Nr. 2a. Einzelnummer 2 K. Poštnina pavšalirana. Kočevje, den 12. November 1921. Jahrg. I. Einzelnummer 2 K.» Redaktion: Kočevje štev. 58. Administration: Kočevje štev. 18. Wirtschaftliches, kulturelles u. politisches Organ. Erscheint jeden zweiten Samstag. Abonnement: ganzjährig 15 Din., sonst entsprechend. Inserate: ganze Seite 400 Din., sonst nach Vereinbar. Einladung m Mitarbeit und Monnierung. Unsere Bewegung an der Rinse und Kulpa zwecks ZusainmenfassenS aller arbeitenden und erwerbenden Klassen ohne Unterschied der Nationalität in der stärksten Staatspartei Jugoslawiens, um so endgiltig die neuen Berhältnisse zu ordnen und Vorbedingungen für das wirtschaftliche Aufblähen zu schaffen, hat in kürzester Zeit einen solchen Umfang angenommen, daß wir über das einstimmige Verlangen unserer Gesinnungsgenossen beschlossen haben, ein eigenes Blatt auch in deutscher Sprache herauszugeben. Das Blatt wird^ trachten, die Volks- mit den Staatsintercssen in Einklang zu bringen. Sein Grundsatz wird: Gerechtigkeit und Objektivität, sein Ziel: Verbreitung und Vertiefung der Volksanfklärnng, Humanität und der Zivilisation sein. Es wird Artikel und Übersichten über unsere innere sowie über die Weltpvlitik, ebensv Über unsere und die Weltwirtschaft einschließlich leicht verständliche wissenschaftliche und Fachartikel bringen. Es wird speziell aus die Veröffentlichung von solchen Artikeln Wert gelegt, aus welchen unser Bauer, Gewerbetreibende und Arbeiter eine richtige Übersicht bekommt. Auch soll ihm durch diese Artikel die Möglichkeit geboten werden, über alle jene Fragen, die die ganze zivilisierte Welt bewegen und die in den heutigen demokratischen Zeiten ein jeder kennen muß, sich' lein richtiges Urteil bilden zu können, wobei gleichzeitig auch der Intelligent auf seine Rechnung kommen soll. Wir werden Staatsfak-torcn auf die Mängel und Unzulänglichkeiten in unserem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben aufmerksam machen, dieselben in ihren Aufgaben unterstützen und, wenn cs notwendig sein wird, auch kritisieren. Gegen alle jene Elemente aber, welche gegen unseren Staat unter dieser oder jener Maske wühlen, werden wir energisch auf-treten und dieselben, wenn notwendig, auch unschädlich machen lassen. Wer also mit diesen Grundsätzen übereinstimmt und unseren Kreis durch Idee oder Arbeit bereichern will, ist uns willkommen ohne Rücksicht auf die politische Gruppe, der er zugehört oder zugehört hat. Wem aber die Verhältnisse die geistige Mitarbeit nicht zülaffen, der soll das Blatt bestellen und uns weitere Besteller erwerben. Und wir werden trachten, daß aus dein Blatte ein Organ der wirklichen öffentlichen Meinung werden wird, wo ein jeder zum berechtigten Wort kommen kann. Da wir auch in der Journalistik die Gerechtigkeit für den ersten Grundsatz halten, soll ein jeder, dem wir vielleicht ein Unrecht znfügen sollten, sich vertrauensvoll an uns wenden, um das Unrecht nach Möglichkeit gutzumachen. Das Blatt wird jeden zweiten Samstag erscheinen und (ostet jährlich K 60. Durch persön- liche Opserwilligkeit unserer Parteigenossen, speziell jener vom Land, ist die Existenz des Blattes gesichert. Der Einfachheit der Buchhaltung halber sowie Ersparung der Arbeit soll das Abonnement nach Möglichkeit ganzjährig entrichtet werden, zu welchem Zwecke wir den Posterlagschein beilegen. Der Werwattungs-und Wedaktionsausschuß. Die Äriegsrerstörung und unjer Wiederaufbau. Der lange dauernde Weltkrieg, dessen Mittel das unbarmherzige Vernichten von Menschenleben und Kulturgütern war, hat die tierischen Instinkte im Menschen wachgerufen und methodenmäßig weiterentwickelt. Diese zerstörende Energie im Menschen brauchte und benützte der kriegführende Staat für seine Kriegszwecke. Dadurch schnitt er aber auch in sein eigenes Fleisch ein; denn die bisher die staatliche Ordnung und die Gesellschaft er-haltenden Anschauungen über die Kostbarkeit des Menschenlebens, die Unantastbarkeit der Person, des Vermögens usw. wurden dadurch gelockert und an ihre Stelle begannen nach und nach laxe Anschauungen einzudringen. Der Staat büßte durch sein eigenes Vorgehen gewaltig an dem Ansehen ein und schon im dritten Jahre des Krieges hielten die breiten Massen nur noch Schreckmittel des Staates zurück, um nicht los- Der Menfch vor sich |elbft. Spiegelbilder der menschlichen Seele. Verfaßt von Heinrich von Turzanski. Vorwort. Strauß fvrschungSwissenschaftlicher Skizzen stellt eine kleine Auslese meiner nenphiloso-phischen Schriften dar. Den unter Beihilfe von Graphologie, Telepathie, Chierosophie, Psychologie und Psycho-Analyse seines Kulturgewande« entkleideten „Men-scheu von heute , m der Nacktheit seines Wesens zeigend, sind sie bestimmt, der Förderung mensch-licher Selbsterkenntnis zu dienen, wobei es dem Selbsteingeständnisse des Einzelnen überlassen bleibt, festzustellen, ob und wie weit er sich da identifiziert fühlt, einsehend, daß es hoch an der Zeit ,st, ein neuer Leben zu beginnen. Der Autor. Ji« J.ieß( »o« -««<«- Neuwissenschastliche Parabel. Lohend einer Flamme gleich Dünkt der Lieb« Feuer «nch, Flimmernd, nein, ein Irrlicht nur, Ist die Liebe in Natur. Naht der Funke dürrem Stroh, Rasch ist cs entzünden, Brennt gleich hell und lichterloh, Heiß und ungebunden. Anders, wenn auf grüner Wiese, Er ein Heim sich gründet, Tut da durchaus nichts zu Leide, Weil er nichts entzündet. Der Wann von heute. Psycho-Analyse. Der Mann gleicht einem Baume, Der so lang grün nur ist, Bis nicht ein böser Käfer, Die Rinde ihm befrißt. Doch gleicht er noch weit mehr dem Topf, Der ausgenützt wird nur so lang, Bis er, der furchtbar blöde Tropf, Gelegentlich geduzt, zersprang. Am besten kommt nur der davon, Der gut das Weib versteht. Er wird behandelt wie ein Sohn, Wie immer er sich dreht. Das Weib von heute. Psycho-Analyse. Da« Weib gleicht einem Buche Besceligenster Art, Zumal es seinen Inhalt Stets wonnereich bewahrt. Doch ist es unterschiedlich, Wie da gelesen wird; Ob gern und wohlverstanden, Ob sinnlos buchstabiert. Auch fällt hier in die Wage, Die männliche Natur, Der eine Mann liest Inhalt, Der andre Worte nur. Des Mannes Pflicht drum wäre, Da schriftgelehrt zu sein, Wo nicht, blickt er vergebens In dieses Buch hinein. Ai« vier Aahreszeiten der menschlichen Sehnsucht. Frühling ist's, so im Gemüt Noch ungestillte Sehnsucht blüht. Sommer, so man es gewahrt, Daß Sehnsucht sich mit Liebe paart. Herbst ist es mit jene Zeit, Da Sehnsucht um die Ruhe freit. Winter, so sie welk und matt, Sich ganz zur Ruh' begeben hat! zubrechen und alles, Staat und Gesellschaft in ein Feuermeer umzuwandeln. Die öffentliche Moral hat furchtbare Schlappen erlitten und cs wurde schon die Grundzelle der Gesellschaft, die Familie und das Familienleben, von immer mehr überhandnehmenden Instinkten der Menge gefährlich bedroht. Da begann bei uns der Wiederaufbau. Einsichtige politische Führer haben nämlich schon frühzeitig eingcsehcn, wohin der langwährende Krieg führt — zur Zersetzung des Staates und der Gesellschaft, zur vollständigen Verwilderung der Menschheit. Um dies zu verhüten, haben dieselben ein Programm ausgestellt, welchem das ganze Bolk nur znjubelu konnte: das Ideal des eigenen jugoslawischen Staates. Dasselbe Ideal stellten die Čechett für ihr Volk auf und die Führer der beiden Nationen schloffen einen Bund auf Leben und Tod: am 30. Mai 1917 gaben sie im österreichischen Parlamente gemeinsam die Erklärung ab, mit welcher die Schaffung eines unabhängigen jugoslawischen und eines ebensolchen Čechischen Staate- verlangt wird und fügten, natürlich ans Bvrsicht, hinzu: im Rahmen der habsburgischen Monarchie. Das ist die sogenannte Maideklaration. Die Erklärung im Parlamente stand unter Immunität, wurde unter den Augen der ganzen Welt abgegeben und konnte sonach nicht vertuscht werden. Sie wirkte nach außen und nach innen Wunder: denn die Welt sah ein, daß wir uns mit dem deutschen kaiserlichen Imperialismus, mit dem das deutsche Bolk übrigens auch nicht viel gemeinsam hatte, nicht identifizieren und auf eigenen Beinen gehen wollen, wir bc-kündeten damit politische Reise. Nach innen, auf die vom Kriege gepeitschten Bolksmassen, wirkte aber die Erklärung wie ein Balsam: das Ideal des eigenen Staates wurde zum Abgott jedes einzelnen, wurde zum Ausgangsmittel aus allem Krieg-elend, der Trost in der Not, der Schrecken für die Gegner und die größte moralische Stütze für unser Bvlk in der schlechten Kriegszeit. Es wurde aber auch das beste Agitation«- und Organisierungsmittel für die breiten Bolksmassen; mit festem Glauben an einen eigenen, unbedingt zu kommenden Staat, der dem ganzen Elend auf Grund des Selbstbestimmung«» und Selbstentscheidungsrechtes ein Ende setzen und dem Bolke ein eigenes gemeinsames Volksheim bieten sollte, wurde unser Bvlk unbekümmert um den weitertobenden Krieg fest organisiert und zusammen-geschlossen, durch die neue Idee vor schlechten Kriegseinflüssen möglichst gewahrt, moralisch gereinigt und rein erhalten, so daß unser Bvlk, als der alte Staat zu wackeln begann, fest organisiert und entschlossen wie e« war, an einem und demselben Tage in Ljubljana und Zagreb eigene Regierung in eigenem Namen einsctzte, was zugleich auch in Prag geschah, die Bande mit dem allen kriegführenden Staate für aufgelöst und den Krieg für sich als beendet erklärte. Das waren die Sturmtage Ende Oktober 1918, die niemand vergessen kann, der dieselben miterlebte, das war aber auch der Gnadenstoß, den zwei Böller, fest organisiert und pochend auf eigene Kraft, bewußt vollbrachten und sich so die Freiheit und das Selbstbestimmungsrecht in der Welt erkämpften. Dieses geschichtliche Werk unserer Führer verpflichtet uns zum größten Dank denselben gegenüber. Denn der alte Staat war unbedingt dem Tode geweiht; hätten die Führer das Volk auf die gemeinsame Idee nicht geeinigt und organisiert, so hätte bei uns beim Umsturz die größte Unordnung eingerissen, wie vielleicht in Rußland oder Ostkroatien und Bosnien, wo das Volk nicht so organisiert war wie bei uns und sich aus den vom Krieg erzeugten Instinkten die sogenannten grünen Kaders zusammensetzten, deren Weg eingeäschcrte FabrikSanlagen, Schlösser, In- dnstriewerke, auSgcplündcrte Dörfer und entehrte Frauen bezeichneten, bis da« serbische Heer heran» rückte und die schwere Arbeit der Luftreinigung verrichtete. Infolge der oben geschilderten politischen Organisation sind wir vor solchem Unglück verschont geblieben, haben durch unsere Narobni Sveti und die von den Parteien eingesetzte Regierung Ordnung gehalten, bis sich der Staat konstituierte und die Zügel selbst in die Hand nahm. Dadurch war die zweite Stufe des Wiedernusbaues erreicht und nun folgt die dritte, die zumindest gefährliche, aber die verantwortungsvollste, die endgiltige Organisierung des Staates. Hiebei müssen wir vor allem zwei Gesichtspunkte feststellen: die Sonverenität, die Oberhoheit des Volkes über sich selbst, die sich das Volk erkämpft hat, muß aufrecht erhalten bleiben. Und da es sich in keinem zivilisierten Staate vermeiden läßt, daß auch andere Bolkssplittcr hinelntommeu, muß schon zwecks guter Verhältnisse der Staaten untereinander an dem Grundsätze sestgehalten werde», daß die Zugehörigkeit zu einem im Staate verbliebenen Volkssplitter kein Hindernis für die volle Gleichberechtigung mit den Bürgern des sogen. Staatsvolkes bilden darf, abgesehen von dein in der ganzen Kulturivelt anerkannten Prin-zipe, daß gleichen Pflichten auch gleiche Rechte entsprechen müssen. Unser Staat ist nun schon soweit gediehen, daß sich das Volk durch seine Abgeordneten die Verfassung, das sind die Grundgesetze und Grundsätze, auf welchen er beruht und von welchen ans er handelt, schon gegeben hat. Beide oben angeführten Grundsätze sind zum Staatsgrundgesetz erhoben worden und bezüglich des zweiten wird als dessen Ausführung das Volksminderheits- oder M i n vr i t ä ts g e-setz erscheinen und die Rechte der nationalen Minderheiten im Staate, in der Schule und im Amt festlege». Es sind sonach noch zwei schwere Arbeiten zu lösen: Die Erlassung von ausführen, den Gesetzen auf Grund der Verfassung und wirtschaftliche K o n s vld i ern ng des Staate«. Beide Arbeiten sind dringend und werden in unsere Interessen stark eingreifen. Um dieser Aufgaben Herr zu werden, wird die Verfolgung der Arbeit unserer Abgeordneten durch das ganze Volk notwendig sein, aber nicht nur Verfolgung, sondern tatkräftige Mitarbeit und Unterstützung, damit unsere Interessen richtig vertreten und nicht geschädigt werden. Wir müssen uns darüber klar werden, daß ein jeder von uns zwei Heime besitzt: ein eigenes und ein allen Staatsbürgern gemeinsames. Und der Staat schmiedet, ob der Einzelne es will oder nicht, uns allen das Schicksal: schreibt uns Steuer», Leistungen und Ab-gaben vor und verfügt sogar über unsere Freiheit, unser Vermögen und, wenn es ihm notwendig ist, auch über unser Leben; er erteilt aber auch Wohltaten, baut Eisenbahnen, Straßen usw. Es ist daher in unserem ureigensten Interesse gelegen, daß wir uns für die öffentlichen Fragen interessieren und auf seine Entscheidungen Einfluß zu gewinnen trachten, denn nur in dem Falle können wir eigene Interessen wahren. Und die werden wir am besten wahren, wenn wir uns voll und ganz jener staatsbildenden und staatserhaltenden Partei hingeben, deren Programm wir anerkannt und unterfertigt haben, das ist der Radikalen Partei, der stärksten Partei des Staates, der Vertreterin des Kleinbesitzes und des Kleingewerbes. S. Das Drjirksstkretariat der Radikalen Partei befindet sich in Kočevje Nr. 58. — Amtsstunden: Dienstag und Donnerstag von 11 bis 12 Uhr. Die Eijenbahiltrasse tiočcujt — ßrob-iltorouicc xitb die projektierten Stationen. Kočevje, den 12. November 1921. Die Trassierung der Bahn Kočevje — Brod-Moravice ist mit dem heutigen Tage vollendet. Um die dabei gewonnenen Resultate sowie die wichtigsten Punkte des Projektes zu erfahren, begab sich heute einer unserer Redakteure zum geistigen Oberhaupte aller dieser Arbeiten, de», Herrn Oberbaurat Ing. Dr. Franz Musil, der die Liebenswürdigkeit hatte, unseren Redakteur mit gewinnender Freundlichkeit zu empfangen und demselben mit größtem Entgegenkommen die gewünschten Erklärungen zu geben. Herr Oberbaurat Ing. Dr. Musil ist eine sympathische Erscheinung in den besten Jahren und macht auf den ersten Blick eher den Eindruck eines UiiioetsitätSprofissors als aber eines praktischen Ingenieurs. Erst wenn »tan mit ihm zu sprechen beginnt, sieht man ei», daß man nicht nur mit einem guten Theoretiker, sondern auch mit einem außerordentlich ersahrene» praktischen und klar denkenden Fachingenieur zu tun hat, und man weiß schließlich nicht, ob man mehr sein Wissen oder seine dabei bekundete Bescheidenheit bewundern soll. „Sie wollen die Länge der Trasse, die projektierten Stationen, die Tunnele, die Steigungen, die Dauer der Arbeiten, den Vergleich zu anderen Projekten usw. erfahren," quittierte Herr Ober» baurat den Wunsch unseres Redakteurs. „Mit Vergnügen gebe ich Ihnen die gewünschten Auskünfte. Die Trasse von Kočevje bis Brvd-Mo-rav ce macht 44 km aus, die von Klodič Baulänge 54 km, Betriebslänge ungefähr 70 km. Wir sind also bedeutend kürzer. Dieselbe führt von Kočevje nach Livold. Hier ist die erste Station projektiert und zwar an einer Stelle, die nicht nur die Livolder und Čniipototer, sondern auch die Mozler und Rajndvler befriedigen wird. Von da ans führt ein kurzer Tunnel nach Stalearji, wo eine große Frachtstation bei der Straße knapp vor Stalc.irji projektiert ist. Von da läuft die Bahn gegen Mrava und ist hinter diesem Dorfe eine Haltestelle projektiert. Dann läuft die Bahn weiter sachte gegen das Kulpatal hinab und macht hakt am niedrigsten Punkt der Kreuzung der Straße von Bvromc-Buga und Banjaioka. Hier wird die große Frachtstativn Bimvl errichtet, mit natürlichem Gefälle zur Stativ», welche das holz-reiche südliche Hinterland einschließlich Bärenwald erschließen wird, ähnlich wie Stalearji. Bon da führt die Bahn nach Krkvvv, wo an der Straße die Station für die umliegenden Dörfer errichtet wird und von da in schönem Schweisbogen weiter zur Kulpa herab, überquert bei Pitče über eine ganz gewöhnlich gemauerte nur 10 Meter hohe Übersetzung die Kulpa und läuft in die große Fracht-und Persvnenstativn Brvd au der Kulpa ein. Hier wird an der Straße eine höchst günstig gelegene und genug große Station errichtet, und zivar in der Weise, daß von da weiter sowohl nach Čabar als auch Staritrg die Bahn weiter geführt werden kann. Bon hier aus führt die Bahn über Namoft nach Lokvice und wird bei Ptčak Donji resp. bei Lokvice, wo heute eine Betriebrweiche besteht, eine große Einmündungsstation errichtet, geeignet für die Benützung nach Reka oder Split, je nach Belieben." „Und die Beschaffung des Terrain-, Herr Oberbaurat?" „Ist verhältnismäßig günstig zu nennen. Die bestehende Bahn Karlovac-Reka hat z. B. auf einer 35 km langen Strecke 25 %o Steigung, unsere, die 44 km mißt, läuft 5 km von Kočevje ans horizontal, hat dann 5e/oo Steigung, I0°/oe, I30/00. 15 %o und nur an einer Stelle 23 %o, ist also bedeutend günstiger als die schon bestehende Karlovac Reka." „Und die Betriebsart?" „Ist als Hauptbahn gedacht mit Schnell- und Personenzugsbetrieb bis 45 km pro Stunde." „Wann ist mit der Trassierung begonnen worden, Herr Oberbaitrat?" „Am 16. Juli und heute ist sie beendet. Schon aus "der Kürze de« TrassierungSzeitraumes ist die Günstigkeit des Terrains ersichtlich, und zwar in jeder Beziehung. Ich bin dadurch angenehm überrascht ; denn es ist eine Rekordleistung." „Und die Kosten? Die Rentabilität?" „Geordnet und gesichert." „Und die anderen Projekte?" „Dürsten es kaum zur Trassierung bringen. Den» es ist zeitraubend und kostspielig- Dazu ist da« gegenwärtige Projekt entschieden das beste." „Also glauben Herr Oberbaurat an die Rea. listerung der heutigen Trasse?" „Bestnnmt, wenn überhaupt gebaut wird. Denn die Trasse ist unter allen vorgeschlagenen in jeder bei dem Bau einer Bahn inHBctracht kommenden Be. ziehung die beste und wirtschaftlich die einzig vernünftige." Wir schieden — ein warmer Händedrnck und ehrlichen geraden Blick als Gegendank und Herr Oberbanrat vertiefte sich wieder in seine Pläne aus dem Tische, während sich unser Redakteur beeilte, das Gehörte so gut als möglich nieder-zuschreiben, um es so dem p. t. Leserkreis de« „Radikal" zugänglichen machen. Aus der Madi Kaken Wartei. Der Kongreß der Partei tritt am 27. d. M. in Beograd zusammen. Es werden Delegierte aus dem ganzen Reich zusammcntreten. Sie werden keine kleine Arbeit zu bewältigen haben: Die endjgiltige Fassung des Programm es d e tuP artei-für den ganzen Staat sowie dementsprechende Anpassung der Partei-statuten. An diesem Werke nimmt auch unser Bezirk teil. Diesen Sonntag, den 13. November, tritt auch zu dem Zwecke der Bezirksausschuß, daß sind alle Obmänner und ihre Stellvertreter unserer Organisationen, zusammen, um zu den einzelnen Punkten Stellung zu nehmen und zugleich um die Delegierten unseres Bezirkes für den Kongreß zu bestimmen. Für die Wohnung usw. ist in Beograd schon vvrgesorgt.^Es wird voraussichtlich eine entsprechende Deputation von Delegierten entsendet. Über die geleistete Arbeit, Empfang, Eindrücke der Deputation usw. wird dann in den Dezember-nummern de« Blattes berichtet werden. Die weiteren Organisationen der Nadikalcn Partei sind dieser Tage tu Oernomaler Bezirk gegründet worden. In Ljubljana und Maribor werden nach dem Kongreß definitive Kreisausschüsse gewählt. Gemeindewahlen finden in diesem Monate in jenen Gottscheer Gemeinden statt, wo die Deutschen die Mehrheit haben. In diesen Gemeinden hat sich die Radikale Partei nur in Briga, Novi Lazi, Kočevska Reka, Mozelj und Čuiipotot beteiligt, also nur box t, wo ste definitiv organisiert ist. Die Wahlen wurden bisher nur in Briga und Novi Lazi durchgesührt, während in den übrigen Gemeinden die Wahl später stattfinden wird. Die Gemeindevertretung von Briga ist vollständig in unseren Besitz übergegangen, in der Gemeinde Nvvilazi bekam die Radikale Partei 8 Mandate, die Sozialdemokraten 8. Nähere Berichte bringen wir darüber in der nächsten Nummer; mir gratulieren herzlich unseren Parteimitgliedern an dem schönen Erfolge! Das sind die ersten öffentlichen Funktionäre der Radikalen Partei in Slowenien. politische ÄkerÜcht. a) Aeußere Politik. -,r>. .. .%*> ««L ym v Die vergangenen Wochen warenI ein jstarkcr Probierstein für' die Festigkeit des zwischen Jugo- Oechoslawien sowie Rumänien eingegangenen 5 der sog. kleinen Entente. Die Magyaren veisuchlen nämlich wieder die Habsburger zu installieren, deren geschworene Pflicht und eigenes Interesse die Wiederherstellung Ungarns an historischen Grenzen, also von Tatra bis zum Meer wäre. Die kleine Entente trat zur Überraschung der großen Entente und der übrigen politischen Welt säbelrasselnd auf. mobilisierte glatt ihre Jahr-gütige, sandte das Militär an die ungarischen Grenzen, das Ungarn zu besetzen und event. auch aus der politischen Karte zu löschen drohte — da arretierten die Magyaren den ins Land gelockten Exkönig Karl, überlieferten ihn der Entente und diese eskortierte ihn ans die Madeira, eine Insel im Atlantischen Ozean. Die Magyaren wurden gezwungen, die Habsburgerdynastie abzusetzen, und versprachen, ohne Einwilligung der Entente keinen König zu wählen. Die kleine Entente bewies durch ihr Austreten, daß sie ein ernst zu nehmender Faktor >n der europäischen Politik geworden ist, und ihre Mitglieder gewannen durch glattes Entwickeln der Mobil!-sierung, was aus starke Konsolidierung der Der-hältnisse hinweist, stark an Ansehen in der politischen Welt. Die Grenzen Albanien» sind nach neuesten Meldungen auch unserem Staate gegenüber dieser Tage in Paris vom Obersten Rat bestimmt worden. Hoffentlich werden uns von nun an die albanischen Banden in Ruhe lassen. Mit Italien ist ein Teil der Evakuierung von Dalmatien zu regeln, dann die Frage vom Hasen Baroš, Reka und Sušak zu lösen. Sonst alles beim alten. Der Handelsvertrag kommt später. Sonst ist in der Zwischenzeit nichts Erwähnenswerte« vvrgcsallen. b) Innere Politik. Es handelt sich, wie wir es im heutigen Fach-artikel nusführen, in erster Linie um Abschaffung der verschiedenen alten Verwaltungen und Einsetzung der einheitlichen Verwaltung im ganzen Staat. Der gesetzevorschlagende Parlamentsausschuß arbeitet mit vollem Dampf, scheidet das Unbrauchbare aus u"d schafft neues, einheitliches Recht. Hinter den Koulissen werden aber int Stillen die Parteischlachten um die Macht geliefert. Nachdem die Verfassung angenommen worden ist und die Radikalen und die Demokraten zusammen auch allein die Mehrheit im Parlament besitzen, wurden die nicht mehr benötigten Selbständigen Bauern und Mnslimanen von den beiden RegierungSparteiten vernachlässigt. Sie kamen und beschwerten sich und erinnerten die werten Bundesgenossen, daß auch sie zur Regierungspartei gehörnt . . . Die Demokraten fürchten wieder, die Radikalen liebäugeln ein bißchen mit den Klerikalen und' Kroaten; denn im Bunde mit diesen könnten die Radikalen als die stärkste Partei auch ohne Demokraten die Regierung bilden und die Leitungen schreiben schon von Demissionen usw. Das alles ist ein kindisches Treiben, das nur beweist, wie unreife politische Parteien und Politiker die Nachkriegszeit und die Wahlen in die Konstituante geboren haben. Viel wichtiger als alle diese Fragen ist die Frage der Valuta, ihr blitzartiges Fallen in allen Staaten Mitteleuropas und die organisch nach-folgende Teuerung. Die früher noch ungelöste Habsburgerfrage, Albanien, das hängende Verhältnis zu Italien sowie Mobilisierung sind lauter Passivposten für unsere Valuta. Die erst durchzusührende einheitliche innere Verwaltung und die kroatische Frage heben auch nicht den Wert der Valuta. Dazu kommt noch, daß wir den Außenhandel, auch Export, nicht mit unserem, sondern mit fremden Geld führen: wir kaufen und verkaufen in Lire, Frank, Pfund, Dollar, nur in Dinar nicht. Deshalb wird nach fremden Geld viel gefragt und das erhöht seinen Anschaffungspreis. Deshalb wird nach Dinars keine Nachfrage erhoben und kann sonach keinen großen Wert haben. Und wenn wir nun die internationalen, speziell die westeuropäischen Börsespckulationen, derer Sitz in Zürich ist, in Betracht ziehen, die nach dem Waffenkrieg einen Wirtschaft«» und Aus-beutungskrieg gegen ganz Europa führen, speziell aber gegen uns, um bei uns Lebensmittel billig einzukaufen, so müssen wir uns wundern, daß der Dinar noch so gut steht, und sich nun in den letzten Tagen wieder erholt. Man schreibt auch dem jetzigen Finanzminister Kumanudi (Demokrat) einen großen Teil der Schuld zu und wird deshalb gehen. Aber auch da« ewige Wechseln von obersten Chef« in so einem ausgesprochenen Fach-refforts kann schwer dem Dinar gut tun. Hoffentlich berichten wir das nächstemal schon was BesiereS. Berichte. Kočevska reka. Der Bezirksausschuß der Radikalen Partei in Kočevje veranstaltete am 11. September d. I. im Gasthause des Herrn Franz Braune in Kočevska reka eine öffentliche Volksversammlung, an welcher sowohl Slowenen als auch Deutsche in beträchtlicher Anzahl teil-nahmen. Als Hauptredner trat der Präsident des Bezirksausschusses Herr Dr. Sajovic aus Kočevje auf. Er erklärte die Entwicklung der politischen Ereignisse vom Umstürze her, weiters die Rolle, die unser Jugoslawien im Kreise der europäischen Staaten spielt und welche es noch leicht wird spielen können, falls wir die Verhältnisse im Innern mit geeinten Kräften so gestalten, daß e« recht sein wird, zu welchem Zwecke der erste Schritt, d. i. die Verfassung, bereits getan ist. Leichtverständlich erklärte er hierauf, was der Staat und was eine Partei ist, warum politische Parteien notwendig sind, und deren Aufgaben. Im weiteren erklärte er die Programme und sprach die Meinung aus, daß auch die Gottscheer Bevölkerung aktiv an der Politik wird teilnehmen müssen, falls sie im Wettbewerbe mit der übrigen Bevölkerung gewisse öffentliche Wohltaten und Einrichtungen, wie z. B. Eisenbahnen, die un« mit dem Meere verbinden sollen, Straßen, Wasserleitungen usw., alles Einrichtungen, die unser Bezirk dringend benötigt, sichern will. Zu diesem Zwecke ist es notwendig, daß die gesamte Bevölkerung ohne Unterschied der Nationalität einverständlich mitarbeitet; statt daß wir un« unter einander zanken und schief ansehen, weil der eine dieser, der andere jener Nation angehört, ist es gescheiter, wir reichen uns die Hände zur gemeinsamen Arbeit zum Wohle und Fortschritte des Bezirkes und der Bevölkerung. Mit Einigkeit und gemeinsamer Mitarbeit erleichtern wir auch den berufenen Faktoren die Arbeit zur endgiltigen Regelung des Staates, wa» wieder uns allen zugute kommt. Als geeignete Plattform, aus welcher sich beide Nationen zu diesem Zwecke zur friedlichen Mitarbeit versammeln könnten, be-zeichnete er die Radikale Partei, deren Programm er hierauf entwickelte, sowie deren Entstehung, Entwicklung und Arbeit. Endlich forderte er die Anwesenden auf, sich zu äußern und in den im Bezirk sich immer mehr erweiterden Kreis einzutreten. Alle Redner erklärten sich für die gemeinsame Mitarbeit beider Nationalitäten und genehmigten das Programm der Radikalen Partei, worauf die Beitrittserklärungen entgegengenommen wurden. Die sich Meldenden wurden als Mitglieder ausgenommen und die Lokalorganisation in Kočevska reka gegründet. In den Lokalausschuß wurden gewählt: Obmann Johann Rogale, Besitzer und Handelsmann; Stellvertreter Johann Lavrič, Besitzer; Schriftführer Franz Knavs, Besitzerssohn; Kassier Franz Braune, Besitzer und Kaufmann; als Ausschußmitglieder Matthias Ješelnik und F. Erker, alle aus Kočevska reka. Aus Mozelj. Man hat unsere Gemeinde als ein verbissenes veutschuationales Nest verschrien, das hinter Koprivnik, Stara cerkev und Kočevska Reka in nichts nachstehen soll. Das dem nicht so ist, haben die beiden Volksversammlungen am 18. und 25. September l. I. gezeigt, welche die Ra-ditale Partei veranstaltet hat und welche von den Angehörigen beider Nationalitäten in größter Eintracht besucht wurden. Auf Grund des Referates, da« der Obmann des Bezirksausschusses aus Kočevje über die politische Entwicklung Jugoslawiens, dessen Parteien, ihre Programme und Leistungen erstattet hatte, haben wir uns Deutsche und Slowenen für die gemeinsame einverständliche Arbeit auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiete und zwar auf Grundlage des Programme» der Radikalen Partei entschlossen. Die Mehrzahl der Anwesenden hat den Eintritt in die Partei auch sofort angemeldet, worauf nach Aufnahme derselben die Organisation der Radikalen Partei für die Gemeinde Mozelj gegründet und hiebei au« der Milte der Mitglieder folgender Ausschuß gewählt wurde: Obmann Franz Hiris, Besitzer und Großhändler in Verderb 8; Stellvertreter L. K l e i n d i e n st, Lehrer in Skrilj; Schriftführer Fr. Metlikovič, Besitzer in Raindol; Stellvertreter Franz Primer, Besitzer in Kočarje; Kassier Josef Montel, Besitzer in Mozelj 32; Ausschußmitglieder Johann Putre, Besitzer und Kaufmann in Turkova Draga 4, M. Lackner, Besitzer in Verdreng und Oberpvckstein, Johann Widmer, Besitzer in Kočarje, Johann Putre, Besitzer in Mušjavas, und Josef Putre, Besitzer und Grvßkausmann in Mozelj; Revisoren L. S ch e m i t s ch, Besitzer in Verderb, und Fr. Vardjan, Besitzer und Kaufmann in Skrilj. Tagesneuigkeiten. Seine Majestät König Alexander ist am 1. d. M. au« Paris zürückgekehrt, Der König ist vollständig genesen und steht gut au«. Er hat sofort die Ausübung der Regierungsgewalt im Rahmen der Verfassung übernommen. Am 6. d. M. leistete er in feierlicher Parlamentssitzung den Königseid auf die Verfassung. Zugleich mit ihm kehrte auch Ministerpräsident Nikola Pašić zurück und übernahm sofort die Ausübung der ihm obliegenden Amtspflichten. Die vollständige Demobilijirrung bis auf die aktiv dienenden — etwa 20u.000 Mann — ist angeordnet, da Magyarien nachgab und die Frage Albaniens gelöst ist. Da nun die politische Atmos. phäre gereinigt erscheint, kann man sich ruhig den WirtschaftSsragen und seinem Zivilberufe widmen. Linrn FachartiKrl itbrt die Umsatzsteuer bringen wir heute aus der Feder eines Fachmannes. Wir machen alle Gewerbetreibenden, die mit mehr als zwei Hilfskräften arbeiten, sowie alle Handelsleute darauf aufmerksam. Infolge der Dringlichkeit anderer Artikel bringen wir den Bericht über die Hauptversammlung des Konsumvereines in Kočevje in der nächsten Nummer. Ebenso einige andere interessante Aussätze. Vir Hausbesitzer Sloweniens organisieren sich gcmeindeweise. Die einzelnen Organisationen treten dem „Verband der Hausbesitzer fiic Slowenien" bei, der bei der Regierung ein gewichtiges Wort führt. Wie wir hören, dürste bald eine solche Organisation auch in Kočevje ins Leben gerufen werden und zivar nur als Fachvrganisativn, also für al le Hausbesitzer. Das Fachorgan der Hausbesitzer Sloweniens ist „Moj Dom", das monatlich erscheint und jährlich nur 20 K kostet. Unsere Kauflrnle machen wir aus den Katalog der Dritten internationalen Prager Mustermesse aufmerksam. Derselbe ist nämlich das neueste und verläßlichste Adreßbuch der tschechoslowakischen Industrie und des Handels. Der Preis ist 20 Din. Zu beziehen: Prager Herbstmesse, Prag 1, Sta-rvmetska radnice. Es ist schon wirklich die höchste Zeit, daß unsere Handelsleute den teuer« italienischen Poffel-markt auslasseu und sich gegen den soliden und gut erprobten Norden orientieren. cherichlssaat. Kočevje, am 8. November 1931. (Ein Nach klang zu unsere m letzten Bericht.) Vor dem hiesigen Strafrichter Herrn Ferd. Merala erschienen heule zwei uns schon au« dem letzten Bericht bekannte Herren: Herr Joh. Putre, Besitzer und Handelsmann ans Turkova Draga Nr. 4 in Begleitung des Herrn Dr. Sajovic als Stellvertreters des hiesigen Advokaten Dr. Jos. Flego, als Ankläger, und Herr Robert Ganslmayer, Geschäftsführer in Kočevje, als Angeklagter, in Begleitung seines Verteidigers Herrn Dr. Arkv, Advokaten in Kočevje. Es handelt sich, wie aus der Anklage des Herrn Putre hervvrgehl, um Ehrenbeleidigung. Herr Putre faß nämlich am 25. Juli l. I. vor dem Gast-hause Ernst Petsche in Kočevje an einem Tisch und trank, ruhig plaudernd mit einem Herr» au« Kočevje, sein Glas Bier. Es war eben nach der Verhandlung, vvn der mir in der letzten Nummer berichtet haben, bei der Herr Ganslmayer als Kronzeuge fungiert hatte und Herr Putte zu sieben Tagen Arrest verurteilt war. Das Verhältnis zwischen beiden Herren wurde dadurch natürlich nicht gebessert. Als nun Herr Ganslmayer, den offenbar eine größere Gesellschaft von Damen und Herren im Gasthause erwartete, den Herrn Putre erblickte, trat er zum offenen Fenster der Gast-hausstube und alarmierte die darin anwesende Gesellschaft mit den Worten: „Da draußen sitzt ein RaubschützI", worauf die einzelnen Mitglieder derselben, welchen der Vorfall zwischen GanSl-inayer und Putre in Wald und beim Gericht natürlich gut bekannt war, zum Fenster marschierten und den „Raubschützen" bewunderten. Herrn P., der von diesem Alarm nichts bemerkte, fiel es schließlich auf, daß er vom Gasthause aus, speziell von einzelnen verhältnismäßig noch jungen Damen sonderbar angeschaut, ja sogar geheimnisvoll angelächelt werde, und witterte ohne Einbildung sofort ein Stück! vom Herrn Ganslmayer. Er zog Erkundigungen ein, welche ihm die Wahr-heit embrachten. Da er den Ranbschützen nicht aus sich ruhen lassen konnte, brachte er durch seinen Vertreter Herrn Dr. Jos. Flego, Advokaten in Kočevje, gegen Herrn Ganslmayer Ehrenbeleidigungsklage ein, um so demselben die Gelegenheit zu bieten, seine Behauptungen auch vor Gericht zu beweisen. Die erste Verhandlung fand *rn 11. August statt. Herr Ganslmayer gab zu, das Stückchen aufgeführt zu haben, konnte aber keine anderen Tatsachen zur Bekräftigung des „Raubschützen" anführen, als das noch nicht rechtskräftige Urteil vom 25. Juli, welche Sache aber in Novomesto vor Kreisgericht in zweiter Instanz anhängig war. Der Richter sah sich de», halb veranlaßt, die Verhandlung gegen GanSl-mayer bis zur Entscheidung des Kreisgerichtes zu vertagen. Bei der heutigen Verhandlung stellte nun der Richter amtlich fest, daß Herr Putre vor dem Kreisgericht in Novomesto von jeder Schuld und Strafe freigesprochen war. Herr Ganslmayer umhüllte sich, befragt über weitere Beweise, mit Schweigen und sein Verteidiger bat um milde Strafe. Der Vertreter des Herrn Putre beantragte aber exemplarische Bestrafung, welchen Antrag er mit der Vorstrafe des Angeklagten wegen Ehrenbeleidigung gegenüber demselben Ankläger sowie mit der Art des Vorgehens des Angeklagten gegenüber dem Ankläger begründete. Der Richter verurteilte hierauf den Herrn Ganslmayer wegen Übertretung der Sicherheit der Ehre unter Anwendung des außerordentlichen Milderungsrechtes zu 400 K Geldstrafe, reff), zwei Tagen Arrest. Herr Putre meldete durch seinen Vertreter wegen der zu geringen Strafe Bernsung an, mit der Begründung, daß die Anwendung des außerordentlichen Milderungsrechtes nicht am Platze sei, und verlangte zu dem Zwecke die Zustellung des Urteils. Es wird also noch das Kreisgerichl in Novo-mestv darüber zu entscheiden haben, ob die Strafe nicht zu erhöhen sei. (Eine Hausdurchsuchung beim „Ge-n os s e n f ch a f t er".) Das in Kočevje erscheinende Wirtschaftsblatt des Allgemeinen Ein- und Verkaufsvereines in Kočevje, genannt „Der Genossenschafter", hat sich schon wiederholt verschiedene Ausfälle persönlicher Natur geleistet, die mit einem Wirtschaftsblatte eines kaufmännischen Unternehmens gar nichts zu tun haben. In letzter Zeit ist unser angesehene Mitbürger Herr Johann Koscher, Besitzer und Handelsmann, wiederholt, anonym im Blatt angegriffen worden. Er wehrte sich unter „Eingesendet" in der „Goitscheer Zeit tung", aber ohne Erfolg, denn am IB. Oktober brachte der „Genossenschafter" wieder einen vehementen Angriff aus Herrn Koscher, unterfertigt mit „K. P." und unterhalb mit der Anmerkung der Redaktion versehen, wo dieselbe den schwersten Angriffspunkt wiederholt und bestätigt. Nun war es aber dem Herrn Koscher genug und er übergab die Angelegenheit seinem Rechtsanwalt Herrn Dr. Jos. Flego, Advokaten in Kočevje. Dieser inkri-minierte den Artikel als Vergehen gegen die Sicherheit der Ehre und stellte unter anderem beim Kreis- als Strafgerichte Novomesto den Antrag auf sofortige Hausdurchsuchung in den Redakiions-lokalen sowie in der Privatwvhnung des verantwortlichen Redakteurs Herrn Robert Ganslmayer zwecks Auffindung der Handschrift dieses Artikels. Wie wir erfahren, wurde dem Antrage stattgegeben und am 4. d, M. eine strenge Hausdurchsuchung nach dem Manuskript sowohl beim „Ge-nossenschafter" als auch in der Privatwvhnung de» Herrn Ganslmayer vorgeuvmmen. Da über den Gang der Untersuchung, solange dieselbe nicht abgeschlossen ist, nicht geschrieben werden darf, werden wir über diesen Prozeß, der hochinteressant zu werden verspricht, in einer der nächsten Nummer mehr berichten. Die Umsatzsteuer. Um die Leser unseres Blattes und unsere Freunde vor event. unliebsamen Folgen zu bewahren, bringen wir im nachstehenden in kurzen Umrissen die wichtigsten Bestimmungen der Gesetze und Verordnungen über diese Steuer. Hiebei sei bemerkt, daß diese Steuer bereits in allen modernen und fortschrittlichen Staaten eingeführt ist. Wir wollen uns nur auf jene Bestimmungen beschränken, die für Gewerbsbetriebe und Handels-Unternehmungen im allgemeinen gelten, da speziell in unserem Bezirke die größte Anzahl der Steuerpflichtigen diesen Kategorien angehört. Mil den Bestimmungen des Artikels 127 a, des Ges. Nr. 436, Uradni list Nr. 136/1920, wurde die Umsatzsteuer eingeführt und betrug für gewöhnliche Erwerbs- und Handelsbetriebe so viel, als diesen Betrieben für das'Jahr 1920 an Erwerbsteuern samt Staatszuschlägen vorgeschriebe« war. Nachdem dieser Gesetz mit 1. Juli 1920 in Kraft getreten ist, wurde somit mit der Durchführung vbgenannter Bestimmung die Umsatzsteuer bis 30. Juni 1981 vorgeschrieben. Da mit der Verordnung vom 27. Juni 1921, Uradni list Nr. 113, die neue Umsatzsteuer mit 1. Oktober 1921 eingeführt wurde, muß für die Zeit vom 1. Juli bi» 30. September 1921 noch ein Viertel der pro 1921 vorgeschriebenen Erwerbsteuer samt Staatszuschlag abgestattet werden. Nach der neuen, ab 1. Oktober 1921 gütigen Verordnung beträgt die Umsatzsteuer ein Prozent vom BruIIvumsatze und wird gezahlt: a) panschaliier, b) nach dem zu führenden' Buche über den erreichten Umsatz. Pauschaliier zahlen die Steuer unter anderen die Hausierer. Straßenverkäufer, Fuhrleute mit ein oder höchsten- zwei Pferden und alle Unternehmungen, Gewerbe« und sonstigen Betriebe sowie freien Berufe, deren Jahresumsatz den Betrag vvn 40.000 K nicht übersteigt und Personen, die einen zufälligen Sachenumsatz gegen ein Cntgeld von über 20.000 K vollziehen. Bei diesen zufälligen Umsätzen bleiben unbewegliche Güter unberücksichtigt. Über Aufforderung der Steuerbehörde müssen die erstgenannten Steuerpflichtigen die Anmeldungen nach Form b), in welchen der im vvrangegan-geuen Sleuerjahre erzielte Jahresumsatz ersichtlich gemacht werden muß, vorlegen und die Umsatzsteuer in vierteljährigen Raten an das zuständige Sleneramt abführen. Hausierer und andere Steuerpflichtige mit gewerblichen Bewilligungen für ein Jahr oder für kürzere Zeiträume, zahlen die Umsatzsteuer auf Grund der Anmeldung b) für da» ganze Jahr, bezw. für den kürzeren Zeitraum im voraus gleichzeitig mit den direkten Stenern (Hausier-erwerbstener usw.). Personen, die Sachenumfätze gegen ein 20.000 K übersteigendes Entgelt vollzogen haben, müssen einen jeden solchen Fall mit der Anmeldung b) in 14 Tagen anzeigen und die le/eige Steuer entrichten. Nach dem ab l. Oktober 1921 zu führenden Buche über den erzielten Umsatz muß diese 1 e/o ige Steuer entrichtet werde»: 1. Laut Buch nach Form A: a) von allen der öffentlichen Rechnungslegungen unterworfenen Unternehmungen, b) vvn allen Gesellschaften mit beschränkter Haftung, c) von alle» protokollierten Firmen. Dieses Buch (Form A) müssen daher alle diejenigen führen, die nach dem Handelsgesetze Ge-schäflsbücher zu führen verpflichtet sind, sowie alle Unternehmungen und Betrieve, deren Jahresumsatz im vergangenen Steueifahre (1920) eine Million Kronen überstiegen hat. 2. Das Buch nach Form A haben alle, übrigen Unternehmungen und Betriebe sowie auch alle freien Berufe mit AuSuahme derjenigen, die die Umsatzsteuer pauschaliter entrichten oder die von der Umsatzsteuer befreit sind, zu führen. Von der Umsatzsteuer sind unter anderen, in der Verordnung näher bezeichneten Betrieben b e-freit: 1. Landwirte rücksichtlich des Umsatzes ihrer eigenen Produkte aller landwirtschaftl. Quellen jedoch nur dann, wenn sie ihre eigenen Erzeugnisse persönlich und unmittelbar aus ihrer Hand veräußern. Alle diese Erzeugnisse unterliegen jedoch der Steuer im weiteren Verkehr bis zum Gebrauche, wenn sie von Zwischenhändlern verkauft werden oder wenn der Landwirt nebst seinen eigenen Erzeugnissen auch fremde Erzeugnisse zum Absätze bring,. 2. Erzeugnisse der Hausindustrie in beschränktem Umfange — ausschließlich im Fa-milien kreis.e — dann der Umsatz kleiner Gewerbetreibender, die ihr Gewerbe mit höchsten» zwei ständigen Gehilfe» oder Lehrlingen aus-üben. Alle näheren Bestimmungen können au» der im Uradni list Nr. 113 verlautbarten Verordnung Nr. 289 und aus der im gleichen Uradni lift unter Nr. 290 verlautbarten VvllzugSvvrschrift sowie au» der Kundmachung der Delegation de» Finanzministeriums in Ljubljana, Uradni list Nr. 131, ersehen werde. Nachdem die in der Verordnung für Übertretungen vorgesehenen Strafen hoch sind und mit 1. November 1921 bereits die formelle Kontrolle durch Finanzorgane rücksichtlich der Führung der vorgeschriebenen Bücher und der Eintragung der täglichen Umsätze begonnen hat, werde» alle auf die Pflichten, die ihnen die Vorschriften über diese Steuer anferlegen, hiemit aufmerksam gemacht. Die Redaktion erklärt sich auch bereit, auf alle mündlichen oder schriftlichen Anfragen nähere Aufklärungen im nächsten Blatte zu geben. Eigentümer Konsortium „Radikal". Herausgeber der BeiirksanSfchuß der Radikalen Partei in Kočevje. Verantwortlicher Schriftleiter Ivan Bogataj. Bnchdrmkerei Josef Pavlice! in Kočevje.