zei.vinicar ST, ulica Madonnina 15 Wahlspruch: Was wir begehren van der Zukunft Rertteni Datz Brot und Arbeit uns gerüstet stehen, Vast unsere Kinder in der Schule lernen Und unsere Greise nicht mehr betteln gehen. W, Herwegh. TelMon Nr. 2325. gtüctBrntto 88.415. Itfenlntncr ZMralorgan des Oesterreichischen Eisenbahn-Personales. RedaMon: Wien Y/i, Zentagaffe Nr. 8. Redaktionsschlutz: Zwei Tag« vor dem Erscheinen de» Blatte». Sprechstunden -sind.jeden Tag mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage von 10 Uhr * vormittags bis */j4 Uhr nachmittags. Insertionspreis: ' Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 14 Heller. Bei Iahresauftrag Rabatt. Abonnements-Bedingungen: Halbjährlich...............................Kr. 2-88 Ganzjährlich ............................. » 5-76 Für das Deutsche Reich ganzjährlich Mk. 6-—. Für das übrige Ausland ganzjährlich 9 Franlren. Erscheint jeden 1., 10. und 20. im Monat. St. 22 Wie«, den 1. August 1912. . Jahrg. Die Windbeuteleien der Herrn Heine. Ein nationalvcrbändlerischer Berteidigungsversuch des letzten Eiscnbahnerverrates. Schmock in Gustav Freytags „Journalisten" „kann schreiben nach rechts und kann schreiben nach links". Ein solcher parlamentarischer Schmock ist auch der Herr Rudolf Heine, Abgeordneter, Rational* verbändler und Baurat seines Zeichens. Als im Dezember des Vorjahres der 38 Millionen-Antrag für die Eisenbahner im Parlament zur Verhandlung stand, da glänzte, wie man sich lebhaft erinnert, Herr Heine, der Abgeordnete von Tetschen-Bodenbach, als „Verteidiger der Eisenbahnerinteressen", und als Referent des gemeinsamen Antrages, der für die Eisenbahner 38 Millionen Kronen verlangte, wandte er sich damals gegen die von der Negierung geforderte Bedeckung mit den Worten: „Sind diese Beamten der Exekutive, welche bei Tag und Nacht im Verkehr, in den Werkstätten, bet der Bahnerhaltung ihren schweren Dienst tun, s ch u l d d a r a n, daß die Verwaltung der Zentralstellen, des Ministeriums und der Direktionen viel mehr Geld kostet, als einem gesamten modernen kaufmännischen Betrieb entsprechen würde? Deshalb richte ich an das Haus den Appell: Geben Sie durch Ihre Abstimmung im Sinne dieser Anträge die Bahn frei für eine gesunde Abwärtsbewegung eines Standes, welcher von hoher Bedeutung für das ganze wirtschaftliche Leben, von hoher Bedeutung für unsere ganze moderne technische Entwicklung ist und dem ja bekanntlich die Gesundheit und das Leben der ganzen Bevölkerung anvertrant ist. Geben Sie den Eisenbahnern ihr gutes Recht durch Zustimmung zu den vorstehenden Anträgen." Herr Heine kann aber auch anders. Man soll nicht sagen können, daß er einseitig ist. Er kann reden und stimmen nach rechts und nach links, wie es eben die Situation erfordert. Und da Herr Heine, wie man weiß, in Betätigung dieser seiner Vielseitigkeit am 2. Juli d. I. vor seinem mgenen Antrag davonlief, denn der Antrag Tom s ch i k wollte ja nichts weiter als die Ver-h??rklichung des Heineschen Reserentenantrages — so [U7 J^r Heineso quasi auch die Pflicht, sein und das Verhalten der übrigen Nationalverbündler zu „motivieren". Zu diesem Zweck läßt also Herr Heine im Brünner „T a g e s b o t e" — nebenbei bemerkt in einem judenliberalen Blatt — einen Artikel vom Stapel, der gleichzeitig als Zirkularartikel bereits seine Reise in die ganze nationalverbändlerische Urovinzpresse angetreten hat. In diesem Artikel also I r ^ e§ H^'r Heine, daß der Antrag T o m s ch i k aogelehnt werden mußte. Wie er das „b e w e i st", da muß man den Herrn Baurat des Humors halber selber reden lassen. ; Herr Heine schreibt also: v hi ä ?OT ®e*cmBec 1911 konnten auS finanziellen rnm nur 21 Millionen zugestanden werden; hat der kurzen Zeit bis zum Juli 1912 die Lage der T allgemeinen und die Bilanz der Staats-ie" ™ :Gefonberen s° gebessert, das; der Zeitpunkt ge-W Ä1"" die restlichen 17 Millionen für die Eisen-ba^er flüssig zu machen? Diese Frage mutz ent-, ch reden mit nein beantwortet werden. Die Entwicklung der staatlichen Rente zeigt, daß gegen den Dezember W11 eher eine Verschlechterung eingetreten ist. Auch die passwe Vnanz der Staatsbahnen besteht weiter: die zur teilweisen Deckung der 21 Millionen eingeführten Tariferhöhungen werden erst im letzten Viertel 1912 voll in Wir-kung treten... -Klr stnd nicht gegen die 17 Millionen; wir mutzten aber trotzdem gegen den Antrag Tomschik stimmen, weil dessen Durchführung gegenwärtig unmöglich i st. Wir hatten uns der Demagogie schuldig gemacht, wenn wir un zetzigen Zeitpunkt für diesen Antrag eingetreten wären." Die Finanzen sind also heute genau so schlecht wie im Dezember des Vorjahres, und deshalb war der Nationalverband dagegen, daß die Eisenbahner 17 Millionen Kronen erhalten. Aber weil die Finanzen im Dezember so schlecht waren wie im Juli, deshalb hat Herr Heine im Dezember 38 Millionen Kronen verlangt. Diese „L o g i k" beweist freilich schärfer als alles andere, daß die Natio-nalverbändler damals, als sie für den Nesolutions-antrag stimmten, damit rechneten, daß er von der Regierung nicht durchgeführt zu werden braucht, daß also ihre Eisenbahnerfreundlichkeit im Dezember der aufgelegteste Schwindel war. Nebenbei ist aber auch die Behauptung von der gleichgebliebenen schlechten Finanzlage der'Staatsbahnen gar nicht einmal wahr, denn die E i n n a h m e n st e i g e r u n g, die die österreichischen Staatsbahnen im ersten Halbjahr 1912 zu verzeichnen haben, werden auf rund 2 2 Mil-l i o n e n Kronen veranschlagt und ergeben somit eine weit höhere Summe, als die Durchführung des Antrages Tomschik gekostet hätte. Herr Heine red t aber auch in seinem Ver-legenheitsgestammel neb nbei noch saudumm: „Man verschweigt heute", o schreibt er, „die Tatsache, daß die Bezüge der Eise chner im Verordnungswege geregelt werden und de> Parlament nur durch Resolutionen die Möglichkeit eröffnet ist, die Regierung zu bestimmten Maßnahmen in diesen Belangen aufzufordern. Die Sozialdemokraten machen nun die Mehrheitsparteien für die volle Erfüllung solcher Resolutionen verantwortlich und darin liegt die e r st e grobeFälschung der tatsächlich en Verhält n i s s e. — Wir besitzen derzeit im Parlament mit Rücksicht auf viele noch ungeklärte, nationalpolitische Streitfragen, keine parlamentarische Mehrheit und demgemäß auch keine dieser Mehrheit dienstbare, ihren Willen vollstrcckende Parlamentsregierung. Eine solche parlamentarische Regierung könnte gezwungen werden, die vom Parlament beschlossenen Resolutionen zu erfüllen, niemals aber ein Beamten labinet t, welches jederzeit mit Hilfe des § 14 den ihm unangenehmen Beschlüssen des Abgeordnetenhauses aus dem Wege gehen kann." Wenn aber die Regierung das, wozu sie aufgefordert wurde im Verord u u ngswege durchzuführen, einfach nicht tut? Dann eben mutz das Parlament durch einen Beschluß, dem Gesetzeskraft zukommt, die Regierung zwingen, der Aufforderung nachzukommen, wie das eben der Antrag Tomschik gewollt hat. Und es versteht sich, daß es ganz gleich ist, ob die Regierung durch ein parlamentarisches oder durch ein Beamtenkabiuett dargestellt wird, sie muß, wenn das Parlament durch einen Akt der Gesetzgebung verfügt, den Beschluß eben vollziehen. Und dieser Herr, nach dessen Meinung eine Volksvertretung von jeder Regierung einfach beiseite geschoben werden kann, wenn ihr deren Beschlüsse unangenehm sind, wagt es noch, sich und seine nationalverbändlerischen Spießgesellen im gleichen Atemzug als die H ü t e r der V e r-fassung aufzuspielen! „Wir dürfen", so meint er, „als Hüter der spärlichen Volksrechte, nicht frei-willig die Hand dazu bieten, daß der § 14 die Verfassung immer wieder umbringt". So stellt sich der baurätlich punzierte Parlamentarier eine Verfassung vor, die einfach davon abhängt, ob sie die Regierung duldet oder nicht. Just in demseben Augenblick, wo die Regierung die mit dem Nationalverband gebildete willfährige Majorität fand, die ihr die volksbcdrückende Wchrreform bewilligte, redet der nationalverbändlerische Anwalt davon, daß es keine Majorität gibt, die der Negierung ihren Willen anfzwingen könnte und die imstande wäre, die Verfassung vor dem Mißbrauch des § 14 zu schützen. Wie von allen guten Geistern verlassen, wie erbärmlich feige muß diese bürgerliche Mehrheit sein, der Herr Heine eine so bespiellos knechtselige Rolle unterschiebt! Herr Heine ist aber auch ein Gerecht'ig-keitsfanatiker. Und man wird gleich hören weshalb. „Der Deutsche Nationalverband", so _ sagt er, „treibt keine einseitige K l a s s e n p o l i t i k wie, die Sozialdemokratie! Hätten wir also im Zusammenhang mit dem Vudgetprovisorium die Erfüllung der restlichen Eisenbahnerforderungen in einem Antrag ä la Tomschik verlangt, so wären wir verpflichtet gewesen, auch den anderen Staatsangestellten, über deren materielle Besserstellung das Abgeordnetenhaus ebenfalls bereits Beschlüsse gefaßt hat, gleiches Recht widerfahren zu lassen." Weil also die Lehrer und die übrigen Staatsbeamten nichts bekommen haben, dürfen — so erfordert es die nationalverbändlerische Konsequenz — die Eisenbahner eben auch nichts bekommen. Herr Heine will nicht einseitig sein, sondern fordert gleiches Recht für jedermann. „Gleiches Recht" allerdings, das von der berüchtigten Moral der Krapulinsky und Waschlapsky durchdrungen ist: „Und da keiner wollte leiden, d a ß d e r andere für ihn zahle, zahlte keiner von den beiden." Man kann also, wenn man die Gründe, „die Herr Heine" zur Entschuldigung des Verrates anführt, zusammenfaßt, zu der wehmütigen Feststellung zurückkehren, die der parlamentarische Schmock feinem Artikel vorangestellt hat: „Man kann, wenn man in diesen Tagen mit den kleinen Leuten auf der Strecke spricht, ein böses Lied höre n." In der Tat, ja. Aber das Lied wird kaum schöner und harmonischer werden, wenn man „den kleinen Leuten auf der Strecke" sagt, was Herr Heine zu seiner und zur Entlastung des Nationalverbandes vorzubringen hat. Denn was man daraus erfährt, ist nur eines: daß Herr Heine, genau wie der Herr Schmock, s o und auch s o sein kann. Es ist das gerade auch die richtige Temperatur, in der das Thermometer des Avancements steigt. Trara! Der Dr. Etölzel ist da! Die Verteidigungsmethode des NeichSbnndes. Man mutz jetzt den Jammer endloser Verlegenheit mitansehen, den der Deutsche Nationalverband durch sein Verhalten im Parlament über den Reichsbund deutscher Eisenbahner gebracht hat. Am liebsten würde natürlich der „Deutsche Eisenbahner" sich in eisiges Schweigen hüllen .und so tun, als ob ihn die ganze Sache nichts anginge. Nachdem aber auch im Reichsbund die Mitglieder der Meinung zu sein scheinen, daß s i e die Sache sehr viel angeht, muß auch der „Deutsche Eisenbahner" notgedrungen zu der Frage des 17 Millioneu-Antrages Stellung nehmen. Wie er das tut, haben wir bereits früher aufgezeigt. Aber der „Deutsche Eisenbahner" läßt es bei den paar gelinden und recht sanften Mahnungen, die er deshalb an den Deutschen Nationalverband gerichtet hat, bewenden, weil lauter auszumucken jenen, die bei den Deutschnationalen „Arbeiterpartei" spielen dürfen, einfach nicht erlaubt ist. Und so zieht der Reichsbund gehorsam wie ein verprügelter Hund den Schwanz ein, wie sich das geziemt, wenn man im Nationalverband kusch! sagt. Und um gleichzeitig die V e r l e g e n h e i t s p a u s e n zu verlängern, die hinsichtlich des Erscheinungstermins des „Deutschen Eisenbahner" für den Neichsbund zehn Tage betragen würden, hat „die Hauptleitung beschlossen, die Folgen vom 20. Juli und 1. August in eine Folge zu vereinen und diese am 25. Juli auszugeben", so daß solcherart die gequälte arme Seele wieder f ü n f-zehn Tage Ruhe hat. Dafür freilich läßt die Haupt-leitung in der „Doppclfolge vom 25. Heuert" auf die armen Ncichsbundmitglieder gleich zwei nationalverbändlerische Abgeordnete auf einmal los, die es 2W Der „Eisenbahner" erscheint in einer Anslaae von 50,000 Exemplaren. ; unternehmen, den Verrat an bcn Eisenbahnern zu 'rechtfertigen. Das ist nämlich so überhaupt die bequemste und billigste Methode, die sich der „Deutsche Eisenbahner" zurechtgelegt hat. Was soll er auch tun? Sich kurzerhand mit dem Verrat und den Verrätern absinden und deren Haltung billigen, das geht nicht, weil sonst die Mitglieder aus dem Reichsbund über Hals und Kopf davonrennen würden, den Nationalverbändlern aber einen kräftigen Tritt zu applizieren, dazu reicht der deutsche Mannesmut nicht und wäre überdies ein Unterfangen, das die deutschen Fabrikanten bewegen könnte, ihre Beziehungen zu den verschiedenen >,Säckelwarts" zu lösen. Also verzichtet der „Deutsche Eisenbahner" einfach überhaupt auf den Luxus einer eigenen Meinung und überläßt es den Abgeordneten Heine und Dr. S t ö l z e l, sich selber aus der Schlamastik zu helfen. „Nur nix e f o t und nix e s o i sagen, damit es nix heißt, man hat e s o i oder s o i gejagt", ist jetzt die nationalantisemitische, reichs-bündlerische Devise. Zunächst also druckt der „Deutsche Eisenbahner" ohne jede eigene reda k-ti onelle Bemerkung den schon zum lieber-öruß gewordenen Heineschen Zirkularartikel an erster Stelle, über den wir übrigens im Leitartikel ausführlich sprechen. Dann kommt Herr Dr. Stölzel, der über „die Forderungen der Eisenbahner und das Budgetprovisorium" schreibt. Der Herr Dr. Stölzel, der also diesmal vor Eisenbahnern auf tritt, pflegt sonst sein ödes Geschwätz mit Vorliebe in jener judenliberalen Presse abzulagern, die sich der dummen Eitelkeit halber jeden Gallimathias anhängen läßt, den anfzunehmen sich jeder Journalist weigern würde, wenn nicht sein geistiger Erzeuger zufällig ein Abgeordneter wäre. Denn jeder Artikel, den der Salzburger Advokat schreibt, hat immer etwas von jenem philosophisch tief-geistigen Gedankenreichtum an sich, wie ihn N e st r o y in der folgenden Deklamation niedergelegt hat: ' In Lilienschwingung prahlt des Waldes Sinn, ; (S§ stöhnt die Felsenglut nach trügerischen Gestalten, • Die Perle mordet Eichenwipfel hin Und Laub und Ring des Schaumes Glück enthalten. Doch wenn der Klüfte Stolz im Mond geboren, Kann Titans sanfte Wut der Hölle Blumen bringen. Er schwelgt am Tage, wo die Nacht geboren, Des Wahnsinns stiller Blick, wenn auch Trompeten klingen, Drum Himmelslust in der Lawinen Brande, Hinschleudern will ich an des Ufers Blütenklang, Und lechzt auch Liebessinn am Zephirrande, Bleibt doch der Palme Gold, die Sturmwind süß errang. : Wer diese Dichtung nicht versteht, wird natürlich Herrn Stölzel auch nicht verstehen, wenn er seine staatsmännifchen Weisheiten losläßt. Wenngleich der Unterschied zwischen Nestroy und Stölzel der ist, daß jener das Gedicht schrieb, um nicht verstanden zu werden, während dieser offenbar als Politiker verstanden werden möchte. Aber um Herrn Stölzel Gerechtigkeit widerfahren zu lassen — ist diesmal sein Aussatz immerhin so gediegen, daß ihn jeder Volksschullehrer durchgehen lassen könnte, denn er vermeidet cs wie sonst, angestrengt nach Argumenten zu suchen, und begnügt sich, bescheiden den Verrat der Nationalverbändler mit folgender von uns längst abgetanen Ausrede zu motivieren: Hätten alle Abgeordnete für diesen Antrag (An- trag Tomschik) gestimmt, beziehungsweise hätte derselbe die Majorität bekommen, so hätte unter allen Umständen der § 14 eintreten müssen, weil in einem Budget — und sei es auch nur ein Provisorium — nicht 17 Millionen zur Ausgabe gestellt werden können, welche nicht in Einnahme gestellt sind. Diese 17 Millionen aber aus dem Bahnbetrieb durch Ersparungen hereinbringen zu wollen, wäre verbunden gewesen entweder mit wesentlich erhöhten Gebühren und Tarifen oder Knickereien gegen die Angestellten. — Weiter aber ist zu bedenken, daß außer den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses bezüglich der Eifenbahnbediensteten und Eisenbahnarbeiter auch noch solche Beschlüsse bezüglich der Besser st ellung der Staatsarbeiter beziehungsweise Staatsbetriebsarbeiter, der Vertragsbeamten, der Postangestellten, der Staatsbeamten und Diener ihrer Verwirklichung harren, wie die Zuwendung der Mittel an die Länder zum Zwecke der Verbesserung der Lehrergehalte. Alle diese Beschlüsse wurden vom Abgeordnetenhaus gefaßt im Hinblick auf die zu schaffende Finanzreform und hinsichtlich der Staatsbahnen und Staatsbetriebe, insoweit nicht ebenfalls durch die Finanzreform die Mittel zur Verfügung gestellt werden im Hinblick auf die allmählich steigenden Betriebseinnahmen selbst. Aber immerhin, so meint Herr Dr. Stölzel, war im Anfang die Stimmung unter den bürgerlichen Abgeordneten vorherrschend, daß man trotzdem für den Antrag Tomschik (also trotzdem er nach ihrer Behauptung ein Schwindel war!) stimmen müsse. Aber, Jagt Herr Dr. Stölzel weiter: Nach reiflicher lleberiegung aber * a m man von diesem Gedanken ab, und zwar aus folgendem Grund: Man sagte sich, daß ein derartiges Vorgehen das Ansehen des Parlaments gegenüber der Regierung derart herabdrücken müßte, daß die Regierung die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses einfach nicht mehr ernst nimmt und die Abgeordneten wie Schulbuben behandelt, die sich vor ihren Wählern derart fürchten, daß sie lieber Unmögliches beschließen, als den Mut der Wahrheit haben. Ob Herr Stölzel, als er das Zeug niederschrieb, schamrot geworden ist, wissen wir nicht. Aber sicher ist auf jeden Fall, daß auch der letzte Winkeladvokat eine so alberne Rabulistik nicht zu einem ernst zu nehmenden Plädoyer benützt. Das „Ansehen des Parlaments wäre herabge-drückt worden", wenn die Mehrheit des Hauses für den 17 Millionen-Antrag gestimmt hätte. So sagt ein Abgeordneter einer großen Partei, der noch dazu von dieser fortwährend als autorisierter Sprecher vorgeschickt wird! Daß das Ansehen des Parlaments eben dadurch heruntergebracht wurde, daß seine Mehrheit auf die Einhaltung eines früheren e i n-st iin inig gefaßten Beschlusses verzichtete, weil die Regierung mit dem § 14 drohte, wie man bösen Buben mit dem Stecken l :oht — davon hat diese juristische Zierde des Anw tstandes keine Ahnung, lind er nennt es „M utt r Wahrhei t", wenn die Abgeordneten vor einem angedrohten Verfassungsbruch zusammenknicken, und findet, daß die Regierung diese bürgerliche Majorität jetzt „ernst nehmen müjf e", weil sie, nachdem sie i h r alle ihre Wünsche bewilligt hatten, vor dem eigenen Beschluß davongelaufen sind. So weit hat der Nationalismus die bürgerlichen Politiker heruntergebracht, daß sie vor lauter Bgriffsverwirrung die einfachsten Regeln und Dinge nicht mehr verstehen. Daß sich aber die reichsbündlerisch organisierten Eisenbahner zu dem Verrat, der an ihnen von den eigenen Parteigenossen im Parlament verübt wurde, auch noch solche Ausreden, die schon einer aufgelegten Frozzelei gleichsehen, gefallen lassen sollen, das setzt ein so bedenkliches Maß von Kritiklosigkeit und demütigen Knechtssinnes voraus, der Eunuchen, aber nicht deutschen Männern innewohnen kann, es wäre denn, daß „deutsche Männer" so aussehen, wie sie H e i n e mit beißendem Zynismus beschrieben hat: Das ist von Bedienten die alte Schar, Mit dem Rücken bestimmt zum Gerben, Die nach dem gröbsten Fußtritt sogar Tiefehrfurchtsvoll ersterben. Ersterben? Das Wort, es paßt nicht recht Zu solchem Speichellecken, Ich weiß ein anderes, das klingt nicht schlecht, Es heißt: Gehorsamst verrecken! Es fehlt den Deutschen zum Hunde nur Ein richtiger Schwanz zum Wedeln; — O du grundgütige Mutter Natur, Die Spenderin alles Edlen! Gib doch den Menschenhunden ihr Recht, Ihr eigenstes Recht auf Erden, Und laß das nächste deutsche Geschlecht Mit Schwänzen geboren werden Das ziemt sich dem Pack, das sich ohne Scheu ! Läßt schimpfen ein Volk für Denker: Das nichts ist als Futter für Pulver und Blei Und Herdenvieh für feine Henker. Zsr Walisntus als KulturnwÄk. Als vor dreiviertel Jahrhundert in England und Frankreich die Arbeiterbewegung emporkam, wurde sie noch von einem Mann wie Heine, der ihr Sympathie entgegenbrachte, als eine Art modernes Barbarentum betrachtet, dazu bestimmt, die ganze bestehende Kultur zu vernichten. Heute ist eine solche Auffassung bei keinem klar-denkenden Menschen, der die Tatsachen Beachtet, mehr möglich; wo immer Fortschritt, Humanität, Wissenschaft oder iMift von einer barbarischen Reaktion bedroht wurden, da standen die Umstürzler voran auf der Wacht zu ihrer Verteidigung. Aber trotzdem ist es sicher, daß bei der unwissenden, nur durch Vorurteile und Instinkte geleiteten Masse der Herrschenden und Gebildeten noch immer eine ähnliche Furcht herrscht Sie sehen die Arbeitermassen, roh und ungebildet in Sprache und Umgangsformen, mit schmutzigen Händen und Kleidern, die Züge hart von den Härten des Lebens, in den Augen — wenn nicht die dumpfe Gleichgültigkeit des müden Arbeitstieres — die scharfen Blitze des Hasses, das Feuer der Kampfeslust gegen die besitzende Klasse. Und stellen sie sich vor, daß diese Leute, ehemalige Heloten, . zu Herren und Meistern Der Gesellschaft werden, daß die höheren Stände ihnen wehrlos preisgegeben sind, ohne daß Polizei und Negierung da sind, sie zu schützen — dann überkommt sie wohl dasselbe Grauen, das bei den kunstsinnigen Städtebürgern Italiens herrschte, als unbesiegbare barbarische Horden aus dem Norden vor ihren Toren lagen. Und sie jammern über unsere herrliche Kultur, die von dem Proletariat bedroht wird, deren Untergang mit dem Sieg des Sozialismus bevorstehe. Feuilleton. Das HenZermahl. - Novelle von' Karl S ch ö n h e r r. Die Tage wurden allgemach wieder länger und die Würmekraft der Sonne mehrte sich von Morgen zu Morgen. Da faß der rote Jörg eines Abends beim Speisen — in der Armensünderzelle des Kreisgerichts. Diese unscheinbare, aber stimmungsvolle Bude war vor einigen Stunden der Schauplatz eines seltenen Ereignisses gewesen. Mehrere schwarz gekleidete Herren waren nämlich erschienen und hatten laut und feierlich verkündet, man habe der Gerechtigkeit freien Lauf gelassen. »Also morgen! Präzis 7 Uhr wird aufgebrochen ... ob schön, ob Regen!" Der Jörg möge sich bereit halten. Der Jörg hatte sich zuguterletzt noch einen gebackenen Karpfen bestellt und eine Portion Erdäpfelsalat mit viel Zwiebel; denn es war Freitag. Hernach gedachte er noch einige Solokrebse zu wählen. Warum sollen nicht vorher mindestens «och ein paar niedere Krustentiere ihr Leben lassen, bevor er, der hochorganisierte Jörg, an die Reihe kam! Mein Gott! Gar fo eine schwere Untat hatte er nach seiner eigenen Ansicht nicht verübt. Er hatte halt ein Weibsbild geheiratet; dann wäre er sic wieder gerne los gewesen, weil ihm eine andere besser gefiel. In der Stadt weiß man sich in einem solchen Fall noch zu helfen, aber auf dem Lande sind die Moralbegriffe stärker; da werden die Ehen recht und schlecht nur durch den Tod geschieden. Nun eben; da hatte halt der Jörg in gutem Glauben ein bißchen nachgeholfen. Das war aber auch alles. Weiß der Himmel, wieso das Gericht zur Ansicht kam, daß für den Jörg eine „Luftentziehungskur" das beste sei. An dein Verteidiger lag die Schuld entschieden nicht. Der hatte, wie man sagt, die Sache des Jörg ganz zu der seinen gemacht. Aus den verborgensten Löchern und Schlupfwinkeln kitzelte er die psychologischen Entlastungsmomente Heraus und verwertete sie zu einer packenden Schilderung j furchtbarer Seelenkämpfe, die der Angeklagte bis zum Augenblick der Tat durchgemacht haben mußte. Der Jörg war zuerst geknickt und bekümmert dagesessen; tote er aber den Verteidiger so sprechen hörte, begann er verwundert den Kopf höher und höher zu heben, und endlich blickte er stolz, mit unsäglicher Verachtung im Saale umher. Wer von allen, die da saßen, hatte ein so reichverzweigtes, tzielgestaltiges Seelenleben aufzuweisen?. Aber kaum war der Verteidiger zu Ende, da stand gleich wieder an einem anderen Nebentischchen so ein Stärkerer auf. Der war schon früher dem Jörg durch sein teuflisches Lächeln und Kopfbeuteln in der unangenehmsten Weise ausgefallen. Der.Jörg hatte sich noch darüber gewundert, daß der Präsident diesen notorischen Hetzer und Ruhestörer nicht schon längst hatte aus dem Saal weisen lassen. Der borgte sich den Angeklagten noch einmal aus — nur auf ein Viertelstündchen, wie er sagte — und nach kaum zehn Minuten hing an dem ganzen Jörg kein guter Faden mehr. Da begann sein Haupt wieder zu sinken, tiefer und tiefer; und endlich Bekam er vor sich selbst ein solches Grausen, daß er entrüstet ausspuckte und murmelte: „Pfui, Teufel! Hängt ihn auf! Der Haderlump verdient den Strick redlich!" Also morgen, präzis 7 Uhr. Der Scharfrichter hatte soeben vorgesprochen und seinen Besuch auch richtig zu Hause getroffen. Der Jörg faß gerade bei feinem letzten Mahl und aß sich mit wütendem Behagen immer weiter in den Karpfen hinein. Der Scharfrichter wollte ein Gespräch in Gang bringen. aber der Jörg war nicht dafür zu haben. „Lassen Sic mich in 91 uh!" schrie er. „Sie sind für mich Luft!" Der Scharfrichter hätte auf diese Bemerkung vielleicht manche nicht ganz unbegründete Einwendung machen können; aber, nicht wahr, man will doch nicht immer gleich Fachsimpeln abgeben. Also schwieg er und dreiste schüchtern verlegen feine beiden Daumen umeinander herum. Da Hub der Delinquent auf einmal gewaltig zu räuspern und würgen an. „Mensch, was ist Ihnen?" fuhr der Scharfrichter besorgt vom Sessel auf. „Reden Sie doch! Haben Sie am Ende gar eine Gräte verschluckt? Wirklich? Um Gottes willen!" Er klopfte dem räuspernden Jörg den Rücken ab und erteilte seine Ratschläge „Stecken Sie einen Finger in den Rachen! Vielleicht geht die Gräte dann herauf! Essen Sie einen Bissen Brot, vielleicht geht dann die Gräte mit hinunter!" Dazu jammerte er in allen Tonarten: „Da haben wir die Bescherung! Aber lieber Herr! Wer wird auch an einem solchen Tage Karpfen essen! Sind Sie verrückt?" Bald war der Gefängnisarzt zur Stelle. • „Eine Gräte geschluckt? Was? Gut!" Dann schob er die Manschette ein wenig zurück und tastete mit dem Finger den Rachen ab, rechts und links, oben und unten. „Na, wo steckt denn das Luderchen?" Mit Hilfe eines Spiegels entdeckte er die Gräte endlich in einer Schleimhautfalte, nahe dem Kehlkopfcingang. „Gut! Jetzt den Grätenfänger her!" Der Grätenfänger ist ein Stäbchen, dessen Spitze einen kleinen Schwamm trägt. Beim Einführen dieses Instruments in den Rachen soll sich angeblich die Gräte in dem Schwamm, chen verfangen. Dann und wann trifft dies zu, häufiger aber löst sich Bei solchem Beginnen vom Stäbchen der kleine Schwamm los und sucht sich ne&en der Gräte zu etablieren. Der Schwamm wird dann meist mühelos wieder herauf» Befördert. Jnzwifchen stürzte schon Bleich vor Anstrengung der Ge. fängnisdirektor herBei. „Herr Doktor, was hör' ich! Der Delinquent eine Gräte geschluckt! Bitte die Gräte... die Gräte..." „Gleich! Gleich! Ich führe soeben den Grätenfänger ein!" „Ja! Also..." Es folgte ein Augenblick höchster Spannung. Endlich kam der Grätenfänger wieder ans Tageslicht. „Also, Herr Doktor! die Gräte... wo ist die Gräte?" Der Arzt besah sich den leeren Grätenfänger und meinte dann, kaltblütig auf Jörgs Hals deutend: „Da drinnen!" „Um Gottes willen," stöhnte der Direktor. „Meine Stellung, das ist ja furchtbar... die Gräte." Der Doktor ließ sich nicht aus der Ruhe Bringen. Er ging mit dem Gratenfänger ein und aus, aÄ uW ein. Schon eilte der Präsident herbei. Man hatte den alten Herrn aus dem Schlafe geklopft. Dann der Vizepräsident und der Staatsanwalt. Beide in höchster Aufregung. „Schöne Geschichten das! Herr Doktor, die Gräte... die Gräte... die verdammte Fischgräte," schnaubten sic. „Ein wenig Geduld, meine Herren! Sie steckt halt an einer tewas schwer zugänglichen Stelle! Gehe soeben wieder mit dem Gratenfänger ein!" < ;i ; i . „Ja... also..." Der Arzt hatte kaum das Instrument aus dem Hals zurückgezogen, da wurde er auch schon umringt und umtotbi: „Herr Doktor, die Gräte ... die Gräte ... wo ist die verfluchte Fischgräte?" Der Arzt untersuchte den Grätenfanger und deutete dann mit bewunderungswürdiger Seelenruhe auf, Jörg? { v V‘" ¥ , Sorget dgfür, datz der »Eisenbahner" anch vom reisenden Pnvlkkmn gelesen Werder ' Mit Unrecht. Ihre Furcht ist nur die Form, worin ihre^ große Schuld gegenüber der Ausgebeuteten Volksmasse ihnen zum Bewußtsein kommt. Jedennann, der die Wirklichkeit selbst ins Auge faßt, der über Wesen und Grundlage der heutigen Kultur einen Augenblick nach« Denkt und die Entwicklungsgesetze der Welt betrachtet, kann leicht sehen, daß für irgendwelche Furcht nicht der leiseste Grund besteht. Diese rohen, zerlumpten, ungebildeten und verachteten Proletarier, sie sind in Wirk-, lichkeit die Träger einer höheren Kultur. ■ . Nicht, weil sie innerlich eigentlich gebildeter und 'ätbtltfterter sind als die herrschenden Klassen und deshalb eine höhere Kultur erstreben. Sie sind aus eigenem Interesse, um ihre unerträgliche Not zu beseitigen, gezwungen, eine neue Produktionsweise zu erkämpfen. Und diese rieue Wirtschaftsordnung bedeutet die Erhebung der Menschheit auf eine höhere Kulturstufe. So erklärt sich Der scheinbare Widerspruch — der die Furcht vieler gebildeter Menschen vor dem Sozialismus erklärt — daß gerade, diejenige Klasse der Menschheit dazu bestimmt ist, eine höhere Kulturstufe zu bringen, die von aller Kultur fast ausgeschlossen ist. Der Sozialismus ist eine materielle Notwendigkeit für die Arbeitermasse, um dem unleidlichen Druck der Ausbeutung zu entrinnen. Und eine vorurteilslose Betrachtung . der sozialistischen Wirtschaftsordnung ergibt von selbst, in welcher Hinsicht und wodurch sie an Kultur die heutige Gesellschaft turmhoch überragt. Wenn die Aenderung auch in nichts anderem bestände, als. daß Not und Armut der Massen durch die höhere Ergiebigkeit der organisierten Arbeit und durch die Beseitigung der Ausbeutung durch das Kapital verschwinden, so bedeutete das allein schon einen enormen ;Unterschied. Denn dadurch würde die heutige Kultur, die jetzt Privilegium einer kleinen Gruppe ist, dem ganzen Volke zugänglich gemacht. Kultur, Bildung, Entwicklung und Betätigung des Geistes mit Wissenschaft und Kunst lst nur möglich, wo freie Zeit und materielle Lebenssicherheit vorhanden sind. Ein hungriger Magen und ein vor Müdigkeit zermürbter Kopf kümmern sich nicht um sie. Der Sozialismus bedeutet, daß zum erstenmal dergänzen Volksmasse der Weg zur Kultur erschlossen wird. Darin liegt aber zugleich eine herbe Kritik der heutigen, angeblich bedrohten Kultur der Menschheit. Sie ist nur die Kultur, einer kleinen Gruppe und daher Unkultur. Wer kennt nicht die Geschichte jenes feingebildeten Sklavenhalters, der sich an schönen Kunsterzeug-nissen entzückte,, während zugleich das Angstgeschrei eines zu. Tode gepeitschten Negersklaven in seine Ohren gellte? Sie ist ein Bild der ganzen heutigen bürgerlichen Kultur. Diejenigen, die sich mit schönem Luxus umgeben und sich ihrer Kultur rühmen, während sie an der Armut, dem Schmutz, dem Elend, der Verzweiflung, den Leiden ihrer Mitmenschen neben sich gleichgültig Vorbeigehen, zeigen damit eine Gemütsroheit, eine innere Barbarei, die unserer ganzen gepriesenen Kultur den Stempel oberflächlichen Flitterwerks aufdrücken. Und wenn sie auch damit zu entschuldigen sind, daß es heute nicht anders möglich 'st, so fehlt ihnen doch alles Recht, jetzt zum Kampfe für diese „Kultur gegen den Sozialismus, der eine wirkliche Kultur bringen wird, aufzurufen. Die sozialistische Kultur unterscheidet sitü von der bürgerlichen nicht nur dadurch, daß sie allgemein ist, sondern ihr innerer Gehalt ist auch anders. Sie stellt den Menschen in ein ganz neues Verhältnis zu der Natur und seinen äußeren Lebensbedingungen sowie zu seinen Mit-menichen. . Stolz nennt der Mensch sich Serr der Welt. Aber er ist es mir der Möglichkeit nach, noch nicht in Wirk- „Da drinnen!" Der Direktor wimmerte; der Präsident wischte sich den Angstschweiß von der Stirn; der Staatsanwalt starrte mit hochgezogenen Braunen den Grätenfänger an. Sein scharfes Auge mutzte dran etwas Ungehöriges entdeckt haben. „An diesem Stäbchen • war soeben noch ein Schwämmchen dran," stänkerte er den Doktor an. „Wo ist jetzt auf einmal das Schwämmchen hingekommen?" „Auch da drinnen!" lächelte trüb der Doktor und förderte nun wenigstens das Schwämmchen aus Jörgs Rachen zutage. Er kannte diese Grätenfänger zur Gnüge. Jörgs Rachenschleimhaut begann zu schwellen. Tie Aufregung wuchs. „Da gibt cs kein langes Besinnen. Ein Spezialist »nutz her! Rasch! Nur rasch! Koste es, was cs koste!" , ?ct Spezialist kam mit einer riesigen Jnstrumciiten-tasche hcrangcrast. „Herr Dozent ... wir sind in Verzweiflung ... die Gräte... die Gräte.. Ilm den Spezialisten herum lagerte ein dichter Dunstkreis von Zuversicht und Selbstvertrauen. Aber, meine Herren!" tröstete er' nach allen Seiten. »Seien Sie heiter, seien Sie fröhlich! Es wird alles gut! '5dl ,ln i« da! Ich, der erste Spezialist für Kehlkopf. Hals und so weiter! Bin schon da!" Aus den Tiefen der Riesentasche wurden die Jnstru-mente hervorgeholt und reihenweise auf dem Tisch ausgebrei-tet. Er führte ganz andere Sonden als sein Kollega, ganz anders konstruierte Spiegel und vor allem viel höher entwickelte Grätenfänger. Er machte auch ungleich raffiniertere, kompliziertere Handgriffe. Die Gräte bekam er zwar auch nicht aus der «chlermhaut heraus, aber die kühne Art und Weise. toic » sich durch anderthalb Stunden hindurch unter den Verzweiflungsrufen der Gerichtsherren drinnen ließ, war schon an und für sich ein technisches Meisterstück und wirkte überwältigend. Endlich zog sich Jörgs boshafte Rachenschleimhaut vollends über die Gräte zusammen und entrückte sie so allen Späherblicken. 1 „Kalte Umschläge! Rasch!" Jörgs Schleimhaut schwoll, der Atem ging schwer Die Uhr schlug Mitternacht. Mug eins. „Eisumschlage! Rasch! Rasch!" Jörgs Schleimhaut schwoll. Der Atem ging pfeifend. Die Uhr schlug zwei, drei. „Der arme Mann mutz Luft bekommen... koste es, tvas es koste!" schrie der Präsident und raufte sich die Haare. lichkeit. Dieser arme Weltenherr ist noch nicht einmal seiner Existenz sicher; wenn nicht die Not von heute, so macht die Sorge für morgen, die Unsicherheit der Zukunft den Kampf ums nackte Dasein, den elementarsten Selbsterhaltungsbetrieb zur alles beherrschenden Leidenschaft. Und sie treibt den Menschen wie besinnungslos fort, seine schwächeren Mitmenschen schonungslos niedertretend. Wie eilt Tier muß der Stolze um seinen Lebensunterhalt ringen; den selbstgeschaffenen Gewalten der Gesellschaften steht er machtlos gegenüber. Zwar verfügt er über Wissenschaft, die ihm alle Naturkräfte dienstbar macht und ihm gestattet, Uebersluß für alle zu produzieren; aber er hat die dazu nötige Organisation noch nicht gefunden, und daher wirkt seine technische Macht vor allem zerstörend. Diese Organisation schafft der Sozialismus. Der Sozialismus macht die Produktion alles zum Lebenden Notwendigen zu einer bewußten organisierten Anwendung der Wissenschaft, so wie heute die Produktion innerhalb einer Fabrik mit Bewußtsein zweckmäßig gestaltet wird. Damit wird allen Mitgliedern der Gesellschaft die Existenz sicher gestellt; aus tierischen Daseinsbedingungen tritt der Mensch in wahrhaft menschliche über. Mit der Beseitigung von Not und Sorge fällt ein Bleierner, da§ Gehirn ,zusammenschnürender Druck von seinem Geiste weg, der ihn verhindert, frei zu denken. Stolz und frei hebt er seinen Kopf; jetzt ist er wirklich Herr der Erde. Und damit fängt eine fortschreitende rasche Entwicklung seines Wissens und Könnens an, an der alle teilnehmen und die seine Meisterschaft über die Natur in ungeahnter Weise emporfuhren wird. ■ „Dieser Umschwung bringt zugleich ein ganz neues Verhältnis der Menschen zu einander mit sich. Jetzt muß jeder den Kamps um sein Einzeldasein gegen alle anderen führen; das Gemeinsamkeitsgefühl, die Moral, wird überwuchert durch die Notwendigkeit, dem Gebot des Egoismus, der Selbsterhaltung zu gehorchen. Die Menschen stehen als Konkurrenten, als Feinde einander gegenüber: sie müssen gegen das Leid ihrer Mitmenschen gleichgültig sein, weil sie es selbst im Kampfe für die eigene Existenz verursachen müssen. Der Sozialismus macht das ganze Volk zu. einer Einheit, zu einer Arbeitsorganisation, deren Mitglieder nicht mehr durch gegensätzliche Interessen getrennt werden. Die Interessengemeinschaft, die Solidarität, die enge Zusammengehörigkeit, die bis jetzt nur in kleineren Gruppen, in Stämmen, Völkern, Klassen vorkam, wird dann die ganze Menschheit umfassen. Was das Christentum predigte und die Besten der Menschheit er-strebten, ohne es verwirklichen zu können, die Brüderlichkeit aller Menschen, wird in der sozialistischen Wirtschaftsordnung zur Wirklichkeit. In der erschreckendsten Weise tritt der Mangel an Weltorganisation in dem Gegensatz der Staaten, in der Kriegsgefahr, aus. Jede Bourgeoisie steht den anderen mit allen Mordwerkzengen bewaffnet gegenüber und denkt nur an Weltmacht, Eroberungen und brutale Unterdrückung anderer Völker. Während sie in den Kirchen mit dem Munde singt: Frieden auf Erden, denkt sie im Herzen: die Friedensduselei ist Unsinn. Demgegenüber bedeutet der Sozialismus den We! frieden, die Vereinigung aller Nationen zu einer Weltorganisation der Menschheit, die allein imstande ist, die großen Aufgaben der Weiterentwicklung der Welt durchzuführen. So verblaßt alles, was man heute Kultur nennt, gegen die Charakterzüge der kommenden sozialistischen Welt.kultur wie eine rohe verächtliche Barbarei. Die gewaltigen Klassenkämpfe, die jetzt die zivilisierten Staaten durchzucken, sind nur die Vorboten und der Anfang der großen Weltrevolution, welche die Menschheit zu jener neuen Periode wahrhaft menschlicher Gesittung hinüber^ sichren wird. In dem vielgeschmähten revolutionären Charakter der Arbeiterbewegung sind die hohen Ziele verkörpert, welche die Menschheit zur höchsten Kultur emporheben werden. ________________________ i Sie MmiMlbeiter der k. k. Staats-bahnen und ihre Arbeitszeiten. Vor 16 Jahren haben die Magazinarbeiter der k. k. Staatsbahnen durch festen Anschluß an die Organisation einen großen Erfolg errungen: die A b- fchaffung des Akkords. Demi der Akkord hatte diese Arbeiter bereits auf den letzten Rest ihrer Kräfte heruntergebracht, ja die durch den Akkord aufgewucherten Keime hatten bei ihrem Ausbruch die verschiedensten Krankheiten zur Folge gehabt, so zwar, daß bei einem Großteil der Magazinarbeiter die furchtbarste Verheerung sich in einen frühzeitigen Tod wandelte. Kraftstrotzende Männer beim Eintritt ins Magazin, haben sie nach einer kurzen Zeit das Magazin als sieche, dem Tode verfallene Kranke verlassen, unsägliches Elend in ihre Familien bringend, von welchem Elend keine Erholungsmöglichkeit mehr gegeben war. Man müßte, das Zerrbild der damaligen Magazinakkordarbeiler aufzuzeigen, die damaligen Akkordverhältnisse bis in ihre kleinsten Details schildern, nm zu ermessen, wie ein so mächtiger, die ganze Kraft der Akkordarbeiter zerstörender Niederschlag eintreten konnte, wenn nicht noch heutigen Tages auf ebensolche Verhältnisse bei der Südbahn, bei den Snbakkordantcn, beispielsweise in Matzleinsdorf, in derselben abschreckenden Form verwiesen werden könnte *), wobei zu bemerken ist. daß hier die k. k. privilegierte Südbahngesellschaft nicht etwa allein zu nennen ist, wo solche Verhältnisse Herrschen, sondern daß auch bei den neu verstaatlichten Bahnen derart krasse Zustände zu verzeichnen sind*'). Angesichts der nun geschilderten trostlosen Lage der Magazinakkordarbeiter von damals konnte sich die Staatsbahnverwaltung für die soziale Tat, in die Abschaffung des Akkords über Drängen unserer Organisation ein-gewilligt und auch durchgeführt zu haben, wahrhaftig vieles zugute tun, und zwar in ungleich höherem und berechtigteren Maße als dies die k. k. Staatsbahnverwaltung heute tut, die mit Hilfe des Reichsbundes der deutschen Eisenbahner neuerdings die Einführung des Akkords propagiert, um das Akkordsystem als das echte und reiche Gold des Verdienstes verlockend zu preisen, wohl wissend, daß erfahrungsgemäß das Akkordsystcm nur als das Flittergold des Elendes, des scheußlichsten Niederganges der Arbeiterschaft, ja des ArbeitermordeZ gelten kann"*). Die Abschaffung des Akkords konnte die bereuten Verhältnisse der Arbeiter wieder aufrichte», insbesondere dadurch, daß man den Magazinsarbeitern eine den benna« *) Diese Subakkordanten beim Holz arbeiten von 5 Uhr früh ununterbrochen bis 8 und Ü Uhr abends und jeden Sonn- und Feiertag ebenso lang, um nur jene Summe ins Verdienen zu bringen, um ihre Familien über Wasser zu halten. Dieser Kategorie der Akkordanten hat sich bereits du Verzweiflung bemächtigt. **) Hier möchten wir heute nur Jglau nennen, wo die Akkordarbeiter bittere Klage führen, datz sie sich überarbeiten müssen, um nur halbwegs ihr Leben fristen zu können. ***) Man lese die in den letzten „Folgen" des Deutschen Eisenbahner" geschriebenen Artikel, die begeisterungsvoll für den Akkord eintreten und dem Unternehmer nur einen idealen Gewinn znmuten. „Ein Professor mutz her!" befahl der Staatsanwalt. „Ist auf der Stelle vorzuführen!" Der Professor kam selbstverständlich ohne Instrumente und behielt, wie es bei Professoren so üblich, die Hände in den Hosentaschen. Er sprach die Aerzte boshaft lächelnd mit den Worten St. Petri an: „Die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, lvas, meine lieben Herren Kollegen?" „Entschuldigen, Herr Professor," wollte der bewegliche Spezialist scharf erwidern, doch jener unterbrach ihn in jovialstem, bittendem Tone: „Lieber Kollega! Gehen Sic, lassen Sie den Professor weg! Tun Sie mir den Gefallen, ja? Schauen Sie, ich geb' nichts auf solche Aeutzerlichkeiten!" Dann wendete er sich zu dem kranken Jörg. „Der Mann ringt nach Luft! Sehen die Herren Kollegen diese Chanofe... diese inspriratorifchen Einziehungen ..." „Was Sic sehen, sehe ich auch, Herr Professor!" erwiderte der Spezialist gereizt über diesen Kathcderton. „Ich sch' überhaupt alles und noch mehr!" „Geh n Sie, lassen Sie den Professor weg," bat dieser wieder in jovialstem Tone und erklärte dann weiter: „Da gibt's kein Besinnen, meine Herren Kollegen... oedenia glot-tidis... Da ist sofort der Lnftröhrenfchnitt vorznnehmen, verstehen Sie.. Der Spezialist lächelte noch, aber in seinem Gesicht leuchtete und sprühte die Helle Wut. „Gewitz versteh' ich! Gewitz! Gewitz! Zufällig habe ich sogar schon meine Instrumente für die Operation vorbereitet! Also ich danke gütigst für Ihre Belehrung! Wir sind hier nicht auf Ihrer Klinik!" Dieser Ton empörte nun wieder seinerseits den Professor. „Herr Spezialist," replizierte er schärfstens. „Ich denke, Sie dürfen schon noch ein Wort annehmen von einem Professor, der.. Ta unterbrachen aber der Spezialist und der Gefan-genenarzt, wie aus einem Munde, den Professor in jovialstem, bittendem Tone: „Geh'n Sie, lassen Sie den Professor weg! Tun Sie uns doch den Gefallen... ja? Schauen Sie, wir geben eben nichts auf solche Aeutzerlichkeiten!" Der keuchende Jörg wurde rasch zurechtgelegt. Der Spezialist war in seinem Element. Seine Haare sträubten sich vor Wichtigkeit. Im Nu hatte er sich des Rocks entledigt und die Hemdärmel aufgestülpt. Er entwickelte in der Aus- führung der Operation eine Geschicklichkeit und Fixigkeit ohnegleichen. Und dabei fand er noch Zeit, den Professor mehrerer»al mit dem Ellbogen äußerst sanft und elegant beiseite zu schieben. „Wenn mir der Herr Professor ein wenig Raum lassen möchten... so, danke. Genügt schon!" Auf eins, zwei hatte der Jörg den Lnftröhrenfchniit appliziert, und auf drei satz ihm die Kanüle bereits tadellos im Röhrenschlitz. Pfeifend strömte die Luft ein. Nun mochte über dem Kehlkopfeingang die Schleimhaut schwellen wie sie wollte; der Jörg atmete frank und frei durch die Kanüle. Rasch war die Cyanose verschwunden. „Gott sei gelobt! Der Mann hat Luft bekommen," jubelte der Präsident. Der Direktor weinte Freudentränen. Stiegen auf und nieder, durch alle Korridore hallte die frohe Kunde: „Der Mann hat Luft bekommen!" Sogar der ewig dräuende Staatsanwalt sah nun versöhnlich drein und senkte auf einen Augenblick mildbewegt die hochgezogenen Brauen. Nun ging nach dem Befinden des Jörg Tag für Tag ein Gefrage los; ein hoher Gerichtsfunktionär nach dem anderen kam vorgefähren: „Wie geht cs ihm? Was macht er? Hat er Fieber? Hat er eitie gute Nacht gehabt? Wie steht es mit dem Appetit?" Der Arzt vermochte kaum mit den auf ihn einstürmen-den Fragen fertig zu werden. Solange die Welt steht, hat man sich noch niemals so eindringlich um das Befinden eines Kranken so niederer Sphäre erkundigt. Ja, wenn halt einmal hohe Herren menschenfreundliche Zustände bekommen, dann tun sie gewitz des Guten zu viel! „Herr Doktor, schreitet die Besserung fort?" fragt der Präsident; und der Staatsanwalt mit inquisitorisch hoch-gezogenen Brauen: „Sagen Sie mir, Herr Zeuge ... will sagen, Herr Doktor, wie lange kann es dauern, bis wir den Patienten endgültig heraushaben?" Und der Vizepräsident scheint ein sogenannter „guter" Richter zu sein, schärfte dem Arzte ein: „Herr Doktor, sorgen Sie ja dafür, datz der Mann ordentlich herausgefüttert wird... erstklassige Verpflegung natürlich ... Kraftbrühen... gute Weine, damit wir ihn möglichst bald wieder auf die Beine bringen! Es koste, was cs koste!" Eine von Jörgs Wärterinnen, die beim Verbandwechsel zu assistieren pflegte und sich dabei einmal eines kleinen Ver-sehens gegen die Regeln der Antiseptik schuldig machte, wurde auf der Stelle entlassen. Umsonst war ihr Bitten und Flehen. „Gehen Sie, Frau! Da hilft kein Bitten, wo es urn •f Besucht «irr Lokale, in welchen der „Eisenbahner" aufttegt! 'MI Iigen Zeiten entsprechende Arbeits- und Ruhezeit vorschrieb. Dieselbe bestand folgendermaßen: An Wochentagen von 7 Uhr früh bis 12 Uhr mittags; bis l/»l Uhr Mittagspause; von y22 Uhr bis 1/o7 Uhr abends mit dem Zugeständnis je einer Viertelstunde Jausenpause. 9111er« diugs oktroyierte man ihnen auf, auch an Sonn- und Feiertagen bis Mittag zu arbeiten. Die Magazinarbeiter in Wien I erhielten sodann später vier turnusmäßige freie und bezahlte Tage im Jahre, um sich (wie einsichtsvoll!) von ihrem anstrengenden Dienste einigermaßen erholen zu können, und folgte diesen freien Tagen noch ein neuerliches Zugeständnis, daß an allen Doppelfeiertagen der zweite Feiertag als ebensolcher freie und bezahlte Tag zu gelten habe. Man muß sagen, daß die obligatorische Sonntagvormittagsarbeit im Gesetz nicht begründet ist: im Gegenteil die Eisenbahn hat, dem Gesetz Rechnung tragend, die Sonntagsruhe eingeführt und nur dort, wo der exekutive Dienst durch die Sonntagsruhe Gefahr laufen würde, Haben die Bestimmungen des Gesetzes über die Sonntagsruhe keine Anwendung. Aber die Arbeiten im Magazin können eine Beeinträchtigung des Sonntagsverkehres nicht herbeiführen und müßte darum die Sonntagsruhe bei den Magazinarbeitern vollständig zur Geltung kommen. Man hat deshalb den Magazinarbeitern die Arbeit am Sonntagvormittag doppelt bezahlt, um einerseits den Widerspruch zu rechtfertigen, anderseits die Arbeiter für die Sonntagsarbeit zu ködern. Und die Arbeiter setzten alles mögliche daran, um den Anforderungen der Staatsbahnverwaltun^ gerecht zu werden. Aber die Staatsbahnverwaltung ist nicht konsequent. Linmal zeigt sie Einsicht und Fürsorge auf, dann nimmt sie mit Tausend Händen mehr zurück, als sie mit zwei Fingern gegeben hat. Man verlangte von den Arbeitern, daß sie an Wochentagen länger als bis halb 7 Uhr abends arbeiten sollen und so wurde die Arbeitszeit sukzessive ausgedehnt bis 7, 8, 9, ja sogar bis 10 und 11 Uhr nachts, ohne dafür nur einen Heller zu bezahlen. Man verlangte, daß die Arbeiter statt um 7 Uhr früh schon um 6 Uhr früh kommen sollen und hat auch hiefür nichts bezahlt. Und nicht genug an all diesen unverschämten Anordnungen, erschien am 6. Juli 1912 folgender Erlaß der k. k. Staatsbahndirektion Wien: An das gesamte Magazinpersonal unb Magazin-arbeitet. Unterstehender Erlaß der k. f. StaalSbahndirektwn. Allgemeine Kenntnisnahme und Bestätigung. Erlas; f. f. St. B. ZaA 2184/1-HI. An das k. k. Bahnbetriebsamt in Wien. W e jt b a h n b o f. Gegen die Verwendung von in anderen Magazinen verfügbaren Arbeitskräften bei der Frachtenaufgabe an Sonn-und Feiertagen wird im allgemeinen keine Einwendung er» boben. Durch diesen Vorgang darf jedoch die Abwicklung des Geschäftes in den anderen Magazinen in keiner Weise ungünstig beeinflußt werden. Falls die um 12 Uhr mittags an Sonn- und Feiertagen in den Frachtenaufgabsmagazinen vorhandenen Reste an Fracht, gut voraussichtlich in einer Stunde aufgearbeitet werden rönnen, s o i st die Arbeit bis zur Beendigung über 12 Uhr mittags hinaus auszitbcfjitcn. Wenn aber zur Bewältigung des Restes augenscheinlich ein größerer Zeitraum als eine Stunde erforderlich sein sollte, ist die Arbeit um 12 Uhr mittags zu unterbrechen und »m halb 2 Uhr nachmittags bis zur vollständigen X’t u,f a r b c i t u n g der Reste wieder aufzunehmen. Die Verlegung der Gesamtarbeitszeit in allen Magazinen mit Ausnahme der Zollexpositur auf die Zeit von 7 Uhr friif) bis 12 Uhr mittags und von halb 2 Uhr bis halb 7 llfir abends unter Einvernehmung der viertelstündigen Frühstücks», beziehungsweise Jausenpause wird gemäß § 5 (4) der Arbeitsordnung genehmigt. Von dieser Verfügung ist das gesamte Magazinpersonal nachweislich zu verständigen. Wien, am (3. Juli 1912. Der f. t. Staatsbahndircktor: Äo 1 isko m. p. 11------------1-------------------■BLLLL-IIJ,..""' > ' 11,1.1118 Menschenleben geht! Denken Sie nur, wenn durch Ihre Nachlässigkeit Jörgs Halswunde in Eiterung überginge, und der Mann daran stürbe!... Entsetzlich... der Gedanke ist nicht auSzudenken! Gehen Sie, Frau, gehen Sie ... Sie sind entlassen!" . Al snach wenigen Tagen die kleine Halswunde geheilt war, machte man sich sogar an die Massage der Narbe. Und als sich der Jörg endlich infolge der aufopferndsten Pflege bei Tag und bei Nacht so pudelwohl und kerngesund fühlte, wie noch nie in seinem Leben, da wurde er eines Morgens, präzis um 7 Uhr, zu einen kleinen Spaziergang ein. geladen. Nicht weit, hieß es. Nur die paar Schritte über den Korridor, vier bis sechs Stufen hinunter und dann durch ein kleines Türchen hinaus in den kleinen, dreieckigen Galgen« yof. Dort wurde der Jörg bereits feierlich erwartet. Sic waren alle da, die kürzlich über seine verlegten Luftwege in so aufrichtige Verzweiflung geraten waren. Auch der Präsident. Der schob nun feierlich den Delinquenten einem schwarzgekleideten Herrn zu; cs war derselbe, den der Jorg gelegentlich seines Besuches mit der törichten Phrase: „Herr, Sie sind für mich Luft!" so unfreundlich abgetan hatte. Damals, als dem Jörg die Fischgräte im Hals stak, hatte der Präsident verzweislungSvoll auSgerufen: „Der arme Mann muß Luft bekommen... es koste, was es koste!" Und jetzt schaffte er: „Der Mann da, darf keine Luft bekommen! Walten Sie ihres Amtes!" Der Jörg schüttelte nur den Kopf, als ob er manche Dinge ganz und gar nicht verstünde. Und der Scharfrichter tat, wie ihm geheißen. Das Luft-entziehen Ivar so fein Lebensberuf. Der anwesende GefängniSarzt untersuchte den baumelnden Jörg zweimal, als ob er nicht wüßte, was ihm fehle; aber er schnitt ihn nicht vom Strick, sondern ärgerte sich, daß das Herz nicht und nicht aufhören wollte, zu schlagen. Ein merkwürdiger Arzt... nicht wahr? Hernach, als alles gut vorüber war, betete der Anstaltsgeistliche — mit Ausnahme der Philosophie, waren sämtliche Fakultäten offiziell im Galgenhof vertreten — das übliche Vaterunser. Und als er zu der Stelle kam: Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldiger», da gab es dem Jörg, obwohl er schon ganz tot war, »och einen Ritz. Die Honorarforderung des Halsspczialistcn für den erfolgreichen Luftröhrenschnitt und die submisseste Rechnung des Scharfrichters für die bon Amtswegcn durchgeführte Luftentziehung liefen gleichzeitig bei einem hohen Präfidio ein, Und wurden auch beide unter einem prompt liquidiert, v" • v In diesem Erlaß werden nun die Magazinarbeiter aufgefordert, auch den ganze it Sonntag, wie ait jedem Wochentag zu arbeiten, insofern so viele „R e st e" (!) vorhanden sind. Daß diese „Reste" so groß sein werden, die Arbeiter solange als möglich zu beschäftigen, dafür wird die Dienstesstelle sicherlich sorgen. Diese Voraussetzung und die gräßlichen Erfahrungen, die die Arbeiter von solchen „Maßnahmen" besitzen und hegen, brachten die Magazinarbeiter in die heftigste Erregung. Im Magazin in Brigittenau kam es sogar zu einer spontanen Arbeitsniederlegung sämtlicher Magazinarbeiter. In drei großen Magazinarbeiterversammlungen legten die Arbeiter ihren Willen in Bezug aus die angeordnete Sonntagsarbeit in folgender Resolution, die einstimmig angenommen wurde, nieder: Resolution. Die MagazinarBeiter dcs Bahnbetriebsamtes Nußdorf, die sich heute am 17. Juli 1912 in Herrn Pürzelrnahers Restauration (Heiligenstadt) vollzählig versammelten, sprechen einstimmig und unumwunden aus, daß sie dem Verlangen der f. I. Staatsbahndirektion Wien, auch an Sonntag- und Feiertag-Nachmittagen zu arbeiten, nicht entsprechen können, weil sie sich wenigstens diesen einen halben Tag der Woche von den Strapazen der Arbeit ausruhen wollen. Sie fassen diese Entschließung nur des klaren Umstandes wegen, weil sie durch die intensive Arbeitsleistung der ganzen Woche bollständig über« müdet sind. Sie ersuchen die Zentrale, sofort in diesem Sinne bei der k. k. Staatsbahndirektion zu intervenieren. Der Erlaß der Staatsbahndirektion Wien zeigt klar und deutlich die Richtung auf, tote fernerhin die Staatsbahnverwaltung als Unternehmer ihren Arbeitern gegenübertreten will. Mit aller Macht wird dahin gestrebt, die Löhne zu reduzieren, die eingeführten Zulagen als Kon-kurrenzmittel unter die Arbeiter zu werfen, um die Höhe der Zulagen so schwankend als möglich zu gestalten; die Arbeitszeiten werden so weit als möglich ausgedehnt, die bezahlten freien Tage gestrichen, die Ruhezeiten eingeschränkt, die Turnusse verkleinert. Das verwerfliche System „des Angebots und der Nachfrage" wird ausgebeutet zur schmählichsten Lohndrückerei und der Wille zur Einführung und Durchsetzung des Akkordsystems schleicht sich um die Arbeiter in Gestalt des Wohlwollens und der Fürsorge herum, großen und reichen Verdienst verheißend. So soll für die Eisenbahner wieder die Zeit der Duckmäuserei hereinbrechen und von ferne winkt den besonnenen Arbeitern heute schon die hohnlächelnde Fratze des Hungers und des Elends. Furchtbar sind die Mittel, mit welchen die Eisenbahner niedergehalten werden sollen, um sie völlig zu versklaven! Man vergesse jedoch nicht, daß die Staatsbahnverwaltung gegenüber ihren Arbeitern nicht bloß als der bloße Unternehmer zu fungieren hat, denn die Staatsbahnverwaltung, die durch Entsendung ressortgemäß auch teilnimmt an den Regierungsgeschäften, hat deshalh ihre Bediensteten und Arbeiter auch als Staatsbürger zu betrachten und sich für diese in ebensolchem Maße einzusetzen, wie dies die gesamten Staatsbürger zum Wohle des Staates und der Nation von der Gesamtregierung fordern. Der Niedergang eines Teiles, der Arbeiterschaft des Staates muß für alle Staat' 'iirger von außerordentlich hoher Wichtigkeit sein uno diu Gesamtheit der Staatsbürger ist auf das strengste verpflichtet, darüber zu wachen, daß an der Macht und Kraft, an dem Wohl und Wehe jedes einzelnen Staatsbürgers kein Abbruch geschehe. Aber die Weisheit der Regierung müßte, falls ihre Richtlinie sich innerhalb solcher _ gezogener Grenzen geformt haben, darin bestehen, daß an ihrer tüchtigen Führung selbst der Verrat einer Mehrheit zuschanden werden muß, wenn ein solcher an einem Teil der Staatsbürger zu verüben versucht werden sollte! . F. 8. Vom Lebensmlttelmagszm der !. k. Rordbahn. Zu den bei den österreichischen Eisenbahnen für die Bediensteten errichteten Wohlfahrtsinstitutionen werden auch die Lebensmittelmagazine gezählt, welche den Zweck haben, den Bediensteten und Arbeitern billige und qualitativ bessere Nahrungsmittel zu vermitteln, um aus diese Weise den Ausfall, welcher durch die verhältnismäßig geringere Besoldung in der Lebenshaltung der Eisenbahnerfamilien entsteht, wenigstens zun: Teil auszugleichen. Diese Wohlfahrtsinstitute sind berufen, analog den auf genossenschaftlicher Basis beruhenden Arbeiter-Konsumvereinen, die Eisenbahnbediensteten wirtschaftlich selbständig zu machen und sich von der Ausbeutung der Lebensmittelwucherer zu emanzipieren. Um diesen Zweck zu erreichen, sind sie mit verschiedenen Benefizien ausgestattet, wie Frachtermäßigungen, Beistellung von kostenfreien Magazins- und Manipulationsräumen :c. :c. Derzeit bestehen bei den österreichischen Eisenbahnen zweierlei Arten von Lebensmiltelmagazinen, und zwar bei den f. k. Staatsbahnen auf genossenschaftlicher Grundlage beruhende und unter Aufsicht der Staatsbahndirek-tionen beziehungsweise Eisenbahnministerium stehende und tit der Verwaltung der Bahnvcrwaltuiig selbst geführte Lebensmittelmagazine. Einigen dieser Institute steht ein aus den Kreisen der Konsumenten gewählter Ausschuß zur Seite, während einige lediglich von seitens der Tiretion ernannten Organen verwaltet werden. Zu den ersteren gehören die Lebensmittelmagazine der k. k. Nordbahn. k.'k. Nordwestbqhn, zu dm letzteren die der f. k. Staatseisenbahn und der Südbahn. Durch diejBe-mühungen der Organisation ist es gelungen, daß die Südbahn seit 1. Jänner 1911 den Konsumenten die paritätische Vertretung in der Verwaltung gewährt hat. Diese Wohlfahrtsinstitutionen haben sich zum großen Teil redlich bemüht, beit in sie gesetzten Hoffnungen zu entsprechen utib es ist auch erfreulicherweise gelungen; und deswegen haben sich diese Institute den Haß der Kaufleute und mit ihnen in Verbindung stehenden Händler und Kapitalisten zugezogen, wie dies vor kurzer Zeit tu Mährisch-Ostrau so spontan zutage getreten ist. Ein Zeichen, daß sie ihre Aufgaben erfüllen. Dies vorausgeschickt, wollen wir uns heute lediglich mit dem Lebensmittelmagazin der k. k. Nordbahn beschäfti- gen, welches, von Jeilteles begründet, nunmehr nach der Verstaatlichung in die Verwaltung der Staatsbahnverwaltung übergangen ist. Dieses Institut ist das denkbar rückständigste, wenn auch zum Schein die demokratische Einrichtung eines Lokaluberwachimgs- imd eines Zentralausschusses besteht, die aber gar keinen Wirkungskreis haben, sondern lediglich als Aufputz dienen. i Die Verwaltung dieses Instituts ruht nach dem seinerzeit erlassenen Reglement in den Händen eines Komitees, welches aus einem Obmann und zwei Mitgliedern besteht. Laut § 14 dieses Reglements werden die Mitglieder dieses Komitees von der Nordbahndirektion auf die Dauer von drei Jahren ernannt, können aber jederzeit von der Direktion abberufen werden. Diese Bestimmung sagt alles! Um sich in diesen gutdotierten Posten zu erhalten, sinken diese Herren zu willenlosen Werkzeugen der Direktion herab, denen mehr dieJntentionen dieser Behörde als das Interesse des Instituts am Herzen liegen. In die Hände dieses Komitees sind wichtige Funktionen gelegt; nicht nur die Überwachung aller Geschäftszweige und Prüfung der Rechnungen, sondern vornehmlich der ganze Einkauf der Waren unter Mitwirkung des Verwalters, Aufnahme von Mitgliedern, Aufnahme des im Taglohn stehenden Hilfspersonals und die Festsetzung seiner Bezüge, sofern das Taggeld 3 Kr. nicht übersteigt, Bestrafung und Entlassung des aufgenommenen Personals re. :c. Die Aufnahme des im Gehaltbezug stehenden Personals sowie des gegen Taggeld verwendeten Personals, sofern das Taggeld 3 Übersteigt, obliegt der Direktion. j Das Komitee wird für feine Mühewaltung hono-/ riert und bekommt der Obmann eine Funktionsgebuhr von 2000 Kr., die beiden anderen Mitglieder je 1200 Kr. Es ist erklärlich, daß die Herren Komitelerer, die dem Kreise höherer aktiver Beamten entnommen werden, um Gefallen vor den Augen der Direktion zu finden, alles anwenden»: um sich in ihren Stellungen zu erhalten; ob es im Interesse des Instituts geschieht, bleibt dahingestellt. Dagegen ist dem Lokalüberwachungs- und dem Zentralausschuß säst gar kein Wirkungskreis eingeräumt,' sie haben nur den „äußeren Dienst" zu überwachen unb die Beschwerden der Teilnehmer entgegenzunehmen unb wahrgenommene Mängel dem Komitee zur Anzeige zu bringen. Der „äußere Dienst" ist außer der Dienststunden.' und zwar in Wien von 6 bis 8 Uhr morgens und von 4 bis 6 Uhr abends einzurichten; der Dienst der auS< wärtigen Lokalüberwachungsausschüsse (Prerau, Mährische Ostrau, Floridsdorf) ist, vorzugsweise in den Morgen-, stunden eine einmalige tägliche Diensttour einzurichten^ Der Zentralausschuß tritt regelmäßig einmal in jedem Jahr behufs Entgegennahme des jährlichen Geschäftsberichtes, der Jahresbilanz, Beratung über Initiativanträge auf Verbesserung der Geschäftsführung (welche aber durch das Machtwort des Obmannes des Komitees gewöhnlich gleich in der Sitzung ad absurdum geführt: werden) und „Begutachtung" von Anträgen auf Aende-rttng des Reglements, welchen aber das gleiche Schicksal beschicken wird. Gegenwärtig ist der Obmann des Komitees der I n s p e k t o r der k. k. Nordbahn, Herr1 Mayer, der angeblich ein tüchtiger Bureaukrat sein soll, vom Geschäft aber nichts berfteht. -- Unsere Genossen, die in den Lokaluberwachung-'-ausschüssen und im Zentralausschuß tätig find, haben sich redliche Mühe gegeben -—die Protokolle des Zentral-ausschtisses geben Zeugnis hievon — um hier Wandel zu schaffen und das Institut auf die Höhe der Zeit zu bringen; doch alle Mühe umsonst, ihre Bemühungen scheitern an dem Widerstand des Komitees und dem Uin Verständnis (?) der Direktion. . Von der Voraussetzung ausgehend, daß in der Zeit der allgemeinen Teuerung 'bas mit fixen Bezügen an-gestellte Personal sowie die Arbeiter der k. k. Nordbahn dem Lebensmittelniagazin größeres Augenmerk zuwenden und die in der Verwaltung dieses Instituts herrschenden Zustände mit erhöhtem Interesse verfolgen, weil das Lebensmittelniagazin für jeden Angestellten und Urbetter ein Faktor geworden ist, der nicht nur, tote schon erwähnt, dem Lebensmitteümichcr eine Spitze zn bieten, sondern auch bei Feststellung ber Lebensmittelpreise als Preisregulator wirken soll und welches bei dem Umstand, als die Staats-bahnverwaltung dem Lebensmittelmagazin _ verschiedene Begünstigungen gewährt, dieser Aufgabe bet einer vollkommen einwandfreien Verwaltung,gerecht werden könnte, hat der Zentralausschuß diesbezügliche Anträge auf paritätische Vertretung im Zentralausschuß dahingehend gestellt, daß vom Lokalüberwachungsausschuß zwei, von dem von Floridsdorf ein Mitglied für das Komitee delegiert werden, um an ber Verwaltung des Instituts teilzu-iiehmen. Dadurch soll bewirkt werben, baß die ganzelatt ber Geschäftsführung, welche gegenwärtig aus den Schulz lern bes Verwalters liegt, ihm abgenoniinen wirb; durch diesen Wunsch soll das Verdienst des jetzigen Verwalters in keiner Weise geschmälert werden, aber bei aller Anerkennung seiner hervorragenden Dienstleistung und der besonderen Mühe, welche der Verwalter für das Geschäft oufwenbet, ist es unmöglich, daß eine einzige Person bet einem 5-Miüionen-Unternehmen alles zu übersetzen Bei objektiver und wohlwollender Beurteilung dieser Sachlage hätte die Nordbahndirektion diesem Wunsch wohl nachkommen können, weil diese Einrichtung eine erhöhte Aufsicht und vermehrte Arbeitskraft und ein besonderes Interesse aller beteiligten Kreisen schassen wurde, welche Eigenschaften der heutigen Verwaltung vollkommen abgehen. , Allem Anschein nach ist es der Nordbahndirektion gar nicht darum zu tun, das Lebensmittelmagazin zu einer Wohlfahrtsinstitution auszugestalten, sondern die unter Jeilteles eingesetzte Wirtschaft, welche das Lebens-mitlelmagazin zu einer Versorgungsanstalt für eine Anzahl von Proteftionsfinber aus dem Beamtenkorper degradiert hat, forlbestehen zu lassen. Nach Ansicht ber Norbbohnbireftion haben sich bte Konsumenten um bie Leitung bes Lebensmittelmagazins gar nicht zu kümmern, für die Kosten der Verwaltung aufzukommen wird ihnen aber gnädigst gestattet. Und bte Kosten sind wahrlich keine kleinen. Sie betrugen im Jahre 1909 320.000 Sir., im SS°£re 1910 340,000 Kr. uttb im Jahre 1911 schon 362.000 Str. Also eine bedeutende Auslage, die erst bann begriffen wird, Wien, Donnerstag _ _ _ Ekstttbaytte».", ch? August 1912 Seite 8 ? ......... ———.... ■■ .. ■■ ■ "■■— ■■■ ■■■ '■•■M*W>fc*wwi<^|Triiiii. ii'i»> » ..„ ,,, n j' toemt man weiß, daß die Nordbahndirektion zur Verrich-Mg von administrativen Arbeiten, die sich aber Haupt-sachlich auf die Revision der Couponbögeu und der Buch-chaltung beschränken, etn ganzes Heer von /Drrektionsbeam'ten — vorwiegend Oberiß e amt en — eingesetzt hat, die nach den Amts» 'stunden rm Lebensmittelmagazin arbeiten und hiefür per Monatund Person ein Honorar von 60 bis 00 Kr. b ezieh en. Diese Wirtschaft kostet dem Lebens» mittelmagazni per Monat nur 1600 Kr. oder jährlich 19.-Z00 Kr. Und welche Hilfskräfte werden zu diesen Nebenarbeiten verwendet? Vielleicht subalterne Beamte und Unterbeamte mit geringerer Besoldung? Mit nichten! Aktive unch pensionierte Oberbeamte, wie zum Beispiel der kaiserliche Rat und pensionierte Inspektor Herr P u ch t a, welcher für seine Arbeit 100 Kr. monatlich bezieht. Und doch könnte diese Arbeit von vier Kanzleikräften, die demJnvalidenstand der Bediensteten des Lebensmittelmagazins entnommen werden könnten, weit besser und viel billiger ausgeführt werden. Dieser Antrag des Zentralausschusses wurde von der Direktion einfach abgelehnt. : Auch die Post „Neujahrsremunerationen" könnte reduziert werden. Die löbliche k. k. Nordbahndirektion ist rn dieser Beziehung sehr nobel, es kostet sie eben nichts! Auf Kosten der Konsumenten werden Remunerationen an Personen ausgeteilt, die dem Getriebe des Lebensmittelmagazins ganz fern stehen, wie Polizei, Finanzwachorgane 2c. Die beantragte Abschaffung dieser Angehörigkeit wurde einfach ignoriert. Unter solchen Umständen ist es begreiflich, wenn sich der Mitglieder dieses Instituts eine immer größer werdende Unzufriedenheit mit der heutigen Verwaltung bemächtigt, und wenn sie an das k. k. Eisenbahnministerium das Ansuchen st eilen, hier schleunigst Remed ur zu schaffen. Die Forderung der Konsumenten, ihnen einen paritätischen Einfluß auf die Verwaltung einzuräumen, ist nicht nur eine berechtigte, sondern sie ist auch kein Novum, da dieses System bereits im Lebensmittelmagazin der Nordwestbahn schon viele Jahre besteht und sich dort glänzend bewährt, so daß dieses Institut als ein Muster dahingestellt werden kann, und auch die Südbahn, wie bereits erwähnt, ab 1. Jänner 1911 ihren Bediensteten die Parität rn der Verwaltung zugestanden hat. Und was bei der Nordwestbahn und bei der Südbahn möglich ist, muß doch auch bei der Nordbahn durchzuführen sein. Wenn wir mich Anhänger der Vergenossenschaftlichung der Lebensmittelmagazine bei den österreichischen Eisenbahnen sind, so müssen wir doch sagen, daß der Wunsch der Nordbahnbediensteten als Uebergangsstadium der kräftigsten Unterstützung seitens des k. k. Eisenbahnministeriums würdig wäre, und dasselbe würde nur einen Beweis der sozialen Fürsorge fiir ihre Bediensteten geben, wenn es dem Wunsch der Bediensteten nach Beseitigung der Korruption in dieser Institution und Ermöglichung der Teilnahme der Bedienstetenmitglieder an der Verwaltung ehestens Rechnung tragen würde. Die eine Versicherung kann dem Ministerium gegeben werden, daß die Bediensteten alle ihre Kräfte anspannen würden, um zu beweisen, daß sie fähig sind, solche Wohlfahrtsinstitute zum Wohle und Besten ihrer Kollegen zu verwalten. Aber auch an den Bediensteten ist es gelegen, solchen Institutionen ihr volles Augenmerk zuzuwenden und dafür zu sorgen, daß in solchen wichtigen, den wirtschaftlichen Interessen der Eisenbahner dienenden Institutionen die richtigen Männer an die Spitze gestellt werden, die zwar an tönenden Phrasen weniger Gefallen finden, dafür aber ihre ganze Kraft der Arbeit und dem Interesse ihrer Kollgen widmen. v, „ Nur auf diese Weise wird es möglich sein, Ersprieß-jlches zu leisten. —g— Sos guliavamement bei der Mdbahu. Die Vorsprache beim Generaldirektor. Wie wir in der letzten Nummer des „Eisenbahner" berichteten, hat die Zentrale unserer Organisation wegen der zahlreichen Beschwerden des Zugbegleitungspersonals über Zurücksetzungen beim diesjährigen Juliavance-' ment erne Vorsprache beim Herrn Generaldirektor ein-geleitet, und zwar durch die Personalkommissionsmitglieder ft H z e f, Aninger, Kasperbauer und Sä.ckl und die Bediensteten Händler, Z ö ch l i n g, Frühholz und Reiter. Die eingeleitete Vorsprache war von der Zentrale für den 19. Juli d. I. geplant, konnte aber an diesem Tage nicht stattfinden, weil der Herr Sektionschef anderweitig dringend zu tun hatte. Die Vorsprache fand daher am 23. Juli d. I. statt. Vor der Vorsprache versammelten sich die Depu-tatwnsmitglieder zu einer Besprechung in Schneiders Restauration. Wie immer fanden sich zu der Vorsprache auch eine Reihe von Zugsbegleitern ein, die teils Mitglieder des Südbahnerverbandes sind, teils keiner Organisation angehören. Genosse Weigl als Vertreter unserer Organisation, welcher die Deputation vorführte, ersuchte den Herrn Sektionschef, auch jene Bediensteten die nicht angemeldet waren, an der Vorsprache teil-uehuum. zu lassen. Dagegen hatte der Herr Sektionschef Nichts emzuwenden. m .-„ j. Zentrale unserer Organisation hatte vor der Vorsprache dem Herrn Sektionschef über die Beschwerden eine ausführliche Eingabe übermittelt, es war daher der Sektionschef über die Sache informiert. Genosse Weigl führte aus: Herr SektionSchef! Das diesjährige Juliavancement war gerade das Gegenteil von dem, was man sich erhofft hatte. Denn anstatt daß das Juliavancement das Zugbegleitungs-Personal befriedigen könnte, hat es die größte Unzufriedenheit unter dem Zugbegleitungspersonal hervorgerufen. Es haben auch mehrere Versammlungen stattgefunden, bei welchen beschlossen wurde, eine Deputation zu Ihnen zu senden und zu verlangen, daß alle benachteiligten Zugsbegleiter rückwirkend ab 1. Jänner, beziehungsweise ab 1. Juli d. I. vor-zurückcn haben. Wir haben eine große Anzahl von Beispielen, in welchen wir Nachweisen, daß jüngere Kollegen den älteren durch die einseitige Begünstigung im Avancement vorgekommen find, wodurch auch eine Schädigung in den Rangs- berhältnissen beabsichtigt fein soll. Ich muß daher ersuchen, die Benachteiligten im vorstehenden Sinne zu berücksichtigen und muß auch bemerken, daß die Ansicht besteht, daß sich die. Herren bei der Direktion in dem Labyrinth der verschiedenen Avancementsklauseln selbst nicht mehr auskennen. Auf diese Ausführungen bemerkte der Herr Sektionschef folgendes: Es handelt sich hauptsächlich darum, ob jemand, dem im Sinne der Zirkulare eine Begünstigung gebührt, eine solche erhalten hat, oder ob diejenigen, die einen Anspruch auf diese Begünstigung hatten, dieselbe nicht erhielten. Im letzteren Falle müßten ihm solche Fälle nachgewiesen werden und würden auch diese selbstverständlich die ihnen gebührende Vorrückung nachträglich erhalten. Genosse Weigl setzte darauf dem Herrn SektionSchef auseinander, daß die Sache anders ist. Es handelt sich darum, daß nur einzelne jener Zugsbegleiter, die mit 720 Kr. angestellt wurden, einer Kürzung teilhaftig wurden. Der andere Teil, und zwar der größere aber nicht. Daher resultieren die Schädigungen, obwohl die Südbahn erklärt, sie hätte zu der Durchführung analog den k. k. Staatsbahnen keine Verpflichtung, so muß er doch bemerken, daß die Oe. N. W. B., beziehungsweise das k. k. Eisenbahnministerium für die Bediensteten der Oe. N. W. B., die mit 720 Kr. angestellt wurden, das Kürzungsjahr gewährt hat. Nachdem aber die Südbahn nur gewillt ist, diese Begünstigung sukzessive durchzuführen, sind diese Benachteiligungen cingetreten und ist die vorhandene Erregung unter den Benachteiligten daher begreiflich. Es sind dies keine vermeintlichen, sondern wirkliche Schädigungen. Hierauf rollte der Herr Sektionschef die Frage auf, ob auch diejenigen, die im Sinne des Zirkulars 32 A ex 1012 einen Anspruch auf Kürzung haben, eine weitere Kürzung erhalten sollen, weil sie mit 720 Kr. angestellt wurden. Seiner Ansicht nach gehe dies nicht an und er müsse sich dies noch sehr genau überlegen. Genosse Weigl bemerkte, daß er von der Verwirklichung dieser Absicht entschieden abraten müsse, da bereits ein Teil dieser beiden Begünstigungen teilhaftg wurde und dadurch eine noch größere Erbitterung unter dem Personal entstehen würde, um so mehr, als bei den k. k. Staatsbahnen beide Begünstigungen gewährt wurden. Nachdem noch die anwesenden Personalkommissionsmitglieder den Standpunkt des Personals dargclegt und einige der anwesenden Bediensteten ihre persönlichen Fälle vorgetragen hatten, erkärte der Herr Sektionschef, daß es heute unmöglich sei, die Angelegenheit einer Erledigung zu-zusühren. Er könne heute nur erklären: Durch die erfolgten Vorrückungen wird kein Zugsbegleiter in seinem Range geschädigt. Künftighin wird eine Aenderung des Ranges bei derartigen Vorrückungen nicht erfolgen. Die Di rektioni st b erei t, alleVesch werden zu überprüfen und nach Möglichkeit zu regeln. Zu diesem Zwecke wurde vereinbart, daß alle Zugs-bcgleitcr, die durch das Juliavaucement geschädigt sind, die Beschwerden bekanntzugcben haben. Die Pcrsonalkommissions-mitglieder sollen dieselben sichten und überprüfen und es wird dann mit den Vertretern der Direktion und den Per-sonalkommissionsmitgliedcrn eine diesbezügliche Besprechung stattfindcn, in welcher die ganzen Beschwerden durchberatcn werden. Damit fand die Vorsprache ihren Abschluß * * * Zugsbeglciter der Südbahn, Achtung! Mit Rücksicht auf die vorstehendeHereinbarung ist es sicht notwendig, daß alle ZugsbeglEer der Südbahn, die onrch das Juliavancement geschädigt sind, sofort ihre Beschwerde an die Zentrale des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschafts-Vereines für Oesterreich), W t c n . V, Zenta-gasfest, einsenden. Die Beschwerden müssen bis 31. August 1912 eingesendet werden: später einlangende Beschwerden finden keine Berücksichtigung. Für die Erstellung der Beschwerde ist folgendes Formular zu benützen: Geschädigter. Name, Charakter und Dienststelle Ein» berufen Sin» gestellt Sur.*» führet» Prüfung abgelegt Vorrückungen *) Kronen **) Bevorzugter. Name, Charakter und Dienststelle Ein- berufen Sin» gestellt Siigä» führet» Prüfung abgelegt Vorrückungen ***) *) St t o n e n **) *) Hier ist dar DaMm der Anstellung und in den folgenden Rubriken dar Datum der einzelne» Vorrückungen anzusühren. **) Hier ist die AnstellungSaehaltstufe und in den folgenden Rubriken die Gehaltstufe anzuführen, in welche die Vorrückung erfolgt. ***) Hier ist anzuführcn, ob jemand gleich als Kondukteur oder als Wächter einberufen wurde. Das vorstehende Formular ist von jedem geschädigten Zugsbegleiter genau auszufüllen und hat jeder Geschädigte nebt seinen eigenen Daten auch die von einem seiner Kollegen a n z u f ü» r e n, und zwar in der zweiten Hälfte der Tabelle unter „Bevorzugter", gegen welchen er sich geschädigt erachtet. Die Zentrale wird das Material sammeln und es den Personalkommissionsmitgliedern übermitteln, die es gemeinsam mit der Zentrale überprüfen werden. In der ersten Hälfte September wird dann die Besprechung bei der Direktion stattfinden, über das Resultat dieser ganzen Aktion werden wir im „Eisenbahner" rechtzeitig berichten. * # * Am gleichen Tage fanden beim Herrn Generaldirektor auch weitere Vorsprachen statt, und zwar: Eine Deputation in Vertretung des Gcsamtverionals der Station Donawitz wegen Berücksichtigung der dort herrschenden besonderen Ver-hältnisse. Eine weitere Deputation der Portiere aus Wiener-Neustadt wegen Dicnstturnus, Zeitungscntschädigung und wegen der Erhöhung der Prozentanteile für die Garderobe. Ferner die Wächter der Stationen Guntramsdorf und Gumpoldskirchen wegen Einführung des 16/24stündigen Dienstes. Sämtliche wurden von Genossen Weigl in Vertretung unserer Organisation vorgeführt. Bei dieser Gelegenheit brachte derselbe auch die endliche Durchführung des 12/24-stündigen Dienstturnus neuerlich zur Sprache, jedoch ist eine endgültige Erledigung nicht erfolgt. / '* * Richtigstellung. Zu dem in unsererer letzten Nummer 21 des „Eisenbahner" vom 20. Juli 1912 veröffentlichten Artikel über „Das Juli-Avancement bei der Südbahn" teilt uns der Kondukteur S u ch e n t r u n k in Meidling mit, ' daß cs unrichtig ist, daß er die Zugsführerprüfung später als der Kondukteur Händler abgelegt hat. Er habe die Prüfung bereits am 21. Oktober 1909 abgelegt. Seine autzertourliche Vorrückung am 1. Juli 1912 erfolgte daher nicht deshalb, weil er mit 320 Kr. angestellt wurde, sondern deshalb, weil er seinerzeit mit weniger als 700 Kr., und zwar mit 660 Kr. angestellt wurde. Sie unerfüllten gatberrntgett des Mchterperfoimls und der Sied-signaldiener.. Die Ablehnung des Antrages T o m s ch i k im Parlament hat beim Gesamtpersonal eine tiefe Empörung hervorgerufen. Diese Erregung zeigt sich auch bei den Wächtern und Blocksignaldienern. Es handelt sich, so wie beim übrigen Personal auch bei diesen Kategorien um sehr wichtige und dringliche Forderungen, die durch die Ablehnung des- 17 Millionen-Antrages neuerlich unter den Tisch gefallen sind. Beim Ä ä ch t e r p e r s o n a l ist es besonders die N a ch t d i e n st z u l a g e, eine Frage, die seit langer Zeit spruchreif ist und deren Nichterfüllung gerade deshalb die tiefgehendste Erregupg hervorruft. Als im Jahre 1908 die Nachtdienstzulage auf die verschiedenen Kategorien ausgedehnt wurde, beziehungsweise zur Neu» einführung gelangte, und die Vertreter der Organisation dieselbe auch für das Wächterpersonal auf daSi nachdrücklichste verlangten, erklärte das Eisenbahnmiuisterium, daß den Wächtern durch die Einreihung in die III. Dienerkategorie finanzielle Vorteile geboten wurden, daß es nicht angehe, denselben jetzt auch sofort noch die Nachtdienstzulage zu gewähren. Das Wächterpersonal werde dieselbe in einem späteren, jedoch absehbar e n Zeitpunkt erhalten. Das war im Oktober des Jahres 1908. Heute stehen wir im Juli des Jahres 1912, und der „absehbare" Zeitpunkt scheint für das Eisenbahnministerium noch immer nicht gekommen zu sein. Wir meinen, und mit uns das gesamte Wächterpersonal, daß es für die Staatsbahnverwaltung höchste Zeit ist, endlich den Zeitpunkt für die Gewährung der Nachtdienstzulage an das Wächterpersonal als gekommen zu erachten. Oder, wie lange soll der „absehbare" Zeitpunkt noch dauern? Das Eisenbahnministerium soll einmal klipp und klar sagen, daß es bereit ist, die Nachtdienstzulage für die Wächter einzuführen, oder es soll sagen, daß sie nicht eingeführt wird. Diese fortwährenden Ausreden, die Wächter haben ohnehin so viel bekommen, die Wächter seien infolge vorhandener Oekonomie glänzend gestellt auf der eilten Seite, und die gleisnerischen Reden von der selbstverständlichen Berechtigung der Nachtdienstzulageforderung und des Mangels an Geld, imponieren dem Wächterpersonal nicht. Untersuchen wir nur flüchtig die Stichhältigkeit dieser „Argumente", so ergibt sich, daß das Eisenbahnministerium mit demselben nichts anderes will, als die wahre Absicht, die Nachtdienstzulage für die Wächter überhaupt nicht einzuführen, zu bemänteln. Mit der Einreihung in die III. Dienerkategorie wurde ^dest Wächtern nach der eigenen Erklärung maßgebender Fak-' toren der Staatsbahnverwaltung doch nur das zugegeben, was ihnen von allem Anfang an gebührt hat. Diese Maßnahme war also kein Akt des „Wohlwollens" und besonderer Begünstigung der Wächter, sondern einfach die Beseitigung eines Zustandes, der seit dem Bau der Bahnen herrschte und über dessen Bestand sich die Staatsbahnverwaltung selbst schämen mutzte. Wozu noch zu bemerken ist, daß die Organisation jahrelang um diese Aenderung unermüdlich ringen mutzte. Nun wurde die Nachtdienstzulage im Jahre 1908 für verschiedene Kategorien gewährt, und zwar mit der Begründung, daß die regelmäßige Ableistung des Nachtdienstes infolge der vermehrten Anstrengung naturgemäß mit Mehrauslagen verbunden iei, für die ein Ersatz vollauf gerechtfertigt sei. Diese Voraussetzungen für den Bezug der Nachtdienstzulage treffen aber auch beim Wächterpersonal voll und ganz zu. Gering gerechnet , sind es 90 Prozent des Wächterpersonals, die regelmäßig Nachtdienst leisten. Naturgemäß hat der Wächter keinen anderen Magen als andere Menschen, er fühlt die Anstrengungen des Nachtdienstes und die daraus folgenden Bedürfnisse genau so wie andere Menschen, und er hat ebenso wie alle anderen die Aufgabe, dem Selbsterhaltungstrieb durch Befriedigung dieser Bedürfnisse Rechnung zu tragen. Wieso also der Umstand, daß einzelne Wächter aus der ihnen zugewiesenen Oekonomie einen oft mehr als fraglichen Nutzen ziehen, mit der Gewährung der Nachtdienstzulage in stichhältigen Zusammenhang gebracht werden kann, ist unergründlich, wenn man nicht wüßte, daß eben Ausflüchte für alles gut sein müssen. Die Nachtdienstzulage wurde als Ersatz für die beim Nachtdienst erwachsenden Auslagen gewährt, und gerade deshalb gebührt sie auch dem Wächter-personal. In diesen Zeiten furchtbarer Teuerung, bei dem Umstand? daß die Vorschriften immer strenger, die Strafen zahlreicher und größer werden, wozu noch die stetige Verkehrsteigerung kommt, und die Dienstleistung daher stets anstrengender und verantlvortungsvoller wird, gebührt die Nachtdienstzulage dem Wächterpersonal um so mehr, und sie darf und kann demselben nicht mehr länger vorenthalten werden. Nach diesem einzigen richtigen Grundsatz gebührt die Nachtdienstzulage aber auch dem gesamten Nachtdienst versehenden Personal. und itidjt nur einem Teile, wie es das Eisenbahnministerium zufolge mehrfacher Aeußerungen maßgebender Organe allem Anschein nach durchzuführen in Absicht hat. t _ Besehen wir uns ferner das Märchen von dem ge-j wattigen _ Erträgnis der den Wächtern zugewiesenen | Oefonomte. Es muß wieder einmal festgestellt werden, '.welche Demagogie damit getrieben wird. Die Bahnverwaltung ist bekanntlich gesetzlich und auch im eigenen Interesse verpflichtet, daß Böschungen und Gründe bebaut werden, sie müßte also von rechtswegen die Arbeit, die fcie Wächter unter schweren persönlichen Opfern leisten, selber verrichten. Was macht sie aber? Sie verpachtet die Gründe cm die Wächter und hat dadurch zwei Vorteile, indem sie der persönlichen Obsorge für die Gründe enthoben wird und außerdem noch aus der Verpachtung Einnahmen hat. Welchen persönlichen und finanziellen -Nutzen die Bahnverwaltung hievon hat, zeigt recht drastisch folgendes Beispiel: Bekanntlich wurden vor kurzer Zeit die Pachtzinse der Kulturflächen erhöht. Ein Wächter im Wiener Tirektionsbezirk weigerte sich, den er-: höhten Pacht zu zahlen und stellte der Bahn die gepach-teten Knlturslächen zurück. Die Gründe konnten aber sonst an niemand angebracht werden, weil Private für den Schund so hohe Pachtzinse nicht bezahlen. Die Bahn-Erhaltung mußte also die Kulturflächen selber bearbeiten, und das Resultat war, daß die betreffende Bahnerhal-lungsfektion auf den Erlös aus dem gefechsten Heu noch ,50 Kr. an Arbeitslohn draufzahlen mußte. Aus diesem , einen Beispiel kann man aber nicht nur den Vorteil ersehen, welcher der Bahnverwaltung aus der Verpachtung ier Kulturflächen an die Wächter erwächst, sondern auch l recht drastisch, was es eigentlich mit den Schlagworten von dem aufgespeicherten Reichtum der Wächter für eine Bewandtnis hat. Gewiß gibt es einige wenige Wächter, die eine oder zwei Kühe im Stalle haben. Aber die sind i gewiß nicht mit dem ersparten Gehalt des Wächters oder mit den Einnahmen aus der Fechsung *eingeschafft worden, sondern mit den sauer ersparten Groschen der Frau, jdie sie als Mitgift in die Ehe brachte, und wenn es besonders glücklich ging, mit den paar hundert Kronen -Erbschaft, die hie und da einmal ein Bäuerlein für einen :tWächter zu hinterlassen beliebte. Meistens wandern ja diese Groschen in den unersättlichen Rachen der römischen Airche. Man braucht in diese Schlagworte nur ein bißchen hineinzuleuchten und schon zeigt sich, daß der fabelhafte Wohlstand der Wächter mit dem großen Viehstand und Len gefüllten Scheunen nichts anderes als ein von der Staatsbahnverwaltung ersonnenes Märchen ist, um die Wächter um die wohlverdiente Nachtdienstzulage zu bringen. [ _ In gleicher Weise behandelt das Eisenbahnmini- Tterium die Regelung der Monturfrage für oas Wächterpersonal. Bei der Einreihung der Wächter in die III. Dienerkategorie wurde den Vertretern des Personals zugestanden, daß die Wächter selbstverständlich mit der Einreihung in die III. Dienerkategorie in allen Bezügen, auch im Monturbezug, mit den übrigen Dienern gleichgestellt werden. Das war im Juli 1908, Heute stehen wir in der zweiten Hälfte des Jahres 1912, und diese Zusage ist noch immer nicht erfüllt. Das Eisenbahnministerium redet sich daraus aus, daß für die Wächter mit Rücksicht auf ihre Dienstleistung ein gröberer Stoff mehr geeignet sei als der, welcher für die anderen Diener verwendet wird. Das'sollte also heißen, daß der Stoff dauerhafter und haltbarer ist als der andere. In Wirklichkeit ist es aber so, daß die Qualität dieser Stoffe unter jeder Kritik ist. Es ist wiederholt vorgekommen, 'daß Blusen und Hosen nicht nur an den Nähten, sondern überhaupt wie Zunder zerreißen. Von einer Anpassungsfähigkeit schon gar nicht zu reden. Insbesondere datiert btefer Skandal bei der Monturlieferung feit der Zeit, wo dieselbe einem billigeren Lieferanten übertragen wurde, der meistenteils Strafhausarbeiten liefert. Es gibt in neuerer Zeit wenig Vächter und überhaupt wenig Bedienstete bei allen Kategorien, die nicht für die Umänderung der bezogenen Montur schweres Geld betzahlen müssen. Die Monturfrage ist zu einem Skandal ausgewachsen und es wäre auch die höchste Zeit, daß Ordnung gemacht wird. Natif) vier Jahren wäre es wirklich nicht Kuviel, wenn die staatsbahnverwaltung ihre Zusage van a908 erfüllen und den Wächtern die gleiche Montur wie den übrigen Dienern der III. Kategorie gewähren würde. Das gleiche gilt hinsichtlich der endlichen Beseitigung der unpraktischen nackten Pelze. Wer hat noch kein mitleidi-'ges Lächeln über dieses mittelalterliche Kleidungsstück Unterdrückt? In diesen nackten Pelzen drückt sich wahrlich ein Stück Zurückgebliebenheit unseres Vaterlandes aus, wozu noch der Umstand kommt, daß diese nackten Pelze äußerst unpraktisch und mitunter für die eigene Sicherheit sehr gefährlich find. Es ist nicht zuviel verlangt, daß den Wächtern endlich die überzogenen Pelzröcke gewährt werden, wie sie die anderen Bediensteten , schon haben. Auck) _ die Diensteinteilungen für das Wächterper-sonal in vielen Strecken und Stationen lassen noch sehr viel zu wünschen übrig. Es gibt noch Wächter gering, die den 18/9stundigen und den 18/12stiindigen Dienst-turnus haben. Ebenso eine große Anzahl Wächter, die unter dem 16/16ftimbigen Dienstturnus oft zusammenzubrechen drohen. Die im Jahre 1908 in Aussicht gestalten dienstfreien Tage sind nach lange nicht überall durch-geführt, 'im Gegenteil, gibt es leider noch sehr viel Wäch-ter, die feinen einzigen dienstfreien Tag im Monat haben. Und das, trotzdem sich der Verkehr von Jahr zu Jahr gewaltig steigert, die Diensteinteilung immer intensiver und verantwortungsvoller wird. Und nicht zu reden von allen anderen noch unerfüllten Forderungen des Wächterpersonals. ! Mit welcher Sehnsucht wartet das Wächterper-sonal, und nicht nur allein dieses, sondern auch die Wächterko nt r o l l o r e und die Blocksignal-d i e n e r und überhaupt das gesamte Diener personal ans die Einführung der zweijährigen Vor-ruckungsfristeü bis zur Endgehaltstufe von 2000 Kr. ßm Gesetzeswege wurde kürzlich ein Gesetz geschaffen, ftit welchem das exekutionsfreie Existenzminimum für te Beamten und Angestellten mit 2000 Kr. festgesetzt iWrde. Also mit dem Betrag, der künftig für die Diener erst als Endgehalt festgesetzt werden soll. Heute beträgt der Endgehalt 1400, 1600 und 1800 Kr., der in je dreijährigen Fristen mit dem jedsmaligen Avancement von 100 Kr. erreicht wird. Angesichts dieses schreienden Abstandes zwischen dem im Gesetz jedem Angestellten zugebilligten Existenzminimum und den tatsächlichen Gehaltsverhältnissen ist wohl jedes Wort für die Berechtigung der Forderung nach zweijährigen Vorrückungsfristen bis zum Endgehalt von 2000 Kr. überflüssig. Hier sprechen die Tatsachen für sich selbst. Eine wichtige, aber bisher ebenfalls- unerfüllte Forderung ist das berechtigte Verlangen der B l o ck-fignaldiener und Wächterkontrollore um die Ernennung z u Unterbeamten. Das Eisenbahnministerium hat diese Forderung selbst wiederholt als berechtigt anerkannt, um so mehr, als die beteiligten Bediensteten es vorläufig als eine Abschlagszahlung hinnehmen würden, wenn vorderhand die Bediensteten in den großen Verkehrszentren berücksichtigt würden. Diese Kollegen haben einen genau so verantwortungsvollen Dienst, wie der Zugsexpedient. Es handelt sich hier nicht um eine mechanische Tätigkeit, die ein Automat auch vollbringen könnte. Im Gegenteil, die Geistesgegenwart, die Geistesschärfe, die Raschheit des Denkens und Handelns, die angestrengteste und denkbar gewissenhafteste Denktätigkeit sind die hauptsächlichsten und unzertrennlichsten Diensttätigfeiten dieser Bediensteten. Ein einziger Unrechter Gedanke, ein einziges Vergessen und Versehen, ein einziger falscher Griff und Hunderte von Menschenleben können vernichtet sein, Millionen an Materialschaden können entstehen. Es ist eine ungeheuer große Verantwortung, die diese Bediensteten haben, und da erscheint die Forderung wegen der Unterbeamtenernennung wohl als billig und gerecht. Das Eisenbahnministerium erkennt die Berechtigung der Forderung selbst an und da dürfte man doch erwarten, daß den schönen Worten auch endlich die Tat folgt. Denn von der Anerkennung der Berechtigung einer Forderung haben die Bediensteten nichts, das ist noch immer feine Anerkennung ihrer verantwortungsvollen und verdienstlichen Leistung. Also recht bald Taten, und dafür weniger schöne Worte. Dem gesamten Wächterpersonal und den Blocksignaldienern wird und muß es im Verein mit der Gesamt-organisation in absehbarer Zeit gelingen, diese brennendsten Forderungen baldmöglichst durchzusetzen, »ie sollen nur fest zur Organisation halten und in derselben fleißig Mitarbeiten, die noch außenstehenden Kollegen in die Organisation hineinzubringen. Die Hauptaufgabe ist aber, die aufgeklärten Kollegen über die wahre Sachlage aufzuklären, ihnen immer wieder begreiflich zu machen, daß ihnen niemand anderer hilft und helfen kann, als sie selber durch die geschlossene Zugehörigkeit zur einheitlichen Organisation des Gesamtpersonals. Die Wächter und Blacksignaldiener des Direktians-bezirkes Wien versammelten sich behufs Stellungnahme zu den besprochenen Fragen am 16. Juli l. I. in Freys Restauration in Wien. Die Versamnüung nahm nach den Ausführungen der Genossen o m m e r f e l d, B r a n d st ä 11 e r und des Genossen Adolf Müller, der van der Zentrale anwesend war, folgende Resolution einstimmig an: Resolution. Die heute den 16. Juli 1912 in Freys Restauration versammelten Blocksignaldiener und Wächter des Wiener Direktionsbezirkes protestieren energisch gegen die Slblehnimg des Antrages T o m s ch i k bei den Budgetverhandlungen im Parlament, . die restlichen 17 Millionen Kronen betreffend. Im Vorjahre wurde von allen Parteien ein Antrag, wonach den Bediensteten der k. I. Siaatsvahnen zur Verbesserung ihrer Lage der Betrag von 38 Millionen gewahrt werden soll, einstimmig angenommen. Die Regierung hat bisher nur 21 Millionen durchgesührt. Die Versammelten ersehen daraus, daß mit den dringenden Forderungen des Wächterpersonals und der übrigen Kategorien frivoles Spiel getrieben wurde und die Nachtdienstzulage der Wächter, die Einreihung der Mocksignaldiener in die Unterbeamtenkategorie sowie die übrigen dringenden Forderungen neuerlich in Frage gestellt sind. Die Versammelten richten an die sozialdemokratische Fraktion des Abgeordnetenhauses das Ersuchen, trotzdem der Antrag des um die Eisenbahnbediensteten sehr verdienten Abgeordneten Genossen Tomschik abgelehnt wurde, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu trachten, den genannten Kategorien zu ihren vorenthaltenen Rechten zu verhelfen. Die Versammelten sprechen dem Sozialdemokratischen Verband des Abgeordnetenhauses sowie ihrem verdienten Abgeordneten Genossen Tomschit neuerlich das vollste Vertrauen aus und fordern die heute noch der Organisation fernstehenden Kollegen auf, sich derselben anzuschlietzen, um so ihre Lage zu verbessern. Inland. Rentenkurse und Sozialpolitik. Eine Notiz unter diesem „vielversprechenden" Titel macht seit einigen Tagen die Runde durch die ganze Schriftleiterpresse. Die Sozialpolitik hat den Fall der Rentenkurse verschuldet. Horen wir den weisen Oekonomen: „ .... Staat, Länder und Gemeinden übernehmen immer mehr wirtschastliche Funktionen, die bis dahin das private Kapital besorgt hatte. Diese fortschreitende U nv Wandlung öffentlicher Körperschaften aus verwaltenden in unternehmende und erwerbende Organe macht selbverständlich die Aufnahme immer größerer öffentlicher Anleihen notwendig — daß der Militarismus und Marinismus die ganze Pumpwirtschaft des Staates verursacht, darüber schweigt natürlich die schristleiterische Weisheit — und Staaten und Länder und Gemeinden treten damit in eine immer schärfere Kreditkonkurrenz mit dem privaten Kapital, das aus weiten Gebieten expropriiert sich auf dem ihm verbliebenen durch Bildung von Syndikaten und Kartellen schadlos zu halten sucht (das heißt deutsch gesprochen: die Ausbeutung der Arbeiter und Plünderung der Konsumenten steigert).... Da nun aber der private Unternehmer immer billiger wirtschaftet als der Staat und andere öffentliche Körperschaften, weil er nicht unter dem Drucke parlamentarischer Parteien steht, von deren insbesondere die Sozialdemokratie öffentlichen Unternehmungen nicht das Recht auf Gewinn, sondern nur die Pflicht seiner sofortigen Aufteilung auf die Arbeiter und Ange-_ stell ten zugestehen w1ll, vermag jdaSx_. private Kapital naturgemäß auch eine höhere Verzinsung zu bieten als der Staat. . . . Solange nun diese scharfe Konkurrenz zwischen den öffentlichen und den privaten Erwerbsunter-nehmungen dauern wird, wird man den niedrigen Rentenkursen nicht Beikommen, je weiter aber die Sozialisierung fortschreitet, desto schärfer wird diese Konkurrenz und desto tiefer werden die Rentenpapiere sinken, weil die Differenz zwischen den Erträgnissen der öffentlichen Unternehmungen und denen der Privaten sich immer mehr zu ungunsten jener vergrößern wird." Untersuchen wir diesen Erguß schriftleiterischer Nationalökonomie. Warum die Staats- und sonstigen öffentlichen Betriebe in der Kunst der Ausbeutung hinter den privaten Unternehmern Zurückbleiben, ist unseren Lesern bekannt. Zuerst bringen die bürgerlichen Parteien bei Staat, Land, Gemeinde die Bourgeoissöhncfjen gut unter, in dreimal so großer Zahl als es erforderlich und mit recht hohem Gehalt — die Eisenbahnverwaltung kann davon erzählen — dann kommen sie und raunzen über den geringen Ertrag, um gegen die „Sozialisierung" Stimmung zu machen: den Privatunternehmern soll das Monopol der Ausbeutung erhalten bleiben. Was aber haben mit den Staatsbetrieben die Rentenkurse zu tun?- Die Absicht ist klar. Zuerst wird der Fall der Rentenkurse als Katastrophe hingestellt. Dann kommt die Sozialpolitik in den öffentlichen Betrieben als Ursache. Und daraus folgt mit zwingender Logik der Ruf: Fort mit dem Schwindel der Sozialpolitik! Wir sind mitten in einer Periode der industriellen Prosperität. Die Umsätze steigen, die Profite wachsen. Wer Geld disponibel hat, kaust Aktien, die nicht nur Hohe Dividenden, sondern auch großen Kursgewinn und damit höhere Verzinsung des Kapitals versprechen. Bei diesem Stande der Konjunktur -sind Jndustriepapiere so sicher als Renten, darum fällt es keinem Geldkapitalisten ein, Staatspapiere zu kaufen. Zu gleicher Zeit aber hat der Staat die riesigen Ansprüche des Moloch Militarismus zu befriedigen durch — Schuldenmachen. Er wirft für Hunderte von Millionen Renten auf den Markt. Gerade in einer Zeit, wo die Nachfrage nach Renten sinkt, steigert der Staat das Angebot: Was selbstverständlicher, als daß der Kurs der Renten fällt. Dach diese „Katastrophe" braucht niemand zu schrecken — auch die Rentner nicht. Bis die Krise kommt, wird sich das Geldkapital wieder — natürlich aus „Patrio-tismus" — den „sicheren" Staatspapieren zuwenden. Dann wird der Kurs der Renten wieder steigen. Und so wird das Schaufelspiel der Kurse fortgehen, bis das Proletariat dem Schaukelspiel des Kapitalismus ein Ende setzt. „So ist denn im ganzen das immerhin nur mäßige Ansteigen des reinen Zinsfußes und daher auch das vielbeklagte Sinken des Kurses der Staatspapiere als Symptom einer günstig fortschreitenden Entwicklung der Volfs- und Weltwirtschaft zu betrachten." So Professor Wilhlem L e x i s, ein bürgerlicher Gelehrter. Hoffentlich genügt dies den Schriftleitern, denen wir für die Zukunft ein Sprichwort mit auf den Weg geben: Schuster, bleib' bet deinen Leisten! * ' ' Maßnahmen der Staatseisenbahnverwaltung zur Bewältigung des Herbstverkehrs. Um der alljährlich in der Herbstfampagne eintretenden Verfehrssteigernng gerecht zu werden und eine flaglose Abwicklung dieses gesteigerten Verfehrs sicherzustellen, hat das Eisenbahnministerium schon vor geraumer Zeit zweckentsprechende Weisungen an die Dienststellen der Staatseisenbahnverwaltung erlassen. Behufs tunlichster Hintanhaltung eines Wagenmangels ist vor allein die intensivste Ausnützung des rollenden Materials ungeordnet worden. Demgemäß werden die Direktionen auf die rascheste Wagenzirkulation und die Beschleunigung der Ladearbeiten unausgesetzt Bedacht nehmen sowie dafür Sorge tragen, daß reparaturbedürftige Lokomotiven und Güterwagen mit größter Beschleunigung instand gesetzt werden. Behuss Orientierung über den jeweiligen Wagenbedarf wird eine stete Fühlungnahme der Direktionen mit den in ihrem Bezirk befindlichen industriellen Etablissements platzgreifen. Die trt Durchführung begriffenen Erweiterungsbauten werden derart beschleunigt, daß zum Beginn der Kampagne die erweiterten Anlagen zur Verfügung stehen. Auch der ver-mehrten Bedienung der Lade- und Manipulationsplatze sowie der Schleppbahnen wird erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet werden. Auch sind wegen Beschleunigung der Güterabfertigung, insbesondere der _ Avisierung, gleichfalls geeignete Anordnungen getroffen worden. Besonders zu wünschen ist nun, daß die Maßnahmen der Staatseisenbahnverwaltung durch die tatkräftige verständnisvolle Mitwirkung der Verfrachter unterstütz! werden, zumal nur durch die zielbewußte werktätige Wirksamkeit beider Faktoren der angestrebte volle Erfolg erhofft werden kann. ^ Tic Separatisten an der Arbeit. Die Separatisten des III. Wiener Bezirkes haben beschlossen, für das Reichsratsmandat des verstorbenen Genossen S i l b e r e r den Administrator der „Dölnicke Listy" in Wien, Joses Maly, zu kandidieren. Die Separatisten entpuppen sich immer mehr als Förderer christlichsozialer Interessen und als Feinde der Sozialdemokratie. # Ojrofic Steigerung der Eisenbahneinnahmen. Die Verkehrskonjunktur bleibt in Oesterreich wie in Deutschland anhaltend überaus lebhaft. Bei den deutschen Eisenbahnen haben sich im ersten Halbjahr 1912 die Transporteinnahmen von den 1374'7 Millionen Mark der gleichen Vorjahrsperiode auf 1482'4 Millionen Mark, also um 7'8 Prozent, erhöht. Bei den ungarischen Staatsbahnen wuchs die Gesantteinnahnie im vorigen Jahre um 416 Millionen Kronen, was einer Zunahme um 1123 Millionen Kronen gegenüber dem Jahre 1910 entspricht. Für die österreichischen Staats bahnen veranschlagt man die semestrale Einnahmensteigerung auf rund 21 Millionen Kronen. 'ti" - ■> Ausland. Die Entwicklung zum Sozialismus. I Das Deutsche Reich zieht aus seinen staatlich I betriebenen Unternehmungen eine I a h r e s e i n-;nat)mebon4842 Millionen Mar f. Es handelt sich dabei um Eisenbahnen, Bergwerke, Domänen, Forste, Dampfschiffahrt, Banken, Post, Telegraph, um ■Bäder, Gasanstalten, Elektrizitätswerke, Lotteriebetriebe !u. s. w. Das Reich ist verhältnismäßig dabei am wenigsten beteiligt, es zieht aus Erwerbseinkünften bei einem Etat ,von 3-2 Milliarden nur 905 Millionen, während 3937 jMillionen auf die Einzelstaaten entfallen; diese 3937 'Millionen bilden fast zwei Drittel des einzelstaatlichen Gesamtetats. Der Reinertrag der Bundesstaaten aus den werbenden Anlagen beträgt 270-6 Millionen, der des Reiches beträgt 121-4 Millionen Mark, wovon mehr als (zwei Drittel auf Post und Telegraphen entfallen. Im !übrigen verteilen sich die Reinerträge aus den Erwerbsunternehmungen auf die einzelnen größeren Staaten folgendermaßen: Preußen 644-8, Bayern 131-6, Sachsen 54-6, Württemberg 40'9, Baden 25'5 und Hessen 181 Millionen Bei den übrigen Staaten bleiben die Reinerträge hinter 10 Millionen zurück. j Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß ohne Erwerbsunternehmungen eine geordnete Staatswirtschaft überhaupt kaum noch möglich ist. Nach den Grundsätzen des alten Manschesterliberalismus hätten aber alle diese Unternehmungen, Eisenbahnen, Telegraphen, Bergwerke, Domänen u. s. w. der privatwirtschaftlichen Ausbeutung überlassen bleiben müssen. Noch kurz vor der preußischen Eisenbahnverstaatlichung hatte der große Sozialistentöter Eugen Richter in einer seiner Broschüren den glänzenden „Nachweis" geliefert, daß der Staat in keiner Weise dazu berufen sei, das Geschäft der Personenbeförderung zu betreiben. Ueberhaupt sollte der Staat zur Leitung größerer wirtschaftlicher Unternehmungen gänzlich unfähig sein, das _roar damals das liberale Hauptargument gegen den Lozialismus. Heute erscheint angesichts der zahlenmäßig festliegenden Tatsachen eine solche Art der Bekämpfung des Sozialismus zu kindisch, daß nur Narren noch den Mut aufbringen, sie anzuwenden. Grundsätzlich ist die Frage, ob der Staat ebensogut wie ein Privater Erwerbsunternehmungeu betreiben kann, durch die tatsächliche Entwicklung längst entschieden. Es handelt sich da nicht mehr um eine Frage des Prinzips, sondern um eine Frage der Quantität. Allerdings auch wieder um die Frage, nicht o b, aber nach welchen Grundsätzen wirtschaftliche Unternehmungen durch den staat geleitet werden sollen, denn was wir bisher an Staatswirtschaft besitzen, ist in seinem Wesen nicht sozialistische, sondern staatskapitalistische Wirtschaft. Weil im Staat die kapitalistischen Menschen und weil noch der größte Teil der Wirtschaft dem reinen Privat-Kapitalismus untertan ist, erfolgt auch die Leitung der Maatswirtschaft nach kapitalistischen Grundsätzen. ( Wie eng die Verbindung zwischen Staatswirtschaft -und Privatkapitalismus ist, erhellt neben hundert anderen schon aus einer großen ziffernmäßig feststehenden iTatsache. Die Schulden des Reiches und der Einzel-lstaaten betragen insgesamt 20'4 Milliarden Mark, sie - sind in den letzten zehn Jahren um 6'3 Milliarden oder 6300 Millionen Mark gestiegen. Diese L-chulden müssen natürlich v e r z i n st werden. Hunderte und aber Hunderte von Millionen fließen so aus den öffentlichen Ein-mahmen als arbeitsloses Einkommen in die Taschen der Kapitalisten. Dazu kommen noch die wachsenden Schuldenlasten der Gemeinden, so daß heute aus öffentlichen Kassen an Kapitalisten jährlich ein Betrag gezahlt wird, der in die Milliarden geht. Aber gleichgültig, in welcher sozialen Lage sich die ieinzelnen Zinsenempfänger befinden und zu welchem Zweck die Einkünfte verwendet werden, vom sozialistischen Standpunkt aus erscheint das ganze privatkapitalistische System und seine Verquickung mit der Staatswirtschaft grundsätzlich verfehlt. Das Ziel des Sozialismus ist eine demokratische, von der Mehrheit, den klassenbewußten besitzlosen Volksmassen geleitete Staatswirtschaft, die reine Abhängigkeit vom Privatkapitalismus mehr kennt, keine Ausbeutung treibt, kein arbeitsloses Einkommen schafft, sondern auf der wirtschaftlich gesunden, sittlich allein zu rechtfertigenden Grundlage des Arbeitseinkommens ruht. Man mag sich dieses Ziel nah oder fern denken, aber daß es unverwirklichbar, utopisch fei — wer wird das angesichts der tatsächlichen Entwicklung der Dinge jwit gutem Gewissen noch behaupten können?.,. V **. * Elektrischer Eisenbahnbetrieb in Norwegen. In Norwegen wird nunmehr, ebenso wie in Schweden, der Anfang mit dem elektrischen Eisenbahnbetrieb gemacht werden, und zwar soll als erste Strecke, laut des soeben dem Storthing vorgelegten Regierungsvorschlages die 53 Kilometer lange Eisenbahn Christiania-Drammen elektrisiert werden. Die Kosten betragen mit dem gleichzeitigen Umbau in eine breitspurige Bahn gegen 19 Millionen Mark oder etwa 3 Millionen Mark als für den Dampfbetrieb nötig wären. Indessen berechnet man beim elektrischen Betrieb eine Mehrein-nahww von ungefähr 150.000 Mk. Da jedoch die erforderliche elektrische Kraft einstweilen von dem privaten Kraftwerk Kykkelsrud in der Nähe des Christianiafjords genommen werden muß, in etlichen Jahren aber von den eigenen Wasserfällen des Staates bezogen werden kann, steht hienach noch eine weitere Erhöhung des Betriebsüberschusses zu erwarten. *. - Von der Eisenbahnerbcwcgung in Amerika. Als vor nun 50 Jahren in den Vereinigten Staaten der erste Eisenbahnerverband gegründet wurde, hatte man bereits an 30 Gewerkschaften, die noch zum Teil den sozialistischen Stempel der vorhergehenden Jahre trugen. , Dieses gilt auch von „The International Brotherhood of Locomotive Engineers". Nicht ganz wenige der Mitglieder waren Veteranen der sozialistischen Bewegung pn.d.wollten diese, daß der...Verbcrnd. den Grundprinzipien dieser getreu sein sollte. So war man sich darüber einig, daß der Staat die Kommunikationen übernehmen solle s und stand auch in Verbindung mit der „Internationalen" in Europa. Es ging jedoch nicht so fix mit der Organisationsarbeit unter den Eisenbahnern, als die ersten Pioniere es sich öorgestellt hatten. Erst sechs Jahre später kam die andere Organisation, die der Kondukteure, welche in Mendota, Illinois, gegründet wurde. 1873 organisierten sich auch die Heizer auf einer Konferenz in Port Jewis in N. t). 1883 wurde „The Brotherhood of Railway Trainmen" und 1887 „The Brotherhood of Railway Trackmen" gegründet. 1890 schlossen sich die Wagen-reparateure, Schmierer und andere mehr, der „Brotherhood of Carmen" zusammen und 1897 entstand „The Switchmen's Union". Damals war jedoch bereits die Landesorganisation der Eisenbahner zustande gekommen. „The American Railway Union". Dieselbe wurde 1893 in Chicago gegründet. Als Beweis dafür, wie stark der Rassenhaß in Amerika ist, muß angeführt werden, daß die Satzungen Eisenbahnern, die nicht von Weißen Eltern abstammen, die Mitgliedschaft verweigern. Ihre Feuertaufe erhielt die neue Organisation im großen Kampfe an „The Northern-Western Railway" im April 1894, wo sie einen glänzenden Sieg errang. Leider erlitt sie dahingegen eine vernichtende Niederlage im Chicagostreik desselben Jahres. Bevor wir diesen kleinen Rückblick abschließen, möchten wir den gewaltsamen Charakter, den die wirtschaftlichen Kämpfe der amerikanischen Eisenbahner während der ersten Jahrzehnte hatten, hervorheben. Vernichtung von Material, Abbrennen von Stationsgebäuden und blutige Zusammenstöße mit Militär und _ Polizei waren keine Seltenheiten. Während einer Periode der Achtzigerjahre waren ein Fünftel aller Streiks Eisenbahnerstreiks. , . Ohne Zweifel haben die Eisenbahner in den Vereinigten Staaten einen hohen „Standard of Ufo", was wohl zum größten Teil der Wirksamkeit der Organisationen zuzuschreiben ist. Ein dunkler Fleck ist jedoch trotzdem vorhanden: die große Anzahl von Unglücksfällen. Während des Jahres 1908 verunglückten tödlich während der Arbeit 3470 Eisenbahner, nicht weniger als 83.367 wurden verletzt. Eine durchgreifende Verbesserung dieser Verhältnisse dürfte jedoch kaum zu erwarten sein, bevor auch die Vereinigten Staaten mit der sozialen Schutzgesetzgebungsarbeit ernstlich beginnen. Aus dem Gerichtsfaal. Eine prinzipiell wichtige Entscheidung über den Amtscharatter der Privatciscnbahncr teilt das „Oesterreichisch-ungarische Eisenbahnblatt" mit: Der Gerichts- als Kassations-hof hat aus Anlaß der Ueberprüfung eines Straffalles die Entscheidung gefällt, daß Beamte der Privateisenbahncn in Ausübung bahnpolizeilichcr Funktionen als öffentliche Beamte im Sinne des § 101 des Strafgesetzes anzuschen sind. Nach dieser Gcsetzcsstelle ist als Staatsbeamter „derjenige anzusehen, der vermöge unmittelbaren oder mittelbaren öffentlichen Auftrages, mit oder ohne Beeidigung, Geschäfte der Negierung zu besorgen verpflichtet ist". Nach § 153 des Strafgesetzes ist nun eine an sich leichte Verletzung gegenüber einem solchen öffentlichen Beamten als das Verbrechen der schweren Körperverletzung zu strafen. In diesem Sinne hat das Kreisgericht Teschen den Angeklagten Josef Boczek, der einem ihn wegen unbefugten Betretens der Bahnstrecke beanstandeten Bahnwächter einen Stoß versetzt hatte, des Verbrechens der schweren Körperverletzung schuldig erkannt. In der dagegen ergriffenen Nichtigkeitsbeschwerde wurde geltend gemacht, daß Beamte der Privatbahnen — im vorliegenden Falle handelt es sich um die Kaschau-Oderbergerbahn — nicht als Staatsbeamte im Sinne des § 101 des Strafgesetzes anzuschen sind. Die Nichtigkeitsbeschwerde wurde vom Kassationshofe verworfen. Eine unpraktikable Verkehrsvorschrift vor dem Kassa-tionShof. Am 25. Oktober 1910 fuhr gegen 3 Uhr nachmittags Zug 197 aus der Richtung Aussig in der Station Teplitz auf Geleise 6 ein. Der Zugsführer P i e s ch e meldete sich beim Verkchrsbcamten P o l l a k, der ihm auftrug, mit dem Per« schubteil zum Magazin zu fahren. P i e s ch c gab Vorwärtssignale, damit der Lokomotivführer der herrschenden Gepflogenheit entsprechend mit dem Verschubzug langsam zur Grenzmarke Vorfahre, um hiebei darauf achten zu können, ob ihm der Wächter V r b a die Fahrt auf das Hauptgeleise gestatten oder „Halt"-Signale geben werde. Der Lokomotivführer fuhr jedoch mit solcher Gechwindigkeit, daß er auf die „Halt"-Signale des Wächters Vrba bei der Grenzmarke zum Hauptgeleisc nicht mehr zum Stillstand gelangen konnte. Infolgedessen kam es zu einer Streifung mit dem auf dem Hauptgeleisc aus der Richtung Komotau einführenden Zuge 52. Die Zertrümmerung mehrerer Waggons, die schwere körperliche Beschädigung zweier Bediensteter und die leichte Verletzung zahlreicher anderer Bediensteter war die Folge des Unfalles. Da der Zug 52 verspätet war, hatte weder P i e s ch e noch der Lokomotivführer mit seiner Einfahrt im maßgebenden Zeitpunkt gerechnet. Zugsführer Piesche, Assistent Pollak und Wächter Vrba hatten sich beim Kreisgericht Leitmeritz wegen Vergehens gegen die körperliche Sicherheit nach § 337 St.-G. zu verantworten. Piesche lag zur Last, daß er als Verschub-leiter innerhalb 10 Minuten vor Ankunft des Zuges 52 auf das von diesem zu befahrende Geleise einen Vcrschubtrain dirigierte, dem Assistenten Pollak, daß er die Verschiebung des Zuges 197 vor Einfahrt des Zuges 52 nicht eingestellt und dem Wächter Vrba, daß er sich von der Einstellung der Verschiebung nicht überzeugt hatte. Piesche war durch Dr. Leopold Statz, Pollak durch Dr. Knöpflmacher in Leimeritz, Vrba durch Dr. Hübsch vertreten. Die Sachverständigen Inspektor K u l h a v y und Verkehrskontrollor R e i s ch i g fanden bei allen drei Angeklagten ein Verschulden; insbesondere habe sich Piesche, ehe er den Verschubzug auf die Strecke dirigierte, über den erwarteten Zug 52 nicht erkundigt. Wenn, wie Piesche angab, wirklich die Gewohnheit bestand, daß über das erste Vorwärtssignal des Zugsführers langsam bloß bis zum Markzcichen vorgefahren werde und von da erst die weiteren Signale des Wächters Vrba gegeben würden, so hätte der Lokomotivführer durch vom Zugsführer zur Grenze entsandte Zwischen« männer auf die Absicht des Verschubleiters aufmerksam gemacht werden sollen. Natürlich hätte auch Pollak, da er von der Einfahrt des Zuges 52 verständigt war, den Vcrschub einzüstellen gehabt. Der Wächter Vrba habe seiner Pflicht zur Kontrolle der Weichen, durch bloße® Ausblick vom Stellwerk nicht flcnygt, Das Kreisgericht Leitmeritz unter dem Vorsitz deä Oberlandcsgerichtsrates Flögel verurteilte den Zugsführer Piesche zu sechs Wochen strengen Arrests, sprach dagegen den Assistenten Pollak und den Wächter Vrba frei. Pollak habe dem Zugsführer nur den beschränkten Auftrag gegeben, zum Magazin vorzufahren und konnte nicht annehmen, daß er den Verschubzug auf die Strecke dirigieren werde. Vrba habe bei Vornahme der Kontrolle der Wechsel und Grenzmarken den Zug 197 beim Aufnahmsgebäudc stehen gesehen und konnte nicht wissen, daß er trotz Einfahrt des Zuges 52 dem Hauptgeleisc zu verschieben werde. Dagegen sei Piesche als Verschubleiter für alles verantwortlich. Gegen dieses Urteil erhob der Verteidiger Dr. Katz die Nichtigkeitsbeschwerde, welche vor dem Kassationshof bei der Verhandlung am 5. Juli von Dr. T a u s z k y vertreten, vom Generaladvokatcn Obcrlandesgerichtsrat Wilhelm bekämpft wurde. Der Verteidiger führte aus, Piesche habe damit rechnen dürfen, daß gemäß den erwiesenen Gepflogenheiten sein Vorwärtssignal vom Führer nur so verstanden werde, daß er langsam bis zur Grenzmarke Vorfahre, um die Signale des Wächters Vrba beachten zu können. Daß der Lokomotivführer unbekümmert um die Gepflogenheiten rasch Vorfahren werde, habe er nicht wissen können. Das Urteil des Kreisgerichtes Leitmeritz sei in sich selbst widersprechend, indem cs bezüglich des Zugsführers eine Gepflogenheit als gegeben erachte, die für den Lokomotivführer nicht bestehe. Es seien keine Gründe dafür angegeben, warum gerade der Zugführer für die Nichteinhaltung der Gepflogenheit verantwortlich gemacht werde. Es wäre zu untersuchen gewesen, ob cs überhaupt möglich war, der Instruktion Rechnung zu tragen. Der Verteidiger betonte nachdrücklich, daß die Jnstruktonsbestimmung Artikel 31 der Instruktion XIX, deren Uebertretung dem Zugsführer zur Last liege, in der Zwischenzeit als unpraktikabel geändert werden mußte. Der Vertreter der Generalprokuratur meinte, es sei auf vorschriftswidrige Gewohnheiten überhaupt nicht Rücksicht zu nehmen, das Urteil der ersten Instanz sei frei von Mängeln. Der Kassationshof unter dem Vorsitz des Senatspräsidenten Roskos chny schloß sich den Ausführungen des Verteidigers an, hob das Urteil des KrcisgerichteS als nichtig auf und verwies die Sache zur neuerlichen Verhandlung und Urteilsfällung an das Kreisgericht Leitmeritz zurück. Streiflichter. Die auSkneiscnden ReichSbündler. Die keineswegs beneidenswerte Lage, in der sich die deutschnationalcn Eisen-bahncrführer befinden, die den vom Nationalverband an den Eisenbahnern begangenen Verrat decken sollen, bringt den Schlauesten unter ihnen dazu, zu folgendem, nicht gerade neuen, aber immerhin bequemen Aushilfsmittcl zu greifen. In einem umfangreichen Artikel wird im „Deutschen Eisenbahner" der Spieß so gedreht, daß man die sozialdemokratische Eiscnbahncrorganisation schwerer Verfehlungen anklagt, die diese seit dem Jahre 1905 bis in die neueste Zeit an den Eisenbahnerintereffen begangen haben soll. Den Vertrauensmännern des Reichsbundcs wird gleichzeitig geraten, draußen bei Benützung der Lügen und Entstellungen des „Deutschen Eisenbahners" das gleiche zu tun. Was im gegenwärtigen Zeitpunkt hiemit beabsichtigt wird, ist klar. Die sozialdemokratische Organisation soll genötigt werden, ihre Stellung als Anklägerin wegen des Verrates der Ablehnung des Antrages des Reichsratsabgeordneten Genossen Tomschi! aufzugeben und sie soll verhalten werden, sich selbst zu ver> teidigen. Das Interesse der Eisenbahner an den Vorgängen der letzten Zeit soll abgelenkt werden und in der Flut van Zeitungs- und Versammlungspolemiken, die entstehen mutz, wenn man die Vorfälle der Jahre 1905, 1907, 1908, 1910 und 1911 neuerlich bespricht, soll die Urteilsfähigkeit der Eisenbahner sozusagen ersäuft werden. Die jetzt ganz klare Vorstellung des für die jetzige Zeit allein in Betracht kommenden Sachverhalts, daß die Nationalverbändler im Parlament gegen die restlichen, ursprünglich selbst geforderten 17 Millionen Kronen gestimmt haben, soll verwischt und diese Bor-stellung soll den Eisenbahnern gegen Zweifel darüber aus« getauscht werden, ob an der Komödie, die die deutschnatio-nalen Eisenbahner seit Jahren treiben, nicht vielleicht doch irgend etwas ernst zu nehmen sei. Für uns steht die Sache wahrlich nicht so, daß wir Erörterungen über irgendeine Epoche der Eisenbahnerbewegung scheuen müßten. Aber im Interesse der Sache müssen wir aus das Vergnügen verzichten, die neuesten Verlogenheiten, Schwindeleien, Entstellungen und Unterschlagungen des „Deutschen Eisenbahner" festzuhalten, so lohnend dies auch wäre. Später, wenn die Ablehnung des Antrages des Genossen Tomschik nicht mehr im Vordergrund des öffentlichen Interesses steht, sind wir gern gewillt, ein Tänzchen mit dem „Deutschen Eisenbahner" zu wagen und diesem in die Vergangenheit zu folgen, selbst wenn wir bis zur Z uchthaus p ar ag ra ph env ergang en-heit der deutschnationalcn Eisenbahnerorganisation zurückgreifen müßten. ^ Jetzt ist es uns aber darum zu tun, die Sache nicht auf ein unrichtiges Geleise zu bringen, und so empfehlen wir den Genossen draußen, in allen Fällen, in denen Reichsbündler den Erörterungen über das Verhalten des Nationalverbandes auswcichen und in denen sie sich mit Entstellungen und Verdrehungen auf das Gebiet der Vergangenheit zurückziehen wollen, auf präzisen Erklärungen darüber zu bestehen, ob der Reichsbund und seine Mitglieder die Haltung des Nationalverbandes gu11)c115crt und was der Reichsbund oder was dessen Mitgliederzu tun gedenken, falls sie dessen Verhalten verurteilen. Dies festzuhaltcn ist notwendig. Auskneifen gilt nicht! Mit Worten soll der Reichs-Lund über die jetzige Situation nicht hinwegkommen und wir 1 wollen ihm die Hölle heiß machen, falls er den Verrat des Nationalverbandes nicht anders quittiert, als mit der Verleumdung der Tätigkeit der sozialdemokratischen Organisation. Der Uniformskandal bei der k. k. Staatsbahndirektion Wien. Den ^Bediensteten der k. k. Staatsbahnverwaltung ist auf Grund der Dienstordnung, wenn sie sich in ihrem Anspruch oder in ihrem Rechte verkürzt erachten, der Beschwerdeweg verbürgt und die Vorgesetzten sind verpflichtet, vorgebrachre Beschwerden objektiv zu untersuchen und, wenn die Beschwerden begründet sind, den Bediensteten, so weit die Kompetenz des Vorgesetzten reicht, Rechnung zu tragen, oder die vorgebrachten Beschwerden an die höhere Instanz weiterzuleiten. Die k. k. Staatsbahndirektion Wien scheint aber dieses Recht der Bediensteten nicht mehr zu respektieren, denn dieser Direktion kann man kein Unrecht, und wenn es auch einem öffentlichen Skandal gleichkommt, so begründen, daß sie sich bequemen i wurde, den. betWgmen besonders dann nicht, wenn ein gewisser Hirt und L u d l aus dem Oekonomat das Gegenteil behaupten. Wir führen Jchon längere Zeit die so sehr begründete Beschwerde auf allen möglichen Wegen über die letzte Unisormlieserung. Aber was kümmert das alles eine Staatsbahndirektion Wien, wenn ihre Bediensteten fast einhellig die Abschaffung dieses Skandals verlangen, wenn sie weiter die unpassende, schlecht ausgeführte und nur oberflächlich, skandalös bearbeitete Uniform dem Materialmagazin zurückgeben und gegen eine derartige Wirtschaft protestieren. Das Oekonomat weiß sich ja zu helfen, wenn auch so mancher Bedienstete sich des Gedankens nicht erwehren kann, daß da schon etwas anderes als bloße Freund-schast zu einer Firma dahinterstecken mutz, weil sie nicht im-stande war und nie sein kann, die Bediensteten zufriedenzu, stellen. Man kann auch dem Bediensteten einen solchen Gedanken nicht iibelnehmen, insbesonderS dann nicht, wenn die verpfuschten Uniformstücke, die anzuziehen der Bedienstete sich schämen muß, zurückgestellt werden, wenn die Herren sie auch, sofern sie einem die Vorzüge der berauschten Uniform nicht klarmachen können, zurücknehmen, um dann nach einigen Monaten dieselbe Uniform demjenigen wieder zurückzugeben, der den Überredungskünsten der Herren standgehalten hat. Im allgemeinen wird aber der Bedienstete, wenn er sich nicht einzurichten versteht, bis zum St. Niinrncrstag auf die Uniform warten, und wenn diese zur Wanderung nach Triesch, und von dort ohne einen Eingriff wieder nach Wien, nur mit der Zauberformel: „Genau nach Matzzettel gearbeitet", beordert wird, als selbst schuldtragend erklärt, und die Beschwerde ist zur Gänze erledigt. Die Bediensteten scheinen eine solche Zauberformel zum größten Erstaunen der Staatsbahndirektion nicht zu begreifen. Im übrigen würden ja Bedienstete mit solchen Kuriositäten, wie mit einem längeren Hosenteil, Hosen ohne Gesäß, verschobenen und' angestückelten Röcken, wie es wahrscheinlich in Triesch modern ist, recht zufrieden sein, wenn diese verdammte Gewerkschaft nicht Leute, welche sich nach einer derartigen Qualität schon sehr gesehnt haben, verdorben hätte. Die armen Herren Hirt und L u d l sind aber wirklich zu bedauern. Sie beide sind mit der Firma Krestan sehr zufrieden; aber Undank ist der Welt Lohn. Daß die Bediensteten so unverschämt sind, sich von einer Gewerkschaft, die noch dazu rot ist, verführen und aufhetzen lassen, ist wohl nicht leicht zu begreifen. Vielleicht steht gar noch die Firma Beck, welche jetzt so bockbeinig geworden ist, die von der Firma Krestan gelieferten Kuriositäten nicht zurückzunehmen, hinter ihr. Der Herr Ministerialrat und Staatsbahndirektor wollte dieser Sache ein Ende bereiten, aber er selbst ist bald zu einer ihn sehr ehrenden Einsicht gekommen, die ja zu der ganzen Geschichte paßt. Braucht er noch wen anderen als Herrn Hirt und Ludl zu Rate ziehen, soll ihm vielleicht die Begründung und die Ansicht dieser zwei Sachverständigen nicht genügen, oder kümmert es die Beteiligten etwa, wenn ihnen die Uniformen nicht paffen? Wer damit nicht zufrieden ist, der soll vor Galle und Gift zerspringen und sich Auslagen machen so viel er will, denn irgend jemand ist und wird auch zufrieden sein, wenn man ihn auch unter denjenigen suchen muß, die eine solche Uniform nicht zu tragen brauchen. Nun hält die Staats» bahndirektion mit aller ihrer Macht zu der so berühmt gewordenen Firma Krestan und verlangt noch von den schon so hart geprüften und erbitterten Bediensteten nach einer gewissen Anleitung, welche in einem Amtsblatt schlummert, Maßzettel. Da aber das Matznehmen Geld kostet, welches bei einem Bediensteten nicht gerade im Ucbersluß vorhanden ist, man auch keine Gewähr hat für die gelieferten Kuriositäten der Firma, den paffenden Körper zu haben, daher das Geld für das Maß-uehmen hinausgeworfen wird, wird es schon am besten sein, die Matzzettel nicht abzugeben und alles weitere der unergründlichen Weisheit der k. k. Staatsbahndirektion Wien zu überlassen. Wir werden aber über diesen Skandal noch anderwärts einiges sprechen müssen, vielleicht wird es doch noch jemand geben, der den Bediensteten etwas mehr als dem Hirt und Ludl glaubt. Nationalverbändlerische Protektionswirtschaft. Eine neuerliche Protektionsgeschichte, die den Stationsvorstandstellvertreter Julis H a l u s k a in Znaim betrifft, wird von dem „Zentralorgan der österreichischen Eisenbahnbeamten" erzählt. Von diesem Herrn, so schreibt das genannte Blatt, dessen Antezedentien uns und den meisten älteren Nordwestbahnern aus nicht ganz — sagen wir milde — einwandfreien Affären bekannt ist, und von dem man weiß, datz er ein eifriger Wahlmacher des Abgeordneten Teufel war, zirkuliert seit einer Woche folgendes nette Histörchen, das e r angeblich selbst zum besten gab. „Er habe sich schon lange an den Abgeordneten nnd ersten arischen Gurkenhändler Teufel gewendet, damit er für den deutschnationalen Gemeinderat HaluSka etwas beim Ministerium erwirke. Abgeordneter Teufel habe nun tele» phonifch, während er den Haluska bei der zweiten Telephonmuschel horchen ließ, den Referenten im Eisenbahnministe, rirnn gefragt, ob die autzertourliche Beförderung zum Oberrevidenten geschehen werde, worauf die Antwort kam: „Ja, c§ wird geschehen, wie Sie wünschen." Wenn man überdies bedenkt, datz Herr Haluska erst in der Gehaltstufe von 3000 Kr. war und feine Fähigkeiten weit hinter denen der in der Gehaltsiufe 3200 Kr. stehenden und bedeutend älteren Vorstandstellvertreter in Prag und Neichen-berg Zurückbleiben, ja datz Herr Haluska der einzige ist, der ab 1. Juli der Titulatur eines Oberrevidenten bei der Nord-westbahndirektion würdig erkannt wurde, so enthüllt sich hierin ein Stück stinkender Korruption sondergleichen. Uebrigens wies Herr Haluska — dessen geistige Qualitäten schon aus dieser Tatsache erhellen — lange vor Erscheinen des betreffenden Amtsblattes einen Brief des Abgeordneten Teufel urbi et orbi vor, in welchem ihm zur Beförderung gratuliert wurde. So wirtschaften diese Herren Abgeordneten des Deutschen Nationalverbandes, welche die Anträge zur Besser-stellung der Eisenbahner niedergestimmt haben, zum Vorteile jener, welche im Interesse des Eisenhahnminijjeriums zur Zertrümmerung der Eisenbahnerorganisation beitragen. Das Ergebnis der Wnhl für die Arbeitcrausschüffe der k. k. Nordbahn. Für die Arbeiterausschüsse der Nordbahn wurden durchwegs die sozialdemokratischen Kandidaten ge-wählt. Es wurden gewählt: für den Arbeiterausschuß Wien: Bau und Bahner Haltung: die Mitglieder: Josef JuhaSz, Blockschlosser, Wien; Dominik Reiskup, Zimmerer, Wien-Floridsdorf; Salvatore Amadeo, Visierer, Wien-Floridsdorf; Jarob Bezusek, Schmied, Goding und die Ersatzmänner: Franz Rohrer, Schmied, Brünn; Johann Svoboda, Lberbauarbeitsr. Brünrr: Michael (soulm?. Borarbeiter. Litndenburg, und Karl Sasin, Schlosser, Wien, mit 505Stimmen, ^ie christlichsoziale Liste erhielt 170 Stimmen. 21 Stimmen waren zersplittert, 67 leer, 40 ungültig. Werkstätten und Zugförderung: die Mitglieder: Karl Tantsin, Lackierer, Floridsdorf; Eberhard Heider, Schlosser, Floridsdorf; Johann Klement, Kupferschmied, Qber-Gerspitz; Ferdinand Sochor, Schlosser, Lundenlmrg, und die Ersatzmänner: Eduard Dickmann, Schlosser, Floridsdorf; Josef Garon, Schlosser, Floridsdorf; Martin Jurasz, Kupferschmied, Prerau und Anton Schwingenschlogel, Spengler, Wien, mit 1S21 Stimmen. Die Christlichsozialen erhielten 88 und die Deutschnationalen 159 Stimmen. , 9 Stimmen waren zersplittert, 221 leer und 12 ungültig. Station und Verkehr: die Mitglieder: Matthias Seifenhammer, Gepäckträger, Wien; Thomas Tostal, Gepäckträger, Olmütz; Paul Kopetzkh, Magazinarbeiter, Brünn; Rudolf Paulik, Stationsarbeiter, Raußnitz, und die Ersatzmänner: Franz Hawelka, Magazinarbeiter, Olmütz; Ladislaus Milda, Gepäckträger. Brünn; Isidor Pospichal, Wagenputzer, Wien und Franz Groiß, Magazinarbeiter, Wien, mit 1211 Stimmen. Die Liste Seehofer erhielt 451 und die Christlich-sozialen 109 Stimmen. 9 Stimmen waren zersplittert, 56 ungültig und 403 leer. Für den Arbeiterausschuß Mührisch-Ostrcm: Bau- und Bahnerhaltung: die Mitglieder: Ludwig Fischer, Zimmerer, Friede!; Joses Marona, Zimmerer, Oswiecim; Johann Mazgala, Vorarbeiter, Krakau; Peter Winter, Vorarbeiter, Prerau, und die Ersatzmänner: Franz Krawczyk, Vorarbeiter, Krakau; Franz Kolaczek, Zimmerer, Leipnik; Franz Ulrich, Oberbauarbeiter, Mährisch-Ostrau, und Michael Goj, Oberbauarbeiter, Mährisch-Ostrau, mit 1502 Stimmen. Die Christlichsozialen erhielten 492 Stimmen, 104 waren zersplittert, 888 leer und 201 ungültig. Werkstätten und Zugsförderung: die Mitglieder: Franz Gilg, Kupferschmied, Mährisch-Ostrau; Franz Krischke, Dreher, Mährisch-Ostrau; Ignaz Kupczik. Schlosser, Krakau; Franz Peterek, Kohlenlader, Friede!, und die Ersatzmänner: Matthias Promovsky, Hilfsarbeiter, Mährisch-Ostrau; Rudolf Hanke, Tischler, Mährisch-Ostrau; Johann Hollubowicz, Schlosser, Krakau und Josef Czeiskh, Kohlenlader, Mährisch-Ostrau, mit 1128 Stimmen. Die Liste Melz erhielt 105 Stimmen, 8 waren zersplittert, 8 ungültig und 276 leer. Verkehr und Station: die Mitglieder: Wenzel Wolf, Magazinarbeiter, Mährisch-Ostrau; Joses Tögel, Magazinarbeiter, Sternberg; Theophil Wlasinsky, Magazinarbeiter, Oswiecim; Stanislaus Bobek, Magazinarbeiter, Krakau, und die Ersatzmänner: Michael Buczek, Verschubarbeiter, Krakau; Franz Milon, Magazinarbeiter, Oswiecim; Franz Janrg, Fahrdienstarbeiter, Mährisch-Ostrau und Franz Aniol, Verschubarbeiter, Krakau, mit 988 Stimmen. Die Liste Orasch erhielt 263 Stimmen, 93 waren zersplittert, 138 leer und 4 ungültig. ' Umbau des Bahnhofes in Bodenbach. Die Staatsbahnverwaltung befaßt sich seit längerer Zeit mit Studien über eine entsprechende Ausgestaltung der Bahnhofsanlagen in Bodenbach, namentlich mit der Erweiterung der dortigen Personendienstanlagen durch Einbau von Zwischenperrons für die ein-mündenden einzelnen Verkehrsrelationen, sowie der betriebsökonomischen Ausgestaltung und Disponierung der Loko- und Transitgüter und deren Rangier- und Zugsörderungsanlagen. Eisenbahner des Tetschen-Bodcnbacher Bezirkes, Achtung! Anläßlich des 20jährigen Bestandes der allgemeinen Eisenbahnerorganisation veranstalten die Ortsgruppen Bodenbach, Tetschen, Aussig und Schreckenstein am 4. August in Aussig ein gemeinschaftliches Fest auf der Pfarrwiese. Es ergeht deshalb an die Eisenbahner des Bezirkes der Aufruf, so zahlreich als möglich an diesem Fest teilzunehmen, so wie es die Aussiger und Schreckensteiner Siollegen 1910 beim Ausflug nach dem Bergschlotz in Politz getan haben. Der Eintrittspreis aus den Festplatz ist ein sehr geringer, da das Fest von den genannten Ortsgruppen in eigener Regie geführt wird. Vor-verkaufskarteu zum Festplatz sind bei allen Vertrauensmännern sowie im Arbeiterheim in Tetschen „zur Försterhöhe" und Bodenbach, Volkshalle, zu haben. Aus den Amtsblättern. Die Exekution von Dienst-, Lohn- und Nnhcbczügcn. Erlaß des E i s e n b a h n m i n i st e r i u m s v o in 10. Juli 1912, Z. 939/E. M. an alle Organe betreffend die Aenderung exekutivrechtlicher B e-stimmuugen d u-r ch das Gesetz vom 17. M a i 1912, R.-G.-Bl. Nr. 104, über die Erhöhung des exekutionsfreien Betrages von Dienst- und Lohnbezügen, R uh e g en ü s s en und anderen. Am 1. August 1912 tritt das Gesetz vom 17. Mai 1912, R.-G.-Bl. Nr. 104, in Wirksamkeit. Durch dieses Gesetz wird der der Exekution entzogene Mindestbetrag bei. Aktivitätsbezügen von 1600 Kr. auf 2000 Kr. und bei Nuhegenüssen von 1000 Kr. auf 1200 Kr. erhöht. Die für Angestellte des öffentlichen Dienstes weiter bestehende.Beschränkung, daß der Exekution nur ein oder nach Umständen zwei Drittel der Bezüge unterliegen, bleibt unverändert. Für die Exekution behufs Leistung des aus'dem Gesetz gebührenden Unterhaltes hat es gemäß Artikel, III, Z. 1, des Gesetzes bei den hinsichtlich der Zivilbediensteten geltenden Mindestbeträgen von 800 Kr. und 500 Kr. zu verbleiben. Unter Berücksichtigung der im Artikel III, Z. 3, weiters ausgenommenen Bestimmung ergibt sich demnach in Hinkunft für die Exekution auf Bezüge nachstehende Uebersicht: Lon den Bezügen der öffentlichen Beamten und ihrer Hinterbliebene«, und -war 8on den Bezügen der Privat-bedienstetcn und ihrer Hinterbliebenen. und zwar Bon den Bezügen der im 8 291. 3,1, 2, 3. E.-d. bezeichnet?» Art von den Aktivi-tüts-zulagen von den fltichc-gc nüssen von Dienst- bezügen von Ruhe-- genüfsen c £ ö 5 bei der Exekution für nicht begünstigte Forderungen zwei Drittel, zumindest 2000 Kr. zwei Drittel. zumindest 1200 Kr. 1200 Kr. 2000 Kr. 1300 Kr. bei der Exekution behusS Leistung deS aus dem Gesetz gebüftmtde Unterhaltes ! ein ^Drittel, zumindest 1800 Kr. ein Drittel, zu mindest 600 tlt. 800 Kr. 500 Kr. 600 Str. bei der Exekution zur Hereinbringung von Steuern, öffentlichen Abgaben samt Zuschlägen und Äermögens-übertragungSgebühren *)-wei Drittel, zumindest 2000 Kr. zwei Drittel, .zu- mindest 1200 Kr. 1000 Kr. 600 Kr. ") 1200 Kr. *) Die Steuern genicüen bei öffentliche» Beamten keine Begünstigung. **) Auch hier genießen die Steuern keine Begünstigung. Für beit k. k. Eisenbahnminister: Grienberger. Gelesene Nummern des „Eisenbahner" wirst man nicht weg, sondern gibt sie an Gegner und Indifferente weiter. Korrespondenzen. Leoben. (Zusammenstoß eines Güterzuges mit einem Lastenfuhrwerk.) Auf der Staatsbahnstrecke zwischen den Stationen Oberaich und Bruck a. d. Mur ereignete sich am 22. v. M. ein schwerer Eisenbahnunfall. Der Güterzug Nr. 1164, der um 4 Uhr 10 Minuten durch die Station Oberaich fahrplanmäßig durchfährt, stieß beim Wächterhause Nr. 3 auf einen bei der Geleifeüberfetzung auf dem Geleise steckengeblicbenen Schotterwagen. Der Lastzug hatte 60 beladene Waggons und zwei Lokomotiven. Als die Lokomotivführer bemerkten, daß bei dieser Geleiseübersetzung ein Wagen auf dem Geleise stehe, gaben sie mit aller Kraft Konterdampf. Der Zug wurde zwar nahezu zum Stehen gebracht, aber die Wirkungen des Zusammenstoßes, und besonders die des Rückpralles, waren trotzdem noch schreckliche. Beide Lokomotiven wurden durch den heftigen Anprall arg verbogen und in die Höhe gehoben; durch diese Beschädigungen sind die zwei Lokomotiven gänzlich unbrauchbar geworden. Die au die Lokomotiven angekuppelten fünf Güterwaggons wurden gänzlich zertrümmert. Die nächstfolgenden 20 Waggons wurden aus dem Geleise gehoben, teilweise umgeworsen und ebenfalls schwer beschädigt. Die übrigen Güterwaggnos wurden durch das Zurückprallen ebenfalls mehr oder minder beschädigt. Der Gepäckswagen wurde ebenfalls schwer beschädigt und aus dem Geleise geworfen. Vom Zugs-begleiterperfonal wurde glücklicherweise niemand ernsthaft verletzt, obwohl einzelne Bedienstete kleinere Hautabschürfungen und Quetschungen erlitten. Die Bremser retteten sich durch rechtzeitiges Abspringen. Die Ladung der Wagen bestand aus Glaswaren, Eisen und Kohlen. Die Unfallstelle bietet einen Anblick schauerlicher Verwüstungen; gänzlich zertrümmerte Waggons, die Waggonladungen liegen auf oder neben dem Geleise, die zwei riesigen Lastenzugslokomotiven sind ganz verbogen und ineinandergeschoben. Der Schotterwagen, der dem Steinbruchbesitzer Frcmeneder in Bruck a. d. Mur gehört, wurde ebenfalls zertrümmert, die Pferde wurden unerheblich, der Fuhrknechi gar nicht verletzt. Von Leoben ging sofort ein Hilfszug an die Unfallstelle ab, am Abend gingen Hilfslokomotiven aus der Staatsbahnwerkstätte Knittelfeld und aus der Süd-bahnwerkstätte in Marburg an die Unsallstelle ab. Der Personenverkehr mußte durch Umsteigen aufrechterhalten werden. Die . Expreß- und Schnellzüge wurden in den Hauptstationen zurückgehalten, der Umsteigeverkehr wurde durch zwei Hilfszüge zwischen Leoben und Bruck besorgt. lieber die Ursache dieses Zusammenstoßes konnten wir nachträglich in Erfahrung bringen, datz der Wächter des Wächterhauses Nr. 3 nach dem Passieren des Zuges Nr. 1167 den daherkommenden Schotterwagen noch die Geleiseübersetzung passieren lassen wollte. Die Zwischenzeit zwischen dein Passieren des Zuges Nr. 1167 und des Zuges Nr. 1164 beträgt 9 Minuten. Unglücklicherweise blieb aber der schwer beladene Schotterwagen auf der Geleiseübersetzung stecken, die Pferde brachten den Wagen nicht mehr heraus. In diesem Moment kam der Güterzug Nr. 1164 dahergefahren. Trotzdem die Lokomotivführer Konterdampf gaben und auch die Bremser die Handbremsen anzogen, war der Zusammenstoß unvermeidlich. Der grotze Materialschaden entstand hauptsächlich durch den starken Rückprall infolge des plötzlichen Bremsens. Der Materialschaden ist ein außerordentlich großer, da nicht nur Waggons, sondern auch die Ladung teilweise vernichtet ist. Odcrfurt. Die Bewohner der Personalhäuser der Nordbahn in Mährisch-Ostrau beschweren sich über die sanitäts-widrigen und gesundheitsschädlichen Zustände der Kanalisation in den Personalhäusern. Die Sanitätsbehörde wird hiemit auf-: gefordert, eine unangemeldete Inspizierung der Ausgüsse, Kanäle und Keller in den oügenanuten Personalhäusern ehestens vorzunehmen. Vbbs-Krmmclbach. Herr Bahnmeister Krieger in Mbs-Kemmelbach wird aufgefordert, die ihm unterstellten Wächter anständig zu behandeln. Sollte diese Mahnung fruchtlos fein, so müßten wir uns an dieser Stelle weiter mit ihm beschäftigen, was ihm äußerst unangenehm werden könnte. Wald. (Ein empfehlenswerter Vorgesetzter.) „Wcin’s' nicht recht ist, der soll schcm'u, daß er weiterkommt; ich krieg' hundert für jeden einzelnen!" — Mit diefer Argumentation werden vom Bahnmeister Pirch mit Vorliebe Klagen erledigt, die von Untergebenen wegen erlittenen Nachteils oder ungerechter Behandlung u. s. w. erhoben werden. Pirch ist zwar nur ein Vorgesetzter niederen Ranges, der selbst ein Dutzend anderer über sich stehen hat, aber das verschlügt seiner deuischnationalen Natur nichts. Vorge>etzter ist er doch und als solcher kann er den ihm unterstellten Arbeitern. gegenüber seine Vorgesetzten- und „Bahnmeisterherrlichkeit" immerhin entfalten und die in feiner Uniform verkörpert« Macht- und Autorität zur Geltung bringen. Im hiesigen Pumpenhause machten sich Reparaturen notwendig, mit welchen vor ungefähr zwei Monaten begonnen und zu deren Ausführung Schlosser eingestellt wurden. Denselben ■ wurden außerdem noch drei Arbeiter der Bahnerhaltung als Hilfskräfte beigegeben, und müssen dieselben in dieser Eigenschaft Ueberstunden machen, da die Arbeitszeit von 5 Uhr früh bis 7 Uhr abends dauert. Bahnmeister Pirch war jedenfalls besorgt, daß die betreffenden Arbeiter dadurch zu viel verdienen und ihre grenzenlose Bescheidenheit ungünstig beeinflußt werden könnte. Er faßte sich daher ein Herz, erbarmte sich ihrer und brachte bei der Auszahlung dem einen 19 Stunden, einem zweiten 17 Stunden und dem dritten 9 Stunden, von dem im Monat Juni ins Verdienen gebrachten Taglohn in Abzug. Die davon getroffenen Arbeiter erhoben dagegen Einspruch und verlangten Aufklärung, worauf ihnen Bahnmeister Pirch erwiderte: „W eins nicht rech.t ist,_ der soll schau'n, daß er weiterkommt, ich kriqg’ hundert für jeden einzelne n." Weil also Pirch hundert für jeden einzelnen sich zu kriegen traut, müssen sich die Arbeiter alle Willkürlichfeiten von ihm gelassen lassen! Die Arbeiter, die aus Gruud ihrer Entlohnung ohnhin zu wahren Hunger-künstlern degradiert sind und ihren „Bettel" durch lange Arbeit, sauer genug verdienen müssen, sollten cs sich, nach Ansicht des Bahnmeisters Pirch auch noch gefallen lassen, ohne Grund in ihren Ansprüchen geschröpft zu werden! , Wir legen der Bahnerhaltungssektion Selzthal nahe, derartigen Willkürlichkeiten des Bahnmeisters Pirch Schranken zu setzen, ansonsten die ihm unterstellten Arbeiter gezwungen sind, cs selbst zu tun, da dieselben nicht gesonnen sind, ihren in langer Fron ins Verdienen gebrachten Lohn sich auch noch vorenthalten und streitig machen zu lassen. Daß Über Bahnmeister Rudolf Pirch Klagen laut wer-den, geschieht nicht zum erstenmal. Es wäre aber auch eitel Hoffnung, von Herrn Pirch eine Besserung zu erwarten; Wir wollen zum Beweis der „Arbeiterfreundlichkeit" und der sonstigen „erhabenen" Vorzüge, über welche Pirch verfügt, eine wertvolle Ergänzung liefern, woraus die Öffentlichkeit ersehen wird, wie „gut" es Herr Pirch mit den Arbeitern meint. Fünf Arbeiter waren es, die der Vorgesctztensuchtel des Bahnmeisters Pirch „adieu" sagten. Pirch aber weiß, was sich in einem solchen Fall für einen „wohlwollenden" und „arbeitcrfrcudlichen" Vorgesetzten geziemt. Obwohl er aufgehört hat, Vorgesetzter jener fünf Arbeiter zu sein, war.er an dem künftigen „Wohlergehen" derselben in so hohem Maße interessiert, daß er.es sich nicht versagen konnte, zu dessen^ Gestaltung sein „möglichstes“ beizutragen. Jnstinktgemätz setzte er sich zum Schreibtisch, liefe die gebet über das Papier gleiten Nr. 22 N--------------- Wien, Tonnerstag „Der Gisettl>n«itter.« 1. August 1912 Unb fabrizierte einen —- die freiwillig von itnn fortgegangenen fünf Arbeiter — „befürwortenden" Brief, welchen P i r ch an einem ihm befreundeten Bahnmeister sendete und dessen ersten Teil wir hicmit der Ocffcntlichkeit wörtlich wicdcrgeben. Er lautet: v „LieberF . . . . ! Du entschuldigst schon, daß ich Dich mit ein paar Zeilen belästige, indem ich Dich vor ein paar Falottcn (!) warne, Die heute bei mir die Abrechnung genommen, und wahrscheinlich morgen oder übermorgen bei Dir anfragen wollen, wie ich eben in Erfahrung gebracht habe. ES find diese folgende: (Folgen die Namen der fünf Arbeiter.) Ich säge Dir, Gesindel (!) ersten Ranges, nicht allein faul, sondern auch frech und zu jeder (!) Schandtat als zur Arbeit fähig. Mit den zwei ersten, habe ich schon sehr große Unannehmlichkeiten gehabt bei löcr Direktion und ich bin froh, daß ich sie einmal loS bin. Du wirst dich zu richten wissen." Jetzt sage noch jemand, daß der Bahnmeister Rudolf Pirch kein „arbeiterfreundlicher" und „charaktervoller" Mann ist, vor dem insbcondere jeder Arbeiter, mit „Respekt" und „Ehrfurcht" den Hut ziehen muß. Bahnmeister Pirch beschäftigt also Arbeiter, mit denen er schon „sehr große Unannehmlichkeiten bei der Direktion gehabt", Arbeiter, die „zu jeder Schandtat fähig", die „Falotcn" sind — und die, wie es sich für „Faloten" schon ziemt — nicht nur „frech", sondern auch „faul" zugleich sind. Bahnmeister Pirch war aber so „edel", er hat diese fünf Arbeiter nicht entlassen, obwohl sie die reinsten „Verbrechermerkmale" an sich trugen, sondern er hat gewartet, bis sie selbst gern von ihm gegangen sind! Herr Pirch wie reimt sich das zusammen? Was sagen Sie zu diesem Ihrem Schreiben, mit welchem Sie keineswegs die fünf Arbeiter richten, sondern nur sich selbst charakterisieren? Verspüren Sie denn gar keine Anwandlung von Scham, ob der verwerflichen Handlung, mit der Sie den fünf Arbeitern die Ehre genommen und ihr ferneres Stück Brot streitig zu machen versuchen? Triest. (Erklärung.) In letzter Zeit wird hier von einigen zweifelhaften Individuen das Gerücht verbreitet, daß ich Mitglied des „Z v e z a j u g o s 1 o v a n s k i Z e 1 eyz n i e a r-jey" fei und für diesen der Allgemeinheit und Solidarität schädlichen Verein agitiere. Hicmit erkläre ich öffentlich, daß ich noch niemals Mitglied dieses Vereines war und auch niemals Mitglied werden könnte, und müßte einen jeden, der diese Verleumdung verbreitet oder behauptet, als gemeinen Lugner gerichtlich belangen. Franz Franc, Oberkondukteur der I. k. Staatsbahnen in Triest. Klageusurt. (58 o nt H a u p tb ah nho f.) Die hiesigen Macher des Reichsbundes deutscher Eisenbahner sind seit einiger Zeit ganz außer Rand und Band. Als im Vorjahr^ die Deutschnationalen bei der Rcichsratswahl mit Terrorismus, Wahlbeeinflussung und anderen Schwindeleien einen traurigen, aber an Mandaten erfolgreichen Sieg im Lande erfochten haben, da stieg einigen deutschnationalen Heißspornen am Hauptbahnhof der Kamm und mit allen Mitteln versuchten sie, die Bediensteten und Arbeiter dem Reichsbund deutscher Eisenbahner als Mitglieder zuzuführen. Wer freiwillig sich hiezu nicht hcrbeiließ, der wurde im Dienste schikaniert und mit Anzeigen bedroht. Die Beitrittsanmcl-dungen wurden auf diese Art unter Mithilfe einiger Unter-laufeln förmlich von den Bediensteten erpreßt und wer dann die Beiträge nicht zahlen wollte, dem wurden dieselben einfach abgezogen. Ja sogar Bedienstete hat man während der Dienststunden dazu verwendet, um die Beiträge in den Wohnungen der Mitglieder einzukassicren. Unzählige Vcr-sammlungen wurden abgehalten, Versprechungen aller Art wurden den Mitgliedern gemacht, ein Gesangverein wurde gegründet, und als dies alles noch nicht recht zog, wurden auch Zithervorträge veranstaltet. Wir waren uns damals klar darüber, daß die Neigung einzelner Bediensteter zu dieser Organisation nur ein Ueberlauf ist und daß diese Organisation keinen dauernden Bestand haben kann, weil die parteipolitische Tendenz dieser Organisation mit den Interessen der Bediensteten im Widerspruch steht. In den Versammlungen und in der sonstigen Agitation eiseubahnersreundlich und im Parlament als Partei aber cisenbahncrfeindlich, das verträgt sich nicht. Und so ist es auch gekommen. Die Abstimmung im Parlament über die 17 Millionen für die Eisenbahner und die ablehnende Haltung der dcutschnationalen Abgeordneten hiezu hat manchem Mitglied die Augen geöffnet. Die Folge ist, daß ein Mitglied nach dem anderen aus dem deutschnationalen Verein austritt. Natürlich bemüht sich der Obmann des Vereines, der Adjunkt Egartner, mit Leibeskräften, den Zusammenbruch dieser Organisation zu verhindern. So rannte er kürzlich einem Bediensteten, welcher seinen Austritt angemeldet hatte und um A12 Uhr nachts mit einem Zuge ankam, am Bahnhofe nach und ermahnte ihn, Mitglied zu bleiben und zusammcnzuhalten. Als auf die Abstimmung im Parlament verwiesen wurde, erklärte er, daß er in der nächsten Monatsversammlung einen Vortrag über btc Ablehnung der 17 Millionen halten werde. Auch andere Mitglieder sind ausgetreten. Sie sagen sich, was haben wir von der Resolution, welche vom Deutschen Nationalverband beantragt wurde. Damit können wir uns doch nichts kaufen. Und sie haben recht. Mancher Bedienstete und Arbeiter ist dadurch um eine Erfahrung reicher geworden und hat Freund und Feind seiner Interessen unterscheiden gelernt. Send. «Ein humaner und pflichtgeireuer Ärzt.) Ein Bahnarzt, der seinen Pflichten nicht nachkommt, Herr Dr. Franz Hein von Schwarzach-St. Veit. Sonntag den 23. Juni erkrankte unser Genosse Martin V o i t h o f e t in Send an Bauchkolik. Voithofer erkrankte um 10 Uhr vormittags, um 2 Uhr nachmittags fuhr seine Frau nach Schwarzach zu Dr. Hein und ersuchte ihn, sofort zu kommen. Dr. Hein erklärte, daß es ihm zu umständlich sei für heute; falls der Patient aber bis abends nicht besser würde, so möge wan ihn verständigen, damit er morgen komme. Die Frau begab sich wieder nach Hause und gab den vor Schmerzen stöhnenden diverse Hausmittel, ohne daß cs besser wurde, um Montag um 1 Uhr nachts wurde vom Wächterposten 67 ©chftarzaef) um Tr. Hein telephoniert, um A3 Uhr kam als Rückantwort, daß Herr Dr. Hein nicht vor 5 Uhr aufstehe. früh kam der Arzt endlich. Voithofer mußte in fürchterlichen Schmerzen 21 Stunden ohne ärztliche Hilfe bleiben. Am 26. Juni starb Genosse Voithofer. Den Herrn Dr. Hern mochten wir denn doch fragen, ob er seinen Beruf als bloße Gefälligkeit auffaßt. Er ist auch Bürgermeister von Schwarzach-St. Veit, und cs ist anzunchmen, daß ihm die Arbeit zu viel ist. Die Staatsbahndirektion möge diesen Fast doch untersuchen! Es wäre vielleicht doch möglich gewesen, den Kranken zu retten, wenn rechtzeitig Hilfe am Platze gewesen wäre. Daß die Mitglieder der Krankenkassen im Bezirke Doktor Heins mit Mißtrauen gegen einen solchen Arzt sind, ist wohl ganz selbstverständlich. Also wir bitten um Untersuchung des Falles und Belehrung des Herrn Dr. Hein, dieses humanen Arztes. Wartberg. (Ein humaner Partieführer.) Wie mit den kroatischen Oberbauarbeitern auf der Südbahnstrecke umgesprungen wird, hatten wir dieser Tage wieder Gelegenheit zu sehen. In Wartberg wird die Bahnhofanlage, erweitert. Lu diesem Zwecke ist eine beträchtliche Anzahl von kroatischen Arbeitern beschäftigt, die unter dem Partiefiihrcr Florian Prade aus Kindbcrgdörfl stehen. Unversehens kollerte einem Arbeiter ein Stein über die Böschung hinunter, ohne irgend jemand zu treffen oder sonst einen Schaden anzurichten. Hierüber wurde der Partieführer. Prade so zornig, daß er von einem Waggon einen Schaufelstiel hervorholte, auf den Arbeiter zusprang, ihn am Halse faßte und mit dem Schaufelstiel tüchtig auf die Schenkel des Arbeiters losschlug. Ueber diese Roheit des Partieführers erbost, warfen die anderen Arbeiter ihre Werkzeuge weg und wollten nicht mehr Weiterarbeiten. Erst einem (Stationsbeamten gelang es, die Leute durch gutes Zureden zum Weiterarbeiten zu bewegen. Wir meinen, es würde nicht schaden, wenn die Südbahn diesell rohen Menschen anständig verweisen würde. Pcttau. Im September 1910 verunglückte der Oberbauarbeiter I. Tezak bei der Arbeit dadurch, daß ihm beim Einschlagen eines Schienennagels dieser abprellte und ihm das rechte Auge derart verletzte, daß cs erblindete. Das linke Auge ist stark geschwächt. Tezak ist nun gänzlich erwerbsunfähig und bezog eine Rente von Kr. 34-80 monatlich. Wie in fast allen Fällen, so hat auch hier die berufsgenosscnschaft-liche Unfallversicherungsanstalt sich klagen lassen, und Tezak betrat auch wirklich den Klageweg. Bei der am 5. Juli 1912 stattgefundenen Verhandlung in Wien, bei welcher Genosse Tezak persönlich erschienen war, machte der Verteidiger Tezaks, Herr Dr. Anton Braß, die zu geringe Einschätzung der Erwerbseinbuße geltend, und war es ihm auch gelungen, für Tezak eine 42prozentige Rente zu erreichen. Herrn Dr. Braß sei auch an dieser Stelle für sein tatkräftiges Einschreiten in diesem schweren Falle herzlich gedankt. An die Oberbau» arbeitet aber ergeht der illuf: Hinein in die Organisation! Der Fall Tezak hat gewiß die Notwendigkeit des Ausbaues der Organisation und des Zusammenschlusses besonders der Oberbauarbeiter gezeigt. St. Beit n. b. Glan. (N achru f.) Anläßlich der dienstlichen Versetzung des Herrn Oberkommissärs Rudolf Sch mied und der Ernennung zum Vorstände der k. k. Bahnerhaltungssektion Siezen sprechen die gesamten organisierten Bahnrichter, Wächter und Arbeiter der k. k. Bahncrhaltungs-scktion Klagenfurt demselben für sein freundliches Entgegenkommen und gerechte Behandlung seiner Untergebenen den wärmsten Dank aus, und beglückwünschen ihre Kollegen von Liczcn zu ihrem neuen Vorgesetzten. Wir wünschen dem Herrn Oberkommissär samt seiner Familie das Beste im neuen Bestimmungsort. Hartbcrg. Sonntag den 14. d. M. fand das Leichenbegängnis des Genossen Anton Lang, Kondukteur der k. k. Staatsbahn, welcher in der Station Rohrbach-Vorau am 11. d. M. tödlich verunglückte, unter zahlreicher Beteiligung von Beamten, Unterbeamten und Kollegen sowie vieler Bürger in Hartberg statt. Aus allen Stationen von Graz bis Aspang, sogar von Wiener-Neustadt und Wien hatten sich Kollegen eingefunden, um dem Verunglückten die letzte Ehre zu erweisen. Die Genossen Wen dl er und Weixelberger hielten am Grabe bewegte Abschiedsreden an den Verstorbenen, und der Eisenbahner-Gesangverein „Sängerrunde" aus Graz trug zur Ehrung des Toten durch den Vortrag eines ergreifenden Traucrchors bei. Wir werden dem Verunglückten stets ein ehrendes Angedenken bewahren. SiegmundSherberg. Freitag den 5. Juli wurde Genosse Alois Knapp, Oberbauarbciter, in Horn zu Grabe getragen. Genosse Alois Knapp war ein ruhiges und braves Mitglied und wirkte auch aufklärend unter seinen Kollegen. Daß Genosse Knapp allseits beliebt war, bewies die zahlreiche Beteiligung am Leichenbegängnisse. Am Grabe hielt Genosse T r a s ch l dem zu früh Verschiedenen einen rührenden Nachruf, wobei kein Auge trocken blieb.^Zu bemerken wäre yrer noch, daß nicht einmal die nächste Station Sigmundsherbertz und die Bahnerhaltungösektion Eggenburg vom Leichenbegängnisse verständigt wurden. War ja nur ein Arbeiter. Odcrfurt. (Wie die Kandidatenlisten der nationalen Koalition gemacht werden.) Bei der dieser Tage stattgefundenc» Wahl für den Arbcitcrausschuß der Nordbahndirektion wurde den nationalen Arbeitern eine Kandidatenliste vorgesetzt, auf welcher sich Deutsch- und Tschcchischnationale in holder Eintracht befanden. Dies war gerade in einer Zeit der wüstesten nationalen Hetzereien während des Sokolistenkongresses in Prag. Das kann aber wohl keinen denkenden Arbeiter mehr wundernehmen, weiß doch ein jeder, daß nur der blinde Haß gegen die Sozialdemokratie die feindlichen Brüder eint. Weniger bekannt wird dagegen sein, mit welcher Gewissenlosigkeit und Oberflächlichkeit Kandidatenlisten von der nationalen Koalition zusammen« geflickt werden. Wir sind im Besitze einer Erklärung eines der Kandidaten des Reichsbundes deutscher Eisenbahner, die wir der Kuriosität halber hier ganz veröffentlichen, aus welcher die Öffentlichkeit entnehmen kann, wie hoch der Reichsbund den Arbeiterausschuh wertet, wenn er Leute kandidiert, die von sich selbst sagen, daß sie nicht die Fähigkeit besitzen, die Arbeiterschaft im genannten Ausschüsse zu vertreten. Wir verkennen nun freilich auch nicht die schwierige Situation des Reichsbundes, oder, besser gesagt, seines Obmannes, des Herrn Beamten L a n k i s ch, Kandidaten namhaft zu machen, wenn man keine Arbeiter als Mitglieder hat. Doch genug der Worte: lassen wir den Kandidaten sprechen, der, nebenbei bemerkt, nicht die geringste Angst vor dem Mandat haben muß, das er nie wird ausüben müssen, denn dafür haben schoy die Noten gesorgt. Erklärung. Auf der von seiten der nationalen Koalition herausgegebenen Kandidatenliste für den hiesigen Arbeiterausschuß finde ich auf ganz unerklärliche Weise meinen Namen als Kandidat für diesen Ausschuß. Ich erkläre deshalb öffentlich, daß ich niemand das Recht erteilt habe, mich auf diese Liste zu setzen, daß ich ebensowenig von jemand hievon verständigt wurde. Da ich auch keiner der beteiligten Organisationen angehöre, muß ich mich gegen eine solche Vorgangsweise auf das entschiedenste verwahren. Zugleich fühle ich mich bemüßigt, zu erklären, daß ich auf keinen Fall eine Kandidatur für eine für die Gesamtarbciterschaft gewiß wichtige Institution an» nehmen wurde, da ich mich nie mit den die Arbeiterschaft tangierenden Fragen beschäftigt habe, und daher cs mir gar nicht möglich wäre, die Interessen der Arbeiterschaft zu vertreten. Ich ersuche deshalb die verehrliche Koalition und insbesondere den Obmann des Rcichtsbundes deutscher Eisenbahner, meinen Namen in Zukunft nicht wieder zu mißbrauchen und die Arbeiterschaft nicht zu narren. , Ferdinand Schönwälder, Schlosser. Olmiitz. (DieWohnungsfürsorge der Staatsbahn v e r w a l t n n g.) In Angelegenheit der Nordbahn. Zinshäuser in Olmiitz erlauben wir uns an unsere k. k. Nordbahndirektion wie auch an das k. k. Eisenbahnministerium einige Worte zu richten, wobei wir gleichzeitig ersuchen, über das hier Ausgeführte nicht so gleichgültig hinwcgzugehen, als dies sonst gewöhnlich geschieht. Den diesbezüglichen maßgebenden Faktoren wird gewiß bekannt sein, daß die hiesigen Ortsgruppen sowie auch die Zentrale unserer Organisation fünf volle Jahre hindurch nichts unversucht ließen, damit Naturalwohnungcn für Bedienstete der Station Olmiitz errichtet werden, um so der hier herrschenden Wohnungsnot und -Teuerung wenigstens teil- weise entgegcnzuwirken. Endlich wurde, spät im Herbst 1911, mit dem Bau dieser Häuser begonnen, und mit 1. Juli 1912 mußten die Bewerber um eine solche Wohnung einziehen. Jetzt, nach Fertigstellung dieser Wohnungen, sieht die Sache aber ganz anders aus, als ob mit dem Baue die Wohlfahrtseinrichtung geschaffen worden sei, die geschaffen hätte werden können. So lange das Studium in dieser Angelegenheit dauerte, so kurz war die Frist zum Einziehen in die zum Bewohnen noch nicht geeigneten Räume. Als unser Bahnarzt Doktor Sonnenschein erklärte, daß diese Häuser noch nicht oe. wohnt werden können, da dieselben, besonders im Parterr?) noch sehr feucht seien, wurde derselbe Verhalten, diese Wohnungen als bewohnbar zu erklären. Jetzt treten die Folgen in Form von Erkrankungen auf. Die Einrichtung der Parteien geht direkt zugrunde. Eßwarcn können in diesen Wohnungen überhaupt nicht aufbcwahrt werden, da dieselben sofort schlecht und ungenießbar werden. Es treten ferner auch verschiedene andere Ücbelstände auf, welche alle auf die Feuchtigkeit der Wohnungen zurückzuführen sind. Damit ja keine Wohnung leerbleibe, wurde den Bewerbern unter anderem auch das Bchcizungspauschale versprochen. Als aber die Betroffenen ihre alten Wohnungen gekündigt hatten, wurden sie verständigt, daß ihnen das Versprochene nicht gegeben werden könne. Die Enttäuschung unter den Betroffenen war daher sehr groß. Der Vertrauensmann Genosse L e i tz ging sofort diesbezüglich zum Streckenvorstand Herrn Inspektor Koste r s i tz, der mit seinem Stellvertreter Herrn Kommissär Lindner die Unterstützung der berechtigten Bitte nach Einhaltung der Zusichcrung versprach. In einer Besprechung der Betroffenen wurde folgender Protest verfaßt: „Die Unterzeichneten protestieren auf das entschiedenste gegen die Zumutung, sich jetzt auf einmal das ihnen gebührende nachweisbar zugcsagte Bchcizungspauschale entziehen zu lassen und ersuchen um Veranlassung der Zurückziehung dieser Verfügung, da die Betroffenen nicht gesonnen sind, sich eine solche llebervorteilung gefallen zu lassen." Dieser Protest wurde von allen Bediensteten, bis auf einen, der krank im Spital liegt, unterschrieben. 14 Tage nach Ueberreichung des ersten Ansuchens überreichte Genosse Le iß ein zweites Ansuchen, worin um einstweilige Ausfolgung der zum Ausheizen unbedingt erforderlichen Kohle gebeten wurde. Zirka acht Tage später wurde Genosse Le iß verständigt, daß sein zweites Ansuchen von Herrn Zentralinspektor Prinz abgewicsen wurde. Samstag den 6. Juli I-, I. und Dienstag den 16. Juli war Genosse Leih in dieser Sache bei der k. k. Nordbahndirektion vorstellig, wo ec schließlich die 'Zusicherung erhielt« daß man betreffs dieser Angelegenheit eine Eingabe an das Eisenbahnministerium machen werde. Fragt von den Parteien eines bei der Streckenlcitung in Olmiitz an, wie diese Angelegenheit ausfallen wird, bekommt sie zur Antwort: „Gedulden Sie sich nur, Sie bekommen das Beheizungspauschale ganz bestimmt." Das sagt man aber nur, damit ja keine Partei kündige. Wie lange werden sich diese Leute so Hinhalten lassen?! Bis alles krank und die ganze Einrichtung der Parteien zugrunde gegangen ist? , Wenn nicht bald eine günstige Erledigung eintrifft, werden einige Bedienstete mit der Kündigung beginnen und die wenigsten werden über den Winter — vor welchem sich schon jeder fürchtet — in diesen Wohnungen zu verbleiben. Es geht doch nicht an, daß man an den Parteien alle nachteiligen Bestimmungen für Naturalwohnungen anwendet und daß man, wenn die Parteien Ansprüche auf jene Bestimmungen machen, die ihnen Vorteile bringen, erklärt: „Das sind keine Natural-, sondern Mietwohnungen." Man muß da alle Bestimmungen für Natural-, alle Bestimmungen für Mietwohnungen gelten lassen. Wir hätten noch einiges über verschiedene andere Mängel zu sagen, was wir uns für ein andermal aufbewahren wollen. Vielleicht wird den Wünschen der Bewohner noch rechtzeitig Rechnung »getragen. Einstweilen schließen wir, in der Erwartung, daß den Bewohnern das Beheizungspauschale — was im Interesse der Häuser selbst gelegen wäre — bestimmt bald gewährt wird. Heiligenstadt, In der Station Heiligenstadt geht es wirk-' lich nicht mehr geheuer zu. Jeden Augenblick gibt es Strafen und wieder Strafen, oder gar gleich für Arbeiter Entlassungen. Besonders die Wächter hat sich der Tausches KwitniowSkh hiezu ausersehen, und nur deswegen, weil dieselben mit der neuen Dicnsteintcilung nicht einverstanden waren, die der Herr Vorstand K w i t n i o w s k y mit dem Bemerken hcrausgegeben hat, daß jetzt er der Herr der Station ist, weil er den Inspektor Rößler beiseite geschoben hat, und weil letzterer in den Krankenstand treten mußte. Die Weichenwächter konnten mit der neuen Diensteinteilung nicht einverstanden sein, weil dieselbe nur Verschlechterungen bringt. Die Wächter müssen auf den lauge innc« gehabten 12- bis 24stü»digen Dienst verzichten und dagegen einen neuen annehmen, der einer Verkürzung ihrer Bezüge glcichkommt. Sie müssen jetzt dreimal einen 12- bis 24stündigen Dienst leisten, und als Draufgabe des Herrn Vorstandes noch einen 12/12stündigcn Dienst machen. Das Schönste ist aber noch dazu, daß die Leute ohne eine Einschulung momentan auf allen Posten Dienst machen müssen. Es kann nur von einem Glück gesprochen werden, daß nichts passiert, als in einer Nacht drei Streifungen. Wer wird in einem solchen Falle die Verantwortung tragen? Die Wächter doch in keinem Falle. Nebenbei sei nur bemerkt, daß ein Posten bei Nacht ganz ausgelassen worden ist und denselben zwei angrenzende Wächter versehen müssen. Das ist aber noch nicht genügend; die Wächter müssen alle Blocksignaldiener, die durch Krankheit dienstunfähig werden, und die Urlauber ersetzen, so auch den Blocksignaldiener Binderhofen, der als Instruktor schon vier Jahre Dienst leistet, worüber schon eine Anfrage an die löbliche k. k. Staatsbahndirektion gerichtet mrdc. Es wird immer von derselben gesprochen, daß die Substituten sehr viel Geld kosten, was aber die Weichenwächter nicht sagen können, da die Arbeiter zu ganz etwas anderem verwendet werden (zum Rohhaarzupfen), aber nicht als Substituten. Es sind genügend Oberbauarbeiter da, die schon lange um einen Weichenwächterpostcn eingercicht haben. Es wäre genügend Platz für dieselben. Wir raten dem Herrn nicht, sich auf Kosten der Weichenwächter bei der Vorgesetzten Behörde schön zu machen, oder damit die Fehler gutzumachen, daß man Arbeiter entläßt, weil sie bei Protokollaufnahmen die Wahrheit sagten, was dem Herrn nicht angenehm war. Wir wollen diesmal in der Hoffnung schließe», daß diese paar Zeilen auf den Herrn KwitniowSky einwirken werden. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann mühten wir daS nächstemal ernster und deutlicher sprechen. Mährisch-Ostrau-Odcrfurt. (Heizhaus.) Daß es nie zum Guten führt, wenn an der Spitze einer Verwaltung oder Unternehmung zwei Kommandierende stehen, ist eine allbekannte Tatsache. Bei der k. k. HcizhauSleitung Mährisch-Ostrau-Oderfurt ist dies aber tatsächlich der Fall, und wir machen die betrübende Wahrnehmung, daß der Zwiespalt zwischen den beiden Leitern des Heizhauses auf dem Rücken des Personals ausgetragen wird. Wir sind weit davon entfernt, Herrn Inspektor Schwarz in Schuh zu nehmen, denn wir haben fein besonderes Wohlwollen noch nie zu spüren bekommen; aber was sich sein Stellvertreter, Herr Inspektor Aufricht, herausnimmt, übersteigt alle Grenzen. Man sieht ganz deutlich) daß sein ganzes Bestreben nur darauf hinzielt, den Heizhaus-leitet in jeder Beziehung zu übertreffen. An einigen Beispielen wollen wir fein aebäsiiaes Voraeben schildern. Ho wie jedes Lahr, wurden auch Heuer zur Zeit des schwächeren Verkehres die jüngeren Lokomotivführeranwärter zum Heizerdienst abgelöst. Trotzdem Herr Inspektor Schwarz dies bis zum äußersten durchführte, sehen wir, daß mit dem Moment, als derselbe seinen Erholungsurlaub anrritt, Inspektor Aufricht noch einige Reduzierungen vornimmt, trotzdem er selbst wußte, daß der Dienst dann nicht mehr bewältigt werden kann, aber offenbar nur zu dem Zwecke, um zu beweisen, datz er noch besser sparen kann. Die Folgen stellten sich sofort ein. Um den Ausfall an Personal wettzumachen, werden andere Lokomotib-partien in ihrer turnusmäßig freien Zeit zu Dienstleistungen kommandiert. Gewiß baben während der Zeit des Aufricht-Regimes nicht einmal die uns aufoktrohierten Turnusse Gültigkeit. Ein anderes Beispiel: Im Montanbahnheizhaus existiert keine Putzpartie. Böse Zungen behaupten, daß wohl eine solche dort ist, aber nur zu der Zeit, wenn eine Kontrolle oder Spar-kommifsion von der Direktion kommt. Herr Aufricht zwingt nun durch Strafandrohungen die Heizer und zum Heizen ab-gelöste Anwärter zum Putzen der ganzen Lokomotive. Für eine Diensttour bekommt man 0"25 Kilogramm Werg. Man weih wirklich nicht, dient dasselbe zum Reinigen der Hände oder der Maschine. Wollte man wirklich die Lokomotive reinigen, so ist man gezwungen, sich das Puhmaterial zu kaufen, denn abfassen kann man es nicht. So ein Vorgehen kann man nicht mehr Tantiemenhascherei nennen, sondern Tantiemenschinderei. Wir könnten eine Menge solcher Beispiele anführen, wollen aber für heute schließen. Aber eines merken Sie sich, Herr Aufricht: Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Wir sind schon mit ganz anderen Leuten fertig geworden, und auch Sic werden noch daran glauben müssen, daß es nicht gut ist, wenn der Vorgesetzte von seinen Untergebenen gehaßt wird. Jglau. (Die Verleumdungen eines deutsch-gelben Arbeiterblältchens.) In der Schriftleitung der Jglauer „Volkswehr" dürfte man vorausgeahnt haben, welche Haltung die deutschbürgerlichen Abgeordneten am 2. Juli bei der Abstimmung über den Antrag Tomschik einnehmen werden. Man sah sich vor und nach der Manier der ausgehaltenen deutschgelben Preßstrolche bereitete die „Volkswehr" in ihrer Nummer vom 29. Juni I. I. ihre Leser aus Eisen-bahiierkreisen auf den bevorstehenden Verrat vor. Sic suchte die zu erwartende Flut der Entrüstung von den deutschbürger-lichcn Abgeordneten abzulenken und sie auf den Vertrauensmann der sozialdemokratischen Eisenbahner Jglaus, Genossen Horowitz, zu konzentrieren. Der Umstand, daß Genosse Horowitz an der in Wien abgehaltenen Reichskonferenz der Arbeiter der k. k. Staatsbahn teilnahm und daß in Jglau von den Arbeitern dcS Fahrdienstes gemeinsam die Mittel aufgebracht wurden, damit ein Vertreter dieser Dienstgruppe zu der angeführten Konferenz entsendet werde, wurde von der „Volks-Wehr" dahin umgelogen, daß Genosse Horowitz für sich absammeln hätte lassen, um nach Wien zur Direktion zu fahren. Da aber kein Sprechtag in der Direktion war und Genosse Horowitz ein pensionierter Bediensteter sei. der nicht empfangen werde, sei das ganze entweder Schwindel oder Hintertreppenpolitik, gegen die man sich energisch verwahren werde. Genosse Horowitz betreibe die Rettung der Eisenbahner gewerbe-mäßig und schnüffle überall herum, um den Leuten, bei denen er Unzufriedenheit wittert, einen blauen Dunst vorzumachen, läßt sich die „Volkswehr" vernehmen. Schließlich erkennt sie aber doch an, daß die Arbeiter des Fahrdienstes arme Teufel sind und daß dem Stationsvorstand L a n g e l a tz mehr Höflichkeit geziemen würde. — Wir glauben der „Volkswchr" recht gerne, daß ihr die Tätigkeit und der auch von den Gegnern anerkannte Eifer des Genossen Horowitz unangenehm ist, ist es ihr doch nie um die Bediensteten, sondern stets nur um die Größe ihres Schasstalles zu tun. Die „Volkswehr" kann cs rubig den berufenen Leuten, den Eisenbahnern, überlassen, die Tätigkeit des Genossen Horowitz zu beurteilen. Uns Stehen nicht die gleichen dienstlichen Repressalien zur Verfügung, die Leute zur Angehörigkeit zur Organisation und zur Leistung von Kronenbeträgen für Jnbliäumsspenden zu verhalten, als dem Reichsbund, und wenn Eisenbahner Verpflichtungen unserer Organisation gegenüber übernehmen, bestimmt sie hiezu ihr freier Wille, weil im Rahmen unserer Organisation das Verhältnis von Rechten und Pflichten ein natürliches und gesundes ist. Die Tätigkeit jedes einzelnen unserer Vertrauensmänner untersteht der Kontrolle der Gesamtheit und bedarf wahrscheinlich nicht der Beaufsichtigung seitens der „Volkswehr". Damit, daß die „Volkswchr" die Arbeiter des Fahrdienstes bedauert, ist diesen nicht gedient, sie bedürfen eine entschiedene Vertretung ihrer Interessen und die war bisher immer nur in der sozialdemokratischen Organisation zu finden. Und so wird sich die „Volkswehr" dreinfügen müssen, daß Genosse Horowitz weiter die Funktionen ausübt, die ihm durch das Vertrauen seiner Kollegen übertragen wurden. Salzburg. (Hetzhaus.) Es wäre unschön von uns. wenn wir Herrn Inspektor Mehrer anläßlich seiner Versetzung von Salzburg nach Wien (Nordwestbahn, Heizhaus) keinen Nachruf widmen würden. So wie Herr Inspektor Mehrer war noch kein Vorgesetzter im Heizhaus Salzburg, der das Tantiemenmachen an totem und hauptsächlich an lebendigem Materiale so verstand, wie er. Prosessionisten, Taglöhner und zum Teile auch das Lokomotibpersonal wurden, wie es nur möglich war, ansgebeutet. Urlaub wurde nur Liebkindern gewährt. Wurde ein Bediensteter wegen lieber-müdung krank, hatte er es nachträglich sehr stark zu fühlen. Kurz, wie schon erwähnt, Inspektor Mehrer ist ein Mensch, wie er selten zu finden ist. Die Genossen von Mährisch-Schönberg gratulierten uns seinerzeit zu Herrn Inspektor Mehrer. Auch wir können den Genossen dom Heizhaus Wien-Westbahn zu diesem sauberen Vorgesetzten gratulieren. Zugleich wurde auch der gelbe Agitator, Herr Kommissär Dauschek, nach Karlsbad versetzt. Dieser Herr hat schon den ganzen Innsbrucker Bezirk Lurchgewandert. Man konnte ihn aber nirgends Brauchen, deshalb ist er jetzt zum Vorstandstellvertreter avanciert, um in Karlsbad seine Kenntnisse zu verwerten. Die Gelben werden an ihm dort gewiß eine Stütze haben. Jnzersdorf-Or«. (K. k. Staatsbahn.) Diese Station, welche aus einer ehemaligen Ausweiche entstanden ist, bildet mit ihrer mißlungenen Anlage und ihrem immerwährenden Platzmangel geradezu den Schrecken des gesamten Fahrpersonals dieser Strecke. Es vergeht fast keine Woche, ohne daß dort eine Streifung, Entgleisung u. f. w. vorkommt und es sind alle diese in letzter Zeit vorgekommenen Störungen auf Grund der verpfuschten Stationsanlage zu buchen. Wenn nun irgendeine Unregelmäßigkeit oder Verkehrsstörung sich ereignet hat, so erscheint in einigen Tagen darauf die Erhcbungskom-mifsion, um die Schuldigen zu ermitteln, beziehungsweise zur Bestrafung zu beantragen. Das Fahrpersonal weiß aber schon vor der Protokollaufnahme, daß einzig und allein nur jene Faktoren die Schuld treffen kann, welche seinerzeit den entworfenen Plänen für die gegenwärtige Anlage ihre Zustimmung gaben und sollten diese deshalb auch jedesmal zur Verantwortung gezogen werden. DaS Fahrpersonal hat daher diese Station schon längst umgetauft und nennt sie nicht mehr Jn-zersdorf, sondern Mausfalle, was auch die zutreffendste Bezeichnung fein dürfte. Der Platzmangel führt zu fortwährenden instruktionswidrigen Verschiebungen, zum Beispiel, um einen Platz von 20 bis 30, oder auch 40 Zentimeter Geleiselänge zu gewinnen, müssen die Pufferfedern aller auf einem oder dem anderen Stutzgelcife stehenden Wagen bis zur größten Zu-täfsigkeit zusammengepreßt werden. Das Verschieben mit ungenügend freier Grenzmarkc kann täglich beobachtet werden, dazu kommt noch, daß der Verfchub wegen Ankunft, beziehungsweise Turchfabrt anderer Züge fast immer behindert wird und bei den Verschiebungen seitens der Diensthabenden stets getrieben und deshalb gehastet wird, um den ankommenden, beziehungsweise durchfahrenden Zug nicht aufzuhalten, weil sonst der jeweilig Diensthabende empfindliche Strafen zu gewärtigen hat. Alle bisherigen Unregelmäßigkeiten sind noch so ziemlich glimpflich verlaufen, das heißt, es wurde vom beteiligten Personal niemand verletzt und auch der Materialschaden war kein besonders großer. Es können aber ganz leicht ein oder mehrere Bedienstete verletzt, unter Umständen auch getötet werden. Wir fühlen uns daher verpflichtet, auf diese Menfchenfalle ganz besonders hinzuweisen und hoffen, daß diese Zeilen mit dazu Beitragen, daß aus der vervfuschten eine moderne Anlage wird. Bevor noch die geschilderten Zustände zu einer Katastrophe führen. Die Kosten der ErheBungskommissionen können auf die Dauer des gegenwärtigen Zustandes erspart werden, weil wir eingangs die Schuldigen ein für allemal Bezeichnet haben. Versammlungsberichte. Protestvcrsammlungcn in Kärnten. Mit dieser Tagesordnung fand am Donnerstag den 18. d M. abends in den Kasinosälen in Villach eine äußerst stark besuchte Eisenbahnerversammlung statt, die von Genossen Brandl geleitet wurde. Als erster Redner beleuchtete Abgeordneter Genosse G r ö g e r die arbeiterfeindliche Haltung der deutsch-bürgerlichen Abgeordneten bei der Abstimmung am 2. Juli über den Antrag Tonischik im Parlament und besprach den Kampf, den die Eisenbahner seit langer Zeit zur Verbesserung ihrer Lebenslage führen. Ans Kärnten hat nicht ein einziger bürgerlicher Abgeordneter für den Antrag Tomschik gestimmt. Die Abgeordneten Steinwender, Hofer, Lntschouuig, Walfeuer, Pirker und Nagele haben dagegen gestimmt, während die Abgeordneten Pongratz, Dobernig und Grafenaner vor der Abstimmung davonliefen. weil sic sich vor der Wählerschaft fürchten. GJrüger appellierte an die Versammelten, für diesen Verrat bei der nächsten Wahl Vergeltung zu üBcn, und forderte alle Eisenbahner auf, zum Kamps zu rüsten, der demnächst auf der ganzen Linie entbrennen wird. Verzichten werden die Eisenbahner aus keinen Fall auf die 17 Millionen, und wenn sie sie nicht gutwillig erhalten, werden sie sich sie erzwingen. (Lebhafter Beifall.) Gewerkfchaftsfckrctär Genosse Leopold P ö l z l schilderte in längerer Rede die ganze Entwicklung des Kampfes der Eisenbahner um die Erhöhung der Bezüge und zeigte an treffenden Beispielen die Demagogie und Arbeitcrfcindlichkeit der deutschnationalen und christlichsozialen Abgeordneten auf. Abgeordneter Heine hat im Herbst eine von Arbeiterfreundlichkeit triefende Rede für die Eisenbahner gehalten und die Deutschnationalen und Christlichsozialen haben im März dieses Jahres den Eisenbahnminister wegen der fehlenden 17 Millionen interpelliert, und wo cs sich nun darum handelte, den Eisenbahnern die 17 Millionen Kronen zu bewilligen, stimmten sie alle dagegen. Dieser schändliche Volksverrat muß gesühnt werden, und deshalb müssen die Bediensteten die Reihen der Organisation lückenlos schließen und durch Selbsthilfe das zu erreichen suchen, was ihnen die Engherzigkeit der Bürgerlichen Abgeordneten verweigert. (Lebhafter Beifall.) Kondukteur Genosse Peter Melcher verwies auf die falschen Nachrichten, die die Regierung über die Höhe der Bezüge der Bediensteten im „Fremdenblatt" und in der „Neuen Freien Presse" veröffentlichen ließ, um die Öffentlichkeit irrezuführen und gegen das Eisenbahnpersonal Stimmung zu machen. Er bewies an der Hand von Beispielen, welche Not unter vielen Eisenbahnbediensteten, insbesondere unter den Arbeitern, herrscht uni) wie wenig von den bewilligte» 21 Millionen auf den einzelnen entfallt. Seine trefflichen Ausführungen klangen aus in die Aufforderung, den letzten Mann der Organisation znzuführen, dann muß der Sieg unser sein. (Großer Beifall.) Am Samstag den 13. d. M. fand in Tiirlers Gasthaus in St. Ruprecht bei Ktagenfurt eine zahlreich besuchte Versammlung aller im Staatsbahndienste stehenden Arbeiter statt, in welcher die Genossen B l a t t n i g und W , e s e r über die Reichskonferenz Bericht erstatteten. Anschließend daran besprach Abgeordneter Genosse Fl. Gröger die Abstimmung Über den Siebzehn-Millionen-Antrag des Sozialdemokratischen Verbandes im Abgeordnetcnhause und den Verrat der deutschbürgerlichen Abgeordneten an den Ei,cn-bahnern. Die Versammelten machten ihrem Unmut durch stürmische Entrüstungsrufe über den deutschnationaleu und christlichsozialen Strbeitertierrat Luft. Die Stimmung der Teilnehmer dieser beiden Versammlungen kam in einer einstimmig angenommenen Resolution zum Ausdruck, die gegen jene Abgeordnete, die gegen den Antrag des Genauen Tomschik stimmten oder sich bei der Abstimmung absen-tierten, die tiefste Entrüstung ausspricht und die auch die diversen Schwindelorganisationen an diesem Verrat mitschuldig erklärt. ________________ strems a. d. Donau. Am 23. Juli fand in Frau Hubers Gasthof in Krems eine freie Eisenbahnerversammlung statt, in welcher Genosse Franz S w o b o d a aus Wien ein sehr sachliches Referat übreidas Thema: „Der 17-Millionenantrag und die bürgerlichen Parteien" hielt, das mit großem Beifall ausgenommen wurde. Vom Vorsitzenden Genossen Wendt wurde hierauf folgende Resolution zur Verlesung gebracht: Resolution. „Die am 23. Juli 1912 in HuBerS Gartensalon in Krems a. d. Donau tagende freie Eisenbahnerversammlung beschließt: Die Organisation wird beauftragt, sowohl bei den obersten Stellen der Staatsbahnverwaltung als auch durch die sozialdemokratischen Abgeordneten im Parlament dahin zu wirken, das die gemachten, aber bisher nicht erfüllten Zuge-siändnisse endlich zur Durchführung gebracht werden. Gleichzeitig spricht die Versammlung den dentschburgerlichcn sowie de» christlichsozialen Abgeordneten, welche bei der Abstimmung den Antrag Tomschik betreffs der ausständigen 17 Millionen ablehiilen oder die bei der Abstimmung davonliefen, das schärfste Mißtrauen aus. Der Fraktion der sozialdemokratischen Abgeordneten spricht die Versammlung wegen ihres tatkräftigen Eintretens zugunsten des 17-Millionenantrages die vollste Anerkennung und den wärmsten Dank aus. Wir werden trachten, alle Eisenbahner in unseren Reihen zu vereinen, um mit größerer Kraft in den Kampf für unsere Forderungen treten zu können." Diese Resolution wurde einstimmig angenommen. Genosse D o r n i n g c r berichtete über die Arbeiter-Reichskonferenz. Weiters sprachen die Genossen Krobath, Wisgril, Hiß und M i 11 e r nt c t) c r. Genosse Wendt dankte dem ^Genossen Swoboda für sein ausführliches Referat und ,chloß um >212 Uhr nachts die sehr gut besuchte Versammlung. Wien. Am 16., 17. und 25. Juli l. I. fanden in Wien irrt XIV., XIX. und IX. Bezirk große Magazinarbeiterver-sammlungcn statt, in welchen gegen die ungeordnete Sonntag-nachmittagsarbeit Stellung genommen wurde. In alle drei Versammlungen wurde von der Zentrale Genosse «woboda entsendet. Die Teilnehmer der Versammlungen, i» welchen stets Abordnungen anderer Magazine erschienen waren, gaben mit lautem Protest ihre Empörung darüber kund, daß die StaatSbahnverwaliung selbst ^ an SonniagiiachniiUagctt die auscieschundenen Magazinarbeiter zur Arbeit befehlen will und in allen drei Versammlungen wurde die in dem Artikel „Die Magazin arbeiter und ihre Arbeitszeiten" veröffentlichte Resolution einstimmig angenommen. Böckstein. Die Versammlung am Sonntag den 14. Juli mit der Tagesordnung: „Die Arbeitsordnung und die Per-sonalkommissionen" verlief bei gutem Besuch sehr anregend. Der Referent Genosse G a t g l ans Salzburg entledigte sich feiner Aufgabe vorzüglich und in leichtverständlichcr Weise. Die Mißgeburt „Arbeitsordnung" wurde einer scharfen Kritik unterzogen. Leoben. Hier fand am 14. Juli eine massenhaft besuchte Versammlung statt. Referent war Genosse Müller. Branowitz. Am 21. Juli hielt die Ortsgruppe ihre Monatsverfammlung mit Vortrag der Genossen Mouka und Hack ab. Drösing. Sonntag den 21. Juli fand in Ringelsdorf eine gutbesuchte Mitgliederversammlung der Ortsgruppe Drösing statt. Genosse Adolf Müller von der Zentrale referierte über die bevorstehenden Neuwahlen in die Personal-kommission und üBer die Schaffung eines entsprechenden Ver-trauensmännershstems. Der Versammlung wohnten auch nicht-organisierte EisenBahner Bei. Hievon traten nach der Versammlung vier als Mitglieder der Organisation bei. Jglau. Am 21. Juli I. I. fand in Jglau, Pragerstraße 8, um 4 Uhr nachmittags eine gut besuchte Eisenbahnerversamm-lung statt, in welcher Genosse Swoboda von der Zentrale über die Arbeits- und Lohnordnungen und Ablehnung der 17 Millionen Kronen in deutscher, Genosse Horowitz in tschechischer Sprache referierten. Nach den Referaten waren zahlreiche Beitritte zu verzeichnen. Aus den Organisationen. Komotan. Wegen Umgestaltung, respektive Neuanlage des Bibliothekskatasters wird die Bücherausgabe bis aus weiteres eingestellt. Taher ersuchen wir alle jene, welche entliehene Bücher haben, dieselben ehestens an Genossen Stütz aBzuführen. Wir Bringen nochmals in Erinnerung, daß der Ausflug auf den KeilBerg am 4. August aufrecht BleiBt, und erwarten eine rege Beteiligung. Leitd. Am 14. Juli fand in Send die konstituierende Versammlung der Ortsgruppe statt. In die Ortsgruppenleitung wurden folgende Genossen gewählt: Alois Renner, Obmann, Joliann ©meinet, Stellvertreter; Johann Meißeler, Kassier; Josef Wörndl und Peter Köstler, Sub-kassiere; Rupert Gr über, Schriftführer, Jakob Egger, Stellvertreter; Josef Stangl und Johann Pichler. Bibliothekare; Matthias Reiter und Johann Sc er, Kontrollore. Zuschriften sind an den Obmann Alois Renner. Weichenwächter in Send, zu adressieren. Budwcis. Die Mitglieder des Sterbefonds werden auf» gefordert, für den am 26. Juli I. I. verstorbenen Kollegen Thomas Persona den Sterbefonds zu entrichten. Technisches. Tie Eisenbahnen der Erde. Im „Archiv für Eisenbahnwesen" findet sich eine interessante Darstellung der Entwicklung des Eisenbahnwesens der Erde. Das gesamte Eisenbahnnetz hatte eilte Länge von ' 1840 ............................ 7.700 Kilometern 1850 ........................... 38.600 1860 108.000 1870 .......................... 209.000 1880 .......................... 372.400 „ 1890 ■ •••»••*..•• 611.300 „ 1900 .......................... 790.100 1910 ........................ 1,030.000 „ • Die Gesamtlänge des Eisenbahnnetzes bat sich also im Lauf der letzten 70 Jahre vcrfünfzehnfacht, der letzten 80 vnorc verdreifacht. Die einzelnen Erdteile waren an den tm xsahre 1910 vorhandenen 1,030.000 Kilometern wie folgt beteiligt: Amerika....................• 526.000 Kilometer Europa. ...................... 333.850 „ Asien.......................... 101.900 „ Afrika.......................... 36.850 „ Australien .....................31.010 „ In Europa selbst hat Deutschland mit 61.150 Kilometern die größte Schienenlänge; es folgt Rußland mit 59.560 Kilo-metern, Frankreich mit 49.380 Kilometern, Aesterreich-Unssarn mit 44.370 Kilometern, England mit 37.580 Kilometern, Italien , mit 16.960 Kilometern, Spanien mit 15.000 Kilometern und Spanien mit 13.980 Kilometern u. s. w. Deutschland allein hat also säst ebensoviel Eisenbahnen wie die beiden Erdteile Afrika und Australien zufammeitgenommen. Die Anlage des gesamten Eisenbahnnetzes der Erde, das zu etwa einem Drittel Staatseigentum ist, kostete 227 Milliarden Mark. Die grafite Lokomotive. Als Vorspannlokomotive für Strecken mit sehr starker Steigung, die bisher eine Teilung schwerer Gütcrzügc oder das Vorspannen von zwei bis drei normalen Lokomotiven erforderlich machten, hat die Erie Railroad Company drei neue RieMlokomotiven in Auftrag gegeben, deren erste kürzlich von der American Lokomotive Company fertiggestellt wurde. Diese Lokomotive ist eine ganz gewaltige Maschine, ein wahres Monstrum, das in jeder Beziehung alle seine Vorgänger weit übertrtsft. Ihre Länge — mit dem Tender gemessen — beträgt nicht weniger als 24 Meter; sie wiegt ohne Tender 205 Tonnen, wahrend der Tender allein noch das staatliche Gewicht von 81 o Tonnen repräsentiert. Als besonders bemerkenswert fällt auf, daß die neue Erie-Lokomotivc zwei vollkommen getrennte Maschinen besitzt, deren jede aus einem besonderen Radsatz von vier gekuppelten Achsen arbeitet. Die vordere, die Niederdruck* Maschine, ist mit ihre Achsen ganz unabhängig vom Haupt-rahmen der Lokomotive in einem besonderen Drehgestell gelagert, so daß trotz der großen Länge der Lokomotive mich scharfe Kurven ohne Gefahr durchfahren werden können. Der sich über die ganze Länge der Lokomotive erstreckende Kessel hat eine Länge von fast 11 Metern bei 2 5 Meter Durchmesser des Kesselmantels; er enthält 404 Rauchrohre von 6'4 Meter Länge und 56 Millimeter Durchmesser. Die Rostflache des Kessels beträgt 93 Quadratmeter, die Heizfläche nahezu oOO Quadratmeter, der erzeugte Dampf hat eilte Spannung von 15 Atmosphären lleberdruck. Der Kessel wiegt 50 Tonnen, mit Wasser gefüllt 70 Tonnen. Der int Kessel erzeugte Dampf wird von dem oben auf dem Kesselmantel ungeordneten Dampfdom durch die an der Seite des Kessels sichtbaren inohrc den Hinteren Hochdruckzylindern zugeführt, die einen Durchmesser von 63 5 Zentimeter bei 71 Zentimeter Hub haben. Von den Hochdruckzylindern gelangt der Dampf durch zwei unterhalb des Kessels, im Lokoinotivrahinen, liegende Rohre nach vorn zu den Niederdruckzylindern von je 90 Zentimeter Durchmesser. Der §>ul> der Niederdruckmaschine beträgt gleichfalls 71 Zentimeter. Von den Niederdntckzylindern gelangt der Dampf zum Auspuff durch den Schornstein. Die Verbindungsrohre zwischen den Hoch- und Niederdruckzylindern sind mit geeigneten Gelenken versehen, so daß die Drehbarkeit des vor-deren, die Niederdruckmaschine tragenden Drehgestells nicht beeinträchtigt wird. Bei der angegebenen Führung des Dampfes, nacheinander durch Hoch- und Nicbcrdrucfzylindcr, entwickelt die Lokomotive eine Zugkraft von 49 Tonnen. Wenn aber auch der Niederdruckmaschine Frischdampf direkt vom Kessel zugeführt wird, so erhöht sich die Zugkraft auf 60 Tonnen. Verschiedenes.. Kleinbahnidyll. Im „Simplizifstmus" ist folgendes köstliche Geschichten zu lesen: Bekanntlich besteht der ganze Bahnhof verschiedener Lokalbahnstationen darin, daß auf einem geebneten Stück Land etwas Asche aufgeschüttet ist, während eine an zwei Stecken befestigte Blechtafel den Namen der Haltestelle verkündet, ■ s Anspruchsvoll, wie heutzutage die Leute sind, haben sich kürzlich mehrere Einwohner einer unterfränkischen Ortschaft erkühnt, von der Verkehrsverwaltung die Errichtung eines Aborts und einer Unterstandshütte mit der Begründung zu erbitten, daß man bei der fast halbstündigen Entfernung der Haltestelle vom Orte sehr häufig in die Lage komme, jene beiden Wohlfahrtseinrichtungen benützen zu müssen. Diese geradezu unerhörte Bitte wurde nun, wie so oft, >„auS grundsätzlichen Erwägungen" abgewiesen. Die biederen Landbewohner aber, sehr stolz auf ihre so fortschrittliche Eingabe, sahen sich dadurch in ihren heiligsten Gefühlen verletzt und kamen zu der Einsicht, daß hier nur weitestgehende Selbsthilfe zum Ziele führen könne. Am nächsten Tage war denn auch bereits wenigstens dem dringendsten Bedürfnis auf einfache und vor allen Dingen für den Staat kostenlose Weise abgeholfen: lieber die Stationstafel war ein Strick geworfen; daran waren zwei schon etwas alternde E m a iIn a ch tt ö p f e angebunden, die fröhlich in der Luft baumelten. Und auf dem einen stand mit Oelfarbe geschrieben: „Für Herren", auf dem anderen: „Für Damen"! Literatur Von der „Neuen Zeit" ist soeben das 43. Heft des 30. Jahrganges erschienen. Aus dem Inhalt des Heftes heben wir hervor: Der Parteitag von Reggio Emilia. Von Oda Olberg (Rom). — Massenaktion und Revolution. Von Anton Pannekoek. (Schluß). — Die sozialdemokratische Fraktion in der dritten Dumai Von Georg Stiekloff. (Schluß). — Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Jahre 1911. Von Paul Barthel. — Literarische Rundschau: Dr. Fritz Ernst, Landrichter in Essen, Berufsrichter und Volksrichter in der Strafrechtspflege. Von Siegfried Weinberg. A. M. Simons, Social iForces in American History. Von K. K. Zeitschriftenrundschau. Feuilleton der Neuen Zeit Nr. 53: Das Junge Deutschland. Von F. Mehring. Die Intellektuellen. Von Ernst Lakenbacher. Der Monistenbund. Von Fritz Elsncr. — Bücherschau: I. Belli, Die rote Feldpost unterm Sozialistengesetz. Emil Rosenow, Gesammelte Dramen. Gustav Janson, Lügen. Edwart Richter, Meine Erlebnisse in der Gefangenschaft am Olymp. — Lose Blätter: Die unterdrückte Meinungsfreiheit. i Die „Neue Zeit" erscheint wöchentlich einmal und ist durch alle Buchhandlungen, Postanstalten und Kolporteure zum Preise von Mk. 3'25 per Quartal zu beziehen; jedoch kann dieselbe bei der Post nur per Quartal abonniert werden. Das einzelne Heft kostet 25 Pf. 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Ich erkläre nun, datz ich dazu nicht den geringsten Anlaß hatte; ich nehme diese Aeußerung mit dem Ausdrucke des Bedauerns zurück und bitte dem Privatkläger Herrn Franz T. Herzig wegen derselben um Entschuldigung. Philipp Labugger. Sie können viel Geld ohne Mühe verdienen. Senden Sie Ihre Adresse an Arnold Weist, Ilhren-Export, Wien 63. Nebenerwerb oder Existenz sichern sich Herren und Damen selbst in den kleinsten Orten durch Verkauf grossartiger Haushaltungsgehrauchsartikel. Riesen verdienst zu- gesichert Näheres gratis. Anfragen mittelst Postkarte unter „Nr. 28' an die Annoncenexpedition Eduard Braun, Wien l, Rotenturmitrasie 9. 26 Patentkappen aus Strohgeflecht 40 Prozent leichter als die bis jetzt existierenden! Alleinige Fabrikanten: Press & Läufer, Aussig a. d. E. U. 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