/ Z der Geographie Schulen im Haiserlhmne Oesterreich. Von B. Kozcnn, GymnasiaI;Pr^esWnin Olmütz. >- Mit 27 Holzschnitten. Wir» und Olmiitz. Verlag von Eduard Hölze l. 18K8. Vorbericht. Vorliegender Leitfaden und der „Kleine Schulatlas" des Verfassers bilden zusammen ein abgerundetes Lehrmittel für den geographis^en Unterricht, insoweit derselbe einen für die gebildeten Stände nothwendigen Bestandteil der allgemeinen Bildung umfaßt. Das Bestreben ging dahin, den Lehrstoff gutgeordnet, leichtfaßlich und bündig darzustellen, weil ein nach solchen Grundsätzen aus¬ gearbeitetes Lehrmittel jedermann gebrauchen, es ohne Zwang jeder individuellen Lehrmethode anpassen kann. Die beigegebenen Abbildungen haben zunächst die Bestimmung, den für die Auf¬ fassung schwierigsten Theil des Gegenstandes, die mathematische und Physische Geographie, auf dem kürzesten Wege zu bewältigen, anschauliche Vorstellungen zu erwecken und zum Nachdenken an¬ zuregen; wenn sie nebst dieser wichtigen Aufgabe noch einen weiteren Zweck dadurch erfüllen, daß sie die Aufmerksamkeit auf die äußere Form lenken, die Empfänglichkeit für das Gefällige und Schöne in der Erscheinung stärken, so werden sie gewiß nicht als entbehr¬ liche Zierathen, sondern als wesentliche Bestandtheile des Werkes angesehen werden. In der politischen Geographie ist am ausführ¬ lichsten das Vaterland behandelt, da naturgemäß das Interesse an demselben dasjenige aller übrigen Länder überwiegt. Heographie. Die Geographie, auch Erdkunde und Erdbeschreibung genannt, wird in folgende Theile unterschieden: Die mathematische Geographie belehrt uns über die Gestalt und Größe der Erde, zeigt uns das Verhältniß derselben zu andern Weltkörpern ' und die Art und die Gesetze ihrer Bewegung. Die physische Geographie, d. h. Naturgeographie, betrachtet die Erdoberfläche, wie sie von Natur ist, ohne Rücksicht auf die Staaten. Sie beschäftigt sich mit der Beschreibung von Land und Meer, Flüssen, Bergen und Thälern, mit den Erscheinungen im Lustkreise, und sucht Auskunst darüber zu geben, wie die Pflanzen und Thiere auf der Erdoberfläche vertheilt sind. Insofern sie die räumliche Beziehung zum Gegenstände hat, d. i. nur die Lage und Gestalt der Länder, Inseln, Meere, Seen, Flüsse und Orte angibt, wird sie topische Geographie genannt. Die topische Geographie eröffnet als erste Lehrstufe den Unterricht in der Erdbeschreibung. Jener Theil der physischen Geographie, welcher von den Unebenheiten (Gebirgen) handelt, heißt Orographie, — die Lehre von den Meeren, Seen und Flüssen hingegen Hydrographie. Die politische Geographie beschäftigt sich mit der Erde als dem Wohuplatze der Menschen, die sich in ihre Oberfläche getheilt und manche Veränderungen auf derselben hervorgebracht, Staaten gegründet haben. Unter Topographie versteht man eine eingehende physische und politische Beschreibung eines kleineren Gebietes. — 6 — Die Geographie wird „Vergleichende Erdkunde" genannt, wenn sie bei Betrachtung der Erdoberfläche den physischen und historischen Gesichts¬ punkt nicht trennt, auf den Gang der Weltgeschichte Rücksicht nimmt und darzustellen sucht, welchen Einfluß die physische Beschaffenheit der Wohnsitze aus die Entwicklung der einzelnen Völker hat. Die vergleichende Erdkunde bildet die oberste Stufe eines strengwissenschaftlichen geographischen Unter¬ richtes. I. Mathematische Geographie. 1. Das Weltgebäirde. Alle Himmelskörper oder Gestirne zusammengenommcn bilden das Weltgcbäude. Von der unermeßlichen Ausdehnung desselben kann uns Folgendes eine Vorstellung geben: Das Licht legt in einer Secunde über 42.000 Meilen zurück. Von der Sonne bis zur Erde gelangt es in 8 Minuten, während ein schneller Eisenbahnzug diesen Weg erst in 400 Jahren zurücklegen würde. Von den uns zunächst gelegenen Fixsternen braucht das Licht mehr als 3 Jahre, von den uns am meisten entfernten für uns noch sichtbaren Sternen Millionen von Jahren, um die Erde zu erreichen. Wäre die Sonne so weit von uns entfernt, wie andere Sterne, so würde sie auch nur als ein kleiner Stern gesehen werden; hin¬ gegen würde mancher Fixstern, wenn er uns so nahe wäre wie die Sonne, weit größer als diese erscheinen. Die Sonne ist ein Fix¬ stern und die Fixsterne sind lauter Sonnen, alle leuchten mit eigenem Lichte. 2. Das Seit den ältesten Zeiten war man der Meinung, daß die Erde den Mittelpunkt des Weltalls bildet und von der Sonne, dem Monde und den Planeten umkreist wird. Erst vor 300 Jahren lehrte der Pole Copernicus die wahre gegenseitige Stellung dieser Himmels¬ körper, indem er der Sonne die Mitte anwies und um diese die 8 Planeten Mercur, Venus, Erde mit dem Monde, Mars, Jupiter Saturn so anordnete, wie Fig. 1 zeigt. Seit dieser Zeit sind noch, Fig. 1. Copernicamsches Weltsystem. mehr Planeten und Nebenplaneten entdeckt worden und das ganze Planetensystem, wie wir es gegenwärtig kennen, hat folgende Be¬ schaffenheit : Um die Sonne bewegen sich 8 große Planeten (Mercur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun) und mehr als 100 Asteroiden oder kleine Planeten in dem Raume zwischen Mars und Jupiter. Um einige der großen Planeten kreisen Nebrn- ptaneten, auch Trabanten oder Monde genannt, wie z. B. der Mond um die Erde. Die Größe der Planeten ist sehr verschieden, wie Fig. 2 zeigt, aus welcher Abbildung zugleich die merkwürdige Gestalt des Saturn mit seinem Ringe zu entnehmen ist. Zu der hier abgebildeten Größe der Planeten verhält sich die Sonne wie eine Kugel von 1 Fuß Durchmesser. Denkt man sich zu diesen angegebenen Größen noch die richtige gegenseitige Entfernung, so müßte die Erde 9 60 Schritte und der Neptun eine Viertelstunde von der Sonnenkugel entfernt sein. Alle Planeten und Nebenplaneten werden von der Sonne erleuchtet und erwärmt. Fig. 2. Größenverhiiltnisse der Planeten. Zum Planetensystem gehören auch die Kometen. Bei einigen derselben kennt man eine regelmäßige Wiederkehr, z. B. bei dem merk¬ würdigen Kometen vom Jahre 1811, Fig. 3, mit einer Umlaufszeit von 2880 Jahren; die meisten jedoch erscheinen unvermuthet am Himmel, kommen in ihrer Bewegung der Sonne sehr nahe und verschwinden nach kurzer Zeit. Sie bestehen aus einer so feinen Materie, daß mitten durch sie andere Sterne sichtbar sind. 3. Die Gestalt -er Erde. Wenn man von einem erhöhten Standpunkte auf das offene Meer hinausschaut, so sieht man von einem aus der Ferne kommenden 10 Schiffe zuerst nur die Spitzen der Mastbkume (bei a, Fig. 4); allmählich scheint das Schiff ans dem Wasser aufzntauchen, bis es dort, wo sich Fig. 4. Allmähliches Auftauchen des Schiffes aus der Ferne. das scheinbare Himmelsgewölbe und das Wasser berühren, vollständig sichtbar wird (bei d). Bei fortdauernder Annäherung scheint das Schiff gegen den Beobachter am Wasser herabzugleiten, so daß endlich die Meeresfläche hinter dem Schiffe sichtbar wird (bei o). Diese Er¬ scheinung zeigt, daß die Meeresoberfläche gekrümmt ist, und zwar ist die Krümmung ein Theil der Kugeloberfläche, weil sie dem Beobachter dann, wenn er nichts, als Himmel und Meer sieht, kreisrund erscheint. Diese Kreislinie, in welcher sich das Himmelsgewölbe und die Erde zu be¬ rühren scheinen, heißt Gesichtskreis oder Horizont. Der Horizont ist 11 desto größer, je höher sich der Beobachter befindet. Vom Mastkorbe eines großen Schiffes kann man ungefähr 3, von einem 10,000 Fuß hohen Berge 27 Meilen weit sehen. Die hier angegebene Aussichtsweite gilt für Gegenstände auf der Erde und heißt scheinbarer Horizont. Für- Gegenstände am gestirnten Himmel ist der Gesichtskreis viel weiter, da Sterne, die Millionen von Meilen entfernt sind, von uns gesehen wer¬ den. Diesen Gesichtskreis denken wir uns als eine kreisrunde Ebene, welche mitten durch die Erdkugel geht und wahrer Horizont heißt. Die runde Gestalt der Erde beweist auch der Erdschatten bei Mondesfinsternissen, ferner die Aehnlichkeit mit anderen Himmelskörpern, sowie der Umstand, daß sie schon wiederholt in sehr vielen Richtungen umschifft worden ist. Eine der jüngsten und bekanntesten Erdum¬ schiffungen ist die des österreichischen Kriegsschiffes „Novara". Nach den genauesten Ermittelungen hat man gefunden, daß die Erde ein Sphäroid ist, d. h. eine wie ein Apfel abgeplattete Kugel; jedoch ist die Abplattung so unbedeutend, daß man die Erde für die gewöhnliche Betrachtung als eine regel¬ mäßige Kugel anzunehmen pflegll Ein Durchmesser der Erde ist jede gerade Linie, welche man sich von einer Seite der Oberfläche bis zur entgegengesetzten durch den Erdmittelpunkt gezogen denkt, die Hälfte dieser Linie, nämlich vom Mittelpunkte bis zur Oberfläche, ist ein Halbmesser. Derjenige Durchmesser, welcher durch die am meisten abgeplat¬ teten Theile der Oberfläche gedacht wird, ist der kürzeste und heißt Erdare. Ihre Länge beträgt 1713-Meilen, fast um 6 Meilen kürzer als ein Durchmesser durch den Aequator. Die beiden End¬ punkte der Erdaxe heißen Pole, der Fig. 5. Globus. eine der Nordpol, der andere der Südpol. Die Kreislinie, welche von beiden Polen gleichweit entfernt um die Erde gedacht wird, heißt Aequator 12 (Gleicher) und ist 5400 Meilen lang. Der Aequator theilt die Erd¬ oberfläche in die nördliche und südliche Halbkugel (Hämisphäre). Alle durch beide Pole gehenden Kreise sind Mittagskreisr (Meridiane). Jeder Mittagskreis theilt die Erdoberfläche in eine östliche und westliche Halbkugel. Parallelkreise sind mit dem Aequator gleichlaufende Kreise, welche gegen die Pole zu immer kleiner werden, während alle Meridiane gleich groß sind. Alle diese Linien sind am deutlichsten am Globus, Fig. 5, verzeichnet, einer Kugel, welche die Erde vorstellt. 4. Die Jahreszeiten. Fig. 6. Die Jahreszeiten. Die Erde ist 20'/2 Millionen Meilen von der Sonne entfernt und hat eine doppelte Bewegung. Durch die Drehung um ihre Axe 13 entstehen Tag und Nacht, durch die Bewegung um die Sonne die vier Jahreszeiten. Befindet sich die Erde In a, Fig. 6, so ist der Nordpol mehr gegen die Sonne geneigt, es ist für uns die Zeit des längsten Tages und der Beginn des Sommers. In b sind beide Pole gegen die Sonne gleich gestellt, nördliche und südliche Halbkugel empfangen gleichviel Licht, es ist die Tag- und Nachtgleiche und der Beginn des Herbstes. In o ist der Nordpol von der Sonne weggewendet, daher für die Bewohner der nördlichen Halbkugel der kürzeste Tag und der Beginn des Winters. In ä ist wieder Tag- und Nachtgleiche und der Beginn des Frühlings. Die gedachte Ebene, in welcher sich die Erde um die Sonne bewegt, in Fig. 6 durch die große Scheibe vorgestellt, heißt Ekliptik. Denkt man sich die Ekliptik ringsherum bis an die Sterne erweitert, so trifft sie mit ihrem Umfange an jene zwölf Gruppen von Sternen, welche man den Thierkreis (Zodiacus) nennt. Da die Erde den ganzen Weg um die Sonne in einem Jahre zurücklegt, so kommt sie im Laufe desselben bei allen zwölf Sternbildern vorüber. Weil es uns jedoch nach dem Augenschein so vorkommt, als ob sich die Sonne um die Erde bewegen würde, so pflegt mau zu sagen, die Sonne Fig. 7. Der Thierkreis. stehe in diesem oder jenem Thierzei¬ chen, nämlich in demjenigen, welches sich von der Erde aus gerade hinter der Sonne befindet, wie X, das Zeichen der Fische in Fig. 7. Die zwölf Bilder des Thierkreises sind: Widder >V, Stier 8,Zwil¬ linge ll, Krebs O, Löwe v, Jungfrau ttp, Wage Skor¬ pion A, Schütz /, SteinbockZ, Wassermann ««, Fische X. Die Erdaxe steht auf der Ekliptik schief, unter einem Winkel von 66 V2 Graden, und ist, wie aus den verschiedenen Stellungen in Fig. 6 zu ersehen, immer nach demselben Punkte am Himmel gerichtet. In Fig. 8 ist. die Linic H8 die Erdaxe, ro die Ebene der Ekliptik, die eine Hälfte der Erdkugel im Dunkel, die andere von der Sonne beleuchtet, 14 es ist für uns der kürzeste Tag. Die Sonnenstrahlen fallen senkrecht auf die südliche Erdhälfte im Punkte r, die Gegend um den Südpol bis zum Parallel¬ kreise nv hat be- ständigenTag,um den Nordpol bis st ist beständige Nacht.Nach einem halben Jahre ist die Stellung die entgegengesetzte,!), h. die Sonne steht senkrecht über o, um den Nordpol ist Tag, um den Südpol Nacht, op und gr zu beiden Seiten des Ae- quators, 23^ Grade von dem¬ Fig. s. Schiefe der Ekliptik und Verschiedenheit der TageMnge. selben entfernt, sind die Wendekreise, st und uv 23'/2 Grade von den Polen die Polarkreise. An den Polen dauert der längste Tag 6 Monate, an den Polarkreisen 24 Stunden, amAequa- tor sind Tage und Nächte fortwährend gleich. Die genannten zwei Paare von Parallelkreisen theilen die Erde in 5 Zonen. Zwischen den Wende¬ kreisen ox und gr Fig. 9 zu beiden 8 Fig. 9. Die Erdzonen. Seiten des Aequators ist die heiße, zwischen den beiden Wendekreisen und Polarkreisen sind zwei gemäßigte, um die beiden Pole bis zu den Polarkreisen zwei kalte Zonen. 15 5. Die Weltgegenden. Die Richtung, in welcher wir Mittags die Sonne erblicken, heißt Süden oder Mittag; dem Süden gerade gegenüber ist Norden oder Mitternacht; wo die Sonne zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche, nämlich am Beginn des Frühlings und Herbstes aufgeht, ist Men, Aufgang oder Morgen; dem Osten gegenüber Westen, Untergang oder Abend. Zwischen diesen Hauptwettgcgendcn liegen die Neben- mettgegendcn Nordost, Nordwest, Südost und Jüdwest; zwischen den Haupt- und Nebenweltgegenden sind die Zwischenweltgegenden Nord- Nordostj Nord-Nordweft, Dst-Nordost, Wcst-Nordwest u. s. w. Eine kreisrunde Scheibe, auf welcher die Weltgegenden durch Strahlen be¬ zeichnet sind, heißt Windrose, Fig. 10. Am leichtesten kann man die Welt¬ gegenden mit Hilfe der Magnetnadel (Compast) auffinden, welche immer gegen Norden zeigt; da sie jedoch nicht ganz genau auf den Nordpol gerichtet ist, so muß man die Größe der Abweichung kennen, um bei der Bestimmung der Weltgegend das richtige zu treffen. In Europa weicht die Magnetnadel von Norden nach Westen ab und zwar in Moskau um 3, in Krakau 12, in Wien 13, in München 16, in Paris 20 Grade. Die Landkarten, welche Theile der Erdoberfläche darstellen, sind so gezeichnet, daß oben Norden, unten Süden, rechts Osten, links Westen ist. Die auf den Karten gezogenen Meridiane und Parallelkreisc sind entweder gerade oder krumme Linien und bilden das Gradnetz, welches dazu dient, um die Lage der Orte genau zu bestimmen. Will man die Lage eines Ortes oder Landes genau bezeichnen, so geschieht dieses durch die Angabe des Parallelkreises und Meridians, welche durch den Ort gehen, oder jener Parallelkreise und Meridiane, zwischen welchen das Land liegt. Die Parallelkreise zählt man vom Aequator (dem größten Parallelkreise) gegen die Pole; unter den Meridianen jedoch muß, da sie alle gleich groß sind, derjenige besonders bezeichnet werden, welcher ia. 10. Die 16 als der erste gelten soll. In Mitteleuropa gilt gewöhnlich jener Meri¬ dian als der erste, welcher 20" westlich von Paris, nahe bei der Insel Ferro vorübergeht. Die Ausdehnung vom Aequator gegen die Pole heißt die geographische Breite, die Ausdehnung von Westen nach Osten die Länge. Man zählt an den Parallelkreisen die Breitengrade, an den Meridianen die Längengrade. Die Breitengrade werden nördlich und südtich vom Aequator, die Längengrade östlich und westlich vom ersten Meridian gezählt. Wien liegt z. B. am 48" 12^ nördlicher Breite und 34" 2^ östlicher Länge, Buenos-Ayres in Südamerika am 38" südlicher Breite und 41" westlicher Länge. 6. Der Mond. Fig. II. Der Mond. Der Mond ist 52.000 Meilen von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von 454 Meilen. Seine Oberfläche, Fig. 11, zeigt 17 große Unebenheiten und besonders auffallend sind die vielen Ring¬ gebirge (z. B. 1. Archimedes; 2. Plato; 3. Copernicus; 4. Kepler; 21. Aristoteles). Er besitzt weder Luft noch Wasser und darum können sich Pflanzen und Thiere auf ihm nicht befinden. Wie die Erde um die Sonne, bewegt sich der Mond um die Erde, von West nach Ost, Fig. 12, Fig. IS. Mondvhasen. wobei er in einem Jahre etwas mehr als 12 Umläufe vollendet. Be¬ findet er sich in n, so sehen wir am Abend die Hälfte seiner von der Kozenn, Geographie. 2 18 einen schwachen aschfarbigen Fig. IS. Der Mond im Erbschein. Sonne erleuchteten Halbkugel in Gestalt eines v (erstes Viertel). Nach einer Woche ist in d die ganze erleuchtete Halbkugel der Erde zugewendct (Vollmond). Abermals uach einer Woche erscheint er am Morgen in o in Gestalt eines 6 (letztes Vicrtet). Endlich ist er nach einer weiteren Woche in ä, wo seine von der Sonne beleuchtete Hälfte von der Erde weggcwendet ist (Neumond). Wenn der Mond dieser Stellung sehr nahe ist und daher als eine ganz schmale Sichel erscheint, so sieht man den übrigen Theil seiner Scheibe durch Schimmer erhellt, Fig. 13. Diese Er¬ scheinung rührt daher, daß zur Zeit des Neumondes die ganze von der Sonne erleuchtete Erdhälfte dem Monde zuge¬ kehrt ist. Die Mondnacht ist zu dieser Zeit durch den vollen Erdschein er¬ leuchtet. Alle diese verschiedenen Er¬ scheinungen des Mondes heißen Mond¬ phasen. Fig. 14. Sonnenfinsterniß. Gelangt der Mond in die gerade Linie zwischen Sonne und Erde, Fig. 14, so hat jener Theil der Erdoberfläche, auf welchen der Mond¬ schatten fällt, eine Sonnenfinsterniß, die daher nur zur Zeit des Neu¬ Fig. IS. MondeSfinsterniß. mondes eintrcten kann; ist hingegen die Erde in der geraden Linie zwischen Sonne und Mond, so entsteht eine Mondessinstcrniß, Fig. 15, 19 die nur zur Zeit des Vollmondes möglich ist. Diese Verfinsterungen oder Eklipsen, welche nur an gewissen Durchschnittspunkten der Sonnen¬ bahn und Mondbahn stattsinden können, haben für die Sonnenbahn (oder eigentlich Erdbahn) den Namen Ekliptik veranlaßt. Wenn uns der Mond die ganze Sonnenscheibe verdeckt, so haben wir eine totale (gänzliche), wenn nur ein Theil der Sonne bedeckt wird, eine par¬ tiale (theilweise) Sonnenfinsterniß. Das¬ selbe gilt von den Mondesfinsternissen. Eine ringförmige Sonnenfinsterniß, Fig. 16, entsteht dann, wenn die Mitte der Sonnenschcibc durch den Mond verdeckt Sig.w.Ringsörnng-Somieiifinstcrnii;. der Rand aber sichtbar bleibt. Um die Größe der Bedeckung bei einer partialen Finsterniß anzugeben, denkt man sich den Durchmesser der Sonnenscheibe in 12 gleiche Theile (Zolle) getheilt und den verdeckten Theil in Zollen ausgedrückt Fig. 17. Partiale Verfinsterungen nach Zollen bezeichnet. Fig. 17 zeigt eine Verfinsterung von 3, eine von 6 und eine von s Zoll. 2' II. Physische Geographie. 7. Das Festland in horizontaler Ausdehnung. Von der Erdoberfläche ist nicht viel mehr als der vierte Theil ' festes Land, alles übrige ist vom Wasser bedeckt. Im Alterthum unter¬ schied man zuerst eine Morgenhälfte und eine Abendhälfte der Erde, Asten und Europa (Orient und Occident). Etwas später fing man an, das im Mittag gelegene Libyen, nachher Afrika genannt, als dritten Erdtheil zu betrachten. Zu diesen als alte Welt bezeichneten Erdtheilen kam die durch Christoph Columbus im Jahre 1492 entdeckte neue Welt oder Amerika als vierter und noch später Australien als fünfter Erdtheil. Mit Erdtheilen gleichbedeutend sind die Bezeichnungen Welt- thcilc oder Contincnte. Kleinere vom Wasser umgebene Landstücke heißen Inseln, ganz kleine Inseln Eilande. Viele Inseln nahe bei einander bilden Insel¬ gruppen oder Archipel; liegen sie reihenweise hintereinander, so ge¬ stalten sie sich zu Inselrcihen. Das feste Land hat in seiner horizontalen Ausdehnung sehr mannigfaltige Formen. Landmassen, welche auf einer Seite mit dem Festlande Zusammenhängen, an den übrigen Seiten aber vom Meere umflossen sind, nennt man Halbinseln, kleinere schmale Vorsprünge Landzungen, eine bergige in das Meer ragende Spitze Vorgebirge oder Cap. Landenge oder Isthmus ist ein schmaler Landstreifen, der zwischen zwei MeereÄheilen größere Landmassen miteinander verbindet. Der Rand des Landes am Meere heißt Ufer, Küste, Gestade, ein niedriges sandiges Ufer Strand. 21 Ein Festland ist um so zugänglicher, dem Verkehre destomehr geöffnet, daher der Gesittung und Bildung der Menschen desto günstiger, je mehr Halbinseln und Landzungen es besitzt, je größer also seine Gliede¬ rung und Küstcmntwicklung ist. Unter den Continenten hat Europa die größte, Afrika die geringste Gliederung und Küstenentwicklung, die Europäer sind in der Gesittung ani meisten vorgeschritten, die Afrikaner am weitesten zurückgeblieben. 8. Das Festland in vertiraler Erhebung. Die Bodenverschiedenheit des Festlandes läßt sich im Allgemeinen in drei Hauptformen zusammenfassen: Tiefland, Stufenland, Hoch¬ land. Das Tiefland wird zur Niederung, sobald es wenig über den Meeresspiegel erhaben ist, zur Tiefebene, wenn die Oberfläche keine bedeutenden Erhöhungen und Vertiefungen hat. Den Uebergang vom Tiefland zum Hochland bildet das Stufenland, welches meistens aus mehreren Absätzen besteht. Das Hochland liegt bedeutend höher über dem Meere, als die beiden anderen Formen. Hat es auf seiner Ober¬ fläche keine großen Unebenheiten, so ist es eine Hochebene, Plateau (spr. Platoh), und wenn weit ausgedehnt, ein Tafelland. Das größte Hochland ist Jnnerasien, das größte Tiefland Osteuropa in Verbindung mit Sibirien. Der Form nach gibt es isolirte Berge, die sich einzeln aus der Ebene erheben, — Masfengebirge oder Berggruppen, in denen sich kein bestimmter Hauptrücken nach irgend einer Richtung zeigt, — Kammgebirge mit einem in ganz bestimmter Richtung fortlaufenden Hauptzug, — Kettengebirge aus mehreren nebeneinander hinziehenden Kämmen besteheno. Jene Stellen, wo sich mehrere Gebirgskämme ver¬ einigen, heißen Gebirgsknoten; häufen sich dabei große Bergmassen an, so bilden sie einen Bergstock. Senkungen in den Kämmen heißen Joche, über welche gewöhnlich die Gebirgsstraßen oder Pässe führen. Die höchste Stelle im Passe heißt Schcideck. Der untere Theil des Berges ist sein Fus;, der mittlere die Abdachung, der oberste Gipfel, für welchen mancherlei Bezeichnungen, als Spitze, Pik, Hokn, Koppe im Gebrauche sind. Die einfachste und regelmäßigste Berg- 22 form zeigen Vulkane oder feuerspeiende Berge mit ihrer Kegelgestalt. Fig. 18. Fig. 18. Vulkan auf der Insel Barren im Busen von Bengalen. Nach der Höhe sind hauptsächlich Hochgebirge und Mittelgebirge zu unterscheiden, während das niedrigere Gebirge allmählich ins Hügel¬ land übergeht. Die Hochgebirge oder Alpen haben meist zackige Formen. Biele erheben sich über die Schneclinie, d. h. jene Höhe, auf welcher der Fig. 19. Montblancgruppe. a) Gipfel des Montblanc, b) Gletscher. Schnee beständig liegt. Großartige Erscheinungen in den Hochgebirgen sind die Gletscher, d. h. riesige Eismassen, welche von der Schneelinie 23 ost tief in die Thäler herabziehen, Fig. 19, und Lawinen, d. i. Schnee¬ massen, welche sich an den Bergen loslösen und plötzlich mit großer Gewalt in die Thäler herabstürzen. Die Mittelgebirge haben eine Höhe von 2000 bis 5000 Fuß, runde Formen und meist breite Gipfel. Niedriger als die Mittelgebirge sind die Landrücken, d. i. in einer Reihe fortlaufende Erhöhungen von bedeutender Länge, aber mäßiger Höhe, die aus einer weiten Tiefebene hervorragen. Bei den Höhenangaben der Berge wird die absolute Höhe, d. h. die Erhebung über dem Meeresspiegel verstanden, während die relative Höhe nur die Erhebung über das unmittelbar anliegende Land bedeutet. 9. Das Meer. Die zusammenhängende Wassermasse, welche den größeren Theil der Erdoberfläche bedeckt und die fließenden Gewässer in sich versammelt, heißt Weltmeer oder Dcean. Ein von mehreren Seiten eingeschlossener Meerestheil wird Meerbusen oder Golf, auch Bai, ein kleiner Busen Bucht, der äußere Theil derselben mit Ankergrund für die Schiffe Rhede genannt. Ein schmaler und langer Busen zwischen hohen und steilen Küsten heißt Hord. Der Hafen ist ein kleiner Busen, in welchem die Schiffe vor Stürmen gesichert sind. Ein schmaler, auf zwei Seiten vom Lande eingeengter Meerestheil heißt Meerenge, Canal, Straße, Sund, Passage (spr. Passasche). Das Binnenmeer ist ein vom Lande bis auf eine Meerenge eingeschlossener großer Meerestheil. Reihen von Sand¬ hügeln längs der Küste heißen Dünen, Erhöhungen des Meeresgrundes bis nahe zum Meeresspiegel Untiefen oder Bänke. Klippen sind Bänke aus festem Gestein, Reihen von Klippen bilden ein Rifs. Dem Herkommen nach unterscheidet man fünf Hauptmeere: 1. Das nördliche Eismeer oder arktische Polarmeer um den Nordpol bis zum Polarkreis. Aus diesem Meere treiben selbst in der warmen Jahreszeit große Eismassen, sogenannte Eisberge von wunderlicher Gestalt und den Schiffen sehr gefährlich gegen Süden, bis sie in den wärmeren Himmelsstrichen zusammenschmelzen, Fig. 20. 2. Der atlantische Bccan zwischen Europa, Afrika, Amerika uud den beiden Polarkreisen. 24 3. Der indische Drean zwischen Afrika, Asien, Neuholland und dem südlichen Polarkreise. Fig. 20. Schwimmender Eisberg. 4. Der große Drean, etwa ein Drittel der gesammten Erd¬ oberfläche, erhielt von dem ersten Weltumsegler Magelhaens, wel¬ cher eine ruhige Fahrt auf demselben hatte, den Namen des stillen Ocean s, von einem anderen Entdecker, der ihn von der Landenge von Panama aus erblickte, den Namen Südsee, welche Bezeichnung bei den Seefahrern sehr gebräuchlich ist. In neuerer Zeit ist er ein Hauptschauplatz des Weltverkehrs geworden. 5. Das südliche Eismeer oder antarktische Polarmeer um den Südpol bis zum Polarkreis. Die größte Meerestiese (2 Meilen) wurde bisher im südlichen Theile des atlantischen Oceans gemessen. Die Farbe des Meerwassers ist eine sehr verschiedene und wechselnde. Bei heiterem sonnigen Himmel erscheint das Meer blaugrün, bei bedecktem Himmel grau, bei einem dem Ausbruch nahen Gewitter zuweilen ganz schwarz. Die Durch¬ sichtigkeit nimmt mit der Entfernung von der Küste zu, und ist in den kalten Zonen größer als in den heißen; im nördlichen Eismeere kann man zuweilen in einer Tiefe von 500 Fuß noch Meeresgrund und Muscheln sehen. Die Wärme nimmt mit der Tiefe ab. Der Geschmack 25 ist bittersalzig, daher das Meerwasser für den Menschen ungenießbar. Der große Salzgehalt nnd die beständige Bewegung läßt das Meer nicht leicht gefrieren. Eine besonders anziehende Erscheinung ist das Leuchten des Meeres, hervorgerufen durch zahllose kleine Seethiere; bald leuchten einzelne Punkte, bald weite Flächen, bald zieht das Schiff eine Feuerfurche hinter sich, bald ist das Meer weit in seine Tiefen vom Lichte erfüllt. Der Meeresbodrn ist uneben wie das feste Land, hat seine Höhen und Tiefen, seine Hochländer und Thäler, die bisweilen nackt, bisweilen üppig mit Pflanzen bedeckt sind. In den Tropengegenden unter einer wärmeren Sonne wird inan des wunderbaren Anblicks der „unterseeischen Gärten" theilhaft. Wenn man im caraibischen oder indischen Meere auf ruhiger Meeresfläche schwebt, so sieht man durch das krystallhelle Wasser bis zu einer Tiefe von 100 bis 150 Fuß den Meeresgrund mit Wasserpflanzen und Korallen wie mit einem Walde bedeckt, Fische in ihren glänzenden Farben sich durch diese Meereswälder bewegen, dabei wird man durch die.Klarheit des Wassers so getäuscht, daß man meint, mit der Hand erreichen zu können, was oft haushoch unter dem Beschauer liegt. Das Meer ist in beständiger Bewegung. Der Wellenschlag ent¬ steht durch den Stoß des Windes, das An- und Zurückprallen der Wellen an steilen Küsten heißt Brandung. Brandungswellen können im Sturme eine unglaubliche Höhe erreichen; während aber das Meer oben stürmt und tobt, herrscht unten Stille und Ruhe, denn schon in 90 Fuß Tiefe hört die Wirkung selbst der heftigsten Stürme völlig auf. Neben den unregelmäßigen Bewegungen des Wellenschlages hat das Meer ein regelmäßiges, täglich zweimal wiederkchrendes Fallen und Steigen, Ebbe und Fluth, oder die Gezeiten. Die Muth wird durch die Anziehung des Mondes bewirkt und ist stärker bei Neumond und Vollmond (Springsluth), als im ersten und letzten Viertel (Nippflulh). Außerdem gibt es noch beständige Strömungen des Meeres nach be¬ stimmten Richtungen, theils durch die Axendrehung der Erde, theils durch Wärmeunterschiede des Wassers in den verschiedenen Meeres- theilen hervorgebracht. So führen Polarströmungen das kältere 26 Wasser gegen den Acquator. Die Aeguatorialströmungen bewegen sich im Allgemeinen von Ost nach West; durch den Widerstand mancher Küsten wird die Richtung in gewundene Bahnen abgelenkt. Auf solche Art entsteht der große atlantische Golfstrom südlich vom Cap der guten Hoffnung, wendet sich in den mcxicanischen Busen, tritt zwischen Florida und Cuba heraus, bewegt sich nach Nordost, erreicht die nördlichen Theile von Europa, dessen Kälte er durch sein warmes Wasser ungewöhnlich mildert und bringt große Mengen von Treibholz bis an die Küsten des Polarmeeres. Die zunehmende Kcnntniß solcher Strömungen mit der Benützung der periodischen Winde und der Dampfkraft ist für die Schiffahrt so einflußreich, daß eine Reise um die Welt, sonst eine Aufgabe mehrerer Jahre, gegenwärtig in 3^ Mo¬ naten vollendet werden kann (mit einem Kostenaufwande von etwa 3000 fl. für die Person). 10. Die Lan-gcwälser. Alles Wasser auf der Erde ist in beständiger Bewegung, in dauernden! Kreislauf begriffen. Die aus dem Meere aufsteigenden Dünste bilden Wolken, um als Regen oder Schnee niederzufallen, in die Erde einzudringen und als Auclle wieder zum Vorschein zu kommen. Die Quellen, denen im Allgemeinen der Eindruck des Frischen und Fröhlichen eigenthümlich ist, sind von mancherlei Beschaffenheit. Die meisten fließen fortwährend, andere nur zu gewissen Zeiten (Hunger¬ quellen). Die Mineralquellen enthalten viele mineralische Be- standtheile und äußern eine heilkräftige Wirkung. Warme Quellen oder Thermen kommen meist aus großer Tiefe. Die merkwürdigsten darunter sind die heißen Springquellen, wie der berühmte heil¬ kräftige Sprudel zu Karlsbad in Böhmen, der 6 bis 8 Fuß hoch über den Erdboden springt, oder die periodischen Springquellen in Island, unter denen der große Geyser, Fig. 21, zeitweilig bis zu einer Höhe von 150 Fuß emporschießt. Die Quellen vereinigen sich zu Bächen, die Bäche zu Flüssen, die Flüsse zu Strömen. Ein Hauptfluß fließt in das Meer und nimmt Nebenflüsse auf, in welche sich die Zuflüsse ergießen. Der Küstenfluß 27 hat nur an der Küste einen kurzen Lauf ohne bemcrkcnswerthe Neben¬ flüsse, der Stcppcnfluls verliert sich im Sande oder ergießt sich in einen Fig. SI. Der große Gehler in Island. Landsee ohne Abfluß. Der Ausfluß in das Meer oder in ein anderes größeres Gewässer heißt Mündung. Schaut man dem fließenden Wasser nach, so hat man zur rechten Hand das rechte und zur linken 28 das linke User. Der Wildbnch hat bei trockenem Wetter ein leeres Bett, bei Regenwetter oder Schneeschmelzen kann er zum reißenden Strome werden. Ein Plötzlich eintretendes sehr steiles Gefälle bildet einen Wasserfall, ein Wasserfall in mehreren niedrigen Absätzen heißt Casradc oder Katarakt. Zu den berühmtesten Wasserfällen gehört der 70 Fuß hohe Rheinfall bei Schaffhausen, Fig. 22, und der ISO Fuß hohe Niagarafall in Nordamerika. Fig. SS. Der Rheinfall bei Schaffhausen. Der oberste Theil des Flußlaufes mit meist starkem Gefälle zwischen steilen Ufern heißt Dberlauf; im Mittellauf ist weniger Gefälle und ein breiteres Bett; der Unterlauf hat kaum merkliches Gefälle zwischen niedrigen Ufern, der Fluß bildet durch seine Spaltung häufig Flußinseln, Werder oder Auen, und mündet endlich durch mehrere Arme in das Meer, wodurch ein Delta entsteht, wie man das zwischen den Mündungsarmen befindliche Land zu nennen pflegt. Aus¬ gezeichnete Beispiele solcher Mündungen geben der Nil und die Donau. Hass heißt ein stehendes süßes Gewässer an der Flußmündung, durch eine Landzunge oder Nehrung vom Meere geschieden. Durch den trägen Lauf der Flüsse in den Ebenen entstehen mancherlei Arten des Weich- 29 bodens, die man mit Sumpf, Morast, Moor, Moos, Bruch be¬ zeichnet. Viel solcher Beispiele hat man insbesondere in Norddeutsch¬ land, sowie in Ungarn an der Theiß. Küstensümpfe pflegt man Lagunen zu nennen, welches Wort übrigens auch bei sehr seichten, den Sümpfen ähnlichen Landseen im Gebrauche ist. Die Länge des Flusses mit allen seinen Krümmungen heißt Stromcntwicklung; der ganze Landstrich, der einem Flusse sein Wasser zusendet, ist dessen Flußgebiet, die Grenze zwischen zwei Flußgebieten nennt man die Wasserscheide. Die Flüsse bewegen sich im Gebirge auf dem Grunde von Spalten oder Thälcrn. Man unterscheidet bei einem Thale die untere Fläche oder Johle und die Thalwände oder Gehänge. Die Hauptthälcr scheiden größere Gebirgsmassen von einander und nehmen Neben- und Seitenthälcr auf, die sich in das Innere des Gebirges verzweigen. Die Langenthaler stimmen mit der Hauptrichtung des Gebirgszuges überein, die Buerthäler sind rechtwinklig darauf gestellt und endigen oft in Schluchten mit steilen und zerrissenen Wänden. Klamm nennt man eine bedeutende Thalverengerung, in welcher das Wasser zusam¬ mengedrängt an Geschwindigkeit zunimmt und Stromschncllen erzeugt. Wenn der Fluß im Gebirge große Vertiefungen anfüllen muß, bevor er weiter fließen kann, so entsteht ein Gebirgssee, wie beispiels¬ weise die vielen Seen in den Alpen und in Schweden; Niederungssccu hingegen füllen tue Einsenkungen der Tiefebenen und zu ihnen gehören die größten Land lern. Kratrr- und Trichtcrseen sind meist mit Wasser erfüllte vulkanische Trichter. Seen mit Abfluß ohne sichtbaren Zufluß sind Nucllsecn. Die meisten Seen sind Süßwasserseen, andere Salzseen, wie die vielen Stcppcnsecn Asiens, die keinen Abfluß haben. Während die größten Ströme der heißen Zone angehören, finden sich die größten und meisten Landseen in der gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Halbkugel. Die Seen machen in der Landschaft den Eindruck eines angenehmen Wechsels, insbesondere haben Bergaus¬ sichten mit Einblick auf einen Seespiegel einen großen Reiz. 30 11. Der Luftkrris. Der Luftkreis umgibt die Erde bis zu einer Höhe vou 8 Meilen und ist der Schauplatz der Lusterschcinungen oder Meteore. Die Dich¬ tigkeit des Lustkreises nimmt von unten nach oben ab, seine Haupt- bestandtheile sind die athembare Luft uud Wasserdampf. Den unteren Theil bis zur Höhe einer Meile nennen wir Dunstkreis oder Atmo¬ sphäre, und in diesem Theile des Luftmeercs bewegt sich unser Leben. Noch beweglicher als das Wasser vermag die Luft mit großer Ge¬ schwindigkeit ihren Ort zu verändern. Bewegte Luft macht sich als Wind Fig. 23. Wasserhose am Rhein. fühlbar. Heftige Winde werden zu Stürmen, die heftigsten Stürme heißen Brknne. Bei herannahenden Gewittern entstehen Wirbelwinde; 31 nehmen sie einen größeren Umfang an, so werden sic zu Wrttcrsäulcn; schreiten die Wettersäulen über das Wasser, so wird dieses in wirbelnder Bewegung in die Höhe gezogen und es entstehen die Wasserhosen, Fig. 23. In der heißen Zone herrscht eine große Regelmäßigkeit der Winde. Nörd¬ lich vom Acquator bis zum 10" N. B. ist die Region der Windstillen; zu beiden Seiten dieser Region sind ungefähr 20" breite Zonen, in welchen beständig von Ost gegen West die durch die Axendrehung der Erde verursachten Passatwinde wehen. Die Land- und Seewinde wehen an den Küsten der Meere und größeren Landseen bei Tage von Fig. L-r. WoNensormeii. der See nach dem Lande, bei Nacht vom Lande nach der See. Zu den bekanntesten heißen Winden gehören der Samum in Arabien, der Chamsin in Aegypten, der Harmattan in Westafrika, der Srirocro (spr. Schiroko) in Italien; als kalte Winde sind berüchtigt die WMga 32 in den russischen Steppen, die Bora im österreichischen Küstenlande, der Mistral im Rhonethal. Unter die wässerigen Lufterscheinungen gehören: Th au und Reif, Nebel und Wolken, Regen und Schnee. Alle zusammen begreift man unter dem Namen Nitderschlag. Von den Wolken werden vier Hauptformen unterschieden, Fig. 24: a) Federwolke; b) Haufen¬ wolke; o) Schichtwolke; ck) Regenwolke. Die Menge des Niederschlages nimmt im Allgemeinen vom Aequator gegen die Pole ab. Die Küste von Peru, die Wüste Sahara, theilweise Aegypten, Palästina, dann die Tafelländer Arabien, Iran und Hochasien sind regenlose Gebiete. Bei hinreichender Kälte erfolgt der Niederschlag in fester Form als Schnee. Steht die Kälte nur wenig unter Fig. 25. Schneeflocken bei mäßiger ..» Kälte. Frg. 26. Schneeflocken ber größerer Kalte. dem Gefrierpunkt, so beobachtet man an den Schneeflocken die in Fig. 25 abgebildeten Formen; ist die Kälte größer, so werden Eisblättchen und die aus ihnen gebildeten Zusammensetzungen wie Fig. 26 häufiger; sinkt die Kälte unter 120 R., so findet kein Schneefall statt. Zn den prachtvollsten Erscheinungen des Luftkreises gehört das Nordlicht, Fig. 27, durch welches häufig die langen Winternächte jen- 33 seits des Polarkreises erhellt werden. Je weiter man sich vom Nordpol entfernt, desto seltener wird diese Erscheinung, deren eigentliches Wesen uns noch räthselhaft ist. Fig. 27. Das Nordlicht. Alle die größeren Veränderungen im Luftkreisc, welche im Laufe eines Jahres vor sich gehen, das eigenthümliche Verhalten in Hinsicht auf Wärme und Kälte, Trockenheit und Nässe, in Bezug auf den Wechsel der Jahreszeiten, bilden zusammengenommen das Klima. An den Meeresküsten und auf den Inseln ist der Unterschied in der Wärme der verschiedenen Jahreszeiten nicht bedeutend, und ein solches Klima heißt Serklima. Im Innern der Continente hingegen wechseln unter den gemäßigten und kälteren Himmelsstrichen heiße Sommer und sehr kalte Winter oder es herrscht das Continentalklima. Kozenn, Geographie. 8 34 12. Geographische Verbreitung der Manzen und Thiere. Die Verbreitung lebender Wesen auf der Erde ist Gegenstand eines wichtigen Theiles der Erdkunde; erst so erhält man ein anschau¬ liches Bild der Erdoberfläche zum vollständigen Ganzen. Die Pflanzen bilden gleichsam das Kleid des Erdbodens. Die Art, in der sie einwirken, ob als bunte Wiesen und Matten oder als düstere braune Haid en, ob als wogende Kornfelder oder als stolz sich erhebende Wälder, das gibt einer Gegend ihren landschaft¬ lichen Ausdruck. Jede Zone hat ihre besonderen Schönheiten: die warmen Himmelsstriche Größe nnd Mannigfaltigkeit der Pflanzen¬ formen, unser gemäßigtes Klima den kräftig-heiteren Laubwald wie den würzig-dnftenden Nadelwald, der Norden seine saftig-grünen Wiesen. Je weiter gegen die Pole, desto zwerghafter werden die Pflan¬ zen; je näher zum Aequator, desto reicher ist die Entwicklung des Pflan¬ zenlebens, Blätter und Blütchen erreichen eine erstaunliche Größe, die Pflanzensäfte veredeln sich unter der brennenden Sonne zu Balsam und Gewürzen, die Urwälder zeigen sich in aller ihrer Größe und Pracht. Landstriche, in denen Pflanzen gar nicht oder nur sehr sparsam gedeihen, heißen Wüsten; einzelne anbaufähige und bewohnte, mit Quellen ver¬ sehene und von Hügelzügen umgebene Stellen in den Wüsten nennt man Basen. Steppen haben Hoch- und Niederkraut, welches in der Regenzeit üppig wächst, im Sommer aber verdorrt und verbrennt; Haiden sind weithin sich auSdehnende Ebenen, welche meist sandig und unfruchtbar, an manchen Stellen sumpfig und hie und da mit Kiefer¬ wald und Haidekraut bewachsen sind. Die ungeheuren Grasebenen in Nordamerika werden Savannen und Prärien, die ausgedehnten Steppen in Südamerika Pampas und Llanos (spr. Ljanos) genannt. Wie vom Aequator gegen die Pole, so ändert sich die Pflanzen¬ decke an den Gehängen hoher Gebirge allmählich bei zunehmender Höhe. Der Bewohner der heißen Zone kann, wenn er aus der Niederung zu den Schneegipfeln seiner Berge steigt, nacheinander alle Pflanzengestal¬ ten der Erde, von der majestätischen Palme der heißen Tiefebene bis zu den winzigen Moosen und Flechten der Schneeregion beobachten. Jede 35 Pflanze hat ihre ursprüngliche Heimat und einen bestimmten Ver¬ breitungsbezirk; doch hat der Mensch für viele nützliche Pflanzen den Verbreitungsbezirk sehr erweitert, und manches Culturgewächs, wie die Kartoffel, ist gegenwärtig fast über die ganze Erde verbreitet. Wie die Pflanzen, so stehen auch die Thiere in Abhängigkeit vom Klima, und nur wenige sind so geartet, daß sie in verschiedenen Klimaten leben können, z. B. der Hund, der treueste Begleiter des Menschen. Die heiße Zone beherbergt die riesenhaftesten und prächtigsten Landthiere, zugleich aber auch die reißendsten und giftigsten: Elephanten, Löwen, Tiger, Giraffen, Strauße, Papageien, Riesenschlangen und Krokodile. In den gemäßigten Zonen wird auch das Thierreich mäßiger und ge¬ wöhnlicher, nur die Raubthiere aus dem Hunde- und Bärengeschlecht erstrecken sich weit gegen den Norden; die Vögel sind weniger bunt, doch sangreichcr, giftige Jnsecten verschwinden mehr und mehr mit zu¬ nehmender geographischer Breite. Eine Veränderung des Klimas wirkt mannigfaltig auf die Thiere bei ihrer Einführung in andere Himmels¬ striche; Bedeckung und Färbung und sogar der Instinkt des Thieres kann sich ändern. So sammeln die Bienen in Westindien keinen Honig, die Hunde verlieren in Ostindien ihre Stimme und ihre Brauchbarkeit für die Jagd. Jene Thiere, welche starke Wechsel in den Jahreszeiten zu ertragen nicht fähig sind, wählen für verschiedene Theile des Jahres verschiedene Erdstriche zu ihrem Aufenthalte, wie die Zug- oder Wander¬ vögel. Im Meere gibt es zwar keine festen klimatischen Grenzen, doch ist auch hier die heiße Zone in ihren Thierformen mannigfaltiger, während die Polargegcnden wenigerArten, diese aber in zahllosen Schaaren besitzen. 3* III. Politische Geographie. 13. Der Mensch. Die politische Geographie betrachtet die Erde als den Wohnsitz des Menschen und umfaßt die allgemeine Menschen- nnd Völkerkunde oder Ethnographie und die Itaatenkunde. Ausgestattet mit der Fähigkeit, sich den Mannigfaltigsten klimati¬ schen Verhältnissen anzuschmiegen, ist der Mensch an keine bestimmte Zone, an keine bestimmte Nahrnngsweise, daher an keinen bestimmten Wohnungsbczirk gefesselt. Mit geistigen Kräften begabt, mit welchen er sich die Naturgewalten bis zu einem gewissen Grade dienstbar machen kann, ist er ein Bürger der ganzen Erde. Man nimmt an, daß sich mehr als 1300 Mill. Menschen auf der Erde befinden. Diejenigen, welche uns gegenüber auf der anderen Seite der Erdkugel wohnen, heißen Gegenfüßler (Antipoden). Nach Abstam¬ mung, Gestalt und Farbe unterscheidet man 5 Menschenstämme: 1. die Kaukasischen Völker mit Heller Haut, in Vorderasien, Nordafrika, Europa und von hier nach Amerika und Australien verbreitet; 2. die Mongolen mit weizengelber Farbe, im östlichen und nördlichen Asien; 3. die Malaien mit zimmtbrauner Haut, über die Inseln im indischen und großen Ocean verbreitet;, 4. die Neger mit brauner oder schwarzer Haut und'wolligem Haar, in Afrika südlich von der Sahara; 5. die Indianer von rothbrauner Farbe, in Amerika. Die in Mittel- und Südamerika gebornen Nachkommen von Europäern heißen Creolen, die Abkömmlinge von Europäern mit Negern Mulatten, von Euro¬ päern mit Indianern Mestizen. 37 Nach der Verschiedenheit der Religion unterscheidet man Bekenner rim'sGottes: Christen von verschiedenenConfessionen, alsKatholiken, Protestanten, Griechen; Juden; Mohamedaner in zwei großen Abtheilungen der Sunniten (Türken) und Schiiten (Perser). Be¬ kenner mehrerer Götter oder Heiden: Brahmancn in Ostindien, Bud¬ dhisten in Ostindien, China und Japan; Schamanen mit dem Glauben an Zauberei und der Furcht vor bösen Geistern in Centralasien und Sibirien; dieFetischdiencr, auf der niedrigsten Stufe des Heidenthumes, wozu die Neger gehören, verehren ganz geringfügige Gegenstände, selbst Klötze und Holzpuppen, als ihre Schutzgeister. Jene Völker, welche vorzugsweise von den Früchten wildwachsender Pflanzen, nebenbei von der Fischerei und Jagd leben und fast keineKlei- dung besitzen, heißen Wilde. Völker, welche mit ihren Viehherden ein wanderndes Leben führen und unter Zelten wohnen, werden Nomaden genannt. Ansässige Völker bebauen den Boden und treiben Künste, Gewerbe und Handel. Nur ansässige Völker bilden Staaten, d. h. Vereine von Men¬ schen, welche unter bestimmten Gesetzen zu dem Zwecke vereinigt sind, um in äußerer Ruhe und Sicherheit zu leben und ihrer geistigen Ent¬ wicklung eine besondere Aufmerksamkeit widmen zu können. Diese Zwecke bestimmen den Werth einer staatlichen Verbindung mehr als jede andere Rücksicht; daher die Grenzen der Staaten oder die politischen Grenzen, wenn sie nicht zugleich natürliche durch die Gebirge und Meere be¬ zeichnete Grenzen sind, selten mit den Grenzen der einzelnen Volks¬ stämme, d. i. mit den Sprachgrenzen übercinstimmen. In jedem geordneten Staate müssen die bestehenden Gesetze aus¬ geführt, nach Bedürfniß abgeändert und neue gegeben, die gemeinsamen Ausgaben besorgt werden. Die Art und Weise, in welcher dieses ge¬ schieht, bestimmt die Verfassung des Staates. Ist die höchste Macht nur Einem übertragen, so ist der Staat eine Alleinherrschaft oder Monar¬ chie; führt der Herrscher die Regierung allein, kann er ganz selbstständig Gesetze geben und abändern, so ist die Monarchie unbeschränkt und die Re'gierungsform ist dann der Absolutismus; ist durch Grundgesetze die Gesetzgebung und Überwachung der Staatsausgaben zwischen dem 38 Monarchen und den Vertretern einzelner Stände oder des gesammten Volkes getheilt, so ist der Staat eine beschränkte oder konstitutionelle Monarchie. Ist die höchste Gewalt Mehreren übergeben, so heißt der Staat Republik. In demokratischen Republiken übt eine aus dem Volke gewählte Versammlung, in aristokratischen ein Ausschuß der vor¬ nehmsten Familien die höchste Macht. Jede dieser Regicrungsformen hat für bestimmte Verhältnisse ihre besonderen Vorzüge, jede kann aber auch bei der Unvollkommenheit der menschlichen Natur durch Mißbrauch ausarten. Die Ausartung der Monarchie ist der Despotismus, wenn der Herrscher nach Willkür über Leben, Freiheit und Besitz seiner Nnter- thanen verfügt; die Aristokratie artet in Dligarchie aus, wenn einige Gewalthaber widerrechtlich in den Besitz der höchsten Macht gelangen; die Demokratie verwandelt sich in Bchlokratie oder Pöbelherrschaft, wenn die ungebildete und besitzlose Menge die Herrschaft an sich reißt. Die Ochlokratie ist immer nur von kurzer Dauer und geht gewöhnlich in Despotismus über. H u r o V a. Raiserthum Lesterreich. 14. Geschichtlicher Merklich. Die Entstehung des österreichischen Staates reicht weit in die Ver¬ gangenheit zurück und beginnt im Gebiete der mittleren Donau. Das heutige Ober- und Niedcröster reich gehörte zu den römischen Pro- vinzenNoricum und Pann onien; Vinckobona (Wien) war Hauptort und Lager der Römer. Im 6. Jahrhundert bemächtigten sich die aus dem Osten in Ungarn eingcwandertcn Avarcn dieser Landstriche. Karl der Große trieb die Avaren zurück) eroberte das Land bis zur Raab und fügte es als östliche Mark (Grenzgrafschaft) seinem Reiche bei. Colonisten aus Baiern siedelten sich an und vom Erzbisthum zu Salz¬ burg wurde das Christenthum in den Donauländern verbreitet. Kaiser Otto II. verlieh das Land im Jahre 983 als erbliche Markgrafschaft an Leopold I. aus dem fränkischen Geschlechte derB abenberger. 1141 wurde Oesterreich zum Herzogthum erhoben, 1192 erwarb Leopold V. in Folge eines Erbvertrages Steiermark und später Friedrich der Streitbare Krain. Unter den Babenbergern war Oesterreich groß und blühend geworden; unter Leopold VI. erlangte das Herzogthum mit der alten Hauptstadt Wien seinen höchsten Glanz. Es herrschte Wohl¬ stand und Freiheit und die heitere Dichtkunst wurde von Fürsten und Volk geübt und gepflegt, der Fürstenhof war ein Sammelplatz wandern¬ der Sänger. Der österreichische Dichter Kür n berg er dichtete ums Jahr 1190 das Nibelungenlied, das große Nationalepos der Deutschen. Nach deni Tode des letzten Babenbergers, Friedrich des 40 Streitbaren, welcher in derSchlacht an der Leitha 1246 gegen den König von Ungarn gefallen war, herrschte mehrjährige Verwirrung und König Ottokar von Böhmen bemächtigte sich der Länder. Eine Wendung für die Geschicke der österreichischen Länder war die Wahl Rudolfs Grafen von Habsburg zum deutschen Kaiser. Ottokar wollte sich dem neuen Kaiser nicht fügen und verlor im ersten Kampfe Oester¬ reich, Steiermark und Kram, im zweiten auf dem Marchfelde 1278 das Le¬ ben. ckrSSI wurde das Ländergebiet durch Kärnth en, 1365 durchTirol vergrößert, dann Tr i e st, dicGrafschaft Cilli und Görz hinzugefügt. 147D erwarb Maximilian I. durch Heirat die Niederlande und Burgund, welche Gebiete im Laufe der Zeiten wieder verloren gingen. Die beständige Gefahr, welche von Seiten der Türken drohte, nöthigte zu einer engeren Verbindung zwischen den bedrohten Ländern und so brachte Ferdinand's I. Heirat mit der Schwester Ludwigs, Königs von Ungarn und Böhmen, der 1526 in der Schlacht bei Mohacz gegen die Türken fiel, Ungarn und Böhmen an Oesterreich; in den folgenden Jahrhunderten kamen noch hinzu Siebenbürgen, Galizien, die Bukowina und Dal¬ matien. Die althabsburgischen Besitzungen in der Schweiz waren schon frühzeitig verloren gegangen und die später in Italien erworbenen Länder wurden durch die Ereignisse der neuesten Zeit von der Monarchie getrennt. 15. Ultimi siche Änsdehnilng und Sodengestalt. Das Kaiserthum Oesterreich liegt zwischen 42", 10h 5" und 51", 3H 27", N. B. uud zwischen 27", 11h 35" und 44", 1h 25" Ö. L. und grenzt im Norden an Baiern, Sachsen, Preußisch-Schlesien, Ru߬ land, — im Osten an Rußland und das Fürstenthum Moldau, — im Süden an die Fürstenthümer Walachei und Serbien, an die türkische Provinz Bosnien, an das Fürstenthum Montenegro, an das adriatischc Meer und das Königreich Italien, — im Westen an die Schweiz, das Fürstenthum Liechtenstein und an den Bodensee. DaS Staatsgebiet ist zusammenhängend und gut geschlossen, nur Dalmatien bildet einen weiten Vorsprung nach Süden, wo zugleich das Land durch zwei kleine bis zum Meere reichende Landzungen der Türkei unterbrochen ist, südlich 41 von der Narmtamündung und an der Bucht von Cattaro. Die Ge- sammtfläche beträgt 1t,306 geographische oder 10,816 österreichische Quadrat-Meilen. Nächst der Schweiz ist Oesterreich der gebirgigste Staat Europas. Den westlichen und südlichen Theil der Monarchie erfüllen die Alpen; jenseits der Donau erheben sich die von Randgebirgen umschlossenen, im Innern wellenförmigen Hügelländer Böhmen, Mähren und Schle¬ sien; ostwärts von der March beginnt der Karpathenzug und umspannt im weiten Bogen Ungarn und Siebenbürgen, nach Norden über die ga¬ lizischen Stufenflächen in die polnisch-russische Ebene übergehend, nach Süden aus dem oberungarischen Berglande in die ungarische Tiefebene abfallend. Das höchste Gebirge im Reiche bilden die Alpen, welche in drei Ketten aus der Schweiz nach Tirol übertreten. Diese drei Ketten sind durch die in derselben Richtung fortstreichenden Längeuthäler der Flüsse Inn, Salza und Enns auf der Nordseite, dann der Etsch in ihrem Oberlaufe, der Rienz und Drau auf der Südseite der Mittel¬ kette von einander getrennt. Die mittlere oder Hauptkettc, auch Central- Alpen genannt, beginnt mit den Tiroler Alpen, in welchen sich die höchsten Gipfel und die größten Schneefelder und Gletscher finden, zieht zwischen Salzburg und Tirol, weiter zwischen Salzburg und Kärnthen als Hohe Tauern, dann durch Obersteiermark unter dem allgemeinen ' Namen der Norischen Alpen bis an die ungarische Grenze. Die Nordkette, auch als nördliche Kalkalpen bezeichnet, beginnt in Vor¬ arlberg, östlich vom Rhein unter dem Namen Algauer Alpen und zieht sich durch die Baierischen, Salzburger und Oesterreichi- schen Alpen bis in die Nähe von Wien. Die Südkette, auch südliche Kalkalpengenannt, beginnt an der Westgrenze von Südtirol, wird durch den Mittellauf der Etsch (das größte und längste Querthal des Alpengebietes) durchbrochen, geht durch die Tridentinischen (zwischen Trient und Venetien) und Carnisch en Alpen (zwischenKärnthen und Venetien) in die Julischen Alpen über, welche das Küstenland und Krain bedecken und dann nach Dalmatien und in die Türkei verlaufen. Zwischen der Drau und Save zieht das Warasdiner Gebirge durch Kroatien und Slavonien als geradlinige Fortsetzung der Südkette. Die 42 nördlichen wie die südlichen Kalkalpen zeigen viele öde Flächen von be¬ deutender Ausdehnung, schroffe und zerrissene Formen und zackige Hörner und Spitzen.' Zu den ausgedehntesten Ebenen gehören die niederungarische die sich über den größeren Theil Ungarns erstreckt, und die obernnga- rische, welche mit dem Marchfelde zusammenhängt. 16. Die Gewässer. Oesterreich gehört seinem größten Theile nach zum Stromgebiete der Donau und wird daher mit Recht das Donaurcich genannt. Die Donau ist die bedeutendste Handelsstraße der Monarchie, durchströmt dieselbe in einer Länge von 180 österr. Meilen und mündet dann auf türkischem Gebiete in das Schwarze Meer. Ihre Breite betragt bei Linz 800h bei Wien 1200', in Ungarn stellenweise bis 4000'; die Tiefe wechselt meist zwischen 15' und 30', hat aber auch einzelne über 100' tiefe Stellen. Beim Eintritte auf österreichisches Gebiet trägt sie Schiffe von 2000, später von 4000 bis 10,000 Zentner Belastung. Die be¬ deutendsten Nebenflüsse sind: Am rechten Ufer' Der Inn mit der Salza; die Traun, welche die Ausflüsse der vielen oberösterreichischen Alpenseeu in sich vereinigt; die Enns mit der steierischen Salza am rechten und derSteyer am linken Ufer; die Ups; die Traisen (bei St. Pölten); die Leitha entsteht aus vielen kleinen Bächen, fließt an Wiener-Neustadt vorbei, bildet eine Strecke die Grenze gegen Ungarn und mündet unweit Wieselburg in einen Donau¬ arm; die Raab kommt aus den Fischbacher Alpen in Steiermark und mündet bei der Stadt Raab; die Sarviz kommt aus dem Bakonyer Walde und nimmt den Siö aus dem Plattensee und die Kapos (spr. Kaposch) ans; die Drau kommt ans dem Pusterthale in Tirol, nimmt rechts die Gail, bei Pettan die Drau, links die Moll, Gurk, Lavant nnd die mit der Mürz vereinigte Mur auf; die Save kommt ans Kram und nimmt rechts die Laibach, die krainerische Gurk, die Kulpa und die Unna, links die Sann, Sotla (Grenzfluß zwischen Steiermark und Kroatien) und die Lonya in Kroatien ans. Am linken User: Die Mühl von der baierischen Grenze; die Krems; die Kamp; die March, welche rechts bei Kremsier die Hana, dann die mit der Schwarzawa und Jglawa vereinigte Thaja, links die Beczwa aufnimmt; die Waag; die Grau; die Eipel; die Theiß, 43 der fischreichste Fluß Europas, kommt aus dem östlichsten Winkel Ungarns und nimmt bei Tokay den Bo drog, später den Hern ad, bei Szolnok (spr. Solnok) die Zagyva, links die Szamos (spr. Samosch), die drei¬ fache Körös (spr. Körösch), die mit der Kokel vereinigte Maros (spr. Marosch), die Bega, dieTemes (spr. Temesch); dieAlt oder Muta aus Sie¬ benbürgen; der Sercth aus der Bukowina; der Prnth aus Galizien. Der Dniestcr führt die Gewässer aus Ostgalizieu in das Schwarze Meer; sein bedeutendster Nebenfluß ist der reißende Stryi. Die Weichsel entspringt in Schlesien, bildet die Grenze anfangs gegen Preußen, später gegen Rußland und fließt in die Ostsee. Ihre vorzüglichsten Nebenflüsse sind: D n n a j e tz, Wi s l o k a, S a n und Bug. Die Oder entspringt in den südlichen Ausläufern der Sudeten, nimmt die Oppa auf und fällt in die Ostsee. Die Elbe kommt vom Riesengebirge und führt die Gewässer Böhmens in die Nordsee. Ihre wichtigsten Nebenflüsse sind: Rechts: Die Jser (Jungbnnzlau). Links: Die Adler (Königgrätz); die Moldau mit ihren Zuflüssen: Luschnitz (Tabor), S azawa (Deutsch- brod), Wotawa (Pisek) und Beraun (Pilsen), welche vier Flüsse das von Norden gegen Süden ansteigende böhmische Terassenland in drei Stufen abtheilen; die Eger. Der Rhein bildet auf kurzer Strecke die Grenze gegen die Schweiz und nimmt aus Vorarlberg die Jll auf. In das adriatische Meer: Die Etsch wendet sich bei Meran gegen Süden und nimmt unterhalb Botzen die mit der Rienz (Brun¬ necken) vereinigte Ei sack auf; der Isoiya fließt bei Görz vorüber und heißt bei seiner Mündung Sdobba; die Kerlra bei Sebenico in Dal¬ matien; die Narenta, welche an ihrer Mündung sehr versumpft ist. Seen besitzt Oesterreich sehr viele, die meisten finden sich in den Alpen als eigentliche Gebirgsseen, das ist mit Wasser ausgefüllte tiefe Thalspalten. Der größte Landsee ist der Plattensee in Ungarn mit 24 Quadrat-Meilen Flächeninhalt. Der Neusiedlersee bei Oedenburg ist in der letzten Zeit bis auf unbedeutende Reste ansgetrocknet. Das bedeutendste Gewässer, an welchem Oesterreich Antheil hat, ist das adriatische Meer, auf der österreichischen Seite in der ganzen Küstenlänge mit vorzüglichen Häfen für Handels- und Kriegsschiffe versehen. 44 Mineralwässer und Gesundbrunnen hat kein europäischer Staat in solcher Menge als Oesterreich, da mau deren über 1500 zählt, von denen sich die meisten in Böhmen und Ungarn finden. 17. Klima, Lulturboden und öcvölkerung. Oesterreich liegt in der gemäßigten Zone und hat daher im Allge¬ meinen ein dem Pflanzen- und Thierreich zuträgliches, mildes Klima. Jndeß wird durch die weite Ausdehnung und durch den großen Unter¬ schied in der Erhebung des Bodens der einzelnen Gebiete eine große Verschiedenheit in der mittleren Jahreswärme hervorgebracht; jeder geogra¬ phische Grad weiter nördlich zeigt eine Abnahme der mittleren Jahres¬ wärme um fast >/2" U., in der verticalen Erhebung mindert sich die Wärme um 1^, wenn man um 600 bis 700 Fuß höher steigt. Die Schneegrenze findet sich in den Alpen durchschnittlich bei 8200h in den Karpathen bei 8000b In den Küstenländern ist der Wechsel von Wärme und Kälte geringeren Schwankungen ausgesetzt, als in den Binnen¬ ländern. Am stärksten ist dieser Wechsel in der baumlosen ungarischen Ebene, welche die heißesten Sommer und die kältesten Winter hat. Durch höhere Jahreswärme als es der geographischen Breite zukommen würde, zeichnen sich aus die Thallandschaften in Südtirol, Böhmen und Mähren; hingegen haben die Gebirgsländer Obersteiermark, Kärn- then, Nordtirol und Salzburg ein verhältnißmäßig rauhes Klima. Die vorherrschende Luftströmung ist die westliche, in den südlichen Theilen der Monarchie der Südwest-, in den nördlicheren der Nordwest¬ wind. Der atmosphärische Niederschlag (Regen und Schnee) erreicht im Jahre durchschnittlich 20, in vielen Gegenden der Alpen bis öOZoll Höhe, nur das ungarische Tiefland leidet oft Mangel daran. Die Ge¬ witter sind in den Alpen und Karpathen, Hagelwetter in Tirol und Süd¬ steiermark am häufigsten. Landstriche von ausgezeichneter Fruchtbarkeit sind: in Ungarn die Insel Schütt, das Banat; in Siebenbürgen die Gegenden um Her¬ mannstadt und Fogaras (spr. Fogarasch), in Niederösterreich das March- und Tullnerfeld, inKärnthen das Lavantthal, in Mäh¬ ren die Hana (zwischen Kremsier und Olmütz), in Böhmen die Gebiete 45 von Eger, Saaz und Leitmeritz, in Galizien die Gegenden von Bochnia und Wadowice. An Naturprodukten der mannigfaltigsten Art aus allen drei Naturreichen ist Oesterreich reichlich gesegnet, so daß es nicht nur seinen eigenen Bedarf decken, sondern noch einen Theil dem Auslande zuführen kann. Die Gesammtbevölkerung berechnet sich auf 35 Millionen, dar¬ unter 27 Millionen lateinische und griechische Katholiken, 3^ Millionen Protestanten, 3,200.000 nichtunirte Griechen, 1,130.000 Juden und 170.000 von sonstigen Religionsbekenntnissen. Nach der Nationalität: 8,800.000 Deutsche, 6,500.000 Czechen, Mährer und Slovaken, 2,380.000 Polen, 2,990.000 Ruthenen, 1,210.000 Slovenen, 2,900.000 Kroaten und Serben, 5,400.000 Magyaren, 590.000 Italiener, Furlaner und Ladiner, 2,900.000 Walachen, 1,130.000 Juden, 150.000 Zigeuner, 26.000 Bulgaren, 17.000 Armenier, 3000 Albanesen, 4000 Griechen und Zinzaren. Die Volksdichtigkeit ist am größten in Schlesien und ini nördlichen Böhmen, am geringsten in den rauhen Gebirgsländern Salzburg und Nordostungarn. 18: Die Ztaatsverfassung. Die Königreiche und Länder, welche die österreichische Monarchie bilden, sind gegenwärtig in zwei Gruppen vereinigt: 1. die deutsch- slavischcn im,,Rcichsrathc" vertretenen Länder mit 5218 österreichi¬ schen Quadrat-Meilen und 20 Millionen Einwohnern; 2. die Länder der ungarischen Krane mit 5598 Quadrat-Meilen und 15 Millionen Einwohnern. Die Verbindung zwischen beiden Gruppen beruht auf der Prag¬ matischen Sanction vom 6. December 1724, wodurch die Thron¬ folge nach dem Rechte der Erstgeburt im männlichen Stamme, und in Ermangelung desselben im weiblichen Stamme des Hauses Habsburg- Lothringen festgestellt und bestimmt wurde, daß sämmtliche Länder einen unzertrennlichen gemeinsamen Besitz bilden sollen. Mit königlichem Rescript vom 17.Februar 1867 wurde die ungarischeVerfassung wieder hergestellt und am 21. December 1867 die Verfassung für die im Reichsrathe vertretenen Länder vom Kaiser bestätigt. 46 Diese beiden Verfassungen enthalten die Rechte der österreichischen Staats¬ bürger. Die wichtigsten dieser Rechte sind: die Gleichheit vor dem Gesetze, der Schutz der persönlichen Freiheit und des Hausrcchtes, die Preßfreiheit, das Vereins- und Vcrsammlungsrccht, das Recht der Volksvertretung an der Gesetzgebung thcitznnehmen, Steuern und Rekruten ;u bewilligen. Die Volksvertretung für die deutsch-slavischen Länder ist der Rcichsrnth, welcher aus dem Herr en Hause und dem Abgeordne¬ tenhause besteht. Die Mitglieder des Herrenhauses sind die großjäh¬ rigen Prinzen des kaiserlichen Hauses, die großjährigen Häupter jener durch großen Gutsbesitz hervorragenden Adelsgeschlechter, welchen die erbliche ReichSrathswnrde verliehen wird, die Erzbischöfe und die Fürst¬ bischöfe und solche Männer, welche wegen ihrer Verdienste auf Lebens¬ zeit vom Kaiser in das Herrenhaus berufen werden. Das Haus der Abgeordneten ist aus 203 Mitgliedern zusammengesetzt, welche von den einzelnen Landtagen aus ihrer Mitte entsendet werden. Dem Reichs- rathe sind die Minister für die im Reichsrathe vertretenen Länder ver¬ antwortlich. Als Landesvcrtrctung ist in jedem der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder der Landtag bestimmt, welcher be¬ rufen ist, bei der Ausübung der gesetzgebenden Gewalt in Landesange¬ legenheiten entscheidend mitzuwirken. Die Landesvertretung gründet sich auf die Landesordnungen vom 26. Februar 1861. Der ungarische Reichstag besteht aus zwei Häusern: der Mag¬ natentafel und der Repräsentantentafel. Die Magnatentafel begreift die katholischen und griechisch-orientalischen Erzbischöfe und Bi¬ schöfe, die weltlichen Magnaten (Fürsten, Grafen und Freiherren) und die siebenbürgischen Regalisten, d. h. von der Krone ernannten Mitglie¬ der. Die Repräsentantentafel ist ans 406 Deputaten der Comitate, freien Districte und Städte gebildet. Dem ungarischen Reichstage ist das ungarische Ministerium verantwortlich. Zur Berathung und Schlußfassung in jenen Angelegenheiten, welche beiden Neichshälften ge¬ meinsam sind, entsendet der Reichsrath und der ungarische Reichstag, jeder aus seiner Mitte 60 Delegirte. 47 Der jetzige Kaiser Franz Joseph I-, geboren 18. August 1830, regiert seit 2. December 1848. Anmerkung. Zur nachfolgenden Darstellung der einzelnen Pro¬ vinzen bilden die vom Verfasser herausgegebenen Provinzkarten der Monar¬ chie die nöthige kartographische Ergänzung. Die im Neichsrathe vertretenen Länder. 19. Erzherjogthnm Oestn rrich unter der Lims oder Uicderöstcrreich. 845 österreichische Quadrat-Meilen mit 1,870.000 Einwohnern. Dieses Kronland umfaßt das Donanthal von der Enns bis zur Leitha und March. Am rechten Stromufcr nehmen den größten Theil die nicderöstcrreichischen Alpen ein, die mit dem Wiencrwalde und dem Leithagcbirge bis an die Donau reichen. Zwischen diesen zwei letzten Gebirgsausläufern dehnt sich die Neustadter Ebene aus. Die höchsten Erhebungen sind: der Oetscher (59700 nordwestlich von Mariazell, der Schneeberg (65660 bei Reichenan, die Raxolpe (63360 und der Wechsel (54960 an der steierischen Grenze. Die nördliche Hälfte am linken Donauufer ist in ihrem westlichen Theile eine bewaldete Hochfläche, deren Ostrand der Manhartsberg ist, im öst¬ lichen Theile besteht sie ans Hügelland und dem fruchtbaren March- fclde. Die Erweiterung des Donauthales von Krems bis Stockerau ist eine fruchtbare Niederung und enthält am rechten Ufer das Tullner¬ feld, am linken den Wagram. Ein hervorragendes Product ist der Wein, dessen beste Sorten bei Klosterneuburg, Weidling, Gumpolds¬ kirchen und Vöslau gebaut werden. Die Industrie ist sehr entwickelt, insbesondere hat die Wiener-Nenstttdter Ebene viele und große Fabriken. Der Landtag besteht aus 68 Landtagsmitglicdcrn, aus denen 18 Abgeordnete in den Reichsrath gewählt werden. Der Vorsitzende des Landtages ist ein aus den Abgeordneten vom Kaiser ernannter Land- marlchall. Nach der üblichen Eintheilung wird das Land in vier Viertel unterschieden. 48 a) Viertel unter dem Wienerwald. Wien, Haupt- und Residenzstadt der Monarchie und Sitz der Reichs- Behörden, zählt mir den umliegende mit der Stadt zusammenhängenden Ortschaften übe M.000 Einwohner, daher fast so viel als ganz Oberösterreich und weit mehr als jede der kleineren Provinzen Salzburg, Kärnthen, Kram, Istrien, Dalmatien, Schlesien und Bukowina. Universität, polytechnische Schule, der berühmte gothische Stephansdom. Die erste Handels- und Fabrikstadt des Reiches, durch die günstige geographische Lage seit den ältesten Zeiten ein natürlicher Kreuzungspunkt der wichtigsten europäischen Straßen und Verkehrswege. An dieser Stelle war die Römerstadt Vinäo- bona. Seit dem 5. Jahrhundert weichen die Römer den Wandervölkern; Rugier, Gothen, Langobarden und Avaren hatten nach einander die Stadt im Besitz. Seit Karl dem Großen verschmilzt ihre Geschichte mit den Ge¬ schicken der Ostmark und entwickelt sich zur Hauptstadt eines neuentstehen- Reiches. Die Veränderungen aus der jüngsten Zeit, die Erweiterung der inneren Stadt, die vielen neuaufgeführten Prachtbauten und neuen Anlagen haben das Aussehen der Stadt sehr vorthcilhaft umgestaltet. Der gewöhn¬ lichste SommervergnügungSort ist der an die Leopoldstadt sich anschließende Prater. Auf der Westseite der Stadt ist das kaiserliche Schloß Schön¬ brunn mit Menagerie und großen Gewächshäusern, dabei Hietzing mit vielen Landhäusern, weiter westlich die Forstakademie Mariabrunu auf der Nordseite des kaiserlichen Thiergartens, auf dessen Südseite Kalksburg mit einem Jesuitencollegium: Nußdorf mit vielen Fabriken; Klosterneu¬ burg mit dem ältesten Augustiner Chorherrnstift und einerWeinbauschule, in der Nähe Weidling mit vorzüglichem Weinbau; Klein-Schwechat, die größte Bierbrauerei in Europa; Petronell an der Stelle der römischen Colo- nie Ournuntnin; H ainburg mitgroßerTabak-und Nähnadelfabrik; Bruck an der Leitha, daran das gräflich Harrach'sche Schloß mit bemerkenswerthen Gewächshäusern; Liesing mit Fabriken und einer berühmten Bierbrauerei; Mödling am Eingänge in die Brühl (ein schönes mit Landhäusern an¬ gefülltes Thal), weiter westlich Heiligenkrenz, das älteste Cistercienser- stift in Österreich; Neudorf mit einer Strafanstalt für weibliche Sträf¬ linge; Laxenburg mit kaiserlichem Sommerschloß und einem der schön¬ sten englischen Parks in Europa; Gumpoldskirchen durch Weinbau aus¬ gezeichnet; Baden (7000 E.), ein von der vornehmen Welt sehr besuchtes Bad mit warmen Schwefelquellen, die schon zur Zeit der Römer benützt wurden; Vöslau, größtentheils aus Landhäusern bestehend, berühmtes mit Burgunder Reben bepflanztes Weingebirg; Pottenstein und Leobers- dorf mit Fabriken; Pottendorf mit der größten Baumwollspinnerei der Monarchie; Ebeufurth mit einem schönen Thiergarten und mehreren 49 Fabriken; Wiener-Neustadt (18,000 E.) mitten ün Steinfeld, mit einer Militär-Akademie, zwei Maschinenfabriken, einer der größten Zuckerraffine- rien, Baumwollspinnerei und vielen anderen Fabriken. Von hier führt der Wien-Neustädter Schiffahrtscanal nach Wien; Neunkirchen, ein sehr industriereicher Marktflecken; bei Gloggnitz beginnt das Ansteigen der Bahn über den Semmeringpaß (3180'); Schlögelmnhl, große Papiermühle; Reichenau am Eingänge des romantischen Höllenthales mit großem Eisen- und Stahlwerk, nördlich davon erhebt sich der Schnee¬ berg, daran das große Steinkohlenlager bei Grünbach; Schottwien mit reichhaltigen Gypsbrüchen; Guttenstein mit Kupferwalzwerk. i>) Viertel ob dem Wienerwald. Dieses Gebiet enthält in allen seinen Theilen bedeutende Reste römischer Alterthümer. St. Pölten (8000 E.i Bifchofsitz, südlich das Cistercienserstift Li¬ lienfeld; Tulln am Tullnerfeld, ehemals die Hauptstadt von Nieder¬ österreich; Mautern mit einer hölzernen Brücke über die Donau, unweit auf einer Anhöhe das Benediktinerstift Göttw eig; Melk, berühmtes Be¬ nediktinerstift auf einem Granitfelsen am schönsten Punkte des rechten Donau- nfers, mit der Gruft der Babenberger; Pöchlarn und Ups, uralte Städte, — die südlich davon gelegene an Eisen reiche Gebirgslandschaft heißt Eisenwnrz, darin Waidhofen an der Ups, Gaming, Lunz mit einem See; Sonntagberg, Wallfahrtsort auf einer schönen Anhöhe; Seitenstetten, Benediktinerstift; Haag, bedeutender Flecken; bei St. Va¬ lentin, zweigt von der Westbahn die Rudolfsbahn ab und führt im Enns- thale aufwärts nach Obersteiermark. o) Viertel unter dem Manhartsberg. Kornenburg, in der Nähe der durch Wein- und Obstbau ausge¬ zeichnete Bisamberg; Leutsch-Wagram und Aspern, bekannt durch die großen Schlachten im Jahre 1809; Pyrawarth am Weidenbach mit eisenhältigen Mineralquellen; Wölkersdorf mit vielen Gewerben; Gän¬ serndorf an der Verzweigung der Nordbahn; Marchegg mit einem Thier¬ garten und ausgedehntem Obstbau. Sonstige bedeutendere Orte sind noch Stockerau, Oberhollabrunn, Maissau,Rötz und Mailberg (beide mit vorzüglichem Weinbau), Laa, Feldsberg, Mistelbach und Zistersdorf. ä) Viertel ob dem Manhartsberg. Bergig und holzreich, mit Flachsbau uuo Lemmdustrie. Krems (8000 E.) am Kremsbache, mit lebhaftem Gewerbsbetrieb und bedeutendem Handel mit Safran, Senf und Wein, in der Nähe Stein Kozenn, Geographie. 4 50 an der Donau mit einem Strafhause; Dürnstein oder Tirnstein mit den Ruinen jener Felsenburg, in welcher der englische König Richard Löwenher; gefangen gehalten wurde, — das romantische Thal an der Donau aufwärts heißt dieWachau; Maria Taferl ein vielbesuchter Wallfahrtsort; Persenbeug mit einem kaiserlichen Schloß; Zwcttel, unweit davon in einem schönen Thale das gleichnamige Cistercienserstift. Sonstige bedeuten¬ dere Orte sind: Weitra, Gmünd, Waidhofen an der Thaya, Gr. Sieghards, Horn, Eggenburg und Langenlois. 20. LrchelMthnm Oesterreich ob der Lnns oder Oberösterreich. 207 Quadrat-Meilen mit 760.000 Einwohnern. Ein an Naturschönheiten reiches, von einer fleißigen Bevölkerung bewohntes Land gibt Oberösterrcich nach jeder Richtung ein erfreuliches Bild. Der größere Theil ist Bergland. Den Süden durchziehen die nördlichen Kalknlpm. Die Gruppe des Dachstein 9500h des Gr. .Priel 7945h des Hohen Pyrgas 7200h hiezu als Voralpcn der Schafberg 5630h bekannt als schönster Aussichtspunkt inOesterreich, das Höllengebirge mit dein Kranabitsattel 500G zwischen Atter- und Traunsee, der Traunstein 5342h das Sengsen- g eb ir ge, woran sich weiter nördlich die niedrigeren Vorberge anschließen und allmälich gegen die Donau verlaufen. Dieser südliche Theil gehört zu den schönsten Gebirgslandschaften des mittleren Europa, besonders verleihen die vielen herrlichen Alpenscen (Hallstadter-, Gosau-, St. Wolf¬ gang-, Mond-, Atter-, Traun- oder Gmundnersee und der kleine Alm¬ see) dem Landschaftsbilde einen hohen Reiz und zugleich besitzt dieses „ S a l z k a m m e rgu t" genannte Gebiet einen unerschöpflichen Reich- thum au Salz. Die Wasserscheide zwischen Traun und Inn wird durch eine breite an Braunkohle äußerst reiche Bodenanschwellung, den K o- b e r n a n s e r und Hausruckwald gebildet. Der nördliche Theil des Landes besteht aus den südlichen Ausläufern des ^öhmenvaldcs, der mit seinem Granitboden stellenweise bis über die Donau greift, an der nordwestlichen Grenze im Plö ckenstein 435B erreicht, auf der Ost- scite im Greinerwalde die Grenze gegen Niederösterreich bildet. Das fruchtbarste Gebiet ist der Landstrich zwischen der Enns und der Traun, jenseits der Traun dehnt sich die Welser Haide aus, welche mit großer Ausdauer in Ackerland umgewandelt worden ist. - l>1 — Die Dmu.u durchbricht m einem schmalen vielfach gewundenen Thale von Passau bis Aschach den Granit, breitet sich im Becken von Effcrding ans, durchschncidet von Ottensheim bis Linz abermals den Granit und bildet dann das Linzer Becken, in welchem sie die Traun und Enns aufnimmt. Unter den Naturproductm spielt das Most-Obst (Birnen und Aepfel) eine wichtige Rolle, unter den Kunstproducten stehen die Eisen- und Stahlwaaren obenan. Das Land selbst besitzt zwar keine Eisenerze, bezieht aber das Rohmaterial aus Steiermark und erzeugt Waaren daraus, die in alle Welttheile versendet werden, namentlich die ausge¬ zeichneten Sensen und Sicheln. Der Landtag besteht aus SO Landtagsmitgliedern unter dem Vor¬ sitze des aus ihrer Mitte vom Kaiser ernannten Landeshauptmanns und entsendet 10 Abgeordnete in den Reichsrath. Man unterscheidet nach alter Einteilung vier Viertel: al Das Mühlviertel. Ein hochgelegener Landstrich init viel Flachsbau. Lin; (30.000 E.) durch eine Brücke mit dem gegenüberliegenden Flecken Urfahr <5300 E.) verbunden, die Hauptstadt des Landes und Bi- ckchofsitz, mitten in einer schönen Landschaft voll herrlicher Aussichtspunkte gelegen, als Handels- und Jndustrieplatz bedeutend, Kreuzungspunkt zweier Eisenbahnen und ein Hauptstationsplatz der Dampfschiffahrt, am nahen Freinbergs ein großes Jesuitencollegium; Mauthausen mit fliegender Brücke über die Donau und großen Granitbrüchen, in welchen die Granit- Würfel für das Wiener Pflaster gebrochen werden; Grein, thalabwärts der Donaustrudel (eine Stromschnelle); Freistadt mit Leinenindustrie; Leonfelden in schöner Gegend; Haslach mit Leinen- und Baumwoll¬ weberei; Aigen mit dem in der Nähe befindlichen Prämonstratenserstift Schlägl; Ottensheim und Steieregg an der Donau. K) Das Traunviertel. Steher (12.000 E.l, Hanptsitz der österreichischen Eisen- und Stahl¬ industrie, westlich das große ebenfalls in der Eisenindustie thätige Dorf Sierning, südlich die Strafanstalt Garsten; Enns, uralte Stadt mit vielen römischen Alterthümern und einem schönen Schlosse des Fürsten Auersperg, in der Nähe Lorch, das römische I-nnrenonm, wo der Landes- 4* 52 Patron, der heil. Florian, den Märtyrertod erlitt; St. Florian, regnlirtes Augnstiner-Chorherrenstift mit einer großartigen Kirche und Orgel; Krems- Münster, berühmte 777 gestiftete Benediktinerabtei, östlich der Flecken Hall mit Jod-Heilquellen, zwei Meilen südlich das Cistercienserstift Schlier- bach und der Flecken Kirchdorf mit Eisenindustrie; Weyer, Gro'ß- ramming und Reichraming, betriebsam in der Erzeugung von Eisen - und Stahlwaaren; Windisch-Garsteu mit drei Schwefelbädern in der Nähe; Spital am Pyrhn, im 12. Jahrhundert zur Beherbergung von Pa¬ lästinapilgern entstanden, mit schöner Kirche und Orgel, liegt an der Haupt¬ straße nach Obersteiermark. o) Das Hausruckviertel. Wels 6000 E.) mit der Burg Wels, in welcher Kaiser Maxi¬ milian I. Iüt9 starb, yut lebhafte Industrie; Efferding mit schöner gothi- scher Kirche, südlich Dorf S ch arten, Sitz des Superintendenten Augsburger Lonfession für Oberösterreich xind Salzburg; bei Asckach eine fliegende Brücke über die Donau. Bedeutendere Orte sind noch: Peuerb ach, Reu¬ markt, Grieskirchen, Haag, Lambach an der Abzweigung der Gmund- ner Bahn mit einem Benediktinerstift, Schwanncnstadt (südlich der 42' hohe Traunfall), Wolfsegg mit ausgedehnten Braunkohlenlagern, Vökla- bruck, Frankenburg, Frankenmarkt, St. Georgen, Mondsee, die vier großen Salzsudwerke oder Salinen: Gmunden (6000 E.) am nörd¬ lichen, Ebensee am südlichen Ende des Gmundnersees, Ischl (6000 E., vornehmer Bade- und Curort) und Hall statt mit ungewöhnlich vielen celtischen Alterthümern. Der größere Theil des in diesen Salinen gewon¬ nenen Salzes geht auf der Linz-Budweiser Bahn nach Böhmen. Wegen der landschaftlichen Schönheit sind noch erwähnenswerth das herrliche Gosanthal mit den Gosauseen im Hintergründe und der Zwieselalpe, einem der schönsten Aussichtspunkte an der Salzburger Grenze, dann St. Wolfgang am gleichnamigen See und am Fuße des Schafberges mit einer bemerkeuswerthen altgothischen Kirche. 6) Tas Innviertel. Ried mit Tuch und Leineuiudnstrie; Aurolzmünster mit einem schönen Schloß; Engelhartszell an der Donau mit vielen Gewerben; Schärdig mit einer Brücke über den Inn, südlich davon die Strafanstalt Suben für weibliche Sträflinge; Obernberg mit vielen Gewerben; Braunau hat eine gothische Kirche mit vielen kunstvollen Monumenten; andere bedeutendere Orte sind noch Mauerkirchen, Altheim und Wat¬ tig Hofen. 53 21. Herzogthmn Salzburg. 124 Quadrat-Meilen mit 150.000 Einwohnern. Die Geschichte von Salzburg knüpft sich an den Namen seines Apostels Rnpertuch Bischofs von Worms. Derselbe wurde 696 vom Herzog Theodor von Baiern in sein Land berufen, um das Christen- thum zu predigen. Er gründete zuerst am Wallersee am Ausfluß der Fischache eine Kirche, erbaute dann auf den Trümmern der ehemaligen Römerstadt lluvavia Kirche, bischöfliches Gebäude und Klöster. So ent¬ stand nm das Jahr 700 S alzburg. Rupert kehrte später auf seinen Sitz nach Worms zurück. 798 wurde Salzburg zum Erzbisthum erho¬ ben und kam, nachdem es durch ein Jahrtausend selbstständiges Reichs¬ land gewesen, im Jahre 1815 an Oesterreich. Salzburg ist zum größten Theile hohes Alpenland. An der Süd¬ grenze zieht die Kette der Hohen Tauern (Gr. Venediger 11.622', Wie'sbachhorn 11.320', Hochnarr 10.300', Ankogel 10.300') und gabelt sich als Norisch« Alpen an den Mnrquellen in die niede¬ ren oder nordöstlichen Tauern (Radstädter Tauern) und die kärnthnerisch-steierischen Alpen. Das linke Ufer der Salza bis zv ihrer Biegung nach Norden begleitet ein Schiefergebirge, noch nörd¬ licher bilden die Kalkalpcn (Birnhorn 8270', Steimernes Meer 8380',Ewig er S ch nee 8500', Hagengebirge 7450', Tünnen¬ gebirge 7682', Hoher Göll 8100', Untersberg 6236') theils breite und öde Hochflächen, theils schroffe Wände und zackige Hörner, — endlich begleitet ein Zug Voralpen, unter denen der Schmidt eil¬ st ein 4930' durch seinen kastellförmigen Gipfel besonders auffällt, die Salza in ihrem nördlichen Laufe am rechten Ufer und senkt sich zuletzt in die baierischc Ebene. Eine ungewöhnlich große Menge von Wasser¬ fällen verleiht den entlegensten und einsamsten Hochgebirgs-Thälern hohen Reiz. Die Bewohner sind hauptsächlich auf den Ertrag der Vieh¬ zucht angewiesen, welche auch besser bestellt ist als in irgend einem andern Theile der Monarchie. Unter den Bergbauproducten -s Salz von Hallein am werthvollsten, nebstdem die Marmorbrüche im Untersberg sehr bemerkenswerth. 54 Der Landing besteht aus 26 Landtagsmitgliedern, Non welchen drei als Abgeordnete in den Reichsrath gewählt werden. Die übliche Eintheilung ist durch die natürliche Bodenbeschaffenheit gegeben, wornach man das Land außerhalb und innerhalb des Ge¬ birges unterscheidet. Die Grenzscheide zwischen beiden ist der Paß Lueg. Zu ersterem gehört der S alzachgau au der Salza und der Thalgau im Gebiete des Fuschcl- und St. Wolfgangsees, zu letzterem der Pinz¬ gau im Gebiete der oberen Salza und Saalach, der Pongau im Ge¬ biete der mittleren Salza und der Eunsquellcn, der Lungau im Ge¬ biete der Mur. Salzburg (20.000 E.), Landeshauptstadt, erzbischöflicher Sitz, eine der am schönsten gelegenen Städte Europas. Die Riesen der Salzburger Alpen (dasTännengebirgc, Hoher Göll, Watzmann, Untersberg und Staufen) sind so nahe, daß sie allen Salzburger Aussichten den großartigsten Hinter¬ grund verleihen. Die schönsten Aussichtspunkte in der unmittelbaren Umge¬ bung der Stadt sind der Mönchsberg, der Kapuzinerberg, derGais- berg (4070') und die Anhöhe Maria Plain. Wesentlich verschönert ist das Gesammtbild noch durch Bauten und Anlagen der neuesten Zeit, wozu hauptsächlich der Bahnhof mit seiner Umgebung gehört. Oberndorf an der Salza; Michelbeuern, Bcncdiktinerstift an der äußersten Nordgrenze; Seekirchcn, Straßwalchen und Thalgau; St. Gilgen am Wolf¬ gangsee; Hallcin (4000 E.), Saline; Golling, eine Stunde westlich der herrliche Schwarzbachfall, eine Stunde südlich die Oefen, d. i. eine Schlucht von wild durcheinander liegenden Felsblöcken, durch welche die Salza schäumend stürzt, unmittelbar dabei der Beginn des zweiStunden langen befestigten Passes Lueg zwischen den steilen Wänden des Tännen- und Hagengcbirges; Abtenau an der Straße in das Salzkammergut; Werfen mit der Bergfeste Hohenwerfen; St. Johann, östlich führt der Weg über Wagrein in das äußerst romantische Kleinarlthal; Radstadt im Enns¬ thal, von wo die Straße über den Radstädter Tauern (5350') in das Murthal, wo Mauterndorf, Tamsweg und St. Michael die be¬ deutendsten Flecken sind, und dann über den Katschtauern (5073') nach Kärnthen führt. In das Gasteinerthal führt eine Kunststraße durch die romantische Gasteiner Klamm, über Hofgastein nach dem durch seine warmen Heilquellen berühmten Wildbad (3040'). Von hier führt der Weg weiter an drei schönen Wasserfällen und dem Goldbergwerke am Rad¬ hausberg vorüber in das Naßfeld und über den Mallnitzer Tauern (7750') nach Kärnthen. Taxenbach, südlich davon öffnet sich die Rauris, 55 ein schon seit den ältesten Zeiten durch sein: Goldbcrgwerke bekanntes Thal, aus welchem man über das Hochthor (8200') nach Heiligenblm in Käru- then gelangt; Zell am See, südlich das malerische Schloß Fischhorn und der Eingang in das Fusch erthal, dessen Hintergrund ein großarti¬ ges Amphitheater von Gletschern mit Wasserfälle» bildet, an welchen vor¬ über der Pfad über die Pfandelschartc (8500') zum großen Paster¬ zengletscher und Großglockner führt, — in einem Seitenthale auf der Ostscite des Fuscherthales ist das Bad Fusch (3820'), ein klimatischer Curort. Häufiger benutzte Uebergänge über die Hohen Tauern nach Tirol sind: durch das Stubachthal über den Kaiser Tauern (9000'), von Mittersill über den Belb er Tauern (7737') nach Windisch-Matrey, durch das Krimmlcrthal an den hohen Krimmler Fällen vorüber über den Krimmler Tauern (8873') in das Prettau. Bon Mittersill, dem Hauptorte in Ober-Pinzgau und Mittelpunkte der Pinzgauer Sumpf¬ gegend (daher Pinzgauer Venedig) führt die Straße nördlich über den Paß Thurn (4020') nach Kitzbüchcl, westlich im Salzathale aufwärts und über den Gerlospaß (4548') in das Zillerthal in Tirol. Saal¬ felden mit vielen Burgruinen umgeben, nördlich die Straße zwischen schroffen Thalwänden über Lofer nach Reichenhall mit einer Abzweigung bei Ober-Weißbach und vorüber an der S eissenberg klamm (Wasser¬ fall) über den Hirschbühel (4000') nach Berchtesgaden. 22. HklMthnm Stcirnnark. 390 Quadrat-Meilen mit 1,130.000 Einwohnern. Unter der Herrschaft der Römer gehörte Steiermark zu den Pro¬ vinzen Noricum und Pannonien. Zur Zeit der Völkerwanderung wurde es von vielen Stämmen durchzogen, im 6. Jahrhundert der Sü¬ den von den aus dem Osten eingewanderten Slovenen besetzt. Karl der Große vertheilte das Land unter mehrere Grafen. Die Grafen von Traun¬ gau oder Steher in Oberösterreich vereinigten die verstreuten Besitzun¬ gen. Markgraf Ottokar VI., 1186 zum Herzog erhoben, war kinderlos und sein Schwiegervater Leopold V. von Oesterreich erbte das Land. In den folgenden Jahrhunderten erprobten die Steierer wiederholt ihre Tapferkeit gegen die in das Land eingefallenen Ungarn und Türken. Unter den Habsburgern war das Land öfters im Besitz abgezweigtcr Linien. Inzwischen war der alte Kern des Landes, Steher, an Oester¬ reich gekommen, dafür aber die Grafschaft Cilli mit Steiermark ver¬ einigt worden. 56 Steiermark liegt im Bereiche aller drei Alpenzüge und ist im nördlichen Theile durchgehends Alpenland, in der südlichen Hälfte wech¬ seln Berg- und Hügellandschaften mit fruchtbaren Thälern und Ebenen. Die Norischen Alpen treten in zwei Ketten aus Salzburg ein: die nörd¬ liche und höhere (Hochgolling 9045') zwischen der Enns und Mur endigt bei Eisenerz, — die südliche zieht als steierisch-kärnthne- ri s ch e A l p e n zwischen Mur und Drau, wird bei Bruck (M u r a l P en) von der Mur durchbrochen, setzt sich in den mannigfaltig nach Süden verzweigten Raabthaler Alpen fort und endigt an der österreichi¬ schen Grenze mit dem Wechsel (5496'), ein an der Grenze Körnchens nach Süden auslaufcnder Ast (Kor alpe 6760') wird von der Drau durchbrochen und endigt im Bachergebirge (Velka Lapa 4867'), während er am linken Drauufer in das D r a n g eb i r g e oder den P oß- ruck Verläufe. Die nördlichen Kalkalpcn enthalten das Kammcr- gebirge (Duaprein 9500'), Tvdtes Gebirge, den Hohen Pyr- gas (7200'), den Hochschwab (7176'), Schneealpe (6000') und Raxalpe (6336'). Die südlichen Kalkalpcn treten in zwei südöstlich verlaufenden Zügen aus Kärntheu in das Land: der eine mit dem Ursulab erg (5300') beginnend zieht bei Weitenstein und Gono- bitz vorüber, geht in den Wotsch (3100') und Donatiberg (2800') über und verläuft im Matzelgebirge an der Grenze Kroatiens, — der andere beginnt bei Sulzbach in den Sannthaler Alpen mit der Rinka (8080'), geht durch die Cillier Berge in den Wacher (3352') bei Montpreis über und erreicht ebenfalls die kroatische Grenze. Die bedeutendsten Ebenen sind: das Grazer, Leibnitzer und Pettauer Feld. Im südlichen Theile herrscht Acker-, Wein- und Obstbau vor, im nördliche» die Viehzucht und Eisengewinnung. Das norische Eisen, seit Alters berühmt, findet sich in unerschöpflicher Menge und die Aus¬ beute steigert sich in dem Grade, als sich die Eisenbahnen den Erzeu¬ gungsorten immer mehr nähern. Eine Linie von Radkersburg über Spielfeld und Eibiswald bildet die Sprachgrenze zwischen Deutschen und Slovenen. Die Landesvertretung besteht aus 63 Abgeordneten, aus deren Mitte 13 Abgeordnete in den Reichsrath entsendet werden. Das Land wird in Ober- und Uutersteier unterschieden. In Untersteier: Graz (70.000 E.), Landeshauptstadt, Universität, polytechnische Schute, Sitz des Fürsterzbischofs von Seckau, mit vielen Fabriken und be¬ deutendem Handel. In ausgezeichnet schöner Lage rings um den mit an- mnthigen Anlagen versehenen, 400' inselartig aus der Ebene hervorragen¬ den Schloßberg, der eine prachtvolle Rundsicht gewährt, nach Süden über das weitgedehnte Grazer und Leibnitzer Feld und die Hügcllandschaftcn, nach Südwesten auf die Schwanberger Alpen, nach Norden auf den Schocke! (4545'), der für Graz als Wetterzeiger gilt; westlich Schloß Eggenberg, östlich die aus Marmor erbaute Wallfahrtskirche Maria- Trost; Rein, Cistercienserstift mitGrabmälern mehrerer steierischer Herzoge; Frohnleiten mit Schlössern und Burgruinen in der Umgebung; Rö¬ thelstein mit der Drachenhöhle (Grotte mit Tropfsteingebilden); Peggau, Feistritz und Uebelbach mit Eisenindustrie; Weitz mit einer Wall¬ fahrtskirche und vielen Schlössern in der Umgebung; Birkfeld, Anger und Pöllau, gewerbthätige Flecken; Vorau, regulirtes Augustiner-Chor¬ herrenstift; Friedberg mit Tuchweberei; Hartberg mit Tuchweberei und Getreidehandel; Pischelsdorf und Gleisdorf, ansehnliche Markt¬ flecken: Burgau mit einer Baumwollspinnerei; Fürstenfeld, Tabak¬ fabrik; Riegers bürg mit einer gut erhaltenen Ritterburg; Feldbach, sehr alter Marktflecken mit Ringmauern; Gleichenberg, berühmter Cur- ort für Brustkranke in einer schönen Hügellandschaft; Radkersburg mit bedeutendem Weinhandel; Mur eck, Straß, Ehreuhausen, Wildou, ansehnliche Marktflecken; Spielfeld mit einem großen Schlosse; Leibnitz am Zusammenflüsse der Sulm und Laßnitz am Rande des fruchtbaren Leibnitzer Feldes mit lebhaftem Gewerbsbetrieb, auf einer Anhöhe westlich das fürstbischöfliche Schloß S ecka u: Arnfels, Eibiswald mit Braun¬ kohlenlagern und großem Eisenwerk; Deutsch-Landsberg, Schwan¬ berg, St. Florian, Stainz mit einem großartigen Schlosse, sind an¬ sehnliche Marktflecken; Tobelbad mit Schwefelquellen; Boitsberg mit vielen Gewerben; Köflach mit großen Braunkohlenlagern. Marburg (6000 E.), Sitz des Fürstbischofs der Lavanter Diöcese, welche den slovcnischcn Theil Steiermark« umfaßt, Knotenpunkt vieler Ver¬ kehrswege, mit bedeutendem Wein- uud Getreidehandel und vorzüglichem Weinbau; die fruchtbare Hügelregion zwischen Marburg uud Radkersburg mit bedeutender Hühnerzucht (steierische Kapaunen) nennt man die „Win- 58 bischen Büheln", — südwestlich von Marburg ist das Bachergebirge, an dessen südlichen Lehnen der beste steierische Wein wächst; Pettau (das römische kstovinm), Luttenberg, Windisch-Feistritz und Gonobitz erzeugen vorzüglichen Wein; Maria-Neustift mit vielbesuchter Wall¬ fahrtskirche; St. Marcin, ansehnlicher Ort mit zwei Wallfahrtskirchen; S aue^ku'unn, Curort, dessen Säuerling in großer Menge versendet wird; der Landstrich von Windisch-Landsberg bis Rann zeichnet sich durch Weinbau aus; Tüffer, sehr alter Marktflecken, in der Nähe Römerbad (das steierische Gastein) und ergiebige Braunkohlcnlnger; Hrastnik und Trisail mit reichen Braunkohleulagern; Cilli, das römische Llanäia Lelcha, im sreundlichen Sannthal, mit der alten ausgedehnten Burg¬ ruine Ober-Cilli, östlich bei Tüchern das große Eisenwerk Store, welches die besten Schiffspanzer erzeugt; das Warmbad Neuhaus in einem schönen Thalc; Obcrburg in gebirgiger Gegend mit einer gro߬ artigen Kirche war bis 1783 Sitz der Bischöfe von Laibach; der Gebirgs¬ kessel Sulzbach an den Quellen der Sann wird die „steierische Schweiz" genannt; Schönstcin im Schallthal hat ein Zinkbcrgwerk; Windisch- grätz an der Straße nach Kärnthen. In Ob er st ei er: Bruck an der Mur, nordöstlich das durch Viehzucht ausgezeichnete Mürzthal mit Mürzzuschlag; Neuberg, großes Eisenwerk und kais. Jagdrevier; Mariazell, der berühmteste Wallfahrtsort in Oesterreich, süd¬ lich ein großes Eisengußwerk; Leoben, Hanptniederlage des steierischen Roheisens, mit einer Bergakademie und Braunkohlenlagern in der Nähe; Vordernberg und Eisenerz zu beiden des durch seine reichhaltigen Erz¬ lager berühmten Erzberges mit großen Eisenschmelzwerken; Hieflau mit Eisenwerken und Gypsbrüchen, westlich das Gesäuse, eine drei Stun¬ den lange Thalenge und Stromschnellc der Enns; Admont, Benediktiner¬ stift, in der Nähe große Torflager; Rottenmann auf der Nordseite des Rottenmanner oder Triebner Tauern (2676') mit der Hauptstraße aus dem Mur- in das Euusthal; Mautern am Liesingbach; Seckau, ehemals Bischofsitz; Knittelfeld mit Eisenindustrie; Judenburg (das römische dloutana Lasten), nördlich davon Fohnsdorf, großes Braun¬ kohlenwerk; Neumarkt an der Stelle der römischen Stadt bloresa; St. Lambrecht, Benediktinerstift; Murau, mit Ringmauern umgeben; T^U'a ch (4000'), großes Eisenwerk an der Grenze von Salzburg und Kärn¬ then zwischen den zwei hohen Bergen „Königsstuhl" und „Eisenhut"; Lietzen im Ennsthal, Knotenpunkt wichtiger Straßen; Jrdning, westlich der hochaufragende isolirt stehende „Grimming" (7423'); Schladming mit Bergbau auf Nickel und Kobalt, westlich die Straße durch den Paß — 59 Mandliug nach Radstadt, südlich derH ochgolling; Aussee im steierischen Salzkammergut, große Saline, östlich der romantische Grundelsee, nördlich Alt-Aussee, nordöstlich das Tobte Gebirge, eine öde Hochfläche mit vielen muldenartigen Vertiefungen. 23. Hrrzogthnm Lärnthrn. 180 Quadrat-Meilen mit 360.000 Einwohnern. Nach dem Aufhörm der Römerherrschaft im Noricum regierten slavische Fürsten unter baierischer Hoheit. Salzburger und Passauer Bischöfe ließen im Lande das Christenthum predigen. Nach dem Siege über die Avaren kam Kärnthenmit den übrigen Nachbarländern in Verbindung mit dem Reiche Karls des Großen und deutsche Colonisten zogen ins Land. Kaiser Otto II. löste 976 das zum Herzogthum erhobene Kärn- then von Baiern. 1269 starb die Herzogslinie aus und Ottokar von Böhmen bemächtigte sich des Landes; nach seineni Sturze erhielt es Graf Meinhard von Tirol. Der letzte Graf von Tirol hinterließ 1335 nur eine Erbtochter, die Margaretha Maultasch, von welcher das Land an das Habsburgische Hans kam. Kärnthen ist ein hochgelegenes Gebirgsland, im Norden von den Hohen Tauern (Großglockner 12.000h Hochnarr 10.300h An- kogel 10.300') und den kärnthnerisch-steierischcn Alpen (Hafner- spitz 9784h Königsstuhl 7357h Eisenhut 7700h Kuhalpe 5600h Speikkogel 6390'), iin Süden von den Carnischcn Alpen und den Karawanken (Obir 6800h Petzen 6700h Kos chuta 6600h Grintouz oder Ninka 8100 „ im Westen von der Schobergruppe im Osten von den Muralpcn (Koralpe 6760') begrenzt. Zwischen der Drau und Gail ist der Zug der Gaiithaler Alpen (Do bratsch 7600' in der Villacher Alpe), zwischen der Drau und Moll die Kreuseck- gruppe 8500', zwischen der Möll und Malta die Reisseckgrnppe 9360h zwischen der Metnitz und Gurk die Gurkthaler Alpen, zwischen der Gurk und Lavant die Kaualpe 6550'. Uebergänge über die Tauern: Pfandelscharte, Hochthor, Zirknitzscharte, Mallnitzer-und Korntauern, Arlscharte, Katschtauern mit der Straße nach Salz¬ burg, — über die südlichen Kalkalpen der Paß von Pontafel mit der 60 Straße nach Udine, der Paß Predil, der Paß Loibl. Die einzelnen Landstriche werden nach den Thalern benannt, und zwar: das 24 Meilen lange Drauthal von Tirol bis Sachsenburg Ober-Drauthal, bis Villach Unter-Drauthal, bis zum ObirRosenthal, bisLavamünd Jaunthal; von Seitenthälern rechts dasGailthal, links dasMöll- thal, Lieserthal, Glanthal von Ossiach bis St. Veit, das Gurk¬ thal, das Krapfeld bei Althofen, das Zollfeld zwischen St. Veit und Klagenfurt, das Lavauttyal. Unter den Seen sind der Mill¬ stätter-, der Ossiacher- und der Wörthersee bemerkenswerth. Viehzucht, Eisen und Blei sind die Haupterwerbsquellen. Die Bevölkerung ist in der Mehrzahl deutsch und nur der südliche Theil von Unterkärnthen von Slovenen bewohnt. Die LandesvertreUmg besteht aus 37 Landtagsmitgliedern, von denen 5 in den Reichsrath entsendet werden. In Unterkärnthen: Klagenfurt (14.000 E.), Landeshauptstadt, Sitz des Fürstbischofs von Gurk, durch einen schiffbaren Canal mit dem Wörthersee in Berbin- dung, mit lebhaftem Durchfuhrhandel und einer großen Bleiweißfabrik. Die Stadt liegt in breiter Ebene und hat nach allen Seiteu schöne Ge¬ birgsansichten; Maria-Saal, Wallfahrtsort am Zollfelde, auf welchem auch das celtische Virunnin und das römische trinvium «otvsnss gestanden; Wchktring, bedeutende Tuchfabrik; Unter-Ferlach mit namhafter Ge- wehrfabrikatiou, südlich die Straße über den Paß Loibl (4000') nach Kraiu; Kappel mit Ouecksilberbergbau, westlich der Obir mit schöner Rundsicht, östlich die Petzen; Schwarzenbach mit Bleigrubeu; Prä- vali und Lippitzbach sind große Eisenwerke; Bleiburg mit einem Brauukohleulager in der Nähe, und Bölkermarkt sind alte Städte; St. Paul, Beuediktinerstist; St. Andreä mit einem großen Jesuiteu- collegium; Wolfs berg mit einem großartigen Schloß und einer Blei¬ weißfabrik; St. Leonhard, Eisenschmelzwerk und ein Sauerbrunnen; Lölling, Hüttenberg mit unerschöpflichem Erzvorrath, Ebersteiuund Treibach au der Gurk bei Althofen sind große Eisenwerke; Friesach, die älteste Stadt iu Kärnthen in einem von alten Burgen umlagerten Thalkessel; Straßburg, bis 1787 Sitz der Gurker Bischöfe; Gurk hat eine uralte Kirche von hohem Knnstwerth mit dem Grabe der heil. Hema; St. Beit, ehemals Hauptstadt von Kärnthen und Residenz der Herzoge, ist der Stapelplatz des kärnthnerischen Roheisens, in der Umgebung viele 61 Burgen, darunter die östlich gelegene wohlerhaltene Ritterburg Hoch- Osterwitz besonders merkwürdig, südlich Schloß Tanzenberg, der Ge¬ burtsort Kaiser Maximilians I.; Feldkirchen und Himmelberg mit Eisenwerken. In Oberkärnthen: Villach im Krenznngspnnkte vieler Verkehrswege, mit einer sehens- werthen Kirche, östlich das reiche Bleibergwerk Bleiberg. Im Drauthale aufwärts führt die Straße über Spital (mit schönem Schloß), AaKsen- burg und Oberdraubnrg nach Tirol, die Abzweigung von Spital im Lieserthal über Gmünd und den Katschberg nach Salzburg, von Sach- senbnrg im Möllthal über Obervellach nach Heiligenblut, dem hoch¬ gelegenen Alpendorfe am Fuße des Großglockners, von Obervellach ein Pfad über den Mallnitzer Tauern nach Gastein. In südlicher Richtung führt die Straße von Villach in das Thal der Save in Kram, die west¬ liche Abzweigung davon im Gailthal aufwärts, die südwestliche über Tarvis, das Zinkbergwerk Ra-ibl und den befestigten Paß Predil in das Jsonzothal und westlich von Tarvis durch den Paß Pontafel nach Italien. Südwestlich von Tarvis ist der vielbesuchte Wallfahrtsort Lu- schariberg. 24. Gefürltrtc Grafschaft Tirol. 500 Quadrat-Meilen mit 8S0.000 Einwohnern. Das heutige Tirol gehörte größtentheils zur römischen Provinz Rhätien, Vorarlberg zu Vindelicien, das Pusterthai zu Noricum. Bei der Völkerwanderung besetzten Langobarden den Süden, Bojoaren den Norden. Karl der Große theilte das Land unter Grafen. Als die mäch¬ tigsten derselben erscheinen im 12. Jahrhundert die Grafen von Andechs, welche zu Herzogen von Meran erhoben wurden, neben ihnen die Gra¬ fen von Tirol und die Grafen von Eppan. Die Geschichte von Tirol spielte damals im Etschthal zwischen Meran und Botzen, wo noch heute zahlreiche Burgen stehen. Nach den letzten Grafen von Eppan ging 1241 dessen Besitz an das Bisthum von Brixen, der Besitz der Herzoge von Meran 1248 an den Grafen von Tirol über, dessen Tochter den Grafen Meinhard von Görz heiratete. Bon nun an war Tirol meist mit Görz vereinigt und 1286 kam auch Kärnthcn dazu. Margaretha Maultasch überließ 1363 das Land an das Habsburgische Haus. Seit¬ dem war Tirol häufig einer der getheilten Habsburgischen Linien zuge- theilt und erst 1665 für immer mit den übrigen österreichischen Ländern 62 vereinigt. Die fünf Grafschaften vor dem Arlberge Feldkirch, Blu¬ denz, Bregenz, Sonnenberg und Hohcnembs waren nach und nach von 1365 bis 1760 meist durch Kauf an Oesterreich gekommen. Tirol ist ausschließlich Alpenland und enthält die höchsten und ausgedehntesten Gebirge der Monarchie. Die Central-Alpen treten auf der Nordseite des Inn in der Srlvrctta-Gruppe und den Jamthalcr Fernern in das Land und verlaufen nordöstlich bis Landeck, nordwest¬ lich zweigt sich die Rhätikonkctlc ab und zieht an der Schweizer Grenze (Loesa plana 9130' südwestlich von Bludenz) bis zum Rhein; ein zweiter Zug tritt am rechten Jnnufer aus der Schweiz nach Tirol über, setzt über die Malser Haide und bildet die riesigen Bctfthaler Ferner (Wcißkogcl 11.840', Similaun 11.420', Wildspitz 11.940'), welche durch das Timblerjoch (7786') milden Itubayer Fernern Zusammenhängen. Diese hängen im Süden durch den Jaufenpaß (6460') mit den Jarnthaler^Alpen (zwischen Meran und Brixen) zu¬ sammen, nach Osten gehen sie über den Brennerpaß (4375') in die Tuxer und Mlcrthaler Ferner (Löffelspitz 10.500'), an der Salz¬ burger Grenze in die Hohen Tauern (Fcldspitz 9293', Dreiherren¬ spitz 11.082', Gr. Venediger 11.622', Hochkasten 10.000', Großglockner 12.000') über, von welchen sich auf der Südseite der Virgcnkamm zwischen dem Defereggen- und Virgenthal, der Eich- amgrat zwischen dem Virgen- und Tauernthal, der Kalser Grat zwischen dem Tauern- und Kalserthal abzweigt; südlich von diesen Ver¬ zweigungen ist die Antholzcr Gruppe (Hochgall 10.880', Schnee- bige Nock oder Ruthnerhorn 10.700' nordöstlich von Brnnnecken), daran schließt sich das Desereggcr Gebirge zwischen dem Defereggen- und Pusterthal und an der Ostgrenze des Landes liegt die Gruppe des Hochschober (10.250'). Von Zell im Zillerthal zieht auf der Nord¬ seite des Gerlosthales ein Schiefergebirgc und bildet die Grenze gegen Pinzgau. Die nördlichen Kalkalpcn beginnen bei Bludenz und ziehen nord¬ östlich als Aigaucr Aipen an die baierische Grenze zwischen Lech und Iller (Mädele-Gabel 8300', Hochvogel 8200'). Die Landschaft nordwestlich bis zum Bodensee heißt Bregenzerwald. Der Zug östlich 63 vonBludenz (RotheWand 8580', Schafberg 8550', Stanzbcrg 8750', Mnttekopf 8700' bei Imst) gehört den lmicrilchm Aluen, welche sich in mehreren scharfgetrcnnten Gruppen und Parallelketten nach Osten sortsctzen im Wettersleingctnrge (Zugspitze 9100', Hohe Mnndi 8300' nordwestlich bei Telfs), Iolslcin 9100' nordwestlich bei Innsbruck, Knrwmdclgebirge 7300' nördlich von Innsbruck, Hoch- Kaiser (7400') östlich von Kufstein, Stkingrlnrge au der Salzburger Grenze (Flachhorn 7900', Rothhorn 8100'). Die sndlichenKalk- alpen treten mit der Drtlergruppc lOrtlessvitz.e 12.100't. von wel¬ cher nach allen Seiten die Aeste strahlig auslaufen, und mit der Adn- mellogruppe (10.100') nach Tirol, überschreiten das Querthal der Etsch und setzen sich in den Tridentiner Alpen (61ma ä' ^.sta 8800' nordöstlich von Borgo di Valsugana) in den Fassancr Alpen (Llarmo- laäs 10.000'), in den Cadorischen Alpen (L.utelso 10.400'bei (iackora in Venetien) und in den Carnischcn Alpen fort. Die bewohnten Landstriche werden nach den Thälern unterschieden und benannt, wornach das Inn-, Puster-, Etsch- und Rhcinthal die Hauptgebicte bilden, in welche die Seitenthäler münden. Unter den Seen ist der romantische Achensee au der Straße von Jenbach nach Baiern bemerkenswcrth, der Gardasee, Im^o ä'Iäro und Bodensee gehören nur mit kleinen Theilcn zum Lande. Außerdem gibt es in allen Theilcn des Hochgebirges zahlreiche kleine Quellscen. Den Haupterwerb gibt die Viehzucht, im nördlichen Theile auch der Bergbau und das Hausiren in der Fremde, im Süden der Weinbau und die Seidenzucht, Vorarlberg zeichnet sich durch die Industrie aus. Die Bewohner sind in der Mehrzahl Deutsche, im nördlichen Theile der Fassaner Alpen von den alten Rhätiern abstammende Ladiner (La¬ teiner), im Etschgcbiet südlich von Salurn mit allen dazu gehörigen Seitenthälern, sowie in den Thälern von Buchenstein und Ampezzo Italiener, im Montafunerthal in Vorarlberg aus dem Rhoncthal ein¬ gewanderte Wälsche, welche im Laufe der Zeit die deutsche Sprache an¬ genommen haben. Die Landcsmrtretung für Tirol besteht aus 68 Landtagsmit¬ gliedern, von denen 10 in den Reichsrath entsendet werden. Vorarlberg 64 hat seinen eigenen Landtag zu Feldkirch, bestehend aus 20 Mitgliedern, darunter zwei Abgeordneten für den Reichsrath. a) Jnnsbru ck er Kr eis. Innsbruck (15.000 E.), an der Grenze zwischen dem Ober- und Unter-Innthal, Landeshauptstadt, Universität, mit einer kaiserlichen Burg, in der Hofkirche das berühmte Grabmal Kaiser Maximilians I. nud ein Denkmal des Tiroler Führers Andreas Hofer, — südlich das Prämon- stratenserstift Willen an der Stelle von Valäiilsna, der Hauptniederlas¬ sung der Römer iu Rhätien, östlich davon das Schloß Ambras oder Amras, einst Sitz der Tiroler Fürsten, zwischen beiden Orten der Berg Jsel, bekannt durch die Heldenkämpfe der Tiroler im Jahre 1809; Matreh und Steinach im Wippthal; Bulpmes mit bedeutender Eisen- und Stahl¬ industrie in dem durch Gletscher und Wasserfälle ausgezeichneten Stubay- thale; Hall, alte Stadt mit einer großen Saline, nördlich dabei der Wall¬ fahrtsort Absam; Schw az, großer Marktflecken mit einer prächtigen Pfarr¬ kirche, Tabakfabrik, einer Strafanstalt, nordöstlich das Benediktinerstift Fiecht mit schönerKirche; Jenbach mit bedeutender Eisen- und Stahlindustrie, nörd¬ lich davon derWallfahrtsortEb en mit den Gebeinen der heil.Nothburga, noch nördlicher der romantische Ach ense e und an der Landesgrenze der Achenpaß, durch den dieStraße nachTegernsee inBaiernführt; Rattenberg mit schöner Pfarrkirche, dabei das Dorf Brixlegg mit einer Kupfer-und Bleischmelze; Kufstein, kleine Festung, als Thalsperre gegen Baiern, mit einem Staats- gefängniß; Kitzbüchel mit einem Bad, Silber- und Kupferbergwerk, nord¬ östlich dabei das Kitz büch lerhorn (6200h mit schöner Rundsicht. Von Kitzbüchcl führt die Straße nördlich über St. Johann, Kossen und durch den Klobensteinerpaß zum Chiemsee, die nordöstliche Abzwei¬ gung von St. Johann über Waidring und durch den Strubpaß über Loser nach Rcichenhall, südöstlich über Fieberbrunn nach Saal¬ felden, südlich von Kitzbühel über den Paß Thnru (4020') nach Mit- tersill im Pinzgau; Hopfgarten, nordöstlich dabei der vielbesuchte Aus¬ sichtspunkt Hohe Salve (5670h; Fügen, Hauptort des Zillerthales in schöner und fruchtbarer Ebene, weiter südlich Zell, von wo die Straße östlich über den Gerlos-Paß (4548h nach Pinzgau, südlich von Zell Mayerhofen, von wo der Pfad in südlicher Richtung in den wildroman¬ tischen Dornauberg im Zamserthal nud dann über das Pfitscherjoch (7100h nach Sterzing im Oberen Wippthal, westlich im Tuxerthal über das Tuxerjoch (7350h uach S t a f sl a ch im Uut e renWi p p t h al führt. Ziert im Ober-Innthal am Fuße der berühmten Martinswand, von wo die Straße über Seefelden (mit Asphaltbergbau) durch den Scharnitzpaß nach Baiern führt; Telfs mit Baumwollspinnerei; Stams, 65 Cistercienserslift mit prachtvoller Kirche, zwei Stunde» weiter gegen Snd- west mündet das hochromantische Behthal, welches tief in das Innere der Betzlhaler Ferner führt. Aus dem Oetzthale gelaugt man östlich über das Timblerjoch in das Passeyerthal, in westlicher Richtung aber vom Dorfe Vent (6048') entweder über das Niederjoch (8700') auf der Westseite des Similaun oder über das Ho chj o ch (9300') auf der Ostseite des Weißkogel iu das Schnalserthal und dann in dasVintsch- gan. Imst, Hauptort im Ober-Innthal zwischen dem Tschürgant (7275') auf der Ost- und dem Muttekopf (8700') auf der Westseite, mit Baumwoll¬ weberei. Von hier führt die Straße nördlich überLermoos mildem östli¬ chen Zweige im Loisachthal »ach Partenkirchen, mit dem westlichen durch die südlich bei Rente befindliche Ehrenberger Klause in das Lechthal und in demselben weiter nach Füssen, nordwestlich aber über Bits nach Kempten in Baiern, — von Imst im Jnnthale aufwärts über Zams mit Baumwoll- und Seidenweberei, über Laudeck mit schöner gothischerKirche, Ladis mit dem Curorte Obladis, Ried, durch den wildromantischen und befestigten Engpaß Finstermünz über Nauders rechts in die Schweiz, links über die Reschen-Scheideck (4430') und Mälser Haide iu das Bintschgan, — von Landeck westlich durch das Stanzerthal über den Arlberg (5390') in das Klosterthal, nach Bludenz und Feldkirch. b) Brixner Kreis. Brixen (4000 E.-, Sitz eines Fürstbischofs, war durch 900 Jahre Hauptstadt eines geistlichen Fürstenthums, — nördlich das Augnstiner-Chor- herrenstift Nenstift, noch nördlicher die das Eisackthal absperrende starke Frauzensfeste und östlich von dieser das durch die blutigen Kämpfe gegen die Franzosen 1797 bemerkenswerthe Dorf Spinges; von hier führt die Straße in östlicher Richtung in das Pnsterthal über Brunnecken (mit Marmorbrüchen), das Toblacherfeld (3940'), Jnnicheu, wo eine seheus- werthe Franziskauerkirche und eine bedeutende Handschuhindustrie ist, Sil lian, nach Lienz in freundlicher Gegend mit ansehnlichem Durchfuhr¬ handel; Wiudisch-Matrey, Hauptort im Jselthale, von wo der Weg nördlich über den Velber Tauern (7737') nach Mittersill, westlich im Virgenthale über Pregraten zum Gr. Venediger, östlich über das Kalserthörl (7017') nach Kals und zum Großglockner und über den Kaiser Tauern (9000') nach Pinzgau führt; Hopfgarten in dem durch viele Wasserfälle merkwürdigen acht Stunden langen Deffereggen- thale. Am Toblacherfelde zweigt sich die durch das Anipezzothal nach Italien führende Straße ab; südlich von Brnnuecken ist das Enneberger und Abteithal, meist von Ladinern bewohnt; Sterzing mit Wollwc berei, südöstlich das Sterzinger Moos, nördlich der Brennerpaß (4375'), Kozen„, Geographie. 5 66 südwestlich der Pfad über den Jaufen (6460') in das Passeyerthal; Klausen mit Bergbau auf verschiedene Metalle, südöstlich das von Ladi¬ nern bewohnte und durch Bildschnitzereien bekannte Grödnerthal, woran südlich Kastelruth, ferner die große durch üppige Weiden und Mannig¬ faltigkeit der Pflanzen ausgezeichnete Seiseralpe und der Schiern (8000'). Botzen, das römische Uous Drusi (10.000 E.), lebhafter Handels¬ platz am Vereinigungspunkte der Straßen aus Deutschland, Italien und der Schweiz, liegt, in einem heißen Bergkessel, in welchem bereits Süd¬ früchte gedeihen, besonders in dem nahen Dorfe Gries, — nordöstlich der Berg Ritten, ein beliebter Sommeraufenthalt der Botzner; Nenmarkt (LZua) in sumpfiger Gegend; Tramin und Kaltern mit vorzüglichem Weinbau; Lana am Eingänge in das an Gletschern und Wasserfällen reiche Ultenth al mit Seidenzucht und Weinbau; Meran, die alte Haupt¬ stadt von Tirol, in lieblichem Klima und herrlicher Natur, mit vortreff¬ lichem Wein- und Obstbau, Winteraufenthalt vieler Fremden aus den nörd¬ lichen Ländern, — dabei auf dem Küchelberge das Schloß Tirol, nörd¬ lich das Passeyerthal, in welchem der Weg über Sand (Geburtsort des Andreas Hofer) nordöstlich über den Jaufen nach Sterzing, nordwestlich über das Timblerjoch in das Oetzthal führt; das Etschthal westlich von Meran heißt Vintschgau, darin Schlanders mit vorzüglichem Marmor, Glurns mit Mauern umgeben, Mals, Burgeis mit dem Benediktiner¬ stift Marienberg. Südlich von Glurns zieht die höchste europäische Straße in vielen Windungen in der Nähe der Ortlesspitze über das Stilfser- joch (8900') in das Veltliner Thal in Italien. o) Trienter Kreis, Wals chtirol oder die Wälsch en Confini en. Trient (IS.000 E.) in einem Gebirgskessel, Sitz eines Fürstbischofs, ehemals dieHauptstadt von Südtirol, mit bedeutendem Obst- und Weinbau, vielen Seidenspinnereien und ansehnlichem Handel. In der Kirche 8t. Llarla insMvrs würde 1545—1563 das Tridentiner Concil gehalten; Pergine, Levico und Borgo in dem schönen und fruchtbaren VnlsnAuna mit Sei¬ denspinnereien; Cavalese und Predazzo im Fleimserthal, welches in seinem oberen, durch Reichthum an schönen Mineralien ausgezeichneten, zwischen hohen Dolomitbergen von abenteuerlichen Formen liegenden Theile Fassathal heißt; Fondo im Val äi klon, nördlich davon Paß Gampen und der Wallfahrtsort Unsere liebe Frau im Walde; Cles mit bedeutender Seidenzucht; Mals im Thale Sulzberg, aus welchem die Straße über den Paß Tonale nach Italien führt; Arco und Riva mit Seidenzucht und Olivenpflanzungen, westlich von Riva das Lederthal (Val
  • , Landeshauptstadt und Sitz eines Fürstbischofs, an der Stelle der von Aitila zerstörten Nümerstadt demona, treibt lebhaf¬ ten Handel mit Getreide, welches aus Kroatien bezogen wird. Vom Schlo߬ berg, dessen Gebäude als Strafhaus dient, zeigt sich gegen Nord und Ost ein großartiges Gebirgspanorama, südlich nud südwestlich liegt der theil- weise schon trockengelegte Laibacher Morast; Krainburg mit lebhaftem Handel, — in der Nähe die Siebmacher- Colonie Straschisch; Neu marktl am Fuße des Loiblpasses mit schwunghafter Eisen- und Leder¬ industrie; Stein, betriebsamer Ort in schöner Lage; RadmaunSdorf mit einem schönen Schlosse; Jauerburg, Krop und Eisnern mit Eisen¬ industrie: Bischoflack mit Leinweberei; Jdria mit dem berühmten Queck¬ silberbergwerk; Wippach im tiefgelegenen Wippachthal mit völlig ita¬ lienischem Klima und daher auch italienischen Bodenerzeugnissen, südöstlich dabei der Nanos (410(L), die Hanptregiou des eisigen Nordostwindes Bora; Adelsberg mit der berühmten Grotte, deren Eingang eine halbe Stunde vom Orte entfernt ist; Oberlaibach, an der Stelle der ehemaligen Tau- riskerstadt biauportns; Sagor mit großem Braunkohlenlager; Sittich mit schönem Klostergebäude eines ehemaligen Cistercienserstiftes, — das hier 69 befindliche Gebirge ist voll Grotten; Auersperg, Stammsitz der gleich¬ namigen fürstlichen und gräflichen Familie; Reifnitz mit Holz- und Strohwaarenindustrie; Gotische, Stadt im Bezirke der deutschen Gott- scheer, welche als Hausner und Südfrttchtenhäudler durch ganz Europa bekannt sind; Möttling, am Fuße des Uskokengebirges, einst Hauptort der „Windischeu Mark": Ncustadtl oder Rndolfswerth mit warmen Mineralquellen zu Teplitz; Gurkfeld au der Stelle des alten Rovio- äuuum, südlich davon das schöne Graf Auersperg'sche Schloß Thurn am Hart. 26. Das Küstenland (Gefürstete Grafschaft Gör; nnd Gradišča, Markgraffchaft Istrien nnd Stadt Triest mit Gebiet). 139 Quadrat-Meilen nnd S80.000 Einwohner. Diese Provinz ist aus verschiedenen Bestandtheilen erwachsen. Triest war unter den Römern als lerZssts eine bedeutende Colonie, berstet in den Zeiten der Völkerwanderung, wurde nach dem Einbrüche der Langobarden byzantinisch nnd kam dann an Karl den Großen. Später war die Stadt durch mehrere Jahrhunderte den TriesterBischöfen unterthänig, kaufte sich allmählich von der bischöflichen Herrschaft los und beschloß, um gegen die beständigen Feindseligkeiten der Venetianer Schutz zu finden, sich dem deutschen Reiche zu unterwerfen und kam auf diese Weise 1382 an Oesterreich. Aquilcsa gehörte zu den Großstädten des Römerreiches. Attila zerstörte sie 452. Später erhob sie sich noch einmal in kirchlicher Größe. Der selbstständige Erzbischof war seit dem 7. Jahrhundert Patriarch und gebot über einen Theil von Friaul nnd Istrien. Im 15. Jahr¬ hundert bemächtigten sich die Venetianer dieser Besitzungen und ein Theil kam an Oesterreich. Görs war lange Zeit ein Völkerthor für die wandernden Völker¬ schwärme, daher es auch erst spät als selbstständiges Land in der Ge¬ schichte erscheint. Im 13. Jahrhundert ward Graf Meinhard durch Heirat auch Graf von Tirol. Seitdem erscheint Görz bald mit Tirol vereinigt, bald selbstständig. 1500 starben die Grafen aus und nach alten Verträgen kamen Görz und Mitterburg an Oesterreich. Die Graf¬ schaft Gradišča wurde vom Kaiser Maximilian I. den Venetianern 70 abgenommen, später den Fürsten von Eggenberg geschenkt,, nach deren Aussterben sie 1717 an Oesterreich zurückfiel. Istrien oder Histcrreich war im Mittelalter eine besondere Mark¬ grafschaft. Seit 1190 gehörte der bedeutendste Theil davon zu Venedig. Durch den Frieden zu Campio Formio 1797 kam das vcnetianische Istrien an Oesterreich. Das Küstenland gehört in das Gebiet der südlichen Knlknlpeu. Um die Quellen des Jsonzo lagern der Dlonto Lanin (7100'), Man¬ gart (8400'), Tension (9000') und Krn (7200'); zwischen der Jdria und dem Jsonzo liegt der hohe Karsi (Mersawetz 4440' im Tarno- wanerwald), auf der Südseite des Wippachthales beginn der eigentliche Karst und zieht in südöstlicher RichtungalsTschitschenboden bis an den Busen von Fiume, wo er imNonts maMors (4400') seine größte Höhe erreicht und in den Quarnerischen Inseln Cherso, Lussin und Veglia seine Fortsetzung hat, nach Westen aber in Stufen über die Halb¬ insel Istrien gegen das Meer abfällt. Der Karst ist eine öde, im Innern zerklüftete Hochfläche mit trichterförmigen Vertiefungen ohne Thäler; die Bäche verschwinden nach kurzem Laufe unterirdisch, um später an tieferen Stellen wieder zu erscheinen. Zeitweise wüthet ein eisiger Nord¬ ostwind, die Bova, mit der größten Heftigkeit. Die Niederung am Jsonzo südlich von Görz und das Wippachthal gehören zur italienischen Tiefebene. Bei so großer Verschiedenheit des Bodens und Klimas sind auch die Produkte und Erwerbszweige mannigfaltig. Im Gebirge die Vieh¬ zucht, in der Ebene Getreide-, Wein- und Seidenbau, an den Küsten Fischfang, Schiffahrt und Seesalzgewinnung. Die'Bewohner sind im nördlichen Theile Slovenen, im südlichen Kroaten und Serben, an der Küste und in den Städten Istriens Italiener, in der Görzer Ebene Furlauer. Die Landcsvcrtretung für Görz besteht aus 22 Landtagsmitglie¬ dern, darunter 2 Reichsrathsabgeordnete, für Istrien aus 30, von denen ebenfalls 2 Abgeordnete für den Rcichsrath. Die Stadt Triest mit ihrem Gebiete wird durch den Stadtrath vertreten und entsendet gleichfalls 2 Abgeordnete in den Reichsrath. 71 Tri c st (70.000, mit dem ganzen zur Stadt gehörigen Territorium 116.000 E.) ital. D'issts, slav. Nrst, die Hauptstadt für das ganze Küstenland, Freihafen, Bischofsitz, ist der wichtigste Seeplatz des Reiches und vermittelt den größten Theil des österreichischen Handels mit Italien nnd dem Morgen¬ lande. Die Stadt besteht ans der Alt- und Neustadt, erstere mit engen und unregelmäßigen, letztere mit regelmäßigen, breiten, rechtwinkelig sich kreu¬ zenden Straßen. Das größte Institut Triest's ist die Dampfschiffahrts- Gesellschaft „Oesterreichischer Lloyd" mit zwei Arsenalen: ferner viele Ver¬ sicherungsgesellschaften, eine Dampfmaschinenfabrik. Unter den Gebäuden ist der uralte Dom St. Just, die ueue Antonikirche und das Nsr^ostsum besonders bemerkenswerth. Letzteres ist der großartigste Bau iu Triest, dient den Kaufleuten als Versammlungsort und Börse und bildet den Mittelpunkt des Triester Lebens; nördlich Schloß Miramar mit präch¬ tigen Gartenanlagen; Lipizza am Karst mit einem k. k. Hofgestüte. Görz (kortma, 12.000 E.) in lieblicher Gegend, Sitz eines Erz¬ bischofs. Die Umgebung treibt starke Seidenzucht und erzeugt viel edles Obst, in der Nähe der vielbesuchte Wallfahrtsort Monte snnto; im engen Jsonzothal aufwärts Caualc, Tolmein, Karfreit (vaporotto) zwischen dem Matajur (5200') und Krn, Flitsch mit Leinweber« und Hausirhandel, nördlich davon führt die Straße durch die Flitscher Klause und über den befestigten Paß Predil nach Kärnthen; Heidenschaft im Wippach- thale mit berühmter Türkischrothfärberci; Cormons mit starker Seiden¬ zucht; Gradisea mit einem Strafhans; Monsaleone mit einem Hafen und warmen Bädern; Dnino mit einem malerisch auf steilem Meeresufer stehenden Schlosse, in der Nähe der kurze Fluß Timavns, der gleich an der Quelle große Schiffe trägt und als Fortsetzung der bei St. Cauzian am Karst verschwindenden Rjeka gilt; Nabresina mit der Abzweigung des Triester Bahnflügels; Aquileja mit vielen römischen Alterthümern und bedeutendem Reisbau; Grado auf einer Insel in den Lagunen mit einer .vielbesuchten Wallfahrtskirche, ehemals Sitz des. Patriarchen von Aquileja. In Istrien: Mitterburg oder Pisiuo in obst- und weinreicher Gegend; Mug gia (spr. Muja) mit großer Maschinenfabrik und Schiffswerfte; Ca- podistria (10.000 E.), auf einer Felseninsel mit einem Strafhaus und großen Salzgärten zur Gewinnung des Seesalzes; Pirano (9000 E.) mit Schiffswerfte und großen Salzgärten; Montana liefert vortreffliches Schiffbauholz; Parenzo auf einem Felsen im Meere, Sitz eines Bischofs und des Landtages für Istrien; Rovigno (10.000 E.) auf einer Felsen¬ zunge mit zwei Häfen, starkem Schiffbau nnd bedeutender Sardellenfischerei; 72 Pola, einer der schönsten Häfen von Europa und der wichtigste Kriegs¬ hasen der österreichischen Marine, mit vielen römischen Alterthümern, dar¬ unter besonders ein großartiges Amphitheater; Fasana, Hafenort gegen¬ über den Brionischen Inseln; Albona mit einem ergiebigen Steinkohlen¬ lager," nördlich der Cepicer See, in dessen Umgebung der beste Jstrianer Wein wächst; Volosca, in schöner Lage am Qnarnerischen Busen, und Castna auf einem hohen Felsen, ehemalige Hauptstadt von Libnrnien, beide mit Wein-, Oel- und Kastanienbau. Quarnerische Insel«: Beglia mit der Stadt gleichen Namens, Bischofsitz und Hafen; Cherso mit der Stadt gleichen Namens, Hafen und Schiffswerfte; auf Lussin ist Lnssin Piccolo (6000 E.), stark¬ besuchter Hafen, und Lussin grande mit bedeutendem Schiffbau. 27. Königreich Dalmatien. 2Z2 Quadrat-Meilen und 450.000 Einwohner. Dalmatien gehörte im Alterthum im nördlichen Theile zu Lubur- nien, im südlichen zu Illyrien. Nachdem die venetianische Republik lange mit Ungarn um die dalmatische Seeküste gekämpft, gelang es ihr im 15. Jahrhundert das Land zu erobern. Nach Venedigs Sturz kam Dalmatien 1797 im Frieden zu Campo Formio an Oesterreich, wurde 1805 an Frankreich abgetreten und 1815 sammt Ragusa und Cattäro bleibend mit Oesterreich vereinigt. Der Bodenbildung nach gehört das Land sammt den Inseln zum Karstgebiet. An der Militärgrenze liegt das Velebichgebirge, an der bosnischen Grenze ziehen die dinnrischen Alpen (Berg Dinars. 5730h östlich von Knin), das Molsorgedirgc liegt östlich von Spaläto. Der Boden ist zerklüftet und wasserarm, hat viele Höhlen, Einsenkungen, Thalkessel und eine hafenreiche Küste. Der Zusammenhang des Landes ist an zwei Stellen, an welchen türkisches Gebiet das Meer erreicht, unterbrochen, südlich der Narentamündung bei Klek und am Eingänge in die Bucht von Cattaro. Unter den Flüssen bilden die Kerka und Cetina schöne Wasserfälle. Die vorzüglichsten Produkte sind Seesalz, Wein, Oel, Fische und Schafe. Die Landbevölkerung ist serbisch, die Städtebewohner italienisch. Die Laudesvertretnng besteht aus 43 Landtagsmitgliedern, von denen 5 als Abgeordnete in den Reichsrath entsendet werden. 73 Kreis Zara: Zara (2achön Wald und P e t e rswald, betriebsame Orte im Erzgebirge; A n s s i g (7000 E.), 78 wichtiger Knotenpunkt fiir den Verkehr, Hauptstation der Elbe-Dampfschiff- fahrt, mit Weinbau, Fabriken und ausgedehntem Braunkohlenbergbau, — südwestlich an der Biela das Dorf Staditz, der angebliche Geburtsort Premqsl's, des Gemals der Libussa, — südöstlich am rechten Elbeufer die malerischen Ruinen der Veste Schreckenstein; Bodenbach, wichtige Bahn¬ station, gegenüber Tetschen mit ansehnlichem Schloß, Baumwollspinnerei und Farbenfabrik, — südöstlich die Ackerbauschule Licbwerd; Herrns- kretschen mit starkem Holzhandel ans der Elbe und dem „Prebischthor" genannten merkwürdigen Felsenbogen in der Nähe; Böhm.-Kamnitz, Bensen, Sandau und Wernstadt sind sehr gewerbfleißige Orte; Ober- Po litz mit einer vielbesuchten Wallfahrtskirche; Auscha und Hab stein mit Hopfenbau; Böhm.-Leipa (9000 E.) mit Baumwoll-, Stahl- und Glasindustrie; Haida, Mittelpunkt des böhmischen Glashandels,— die in der Nähe liegenden Orte Zwickau, Bürgstein, Lindenau, Falkenau, Steinschönau, sowie Kreibitz durch die Glas- und Baumwollindustrie ausgezeichnet. Der nördlich liegende Landstrich mit den Orten Georgen¬ thal und Warnsdorf (12.000 E.), Schönlinde, Rumburg (8000E.), Georgswalde, Ehrenberg, Nixdorf, Schluckenau und Hains¬ pach ist in der Lein- und Baumwollindustrie besonders hervorragend und sehr dicht bevölkert. Jung-Bunzlau (8000 E.) mit Schafwoll- und Baumwollstofs- druckerei, — nördlich Kosmanos mit schönem Schloß, die wichtigste Fabrik für gefärbte Baumwolltüchcl, — südöstlich Lauschtin mit Schloß, Park und Thiergarten; sonstige bedeutendere Orte sind: Nimburg, Lissa, Neu- Benatek, Mscheuo, Dauba mit Schloß Perstein, Weißwasser mit einer Forstschule, Hirschberg mit Hopfenbau, Hühnerwasser, Niemes mit schönem Schloß, Reich st adt mit Schloß und Wachsleinwandfabrik, Wartenberg, Gabel, Münchengrätz mit schönem Schloß, Sobotka, Bautzen; Turnan mit Baumwolliudnstrie und Glasschleiferei, — süd¬ östlich die Kaltwasseranstalt Wartenberg, in der Umgebung viele Burgen; Eisenbrod, Liebcnau und Böhm.-Aicha mit Schaffwollindnstrie; Reichenberg (20.000 E.), volkreichste Fabrikstadt Böhmens und eine der wichtigsten Industriestädte für Woll- und Banmwollwaaren, mit deren Er¬ zeugung auch die Ortschaften der Umgebung größtentheils beschäftigt sind; südöstlich Gablonz, Morchenstern und Tannwald mit der lebhaftesten Industrie in kleinen Glaswaarcn (Glasperlen, Knöpfe, unechte Edelsteine); Kratzau mit Schafwollspinnereien; Grottau mit Baumwollspinnerei; Haindorf mit einer Wallfahrtskirche; Liebwerda mit Schloß und Bad; Neustadt l, Grenzstadt an der schlesischen Grenze; Fried land mit Schaf¬ wollindustrie und einer der ältesten guterhalkenen Burgen. 79 Jitschin (6000 L) mit einer nach dem Muster der Wallfahrts¬ kirche zu Santiago de Compostella in Spanien erbauten Pfarrkirche, — nordöstlich die Strafanstalt Karthaus. Bedeutendere Orte in südlicher Richtung sind: Horitz, Smidar, Nen-Bidschow, Chlumetz, Zezelitz, Königsstadtl, Liban, — gegen Norden Reu-Paka, Lomnitz, Semil. An den Abhängen des Riesengebirges herrscht eine sehr lebhafte Lcinwand- industrie, deren Mttelpunkt und wichtigster Flachsmarkl die Stadt Trau- tenau ist; Starkenbach, Hochstadt, Rochlitz, Hohenclbe, Branna mit der feinsten Battistweberei; Arnau, Marschendorf, Schatzlar mit reichem Steinkohlenlager, Jungbuch, Parschnitz sind vorzüglich an der Flachsspinnerei und Weberei betheiligt; Neuwelt, hoch im Ricsengebirgc, mit einer berühmten Glasfabrik. o) Der Osten. Königgrütz (6000 E.), Festung, Bischofsitz, - - nordwestlich auf einer Anhöhe das Dorf Chlnm, Schlachtfeld von 1866; Josephstadt, Festung; Jaromier am Zusammenflüsse der Elbe und Aupa; Königin¬ hof (6000 E.), — in der Pfarrkirche wurde 1817 die unter dem Namen „Königinhofer Handschrift" bekannte Sammlung altböhmischer Helden¬ gedichte aufgefunden; Schwadowitz mit bedeutendem Steinkohlenberg¬ bau; Braunau mit einem Benediktinerstift und Schafwollspinnereien; Hauptmanns dorf und Wiesen mit bedeutender Leinweberei; beiAders- bach und Weckelsdorf ist der berühmte Adersbacher Steinwald, ein in viele Schluchten und abenteuerliche Felsenbildungen zerklüftetes Sand- steinflötz; Nachod mit sehr bedeutender Lcinweberci; Skalitz, — nörd¬ lich davon Schloß Ratiboritz; Neustadt a. d. Meltau mit einem Schloß; Dobruschka, Opocno und Hohenbruck sind kleine Landstädte; Reichenau mit schönem Schloß, Schafwollspinnerei und Dosen-Manu- factur; Kosteletz am Adler, Wamberg, Senftenberg mit Leinweberei; Geiersbcrg mit Schloß und Fasaneugarten; Grulich mit einer viel¬ besuchten Wallfahrtskirche am Mutter gottesb crg e. C h r n d im (8000 E.) mit Kattundruckerei; H e r m a n m i e st e tz, P rc- lautsch, Bochdanetsch sind kleine Landstädte; Pardubitz (7000 E.), wichtige Bahnstation, in der Nähe große Fischteiche; Ehotzen mit Flachsgarn¬ spinnerei; Brand eis mit einem Schloß; Leito mischl (8000 E.) mit einer sehr schönen Kirche der Piaristen; Böhm.-Trübau wichtige Bahn¬ station, — östlich davon streicht in süd-nördlicher Richtung das „Trübauer Wandgebirge"; Landskron mit bedeutender Leinwandinduslrie, — nörd¬ lich das Dorf Roth wasser, Sitz des Superintendenten helvetischer Lon- fcssiou für Böhmen; Polička und Hlinsko mit Leinwandindnstrie; Bistrau mit einem Schloß; an der mährischen Grenze, südlich von 80 Zwittan das große Dorf Rothmühl mit zahlreichen Leinwandbleichen; sonstige bedeutendere Orte sind noch Skntsch, Chrast, Sesemitz, Holitz, Hohenmanth (6000 E.) und Wildenschwert. Caslan (6000 E.) mit mehreren Fabriken, die Pfarrkirche mit dem höchsten Thurme in Böhmen; — südöstlich das Ganggebirge; Kutten¬ berg (13.000 E.), Bergstadt, in welcher 1300 die ersten Silbergroschen geschlagen wurden, mit mehreren Fabriken, — nordöstlich Sedletz mit einer Tabakfabrik; Gang mit Bergbau auf Silber; Kolliu (8000 E.) mit Fabriken, siegreiche Schlacht gegen die Preußen im Jahre 1757; Elbeteinitz am rechten Elbeufer; Podiebrad mit eiuem großem Schloß; S a d s k a mit Zuckerfabrik; K a nri m iu sehr fruchtbarer Gegend; Z a 8 m uck, Kohl-Janowitz, Unter-Kralowitz, Ledetsch, Humpoletz, Goltsch- Jenikau, Habern, Chotiebor, Dentsch-Brod, Pribislau und Polna (6000 E.) sind bedeutendere Orte; westlich von Humpoletz das Prämoustratenserstift Seelau; südwestlich von Kreuz berg das große Eisen¬ werk Ransko; Pollerskirchen mit Glasfabrik und Glasschleiferei; Lipnitz mit einem Schloß. ei) Der Süden. Tabor (6000 E./, aus einem befestigten Lager der Hussiten ent¬ standen, woher letztere auch „Taboriten" genannt wurden, mit Tuchweberei. Andere bedeutendere Orte sind: Sobieslau, Wessely, Kar dasch-Retschitz, Bechin, Mühlhausen, Jistebnitz mit Schloß Nadiejkau, Wotiz, Amschelberg, Seltschan, Beneschau, Diwischan, Sternberg mit einem durch alterthümliche Form ausgezeichneten Schloß, Wlaschim mit einem Schloß und sehr geschmackvollem Park, Stiepnnow, Natsche- radetz, Jnng-Woschitz, Bergstädtl mit Silberbergbau, Patzan, Pil¬ gram mit Tuchweberei, Ober-Cerekwe, Poeatek, Kamenitz a. d. Linde mit schönem Schloß, Cernowitz, Deschna, Neu-Oetting mit Schaf- woll- und Baunlwollspinnerei. Bndwcis (15.000 ?.), Bischofsitz, Steingut- und Bleistiftfabrik, Hauptstation der Moldanschiffahrt und des Holzhandels aus dem Böhmer¬ wald nach Norddeutschland. Stadt und die Dörfer der Umgebung bilden eine deutsche Sprachinsel im eechischen Gebiet, — nördlich am steilen Moldanufer Schloß Frauenberg; Moldautheiu mit lebhafter Fhiß- schiffahrt; Lomnitz; Lischau; Wittingan mit prachtvollem Schloß und und ausgedehnter Teichwirthschaft; Chlnmetz mit einer Wallfahrtskirche, in der Nähe die großen Eisenwerke Josephsthal und Franzensthal; Platz mit einem großen Schloß; Neu-Bi stri tz mit Tuch- und Baumwoll- sabrik, — nordöstlich das Eisenwerk Theresienthal; Neuhaus (8000 E.) mit Wollwaarenfabriken; Tremles.mit sehr schönem Schulgebäude; 81 Königseck, kleine Landstadt; Gratzen mit Schloß und schönem Schloß- Park, Glasschleiferei; Schweinitz mit einer Wallfahrtskirche; Forbes mit dem Meierhofe Trotzuow, dem Stammorte des Hussitenführers „Johann Hischka"; Brünnl und Heilbrunn mit eisenhältigen Quellen; Beneschau mit dem Gabriela-Eisenwerk; Puchers mit einer Wall¬ fahrtskirche und Glasfabriken in der Umgebung; Zettwing mit großer Sensengewerkschaft; K ap litz mit einem großen Sensenhammerwerk; Kruman (6000 E.), Hauptort der fiirstl. Schwarzenberg'schen Besitzungen, mit Pa¬ piermühlen, Tuchfabriken und Flachsspinnerei; Kalsching auf der Süd¬ seite des Planster Waldes, in der Nahe die berühmte Glasfabrik Ernstbrunn und das Schloß Rothenhof mit prächtigem Park; Hohcn- furth mit einem Cistercienserstift, nordwestlich die „Teufelsmauer", eine steile Granitschlucht, durch welche die Moldau braust; Friedberg, Unter- Wuldau und Ober-Plan mit Flachsbau und Leinweberei, — östlich von Ober-Plan ein großes Graphitbergwerk, — südwestlich die große Glas¬ fabrik Josephsthal. Pisck (8000 E.), mit einer großen steinernen Brücke und einer Feßfabrik (rothc türkische Kappen); am Zusammenflüße der Moldau und Wotawa die Ruine der geschichtlich merkwürdigen Veste Klin gen berg; Breznitz mit Schloß, Fasanen- und Thiergarten; Rozmital mit einem Eisenwerk; Blatna mit einem Schloß; Horasdiowitz mit einem Schloß; Strakonitz mit Schloß »nd mehrere» Fcßfabriken; Wodnia», Stadt von alter Bauart; Netolitz mit Schloß, Park und Fasanengarten; Pra¬ ch atitz von altcrthümlichem Aussehen, versorgt auf seinen Wochenmärkten die angrenzenden Gebirgsdistrikte mit Lebensmitteln; Hussinetz, Geburts¬ ort des „Johann Huß"; Wollin und Winterberg an der nach Baiern führenden Hauptstraße; Außergefield ans einer freien Hochebene mit Resonanzholz-Erzengung; Berg-Reichenstein mit etwas Gotdbergbau, südwestlich Stubenbach mit Papiermühlen; Schüttenhofen mit Zünd- waaren- und Phosphorfabrik; Eisenstein, Mittelpunkt vieler Glasfabriken und Spiegelschleifereien. v) Der Westen. Pilsen (20.000 E.) im fruchtbaren „Pilsener Becken", welches nach Westen bis Witkischeu, nach Nordosten bis Radnitz eines der reichsten Steinkohlenlager enthält, — außerdem ist in der Umgebung viel Bergbau aus Vitriolschiefer; Tuschkau; Wscherau; Manetin mit schönem Schloß; Plaß mit Schloß und Eisenwerk; Kasniau mit reichen Steinkohlengruben; Kralowitz in bergiger Lage; Radnitz mit Steinkohlenbergbau und Eisen¬ gießerei; Brezina mit schönem Schloß, Thiergarten und Eisenbergbau; Rokitzan mit Eisenbergban und Eisenwerk; zu Padrt, Sedletz und Koze nn, Geographie. 6 82 Neu-Mitrowitz sind Eisenwerke; Brenn-Poritschen und Blowitz, kleine Landstädte; Nepomuk, Geburtsort des „h. Johannes von Nepomuk", mit einer Wallfahrtskirche und dem Schloß Grünberg; Planitz mit Wollzeugweberei; Klattau (8000 E.) mit doppeltem Wallgraben umgeben; Schwichau mit einer geschichtlich merkwürdigen Burg; Chudenitz mit einem alten Schloß; Prestitz mit einer der schönsten Kirchen Böhmens; Dobran und Staab an der Radbuza; Kladrau mit Schieferbrücheu, Blei- und Steinkohlenbergbau, — östlich auf einer Anhöhe eine sehr schöne Kirche und ein ehemaliges Stiftsgebäude; Mies, deutsche Bergstadt mit silberhaltigem Bleibergwerk, — die Dörfer der Umgebung bilden eine cechische Sprachinsel in deutschem Gebiet; Bischofteinitz mit Schloß und Park; westlich von Ho stau, Ronsberg und Kleutsch sehr viele Glasfabriken und Spiegelschleifereien; Taus (7000 E.) mit Fabriken; Neu ged ein mit Schafwollindustrie; Neuern, in der Umgebung Glas- und Spiegelfabriken. Eger (13.000 E.), Knotenpunkt mehrerer Bahnen mit verschiedenen Fabriken, — nördlich Franzensbad, berühmter Badeort; in den nörd¬ lichen Grenzdistrikten herrscht sehr lebhafte Industrie in Schaf- und Baum- wollwaaren, besonders zu Haslau, Asch, Roßbach, Wildstein, Schön¬ bach, Graslitz, Schwaderbach, Silberbach, — zu Schönbach und Graslitz auch die Erzeugung musikalischer Instrumente; Bleistadt mit Bleibergbau; Heinrichsgrün und Gossengrün mit Spitzenklöppelei; Maria-Kulm, berühmter Wallfahrtsort; Königsb erg mit Kunsttischlerei; Falkenau mit großem Schloß und Braunkohlenbergbau; Elbogen auf einem Felsen am linken Egerufer mit einer berühmten Porcellanfabrik; Karlsbad (6000 E.), berühmter Curort mit heißem Sprudel im engen Thale der Tepl. Die Gegend ist reich an vorzüglicher Porcellanerde nnd besitzt viele Porcellanfabriken; Schlackenwerth mit großem Schloß und Park; Joachimsthal (6000 E.), alte Bergstadt mit Silber-, Blei- und Eisenbergbau, — hier wurden 1519 die ersten Thaler (Joachimsthaler) ge¬ schlagen; Wiesenthal und Gottesgab im höchsten und rauhestenTheile des Erzgebirges, am Fuße des Keilberges, mit Spitzenklöppelei und Bergbau; Platten, Bärringen und Neudeck mit Eisenbergbau und Eisenwerken; Engelhaus mit der Ruine Engelsburg, — nördlich der vielversendete „Gießhübler Säuerling"; Buchau, Luditz, Chicsch, Theusing; Petschau im engen Thale der Tepl mit ansehnlichem Schloß; Schlagenwald, Schönfeld und Lauterbach mit Zinnbergbau; Ein¬ siedel mit großem Serpentinsteinbruch; Tepl, — südlich das Prämon- stratenserstift Tepl; Marienbad, berühmter Curort auf der Hochstäche des Teplergebirges zwischen prachtvollen Fichtenwäldern mit mehreren salinischen Säuerlingen; Königswart am Fuße des Glatzeberges mit 83 einem Bad und fürstlich Metternich'schem Schloß; Unter-Sandau mit Dosenmanufactur; Kuttenplan mit einem Schloß und großen Teichen in der Umgebung; Plan mit einem Schloß und großem Eisenwalzwerk, — westlich nahe au der baierischen Grenze das Eisenwerk Promenhof; Tachau mit Industrie iu Tuch, Glas und Musikinstrumenten; Hayd mit einem Schloß; Pfraumberg in rauher Gebirgsgegend au der Straße nach Baiern. Die Gegend westlich von Tachau und Pfraumberg hat viele Glas- uud Spiegelfabrikeu. Saaz (8000 E.), der Mittelpunkt des böhmischen Hopfenbaues und Hopfenhandels, — südwestlich viele kleineLaudstädtchen; östlich bei Maschau Schloß Schönhof mit einem der schönsten englischen Parks in Europa; Duppan an den Duppauer Bergen mit einem Schloß; Kaaden mit Kohlenbergbau; Klösterle mit Porcellanfabrik, — westlich das Eisenwerk Pürstein; Kupferberg mit Silber- und Kupferbergbau, — nordwestlich das Eisenwerk Schmiedeberg; Weipert mit Silberbergbau und ver¬ schiedenen Fabriken, Preßnitz mit Silber- und Eisenbergbau; Sonnen¬ berg und Sebastiansberg, kleine Städtchen auf der Höhe des Erz¬ gebirges; Komotan (6000 E.) mit Tuch- und Banmwollfabriken; Görkau mit Baumwollspinnereien und Papiermühle, — nördlich dabei das gro߬ artige Schloß Nothenhaus mit Park und Fasanengarten; Brüx(5000 E.) mit schöner Pfarrkirche, Fabriken und Kohlenbergbau; Dux mit großem Schloß und Park, Kohlenbergbau, erzeugt die sogenannten „Dnxer Wirk- waaren", — nordwestlich das Cistercienserstift Osseg mit prachtvoller Kirche; Klostergrab und Kath arinaberg mit Silberbergbau; Ober-Leutens- dorf mit Feintuch- und Spielwaarenfabrikation; an der sächsischen Grenze die Eisenwerke Kalich und Gabriclahütte; Bilin mit Schloß, Tuch¬ industrie und den berühmten Biliner Quellen, deren Säuerling weit ver¬ sendet wird, — südwestlich die viel bekannten Bitterwässer zu Sedlitz (Seidlitz), Saidschitz und Pttlna; Postelberg mit Kohlenbergbau; Laun mit schöner Pfarrkirche und Knnstmühle, — südlich Schloß Zitto- lieb, — südwestlich Schloß Groß-Lippen; Jungferteinitz an der Prager Straße mit einem Schloß. 29. Markgrafschaft Mal, reu. 386 Quadrat-Meilen mit 2,000.000 Einwohnern. Die ältesten bekannten Bewohner Mährens waren die Lettischen Bojer. Ihnen folgten die Markomancn und Quaden. Diese wurden von den aus dem Osten einbrechenden Hunnen mitfortgerissen. Im 5. Jahrhundert wanderten die slavischen Mährer ein, wurden von den 6" 84 in Ungarn seßhaften Avaren unterworfen, befreiten sich jedoch in kurzer Zeit unter Anführung des Samo. Nachdem Karl der Große nach Ver¬ treibung der Avaren das Donaugebiet bis zur Raab seinem Reiche ein¬ verleibt hatte, huldigten ihm auch die mährischen Fürsten. Um das Jahr 840 regierte in Mähren Mojmir I-, der seine Herrschaft weit über die gegenwärtigen Grenzen nach Süden und Osten zum sogenannten großmährischen Reiche erweitert hatte. Unter seinem Nachfolger Rasti- slaw kamen die großen Slavenapostel Cyrill und Methud, zwei Brüder ans Thessalonich in das Land und bekehrten einen großen Theil des Volkes zum christlichen Glauben. Unter dem nachfolgenden Fürsten Imatopiuk stand Mähren auf dem Gipfel seiner Macht. Nach seinem Tode zerfiel das Mährenreich; den südlichen Theil eroberten die Magya¬ ren, der Nordosten fiel an die Polen, das übrige Land in seinem gegen¬ wärtigen Umfange unterwarf sich 908 dem böhmischen Herzog und theilte von nun an die Schicksale Böhmens. 1182 erhob Kaiser Fried¬ rich I. Mähren zu einer selbstständigen Markgrafschaft. 1241 waren die Tartarcn verwüstend eingefallen, wurden bei Olmütz geschlagen und mußten in die russischen Steppen zurückweichen. Durch die Hussiten¬ kriege (1419—1434) wurde Mähren schwer heimgcsucht, 1469 vom ungarischen König Mathias Corvinus erobert und in Ungarn einverleibt, endlich 1526 nach dem Tode Ludwigs, des letzten Königs von Ungarn und Böhmen, dauernd mit Oesterreich vereinigt. Mähren ist auf drei Seiten von Höhenzügen umkränzt, die ihre Zweige weit in das Innere des Landes ausscnden. Der böhmisch¬ mährische Höhenzng, ein breites und flaches Hochland mit einzelnen aufsteigenden Kuppen, beginnt an der östcrreichisch-böhmisch-mährischen Grenze und zieht zwischen Mähren und Böhmen bis zu den Quellen der March (Jaworitz 2646' bei Mrakotin, Zakowa Hora 2560' bei Saar, Schwarze Berg 3129' bei Rothwasser). Daran schließen sich die mährisch-schlesischen Sudeten mit dem Spieglitzer Schnee¬ berge 4483', steigen bis, zum Altvater 4700' uud zur Hohen Haide 4620' auf, fallen daun längs der mährisch-schlesischen Grenze bis zum Heiligen Berg 1085' bei Olmütz ab und verlaufen in mehreren Abzweigungen zur March und Becwa. Dieses Gebirge führt 85 vom Ramsauer Sattel, nordöstlich von Goldenstein, bis zu den letzten Ausläufern im Südosten den Namen Gesenke. Die Fortsetzung ist das Ddergebirge, an den Quellen der Oder beginnend und längs dieses Flusses hinziehend. Die Karpathen treten südöstlich von Straznitz in das Land und bilden von da an die Grenze zwischen Ungarn und Mähren mit starken Verzweigungen in das südöstliche Mähren (Jaworina 3060" südöstlichvonUug.-Brod, Makyta 2905" südöstlich nndJawor- nik 3365" östlich von Wsetin, Wysoka 3225" und Trojacka 3000" südöstlich von Roznau, — Radhoscht 3556" südlich von Frank¬ stadt). Der Höhenzug von Napajedl bis Auspitz heißt Marsgcbirge (Hrad 1725" bei Strilek). Nordöstlich von Brünn ist ein zerklüftetes Kalksteingebirge, ähnlich dem Karst im Küstenlande, mit Höhlen und Grotten bei Ochos, Kiritein und Sloup und dem merkwürdigen 450" tiefen Abgründe Macocha zwischen Willimowitz und Ostrom. Von ähnlicher Beschaffenheit sind die Palauer Bcrgk nördlich bei Nikolsburg (Maidberg 1728'). Unter den Ebenen ist die Hana zwischen Olmütz und Napajedl durch ihre Größe und Fruchtbarkeit ausgezeichnet. Der größte Theil des Landes gehört zum Flußgebiete der March, welche am linken Ufer die Theß, Feistritz, Bccwa, Olschawa, am rechten die Zasawa, Blata, Hana, Stupawa und Thuja auf¬ nimmt, — in die Thaja ergießt sich die Jglawa, nachdem sie die mit der Zw ittawa und Z esawa vereinigte Schwarzawa ausgenommen hat. Die Dörr entspringt im Odergebirge und fließt zur Ostsee. Die Wlara fließt südlich von Brumow durch den Wlara-Paß nach Ungarn zur Waag. Mähren ist ein an manigfaltigen Produkten reiches Land. Die großen Steinkohlenlager bei Mährisch-Ostrau und Rossitz, das ausge¬ dehnte Braunkohlenlager von Gaya, die Schieferbrüche im Gesenke, der Getreidebau in der Hana, Schaf- und Gänsezucht, Lein-, Woll-, Baum- woll- und Rüben.zuckerindnstrie verdienen eine besondere Erwähnung. Die Bewohner sind in der Mehrzahl Slaven cechischen Stammes, als Horaken im Westen, Slovaken im Süden, Walachen im Osten, Hanaken in der Hana bezeichnet. Die Deutschen wohnen längs der niederösterreichischen und schlesischen Grenze und bilden außerdem 86 einzelne Inseln im slavischen Gebiete, wie Igln», Brünn und Olmntz mit Umgebung, das Gebiet zwischen Brüsau und Müglitz. Außerdem leben gegen 50.000 Juden im Lande zerstreut. Die Landesvertretung besteht aus 100 Landtagsmitgliedern, darunter 22 ReichSrathsabgeordneten. Zn Mähren gehören auch 7 in Schlesien befindliche Enklaven, welche zusammen einen Abgeordneten zum mährischen Landtag entsen¬ den. Die größte dieser Enklaven ist der Bezirk Hotzenplotz. n) Der Westen. Brunn <70.000 E.) zwischen den Flüssen Schwarzawa und Zwit- tawa, Landeshauptstadt, Bischofsitz, mit einer technischen Anstalt, die erste Fabrikstadt der Monarchie für Tuch- und Schafwollwaareu, besitzt außer¬ dem viele Fabriken in anderen Industriezweigen. Bemerkcnswerth ist der Franzensberg in der inner» Stadt mit schönen Anlagen und malerischer Rundsicht, die schöne gothische St. Jakobskirche, an der Westseite die Berg¬ veste Spielberg, an der Nordseite der Augarten, an der Westseite in der Vorstadt Altbrünn ein Augustinerstift; Lösch mit schönem Schloß und bedeutendem Obstbau; Kanitz mit einem alten Schloß; Eibenschitz mit berühmtem Spargel- und Obstbau, — westlich an der Jglawa Alexo- witz mit bedeutender Tuchfabrikation und Hrubschitz mit Serpentin und Meerschaum erde, — nordwestlich und nördlich großartiger Steinkohlen¬ bergbau mit den Marktflecken Oslawan und Rossitz, letzterer mit einer Zuckerfabrik und schönem Schloß; Eichhorn-B itischka mit Schloß und der Ruine der ehemals starken Veste Eichhorn; Tischnowitz mit bedeu¬ tender Schafwollindustrie, dabei das Dorf Vorkloster Tischnowitz mit einer herrlichen Kirche; Lomnitz mit Schafwollindustrie; Doubrawitz mit einer sehr schönen Kirche; Pernstein, restaurirte Burg über dem Markte Nedwieditz, eine der vorzüglichsten Sehenswürdigkeiten des Landes; Lissitz mit einem Schloß; Eernahora und Kunst ad t mit alten Burgen; Lettowitz mit einem Schloß; Brüsau mit Tuchweberei und einer Papier¬ fabrik; Zwittau (5000 E.) mit Tuchindustric und Leiuweberei, — südlich das große Dorf Mährisch-Rothmühl mit bedeutenden Leinwaudbleichen; Mährisch-Trübau (5000 E.) mit einem Schloß, Tuch-, Leinwand-und Baumwollweberei; Gewitsch mit Leinweberei, — südlich das Dorf Wa- nowitz, Sitz des Superintendenten helvetischer Confessiou; Boskowitz (6000 E.) mit einem alterthümlichen Schloß und bedeutender Schafwoll¬ industrie; Raitz mit schönem Schloß, Thiergarten uud einer großartigen Zuckerfabrik; Blausko mit großem Eisenwerk, Maschinenfabrik und Maul- 87 beerbaumpflanzungen; Slo up mit schöner Wallfahrtskirche, — südlich bis Jedownitz breitet sich das Slouper Höhlensystem aus, dessen größte Merkwürdigkeit der Erdfall Macocha ist; Adamsthal mit Schloß und großem Eisenwerk, in der Umgebung Burgruinen, westlich der Wallfahrts¬ ort Wrauau; Kyritein mit schöner Wallfahrtskirche und mehreren unterirdischen Höhlen; Neu-Raußnitz mit bedeutender Tuchweberei, — bei dem nahen Dorfe Slawikowitz ein gußeisernes Denkmal zur Er¬ innerung, daß Kaiser Joseph II. hier am 19. August 1769 eigenhändig einige Furchen gepflügt hat, — nordöstlich einige Dörfer mit deutschen Be¬ wohnern; Wischau mit Schafwollindustrie; Eywanowitz mit alterthllm- lichem Schloß; Butschowitz mit schönem Schloß, Tuch-und Leinweberei; Austerlitz mit prachtvollem Schloß und denkwürdig durch die Schlacht am 2. December 1805; S o ko lnitz mit Schloß und Fasanengarten; Raigern mit einem Benediktinerstift; S eelowitz mit schönem Schloß und einer gro߬ artigen Zuckerfabrik; Klobouk mit vorzüglichem Obst- und Weinbau; Steinitzmit Schloß; Auspitz mit Wein-, Obst- und Süßholzbau; Kostel, ehemals Grenzfestung gegen Oesterreich; Lnndenburg, wichtige Eisen¬ bahnstation, mit altem Schloß und ausgedehntem Jagdrevier; Nendorf mit Braunkohlenbergbau; Eisgrub, prachtvolles Schloß des Fürsten Liech¬ tenstein mit einem der größten und schönsten Parks und Thiergarten. Z n a iin (9000 E.) mit mehreren Fabriken, in der Umgebung viel Wein- und Senfbau, — westlich dabei Pöltenberg, Probstei des Kreuz¬ herrenordens, — südöstlich die Genie-Akademie Kloster-Bruck; Joslo- witz mit herrlichem Schloß, Fasanengarten, Weinbau und Parmcsankäsc- bereitung; Erdberg, Grußbach, Frischau, Jrritz, Wostitz und Dürnholz mit Schlössern; Nikolsburg (10.000 E., fast die Hälfte Juden) am Fuße der weinreichen Polaner Berge mit bedeutender Tuch¬ industrie, auf einem Felsen ein weitläufiges Schloß, welches schon öfters einheimische und in unglücklichen Kriegen auch fremde Herrscher, wie Napo¬ leon I. 1805, den König von Preußen 1866, beherbergt hat; Mißlitz mit Schloß; Hosterlitz und Wolframnitz mit bedeutendem Weinbau; Mäh risch -Krom au mit einem großen Schloß; Namiest mit einer berühmten Feintuchfabrik und einem großartigen Schloß, — östlich Schloß Kralitz, in welchem im 16. Jahrhundert von den „mährischen Brüdern" die berühmte Kralitzer Bibel in slavischer Sprache gedruckt wurde; Dalc- schitz und Hrottowitz mit schönen Schlössern; Lechwitz mit Schloß und schöner Wallfahrtskirche; Zuckerhandl, nordöstlich von Znaim, mir vorzüglichem Wein- und Obstbau; Brenditz mit Porcellanerde; Jaispitz mit Schloß auf steilem Felsen; Jaromieritz mit Schloß und sehr schöner Pfarrkirche; Mißliboritz mit schönem Schloß und Park; Mährisch- 88 Budwitz mit Schloß und Baumwollweberei: Jamnitz, alte Stadt mit schönem Schloß, — westlich Alt-Hart mit schönem Schloß und Baum¬ wollspinnerei; Vöttan mit der romantisch gelegenen, ehemals wichtigen Burg Vöttau; Frain, malerisch gelegen, mit einer großen Steingut- sabrik, auf hohen Felsen ein bedeutendes Schloß, in der Nähe Graphitgruben. Jglau (20.000 E.) in hoher Lage und daher rauhem Klima, ehe¬ mals Bergstadt mit einem eigenen Bergrecht, gegenwärtig mit bedeutender Tuchweberei, einer Tabakfabrik und ansehnlichen Getreidemärkten; B attelau und Triesch mit Schlössern und Tuchweberei; Teltsch (5000 E.) mit einem großartigen Schloß, an welches sich die Sage von der „Weißen Frau" knüpft, treibt lebhafte Schafwollindnstrie; Datschitz mit schönem Schloß und Tuchweberei; Zlabings, in einem Gebirgskessel, mit bedeu¬ tender Industrie in Strumpfwirkwaaren, — nördlich das Eisenwerk W ö l- ki n g s t h al; Neu-Reisch, Prämonstratenserstift; Tr e bitsch (8000 E.) im engen Jglawathale mit einer sehr schönen Kirche im romanischen Styl, bedeutender Tuch-, Baumwoll- und Lederindustrie und Getreidehandel; Pirnitz und Wiese mit ansehnlichen Schlössern und Tuchindustric; Groß- Weseritsch (5000 E.) mit bedeutenden Ledergerbereien und einem alten Schloß; Bitischka-Ossowa mit schönem Schloß; Groß-Bitesch, ehe¬ mals stark befestigt; Krizanau mit schönem Schloß; Bystritz mit Tuch¬ weberei und Ledergerberei, — südöstlich das Eisenwerk Stiepanau, — südwestlich das schöne Schloß Rozinka; Jngrowitz mit schönem Schloß, Leinweberei und Flachshandel, — westlich das Eisenwerk Wrischt; Neu¬ stadt! und Saar in gebirgiger Gegend mit Flachsbau und Leinweberei, nördlich von letzterer Stadt das große Schloß Saar, ein ehemaliges Cistercienserftift. d) Der Osten. O lmütz (16.000 E.), die größte Festung der Monarchie, Sitz eines Erzbischofs, gothische Mauritzkirche mit einer großartigen Orgel, sehr leb¬ hafter Getreide- und Schlachtviehhandel, — östlich Heiligenberg mit einer Wallfahrtskirche und große Schieferbrüche in Marienthal; Preran (6000 E.), wichtige Eisenbahnstation, mit Tuchweberei, Zuckerfabrik und Getreidehandel; Tobitschau mit einem Schloß; Kojetein mitten in der Hana; Proßnitz (12.000 E.) mit Baumwoll- und Leinwandindustrie, lebhaftem Getreidehandel und namhafter Spargelzucht; Plumenau mit einem hochgebauten Schloß, — südwestlich der Berg Drahan (2061'), auf welchem die Hana entspringt; bei Kosteletz und Rittberg finden sich viele Versteinerungen; Groß-Latein mit einer Mineralquelle und Badeanstalt; Könitz mit Schloß, — südlich dabei mehrere Dörfer mit deutscher; Bewohnern; Namiest mit schönem Schloß; Littan mit Tuch- 89 industrie, Flachs- und Getreidehandel, — nordwestlich im nahen Walde das Schloß Neuschloß mit großem Thiergarten; Loschitz mit einer Papiermühle; Muglitz mit Tuch- und Leinweberei, in der Nähe Graphit¬ gruben, — nordwestlich auf einer Anhöhe das erzbischöfliche Schloß Mürau, als Strafanstalt für männliche Sträflinge benützt; H o h en sta dt mit Schloß, Lein- und Baumwollwebcrei; Schönberg (7000 E.), Hauptsitz der mäh¬ rischen Leinwandindustrie; Böhm.-Eisenberg mit Schloß, — nördlich das Eisenwerk Al oisthal; Schildberg mit Türkischrothfärberei und Strumpfwirkerei; Rothwasser mit Lein- und Baumwollweberei; Grun- berg mit Strumpfwirkerei; Altstadt und Goldenstcin mit Flachsbau und Leinweberei; Wiesenberg, schönes Schloß und Flachsspinnfabrik; Groß-Ullersdorf mit alterthümlichem Schloß, Schwefelbad und Mol- kencuranstalt; Zöptau, Eisenwerk und Flachsspinnerei; Römcrstadt mit sehr bedeutender Leinwandindustrie, — nordwestlich Janowitz mit Schloß, Eisenwerk und Lcinwandindustrie; Bergstadt mit Leinweberei, ehemals mit Gold- und Silberbergban, — südwestlich bei Pirkau ein Wasserfall; Fried la ndmitFlachsspinnfabrik; Br aunscif e n mitLeinweberei; Deutsch- Hause mit Flachsbau; Enlenberg mit einem altcrthümlichen Bergschloß des „Deutschen Ordens"; Giebau, Domstadtl, Bärn und Hof mit bedeutender Leinweberei, — nördlich von Hof der erloschene Vulkan Rau- denberg (2458'); Sternberg (14.000 E.) am Abhange des Gesenkes, Hauptsitz der mährischen Baumwollindustrie, mit schöner Pfarrkirche, — südwestlich an der Eisenbahn das große Eisenwerk Stephanau; Mäh¬ risch-Neustadt mit Tuch- und Leinweberei und Getreidehandel; Aussee mit einer Forstschule^- Deutsch-Lieb au, sehr ausgedehnter Markt mit ansehnlicher Leinweberei, — südwestlich der Bradlstein (1889'); Lan¬ gen darf mit einem Schloß des „Deutschen Ordens" und einer Pa¬ pierfabrik. Ungarisch-Hradisch in sehr fruchtbarer Gegend und mildem Klima mit Wein-, Obst- und Getreidebau, — dabei das Dors Altstadt, angeb¬ lich an der Stelle der ehemaligen Hauptstadt des großmährischen Reiches, — nordwestlich Welch rad mit einer großen und schönen Wallfahrtskirche an jener Stelle, wo die Slavenapostel Cyrill und Methud zuerst in Mähren das Christenthum gepredigt und eine Kirche gegründet hatten; Bnchlowitz mit schönem Schloß und Garten und der gut erhaltenen Felsenbnrg Buch lau; Koritschan, Marktflecken im Marsgebirge, mit einerMöbelfabrik, in welcher Möbel aus gebogenem Holze erzeugt werden, — östlich die Ruinen der Burg Cimburg; Gaya, in einem fruchtbaren Kesselthale, mit Wein-, Obst- und Getreidebau und einem der reichsten Braunkohlenlager, — süd¬ lich Milotitz mit einem Schloß, Fasanerie und Braunkohlenbergbau; 90 Tscheitsch mit Braunkohlenbergbau und Glasfabrik; Tscheikowitz mit alterthümlichem Schloß; Göding, Hauptort eines kaiserlichen Familieu- gutes mit ansehnlichem Schloß, Tabakfabrik und Braunkohlenbergbau; Bisenz in weinreicher Gegend mit schönem Schloß; Aerawitz mit Schloß und Braunkohlenbergbau; Straznitz (6000 E.) in schöner und frucht¬ barer Ebene an einem Arme der March mit Wein- und Getreidebau; Wessely mit schönem Schloß, — östlich Groß-Blattnitz mit vorzüglichem Weinbau und einer Wallfahrtskapelle auf dem durch schöne Fernsicht aus¬ gezeichneten Hügel St. Anton; Ungarisch-Ostra mit Weinbau; Uug.- Brod mit einem Schloß, ehemals Festung gegen Ungarn, Geburtsort des berühmten Pädagogen und letzten Bischofs der „mährischen Brüder" Amos Komeuins; Boikowitz mit Tuchweberei und schönem Schloß; Luhat- schowitz mit Schloß und starkbesuchtem Gesundbrunnen; Klobouk mit bedeutender Schafzucht und Tuchweberei; Brumow, — in der Nähe mehrere Glasfabriken; Wisowitz mit ansehnlichem Schloß und Tuch¬ weberei; Zliu mit schönem Schloß und Tuchweberei; Freistadtl, — süd¬ östlich der Wallfahrtsort Stip; Rapajedl mit großem Schloß, Flachs- nnd Garnhandel und Schwefelquellen; Holleschan (6000 E.) mit Tuch- und Leinweberei und Getreidehandel; Hullein mit altem Schloß; Kremsier (9000 E.) mit erzbischöflichem Sommer-Residenzschloß, schönem Park, Tuch¬ weberei, Flachs- und Getreidehandel. Nentitschein (8000 E.) mit bedeutender Tuchindustrie und Wagen¬ fabrikation (Pritschka, Neutitscheinka); Alttitschein mit der malerisch gele¬ genen Ruine gleichen Namens; Walachisch-Mese ritsch am Zusammen¬ flüsse der Wsetiner und RoHnauer Becwa mit einem Schloß und Strafhaus für weibliche Sträflinge, — in der Nähe die große Glasfabrik und Glas¬ schleiferei zu Krasna; Rozuau in reizender Gegend südwestlich^vom Berge Radhoscht, Mittelpunkt der durch Viehzucht ausgezeichneten „mährischen Walachei", berühmter Molkencurort; Kralowitz an der ungarischen Grenze mit einer Glasfabrik; Neu-Hrosinkau, sehr ausgedehntes Dorf an der oberen Becwa; Wsetin mit schönem Schloß, Tuchweberei und Zündwaarcn- fabrik; Keltsch mit altem Schloß und Tuchweberei; Bystritz unter dem Hostein mit schönem Schloß und weitläufigen Gärten, einer Molkencur- anstalt und einer Möbelfabrik, in welcher Möbel aus gebogenem Holze erzeugt werden, auf dem Berge Ho stein eine vielbesuchte Wallfahrtskirche; Diewohostitz mit schönem Schloß; Leipuik (6000 E.) mit Tuchweberei, und großen Schlachtviehmärkten, — östlich die ausgedehnte und malerische Ruine der Burg Helfenstein; Weißkirchen (7000 E.) mit Tuchweberei, schönem Schloß und einer Artillerie-Akademie, — südöstlich an der Becwa Bad Töplitz und der Erdsall „Gevatterloch", auf dessen Grunde ein 91 Säuerling entspringt: Bodenstadt, Lieban, Bautsch nnd Sponan mit Flachsbau und Leinweberei; Fuluek im sogenannten „Kuhländchen", ehe¬ mals Hauptsitz der „mährischen Brüder", mit weitläufigem Schloß, Tuch¬ industrie und einer Maschinenfabrik; Stramberg auf der Nordseite des höhlenreichcn Kotouc (1656') mit Tuchweberei; Frankstadt (7000 E.), Mittelpunkt einer sehr bedeutenden Baumwollindustrie; Freiberg (5000 E.) mit Tuchweberei, — östlich die ausgedehnte und durch die prachtvolle Rund¬ sicht ausgezeichnete Ruine Hochwald mit einem Thiergarten; Friedland, großes Eisenwerk und Maschinenfabrik; Mistek mit Lein- und Baumwoll- Weberei; Brauns berg mit Tuchweberei; Mäh risch-Ost rau mit einem der großartigsten Steinkohlenlager und sehr bedeutendem Schwcinhandel, — südlich das großartige Eisenwerk Wittkowitz. 30. Herzogthum Schlesien. SO Quadrat-Meilen mit 500.000 Einwohnern. Schlesien gehörte in alter Zeit zu Polen, hatte jedoch besondere Herzoge aus der Familie der polnischen Piasten. 1163 wurde das Land von Polen unabhängig und in drei Herzogthümer getheilt. Die später noch weiter fortgesetzte Theilung führte zur Abhängigkeit von Böhmen und schließlich zur Einverleibung 1355. Die Landschaften Troppau und Jägerndorf gehörten ehemals zu Mähren, bis sie Kaiser Karl IV. zu böhmischenLehen erklärte, wodurch dieselben von Mähren getrennt und mit Schlesien vereinigt wurden. 1469 wurde Schlesien zugleich mit Mähren vom ungarischen Könige Mathias Eorvinus in Besitz genommen und theilte dann durch drei Jahrhunderte die Schicksale Mährens. Im vori¬ gen Jahrhundert ging der größte Thcil an Preußen verloren, nur die Kreise Troppau nnd Teschen verblieben bei Oesterreich, wurden mit Mähren vereinigt, 1849 wieder davon getrennt und für eine eigene Provinz erklärt. Schlesien ist größtenteils Bergland. Die mährisch-schlesischen Sudeten ziehen als Landesgrenze vom äußersten Nordwesten gegen Süd¬ osten und verlaufen zuletzt im Odergcbirge. Die Gruppe um den Alt¬ vater heißt hohes Gesenke, der übrige südliche Theil niederes Gesenke. Die Verzweigungen des Gesenkes breiten sich über den größten Thcil des westlichen Schlesiens aus. Bemerkenswerthe Gipfel sind: Fichtlich 3550' an der Grenze von Mähren, Oesterreichisch- und Preußisch-Schlc- 92 sim, — Hochschar 4234', Allvater 4700', Hohe H aide 4620', Urlich 3795', Bischosskoppc 2803' bei Zuckmanicl. Die Kar¬ pathen, in diesem Theile ihres Zuges auch Bkskiden genannt, bedecken fast die Hälfte des östlichen Schlesiens. Die vorzüglichsten Höhen darin sind: Lyssa Hora 4176', Gr. Polom 3360', Mazurka 3652' und Skalka 3432' an der galizischen Grenze, Czantory 3130' bei Ustron. Der größte Theil Schlesiens gehört zum Flußgebiet der Zdrr, welcher links die Biela, die mit der Mohra vereinigte Opp a, rechts die Ostrawitza und .Olsa zufließen. Nur ein kleiner Theil des Ostens gehört zur Weichsel, welche die Landesgrenze gegen Preußen bildet. Unter den Schätzen des Mineralreichs steht das reiche Steinkoh¬ lenlager, welches sich von Polnisch-Ostrau nach Norden und Osten er¬ streckt, obenan. Besonders wichtig ist der Flachsbau und die Zucht fein¬ wolliger Schafe und damit in Verbindung eine blühende Leinen- und Wollwaareuindustrie. Die Bewohner sind im westlichen Theile Deutsche, um Troppau und im ganzen östlichen Theile Slaven (Wasserpolen), die Städte Teschen und Bielitz sind deutsch. Der Landtag besteht aus 31 Landtagsmitgliedern, darunter 6 Reichsrathsabgeordneten. u) Der Westen. Troppau (15.000 E.), Landeshauptstadt, mit bedeutender Schaf¬ wollindustrie, Zuckerfabriken und sehr lebhaftem Handel; Grätz mit ansehn¬ lichem Schloß und Park; H rabin mit Schloß und Wallfahrtskirche; Wagstadt mit einem Schloß, Tuch- und Leinweberei und Gerberei; Odrau mit Tuch- und Baumwollweberei; PSigstadtl mit Lein- und Baumwollweberei; Meltsch mit Schloß und Molkencuraustalt, — süd¬ westlich das Bad Johannesbrnnn; Benisch mit Lein- und Baumwoll¬ weberei; Groß-Herlitz mit Schloß, Park und bedeutender Merino¬ schäferei; Freudenthal, Hanptort der ausgedehnten Besitzungen des „Deutschen Ordens" mit ansehnlichem Schloß, bedeutender Schafwoll- und Leinwandindustrie und einer Maschinenfabrik, — südwestlich der erloschene Vulkan Köhlerberg; Engelsberg mit bedeutender Leinweberei; Karls- brunn, Curort am Fuße des Altvater mit Eisensäuerlingen und einem Eisenwerk; L udwi g s t h al und Buchb e r g s t h al, Eisenwerke; Würbe n- 93 thal mit Zwirnfabrik, Banmwoll-und Leinwandindustrie und einer Glas¬ fabrik; Znckmantel in schöner Lage am Fuße der Bischosskoppe, mit bedeutender Leinwandindustric und etwas Goldbergbau; Freiwaldau mit altem Schloß, Mittelpunkt einer sehr lebhaften Leinwand- und Baumwoll¬ industrie, dabei am Abhange der Hirschbadkoppe die berühmte Kaltwasser¬ heilanstalt Gräfenberg, — südlich die langausgedehnten Dörfer Uuter- und Ober-Thomasdorf, am Fuße des Altvater Waldenburg, ein Ruhepunkt für Sudetenreisende; Friedeberg mit Flachsbau und Spinnerei; Barzdorf mit Zuckerfabrik; Weidenau mit Leinweberei und Strumpf¬ wirkerei; Jauernig mit dem alterthttmlichen Schloß Johannesberg; Weißwasser mit einer Wallfahrtskirche; Hotzenplotz mit Zuckerfabrik, Spitzeuklöppelei und Zündwaareuerzeugung; Olbersdorf mit Schloß, Kupferhammer und Eisenwaareuiudustrie; Jägerndorf (6700 E.) mit einem Schloß, Maschinenfabrik und bedeutender Industrie in Schafwoll-, Leinen- und Wirkwaaren. b) Der Osten. Te scheu (8300 E.) mit bedeutender Tuchweberei und Gerberei, einer großartigen Bierbrauerei, Handel mit Flachs, Wolle, Leder, Getreide und ungarischen Weinen; Friedek mit alterthümlichem Schloß und schöner Wallfahrtskirche, Mittelpunkt der schlesischen Baumwollindustrie, — südlich das Eisenwerk Baschka, — nördlich das Eisenwerk Lipina oder Karls- Hütte; Polnisch-Ostrau, Karwiu und Hrnschau mit großartigem Steinkohlenbergbau; Oderberg, Grenzstation der Nordbahn; Freistadt mit Schloß, großem Gestüte und Merinoschäferei; Schwarzwasser mit einem Schloß; Skotschau mit einem Schloß und Schafwollwaarcnindustrie; Bielitz (9000 E.), einer der bedeutendsten Plätze für die Schafwollindnstrie, mit Maschinenbauanstalten, Handel mit Wolle, Tuch, Getreide, ungarischen Weinen, Hanptniederlage des galizischen Salzes für Schlesien und Mähren, Sitz eines evangelischen Schullehrer-Seminars, — westlich Schloß Erns¬ dorf mit einer Molkencnranstalt; Ustron, ausgedehntes Dorf an der Weichsel mit Eisenwerken, Maschinen- und Papierfabrik, Molkencur nnd Schlackenbädern, — weiter südlich das weitläufig zwischen den Karpathen zerstreut liegende Dorf Weichsel; Jablunkan in gebirgiger Gegend mit Leinweberei, — südlich der Jablnnka-Paß. 31. Königreich Galizien und Lodomerirn mit dem Groli- Herzogthnm Lrakan. 1365 Quadrat-Meilen mit 5,100.000 Einwohnern. Galizien und Lodomerien gehörte einst zum alten Roth-Rußland und erhielt seinen Namen von den Zwei Brüdern Halicz (Galizien) und 94 Wladimir (Lodomerien), unter welche es getheilt wurde. Im 9. und 10. Jahrhundert war es von den Magyaren, Polen und Russen abhän¬ gig, im 11. und 12. Jahrhundert bildeten sich unter dem Schutze der Ungarn mehrere eigene Fürstenthümer. Nachdem das inzwischen zum Königreich erhobene Land im 13. Jahrhundert mit Litauen verbunden und später an Moskau gekommen war, wurde es im 14. Jahrhundert von Polen in Besitz genommen und kam bei der Theilung Polens 1773 an Oesterreich. Die bei der letzten Theilung Polens 1795 an Oester¬ reich gekommenen Theile erhielten den Namen Westgalizien, wurden 1809 an Napoleon abgetreten und blieben im Pariser Frieden 1815 bei Polen. Ein Theil des von Oesterreich an Polen abgetretenen Ge¬ bietes wurde zur Republik Krakau erhoben, in Folge wiederholter Unruhen jedoch 1846 unter dem Titel eines Großherzogthums wieder mit Oester¬ reich vereinigt. Galizien ist im Süden ein Hochland, im Norden geht es in die russisch-polnische Ebene über. Aus Schlesien treten die Beskiden in das Land, reichen bis zum Thal des Dunajetz und verlaufen nach Norden in das Hügelland (Babia gura 5450h. Die Central-Karpathen oder das Talragcbirgc zwischen der Arva und dem Poprad (Kriwan 7880h Lomnitzer Spitze 8200'). Das karpathische Waldgebirge streicht in südöstlicher Richtung vom Thale des Poprad bis an die Quellen des Czeremosz und der Bystritza in der Bukowina und bildet einen fortlaufenden Kamm aus Sandstein von 300(U Mittelhöhe (Pikuj 4400h Bystra Hora 5600h Czerna Hora 6200h, fällt nach Norden anfangs steil ab und breitet sich dann in allmählicher Sen¬ kung bis an den Dniester aus. Die wichtigsten Uebergänge über die Beskiden sind der Paß von R a h c z a aus dem Sola- in das Kiszucza- thal, der Paß von Jordanöw aus dem Raba- in das Arvathal, — über das Tatragebirge der Paß von Bory von Neumarkt westlich in das Arvathal, dann von Neumarkt östlich über Starevsi nach Käsmark, von Piwniczna nach Lublau, — über das Waldgebirge treffen die drei Straßen von Tylicz, Gorlice und Zmigröd in Bartfeld zusammen, der Dukla-Paß, die Straße von Sanok überTarnawa in das Thal des Laboretz, der Paß von Uszok, der Paß von Vereczke, der Magya- 95 renweg, der Paß von Jablonycia. Die galizische Ebene ist am Dniester 350^—50(? hoch, erhebt sich gegen Norden zur wellenförmigen podolischen Lnndhühe, um Lemberg in einzelnen Hügeln bis 100«? und fällt gegen die Weichsel wieder bis auf 40(? herab. Die Thaler der Landhöhe sind tief eingcschnitten, an der Weichsel ist der Boden flach und enthält viele Moräste. Die Tarnowitzer Platte mit einer Höhe von 700^ ragt aus Preußisch - Schlesien in das Krakauer Gebiet herein. Eine eigenthnmliche Erscheinung sind im südlichen Theile Ostgalizicns wie in der Bekowina die Crdkclche, regelmäßige runde Vertiefungen von Trichterform oft von 20 bis SO Klafter Umfang, — und als Ge¬ genstück hiezu in den Ebenen die häufigen künstlichen Hügel, in den ältesten Zeiten wahrscheinlich als Wachtplätze errichtet, um von einbre¬ chenden Feinden nicht überrascht zu werden. Der größere Theil des Landes gehört zum Flußgebiet der Weichsel, welche in den schlesischen Karpathen entspringt, in einer langen Strecke die Grenze gegen Rußland bildet, sich in Galizien mit den Flüssen Sola, Skawa, Raba, Dunajetz mit derBiala, Wistoka, San mit Wistok und Lubaezowka verstärkt und außerdem noch dcnBug mit seinen Zuflüssen aufnimmt. Der Styr führt den Abfluß aus der Umgebung von Brody in nördlicher Richtung zum Pripet in das Flu߬ gebiet des Dnicper. Der Dniester fließt zum Schwarzen Meere und nimmt rechts die Flüsse Stryj, Schwitza, Lomnitza, Bystritza, links Lipa, Strypa, Sercth, Podhorcc auf. DerPruth mit demCzcremosz umfaßt in Galizien nur ein kleines Gebiet. Unter den stehenden Ge¬ wässern sind die kleinen Seen, sogenannte „Meeraugen", im Tatra- gebirge bemerkenswerth, außerdem die vielen großen und fischreichen Teiche in Ostgalizien. Sümpfe bilden stift alle galizischen Flüße, die ausgedehntesten die Flüsse Weichsel, San, Bug und Dniester. Da das Land auf der Nordseite durch kein Gebirge gegen die kalten nordischen Stürme geschützt ist, so hat es ein rauheres Klima als die westliche» Länder von gleicher geographischer Breite. Unter den Lan- desproducten spielt das Kochsalz eine sehr wichtige Rolle. Unerschöpfliche Salzlager breiten sich nach der ganzen nördlichen Abdachung der Kar¬ pathen aus, hiezu kommen viele in neuerer Zeit eröffnete Erdölquellen. 96 Das Haupterträgniß gibt der Getreidebau und die Viehzucht (die meisten galizischen Ochsen kommen auf die Schlachtviehmärkte von Leipnik, Olmütz und Wien). Außerdem wird viel Hanf, Flachs, im östlichen Theile auch Tabak gebaut, auf der Weichsel viel Holz nach den Ostseehäfen ausge¬ führt. In der Industrie ist die Branntweinbrennerei und die Erzeugung grober Leinwand hervorzuheben. Die Bewohner sind im westlichen Theile Polen, im östlichen Rnthenen. Außer diesen leben gegen Million Juden, bei 120.000 Deutsche und 3000 Armenier im Lande vertheilt. Die Landesvcrtretung besteht aus 151 Landtagsmitgliedern, darunter 38 Reichsrathsabgeordneten unter dem Vorsitze des „Land¬ marschalls". s) Westgalizien. Krakau (50.000 E.), Hauptstadt vo» Westgalizien, Festung ersten Ranges, Universität, Bischofsitz, mit Tuch- und Lederfabriken und lebhaftem Handel, — östlich Dorf Mogila mit einem Eistercienferstift; Krzeszo- wice mit schönem Schloß und gothischer Pfarrkirche; Nowagora mit Galmeigruben; Trzebinia, Knotenpunkt für die oberschlesische Eisenbahn; Chrzanöw mit lebhaftem Handel; Szczakowa, Knotenpunkt der War¬ schauer Bahn; Jaworzno mit großartigem Steinkohlenbergbau. Wadowice hat eine sehr große Kaserne, — östlich der Wallfahrts¬ ort Kalwaria; Andrichau mit schönem Schloß, Lein- und Tuchiudustrre; Zator und Auschwitz (Osvriseim), Hauptorte ehemaliger deutscher Her- zogthümer; Keuty mit Tuch-, Leinwand- und Lederindustrie; Biala (5000 E.) mit sehr bedeutender Tuchfabrikation und Leinweberei und an¬ sehnlichem Durchfuhrhandel; Saybusch (L^vieo) mit alterthümlichem Schloß, Tuch- und Leinweberei; Mhslenice, rings von Bergen umschlossen, — nördlich Szwoszowice mit Schwefelbergbau. Bochnia (5600 E.) mit Salzbergwerk und reichhaltigen Ghps- brücheu; Niepolomice, große Salzniederlage und Station einer Flügel¬ bahn; Wieliezka (5000 E.), das berühmteste Salzbergwerk, von Ost nach West 10.000', von Süd nach Nord 4000' lang, mit jenem von Bochnia in Verbindung, angeblich von einem Hirten Wielicz im 13. Jahrhundert entdeckt; Podgorze, gegenüber von Krakau, mit Lederindustrie; Dobczyce mit den Ruinen einer Veste; Wisnicz und Wojnicz mit alterthümlichen Schlössern; Zakluczyn mit dem Denkmale des Socinus, Stifters der Socinianersecte. 97 Neu-Sandec (7000 E.) mit alterthnmlichem Schloß und einem Jesnitcncollegium; Alt -San dec mit stark besuchten Märkten, — in der Nähe mehrere deutsche Ansiedlungen; Piwniczna und Mnszyna mit Leinweberei; Kryuica und Tylicz, Badeorte mit eisenhältigen Quellen; Szczawnica, stark besuchter Badeort, dessen Mineralwasser weit ver¬ sendet wird; Ncumarkt mit bedeutendem Wein- und Leiuwandhandel,— südlich in einem schönen Thale das Eisenwerk Zakopane; Cieszkowice mit LeinwaudHandel; Grybow mit hübschem Schloß. Tarnow it.noo E.), Bischofsitz mit schöner Domkirchc, in der Nähe der St. Viartinsberg mit sehr ausgebreitcter Rundsicht; Dambrowa mit weitläufigem Schloß, schönen Gartcnanlagen und großen Pferdemärkten; Miel ec, Stammsitz der geschichtlich bekannten Familie Mielecki; Kol- buszöw, bedeutender Marktflecken, fast ausschließlich mit der Verfertigung von Tischlcrwaaren beschäftigt; Nopczyce mit großen Pferdemärkten; Dembica mit einem Schloß im gothischen Sthl; Pilsno, von Tolonisten aus Pilsen in Böhmen gegründet. Jaslo in gutbebauter schöner Gegend; Dembowiec, Kolaczyce und Jodiowa mit Garnbleichen und Leinweberei; Biecs mit sehens- werthem Schloß, Handel mit Getreide, Flachs und Leinwand; G orlice von Colonisten aus Görlitz gegründet, mit Wollzeugweberei und Getreide¬ handel, — in der Nähe bedeutende Asphaltlager, — nordöstlich der Wall¬ fahrtsort Kobylanka; Hmigrod mit Wein- und Leinwandhandel und Fischerei besonders gerühmter Krebse; Dukla mit sehr schöner Pfarrkirche, Tuch- und Leinweberei und bedeutendem Weinhandel; Krosno im schönen und fruchtbaren Thale des Wiskok, von Colonisten aus Krossen an der Oder gegründet; StrzyLow mit sehenswerther gothischer Kirche. Nzeszöw (7000 E. davon die Hälfte Inden), viel Industrie in Schmucksachen aus unechten Metallen und bedeutenden Pferdemärkten; Glogöw mit hübschem Schloß; Ulanow, Hauptstapelplatz für den gali¬ zischen Holz- und Getreidehandel; Rudnik, denkwürdig durch eine Nieder¬ lage der Schweden durch die Polen 1656; Lezajsk mit Tuchweberei, Obst¬ baumzucht und einer Kirche der Bernardiner, welche als die schönste in Galizien gilt; Lancut mit prächtigem Schloß, Leder-, Tuch- und Zucker¬ fabrik; Przeworsk mit schönem Schloß und englischem Park; Tyczyn mit hübschem Schloß. i>) Ostgalizien. Lemberg iü,/2 Quadrat-Meilen und 1,500.000 Einwohner. Ein vorzügliches Getreideland. Im östlichen Theile die Zahl kleiner dorfähnlicher Städte sehr groß. a) Regierungsbezirk Posen. Posen (56.000 E.), Festung ersten Ranges, ehemals Residenz der polnischen Könige; Polnisch-Lissa (10.000 E.) mit lebhaftem Handel. d) Regierungsbezirk Bromberg. Bromberg (25.000 E.) mit Fabriken, Handel und Flußschiffahrl; G nesen (9000 E.), die alte Hauptstadt Groß-Polens. 6. Provinz Schlesien. 731 Quadrat-Meilen und 3,600.000 Einwohner. Gehört fast ganz dem Odergebiet, im Süden von den Sudeten begrenzt. In Oberschlesien auf dem Tarnowitzer Plateau, wo sich mächtige Lager von Eisen-, Blei- und Zinkerzen und Kohlen finden, ist der Bergbau von größter Wichtigkeit; in den Vorbergen des Riesen¬ gebirges herrscht das Fabrikswesen, vorzüglich großartige Spinnereien. Ausgezeichnet ist diese Provinz auch durch die Rübenzuckcriudustrie und die Schafzucht. u) Regierungsbezirk Breslau. Breslau (170.000 E.), Universität, alte slavische Stadt, thurm- reich, in den älteren Theilen eng und winklig. Große Maschinenfabriken, bedeutende Wollmärkte; Brieg (14.000 E.) mit Industrie und Handel; Schweidnitz (17.000 E.), Festung, östlich der Zobten „der Schlesier Wetterhahn" fast überall in Schlesien sichtbar; Waldenburg mit großem Steinkohlenlager, nördlich Salzbrunn, südöstlich Charlottenbrunn, Badeorte; Gl atz (12.000 E.), Festung zweiten Ranges; Reiner;, Heil¬ quelle und Molkenanstalt. b) Regierungsbezirk Oppeln. Oppeln (11.000 E.); Gleiwitz (12.000 E); Beuthen(14.000E.) mit großen Eisenwerken; Taruowitz, von Eisen-, Blei- und Zinkgruben umgeben, Sitz des oberschlesischen Bergamtes; Ratibor (15.000 E.) mit sehr besuchten Flachs- und Wollmärkten; Seobschütz (10.000 EU; Neisse (19.000 E.), Festung zweiten Ranges. 124 v) Regierungsbezirk Liegnitz. Liegnitz (20.000 E.) mit bedeutender Tuchindustrie, südöstlich das Schlachtfeld von Wahlstatt; Jauer mit Schlesiens größtem Getreide¬ markte (für das Riesengebirge); Hirschberg (11.000 E.), Mittelpunkt des schlesischen Leinwandhandels, südlich Warmbrunn mit sehr besuchten Schwefelquellen; Görlitz (32.000 E.) mit bedeutender Tuchindustrie; Sagau (10.000 E.) mit Tuch- und Baumwollweberei; Grünberg ill.000 E.), die nördlichste weinbauende Gegend auf der Erde, ganz von Weinbergen umgeben, deren Erzeugniß eine bekannte Zielscheibe der Spöt¬ terei ist; Glog au (18.000 E.), Festung zweiten Ranges. v. Provinz Pommern. 575 Quadrat-Meilen und 1,500.000 Einwohner. Ehemals von slavischen Wenden bewohnt. Die Westhälfte (Vor¬ pommern) ist Flachland mit zerrissenen Küsten, die Osthälfte (Hinter¬ pommern) befindet sich auf der P omm er'schen Seenplatte. Erwäh¬ nenswerth die bedeutende Gänse- und Schweinezucht, Kornhandel, in den Küstengegenden Schiffahrt. a) Regierungsbezirk Stettin. Stettin (72.000 E.), auf Hügeln gebaut, Festung ersten Ranges, älteste Stadt Pommerns und wichtige Seehandelsstadt; Anklam (12.000 E.) mit Handel und Schiffahrt; Swinemünde, Vorhafen für Stettin; Stargard (17.000 E.). l>) Regierungsbezirk Stralsund. Stralsund (28.000 E.) am Strela-Sunde,Festung zweiten Ranges und Kriegshafen; Greifswald (18.000 E.), Universität; Insel Rügen mit Bergen und Putbus. o) Regierungsbezirk Köslin. Köslin (13.000 E.) ; K o lb e rg (13.000 E.), Festung zweiten Ranges; Stolpe (15.000 E.), Handel mit Bernsteinwaaren. L. Provinz Brandenburg. 724'/2 Quadrat-Meilen und 2,700.000 Einwohner. Das landschaftliche Bild dieser Provinz bietet manche Eigen- thümlichkeiten. Dahin gehören: Das Havelland, ein von der Havel umfaßter, von zahlreichen Canälen und Gräben durchschnittener Landstrich 125 ohne Hügel und Wald; der Spreewald nördlich und östlich von Lübbenau, von zahllosen Flußarmen und Canälen durchzogen und mit Erlen bewachsen. Die Bewohner des Spreewaldes verrichten im Som¬ mer alle ihre Geschäfte zu Kahn, im Winter auf Schlittschuhen; als Gegensatz zu diesem Wasserüberfluß ist der Höhenzug Fläming so wasserarm, daß man das Wasser selbst beim Kochen und Trinken sparen muß. Manche Landstriche sind sandig und der märkische Sand ist sprüchwörtlich. Ausgezeichnet ist die Schafzucht. a) Regierungsbezirk Potsdam. 1. Die Mittelmark. Berlin (700.000 E.), die erste Residenzstadl der Monarchie, wichtigste Fabrikstadt Deutschlands, Knotenpunkt der mitteleuropäischen Eisenbahnen. Bemerkenswerth die Prachtstraße „Unter den Linden", eine doppelte Lindenallee 400(L lang und 160< breit, vom königl. Schloß bis zum Thiergarten; Potsdam (44.000 E.), zweite Residenz in der schönsten Gegend der Mark; Spand au (16.000 E.), Festung; Branden bürg (26.000 E.) mit Wollindustrie; Neu-Ruppiu (12.000 E.). 2. Die Uckermark. Prenzlow (16.000 E.) mit Wollindustrie und Tabakbau. 3. Die Priegnitz. Perleberg (8000 E.); Jüterbogk, Eisenbahnknoten. b) Regierungsbezirk Frankfurt. 1. Die Neumark. Frankfurt an der Oder (40.000 E.) mit bedeutenden Messe». Kuštrin (10.000 E.), Festung; Landsberg an der Warthe (18.000 E.); 2. Die Niederlausitz. Kottbus (12.000 E.) mit Wollindustrie; Sorau und Guben mit großen Tuchfabriken. Provinz Sachsen. 458 Quadrat-Meilen und 2,100.000 Einwohner. Der größere Theil dieser Provinz liegt in der Elbeniederung mit sehr fruchtbaren Landstrichen, der Südwesten dehnt sich über den Unter-Harz bis zum Thüringer Wald und enthält manche rauhe Striche, wie das Eichsfeld. Großer Reichthum an Salz und Kupfer, sehr 126 bedeutende Schweine- und Schafzucht, viele und große Rübenzucker¬ fabriken nnd Spiritusbrennereien sind für diese Provinz bezeichnend. a) Regierungsbezirk Magdeburg. Magdeburg (75.000 E.), Festung ersten Ranges, wichtige Handels¬ und Fabrikstadt, im Kreuznngspnnkte mehrerer Bahnen; Burg (16.000 E.) mit sehr bedeutender Tuchindustrie; Schönebeck und Staßfurth mit großen Salinen; Aschersleben (15.000 E.), eine der ältesten Städte; Quedlinburg (17.000 E-), Geburtsort des Dichters Klopstock; Halber¬ stadt (25.000 E.). b) Regierungsbezirk Merseburg. Merseburg (13.000 E.), südwestlich das Schlachtfeld Roßbach, südöstlich das Schlachtfeld Lützen; Weißenfels (13.000 E.); Zeitz ;15.000 E.); Naumburg (15.000 E.) mit Weinbau; Eisleb en (12.000 E.), Luther's Geburtsort; H alle (48.000 E.) mit Universität und großer Saline; Torgau (12.000 E.), Festung zweiten Ranges, — südwestlich das Städt¬ chen Schilda, dessen Bewohnern ein besonderer Hang zu lächerlichen Streichen zugefchrieben wird (Schildbürger); Wittenberg (13.000 E.), Festung, ehemals Residenz der sächsischen Kurfürsten. o) Regierungsbezirk Erfurt. Erfurt (42.000 E.), Festung zweiten Ranges, die alte Hauptstadt Thüringens, mit bedeutenden Spinnereien und Webereien, treibt gro߬ artige Handelsgärtnerei mit ausgezeichnetem Gemüsebau und berühmter Blumenzucht; Suhl mit Waffenfabriken; Mühlhausen (17.000 E.); Nordhausen (19.000 E.) am Anfang der fruchtbaren „Goldenen Aue", welche sich nach Osten an den Ufern der Helme hinzieht, mit großen Branntweinbrennereien und chemischen Fabriken. 6. Schleswig-Holstein. 318 Quadrat-Meilen und 950.000 Einwohner. Eine Fortsetzung der norddeutschen Tiefebene, an der Ostküste mit vielen tiefeinschneidenden Förden (Buchten), Seen, Buchenwaldun¬ gen, Parallel damit das Haideland (Geest) als Fortsetzung des uralisch¬ baltischen Landrückens, an der Westküste Marschland, die Küsten mit Dünenreihen eingefaßt. Dünen und Marschen werden allmählich vom Meere gebildt, erstere durch Anhäufung von Sand, letztere durch Absatz von feinem Lehm. Ist der Meeresboden durch diese Lehmablagerung 127 soweit erhöht, daß er nicht mehr täglich von der Fluth überspielt wird, so heißt er Vorland, sobald er mit dem Lande zusammenhängt, — Hallig hingegen, wenn er zur Insel geworden ist. Wird dann solches Land gegen die Sturmflnthen durch ringsum lausende Dämme (Deiche) gesichert, so entsteht ein Kog, in den Niederlanden Polder genannt. Zur Fortschaffung des Wassers sind die Köge von Gräben durchzogen, in welchen zur Ebbezeit durch die geöffneten Schleusen das Wasser in das Meer abfließt. Sind die Marschen jedoch tiefer als die tägliche Ebbe, dann kann kein Schleusenwerk helfen und es muß das Wasser durch Punchwerke, die meistens von Windmühlen (Poldermühlen) getrie¬ ben werden, gehoben und hinausgeleitet werden. Die Marschen gehören zu den fruchtbarsten Landstrecken der Welt, werden hauptsächlich als Grasland benützt und haben daher einen überaus großen Biehstand. Schleswig ist im nördlichen Theile von Dänen, im südlichen von Deutschen bewohnt. Schleswig (11.000 E.), sehr alte Stadt; Flensburg (21.000 E.) mit gutem Hafen und bedeutendem Handel; östlich die Insel Alfen, auf der Westseite die nord friesischen Inseln und viele Halligen. Holstein besteht nach der geschichtlichen Zusammensetzung aus Holstein (Mitte und Norden), Wagrien (Nordosten), Dithmar¬ schen (Nordwesten), Stormarn, Pinneberg und Ranzau (Süden). Altona (54.000 E.), Handelsstadt mit bedeutenden Tabakfabriken; Glückstadt, Itzehoe (spr. Jtzehö), Rendsburg, Wandsbeck; Kiel (19.000 E.), Universität, mit einem der schönsten Häfen, in welchen der Eidercanal mündet. 8. Laucnburg. 19 Quadrat-Meilen und 50.000 Einwohner. Ratzeburg auf einer Insel im Ratzeburger See; Mölln mit dem angeblichen Grabe Tvll Eulenspiegels. I. Hannover. 699 Quadrat-Meilen und 2,000.000 Einwohner. Hannover gliedert sich in die drei Bestandtheile Osten, Süden und Westen. Das Ostland ist die Hauptmasse und reicht vom Harz und dem Wesergebirge über den Rücken der Lüneburger Haide („das 128 Landmeer") bis zur Elbe und Nordsee. Buchweizen, Honig und Schafe sind das Haupterträgniß der Haide. Das Südland begreift einen großen Theil des Harzes, die Göttinger Mulde und einen Theil des Weserberglandes. Der Har; ist reich an Metallen, vorzüglich an Silber, Eisen, Blei und Kupfer. Das Westland gehört dem Gebiete der Ems. Seine hervorragendste Erscheinung ist die Moorlandschaft. Die Moorlandschafteu sind öde und trostlose Landstriche, die an vielen Stellen nur auf langen Brettersandalen zugänglich sind. Im Frühjahre werden die Moore gebrannt, wobei der Moorrauch einen großen Theil Norddeutschlands belästigt; dann wird in die warme Asche Buchweizen gesäet, das einzige Getreide, welches auf einem solchen Boden gedeiht. Hannover hat nebst seinenBergwerken im Harz auch viele Salinen im Lande, in den Marschen gute Viehzucht, Pferde und Rinder, in den Gebieten von Hildesheim und Osnabrück bedeutende Leinwandindustrie, aus dem westlichen Theile führt es die westphälischen Schinken aus. Hannover (80.000 E.) mit berühmter polytechnischer Schule; Lüneburg (16.000 E.), alte, von hohen Wällen umgebene Stadt; Har¬ burg (15.000 E.), lebhafter Handelsort in fetter Marschgegend; Celle (15.000 E.) mit schönem Schloß; Stade, kleine Festung; Hildesheim (18.000 E.); Goslar, südlich der Rammelsberg mit dem ältesten kunst¬ gemäßen Bergbau der Welt (über 800 Jahre alt); Göttingen (13.000 E.), Universität; Clausthal, Hauptort des Oberharzes, von Berg- und Hütten¬ leuten bewohnt; Andreasberg mit reichen Silbergruben; Osnabrück (18.000 E.) mit Webereien von groben Leinen; Pappenbnrg, eine gro߬ artige Fehn-Colonie (Fehn ist eine Ansiedlung, welche das Torfmoor in fruchtbares Land verwandelt); Emden (12.000 E.), eine sehr thätige Seestadt. L. Provinz Hessen. 290 Quadrat-Meilen und 1,400.000 Einwohner. a) Regierungsbezirk Kassel. Den größeren Theil dieses Regierungsbezirkes bildet das hessische Berg- und Hügelland, vorwiegend bunter Sandstein von mannigfaltiger regelloser Gestaltung, etwas rauhem Klima und unfruchtbarem Boden mit Flachs- und Kartoffelbau. 129 Kassel (40.000 E.), — westlich Schloß uud Park Wilhehnshöhe; Marburg, Universität, schöne gothische Elisabethkirche; Fulda (10.000 E.) in schöner Hügelgegend; Hanau (18.000 E.), wichtige Fabrikstadl für Seide, Wolle, Gold- und Silberwaaren; Homburg vor der Höhe, berühmtes Bad; Frankfurt am Main (80.000 E.), große Handelsstadt, besonders wichtig ist der Wechsel- und Geldhandel. b) .Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau). Eines der schönsten deutschen Gebiete und als ein vom Rhein umfaßter Winkel mit Baden zu vergleichen. Die Höhen des Taunus sind mit dem schönsten Laubwald bekleidet, aus dem Inneren dieses Bergzuges kommen zahlreiche werthvolle Mineralquellen, die Gehänge tragen den herrlichsten Wein, der in allen Lebensverhältnisseu des Rhein- gauers die Hauptrolle spielt. Der Westerwald im Norden ist im Gegensatz zum sonnigen Rheingau das „nassauische Sibirien", wo der Wind beständig die Hochfläche fegt und die Kirschen kaum zur Reife gelangen. Wiesbaden <25.000 E.), in schöner Lage, hat berühmte, schon zur Römerzeit beuütztc warme Quellen; Hochheim, Rauenthal, Kloster- Eberbach (Steinberger), Hattenheim (Markobrunner), Schloß-Johan¬ nisberg, Geisenheim, Rüdes heim, Aß mannsh auscn erzeugen welt¬ bekannte Weine; Schlangenbad, Langenschwalbach und Ems sind berühmte Badeorte; Dorf Nicder-Selters, südöstlich von Limburg, versendet jährlich über >/2 Million Krüge des kohlensauren Selterser Wassers. I-. Provinz Westphalen. 367 Quadrat-Meilen und 1,700.000 Einwohner. Von den drei Regierungsbezirken dieser Provinz gehört Ar ns berg dem niederrheinisch-westphälischen Gebirge, Mind en den Wesergebirgen, Münster der Bucht an, welche zwischen den genannten Bergländern liegt. Kohlen, Eisen und Leinwand stehen unter den Producten obenan; weithin bekannt sind auch die westphalischen Schinken und als Nahrungs¬ mittel des Volkes bezeichnend der „Pumpernickel", ein aus Roggenmehl ohne Gährung bereitetes schwarzes Brot. s.) Regierungsbezirk Münster. Münster (30.000 E.) von mittelalterlichem Aussehen, das Rathhaus durch den daselbst 1648 unterzeichneten westphälischen Frieden denkwürdig. Kozeun, Geographie. 9 130 b) Regierungsbezirk Minden. Minden (18.000 E.), Festung zweiten Ranges; Herford (12.000 E.) mit Spinnereien und Garnhandel; Bielefeld (17.000 E.), in der Flachs¬ spinnerei und Leinweberei einer der wichtigsten Plätze Deutschlands; Pader¬ born (12.000 E.) mit einem schönen Dom; Lippspringe mit Heilquellen; Höxter, sehr alte Stadt, nordöstlich dabei die ehemalige für die Ausbrei¬ tung des Christenthums wichtige Abtei Corvey. Zu diesem Regierungs¬ bezirk gehört auch das Iahdege biet in Oldenburg mit einem Kriegshafen. o) Regierungsbezirk Arnsberg. Arnsberg mit Eisenindustrie; Soest (spr. Sahst, 12.000 E.) in der fruchtbare» Soester Börde; Hamm, die alte Hauptstadt der Grafschaft Mark; Dortmund (28.000 E.), einst freie Reichsstadt mit dem Freistuhl des Vehmgerichtes „auf rother Erde"; Bochum, Hagen, Iserlohn (16.000 E.), Siegen, industriereiche Städte für Woll-und Metallwaaren. Ai. Rheinland. 487 Quadrat-Meilen und 3,400.000 Einwohner. Das Rheinland ist das schönste unter den deutschen Landern und gehört im südlichen Theile dem mitteldeutschen Berglande, im Norden dem westlichen Tieflande oder der niederrheinischen Tief¬ ebene an. Von Bingen bis Bonn durchsetzt der Rhein in einem schma¬ len und tiefen Spalt das niederrheinische Schiefer-Plateau, eine mit wenigen Ausnahmen einförmige und rauhe Hochfläche mit reizenden Thälern. Diese Strecke des Rheinthals, so enge, daß kaum für Straße und Eisenbahn Raum bleibt, in der Länge von 16 Meilen mit Städten, Flecken und romantischen Ritterburgen angefüllt, ist ein Hauptziel der reisenden Welt, die im Sommer und Herbst in dichten Schwärmen den Rhein befährt. Malerische Seitenthäler sind das Nahethal, Mosel¬ thal und Ahrthal. Unter den Producten sind die unerschöpflichen Kohlenlager von Saarbrück und an der Ruhr und die edlen Weine des Rhein-, Mosel- und Ahrthales zu nennen, noch wichtiger aber die Er¬ zeugnisse der Industrie; vorzüglich sind es zwei Districtc, in welchen die Industrie am meisten zusammengedrängt ist: im Gebiete der Wupper mit dem Mittelpunkte Elberfeld und an der belgischen Grenze mit dem Mittelpunkte Aachen. 131 a) Regierungsbezirk Köln. Köln (130.000 E.), Festung ersten Ranges, die wichtigste Handels¬ stadt am Rhein. Der Kölner Dom ist das großartigste und schönste gothische Bauwerk. Viele Fabriken erzeugen jährlich mehrere Millionen Flaschen des in der ganzen Welt bekannten „Köluerwassers", — gegenüber am rechten Rhcinufer Deutz; Bonn (24.000 E.), Universität. b) Regierungsbezirk Düsseldorf. Düsseldorf (45.000 E.) mit einer berühmten Maler-Akademie; Solingen (12.000 E.) und Remscheid (20.000 E.) mit berühmten Klin¬ gen-, Messer- und Scheerenfabriken; Elberfeld (65.000 E.) und Barmen (60.000 E.), wichtige Fabrikstädte für Seiden- und Banmwollwaaren; Duisburg (15.000 E.) mit Handel und Schiffahrt; Mühlheim an der Ruhr (15.000 E.) mit starkem Kohlenhandel; Essen (86.000 E.), Mittelpunkt eines großartigen Steinkohlenbergbaues, in der Nähe Krupp's berühmte Gußstahlfabrik; Wesel (19.000 E.), Festung zweiten Ranges; Cleve (10.000 E.); Kempen, Geburtsort des berühmten geistlichen Lehrers „Thomas von Kempis"; Crefeld (56.000 E.), Mittelpunkt der bedeutend¬ sten Seiden- und Sammtfabrikation in Deutschland; Gladbach (20.000 E.), ein Hauptsitz der Spinnerei und Weberei. o) Regierungsbezirk Aachen. Aachen (65.000 E.), Geburtsort Karls des Großen und lange Zeit Hauptstadt des deutschen Reiches, hat berühmte Schwefelquellen, ebenso berühmte Tuch- und Nadelfabriken und ist Getreidemarkt für Belgien; Eschweiler (15.000 E.) mit großen Steinkohlengruben und Eisenhütten; Jülich, ehemalige Hauptstadt des gleichnamigen Herzogthums; Malmedy mit großen Lederfabriken; Eupen (14.000 E.) mit sehr bedeutenden Tuchfabriken. ä) Regierungsbezirk Coblenz. Coblenz (30.000 E.) die stärkste deutsche Festung, gegenüber am rechten Nheinufer die Felsenfestung Ehrenbreitstein, südlich das königl. Schloß Stolzenfels; Kreuznach (12.000 E.), Salzwerk mit sehr besuch¬ ten Solbädern; Andernach, eine der ältesten Rheinstädte, westlich der Laacher See; Ahrweilerbaut vorzüglichen Wein; Neuwied mit einer Herrnhntergemeinde; Wetzlar, ehemals freie Reichsstadt. o) Regierungsbezirk Trier. Trier (22.000 E.) mit sehr vielen römischen Bauwerken. Die Mosel bildet von Trier bis zu ihrer Mündung sehr viele Windungen, an ihren Ufern wachsen die berühmten Moselweine; Saarbrück (14.000 E.) 9» 132 in dem berühmten Saarbrücker Steinkohlenbecken; Saarlouis, Festung zweiten Ranges. k) Die Hohenzollern'schen Lande oder Regierungsbezirk Siegmaringen. Von Würtcmberg und Baden umschlossen mit 2t Quadrat- Meilen und 65.000 Einwohnern. Siegmaring en; Hechingen, südlich dabei die neuhergestelltc königliche Burg Hohenzollern mit prachtvoller Aussicht. 39. Staaten des norddeutschen Lundes. u) Königreich Sachsen. 272 QuadratMeilen und 2,400.000 Einwohner. Eines der am stärksten bevölkerten und bestangebauten Länder Europa's. Reiche Silberbergwerke, große Kohlenlager, bedeutende Schaf¬ zucht, eine vielseitige und großartige Industrie und ein sehr ausgedehnter Handel bilden den Reichthum des Landes. 1. Krcisdircktion Dresden: Dresden (150.00 E.), Haupt- und Residenzstadt zu beiden Seiten der Elbe, wegen der schönen Lage und der reichen Knnstschätze das „deutsche Florenz" oder „Elbcflorenz" genannt, ein Hanptreiseziel der Fremden; Pirna am Eingang in die „sächsische Schweiz", das ist das vielfach zerklüftete, an romantischen Formen reiche Elbsand- steingebirge; Tharand, berühmte forst- und landwirthschaftliche Lehr¬ anstalt; Freiberg (20.000 E.) mit einer berühmten Bergakademie und wichtigem Silberbergbau; Meissen (11.000 E.) mit berühmter Porcellan- fabrik, gothischem Dom und namhaftem Weinbau. 2. Krcisdircktion Leipzig: Leipzig (86.000 E.), Universität, in einer weiten Ebene, die oft Schauplatz großer Schlachten gewesen, ein Handels¬ platz von europäischer Bedeutung, der Mittelpunkt des deutschen Buch¬ handels; Mittweida mit Seiden- und Baumwollindustrie; Grimma mit Tuchiudustrie. 3. Kreisdirektion Zwickau. In diesem Kreise ist die Industrie ganz beson¬ ders herrschend, im nordöstlichen Theile die Baumwollspinnerei und Strumpf¬ wirkerei, im westlichen die Weberei, in den dichtbevölkerten Abhängen des Erzgebirges die Spitzenklöppelei. Zwickau (24.000 E.) mit Wollindustrie, südlich ein großes Kohlenlager; Werdau (11.000 E.); Lrimitzschau (13.000 E.), Meerane (16.000 E.), Glauchau (20.000 E.), Chemnitz (56.000 E.) mit großen Fabriken; Anaberg (11.000 E.) mit Bergbau und zugleich Hauptstapelplatz der Jndustrieproducte des Erzgebirges; Ober- 133 wiesenthal im sogenannten „sächsischen Sibirien" liegt einen großenTheil des Jahres unter Schnee; Plauen (20.000 E.), Hauptindustrieplatz der „Plauen'schen Maaren", nämlich feiner Musseline, Battiste und Schleier. 4. Krcisdirektion Banhc» oder die sächsische Bbcrlansth ist im süd¬ lichen Theile ein Weberdistrikt; Bautzen (13.000 E.), Hauptort des von 60.000 slavischen Wenden bewohnten Landstriches; Zittau (14.000 E.) treibt sehr bedeutenden Leinwandhandel. Das Land Thüringen (b—i). b) Großherzogthum Sachsen-Weiinar-Eisenach. 66 Quadratmeilen und 280.000 Einwohner. Weimar (14.000 E.); Jena, Universität; Eisenach (12.000 E.) in schöner Gegend, südwestlich die berühmte in neuerer Zeit wieder herge¬ stellte Wartburg mit herrlicher Rundsicht über die umgebenden Hügel¬ landschaften. o) H e r z o g t h u m S a ch s e n - M c i n i n g e n. 4 5 Quadrat-Meilen und 180.000 Einwohner. Meiningen; Hildburghausen; Sonneberg, Mittelpunkt der Kinderspielwaaren-Jndnstrie des Thüringer Waldes. /2 Qua¬ drat-Meilen und 74.000 Einwohner. Rudolstadt anmnthig an der Saale; Frankenhausen, nördlich der Kyffhäuser, in welchem die Sage den Kaiser Friedrich Barbarossa schlafen läßt. tz) Fürstenthum Reuß-Greiz oder Reust ältere Linie. 7 Quadratmeilen und 44.000 Einwohner. Greiz (11.000 E.), eine der ältesten Städte des Voigtlandes. 134 i) Fürstenthum Reuß-Schleiz oder Reuß jüngere Linie. 15 Quadrat-Meilen und 87.000 Einwohner. Gera (16.000 E.) mit Wall- und Baumwolliudustrie; Schleiz von neuem und stattlichem Aussehen. L) Herzogthum Anhalt. 48 Quadrat-Meilen und 194.000 Einwohner. Dessau (16.000 E.) in wiesenreicher Gegend; Zerbst (12.000 E.); Köthen (12.000 E.); Bernburg (12.000 E.). 1) Herzogthum Braunschweig. 67 Quadrat-Meilen und 295.000 Einwohner. Braunschweig (45.000 E.) mit bedeutendem Handel; Wolfen¬ büttel mit einer berühmten Bibliothek; Sch öppenstedt ist sprüchwörtlich durch die spießbürgerliche Einfalt der Bewohner. in) Fürstenthum Waldek. 20 Quadrat-Meilen und 60.000 Einwohner. Arolsen; Pyrmont, bekannter Curort. n) Fürstenthum Lippe-Detmold. 20^/2 Quadrat-Meilen und 112.000 Einwohner. Detmold; Lemgo. 0) Fürstenthum Schaumburg-Lippe. 8 Quadrat-Meilen und 32.000 Einwohner. Bückeburg. x) Großherzogthum Oldenburg. 117 Quadrat-Meilen und 315.000 Einwohner. Besteht ans dem Herzogthum Oldenburg und den Fürstenthümern Lübeck an der Trave und Birkenfeld am Hundsrück. Oldenburg (13.000 E.); Eutin, lieblich an einem See; Ober¬ stein und Idar am Hundsrück treiben die Steinschleiferei an Halbedel¬ steinen in großartiger Weise. g) Großherzogthnm Mecklenburg-Schwerin. 224 Quadrat-Meilen und 560.000 Einwohner. Auf der „Mecklenburger Seenplatte", mit vorzüglicher Pferdezucht. Schwerin (24.000 E.) hat die reizende Lage einer Seestadt; Güstrow (11,000 E.); Rostock (27.000 E.), Universität, alte wendische Handelsstadt; Wismar (13.000 E.) mit vortrefflichem Hafen. 135 r) Großherzogthum Mecklenburg - Strelitz. 4S>/2 Qua¬ drat-Meilen und 100.000 Einwohner. Neu-Strelitz. s) Freie Stadt Bremen. 4'/2 Quadrat-Meilen und 105.000 Einwohner. Bremen (72.000 E.) mit schöner Handelsmarine, treibt Handel in alle Erdtheile. Unter dem Rathhause befindet sich der berühmte Bremer Rothskeller mit den ältesten und besten Rheinweinen; Br em er Hafen, der Hafen der Stadt Bremen. t) Fr e i e S t a d t H a mburg. 6 Quadrat-Meilen und 230.000 Einwohner. Hamburg (175.000 E.), die erste Handelsstadt ans dem Festlande von Europa. Mit Hilfe der Fluth können größere Seeschiffe bis zur Stadt gelangen; Cuxhafen, Seebad an der Elbemündung. n) Freie Stadt Lübeck. 6 Quadrat-Meilen und 50.000 Einwohner. Lübeck (32.000 E.) treibt hauptsächlich Handel nach den verschie¬ denen Ostseehäfen. 40. Ziiddentschland. a) Fürstenthum Liechtenstein. 3 Quadrat-Meilen und 8000 Einwohner am rechten Rheinufer zwischen Vorarlberg und dem Cauton St. Gallen. < Hauptort Badutz. b) KönigreichBaiern. 1380Quadrat-Meilen und4,800.000 Einwohner, darunter 3,540.000 Katholiken, 1,300.000 Protestanten und 60.000 Juden. Baiern besteht aus zwei getrennten Theilen. Ackerbau und Vieh¬ zucht geben das Haupterträgniß, am bekanntesten ist das Land durch seine Bierbrauereien. Eintheilung in 8 Kreise oder Regierungsbezirke. 1. Krci» Bberbaiern: München (170.000 E.), Haupt- und Resi¬ denzstadt, Universität, Hauptsitz der deutschen Malerkunst; Alt-Oetting, sehr besuchter Wallfahrtsort; Reichenhall, Berchtesgaden und Rosen¬ heim mit wichtigen Salinen. 2. Kreis Riedcrbaiern: Landshut (13.000E.); Passan (14.000E.) auf einer Landzunge zwischen Donau und Inn; Straubing (11.000 E.); 136 Kehlheim mit berühmten Steinbrüchen, welche die berühmten Kehlheimer Platten liefern. 3. Kreis Bdcrpfaff und Regensburg: Regensburg (30.000 E.), alte Reichsstadt, zwei Stunden östlich am linken Donauufer steht die Walhalla, ein Ehrentempel für ausgezeichnete Deutsche; Amberg (12.000 E.); Furth, Grenzstation für die böhmische Westbahn. 4. Kreis Dberfranken: Bayreuth (20.000 E.), anmuthig am rochen Main; Bamberg (26.000 E.) im weiten fruchtbaren Thalkessel, wichtig für den Verkehr; Hof (13.000 E.). 5. Kreis Mittelfrankcn: Ansbach (13.000 E.); Solnhofen an der Altmühl mit den ergiebigsten Steinbrüchen von lithographischem Stein: Eichstädt; Schwabach mit Nadelfabriken; Nürnberg (72.000 E.), alte Reichsstadt von mittelalterlichem Aussehen, die Stätte vieler Erfin¬ dungen; Fürth (21.000E.), blühende Fabrikstadt; Erlangen (11.000E.), protestantische Universität. 6- Kreis Rntersranken und Aschaffenburg: Würzburg (42.000E.), Universität, in einem warmen Thalkessel, tief im Weingebirge, in welchem der treffliche „Leistenwein" und „Steinwein" wächst; Schweinfurt (10.000 E.) mit Farbenfabriken; Kissing en, berühmter Curorl mit sali- nischen Mineral-Quellen; Aschaffenburg (11.000 E.). 7- Kreis Schwaben und Neuburg: Augsburg (50.000 E.), alte Reichsstadt und seit Alters ein sehr wichtiger Handelsplatz, südlich das Lechfeld; Nördlingen liegt in dem fruchtbaren Ries; Kempten (11.000 E.), alte Reichsstadt; Füssen, Grenzpaß nach Tirol; Lindau, auf einer Insel im Bodensee mit lebhaftem Handel. 8. Kreis Pfaff oder die Nheinpfalz mit bedenkendem Tabak- und Weinbau. Speyer (14.000 E.) mit dem größten und schönsten im roma¬ nischen Style erbauten Dome, in welchem sich die Grabstätten von 8 deutschen Kaisern befinden, deßhalb die Todtenstadt der deutschen Kaiser genannt- Germersheim (10.000 E.) und Landau (12.000 E.) sind Festungen; Kaiserslautern (14.000 E.); Zweibrücken (9000 E.); St. Ingbert mit reichen Steinkohlengruben. o) Königreich Würteinberg. 354 Quadrat-Meilen und 1,760.000 Einwohner, darunter 1,210.000 Protestanten, 540.000 Katholiken und 10.000 Juden. Der südliche Theil des Landes ist das Plateau von Oberschwaben, der nördliche Theil an der Tauber reicht in die fränkische Ebene, der westliche Theil zieht sich auf den Schwarzwald hinauf, die Mitte des Landes, das eigentliche Schwaben, liegt im Neckargebiet. Landwirthschaft 137 und Industrie werden sorgfältig gepflegt, ini Neckarthal guter Wein gewonnen. Das Land ist nach allen Richtungen von schönen Straßen durchzogen. Eintheilung in 4 Kreise. 1. Neckarkrei«: Stuttgart (70.000 E.), Haupt- und Residenzstadt in einem anmuthigen Thalkessel zwischen wald- und weinreichen Hügeln, ein Hauptsitz des deutschen Buchhandels, — 1 Meile südlich die berühmte landwirthschaftliche Lehranstalt und Musterwirthschaft Hohenheim; Cann- stadt, Knotenpunkt der Verkehrswege des Neckargebietes; Eßlingen (16.000 E.), wichtiger Fabriksort; Ludwigsburg (12.000 E.), dabei Schloß Hohen-Asperg; Heilbronn (18.000 E.). Handels und Fabrik¬ stadt; Marbach, Schillers Geburtsort. 2. Iaxtkrcis: Ellwangen; Schwäbisch-Hall, alte Reichsstadt mit großer Saline. 3- Donaukreis, umfaßt einen großen Theil von dem breiten Rücken der Schwäbischen oder Rauhen Alb. Ulm (24.000 E.), ehemals wichtige Reichsstadt, jetzt Festung mit schönem, jedoch unausgebautem gothi- schem Münster; Göppingen, nordöstlich davon stand die berühmte Burg Hohenstaufen, die Wiege eines deutschen Kaisergeschlechtes; Rav ensburg, alte Reichsstadt; Friedrichshafen, ausblühender Handelsplatz am Bodensee. 4. Schwarzwaldkrcis: Tübingen,Universität; Reutlingen (14.000 Einwohner); Wildbad, sehr besuchter Badeort im Schwarzwald. ä) Großherzogthnm Baden. 278 Quadrat-Meilen und 1,450.000 Einwohner, darunter 950.000 Katholiken, 475.000 Pro¬ testanten und 25.000 Juden. DiesesLand umfaßt den größten Theil des Schwarzwaldes und der oberrheinischen Tiefebene. Erzeugnisse sind: Getreide, Hanf, Tabak, Obst nnd Wein, der Schwarzwald liefert viel Holz znr Ausfuhr. Einen sehr bekannten Handelsartikel bilden die Schwarzwälder Uhren. Eintheilung in 11 Kreise mit den gleichnamigen Hauptorten. 1. Coustanz in schöner Lage am Bodensee. 2. Viltingen; Donaueschingen mit der Donauquelle. 8. Waldshut, der westlich liegende Landstrich ist der Klettgau. 4. Lörrach. 5. Freiburg (20.000 E.), katholische Universität, schönes gothisches Münster, — nordwestlich der vulkanische Kaiserstuhl. Der Landstrich im Rheinwiukel zwischen dem Kaiserstuhl und Waldshut heißt der BreisgaE 6. Offenburg; Lahr. 7. Baden, einer der berühmtesten Badeorte; Rastatt, Festung. 138 8. Carlsruhe (30.000 E.), Residenzstadt, in Form eines Fächers gebaut, mit berühmter polytechnischer Schule; Pforzheim (17.000 E.) mit bedeutender Industrie in Gold- und Silberwaaren. 9. Mannheim (30.000 E.), regelmäßig in großen Quadraten gebaut, der wichtigste Handelsplatz am Oberrhein. 10. Heidelberg (18.000 E.), protestantische Universität, in schöner Lage, lange Zeit die Hauptstadt der Kurpfalz, hat die schönste Ruine Deutsch¬ lands, die alte Pfalzburg, in deren Keller sich das berühmte Heidelberger Faß von 236 Fuder Gehalt befindet. 11. Mosbach; Werthheim mit Wein- und Getreidehandel. s) Großherzogthum Hessen. 139 Quadrat-Meilen und 820.000 Einwohner darunter 560.000 Protestanten, 210.000 Katho¬ liken und 30.000 Juden. 1. Provinz Atarkenburg, zwischen Rhein und Main: Darmstadt (30.000 E.), Residenzstadt; Offenbach (20.000 E.), berühmte Wagenfabriken. 2. Provinz Rheinhessen, zwischen Rhein und Nahe, erzeugt an den Thalgehängen des Rheins vorzügliche Weine bei Ingelheim, Lauben¬ heim, Bodenheim, Nierstein, Worms (Liebfrauenmilch). Mainz (40.000 E.), starke Festung (von Preußen besetzt), schon bei den Römern der vornehmste Waffenplatz am Rhein, mit berühmten Lederfabriken; Worms (12.000 E.), eine der ältesten und berühmtesten deutschen Reichsstädte. 3. Provinz Pberhesien, gehört znm norddeutschen Bunde: Gießen Universität; Nauheim, Saline mit einer hoch aus dem Borloche hervor¬ springenden Solquelle. 4l. Die LmrdesrepMik Schwei;. 740 Quadrat-Meilen und 2,S20.000 Einwohner. (Die Höhenangaben sind von hier an in Pariser Fuß zu verstehen.) Eine so große Abwechslung in der LandeSnatur auf verhältniß- mäßig so kleinem Raume in solchen Gegensätzen zu einem Ganzen ver¬ einigt wie in der Schweiz, findet sich sonst nirgends auf der Erde. Oede, mit Schnee und Eis bedeckte Höhen, gleich darunter fruchtbare Darme Thaler voll Leben, wo unter Felsen und Waldgebirgen mit einzelnen bewaldeten Matten schöne Seen, lachende Fluren mit Wein- und Obst¬ bau und wohlhabende Dörfer und Städte liegen. Die Schweizer Gebirge gehören zu den höchsten, zugleich aber auch bei ihrer vielfältigen Gliederung und Zugänglichkeit zu den am 139 besten erforschten und bekannten. Die Schweizer Alpen oder Mittel- alpen werden in folgende Züge unterschieden: 1. diepenninischenAlpcn, vom Paß Simplon bis zu den Rhönequellen auch lepontischc Alpen genannt, (Matterhorn 13.850', Monte Rosa 14.278') mit den Pässen Gr. St. Bernhard 7368' und Simplon 6218'; 2. das St. Gotthardsgebirgc und die Adularalpen von den Rhönequellen bis zum Hinterrhein mit den Pässen St. Gotthard 6500', Ber¬ nardin 6351 und Splügen 6510', — südlich davon die Tessiner- Alpen; 3. die rhätischen Alpen in zwei Ketten zu beiden Seiten des Inn mit den Pässen Scptimer 7114', Jnlier 7040', Albula 7120' — in der südlichen Kette der großartige Gletscherstock Ber¬ nina 12.474' und derBernina-Paß 7185'; 4, die Berner-Alpen vom Genfer-See bis zu den Rhönequellen, wo der Grimsel-Paß 5780' aus dem Rhone- in das Aarthal führt (Jungfrau 12.800', Schreckh orn 12.568', Finsteraarhorn 13.160'), mit 15 Quadrat- Meilen Gletschern; 5. die Vierwaldstätter-Alpen zwischen Aar, Reuß und dem Vierwaldstätter-See (G alenstock 11.073', Titlis 9970'), — der Furka-Paß führt aus dem Rhone- in das Renßthal; 6. die Schwyzer- und Glarner-Alpen zwischen der Reuß und dem Rhein (Tödi 11.115'); 7. die Thnralpen zwischen dem Wallenstädtcr- und Bodensee (Sentis 7708' in den Kuhfirsten). Unter den Voralpen sind die berühmten Aussichtspunkte Pilatus 6840' und Rigi 5541' bei Luzern die bemerkenswerthesteu. Der Jura zieht in mehreren parallelen Ketten von Genf bis zum Rhein (Dole 5175', Weißenstein 3950'). Zwischen den Alpen und dem Jura liegt die Schweizer Hochebene 1500'. Der größere Theil der Schweiz gehört zum Flußgebiete des Rheins, welcher die Thur, die mit der Limmat, Reuß und Saanc vereinigte Aar und die Birs anfnimmt. Der Doubs bildet die Grenze gegen Frankreich. Die Rhone durchfließt den Canton Wallis und den Genfer-See. Der Tessin ergießt sich in den Lago Maggiore. Unter den vielen Seen sind der Genfer, Ncuchäteler, Thuner, Brienzer, Vierwaldstätter, Zuger, Züricher, Wallenstädtcr, Luganer und Boden¬ see, die sämmtlich von Dampfschiffen befahren werden, die vorzüglichsten. 140 Die Schweiz ist bei ihren Bodenverhältnissen vorzüglich für die Viehzucht geeignet, die auch einen wohlverdienten Ruf hat. In den Städten herrscht Gewerbfleiß, besonders in Seidenmanufakturen und Baumwollwaaren. In der Uhrenfabrikation ist die Westschweiz allen Ländern voraus, bekannt sind die vortrefflichen Schweizer Reißzeuge und die Weißstickereien der Ostschweiz. Das Land besteht aus 22 Cantonen, von denen drei in je zwei selbstständige Halbcantone getrennt sind. Die Sprache ist in den Can¬ tonen Genf, Waadt und Neuenburg französisch, in Bern, Freiburg und Wallis deutsch und französisch, in Tessin italienisch, in Graubünden deutsch, italienisch und romanisch, in den übrigen 14 Cantonen deutsch. 3/g der Bevölkerung bekennt sich zum protestantisch-resormirten, zum katholischen Glauben. Die oberste leitende und vollziehende Behörde ist der aus sieben Mitgliedern bestehende von der Bundesversammlung auf drei Jahre ernannte Bundesl ath, welcher zu Bern seinen Sitz hat. In jedem einzelnen Canton üvt die Regierungsgewalt der Große Rath. Der Vorsteher der Cantonsregierung heißt Schultheiß oder Landammann. 1. Canton Basel. -<) Basel-Stadt. Basel (40.000 E.) liegt zu beiden Seiten des Rheins, wichtigster Handelsplatz der Schweiz, Universität. d) Basel-Land. Hauptort Liestal. 2. Aargau. Hauptort Aarau: beim Bade Schinznach die Ruine Habsburg. Z. Zürich. Zürich (20.000 E.), berühmte Polytechnische Schule, Maschinen- und Seidenfabriken, am äußerst anmuthigen Züricher See gelegen; Winterthur, eine der saubersten und reichsten Städte der Schweiz. -t. Schaffhausen. Schaffhausen nicht weit vom Rheinfall zu beiden Seiten des Flusses, dessen Wasser hier noch äußerst klar ist. 5. Thurgau. Hauptort Frauenfeld. li. St. Gallen. St. Gallen (15,000 E.), wichtiger Fabriks- und Handelsplatz, liegt an jener Stelle, wo um das Jahr 614 nach Gristi der Heidenbekehrer St. Gallus aus Irland eine Zelle baute, die später, zu einer berühmten Abtei erwuchs, von welcher sich die christliche Religion über ganz Deutschland verbreitete; Rohrschach, der beste Hafen am Boden¬ see; Pf äff ers, altes berühmtes Bad in einer Schlucht. 141 7. Appenzell. n) Inner-Rhoden. Hauptort Appenzell. d) Außer-Rhoden. Hauptort Trogen; Herisau mit großen Mousselin- und Kattnnfabriken. 8. Graubünden. Chur, lief in den Bergen versteckt, treibt bedeu¬ tende» Handel; das 5000' bis 6000' hoch gelegene Thal Engadin mit den Dörfern Samadcn und St. Moritz (berühmtes Bad), ist dieHcimat der in allen größere» Städten Europas lebenden Schweizer Zuckerbäcker und Kaffeesieder. 9. Tessin. Hauptort Lugano au dem von steilen Felsen umschlos¬ senen Luganer-See. 10. Mallis. Sion (Sitten); an einer schroffen Bergwand das berühmte Bad Lenk. 11. Waadt. Die Ufer des Genfer-Sees mit mildem Klima, viel Wein- und Obstbau und anmuthigen Flecken und Dörfern. Lausanne (spr. Lohsann', 20.000 E.); B ev ey (Vivis), die lieblichste Stadt der Schweiz, von vielen Reisenden aus dem mittleren und nördlichen Europa als Winter¬ aufenthalt gewählt. 12. Genf. Genf (42.000 E.), nebst Basel" die reichste Stadt der Schweiz, wichtig durch die Industrie in feinen Uhren und Gold¬ arbeiten, einer der wichtigsten Sammelpunkte von Reisenden aus ganz Europa, liegt an beiden Seiten des aus dem See mit dem klarsten bläu¬ lichen Wasser strömenden Rhoneflusses. 13. Neuenburg (I^onebütol). Neuenburg (11.000 E.), Chaup de Fonds (spr. Schoh..., 18.000 E.) und Le LScle sind die Haupt¬ orte der Uhrmacher«. 14. Solothurn. Solothurn mit schöner Domkirche. 15. Freiburg oder das Uechtland. Freiburg (11.000 E.), vorherr¬ schend französisch, hat eine berühmte Orgel und zwei merkwürdige Draht¬ brücken. 16. Bern. Bern (30.000 E.), Universität, Bundespalast; Inter¬ laken, zwischen dem Thuner-und Brienzer-See, Sommeraufenthalt reicher Fremden und der gewöhnliche Ausgangspunkt, von wo ans die großartigen Naturmcrkwürdigkeiten, wie Berge, Schluchten, Wasserfälle und Gletscher des Berner Oberlandes besucht werden; das Emmenthal durch seine Käse berühmt. 17. Luzern. Luzern (12.000 E.) in reizender Lage am Merwald- stätter-See, die Hauptstation der die Schweiz bereisenden Fremden (beson¬ ders Engländer); westlich das Thal Entlebuch, durch seine Viehzucht berühmt. 142 18. Zug. Hanptort Zug. 19. Schnn),. Hauptort Schwyz; Ei u siedeln, berühmter Wall¬ fahrtsort. 20. Glarus. Glarus mit bedeutender Baumwollindustrie. 21. Unterwalden. a) Ob dem Wald. Hauptort Sarnen. b) Nid dem Wald. Hanptort Stanz. 22. Uri. Hauptort Altdorf. 42. Die vereinigten Königreiche Schweden nnd Norwegen. 13.825 Quadrat-Meilen nnd 5,860.000 Einwohner. Die skandinavische Bodenerhebung, ein breites Hochland mit engen tiefeingerissenen Thälern und einzelnen auf der Hochfläche aufgesetzten Kegelbergen, hat seine größte Ausdehnung und Höhe in den Helds des südlichen Norwegen mit einer Mittelhöhe von 4000' (Skagastöl 7700', Arnes 8000', Snehaetten 7100'). Daran schließt sich das Nordländische Gebirge mit einer Mittelhöhe von 2500' (Sulitelma 5800') und an dieses das Lappländische Gebirge. Die ganze Westseite hat steilen Abfall, die Ostseite eine sanfte Abdachung. Die Natur dieser Länder zeigt sich vorherrschend in wilder und rauher Gestalt, Seen und Sümpfe nehmen einen großen Theil der Halbinsel ein, die meisten Flüsse sind nach Osten gewendet. Auf dem meist felsigen Boden herrschen Birken und Nadelholz, an der Südküste finden sich schöne Buchenwälder. Schwe¬ den hat ein Continentalklima, Norwegen mehr Seeklima mit viel Regen. Die Beschäftigung der Bewohner ist nebst Ackerbau hauptsächlich Vieh¬ zucht, Fischfang, letzterer sowohl in dcnvielen tief einschneidenden Buchten (Fjorden), als in der von beständigen Stürmen umbrausten Insel¬ gruppe der Lofoden, und Bergbau, da das Laud an Eisen und Kupfer außerordentlich reich ist. In Finnmarken und Lappland leben gegen 20.000 Lappen, größtenthcils von Reunthieren. Schweden wird in 24 Läne (Kreise), Norwegen in 5 StiftSämter eingetheilt. Stockholm (136.000 E.) am Mälarsee auf zehil Juseln erbaut, Residenz; Upsala (10.000 E.1, Universität, — nördlich die großen Eisen¬ gruben von Daucmora; Faluu, berühmtes Kupferbergwerk; Norr- köpiug (spr^ Norrtschöping 23.000 E.) mit Tuchfabriken; Carlskrona (16.000 E.), Kriegshafeu; Malmö (22.000 E.); Lund, Universität; 143 Gothenburg (45.000 E.) in wilder, phantastischer Gegend mit Fabriken und Handel. — Christiani« (65.000 E.), Hauptstadt von Norwegen, Universität, in schöner Gegend gelegen: Kougsverg mit Silberbergbau; Bergen (30.000 E.), Hauptsitz des Stockfischhandels; Drontheim (20.000 E.); Hammerfest auf der Insel Kvalöe, die nördlichste Stadt auf der Erde. 43. Königreich Dänemark. 693 Quadrat-Meilen und 1,600.000 Einwohner. Dänemark ist eine Fortsetzung der deutschen Tiefebene. Die Inseln besitzen große Fruchtbarkeit und herrliche Buchenwaldungen. Eintheilung in 7 Stifter. Kopenhagen (160.000 E.), Hauptstadt mit starken Festungswerken, Universität; Odeusee (15.000 E.); Aarhuus (11.000 E.); Aalborg (11.000 E.). Zu Dänemark gehören auch die Faröer-Inlein, Island mit dem Hauptorte Reykjavik und die Besitzungen in Grönland. 44. Königreich Großbritannien und Irland. 5762 Ouad.-Meil. und 29,000.000 Einwohner. Schottland wird durch zwei natürliche Theilungslinicn (thcils tiefeinschncidcnde Busen, thcils Canäle) in drei Theile gesondert. Der nördliche, immer in Nebel gehüllte Theil ist thcils Haide, thcils Wald, — der mittlere Theil oder das schottische Hochland enthält die Gram- pian-Gebirgc (spr. Grämpiän, Ben Nevis, spr. Nihwiß 4100'), — im südlichen Theile ist das Cheviot-Gebirge (spr. Tschewiöt). In England liegen die Gebirge auf der Westseite in drei getrennten Massen: a) In Nordcngland das Pcninische Gebirge und südlicher daran der Hohe und der Niedere Peak (spr. Pihk); b) die Gebirge von Wales (spr. Wehls, Snowdon, spr. Snohdn 3350'); o) dasHerg- land von Cornwall im Südwestcn. Der Ostthcil Englands ist thcils eben, theils hügelig, von unzähligen Canälen durchzogen. Südlich von der Themse zieht von Westen nach Osten eine Hügelkette, die Rorth- nnd South - Downs (spr. Norß- und Sauß-Dauns). Die Südküste besteht aus hohen weißen Kreidenfelsen. In Irland, wegen der grünen Flächen auch Smaragdinsel genannt, liegen einzelne kleine Berggruppen 144 meist in der Nähe des Meeres, wie die Borge von Wicklow im Süd¬ osten, die Berge von Kerry im Südwesten. Flüsse: Themse, Buse (spr. Ans), Humbrc (spr. Oembr, bei Hnll), Tyne (spr. Tein, bei Newcastle, spr. Njukaßl), Tweed (spr. Twied), Tay, Clyde (spr. Kleid'», Mersey bei Liverpool (spr. Liwer- puhl), Severn mit dem Avon; in Irland Shannon (spr. Schännön), Darrow, Erne. Seen finden sich viele in Irland und Schottland. Das Klima wird von dem umgebenden Meere bestimmt, daher wenig Frosttage im Winter und wenig heiße Tage im Sommer. Nebel und Regen sind sehr häufig, daher die üppigen grünen Wiesen. Den größten Reichthum hat England an Steinkohlen und Eisen, in Folge dessen das großartigste Fabrikswesen auf der Erde und die vielen und großen Städte. Die Küste hat viele Meerbusen und bequeme Häfen, die Flüsse sind weit in das Land schiffbar, Canäle und Eisenbahnen erleich¬ tern den Verkehr nach allen Seiten. Viehzucht und Ackerbau sind aus¬ gezeichnet. Großbritannien ist die erste Seemacht und Handelsnation. Englund wird in 40, das Fürstenthum Wales in 12 Shires (spr. Schirs, Grafschaften) eingetheilt. London (3,000.000 E.), der Mittelpunkt des Welthandels, wo jährlich über 30.c>00 Schiffe ans- und einlaufen, die g ißte Stadt der Erde, drei Meilen lang und zwei Meilen breit. Die bedeutendsten Gebäude sind: der königliche Palast von St. James (spr. Dschehms), die neuen Parlaments-Gebäude, die Bank, in deren Kellern die größte Menge edler Metalle liegt, die Westmiuster-Abtei und die St. Pauls-Kathedrale; Can¬ terbury (spr. Käntörberri), Sitz des Erzbischofs-Priwqs von England; Dover, Ueberfahrt nach Frankreich; Portsmouthistspr. PortsmöFstnnd Plymouth (spr. Plymöß), Haupt-Kriegshäfen und See-Arsenale; Sout¬ hampton (spr. Saußemptn), Hauptstation für die Dampfschiffs; Bristol (164.000 E.), große Handelsstadt; Oxford, berühmte Universität; Cam¬ bridge (spr. Kämbridsch), Universität; Birmingham (spr. Börminghäm, 330.000 E.), berühmte Fabriken in Stahl- und Messingwaaren; Sheffield (spr. Schesild, 1ÄP.OOO E.) die berühmtesten Messerfabriken; Manchester (spr. Mäntschester, 364.000 E.) die großartigsten Fabriken in Baumwoll- waaren; Leeds (spr. Lihdds, 22S.OOO E.l, die größten Tuchfabriken; Liverpool (ißo.ooo E.) und Hnll (100.000 E.), große Handelsstädte; Dark (40.000 E.), dem Range nach die zweite Stadt im Königreich, mit prachtvollem gothischen Dom; Newcastle (110.000 E.) mit den 145 reichsten Steinkohlengruben; Merthyr-Tydvil in Wales hat eine unge¬ heure Eisenproduktion. Schottland zerfällt in 33 Shires. Edinburg (170.000 E.), Haupstadt in ausgezeichnet schöner Lage, Universität; Glasgow (spr. Gläsgoh 400.000 E.), große Fabrikstadt; Perth (spr. Perß), früher Residenz der schottischen Könige, mit dem Grabe des Barden Ossian; Dundee (spr. Döndi) mit.dem größten Leinwand¬ handel Großbritanniens; Aberdeen (spr. Aebördihn), Universität. Die Hebriden sind mit Haidekraut und Sumpf bedeckte Berge, wo Nebel und Regen herrschen und deren Bewohner Schafzucht und Fischfang treiben, ähnlich auf den Drkney- und Shetlands-Inseln. Irland enthält 32 Counties (spr. Kauntis, Grafschaften.) Dublin (320.000 E.), Hauptstadt; Belfast (120.000 E.), Haupt- Handelshafen Irlands; Galway, wichtiger Hafen; Cork (90.000 E.) liefert aus seinen Schlachthäusern das meiste Fleisch für die Schiffe. Unter den kleinen Inseln verdienen erwähnt zu werden: Insel Man, Wight (spr. Ueit), die normanischen Inseln Guernlcp (spr. Gernsi) und Jerscp (spr. Dschersi), Helgoland vor der Elbe- und Wesermündung. 45. Königreich Niederlande. 596'/2 Quadrat-Meilen und 3,530.000 Einwohner. Das flachste und tiefgelcgenste Land in Europa, theilweise, na¬ mentlich in den Provinzen Nord- und Süd-Holland tiefer als der Meeres¬ spiegel und daher durch Dämme (Deiche) gegen den Einbruch des Meeres geschützt. Nur in der Provinz Gelderland gibt es einige Hügel in der großen Sandhaide. Das Land ist nach allen Richtungen von Canälen durchschnitten, auf welchen täglich von den bedeutenderen Städten Zieh¬ kähne abgchen, die von Pferden im Trabe gezogen werden. Die zahllosen Abzugsgräben heißen Sloten; im Winter gibt das Zufrieren der Canäle und der überschwemmten Wiesen Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen. Die Städte sind meist regelmäßig gebaut und von Canälen (Grachten) durch¬ schnitten. Die Landstraßen sind mit harten auf die schmale Seite gesetz¬ ten Ziegeln (Klinker) gepflastert. Das Klima ist dem englischen ver¬ wandt und die Nebel sehr häufig. Holz findet man fast gar nicht und bezieht es daher auf dem Rhein ans dem Schwarzwalde. Das gewöhn¬ liche Brennmittel ist der Torf. Jeder Fleck Landes wird sorgfältig be¬ nützt, die Blumenzucht mit besonderem Eifer betrieben, der Viehzucht Koze nn, Geographie. 10 146 große Aufmerksamkeit gewidmet und ein vorzüglicher Käse bereitet. Schiffbau, Bleiweiß- und Tabakfabrikcn, Leinwand- und Papiererzeugung beschäftigen die Industrie, den Haupterwerb gibt der Handel und die Fischerei, besonders der Häringsfang. Eigenthümlich ist die große Rein- lichkcitsliebe der Holländer und die Menge der Windmühlen, sowie die vielen Festungen und Vertheidigungslinicn des Landes. Eintheilung in 11 Provinzen. Haag (86.000 E.), Residenzstadt, 1 Stunde von der Nordsee ent¬ fernt, in der heitersten Gegend Hollands; Rotterdam (115.000 E.), Kriegshafen, mit Getreide-, Wein-, Tabak- und Flachshandel; Amster¬ dam (264.000 'E.), auf Pfählen erbaut, ungeheuere Schiffswerfte, gro߬ artiger Handel mit Kaffee, Zucker uud Staatspapieren s weltbekannt durch die Diamantschleifereien; Alkmaar, größte Käseniederlage; Helder am Ende des großen Nordholländischen Canals, welcher Amsterdam mit der Nordsee verbindet; Harlem, Hauptsitz des Leinen- und Blumenhandels; Dortrecht, Hauptmarkt für das Flößholz; Blissingen auf der Insel Walcheren ist der erste Kriegshafen; Leyden (40.000 E.), Utrecht (spr. Uetrecht, 58.000E.) und Gröning en (38.000 E.) mit Universitäten; s'Her- togenbosch, Nijimwegen, Zütphen, Maastricht, starke Festungen. DaS Groscherzogthum Luxemburg mit 46^ Quadrat-Meilen und 200.000 Einwohnern, ebenfalls im Besitz des Königs der Nieder¬ lande, wird ganz von den waldigen Ardennen erfüllt, die mit Buchen und Eichen bedeckt, reich an Eisen, Zink und Kohlen sind, jedoch einen felsigen und mageren Boden haben. Luxemburg (14.000 E.) mit Eisen- und Lederindustrie. 46. Königreich Lrlgien. 536 Quadrat-Meilen und 4,900.000 Einwohner. Belgien liegt im Schelde- und Maasgebiet, wird in Südosten von den an Eisen, Zink und Kohlen reichen Ardennen bedeckt, ist in Nord¬ osten meist Sandhaide oder Torfmoor, in Nordwesten wie ein Garten. Kein Land auf der Erde ist so dicht bevölkert. Die Einwohner sind im nördlichen Theile Niederländer mit vlämischer, im südlichen Wallonen mit französischer Sprache. Der Ackerbau wird mit der größten Umsicht betrieben, die Biehzucht gibt den bekannten Limburger Käse. Die Industrie ist ausgezeichnet und liefert die feinsten Leincnwaaren und 147 Spitzen, die besten Gewehre und das gesuchteste Glas. Eintheilnng in 9 Provinzen. Brüssel (Klein-Paris genannt, 190.000 E.), Hauptstadt mit pracht¬ vollem gothischem Rathhans, Universität; Gent (Oanck, 124.000 E.), durch Canäle in 26 Inseln getheilt und durch 300 Brücken verbunden, mit vielen Fabriken, starker Blumenzucht, Universität; Brügge (52.000 E.) mit sehr bedeutendem Leinwandhandel; Ostende (18.000 E.), starke Festung und berühmtes Seebad; Antwerpen (invers, 124.000 E.), Handelsstadt und Belgiens Hauptfestung, mit berühmter Maler-Akademie, Diamantschleifcreien und einer der schönsten Kathedralkirchen in Europa; Lüttich (l-iöZs, 102.000 E.), eine der wichtigsten Fabrikstädte Europas, erzeugt Lein-, Baumwoll-, Schafwoll- und Glaswaaren, Gewehre und Maschinen und besitzt eine der größten Kauonengießercien, Universität, — südwestlich die große Maschilienbauanstalt Seraing; Mecheln (dlLIines, 36.000 E.), Sitz des Erzbischofs; Löwen (Uonvain, 34.000 E.), Universität, berühmte Bierbrauereien; Namur (27.000 E.), starke Festung; Mons oder Berg en (30.000 E.) mit großartigen Kohlenbergwerken; Berviers, Hauptsitz der belgischen Wollindustrie. 47. klliscrthiw Frankreich. 9850 Quadrat-Meilen und 38,000.000 Einwohner. Frankreich wird in Südwesten von den Pyrenäen begrenzt. In Südosten breiten sich über ein ausgedehntes Gebiet die Wcstalpcn aus, welche von Süden nach Norden als Mceralpcn, rottische Alpen (Monte Viso 11.827"), grafische oder graue Alpen (Mont Cenis 11.0580, savoyesche Alpen und die Mont Blanc-Gruppe (14.807") unterschie¬ den werden. Pässe über die Alpen sind: Col di Tcnda, Grnrvre und der Paß am Mont Cenis. Zum französischen Mittetgcbirge gehören die Scvennen, welche in nordöstlicher Richtung vom Canal dü Midi gegen Lyon ziehen und dann durch die Gebirge von Lyonnais, Charo- tais, Cöte d'Dr und das Plateau von Langres fortgesetzt werden, — die Vogesen am linken Nheinufer, — das Fore?-Gebirge zwischen Loire und Allier, — das rauhe vulkanische Gebiet der Auvergne (spr.Owernj, Mont Dore 5806", Puy de Dome 4500"), westlich davon die Berge der Marche (spr. Marsch) und die Berge von Limousin, — die Berge der Bretagne (spr. Bretajn). 10* 148 Flüsse: Rhein, Mosel, Maas, Somme, Seine (spr. Sehn) mit den Nebenflüssen Oise (spr.Oas) mitderAisne, Marne, Aube, Nonne, Eure, Loire (spr. Loar) mit Allier, Cher, Vienne, Sarthe, Charente (spr. Scharant), Garonne, an der Mündung Gironde genannt mit Dordogne (spr. Dordojn), Lot, Tarn, Arrisge (spr. Arrissch), Adour mit Gäve, Rhöne mit Saöne (spr. Sohn) und deren Zufluß Doubs, Jssre, Durance (spr. Dllrauß). Dem größeren Theile nach ist Frankreich ein zusammenhängendes Flach- und Tiefland von wellenförmiger Oberfläche mit vielen schiffbaren Flüssen und vielfach verzweigter Canalverbindung. DasKlima ist gleich¬ förmig gemüßigt, nur die wenigen Gebirgslandschaften find etwas rauher, die Südseite der Sevenuen und Alpen aber ein reines Südland mit immergrünen Laubhölzern, Orangen und Oliven. Das Land erzeugt das beste Obst in Europa und hat den größten Weinreichthuiu auf der Erde (Bordeaux-, Burgunder-, Champagnerweine). Einen großen Ruf im Auslande haben die Seidemvaaren von Lyon und die mannigfaltig¬ sten Modeartikel von Paris. Die Industrie in Baumwoll- und Woll- waaren und in der Rübenzuckerfabrikation wird in den nordöstlichen Landschaften von der Normandie bis zum Oberrhein ungemein schwung¬ haft betrieben. DieBewohner sind in der großenMehrzahlFranzosen, 1,300.000 Deutsche im Elsaß und nordöstlichen Lothringen, 1 Million bretonische Gelten in der Bretagne, an 150.000 Basken nm Bayonne, 250.000 Italiener in Corstca und 160.000 Juden im Lande vertheilt. Das ganze Reich ist in 89 Departements eingetheilt, im Auslande sind jedoch die alten historischen Namen der einzelnen Landschaften, wie Norman¬ die, Champagne, Burgund, Elsaß, Provence (spr. Prowanß) u. s. w. mehr bekannt und gebräuchlich. Paris (1,800.000 E.), Hauptstadt, über drei Meilen im Umfange, mit starken Befestigungen umgeben. Die merkwürdigsten öffentlichen Gebäude sind die gothische Kirche Notre-Dame, die Paläste Louvre, Tuilerieu und Palais royal, unter den öffentlichen Orten die Boulevards, näm¬ lich große und prachtvolle mit Bäumen besetzte Straßen, und die eliseisch en Felder; St. Denis, Begräbnißort der französischen Könige; Versailles, St. Cloud, Compiägne und Fontainebleau, kaiserliche Schlösser mit 149 großen Parks; Ssvres westlich bei Paris, die berühmteste Porcellan- fabrik und Glashütte; Rheims (56.000 E.), ehemalige Krönungsstadt mit großen Weinlagern und einem merkwürdigen gothischen Dom; Orleans (52.000 E.), ehemals Residenz; Bourges mit einer der größten und schönsten gothischen Kirchen; Vichy, berühmtes Bad am Allier; Tours (40.000 E.) in herrlicher Gegend voll Weingärten und Obstpflanzungen; Angers (54.000 E.) mit großen Spinnereien; Rouen (100.000 E.) eine der blühendsten Städte Frankreichs, Mittelpunkt einer sehr ausgedehn ten Wall- und Baumwollwaaren-Jndustrie, mit einer prachtvollen gothischen Kirche; Le HLvre (75.000 E.), der wichtigste Handelshafen Frankreichs; Cherbourg (42.000 C.), Frankreichs stärkster Kriegshafen; Amiens (60.000 E.) mit vielen Seidenfabriken; Boulogne mit sehr besuchten Seebädern; Calais (spr. Kaleh), sehr fester Hafen und Ueberfahrt nach England; Lille (150.000 E.), eine der stärksten Festungen Europas, aus¬ gezeichnet durch Baumwoll- und Leinwandindustrie; Metz (57.000 E.), starke Festung; Nancy (50.000 E.), ehemalige Hauptstadt von Lothringen; Straßburg (84.000 E.), großer Waffenplatz und eine der ersten Industrie-, Handels- und Gelehrtenstädte Frankreichs mit dem berühmten gothischen Münster; Colmar und Mühlhausen mit sehr lebhafter Baumwoll- Industrie. Besang on (45.000 E.), starke Festung, Mittelpunkt sehr bedeutender Uhrenfabrikation; Dijon (36.000 E.), die alte Hauptstadt von Burgund, von jeher durch Wissenschaft und Künste ausgezeichnet; Lyon (325.000E), die zweite Stadt des Reiches, der wichtigste Ort für Seidcnwaarcn, berühmt durch Gold- und Silberarbeiten; St. Etienne (86.000 E.) mit großen Fabriken für Waffen und Seidenbänder; Grenoble (36.000 E.), Festung in einem großartigen Alpenthale; Chambsry, Hauptstadt von Savoyen, von reichen Weingärten umgeben; Marseille (300.000 E.) 600 Jahre vor Christi von den Griechen angelegt, eine der wichtigsten Handelsstädte Europas, von Gärten, Weinbergen, Fabriken und Landhäusern umgeben; Aix (spr. Aehß) von Olivenpflanzungen umgeben, ehemals die Hauptstadt der Provence; Toulon (80.000 E.), großer Kriegshafen; Nizza (50.000 Einwohner), wegen des gesunden Klimas von Fremden aus den nörd¬ lichen Ländern sehr besucht, — nordöstlich Monaco, Sitz eines selbststän¬ digen Fürsten; Avignon (40.000 E.), im Mittelalter Sitz der Päpste; Toulouse,(120.000 E.) am Canal dü Midi, mit einer großartigen Ka- noncngiesierei; Montpellier (52.000 E.) mit einer ehemals berühmten Universität; Nimes (60.000 E.) mit Seiden- und Baumwollfabriken; Beaucaire hält im Juli eine berühmte Messe; Bagneres de Bigorre, berühmtes Bad.in den Pyrenäen; Bayonne, Festung, — an der Küste 150 das Seebad Biarritz; Bordeaux (spr. Bordoh, 190.000 E.) an der Gironde, welche einen vorzüglichen Hafen abgibt, Mittelpunkt des Wein- und Branntweinhandels für das südliche Frankreich, — in der nordwestlich liegenden Landschaft Medoc wachsen die besten Weinsorten, — südwestlich liegt die ausgedehnte Landes genannte Haide, mit Kieferwald und Süm¬ pfen, wo die Hirten auf hohen Stelzen hinter ihren Heerden einherschreiten; Clermond-Ferraud (40.000 E.) in der Auvergne, ganz aus Lava auf¬ gebaut; Angoulsme, — westlich Cognac, Niederlage der ausgezeichneten Franzbranntweine; Nantes (112.000 E.), einer der ersten Handelsplätze Europa's; westlich der wichtige Hafenort St. Nazaire; Brest (80.000 E.), großer Kriegshafen. Auf der Insel Corsica die Städte Bastia und Ajaccio. 48. pyrenäische Halbinsel. a) Königreich Spanien. 9200 Quadrat-Meilen mit 16,500.000 Einwohnern. Die Pyrenäische Halbinsel ist ein Hochland, welches von Norden nach Süden in den zwei Stufen, Alt-Castilien 250G und Neu- Castilien 200G zur Tiefebene von Andalusien abfällt und durch die Pyrenäen (Mont Perdu 10.500h Maladetta 10.478^ vom übrigen Europa scharf geschieden ist. Den Nordrand des Hochlandes bildet das ranlnbrischc Gebirge, welches sich an die Pyrenäen auschließt. Den Südrand von Alt-Castilien bildet das rastilische Scheidegcbirge, dessen Thcile die Sierra Guadarrama, Sierra de Gredos und als Fortsetzung in Portugal die Sierra Eslrella sind. Der Südrand von Neu-Castilien besteht ans der Sierra Morena. Den Süden von Spa¬ nien nimmt die Bergterrasse der" Sierra Nevada (Mulhacen 11.000h ein. Im Osten geht Neu-Castilien in das breite iberische Gcbirgssystem über, meist mit schluchtenartigen Thälern. Die Küstenbildung ist ein¬ förmig ohne tiefer einschneidende Meerbusen, mit wenig schiffbaren Flüssen, daher der Verkehr mit dem inneren Lande sehr erschwert. Der Boden ist dürr und nackt, Wälder selten. Nur die südliche Tiefebene prangt in immergrünen Wäldern und kennt keinen Winter, die wasser¬ armen Hochebenen jedoch leiden gleichmäßig durch strenge Winter und heiße Sommer. Die fruchtbarsten Striche sind am Jncar und Guada- laviar oder der Garten von Valencia, am Segura oder der Garten von 1 151 Murcia, in Portugal das Gebiet zwischen Minho und Tejo. Huerta bedeutet in Spanien ein Gartenland, Vega fruchtbare Hügel. Flüsse: Ebro mit Aragon, Jalon, Gallego, Segre, — Guadaiaviar, — Iurnr, — Segura, — Guadalquivir mit dem Jenil; Guadiana, — Tajo, —Duero mit Pisuerga und Tor¬ in es, — Minho, — Didassoa an der französischen Grenze. Spanien besitzt zu Almaden die reichsten Quecksilbergruben in Europa, ist reich au Steinsalz, liefert das meiste Korkholz und den meisten Safran und erzeugt an den Südküsten vortreffliche Weine. In den dürren Hochebenen wächst ein eigenthümliches Gras, Esparto ge¬ nannt, aus welchem Schuhe, Decken und manche andere Dinge geflochten und die stärksten Schiffstaue gedreht werden. Auf den Canarischcn Inseln wird die meiste Cochenille (Karmin) gewonnen. Bcmerkcnswerth sind die vielen wandernden Hcerden feinwolliger Merinoschafe, die im Sommer gegen Norden ziehen, den Winter im Süden zubringen. Als Zug- und Lastthier wird besonders das Maulthier benutzt. Die Spanier lieben leidenschaftlich die Stierkämpfe und den Tanz. Unter den einzelnen spanischen Landschaften sind die wichtigeren Alt- und Neu-Castilien, Andalusien, Aragonien und Catalonien. Eiutheilung in 49 Provinzen. Madrid (300.000 E.), Hauptstadt am Manzanares mitten zwischen weiten sandigen Flächen; El Escorial am Abhange des Gnadarrama- Gebirges, berühmtes Kloster und Herbstresidenz; Aranjuez (spr.Aranchnes), Sommerresidenz; Toledo (18.000 E.), Sitz des Primas mit großartiger gothischer Kathedralkirche und berühmter Klingenfabrik; Ciudad real mit großen Esel- und Maulthiermärkten; Almaden, berühmtes Ouecksilber- bergwerk; Segovia, ehemals Sitz der maurischen Könige, — südlich das hochgelegene königliche Schloß La Granja; Burgos (25.000 E.) mit einem großartigen gothischen Dom, — in der Nähe der Flecken Vivar, Geburtsort des spanischen Helden Cid; Santander (30.000 E.), vortreff¬ lich gelegener Handelshafen, Hauptausfnhrort für die Wolle; Valladolid (42.000 E.), ehemals Hauptstadt von Castilien; Salamanca (16.000E.), die erste spanische Universität; Leon besitzt die schönste Kathedralkirche in Spanien; Oviedo (14.000 E.), westlich davon eines der größten Stein¬ kohlenlager; Santiago (27.000 E.), berühmter Wallfahrtsort; La Lo- runa (27.000E.) und ElFerol (18.000 E.), befestigte Seehäfen; Badajoz (24.000 E.), Grenzfestung. 152 Ca dix (65.000 E.), die älteste Handelsstadt Europas, um 1200 vor Christi von den Phöniziern gegründet, zugleich sehr fester Kriegshafen, mit sehr bedeutender Seesalzgewinnung; Jerez (spr. Cheres, 40.000 E.) treibt ausgedehnten Handel mit Wein (von den Engländern Scherry genannt); Sevilla (115.000 E.) besitzt eine mächtige Kathedrale, den größten Stier¬ kampfplatz und die größte Tabak- und Cigarrenfabrik; Cordoba (40.000 Einwohner) mit herrlicher Kathedralkirche; Granada (65.000 E.) in herr¬ licher Gegend mit reicher Bewässerung, — auf felsiger Anhöhe das berühmte maurische Königsschloß Alhambra; Malaga (96.000 E.) von Weingärten umgeben, wichtiger Handelshafen, handelt vorzüglich mit Wein, Rosinen, Südfrüchten, Baumwolle und Tabak; Murcia (30.000 E.) mit Seiden¬ fabriken; Elche, von einem Palmenwald umgeben; Valencia (110.000 E.) die ganze Umgebung ein Garten mit arabischer Bewässerungsweise, gibt jährlich drei Ernten und die besten Südfrüchte; Alicante (21.000 E.) treibt bedeutenden Handel mit Wein und Weintrauben; Barcelona (180.000 E.), der wichtigste Handelshafen Spaniens mit großen und vielen Fabriken, — nordwestlich auf dem Berge Montserrat ein berühmtes Beue- diktinerklofter; Tarragona (18.000 E.), Torto sa (18.000 E.) und Figue- ras, Festungen; Zaragoza (spr. Saragoßa, 60.000 E.) in wein- und ölreicher Gegend; Pamplona (24.000 E.), Festung; Bilbao 20.000 E.), Hauptort von Biscaha, — in der Nähe sehr lebhafte Eisenindustrie. Auf den balkarischen Inseln: Palma (45.000 E.) und Mahon (15.000 E.) mit Fischerei und Handel. Die Canarischen Inseln haben eines der angenehmsten Klimas auf der Erde. Auf der Halbinsel Tenerife ist der 11.434t hohe Vulkan Pico de Teyde. Auf der afrikanischen Küste besitzt Spanien eine Anzahl Presidios, d. i. Gefängnisse, wie Ceuta, Melilla u. s. w. Gibraltar (25.000 E.) auf einer hohen Landzunge, ist eine der stärksten Festungen und im Besitze der Engländer. Republik Andorn mit 7 Quadrat-Meilen und 8000 Einwohnern ist ein unabhängiges Thal in den Pyrenäen unter Frankreichs und Spaniens Schutz. l>) Königreich Portugal. 1786 Quadrat-Meilen und 4,000.000 Einwohner. Die wichtigsten Erzeugnisse Portugals sind: Seesalz, Wein, Südfrüchte und berühmte Schinken. Eintheilung in 6 Provinzen und die Inseln. 153 Lissabon (270.000 E. , Hauptstadt in prachtvoller Lage amphi- theatralisch am rechten Ufer des zwei Stunden breiten Tejo, — nordwestlich Cintra, Sommersitz reicher Lissaboner, — nördlich Mafra mit einem königlichen Palast, dem prachtvollsten Bauwerke Portugals mit weiter Aussicht über den Ocean; Setubal (16.000 E.) treibt sehr bedeutenden Handel mit Wein und Seesalz; Elvas, Grenzfestung; Coimbra (15.000 E.) in malerischer Lage, mit einer Universität; Oporto (80.000 E.), ehemals Uortus Oats, daher der Name Portugal, großartiger Weinhaudel (Portwein); Braga (16.000 E.), ehemals Residenz; Bragan?a, Stamm¬ ort des regierenden Hauses; Die Insel Madeira wird wegen ihres milden Klimas von vielen Fremden als Winteraufenthalt aufgesucht, — Hauptort Funchal (20.000 E.). Die Azoren treiben vorzüglich Orangenzucht, Hauptinsel Terceira. 49. Königreich Aalien. 5166 Quadrat-Meilen und 25,000.000 E. Italien ist im Norden in einem weiten Bogen von den Alpen begrenzt. Die Apenninen hängen mit den Westalpen zusammen, um¬ spannen zuerst den Busen von Genua, durchstreichen dann die Halbinsel bis zum Golf von Tarent und haben in den Abrufen (Gran Sasso 89S(U) ihre größte Breite und Höhe; nördlich fallen sie von einer Mittelhöhe von 300G stufenförmig zur lombardischen Tiefebene herab. An die Apenninen schließt sich im Süden das catabrische Gebirge und endet mit der Südspitze Italiens. Im mittleren Apennin liegt das Sabiner und Volsker Gebirge. Als getrennte Gebirgsmassen treten auf: im Osten Monte Gargana, der vulcauische Bezirk von Neapel mit dem Vesuv 3700h die Hochfläche von Sicilien mit dem Vulcan Aetna 10.171h die Liparischen Inseln mit dem Vulcan Stromboli 3000h die Inseln Ischia, Capri und Elba. Flüsse: Arno, Dmbrone, Liber, Volturno, Bsanto, Pescara, Pa mit den Nebenflüssen Dora baltca, Scsia, Tanaro, Tessin, Trebbia, Adda, Oglio mit Chiese, Mincio, Secchia, Panaro, Etsch, Barchiglione, Brenta, Piave, Tagtiamenta. Italien hat ein mildes Klima und einen reinen blauen Himmel, zugleich aber auch in vielen Gegenden eine ungesunde Luft, die malnris, 154 welche bösartige Fieber erzeugt. Solche ungesunde Landstriche sind die versumpften Küstenniederungen, wie die Maremmen südlich von Li¬ vorno, die Pontinischen Sümpfe südöstlich von Rom, die römische Campagna, d. i. die Gegend um Rom. Unteritalien wird häufig von vulcanischen Ausbrüchen und Erdbeben heimgesucht. In den Apenninen reichen die immergrünen Laubhölzer bis 1200 Fuß Höhe, die Süd¬ früchte, wie Orangen und Citronen, gedeihen am besten auf Sicilien, finden sich aber auch schon am Gardasee. Das bedeutendste Erträgniß liefert die Seidenzucht, sehr einträglich ist ferner die Parmesankäse¬ bereitung in dem Landstrich zwischen Lodi und Cremona. Italien erzeugt die feinsten Strohhüte, hat den reinsten Marmor und den meisten Schwefel auf der Erde. Die Insel Elba ist berühmt durch die uner¬ schöpflichen Eisenerzlager. Hervorragend ist das Land durch die Werke der schönen Künste, Musik, Malerei, Bildhauerei und Baukunst und daher das vielersehnte Reiseziel für Künstler und Kunstfreunde. Ueber- aus günstig ist die geographische Lage in dem weiten Mittelmeerbecken für den Verkehr mit Südenropa, Nordafrika und Westasieu. Das Kö¬ nigreich ist in Provinzen eingetheilt, welche in ihrer Ausdehnung den französischen Departements ähnlich sind. Bekannter sind im Auslände die Namen der einzelnen Landschaften, wie sie sich geschichtlich entwickelt haben und in der nachfolgenden Aufzählung angegeben werden. 1. Piemont. Turin (180.000 E.), in sehr schöner Lage, regelmäßig gebaut, mit vielen Seidenfabriken, nordöstlich auf einer Anhöhe die präch¬ tige Kirche In SnxsiAn; Asti (20.000 E.) in weinreicher Gegend; Genua (130.000 E.), In Lnpsrbn genannt, die Marmorstadt, amphitheatralisch am Meere, mit prachtvollen Palästen, Seiden-und Sammtfabriken; Spezzia, ausgezeichneter Kriegshafen; Alessandria (30.000 E.), starke Festung; Novara (15.000 E.) mit vielen Palästen, nördlich der Lago Maggiore mit den berühmten Borromeischen Inseln. 2. Die Lombardei. Mailand (200.000 E.), eine der schönsten Städte Italiens, mit einem großartigen gothischen Dom, dem größten Buchhandel Italiens, Seidenfabriken und dem wichtigsten Seidenmarkt Europas; Pavia (30.000 E.), Universität, in der Nähe die Certosa (Karthause), das geschmackvollste Gebäude Italiens; Lodi (18.000 E.), rings von den üppigsten Wiesen umgeben, erzeugt die größten Mengen von Parmesan¬ käse; Cremona (32.000 E.), berühmt durch die hier erzeugten Violinen 155 und Saiten; Brescia (42.000 E.) und Bergamo (25.000 E.) mit Seidenfabriken; Peschiera, Festung am Gardasee; Como (12.000 E.), an dein romantischen, mit prachtvollen Landhästsern eingefaßten Comersee. Z. Venetien. Venedig (130.000 E.), ehemals la Dominanto genannt in den Lagunen auf Pfählen erbaut und vom Meere durch eine lange Reihe bepflanzter Inseln (Lidi) getrennt, berühmt durch die vielen pracht¬ volle» Kirchen und Paläste, bekannt durch die Industrie in Goldwaaren und Glasperlen; Padua (54.000 E.), eine der ältesten Städte und berühmte Universität, mit der ausgezeichneten S. Antoniuskirche, westlich in den Euganeen die berühmten Schwefelbäder von Abano; Treviso (20.000 E.) in fruchtbarer Ebene; Udine (26.000 E.) in der Landschaft Friaul, zeigt in allen seinen Gebäuden eine Nachahmung Venedigs; Vicenza (25.000 E.) mit Seidenfabriken; Verona (60.000 E.), starke Festung, mit Seidenfabriken und einem großartigen alten Amphitheater; Mantua (30.000 E.), eine der stärksten Festungen; Legnago, Festung an der Etsch, dabei die ungesunden valli Vsrouosl mit ausgedehnten Reis¬ pflanzungen. Die vier Festungen Peschiera, Verona, Mantua und Legnago bilden das sogenannte Festungsviereck. 4. Die Emilia. Piacenza (40,000 E.), Festung, östlich dabei die ronca lisch en Felder, wo die nach Italien ziehenden deutschen Kaiser große Versammlungen hielte»; Parma (48.000 E.) mit einer bedeutenden Gemälde-Gallerie; Modena (34.000 E.) in freundlicher Lage; Carrara, berühmt durch seine Marmorbrüche; Ravenna (20.000 E.), ehemals Seestadt, jetzt über 1 Meile vom Meere entfernt; Bologna (90.000 E.), genannt la Zrassa, d. i. die fette, mit einer berühmten Universität und zwei schiefen Thürmen, — in der Umgebung wächst der beste Hanf; Fer¬ rara mit Seidenfabriken. 5. Toscana. Florenz (115.000 E.), Dirsurs la della, Haupt- und Residenzstadt, in einem weiten höchst anmnthigen Thale, von Weinhügeln, Olivenpflanzuugen und Landhäusern umgeben, reich an Palästen und schö¬ nen Kirchen, mit Seidenfabriken und Strohflechtereien; Pistoja liefert Fliutenläufe und Pistolen, die von diesem Orte ihren Namen haben; Livorno (84.000 E.), einer der ersten Handelsplätze Europas, mit gro¬ ßen Oelmagazinen; Pisa (34.000 E.) mit einer Universität, einem schiefen Thurme und berühmten warmen Bädern; Lucca (24.000 E.) mit war¬ men Bädern; Siena (24.000 E.) mit einem der schönsten gothischen Dome; Arezzo mit großartiger Kathedralkirche. 6- Die Marken. Ancona (32.000 E.), Hafen und Festung; Loreto, berühmter Wallfahrtsort; Sinigaglia mit sehr besuchten Messen. 156 7. Umbrien. Perugia (Perudscha, 15.000 E.) in schöner Lage auf steilem Berge; Terni mit einem herrlichen Wasserfall. 8. Neapel. Neapel (430.000 E.) in der prachtvollsten Gegend am " Golf von Neapel amphitheatralisch sich ansbreitend, bekannt durch die Laz- zaroni, eine ohne bestimmte Beschäftigung und ohne Obdach auf den Straßen lebende Volksklasse, — im Westen die phlegrüischen Felder, eine vulkanische Gegend mit schwefeligen Ausdünstungen, — im Südosten der Vesuv, rings mit Weingärten zwischen den Lavafeldern umkränzt, an seinem Fuße die verschütteten Städte des Alterthnms Herculanum und Pompeji; Salerno, ehemals berühmte medicinische Schule; Foggia (32.000 E.), bedeutender Handelsplatz; Barletta (27.000 E.) mit reichen Salinen; Bari (32.000 E.), Hafen und Festung; Brindisi mit gutem Hafen; Taranto in fruchtbarer Gegend auf hoher Felsrnsel; Reggio zwischen Orangengärten und Olivenhainen. 9. Sicilien. Palermo (170.000 E.) in schöner Lage mit sehr aus- -gedehntem Handel mit Olivenöl, Orangen und Citronen; Messina (64.000 E.) mit großem und schönem Hafen und sehr bedeutendem Handel mit Südfrüchten; Catania (65.000 E.) am Fuß des Aetna, die schönste Stadt Sicilicns; Siracusa, 800 Jahre v. Chr. gegründet, in herrlichem Klima, in welchem das Zuckerrohr gedeiht; Girgenti (spr. Dschirdschenti), das alte Agrigent, Hauptort für den Schwefelhandel; Marsala mit sehr bedeutendem Weinbau und Weinhandel. 1Ü. Insel Sardinien. Cagliari (30.000 E.), eine carthagische Stadt mit schönem Hafen; Sassari (24.000 E.) zwischen Olivenwäldern. Republik San Marino. 1 Quadrat-Meile und 7000 E., südwestlich von Rimini. Der Kirchenstaat mit 214 Quadrat-Meilen und 700.000 E. Rom (200.000 E.), eine der sehenswerthesten Städte auf der Erde. Zu den besonderen Merkwürdigkeiten gehört die St. Peterskirche, die größte auf der Erde, 663 Pariser Fuß lang und bis zur Spitze des Kreuzes 487 Fuß hoch, daran schließt sich der Vatican, der größte Palast mit mehr als 2000 Gemächern, — die Engelsburg (Cittadelle und Staatsgefängniß) — das Colosseum, ein ovales Amphitheater aus dem Alterthume, — 3 große aus der alte» Römerzeit herrührende Wasserleitungen führen der Stadt Quellwasser zu und machen sie zur wasserreichsten Hauptstadt Europas; Tivoli mit merkwürdigen alten Ruinen; Frascati und Albano am Albaner Gebirge mit Landhäusern der vornehmen Römer: Castel Gan dolfo, päpstliches Residenzschloß für die Herbstzeit am Albaner See; Civita vecchia, Festung in ungesunder Gegend. Die Insel Malta mit Gozzo 5 Quadrat-Meilen und 150.000 E. ist im Besitze der Engländer. 157 30. Europäische Türkei. 6175 Quadrat-Meilen und 10,600.000 E. Die türkisch-griechische Halbinsel ist ganz von Gebirgen erfüllt, nur an den Flüssen Wojutza, Salamvria, Wardar und Karasu sind kleine Tiefebenen. Von der Kulpa bis an den See von Skutari reicht das bosnisch-serbische Gebirgsland, ein zerrissenes höhlenreiches Ge¬ biet mit tiefen Gründen und Steinwüsten, aus zahlreichen parallelen Ketten gebildet (Dormitor 7500' auf der Nordseite, Kom 8500' auf der Südseite von Montenegro, Kopaonik 5660' auf der Ostseite des Ibar). In nordöstlicher Richtung gegen die Quelle des Ibar streicht die Kette des Schseb und parallel damit weiter südöstlich die Hoch¬ kette des Schnr-Dagh (8000'), von welchem nach Süden das Gra^ mos-Gebirge streicht und sich im Pindns fortsetzt. An der Quelle des Wardar zweigt sich ein anderer Zug vom Schar-Dagh ab und streicht gegen den Busen von Salonich, an dessen Westseite die Berge Olymp, Ossa und Peliou liegen. In der Osthälfte der türkischen Halbinsel schließt sich bei der Stromenge von Orsova an das Banater Gebirge ein Bergzug an, der in einem nach Osten gerichteten Bogen in den Balkan oder Hämus übergeht. Der Balkan hat im Westen 5000' hohe Gipfel und senkt sich allmälich gegen Osten. Südlich von Sofia beginnt das Nhodope-Gebirge (Rilo-Dagh 8000') und verläuft in 3 Ketten, welche durch die Flüsse Arda und Karasu getrennt sind. Zwischen Barna und der Donaumündung ist die zum Thcil sumpfige Steppenebene Dobrudscha. Die Ost- und Westhälfte der türkischen Halbinsel sind durch die Thalfnrchen der Morava und des Wardar von einander geschieden. Flüsse: Narenta, Moratscha fließt durch den See von Skn- tari, Drin, Wojutza, Aspro, Salamvria, Wardar, Strymon oder Karasu, Maritza, Donau mit den Nebenflüssen Save, welche die Zuflüsse Unna, Vrbas, Bosna, Drina aufnimmt, Morava, ans der serbischen und bulgarischen Morava entstehend, Timok, Schyl Isker, Wid, Alnta, Jantra, Ardschisch mit der Dimbowitza, Jalomitza, Sercth, Pruth. 158 Die Türkei hat ein gemäßigtes Klima und erzeugt Baumwolle, den besten Tabak in Europa, Rosinen, Feigen und viel Rosen zur Bereitung des Rosenöls. Der Herrscher heißt Sultan oder Padischah (Großherr). Die zwei höchsten Beamten sind der Mufti für die geistlichen und dew Großvezier für die weltlichen Angelegenheiten. Die höchsten Staats¬ beamten und Generale führen den Titel Pascha, die höheren Beamten heißen Effendi. Die Kirchen der Muhamedaner heißen Moscheen, die schlanken Thürme an denselben, von welchen herab zum Gebet gerufen wird, nennt man Minar ets. Die Bewohner sind in der Mehrzahl Slaven, diesen zunächst an Zahl kommen die Türken oder Osmanen, dann die Griechen, Armenier und Juden. Eintheilung in nachfolgende Statthalterschaften (Ejalets): 1. Edirne. (Thracien). Constantinopel (700.000 E.), Hauptstadt, das alte Byzanz, am Bosporus, von welchem ein Arm (das goldene Horn) einen vorzüglichen Hafen bildet. Die schöne Lage der Stadt läßt sich nur mit jener von Lissabon vergleichen. Die kaiserlichen Paläste mit allen dazu gehörigen Gebäuden heißen insgesammt das Serail, das Hauptthor am Palaste des Großveziers die hohe Pforte; Adrianopel, (140.000 E.) liefert Seide, grobes Tuch und das meiste Rosenöl; Phi¬ lipp opel (40.000 E.) mit Industrie in Seide und Baumwolle; Gal¬ lipoli, Handelsstadt. 2. SUistria. (Bulgarien). Silistria (25.000 E.), Rustschuk (30.000 E.), Schn ml a (60.000 E.), Varna (25.000 E.), Festungen. 3. Widdin. (Bulgarien). Widdin (25.000 E.), Nikopoli (20.000E.) Festungen; Sistowa (20.000 E.) 4. Nisch (Bulgarien). Nisch (16.000 E.), ehemals Serbiens Hauptstadt. 5. Sofia (Bulgarien). Sofia (30.000 E.) in schöner und frucht¬ barer Ebene mit warmen Quellen. 6. Selauik (Theile von Macedonien und Thessalien). Salonich (70.000 E.), nach Constantinopel der wichtigste Handelsplatz, liefert vor¬ zügliche Bamnwollwaaren, Seidenzeuge, Teppiche und Saffian; Seres, der Mittelpunkt der Baumwoll-Cultur; auf der Halbinsel Athos leben hoch auf dem Berge in 21 Klöstern und vielen zerstreuten Häusern und' Zellen gegen 5000 griechische Mönche; Larissa s25.000 E.) fabricirt Seiden- und Baumwollwaaren; in Thessalien gibt es aus steilen, ganz 159 freistehenden Felsen 10 Klöster, Meteoren genannt, zn denen man in Körben hinaufgewunden wird. 7. Danina (Epirus) oder Süinübanien.Janina (25.000 E.) an einem See; Preveša, Handelshafen; Durazzo (16.000 E.), das alte Dyrrha- chium, Handelshafen. 8. Skntari. Skniari (25.000 E.) mit Gewehr- und Tuchwaaren- fabrikation. 9. Prisrcnd (Nordalbanien). P risrend (15.000E.), eine der gewerb- fleißigsten Städte der Türkei; Prischtina (10.000 E.), — südlich dabei das Amselfeld (Kossovo Polje); Ueschküb (12.000 E.). 10. RnmUi (Mittelalbanien). Bitolia oder Toli Monastir (40.000 E.) mit bedeutendem Handel; Ochrida am See gl. N. in sehr schöner Gegend. 11. Bosnien (Tnrkisch-Croatien und Herzegowina). Serajevo oder Bosna Seraj (40.000 E.) liefert Waffen, Eisen- und Kupferwaaren; Banjaluka (15.000 E.), Festung; Bihatsch, Festung: Traunik (12.000 E.); Mostar (12.000 E.), Hauptstadt der Herzegowina; Fotscha (10.000 E.); Nowibasar (8000 E.), militärisch wichtiger Punkt in der Landschaft Rascien, mit bedeutenden Märkten. 12. Candia oder Creta. Candia (12.000 E.); Canea mit gutemHafen. Das Fürstenthum Serbien. 1000 Quadrat-Meilen und 1,100.000 Einwohner. Serbien ist gebirgig, boll Schluchten und Thäler, hat einen fruchtbaren Boden, große Waldungen und bedeutende Schweinezucht. Es ist eine erbliche Monarchie und an die Türkei tributpflichtig. Belgrad (20.000 E.), Hauptstadt, — südlich davon das fürstl. Schloß Toptschider; Scmendria mit Weinbau und Handel; Kragu- jewatz, früher Residenz des Fürsten. Die vereinigten Fürstenthümer Moldau und Walachei oder die Donaufürstenthümer. 2200 Quadrat-Meilen und 4 Mill. Einwohner. Eine Wahlmouarchie, an die Türkei tributpflichtig. Der üppigste Getreideboden in Europa, reich an Rindern und Pferden. Die Bewoh¬ ner sind Walachen oder Rumänen, außerdem gegen 180.000 Zigeuner. Bukarest (130.000 E.), Hauptstadt; Braila (25.000 E.) und Galatz (30.000 E.), wichtige Handelshäfen, vorzüglich für den Getreide 160 handel; Giurgewo, der wichtigste Landungsplatz für die Dampfschiffe; Krajowa (20.000 E.), Hauptstadt der „kleinen Walachei"; Plojeschti (30.000 E.) mit großen Wollmärkten; Fokschan (20.000 E.); Tutschkow (25.000 E.) mit Getreidehandel; Jassy (70.000 E.), Hauptstadt der Moldau mit sehr bedeutendem Handel; Botuschan (25.000 E.). Das Fürstenthum Montenegro (Crnagora). 80 Quadrat-Meilen und 150.000 E. Eine schwer zugängliche Gebirgslandschaft mit dem Hauptorte Cetinje. 51. Königreich Griechenland. 946 Quadrat-Meilen und 1,350.000 E. Nordgriechenland ist mit einzelnen Berggruppen angefüllt, unter denen das Parnnssos-Gcbirge (7570') am meisten hervorragt. Die Halbinsel Morea oder das peloponesische Hochland hat im Nordrande und im Taygctos-Gebirge, welches die mittlere der drei südlichen Halbinseln erfüllt, die höchsten 7000' übersteigenden Gipfel. Die Inseln sind meist hoch und felsig, viele von vulkanischem Ursprünge. Wein, Korinthen und Oel sind die nennenswerthesten Erzeugnisse, Schafe und Ziegen der hauptsächlichste Besitz. Die Bewohner, Neu¬ griechen, sind Abkömmlinge von Slaven, Albanesen und zum kleine¬ ren Theile von den alten Griechen. Eintheilung in 10 Nomarchien. Athen (42.000 E.), Hauptstadt und Residenz, daneben auf steilem Felsen die Trümmer der Burg Akropolis; Piräus, der Hafen von Athen; Nauplia mit festem Hafen; Argos mit zahlreichen Tempelruinen; Korinth hat starken Weinbau und große Ausfuhr von Korinthen (kleinen Rosinen); Patras (20.000 E.), sehr regsame Handelsstadt; Kalamata im Garten von Morea, wo die besten Südfrüchte gedeihen; Hermupolis (20.000 E.) auf der Insel Syra, der bedeutendste Handelsort Griechen¬ lands; Korfu (20.000 E.), Handelsplatz und Schiffahrtsstation; Zante (20.000 E.) auf der fruchtbarsten unter den Jonischen Inseln mit starker Ausfuhr von Korinthen und Oel. - 52. KMrthmn Kußlaud. 107.000 Quadrat-Meilen und 76 Mill. E. Rußland ist das große osteuropäische Tiefland, aus welchem sich im nördlichen Theile der uralisch-baltische Landrücken mit der 161 — Waidui-Höhesl WO'), im Süden deruralisch-karpalhilcheLandrück en erhebt. Zwischen beiden Landrücken liegt daS große Sumpfland am Prypet, und in weiterer Ausdehnung nach Osten schöne Lindenwälder und der beste Ackergrund Rußlands. Die Grenze gegen Asien bildet der von Norden nach Süden ziehende Ural mit einer Mittelhöhe von 2000' bis 3000' und mit 5000' hohen Gipfeln. Zwischen dem Schwarzen und Caspischen Meere ist das Hochgebirge des Kaukasus (Elbrus 17.425h Kasbek 15.524h. Die Tiefebene am Eismeere besteht zum großen Thcilc aus gefrorenen Sumpfsteppeu (Tundra). Flüsse: Petschora, Mesen, Dwina, Tarnen, Newa, Düna, Riemen, Weichsel, Prnth, Dniester, Bug, Dnieper mit den Neben¬ flüssen Beresina, Prypet, Desna, Don mit dem Douetz, Wolga mit den Nebenflüssen Oka, Wetluga, Kama mit Wjatka und Bje- laja. Reich an Landseen ist der nördliche Theil, besonders die finnische Felsen- und Seenplatte. Der Wasserspiegel des Caspischen Meeres liegt 78' tiefer als jener des Schwarzen Meeres, eine Verbindung zwischen beiden ist durch die Manitsch-Niederung möglich. Bei der großen Ausdehnung des Reiches sind in den verschiede- denen Theilen desselben Klima und die davon abhängige Pflanzenwelt sehr verschieden. Im Norden erstarren die Gegenden fast drei Viertel des Jahres zur Einöde, das Eis auf den Seen und Flüssen wird oft über drei Ellen dick, — im Süden ist vortrefflicher Weizenboden und die weitausgedehute südrussische Steppe, ein unabsehbares Gras- und Kräutermeer im Frühling und Herbst, eine ausgebrannte Wüste im Sommer, ein Tummelplatz der Schneestürme im Winter. Ein dem Lande besonders eigenthümlichcs Erzeugniß ist das mit Birkenrinde gegerbte Juchtenleder. In den Bergwerken des Ural wird viel Gold und Platin gewonnen, aus den Häfen des Schwarzen Meeres viel Weizen und Talg, aus den Häfen der Ostsee Hanf, Flachs und Lein¬ samen ausgeführt, die Bewohner der nördlichen Gegenden beschäftigen sich viel mit dem Fange von Pclzthieren, an der untern Wolga und am Caspischen Meere ist der Fischfang und die Salzgewinnung eine Haupt- erwerbsquellc. Kozenn, Geographie. 11 162 Rußland ist von sehr verschiedenen Nationen bewohnt, die große Mehrzahl jedoch bilden die Slaven, welche sich zur griechisch-orthodoxen Kirche bekennen, deren geistliches Oberhaupt der Kaiser ist. Sie haben noch den alten Kalender, daher sie in ihrer Zeitrechnung um 12 Tage hinter den übrigen Christen zurück sind. Der Kaiser ist unumschränkter Monarch (Samoderschetz, Selbstherrscher). Das Reich wird in Gouver¬ nements und diese in Kreise eingetheilt. Nach der geschichtlichen Ein- theilung besteht Rußland aus nachfolgenden Ländern: 1. Dstseeprovinzen: Petersburg (550.000 E.), Haupt- und Residenz¬ stadt an der Newa mit vielen Fabriken und lebhaftem Handel (hauptsäch¬ lich von Engländern und Deutschen betrieben) — südlich die berühmte Sternwarte Pnlkowa und die Sommerresidenz Zarskoje Selo; Kron¬ stadt (30.000 E.), der wichtigste Kriegshafen Rußlands; Reval (30.000 Einwohner), Festung und Handelsstadt; Dorpat mit Universität und be¬ rühmter Sternwarte; Riga (80.000 E.), sehr wichtige Handelsstadt; Pernau und Libau, Handelshäfen; Mittau, Hauptort von Kurland. 2. Westruhland: Wilna (70.000 E.), Hauptstadt von Litauen; Minsk (30.000 E.); Brest-Litowskii (20.000 E.), starke Festung mit einer Inden-Akademie; Kamienietz-Podolsk (20.000 E.) malerisch auf hohem Felsen. g. Südruhland: Kischinew,(90.000 E.) mit Weinbau, Fabriken und Handel; Chotin, Bender uud Akjerman, Festungen amDniester; Odessa (120.000 E.), der Haupthandelshafen des Schwarzen Meeres, besonders für das Getreide; Niko lajew (84.000 E.), Kriegshafen; Cherson (40.000 E.), Festung; Sebastopol, Hafenstadt auf der Halbinsel Krim; Taganrog (20.000 E.) mit lebhaftem Getreidehandel. 1. Kleiu-Nuhlaud: Kijew (70.000 E.), uralte Stadt auf mehreren Hügeln, ehemals Hauptstadt des russischen Reiches, mit der ältesten russi¬ schen Universität; Verkitschew (58.000 E.), größtentheils von Juden bewohnt; Poltawa (30.000 E.) mit Handel und Salpetersiederei; Char¬ kow (50.000 E.) mit bedeutendem Handel. 5. Groh-Uussiand: Archangelsk (20.000 E.), wichtiger Handels¬ ort; Ustjug-Welikij, Hauptsitz des Pelzhaudels; Wologda, Nieder¬ lage des inneren Handels für den ganzen Norden; Nowgorod (18.000 E.), die Wiege des russischen Staates, war im 12. Jahrhundert ein mächtiger Freistaat; Smolensk (24.000 E.), Festung; Moskau (360.000 E.), die alte Hauptstadt in der Mitte des Reiches, Wohnsitz der ältesten und reich¬ sten Familien, der Hauptsitz der Industrie, der Mittelpunkt des ganzen Handels, mit der ersten Universität des Reiches, — besonders bemerkens- 163 Werth ist der Kreml, die alte Residenz der Czare, ein dreieckiger befestigter Stadttheil in der Mitte der Stadt; Nischnij-Nowgorod (40.000 E.) hält im Juli eine berühmte Messe, welche ans allen Theilen Europas und Asiens besucht wird; Tula (60.000 E.), große Fabrikstadt mit einer der größten Gewehrfabriken in Europa; Orel (36.000 E.) und Woronesch (40.000 E.) mit lebhaftem Handel. 6. Czarthum Kasan: Kasan (64.000 E.) erzeugt viel Juchten; Perm mit reichen Kupfergruben; Jekaterinburg (22.000 E.), die wich¬ tigste Bergstadt am Ural, — nördlich Nischnij-Tagilsk, wichtige Berg¬ stadt mit der bedeutendsten Platinwäscherei. 7. Czarthum Astrachan: Astrachan (42.000 E.) mit viel Industrie in Seide, Baumwolle, Juchten, ferner Weinbau, großartigem Fischfang, Salz- und Salpetersiedereien; Saratow (64.000 E.), große Salzuieder- lage, — au der Wolga liegen über 100 deutsche Colonistendörfer; Samara (36.000 E.), der wichtigste Getreidemarkt au der Wolga; Orenburg (20.000 E.), Festung; Uralsk, Hauptort der uralischen Kosaken; Slatoust mit reichen Goldminen; Tscherkask (20.000 E.) im Lande der Don'schen Kosaken, Sitz des Ordnungs-Richters. 8. GroWrstenthum Finnland: Helsiugsfors (20.000 E.), Uni¬ versität; Abo (15.000 E.) mit Schiffbau und Handel; Torueä an der schwedischen Grenze. 9. Polen! Warschau (200.000 E.) Hauptstadt auf einer Anhöhe an der Weichsel, Mittelpunkt der Industrie und des Handels in Polen; Plotzk (18.000 E.) mit starkem Getreidehandel; Lodz (36.000 E.) mit sehr bedeutender Leinweberei; Czeustochau, berühmter Wallfahrtsort; Lublin (20.000 E.) mit bedeutendem Handel; Zamosc, starke Festung auf der Straße von Warschau nach Lemberg. 10. Statthalterschaft Kaukasien: Tiflis (60.000 E.) in der Land¬ schaft Georgien oder Grusien mit warmen Bädern; Eriwan, westlich davon Etschmiadsin, berühmtes Kloster, Sitz des armenischen Patriarchen; Kutais, Hauptort der ehemaligen Landschaft Kolchis, — nördlich die Landschaft Mingrelien; Baku mit zahlreichen Naphtha- und Salzquellen; Jekaterinodar und Stawropol, Hauptorte in Ciskaukasien. 11* Asien. 53. Sodengrstalt. Asim hat die ausgedehntesten Hochländer, welche größtentheils von Randgebirgcn umschlossen sind. Diese Hochländer sind: der Kau¬ kasus, Kleinasien, Syrien, Arabien, Iran, Dekhan, Centralasicn. Südlich vom Kaukasus erhebt sich die Hochfläche von Armenien (Ararat 15.870') und senkt sich nach Westen in das Kleinasiatische Hochland, nach Süden in die Tiefebene des Euphrat. An den Taurus, welcher bis 11.000' hohe Gipfel hat und den Südrand von Kleinasien bildet, schließt sich das Syrische Gebirge (Libanon 9440') und zieht in zwei Parallelketten, zwischen denen sich das tiefcingeschnittene Thal des Jordan befindet, bis zum Rothen Meere (Sinai 8S00'). Die Kurdislanischen Gebirge verbinden Armenien mit dem Tafelland Iran (3000'—4000'), welches nördlich vom Elburs (Demabend 17.300') und Paropamilus, östlich vom Soliman umgrenzt ist und zum Süd¬ rande mehrere Parallelketten hat, die treppenartig steil zum arabischen Meere abfallen. Vom Gebirgsstock des Hindu-Kusch (19.000') zieht gegen Südosten die Niesenkctte Himalaya (Nanda Dewi 24.078', Dhawalagiri 25.171', Mount Everest oder Gaurisankar 27.212', Kunchinjunga sspr.Kimschindschingaf 26.419', Tschama- lari 22.467') und fällt südlich steil iu die Tiefebene von Hindustan. Eine Fortsetzung des Paropamisus ist die Kette des küen-lün, der Nordrand deS Hochlandes Tübet( 12.000'), in welchem sich die mit dem Küen-lün parallel laufende Karaborumkette (Dapsang 26.500'), befindet. Im Osten schließt Eentralasien mit dem chinesischen Alpeu- lande Peling, Jünling und Rauling. An den Hindu-Kusch änlchnend, 165 zwischen dm Flüssen Amu und Syr dehnt sich der Dolor-Tngh gegen Norden, füllt gegen Westen zum Flachlaudc Turnu ob, gegen Osten geht er in den Thian-Schan (Tengri Chan, d. i Geisterkönig 20.000') über. Zwischen Küeu-lün und Thian-Schan liegt die Hohe Tatarei (5000'), welche in ihrer Mitte am Fluß Tarim uud Lvp-See ein aus¬ gedehntes tiefes Becken hat. Auf der Nordseite des Thian-Schan liegt die Df ch ungar ei und weiter östlich die Mongolei (2000'), welche im Süden durch die Wüste Gobi oder Schamo. mit der Hohen Ta¬ tarei zusammenhüngt, im Osten durch das Chinggan-Gebirge von der Mandschurei getrennt ist. Den Nordrand Ceutralafiens bildet der Altai (mit 1060'Mittelhöhe uud Gipfeln bis 10.000') nnd das Daurische Alpenland, dessen nordöstliche Fortsetzung das IMonoi-Gebirge bildet. Jenseits des Nordrandes senkt sich Asien in das Sibirische Tief¬ land herab. Getrennt vom großen asiatischen Gebirgssystem ist die vordcrindische Halbinsel mit den, Plateau non Dekhan, dessen Nord¬ rand das am rechten Ufer des Nerbudda ziehende Vindhyia Gebirge, den Westrand die West-Ghats, den Ostrand die niedrigen M-Ghats bilden. Das arabische Hochland ist eine Fortsetzung der syrischen Wüste, im Innern theils Saudwüste, theils von Bergen durchzogen. Die asiatischen Inseln sind größtenteils vulkanisch. Zahlreich bedecken die Vulkane Sumatra und Java; eine andere Vulkanreihc zieht durch die Philippinen, durch Japan und die Kurilen bis in die vulka¬ nische Halbinsel Kamtschatka. Tiefländer sind Sibirien, Turan, die Niederungen am Euphrat, Indus, Ganges, Aantse-kiang und Hoang-Ho. Flüsse- Db nut dem Jrtysch und dessen Zuflüssen Ischim uud Tobol: Jeuillöi durchfließt den Baikal-See; Lena mit dem Aldan und Wilui; Indigirka; Kolyma; Anadyr; Amur entsteht aus demZu- sammenfleesse von Schilka nnd Kerlon nnd nimmt den Songari auf; Hoang-Ho oder gelber Fluß; Pantle-Kiang oder blauer Fluß mit dem Hoang-Ho durch den 140 Meilen langen Kaiser-Canal ver¬ bunden; Si-Kianq oder Tiger; Mcchong oder Cambodscha; Menam; Saluän; Irawaddi: Drahina-pntra heiße m seinem Oberlauf Jarud- sang; Ganges mit dem Dschumna; Mahanuddy; Godavcry; 166 Kistna oder Krischna; Nerbudda; Indus mit dem Kabul und Sed- letfch; Euphrat oem Tigris vereinigt bildet den Schat-el-Arab; Brontes oder Asy bei Antiochia; Mendercs oder Mäander beiAidin; Kysyl Irmak, der Hauptfluß Kleinasiens; Rion oder Phasis inKaukasien. Steppenflüsse und Seen: Das Laspil>!)e Meer 78'unter dem allgemeinen Meeresspiegel mit den Flüssen: Ural, Terek, Kur mit Aras (Arnx-?^). Aral-Ice mit den Flüssen Amu Darsa (Oxns) und Syr-Darfa (llaxartss). Der Jordan fließt in das 1206^ unter dem Meeresspiegel liegende Todte Meer. Der Hilmcnd ergießt sich in den Hamun-See, der Ili in den Balknsch-See, der Tarim in den Lap- noor, der Tschui entspringt in der Nähe des Issik Kol-Sees. Wan-See, Urmia-See. Cengri-novr, Kuku-noor. Z4. Vorderosien. Die Asiatische Türkei oder Levante sammt den türkischen Theilsn von Arabien 31.690 Quadrat-Meilen mit 16 Millionen Einwohnern, das Vaterland alles Obstes und der edlen Südfrüchte, bestehl aus fol¬ genden Theilen: a) Kleinasten oder Natalien. Skutari (80.000 E.) am Bosporus, der Kirchhof von Constautinopel; Brussa (40.000 E.) mit berühmten Meerschaumgruben; Jskimid, das alte Nikomedia; Jsuik, das alte Nicäa; an den Dardanellen die Stätte von Troja; Berghama, das alte Pergamus, gegenüber der Insel Mytilini; Smyrna (150.000 E.) mit ausgezeichnetem Hafen, die wichtigste Handelsstadt der Levante, führt große Mengen von Rosinen und Feigen aus, — südlich die Stätte des alten Ephesus und Milet; Kutahia (30.0000 E.), Hauptstadt von Natalien, fabricirt Meerschaumköpfe; Karahissar (30.000 E.) mit Opium¬ handel; Konia (50.000 E.), das alte Jkonium, auf einer schönen Hoch¬ ebene; Angora (50.000 E.) fabricirt Shawls und Teppiche; Sinope mit vorzüglichem Hafen; Tokat (30.000 E.), von Obst- und Weingärten umgeben; Trapezunt (60.000 E.), Heimat der europäischen Obst- und Ge¬ müsearten, Stapelplatz für den Waarenhandel zwischen Europa und Jnner- asien; Tarsus (30.000 E.), Handelsplatz, Geburtsort des Apostels Paulus. b) Armenien. Erserum (50.000 E.) auf einer 5000' hohen Hoch¬ ebene, mit sehr bedeutendem Handel; Kars, Festung. a) Kurdistan. Diarbekr (40.000 E.) mit Saffianfabriken; Mosnl (40.000 E.), gegenüber die Ruinen von Ninive. 167 ' — ck) Mesopotamien (Al-Dschcsira). Bagdad (60.000 E.), ehemals berühmte Hauptstadt des mohammedanischen Weltreichs, — südlich am Euphrat die Ruinen von Babylon; Basra (50.000 E.), Handelsstadt. «) Syrien mit Palästina. Haleb oder Aleppo (100.000 E.), eine der schönsten und reichsten türkischen Städte, Niederlage von indischen, per¬ sischen und türkischen Maaren; Antakieh oder Antiochia, ehemals Hauptstadt von Syrien; Beirut (30.000 E.), Handelsstadt; Damaskus (120.000 E.) in ausnehmend schöner Gegend, 2300' hoch gelegen, das Auge des Ostens und Garten Gottes genannt, mit vielen Seidenfabriken, Sammelplatz der großen Pilgerkarawanen nach Mekka, — nordöstlich in einer Oase die Ruinen von Palmyra oder Tadmnr. Zwischen Beirut und Damaskus wohnen im Libanon-Gebirge die katholischen Maroniten und mohammedanischen Drusen. Akka, ein Hauptmarkt für die Baumwolle; Chaifa, Station der Dampfschiffe; Jaffa, das alte Joppe; Ghazza, eine Stadt der Philister; Jerusalem (20.000 E.) liegt auf den vier Höhen Akra, Morija, Bezetha und Zion, — südlich Bethlehem, von Christen bewohnt, mit einer-prächtigen Kirche; am Berge Sinai in 5000' Hohe das vom Kaiser Justinian erbaute berühmte Katharinenkloster. Unter den kleinasiatisch en Inseln sind die wichtigsten: Mytilini oder Lesbos, Chios, Samos, Rhooas, Cypern, reich an Wein, Tabak und Südfrüchten. Halbinsel Arabien sammt den türkischen Besitzungen ö l.40!» Quadrat-Meilen mit 6 Millionen Einwohnern, hat Weihrauch, ara¬ bisches Gummi und die schönsten Pferde. Man unterscheidet: Das unter türkischer Oberhoheit stehende Hedschas, das Land der Pil¬ gerfahrten längs des rothen Meeres mit den Städten: Medina (10.000 E.), Mekka (45.000 E.), dem berühmten Wallfahrtsorte der Mohammedaner, und der Hafenstadt Dschidda; Jemen oder glückliches Arabien mit der Hauptstadt Sana (40.000 E.), an der Küste Mokka mit Kaffeehandcl, Aden (25.000 E.), im Besitz der Engländer: Hadramaut, der Sand küstensaum im Süden; Pman, ein schmaler Streif an der Ostküste, wozu auch ein Theil der persischen Küste gehört, mit der Hauptstadt Maskat (50.000 E.); Lahsa am persischen Meerbusen mit großer Perlensischerei; Ncdsched, .das Wüstenplateau im Inneren, reich an Weiden und Triften, von den nomadischen Wahabiten bewohnt. Persien oder West-Iran, das alte Medien Mordwesten), Hyrka- nien (Nordosten) und Persien (Süden), 26.000 Quadrat-Meilen mit 6 Millionen Einwohnern, hat ein gesundes trockenes Klima ohne Thau .4 168 und Nebel bei beständiger Klarheit des Himmels, ärmlichen Pflanzen¬ wuchs und wenig Bäume. Der Beherrscher heißt Schah. Täbris (80.000 E.), wichtiger Handelsort; Rescht (60.000 E.) und Balfrnsch (100.000 E.), Handelsplätze am Caspi-See; Teheran (80.000 E.), die jetzige, Jspahan (60.000 E.), die frühere Hauptstadt; Ham ad an (50.000 E.) das alte Ekbaktana, ehemalige Hauptstadt Meistens; Schiras (40.000 E.), ehemals Sitz der morgeuländischen Pracht und Poesie, nordöstlich die Ruinen von Persepolis; Jezd (40.000 E.) in einer Oase der großen Salzwüste; Mesched (60.000 E.), der wichtigste Wallfahrtsort der Perser, umgeben von räuberischen Horden. Afghanistan. 12.000 Quadrat-Meilen mit 4 Millionen Ein¬ wohnern. Kabul (60.000 E.); Kandahar (50.000 E.); Herat (50.000 E.) in einem herrlichen Gartenthale, erzeugt Teppiche, die im ganzen Orient berühmt sind; Ghasna, ehemals prächtige Residenz, jetzt ein mohamme¬ danischer Wallfahrtsort. BclndlclMan. 7800 Quadrat-Meilen mit 2- Millionen Ein¬ wohnern. Eine Bergmauer trennt dieses Land vom Meere, zu welchem man auf schwindelnden Bergpfaden (Leitern genannt) gelangt. Hauptstadt Kelat (20.000 E>), 700), — in der Nähe war das alte Carthago; Kairwan (12.000 E.); Kabes (20.000 E.) Tripolis mit Barka und der Oase Fezzan, 16.000 Quadrat- Meilen mit 800.000 Einwohnern, türkisches Vasallenland. Tripolis (15.000 E.), Ghadames und Murznk, wichtige Sta¬ tionen für den Karawanenhandel; Bengasi, reich an griechischen und römischen Ruinen, — nordöstlich war das alte Ehrene. Aegypten, 8400 Quadrat-Meilen mit 4 Millionen Einwohnern, türkisches Vasallenland (der Herrscher heißt Vicekönig), bis auf wenige Palmen und Sykoinorcn (Maulbcerfeigen) baumlos und einförmig, erzeugt vorzüglich Reis, Weizen und Baumwolle. Eine beständige Hei¬ terkeit und Reinheit des Himmels, trockene Wärme und belebende Kraft der Luft zeichnen das ägyptische Klima aus. Hauptstadt Cairo (260.000 E.), — am linken Nilufer die Ruinen der alten Königsstadt Memphis nnd westlich davon die Pyramiden mit den Königsgräbern; Alexandria (170.000 E.), bedeutende Seehandelsstadt; Suez am Rothen Meere, durch einen SchifsahrtScanal mit dem Mittelmeer verbunden; das Land Fajum, mit den ältesten Canalbauten nnd dem frucht- 176 barsten Boden Aegyptens; in der libyschen Wüste die Oase Siwah, bei den Alten die Oase des Jupiter Ammon genannt; ferner die kleine und die große Oase; am Nil bei den Dörfern Karnak und Luxor die großartigen Ruinen von Theben, der ältesten Stadt auf der Erde; am Rothen Meere Kosseir; Assnau mit den Ruinen des alten Syene. Nubien mit seinen Theilen: Unternubicn, Dongöla, Schendy, Scnaar, Kordofnn, Taka umfaßt über 20.000 Oua- drat-Meilen mit 3 Millionen Einwohnern und ist der ägyptischen Herr¬ schaft unterworfen. Hauptstadt Khartum (40.000 E.), ein Hauptsitz des Sclaveu- haudcls; Suakin uud Massnna, Häfen am Rotheu Meere; El-Obeid (20.000 E.) in Kordofnn. Abyssinicn oder Habesch, 7400 Quadrat-Meilen mit 3 Mill. Einwohnern, besteht ans den Landschaften: Tigre, Gond ar, Amh ara und Schoa. Es ist wegen seiner hohen Lage die afrikanische Schweiz mit großen Waldungen, Elephanten, Flußpferden, zahllosen Affen, trefflichem Rindvieh, Kaffee und Goldstaub. Städte: Adöwa, Goudar uud Ankober. Das Bergland Kafa im Süden ist die eigentliche Heimat des Kaffees. Im Osten liegt auf hohem Wüstenplateau die Handelsstadt Harar, die ihren eigenen Beherrscher hat. Wüste Sahara. 115.000 Quadrat-Meilen mit 4 Millionen Einwohnern. Die vorzüglichste» Oasen sind: Tuat, Rhat und Air. Das Klima in den Oasen ist weniger zuträglich als die gesunde Wüsteulust; deßhalb wurden die Oasen im Alterthum als Berbaunungsorte benützt. 59. Länder im Süden der Sahara. Das Somal-Land, die dreieckige Halbinsel im Osten mildem HauptorteBerbera, wo im Winter dieKarawanen zusammen kommen und unter Zelten wohnen. Die Galla-Länder im Süden von Habesch bis zum Aequator mit 7 Millionen Einwohnern. Das Suaheli-Land, auch Melinde und Sansibar genannt, zu Oman in Arabien gehörig. 177 Hauptort Sansibar (60.000 E.) auf der gleichnamigen Insel, großer Handelsplatz, führt vorzüglich Gummi und Elfenbein aus. Die Küste Mozambique (Mosanbik), von den Portugiesen abhängig. Die Küste Jofala, ehemals Monomotapa genannt, von den Portugiesen abhängig. Kasfcrnküste mit unermeßlichen Viehweiden, darin die britische Colonie Port Natal, 910 Quadrat-Meilen mit 160.000 Einwohnern. Caplaud, 9000 Quadrat-Meilen mit 270.000 Einwohnern, britische Colonie. Die Mehrzahl der Bewohner stammt aus Europa, die übrigen sind Hottentotten, die in Kraalen (Dörfern) und Busch¬ männer, die in Höhlen wohnen. Das Land erzeugt sehr viel Schaf¬ wolle, den vortrefflichen Capweiu und ist durch seine Lage für die Schiffahrt sehr wichtig. Capstadt (25.000 E.); Constantia mit Weinbau. Bafutu-Land, 360 Quadrat-Meilen mit 100.000 Einwohnern. Draujestust-Republik, 2260 Quadrat-Meilen mit 50.000 Ein¬ wohnern europäischer Abkunft. Hauptort Bloemfontein. Transvaal'sche Republik. 3600 Quadrat-Meilen mit 140.000 Einwohnern. Hauptort Potschefstrom. — Beide Republiken wurden von hol¬ ländischen Bauern (Boers), welche das Copland verließen, gegründet. Die wüste Küste, zwischen dem Oranjefluß und Cap Negro, ist nur von sehr wenigen Eingebornen bewohnt. Nieder-Guinea, 15.000 Quadrat-Meilen mit 9 Millionen Einwohnern, enthält die portugiesischen Länder Benguela und An¬ gola und die selbstständigen Reiche Cougo und Loango. Nördlich vom letzteren ist am Aequator das Gebiet der menschenfrcssenden Fans und die Heimat des Gorilla-Affen. Bbcr-Guinea, von den eigentlichen schwarzen Negern bewohnt, enthält die Küste von Biafra, die Bcninküste, Sklavenküste mit dem Staat Dahomey, dessen Herrscher eine Leibwache von Weibern hält und grauenhafte Menschenschlächtereien als religiösen Brauch voll- Kozenn, Geographie. 12 178 ziehen läßt, Goldküste mit dem Reiche Aschanti und mehreren europäischen Besitzungen, Zahnküste, Pferfferküste mit der ameri¬ kanischen Freineger-Colonie Liberia mit 1/2 Million Einwohnern und dem Hauptorte Monrovia, die englische Freineger-Colonie Siera- Leona mit dem Hauptorte Freetown (Fritaun). Die unbekannten Negerländer zu beiden Seiten des Aequators werden auf 70.000 Quadrat-Meilen mit 30 Millionen Einwohnern geschätzt. Senegambien zerfällt in viele Reiche und bringt Goldsand, Elfenbein, Ebenholz, Gummi in den Handel. An der Küste sind einige französische, englische und portugiesische Besitzungen. Sudan oder Nigritien enthält eine Anzahl mohammedanischer Reiche, die durch die fortwährenden Kriege beständigem Wechsel unter¬ worfen sind. Sclavenjagden und Sclavenhandel sind herrschend. Die bedeutenderen Reiche sind Mussina, Gundo, Soboto mit Adamaua, Bornu, Bagirmi, Wadai, Dar-Fur. Die bekanntesten Städte: Timbuktu, Sokoto, Kano, Sinder, Jakoba, Kuka. Unter den um Afrika liegenden Inseln sind die Seychellen (Se¬ schellen), Amiranten, Mauritius (20 Quadrat-Meilen mit 300.000 E.), Helena, Ascension, Fernando Po, Periln in der Straße Bab-el- Mandeb, englisch; Reunion, 42 Quadrat-Meilen mit 190.000 E., fran¬ zösisch; die Prinzeninsel und St. Thomas, die Inseln des grünen Vorgebirges, portugiesisch; die Comoro-Jnseln selbstständig; Soko¬ tora gehört zu Hadramaut in Arabien. Madagaskar, 11.000 Quadrat- Meilen mit 3 Mill. E., ist reich an verschiedenen Prodncten und steht unter mehreren einheimischen Fürsten. Hauptstadt Ta-nanarivo (80.000 E.). A menku . 60. Lodrngestalt. Amerika wird auf der Westseite von Norden nach Süden von einem vulkanischen Hochgebirge, den Anden oder Cordillercn (spr. Cordiljeren) durchzogen, wodurch dieser Erdtheil eine im Osten vor¬ herrschende Vertiefung erhält. Der nördliche Theil der Cordilleren ist ein breites Bergland (Eliasberg 14.O44H, dessen vorzüglichste Berg¬ kette das Felsen-Gebirge oder Rocky-Mountains (spr. Rocki-Maun- tins) (Mount Hookcr 15.7OOH Fromonts Pik 12.70G) sich öst¬ lich zur großen arktischen Ebene abdacht. Diese Ebene wird südlich be¬ grenzt durch den Höhenzug der Schwarzen Hügel, welche die Was¬ serscheide zwischen der Hudsonsbai, dem St. Lorenz und Mississippi bilden. Das Stromgebiet des Mississippi enthält die großen nord¬ amerikanischen Savannen und Prärien und ist im Osten von den Apa¬ tschen (spr. Apalatschen), mehreren parallelen nach Nordosten ziehenden Ketten, auf der Westseite Alleghany-Gebirge (spr. Allegäni), auf der Ostseite Blaue Berge genannt, begrenzt, die eine Mittelhöhe von 250tll erreichen. An das Felsengebirge schließt sich südlich das Hochland von Mexico mit mehreren Bergketten, darunter die bedeutendsteSicrra Madre, wird nach Süden immer schmäler, erfüllt als Plateau von Auahuac 700(ll (Vulkan Popocatepetl 16.886h Citlaltepetl oder Vulkan von Orizaba 16.776H den ganzen Raum zwischen den beiden Meeren und hängt durch das vulkanreicheHochgebirge Guate¬ mala und die Landenge von Panama mit Südamerika zusammen. Die Andes van Südamerika beginnen mit mehreren Ketten, vereinigen sich nahe am Aequator in zwei vorherrschende und diese wie- 12" 180 der am südlichen Wendekreise in eine einzige, fallen steil zur Westküste ab, nach Osten aber senken sie sich in die große südamerikanische Ebene, die Llanos des Orinoco, die Selvas oder das heiße und feuchte Tiefland der Urwälder am Amazoncnstrome, in die Pampas am Rio de la Plata und die Patagonischen Steppen. Das Gebirge hat seine höchsten Gipfel, welche meist noch thätige Vulkane sind, nahe am Aequator (Pichincha, spr. Pitschintscha 15.000h Antisana 18.000h Chimborasso; spr. Tschimborasso 19.768h Cotopaxi 17.700h sämmtlich im Hochland von Quito spr. Kito), am SeeTiticaca 12.000' (Nevado de Sorata 23.280h Jllimani 20.000h Sehama 21.594') und gegenüber von Valparaiso (Aconcagua 21.039'). Andere vom Hauptgebirge getrennte Erhebungen sind Sierra Nevada de Santa Marta (17.000')zwischen dem Maracaibo-Golf und dem Magdalcnenstrom, das Küstengebirge von Venezuela nördlich vom Orinoco längs der Meeresküste, in den Gebieten von Cnmllna und Caracas häufig von Erdbeben heimgesgcht, das Hochland von Gnayana mit mehreren ostwärts ziehenden Bergketten, das Gebirgs¬ land von Brasilien, von mehreren zum Theil parallelen Ketten durchzogen. Flüsse und Seen: Athabasca führt in den Alhabasea-See, aus diesem der Selavensluß, verstärkt durch den F'riedensfluß, in den Großen Srlavensee, aus welchem der Mackenzie (spr. Mäckensi) her¬ vorkommt und durch den Abfluß des Großen Bärensees verstärkt in das Eismeer fließt; Saskatschawan fließt in den Großen Winibeg- See, dessen Wasser sich durch den Nelson und Severn in die Hudsonsbai ergießt; das Wasser der Canadischcn Seen (Bbcrer, Michigan, spr. Mitschigän, Huron, Eric, Bntaria) sammelt sich aus kleinen Flüssen, macht zwischen dem Erie- und Ontario-See den berühmten 145'hohen Niagarasall und fließt als St. Lorenzstrom in den atlantischen Ocean; Hudson; Delaware (spr. Delawär); Susquchänna (spr. Söski- hännä) und Polomak in die Chesapeak-Bai (spr. Tschisepihk); Missi- sippi (d. h. der Vater der Gewässer), mit 900 M. Stromentwicklung und 60.000 Quadrat-Meilen Stromgebiet, kommt von der Wasser¬ scheide der Hudsonsbailänder, beginnt bei St. Louis (spr. ßent Lui) 181 den Unterlauf, bei Neu-Orleans die Deltabildung, hat jährliche Ueber- schwemmungen, erhält rechts die Nebenflüsse Missouri mit den Zu¬ flüssen Nebraska und Kansas, Arkansas, Red River (d. h. rother Fluß), die sämmtlich in ihrem Oberlaufe durch lange Stromschnellen (Cannons genannt) dahinschießen, —links den schiffbaren Ohio (spr. Oheio) mit dem Zuflusse Tenessee (spr. Tenessih); Uio Grande del Norte, auch Rio Bravo genannt; Colorado mit dem Gila in den Busen von Californien; Drcgan entsteht aus der Vereinigung des Lewis (spr. Luis) mit dem Columbia. Unter den Seen sind noch bemerkenswerth der Große Inhser und der See von Nicaragua. In Südamerika: Magdalena mit dem Cauca in die Caraibische See; Brinoro theilt sich unterhalb Esmeralda und sendet einen Arm unter dem Namen Cassiquiare (spr. Kassikiari) in den Rio Negro, einen Nebenfluß des Amazonenstromes, welche Thcilung die Bifurcation des Orinoco heißt, und mündet mit Deltabildung; Amazonenllrom oder Maranon (spr. Maranjon), der größte Strom der Erde, sammelt die Gewässer aus den westlichen Hochgebirgen, nimmt den Tapajos, Madeira, Rio Negro, Purus, Japura, Ucayali auf, ist stel¬ lenweise gegen 3 Meilen breit, der Meercsflut über 100 Meilen auf¬ wärts zugänglich, im Meere 60 Meilen weit an seinem Wasser erkenn¬ bar, mündet am Aequator durch die zwei Arme Maranon und Para, von denen ersterer 12, letzterer 5 Meilen breit ist, hat eine Strom¬ entwicklung von 770 M., ein Stromgebiet von 100.000 Quadrat- Meilen und ist über 500 M. weit schiffbar; Tocantins hat mit dem Amazonenstrome eine gemeinschaftliche Mündung; S. Francisco; Ria de la Plula mit 500 M. Stromentwicklung und 60.000 Qua¬ drat-Meilen Stromgebiet, ist eigentlich ein Meerbusen, der aus dem Zusammenflüsse des mit dem Paraguay vereinigten Paranä mit dem Uruguay entsteht. Hoch in den Andes ist der Titicaca-Sce 12.0001 Amerika ist reich an edlen Metallen, das Pflanzenreich zeigt sich in seiner größten Ueppigkeit und Pracht in den Urwäldern und viele Gewächse, wie Mais, Kartoffeln, Tabak, sowie die schönsten Zierge- wüchse, beispielsweise die Fuchsien haben sich von hier aus in die übrigen Erdthcile verbreitet. Besonders erwähnenswcrth sind werthvolle Hölzer 182 wie Mahagony, Farbehölzer, Kautschukbaum, Chinabaum, Cactus- gewächse, die prachtvollsten Palmen und die californischen Riesenbäume, Vanille, Cacaobaum, Ananas, unter den aus der alten Welt angesie¬ delten Pflanzen Zuckerrohr, Kaffee und Baumwolle. Im Thierreich sind die Gürtelthiere, Faulthiere, Waschbär, das Lama, Moschusochsen und Bisons, amerikanischer Tiger und Löwe, zahllose Bogelartcn, dar¬ unter die größten Raubvögel, die Truthühner, Wandertauben und Kolibris, die größten sowie die giftigsten Schlangen als bezeichnend her¬ vorzuheben. Die Bewohner sind Urbewohner mit dem Gesammtnamcn Indianer, außerdem eingewanderte Weiße und Neger und Misch¬ linge von allen Dreien. Die weiße Bevölkerung in Nordamerika stammt größtenteils ans Großbritannien und Deutschland, in Mittel- und Südamerika meist aus Spanien und Portugal. 61. Nordaumika. Grönland, dänisch, nur an der Küste sind 180 Quadrat-Meilen von 10.000 Menschen (Eskimos) bewohnt, die im Winter in Eis¬ hütten, im Sommer in Fellzcltcn wohnen und von der Jagd und Fischerei leben. Den äußersten Norden des Continents und die öden Polarinseln bewohnen die Eskimos. Britisches Nordamerika mit 3,500.000 Einwohnern. Dazu gehört die Halbinsel Labrador mit 5000 E.; die Hud¬ sonsbailänder zwischen der Hudsonsbai und dem Felsengebirge, von unzähligen Pelzthiereu bewohnt, mit Stationen (Blockhäusern) der Pelz¬ händler bis an das Eismeer; ans der Westseite Britisch-Columbia mit dem Golddistrikte am Fraserfluß; die Insel Neufundland mit dem größten Stockfisch- und Lachsfang; Neu-Schottland, Neu-Brann- schweig; die Bermudas, eine Gruppe kleiner Inseln; Cnnada, die Ein¬ wohner theilweise französischer Abkunft, hat große Urwälder von Zucker¬ ahorn und Millionen von Wandertauben, — Hauptstadt Ottawa, — Toronto, — Kingston, — Quebec (SOMOO E.), — Montreal chv.OOO E.). Die Vereinigten Staaten von Nordamerika, 165.000 Qua¬ drat-Meilen mit 32 M. E., ist ein Bund von 36 Staaten, 1 Distrikt 183 und 11 Territorien, d. i. Landstrichen, welche noch zu schwach bevölkert sind, um als Staaten ausgenommen zu werden. Die Regierungsgewalt hat der Congrcß, d. i. Senat und Abgeordnetenhaus, die Gewalt zur Ausführung der Gesetze ein auf 4 Jahre gewählter Präsident. Dieses Land ist außerordentlich reich an Steinkohlen, Erdöl (Petro¬ leum), Tabak, Getreide, Baumwolle und großen Viehherden, nach allen Richtungen von schiffbaren Flüssen, Canälen und Eisenbahnen durchzogen. Die 6 östlichen Staaten, Neu-England genannt, sind meist von Engländern bewohnt, die man Uankees (spr. Jengkis) nennt, weil die Indianer das Wort enxlisd so aussprechen. Washington (60.000 E.) im Distrikt Columbia, Sitz des Präsidenten und des LongresseS; Boston (180.000 E.), die Wiege der amerikanischen Freiheit und durch seine vielen Unterrichtsanstalten und wissenschaftlichen Vereine das „Athen der Union", hat die bedeutendste Fischerei und einen großartigen Eishandel bis nach China, — nördlich dabei Cambridge mit berühmter Universität; New- Uork (spr. Rnjork, 800.000 E.), die erste Handelsstadt Amerikas, unmit¬ telbar dabei Brooklyn (270.000 E.); Buffalo (80.000 E.), prächtige Stadt am Erie-See; Philadelphia (600.000 E.) mit dem größten Buch¬ handel Amerika's und berühmten Locomotiv - Fabriken; Baltimore (200.000 E.); Pittsburg (60.000 E.) — in der Nähe das größte ame¬ rikanische Kohlenlager, die größten Eisenwerke und die meisten Glas¬ fabriken, — nördlich ist der große Oeldistrikt, der das meiste Petroleum liefert; Chicago (spr. Tschikego, 250.000 E.) hat den großartigsten Getreide¬ handel und Cincinnati (160.000 E.) den größten Schweinemarkt aus der Erde; St. Louis (160.000 E.); New-Orleans (170.000 E.), der wichtigste Markt für die Baumwolle; Savannah und Charleston (spr. Tscharlstn) mit Banmwollausfuhr; Denver im Felsengebirge, Mittelpunkt eines großartigen Gold- und Silberbergbaues; Salzseestadt, Nieder¬ lassung der Mormonensecte; San Francisco (100.000 E.l an einer aus¬ gezeichnet schönen Bncht, der wichtigste Hafen am Stillen Ocean, der Hauptmarkt für die californischen Goldgräber. Republik Mexico, 36,000 Quadrat-Meilen mit 8 Mill. E. Das Land erhebt sich stufenweise vom Meeresspiegel bis zu einer Hochfläche von 7000' und besitzt daher eine Stufenfolge von Klimaten: von der erstickenden Hitze an den Meeresküsten (terras oalisntss), dem Sitze des gelben Fiebers, bis zu der erquickenden Frühlingsluft des mittleren Europa auf den Höhen (tsrra tsrnplacka). Reiche Silbergruben, große 184 Viehherden und die Cochenille (Carminfarbe) sind besonders er- wähnenswerth. Hauptstadt Mexico (200.000 E.), eine der prächtigsten Städte Amerikas; Puebla (80.000 E.); Oueretaro (50.000 E.); Guadala¬ jara (70.000 E.); Guanajuato (60.000 E.); San Luis Potosi (48.000 E.); Matamoros (40.000 E.) und Tampico (12.000 E.), aufblühende Handelsstädte; Vera-Cruz (10.000 E.) und Acapulco sind die beiden Häfen der Stadt Mexico. 6Z. Mittrlamcnka. Mittelamerika besteht aus dem Festlaude und den Inseln, ersteres heißt Centralamerika, letztere Westindien. Cnrtralamerika besteht aus folgenden Republiken: Guatemala, 2000 Quadrat-Meilen, mit 1 M. E., erzeugt sehr viel Cochenille. Sau Salvador, 350 Quadrat-Meilen, mit 600.000 E., leidet viel durch die Erdbeben. Honduras, 2200 Quadrat-Meilen, mit 360.000 E. Niraragua, 2700 Quadrat-Meilen, mit 400.000 E. Colla-Rira, 1000 Quadrat-Meilen, mit 130.000 E., hat ein ungewöhnlich mildes und angenehmes Klima und große Kaffeepflan¬ zungen. Das Gebiet von Balize (spr. Beliß) mit 26.000 E. steht unter britischer Oberherrschaft. Westiadicn enthält die großen Antillen, die kleinen Antillen und die Bahama-Jnseln mit 3'/2 Mill. E., darunter über 2 Mill. Neger. Das Meer ist von einer Durchsichtigkeit, daß dem Schiffer die Fahr¬ zeuge in der Luft zu schweben scheinen. Das Klima ist ganz tropisch, die Haupterzeugnisse Zucker, Kaffee und Tabak. Die vier grasten Antillen: Cuba, spanische Colonie, 2100 Qua¬ drat-Meilen, mit 1,400.000 E., darunter 600.000 Sklaven, die schönste unter den Colonien, baut vorzüglich Zucker, Kaffee und Tabak. Havana (180.000 E.), einer der Haupthandelsplätze der Welt mit großen Cigarrenfabriken. Portorico, mit 580.000 E-, ebenfalls spanisch. 185 Jamaica nut 440.000 E., britisch, liefert in großer Menge Zucker, Rum, Kaffee und Gewürze. Neger-Republik Haiti, in welcher kein Weißer Bürger oder Eigen- thümer werden kann, mit 480 Quadrat-Meilen und 570.000 E.'; der östliche Theil der Insel ist die Republik Domingo mit 840 Quadrat- Meilen und 140.000 E. Die Bnhama-Infeln sind britisch, die merkwürdigste darunter die Insel Guauahani oder San Salvador, gegenwärtig Watlings genannt, auf welcher Columbus am 12. October 1482 zuerst landete. Die kleinen Antillen haben insgesammt einen Flächenraum von 220 Quadrat-Meilen mit 800.000 E. und gehören als fruchtbare Colonien verschiedenen europäischen Staaten, die wichtigsten wie Mar¬ tinique und Guadeloupe zu Frankreich, welches von dort sehr viel Rohrzucker bezieht. 63. Zii-amtnka. Südamerika ist das üppigste Land der Erde mit den größten und wasserreichsten Strömen, den ausgedehntesten Urwäldern und Steppen. Letztere bieten im Verlaufe des Jahres ein dreifaches Bild : Zuerst eine von der Sonne verbrannte Fläche mit klaffendem Boden und Staub¬ wolken, dann zur Regenzeit die üppigste GraSfläche, endlich bei der Uebcrschwemmung eine Wasserfläche, aus welcher nur die höheren Stel¬ len hervorragen und den Pferden und Rindern als Zuflucht dienen. Republik Neu-Granada gegenwärtig Vereinigte Staaten von Columbia genannt, 17.000 Quadrat-Meilen mit 3 Mill. E., besteht aus 9 Staaten und dem Distrikt von Bogotä. Hauptstadt Bogotä, (50.000 E.), 8000' hoch gelegen; Panama wichtige Hafenstadt mit einer Eisenbahn über die Landenge. Republik Venezuela, 17.300 Quadrat-Meilen, mit 2,200.000 E., führt vorzüglich Cacao und Tabak aus. Caracas (50.000 E.); LaGuayra und Porto Cabello, Hafen¬ städte; Cumana (30.000 E.), häufig von Erdbeben heimgesucht. Republik Ceundor (d. i. Aequator), 10.000 Quadrat-Meilen mit l,300.000 E., mit großen Chinabaum-Waldungen. Quito (70.000 E.) 9000' hoch gelegen, von ll riesigen Schnee¬ gipfeln umragt, von einem ewigen Frühling umblüht. Gnayaguil, 186 M Quito's Hafen; Riobamba (20.000 E.) am Fuße des Chimborasso; Cuenca (30.000 E.); Loxa mit der besten Chinarinde; die Galapa- gos-Jnseln. Republik Peru, 24.000 Quadrat-Meilen mit 2,500.000 E. Gold, Silber, Quecksilber, Chinarinde, Schafwolle und Guano (Vogel¬ dünger) sind die wichtigsten Ausfuhrartikel. Hauptstadt Lima (100.000 E.); Callao, der Hafen von Lima, südlich die Chincha-Jnseln (spr. Tschintscha) mit den größten Guano- lagern; Luzco (40.000 E.), ehemalige Residenz der Jnka's (d. h. Son¬ nenkinder, Herrscher von Peru). Republik Bolinia, 25.000 Quadrat-Meilen mit 2 Mill. E., die Heimat des Chinabaumes, liefert dieselben Produkte wie Peru. Chuguisaca (spr. Tschnkisaka, 24.000 E.), Hauptstadt; Potosi (20.000 E.), berühmte Bergstadt, über 13.000^ hoch gelegen, mit Silber¬ bergbau; Cochabamba (Kotschabamba, 40.000 E.), Hauptkornkammer des Staates; Cobija, Hafen. Republik Chile (spr. Tschile), 6600 Quadrat-Meilen mit 1,800.000 E., hat einen ewigen Frühling. Hauptprodukte sind Silber, Kupfer und Schafwolle. Hauptstadt St. Jago (80.000 E.); Valparaiso (60.000 E.), der wichtigste Hendelsplatz an der südamerikauischen Westküste; Valdivia, schöner Hafen; die Insel Juan Fernandez, angeblich Robinson's Auf¬ enthalt. Patagonien, von den Patagoniern, kräftigen, berittenen Jägern bewohnt, welche die wilden Rinder und Pferde, sowie das zahllose Ge¬ flügel sagen. Feuerland, von den Pescherähs, kleinen und äußerst häßlichen Menschen, bewohnt. Falklands-Inseln (spr. Fahkländs), auch« Maluinen genannt, und Staaten-Jnfel sind britisch. An den unbewohnten Inseln Südgeorgien, Sandwichland, Südliche Orkaden, Südshetlands-Znseln befinden sich große Schaaren von Seevögeln, Robben und anderen Thranthieren. Die Staaten am Rio de la Plata oder die Argentinische Con- födcration, 39.000 Quadrat-Meilen mit 1,400.000 E., besteht aus 18 Staaten. Unzählbare Herden von ivildcn Rindern und Pferden 187 grasen in den weiten Pampas. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind Häute und Schafwolle. Bnenos-Ayres, d. i. gute Lüfte (130.000 E.), großer Handels¬ platz; Parana (15.000 E.), Sitz der Bundesregierung; Cordova (14.000 E.); Mendoza, in den Vorbergen der Ander, in einer getreide-, wein- und obstreichen Gegend. Republik Uruguay oder Rauäa oriontal, d. i. die Ostgrenze, 3400 Quadrat-Meilen mit 250.000 E. Das wichtigste Produkt ist die Schafwolle. Hauptstadt Montevideo (45.000 E.). Republik Paraguay, 10.000 Quadrat-Meilen mit 1,400.000 E., ein äußerst fruchtbares und schönes Land, dessen wichtigstes Erzeugniß der Paraguay-Thee oder Mate ist. Hauptstadt Asuncion (40.000 E.). Kniserthum Brasilien, 152.000 Quadrat-Meilen mit 12 Mill. E., an Pflanzenreichthum, Diamanten und anderen Edelsteinen von keiirem anderen Theile der Erde übertroffen und besonders ausgezeichnet durch Baumwolle, Zucker und den größten Reichthum au Kaffee. Ein- theilung in 20 Provinzen. Hauptstadt Rio Janeiro (spr. Rin Schauern, 380.000 E.), wich¬ tiger Handelsort an einer herrlichen Bucht mit dem größten Kaffeehandel der Erde; Bahia (180.000 E.), mit einem sehr großen Hafen, in dem bevölkertsten Landstriche des Reiches, führt den meisten Zncker aus; Per- nambuco, Para und Porto Alegre, Handelsstädte; Ouro Preto mit Gold- und Diamantwäschereien; Cnyaba, Hauptort der Provinz Matto Grosso; Diamantino, Hauptstadt des Diamanten-Distriktes. Guayana, lange als das Goldland (Eldorado) berühmt, mit einem , für Europäer höchst ungesunden Klima, zerfällt in Französisch-, Holländisch- und Britisch-Guayana oder die Colonien Cayenne, Suri¬ nam und Demerary. Wird größtentheils von Negern bewohnt. Australien. 64. jAnstralirn. Die Gesammtfläche dieses Erdtheils mit Einrechnung der oceani- schen Inseln beträgt.I 61.000 Quadrat-Meilen mü -L.M sss E. Der KMMut Australien, auch Nclkduand genanm, hat große Einförmig¬ keit in der Bodengestaltung, in der Pflanzen- und Thierwelt. Es ist ein weites und tiefes Flachland, nur an der Ost- und Südostseite von mäßigen Gebirgen durchzogen. Die meisten Flüsse sind nur wildes Wasser, welches nicht aus 'beständigen Quellen kommt, sondern durch Regengüsse entsteht, sich im Unterlaufe über die Ebene nach allen Seiten verbreitet, in der trockenen Jahreszeit versiegt und nur stellenweise Lachen und Moräste znrückläßt. In solchen Landstrichen sind dauerhafte Nieder¬ lassungen nicht möglich. Undurchdringliches Dorngebüsch (sornb) hin¬ dert vielfach die Erforschung des Landes. Der bedeutendste Fluß ist der Murray (spr. Mörreh) mit dem Darling und Murrumbidgee (spr. M örömbidschi). Im Pflanzen- und Thierreich zeigen sich manche seltsame, in den anderen Erdtheilen ungewohnte Erscheinungen: Nie¬ drige Bäume und hohe Gräser, Bäume, welche nicht die Blätter sondern die Rinde alljährlich abwerfen, Wälder ohne Schatten, weiße Krähen und schwarze Schwäne, Schnabelthiere und Beutelthiere. Australien ist hauptsächlich Weideland und die aus Europa eingeführten Merinoschafe bilden den wesentlichsten Reichthum. In neuerer Zeit werden reiche Goldlager ausgebeutet. Die Inseln besitzen ein überaus mildes Klima und in der Frucht des Brotbaumes und der Cocospalme das Haupt¬ nahrungsmittel. 189 Die eingcbornen Bewohner gehören zwei Hauptstämmen an. Die Papuas, von schwarzer Farbe, bewohnen Neu-Holland und die¬ jenigen Inseln, welche in der südöstlichen Verlängerung von Neu-Guinea liegen, — die Austral-Indier oder Malayen, von brauner Farbe, das übrige Polynesien. Das Festland Australien wird von Großbritannien colonisirt und in die Colonien Neu-Südwalcs, Victoria, Süd-Australien, West- Australien und Queensland unterschieden. Sydney (spr. Sidni, 90.000 E.) an der Botauybai; Melbourne (120.000 E.), — nördlich der Distrikt der Goldgräber; Adelaide (40.000 E.) mit reicher Viehzucht. Van Diemcnsland 'Tasmania), britisch, mit dem Hauptorte Hobarton. Neu-Seeland, das australische Großbritannien, 5000 Quadrat- Meilen mit 160.000 E., britisch, hat auf der Südinsel hohe Schnee- berge mit Gletschern, steile Küsten mit zahllosen Buchten, aus der Nord¬ insel mehrere hohe Vulkane. Merkwürdig sind die Reste von Riesen- Vögeln, dreimal so groß als der Strauß. Hauptstadt Änktand (spr. Äkländ); Wellington an der Cooks- straße; südöstlich Insel CH atam (spr. Tschätäm) und Antipodeu-Jnsel. Mikroncstrn, wegen der Kleinheit der einzelnen Inseln so genannt: - Marianen, spanisch; Carolinen, Pelew-Inseln; Mülgrave's- Jnseln (spr. Mölgrew) umfassen die Radak's-, Ralik's- und Gilberts-Inseln. — Radak's-und Ralik's-Jnseln zusammen heißen Marshall's-Archipel. Melanesien, wegen der dunkelfarbigen Bewohner so genannt, enthält: - Neu-Guinea, 16.000 Quadrat-Meilen, bekannt durch die schönen Paradiesvögel und die Wildheit seiner Bewohner; Neu-Britannien (Birara) und Neu-Irland (Tombara) haben ein angenehmes Klima und schöne Dörfer mit civilisirteu Einwohnern; Solomons-Inseln, Santa- Cruz-Jnseln und Neue Hebriden sind von Menschenfressern bewohnt; Neu-Caledonien, französische Colouie; Fidschi-Inseln, deren Bewohner zum Theil bekehrt, zum Theil noch Menschenfresser sind. Polynesien, wegen der großen Zahl der Eilande so genannt: Freundschafts-Juseln oder Tonga-Archipel, Schiffer-Inseln oder Samoa-Archipel, Raratonga oder Cooks-Archipel mit meist zum Christenthum bekehrten Bewohnern; Union-, Phönix- und Ellice- (spr. — 190 — Elliß) Gruppe; Gesellschafts-Inseln mit der Hauptinsel Tahiti und Nuka-Hiwa oder Mendana's Archipel mit den Marquesas-Jnseln sind französisch; Paumotu mit den Niedrigen Inseln, theils von Christen, theils von Wilden bewohnt; Osterinsel; Weihnachtsinsel; Sand- wich's-Jnseln, ein Königreich mit 360 Qnadrat-Meilen und 70.000 christlichen Bewohnern. Ans der Insel Hawaii ist Mauna Loa (12.900"), der großartigste und mächtigste Vulkan auf der Erde. Außer deu Gipfel¬ kratern befindet sich an seinem Abhange 3700" hoch der Lapasee Kilauna über 1/2 Stunde breit, mit glühender, beständig wallender Lava erfüllt. Hauptstadt Honolulu auf der Insel Oahu, wichtigste Schiffahrtsstation im Stillen Meere. Auf dem Südpoiarland, dessen Küsten mir stellenweise bekannt sind, liegt im Meridian von Neu-Caledonien der Vulkan Erebus (12.360'). Inhalt Seite Borbericht. . 3 Geographische Erläuterungen. 5 I. Mathematische Geographie. 1. Das Weltgebäude . . . .. 7 2. Das Planetensystem. 7 3. Die Gestalt der Erde.. 9 4. Die Jahreszeiten.12 5. Die Weltgegenden.15 6. Der Mond.18 II. physische Geographie. 7. Das Festland in horizontaler Ausdehnung.20 8. Das Festland in verticaler Erhebung.21 S. Das Meer.23 10. Die Landgewässer.26 11. Der Luftkreis. 30 12. Geographische Verbreitung der Pflanzen und Thiere.... 34 III. Politische Geographie. 13. Der Mensch.'.36 Europa. Kaiserthum Oesterreich. 14. Geschichtlicher Ueberblick.39 15. Räumliche Ausdehnung und Bodengestalt.40 16. Die Gewässer.42 17. Klima, Cnlturboden und Bevölkerung.44 18. Die Staatsverfassung.45 L. Die im Reichsrathe vertretenen Länder: 19. Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns oder Ricderösterreich. 47 20. Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns oder Oberösterreich. . . 50 21. Herzogthum Salzburg.53 22. Herzogthum Steiermark.55 23. Herzogthum Kärnthen.59 24. Gefürstete Grafschaft Tirol.61 25. Herzogthum Krain . 67 26. Das Küstenland (Gefürstete Grafschaft Görz und Gradišča, Mark¬ grafschaft Istrien und Stadt Triest init Gebiet).69 27. Königreich Dalmatien.12 28. Königreich Böhmen..14 29. Markgrasschaft Mähren . . . .83 192 Seite 30. Herzogthnm Schlesien.91 31. Königreich Galizien und Lodomerien mit dem Groß-Her,zogthnm Krakau. 93 32. Herzogthum Bukowina.100 8. Die Länder der ungarischen Krone: 33. Ungarn. 101 34. Großfürstenthnm Siebenbürgen.110 35. Königreich Kroatien und Slavonien.113 36. Die Militärgrenze.115 Deutschland. 37. Bodengestalt.118 38. Das Königreich Preußen. 121 39. Staaten des norddeutschen Bundes.132 40. Süddeutschland.135 41. Die Bundesrepublik Schwei;.138 42. Die vereinigten Königreiche Schweden und Norwegen.142 43. Königreich Dänemark.143 44. Königreich Großbritannien und Irland.143 45. Königreich Niederlande.145 46. Königreich Belgien. 146 47. Kaiserthum Frankreich.147 48. Pyrenaischc Halbinsel. 150 49. Königreich Italien. 153 50. Europäische Türkei.157 51. Königreich Griechenland.160 52. Kaiserthum Rußland.160 Aste». 53. Bodengestalt.164 54. Vorderasien.166 55. Südasien oder Ostindien. . 168 56. Ost und Nordasicn.171 Afrika. 57. Bodengestalt.173 58. Länder im Norden und Osten der Sahara. 175 59. Länder im Süden der Sahara.176 Amerika. 60. Bodengestält.179 61. Nordamerika.182 62. Mittelamerika.184 63. Südamerika.185 Australien. 64. Australien. 188 ssdirsisr W I S3 MZiirWim »i «mow«