AN2AUGWNIVN tnr Kunst, Wissenschatt und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordesch. ^ 83 . Freitag am Ä.5.. Oktober F.844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mlll ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« lolorirtcs Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blattes ist in Laibach ganz» iähri« s, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Louuert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher am Hauptplaye Nachgefühl. Mag das Blatt vom Baume fallen. Mag er seine starren, kahlen Aeste laublos in die Lüfte strecken. Kann auch nichts in ihm die Hoffnung wecken. Die der Herbst darniederschlug; Die Erinn'rung kann ihm Trost noch bieten. Daß sie einstens freundlich grünten, blühten. Daß er einstens Früchte trug. Mögen die entnervten, weichen Wängelcin der Rose bleichen. Krankhaft, ohne Hoffnung der Genesung, Welken hin, ein Raubgut der Verwesung; Die Erinn'rung noch bleibt ihr. Füllt mit neuem Trost noch die Verwelkte, Daß sie einst in süßen Düften schwelgte. Daß sie war des Gartens Zier. — Mag das Herz in Gram verbluten, — Kann auch nicht« den Wurm beguten. Der »n seinen Fasern langsam zerret. Noch die Hoffnung wecken, einst genahret; Ewig doch Erinn'rung blüht. Daß einst auch in seinen inner« Tiefen Süßere Gefühle wohnten, schliefe«. Daß es einst in Lieb' erglüh't. Narciß Müithal. Aufwand, Pracht und Eigenheiten bei Festen der Vorzeit. Von A. I. (Fortsetzung.) Graf Eberhard mit dem Barte im 1474 zu Aurach seine Vermählung ^«lMM^ > hielt, wurden bei 14.000 Menschen gespeis't .und aus einem Brunnen lief in drei Röhren Wein. Markgraf (nachher Churfürst) Sigismun d von Bran­denburg feierte im Jahre 1594 zu Königsberg sein Beilager mit großem Aufwände. Zum Hochzeitsgastmahl wurden in die Küche geliefert: 6 Auerochsen, 19 Elendhirsche, 6 Elend­rehe, 1 Elendkalb, 2 Bären, 10 Hirschen, 24 Stück Roth­wild, ?.Hauer, 36 Bachen, 29 Frischlinge, 58 Rehe, 284 Hasen, 5 Schwäne, 83 Auerhühner, 432 Haselhühner, 4? Rebhühner und 413 wilde Enten. Bei der Vermählung Christian's II. , Churfürsten von Sachsen, im Jahre 1602, wurde außer den Hochzeits­gästen sogar an 180 Tischen das gemeine Gesindel ganzer acht Tage lang gespeis't. Dem Bräutigam aber schwamm auf der Elbe ein Wallfisch, und in, ihren Muschelwägen Neptunus und Glaukus entgegen, ihn zu sälutiren. Friedrich Wilhelm, Herzog zu Altenburg, ließ im Jahre 16Z2 zu seiner Vermählung 33 Fuder des besten Frankenweines, 300 Eimer anderen Wein und 2000 Scheffel Hafer nach Dresden schaffen. Wer darf sich aber wohl wundern, daß damals bei fürstlichen Beilagern so viel Aufwand gemacht wurde, da selbst Privatpersonen bei solchen Gelegenheiten Verschwen­der waren. So z. B. liest man, daß bei der Hochzeit des Rectors Johann Iustinus Pertuchi 138 wohlbesetzte Tische mit Gästen gezählt wurden. Albrecht, Erzbischof zu Bremen, aus dem herzoglichen Hause Braunschweig (gest. 139 6), gab einst zu Hamburg 500 Personen ein prächtiges Gastmal. Den Prälaten und Edlen ließ er jedes Ma l drei Gerichte vorsetzen, und das zwanzig Mal hinter einander. „Da sah man güldene Häuser, güldene Thürme und güldene Berge aufsetzen, da flogen lebendige Vögel darin zum Schauessen. Auch wckrden lebendige Fische aufgetragen. Alle Gefäße waren golden und silbern, darinstanden Pfauen, Schwäne und Hühner in ihrer Gestalt, mit ihren Federn, die doch gekocht waren, daß man davon essen konnte. Etliche Speisen waren also zugerichtet und gebacken, daß man ganze gewappnete Männer in goldenen und silbernen Ge­fäßen auftrug, davon zu essen." Als Richard, Graf von Cornwallis, Bruder Hein­rich's II. , Königs von England, sich im Jahre 1243 mit 33« der Tochter des Grafen von Provence vermählte, wurden außer andern kostbaren Zurüstungen und Feierlichkeiten mehr als 3000 Schüsseln oder Couverts zubereitet. Der nächtliche Angriff. Ein Bild aus dem Leben in Irland. Wortft?«««.) Auf einem Reichstage zu Frankfurt waren im Jahre 139? zweiunddreißig Herzoge und Fürsten, über 150 Grafen und Herrn, 1300 Ritter und 8708 Edelleute, außer 450 andern vornehmen Leuten, gegenwärtig. Unter den Fürsten hielt Leopold, Herzog von Oesterreich, beständig offene Tafel. »Der lag da mit großer Herrlichkeit, also, daß er thäte rufen, wer da wollte essen, trinken und für seine Pferde Futter haben, um Gott und um Ehre, der sollte kommen zu seinem Hofe. Und er gab alle Tage bei 4000 Pferden Futter." Ein großes Fest gab Woldemar, Markgraf von Brandenburg zu Rostock, als er im Jahre 1310 sein Vei­lager feierte. Dabei schlug der Bräutigam, nachdem er vom Erich, Konige von Dänemark, den Ritterschlag erhal­ten hatte, 1700 zu Rittern. I m Jahre 1458 kamen von Ulm und Nürnberg 48? Patrizier nach Augsburg und turnirten mit den Augsburger Patriziern. Diese tractirten ihre Gäste so stattlich und hoch, wie möglich, und dennoch kostete die Zeche jedem Manne nur 84 Pfenninge. Den größten Beifall bei Festen der Vorzeit, besonders des Auslandes, fanden die sogenannten Mysterien, eine sonderbare Vermischung des Heiligen und Profanen, von denen man sich kaum durch die ausführliche Beschreibung einen recht deutlichen Begriff machen kann. Als König Philipp IV. von Frankreich auf seine Einladung vom Könige von England im Jahre 1343 be­sucht wurde, gab er seinem Gaste zu Ehren zu Paris glän­zende Feste. Die Hofleute wechselten täglich drei Mal die Kleider, alle Straßen der Stadt waren tapeziert, und wur­den des Abends herrlich erleuchtet. Es waren Schaubühnen errichtet, auf welchen schöne Feereyen vorgestellt wurden. Es kamen Prozessionen von Menschen und Thieren, aus den Fontaine« sprang Wein, Alt und Jung war fröhlich und lustig. Als Car l VII. , König von Frankreich, im Jahre 143? seinen Einzug zu Paris hielt, kamen ihm, auf ver­schiedenen Thieren reitend, die sieben Tugenden und die sieben Todsünden, sehr schön gekleidet, entgegen; ein Engel flog herab, wie vom Himmel, und aus einer Fontaine mit vier Röhren flößen Milch, Wasser, rother und weißer W ein Auf einem schönen Theater wurden die Verkündigung der heil. Jungfrau Maria, die Geburt des Heilands, seine Auferstehung und das jüngste Gericht dargestellt, wo der Erzengel Michael die Seelen auf einer Schätzwage wog. Große Feierlichkeiten fanden ebenfalls 1461 Statt bei dem Einzüge des Königs Ludwig XI . zu Paris, und 1468 bei der Ankunft Carl des Kühnen, Herzogs von Vurgund, nach Lille. (FortseßUüg folgt.) Der Blödsinnige stand bei der ihm bekannten Stimme langsam auf und entfernte sich unter fortwährendem Weh­klagen. „Jetzt müssen wir handeln," sagte ich. „Wie es scheint, wollen die Angreifenden durch dieses Fenster herein. Geben Sie mir einen Stuhl, ich will die Flinten herunter nehmen, die über dem Kamine hängen und durch das Fen­sterchen hier mich zu gleicher Zeit von der Stellung und der Zahl unserer Feinde überzeugen." Ich dehnte mich, so sehr ich konnte und bemerkte durch das Fensterchen hindurch etwa ein Dutzend wohl bewaffnete Räuber, die am Ufer ungefähr 10 Schritte von dem großen Küchenfenster standen, das durch einen ihrer Schüsse schon Löcher erhalten hatte. Sie schienen von einem der entge­gengesetzten Ufer des See's angekommen zu sein, denn es lag ein Boot da. Einer dieser Räuber sah mich und legte auf mich an, aber ehe der Schuß siel, sprang ich herab und mit einer Flinte in der Hand an das Fenster. „Was wollen Sie machen?" rief Mac Morden, der plötzlich.eingetreten war. Bei diesen Worten nahm er mich beim Arme und zog mich zurück. „Sehen Sie nicht" fuhr er fort, „daß wenn Sie sich vor dieses Fenster stellen, Sie die Zielscheibe aller Schüsse sein werde«, ohne einem einzigen antworten zu können? Setzen Oie Ih r Leben nicht durch zu großen Eifer auf's Spiel!" — „Emilie," sagte er zu seiner Tochter, die ihm gefolgt war, „Emilie , geh' mit deiner Cousine in mein Zimmer; dort sitzt ihr in Sicherheit und könnt die Bewe­gungen der Räuber beobachten; wenn sie versuchen, uns zu umgehen, so kommt ihr schnell her und benachrichtigt uns. Geh', mein Kind und schicke den Toby her." Einen Augenblick nachher kam Toby. „Toby," sagte Mac Morden zu dem Blödsinni­gen/„setze dich auf diese Bank und gib uns das Pulver und die Kugeln, welche wir brauchen. Und nun," fuhr er fort zu uns gewandt, „Feuer von Allen; die Taugenichtse sollen es bereuen, uns angegriffen zu haben. Stellen Sie sich schief an das Fenster, so daß Sie schießen können, ohne bemerkt zu werden." Wir, Henry und ich, stellten uns nach dem Rathe unseres Commandanten auf; eine Secunde darauf gaben wir zu gleicher Zeit Feuer. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten; eine Kugel pfiff mir an den Ohren hin, ging über den Kopf Mac Morden's weg und zerschlug einen großen Topf auf einem Brete an der Seite in tausend Stücke. „Gut!"' sprach der alte Herr, ohne im mindesten eine Bewegung zu verrathen; „die Schurken sind nicht so un­geschickt, als ich glaubte. Toby , rasch hole Pulver und die Jagdflinte des Obersten; mit seiner Erlaubniß werde ich mich derselben bedienen, um auch einige Schüsse zu thun." 32V „Seht," fuhr, er fort, indem er sich vorsichtig dem Fenster näherte, „seht da den Banditen, der ein weißes Tuch um den Kopf gewickelt hat; er hat eben auf mich angelegt; ich verspreche dem mein bestes Pferd, der ihn zu Boden streckt.« Wir luden unsere Flinten wieder und schössen von Neuem. Henry traf nicht, aber meine Kugel ging gerade auf ihr Ziel. Die Belagernden erhoben ein Wuthgeschrei, indem sie den leblosen Körper ihres Kameraden in ihre Arme nahmen. „Brav, Oberst!" tief Mac Morden laut, indem er Toby die Flinte aus der Hand nahm. „Das Pferd ist das Ihrige." Seine Worte wurden von einem Pelotonfeuer unter, brochen, welches eine Mandel Kugeln in die Küche warf. Instinctmäßig hatten wir uns alle platt auf den Boden gelegt und wir kamen deshalb völlig mit heiler Haut davon. Als wir uns wieder aufgerichtet hatten, trat Henry an das Fenster und sprach: „Wir sind verloren; sie sind unten an der Mauer und bemühen sich, dieselbe zu er­steigen." „Desto besser," entgegnete sein Oheim, „so haben wir sie mehr in der Nähe. Die Schurken wollen mein Haus mit Sturm^ nehmen, nachdem sie es wie eine Ciradelle bom­bardirt haben. Ich werde sie Lebensart und zu gleicher Zeitsterben lehren, denn, auf Ehre! ich haue dem Ersten die Hand ab, der an dieses Fenster greift." Bei diesen Worten hatte Mac Morden ein Beil ergriffen und wartete ruh'ig den Augenblick ab, seine Dro­hung in Ausführung zu bringen, als plötzlich, um unsere Lage noch mehr zu verwickeln und zu verschlimmern, Miß Emilie außer Athem hereinkam und rief: „Vater, Vater, sie kommen!" „Wer? wer?" „Die Räuber, die Banditen —" „Wie? von der andern Seite?" „Ja, Vater. Drei sind über die Pallisaden des Hofes gestiegen undstehen im Begriff, durch das Fenster Deiner Stube in das Haus zu dringen. Ihr Anblick hat mich so erschüttert, daß ich kaum sprechen kann." „Die Galgenvögel scheinen eine Diversion machen zu wollen, Oberst," sagte Mac Morden. „Sie handeln ganz nach der Regel. Was meinen Sie?" „Ihr Angriffssystem ist untadelhaft," antwortete ich, „aber wir haben die Parthie noch nicht verloren. Ihr Neffe und ich, wir wollen sie so bald als möglich zurücktreiben. Bleiben Sie unterdeß hier, schießen Sie so oft, als es Ihnen möglich ist und commandiren Sie immer laut „Feuer!" damit sie glauben, Sie haben ein halbes Dutzend Hülfstruppen." „Geht!" entgegnete der alte Edelmann, „ich werde in Euerer Abwesenheit den Posten ehrenvoll vertheidigcn." Als wir in das von EMilien bezeichnete Zimmer kamen, hörten wir bereits die Schläge an den Jalousien; wir schlichen leise hinzu und schoßen ganz nahe am Fenster zugleich. Wir hörten darauf etwas Schweres fallen und sahen, als wir das Fenster öffneten, zwei der Banditen leblos am Boden liegen, während der Dritte zu seinen Kameraden zurückeilte. Wir gingen sogleich wieder in die Küche, wo Mac Morden seine Flinte zum fünften Male lud. Die Belagerer sprachen laut unter einander und wir konnten bemerken, daß unsere muthige Verteidigung sie im höchsten Grade aufgebracht habe. „Morden, alter Geizhals!" schrie der Kapitän der Bande, „in fünf Minuten werden wir Dein Herz braten." „Nie," antwortete der Edelmann kaltblütig, „denn ich werde dich noch hängen sehen." „Ergib Dich," fuhr der Räuber fort, „oder wir schonen weder Dich noch die Deinigen." „Ich habe noch Niemanden um Gnade gebeten," antwortete Mac Morden, „und vor einem Elenden wie Du werde ich mich nicht zum ersten Male demüthigen." „Nun, so verbrennen wir Dich lebendig, Morden; Du hast eine Tochter —" Und der Bandit sprach eine schreckliche Drohung aus. (Beschluß folgt.) Einladung zur Pränumeration. Nur die mündliche und schriftliche Zuspräche von einigen ge­lehrten Herren und literarischen Freunden brachte mich zu dem Entschluße, auch mit den größeren Geistesfrüchten meiner Muße auf diese Weise vor die Oeffentlichkcit zu treten. Es thut näm­lich, um die bedeutenden Druckeosten zu decken, vor Allem in einer Prouinzialhauvtstadt Noch,sich einiger Gunst des Publikums schon vorläufig zu versichern, was nur im Wege der Pränumeration geschehen kann. Ich wage demnach, von heute durch zwei Monate i>< den Buchhandlungen des Herrn Edlen v. Kleinmayr und des Herrn Georg Lercher die Pränumeration auf folgende drei Werke zu eröffnen: I. Neueste Geschichte von Krain. (Behandeltdie denk­würdigen Schicksale unseres Vaterlandes seit dem ersten Einfalle der Franzosen, wiesie bisher nirgends, als nur in kleinen Bruch­stücken und auch von mir nur in kurzen Auszügen für unsere vaterländische Zeitschrift »Carniolia« berührt worden sind.) II. Der Erzieher seiner selbst. (Ein nach der berühm­ten Selbsterziehungsmethode Franklin's versuchter Plan, wie wir unsere Zeit angenehm und nützlich ausfüllen und die glück­lichen Erzieher unser selbst werden rönnen. Gewidmet allen Leh­rern und Wohlthätern meines Lebens aus Dankbarkeit, und allen Jugendfreunden, um Tugendfreunde zu sammeln, aus Theilnahme.) III. Oesterreichischer Soldatenspiegel. (Enthält vor­zugsweise die edlen, schönen Tugenden, die berühmten und tapferen Thaten österreichischer Krieger, besprochen und zur Vergnügung oder Nacheiferung dargestellt.) Der Gesammtvreis, erst nach dem Erscheinen und Empfange zu bezahlen, wird schwerlich zwei Gulden C.M. übersteigen, wornach auch der Preis eines einzelnen Werkes be­messen werden kann, indem es jedem Gönner frei steht, auf alle drei oder irgend ein einzelnes d«ser Werke zu pränumeriren. Je nachdemsich nun der Erfolg dieser zweimonatlichen Pränumeration günstig dargestellt haben wird, soll dann auch sogleich die Auflage beginnen, und mich vielleicht auch bestimmen, zwei kleinere Schrif­ten, als: »Meine Nerseleien und Dichtungen, von mir selbst beurtheilt zur Bekehrung vonDichterlingen« — und »Saul — Paul,« eine Erzählung aus dem Leben — der Presse zu übergeben. Laibach, den 5- Oktober 1844. F. X. Legat. Feuilleton des Mannigfaltigen. (Ihre Majestäten, der Kaiser und die Kaiserin) sind am 28. vorigen Monats von der nach den illyrischen Pro­ 328 vinzen unternommenen Rundreise im besten Wohlsein über Linz wieder in Wien eingetroffen. Ungefähr um 5 Uhr Nachmittags traf das prächtige Dampfboot »Maria Anna« mit den allerhöchsten Reisenden in Nußdorf ein. Die zu vielen Tausenden versammelte Menschenmenge am Landungsplatze ließ über die glückliche An­ kunft des allgeliebten Herrscherpaares ihrer Freude freien Zügel und brach in ein mehrmaliges »Viuat!« aus. Ihre Majestäten geruhten, sich sodann in das kaiserliche Lustschloß nach Schönbrunn zu begeben. (Gin Leihhaus auf Ehrenwort.) Die originellste Idee,, welche in England je ausgehekt worden, ist gewiß die Grün­ dung eines Leihhauses auf — Ehrenwort. Wer Geld braucht, bringt ein Zeugniß, daß er noch eine Ehre habe. Der englische Pfandhausmann wird bald ganze Zimmer voll von Zeug­ nissen haben von lauter Leuten mi t Ehre, aber ohne Geld. (Die „Wiener Theaterzeitung" illustrirt!) Vom ersten Jänner des kommenden Jahres an wird diese weitverbreitete Zeitschrift mit Illustrationen erscheinen. Es werden darin an be­stimmten Tagen besonders schön gezeichnete Abbildungen der aller-» neuesten Zeitbilder in den Text mit abgedruckt erscheinen, die noch nirgends gesehen wurden und die herrschenden Tages - Interessen am meisten berühren. Trotzdem, daß alle bisherigen illuminirten Bilderbeigaben ohne Schmälerung damit verbunden bleiben, wird der Preis dieser Zeitschrift doch nicht erhöhet, was gewiß Berück­sichtigung, Theilnahme und Würdigung verdient. (Meyerbeer) läßt seinen bedeutenden Gehalt in Berlin zu einer Summe anwachsen, um ihn einst zu einem wohlthätigen Zwecke zu bestimmen. Der große Maestro bezahlt sogar sein Billet, wenn er das königliche Theater besucht. (Der Buchdrucker Anton Mausberger), von dem der jüngste Corresvondenzbericht aus Wien in unserem Blatte er­ wähnte, und der seit 12 Tagen vermißt wurde, ist bei Fischamcnt in der Donau aufgefunden worden. (Fingerzeig für Brustkranke.) Die Wiener Aerzte ver­ ordnen jetzt Brustkranken den Aufenthalt vom Herbst bis zum Frühjahr m — Venedig. Die Seeluft soll wunderbar wohl­ thätig auf Kranke dieser Art einwirken. Nun, glaubwürdig ist die Sache schon, und Venedig selbst zum Tröste unserer hierorti­ gen Leser nicht so weit entfernt! — Wien-Triester Eisenbahn. Brück ü. d. Mur am I. Okt. 18«. Sonntag a« 29. September, Nachmittags um 4 Uhr, fuhr das Locomo» tiv, welches »m 16. September hier angekommen war, mit Blumen-Guir­landen festlich bekränzt, nach Mürzzuschlag. Gestern Vormittags kam das« selbe mit eine« Wagen hieher zurück, in welchem sich die Herren Hofräthe Siwerius Edler ». Krämer und Hermengild Fr»nccsc°ni nebst einer Ge­sellschaft, darunter auch einige Damen, befanden. Nachmittags fuhr die Gesellschaft mit dem nämlichen Zug bis zur Badelwand und wurde, weil hier die Arbeiten noch nicht beendet sind, an der andern Seite der «»delwand uon dem »us Gratz entgegen gekommenen Locomoti» erwartet, auf welchem die Herren Hofräthe nach Gratz fuhren; das hiesige Locomoti» mit dem Wagon kehrte hierher zurück. Heute Morgen fuhr der Train wieder an die Nadelwand, wornach die Herren Hofräthe zurück kehrten, Nachmittags um 2 Uhr wieder in Begleitung einer Gesellschaft nach Mürzzuschlag zurückfuhren, und sohi» mir Benützung der Gloggnitzer Eisenbahn nach Wien rcis'ten. Der nun hier befindliche erste nach Steiermark gelangte Wagen zweiter Classe ist sehr schön. Er enthält Plätze «uf 48 Personen, das Innere ist cle» «ant, die Sitze politirt, gepolstert und mit schwarzem Safianleder überzogen, der Kasten oon außen grün lakirt. Die Arbeiten an der Badelwand sollen bis ?, l. M . beendet sein und die Eröffnung der Bahn bis Gratz dürfte »m 19. oder 2«. l. M. Statt finden. Michael Heinko, Vaterländische Schaubühne. Dem Versprechen im letzten Blatte zu Folge mögen hier die Frauen un­seres diesjährigen Schauspiels eine ganz kurze, flüchtige Revue passircn: Wir erwähnen daher blos, daß Dllc. Hoppe (ersteLiebhaberin) durch ihr fleißiges und treffliches Spiel, welches überdies ihr angenehmes Aeußere und ihr klares, liebliches Organ uortheilhaft unterstützen, bisher des meisten Beifalls sich zu erfreuen hatte; daß Madame Hal l er als AnNandidame und Mutter ihren Platz würdig ausfülle, Dlle. Holmou in den bis jetzt gegebenen, meist naiucn Rollen Fleiß und Talent beurkundete und Mad, Zieglcr besonders komische Alte mit Erfolg und Beifall zur Darstellung brachte. Mad. Schritt , für das Fach der Loealsängcrin engagirt, besitzt zwar eine liebliche Stimme und viele Volubilität derselben, dennoch macht sie uns die Dllc. Hcnschel nickt vergessen. Unseres Erachten« sollte eine Localsängeri», wenn sie auch meist in der Sphäre der untercn Volksklassen sich bewegen muß, durch Sprache und Gesten immer eine gewisse weibliche Anmuth und Zartheit durchschimmern lassen und so die abstoßende, oft beleidigende, triviale Kcckkhcit, die ihr Fach leider oft förmlich vorschreibt, in anmuthige, launige Schalkhaftigkeit verwandeln. Dllc. Fidler hat in der gegebenen Pantomime: »Arlcquin's Entstehung »us dem Ei« »ls eine recht angenehme und gewandte jugendliche Tänzerin sich beurkundet. — Alles bereits Gesagte möge blos »ls eine kurze Andeutung der gcsammten Leistungen gelten, die im Grunde fast immer gelungen zu nennen waren, ei» Paar Debüts zu geschweige«, wo cinDarsteller ein drollig treues Echo des Kastenmanncs abgab. Den Vorstellungen: »Schloß Grcifenstein«, »Die Räuber auf dem« — (ob die verehrten Leser den Schancrort wohl errathcn werden?) und »Prc» ciosa«, die am 5., e. und 7. dieses Monats über die Bühne gingen, wohnte Referent nicht bei. Diese »Räuber »uf dem —« :c. kann man indeß trotz ihres ehrwürdigen Alters und ihre« förmlichen Depot« »Uer Thcotercoup«, als ein passenderes »Sonntagsstück« ansehen, als die meisten traft», fast« und witz» losen Wiener Fabrikspossen. Dienstag «m 8. Oktober, zum ersten Male: »Mutter und Sohn,» Schauspiel in 5 Akten uon Charlotte Birch-Pfeiffer. De» Stücken dieser schreibscligen Frau ist nun einmal Theater-Effekt nicht abzusprechen und wäre er »uch, wie hier, »uf Koste» aller Wahrscheinlichkeit darin aufgehäuft. Da« in Rede stehende Schauspiel kann man indeß zu ihren besseren rechnen. Sic hat den bekannten Bremer'schen Roman-. »Die Nachbarn« benutzt, wie sie denn meist Romane und Novellen ausbeutet und dramatisirt. Man muß gestehen, daß einige Sccnen vortrefflich und mit großer Wirksamkeit geschrie» ben sind. Die ungebundene Sprache selbst ist markig und weit über die mit» unter schreckliche» Verse im »Schloß Greifenstcin« zu stellen. Die Handlung erregt steigendes Interesse, leidet aber »n Unnatürlichkeit. Der zweite Akt ist unstreitig des Stückes Glanzpunkt, während der vierte durch seine Breite langweilt und dem Ganzen Eintrag lhut. I n 4 Akte zusammengezogen, wäre das Slück ««bezweifelt noch wirksamer, allein wer wird das einer schreib» und redseligen Dome beweisen können? I n Summ» gefiel d»s neue uns vorgeführte Stück »usnehmcnd und d» der Raum dieses Blattes uns eine anatomische Zergliederung der Handlung diesmal nicht gestaltet, so übergehen wir gleich zur Darstellung derselben. Madame Hall er, als Generali« uon Mansfelt, gab die schwierige Titelparthie mit Würde und entschiedener Wirk< samkeit. Sie stellte diese heftige, überspannte und zu strenge Frau, die der Rechtlichkeit und Ehre alles, ihren einzigen, geliebten Sohn opfert, und die mit innerer Reue und denstrengsten Begriffen uon Ehre kämpfende Mutter wahr und ergreifend dar, und fand dafür reichen, wohluerdicnten Beifall. Sie wurde öfter in der Lcenc und zwar wiederholt gerufen. Herr Engelbrecht, »ls ihr Sohn Bruno, beurkundete, wie immer, das richtige Auffassen seiner Aufgabe und war besonders am Schluß des zweiten Akte« ausgezeichnet. Die Stiefsöhne der Generali«, Andreas und Stephan uon Mansfelt (die Herren Zieglcr und Rosenschön) sind unbedeutende P»rthieen, besonder« die er» stere. Herr Rosenschön gab den phlegmatischen Doktor wirksam und dic» stisch. Nile. Hoppe (Franziska) entfaltete «n diesem Abende einen so reichen Schatz von Gemüthlichkcit, Ungezwungenheit und herzlicher Noiuctät, daß dieses ihr Debüt uielleicht bisher ihr gelungenstes geimnnt »erden darf. Reicher Beifall belohnte sie. Dlle. Holmau gab das liebende MädchenSelm» mit vieler Innigkeit und Wärme. — Der Buchhalter Strommer fand in Hrn. Schrit t einen w»ckern Darsteller. Eine neue Erscheinung w»r Mad.Müllc r in der kleinen Rolle als Gehcimeräthin uon Werdenfels. Ih r Exterieur ist recht empfehlend. Wir hoffen sie bald mehr beschäftigt zu sehe«. Die übrigen weniger bedeutenden Parthiee« waren durch die Herren Schemenauer, Sommer, Rauch, Kotcky, Frankenstein und durch dicMesd.Ziegler Sommer, Beer und Dllc, Denker entsprechend besetzt. Die Darstellung war eine der gelungensten, der Beifall ungetheilt, das Haus gut besucht, Leopold Kurdesch. Nachricht. Sonntag am 13. kommt die überall mit Beifall aufgenommene Posse: »Der Zerrissene« uon Johann Nestroy zur Aufführung. Auflösung des Logogryph's in Nr. 81. Adel — Leda. Laibach. Druck und Verlag des Josef Vlasuik.