Zeitschrift der Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu P. Richard Lechner wieder Generaloberer Das im Missionshaus Mellatz, Kreis Lindau i. B.r tagende Generalkapitel der Kongregation der „Missionare Söhne des Hist. Herzens Jesu" wählte am 26. Juli P. Richard Lechner, den bisherigen Generalsuperior, für sechs weitere Jahre zum höchsten Oberen unserer Genossenschaft. Zu Generalassistenten wurden gewählt: P. Anton Baumgart, Mellatz, P. Willi Kühner, bisher Witbank/ Transvaal, P. Stephan Lintermann, Josefstal, und P. Andreas Riedl, Bad Mergentheim. Wir wünschen den Gewählten ein reichgesegnetes Wirken im Dienst der Weltmission Die Mitglieder des VI. Generalkapitels, Bild unten, von links nach rechts: P. Alfred Stadtmüller, P .Willi Kühner, P. Karl Nagel, P. Anton Baumgart, P. Franz Xaver Bühler, P. Karl Mönch, P. General Richard M. Lechner, P. Vinzenz Kirchler, P. Matthias Roth, P. Stephan Lintermann, P..Michael Wagner, P. Johannes Deisenbeck, P. Lorenz Unfried, P. Josef Würz, P. Albin Kladnik. P. Anton Fink, Rom, war wegen Erkrankung an der Teilnahme verhindert. Eine arme Indianerin mit ihren fünf Kindern sucht Hilfe bei Prälat Anton Kühner, Tarma (Peru) Soziale Hille Ilir die Indianer Der Indianer lebt in Peru meist auf den Höhen der Anden, von 1500 bis 5000 Meter, wo der Wind heult und oft beißende Kälte herrscht. So liegt auch die Prälatur Tarma auf einer durchschnittlichen Höhe von 3000 bis 5000 Metern. Das Essen des Indianers ist eintönig, unzureichend und von wenig Nährwert. Die Kleidung ist einfach, ja unzulänglich. Die Wohnung besteht aus vier Wänden von gestampfter Erde mit Strohdach — ein Raum, der für alle Lebensnotwendigkeiten dient, dazu für die Haustiere und solche, die es eigentlich nicht sein sollten. Wenn man so eine Behausung betritt, sind es vor allem zwei Dinge, die einen anwidem: die Dunkelheit und der schlechte Geruch. Finster ist der Raum, weil das Dach auf niedrigen Wänden sitzt und Fenster nicht vorhanden sind. Die Wände sind nicht getüncht, übler Geruch empfängt den Besucher, weil alles dicht geschlossen ist, aus Sicherheitsgründen und um die Wärme nicht entweichen zu lassen. Diesem traurigen Bild müssen wir noch hinzufügen, was der Indianer leidet durch den schlechten Willen derer, die ihn ausnützen und ausbeuten. Ja, der Indianer hat böse Ausbeuter an seiner Seite. Da ist der Patron, für den er arbeitet, dann die politische Autorität des Dorfes; dazu kommen die Besitzer der Verkaufsbuden, die mit ihm Geschäfte machen wollen, indem sie ihn anhalten, ihren Fusel zu kaufen. Nicht zuletzt gehören hierher die Winkeladvokaten, die den Indianer ausbeuten, indem sie ihn in Streitigkeiten mit seinesgleichen hetzen. Nicht weniger traurig ist die gesundheitliche Lage des Indianers. Bei der einseitigen Ernährung fällt er vielen Krankheiten zum Opfer. Da ihm das Geld fehlt, kann er keinen Arzt rufen, noch weniger die teuere Arznei kaufen. Sehr groß ist die Sterblichkeit der Kleinkinder. Oft bekommt man von den Müttern auf die Frage, wieviele Kinder sie haben, die Antwort: sechs, acht oder zehn — drei oder vier leben, die andern sind auf dem Friedhof. Da kommen sie dann oft, um eine Misa de gloria, eine Engelmesse lesen zu lassen. Viele Indianer, besonders die Frauen, sind des Lesens und Schreibens unkundig. Freilich schließen sich die Kinder mehr und mehr der Zivilisation an, weil doch vielerorts Schulen, wenn auch primitive und unzureichende, gebaut werden. Vor diesen Zuständen kann die Kirche nicht die Augen verschließen und untätig Zusehen. Was man heute von Indianerbehausung bei Tarma Schwester Corona von den Franziskanerinnen von Vierzehnheiligen bei Bamberg weilte wahrend der Fastenzeit zu Besuch in Tarma. Sié zog mit hinaus in die Dörfer und half, wo sie konnte. kirchlicher Seite tut, ist unter anderem die Gründung von Darlehenskassen, die nur für die Indianer bestimmt sind. Um den Gesundheitszustand zu bessern, verteilen wir an 20 000 Arme, besonders Indianer, Lebensmittel, die uns die Internationale Caritas von Nordamerika vermittelt. Im laufenden Jahr habe idi in fast 30 Dörfern Caritaskomitees gegründet, die .dann jeden Monat die Lebensmittel bei mir abholen. Die Leute sind natürlich dankbar dafür und meinen, es sei ein Wunder, daß man auch einmal an sie denke. Freilich habe ich manchmal meine liebe Not, denen, die besser gestellt sind, klar zu machen, daß sie nichts bekommen können, weil es nicht für alle reicht. Um diese Lebensmittel zu verteilen, sind wir dabei, in verschiedenen Dörfern entweder schon vorhandene Räumlichkeiten auszubauen oder neue zu erstellen. Unser Ziel ist es, für jedes Dorf ein sozial-caritatives Zentrum mit Armenküche und Nähstube sowie einem Sprechzimmer für einen Arzt zu schaffen. Ist es schon für den Priester schwer, in den Elendshütten die Kranken zu besuchen, so noch viel mehr für den Arzt. Nach und nach soll dann noch ein Raum hinzukommen, der als Dorfkraii-kenziinmer dient. „Misereor", Werk gegen Hunger und Krankheit in der-Welt, möglich gemacht durch die 'Gebefreudigkeit der deutschen Katholiken, hat mir für diesen Zweck eine Geldhilfe zukommen lassen, so daß ich nun zwei von mir bezahlte Maurer in die Dörfer schicken kann, die in Zusammenarbeit mit den Indianern die Räumlichkeiten erstellen. Es geht dabei natürlich einfach zu. Doch im Lauf der Zeit möchte ich alles verbessern. Das Ärztezimmer bekommt einen Holzfußboden, die Nähstube, die zugleich Ar- menküche ist, noch nicht, weil die Nähmaschinen zu viel Geld verschlingen. Weil sich das nun schnell herumspricht, kommen sie von allen Seiten und bitten mich, auch ihnen zu helfen. Doch das scheitert eben an meinen schwachen Finanzen. Der einzige Trost, den ich den Bittstellern geben kann, ist: Ihr lieben Leute, wenn mir die deutschen Katholiken weiterhin helfen wie bisher, sollt auch ihr von mir Hilfe be- ^ kömmen. i Antonio Kühner fnu) Prälat von Tarma, Peru KZy Lungenheilstätte in Lima Von P. Georg Klose In Vertretung von P. Karl Nagel, der zum Generalkapitel nach Deutschland gefahren ist, verbrachte ich einige Wochen in der Lungenheilanstalt Bravo Chico, oder wie sie neuerdings offiziell heißt: Sanatorio Torax. Der Grundstein zu diesem Sanatorium war 1944 von Präsident Prado gelegt worden. Gegenwärtig befinden sich hier 1100 Männer und Frauen in ärztlicher Behandlung. Es ist verständlich, daß der Kaplan viel zu tun hat und sich in den langen Gängen die Beine müde laufen kann. Täglich werden zwei Patienten operiert; oft muß ein ganzer Lungenflügel entfernt werden. Es hat sich der Brauch herausgebildet, daß der Kaplan diese Patienten am Vorabend Beichte hört. Im allgemeinen sind die Kranken für religiöse Betreuung aufgeschlossen, und so mancher hat hièr schon seinem Leben einen neuen Kurs gegeben. Die moralischen Schäden, die die Tbc. anrichtet, scheinen mir weit größer zu sein als die physischen. Wie viele Patienten und Patientinnen sehen sich von ihrem Ehepartner verlassen. Normalerweise muß ein, Kranker wenigstens ein Jahr hier im Sanatorium bleiben, viele müssen noch länger da sein. Jeder Patient wird gratis ' behandelt, muß aber zur Operation fünf Blutspender beibringen. Unter den Kranken finden Sich viele Jugendliche. Die technischen und medizinischen Einrichtungen sind sehr umfangreich. Das Haus liegt weit außerhalb der Stadt. Deshalb darf der Kaplan auch ein Fahrzeug beanspruchen. Lungenkrankenhaus Bravo Chico. P. Nagel (im weißen Mantel) , hat Besuch von vier Mitbrüdern bekommen. Schwester Corona bei den einsamen Schafhirten. Der UNIMOG des Prälaten, Geschenk der deutschen Caritas, leistet wertvolle Hilfe bei der caritativen Betreuung der armen Bevölkerung. P. Langs VW-Bus ist zu einem unentbehrlichen „Seelsorgshelfer“ geworden. An einem regnerischen Novembertag, bei Einbruch der Dunkelheit, wäre er fast in die Tiefe gestürzt. Petrus und Paulus von Bildhauer Mersa, Bri-xen, für die Kathedrale von Tarma bestimmt. | Wir bauen ein Pfarrhaus Von Br. Johann Niederbacher Cerro de Paseo, die höchstgelegene Stadt der Welt (4350 Meter), gehört zum Gebiet der Prälatur Tanna. Vor einem Jahr schickte mich Prälat Kühner hierher. Aber welch ein Pfarrhaus fand ich hier vor! Viele von euch Lesern können sich vorstellen, wie es in einer verlotterten Almhütte in den Tiroler Bergen aussieht. Einen ähnlichen Eindruck machte auf mich das Haus, das man übertreibend Pfarrhaus nannte. In der Almhütte kann man nach der Heumahd im Heu schlafen. Doch hier gibt es das auch nicht. Wenn Gäste kamen, mußten wir für sie auswärts eine Schlafstelle suchen. Durch Küche und Kammern, die finsteren Höhlen glichen, flitzten die Mäuse. Anderes Ungeziefer kann es wegen der Höhe nicht aus-halten. Des Nachts ist es das ganze Jahr über empfindlich kalt, von Juni bis Oktober hat es meistens Rauhreif. So begannen wir Mitte Juni des vergangenen Jahres, das alte Gerümpel ab-züreißen. Das war mühsam, denn die alten Mauern, aus Erde und Steinen gebaut, waren zum Teil zwei Meter dick. Bei dieser Arbeit staubte es so, daß wir am Abend wie Kaminfeger aussahen. Auf dieser Höhe den Schutt mit dem Schubkarren wegtransportieren, nimmt Herz und Lunge mit. Ein junger Indianer, der wegen eines Vergehens sein Dorf für einige Zeit hatte verlassen müssen, leistete mir dabei gute Dienste und hat damit nützliche Sühne geleistet. Das Grundstück mit Baugrund liegt der Kirche entlang. Es ist 50 Meter lang und nur vier Meter breit. Eine Kanzlei und ein Pfarrsaal, der als Magazin für die Caritas diente, wurde schon vor einigen Jahren gebaut. Freilich, die Böden und Wände hatten fingerdicke Risse, so daß die Räume mit den kleinen elektrischen Öfen kaum zu heizen waren. Das neue Pfarrhaus haben wir aus Zementblöcken errichtet, Wände und Decken sind vergipst. Die Zimmerböden sind aus Holz, das Dach ist mit Zinkblech gedeckt. So haben wir jetzt sechs kleine Wohnzimmer, ein Gästezimmer, Eßzimmer mit Küche. Die Pfarrei hat über 40 000 Seelen, so daß hier bis zu fünf Priester arbeiten müßten. Zur Zeit bin ich daran, die Zimmer wohnlich einzurichten. Ich habe mich auch als Maler betätigt. Dem Herrn Prälaten hat mein Geschmack nicht schlecht gefallen. Mit den fast 20 000 DM, die wir dabei ausgegeben haben, besitzen wir nun eine schöne Behausung. Es fehlt zwar noch manches, doch jeder hat' jetzt sein Zimmer mit elektrischem Licht, mit Tisch., Stuhl und Bett. Den Wohltätern daheim, besonders den Freunden des Herrn Prälaten sowie den hiesigen’ Katholiken, die fleißig mitgeholfen haben, ist es zu danken, daß wir nun in dieser Höhe besser und bequemer wohnen können. Prälat Anton Kühner fügt ergänzend hinzu: Dem emsigen Fleiß und großen Geschick. von Br. Niederbacher sowie der Genügsamkeit P. Andreas Lechners, auch eines Tirolers, ist es zu verdanken, daß der Bau möglich wurde. Br. Johann NiedeTbacher ist Sakristan und Koch, er war Bauleiter und auch Bauarbeiter, zusammen mit zwei Maurern _aus Tarma. Br. Johann hat selbst die Wasserleitung und das elektrische Licht . installiert, diè Böden gelegt, die Fenster verkittet und die Malerarbeiten . aüsgeführt und zwar kunstgerecht. Der Bauplan stammt von P. Lorenz Unfried. P. Lechner hält, zusammen mit zwei peruanischen Priestern, schon drei Jahre in Cerro de Paseo aus. Möge bald eine gunge Kraft aus der Heimat an seine Seite treten. /TjJ\ KJ Nuntius sammelt Erfahrungen Wer auf unseren deutschen Autobahnen mit Hundert-Kilometer-Tempo stolz dahinfährt, braucht sich noch nicht zu rühmen, ein guter Autofahrer - zu sein. Wenn aber unsere Missionare in Peru jahrelang auf Hochgebirgsstraßen bis in Höhen von 5000 Meter fahren, ohne größere Schäden als Autopannen aufzuweisen, dann dürfen sie das Bewußtsein haben, daß sie wirklich geschickte Fahrer sind. Erzbischof Romolo Carboni, der neue Apostolische Nuntius von Peru, hat nun auch dié ersten Eindrücke von den Andenstraßen Perus hinter sich. Der Nuntius befand sich gerade in einer Höhe von 4800 Metern, auf der Rückreise von Huaraz und Huari, zwei Diözesen mitten im Hochgebirge der Anden. Sein Leben hing an einem Faden, als sein Wagen ein Rad verlor. Zum Glück wandte sich der Wagen auf die richtige Seite und prallte an eine Felswand Wäre das Auto zwei Meter auf die andere Seite gekommen, dann wäre es samt Insassen in einen 500 Meter tiefen Abgrund gestürzt und zerschellt. Das war aber nicht der einzige „Schock", den der Apostolische Nuntius erlitt. Die Priesternot in Peru legte sich wie ein Alpdruck auf sein Herz. „Eine düstere Zukunft liegt vor uns", so erzählte er, „wenn man bedenkt, daß für 7000 Seelen nur ein Priester zur Verfügung steht." Erst neulich kam der Nuntius mit einigen Missionaren Bischof Ignacio Arbulu Pineda von Huanuco v und P. Superior- Miguèl Wagner in eine Andenstadt, die seit Jahren keinen Priester mehr gesehen hat. Als der Nuntius mit seinen Begleitern in der Stadt eintraf, liefen die Menschen auf die Straße und fielen, ungeachtet des tief aufgeweichten Bodens, auf die Knie, um des Bischofs Ring und der Priester Hände zu küssen. Und aus tiefstem Herzen kam ihre Bitte, es möchte doch wenigstens einer der Priester bei ihnen bleiben oder bald zu ihnen kommen. Trotz all der Gefahren auf den schlechten, gegen die tiefen Abgründe ungesicherten Straßen plant der Nuntius, mit der Zeit alle 35 peruanischen Diözesen, Prälaturen und Vikariate zu besuchen. Eine Anzahl kann er aller-, dings nur im Boot oder mit dem Flugzeug erreichen. P; Konrad Lohr P. Georg Klose auf Seelsorgeritt. Der hier trep-penförmig angelegte Weg macht dem Pferd keine Schwierigkeiten. Rechts eine Lehmmauer als Schutz gegen den Abgrund. Lamäherde in einer Straße von. Huancayo, Peru *<7- vertrautes Bild in den hochgelegenen Dörfern und. Städten der, Anden. Das Lama ist auß . dem wild .lebenden Guanäko; gezüchtet, .wird etwa hirschgroß und dient den'. Indianern als Lasttier. Die Brüder Häring, Lam-prećht und Vogel an einem Stausee bei Middelburg, Transvaal. Der See dient, der Bewässerung der Felder. Als Missionsbruder in Südafrika Von Br. Johann Lamprecht Als ich im Jahre 1937 nach Transvaal kam, wurde ich der Missionsstation White River als Koch zugeteilt. Auf der Station waren schon zwei Patres und ein Bruder. Nach einem Jahr trafen Schwestern ein und übernahmen Küche und Haushalt und eröffneten auch ein kleines Krankenhaus. Meine Aufgabe war es nun, Garten und Vieh zu besorgen und gelegentlich den Brüdern beim Bauen zu helfen. Da ich wegen eines Herzleidens keine schwere Arbeit mehr verrichten konnte, wurde ich auf die große Station Maria Trost versetzt. Hier lernte ich in Br. Grubers Schuhmacherwerkstatt das Schuheflicken und betätigte mich auch gelegentlich als Tüncher. Während meines Heimaturlaubs im Jahre 1951 hatte sich meine Gesundheit so weit gebessert, daß ich nach der Rückkehr in die Mission wieder schwerere Arbeit leisten konnte: Ich besserte Schulgebäude aus, strich Fenster und baute schließlich eine Anzahl Rundhäuser sowie Schulen und Wohnungen für die Missionare. Da kam es vor, daß ich mit den Schwarzen wochenlang allein war. Besonders war das der Fall, wenn eine neue Missionsstation zu gründen war. Ich greife ein Beispiel heraus: Im Oktober 1954 fuhr ich mit P. Tr e m -mel von Maria Trost mit dem Lastwagen nach Acomhoek. Dort hatte ein Weißer, dessen Frau katholisch ist, der Mission ein Grundstück geschenkt. Wir brachten alles Notwendige auf dem Lastwagen mit. Ich baute zuerst mit Pfählen und Blech eine Hütte, deren Boden der liebe Gott schon längst gelegt hatte. Diese Hütte diente mir als Küche und Schlafraum und als Aufbewahrungsraum für Zement. P. Tremmel las hier auch die hl. Messe. Er selbst schlief im Lastwagen, bis nach vier Monaten eine Schule mit einem Wohnzimmer gebaut war. Ich war bald sö mit dem Bauen beschäftigt, daß ich mein liebes Maria Trost nur noch selten sah. Die letzten zwei Jahre war ich auf der großen Missionsstation Gien Cowie, wo ein Baumeister mit uns Brüdern das Noviziatshaus für die schwarzen Schwestern, ein Priesterhaus und eine Arztwohnung baute. Br. Valentin Poznič und ich arbeiteten als Maurer, Br. Vogel als Schreiner und Zimmermann. Br. Valentin installierte das Elektrische, Br. Häring lieferte Sand und Steine. Hätte ich nur schon früher Gelegenheit gehabt, bei einem solchen Baumeister zu arbeiten und zu lernen! Als Baumaterial muß man nehmen, was man am betreffenden Ort vorfindet. Natürlich gibt es hier Zement und Kalk wie in Europa. Ziegel werden ebenfalls verwendet, wenn man sie bekommen kann. Auf mehreren Missionsstationen werden Zementblöcke gemacht. Das Dach wird mit eingeführtem Holz und Wellblech gedeckt. Für kleine Häuser kann man auch hiesiges Föhrenholz verwenden, das aber nicht so gut ist wie das eingeführte, weil es in unserem Klima zu schnell wächst. Wegen des Klimas und der weißen Ameisen zieht man eiserne Fenster- und Türrahmen vor. Sie werden hierzulande hergestellt. Der Mission würden viele Auslagen gespart, wenn wir mehr im Baufach ausgebildete Brüder hätten. Br. Alexander Cygan, Senior unserer Kongregation, steht im 97. Lebensjahr. Geboren in Bis-kupitz, Oberschlesien, stellt er seit 67 Jahren sein vielseitiges Können in den Dienst, der Mission (1894 — 1923 in Ägypten und im Sudan, seit 1924 in der Diözese Lydenburg). Zurück nach Südafrika Reisebericht von P. Pius Z e i f a n g (Schluß) 7. Dezember 1960 — Es ist schon viel heißer geworden, und die ganze Mannschaft hat sich in Weiß geworfen. Auch der Schiffskaplan. So sitzt man meistens schon bald nach dem Frühstück in seinem Liegestuhl (6 DM Miete) auf Deck, betet Brevier, liest und schaut den Wellen zu. Oft spielen wir auch Shuffle-Board, eine Art Schiebespiel: In ein Feld mit zehn Zahlen müssen aus einer Entfernung von sechs bis sieben Metern runde Holzscheiben geschoben werden, wobei man versucht, den Gegner wieder hinauszuschieben. Wie haben wir da gelacht über die Streiche, die uns der Meeresgott Neptun spielte. Da zielt man kunstgerecht auf die Mitte oder nach der linken oder rechten Zahl und läßt die Holzscheibe auf dem Boden dahinrutschen. Und dann hebt Neptun das Schiff in die Höhe und neigt es zur Seite, die Holzscheibe aber segelt im Bogen an ihrem Ziel vorbei. 8. Dezember — Fest der Unbefleckten Empfängnis. Ganz unerwartet halten wir um halb sieben Uhr in Massaua (Eritrea). Einige italienische Schwestern steigen aus. Dann Weiterfahrt. Um 8.50 Uhr laden die Glocken zum Gottesdienst, wie an den Sonntagen. Aber viele sind wieder taub dafür. Dagegen wird die Glocke,. die zum Essen ruft, schnell gehört, nur nicht, wie es scheint, von den geistlichen Herren und Damen. Komme ich da in den Speisesaal zu meinem Tisch Nr. 4. Da stellt mich der „Spieß" und sagt: „Die Regierung wankt, keine Ordnung ist mehr im Hause. Die geistlichen Herren kommen nicht mehr rechtzeitig zum Essen, sogar die Nonnen hat es schon gepackt. Sie sind verantwortlich. Somit sind Sie jetzt zum Untergefreiten degradiert!“ So, da hatte ich’s. Meine erste „militärische“ Ernennung im Leben zum Obergefreiten unserer Tischgemeinschaft vom ersten Tage an war dahin. Ich trommelte also meine Leute zusammen, und beim nächsten Essen warfen wir uns in „Uniform". (Die italienischen Schwestern hatten sogar rote Knöpfe an ihrer Tracht. Sehr eindiucks- voll!) Beim ersten Glockenzeichen marschierten wir hinauf zum Speisesaal. An der Tür meldete ich dem Spieß: „Tisch vier mit weiblichem Gefolge vollzählig angetreten!" Da strahlte er übers ganze Gesicht: „Meldung angenommen! Sie sind wieder Obergefreiter. Abtreten! Mahlzeit!" So haben wir unsern Spaß mit dem Mann. - 9. Dezember — Wir sind in Aden, am Ausgang des Roten Meeres. Man hat uns gewarnt, kein Taxi zu nehmen, um vom Hafen zur eigentlichen Stadt (etwa sieben Meilen) zu fahren. Seid vorsichtig, sie legen euch herein! Einige lassen sich vergebens warnen. Die schwarzhäutigen Fahrer mit wirklich modernen Wagen verlangen nur 8 bis 9 DM. Aber oben in der Stadt angekommen, verlangen sie nochmals 70 DM, sonst keine Rückfahrt zum Hafen! Kein Appell an die Polizei hilft etwas. Um das Schiff nicht zu versäumen, müssen die Geprellten zahlen. Wir schlendern gemächlich durch das Hafenstädtchen. Welch ein Menschengewirr, weicher Verkehr! Da flitzt ein moderner Straßenkreuzer um die Ecke und überholt ein Kamel, das ganz gemütlich einen zweirädrigen Karren zieht. Dort rumpelt noch ein alter Bus daher, an dem alles klappert, so daß, er keine Hupe braucht. Wir biegen in eine Seitengasse. Bettler sitzen herum, verschleierte Frauen. gehen an einem vorbei. Eine schickt ein kleines Kind her: „Bakschisch, Bakschisch!" Wir geben eine Münze. Die Frau schaut sie an — und wirft sie uns vor die Füße — es war wohl zu wenig. Wir sehen, daß wir wegkommen. Aber nicht, weil wir Angst haben, sondern weil uns die Luft in diesen Elendsgassen nicht gefällt. Wir merken, daß hier keinerlei sanitäre Anlagen vorhanden sind. „Ich habe ein einmaliges Bild Von uiid mit den Schwarzen!" Die protestantische Missionarm strahlt übers ganze Gesicht, als sie uns das erzählt; „Ein Gruppe Schwarzer um mich herum, alje voll ehrlichster Freundlichkeit. Einmalig, sage ich Ihnen!" Sie war allein, die einzige protestantische Missionarin an Bord. So hatte • sie sich unserer Gemeinschaft angeschlossen, als eine von der Konkurrenz, wie sie sagte. Zehn Minuten nach der Fotoaufnahme findet sie ihren Geldbeutel nicht mehr. Da dämmert es ihr, daß er bei der „einmaligen" Bildaüfnahme geklaut worden war. Und den Dieb wird sie freundlich lächelnd auf dem Foto haben. 1,1. Dezember — Äquatortaufe aller Neulinge oder ihrer Vertreter. Alle sind in größter Spannung. Die Sonne strahlt vom Himmel. Vor dem Schwimmbad auf Deck ist schon alles vorbereitet,: der Thron, ein Operationstisch. Um zehn Uhr künden Fanfarenstöße die Ankunft des Meeresgottes Neptun und seines Hofstaates an. Feierlicher Einzug, feierliche Rede, feierliche „Taufe". Dann Bestrafung einiger „Übeltäter" beiderlei Geschlechts. Zuerst regelrechte Anklage, dann Verkündigung und Vollstreckung des Urteils. So wird einer verurteilt, weil er die Spaghetti (Nationalspeise auf dem Schiff) verschmäht. Das Urteil: Auf dem Operationstisch wird er mit Spaghetti und Tomatensauce gefüllt und eingerieben, und ehe er noch Luft schnappen kann, fliegt er im Bogen ins Schwimmbad. Oft wurden die Übeltäter noch operiert und aus ihrem Inneren wurden Puppen, Knochen und dergleichen hervorgeholt. Am Schluß werden Neptun selbst mit Krone und sein Anhang ins Wasser geworfen. Es ist Nacht. Wir langen vor Mogadischu an. Die Stadt, liegt im Schein ihrer Lichter am Ufer. Eine Anzahl Passagiere,'meist Italiener, werden ausgeladen. Da die See unruhig ist und keine Landetreppe angebracht werden kann, ankert das Schiff im Hafen. Alles wird auf ziemlich robuste Art aus- und eingeladeh. (Ich denke an Paulus, der in einem Korb heimlich über die Mauern der Stadt Damaskus herabgelassen Würde.) Aüf dem Deck liegt eine Art Segeltuch, an den vier. Enden mit Seilen gehalten. Eine Anzahl Leute „steigen ein", der Kran zieht an und das Bündel mit den Leuten schießt in die Höhe. Manche schreien vor Angst. Aber es kann nichts 'passieren. So schweben sie hinaus übers Wasser and dann hinab zum kleinen Boot. Das schwankt im hohen Wellengang, und es ist eine Kunst, die Leute schön in der Mitte abzusetzen. 12. Dezember — Es, ist gehörig heiß, und die Badesaison auf Deck ist in vollem Schwung. Untertags ist es auf dem Schiff nun viel ruhiger, umso lebendiger wird es abends. Heute abend ist' Gala-Essen und Ball. 13. Dezember — Um elf Uhr Einfahrt in den Hafen von Mombasa. Wunderschöner Anblick der palmengesäumten Ufer. Vom Meer her führt eine flußartige „Straße" zum Hafen. Wir bleiben anderthalb Tage hier. Wir haben Zeit und Muße, die Stadt zu besichtigen. So machen wir auch eine zwei einhalbstündige Stadtrundfahrt. Interessant die alten Stadtviertel und Basars der Eingeborenen, die Straßen so eng, daß das Auto gerade noch durchkommen kann. Wir sehen das berühmte Krankenhaus, das Aga Khan bauen ließ. Weiter eine mohammedanische Oberschule. Wir dürfen aber nur über das Grundstück fahren, nicht aussteigen. Vorbei am Ver-brennungsplatz für die Leichen der Inder. Wir besichtigen den Hindu-Tempel des „Lord Shiva". Von außen ist es ein hohes, imposantes Gebäude., mit hohem Turm. Beim Betreten des Tempels müssen wir die Schuhe ausziehen. Wir gehen im Tempel umher. Der ist nicht geschlossen, sondern nur überdacht, soweit das gewöhnliche Volk hinzutreten darf. Vorn gehen einige Stufen . hinab zum „Heiligtum“. Dort wäscht eben einer mit hochgekrempelten Hosen den Boden. Er stellt sich uns in Englisch als Priester des Heiligtums Diese drei Servitinnen arbeiten auf der Missionssta-tion Driefontein (Witbank). James stellt die Vogelfalle, um des „Hammerkopfs“ habhaft zu werden, der die Fische aus dem Zierteich fängt.' James ist schon getauft, aber steckt noch voller Aberglauben. Er wird den Hammerkopf nicht töten, das würde Blitz und Donner und Sturm bringen, sondern wird ihn wieder frei lassen, in der Hoffnung, daß sich der Vogel die Lektion zu Herzen nimmt. vor. Eine H'ndufrau macht eben ihre Gebetsübungen, geht mit gefalteten Händen von einem Platz zum andern und berührt dabei bestimmte Gegenstände. Dann läutet sie eines der Glöckchen, die überall aufgehängt sind. Auch den ehemen Ochsen, der inmitten des Tempels ruht, berührt die Frau. Seine vier Füße sind nach dem Büchlein, das wir ausgehändigt bekamen, Sinnbilder der fundamentalen Eigenschaften der Hindureligon: Einfachheit, Wissen, Wahrheit und Gewaltlosigkeit. Der Hindu muß diese vier Eigenschaften an-strèbèn. Nun gibt es für uns auch den ersten Abschied. Der Josefsmissionar verläßt uns und fährt von hier weiter nach To-roro, Uganda. An seiner Stelle nehmen wir drei einen Sohn des heiligen Franziskus in..unsere Tischgemeinschaft auf. Da ‘er Italiener ist, gründen wir gleich einen Vino-Rosso-Club. - 15. Dezember — Gegen halb sechs Uhr abends kommt plötzlich ein Gewitter herangezogen. Es blitzt und donnert eine Weile, dann ist ebenso plötzlich wieder Ruhe eingekehrt—das erste und einzige Gewitter auf unserer Seereise. Nachher beobachte ich, wie plötzlich ein Vögelchen aufs Deck geflogen kommt. Woher kam es? Nirgends ist Land zu sehen. Da erinnere ich mich, daß kurz vorher ein Schiff nahe an eins vorbeigefahren war. So wird der Vogel einfach vom einen Schiff aufs andere umgestiegen sein. Abends gehen wir ins Quartier der Mannschaft, um unsere persönlichen Kellner von Tisch und Kabine zu besuchen und um ihnen einen Abschiedstrunk zu kaufen. Sie waren feine Kerle, der Giorgio, der Mario und der Guido. Da sitzen wir von Tisch vier nun in ihrer Kantine und kauderwelschen mit ihnen, so gut es geht. Sie haben eine große Freude, erzählen von ihren Familien, von früheren Fahrten. Dann kommt der Schiffskaplan, um mit der Schiffsmannschaft Weihnachtslieder einzuüben. Herrliche Stimmen sind zu hören. Und wir müssen das „Stille Nacht" auf deutsch singen. 17. Dezember — Nun ist die Tafelrunde aufgehoben. Beira ist erreicht, wo die Marianhiller und der Franziskussohn aussteigen. Bin nun auch in der Kabine ganz allein. Beim Abendessen setze ich mich an den nächsten Tisch zu einer griechischen Familie, die katholisch ist. Sie kommt von Kairo und spricht auch Englisch. Nebenan steht mein Tisch mit dem verwaisten Vino Rosso. 19. Dezember — Letzter Tag auf dem Schiff. Alles fängt an zu packen, überall Aufregung, — auch im Meer! Die Wellen werden unruhig, das Schiff schwankt, und bald sind die meisten Leute vom Deck verschwunden. Ein eigenartiges Gefühl macht sich im eigenen Innern bemerkbar: Es will, und will doch wieder nicht. So legt man sich aufs Bett und betrachtet die Decke. Geht wieder an Deck, findet aber niemand vor. So kommt der Abend und mit ihm das große Farewell - Dinner, das Abschiedsessen. Der ganze Saal ist geschmückt. Jeder Steward ist an seinem Tisch. An meinem Tisch fehlt von der griechischen Familie schon der Papa und! das eine Töchterchen. Die Mama mit der andern Tochter und der Großmutter sind da. Aber schon beim Betrachten der Speisekarte wird es auch der Großmutter zweierlei und sie geht. Was es nicht alles heute Abend gibt! Ich bestelle Hummer a la Parisienne, Mayonnaise Sauce, Demidoff-Salat. Als ich von der Speisekarte aufsehe, ist auch das andere Töchterlein verschwunden. Wir stochern an dem Hummer herum. Aber es schmeckt nicht. Da lassen wir es sein und verzichten auch auf die andere Hälfte der Speisekarte. Nur den Asti Spumante Bosca, vom Kellner selbst eingeschenkt, versuchen wir noch. Dann aber ist Schluß mit dem Abschiedsessen. Ich setze mich auf das Deck in einen Liegestuhl. Schwer arbeitet es im Innern, auf und ab, bis zum Adamsapfel. Da hole ich eine Flasche Bier, und der Adamsapfel kommt zur Ruhe. Als ich später zur Kabine hinabsteige, fällt mir ein, daß ja auch Abschiedsball sein sollte. Aber kaum jemand ist zu sehen und zu hören. 20. Dezember — Um sechs Uhr früh haben wir auf Deck zu sein, da um diese Zeit das Schiff in Durban einlaufen soll. So lese ich kurz nach fünf Uhr zum letzten Mal auf dem Schiff die heilige Messe. Hatte es jeden Tag tun können, immer umgeben von einer schönen Anzahl Andächtiger. Heute bin ich allein mit IHM, der mich während der drei Wochen auf dem Schiff so treu behütet hat. Draußen vor der Tür höre ich hastende Schritte. Koffer werden aus den Kabinen getragen. Nach einem schnellen Frühstück gehe ich aufs Deck. Man kann schon die Küste erkennen, und bald kommt Durban in Sicht. Das ist nun für mich schon nicht mehr fremdes Land. Habe ich doch hier in Durban im Jahre 1951 während des Marianischen Kongresses eine Woche lang gewohnt. Aber nun kommt noch die größte Enttäuschung der ganzen Fahrt: Um sechs Uhr sollten wir im Hafen an- legen. Stattdessen wird es zwölf Uhr. All diese langen Stunden müssen wir in der prallen Sonne auf Deck verbringen, nur wenige hundert Meter vom Ufer entfernt. Die Leute werden ungeduldigt, die Kinder verlangen nach Brot und Milch und wir Erwachsenen nach etwas Kühlem. Aber nichts ist zu haben, weil alles verschlossen sein muß, bis die Zollbeamten an Bord kommen. Kurz und gut, nach zwölf Uhr kann ich mit P.Willi Kühner und P. Neher die Hand schütteln. Sie sind gekommen, mich abzuholen. Um halb fünf Uhr haben unsere Kisten und Koffer den Zoll passiert und sind auf dem Lastwagen verstaut. 22. Dezember — Ankunft in Barberton, meiner Pfarrei und Mission. „Welcome back home, father!" Es mutet mich zuerst etwas komisch an, dieses „Willkommen daheim!“ Komme ich doch eben von Zuhause. Aber die Menschen haben trotzdem recht: Ich war wieder daheim. Südafrika wurde Republik Seit dem 31. Mai dieses Jahres erkennt die ehemalige Union von Südafrika die englische Königin Elizabeth II. nicht mehr als ihr Staatsoberhaupt an und ist nun vollständig unabhängig. Aber das Land bleibt dasselbe. Seine Berge, Flüsse und Ebenen, sein Klima und. seine Bodenschätze werden sich nicht ändern. Eine Nation ändert sich nicht mit einer neuen Fahne, einer neuen Nationalhymne, neuer Währung und der Begeisterung über die erlangte Unabhängigkeit. Wenn irgend ein Wandel kommen soll, so muß er sich in seinen Bürgern vollziehen. Nachdem die Bande zum englischen Mutterland gelöst sind, wird manches Altvertraute der „glorreichen Zukunft" des Landes zum Opfer fallen. Für die Zukunft des Landes wird alles davon abhängen, ob die Bürger alle Zwistigkeiten in der Rassenfrage und der Religionszugehörigkeit begraben und an deren Stelle guten Willen, Nächstenliebe, Duldsamkeit und Gerechtigkeit für alle setzen. Südafrika steht am Kreuzungspunkt seiner Geschichte. Diesem Gedanken verlieh auch der Dompfarrer von Johannesburg, der größten Stadt Südafrikas (über 1 Million Einwohner), in seiner Festpredigt am Unabhängigkeitstag Ausdruck. „Für viele Südafrikaner ist dies ein Tag ungetrübter Freude, ein Tag des Triumphes, den wir lange herbeigesehnt, für den wir gearbeitet und gebetet haben. Alle Gutgesinnten werden diese Freude verstehen, wenn viele sie auch nicht teilen können. Die Engländer unter uns können die gewaltsame Trennung von der englischen Königskrone, der sie und ihre Väter in Treue verbunden waren, nur bedauern. Ihnen ist die britische Monarchie ins Herz geschrieben. Untrennbare Bande verbinden sie mit der englischen Königin, dem Thron, der britischen Rasse. So tief ist das alles in ihnen verankert, daß selbst dieser Tag der Unabhängigkeit ihre Anhänglichkeit an Thron und Vaterland nicht aus ihren Herzen tilgen kann. Trotz all dem wünschen sie der neuen Republik das Beste und beten, daß Gott das Land in den kommenden Jahren segnen und führen möge." Diese göttliche Führung wird bitter nötig sein. Denn das Land steht vor gewaltigen Problemen. Vier Fünftel der Bevölkerung sind Neger oder Inder. Der Wechsel in der Staatsform besagt für die meisten von-ihnen nur wenig. Was für sie allein wichtig ist, ist die Frage, ob sie in Zukunft im Land ihrer Geburt mehr Freiheit und Gerechtigkeit als bisher erfahren. Eine Republik, die diesen Namen verdienen will, muß demokratisch sein, das heißt, sie muß die Männer der Regierung aus allen Schichten der Bevölkerung nehmen. Wie ist das' in Südafrika möglich, wo die meisten Menschen überhaupt noch nicht ganz zivilisiert sind und wo die Minderheit des weißen Mannes sich himmelhoch über die schwarze Rasse erhaben fühlt? Wer kann leugnen, daß die Quelle aller Bitterkeit und aller Mißverständ- nisse, die das soziale Leben in Südafrika charakterisieren; in der Aberkennung der menschlichen Würde liegt, die der Schöpfer doch jedem Menschen in die Wiege legt? Wenn Südafrika in den kommenden Jahren in Ruhe und Frieden, Wohlstand und Glück leben will, so müssen die verantwortlichen Männer der Regierung sich bewußt sein, daß Gott keine Menschen erster und zweiter Klasse erschaffen hat. Die weiße Rasse hat als erste die Segnungen der christlichen Kultur empfangen. Sie hat auch die Verpflichtung, diese Segnungen den Menschen .in Afrika, Asien oder wo immer es sei, weiterzugeben. Nur auf diesem christlichen Fundament kann eine Welt des Friedens und der Eintracht erbaut werden. Die Republik Südafrika zählt 14,7 Millionen Einwohner (12 auf den Quadratkilometer). Von ihnen sind über 3 Millionen Weiße, 9,6 Millionen Neger (überwiegend Bantu), etwa 1,36'Mischlinge und über 440 000 Asiaten (ganz überwiegend Inder). Eröffnungssitzung der Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke am 32. Mai im Palast der Propagandakongregation in Rom unter Vorsitz des Kardinalpräfekten Agagianian (Unks, an der Schmalseite des Tisches). Zu seiner Rechten stehend Erzbischof Sigismondi. Hauptverhandlungsthemen waren: Unterstützung der 750 Missionsgebiete, Heranbildung eines einheimischen Klerus, Ausbildung von Katechisten, Schaffung einer einheimischen Laicnelite, Caritative Werke, heimatliches Missionswesen, w ■ \ IK>i jp i m i j* Vy ■ ; ‘ J - Mwb, ■ f» Am Pfingstfest weihte der Hl. Vater in St. Peter 14 neue Missionsbischöfe: drei Afrikaner, drei Chinesen, zwei Birmesen, einen Inder, einen Pakistani und vier Europäer. Auf dem Bild überreicht der Hl. Vater einem Afrikaner die Insignien seiner bischöflichen Würde. Wirken der Marianischen Legion in Uganda Im Jahre 1932 begannen die Herz-Jesu-Söhne von Verona mit der Missionsarbeit in Kangolo in der Diözese Gulu, . Nord-Uganda. 1940 wurden sie infolge der kriegerischen Ereignisse interniert. Als sie 1954 zurückkehrten, mußten sie wieder von vorn anfangen. Die kleine Christengemeinde, die sich bis 1955 wieder zusammengefunden hatte, erhielt erst wieder Leben, als die Schüler und Lehrer der Missionsschule Mitglieder der Marianischen Legion wurden und auch in der Umgebung der Mission arbeiteten. Der Stein kam ins Rollen, als man vom daritativen Wirken der Legion hörte. Mitglieder der Legion hatten für einen Blinden, der von seinen Töchtern verlassen worden war, eine Hütte gebaut. Jetzt suchten die Leute eigens Kangolo ■auf, um sich von dieser menschenfreundlichen Tat zu überzeugen. Die Legionäre besuchten täglich die verschiedensten Ortschaften und verteilten Nahrungs- mittel und Medikamente an die Älteren und Süßigkeiten an die Kinder. Es kam zu einer gut organisierten Arbeit, und bald schon wurde auch der Nachbardistrikt erfaßt. , Die Taufe des Blinden und die regelmäßigen Besuche der Legionäre weckten eine wahre Begeisterung für den katholischen Glauben. Wo immer sich die Legionäre zeigten, liefen ihnen die Kinder entgegen und die. Erwachsenen lauschten aufmerksam ihren Worten. Allwöchentlich trafen sich die Legionäre, um gegenseitig ihre Erfahrungen auszutauschen. Doch fehlte es nicht an Feindseligkeiten von Seiten bestimmter Bevölke-iurigskreise. ; Peter Toko, eines der eifrigsten Mitglieder der Legion, von Kangolo, wurde durch einen Messerstich schwer verwundet, ein Missionar wurde mit einem Beil bedroht. Häufig begegnete man den Legionären mit Mißtrauen und Unwillen.' Diese suchten durch Die ecUwavze Biute Erzählung aus der Kongomissidn Nach einer Aufzeichnung- von P. Spiegeleer MSC, gestaltet von Hugo Kocher 8. Fortsetzung. Die fünfjährige Njoli verriet einen klaren Verstand, eine sichere Auffassungsgabe. Obendrein begnügte sie sich nie mit dem Gehörten. Was sie wissen wollte, dem forschte sie nach, gab sich erst zufrieden, wenn sie allen Dingen auf den Grund gekommen war.-Daš bekam auch der alte Onga zu spüren, dem Njoli so oft im Dorf begegnete. Höhö, ehè, was hat der Alte nur für dünne Beine, an denen unten plumpe Füße hängen, richtige Elefantenpfoten. Unter der hageren Brust, an der die Rippen zu zählen waren, stand ein auf getriebener Bauch vor, der Njoli an einen Fußball erinnerte. Immerzu wak-kelte er mit dem Kopf. Freilich, gar so lächerlich war der Zauberer auch wieder nicht. Flüsternd zeigten die Mädchen einander seine blinkende Muschelmütze. Wer sie berührte, sei es aus Neugier oder Ungeschick, der fiel tot um. Daran glaubten sie fest. Da war auch noch so manches andere, das sie schaudern ließ. Onga konnte sie mit einem' Blick an-sehen, der bis ins Innerste drang. Und sein Gehilfe, der junge Ndangi verfiel immer auf neue Streiche, um die vorwitzigen Mädchen einzuschüchtern. Unversehens warf er eine Schlange unter sie; Niemand hatte gesehen, woher sie kam. Mit einer Handbewegung, die auch einem scharfen Beobachter entgangen wäre, streute er ihnen ein staubfeines Pulver auf die nackten Rücken, das wie Feuer brannte. Ständig murmelte er Beschwörungen. Furchtbare Dinge wußte er von den Geistern zu erzählen, die er selbst schon gesehen und gebannt hatte und die auf seinen Ruf aus dem Urwalddunkel gekrochen kamen, um sich auf diejenigen zu stürzen, deren Namen er nannte. Ndangi fürchtete Njoli fast mehr als Peter Teko, eines der aktivsten MitgUeder der Marianischen Legion Im Bezirk Karamo ja, Norduganda, mit P. Traversi, der ihm eine von Eingeborenen geschnitzte Madonnenstatue zeigt. Freundlichkeit die Gemüter zu besänftigen, und wenn sie damit nichts erreichten, kam darauf ein Priester, um den Frieden wieder herzustellen. Kangolo ist zu einer blühenden Mission geworden. Wer sich der Missionsstation nähert, ist erstaunt beim Anblick der in der Sonne leuchtenden Alu-mimumdächer: In fünf Jahren konnten 36 Gebäude errichtet werden. Fünf Priester haben hier dauernden Aufenthalt genommen. Während des Schuljahres bevölkern 200 Jungen die Volksschule, 14 Lehrer gehen den Unterricht. Dazu werden 100 Lehramtskandidaten ausgebildet, und 30 Studenten besuchen eine technische Schule. Noch ist Kangolo nicht etwa ein christliches Dorf, aljer schon konnten am zweiten Sonntag dieses Jahres 30 Dorfbewohner getauft werden und am letzten Pfingstfest gar 100. 50 Legionäre sind jetzt in 20 Dörfern unterwegs, um 420 Katechumenen Taufunterricht zu erteilen. den alten Onga selbst. Aber die Neugier war größer als ihre Angst. Der Zufall kam ihr zu Hilfe. Als sie einmal einer Eidechse auflauerte, die eben in ihrem Lodi verschwunden war, kam der alte Onga gegangen. Er beachtete das regungslos kauernde Mädchen gar nicht, stocherte hier und dort unter den Büschen. Und jetzt sah es Njoli. Onga fing eine gelbrote Schlange, eine Wahrsagerschlange. Wie merkwürdig! Der Alte behauptete doch immer, daß diese Schlange stets herbeigekrocfaen käme, wenn er ihr rief. Wozu mußte er sie dann fangen? Während Njoli heimlich dem Zauberer folgte, der mit seiner Schlange, die er in einen Korb gesteckt hatte, dem Dorf entgegenschritt, grübelte sie über dieses Rätsel nach. Onga, den der weite Weg ermüdete, legte sich zu einem kleinen Schläfchen im Schatten eines Baumes nieder. Spitzbübisch lächelnd schlich Njoli heran. Wie drollig der Alte schnarchte und prustete. Da stand ja auch der Korb, in dem die Schlange raschelte. Der Deckel war gut verknotet, aber Njolis geschickte Finger lösten den Riemen. Sie öffnete den Deckel nur einen Spalt weit. Zischend schoß die Schlange heraus. Njoli, die erschreckt zusammenzuckte, bedachte sich ein wenig. Dann schnürte sie den Korb wieder zu und lief davon. Aber welch ein Spaß folgte am andern Tag. Da kauerte Onga im Schmuck seiner Zaubermütze. Beschwörungen murmelnd schwang er den Stab. Vor ihm saßen drei junge Burschen, die beschlossen hatten, zu den weißen Vätern zu wandern, um dort Geld zu verdienen, damit sie sich Frauen kaufen konnten. Jetzt sollte ihnen die Zauberschlange die Richtung weisen, die ihrem Vorhaben günstig war. Mitten unter den Neugierigen, die sich angesammelt hatten, kniete Njoli neben ihrer Freundin. Sie erstickte fast vor unterdrücktem Kichern, denn sie ahnte, was geschehen würde. Da, nun gab Onga seinem jungen Gehilfen einen Wink. Während er selbst die Aufmerksamkeit der Zuschauer durch Gesten und starr padi oben gerichteten Blick ablenkte, schnürte Ndangi den Korb auf. Onga senkte den Zauberstab und rief die Schlange. Wo blieb sie nur so lange, sonst schoß sie doch augenblicklich aus ihrem Gefängnis. Unauffällig stieß der Zauberer mit dem Fuß an den Korb. Nichts rührte sich. Ein Raunen lief durch die Zuschauermenge, das schnell in ein Kichern, in lautes Gelächter überging. Onga schoß wütende Blicke auf die Spötter. Aber es nützte nichts, er hatte sich vor dem versammelten Stamm lächerlich gemacht. Höhö, ehe, welch ein Spaß! Onga, der alte Ziegenbock, konnte nicht einmal mehr die Zauberschlange rufen. Es war wohl an der Zeit, daß Ndangi an seine Stellé trat. „Oi, oi, utsch, utsch, Onga, alter Ziegenbock!" Die Kinder riefen es und deuteten mit den Fingern und niemand wehrte es ihnen heute. ' Es gab so viel zu sehen und zu bestaunen in dem kleinen Urwalddorf, daß Njoli oft den Unterricht und die Aufträge ihrer Mutter darüber vergaß. Sie wußte längst, daß ihr Vater sie immer dann ausschalt, wenn er mit Onga zusammengetroffen war. Der alte Zauberer schürte und hetzte an Ingongwa, und Njoli mochte ihn deshalb noch weniger leiden als je zuvor. Es war wohl an der Zeit, daß sie dem Ziegenbock wieder einmal einen Streich spielte. Ihre Freundin Umbeti klatschte begeistert in die Hände, als sie ihr davon erzählte. „Ja, das machen wir", rief sie und tanzte von einem Bein auf das andere. Heimlich stahlen sie die beiden Mädchen hinaus in den Wald, und bald hatten sie gefunden, was sie suchten, einen Baum, dessen Rinde ein Büffel oder ein Elefant aufgerissen haben mochte. Aus der Wunde träufelte ein zähflüssiger, klebriger Saft, den Njoli und Umbeti kichernd und schwatzend in großen, gerollten Blättern auffingen. Es gelang ihnen auch, ungesehen in Ongas Hütte zu schleichen, wo sie sich am Stuhl des Alten zu schaffen machten. Schon am andern Tag ging ihr Wunsch in Erfüllung. Onga wurde zu einem Kranken gerufen. Feierlich schritt er durch das Dorf. Ndangi trug den Stuhl hinter ihm her, stellte ihn auf, wedelte mit dem Elefantenschwanz oberflächlich darüber hin, und Onga setzte sich. Die Beschwörung begann. Jetzt wollte sich der Zauberer erheben, um mit dem kupferbeschlagenen Stock den Bannkreis zu ziehen. Aber was war das? Irgend etwas hielt ihn fest und als er sich mit einem Ruck erhob, da rutschte ihm das Lendentuch herab. Es gelang ihm nicht, seine Würde zu wahren. Das Gelächter und Geschrei nahm kein Ende. Wütend, das Leopardenfell um sich geschlagen, stapfte er davon, und in der Zauberhütte kam es zu einem, bösen Auftritt. Laut hörte man Ndangis Zetergeschrei und das Schelten des' Alten. Ahnte Onga, wer ihm diesen bösen Streich gespielt hatte? Er betrat seit dieser Zeit Ingongwas Hütte nicht mehr und wies alle Geschenke, die ihm der Jäger hot, verächtlich zurück. Vielleicht hätte er einmal eine seiner Listen ausgespielt, mit denen er gelegentlich seinen Bannflüchen Nachdruck verschaffte, doch der Fafa kam ihm zuvor. Auf einer seiner Urwaldfahrten kehrte er bei Ingongwa an und hatte mit ihm und Marga eine lange Besprechung. Njoli hatte vor der Hütte gesessen und ein wenig gelauscht. Sie preßte beide Hände auf die Brust, um das klopfende Herz zu beruhigen. Es ging um ihre Zukunft. Der Fafa wollte $ sie mit nach Bokela in die Mission nehmen. Sollten ihre heimlichsten Hoffnungen in Erfüllung gehen? Wie oft war der Wunsch in ihr erwacht, wenn sie den Worten des Katecheten lauschte, davon hörte, was in Bokela alles gelehrt wurde. Hunderte yon Knaben und Mädchen aus allen Stämmen waren in der Station beisammen in der Schule. Und nun sollte sie selbst dorthin kommen! Undeutlich hörte sie des- Vaters Widerspruch. Njoli. war seihe Älteste und schon eine tüchtige Hilfe für die Mutter. Noch so und soviele Regenzeiten, dann war sie nach Ansicht des Boolistammes erwachsen. ' „Töchter bedeuten Reichtum", sägte Ingongwa. Njoli wird einen guten Preis bringen, wenn sie nur noch ein wenig, älter ist. „Aber ich sage dir ja, Ingongwa, daß Njoli nach Dorohga zurückkehrt,' wenn die drei Jahre des Unterrichts um sind. Wir wollen dir dein Kind nicht fortneh-men, wir wollen es nur lehren. Lesen, schreiben, rechnen soll deine Njoli bei uns lernen. Bedenke doch, eine so kluge Frau wird noch einmal soviel wert sein wie eine unwissende. „Da müssen wir noch Njoli selber fragen. Sie ist' ja schließlich die Hauptperson", ..lächelte der Pater. Er trat aus der Hütte. Die Augen Njolis leuchteten vor Freude, ganz hoch zog sie die Brauen und gab damit ihr Einverständnis zu èrkennen. Schon am nächsten Morgen folgte sie der kleinen Karawane des Paters. Auf dem Rücken trug sie all ihren Besitz in einem Korb. Es war wenig genug. Ein' buntfarbiges Tuch, ein paar Schmuck-ringe. Marga hatte ihrer Ältesten noch ein paar Stücke .Maniok und eine Kalebasse mit Wasser mitgegeben. Njoli; fühlte sich keineswegs fremd bei dem Trupp, zwei andere Mädchen ihres Alters und drei Buben sollten ja mit ihr zugleich nach Bokela wandern. Eine neue Welt Zum zweitenmal in ihrem Leben kommt Njoli nach Bokela, aber jetzt ist sie schon zehn Jahre alt und sieht alles mit großen neugiergen Augen an. Sie lacht, denn nach den Beschreibungen der Mutter erkennt sie das große Krankenhaus, in dem die Eltern mit ihr, als-sie noch ganz klein War, eine Woche lang wohnten. Da tritt auch schon Schwester Theresia aus der Türe, um die Ankömmlinge zu begrüßen. Der Pater nennt die Namen der künftigen Schüler und Schülerinnen. Jetzt deutet er auf Njoli. „Die Eltern sind Ingongwa und Marga",' setzt er hinzu. „Die Mutter war drei Jahre lang krank, aussätzig." Ein fröhliches Leuchten geht über das. Gesicht Schwester Theresias. Sie tritt, näher und reicht Njoli die Hand, die nur zögernd zugreift. „Das ist also meine kleine Njoli. aus der Leprastation", lächelt sie. „Wie groß und hübsch sie geworden ist. Erinnerst du dich nicht mehr an das Lepradorf? Wie oft hast du auf meinem Schoß gesessen, kleine’ Njoli. Willkommen in Bokela. Immerzu habe ich an dich gedacht und dich in mein Gebet eingeschlossen. Ich hoffte und wünschte, daß dich dein1 Weg zu uns führen möchte. Nun ist es- geschehen." Das Mädchen aus Doronga steht da und sagt kein Wort. Das Neue, Unge- wohnte schüchterte die sonst so lebhafte Njoli ein. Sie zieht kaum einmal die Brauen hoch zur Bejahung auf eine Frage. Schwester Theresia sieht ihr nach, wie sie mit ein paar Mädchen aus dem heimatlichen Dorf- zur Schulsiedlung geht. Ein langgestrecktes, aus gestampftem Lehm gebautes Haus dient den hundert Mädchen, die in Bokela zur Schule gehen, als Wohnung und Schlafsaal. In drei ebensolchen, noch größeren Häusern, die durch einen hohen Zaun abgetrennt sind, wohnen die Buben. Jetzt hat Njoli ihre Stimme wiedergefunden, denn mit diesen um ein oder oder zwei Jahre älteren Mädchen hat sie in Doronga gespielt. Sie plappert munter, erzählt von zu Hause, von den Freundinnen, den Eltern, von allem, was in letzter Zeit im Dorf geschah. Migäzzu drängt sich ganz nahe an Njoli heran. Sie ist so froh, eine neue Freundin gewinnen zu können, denn seit einiger Zeit halten sich die anderen Mädchen von ihr fern. Migazzu ist vorlaut und sehr frühreif, eine schlechte Schülerin, obendrein diebisch und verlogen. Was kann sie dafür? Ihre liederliche Mutter hat sich nie um das Kind bekümmert, erst in der Mission kam es in feste Hände, aber es ist schwer, dais störrische, wilde Mädchen zu erziehen, ja, die Schwester Rektorin erwägt es, sie wieder nach Hause zu senden, denn Migazzu hat einen schlechten Einfluß auf die Mitschülerinnen, und es ist in dem großen Betrieb unmöglich sie so zu beaufsichtigen, wie es nötig wäre. Der Zufall fügt es, daß ein Bett neben dem Migazzus frei ist. Dorthin zieht Migazzu die Neue' und zeigt ihr auch den Korb und die an der Wand befestigte Kiste, in die sie ihre wenigen Habseligkeiten legen kann. „Jetzt komm, wir gehen zu der Lehrerin, sie ist eine Munji", setzt Migazzu geringschätzig hinzu, „und sie mag uns Booli alle nicht leiden. Aber was kümmert das uns?" Die schwarze Lehrerin empfängt ihre jüngste Schülerin freundlich. Sie weist Njoli einen Platz in der Schulbank an. „Du kommst in die Vorbereitungsklasse“, sagte sie, „und nun geht zur Kirche. Die Schwester Rektorin wartet auf euch." Das war also die Kirche .von Bokela; von der die Männer Dorongas zu viel zu erzählen wußten. Besonders der Schmied konnte sie' nicht genug preisen. Njoli stand wie geblendet. In die fest-gefügten, weißgetünchten Lehmmauern waren buntverglaste Fenster eingelas: sen, die ein farbiges, gedämpftes Licht verbreiteten. Drei, nein vier Altäre standen in dem großen Raum und über ihnen schwebtén lebensgroße Figuren in farbenprächtigen Gewändern. Njoli Wußte nicht, wohin sie zuerst sehen sollte. Doch nun schauderte sie und drückte sich enger an Migazzu. Über ihr hing Christus am Kreuž .und sah mit zer-quältem Antlitz auf sie nieder. Doch schon wieder atmete sie auf, Die Frau, die mit gütigem Lächeln, ein Kind auf den Armen, über dem nächsten Altar stand, nahm ihr den Schreck von ' der Seele. Migazzu zog Njoli hinter sich her. Die Schwester Rektorin -runzelte die Stirn, als sie die Neue in dieser Begleitung kommen sah. Doch zugleich kam ihr der Gedanke, daß ja der Unterricht Migazzu von Njoli trennen würde. Sie-beschloß aber doch darauf zu achten, daß sich hier keine Freundschaft anspann, die nur zum Nachteil Njolis sein konnte. Schon der erste Eindruck, den das Mädchen auf die erfahrene Schwester machte, war günstig. Ein zwar eigenwilliges, aber sicher lenksames Kind, dachte sie. Und hübsch ist diese Njoli, eine kleine braune Schönheit. Sie hat Augen, die vor Klugheit blitzen! Es' müßte mich alles täuschen, wenn wir mit ihr nicht einen guten Fang gemacht hätten. Njoli wurde ihr Platz auf der Frauenseite auf einem niedrigen Bänkchen zugewiesen. Wieder schwieg sie verschüchtert, doch Zugleich erfüllte sie ein heimlicher Stolz. Nun gehörte sie richtig nach Bokela, hier war sie heimisch geworden, und die große Kirche,' von der die Männer am abendlichen Feuer so begeistert erzählten, gehörte auch ihr. Am liebsten hätte sie in die Hände geklatscht und wäre umher ge- hüpft, aber die stille Würde des Raumes ließ das nicht zu. Migazzu hatte es eilig, ihre neue Freundin hinauszuführen. Sie mußte ihr ja noch viel zeigen. „Sieh dort, hinter den Palmen, das ist der Fußballplatz, auf dem die Buben spielen. Dahinter liegen die Küchengebäude und die Wäscherei." Migazzu kichert. „Siehst du das Haus mit dem neuen Dach? In ihm schlafen die großen Mädchen. Wir dürfen nie hinein. Ich weiß auch warum. Dort wird die ganze Zeit von jungen Burschen geschwatzt, von Geschenken und von anderen Dingen, die ich dir später erzählen will." „Woher weißt du das alles, wenn wir doch nicht hineindürfen?" erkundigte sich Njoli. Wieder lachte Migazzu und sah sich vorsichtig um. „Verrate mich nicht, ich weiß einen Weg durch die Dornenhecke. Dort schlüpfe ich manchmal durch und verstecke mich im Frauenhaus. Auch Gongura, die älteste Tochter Makangwes, des Schmieds, ist darin. Sie hat einem Burschen, der mit ihr zugleich in die Schule ging, die Ehe versprochen. Er wartet nur darauf, in sein Heimatdorf entlassen zu werden, um mit Makangwe den Brautpreis auszuhandeln.“ Njolis Augen wurden immer größer. Was sie da alles hörte, das war für sie eine neue Welt. Aber schon entdeckte ihr Migazzu wieder ein Geheimnis. „In der kleinen Hütte dort neben denen der Männer und Frauen, die nach Bokela kommen, um Christen zu werden, wohnt die alte Alakeia, die Frau des Oberzauberers Ombuli. Nach dem Tod ihres Mannes kam sie hierher und versprach sich taufen zu lassen." (Fortsetzung folgt) 8t Ulrich, Bischof von Augsburg Ulrich wurde 890 in Augsburg geboren. Er entstammte dem Geschleckte der Grafen von Dillingen. Seine Erziehung erhielt er in der Abteischule von St. Gallen. 908 zog er nach Augsburg zu Bischof Adalbero und wurde dort dessen Kämmerer. Schon im Jahre darauf unternahm Ulrich seine erste Romreise. Hier erhielt er die Nachricht vom Tode seines Bischofs. In die Heimat zurückgekehrt, stellte er sein Amt dem Nachfolger Adalberos, Bischof Hiltine, zur Verfügung und zog sich auf sein elterliches Gut zurück, um seiner Mutter, die zu dieser Zeit Witwe geworden war, bei der Verwaltung der Güter beizustehen. Erst nach dem Tode Bischof Hiltines kehrte Ulrich wieder nach Augsburg zurück. Der Schwabenherzog Burchard schlug ihn König Heinrich I. als Nachfolger vor. Gern willigte der König ein und am 28. Dezember 923 empfing Ulrich die hl. Bischofsweihe. In welches Bistum aber kam er? Die Grenzdörfer waren von den Einfällen der heidnischen Ungarn verwüstet und geplündert. Ähnlich sah es aber auch in den Herzen der Menschen aus. Viele hatten ihren Glauben verloren und preisgegeben. So mußte Ulrich mit dem Aufbau der Dörfer auch eine echte Missionsaufgabe verbinden. Er gab Caritasspenden in Form von Saatgut aus, um für die Zukunft vorzusorgen. Befestigungen stellte er her und rüstete ein starkes Heer gegen weitere Einfälle der Feinde aus. Daß diese Vorsorge berechtigt war, zeigte sich schon drei Jahre später, als die Ungarn einen abermaligen Einfall-unternahmen und bis nach Augsburg vordrangen, wo sie aber bald abgewehrt und zurückgeworfen werden konnten. Ein weiterer, weit schlimmerer Einfall aber erfolgte im Jahre 955. Wiederum drangen die Ungarn, diesmal in einer ungeheuren Übermacht, auf schnellen Streitrossen bis vor die Tore von Augsburg vor. Hier aber brachte Ulrichs Heer die Feinde zum Stehen. Ulrich selbst stand unter seinen Soldaten und spornte sie zum Kampfe an. Zwei Anstürme auf die Stadtmauer wurden abgewehrt. Plötzlich erschien der König mit seinem Heer auf dem Schlachtfeld und griff den Feind von hinten an. Ul- rieb zögerte niebt, mit seinem Heer gleichfalls die Stadt zu verlassen. In einer großen Kesselschlacht wurden schließlich die Ungarn auf dem Lechfeld vernichtènd geschlagen. Kein Wunder, daß sich an diesem Tage Ulrich das Vertrauen und die Dankbarkeit König Ottos erworben hatte. Der König verlieh ihm als erstem Kirchenfürsten das Münzrecht; auch gewährte er auf Ulrichs Wunsch den Abteien Kempten, Ottobeuren und Ell-wangen/Jagst reichliche Privilegien. Nach der erfolgreichen Abwehr der Ungarn richtete er sein ganzes Augenmerk auf die Reform seines Bistums; war er bisher in erster Linie Feldherr gewesen, so wollte er nun ein wahrhafter Seelsorger seines Bistums werden. Seine erste Sorge galt hier der würdigen Gestaltung des Gottesdienstes. Auf allen seinen Reisen nahm er genügend Geistliche mit, um an jedem Ort den Gottesdienst so feierlich, wie es der Bischofswürde entsprach, gestalten zu können. Hierzu war ihm aber keine Kirche zu armselig. Selbst die kleinsten Notkirchen weihte er persönlich ein und feierte in ihnen das Pontifikalamt. Bei dieser Gelegenheit besuchte er die Armen und Kranken und überzeugte sich vom Glaubenswissen seiner Diöze-sankinder. Ein besonderes Augenmerk richtete er auf die Ausbildung seiner Geistlichen. Die Domschule in Augsburg erlebte unter seiner Regierung eine neue Blütezeit. Auf sie schickte er auch Geistliche, die schon in der Seelsorge standen, zur Weiterbildung. Der Bischofskirche von Augsburg, die bei der Übernahme seines Bistums in Schutt und Asche gelegen war, prägte er sein Siegel auf, indem er sie nach eigenen Plänen wieder aufbauen ließ. Als der Bischof sein Ende herannahen fühlte, wollte er sein Lebenswerk gesichert sehen. Er übertrug daher seinem Neffen Adalbero die Verwaltung seines Bistums. Er hätte ihn gerne als seinen Nachfolger im Bischofsamt 'gesehen. Auch dieser wäre gerne der Nachfolger seines Onkels geworden. Daher trug er, ohne die Bischofswéihe zu besitzen, bei feierlichen Gelegenhei- ten den Bischofsstab. Dieses eigenmächtige Auftreten Adalberos aber ließ Stimmen laut werden, die ihn der Häresie verdächtigten, daß er sich zu Lebzeiten des Bischofs schon das Bischofsamt anmaße, und die Ulrich bezichtigten, daß er dem Nepotismus verfallen sei. So mußten sich beide vor dem König verantworten. Adalbero mußte sich durch einen Eid von dem Verdachte reinigen, daß er mit Wissen die kanonischen Vorschriften übertreten habe, und wurde sodann von den Fürsten auf Vorschlag Ulrichs zum Nachfolger auf den Bischofsstuhl von Augsburg bestimmt. Freilich sollte es dann anders kommen; denn Adalbero starb noch vor seinem Onkel Ulrich im Jahre 973. Auch Ulrich fühlte nun sein Ende herannahen. Am 24. Juni 973 feierte er zum letzten Male das hl. Meßopfer in der Kirche des hl. Johannes des Täufers in Augsburg; darauf zog er sich in seine Privatgemächer zurück. Am 4. Juli ließ er sich auf kreuzweis ausgestreute und mit Weihwasser besprengte Asche legen und erwartete den Tod, der auch bald darnach eintrat. Bischof Konrad von Konstanz bettete ihn am 7. Juli unter zahlreicher Beteiligung des Volkes in der Kirche St. Afra zu Augsburg zur letzten Ruhe. Schon bald nach seinem Tode setzte seine Verehrung ein. Viele Wunder geschahen an seinem Grabe. So sah sich sein dritter Nachfolger, Bischof Liudolf, veranlaßt, anläßlich der Lateransynode dem Hl. Vater einen genauen Bericht über das Leben und die Tugenden und Wunder Ulrichs vorzulegen. Papst Johannes XV. war von diesem Bericht so beeindruckt, daß er unverzüglich zur Heiligsprechung dieses großen Bischofs schritt und sein Fest für die ganze Kirche vorschrieb. Es war dies die erste feierliche Heiligsprechung durch einen Papst. Die Verehrung des hl. Ulrich breitete sich von diesem Tage an schnell aus. So finden wir allüberall in Deutschland und Österreich Kirchen, die seinem Namen geweiht sind. Oskar Hofmann MFSC Lange schwimmen schon die Knaben, ohne was bezahlt zu haben, grad und quer und kreuz und krumm auf dem Ozean herum. Beide sind so gut versteckt, daß man sie noch nicht entdeckt., , Und so harren beide neuer, ungeahnter Abenteuer. Jener Raum, in dein sie sitzen, läßt sie ganz erbärmlich schwitzen, und sie schauen sich darum7 bald nach etwas Bessrein um. Jedesmal, wenn Schritte nahen, oder wenn sie jemand sähen, nehmen sie — heidi! 4^' Reißaus, und es packt sie Schreck und Graus. Doch der Hunger quält sie sehr, •md so wagt man immer mehr. Ach, welch herrliche Gerüche strömen aus des Schiffes Küche! An der Treppe, ungesehen, lange schon die beiden spähen, als der Koch den Raum verläßt. Nun hinein! Das gibt ein Fest! Welche Mengen Fleisch und Brot! Ach! Vorbei ist alle Not! Käse, Butter, Pudding, Wurst — und was Kaltes für den Durst! Doch nicht lange währt die Freude, ‘ da erschaudern alle beide! Denn da draußen auf dem Gang ■ kommen Schritte jetzt entlang. Pokö sucht mit bangem- Blick ünd entdeckt zu ihrem Glück einen Vorhang lang und breit der sie schützt zur rechten Zeit. Beide sind zwar mäuschenstill, doch. -1- wie es das Unglück will läßt der Koko dann mit Knallen einen Topf mit Pudding fallen... Als sie vor dem Koch dann stehen und voll Angst um Gnade flehen, lacht der nur: „Das ist nicht schlecht! Ja, ihr kommt mir grade recht!" Und er macht kein Federlesen: Mit dem Schrubber;, mit dein Besen müssen sie die Untat sühnen und das Reisegeld verdienen. ADAM Des Rätsels Lösung Der Schornstein war nicht zu hoch, sondern die Ladung des Bootes zu leicht. So fuhr der Kapitän auf Uwes Rat hin ans Ufer und nahm die ganze Kinderschar an Bord, so daß das Boot tiefer ins Wasser sank und unter der Brücke durchfahren konnte. Im Filmatelier Letzte Aufnahmen zum Film „Die Nibelungen". Regisseur Drehmann schwitzt. Der Tag kostet ihm wenigstens 10 000 DM. Aber die Spieler sind großartig. Besonders der grimme Hagen. Mit gewaltigem Schwertschlag macht-er Krimhildens Leben ein Ende. Dann tritt Dietrich von Bern hinzu, tötet Hagen und sagt noch einige Worte. Der Regisseur schlägt aüf den Gong und ruft aufatmend: „Ende!“ Da erhebt sich die „tote" Krimhilde, blickt auf ihre Armbanduhr und sagt: „Es reicht noch auf den Schnellzug." Der Regisseur erbleicht und ruft: „Morgen muß alles wiederholt werden!" Warum? Straußenzucht Seit den ältesten Zeiten gelten Straußenfedern als beliebter Schmuck. Afrika ist die eigentliche und einzige Heimat dieses großen Vogels. Der Bahnbrecher von Südafrika, Jan van Riebeeck, trug siđi bereits mit dem Gedanken, Strauße zu zähmen und zu. züchten, weil den wilden Vögeln schwer beizukommen war. Die kleinen eingeborenen Buschmänner aber fanden das Mittel, die Strauße zu überlisten. Sie verkleideten sich selbst als Sträuße und wußten die Bewegungen der scheuen Tiere so geschickt nachzuahmen, daß sie siđi ganz nahe an sie heranschlei-chen konnten. Die Jagd wurde dann aber so stark betrieben, daß Vogel Strauß um 1860 herum fast ausgestorben war. Alsdann fing man tatsächlich an, sich mit der Straußenzucht zu befassen. Einige Farmer, fingen junge Vögel ein und setzten sie in geräumige Umhegungen, um sie zu zähmen. Im Jahre 1865 zählte man in der Kapkolonie 80 gezähmte Strauße, die in diesem Jahre 60 Kilogramm Federn lieferten. Es war allerdings fraglich, ob der Erfolg den Anstrengungen der Züchter voll entsprach, denn die Vögel waren und blieben wild und scheu. Da kam der Farmer Douglas auf den Gedanken, die jungen Vögel getrennt von den Alten aufzuziehen. Dies gelang nach Wunsch; die Eigenschaften des wilden Vogels verloren sich allmählich, und die Straußenzucht ersdnen gesichert. Wenn die Jungen aus den Eiern schlüpfen, sind sie so groß wie halbjährige Haushühner. Ausgewachsen können die Vögel bis zu 200 Kilogramm wiegen. Wenn das Weibchen die Eier gelegt hat, beginnen beide Vögel ab- Erzbischof McCann von Kapstadt machte seinen gewohnten Nachmittagsspaziergang. Da sah er, wie sich ein kleiner Bub vergebens streckte, um an einer Haustüre die Klingel zu erreichen. Hilfsbereit trat der Erzbischof wechselnd zu brüten; der Hahn sitzt nachts und die Henne . während des Tages. Die Brütezeit dauert volle sechs Wochen. Sobald die Küken ausgeschlüpft sind, laufen sie mit der Mutterhenne herum und picken nach ihrem Beispiel an Gras und Blättern. Aber nach einem Tage nimmt der Züchter sie weg und setzt sie abgesondert in einen kleinen Hof, damit sie ihre Eltern vergessen und sich an den Menschen gewöhnen. Die kleinen Strauße sind anfangs drollige, struppige Dinger, die mit gehackter Luzerne, gekochtem Mais und gerösteten Heuschrecken gefüttert werden. Sie wachsen sehr schnell und erreichen nach sechs Monaten schon die Höhe eines ‘ausgewachsenen Menschen. Der Hahn trägt in seinen Flügelstümpfen und an seinem Schwänze 16 bis 20 große, weiße Federn und am Körper glänzend schwarze Federn, die aber weit weniger wert sind. Die Federn der Henne entsprechen denen des Hahns in Größe und Zartheit des Flaums, nicht aber in der Färbung; sié sind hell- oder dunkelgrau und ihrer - 'imscheinbaren Farbe wegen fast wertlos; sie können allerdings gefärbt werden. Je freier die Strauße leben, desto schöner in Farbe und Form werden die Federn. Das Nest im Sande faßt ein Gelege von 12 bis 18 Eiern, von denen jedes IV2 Kilogramm wiegt und an Gehalt 24 Hühnereiern gleichkommf. Kein Mench kann ein Straußenei „auf einem Sitz“ essen;, er braucht mindestens einen Gehilfen dazu. Mit den erwachsenen Männchen hat man sehr vorsichtig umzugehen, denn sie sind sehr keck und launisch. Zweimal im Jahre werden ihnen die Federn geschnitten, was allerdings keine ganz leichte Sache ist. Immer wieder hört man von Unglücksfällen, daß nämlich Farmern der Unterleib von den Fußkrallen der zornigen Vögel auf gerissen wurde. A. C. hinzu und klingelte. Da rief der Bub: „Danke schön, Herr! Aber jetzt können Sie. was erleben mit der Hexe da drinnen-'^, und schon war er um die nächste Hausecke verschwunden. Sie wollen hoch hinaus, diese Schüler unseres neuen Knabenseminars in Saldana, Nordspanien — zunächst auf die Höhen des Kantabrischen Gebirges unter Führung von P. Rektor Kieferle, dann aber zu den Höhen des Priestertums, um einmal ihr Leben den priesterarmen Ländern Südamerikas zu weihen. Bischof von Allahabad in Bamberg Bei den Bischöfen der Missionsländer hat sich die Freigebigkeit der deutschen Katholiken längst herumgesprochen. So wundert es uns nicht, daß immer wieder ein Bischof aus Afrika oder Asien seine Schritte zu uns lenkt und uns um Hilfe für seine Diözese bittet. So durften wir am 16. Juni Bischof Raymond aus Allahabad, Indien, in Bambergs Mauern begrüßen. Am Abend dieses Tages zog er unter dem Brausen der Orgel in den Dom. Zuerst wurde er mit neugierigen Blicken betrachtet. Doch als er dann in fließendem Deutsch zu uns sprach und uns seine Anliegen vortrug, war das Band, das die Katholiken aller Länder umschließt, geknüpft. Der Bischof sprach mit großer Wärme, so daß er bald alle Herzen für sich gewonnen hatte. So vieles müßte getan werden, führte der Bischof aus, um auch in dem riesigen Land Indien mit seinen über 400 Millionen Menschen den katholischen Glauben fest zu begründen. In seiner Diözese müßte das Priesterseminar erweitert werden. Aber dazu fehlen die finanziellen Mittel. Auch fehlt das Geld, um junge Menschen studieren zu lassen, ihnen Bücher zu kaufen und sie zu ver; köstigen. „Wir haben viele und gute Berufe in Indien, aber sie gehen verloren, weil uns die Mittel fehlen, sie zu erfassen.“ Das alles ist um so folgenschwerer, als die Einreise ausländischer Missionare sehr erschwert wird. Ein ähnliches Bild bietet sich in der Schwestemfrage. Die dort tätigen Englischen Fräulein können aus der Heimat keinen Nachwuchs mehr bekommen. Wer wird die Taten der Liebe weiterführen, die sie in dem so armen Land vollbringen? Dabei melden sich viele einheimische Mädchen für den Schwestemberuf. Doch es fehlt das Geld, um ihnen eine Heimstätte zu bauen. Vor allem kann kein Schwe-stemnoviziat erstellt und unterhalten werden. Ein weiteres Anliegen trug der Bischof seinen Zuhörern im Dom vor: Er möchte ein Haus bauen, in das Nichtkatholiken kommen könnten, um sich über den katholischen Glauben zu orientieren, ein Haus, das die Wahrheitsuchenden aufnimmt und ihnen den rechten Weg zeigt, ein Haus, das die Liebe Christi und das Licht seiner Lehre ausstrahlt. Wie sehr Bischof Raymond die Herzen der Zuhörer gewonnen hatte, das zeigte nicht nur das Ergebnis der Kollekte, sondern auch der Andrang der Jugend nach der Pontifikalmesse. Sie alle wollten von ihm ein Autogramm ^haben und erhielten es auch. R. Weiß KURZ BERICHTET Besuch in Spanien Im Juni besuchten P. Alfred Stadtmüller und P. Andreas Riedl unsere beiden Niederlassungen Palencia und Saldana in Nordspanien. P. Stadtmüller und Fri. Gertrud, Haushälterin in Hohenberg und eifrige Missionshelferin, machten auch einen Abstecher zum berühmten Marienwallfahrtsort Fatima, Portugal. Auf dem Bild oben von links: P. Mohn, P. Würz, Br. Ploner (verdeckt), Br. Zeller, P. Stadtmüller, P. Riedl, Don Flaviano (Maturant), Frau Oberin Reinhilde (Franziskanerin von Dillingen), Hermann Engelhardt (Bruderzögling), Fri. Gertrud, Senorita Esperanza (ihr Vater ist Schweizer auf unserem Hofgut in Palencia), Br. Oberparieiter, Frau Ida (zu den genannten Schwestern kommt noch Frau Lucaj sie führen in Saldana den Haushalt), Br. Mischi, P. Kieferle (Rektor in Saldana), Don Donaciano (Maturant), P. Eder. Pfarrzentrum verlegt Das Zentrum der Negerpfarrei St. Anton in Memphis, USA, 1956 von unserer Kongregation übernommen, mußte aus städtebaulichen Gründen verlegt werden. Kirche, Schule und Pfarrhaus wurden abgebrochen. Der Staat zahlte als Entschädigung 166 000 Dollar. Nachdem Pfarrhaus und Schule an einer anderen, günstiger gelegenen Stelle neu errichtet waren, konnte der Umzug am 9. Februar dieses Jahres erfolgen. Am 30. April wurde die Pfarrschule, in der bis zum Bau der Kirche eine geräumige Kapelle eingerichtet wurde, von Bischof William Law- rence Adrian eingeweiht. An der achtklassi-gen Pfarrschule mit ihren 192 Schülern unterrichten vier Schwestern und eine schwarze Lehrerin. Von den Schülern sind 55 Prozent protestantisch. Die Schule wird von der Pfarrei unterhalten. P. Hügel ist Stadtpfarrer. P. Gebhard Schmid ist sein Kaplan -, seine Tätigkeit besteht hauptsächlich in Hausbesuchen und 20 Wochenstunden Unterricht in Religion und Deutsch an zwei Schulen. Die 500 000 Bewohner von Memphis sind je zur Hälfte Weiße und Neger. Vier Neupriester Am 29. Juni erteilte Bischof Josef Gargitter im Dom zu Brixen vier Diakonen unserer Kongregation die hl. Priesterweihe. Es sind die vier aus Südtirol stammenden Patres: Eduard Falk aus Terenten, Anton Graf aus Moos in Passeier, Alois Plankensteiner aus St. Georgen und Peter Rechenmacher aus Goldrain bei Latsch. Titelbild : Diese beiden Kinder aus Norduganda verdanken ihren Glauben vor allem dem eifrigen Wirken der Mitglieder der Marianischen Legion, die als Laienapostel dem Missionar viel Arbeit abnehmen. Unsere Bilder: A. Eder 2, W. Kühner 2, J. Lang 6, L. Unfried 1, Fides 5. Herausgeber und Verleger Kongregation der Missionare Söhne des Heiligsten Herzens Jesu, Josefstal bei Ellwangen/Jagst. Schriftleitung: P. Edmund Schümm, Josefstal Druck: Schwabenverlag AG, Zweigniederlassung Ellwangen/Jagst Mit kirchlicher Druckbewilligung und Erlaubnis des Generalobern Diese kleine Inderin führt eben an Bord eines italienischen Schiffes, das durch indische Gewässer fährt, einen religiösen Tanz auf. Die über 400 Millionen Einwohner der Indischen Union sind zu 88 Prozent Hindus, zu 9 Prozent Mohammedaner, Die kleine christliche Minderheit findet sich fast ausschließlich im Südwesten der indischen Halbinsel.