Laitchkr TaMatl. „ . _ _ PränumerationSpreise: fWr 1 ft ^ ffllr Laibach: Ganzj. fl. 8-4(1; vH. J.ÖU* Zustellung ins Ha»« vrtlj. rslr. Mit bet Post : Ganzjiihr. ft. 12. Rcd action und Expedition: Bahnhosgaste Nr. 15 Montag, 11. August 1879.— Morgen: Klara. 2nsertion«preisc- Ein- . „ _ - Haltige Petitzeile & 4 k., bei 1 Q wl/s f»v Wiederbolungen ü » Ir. An- X £/* —wl/t zeigen bi« 5 Zeilen *(> kr. Zur Revision der böhmischen Landtags-Wahlordnung. Es wird nachgerade zu einer wahren Sisyphusarbeit, alle die Steine weiter wälzen zu wollen, welche Czechen und Polen, Staatsrechtler und Feudale als Grund- und Ecksteine für den neuen Etaatsbau Oesterreichs verwendet zu sehen wün-fajen. Kaum ist der eine vom Baumeister Taaffe selbst oder von der öffentlichen Meinung als un-verwendbar beiseite gelegt — flugs ist die Presse der Verfassungsgegner mit einem anderen da. So geht cs bereits seit Tagen, Wochen und Monaten, ohne daß damit ein anderes Ziel erreicht würde, als eine von Stunde zu Stunde sich steigernde Unlust, den rätselhaften Vorgängen im Innern Oesterreichs eine aufmerksame Beobachtung zu-theil werden zu lassen. Denn schließlich muß selbst dem eifrigsten Patrioten der immer wieder aufs neue ausgewärmte alte Kohl schwebender Ausgleichsverhandlungen umsomehr zum lieber-diusse werden, als denselben in der That beim besten Willen kein bestimmter Geschmack abzu-gewinneu ist. Ueberspannte Befürchtungen von der einen, allzugroße Hoffnungen und Forderungen auf der ändern Seite — das ist das Material, welches, von der Regierungspresse zu einem ganz undefinierbaren Beschwichtigungspowidl zusammengerührt, dem zeitungslesenden Publikum Tag für Tag vorgesetzt wird. An solcher Kost muß schließlich selbst die erprobteste Verdauungskraft zugrunde gehen, und es ist daher leicht begreiflich, wenn man hie und da in verfassungstreuen Kreisen eine offenkundig verfassungsferudliche Regierung für-erträglicher bezeichnet, als die gegenwärtige Periode politischer Pelzwäsche. Wir legen auch all' den neuen Meldungen, nach welchen unter anderen die Herren Gras Clcim-Martinitz nnd Dr. PraZak als zukünftige Landesminister für Böhmen und Mähren und zugleich als Vertreter des nationalen und des feudalen Elements im zukünftigen Coalitionsministe-rium bezeichnet werden, keinen höheren Werth bei, als den bisherigen Ausgleichsenten, welche einerseits der Unklarheit der Situation, andererseits dem sonstigen Stoffmangel der Hundstagsjourua-listik ihre Entstehung verdanken. Nur eine Nachricht tritt in mehr positiver und greifbarer Form aus dem Ausgleichsnebel in einer Art hervor, daß sich daran ernstere und wichtigere Betrachtungen knüpfen lassen. Wir meinen die vorliegenden Berichte über eine Reform der böhmischen Landtags-Wahlordnung. Um diesen Gegenstand nach seiner inneren Bedeutung würdigen zu können, ist es nothwendig auf den Ursprung der Revision der Landtags-Wahlordnung Böhmens zurückzugreifen. Wie bekannt, übt der sowol an Bedeutung als an Stimmenzahl in allen Vertretungskörpern hoch bedachtsame Großgrundbesitz auch auf die Stimmenverhältnisse im Landtag den entscheidenden Einfluß aus. Von den Wahlen im Großgrundbesitz war es abhängig, ob der böhmische Landtag über eine czechische oder über eine verfassungstreue Majorität verfügte, eine Thatsache, die vom Ministerium Hohenwart bekanntlich in der ausgiebigsten Weise ausgenützt wurde. Als das staatsrettende Ministerium Hohenwart gegangen wurde, konnte die erforderliche verfassungstreue Mehrheit im Parlamente, welches die direkten Wahlen dekretierte, wieder nur mit Unterstützung des böhmischen Großgrundbesitzes gewonnen werden. Die Ver-faffungspartei kann und muß ihm dafür dankbar fein. Aber nocy größer wäre diese Dankbarkeit, wenn der böhmische Großgrundbesitz sich seiner Verdienste nicht in einer Art bewußt wäre, daß er dieses Bewußtsein auch den Vertretern des Bürgerstandes im böhmischen Landtage wiederholt fühlen, ließ. Es ist denn auch zur Genüge bekannt, daß so mancher wirklich fortschrittlicher Antrag im böhmischen Landtage blos deshalb zu Falle kam, weil der sogenannte verfassungstreue Großgrundbesitz darin eine Schädigung seiner Privatinteressen erblickte. So ging es beispielsweise mit dem Antrage auf Beseitigung des Schulgeldes, so war es ferner auch bei ändern Vorschlägen der Fall, in welchen der Grundsatz der Beitragsleistung nach dem Steuergulden eine umfassendere Anwendung finden sollte. Es ist nach dem Gesagten leicht begreiflich, daß in den wirklich verfassungstreue» Kreisen schon früher der Wunsch auftauchte, eine entsprechende Reform der Landtagswahlordnung anzustreben, durch welche neben anderen Mängeln auch dem dominierenden Einflüsse der mit Regierungshochdruck arbeitenden Großgrundbesitzer abgeholfen werden sollte. Doch aller Liebe Mühen blieb umsonst bis zu dem Angeublike, in welchem die Czechen nach langer Pause wieder im Landtage erschienen und sich dieser bisher von der verfassungstreuen Partei nur mit größter Behutsamkeit behandelten Angelegenheit bemächtigten. Das Resultat des von Rieger angebrachten Reformantrages war der einhellig gefaßte Beschluß, den Landesausschuß mit den nöthigen Vorerhebungen und der Einbringung eines geeigneten Gesetzvorschlages zu betrauen. Damit war die Sache vorläufig abgetha», und wenn nicht nach Verlauf von Monaten die Amtsblätter den Bericht gebracht hätten, daß die Bezirks-hanptmannfchaften Böhmens mit der Sammlung des nöthigen statistischen Materials für die geplanten Reformvorschläge betraut worden seien, so hätte man zum Wahne gelangen können, daß die Ueberweisung der Revisionsvorarbeiten an den Landesausschuß eben nur eine Vertagung der ganzen Angelegenheit bedeute. Da kam die Ministerkrisis. welche uns nach dem Kabinette Lasser, genannt Auersperg, das nicht leben konnte und nicht sterben wollte, eine neue Aera der Vermittlungspolitik brachte. Feuilleton. Die Geheimnisse der Residenz. ' Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) „Herr Gras!" ries Herr von Bergheim drohend ans. „Ich horche nie." „Ah, bitte tausendmal um Entschuldigung, ich habe Sie nicht beleidigen wollen. — Ich habe in der That nicht gewußt, daß Sie so empfindlich sind, Verehrtester. Nehmen Sie nichts für ungut, ich werde noch einen Spaziergang machen und dann hierher zurück kehren. Apropos, lieber Herr von Bergheim, haben Sie schon etwas von der Rückkehr des Herrn von Lichtenfels aus dem Gefängnisse gehört?" „Nichts weiter, als daß er zurückgekehrt ist und um Audienz bei Sr. Majestät nachgesucht hat." „Die ihm natürlich verweigert wurde, nicht wahr, Herr von Bergheim", entgegnete der Gras mit Gewißheit, aber doch mit einem lauernden Blick. „Wie kann ein solcher Plebejer die reine Hofluft mit seiner Nähe verpesten?" „Ich glaube nicht, daß Se. Majestät ihn schon abschlägig beschieden hat", sagte Herr von Bergheim, „der König schien eher geneigt, ihm eine Rechtfertigung zu gönnen." „Der König geneigt, ihm eine Rechtfertigung zu gönnen! Was gehen da für wunderbare Dinge bei Hofe vor, mein Lieber! Derartiges ist mir in der That noch nicht vorgekommen, und man ist wahrhaftig gezwungen, ein schärferes Auge auf die Umgebung des Königs zu haben. Einem solchen Demokraten wie dieser Lichtenfels dürfte niemals eine Rechtfertigung gestattet fein." Graf Horn hatte sich förmlich in die Hitze hineingeredet, er trat mit dem Fuße auf den weichen Teppich, als wolle er ihn vernichten. „Sollte der Friseur Rehblüt eher herauSkom« men, als ich zurückgekehrt bin", fuhr er nach einer kleinen Pause fort, „so bitte ich, ihm zu sagen, daß er mich in feinem Zimmer erwartet — ich habe nicht Lust, in seinem Vorzimmer zu warten. Nicht wahr, meine Herren, klingt es nicht köstlich, im Antichambre des Friseurs Rehblüt ? So etwas kann auch nur bei uns passieren. Frisenr und Antichambre!" Der Graf verbeugte sich kühl und verließ höhnisch lachend das Vorzimmer. „Alter Geck!" murmelte Herr von Bergheim, als er den Schritt des Grafen nicht mehr auf der Treppe hörte. „Und solche Männer gelten hier etwas, solche Männer haben das Regiment in Händen. Ich wette zehn gegen eins, daß dieser Rehblüt die Audienz des Herrn von Lichtenfels hintertreiben muß — der Mann darf sich keine toffnung auf Rechtfertigung mehr machen. Haben ie etwas gemerkt, Herr von Loschwitz? Halten Sie diesen Friseur Rehblüt noch für so unbedeutend, oder glauben Sie, daß es sich doch am Ende der Mühe verlohnt, ihm einen Bückling zu machen?"' „Wahrhaftig, Sie scheinen recht zu haben, Herr von Berghelm, es ist, als wenn bei Hofe das Unmögliche doch noch möglich werden kann. Nun kriecht alles, kriechen wir mit", fügte er leichtfertig hinzu, „man windet und dreht sich so lange mit dem Gewürm, bis einem der Giftzahn gewachsen ist, dann sprechen wir weiter von anderen Dingen." Mit dem Kabinette Stremayr-Taaffe, in dessen Händen die Zusammenschweißung einer bewilli-gungslustigen Parlamentsmajorität unter einem Beamtenministerium der Compromisse ruht, bekam die böhmische Wahlreform eine actuelle Bedeutung, ja noch mehr, sie wird jetzt gerade in den Vordergrund der czechischen Forderungen gestellt. Hat denn die Landtags-Wahlordnung Böhmens etwas mit den Verhandlungen zu thuu, welche sich um die Beschickung des Reichsrathes durch die Czechen drehen? Diese Frage ist gewiß gerechtfertigt, wenn man erwägt, daß durch die direkten Wahlen der Einfluß des Landtages und hiemit der Landtags-Wahlordnung auf die Partei-Verhältnisse des Reichsrathes illusorisch gemacht wurde. Aber man muß eben berücksichtigen, daß eine Revision der Landtags-Wahlordnung auch auf die bisher mit ihr auf gleicher Basis beruhende Reichsraths - Wahlordnung zurückwirken müßte. Und diese Zurückwirkung ist es, welche die czechischen Führer im Auge behalten, wenn sie der Revision der Landtags-Wahlordnung eine so hohe Bedeutung beimessen. Daß dieselbe nicht im Sinne der liberalen deutschen Landtagsabgeordneten erfolgen wird, dafür bürgen die Namen Clam-Mar-tinitz, Rieger und Pratzak, welche bei dieser Wahl-Reformvorlage Hebammendienste leisten. Nicht eine Stärkung des intelligenten, unabhängigen, bürgerlichen Elements, sondern eine Festigung des Einflusses der Großgrundbesitzercurie unter gleichzeitiger Begünstigung der Landgemeinden behufs Vermehrung der nationalen Mandate — das wird der Tenor sein, welcher die in der Berathuug befindliche neue Wahlordnung für den böhmischen Landtag beherrscht. Wenn wir nun daneben noch berücksichtigen, mit welcher Emphase besonders polnische Journale davon reden, daß man im gegenwärtigen Augenblicke weniger auf den Föderalismus, als vielmehr auf eine größere Autonomie der einzelnen Kron-länder hinarbeiten müsse, so ist cmü der Schlüssel für die Bestrebungen der Nationalen und die Zugeständnisse der Regierung für die nächste Zukunft gegeben. Stärkung Mer Parteien, auf deren Unterstützung das Compromißministerium zählt, durch Vermehrung ihrer Mandate zunächst in den Landtagen und Erweiterung der Rechte der Landesvertretungen auf Unkosten der Reichsvertretung. Das sind allerdings wenig verheißungsvolle Aussichten. Aber vorläufig bilden sie die einzig festeren Umrisse, welche im Chaos der Vermittlungsgerüchte bei genauerer Betrachtung schärfere Formen annehmen. Vorläufig hängt es von der Besonnenheit der verfassungstreuen Landtagsabgeordneten in Böhmen ab, daß nicht unter dem unverfänglichen Titel einer Revision der Landtagswahlordnung für Böhmen der erste Schritt zur Verwirklichung föderalistischer Pläne gemacht werde, für deren Realisierung die gegenwärtige Lage doch noch zu wenig Aussichten bildet. Und daß man iu dieser Beziehung an maßgebender Stelle wol auf der Hut ist, beweist uns zum Tröste das Wort des Abg. Dr. Herbst, welcher anläßlich einer ihm bereiteten Ovation folgenden Ausspruch that: „Wir widmen dem Bruderstamme, der mit uns dieses schöne Land bewohnt, alle Sympathien und sind gerne zu einer Verständigung mit demselben bereit; aber das kann und soll uns nicht abhalten, treu festzuhalten an unserer deutschen Nationalität und an den Rechten, die uns durch die Verfassung in Böhmen und in Oesterreich überhaupt gewährleistet sind." Wir haben bereits wiederholt auf den gewaltigen Umschwung hingewiesen, welcher sich in der Stellung der Mitglieder des Dreikaiserbundes im Verlaufe der letzten Orientkrisis ergab. Zur Zeit der Reichsstädter Kaiserbegegnung war besonders England von einer hochgradigen Befangenheit ergriffen Es mochte nicht mit Unrecht im Dreikaiserbündnisse den Anlauf zu einer Politik sehen, welche den Oststaatcn, beziehungsweise Rußland, das Ueber-gewicht im Oriente sichern sollte. Bismarcks Haltung auf dem Berliner Kongresse hat nun gezeigt, daß der Kanzler des deutschen Reiches trotz der alten Freundschaft zwischen Petersburg und Berlin doch keineswegs daran denkt, die russischen Ansprüche auf den Orient codificieren zu helfen. Oesterreich selbst ist den russischen Plänen durch die Occupatio» hart in die Quere gekommen, und weder die Wiener noch die Petersburger Ofsieiösen machen aus dazwischen Oesterreich uud Rußland bestehenden Spannung ein besonderes Geheimnis. Nichts ist daher natürlicher, als daß England jedes Anzeichen einer unter Ausschluß Rußlands stattfindenden Annäherung Oesterreichs uud Deutschlands mit Freuden begrüßt. Daß man in Londoner Kreise» auch die Kaiserbegegnung von Gastein zu deuten bemüht ist, geht aus folgenden Worten der „Times" hervor: „Es ist kein Grund vorhanden, derselben ein politisches Motiv zu unterstellen. Trotzdem verfolgt Europa die Begegnung der beiden Monarchen mit Interesse wegen der großen internationalen Interessen, die sie verkörpern. Seit 1866 hat Dentsch-land keine höheren Interessen, als die Erhaltung eines starken Oesterreich. Die beiden Kaiser müssen sich bewußt sein, daß die Geschicke ihrer Länder enge verbunden seien. Wenn demnach ihre Begegnung kein politisches Motiv hat, dürfte ihre Freundschaft doch wol politische Bedeutung haben." Während England sich alle Mühe gibt, sein Wohlwollen gegen Deutschland in Worte der wärmsten Anerkennung zu kleiden, gehen die russischen Blätter in ihrem Grolle gegen das undankbare Deutschland sogar so weit, Deutschland dafür verantwortlich zu machen, daß die Westmächte angeblich das Rad der Weltgeschichte wieder auf die Zustände vor dem letzten Orientkriege zurückzudrehen sich unterfangen könnten. Wenn aber das geschieht, dann wird, wie die „PetersburgerZeitung" orakelt: „Rußlandes nicht ruhig zuseheu, obschon es deshalb wahrscheinlich nicht wieder über die Donau gehen wird. Es wird von Europa Rechenschaft fordern, das ja viel näher liegt." Diese etwas unklare Stelle findet später ihre Erläuterung, denn falls es zu Verwicklungen kommen sollte, so würde ihre Lösung, wie das genannte Blatt sagt — „nicht mehr an den entfernten Ufern des Bosporus oder der Donau, der Themse uud der Seine zu suchen sein, sondern an den weit näher liegenden des Flüßchens Spree". Ei» anderes Blatt, die „Nenc Zeit", sieht alle möglichen Unwetter am politischen Horizont aufsteigen, woran natürlich nur „Bismarck, dieser offenkundige Verräther Rußlands," die Schuld trägt. Dabei fehlt es nicht an Drohungen mit einem französisch russischen Bündnis und den sattsam bekannten Klagen über deutschen Undank. Alle diese Sachen sind nun zwar nicht neu, aber es lohnt immerhin der Mühe, auf dieselben hinzuweisen, da sie sich fortwährend wiederholen und an Heftigkeit immer zunehmen. Bemerkenswerthist ferner, daß solche Hetzartikel in Petersburg geschrieben werden können, wo der Presse durch den Belagerungszustand die Besprechung jeder anderen Sache verboten ist. Der Regierung müssen hiernach doch solche Anfreizungen gegen Deutschland weniger »»angenehm sein, als die zahmste Besprechung innerer Zustände. Nach der „Pol. Korr." soll in der albanesischen Liga eine ziemlich große Entmuthigung eingetreten sein. Veranlassung hiezu hat ein Brief des berüchtigten Agitators Mehmed Aga gegeben, welchen die Pforte unter dem Vorgebe», von ihm Instructionen eiuzuholeu, aus Prischtina nach Konstantinopel ab-bernfen und auf diese Weise unschädlich gemacht hatte. „Ich mache Euch zu wissen — schrieb Mehmet) Aga — daß Allah mich wohlbehalten hieher brachte n»d daß ich beim Sadrazam (Großvezier) einen schönen Empfang fand. Die Minister scheinen unserer Sache sehr geneigt zu sein und würden dieselbe, wie des Profeten Lehren es befehlen, kräftig unterstützen. Allein ich höre, sie haben nicht die Macht dazu. Hier bestimmen alles die Franken. Die Noth des Reiches ist groß. Der Sultan kann seinen Willen nicht durchsetzen. Die Furcht vor den Franken geht so weit, daß man die Bitte der Liga, Stunde auf Stunde verrann, die Sonne stieg höher und höher und die beiden Herren im Vorzimmer gähnten um die Wette, aber noch immer trat der Friseur nicht wieder heraus. Zwischendurch hörte man drinnen ein lautes Lachen, begleitet von der feinen Stimme des Friseurs. Endlich jedoch öffnete sich die Thür, und der Friseur trat rosigen, lächelnden Antlitzes herein. „Noch immer allein, meine Herren? Warum nicht wenigstens ein bischen Gesellschaft? Es ist in der That geisttödtend, hier Tag für Tag ein paar Stunden zu sitzen und auf den Befehl Seiner Majestät zu warten." „Graf Horn läßt Sie ersuchen, ihn in Ihrem Gemache und nicht im Vorzimmer zu erwarten — ich glaube, er wird Ihnen Nachrichten von Wichtigkeit mitzutheilen haben." „Graf Horn ist außerordentlich arrogant", sagte der Friseur gereizt, „ich habe andere Dinge zu thun, als ihn zu erwarten. Im übrigen sagen Sie ihm nur, sein Besuch würde mir willkommen sein. Sonst niemand hier gewesen?" „Niemand", sagte Herr von Bergheim. „Sehr langweilig — sehr langweilig", murmelte der Friseur, sich die Hände reibend, und man wußte nicht, ob er mit dieser Langeweile Herrn von Bergheim meinte, oder ob es langweilig sei, daß niemand mehr dagewesen. „Se. Majestät ist heute für keinen Menfchen mehr zu sprechen, meine Herren, bitte sich das zu merken, um sich nicht etwaigen Unannehmlichkeiten auszusetzen. Empfehle mich Ihnen, meine Herren, empfehle mich Ihnen." „Und dieser Mensch soll eine solche Macht besitzen?" sagte Herr von Loschwitz verächtlich. „Ein solcher abgeschmackter, tänzelnder Friseur? Wie ist das möglich, Herr von Bergheim, man sieht dem Menschen seine Borniertheit und Arroganz auf hundert Schritt an." „Der König kann eben nicht sehen, Herr von Loschwitz, glauben Sie mir, sonst wäre wol manches anders bei Hofe, das sage ich Ihnen. Sie werden noch vieles lernen müssen, bevor Sie es so weit gebracht haben, daß Sie alles begreifen, was hier für Dinge Vorgehen; ich will niemanden verleumden, aber wenn Sie Ihre Augen und Ohren nur offen halten, fo werden Sie bald Kern und Schale unterscheiden lernen, obgleich ich behaupten möchte, daß hier taube Nüsse sind." „Ah, Herr v. Lichtenfels!" Wäre ein Geist erschienen, Herr v. Bergheim hatte nicht erschrockener zurücktreten und den Namen nicht langgedehnter aussprechen können. „In der That, Herr v. Bergheim," sagte der Eingetretene, mit scharfem Blick die Ursache dieses Staunens begreifend, „ich bin es selbst. Ich wage, trotz aller geführten Jntriguen, mich hier zu präsentieren und Sie zu ersuchen, mich zur Audienz bei Sr. Majestät zu melden. Alle Formen sind zur Genüge beobachtet, und werden mir hoffentlich keine Hindernisse mehr in den Weg gelegt werden." „Allerdings nicht, Herr v. Lichtenfels, obgleich ich Ihnen rathen möchte, heute nicht auf die Audienz zu bestehen, — Majestät sind außerordentlich ungnädiger Laune." Herr v. Bergheim sagte dies nur, um vielleicht Zeit zu gewinnen. Der Ausspruch des Grafen Horn ließ ihn befürchten, daß er einen argen Mißgriff mache, wenn er Herrn v. Lichtenfels meldete. ihr Waffen zu liefern, nicht gewähren will. Unsere Hoffnung beruht auf unfern, Arm." Obgleich nun Mehmed Aga in seinem Schreiben die Aufforderung ausspricht, niemals im Eifer für die gute Sache erkalten zu wollen, so übte letzteres doch eine derartig deprimierende Wirkung aus. daß in einer Parteiversammlung von Anhängern der Liga der Beschluß gefaßt wurde, sich eiuer vollständig passiven Haltung zu befleißigen und auch auf die Parteimänner in Prifrend dahin zu wirken, daß nicht die Zukunft Albaniens durch unnütze Demonstrationen gefährdet werde. Wichtiger als diese offiziöse Nachricht, von der zuerst erwiesen werden muß, ob sie nicht mit Rücksicht auf die bevorstehende Occupatiou von Novi-bazar etwas mehr Beschwichtigungspolitik treibt, als für ihre Verläßlichkeit gut ist, erscheint uns eine Meldung der „Neuen freien Presse", nach welcher die Sunde über die Ermunterung der albanesischen Bewegung durch Italien in der italienischen Presse eine sehr lebhafte Besprechung gefunden hat. Mehrere Journale machen dem abgetretenen Ministerium Dcpretis Vorwürfe über eine zweideutige äaßere Politik, indem sie die Nothwendigkeit eines guten Einvernehmens mit Oesterreich betonen. Damit will es nur freilich nicht recht stimmen, daß zahlreiche italienische Freischärler bereit oder schon abgegangen sein sollen, um die Albanesen gegen die einmarschierenden Oesterreicher zu unterstützen. Spielt die italienische Regierung wieder einmal ein doppeltes Spiel, indem sie offiziös von Freundschaftsversicherungen überfließt und doch feindselige Vorbereitungen gegen Oesterreich gestattet, ober aber hat sie nicht die Macht, letztere hintanzuhalten? In dem einen wie im anderen Falle haben wir allen Grund, vor unserem Nachbar im Süden auf der Hut zu sein. Was den Einmarsch der Oesterreicher in Novi-bazar anbelangt, so liegt nur eine Meldung älteren Datums vor, nach welcher sich bis zum 5. d. die Verhandlungen zwischen dem türkischen Kommissär Hnsni Pascha und Oberst Samonigg und Major Milinfooif als österreichischen Bevollmächtigten lediglich auf die Vorfragen wegen der Occnpation des Liingebiets, nämlich auf die Einquartierung, Verpflegung der Truppen und auf die Frage wegen Rückgabe des in den bosnischen befestigten Orten Vorgefundenen Kriegsmaterials beschränkten. * * * Obgleich bekanntlich das preußische Abgeordnetenhaus keineswegs das Forum ist, vor welchem die Wirtschaftspolitik des Reichskanzlers zur De- Aber dieser war keineswegs geneigt, den schwer errungenen Vortheil so leichten Kaufs aufzugeben. „Ich fürchte die außerordentlich ungnädige Laune Sr. Majestät nicht," entgegnete er lächelnd, „ich komme nicht, um etwas zu bitten, hoffe also auch nicht, daß eine Laune mir hinderlich sein dürfte in dem, was ich beabsichtige. Bitte, haben Sie die Güte, mich bei Sr. Majestät zu melden." Fast zitternd gehorchte Herr v. Bergheim dieser Aufforderung und war erstaunt, als der König ihm befahl, Herrn v. Lichtensels einzuführen. Er war aber dadurch keineswegs über die Folgen beruhigt. Mit großen Schritten durchmaß er das Gemach , dann und wann Schritt und Athem in der Nähe der Thür, die in das Gemach des Königs führte, anhaltend, ob nicht etwas von der Unterhaltung da drinnen sein Ohr erreichte. Aber : nein, alles blieb für ihn ein Räthsel. „Mein Gott, Herr v. Loschwitz, das geht 1 nicht mit rechten Dingen zu, das gibt ein Unglück, meine Stellung ist gefährdet. Aber nicht wahr, j Sie werden mir bezeugen, daß ich nicht anders habe handeln können, man muß sich an den Adjutanten halten, der diesen Fehlgriff gemacht." (Fortsetzung folgt.) batte und Entscheidung gebracht werden kann, jfo geben sich doch die preußischen Osficiösen alle Mühe, die national-liberale Partei als Gegnerin dieser Politik auch aus der preußischen Abgeordnetenkammer zu verdrängen. Denn nur so läßt sich der Artikel der „Proviuzial-Korrespondenz" deuten, welcher mit den Worten schließt: „Die Losung der Wahlen kann keine andere sein, als: nationale Arbeit und Selbständigkeit oder Abhängigkeit des National-Wohlstandes von den Handlangerdiensten für den Absatz fremder Erzeugungsländer, für die Leistungen fremder Industrien, die es in der Hand haben, diese Dienste jeden Augenblick aufzufündigen und dadurch dein deutschen Volk zugleich mit der wirthschastlichen die politische Existenz zu schmälern oder zu rauben.“ Vermischtes. — Prozeß gegen einen Polizeidirektor. Am 5. d. begann vor dem Agramer Gerichtshöfe die Verhandlung gegen den ehemaligen Polizeidirektor in Mostar, Nikolaus Urica, wegen Betruges und Wcchjelfäljchung. Urica ist aus Vinkvvce in Slaoonien gebürtig, griechisch-orientalischer Konfession, Jahre alt, verheiratet, Vater eines Kindes, gewesener öffentlicher Agent in Agram, suspendierter Direktor der k. k. Polizei in Mostar, bisher unbeanstandet. Die Staatsanwaltschaft erhebt wegen sechs Delicten gegen ihn die Anklage. Die fünf erstereu beziehen sich thcils auf widerrechtliche Begebung von Wechseln, theilS aus Wcchfelfäljchungeu. Der sechste Punkt der Anklage lautet dahin, „daß er im Monate November 1878 in Pest als Direktor der k. k. Polizei in Mostar für ein Empfehlungsschreiben an verschiedene Personen in Bosnien, welches er als Amtsperson au> Verlangen des Hermann Brüll t'iefem ausgesvlgt hat, von diesem 1000 fl. erhalten, sonach in amtlichen Geschäften Bestechuugsgelder angenommen und sich dadurch des Verbrechens des Mißbrauchet der Amtsgewalt schuldig gemacht habe." Daß eine Verpslanzug der in Ungarn grassierenden Korruption und Bestechlichkeit auf den Boden Bosniens wenig geeignet fein kann, bei der Bevölkerung deS OccupationSgebieteS eine besondere Achtung vor der Behörde zu erwecken, bedarf wol keines Beweises. — Pfründner rache. Der ün städtischen Armenhause zu Schwechat untergebvachte Pfründner Franz Vetter hatte mit den weiblichen Insassen des Armenhauses diesertage einen Zivist, bei dem er die Worte laut werden ließ: „Wart's, i zag engs noch, i beiß’ eng alle ’naus!" Diese Drohung fand jedoch ktine Beachtung. Einige Stunden später schlich sich Vetter in das Zimmer einer ihm besonders verhaßten Psründiierin, die er zu dieser Zeit im Hofe mit einer Hausarbeit beschäftigt wußte, nahm deren Sonntagsanzug und begab sich, mit einem großen Knittel bewaffnet, unbemerkt auf den Boden des nur mit Schindeln gedeckten Hauses. Dort steckte er die Kleider der Pfründnerin zwischen die Dachlatten und Schindeln uud zündete dieselben an mehreren Stellen an. Als die allarmierte Feuerwehr zur Hilfeleistung herbeeilte und sich drei Mann von ihr auf den Dachboden begaben, um dem Feuer am Orte feines Entstehens beizukommen, wurden diese von Vetter mit Knittelhieben empfangen. Doch gelang es, den rachesüchtigen Pfründner zu binden, welcher es seinerseits nur der Intervention einer Gendarmeriepatrouille zu danken hatte, daß er nicht ein Opser der Lynchjustiz wurde. Der Brand wurde glücklich gelöscht. — Das Doppelverbrechen eines Geistlichen. In einem Dorfe bei Stanislau befindet sich ein griechisch-katholischer Pfarrer, der seit mehreren Jahren verheiratet ist. Seine Frau fand die Zuneigung eines römisch-katholischen Vicars, und derselbe knüpfte mit ihr intime Beziehungen an. So eng war das Freundschaftsbündnis zwischen ihnen, daß, als am 1. August die Pfarrersfrau ihr jüngstes, elf Monate altes Kiud verlor, in später Nacht der fromme Vicar auf ungebahnten Wegen erschien, um die Gebeugte zu trösten. Diese Vertrautheit blieb kein Geheimnis; sie bildete das Gespräch in der Gegend und wurde auch dem unglücklichen Gatten, einem braven und geachteten Manne, bekannt. Ein naher Verwandter des Gatten übernahm die Aufgabe, Beweise für die Untreue zu verschaffen; er sprach seine Absicht aus, im Garten eine Zusammenkunft des strafbaren Paares zu belauschen. Er erschien nicht mehr, um Bericht zu erstatten; seine Lippen wurden stumm, denn am nächsten Tage schwamm seine Leiche im Bache, den Hals bis an den Wirbel durchschnitten und den Körper mit 17 Wunden bedeckt. Wenige Stunden nach diesem Funde bemerkte man aus der Wohnung des verliebten Vicars eine schwarze Rauchwolke steigen; es entstand Feuerlärm und man drang in die Wohnung ein. Da erblickte man nun in dem Ofen Kleider, die mit Blut befleckt waren. Der Vicar ein 30jähriger, hochgewachsener Mann, sowie die Pfarrersgattin, eine üppig schlanke Brünette, welche bereits sechs Kindern das Leben gab, wurden verhaftet und an das Preisgericht Stanislau überliefert. — Mac Mahon in Ungarn. Ans Bad Trencsin-Teplitz wird gemeldet: „In einigen Tagen trifft hier Herzog de Castries ans Frankreich ein. Herzog de Castries ist ein Schwiegersohn des verstorbenen Baron Simon Sina und gegenwärtig Eigentümer des erwähnten Heilbades. Mit dem Herzog trifft gleichzeitig fein Schwager, Marschall Mac Mahon, hier ein. De Castlies wird seine hiesige Besitzung jetzt zum ersten male besichtigen, und wurde die nahe bevorstehende Ankunft dem Güter« Direktor dos Herzogs auf telegrafischem Wege be» kannt gegeben." — Ein sonderbarer Brauch. An der Straße zwischen Nassau und Langenschwalbach liegen die Dörfer Rettert und Laufenfeldern. ErstereS hat nur 500, letzteres aber 1200 Einwohner. Zwischen beiden Gemeinden besteht seit unvordenklicher Zeit ein seltsamer Gebrauch, genannt die Falorkerb oder Felorkorb. — Alle drei Jahre — am lOten August d. I. ist die Frist wieder um — ziehen die Laufenfelder eine Stunde weit, trotz Regen oder Sonnenhitze, nach Rettert, um auf der dortigen Feld-flur den ganzen Tag hindurch zu tanzen und den Boden nebst allem Wachsthum daraus gründlich zu zertrampeln. Das Seltsamste daran ist, daß die Geschädigten wol ein saures Gesicht machen, sich aber den Unfug gefallen lassen müssen, weil er eben ein altehrwürdiges Recht der Laufenfelder ist. — Russische Urtheile über Bulgarien. Wie aus Moskau geschrieben wird, kehren dieselben russischen Truppe», welche auf Tod und Leben mit den Türken gekämpft, aus Bulgarien mit entschiedener Sympathie, wenn nicht Zärtlichkeit für diese Türken zurück. Die Offiziere namentlich sprechen offen aus, daß, wenn es unter der Bevölkerung der Balkan-Halbinsel etwas Gutes gibt, dieses nur unter den Türken zu suchen sei. Will man etwas kaufen ober hat sonst ein Geschäft, so wird vor den, Bulgaren als Betrüger gewarnt, der Türke als ehrlich empfohlen. Offiziell geschieht dies nicht, im Privatverkehr aber wiegt das Wort eines Türken den Schwur des Bulgaren auf. Höchst bezeichnend ist dabei, daß nicht nur die Russen, sondern auch die in Rußland erzogenen Bulgaren eine solche gering« schätzende Meinung von ihren Landsleuten hegen. — Zum Kapitel derMisch-Ehen. Die in Austin, Texas, erscheinende „Bolkszeitung" berichtet: „Am Donnerstag wurde Emile Francis von einer Jury freier Männer im Distriktsgerichte von Travis County wegen Übertretung des Gesetzes, „daß keine weiße Person eine farbige Person ehelichen darf", zu fünf Jahren harter Arbeit int Staatsgefängnisse zu Huntsville vernrtheilt. Frau Francois sagte aus, daß sie ihn im Glauben, daß er von farbiger Abkunft sei, geheiratet habe. Dieselbe war während der ganzen Verhandlungen an der Seite ihres Mannes, ihm Trost spendend, und als die harten Worte von den Lippen des Bormannes der Geschwornen erklangen, welche diesen Mann für die Liebe zu ihr so furchtbar bestrafen sollte, kannte ihr Schmerz keine Grenzen." Lotml-und Provinzial-Angelegenheite«. — (Ernennung.) Der Steueramtsprakti-cant Herr Josef K a v f1 i ist zum provisorischen Steueramtsadjuncten ernannt worden. — (Vergnügungszügler.) Der Vergnügungszug mit den Werkstättenarbeitern der Südbahn traf gestern in aller Früh in Laibach ein. Die ersten Morgenstunden benutzten die Gäste zu einer Promenade in der nächsten Umgebung, um 8 Uhr versammelten sie sich sodann zum Frühstücke in der Easinorestauration, um hierauf, in Gruppen getheilt, die Sehenswürdigkeiten Laibachs zu besuchen und die inneren Stadttheile zu besehe». Zwischen 11 und 12 Uhr vormittags veranstaltete ihre 36 Mann starke, hübsch uniformierte Musikkapelle eine Platzmusik in der Sternallee, wozu sich auch zahlreiches Laibacher Publikum eingesunden hatte, welches sich über die in der That sehr tüchtigen Leistungen der gut geschulten und starken Kapelle sehr beifällig aussprach. Nachmittags von 3 bis nach 8 Uhr abends konzertierte die Kapelle wieder im Casinogarten, der hiebei von ab- und zuströmende» Fremden und hiesigen Gästen ununterbrochen vollauf besetzt war und in dessen reich deco-rierten Räumen sich innerhalb dieser Stunde-, ein lebhaft bewegtes Leben abspielte, das leider durch den nach 7 Uhr ausgebrochenen heftigen Regen etwas beeinträchtigt wurde. Kurz vor 9 Uhr verließen die Vergnügungszügler den Casinogarten und begaben sich direkt auf den Südbahnhof, von wo aus sie ihr Separatzug bald darauf wieder in ihre Heimat führte. — (Rettung durch die Geistesgegenwart eines Knaben.) Eiu Freund unseres Blattes schreibt: Am 8. nachmittags badete ein achtjähriger, des Schwimmens unkundiger Knabe im Laibachflusse vis-ä-vis dem Schlachthanse. Er wagte sich dabei etwas zu weit in den Fluß, wurde von der Strömung erfaßt und wäre ertrunken, wenn ihn nicht ein am Ufer stehender Knabe, der Sohn eines hiesigen Finanzbeamten, dadurch gerettet hätte, daß er schnell in die Kotzenfabrik lief und den Vorfall dem dortigen Hausmeister mittheilte, welcher den halb besinnungslosen Knaben noch rechtzeitig bei dem zum Räderwerke der Fabrik führenden Rinnsale aus dem Wasser zog. Der kleine Verunglückte wurde in das allgemeine Krankenhaus gebracht, wo er sich bald wieder erholte. — (Außergewöhnliche Jagdbeute.) In den Waldungen des Bezirkes Gottschee wurden im Verlaufe der letzten Woche nicht weniger als vier Bären erlegt. — (Im Brunnen vernn g lückt.) In St. Johann bei Rosegg in Kärnten ist am 6. d. M. das noch nicht 7 Jahre alte Töchterchen des Besitzers Franz Ropatsch beim Wasserschöpfen in den Brunnen gestürzt. Das Kind wurde zwar aus dem Brunnen heraufgeholt, verschied jedoch schon im nächsten Augenblicke. — (Zigeunerplage in Steiermark.) Ein Korrespondent der „Presse" ans der „östlichen Steiermark" beklagt sich bitter über eine von Jahr zu Jahr zunehmende Landplage. Es sind dies die Zigeuner, welche mit einer unausrottbaren Vorliebe uach Steiermark hinüberschwärmen, um zu betteln, zu stehlen und die Felder zu verwüsten. Alle Maßregeln, die dagegen schon ergriffen worden, sind bei der bekannten Indolenz der ungarischen Behörden vergebens. In der letzten Zeit besonders ist das Treiben der Zigeunerbanden ein so unverschämtes geworden, daß sich die Stadtgemeinde Fürstenfeld veranlaßt sah, um einen Militärcordon zu bitten und alle benachbarten Gemeinden einzuladen, sich dieser Petition anzuschließen. — (EinpreisgekrönterLehrer) Unter den Einsendern von Preisbildern für die sogenannten Musiltheken befindet sich auch Herr A. Pogatschnigg, Lehrer in St. Margarethen iu Käruten. Das Preisrichteramt über die eingelaufenen Arbeiten wurde vom Wiener Lehrerverein „Volksschule" ausgeübt. Aus Mauusburg wird uns geschrieben: Der Neffe des infulierteu Domdechants zu Laibach, welcher durch sein hierortiges „verdienstvolles" Wirken sich eines ganz besonderen Andenkens erfreut, scheint durch seine Obliegenheiten als Katechet der Nonnen von Bischoflack nicht vollauf in Anspruch genommen zu sein. Wenigstens fand er Zeit, hierorts bei mehreren jungen Mädchen und einigen Matroneu anläßlich seiner Durchreise Privatmissionen vor-zunehmen. Er ließ auch, wie nian versichert, einige Mädchen zu sich eitleren, um ihnen Strafpredigten über Herzensangelegenheiten, Liebschaften u. s. w. zu halten. Daß bei dieser Gelegenheit, auch Erkundigungen über Dienstgeber und überhaupt häusliche Verhältnisse eingezogen und diesbezügliche Verhaltungsmaßregeln gegen ronrde;,, ist selbstverständlich; wenn es so fort geht und man dem ganz überflüssigen Eifer dieser unberufenen Parforcemissionäre nicht noch rechtzeitig das Handwerk legt, wird man bald nicht mehr Herr im eigenen Hanse sein! Krainburg, 10. August. Vergangene Nacht um 1 Uhr brach in dem Wirtschaftsgebäude des Herrn Fr. Omersa auf bis jetzt noch unbekannte Art Feuer aus, welches aber durch das rasche Eingreifen mehrerer, noch zur rechten Zeit auf dem Brandplatze erschienenen Bewohner trotz Ermanglung aller Requisiten durch Abreißen und Hinwegräumen alles Brennbaren derart lokalisiert wurde, daß mit Unterstützung der ungewöhnlich schnell erschienenen Spritze jede Gefahr bald beseitigt war. Besonders rühinenswerth ist die Schnelligkeit, mit welcher ein Uebetfluß von Wasser zur Stelle geschafft wurde, obwol unsere Wasserleitung wegen Reparatur außer Wirksamkeit ist. Da infolge dieses Umstandes sänimtliche Wasserreservoirs schon mehrere Tage leer sind, mußte das nothwendige Wasser aus der Save heraufgeführt werden. Sollte hier, was früher oder später geschehen muß, eine Feuerwehr errichtet werden, so dürfte diese umsomehr Betheiligung und ein um so brauchbareres Mannschaftsmateriale finden, als gerade der letzte Brand einen Beweis lieferte, was eine geordnete Hilfe zur rechten Zeit zu leisten vermag. Denn wirklich grenzt es an das Wunderbare, daß man dem herheerenden Element die naheliegenden, mit dem Erntesegen, mit Brenn- und Merkantilholz, Gerberlohe re. gefüllten Objekte zu entreißen im stunde war. Um 2 Uhr war die Gefahr vorbei. Der Schaden wird auf beiläufig 2000 fl. veranschlagt. Das Objekt war versichert. Im Interesse der baldigen Errichtung einer Feuerwehr zu wirken, überlasse ich der sehr verehrten Redaction. Witterung. Laibach, 11. August. Angenehmer, heiterer Tag, schwacher Ost. Wärme: morgens 7 Uhr + 14 6", nachmittags 2 lldr + 21 3" (J. (1878 + 24'8u; 1877 + 25'6" 0.) Barometer im Fallen, 736 08 Millim. Da» vorgestrige Lagesmittel der Wärme + 18 9", das gestrige + 17 9", beziehungsweise um 0-9° und 2'0° unter dem Normale; der vorgestrige Niederschlag 14 20 Millimeter, der gestrige 10 90 Millimeter Regen. Angekommene Fremde am 10. August. Hotel Stadt Wie». Pollak, Großhändler, Prag. — König, Altlack. — Keller, Kfm., Triest. — Gollob, Kfm., Oberlaibach. - Elsner, Steuerinspektor, Rudolsswerth. Jcdlitta, Lehrer, Böhmen. — Still, Kfm., und Tochaöek, Kruzemburk. Hotel Elefant. Mazeck, Reis., Graz. — Böse, Fabrikant, Kaiser Carl und Kaiser Adolf, Wien. — v. Parier, Fiume. — Kraus, k. k. Lieutenant, Rudolsswerth. — v. Lerchenthal, Ingenieur, Baden. Hotel Europa. Poppl Matbilde, Kroazien. Mohre». Doller Josefa, Trient. — Schopper und Stein-dachner, Private, Wien. — Bretner, Magd, Graz. — Merva, Watsch. — Fleischmann, Privat, Laibach. Baierischer Hof. Oblak, Handelsm., Rudolsswerth. — Dr. Raak s. Familie, Töpliz. Kaiser von Oesterreich. Beve, Beamter, Feistriz. Lebensmittel-Preise in Laibach am 9. August. Weizen 8 fl. 60 kr., Rom 5 fl. 20 kr., Gerste 4 fl. 39 fr., Hafer 2 fl. 93 kr., Buchweizen 5 fl. 4 kr.. Hirse 4 fl. 5o fr., Kukurutz 4 jl. 80 kr. per Hektoliter; Erdäpfel 3 fl. — fr. per 100 Kilogramm ; Fisolen 7 fl. - fr. per Hektoliter; Rindschmalz 92 fr., SchweiufeU 70 fr., Speck, frischer 56 fr., geselchter 60 fr., Butter 72 kr. per Kilogramm: Eier 2 fr. per Stück: Milch 8 kr. per Liter: Rindfleisch 58 kr., Kalbfleisch 56 fr., Ichweinflcisch 62 fr., Schöpsenfleisch 32 fr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 42 kr., Stroh 1 fl. 42 kr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 7 fl. — fr., weiches Holz 5 fl. — fr. per vier C.-Meter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Liter. Gedenktafel über die am 14. August 1 8 7 9 ftattfindendeii Li-citationen. Kastelie'sche Real., Hndo, BG. Sittich. — 3. Feilb, Virgo-sche Real., Kornpolje, BG. Großlaschiz. — 1. Feilb., Sfn-bic'sche Real., Petnischnawas, BG. Sittich. — 2. Feilb., Rupar'schc Real., Bucfa, BG. Nassensuß. — 1. Feilb., Slejfo'sche Real., Bukuje, BG. Adelsberg. Telegrafischer Kursbericht am 11. August Papier-Rente 66 65. — Silber-Rente 68 25. — Gold-Neu te 78 75. - 1860er Staats-Anleheu 124 80. — Bank-actien 826. — Kreditaetieu 268 50. — London 116 95. — Silber —. — K. f. Münzdukalcu 5 49. — 20-Fraucs-Stückc 9 32. — 100 Reichsmark 57 35. Verstorbene. Den 8. August. Alfons Vojvoda, Finanz-Rech-nungsosficials-Sohu, 7 Monate, Karlstädterstraße Nr. 6, Fraisen. Den 9. A u g u st. Margareth Erjavc, Taglöhnerswitwe, 58 I., Petersstraße Nr. 53, Lungenblutsturz. Im Zivilspitale: Den 7. August. Valentin Dolni?ar, Taglöhner, 70 I., Wassersucht. Den 8. A u g u st. Georg Hönigmann, Taglöhner, 25 I., Luugcutuberfulose. — Valeria Jabornigg, Nähterinsfind, 2 Mon., Schwindsucht. — Franzisfa Marinsef, Wärterin im hicrortigcn Gebärhause, 28 I., Luftbrust. Danksagung. Für die viele» Beweise der herzlichsten An-theiluahme an dem traurigen Geschicke, das uns durch 'beit Tod unseres geliebten Vaters uud beziehungsweise Galten ereilte, für die so zahlreiche Betheiligung am Leichenbegängnisse und für die vielen schöne» Kränze, mit welchen der Sarg des theuren Verblichenen geschmückt wurde, sagen wir hiemit allen Betreffenden öffentlich unseren innigsten Dank. Laibach, 11. August 1879. Therese Fleischmann und Kinder. Ein geprüfter und beeideter osteXpeditor, tüchtiger Manipulant, auch in der Handlungsbranche gut bewandert, mit Kenntnis mehrerer Sprachen, sucht einen Posten.— Gefällige Anträge werden unter Chiffre N. E. 1000 an Herrn Bambergs Buchhandlung erbeten. (356) 3—2 Künstliche Zähne und Gebisse werden nach der neuesten Kunstmethode schmerzlos eingesetzt, Zahnoperationen mittelst Lustgas-Narkose vorgenommen vom Zahnarzt A. Paichel an der Hradecfybnicke, I. Stock. (347) 6-3 Paraffin und Stearin liefert billigst in allen Qualitäten J. Peter in Aussig (Böhmen). (344) 3—3 Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Dr. Hans KrauS.