Mchkr TaMatt rtn /> . Pranumeratioa«PieiI«: Für gaitn»: ®anjj. fl. 8-40; vi4« Ul* AufteDun,) ins Sau 6 »rttj. 25 tr. SOlit bet Post: Ganzjähr. st. 12. Rcdaction und Expedit,on: Bahnhosgasse Nr. 15. Freitag, 14. März 1879* — Morgen: Longinus. Insert > on «preise: Ein- . Ivaltige Petitzeile & 4 tr., bei 1 (J BicberOolmigcn ik 3 fr. An- 1 Ut zeigen bis 6 Zeilen 20 fr. v Ein Mahnruf an die Verfaffungspartei. Dr. August Weeber, Mitglied des Abgeordnetenhauses, rechtfertigte in der am 9. d. in Olmütz stattgefundenen Wählerversamnilnng seine Haltung in der orientalischen Frage. Der Redner betonte im Eingänge seines Vortrages, daß Oesterreich nach dem Frieden von San Stesano von der Armee Rußlands, welches die Fahne pans 1 avistischer Bestrebungen offen entfaltet hatte, umfaßt wurde, und es in erster Linie England zu danken ist, die Gelüste Rußlands wesentlich eingedämmt zn haben. Ter Redner bemerkte, daß, nachdem die Okkupation Bosniens und der Herzegowina mit so großen Opfern an Gnt und Blut vollzogen wurde, es derzeit nicht mehr möglich fei, dieselbe ungeschehen oder rückgängig zu machen. Der Redner bedauerte, daß die Occupations-frage die Verfasfungspartei entzweit und Anlaß zu unfruchtbaren doctrinären Streitigkeiten gegeben habe; es sei nun an der Zeit, den vollzogenen Thatsachen Rechnung zu tragen und dafür zu sorgen, daß die Occnpation Oesterreich-Ungarn Früchte bringe. Der Redner richtete an die Adresse der Regierung den Mahnruf, überflüssige Parade-Garni-sonen im Reiche aufzulassen und zur Schonung des Reichssäckels nur die uothwendige Truppenzahl präsent zu halten; Dr. Weeber fordert von der Regierung, sie möge aus der Occnpation der genannten Provinzen schon jetzt alle möglichen volkswirtschaftlichen Vortheile ziehen. Der Redner faßte sofort die Action der Ver fassungspartei ins Auge, er legte besonderes Gewicht darauf, daß die Verfassungspartei einig sei. Dr. Weeber sagt: Einig kann die Verfassungspartei nur dann fein, wenn sie sich mehr der Aufgabe des positiven praktischen Schaffens als jener der retrospectiven ne- gativen Kritik zuwendet. Wenn sich die Einigkeit der Verfassungspartei als ein anzustrebendes Erfordernis hinstelle, so meine ich damit durchaus nicht, daß alle Mitglieder der Verfassungspartei stets und in allen Fragen derselben Ansicht sein oder folgen müssen. Meinungsverschiedenheiten in einzelnen Fragen und politische Schattierungen gibt es in jeder Partei, und es liegt dies in der Natur der Sache. Die Anhänger rascheren Fortschrittes bilden gleichsam die Pionniere desselben; die Majorität der Partei muß jedoch stets des Grundsatzes eingedenk sein, daß eine große Partei ihre Kraft für eine Action nur dann einsetzen darf, wenn sie auf einen Erfolg rechnen kann; denn nichts schädigt das Ansehen und gefährdet die Stellung einer Partei mehr, als wenn sie stets weiter zu greifen sich bemüht, als ihre Macht reicht. Wenn ich die Einigkeit der Verfassungspartei als ein anzustrebendes Bedürfnis hingestellt habe, so habe ich damit auch nicht den Bestand unserer Klubs der Verfasinngspartei kritisieren wollen. Eine Partei von 200 Personen kann nicht in einem einzigen Klub die Detailfragen in Vor-berathung ziehen. Allein die gestimmte Verfas-sungspartei muß in ihrem Zusammenwirken an bestimmten Grundsätzen sesthalten, und sie darf nicht die einzelnen zur Verhandlung gelangenden Fragen jede abgesondert für sich allein, sondern sie muß jede wichtige Frage in deren Zusammenhänge mit der politischen Situation unter Berücksichtigung der der ganzen Partei gemeinsamen Grundsätze beurteilen. In dieser Hinsicht möchte ich vorzugsweise zwei Grundsätze hervorheben, welche die Verfassungspartei unausgesetzt im Auge halten muß. Der erste Grundsatz ist, für die Eonsoli-dierung und Forderung der verfassungs -mäßigen Institutionen einzustehen; hierin ist die Verfassungspartei vollständig einig, und fo lange, als die Verfassung äußeren Gefahren ausgesetzt war, bildete dieser Grundsatz ein ausreichendes Bindemittel für die gesummte Partei. In dem Maße aber, als diese Gefahren nach und nach geschwunden find und die Verfassung immer mehr und mehr in das Volksbewußtsein einbringt, muß die Verfassungspartei sich auch noch in einem anderen Grundsätze vereinigen, welcher in allen consiitutioncllen Staaten gilt und als eine selbstständige Konsequenz des constitutioiielleu Regie-rungsprinzipes anerkannt wird. Dieser Grundsatz ist, daß die Partei, welche die Majorität in der Reichsvertretung bildet, berufen ist, an der Regierung theilznnehmen, daher gemeinsam mit der Regierung zu wirken — mit anderen Worten, daß die die Majorität der Reichsvertretung bildende Partei nothroendig die Regierungspartei bilden muß. Auch die Oppositionspartei in einem couftitutionellen Staate muß das Bestreben haben, die Regiernngsgewalt zu erringen und hiedurch zur Regierungspartei zu werden. Die Opposition kann daher nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zwecke sein. Dieser Grundsatz bindet die Partei an feine bestimmten Männer im Ministerium ; im Gegentheile, wenn die Partei sich dahin einigt, daß sie es im Interesse des Staates und der Partei gelegen findet, daß andere Männer die Zügel der Regierung in die Hand nehmen, dann ist die Partei berechtigt und berufen, einheitlich und planmäßig auf den Sturz des Ministeriums hinzuwirken. Sie darf dies aber nur dann thun, wenn die Majorität der Partei sich darüber geeinigt hat, welche andere Männer sie an die Spitze der Regierung berufen zu sehen wünscht, und welche sie dann, wenn dieselben zur Regierung gelangen, zu stützen bereit ist; denn ein Ministerium zu stürzen, ohne im stunde zu fein, andere Männer zu benennen, welche das Vertrauen der Majorität in höherem Maße genießen und unter deren Leitung die Majoritäts- Jeuiü'elon. Unser gefährlicher Zinunergenosfe. Eine Winterplanderei von I. S t i n d e. Ans seiner Kinderzeit wird mancher sich noch der harmlosen Pfänderspiele erinnern, mit der noch harmloseren Einlösung der verfallenen Besitztümer, und den Vers kennen, der gesprochen wurde, sobald das Anbeten des Ofens als Sühne dekretiert worden war. Der schone Vers lautet: Ose», Ofen, ich bete dich an, Im Winter bist du ein guter Mann, Im Sommer seh' ich dich gar nicht an — und wurde damals mit jener lleberzeugung gesprochen , wie sie nur dem Kindergemüthe inne wohnt, während erst in späteren Jahren, wenn die Gespielinnen der Kindheit keine langen Zöpfe und kurzen Kleider mehr tragen, das Pfandeinlösen einen minder harmlosen Charakter annimmt, ebenso wie der Ofen nicht durchaus als „guter Mann" gelten kann, sobald klar wurde, daß er alljährlich mehr Opfer fordert, als in unserer Zeit, in der die Naturkunde mit Eifer ausgebreitet wird, zu verantworten ist. Wenn die kalte Jahreszeit beginnt und der Ofen als „guter Mann" in Anspruch genommen wird, fangen auch die Zeitungen an, kurze Notizen zu bringen, welche die Erkrankung oder den Tod von Menschen berichten, die der Einwirkung des Kohlenoxydgases erlegen sind, das der Volksmund schon seit langer Zeit als Osenklappengas bezeichnet hat, und leider pflegen diese traurigen Berichte erst dann ansznhören, wenn der wiederkehrende Frühling die Heizapparate außer Dienst setzt. Man sollte ans Grund der häufigen Warnungen und eindringlichen Mahnungen zur Vorsicht schließlich zu der Annahme berechtigt sein, daß die Kohlendunstvergiftungen von Jahr zu Jahr seltener werden oder ganz aufhören müßten, allein die Erfahrung lehrt das Gegentheil; denn auch in diesem Winter sind bereits mehrere Fälle von Erkrankungen durch Kohleuoxydgas zu verzeichnen, und geradeso wie in den meisten bisherigen Fällen ist dem zu frühen Schließen der Ofenklappe die Schuld beizumessen. Wenn trotz aller Warnungen immer wieder Fälle von Kohlenduustvergiftnngen Vorkommen, so dürfte dieser Umstand vielfach darin zu suchen sein, daß die Natur und die Wirkung dieses Gases zu wenig bekannt sind und aus Unkenntnis unterschätzt werden. Häufig begegnet man noch der Ansicht, daß, wenn die Kohlet: „klar" gebrannt sind, das heißt, weder Rauch noch helle Flammen abgeben, keine Gefahr mehr zu befürchten fei, ebenso wie ganz kluge Leute vermeinen, nur die Steinkohle fei schädlich, während Holz- und Torfkohle in keiner Weise Gefahr bringen könnten. Dieser Glaube ist jedoch ein Aberglaube, denn Kvhlen-oxydgas wird unter geeigneten Umständen von jeder Kohle erzeugt, ganz einerlei, welchen Ursprung dieselbe hat, und gerade die „klar" gebrannte Kohle ist im glimmenden Zustande nur um so gefährlicher, als sie den Kvhlenduust ziemlich rein produciert, frei von Rauch und riechenden Gasen, welche dem Geruchssinne sofort auffallen und die Aufmerksamkeit des Menschen sofort auf die Verunreinigung der Luft hinlenken. Man irrt daher gar sehr, wenn man glaubt, es fei keine Gefahr vorhanden, wenn in einem Zimmer, in dem sich ein geschlossener geheizter Ösen oder ein mit glühenden Kohlen gefülltes Becken befindet, ein unangenehmer Geruch oder Rauch nicht wahrgenommen wird; denn der Kvhlenduust ist geruchlos und äußert seine Wirkun- Partei bereit tft, im positiven Wirken und Schaffen mi! zuwirken, kann nur die Autorität der Partei fei Lift untergraben. Dr. Weeber schließt seinen Vortrag wie folgt: An die Verfassungspartei tritt nun die , Frage heran, welche Stellung dieselbe dem neu . cyi-stituierten Ministerium gegenüber nunmehr ein-züneymen gedenke. Hierüber bin ich in der Lage, von meinem Standpunkte aus eine ganz bestimmte Antwort zu gebe». Ich halte das Verhältnis der Partei zur Regierung für eine Parteifrage im eminentesten Sinne des Wortes, und bei aller Anerkennung der Verdienste, Befähigung und Pflichttreue der gegenwärtigen Minister steht mir doch das Partei-Interesse viel höher als meine persönlichen Sympathien zu den Männern der gegenwärtigen Regierung. Ich lege auf das gemeinsame Zusammenwirken der Regierung und der Partei einen so hohen Werth, und wenn sich die Versassungspartei in entschiedener Majorität dahin einigen würde, andere bestimmte Männer der Partei als Führer anzuerkennen und, falls sie ins Ministerium berufen würden, stützen zu wollen, dann würde ich es im Parteieninteresse gelegen finden, auf de« Rücktritt des gegenwärtigen Ministeriums hinzuwirken. So tauge aber eine solche Einigung nicht eintritt, halte ich es für eine Parteipflicht, das gegenwärtige Ministerium, unbeschadet des freien Votums in den einzelnen Angelegenheiten, prinzipiell zn stützen. Ich kenne für eine Partei, welche die Majorität der Reichstier-tr. tung bildet, dem Ministerium gegenüber überhaupt nur die Alternative, das Ministerium entweder zu stürzen oder zu stützen. Eine Opposition aber, welche sich prinzipiell nur auf der Negative bewegt, ober eine Opposition, welche bald von diesem, bald von jenem Standpunkte aus die Regierung bekämpft, ohne sich auch nur über bestimmte Ziele einigen zn können — eine solche Opposition halte ich dem Interesse der Partei widerstreitend. Die Katastrophe in Szegedin. Das schwere, gräßliche Unglück, von welchem die am rechten Ufer des Theißflnfseö gelegene und 73,000 Einwohner zählende bedeutende ungarische Handelsstadt Szegedin getroffen wurde, ruft die volle Aufmerksamkeit der Regierung und die innigste Theilnahme der gefammteu Bevölkerung des Kaiserreiches wach. Die unglückselige Katastrophe gibt der Regierung, leider zu spät, einen Fingerzeig, daß Oesterreich-Ungarn — unt eine Kultursmission zu erfüllen — es nicht uothwendig hatte, fremde Ländereien zu occupiereu und gen, ohne sich den Sinnen vorher in auffälliger Weise bemerklich zu machen. Diese seine Farb- und Geruchlosigkeit sind zwei Eigenschaften, die den Kohleitdunst um so gefährlicher machen, als feilte Wirkung auf den menschlichen Körper keineswegs, wie fälschlich von vielen angenommen wird, in einer Art des Erstickens besteht, sondern die eütes wirklichen Giftes ist, das die Gesundheit erst merkbar zu schädigen beginnt, nachdem es Zeit hatte, vom Organismus ausgenommen zu werden. Wie giftig das Kohlenoxyd wirklich ist, geht daraus hervor, daß eine Luft, die drei Prozent desselben enthält, bereits tödtüch werden kann. Ein Kaninchen, daß in einen geräumigen Kasten gebracht war, in dessen Lust drei Prozent Kohlenoxydgas geleitet waren, starb fchott nach zwanzig Minuten, obgleich, nachdem die ersten Vergiftungssymptome sich zeigten, für das Zuströmen frischer Lust Sorge getragen wurde. Eiu anderes mittelgroßes Kaninchen starb fchoit bei dem Zusatz von nur einem Prozent Kohlenoxydgas zu der Luft, in der es athmete, ttach einer Stunde. Alle Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg. (Schluh folgt.) zu kultivieren, sondern im eigenen Lande in hinreichendem Maße Gelegenheit geboten wäre, Kultur zw ecken zu dienen. Namentlich wäre die Theißregulierung einer jener Punkte gewesen, welchen die Regierung schon längst auf die Tagesordnung hätte setzen sollen, denn der Regierung war es kein Geheimnis, daß die auf Kosten einzelner Grundbesitzer - Genossenschaften unternommenen ungenügenden Regulierungsarbeiten nicht zum gewünschten Ziele führen. Dieses Ueber-sehen hat sich bitter gerächt. Die Katastrophe in Szegedin zählt zu den schrecklichsten, die wir seit langer Zeit erlebten. Der neueste, au die „N. fr. Presse erstattete Bericht eines Augenzeugen der Katastrophe lautet wie folgt: Szegedin, 12. März, vormittags !) Uhr: Drei Viertel Szegedins stehen unter Wasser, Häuser stürzen krachend zusammen und begraben die Bewohner unter ihren Trümmern. Der Orkan wuchs immer stärker an, so daß um halb 2 Uhr morgens die Meldung erstattet wurde, die Rettungsarbeit könne nicht fortgesetzt werden, die Flute» überströmen die Dämme und die auf denselben befindlichen Arbeiter. Um Uhr ertönte die Sturmglocke ; wir wußten nun, daß es mit der Stadt zu Ende sei. Das Schrecklichste war geschehen, das Wasser hatte den letzten Damm entzweigerissen. Ich lies auf die Landstraße, die Sturmflut bemächtigte sich mit Blitzesfchuelligkeit der Stadt, alle Straßen, die ebensoviel Flußbette vorstellten, überströmend. Nach einer halben Stunde bespülte die Flut bereits das hochgelegene Stadthaus. Hunderte Wagen eilten pfeilschnell gegen Neu-Szegedin, wehklagende Weiber und Kinder irrten durch die Straßen, von den Dämmen eilten Taufende gegen die Theißbrncke. Ich ging einige tausend Schritt längs der Landstraße fort, als vouseile der innern Stadt das Wasser aus den Kanälen mit dröhnendem Getöse heroorbrach. Von der breiten Landstraße blieb blos eine kleine schmale Spur trocken. Gegen 3 Uhr bedeckte das Wasser bereits den Rathaus-platz. Weiber und Kinder riefen in den umliegenden Häusern um Hilfe. Pontons und Kähne wurde zu beten Rettung abgeschickt. Das Wasser verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit, stürzte durch Fenster, Thüren und Dachlncken in die Häuser, deren Inneres verheerend. Vom Stadthausplatze drängte das Wasser nach der unteren Stadt, bedeckte alle Straßen. Die Bevölkerung bekundete eine bewunderungswürdige Kaltblütigkeit. Die Männer schleppten alle nur erdenkliche Habe mit sich. An vielen Stellen der unteren Stadt war das Wasser sieben Meter hoch. An Bord des Dampfers „Csongrad" wurden zwei Todte gebracht; wie viel Menschen zugrunde gegangen, ist noch nicht bekannt. Das Obergymnasium ist von Flüchtlingen überfüllt. Mau fürchtet, daß die Telegrafenstangen Umstürzen. Die Zindhölzchenfabnk explodierte, 'die Realschule, das Postgebäude sind unter Wasser. Die Schulgasse, der höchste Punkt der Stadt, ist bereits überschwemmt. Vor unseren Augen stürzen die Häuser ein, und ihre Trümmer versinken in den Fluten. Todte Ochsen und Pferde schwimmen umher. Die Soldaten arbeiten auf den Pontons mit wahrer Todesverachtung. Wir brauchen noch wenigstens 30U Pontons. Lebensmittel find selbst für schweres Geld nicht zu haben. Wer kann, flüchtet gegen Temesvar. Herzzerreißend ist es, wie die Kinder fchreiend in den Straßen irren, den Namen ihrer Angehörigen rufen, dann von Rettungsfoldaten aufgepackt und in Sicherheit gebracht werden. Mau flüchtet in die Kirchen und Synagogen, dort liegen die Leute im Gebete auf den Knien. Aus der Synagoge mußten die Fluchtenden entfernt werden, weil in dieselbe das Wasser eingedrungen war. 11 Uhr vormittags: Der Staatsbahnhof ist in größter Gefahr, man hat die Rettung der dortigen Güter verfügt. Zwei Rettungszüge find abgegangen. Auch das Gebäude steht int Wasser. Personen- und Gepäckskassen sind intmdietf. Die Fortdauer des Bahudienstes ist unmöglich geworden. 12 Uhr mittags: Die Verheerung wird immer gräßlicher, kaum eine Straße ist mehr wasserfrei Die Häuser stürzen massenhaft zusammen. Die Stadt gleich bereits einem Trümmerhaufen. Man erzählt, das Spital sei eingestürzt, 500 Kranke haben sich dann befunden. Diese Nachricht ist noch nicht verbürgt, jedoch leider sehr wahrscheinlich. Es ist unmöglich, in die Gegend, wo das Spital liegt, voizudniigen. Von vielen Häusern ist nur mehr der Giebel sichtbar. Das Innere der Cita-belle selbst ist voll Wasser. Man rettet mit fast übermenschlicher Anstrengung, allein die Gewalt des entfesselten Elements ist eine so riesige, daß sie allem Kiastausivaude spottet. Die drastischeste Schilderung selbst gibt nicht ein annäherndes Bild des herrschenden Elends und der angerichteten Verwüstung. Gute Menschen mögen uns zn Hilfe kommen. — 10 Uhr abends: Die Massenflucht der Bevölkerung war den ganzen Tag andauernd; an den Theißbrücken und ans dein Bahnhof ist der Andrang schrecklich, Neu-Szegedin überfüllt mit Flüchtlingen. Militär wie Zivil zeigen sich gleich brav bei der Rettung; die Regierungsorgane sind überall unermüdlich zu finden. Das Rettuugs-werk ist leider durch Mangel an Kähnen und wegen der grausigen Finsternis überaus erschwert; denn die Gasfabrik steht unter Wasser, und es ist unmöglich, die Flammen zu entzünden. Die Verwirrung in solcher Todesnacht ist entsetzlich; die gräßlichsten Szenen aus Schillers „Glocke" 'werden hier zu Thatsachen. Die beiden Brände waren gelegt; sonst ist kein Exzeß vorgekommett. Das Volk zeigt, auch dem Tod ins Auge blickend, Besonnenheit. Hunderte von Häusern sind eingestürzt und wol Tausende von Menschen verunglückt, doch niemand kann die Opfer zählen; wir tappen im Finstern. Tagköneuigkeitell. — Parlamentarisches. In der zweiten Halste der nächsten Woche wird der Reichsrath feine durch die Delegationen unterbrochenen Sitzungen wieder aufnehmen. Einer der ersten Gegenstände, mit denen das Abgeordnetenhaus sich wird zu beschäftigen haben, wird die provisorische Weiterbewilligung des Budgets pro 1879 sein, da die bisher gewährte Budgetb^willigung mit Ende dieses Monats ablnnft. Auch mehrere Nachtragskredite zum Budget des Jahres 1879 wird das Abgeordnetenhaus auf seinem Tische vorfinden. — Gegen den Wucher. Der Präsident der Wiener Polizeidireetion erließ an sämmtliche Polizeikommissariate in Wien eine Instruction, womit zur Amtshandlung gegen bekannte Wucherer auf-gefordert wird. Diese Jnstrnetion enthält folgende wichtigere Stellen: „In letzter Zeit sind einige eclatante Fälle von Uebcrvoitheilungen zur behördlichen Kenntnis gelangt, welche Geldverleiher sich zu Schulden kommen ließen, und erst vor wenigen Tagen hat ein solcher Fall — der mit Selbstmord endete — das peinlichste Aufsehen erregt und ein grelles Streiflicht auf das Treiben der Wucherer geworfen. Es ist Pflicht der Polizeibehörde, gegen solche gewissenlose Menschen, welche das Wohl Einzelner und ganzer Familien gefährden und untergraben, mit allen zu Gebote stehenden — leider sehr beschränkten — gesetzliche» Mitteln vorzugehcit und das Gesetz in rigorosester Weise in Anwendung zu bringen. Gegen hier heimatsberechtigte Wucherer läßt sich mit Rücksicht ans das Gesetz vom 14. Juli 1868 wol nichts vorkehre», außer daß bei Amtshandlungen, zu denen sie wegen geschäftsmäßigen Wuchers Anlaß bieten, besonders eindringlich vor-gegangen wird, weil sich vielleicht Anhaltspunkte finden lassen, um den Fall wegen Betruges an das Strafgericht leiten zu können, wie es auch schon erfolgreich geschehen ist. Gegen Wucherer aber, welche nicht nach Wien zuständig sind, kann im Sinne des Gesetzes vom 27. Juni 1871 mit der Abschaffung vorgegangen werden, da sie die öffentlichen Interessen gefährden. Euer Wvhlgebvren wollen daher gegen jene Personen, welche Ihnen bisher als Wucherer und als Agenten derselben bekannt geworden sind, oder welche anläßlich von Anzeigen und Amtshandlungen noch bekannt werden, im Sinne der obigen Andeutungen mit rücksichtsloser Strenge Vorgehen. Heber alle Amtshandlungen im Sinne des vorliegenden Dekretes wollen Euer Wohlgeboren mir von Fall zu Fall berichten, nachdem ich beabsichtige, von der zweiten Section (Sicherheitspolizei) ein Verzeichnis jener Individuen aulegen zu lassen, welche wegen Wuchers beanständet worden sind." — Heber die Teplitzer Quellen empfängt die „Presse" unterm 11. b. M. nachstehenden Bericht: „Seit gestern, Montag, wird im Quellen- schachte schon unter Wasser gebohrt, und finden submarine Felsensprengnngcn statt. Die Entzünbung geschieht mittelst elektrischen Stromes. Beim Anschlägen einer neben der Urquelle liegenden Ther-malspalte zeigte sich gestern ein so heftiger Wafser-zndrang, baß im ersten Augenblicke bas Wasser ungefähr ein halbes Meter hoch stieg. Seit gestern ist bereits bie britle Locomobile eingestellt. Die beiden vor dieser ausgestellt gewesenen, von beneit die eine 320 Liter pro Minute, bie ernbere 80 Kn-bikfnß hob, genügten nicht. Die gegenwärtig aufgestellte Locomobile, welche eine Kreiselpumpe treibt, hebt circa ein Kubikmeter Wasser pro Minute, wodurch jedoch keineswegs der Felsenboden unten im Schachte trocken gelegt wird; es bleibt circa ein halbes Meter heißes Wasser stehen, in welchem die Leute arbeiten müssen. Man wird daher in beii nächsten Tagen eine noch stärker wirkende Locomobile und Pumpe einbauen, welche den Wasser-zudrang zu bewältigen im staube sein wirb. Der Wasserspiegel im Qncllenschachte steht hoher als ber Wasserspiegel in den iminbierten Schächten, und kann dieses als Beweis gelten, daß bie Therme ganz felbftänbig ist unb an richtiger Stelle ansgeschlagen wurde. Die Tiefe des Quellenschachtes beträgt heute vormittags de» 11. b. 15 Meter." Lokal-undprovin)ial-Angeleyenl)eitett. — (Wohlthätigkeits-Lotterie.) Das Unternehmen, bem hiesigen Siechen- unb Mädchen-Waisenhause im Wege einer Effektenlotterie einen bebcutenbcn Betrag zuzuführen, dürfte von dem besten Erfolge begleitet werden. Von den atts-zngebenden 100,000 Stück Losen wurden bis gestern bereits 80,000 Stück verkauft. Die Ziehung soll am 15. April l. I. in Laibach stattfinden. Das Programm lautet: Die 1' *0,000 Lose sind in 800 Serien zu je 125 Losen (ä 25 kr.) eingetheilt, auf jede Serie entfallen ein Haupt- und drei Nebentreffer, so daß im ganzen 8200 Gewinste zur Verlosung kommen; das genaue Verzeichnis derselben wird vor der Ziehung vorschriftsmäßig der k. k. Lotto-direetion in Trieft eingeschickt. Bei der Ziehung, die unter bem Vorsitze eines Regierungskommissärs öffentlich vorgenommen wirb, werben bie 800 Serien-nummern in eilte unb bie 125 Losnummern in eine zweite Urne gelegt. Zu jeder gezogenen Serien-nummer werben unmittelbar bie auf sie entfallen» ben vier Losnnminern gezogen, wovon bie erste ben Haupttreffer, bie drei übrigen die drei Nebentreffer machen, zu welchem Zwecke bie 3200 Gewinstgegen-ftänbe vorher in 800 genau eingetheilte Gruppen zu je vier Treffern zusammengestellt werben. Die behördlich bestätigte Ziehungsliste wirb sofort in Druck gelegt und entsprechend veröffentlicht werden. Die gemachten Gewinste werden vom zehnten Tage der Ziehung an gegen Abgabe ber Lose ausgefolgt. Gewinste, die bis längstens 15. Jnni 1879 nicht behoben wurden, verfallen zugunsten des Unternehmens. — (Zwei Wölfe erlegt.) Fürst Hugo zu Winbischgrätz, Besitzer des landtäflichen Gutes HaaS-berg, war so glücklich, am 4. und am 12. d. int Forstreviere Mauniz auf bem Hochstanbe jedesmal eilten Wolf zu schieße». Das erste Stück wog nicht weniger als 40 und das zweite 34 Kilogramme. Beide Raubthiere empfingen Blattschüsse und stürzten im Feuer. Bis jetzt erlegte ber genannte durchlauchtige Nintrob ein volles Dutzend dieser ungeladenen Gäste. — (Aus der Bühnenwelt.) Fräulein Massa gastiert am 15., 1»>. unb 17. b. M. auf der Klagenfurter Bühne in den Operetten: „Tra-pejmit", „Fledermaus" itub „Seekadett." — (Landschaftliches Theater.) Int Jahre 1818 wars, als ber deutsch-österreichische, patriotische »nd gefeierte Dichter sein neuestes Trauerspiel „Sappho" mit immensem Erfolg auf den Brettern des Wiener Hofbnrgtheaters zur ersten Aufführung brachte. Grillparzers Genius entfaltete in diesem poetischen Mysterium des Liebe- und Ruhmeslebens seine schwanenweißen giftige und knüpfte das fabelhafte Hellas au die wirkliche Welt des Herzens an. In Grillparzers „Sappho" sehen wir Liebe, Eifersucht, Ruhm, zuletzt edle, aufopfernde Resignation in den schönsten Formen verkörpert. Obgleich dieses Meisterwerk der dramatischen Muse mehr als 60 Iahte zählt, ist die Denk- und Sprechweise eine moderne; mit „Sappho" hat Grillparzer seinen Ruf und Ruhm als Dichter begrünbet. Laibachs Publikum wird Herrn Direktor Ludwig gebührenden Dank zollen, daß er dieses dramatische Meisterwerk gestern auf unserer Bühne zur Aufführung brachte, es hat dieser Pflicht durch eilten zahlreichen Besuch des Hauses bereits Genüge geleistet. Die Titelrolle befanb sich in gar illustreu Händen, in jenen der berühmten k. k. Hofschauspielerin Fräulein Friederike Bognar. Wer gestern nicht Zeuge war, w i e die große Künstlerin gesprochen und mit welch’ edler, stolzer, leidenschaftlicher, imponierender Mimik die gefeierte Hoffchauspielerin jedes Wort, jeden Satz ihrer Rede begleitet hat, dem bürste bas wahre, echte, fchöne Schauspielerwesen noch sreinbe Sache feilt. Frl. Bogitar forderte durch ihre vollendete künstlerische Leistung das Haus zu unzähligen Beifallsbezeugungen und Hervarrufen auf. Zu ben überwältigendsten Momenten zählten bie Eifersuchtsszene int dritten unb die Resignationsszene im fünften Acte. Recht eifrige und lobcits-werthe Assistenz leisteten Frl. SoIvey (Melitta) unb Herr Ehrlich (Rhainnes). Herr Waldbur g e r vermochte bei bestem Willen nicht, sich auf bie Höhe der Situation zu schwinge», fein „Phaon" ließ kalt und unbefriedigt; lindwurmartige Windungen unb widerliche Gefticutntioncn bieten keinen Ersatz für den fühlbaren Mangel geistiger Rollen-auffassnng. Welchen Effect hätte „Sappho" gestern erzielt, wenn ihr ein ebenbürtiger „Phaoii“ gegen-übergeftanbeu wäre! — (Aus den Nachbarprovinze it.) Das vom Trieftet Stadtrathe beschlossene Anlehen von 1.600,000 fl., ferner der Beschluß, betreffend die Einhebnng von zwei Zinskreuzern per Gulden, erhielten die kaiserliche Sanetion. — Die Laudwirth-schaftsgefellschast in Kärnten zählt 2442 Mitglieder ttttd erhielt im abgelaufenen Jahre 4500 fl. Staatssubvention zur Hebung landwirtschaftlicher Zweige. Die evangelische Gemeinde Laibach hat soeben ihren Bericht für das Jahr 1878 ber Dcffentlichfeit übergeben. Das abgelaufene Jahr wird als eine Zeit ruhiger, gesegneter Entwicklung, als eine Zeit gnadenreicher Ernte und hoffnungs-freubiger Saat bezeichnet. Die kirchliche Gemeittbe war bemüht, bie Theilnahine an ber heiligen Sache bes Evangeliums zu erhalten uitb zu erhöhen. Der Bericht constatiert, baß ber Stamm ber Angehörigen ber evangelischen Gemeinde in Laibach noch nicht gehörig erstarkt ist, hofft jedoch zuversichtlich auf eilt Besserwerden. Der Bericht beklagt die Auswanderung und das Ableben mehrerer treu ergebener Gemeindeglieder. Der Bericht registriert die im Jahre 1878 vollzogenen kirchlichen Functionen und betont, baß bas kirchliche Leben in Wort unb Sakrament die rechte Pflege fand, 50 Schüler empfingen Religionsunterricht. Der Bericht lenkt die Aufmerksamkeit der Gemeindeglieder auf die Gründung einer Kinder kaffe zu wohlthätigeu Zwecken, in erster Reihe zur Betheiluug mit Christfestgeschenkeit. Der Bericht bringt Nachricht über die bereits con-tractlich verfügte Anschaffung einer neuen Orgel, zu welchem Zwecke Spenden erbeten werben. Im Laufe des Jahres 1878 würben elf Presbytertal-Sitzungen unb zwei Gemeindeversammlungen abgehalten. Der Bericht verzeichnet die zu kirchlichen und Schulzwecken gespendeten Gaben. In ber Gemeittbe Laibach wurden im Laufe des Jahres 1878: getauft 6, conftrmiert 2, verkündigt 5, getraut 3, beerdigt 16 Gemeinde-Angehörige ; zur evangelischen Kirche ist 1 Individuum übergetreten; die Commnnion wurde 81 Gemeinde-Angehörigen gespendet. Die evangelische Schule besuchten 97 Kinder. 54 Knaben unb 43 Mäbcheu, darunter 37 evangelische unb 60 katholische. Die Leitung und Beaufsichtigung der weiblichen Arbeitsschule übernahm Frau Anna Sock. Der evangelische Frauenverein, aus 39 Mitgliedern bestehend, entfaltete eine tobenSwerthe Thätigkeit. Der Gustav- Abolf-Ortsberein Laibach zählt 52 Mitglieber. Das Opferbeckeu in Laibach warf einen Ertrag von 69 fl. 91 kr. ab. Die Gemeinberechnung weist an Empfängen 1564 fl. 44 fr. und an Ausgaben 1395 fl 59 fr. aus. Die Schulrechnung beziffert sich mit 1850 fl. 50 kr. Empfängen und 1601 fl. 33 kr. Ausgaben; die Arnteitkasserechnuitg mit 42 fl. 54 kr. Empfängen unb 41 fl. 30 kr. Ausgaben; bie Frauen-Vereinskasserechnung mit 335 fl. 30 fr. Empfängen unb 331 fl. 34 fr. Ausgaben; die Gnstav-Adolf-Vereiuskassercchttuitg mit 55 fl. 32 kr. Empfängen und 51 fl. 80 kr. Ausgaben. Der PfarrerbefolbungS» foitb besitzt 7550 fl. 14 fr., ber Schulfoub 201 fl. 44 kr., ber Arnieufoud 622 fl. 38 fr., ber Frauen-ücreiusfond 763 fl. 17 kr., der Orgelfond 1563 fl. 23 kr. Vermögen. Die evangelische Gemeinde in Laibach zählt 368 Seelen, unb zwar im Stabtbezirfe Laibach 296 und auswärts 72. Das Presbyterium besteht ans ben Herren: Pfarrer Otto Schack; Carl Rüting, Vorsitzender unb Kurator; August Drelfe, Kassier; Gustav Fischer, Heinrich Korn, Johann Schmibt unb Carl Voltmann. Staatsgewerbeschnlen. (Fortsetzung.) Wenn nun biese Bedingungen des Gedeihens de? Gewerbeschulwesens in bem ersten Industrie-staute der Welt schon vor geraumer Zeit als notwendig anerkannt und durchgeführt wurden, und wenn sie sich, wie dies thatfächiich der Fall ist, bis auf den heutigen Tag als ersprießliche und planvolle erwiesen haben, so darf man unbedingt, dem praktischen Sinne jenes mächtigen Englands vertrauend, die oben ausgesprochenen Thesen als unumstößliche ansehen! Die Unterrichtsverwaltung theitt ihre Schöpfung in eilte höhere Gewerbeschule und eine Werk--ineisterschnle ein. Was bezweckt sie mit dieser Zweitheikung und welche? siitb bie Gtünbe, bie sie zu biefent Sisteine führen ? Da es unsere Aufgabe fein muß, durch unser Journal hauptsächlich die gewerblichen Kreise und die Freunde und Förderer der vaterländischen Arbeit — unb wer zählt sich nicht zu ihnen ! — von ber Richtigkeit bieses Vorganges zu überzeugen, so ist es unbedingt nothwendig, biesem Punkte erschöpfende Aufmerksamkeit zu schenken und die Bahnen genau zu verfolgen, welche durchschritten werden mußten, um die Marksteine aufzufinden, die es ermöglichen, das große Werk des Aufbaues unseres gewerblichen Bildungswesens mit der Gewißheit sicheren und dauernden Erfolges durchzuführen. Durch sistematisches Verfolgen eines gefaßten Planes strebe» alle Ideen und fruchtbaren Gedanken nach einer sich mit Unwillkürlichkeit ergebenden Richtung hin. um sich schließlich in einem Punkte zu begegnen. Die österreichische Unterrichtsverwaltung fand diesen Schwerpunkt in der» Ziele der Befreiung aus der Abhängigkeit von der ausländischen Industrie und in einer neuen Richtung der öffentlichen Erziehung, als Mittel, zu diesem Ziel zu gelangen. Als erst einmal die Richtung der Bestrebungen gefunden war, drängten sich die zn ergreifenden Maßregeln in scharfen Contonren von selbst auf. Nach genauer Prüfung der österreichischen Schnlverfafsung fand man, daß der Staat für das Bildungsbedürfnis aller Berufsklassen seiner Bürger — mit Ausnahme des mit allem Ungemache kämpfenden Gewerbestandes — zur Genüge vorgesorgt hatte. Für die Großindustrie und die öffentlichen Verkehrsanstalten lieferten die technische» Hochschulen fast eilten Ueberfluß von Sachkundigen; für brauchbare Werkmeister, Monteure re. aber sah man sich auf den Import von auswärts verwiese» Gewerbliche Jntelligenzstätten fände» sich überhaupt nur 3 vor: die 18ti5 in Wien errichtete F. Märteus'sche Baugewerkschule, die 1867 entstandene Kunstgewerbeschule des k. k. österr. Museums u»d endlich die 1870 organisierte k. k. Bau- und Ma= schiueiigewerbeschule. Sonst war im ganzen weiten Reiche mich nicht ein Keim eines gewerblichen Institutes anzutreffen Besonders empfindlich wurden diese Verhältnisse durch die vor 10 Jahren erfolgte Reorganisation der Realschulen berührt. Es dürfte bekannt sein, daß diese früher ein doppeltes Ziel verfolgten, nämlich bestrebt waren, dem Schüler erstlich ei» gewisses Quantum im Leben unmittelbar anznwcn-denden gewerblichen Wissens znznftihreu und ihm anderseits eine auf höhere Studien vorbereitende allgemeine Bildung zu vermitteln. In Ansehung des elfteren Zweckes wurde an den Realschulen früher Maschinenlehre und Baukunst gelehrt. An der Bewältigung dieser doppelten Aufgabe scheiternd, wurde ihre Umgestaltung zur gebieterischen Nothwendigkeit, und mit ihr entfiel die Maschinenlehre und die Baukunst ans dem Lehrpläne. Run trat Die Realschule zur technischen Hochschule in dasselbe Verhältnis, wie das Gymnasium zur Universität, und büßte den Charakter einer industrielle Ziele verfolgenden Lehranstalt — nicht zum Vortheile des Gewerbebetriebes — ein. So war nun auch die letzte Pflegestätle des gewerblichen Unterrichtes versiegt und dem Gewerbs-manitc die Erwerbung selbst rudimentärer technischer Kenntnisse zur Unmöglichkeit geworden. Wie konnte er da mit Erfolg in einer Zeit bestehen, wo ihm durch die Einführung der Gewerbefreiheit jenes alte Recht genommen wurde, welches ihm in Form von Jnuungs- u»i) Zunftgesetzen wesentlichen Schutz gewährte! Es ist ferner ganz zutreffend, wenn es ausgesprochen wird, daß die Großindustrie, vorbereiet von einem glänzenden Aufschwünge der Naturwissenschaften, gefördert durch einen mächtig emporstreben-den Maschinenbetrieb und ins Unberechenbare gesteigert durch die Freigebnng der Gewerbe und ein in ihrem Dienste arbeitendes Verkehrsnetz, im wirth-schastlichen Leben jedes einzelnen Landes jenes Uetiergcwicht dem Kleingewerbe gegenüber erlangt Hot, durch das hochentwickelte Industriestaaten die anderen zu erdrücke» drohen. Diese große Lücke in unserem Unterrichtsgebäude hat aber in socialer Beziehung einen nach vielen Richtungen hin bedenklichen Zustand groß- gezogen, und in dem Sinne gebe» wir wieder dem Expose das Wort. An einer Stelle wird da gesagt: „Alle Bildung strebt vom Volksboden weg und hält sich fast nur mehr in beit oberen Schichten; die wissenschaftlich und künstlerisch höchststehenden Leiter moderner Werke sehen unter sich nur mechanisch arbeitende Handlanger. Eine so naturwidrige Trennung von Kopf und Arm, eine solche Ausschließung der arbeitenden Klassen vom geistigen Gehalte ihres eigenen Thnns läßt für die Coucurrenzkraft des Gewerbewesens und die gesellschaftlichen Verhältnisse Oesterreichs das Ernsteste befüichten. Da kann nur der Staat mit seiner Schule helfend Eingreifen." Und an einer anderen Stelle: „Wir begegnen einer Fülle von Thatsachen, auf welcher die Ueberzeugutig fußt, daß heute mehr denn je den Fragen des gewerblichen Unterrichtes folgenschwere Bedeutung innewohnt." (8'iirtfcVuno Hot.) Witterung. Laibach, 14. März Morgens wolkenloser Himmel, dann zunehmende Bewölkung, schwacher SW. Temperaiurmorgens 7 Uhr — 3'0", nachmittags 2 Uhr + 3 2" 0. (1878 + 5 0"; 1877 + 3'8" (J.; tmrunictcr im Fallen, 733 25 Millimeter. Das gestrige Tagesmittet Oer Wärme + 7-7", um 4-9° über dem Viormolc; der gestrige Niederschlag 0.70 Milli-metcr Regen und Schnee. __________________________________ Angekommene Fremde am 13. März. Hotel Stadt Wien. Weiß, Tuchsabrikant, Gottschee. — Frisch, Kohu, Hentschel, Reisende; Schwarzer, 5i innert, Engelsmann, Wengraf, Regul, Kreilsheim, itfltc., und Fleckner, Direktor, Wien. — Faklin, Weiteilstein. — Marini, Privatbeamter, und R. v. Cvppini s. Schwester, Graz. — Reifeld, Kfm., Berlin. — MvhorM, Scssana. — Äratochwill, Unterkrain. — Brandl, Wattersdorf. — v. Pürker, Oberst, Cilli. Hotel Elefant. Gagg, Restaurateur, Trisail. — Gliitzl, Reif.; Maschner, Brandt, St fite, und Bognar, Hosschan-spiclcrin, Wien. — Sessi, Rieka. - Muri, Holzhändler, Galizien. — Jagritsch, k. k. Bezirkskommissär, Loitsch. — Gvii, Jdria. Varneck, Reis., und Deutsch, Graz. — Pick, Ksm., Budapest. — Higersperger, Cilli. — Ster« schitz, Kfm., Arnoldstein. Mohren. Baier, Graz. — Grudnar Joscf und Grndnar Anna, Windisch-Fnstriz. — Sumer, Krainbnrg. — Fink Maria, Egg. — Badavina, Möttliug. — Stanzer Anna, Rndolssiverth. Berftorbeue. S_c it 12. Ai ii r z. Maria Edle v. Coppini, krai-itischc Stiftsdame, 82 I., Domplatz Nr. 18, Altersschwäche. Sen 14. M ä r z. Eduard Birwas, k. k. Hauptmann erster Klasse im 53. Linien-Jnfanterieregiment, 45 I., Po-lanadamm Rr. 1, chronischer Magen- und Darm>atarrh und allgemeine Atrophie des Körpers. - - Maria Brand, Hausbesitzerin, 58 I,, Rosengasse Nr. 39, plötzlich gestorben. Gedenktafel über die am 20. März 1 879 ftattfiubenden Licitationen. 3. Feilb., PauSii'fchc Real., Bajhouc, BG. Nassensuß. 2. Feilb., Ursic'sche Real., Nnterseedorf, BG. Loitsch. — 2. Feilb., Mekinda'fche Real., Zirkniz, BG. Loitsch. — 2. Feilb., Znidarsii'fche Real., Mlaka, BG. Loitsch. — 2. Feilb., Martincic'sche Real., Zirkniz, BG. Loitsch. — 2. Feilb., Glaö'schc Real., Brnhanavas, BG. Großlaschiz. — 3. Feilb., Marot'sche 9fenl., Podpolane, BG. Großlaschiz. — Reasf. 3 Feilb., Petkovsek'fche Real., Gar^arcvce, BG. Loitsch. — Reasf. 1. Feilb., Tvme'fche Real., Älein-gaber, BG. Sittich. — 1. Feilb., Globokarfche Real., Trebez, BG. Sittich. — 1. Feilb., Hanf'sche Real., Pösen-dorf, BG. Sittich. — 1. Feilb., Brcgar'fche Real., Gra-difche, BG. Sittich. — 3. Feilb., Kotijanöi^fchc Real., Schöpsendorf, BG. Seifcnberg. Telegramme. Budapest, 13. März. Ein Handschreiben des Kaisers sagt, daß er angesichts der lieber« schweinlnungskatastrophe von dem Vorhaben, anläßlich seiner silbernen Hvchzeilsfeier zur Entgegennahme der Glückwünsche nach Budapest zu kommen, absehe nnd wünsche, daß die diesbezüglich beabsichtigten Auslagen reichlichst den Nothleidenden zugewendet werden. Der Kaiser spendete außer früheren Beträgen in seinem und der Kaiserin Namen noch 40,000 fl. aus seiner Privalkasse. — In Szegedin dauern die Rettnngsarbeiten fort. Es werden in weiteren Theißstädten Ueberschwem-mungen befürchtet Budapest, >3. März. Offiziell wird ans Szegedm vom 13. d. morgens gemeldet: Heute ging ein großer Rettungsztig ab. Der größte Theil Szegedins ist eingestürzt. Sehr viele Personen werden vermißt. Ein Cirenlar des Ministers des Innern fordert die Jurisdictionen auf, Sammlungen für die Ueberfchweutmten zu organisieren. Budapest, 13. März. Meldungen ans Szegedin: Zunehmendes Elend. Die Retlnngs-fchiffe stoßen auf Straßentrümmer, so daß Rettung oft unmöglich ist. Die Flut steigt fortwährend, eme jetzt noch 600 Quadratmeter große trockene Insel wird immer kleiner. Ein Rettungsboot kippte um, infolge dessen sieben Frauen ertranken. Bei Eintritt der Katastrophe sind 20 Soldaten nnd 15 Honveds ertrunken. Die Staatsbahn beförderte gestern unentgeltlich 10,000 Menschen. Es wiithet heftiger Sturm, die lieber-schwemmiingsflut ist zwei' Fuß höher als das Niveau der Theiß. Versailles, 13. März. Die Kammer verwarf nach längerer Debatte mit 317 gegen 159 Stimmen den Antrag auf Anklage des Ka-binets vom 1(3. Mai, verwarf auch mit 225 gegen 187 Stimmen die einfache Tagesordnung' und nahm mit 240 gegen 154 Stimmen die motivierte und das Kabine! vom 16. Mai brandmatkende Tagesordnung an. Briefcouverts mit Firmendruck, in verschiedenen' Qualitäten, pr. 1000 von fl. 2 5,0 ab in der Uulfiilruißem v. üfmunayr '& £umBcvg Laibach, Bah n h o fg ass e. Wiener Börse vom 13. März. flflgemtini Staats- „ Wald. jßaviemntc ti34o Silberrente ..........K4-— Leibrente.............i 76 4o Staatslose, 1854. . .'li3 5o „ 1860. . .1116 60 1860(5tel) 127 -„ 1864. . .151 & runden tiulUinfjx-®bfiyutiun«a. Galizien.............. Siebenbürgen . . . Temeser Banat . . . Ungarn ................ Antiere Ünlefien. Donau-Regul.- Lose . Ung. Prämienanlehen Wiener Anlehen .. . . JRdita o. Aanfien. Kreditanstalt s.H.u.G. LScompte Ges., n.ö. . Nationalbank.......... Adieu v. Transport tiniernefimungen. Mföld-Babn........... Donau -- Dampfschiff -«Llisabelb-Westbahn FerdinandS-Nordb. ivranz-Ioseph-Bahn Äaliz. Karl-Lubwigb Lemberg = Ezernowitz Lloyd-Gesellschaft . 76-50 77 25 81 75 106 25 89 25 lOi 25 233*50 789 - 120 52.V — 1«;9 50 2085 133 50 Ware «3-50 (54* 10 76 50 114 116 75 127*50 151 25 i<8 25 77-78 — 82*25 1* 6*50 89 60 101 50 233 75 790 120 50 526 - 170 -2087 134— 225 25 225 50 125 25 125 76 618 —|6i9 sJiorbn'cftbal)it . . RndvlsS-Babn . . . laalSvahn .... Südbabn............ Ung. Nordoftbayn ^famibricfc. Bodenkreditanstalt in Gold............ in österr. Währ. . Nationalbank .... Ungar. Bodenkredit- ^lisadetbdabn, l.tfim. Ferd.-Nordb. >. Silbe: ftranz-Iosepb Bahn . (Saliz.K Ludwigb,l.'L. Oe st. 'Jicrbtoeit äabu Siebendürger ^ahu . StaatSbahn. l. Em. Südbahn & 3 Perz. ä 5 „ . . privallofe. Kreditlose............. Rudolssstiftung. . . . Devisen. Geld 116 75 123 50 246*76 65 --11650 112 — 97 25 HO 96 25 94-103 25 88 0 100 30 >8 75 64 25 160 75 112 25 99 25 168.— 17 50 London ............. ftcldforten. Dukaten................. 20 Francs . 9*31*;, l00 d. Meichsmark . .I57 5o‘ 100-— Silber W.re 117 — 123 75 247'— 65 25 116 76 112 50 97'.'0 10t, 10 96 60 9425 103-50 H8-75 10U 60 89 — 64-50 161 *— 112*50 99.50 168 25 17 75 117-10 5-57 9 32 67 65 IVO — Tklegrasticher Kursbericht am 14. März. Papier-Rente 63 70. — Silber-Rente 64 30. — Gold-Rente 76 50. — 1860er Staats-Anlehen 117 25. — Bank-acticn 790. — Kreditactien 235 20. — London 117— Silber —. — K. k. Münzdukaten 5 54. — 20-Francs« Stücke 9 31. — 100 Reichsmark 57 45. Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bam >» er > Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Franj Müller.