m MiMÄötllS M« V _ Fünfundzwanzig Jahre selbständigen Gemeindewesens. Lilli W?- Druck von Johann Rakusch in Lilli. 108901 Lilli 1887-1892. Mit dem Gesetze vom 2 t. Jänner 1867, Landcsgesetz- und Verordnungsblatt Ztr. 7 für Steiermark wurde für die Stadt Cilli ein Gemeinde - Statut nud eine Gemeinde-Wahlordnung er¬ lassen; damit schied die Stadt Cilli nies dem Geltungsgebiete der allgemeinen, steiermärkischen Gemeinde Ordnung und Gemeinde- Wahlordnung ans. Die damalige Gemeindevertretung der Stadt hat sich dadurch, daß sie die Einführung eines eigenen Gemcinde- statutes und der dazu gehörigen Wahlordnung anstrebte und durch- führte, ein unvergängliches Verdienst nm die Stadt erworben und wenn wir heute, nachdem seit Einführung desselben ein Viertel- Jahrhundert verflossen ist, einen Rückblick ans die Entwickelung unserer schönen Vaterstadt werfen, wenn wir das Cllli von damals dein Cilli von heute vergleichen, so bemächtigt sich unser unwill¬ kürlich ein Gefühl mächtiger Freude- aber auch innigster Dank¬ barkeit gegen jene Männer, welchen damals die Verwaltung der Gemeinde übertragen war und welche in richtiger Würdigung der Vorteile, welche die größere Selbständigkeit der Gemeinde derselben bietet, dieses Werk geschaffen haben; es sitzen einige derselben auch noch heute in der Gemeindevertretung und es darf sie mit Stolz erfüllen, an der ferneren Ausgestaltung ihres Werkes mitgearbeitct zn haben. Durch die Erlassung des Gemeinde-Statutes wurde der Stadt Cilli nebst den bisherigen Agenden des den Gemeinden überhaupt vom Staate übertragenen Wirkungskreises auch die poli¬ tische Geschäftsführung für das Stadtgebiet übertragen, das Ge- 4 meindcamt, welches nunmehr die Bezeichnung „Stadtamt" erhielt, wurde jetzt für den Stadtbezirk die politische Behörde erster In¬ stanz; die Gemeinde untersteht von da an in Angelegenheiten des eigenen Wirkungskreises unmittelbar dem Landes-Ausschusse, bezie¬ hungsweise Landtage und bezüglich des ihr vom Staate übertra¬ genen Wirkungskreises der Statthalterei, während sie früher dem Bezirks-Ausschnsse, beziehungsweise dem Bezirksamte unterstand. Es wurde demnach der Wirkungskreis der Gemeinde in jeder Hinsicht erweitert und damit der Grundstein zu einem so raschen Aufblühen des Gemeinwesens gelegt, an welches vor 25 Jahren wohl kaum Jemand gedacht haben mag. Nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom Jahre 1869 hatte die Stadt Cilli eine Einwohnerzahl von 4224 Einwohnern; diese Zahl dürfte im Jahre 1867, zur Zeit des Beginnes der Wirksamkeit des Gemeindestatutes, nicht erheblich geringer gewesen sein; nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 31. December 1890 zählt Cilli 6264 Einwohner, also nm 2040 mehr als im Jahre 1869 und gegen die Volkszählung vom 31. December 1880, wo die Bevölkerungsziffer 5342 ausmachte, ein Mehr von 921 Einwohnern. Der Artikel XXII des Gesetzes vom 5. März 1862 R.- G.-Bl. Nr. 18, womit die grundsätzlichen Bestimmungen zur Re¬ gelung des Gemeindewesens vorgezeichnet werden, lautet: „Landeshauptstädte und über ihr Einschreiten auch andere bedeutendere Städte, sowie bedeutende Cnrorte erhalten durch Landesgesetze eigene Statuten, insoferne sie solche noch nicht besitzen rc." Es wurde nun nicht nur in Kreisen der damaligen Gemeinde¬ vertretung, sondern auch in allen Kreisen der Bevölkerung überhaupt alsbald die Frage erörtert, ob es nicht im Interesse der Entwicklung der Stadt Cilli gelegen sei, ein derartiges Landesgesetz anznstreben; insbe- sonders war es Dr. Josef Neckermann, welcher sich ans das Eifrigste für diese fortschrittliche Idee, welche eine freiere Entwicklung des städt. 5 Gemeinwesens bestimmt anhoffcn ließ, erwärmt nnd mit allen Kräften auf die Verwirklichung derselben hinwirkte; bannt wnrde der Keim zn dem Ortspatriotismns gelegt, der sich in der Folge so kräftig entwickeln sollte. Die Gemeindevertretung der Stadt Cilli gieng denn auch als¬ bald daran, von diesem ihr im Gesetze eingeränmteu Rechte Ge¬ brauch zn machen, denn in der Sitzung vom 14. Juli 1866 stellte im Gemeinde-Ausschüsse die erste Seetion (Section für Rechts- Organisations- und DiensteS-Augelegenheiteu) durch ihren Referenten Johann Stuchetz nachstehenden Antrag: „Es sei für die Stadt Cilli ein genau nach dem Muster der für die Stadt Marburg bereits sanctionirten Gemeinde-Ordnung nmzuarbeitender Entwurf eines Gemeinde-Statutes zu verfassen und dem Landes Ausschüsse vorzulegen, nur habe § 1 zu lauten: „Die Stadt Cilli umfaßt die innere Stadt und die mit der¬ selben eine Catastralgcmcinde bildenden Vorstädte, als: die Grazer-, Laibacher- und Wasservorstadt." Dieser Antrag wurde vom Gemeinde-Ausschüsse einstimmig angenommen. Den Vorsitz in dieser Gemeinde-Ansschußsitznng führte der damalige Bürgermeister Leopold Wambrechtsamer; anwesend waren die Gemeinderäthe: Josef Hnmmer und Franz Bahr, dann die Gemeinde-Ausschüsse: Friedrich Mathes, Johann Tappeiner, Johann Stuchetz, Kaspar Gorischeg, Dr. Carl Higersperger, Josef Petschnagg, Raimund Razza, Anton Fersen nnd Franz Schön. Es wnrde nun im weiteren Verlaufe in der Gemeinde- Ausschnßsitzung vom 10. November 1866 der Entwurf des Ge¬ meinde-Statutes sowie der Wahlordnung genehmigt und beschlossen, denselben an den Landes-Ausschuß zur Vorlage an den Landtag mit der Bitte zn leiten, daß der Gegenstand noch in der kommen¬ den Landtags-Session zur Verhandlung gebracht werde; diesem Wunsche wurde denn auch entsprochen nnd so war es möglich, daß die kaiserliche Sanction am 21. Jänner 1867 erfolgen konnte. 6 Es mußten nun auf Grundlage der neuen, ganz veränderten Wahl¬ ordnung die Wählerlisten zur Wahl der neuen Gemeindevertretung verfaßt werden, wonach die Wahl vorgenommen wurde. In die erste Gemeindevertretung der nunmehr autonomen Stadt wurden nachstehende Persönlichkeiten gewählt: Dr. Johann Mörtl, Anton Laßnig/Leopold Wambrechtsamer,^ Dr. Josef Necker¬ mann, Ignaz Huth/ Eduard Skolaut, Anton Perko, Ludwig Herz¬ mann, Josef Hummer, Mip Stepischnegg,^Johann Tappeiner,^'Dr. Carl Higersperger,^ Anton Fichna, Franz Tomschitz/ Josef Herz- manu, Franz Schmidt jun./' Friedrich Mathes,* Carl Krisper, Kaspar Sakonschegg,^ Carl Traun, Franz Bahr, Josef Sanderly, Anton Reiters Gustav Warneckes Die erste Bürgermeisterwahl fiel auf Dr. Johann Mörtl. Die Gemeinde - Ausschußwahl fand am 25-, 26. und 27. April 1867, die Bürgermcistcrwahl am 9. Mai desselben Jahres statt. Zum Bürgermeister - Stellvertreter wurde Anton Laßnig gewählt. Die kaiserliche Bestätigung des Bürgermeisters Dr. Johann Mörtl gelangte am 31. Mai 1867 von der k. k. Statthalterei herab. Zur Vornahme der Angelobung des Bürgermeisters wurde von der Statthalterei der k. k. Bezirksvorstchcr Johann Lichteucgger dclegirt, welcher die Angelobung auch vor dem versammelten Ge¬ meinde-Ausschüsse vornahm. Nachdem nunmehr die Stadtgemcinde Cilli die Geschäfte der politischen Bezirksbehörde für das Stadtgebiet zu besorgen hatte, mußte zur Besorgung derselben ein für die politische Geschäfts¬ führung geprüfter Beamte als Stadtamtsvorstaud angestellt werden. Als erster Stadtamtsvorstand wurde der Adfunkt des k. k. Kreisgerichtes Cilli, Ignaz Huth, angestellt, welcher nach seiner Bestätigung durch die k. k. Statthalterei am 15. Juli 1867 die politische Amtirung übernahm; da derselbe in Folge seiner An- 7 stellung als Gemeindebeamte aus der Gemeindevertretung aus- scheideu mußte, so wurde au seiner Stelle der Ersatzmann Adam Laßnig in den Gemeinde-Ausschuß berufen. Nunmehr war das Gemeinde-Statut iu volle Wirksamkeit getreten. Es soll nuu aus Anlaß der Gedenkfeier der fünfundzwanzig- jährigen Wirksamkeit des Gemeindestatutes in Cilli ein Bild der Thätigkeit der Gemeindevertretung der Stadt in sämmtlichen Ge¬ bieten ihres Wirkungskreises, ferner ein Bild des stetigen Fort¬ schreitens der Stadt in ihr»r inneren und äußeren Entwicklung, der Banthätigkeit in derselben während des abgelaufenen Viertel- jahrhuuderts gegeben werden. Weiters soll die Stellung der Stadt im öffentlichen Leben während dieses Zeitraumes geschildert werden, ebenso sollen alle Ereignisse verzeichnet werden, welche für die Stadt von Wichtigkeit und geeignet waren, ans den Gang der Dinge in derselben irgendwie Einfluß zu nehmen. I. Geschichtlicher Theil. Die Erlassung des Gemeindestatntes für die Stadt Cilli fiel in die für die ganze Monarchie so bedeutungsvolle Zeit der gänz¬ lichen Umgestaltung der Staatsverwaltung auf freiheitlicher und fortschrittlicher Grundlage; es wurden damals die Staatsgruudgesetze geschaffen, das Neichsvolksschnlgesetz gab dem gesammten Schulwesen eine andere Richtung und entzog dasselbe dem bisher ausschließlich klerikalen Einflüsse; die Autonomie der Länder wurde bedeutend erweitert und iu vielfacher Beziehung, z. B. im Gemeiudewesen trat die Laudesgesetzgcbung an die Stelle der Reichögcsetzgebnng. Es ist wohl selbstverständlich, daß die Städte und Märkte, also auch die Stadt Cilli, für diese Neuerungen und Fortschritte ganz besonders empfänglich waren, und Allem, was damit im Zu¬ sammenhänge stand, das lebhafteste und nngetheilteste Interesse entgegenbrachten. 8 Die Bevölkerung der Stadt CM, einen geringen Bruchtheil ausgenommen, deutscher Nationalität, war seit jeher bestrebt, ihre Nationalität zu wahren und den deutschen Character der Stadt festzuhalten; darin waren alle Kreise der Bevölkerung, alle Stände und Gesellschaftsklassen einig. Wohl bestand im Jahre 1867 schon der Gegensatz zwischen der deutschen und slovenischen Nationalität, aber in einer Form, welche auf das gesellige Leben nicht jenen unheilvollen Einfluß ausübte, wie heutzutage; der gesellschaftliche Verkehr der beiderseitigen Parteigenossen wurde durch die Ver¬ schiedenartigkeit der nationalen Gesinnung in keiner Weise beein¬ trächtiget; das deutsche Element war kräftig genug, um den slavischen Bestrebungen unter den damaligen Verhältnissen mit dem gehörigen Nachdrucke entgegentreten zu können, was um so leichter war, als ja damals noch von keiner Seite der Vorrang deutscher Kultur und Sitte bestritten wurde, da die da¬ maligen Slavenführer wenigstens noch so viel Einsicht hatten, daß sie ohne deutsche Erziehung ihre soziale Stellung nicht hätten er¬ reichen können. In die erste Gemeindevertretung, sowie auch in jede folgende wurden ausschließlich Mäuner von erprobter Gesinnungstüchtigkeit, entschiedene Deutsche, gewählt; alle zweifelhaften Elemente wurden sorgfältig ferne gehalten und so ist es gelungen, der Stadt CM und ihrer mustergiltigen Verwaltung alsbald einen über die Grenzen des engeren Heimatlandes hinausreichenden guten Ruf zu verschaffen. Wir finden, daß die Gemeindevertretung von CM allen wichtigen Ereignissen gegenüber Stellung nahm. 1867. Im Jahre 1867 hat der Gemeindeansschuß in seiner Sitzung vom 21. November über Antrag der Ausschußmitglieder Fichna, Waruecke, Dr. Josef Neckermauu und Dr. Carl Higersperger eine Petition um Aushebung des Concordates vom 18. August 1855 beschlossen; als daun die Verwirklichung des allgemeinen Wunsches durch die bezüglichen zustimmenden Beschlüsse des Herrenhauses im Jahre 1868 gesichert erschien, da fehlte auch die Stadtgemeinde 9 CiM nicht in der Reihe jener Körperschaften, welche ihrer innersten Befriedigung über die nene Wendung der Dinge begeisterten Aus¬ druck verliehen; in der Gemeindeansschußsitznng vom 21. März 1868 1868. wurde neinlich über Antrag des Dr. Josef Neckermann einhellig eine Zustimmnngsknudgebnng an das Herrenhaus zu den in An¬ gelegenheit des. Concordates gefaßten Beschlüssen angenommen und an das Präsidium des Herrenhauses geleitet; diese Kundgebung fand auch von Seite des damaligen Präsidenten des Herrenhauses die freundlichste Beantwortung. Am 29. April 1868 erklärte Bürgermeister Dr. Mörtl vor dem versammelten Gemeinde-Ansschnsse, daß er seine Stelle als Bürgermeister und sein Mandat als Mitglied des Gemeinde- Ausschusses niederlege. Bei der am 8. Mai 1868 vorgcnommenen Neuwahl des Bürgermeisters wurde Dr. Carl Higersperger gewählt. Die zur Regelung der konfessionellen Verhältnisse der Staats¬ bürger erlassenen Gesetze fanden selbstverständlich nicht die Billigung des Clerus und stießen bei demselben auf den größten Widerstand, alsbald entwickelte sich gegen diese Gesetze eine rührige klerikale Agitation; es wurde über Antrag des Anton Laßnig in der Sitzung des Gemeinde-Ausschusses vom 8. Juli 1868 eine Petition be¬ schlossen, in welcher um Abstellung dieser Agitation und um Auf¬ hebung des Concordates gebeten wurde. Zu jener Zeit schon setzte sich in den Köpfen slavischer Politiker eine Idee fest, deren Verwirklichung auch heute noch einen Lieblingswnnsch der Slaven bildet, nemluh die Idee der Lostrennnng Untersteiermarks von dem Gesammtkronlande und die Schaffung eines stovenischen Staates im Staate; diesem projectirten Slovenim sollte sodann Untersteiermark einverleibt werden; die damaligen slovenischen Abgeordneten wurden aufgefordcrt, sich für dieses Project nach Kräften einzusetzen. Wenngleich nicht anzunehmcn war, daß derlei ans die Zer¬ störung der Staatseinheit abzielende Bestrebungen an maßgebender 2 10 Stelle auch nur die geringste Würdigung finden könnten, so galt es doch, denselben entschieden entgcgenzutreten; der Gemeinde-Aus¬ schuß von Cilli beschloß in der Ansschnßsitznng vom 25. September 1868 über Antrag der Ausschussmitglieder Ludwig Hcrzmann, Gustav Warnecke, Eduard Skolant, Franz Bahr, Josef Hcrzmann, Josef Hummer, Ernst Rüpschl und Johann Tappeiner einen Protest an den steiermärkischen Landtag, in welchem gegen sede ans die Lostrenunng Untersteiermarks vom Gcsammtkronlande gerichtete Be¬ strebung Verwahrung eingelegt wird. 1869. Das Jahr 1869 brachte das Gesetz vom 14. Mai 1869 R.-G.-Bl. Nr. 62, durch welches die Grundsätze des Unterrichts¬ wesens bezüglich der Volksschulen festgcstcllt werden, nachdem schon mit dem Gesetze vom 25. Mai 1868 N.-G.-Bl. Nr. 48 grund¬ sätzliche Bestimmungen über das Verhältnis der Schule zur Kirche erlassen worden waren. Es ist wohl selbstverständlich, daß das nene Reichs-Volksschnl- gesetz überall dort, wo fortschrittlicher Geist, der Drang nach Ein¬ führung und Ausgestaltung freiheitlicher Institutionen in der Be¬ völkerung Eingang gefunden hatte, mit Freuden begrüßt wurde; und das war auch in Cilli der Fall; wenngleich hier die Ge¬ meindevertretung schon im Jahre 1868 durch Gründung einer selbständigen Communalschule (über welche wir noch in der Folge zn sprechen kommen werden), und durch Bestellung der Lehrkräfte dieser Schule auf Kosten der Gemeinde mit dankcnswerther Opfer¬ willigkeit einen bestimmenden Einfluß ans das städtische Schulwesen sich gewahrt hatte, so waren die Bestimmungen des neuen Schul¬ gesetzes hinsichtlich der Schulaufsicht, der Heranbildung des Lehr¬ personales, hinsichtlich der Dauer der Schulpflicht u. s. w. eine glänzende Gewähr für den Erfolg der Institution und dies konnte für die Stadt Cilli, welche ihrem Streben nach Einführung geord¬ neter Schulverhältnisse schon früher Ausdruck gegeben hatte, nur in hohem Grade erwünscht sein. 11 Im Jahre 1870 fand nach dem Ablaufe der Functionspcriode 1870. der im Jahre 1867 gewählten Gemeindevertretung die Neuwahl des Gemeinde-Ausschusses statt und zwar im April 1870. Es wurden bei dieser Wahl nachstehende Gemeinde-Ausschu߬ mitglieder gewählt: Dr. Josef Neckermann, Moriz Sajovitz,^Leopold Wambrechtsamer,^Johann Kreitzbcrgcr, Josef Hummer, Franz Bahr, Adam Laßnig, Jakob di Ceutas Wenzel Mareck, Carl Mathes, Dr. Carl Higerspergers Dr. Edmund Langer, Ludwig Herzmann," Ernst Nüpschl, Jakob Wallentschagg^ Johann Tuskani/'Josef Sanderly, Anton Reitter^Dr. Johann Sasovitz, Josef Wokannj^Franz Zaugger,''^ Friedrich Freiherr von Bruck, Johann Tappcincr*nnd Anton Schuh.' Dieser Gemcinde-Anöschnß wählte in der Sitzung vom 8. Mai 1870 Dr. Josef Neckermann zum Bürgermeister, welcher mit kaiserlicher Entschließung von: 28. Mai 1870 bestätigt wurde und am 11. Juni 1870 in die Hände oes k. k. Bezirkshanptmannes Franz Schönwetter die Angelobung leistete. Dr. Neckermann ist von da nugefangcn ununterbrochen an der Spitze der Gemeinde- Verwaltung gestanden und die Entwicklung der Stadt Cilli ist nun unzertrennbar mit dem Namen Neckermann verbunden. Daß die kernige, deutsche Bevölkerung der Stadt Cilli mit Begeisterung die herrlichen Erfolge der deutschen Waffen im deutsch- französischen Kriege von 18?0/71 verfolgte, daß jeder Sieg der¬ selben mit Jubel begrüßt wurde, ist natürlich. Am 15. Jänner 1871 wurde bei der k. k. Bezirkshaupt- 1871. Mannschaft die erste nach dem Gesetze vom 25. Mai 1868 R.-G.-Bl. Nr. 47, womit in Oesterreich die fakultative Civilche als zulässig erklärte wurde, ciugcgangeue Civiltrauung des Herrn Fritz Seybold mit Fran Corinna Bittner vorgenommen und es wurden hiezu die Mitglieder des Gemeinde-Ausschusses von Cilli eingeladen. Die fortgesetzten Bestrebungen auf Slavisirnng der Mittel¬ schulen in den gemischtsprachigen Gegenden veranlaßten den Ge¬ meinde-Ausschuß über Antrag des Dr. Neckermann in der Sitzung vom 14. Juni 1871 einen Protest an daö Gesammtministerium 2* 12 gegen eine allfällig geplante Aendernng der bestehenden Einricht¬ ungen der Mittelschulen im Sinne der slavischen Aspirationen zu beschließen, welcher auch ausgearbeitct uud dem Ministerium unter¬ breitet wurde. Mit Gemeindebeschluß vom 30. September 1871 trat die Gemeinde dem historischen Vereine für Steiermark als Mitglied bei; gemeinnütziges und wissenschaftliches Streben fand in Cilli stets ein warmes Entgegenkommen und die tatkräftigste Unter¬ stützung. Im August 1871 legte das verdienstvolle Gemeinde-Ausschu߬ mitglied Johann Tappeiner das Mandat zurück; es wurde dem¬ selben für seine vieljährige, höchst ersprießliche Thätigkeit für das Wohl der Gemeinde in der Ausschußsitzung vom 31. August 1871 der wohlverdiente Dank votirt. In der gleichen Sitzung wurde über Antrag des Dr. Carl Higersperger dem Bürgermeister Dr. Neckermann für die Opfer¬ willigkeit, mit welcher er sich zur Annahme des von ihm seit dem Jahre 1867 eingenommenen Landtags-Mandates bereit erklärte, die tiefbefriedigende Anerkennung des Gemeinde-Ausschusses durch Erheben von den Sitzen zum Ausdrucke gebracht. In der Sitzung des Gemeinde-Ausschusses vom 2. Oktober 1871 stellte Gemcinde-Ausschußmitglied Wenzel Mareck nachstehenden, eingehend motivirten Antrag: es möge die Gemeinde-Repräsentanz ihre vollste Zustimmung zu jenem Proteste, den der steiermärkische Landtag in seiner Sitzung vom 30. September 1871 gegen das Reseript an den böhmischen Landtag, welches entgegen den Be¬ stimmungen der Verfassung die Anerkennung des böhmischen Staats¬ rechtes aussprach, erhoben hatte, votiren. Der Antrag wurde einstimmig zum Beschlüsse erhoben und weiters noch beschlossen, für die Verbreitung dieser Kundgebung durch die Presse entsprechend Sorge zu tragen. Am 27. Oktober 1871 traf der Statthalter Freiherr von Kübeck gelegentlich einer Jnspeetiousreise in Cilli ein, um allfällige 13 Bitten und Beschwerden cntgegenzunehmcn. Es wurde dies der gcsammten Bevölkerung in geeigneter Weise zur Kenntnis gebracht und der Gemeinde-Ausschuß stellte sich dem Statthalter corporativ vor, bei welcher Gelegenheit die Wunsche der Stadtgemcinde in Bezug ans Mauthangelegenheiten :c. vorgetragen wurden. In der Gemeindc-Ausschußsitzttng vom 24. Februar 1872 1872. wurde die Mittheilung von der Versetzung des hochgeschätzten, in allen Kreisen der Bevölkerung äußerst beliebten k. k. Bezirkshanpt- mannes Franz Schönwetter gemacht; der Gemeinde-Ausschuß be¬ schloß, an den scheidenden Bezirkshauptmann in Berücksichtigung der wohlwollenden Gesinnung, welche derselbe der Stadt und ihren Bewohnern gegenüber bei jeder Gelegenheit an den Tag gelegt hatte, eine Dank- und Anerkennungs-Adresse zu richten; gleichzeitig wurde aber auch ciue Petition an das k. k. Ministerium des Innern beschlossen, in welcher um die Belassung des genannten Bezirks¬ hauptmannes ans seinem Posten in Cilli gebeten wurde und welcher Petition sich auch die Bezirksvertretung Cilli anschloß. Ueber Antrag des Gemeinde-Ausschußmitgliedes Josef Sanderly wurde in der Ausschuß-Sitzung vom 10. Mai 1872 einhellig be¬ schlossen, eine Petition an das Abgeordnetenhaus zu richten, worin nm 8ie Erwirkung eines Gesetzes gebeten wurde, welches die Auf¬ nahme der ans fremden Staaten ausgcwiesenen Jesuiten in Oester¬ reich nicht gestattet. Die loyale Gesinnung der Cillier Bevölkerung, deren An¬ hänglichkeit an das Allerhöchste Herrscherhaus, ist sprichwörtlich ge¬ worden und jedes Ereignis in demselben, sei es freudiger oder- trauriger Art, hat seit jeher in den Herzen der Cillier warmen Widerhall gefunden. Die Nachricht vom Tode der Erzherzogin Sophie, der Mutter unseres Kaisers, erweckte in Cilli die innigste Theilnahme nnd auf¬ richtige Trauer; zufolge Gemeindebeschlusses vom 3. Juni 1872 wurde Seiner Majestät dem Kaiser, sowie dem hohen Gatten der 14 Verblichenen, Erzherzog Franz Karl, das tiefste Beileid der Stadt- gcmeinde CM zum Ausdrucke gebracht. 1873. Es wurde weiters iu der Sitzung des Gemeinde-Ausschusses vom 10. Mai 1873 anläßlich der Vermählung der Frau Erz¬ herzogin Gisela mit dem Prinzen Leopold von Baiern eine Glück¬ wunschadresse an das hohe Brautpaar beschlossen; weiters wurde iu derselben Sitzung über Antrag des Gemeindc-Ausschnßmitgliedes Ernst Rüpschl und über unmittelbare Anregung des Bürgermeisters Dr. Neckermann beschlossen, znr Erinnerung an dieses freudige Familicncreiguis die Benennung des neu zn erbauenden Spitalcs nach dem Namen der hohen Brant anznstrebcu, was auch genehmigt wurde; daher führt das öffentliche Krankenhaus in CM den Namen „Gisela-Spital". Die Sanetion der Wahlreformgesetze, wodurch die directen Wahlen ciugeführt wurden, war ein Ereignis, welches allen Freunden des Fortschrittes große Freude bereitete; die Gemeindevertretung von CM beschloß in der Sitzung vom 10. April 1873, aus diesem Anlasse eine Dankadresse an den Monarchen zu richten. Ferner wurde in derselben Sitzung beschlossen, znr Feier dieses Ereignisses eine Volksversammlung einzuberufen, um in derselben die Wichtig¬ keit der Wahlreformcn zu besprechen und dieselbe der Bevölkerung begreiflich zu machen; gleichzeitig wurde aus dem gleichen Anlässe die Einführung der Gasbeleuchtung in CM, ein Werk des Fort¬ schrittes, durchgeführt. Bei der im Jahre 1873 auf Grundlage der neuen Wahl¬ ordnung durchgeführten ersten Neichsrathswahl wurde Dr. Richard Foregger als Rcichsraths-Abgcordneter für den Städtebezirk CM gewählt und hat diesen Wahlbezirk seither immer in mustergiltiger Weise vertreten. Im Jahre 1873 war die Functiousdauer des Gemeinde- Ausschusses nbgelanfen und es mußte zur Neuwahl geschritten werden. Aus der im Jahre 1870 gewählten Gemeindevertretung waren in den abgelaufenen Jahren nachstehende Gemeinde-Ausschüsse ans- 15 geschieden: Johann Tuskani, Jakob Wallcntschagg, Johann Tappeiuer und Josef Hummer; dieselben waren ersetzt worden durch die Er¬ satzmänner Carl Regula, Julius Weiner, Caspar Sakouschegg uud Christian Wolf. Bei der nnnmehr im Jahre 1873 vorgenommeneu Neuwahl der Gemeindevertretung wurden nachstehende Persönlichkeiten als Gemeinde-Ausschussmitglieder gewählt: Dr. Josef Neckermann, Dr. Carl Higersperger, Anton Laßnig, Johann Kreitzberger, Leopold Wambrechtsamer, Friedrich Mathes, Johann Jellenz, Tosef Toplak, Dr. Edmund Langer, Ernst Rüpschl, Josef Costa jmu, Ludwig Herzmanu, August Römisch, Adam Laßnig, Victor Wogg, Josef Sanderly, Wenzel Marcck, Josef Wokaun, Caspar Sakouschegg, Julins Weiner, Georg Geishofer, Franz Bahr, Franz Schmidt, August Tisch. Zum Bürgermeister wurde Dr. Josef Neckermann wieder- gewählt. In der Gemeinde-Ausschußsitznng vom 24. Juni 1873 war der Bürgermeister in der angenehmen Lage, dem Ausschüsse die Mittheilnng zu machen, daß das Handelsministerium die seit einer Reihe von Jahren durch wiederholte Petitionen angestrebte Um¬ wandlung des Cillier Postamtes in ein ärarisches Postamt ge¬ nehmigt habe. In das Jahr 1873 fiel auch die Errichtung der k. k. Zink¬ fabrik nächst Cilli, welche für die Stadt und die ganze Gegend einen großartigen Erfolg bedeutet; ursprünglich war zur Errichtung der Zinkhütte die Gegend von Nömerbad in Aussicht genommen, obwohl die Gemeindevertretung von Cilli nm Errichtung derselben nächst Cilli petitionirt hatte; als aber die Bade-Jnhabung sammt der Gemeindevertretung von Römerbad gegen die Errichtung der Zinkhütte daselbst protestirten, setzte sich die Gemeindevertretung von Cilli energisch für die Verwirklichung ihrer bezüglichen Wünsche ein, insbesondcrs trat Bürgermeister Dr. Neckermann mit seinem ganzen Einflüsse für die Sache auf, benützte alle Verbindungen mit her- 16 vorragcnden Persönlichkeiten; zunächst wendete er sich auf telegrafi¬ schem Wege an den Ackerbau-Minister Johann Ritter von Chlumctzky mit der Bitte, die Zinkhütte in den Rayon der Stadt Cilli zu verlegen; es wnrde ferners in dem Telegramm dem Ackerbau- Minister die größtmögliche Unterstützung der Gemeinde bei Er¬ werbung des Baugrundes in Aussicht gestellt, überhaupt alle nur mögliche Förderung des Unternehmens zngesichert. Dank diesen Bemühungen blieb der Erfolg nicht aus und es wurde die Er¬ richtung der Zinkfabrik in Gaberje genehmigt. Anläßlich der Anwesenheit des Kaisers in Pettan im Jahre 1873 begab sich eine Abordnung der Cillicr Gemeindevertretung, bestehend aus dem Bürgermeister Dr. Neckermann, dann den Ausschuß- Mitgliedern Wenzel Mareck, Josef Toplak, Sanderly und Victor Wogg nach Pettan, um dem Kaiser die Huldigung der Stadt Cilli und deren Dank für die Genehmigung der ürarischen Zinkhütte nächst Cilli darzubringen. Als Leiter der neuen Zinkhütte wurde der damalige Berg¬ meister, heute Bergrath Albert Brunner bestellt, ein Mann, der sich durch liebenswürdiges Entgegenkommen und stetige Förderung der städtischen Interessen alsbald die vollste Sympathie der Stadt¬ bewohner erwarb. Der 2. Dezember 1873, der Gedenktag der vor 25 Jahren erfolgten Thronbesteigung des Kaisers Franz Josef wurde selbst¬ verständlich auch in Cilli zu einer herzlichen loyalen Kundgebung benützt und festlich begangen; es wurde dem Statthalter eine Huldigungs-Adresse an den Kaiser mit der Bitte vorgelegt, dieselbe an die Allerhöchste Stelle gelangen zu lassen; am 1. Dez. 1873, dem Vorabende des Festes, fand durch Dilettanten im Theater eine Festvorstellung statt, deren Ertrag zur Hälfte zur Gründung eines Christbanmes für arme Schulkinder, znr anderen Hälfte zur An¬ schaffung von Lehrmitteln gewidmet war. Am 2. Dezember selbst fand früh Morgens Tagreveille mit Musik, nm 9 Uhr Vormittag ein feierliches Hochamt statt, wozu 17 sämmtlich'e Behörden, das Militär, sämmtliche Vereine und Cor- Porationen eingeladen wurden. Rach dem Hochamte fand eine Betheiluug der Armen im Rathhause statt; der Mannschaft der Garnison wurde auf Gemeindekosten Wein verabreicht; Abends war Stadtbeleuchtuug mit musikalischem Zapfenstreiche, sodann ein Fest¬ abend im Gartensalon beim „Löwen" unter Mitwirkung der städt. Musikkapelle und des Cillier Mäuuergesaugvcreiues. Im Jahre 1874 hatte der Gemeinde-Ausschuß Gelegenheit, 1874. einem verdienstvollen Manne, dem Ehrenbürger der Stadtgemeinde Cilli, Gabriel Seidl znm 70. Gebnrtsfcste seine Glückwünsche dar- zubringcn. Weiters wurde in diesem Jahre der Mitbürgerin Frau Anna Baumbach in Anerkcuuuug ihres Humanitären und gemein¬ nützigen Wirkens das goldene Verdienstkreuz mit der Krone ver¬ liehen ; die Ucberreichnng des Berdienstkreuzes wurde durch den Bürgermeister vorgenommen; Frau Banmbach spendete aus diesem Anlässe für die Stadtarmen von Cilli den namhaften Betrag per 200 fl., wofür ihr der Dank der Gemeindevertretung schriftlich ausgedrückt wurde. Mit kaiserlicher Entschließung vom 16. Mai 1874 wurde dem Bürgermeister Dr. Josef Neckermann in Anerkennung seines ver¬ dienstvollen öffentlichen Wirkens das Ritterkreuz des Franz Josefs- Ordens verliehen; dasselbe wurde dem Bürgermeister vom damaligen k. k. BezirkShauptmaune Ferdinand Haas im festlich decorirten Ge¬ meinderathssaale vor dem versammelten Gemeindc-Ansschusse und in Anwesenheit der Gattin des Gefeierten und mehrerer anderer Damen ans Cilli feierlich überreicht. Im Garten zur „Krone" fand ans diesem Anlasse ein Festbankett unter Beteiligung sümmt- licher Behörden und auch des k. k. Offizierskorps der Garnison statt. Abends wurde dem Bürgermeister unter allgemeiner, snbelnder Theilnahme der Bevölkerung ein solenner Fackelzng gebracht. In der Gemeinde-Ausschnßsitznng vom 7. Juli 1874 wurde dem in Folge Uebcrsiedlung ans der Gemeindevertretung aus- 3 18 scheidenden Mitgliede Georg Gaishofer für sein verdienstvolles Wirken nls Mitglied der Bausectiou der Dank und die Anerkenn¬ ung des Gemeinde-Ausschusses ausgesprochen. Die vom steiermärkischen Landes - Ausschüsse herausgegebene Instruction zur Handhabung des Armengesetzes veranlaßte den Ge¬ meinde-Ausschuß, das städtische Armeuwesen ganz im Sinne dieser Instruction zu reorganisieren, und es wurden in der Gemeinde- Ansschußsitzung vom 23. August 1874 die darauf Bezug habcudeu Beschlüsse gefaßt. Mit Gemeiudebeschlnß vom 11. September 1874 wurde der Ackerbau-Minister Johann Ritter von Chlumetzky in dankbarer Er¬ wägung, daß derselbe durch die Zinkhüttenanlage den nachhaltigsten Grund zur Entwicklung der Industrie im Sanuthale und ins¬ besondere zum Emporblüheu der Stadtgemeiude Cilli gelegt hat, das Ehrenbürgerrecht der Stadt Cilli verliehen. Durch das Gesetz vom 17. Dezember 1874 L.-G. n. Vdgs.- Bl. Nr. 3 6X 1875 wurde der Z 2 des Gemeinde-Statutes, nach welchem Aeuderungeu im Gebietsumfange und den Gemeindcgreuzcn der Stadt Cilli nur durch ein Landcsgesetz erfolgen konnten, in der Weise abgeändert, daß hiezu nur die Bewilligung des Landes-Aus¬ schusses nebst der Erklärung der Statthalterei, daß dagegen aus öffentlichen Rücksichten kein Anstand obwaltet, erforderlich ist. >875. In der Gemeinde-Ausschußsitzuug vom 7. Mai 1875 wurde beschlossen, der durch ihre große Wohlthätigkcit bekannten Mitbürgerin Fran Anna Baumbach, welche am 9. Mai ihr hundertstes Lebens¬ jahr erreichte, aus diesem Anlasse durch den Bürgermeister die Glückwünsche der Gemeindevertretung zum Ausdrucke bringen zu lassen. In diesem Jahre fand auch, nachdem die inländische Gas- gcsellschaft in Concurs geratheu war, der Ankauf der Cillier Gas¬ anstalt durch die Sparkasse der Stadtgemeinde Cilli statt. Anläßlich des Ablebens weiland Kaiser Ferdinands wurde vom Gemeinde-Ausschuß Seiner Majestät dem Kaiser das tiefste Bei¬ leid der Stadtgemeiude Cilli zum Ausdrucke gebracht. 19 Ani 9. August 1875 drückte der Oberlandesgcrichtspräsident Dr. Josef Ritter vou Wafer deur Bürgermeister persönlich seinen Donk ,,für die prachtvolle Herstellung des Kreisgcrichtsgebändes ans mit dem Wunsche, den Gemeinde Ausschuß hievon in Kenntnis zu setzen, sowie auch davon, daß er persönlich dem Justizminister hie¬ von die Mittheilung machen werde". Bei der in der Gemeinde-Ausschnßsitzung vom 9. Ang. 1875 gemachten Mittheilnng vom Ableben des Ehrenbürgers Gabriel Seidl, erhob sich die Versammlung zum Zeichen der Trauer von ihren Sitzen und cs wurde über Anregung des Bürgermeisters Dr. Neckermann beschlossen, wegen Errichtung eines bleibenden Denk- zcichens als Verehrung des hochverdienten Ehrenbürgers und vater¬ ländischen Dichters ein Comitö zu bestellen und mit diesem die Angelegenheit zu berathen; dieser Beschluß wurde der Tochter des Verblichenen, Fran Wilhelmine Funke, mitgeteilt und derselben das Beileid der Stadtgemeinde ansgedrückt. Nach Ablauf der Fuuetionsperiode der im Jahre 1873 ge- 1876. wählten Gemeindevertretung fand im Jahre 1876 wieder die Neu¬ wahl derselben statt; ausgeschieden waren in den drei Jahren die Ansschußmitgliedcr August Römisch und Georg Gaishofer, für welche die Ersatzmänner Carl Regula und Franz Hansbaum in den Aus¬ schuß einbernfen worden waren. Bei der Neuwahl des Gemeinde-Ausschusses in diesem Jahre wurden nachstehende Ausschußmitglieder gewählt: Dr. Josef Neckermanu, Dr. Carl Higerspergcr, Ernst Nüpschl, Carl Mathes, August Tisch, Johann Kreitzbergcr, Wenzel Mareck, Franz Bahr, Leopold Wambrechtsamer, Anton Schuch, Ludwig Herzmann, Dr. Edmnnd Langer, Anton Laßnig, Josef Wokann, Caspar Sakonschcgg, Johann Jellenz, Mar Stepischnegg, Friedrich Mathes, Dr. Eduard Glantschnigg, Dr. Robert Proßinagg, Josef Herzmann, Franz Pommer, Moriz Sajovitz und August Kielhanser. Zum Bürgermeister wurde für die nächste Functionsperiode Dr. Josef Neckermann wiedergewählt. 20 In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 2. Juli 1876 wurde, nachvem der Referent Pommer der 2. Sectiou in gründlichster Weise die Notwendigkeit der Errichtung einer zweiten Apotheke in Cilli hervorgchoben hatte, der Beschluß gefaßt, die Errichtung einer solchen bei der Landesstelle auznstreben. Desgleichen wurde in dieser Sitzung beschlossen, die Stadtarztensstelle definitiv zu creiren, nach¬ dem Dr. Josef Kočevar schon vorher als provisorischer Stadtarzt bestellt worden war. In der Ansschußsitzung vom 7. Dezember 1876 erfolgte eine Trauerkundgebnng des Gemeinde-Ausschusses anläßlich des Ablebens des verdienstvollen langjährigen Mitgliedes der Gemeindevertretung, Anton Laßuig, in dem sich die Versammlung bei Mittheilung der Trauerbinde zum Zeichen der Trauer von den Sitzen erhob. An Stelle des Verstorbenen wurde der Ersatzmauu Josef Costa iu den Gemeinde-Ausschuß berufen. >877. Jur Jahre 1877 hat der Arzt Dr. Josef Hoisl eine Brochure über die Stadt Cilli, dann über die Eigenschaften der Sannbäder veröffentlicht und dadurch dem Interesse der Gemeinde, insbesondere der Förderung des Fremdenverkehrs wesentliche Dienste geleistet; der Gemeinde-Ausschuß hat denn auch dem Dr. Hoisl in seiner Sitzung vom 1. Juni 1877 seinen Dank und seine vollste An¬ erkennung votirt. In der Gemeinde-Ausschußsitznng vom 27. März 1877 war die Instruction für den Stadtarzt nach dem Referate des Dr. Prosinagg genehmigt worden. In diesem Jahre hatte die Gemeinde abermals einen schweren Verlust durch ven Tod ciues der verdienstvollsten Mitbürger uud Mitglieder des Gemeinde-Ausschusses, des Josef Wokaun, der sich insbesondere durch Aufforstung des Iosefiberges ein bleibendes Denk¬ mal gesetzt hat, zu beklagen. In der Sitzung des Gemeinde-Ausschusses vom 22. Juni 1877 gedachte der Bürgermeister mit warmen Worten der Verdienste des Verstorbenen um die Gemeinde, worauf sich die Versammlung zum 2t Zeichen der Trauer vou den Sitzen erhob; es wnrde ferner be¬ schlossen, der trauernden Familie die innigste Theilnahme und das Beileid der Gemeindevertretung zum Ausdrucke zu bringen. An Stelle des Josef Wokann wurde Carl Pospichal in den Gemeinde-Ausschuß berufen. In der Gemeinde - Ansschußsitzuug vom 14. August 1877 wurde beschlossen, um definitive Belassung des k. k. 10. Feldsäger- Bataillons als Garnison in Cilli zu petitiouiren. In der Gemeinde-Ansschnßsitzung vom 21. September 1877 theilte der Vorsitzende, Bürgermeister Dr. Neckermann, dem Ge¬ meinde-Ausschüsse mit, daß er bei der kürzlich erfolgten Durchreise des Kronprinzen Erzherzog Rudolf am Bahnhofe in Audienz empfangen worden sei und daß sich der Kronprinz angelegeutlichst um die Verhältnisse der Stadt Cilli erkundigt habe. Gemeinde - AnSschußmitglied Ludwig Herzmann und 15 Ge- 1878. meinde-Ausschnßmitglieder brachten in der Ansschußsitzung vom 11. Jänner 187 8 einen schriftlichen Antrag ein, dahin gehend, der Gemeinde-Ausschuß wolle eine Petition um Verlegung einer- größeren Garnison nach Cilli beschließen, da hier alle Bedingungen für eine solche vorhanden seien und die Erlangung einer solchen ein langgehegter Wunsch der militär-freundlichen Bevölkerung sei. Dieser Antrag wnrde auch einhellig zum Beschlüsse erhoben. In der Sitzung vom 15. März 1878 gedachte der Vor¬ sitzende, Bürgermeister- Dr. Neckermann, des Ablebens Seiner Kaiserlichen Hoheit, des Erzherzogs Franz Carl, und wurde vom Plenum aufgefordert, das tiefste Beileid uud die Gefühle auf¬ richtigster Trauer der Gemciudevertretuug über den Tranerfall in geeigneter Weise an höchster Stelle zum Ausdruck gelangen zu lassen. Das Jahr 1878 bot Gelegenheit, dem Opfermuthe und den patriotischen Gefühlen der Cillier Bevölkerung Ausdruck zu ver¬ leihen; an der bosnisch-herzegowinischen Occupation nahmen zum Theil auch fene Truppen theil, welche dem 47. Ergäuzungsbezirke, in welchen auch der Bezirk Cilli damals einverleibt war, angehörteu. 22 Da waren es in erster Linie die deutschen Frauen Cilli's, welche alles daran setzten, um das durch den Krieg unvermeidliche Elend der davon Betroffenen nach Kräften lindern zu helfen. Alsbald bildete sich ein Comitö von Damen, welches sich die Aufgabe stellte, den kranken und verwundeten Soldaten ihre Lage durch Beschaffung entsprechender Pflege, durch Gewährung von Liebesgaben erträglicher zu gestalten, die abmarschirendcn, durchziehenden beziehungsweise hcimkehrcnden Truppen zu bewirten, die unbemittelten Familien eingerückter Reservisten zu unterstützen. Wie bei jedem derartigen Anlasse wurde dieses Counts von der gesammten Bevölkerung ans das kräftigste unterstützt, und jeder trug zu diesem patriotischen Zwecke gerne sein Scherfleiu bei, das Comitä selbst aber entwickelte einen geradezu unermüdlichen Eifer in der Erfüllung seines Liebes¬ dienstes. An der Spitze dieses Comit^'s stand Fran Therese Rakusch, welche ans dem gleichen Anlasse im Jahre 1866 vom Kaiser mit dem goldenen Berdienflkrenze mit der Krone ausgezeichnet worden war. Unter den weiters im Comit6 wirkenden Damen seien ins¬ besondere die Frauen Marie Neckermann, Anna Hummer, Therese Herzmann, Marie Koscher, Marie Zangger, Louise Hcrzmann, Anna Mathes, Auguste Pallos und Anna Huth erwähnt. In der Sitzung vom 11. November 1878 wurde dem Ge¬ meinde - Ausschüsse die erfreuliche Mittheiluug gemacht, daß das 27. Jäger-Bataillon als Garnison nach Cilli kommen werde; es wurde gleichzeitig beschlossen, die Truppe festlich zu empfangen. Im Jahre 1878 fand in Cilli eine Regional-Ausstellung statt, in welcher sämmtliche Bodenprodnete, dann Erzeugnisse des Gewerbeflcißcs aller Art aus unserer Gegend glänzend vertreten waren. Die Forstproduetc aus den städtischen Waldungen wurden mit der silbernen Staatsmedaille und dem Anerkennnngs-Diplom ausgezeichnet. Die Ausstellung fand in der damaligen Laßnig'schen Leder¬ fabrik, der heutigen Landwehr-Kaserne, statt. 23 In der Gemeinde - Ansschiißsitznng vom 10. Jänner 1879 1879. wurde über die Mittheilung des k. k. Kreisgerichtcs verhandelt, wonach das am 23. November 1878 verstorbene Fräulein Josefiue Geiger ein Drittheil ihres Vermögens zn Gunsten der deutschen Marienkirche legirt habe; die Stadtgemcindc als Eigcuthümeriu der Kirche hat sich als Erbin erklärt. Durch dieses Legat, welches die Höhe von 50.000 st. erreichte, wurde die Kirchenverwaltung in die Lage versetzt, die Kirche entsprechend zn restauriren und an den Ausbau des bereits vom Thurmban-Comite im Lause der Jahre bis zur Höhe der Kirche ausgeführten Thurmes zu schreiteu; durch dieses hochherzige Legat hat sich Fräuleiu Josefiue Geiger ein un¬ vergängliches Denkmal in den Herzen der Bewohner von CM ge¬ setzt und wesentlich zur Verschönerung der Stadt beigetragen; eine Gedenktafel in der deutschen Kirche wird das Andenken der edlen Wohlthäteriu den kommenden Geschlechtern bewahren. Hier sei aber auch des Gemeinde-Ausschusses Map Stepischuegg gedacht, welcher dem Werke des Thurmbaucs nicht allein Jahre hindurch seine tüchtige Arbeitskraft widmete und der Sache sonst viele Opfer brachte, sondern auch das schöne Marmorportal hinzuspendete, und dadurch sich um das Werk glänzende Verdienste erworben hat. In das Jahr 1870 fällt auch die 25jährige Gedenkfeier der Vermählung des Kaiserpaares, für die getreue und loyale Be¬ völkerung der Stadt Cilli ein hochwillkommener Anlaß, ihren Ge¬ fühlen durch die Feier dieses Freudenfestes Ausdruck zn verleihen. Die Feier fand in folgender Weise statt: Am Vorabende des Festtages, am 23. April 1879, fand im Stadttheater eine von hiesigen Dilettanten gegebene Festvorstellung statt, deren Reinertrag am Festtage selbst an die Armen der Stadt Cilli vertheilt wurde; weiters wurde am Vorabende eine allgemeine Stadtbelenchtnng, dann ein Fackclzug unter Mitwirkung des Männer- gesangvcreines und der städtischen Musikkapelle veranstaltet. Am Festtage selbst fand ein solenner Gottesdienst statt, an welchem sämmtliche Behörden, das Militär, die Vereine und 24 Korporationen, sowie die Schuljugend thcilnahmen; für die Schul¬ jugend fand noch eine separate Feier in den Schnlloealitätcn statt. Ferner hat der Gemeinde-Ausschuß in einer künstlerisch aus¬ geführten Adresse den Gefühlen der freudigen Theilnahme an dem erhebenden Feste, der Loyalität und Anhänglichkeit an das Aller¬ höchste Herrscherhaus Ausdruck gegeben, welche Adresse durch das Statthalterei-Präsidium an die Stufen des Allerhöchsten Thrones geleitet wurde. Endlich stiftete der Gemeinde Ausschuß aus diesem freudigen Anlässe und zur bleibenden Erinnerung an das Freudenfest unter dem Titel „Bürgerstiftung der Stadt CM zur bleibenden Er¬ innerung an die Feier der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten" ein Stipendium für in Cilli heimathberechtigte dürftige und würdige Schüler einer Hoch- oder Mittelschule im Jahresbetrage von 100 fl. Der neu aufzuforsteude Theil des Stadtwaldes erhielt den Namen „Kaiserwald". In diesem Jahre war auch die Funetionsdaucr des im Jahre 1876 gewählten Gemeinde Ausschusses abgelansen. Bei den Neu¬ wahlen wurden folgende Gemeinde-Ansschnßmitglieder gewählt: Dr. Josef Neckermann, Dr. Carl Higersperger, Carl Mathes, Julius Rakusch, Franz Zangger, Raimund Koscher, Moriz Sajovitz, Friedrich Mathes, Max Stepischnegg, Gustav Stiger, Julius Pogatschnigg, August Tisch, Ernst Rüpschl, Dr. Edmund Langer, Dr Robert Proßiuagg, Jakob di Ceuta, Menzel Mareck, Dr. Johann Sajovitz, Carl Pospichal, Franz Bahr, Johann Kreitzbcrger, Anton Ferjen, Josef Kupferschmid, Josef Bobisnt. Zum Bürgermeister wurde Dr. Josef Neckermann wieder¬ gewählt. In der Gemcinde-Ausschnßsitznng vom 7. Mai 1879 legte Frau Therese Rakusch, Obmännin des bestandenen Damen-ComMs, zur Unterstützung der aus Bosnien zurückgckehrten Soldaten einen Rechnungsabschluß. Der Vorsitzende, Bürgermeister Dr. Neckermann, gedachte neuerlich der Opferwilligkeit der Bevölkerung und der großen 25 Verdienste der Comit5mitglieder und forderte die Versammlung auf, ihre Anerkennung gegenüber der genannten Fran Obmännin und den übrigen Damen des Comitös, welche an diesem Wohlthätig- keitsacte theilnahmcn, durch Erheben von den Sitzen kundzugeben, was auch geschah. Diesem Damen-Comite wurde für das humanitäre und patriotische Wirken der Allerhöchste Dank des Kaisers zutheil. In der Gemeinde-Ausschußsitznng vom 14. November 1879 wurde beschlossen, den Lazaristen-Convent, welcher das ober dem Haupteiugange der Josefikirche angebracht gewesene Stadtwappen entfernt hatte, aufzufordcrn, dieses Wappen an geeigneter Stelle wieder anznbringen. In der Gemeinde-Ausschußsitznng vom 12. Dezember 1879 wurde über Anregung des Reichsrathsabgcorduetcu Wieseuburg be¬ schlossen, sich einer Petition an das Abgeordnetenhaus um Ver¬ längerung des Gesetzes über die Steuerfreiheit bei Neu- und Um¬ bauten, sowie Zubauten anzuschließen; weiters wurde beschlossen, um die Erstreckung der Steuerfreiheit für Bauten auch auf sämmt- liche Umlagen zu petitiouiren. In dem Jahre 1880 wurden die Bestrebungen der reaktionären 1880. Elemente gegen das bestehende Volksschnlgesetz immer intensiver; selbstverständlich wurde gegen solche Bestrebungen energisch Stellung genommen; auch der Cillier Gemeinde-Ausschuß nahm in seiner Sitzung vom 5. März 1880 nachstehende Resolution an: „Der Gemeinde-Ausschuß vou Cilli sieht iu dem uenen Bolks- schulgesetze die trefflichste und sicherste Gewähr für die Erzieluug der wahren, den Volkswohlstand begründenden und die Humanität fördernden Volksbildung; er würde daher jede Verstümmelung, die das Gesetz im reaktionären Sinne erfahren könnte, als eine arge Schädigung des höchsten Bolksinteresses auffassen und mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln bekämpfen." In der Ansschußsitznng vom 14. Mürz 1880 theilte Bürger¬ meister Dr. Neckermann in schwungvoller Ansprache dem Ausschüsse 4 26 die Verlobung des Kronprinzen Erzherzog Rudolf mil Prinzessin Stefanie von Belgien mit und über seinen Antrag beschloß die Versammlung, indem sie sich hiebei von den Sitzen erhob, ,,es seien die ehrfurchtsvollsten Glückwünsche der Gemeinde Cilli durch eine Deputation Seiner Ereellenz, dem Herrn Landeschef mit der Bitte vorzutragen, solche in geeigneter Weise Allerhöchsten Ortes zur Kenntnis zu bringen;" als Dcputationsmitglieder wurden Bürger¬ meister Dr. Neckermann und Gemeinde-Ausschuß Moriz Sasovitz gewählt. Die Bestrebungen ans Slovenisirung der Mittelschulen in Untersteiermark waren für den Gemeinde-Ausschuß Anlaß, in seiner Sitzung vom 9. April 1880 nachstehende, von Professor Wenzel Mareck eingehend begründete Resolution anzunehmen: „Der Gemeinde-Ausschuß muß jeden Versuch, die Mittel¬ schulen des steirischen Unterlandes zu slovenisiren, als einen unge¬ heuren Rückschritt in allen Zweigen des Unterrichtes bezeichnen, er muß in einem solchen Versuche einen Angriff auf die vitalen Interessen nicht bloß der Stadt und der Deutschen, sondern auch der Slovenen erblicken und müßte mit allen gesetzlichen Mitteln diesem Versuche entgegentreten;" es wird beantragt: die Absendung einer Petition an beide Häuser des Reichsrathes nm Nichtzulassung der Slovenisirung der Mittelschulen des steirischen Unterlandes zu richten. Es wurde daraufhin im „LIovsimIU nuroä" vom 20. April in einer Korrespondenz aus Cilli behauptet, daß bei Fassung der vorstehenden Resolution von den anwesenden 18 Gemcindc-Aus- schnßmitgliedcrn nur 12 für die Annahme der Resolution gestimmt hätten; diese Lüge wurde zufolge Gemeindebeschlusses vom 23. April 1880 dahin berichtigt, daß die Annahme der Resolution einstimmig erfolgt sei. Mit Statthalterei-Entschcidnng vom 28. April 1880 Z. 5802 wurde der Stadtgemcinde Cilli die Berechtigung zur Vornahme der Wahl von zwei Kirchenkämmerern für die deutsche Kirche abge- 27 sprachen; der Gemeinde-Ausschuß beschloß in der Sitzung vom 7. Mui 1880 einhellig, gegen diese Entscheidung den Ministerial- Nekurs einzubringen. In der Gemeinde-Ausschußsitznug vom 18. Juli 1880 er¬ folgte über einhelligen Beschluß der Beitritt der Stadtgemeiude CM zum deutschen Schulvereiue als gründendes Mitglied. Das Ministerium hatte den Rekurs der Stadtgemeinde gegen die Statthalterei - Entscheidung in Angelegenheit der Wahl der Kirchenkämmercr für die deutsche Marienkirche abgewiesen und die angefochtene Statthalterei - Entscheidung bestätigt; der Gemeinde- Ausschuß beschloß in seiner Sitzung vom 3. September 1880, dagegen die Beschwerde an den Verwaltungs-Gerichtshof einzubringen. Die Loyalitätskundgebnng der Stadtgemeinde CM zum 50. Ge¬ burtsfeste Seiuer Masestät des Kaisers wurde mit dem Aller- guädigsten Danke cntgegeugenommcn und dies dem Gemcinde-Aus- schnsse in der Sitzung vom 1. Dktober 1880 bekannt gegeben. In diesem Jahre wurde auch die Stelle eines Stadtingenieurs, dem zugleich die Leitung des Gaswerkes der Sparcasse übertragen wurde, creirt und eine Instruction für denselben erlassen. Zum Stadtingenicur wurde in der Sitzung vom 10. Dez. 1880 Josef Higersperger ernannt. In der Ausschußsitzung vom 5. November 1880 wurde be¬ schloßen, die Vermählung des Kronprinzen Erzherzog Rudolf fest¬ lich zu begehen und es wurde ein Fest-ComM gewählt, welches die geeigneten Vorbereitungen zu treffen und entsprechende Anträge zu stellen hatte. Den hnndertfährigeu Gedächtnistag der Thronbesteigung Kaiser Josefs II. nahm der Gemeinde Ausschuß zum Anlaß einer feier¬ lichen Kundgebung der Verehrung für den großen Herrscher, indem in der zu diesem Zwecke eigens cinbernfcnen Gemeinde-Ausschuß - Sitzung vom 26. November 1880 über Antrag des Gemeinde- Ausschusses Wenzel Mareck beschlossen wurde, diesen Gedenktag festlich zu begehen; es wurde hiebei folgendes Programm durch 4* 28 geführt: Am Vortage der Gedächtnisfeier fand im Casinosaale eine allgemeine Vorfeier statt, an welcher die Schnlsngend der höheren Clasfen unter Führung der Schulleitungen theilnahm; sodann fand eine Stadtbelenchtnng nnd ein musikalischer Zapfenstreich statt. Am Gedenktage wurde durch Dr. Richard Foregger namens der Stadtgemeindc Cilli ein Kranz an der Kaiserstatue nm Josefs- platze in Wien niedergelegt. Im September 1880 hielt der berg- und hüttenmännische Verein aus Leoben in Cilli seine Vereins- nnd Wander-Bersamm- lung ab nnd wurde als gern gesehener Gast auf das herzlichste willkommen geheißen. 1881. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 28. Jänner 1881 wurde die Anregung zur Gründung eines Zweigvereines zum patriotischen Landes- und Frauenhilfsvereine vom rothen Kreuze gegeben und cs sagte Bürgermeister Dr. Neckermann zu, für die Bildung eines solchen Zweigvcreines zu wirken. Mit der Entscheidung des k. k. Berwaltnngsgcrichtshofes vom 19. Jänner 1881 Z. 115 wurde in Stattgebnng der Beschwerde der Stadtgemeinde Cilli gegen die Entscheidung des Ministeriums für Cnltus nnd Unterricht in Angelegenheit der Wahl der Kirchen¬ kämmerer für die deutsche Marienkirche in Cilli ausgesprochen, daß die Gemeindevertretung von Cilli berechtigt sei, die Kirchenkämmerer für die deutsche Kirche zu wählen; auf die Entscheidung der Eigen- thumsfrage der deutschen Kirche hat sich der Verwaltnngsgerichtshof bei dieser Entscheidung nicht eingelassen. Damit war diese für die Stadtgemeinde so hervorragend wichtige Angelegenheit zu Gunsten derselben entschieden nnd der Gemeinde-Ausschuß sah sich im Hin¬ blicke darauf, daß dieses günstige Resultat zumeist den intensiven Erhebungen des städtischen Nechtsfrenndcs Dr. Carl Higersperger nnd dem Vertreter der Gemeinde bei der Verhandlung selbst, Dr. Richard Foregger zu verdanken sei, in der Ausschußsitznng von: 28. Jänner 1881 veranlaßt, den beiden genannten Herren den Dank der Stadtgemeinde auszudrücken. 29 In der Gemeinde-Ausschnßfitzuug vom 18. Marz 1881 wurde oie Verzichtleistung des äußerst verdienstvollen langjährigen Gemeinde- Ausschußmitgliedes Max Stepischncgg auf sein Mandat für den Gemeinde-Ausschuß zur Kenntnis gebracht; die Verzichtleistung er¬ folgte aus Gesundheitsrücksichten. Der Gemeinde-Ausschuß drückte dem Ausgetretenen „den Dank und die vollste Anerkennung für sein langjähriges, intensives, opferwilliges und uneigennütziges Wirken" aus; diese Kundgebung wurde schriftlich ansgefertigt. An Stelle des Max Stepischnegg wurde bei Verzichtleistuug des Ersatzmannes Christian Wolf der Ersatzmann Franz Hausbaum in den Gemeinde-Ausschuß eiubcrufen. Das freudige Ereignis der Vermählung des Kronprinzen Erz¬ herzog Rudolf mit der Prinzessin Stefanie von Belgien wurde, wie in allen Gauen Oesterreich-Ungarns, selbstverständlich auch in Cilli in glänzender und zugleich herzlichster Weise gefeiert. Am 8. Mai 1881 fand eine Festvorstellung im Stadttheatcr statt; am 9. Mai, dem Vorabende des Festtages, wurde Abends 8 Uhr ein Zapfenstreich mit Musik und Fackelzug unter allgemeiner Beleuchtung, Beflaggung und Dekorirnng der Stadt veranstaltet. Am 10. Mai 6 Uhr Früh war Tagrevcille, um 3 Uhr- Nachmittags Volksfest am Schloßberge. Als im Jahre 1881 die Errichtung einer Strafanstalt in Untersteiermark in Aussicht gestellt war, da wendete die Gemeinde- Vertretung von Cilli alles mögliche ans, um die Errichtung des Strafhauses nächst Cilli zu erwirken; ein eigenes Comitä, dessen Obmann Gemeinde-Ansschnß Dr. Edmund Langer war, wirkte in der Angelegenheit auf das eifrigste; leider blieb diesmal der Erfolg uns, indem die Strafanstalt in Marburg errichtet wurde. Gemeinde-Ausschuß Dr. Proßinagg, welcher sich besonders durch seine Thatigkeit als Referent in Angelegenheit der Neu- anlegung des Friedhofes hervorragende Verdienste erworben hat, schied im Mai 1881 von Cilli und übersiedelte nach Trifail; in 30 folge dessen legte er sein Mandat als Mitglied des Gemeinde- Ausschusses zurück und es wurde ihm für sein verdienstvolles Wirken der Dank und die Anerkennung des Gemeinde-Ausschusses zum Ausdrucke gebracht; an seine Stelle wurde der Ersatzmann Josef Costa in den Gemeinde-Ausschuß einberufen. In der Sitzung vom 3. Juni 1881 gedachte der Bürger¬ meister des Ablebens des Gemeinde-AuSschußmitgliedes Jakob di Centa, indem er dessen hervorragenden Verdienste um die Gemeinde und als Staatsbürger gedachte; die Versammlung drückte ihr Beileid durch Erheben von den Sitzen aus und ermächtigte den Bürger¬ meister, dieses Beileid den Hinterbliebenen anszudrücken. An Stelle des verstorbenen Jakob di Ceuta Wierde Gustav Schmidt in den Gemeinde-Ausschuß berufen, welcher bei dem Um¬ stande, als im 2. Wahlkörper keine Ersatzmänner mehr vorhanden waren, im Wege der Ergänzungswahl gewählt wurde. Im Jahre 1881 wurde auf Grund des Volkszählungsoperates vom 31. Dezember 1880 mit der Ncnanlegnng der im Gemcinde- statnte vorgeschriebenen Gcmemdematriken begonnen. In diesem Jahre wurde auch die seit langem genehmigte Umwandlung des hiesigen Postamtes in ein Aerarial-Postamt in Vollzug gesetzt. Mit Gemeindebeschluß vom 10. Juni 1881 trat die Ge¬ meinde dem Odilienvercine zur Gründung und Erhaltung einer Blindcn-Erzichnngs- und Versorgungs-Anstalt in Graz mit dem einmaligen Beitrage von 10 fl. als Wohlthäterin bei. In der Gemeinde-Ansschußsitznng vom 18. Oktober 1881 widmete Bürgermeister Dr. Neckermann dem Hingeschiedenen Mit¬ bürger Eduard Jeretiu einen warmen Nachruf, seine Verdienste hervorhebend, welche er sich insbesondere als Mitglied des Armcn- rathcs, Vorstand des Armenhauses und sonstiger gemeinnütziger Vereine und Anstalten in selbstloser Weise erworben hat. Insbe¬ sondere war cs Jeretiu, welcher durch Veranstaltung von sehr ge¬ lungenen Dilettantenvorstellungen zu wohlthätigen nnd gemeinnützigen Zwecken nicht nur Humanität übte, sondern ein Hauptfördcrer nnd 31 belebendes Element des geselligen Lebens in Cilli war. Zum Zeichen des Beileides über das Hinscheidcn dieses so verdienstvollen Mit¬ bürgers erhoben sich die Anwesenden von den Sitzen. Das große Unglück, welches die Neichshauptstndt Wien dnrch den Brand des Ringtheaters am 8. Dezember 1881 traf, erweckte auch in Cckli die innigste Theilnahme und das herzlichste Mit¬ gefühl, welches in der Bcthätigung des Wohlthütigkeitssiuncs der Bevölkerung seinen Ausdruck fand, indem daS vom hiesigen Musik- vereine zu Gunsten der Hinterbliebenen der bei dieser Katastrofe Verunglückten veranstaltete Wohlthätigkeits-Coucert ein Neinerträgnis von über 230 fl. ergab, welcher Betrag sofort seiner Bestimmung zngeführt wurde. Gleichzeitig wurde auch ans diesem Anlässe eine gründliche Untersuchung des Bauznstandcs des hiesigen Theaters angcordnct. Diese Untersuchung wurde auch auf die Schulgebäude und sämmtliche Locale, in denen öffentliche Belustigungen stattfanden, ausgedehnt und derselben ein Vertreter der Staatsbehörde beigezogen. Mit Gemeindebcschluß vom 9. Jänner 1882 trat die Stadt- 1882. gemeinde der österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege als Mitglied bei. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 3. Februar 1882 wurde einstimmig folgender Antrag angenommen: „Es ist bekannt, daß die hohe Regierung vor kurzem eine Gesetzesnovelle, betreffend die Abänderung des Reichsvolksschulgesetzes vom 14. Mai 1869 der Unterrichts-Commission des Herrenhauses zur Vorberathuug uutcrbreitet hat. In Erwägung, daß durch diese Novelle die konfessionelle Tendenz in das bestehende Bolksschulgesetz verpflanzt werden kann; in Erwägung, daß durch die in der Novelle enthaltenen Bestimmungen die achtjährige Schulpflicht wesentlich alterirt erscheint; in Erwägung, daß in der angestrebten Herab¬ minderung der Lehrziele eine ernste Gefahr für die tüchtige, geistige und physische Ausbildung unserer Jugend liegt; und schließlich in Erwägung, daß einzelne Bestimmungen dieser Novelle nicht im 32 Einklänge mit den Art. III und XIV unseres Staatsgrnndgesetzes stehen, erlauben sich die Gefertigten den Antrag zu stellen: Der löbliche Gemeinde-Ausschuß möge beschließen, es sei au das hohe Herrenhaus eine Petition zu richten, und zwar des Inhaltes, hoch- dasselbe wolle die erwähnte Regierungsvorlage ablehnend bescheiden." Der Antrag wurde von elf Mitgliedern des Gemeinde-Aus¬ schusses eingebracht. Zum Zwecke der besseren Ausstattung des neu anzulegenden Grundbuches widmete der Gemeinde-Ausschuß über eine Eingabe des k. k. Kreisgerichtspräsidinms in Cilli in der Sitzung vom 3. März 1882 einen Beitrag von 50 fl. In der Gemeinde Ausschnßsitznng vom 3. April l882 wurde nachstehender, von sämmtüchen anwesenden Ausschußmitgliedern unter¬ schriebene Antrag einstimmig angenommen: „Bei dem Umstande, als slovenische Parteimänner unausgesetzt thätig sind, die Städte und Märkte des steirischen Unterlandes ihres deutschen Charakters zu entkleiden, bei dem Umstände, als man die Mittelschulen Untersteiermarks zu slovenisiren beabsichtigt, und da¬ durch der heranreifcnden Generation die Möglichkeit benehmen will, ihr Fortkommen in der großen Welt zu finden, sieht sich der Ge¬ meinde-Ausschuß der Stadt Cilli veranlaßt, gegen diese fortschritts- und kulturfeindlichen Bestrebungen entschieden aufzutreten und mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln dagegen anznkämpfen. In erster Linie sind Petitionen gegen die Slovenisirung der Mittelschulen an beide Häuser des Reichsrathes abzusenden; des¬ gleichen sind Petitionen gegen die geplante Slovenisirung der Aemtcr und Gerichte an das Abgeordnetenhaus und Herrenhaus zu richten und darin darzuthun, daß dieses Bestreben der nationalen Partei¬ männer in dem Gedanken wurzelt, durch Slovenisirung der Aemter und Gerichte Untersteiermarks ein Oberlandesgericht in Laibach zu schaffen und dadurch den ersten Schritt zur Theilnng unseres Heimatlandes zu thnn, nm der phantastischen Idee der Gründung 33 eines Königreiches „Slovenim" mit scheinbar mehr Berechtigung nachgehen oder uachhäugeu zu können. Schließlich findet es der Gemeinde-Ausschuß der Stadt CM wünschenswert, daß behufs gemeinsamen Zusammengehens der Deutschen Untersteiermarks und zur leichteren Abwehr der die deutsche, wie auch die sloveuische Bevölkerung schädigenden Aspi¬ rationen ein Parteitag in Untersteiermark zusammcutrete." Abermals war die Fuuctionsperiode des Gemeinde-Ausschusses abgclaufen. Bürgermeister Dr. Neckermann erstattete in der am 15. April 1882 stattgchabtcn Gemcinde-Wählerversammlung einen mit großem Beifallc aufgenomniencn Bericht über das Wirken und die Thätig- keit des Gemeinde-Ausschusses in der abgclanfenen Funetiouspcriode. Bei den in diesem Jahre vorgenommcnen Neuwahlen des Gemeinde-Ausschusses wurden nachstehende Ausschuß-Mitglieder gewählt: Dr. Josef Neckermann, Dr. Carl Higersperger^ Carl Mathes, Gustav Stiger, Julins Raknsch, Franz Zangger^-Gustav Schmidt, Raimund Koscher^ Friedrich Mathes, Wenzel Mareck, Dr. Johann Sajovitz, Josef Raknsch, Eduard Skolaut, Anton Fersen, Joses Negri^ Georg Strauß, Johann Kreitzberger, August Tisch, Joses Bobisut, Carl Pospichal, Franz Bahr, Josef Costa, Julius Pogatschnigg,' Moriz Sajovitz.-t- Zum Bürgermeister wurde Dr. Josef Neckermann wiederge- wählt. Zu seiucm Stellvertreter wurde wieder Dr. Carl Higerspergcr gewählt. Gemeiude-Ausschußmitglied Julius Pogatschuigg verzichtete auf seiu Mandat und es wurde infolge dessen der Ersatzmann Carl Regula in den Gemeinde-Ausschuß berufen. In diesem Jahre feierte das 47. Infanterie-Regiment das Fest seines 200sährigen Bestandes; die Gemeindevertretung von Cilli widmete dem Regimente aus diesem Anlasse eine Ehrengabe von 200 sl., welcher Betrag dem Neserve-Commando in Marburg 5 34 zur Verfügung gestellt wurde, und für welche Widmung das Commando den Dank ausfprach. Weiters hat eine Abordnung der Gemeindevertretung, bestehend ans dem Bürgermeister Dr. Neckermann und den Ansschnßmit- gliedern Wenzel Mareck, Josef Naknfch und August Tisch an der Jubiläumsfeier des Reserve-Regiments in Marburg theilgenommen und das Regiment namens der Stadtgemeinde Cilli begrüßt; bei dieser Gelegenheit brachte die Abordnung in Erfahrung, daß nun in Cilli ein eigenes Ergänznngs-Bezirkscommando für das neu zu errichtende 87. Infanterie-Regiment errichtet werde. In der Sitzung des Gemeinde-Ausschusses vom 1. September 1882 wurde über Anfrage des Comitäs zur Errichtung des Kaiser Josefs-Denkmals beschlossen, dieses Denkmal am Bnrgplatze aus¬ zustellen, und die Widmung des Denkmals angenommen; zur fest¬ lichen Begehung der Enthüllung dieses Denkmals wurde das Comitch welches durch Mitglieder des Gemeinde-Ausschusses verstärkt wurde, angewiesen, ehestens geeignete Anträge zu stellen. In der Sitzung vom 22. Oktober 1882 wurde das Pro¬ gramm für die Feier der Enthüllung des Denkmals Kaiser Josefs II. vom Gemeinde-Ausschüsse genehmigt. Die erhebende Feier fand am Sonntag, den 29. Okt. 1882 Vormittags 11 Uhr am Burgplatze statt. Am Vorabende sand eine allgemeine Stadtbeleuchtung und musikalischer Zapfenstreich statt, worauf eine gesellige Zusammenkunft im Hotel „Goldener LöwV' folgte. Der Festtag selbst wurde mit einer Tagreveille eingeleitet; um Vs 11 Uhr begaben sich sämmt- liche Theilnehmcr an der Feier, Vereine und Korporationen in festlichem Zuge zum Denkmal, wo Gemeinde-Ausschuß August Tisch die Festrede in deutscher, der Gemeindevorsteher von St. Peter im Sannthale, Josef Lenko, dieselbe für die slovcuische Land¬ bevölkerung, welche ungemein zahlreich erschienen war, in flovcnischer Sprache hielt. 35 Bürgermeister Dr. Neckermann ließ sodann die Hülle vom schönen Denkmale sollen und übernahm dasselbe mit einer schwung¬ vollen Ansprache in die Obhnt der Gemeinde. Im Namen der Cillier Frauen legten die Frauen Marie Neckermann, Anna Huth und Anna Hummer am Denkmale einen Kranz nieder, dessen Baud im Local-Museum aufbewahrt wird. Um 1 Uhr Nachmittags fand noch ein Festbankett im Casino¬ saale statt. In der Gemeinde - Ausschußsitznng vom 6. Oktober 1882 wurde dem Gemeinde-Ausschüsse die Verzichtleistung des Ausschu߬ mitgliedes Gustav Stiger auf sein Mandat zur Kenntnis gebracht; an Stelle desselben wurde der Ersatzmann Johann Jellenz in den Ausschuß berufen. Eine im Jahre 1882 eingeleitete Sammlung zn Gunsten der durch Ueberschwemmnngen betroffenen nothleidcndcn Bewohner von Tirol ergab einen namhaften Betrag, welcher im Wege der k. k. Statthaltern in Graz seiner Bestimmung zugeführt wurde. Für die ergiebige Förderung dieser Sammlung wurde der Ge¬ meindevertretung vom Statthalter der Dank ausgesprochen und dies in der Ausschußsitznng vom 15. Dezember 1882 zur Kenntnis gebracht. In der Gemeinde-Ausschnßsitznng vom 9. Februar 1883 IggZ. theilte der Bürgermeister mit, daß bei der ans den 9. März 1883 anberaumtcn Wahl der Mitglieder der Bezirksvertretung Cilli die Stadtgcmeinde infolge unrichtiger Auftheilung der Steuersätze nur 2 Mitglieder zn wählen habe. Hierauf beschloß der Gemeinde-Ausschuß unter Darstellung aller Momente, den Rekurs an das Ministerium des Innern ein- znbriugen. Auch wurde beschlossen, die geeigneten Schritte ein- znleitcn, daß die Stadt Cilli aus der bestehenden Bezirksvertretung ansgeschieden und gleich der Stadt Graz als eigener Bezirk er¬ klärt werde. In der Ausschußsitznng vom 8. März 1883 wurde dem k. k. Gmnnasial Proscssor und Gemeinde Ansschußmitgliede Wenzel 5* 36 Mareck in Anbetracht seiner 30jährigen ausgezeichneten Lehrtätig¬ keit am hiesigen Gymnasium, sowie seiner als Mitglied des Ge¬ meinde-Ausschusses der Gemeinde durch 17 Jahre geleisteten aus¬ gezeichneten Dienste das Ehrenbnrgerrecht der Stadt Citli verliehen und ihm das Ehrenbürgerdiplom am 20. März 1883 im festlich dccorirten Gemcinderathssaale feierlich überreicht. In der Sitzung des Gemeinde-Ausschusses vom 1. April 1883 stellte Bürgermeister Dr. Neckermann den Antrag ans Entsendung einer Petition an das Abgeordnetenhaus des Reichsrathes um Ab¬ lehnung der Schulgesetznovelle, insbesondere der HZ 21 und 22 derselben, eventuell nm Ausschluß von Steiermark aus dem Geltungs¬ gebiete der Novelle. Der Antrag nebst dem vom Antragsteller gleichzeitig vorgelegten Entwürfe der Petition wurde einhellig an¬ genommen. In der Gemeindc-Ausschußsitzung vom 4. Mai 1883 wurde nachstehender, von sämmtlichcn Gemeiude-Ausschußmitgliedern schrift¬ lich eingebrachte Antrag mit Stimmeneinheit angenommen: „Der Gemeinde-Ausschuß der Stadt Ciüi spricht den Herren Reichsrathsabgeordneten von der vereinigten Linken für ihr namhaftes Eintreten in der Schnlgesetz-Debatte im Sinne der Erhaltung der bisherigen, freiheitlichen und fortschrittlichen Schulgesetze seinen wärmsten Dank aus und bittet dieselben, unentwegt auf dem ein¬ geschlagenen Wege fortzuwandeln. Der Bürgermeister wird beauftragt, von diesem Beschlüsse den Herrn Obmann der „vereinigten Linken des Abgeordnetenhauses" sofort in Kenntnis zu setzen." Der Beschluß wurde sogleich in Vollzug gesetzt. Eine Anfrage aus Wien nm Wohnnngsauskünfte für eine Familie, welche Cilli als Sommeraufenthalt gewählt hat, veranlaßte den Bürgermeister Dr. Neckermann in der Ausschußsitznng vom 4. Mai 1883 die Creirung eines eigenen Fremdeuverkehrs-Comit885. sitzung vom 20. Februar 1885 in schwungvoller Ansprache der hohen Verdienste des kürzlich verstorbenen, gewesenen Landeshaupt¬ mannes Dr. Moriz Edlen von Kaiserfeld; die Versammlung erhob sich zum Zeichen der Trauer von den Sitzen und beschloß, den 6* 44 Hinterbliebenen des Verewigten das tiefste Beileid namens der Stadtgemeinde CM zum Ausdrucke zu bringen. In derselben Sitzung wurde dem nach 46jähriger ausgezeich¬ neter Dienstleistung in den Ruhestand getretenen Hilfsämter-Dircctor Schuh des k. k. Kreisgcrichtes Cilli in Anbetracht seines selbstlosen Wirkens im Interesse der Gemeinde die Anerkennung ausgesprochen und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß er der Stadtgemeinde als Mitbürger erhalten bleibe. Am 15. April 1885 hat der an Stelle des verstorbenen Stadtcassiers Friedrich Peer neu ernannte Stadtcassier und k. k. Steueramts-Coutrolor i. P. Josef Simonitsch sein Amt angetreten. In das Jahr 1885 fiel wieder die Neuwahl der Gemeinde¬ vertretung; cs wurden bei dieser Neuwahl nachstehende Gemeinde- Ansschußmitglieder gewählt: Dr. Josef Neckermann, Franz Zangger/ Carl Mathes, Julius Nakusch, Dr. Carl Higerspergersf Gustav Schmidt, Friedrich Mathes, Josef Sima/' Josef Costa, Josef Rakusch, Moriz Sajovitz/ Georg Skoberne, Adolf Mareck, Josef Negri/ Johann Radakovits, Eduard Skolaut, Johann Kreitzberger, Franz Bahr, Carl Pospichal, Josef Bobisut, Anton Fersen, Dr. Johann Sasovitz, August Tisch, Franz Preißecker. Zum Bürgermeister wurde Dr. Josef Neckermann, kaiserlicher Rath, wiedergewählt, zu seinem Stellvertreter Franz Zangger. Am 29. Juni 1885 fand unter großer Betheiliguna der Gemeindevertretung und der Bevölkerung ein Ausflug des Cillier Männergesangvereines in die deutsche Schwesterstadt Rann statt. Am 25. September 1885 fand die erste, vom Verschönerungs- Vereine in Cilli veranstaltete Volkstombola am Hauptplatze statt und ergab einen Reinertrag von 483 fl. zu Gunsten der Veremscasse. Auf den 17. October 1885 fiel die Eröffnung des neuen Stadttheaters, worüber an anderer Stelle ausführlicher berichtet wird. In Folge längerer Beurlaubung des Gemeinde-Ausschnßmit- gliedes Carl Mathes wurde für die Dauer dieser Beurlaubung der 45 Ersatzmann Carl Regula in den Gemeinde Ausschuß berufen. Im November 1885 protestirtc Bürgermeister Dr. Neckermann namens der Stadtgcmeinde Cilli an die General-Directiou der Sndbahir gegen die Absicht derselben, die Bahnstationsgebändc von Marburg abwärts mit sloveuischcn Ortsuamentafcln versehen zu lassen, uud zwar mit Erfolg. Weiters protestirte der Bürgermeister au die Abtei-Stadtpfarre als Kircheuvorstehnng der der Stadtgcmeinde Cilli gehörigen Deutschen Kirche gegen die Abhaltung slovenischen Gottesdienstes beziehungsweise gegen das Absingen slovcnischer Kirchenlieder durch die Gymnasialschüler in dieser Kirche. Diesen Protesten wurde in der Gcmeinde-Ausschußsitzung vom 6. November 1885 ausdrücklich zugestimmt. In derselben Gemeiude-Ausschußsitzung wurde einhellig nach¬ stehende Resolution angenommen: „Die Gemeindevertretung der Stadt Cilli begrüßt mit Ge- nugthunng die Constitnirnng des deutschen Clubs im Abgeordnetcn- hause und erwartet von ihm eine entschiedene Vertretung der Rechte unseres Volksstammcs und einer gesunden Wirtschaftspolitik." In der Ausschnßsitzung vom 23. November 1885 wurde der Verzicht der Gemcindc-Ausschußmitglreder Josef und Julius Rakusch auf ihre Gemeiudemandate mit dem Beifügen zur Kenntnis genommen, daß denselben das lebhafte Bedauern über ihren Austritt und der Dank und die vollste Anerkennung für ihr ersprießliches Wirken ausgcdrückt werde. Es wurden an ihre Stelle die Ersatzmänner Carl Regula und Alois Wallaud, in den Gemeinde-Ausschuß eiubernfen. In der Ausschußsitzung vom 2. April 1886 war Bürger- Iggg. meister Dr. Neckermann in der Lage, dem Ausschüsse die Mit¬ theilung zu machen, daß sich in Cilli ein Zweigvcrein des patrio¬ tischen Landes- und Franenhilfsvereins vom rothen Kreuze eousti- tuirt habe und daß dessen Satzungen der Landesbehörde zur Be¬ scheinigung vorgelegt worden seien; das für solche Zwecke seinerzeit gesammelte, in Verwahrung der Stadtgemeinde befindliche Geld 46 im Betrage per 400 fl. wurde dem neuen Zweigvereine als Stammkapital gewidmet; der Bürgermeister ersucht die Versamm¬ lung, das patriotische Unternehmen nach Thuulichkcit zu unterstützen und zu fördern. In der Gemeiude-Ausschnßsitzung vom 9. Juni 1886 sprach der Gemeinde-Ausschuß einstimmig einerseits seine tiefste Entrüstung über die jüngst anläßlich der Enthüllung des Anastasius Grün- Denkmals in Laibach gegen die Deutschen in Laibach gerichteten slavischen Ercesse aus, andererseits dem Laibacher deutschen Turn¬ vereine seine vollste Anerkennung für sein unerschütterliches Fest¬ halten an der guten Sache. Diese Laibacher Epeesse waren ins¬ besondere gegen den Cillier Turnverein gerichtet gewesen und es mußte damals zum Schutze der heimkehrenden Turner gegen den slovenischeu Laibacher Pöbel eine starke Truppenmacht aufgeboten w erden. In der Gcmeinde-Ausschußsitznng vom 6. August 1886 wurde ein Beitrag von 50 fl, zur Errichtung eines Radetzky Monumentes in Wien gewidmet. In der Sitzung vom 3. September 1886 konnte der Bürger¬ meister dem Gemeinde-Ausschüsse mittheilen, daß das Ministerium des Innern der Stadtgemeinde CM für ihre als sehr zweckmäßig erkannten Vorkehrungen zur Abwehr der Choleraeinschleppnng die vollste Anerkennung ausgesprochen habe. In der Sitzung vom 3. September 1886 wnrde das Organisations-Statut und die Dieustesinstructiou für die neu- organisirte städtische Sicherheitswache mit genügen Acnderungen nach dem vom Referenten der 1. Scction Gustav Schmidt vor- getrageuen Entwürfe genehmigt. Gemeinde-Ausschuß Gustav Schmidt, welcher sich schon bei Schaffung der neuen Wochenmürkte, worüber wir au anderer Stelle sprechen werden, hervorragend verdient gemacht hatte, hat mit rühmenswertem Eifer und unermüdlichem Fleiße an der Organisation der städtischen Sicherheitswache gearbeitet, die Verfassung des Ent- 47 Wurfes des Organisations-Statutes und der Dienstes-Jnstruetiou ist in erster Linie sein Werk, welches volle Anerkennung verdient und dieselbe auch gefunden hat. Nach dem neuen Organisations-Statute, welches mit 1. Jänner 1887 in Kraft getreten ist, bestand die städtische Sicherheitswache aus einem Wachtmeister, einem Führer und 4 Wachmännern; der Stand der Wachmannschaft ist seither auf 5 Mann erhöht worden. Das Organisations-Statut enthält die Bestimmnngen über Bestimmung, Stand, Pensionsberechtigung, Attfnahmsbedingnngeu, Probedienstlerstung, Erneunungsrecht, Eid, Bezüge und Amtskleidnug der Wache, Bestimmungen über die Art der Beistellung der Montur und Rüstung für dieselbe, Bequartiernug der Wache uud ihre Obliegenheiten; ferner fetzt dasselbe die besonderen Pflichten und den Wirkungskreis des Wachtmeisters und des Führers fest, ent¬ hält weiters die Bestimmungen über den gesetzlichen Schutz, An¬ erkennung besonderer Leistungen, Strafen, freie Zeit und Urlaub, Verehelichung, Nebenbeschäftigungen, sowie Austritt aus der Wache und Pcnsiouirung. Die Adjustirungsvorschrift für die Sicherheitswache bildet den Anhang des Statutes. Die Dicnstes-Jnstrnction enthält außer den nötigen besonderen Verhaltungsmaßregeln für die Wache alle jene Gesetze und Verordnung, deren Kenntnis für Sicherheitsorgane nothwendig ist. Es folgt nach Annahme des Statutes die Ausschreibung der Stellen für die Sicherheitswache, nachdem sämmtlichen bisherigen städtischen Sicherhcitsorganen der Dienst gekündet worden war. Die Stelle des Stadtwachtmeisters wurde dem Gemciudesecretär iu Oplotnitz und gewesenen Gendarmerie Wachtmeister Franz Mahr verliehen. Am 18. Oktober 1886 fand wieder eine vom Verschönerungs- Vereine veranst lltete Volkstombola am Hanptplatze statt, welche einen Reinertrag von 393 fl. für die Vereinscasfe ergab. 48 In der Gemeinde-Ansschußsitzung vom 3. Dezember 1886 wurde einstimmig die Absendnng nachstehender Kundgebung des Gemeinde-Ausschusses an den Präsidenten des Obersten Gerichts¬ hofes, Anton Ritter von Schmerling gerichtet: „Der Gemeinde-Ausschuß spricht Seiner Epcellenz, dem Herrn Anton Ritter von Schmerling für seine entschiedene Stellungnahme in der deutschen Sprachenfrage im österreichischen Herrenhanse seine vollste Zustimmung und den ergebensten Dank aus uud beauftragt deu Bürgermeister, diesen Beschluß Seiner Epecllenz in entspre¬ chender Form zur Kenntnis zu bringen. In der Gemeinde-AuSschußsitznng vom 4. Februar 1887 wurde die Verzichtleistung des Gemeinde-Ansschnßmitgliedes Josef Negri auf sein Gemeindemandat zur Kenntnis genommen und an seine Stelle der Ersatzmann Josef Kupferschmid in den Ausschuß berufen. 1887. In der Ausschnßsitzung vom 4. März 1887 wurde über Antrag des Gemeinde-Ausschusses Gustav Schmidt beschlossen, zum Zwecke der Stärkung des zur Errichtung eines Asyls für verwahr¬ loste Kinder gegründeten Fondes im Interesse des baldigen Zu¬ standekommens dieses Wohlthätigkeits-Justitutes sich au maßgeben¬ der Stelle nm die Gewährung eines Beitrages ans dem Erträg¬ nisse der Staalswohlthätigkeits-Lotterie zu wenden. Im Mai 1887 fand im hiesigen Stadttheater ein vom hiesigen Männergesang-Bercine unter Mitwirkung des Marburger Mannergesang-Vereines zu Gunsten des hiesigen Stadtverschönerung- Bereines veranstaltetes Concert statt. Anläßlich des großen Brauduuglückes in Neukirchen, welchem fast der ganze Ort zum Opfer siel und wodurch eine große An¬ zahl von Bewohnern in die größte Nothlage gerieth, hat die Stadt Cllli eine ausgiebige Hilfsaction eingeleitct. In der Ausschußsitzung vom 6. Mai 1887 beschloß minder Gemeinde-Ausschuß von Cilli, daß die Bertheiluug der gesammelten Gaben, damit dieselbe im Sinne der Spender, und nicht im 49 Sinne des Canonicus Gregorec und Genossen erfolge, durch min¬ destens zwei hiesige Gcmeinde-Ansschnßmitglieder persönlich ausge¬ arbeitet und dnrchgesührt werde; in das bezügliche Comitä wurden die Gemeinde-Ausschüsse Friedrich Mathes, Franz Zangger und Josef Sima gewählt. In derselben Ausschuß-Sitzung wurde das Regulativ für eiu auf der Sima'schcu Wiese nächst der Wirtschaft „zur grünen Wiese" zu errichtenden städtischen Schlachthauses genehmigt und zwar mit wenigen Abänderungen nach dem Vortrage des Refe¬ renten Gustav Schmidt; es wurde beschlossen, dasselbe der Statt¬ halterei zur Genehmigung vorzulegen und mittlerweile aus Grund¬ lage der ausgearbeiteten Baupläne den Bau-Consens zu erwirken. In der Anöschußsitzung vom 5. August 1887 wurde der Austritt des Gemeiude-Ausschußmitgliedes Franz Preißecker aus der Gemeindevertretung wegen Domicilveränderuug zur Kenntnis genommen; der Genannte übersiedelte nemlich infolge eines in seiner Familie eingetretenen Trauerfalles nach Wien. Ueber Anregung des Vorsitzenden, Bürgermeisters Dr. Necker¬ mann wurde dem scheidenden Mitbürger das Beileid der Ver¬ sammlung und der Dank für seine Thätigkeit als Mitglied der Gemeindevertretung durch Erheben von den Sitzen zum Aus¬ drucke gebracht. An seine Stelle wurde der Ersatzmann Josef Jellenz in den Gemeiude-Ausschuß einberufen. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 22. September 1887 wurde die Berzichtlcistuug des Bürgermeister-Stellvertreters Franz Zangger auf sein Gemeinde-Mandat mit dem Ausdrucke des leb¬ haftesten Bedauerns zur Kenntnis genommen; an dessen Stelle wurde der Ersatzmann Johann Zimniak in den Gemeinde-Ausschuß berufen. Zum Bürgermeister Stellvertreter wurde nunmehr Gemeinde- Ausschuß Anton Fersen gewählt. Nachdem die Durchführung des Schlachthausprojcctcs infolge der Schwierigkeiten bezüglich der Einhebung der Gemeindezuschlüge 7 50 zur Fleischverzehrungssteuer auf Hindernisse stieß, wurde beschlossen, das Project fallen zu lassen. (Sitzung vom 7. Oktober 1887.) Weiters wurde über Antrag des Gemeinde-Ausschusses Gustav Schmidt aus diesem Anlässe beschlossen, das Stadtamt zur Vorlage bestimmter Anträge auf entsprechende Erweiterung des Stadtgebietes zu stellen. Am 27. Oktober 1887 traf Kronprinz Erzherzog Rudolf mit Seiner Durchlauchtigsten Frau Gemahlin Erzherzogin Stefanie zu kurzem Aufenthalte in Cilli ein. Es war ein Festcomitö von Seite des Gemeinde-Ausschusses gewählt worden, welches alle Vorkehrungen zu den aus diesem Anlasse zu veranstaltenden Festlichkeiten zu treffen und bei den Festlichkeiten selbst für alle nöthigen Anordnungen Sorge zu tragen hatte. Das Comit6 bestand aus folgenden Herren: Gustav Schmidl, Josef Sima, Alois Wallnud, Josef Kupferschmied, Johann Radakovits, August Tisch, Friedrich Mathes, Adolf Marcck, Karl Mathes, Josef Bobisut. Kronprinz Rudolf nahm die Grundsteinlegung beim neuen Giselaspitale vor. Hierauf fand aus Anlaß der Anwesenheit des Kronprinzenpaares am kleinen Epercierplatze über Veranstaltung des Pferdezuchtvereines eine Pferdeschan statt, welcher das Kronprinzen¬ paar von einem eigens errichteten Pavillon aus zusah. Vorher hatten die Vorstellungen der Behörden u. s. w. im neuen Spar- cassegebäude, wo das Kronprinzenpaar Absteigequartier genommen hatte, stattgefunden. Das Kronprinzenpaar wurde vou der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. In der Ausschußsitznng vom 4. November 1887 machte Bürger¬ meister Dr. Neckermann dem Gemeinde-Ausschuß die Mitthciluug, daß der Kronprinz beim Abschiede seinen und feiner hohen Gemahlin Dank für den herzlichen Empfang ausgesprochen habe; ebenso habe Statthalter Freiherr von Kübeck seine volle Anerkennung für die musterhafte Handhabung des Sicherheitsdienstes und für die muster- giltige Ordnung, die bei diesem Anlasse geherrscht hatte, ausgedrückt; 51 sämmtlicheu Comit6 Mitgliedern wurde für ihre opferwillige Thätig- keit der vollste Dank ausgesprochen. In der Gemcinde-Ausschußsitznng vom 23. November 1887 gedachte Bürgermeister Dr. Neckermann des kürzlich verstorbenen Ausschussmitgliedes Moriz Sajovitz, hob dessen Verdienste als Bürger und langjähriges Mitglied der Gemeindevertretung hervor; zum Zeichen der Trauer erhob sich die Versammlung von den Sitzen. An Stelle des Verstorbenen wurde Ersatzmann Josef Pallos in den Gemeinde-Ausschuß berufen. In diesem Jahre trat die Stadtgemeiude Cilli auch dem ,,Vereine deutscher Steirer" in Wien als Mitglied bei. In der Ausschußsitzuug vom 7. Jänner 1888 theilte der >888. Vorsitzende Bürgermeister Dr. Neckermann mit, daß in diesem Jahre die Ausschußwahlen für die Gemeinde Umgebung Celli statt- sinden werden und forderte zur regsten Beteiligung an denselben auf, nachdem deren Ansgang für die Stadt selbst van hervorragendem Interesse sei; weiters bemerkte der Bürgermeister, es sei vorgekommeu, daß von der Kanzel aus sogar gegen das bisherige Verhältnis in der Gemeinde Umgebung Cilli demoustrirt worden sei. Diese ver¬ werfliche Hetze werde er zum Anlasse nehmen, sich nicht nur bei der Statthalterei, sondern auch beim Fürstbischöfe zn beschweren. Am 1. Jänner 1888 waren die bisher von der Sparcasse- welche in ihr nenerbautes Haus übersiedelt war, im Rathause inne¬ gehabten Loealitäten der Stadtgemeinde znr Verfügung gestellt worden. In der Ausschnßsitzung vom 3. Februar 1888 wurde der Verzicht des Ausschußmitgliedes Johann Zimuiak aus sein Gemeinde- Mandat zur Kenntnis genommen. In derselben Sitzung beschloß der Gemeinde-Ausschuß eine Resolution an das Abgeordnetenhaus gegen den rückschrittlichen Schnlantrag des Prinzen Alois Liechtenstein, welcher zu jener Zeit noch der klerikalen Partei augehörte. An dessen Stelle kam im Wege einer Ergänzungswahl Josef Herzmann in den Gemeinde-Ausschuß als Mitglied. 7* 52 Ueber einen von 15 Gemeindc-Ausschnßmitgliederu schriftlich eingebrachten Antrag auf Stellungnahme gegen die Besetzung des durch den Tod des Notars Moriz Sajovitz erledigten Notariates in Cilli mit einem slovenischen Bewerber, wurde in der Gemeinde- Ausschußsitzung vom 28. Februar 1888 folgender Antrag des Gemeinde-Ausschusses Dr. Johann Safovitz einhellig zum Be¬ schlüsse erhoben: „Der Gemeinde-Ausschuß der Stadt Cilli betrachtet es als seine dringende, hochwichtige Pflicht, namens der Bewohnerschaft der Stadt, welche in ihrer überwiegenden Mehrheit der deutschen Partei angehört, es auszusprechen, daß die Besetzung der hier er¬ ledigten Notarsstelle durch eiuen der deutschseindlicheu, slavophileu Partei angehörigen Bewerber mit großen Gefahren für die per¬ sönlichen Interessen des Bürgerthums der Stadt verbunden wäre. Bei dem Umstande, daß die nationale Verbitterung in der ehe¬ mals so friedlichen Untersteiermark leider bereits aus dem Punkte angelangt ist, daß vielfach der Deutsche dem Slaven als persön¬ licher Feind gilt, in Anbetracht der Thatsache, daß die slovenisch gesinnten k. k. Notare in Untersteiermark als hervorragende Agi¬ tatoren gelten, als solche von der slovenischen Presse wiederholt gekennzeichnet wurden, weiters mit Rücksicht darauf, daß diese No- tariatskanzleieu mit ihrem oft die sozialen Verhältnisse schwer beein¬ trächtigenden Personale als Concentrationspunkte für slavophile Propaganda und als Herde der nationalen Zwietracht bezeichnet werden müssen, ist es deutschen Bürgern und Personen überhaupt unmöglich, ihre oft hochwichtigen persönlichen Angelegenheiten in solchen Kanzleien zu erörtern. Die Ernennung eines zweiten slovenisch gesinnten Notars für Cilli, wo ein solcher bereits angestellt ist, wäre ein schwerer Schlag für die Bewohnerschaft, eine schwere Beeinträchtigung der¬ selben in ihren wichtigsten persönlichen Angelegenheiten. Bon der Ueberzeugnng ausgehend, daß die hohe Wichtigkeit der Gründe, die Besorgnis und der allgemeine Wunsch der deut- 53 scheu Stadtbevölkcrnng, welchen Hiernit Ausdruck gegeben wird, wohlwollende Erwägung, Würdigung und Berücksichtigung finden werden, beschließt der Gemeinde-Ausschuß, den Abgeordneten Herrn Dr. Richard Foregger zu ersuchen, mit Rücksicht ans die ausge¬ führten Gründe sofort die uörhigen Gründe zu thuu, um die In¬ teressen der Stadt und ihrer Bewohner zu wahren, und erklärt, wenn es nötig sein sollte, in dieser Angelegenheit Seiner Majestät dem Kaiser eine Bittschrift im Namen der allezeit treugehorsamsten Bevölkerung der Stadt durch eine Abordnung unterbreiten zu lassen/' In der Ansschußsitzung vom 2. März 1888 wurde vom Gemeinde-Ausschüsse für die in diesem Jahre stattfiudendcn Regi- onal-Ansstellung ein Beitrag von 500 fl. bewilliget; auch wurde beschlossen, daß sich die Stadtgemeinde mit ihren Forstproductcn an der Ausstellung betheiligen werde. In der Sitzung vom 4. Mai 1888 widmete Bürgermeister Dr. Neckermann dem verstorbenen langjährigen Mitglicde der Ge¬ meindevertretung Dr. Carl Higersperger unter Hervorhebung seiner vielen Verdienste um das Gemeinde- und öffentliche Wohl einen innigen, warmen Nachruf; die Versammlung ehrte das Andenken an den Verstorbenen durch Erheben voll den Sitzen. Mit Dr. Carl Higersperger verlor die Stadtgemeinde einen ausgezeichneten und gewissenhaften Rechtsfreund, der in allen oft sehr schwierigen Rechtsfälken mit seiner reichen Erfahrung und mit opferwilligster Selbstlosigkeit zur Seite stand. Dr. Higersperger war auch Ehrenbürger der Stadtgemeinde Pettau. Ehre seinem Andenken! Rach Ablauf der Fnnctionsperiode des im Jahre 1885 ge¬ wählten Gemeinde-Ausschusses wurde in diesem Jahre (1888) wieder die Neuwahl des Gemeinde-Ausschusses vorgenommen. Es wurden nachstehende Persönlichkeiten als Mitglieder des Gemeinde-Ausschusses gewählt: Dr. Josef Neckermann, Gustav Stiger, Julius Rakusch, Josef Herzmann, Josef Jellenz^Georg Skoberne, Franz Pachiaffo, Markus 54 Trattnik, Carl Mathes, Anton Fernen, Johann Nadakovits, Gnstao Schmidt, Dr. August Schnrbi, Josef Pallos, Josef Rakusch, Alois Wallnud, Josef Ncgris^Franz Bahr, Friedrich Mathes, Dr. Johann Sasovitz, Dr. Josef Tarbaner, Josef Bobisnt, Adolf Mareck, Josef von Schmuck. Zum Bürgermeister wurde Dr. Josef Neckermauu wiederge- wählt, zu seinem Stellvertreter wurde Gustav Stiger gewählt. Am 2. August 1888 begab sich Bürgermeister Dr. Necker¬ mann mit seinem Stellvertreter Gustav Stiger nach Marburg, um uameus der Stadtgemeiude Cilli dem hochverehrten Fürstbischöfe Dr. Maximilian Stepischnegg zu seiuem 50jährigen Priester-Jubiläum die Glückwünsche darzubriugeu. In dieses Jahr fällt der Gedenktag au die vor 40 Jahren erfolgte Thronbesteigung Seiner Majestät des Kaisers Fran; Joses I. Den edlen Intentionen des Kaisers entsprechend, wurde diese Feier, ausgenommen die aus dem gleichen Anlasse in Cilli veranstaltet untersteiermärkische Regional-Ausstellung, ohne äußeres Gepränge begangen. Die Sparkasse der Stadtgememde Cilli gründete aus dem festlichen Anlasse einen Fond im Betrage per 10.000 fl. znr Ab¬ wehr der alljährlich wiederkehrenden Wassergefohr für die Stadt Cilli; das Verfüguugsrecht über diesen Fond wurde der Stadt gemeinde Cilli selbst anheimgestellt, welche diese Summe zur Her¬ stellung eines am linken Sannufer von der Kapnzinerbrücke ab¬ wärts zu errichtenden Quais, des heute bereits begonnenen „Franz Josef-Quais" widmete. Ueberdies fand aus dem gleichen Anlässe eine allgemeine Armenbeteilung statt. Die in diesem Jahre veranstaltete Regional-Ausstellung für Untersteiermark in Cilli darf mit Recht als eine der glänzendsten Veranstaltungen bezeichnet werden, welche hier stattgefunden haben; anläßlich der Eröffnung derselben, am 26. September 1888 war die Stadt festlich beflaggt, am Vorabende gab es musikalischen 55 Zapfenstreich unter Mitwirkung der Musikkapelle des 27. Jnf.- Regimentes König der Belgier aus Graz, dann Stadtbelenchtnug. Die Ausstellung selbst dauerte volle acht Tage, während welcher die Regiments-Musik täglich unter Leitung ihres Kapellmeisters Auton Gretsch concertirtc; die Ausstellung fand in den Räumlich¬ keiten der Chemal-Kaserne und auf dem damals noch ganz unver¬ bauten geräumigen Platze vor derselben statt. Den Platz (Felder, Wiesen), überließ in Anbetracht des localpatriotischen Zweckes die opferwillige Familie Wokauu unentgeltlich. Diese acht Tage regsten Lebens, ungebundenster Heiterkeit werden allen Jenen, welche Ge¬ legenheit gehabt haben, dieselben mitzumachen, in angenehmster Er¬ innerung bleiben. An der Spitze des Ausstellungs-Comit6s stand Vicebürger- meistcr Gustav Stigcr. Die Kosten des Unternehmens beliefen sich auf 10.000 fl., welche durch dasselbe auch gedeckt wurden, wozu die umsichtige Gebahrung des Cassicrs Gustav Schmidt das ihrige beitrug. Bei der Regioual-Ausstellung wurde deu Forstproducteu der Stadtgemeiude die broucene Staatsmedaille zuerkanut. Der Prä¬ sident der steiermärkischen Laudwirthschafts - Gesellschaft, Barou Washington, ersuchte deu Bürgermeister, der Bürgerschaft den Dank der Landwirthschafts-Gesellschaft für ihre wohlwollende Mitwirkung an der Ausstellung in geeigneter Weise kundzugeben; Statthalter Barou Kübeck und Landeshauptmann Graf Wurmbrand, welche der Ausstellung gleichfalls oie Ehre ihres Besuches zu Thcil werden ließen, sprachen sich in höchst anerkennenswerter Weise über die Ausstellung ans. Anfangs September 1888 fanden zwischen Cilli und Windisch- Feistritz Pragerhof die großen Manöver des 3. Armeekorps statt, welchen auch Seine k. und k. Hoheit, Feldmarschall Erzherzog Albrecht beiwohnte. In der Umgebung von Cilli wurden 8 Tage hindurch die Div'sionSmanöver der 28. (Laibacher)-Jnfanterie-Trnppen- Division abgchalten; der Corps-Commandant Fzm. Baron Schön- 56 feld hielt sich damals einige Zeit in Cilli auf; die Stadt und Umgebung wimmelte von Militär, nachdem der größte Theil der aus ca. 9000 Mann bestehenden Division daselbst conzentrirt war; selbstverständlich wurde die Stadtgemeinde durch Einguartirungeu außer¬ ordentlich stark in Anspruch genommen, allein es wurde alles glatt abgewickelt, auch die Mannschaft der conzeutrirten Truppenabtheil- ungen benahm sich mustergiltig, so daß trotz des massenhaften Znfammenströmens von Menschen keinerlei Störung eintrat. Es herrschte damals reges Leben in der Stadt und Um¬ gebung und das klingende Spiel der Regiments-Musiken, sowie das ganze militärische Leben brachte reichlich Abwechslung in das ge¬ wöhnliche Alltagsleben. Am 12. Oktober 1888 wurde dem Bürgermeister-Stellver¬ treter Gustav Stiger ein dreimonatlicher Urlaub bewilligt und an seiner Stelle für diese Zeit der Ersatzmann Franz Herzmaun in den Gemeinde-Ausschuß berufen. In diesem Jahre schied der Kunstmühlenbesitzer Adolf Lutz in Unterkötting, ein Schweizer, von Cilli, um sich iu seine Heimat zu begeben; durch das Scheideu dieses ausgezeichneten Gesinnungs¬ genossen und Mitgliedes der Cillier Gesellschaft traf dieselbe ein schwerer Verlust; nur mit tiefem Bedauern sah man den beliebten Mitbürger scheideu; seine Freunde und Gesinnungsgenossen widmeten ihm zur Erinnerung an seinen Aufenthalt in Cilli ein künstlerisch ausgestattetes Album. Anläßlich der Auflösung der Bezirksvertretnng Cilli im Jahre 1888, welche aus dem Grunde erfolgte, weil bei der Wahl der¬ selben die höchstbesteuerteu Hausbesitzer der Stadt in der Wahl¬ gruppe des Großgrundbesitzes ihr Wahlrecht ausübten, wurde vom Gemeinde-Ausschüsse in der Sitzung vom 7. Dezember 1888 fol¬ gende Resolution angenommen: „Die Gemeindevertretung hat mit Bedauern davon Kenntnis genommen, daß die Bezirksvcrtretuug Cilli aufgelöst worden ist. 57 Obschon die Einsetzung des bisherigen Obmannes und der bisherigen Ausschüsse zur Weiterführung der Geschäfte der Bezirks- Vertretung, sowie das entsprechende Entgegenkommen der k. k. Statt¬ halterei der überraschenden Verfügung ihre Schärfe für die Per¬ sonen des Ausschusses benommen haben, erachtet es der Gemeinde- Ausschuß doch als seine Pflicht, zu bekennen, daß die verfügte Auflösung, trotzdem sie ohne Angabe von Gründen geschah, das vollste Vertrauen, welches man allgemein zu dem bisherigen ver¬ dienstvollen Obmanne, Herrn Gustav Stiger und zu den Herren Ausschüssen hegt, nicht einen Augenblick beeinträchtiget hat. Diese Resolution, welche von allen Mitgliedern des Gemeinde- Ausschusses unterfertigt war, wurde schriftlich eiugebracht. Vor der Gemeiude-Ausschußsitzung vom 4. Jänner 1889 >889. begrüßte Bürgermeister Dr. Neckermann den Ausschuß zum ersten Male im neuen Gcmeinderathssaalc mit dem Wunsche, daß die Arbeiten der Gemeindevertretung in diesem neuen Raume auf das beste zu Nutz und Frommen des Gemeinwesens gedeihen mögen. Der Austritt des Gemeinde-Ausschusses Josef von Schmuck aus der Gemeinde-Vertretung wurde zur Kenntnis genommen und an seine Stelle der Ersatzmann Eduard Skolaut in den Ausschuß berufen. Josef von Schmuck hat ein Project für ein Villenviertel, auf den gegenwärtig thatsächlich in dieser Weise in Verbauung begrif¬ fenen Wokanngründcn ansgearbcitct und war ein thätigcs Mitglied der Gemeindevertretung. Besondere Verdienste einzelner Mitbürger hat die Stadtge¬ meinde Cilli stets daukbarst anerkannt; eine ganz hervorragend verdienstvolle Mitbürgerin war Frau Caroline Wokaun, welche bei jeder Gelegenheit das Wohl ihrer Vaterstadt fördern half. Zur dankbaren und bleibenden Erinnerung an Fran Caroline Wokaun erhielt die entlang der Chemalkaserne nen angelegte Straße den Namen „Carolinenstraße." Der bezügliche Beschluß wurde über Antrag des Gemeinde-Ausschusses Carl Mathes einhellig durch Erheben der Versammlung von den Sitzen gefaßt. 8 58 In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom I. Februar 1889 wurde dem Bürgermeister Dr. Neckermann ein aus Gesundheitsrücksichten erbetener dreimonatlicher Urlaub gewährt und bei diesem Anlasse über Anregung des Biccbürgermeisters Gustav Stiger dem ver¬ dienstvollen Bürgermeister für seine aufopfernde Thätigkeit und sein höchst ersprießliches Wirken der Dank und die Anerkennung des Gemeinde-Ausschusses durch Erheben von den Sitzen ausgesprochen. Für diese Zeitdauer wurde der Ersatzmann Friedrich Rasch in den Gemeinde-Ausschuß Unberufen. Der Trnuersall, von welchem das Allerhöchste Herrschcrpaar und das ganze Kaiserhaus durch deu am 30. Jauner 1889 er¬ folgten plötzlichen Tod des Kronprinzen Erzherzog Rudolf so schmerz¬ lich betroffen wurde, erweckte, wie in der ganzen Monarchie, so auch in der Bevölkerung der Stadt Cilli die innigste Thcilnahme und das tiefste Mitgefühl für das kaiserliche Elternpaar und der Gemeinde-Ausschuß gab der Stimmung der gesammtcn Stadtbe¬ völkerung über diesen erschütternden Unglücksfall in einer tief¬ empfundenen Beileidsknndgebung beredten Ausdruck. In der Gemeinde-Ausschnßsitzung vom 1. März 1889 erfolgte mit einhelligem Beschlüsse der Beitritt der Stadtgemeiudc Cilli zum „Schulvereiue für Deutsche" als gründendes Mitglied. In der Gemeinde-Ausschußsitznng vom 12. April 1889 wurde der Verzicht des Gemeiude-Ausschusses Carl Mathes ans seiu Mandat zur Kenntnis gebracht; Bürgermeister Dr. Neckermann drückt sein Bedauern über den Austritt dieses arbeitstüchtigen und hochver¬ dienten Mitgliedes der Gemeindevertretung ans. An dessen Stelle wurde der Ersatzmann Franz Herzmann in den Gemeinde-Ausschuß berufen. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 21. Inni 1889 theiltc der Bürgermeister mit, daß in Angelegenheit der von mehreren Bezirksvertretnngcn Untersteiermarks beabsichtigten Errichtung einer Spareasfe in Cilli vom Stadtamte bereits Stellung genommen worden sei und daß zur Wahrung der Interessen der Stadtgemeinde 59 alle im Gesetze begründeten Vorkehrungen getroffen worden seien, nm die gepinnte Action zn verhindern. Am 4. Angnst 1889 fand eine Volkstombola zn Gunsten des Berschönernngsvereines am Hauptplatze statt, welche den nam¬ haften Reinertrag von 492 ft. der Vereinscasse zuftihrte. Derlei Veranstaltungen erfolgten stets über Anregung des Vereinscassiers Gustav Schmidt, welcher in der Auffindung von Einnahmöguellen für den gemeinnützigen Verein schier unerschöpflich zu sei» scheint. In diesem Jahre schied der verdienstvolle Mitbürger, Advocat Dr. Eduard Glantschnigg aus Cilli und übersiedelte nach Märbnrg; in der Geineiude-Ansschußsitzung vom 20. September 1890 wurde ein schriftlicher, von 8 Mitgliedern des Gemeinde-Ausschusses nuter- fertigter Antrag eingebracht, demzufolge nach den Ausführungen des Gemeinde-Ausschusses Friedrich Mathes, dem Dr. Eduard Glantschnigg, welcher sich während seiner langjährigen Wirksamkeit in Cilli um die Gemeinde große Verdienste erworben hat, welcher auch der Schöpfer des Kindergartens ist und welcher stets ein ent¬ schiedener, stramm deutscher Parteigenosse war, die vollste Sympathie und der Dank der Gemeindevertretung durch Erheben von den Sitzen zum Ausdrucke gebracht wurde. In der Gemeinde - Ausschnßsitzung vom 4. Oktober 1889 wurde neuerlich beschlossen, an den steiermärkischen Landtag eine Petition um Erwirkung eines Gesetzes zu richten, nach welchem der politische Bezirk „Stadtgemcinde Cilli" ans der Bczirksvertretung Cilli ausgcschieden werde, respective um Abänderung des 3 des Gesetzes vom 14. Juni 1866 Z. 19 L.-G.- u. B.-Bl. für Steiermark, betreffend die Bezirksvertretnngen. Die Initiative zu diesem Beschlüsse gieng vom Bürgermeister Dr. Neckermann aus, welcher diese Angelegenheit sowohl als auch den Protest gegen die Errichtung der südsteirischen Sparcasse als Landtagsabgeordneter im steiermärkischen Landtag mit großer Energie und Wärme vertrat. 8* 60 Der Gemeindeausschnß nahm daher auch in seiner Sitzung vom 8. November 1889 eine schriftlich eingebrachte, von sämmt- lichen Gemeinde - Ausschussmitgliedern unterfertigte Resolution fol¬ genden Inhaltes an: „Der Gemeinde-Ausschuß vou Cilli spricht dem Herrn Dr. Josef Neckermann, kaiserlichen Rath und Bürger¬ meister für dessen mannhaftes Auftreten im hohen steiermärkischen Landtage in Angelegenheit der Bezirksvertretung Cilli und Er¬ richtung der untersteirischen Sparcasse den aufrichtigsten Dank und das vollste Vertrauen ans." Dieser einhellige Beschluß erfolgte dnrch Erheben der Ver¬ sammlung von den Sitzen. In der Sitzung des Gemeinde-Aus¬ schusses vom 22. November 1889 wurde eiu schriftlicher, von sämmtlichen Gemeinde-Ausschüssen unterschriebener Antrag des Inhaltes eingebracht, es werde dem Herrn Landtags-Abgeordneten Dr. Reicher für sein in der Landtagssitzung vom 19. November 1889 be¬ kundetes echt deutsches, mannhaftes Auftreten für die Interessen der Deutschen Untersteiermarks der tiefgefühlteste Dank der Gemeindevertretung ausgesprochen. Die Annahme dieses Antrages erfolgte einhellig durch Erheben von den Sitzen. In derselben Sitzung wurde dem Gemeinde-Ausschüsse die Erneuuuug des Dr. Michael Napotnik zum Fürstbischöfe von Lavant mit dem Sitze in Marburg zur Kenntnis gebracht. Am 29. November 1889 feierte Bürgermeister Dr. Necker¬ mann seinen 60. Geburtstag; es war dies ein Festtag für die ganze Stadt und ein hochwillkommener Anlaß für die dankbare Bevölkerung von Cilli, ihren langjährigen, hochverdienten und ge¬ liebten Bürgermeister, die ihr innewohnende Liebe und Verehrung auch äußerlich au den Tag zu legen. Am Vorabende des Festtages fand ein glänzender Fackelzng mit Musik, zu Ehren des Gefeierten statt, an welchem sich sämmt- liche Vereine und Korporationen beteiligten; vor dem Hanse Dr. Neckermanns spielte die Musik, beide hiesigen Männergesangvereine trugen Chöre vor. Die Beteiligung der Bevölkerung war eine 61 derartige, daß die Grazerstraße die Menschenmenge kaum zn fassen vermochte und daß mehr als einmal ein gefährliches Gedränge entstand. Die Begeisterung und der Jubel der Bevölkerung war unbeschreiblich und aus vollem Herzen kommend, wie sa auch der Gefeierte selbst über diese ihm dargebrachte spontane Ovation gewiß ein Gefühl herzlicher Befriedigung und Genugthnung empfunden haben muß. Den Schluß der erhebenden „Neckermannfeicr" bildete ein Festbankett im Casino, welches unter ungeheurer Theilnahme aller Gesellschaftskreise einen wahrhaft glänzenden Ver¬ lauf nahm. Anläßlich des 70. Gcbnrtsfestes des verehrten Herrn Abtes und Stadtpfarrers Anton Ritter von Wretschko begab sich am 9. Dezember 1889 Bürgermeister Dr. Neckermann mit 3 Ge¬ meinde-Ausschüssen zu demselben, brachte demselben die Glückwünsche des Gemeinde-Ausschusses und der Gemeinde dar, und versicherte ihn der steten Hochachtung und Verehrung der Stadtgemeinde. In diesem Jahre wnrde die Stelle des Stadtamts-Secretürs neu creirt und dieselbe dem Hans Blechinger verliehen. Am 13. Jänner 1890 starb der Stadtamts-Borstand Ignaz 1890. Huth; Bürgermeister Dr. Neckermann berief aus diesem Anlasse für oen 15. Jänner eine außerordentliche Gemeinde-Ausschußsitzung ein, in welcher er mit warmen Worten an die Verdienste erinnerte, welche sich der Verstorbene durch die Treue und gewissenhafte Er¬ füllung seiner Amtspflichten erworben hat; der Gemeinde-Ausschuß bekundete sein Beileid durch Erheben von den Sitzen. Bis zur Besetzung der erledigten Stadtamts-Vorstandsstelle wurde über Ansuchen der Stadtgemeinde zur Besorgung der Amts¬ geschäfte der k. k. Bezirks-Comunssär Friedrich Tax von der k. k. Statthalterei abgeordnet. In der Gcmeindc-Ansschußsitznng vom 7. März 1890 wurde der Stadtamtsvorstand Thomas Fürstbaner in Pettau zum Amts- Borstande des Stadtamtes in Cilli ernannt; derselbe übernahm die Amtsgeschäfte am 29. April 1890. 62 Mit Beschluß des Gemeinde-Ausschusses vom 3. Immer 1890 war die Stadtgemeinde Cilli dem für die Interessen nnd für die Erhaltung der deutschen Sache in Untersteiermark so hervorragend wichtigen Vereine „Südmark" in Graz als gründendes Mitglied beigetreteu. Infolge Berzichtleistnng des Stadtingenieurs Josef Higers- Perger auf seine Stelle wurde im Februar 1890 diese Stelle an den Ingenieur Andreas Jakhel verliehen, welcher zugleich als Leiter des Gaswerkes der Sparcasse bestellt wurde. Zn dem vom Buchhändler Fritz Rasch herausgegebenen, mit prächtigen Illustrationen versehenen reizenden Werke „Cilli" von Professor Michael Knittl, widmete die Stadtgemeinde einen Bei¬ trag von 100 fl. Das Werk schildert in angenehmer erzählender Form nnd gewürzt von köstlichem, urwüchsigem Humor unser Cilli mit Allem, was überhaupt darüber zu wissen wünschenswert ist und hat das dankbare Thema meisterhaft bearbeitet, so daß das Werk nicht ein trockener Fremdenführer, sondern eine äußerst an¬ genehme Unterhaltungslektüre ist. Die Initiative zu diesem die Interessen der Stadt so sehr fördernden Werke ist dem Buchhändler Fritz Rasch zn danken. In der Gemeinde Ansschnßsitzung vom 11. April 1890 wurde die Mittheilnng gemacht, daß der Marburger Domherr Franz Dgradi zum Abten und Stadtpfarrer von Cilli ernannt worden sei. Für ein Denkmal znm Andenken an den Dichter Robert Hämmerling, welches in Graz zur Ausstellung gelangte, wurde in der Gemeinde-Ausschußsitznng vom 11. April 1890 ein entsprechender Beitrag gewidmet. Im April 1890 wurde dem Gemeinde - Ausschnßmitgliede Gustav Schmidl ans Gesundheitsrücksichten ein längerer Urlaub ertheilt; an seine Stelle wurde für die Dauer dieses Urlaubes der Ersatzmann Josef Knpferschmid in den Gemeinde-Ausschuß berufen. 63 Im Ium 1890 wurde die Fricdrichswarte auf dem Schloß - berge fqftlich eröffnet. Der historische Friedrichsthnrm feinst der unfreiwillige Aufenthalt des lockeren Grafen Friedrich von Cilli nnd nach ihn: benannt) war vom Musealvercine entsprechend restanrirt worden, erhielt eine beguemc hölzerne Anfgangssticge und wurde zu einer Anssichtswartc mit herrlicher Nnndschau umgestaltet. Die Stadtgcmeinde leistete hiczn einen namhaften Beitrag; die Arbeiten wurden vom Baumeister Josef Bnllmaun ans Graz ausgeführt. Die am 31. Juli 1890 stattgefundene Vermählung Ihrer Kaiserlichen Hoheit, der Frau Erzherzogin Maria Valerie mit Erz- Herzog Franz Salvator gab der Gemeindevertretung Anlaß, der Loyalität und Verehrung der Bevölkerung für das Allerhöchste Herrscherhaus durch eine Glückwnnschadresse Ausdruck zu verleihen. In der Ansschußsitzung vom 20. Juni 1890 wurde die vom Stadtamtsvorstaudc ausgearbeitete Straßm-Polizeiorduuug für die Stadt Cilli, iu welcher sämmtliche straßeupolizeilichc Bestimmungen behandelt werden nnd worin zugleich die Strafsanction enthalten ist, erlassen nnd damit alle bisher von Fall zu Fall einzeln er¬ lassenen straßenpolizeilichen Verfügungen außer Kraft gesetzt. In der Ansschußsitzung vom 4. Juli 1890 wurde der Ver¬ waltung der Deutschen Kirche Maria Himmelfahrt der Grund zwischen der Kirche und dem Nolli'schen Haufe in der Rathausgaffe zum Baue eines deutschen Prcdigcrhauses mit dem ausdrücklichen Vor¬ behalte unentgeltlich überlassen, daß die Stadtgcmeinde das Eigen¬ tumsrecht auf Kirche und Predigerhans für sich iu Anspruch nimmt, wobei der Wunsch ausgesprochen wurde, daß der deutsche Prediger¬ in Hinkunft sich nicht den slavisch - nationalen Bestrebungen an¬ schließt, sondern, wie man cs von einem Seelsorger der deutschen Bürgerschaft erwarten sollte, in nationaler Beziehung vollkommen objectiv ist. In der Sitzung vom 1. August 1890 wurde dem Gemcinde- Ansschusse zur Kenntnis gebracht, daß die diesjährige Hauptver¬ sammlung des Vereines „Südmark" in Cilli stattsinden werde; 64 diese Mittheilnng wurde mit großer Freude uud Befriedigung zur Kenntnis genommen. In derselben Ansschußsitzung wurde beschlossen, die Abänder¬ ung der Ztz 26 und 47 des Gcmeindcstatutes für Cilli in der Weise anzustreben, daß der in diesen Paragrafen für polizeiliche Uebertretungen angesetzte Mapiinalstrafsatz per 10 sl. eventuell 48 Stunden Arrest auf 50 fl. eventuell 10 Tage Arrest erhöht wurde. Gegen diese an und für sich so natürliche Sache, deren Spitze gewiß nicht gegen den friedlichen Bürger, sondern gegen rohe Fuhrkncchte und allenfalls besonders renitente andere Leute, welche die Autorität der Behörde nicht gerne anerkennen wollen, gerichtet war, wurde eine maßlose Agitation cingeleitet und die slovcnischen Landtagsabgeordneten Dr. Scrnec und Dr. Deöko versuchten die Angelegenheit im Landtage als eine beabsichtigte neue Schraube zur Unterdrückung der eingewanderten Cillier Slo¬ vencu darzustellen; das Gesetz wurde jedoch trotzdem nnterm 2. Dezember 1890 L. G. n. Bdgs.-Bl. Nr. 34 erlassen. Am 7. und 8. September 1890 fand in Cilli die Haupt- Versammlung des Vereines „Südmark" statt; dieselbe nahm einen erhebenden Verlauf: der Empfangsabend in den Casiuosälen ge¬ staltete sich zu einer prächtigen Kundgebung der Einigkeit; wir begrüßten damals die Reichsrathsabgcordneten Dr. Derschatta, Dr. Foregger, Dr. Hoffmann-Wellenhof, Dr. Kokoschinegg, Reicher, Steinwender, zahlreiche Landtagsabgeordnete, darunter Morr6 und viele wackere deutsche Gesinnungsgenossen ans allen Gauen unseres Heimatlandes und benachbarter Länder, denen es Ernst ist mit der kräftigen Abwehr der Gefahr des vordringcnden Slavismus. Die Versammlung fand am 8. September Vormittag im Casinosaale statt. Sehr erfreulich war die hervorragende Bethei- lignng deutscher Frauen. Die Festesfreude wurde nicht im geringsten gestört durch das gleichzeitig stattfindende slavische Demonstrationsfest, welches der hiesige slovenische Turnverein, genannt „Sokol", durch Einladung 65 kroatischer und Laibachcr Turn-Vcreine veranstaltete. Die Demon¬ stration schien im Hinblicke auf die Laibacher Epcesse gegen deutsche Turner im Jahre 1886 den Zweck gehabt zu haben, die Cillier an ihrem wundesten Pnnkte zu verletzen. Es kam jedoch nur zu einigen kleinen Reibereien; die allem Anscheine nach erwarteten größeren Ercessc blieben aus, denn cs waren vom Stadtamte die weitgehendsten Vorkehrungen znr Hint- anhaltung von Ruhestörungen getroffen worden. Daß die flavischen Turner nicht als liebe Gäste in Cilli empfangen wurden, dürften sie wohl auch selbst erwartet haben. Am 1. Oktober 1890 wurde der k. k. Kreisgerichts-Präsident Hofrath Heiuricher zu Grabe getragen; mit seinem Tode verlor die Stadtgemeinde Cilli einen ihrer treuesten und besten Mitbürger. Die Leichenfeier Heinrichers selbst gestaltete sich zu einer impo santen Theilnahmsknndgebnng; über 100 Kränze wurden aus allen Städten und Märkten Untersteiermarks an der Bahre des Verblichenen niedergelegt. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 3. Oktober 1890 gedachte Bürgermeister Dr. Neckermann der trefflichen Eigenschaften des Verblichenen und seiner großen Verdienste, die er sich um die Stadt Cilli, der er stets eiu so warmes Herz eutgegengebracht habe, erworben habe. Der aufrichtigsten Trauer gab der Gemeinde-Ausschuß durch Erheben von den Sitzen Ausdruck. Nachdem eine eingehende commissionelle Besichtigung der alten Landwehrkaserne zahlreiche Gebrechen, sowie die räumliche Unzu¬ länglichkeit derselben ergab, wurde in der Gemeinde Auöschnßsitznng vom 17. Oktober 1890 im Principe die Erbauung einer neuen Landwehrkaserne beschlossen. Im Dezember 1890 wurde Oberlandesgerichtsrath Dr. Adalbert Gertscher in Laibach zum Präsidenten des k. k. Kreis geruhtes Cilli ernannt; diese Ernennung rief in der Bevölkerung von Cilli allseitige Befriedigung hervor, da Dr. Gertscher, welcher 9 66 früher schon als Staatsanwalt in Cilli wirkte, hier im besten An¬ denken stand. Demselben wurden anläßlich seiner Ernennung vom Bürgermeister Dr. Neckermann die Glückwünsche der Stadtgcmeinde Cilli dargebracht. Mit 31. Dezember 1890 wurde die allgemeine Volkszählung vorgenommeu, welche eine Bevölkernngsziffer von 6364 Eiuwoh: nern ergab. 1891. Im Jahre 1891 wurde das Fremdenverkehrs Comitv neu gewühlt und demselben das Recht eingeräumt, sich durch Mit glicher, welche infolge geschäftlicher und sonstiger Verhältnisse be- synders in der Lage sind, den Fremdenverkehr zu fördern, zu ver¬ stärken. Dcis Comit^, dessen Functionsdauer auf drei Jahre fest gesetzt wurde, besteht ans folgenden Mitgliedern: Josef Rakusch, Obmann; Alois Walland, Obmauu-Stellvcrtretcr; Franz Pachiaffo, Sückelwart; Thomas Fürstbauer, Schriftführer; Gustav Schmidi, Fritz Rasch, Markus Trattnik, Victor Stibill, Jakob Bechtold, Julins Raknsch, Josef Arlt. -Das Comitch schritt mit Eifer an die Lösung seiner Arbeit, sorgte für entsprechende Publicatiouen, wozu ihm von Seite der ^Gemeinde in uinuifizeutcr Weise die Mittel geboten werden, orga- uistrtc die Wvhuungsvermittlung unter Festsetzung von Auskunsts¬ stellen, ein eigenes Markiruugs-Comitö unter Alois Wallands Lei¬ tung führte die äußerst zweckmäßige Nenmarkirung aller schönen Partien und Spaziergänge unserer reizenden Gegend durch imd gab einen kurzen Führer, heraus, iu welchem die Markirungcn nebst einer kurzen Beschreibung der betreffenden Wege ersichtlich sind.. ' Der Erfolg blieb nicht ans und der Fremdcnzuzug nach Cilli nimmt von Jahr zu Jahr zu, wozu uicht allein der landschaftliche Reiz unserer Gegend und deren gesundes Klima mit den nerven¬ stärkenden Sannbädern, sondern auch das freundliche Entgegenkommen der Bewohner von Cilli und der deutsche Charakter der Stadt beitragen. Der Fremdenverkehr erreichte iu diesem Jahre die Ziffer von 4600 Personen. 6°i Der Cillicr Advokat Dr. Josef Sernec, welchen seine Ge- siunnugsgenosscn als Führer der hiesigen slovenischen Partei an¬ sehen, hatte gelegentlich einer gegen nationalsloveitische Heißsporne beim städtisch delegirten Bezirksgerichte in CM dnrchgeführten Straf- Verhandlung als Bertheidiger der Angeklagten den denkwürdigen Ausspruch gethan: „Cilli ist der verrufenste Ort in Ocstcrreichr" Dieser Ausspruch erregte einen wahren Stnrm der Entrüstung'; einet derartigen Insulte gegenüber konnte mich die Gemeindever¬ tretung der geschmähten Stadt nicht ruhig bleiben und in der Ge- meinde-Ansschußsitzung Vont 3. April 1891 würde die Jnsnlts auch vom Ausschüsse mit der gebührenden Entrüstung zurückgewiesen. Im April 1891 ckegte Gemeinde-Ausschußmitglied 'Eduard Skolaut Jein Mandat als Gemeinde-Ausschuß zurück; an seine Stelle wurde der Ersatzmann Fritz Rasch in den Ausschuß bernseul In der Gemcinde-Ansschußsitzuug wurde He Creirung der Stelle eines eigenen städtischen Öekouomcu beschlossen, welcher sich ausschließlich mit den ökonomischen Angelegenheiten der Stadtgemeinde der Üeberwachnug sümintlicher städtischer Arbeiten, der Fuhren, der Aufsicht über die städtischen Realitäten u. s. w. zri befassest hat; zugleich wurde derselbe als städtischer QuarticrMeister bestellt. Diese Stelle wurde dem Pionnier Feldwebel Peter Dergan; aus Pettan verliehen. Im Mai 1891 erfolgte der plötzliche Tod des Gemeinde Attsschnßinitgliedes Josef Jellenz,; in der Gerneindc-Ansschußsitzuilg vom 15. Mai bekundete der Gemeinde-Ausschuß seine Theiluahme durch Erheben von den Sitzen. . An Stelle des Berstorbeuen wurde Ersatzmann Joses Hofmann in den Ausschuß berufen. - i / .- Nach Ablauf der Fnuetionsdauer der im Jahre 188-8 ge¬ wählten Gemeindevertretung wurde in diesein Jahre die Neuwahl vorgeuommen und es wurden nachstehende Gemcinde-Ansschußmit- glieder gewählt: - 9* 68 Dr. Josef Neckermann, Gnstav Stiger, Michael Altziebler, Franz Bahr, Josef Bobisnt, Anton Eichbcrger, Anton Fersen, Franz Herzmann, Adolf Mareck, Friedrich Mathes, Franz Pachiaffo, Josef Pallos, Johann Radakovits, Josef Rakusch, Julius Rakusch, Dr. Johanu Sajovitz, Gustav Schmidl, Dr. August Schnrbi, Georg Skoberne, Dr. Josef Tarbauer, Carl Traun, Alois Wallaud, Josef Wratschko, Andreas Zorzini. Zum Bürgermeister wurde Dr. Josef Neckermann einstimmig wicdcrgewählt und zwar das achte Mal; zum Bürgermeister-Stell¬ vertreter wurde Gustav Stiger wiedergewählt. Gelegentlich der Beeidigung des Bürgermeisters, welche als Delegirter des Statthalters der k. k. Bezirkshauptmann Dr. Paul Wagner vornahm, hob derselbe in herzlicher Ansprache hervor, wie sehr es ihn freue, daß die Wahl zum Bürgermeister auch diesmal wieder auf Dr. Neckermann fiel-, erwähnte die großen Verdienste desselben um die Stadt und beglückwünschte die Gemeindevertretung zu dieser Wahl, welche eine Bürgschaft dafür sei, daß das vor¬ treffliche Einvernehmen zwischen der Bezirkshanptmannschaft und der Stadtgemeinde auch in Zukunft fortdauern werde. In der Gemeinde-Ausschußsitzuug vom 3. Juli 1891 begrüßte Bürgermeister Dr. Neckermann den neuen Gemeinde-Ausschuß mit einer herzlichen Ansprache und gedachte des abgetretenen Ausschusses mit ehrenden Worten; der Bürgermeister wies auf zwei bevor¬ stehende Ereignisse hin, welche für die Stadt Cilli einen bedeutenden Wendepunkt in der zukünftigen Entwicklung bilden werden; das erste Ereignis sei die Reise Seiner Majestät des Kaisers nach Cilli an¬ läßlich der Manöver des 3. Corps in der Gegend von Cilli; der Kaiser werde drei Tage in Cilli weilen und mit seiner hohen Ge¬ folgschaft reichlich Gelegenheit haben, sich von dem Fortschritte und dem Gedeihen der Stadt und ihrer Fortentwicklung znm Curorte zu überzeugen; das zweite Ereignis sei die bevorstehende Eröffnung der Bahnlinie Cilli-Wöllan; dieses Ereignis sei für die Stadt Cilli in wirtschaftlicher Beziehung und in Hinsicht auf Handel und Ge- 69 werbe von größter Bedeutung; für die bevorstehende Functionsperiode harren der Gemeindevertretung große Aufgaben, der Ban einer neuen Landwehrkascrne, die Beschaffung neuer Localitäten für das städtisch delegirte Bezirksgericht, der Bau einer eisernen Brücke, kurz, es werden große Opfer von der Gemeinde zu bringen fein und die Finttnzgebahrung der Gemeinde wird eine weise nnd kluge sein müssen; der Bürgermeister sei überzeugt, daß der Gemeinde- Ausschuß zum Wohle der Stadtgemeinde mit Eifer an die Arbeit gehen werde, um seinerzeit die Mandate mit dem Bewußtsein, die Pflicht erfüllt zu haben, in die Hände der Wähler znrücklegen zu können; der Segen des Himmels werde nicht fehlen, das walte Gott! In dieser Sitzung brachte der Bürgermeister auch die Mandats¬ rücklegung des Gemeinde Ausschusses Franz Bahr zur Kenntnis, gedachte der Liebe und des Eifers, mit welchem derselbe viele Jahre hindurch sein Mandat als Mitglied der Gemeindevertretung aus- geübt hat, sprach sein Bedauern über den Rücktritt dieses verdienst¬ vollen Mitgliedes des Gemeinde-Ausschusses aus nnd forderte die Anwesenden auf, dem Herrn Bahr den Dank nnd die Verehrung des Gemeinde-Ausschusses durch Erheben von den Sitzen auszudrücken, was einhellig geschah. An Stelle des Franz Bahr wurde der Ersatzmauu Fritz Rasch in den Ausschuß berufen. Vom 16. bis 25. August 1891 war das steiermärkische Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 3 in Cilli conzentrirt unter dem Commando des Obersten Ignaz Ritter von Schrott. Am 25. August traf die 28. Infanterietrnppen-Division aus Laibach in der Umgebung von Cilli ein und hielt dort ihre Divi¬ sionsübungen in unmittelbarer Nähe der Stadt ab. Anläßlich der zu Ehren der Anwesenheit Seiner Majestät des Kaisers in der Zeit vom 30. August bis 1. September 1891 veranstalteten Festlichkeiten hatte sich der gesammte Gemeinde- Ausschuß als Festcomitä constitnirt; es wurden Unter-Comit^s gewählt: das Orduuugs Comits, Decorations-Comit6 und Parkfest- 70 Comitu; zum Obmann des Ordnungs-Comitös wurde Alois Walland, des Deeorations Comit6s Franz Pachiaffo rmd des Park- feft-Comitüs Gustav Schmidt gewählt. Der Kaiser traf am 30. August 1891 7 Uhr Morgens mit seinem neuen, von den österreichischen Eisenbahnen gewidmeten Separatznge in Ciül ein, woselbst er zunächst von den anwesenden Erzherzogen Albrecht, Rainer und Wilhelm und den hohen militär¬ ischen Würdenträgern begrüßt wurde; während der Einfahrt des Hofzuges spielte die schmuck uniformirtc städtische Musikkapelle die Volkshymne und das anwesende Publikum begrüßte den Monarchen mit „Hoch"'rufen. . ", Bürgermeister Dr. Meckermann, welcher rpit-dem gesummten Gemeinde-Ausschüsse sich zur Begrüßung am Bahnhöfe eiugefnnden hatte, begrüßte den Kaiser namens der Stadtgemeinde mit-einer herzlichen, kräftigen Ansprache. , Der Kaiser fuhr sodann unter dem brausenden Jubel der Volksmassen durch die Bahnhof-, und Rathhansgasfe „zum Aller¬ höchsten Hoflager in dem. Gebäude der, k. k. Bezirkshauptinanuschaft und begab, sich von da zu Fuß in die Deutsche Kirche, wo Er einer stillen Messe anwohnte. Sodann fanden im Hoflager die Vorstellungen der Gemeinde¬ vertretung, sämmtlichcr Behörden, des anwesenden Ofsizierscorps, der Abordnung des Vereines vom Rothen Kreuze rc. statt. Der Kaiser gab seiner Befriedigung über den herzlichen Empfang Aus¬ druck uud sprach sich sehr lobend über deu Eindruck aus, welchen die freundliche Stadt Cilli auf ihn gemacht habe, aus. Nachmittag fand eine Rundfahrt durch die Stadt, Besichtigung des Giscla- Spitales, der Stadtpfarrkirche und des Localmnsenms statt. Sodann folgte das Stadtparkfest; die tüchtige Crllier Stadt¬ musik und die vortreffliche Pettauer Musikkapelle spielten im Stadtparke; reizend gekleidete Kinder führten unter der Leitung ihrer Lehrer einen Reigen auf, was dem Kaiser ganz besonders gefiel. 7r Von Pettau brachte ein festlich geschmückter Separntzug zahl¬ reiche Festgäste. Im neu errichteten Kaiserpavillon nahm der Kaiser eine Er¬ frischung an, welche ihm von Cillier Damen, an deren Spitze die Damen Marie Neckermann, Marie Zangger und Anna Hummer sich befanden, gereicht wurde. Der Kaiser bestieg sodanu in Begleitung des Bürgermeisters Dr. Neckermann und der Herren des Gefolges den Steirerkogel, genoß vom Karl-Pavillon ans die entzückende Rundschau und schrieb Allerhöchst seinen Namen in das aufliegende Gedenkbuch. Der Stadtpark war überfüllt von fröhlichen, festlich gestimmten, Menschen und nahm einen glänzenden Verlauf. Abends fand eine prächtige, allgemeine Stadtbcleuchtung, so wie auch eine Beleuchtung der Burgruine statt, welche der Kaiser wahrend einer Rundfahrt durch die Stadt besichtigte. Den Festtag beschloß ein, von Julius Nakusch geleiteter groß- artiger Fackelzug mit eirea 1000 Lampiouträgeru, und einer Se¬ renade vor dem Allerhöchsten. Hostager, wo der Cillier Manner¬ gesangverein unter der Leitung seines Chorincistcrs Heinrich Werbt zwei erhebende Chöre iu vollendeter Weise vortrug. Der Kaiser war über diese ihm dargebrachte Huldigung der-, art erfreut, daß er den Bürgermeister mit den Veranstaltern, dem Obmanne des Ordnnngs Comites, Alois Walland, des Deeora- tions-Comitvs, Franz Pachiafso, des Parksesteomiills, G. Schmidt, dann dem Arrangeur des Fackelzuges, Julius Nakusch und dem Obmanne des Cillier Mannergesangvereines, Dr. August Schnrbi, eigens zu sich berief und denselben mit bewegten Worten seinen wärmsten Dank aussprach. Das Fest verlief in der schönsten Weise, ohne jede Störung und in musterhafter Ordnung; das Ordnungs-Comit^ hatte unter der Leitung seines tüchtigen und umsichtigen Obmannes Alois Walland und mit Unterstützung der städtischen Sicherheitswache, Gendarmerie und der hiesigen und auswärtigen Feuerwehren in 72 glänzendster Weise gelöst; die Anordnung der zahlreichen Wägen oblag dem Gemcinde-Ausschnsse Georg Skoberne und es wurde von demselben diese schwierige Aufgabe auf das zweckmäßigste durch - geführt. Die Arbeiten des Decorations Comitvs zeigten sich dem Publikum in den prächtigen Decorationsobjecten, dem Triumph¬ bogen vor dem Bahnhofe (Arbeit des Bahninspcctors Frank), dem dreifachen Bogen am Kaiser Iosefsplatz (ansgeführt nach dem Ent¬ würfe des k. k. Bezirks-Ingenieurs Friedrich Bylosf) und verschie¬ denen anderen Arbeiten. Ueberdies hatte jeder Hauseigenthümer das möglichste zur Ausschmückung des eigenen Hauses aufgeboten. Die Corpsmanöver fanden in der Gegend zwischen Bischof¬ dorf und St. Georgen-Ponigl statt; es standen sich gegenüber die aus Kärnten gekommene 6. Infanterie-Truppendivision und die 28. Jnfanterie-Trnppendivision ans Laibach; an den Uebungen nahm auch eiue Landwehrbrigade theil, so daß im Ganzen ca. 20000 Mann conzentrirt waren. Die Manöver boten ein prächtiges Schauspiel und selbstverständlich stellten die Schlachtenbummler aus CM unter den kritischen Zuschauern nicht das geringste Kontingent. Am 1. September waren die Kaiser-Manöver beendet und die Truppen wurden wieder in ihre Garnison beziehungsweise in ihre Heimat befördert. Während der Zeit des Aufenthaltes Seiner Majestät des Kaisers in CM hatte sich daselbst auch Statthalter Freiherr von Kübeck hier aufgehalten. Am 1. September Abends 6 Uhr erfolgte die Abreise des Monarchen; der Kaiser sprach dem Bürgermeister Dr. Neckermann seine Befriedigung über den Aufenthalt in CM ans und bemerkte zum Schluffe noch: „Ans Wiedersehen!" Die Tochter des k. k. Bezirkshauptmannes Dr. Paul Wagner, Fräulein Hermine Wagner, überreichte dem Kaiser im Namen der Stadt CM vor der Abreise ein Blumenbonqnet. 73 Statthalter Freiherr von Kübeck theilte dem Bürgermeister nochmals die Anerkennung des Monarchen über den herzlichen Empfang in Cilli nnd über die Loyalitätskundgebungen der Be¬ völkerung mit nnd drückte noch seinen Dank und seine Anerkennung für die Vorbereitungen zum Feste nnd deren gelungene Durch¬ führung, sowie für die musterhafte Ordnung, die dabei herrschte, aus. Am 12. Dezember 1891 feierte die Freiwillige Feuerwehr von Cilli das Gedenkfest ihres zwanzigjährigen Bestandes. Es fand ans diesem Anlässe ein Fest-Commers im „Hotel Elefant" statt, an welchem sich zahlreiche Mitglieder des Gemeinde-Aus¬ schusses bethciligten. In der Gemeinde-Ansschnßsitzung vom 4. Dezember 1891 stellte Bürgermeister Dr. Neckermann den Antrag, cs sei die Ein¬ beziehung nachstehender Grundstücke, und zwar: 1. der der Stadtgemeinde Cilli gehörigen mit dem Namen Stadtpark bezeichneten, in der Catastralgemeinde Leisbcrg ge¬ legenen Realität Grundbuchseinlagc Zahl 6, 98, 136; 2. der dem k. n. k. Major i. R. Franz Higerspcrger gehörigen, in der Catastralgemeinde Leisberg gelegenen Realität Grund- buchseinlage Zahl 7, 8, 9; 3. der dem Carl Mathes gehörigen, in der Catastralgemeinde Leisberg gelegenen sogenannten „Waldhausrealität" Grund- bnchseinlage Zahl 83 in das Stadtgebiet in Gemäßheit der Bestimmungen des Landes- gesetzes vom 17. Dezember 1874 L.-G.- n. Bdgs.-Blatt Nr. 3 «x 1875 anzustreben. Der Antrag wurde auf das freudigste begrüßt und einstimmig angenommen. Am 2. April 1892 fand über Veranstaltung der Ortsgruppe !892. Cilli des deutschen Schulvereines durch Dr. August Schurbi in den Räumen des Casinos ein glänzendes Fest, ein „Kirtag auf der Alm" statt, dessen Ertrag, über 1000 st., dem Vereiussäckel zusiel. io 74 Der Opferwille der Cillier für die gute deutsche Suche brachte dies schöne Resultat zu Stande und wieder waren es die deutschen Frauen, welchen das Hauptverdicnst an dem Gelingen des Festes zugeschrieben werden muß. Aus Anlaß der in jüngster Zeit im Allerhöchsten Kaiserhause vorgekommenen Trauerfalle, nemlich - des Ablebens des Erzherzogs Heinrich und dessen hoher Gemahlin, daun des Erzherzoges Siegis- mund wurde au Seine Majestät den Kaiser eine Beileidskundgebung gerichtet. Die schriftliche Mitteilung des steiermärkischen Forstvereines, daß derselbe seine diesjährige Hauptversammlung iu Cilli abhalteu werde, wurde freudigst begrüßt. In der Gemeindc-Ausschußsitznng vom 4. März t892 wurde für den Stadtökonomen eine provisorische Dienstes-Jnstrnction er¬ lassen, mit welcher ihm sein vorläufiger Wirkungskreis genau vor- zeichuet ist. In der Sitzung des Gemeinde-Ausschusses vom 17. Juni 1892 wurde über Antrag des Obmannes des stüdt. Waldanfsichts- Comit^s, Alois Waüaud, beschlossen, den steiermärkischen Forstverein, welcher demnächst zu seiner Hauptversammlung in Cilli eintreffen werde, würdig zu empfangen und dafür zu sorgen, daß den Mit¬ gliedern desselben der Aufenthalt in Cilli zn einem angenehmen gemacht werde. Zu diesem Behufe wurde die Wahl eines Comiteis beschlossen; als Mitglieder desselben wurden gewählt die Gemeinde-Ausschüsse Julius Rakusch, Gustav Schmidt, Carl Traun, Franz Pachiaffo. Dem Comitu wurde der Obmann des Frcmdenverkehrs-ComitM Josef Rakusch beigezogen. Aus Anlaß verschiedener slavischer Erfolge in jüngster Zeit haben die Reichsrathsabgeordueten Dr. Foregger und Dr. v. Kraus eine gemeinsame Aetion aller deutschen Abgeordneten gegen die Hebung des Slaventhums in Anregung gebracht. Der Gemeinde- 75 Ausschuß faßte iu der Sitzung vom 24. Ium 1892 einhellig nach¬ stehende Resolution: „Der Gemeinde-Ausschuß von Cilli begrüßt freudigst die An¬ regung des steirischen Abgeordneten Dr. Richard Foregger und Dr. v. Kraus zur gemeinsamen Action gegen eine weitere nationale Schädigung der Deutschen in Oesterreich und sagt den genannten Abgeordneten hiefür den wärmsten Dank. Seit jeher waren die deutschen Bewohner der Alpenländer treue Bundesgenossen in nationalen Fragen und spricht der Ge¬ meinde-Ausschuß von Cilli die Hoffnung aus, daß endlich einmal, insbesondere in dem gegenwärtigen ernsten Momente, die Solidarität der Deutschen zur Thatsache werde und demnach alle deutschen Ab¬ geordneten fortschrittlicher Richtung ohne Unterschied der Fractionen für die Stellung der Deutschen in Oesterreich einig und thatkräftig eintreten werden." Am 10., 11. nnd 12. Juli weilte der steiermärkische Forst¬ verein in Cilli; am 11. Juli fand die Besichtiguug des Stadt- Waldes uud ein Ansflug auf die Spitze des Dostberges statt. Die Besichtiguug des musterhaft gepflegten Stadtwaldes gab deu Mitgliedern des Forstvereines, tüchtigen Fachmännern, Anlaß zur Abgabe eines glänzenden Gutachtens über den Zustand des Waldes; dieses Gutachten ist gleichzeitig ein Zeugnis für die Thä- tigkeit und Umsicht des verdienstvollen Obmannes des Waldanf- sichts Comit6s der Stadtgemcinde Cilli, Alois Walland, nnd des ihm unterstehenden Countys; auch des Waldaufsehers Kummer winde lobend Erwähnung gethan; in der Stadtbergrealität, dem behaglichen Sommersitze des Obmannes des Wnldaufsichts-ComitM wurde deu lieben Gästen ein kräftiger Imbiß mit dazugehörigem Trunke verabreicht; Decoration des Festplatzes und Imbiß sammt Trunk machten dem Veranstalter Walland alle Ehre und werden allen Theilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben. Auf der Höhe der „Wipota" war eine stattliche schwarz roth-goldene Flagge aufgehißt und eine Batterie von gewaltigen Böllern trug das io* 76 ihrige zum Feste bei. In heiterster Stimmung erfolgte die Heimkehr zur Stadt, wo Abends rm „Waldhause" eine gesellige Zusammenkunft stattfand und zwar unter Mitwirkung der Stadtmusik. Am folgenden Tage fand die Hauptversammlung im Casino- Saale statt, welcher ein Festbankett im „Waldhause" folgte. An dem Feste nahmen unter vielen anderen Persönlichkeiten theil die Grafen Franz und Edmund Attems, der Reichsraths- nnd Landtagsabgeordnete Carl Graf Stnrgh, Hofrath Salzer, Forstdirector Brettschneider, k. k. Domänen-Berwalter Rudolf Sperlbauer, Forstrath Hampel u. s. w. In ofsicieller Eigenschaft intervenirten Bezirkshanptmann Dr. Paul Wagner als RegierungsVertreter und Bürgermeister Dr. Neckermann, welcher als Hausherr die Honneurs machte und seinen Gästen ein liebenswürdiger Wirth war. Gelegentlich dieser Versammlung wurde der vom k. k. Forst- inspections-Adjuncten Julius Syrutschek meisterhaft ausgearbeitete Wirthschaftsplan für den Stadtwald vorgelcgt. In der Gemeinde-Ausschußsitznng vom 15. Juli 1892 ge¬ dachte Bürgermeister Dr. Neckermann der hervorragenden Verdienste des Obmannes des Waldaufsichts-Comit^s, Alois Walland, welchem für sein jahrelanges, eifriges Bemühen, sein ersprießliches Wirken zur Förderung der Waldcultnr in den städtischen Waldungen der größte Dank gebühre. Demselben wurde sodann der Dank der Gemeinde durch Er¬ heben von den Sitzen zum Ausdrucke gebracht. Der 14. und 15. August 1892 waren wieder Festtage für die Stadt Cilli im wahren Sinne des Wortes, es feierten nemlich localpatriotischer, mit glänzender Opferwilligkeit verbundener Ge- memsinn ein Fest, wie es eben nicht häufig vorkommt. Ueber Anregung des verdienstvollen Cassiers des Verschöne¬ rungs-Vereines, Schmidt, der Stadt Cilli wurde nemlich zur Kräf¬ tigung des Vereinssäckels ein Stadtpark-Fcst veranstaltet. 77 Es bildeten sich zwei Comit^s, das Damen Count« unter der Leitung der Fran Thekla Gertscher, nnd das Hcrren-Comit6 mit dem Obmanne Bergrath Emanuel Riedl; diese Countys entwickelten eine außerordentliche Thätigkeit; der Opfermuth der Bevölkerung war außerordentlich. Dann wurde eine Effeetenlotterie mit 15000 Losen und 400 Treffern veranstaltet, deren Ertrag ein enorm bedeutender war und den Haupttheil des Reingewinnes bildete. Das Fest selbst fand am Stadtparke, welcher in der genü¬ gendsten Weise dazu adaptirt worden war, statt; hiebei wirkten die ausgezeichnete Mnsik des heimischen 87. Infanterie-Regimentes, welche über Veranlassung des treuen Freundes der Stadt Cilli, Herrn Obersten Munzel vom 3. Corps-Commando in Graz in der zuvorkommendsten Weise zur Verfügung gestellt worden war, daun die städtische Musikkapelle mit. Das Fest war von mehr als 6000 Personen besticht, nahm einen glänzenden Verlauf und lieferte einen Reinertrag von 427 6 st. In der Gemeinde-Ansschußsitznng vom 16. September 1892 theilte der Vorsitzende, Vicebürgermeister Gustav Stiger mit, daß der steiermärkische Landes-Ausschuß die Einverleibung des Stadt¬ parkes sammt Reiterberg, des Waldhauses nnd der Higersperger'- schen Realität genehmiget habe. Diese Gemeinde-Ausschnßsitzung ist durch die Ernennung des Bürgermeisters Dr. Josef Neckermann znm Ehrenbürger der Stadt Cilli denkwürdig. Es wurde nemlich ein schriftlicher Antrag folgen¬ den Inhaltes eingebracht: „Die Unterzeichneten stellen mit Rücksicht auf die so hervor¬ ragenden Verdienste, welche sich unser hochverehrter Bürgermeister Dr. Josef Neckermann um die Stadt Cilli in so musterhaft selbst¬ loser, uneigennütziger und für die Interessen der Stadtgcmcinde so ersprießlicher Weise erworben hat, den Antrag, Herrn Dr. Josef Neckermann im fünfnndzwanzigsten Jahre des Bestehens des Statutes der Stadtgemeinde Cilli das Ehrenbürgerrecht zu verleihen." 78 Gemeinde-Ausschuß Josef Raknsch schilderte in glänzender Rede init ergreifenden Worten die hohen Verdienste, welche sich Dr. Neckermann als Bürgermeister um die Interessen der Stadt er¬ worben hat, hob besonders die fleckenlose Reinheit seines Charakters hervor und bat, die so ausgezeichneten Verdienste Dr. Neckermanns mit dem kostbarsten Preise der Stadtgemeinde, mit der Bürger- krone, der Verleihung des Ehrenbürgerrechkes der Stadt Cilli zu krönen. Die meisterhafte Rede wurde mit Begeisterung ausgenommen und der Gemeinde-Ausschuß gab seiner einhelligen Zustimmung durch Erheben von den Sitzen Ausdruck. Diese Kundgebung, die ausgezeichnete Würdigung der Verdienste eines der hervorragendsten Mitbürgers schließt die Geschichte der Stadt Cilli über die ersten 25 Jahre selbständiger Gemeinde- Verwaltung ab. An anderer Stelle wird die Entwicklung der Stadt Cilli in ihrem Aeußeren besprochen werden, die Sorge der Gemeinde für Communicatiouen, Verkehrserleichtcrung, Reinlichkeit u. s. w. Aber nicht die Opferwilligkeit und der Loealpatriotismns der Bürgerschaft von Cilli allein ist es, welche einen so raschen Auf¬ schwung ermöglichte. Sowie von der Allerhöchsten Stelle der Stadt Cilli wieder¬ holt deutliche Beweise für die Theilnahme an dem Geschicke un¬ serer freundlichen Stadt, an deren Gedeihen und Emporblühen gegeben wurden, so haben auch die Staatsbehörden stets den In¬ teressen der Stadt das freundlichste Entgegenkommen bewiesen, so vor allem der hochverehrte Landeschef, Seine Ercellenz Statthalter Guido Freiherr von Kübeck, welcher wiederholt Gelegenheit nahm, um der Stadt Cilli sein wärmstes Wohlwollen zu beweisen und sich dadurch des innigsten, immerwährenden Dankbarkeitsgefühles der Bevölkerung von Cilli versichert halten darf. Die k. k. Statthalter« in Graz war dem ihr untergeordneten Cillier Stadtamte stets eine wohlwollende Oberbehörde, und hat 79 auch allen gerechtfertigten Wünschen der Stadtgemeinde Cilli Rech¬ nung getragen. Dadurch war es möglich, daß die vom Gemeiudc-Ausschusse zum Wohle der Gemeinde gefaßten Beschlüsse, welche die Zustimmung der Regierung erforderten, möglichst rasch in Vollzug gesetzt werden konnten. In gleicher Weise war Seine Epeeücnz der Herr Landes¬ hauptmann, Gundaker Graf Wnrmbrand der Stadt Cilli stets ein warmer Freund und Förderer der Interessen derselben, wie auch der steiermärkische Laudesausschuß als die der Stadtgemeinde in Angelegenheiten des eigenen Wirkungskreises vorgesetzte Oberbehördc bei jeder Gelegenheit die Interessen der Stadtgemeiude Cilli in wohlwollendster Weise berücksichtigte. Das Einvernehmen zwischen der politischen Staatsbehörde in Cilli, dem k. k. Bezirksamte bezw. der k. k. Bezirkshauptmannschaft Cilli und der Stadtgemeiude, sowie dem Stadtamte Cilli war immer das beste; in allen wichtigen Fragen, welche über das aus¬ schließlich städtische Gebiet hiuausragtcn und weitere Interessen be¬ rührten, wurde von beiden Behörden, soferue sie gemeinsam vorzugehen hatten, stets im beiderseitigen Einverständnisse gewirkt; die Vorstände der politischen Staatsbehörde fühlten sich auch immer, nicht nur dem Buchstaben des Gesetzes nach, sondern auch in ihrem Innersten als Angehörige der Stadtgemeiude, uud wahrten die Interessen derselben bei jedem sich darbietcnden Anlässe uud wo immer es ihre Amtspflicht vorschrieb oder gestattete. Der vorletzte Bezirksvorstehcr des Bezirksamtes Cilli war Johann Licchtencgger, welcher im Dezember 1867 starb; ihm folgte Bezirks¬ vorstehcr Josef Wratitsch, welcher bis 1870 in Cilli, zuletzt als Bezirkshauptmann, diente. Nach der Trennung der Instizpflcge von der Verwaltung im Jahre 1867 wurden au Stelle der gemischten Bezirksämter die Bezirkshauptmanuschaftcn errichtet. Ihm folgte der Bezirkshauptmann Johann Schönwetter, welcher bis zum Februar 1873 in Cilli weilte und infolge seines Ent- 80 gegcnkommens bei der Stadtbevölkerung allgemein beliebt war; es wurde iu diesem Abschnitte vou den Schritten gehandelt, welche die Gemeindevertretung unternahm, um dem Bezirkshanptmaun Schönwetter die Anerkennung für seine Verdienste um die Stadt¬ gemeinde anszndrücken. Der nächste Bezirköhauptmann war Emil Franz, welcher nur kurze Zeit, bis Oktober 1873 in Cilli wirkte. Sein Nachfolger war Bezirkshauptmann Ferdinand Haas, welcher vom Oktober 1873 bis Februar 1886 in Cilli diente und während dieser Jahre Cilli ganz als seine Heimat betrachtete; er war der Bürgerschaft von Cilli sehr wohlwollend gesinnt und unter ihm, sowie auch seinen Nachfolgern herrschte zwischen der Stadt- gemeinde Cilli und der Bezirkshanptmannschaft stets das beste Einverständnis. Ferdinand Haas wurde infolge seiner ausgezeichneten Dienst¬ leistung mit dem Titel und Charakter eines Statthaltereirathes und bei seinem anfangs 1876 erfolgten Uebertritte in den Ruhestand mit dem Orden der Eisernen Krone 3. Classe ausgezeichnet. Eugen Netoliczka war vom Mai 1886 bis März 1889 Bezirköhauptmann iu Cilli, wo trotz der kurzen Dauer seines Auf euthaltes seiu Scheiden im Jahre 1889 das lebhafteste Bedauern hervorrief; so hatte sich Netoliczka durch sein gewinnendes Wesen und sein bei jeder Gelegenheit der Stadt und ihrer Bevölkerung gegenüber gezeigtes Wohlwollen beliebt gemacht. In dem Nachfolger Netoliczkas, dem Bezirkshanptmanne Dr. Paul Wagner, welcher seit April 1889 der hiesigen Bezirkshaupt- Mannschaft vorsteht, hat dieselbe einen trefflichen Ersatz und die Stadtgemeiude Cilli und ihre Bevölkerung einen warmen Freund erhalten; von strenger Objectivität in seinem schwierigen Amte, taktvoll und liebenswürdig im Verkehre, hat sich Dr. Wagner bald die Sympathien der Bevölkerung erworben. Im August 1892 wurde Dr. Wagner für seine ausgezeichnete Dienstleistung mit dem Ritterkreuz des Franz Josefs-Ordens ausgezeichnet. Lillis äußeres Mild. LI. Veränderungen des äußeren Bildes der Stadt. Das heutige Cilli, welches aussieht, wie ein aus einer großen Stadt herausgeuoimueuer, iu das liebliche Thal der Sami dort, wo das Thal am schönsten ist, versetzter Stadttheil hatte vor 25 Jahren ein ganz anderes Aussehen; weit entfernt, behaupten zu wollen, Cilli sei damals keine freundlich ausschende Stadt gewesen, so kann doch gesagt werden, daß derjenige, der Cilli seit 25 Jahren nicht gesehen hat, sich nicht wenig Wundern wird, wenn er heute die Stadt durchwandert. Es ist nicht Aufgabe dieser Schilderung, die landschaftlichen Reize Cilli's zu beschreiben, dieselben haben sich, einzelne Thaten des hiesigen Verschöneruugsvereines ausgenommen, nicht geändert, überdies hat dieselbe Professor Knittl in seinem „Cilli" unübertrefflich geschildert. Hier handelt es sich lediglich um die äußere Erscheinung der Stadt selbst und da wird es für jeden Cillier sowohl, als auch jeden der die Stadt überhaupt kennt und in derselben öfter geweilt hat, gewiß von Interesse sein, die Schilderung eines Spazierganges durch die Straßen des Städtchens beiläufig im Jahre 1867 zu lesen. . Wir verlassen den Bahnhof; wo heute das prächtige Sparcassegebäude ^67 steht, befand sich damals der Holzplatz des Jakob di Centa, später dein Senitza gehörig, im übrigen hat sich das Bild dieser Straße verhältnis¬ mäßig wenig geändert; nur wo heute das Wagner'sche Haus mit dem „Cafo Mercur" steht, fanden wir kurz vor 1867 kleine, einstöckige Häuser, ebenso war die Fayade des Baumbach'schen (heute Mareck) Hauses noch nicht so stilgerecht hergestellt, wie dies im Vorjahre durch den gegenwärtigen Besitzer Herrn Adolf Mareck geschah. Das Hotel „Stadt Wien" war zu jener Zeit ein altes Gebäude und wurde seither gänzlich umgcbaut. Die heutige Rathhausgasse hieß damals Postgasse: Wo heute die zweistöckigen Häuser Costa, Fersen, Rauch, stehen, waren damals einstöckige Gebäude; die in Cilli herrschende, geradezu empfindliche Wohnungsnoth veranlaßte die Besitzer dieser Gebäude, das zweite Stockwerk aufzubaueu. 11" 84 Die heutige Eisenhcmdlung Radakovits war das einzige Kaffeehaus in Cilli, welches den Namen „Cafa Gilli", spater „Cafo Laa" führte. An der Stelle des heutigen Sternwirtshanses neben dem Rathhause war zu jener Zeit ein einstöckiges altes Haus mit kleinen Fenstern. Ein ganz anderes Bild bot damals der obere Theil dieser Gasse; die Häuser Jellenz und Schurbi standen damals weit über die Regulicrungs- linie hinaus, so daß die Gasse zwischen dem Gasthofe „zum Engel" und diesen beiden Häusern so schmal war, wie der untere Theil der heutigen Rathhausgasse beim Hause Hummer. An der Ecke des Hauses Schurbi gegen den Burgplatz zu, befand sich das Bückergewölbe des Werl, zu welchem man über einige Stufen gelangte und wo man das Brod durch das Fenster ausgefolgt erhielt. Das sogenannte Klostergebäude, in welchem heute das k. k. Kreisgericht untergebracht ist, hatte im Jahre 1867 ein ganz anderes Aussehen; im heutigen Grundbuchsamte war eine Restauration, zu welcher der rückwärtige gelegene kleine Garten gehörte. Wo heute die Arrestgebäude des Kreisgcrichtes stehen, war eine große, freie Wiese, zu welcher man den Zugang an der Stelle des heutigen deutschen Predigerhanses hatte; die Wiese war der öffentlichen Benützung zugänglich. Der Thurm der Deutschen Kirche präsentirte sich noch nicht in seiner- heutigen, stattlichen Gestalt, sondern ragte nur bis zur Höhe des Portales, Ivo er mit einem provisorischen Dache «ungedeckt war; dafür stand noch der kleine, alte Thurm am anderen Ende der Kirche, welcher im Jahre 1890 erst abgetragen wurde, kaum über die Dachhöhe der Kirche hinaus¬ ragte und nut einem bescheidenen Ziegeldache in der Form einer kleinen Pyramide versehen war. An Stelle des heutigen Pospichal'schen Hauses »eben dem Gebäude der k. k. Bezirkshauptmannschaft stand im Jahre 1867 ein kleines, ein¬ stöckiges Häuschen. Der heutige Kaiser Josefs - Platz hieß damals „Burgplatz". Dort stand ein alter, öffentlicher Brunnen mit Holzmantel, so wie vor dem Costa'schen Hause in der Postgasse. Der Platz hieß im Volksmunde lange Zeit hindurch auch „Schüttplatz". Das heutige Orescheg'sche Haus stand damals noch nicht. An seiner Stelle fanden wir dort ein kleines, ebenerdiges Wirtshäuschen, genannt „zur Eisenbahn". 85 Wie es auf der anderen Seite des Platzes ausgesehcu hat, ist jedermann heute »och iu frischer Erinnerung; denn die alterthümlichen, baufälligen kleinen Häuschen mit ihren noch baufälligeren, ausgedehnten Steinstiegeu (zuletzt Nr. 8, 9 und 10 Kaiser Josefs - Platz) sind erst im August 1891 verschwunden und an deren Stelle wurde innerhalb der festgesetzten Reguliruugslinie eine Mauer gezogen. In der Laibacherstraße war damals das Haus Regula nicht in dem heutigen netten Zustande, sondern es war ein altes, reparaturbedürftiges Gebäude, welches seither auch bedeutend unigebaut wurde. Damals standen auch noch nicht die Häuser „zur Sonne" des Anton Skoberne und das benachbarte Haus des Victor Stibill, vormals Zednik; an deren Stelle waren Gärten; selbstverständlich gab es damals auch noch keine,Gasfabrik; die Villa Stiger mit ihren Parkanlagen, sowie der Bayerhof entstanden erst Ende der 1880ger Jahre; an Stelle dieser Objecte führte die Reichsstraße durch Wiesengründe. Wenn wir die Richtung rechts vom Bahnhofe einschlagen, so finden wir im Jahre 1867 an Stelle der heutigen Ringstraße mit ihren pracht¬ vollen Gebäuden eine Fahrstraße, an deren einen, der rechten Seite Holz¬ plätze und Gärten sich befanden; an Stelle des heutigen „Hotel Elefant", welches allerdings bald darauf erbaut wurde, stand ein altes Wirtschafts¬ gebäude; links von der Straße finden wir wieder einen großen Holzplatz, dann das Hotel „zum goldenen Löwen" und Gärten. Die Gartengasse von heute war damals ein schmales Gäßchen; an Stelle des stattlichen „Hotel Strauß" stand in einem Garten ein kleines Häuschen, daneben das Gasthaus „zum Schwan"; ferner stand zu jener Zeit nur noch das Hans des Michelack, hellte dem Notar Bäs gehörig, und die protestantische Kirche; alles übrige war Garten, jedenfalls auch die Ursache der Benennung dieser Gasse. An der Ausmündung des Gäßchens in die Grazerstraße (damals Wienerstraße) befand sich rechts an Stelle des Doggenfeld'schen Hauses die Laßnig'sche Lederfabrik, an Stelle des Negri'schen Hauses der sogenannte Geiger'sche Garten mit einer baufälligen, strohgedeckten Futterharpfe, welche anfangs der 1870ger Jahre abbrannte, wobei zwei Menschenleben zu Grunde giengen. Die Grazerstraße (im Jahre 1867 bis zur Mauth „Grazergasse" genannt, während die Fortsetzung bis zur Stadtgreuze „Wieuerstraße" hieß), 86 begann an Stelle des heutigen „Cafa Mercnr" mit einem kleinen ein¬ stöckigen Hause; desgleichen war das heutige Haus Szekely, worin sich die Spielwarenhandlung König befindet, damals ein einstöckiges, ziemlich bau¬ fälliges Haus, in welchem der Gürtler Krainer sein Handwerk übte; Kruschitz demolirte dasselbe später und erbaute das heute stehende zwei¬ stöckige Haus; im klebrigen trug die Straße schon damals so ziemlich das heutige Gepräge; an Stelle des heutigen Kapus'schen Hauses stand damals das alte, baufällige Perko'sche Haus; ferner war das heutige Hotel Koscher „zum weißen Ochsen," damals ein zum großen Theile ein¬ stöckiger Bau ohne besondere Facade. Ganz ein anderes Aussehen als heute, hatte damals die Wiencrstraße, von der Mündung der Grabengasse angefangen (jetzt Grazerstraße.) An Stelle des „Hotel Elefant" stand, wie schon erwähnt, damals ein Wirt¬ schaftsgebäude ; wo das Gsund'sche Haus heute steht, befand sich das Zoll¬ amt, das Convictsgebäude stand damals schon. Das Haus Nr. 26 (Stallncr) wurde erst vor einigen Jahren gebaut; im Jahre 1867 war dort ein Garten. Auf dem Platze, wo gegenwärtig das Koscher'sche Haus steht, stand damals ein ebenerdiges Häuschen, in welchem eine Hafnerei betrieben wurde; wie schon vorher erwähnt, befand sich an Stelle des Hanfes Negri der sogenannte „Geigergarteu" mit einer alten Harpfe und an Stelle des Hauses Doggenfeld die Laßnig'sche Lederfabrik. Wo das stattliche Ferjen'sche Haus heute steht, war damals Garten. Das gegenwärtige Haus Nr. 33, welches Eigenthum des Dr. Sajovic ist, war damals ein ebenerdiges kleines Haus, in welchem die Gastwirt¬ schaft „zum grünen Baum" betrieben wurde. Das „Hirschenwirtshaus" bestand damals schon, war jedoch in einem kleineren Hause, welches erst später ausgebaul wurde, untergebracht und wurde von Jakob Wallentschagg betrieben; neben dem Hause, dort, wo heute die Hermanngasse in die Grazerstraße mündet, befand sich ein Stallgebäude; hinter dem Wirtshause und dem Stalle, wo sich heute ein schöner Neubau nach dem anderen er¬ hebt, befand sich der ausgedehnte Wallentschagg'sche Holzlagerplatz. Das heutige Gasthaus „zur Stadt Graz" hieß damals „zum Sattler¬ wirt" und wurde von einem gewissen Bader betrieben. An Stelle der neu erbauten Häuser des Dimetz, Kampleth und der Actienbrauerei in Langenfeld 87 waren damals nur Wiescngründe; diese Häuser sind erst in neuester Zeit entstanden. Am Platze der heutigen Landwehrkaserne (ehemals Laßnigstche Leder¬ fabrik) stand damals ein baufälliges Meßnerhaus und zwei in desolatem Zustande befindliche, mit Stroh gedeckte Harpfen; die Lederfabrik wurde jedoch bald darauf erbaut. Das Haus des Schlossermeisters Unger stand im Jahre 1867 noch nicht; damals war an dieser Stelle ein kleines Wirtshaus „zum Schweizerhof", später „zum Sandwirt" genannt. Früher war dieses Wirts- Hänschen im Volksmunde unter dem Namen „zum letzten Stich" bekannt und ist wegen seiner feuergefährlichen Construction einigemale abgebrannt. Der gegenwärtige Holzplatz der Firma Wilcher und Jarmer bestand im Jahre l867 noch nicht; dort war der Stepischnigg'sche Maierhof. In der weiteren Fortsetzung der Straße sind auf der Stadtseite seit dem Jahre 1867 keine Veränderungen eingetreten; nur ganz in der Nähe der Stadt¬ grenze wurde ein einstöckiger Neubau ausgeführt. Der Hauptplatz zeigt ander Seite der Apotheke Kupferschmied heute ein ganz verändertes Aussehen. Dort, wo heute das Kupferschmied'sche Haus mit der Apotheke steht, waren im Jahre 1867 zwei alterthümliche Gebäude, welche ein gutes Stück „Alt-CM" darstellten. Das Eckhans zwischen Haupt- und Kirchplatz, dem Kranz gehörig, zeigte seine altehrwürdige Giebelfläche mit dem zweiten Stocke als Dach¬ geschoß gegen den Hauptplatz; an das Degen'sche Haus lehnte sich das Hans des Kürschners Kulnig mit einem Pultdache an; ebenfalls mit dem ersten Stocke und zwei Dachgeschoßfenstern gegen den Hauptplatz zu. Beide Häuser waren durch einen Gang im ersten Stocke verbunden, worüber ein Bogen sich wölbte; unter dem Gange befand sich das Hausthor zum Hause des Kürschners Kulnig. Im übrigen war der Hauptplatz von damals von dem heutigen nicht viel verschieden; die Häuser Bahr (jetzt Lachnit), Fanninger, Banm- bach (jetzt Marek), dann Stallner (jetzt Traun und Stiger) zeigen heute neuere Fasaden. An Stelle des Katzenkopfpflasters von 1867 finden wir am Hauptplatze ebenso wie in der Bahnhofgasse, Grazerstraße bis zur Mauth, Rathhausgasse und Laibacherstraße (bis zur Mauth) das großstädtische Granit-Würfelpflaster. 88 In der Herrengasse hat seit dem Jahre 1867 das Hotel „Erzherzog Johann" sein Aeußeres nicht unwesentlich verändert, indem die damals dort in Betrieb gewesene Brauerei aufgelöst wurde; dafür errichtete Karl Mathes die Brauerei bei der „Krone" (derzeit Gebrüder Reininghaus Bierdepot). Ferner wurden in diesem Hotel auch sonst verschiedene Adap- tirungsarbeiten vom gegenwärtigen Besitzer Friedrich Mathes vorgenommen, wodurch dasselbe den Anforderungen der neuen Zeit entsprechend her¬ gestellt wurde. In dieser Gasse wurden weiters noch die einstöckigen, alten Häuser Nr. 8, 15 (alt 120), 19 (alt 122), 23 (alt 124), 27 (alt 126), 32 (alt 20) durch Neu- beziehungsweise Umbauten ersetzt, welche heute Eigenthum des Weiß, Sadnik, der Brüder Wockaun, des Vincenz Janiv und des Franz Hoffmann sind. Besonders auffallend war die umfangreiche Steinstiege zum Hause Dr. Koöevar, welche in den 1870ger Jahren entfernt wurde. Die heutige Bvgengasie hatte im Volksmunde lange Zeit den Namen „Tran- schengassel". Die gegenwärtige Badgasse hatte damals allerlei Unebenheiten auf¬ zuweisen ; anstatt des zweistöckigen, dem Jessernigg gehörigen Hauses staud damals dort ein ebenerdiges, mit Stufenaufgang versehenes altes Wirts- Hans, „zum Valent" genannt, welches ein gewisser Kruschitz betrieb; auch das heutige „Heidelberger - Faß" des Josef Pallos hatte damals ein ganz anderes Aussehen. Sehr bedeutende Veränderungen aber sind in der Schulgasse vor sich gegangen ; da fiel uns zunächst die den Grafen Thurn - Valsässina eigenthümlich gewesene Grafei auf. Das eigentliche sogenannte Grafei- Gebäude hatte so ziemlich dasselbe Aeußere, wie heute, uud wurde bald nach dem Jahre 1867, Wie in dein vom Schulwesen handelnden Theile dieser Schrift entnommen werden kann, zu Schullocalitäten adaptirt Das heutige Knabenschulgebäude war damals eine förmliche Ruine, infolge eines Blitzschlages eine rauchgeschwärzte Brandstätte ; der Raum vor derselben, welcher gegenwärtig planirt und von der übrigen Straße gehoben ist, war von baufälligen Harpfen und von Kalkgruben ein¬ genommen. Auch die andere Seite der Gasse gewährte im Jahre 1867 einen ganz anderen Anblick als heute. Das heutige Haus des Johann Pun- gerschcgg, Nr. 22 (alt dir. 123), war damals eine ebenerdige, ziemlich 89 baufällige Keusche; an Stelle des jetzt der Sparcasse gehörigen Hauses Nr. 18 (alt Nr. 125) stand im Jahre 1867 die Lederfabrik des Adam Laßnig; auch das Dirmhirn'sche Haus stand damals noch nicht; dort befand sich die Pallos'sche Bindcrwerkstätte. Zwei Stallgebäude und ein baufälliges Häuschen standen an der Stelle des Paumgartner'schen Hauses Nr. 9 (vormals Fettinger). Der Kirchplatz hatte im Jahre 1867 dasselbe Aussehen wie gegen¬ wärtig ; jedoch stand damals noch der alte, beim großen Brande vom Jahre 1798 bis auf die Mauern abgebrannte Stadtpsarrthurm, ein ganz einfacher Thurm ohne jede Verzierung, mit einem unschönen provisorischen Dache. Der Thurm trug die Jahreszahl 1799 derart, daß die ersten zwei Ziffern links, die letzten zwei rechts von der Thunnuhr angebracht waren. An einzelnen Gebäuden wurden äußere Verschönerungen an der Fayade vor- genommeu. In der Sanngasse befand sich links, wo dermalen die prächtigen Weber'schen Neubauten stehen, der große Gollitsch'garten, und nächst der Brücke das alte Mauthhäuschen. Die Neugasse war von der Sanngasse bis zum alten Stadtthurm zu jener Zeit noch vollkommen unregelmäßig und schlängelte sich bis zum Gasthaus „zum Kikeriki", welches von Drobiuz betrieben wurde; das Häuschen selbst, an dessen Stelle jetzt das Haus der Marie Rautschigaj, in welchem längere Zeit hindurch das Telegrafenamt untergebracht war, war klein und unansehnlich; an Stelle des heute stehenden Hauses der Brüder Kotzian befand sich damals ein ausgedehnter Garten Auch das Haus der Frau Auer stand damals noch nicht, der ganze Garten lag frei da; der sogenannte Wasserthurm hat seine datnalige Gestalt beinhalten, während der östliche Thurm durch den Magazinsbau der Firma Traun und Stiger (Nr. 8 Neugasse) etwas in den Hintergrund trat. Das alte Haus Nr. 10 (Jesscnko) wurde gründlich umgebaut, auf der Seite der Neugasse sowohl als auch auf der Seite der Spitalgasse. Ebenso finden wir, daß die Spitalgasse sich seit 1867 einigermaßen in ihrem Aeußeren verändert hat; der Umbau des Eckhauses „Zur Stadt Wien" wurde bereits erwähnt, ebenso der Umbau des Jessenko'schen Hauses; auch das Haus Nr. 3 (alt 161) sah damals ziemlich baufällig aus und wurde später renovirt. 12 90 An der Stelle des heutigen Eichberger'schen Hanfes war im Jahre 1867 ein Garten. Beim Hause Nr. 17 und 19 falt 180 und 154) hat sich die altehrwürdige Steinstiege bis heute erhalten; auch das Hans neben dem sogenannten „Flösserwirt", Eigenthum der Frau Wogrinz, stand damals noch nicht, sondern es war daselbst ein freier Garten zu sehen. Zn der Schmiedgasse fand man im Jahre 1867 ziemlich alles so, wie es heute ist, nur das Haus Nr. 19 (alt 177), gegenwärtig Eigenthum des Franz Kmetzl, ist neu entstanden. Die Brunngasse dagegen gewährte im Jahre 1867 einen ganz anderen Anblick als heute; das Zimniak'sche Haus Nr. 6 (alt 70) stand damals noch nicht, dort befand sich eine alte Keusche; das anstoßende Haus Nr. 8 mit der Schmiedewerkstätte war ein einstöckiger Bau; in der Ecke der Brunn- und Klostergasse befand sich damals das Jeretin'sche Stallgebände, welches später als Wagnerwerkstütte benützt wurde; au Stelle des Hauses Nr. 9 (alt 179) der Frau Zangger, dann Nr. 18 (alt 63) des Anton Korinschegg befanden sich im Jahre 1867 alte, baufällige Keuschen. Die Klostergasse war damals nicht so regelmäßig wie derzeit; sie war auch schmäler und wurde später entsprechend regulirt. Das Haus Nr. 12 des Nell war damals noch nicht erbaut; dort war ein Garten. Große Veränderungen sind in dem nördlich von der Grabengasse zwischen dieser und der Reichsstraße gelegenen Stadttheile zu verzeichnen. In der Theatergasse war das Haus Nr. 4 (alt 61) vormals Tertschek, jetzt Eigenthum des Franz Pachiaffo, zu jener Zeit noch ziemlich neu; jetzt ist dasselbe seither abermals vollkommen restaurirt. Die Häuser Nr. 9 (Sorglechner), Nr. 5 (Oblak) und Nr. 3 (Sabukoschegg) waren damals baufällige Keuschen und wurden später vollkommen umgebaut, man könnte fast sagen, neugebaut. Das alte Theatergebäude, welches sich gegen den jetzigen Prachtbau, in welchen der alte Stadthurm so schön einbezogen wurde, wohl äußerst be¬ scheiden ausnahm, ließ allerdings auch einen ziemlich geräumigen Platz vor dem Gebäude frei, jedoch wurde die heute dort bestehende breite Passage und der mit Anlagen versehene Platz durch das Smreker'sche Haus voll¬ kommen abgesperrt, und man gelangte nur durch ein schmales Gäßchen in die Grabenstraße, welche an diesem oberen Theile bedeutend schmäler und un¬ regelmäßiger war, als heute, in dem eine Ecke des Costa'schen Gartens in dieselbe unschön hineinragte. 91 An Stelle des Gebäudes der Schulschwestern sowohl, als auch des Notars Deticek waren damals Garten; eine gemauerte Einfriedung schloß den Garten der „Krone" und ein hölzerner Zaun den Wokaungarten ab und zwischen beiden gelangte man auf einem schmalen Fußwege gegen das Militärspital und die Lahnhofstraße. Dieser Wokaungarten ist der heutige, mit schönen Anlagen versehene Wokannplatz. Die Feldgasse, welche heute bei ihrer Einmündung in die Hermanngasse endet, führte damals über den heutigen Kasernhof und den Wokaungarten bis zur Lahnhofstraße beim Militärspital. Die Grabenstraße nut ihren Unebenheiten und ihren Winkeln im ober» Theile gegen das Theater zu war im Jahre 1867 noch weitaus nicht so ver¬ baut, wie gegenwärtig. Von dem Tertschek'schen Hause an bis zum Hause Fehleisen waren Gärten zu sehen, deren Holzräume der Gasse einen sehr ländlichen Charakter verliehen ; an dieser Stelle steht jetzt der Zubau Pachiaffo, das zweistöckige Haus Herrilsch, der Neubau der Frau Tauchmann, so daß diese Seite der Grabenstraße heute fast ganz verbaut ist. Das Haus Costa hatte damals ein ganz anderes Aussehen und wurde später ausgebant. Der Garten ragte, wie schon erwähnt, mit einer Ecke in die Gasse hinaus. Die Boutempelli'sche Säge befand sich damals schon dort, wo sie heute steht, ebenso der Holzlagcrplatz; das Smekal'sche Haus stand noch nicht, ein Garten war an seiner Stelle und das Bontempelli'sche Stallgebüude war von der Gasse aus sichtbar. Das gegenwärtig dem Kaminfeger Fuchs gehörige Häuschen war im Jahre 1867 schon vorhanden; dort wurde von einem gewissen Eillitz ein Gasthaus betrieben. Neben diesem Häuschen, gegen das heutige Kupljen'sche Haus zu, befand sich eine alte Hütte, welche in früheren Jahren der Gc- meindehirt (Halter) von Cilli bewohnte und welcher im Volksmunde der Name „Stadt-Halterei" beigelcgt wurde. Die Lahnhofstraße (jetzt Giscla- straße) war nahezu ganz unverbaut; links, wo heute die Badeanstalt Trattnik sich befindet, Ivar der Schmidt'sche Zimmerplatz; von dem heutigen Hause des Reppitsch bis zur Straßengabel standen Magazine und Stallgcbäudc; die heute dort befindlichen einstöckigen Wohnhäuser wurden erst später gebaut. An der Stelle der heutigen Karolinen- und Hermanngasse, sowie des Areals der Chemalkaserne waren damals Felder und Wiesen; gegen das Hirscheuwirtshaus zu befand sich der Wallentschagg'sche Holzplatz; diese Gründe wurden von der Feldgassc durchschnitten. Von Bauten war da, einige 12* 92 Futterharpfen ausgenommen, keine Spur. Rechts von der Lahnhofstraße fanden wir nur die Hofer'sche Realität, welche später von der Gemeinde zu Spitalszwecken erworben wurde (damals war das Spital im heutigen Armen¬ hause untergebracht; daher der Name Spitalgasse) und neben dem neuen Spitale noch heute zum Theile steht. Sehr große Veränderungen sind in den abgelaufenen 25 Jahren auch mit dem Stadtparke vor sich gegangen. Die Hauptallee, deren Bäume damals allerdings bedeutend kleiner waren, und welche im Jahre 1858 vom Fabrikanten Wokaun und dem Lehrer Kodermanu angelegt worden war, war bedeutend kürzer als heute und so ziemlich die einzige Zierde jenes Grundes, welcher heute als Stadt¬ park den Stolz und die Zierde der Stadt Cilli bildet. Wo heute die schönen, mit reizenden Baum und Gebüschgruppen und Rabatten verzierten Anlagen, welche von sorgfältig gepflegten Wegen durch¬ zogen werden, sich befinden, war damals ein unschöner Schuttablagerungs¬ platz; aus den Tümpeln zu schließen, die noch hie und da, insbesondere aber auf dem Terrain unter dem Kapaunhofe zu finden waren, wo zu jener Zeit noch eine Art Lache war, die im Winter zum Eisläufen benützt wurde, dürfte dort ein Sannarm gewesen sein; zwischen dem Schuttablage¬ rungsplatze und der Allee war Wiesengrnnd, vielmehr Hntweideboden, durch welche sich, wie heute noch, die Fahrstraße hinzog, nur daß damals die Straße eine Pappelallee bildete. Der Reiter'schc Weingarten befand sich an der Stelle der heutigen reizenden Anlagen des Reiterbergcs und Steirerkogels. So sah iin Jahre 1867 unser Cilli aus und in dem Folgenden sollen Jahr für Jahr die äußeren Veränderungen dargestellt werden, durch welche aus dein damaligen Cilli die heutige reizende Sannstadt geworden ist; es soll die Einflußnahme der Stadtgemeindevertretung auf die äußere Ausgestaltung der Stadt geschildert werden, ebenso die Privatbauthätigkeit, welche ja doch das Wesentlichste dazu beitrug. Ferner sollen alle Vorkehrungen Erwähnung finden, welche zur Schaffung günstiger Sanitätsverhältnisse, zur Herstellung der nötigen Rein¬ lichkeit getroffen wurden. 1868 Im Jahre 1868 wurde der endgiltige Beschluß gefaßt, das Kloster- bis gebände zur Unterbtingung des k. k. Kreisgerichtes zu adaptiren (Gemeinde- 1872. Msschubsitzung oom 25. Jänner 1868), die Arbeiten wurden dem Bau- 93 meister Follius in Graz übertragen; die bisher vom k. k. Kreisgerichte inne- gehabten Localitäten im Rathhause entsprachen schon längst den Bedürfnissen nicht mehr, und schon seit längerer Zeit wurde auf eine dem vergrößerten Geschäftsgänge des Kreisgerichtes entsprechende Aenderuug der Amtslocali- täten desselben hingearbeitet; eine bedeutende Aenderuug des äußeren Bildes der Stadt hatte die Nenherstellung der Arrestlocalitätcn im Gefolge, indem dadurch von der Seite der Rathhausgasse eine ganz andere Ansicht geschaffen wurde. Jni Jahre 1868 fiel auch dem Fonde zum Baue des Thurmes der Deutschen Kirche das edelmüthige Legat der Josefine Novak pe lOOO st. anheim. Durch den Neubau des heutigen „Elefant" in der Ringstraße seitens des Franz Gsuud wurde in der baulichen Entwicklung der Stadt Cilli ein tüchtiger Schritt vorwärts gelhan. In dieses Jahr fiel auch eine bedeutende Rekonstructiou der Kapu¬ zinerbrücke. Raimund Koscher baute auf seinen Garteusalou in der Grazerstraße ein Stockwerk auf; Kruschitz stellte einen Zubau in der Schulgasse her. Das Ruprecht'sche Haus in der Herrengasse (jetzt Sadnik) wurde da¬ mals ueugebaut. Mit Rücksicht auf die bevorstehende Uebcrsicdluug des Gerichtshofes in das in der Adaptirung begriffenen Klostergebnude wurde im Jahre >871 die Unterbringung des städt. deleg. Bezirksgerichtes im Rathhausgebäude in Aussicht genommen. In diesem Jahre wurde das große Ferjen'sche Wohnhaus in der Wienerstraße (jetzt Grazerstraße) vollendet. Die Badeanstalt des Franz Schmidt wurde 1869 in ein Dampfbad umgestaltet. Auf das Bianchi'sche Haus in der Thcatcrgasse wurde ein Stock aufgebaut und dasselbe ganz umgcbaut. — Damals wurde das Fößl'sche Hans in der Laibacherstraße (jetzt „zur Sonne") gebaut. Im selben Jahre baute Zimuiak in der Brnuugasse ein einstöckiges Wohnhaus mit einer Schmiedewerkstätte. 1870 erfolgte der Bau des Hcrritsch'fchen Hauses in der Graben¬ gasse; damals wurde das Janitsch'schc Haus in der Herrengasse umgebaut und auf dasselbe ein Stockwerk aufgebaut. 94 Auch das Kanduscher'sche Haus am Burgplatze (jetzt Orescheg) wurde damals ueu erbaut. Ignaz Oblak unterzog sein Haus in der Theatergasse einem gründ¬ lichen Umbau, und setzte auf dasselbe ein Stockwerk auf. Der Gartensalon „zum Löwen" wurde in diesem Jahre erweitert. Schon im Jahre 1871 wurde zum Zwecke der Pflasterung der Bahnhofgasse mit Granitwürielpflaster, sowie zur Herstellung von Ueber- gängen aus dem gleichen Materiale ein namhafter Betrag aus Gemeinde¬ mitteln gewidmet. Die Vornahme der Pflasterung selbst war allerdings einer späteren Zeit Vorbehalten. Für die Bespritzung der Straßen zur Sommerszeit wurden 1871 bereits die nötigen Anordnungen getroffen. In demselben Jahre wurde auch die Beschaffung von gegossenen Straßenaufschriftstafeln beschlossen und auch durchgeführt, so wie die Benennung der Straßen in diesem Jahre vom Ausschüsse beschlossen worden war. Im Jahre 1871 wurde weiters der Umbau des Grafcigebäudes eingeleitet; desgleichen fiel in dieses Jahr auch der Ersatz des unförmlichen öffentlichen Brunnens vor deni Costa'schen Hause, durch einen seiner äußeren Form nach modernen Brunnen. Weiters wurde damals der ungefähr vor dem Ludwig Herzmaun'schen Hause am Hauptplatze gestandene öffentliche Brunnen außer Gebrauch gesetzt. Die Erbauung der Koscher'schen Seifensiederei in der Schulgasse fällt gleichfalls in das Jahr 1871. In diesem Jahre wurde auch die Regelung der Fleischbeschau durch Bestellung eines fixen Organes hiefür durchgeführt. In die mit Erlaß des Landes-Ausschusses vom 7. April 1871 eingesetzte Enguete zur Be- rathung des Entwurfes der Instruction für die öffentlichen Krankenan¬ stalten, welcher dem steierm. Landtage zur Annahme vorgelegt werden sollte, wurde von der Stadtgemeinde Cilli Dr. Neckermann entsandt. Einem schon lange gefühlten Bedürfnisse entsprechend, wurde im Jahre 1871 der Sanusteg hergestellt, wozu das Militärürar einen Beitrag von 400 fl. leistete. Die Anregung dazu hatte Bürger Franz Schön ge¬ geben, der mit einem fertigen Modell in der Hand in einer Versammlung dafür eintrat und das allgemeine Jnterresse erregte. 95 Im Jahre 1871 erfolgte die Übersiedlung des k. k. Kreisgerichts¬ gebäudes in das vollständig adaptirte Klostergebäude. In diese Zeit fiel auch die bereits früher begonueue Adaptirung des Grafeigcbüudcs zur Unterbringung der neu zu errichtenden landschaftlichen Bürgerschule. Die unförmliche Steinstiege vor dem Hause des Dr. Kočevar in der Hcrrengasse wurde im Jahre 1871 entfernt. In demselben Jahre erfolgte auch die Verbreiterung und Regulirung der Grabenstraße durch Ablösung der vom Costa'schen Garten in die Straße springenden Ecke; weiters wurde 1871 noch die allgemeine obli¬ gatorische Trottoirlegung in der Stadt beschlossen und auch sogleich ange¬ ordnet. Damals wurde auch die erste Anregung zum heute bestehenden Stadterweiterung- und Regulirungsplane gegeben; als Berichterstatter des Gemeinde-Ausschusses in dieser Angelegenheit fuugirte Gemeinde-Ausschuß Schuh; allerdings sind manche Abänderungen, welche sich im Verlaufe der Zeit au diesem Plaue als nothwendig oder Wünschenswerth herausgestellk haben, vorgenommeu worden, allein die Grnudzüge sind dieselben geblieben; die projectirteu neuen Straßeuzüge waren in den Stadtplan einzuzeichnen und bei Ertheilung von Baubewilligungen mußte sich nunmehr an die festgesetzten Reguliruugslinieu der einzelnen Straßen gehalten werden. Damals wurde auch schon die Entfernung des Walleutschagg'schen Stall¬ gebäudes, wo heute die Hermanugasse in die Grazerstraße mündet, in Aussicht genommen. In das Jahr 1871 fiel die Erbauung des Herrenbades und des Damenbades am rechten Saunufer durch Franz Hausbaum. Schauder Andreas setzte auf sein Haus in der Schulgasse ein Stock¬ werk auf. Das Jahr 1872 brachte der Stadt Cilli, welche sich bisher mit der Straßenbeleuchtung durch Petroleum behelfen mußte, die Gasbeleuchtung, indem sich die inländische Gasgesellschaft entschloß, hier eine Gasanstalt zu errichten; der Vertrag zwischen der Stadtgemeinde und der Gesellschaft wurde genehmigt: als Platz für die Fabriksgebäude wurde ein Theil des sogen, kleinen Glacis bestimmt. In dieses Jahr fällt auch der Umbau des ruinenartigen Theiles des Grafeigebäudes für Schulzwecke; dieser Umbau geschah mit einem 96 Kostenaufwande von 20.355 st.; heute ist in diesem Baue die städtische Knabenschule und die Turnhalle untergebracht. Im Jahre 1872 wurde der alte, unförmliche Brunnen am Kaiser Josefs- (damals Burg-)Platze entfernt und ein neuer Brunnen mit ge¬ fälliger Form daselbst hergestellt. Damals erfolgte die Regulirung der Postgasse (Rathhausgasse) bei den Häusern Jelleuz und Schurbi, indem dieselbe mit ihren Neubauten in die festgesetzte heutige Regulirungsliuie einrückteu; diese Gasse veränderte sich dadurch sehr zu ihrem Vorteile. Damals schlummerte die Privatbauthätigkeit noch und die Folge davon war bei der Zunahme der Bevölkerung in Cilli eine empfindliche Wohnungsnoth, welche sogar den Gemeinde-Ausschuß im Jahre 1872 ver¬ anlaßte, Erhebungen behufs Abstellung derselben zu veranlassen; da gab es eben keine andere Abstellung als bauen und abermals bauen. In diesem Jahre wurde das Jessenko'sche Haus iu der Neugasse vollständig umgebaut und auf Seite der Spitalgasse neu gebaut, ebenso wurde das Sakouschegg'sche Haus (jetzt Koscher) in der Wienerstraße gebaut. 1873. Bis jetzt waren in echt ländlicher Weise vor vielen Häusern der Stadt, z. B. in der Herrengasse, Postgasse u. s. w. Bänke mit darüber befindlichen Blechvordächern angebracht, welche im Jahre 1873 entfernt wurden. Auf diesen Bänken pflegte Abends nach des Tages Last und Mühe der Hausvater mit seiner Familie auszuruhen ; hier wurde so manches Plauderstündchen gehalten und wohl mancher freundnachbarlicher Besuch von Bank zu Bank ausgetauscht, wie es in der guten alten Zeit gebräuchlich war. Die bis jetzt sehr unebene, holperige Grabenstraße wurde im Jahre 1873 planirt und in ihrem unteren Theile regulirt. In diesem Jahre wurde auch die Kanalisirung des Hauptplatzes durchgeführt. Der Platz hinter der Burgkaserne, rechts vom Bndgassel, wo heute ein mit zierlichem Gitter versehener freundlicher Garten besteht, wurde damals an Kaspar Sakuschegg verkauft. In diesem Jahre wurde die Lederfabrik des Ludwig Herzmann in der Feldgasse erweitert; weiters wurde das Kuchar'sche Haus (jetzt Doli¬ nar) in der Gartengasse damals neu gebaut. Friedrich Mathes nahm in seinem Hotel „Erzherzog Johann" bedeutendere Umbauten vor. Franz Sorglechner baute ein Stockwerk auf sein ebenerdiges Haus in der Theatergasse. 97 An Stelle des Gasthauses „zum grünen Baum" in der Wiener¬ straße baute damals Gregor Triebnigg ein zweistöckiges Wohnhaus (jetzt Dr. Sajovitz in der Grazerstraße). Im Jahre 1873 wurde weiters noch eine eingehende Untersuchung und gründliche Reinigung sämmtlicher städtischen Kanäle vorgenommen, weiters wurden im Interesse der sanitären Verhältnisse strenge Anordnungen wegen Reinigung und Bespritzung der Straßen getroffen. Der Stadtcrweiterungs- und Regulirungsplan wurde 1873 durch zweckentsprechende Abänderungen und Zusätze vervollkommnet, und weiters noch beschlossen, daß bei Trottoirlegungen die Reichenburger Steinplatten in Verwendung zu kommen haben. Auf das Haus des Auton Fersen in der Postgasse (Rathhausgasse) wurde in diesem Jähre das zweite Stockwerk aufgesetzt. Im Jahre 1873 wurde auch das große Haus des Georg Strauß an der Ecke der Ringstraße und Gartengasse erbaut. Die Kanalisiruug der Klostergasfe wurde ebenfalls in diesem Jahre durchgesührt. Nachdem die bestehenden Friedhöfe den sanitären Anforderungen in keiner Weise mehr entsprachen, so wurde im Jahre 1873 die Auflassung dieser Friedhöfe, sowie die Errichtung eines neuen Communalfriedhofes in Aussicht genommen und gleich im folgenden Jahre, 1874 endgiltig zum 1874. Beschlüsse erhoben. In diesem Jahre erbaute die Frau Elise Kotziau auf ihrem Garten¬ grunde in der Spitalgasse ihr großes Wohnhaus, desgleichen baute Josef Drobinz in der Neugasse, zum Theile an Stelle seines Wirtshauses „zum Kikeriki" das heutige Haus Nr. 15 (alt 3), gegenwärtig Eigenthum der Maria Rantschigaj. Im Jahre 1874 gerieth die Gasgesellschaft in Concurs. In diesem Jahre wurde das Kaulich'sche Haus neben dem Rath¬ hause, (Gasthof „Stern") umgebaut und auf dasselbe ein zweites Stock¬ werk aufgesetzt; desgleichen erhielt dieses Haus eine modernere Fagade. Im Jahre 1875 wurde die Gasanstalt von der Gemeinde-Spar- 1875. casse Cilli käuflich erworben. Für die damals noch fast unverbaute Ring¬ straße wurde im Jahre 1875 die Negulirungslinie festgesetzt. In diesem Jahre wurde zum Zwecke der Ermittlung eines geeig¬ neten Platzes für die Neuanlegung eines städtischen Friedhofes eine eigene 13 98 Commission bestellt. In Handhabung der Feuerpolizei nurde durch die Organe der Stadtgemeinde im Jahre 1875 eine allgemeine feuer¬ polizeiliche Revision der Hauser und sonstigen Bauobjekte vorgenommcn und die Vorgefundenen Uebelstände abgestellt. In diesem Jahre wurde die Breite, und die Regulirungslinie der Grabenstraße endgiltig festgesetzt, sowie auch die Regulirung der Neugasse beschlossen und die hiezu erforderliche Grund¬ einlösung genehmigt. Weiter wurde damals auch die Pflasterung der Schulgasse, sowie die Erhöhung des Niveaus derselben durchgeführt, endlich noch die Nivellirung der Gartengasse, und die Bestimmung der Regulirungslinie derselben. Im Jahre 1875 wurde auch das Haus der Frau Auer iu der Neugasse mit Benützung der alten Stadtmauer erbaut. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 6. Oktober 1875 wurde über Anregung des Bürgermeisters Dr. Neckermann der Ankauf des Theatergebüudes sammt dem daran stoßenden, gegen das Tertscheck'sche Haus zugekehrten Wohnhause, welche Objecte Eigentum des Jakob Smreker waren, genehmigt; da der Genannte sehr schwer krank war und sein Ab¬ leben stündlich zu erwarten stand, war der Kauf gegen nachträgliche Ge¬ nehmigung des Gemeinde - Ausschusses vorher abgeschlossen worden ; dadurch wurde der Grund zur heutigen Regulirung dieses schönen Stadttheilcs gelegt; der Kaufpreis betrug 20.000 fl. In diesem Jahre baute Franz Hausbaum ein Stockwerk auf das Haus in der Lahnhofgasse (Giselastraße), jetzt der Frau Tosfant gehörig; Kruschitz Franz baute auf sein einstöckiges Haus in der Schulgasse (jetzt Jessernig) ein zweites Stockwerk auf. In diesem Jahre entstand auch das neue einstöckige Wohnhaus des Smekal in der Grabenstraße; auch das Sabukoschegg'sche Haus in der Theatergasse wurde vollkommen umgebaut. 1876. Im Jahre 1876 wurden neuerliche Adaptirungsarbeiteu im Kreis- gerichtsgcbaude vorgenommen, desgleichen auch im Theatergebäudc. Auch wurde damals die Pflasterung eines Theiles der Postgasse mit Granitwürfeln beschlossen und wurde ein Betrag von 3600 fl. zur Anschaffung des Pflastermaterials genehmigt. Behufs Erhaltung der Rein¬ lichkeit wurde die Herstellung mehrerer Anstandsorte durchgeführt. Auch in diesem Jahre wurde eine feuerpolizeiliche Revision der Häuser vorgenommen; weiters wurden über die Zulässigkeit der Holz- Plätze im Bereiche der Stadt Erhebungen vorgenommen und damals schon 99 die Entfernung der Holzplätze aus der Stadt als höchst Wünschenswerth bezeichnet. In Angelegenheit der Mehrungsausfuhr aus der Stadt wurde im Jahre 1876 die Einführung des „Fasselsystems" in Aussicht ge¬ nommen. Weiters wurde beschlossen die wasserdichte Ausmauerung sämmtlicher Düngergruben obligatorisch cinzuführcn. Zur Ableitung der Abwässer wurde die Herstellung von Abzugskanälsn für alle Häuser ungeordnet. Die Regelung der öffentlichen Beleuchtung wurde ebenfalls in: Jahre 1876 durchgeführt. Die zum Lahnhofe führende Brücke über den Lahnbach wnrde 1876 neu hergestellt. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 22. Dezember 1876 wurde die Errichtung einer städtischen Brückenwage beschlossen. In diesem Jahre wurde der Umbau des Fettinger'schen Hauses sammt Stallungen in der Schulgasse vorgenommen, ebenso verschiedene Bauveränderungen im Hause des Josef Wratschko in der Bogengasse. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 22. Februar 1877 wurde 1877. eine Petition um Ausdehnung der Sannregulirung von CM abwärts bis Tremmersfeld beschlossen. In diesem Jahre wurden die Holzplätze Walland und Senitza nächst der Ringstraße aufgelassen. In der Gemeinde - Ausschußsitzung vom 27. März 1877 wurde beschlossen, den neuen städtischen Friedhof in Tschreth (wo derselbe auch thatsächlich errichtet wurde) anzulegen; gleichzeitig wurde der Entwurf einer Friedhofsordnung genehmigt. Nm hinsichtlich der für die sanitären Verhältnisse der Stadt so wichtigen Fäcalienabfuhr zu einem endgiltigen Resultate zu gelangen, wurde in der Gemeinde - Ausschnßsitzung vom 4. Mai 1877 eine Concurs - Ausschreibung zur Lieferung von Prosteten für eine zweckmäßige Art der Mehrungsausfuhr beschlossen. Anläßlich des Projectes des Anton Dimetz zur Erbauung eines nenen Wohnhauses in der Ringstraße wurde neuerlich die Regulirnngslinie für diese Straße einer eingehenden Revision unterzogen. In diesem Jahre wurden in der Stadt nachstehende Bauveränderungen vorgenommen: Zunächst wurde der neue Stadtpsarrthurm vollendet, welchen Abt Wretschko mit Hilfe von Sammlungen und Beitrag des Kirchenconcurrenz- ausschusses erbaut hat. 100 Wilhelm Fehleiscn führte in der Grabengasse einen Zubau aus. Beim Hause des Franz Kapus in der Grazerstraße wurden ver¬ schiedene Adaptirungsarbeiten vorgenommen. Karl Mathes nahm eine Umgestaltung seiner Veranda und Kegel¬ stätte beim Gasthofe „zur Krone" vor. Im Jahre 1877 wurde auch der Pulverthurm am Galgenberge von der Gemeinde hergestellt. 1878. Im Hofe des Rathhauses wurde im Jahre 1878 ein ncnes Feuer¬ wehrlocal hergestellt. Die Erweiterung der Grabengasse hinter dem Theater wurde in diesem Jahre durchgesührt. Zum Zwecke der Straßenbespritzung wurde eiu zweiter Wasser¬ wagen angeschafft. In diesem Jahre wurde der Plan und Kostcnvoranschlag für den neuen städtischen Friedhof in Tschreth genehmigt, ebenso der Entwurf des Tarifes und wurde beschlossen, zur Realisirung des Projektes ein Dar¬ lehen pr. 12.000 fl. aufzunehmen. Infolge eingetretener sanitärer Uebelstände wurde eine genaue Unter¬ suchung der römischen Kanäle ungeordnet und die Reinigung des Kanales von der Theatergasfe bis zur Sann beschlossen. Boni Bahnhofe bis zum Tappeiner'schen Hause (Guggcumoß, jetzt Stadtgemeiude) wurde infolge Gemeindebeschlusses vom 12. April 1878 ein Trottoir hergestellt. In diesem Jahre wurde eine allgemeine Sanitätsrevision in sämmt- lichen Häusern der Stadt vorgenonnnen und die hiebei vorgefundenen Uebelstände abgestellt. Der an Stelle des heutigen Wokaunplatzes bestandene Gartengrund wurde in diesem Jahre von Frau Carotine Wokaun in cdelmüthiger Be- thätigung hervorragenden Gemeinsinnes unentgeltlich in das Eigenthnm der Stadtgemeinde abgetreten. (Siehe I. Theil). Anton Dimetz vollführte im Jahre 1878 den Neubau eines ein¬ stöckigen Wohnhauses in der Ringstraße. Franz Kammerer nahm in demselben Jahre größere Adaptirungs- arbciten in seinem Hause in der Grazerstraße (damals Wienerstraße), vor. 1879. Im Jahre t879 wurden verschiedene, den Verkehr in den Straßen regelnde straßenpolizeiliche Anordnungen getroffen, insbesondere wurde eine Fahrordnung für die Wagen im Stadtgebiete genchnnget. 101 In diesem Jahre wurde mit den Herstellungsarbeitcn nm städtischen Friedhofe in Tschreth begonnen Auf dem ini Jahre 1878 von Frau Caroline Wokaun der Gemeinde überlassenen Gartengrnnde wurden Anlagen gemacht und der Platz unter der Bezeichnung „Wokaunplatz" der allgemeinen Benützung übergeben. Mit Gemeindebeschluß vom 27. Juni 1879 wurde festgesetzt, daß vor allen Neubauten ein Trottoir herzustellen sei. In der Bogengasse wurde ein Straßenkanal hergestellt. Im Jahre 1879 baute der Schlosscrmeister Heinrich Reppitsch in der Lahnhofgnsse (Giselastraße) ein ebenerdiges Wohnhaus nebst einer Werkstättc. Im Jahre 1880 war der neue Friedhof in Tschreth fertig herge- 1880. stellt; die Eröffnung desselben wurde für den 17. Mai dieses Jahres anbernumt und von da an die imperative Leichenbestattnng auf diesem Friedhöfe eingeführt; für die Leichengcräthschaften wurde eine eigene Remise hergestellt; als Todtengräber wurde ein Gärtner bestellt. Die Grabertaxen wurden herabgemindert und beschlossen, die Grüfte auf den alten, ausgelassenen Fricdhö'en noch durch zwei Jahre zu belassen. Zum Zwecke der Herstellung einer neuen Landwehrkascrne wurde die Laßnig'sche Lederfabrik in Gaberje erworben, das Bauprog.'nmm wurde vom Ministerium für Landesvcrtheidignng genehmigt und somit konnte mit den Adaptirungsarbeiten begonnen weiden. Die Werkseinrichtnngen der Lederfabrik wurden verkauft. Zum Zwecke der Erweiterung der Spiialgasse wurde in diesem Jahre von Frau Anna Wogrinz ein Grnndtheil eingelöst. Auch wurden mehrere Straßenübergänge aus Granitwürfeln herge¬ stellt und zwar über die Ringstraße zum „Hotel Elefant" und vom Cafo „Merkur" zum Hause des Adolf Mareck. Im Kreisgerichtsgebaude wurden in diesem Jahre wieder größere Adnptirungeu vorgenommen. Die schon im Jahre >876 beschlossene Pflasterung des schmalen Theiles der Postgasse mit Grauitwürfeln wurde iu diesem Jahre zur Thatsache. In der Grazergasse wurde im Jahre 1880 das alte Kruschitz'sche Haus demolirt und an dessen Stelle ein zweistöckiges Wohnhaus lheute Szekeli) erbaut, weiters wurde in der Schulgassc das Haus des Pnnger- schegg umgebnut und ans dasselbe ein Stockwerk aufgesetzt. 102 Wichtige Veränderungen giengcn damals in der Grabenstraße vor sich, indem vom katholischen Aushilfsvereine das Haus Nr. 8 (alt Nr. 42) zum Zwecke der Unterbringung der Mädchenschule für die Umgebung Cilli erbaut wurde. Gleich nebenan, gegen den Wokaunplatz zu, erbaute Baumeister Tschernitscheck eine hübsche Villa. Damit war für dieses Stadtviertel, welches heute sich so reizend gestaltet hat, Bahn gebrochen. Am 21. November 1880, einem Sonntage, wurde die Einweihung des neuen Thurmes der Deutschen Kirche und der 4 Glocken desselben, welche aus der bewährten Werkstätte der Firma Samassa in Laibach her¬ vorgegangen waren, vom Fürstbischöfe Dr. Stepischnegg vorgenommen. 1881. Die neue Landwehrkaserne, zu welcher die Laßnig'sche Lederfabrik umgestaltet worden war, wurde in diesem Jahre vollendet und wurde ihrer Bestimmung übergeben. Im Hofe des Rathhauses, wo der seinerzeit bestandene Garien schon früher zu Uebungszwecken für die Feuerwehr gewidmet worden war, wurde in diesem Jahre ein neuer zweckentsprechender Stcigerthurm errichtet. Das Theatergebände erforderte in diesem Jahre wieder beträchtlichere Reparaturen, indem der westliche Flügel abgetragen wurde, auch wurde der unschöne, gasseuseitig sichtbare Gang des Smreker'scheu Hauses der Vergangenheit geweiht und endlich entfernt. In der Frage der Ausfuhr der Fäcalien wurden zunächst durch Anfrage in Städten mit ähnlichen Verhältnissen, wie Cilli, zweckentsprechende Erhebungen gepflogen, nm an die eudgiltige Regulirung dieser wichtigen Frage mit den genauesten Informa¬ tionen herantreten zu können. Ueber Offert der Firma Gebrüder Grein in Graz wegen Bestellung des Bedarfes an Pftastersteinwürfeln wurde beschlossen, diesen Bedarf bei genannter Firma zu decken. In der Ge¬ meinde-Ausschußsitzung vom 18. Oktober 1881 wurde beschlossen, die Pappelbäume an der Fahrstraße durch den Stadtpark zu entfernen. In diesem Jahre wurde ferncrs eine eingehende feuerpolizeiliche Revision des Stadttheaters, der Schulgebäude und aller Vergnügungslocalitäten in¬ folge der Wiener Ringtheaterkatastrophe beschlossen. (Siehe I. Theil). Die Einführung der Gasbeleuchtung in der Ringstraße wurde mit Gemeindebeschluß vom l6. December 1881 der Verwirklichung entgegen- geführt. 103 In diesem Jahre wurde das Haus der Frau Wogriuz gegen dcu Kirchplatz zu ausgebaut. Der Stadterweiterungs- und Regulirungsplan, au welchem im Laufe j882. der Zeit noch manche Aenderuugeu und Ergänzungen vorgenommen wurden, wurde in der Gemeiude-Ansschußsitznng vom 9. Jänner 1882 eudgiltig fcstgestellt. Bezüglich der Fäcalienausfuhr wurde das System der Ausfuhr mit¬ telst Saugtonne cingefuhrt, wobei dort, wo dies nicht anders möglich war, das Faßsystem beibehalten wurde. Es wurde in der Gemeinde-Ausschuß- sitzung vom 9. Jänner 1882 auch die Durchführungsnorm für diese Art der Mehruugsausfuhr beschlossen und auf entsprechende Weise kund- gemacht. Die Unternehmung der Mehruugsausfuhr wurde dem Karl Sima übertragen. In diesem Jahre wurden wieder größere Pflasterungen vorgenommen und zwar wurde die Laibacherstraße bis zur Mauth mit Granitwürfeln ge¬ pflastert, desgleichen ein Theil der Grazerstraße. Aus Rücksicht für die Reinlichkeit wurden in diesem Jahre wieder mehrere öffentliche Anstands¬ orte aufgestellt. Die in diesem Jahre erfolgte Aufstellung des Kaiser Josefs-Denkmales am Burgplatze trug wesentlich zur Verschönerung der Stadt bei (I. Theil). Im Jahre 1883 stellte die Stadtgemeinde CM noch den Antrag au das Kriegsministerium auf Erbauung einer Infanterie-Kaserne für den Fall der Verlegung des Regimentsstabes des 87. Infanterie-Regimentes nach CM, welcher Antrag jedoch leider nicht angenommen wurde und zwar unter Hinweis auf die Dislocationsverhältnisse der Truppen. In diesem Jahre erfolgten in CM auch einige nicht unwesentliche Bauverän- derungcn; Martin Bajde erbaute in der Laibacherstraße nächst der Stadt¬ grenze ein ebenerdiges Wohnhaus. Das Hotel des Raimund Koscher „zum weißen Ochsen" wurde durch den Aufbau eines zweiten Stockwerkes vergrößert. Weiters wurde in diesem Jahre noch das Negrische Wohnhaus in der Wiener Straße erbaut. Christian Wolf stellte einen geräumigen Zubau zu seinem Hause in der Bahnhofgasse her. Anläßlich der Einführung der Mehruugsausfuhr auf pneumatischem <883. Wege mußten in den Häusern der Stadt die Senkgruben in der zu diesem Zwecke vorgeschriebenen Weise hergestellt werden. 104 Im Jahre 1883 wurde nun, da die zur Herstellung der Gruben gegebene Frist verstrichen war, eine eingehende sanitätspolizeiliche Revision zu dem Zwecke vorgcuommcn, um die vorschriftsmäßige Herstellung der Senkgruben zu constatiren, beziehungsweise zu bewirken. Ferners wurde auch eine feuerpolizeiliche Revision sämmtlicher im Stadtbereiche gelegenen Holzplätzc vorgcnommen. An baulichen Veränderungen in diesem Jahre ist zu verzeichnen ein Adaptirungsbau im Kmetzl'schen Hause in der Schmicdgasse, dann die Vergrößerung des Hoftraktes im Kanduscher'schen Hause in der Rath- hausgasse. Negri Josef baute abermals ein geschmackvoll gehaltenes Wohnhaus (einstöckig! in der Wienerstraße (Grazcrstraße). Besonders crwähucns- werth ist auch der Umbau des Hotels „Stadt Wien" in diesem Jahre durch Anton Simonischegg; durch den in diesem Jahre erfolgten Bau des Magazins der Firma Traun nnd Stiger in der Neugasse wurde der bis¬ her freie östliche Stadtthurm etwas in den Hintergrund gestellt. Weiters wurde noch im Jahre 1883 die Steinmetzwerkstätte des Josef Weber in der Nengasse errichtet. 1884. Im Jahre 1884 konstituirtc sich in Cilli der Militärbcquartirungs- Verein; um den bedeutenden Schwierigkeiten bei Truppenbequartirungen abzuhelfen, erbaute dieser Verein auf dem dazu erworbenen Theile der Wokauugründe in der seither eröffneten Carolinengasse eine zur Durchzugs- bcguartirung von Truppen bestimmte Kaserne, die sogen. Chemalkaserne. Auch der Neubau des Theatergebäudes wurde in diesem Jahre be¬ schlossen. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 14. März 1884 wurde die endgiltige Aufstellung der städtischen Brückenwage auf ihrem heutigen Standplatze nächst der Laibacher Mauth beschlossen. Für Pflasterungs¬ zwecke wurde in diesem Jahre der Betrag von 4315 st. präliminirt; in der Schul- und Badgasse wurden entsprechende Gehwege hergestellt; der Platz vor dem Schulgebäude wurde plauiri und beschottern In diesem Jahre wurden vom Stadterweiterungs-Comitö die Unterhandlungen wegen Erwerbung eines Theiles der Wokaungründe zum Zwecke der Anlage von Straßen in diesem Stadttheile eingeleitet und auch mit Erfolg zur Durch¬ führung gebracht. In diesem Jahre wurde die gleichmäßige Anbringung von gußeisernen Straßen-Aufschriftstafeln durchgeführt. 105 Wiederholt wurde schon auf die Beseitigung der nachgerade zur Kalamität gewordenen Wohnungsnoth hingearbeitet, das wirksamste Mittel, um diesem Uebelstande gründlich abzuhelfen, war die Förderung der Bau¬ lust; wie schon im I. Theile dieser Schrift erwähnt wurde, brachte Dr. Neckermann in diesem Jahre den mit großem Beifalle auch angenommenen Antrag auf Befreiung sämmtlicher Neubauten von den Gemeinde-Umlagen ein und regte auch die Befreiung derselben von den Bezirksumlagen an; die Befreiung wird für die Dauer von 12 Jahren gewährt. Das war der richtige Weg zur Hebung der Baulust in CM und dieser Weg hat, wie die nächste Folge zeigt, auch zu dem angestrebten Ziele geführt. Im Jahre 1884 wurde das Meßnerhaus bei der evangelischen Kirche in der Gartengasse erbaut. In der Giselastraße entstand bie ursprünglich als Wohnhaus ge¬ plante Hopfendarre der Frau Orescheg; ferner wurde damals auch das Praschen'sche Wohnhaus sammt dem Glashause in der Giselastraße erbaut. Im Jahre 1885 wurde von den Wokaungründen nächst der Chemal- 1885. kaserne ein Grundkomplex zur Anlegung einer neuen Straße um den Preis von 1240 st. angekauft (Gemeindebeschluß vorn 20. Februar 1885). In diesem Jahre beginnt der eigentliche, mächtige bauliche Aufschwung der Stadt Cilli; wir können da unsere beiden hervorragendsten Neubauten verzeichnen; nemlich den Bau des prachtvollen Sparcassegebüudcs an der Stelle des dort bestandenen unschönen Holzplatzes und den Neubau des Theaters; mit diesen beiden Hauptzierden der Stadt Cilli ist der Name Josef Rakusch unzertrennlich verbunden; er war es, welcher die den Bau bezweckenden Anträge in der Gemeindevertretung bezw. im Sparcasse- Ausschusse stellte; seiner von glühendem Localpatriotismus durchdrungenen Begründung dieser Anträge gelang es, die betreffende Corporation sogleich zur Annahme derselben zu stimmen; rasch folgte die That und mit den beiden Bauten wurde sogleich begonnen. In diesem Jahre wurde auch das der Sparcasse gehörige, vormals Laßnig'sche Haus in der Herrengasse, bezw. Schulgasse ausgebaut. Die Bahnhofgasse erhielt durch die Herstellung einer geschmackvollen Einfriedungsmauer beim Garten des Hotels „Stadt Wien" (Anton Simonischeck) eine wesentliche Verschönerung. 14 106 In diesem Jahre wurde auch das Wohngebäude des Michael Watzinger in Langenfeld, knapp an der Grenze des Stadtpomöriums, aufgeführt. Die Auspflasterung der Postgasse mit Granitwürfeln wurde in diesem Jahre durchgeführt, ferner wurde die Grabengasse nivellirt und zur Her¬ stellung eines geregelten Wasserabflusses mit einem Rinnsale versehen. Die Theatergasse wurde gänzlich umgepflastert und die linksseitige Häuserfront mit Trottoiren versehen. Am Kirchplatze wurde ein Uebergang hergestellt und der Platz theil- weise umgepflastert. Die Aussteckung der neuen Straße über die Wökaungründe wurde durchgeführt. Frau Elise Wallentschagg hatte in dankenswerther Weise einen Grundtheil hiezu gewidmet, wofür ihr von der Gemeindevertretung auch der Dank votirt wurde. In diesem Jahre erfolgte die Entfernung der Pappelbäume von der Ringstraße; auch wurde die Bahnhosgasse bis zum Guggenmoß'schen Hause ausgepflastert. Am Kreisgerichtsgarteu in der Klostergasse wurde eine Einfriedungs¬ mauer in der festgesetzten Regulirungslinie hergestellt. Im Jahre 1885 erfolgte der Neubau des Giselaspitales. !886. Nachdem der städtische Friedhof durch die Leichen aus dem Krankeu- hause zu sehr in Anspruch genommen wurde, wurde im Jahre 1886 be¬ schlossen, für diese Leichen einen eigenen Friedhof auf dem Galgeuberge zu errichten. In diesem Jahre erfolgte auch die Verlegung sämmtlicher Holz¬ plätze aus dem verbauten Theile der Stadt. Nell erbaute ein einstöckiges Wohnhaus in der Klostergasse. Im Jahre 1886 wurde weiters die theilweise Regulirung des Lahn¬ hofbaches beschlossen und auch durchgeführt; auch wurde in der Graben¬ straße ein Kanal hergestellt. In diesem Jahre wurde der Beschluß gefaßt, Bauten für die Ge¬ meinde, überhaupt Arbeiten aller Art für dieselbe stets im Offertwege zu vergeben. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 5. November 1886 wurde die Erbauung einer Schlachthalle durch die Gemeinde beschlossen, welches Project jedoch wegen der sich ergebenden Schwierigkeiten hinsichtlich der Gemeindezuschlägc zur Verzehrungssteuer wieder fallen gelassen wurde. 107 Weiters wurde in diesem Jahre auch der wichtige Beschluß gefaßt, daß Neubauten im Stadtbereiche mindestens einstöckig hergestellt werden müssen. Georg Strauß erbaute ein Wohnhaus in Langenfeld nächst dem Rosenhofe. Der Bau des Sparcassegebäudes wurde in diesem Jahre vollendet; auch wurde das Ruschnik'sche Haus iu der Hermanngasse er¬ baut, ebenso das zweistöckige Wohnhaus des Johann Zimniak in der Brunngasse. In das Jahr 1887 fiel die Erwerbung des Kmetitsch'schen Stall- 1887. gebäudes (vormals Wallentschagg), so daß die Eröffnung der Hermann¬ gasse nunmehr naher gerückt war. In der Ringstraße wurde von dem in diesem Jahre daselbst neu erbauten Pauserhofe gegen die Grazerstraße ein neuer Straßenkanal er¬ baut. Mit Gemeindebeschluß vom 1. April 1887 wurde die Erbauung des Landsturmmagazins anschließend an die Chemalkaserne beschlossen und auch sogleich verwirklicht; weiters wurde der Ausbau des Kauales in der Spitalgasfe durchgeführt, ebenso wurde ein Kanal in der Grabengasse hergestellt. Die Baulust wurde nun immer reger und die geplante Stadterwei¬ terung trat immer mehr ihrer Verwirklichung entgegen. In dieses Jahr fielen auch wesentliche bauliche Veränderungen; es entstand das Haus des Anton Dimetz in Langenfeld, das Haus des Anton Eichberger in der Spitalgasfe, ferner wurden die beiden, unter dem Namen „Pauserhof" bekannten schönen Neubauten in der Ringstraße vollendet; die Firma Rakusch erbaute ein einstöckiges Magazin in der Grazerstraße; Georg Skoberne baute fein villaartiges Wohnhaus am Wokaunplatze, Moriz Stallner ein zweistöckiges Wohnhaus in der Grazerstraße. Im Jahre 1887 entstand auch die prächtige Villa „Stiger" in der Laibacherstraße. Vor dem schönen Theatergebäude wurden über Anregung des Julius 1888. Rakusch im Jahre 1888 die heute dort stehenden Gaskandelaber angebracht. Die Kanalisirung der Wienerstraße wurde ebenfalls in diesem Jahre angeregt und die nöthigen Vorarbeiten durchgeführt; der Kanal wurde zu¬ nächst vom „Hirfchenwirth" bis zum Ferjen'schen Hause in Ausführung gebracht. Für Kanalisirung und Pflasterung wurden auch in diesem Jahre beträchtliche Beträge eingestellt; es wurde zunächst die Pflasterung des Hauptplatzes mit Würfeln beschlossen. 14* 108 Zn diesem Jahre entwickelte sich eine bedeutende Bautätigkeit. In der Laibacherstraße wurde das einstöckige Haus des Florian Baier erbaut; auf das Haus des Josef Costa in der Grabengasse wurde ein Stockwerk'aufgesetzt; die Actienbrauerei erbaute in Langenfeld einen Eiskeller. Franz Hausbaum erbaute einen einstöckigen Hoftrakt in der Bahn¬ hofgasse. Neu erbaut wurde noch die schöne Villa Heinz von Roodenfels in der Hermanngasse, dann das einstöckige Wohnhaus des Karl Hofmann in der Gartengasse, womit der Anfang zur heutigen Bauthätigkeit in dieser Gasse gemacht wurde. Stefantschitsch Maria erbaute ein einstöckiges Wohnhaus in der Grazerstraße nächst der Stadtgrenze. Georg Strauß stellte eine neue Fayade bei seinem Hotel her. Josef Weber erbaute auf dem ehemals Gollitsch'schen Garten in der Sanngasse ein schönes zweistöckiges Wohnhaus, der Anfang des heutigen Kaiser Franz-Josefs-Quais. Zimniak Johann baute ein zweites Stockwerk auf sein Schmiede¬ haus in der Brunngasse. 1889. Im Jahre 1889 wurde die Verbauung der Ringstraße und der ehe¬ mals Wallentschagg'schen Gründe an der Hermanngasfein geschlossener Form nach Straßenzügen jene des östlichen und nordöstlichen Theiles der Stadt, dagegen mit freistehenden Häusern nach dem Cottage-Prinzip beschlossen. In der Gemeinde-Ausschuß-Sitzung vom 18. Jänner 1889 erhielt die Straße längs der Chemalkaserne den Namen „Carolinenstraße" zur Erinnerung an Frau Karoline Wokaun. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom I. März l889 wurde in Absicht auf die zukünftige Herstellung einer Wasserleitung für Cilli be¬ schlossen, den quantitativen Wasserbedarf für die Stadt zu erheben. In diesem Jahre wurde das Stallgebände beim „Hirschenwirth" demolirt und die Einmündung der Hermanngasse in die Grazerstraße (Wiener¬ straße) bewerkstelligt, weiters wurde das alte Mauthhäuschen bei der Kapuzinerbrücke abgetragen. Das von der Gemeinde geplante Project der Ausführung von Quai¬ bauten zum Schutze gegen Wassergefahren wurde in diesem Jahre fallen gelassen und beschlossen, sich für die Fortsetzung der Sannregulirungs- arbeiten von Cilli abwärts bis Tremmersfeld zu verwenden. Im Jahre 109 1889 wurde in Angelegenheit der Sannregulirung von Cilli abwärts eine Commission abgehalten, welcher Statthalter Baron Kübeck und Oberbau¬ rath Hochenburger anwohnten und welche sich bis Tüffer erstreckte; auch Bürgermeister Dir Neckermann, welcher in dieser Angelegenheit schon viele Schritte gethan und dieselbe im Interesse der Stadt Cilli wiederholt im Landtage vertreten hat, wurde dieser Commission beigezogen. Die Nothwendigkeit der Regulirung wurde vollkommen anerkannt, ebenso die hemmende Stelle der Eisenbahnbrücke. Statthalter Baron Kübeck veranlaßte die Vervollständigung des Projectes und dessen Ausdehnung bis Tüffer und versprach nach Kräften auf die gedeihliche Austragung dieser Angelegenheit hinzuwirken; der Gemeinde-Ausschuß votirte ihm in der Sitzung vom 17. Mai 1889 für sein Eingreifen und seines.Antheilnahme an der für die Stadt Cilli so hochwichtigen Angelegenheit den wärmsten Dank. Das Klabutschar'sche Haus am Hauptplatze erhielt in diesem Jahre eine neue Fagade. In diesem Jahre wurde auch beschlossen, die Ableitung der Dach¬ wässer von den Häusern auf unterirdischem Wege in die Straßenkanäle zu bewerkstelligen. Die öffentliche Beleuchtung wurde durch Vermehrung der ganznäch¬ tigen Laternen vervollkommnet. 1889 wurde die Kanalisirung der Ringstraße beschlossen, welche im folgenden Jahre auch zur Ausführung gelangte. In diesem Jahre erfolgte die theilweise Aenderung der bisherigen Straßenbenennung und die neue Häusernummerirung nach den Gassen und Plätzen. Die Straßen- und Hausnummertafeln wurden aus Zinkguß hergestellt. Die Postgasse erhielt die Bezeichnung „Rathhausgasse", die Wiener¬ straße erhielt zusammen mit der bisherigen Grazergasse den Namen „Grazerstraße", der Burgplatz wurde „Kaiser Josefsplatz" benannt. Im Jahre 1889 erfolgte die Pflasterung des einen Theiles des Hauptplatzes mit Granitwürfeln. In diesem Jahre ist eine bedeutende Bauthätigkeit zu verzeichnen. Es entstanden die prächtigen Neubauten der Fran Julie Pauser in der Ringstraße, das Hofmann'sche Haus in der Gartengasse; ferners das villa¬ artige Wohnhaus des Kupljen in der Karolinenstraße, das Haus des Matzenauer in der Giselastraße. 110 Das in edelstem Style gehaltene zweistöckige Wokaun'sche Haus in der Herrengasse entstand ebenfalls in diesem Jahre. Die Villa des Notars Detiöek in der Grabengasse wurde ausgebaut. 1890. In dem Jahre 1890 wurde der obere Theil des Hauptplatzes gegen die Herrengasse zu, mit Granitwürfeln gepflastert. In diesem Jahre wurde eine feuerpolizeiliche Revision sämmtlicher Bauobjecte der Stadt vorgenommen und es wurden die dabei zu Tage getretenen Gebrechen abgestellt. Die Kanäle in der Giselastraße und in der Ringstraße gelangten in diesem Jahre zur Durchführung; dieselben haben einen eiförmigen Durchschnitt und sind aus Beton hergestellt; die Ausführung besorgte die Firma Rella und Neffe in Wien; ebenso wurde ein derartiger Kanal in der Gartenstraße hergestellt. Der alte hölzerne Brückenkopf des Sannsteges am linken Ufer machte einem gemauerten Brückenköpfe Platz und es wurde daselbst eine kleine Anlage zu beiden Seiten der Kastanienbäume gemacht. In diesem Jahre wurde auch der Bau einer neuen Landwehrkaserne beschlossen; ferner wurde, nachdem die Localitäten des Kreisgerichtes in räumlicher Hinsicht dem gesteigerten Bedürfnisse nicht mehr entsprachen, ein Zubau zum Klostwgebäude aufgeführt und auf den rückwärtigen Trakt ein Stockwerk aufgesetzt. Weiters wurde der Stadtingenieur beauftragt, den Plan und Kostenvoranschlag für eine eiserne Brücke über die Sann an Stelle der Kapuzinerbrücke zu verfassen. Das Theatergebäude erhielt im Jahre 1890 eine Heißwasserheizung, welche von der Firma Kurz, Rietschel und Henneberg in Wien ausgeführt wurde. Die Stadtpfarrkirche erhielt in diesem Jahre ein neues Geläute, welches die Firma Samassa in Laibach herstellte. Die Bauthätigkeit war auch im Jahre 1890 eine sehr bedeutende; außer dem bereits erwähnten Zubaue zum Kreisgerichtsgebäude wurden die Wohnhäuser Tschantsch und Leber in der Gartengasse erbaut, ferner das Haus der Katharina Hecht in der Giselustraße, das deutsche Prediger¬ haus in der Rathhausgasse, das zweistöckige Eckhaus des Zimniak in der Ringstraße, das Haus des Teppei in der Hermanngasse, der Um- und Zubau des Franz Pachiasfo in der Theater- und Grabengasse; der Villa- Umbau Rockenstein in der Laibacherstraße; Josef Weber baute ein zwei¬ stöckiges Wohnhaus am Kaiser Franz-Josefs-Quai. 111 Der Gasthof „zum Engel" bekam eine neue Fayade. Das für die Stadt CM wichtigste Ereignis dieses Jahres ist der Beginn des Baues der Bahnlinie CM-Wöllan. Schon im Jahre 1871 hatte die Stadtgemeinde CM die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine Bahnlinie CM-Nnterdrauburg erlangt; im Jahre !872 wurde unter Leitung des Ingenieurs Würzer die Tracirung vorgenommen; es waren mehrere Varianten angenommen worden, und zwar die gegen¬ wärtige Linie, dann eine Linie über Weitenstein mit Umgehung des Schall- thales, dann über Großpirefchitz durch den Helfenberger Graben; eine Linie war über Hochenegg-Neuhaus nach Wöllan projectirt. Die Stadtgemeinde CM hat das gesammte Detailproject für diese Linie mit beträchtlichem Kostenaufwande anfertigen lassen; zu Ende der 1880er Jahre nahm die Unternehmung Lapp und Klemensiewicz den Bau in die Hand, um das Schallthaler Kohlenlager aufzuschließen; es wurde mit dem Baue schon begonnen, als das steiermärkische Land das Project erwarb und die Bahn durch die schon erwähnte Unternehmung als Landes¬ bahn erbauen ließ; die Stadtgemeinde CM leistete hiezu einen Beitrag von 3000 sl., den sie schon vorher der Unternehmung zugesichert gehabt hatte. Das Streben der Stadtgemeinde, die Trace etwas weiter außer die Stadt zu verlegen, fand keine Berücksichtigung. In der Ringstraße wurden in diesem Jahre zwei Uebergänge aus 1891. Granitwürfeln hergestellt. In diesem Jahre wurde beschlossen, Pläne für den Neubau eines Bezirksgerichtsgebäudes, eventuell den Aufbau eines dritten Stockwerkes auf das Rathhaus verfassen zu lassen. Im August dieses Jahres wurde die Entfernung der alten Häuser mit ihren Steinstiegen am Kaiser Josefs-Platz durchgeführt und der Platz regulirt. Das Bauprogramm für die neue Landwehrkaserne wurde genehmigt und die Verfassung der Pläne und des Voranschlages durchgeführt. Die Pflasterung des Hauptplatzes wurde in diesem Jahre vollendet. Für die Anschaffung des Wetterhäuschens aus der Grazer Landes- Ausstellung wurde eine Sammlung eingeleitet, welche den Betrag pr. 360 Gulden ergab; das Häuschen wurde vom Verschönerungsvereine angekauft und am Stadtparke gegenüber dem Sannstege aufgestellt. 112 Nebst vielen anderen Verschönerungen, welche in diesem Jahre an¬ läßlich der Kaiserreise in der Stadt vorgenommen wurden, wurde auch die Kaiser Josefs-Statue renovirt. Vor dem Webec'schen Hause am Kaiser Franz-Josefs-Platze wurde von der Kapuziner-Brücke abwärts ein Theil des Quais ausgeführt. Der Standplatz für Schaubuden, welche bisher im Stegcnschek'schen Garten in der Sanngasse aufgestellt wurden, wurde in diesem Jahre auf das kleine Glacis verlegt. In der Gemeinde-Ausschuß-Sitzung wurde ein schon seit mehreren Jahren in Aussicht genommenes Project, nemlich die Einbeziehung einer Zukunftstraße vom Kaiser Josef-Platze zur Insel längs der Mauer der Burgkaserne, endgiltig zum Beschlüsse erhoben. An Neubauten entstanden in diesem Jahre folgende Objecte: Das Haus des Kampleth in der Langenfeldgasse, das dritte Haus des Josef Weber, der Zubau zum Gebäude der Volksschule Umgebung Cilli in der Neugasse, dann der Umbau des Topolak'schen Hauses in der Laibacherstraße. Für das zweite Kupljen'sche Wohnhaus in der Carolinengasse wurde ebenfalls noch in diesem Jahre der Bau-Consens ertheilt. Das Haus des Apothekers Adolf Mareck erhielt eine prächtige, moderne Fayade, wodurch der Hauptplatz und die Bahnhofgasse wesentlich verschönert wurde. 1892 3" diesem Jahre, mit welchem der 25jährige Bestand des Gemeinde¬ statutes für die Stadt Cilli abgeschlossen wurde, sind folgende Neubauten in Angriff genommen worden: Das Haus Riesbeck (eine zweistöckige Villa in der Carolinenstraße), das zweistöckige Wohnhaus der Frau Tauchmann in der Grabenstraße, das neue zweistöckige Wohnhaus des Georg Strauß in der Gartengasse, das einstöckige Haus des Johann Zamparutti in derselben Gasse, dann die Villa des Majors Higersperger in der Hermanngasse; auch das Kupljen'sche Haus wurde in diesem Jahre vollendet. Das Haus des Victor Wogg am Hauptlatze erhielt eine geschmackvolle neue Farade. Auch mit dem Baue der neuen Landwehrkaserne wurde in diesem Jahre begonnen. Viel, sehr viel ist in baulicher Beziehung in der Stadt Cilli im ab¬ gelaufenen Vierteljahrhundert geschehen und, wie die Anzeichen vorhanden sind, wird im Verlaufe der Zeit die Bauthätigkeit sich von Jahr zu Jahr 113 steigern. Es sind alle Bedingungen hiesür im vollsten Maße vorhanden und noch immer herrscht in Cilli kein Ueberfluß an Wohnungen, ja, zur Zeit der Fremdeusaison im Sommer übersteigt die Nachfrage den Anbot; überhaupt ist Cilli infolge seiner äußerst lieblichen Umgebung, seiner gesunden Lage, der Freundlichkeit seiner Bevölkerung ein von jedermann gern aufgesuchter Ort; im heurigen Jahre haben 4600 Fremde in unserer Stadt geweilt, und jeder hat gerne darin geweilt, und den Wunsch ge¬ äußert, wiederzukehren. Vielen aber hat Cilli so gefallen, daß sie ihren häuslichen Herd hier ganz aurgeschlagen haben und gar manche wohlhabende, distinguirte Familie ist zu bleibendem Aufenthalte nach Cilli übersiedelt. Cilli wird auch bei der nächsten Volkszählung nicht nur einen be¬ deutenden baulichen Aufschwung, sondern auch eine beträchtliche Bevölke¬ rungszunahme zu verzeichnen haben. 15 IIL. Vcrmöqen der Stadtgemeinde. Wirthschuftlichv Gebarung. Im Jahre 1867 wurden von der Stadtgemeinde Cilli Gcmeinde- zuschläge zur directcu Steuer mit 50 eingehoben, welche im Jahre 1873 auf 35 im Jahre 1884 auf 32 reducirt ivurden. Und welche finanzielle Aufgaben hatte die Gemeinde in den abgelanfenen 35 Jahren zu erfüllen! Wie viel mußte die Gemeinde stets auf allen Gebieten leisten! Es erfolgte der Umbau des Klostergebändes für das k. k. Kreis¬ gericht, der Umbau der Grafei zur Unterbringung der Schulen, es wurde die Laßnig'sche Lederfabrik für die Landwehr als Kaserne adaptirt; der Neubau des Theaters, welches an Stelle des alten, im Jahre 1875 von der Gemeinde erworbenen Gebäudes errichtet wurde, die Er¬ werbung der Reiterrealität, die Errichtung der beiden Friedhöfe, der An-' kauf der sogen. Hudicek-Rcalität im Stadtwalde, der Zubau zum Krcis- gerichtsgebäude, die Erwerbung der Realität der Frau v. Guggemnoß in der Bahnhosgasse und der Realität des Majors Higersperger am Leisbcrg; all' dies füllt in die Zeit der Wirksamkeit des Gemeinde-Statutes, ebenso der Beginn des Baues der neuen Landwehrkaserne. Wie aus dem II. Theile zu ersehen, hat die Gemeinde Bedeutendes geleistet in Herstellung von Pflasterungen, Kanalisirungen, Straßenbeleuch¬ tung; kein gemeinnütziges Unternehmen blieb ohne Unterstützung der Ge¬ meinde. Selbstverständlich mußten die Mittel zu so bedeutenden Unternehm¬ ungen durch Darleihen aufgebracht werden, welche auf dem liegenden Be¬ sitze der Stadtgemeinde sichergestellt wurden, und die Steuerträger nicht belasten. Im Jahre 1872 wurden für die Ausnahme in den Gemeindcvcrband Gebühren von 5—10 sl. festgesetzt, welche mit dem Landesgesetze vom 4. Dezember 1881 auf 200 fl. erhöht wurde. Im Jahre 1884 wurde die Zinskreuzer-Austage eiugeführt. 115 Im selben Jahre wurde auch die seit dem Jahre 1863 eingeführte Hundesteuer per 2 fl. auf den Betrag von 4 fl. per Hund erhöht. Die Stadtgemeinde hebt ferner noch einen 15 Öligen Zuschlag zur Verzehrungssteuer von Fleisch, Wein- und Obstmost, sowie eine Auflage von dem zur Einfuhr in die Stadt gelangende Bier, Branntwein und Spiritus. Es ist ein erfreuliches Zeichen einer klugen und vorsichtigen Finanz¬ gebarung, daß die Gemeindezuschläge zur directen Steuer trotz der großen Opfer, welche für die Entwicklung der Stadt gebracht wurden, von 50 auf 32 herabgemindert werden konnten. Hier müssen noch besonders hervorgehoben werden die reichlichen Beitrage, welche der Stadtgemeinde alljährlich zu gemeinnützigen Zwecken von der Sparcasse der Gemeinde von den Gebarungsüberschüssen zur Verfügung gestellt werden, mW welcher Zuschuß im Jahre 1891 circa 17.000 stl. betrug. Weiters sind noch die städtischen Gefälle eine schöne Einnahmsquelle. Das Mauthgefälle, welches in den 1860er Jahren verpachtet war und dessen Betrieb in eigener Regie ein großes Verdienst des verstorbenen Max Stepischnegg ist, wirft einen Reinertrag von 4000 fl. ab. Was das Marktwesen anbelangt, so wurden die Wochenmärkte in Cilli schon im Jahre 1876 eingeführt; im Jahre 1882 wurde die Einführung vön Viehmärkten angeregt. Im Jahre 1885 wurde die neue Marktordnung für Wochen-, Jahr- und Viehmürkte in Cilli, wie sie heute besteht, genehmigt; insbesondere die Wochen- und Viehmärkte haben einen bedeutenden Aufschwung genommen, so daß die Platzgefälle, welche über Antrag Gustav Schmidt in eigener Regie eingehoben werden, einen Reinertrag von 2000 fl. abwerfen. Hin¬ sichtlich des Zustandekommens und der Organisirung dieser Märkte muß insbesondere dem Gemeinde-Ausschüsse Gustav Schmidl, hinsichtlich der Vieh¬ mürkte dem Gemeinde-Ausschüsse Georg Skoberne ungeteilte Anerkennung ausgesprochen werden. Die geregelte Finanzgebarnng der Stadtgemeinde Cilli hat aber zumeist darin ihren Grund, daß Bürgermeister Dr. Neckermann seit jeher auf eine genaue Aufstellung des Voranschlages für den Gemeinde-Haus- Halt hielt und daß er strenge darauf sah, daß der Voranschlag genau ein- gehalteu und nicht unnöthig überschritten wurde. 15' 116 Der Realbesitz der Stadtgemeinde CM besteht in folgenden Objecten: u) H a u s r e a l i t ä t e u: 1. Rathhaus, (Steierin. Landtafel Dom. XIX Fol. 1056) Rathhans- gasfe Nr. 13. 2. Kreisgerichtsgebäude, (Steierin. Landtafel, Dom. XVIII Fol. 1056), Rathhausgasse Nr. 10. 3. Grafeigebäude (Steierin. Landtafel, Dom. XXVIII Fol. 355), Schulgasse Nr. 15. 4. Theatergebaude (Einlage Zahl 278 Catastral - Gemeinde Stadt CM), Theatergasse I I. 5. Altes Schulgebäude (Einlage Zahl 279 und 280 Catastral-Gemeiude Stadt CM), Kirchplatz 9/10. 6. Bahnhofgasse Nr. 12 (vormals Guggenmoß), Steierm. Landtafel Dom. VIII Fol. 126). 7. Landsturm-Magazin (Grundbuchseinlage Zahl 387, Catastral-Gemeiude Stadt CM), Caroliuengasse Nr. 8. 8. Bürgerspital (Einlage Zahl 290, Catastral-Gemeinde Stadt CM), Spitalgasse Nr. 23. 9. Mauthaus, Laibacherstraße Nr. 8, (Einlage Zahl 284, Catastral- Gemeinde Stadt CM). 10. Mauthaus, Grazerstraße Nr. 25 (Einlage Zahl 281, Catastral-Ge- meinde Stadt CM). I I. Zubau zum Ghmnasialgebäude, Sanngasse (EinlageZahl 287, Catastral- Gemeinde Stadt CM). 12. Städtische Brückeuwage. 13. Alte Landwehrkaserne, Gaberje (Gruudb. Einlage Zahl 293 und 294, Catastral-Gemeiude Unterkötting). 14. Pulverthurm und Wachthaus am Galgenberge (Einlage Zahl 69, 70, 71, 77, Catastral-Gemeiude Unterkötting), Flächenmaß 1 Zoch, 949 (Zo— 91 Ar 68m^. 15. Friedhof am Galgenberge, Einlage Zahl I92,266,274,Catastral-Gemeinde Unterkötting, Flächenmaß 2 Zoch 764 — 1 Hu. 42 ur 58 M. 16. Städt. Friedhof in Tschreth (Einlage Zahl 149, 165 u. 172, Catastral- Gemeinde Tüchern), Flächenmaß 4 Zoch 1005 (Zst — 2 Ha. 84 ur 68 M. 117 17. Reiterberg (Einlage Zahl 98, Cntastral-Gemeinde Leisberg), Flächen¬ inhalt 17 Joch 1075 (D" — 10 Ila. 16 ar 91 in?. 18. Higerspcrger Realität, (Einlage Zahl 7, 8, 9, Catastral-Gemeinde Leisberg, Flächeninhalt 32 Joch 896 --- 18 11a. 73 ar 74 in?. 19. Josefikirche sammt Nebengebäude, (EinlageZahl 109 und 260 Cata- stral-Gemeinde Schloßberg). 20. Stadtbergrealität (vormals Hudiček Einlage Zahl 84, Catastral-Ge- meinde Schloßberg), Flächeninhalt 8 Joch 472 sZ" — 4 Ila. 77 ar 34 in?. b) Unbehauste Realitäten: 1. Exercirplatz, sogen. ..kleines Glacis" (Einlage Zahl 283, Cataftral- Gemeinde Stadt Cilli) Flächeninhalt 10 Joch 840 O)" — 6 Ila. 5 ar 67 in?. 2. Weide vor dem Militärspitale (Einlage Zahl 291, Catastral-Gemeinde Stadt Cilli) Flächenmaß 177 — g g? m?. 3. Garten bei der vormals Guggenmoß'schen Realität (Einlage Zahl 334, Catastral-Gemeinde Stadt Cilli) Flächeninhalt 1379 — 49 ar 60 in?. 4. Stadtpark (Einlage Zahl 6, Catastral-Gemeinde Leisberg) Flächen¬ inhalt 7 Joch 49 sZ» 4 Ila. 4 ar 58 in?. 5. Stadtwald (Einlage Zahl 24, Catastral-Gemeinde Schloßberg), Flächen¬ inhalt 301 Joch 248 (s)" — 173 Ila. 30 ar 47 in?. 6. Josefiwald (Einlage Zahl 26, Catastral-Gemeinde Schloßberg), Flächen¬ inhalt 29 Joch 21 lZ° --- 16 Ila. 69 ar 61 in?. IV. Schulwesen 1867 bis 1870. 1870 bis 1876. Uliterrichtsaiistalteil. Im Jahre 1867 bestand das k. k. Staatsgymnasium und die alte Kreishauptschule, welche iu jenem Gebäude am Kirchplatz uutergebracht war, welches heute noch die Aufschrift „Kreishauptschule" trügt. Außerdem bestand eine zweiclassige k. k. Unterrealschule, welche mit Eröffnung der Bürgerschule ausgelassen wurde. Um in Schulangelegenheiten und bei Besetzungen von Lehrstellen sich die möglichste Unabhängigkeit zu wahren, beschloß die Gemeindevertretung über Antrag des eigens hiefür gewühlten Comitös, dessen Obmann Dr. Josef Neckermann war, eine eigene Massige städt. Communalschule zu errichten; hiebei wurde die Bedingung der deutschen Unterrichtssprache und des Ernennungsrechtes der Lehrer aufgestellt. (1868) Die Gemeinde Um¬ gebung CM wendete sich an die Gemeindevertretung der Stadt mit der Bitte, die Gemeinde, wie bisher an der Kreishauptschule, so auch an der zu errichtenden Communalschule theilnehmen zu lassen, was unter der Be¬ dingung zugestanden wurde, daß die Gemeinde Umgebung Cilli einen Bei¬ trag von 300 sl. zu den Schullasteu zu tragen habe, im übrigen jedoch auf die Schule keinen Einfluß ausüben dürfe. Es wurden 4 Lehrstellen systemisirt und zwar mit den Bezügen von 350 fl., 400 fl., 500 fl. und 600 sl. und einer Zulage von 100 fl. für den Schulleiter. Im Jahre 1869 wurden diese Lehrstellen besetzt und es wurden angestellt die Lehrer Gregor Triebnigg, August Tisch, Johann Miklautz und Josef Bobisut; mit der Schulleitung wurde der Lehrer an der Real¬ schule, Josef Zangger betraut. Die 2classige Mädchenschule war im Koder- mann'schen Hause in der Herrengasse untergebracht. Mit der Schulleitung wurde nach Rücktritt Zauggers Lehrer Triebnigg betraut. Die Functionsperiode des ersten, nach dem neuen Volksschulgesetze gewühlten Stadtschulrathes dauerte von 1870 bis 1876; der Stadtschul¬ rath bestand .aus folgenden Mitgliedern: Dr. Josef Neckermann, Vor- 119 sitzender; Dr. Carl Higersperger, Stellvertreter des Vorsitzenden; Anton Hluscik, k. k. Gymnasialprofessor; Johann Kruschitz, Religionslehrer am Gymnasium; Wenzel Mareck, k. k. Gymnasialprofessor; Moriz Snjovitz, k. k. Notar; Gregor Triebnigg, Oberlehrer; Josef Wokaun, Fabriks¬ besitzer; Dr. Gustav Lindner, k. k. Gymnasialprofessor. welcher als erster Stadtschulinspector bestellt worden war. Im Jahre 1870 besuchte Statthalter Freiherr von Kübeck die städtischen Schulen in Cilli. Im Jahre 1872 wurde Professor Wenzel Marcck zum Stadtschul- Jnspector ernannt. Im Jahre 1879 wurde die 2classige Mädchenschule zu einer selbst¬ ständigen. Iclassigen Mädchenschule erweitert und zum Oberlehrer und Leiter derselben Josef Bobisut ernannt. Im Jahre 1873 wurde der mit großem Kostenaufwande von der Gemeinde umgebaute westliche Grafeitrakt von der städt. Knabenschule bezogen und feierlich eröffnet, während im westlichen Trakte die neu er¬ richtete landschaftliche Bürgerschule und die städt. Mädchenschule ihr Heim fanden. Für die erste Einrichtung der Bürgerschule hat die Stadtgemeinde Cilli überdies einen Beitrag von 8000 fl. geleistet. Schon im Jahre 1868 hat die Stadtgemeinde die Einführung des obligaten Turnunterrichtes in den städt. Schulen beschlossen und wegen Beistellung der Lehrkraft hiefür mit dem Turnvereine ein Abkommen ge¬ troffen ; in besonderer Fürsorge für den Turnunterricht hat demnach die Stadtgemeinde in dem Knabenvolksschnlgebände eine schöne, geräumige Turnhalle für die Bürgerschule und die Volksschulen erbaut. Der Stadtgemcindc Cilli und ihrem Bürgermeister Dr. Neckermann ist für diese That, für die Schaffung eines würdigen Heim für die Schulen in der Schulchronik auch die wärmste Anerkennung und der größte Dank ausgesprochen. Im Jahre 1874 wurde zum Stadtschulinspector der k. k. Gymnasial- Professor Peter Končnik ernannt. In diesem Jahre wurde auch die Ausschulung der Gemeinde Um¬ gebung Cilli und die Errichtung einer eigenen Schule für dieselbe durch - geführt. 120 Im Jahre 1875 wurden die städt. Schulen vom Landesschulinspector Joh. Alex. Rozek eingehend inspiciert; in diesem Jahre besichtigte auch Statthalter Freiherr von Kübeck das neue Knabenschulgebäude und sprach sich höchst anerkennend darüber aus. 1876 Am 4. März 1876 starb der als tüchtige Schulman» und Musiker iooi bekannte Oberlehrer Gregor Triebnigg; sein Tod erregte die tiefste Theil- nahme der Bevölkerung. Zum Oberlehrer an der Knabenschule wurde au Stelle Triebnigg's der Oberlehrer Franz Blümel aus Neuberg ernannt. Die im Jahre 1873 errichtete provisorische 5. Elaste an der Knabenschule wurde 1876 wegen zu geringer Frequenz aufgelassen und eine Parallelclasse zur 4. Classe errichtet, in welcher Schülern der Um¬ gebung Gelegenheit geboten wurde, die deutsche Sprache in Wort und Schrift zu erlernen. Im September 1876 tagte in Cilli der steierm. Lehrerbund; die Hauptversammlung fand im Casinosaale statt; die Stadt war festlich be¬ flaggt, im Gartensalon brim „Löwen" fand eine Festliedertafel unter Mit¬ wirkung des Cillier Männergesangsvereines und der Stadtmusik statt; der Reinertrag derselben pr. 48 fl. 52 kr. wurde zur Anschaffung von Lehr¬ mitteln für arme Schulkinder gewidmet. Für die zweite Functiousperiode (1876—1881) bestand der Stadt¬ schulrath aus folgenden Mitgliedern: Dr. Josef Neckermann, Vorsitzender; Dr. Carl Higersperger, Vorsitzender-Stellvertreter; Franz Robitsch, Pros, der k. k. Lehrerbildungsanstalt Marburg, Stadtfchulinspector; Johann Kruschitz, Gymnasialproseffor; Johann Miklautz, Lehrer; Moriz Sajovitz, k. k. Notar; August Tisch, Bürgerschullehrer; Wenzel Mareck, Gymnasial- Professor; Josef Bobisut, Oberlehrer. Im Jahre 1877 wurde der Gedenktag (9. Juni) des 100jährigen Bestehens der Volksschulen in Cilli festlich begangen. Ain 9. Juni 1777 nemlich wurde unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia die da¬ malige einclassige Pfarrschule iu Cilli in eine dreiclassige staatliche Volks¬ schule umgewandelt. Jni Jahre 1878 wurden die städt. Volksschulen durch den Landes- Schulinspector Rozeck inspizirt, welcher sich über die erzielten Erfolge höchst befriedigend aussprach. 121 Nachdem schon im Jahre 1875 an der Bürgerschule ein gewerblicher Lehrcurs für Gesellen und Lehrlinge errichtet worden war, wurde im Jahre 1878 eine eigene gewerbliche Fortbildungsschule errichtet, in welcher anfangs 128 Lehrlinge in zwei Abtheilungen wöchentlich dreimal unter¬ richtet wurden. Die Zahl dieser Lehrlinge steigerte sich von Jahr zu Jahr; zur Förderung dieser Schule wurde 1879 ein aus 5 Meistern bestehender Anf- sichtsralh für dieselbe vom Stadtschulrathe gewählt. Im Jahre 1880 wurde für die gewerbliche Fortbildungsschule eine Staatssubvention von 100 fl. jährlich bewilligt. Am 28. Mai 1881 starb der Lehrer Josef Lever der städt. Knaben¬ schule an einer Krankheit, die er sich im Dienste als Wehrpflichtiger bei der bosnischen Occupaton vom Jahre 1878 zugezogen hatte. In diesem Jahre wurde Johann Miklautz zum Oberlehrer der städt. Knabenschule ernannt. Für die folgende Functionsperiode des Stadtschulrathes (1881 —1887) erscheint derselbe in folgender Weise zusammengesetzt: Dr. Josef Neckermann, Vorsitzender; Dr. Carl Higersperger, Stell¬ vertreter des Vorsitzenden; Georg Kaas, Stadtschnlinspektor; Josef Weiß, als Fachmann; Johann Kruschitz, Gymnasialprofessor; Josef Bobisut, Oberlehrer; Wenzel Mareck, Gymnasialprofessor; Moriz Sajovitz, k. k. Notar; August Tisch, Bürgerschullehrer. Im Jänner 188 l starb Oberlehrer Johann Miklautz, damit verlor die Schule einen strebsamen, eifrigen Lehrer und tüchtigen Leiter. Jin Jahre 1882 übernahm Oberlehrer Josef Bobisut die Leitung der Knabenschule, Josef Weiß wurde damals zum Oberlehrer an der Mädchenschule ernannt. Am 15. April 1883 wurde der von der Gemeinde errichtete „öffent¬ liche Kindergarten der Stadtgemeinde CiUi" eröffnet; als Kindergärtnerin wurde Fräulein Johanna Haroldt bestellt: die Jahressubvention der Stadt- gcmeindc für diesen Kindergarten wurde mit 300 fl. festgesetzt, und von der Sparcasse der Stadtgemeinde Cilli gleichfalls mit 300 fl.; arme Kinder finden unentgeltliche Aufnahme. Die gewerbliche Fortbildungsschule wurde im Jahre 1883 mit der Wirksamkeit der neuen Gewerbeordnung neu organisirt. Dieselbe gliederte sich nun in eine Vorbereitnngsclasse und zwei Classen der Fortbildungs- 16 1882 bis 1888. 122 schule; zum Leiter derselben wurde Oberlehrer Bobisut bestellt. Die Stadt- gemeiude hat anläßlich der Organisation der gewerbl. Fortbildungsschule auf eigene Kosten den Zeichensaal dieser Anstalt vollständig eingerichtet. Am 1. Dezember 1883 wurde die von den hochherzigen Frauen Marie Neckermann, Anna Huth, Anna Hummer, Susanne Negri, Elise Pogatschnigg und Mina Stiger gegründete Wärmstube für arme Kinder der städtischen Volksschulen eröffnet. Im Zahre 1884 wurde die höhere Töchterschule des Fräuleins Emilie Haußenbüchel gegründet. Am 14. März 1885 starb der wackere Jugendfreund Johann Ritter von Resingen, welcher zum Zwecke der Errichtung eines Asyls für verwahr¬ loste Jugend 6 Stück Rudolfsbahn-Prioritäten ä 1000 fl. vermachte. Am 10. Juni 1886 wurden die städt. Schulen vom Statthalter Freiherrn von Kübeck mit seinem Besuche beehrt. Im Dezember 1886 wurde dem Oberlehrer Josef Bobisut infolge seines verdienstvollen Wirkens der „Directortitel" verliehen. Im Jahre 1887 wurde der Privat-Kindergarten des Schulvereines für Deutsche errichtet; Fräulein Anna Sima wurde als Kindergärtnerin an demselben bestellt. Dieser Kindergarten wurde 1890 ebenfalls in die Erhaltung der Gemeinde übernommen. Für die folgende Functionsperiode (1887—1893) wurde der Stadt¬ schulrath in folgender Weise zusammengesetzt: Dr. Josef Neckermann, Vorsitzender; Dr. Carl Higersperger, Stell¬ vertreter des Vorsitzenden; Johann Levitschnigg, Professor an der Lehrer¬ bildungsanstalt, Stadtschulinspector; Johann Kruschitz, Gymnasialprofessor; Josef Weiß, Oberlehrer; Josef Bobisut, Volksschuldirector; Dr. Eduard Glantschnigg, Advocat; Moriz Sajovitz, k. k. Notar; August Tisch, Bürger¬ schullehrer. Im Jahre 1887 starb Moriz Sajovitz und an seine Stelle wurde Dr. Johann Sajovitz, Advocat, in den Stadlschulrath gewühlt. Am 14. April 1888 inspizirte Landesschulinspector Rozek die städt. Schulen. Im April 1888 starb das langjährige Stadtschulrathsmitglied Dr. Carl Higersperger; an seine Stelle wurde der Handelsmann Gustav Schmidi als Mitglied des Stadtschulrathes gewählt. 123 An der untersteirischen Regional-Ausstellung vom Jahre 1888 be- theiligte sich die gewerbliche Fortbildungsschule mit Schülerarbeiten, welche mit dem höchsten für die Section „Schulwesen" bestimmten Preise, der silbernen Verdienstmedaille ausgezeichnet wurden. Die Leitung dieser Ausstellungs- section führte Director Bobisut. Im Jahre 1889 übersiedelte das Mitglied des Stadtschulrathes, ,889 Dr. Eduard Glantschnigg nach Marburg; Dr. Glantschnigg hat in opfer- bis willigster Weise nach Auflösung des „Schulvereines für Deutsche" dessen ^92, Privatkindergarten, um ihn vor dem Eingehen zu retten, in die Erhaltung auf eigene Kosten übernommen. An seiner Stelle wurde Dr. Josef Hoisel als Stadtschulrathsmitglied gewählt. Die gewerbliche Fortbildungsschule Cilli betheiligte sich auch mit ihren Schülerarbeiten an der steiermärkischen Landesausstellung vom Jahre 1890 und erhielt hiebei den ersten Preis; sie war die einzig vertretene gewerb¬ liche Fortbildungsschule des Landes und das Hauptverdienst hiebei gebührt dem Director Bobisut und den tüchtigen Lehrkräften der Knabenschule. Im Jahre 1891 schied Landesschulinspector Rozek aus seinem Amte; zu feinem Nachfolger wurde Dr. Conrad Jarz ernannt, welcher die städt. Schulen auch im Jahre 1891 inspizirte. Im Jahre 1891 wurde auch die bisher vom kaufmännischen Ver¬ eine zur Erhaltung einer Sonntagsschule für Handlungspraktikanten und Lehrlinge erhaltene Schule zur „Kaufmännischen Fortbildungsschule des Handelsgremiums in Cilli" umgestaltet. Jetzt, im Jahre 1892, besteht der Lehrkörper der städtische» Schulen ans folgenden Lehrkräften: u) Knabenschule: Volksschuldirector Josef Bobisut; Mathäus Kreßnik, Jakob Goriupp, Ferdinand Dominig, Ferdinand Wolf; b) Mädchenschule: Oberlehrer Josef Weiß; Willibalde Michelak-Karlin, Auguste Ureutz, Sofie Globotschnigg, Friederike Hallada, Antonie Eillitz, Jndustrielehrerin. Als Religionslehrcr wirkt an der Knabenschule der Kaplan Anton Nancigaj, an der Mädchenschule der deutsche Prediger Josef Atteneder. Als Turnlehrer für beide Schulen fungirt August Tisch, Bürger¬ schullehrer. 16* 124 Die städtischen Schulen Cilli's waren voll jeher mustergiltig geleitet und besaßen vorzügliche Lehrkräfte, weshalb auch die Lehrerfolge stets aus- gezeichnete waren. Die Stadtgemeinde h.gt und pflegt auch diese Schule auf das Sorg¬ fältigste, sie hat für ein allen sanitären und sonstigen Anforderungen ent¬ sprechendes Heini für dieselbe Sorge getragen und hiebei große materielle Opfer gebracht; von Jahr zu Jahr trägt sie zur Erhaltung und Förderung der Schule über 4000 fl. bei, durchdrungen von dem Bewußtsein, daß die Sorge für die geistige Ausbildung ihrer Jugend ihre schönste und wichtigste Pflicht ist. Ain k. k. Staatsghmnasium in Cilli wirkte im Jahre 1867 folgender Lehrkörper: Josef Premru, Director; Johann Oreschek, Wenzel Marek, I)r. Gustav Lindner, Franz Hafner, Emerich Größmann, Johann Huber, Josef Ginner, Anton Hluseik, Anton Fichna, Conrad Pasch, Johann Krufchitz, als Professoren; Michael Polgar, Josef Gnggenberger, als Supplenten. Veränderungen im Lehrkörper des Gymnasiums in den einzelnen Schuljahren: 1867/68 -3" den Lehrkörper trat Supplent Peter Končnik ein; ansgeschieden sind: Michael Polgar nach Krainburg, Fran; Hafner nach Görz, Josef Guggen- berger, Ginner nach Marburg. 1868/69. Eingetreten sind: Josef Palla, Lothar Warmuth, Hermann Venedig, Supplenten; Blas Hrovath, 1)r. Carl Hirsch, Franz Korp, Professoren. Ausgeschieden sind: Konrad Pasch nach Linz, Josef Palla, War¬ muth und Venedig, Blas Hrovath nach Laibach, Anton Fichna und Peter Končnik nach Pettau. 1869/70. Eingetreten sind: Die Supplenten Christian.Kröll, Josef Pravdic, Josef Podgoršek, der Professor Valentin Kermavner. Ansgeschieden sind: Josef Podgoršek, Franz Korp nach Marburg, Christian Kröll nach Pettau. 1870/71. Eingetrctcn sind: Professor I)r. Ambros Schmidt, die Supplenten Carl Glaser und Carl Kummer. Ansgeschieden sind: Carl Kummer nach Triest, Josef Pravdiö. 1871/72. Eingetreteu sind: Die Supplenten Josef Pogatscher, Anton Santel, Josef Ogorek, Franz Orosek. 125 Äusschieden sind: Dr. Gustav Lindner nach Prachatitz, Dr. Schmidt nach Krems, Pogatscher, Santel nach Görz, Glaser nach Pettau. Eingetreten sind: Die Professoren Dr. Ferdinand Maurer, Michael 1872/73. Zolgar, Albert Fietz, die Supplenten Johann Moser, Anton Pischetz. Ausgeschieden sind: Großmann (durch Tod), Kermavner nach Lai¬ bach, Ogorek, Moser, Pischek nach Gottschee. Eingetreten sind: Die Professoren Albert von Berger, Johann P. 1873/74. Ploner, die Supplenten Valentin Ambrusch, Dr. Carl Reissenberger. Ausgeschieden sind: Director Premru, Huber durch Tod, Hirsch und Maurer nach Graz, Ambrusch. Eingetreten sind: Als Director Dr. Franz Svoboda, die Professoren 1874/75. Peter Končnik, Franz Krasan, Adalbert Deschmann. Ausgeschieden ist Franz Orosec. Eingetreten ist Vincenz Golob; ausgeschieden niemand. 1875/76. Eingetreten sind: Alois oon West, Franz Breznik; nusgeschieden 1876-77. sind: Oreschek durch Tod, Peter Končnik und Reissenberger nach Graz; Golob ' Eingetreten sind: Professor Anton Mahr, Supplent Josef Weiß. 1877/78. Ausgeschieden sind: Breznik, West und Weiß. Eingetreten sind: Die Professoren Johann Licßkounig, Andreas Gubo, 1878/79. der Supplent Alfred Heinrich. Ausgeschieden sind: Hluscik (durch Tod), Berger nach Marburg. Eingetreten sind: Die Supplenten Anton Kossi und Karl Schleifer. 1879/80. Ausgetreten ist Krasan nach Graz. Eingetreten ist Supplent Fran; Ricdermayer; ausgeschicden sind: 1880/81. Schleifer und Nicdermaier. Eingetreten ist Professor Anton Pischek; ausgeschieden niemand. 1881/82. Eingetreten sind: Als Director Peter Končnik, Professor Dr. Carl 1882/83. Kreipner. Ausgsichieden sind: Director Svoboda »ach Klagenfurt, Heinrich nach Graz. Eingetreten ist Supplent Engelbert Pototschnigg; ausgetreten sind: 1883/84. Mareck, Deschmann nach Graz. Eingetretrcten sind: Die Professoren Hermann Nöck, Michael Knittl, 1884/85. die Supplenten HuA> Schwendenwein, Blas Matek. Ausgetreten sind: Nöck nach Bozen, Schwendenwein nach Marburg. 126 1885/86- Eingetreten ist Professor vr. Andreas Wretschko; ausgetreten ist Kreipner nach Graz. 1886/87. Eingetreten sind: Professor Matthäus Kurz, Josef Richter, Supplent; ausgetreten sind: Mayer und Richter. 1887/88. Eingetreten sind: Professor Carl Riedel und Supplent Franz Klein; ausgetreten ist Klein. 1888/89. Ausgeschieden ist Riedel durch Tod. 1889/90. Ausgeschieden ist Zolgar durch Tod 1890/91 Eingetreten sit Professor Michael Zavadlal, ausgeschieden Professor Gubo nach Graz. 1891/92. Eingetreten sind: Professor vr. Alexander Sturm, die Supplenten Romuald Rinesch und vr. Jakob Simon. Ausgeschiedeu ist Matek nach Marburg. Stand des Lehrkörpers zu Beginn des Schuljahres 1892/93: Director: Peter Končnik, k. k. Schulrath; Professoren: Johann Krusic, Or. Andreas Wretschko, A. Fietz, Johann P. Ploner, Anton Pischek, Michael Knittl, Anton Koszi, M. Zavadlal, I. Lißkonnig, M. Kurz, Engelbert Pototschnigg und 1)r. Alexander Sturm. Supplenten: R. Rinesch, Or. Jakob Simon. Von den aus dem hiesigen Lehrkörper Ausgeschiedcncn befinden sich derzeit in höheren Stellungen: vr. Ferdinand Maurer, Carl Kummer, als Landesschulinspectoren in Wien. vr. Gustav Linduer als Universitatsprofessor iu Prag (bereits gestorben). Pasch als Gymnasialdirector in Ried, Fichna (Fichten) als Gymnasialdirector in Leoben (k. k. Schulrath). Reissenberger als Neal- schuldirector in Bielitz; Hafner, Hirsch, Schulrath Hrovath, Palla und Nöck als Dircctoren der Lehrerbildungsanstalten in Görz, Graz, Laibach, Troppau nnd Innsbruck. An der steiermärkischen dreiclassigen Landesbürgerschule tvirkten zum Schlüsse des Schuljahres 1891/92 nachstehende Lehrkräfte: Director: Carl Sponda. Lehrer: August Tisch, Martin Novak, Franz Jos. Novak, Anton Paul. Als Religionslehrer für alle 3 Classen war der deutsche Prediger Josif Atteneder bestellt. Gesangslehrer war der Stadtpfarrorganist Franz Schöff. V. Behörden, Institute, Corporntionen, Hunmnitäts Anstalten und Vereine, welche aus die Verhältnisse der Stadt von Einstich sind. Garnison. (1892.) K. und k. Infanterie-Regiment Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst Nr. 87, 4. Bataillon. Kommandant Major Adolf König. Landwehr-Bataillon Cilli Nr. 20. Kommandant Oberstlieutenant Carl Mayer. K. und k. Ergänzungsbezirks-Commando Nr. 87. Ergänzungsbezirks - Kommandant Oberstlieutenant Julius Freiherr von Uiblagger. Civilbehörden. (1892.) K. k. Bezirkshauptmannschaft Cilli. Bezirkshauptmann Dr. Paul Waguer; k. k. Ober-Jngeuieur Friedrich Byloff; k. k Steuer-Oberinspector Wilhelm Hig .sperger; k. k. Bezirksarzt Dr. A. Keppa. Stadtamt Cilli. Bürgermeister Dr. Josef Neckermann; Amtsvorstand Thomas Fürst¬ bauer; Stadtarzt Dr. Josef Kočevar; Stadt-Ingenieur Andreas Jakhel. K. k. Kreisgcricht Cilli. Präsident: Dr. Adalbert Gertscher; Räthe: Alexander Balogh, Dr. Emanuel Eminger, Ludwig Jordan, Franz Lulek, Lorenz Rattek, Josef Reitter, Laurenz Ulcar, Dr. Anton Edler von Wurmser. K. k. Staatsanwaltschaft Cilli. Staatsanivalt: Dr. Josef Gallo; Staatsanwalt-Substituten: Franz Trenz, Dr. August Nemaniö, Josef Schwentner. 128 K. k. städt. del. Bezirksgericht. Amtsleiter : Dr. Aman Zhubcr von Okrog, k. k. Rathssecretär. K k. Hciuptsteneramt Cilli. Hauptsteuer-Einnehmer : Franz Viditz; Hauptsteueramts-Controlor Anton Kukovič. K. k. Post- und Telegrafenamt Cilli. Ober-Postverwalter Dr. Dominik Sartori. K. k. Revierberganit Cilli. Bergrath J. Schwinger. K. k. Fiiianzwachc-Controlsbezirtsleitiing Cilli. Finanzwach-Commissär F. Mohlau. Sparcasse. Die Sparcasse der Stadtgemeinde Cilli ist ein Institut, entstanden im Jahre 1864 durch echt bürgerlichen Gemeinsinn ; es muß gesagt werden, daß die Errichtung der Sparcasfe den Hauptgrund zu der so raschen Entwicklung der Stadt Cilli gelegt hat. Die Anregung hiezu gab schon im Jahre 1847 der damalige Hof- und Gerichtsadvocat Dr. M. F. Foregger und in der Gemeinde-Ausschuß- sitzung vom 21. September 1862 unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Max Stepischnegg stellte Kreisgerichtsprüsident Joses Nack als Gemeinde- Rath den Antrag auf Errichtung einer Sparcasse. Die Statuten der Sparcasse wurden im Jahre 1864 von der Statt¬ halterei endgiltig genehmigt. Was die Sparcasse seither geleistet hat, was sie der Stadtgemeinde Cilli war und ist, ist zum Theile schon in den vorigen Abschnitten dieser Schrift gesagt. Die Geschichte der Sparcasse, ihre kräftige Entwicklung, ihr außer¬ ordentlicher Aufschwung ist in der vom gegenwärtigen Amtsleiter der Sparcasse, Josef Jaky anläßlich der Feier des 25jährigeu Bestandes des Institutes im Jahre 1890 verfaßten Denkschrift ausführlich dargestcllt. Gemeinsinn und Opferwilligkeit der Bürgerschaft haben die Sparcasse ins Leben gerufen, diese schönen Tugenden sind auch die Factoren, welche 129 dieses Musterinstitut auf die heutige Höhe gebracht haben. Ehre jenen Männern, welche diesen Bau aufgeführt haben. Es sollen die wichtigsten Momente aus der Verwaltung der Sparcasse hervorgehoben werden. In der Sparcasse - Ausschußsttzung vom 14. Juni 1875 wurde über Antrag des Bürgermeister Dr. Josef Neckermann der Ankauf der Cillier Gasanstalt durch die Sparcasse beschlossen. Im Jahre 1879 erhielt die Stadtgemeinde Cilli von der Sparcasse die erste Subvention mit 10.000 fl. aus dem Reinerträge. In der Ausschußsitzung vom 14. März 1881 wurde von Victor Wogg und Franz Zangger die Bildung eines Creditvereines angeregt. Dieser Creditvereiu wurde jedoch erst im Jahre 1884 thatsächlich gegründet und zwar wurden alle hiezu nöthigen Schritte vom Handelsmanns Carl Traun mit großer Umsichl durchgeführt, wofür demselbem auch der Dank votirt wurde. In der Ausschußsitzung vom 9. September 1884 wurde über Antrag des Josef Nakusch der Bau des Sparcassegebäudes beschlossen, wodurch der Stadt Cilli das schönste Bauobject geschaffen wurde. Der Bau wurde vom Grazer Baumeister Josef Bullmann ausgeführt und am 30. November 1887 fertig übergeben. Anläßlich des 40jährigen Regierungs-Jubiläums Seiner Majestät des Kaisers wurde in der Ausschußsitzung vom 1. December 1883 über Antrag des Gustav Stiger zur Feier dieses hochwichtigen Ereignisses von der Sparcasse ein Fond von 10.000 fl. der Stadtgemeinde Cilli zum Zwecke der Abwehr von Wassergefnhren, eventuell eines Quais oder größeren Wasserwerkes gewidmet. Im Jahre 1892 wurde von der Sparcasse die große, an das Sparcassegebäude anstoßende, Löwenwirtsrealität gekauft. Von den Ausschußmitgliedern gehört Anton Fersen dem Ausschüsse von Beginn an. Johann Kreizberger gehört dem Ausschüsse und der Direktion der Anstalt seit 1868 an; Dr. Johann Sajovitz, gegenwärtig Ausschußmitglied, war auch schon im Jahre 1870 gewählt. Der ver¬ storbene Notar Moriz Sajovitz war von 1868 — 1887 Mitglied des Aus¬ schusses, Franz Bahr seit 1871 und Directionsmitglied seit 1877. Josef Rakusch befand sich im Ausschüsse vom Jahre 1868 bis 1873 und seit 1880 bekleidet er wieder diese Function. 17 130 Bürgermeister Dr. Neckermann ist Ausschuß- und Directionsmit- glied seit 1870. Franz Zangger gehörte der Sparcasse seit 1868 bis 1887 an. Seit 1881 und 1882 gehören dem Verwaltungskörper ferner noch an: Carl Pospich l, Julius Rakusch, Gustav Stiger, Franz Wilcher, Johann Rada- kovits und Adolf Marek. Carl Traun gehörte dem Ausschüsse von 1870 bis 1880 als Mit¬ glied au und seit 1882 ist er Obmann der Direktion; seitdem hat die Anstalt einen bedeutenden Aufschwung genommen und der Name Carl Traun, des biederen Bürgers mit dem umfassenden kaufmännischen Wissen und der strengen Rechtlichkeit ist mit der Cillier Sparcasse auf das engste verbunden. Die Anstalt ist ein Musterinstitut und der Name der Bürger, die heute an der Spitze stehen, ist die beste Gewähr für das weitere Empor- blüheu derselben. Verschöucrmlgs-Vereill. Dieser im Jahre 1871, über Anregung des Dr. Josef Neckermann gegründete Verein hat sich im Laufe der Jahre den Anspruch auf den größten Dank der Stadtgemeinde CM erworben; es ist ein Verein welcher ebenfalls durch Bethätigung des Gemeinsinnes entstanden ist. Besonders verdienstvoll ist das Wirken der Vereinsleitung und in dieser fällt wieder der Löwenantheil an Arbeit dem Oeconomen und dem Cassier zu. Hier ist der Ehrenplatz des Mitbürgers Carl Mathes, welcher Jahre hindurch mit größter persönlicher Aufopferung die Stelle des Oeco¬ nomen bekleide! hat, mit Liebe zur Sache verband er einen gediegenen Geschmack; die Anlagen des Reiterberges sind fast durchgehends sein Werk und es wurde auch der Pavillon auf dem Steyrerkogel ihm zu Ehren „Carl-Pavillon" und die Schlucht vom Waldhause bis zur Höhe des Kogels „Carl-Graben" genannt. Das Scheiden dieses bestverdienten Localpatrioten aus Cilli im Jahre 1890 erregte allseitig das lebhafteste Bedauern. Sein Nachfolger im Amte des Vereinsöcouomen, Josef Pallos, setzt ebenfalls und mit Er¬ folg, seine tüchtige Schaffenskraft für den Verein ein; ein ganz besonders hervorragendes Verdienst desselben ist die im Frühjahre >892 bewerk¬ stelligte Hebung der Hauptallee im Stadtparke, welche unter persönlicher 131 Leitung und nach Anordnung des Josef Pallos ausgeführt wurde und gleich nach der Fertigstellung beini Hochwasser im Sommer 1892 die Ueberschwemmung des Stadtparkes hintanhielt. Des unermüdlichen Finanzmannes Gustav Schmidt und der von ihm zu Gunsten des Vereinssäckels in Anregung gebrachten Feste wird im 1. Theile gedacht. Seit einer Reihe von Zähren steht der Verein unter der bestbewährten Leitung des k. k. Bergrathes Emanuel Riedl, welcher nirgends fehlt, wo es die Förderung eines gemeinnützigen Unternehmens gilt. Als Schriftführer fungirte lange Jahre hindurch der 1890 verstor¬ bene Stadtamtsvorstand Ignaz Huth, nach ihm übernahm dieses Geschäft der Buchhändler Fritz Rasch; anch dieses Amt kostet viel Zeit und Mühe. Eine besonders hervorragende That des Vereines ist der im April 1892 erfolgte Ankauf des „Waldhauses", der herrlichen Sommer-Restauration von Cilli, von Karl Mathes; der Kaufpreis betrug 16.000 st. Möge dieser gemeinnützige Verein von allen Seiten die so wohl¬ verdiente Unterstützung finden, um seinen der Verschönerung der schönen Stadt Cilli und ihrer reizenden Umgebung geweihten Zweck auch in Zu¬ kunft voll und ganz erfüllen zu können. Theater. Was die Stadtgemeinde Cilli in der Absicht, ihren Bewohnern einen Kunstgenuß zu bieten und dadurch zur Veredlung des Gemüthes, zur Bildung derselben das ihrige beizutragen, für die Schaffung und Erhaltung eines guten Theaters gethan hat, wurde schon in den vorhergehenden Theilen dieser Schrift erwähnt. Um von einer Privatspekulation unabhängig zu sein, hat die Stadt¬ gemeinde Cilli im Jahre 1875 das alte Theatergebäude gekauft. Um der Kunst ein würdiges Heim zu verschaffen, wurde im Zahre 1884 der Neu¬ bau des Theaters beschlossen; das Comitö, mit dem Obmanne Josef Ra- küsch an der Spitze, einem begeisterten Kunstfreunde, war so rührig und vollführte seine Aufgabe mit solcher Umsicht, daß der neue Musentempel schon am 20. Oktober 1885 eröffnet werden konnte. Zur Eröffnungsvorstellung wurde von der Gesellschaft Siege das Kneisel'sche Sactige Lustspiel „Krieg den Frauen" gegeben. Der Festprolog von Adolf Hagen (Dr. Harpf) blieb ungesprochen. 17* 132 Im Jahre 1886 wurde die Schlußrechnung über den Theaterbau gelegt; hier sei bemerkt, daß die Sparkasse 8000 fl. zum Baue beitrug. Im Jahre 1888 wurdeu über Antrag Julius Rakusch die schöne» Caudelaber vor dem Theatergebäude aufgestellt. Die Heißwasserheizung wurde 1890 eiugeführt. Die Einrichtung des Theaters ist in jeder Beziehung vortrefflich und über Dekorationsstücke verfügt dasselbe, Dank dem unermüdlichen Inten¬ danten Josef Rakusch, wie kaum eine zweite Provinzbühne. Sämmtliche auf das Theater Bezug habenden Angelegenheiten werden von einem besonderen Counts besorgt, dessen Obmann zugleich Theater- Intendant ist. Seit dem Bestehen des neuen Theatergebäudes haben der Reihe nach als Theater-Intendanten gewirkt Friedrich Mathes, Adolf Mareck und gegenwärtig versieht diese Stelle Josef Rakusch. Feuerwehr. Zur Abwehr von Feuersgefahr hatte sich nach dem Vorbilde anderer Städte, auch in CM eine freiwillige Feuerwehr gebildet. In der Gemeinde-Ausschußsitzung vom 3. Juli 1868 schon hatte Max Stepischnegg die Anregung hiezu gegeben. Im Jahre 1871 wurde von der Gemeinde eine Metz'sche Feuerspritze angeschafft und dieselbe mit sämmtlichen vorhandenen Löschgeräthschaften der freiwilligen Feuerwehr abgetreten, deren Satzungen im Jahre 1871 genehmigt worden war; das Depositorium wurde damals schon ini Rath¬ hause errichtet. Im Jahre 1878 wurde das gegenwärtige Feuerwehrlocal im Rath¬ haushofe neu hergestellt Der Steigerthurm wurde im Jahre 1881 erbaut. Die hiesige Feuerwehr hat ihre Aufgabe stets auf das Gewissenhafteste erfüllt. Sie hat ihren Löschrequisitenpark im Laufe der Jahre auf eine Weise vervollständigt, daß sie in dieser Richtung keiner anderen Feuerwehr nachsteht. Auch hält die Feuerwehr fleißig Hebungen ab, um in der Stunde der Gefahr gerüstet zu sein. Die Cillier Feuerwehr hatte wiederholt Gelegenheit, bei Bränden einzuschreiten; besonders hervorgethan hat sie sich beim großen Brande in 133 Neukirchen bei Hochenegg im Jahre 1887. Aber auch bei Handhabung des Ordnungsdienstes bei festlichen Anlässen leistete die Feuerwehr stets ausgezeichnete Dienste. Gegenwärtig ist Hauptmann der Feuerwehr Anton Eichberger, Haupt¬ mannstellvertreter Julius Rakusch. Milittirvetcrlillenvcrein „Graf Mensdorff-Ponilly". Oieser Verein, dessen Aufgabe die Unterstützung seiner Mitglieder in Krankheits- und Unglücksfällen ist und insbesondere auch die Pflege der Kameradschaft unter gedienten Vaterlandsvertheidigern bezweckt, wurde im Jahre 1881 gegründet und hat seinen Zweck bisher glänzend erfüllt. Es vergieng aber auch kein patriotischer oder sonst festlicher Anlaß, wo der Verein nicht in seiner schmucken Uniform corporativ ausgerückt wäre. Obmann des Vereines ist dermalen Wenzel Franzi. Der Verein feierte im Jahre 1891 sein lOjähriges Gründungsfest. Musikverein. Der Ciltier Musikverein wurde über Anregung des Dr. Robert Proßinagg im Jahre 1879 in das Leben gerufen und damit ein äußerst belebendes Element für das gesellige Leben geschaffen. In erster Linie bezweckte der Verein die Schaffung und Erhaltung einer tüchtigen Musik¬ kapelle, die Heranbildung jüngerer Musikkräfte, dann die Hebung, Ver¬ breitung und Vervollkommnung der musikalischen Kunst in Cilli überhaupt. Die Kapelle wurde im Jahre 1879 tatsächlich gebildet und es wurden derselben die von der Stadtgemeinde angekauften Instrumente der aufge¬ lösten Musikkapelle des k. k. 8. Feldjäger-Bataillons übergeben. Zunächst wurden dem Vereine zwei Musikzimmer im Bürgerspital überlassen, später zwei Zimmer im alten Schulgebäude. Im Jahre 1883 erhielt die Musikkapelle eine neue Uniformirung. Seit 1889 werden gegen eine entsprechende Subvention seitens der Stadtgemeiude vom Musikvereine während der Fremdensaison allwöchentlich zwei Platzmusiken veranstaltet, welche stets ein zahlreiches distinguirtes Publikum im Stadtparke versammeln. Im Jahre 1891, anläßlich der Anwesenheit des Kaisers, wurde die Musikkapelle wieder neu uniformirt. 134 Die Kapelle besteht gegenwärtig aus 20 Mann unter Leitung des Kapellmeisters Anton Dießl; in außergewöhnlichen Fällen wird dieselbe durch Dilettanten verstärkt. An der Spitze der Vereinsleitung steht gegenwärtig Landesgerichts¬ rath Josef Reiter, vor welchem Gymnasial-Professor Andreas Gubo durch eine Reihe von Jahren diese Stelle versah. Die Schöpfer des Vereines haben mit der Gründung desselben viel zum Gedeihen der Stadt beigetragen und können mit großer Befriedigung auf ihr Werk blicken, denn der Zweck des Vereines, die Schaffung einer tüchtigen Musikkapelle und einer guten Musikschule, ist vollkommen erreicht und an den Nacholgern liegt es, diese Schöpfungen zu erhalten und womöglich noch zu vervollkommnen. Casinoverein. Die Gründung dieses für das gesellige Leben in Cilli so hochwich¬ tigen Vereines erfolgte im Jahre 1856, die Constituirung im Jänner 1857. Selbstverständlich wurden die Statuten nach der Wirksamkeit der neuen Vereinsgesetze diesen entsprechend umgebildet. Der Zweck des Ver¬ eines, Lectüre und gesellige Unterhaltungen, wurde stets vollkommen er¬ füllt und die vom Vereine veranstalteten Vergnügungsabende übten immer eine bedeutende Anziehungskraft auf das gebildete Publikum der Stadt Cilli. Gegenwärtig fungirt als Director des Vereines seit einer Reihe von Jahren schon der Gymnasialprofessor M. Kurz, welcher sich um den Verein große Verdienste erworben hat. Auch der Vergnügungsleiter, Buch¬ händler Fritz Rasch, waltet seines Amtes in mustergiltiger Weise. Mannergesangverein. Schon im Jahre 1849 hatten Sangesfreunde ein Quartett gebildet, immer mehr fand dasselbe Anhänger und im Jahre 1852 konnte schon zur Bildung des Männergesangvereines geschritten werden. Vorstand war damals Weiner ssu.; der Verein zählte 16 Mitglieder. Unter den verschiedenen Wechselfällen des geselligen Lebens in Cilli nahm der Männergesangverein stets eine hervorragende Stelle ein, er leistete Tüchtiges in gesanglicher Beziehung und war bei jeder Gelegenheit nach außen hin auf das Würdigste vertrete»; er fehlte bei keiner Sängerfahrt, wo es galt, das deutsche Lied zu Ehren zu bringen und seine Leistungen 135 fanden immer Beifall. Als im Zahre 1878 Bürgermeister Dr. Neckermann infolge von Geschäftsüberbürdung die Stelle des Vorstandes des Manner¬ gesangvereines zurücklegte, folgte an seine Stelle Dr. August Schurbi, welcher mit einer kleinen Unterbrechung bis heute ununterbrochen an der Spitze des Vereines steht; infolge seiner hervorragenden Verdienste um die Pflege deutschen Sanges ernannte ihn der Marburger Männergesang¬ verein zu seinem Ehrenmitgliede. Chormeister des Vereines ist gegenwärtig Ingenieur Rudolf Schneider, ein trefflicher Musiker, welcher mit dem Vereine prächtige Resultate erzielt. Sein Vorgänger war Componist Heinrich Weidt. Männergesailgverein „Liederkranz". Auch der wackere Gewerbestand von Cilli hat sich zusammengethan, um das seinige zur Pflege des deutschen Gesanges zu thun. Es ist dies durchaus nicht geschehen, um dem Männergesangvereine entgegenzutreten; zwischen diesem und dem im Zahre 1887 gegründeten Männergesangvereine „Liederkranz" dessen Satzungen im Jahre 1890 umgebildet wurden, besteht das herzlichste Einvernehmen; jeder Verein wirkt in seiner Sphäre, und wo es gilt, das deutsche Bewußtsein zum Ausdrucke zu bringen, da gehen beide stramm miteinander. . Gegenwärtig ist Andreas Hausmann Vorstand des Liederkranz, Eduard Lenhart dessen Chormeister. Turnverein. Der Cillier Turnverein wurde gegründet im Zahre 1865, die Satz¬ ungen desselben wurden im April 1866 genehmigt. Der erste Turnplatz befand sich auf dein sogenannten Dercanischen Garten, wo heute die Pauser'schen Häuser an der Ringstraße stehen. Der erste Sprechwart war Dr. Josef Neckermann, als Turnlehrer sungiert vom ersten Jahre des Bestandes an bis heute Herr Augnst Tisch, welcher somit eine ganze Generation von Turnern herangebildet hat und die Cillier Turner gehören wohl zu den tüchtigsten und haben manchen Ehrenpreis davongetragen. In seinem jetzigen Sprcchwarte Josef Rakusch besitzt der Turnverein einen warmen Freund der Turnerei und einen rastlosen Förderer desselben. 136 Der Verein hat sich auch bei öffentlichen Veranstaltungen und Festen stets betheiligt und sich bei solchen Anlässen insbesondere um die Hand¬ habung desselben des Ordnungsdienstes bedeutende Verdienste erworben, wie z. B. anläßlich der Anwesenheit des Kaisers im Jahre 1883 und 1891. Mnsealverein. Die einstige Römerstadt Celeja birgt eine Menge von Alterthümern aus grauer Vorzeit; aber auch äußerst interessante Objecte aus späterer Zeit fanden sich zahlreich vor. Im Jahre 1881 wurde demnach auch ein Localmuseum errichtet, welches im alten Schulgebäude untergebracht wurde und dessen Erhaltung und Erweiterung dem hiesigen Musealvereine obliegt. Das. Museum enthält viele Römerdenkmäler, viele historischwichtige Gegenstände und bildet eine Sehenswürdigkeit von Cilli. Seine Majestät der Kaiser hat das Museum sowohl im Jahre 1883, als auch im Jahre 1891 der Ehre seines Besuches gewürdigt. Der Musealverein, an dessen Spitze der sachkundige und rührige Obmann Berg¬ rath Emanuel Riedl steht, hat sich auch die Erhaltung von Baudenkmälern, besonders der so wichtigen Burgruine Ober-Cilli zur Aufgabe gemacht und darin vieles geleistet; im Jahre 1890 wurde der gewaltige Friedrichsthurm in eine herrliche Aussichtswarte umgestaltet, was der Verein mit Beihilfe der Stadtgemeinde und noch anderer Factoren bewerkstelligte. Militärbequartierungsvcrenl. Dieser Verein bildete sich im Jahre 1884 zu dem Zwecke, um den Bürgern durch Erbauung und Erhaltung einer Kaserne sür Durchzugs- bequartirung von Truppen die Last der Militärbeqnartirung zu erleichtern. Jeder Hauseigenthümer hat eine entsprechende Einschreibgebühr zu bezahlen, um Mitglied des Vereines werden zu können; die Jahresbeiträge sind müßig. Obmann des Vereines ist Gustav Stiger, als Oeconom des¬ selben ist Handelsmann Johann Radakovits gewühlt, welcher dieses mit¬ unter recht unangenehme Amt (z. B. bei den großen Truppenbequartirungen im Jahre 1888 und 1891) in mustergiltiger Weise versieht. Die Chemalkaserne des Vereines wurde im Jahre 1884 mit einem Kostenaufwande von 24.000 fl. erbaut; heute ist die zn dem Zwecke auf- genommene Darlehensschuld auf die Hälfte reduzirt. 137 Gewerbebund. Zur Wahrung und Förderung der Interessen des Gewerbestandes hat sich in Cilli ein Gewerbebund gebildet, dessen Satzungen mit Statt- Halterei-Erlaß vom 28. Februar 1890 genehmigt wurde. Obmann des Vereines, dessen nutzbringendes Wirken voll anerkannt werden muß, ist seit Gründung desselben Hafnermeister Michael Altziebler. Gewerbe-Genossenschaften. Auf Grund des Gewerbegesetzes vom 15. Marz 1883 wurden in Cilli nachstehende Genossenschaften von Gewerbetreibenden gebildet: 1. Die Genossenschaft der Fleischhauer und Kleinschlächter für den Stadt- und Gerichtsbezirk Cilli, dann die Gerichtsbezirke Tüfser, Gonobitz und Franz. Die Genossenschaft wurde im Jahre 1886 ge¬ bildet. Vorsteher desselben ist jetzt Georg Strauß. 2. Die Collectiv-Genossenschaft, umfassend die Gewerbe: der Maler, auch Schilder- und Schriftenmaler, Anstreicher, Hafner, Tischler, Glaser, Seifensieder, Bürstenbinder, Zuckerbäcker und Gesrorencs- erzeuger, Huterer, Drechsler, Tapezirer, Kammacher, Vergolder, Bildhauer, Sattler und Riemer, Lebzelter und Wachszieher, Friseure, Korb- und Sesselflechter in Cilli und den Gemeinden Umgebung Cilli, Bischofdorf, Doberna, St. Georgen a. S, Hochenegg, Kalobje, St. Lorenzen ob Proschin, St. Martin i. R., Neukirchen, Stern¬ stein, Svetina, Trennenberg, Tüchern und Weichseldorf; die Bildung der Genossenschaft erfolgte im Jahre 1888; Vorsteher ist derzeit Michael Altziebler. Die Einbeziehung der Gewerbe der Lederer, Bäcker, Buchbinder und Gärtner des Genossenschaftssprengels in die Collectivgenossenschaft ist im Zuge. 3. Die Genossenschaft der Kleider-, Schuhmacher, Kappen- und Hand¬ schuhmacher, Modisten, Regenschirmmacher, Kürschner, Färber und Seiler in Cilli, Hochenegg, St. Georgen, in den Gemeinden Umge¬ bung Cilli, St. Martin i. R., Doberna, Neukirchen, Sternstein, Weichseldorf, Bischofdorf, Tüchern, St. Lorenzen ob Proschin, Svetina, Kalobje und Trennenberg. Die Genossenschaft besteht seit dem Jahre 1889; Vorsteher ist gegenwärtig Anton Murko, Schuh¬ machermeister. .8 138 4. Genossenschaft der Metall- und Baugewerbe, umfassend die Metall-, Baumeister-, Maurermeister-, Zimmermanns- und Steinmetzgewerbe in Cilli, Hochenegg, Doberna, Neukirchen, Bischosdorf, Umgebung CM, Tüchern, St. Lorenzen, St. Georgen a. S., Kalobje, Svetina und Trennenberg. Die Genossenschaft besteht seit dem Jahre 1886 ; Vorsteher ist dermalen Moriz Unger, Schloss, rmeister. 5. Die Genossenschaft der Gast- und Schankgewerbe, Kaffeesieder, Soda¬ wasser-Erzeuger und Lohnkutscher in Cilli. Die Genossenschaft be¬ steht seit dem Jahre 1886. Vorstand derselben ist derzeit Hotelier Friedrich Mathes. 6. Das Cillier Handelsgremium für jene Gewerbetreibenden, welche ein Handelsgewerbe in der Stadt Cilli betreiben. Dasselbe besteht seit dem Jahre 1890. Obmann ist derzeit Handelsmann Carl Traun. HnmailitätSlinstalten. Im Jahre 1867 befand sich das städt. Spital im heutigen Bürger¬ spitalsgebäude. Da dies Spital vollkommen unzulänglich war, und auch die ganze Organisation desselben dem Humanitären Zwecke nicht entsprach, so wurde im Jahre 1868 von Seite der Stadtgemeinde die Neuorgani- sirung des Spitals in Anregung gebracht. Zunächst wurde ein eigener Spitalsarzt angestellt und es wurde die Stelle dem I)r. Josef Neckermann verliehen, welcher dieselbe seitdem ununterbrochen bekleidet. Sodann wurde das Hofer'sche Haus in der Bahnhofstraße (Giscla- straße) erworben und zu Spitalszwecken adaptirt und vollständig eingerichtet. Zur Erinnerung an das freudige Ereignis der Vermählung der Durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Gisela mit dem Prinzen Leopold von Baiern erhielt das neue Spital im Jahre 1873 mit Allerhöchster Geneh¬ migung den Namen „Giselaspital" und wurde als solches im Jahre 1874 auch eröffnet. Im Jahre 1882 zeigte sich schon eine Erweiterung des Spitals als höchst Wünschenswerth. Im Jahre 1883 gieng das Spital in die Landesverwaltung über und die Stadtgemeinde Cilli trat demnach ihr vollkommen eingerichtetes Spital dem Spitalsfonde in das Eigenthum ab. Dr. Neckermann wurde zum Primarius des nunmehr durch das Land verwalteten Krankenhauses ernannt. 139 Alsbald machte sich das Bedürfnis nach einem Neubau geltend und es wurde derselbe auch im Jahre 1885 in Angriff genommen und im Jahre 1887 vollendet. Am 27. October 1887 fand durch den Kronprinzen Erzherzog Rudolf und seine Durchlauchtigste Frau Eemalin Erzherzogin Stefanie die Schlußsteinlcgunz zum prächtigen Neubaue des Giselafpitales statt. In diesem Baue können 171 Kranke nntergebracht werden, während im alten Spitale nur 40 Kranke Platz fanden. Im Jahre 1891 (30. August) besichtigte Seine Majestät der Kaiser das Giselaspital unter Füh¬ rung des Primarius Dr. Neckermann und sprach sich höchst befriedigt darüber aus. Und so ist anch diese reinste Humanitütsanstatt in erster Linie durch die schon vor Jahren getroffene Vorsorge der Gemeinde entstanden, zum Segen der leidenden Bevölkerung des ganzen ausgedehnten Bezirkes. Krankcncassen. In CM bestehen seit der Wirksamkeit des Krankenversicherungsge¬ setzes für Arbeiter 30. März 1888 nachstehende Krankencassen: 1. Die Bezirkskrankencasse CM für die Gerichtsbezirke CM, Franz und Oberburg; 2. die Gehilfenkrankencasse der Genossenschaft der Fleischhauer und Klein¬ schlächter in CM; 3. die Gehilfenkrankencasse der Genossenschaft der Schuh- und Kleider¬ macher rc. in CM; 4. die Gehilfenkrankencasse der Genossenschaft der Metall- und Baugewerbe in CM; 5. die Lehrlingskrankencasse der Genossenschaft der Fleischhauer und Klein¬ schlächter ; 6. die Lehrlingskrankencasse der Genossenschaft der S huhmacher, Kleider¬ macher rc. in CM; 7. die Lehrlingskrankencasse der Genossenschaft der Metall- und Baugewerbe im Vereine mit der Collectiv-Genossenschaft. Bade-Anstalten. Die herrlichen Bäder im krystallklarcn Sannflusse sind es, welche eine große Anzahl von Sommerfrischlern alljährlich heranzieheu. 18* 140 Daß diese Bäder bequem und mit Comfort genossen werden können, dafür sorgen die Badeanstalten des Franz Hausbaum am rechten und des Josef Pallos am linken Sann-Ufer; letztere und die eine Anstalt des Franz Hausbaum am rechten Ufer sind Damenbäder. Das Herrenbad des Hausbäum beim „Waldhaus" wurde 1892 vom Besitzer vollkommen neu und geschmackvoll hergestellt und mit allem Comfort versehen. Eine Spezialität dieses Bades sind die im Wasser gespannten Seile, an welche man sich anstemmen kann, um den starken Wellenschwall zu genießen. Cilli besitzt auch ein Warmbad und zwar die trefflich einge¬ richtete Badeanstalt (Dampf-, Douche-, Wannen- und Fichtennadelbad) des Markus Trattnik (vormals Schmidt) in der Giselastraße. Für die unbemittelte Bevölkerungsclasse hat die Stadtgemeinde unter der Eisenbahnbrücke ein Freibad Herstellen lassen. Verzeichnis jener Personen, welchen in der Zeil von 1867—1892 das Keimat- »nd Würgerrecht verliehen wurde Johann Kreitzberger (Bürgerrecht, 1867). Josef Toplak (Bürgerrecht, 1873). Im Jahre 1874 wurde den Nachstehenden das Bürgerrecht ver¬ liehen : Franz Fößl, Wirt und Hausbesitzer; Johann Wunderlich, Maler und Anstreicher; Anton Ripka, Schuhmacher; Daniel Reiber, Tischlermeister; Josef Sanderly, Kaufmann; Georg Strauß, Fleischermeister uud Hausbesitzer; Josef Lang, Privatbeamter (Bürgerrecht, 1876); Josef Wratschko, Wagncrmeister (Bürgerrecht, 1879): Dem Josef Kupferschmied, Apotheker, und Eduard Weiß, Schneider¬ meister wurden im Jahre 1881 das Bürgerrecht verliehen; ebenso den: Gastwirte und Hausbesitzer Peter Krainz, dem Bäckermeister und Haus¬ besitzer Carl Regula, dem Hotelbesitzer Raimuud Koscher, dem Arzt Dr. Josef Hoisel und dem Fleischhauermeister Georg Skoberne. Im Jahre 1882 wurde dem Hotelier Anton Simonischek das Bürgerrecht verliehen. Durch Aufnahme in den Gemeindeverband wurden nachstehende Personen in Cilli heimatberechtigt: Constantin Almoslechner, Goldarbeiter (1891); Anna Bourbon, Wirtschafterin (1881); Heinrich Boschitz, Handlungslehrling (1882); Anton Dormann, Pharmazeut (1880); Josef Drobinz, Wirt (1876); Jakob di Centa, Fabriksbesitzer, (1870); Johann Emmersdorfer, Kaminfeger (1873); 142 Josefa Eckhart, Sprachlehrerin (1871); Friedrich Fritsch, k. u. k. Lieutenant i. P. (1879); Dr. Eduard Glantschnigg, Advocat (1873); Johann Ritter von Guggenmoß, k. u. k. Major i. P. (1871); Camillo Haasz von Grünnenwaldt, k. k. Majoo i. P. (1889); Agatha Kmetzl (1878); Franz Kapus, Handelsmann (1880); Josef Kolscheg, Tischlermeister (1875); Elisabeth Kotzian, Hausbesitzerin (1874); Blasius Krall, k. k. Amtsdiener (1881); Josef Küster, Gastwirt (1879); Maria Koster, Bahnbeamtenswitwe (1879); Louis Keller, Ingenieur (1867); Franz Korej, Bäcker (1875); Ferdinand König, Bahnbediensteter (1882): Josef Lewinski, k. u. k. Major i. P. (1877); Max Graf Montecucolli (1880) Adelheid Nouak-Mankosch (1881); Georg Novakovich (1867) ; Hugo Ordnung, Bahnbeamter 1882); Ignaz Porndorfer, Stationschef (1872); Andreas Pratter, Kaffeesieder (1872); Franz Reidinger, Thierarzt (1876); Rudolf Riedl, k. und k. Oberstlieutenant (1881); Moriz Rüpschl, Kaufmann (1881); Elisabeth Raza, Kaufmannswitwe (1862); Johann Radakovits, Kaufmann, Franz Storr, Wirlh (1876); Franz Schwarz, Notariatsbcamter (1867); Adolf von Susik, k. u. k. Oberst i. P. (1881); Anton von Susic, k. und k. Oberst i. P. (1881); Joses Smekal, Schneidermeister (1881); Alois Treffer, k. und k. Hauptmann (1880); Josef Tegrowsky, Schneidermeister (1867); Michael Tomasin (1873); Anton Tschantsch, Spenglermeister (1892); 143 Michael Ureg, Hausbesitzer (1873); Gottfried Vukadinovic, k. und k. Hauptmann i. R. (1875); Elise Wallentschagg, Hausbesitzerin (i874); Josef Vollouschek, Thierarzt (1870); Franz Wodiczka, k. k. Bergverweser (1872); Josef Weg, Seilermeister (1882); Friedrich Wehrhan, Bergingenieur (1891); Johann Zimniak (1870); Andreas Zamolo, Bauunternehmer (1878); Michael Zamolo, Stationschef (1888). Im Verlage des Lejl-Äusschusses. Zusammengestellt vom Stadtamtsvorstande Astomas Arirtt Sauer.