lnr Kunst, Literatur, Theater u. geselliges Leben. NNN2W2NV ^GA NN^V^NN NONNNZWN, ^ ^8 . Freitag ain AK. Jänner Ä83V. Von dieser Zeitschrift erscheine» wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganzjährig ü, halbjährig 3 ff. Durch die k. f. Post unier Oouvert mit portofreier Zusendung ganzjährig l>, halbjährig 4 ff. C, M./ und wird halbjährig voraus­ bezahlt. Alle t. t. Postämter nehme» Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man beim Verleger am Naan, Nr. igc>, im erste» Stocke. Grinllerung. HH,önn't ihr den Nord- und Sudpol einen? Das Eis vermähle» mit der Glut? Die Lust verschwister» mit dem Weinen, Und friedlich galten bos und gut? Koun't ihr des Jammers bange Scenen I n Einklang bri»gcn mit dem Glück? Das grüßte Widerspiel der Thriinen Vereinigen in Einem Blick? »E ri n n'r u »g>< heißt die Zauberlclte, Die bindet, was sich feindlich scheint, Die Rosen streut auf's Dorncnbette, Und zwischen Wonnelächeln weint. Die in der Trennung Wermuthschale Der Liebe fußen Nettar mischt, lind mit der Freundschaft jungem Strahle Verjährter Falschheit Spur «erwischt. Nie Wollen sich am Himmel jagen. Wie Wellen flieh',, im WechsclschwunZ, So grenzt Genieße» an Entsagen I m Bilde der Erinnerung. Vereinzelt tritt der schmerz in's Leben, Vereinzelt tritt die Lust herein, Nicht Wahl, der Zufall bringt es eben Den dunklen Stein, den lichten Stein. So zeigt von Nacht und Sonnenscheine Ein bunt Gcwirre sich dem Blick: Lrinn'rung erst vereint die Steine Zur deutungsvollen M ° so i k. Johann Gabriel Seidl. Onkel und Neffe. Humoreske «onI 0 hann Langer. Es lebt sich lein Pedant zu Danle, Der Zeitgeist bringt ihn stets inNoth; Und fällt ihm der MuthwiN' erst in die Flaute, So stirbt er einen kläglichen Tod. Es wurde bereits zum dritten Male an die Zimmer­thüre des jungen Lilien geklopft, ohne daß die herrschende Stille durch ein einladendes „Herein!« unterbrochen wor­den wäre; endlich öffnete sich leise dieselbe, und ein mäch­ tiger Schnur- und Backenbart schob sich durch die Oeff­ nung ins Zimmer, nach allen Seiten herum schauend. Die rosenrothen Drapperien waren niedergelassen und verur­ sachten durch den Glanz der Sonne, die bereits hoch am Himmel stand, eine rosenfarbige Dämmerung, daß das ganze, im Rosenlichte schwimmende Gemach einem Füger'­ schen Gemälde glich. Das Lager war leer — vielleicht so eben verlassen, und auf dem Ruhebette lag ein blaßer> junger Mann im Neg­ ligce hingest.reckt, der in einem Briefe las. Der Inhalt des Schreibens mochte für ihn sehr interessant seyn, da er von allen dem, was um ihn vorging, nichts bemerkte. Der Bärtige betrachtete den Lesenden eine geraume Zeil mit verschränkten Armen, dann brach er in ein schallendes Ge­ lächter aus. Der blaße, rosenrothe Jüngling fuhr empor — »Ha Freund Düftling , ist das artig, so hereinzustürmen?" — »„Zum Henker!"" antwortete der Lachende, »»ich klopfte schon eine halbe Stunde, und betrachtete Dich eben so lange in Deiner malerischen Stellung, als wolltest Du jemand zu Gefallen Modell liegen. Der Brief muß sehr interessant seyn; es ist sicher ein Billet-dour der hübschen Grisette Fanny, oder ein verblümter Heirachsantrag der reichen Tulipane.""— »Deine Divinationsgabe, Freund, trügt! es ist diesmal nur eine männliche Hand, die meines Schulfreundes, des Kantorsohnes meiner Vaterstadt." »»Nun, und was schreibt der edle Schulfuchs, der Pylades von Plumpsdorf, das meinen Freund so nachden­kend macht? — Hat eine alte Flamme von Dir ins Gras gebissen, oder ist des Hauses untadlicher Hüther, der Hüh­nerhund, blind geworden?"" — »Lies selbst und dann — rathe mir!" Düftlin g nahm das in künstliche Falten zusammenge­legte Schreiben, kratzte den blauen Streusand von den Lettern ab, und begann laut folgenderweise: »Vor Allem muß ich Dir zu wissen machen, daß Dein Onkel über Deine 31» Verschwendung und Dein liederliches Leben" Kindis! — es sind seine eigenen Worte — »sehr aufgebracht ist. Verschie­dene dienstfertige Freunde haben ihm manchen Deiner leicht­fertigen Streiche zu Ohren gebracht, und so eben erfahre ich, daß er sein Hauswesen bestellt und Anstalten trifft, als hätte er zum mindesten eine Reise nach Ostindien vor. Sein Wille ist, selbst nach der Residenz zu kommen, um das Unwesen — wie er sagt — mit eigenen Augen mitan­anzusehen, sich dann von Dir loszusagen, Dir sein Haus zu verbieten, Dich zu enterben!"— huel Ouole dien oiinr­min,t! — „Seit sich in unserm Orte ein sogenannter Mäs­sigkeitsverein gebildet, zu dessen eifrigsten Theilnehmern Herr v. Lilien gehört, ist er ganz besonders indiskret ge­gen jugendliche Schwächen. Ich schicke Dir diese Zeilen durch einen Eilboten, damit Du Deine Anstalten früher zu treffen im Stande bist, ehe Dich das oheimliche Donner­wetter unversehens überrascht. Dein Dich liebender u. s. w.« — Das ist ja eine meschante Geschichte! „Lieber Hmiee! Du siehst mich in Verzweiflung! Was kann ich den Vorwürfen meines mürrischen Onkels entge­ gensetzen, als ein Schock unbezahlter Rechnungen, einige hundert Liebesbriefe, einen grünen Papagei, einen zänki­ schen Affen und meinen Ungar! — Wird der sparsame Mann, der nun gar Mitglied des Mäßigkeitsvereins ge­ worden ist, die Hände waschen und mich meinen Gläubi­ gern überlassen?" „„Ziehe Dich an, Bruder, bei 'e-irÄmueei wollen wir die Sache bei einer Flasche Champagner und einigen Du­ tzend Austern gehörig überlegen."" „O weiser Daniel! indeß wir der Flasche den Hals brechen, steht der Oheim vor uns, und bricht meiner Auf­führung den Stab.« Düftlin g war indeß an's Fenster getreten, das auf den belebten Hauptplatz führte, und brach plötzlich in ein lautes Gelächter aus. — Ist Noah's Arche auferstanden? >— fragte er lachend — welcher Modenkupfer hat bei der Schöpfung dieses Rumpelkastens den wackern Meister be­geistert! — I n der That, der Berg gebiert eine Maus, eine alte, kleine, watschelnde, fettleibige Zopfperücke ist der zwergenhafte Inhalt des riesigen Wagens. Von böser Ahnung ergriffen, sprang Hector v. Lilien auf, rannte an's Fenster, und rief erschrocken: „Himmel, das ist der Wagen meines Oheims, und — er selbst! O ihr Drapperien und ihr Fensterpolster stürzet auf mich und verbergt mich vor ihm!" — „<^U«I druil pnur uns «msiistt«-! Fasse Dich, Hector , du geberdest Dich ja so toll, wie ein arroganter, mittel­mäßiger Schauspieler, den die Rezensenten in die Ohren kneipen. — Verlasse Dich auf mein Genie. Dein Oheim ist, aus Zufall oder mit Willen? weiß ich nicht, im vor­nehmsten Hotel der Residenz abgestiegen, das ist der erste Fehler für ein Mitglied der Mäßigkeits - Gesellschaft, und wir wollen schon sorgen, daß er deren mehrere macht. — Ohne die Antwort Heetors abzuwarten, stürzte er, den Hut », in Nub°rt i« viable auf die Frisur ä, in Kuxor und eilte davon. 2. I m Gasthofe zur Concordia saß der alte Baron Pro­ tasius v. Lilie n zwischen Koffer und Mantelsack. Er war im tiefsten Nachdenken versunken und hielt der verderbten Welt und seinem noch verderbter« Neffen eine Gedanken- Missionspredigt, die er für sich in den Bart brummte, sich gleichsam in seine Rolle als oheimlicher Strafbüttel hinein zu denken, da erweckte ihn plötzlich eine sanfte Stimme. Er schlug die Augen auf und sprang zugleich in die Höhe, denn er glaubte eine Fee, ein himmlisches Wesen, einen Engel oder so etwas dergleichen vor sich zu sehen. Er zog sogleich die ungezogene Reisekappe vom Kopfe und fragte im allersanftesten Bierbaße, was das gnädige Fräulein wünsche? — Der Engel aber kniete und fragte mir heim­ lichem Lachen, was der gnädige Herr befehle? Woraus wir sogleich ersehen, daß das himmlische Wesen nur ein irdi­ sches Stubenmädchen sey, was jedoch unser Mann vom Lande nicht so schnell begriff. I n seinem idyllischen Arka­ dien kamen'ihm nur die breiten Bauerndirnen mit ihren sonnverbrannten Mondscheingesichtern, und ihren von der Natur sehr zweckmäßig zur Unterstützung der Körperlast gebauten Elephantenfüssen, dann die alte lederhäutige Ver­ walterin und die pockennarbigen, nusibaumigen, klapperdür­ ren Schulmeisterstöchter zu Gesichte; wie konnte er nun hier in dieser schlanken Gestalt mit dem niedlichen Füßchen, den schelmisch lächelnden Augen und dem frischen Gesicht­ chen ein dienendes Wesen ahnen, da er sich versucht fühlte, ihr jeden Augenblick selbst zu Füßen zu fallen und ihr seine Dienste anzubieten? — (Fortsetzung folgt.) Nie Vergeltung. Erzühluiig voll Ui. Rudolph Puff. Wenn ich euch aber sage, Nachbarin, es wird und muß so werden, wie ihr geträumt habt, so dürft ihr mir doch glauben? wißt ihr noch, die schöne Anna, die Mül ­lerstochter, die so fein und weiß aussah wie frischer Schnee, und Backen hatte, wie Pfirsiche, kein Mensch wollte glau­ben, daß das Picken der Todtenuhr was zu bedeuten habe, aber ich sagte gleich, so und nicht anders müsse es kom­men — und der nächste Vollmond sah schon auf ihr Grab. Redet mir nicht immer von Grab und Tod, brummte die alte Gärtnerin Katharina, indem sich ihre anfangs frohen Züge bei den letzten Worten der Nachbarin allmählich ver­finsterten ; wenn ihr lein gescheideres Mittel wißt, den stol­zen Förster von meiner kränkelnden Tochrer abzubringen, als seinen Tod, so ist mir mit eurem Rache nicht viel gehol­fen. Hat auch viel zu rächen, die Frau Schulmeisterswic­we! kicherte die einäugigte Tischlerin, da wißt ihr wohl noch, wie sie uns jüngst versicherte, sie habe heimlich sieben Knoten an einen Riemen geschürzt, und dabei nach der Anweisung einer klugen Frau einen Spruch gemurmelt, der so kräftig sey, daß an einem Tage sieben Unfälle den fro­hen Herbert treffen müssen —ja lacht nur, liebe Gevat­terinen, da war es ja eben, daß er am Morgen einen prächtigen Vierzehnender erlegte, am Mittage einer reichen Dame das Leben rettete, als ihre Pferde scheu wurden, 3RR und Nachmittag die Nachricht von dem bedeutenden Ge­winnst« erhielt, den er im Lotto machte. Hi hi! ihr aber, Gevatterin, seyd mir auch eine wahre Pfütze voll Klugheit, versetzte gereizt die Schulmeisterin; nicht wahr? ihr habt es gewaltig fein gemacht, als ihr die blonde Gärtner-Ma­ria rufen ließet und sie mit wichtiger Miene versichertet, daß ihr ein furchtbares Ende bevorstehe, wenn sie nicht breche mit dem schlanken Wienerförster; als ihr dem lau­schenden Mädchen geheimnißvoll zugeflüstert: ihr wißt es aus sicherer Hand, er sey ein Vampyr, er werde sie auf eine gräßliche Art tödcen, und weiß der Himmel, was alles, ja lacht doch auch, wie Maria lachte zu eurem Gefasel! — Ereifert euch nicht, belferte Maruschka, eine alte Tschitschin, die bisher schweigend dem Geplauder ihrer Freundinen zugehorcht hatte, glaubt mir; im Hause der Gärtnerin wird es eine Leiche und eine Hochzeit geben, ehe der Mond sich füllt; ich sah gestern eine feurige Ruthe über dem Himmel schweben, ob dem Hause der Nachbarin löste sie sich in zwei Kränze auf, deren einer glänzend und hell lang über dem Dache schwebte, der andere aber bläu­lich und duiM, wie Rauch, schnell ober dem Giebel ver­schwand. Nun, was bangt ihr seit Wochen schon alle vor der Geißel der Menschheit, vor dem schwarzen Tode oder der Cholera, wie sie es da nennen die Gelehrten; seht, schon so manches verhaßte Band hat die dunkle Hand des Verderbens getrennt, so manches kleine Uebel hat das all­gewaltige, allgefürchtete Uebel vertrieben, vielleicht bringt es Hilfe in das Haus der Frau Gärtnerin und ordnet besser ihre Wünsche, als wir mit dem besten Willen es vermöchten.—Doch stille, seht ihr die blanke Büchse, seht nur, wie vornehm der junge Herr den Hut auf der Seite sitzen hat, nun schaut er nach dem Alpenjoche; die Nebel, die dort ziehen, sind nicht so gefährlich, als die Wolke« scheinen, aus denen andere Liebessonnen leuchten werden, als es der Herr Förster meinen. Stille, er kommt. Die ge­schwätzigen Gevatterinen flüsterten leiser und begannen dann erst lauter, als Herbert , nachdem er ihr „lwber voller« mit einem frostigen „»olf . Jänner ging das Lustspiel: »Liebe fann Alles» »der: »die bezähmte Widerspenstige», nach Shakespeare frei bearbeitet von Franz ». Holbein , über die Bühne. Was ließe sich bei der Allbekanntheit dieses Bühnenstückes viel über dasselbe sagen, als daß es, seine ursprüngliche Tiefe und Genialität ab­gerechnet, die dem deutscheu Bearbeiter freilich nicht so glücken konnte, als sie wohl die S h ak es p e a re'sehe Schöpfung charotterissrt, dennoch mit der umfaffeudsten Theaterkeuntniß dargestellt erscheint? — Wir über­gehen daher sogleich zu der Leistung der darin beschäftigt Gewesene». Die Glanzparthie» dieses Lustspiels sind in den Händen der Franziska und des Obersten; erster« wurde Von der M»d. Christian« , letzterer vom Hr. Gehrig repräsentirt. Franziska ist eine Nolle, aus welcher eine befähigte Schauspielerin recht viel machen, die aber auch eine minder begabte Darstellerin nicht leicht ganz vergreifen kann. Es ist »ach »»serer Meinung die Darstellung dieses Charakters schwer für jene Schauspielerin, die gerne etwas von der eigentlichen Gru»d,,enialitäl des bekannten S h a ke s sp c a r e'schen Lustspieles hinein verweben möchte; leich t hingegen für jene, die ihre ganze Aufgabe darin findet, das charmante, liebenswürdige Trotzköpfchen so zu geben, wie es eben in der deutsche» Bearbeitung dieser Piece hinge« stellt wurde. Mod. Chr i sti an » gab die Parthie auf eine Art, die in je­der Beziehung gelungen genannt werden muß; sie überschritt medasrechte Maß, und wußte»,« Ende allen Trotz in eine liebenswürdige Innigkeit des Gemüihes passend zu »erschmelzen. Um der zweiten Hauptrolle des Stückes, jener des Obersten «. Kraft in allen Beziehungen zu genüge», wird erfordert, daß der Schauspieler mit seiner natürlichen Liebenswürdigkeit ein kräftig-ernstes, sicheres Be­nehmen , ein männliches Aeußeres verbinde. Auch der Humor darf ihm nicht fehlen; übrige»« ist diese Parlhie cincKlippe, an der schon oft ron­tinirte Schauspieler scheiterten, denn wie bald wird in diesem Charakter das ju^te-milieu überschritte» oder gar nicht erreicht. Obwohl wir die Lei­stung Hrn. G ehrig's hierin nicht zu seinen vorzüglichste» zähle» können­unsers Erochteiis war seine Haltung etwas zu leicht, sei» Spiel zu rasch— so wußte er