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Deutsche Zeitung
_- Organ für die deutsche Minderheit im Dravabanat ^
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Erscheint wöchentlich zweimal: Donnerstag früh und Samstag früh mit dem Datum vom Sonntag
Nummer 50
Jj Celje. Sonntag, den 22. Juni 193« ||| S^Iahrgang
Major Waldemar Pabst
Als der frühere österreichische Bundeskanzler Prälat Dr. Seipel die Einheitsfront von Christlich-sozialen, Großdeutschen und Landbund unter der Parole des gemeinsamen Kampfes gegen den Marxismus schuf, sah sich die Heimwehrleitung vor eine historische Aufgab« gestellt. War sie bis dahin nur der Generalstab einer Privatarmee oder besser eines Wehrverbandes gewesen, so wurde die Heim-wehr nun die Wehrmacht der drei Regierungs-Parteien. Zwar hatten einzelne Länder Oesterreichs, vornehmlich Tirol. Körnten und Steiermark, die Heimwehr als offizielle Macht bereits anerkannt und sie materiell unterstützt. Die Zusammenfassung der Heimwehr und ihre staatliche Sanktionierung erfolgte jedoch erst nach dem 15. Juli 1927, wo der Zustizpalast in Wien in Flammen aufging und der damalige Polizeipräsident von Wien, der jetzige Bundeskanzler Schober, den roten Aufstand mit rücksichtsloser Energie niederschlug. Die österreichische Sozialdemokratie lag damals völlig zu Boden. Um sich von der Blutschuld des >5. Juli zu reinigen, erliegen ihre Führer Proklamationen, die eine voll-kommene Abkehr von dem seither beschrittenen Wege verkündeten. Einer der Hauptführer des sogenannten Austromarstismus, das Mitglied des Nationalrats Bauer, erklärte zum Beispiel, es käme für die So-zialdemokratie nicht darauf an, den Sozialismus zu verwirklichen, sondern sich innerhalb des kapitalistischen Systems wohnlich einzurichten. Wären die Heimwehren in den Wochen nach dem 15. Juli 1927 in der organisatorischen Verfassung gewesen wie heute, so hätte sich zweifellos der Traun, des eigentlichen Organisators, des preußischen Majors Pabst, erfüllen können: der Marsch «w^Wea.— .i > ■ -
Wanderskizzen aus Albanien
Von Alexander von Spaic
X.
Durch Sumpf und Schilf nach Valona
Wir mühten uns durch Schilf und Finsternis, und was noch schlimmer war, durdj sumpfigen Morast. Immer schwerer zog man die Füße aus dem Schlamm, in dem man oft bis zu den Knien einsank. Wir waren in der Mezüdsche. das ist der etwa dreißig Kilometer breite Streifen Flachland, der sich längst der Küste von Durazzo bis Valona zieht. Im Winter Sumpf und Brutstätte der Malariemücke, dann aber fruchtbarster Ackerboden. Würde dieses Land, das stellenweise tiefer liegt als der Meeresspiegel, aus Staatskosten kanalisiert und nicht mit dem Holzpfluge, sondern mit Maschinen bearbeitet werden, es könnte, wie dies schon der gegenwärtige reiche Ertrag verrät, eine Körnkammer Europas sein. Ein bescheidener Anfang zur Ka-nalisation war ja da. Gut, daß ich eine Taschen-lampe hatte, deren Schein uns vor dem Hineinfall in einen ziemlich breiten Wassergraben bewahrte. Wir sprangen darüber, aber Dom Shalla in seiner langen Reverenda konnte nicht nach. Ich reichte ihm von der anderen Seite meinen Stock. „Nur Mut, Monsignore, stoßen Sie ab, ich ziehe Sie schon herüber". Er folgte, ich aber hatte vergessen, daß es ein Degenstock war. Die Scheide blieb mir in der Hand und der Pfarrer, mit hochgezücktem Stilette,
Aber Pabst s Stunde war erst gekommen, als er im Herbst 1927 vollkommen freie Hand erhielt für die Durchorganisation der Heimwehren. Wer ist Major Pabst? Haben wir es in ihm mit einem jener Landsknechte und Condottiere- Gestalten zu tun, denen es gleichgültig ist, wo sie kommandieren, und die heute in Bolivien und morgen in Chinä fechten? Man wird Pabst nicht gerecht, wenn man in ihm lediglich einen solchen Abenteurer sehen will. Major Pabst's generalstäblerische Begabung, seine Fähig-keit zu improvisatorischen Mtlitärorganisationen konnten sich zum ersten Mal auswirken unmittelbar nach der Novemberrevolution in Deutschland. Pabst war der eigentliche Führer des Gardekavallerie-Schützenkorps. das 1919 in Berlin die gesährlichen Januar- und Märzaufstände des Spartakusbundes niederschlug. Man erzählte sich damals, daß Pabst es war, der Noske den Befehl zur Verhängung das Belagerungszustandes abgetrotzt hat. Pabst's Nolle beim Kapp-Putjch ist niemals vollkommen geklärt worden. Zu den eigentlichen Führern gehörte er nicht. Damals verließ er. von einem Steckbrief wegen Hochverrats versolgt, Deutschland und sand in Oesterreich eine neue Stätte für sein organisatorisches Wirken. Die neue Tätigkeit begann mit der Schaffung von Wehrverbänden, aus deren später die Heim-wehr wurde, die vorwiegend ein außenpolitisches Ziel hatten, die Rückgewinnung von Südtirol. Die Stroßrichtung der Heimwehren änderte sich jedoch von Grund auf. als Seipel ihnen eine innerpolitische Aufgabe gab und der Faschismus in Seipel einen österreichischen Fürsprecher fand. Seipel hat niemals klar ausgesprochen, welche Ziele er eigentlich ver-folgt. Galt er vor einigen Jahren noch als der bedeutendste österreichische Staatsmann, so hat ihm heute seine Geheimniskrämerei und die Politik hinter den Kulissen sehr geschadet. Der wahre Gegenspieler
stand bis zu den Hüften im Wasser. Durch den Gußregen, der jetzt einsetzte, konnte er nimmer nässer werden. Mit Gefährten, die solcher Spässe halber dir Laune nicht verlieren, wandert es sich Deicht. Endlich, nach zwei Stunden, standen wir vor dem ersten Hause des Dorfes. Eine vorzügliche Unterkunft versprach es mit seinen rissigen Lehmwänden und windschiefem Dache wohl nicht.
Mir pochten lange, bis der Fensterladen be-hutsam geöffnet wurde und durch die schmale Spalte sich der lange Lauf einer Feuerfteinflinte schob. Der Hausherr faßte zu seinen Landsleuten erst Vertrauen, als er in mir einen Fremden erkannte, und öffnete das Hoftor. Dieser Hof überbot alles Bisherige an Morast. Eine einzige Pfütze, über die schmal und schwingend lose ein Baumstamm lag. Hier erreichte mich das Schicksal. Am schlüpferigen Holze glitt ich aus und lag knapp vor der Türschwelle im braunen Brei. Shalla beglückwünschte mich.
Endlich waren wir unter Dach, das in den albanischen Hütten ohne Zwischendecke unmittelbar den Wohnraum deckt. Der Rauch des offenen Feuers zieht ohne Schornstein durch die Fugen der Schieferdecke ab. Wie so ganz verschieden war es hier in der sumpfigen Ebene als in den hohen Bergen! Wie verschieden die Menschen und ihre Behausung hier und dort! Wohl gibt es auch in den Bergen armselige Wohnstätten, aber jede ist kugelsicher gebaut. Dort stehen steinerne Kulas mü Schießscharten und der Besitzer zeigt schon i« der Art, wie er seinen Gast empfängt, ihm die Waffen
Schobers bleibt Seipel jedoch auch fernerhin. Man kann nur vermuten, daß die Endziele Seipels in der Schaffung einer Donauföderation liegen, die das Schwergewicht Oesterreichs in den europäischen Südosten legen und Oesterreich von einem An-schluß an Deutschland auf unabsehbare Zeit abhalten würde. Major Pabst war in diesem Spiel nur der Geschobene. Er wird sich über seine Rolle niemals ganz im klaren gewesen sein und sah in sich vielleicht schon den 'Wegbereiter für einen öfter« reichischen Faschismus. Die Tatsache der Ausweisung wird ihn wohl aufs äußerste bestürzen und empören. Er wird immer seine Verdienste sehen, die in der Schaffung der Heimwehrformationen und in der Niederzwingung der austromaristischen Vorherrschaft liegen, und er wird das Wort vom „Dank des Hauses Habsburg" nun auch auf die Republik Oesterreich anwenden. Auch vom großdeutschen Standpunkt aus gesehen, kann sich die Ausweisung«-maßnahme wohl kaum viel Freunde erwerben. Es wirkt befremdend, daß man es für nötig hielt, aus-gerechnet Major Pabst auszuweisen, weil er die Beschlüsse der politischen Heimwehrführung mit seiner Autorität gestützt hat. Denn diese Führung liegt in rein österreichischen Händen. Und schließlich er-scheint die ganze Art, wie man einen um das heutige Oesterreich zweifellos hochverdienten Plann als lästigen Ausländer abschiebt, immerhin uner-freulich. Dem inneren Frieden wird vorläufig die Ausweisung nicht förderlich sein. Aber kein Mensch weiß überhaupt, wie lange der innere Friede noch anhalten wird. Wahlkampfftimmung beherrscht heute schon die österreichische Politik. Die antimanistische Einheitsfront ist gesprengt. Der österreichische Mar-rismus ist wiederum im Vorwärtsdringen. Die Landbündler, an denen die Heimwehrbewegung ge-scheitert ist. marschieren unter dem Losungswort
abnimmt, wodurch er ihn unter seinen Schutz stellt, einen gewissen Herrentypus. Unser Hausherr dagegen hatte 'sich vom Schrecken des nächtlichen Bejuches noch nicht erholt, verkroch sich und überließ es uns, uns bei ihm niederzulassen. Loses Reisig loderte in der Mitte des Raumes und lud zum Trocknen der Kleider ein. Eine Oellampe ohne Glas vervollständigte die Beleuchtung. Eine Getreidekiste und ein Kessel über dem Feuer waren das Umundauf der Ein-richtung. Thalia witterte Ratten. Der Hunger meldete sich aber so ungestüm, daß wir das Feuer anschürten, um das Büchsenfleijch zu wärmen. Etwas rauchig war es in der Hütte, sonst aber ganz gemütlich, die Kognacslasche ging von Mund zu Mund, Shalla beleuchtete die Ereignisse des Tages, bis das Feuer zur Glut niedergebrannt war. Mir, ihm und Batalak wurde Stroh untergestreut, die anderen schliefen auf der Erde.
Gegen Mitternacht wurde ich durch lautes Sprechen Shallas geweckt. „Warum schlafen Sie nicht?" fragte ich ärgerlich. „Siamo in aqua! Wir sind im Wasser, wir und die Waffen!" „Sie träumen wohl, Hochwürden, von der Bootfahrt oder vom Wassergraben?" „Nein, bitte, lassen Sie Ihre Taschenlampe leuchten!" Und wirklich, ich lag noch trocken, wie auf einer Insel in meiner Ecke, die zweite Insel war die Feucritelle, deren Glut einen matten Schimmer aus den Teich wars, in den sich dieses behagliche Heim verwandelt hatte. Der Hausherr beruhigte. Dies sei nichts Ungewöhnliches. Er zeigte auf ein Loch in der Mauer, das sich wohl die
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„Demokratie" in den Wahlkampf. Nirgendwo läßt sich ein klares Ziel oder eine straffe Führung fest-stellen. Zum ersten Mal wird wahrscheinlich die Heimwehrbewegung als Partei in den Wahlkampf ziehen. Dabei darf man nicht übersehen, daß sie damit die überparteiliche Linie, auf der sie groß geworden ist und glänzende Erfolge errungen hat. verläßt. Die ganze bisherige Gruppierung der bür-gerlichen Kräfte, die durch die überparteiliche Volks-bewegung der Heimwehren zu einer Einigung ge-zwungen war. mühte dadurch gegenüber dem Marxismus ins Wanken kommen.
Politische Rundschau
Inland
Die Ansprache des deutschen Gesandten auf dem Sängerfest im Franzfeld
Da einige Tagblätter die Worte des deutschen Gesandten v. Hassell, die er bei der Vierhundert-jahrfeier der Augsburger Konfession in der Banater Gemeinde Kraljeoicevo Vppnhi> unbedingt eine seine und moderne uCuECl lllll die Sie Ktftndig erhalten in grösiter Auswahl bei
Anton Lefriik, Celje, Glavni trg 4
Tombola der Kriegsinvaliden. Die
Tombola der hiesigen Ortsgruppe der Kriegsin-validen findet am riger Knabe, auf dem Fahrrad seines Herrn die Steigung beim Hotel ..Post" hinan. Da der Bursche, welcher eine größere Milchkanne in der Hand trug, «emlich schwächlich ist, mußte er absteigen und das Rad schieben. Ein junger Mann trat zu ihm und machte sich erbötiq. ihm das Rad hinaufzubringen, da ihm, wie er sagte, der Knabe leid tue, daß er sich so plagen müsse. Ehe noch der Lehrling ant-Worten konnte, hatte ihm der junge Mann das Rad aus der Hand gerissen und war davongefahren. Ein Pasiant erkannte den Dieb und meldete ihn der Polizei. Es handelt sich um den 18-jährigen arbeits-losen Herumtreiber Rudolf ,1 aus Maribor. der bereits einige Diebstähle am Kerbholz hat. — Am Samstag fand der auf der Ljubljanska cesta wohn-hafte Franz Sorn im Hof feines Hauses ein gut erhaltenes Herrenfahrrad Marke „Steyr" mit der
Nummer 34.932: er übergab es der Poluei. — Vor Tagen wurden wegen Diebstahlsverdacht eine gewisse Elisabeth I. und die 23-jährige Anna Forstner verhaftet. Während die Erstgenannte weiter im Arrest bleiben mugte, wurde die Forstner frei-gelassen. Diese begab sich zur Partei Parfant in der Ra.zlagova ulica, wo ihre Freundin ihren Kleider-korb zur Aufbewahrung übergeben hatte, und nahm einige Kleider und Wäsche an sich, die sie angeblich der I. in den Arrest bringen wollte. Die Forstner ist mtt den Sachen unbekannt wohin verschwunden.
In ähnlicher Weise betätigte sich die 19-jLhrige stellenlose Steska Hannc aus Konjice, indem sie zu einer Partei in der Vodnikova ulica ging mit der Angabe, daß sie ihre Vorgängerin im Dienst Agnes O. um Kleider und Wäsche schicke. Der Wert der herausgelockten Sachen beträgt 9272 Din; auch diese unredliche „Freundin" hat das Weite gesucht. — Aus dem Flur des Gasthofes Skoberne wurde am Samstag mittags ein schönes Herrenfahrrad gestohlen. Wie man sieht, sind gegenwärtig die Fahrradmarder wieder eifrig am Werke. — Am Sonntag wurde in Celje der 22-jäbrige Fleischerge-Hilfe Bemard Knez verhaftet, weil er der 17-jäh-rigen Anica L. aus St. Lenart, mit welcher er im Ljubljanaer Abendzug bis Lasko gefahren und der er dort nachgegangen war. auf einer einsamen Stelle auf demWege von Lasko gegen Sv. Lenart, sie mit einem großen Küchenmesser bedrohend. Gewall angetan hatte. — Am Mittwoch wurde der 30-jäh-rige arbeitslose Lovro O. aus Kranjska gora verhaftet, weil er im Verdacht steht, dem blinden Zither-spieler Karl Keber seine speziell für Blinde gear-beitete llhr im Wert von 500 Din gestohlen zu haben. — Am Dienstag verhaftete die Polizei den 26-jährigen arbeitslosen Arbeiter Alois Bebar wegen allgemeinen Verdachte«; beim Verhör stellte sich heraus, daß den - Mann die Ljubljanaer Polizei sucht, ferner gestand er, in der Nacht vom 16. auf den 17. Juni in ein Gasthaus in Dol bei Hrastnik eingebrochen und 700 Din sowie eine Schachtel Zetazigaretten gestohlen zu haben; man fand bei ihm noch 342 Din.
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Maribor
Praterleben in der Magdalenenvor-stadt. Von der Mustermesse in Ljubljana kom-mend, haben sich hier einige Budenbesitzer auf der Durchreise niedergelassen, wie es nun den Anschein hat. nicht gerade nur für einige Tage. Die Buden, wie Schießstand, Lachkabinett etc., stehen fein säu-berkich eine neben der anderen und ihre Ausrufer geben sichMühe, Neugierige,deren es allabendlich eine ganze Menge gibt, hinein zu locken. Das große elektrische Karussel, das die größte Frequenz auf-weist, sowie das „Riesenrad" find Dinge dte, auf die Jugend eine große Anziehung ausüben. Aber auch die ällere Jugend findet ihr Vergnügen daran und so manche Vorftadtswöne — das zarte Geschlecht herrscht nämlich vor — läßt sich offensichtlich quitich vergnügt auf den freihängenden Kamsielsitzen durch die Luft wirbeln. Besonders die Galane, die den Vorzug besitzen, den bunten Rock zu traaen, sind allabendlich eifrig bemüht, die nie versiegenden Karusselfahrtwün'jche ihrer Auserkorenen nach bester Möglichkeit zu erfüllen. So manchen von ihnen kann man bewundern, wie es ihm schon nach der ersten Fahrt so warm wird, daß er seiner kleinen Freundin einen kurzen Spaziergang, der die notwendige Abkühlung bringen soll, vorschlägt, jedoch die Kleine versteht keinen Spaß. Sitzt sie einmal oben, so ist guter Rat teuer, sie vor mindestens drei-maligem Fahren nicht dazuzubewegen, den so er-sehnten Abkühlungsspaziergang zu unternehmen. Das Riesenrad, das als ganz ansehnlich bezeichnet werden muß, ist im Verhältnis zum Karussel weniger bevorzugt. Aber es will absolut nicht stille stehen und dreht sich, auch wenn nur die halben oder auch noch weniger Sitzplätze besetzt sind, munter im Kreise herum. Da den Freunden des Menschen aus der Tierwelt, den Hunden, das Betreten des Riesen-rades nicht verwehrt ist, konnte man dieser Tage einen Jagdhund sehen, der kaum mit seiner Herrin samt Anhang dort angekommen, gleich als erster darin Play nahm und sich in dieser nicht nur ihm als neue Bewegungsmaschine recht wichtig vorkam, was man ihm ansah, da er seine klugen Aeuglein stolz in die Sunde schweifen ließ. Das Karussel wie das Riesenrad sind am Abend natürlich feenhaft beleuchtet, was ebenfalls dazu beiträgt, Hunderte von Neugierigen heranzulocken.
Der Autobusvertehr zum neuerbauten Bade auf der Felberinfel wurde über allgemeinen Wunsch bis zu der zum Bade führenden Straße vom Kamnica erweitert. Sobald die Zufahrtstrajje dort fertig ausgebaut sein wird, wird der Autobus, verkehr bis zu Bade ausgedehnt werden. Eine Fahrt bis zur Schottergrube kostet wie bisher Din 1.50, bis zur Straßenabzweigung in Kamnica jedoch 3 Dm. Unter der Woche verkehren die Autobu»« auf dieser Linie ab 10 Uhr vormittags jede halbe Stunde bis 20 Ubr abends. Sonn- und Feiertags werden die Autoousse jedoch alle paar Minuten ohne Unterbrechung verkehren.
Rettungsdienst auf der Felberinfel während der Eröffnungsfeierlichkeiten. Bei den ain Sonntag, dem 15. Juni, stattgefundenen Eröffnungsfeierlichkeiten des Draubades auf der Felberinfel hatte die Rettungsabteilung dort eift Ruder sowie ein Motorboot stationiert, um bei etwaigen Unglückfällen sofort eingreifen zu können. Desgleichen hatte sie eine Ambulanz auf der Insel eingerichtet. In nicht weniger als 15 Fällen mußten die freiwilligen Samariter eingreifen. Der Rummel in der Küche war sicherlich kein kleiner, da das Rettungsdienst-Vermerkbuch von Verbänden bei Schnittwunden und Quetschung erzählt. Auch das Springen vom Sprungturm will gelernt sein, denn am ersten Tag gab es Hautabschürfungen, Riß-wunden und Quetschungen. In allen diesen Fällen suchten die Verletzten die Ambulanz auf, wo sie kunstgerecht verbunden wurden. Eine Schwimmerin erlitt vor Uebermüdung einen Ohnmachtsanfall, während ein weiblicher Badegast von plötzlichem Unwohlsein befallen wurde. Beide wurden von der Ambulanz gelabt.
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Rettungsdienst. Die Freiwillige Rettungs-abteilung von Maribor mußte vom 12. bis zum 19. Juni in der ansehnlichen Anzahl von 63 Fällen intervenieren. Also ein aufopferungsvoller Dienst, den unsere freiwilligen Samariter in so selbstloser Äveise versehen!
Freiwillige Feuerwehr Maribor, Fern-spreche? 2224.
Freiwillige Feuerwehr Pobrejje, Fern -sprecher 2306s|
Freiwillige Rettungsabteilung Maribor, Fernsprecher 233«. Jum Feuerbereitschafts dienst in der kommenden Woche, und zwar vom 22. bis einschließlich 28. Juni, ist der l. Zug kom mandiert. Kommandant: Brandmeister Martin Ertl. Bereitschaft in Reserve: ll. Zug.
'ApothekenNachtdienst. Den Apotheken-nachtdienst in der kommenden Woche, und zwar vom 22. bis einschließlich 28. Juni, versieht die Apotheke Mr. M. König in der Aleksandrova cesta 1.
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Selbstmord. Der ^'. jährige Handelsanae stellte Albert Solider hat sich aus bislang und« kannten Gründen eine Kugel durch den Kopf gejagt. Die von der Polizei alarmierte Rettungsab teilung überführte den Lebensmüden ins Allgemeine Krankenhaus, wo der junge Mann? alsbald seinen Verletzungen erlag.
Ein elfjähriger Selbstmörder. Am Dienstag nachmittags ging der 11-jährige Schüler der Volksschule in Limbus Anton Boroonik aus Vrhov dol wie gewöhnlich von zuhause weg. Während ihn die Hausleute in der Schule wähnten, war er in den Waid gegangen und hatte sich dort an einem Baume erhängt. Der kleine Selbstmörder, ein kränk-licher und jähzorniger Knabe, welcher das Jüngste von 7 Kindern war, hatte sich öfters geäußert, daß er Selbstmord verüben werde.
Bekämpfung der Schlangengefahr. Es vergeht kaum eine Woche, wo der Bevölkerung nicht
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Deutsche Zettung
Otto 3
Kunde wird, da oder dort sei eine Giftschlange erschlagen oder Kinder seien von solchen gebissen war den. Die Fälle mehren sich, so daß sogar schon die Auslandspresse diese Tätsache zu erwähnen für wichtig gehalten hat. Da von dieser Gefahr die vielen Aus-flügler in erster Linie bedroht werden, so wäre es am Platze, wenn die Behörden eingreifen würden. Wie allgemein bekannt, gibt es Gebenden, wo für die Ablieferung einer getöteten Giftschlange eine Prämie bezahlt wird. Wie wäre es, wenn die mah-gebenden Faktoren bei uns in gleicher Weise vor-gingen?
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Wirtschaft u.Berkehr
Gefährliche Ausbreitung de» Wiesen« zünslers in der Woiwodina. Wir haben schon im vorigen Jahre in einem längeren Artikel
auf die Gefahr hingewiesen, welche grohen Gebiete im Süden unseres Staates durch das massenhafte Auftreten einer Schädlingsraupe, des Wiesenzünslers. droht. Wie nun aus verschiedenen Orten der Woi-wodina gemeldet wird, werden gegenwärtig große Verheerungen durch diese Schädlinge in fa>t allen Bezirken des Donaubanats angerichtet. Man be-kämpft sie mit Lösungen von Uraniagrün.
Fords-Weltproduttion in Autos und Lastwagen betrug im März 169.045 Stück, gegenüber ltt 1.747 Stück im Februar und 98.529 Stück im Jänner, dem ersten Monat nach der Ein-führung des verbesserten Modells A. Im April wird mit einer beiläufigen Produktion oon 9000 Wagen und Lastwagen täglich gerechnet.
Milliardenverluste an der Newyorter Börfe. An der Newyorter Börse waren dieser Tage Verluste von 7 Milliarden Dollars zu verzeichnen. Dieser abermalige Börsenkrach — bekanntlich erlebte die amerikanische Wirtschaft auch im Oktober vorigen Jahres einen schwarzen Tag wird von den Finanzblättern als unmittelbare Folge der Annahme des neuen Zollgesetzes im Parlament bezeichnet, welches europäische Waren vom amerikanischen Markt so gut wie ausscklietzt. Das neue Zollgesetz ist am 18. Juni in Kraft getreten.
Sport
Marburger Frubjahrstrabfahren. Wie
der Verlaus der Trabfayren und des Reitturniers am Donnerstag bereits zeigte, wird Heuer tatsächlich sehr guter Sport geboten; jedes einzelne Rennen gchaltet sich sehr interessant und spannend. Als Hauptrennen wird heute das Jugoslawische Derby gelaufen: dieses Rennen blldet die Auslese des besten 4 jährigen inländischen Pferdematerials. Das Rennen selbst ist für unsere Vwhältnisi? sehr hoch dotiert und mit Preisen von 20.000 Din ausgestattet. Der Ausgang dieses Rennens dürfte sich sehr spannend gestalten, da sich der Grohteil der
ML
Bleib gesund
durch frischeWäsdie!
Diird iqdcW'ääche ist ungesund Per» silgepflcgtc Wäsche - weift *ie Blüten *Juk'c - duftig *ie Biütenliduch - frbch wie der Seewind - Ihre Haut verlangt ddsidtii! Aber auch llire Wösdie *ill ge schont sein durch
Versil
Teilhaber auf gleicher Höhe befindet und jeden die Möglichkeit bietet, das Rennen siegreich zu dcstreitcn. Außer dem Derby sind im Programm noch 6 Rennen und eine Anzahl Dresiurprüfungen vorgesehen. Der Rennplatz Tezno ist durch eine ständige Autobus Verbindung av Velika Kavarna leicht erreichbar.
Das Trabrennen am Fronleichnams^ auf der Thesen bei Maribor ging bei herrlichem Wetter und unter ungeheurer Teilnahme — sogar aus Oesterreich waren zahlreiche Zuschauer erschienen — vor sich. Das Karl Pachner-Rennen für 4° bis 12 jährige Pferde auf einer Strecke oon 1U00 Meter sah in beiden Hents den (»-jährigen Hengst „John" «Besitzer Herr Franz Filipic» als Sieger, an zweiter Stelle kam „Saloma" (Besitzer Herr Fritz Skoberne aus Celje), an dritter „Anfängerin" (Anton Ke> rencic», an vierter „Felcika" (Franz Heric). Beim Rennen „Rudolf Warren-Sippit" für 3> bis 12-jährige Pferde jugoslawischer Aufzucht auf einer Strecke von 2000 Meter starteten 11 Fahrer. Sieger blieb der 3-iährige Hengst „Saperlot" des Herrn Franz Filipic. zweiter war „Polda" des Herrn Michael Filipic aus Stora ^lova vas, dritter „For-tuna" des Herrn Franz Wagner und vierter „Cgga II" des Herrn Franz Skuhala aus Krizeoci. Beim Rennen „Koketta" für 3- bis 12-jährige Pferde slowenischer Bauernzucht kam als erste ans Ziel die K-jährige Stute „Polda" (Michael Filipic), zweite „Egga II" (Skuhala). dritte „Psina" (Josef Siavic). vierte ..Koketa" (Johann Bumerle). Der Höhepunkt des Rennens war das doppelsinnige Amateurfahren für 3-jährige und ältere jugoslawische Pferde.
Es starteten 6 Fahrer. Erste waren „La Fliche — Grell Maria" (Franz Filipic), zweite „Fortuna — Sühes Mausi" (Graf Jankovic». Beim Hindernis-reiten trug den ersten Preis der 0 jährige Fuchs „Marion" .des Kavallerieleutnants Vladimir Pet kovic aus Cakovac davon. Zweiter war der drei-jährige Braune „Dilber" des gleichen Besitzers. Am Totalisator herrschte Großbetrieb.
Schach > Ecke
redigiert oon Harald Schwab W. A. Shinkman „Laskers Cheh Mag." 1903.
Stellung
Weih: Kd5, Db5 Tc2, (3 Steine) Schwarz: Ka3. Th6. Lei, Bd*>, g5 (5 Steine) Weiß zieht und setzt im 3. (dritten) Zuge matt!
Lösung zu Problem «r. 44
1.) Lf6 h4. Tb3—h3; 2.) Lh5 f7-t-, b4—b3; 3.) Th6 a6 matt.
Rachrichten
In einem Städtewettkampf siegte Budapest über Wien mit 18:12 Punkten. — Ein Match Ahues: Brinckmann endete mit 5 7, :2 V, für Ahues. — Am Turnier von Lullich, welches vom 1.—15. September stattfindet, wird sich wahrscheinlich auch Professor Dr. Vidmar beteiligen
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Erinnerungen aus dem Weltkrieg und aus Rußland
Von einem ehemaligen Siebzehner
In der Zwischenzeit - die ganze Geschichte mit unserer Verhaftung und Einführung hatte gar nicht so lange gedauert — war es ganz finster geworden. Im Schein einer verrußten Petroleumlampe blinkte der Boden weiß. Er war reinfrostig und mit einer ziemlichen Schichte von Eis überzogen.
So, jetzt standen wir hier herum und sahen uns an. Von allen zwanzig Mann war mir nur der ukrainische Feldwebel mit den blauen Augen und dem hellblonden Schnurrbart bekannt. Mein Bundesgenosse im Wohlfahrtsausschuh. Jetzt litten wir ausgewohlsahrtet! Die anderen hatte man ziemlich wahllos' aus den Tausenden herausgenommen. Dos heiht. einige hatten wohl die Eingabe unterschrieben gehabt, in der die Aufhängung des Kriegsgefangenen' sowjets verlangt worden war. Die meisten hatten aber keine Ahnung, warum sie in dieses Loch ge-kommen waren. Eigentlich muhte ich ihre Kameradschaft' lichkeit bewundern, dah sie nicht gleich auf mich zu schimpfen begannen, als sie die eisige Bescherung dieser Zelle sahen. Der dicke Reichsdeutsche, ein Literer Mann, brummte bloh: „Nu haste den Dreck!", während er sich in der Ecke auf den Eisboden niederhockte und aus grohen grauen Augen verblüfft drein schaute. Ein anderer Reichs-deutscher, ein langer rothaariger Vogel mit kräftigen Knochenhänden, die ihm lang aus den zu kurzen Aermeln seine» Waffenrockes vorragten, stich sparsame, aber ausgiebige Flüche auf die Roten aus. Beiden sah die reichsdeutsche runde Mütze schief auf dem Kopf: der Lange hatte überdies ein völlig mit Sommer-sprossen gesprenkeltes Gesicht. Dabei waren sie richtige Industriearbeiter aus dem Rheinland, ernste, ruhige Leute. Besonders der Rothaarige sollte mir später durch seine Gelassenheit noch imponieren.
In dieser Nacht wurde in unserer Zelle nicht viel geschlafen. Wo hätten wir auch schlaftn sollen? Die anderen hatten ihre Sachen nicht mit und ich tonnte es nicht einmal auf meiner Decke auf dem Eisboden aushalten, der unter meinem Rücken schmolz und die Decke durchnähte. Ich gab einen diesbezüg-Ilchen Versuch daher auf, faltete die Decke zusammen und nun konnten einige mit mir auf dem Packen we-nigstens sitzen. Um zu schlafen, wären wir auch zu aufgeregt gewesen. Die ganze Geschichte fiel uns nachträglich erst recht auf die Nerven. Wir drängten uns im engen Loch stehend durcheinander und besprachen immer wieder die Vorgänge. Die anderen hatten — wenigstens gaben sie es jetzt nicht zu — an das Erschiehen nicht gedacht, aber ich dachte noch immer daran, und wenn drauhen am Gang die festen Schritte der Aufseher polterten,
Sib es mir immer wieder einen Stich im Herzen, rgendeinmal hatte ich während der Revolutionszeit gehört, dah die Bolschewiken die Gewohnheit hätten, in der Nacht ihre Opfer hinauszutreiben, sie kurzerhand kalt zu machen und im geheimen zu ver-scharen.
Im allgemeinen schimpften wir in der Erlösung, daß wenigstens bisher nichts Aergeres passiert war, im Chor auf die Roten, besonders auf die unseren. Vor dem Gitterfenster stand ein blasser Märznacht-Himmel, gegen den sich die schwarze Masse der Zucht-tzauskirche abhob.
Gegen Mitternacht verstummte allmählich die „Unterhältung", wir hockten uns einer neben dem anderen nieder und lehnten die Rücken an die trie-senden Wände. Schlafen konnte ich nicht, noch ein-mal ging mir in wildem Wirbel dieser Abend durch den Kopf. Ich konnte mit der Tatsache, dah ich nun in einer richtigen sibirischen ..Tjurnia" sah. gar nicht fertig werden. Die Seligkeit, die mir das Ein-führen ins Zuchthaus gegenüber der angenommenen Möglichkeit, in wenigen Minuten erschossen zu wer-den. bereitet hatte, war vergangen. Ich sah mich in diesem grauenhaften Loch um und das Lager er-schien mir im strahlenden Licht der Freiheit. Was hatte ich früher gewuht, was diese Freiheit im Lager bedeutete! Dann dachte ich über die Rolle nach, die ich nun spielen muhte. Das tröstete mich wieder, denn ich kam mir als Märtyrer vor, der für die Kameraden im Lager, für das Vaterland und für die Armee leiden muhte. Ich duselte vor mich hin und im halben Schlafe träumte ich von dem Lohn, den ich später daheim ernten muhte. Bis zur gol-denen Tapferkeitsmedaille verstiegen sich die flackern-den Gedanken. Ich fühlte mich im Mittelpunkt des Weltgeschehens und glaubte, in wenigen Tagen würde man es in allen Zeitungen unserer Heimat-
staaten lesen, wie wir uns gegen die Bolschewiken aufgelehnt hatten, oon diesen in das Zuchthaus ge-führt wurden, um — vielleicht — erschossen zu werden. Dieses letztere wehrte ich freilich wie eine giftige Brummfliege ab, aber sie kam immer wieder, trotzdem ich alle Argumente, die dagegen sprachen, hundertmal überdachte: den Friedensschluh, die dä-nischen und schwedischen Roten Kreuze in Omsk, die ein solches Massaker nicht zulassen würden.
Wie lang diese Rächt dauerte! Es war gewih noch nicht 4 Uhr morgens, als wir schon wieder alle auf den Beinen waren. Jeden Moment hob einer den Deckel vom schmutzigen Fasse im Winkel ab und verrichtete seine Rot. Jedesmal wehte ein gemeiner Gestank vom Fah her durch die Zelle. Dieses Fah war mir das Sinnbild unserer Lage.
Als es dann drauhen licht wurde und in der Zelle grau, war uns schon viel leichter zumute. Ich ging vom Guckloch in der Tür nicht mehr weg und wartete sehnsüchttg auf jeden Schritt drauhen am Gang. Endlich — ziemlich spät — drehte »ich der Schlüssel von auhen im Schloh. Wer dieses Geräusch noch nicht mitgemacht hat, kann sich nicht vorstellen, welch em Ereignis es für Eingesperrte bedeutet. Aller Augen richteten sich mit äuherster Spannung aus das rostige Schloh. Die Tür tat sich auf und ein bärtiger Aufseher lieh beiseitestehend einen rus-sischen Soldaten zu uns herein. Dieser Soldat trug eine saubere grünliche Hemdbluse, auf welcher mehrere russische Tapferkeitskreuze hingen. In einem glatten Gesicht lächelten unter-der geschweiften Tellermütze freundliche blaue Augen. Und der A!ann sprach deutsch. Er sprach tadellos deutsch. Und was trug er in beiden Händen? Einen riefigen Tschainik, eine bauchige Teekanne, aus welcher es warm empor-dampfte. Der warme Dampf hüllte unsere Herzen freudig ein. „Guten Morgen! Ihr werdet jetzt Tee trinken. Kameraden!" Er lief noch einmal hinaus, wie wir an seinen Schritten hörten, in die Nachbar-zelle, und brachte einige Töpfchen herüber. Wir drängten uns um dielen unerwarteten Wohltäter und die Fragen hagelten auf ihn nieder. In der Freude seines Wohltuns lachte er über das ganze Gesicht. „Wer sind Sie, Kamerad? Was machen Sie hier? Wieso sprechen Sie deutsch?" — „Ich bin Lette und hier schon drei Monate eingesperrt."
„Warum?" — „Ich weih nicht, sie sagen, als Konttarevolutionär." — ..Was glauben Sie, dah mit uns geschehen wird?" — „Man sagt, und auch die Aufseher sprechen davon, dah man euch erschiehen wird." Das saate der Lette mit einem mitleidigen Blick. Meine schwarze Ahnung! Die Knie begannen mir zu zittern. „Zumindest werdet ihr sehr lange sitzen." — „Wieso? Man muh uns doch verhören!" - „Ich sitze schon drei Monate, andere sitzen schon ein halbes Jahr oder noch länger, und keiner ist bis jetzt verhört worden." Der Auf-seher drängte in den Letten, dah er wieder oon uns hinaus müsse. „Trinkt den Tee, ich habe ihn für euch besorgt, und gebt dann die Kanne dem Aufseher, er wird sie mir in meine Zelle bringen." — „Dank, Kamerad!" — „Richt nötig, getne geschehen !" Und der Schlüssel drehte sich wieder im Schloh. Wir schnatterten eine Weile durcheinander, dann standen die anderen wieder finster brütend herum. Ich konnte es nicht aushatten und rief einen durch den Gang kommenden Aufseher durch das Guckloch an. Sein Auge erschien im Loch, blödsinnig eingerahmt von den Wimpern, so dah es unheimlich aussah. „Schto z nami budit?" fragte ich, „was wird mtt uns geschehen?" Die Stimme antwortete mit voller Seelenruhe: „Vas naverno zastrelajut. euch wird man wahrscheinlich erschiehen!"
Bis zu Mittag rührte sich dann der Schlüssel nicht im Schloh. Wohl gingen die Aufseher in den Gängen auf und nieder, gegen 10 Uhr hörten wir sogar einen grohen Lärm, die anderen Zellentüren rasselten und der Gang erdröhnte vom Getrappel vieler Fühe. Nach einer Viertelstunde wieder der Lärm, an unserem Guckloch erschien ein neugieriges Auge nach dem anderen und starrte weih zu uns herein. Wieder das Gerassel der Schlösser und dann war wieder Ruhe.
Zumittag endlich wurde auch unsere Tür auf-gesperrt. Der Wächter verlangte zwei Mann und schrie: obed! Mittagessen! Wir waren froh wie die Kinder, denn das Menageholen war doch etwas, was wieder ein normales Leben bezeichnete. Es dauerte eine Zeit, dann aber waren unsere Beiden,
der rothaarige Reichsdeutsche und der Ukrainer, den die Neugierde hinausgetrieben hatte, wieder da. Einer schleppte zwei mächtige Laibe Brot und der ander« eine grohe Viechschüssel. Fleischsuppe! Fleisch-suppe mit eingekochter Hirse. Und das Brot war bei Gott fast weih. Nun hatten aber die meisten keinen Löffel bei sich, bloh die Vorsichtigen, die dieses Instrument nie von sich liehen und es in der Blusentasche trugen wie ein Notizbuch, hatten Löffel. Wir ahen also in zwei Partien aus der Schüssel. Mtt Zündhölzern wurde gelost, wer zuerst an die Reihe kam. Ich war oon der zweiten Partie und das war gut so. Denn die zweite Partie lauerte gespannt auf das Essen der ersten und die grohen Augen ihres Hungers konstatierten natürlich bald, dah die erste ihre Hälfte schon herausgefressen hatte. Murrend übergaben die ersten die Löffel und nun legten wir uns mit ungeheurem Genuh ins Zeug. Der rostige Boden der Schüssel erschien nur zu bald und der letzte Tropfen wurde herausgeholt. Das Brot war Herrlich. Es kam nicht sehr viel auf den Mann, aber mit dem Brot und der Suppe wurde jeder ziemlich satt.
Jetzt sah die Geschichte schon bedeutend fteund-sicher aus. Witze begannen sich zu regen und bald gab es auch schon fröhliches (Gelächter. Die Stim-mung wurde fast gemütlich, als wir im Laufe des Nachmittages einen Wächter dazu bekommen hatten, die in den Baracken zurückgebliebenen Sachen her-beizuschaffen. Der Ukrainer sprach perfekt Russisch, das war ja ungefähr seine Muttersprache, und er hatte es erreicht. Schon nach zwei Stunden waren die Sachen da. Die Freunde der einzelnen in den Baracken hatten alles sorgsam zusammengepackt, auch noch rasch Tabak gesammelt und es zum Tor der Tjurma getragen, von wo es die Wächter herein-brachten. ..
Jetzt war nur noch die Frage unserer Zelle übriggeblieben. Wir standen abwechselnd beim Guckloch, einmal der Ukrainer, dann wieder ich, und jedem vorbeigehenden Wächter schrien wir zu. dah man uns eine andere Zelle geben möge. Wir waren frech und lästig. Die Wächter fluchten und erwiderten : Budit! Budit! S' wird schon werden! Und richtig, gegen 1 Uhr drehte sich wieder der Schlüssel und wir übersiedelten. In eine Zelle nicht weit oon der Kanzlei. Als wir eintraten, waren wir ange-nehm überrascht. Das war eigenttich keine Zelle, es war ein regelrechtes gröheres Zimmer, an dessen Wänden entlang eine ganz saubere Prttsche stand. In der Mitte war ein so groher Platz frei, datz wir uns leicht bewegen, ja sogar auf und nieder spazieren konnten. Schnell besetzten wir die Prischen, legten die Säcke und Decken Nieder. Einige hatten bei ihren Siebensachen Nägel. Ueber jedem Liege-platz schlugen wir einige in die Wand ein, hängten unsere Rucksäcke daran und waren eingerichtet. Ich packte sogar meine neue Uniform aus und hängte sie auf, damit sie aushängen sollte. Ganz hübsch nahm sich die Bluse mtt den weihen Sternen aus den braunen Ausschlägen da droben aus. Wenn nicht auch hier der Kübel im Winkel gestanden wäre — wir muhten das abscheuliche Gerät aus der Eiszelle bei unserer Uebersiedluiig mitnehmen — und wenn nicht die Tür zugesperrt gewesen wäre, hätten wir uns sehr wohl fühlen können. Denn die Unterkunft — verhättnismähig natürlich — war gut, die Meiiage war nicht schlecht, was wollten wir unter diesen Umständen mehr verlangen? So trüb und niedergedonnert wir gestern gewesen waren, so froh waren wir heute. Wir lachten, trieben Scherz begannen uns gegenseitig zu frozzeln und miteinan-der zu debattieren. Vor allem aber begaben wir uns bald in die Horizontale - auf den Prttschenbrettem lieh es sich wonneooll liegen — und brachten den Verlust der vorigen Nacht ein. Im wohligen Ein-dämmern hörte ich noch das friedenoerbreitende Schnarchkonzert meiner Gefährten. Gegen Abend gab es noch irgendeine Wassersuppe und dann ging das Schnarchen von neuem an bis in den tiefen Vormittag des nächsten Tages. Dies erschien uns nach wenigen Tagen überhaupt als das Schönste' ruhevoll auf der Pritsche am Rücken zu liegen.und zu schlafen, soviel einem nur beliebte. Da gab es keine Störung durch Barackenstarschis, die einen auf Arbeit trieben, hier gab es keine Aufregung mit den Roten, hier war Ruhe geradezu Pflicht. Besonder» mir begannen die schweren Steine vom Herzen zu rollen. Jetzt war ich aus der ewigen Hetze, aus dem Aerger. aus der Sorge und aus der Angst heraus. Das war alles hinter mir: hier im Turm war ich sicher wie in Abrahams Schoh. Ich begann mich direkt zu freuen, das Leben hier gefiel mir. Freilich dauerte diese Erleichterung nicht lange, aber das soll später erzählt werden.
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