Nr. 12. December 1960. m. Jahrgang. wird im nächsten Jahre, wie bereits mitgetheilt worden, innerlich lind äußerlich bedeutend erweitert und vervollkoininnet werden. Zahlreiche prächtige Illustrationen und spannende Aufsätze sind für den nächsten Jahrgang schon vorbereitet und versprechen, den „Stern der Neger" 511 einer vorzüglichen Missions- und Fainilienzsitschrift zu machen, welche bei dem einfachen und dem verwöhnten Leser Gefallen erregen wird. Um diese Vervollkommnung ohne schweren Nachtheil durchführen zu können, ist es nothwendig, dass die Zahl der Abonnenten bedeutend zunehme. Darum suchen wir für den „Stern der Neger" an allen Grten gjf Förderer und Förderinnen, ^ die um der guten Sache willen, der das Blatt und das Missionshaus dient, unsere Monatsschrift in freundes- und Bekanntenkreisen zu den denkbar günstigsten Bezugsbedingungen zu verbreiten bereit sind; f)robenuminern stellen wir mit Freuden zur Verfügung. ferner bitten wir unsere Freunde um gütige Bekanntgabe von W Adressen, "WD an welche wir mit einiger Hoffnung auf Erfolg si)robenummern versenden könnten. Je mehr Abonnenten das Blatt zählt, desto mehr kann es seinen Lesern bieten; überdies thut jeder, der das Blatt fördert, ein gutes Werk und nimmt Antheil an den Segnungen des Missionswerkes. ----— Für Ansichtskarten-^ammler! ——— Jeder, wer uns neue sichere Abonnenten zuführt, erhält über Verlangen ebenfoviele schöne Ansichtskarten von Aegpptsn und Sudan, dortselbst aufgegeben und abgestempelt. Missionshaus Mühlanö bei Mixen. Korrespondenz der Expedition. Eingegangene Geldsendungen. (Vom 27. October bis 28. November 1900.) Mr öas Missionshaus: ..........~" 50.— K. 10.- 20. Josefa Wiedermann, Private, Klosterneuburg ..................... Franz Falkner, Dechant, Weyer Wilfling, Hl. Kreuz a. Waasen . . In Nicderösterreich gesammelt durch Br Klodt...................... . 650.— K. Anna Rühl, Winkern.................6.— K. ~ - ~ - ’ K. K. K. M. Bertha Paul, Innsbruck . . . Matth. Braudlmayr, Grieskirchen Dr. E. Schöbet, Bischof, Leitmeritz Otto Mohn, Lehrer, Kunzendorf Dr. I. CH. Mitterrutzner, Neustift Julius Krill, Blansko . . Franz Fuchs, Wien . . Aus Rennweg .... Ein Legat................. Bücher, Zeitschriften u Ungarn; K. K. Rath Truxa, Mv heilige Messen: Hubertine Blistain, Ahrweiler . . R. Wersch, Pfarrer, Alt-Grottkan . Julius Krill, Blansko.............. Franz Fuchs, Wien.................. Hawlas, Pfarrer, Trzynietz . . . v. Nagel, Baronin, Oelde i. W. Bertha Paul, Innsbruck .... H. Neher, Pfarrer, Bronnen . . Elise Fröhlich, Ahrweiler .... E. Zaruba, Pfarrer, Komornik . . R. Wersch, Pfarrer, Alt-Grottknu . Gräfin Sophie Mcrvcldt, Freckenhorst Rudolf Seiner, Caplan, Göß . . H. Dörgens, Caplau, Nürnberg . Rosenauer..........................20. K. . . . H. Schwer, Lehrer, Steele . . . 6,— M. dgl. für unsere Hausbibliothek sandten ein: Fürst Esterhazy, Oszlop, Wien; Karl Krall. Notariatsbeamter, Neumarkt in Steiermark; 650.— 6.-1,-120.-17'— 10. 1,— 2 — 4,— 10.— 100 K. K. K. K. K. 46.50 M. 21.50 M. 4,— K. 4,- K. 36.14 K. 32.46 K. 10.— K. 40. — M. 19,- M. 65.— M. 83.50 M. 30 40 M. 16.80 K. 41. - M. KÜnMndlung' Meckert "Oppeln; I.' Kern, Theolog, St. Pölten; Joh. Wlick Priester, Wien; Graf Leilern, Wien; Martin Hnnsal, Katechet, Wien; Dr. Jos. Mielmcki, Lemberg; ^oh. Pirkcr, Pfarrer, Paternion. Itbštmrie m Knk. Organ des MijsionsHaufes der „Sojin’ des 1)01. Herzens Jesu". Erscheiiik am Anfange jeöes Monats, Mr. 12. Decemöer 1900. III. Jahrgang. Inhalt: An der Schwelle dos IV. Jahrganges. — Lebensbilder verdienstvoller deutscher Missionäre: P. Ioh. Ncp. thinteröcker, 8. J. (Schluss). — Krieg des Lhalifen Abdullah! gegen die englisch-ägyptischen Truppen (Schluss). — Dom afrikanischen Sclaven znni katholischen Priester (Schluss). — Rundschau in den Missionen. — Ein Deutscher — Sclave in Afrika (Schluss). — Nachrichten aus beut Marien-Derein für Afrika. All öer Schwelle öes IV. Jahrganges. dieser Nummer geht der III. Jahrgang unseres Blattes zu Ende, /z7 / und es gereicht uns zur besonderen Freude, mittheilen zu können, 7 dass der „Stern der Neger" im nächsten Jahre bei gleichem Preise (jährt. 3 K = 3 Mk. mit Postzusendung) bedeutend vergrößert und auch äußerlich schön ausgestattet werde. Neue interessante „Lebensbilder deutscher Missionare" sind schon bereit, die „Rundschau in den Missionen" wird die Leser regelmäßig über die Missionen in allen Theilen der Welt unterrichten, und eine Menge andern spannenden Lesestoffes harrt in unserer Lade des Abdruckes. — Dies geschieht in der Hoffnung, dass uns unsere bisherigen Freunde treu bleiben und uns ihre Treue einerseits durch baldige Erneuerung des Abonnements, andererseits dadurch beweisen, dass sie den „Stern der Neger" in ihren Bekanntenkreisen empfehlen und ihm zu neuen Abonnenten verhelfen. Are Hieöaction. LelikiiMlSm verdienstmller deutscher Missiauäre. Von $s. B. P. Johann Nep. Hinteröcker, 8. J. (Schluss.*) P. Hinteröcker war in Adelaide Domprediger, Domvicar unb Seelsorger zugleich; denn es befanden sich in der Stadt im ganzen nur fünf Priester, welche die Seelsorge in der Stadt und auf zehn (engl.) Meilen im Umkreis versehen mussten. P. Hinteröcker war der einzige Priester, welcher in der Domkirche die hl. Messe las, da die anderen nach den auswärtigen Stationen excurrierten. An Sonntagen musste er zweimal Messe lesen. Anfangs predigte er nur deutsch, aber bald fühlte er, dass er mit englischen Predigten mehr ausrichten könnte. Er versuchte sich mm zuerst vor einer kleineren Versammlung in englischen Vorträgen, und als er sich der Sprache genügend mächtig fühlte, predigte er einmal in der Domkirche englisch; damit erregte er unter den katholischen Engländern und Irländern der Hauptstadt große Freude und von da an predigte er häufig in dieser Sprache. Bei Engländern und Deutschen, bei Katholiken und Protestanten, bei Gläubigen und Rationalisten fanden seine Vorträge großen Anklang, und allgemein hieß es, seit 18 Jahren, nämlich seit P. Max Klinkowström sei kein solcher Prediger in Adelaide gewesen. Sehr großen Zulauf bekam P. Hinteröcker im Beichtstuhl; dieser war seine größte Mühe und Plage aber auch sein süßester Trost. Schon in den ersten vierzehn Tagen hatte er in Adelaide von Engländern allein mehr Beichten gehört, als in Sevenhill während fünfzehn Monaten in englischer, deutscher und polnischer Sprache zusammen. Samstag dauerte das Beichthören meist von 3 Uhr an bis 9 Uhr in der Nacht und darüber, Sonntags mit Ausnahme der Zeit für die zwei Gottesdienste bis 1 Uhr. — Dass er aber trotz seiner vielen Arbeiten, Sorgen und Bestrebungen auf seine naturgeschichtlichen Sammlungen nicht vergaß, ist bei *) Siche Nr. 11, Seite 242. Lebensbilder verdienstvoller deutscher Missionäre. 267 P. Hinteröcker wohl selbstverständlich; hier waren es zumeist die Muscheln der nahen Meeresküste, die seinen Sammeleifer stachelten. — Anfangs Juni 1868 kamen mehrere Priester aus Europa in Adelaide an, und hiemit war die Wirksamkeit des P. Hinteröcker an der Domkirche, die fast vierzehn Monate gewahrt, abgeschlossen; nun sollte er vorläufig nach Sevenhill zurückkehren. P. Hinteröcker hatte sich ditrch seinen lauteren Eifer, durch seine Unverdrossenheit, mit der er Gesunden und Kranken zu dienen bereit war, allenthalben aufrichtige Verehrung erworben, bei Priestern und Laien war er gleich beliebt. Als es daher bekannt wurde, dass er Adelaide verlassen müsse, entstand ein allgemeiner Jammer, alle hätten ihn gerne zurückgehalten. Wirklich änderten sich die Verhältnisse, dass sie ihn nur vorübergehend verloren, während er im Lande herumzog, um auch anderen zu predigen. Der Bischof von Adelaide hatte den Monat Mai 1868 zum Beginn der Triduen bestimmt, welche der Papst angeordnet hatte, um von Gott Barmherzigkeit zu erbitten wegen der damaligen Bedrängnisse der katholischen Kirche. P. Hinteröcker wurde mit der Abhaltung dieser kleinen Missionen betraut. Den Anfang machte er in Adelaide selbst, dann aber begann er nördlich und südlich davon seine fliegenden Missionen. Solche Missionen dauerten je nach den Umständen drei, vier bis acht Tage; täglich predigte er zwei- und dreimal in Kirchen, und wo es keine gab, in Privathäusern, wiederholt im Freien, auf offenen Plätzen oder am Meeresstrande. Neben dem Predigen gab es viele Beichten zu hören, oft tief in die Nacht hinein, ja bis Mitternacht. Das waren Tage der größten Anstrengung, eine wirkliche Seelenjagd auf Sturmeswegen, aber P. Hinteröcker fühlte sich stark und kräftig und voll inniger Freude über die reichen Erfolge. Von weiter Ferne strömten die Leute zusammen, um ihn zu hören, und er hatte die unsägliche Freude, dass Männer, die zwanzig Jahre und darüber nicht gebeichtet hatten, bei diesen Missionen zur Beicht kamen, und dass 38 Protestanten, erschüttert durch seine Predigten, vor ihm das katholische Glaubensbekenntnis ablegten. Nach diesen Tagen ununterbrochener Aufregung und Anstrengung fand er in der Hauptstadt keineswegs die ersehnte Ruhe; es trat dort plötzlich eine ungewöhnlich große Hitze ein, und dazu kamen bittere Kränkungen, die er nicht erwartet hätte, das ward für seine Kräfte zuviel und ein Nervenfieber warf ihn auf das Krankenlager. Kaum war aber das Aergste der Krankheit glücklich überstanden, als er sich schon wieder zu einem Ausflug rüstete, denn nach Neujahr sollte er Australien verlassen und nach Europa zurückkehren, darum wollte er die wenigen ihm noch übrigen Tage fleißig benützen. Noch fieberschwach und mit Katarrh behaftet, fuhr er nach Flinder-Eiland, einer einsamen Insel im südlichen Ocean, gegen 700 engt. Meilen von Adelaide entfernt. Der Zweck dieser Fahrt war, die Insel naturwissenschaftlich zu durchforschen, nachdem er schon viel über den Reichthum derselben an Natnrproducten gehört, und kein Naturforscher dieselbe noch besucht hatte. P. Hinteröcker hat die ganze Insel zu Fuß und zu Pferde durchforscht und brachte eine großartige Samm- 23* 268 Lebensbilder verdienstvoller deutscher Missionäre. lung von ganz neuen ober seltenen Sachen ans dein Pflanzen- und Thierreich zusammen. Mit diesem Ausflug war aber auch seine naturwissenschaftliche Thätigkeit abgeschlossen, denn er bekam einen Wirkungskreis, der ihm dazu keine Zeit mehr übrig ließ. Als nämlich P. Hinteröcker vom Bischöfe von Adelaide Abschied nehmen wollte, konnte sich dieser in den Gedanken gar nicht fügen, den lieben P. Hinteröcker aus seiner Diärese zu verlieren. Er hatte immer schon gewünscht, dass die Jesuiten in der Vorstadt Norwood ein Collegium gründen sollten; nun reifte sein Entschluss schnell. Der Bischof richtete an den Superior der Jesuiten-Missionäre in seiner Diöeese bett Vorschlag, dass er unverzüglich die Pfarrseelsorge von Norwood und Hectorville an die beiden Patres Hinteröcker unb Polk, welch letzterer gerade in Adelaide Exercitien gab, übertrage; er selbst wolle mit der nächsten Post den P. General in Rom um seine Zustimmung bitten. So ward P. Hinteröcker für Adelaide gerettet. Es war ein recht armer Anfang, mit dem die beiden Patres ihre Wirksamkeit in Norwood begannen; ohne Hans, ohne Kirche, ohne gesichertes Einkommen mussten sie anfangen. Der Bischof übergab ihnen in Norwood die sogenannte Schule mit einem kleinen Garten, ein Gebäude, das früher eine Scheuer gewesen und jetzt während der Wochentage znm Schnlehalten, für die Sonn- und Feiertage zum Gottesdienste diente. In Hectorville erhielten sie ein kleines, arm eingerichtetes Kirchlein; und an diesen beiden Gebäuden hiengen noch Schulden, nämlich 900 fl. für die Schule und 300 fl. für die Kirche, welche die Patres mit der Zeit abzahlet! sollten; sonst übergab ihnen der Bischof gar nichts, und er konnte ihnen beim besten Willen nichts geben, denn er war selbst arm. Die Kirche von Hectorville besaß ein einziges Messgewand, das für drei Farben dienen musste; P. Polk, der in Hectorville die Seelsorge übernahm, war ganz glücklich über diesen Schatz, der nur einen — Fehler hatte, dass er nämlich nur für Roth, Weiß und Violett, und leider nicht ' auch für Grün unb Schwarz zu verwenden war. Am 25. März 1869 kam endlich die Entscheidung von den Oberen ans Europa, dass die neue Residenz in Norwood angenommen werden dürfe, und zugleich, dass P. Provincial den P. Hinteröcker znm Superior der neuen Residenz, den P. Polk zn dessen Coadjutor ernenne. Charakteristisch ist die Aeußerung des P. Hinteröcker über diese Verfügung: „Jetzt muss ich etliche Acres Land kaufen, darauf ein Hans und eine Jgnatiuskirche bauen und dann ■— fort zu den Schwarzen!" — Man möchte meinen, erhübe da zu früh unb zu viel gesprochen; P. Hinteröcker aber verstand es auch, sein Wort zu halten. Am 7. August 1870 wurde die St. Ignatius-Kirche in Norwood — das Werk des P. Hinteröcker — feierlich eingeweiht. Wo kttrz zuvor noch wilde Akazienbüsche standen, steht nun das schöne Bauwerk mit den zwei weißen Thürmen, umschattet von mächtigen, vielhundert-jährigen Bäumen, Ueberbleibseln des australischen Urwaldes. Ueber dem Eingänge prangte in lateinischer Sprache die sinnreiche Inschrift: „Hier kämpft unter Jesus als seinem obersten Feldherrn Ignatius von Loyola." Lebensbilder verdienstvoller deutscher Missionäre. 269 Alle, welche die neue Kirche besuchten, waren entzückt über die zierliche geschmackvolle Kirche, die Katholiken voll Stolz und Freude, die Protestanten voll Anerkennung und Bewunderung. Darum war P. Hinteröcker aber auch voll Freude, voll Dank gegen-Gott und gegen alle, die ihm mit ihren Spenden den Kirchenban möglich gemacht hatten. So rief er einmal ans: „Die Kirche ist das größte Werk, welches seit zwanzig Jahren hier in Südanstralien durch einen .armen Veitl Gottes erbarmungsvolle Vorsehung ausgeführt hat zur Ehre unseres großen Patriarchen." Dass aber P. Hinteröcker nebstbei die Seelsorge nicht vergaß, geht aus einem Briefe von Juli 1870 hervor, wo es heißt: „Heute oder übermorgen nehme ich das 101. Schäflein in die Kirche auf, seitdem ich in Australien wirke." Die Protestanten wurden bei dem Einfluss und den Erfolgen des P. Hinteröcker von ihren Führern in den Zeitungen fleißig gewarnt vor den Jesuiten in Norwood „mit ihren holdselig lächelnden Blicken, vltriefendenZungen - & I ? . V ‘/'" Ts, 3 I I 'KK \ sä, ■ * U ' ' ff ___ , i'r _ I missionär P. hinteröcker, $. 3. (Originalbild des „Stern der Neger",) und anziehenden Manieren, die aber nur Tod und Verderben für die Seelen im Busen tragen." Trotz dieser Warnung aber wurde die Ignatius-Kirche fortwährend an Sonn- und Festtagen, zu den Maiandachten auch an Wochentagen von vielen Protestanten besucht, manchmal waren die Hälfte Besucher Protestanten. ------ — Im Jahre 1872 lernte der Bischof Dr. Murphy von Hobarttown ans der Insel Tasmanien, der in geistlichen Angelegenheiten in Adelaide zu thun hatte, unsern P. Hinteröcker kennen und schätzen, und lud ihn ein, in seiner Diöcese Missionen zu halten. Voll Eifer und Hoffnung trat P. Hinteröcker diese Reise an. Er hielt den Weltpricstern und den Ordensfrauen der Reihe nach Exercitien und darnach begann er am 15. September eine Volksmission, die acht Tage dauerte und mit ungewöhnlichem Erfolge gekrönt war. Lassen wir darüber die Adresse der Katholiken Hobarttvwns, die ihm nach Schluss der Mission überreicht wurde, selbst sprechen: „An den hochw. P. Hinteröcker, S. J.— Wir Katholiken von Hobarttown und Umgebung, die wir so glücklich waren, an der von Ihnen gehaltenen Mission theilzunehmen, können Ihre Abreise nicht vorübergehen lassen, 270 Lebensbilder verdienstvoller deutscher Missionäre. ohne unsern Dank für die vielen und unschätzbaren Segnungen, welche wir durch Sie, Hochwürdiger Vater, empfangen, wenigstens einigermaßen an den Tag zu legen. Oft schon haben wir von den vielen und großen Arbeiten, denen die Väter der berühmten Gesellschaft Jesu sowohl in christlichen als heidnischen Ländern sich unterzogen, gehört und gelesen; Sie aber sind der Erste, der es uns durch eigene Erfahrung kennen lehrte, was der Eifer eines Missionärs Ihres hl. Ordens auszuführen vermag Wir danken Ihnen von Herzen für die vielen beredten und hinreißenden Predigten, für die Besuche, die Sie uns in unseren Wohnungen abgestattet haben, für die vielen Stunden bei Tag und Nacht, die Sie für uns im Beichtstuhl zugebracht und wodurch sie viele mit Gott ausgesöhnt haben. Diese Mission wird eine gesegnete Epoche in unserem Leben und eine stets denkwürdige Thatsache in der Geschichte der Kirche von Tasmania sein und bleiben, und wir haben die zuversichtliche Hoffnung, dass es Ihnen bei Ihren fast übermenschlichen Arbeiten und Mühen der letzten Woche doch zu einigem Troste und Lohne gereicht haben werde, aus unverkennbaren Zeichen zu sehen, wie so viele, die sich um Ihre Kanzel und Ihren Beichtstuhl scharten, Ihre Arbeiten zu schätzen wussten. Vor einigen Tagen noch waren Sie uns ein Fremder, und schon schlagen Ihnen alle unsere Herzen entgegen voll der tiefsten Gefühle der Hochachtung. Nehmen Euer Hochwürden, wir bitten Sie darum, unsere Versicherung an, dass die Belehrungen, welche sie auf so schöne und rührende Weise gegeben, einen Eindruck in unseren Herzen zurückgelassen, den die Zeit nimmer verwischen kann! —--------------" Dem Anscheine nach in bester Gesundheit verließ P. Hinteröcker Donnerstag den 26. September Hobarttown. Der Bischof gab ihm selbst das Geleite bis zu der Stadt Brighton, too er von ihm Abschied nahm. Auf der Weiterreise erkrankte er aber ganz bedenklich; in Campbelltown (einer Stadt ungefähr 20 Stunden nördlich von Hobarttown) angekommen, fühlte er sich zu unwohl, um seine Reise sogleich fortzusetzen; er blieb daher einige Tage in dieser Stadt. Da er aber um jeden Preis die auf Mittwoch den 2. October angesagten Priester-Exercitien in Launceston, ungefähr 10 Stunden nördlicher, zur festgesetzten Zeit beginnen wollte, so achtete er in seinem Eifer nicht auf die Vorstellungen des Arztes und reiste ab. Obgleich er sich unwohl fühlte, hielt er doch an die in der Kirche versammelten Priester noch eine kurze Ansprache als Einleitung zu den Exercitien. Am nächsten Tag gab er die Punkte der ersten Betrachtung durch eine halbe Stunde und las darnach die hl. Messe; es war seine letzte. Bereits von Fieberschauer ergriffen verließ er die Sacristei; es wurde Or. Mason gerufen, der eine heftige Entzündung der beiden Lungenflügel constatierte. Voll Zartsinn bat P. Hinteröcker, man möge bekannt machen, dass keineswegs die Anstrengungen in Hobarttown ihn krank machten, sondern nur der häufige Witterungswechsel; und obwohl todtkrank, ließ er nicht ab in seinem Eifer, gab vom Bett aus seine Weisungen für die Betrachtungen und Lesungen und schloss am Freitag die Exercitien. Bis Sonntag merkte man an ihm wenig Veränderung, nur dass er manchmal irre redete; am Sonntag aber verschlimmerte sich sein Zustand zusehends, und gegen 10 Uhr abends wurde es so schlecht um ihn, dass die Umstehenden überzeugt waren, sein letztes Ständlein habe geschlagen. Der Sterbende schloss sich so eifrig und so lange er konnte den Gebeten des Priesters an, und als dieser schwieg, redete er noch vernehmlich in seiner Muttersprache. Es wurde immer schlechter und schlechter. Scheinbar schon ganz bewusstlos, wollte er sich nochmals mit dem Kreuze bezeichnen, streckte unter den Worten: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist," seine Hände gegen Himmel, darauf verlor er die Sprache und zwölf Minuten vor Mitternacht athmete er ruhig seine Seele aus, in der Hand die Sterbekerze und die ihm so theuren Reliquien des hl. Ignatius auf der Brust. Sein Gesichtsausdruck nach dem Tode war wie himmlisch verklärt. Sein Leichnam wurde zuerst in Hobarttown unter großen Trauerbezeugungen der gesummten katholischen und außerkatholischen Bevölkerung beigesetzt. Doch die Verehrer des Verblichenen in Adelaide gaben es nicht nach, bis die theueren Ueber-reste nach Norwood überführt und in jener Kirche beigesetzt wurden, die er auf wüstem Grund mit Sorgen und Mühen geschaffen hatte, Gott zur Ehre, den Gegenwärtigen zur Freude und künftigen Geschlechtern zum Segen; er musste mit seinem Leibe gewissermaßen den Schlussstein bilden. So ruht der gute P. Hinterher in australischer Erde, und die schöne St. Ignatius-Kirche von Norwood-Adelaide ist gleichsam sein schönes Grabdenkmal. — Manchen Undank, manche bittere Kränkung musste er im Leben über sich ergehen lassen, wie es ja den edlen Seelen allen beschieden ist, aber tvas kümmert es ihn jetzt, — der Herr ist selbst sein übergroßer Lohn geworden, und sein Andenken ist und bleibt bei allen Guten ein heiliges! ___________.____________________ Krieg drs GM» Wiillchi grgra lir raglijch-iigijptifdjra Trappn. Von P. Otto Huber, F. S. C. (Schluss *) n tiefer Nacht warf ein Kanonenboot elektrische Scheinwerfer über die Stellungen der schwarzen Regimenter, um zu erspähen, welche Stellung dieselben eingenommen haben. Als die unwissenden Derwische über ihren Köpfen das elektrische Licht erblickten, sagten sie, dies wäre der Teufel der Ungläubigen. Die Griechen aber, welche ebenfalls mit dem Chalifen hatten ausziehen müssen, erkannten daraus, der Vorabend der entscheidenden Schlacht sei gekommen, ergriffen die Flucht und gelangten auch glücklich, ohne bemerkt zu werden, in ihre Häuser. Auch viele andere, denen es an Kampfeslust mangelte, thaten ebenso, aber manche von ihnen fielen in die Hände der berittenen Wachen, welche *) Siehe Nr. 11, Seite 248. der Chalife in der Stadt zurückgelassen hatte. „Glailbet ja nicht," suchten sich die Flüchtlinge zu entschuldigen, „dass wir vor dem Feinde Furcht haben. Wir haben nur Hunger; das wenige Brot, was wir mitgenommen haben, ist alle, und so gehen wir heim, um uns eines zu holen. Dann gehen wir gleich wieder ins Lager zurück und werden morgen den ungläubigen Hunden heimgeigen." — Die strammeren Wachen gaben auf dieses Geschwätz nichts und schickten die flüchtigen Helden wieder dahin, woher sic gekommen waren; die Gutmüthigen ließen die Ritter „ohne Furcht und Tadel" passieren, aber als diese ihre Häuser erreichten, — ward keiner mehr gesehen. Der Chalife wollte zuerst während der Nacht das Lager der Feinde überfallen und daselbst eine Verheerung anrichten, wie es einst dem Mahdi gelungen war; diesmal hätte er sich aber getäuscht, denn der Feind war auf der Hut. Es kam aber nicht dazu, denn Jacub widersetzte sich dem Plane seines Bruders. „Warten wir mit der Schlacht bis morgen," meinte er, „denn bei dieser Finsternis können wir gar nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden und werden unsere eigenen Leute abschlachten." — Am folgenden Morgen, 2. September 1898, in aller Frühe, ehe die Sonne aufgegangen war, stürzten sich schon die Derwische wie wilde Thiere auf das englisch-ägyptische Heer, um es zu umzingeln. Aber sie wurden von einem schrecklichen Kanonen- und Gewehrfeuer begrüßt, und der Emir Ibrahim, der dem Chalifen sehr theuer war, büßte den Angriff mit dem Leben; von einer Kugel durchbohrt fiel er todt aus dem Sattel, wurde von seinen Leuten nach Omderman gebracht und in seinem Hause begraben. Der Chalife stand hinten ans einer Anhöhe, um die Heldenthaten der Seinen zu überblicken, was er aber zu sehen bekam, war für ihn nicht sonderlich trostreich. In seiner ohnmächtigen Wuth zog er den Säbel, schwang ihn gegen die Feinde und heulte wie besessen: „Allah hua akbar !“*) •—• Ve>flucht seien die Heiden. Aber alles Fluchen und Heulen half nichts, Allah that, als hätte er nichts gehört, und die Leute des Chalifen fielen wie das Gras unter der Sichel des Mähers. Der Chalife wendete sich an den ältesten Sohn des Mahdi, Mohammed, der das Schwert seines Vaters trug, und sagte zu ihm: „Du, der du des Mahdi Siegesschwert trägst, gehe voran!" Der arme Junge rannte mit gezogenem Schwerte vorwärts und — holte sich den Tod. — Jacub, der Bruder des Chalifen, stürzte sich mit unglaublicher Kühnheit auf die feindlichen Kanonen, um diese lästigen Schreier zum Schweigen zu bringen, imii'be aber selbst sammt den ©einigen zum Schweigen gebracht, und seine Fahne gerieth in die Hände der Feinde, welche dieselbe mitten zwischen den Kanonen aufpflanzten. Die Derwische meinten, dies sei ein Zeichen, dass sich Jacnb der feindlichen Artillerie bemächtigt habe, und stürzten sich mit vollem Ungestüm dahin. Aber sie kamen übel an, denn die Artillerie gewann dadurch nur günstigeres Ziel; die Derwische fielen wie die Fliegen, und ihre Leichen bedeckten weit und breit die Erde. *) Allah hua akbar — Gott ist größer, d. h. Gott ist stärker und mächtiger als du, er soll an dir Rache nehmen. Dies war Bei den Derwischen eine beliebte Verwünschung der Feinde. Krieg des Chalifen Abdndllahi gegen ie englisch-ägyptischen Truppen. 273 Nachdem der Angriff der Derwische zurückgeworfen war, traten die englischägyptischen Truppen aus den Verschanzungen heraus und trieben die Derwische wie Schlachtvieh vor sich her. Der Chalife stand hinter einigen Krupp-Kanonen, von denen er viel Erfolg erhofft hatte aber vergebens. Seine Leute verstanden das Zielen nicht, die Kugeln flogen über die Köpfe der Feinde hinweg. Den Chalifen dürstete infolge seines vielen Schreiens. Er verlangte zu trinken. Zivar hatte er den Lederschlauch — ,,rakua“ — an seiner Seite. Da er jedoch den Kopf voll Kanonendonner hatte, übersah er es und sagte zu seiner Lieblingssclavin statt „Gib mir die rakua (den Wasserschlauch)" — „Gib mir die mahina!" d. h. die Kriegsmaschine (Kanone). So war er verwirrt. Während der Schlacht stand dem Chalifen zur Seite eine Sclavin aus dem Dinka-Lande namens aschuär aden, ans arabisch abd aragig genannt. Diese schien eher ein Mann zu sein als ein Weib und besah ein sehr freches Maul. Zur Zeit des Mahdi Pflegte sie die Einkäufe für dessen Haus zu besorgen. Was ihr dabei in den Kaufläden unter die Hände kam, stahl sie, ohne dass sich jemand Kriegsschiffe auf dem Nit bei €b«rtum. (Origmalbild des „Stern der Neger".) getraut hätte, ihr zu widersprechen. Einer besonderen Aufmerksamkeit ihrerseits erfreuten sich die Christen. Halbnackt nach der hiesigen Mode, einen festen Prügel in der Hand, sah man sie öfters durch die Straßen ziehen und das Lob des Mahdi verkündigen. Wehe der christlichen Frau, die anständig gekleidet ihr begegnete. „Du garstiges Katzenauge!" hänselte und heulte die Sclavin. „Bist du immer noch eine Heidin? Wann wirst dich denn einmal bekehren und dich nach der Tracht der gläubigen Frauen kleiden?" — Der Chalife hatte für diese Sclavin eine besondere Vorliebe und gab ihr, vielleicht wegen ihrer geläufigen Sprachwerk-zeuge, den Kosenamen ,,Aeir aggiana“, d. h. „der Paradiesvogel". Am Tage der Schlacht befand sich dieses Mannweib an der Seite des Chalifen. Sie war als Terwisch gekleidet und hatte die Hüften mit einem — hölzernen Schwerte umgürtet, wahrscKnlich weil der Chalife zu faseln pflegte: „In: Holze liegt unser Sieg; ein hölzernes Schwert, gegen die Ungläubigen gezogen, verwandelt sich in Eisen." — Der „Paradiesvogel" ermunterte eifrig die Soldaten und richtete die Fahne auf, als der Fähnrich tödtlich getroffen auf die Erde siel. — 274 Krieg des Chalifen Abdullah! gegen die englisch-ägyptischen Truppen. Als endlich der Chalife auch in seiner Nähe Kugeln pfeifen und Bomben platzen hörte, kehrte er in einem großen Bogen in die Stadt zurück. Das englischägyptische Heer verfolgte ihn ein großes Stück Weges und rastete hierauf in der Nähe des Flusses. Als der Chalife in der Stadt ankam und mit eigenen Augen sah, wie da die feindliche Artillerie gewirtschaftet hatte, und als er allenthalben nur eine heillose Verwirrung gewahrte, sank sein Muth bis auf den Gefrierpunkt herab. In aller Eile befahl er seinem Hausmeister, Emir Abd al raitim, mit dem Harem die Flucht zu ergreifen. Er selbst ließ neuerdings die Kriegstrommel schlagen, um die Reste seiner Krieger um sich zu versammeln; — sie kamen nicht.---------------- Etwa nach einstündiger Rast bei Chor SchambLt drangen die feindlichen Truppen in Omderman ein. Bei ihrem Eintreten in die Stadt waren die schwarzen Weiber die ersten, die sie mit dem Freudengeschrei begrüßten: „Die Freiheit kommt, die Freiheit kommt, die Freiheit ist schon da!" Von den Häusern der Araber Risegat, der Hamar und der Taascha wurde nach dem Sirdar geschossen, der mit einen Generälen durch die Straßen ritt. Seine Soldaten drangen in die Hütten ein, und wer mit Waffen in den Händen ertappt wurde, wurde einfach niedergemacht. Die Christen hielten sich noch immer in ihren Häusern versteckt, immer noch unsicher über die endgiltige Entscheidung der Schlacht. Auf einmal kam ein Grieche herbeigeeilt. „Kommet heraus!" rief er schon von weitem, „die Derwische sind alle!" „Jst's denn doch wahr, oder hat dir nur so geträumt?" „Geträumt! Bewahre! Es ist gewiss wahr; sehet nur selbst nach, die Stadt ist voll von Soldaten. Zuerst müsst ihr aber die buntfarbigen Lappen von eueren Kleidern wegthun, weil die Soldaten einen jeden niederschießen, der so scheckig daherkommt."*) Im nächsten Augenblicke waren Bänder und Maschen zerrissen, und die Griechen giengen hinaus, Slatin Pascha zu begrüßen. Slatin Pascha schickte sie aber mit dem Bemerken, jetzt sei es noch nicht an der Zeit, Evviva zu schreien, in ihre Häuser zurück. Unterdessen saß der Chalife in Dschame, unschlüssig, was er anfangen sollte. Er berieth sich mit seinem Secretär Medesser. „Herr, fliehe!" entgegnete dieser. „Auch der Prophet hat oft in der Flucht sein Heil gesucht und zuletzt ist er doch Sieger geblieben. Mache es auch so!" Darüber war aber der schneidige „Paradiesvogel" höchst entrüstet. „Nein, ein Fürst deinesgleichen flieht nicht!" meinte die Sclavin. „Wenn es keine Soldaten mehr gibt, die kämpfen wolle», so habe noch ich ein Schwert, und du hast eines; wir kämpfen und sterben mitsammen!" — Doch zum Sterben schien der Chalife noch nicht recht Lust zu haben, er überließ Omderman seinen Feinden und suchte das Weite und der holde „Paradiesvogel" —• flog ihm nach. — *) Die Derwische pflegten auf ihren Kleidern buntfarbige Maschen und Bänder als Erkennungszeichen zu tragen Um liftiHniWeil Stinten mm katholischen Priester. AcrnieL Sorüv 'DHcrrirn Den, Negerpriester aus dem Stamme der Dinka in Central-Afrika, zum Katholicismus bekehrt 1874, Priester seit 8. Mai 1887, gestorben 11. Jänner 1900. (Eine Selbstbiographie.) XI. (Schluss.*) (Eintritt inS Collegium de Propaganda fide. Rückkehr in den Orient. Priesterweihe.) >ls wir in Suakin angelangt waren, mussten wir 13 Tage warten, bis das Dampfschiff, welches uns nach Suez bringen sollte, anlangte. Sobald der Dampfer angekommen war, nnd man wusste, dass er noch mehrere Tage vor Suakin liegen würde, gieng Vater Comboni zum Gouverneur, damit er uns beiden Missionszöglingen einen regelrechten Freibrief ausstelle, um Schwierigkeiten in Suez, wo uns sonst die Regierung zu Selaven gemacht hätte, vorzubeugen. Diese Freibriefe brachte der Gouverneur selbst au Bord und las sie uns vor. — Nach einer Seefahrt von fünf Tagen landeten wir in Sn ez, wo selbst unsere Freibriefe wenig helfen wollten. Nur der Energie eines Comboni gelang es, uns ans den Beamtenklanen zu retten. Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Eisenbahn nach Kairo und begaben uns da in unsere Missionsanstalt. Bezüglich der Eisenbahn hatten mir schon einige Neger, welche in Europa gewesen waren, erzählt, aber trotzdem hatte ich davon keine rechte Vorstellung. Ich meinte, das sei eine ganz eiserne Straße, auf der man mit ungewöhnlich großer Schnelligkeit zu Fuß gehen könne. In Kairo hatte der Prooicar viele Geschäfte zu erledigen, und als das geschehen war, ließ er meinen Altersgenossen dort zurück. Dieser sollte später nachkommen. Wir aber giengen bereits am 15. Mürz 1876 nach Alexandrien und langte!» am 25. März wohlbehalten in Italien an. — Einige Zeit darauf traf auch mein Genosse Arthur Mvrsal ein, und dann wurden wir beide zusammen für die Studien vorbereitet. Inzwischen war Comboni zur bischöflichen Würde auserkoren worden und zugleich hatte er uns beiden die Aufnahme in das Collegium de Propaganda side erwirkt. Diese Nachricht kam uns ganz unerwartet, und die freudige Ueberraschnng war keine kleine. In Rom angekommen wurden wir in die Kirche der Propaganda geführt, um daselbst der Bischvfsweihe unseres guten Vaters, des apostol. Viears Daniel *) Siehe Nr. 8, Seite 178. 276 Vom afrikanischen Sclcwcu zum katholischen Priester. Comboni beizuwohnen. — Nach dieser erhebenden Feier folgten wir dein neuen Bischof in den Vatican, wo wir von Pius IX. sofort zur Audienz und, nachdem wir den apostolischen Segen von Sr. Heiligkeit empfangen, auch zum Fußkusse zugelassen wurden. Am darauffolgenden Morgen, den 13. August, wurden wir ins Collegium Urbanum eingeführt. Dort fand ich in dem, was ich früher so hartnäckig zurückgewiesen hatte, eine wahre Freude und mein Lebensglück. In diesem weltumfassenden Institute verblieb ich durch sieben Jahre unter meinen geliebten Oberen, den Cardinälen Franchi und Simeoni. Nach einer schweren Krankheit, die ich im Jahre 1880 überstanden hatte, verschlimmerte sich mein Zustand neuerdings im Juni 1883 — und ungeachtet meines Vorsatzes, Rom nicht eher zu verlassen, als bis ich meine Studien regelrecht vollendet hätte, ward ich dennoch durch die wahrhaft väterliche Fürsorge meiner Obern zur Rückkehr in den Orient angewiesen. Zuerst gieng ich nach Kairo, wo ich bei der sorgsamen Pflege mich erholte, und wurde sodann von dem Apost. Vicar zur Vollendung der theologischen Studien auf die Universität der ??. Jesuiten zu Beyrut in Syrien gesandt, wo ich meine Studien im Juli 1886 vollendete. Um mich nach den nicht geringen Anstrengungen bei meiner ohnedies schwächlichen Natur zu erholen und damit, ich midj gleichzeitig in der arabischen Sprache vervollkommne, sandte mich mein Bischof in das Jesuiten-Collegium nach Ghazir auf den Libanon, wo ich bis Mitte December verblieb sind dann wieder nach Kairo zurückkehrte, wo ich an unserer Schule Arabisch-Lehrer ward. Endlich war für mich der langersehnte Tag der hl. Priesterweihe, der 8. Mai 1887, angebrochen. Gerührt war mein hochwürdigster Bischof, der mir die Hände auflegte; gerührt war ich und voll frohen Dankes gegen die göttliche Vorsehung, die meinen Lebensweg so wunderbar gestaltet hat, gerührt aber waren auch meine schwarzen Mitbrüder, die beiwohnten, voll Freude, dass einer aus ihrer Mitte der Geweihte war. — Bis hi eh er erzählte uns Pater Daniel selbst seine Lebensschicksale. Nun fügen wir einige Worte über seinen weiteren Lebenslauf bei. Nach der Priesterweihe begleitete er zunächst den apost. Vicar auf einer Reise nach Europa und kam nach Italien, Oesterreich und Deutschland. Nach Afrika zurückgekehrt gieng er im December 1887 nach Sn akin am rothen Meere und wirkte eifrig in der dortigen Missionsschule bis zum Sommer 1889. Um diese Zeit unternahm er in Begleitung eines Missionärs eine Reise nach Europa, um niiloe Gaben zu sammeln. Im August 1889 begann die Sammelreise in Salzburg und umfasste der Reihe nach die Städte und größeren Orte im Herzogthum Salzburg, in Tirol und Vorarlberg, Schweiz, Württemberg, Westfalen, Luxemburg , Elsaß-Lothringen, Baden, Hessen Frankfurt, Rheinland, Sachsen, Berlin, Breslau und Oberschlesien, Oester.-S chlesien, Galizien, Posen, Ostpreußen, West-preußen, Ungarn, Dalmatien, Krain. An allen größeren Orten wurden theils in öffentlichen Localen Vorträge, theils in Kirchen Predigten über die Christlichmachung der Neger Afrikas gehalten; Pater Daniel erbaute durch seine Erscheinung und seine Andacht bei den priesterlichen Functionen und seine ganze Person bildete eine lebendige Illustration zu den Vorträgen und Predigten und einen sichtbaren Beweis für die Bildungsfähigkeit der Neger. Seine höflichen Manieren und sein freundliches Aenßere gestatteten ihm, sich auch in feineren Kreisen mit gutem Erfolge zu bewegen; seine Bildung und sein Talent setzten ihn in den Stand, anregende Unterhaltung zu führen. Infolge feines bedeutenden Sprachcntalentes war es ihm leicht, gar bald unsere deutsche Sprache zu lernen, für die er stets eine warme Liebe bewahrte. Dies alles im Vereine mit seiner kohlschwarzen Hautfarbe machte ihn zu einer interessanten und anziehenden Erscheinung. Die Herzen und Hände der Gläubigen thaten sich weit auf und der Erfolg der Reise war ein gesegneter. Von Laibach kehrte Pater Daniel mit seinem Begleiter im Jänner 1891 nach Afrika zurück. Von da an wirkte er fast ununterbrochen in der Missionspfarrei Heluan bei Kairo. Sein Wirken auf der Kanzel, im Beichtstühle und besonders in der Schule war recht segensreich. Eine besonders gute Anlage hatte er für die Schule, wo er sich das Vertrauen und die Liebe der Schüler in hohem Grade zu erwerben wusste. Sein Andenken ist unter der christlichen und nicht-christlichen Bevölkerung Heluans ein gesegnetes. Seine Gesundheit war nie eine starke gewesen. Sei» Vater war auch an einer Art Schwindsucht gestorben. Der Aufenthalt in Aegypten und mehr noch in Europa war für die Neger von jeher nicht recht zuträglich. Der Aufenthalt in Heluan war seiner Gesundheit offenbar nützlich, konnte aber doch das heimatliche Klima nicht ganz ersetzen. Schon seit einiger Zeit machte sich bei Pater Daniel ein Abnehmen der Kräfte bemerklich, das immer mehr fortschritt. Am 2. Jänner 1900 fand er Ausnahme im österreichischen Rndolsspitale in Kairo. Aber der Fortschritt des Uebels konnte nicht mehr gehemmt werden, so dass sich Pater-Daniel bald überzeugte, es gebe kein Heilmittel mehr. Er machte sich mit dem Gedanken an den Tod vertrant und bereitete sich darauf vor. Sein besonderer Schmerz war, dass er gerade jetzt, da der Sudan und somit der Zugang zu seiner Heimat frei war, sterben müsse. Aber auch dieses Opfer brachte er heldenmüthig und sah mit größter Ruhe seiner Auflösung entgegen. Am 11. Jänner um 1 Uhr früh gab er, etwa 40 Jahre alt, wohlvorbereitet durch den Empfang aller heil. Sterbesacramente, in Gegenwart des hochw. Pater Ohrwalder und der Krankenschwestern seine schöne und edle Seele in die Hände des Schöpfers zurück. Seine irdische Hülle ruht auf dem katholischen Friedhofe zu Alt-Kairo. Pater Daniel Sorur Pharim Den war von hoher, schlanker Gestalt und liebenswürdigen Gesichtszügen. Ein edler Charakter, ein braver und frommer Priester, ein seeleneifriger Missionär, ein gottbegnadeter, mit Verstand und Herz begabter Neger hat er an seiner eigenen Person den Beweis geliefert, was die jetzt noch so tief stehende Rosse vermöchte, wenn christliche Religion und Bildung ihr auf die richtige Bahn verhilst. Wir legen den Kranz des Gebetes und der Liebe am Grabe des lieben Todten nieder. Das edle Bild des guten Negerpriesters wird zeitlebens eine licht-volle Erinnerung für uns und seine vielen deutschen Freunde sein. ---------KMMZ------------------- R»»W» in tat Mistook». Ans unserer Mission. Einem an uns gerichteten Briefe des Hochw. P. Wilhelm Bauhölzer, F. S. C., aus O md e r m a n , 4. November, entnehmen wir Folgendes: Bin nun feit einer Woche wieder in Omderman. Diesmal gierig die Reise schon viel besser als das erstemal. Vvn Assuan nach Halfa kommt man bei dem hohen Wasserstande von heute in drei Tagen. Der Eilzug, der jede Woche einmal nach Omderman abgeht, macht die Strecke in 30—35 Stunden. Wir hatten drei Tage in Halfa ans diesen Eilzug zu warten. Mit Lebensmittel waren wir diesmal aufs allerbeste versehen. Nicht nur das; auch an Bettzeug, Spiritusküchen fehlte es nicht. Letztes Jahr war unsere Reise voller Strapazen; diesmal fehlte nichts. Trotzdem fühlte ich mich das letztemal zufriedener. Wenn man alles hat, ist man eben nicht recht im Herzen zufrieden. — Unser Dampfboot ist ganz hübsch. Bis Redschaf gehen jeden Monat die Dampfschiffe der Regierung; bald unterhalb Redschaf beginnen die Katarakten, die kein Schiff passieren kann. Man schildert die Gesundheitsverhältnisse des weißen Nil als unerträglich für Europäer. Also bis zu den Katarakten geht unser Schiff, dann muss man mit Trägern ins Inland.... Weiteres über die Expedition, die Mitte December abgehen soll, werde ich Ihnen zugehen lassen, sobald sie abgegangen ist. ..." Asien. Khina. Bischof von Anzer weilte auf seiner Rückreise nach China einige Zeit in New-Iork. Hier wurde er von einem Berichterstatter im Leohause inter» wiewt und gab bei dieser Gelegenheit bemerkenswerte Aufschlüsse über die Lage in China. Der Bischof bemerkte, er habe bereits vor mehreren Wochen dem Minister von Bülow gesagt, dass, um die chinesische Angelegenheit zu einem glücklichen Ende zu führen, die Mächte einig bleiben und einen entscheidenden Erfolg erzielen müssten. Wenn das geschieht, führt er fort, dann geht die Revolte von selbst zu Ende. Ohne einen solchen Erfolg würden sich die Wirren über ganz China verbreiten. Jeh kann natürlich nicht wissen, welche Absichten die Mächte, nachdem ihre Soldaten in Peking eingezogen sind, hegen. Nach meinem Urtheil, und wie ich die Chinesen kenne, sollten die Truppen jetzt Pecking nicht verlassen, denn sonst wird unter der Rundschau in den Missionen. 279 ganjen chinesischen Bevölkernng tue Nachricht verbreitet, dass man die „fremden Teufel" verjagt habe, und bann geht der Spektakel erst recht los. Es wäre ein Fehler, wenn man jetzt, selbst auf die Gefahr hin, dass den Truppen und den Gesandten einige Gefahr drohen sollte, die Soldaten mit den Gesandten nach Tienisin sich zurückziehen lassen würde. Man muss sich in Peking unter allen Umständen halten und einen Erfolg erzielen. Ein getrenntes Vorgehen der Machte würden die Chinesen für eine Schwäche halten, ihnen muss man durch Entschiedenheit imponieren. Die Nord-Chinesen werden übrigens häufig falsch beurtheilt. Sie sind geborne Soldaten, es fehlt ihnen aber an einer guten Führung. Ferner sollte man an keine Theilung von China denken. Die Hilfsmittel des Landes sind so bedeutend, dass die Mächte sich Enlschüdignng auch auf andere Weise als durch Landerwerb verschaffen können. Was man in manchen Zeitungen über die Ursachen der jetzigen Schwierigkeiten sagt, ist mehr oder weniger unrichtig. Ich glaube, ich kann sagen, dass zum Ansbruch der Feindseligkeiten wohl von allen Seiten beigetragen worden ist, von den Kaufleuten, den europäischen Beamten, den Reisenden, auch Missionären, aber keine dieser Personen hat genug gethan, um eine einzelne derselben als die Ursache des Ausbruchs der Feindseligkeiten bezeichnen zu können. Wenn ein aus Stroh aufgebautes Haus niedergebrannt werden soll, genügt ein kleines Streichholz. Das Eindringen der Europäer, die Besitzergreifung der meisten Häfen, dies alles hat dazu beigetragen, die Chinesen zu verbittern. Man muss sich vor allem hüten, die Verhältnisse dort mit europäischem Maßstage zu messen. China ist eine eigene Welt für sich, gerade so wie Amerika und Europa eine Welt für sich sind. Beide sind für sich geblieben, aber die europäischen Mächte haben sich untereinander abgeschlossen und dadurch andere Culturformen erlangt, als die Chinesen. China war immer abgeschlossen. Es brachte alles hervor, was das Land brauchte und hatte eine Verbindung mit der andern Welt nicht nöthig. Jetzt sind die beiden Welten aufeinander gestoßen, geistig und materiell. Reibungen entstanden, ein Funken sprühte und das große Strohgebäude steht in hellen Flammen. Mörderin dien. Der letzte Jahresbericht der Diöeese Puna gibt folgendes Bild: Gemeinden 38, Kirchen 21, Kapellen 17, Katholiken 12,995 (2181 Europäer und Eurasier, 10,814 Eingeborne), Collegien 1 (mit 12 Professoren und 350 Zöglingen), Elementarschulen für Knaben 7 mit 312, Mädchenschulen 8 mit 441 Kindern; dazu kommen noch in den sieben Heidenmissionen 83 Schulen mit 1244 Knaben und 390 Mädchen; Waisenhäuser 2. Das Personal besteht aus 1 Bischof, 10 Weltpriestern, 21 Patres der Gesellschaft Jesu, 1 Laienbruder und 18 Ordensschwestern. Getauft wurden 1228, davon 95 erwachsene Heiden und 754 Heidenkinder, Konversionen vom Protestantismus 44. Keykon. Nach dem letzten Regierungseensus (1899) zählt die Erzdiöeese Kolombo 198.121 Katholiken. Ein Vergleich mit dem vorigen Census in den achtziger Jahren ergibt einen Zuwachs von 37.352. In 325 katholischen Schulen werden 27.547 Kinder erzogen. 24 sind englische, die übrigen einheimische Schulen. Das schöne junge Colleg St. Josef in Colombo, unter Leitung der Oblaten von 280 Rundschau in ben Missionen. der Unbefleckten Empfängnis, zählt 660, die St. Benedicts-Anstalt der christlichen Schülbrüder 645 Zöglinge. Die Schwestern vom Guten Hirten leiten 2 Pensionate mit zusammen 559 Mädchen. — Die Diöcese Dschaffna fOöIntcn) umfasst 22 Missionsstationen; getauft wurden im Berichtjahre 1879 (darunter 110 erwachsene Heiden und 5 Protestanten). Die Mission zählt 96 Schulen (6 englische) mit 6798 Kindern. Das St. Patricks-Colleg in Dschaffna mit seinen 268 Zöglingen gilt als die beste, englische Lehranstalt der Provinz. Afrika. Kirchliche Kintlseilung. I. Nordafrika umfasst 12 Bisthnmer bezw. Apostolische Vicariate (Algier; Constantine; Oran; Carthago; Aegypten; Apostol. Vicariat der Lateiner, der linierten Orientalen, Ober-Aegypten, Nildelta, Tripoli, Marokko, Sahara). Außerdem haben in Aegypten ihre Bischvfsitze: der koptische Ritus (10.000) drei, ferner der armenische (1200), der griechisch-melchitische (800), der syrische (6000), der maronitische (4500), der chaldäische (500). II. Westafrika zählt 22 Apost. Vicariate und ein Bisthum. Von den Apost. Vicariaten versorgen die Väter vom hl. Geist 11, die Lyoner-Missionäre 5, je eines die Jesuiten, Steyler-Missionäre, Pallotiner, Prämonstratenser, Oblaten der unbefleckten Empfängnis und Scheutvelder. III. Südafrika ist in 8 Apost. Vicariate bezw. Präfecturen eingetheilt, von denen fünf von den Oblaten der unbefleckten Empfängnis pastoriert werden. IV. Ostafrika zählt 8 Apost. Vicariate und Präfecturen, von denen drei die Kapuziner, zwei die Jesuiten und je 1 die Lazaristen, die St. Benedietus-Gesellschaft und die Väter vom hl. Geiste versehen. V. C c ntralafrika mit 8 Apost. Vicariaten, von denen die Weißen Väter 6, die Söhne des hlst. Herzens Jesu und die St. Josefs-Missionäre von Mill-Hill je eines innehaben. Missionen der afrikanischen Inseln: a) im atlantischen Ocean 6 Bisthnmer und 1 Apost. Prüfcctur; b) im indischen Ocean 3 Bisthnmer, 3 Apost. Vicariate und eine Präfectur. lil Kutscher — Slime in KM». Line wahre Begebenheit aus dem vorigen Jahrhundert. Neu bearbeitet von 31. V. (Schluss?) Mt die Karawane, welche von Kairo nach Zlleppo zog, hatte sich ein Europäer, als türkischer Kaufinann verkleidet, angeschlossen. Er reiste, tun die heiligen Orte in Palästina zu besuchen. Dieser hatte auf der Reise durch die Wüste den Weishaupt bemerkt, wie er sich mauchntal von beit Mohamedanern entfernte, um in stiller Andacht sein Gebet zu verrichten. Dem Fremden war es auch nicht entgangen, mit welcher Treue und Anhänglichkeit er seinem Herrn diente und wie schonend er von diesem behandelt wurde. Er wollte nun den Sclaven näher kennen lernen, und wenn er es verdiente, ein besseres Los bereiten. Eines Tages redete der Europäer den Sclaven an, fragte ihn um seinen Namen, seine Herkunft und wie er in die ©datieret gekommen sei. Weishaupt war schon sehr erfreut, dass er in seiner Muttersprache angeredet wurde. Als nun Weishaupt Liegnitz als seinen Geburtsort nannte, theilte thut der Fremde mit, dass er diesen Ort wohl kenne, weil er dort studiert habe. Tluch erinnerte er sich an Weishaupts Vater, der ihn öfters in einem Kahne über den Fluss setzte. Weishaupt erzählte alle seine Erlebnisse und bat zuletzt den Europäer, ihm behilflich zu sein, dass er von der ©datieret befreit werde und in sein Vaterland zurückkehren könne. Aus der ersten Unterredung hatte der Frentde wahrgenommen, dass sich Weishaupt trotz des langen Ilufenthaltes unter den rohen Mohamedanern ein frommes Gemüth bewahrte und ein besseres Schicksal verdiene. Der Fremde versprach dem Sclaven, dass er sich seiner annehmen werde. Der freinde, menschenfreundliche Mann war ein Malteser Ritter nainens von Perci, der eine Wallfahrt nach Jerusaleni unternommen hatte und über Aegypten nach Palästina reiste. Die Johanniter, welche später den Namen Malteser Ritter, nach dem Namen der Insel Malta, annahinen, hatten in früheren Jahrhunderten die Aufgabe, das heilige Land gegen die Saracenen zu vertheidigen, wallfahrende Pilger zu beschützen und Kranke zu pflegen. Der Malteser Ritter unternahm daher in Begleitung eines Dieners diese Reise, sowohl aus frommer Andacht, als auch um die Orte zu sehen, wo sein Orden entstanden war und nützlich für die Christenheit gewirkt hatte. Er wünschte sich nun auf der Reise nach Palästina einen Diener, auf dessen Treue er sich verlassen konnte, welcher der Sprache der dortigen Bewohner mächtig und mit deren Sitten und Lebensart bekannt war. *) Siehe Nr. 11, Seite 256. In Weishanpt meinte er ganz den Mann gefunden zn haben, den er suchte. Dieser hatte während seines Sclavertdienstes in Algier und auch ans der weiten Reise die orientalische Sprache erlernt und durch den Umgang, mit Türken und Mauren wusste er, wie inan sich dieselben zn Freunden machen könne. Der Ritter-beschloss daher, ihn von dem türkischen Kaufmann loszukaufen und ihm dann, wenn sie nach Europa zurückkämen, die Freiheit zu schenken und für fein Fortkommen zu sorgen. Ws Nim eines Tages der Ritter sein Vorhaben dem Weishanpt mittheilte, war dieser aufs freudigste überrascht und gelobte dem Ritter, ihm treu zu dienen und Blut und Leben für ihn hinzugeben. Wohl waren beide darüber in Sorge, dass der Kaufmann und dessen beide Söhne den Weishaupt nicht so leicht entlassen würden. Fürs erste konnten sie ihn gut brauchen, und fürs zweite waren ihm die Söhne besonders zugethan. Der Ritter machte sich daher auf ein hohes Lösegeld gefasst. Anfangs luotttc der Türke den Sclaven um keinen Preis freigeben, als aber - die Söhne bei bcni Vater für Weishanpt baten, willigte er endlich ein und verlangte 600 Gulden Lösegeld, welches ihm der Ritter sofort auszahlte. In der freudigen Erregung fiel Weishanpt auf die Knie, hob die Hände gegen den Himmel und rief: „Allmächtiger! Du hast Wunder an mir gethan, Dein Name sei gepriesen!" Dann erhob er sich rasch, umarmte weinend vor Rührung den Ritter und sagte: „Herr, mein Leben lasse ich für Sie. Gott hat Sie mir gesandt, mit mir zn helfen! Nie werde ich Ihnen die Wohlthat vergelten können!" Der Kaufmann und seine Söhne waren Zeugen dieses rührenden Auftrittes. Auch ihnen traten Thränen in die Augen und der'Türke ward so ergriffen von Weishaupts Dankgefühl, dass er dem Ritter das, Lösegeld zurückgab, indem er sagte, Weishanpt habe an seinen Söhnen so viel Gutes gethan, und cs freue ihn, jetzt dem treuen Sclaven behilflich sein zu können, damit er in sein Vaterland zurückkehren kann. Weishanpt ergriff die Hand des braven Türken, benetzte sie mit Thränen, ohne ein Wort sprechen zu können, dann schloss er die Jünglinge in seine Arme. Es war eine Scene, wo Christen und Mohamedaner an Edelmuth wetteiferten und den herrlichen Beweis lieferten, dass der Tugend und Frömmigkeit manchmal schon auf Erden ihr Lohn wird. Weishanpt war seinem neuen Herrn mit Leib und Seele zugethan, der ihn nicht wie einen Diener, sondern wie einen Freund behandelte. Der Ritter bereitete nun alles zur Weiterreise nach Palästina vor. Er kaufte Kameele und Esel, welche sein Gepäck, ihn und seine Diener tragen sollten. Ferner besorgte er Reisegeräthe, Kleidung/Zelte, Lebensmittel und auch Waffen, mit sich damit gegen .die räuberischen Ueberfälle der Araber vertheidigen zu können Auch kaufte er noch mehrere Christensclaven los, wobei er feinen Diener Weishanpt znrathe zog. VII. Nachdem alles vorbereitet war, begab sich der Malteser-Ritter in Gesellschaft des Kaufmannes von Aleppo und seiner Söhne auf den Weg in das gelobte Land, welches schon durch die in dem alten Testamente aufgezeichneten Begebenheiten sehr merkwürdig ist, bei uns Christen aber überaus heilige Erinnerungen erweckt. Nachdem der Ritter seine Pilgerreise glücklich vollbracht und wohlbehalten in seinem Vaterlande Malta angelangt war, lies; er dem Weishanpt und den sechs übrigen Begleitern Zeit, um sich von den Beschwerlichkeiten der weiten Reise erholen zu können. Dann stellte er ihnen frei, ob sie hier in seinen Diensten bleiben oder in ihr Vaterland reisen wollten, und versprach ihnen, sie auch auf der weiteren Reise zu unterstützen. Weishaupt hatte keinen sehnlicheren Wunsch, als nach Schlesien in seine Geburtsstadt zurückzukehren; er kämpfte aber lange mit sich selbst, ob er diesen Wunsch seinem Herrn vorbringen dürfe, ohne undankbar gegen ihn zu erscheinen. Der Ritter hatte ihn ans der Sklaverei Ein Deutscher — Sclave in Afrika. 283 befreit, ihn mit Liebe behandelt, ihm sein volles Zutrauen geschenkt, und jetzt sollte, er seinen Wohlthäter verlassen. Schließlich bat er den Ritter, ihn nach Liegnitz ziehen zu lassen, da ihn eine große Sehnsucht erfasst habe, und er hoffe, seine Eltern wieder zu sehen. Der Ritter gab ihm die Erlaubnis zur Abreise und versah ihn mit Reisegeld. Der Sclave aus Leipzig, welcher schon 26.Jahre in Syrien gelebt hatte, sehnte sich nicht mehr nach Deutschland zurück. Er war schon an Jahren so lueit vorgerückt und an das südliche Klima so sehr gewöhnt, dass er befürchtete, es könnte die rauhe Luft im Norden seiner Gesundheit nachthcilig sein. Zudem Hieng er dem Ritter mit so treuer Liebe an, dass er sich von ihm nie mehr trennen wollte. /v. Biscbarinen. jOriginalbild des „Stern der Neger".) Der Ritter war über dessen Anhänglichkeit gerührt und versprach ihm, dass er lebenslänglich für ihn sorgen werde. Noch zwei andere losgekaufte Sclaven blieben in dem Dienste des Ritters zurück. Bewegten Herzens nahm Weishanpt Abschied von seinem Wohlthäter. Er erfasste die Hand des Ritters, küsste sie und gelobte, wenn er seine Eltern nicht mehr am Leben treffen sollte, zu ihm wieder zurückzukehren. Der brave Ritter wollte aber das angefangene gute Werk an Wcishaupt ganz vollenden. Er bezahlte nicht nur die Reise von Malta nach Triest, sondern gab ihm auch Empfehlungsbriefe an Handelsleute in dieser Stadt mit, welche ihm zu seinem ferneren Forkonnnen behilflich sein sollten. 284 Nachrichten aus dem Marien-Verein für Afrika. Mit großer Freude betrat Weishaupt in Triest das Land, wo" er wieder Deutsche antraf mit denen er seine Muttersprache reden konnte. Da seine Ankunft an einem Sonntag erfolgte, besuchte er in der dortigen deutschen Kirche den Gottesdienst, wo er nach 16 Jahren wieder einmal eine Predigt in deutscher Sprache vernahm. Nach dem Gottesdienste begab er sich zu dem Kaufmanns, an den er Briefe abzugeben Chatte. Auf die Empfehlung des Malteser Ritters hin wurde er sehr gut aufgenommen und erhielt dort Wohnung und Verpflegung. Weishaupt erzählte bei seinem längeren Aufenthalte im Hause des Kaufmannes seine Erlebnisse, und in kurzer Zeit wurden die Schicksale seines Lebens in der ganzen Stadt bekannt. Er wurde zu vielen angesehenen Familien geladen, wo er alle Begebenheiten immer wieder erzählen musste. lleberall wurde er reichlich beschenkt, so dass er in kurzer Zeit ein ganz' ansehnliches Reisesümmchen zusammenbrachte. Der Kaufmann gab ihm wieder Empfehlungsschreiben ein Handelsfreunde in allen bedeutenden Städten mit, welche Weishaupt berühren musste, und überall wurde er wohlwollend aufgenommen. So erreichte Weishaupt wohlbehalten am 18. Jänner 1789 seinen Heimatsort. Die Sehnsucht, welche ihn von dem weitentfernten Malta in sein Vaterland getrieben hatte, wurde nicht befriedigt. Wo er Freude suchte, wurde er mit Trauer erfüllt. Seine Eltern ruhten im Grabe. Auch der Gärtner, bei dem er als Knabe gearbeitet hatte, und sein Lehrherr, der Schornsteinfeger, waren früher gestorben. Ein Großtheil der Einwohner war ihm fremd, und er fand nirgends das Glück, welches er in seiner Vaterstadt gesucht hatte. Es schien, dass er nur in dieselbe zurückgekehrt sei, um an der Seite seiner Eltern und Freunde eine ruhige Grabesstätte zu finden, denn er erkrankte kurze Zeit nach seiner Ankunft und am 11. Februar 1789, nachdem er sich als frommer Christ zu einem seligen Tode vorbereitet hatte, gieng der Christensclave hinüber in eine bessere Ewigkeit. -------------— Nachrichten aus hm Marien-Verem für Afrika. 3Jm«Vnscc. — Iiraneiigruppe des Marien-Vereines. — Hochw. Hr. Pfarrer Adolf Sedlaczek schreibt uns: „Am 13. November stand die Frauengruppe des Marien-Bereines in Breitensee. zum zweitenmal in diesem Jahre am Grabe eines lieben Mitgliedes. Am 11. entschlief selig int Herrn nach langer, schmerzlicher Krankheit und wiederholtem Empfange der hl. Sterb-Sacramente Frau Maria Wog owitsch, Wirtschaftsbesitzersgattiu von hier, erst 33 Jahre alt. Es war ihr nur kurze Zeit vergönnt, Gattin und Mutter zu sein. Sie war eine glühende Verehrerin der seligsten Gottesmutter, und so hoffen wir, dass sie einen barmherzigen Richter gefunden hat und, Gott gebe es, nach kurzem Leiden im Fegfeuer der seligen Schar der Marienverehrer zugesellt werden wird. Die Theilnahme am Leichenbegängnisse war eine große; zu beiden Seiten des Sarges schritten Vereinsfraueu mit Abzeichen und brennenden Kerzen. Nach beut Leichenbegängnisse traten vier neue Mitglieder, Verwandte der Verstorbenen in Loimersdorf, dem Vereine bei." ---------SHSSXS----------- Für die Redaction: P. Paver Geher F. 8. C. — Druck von A. Weger's fb. Hosbuchdruckerei, Brixen.