Bezugspreise Für Vsterreich-Ungarn ganzjährig K4-halbjährig K 2- — £ür Amerika: ganzjährig D. 1 *25 Für das übrige Ausland ganzjährig K 5-20 Briefe ohne Unterschrift werden nicht berücksichtigt, Manuskripte nicht zurück-gesendel. Erscheint mit einer illustrierten Beilage „Wandermappe" am 4. und 19. eines jeden Monates. Bestellungen übernimmt die Verwaltung des Kottscheer Boten in Gottschee 9it. 121. Berichte sind zu senden an die Schriftkeitung des Kottscheer Boten in Gottschee. Anzeigen (Ir.jerate) werden nach Tarif berechnet und von der Verwaltung des Blattes übernommen. Die „Wandermappe" ist nur als Beilage des Gott-sehe er Boten erhältlich. P ostsp arkass en-Konto 9h. 842.285. Mr. 4. Hottschee, am 19. Aeöruar 1913. Jahrgang X. Die Bedeutung Gottschees für das deutsche Volkstum in Rrain. Gewissen Mißgünstigen zur gefälligen Kenntnisnahme. Was Intelligenz und Kultur, Handel und Industrie, Kapitals« kraft, volkswirtschaftliche Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit anbelangt, bilden die Deutschen in Krain bekanntlich einen ganz hervorragenden, um nicht zu sagen, einen überragenden Faktor, der das einigermaßen ersetzt, was ihnen an Bolkszahl abgeht. Die Schwäche der Deutschen Krains liegt nur in ihrer Volkszahl. Die Bewohner der deutschen Sprachinsel Gottschee machen rund zwei Drittel der Deutschen Krams aus. Sie siedeln schon gegen 600 Jahre im Lande, sind also eine erbgesessene, bodenständige, mit den geschichtlichen Schicksalen des Landes (Türkenkriege usw.) eng verwachsene Bevölkerung, die auf eine mehr als halbtausendjährige Vergangenheit in Krain zurückblickt. Die Gottscheer haben schon in früheren Jahrhunderten manchen tüchtigen Mann gestellt; wir brauchen da nur an die rühmlichst bekannten Freiherrn v. Erb erg, an die Peer v. Peru bürg (später Freiherrn v. Flödnig), an die Ritter v. P laß mann, Freiherrn Schweiger». Lerchenfeld u. a. zu erinnern. In späterer Zeit sind aus dem Ländchen so manche Männer hervorgegangen, die sich auf dem geschäftlichen Gebiete emporgeschwungen haben, wie z. B. die Kosler, Reicher, Tschinkel, Stampfl, Verderber, Weber, Wetz u. a. Das Gottscheer Ländchen umfaßt 25 Ortsgemeinden mit 171 Ortschaften, zählt 16 deutsche Pfarren und besitzt rund 40 deutsche Schulanstalten; es bildet mit seinen 18.000 anwesenden Bewohnern — 6000 weilen in Amerika — das größte und bedeutsamste Volksbecken der Deutschen Krams; ohne Gotlschee würde das Deutschtum in Krain, was seine Volkszahl anbelangt, zu einer numerischen Minderheit herabsinken, die in gar keinem Verhältnisse mehr stünde zur sonstigen Bedeutung des deutschen Wesens in Krain. Trotz alledem wird Gottschee in gewissen deutschen Kreisen nicht immer so eingeschätzt, wie man es erwarten sollte. Es gibt in Laibach einzelne Deutsche, die, wenn vom Deutschtum in Krain die Rede ist, zunächst nur an Laibach, Aßling, Neumarktl usw. denken, dann kommt lange nichts und erst zuletzt erinnert man sich endlich auch noch ein bißchen daran, daß es auch eine deutsche Sprachinsel Gottschee gibt. Zu unserem lebhaften Befremden haben wir es sogar erleben müssen, daß gewisse Herren in Laibach — es waren zumeist jüngere — über das Gymnasium in Gottschee geringschätzig die Nase rümpften; eine Lehrerbildungsanstalt, eine niedere Handelsschule oder gar nur eine Bürgerschule, meinten sie, wäre für Gottschee gut genug. In dieser Beziehung tut sich ein Herr PI... . in Laibach besonders hervor. Vor ein paar Jahren meinte ein slowenischer Abgeordneter im krainischen Landtage, zwei deutsche Gymnasien in Krain seien zu viel, man solle das Gottscheer Gymnasium auflassen. Der deutsche Wichtigtuer und Wortemacher Pt ... . spricht geradeso wie der Slowene Mandelj, auch ihm ist das deutsche Obergymnasium in Gottschee ein Dorn im Auge; er will dessen Auflassung — der Deutschradikale umarmt dabei brüderlich den Slowenen — und als Surrogatersatz dafür eine Lehrerbildungsanstalt, die selbstverständlich ganz lebensunfähig wäre. So betreiben gewisse Wikolaus Wecher. (Fortsetzung.) Es ist einleuchtend, daß ein so blühendes Geschäft wie das Rechersche von einem einzigen nicht überblickt und geführt werden konnte. Deshalb nahm Nikolaus schon anfangs der neunziger Jahre des achtzehnten Jahrhunderts zwei seiner Brüder, den ältesten, Johann, und den jüngsten, Matthias, als Handelsgesellschafter zu sich nach Laibach. Der dritte Bruder, Georg, hatte sich den Studien gewidmet, ist Doktor der Rechte geworden und lebte als Advokat ebenfalls in Laibach, wo er am 14. Juni 1815 im Alter von 46 Jahren starb. Er war mit einer gewissen Maria Härtel vermählt und hinerließ eine Tochter, deren Nikolaus im § 15 seines Testamentes gedenkt mit den Worten: „Der Tochter meines verstorbenen Bruders Doctoris Georg Recher Aloisia verehelichten Uranitsch vermache ich sechstausend Gulden." Der hier erwähnte Uranitsch war der k. k. Oberlandesgerichtsrat Franz Uranitsch. Von den zwei anderen Brüdern Rechers war der jüngste, Matthias, schon am 23. August 1810 im 37. Lebensjahre gestorben, so daß im zweiten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts Nikolaus Recher nur mehr mit seinem ältesten Bruder Johann das Geschäft betrieb. Dieses war damals das bedeutendste und glänzendste Getreidegeschäst in Laibach. In einem im Laibacher Magistratsarchive befindlichen Verzeichnisse der Handelsleute Laibachs sind für die Jahre 1816 bis 1818 dreiundzwanzig Getreidehändler der krainischen Hauptstadl nebst Angabe des Betriebskapitals der Reihe nach namentlich angeführt, darunter an erster Stelle Nikolaus und Johann Recher mit einem alle anderen weit übertreffenden Betriebskapital von je 10.000, zusammen 20.000 Gulden. Johann starb 62 Jahre alt am 15. Dezember 1819. Nach dem Tode seiner Brüder, vielleicht schon früher, berief Recher wieder Verwandte an seine Seite, so seine beiden Neffen Matthias und Andreas Seemann, den gleichnamigen Sohn seines Neffen Ignaz Seemann aus Krapfenfeld und Johann Regnard, den Sohn seiner Nichte Maria verehelichten Regnard, welche alle er in seinem Testamente mit reichlichen Legaten bedachte. Zur leichteren Geschäftsführung hatte er in seinem Hause eine förmliche Kanzlei eingerichtet. Als Buchhalter fungierte noch in den vierziger Jahren ein gewisser Ignaz von Wallensberg, sein Rechtsberater und Vertreter war seit dem Jahre 1811 Dr. Maximilian Wurzbach sen. Nikolaus Recher war zweimal verheiratet. Das erstemal am 4. September 1786 ehelichte er die vierzehnjährige Johanna Zeprin aus der Stadt Gottfchee. Als Beistände waren zur Trauung er- Deutsche direkt die Geschäfte der Slowenen! Herr Pl. . . . wolle Gottschee gefälligst in Ruhe lassen, sonst wären wir gezwungen, ihn noch deutlicher als Schädling unserer deutschen Interessen zu kennzeichnen. Gottschee braucht keinen unerbetenen, aufdringlichen Vormund, es weiß seine Interessen selbst wahrzunehmen. Auch über die Möglichkeit des nationalen Fort best an des der Gottscheer ergehen sich diese jungen Herren mitunter in sehr pessimistischen Aussprücheu. Möchten sich diese Schwarzseher doch beruhigen; das deutsche Volkstum in Gottschee hat sich durch nahezu schon 600 Jahre unversehrt erhalten und wird, so Gott will, noch weitere 600 Jahre und darüber erleben. Leute ohne Ar und Halm, ohne Haus und Hof, ohne Grund und Boden sind jedenfalls nicht so zuverlässige Träger und Stützen ihres Volkstums als der bereits seit mehr als einem halben Jahrtausend im Lande siedelnde deutsche Bauer des Gottscheer Ländchens. Daß die Auswanderung aus Gottschee endlich zum Stillstand käme, wäre ja gewiß überaus wünschenswert, aber eine mehr als 25 jährige Erfahrung hat den Beweis erbracht, daß Gottschee auch die Auswanderung vieler seiner Landeskinder ertragen kann, ohne hiedurch national allzuschwer geschädigt zu werden, und gewisse Grenzen wird auch diese gewiß beklagenswerte Erscheinung schließlich nicht überschreiten, zumal wenn es gelingt, den Betrieb der Landwirtschaft im Ländchen allmählich zu heben. Die Mißgunst, die den Gottscheern in gewissen Kreisen entgegengebracht wird, mag vielleicht auch darin ihren Grund haben, daß sich Gottschee — von ein paar Ultras abgesehen — nicht zum Tummelplätze des unglückseligen Los von Rom-Sportes hergeben wollte. Der Ärger darüber, daß man in Gottschee nicht gewissen „Größen" die Steigbügel halten mochte, machte sich schon zu einer Zeit Luft, als es in Gottschee noch keine christlichsoziale Partei gab. Man ging so weit, angesehene Männer von Gottschee öffentlich als „Klerikale" zu vernadern, die in Wirklichkeit echtfärbige Liberale sind! Wir betonen aber nachdrücklich, daß diese unfaire Behandlung der Gottscheer nur von einzelnen Mißgünstigen der Hauptstadt ausging. Was die deutschen Kreise Laibachs im allgemeinen betrifft, haben sich dieselben Gottschee gegenüber stets ihr unbefangenes, richtiges Urteil gewahrt und der deutschen Sprachinsel Gottschee stets ihre Zuneigung bewiesen. Die Bedeutung Gottschees für das deutsche Volkstum in Krain trat insbesonders im Jahre 1906 hervor, als es galt, für die Deutschen Krams ein Reichsratsmandat zu schaffen. Durch die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes und die Aufhebung der bisherigen Wahlvorrechte des Großgrundbesitzes stand das Deutschtum schienen Ignaz J auth, herzoglicher Verwalter, und der Stadtrichter Johann Leber. (Auch bei der am 13. Oktober 1794 in der Filialkirche zu Malgern vom Pfarrer von Verbovsko vorgenommenen Trauung des Johann Recher, des Bruders des Nikolaus, mit Theresia Hollub, waren der herzogliche Forstmeister Johann Rothauer und der herzogliche Verwalter Florian Webers Trauungszeugen.) Aus dem Umstande, daß die Trauungszeugen aus den ersten Familien der Stadt beigestellt wurden, muß man schließen, daß der Name Recher schon damals in Gottschee den besten Klang hatte. Als Heiratsgut erhielt Nikolaus von seinem älteren Bruder Johann, dem Übernehmer des väterlichen Anwesens in Malgern, 500 Gulden ausbezahlt, worüber er nachstehende Quittung ausstellte: „Gerichts-Protokoll der Stadt Gottschee. Verzicht-Quittung. Ich Nikolaus Rächer, Bürger in der Stadt Gottschee, urkunde und bekenne hiemit daß mich mein lieber Bruder Johannes Röcher, der Grafschaft Gottschee angehörig zu Malgern bewohnte Unterthan, an dem mir versprochenen Heurath Gut und respective Vater- und Mütterlicher Erbtheils Abfertigung heut Dato mit 500 Gulden (sage 500 fl.) Deutscher Wehrung baaren Gelbe abgeführet, auch ich erwehnte Summe Gelds dern besagten 500 fl zu meinen Händen baar und richtig empfangen, sohin mich gänzlich abgefertigt und sogestalten befriedigt hat; daß weder ich Eingangs benannter, noch meine Erben in Betref des mir zugesagt, und bereits vollends ausgezahlten Heuraths in Krain damals in Gefahr, jede Vertretung im Reichsrate zu verlieren, da die beiden Reichsratsmandare des Großgrundbesitzes aufgehoben wurden. Es wäre gewiß beklagenswert gewesen, wenn das Deutschtum in Krain und im Süden des Reiches von nun an dauernd jeder parlamentarischen Vertretung beraubt geblieben wäre. Man dachte zuerst daran, für alle Deutschen in Krain (nationaler Kataster) ein Reichratsmandat zu schaffen. Das ging aber nicht und stieß auf unüberwindliche Hindernisse. So entschloß man sich denn schließlich dazu, für die deutsche Sprachinsel Gottschee als den größten deutsch en Volkskörper inKrain ein Mandat zu verlangen, welches auch tatsächlich durchgesetzt wurde. Wenn also im Jahre 1906 für die Deutschen Krains ein Reichsratsmandat gerettet wurde, ist dies dem Vorhandensein der deutschen Sprachinsel Gottschee zu verdanken. Hiebei anerkennen wir selbstverständlich bereitwillig und dankbar die Verdienste derer, die sich um die Erreichung dieses Mandates mit Erfolg bemüht haben. Wenn nun so die Möglichkeit geboten ist, daß der Reichsratsabgeordnete von Gottschee nicht nur die Belange seines engeren Wahlkreises, sondern auch die Interessen aller Deutschen in Krain (einschließlich des deutschen Großgrundbesitzes) im Reichsrate vertreten kann, ist dies wieder durch den Bestand der deutschen Sprachinsel Gottschee ermöglicht worden. Gottschee war also in dieser so wichtigen Beziehung von geradezu ausschlaggebender Bedeutung für das gesamte Deutschtum in Krain und im Süden. Dies sollten jene nicht vergessen, die so gern an Gottschee herummäkeln und die Bedeutung Gottschees für das deutsche Volkstum in Krain herabsetzen möchten. Rede des Abgeordneten Grafen Sarbo über das Haufrergefetz. Am 11. d. M. fand im Abgeordnetenhause die erste Lesung des Hausierhandelsgesetzes statt. Nachdem sich die Abgeordneten Palmer und Diamand gegen die Vorlage ausgesprochen hatten, ergriff Abg. Graf Barbo das Wort und führte aus: Hohes Haus! Als Vertreter eines Wahlbezirkes, für dessen Bevölkerung der Hausierhandel geradezu eine Existenzfrage ist, sei es mir gestattet, schon bei der ersten Lesung des vorliegenden Gesetzentwurfes bezüglich desselben einige Worte zu sprechen und meine prinzipielle Stellung darzulegen. Guts, und respective Elterlichen Erbtheils unter keinerlei Vorwand etwas mehr zu suchen, noch zu fordern oder anspruch zu machen berechtigt, sondern ihn gemelt meinen Bruder und all seine Erben in Kraft dieses Verzichtes von fernerer Anforderung quit, ledig, frey, und Loos gezählt haben will. Alles treulich und ohne Gefährde, auch bey den Landschaden Bund in Krain. In Urkund dessen habe zu meinen hienach gesetzten Namen, weil ich Lesens und Schreibens unkundig/ eigenhändig das Kreutz Zeichen gemacht und nachstehend Vorgesetzte Orths Obrigkeit, nebst nachfolgenden HH (Herren) Zeugen zu derer Fertigung erbeten. Sigl: Stadt Gottschee'den 16. July 1788 X Nikolaus Röcher, Johann Leber angestelter Stadt Cassier. Jakob Pfesfr er als erbettener Zeug. Joseph W a llis ch als Zeug." Nikolaus Recher war also auch Bürger von Gottschee und lebte besonders in seinen jüngeren Jahren oft kürzere oder längere Zeit in der genannten Stadt. Zur Zeit seiner Heirat mit der Zeprin bewohnte er das Haus Nr. 60. Diese Ehe blieb kinderlos, die Frau starb in Laibach am 20. März 1802 im Alter von 30 Jahren. (Fortsetzung folgt.) 1 Vor uns liegen zwei von Nikolaus Recher eigenhändig ganz deutlich geschriebene, gut leserliche Briefe aus dem Jahre 1804, wodurch zur Genüge erwiesen ist, daß Recher das, was ihm anfänglich an Schulunterricht im Lesen und Schreiben gebrach, später durch Privatfleiß hinlänglich ersetzt hat. Was der Hausierhandel für das Gebiet von Gottschee bedeutet, können Sie, meine verehrten Herren, daraus ermessen, daß von der Bevölkerung dieses Gebietes derselbe schon, man kann wirklich sagen, seit urdenklichen Zeiten ausgeübt wird. Reicht ja das älteste diesbezüglich vorhandene Dokument auf die Zeit der Entdeckung Amerikas, auf das Jahr 1492, zurück. Der armen Bevölkerung, welche auf einem karstigen, mageren Boden, fern von den Verkehrsadern, ja vielfach ohne die primitivsten Kommuuikationsmittel, ohne jede Industrie, ihren bescheidenen Lebensunterhalt auf ihrer Scholle nicht findet, ist es nur dadurch ermöglicht worden zu existieren, daß sie einen Teil des Jahres, und zwar in den Wintermonaten, mit dem Hausierhandel sich beschäftigt hat, der cs ihr ermöglichte, ihre Familie zu erhalten und den ihr liebgewordenen, seinerzeit dem Ur-walde abgerungenen Boden für sich zu bewahren. Wie traurig es um die Bevölkerung in Gottschee steht, das können Sie, meine verehrten Herren, daraus ersehen, daß jetzt bereits der vierte Teil der Bevölkerung gezwungen worden ist, zum Wanderstabe zu greisen und nach Amerika auszuwandern. Wenn Sie diesen Leuten noch das einzige, was sie haben, den Hausierhandel, rauben oder derart erschweren würden, wie es durch einige Bestimmungen des vorliegenden Gesetzentwurfes geschehen würde, würde auch der Rest der Bevölkerung auswandern müssen und wir würden an Stelle der friedlichen Dörfer und Weiler, in welchen eine arbeitsame, patriotische Bevölkerung lebt, sehr bald nur Gestrüpp und Ruinen sehen. Wie patriotisch, weil ich schon diesen Ausdruck gebraucht habe, diese Bevölkerung ist, können Sie aus folgendem Beispiele sehen: Als in der jüngsten Zeit Sammlungen für die ein-berufenen Reservisten an den Grenzen unseres Reiches veranstaltet wurden, hat das arme Gottscheer Gebiet über 4000 K beigesteuert. Leute, welche kaum ein paar Kreuzer haben, um ihren Salzbedarf zu decken, sind gekommen und haben ihr Scherslein für die Soldaten an der Grenze beigetragen. Meine Herren! Sie müssen auch einen gewissen Unterschied zwischen Hausierer und Hausierer machen. Ich bin auch der Ansicht, daß durch die Beschränkung oder Unmöglichmachung des Hausierhandels das Kleingewerbe nicht gerettet werden wird. Es ist aber doch etwas ganz anderes, ob jemand zur grundsässigen Bevölkerung gehört und den Hausierhandel nur so nebenbei betreibt, um sich dort erhalten zu können, oder ob sich einer vielleicht aus Arbeitsscheu ganz und gar dem Hausierhandel widmet. (Zwischenrufe.) Ich bitte, es gibt ja vielleicht Leute, welche gar keine Lust zur Arbeit haben und lieber herumspazieren und hausieren. Ich bin aber auch ganz der Ansicht des Herrn Vorredners, welcher darauf hingewiesen hat, daß das Hausieren kein Vergnügen ist. Ich glaube kaum, daß es zum Vergnügen gemacht wird. Es ist ein kümmerlicher Erwerb und ein Erwerb, welcher vielfach den gewissen berechtigten Menschenstolz des Betreffenden sehr herabsetzt. Was den vorliegenden Gesetzentwurf anbelangt, so unterscheidet er sich von seinem Vorgänger in nicht günstiger Weise. Es sind nämlich in der jetzigen Vorlage einige Bestimmungen nicht enthalten, welche im früheren Entwürfe enthalten waren. Ich werde nur aus einiges Hinweisen. Im früheren Gesetzentwürfe waren die privilegierten Gegenden aufgezählt, während es jetzt ganz dem Verordnungswege überlassen bleiben soll, welche Gegenden als privilegiert zu gelten haben. Ich muß mich ganz entschieden dagegen erklären. Die privilegierten Gegenden haben schon im Gesetze ihren Ausdruck zu finden (Zustimmung) und es geht nicht an, das erst dem Verordnungswege zu überlassen, und die Ausreden, welche diesbezüglich in den Erläuterungen vorgebracht werden, sind meiner Ansicht nach nicht stichhaltig. Es ist aber weiter ein großartiger Nonsens vorhanden. Wenn Sie den § 16 anschauen, wo von den privilegierten Gegenden gesprochen wird, so heißt es da: Dieselben können zu gelassen werden — ich bitte, können zugelassen werden — während es im § 29, wo von den Hausierern aus der anderen Reichshälfte, aus Ungarn und Kroatien die Rede ist, heißt: Diese Hausierer aus den und den Gegenden sind zuzulassen. Für unsere öster- reichischen Untertanen ist also eventuell die Gnade, für die anderen, für die Fremden, ist das Recht. Das geht absolut nicht an, da muß ein Wandel geschaffen werden. (Zustimmung.) Weiters möchte ich auf den § 9 verweisen, welcher von der Sonntagsruhe handelt. Wenn dieser Paragraph so angenommen werden würde, wie er hier steht, so ist das einfach der Ruin für die Gottscheer Hausierer, sie sind umgebrachl. Der Gottscheer Hausierer macht ja niemand eine Konkurrenz. Warum ist denn die Sonntagsruhe eingeführt worden? (Zwischenrufe.) Und wo kauft denn der Gottscheer die Pomeranzen? Er kauft sie beim Kaufmann und der Kaufmann hat nur einen Profit davon, daß der Gottscheer hausieren geht. Die Sonntagsruhe ist ja hauptsächlich wegen der Bediensteten, wegen der Kommis und Handlungsgehilfen eingeführt worden. Der arme Hausierer hat keinen Gehilfen, er hat keinen Kommis, er muß allein hausieren gehen. Dadurch, daß er am Sonntag verkauft, wird also kein Bediensteter geschädigt. Dabei bedeutet der Handel des Südfrüchtenhausierers in den Gast- und Kaffeehäusern am Sonntagnachmittag und -abend für ihn das Hauptgeschäft. Während der ganzen Woche verdient er nicht so viel wie am Sonntag abends. (Abgeordneter Hummer: Wo anders kann man ja diese Sachen gar nicht kaufen!) Ganz richtig! Würde man diese Bestimmung aufrechterhalten, so hieße das die Gottscheer Hausierer einfach umbringen. Ich erkläre, daß, wenn bezüglich der Bedenken, die ich hier ganz kurz vorgebracht habe, im Gewerbeausschuß nicht gründlich Wandel geschaffen wird, ich mit aller Entschiedenheit gegen das Gesetz auftreten werde, und ich bin fest überzeugt, daß mich die Herren Kollegen aus dem Nationalverbande dabei aus das kräftigste unterstützen werden. Ich habe auch die Überzeugung, daß sich die Herren auf den Slowenenbänken diesem Widerstand vollinhaltlich anschließen werden, weil auch ein Teil ihrer Wähler dasselbe Interesse hat wie die Gottscheer. Als Hausierer sind nämlich nicht nur die deutschen Gottscheer privilegiert, sondern alle Bewohner der Bezirkshauptmannschaft Gottschee. Diese sind beiläufig zur Hälfte Slowenen, zur Hälfte Deutsche. Es würde also dieses Gesetz die Slowenen ebenso treffen wie die Deutschen. Mit diesen wenigen Worten möchte ich dem Gewerbeausschusse eine gründliche Remedur des Gesetzes empfehlen. (Lebhafter Beifall.) — Indem wir unserem Herrn Abgeordneten für sein entschiedenes Eintreten zu Gunsten der Gottscheer bestens danken, bitten wir ihn, er möge auch im Gewerbeausschusse sich mit allem Nachdrucke dafür einsetzen, daß die berechtigten Forderungen und Wünsche unserer Hausierer entsprechend berücksichtigt werden. Aus Stabt und Land. chottschee. (Ausz eich nun g.) Der Kaiser hat dem Landes-schulinspektor Herrn Franz Levee in Laibach den Titel und Charakter eines Hofrates verliehen. — (Gottscheer Kindergärten.) Mit der Leitung der beiden Kindergärten in der Stadt Gottschee wurde der k. k. Lehrer an der Vorbereitungsklasse des hiesigen Staatsgymnasiums Herr Alois Petsche betraut. — (Silberne Hochzeit.) Herr kaiserl. Rat Bürgermeister Alois Loy feierte am 9. d. M. mit seiner Gemahlin, Frau Elsa Loy, im engeren Familienkreise das Fest der silbernen Hochzeit. — Wir gratulieren. — (Feuerwehr.) In der am 8. d. M. abgehaltenen Hauptversammlung wurde der Wehrausschuß, dessen Mitglieder ihre Stellen niedergelegt hatten, nahezu einstimmig wiedergewählt und so dem verdienten Wehrhauptmanne Herrn k. k. Obergeometer Ritter v. Für er und dem gesamten Wehrausschusse das volle Vertrauen ausgesprochen. Die Unstimmigkeiten mit dem Handwerkerverein dürften nun wohl endgültig beseitigt sein. — (Trauung.) Herr Vinzenz Eckerth, Professor am Realgymnasium in Korneuburg (Niederösterreich), wurde am 3. d. M. mit Fräulein Anna Maria Hönigmann, Tochter des verstorbenen Bürgers und Fleischhauers Matthias Hönigmann in Gottschee, in Jdolsberg (Niederösterreich) getraut. — (Den Abbrändlern) von Triebsdorf (Gemeinde Hof) hat Fürst Karl Auersperg von dem in den fürstlichen Waldungen angekauften Bauholze einen Nachlaß am Kaufschilling im Betrage von 1325 K gewährt. — (Hauptstellung der Wehrpflichtigen.) Die Stellung findet statt: in Möttling am 17. März, in Tschernembl am 18. März, in Gottfch eeam 11. und 12. April, in Reifnitz am 14. und 15. April, in Großlaschitz am 16. April, in Seifenberg am 23. April, in Rudolfswert am 24., 25. und 26. April. — (Die Schuhe werden teurer.) Die hiesigen Schuhmachermeister geben bekannt, daß sie sich in Anbetracht der großen Preissteigerung für Leder überhaupt und des Sohlenleders im besonderen gezwungen sehen, die Schuhpreise um 8% zu erhöhen. Auch werden Fabrikschuhe (also nicht von den Schuhmachermeistern angefertigte Schuhe) in Hinkunft wohl zum Ausbeffern übernommen, jedoch mit einem erhöhten Preise berechnet, denn die Fabrikschuhe haben zwar ein ziemlich gutes Oberleder, doch der untere Teil des Schuhes ist durchwegs aus so schlechtem und ganz und gar unbrauchbarem Material, daß die Ausbesserung zunächst viel Material verlangt und dann nur mit großem Zeitverluste vorgenommen werden kann. — (DieneueBäckerschutzgesetz Vorlage), deren sozialpolitische Bedeutung nicht verkannt werden soll, würde, wenn sie in der gegenwärtigen Form Gesetz würde, das Bäckergewerbe, ms-besonders die kleineren Bäckereien auf dem Lande und in kleineren Städten, empfindlich schädigen, indem es dem großen Unterschiede, der in der Art des Betriebes zwischen Klein- und Großbäckereien besteht, in viel zu geringem Ausmaße Rechnung trägt. Es werden daher aus Bäckerkreisen in dieser Hinsicht weitgehende Abänderungen des Gesetzentwurfes gefordert, damit das Gesetz das Bäckergewerbe nicht ruiniere, indem es ihm neue schwere Lasten auferlege. — (E nts prn n g e n eZwän glinge.) Am 31. v. M. abends durchbrachen der in Podgrad (Istrien) geborene, nach Triest zuständige 20 jährige Zwängling Bogomil Bratina und der 19 jährige nach Lienz (Tirol) zuständige Joses Jdl das Eisengitter des Bade-zimmers in der Zwangsarbeitsanstalt in Laibach und flüchteten sich in der Richtung nach Unterkrain. Am 2. d. M. verübten die beiden einen Einbruch in Ortenegg (Herrschaft) und stahlen den Knechten Kleider im Werte von 10 K. Bald darauf wurden sie hinter Lienfeld von der Gendarmerie aufgegriffen; sie wollten offenbar nach Kroatien durchbrennen. Der eine der Festgenommenen trug noch die Zwänglingskleidung. Am 6. d. M. wurden die beiden von der Gendarmerie mit dem Abendzuge nach Laibach überstellt. — (Wasser- und Elektrizitätswerk.) Am 7. und 8. d. M. fand hier unter Intervention von zwei Ingenieuren die Übernahme der neuen Anlage des Wasser- und Elektrizitätswerkes (Dieselmotor) statt. Die Herstellung dieser neuen Anlage durch die Grazer Maschinenbau-Aktiengesellschaft wurde als den Anforderungen in jeder ^Beziehung entsprechend befunden. Durch die Heizung mit Rohöl wird dem früheren Kohlenverbranche gegenüber ein ganz bedeutendes Ersparnis erzielt werden. Im Jahre 1912 kosteten dem Wasser- und Elektrizitätswerke die Kohlen samt Zufuhr rund 14 000 K. Der Jahresverbrauch an Rohöl dürfte nur gegen 5000 K zu stehen kommen. Infolgedessen wird es möglich sein, das für die Herstellung der Neuanlage aufgenommene Anlehen (40.000 K) in etwa fünf Jahren zu tilgen und das früher passive Werk für die Stadt sodann zu einer Einnahmsquelle zu machen. — (Anonyme Briese. — Abergläubische Kettengebete.) Ein recht häßlicher Sport ist das Absenden anonymer Briefe, mit welchen auch in neuerer Zeit wieder nicht bloß Familien, sondern auch Behörden und Verwaltungen nicht nur in Gottschee, sondern auch in Rudolfswert, Graz, Wien von hier aus belästigt werden. Gemeinheit und Feigheit reichen sich da brüderlich die Hand und auch Bosheit, denn es. ist dabei gewöhnlich darauf abgesehen, öffentlichen Funktionären, Beamten usw. Schaden zuzusügen, während sie selbst den versteckten anonymen Angeber nicht fassen können. _________ In letzterer Zeit werden, wie schon in früheren Jahren, auch bei uns wiederum die sogenannten „Kettengebete" brieflich verbreitet, die „uralte Gebetsformeln" sein sollen und denen eine ganz wunderbare Wirkung zugeschrieben wird. Wer ein solches Gebetsformular zugeschickt erhält, wird unter Androhung schwerer Heimsuchung aufgefordert, es weiterzusenden, damit die „Kette" nie unterbrochen werde. „Wer es aber schickt, wird am neunten Tage eine große Freude erleben." Es scheint immer noch ängstliche Leute zu geben, die sich durch solche geheimnisvolle Drohungen einschüchtern lassen und dann dazu beitragen, den groben Unfug weiterzuverbreiten. Jeder, der dazu Gelegenheit findet, sollte ernst auf den unchristlichen, abergläubischen Charakter dieses Gebarens aufmerksam machen. Im Ausland scheint diese Unsitte offenbar eine ziemlich große Verbreitung zu finden, denn schon mehrfach wurde von Bischöfen davor gewarnt, so noch unlängst vom-Bischof von Madrid. Darum sollte dafür gesorgt werden, daß solche Praktiken in Österreich keinen Boden finden. — (Zur Los von Rom-Bewegung) schreibt die „Augsburger Postzeitung": „Die Organisationen, die den Kampf gegen die katholische Kirche als Lebensaufgabe auffassen, tragen an der zweiten Kokarde die Parole: „Für das Deutschtum". Im Namen des Deutschtums zerklüftet man noch die Reste des Deutschtums, säet man den Haß, die Erbitterung zwischen den katholischen und den protestantisch gemachten Deutschen in Österreich. Und Österreich, das in seinem Organismus schon ein erdrückendes Kontingent von Alt-, Pan- oder Neuslawen hat, ist die europäische Vormacht, die in erster Linie wie einst, so auch heute noch den Prellbock bildet gegen das sich übermütig aufreckende slawische Jahrhundert, das sich das Germanentum dienstbar machen will. Nachdem Österreich 1866 die Verbindung mit den Hauptquellen der germanischen Stämme verloren, vergiftet man ihm jetzt noch mit dem politischen Religionsfanatismus, der jedem Christentum Hohn spricht, seine letzten germanischen Bestände: Im Namen des Deutschtums, für germanische Kraft, germanische Einigkeit, germanische Treue, germanisches Solidaritätsgefühl I Ihr armseligen Narren, Unheil habt ihr gesäet, Unheil werdet ihr ernten. Massengräber des Deutschtums, nicht Massenheere des Germanentums habt ihr geschaffen und schafft ihr. Kampf gegen Rom, los von Rom! Dieser Koloß, der germanische Reiche kommen und vergehen sah, der nicht an Nationen und Staaten gebunden ist, dem die geistige Welt gehört ■— er wird auch an den giftigen Fliegenstichen nicht sterben, nicht zugrundegehen an Kirchenbauten, die mit schweren Unkosten entstehen und in die in erster Linie der Haß gegen Rom die zu-sammenkonvertierten Menschen weg von ihren deutschen Brüdern treibt. Aber einen Erfolg werden diese Elemente erzielen, wenn nicht die berufenen Kreise energischer, als es je geschah, ihnen den Rücken zu kehren: den Ruin des Deutschtums, das einst der Religionskrieg zur Freude des Auslandes zerklüftet und entnervt hat, und das in seinen schwersten Tagen gerettet werden soll durch negative Kräfte, die der unselige Geist jenes Jahrhunderts der Bruderkriege restlos von Sprengmine zu Sprengmine treibt." Den alldeutschen Bierbankpolitikern empfehlen wir diese Worte zur besonderen Beachtung. — (Der Finanzminister über die Besteuerung der Landwirte.) Die sozialdemokratische Steuerdemagogie hat es auf eine Höherbesteuerung der Bauern abgesehen. Der sozialdemokratische Abgeordnete Dr. Renner beantragte im Finanzausschüsse, der kata-strale Reinertrag solle für die Schätzung des tatsächlich erzielten Wirtschaftsertrages nicht maßgebend sein; bei der Berechnung der Besteuerungsgrundlagen sei auch die Preissteigerung der landwirtschaftlichen Produkte entsprechend zu berücksichtigen. Dieser Antrag wurde mit 32 gegen 11 Stimmen abgelehnt. Der Antrag richtet sich auch gegen die Kleinbauern, die einen Katastralreinertrag unter 500 K haben und nach den gegenwärtigen Steuergesetzen nicht als Zensiten angesehen werden müssen. Und gerade dieses Existenzminimum wollen die Sozialdemokraten aufheben, indem sie vor- schützl mit e mehr der bi Prod heute Es n dema. 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