Laibcher Tligblatt.
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Redaction und Expedition: Bahnhosgasse Nr. 15.
Nr. 112.
Pränumeration-Preise: Bilt ?aiba<fi: ffianjj. fl. 8 JL0; RuficDmifl in« Hau« vrtlj. SS Ir. Mil bet Post: Ganzjähr. fl. 12.
Insertion »preise: (Ein»
Freitag, 16. Mai 1879. — Morgen: Paschalis.	12.	Jahrg.
„Christliches Recht" und „edle Sitte."
Der Vater des vor fünfundzwanzig Jahren zwischen Oesterreich und dem Vatican abgeschlossenen Concordates, Gras Leo Thun, ergriff im Herrenhause des Reichsrathes wieder einmal das Wort, um der Welt klar zu machen, daß die von der österreichischen Regierung bisher eingehaltene Po-liük die Existenz des Kaiserreiches und der einzelnen Länder desselben gefährdet und die Interessen der Gcsammtbevölkerung, die politischen, moralischen und wirthschastlichen, wesentlich geschädigt hat. Der sendal-llerikale «Sprecher fügte seiner Rede den Wunsch bei: „daß der Verlauf der großen Ereignisse des iunern Völkerlebens und der internationalen Zustände, der sich in ganz Europa, ja in der ganzen Welt vor unfern Augen theils vollzieht, theils vorbereitet, der Weisheit und der ®p|nmlh unseres erhabenen Monarchen gestatten luoge, recht bald in Oesterreich jene Grundlagen christlichen Rechtes und edler Sitte, welche in allen großen Zeiten den Ruhm Oesterreichs begründet haben, auf denen allein dauernde Ordnung, wahre Freiheit und allgemeine Wohlfahrt gedeihen kann, diese Grundsätze recht bald wieder zur vollen Geltung zu bringen und damit auch die Eintracht der Völker^Oesterreichs und die Größe und das Gedeihen Oesterreichs zu begründen."
Der Herold und Dolmetsch der verfassungsfeindlichen czechischen Feudalritterschaft sehnt sich nach jenem goldenen Zeitalter zurück, in welchem das Schwert der Patrirnonialherrschaft und der Krummstab der Kirche die Zügel der Regierung gemeinschaftlich leiteten; in dieser vormärzlichen Zeit war noch „edleSitte" und „christliches Recht" anzutreffen, der Schatzmeister des ritterlichen Feudalherrn nahm aus dem Schranke des robotpflichtigenUnterthanen den „klingenden Dienst-Pfennig", das schwerwiegende und wohltaxierte
Laudcmium und Mortnarium, — der wohlbeleibte Psarrherr suchte sich auf den Feldern seiner ihm zehentpflichtigen Psarrkinder die schönsten und schwersten Fruchtgarben aus. Das waren wahrlich gute, edle und christliche Zeiten!
Gras Leo Thun sehnt sich nach den vormärzlichen, wohlgefüllten Fleischtöpfen zurück, er gibt seinem Zorne gegenüber dem Liberalismus scharfen Ausdruck, er schreibt die andauernde wirtschaftliche Krisis den liberalen Institutionen zu, er predigt Reaction und beklagt die Vermehrung der Staatsschuld, jedoch seinem Gedächtnisse entschwand die traurige Thatsache, daß das „Schuldenmachen" in vormärzlicher Zeit und während den Tagen, als auch er am Staatsruder stand, in höchster Blüte stand.
Die Bevölkerung Oesterreichs von heute sehnt sich wahrlich nicht nach jener Zeit, in welcher das vom Grafen Leo Thun so gerühmte „christliche Recht" und die „edle Sitte" auf der Tagesordnung standen, zurück. Der Appell an den Monarchen, die Wünsche des feudal-klerikalen Ritters zu erfüllen, wird lautlos verhallen, denn der Monarch ist ein ausgeprägter Freund und Mäcen des Fortschrittes,. huldigt den Ideen des neunzehnten Jahrhunderts, ist der Pflichten r’neS konstitutionellen Regenten sich vollkommen bewußt, kennt seine „Spiegelberge" und ihre Absichten; er ist darüber im Reinen, was der reactionäre Protektor des „christlichen Rechtes" und der „edlen Sitte" unter diesen Begriffen vermeinet und verstanden wissen will. Das Concordat der liberalen, fortschrittlichen, constitutwnelleii Zeit ist in der österreichischen VersassungSurkunde bestimmt und klar textiert.
Parlamentarisches.
Das Abgeordnetenhaus des Reichsrathes nahm das Rinderpestgesetz und folgende Resolutionen an. Die Regierung wird aufgesordert:
1.) Eine stabile Grenzgendarmerie baldigst zu organisieren; 2.) die Einführung einer allgemein», Vieh-Assecnran^ zn fördern, zum mindesten aber dafür zu sorgen, daß die Assecurierung des in die Contnmazanstalten eiugeführten sowie des im Grenzbezirke sich befindlichen Viehes stattfinde;
3.) sofort diejenigen administrativen, eventuell legislativen und finanziellen Maßnahmen einzuleiten, welche zur entsprechenden Hebung und Förderung der Viehzucht im allgemeinen und insbesondere in den Nordostländern sich als nothweudig erweisen;
4.) die Transportanstalten zu verpflichten, die zum Transport lebenden Viehes und frischen Fleisches nöthigen Einrichtungen in ausreichendem Maße zu treffen; 5.) den Markt- und Approvisivnie-rungsnsancen in großen Städten und Consnmtions-orten eine ganz besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und, falls es sich als nöthig Herausstellen sollte, dieserhalb eine Enquetekommission einzuberufen; 6.) die Verhandlungen mit der kömglich ungarischen Regierung bezüglich des wünschens-werthen gleichmäßigen Vorganges zum baldigen Abschlüsse zu bringen."
In Abgeordnetenkreisen verlautet, daß der feierliche Schluß der Reichsrathssession Samstag beit 17. d. M. mittelst Thronrede erfolgen wird. Beide Häuser sollen heute ihre letzte Sitzung abhalten.
Zum Ausgleich mit den Czechen.
Die Prager „Politik" fährt fort, scharfe Pfeile auf die Verfassungspartei abzuschießen. Auch dieses Organ erhebt gegen die Verfassungspartei den Vorwurf, daß sie es gewesen sei, welche die wirthschaftliche Krisis hervorgerufen, den Wohlstand der Völker und die Finanzen des Reiches untergraben habe.
Es sei uns gestattet, die Frage zu stellen: Besteht in solchen ungerechtfertigten Anschuldigungen
Jeuisseton.
Margarethe Ferner.
Erzählung von Walter Stahl.
(Fortsetzung.)
„So blicken Sie in diesen Spiegel und überzeugen sich selbst von Ihrem Aussehen," fuhr Elise fort; doch eben jetzt trat auch die Gräfin ins Zimmer, welche täglich einige Stunden des Tages der Pflege ihres Kindes widmete. Elise forschte nun nicht weiter, sondern wandte sich vielmehr mit der Aufforderung an Lina, doch die Geschichte zu erzählen, von der sie am Abend zuvor gesprochen. Ihre gnädige Herrin werde gewiß auch gern eine Zuhörerin abgeben, da sie ja so hübsch zu erzählen verstehe.
„Wie, besitzt Lina das Talent, Geschichten zu erfinden?" sagte Gräfin Wellen in ihrer freundlichen Weise.
„Ich verstehe mich nur auf wahre Geschichten," erwiderte Lina einfach.
„Nun, so laßt mich eine solche hören, besonders etwas, Eure ländlichen Gebräuche und
Gewohnheiten betreffend. Ich bin von Geburt Engländerin und habe bisher wenig Gelegenheit gehabt, mir ein Urtheil über die untern Klassen hier zu bilden. Doch, bevor Sie Ihre Geschichte beginnen, lassen Sie mich noch eine freundliche Warnung an Sie richten, nie die Phantasie meiner Kinder durch Schreck- und Spukgeschichten zu erregen, ich würde das nie dulden."
„Meine Eltern sind zwar nur einfache Leute, doch haben sie mich Besseres gelehrt als das, gnädige Frau Gräfin," entgegnete Lina mit Würde.
„Es freut mich, dies zu hören, und nun die Geschichte, während mein Töchterchen schläft. Hoffentlich ist sie lustig, denn ich weiß nicht weshalb, doch ich bin verstimmt heute Morgen."
Lina lächelte, doch lag halb versteckter Hohn in diesem Lächeln, als sie antwortete: „Die Geschichte ist wahr, wenn auch wol nicht gerade lustig." Dann begann sie folgendermaßen:
„Nicht allzuweit ab von dem Städtchen G. liegt ein hübscher Pachthof, der noch vor einigen Jahren von einer glücklichen Familie bewohnt wurde; es war dies der Pächter B. mit seiner Frau und sechs Kindern. Das Haus, prächtig von Weinlaut) umrankt, liegt eine gute Strecke abseits der Landstraße in lauschiger Stille; denn
eine Gruppe alter Ulmen entzieht es fast ganz den Blicken. Schönes, ergiebiges Ackerland umgibt den Pachthof, welches, mit Fleiß bearbeitet, der Pächterfamilie zu einem gewissen Wohlstände verhalf. In nächster Nähe des Hauses befindet sich ein Garten, in welchem die süßduftende Rose, die stolze Sonnenblume, königliche Lilien und viel andere der lieblichen Kinder Flora's miteinander wetteifern, die Sinne zu erfreuen.
Allgemein Gezeichnete man die Familie B. als eine glückliche, denn Zufriedenheit und Eintracht walteten im Hause. Der Pächter selbst war in seinen jungen Tagen eine prächtige Erscheinung ; intelligenter, als die Mehrzahl seines Standes, sahen seine Nachbarn mit einer Art von Ehrfurcht zu ihm auf. Seine Frau, kaum weiß ich, was ich mehr an ihr hervorheben möchte, die Schönheit und Regelmäßigkeit ihrer Züge oder die Milde und Sanftmuth ihres ganzen Wesens, welches beides vereint sie weit und breit beliebt machte, besonders in den Hütten der Armuth und in den Häusern, wo Kummer und Trübsal ihren Einzug gehalten, denn sie verstand zu geben, ohne den Armen die Bitterkeit einer Wohlthot fühlen zu lassen; verstand zu trösten, ohne den Leidenden merken zu lassen, daß sie trösten wolle.
der richtige Weg zur Perfectmachung des Ausgleiches mit den Czechen? Die dem Ausgleichsprojekte gewidmeten Artikel der „Politik" lassen deutlich erkennen, daß die Czechen bereits heute sicher sind, das deren „fromme" Wünsche bei der Verfassungspartei schwachen Anklang finden werden und nur in Regierungskreisen der Rettungsanker zu suchen sei. Die „Politik" hofft in Sachen des Ausgleiches alles Heil von der — Regierung. Das genannte Organ sagt: „Wenn es wirklich in den Intentionen der Regierung liegt, die Völker zu versöhnen und Oesterreich zu konsolidieren; wenn sie nicht von den Intentionen ihrer Vorgänger erfüllt ist, die sich die Verfolgung des böhmischen Volkes zu ihrer vornehmsten Aufgabe setzten, dann muß sie bereits heute zu der Frage des Tages Stellung nehmen, und sie vermag es nach alter Erfahrung, Dinge zu fördern, die sie mit ihrem Wohlwollen begleitet. Wir wollen nicht skeptisch sein und auf die feierlichen Versicherungen die Worte des berühmten Zweiflers anwenden, die da lauten: „Die Botschaft hör'ich wol, allein mir fehlt der Glaube!"; aber dein guten Willen muß auch von oben nachgeholfen werden, und dann wird er rascher realisiert, als manche Pessimisten glauben, welche heute den ganzen Läuterungsprozeß nur als flüchtige Erscheinung, als eine Art politischer Fata movgana ansehen, die ebenso spurlos verschwindet, als sie rasch aufgetaucht ist. An der Regierung ist es also, die Verständigungsversuche zu fördern, die Fäden derselben auszngreifen und nicht wieder entgleiten zu lassen, namentlich angesichts der im Zerfall begriffenen bisherigen Parlamentsmajorität, die in diesem Zustande ihre Berechtigung als Factor ähnlicher Verhandlungen beinahe verloren hat."
Der Tarifentwurf Bismarcks.
Nach Ansicht informierter Journalstimmen dürfte die Majorität des deutschen Reichstages sich bestimmt finden, die Zoll- und St euer-fragen in nachstehender Weise zu erledigen:
1.) Bezüglich der Eisenzölle wird man wahrscheinlich zu den Sätzen zurückkehren, die bis zum Jahre 1877 in Kraft waren, nämlich 50 Pf. für 100 Kilogramm Roheisen und 2 Mark für die gemeinen Eisenfabrikate, Schienen, Maschinen;
2.) die Getreide- und Viehzölle werden voraussichtlich in der Höhe des Tarifeutwurfes bewilligt werden. Dagegen ist zu erwarten, daß die Zölle auf Schmalz (5 Mark pro Zentner) und die Erhöhung des Zolles auf Speck und Schinken
Vier Söhne waren ihnen hintereinander geboren, alle gesunde, vielversprechende Kinder, und hatte der jüngste Knabe schon sein zwölftes Jahr »urückgelegt, als Gott ihnen ein Töchterchen schenkte und daraus im folgenden Jahre noch ein zweites. Groß war die Freude im Pachthofe, und die beiden kleinen Mädchen, überaus reizende Kinder, wurden die Lieblinge der ganzen Umegend, der Stolz der Brüder und die Freude er Eltern."
Die Gräfin unterbrach die Erzählerin plötzlich verwundert mit der Bemerkung, wie sie, das einfache Mädchen, so viel Poesie in ihre Aus-drucksweise zu legen verstehe.
„Wenn Poesie in meiner Erzählung ist, so ist diese wol mit mir geboren," war Lina's einfache Antwort.
„Seltsames Mädchen," Bemerkte die Gräfin, «doch nur weiter!"
„Die beiden jüngsten Kinder wuchsen zu zwei lieblichen Mäbchengestalten heran. Ein jeder behauptet, jene hätten mehr wie gewöhnliche Geistesanlagen, und um diese gehörig zu entwickeln und ihnen Gelegenheit geben zu können, sich mehr wie gewöhnliche Kenntnisse anzueignen, arbeiteten der Vater, die Brüder, ja selbst die Mutter härter. Unglückseliger Tag, da sie dies thaten!
(von VI, auf 6 M.), Butter (von 4 auf 10 M.), I Käse (von 5 auf 10 M.) gestrichen werden. Auch die Besteuerung der Einfuhr von Eiern, Raps und getrocknetem Obst (meist aus Oesterreich) dürfte ttt Wegfall kommen. 3.) Nicht ganz ungünstig liegt die Sache bezüglich der Zölle auf Baumwollgarne, Woll- und Leinengarne. Es scheint, daß hier die Ausführungen der freihändlerifchen Rebner unb bie zahlreichen Petitionen ans ben Kreisen ber Weberei eine gewisse Wirkung erzielt haben. Sowol ber Abg. Varnbüler als bie Abg. v. Bennigsen unb Wiubthorst haben eine Ermäßigung ber vorgeschlagenen Zollsätze in Aussicht gestellt. Vom Bunbesrathstische hat man hiegegen nichts eingewenbet. 4.) Die Brausteuer bürste gleichfalls iu Wegfall kommen. Dagegen bürste sich für bie Petroleumsteuer (6 Vs Mill. Zentner Einfuhr, Zoll 3 Mark pro Zentner) eine Majorität siitben, obwol nationalliberale Blatter noch kürzlich versicherten, baß für bie liberale Partei biefe Proposition überhaupt nicht biscu-ticrbar fei. 5.) An eine volle Bewilligung ber Tabaksteuer mit einem Ertrage von 46 bis 50 Mill. ist gleichfalls nicht zu beuken. Für eine Steuer von 20 bis 30 Mark pro Zentner, die ungefähr 25 bis 30 Mill. einbringen wird, dürfte sich bagegen eine kleine Majorität finben.
Tagesneuigkeiten.
— Bosnische Atterthümer. Der Minister für Cultus und Unterricht hat den Oberlieutenant in der Reserve. Dr. Moriz Hörnes, mit der Vornahme einer Reise nach Bosnien, vorzugsweise zum Zwecke der Aufsuchung und wissenschaftlichen Beschreibung der dort befindlichen römischen Atterthümer, betraut.
— Zur Frage der Aushebung der Theaterordunng. Reichsrathsabgeordneter Hof-ser und Genossen richteten an den Minister des Innern folgende Interpellation:	„Die Gefertigten haben an die Regierung eine Interpellation gerichtet, in welcher sie anfragten, ob die Regierung geneigt sei, zur Aufhebung der nicht mehr zeitgemäßen Theaterordnung vom Jahre 1850 und der willkürlichen Beeinträchtigung der Rechte der dramatischen Autoren zu schreiten. Gleichzeitig hat das Haus eilte Petition der dramatischen Autoren Oesterreichs dem Minister des Innern zur eingehenden Würdigung abgetreten, mit der Aufforderung, die Theaterordnnng vom 25. November 1850 mit thun-lichster Raschheit anfzuheben und alleS diesfalls Erforderliche einznleiteu. Die damalige Interpellation
Die Mädchen waren fast immer zusammen, und hing die Jüngere, die schüchterner, stets wie schutzsuchend an ihrer Schwester. Jene, Namens Anna, oder wie sie in der Gegend meistens genannt wurde, „bie weiße Rose," war von Kindheit an zarter, was mit den Jahren noch zunahm. Sie hatte lichtblondes Haar, dem ihrigen sehr ähnlich, Frau Gräfin, Helle blaue Augen, die jedoch einen wunderbaren Glanz hatten. Ihre
Eigur war überaus schlank und zart, ihre Arme, äitde und Füße elegant geformt, und ihr Geschmack war gerade in seiner großen Einfachheit vollkommen zu nennen. Sie liebte Gesang, Musik und Tanz, mit einem Worte, die Freuden der Welt. Anna träumte wachend und schlafend, und immer waren es Verheißungen zukünftiger Größe, welche ihre Phantasie ihr vorspiegelte.
Die ältere Schwester war beiweitem nicht so schön, dunkler von Haar und Augen; größer und nicht so elegant gebaut, war auch ihr Wesen kein so freundliches, welches sie eben weniger anziehend erscheinen ließ. Sie liebte die Bücher und bie Einsamkeit, auch sie hatte ihre Träume unb brachte diese zu Papier, wenn ihr liebliches Schwesterchen schon längst in süßen Schlummer versunken lag.
Anna war ber Liebling ihres Vaters; sie
ist aber bisher nicht beantwortet worden. Die Unterfertigten stellen daher an die Regierung, insbesondere an den Minister des Innern, die Anfrage: Ist die Regierung geneigt, eine Vorlage, betreffend die Aufhebung der Theaterordnung [vom Jahre 1850, vorznbereiten und in der« nächsten Session vorzulegen?"
— Aus dem ezechifchen Lager. Die von dem Klub der Altczechen am 11. d, beschlossene Resolution lautet:	„Indem der ezechische Klub in vollem Maße nicht nur die Opportunität, sondern auch die Notwendigkeit anerkennt, daß in politischen Fragen und insbesondere gegenwärtig über das Verhältnis des czechischen Volkes zum Reichsrathe so allgemein als möglich verhandelt werde, erklärt er es im gemeinsamen Interesse unserer gesammten Nation für nnabweislich, daß die Debatten in den Versammlungen in einem Geiste und in einer solchen Richtung geführt werden, daß die endliche Entscheidung der Frage über die Beschickung oder Nichtbeschickung des ReichsratheS der Gesammtheit aller frei erwählten czechischen Abgeordneten überlassen bleibe, und daß es nnpaffend und unter Umständen selbst schädlich wäre, denselben wie immer geartete Verpflichtungen aufzuerlegen." — Im jnngczechifchen Klnb wurde die Verständigung mit den Deutschen energisch befürwortet und folgende Resolution angenommen: „Der Klnb begrüßt mit Freude die Vorbereitungen zu Unterhandlungen mit den Deutschen und ersehnt ein günstiges Resultat der im Geiste der Humanität und Freiheit anzubahnenden Verständigung als Bedingung einer erfolgreichen gemeinsamen politischen und parlamentarischen Arbeit."
— Gefangener Haifisch. In Fiume wurde am 6. d. vom Fischer Matejcich an der Küste von Porto-Re ein Haifisch, der sich in daS zum Thunfischfang aufgestellte Netz des Genannten hineinwagte, gefangen. Das Thier, welches die respektable Länge von dritthalb Meter hatte, wurde, als eS sich in die Stricke des Netzes verwickelt sah, so Wüthend, daß c8 wie rasend um sich schlug und das Netz zu zerreißen drohte. Erst nachdem die herbeigeeilten Leute den Hai mittelst Kolbenschlägen auf de» riesigen Schädel betäubt hatten, gelang es, das Ungeheuer aufs Trockene zu ziehen. Als man zur Secierung des Haifisches schritt, fand man in seinem Leibe siebzehn Stück ansgebildete, je vierzig Zentimeter lange Junge, die in wenigen Tagen zue Welt gekommen wären. Es war demnach die höchste Zeit, daß der Mutter-Hai vertilgt wurde, sonst wäre die ohnehin nicht sichere Adria gefahrdrohend mit jungen Haifischen inficiert worden. Der Fischer erhielt die ausgeschriebene Prämie von 30 fl.
war liebevoller und hingehender, als ihre ältere Schwester, und diese, selbstlos wie sie war, sah ohne Neid auf die Bevorzugung, die der Jüngeren von allen Seiten jutheil wurde. Sie fühlte wohl, daß in diesem schönen, zärtlichen Geschöpf etwas Liebenswerteres fein müsse, als in ihr selbst, und hörte deshalb jedes Lob, das jener gespendet wurde, mit einem Gefühl des Glückes.
Die Schwestern hatten gerade ihr 16. und 17. Jahr erreicht, als eine Schwester ihres Vaters, deren Gesundheit zu schwanken begann, in herzlichen Worten darum bat, daß eine ihrer Nichten auf einige Zeit zu ihr kommen möge, um sie ein wenig in ihrem Hauswesen zu unterstützen. Der Wunsch ber Tante würbe erfüllt, und die ältere Tochter mußte sich auf einige Zeit vom Vaterhause unb der geliebten Schwester trennen.
Bald nach dieser Zeit wars, als der Sohn eines der benachbarten abeligen Gutsherren, ber seine Studienjahre vollendet hatte, nach Haus zurückkehrte. Dieser sah „bie weiße Rose," zuerst in der Kirche, bann auf Spaziergängen. Er verstand es, das Vertrauen des alten Vaters zu gewinnen, fang und spielte mit Anna und ging bald täglich ein und aus in dem srieblichen weiu-umrankten Pächterhause.
(Fortsetzung folgt.)
— Verwendung der französischen Kriegskoste »-Entschädigung. Die Verthei-lung der von Frankreich an Deutschland gezahlten Kriegskosten-Entschädigung geht ihrem Abschlüsse entgegen. Was die Verwendung derselben betrifft, so wurde bekanntlich ein Theilbetrag für die Heilung der Kriegsschäden in Elsaß-Lothringen bestimmt, ferner verwendete man 561.000,000 Mark zur Gründung eines Reichs-Jnvalidenfondes und 120.000,000 Mark zur Gründung eines Reichs-Kriegsschatzes. Was nicht für allgemeine Zwecke des Reiches in Anspruch genommen wurde, gelangte zur Verkeilung an den vormaligen norddeutschen Bund, Württemberg, Baiern, Baden und Südhessen. Der auf den ehemaligen norddeutschen Bund entfallende An-theil wurde durch Reichsgesetz zunächst zur Deckung der Kriegskosten, also vor allem zur Tilgung der Krieg?an!ehen und sodann zur Wiederherstellung der Kriegsbereitschaft des Heeres und zur Erhöhung der Schlagfertigkeit desselben bestimmt. Das, was dann verblieb, sollte an die einzelnen Staaten des ehemaligen norddeutschen Bundes vertheilt werden. Es blieb den einzelnen Staaten überlassen, den auS der Kriegsentschädigung an sie gelangenden Summen diejenige Verwendung zu geben, welche sie für die am meisten geeignete hielten. In Preußen wurden die Contributionsgelder fast ausschließlich zur außerordentlichen Tilgung von Staatsschulden, für Eisenbahnbauten und sonstige Bedürfnisse der Eisenbahnverwaltung bestimmt.
— Parodie des LiedeS: „'s Mai» tüfterl
„Wann 's Mailüfterl weht Mit balsamischem Dust,
Da klappert der Storch,
Der Mensch klappert auch.
Wann 's Mailüsterl wcht Und in farbigem Schmelz Jedes Blumcubect prangt,
Lös' ich aus meinen Pelz.
Wann 's Mailüfterl weht Und der Frühling mich reizt,
Wird täglich im Zimmer Zweimal nur geheizt."
Lokal-undprovin)ial-I,ngelegenheiten.
— (In den hiesigen Stadtschulrath) wurden die Herren Raktelj und Razinger als Vertreter des Volksschul-Lehrstandes gewählt.
— (Lebensrettung.) Es gelang dem muthigen und unerschrockenen Einschreiten eines in der hiesigen Männerstrafanstalt am Kastellberge befindlichen und zufällig mit Straßeuarbeiteu nächst dem Pulverthurme beschäftigten Sträflings, dem scheugewordenen und einem Abgrunde zueilenden Pferde in die Zügel zu fallen, das Pferd zum Stehen zu bringen und den Reiter aus drohender Lebensgefahr zu retten.
— (Dem patriotischen Hilfsvereine in Kr a in) sind als Mitglieder beigetreten die Herren: August v. Wurzbach, Carl Khern, Anton Laschau, Johann Keeel, Rudolf Tormin, Ernst Mühleisen, Johann Hozhevar, Joses Zenart, Ludwig Perona, Wolff v. Wolffenberg, Georg Mihalic, Josef Piller, Leopold Bürger, Dr. Friedrich Ritter von Kaltenegger, Anton 0. Fladung, Freiherr v. Jugen-häff, del Cott, Graf Bolza, Dr. Alois Valenta, Anton Freiherr v. Codelli, Carl Freiherr v. Co-delli, Ottomar Bamberg, Matthäus Ranth, Leopold Pirker, Franz Doberlet und Franz Hengthaler.
—	(Aus dem hiesigen Schwur-gerichtssaale.) Unter Ausschluß der Oeffent-tichteit fand gestern infolge eines im „Slovenec" erschienenen Artikels „Gebt uns Arbeit!" die Schlnß-berhaudlung über eine gegen den verantwortlichen Redakteur des „Slovenec" wegen Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung erhobene Anklage statt. Die Geschwornen sprachen „Nichtschuldig",
der Gerichtshof fällte auf Grund dieses Votums tln freisprechendes Urtheil.
— (Beunruhigende Gerüchte), deren Berechtigung oder aber Grundlosigkeit wir jetzt noch dahingestellt feilt lassen müssen, verdarben die letzten Tage unserem Publikum die Lust zu den seit lange heiß ersehnten Ausflügen nach Oberrosenbach, dem Tivoliwalde u. s. w. Es sei nicht rathsam, im Walde sich zn ergehen, besonders nicht für Frauen und Kinder, denn allerlei Gelichter treibe sich dort herum, so raunte man sich zu, und viele wurden tatsächlich dadurch bewogen, ihren geplanten Ausflug auf den Rosenbacherberg zu unterlassen. Es bedarf mol nur der Erwähnung des erwähnten Gerüchtes, um die löbl. Bezirkshauptmaunschast zu veranlassen, eine ausgiebige Streifung anznordnen, damit sich das Publikum wieder sorglos in unserem schönen Rosenbacher Walde ergehen könne.
— (Zaubertheater.) Herr Carlo Caperta wird seine interessanten Zanbersoireen schon morgen, am Samstag den 17. Mai, im hiesigen landschaftlichen Theater eröffnen. In der Erwägung, als nur einige Vorstellungen und in jeder derselben neun Abwechslungen stattfinden werden, empfehlen wir unserem schaulustigen Publikum den zahlreichen Besuch dieser Productionen. Herr Caperta wird in den eiitgefeheneii Journalberichten als Künstler seines Faches gerühmt.
— (Die Tage der Eismänner,) der 12., 13. und 14. Mai, sind vorüber. Wir wollen hoffen, daß nun die Tage des seinerzeit so gepriesenen „Wonnemonats" kommen und der „holde" Lenz zur Herrschaft gelangen werde. Es fei uns gestattet, die Biographie der drei Eismänner Pmt-cralius, Servatius und Bouisatius zu skizzieren wie folgt: Pancratius kam als I4jähriger Knabe mit feines Vaters Bruder, Dionhsius, nach Rom, wurde dort vom Bischof Cajns bekehrt und unter Cäsar Diocletian Anno 293 enthauptet. Servatius war der letzte Bischof von Tongern, war ein Freund des Athanasius, ein Gegner der Arianer und starb zu Mastricht im Jahre 403 im hohen Alter. Auf sein Grab soll nie ein Schnee gefalle» fein, weshalb auch der ihm geweihte Tag (13. Mai) im Volksglauben noch immer eine große Rolle spielt. Bonifatius, der dritte im Bunde, pflegte unter Diocletian, um feilten sträflichen Umgang mit der Römerin Agla zu sühnen, auf einer Reife nach Tarsus die Märtyrer in den Kirchen und begrub sie. ward aber endlich selbst hingerichtet. Im Wit-terungskalender sind die drei Tage des Wonnemonats dadurch berüchtigt, weil an ihnen sich die letzten Nachtfröste einzustellen pflegen. Daher nennt man auch das Trifolium dieser Heilige» — und gerade heuer mit Recht — die Eismänner.
— (Verkehrsstörung.) Der Verkehr auf der Lavanter Reichsstraße zwischen St. Leonhard und Wolfsberg ist infolge Erdabrutschungeu für längere Zeit gesperrt.
— (Zum Schmerliug-Jubiläu m.) Die Herren Oberlandesgerichtspräsident Dr. R. v. Wafer und Oberstaatsanwalt Wilhelm PichS haben sich von Graz nach Wien begeben, um den Festlichkeiten zu Ehren Schmerlings beiznwohnen.
— (Ans den Nachbarp rovinzen.) In Graz und in allen größeren Ortschaften der Steiermark wurde der zehnjährige Bestand der Volksschule festlich begangen. — Der Landeshauptmann der Steiermark richtete an die unterstehenden Gemeinden ein Rundschreiben, in welchem die Wähler aufgefordert werden, schon jetzt den bevorstehenden Reichsrathswahlen volle Aufmerksamkeit zuzuweudeu. Das erwähnte Circular schließt mit nachfolgendem Passus: „Wenn die Wähler, wie ich vorausfetzeu muß, die parlamentarischen Verhandlungen des letzten Deeenniums mit Aufmerksamkeit verfolgten, so werden sie auch wissen, welche Forderungen sie an ihren Kandidaten zu stellen haben. An Programmen wird es ohnehin nicht fehlen. Ich habe zu viele Achtung vor der Einsicht und der Autonomie der Wähler, um als Einzelner mir über diesen Punkt eine Belehrung zit erlauben. Daß der Kandidat sich zur bestehenden Verfassung bekenne, daß er an
Aenderungen derselben nicht ohne Roth und nur mit großer Vorsicht zu gehen bereit sei, daß er für die wirtschaftlichen Notwendigkeiten und für fortschrittliche Fragen ein richtiges Verständnis beweise, und daß er bei aller Rücksicht für diese dem Be» stände des Reiches, den Bedingungen desselben und der Machtentfaltung der Monarchie nach außen innerhalb ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit Rechnung trage, das scheint mir selbstverständlich zu sein."
Kapital und Arbeit.
Dr. I. Minoprio sagt in seinen „Betrachtungen für denkende Kaufleute über Beruf und Stellung im Geschäfte und öffentlichen Leben": Ein Umstand ists, den die meisten Menschen zufolge der bestehenden falschen Anschauungen am wenigsten begreifen können,— die Gleichheit der Interessen aller. Man sucht und vermuthet überall nur Gegensätze, nur Widerstreit und Kamps, Absicht, einander zu schädigen, zu überlisten, auSznbeuten.
Welche nachtheilige Folgen diese pessimistische Auffassung für die Gestaltung des alltäglichen LebenS hat, ist schwer zu bemessen. Die absolutistischen, der freien Entwicklung der staatlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse feindseligen Elemente sind es, welche den Gedanken von der Feindseligkeit der Interessen in den Köpfen großgezogen und erhalten haben.
Diese falschen Sätze von der natürlichen Feindseligkeit trüben das Verständnis und verhindern die Einzelnen, ihre Stellung im geschäftlichen Leben und die Art und Weise ihres Fortkommens richtig zu erfassen.
Nicht die ini Maßlose und Fieberhafte gehende Sucht zur Gefetzesfabrication ist es, die dem Allgemeinem wie dem Einzelnen das größtmögliche Maß von Wohlbefinden und Lebensgenuß verspricht, sondern die Einsicht und Bereitwilligkeit der Regierenden , nur das zu fördern und zn erstreben, was im allgemeinen Interesse liegt, und da gewähren zu lassen, wo blos einseitiges parteiisches Eingreifen möglich wäre, was mit dem Grundsatz der Gerechtigkeit nicht vereinbarlich ist.
Betrachten wir uns, welche scharfe Gegensätze die Gelehrten und was der gewöhnliche Verstand aus den volkswirthschastlichen Begriffen von Kapital und Arbeit gemacht haben, welche Regeln sich zur Erzielung von Erfolgen im Geschäftsleben gar vielfach eingebürgert haben.
Man behauptet heutzutage, wo die socialdemo-kratische Bewegung den Regierenden offenbar Angst zu bereite» angefangen hat, die Arbeiterführer hätten die Gegensätze zwischen den Interessen des Kapitals und der Arbeit zuerst hervorgekehrt und auf die Spitze getrieben. Mit mehr Berechtigung läßt sich jedoch behaupten, daß sich die Besitzenden früher in Gegensatz zu den Arbeitern gestellt haben. Wir brauchen hier blos zu erinnern an die noch vielfach bestehenden Beschränkungen deS allgemeinen Wahlrechts. Hiernach werden auf Grundlage des vorhandenen Besitzes politische Vorrechte begründet. Der Masse der wenig oder nichts besitzenden Arbeiter war nnd ist theilweise noch heute ein geringeres Maß politischer Rechte eingeräumt, als der kleinen Minderzahl der Vermögenden.
Schon hieraus geht hervor, daß die Hervorkehrung des Gegensatzes zwischen Kapital und Arbeit nicht der noch so jungen socialdemokratischen Bewegung zuzuschreiben ist.
Vonseite der Regierenden bestand von früheren Zeiten her ein gewisses Mißtrauen gegen die Masse der Besitzlose». AuS diesem Grunde erklären sich die in vielen Verfassungen aufgcitommeiteii Vorrechte der Besitzenden und Reichen. Es ist ein Stück der überlieferten Staatsweisheit, daß die große Masse des Volkes der Ordnung und dem allgemeinen Frieden feindlich gesinnt sei, und daß daher die für das Wohl aller eingesetzte Regierung dem Einfluß der großen Menge entzogen werden müsse.
Was vor allem noththut, ist die Verbreitung versöhnlicher und Vertrauen erweckender Anschauungen und die vorurthcilslose Darlegung der wirklichen Verhältnisse, wodurch ungerechten und schädlichen Maßnahmen von beiden Seiten am besten begegnet wird.
Kapital und Arbeit sind bei ruhiger Erwägung der wirklichen Verhältnisse durchaus nicht als einander entgegengesetzte und naturgemäß sich widerstreitende Begriffe anzusehen.
Kapital oder besser gesagt Vermögensbesitz läßt sich keineswegs isoliert sich selbst ergänzend und vermehrend denken. Der Besitz als vorhandene Thatsache muß die Arbeiter anssnchen und durch Anregung der Arbeit seine Nutzbarmachung ermöglichen.
Mit der Leichtigkeit und Sicherheit des Kapitalgewinnes hat es eine besondere eigenthümliche Bewandtnis. Die fetten Zinsen der Kapitalien sind selten und meist rasch vorübergehend. Was in guten Jahren verdient wird, geht in schlechten wieder verloren.
Reichliches Erträgnis des Kapitals ist eben nur entweder bei großer Gefährdung des Kapitals oder durch kluge Anlegung seitens des Besitzers durch Association mit tüchtiger und verständiger Arbeitskraft zu erzielen.
Die hohen Dividenden und Kursgewinne, welche z. B. in den Jahren 1871 bis 1873 Kapitalisten in de« Schoß fielen und wegen ihrer mühelosen Erwerbung mißgünstige Betrachtungen veranlaßten, sie waren bald und spurlos verschwunden summt dem Stammvermögen, weil sic sich auf gewagte und haltlose Annahmen und Hoffnungen gründeten.
Wie viele Tausende von früher vermögenden Leuten werden durch Fallimente und Ereignisse, worüber sie keine Macht haben, über Nacht ihrer Vermögen beraubt und dadurch dem allgemeinem Geschick der meisten Menschen wieder gleichgestellt. Leute, die sich mit den, Erfolg ihrer Börsenspecu-lationeu brüsteten, werden mit einem male bei dem Umschlag der Verhältnisse kleinlaut, wenn der Zusammenbruch ihrer Berechnungen sie dein Nichts gegenüberstellt.
Das richtige Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit ist ihr enges Zusammenwirken. Das Nisico der Unternehmungen sällt aber ausschließlich auf den Kapitalisten. Denn der Arbeiter erhält selbstverständlich seinen Lohn, obwol sich bei keiner Unternehmung mit Gewißheit voranssagen läßt, daß sie die aufgewendeten Kosten oder gar mehr aufbringen werde.
Luxussteuer.
Der Reichsrathsabgeordnete Hausner empfing bei mehreren Anlässen für fei« im Parlamentshause zum Ausdruck gebrachtes freies Wort den Beifall des Hauses. Minder günstig schloß das letzte Debüt dieses freimüthigen Volksvertreters ab, als er mit dem Projekte der Einführung einer Luxussteuer die Versammlung begrüßt hatte. Der genannte Abgeordnete versuchte nachzuweisen, daß der Ertrag aus dem anszuhebenden Lotto durch eine einzuführende Luxussteuer ganz gut zu ersetzen wäre; Hausner empfahl: 1.) eine Steuer auf Luxuspferde, Equipagen, männliche Bediente und Wagen; 2.) eine Steuer auf Klubs, Casinos und Billards; 3.) eine Abgabe von kostspieligen Begräbnissen; 4.) die Hundesteuer als Staatssteuer; 5.) eine Waffen-und Jagdsteuer; 6.) eine starke Erhöhung des Spiele kartenstempels. Die statistischen Daten, die der Redner zur Begründung anführte, sind allerdings sehr interessant. Die Steuer auf Lnxuspferde und Equipagen, sagte Herr Hausner, besteht in Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Belgien, Portugal und im Canton Basel. In Großbritannien trägt sie 11.000,000 ft. jährlich, in Frankreich 4.400,000 Gulden; ich will jedoch diefe zwei Länder hier nicht als Muster hinstellen, weil ich wohl weiß, daß in
denselben die großen Vermögen weit zahlreicher sind als bei uns; wol aber kann ich Portugal anführen, welches sicherlich, wenn nicht ärmer, so doch nicht reichet als Oesterreich ist, und Portugal Jtrngt diese Steuer 270,000 ft. jährlich, sie würde also in Oesterreich bei einer genau fünffachen Bevölkerung 1.350,000 ft. betragen. Die Klub- und Billardsteuern tragen in Frankreich jährlich eine Million. Ich habe mir die Mühe genommen, die in Oesterreich bestehenden Klubs und Casinos und derlei Anstalten zu zähle» und den Betrag zu ermitteln, welchen die Mitglieder einlegen. Auf dieser Grundlage halte ich die Einnahmen von 250,000 fl. für Klubs und 100,000 ft. für Billards, zusammen also von 350,000 fl. für mäßig. Die Abgabe von kostspieligen Begräbnissen trägt in Paris allein
330.000 fl. Wenn wir in Oesterreich mir jedes fünfte Begräbnis mit 5 fl. taxieren, jedes zweihundertste mit 50 fl, würde das eine Summe von
1.050.000 fl. jährlich ergeben.
Die Hundesteuer trägt in Großbritannien
3.730.000 fl, in Württemberg 126,000 fl., in Sachsen-Weimar 18,000 fl. Nach der Analogie von Württemberg und Sachsen-Weimar würde die Hundesteuer zwischen 1.050,000 fl. und 1.200,000 fl. ergeben, und wenn wir die großen Städte ausnehmen, für welche bereits eine solche besteht-, ungefähr 8- bis
900.000 fl. Die Steuer von dem Besitze und Tragen der Waffen und der Erlaubnis zur Jagd existiert in Großbritannien, Frankreich, Niederlande und Italien und trägt in Frankreich 3.400,000 fl, in Großbritannien 2.700,000 fl. Eine Million ist eine gewiß mäßige Annahme für Oesterreich. Der Spiel-kartenstempet trägt bisher die unglaublich geringe Summe von 164,000 fl, und ich kann mir nicht helfen — hiebei müssen die Verheimlichungen eine große Rolle spielen.
Der Antrag Hausner fand kein empfängliches Ohr und wurde keiner Debatte unterzogen.
Witterung.
Laibach, 16. Mai. Morgens wolkenloser Himmel, gegen Mittag zunehmende Bewölkung, einige male linbebcntcnber Strichregen, schwacher West. Wärme: morgens 7 Uhr + 11-8J, nachmittags 2 Uhr + 17-7" 0. (1878 -j- 24’6“; 1877 + 19 0" C.) Barometer 736 10 Millimeter. Das gestrige Tagesmitte! der Wärme + 131®, um 0 9° unter bau Normale.
Angekommene Fremde
am 15. Mai.
Hotel Stadt Wien. Pichler, Beamtensgattin, mtb Mali-novski Lcopolbine, Gottschee. — Dvrilla, Privatier, Triest. — Meisel, Wien. — Harmcns, Privatier, Graz.
Hotel Elefant. Dr. NamarS, Jesseniz. — Hofsmann, Privatier, Fiume. — Tausig, Wien. — Miklautz, Schätzungsreferent, Steiu. Janeschitsch Antonia, Beamtensgattin, Pcmu. — Gerbic, Opernsänger, Zirkitiz.
Mohren. Hoinigg, Agent, Agram. — ©ubif, Dragoner-Wachtmeister.
Kaiser von Oesterreich. Tisa Theresia, Hanbelsmanns-frau, Ungarn. — Menbnry, Schuls. — Mali), Gutsbesitzer, Pobwein.- Simonetti, Stationsvorstanb, Ronchi.
Verstorbene.
Im Z i v i l s p i t a 1 e:
Den 14. Moi. Johann Dolnikar, Inwohner, 40I., Lungentuberkulose. — Johann ®leuc, Pfründner, 53 I., Entkräftung.
Gedenktafel
über die am 21. Mai 1879 stattfindenden Li« citationen.
3. Feilb., Tom'sche Real., Kleingaber, BG. Sittich. — 3. Feilb., Globokar'sche Real., Trebej, BG. Sittich. — 3. gtilb., Hant'fche Real, Pöseuborf, BG. Sittich. — 3. Feilb., Brcgar'sche Real., Grabise, BG. Sittich.
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Wiener Börse vom 15. Mai.
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Galizien............... 89	50
Siebenbürgen . . .	80 25
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109-50
105-70
117-75
260 40 840
90-
80-75
81-50 85-41
11U-— 10590 118 —
260 50 842
132— 138 50
566 — 568 -178 — 178 50 2232 | 223;; 140-50; 141-— 240-50 241 131-50 135 -575 - 577 -
Nordwestbabn . . . NudolfS-Bahn . . . Staatsbahn ....
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Priorität,»Obkig.
Elisabethbahn, I.Em. i>erd.»Nordb. ».Silber ivranz-Ioseph-Bah n. ^allz.K-Ludwigb,l.E. Oest. Nordwest-Bahn Liebenbürger Bahn StaatSbahn, l. Em. Lüdbahn ä 3 Perz.
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{Irivaifofe.
Kreditlose .... NudolfSstiftung. .
Devisen.
Voitbon............
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Dukaten............
20 Francs .... 100 d. Reichsmark Silber.............
Geld	Ware
128 —	128-50
131-50	132—
26 r, 25	266-75
77 50	77-75
124-75	125 —
114 75 99 — 101-20 98-25
95-50 103*50 92*80 10275 94*50 70*25 168 50 119*70 103 25
171.50 17 —
11785
115 — 9125
101 30 98-56
95 75 104—
93— 103.—
94-75 70-50
167—
120—
103-50
172— 17 25
117-45
Telegrafischer Kursbericht
am 16. Mai.
Papier-Rente 67-20. — Silber-Rente 67 85. — Golb-Rente 80 05. — 1860er Staats-Aulehen 125 50. — Bank-nctien 841. — Krebitactien 26180. — Lonbon 117 35. — Silber —. — K. k. Münzbukaten 5-54. — 20-Francs-Stücke 9 36. — 100 Reichsmark 57'70.
5-53	5-64
SS« 836 V. 57-70 l57'75 100-—IltlO —
D»uck von Jg. ». fl 1«i n m it 1) r & $eb. 8 « nt k e r |.
Verleger: Cttemer Bamberg.
Kür bic Red«ction verantwortlich: Kranz Müller.