist b-a«ftragt, sich in d-« Gtr-it d-r pr-nßifch-n »lätt-r g-g-« di- vst-rr-ichisch-» »icht ,» mischen. Die Pfort- s-nd-t stark-Trupp-nabth-ilung-« an di- p-rsisch-vr-nze. Die alte Magd war eine verständige Person. Auch fie hatte in jener bewegten Zeit so Manches erlebt und das Verhältniß der Tante Therese zu dem Freiherrn Adalbert war ihr, der alten, treuen, vertrauten Diene-rin des Hauses, nicht unbekannt geblieben. Auch die späteren Schicksale des Freiherrn kannte sie. und zu dem Kriege, der jetzt noch von Napoleon in Deutschland geführt wurde, hatte der Kaiser auch den letzten Mann, der. in Frankreich die Waffen tragen konnte, über den Rhein kommen lassen. Die Schlacht bei Leipzig war vor wenigen Tagen geschlagen. Eine Menge kleiner Gefechte, meist unglücklich sür die zersprengten, fliehenden Franzosen, waren ihr gefolgt. ..Ich komme", sagte die Magd. Sie verschloß leise ihr Fenster und trat leise auS einer Hinterthür des Hauses. Ein Geheimnis lag hier unter allen Umständen vor. Sie ging an den Wagen. .Der Verwundete im Wagen richtete sich auf. „Nenne meinen Namen nicht, Christine." Es war der Freiherr Adalbert. Sie konnte ihm vor Zittern nicht antworten. „Ist die Mamsell Therese zu Hause?" fragte der Freiherr sie. „Ja." „Bitte sie zu mir. Aber sie muß allein kommen, lasse ich sie bitten. Außer ihr und Dir darf Niemand lvissen. daß ich hier bin." „Ich gehe zu ihr", sagte die Magd. Sie kehrte in das HauS zurück. Nach zehn Minuten war sie mit mit meiner Tante Zhrrese wieder da. Die Tante war leichenblaß. Die alte Magd nahm den Bauer auf die Seite. Was der Verwundete im Wagen und ihre Herrin sich zu sagen hatten. daS durfte kein Dritter hören. „Kommt, Mann. Ihr werdet durstig sein. Ich habe Euch zu trinken mitgebracht." Meine Tante und der Freiherr waren alleiil. Sie war an den Wa« lttn herangetreten. Er erhob sich, er hatte sich zurücklegen müssen, als die Magd in daS Haus ging, ihre Herrin zu rufen, denn er war z»» schwach, um sich lange aufrecht zu erhalten. Der Mond beschien voll sein Verlvun-detes. blasses, erschöpftes Gesicht. Er ivollte zu der Tonte sprechen; da er sie sah, vermochte er es nicht. Ein Sterbeuder wollte sie sprechen, hatte der Fuhrmann jü der alten Christine gesagt. Die, Magd hatte es ihrer Herrin wiedergesagt. Die Tante sah daS zum Sterben matte Geficht vor sich. Der Anblick wollte ihr daS Herz zuschnüren, aber Worte hatte auch sie nicht. „Therese", konnte der Verwundete endlich hervorbringen, „ich muß ftelben. Ich kann es nicht, ohne ein Wort von Ihnen vernommen zu haben. Können Sie mir verzeihen? Kann inan einem Sterbinden die Verzeihung versagen? „Getviß". sagte meine Tante. „Ich verzeihe Ihnen". „Alles. Therese?" „Alles! „Aus vollem Herzen?" ..Aus dem Grunde meines HerzenS." Er tvollte noch etwas sagen und sah sie zweifelhaft an. Er kämpfte mit sich „Haben Sie Dank. Therese." sagte er. „Der Himmel lohne es Ihnen — lohne es Ihnen tausend Mal!" ES wartN nicht die Worte, um die er mit sich gekämpft hatte. Zu ihnen hatte er nicht den Mnth gehabt. Aber ihr seine Hand hinzuhalten, das wagte »r doch. Sie zögerte, ob sie die ihrige hineinlegen sollte, und er sah «S. und ein tiefer Schmerz zog sich durch sein Gesicht. „Therese," sagte er. und leine Stimme war fast tonloS ^ „darf ich Sie bitten, den Fuhrmann herzurufen?" Sie erschrak doch. „Sie ivoUen wieder fort?" sagte sie zögernd. „Ja." „In der kalten^Nacht? Aus diesem unbequemen Wagen?" „Ich muß weiter." „Und wohin?" „Wo ich sterben kann." „Nein, nein," ries die Tante. „Sie dürsen nicht sterben. Sie sollen nicht sterben. ES wäre Ihr Tod. wen» Sie weiter führen. Sie innssen hier bleiiien." Sie war-auher sich und hatte AlleS vergessen, was er ihr gcthan. wa» sie gelitten hatte, ivas er von ihren Worten denken könne. Er geivahrle. er ahnte rS. und ein Strahl der Freude zuckte über sein Gesicht. (Forts, folgt.) k'ür äi« vsxleitunß^ beim I^ojokvndox»Qp»is8s msivv»! !v»vorßk0»8liodoa 8olmo» I iok in wvillsm uvä moinor ?'r»ll I?am«n »Nou t'rvuväov, öolc>im»l Itou unä Vorvsvätsu unssrvQ iQvixsten v»nlc. ^21S^ l!5»rdurss» 30. 1869. .?c»ssL' Hduptmkvv im k. k. 47. I^. l.-Rszs.I 3. 87. X. (21S 8parkassMundmachung. Die Sparkasse-Direktion der Stadtgemeinde Marburg überlegt die bisher an jedem Mitttvoch und SamStag stattge habten AmtStage vom t. Mat d. I. angefangen auf jeden und ?r«lt»x Vormittags von 8 biS 12 Uhr mit Ausnahme der Feiertage. Vom 1. bis 16. Juli und vom 1. bis IS. Jänner jeden Jahres bleibt daS Amt der Sparkasse wegen deS Rech uungSabschlusseS für die Parteien geschlossen. Sparlaffe-Direktion der Stadtgemeinde Marburg am 2S. März 18ö9. Warnung. (219 Gefertigte warnt hiemit Jedermann öffentlich, dem Joh. Urbanitsch auf ihren Namen etwaS zu borgen u. dgl., da sie in keinem gälte Zah lerin ist. Josephs Stübler, Marburg. 31. März 1869. verehelichte Urbanitsch. ?r. Mr. so.ooo, 40.000. 20.000. 12.000^ 10.000. 2 a 8000. 2 » «000. 1 » 4800. 1 a 4400, 3 ä 4000. 2 » 3200. 3 » 2400. ö » 2000. l a 1600. 14 » 1200, 113 » 800. löS ä 400. 206 » 200. 224 » 80. 1V.S00 a 44 ,c. Ik. enthält dit gr«lit »»« Ztaite gxraitltte 4tapitalie« > «erlossisvg, deikn Ziehung am 14. S. beginnt und worin »»r wi»«t werte». ^ Zu dieser »it dt» artpt» Crefferi «»tttßiltett» Vtrl»»s«»t lostet ti» I«»jt» Vriti»iU-Zj««t-L»»» (keine Promesse) 4 ö. W. ti» tzildt» .. «. 2 fl. „ »i» »iertet .. .. ifl . gegen Einsendung de« Betraget. Et«i»»g»l>er wie ««Uiche Kith»»t«lißt« trftlgt» s»f»rt »ich E»tschei>i»g. (211 Man beliebe sich vertrauensvoll zu wenden an da« Bankhau« von 8i«gmi»i«t Hamburg. X e?S7» bWAstSTz A6nä/it doi 187) IIvrrsv^as8o, ?»xor'»oke8 kl»u». Ein Kutscher aufs Land wird gesucht. DaS Nähere im Comptoir dieses BlatteS. (214 ertttn»! II» e«vstt>»>>t. Zur Beruhigung meiner verehrten Gönner erkläre ich hiemit. daß in meinen beiden, bekanntlich sehr großen AuSlagekästen fich weder Pack-fong. noch sonstige unechte Artikel befinden, wie sich gewisse, gescheitt sein wollende Persöulichkeite« zu sage« erlauben. Um mit Nachdruck diesem leidigen Brotneid i^u begegnen, zahle ich Demjenigen Dukaten oder die Summe dafür in Bankvaluta nach jeweiligem TageökourS. der mir in beiden großen Auslagen ein wenn auch noch so unbedeutendes Stück lzcrauSfindet. welches nicht in die Rubrik: Juwelen. Gold- und Silberwaaren gehört. Zugleich empfehle ich mein großes Waarendepöt; sollte ein oder das andere Stück nicht ganz nach Wunsch sein, waS in jedem großen Geschäfte dann und wann vorkommen kann, so bin ich durch merne Verbindungen mit den ersten Fabriken Oesterreichs in der angenehmen Lage, w wenigen Tagen allfäUigen Anforderungen entsprechen zu können. Daß alle in mein gach einschlagende Reparaturen nur bei «ir am besten hergestellt werden, ist ohnedies so bekannt, daß ich noch etwas weiteres darüber zu sagen für überflüßig halte. SIL Aiveiitl?, »ßld- »D Zilberarbeiter i» M«h»rt, Herrengasse, Payer»sche» Haus. Nur 3 fl. S. W. kostet em Autheilscheia des steirische« kunstvereine». 191 Da auf jeden Antheilschein ein Prämiendlatt entfällt, welches im Werthe denjenigen der großen Kunstvereine mit 8 — 12 fl. für die Aktie vollkommen gleichkommt und im Kunsthandel nicht unter 6—10 fi. zu erhalten ist. so bietet die Betheiligunt, am steirischen Kunstvereine die Ge-legenlieit. auf die billigste und vortheilhastefte Art sehr werthvolle Bilder zu erhalten. Denn anßer dem Erhalt dcS PrämienblatteS spielt jeder Antheilschein bei der am 18. April 1869 stattfindenden Eewinnft-Iiehnng alS Loos auf eirka 70 Treffer mit. Für dieses Jahr sind bereits die große preisgekrönte Landschaft: DaS tvetterhorn von Hansch (12V0 fl.) und das auf den Ausstellungen so außerordentlich günstig beurtheilte liebliche große Genrebild von Hoftmann in Dresden; Aas HirtenmWen im Aabiner-aeblrge (650 fl) nebst anderen Bildern anerkannter Meister als Treffer bestimmt, welche noch durch spätere Ankäufe vermehrt werden. Außer diesen Bortheilen, welche der steirische Kunstverein bei dem geringsten preise für die Antheilscheine unter sammtlichen Kunstvereinen Deutschlands und Oesterreichs bietet, fördert man durch die Betheiligung an demselben auch die edleren und höheren Zwecke desselben: Verbrei-tnng nnd Hebnng der tnnft nnd dadurch der Sildnng jiberhnnpt. Graz, im August 1868. M. Antheilscheine ^ind unter Adresse deS steirischen KunstvereinrS in Graz entweder direkte zu beziehen oder durch Herrn Friedrich keurers Buchhandlung._ Dr. Pattison's lindert sofort und heilt schnell (123 aller Art, alS: GefichtS«, Brust«. HalS- und Zahnschmerzen, Kopf-, Hand« und Kniegicht. Gliederreißen, Rücken- und Lendenweh. In Paketen zu 70 kr. und halben zu 40 kr. i« Marb«rg b-t Joh. Merto (Vostgaffe). Rr. 3222. (21ö Edikt. Bom k. k. Bezirksgerichte Niarburg wird hiemit bekannt gemacht: Es sei die TagsaKung zur Bornahme der dritten exekutiven Yeilbietnng des auf 480 fl. geschätzten Rechtes zum Eigenthume der Realität Urb Nr. 1 neu. S8j alt. »ä HauSambacher, auS dem Kaufvertrage vom 3. Februar 1863 in der CxektutionSsache der Maria PiveK verehel. Schmir-maul in Roßwein durch Herrn Dr. Duchatsch gegen Franz und Maria recte Mathilde Wratuscha durch den Ourator aosentiL H. Dr. Krischan pkt. 388 fl. s. A. auf den SI. März 1869 Vormittags von 11 bis 12 Ul)r an! Orte der Realität, sogenannte Binderkeusche in Roßwein, angeordnet worden, bei welcher dieses Recht auch unter dem Schätzwerth, an den Meistbietenden gegen sogleiche Barzahlung hintangegeben wird. Das SchäKungSprotokoll und der Kaufvertrag vom 3. Februar 1863 find in der dieSgerichtlichen Registratur einzusehen. Marburg am 12. März 1869. LulläMÄoklliix. Die xekertixw Keneral-^^entseliAll deetirt sied kiemit »n2U2eixen, ässs sie ikro dei IIvnu ^ie. livller n»ek Lreunäsedaktlieker Ileberelnkunkt aufgelöst unck selliö äem Herrn l/Srl ^UeeK»«»« ? ^ol». Verantwortlicher Redakteur: Kranz Wtesthaler. 2. St. v. Druck «nd Verlag von Eduard Ianschitz in Marburg.