-45. Dienstag den 8. Nuni_____ 1830. Naibach ven 7. Dun^. Auf die sichere Kunde, daß I. I. k. k, Ma« jestäten am 2. d.M. in dieser Hauptstadt eintreffen würden, strömte schon in den ersten Nachmit--tagsstunden eine wogende Menschenmasse auf die nach Kärnten führende Straße hinaus, um das allgeliebte Herrscherpaar ankommen zu sehen. I. I. -Majestäten wurden bei Allerhöchsterer Ankunft von dem Magistrate und dem Bürgerausschusse an der Gränze des Weichbildes unserer Stadt mit geziemender Ehrfurcht empfangen; hierauf fuhren Al-lerhöchsidieselben durch eine von der gesammten männlichen und weiblichen Schuljugend zu beiden Seiten der Straße gebildete Spalier, an die sich eine zahllose Volksmenge angeschlossen hatte, unter einem tausendstimmigen Vivatrufen und den herz« lichsten Freudensergießungen der jubelnden Menge in die k. k. Burg, allwo die Allerhöchsten Herrschaften von Sr. Excellenz, unserm verehrten Landesgouverneur, dem hochwürdigsten Fürstbischöfe, dem Hrn. Generalen v. Ccmetti, dem Landrechts-Präsidcnten v. Buzzi lc. an der Treppe empfangen wurden. Abends wardie Stadt festlich erleuchtet. Einen besonders herrlichen Anblick gewährte die in der Mitte des Oongrcßplatzes angelegte Sternallee, die durch zahllos angebrachte Lampen in ein Feuermeer verwandelt schien. Der hiesige Handclvstand veranstaltete einen Fackelzug, der unter Begleitung der türkischen Musik und Ab-Ungung unserer Nationalhymne die vorzüglichsten Plätze und Gassen unserer Stadt durchzog. Tags darauf geruheten zuerst Se. Majestät, unser .Mrgnädigster, Kaiser und Herr, und dar- auf Ihre Majestät, unsere assgeliebte Kaiserinn, die Aufwartung sämmtlicher Militär-, Civil- unb geistlichen Authontaten, dann des Adels anzunch« men. Am 6. nahmen I. I. M.M. alle während der letzten Jahre zur Austrocknung 3es Morastes geschehenen Arbeiten von Kaltenbrunn an bis aufwartö zur Einmündung des Gradaschzabaches in allerhöch« sten Augenschein. Am nämlichen Tage kamen Ihre Majestät, die durchlauchtigste Erzherzoginn, Marie Louise, Herzoginn von Parma, Piacenza und Guastalla, mit zahlreichem Gefolge, aus Italien um i i A4 Uhr Mittags hier an; und stiegen gleich« faNs in der k. k. Burg ab. Den 5. Juni feierte die hiesige Bürgerschaft, so wie die k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Krain, ein seltenes Fest. II. Majestäten' geruhetcn°namlich das vor der gemauerten Eanalbrücke errichte« Tcn^ wähl, welches wegen der gelungenen Emsumpfung der im Südcsten von Laibach sich ausbreitenden großen Morasiflache im vorigen Iahre'gesetzt wurde, in Augenschein zu nehmen. I. I. Majestäten wurden an gedachter Stelle Früh um 8 1^2 Uhr ron dem Magistrate und einer Deputation der hiessen Bürgerschaft mit einem dreimaligen herzlichen „Lebehoch" empfangen. Als ANcrhb'chstdieselben beim Monumente «anlangten, hielt Se. Excellenz unser Herr Landes-Gouverncur, eine Dar.krede im Namen der Stadt und des gesammten Landes für so viele seit einer Reihe von Iahrcn durch landcs-väterliche Milde der Stadt Laibach reichlich zugeflossenen Unterstützungen, durch die allein jenes großc.Wcrk ins Leben treten konnte. /Nach geendeter Rcl.? wurde eine zu, diesem Zwecke eiccnls 178 gedichtete Hymne, abgesungen, n«d 3^. Maje-siäfen beim Scheiden mit freudigen und Herzlichen Vlo.atrufen der Tausende von Anwesenden begrüßt. Bon da fuhren II. Maj. nach dem inderMittedes ''enisumpfcen Mol)rgrunde5 von der hiesigen k. k. Lanowmhschaftsgesellschaft vor zwei Jahren angelegen Musterhof, wo Allerhöchstdicselden von dem Präsidenten gedachter Gesellschaft, Franz Grafen von Hochenwart, und mehreren Gesellschafts, Mitgliedern ehrfurchtsvoll empfangen wurden. Graf Hochenwart hielt hier im Namen der Gesellschaft für alle durch kaiserliche Munificenz zur Trockenlegung jenes ausgedehnten Landstriches empfangenen Unterstützungen eine herzliche Dankrede. Se. Majestät erkundigten sich hier über alle durch die Zlußbettreinigung in Beziehung auf den entsumpftet! Boden bezweckten Gefolge, mit warmer Fürsorge, so daß alle Anwesenden von der himmlischen Mllde und Güte, die aus des geliebten Herrscher« raarcs Zügen, Worten und Handlungen sprach, von tiefer Rührung ergriffen waren. Sr, Maje-siät wurden hier von eben lener Fläche, die vor wenigen Jahren noch stagnirender Moorgrund war, mehrere Gattungen Aehren, wie solche eben auf den Neubrüchen hervorsproßten, dargebracht, und Merhöchstdieselben geruhten auch über alle von Seite der Stadt und den angränzenden Gemeinden dargebrachten Anstrengungen Ihr Wohl« gefallen und Ihre Zufriedenheit zu äußern. So« dann fuhren I. I. Majestäten über die neu angelegte Straße nach Sonnegg, und von da auf der nach Laidach zurückführenden Poststrasse zurück. Wo immer I. I. Majestäten durchfuhren, wurden ^ ANerhöchstdieselben von den Landleuten mit den herzlichsten Freudenbezeugungen empfangen. Ungefähr um Mittag langten die Allerhöchsten Herr« schaften wieder in der k. k. .Burg an. Nachmittag ließ Se. Majestät die hiesige Garnison auf den Congreßplatz ausrücken uno vorbeidefiliren. <2e. Majestät geruhten sodann das hiesige Militär-Spital mit einen Besuch zu beehren. Den 6. Iuny geruhten Se. Majestät schon Früh um 7 Uhr allergnädigst Audienzen zu ertheilen. Um 12 Uhr eben desselben Tages fand in der hiesigen Burg die Verleihung des Ordens vom goldenen Vließe an Se. Excellenz, den Grafen lZontarini, OberststaNmeister des venetianischenKönigreiches, statt. Abends veranstaltete die philharmonische Gesellschaft ein großes Instrumental- und Vocal-Concert, welches I. I. Majestäten, der Kaiser und die Kaiserinn, ss wie Ihre Majestät, die durchlauchtigste Erzherzoginn, Marie Louise, mit IhrerGegenwart zu beglücken geruheten. I. I. Majestäten wurden von dem überfüllten Hausemit enthusiastischen Freudensäußerungen und einem der Feier angemessenen Prologe empfangen, und blieben bis zu Ende der musikalischen Produc-tioncn in der Hof»Loge. Die Anwesenheit des Allerhöchsten Hofes, be« günstigt durch das herrlichste Frühlingswettcr, zieht von allen Seiten viele Fremde herbei, und die Be» wohner dieser Hauptstadt sehen sich wieder in jene unvergeßliche Zeitperiode zurückversetzt, wo Laibach durch den längern Aufenthalt dreier Mon< archen und der ausgezeichnetsten europäischen Diplomaten eine historische (Zelebritat erlangte. Oeumarktl. Am 3, Iuny i33<,, ^^ Gestern war für unsern Markt ein wahrer Tag desIubcls. Wir hatten das unschätzbare Glück Ihre Maj. unsern aller gnädigsten Landes-vater, und unsere allgeliebteLandesmut-ter, in unserer Mitte zu besitzen. Auf die Kunde daß Ihre Maj estäten am 2. dieses durch Neu-marktl nach Laibach reisen, strömten schon in aller Früh eine Menge Bewohner des Marktes und St. Annathales auf die Höhe des Loibelberges. die Gränze dieser Provinz, begierig Ihre Ma,-jestäten wiederzusehen, und Allerhöchsidenselben ihre kindliche Ehrfurcht und Liebe zu bezeigen. Man las auf jedem Gesichte die innigste Freude über dieses glückliche Ereigniß; überdieß war auch dieser Morgen nach einer mehr als eine Woche anhaltenden ziemlich unfreundlichen Witterung der erste schöne, ein wahrer Frühlingsmorgcn, gleich als wenn der Himmel selbst die Reise Ihrer Ma< jestäten zur Vermehrung unserer Freude, ange« nehmer machen wollte. Die Allerhöchsten Reisenden langten um halb zwölf Uhr auf der Loibelshohe an, und wurden von der auf Ihre höchst beglücken-deAnkunft harrenden Menge mit einem dreimaligen „Vivat« begrüßt, das in den nächsten Bergthälern Käcntens und Krains roicderhallte. Zwei kleine Mädchen überreichten Ihren Majestäten Bouquets von heimischen Blumen, und hinter der a« der Landesgränze aus Laubzweigen errichteten Eh» ren-Pforte erscholl das rührende Volkslied: «Gott erhalte Franz den Kaiser" !c. Ihre Majestäten geruhten daselbst auszusteigen, um die malerische Aussicht von diesem hohen Puncte aus in die bei« den Provinzen Kärnten und Krain eine Wene zu i?9 genießen. Der auf allerhöchsten Befehl aufgenom. mcne Plan zur Durchbohrung des Loibelberges ward hier an Ort und Stelle von Seiner Majestät untersucht. An dem Puncte, wo der Eingang in den Berg eröffnet werden sollte, war ebenfalls eine Pforte aus Laubzweigen errichtet mit der Aller« höchsten Namenschisserinder Mute, zu beiden Seilen Mädchen und Knaben in der Landestracht aufgestellt. Das heitere gesunde Aussehen Ihrer Majestäten, und die gewohnte außerordentliche Herablassung hat alle Anwesenden zu Freudenthränen gerührt, und zu einer unbeschreiblichen Begeisterung hingerissen. Der Zug bewegte sich sodann herab nach Ncumarktl, woselbst die ganze Strasse mit Laubästen festlich ausgeschmückt, die Fenster mit Blumenkränzen ausgestattet waren, und über die Strasse nacheinander große Guirlanden von Blu« men und Laubwerk hingen. Die hier aufgestellte Schuljugend und die harrende unzählige Menge Volkes nicht nur aus dem Markte, sondern auch aus ien benachbarten Ortschaften brach bei der um 2 Uhr erfolgten Ankunft Ihrer Majestäteil, in ein tausendstimmiges „Viva!" aus, und stimmte auch hier wieder das patriotische Volkslied: „Gott erhalte Franz 5en Kaiser" lc. an. Nach einem kurzen Mittagsmahle, das Ihre Majestäten auf der hiesigen Post einnahmen, verließen uns die allerhöchsten Herrschaften wieder; daö Volk begleitete in dichter Menge Ihre Majestäten aus dem Markte hinaus, und drängte sich mit einer nicht zu beschreibenden Liebe zu den Wagen des allgel lebten Kaiscrpaars, um ANerhöchst-dasselbe noch einmal zu sehen, mit seinen Glücks-wünschen zu begleiten, und sich in Allerhöchstseine Gnade zu empfehlen. Ewig unvergeßlich wird für Neumarktl dieser Tag bleiben, Rärnten Klagen fürt am 1. Juni. Seit Sonnabend genießen wir das höchste Glück, Ihre Majestäten, das allgeliebte Kaiserpaar in unserer Stadt zu besitzen. Die freudetrunkenen Bewohner stehen fortwährend vor der ständischen Burg, wo Ihre Majestäten abzusteigen geruhten, versammelt, lauschen jeder Bewegung und weiden sich wirklich ungenügsam an den huldvollen Blicken der Allgeliebten, welche die herzliche Annäherung mit einer Heiterkeit und Herablassung l^nen, tie uns ewig unvergeßlich bleiben wird. und unsere innigste Liebe und Anbetung zum höchsten Jubel steigert. Ihre Majestäten fahren fort, nach ertheilten gnädigsten Audienzen, die Ansialten und Umgebungen der Stadt, begleitet von einer jubelnden Volksmenge, zu besuchen. Die schönste Witterung begünstigt die festlichen Tage. (Klagf. Z.) Kroatien. *** Aus offiziellem Wege hat man folgende Nachricht erhalten: Carlsiadt den 29. Mai i83o. Seit fünf Tagen waren wir in einer steten Bewegung, die ganze Umgegend wurde mit mobilen (Zolonnen und Zrrischenpatruillen Tag und Nacht durchkreuzt, weil von mehreren Seiten die Anzeige gekommen ist, daß eine bosnische Räuber« bände von 16 Köpfen sich durch die Eordonslinic einzeln eingeschlichen. und unter Begünstigung'der unermeßlichen Waldungen bis in das Provinzial-Eroatien auf das linke Eulpa-Ufer unter Raub und Mord gedrungen wäre. Dieses gewann überall Glauben, und alles war in Bereitschaft um dic bösen Gäste nach Thunlichkeit zu empfangen, als darüber die Meldung an die Behörden in Militär» (Zroatien von einem Menschen kam, der vorgab, daß ihn die Räuder gänzlich geplündert, acht Tage gewaltsam mitgeführt, und bei dem Dorfe Stc« fanki, etwa drey Meilen von hier, über die Eul-pa gesetzt, dann aber ihren Weg in das große Gebirge ?eti-ova (^ot-a genommen hätten. Als man sich durchAbscndung einigerDetachements bis in die Gegend, wo die Räubereien angeblich hätten verübt worden seyn sollen, von der Falschheit dieser Angabe, und von der dort herrschenden vollkommenen Ruhe überzeugt hatte, sehte man dem boshaften Erfinder nach, und ich melde Ihnen mit Vergnügen, daß dieser eingebracht, und der strafenden Gerechtigkeit bereits übergeben worden sey. Dieser Elende entschuldigt sich, das Märchen ersonnen zu haben, um bei seinem Gläubiger wegen Nicht« einhaltung des verfallenen Zahlungstermins Entschuldigung zu finden. Wir sind bis jetzt vollkommen ruhig, und es ist dieses Jahr und bis auf diesen Augenblick in der ganzen Gränze nicht einmal der unbedeutendste Abtrieb von Vieh geschehen, ohne daß man augenblicklich den Ersatz eingeholt hätte; auch können wir mit Gewißheit melden , daß sich die türkischen Bc. Horden bereitwillig zeigen, als wenn auch sie, ss viel es in ihrer Macht siehet, einige polizeyliche An- i6o stalten gegcn diese Räuberzusammenrottungen ergreifen trollten. Mit eben der nämlichen Gewiß, heit kann man versichern, daß von den beinahe 365 Revertirten nur ein einziger ohne die mindeste Fre-vclthat dießseits zu begehen, und ohne daß man die Ursache erfahren habe, auf's neue nach Bosnien übergegangen sey. Simovich, Major. Mähren. Brunn, den 27. Mai. Am 25. Abends um 9 1^2 Uhr erhob sick in der Gegend von Brunn ein heftiger Sturm, der jedoch nur eine Viertelstunde anhielt, und man sah, daß am westlichen Horizont ein außerordentliches Gewitter tobts; das Thermometer stand an diesem Tage im Schatten -j- 26° 5; in der Sonne ^ 39°;. das Barometer stand 27" — ia'", 5. Am 26. Nachmittags um 3 i.l2 Uhr stiegen am südlichen Horizont Gewitterwolken auf, welche sich mehr und mehr verdichtend, am westlichen Horizont heraufzogen und ihre Richtung nach Nordwest nahmen, als plötzlich der Wind, welcher vor« her aus Südost blies, umschlug, und sich ein furcht, barer Nordweststurm erhob. Um 5 3j4 Uhr war die ganze Umgegend verfinstert; der Sturm steigerte sich zum verheerenden Orcan, der seine Bahn mit zahllosen Verwüstungen bezeichnete. Die Atmosphäre war in einem sehr hohen electrischen Zustande. Häufige Blitze in den obern Regionen des Luftkreises, und der grollende Donner erhöhten die Schrecken der Scene, welche die Bewohner dieser Hauptstadt mit Bangen erfüllten. Der wüthende Orccnf stürzte den obern Thcil des Thurmes am Kloster der barmherzigen Brüder in Altbrünn bis auf das Mauerwerk herab, richtete an mehr als 2a Häusern in der Vorstadt Neusiift Verwüstungen an, riß theilweise die Dachbedeckungen mehrerer Häuser in der Stadt und den Vorstädten herab, warf Fcucrmauern, Schornsteine nieder, zerstörte den Militär-Magazins-Schoppen nächst der Schwabengasse gänzlich, der Stcinmühle bei Brunn nahm er das ganze Dacbwcrk so wie auch das Holzgebäude über den Mühlbach, riß die Bergelsche Lackirhütte auf der Vorstadt Oberzeil nieder, trug die Waarcn-Vorrathe davon, hob bei seiner kreisförmigen Bewegung Fenster, Thüren, Thore und verschiedene Gegenstände hoch in die Höhe, welche in weiten Entfernungen zerschmettert wieder herabgeschlcudert wurden. Eine Schildwache und andere Menschen erlitten bedeutende.Verwundungen bei dem Ein- sturz von Gebäuden, zwei Individuen wurden da-durcd gctödtet. Hundertc von Bäumen in Gärten, Alicen und an Straßen wurden entwurzelt und gebrochen; mit einem Worte, die durch diesen furchtbaren Orcan, der in mehreren Beziehungeil den Character einer Windhose an sich trug, verursachten Verwüstungen sind ausserordentlich und bisher unübersehbar, indem die dicßfälligen Nach. richten aus cntferntern Gegenden noch nicht einge« gangen sind, obgleich hinzugefügt werden kann/ daß die Verbcerungen in den nähern Umgebungen Brünns an Gebäuden, in Gärten und Waldun--gen nicht minder bedeutend sind. Während des Orcans sank das Thermometer von -j- 21" bis auf ^9°, 75 herab. Nach 6 Uhr mäßigte sich die Wuth des Orcans auf Sturmwind, der bis 7^2 Uhr Abends anhielt. Das mit dem Orcan losgebrochene Gewitter war im Ganzen bloß vorüber« ziehend, und es dürfte unter den gegebenen Umständen und bei dem weithin verbreiteten hochelec-irischen Zustande der Atmosphäre, dessen Lauf sich bis in entlegene Entfernung hin erstreckt haben. (Brunn. Z.) Teutschland. Der k. k. KämmererGrafMoriz Di ctr ic5-stcin, beauftragt, Sr. königl. Hoheit dem Großherzoge von Hessen die Glückwünsche Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich zu Ihrer Thronbesici--gung zu überbringen, ist am 19. d. M. ron Sr. königl. Hoheit in einer Privat «Audienz empfangen worden, in welcher er zugleich die Ebre hatte, Höchstdensclben die Insignien des königlich »unga. rischen St. Stephans-Ordens zu überreichen. Der regierende Fürst zu Hohenzollern« Hechingen hat von des Kaifers von Oesterreich Majestät das Großkreuz des königlich-ungarischen St. Stephans-Ordens erhalten. Die Uebergabe des. Or« dens erfolgte dem Allerhöchsten Auftrage zufolge durck den k. k. wirklichen Kämmerer und an dem fürstl. Hohcnzollern'schen Hofe accreditirten k. k. Geschäftsträger Grafen v. Bentzel. (Oesi. B.) Dole n. Die preußische Staatszeitung schreibt aus Warschau vom 20. Mai: So eben, n Uhr Vormittags, find Se. Majestät der Kaiser und König in Begleitung Sr. kaiserl. Hoheit des Großfürsten Michacl, hicr eingetroffen. Se> kaiserl. Hoheit der Großfürst <3esarewilsch, welche Sick) ge« rade auf der Parade befanden, rcurdcn durch die i8i Ankunft des Monarchen und Seines erhabenen Bruders um so freudiger überrascht, als dieselbe erst heute Abend erwartet wurde. (B. v. T.) Frankreich. Der National berichtet: „Die in Paris befindlichen Minister der großen Höfe bereiten Pro-tocolle vor, um die Grundlagen der künftigen An. ordnungen im Falle eines günstigen Erfolgs der Expedition gegen Afrika zu entwerfen. Den Impuls dazu scheint der in Paris angekommene Graf Matuschewitsch gegeben zu haben, der als russischer Gesandter nach London unterwegs ist. Dieser Di« plomat überbrachte dem Grafen Pozzo di Borgo Instructions: dcs St. Petersburger Eabinetts in Betreff dieser Unternehmung, welche nicht allein dessen Beifall hat, sondern auch in den zu eröss» nenden Unterhandlungen von demselben unterstützt werden soll. Nach der Ankunft des Grafen, Matuschewitsch versammelten, sich alle Minister der großen Mächte zu einer Conferenz bei dem russischen Botschafter. Auch der Minister des Königs von Neapel ward zugelassen und bestätigte die Ge« rüchte, daß die Rüstungen in den Hafen des Königreichs beider Sicilien eine Mitwirkung bei der Expedition zum Zwecke haben. Nach diesem Zusammentritte bei. dem russischen Botschafter speisten, die Minister bei dem englischen Botschafter, und hielten am Abend eine andere Eonfcrenz mit dem. Fürsten von Polignac. Auf den Wunsch Frankreichs, die italienischen Staaten möchten gemein» schaftliche Sache mit ihm machen, haben sich Neapel und Piemont, in Rücksicht ihres Handels, geneigt gezeigt, an der Unternehmung thätigen Antheil zu nehmen. Da5 sardmische Geschwader hat bereits den Hafen von Genua verlassen um vor Tunis zu erscheinen. Toscana bleibt neutral, auch würde seine Marine keine bedeutende Unterstützung seyn. Spanien, obgleich eine Macht ersten Ranges auf dem Mittelmeere,. nimmt nicht unmittelbar Theil am Kriege, da die übelberechnete Expedition gegen seine vormaligen Eolonien in Amerika alle seine Hülfsquellen erschöpft hat.« (Allg. Z.) Telegraphische Depeschen. Toulon, den 2i. Mai um n Uhr. Der Admiral Düperre an Se. Excellenz den Marine« und Colonialmi-nister: »Gestern widersetzte sicd die Windstille der Abfahrt der Flotte, und wir werden heute von dem nämlichen Hindernisse bedroht. Die Stimmung und die Gesundheit der Land- und Seear-wee sind äusserst günstig." — Toulon, den 22. Mai um l» Uhr. Der Seevräfect an Se. Excel« lenz den Marine- und Eolonialminister: „Die Ostwinde halten noch immer die Flotte auf dem Ankerplatze zurück. Alles ist im befriedigendsten Zustande. Der Pelican ist angekommen; er ist das letzte Schiff, das aus den Häfen des Oceans zu Toulon erwartet wurde." — Ein Schreiben aus Toulon vom 18. d. sagt Folgendes: „Es sind mit der Expedition auch viele Hunde mit eingeschifft worden, welche bestimmt sind, das Wasser aus den Brunnen zu kosten, die man auf der afrikanischen Küste finden wird, damit man mcht etwa davon vergiftet werde. Auch werden Gliedermänner von Pappendeckel mitgenommen, welche gleich den Soldaten montirt und bewaffnet sind. Diese stellt man in einer falschen Redoute auf, und erleuchtet sie durch Feuer, damit der Feind darauf seine Aufmerksamkeit richte, und die wahre Stellung, der französichen, Armee vernachläßige. A>n 16. d. Abends machten drei Generale dem Herrn de Bourmont einen Besuch. Die Lebensmittel auf fünf Tage, womit jeder Soldat bei, der Einschiffung versehen seyn mußte, bestehen in 5 Pf. Zwieback, 2 Pf. gekochten Speck, 2 Portionen Käs, 11 Unzen Reiß, 1 Litre Wein, und 1 Litre Wasser mit einem Achtel Branntwein». Vor der Ein^ schiffung bekamen die Soldaten eine warme Mahlzeit." — Es sind loo Kalfaterer auf die Flotten, schiffe vertheilt worden, um die Löcher, welche die feindlichen Kugeln in die Fahrzeuge bohren könnten, schleunig zu verstopfen.. Admiral Düperre will zuerst die Festungswerke von Algier und sei- ^ ner Umgebungen kanoniren; er läßt das Linien« schiff Provence durch ein Dampfboot bugUren; auf halbe Schußweite fährt, er an der afrikanischen Kü-sie vorüber/ und gibt seine Lagen. Die Linien, schiffe Trident und Brcslaw werden nebst etlichen Fregatten ebenfalls bugsirt werden, und folgen seinem Beispiele. (B. v. T.) Toulon- den 22. Mai. Die Flotte ist noch-nicht abgesegelt. Seit zwei Tagen herrschen widrige Winde, und es hat nicht den Anschein, daß sie sobald nachlassen dürften. Eine unermeßliche Volksmenge, vermehrt durch eine große Zahl herbeiströmender Fremden, bedeckte gestern alle Ufern der Rhede. Alles erwartete mit Ungeduld die Abfahrt der Flotte, besonders aber die Fremden, dadurch die verschobene Abfahrt ihr längerer Aufenthalt 1n dieser Stadt herbeigeführet wird. — Die Flotte bc- »82 sieht in diesem Augenblick au-5 io5 Kriegsschiffen von verschiedener Größe, und aus ungefähr 3oo Transportschiffen. — In den letzten Tagen wurde die bereits segelfertige Flotte noch durch die Brigg Alcidiades aus Brest, durch die Corvette, la Dordogne, von Bajonne, ferner die Brigg, la Bad ine, von der Blockode von Algler, und die Korvette, die Perde, von Rochefort, verstärkt. Toulon am 25. Mai. Heute nach einem unbedeutenden Regen lenkte der Wind um, und wendete sich gegen Westen. Um ein Uhr nach Mit» tag begann die Flotte die Anker zu lichten, und auf ein vom Admiralschiffe gegebenes Zeichen zogen die Kriegsschiffe eins nach dem andern die Segel auf. Um sechs Uhr Abends passirten alle das Vorgebirge Sepet. Morgen soll die Abfahrt der Transportschiffe den Anfang nehmen. Großbritannien. Folgendes sind die neuesten Bulletins, die über das Befinden des Königs am 19. und 20. Mai bekannt gemacht worden sind: „Windsor, den „lg. Mai. oer König hat in der verflossenen „Nacht gut geschlafen. Die Symptome Sr» Ma« „jefiä't sind fortwährend erleichtert. Henry Hal-„fort. M. I. Tierney." — „Windsor, den „20. Mai. Der König hat eine gute Nacht ge-„habt, die Symptome Sr. Majestät bessern sich „fortwährend. Henry H alfo rd. M.I. Tie