Theologische Verantwortlicher Redacteur und Verleger: «r. Johann Chrys. Pogazhar. J\ä. 43. Samstag den 27. Oktober 1849. Ansprache des Fnrst-BischofeS von Lavant bei der Pastoral - Conferenz am 16. Oktober 1849. Heber die Aufgabe der Seelsorger in unserer Zeit. *) Eine neue Zeit wird uns geboren, geliebte Brüder in Christo. Schmerzlich ist ihre Geburt, gefahrvoll ihre Entwickelung, verhängnißvoll ist ihre Zukunft. Wie soll das neugeborue Kind heißen? Soll cs ein Emanuel (Gott mit uns) — oder ein Belial (eine Ausgeburt der Hölle) sein? — Dieß ist die große Frage der Zeit, zu deren Lösung auch wir, Seelsorger, berufen sind. O möchten wir unfern Standpunkt wohl begreifen — unsere Aufgabe glücklich lösen! — Unsere Ausgabe ist groß und von inhalcschweren Folgen. 2m Bewußtsein dessen haben sich die Bischöfe mehrmals und an verschiedenen Orten zur Berathung versammelt. Zur Besprechung der besonder» Bedürfnisse unserer gegenwärtigen Zeit habe mich ich Euch meine thenersten Mitarbeiter, znr Pastoral-Conse-renz eingeladen, ans daß die Schwachen durch den Hinblick auf Andere ermuntert, die Einsichtsvollen durch die ihnen zu Theil gewordene Annerkennnng erfreuet, überspannte Ideen beseitiget, kleinliche Interessen der Selbstsucht vergessen gemacht, in unsere Pastorirnng Einigkeit gebracht, und unser vereintes Wirken mit neuer Kraft belebt würde. — Was ist nun das Resultat unserer Berathungen zur glücklichen Gestaltung der nenen Zeit? Wir erblicken den Finger Gottes in dieser allgemeinen Weltbewegung. Sic ist nicht das Werk irgend einer Partei, noch das Ergebniß menschlicher Pläne, denn diese sind gescheitert; sie ist eine Zulassung des Allerhöchsten, ohne dessen Wissen und Willen kein Haar von unser», Haupte fällt. Nur Werkzeuge waren jene menschlichen Kräfte, die zu dieser folgenreichen Zeit-bewegnng bewußt oder unbewußt den Anstoß gegeben haben, Werkzeuge jener allweisen Vorsehung, deren Finger in das Blatt der Weltgeschichte wie in de» Tagen Babylons die vcrhängiiißvollen Worte geschrieben: Ma ne, *) Siehe: Der Katholik. 1849. Nr. ul. Thekel, Phares. (Dan. 5, 25 — 28.) — Dieß ist meine Brüder, der richtige Standpunkt, von dem aus wir die große» Weltcreignisse unserer Zeit mit gläubigem Auge beurtheilen, und unser Thun und Lassen darnach richten sollen. — Die Hebel der Zeit, die wir zu heilen haben, liegen am Tage; sic haben ihre eigentliche und tiefste Wurzel im Abfallen der Menschheit von Gott und seiner heiligen Kirche. »Vom Weine Babylons tränke» die Völker, und darum taumelten sic.« (2cr. 51, 7.). Der Gifttrank falscher Lehren macht im Taumelkelche die Rnnde. Hinweg niit Christus! ruft man; nieder mit der Kirche! Wir wolle» nicht die Freiheit des Glaubens, sonder» die Nothwendigkeit des Unglaubens. Die Religion, welche aus der Gesellschaft verdrängt werden mnß, soll aus dem Gemüthe des Mensche» verschwinden. Kein Jenseits! Keine Unsterblichkeit! So lehrt der leider immer fortschreitende Unglaube, der Alles negirt, was seinem beschränkten Verstände unzugänglich ist. Eine tiefe Schwermut!) drückt darin deu menschlichen Geist darnieder. Man hat einen Riß in das innerste Heiligthum gemacht und die Gesellschaft im tiefste» Gruttdc angegriffen; an ihren schönste» Hoff,i»»göblüthe» nagt der Wnrm. E»ropa ist oh»e Trost und ohne Hoffnung, weil cs von Christo und seiner Kirche nur zu häufig abgcsallcn ist. Man will ohne Gott regieren, man gla»bt ohne Christus glücklich zu sei». Allein die Wege dieser Volksbeglücker werden finster und schlüpfrig, und der Racheengel des Herrn verfolget sic. (Psalm 34, 6.). Ein zweites Uebel der Zeit ist jener stolze Ueber-muth, der keine Autorität über sich anerkennen will, und leider alle Schichten der menschliche» Gesellschaft durchdrungen hat. Man schreiet über Knechtung, und führt nur Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit im Munde, sagt aber wie Luzifer einst den Gehorsam auf, und macht die Welt zu einer Mördergrube. Die t h i e r i sch e G e n u ß sn ch t in ihren mannigfaltigen Gestalten, die nur auf Befriedigung der Sinnlichkeit denkt und sich den sinnlichen Genuß zum aus# schlüßlichen Lebensziele macht, ist ein anderes riesenhaftes Uebel unserer Zeit. »Lasset uns essen und trinke», den» morgen sterben wir«, so lautet das Evangelium uiisercr modernen Epiknräer. Endlich ist der bloße Neid eilt gleich verderbliches Hebet der Zeit, der düs Eigenthum als Diebstahl erklärt, und kein Gut bei seinem Nächsten sehen kann, das er nicht selbst besitzt; darum streckt er seine Räuberbände darnach aus. — Dieß sind die Grundübel unserer Tage, an welchen die Menschengesellschast leidet. Wahrlich keine tröstlichen Zeichen für die glückliche Geburt einer bessern Zeit. Unsere Aufgabe ist, die Wnnden der Zeit zn heilen mit dem Balsam der Religion. Und so wie die Hebet moralischer Art sind, eben so müssen die Mittel zur Heilung geistlicher Art sein. Von Innen muß die Heilung erfolgen; und die Diener der Kirche haben insbesondere die heilige Pflicht zur Lösung dieser Aufgabe nach ihren Kräften mitzuwirken. Wie aber können wir das Werk der Heilung am besten beginnen? — Wenn wir bei uns selbst an fangen in eben jenem Grade, als die Hebel der Zeit auch bei uns Wurzel gefaßt. Täuschen wir »ns nicht, meine geliebten Brüder, gestehen wir uns in Demnth ein, daß auch bei nnserm Staude der Geist der Zeit nur zu häufig Eingang gefunden und nur zu deutliche Spuren einer modernen Verkommenheit seit vielen Jahren hinterläßt. Wir Priester sind nach dem Worte des Herrn das Licht der Welt; wir haben mit dem Lichte des Evan-gelinms der Menschheit die wahre Aufklärung zu geben. Ist das Licht unserer Wissenschaft verdunkelt, das Gold unserer Tugend zu Schlacken geworden, dann erwartet die Welt vergebens die wahre Bildung — die Wissenschaft des Heiles von uns. — Wir sind das Salz der Erde, durch unser Bemühen sollen die Menschen vor sittlicher Fäuluiß bewahret werden; ist aber das Salz taub geworden, womit soll man salzen? fragt der göttliche Meister. — Priester des Herrn! retten wir uns zuerst ans dem allgemeinen Verderben durch Erneuerung im Geiste unseres Sinnes, llcnovamini spiritu meniis vestrac. (Es. 4, 23.). Wesentlich ist der Unterschied zwischen der Wirksamkeit eines Seelsorgers und dem Wirken der übrigen Stände. Für diese ist cs genug, wenn sie nach Außen thätig sind; und cs kommt bei ihrer Pflichterfüllung weniger auf die innere Absicht und Gesinnung, als auf die äußere Thätigkeit an. Bei dem Priester aber, der Seele» für den Himmel zu gewinnen hat, liegt der Erfolg vorerst auf der inner» Gesinnung des Seelsorgers. Segenreich wird nur ein Priester wirken, der stets im Stande der heilig mache irden Gnade lebt, und alle seine Verrichtungen mit heiliger Absicht und reinem Herzen vornimmt, möge er auch nach Außen wenig Aufsehen erregen. Mangelt dagegen dem Seelsorger jene innere Weihe eines reinen Herzens und einer heiligen Absicht, so wird er bei allem Prunk seiner Talente und Kenntnisse, bei allem Glanze seiner Stellung, bei noch so lautem Lobe seiner Leistungen und Bewunderung von Seite des Volkes keine wahren bleibenden Bekehrungen machen. Er gleicht einem Baume, der zwar schöne Blüthen treibt, aber keine bleibenden Früchte trägt. »Ich aber habe euch auserwählt, damit ihr hingehet, und Früchte bringet, und eure Früchte bleiben.« (2oh. 15, 1(5.) Die Bekehrnng und Heiligung der Seelen ist ein natürliches Werk der göttlichen Gnade. Und wenn auch die katholische Kirche Talente nnd Wissenschaften immer hochachtet und nach dem Zeugnisse der Geschichte sorgfältig pflegt, so erfüllt sic doch ihre hohe Aufgabe: die Erziehung der Menschen für den Himmel nicht so viel mittelst der Wissenschaft als durch die göttliche Gnade, die den Verstand erleuchtet, das Herz reiniget uud den Willen für alles Gute belebt und stärket. Diese Wahrheit, meine Brüder, kann von uns nie genug erwogen werden. Es soll darum unsere vornehmste Sorge sein stets im Staude der Gnade zu leben uud zu wirken. Wir sollen uns daher durch eine oftmalige fakramentalische Beicht in dieser Gnade erneuern, damit alle unsere liturgischen Verrichtungen jene höhere Weihe, und unsere Vorträge jene Salbung erhalten, von welcher ein reicher, innerer Segen für unser Wirken abhÄigt, und wir uns vor jenem schrecklichen Zustande bewahren, der für einen sündhaften Priester eilte Kette von Sakrilegien ist. Wir sind überzeugt, meine Brüder, daß jedes 21 er-gerniß, welches ein Priester in unfern Tagen gibt, sei es durch Trunkenheit uud Wirthshausbesuch, durch einen sündhaften Umgang mit dem weiblichen Gefchlechte, durch Geiz und Habsucht, oder durch ein aufbrausendes frie-destörendeS Benehmen doppelt nachtheilig wirke, in einer Zeit, in der man so gerne den ganzen Priesterstand verunglimpft, nnd selbst den sittenreinen Priester mit den Waffen der Verleumdung angreift, um für seine eigene Schlechtigkeit eine Rechtfertigung zn finden. Gewiß, meine Brüder, ein Aergerniß in dieser Zeit von uns gegeben wäre ein Mühlstein, der nicht allein den Priester, sondern auch eine igroße Anzahl zwischen Gut nnd Bös schwankender Seelen mit sich in den Abgrnnd des Verderbens ziehen würde. Nugae clericoruin sunt scandala laicorum. — Die Aergennsse werden aber verschwinden, wenn wir uns bestrebe« die innere Herzensreinheit und die Zartheit des Gewissens durch einen oftmaligen, wenigstens monatlichen, würdigen Gebrauch des heiligen Sakramentes der Buße zu pflegen uud treu zu bewahren. Noch eine Pflicht ist cs, auf die ich Euch meine Brüder, zu erinnern nicht unterlassen darf: es ist die Pflicht der brüderlichen Zurechtweisung, das officium fralernae correctionis. Wir bilden eine geistliche Familie, machen einen Körper ans, dessen Oberhaupt Christus ist. Artet ein Milglied ans, so leiden mehr oder weniger alle Glieder. So oft wir daher wahrnehmen, daß einer unseres Standes ans Ueberei-lnng oder menschlicher Schwäche vom Wege der Tugend und des priesterlicheu Anstandes abweicht, versäumen wir cs ja nicht, ihn brüderlich zurecht zu weisen; denn dieses ist nach Vorschrift des heiligen Evangeliums das Gebot des Herrn. (Matth. 18, 15.) Fratres!-spricht der Apostel, si pracoccupatus fuerit lromo in aliquo delicto, vos, tjui spirituales estis, hujusmodi instruite in spi-ritu lenitatis. (Gal. 6, 1.) Eine größere und reinere Liebe spricht aus einem Worte freundlicher Mahnung, als aus jenem klug gemeinten Schweigen, wodurch man dem fehlenden Bruder zwar eine Verlegenheit ersparen will, dagegen ihn lieblos dem Verderben, seinen Stand aber der üblen Nachrede preisgibt. Haben wir nun die Heilung bei unserm eigenen Hause vorgeuommen, dann lasset uns am Heile der uns anvertranten Heerde mit heiligem Eifer uttermüdet thätig fctit. Vor Allein wollen wir der Verführung entgegen treten, welche das Volk zum Unglanben und zum Ungehorsam anleitet, sei es durch Wort oder Schrift. Wir haben die traurigen Früchte mehr oder weniger gesehen, welche die so häufig ausgestreuten schlechte» Zei-tungsblätter und gehaltenen Reden, mit ihren goldenen Versprechungen und modernen Schlagwörtern von Freiheit, Mündigkeit und Sonverenität des Volkes, von Fürstentyrannei, Pfaffentrng und Verdummung getragen. Ja so weit hat uns die Parthei des Umsturzes bereits eingeschüchtert, daß die Wenigsten ans uns mehr den MutH hatten der allgemeinen Fluth des Verderbens entgegen zu treten, für Recht und Wahrheit ein Wort zu sprechen, und das Volk vor der Verführung zu warnen. Wehe aber den schlafenden Wächtern — wehe den stummen Hunden! (Jsaia. 56, 10.) — Wo immer die Welt Grundsätze und -Lehren geltend macken will, die den Glauben und die Sitte, wie die sociale Ordnung und Wohlfahrt der Völker zu untergraben suchen, da müssen die Wächter, die Seelsorger rufen, die Schlechtigkeit solcher Grundsätze ohne Schonung aufdecken und dem Volke zeigen, in welchem Widerspruche sie mit der unwandelbaren Lehre des Christenthums stehen, und somit noth-weudig zum Verderben führen. Das christliche Volk muß mit Nachdruck auf die Zeichen der Zeit aufmerksam gemacht und belehrt werden, daß es die Hand des Herrn erkenne, welche die kranke Menschheit vou ihren sittlichen Gebrechen durch Drangsale heilen will, nnd daß der Herr unser Gott seine strafende Hand nicht zurückziehen werde von diesem Geschlechte, bis daß es ihn von Neuem erkennt, in Dcmnth um das verachtete Kreuz sich sammelt, und in der Kirche, welche sich Christus mit seinem Blute erkauft, die Mutter wieder verehrt, welche allein die Menschen am wahren Wege des Heiles führet. Wenn wir auf diese Art die Gebrechen der Zeit mit Nachdruck rügen, die sich kundgebenden Auflehnungen beim wahren Name» nennen, das Volk zum Gehorsam gegen Gott, zur Treue gegen die von Gott eingesetzte Obrigkeit mahnen, daun predigen wir keine Politik, wie man uns so oft in den öffentlichen Blättern vorzuwerfeu pflegt; wir predigen im Geiste Gottes, der also spricht: -.Fürchtet Gott, ehret den König, und lasset euch mit den Aufwieglern nicht eitt/< (Sprichw. 24, 21.) Nie lassen wir uns dagegen ein als Verkündiger des göttlichen Wortes über politische Institutionen, über Staatsverfassungen und Regierungsformeu, über die Grundrechte u. d. g. in unfern öffentlichen Vorträgen zu sprechen. Nur insoweit die neuen Zeitverhältnisse eine Beziehung zur Religion und zur sittlichen Wohlfahrt der Menschheit haben, hat sie der Seelsorger zu besprechen, doch mit kluger Auswahl und Benützung der rechten Zeit, mit jener Ruhe nnd höher» Weihe, die den Gegenstand heiliget nnd demselben Würde gibt. Noch eine Schattenseite darf ich bei unserer Pasto-riruug nicht unbemerkt lassen: unser zu großes Vertrauen auf die Unterstützung vou Seite der weltlichen Macht, und unser zu kleines Vertrauen auf Gott. 3st iu irgend einer Gemeinde nnter der Jugend die Unsittlichfeit cütgcrissctt, nehmen die öffentlichen Aergerittfie überhand, sind die Dienstboten ausgeartet, und man fragt, wie diesen sittlichen liebeln »u steuern wäre? so ist man gleich mit der Antwort fertig: Hier können nur die weltlichen Behörden abhelfen, da soll die politische Obrigkeit eiiifchrciteii u. dgl. So macht man den Staat zu einem Kerkermeister der Kirche, und diese zu einer Polizeianstalt, was im Grunde immer mehr schadet als nützt. Die Menschen werden zwar durch das Einschreiten der weltlichen Macht zurückhaltender, äußerlich eingezogener, aber besser und edler werde» sie nicht. — Als Christus seine Apostel ansgesandt, versprach er ihnen keine» Schutz von Seite der Gewalthaber dieser Welt, (sondern mir Haß und Verfolgung); wohl aber versprach er ihnen seinen Beistand bis an das Ende der Welt. — Seien wir dankbar dem Staate für seinen uns geleisteten Schutz, bauen wir aber für die Zukunft noch weniger auf denselben als bisher. Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn. Je größer unser Vertrauen auf Gott und seine Kirche, desto größer wird der Segen unsers Wirkens sein. Bildung des Volkes fordert die Zeit, eine Zeitgemäße Bildung fordert auch die Religion und Kirche, denn nur zu deutlich hat sich in dem verflossenen Jahre die Erbärmlichkeit der Volksbildung (besser gesagt Verbildung) noch mehr in den Städten als am flachen Lande gezeigt. Die wahre Volksbildung hat aber ein weites, viel umfassendes Feld, nnd läßt sich mir durch vereinte Kräfte erzielen. Kirche und Schule müssen sich freundlich unterstützend die Hände reichen; denn nicht nur die Jugend, sondern auch das Alter, einzelne Familien so gnt als die menschliche Gesellschaft im Allgemeinen benöthiget einer zeitgemäßen Bildung. An diesem Riesenwerke mitzuwirken ist, meine thcnren Mitarbeiter, unser heiliger Berns, nnd zwar so, daß die Volksbildung nicht bloß Blüthcn treibe, sondern auch bleibende Früchte trage. Vor Allem lasset uns der Schule unsere dop- * pelte Sorgfalt widmen, die Schule nicht allein gewissenhaft beaufsichtigen, sondern auch an dem Unterrichte und an der Erziehung den thätigsteu Antheil nehmen, und insbesonders den Religionsunterricht mit dem größten Fleiste ertheilen, nicht mir den Verstand der Jugend mit den Glaubenölehren bereichern, sondern auch was besonders noth thut, das Herz für Gott und fein heiliges Gesetz erwärmen, für das Reich Gottes beleben; denn --Solcher ist, spricht Christus, das Himmelreich.« Durch unser Beispiel soll auch der Schullehrer aufgemuntert werden, mit ähnlichem Eifer im Geiste der Kirche in der Schule mitzuwirken. Liebevoll sollen wir dem Schullehrerstaude bei jeder Gelegenheit begegnen, und ihm thatsächlich den Beweis liefern, daß wir ihn achten und aufrichtig sein Bestes wollen, und er keine Ursache habe die Trennung der Schule von der Kirche zu wünsche», um so die Tochter von der Mutterbrust zu reißen. Eine solche-Trennung wäre für die Kirche ein großes Unglück — wäre aber auch für die Schule der gewisse sittliche Tod. Vor einem solchen Uebel bewahre uns o Herr! Die Erziehung des Volkes ist aber mit der Schule nicht beendet; sie muß sich auch iu die Familien-Kreise erstrecken. Die Menschen müssen sich zu einer hohem Lebensanschauung empor heben, als sie ihnen bloß das materielle Interesse gibt; das Volk soll eine höhere Freiheit kennen, lieben und suchen als die Freiheit von jeder Abgabe, oder die Freiheit, jeder Autorität zu trotzen, und daS Gesetz ungestraft übertreten zu können. Was die Schule angefangen, sollen ch ristkatholische Vereine und Bruderschaften fortsetzen; denn auch diese sind, Kinder unserer heiligen Mutter der Kirche, für die Bildung des Volkes in unfern Tagen ein mächtiger Hebel, wenn sie im guten Geiste geleitet werden. Darum übersehen wir meine Brüder, deren Bedeutung nicht; eine große Volksschule zu einer zeitgemäßen Bildung sollen katholische Vereine sein. Noch ans einen Gegenstand muß ich Hinweisen, der eben in dieser Zeit unsere volle Beachtung in Anspruch nimmt. Ein fast allgemeiner Neid hat sich gegen den geistlichen Stand geltend gemacht, nnd das Streben her-vorgebracht, das Einkommen des Clerus auf jede Weise, selbst auf dem Wege der Gesetzgebung zn schmäler». 2st der Verlust eines Theiles unseres Einkommens nach der Absicht des Herrn jenes Opfer, durch das wir die verlorenen Seelen dem Himmel erkaufen; so lasset uns dieses Opfer freudig auf deu Altar des Herrn legen, und nicht zu viel bekümmert fragen: Was wer- den wir essen, was werden wir trinken? Der Herr hat die Kirche auf Armuth gebauet, die Liebe der Gläubige» wird sie reich machen. Unsere geistliche Wirksamkeit wird dann in eben dem Maaße zunehmen, als unsere materiellen Güter schwinden. Doch sollen wir nicht vergessen, daß wir nicht Eigen-thümcr, sondern mit Nutznießer derKirchengüter sind, und daß die Kirche, wie Jedermann bekannt ist, die gerechtesten Titel für ihr Besitzthnm hat. Unsere Pfründe legt uns daher die heilige Pflicht auf, die Rechte der Kirche, wozu auch die Gerechtsame der geistlichen Pfründen und frommen Stiftungen gehören, mit allen gesetzlichen Mitteln zu wahren, aber auch nie vergessen, daß die geistlichen Einkünfte ein Erbgut der Kirche und ein Antheil der Armen sind. So meine Brüder, sollen — so wollen wir unter dem Beistände Gottes uncrmüdet wirken an der Geburt einer bessern Zeit. Möge uns die Welt mit noch so vielen Lästerungen und Schmähungen überschütten, wir wollen solche im Geiste der Buße ertragen, mit dem Bewußtsein, daß wir nicht besser sind als unser Herr und Meister. Eine Ehre für uns, wenn wir gewürdiget werden treue Nachfolger jener zu sein, die sich freuten um des Namens Jesu willen Schmach zu dulden; sonst würde uns die Welt nicht hassen. Vergebens wäre die der Kirche zugesicherte Freiheit, wenn wir, selbst nicht frei von selbstsüchtigen, zeitlichen Interessen, sie nicht zum Besten des Reiches Gottes benützen. Vergebens wären alle Beschlußc der versau, melten Ob er Hirten, wenn sich der Klerus nicht wie ein Mann erhebt, dieselben mit vereinter Kraft zum Besten der Kirche und des neu constitnirten Staates zn vollziehen. Vergebens bilden sich im Staate die neuen Gemein de», wenn sic nicht von »us im Geiste unserer heiligen Religion zur wahren sittlichen Freiheit und einer tüchtigen Gesinnung herangebildet und befestiget werden. Von unser» Bemühungen hängt cs großentheils ab, ob der Keim einer bessern Zukunft sich zur schönen Blüthe entfalten und reiche Früchte einer glücklichem Zeit tragen werde. Darum, ehrwürdige Mitarbeiter im Weinberge des Herrn, lasset uns eben jetzt unfern heiligen Eifer erhöhen, verdoppeln unfern Fleiß. Et si terret labor, aspicitc procrniuin! — Unter großen Schmerzen der Gegenwart wird die Zukunft geboren. Möge das neugeborue Kind ein Ema-nuel (Gott mit uns) fein! — Vortrage über christliche Metaphysik. (Fortsetzung.) 5. Dafei nsweise der Natur. Das Leben jeder crcatürlicheit Substanz kann in nichts Sinder,n bestehen, als in dem Bestreben: aus und über dem, in ihr (der Substanz) von Außen her gesetzten Gegensätze (Differenz) sich als den Einen mit sich leibst identischen Grund zu affirmireu, sich alö Sein an und für sich zn bewahren, und zn bewähren. — So besteht das Leben des Geistes in dem, daß er sich leibst auf die geschehenen äußere Einwirkung in sich selbst »erinnert (immanent wird), sich eben so von seinen gegensätzlichen Grunderscheinuugen der Rec. und Spoitt., wie von den fremden Erscheinungen nnd ihrem Grunde scheidet nnd unterscheidet, — sich selbst als den Grund seiner eigenen Erscheinungen und als Ich gegenüber dem Nichtich und seinen Einwirkungen erfaßt und ausspricht, mit einem Worte: zum Selbstbewußtsein vordringt. Hienach kann auch das Leben der Natnr nur darin bestehen, daß das Eine substanzielle Prinzip derselben sich aus und über der in ihm gesetzten ursprünglichen Differenz als das Eine substanzielle Prinzip zu gewinnen und darzustelleu suche. Auch die Natur strebt aus dem und über den Gegensatz ihrer selbst zu sich selbst zu kommen, zur Einheit mit sich selbst und zum Wissen um diese Einheit vorzudringen, auch ihr Leben ist Selbstverinnernng, ein Ringen mtd Streben zur Immanenz — zum Selbstbewußtsein, was sie denn auch allerdings in ihrer Weise durchsetzt. Ich sage »üt ihrer Weise?; denn ein eigentlich geistiges Selbstbewußtsein, den Jchgedanken bringt die Natur nicht zu Stande, denn sic ist ja die Contraposition deS Geistes — Nichtgeist. Als diese Contraposition des Geistes kann die Natur nur zu einem Gedanken oder zu einem Wisse» um sich gelangen, das den coiurär-contradictorischen Gegensatz zum Jchgedanken bildet, — das also, weil der Geistesgedanke Wissen desGruu-des — Idee ist, nichts Anderes feilt kann, als Wissen des Nichtgrundes d. h. Wissen der bloßen Erscheinungen — Begriff. Wie kommt nun dieserNatnrgedailke, der Begriff, in ihr (der Natur) zu Stande? — Wir haben gehört, daß die Differenzirnng der Natursnbstanz, in ihrem conträr-contradictorischen Gegensätze gegen den Geist, wesenhaft sein muß, eben Weil die des Geistes iit der bloßen Erscheinung aus-geht. Die Eine Natnrsubstanz muß in einen Gegensatz gesetzt fein, der sie (die Substanz) selbst trifft, so, daß das Streben derselben, zur Einheit ihrer selbst und zum Wissen dieser Einheit vorzudringen — ihr L e b en sstreben — nur damit beginnen kann, aus diesem realen oder weseiihasten Gegensätze hcransznkommen, ihn zu überwinden und abzuthuu; die Natnr kann nicht darauf aus-geheu, sich in ihrer substanziellen Einheit zu bewahren, wie der Geist, sondern sie zuvörderst herzustellen. Darum beginnen alle Lebenserfcheinnngen der Natur als Versuche der Vermittlung und Ausgleichung eines bestehenden Gegensatzes. Allein weil der Gegensatz in der Natur eben im Wesen haftet (wesenhaft ist), so kann dieses Wesen oder der Naturgrund sich nicht als den Einen und mit ihm selbst identischen affirmire», ohne sich als solchen zu negiren, oder den in ihm haftenden Gegensatz, die alte Differenz, ebenfalls zu affirmircn, — so daß die Vermittlung und Ausgleichung der Gegensätze in der Natur immer auch wieder eine Offenbarung und ein Geltend-machen derselben wird, die alte ursprüngliche Differenz nur in neuer Form wieder zur Schau bringt. Alles Lebensstrebcn, als Streben des Grundes nach vollkommener Immanenz oder nach dem Wissen um sich selbst als Grund, ist Selbstverinnernng, — die sich in der Geistessnbstanz dargestellt durchführt, daß sie denkend Sich wirklich selbst gewinnt und als Ich ansspricht, — — aber eben deßhalb in der Natursubstanz sich nie und nirgends durchführt, also immer zugleich und zumal Veräußerung wird. Der Geist in seiner Selbstbewusitseinsentwickelung bewahrt und bewährt die Einheit und wesenhafte Identität Seiner selbst in der Jnnheit (Immanenz) in ihm selbst, wird Sich vollkommen inne, und somit Seiner als substanziellen Prinzips inne, wird Person; die Natur aber kauu nie zur Einheit und einer weseiihasten Identität Ihrer selbst, — nie zu einer durchgeführten Verinnerung oder Immanenz gelangen, warum? — weil ihre ursprüngliche Differenzirnng eine wesenhafte ist, die sich also in den Erscheinungen, welche die Offenbarung deS Wesens sind, eben so geltend macht und darstellt, wie die Einheit und Identität des Wesens des Geistes mit ihm selbst in der wirklichen Vereinigung oder Verinnigung. Die Immanenz in der Natnr ist immer zugleich uud zumal Emanenz, — ihre Gedankenbilduiig zugleich und zumal ihr Gegentheil: Materialisirung. Also: Der eigentliche und vollkommene Gedanke ist der Gedanke »Ich,« der Gedanke vom Grunde, vermittelst dnrchgeführterSelbstveriunerung (alsoSelbst-ittnewerdnng des Geistes zu Stande kommt. Als eigen-thümlicher Gedanke des Geistes kann derfelbe nicht Natnrgedanke seyn, da die Natur die Contraposition gegen den Geist bildet, aber eben diese Contrapositivität bestimmt die Art des Natnrgedankens, daß dieser nur ein E r scheint! u gsdenken (Nichtgrund - denken) also Vorstellung, Schema, Begriff ist. Wie aber der Jchgedanke im Geiste der Ausdruck seiner vollkommenen Selbstverinnernng ist, so gibt der in der bloßen Erscheinung ausgehende Gedanke der Natur Zettgniß von ihrer nicht durchgeführten Selbstverinnernng, also von ihrer mit letzterer zugleich und zumal eintretcndeu Selbstveräußeruug — Ma-terialisirnng. Das Denken der Natur ist ein veräußertes, äußerliches Denken, was eben nichts Anderes heißt als eilt Denken in der Erscheinung. Die Materie wird immer als das Finstere, alles Licht — auch daö Licht des Gedankens — Negirende bezeichnet, mtd in der That ist sic dieses auch; denn wo die Materialität erscheint, da ist eine Entwickelung des eigentlich geistige» Lichtes: des Selbstbewnßtseins nicht möglich. Warum aber wird die angestrebte Selbstverinne-ruug der Natur zugleich und zumal eine Selbstver-äußerung? — warum ist der Gedanke der Natur ein veräußerter? Weil die Natur in ihrer Substan- zialität, in ihrem Grunde, also wesenhaft d i ffe r e n-zirt ist; was uijhts Anderes heißt als: weil sie, die Natursnbstanz, selbst in und durch ihre Differen- zimiig sich selbst ein Aeußeres, gleichsam Anderes geworden, in Gegensatz zn sich selbst getreten ist, welche wesenhafte oder siibstiantiale Differenz oder Selbstänßer-lichkeit in der Lebensentwickelung (oder Selbstverinne-rnng) der Natnrsnbstanz eben darum sich geltend mache» und ihren Ausdruck gewinnen muß, weil sie eine sub-stanziale oder wesenhafte ist. Wenn wir die LebeuSeutwicfelung des Geistes nach der Kategorie der Zeit betrachten, so finden wir, daß derselbe hinter und über dem Wechselspiele seiner Grunderscheinungen (Rec. und Spont.) sich in Einem Momente als den Grund dieser seiner Erscheinungen findet. Woraus sich dann von selbst ergibt, daß die Natur nicht in Einem Momente, — also in mehreren, unter sich verschiedenen, aber doch eine Einheit bildenden, also organisch verbundenen Momenten, von welchen der eine immer den ändern begründet und der folgende immer den vorhcrgcheudcu aufhebt — mit einem Worte: durch einen Proceß zu ihrem Wissen vordriugt. Reicht ist zu erkennen, wie sich auch hierin das Moment der Veräußerung ausspricht. Der Proceß in der Natur, oder die Snccession in den Entwickelungsmomeiiten constitnirt im Leben der Natur das, was man Zeit nennt. Dieser Mannichfaltigkeit der Z eitmomente entspricht eine Mannichfaltigkeit der Raummomente, dem Radius die.Peripherie, dem Entsondern ein unendliches Be-sondern, der Organismus der Gesammtnatur bildet ein kubisches N ebeiieinander. Und diese Theile und Besondernngen sind Emanationen d. H. wesenhafte Erscheinungen, ein sich Veräußern des Wesens, — so daß das Moment der Emanation zusammenfällt mit dem der Material,sinnig der Natur, n»d somit seinen Grund in der wesen haften Differenziruug des Naturprincips selbst bat. Jeder Versuch des Naturgrundes nach Selbst» verinnerung oder Selbstsubjectivirung, aus dem wesen-haftcn Gegensätze zur Einigung und Innigung zn kommen, geht in einem Producte auf, das mit Recht Product heißt, weil sich in demselben das Resultat des Strebens der Natur nach Dcrinuerung als eineVer-Äußerung hieransstellt, und dasselbe somit ein Zeug-niß ist, daß in diesem bestimmten Lebensacte die Natur nicht zur U eb erzeugung (zum eigentlichen Wissen), sondern nur zur Zengnng gekommen ist. Die unendliche Mannichfaltigkeit von Natnrerscheinnn-gen und Naturbildungen ist eine organische, d. H. eine solche, die als Mannichfaltigkeit dennoch auch eine Einheit, die Einheit des Principü zur Anschauung bringt. Diese Einheit des Princips in der unendlichen Maunich-faltigkeit spricht sich darin ans, daß jedes Einzelne und Besondere sich zugleich als Theil eines Ganzen nnd Allgemeinen darstellt oder — was dasselbe heißt — daß sich in den Mannichfaltigkeiten und Besonder» etwas findet, was Allen gemein ist oder was Alle mit einander gemein haben. Das Besondere und Einzelne ist nur eine besondere uud einzelne Darstellung des Einen Allen gemeinsamen Naturgrundes, und kann deßhalb für sich unmöglich ein adäquater Ausdruck des letztem sein, und dieser cs versuchen muß, diese» adäquaten Ausdruck seiner selbst in unendlich vielen und verschiedenen Formen zu Staude zu bringen, so daß die Natur nichts Anderes ist (in ihrem Dasein) als eine unendliche Metamorphose ihres Prinzips und in jeder Erscheinung und Bildung in ihr sich die übrigen spiegeln und reflectiren müssen. Insofern also in der Natur das Einzelne sich immer als ein Besonderes d. H. als Theil eines Ganzen darstellt, das Allgemeine aber sich nur im Besondern darstellen kann, so vereinigen sich die Einzelnen als Besondere zn Gattungen, die wieder im Character der Einzelheit nnd Besonderheit sich zu hoher» Arten vereinigen, so daß uns hier das Begriffsschema alö die Daseinsform der Natur erscheint, so daß es ganz natürlich ist, wenn der Gedanke der Natur der Begriff ist. 6. Die E r d b i l d n n g? Ter Mensch ist die Synthese oder die organische Verbindung von Geist und Natur; als Naturgebilde gehört er der Erde, seinem Planeten, an, — als Geist ist er der Natur enthoben, steht außer und über der Natur, ist Herr der Natur. Alle Philosophie, wie sie vom Wissen d <*-6 Ge ist es von sich selbst, dem Sclbstb ewußtsein ausgeht, hat kein anderes Ziel, als das einfache Wissen von sich selbst zur Selbsterkenntnis; zu erheben. Diese Selbsterkennt-niß involvirt somit eben sowohl eine Erkeiintniß Seiner als Naturwesen, als sie nothwendig eine Erkennt-„iß Seiner als Geistwesen ist und sein muß. Um sich aber als Naturwesen zu verstehen, muß er den Planeten verstehen, dem er angehört, und der ihm angehört, mit dem er in unauflöslicher d. H. organischer Verbindung steht, er muß, um zur klaren Einsicht in das Grundverhältniß seines ganzen Lebens zum Planentenleben zn gelangen, den Sinn und die Bedeutung des letztem sich zum Bewußtsein bringen. Wir können hier keine andere Aufgabe haben, als von dem Standpunkte unserer allgemeinen Natnranschau-u»g aus, die konstitutiven Momente uud Elemente der Erdbildnng zu betrachten, in letzterer die Lebeusge-setze der Gesammtnatur nachzuweiseu und sie ans dieselben zu reduciren, und analytisch-synthetisch das Ver-ständniß des Menschen aus der Natur, und das der Natur aus dem Menschen zu gewinnen. Im großen Organismus der Gesammtnatur ist auch die Erde ein Glied, — sie ist ein Natnrgebilde oder Naturprodukt, daö dem Streben des Natur-Gr und es: zum Wissen um sich selbst zu gelangen, sein Dasein verdankt, indem (wie wir wissen) dieses Streben sich nur im Widerspruche mit sich selbst, also die Selbstverinne- rung zugleich als Selbstveränßernng durchführt, so daß die Nacursubftanz sich auch hier nicht im Jchgedanken, sondern nur im Bilde Ihrer sell'st (im Gebilde) und im Begriffe gewinnt, sich in der Erscheinung schauet und vor stellt, aber nicht im Grunde oder gründlich weiß. Tie Erde ist aber eilt Weltkörper, d. H. sie hat eine welthistorische Bedeutung, die sie erfüllen muß, so lange sic wirklich als Weltkörper besteht und von dem Leben der Gesammtnatur getragen wird, ihre eigene Geschichte mag sich so verhängnißvoll gestalten, wie sic immer will. Als Welt-Individuum d. H. als einzelner aber auch besonderer (besonderter) Weltkörper ist sie Mitglied eines bestimmten organischen Systems von Weltkörper», dessen Mittelpunkt wir Sonne nennen, und dessen Peripherie die Planeten bilden, die deßhalb die Sonne umkreisen. (Die Kreisbahn als Ausdruck des Gegensatzes von Verinnerung und Veräußerung). Der polare Gegensatz, der das Naturlebeu characterisirt und Ausdruck der wcseuhaften Tiffercnzi-rung der Natursubstanz selbst ist, besteht auch zwischen Sonne und Planeten, so daß die Sonne den positiven oder männlichen, der Planet den negativen oder weiblichen Factor repräsentirt, weßhalb das Erdenleben unter dem Einflüsse des Sonnenlebens eine fortwährende Production ist, bis sic mit dem leiblichen Organismus des Menschen ihr höchstes Gebilde und den Schluß aller Naturbilduug zu Stande gebracht hat. Daß die Bildung des Erdorganismus int Pro-cesse, in einem Nacheinander von geschiedenen und verbundene,! Momenten Statt gefunden, zeigt sich dadurch, daß die Resultate dieser Bildungsmomente sich uns dermalen alö verschiedene und geschiedene Regionen von Bildungen darstellen, die in dem Sucessiousverhältniß (wie im Derhältniß der Gegensätzlichkeit) zu einander stehen, so daß die eine immer nur eine höhere Ent-wickelnngsstosse der ändern darstellt. So finden wir die drei großen von einander geschiedenen und wirklich getrennten Hauptregionen: die Luft — das Mineral — und das Thier als die eigentlichen Hauptmomente der Erdbildnng, indem die Natur in jeder derselben eine Hauptstation dieses ihres Processes erreicht und ein entschiedenes und festes Resultat hin (teilt. Die Luft also ist das Moment des Ans- und Uebergangs des Universalpriucips der» Natur in die Besonderheit, jenes Moment, mit welchem sich der allgemeine Naturgrund zuerst in die Erscheinung vermittelt, --- sich besoudert nnd in sich selbst entson-dcrt. — Das Mineral ist die Vollendung dieser Entsondcrniig und Bcsvudcrung, die Selbstöbjectivirung der Natnrsubstanz in ihrer vollen Abstraktheit, der Planet selbst als Individuum, d. H. in seinem entschiedenen und geschiedenen Gegensätze gegen das Allgemeine. — Das Thier endlich ist das Moment der Rückvcrmitt-lung Uttd' Wied ervereiuigung des Erdindividuums mit dem individualisirten (organisch gestalteten) Universum, — des Planeten als besonder» Weltkörpers mit dem All der Weltkörper. Mittelst i„,d in der Lust wurzelt also der Planet in seinem substanziellen Urgrnnde. Im Minerale stellt sich der Planet alö fertig, — die Natur sich selbst als vollkommen objcctiv geworden dar. Mittelst des Thicrcs kommt die Natur zu Sich (innerlich oder formal, und äußerlich oder real),, gelaugt zu jener Freiheit oder Subjektivität, zn jenem Bewußtsein und jener Personifikation, deren die Natur überhaupt fähig ist. Urspringt die Luft aus dem lichtloseN unorganischen Aether, so ist daS Auge das höchste organische Gebilde, und ist (wie Göthe sich ausdrückt) sonncnhaft, d. H. cs haftet an der Sonne als dem Repräsentanten, weil Mittelpunkte seines Weltsystems. Es ist Licht bildend wie die Atmosphäre, es ist das individnalisirte Lichtorgan, wie die Atmosphäre das noch in der Allgemeinheit stehende Organ der Lichtbildung ist; im Auge kommt die Natur znsich, findet sich. Die drei Regionen: — der Luft, des Minerals und des thierischeu Auges — verhalten sich im großen kosmischen Gewächs der Erde zu einander, wie Wurzel, Stamm und Blüthe der Pflanze, so daß letztere nur eine Wiederholung der ganzen Planetenbildung ist. Wir habe» aber die Erdbildung, alö Naturbildung unter die Kategorie des Processes stelle» müssen, d. H. aber unter die der organischen Vermittlung; die Luft, das Mineral und das Thier nun sind von einander geschieden und wirklich getrennt, sind abschließende und darum abgeschlossene Resultate des Einen großen Veriiinernilgsprocesses, die sich also durch anderweitige Zwischenglieder zur organischen Einheit vermitteln müssen, und darum schieben sich zwischen die drei genannten Haupt-regionen noch zwei Mittelregionen scheidend und einend und vice versa ein. Den Uebergang der Luft zum Minerale bildet das Waffcr, — den dcs Minerals zum Thicre die Pflanze, so daß mit diesen beiden Zwischenglieder» und Ucbcrgangsgebildcn der ganze Act der Selbstveriiiiieruug der Natur, wie er iit der Erd-bildnng Statt findet, sich zwar in fünf einzelne, besondere Momente gliedert, aber doch zugleich ein ContinnUm sich darstellt, in welchem sich die Eine Intention des Lebens: zum Wissen vorzudringen, allmalig und in immer höherer Selbststeigerung durchsetzt und erfüllt. (Fortsetzung folgt.) Grnf? u»ld Dankschreiben der im siebenten Provinzial-Konzilium zu Baltimore in den vereinigten Staate» von Nordamerika versammelten Erzbischöfe, Bischöfe und Väter an Se. Exzellenz den Hochwürdigsten, Hochge-bornmHerrn Fürsterzbischof in Wien, Präsidenten des Leopvldinen-Stiftungs. Vereines, sowie an die übrigen Mitleiter und Theil-nehmer desselben in de» f. f. österreichischen Crbstaaten. (Aus dem Lateinischen.) Eure Erzellenz! Die wohlthätigcn und frommen Gaben, welche seit mehreren Jahren durch die Großmuth des Leopoldinen- Stiftungs-Vereines unter der weisen Leitung Eurer Erzellenz und der übrigen edelmüchigen Theilnehmer uns zum Anbane und zur Befruchtung des neuen Weinberges des Herrn in den nordamerikanischen Freistaaten znflos-sen, — haben bereits große Hilfe und wesentliche Unterstützung unseren aufblühenden Kirchen gebracht, und nicht wenig zn unserer Beruhigung und demjenigen Tröste bei-getrageu, welche» wir jetzt und schon seit längerer Zeit zur großen Ehre Gottes und zum Heile der unserer oberhirtlichen Sorgfalt anvmranten Seelen in reichlichem Maaße schöpfen. Als in dem verflossenen Jahre nach dem nnerforsch-lichen Rathschlnffe Gottes die politischen Zeitereignisse beinahe alle Theile deS christlichen Erdbodens erschütterten und nicht minder auch das Kaiserthum Oesterreich betrafen, — befiel uns darum eine nicht geringe Furcht, daß sic auch auf die Verwaltung des frommen Institutes Einfluß nehmen und dessen ergiebige Hilfsquellen zum großen Nachtheil unserer Missionen versiegen machen könnten. Wir versäumten daher nicht, im lebendigen Andenken an die vielen und so großen uns von daher schon zu Theil gewordenen Wohlthaten, den allmächtigen und barmherzigen Gott demüthigst und inständigst zn bitte», er möge jene wildtobenden Stürme besänftigen und de»! allbcwegten Europa den so sehnlichst gewünschten Frieden mit allen seinen himmlischen Früchten verleihen, damit die christlichen Nölk-r Deutschlands so wie andererStaa-te» wieder ei» nihiges Lebe» zu führen und dem Herrn ungeküminert und unangefochten zu diene» im Stande wären. Wir hegen das Vertraue», daß diese unsere Bitten, nicht ganz ohne Erhörung blieben; denn obgleich die gewaltsamen und heftigen Staaten-Zerwürfnisse noch nicht ganz beigelegt sind, hat doch zn unserem großen Tröste und Aller Verwunderung die so preiswürdige Leopoldinen-Gescllschast zu wirken nicht aufgehört, nnd nach einem kurze» Zwifchenranm abermals ihre wohlthätigen Spenden fortzusetzen begonnen. Es ist fürwahr ein schönes Zeichen und das sicherste Unterpfand einer wahrhaft christlichen Liebe, so wie eines brennenden Eifers für die größere Ehre Gottes, daß unsere Brüder unter so vielfache» Bedrängnissen Unser und unserer Missionäre nicht vergaßen. Wir können daher nicht umhin, ihnen anch, als unseren Wvhlthätern, den Tribut der hohen Achtung und innigen Verehrung zu zollen, sic mit den zartesten Banden der brüderlichen Liebe zu umfassen, ihre erduldete» widrige» Schicksale uud Leiden als unsere eigene» zu beklagen, und ohne Aufhören die göttliche Barmherzigkeit um jedwede nöthige Hilfe für sie anzurufen. Zugleich sprechen wir zn unserer beiderseitigen Beruhigung die freudige Versicherung aus, daß unser heiligster Glaube in diesen Ländern immer mehr und mehr verbreitet und die wahre Kirche Gottes vM Jahr zu Jahr befestiget werde. Wir Alle, die wir uns zur Abhaltung dieses Konziliums versammelten, müssen einstimmig bezeugen, daß die göttliche Gnade schon große Dinge in den verschiedenen Provinzen unserer Freistaaten gewirket hat; allein, obgleich schon Vieles geschehen ist, so ist doch nicht zu läugnen, daß noch Mehreres und noch so Manches zu vollbringen ist. Es sind z. B. in vielen Orten neue Kirchen zu bauen, Scminaricn, Kollegien und Schulen zum Unterrichte und zur religiösen Erziehung der Jugend, so wie selbst neue Diöcescu zu errichte», ältere zweckmäßiger zu begrenze» und einzulheile», Allen die gehörige Kräftigung und erforderlichen Subsistenzmittel zu verschaffen. Uns stützend auf den Eifer, die Güte und Frömmigkeit des hochwürdigsten, erlauchten und weisen Vorstandes, so wie der übrigen Leiter und Mitglieder der ausgezeichneten Leopoldinen-Societät hoffen und vertrauen wir daher, daß sie, wie bisher, so noch durch viele folgende Jahre, Wohlthäter unserer Diöccscn nnd willkommcncne Werkzeuge in der Haiid der göttlichen Vorsicht zur Ansspendimg von GuttHafcn für Uns sein und bleiben werden! — Baltimore, den 13. Mai 1849. » t Samuel m. p., Erzbischof von Baltimore. | Michael m. p., Bischof von Mobile, Promotor, t Job. Jos. in. p., Bischof von Natchez, Promotor. Fr. L’lioniiue in. >>., Concilii Secretarius. W. K. Z. Freiwillige Beitrage für beit Missionär Dr. Ignaz Kn ob lecher. Uebertrag 235 fl. 50 kr. Eine Ungenannte in Laibach .... 2 » — » »Gelobt sei Jesus Christus von allen Mensche»! Maria bitt für und'/< . . 20 » — » Herr Carl Tedeschi, Pfarrer in Prefchgai» 3 ?■> — » Ans Mitterdors i» der Wochei» ... 2 » — » »Zukomme uns dein Reich« .... 10 i — » Herr Matthäus Prcfchl', Kooperator in Adelsberg.................................... 4» 5» Mehrere Ungenannte aus der Pfarr Bresniz.............................15 » 23 » Herr Martin Barlizh, Manemissarins in Hrenoviz.................................... 3» — » Ein Priester . ........................... 1» — » „Za vero in nasiga brata oil niasnika i'z Gorenskiga“ . .................10 » — > Herr Johann Habe, Lokalkaplan in Sanraz 2 » — » » Michael Meintinger in Neustadtl . - » 30 » » Johann Koschizhek in Neustadtl . — » 30 » » Johann Vcrschzhaj, Pfarrer in Stopizh 2 » — » > Michael Wiiidischer, Cooperalor in St-pizh.......... 2 » — » » F. K., Priester ....... 5 > — » » Simon Kosmazh, Cooperator in Gereuth............................. . 1 > — > Zusammen 3f9 fl. löln Personal - Nachrickten. Aus der Laibacher Diocese. Am 21. Oktober I. I. ist Herr Lncas Sajz, Pfarrer in Jauchen, gestorben. Die Pfarr Senoschizh ist dem Herrn Anton P o r o r it, bisherigen Pfarrer in Kraren verliehen worden. Gedruckt bei Josef Blasnik in Laibach.