217 1.01 Izvirni znanstveni članek UDK: 272-9(436.5)“19“:323.15(436.5=163.6) Peter G. Tropper dr. cerkvene zgodovine, univ. docent, vodja Škofijskega arhiva Celovec/ Klagenfurt A-9020 Celovec/Klagenfurt, Mariannengasse 6 e-naslov: Peter.Tropper@kath-kirche-kaernten.at KATHOLISCHE KIRCHE UND SLOWENEN IN KÄRNTEN – BEMERKUNGEN ZUR ROLLE DER KIRCHE IM 20. JAHRHUNDERT Die folgenden Ausführungen befassen sich schwerpunktmäßig mit der Situation der Katholischen Kirche in Kärnten.1 Die Sprachenfrage2 scheint in der Diözese Graz-Seckau nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kein Thema gewesen zu sein, sieht man vom Einsatz zweisprachiger Kapläne in steirischen Pfarren mit slowenischsprachiger Bevölkerung während der Zwischenkriegs- zeit ab. Erst im letzten Jahrzehnt wurde sie auch in der Steiermark Gegenstand 1 Vgl. dazu Gertraud Putz, Die Kärntner Slowenen und die Kirche. Ein Beitrag zu den kulturellen Rechten ethnischer Minderheiten, in: Veröffentlichungen des internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften N.F. 12. Salzburg 1982; Josef Marketz, Interkulturelle Verständigung in christlichem Kontext. Der Beitrag der Kirche zum Zusammenleben der slowenischen und deutschen Volksgruppe in Kärnten, in: Studia Carinthiaca 6. Klagenfurt/Celovec-Ljubljana-Wien/Dunaj 1994 (=Marketz, Ver- ständigung); Augustin Malle, Katholische Kirche und Kärntner Slowenen, in: Helmut Rumpler (Hg.), Kärnten, Von der deutschen Grenzmark zum österreichischen Bundesland. Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945. Wien-Köln-Weimar 1998, S. 748–773; Josef Till, Die Kärntner Slowenen und die Diözese Gurk-Klagenfurt, in: Andreas Moritsch (Hg.), Die Kärntner Slovenen 1900-2000, Bilanz des 20. Jahrhunderts. Unbegrenzte Geschichte – Zgodovina brez meja 7. Klagenfurt/ Celovec – Ljubljana- Wien 2000, S. 67–169; Hanzi Filipič, Cerkev in koroški Slovenci, in: Cerkev na Slovenskem v 20. stoletju. Ljubljana 2002, S. 85–95; Marija Vrečar (ur.), Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Ob 100-letnici Sodalitete, združenja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906-2006). Celovec 2007; Avguštin Malle – Peter G. Tropper (Hgg./izd.), Katholische Kirche in Kärnten und Lebenswir- klichkeiten 1900–1975. Koroška katoliška Cerkev in življenjska deistva 1900–1975. Das gemeinsame Kärnten – Skupna Koroška 13. Klagenfurt/Celovec – Ljubljana/Laibach – Wien/Dunaj 2015 (=Malle-Tropper, Kirche). Nur hingewiesen werden kann hier auf die jüngst erschienene umfangreiche Publikation von Katja Sturm-Schnabl und Bojan-Ilija Schnabl (Hgg.), Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška. Von den Anfängen bis 1942. Bd. 1–3. Wien-Köln-Weimar 2016. 2 Erwin Gatz, Slowenen in der Untersteiermark und in Kärnten, in: ders. (Hg.), Kirche und Muttersprache. Auslandsseelsorge – Nicht- deutschsprachige Volksgruppen. Geschichte des kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jh. Die katholische Kirche II. Freiburg – Basel – Wien 1992, S. 170–173; ders., Muttersprachliche Seelsorge in Südtirol unter der faschisti- schen Herrschaft und in den vom Dritten Reich okkupierten Gebieten, in: ebenda, S. 174–187. 218 Peter G. Tropper wissenschaftlicher Forschung.3 Seitens der Evangelischen Kirche in Kärnten lie- gen seit 1960 differenzierte Aussagen zur Feier des Volksabstimmungstages am 10. Oktober vor. Sie sind vom Tenor der Versöhnung zwischen der deutschen und der slowenischen Volksgruppe getragen, bewirkten jedoch oft Unverständ- nis bei den Gläubigen, ja führten nicht selten zum Kirchenaustritt.4 1 RAHMENBEDINGUNGEN In Kärnten leben seit über einem Jahrtausend Deutsche und Slawen zu- sammen. Die Slowenen besitzen zwar seit der Reformationszeit eine Schrift- sprache, doch entwickelte sich ihr Nationalbewusstsein erst seit der Aufklärung. Die Leitung der Diözese Gurk hat sich seit dem späten 18. Jahrhundert darum bemüht, die sprachlichen und kulturellen Eigenarten der Slowenen (1910: 17,9 % der Kärntner Bevölkerung) zu berücksichtigen. Während es aber 1870 im Bereich der heutigen Diözese noch 113 rein slowenische und sieben gemischt- sprachige Pfarreien gab, wurden hier 1922 nur noch 79 slowenische und 30 ge- mischtsprachige Pfarreien gezählt. 1988 wurde der Gottesdienst in 58 Pfarreien zweisprachig und in elf Pfarreien ausschließlich slowenisch gefeiert. Die kirchenpolitische Lage der Diözese Gurk, die im 19. Jahrhundert als eine der pastoral schwierigsten Diözesen der Donaumonarchie galt, war insge- samt bis 1918 durch die Zugehörigkeit zur Habsburgermonarchie bestimmt. Obgleich die Revolution von 1848 die josephinische Ära beendete und das Kon- kordat von 1855 die kirchliche Lage zu festigen schien, war die Kirche in Kärn- ten schärfsten Angriffen der Liberalen ausgesetzt. Dabei wurden antikirchliche Positionen nicht nur unter der Beamtenschaft und dem Bürgertum, sondern auch von einem beträchtlichen Teil der Landbevölkerung vertreten. Die zu- nehmende Verarmung und die nationalen Spannungen, an denen Geistliche als Teilnehmer der Nationalbewegung erheblichen Anteil hatten, belasteten das Verhältnis der Bevölkerung zur Kirche zusätzlich.5 Dennoch bekannten sich 3 Vgl. dazu Peter Gstettner/Vladimir Wakounig (Hg.), Mut zur Vielfalt. Strategien gegen das Verschwinden ethnischer Minderheiten, in: Slowenische Jahrbücher 1989–1991. Klagenfurt/Celovec 1991; Christian Steiner (Hg.), Steirische Slowenen: Zweisprachigkeit zwischen Graz und Maribor. Graz 1994; Martin Moll, Vom Mitbürger zum Staatsfeind. Die Behandlung der Kärntner und steirischen Slowenen im Ersten Weltkrieg, in: Hellwig Valentin, Susanne Haiden, Barbara Maier (Hgg.), Die Kärntner Volksabstimmung 1920 und die Geschichtsforschung. Leistungen, Defizite, Perspektiven. Klagenfurt 2002, S. 275–294 (mit weiterführender Literatur); Chri- stian Promitzer, Kirche und Muttersprache am Beispiel der autochthonen slowenischsprachigen Bevölkerung in der Steiermark, in: Malle-Tropper, Kirche, S. 525–548. 4 Karl Schwarz, Die evangelische Kirche zwischen „Gottesgericht“ und Identitätssuche, in: Helmut Rumpler (Hg.), Kärnten. Von der deutschen Grenzmark zum österreichischen Bundesland. Geschichte der österr. Bundesländer seit 1945. Wien – Köln – Weimar 1998, S. 719–747. 5 Johann Unterluggauer, Bischof „Deo gratias“. Kahns Leben und Werk. Klagenfurt 1952; Helmut Rumpler, Katholische Kirche und Nationalitätenfrage in Kärnten. Die Bedeutung des Klagenfurter Priesterseminars für die Ausbildung des slowenischen Klerus (1848–1920), in: Südostdeutsches Archiv 30/31. München 1987/1988, S. 40–77; Peter G. Tropper, Bischof in bewegter Zeit. Kärn- tens Oberhirten an den Wenden des 20. Jahrhunderts, in: Claudia Fräss-Ehrfeld (Hg.), Lebenschancen in Kärnten 1900–2000. Ein Vergleich. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, H. 80. Klagenfurt 1999, S. 135–164 (=Tropper, Bischof). KATHOLISCHE KIRCHE UND SLOWENEN IN KÄRNTEN – Bemerkungen zur Rolle der Kirche im 20. Jahrhundert 219 bis zum Ersten Weltkrieg 95 % der Bevölkerung als katholisch. Es gelang der Kirche Kärntens in dieser Epoche, Beiträge zur Lösung der Sozialen Frage zu leisten und ein eigenes Pressewesen aufzubauen. Die 1787/89 und dann wieder 1859 neu umschriebene Kärntner Diöze- se Gurk wurde im Rahmen der josephinischen Diözesanregulierung 1787 um nahezu den gesamten Salzburger Anteil von Kärnten sowie um Teile von Görz, Laibach und Lavant erweitert, so dass sie mit Ausnahme des Lavanttales und des Völkermarkter Raumes ganz Kärnten umfasste. Seit 1853 gewann – auf Ini- tiative des Lavanter Fürstbischofs Anton Martin Slomšek – der Salzburger Erz- bischof Maximilian J. von Tarnoczy die Bischöfe von Gurk, Seckau und Lavant für eine umfassende Neuordnung der Diözesanverhältnisse in der Steiermark und in Kärnten, die der slowenischen Bevölkerung entgegenkommen sollte. In- folgedessen erhielt Gurk 1859 aufgrund einer Bulle Pius‘ IX. von 1857 die bis dahin zu Lavant gehörenden Teile Kärntens mit ca. 80 000 Katholiken in sechs Dekanaten. Damit wurde Gurk zum Kärntner Landesbistum. Mit der Neuord- nung der österreichischen Südgrenze nach dem Ersten Weltkrieg fiel das Deka- nat Tarvis (Kanaltal) mit neun Pfarreien an das Erzbistum Görz, später Udine, und 1923 musste Gurk das Gebiet um Seeland an das Erzbistum Laibach sowie das Mießtal mit Unterdrauburg (13 Pfarreien) an die Diözese Lavant abtreten. Rechtskräftig wurde die Anerkennung der Staatsgrenze Jugoslawiens als süd- liche Diözesangrenze von Gurk erst 1964. Seit 1923 ist die Diözese mit dem österreichischen Bundesland Kärnten deckungsgleich (9533 km). Der Anteil der Katholiken lag im Jahr 1800 bei 91 Prozent, 1910 bei 95 Prozent, fiel dann aber durch massive Austrittswellen bis 1961 auf 84 Prozent ab, um bis 1983 wieder auf 86,1 Prozent anzusteigen. Der Anteil der Protestanten lag 1983 bei 10,45 Prozent. 2 KIRCHE IN KÄRNTEN BIS 1941 Das Recht zur Ernennung der Gurker Bischöfe lag nach einem Vertrag von 1535 je zweimal beim Kaiser und einmal beim Salzburger Metropoliten. Seit Inkrafttreten des CIC von 1917 und des österreichischen Konkordates von 1933 liegt das Recht zur Ernennung des Bischofs von Gurk beim Heiligen Stuhl. Die Jahre nach 1848 waren in Kärnten durch den wachsenden Gegensatz zwischen Deutschen und Slowenen gekennzeichnet, wobei auf beiden Seiten Geistliche in den nationalen Auseinandersetzungen zu Führungspositionen aufstiegen. Auch die Bischöfe6 Valentin Wiery (1858-1880), Peter Funder (1881-1886), Jo- sef Kahn (1887-1910) und Balthasar Kaltner (1910-1914) wurden, obwohl sie 6 Insgesamt dazu: Jakob Obersteiner, Die Bischöfe von Gurk 1824–1979, in: Aus Forschung und Kunst 22. Klagenfurt 1980 (=Ober- steiner, Bischöfe). 220 Peter G. Tropper sich um Vermittlung bemühten, in diese Auseinandersetzungen hineingezo- gen, die durch die zunehmende Aggressivität der Liberalen zusätzlich belastet wurden. Trotz intensiver Bemühungen von Wiery und Kahn blieb die kirchli- che Aktivität in Kärnten daher schwächer als in den anderen österreichischen Bistümern. In die Regierungszeit des Kärntner Oberhirten Josef Kahn fällt der Ausbau des bäuerlichen Genossenschaftswesens und der Vorschusskassen, die den christlich-sozialen und den slowenischen Bauern zugute kamen. Zwischen 1894 und 1900 wurden 29 Kassen und Genossenschaften gegründet, im Jahr 1900 wurde eine christlich-soziale Zentralkasse der Landwirtschaftlichen Ge- nossenschaften in Kärnten eingerichtet. Adam Hefter (1915–1939), der letzte vom Kaiser nominierte Bischof, veranstaltete 1923 und 1933 Diözesansynoden und bemühte sich um eine Modernisierung der Seelsorge. Er begrüßte 1938 den Anschluss, resignierte aber 1939, da er sich der neuen Lage nicht gewachsen fühlte. Da unter den damaligen politischen Umständen keine Neubesetzung des Bistums möglich war, leitete Weihbischof Andreas Rohracher, der 1943 als Erzbischof nach Salzburg ging, das Bistum 1939–1945 als Kapitularvikar.7 Eine bereits am Beginn des 1. Weltkrieges einsetzende Kette von Repressa- lien gegen Angehörige des slowenischen Klerus in Kärnten wegen angeblicher Störung der öffentlichen Ruhe oder gar wegen Hochverrats fand ihre Fortset- zung in der Verfolgung einzelner Geistlicher im Winter 1918/19 sowie in der Plünderung von Pfarrhäusern durch die antislowenisch fanatisierte einheimi- sche Bevölkerung und Volkswehrtruppen im Mai des Jahres 1919.8 Dies wird – nicht nur – durch die diesbezüglichen Proteste der Kirchenleitung eindeutig belegt. Zwischen August und November 1914, zwischen Mai und September 1915 und zwischen Februar und Juli 1916 wurden einzelne slowenische Pries- ter in Kärnten unter dem Verdacht des Hochverrats verhaftet und vor Gericht gestellt.9 Ein Memorandum des deutschen Priesterbundes in Kärnten an den Kärntner Landespräsidenten vom 2. Oktober 1914 und die Eingabe des slowe- nischen Klerus in Kärnten an den Ministerpräsidenten und an den Minister für Kultus und Unterricht vom 25. Jänner 1915 beleuchten eindrucksvoll die 7 Vgl. etwa Peter Schernthaner, Andreas Rohracher, Erzbischof von Salzburg im Dritten Reich, in: Erzbischof Rohracher – Studienfon- ds 3. Salzburg 1994. 8 Peter G. Tropper, Nationalitätenkonflikt – Kulturkampf – Heimatkrieg. Dokumente zur Situation des slowenischen Klerus in Kärn- ten von 1914 bis 1921, in: Das Kärntner Landesarchiv 28. Klagenfurt 2002. 9 Janko Pleterski, Politično preganjanje Slovencev v Avstriji 1914–1917. Poročili vojaške in vladne komisije, in: Viri 1, Ljubljana 1980. Der 2. Teil erschien unter dem gleichen Titel in Ljubljana 1982 und bringt von S. 99 an eine Auswahl der Beilagen zu den Berichten der Ministerialkommission. Die Kärnten betreffenden Dokumente finden sich hier von S. 128–161 abgedruckt. Vgl. auch derselbe, Die Slowenen, in: Die Völker des Reiches. Die Habsburgermonarchie 1948–1918, in: Adam Wandruszka – Peter Urbanitsch (Hgg.), Bd. III. Wien 1980, S. 801–838; Arnold Suppan, Zwischen Assimilation und nationalpolitischer Emanzipation. Die Kärntner Slowenen vor und im Ersten Weltkrieg (1903–1918), in: Österreichische Osthefte 20. Wien 1978, S. 292–328. Vgl. auch derselbe, Jugoslawien und Österreich 1918–1938. Bilaterale Außenpolitik im europäischen Umfeld, in: Veröffentlichungen des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts XIV. Wien-München 1996. KATHOLISCHE KIRCHE UND SLOWENEN IN KÄRNTEN – Bemerkungen zur Rolle der Kirche im 20. Jahrhundert 221 nach Beginn des Ersten Weltkriegs einsetzende „Priesterhetze“ im südlichsten Bundesland Österreichs. In der Eingabe des slowenischen Klerus, die 70 Kärnt- ner Priester unterschrieben, wurde dem Kärntner Landeschef, Dr. Alfred von Fries-Skene, das Misstrauen ausgesprochen. Dr. Adam Hefter, der am 14. Februar 1915 in Klagenfurt als Fürstbischof die Regierung der Diözese Gurk übernommen hatte,10 sah sich veranlasst, im April dieses Jahres beim Nachfolger Fries-Skenes, dem Landespräsidenten Karl Graf Lodron-Laterano, gegen das „Kesseltreiben“, dem der Kärntner Klerus aus- gesetzt war, zu protestieren und bei den Verantwortlichen der Armee gegen den Spionageverdacht, dem seine Geistlichen ausgesetzt waren, zu intervenieren. Den Bestrebungen zur Schaffung eines südslawischen Staates, die – ausgehend von der am 30. Mai 1917 im Parlament zu Wien verlesenen „Maideklaration“ des Südslawischen Klubs – zu einer ernstzunehmenden Propaganda-Bewegung führten, wurde von der Kirchenleitung ablehnend begegnet: Am 6. März 1918 legte der Gurker Konsistorialrat Dr. Martin Ehrlich dem Bischof seine Beden- ken gegen ein Verbot der Deklarationsbewegung dar; Bischof Hefter untersagte zwei Tage später dem slowenischen Klerus „jede agitatorische Betätigung“. Die umfangreiche Anfrage des Abgeordneten Korošec vom 6. Juni 1917 betreffend die Verfolgung der Kärntner Slowenen während des Krieges bewirk- te die Einsetzung zweier Kommissionen mit der Aufgabe, die vorgebrachten Vorwürfe zu untersuchen. Die Untersuchungsberichte der beiden Kommis- sionen wurden im Jahr 1980 veröffentlicht. Der Bericht der Ministerialkom- mission über die Anfrage des slowenischen Abgeordneten schließt hinsichtlich Kärntens mit folgenden Worten: „[...] die eine Tatsache hat das Ergebnis der gepflogenen Erhebungen in unzweifelhafter Weise zutage gefördert, dass näm- lich objektiv an dem slowenischen Element in Kärnten seit Ausbruch des Krie- ges manches Unrecht begangen worden ist. [...] Wenn seitens der unmittelbar betroffenen Parteien bei ihrer Einvernehmung die Forderung nach einer mo- ralischen Genugtuung in Form einer öffentlichen von autoritativer Seite ausge- henden Rehabilitierung gestellt wurde, so erblickt die Ministerialkommission in der Erfüllung dieser Forderung ein geeignetes Mittel, das objektive Unrecht wenigstens teilweise zu mindern.“ 10 Zu ihm Claudia Fräss-Ehrfeld-Kromer, Adam Hefter – Kirche und Staat in der Ersten Republik, in: Festschrift für Franz Koschier. Be- iträge zur Volkskunde, Naturkunde und Kulturgeschichte. Kärntner Museumsschriften, H. 57, Klagenfurt 1974, S. 139–176; Oberstei- ner, Bischöfe, S. 161–202. Vgl. jetzt auch Peter G. Tropper, Kirche an der Front. Die Diözese Gurk im Ersten Weltkrieg (1914–1918). Klagenfurt/Celovec-Ljubljana/Laibach-Wien/Dunaj 2015. 222 Peter G. Tropper Das Ende des Ersten Weltkriegs brachte für Kärnten nicht den erhofften Frieden.11 Seit 7. November 1918 rückten Truppen des neuen südslawischen Staates, des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen, in Kärnten ein. Im Verlauf der Rückeroberung dieser Gebiete durch österreichische Kampfver- bände wurde eine beträchtliche Zahl von Kärntner Geistlichen verhaftet, wie den Berichten der Gurker Kirchenleitung zu entnehmen ist. Aufgrund einer telegraphischen Weisung der Kärntner Landesregierung vom 29. April 1919 an die Bezirkshauptmannschaften Klagenfurt, Villach und Hermagor kam es zu einer Verhaftungswelle, bei der bis zum 3. Mai 1919 mehr als 200 Personen als „südslawische Agitatoren“ von Gendarmerie und Volkswehr verhaftet wurden, darunter auch zahlreiche Priester. Der Kärntner Landesregierung wurden die Berichte über die verhafteten Geistlichen übermittelt. In der Folgezeit wurden im Zusammenhang mit den vorangegangenen Kämpfen vom Ordinariat wiederholt Klagen über Missbrauch kirchlicher Ge- räte durch Angehörige der Volkswehr geführt, so etwa am 6. Mai 1919. Bischof Hefter sah sich veranlasst, nur wenige Tage später, am 10. Mai 1919, ein Pro- testschreiben an die Landesregierung zu richten, in dem er die Behandlung der Geistlichen und den Umgang mit dem Kirchengut aufs schärfste kritisierte. Für die kirchliche Administration der von südslawischen Truppen be- setzten Gebiete Kärntens wurde ein Generalvikariat errichtet und mit dem Eberndorfer Propst Randl besetzt. Dieser veröffentlichte vor der Volksabstim- mung ein Sendschreiben, in dem er der Bevölkerung aus religiösen, nationalen und auch wirtschaftlichen Gründen ein Votum zugunsten des SHS-Staates am 10. Oktober 1920 nahe legte. Gegen den Inhalt dieses Schreibens erhob der Gurker Bischof Adam Hefter scharfen Protest. Im übrigen haben nicht alle Priester für den Anschluss der Zone A an Jugoslawien, sondern einige auch für den Verbleib derselben bei Österreich, damit für Kärnten, Propaganda betrie- ben. Letztere wurden in der Folge mit dem Kärntner Kreuz ausgezeichnet. Hatten schon anlässlich der Ereignisse im April und im Mai 1919 zahl- reiche Geistliche, um einer Verhaftung und Misshandlung zu entgehen, ihre Pfarren verlassen und ihr Heil in der Flucht gesucht, so setzte nach der Volks- abstimmung im Oktober 1920 erneut eine solche Bewegung ein: Mehr als 40 Priester verließen die Diözese Gurk. Davon fanden mindestens 18 Priester in der Diözese Marburg und mindestens zwölf in der Diözese Laibach neue Wir- kungsstätten. Mindestens 19 gebürtige Kärntner, zehn Steirer, sieben Böhmen, 11 Dazu siehe Martin Wutte, Kärntens Freiheitskampf. Verbesserter Neudruck der zweiten umgearbeiteten und vermehrten Auflage von 1943, in: Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, H. 69, Klagenfurt 1985; Evelyne Webernig, Kärntens Freiheit- skampf 1918–1920: Die Ereignisse im Lichte von Daten und Fakten, in: Kärntner Landesarchiv (Hg.), Der 10. Oktober 1920 – Kärn- tens Tag der Selbstbestimmung. Vorgeschichte-Ereignisse-Analysen. Klagenfurt 1990, S. 24–59. Claudia Fräss-Ehrfeld, Abwehr- kampf – Volksabstimmung – Identitätssuche, in: Geschichte Kärntens, Bd.3/2, Klagenfurt 2000. KATHOLISCHE KIRCHE UND SLOWENEN IN KÄRNTEN – Bemerkungen zur Rolle der Kirche im 20. Jahrhundert 223 sechs Krainer und ein Görzer Diözesanpriester verließen die Diözese Gurk. Nicht alle diese Priester traten aus dem Verband der Gurker Diözese aus, mit einzelnen von ihnen blieb das Gurker Ordinariat weiterhin in Verbindung. Am 22. Februar 1921 dankte der Gurker Bischof dem Laibacher Ordi- nariat für die Aufnahme geflüchteter Kärntner Priester und für die Übernah- me einzelner von ihnen in die Diözese Laibach. Die Neubesetzung der durch Pensionierung oder Abgang frei gewordenen Seelsorgestellen erwies sich als keineswegs einfach, so dass einzelne Pfarren wiederholt zur Neubesetzung ausgeschrieben werden mussten. Zudem hatten jene Geistlichen, die aus der Abstimmungszone A auf einen neuen Posten kamen, eine Loyalitätserklärung abzugeben. Wie kompliziert die Dinge insgesamt sein konnten, zeigt die au- ßerordentlich differenzierte Stellungnahme des Abgeordneten Dr. Franz Rein- precht anlässlich der vom Abgeordneten Gailer an den Landesverweser von Kärnten gerichteten Anfrage betreffend die „Entfernung jugoslawisch gesinn- ter Geistlicher aus Kärnten.“ Nach einem Schussattentat auf einen Dechanten wurde dieser am 7. Dezember 1921 von Bischof Hefter zum Leiter der reli- giösen Standesbündnisse und Vereine in den slowenisch pastorierten Pfarren unter dem Titel eines Caritas-Direktors bestellt.12 1926 wurde eine slowenische Abteilung des Caritas-Sekretariats eingerichtet. Im Gurker Domkapitel wurden und werden die Interessen der Volksgruppe von zwei slowenischen Kapitularen wahrgenommen. 3 KIRCHE IN KÄRNTEN AB 1941 Während der nationalsozialistischen Herrschaft13 wurden 87 Priester und ein Theologe inhaftiert. Sechs starben im KZ, einer an den Folgen der Haft, einer wurde hingerichtet. Zahlreiche Geistliche wurden mit Gauverweis belegt. Von den insgesamt 22 in die nationalsozialistischen Konzentrationslager ein- gelieferten Kärntner Geistlichen waren zwölf slowenischsprachige Priester und einer Theologe – beredtes Zeugnis der Rassenpolitik des Systems. Nach der Ok- kupation Oberkrains durch deutsche Truppen 1941 und der Ausweisung eines großen Teiles des slowenischen Klerus gingen fünf Gurker Diözesanpriester zur Notseelsorge dorthin.14 An den Hochfesten wurden sie von weiteren zehn 12 Dekret Klagenfurt, 7. Dezember 1921, in: Archiv der Diözese Gurk (=ADG), Vereinsakten, Karton 23. 13 Peter G. Tropper (Hg.), Kirche im Gau. Dokumente zur Situation der katholischen Kirche in Kärnten von 1938 bis 1945. Mit einem Beitrag von Karl Heinz Frankl. Klagenfurt 1995 (=Tropper, Kirche im Gau). Vgl. auch Auguštin Malle, Verfolgung, Ausweisung, Versetzung. Zur Situation der slowenischen Priester in Kärnten während des Nationalsozialismus, in: Jan Mikrut (Hg.), Österreichs Kirche und Widerstand 1939–1945. Wien 2000, S. 171–206. Avguštin Malle (Hg.), Pregon koroških Slovencev. Die Vertreibung der Kärntner Slowenen 1942. Klagenfurt/Celovec 2002. 14 Peter G. Tropper, Die Anfänge der „Seelsorge im besetzten Gebiet“. Zu den Bemühungen des Gurker Ordinariats um die Pastorie- rung in Oberkrain ab 1941, in: Rudolf Zinnhobler u.a. (Hgg.), Kirche in bewegter Zeit. Festschrift für Maximilian Liebmann zum 60. Geburtstag. Graz 1994, S. 369–387. 224 Peter G. Tropper bis 15 Gurker Geistlichen unterstützt. In dieser Zeit leistete auch die Diözese Seckau seelsorgliche Hilfe im Bereich der Diözese Lavant-Maribor.15 Auf Betreiben des politischen Machthabers erfolgte die Einführung der deutschen Sprache als alleinige Gottesdienstsprache auch im gemischtsprachi- gen Gebiet Kärntens – eine erzwungene Maßnahme, die durch das behutsa- me Agieren von Kapitularvikar Rohracher nicht die verheerenden Wirkungen zeigte, die sich das Regime erwartet hatte. Ähnliches gilt für die Einführung des Kirchenbeitrags, zu dessen Einhebung dem Seelsorger der Weg zu den Gläubigen, zu Hausbesuchen, gewiesen war. Dass sich Rohracher für die aus- gesiedelten Slowenen einsetzte,16 sei hier ebenso erwähnt wie die Tatsache, dass das Gurker Ordinariat sich, solange die staatlichen Stellen es zuließen, um die seelsorgliche Betreuung eines Diözesanpriesters kümmerte, der in die Diözesen Hildesheim und Rottenburg entsendet worden war.17 Bischof Josef Köstner (1945–1981) veranstaltete 1958 und 1971/72 Di- özesansynoden, bemühte sich um eine seelsorgliche Erneuerung und musste sich mit den Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Natio- nalitätenproblematik befassen. Das Wirken von Bischof Egon Kapellari (1982– 2001) war von starken pastoralen, sozialen und kulturellen Impulsen getragen (u.a. Hemma-Jubiläum 1987–1989, Kunst der Begegnung. Kärnten 2000). Seit 23. Juni 2001 leitet Bischof Dr. Alois Schwarz die Diözese Gurk, nach Salzburg die zweitälteste Diözese Österreichs. Über den Beitrag der Kirche für das Zusammenleben der slowenischen und der deutschen Volksgruppe in Kärnten liegt eine ausführliche Studie vor.18 Eine der ersten Aktivitäten der Kirchenleitung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Herausgabe einer oberhirtlichen Weisung, die den Priestern jegliche politische Betätigung verbot.19 Der Zustand hinsichtlich der Predigt- sprache war gemäß dem Stand von Ende Dezember 1937 wiederherzustellen. Weiter hieß es, dass die Rückkehr der verbannten Priester in ihre Pfarren so- bald als möglich erfolgen werde. In der Folge wurde die slowenische Abtei- lung des Seelsorgeamtes wieder eröffnet; auch die slowenische Kirchenzeitung „Nedelja” konnte wieder erscheinen. Dass Bischof Köstner zahlreichen vor dem 15 Oskar Veselsky, Bischof und Klerus der Diözese Seckau unter nationalsozialistischer Herrschaft. Dissertationen der Karl-Franzens-Uni- versität Graz, Bd. 54. Graz 1981, S. 427–430; derselbe, Steirische Priesterhilfe für die „Untersteiermark“ in der nationalsozialisti- schen Besetzung, in: Geschichte und Gegenwart, Bd. 4. Graz 1985, S. 140–164; 175–190. 16 Alfred Ogris, Der kirchliche Protest aus Klagenfurt gegen die Aussiedlung von Kärntner Slowenen im Jahre 1942, in: Carinthia I, H. 182, Klagenfurt 1992, S. 441–453; Peter G. Tropper, Zu den pastoralen Bemühungen um die ausgesiedelten Kärntner Slowenen – ein „weißer Fleck“ der Kärntner Kirchengeschichte, in: Barbara Felsner, Christine Tropper, Thomas Zeloth (Hgg.), Archivwissen schafft Geschichte. Festschrift für Wilhelm Wadl zum 60. Geburtstag. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 106. Klagenfurt am Wörthersee 2014, S. 747–756. 17 Archiv der Diözese Gurk (= ADG), Seelsorge, Wandernde Kirche, Karton 3. 18 Marketz, Verständigung. 19 Wiederabdruck in: Tropper, Kirche im Gau, S. 228–229, Dok. Nr. 62. KATHOLISCHE KIRCHE UND SLOWENEN IN KÄRNTEN – Bemerkungen zur Rolle der Kirche im 20. Jahrhundert 225 kommunistischen Regime in Jugoslawien geflüchteten Priestern Asyl gewährte, ist bekannt.20 In der genannten Studie von Marketz wird auf das Memorandum der Priester Slowenisch-Kärntens an die Konferenz der Außenminister in Moskau hingewiesen. Diese Denkschrift wurde von rund 50 Geistlichen unterzeich- net. Darin heißt es – laut Übersetzung des Landespressereferats des Amtes der Kärntner Landesregierung: „Vereinigt uns mit unserem slowenischen Mut- tervolk in Jugoslawien, weil uns Österreich niemals die Möglichkeit für eine kulturelle und wirtschaftliche Entfaltung, ja nicht einmal für die Existenz des nationalen Lebens, welches die natürliche und die notwendige Vorbedingung des erzieherischen und religiösen Lebens bildet, gegeben hat.”21 Eine offizielle Distanzierung von diesem Schreiben ist öffentlich nie er- folgt: Tatsächlich haben sich später einzelne Geistliche als Opfer einer gezielt betriebenen Verwirrung, um nicht zu sagen Nötigung, bezeichnet. Möglicher- weise war die Weisung Nr. 8a vom 12. März 1947 die Reaktion des Gurker Ordinariates auf das obgenannte Memorandum. Diese Weisung enthält eine „amtliche Darstellung” der „Haltung des Gurker Ordinarius und seines Ordi- nariats in der slowenischen Frage 1941–1946”.22 Die Situation verschärfte sich durch das Wirksamwerden des „Dekrets des heiligen Offiziums gegen den Kommunismus” vom 1. Juli 1949 auch in der Di- özese Gurk.23 Nach den Verlautbarungen des Ordinariats in den Weisungen Nr. 28 vom 12. September 1949 und Nr. 29 vom 19. September 1949 fielen nämlich nicht nur kommunistische Parteien und die Mitglieder der „Demokratischen Front des arbeitenden Volkes” („Demokratična fronta delovnega ljudstva“) unter die Exkommunikation, sondern auch die Leser der beiden in Kärnten verbreiteten Zeitungen „Der Volkswille” und „Slovenski vestnik” (Slowenisches Mitteilungsblatt“).24 Dieser Ausschluss vom Empfang der Sakramente traf eine 20 Tamara Griesser-Pečar, Kirche und Immigration, in: Malle-Tropper, Kirche im Gau, S. 369–398. 21 ADG, Nachlass Kadras, Faszikel VII. Das Memorandum schließt mit den Worten: „Die Lösung der Frage Slowenisch Kärntens ist einzig und allein in der Angliederung an die Föderative Volksrepublik Jugoslawien im Sinne des jugoslawischen Memorandums. So wie wir slowenische Priester in Kärnten nahezu geschlossen in die Kerker, in die Verbannung und in die Konzentrationslager gewandert sind, so geben wir auch jetzt geschlossen unseren Willen kund und sind überzeugt, dass Recht siegen und uns die Wahrheit befreien wird. In Klagenfurt, den 13. Februar 1947“. 22 Dieses von Fürstbischof Josef Köstner am 8. März 1947 unterfertigte Dokument bringt nicht nur die „Grundsätze, von denen sich Bischof und Behörde“ in der Sprachenfrage leiten ließen, sondern enthält auch einen so genannten „Tatsachenbericht“ zu folgen- den Punkten: 1. Ausbruch des Krieges mit Jugoslawien und die damit verbundenen staatlichen Maßnahmen gegen Kirche und slowenischen Klerus (S. 2–4), 2. Aussiedlung unter den Kärntner Slowenen 1942 (S. 4–5), 3. Haltung des fb. Ordinariates nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Terrors im Mai 1945 (S. 5–6), 4. die Vorkommnisse am 15. April 1946 (S. 6), 5. Seelsorge in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains (S. 6–9), 6. Flüchtlings-Fürsorge 1945 (S. 9–10). 23 Kirchliches Verordnungsblatt der Diözese Gurk (= KVBL) 1949, Nr. 11, Zl. 41. 24 Verlautbarung des fürstbischöflichen Ordinariates im Kärntner Kirchenblatt vom 18. Dezember 1949. Zit. nach: Das gemeinsame Kärnten - Skupna Koroška. Dokumentation des deutsch-slowenischen Koordinationsausschusses der Diözese Gurk, Bd. 2. Klagenfurt 1975, S. 101. 226 Peter G. Tropper große Zahl praktizierender Katholiken. Die Exkommunikation für Leser ver- botener Zeitschriften wurde vom Vatikan am 15. November 1966 aufgehoben und am 15. Februar 1967 auch im kirchlichen Verordnungsblatt der Diözese Gurk publiziert.25 Neuerliche Spannungen brachte die Einführung des Minderheiten-Schul- gesetzes von 1959 mit sich, in dem die Abhaltung des Unterrichts in beiden Sprachen von der Anmeldung der Kinder durch die Eltern abhängig gemacht wurde. An der Weisung des Gurker Ordinariats vom 17. September 1959 über die Verwendung der Sprache im Religionsunterricht in den Schulen des ge- mischtsprachigen Gebietes26 entzündete sich der Kampf der christlichen Slo- wenen gegen das Gurker Ordinariat um den Religionsunterricht in der Mut- tersprache statt des zweisprachigen Unterrichtes.27 Im September 1959 protes- tierte der Verband slowenischer Absolventen der Hoch-, Mittel- und Höheren Berufsschulen gegen die bereits genannte Weisung des Ordinariats. Weitere Eingaben des Rates der Kärntner Slowenen an den Bischof datieren vom 4. Ok- tober 1962,28 und am 28. März 1963 veröffentlichte „das Organ der christlichen Slowenen“, „Naš tednik-Kronika“, einen Artikel zum Thema „Wer trägt im Bis- tum die letzte Verantwortung vor Gott?“29 Dabei wurde für die bestehenden Probleme Generalvikar Kadras verantwortlich gemacht. Zu diesem Zeitungsartikel gesellten sich der an den Bischof von Gurk gerichtete Protest der slowenischen Kulturschaffenden vom 1. Juli 1963 sowie eine Initiative von knapp 400 vorgedruckten, an den Bischof gerichteten Brie- fen slowenischer Katholiken aus der ganzen Welt, in denen man vom „Miss- brauch der hierarchischen Autorität für nationalistische Zwecke“ sprach. Der Artikel „Wer trägt in der Diözese die letzte Verantwortung vor Gott?“ wurde als Memorandum des „Nationalen Rates der Kärntner Slowenen in Kärnten über die Diskriminierung der Slowenen in der Diözese Klagenfurt, Österreich“ auch in die französische Sprache übersetzt und außerhalb Österreichs versandt. Alle genannten Schreiben der slowenischen Verbände wurden in einem Sam- melband unter dem Titel: „Für den Religionsunterricht in der Muttersprache. Zeitdokumente und Zeitstimmen“ 1966 veröffentlicht.30 25 KVBL 1967, Nr. 4, Zl. 17. 26 KVBL 1959, Nr. 12, Zl. 95. 27 Der zweisprachige Religionsunterricht - Dvojezični verouk, in: Jahrbuch der Diözese Gurk - Zbornik krške škofije 12 (1989) S. 94; Theodor Domej, Sprachenkonflikt um den Religionsunterricht im Siedlungsgebiet der slowenischen Volksgruppe, in: Malle-Tro- pper, Kirche im Gau, S. 337–368. 28 Für den Religionsunterricht in der Muttersprache. Zeitdokumente und Zeitstimmen. Klagenfurt 1966, S. 18–19 (= Religionsunterri- cht). 29 Ebd. S. 22–25. 30 Religionsunterricht. KATHOLISCHE KIRCHE UND SLOWENEN IN KÄRNTEN – Bemerkungen zur Rolle der Kirche im 20. Jahrhundert 227 Auch die Stellungnahme des bischöflichen Gurker Ordinariats liegt in gedruckter Form vor. Sie stammt vom 18. Oktober 1963. Darin „wird festge- stellt, dass das Memorandum eine Verfälschung der Verhältnisse in der Diö- zese Gurk und daher eine bedauernswerte Irreführung der Weltöffentlichkeit“ sei.31 Die Antwort des Ordinariats an den Verband slowenischer Absolventen von Hoch-, Mittel- und Höheren Berufschulen auf dessen Schreiben vom 30. September 1959 erging ebenfalls in gedruckter Form am 18. Oktober 1963.32 In beiden Dokumenten wird die mittlerweile statisch gewordene Position des Gurker Ordinariats hinsichtlich der Sprache im Religionsunterricht vertreten. Zusätzliche Verschärfung erfuhr der verhärtete Konflikt durch die Enunziati- onen des Stiftspfarrers von Maria Saal, Wilhelm Mucher, in antislowenischem Sinne33 sowie durch einen von Lojze Ude gezeichneten Artikel „Die Kärntner Slowenen und das bischöfliche Ordinariat“, der in Nr. 24 der Zeitschrift für politische, wirtschaftliche und kulturelle Fragen, „Naši razgledi“, in Ljubljana am 26. Dezember 1964 erschien. In dieser Schrift heißt es unter anderem: „Die Kärntner kirchliche Verwaltung gehört zu den gefährlichsten Germanisatoren in Kärnten.“ 34 In einer erneuten Denkschrift des Rates der Kärntner Slowenen an den Gurker Bischof vom 22. Juli 1965 wurde darum ersucht, „für die Kärntner Slo- wenen einen Weihbischof mit allen Rechten eines Generalvikars für die Pfar- ren des zweisprachigen Gebietes“ zu bestellen, „der der slowenischen Sprache voll mächtig ist und auch das eindeutige Vertrauen der Kärntner Slowenen besitzt.“35 Dieses Schreiben erging durchschriftlich auch an den Kardinal-Erz- bischof von Wien und den Apostolischen Nuntius in Österreich, Dr. Opilio Rossi. Zur Bestellung eines slowenischen Weihbischofs in Kärnten ist es nicht gekommen, statt dessen wurden Wege und Ziele des Slowenischen Arbeitsaus- schusses der Katholischen Aktion Kärntens diskutiert. Im September 1965 hat- te der Bischof die Gründung des Slowenischen Arbeitsausschusses der Katholi- schen Aktion der Diözese Gurk dekretiert und zehn Laien zu Referenten sowie 31 Memorandum des „Nationalen Rates der Slowenen in Kärnten über die Diskriminierung der Slowenen in der Diözese Klagenfurt, Österreich“ – Stellungnahme des bischöflichen Gurker Ordinariates zur französischen Übersetzung. [Klagenfurt]: Verlag bischöfliches Gurker Ordinariat [1963]. 32 Sprachenfrage. An den Verband slowenischer Absolventen von Hoch-, Mittel- und höheren Berufsschulen Klagenfurt. Bischöfliches Gurker Ordinariat, Zl. 6901. Klagenfurt, am 18. Oktober 1963. Klagenfurt 1963. 33 Religionsunterricht, S. 37, 39–41. Vgl. auch Wilhelm Mucher, Die Sprache des Religionsunterrichtes in Südkärnten. Eine Entgegnung. Cyrill und Method. Wolfsberg 1968. Ders., Die Sprache des Religionsunterrichtes in Südkärnten. Cyrill und Method. Zweite Entge- gnung: Der Herzogbauer und sein Halsschlag. Wolfsberg 1970. 34 Zitiert nach der hektographierten Abschrift der Übersetzung dieses Artikels. Nachlass Kadras, Fasz. VI. Vgl. ebd. auch die hekto- graphierte Gegendarstellung des Gurker Ordinariats: „Die Kärntner Slowenen und das bischöfliche Ordinariat“, gezeichnet von Generalvikar Kadras, versehen mit Datumsstempel „6. APR. 1965“. Marketz, Verständigung S. 120, Anm. 325, spricht von Udes Artikel als „einer sehr einseitigen Darstellung“. 35 Religionsunterricht, S 57. 228 Peter G. Tropper zehn Geistliche zu Assistenten für die einzelnen Tätigkeitsbereiche ernannt.36 Ein erstes Produkt der Katholischen Aktion und des Slowenischen Arbeitsaus- schusses der Diözese war ein gemeinsames Plakat in beiden Landessprachen zum 10. Oktober 1969, auf dem es hieß: „Die Opfer unserer Väter verpflichten uns alle! Bauen wir gemeinsam aus Christi Geist an einer schöneren Zukunft unserer Heimat Kärnten.“ Bereits 1967 war der Meßkanon in slowenischer Sprache approbiert worden und schon 1959 hatte man einen Liedpflichtkanon für den slowenischen Gesang im gemischtsprachigen Gebiet eingeführt.37 1968 erfolgte eine Verordnung über den Gebrauch der Muttersprache bei Begräbnis und Versehgang-Ritus, Zeugnis des sich auch aus der vom Zweiten Vatikanum eingeführten volkssprachlichen Liturgie ergebenden Problems.38 Den echten Durchbruch in der Verständigung zwischen der deutschen und der slowenischen Volksgruppe im kirchlichen Bereich brachte die Kärnt- ner Diözesansynode 1971–1972 mit ihrem Papier über das „Zusammenleben der Deutschen und Slowenen in der Kirche Kärntens“, das im Oktober 1972 verabschiedet wurde.39 Bemerkenswert bleibt, dass dieser Beschluss zeitlich mit dem Höhepunkt des Ortstafelstreites zusammenfiel. Wenig später wurde im kirchlichen Bereich ein deutsch-slowenischer Koordinationsausschuss er- nannt,40 und im Juni 1974 veröffentlichte Bischof Köstner ein Hirtenwort zur Sprachenfrage.41 Wiederholt trat Köstner in der Folge auch für Versöhnung und Friedensstiftung zwischen den beiden Volksgruppen ein. In seiner Erklärung zur nationalen Frage in Südkärnten appellierte Bischof Köstner im Juli 1975 an die Bevölkerung, sich um friedliches Zusammenleben zu bemühen, zur Ver- söhnung bereit zu sein; die Priester wurden zur pastoralen Klugheit ermahnt. Auch die Silvesterpredigt des Bischofs war ein Appell an die Bevölkerung zur Versöhnung und Friedensstiftung. Zu Weihnachten 1978 wandte sich der Gur- ker Bischof in beiden Landessprachen an die Bevölkerung. Die Bemühungen der Kirche in der Volksgruppenfrage wurden von poli- tischen Stellen wiederholt gewürdigt, so etwa beim Kärntner Diözesanrat von März 1980 durch den damaligen Landeshauptmann Leopold Wagner. Bei der Sommertagung Anfang Juni 1984 erklärte sich der Kärntner Diözesanrat mit der Stellungnahme des deutsch-slowenischen Koordinationsausschusses so- 36 KVBL 1965, Nr. 12, Zl. 94. 37 KVBL 1967, Nr. 17, Zl. 112; ebd. 1959, Nr. 5, Zl. 39. 38 KVBL 1968, Nr. 17, Zl. 115. 39 Josef Till, Kirche und Welt bzw. Kirche für die Welt. Die Synode der Diözese Gurk in den Jahren 1970 bis 1972, in: Malle–Tropper, Kirche im Gau, S. 445–489. 40 Statut und Geschäftsordnung für den deutsch-slowenischen Koordinationsausschuss der Diözese Gurk, in: Das gemeinsame Kärn- ten – Skupna Koroška. Dokumentation des deutsch–slowenischen Koordinationsausschusses der Diözese Gurk, Bd. 1. Klagenfurt 1974, S. 115–119. 41 KVBL 1974, Nr. 10, Zl. 69. KATHOLISCHE KIRCHE UND SLOWENEN IN KÄRNTEN – Bemerkungen zur Rolle der Kirche im 20. Jahrhundert 229 lidarisch, in der für die Fortsetzung der gemeinsamen Erziehung der Kinder in Südkärnten eingetreten wurde. Bedeutsam wurden auch die Initiativen des Koordinationsausschusses der Diözese für die Abhaltung von internationalen Historikerseminaren über die Entwicklung der nationalen Frage in Kärnten.42 Am Vorabend zum 10. Oktober 1983 zelebrierte Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari43 in Maria Elend einen Gottesdienst für den Frieden zwischen den Völkern und zwischen den Volksgruppen im Lande. Die Bemühungen Bi- schof Kapellaris in der Minderheitenfrage waren beispielgebend für „die slo- wenischen Priester, die sich, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, nicht in die politischen Diskussionen einmischen und auch in den Minderheitenorganisati- onen keine Rolle mehr spielen. Trotzdem wurde auch Bischof Kapellari, der wie sein Vorgänger in zweisprachigen Pfarren und bei manchen offiziellen Anläs- sen auch in slowenischer Sprache das Wort ergriff, von deutscher Seite eine Be- vorteilung der Slowenen vorgeworfen; von slowenischer Seite wiederum wurde ihm vorgehalten, dass er zuwenig von seiner Mittlerposition abrückte, um auch einmal Minderheitenrechte öffentlich einzufordern, die allein das Überleben der slowenischen Volksgruppe garantieren könnten.“44 1988 etwa, als der Bundesparteiobmann der Freiheitlichen Partei an den Diözesanbischof appellierte, er möge durch ein „Machtwort“ versuchen, die christlich orientierten Kärntner Slowenen zur Zustimmung für eine Neuorga- nisation des Minderheitenschulwesens zu bewegen, stellte Kapellari dazu fest, dass er als Bischof zwar über die moralischen Prinzipien der Politik öffentlich zu sprechen habe, dass er aber für keine politische Gruppe zu tagespolitischen Erklärungen „verfügbar“45 sei. Auf die Angriffe des Kärntner Heimatdienstes, die der Kirche des Landes und speziell slowenischen Priestern galten, antwor- tete der Vorstand des Kärntner Diözesanrates in einem offenen Brief vom 13. Oktober 1992 „mit einer bemerkenswerten Erklärung“.46 Im selben Jahr veröf- fentlichte Bischof Kapellari ein „Hirtenwort zum 10. und zum 26. Oktober“, in dem er als „Nagelprobe des Vertrauens im Raum der Kirche“ jene Frage ansah, „ob deutschsprachige und slowenischsprachige Katholiken in Südkärnten be- reit sind, auch gemeinsam im Auftrag Christi die Heilige Messe zu feiern, oder ob sie sich voneinander am liebsten abschließen.“47 Kapellari vertrat die An- sicht, dass die Mehrheit der Minderheit mehr geben soll, als ihr prozentmäßig 42 Das gemeinsame Kärnten – Skupna Koroška. Dokumentation des deutsch–slowenischen Koordinationsausschusses der Diözese Gurk. Band 1–11. Klagenfurt 1974–1991. 43 Zu ihm Tropper, Bischof, S. 149–158. 44 Marketz, Verständigung, S. 122. 45 30. Mai 1988. Diözesan-Chronik 1987/88, in: Jahrbuch der Diözese Gurk – Zbornik krške škofije Bd. 12, Klagenfurt 1989, S. 58. 46 Marketz, Verständigung, S. 123. 47 Egon Kapellari, Hirtenwort zum 10. und 26. Oktober, in: Jahrbuch der Diözese Gurk – Zbornik krške škofije Bd. 17, Klagenfurt 1994, S. 167–169. 230 Peter G. Tropper zustehe. Die Minderheiten müssten ihrerseits in ihren Forderungen Augenmaß bewahren. Die Begegnung von mehreren Volks- und Sprachgruppen bedeute für ein Land eine Bereicherung. Unter Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz, der die Diözese Gurk seit dem Jahr 2001 leitet, blieb die Kontinuität in den positiven Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der slowenischen Volksgruppe gewahrt. Bischof Schwarz tritt dafür ein, die jeweils andere „Sprachkultur in ihrem Profil und als gegenseitige Bereicherung“ wahrzunehmen. VIRI IN LITERATURA Arhivski viri Archiv der Diözese Gurk (ADG) Dekret Klagenfurt, 7. Dezember 1921, v: Vereinsakten, Karton 23. 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Tropper, Peter G., Zu den pastoralen Bemühungen um die ausgesiedelten Kärntner Slowe- nen – ein „weißer Fleck“ der Kärntner Kirchengeschichte, v: Barbara Felsner, Christi- ne Tropper, Thomas Zeloth (Hgg.), Archivwissen schafft Geschichte. Festschrift für Wil- helm Wadl zum 60. Geburtstag. Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 106, Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt am Wörthersee 2014, S. 747–756. Unterluggauer, Johann., Bischof „Deo gratias“. Kahns Leben und Werk, Carinthia, Klagen- furt 1952. Verlautbarung des fürstbischöflichen Ordinariates im Kärntner Kirchenblatt vom 18. De- zember 1949. Zit. nach: Das gemeinsame Kärnten - Skupna Koroška. Dokumentation des deutsch-slowenischen Koordinationsausschusses der Diözese Gurk, Bd. 2, Mo- horjeva založba, Klagenfurt 1975, S. 101. Veselsky, Oskar, Bischof und Klerus der Diözese Seckau unter nationalsozialistischer Herr- schaft. Dissertationen der Karl-Franzens-Universität Graz, Bd. 54, Dbv-Verlag, Graz 1981, S. 427–430; Veselsky, Oskar, Steirische Priesterhilfe für die „Untersteiermark“ in der nationalsozialisti- schen Besetzung, v: Geschichte und Gegenwart, Bd. 4. Graz 1985. Vrečar, Marija (ured.), Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju. Ob 100-letnici Sodalitete, združenja slovenskih duhovnikov na Koroškem (1906–2006), Mohorjeva za- ložba, Celovec – Ljubljana – Dunaj 2007. Webernig, Evelyne, Kärntens Freiheitskampf 1918–1920: Die Ereignisse im Lichte von Da- ten und Fakten, v: Kärntner Landesarchiv (Hg.), Der 10. Oktober 1920 – Kärntens Tag der Selbstbestimmung. Vorgeschichte-Ereignisse-Analysen, Verlag d. Karnter Landesar- chivs, Klagenfurt 1990. 234 Peter G. Tropper Wutte, Martin, Kärntens Freiheitskampf. Verbesserter Neudruck der zweiten umgearbe- iteten und vermehrten Auflage von 1943, v: Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie, H. 69, Verlag d. Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 1985. ZUSAMMENFASSUNG Der Beitrag erörtert die Beziehungen zwischen den Kärntner Slowenen und der katholischen Kirche in Kärnten während des 20. Jahrhunderts. Einer Skizzierung der Rahmenbedingungen folgt in zwei Abschnitten (Kirche in Kärnten bis 1941, Kirche in Kärnten ab 1941) die Darstellung einer höchst span- nenden, über weite Strecken komplexen und oft stark belasteten Beziehung zwischen der Kirchenleitung und den slowenisch sprechenden Katholiken in Kärnten. Erst mit den Beschlüssen der Gurker Diözesansynode „Kirche für die Welt“ im Jahr 1972 über das „Zusammenleben der Deutschen und Slowenen in der Kirche Kärntens“ konnte ein Durchbruch in der Verständigung erzielt werden. SCHLÜSSELWÖRTER: Diözese Gurk, Kärnten, Kärntner Slowenen, Kirche, Sprachenfrage Povzetek KATOLIŠKA CERKEV IN SLOVENCI NA KOROŠKEM – PRIPOMBE K VLOGI CERKVE V 20. STOLETJU Prispevek obravnava odnose med koroškimi Slovenci in Katoliško cerkvijo na Koroškem v 20. stoletju. Oris okvirnih pogojev je predstavljen v dveh delih (Cerkev na Koroškem do leta 1941, Cerkev na Koroškem od leta 1941 dalje) in kaže zelo napet, v širokih potezah zapleten in pogostokrat močno obremenjen odnos med cerkvenim vodstvom in slovensko govorečimi katoličani na Koro- škem. Preboj v razumevanju je bil lahko dosežen šele s sklepi celovške škofijske sinode „Cerkev za svet“ leta 1972, ki je govorila o „skupnem življenju Nemcev in Slovencev v koroški Cerkvi“. KLJUČNE BESEDE: škofija Celovec/Gurk, Koroška, koroški Slovenci, Cerkev, jezikovno vprašanje