für Vaterland, Kunst/ Wissenschaft und geselliges Leben. 3^ 5O« V»N8t«3 ÄSI» 22. «5un». R84'3« Gin weißes Band. Dorfgeschichte von Dr. Rudo lp h P u ff. (Schluß.) III. Auch das Herz hat seine Pole, So wie jeglicher Magnet, Der uon Liede sich zum Grolle Eigensinnig rückwärts dreht. «KIch erlasse meinen Leser» eine große Abtheilung mei-l'er Episode, die mit dem erwähnten Gastmahle bei Georg begann, wobei der Hausherr zuletzt gar einschlief, der Magister und die übrigen Alten laut und munter, ich und Anna seelenvergnügt, der Müller grüngiftig und der ästhetische Schulgehilfe so sehr Weinkermer wurde, daß seinen Genossen nichts übrig blieb, als ihn zur Mühle zu schleppen. Von jenem Tage an hatte sich die Stellung aller Parteien so ziemlich deutlich gesondert: der Müller und ich standen als ernstliche Nebenbuhler gegenüber, zwischen de-ncn Anna in gleicher Theilnahme und auch in gleicher Kälte zu schwanken schien, mir daZ entscheidende Wort über Alles, was Geist, Frohsinn und höheres Leben betraf — dem Müller aber das große Urtheil über Dreschen, Viehmästung und Oelpressen überließ. Mit mir verbündet trat aus Achtung vor der Kunst der Magister— mit dem Müller der Gehilfe auf, Vater Georg wurde durch seinen Keller zur strengsten Neutralität bestimmt, und Turkus, der große Hofhund, gehörte zu jenen zweideutigen Alliirten, die es mit keiner Partei verderben wollen. Meine Ausflüge nach den: alten Nö'merthurme wurden nun um so häufiger, als an seiner Böschung Anna eine Bohnenlaube angelegt hatte, die vortrefflich gedieh und ihr Lieblingsplätzchen wurde. Desto seltener besuchte ich den mir anfangs so werth gewordenen Friedhof und zürnte mir selbst, daß dieß vielleicht gerade der Fall, weil Agnes fort und die Gräber ihrer Lieben vernachlässigt waren. Am unangenehmsten berührte es mich, daß mir Agnesens Ab'.'eise die weiße Seidenschleife vom Grabkreuze ihres Kindes verschwunden; doch tröstete mich der Gedanke, sie sey von ihr, als nun doppelt geheiligtes Andenken, mitgenommen worden. Der Krottenmüller wurde in seinen Bewerbungen immer feuriger, Anna gegen mich immer freundlicher, während der Gehilfe Hiero-nimus den Plenipotentiarius seines Freundes spielte und als solcher in gar lieblichen Mißtönen zur Zither unter Anna's Fenster Ständchen sang, welche Turkus begleitete, während sie Arnek, seit meinem Friedensquartiere nur mehr ein zeitweiliger humorischer Besuch, gewöhnlich als unwillkommenes Echo vom Walde aus persiflirte und bei dieser Gelegenheit manch' schönes Liedchen und den alten Vo8na (Auferstehung und Frühling, v>'—8N9, aus dem Schlafe erwachen, feiern die Wenden so gerne nach derselben Grundidee) zum Besten gab, um welches ihn alle slavischen Alterthumsforscher beneidet hätten, zeitweise aber wieder den edlen Hieroni mus, wenn auch mit keinem nationalen Höhne, doch mit seinem Geschrei beglückte. Wenn er aber im Wirthshause selbst erschien, so hänselte er den guten Gehilfen immer mit der burlesken Scene, wie selber am letzten St. Georgstage seine Rolle so unglücklich gespielt, daß er, des feurigen Weines zu voll, unter den Kränzen erlegen und sich beim beliebten Liede: ^'c<; in M38ll) ^no^imo. (Den grünen Georg führen wir Und bitten um Eier und Schmalz dafür.) den stillen Nachruf »xslLuiß-a vsla" erworben habe. Eine Hochzeit ist in jedem Dorfe, noch mehr aber bei den Gebirgswenden, die man dörferweise gruppirte Familien nennen könnte, immerhin ein großartiges und wichtiges Ereigniß, bei dem die einflußreichen Nebenpersonen wichtiger, als die Hauptpersonen sind, wie man bei Leichen-zügen sich weniger um den Todten, als um die Erben kümmert. Mein friedliches Sorgenfrei in Georg's Hause war zum Festplatze für die Hochzeiter bestimmt worden. Der Krottenmüller und der Gehilfe machten sich als 8»vo!ni (Hochzeitbitter) gewaltig viel zu schaffen und ließen mir es wo möglich oft fühlen, wie wenig am fremden Gaste bei dieser Veranlassung gelegen sey. Am Hochzeitstage entfernte sich Anna mit ihrer, zur zweiten Kranzjungfrau (8V2l«;vci) erwählten Gefährtin so früh vom Hause, daß mir nur das Nachsehen aus dem Fenster blied, bei welcher Gelegenheit ich bemerkte, daß der schimmernde Kopfkranz dem schlanken Mädchen ein fast feenhaftes Aussehen verlieh, zu welchem ein weit hinfiatterndes weißes Band noch das seinige beitrug. Und doch war es sonderbarer Weise gerade dieses Band, - 198 welches mir die sonst so liebliche Erscheinung beinahe unheim-lich machte. Ich schlenderte nach meiner Gewohnheit zur Laube am Römerthurme, und kehrte erst nach Hause zurück, als der Hochzeitszug aus der Kirche, unter Vortritt der mit bunten Tüchern geschmückten Fahnenträger, von Musik und Pistolen-Knallen umlärmt, von schreienden Jungen gefolgt, welche sich die kleinen Brote aus den am Gesträuche aufge-hängten Korben trefflich munden ließen, eben dahin seinen Weg nahm. Anna, ungewöhnlich heiter, was mir gerade bei einer Braut immer mißfällt, warf mir einen feurigen Blick zu, über welchen der Krottenmüller sich in die fahlen Lippen biß. Ich aber hatte nur Augen für das verhängniß-volle weiße Band, denn, beim Himmel, war ich entweder meiner Sinne durchaus nicht mächtig — oder nein, nein! es war nicht denkbar, dies; weiße Band mußte ich am Kreuze bei den Grabhügeln von Agnesens Lieben gesehen haben. Mein Platz an der Tafel an Anna's Seice gab mir leider die Gelegenheit, mich von jedem Zweifel zu befreien. Es war dieselbe Form, dieselben Einschnitte im Bande, ja sogar zwei leichte grüne Flecken, wie ich sie früher von den Blumenstengeln daran bemerkt hatte. Mit meiner guten Stimmung, mit meiner Vorliebe für das Mädchen , mit allen drei Himmelstugenden des Herzens war es vorbei, die Scherze des vl-li/.l)imj, die Witze des Baßgeigers gingen ohne Nachklang an mir vorüber; bei den Toasten schnitt ich ein Gesicht, wie ein Leichenbitter, und mitten im lustigen Jubel wurde mir so weh und bang, daß ich mir mit der Frage Luft zumachen wußte, woher Anna das weiße Band genommen. »Kaspar, der Mütter, brachte es mir zum Geschenke", antwortete das Mädchen mir so unbefangenem Lachen, daß ich neuerdings aus der Fassung kam, und nur mühsam die Einwendung stotterte: mir dünke, selbes erst bei Agnes, dann am Grabe ihres Kindes gesehen zu haben. »Darum kam es mir so bekannt vor," versetzte Anna; »richtig! ja, an den grünen Flecken da und an den Ausschnitten, daran erkenne ich es jetzt vollständig; wird sich das Band wundern, von der Hochzeit zum Friedhofe und von dort wieder zur Hochzeit gekommen zu seyn. So gnr ist es noch keiner Braut, geschweige einem Bande gegangen!" Sie nippte lustig aus dem Glase und warf dem Müller einen dankbaren Blick zu. Ich aber war aus allen meinen Himmeln gefallen; mir schien es, als müßten die Todten haschen nach dein Flitterkranze, als müßten die Gräber ihre Opfer verlangen; die grünen Flecken leuchteten mir wie brennende Thränen, die Ausschnitte wurden zu gebrochenen Herzen, und als der rothhaarige 8»vcin nach Landeösitte mit der 6!l)lmx», die er vom Tische nahm, die Flucht ergriff, und Alt und Jung ihm nachstürmte, da nahm auch ich meine Gelegenheit wahr, eilte in meine Kammer und war in fünf Minuten reisefertig, meine Liebe war ans Grab gebunden. Eben als ich zur Thüre hinaus wollte, schlich der Schulgchilfe, rückwärts spähend, mit der geraubten (illi»«^ herein, mein Asyl für seineli Witz sich wählend. Erboßt stülpte ich ihm das weiche, heiße Gebäck über den Kopf, daß er laut aufschrie und mit den Händen den klebrigen Käs aus dem rothen Barte wühlte; ich aber eilte dem nahen Walde zu und freute mich innig, in der ersten Weidhütte meinen Arnek zn treffen, der freilich nur für mein Aben-theuer, nicht aber für den Aufruhr in meinem Innern, Sinn und Fassung hatte. Ob Anna und Kaspar Hochzeit machten und dabei Hieron i'inus wieder mit der (,ili»i,/.a entfloh, hat mir kein Tag und kein Beiblatt vom Pachern gemeldet, wenigstens wurde ich nicht zu Gaste gebeten. Gin Schattenspiel. Crimmalgeschichte von Wilhelm K l i n g e r. (Aus der «Wiener Zeitschrift.« Zu Anfang dieses Iahrhundertes lebte in Schleswig ein sehr reicher Edelmann, ich glaube gar, ein Graf; doch kann ich mich weder daranf, noch auf seinen Namen besinnen, wohl aber noch recht gut auf den Mann selbst. Es war eine kleine, stark verwachsene Figur, mit einem unaussprechlich häßlichen, schwarzbraunen Gesichte, und dabei — wunderliches Spiel der Natnr! — besaß er die schönste Te-norstimme, die je gehört zn haben ich mich erinnere. Mir seiner schönen Stimme im Einklang stand sein Charakter; seine Wohlthätigkeit und Leutseligkeit wurden von den Geringeren eben so sehr gerühmt, als von seinen Standesgenossen seine feine Weltbildung, seine gründlichen Kenntnisse in allen Fächern des Wissens und seine geselligen Talente; auch soll es im entscheidenden Augenblicke ihm durchaus nicht an persönlichem Muth gefehlt haben, aber eine allzu große Sanftmuth und Weichheit war Schuld, daß mancher junge Haudegen-— wie es deren zu jener Zeit nicht wcnige gab — wenn das Gespräch unter ihnen auf dieses Kapitel gerieth, spöttisch lächelnd die Achseln zuckte. Keiner aber hätte sich's jemals in den Siin, kommen lassen, den kleinen, häßlichen Edelmann offen zu verhöhnen, oder sonst ihn auf irgend eine Weise zu beleidigen, denn alle scheuten sich vor seiner schönen Gattin. Ja, der kleine, häßliche Baron besaß wirklich die schönste Fran, nicht nur in Schleswig, sondern im ganzen Herzogthume! Eine hohe, juno'sche Gestalt, mit einem Kopfe, welchen zu malen cincm Naphael, Titian und Van-dyk zu schaffen gemacht haben würde, denn dieses Gesicht, in seiner Iugendschöne, war sinnverwirrend. Aber so wenig nun die schöne Edeldame ihrem Gatten, was das Acußere betraf, glich > so wenig glich sie ihm auch in vielen andern Stücken! nicht als wäre sie weniger edel und für alles Gute empfänglich gewesen — aber als mutterlose Kleine von ihrem Vater, einem alten Haudegen von echtem Schrott und Korn, erzogen, war sie zur Jungfrau herangewachsen — cioe wahre Amazone! — vom Nähen, Stricken, Sticken, Kochen u. dgl. wußte sie uichts. Lesen konnte üe zwar erträglich, aber ich glaube, kaum mehr, als ihren Namen schreiben. Dagegen ritt sie ohne Scheu den wildesten Renner, focht auf Hieb und Stoß, 199 — und schoß mit der Pistole und der Büchse, zu Pferde da-hinjagend, den Vogel im Fluge. Es »var der wahre weibliche Perci Heis sporn, und dabei wagten es die ärgsten Lastermäuler nicht, ihre Tugend zu verdächtigen, und sie hing mit schwärmerischer Neigung und Verehrung an ihrem häßlichen Gatten, dem sie als IZjähriges Mädchen angetraut wurde; — kurz: es war eine merkwürdige Frau. Der Edelmann — hätt' er auch eben so viele Lust zum Jagen, zum Reiten und zum Fechten, als seine Gattin , gehabt — hätte doch um seines gebrechlichen Körpers willen darauf verzichten müssen; doch nimmer fiel es ihm ein, seiner Gattin, deren strengen Grundsätzen, ihre Pflicht betreffend, er vertraute — zu verwehren, diesen Unterhaltungen nachzugehen, und so streifte die Dame frei und un-befangen i„ den weiten Forsten ihres Gemahls herum und hielt sie im vortrefflichen Stande, wobei ihr alter Vater dann und wann zum Besuche kam und sie durch seinen Rath —. er war ein gewaltiger Forstmann — unterstützte. Bei dieser Gelegenheit empfahl der alte Herr einst seiner Tochter und deren Gatteu einen jungen Menschen, den Sohn seines Unterförsters, als einen treuen Diener, der auch tüchtige Kenntnisse im Forstfache besäße. Die jlmge Edeldame erinnerte sich des jungen Klaus — so hieß der Bursche — noch recht gut, und da ihr Gatte nichts dawider hatte, ent-schliß sie sich sofort, ihn als Kammerdiener in Dienst zu nehmen. Klaus war ein schöner, gewandter, junger Mensch, der sich bald nicht nur bei seinem Herrn, sondern anch bei seiner Herrin dergestalt einzuschmeicheln wußte, daß Beide ihm viel Vertrauen bewiesen, die Edeldame leider mehr, als man auch dem anscheinend treuesten Diener gewähren sollte. Klaus, wie es bei Menschen seiner Art der Fall ist, mißdeutete das Vertrauen seiner Herrin und baute darauf gewisse Pläne, hatte aber sehr bald guten Grund, einzusehen, daß diese Pläne nun und nimmer in der Art, wie er sich geschmeichelt, verwirklicht werden dürften. Schlauer Weise hatte er sich wohl in Acht genommen, sich und seine Hoffnungen zu verrathen; weder die Edeldame, noch ihr Gatce ahneten das Kleinste von seiner wahren Gesinnung, was er gehofft und was er jetzt brütete. Da mußte der Gatce der Edeldame eine dringende Geschäftsreise nach Kiel machen; die junge Frau hatte ihn begleiten wollen, ein Er-kältuiigsfieber, das sie sich auf der Jagd zugezogen, überkam sie aber am Tage vor der festgesetzten Abreise. Der Arzt erklärte, er könne unmöglich gestatten, daß sie in diesem Zustande ihren Gatten begleite, und da die Neise keinen Aufschub duldete, reisete der.Edelmann allein ab. Vor seiner Abreise hatte er seiner Gattin eine Casscttc mit wichtigen Papieren und darunter cin Packet mit Banknoten, im Betrage von nahe a'n 30.000 Thalern übergeben. Die Dame ließ diese Cassetre in ihr Schlafacmach dringen und verschloß sie in ihr Pnlr, in welchem sich gleichfalls eine bedeutende Summe in Geld befand, und dessen Schlüssel sie an einer rothseidenen Schnur um den Hals trug. Ueber dem Bette der Dame, an der Wand, hingen stets ein türkischer Säbel und ein Paar kostbare, geladene Pistolen, ein Geschenk ihres Vaters, und uncer dem Schutze dieser Waffen hielt sie sich bei ihrem leisen Schlummer, bei der Gabe, sich augenblicklich zu ermuntern, im Vereine mit ihrer Entschlossenheit , gegen jede Gewaltthat für gesichert. Ein von außen einbrechender Räuber oder Dieb würde anch ohne Zweifel seinen Tod gefunden haben; fand doch der leise schleichende Meuchelmörder die Unglückliche nicht ganz wehrlos, das bewies die starre, fest um den Säbelgriff geklammerte Hand der Ermordeten. (Schluß folgt.) Kletten. (Rus der „Pannonia.") 5 Nehmet Euch vor Leuten in Acht, die in ihren Gesprächen mit Euch sich der Ausdrücke: Freundchen, Herzchen, Brüderchen und dgl. bedienen, da sie es in Gesprächen über Euch gewiß auf Verkleinerungen absehen. ^ So oft ich vor Beginn eines neuen Stückes, welches einen unbekannten oder wenig bekannten Namen zum Verfasser hat, das Theaterglöckchen ertönen höre, kann ich mich gewöhnlich auch eines leichten Schauders nicht erwehren, denn ich glaube da immer, ein schauerliches Grabge-länte dringe zu meinem Ohre. ^ Das Geld muß sehr viel Luftiges enthalten, weil es viele aufgeblasene Narren, Windbeutel uud dgl. macht. Daher stammt wahrscheinlich auch die Redensart: »Geld ist mein Element." ^ »Anstand" lautet heut zu Tage allenthalben die Parole; und so kommt es denn, daß mancher alberne Fant der lächerlichsten Manieren sich befleißigt, in der Meinung, daß ihm Alles wohl anstehe. ^ Wenn ich irgend einen berühmten Namen unter einem schlechten Gedicht gezeichnet finde, so denke ich da immer an die Eigenschaft des Phosphors, der unter Was.-ser leuchtet. ^ Nichts ist so schlimm, was zu Zeiten nicht auch Gutes bietet: z. B. aus Lumpen stampft man Papier, auf dem Papiere ist schon mancher Ehrenmann von einem Lumpen tief verwundet und mancher Lump wicder durch einen Ehrenmann von seinem Irrwahne geheilt worden. Lumpen dienen also dem physischen wie moralischen Menschen zur Charpie. ^ Wenn ich ein Frauenzimmer durch die faden Reimereien irgend eines Poetleins gefesselt sehe, ach! da fällt mir immer die Zerstörung Troja's eiu, welches bekanntlich ebenfalls durch ein Pferd erobert wurde. ^ Gar mancher unserer heutigen Lustspieldichter scheint sich an das weil. Voltaire'sche Paradoxon zu halten. Dieses nämlich lautet: »Wer Lachen erregen will, wird selten geachtet." Unsere Lustspieldichtcr scheinen es daher mehr auf unsere Thränendrüsen, als auf unsere Lachmuskeln abzusehen. '» Tadelt mir die Milchverfälscherinen nicht; vielleicht ist es gerade ihre homöopathische Kunst, die durch den verdünnten Milchstoss das Gift zu heilen sucht, welches Mancher von uns leider mit der Ammenmilch einzusaugen pflegt. - 20U 5 Ein Witzbold wurde jüngst in einer Gesellschaft befragt: woher der Ausdruck »Kaffehschwestern" komme? uud er antwortete: »Kaffehschwestern sind menschliche Wesen, die darnm in Gesellschaft zusammenkommen, nm in's Gesicht sich einander etwas weis; zu machen und hinter dem Nucken einander zu verschwarzen." * Es gibt Menschen , die ihr Gewissen so mit Schnld beladen können, daß selbst die abgehärtetste Wucherseele daran zu schleppen hätte, und doch sagen solche Leute oft, sie hätten ein zartes Gewissen! Ja wohl ein zartes, d. h. ein so dünnes, leichtes, das; man dessen Daseyn vergebens auf die Spur zu kommen sucht. Rosen b erg. Feuilleton. Pins IX. unter den Schulknaben. — Die »Sti-ria" erzählt: Während am Abende des 9. Mai in eiuer, unweit der Kirche von St. Peter in Vinculis gelegenen Abendschule für Knaben aus der untereu Volksclasse die Preisaustheilung an siei-siigere Schüler Statt finden sollte, traten zwei in Mäntel gehüllte Geistliche ein, die schweigend und anspruchslos ihren Platz unter den in geringer Zahl anwesenden Zuschauern einnahmen. Niemand nahm auf sie Rücksicht, und schon wollte der Vorsteher, ein frommer, würdiger Priester, die Handlung durch eine kurze Rede beginnen, als plötzlich ein Schrei des Erstaunens die feierliche Stille unterbrach. Trotz der sorgsamen Verhüllung hatte man die beiden Geistlichen erkannt. Der Eine war Papst Pins IX. nnd der Andere sein Cabinettssecretär und Kammerherr, Monsignor Picco-lomini. — Eine der erhabensten und zugleich rührendsten Scenen fand nunmehr Statt. Ilnd kann man sich wohl etwas Rührenderes und zugleich Erhabeneres deuken, als das Oberhaupt der Christenheit, den geliebten Landesherr», in einer ärmlichen Schulstube in der Mitte von tiefem Erstaunen durchdrungener, zugleich aber auch wonnetrunkener Schul-knaben, die alle sich hinzudrängten, um dem liebevollen Herr. scher die Hände, das Gewand, die Füße zu küssen, während die nicht minder betroffenen Lehrer sich vergebens bemühten, die Kleinen einigermaßen in Ordnung zu erhalten? Gleich einem Wesen aus überirdischen Regionen stand der Papst unter den Knaben, und seine ganze Haltung, die nur von Liebe und Milde zeugte, schien die Worte des Erlösers: »Lasset die Kleinen zu mir kommen!" gleichsam schweigend anzudeuten. Wie würdig muß eine solche Scene nicht des Pinsels des größten Meisters seyn! — Nachdem die Ruhe einigermaßen wieder hergestellt worden war, ermunterte Se. Heiligkeit die Jugend zum Fleiße und zur Ausdauer, lobte den Eifer der Lehrer uud belohnte diese durch Geschenke goldener Medaillen, wahrend er den Knaben silberne schenkte. Unter den Segenswünschen und lautem Jubel Aller verließ der Papst die Schule. Vei einer Ueberschwemmnng — des Nhemstro mes wußte sich ein Hase auf einen im Anger stehenden Baum zu retten, und kletterte zwischen den Zweigen empor. Ein Schisser, der die Gegend mit seinem Nachen befuhr, erblickte den Hasen, schiffte an den Baum, lehnte den Nachen an den Stamm und kletterte dem Hasen auf dem Baume nach. Das Thier stieg immer höher, der Schiffer nach; endlich in Angst, stürzt der Hase von oben hinab in den Nachen, welcher durch die Erschütterung sich vom Baume irennt und mit dem kühnen Hasen stolz davon segelt, wäh- rend der Schiffer ganz verblüfft statt des Löfflers auf dem Baume sitzt. Papierkorb des Amüsanten. Neben dem Laden eines Bäckers in Pesth waren, wie wir im »Spiegel" lesen, allerlei Assichen an die Wand geklebt; in eiuer derselben fehlte über einem i der Punkt. Ein Herr wollte diesen Fehler verbessern, und da die Buchstaben zufällig gelb waren, ging er in den Bläckerladen, kaufte eine Groschensemmel und klebte sie über das i. War nun das i so unmenschlich groß, oder die Semmel so unmenschlich klein? Das Eine ist eben so leicht möglich, wie das Andere. Ucbrigens, versichert der »Glöckner", daß dieß kein bloßer Witz, sondern Factum sey! Ein witziger Chemiker will die Kunst erfunden haben, zwar nicht Gold, aber doch tausend Gulden auf chemischem Wege zu bereiten. Er sagt: Man nehme das sogenannte Ta usend gülden kraut uud gebe dazu Sauerstoff; nun wird folgender chemischer Prozeß vor sich gehen: Der Sauerstoff verbindet sich mit Kraut und bildet Sau erkraut, dadurch werden die Tausen dgu lden frei, welche der Chemiker zu beliebigem Zwecke verwenden kann. Ein geckenhafter Fremder fragte einen Eseltreiber in Wiesbaden: «Wie viel Esel seyd Ihr hier?" — Der Gefragte antwortete: »Darin richten wir uns uach der Zahl der Curgäste; je mehr Curgäste, desto mehr Esel haben wir." Ein Tapezierer in Wien hat einen Divan verfertiget, welcher sich auch in acht Betten umwandeln läßt; in der Mitte desselben befindet sich ein Springbrunnen, in dessen Becken sich Fische befinden. Also ein Dioan mit Fischfang. Schade, daß sich nicht auch eine Fasanerie und eine Jagd darauf befindet, sonst könnte man diesen Divan als kleines Landgut verwenden, sagt die »Theaterzeitung." Interessante (Korrespondenz. Mitgetheilt von Joseph Partei,- Igg am 13. Juni 18't7. Unser vaterländischer Missionär, Herr Ignaz Knoblecher, ist von seiner Wallfahrt in's heil. Land bereits wieder in Alerandrien angekommen. In einem Briefe aus besagter Stadt <1clo. 11. Mai 1847 theilt er mir die Versicherung mit, im heil. Lande für seine Wohlthäter und Freunde am heiligen Grabe, am Ealvaricnberge und vorzüglich in der Grotte zu Bethlehem gebetet zu haben. Ferner schreibt er: »Ich bleibe in Alerandricn bis zur zweiten Hälfte des Monates Juni, weil wir im Sinne haben, unsere Reise durch Acgypten und Nu-bien am Nile, der bis zu jener Zeit seine gehörig? Hohe erreicht haben wird, fortzusetzen. — Die Berichte einiger Zcitunasblätter < vermög welchen, wie Sie mir schreiben, fünf apostolische Missionäre schon im verflossenen Herbste in das Innere von Afrika sollten abgereiset seyn, hatten allenfalls insofern ihre Nichtigkeit, als wirklich fünf Missionäre den Weg in ihre betreffende Mission über Ober«Aegypten< Nubien undAbys-sinien einschlugen; sie gingen jedoch nicht ins eigentliche Innere Afrika's, sondern zu den an der südlichen Gränze von Abyssinien zerstreuten Stämmen der Gallas, deren Gebiet zu einem apostolischen Vicariate, fast zu gleicher Zeit. als jenes des Innern Afrika's von Sr. Heiligkeit, Gregor XVI, gesegneten Andenkens, erhoben wurde. So eben berichtet aber ein Vrief aus Cairo, das, Monsignore Massaja. Bischof und apostolischer Vicär der Gallas. ehe er mit deren Sitten und Gebräuchen bekannt geworden wäre. in ihr Gebiet vorgedrungen, aber eben deßhalb von denselben ergriffen. ausgeraubt und gefangen worden sey. Noclie m!I,l, er»« ridi! Wir hoffen, falls sich dieses bestätigen sollte, ihn einzuholen unl» zu befreien. — Mit nächster Post etwas mehr. Ihnen mit den frömmsten Wünschen Lebewohl sagend, verbleibe ich Ihr aufrichtiger Freund Dr. Ignaz Knoblecher, apost- Missionär von Central-Afiika. Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Kleinmayr.