Das Kaiser - Fran; - Josefs - Dad bei Markt Taffer in Steiermark. K^r l Friedrich Henn, Laibach, 1862. Gedruckt bei Josef Blas nik. »Es unterliegt keinem Zweifel, daß die steirischen Bäder Neuhaus, »Tüffcr und Römcrbad eine enorme Zukunft für sich haben. Der vorurtheils- »frcic Arzt wird seine Kranken nicht mehr in die Hochalpenbäder verweisen, »wo sic den Gefahren einer beschwerlichen Reise und eines grellen Tempera »turswechscls ausgesetzt sind, er wird sie auch nicht in die stinkenden Schwc- »fclbädcr senden, von denen man weiß, daß der Schwefel nur einen sehr »problematischen Anthcil an ihrer Wirksamkeit hat, noch weniger wird er sic »in die Eckel erregenden Schlammbäder versenken, die mit dem Schweiße »und den Ausschcidungsstoffen der Kranken überladen, unserem Zeitalter nicht »mehr entsprechen; sondern er wird, durch Theorie und Erfahrung eines »Bessern belehrt, vorzugsweise die Akratothcrmen aufsuchcn und zu dem »Ende die unübertrefflichen steirischen Bäder empfehlen, die ihm dasselbe »wohlfeiler und besser leisten, was man noch jetzt der Mode zu Gefallen von »ausländischen Kurorten erwartet.« -in langjähriger Aufenthalt zu Neuhaus und Römerbad, wo ich abwechselnd, aber ^ununterbrochen, durch mehr als ein Viertel- als Badearzt angestellt war, verschaffte mir vielfältig Gelegenheit, diese beiden Bäder in allen ihren Beziehungen kennen zu lernen, Beobachtungen über die Wirkungen derselben zu machen, und die Kur bei vielen Hun¬ derten von Kranken persönlich zu leiten. Wenn ich mir daher in dem vorliegenden Schriftchen erlaubte, meine in jenen Bädern gesam¬ melten Erfahrungen zu Gunsten des Franz-Josefs- Bades zu benützen, so geschah dieß aus dem Grunde, weil ich diese drei Thermen in ihren Eigenschaften als vollkommen identisch betrachte und somit auch in ihren Wirkungen keinen anderen Unterschied finde, als denjenigen, der durch die Verschiedenheit ihrer Temperatur bedingt wird. In Bezug auf ihre chemi¬ schen Bestandtheile sind sie sich so ausfallend ähnlich, baß man fast zu glauben versucht wird, sie seien nur Zweige einer einzigen mächtigen Hauptader, die einem gemeinsamen Becken entströmend, sich erst in ihrem Laufe in drei Aeste theile. Die Franz-Josefs-Quelle liegt in der Mitte und ist die wärmste und stärkste i * von allen; ihr zunächst, eine halbe Melle südlich, entspringt die Römerqnelle mit einer beinahe gleichen Temperatur; die entfernteste, die Quelle in Neuhaus (3 Meilen von Tüffer), ist auch die kühlste. Gegenwärtig mit der Direktion des Franz- Josefs-Badcs betraut, ist es eine meiner wichtigsten Aufgaben, dieser Kuranstalt jenen Ruf zu verschaffen, den sie unter den übrigen Schwesterthermen einzu¬ nehmen verdient. Die Frequenz der Kurgäste in Neuhaus hat sich während der Zeit, als ich diesem Bade vorstand (von 1830 bis 1843) beinahe ver¬ doppelt, jene in Römerbad unter meiner Leitung (von 1844 Lis 1855) mehr als verdreifacht. Ob es mir gelingen wird, für das Franz-Josefs-Bad ein ähnliches Resultat zu erzielen, wird die Folge beweisen; die ungemein günstige Lage dieses eleganten und freund¬ lichen Kurortes unmittelbar an der Südbahn, in der Nähe eines bedeutenden Marktes, der dem Fremden viele Vortheile bietet, die äußerst zweckmässige Ein¬ richtung der Heilanstalt, die ungewöhnlich billigen Preise der Bäder, Wohnungen w., welche von Seite der Jnhabung auch für die Folge bewilliget wurden, vor allem aber die Vortrefflichkeit der Heilquelle selbst, die keiner steirischen Therme an Wirksamkeit nachsteht, und sogar den gepriesendsten ausländischen Bädern an die Seite gesetzt werden kann; — alle diese großen Vorzüge, welche man vereint in keinem anderen Kur¬ orte findet, lassen mich hoffen, daß meine Bemü¬ hungen, das vorgesteckte Ziel zu erreichen, nicht ver¬ geblich sein werden. Hohenegg am 23. März 1862. Der Verfasser. Lage des Kurortes. südlichen Theile der Steiermark, ziemlich in der Mitte ^zwischen Cilli und Römerbad, vom Markte Tüffer*) ^)nnr einige hundert Schritte entfernt, liegt der freundliche ^Kurort, welcher seit 1856 den Namen Kaiser-FrailZ- Josefs-Bad führt. Man erreicht ihn mit Benützung der Südbahn von Graz in 4^ Stunden, von Laibach in 2*/z Stunden, von Steinbrück in 30, von Römerbad in 13 und von Cilli in 18 Minuten. Das Badehans mit seinen Nebengebäuden und Anlagen befindet sich in einem romantischen Thale, das man als eine Fortsetzung des Sannthales ansehen kann. Es beginnt unter¬ halb Cilli, zieht sich dem Sannflusse entlang von Norden nach Süden in der Länge von 3 Meilen hin, und endet bei Steinbrück an der Grenze von Kram. Gegen Osten nnd Westen ist es von mässigen Bergen begrenzt, gegen Norden aber von hohen Gebirgen umschlossen, unter denen der Malitsch mit seinem nahe an 300 Fuß hohen Rücken, in dessen Ein¬ sattlung das Filialkirchlein St. Hermagoras steht, den höchsten Punkt rings umher enthält. Durch den Zug dieser Höhen, an welche sich westlich der Keil und der Go uze an¬ schließen, ist das Thal vor Nord- und Nordwcstwinden geschützt, *) Der Markt Tüffer, ein ansehnlicher Ort mit der Eisenbahnstation glei¬ chen Namens, zählt seit dem großen Brande, welcher 1840 den größten Thcil des Marktes verheerte, N9 fast durchaus gemauerte und meist mit Stockwerken versehene Häuser. Er ist der Sitz eines k. k. Bezirks¬ amtes und einer Dekanats- und Hauptpfarre. Im Bahnhofe daselbst befindet sich ein k. k. Post- und Telegrafenamt. 6 iudeß die fächerartige Verzweigung des Turje und der Ger¬ müd a den Südwinden keinen Eingang gestattet. Die Ele¬ vation der Thalsohle bei Tüffer beträgt 712 Fuß über dem Meere. Unter den zunächst gelegenen Bergen, die theilweise mit Reben bepflanzt, größtentheils aber mit Wäldern bedeckt sind, erreicht nur der Hum eine Höhe von 1952 Fuß. Das Klima ist daher trotz der nahen Gebirge sehr mild, die Luft rein, und der Temperatnrswechsel nicht rasch. *) Endemische Krank¬ heiten kommen in weiter Umgegend nicht vor. Für angenehme Spaziergänge in der Nähe des Kur¬ ortes hat man durch niedliche Anlagen von Baumgruppen und Alleen gesorgt, die alljährlich erweitert und bis zum Bahn¬ hofe fortgesetzt werden. Besonders anziehend ist aber der Fußweg in das reizende Engthal der Redschitz, welches sich unmittelbar vor dem Badhause öffnet, und stundenlange einem natürlichen Parke vergleichbar, zwischen schattigen Bergen fort¬ läuft, bis man den Fuß hoher Gebirge erreicht. Nicht min¬ der angenehm sind die Partien zum „geweihten Brünn¬ lein," zur Schloßruine von Tüffer, auf den Humberg, nach Maria Graz, nach St. Michaeli, in das Laho- mel- und Grasch nitza-Thal, zum Wasserfall bei Gairach u. m. a., so wie die Ausflüge längs der Bahnlinie nach Cilli, Nömerbad, Steinbrück und Trifail. Gebäude der Anstalt. Das Bad eh aus erhebt sich auf einer Aufdämmung des rechten Saunufers, 30 Schritte vom Ursprünge der Mi- ") Die mittlere Jahrestemperatur ist noch nicht erforscht, dürfte aber, nach der Temperatur der Gebirgsquellen zu schließen, g ° R. sein. 7 neralquelle entfernt. Es ist im neuen modernen Style erbaut, von Baumgruppen und Blumenbeeten umgeben, und enthält in drei Stockwerken, außer den Bädern und einem Lese-Salon (mit Balkon, Fortepiano, verschiedenen Zeitungen und Büchern), 51 freundliche Zimmer, die sämmtlich neu und zum Theil elegant meublirt, zur Ausnahme der Kurgäste dienen. Ini Erdgeschooße dieses Gebäudes befinden sich die Einrichtungen der Badeanstalt: n) Das Kur-Bassin. Es bildet eine große, durch 6 Bogenfenster erleuchtete Halle, und ist das größte und elegan¬ teste Spiegelbad Steiermarks, 48 lang, 26 breit und zwei Stockwerke hoch. 4 Schuh hoch gefüllt, faßt es gegen 5000 Fuß Wasser, die in 5 Stunden zulaufen. Sowohl Wände, als Boden und Decke sind mit geschliffenem Stucke überkleidet. Rings umher laufen steinerne Sitze und vor denselben findet man einen breiten Auftritt für jene, denen eine geringere Wassertiefe erwünschter sein sollte. An beiden Seiten der Halle schließen sich salonartige Toilettzimmer an, für Herren und Damen. Die Temperatur des Wassers, welches fort¬ während zu- und abfließt, beträgt 29—30 ° R.; sie ist näm¬ lich wärmer am Einflüße der Quelle, kühler am Eingänge und den Wänden, was den Vortheil gewährt, daß die Ba¬ denden die ihnen zusagende Temperatur selbst aufsnchen können. o) Das Separat-Bad ist ein kleineres Bassin für Familien oder solche Personen, die abgesondert oder minder warm baden wollen. Es faßt bei 500 Knbikfuß Wasser und wird, wie das Kurbassin, unmittelbar aus der Hauptquellc durch eiu Pumpwerk gespeist. Die Wärme des Wassers kann hier beliebig regulirt werden. o) Die Wannenbäder befinden sich in einem lich¬ ten, geräumigen Lokale neben dem Separat-Bade, sind zweck- 8 mässig meublirt und erhalten ihr Wasser durch eine abgeson¬ derte Röhrenleitung mit Hähnen. Sämmtliche Bäder sind sowohl unter sich, als mit den Wohnungen der Kurgäste durch geschlossene Gänge verbunden. An der Rückseite des Hauses schließt sich 6) das C o m m u n b a d für die minder bemittelte Klasse von Kurgästen an. Es hat zwei abgesonderte Eingänge (für Männer und Frauen) und erhält sein Wasser gleichen an¬ deren Bädern durch Röhren. Die Restauration, welche mit dem Badhause durch einen Corridor in Verbindung steht, bildet ein für sich be¬ stehendes Gebäude mit den zur Traiteurie gehörigen Lokali¬ täten und hat einen großen Speise-Saal, der zugleich zu Bällen und anderen Unterhaltungen der Kurgäste benützt wird. Ein drittes zur Anstalt gehöriges Gebäude ist das Rödel'sche MiethHaus, der Hof genannt. Es liegt in geringer Entfernung vom Badhause am Eingänge in das Redschitzthal, ist in einem gefälligen Style erbaut und umfaßt 18 geräumige Zimmer, die auch partienweise (von 3 und 6 Zimmern sammt Küche) vermiethet werden. Durch seine Bau¬ art eignet es sich besonders zu Sommerwohnungen und für Familien, die es vorziehen sollten, ihre Beköstigung selbst zu besorgen. Nahe dabei ist ein viertes Gebäude, das sogenannte kleine Wirthshaus, eine Garten-Restauration mit einer Kegelbahn rc. Außer diesen Lokalitäten dienen zur Aufnahme der Kur¬ gäste mehrere Gast- und Privathäuser im Markte, dann die nahe an der Kuranstalt gelegenen, eben so zweckmässig als schön eingerichteten Wohnungen im Drolz'schen Hause (mit einem geschmackvollen Garten-Salon), das Horiak'sche Gast¬ haus, die Billa des Herrn von Romendorff u. m. a. Ueberall 9 wird man eine freundliche Aufnahme und zuvorkommende Be¬ dienung finden. Historische Notizen. Von der ältesten Geschichte der Heilquelle wissen wir nichts. Ganz ungegründet ist die Behauptung, daß sie schon in den Zeiten der Römerherrschaft über diese Gegenden be¬ kannt gewesen sei, denn weder Denksteine noch ältere Ban- überreste sprechen dafür. Sicher sestgestellt ist nur, daß schon im 17. Jahrhunderte oberhalb Tüsfer eine hölzerne Badhütte stand und daselbst in warmen Quellen gebadet wurde. Hoch¬ wässer der Sann und Redschitz mögen sie zerstört und mit massenhaften Ablagerungen bedeckt haben. Durch den starken Wasserdampf, den man im Winter in der Nähe der Quelle bemerkte, darauf aufmerksam gemacht, veranlaßten Bürger von Tüsfer Nachgrabungen am rechten Sannufer, wo man die Hauptquelle im Jahre 1818 entdeckte. Sie lag jedoch klafterhoch unter Schutt und Gerölle begraben, zwischen welchen sie sich nur mühsam emporarbeiteu konnte. Von nun an fehlte es auch nicht an Versuchen, den wichtigen Fund benutzbar zu machen, und es wurden bedeutende Sum¬ men zu diesem Zwecke verwendet *), bis es einem erfahrenen Ingenieure gelang, die Quelle an ihrem Ursprünge zu fassen und durch einen riesigen Bau vor dem Eindringen frenider Wässer zu sichern. Allein das Vermögen des Unternehmers war erschöpft, noch ehe das Werk seine Vollendung erreichte; 30.000 fl. hatte die Quellenfassung verschlungen, und eine gleiche Summe wurde zum Ankauf der umliegenden Gründe, *) Das Römcrbad Tüffer, von Karl Henn, Graz 1846. Seite 23. 10 zur Ausdämmung des Flußufers und zu anderen Bauten ver¬ wendet. Dem wackeren Manne, der das kühne Unternehmen begonnen, ist nichts geblieben, als das Bewußtsein, der lei¬ denden Menschheit ein unversiegbares Heilmittel für alle Zeiten gesichert zu haben. 1854 wurde die Quelle sammt den dazu gehörigen Grundstücken im Lizitationswege veräußert und vom Herrn Or. L. Stein, k. k. Universitäts-Professor in Wien, als Meist¬ bieter, erstanden. Was unvollendet war, wurde nun rasch voll¬ endet, neue Gebäude wurden errichtet, das Ganze mit niedlichen Anlagen umgeben und kein Opfer gescheut, das zur zweck¬ mässigen Ausstattung des Kurortes nothwendig schien. 1856 wurde die Anstalt zum ersten Male eröffnet. Physikalisch - chemische Deschasfenhcit der Heilquelle- Die Quelle entspringt im Alluvium der Sann, am rechten Ufer derselben, und ist in einem massiven Thurm von Quadern gefaßt. Ihre Temperatur beträgt am Ursprünge 38.75 " C. (31 ° R.) Das warme Mineralwasser quillt aus einer Dolomitspalte so mächtig hervor, daß ein Drittel davon genügt, den gegenwärtigen Bedarf der Anstalt zu decken. Sie ist daher die wärmste und mächtigste aller steirischen Thermen. Das Wasser, wie es aus der Feldspalte mit großer Gewalt hervorbricht, ist klar, geruchlos und ohne auffallenden Geschmack. Selbst nach wochenlangem Stehen in offenen Ge¬ fäßen erleidet es keine merkliche Veränderung an Farbe und Geruch. 11 10000 Gramme desselben enthalten: Zweifach kvhlensaure Kalkerde .... 1.72669 Gramme Zweifach kohlensaure Magnesia .... 0.90251 „ Zweifach kohlensanres Natron .... 0.43329 „ Zweifach kohlensaures Eisenoxidul . . . 0.05698 „ Schwefelsaures Kali 0.06502 „ Schwefelsäure Magnesia 0.51641 „ Chlornatrium 0.07425 „ Thonerde 0.02899 Kieselsäure 0.21490 „ Phosphorsäure Spuren „ Summe . . 4.01904 Gramme ferner feine Kohlensäure 0.61175 „ — 351.609 C. C. bei 37.5 ° C. Reduzirt man diese Gewichtsmengen auf 1 Wiener Pfund — 32 Loth — 7680 Gran Mineralwasser, so erhält man folgende Zahlen: Zweifach kohlensaure Kalkerde 1.3261 Gran. Zweifach kohlensanre Magnesia 0.6931 „ Zweifach kohlensaures Natron .... 0.3328 „ Zweifach kohlensaures Eisenoxydul .... 0.0438 „ Schwefelsaures Kali . 0.0499 „ Schwefelsäure Magnesia 0.3966 „ Chlornatrium 0.0570 „ Kieselsäure 0.1650 „ Thonerde 0.0223 „ Phosphorsäure Spuren „ Summe der fixen Bestandtheile . 3.0866 Gran. Flüchtige Bestandtheile (freie Kohlensäure Lei 37.5 ° C.) 0.4698 „ — 19.4855 C. C. — 1.1252 Kubikzoll. 12 Herr Prof. Or. Wertheim, welcher die chemische Ana¬ lyse der Quelle vornahm, schließt seinen Bericht mit folgenden Worten: „Es dürfte vielleicht nicht uninteressant sein, die Ergeb¬ nisse der vorstehenden Analyse mit den Resultaten zu verglei¬ chen, welche die Analyse einiger anderer berühmten Akrato¬ thermen geliefert hat. Im Römerbade Tüffer fehlt die Thonerde, die im Franz-Josefs-Bad nicht unbeträchtlich vertreten ist, gänzlich; Römerbad ist aber auch der Berührung mit por¬ phyrartiger Gesteinen, welcher die Franz-Josefs-Quelle aus¬ gesetzt ist, völlig entrückt. In Pfäffers, dessen freie Kohlen¬ säure nach Pagenstecher blos 96.684 C. C. bei 35 ° R. in 10000 Grammen Wasser, also viel weniger, als im Franz- Josefs-Bade (351.609 C. C. bei 30 ° R. in 10000 Gram¬ men) beträgt, macht auch die Summe der gelösten Carbonate nicht mehr als 1.388 Gramme aus, während sie im Franz- Josefsbad 2.147 betragt. In Gastein endlich, dessen freie Kohlensäure nach Wolf gar nur 38.196 ausmacht, er¬ scheint auch der Gehalt an Carbonaten sowohl nach der Ana¬ lyse Soltmanns, als auch nach der Analyse Wolfs noch bedeutend geringer, nämlich nahezu — 0.600 in 10000; dagegen ist aber der Gehalt an Kieselsäure in dieser unmittelbar aus krystallinischem Gebirge entspringenden Quelle nach beiden ge¬ nannten Chemikern beiläufig um ein Drittheil größer, als in der Franz-Josefs-Quelle." Heilwirkungen der Franz-Iosess-Guelle. Es fehlt zwar nicht an Beobachtungen, welche die große Wirksamkeit der Franz-Josefs-Quelle außer Zweifel gestellt 13 und ihre Heilkraft in verschiedenen chronischen Krankheiten bestätiget haben, allein noch ist die Zahl derselben viel zu gering, um sie zur Bezeichnung aller jener Krankheitszustände, in denen sich dieselbe hilfreich erweist, benützen zu können, und es bleibt uns nichts übrig, als die Erfahrungen zu Hilfe zu nehmen, die über die Wirksamkeit analoger Heilquellen ge¬ macht worden sind. Um aber die Analogie der Franz-Josefs- Quelle mit anderen berühmteren Bädern zu erweisen, ist es vor Allem nothwendig, einige Andeutungen über Mineral¬ quellen im Allgemeinen zu geben und auf die Eigenthümlich- keiten, durch welche sich die einzelnen Klassen derselben unter¬ scheiden, aufmerksam zu machen. Es gibt kalte und warme Heilquellen. Erstere wer¬ den hauptsächlich zu Trinkkuren benützt, letztere dagegen, mit wenigen Ausnahmen, zu Bädern verwendet. Unter den kalten Heilquellen nehmen die Säuerlinge (Sauerbrunnen) den ersten Rang ein, da sie ihres angenehmen säuerlichen Geschmackes wegen gerne getrunken und in großer Anzahl versendet werden. Sie sind sehr zahlreich über die Erde verbreitet, kommen nicht selten gruppenweise (aus vulkanischem Boden) hervor, entspringen aber immer aus einer sehr mässi¬ gen Tiefe und haben daher die Temperatur des gewöhnlichen Quellwassers. Ihre Entstehung verdanken sie der Auslaugung jener Gesteine, durch welche sie ihren Lauf nehmen. Biele derselben sind außerordentlich reich an Bestandtheilen, nament¬ lich an Kohlensäure und Salzen, und man schätzt sie auch um so mehr, je reicher ihr Gehalt an solchen Bestandtheilen ist. Einen Gegensatz zu den kalten Heilquellen bilden die warmen, nähmlich die Thermen. Sie kommen gewöhnlich nur- einzeln (nicht gruppenweise) und überhaupt weit seltener als die Säuerlinge vor und entspringen aus sehr beträchtlicher 14 Tiefe*) und zwar um so tiefer, je wärmer sie sind. Än ihrem Laufe nehmen sie aber nur wenig Bestandtheile auf und entstehen daher nicht, wie die kalten Mineralquellen, durch Auslaugung des Bodens, sondern bringen ihre Eigenschaften mit aus der Tiefe. Man achtet sie überdieß um so mehr, je weniger sie durch organische oder erdige Stoffe verunreinigt, d. h. je reiner sie sind **). Warme Heilquellen, die sich durch eine besondere Reinheit auszeichnen, werden Akratothermen genannt. Unter allen Quellen sind sie die seltensten. (Europa hat deren nur sieben von Bedeutung, worunter Gastein, Pfäffers und Plombieres die wichtigsten sind.) Man rühmt ihre leichte Assimilirbarkeit, ihr schnelles Eindringen in den menschlichen Körper und ihre große Heilkraft in Stockungen, Nerven- und Frauenkrankheiten. Ihre Temperatur ist äußerst verschieden. Indessen wen¬ det man sie nur selten unter 27 ° und fast gar nie über 30» N. an. Die Heilquellen von Neuhaus, Römerbad und Kaiser-Franz-Iosefs-Bad sind solche Akratothermen und gehören mithin zn den seltensten und wcrthvollsten Ther¬ men, welche Oesterreich, ja selbst Deutschland aufweisen kann. Daß sie noch nicht so berühmt und bekannt sind, wie die analogen Bäder von Gastein, Pfäffers und Plombieres, liegt nicht in der minderen Wirksamkeit derselben, sondern in dem Umstande, daß man sie nicht selten verkannt und sich über¬ haupt nicht die Mühe gegeben hat, die Welt auf ihre Eigen¬ tümlichkeiten und Vorzüge aufmerksam zu machen. Hätte *) Nach Zollikofcrs Berechnung entspringt die Franz-Josefs-Quelle aus einer Tiefe von mindestens rovll Fuß. **) Karlsbad und Ems machen eine Ausnahme davon, und gehören einer eigenen Klasse von Mineralquellen an. 15 Frankreich, Norddeutschland oder die Schweiz eine Heilquelle mit allen den Vorzügen, welche die Franz-Iosefs-Quelle be¬ sitzt, man würde sie längst in zahlreichen Monografien be¬ schrieben, ihr Lob in Prosa und Versen verkündet, oder sie gar, wie jene von Pfäffers und Gastein, den „Weltwundern" beigezählt haben, und Tausende von Bewunderern strömten dahin, um sie zu sehen und sich in ihren „köstlichen Wellen" zu baden. Allein unsere steirische Therme kann sich solcher Ehre nicht rühmen, und fast hat es den Anschein, als ob man sich gescheut hätte, von ihren großen Vorzügen zu spre¬ chen und sie in weiteren Kreisen bekannter zu machen. Was die sogenannten magnetischen und electrischen Ei¬ genschaften einiger verwandter Heilquellen betrifft, so hat die fortschreitende Wissenschaft längst darüber Aufschluß gegeben und derlei Behauptungen in das Reich der Hirngespenste ver¬ wiesen*), gleichwie sie die irrigen Ansichten über die Ent¬ stehung und Wirkungsweise derselben berichtiget hat. Man betrachtet die Heilquellen nun eben so wenig „für einen un° mittelbaren Ausfluß der Gottheit" (Senecca), als man sie für „Thränen verstossener Engel" (Origines) ansieht, und träumt nicht mehr von electrischen, galvanischen und magneti¬ schen Agentien, die niemals Bestandtheile von Quellen sein können, sondern erklärt sich die überraschende Wirkung der Bäder auf ganz natürliche Weise; es gibt nun keine Heil¬ quellen „eigener Art," keine „lebendigen Wässer," noch solche, „die sich jeder Analyse entziehen." Man geht vielmehr von *) »Wie weit man in dieser Beziehung Dinge hcrzuholen versucht hat, deren Ursachen ganz nahe liegen, ergibt sich daraus, daß man z, B. das Ausleben halbvcrwclktcr Blumen im Gastciucr Wasser einer eigcn- thiimlichcn Kraft zugeschriebcn hat; eine poetische Hypothese, welche durch corrcspondireude Versuche mit gleich warmen Brunnenwasser alles Grundes beraubt wird.« Vetter, in seinem bekannten Werke. Berlin I8Z5. 16 dem durch tausendfältige Beobachtungen bestätigten Grundsätze aus, das die Natur von ihren Gesetzen nirgends Ausnahmen macht, und daß gleiche physikalisch-chemische Eigenschaften eines unorganischen Körpers auch gleiche Wirkungen haben. Dieß voransgeschickt, wird es nicht schwer sein, unserer Therme jenen Platz zu bestimmen, den sie unter ähnlichen Quellen einzunehmen verdient. Die genaue, mit Meisterhand ausgeführte Analyse derselben stellt sie neben Pfäffers, Ga¬ stein und Plomb ieres, mit denen sie gleiche Eigenschaften und gleiche Bestandtheile hat. Wichtiger als die höchst unbedeutende Abweichung in der chemischen Zusammensetzung dieser Thermen, die auf ein Civil- Pfund kaum — '/l„o eines Granes beträgt, ist die Ver¬ schiedenheit in ihrer Temperatur, die auf den ersten Anblick von Bedeutung zu schein scheint. Mit Pfäffers und Römer¬ bad hat zwar die Franz-Josefs-Quelle eine beinahe gleiche Temperatur (30 —> 31 " R.), nicht so aber mit Neuhaus (28 °), mit Wildbad im Schwarzwalde (27 —- 29 ") und mit Gastein (36 — 38 "). Man könnte glauben, daß eben die größere Wärme der letzteren Quelle von Wichtigkeit sei, da man die Stärke der Bäder gewöhnlich nach den Wärmegraden derselben beurtheilt und sie für desto kräftiger hält, je heißer sie der Erde entströmen. Allein diese Ansicht hat nur daun etwas für sich, wenn es sich um Temperatursgrade unter der menschlichen Blutwärme handelt, weil solche Quellen erst künstlich erhitzt werden müssen, und dadurch einen Theil ihrer flüchtigen Bestandtheile verlieren; in Bezug ans heißere Quellen ist sie schon deßhalb ganz falsch, weil Niemand in einer höheren Temperatur, als 31 ° N. baden kann, ohne sich der Gefahr anszu- setzen, nachtheilige Wirkungen erfahren zu müssen. Es haben daher nur jene Thermen den größten Werth, die ohne alle 17 künstliche Veränderung ihrer Wärme, wie sie aus dem Schooße der Erde hervorbrechen, benützt werden können, deren Tempe¬ ratur also zwischen 28—30 " R. fällt. Zp ezielle Krankheiten. Die speziellen Krankheiten, in denen die Franz-Josefs- Quelle Ausgezeichnetes leistet, sind dieselben, welche sich für den Gebrauch der Akratothermen überhaupt eignen. Ihre Wirkungen sind stärkend, besänftigend und auflösend zugleich; drei Wirkungen, die anscheinend einen Widerspruch bilden, weil wir sie vereinigt in keinem anderen Heilmittel finden. Wo eine gelinde Belebung ohne Erhitzung, eine Stärkung ohne Contrahirung, eine Auflösung ohne Schwächung erzielt werden soll, da sind diese Bäder am Platze. Erfah¬ rungsgemäß haben sie sich vorzüglich hilfreich bewiesen: i. in allen Arten von allgemeiner und örtlicher Schwache. Vor allem gehört hieher: Schwäche mit dem Karakter der erhöhten Reizbarkeit (des Eretismus). Ein zarter Körperbau, ein leicht erregbares Gemüth, frühzeitige geistige Entwicklung auf Kosten des Körpers disponiren dazu, und die Ausbildung der Krankheit bewirken entweder SLfteverluste, (Schleim- und Blutflüsse, lange dauernde Eiterungen, fieberhafte Krankheiten, Typhen rc.), oder übermässige geistige Anstrengungen, sitzende Lebensweise, GemüthSaffecte u. s. w. Bei Männern ist sie oft Folge von häufig wiederkehren- dcn Hämorrhoidal-Blutungen, von Rückenmarks-Irritationen nach geschlechtlichen Ausschweifungen, tritt aber nicht selten auch nach Mißbrauch geistiger Getränke auf. Beim weiblichen Geschlechte gehen ihr gewöhnlich Anomalien der Menstruation 2 18 (kolikartige Schmerzen und Krämpfe beim Eintritte derselben) voraus, häufiger aber erscheint sie nach Abortus, nach zu schnell auf einander folgenden Geburten, zu lange fortgesetztem Stillen der Kinder, nach Blut- und Schleimflüssen, besonders wenn gleichzeitig deprimirende Gemüthsaffecte eingewirkt haben. Die einzelnen Formen, unter denen diese Schwäche vor¬ kommt, sind unendlich verschieden, und ihre Hartnäckigkeit und Wandelbarkeit ist eine wahre Geduldprobe für Aerzte. Von der einfachen Muskel- und Nervenschwäche können sich die Erscheinungen zur hypochondrischen und hysterischen Beschwerde steigern; es stellen sich Zittern der Glieder, Schwindel, Schwäche des Gesichtes und Geistes, Migräne, Magenkrampf, klonische Krämpfe ein, die oft in Veitstanz und epileptischen Anfällen auSarten. Eben so schnell- als diese Erscheinungen eintreten, sind sie oft wieder verschwunden, um früher oder später wiederzukehreu. Zum Theil gehört in diese Klasse von Schäche auch jener Zustand, der sich ohne Zeichen einer besonderen Krank¬ heit zu dem etwas früheren Eintritt des Alters gesellt; „es sind jugendliche Greise," sagt Körner, „die in dumpfer Stu- benlnft über dürren Arbeiten verwelken." In allen diesen Krankheitszuständen sind die Thermal¬ bäder unersetzliche Mittel. Ihre Anwendung erfordet jedoch genaue Regulirung der Temperatur, die je nach dem Grade der Reizbarkeit gemässigt oder erhöht, dem Zustande des Kranken angepaßt werden muß. 2. In Lähmungen. Sie sind bisweilen Folgen des eben beschriebenen Schwächezustandes, häufiger aber metastati¬ scher Art. Rheumatismen, Gicht, zurückgetretene Hautaus¬ schläge, unterdrückte Schweiße können sie herbeiführen und ihre fernere Ausbildung begünstigen. Einen großen Ruf hat 19 sich Gastein in traumatischen, rheumatischen und gichtischen Lähmungen, dann in alle» vom Rückenmarks ausgehenden Paralysen erworben, sofern ihnen nicht unaufsaugbare Extra¬ vasate oder unheilbare Zerstörungen innerer Theile zu Grunde liegen. Jedoch nicht immer tritt schon nach den ersten Bädern Besserung ein, oft scheint sich der Zustand des Kranken sogar zu verschlimmern, was aber vom Fortgebrauche der Kur nicht abhalten darf. Mir ist ein Fall derart im Gedächtnisse, den ich 1850 im Nömerbade beobachtet habe. Das Subject war ein starker, 35 Jahre alter Mann; onanitische Ausschweifungen schienen die Ursache der Krankheit zu sein, und eine empfind¬ liche Stelle in der Mitte der Wirbelsäule ließ über den Sitz des Nebels keinen Zweifel mehr übrig. Sowohl Hände als Füße waren unvollkommen gelähmt, besonders letztere, so daß der Kranke selbst mit Hilfe von Krücken allein nicht zu gehen vermochte. Nach ungefähr zehn Bädern, die er in eben so viel Tagen genommen, war der Zustand trostloser als zuvor; Patient konnte sich im Bette allein nicht mehr umwenden und die Füße schienen ihm wie Blei am Körper zu hängen. Erschreckt durch die Verschlimmerung seines Leidens, war ich schon im Begriffe, die Kur gänzlich aussetzen zu lassen und nur dem einsichtsvollem Arzte, Herrn Landesmedizinal-Rathe vi. v. Vs iiöss, der mich in schwierigen Fällen so oft mit seinem Rathe unterstützte und dessen edle Humanität ich nicht genug rühmen kann, verdankt es dieser Unglückliche, daß die Kur fortgesetzt und ein höchst günstiger Erfolg erzielt wurde. Erst nach 3 Wochen trat ausfallende Besserung ein und weitere 3 Wochen genügten zur völligen Herstellung des Kranken. 3. Gicht und rheumatische Met. In keiner Klasse von Krankheiten werden Bäder so häufig benützt, als gerade in dieser; ein Beweis, daß sie unter allen dagegen empfohle- 2* 20 neu Mitteln am wirksamsten sind. Auch im Kaiser-Franz- Josefs-Bade weist die Kurliste fast die Hälfte aller Gaste als Gichtkranke aus. Häufig werden jedoch beide Uebel ver¬ wechselt und für einerlei gehalten. Die gewöhnlichsten Formen waren herumziehende oder festsitzende Schmerzen in verschiede¬ nen Theileu, Kreuz-, Lenden- und Hüftschmerzen, Ischias, anomale Gichtleiden und die zahlreichen Folgekrankheiten der¬ selben. Die erste Wirkung der Bäder bedingt eine gesteigerte Capillargefäßthätigkeit, wodurch Aussaugung ergossener Exutate eingeleitet und Krisen, (sich dnrch starken Bodensatz im Urin kund gebend) herbcigeführt werden. In allen Fällen der Art, wo das Leiden mehr allgemeiner Natur ist, Digestionsstörun¬ gen, Blutüberfüllungen in den Unterleibsorganen, Reizungen einzelner Nervenpartien und Decrepidität beobachtet wurden, zeigte sich der kürzere Gebrauch des Bades von Nutzen; wo aber das Gegentheil statt fand, wo Affectionen durch gichtische Ablagerun¬ gen zu beseitigen waren, wo Knoten geschmolzen, Contracturen aufgelöst werden sollten, war ein längeres Baden sehr vor- theilhaft. „Besonders günstige Erfolge," sagt I)>. Kleinhans in seiner kleinen Broschüre über das Kaiser-Franz-Josefs- Bad, „zeigte die Badekur bei mehreren hartnäckigen Fällen von Ischias, die allen früheren Behandlungen getrotzt hatten, öftere Rezidiven machten, und die Kranken mit dem Scheine der Besserung täuschend, beim nächsten raschen Witterungs¬ wechsel desto schmerzlicher überfielen. Der Gebrauch halbstün¬ diger Bassinbäder sammt Douche brachte allen Heilung." 4. Des Anschoppungen der Eingeweide und Drüsen. Viel zu wenig hat man den Gebrauch der Thermen in diesen Krankheiten benützt; nur darf man unter Anschoppungen nicht gröbere Anhäufungen im Darmkanale verstehen, wo allerdings Bäder nicht passen und auflösende salzige Heilquellen (Rohitsch, 21 Karlsbad rc.) eine weit zweckmässigere Anwendung finden. Bei Anschoppungen und chronischen Anschwellungen der Milz, der drüsigen Organe, der Gebärmutter, bei passiven Conge¬ stionen, Hämorrhoiden rc. haben sich dagegen unsere Bader höchst wirksam erwiesen und können in solchen Leiden nicht genug angerühmt werden. 5. In chronischen Katarrhen, namentlich des Halses, Kehlkopfs und der Luftröhre, wo die warmen mit Kohlen¬ säure geschwängerten Thermaldämpfe so überaus wohlthätig wirken. 6. In Frauenkrankheiten, welche in Schwäche oder Stockungen im Uterinsistem ihren Grund haben. Vorzüglich gehören hieher: Anomalien der monatlichen Reinigung, (gewöhnlich mit krampfhafter Reizbarkeit verbunden, oder auch primär auf Eretismus des Uterinsistems beruhend,) die Blei ch- sucht, passive Blut- und Schleimflüsse, Neigung zu Abortus und Unfruchtbarkeit. „Die Fälle, wo das Franz- Iosefs-Bad sehr günstig wirkte, waren entweder aus allgemeiner Anämie stammende Leiden, wo das kürzere Bad und der Land¬ aufenthalt vortrefflich wirkte; oder es waren chronisch entzündliche Affectionen des Mutterhalses, der Eierstöcke rc. mit den verschie¬ denen Folgezuständen, die man hysterische zu nennen pflegt, oder es waren öfters wiederkehrende und leicht recidivirende Entzündungs- und Ausschwitzungsprozesse des Bauchfells da, die ihrerseits wieder durch Druck und Zerrung allerlei Uebel- stände erzeugten. Besonders in einem Falle — Frau Baro¬ nin A- — , wo nach öfteren Bauchfellentzündungen eine schmerzhafte Empfindlichkeit des Unterleibes zurückgeblieben war, die sich fast wöchentlich zu heftiger Kolik steigerte, mit gewaltsamen Erbrechen und langen darauffolgenden Ohnmäch¬ ten , wurde durch eine dreimonatliche Knr das glückliche Resul- — 22 _ tat erreicht, daß bis jetzt (ein ganzes Jahr) nicht die mindeste Mahnung an das frühere Uebel sich gezeigt hat." *) 7. In Krankheiten der Dtase und der übrigen Harn- wcrkzeuge, welche fast immer mit einer krampfhaften Reiz¬ barkeit verbunden sind, wie bei Blasenkrämpfen, Schwerhar¬ ren, Blasenhämorrhoiden, veralteten Trippern, chronischen Anschwellungen der Prostata rc. 8. In chronischen Hautkrankheiten, namentlich bei großer Trockenheit, Sprödigkeit und krankhafter Reizbarkeit der Haut, hartnäckigen Flechten und überhaupt bei allen Formen von chronischen Ausschlägen, die als Folge einer fehlerhaften Hautknltur anftreten. Die äußerst fein vertheilte und im Wasser gelöste Thonerde ertheilt demselben eine ange¬ nehme seifenartige Beschaffenheit, welche Damen nicht genug rühmen können. Sie betrachten diese Bäder daher als ein wahres Verjüngungsmittel der Haut, welches Manche allen anderen Toilettmitteln vorziehen. 9. In iiußcrcn Krankheiten. Die günstigen Wirkungen der Akratothermen bei gequetschten Wunden, deren Eiterung durch eingedrungene Körper fortwährend unterhalten wird, bei schlechten Vernarbungen, «tonischen Fußgeschwüren u. s. w. haben sich vielfach bewährt und namentlich hat sich das Franz-Josefs-Bad bei varikösen Geschwüren und Anschwellungen der Gefäße an den Schenkeln der Frauen einen sehr günstigen Ruf erworben. ') Dr. Klemhans, das Kaiscr-Franz-Josefs-Bad bei Tüffer. Leipzig lsso. - 23 Gegen-Anzeigen. Unter Gegen-Anzeigen versteht man solche krankhafte Zustände, welche den Gebrauch irgend eines Heilmittels ver¬ bieten. In Bezug auf warme Bäder gehören hieher: 1. chronische Krankheiten des Herzens und der großen Gefäße, (aneurysmatische Ausdehnungen derselben); 2. alle fieberhaften Krankheiten, besonders wenn sie mit Desorganisationen und bedeutenden Wasseransammlungen ini Innern verbunden sind; 3. die krebssige vnd scorbutische Diskrafie. Die apoplectische Anlagen, die man in vielen Kurorten so fürchtet, bildet keine Contra-Indikation gegen den Gebrauch unserer Bäder; denn ich habe nicht selten beobachtet, daß sehr gefahrdrohende Congestionen während des Kurgebrauches ver¬ schwanden. Wahl der Kurzeit. Die klimatischen Verhältnisse der Hochalpenbäder Gastein, Pfäffers, Lenk re. gestatten den Kurgebrauch nur in den Mo¬ naten Juli und August, woraus sich die Ansicht festgestellt und auch ans andere Bäder übertragen zu haben scheint, daß diese Monate für den Besuch der Kurorte überhaupt die ge¬ eignetsten seien. Für die steirischen Bäder, die sämmtlich weniger als 800 Fuß über dem Meere liegen und meistens vor rauhen Winden geschützt sind, ist diese Ansicht gewiß nicht die richtige. Die Hochsommermonate passen in unseren Bädern nur für jene, die an gichtischen Uebeln leidend, gegen jeden kleinen Temperaturswechsel äußerst empfindlich sind, oder die 24 vorzugsweise das regere Leben, die Genüsse und Unterhaltungen der Kurorte aufsuchen wollen, an denen es auch in unseren Bädern nicht fehlt. Sehr reizbare, nervenschwache Personen dagegen thun besser, die sogenannten Hundstage nicht zur Kur zu verwenden, die ihnen gewöhnlich auch ohne der Anwendung warmer Quellen sehr übel bekommen. Der günstigste Monat zum Kurgebrauche im Kaiser- Franz-Iosefs-Bad ist unstreitig der Juni, und nach diesem die zweite Hälfte des August. In dieser Zeit erreicht die Hitze selten eine für die Gesundheit nachtheilige Höhe, die Witte¬ rung ist in der Regel anhaltend schön und die Lufttemperatur zwischen Tag und Nacht ziemlich gleich. Minder Bemittelte, die Ursache haben, auf die Kosten der Kur Rücksicht zu nehmen, mögen die Monate Mai oder September bis in den Oktober hinein wählen) welche durch das ausgezeichnete Klima in Südsteiermark so begünstiget sind; die Preise für Wohnungen sind in diesen Monaten um mehr als ein Drittel billiger, als in der besuchteren Badezeit, wo der Andrang der Kurgäste größere Auslagen nothwendig macht. 25 Zai)e-Ülkimmg. 1. Die Bäder werden täglich um 5 Uhr Morgens ge¬ öffnet und Abends um 9 Uhr geschlossen. Eine Stunden- Eintheilnng für Bäder im Kurbassin findet nicht statt; es steht jedem Kurgaste frei, so lange das Bassin gefüllt ist, zu jeder beliebigen Stunde zu badeu und die Badezeit nach Be¬ darf auszudehnen. Separat- und Wannenbäder werden nach Stunden vergeben. 2. Den Fremden, welche nicht Kurgäste sind, ist der Eintritt in das Kurbassin nur von 10 bis 12 Uhr Vormit¬ tags und nach 6 Uhr Abends gestattet. Als Kurgäste werden nur Jene betrachtet, die in der Anstalt wohnen und sich wenigstens 5 Tage daselbst aufhalten. Auswärtige Parteien müssen Abonnements-Karten lösen und sich als Kurgäste bei der Direction eiutragen lassen, weil sie sonst als Fremde an¬ gesehen werden. 3. Die in der Anstalt wohnenden Kurgäste haben nicht nöthig, Abonnements-Karten zu lösen, weil sie dem Badearzte ohnedem bekannt sind und sämmtlich als Abonnenten für das Kurbassin eingetragen werden. Wer davon eine Aus¬ nahme machen will, hat es der Direction anzuzeigen. 4. Der Lese-Salon, in welchem sich das Forte- piano, die Zeitungen und die Bibliothek finden, ist ausschließlich zur geseligen Vereinigung der Kurgäste bestimmt, denen es jedoch unbenommen bleibt, Fremden und Besuchsgästen den Zutritt zu gestatten. 26 5. Niemanden ist es erlaubt, Zeitungen, Musikalieu oder Bücher aus dem Lese-Salon zu entfernen; doch können gelesene Zeitungen, wenn sie durch neue ersetzt sind, auf die Zimmer gegeben werden. 6. Eine sogenannte Kurtafel Ckadlo ll'büto) wird nur dann eingeführt, wenn sich die Mehrzahl der Kurgäste dafür entscheidet. Der Preis derselben ist 60 kr. öst. W. für die Person. Außerdem steht es Jedermann frei, entweder in der Restauration oder auf seinem Zimmer nach Couverts oder auch portionenweise nach der Karte zu speisen. In dem zunächst der Kegelbahn befindlichen Wirthshause findet man um 12 Uhr einen Tisch mit 3 Speisen um den mäßigen Preis von 25 kr. öst. W. 7. Wer eigene Küche zu führen beabsichtigt, findet hiezu im Rödel'schen Wohnhause (nahe beim Bade) eine ge¬ eignete Lokalität, und kann die nöthigen Erfordernisse aus der Anstalt beziehen. Daselbst werden auch abgesonderte Woh¬ nungen von 3 und 6 Zimmern als Sommerwohnungen billigst vermiethet. 8. Wegen der geringen Entfernung des Bades von der Eisenbahnstation wird nur in der besuchtesten Kurzeit eine Art Omnibusfahrt nach der Badeanstalt unterhalten. Der Fahrpreis beträgt 10 kr. öst. W. für die Person. Ein Lohn¬ diener, der bei Ankunft des Trains immer am Bahnhofe bereit ist, nimmt das Gebäck in Empfang und besorgt die richtige Zustellung desselben. 9. Briefe und Pallete werden sowohl in der Richtung nach Wien, als Triest und Agram täglich zweimal durch das k. k. Postamt befördert. Außerdem befindet sich am Bahnhofe ein Telegrafenamt, welches auch Privat-Depeschen aufnimmt. 27 10. Dem in der Anstalt bestellten Dienstpersonale ist es zur strengsten Pflicht gemacht, allen billigen Wünschen der Kurgäste Genüge zu leisten. Im gemeinschaftlichen Interesse der ganzen Gesellschaft werden sowohl Fremde als Kurgäste ersucht, allfällige Beschwerden gegen die Dienerschaft, oder sonstige Anstände zur Kenntniß des Directors zu bringen. 11. Vormerkungen auf Wohnungen besorgt die Direc- tion des Kaiser-Franz-Josefs-Bades zu Markt Tüffer in Steiermark, wo auch auf allfällige Anfragen bereitwilligst Auskunft ertheilt wird. Franz - Josefs - Bad und Römerbad Tüffer werden häufig verwechselt, was besonders für die mit der Eisenbahn Reisenden sehr unangenehm ist. Die Eisenbahnstation für letzteren Kur¬ ort ist „Römerbad", auch schlechtweg „Bad Tüffer" genannt. Die Post- und Eisenbahnstation für das Kaiser- Franz-Josefs-Bad heißt: „Markt Tüffer". 28 Ein Abonnement versteht sich für fünf auf einander folgende Tage, gleichviel ob täglich ein oder zwei Mal gebadet wird. Für weniger als 5 Tage wird kein Abonnement ange¬ nommen ; auch findet für etwa ausgelassene Bäder keine Rück¬ vergütung oder Abrechnung statt. Für Benützung der Douche wird nichts gerechnet. Zusätze zu Bädern, namentlich von Schwefel, Eisen, Molke, Kräutern rc. dürfen nur in den Wannenbädern und auf ärztliche Anordnung gemacht werden. Rade-Bedienung. Dem Bademeister — resp. der Bademeisterin — sind für jeden Abonnementstag (bei Einzeln-Bädern für jedes Bad) 5 kr. ost. W. an Bedienungsgebühr zu entrichten. Für das Waschen, Trocknen, Rollen und Znstcllen der Badwäsche sind täglich 3 kr. zu bezahlen. *) Die im Tarife I. angegebenen Preise gelten für Bäder, welche nach I» Uhr Vormittags und nach 6 Uhr Abends genommen werden, wo auch Fremden und Betüchsgästcn das Baden im Kurbassin gestattet wird. Der Tarif II. dagegen versteht sich für die Kurbäder, während deren Dauer, außer den Badgästcn, Niemanden der Eintritt in das Kurbasstn erlaubt ist. 29 30 31 Bei jedem Zimmer und jedem Kabinette ist ein Bett mitgerechnet; im Falle daher Sitzzimmer oder überhaupt Zimmer ohne Betten verlangt werden, sind für jedes abgegebene Bett täglich 20 kr. öst. W. vom Zimmerpreise in Abzug zu bringen. Dagegen sind für Extra-Betten, wenn solche (für mehrere in 32 einem Zimmer wohnende Kurgaste) verlangt werden, nach¬ stehende Beträge zu entrichten. Für ein vollständig aufgerichtetes feines Bett Pr. Tag „ eine Bettstelle mit gefülltem Strohsack . . „ eine Matraze. „ eine Decke „ ein Paar Leintücher. „ einen Polster. Oest. W. fl. kr. 20 8 10 4 5 3 Zimmer -Mikiiling. Dem von der Anstalt bestellten Zimmermädchen ist für die gewöhnliche Zimmerbedicnung, worunter das Aufräumen, Auskehren, Aufbetten und Wasserholen verstanden ist, täglich 5 kr. oft. W. zu entrichten. Parteien, welche eigene Dome- stiquen haben, sind von der Entrichtung dieser Taxe nicht frei, wohl aber unbemittelte Gäste, welche gar keine Bedienung beanspruchen. Sämmtliche Bedienungstaxen (sowohl für Zimmer- als Bade-Bedienung) werden zur Vermeidung von Anständen in der Kanzlei nach dem Tarife berechnet, eingehoben und an die Dienerschaft verabfolgt. Die in allen Bädern übliche Kurortstaxe, welche im Franz-Josefs-Bade ausschließlich zur Bestreitung der Anlagen, für Zeitungen rc. verwendet wird, und wovon ein etwaiger Ueberschuß zür Unterstützung armer Kurgäste dient, ist von jedem Kurgaste, wie bisher, in dem mäßigen Betrage von 2 fl. öst. W. zu entrichten. Die Herren Aerzte, sowie Fremde, die sich nur einige Tage in der Anstalt aufhalten, dann unbe¬ mittelte Kurgäste sind davon frei; Kinder und Dienstboten zahlen die Hälfte. Eine Musik - Taxe findet nicht Statt, und werden die dießfälligcn Auslagen von Seite der Anstalt be¬ stritten. iri