1914 (Äktover). VX \ (X l l 0 a (11. Aa-r.) Aolge 130. für den jHmilungsuttttmcbt Monatschrist zur Forderung des österr. Achulwefeur. «c»ng«ge»a»r6U<6M-,rk, Schriftleiter: »«jchäftNche« au«jchlle»»ch 7 Frk.) jährlich. Linzeinum. x 1 an die Verwaltung der wer 60 h (60 Vf, 70 ct). Tl.. 17 „ x n | f |l , «r. Blätter jlirden«bteilung». Post,park. Rr. S8.LIS. Wf. NH 0 U l f pkkrZ. unterricht In Laibach". Manuskripte und Bücher an die Schristleitung der Blätter für de» AblcilungSunterricht in Mies (Böhmen). Viribus unitis. Wir fahnden in der Geschichte unseres Vaterlandes vergeblich nach einer Zeitepoche, die uns das zwanglose einmütige Zusammengehen aller Völker der Monarchie in dem Maße zeigen würde, wie es dermalen der Fall ist. Der Gefühlspatriot nimmt die Tatsache mit Befriedigung zur Kenntnis; er erhofft von ihr den Erfolg auf dem Kampffelde und dann, wenn die Waffen ruhen, einen wenn auch nicht bleibenden so doch langdauernden Einfluß auf die politischen Verhältnisse im Innern. Die Erwartung entbehrt keinesfalls der Gründe; allein sie gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn wir den Gründen nachgehen, die einerseits das sonst zerklüftete (Österreich mit einemmale zu einem homogenen Ganzen geschmiedet haben, so daß jeder Ansturm an dem Wall zerschellt, anderseits die Schlüffe fundieren, die die geäußerte Erwartung stützen. Dem Lehrer als dem Führer des Volkes kann es nicht darum zu tun sein, lediglich Gefühle weirerzugeben und Hoffnungen als grünes Reis ohne Bindung aufzustecken; er muß auch in der Lage sein, das, was ihn mächtig erfüllt, auf eine vernünftige Basis zu stellen. Darum wollen wir beide Erscheinungen, die unsere Tage als außergewöhnlich und für das Staatswesen von so hoher Bedeutung gezeigt haben, aus den Bedingungen zu erklären versuchen. — Wer auf die physikalische Landkarte der Monarchie nur einen gleitenden Blick wirft, ersieht vor allem zwei abgeschlossene Landschaftsgebiete: das Wiener Becken und die Ungarische Tiefebene. Die Furchen, durch die heute der Eisenkarren rollt, bedeuten die natürlichen Wege nach einem Sammelpunkte. Zunächst, die Donaustraße, dann das Marchbecken, die Ausläufer der Alpen, die Wellen von Böhmen herüber: das alles stellt ein System dar, in dessen Zentrum sich naturgemäß eine größere Ansiedlung bilden mußte. So sollte Wien wie keine andere Hauptstadt eigentlich Österreich bedeuten. Wenn es bisher nicht vollends zutraf, so liegt dies in der nationalen Heterogenität des Reiches. Ist jedoch diese einmal gemildert, so wird die Residenzstadt zweifellos in des Wortes innerster Bedeutung das Herz der Monarchie werden und den Punkt bilden, nach dem alles strömt, von dem aus die Lebenskraft des Reiches nach allen Seiten abfließt. Damit ist die natürliche Zusammengehörigkeit einer Anzahl von Kronländern gegeben und die Tatsache erklärt, wieso trotz all der Fährlichkeiten im Laufe der Jahrhunderte die habsburgische Ländergruppe nicht zerfallen konnte. Mag es auch in Zeiten heftiger Erschütterungen im Innern zuweilen den Anschein gehabt haben, als müsse der altehrwürdige Bau aus den Fugen gehen, so hat doch ein ernster Politiker nie daran geglaubt und vor allem jener Politiker nicht, der anno \282 in öetrt Donaubecken seine Hausmacht begründet und in den Anfängen all das festgelegt hat, was wir heute als Komplex einer durch natürliche Kausalität zusammengehal-tencn Ländergruppe vor uns haben. — Wie kam es nun, daß dieser für den Laien nicht offen zutage liegende Gedanke plötzlich so kraftvoll durchschlug und alle Zänkereien überdeckte? Die Antwort kann nur die sein, daß alle Völker des Reiches, wie von einem stummen Instinkt gedrängt, die Notwendigkeit einer organischen Einheit erkannten. Das, was der moderne Historiker aus den Bodenverhältnissen heraus konstruiert und als Baugrund auflockert, webl unbewußt in jedem Staatsbürger. Dort, wo das Lebensinteresse anfängt, kommen die rechten Gefühle und Triebhandlungen von selbst. Der tiefliegende biologische Impuls ist es also, der in dieser großen Zeit, da es sich um den Bestand des Reiches, jenes ©rgart ts muff es handelt, der alle umfaßt und alle nährt, die Divergenzen behob u n d die Völker unter eine Fahne stellte, ihnen allen dieselbe Richtung gab. Ja, wenn es einmal zum Entscheid zwischen Sein und Nichtsein kommt, erwacht in allen, die eine fürsorgliche weitblickende Diplomatie seit 976 zu einem Ganzen einte, reflexartig der Drang nach dem Bestände dessen, was ihnen die Existenz gesichert und ihnen den Wohlstand gebracht hat. Es wiederholt sich hier das Bild der Familie, die ein großer Augenblick zusammenschließt, wenn auch zuvor arge Fehde sie zerriß. So die Konklusion mit Bezug auf die Länder diesseits der Brücke von den Alpen zu den Karpaten. Was bindet nun Ungarn an uns? Ein bedeutender Politiker jenseits der Leitha hat es vor Jahren im Ungarischen Abgeordnetenhause unumwunden herausgesagt: Ungarn kann ohne (Österreich nicht leben, weil es zu schwach ist, seinen Bestand zu sichern. Es würde entweder über kurz oder lang eine Beute des dräuenden Nachbars im (Dstert oder ein Tummelfeld für die Eroberungsgelüste der begehrlichen Balkanstaaten werden. Das sehen selbst die Radikalsten der Unabhängigkeitspartei ein und es ist ihnen bei ihrem Radaumachen weniger um die völlige Autonomie ihres Heimatlandes als vielmehr um die Erringung persönlicher und parteipolitischer Interessen zu tun. Dasselbe trifft bei Böhmen zu. Ein tschechischer Kollege sagte mir vor kurzem: „Zu Rußland möchte nicht einer von uns gehören, denn Rußland kennt nur Knechte; zudem sind wir für das Zarenreich zu vorgeschritten, so daß wir seinem Despotismus mit unserer Kultur bloß Verlegenheiten brächten." Und ein selbständiges Königreich Böhmen mit Teilen von Mähren und Schlesien — wie denkt sich das Herr Nikolajewitsch in unserer Zeit, da alles nach dem Meere ringt, da Barbaren ständig nach dem Industriegebiete lechzen? So zeigt sich denn, daß beide Staatengruppen, in denen einstmals Könige regierten, im Laufe der Zeiten, bestimmt durch die Verhältnisse, unter Habsburgs Szepter Schutz und Förderung fanden. — Überblicken wir nun den Länderkomplex noch vom wirtschaftlichen Standpunkte aus (was ich hier leider nicht näher ausführen kann), so stellt sich uns die Monarchie als das Muster einer Symbiose dar, bei der ein (Organismus den ändern stützt, um vom Ganzen genährt zu werden. — Dieses lebenserhaltende Moment also ist es, das in den gegenwärtigen Zeitläufen mächtig zur Geltung kommt; es übertäubt alle ändern Regungen und bricht sich kraftvoll durch die Hüllen. — Was haben wir aus dieser Betrachtung für unser Schaffen zu nehmen? Den Grundzug der Gedanken — die Symbiose. In Zeiten, da die Zusammengehörigkeit der Völker (Österreichs mit dem Blute besiegelt wird, haben inhaltslose Redewendungen weirig Wert; da muß der Kern der Sache aufgezeigt werden. Diesen haben wir, soweit es in einem Leitartikel möglich ist, herausgeschält. Wer historischen Sinn hat, wird die Ausführungen leicht ergänzen können. — Auf Seite 2398 (Folge PO) habe ich behauptet, daß unsere bisherige Methode der pflege des Patriotismus die Probe nicht durchwegs bestanden hat; wie die Zeitungen melden, ist mancherorts geradezu ein Fiasko festzustellcn. 3007 Zch mag heute nicht mit jenen abrechnen, die dem Kronlandspartikularismus frönen, weil's was trägt — hie für ist nach dem Kriege Zeit —, sondern die obigen Ausführungen gelten dem Augenblick; sie sollen in letzter Minute den Betörten die Augen öffnen. Darum präge stc der g. Leser in die Form um, die seinem Auditorium frommt, und wirke in seinem Kreise für volle Eingabe an das Vaterland und feine Not. Der sich den IDahlfpruch »Viribus unitis“ erkor, sah in seiner Weisheit die Bedeutung der Worte voraus und mag sich freuen, daß das, was seiner Überlegung entsprang, nunmehr als gewaltige Tat einen Triumph feiert. An uns ist es, dort, wo Verblendung noch den offenen Blick bannt, klären- zu wirken und aus vernunftgründen heraus das Volk zur (Einsicht zu führen. Des Kaisers Devise muß Wahrheit werden vom ersten bis zum letzten Kt amt! Dafür sollen wir sorgen! — jJVcrj. Ein Vorschlag, betreffend den Mittelschul-Unterricht in der Zeit des Krieges bei äußerster Beschränkung der Raumverhältnisse.1 Die Hauptschwierigkeit einer geregelten Fortführung des Unterrichtes während des Krieges besteht einerseits in dem Abgang an Lehrkräften, anderseits in der teilweisen Benützung von Schulräumen zu Spitalszwecken. Was nun den Lehrermangel anlangt, so ist die Sache nicht so schlimm, als sie auf den ersten Blick aussehen mag. Man kann an den Volks- und Bürgerschulen die Lücken ohneweiters ausfüllen, sofern man alle stellenlosen Lehrkräfte heranzieht; in der Mittelschule ist der Abgang auch sonst leicht zu beheben, hat man ja im Verlauf des Schuljahres wiederholt Gelegenheit, für erkrankte Kollegen Ersatz zu schaffen, d. h. die Stunden aufzuteilen. Dauert die Supplierung länger, so wird der Gegenstand des abwesenden Professors im Stundenpläne belassen und einem Mitgliede des Lehrkörpers übertragen. Wir sind ja alle „vielgeprüfte“ Menschen, können also recht wohl auf einige Zeit etwas tradieren, was uns sonst nicht zufällt. Sind im Orte mehrere Mittelschulen oder eine Lehrerbildungsanstalt, so kann ein Austausch stattfinden. Und schließlich verschlüge es nichts, wenn man auch die Lehrkräfte der Bürgerschule heranzöge. Kurz: der Lehrermangel läßt sich beheben und es wäre bedauerlich gewesen, hätte die Unterrichtsverwaltung von diesem Gesichtspunkte aus, den Beginn des Schuljahres hinausgeschoben. — Wesentlich schlimmer verhält es sich mit der Lokalfrage. Indes auch hier läßt sich ein Modus ermitteln, der wenigstens dem Allerärgsten: der Schließung von Schulen vorbeugt. Denken wir bloß daran, daß der Ausnahmszustand, wie er sich durch die Beschränkung der Schulräume ergibt, an den Landschulen als Regel besteht. Dort wären ja auch acht Klassenzimmer und acht Lehrkräfte nötig, um den acht Schuljahren (vom 6—14. Lebensjahre) eine aufsteigende individuelle Behandlung zuteilwerden zu lassen. Da aber die Durchführung an der Geldfrage scheitert, so muß man sich mit fünf, vier, drei, zwei Zimmern, ja bei 31 % aller Volksschulen Österreichs mit einem einzigen Zimmer begnügen. Den vollständigen Ausbau, wie ihn die Mittelschule mit ihren Jahresklassen zeigt, finden wir in unserem Vaterlande nur bei 6% aller Volksschulen. ln allen übrigen herrscht also der Notunterricht, wie er sich nunmehr bei der Mittelschule im Hinblick auf die besetzten Lokalitäten als notwendig herausstetlen wird. Da er sich jedoch bisnun an den Landschulen bewährt hat und es schon so mancher Mittelschullehrer offen einbekannte, daß die Schüler von der Landschule her oft besser gerüstet sind als die der achtstufigen städtischen Schule, so muß die Einrichtung, die Klassen und Lehrkräfte sparen hilft, doch nicht so schlecht sein. Wie wären sonst die Erfolge möglich? In der Tat hat sich die unvollständige Schule durch die Einführung eines Verfahrens, das man „Abteilungsunterricht“ nennt, trefflich zu helfen gewußt. Das Geheimnis besteht darin, daß beispielsweise in einunddernselben 1 Dieser Aufsatz wurde an Landesschulräte versendet. Neben der Aktualität dürfte er auch im allgemeinen die Aufmerksamkeit auf die Kunst der Landschulmethodik gelenkt haben. 3068 Raume zwei verschiedene Altersstufen (Klassen) vereinigt sind. Während die eine unmittelbar, d. h. durch den mündlichen Vortrag des Lehrers unterrichtet wird, erhält die andere eine schriftliche Arbeit. Nun wird der Uneingeweihte auffahren und sagen: „Wie kann diese ihre Aufgabe erledigen, wenn daneben gleichzeitig laut gesprochen wird?“ Nur gemach 1 Das hat die Landschule derart geregelt, daß die Störung auf ein Minimum herabgeschraubt wurde. Man nehme bloß folgenden Fall an: Die Gruppe A hat mündliches Rechnen, die Gruppe B indessen schriftliche Sprachübung. Kann da eine bedeutende Störung platzgreifen? Oder umgekehrt: A schriftliches Rechnen, das sich aus der mündlichen Erörterung als Übung angibt, B mündlichen Sprachunterricht. Werden die gesprochenen Worte den Gedankenfluß beim Rechnen sonderlich dämmen können? — Das Beispiel zeigt im rohen die Methode des Abteilungsunterrichtes, mit dem 94% aller österr. Volksschulen jahraus, jahrein zu rechnen haben. — Wie, wenn wir nun dieses Verfahren in den gegenwärtigen Zeiten der Schulnot auch auf die Mittelschulen anwendeten? Können nicht auch hier zwei Klassen zusammengezogen und gleichzeitig beschäftigt werden? Recht wohlI Die Klasse B bekäme beispielsweise als Aufgabe die Ausfertigung einer lateinischen Präparation oder einer „Schularbeit“, die Klasse A hätte gleichzeitig (in demselben Raume) mündlichen Mathematikunterricht. In der folgenden Stunde griffe der Wechsel platz: A übte das Gelernte schriftlich ein, B ginge zur mündlichen Übersetzung über. Was verschlüge es, wenn in der Lateinstunde daneben eine Gruppe still rechnete? Was verschlüge es, wenn sich in die Rechenarbeit lateinische Phrasen drängten ? Könnten sie wirklich stören? Was verschlüge es weiter, wenn die Schüler enger aneinander rückten? (ln den oberen Klassen wäre eine Überfüllung überhaupt nicht zu befürchten.) Und sollte etwa die schriftliche Arbeit zwecklos oder zu mindestens nur gleichbedeutend mit einer Hausiibung sein? Durchaus nicht, denn unter der Aufsicht des Lehrenden wird aufmerksamer gearbeitet als daheim. Zudem fällt bei dem mündlichen Unterrichte zuweilen eine Minute ab, die schreibende Gruppe zu kontrollieren, wenn nicht gar, sie direkt anzuleiten. Endlich ist selbst dann, wenn jemand behauptet, das sei ein halber Unterricht (so kann aber nur der Nichteingeweihte sprechen), der Betrieb nicht abzuweisen, weil er letzten Endes die Jugend dem Bummel und dessen gefährlichen Folgen entzieht. — Wer sich des weiteren über die Kunst, mehrere Schülergruppen nutzbringend gleichzeitig zu unterrichten, informieren und hiebei alle weiteren Feinheiten, die hier nicht erörtert werden, kennenlernen will, besuche die nächstbeste Landschule oder lasse sich aus der „Vereinsbuchhandlung in Innsbruck“ das Schriftchen „Kurzgefaßte Anleitung für den Unterricht an Landschulen“ (Preis 1 K) kommen. Im Schema sieht die Verteilung so aus: Abteilung: 8-9 Uhr 9—10 Uhr A Mathematik (mündlich) Mathematik (schriftlich) B Latein (schriftlich) Latein (mündlich) Hat man bei der Vorführung einesunddesse 1 ben Unterrichtsgegenstandes (z. B. Latein in beiden Abteilungen) nicht eine allzu große Ablenkung zu befürchten, was vor allem in der Formenlehre — in der Mathematik bei weitabstehenden Kapiteln — zutrifft, so kann der Professor seinen eigenen Gegenstand in beiden Gruppen betreiben und sich sohin der stillbeschäftigten Abteilung umsomehr widmen, wornach die direkte (mündliche) Anleitung in die auszufertigende Arbeit des öfteren fördernd eingreift und sie solcherart zu einem wertvollen Bestandteile des Unterrichtes gestaltet. Zwei Stunden so ausgefüllt, stehen den normalen nicht um vieles nach. — Ein anderer Modus betrifft das konzentrische Fortschreiten von einem gemeinsamen Ausgangspunkte. Die zwei Abteilungen (Klassen) sind zunächst unter demselben Thema vereinigt; die eine wird im behandelten Stoffe fortgeführt, während die andere mit einer Übung abzweigt. Doch, wie gesagt, dies und manches 3069 andere, was sich im Volksschulunterrichte hundert- und tausendmal bewährt hat und im Mittelschulunterrichte ohne viel Umstände als Notbehelf nachgeahmt werden kann, findet sich, breiter ausgeführt, in der angegebenen Schrift. — Wenn man zu der geschilderten Art des Unterrichtes in Klassen mit zwei Abteilungen, wodurch bereits die Hälfte der Lehrzimmer und der Lehrkräfte erspart wird, noch die Einrichtung nimmt, daß eine Gruppe von Schülern bloß vormittags (etwa fünf Stunden), die andere bloß nachmittags (etwa vier Stunden) einberufen wird, so ergibt sich ein weiterer Gewinn, weil der Bedarf auf V* herabgedrückt erscheint. Somit wären an einem Gymnasium statt der acht Lehrzimmer bloß zwei nötig oder es könnten in einem Hause mit acht Lehrzimmern vier Mittelschulen untergebracht werden. Zwei Räume werden sich wohl auch unter den schlechtesten Verhältnissen erübrigen oder in einem Privathause mieten lassen. Die Zahl der Lehrkräfte müßte sich im Vergleich zur Volksschule allerdings verdoppeln (also vier Lehrkräfte), da eine täglich neunstündige Belastung das Maß der möglichen Leistung überschritte. Es ist nach allem also keineswegs nötig, den Schulbeginn der Mittelschulen hinauszuschieben. Vollwertig ist die angedeutete Unterrichtserteilung sicherlich nicht, wenn auch mit Bezug auf die ländlichen Volksschulen dies nicht in Abrede gestellt wird; aber sie kann auch in der Mittelschule dem Normalerfolge bei einiger Praxis bis auf 8A nahegerückt werden. Läßt man in der Dauer des Krieges die freien Nachmittage fallen und kürzt man obendrein die Ferien, so ist zu erwarten, daß der Entgang unbedeutend sein wird. Auf keinen Fall sperre man dort die Schulen, wo sich für acht Klassen zwei Zimmer und vier Lehrkräfte aufbringen lassen. Literaturangaben. 8.) Wie könnten die Jugendbüchereien für Erziehung und Unterricht möglichst ausgewertet werden? 1. Über Jugendlektüre und Schülerbibliotheken. (Aus der Schule XVII. Dürr, Leipzig.) 2. Lietz: Die Bedeutung der Jugendliteratur für den erziehenden Unterricht. (Beyer Söhne, Langensalza.) 3. Welche Maßnahmen sind zu treffen, um die Privatlektüre der Schulkinder fruchtbringend zu gestalten? (Praxis der Landschule VII. Richard Danehl, Goslar.) 4. Vielleserei. (Pharus IV. Ludwig Auer, Donauwörth.) 5. Liebeskeim: Über Jugendlektüre, ihre Verwendung im Unterricht und einige andere Fragen. (Woywod, Breslau.) 6. Fritze: Die Verwertung der häuslichen Lektüre im Unterrichte. (Evang. Schulblatt 97. Bertelsmann, Gütersloh.) 7. Freund: Wie ist die Leitung der Privatlektüre der Schüler einzurichten, damit diese Beschäftigung dem Zwecke des Schulunterrichts und der Erziehung diene? (Evang. Schulblatt XXVIII. Bertelsmann, Gütersloh.) 8. Bruckmann: ln welcher Weise sind die Schülerbibliotheken der Volksschulen für Erziehung und Unterricht fruchtbar zu machen? (Evang. Schulblatt 1898. Bertelsmann, Gütersloh.) 9. Jugendlektüre und Jugendbibliotheken. (Monatsschrift VIII. Ferd. Schöningh, Paderborn.) 10. Einrichtung und Ausnützung der Schülerbibliotheken. (Monatsschrift XXII. Schöningh.) 11. Grundsätze zur Beurteilung und Behandlung der Jugendlektüre. (Monatsschrift XXII. Schöningh.) 12. Naumann: Die Lektüre als Bildungsmittel für die schulpflichtige Jugend. (Päd. Studien XXXV. Bleyl-Kaemmerer, Dresden.) 13. Die Privatlektüre in der Schule. (Deutsche Schulpraxis XXXI. Wunderlich, Leipzig.) 14. Welche Maßnahmen sind zu treffen, um die Privatlektüre des Schulkindes fruchtbringend zu gestalten. (Päd. Warte IV. Zickfeldt, Osterwieck.) 15. Aberle: Klassen- und Massenlektüre. (Helmich, Bielefeld.) 16. Schaefer: Die Bedeutung der Schülerbibliotheken. (Beyer Söhne, Langensalza.) 17. Schubert: Die Schülerbibliothek im Lehrplan. (Beyer Söhne, Langensalza.) 18. Rüde: Die Schulpraxis. (A. W. Zickfeldt, Osterwieck.) 3070 Zeitgenössische Kriegslieder. Weltensturm. Nun rast aus Westen und ans Osten Auf uns der grimme Sturm heran! Das ist das erste frohe Grauen, Das unser glühend Herz durchbebt, So einig und so groß zu schauen Das Volk, das brausend sich erhebt! Wir ahnen fromm den ero'gen Willen, Der diesen Weltensturm beschwor, Und beugen ihm das Haupt im stillen — Herzen empor! Der wird viel Blut und Tränen kosten, Der streckt uns manchen guten Mann — Wir Deutschen aber, eng verbunden, Wie nie zuvor, zieh'n in den Strauß, Und warten unser Tod und Wunden — Schwerter heraus! Doch dann die Stirn g'radaus im Grimme! Da vorne steht, der uns bedroht! Den frechen Gegner auf die Kimme! Wir schleudern Wut, wir säen Tod. Mit Schützenfeuer ihn bespien, Fällt, Reiter, ihn mit Roßgeschnaub, Kartätscht ihn nieder, Batterien — Feind in den Staub! Am Marmeltisch der Kaiser sitzt, tief in dem Berge drinnen, Das Haupt gesenkt in schwerem Traum, im Grübeln und im Sinnen, Auf seinen Knien das blanke Schwert, in Stahl gehüllt die Glieder, Es wallt in breiter, roter Flut der Bart zu Erde nieder. Gerüstet schläft sein ganzes Heer tief in des Berges Gründen, Es ragt ein ganzer Lanzenwald aus mitternächt'gen Schlünden. Der Kaiser hebt das Haupt und fragt die alte bange Frage: „Fliegt um den Berg der Rabe noch mit dunklem Flügelschlage?" Da schmettert's laut wie Jubelruf: „Der Rabe flog von bannen!" Der Kaiser hört's, er reckt sich auf, erwacht sind alle Mannen. Im Berge klirrt's von Erz und Stahl, von blanker deutscher Wehre, Es steht ein Heer in Waffen aus, zum Kampf für Deutschlands Ehre, Und aus dem Berg zum Tag empor der Kaiser kommt gefahren, Umrauscht von Fahnen, sieggewohnt, inmitten seiner Scharen. Und wo die deutschen Heere steh'n, da steht er mit im Streite, Sein unsichtbares Geisterheer gibt mächtiges Geleite. Denn alle, die gefallen sind, um Deutschland zu beschützen, Denn alle, die gefallen sind, um deutschen Sieg zu stützen, Die steh'n aus ihren Gräbern auf, dem Heer sich anzuschließen Und Kaiser Rotbart lobesam mit lautem Ruf zu grüßen. Sie kämpfen in den Lüften mit den alten Kampf aufs neue, Denn übers Grab hinaus ist fest der deutschen Männer Treue. Der Rabe aber weist den Weg, den deutsche Siege gingen, Man hört im alten Wasgcnwald die deutschen Lieder klingen. Und wenn die Schlacht geschlagen ist und Friede ward verkündet, Dann kehrt in seinen Berg zurück, der treu sich uns verbündet. Er rüstet sich zum neuen Schlaf und sagt mit breitem Lachen: „Sankt Georg hat mit Gottes Schutz besiegt den schlimmen Drachen. Und ich kann ruhig schlafen geh'n, ich half im Feuer schmieden, Mit Deutschland und mit Österreich der Völker gold'nen Frieden." Rudolf Lothar in der „Zeit". Gcvet vor den Schlachten. Lenker der Schlachten, der Du die geheimsten Pläne ergründest, Der Du die Schicksale der Völker unsichtbar lösest und bindest, Sich, wie wir betend vor Dir liegen: Laß uns sterben oder siegen! Walter Blom. AysMusersage. 3071 Vater, unser Hort, wir heben zn Dir die Hände, Segne unser herrliches Heer und wende Unser Geschick, strafe Verrat und Lügen, Laß uns sterben, aber laß uns siegen! Gustav Eberlein in der „D. V." Laut mag der Ruf der Tapferkeit erschallen! Die ersten Opfer! Heilig Heldenblut! Ihr Kämpfer, die jürs Vaterland gefallen, Wir preisen und bewundern euern Mut. Der Feindesstrom, der an den Grenzen braust, Er brandete an einer starken Faust! I)e» ersten chpfern. Der Tod fürs Vaterland! Welch hehres Streben! Ein Los, das alle Höhen überragt, Denn dieser Tod — er ist ein ewig Leben, An dessen Glanz sich kein Gezänkc wagt. Wir beugen uns vor diesem Flammcnschein Und wollen seiner Größe würdig sein! Rudolf Birbaumer in der „Ö. V." Gofb gati ich für Eisen. Hier liegt es vor mir, in dem schlichten Kleid, Der kleine Zeuge einer großen Zeit — Könnt' er nur reden, o, was würd' er sagen Vom Opfermut in jenen Frühlingstagen, Vor hundert Jahren! — von so mancher Hand, Die auch das Letzte gab fürs Vaterland — Hier seine Inschrift kann es »ns beweisen: „Gold gab ich für Eisen!" Wohl zitternd streifte manche Hand ihn ab, Den gold'nen Reif, den einst die Liebe gab — Mit den Erinnerungen eng verbunden An viele glücksfrohe, sel'ge Stunden---------- Doch was galt Kummer, was eig'nes Leid Den tapfern Herzen jener großen Zeit? Kein and'res Wort kann höher wohl sie preisen „Gold gab ich für Eisen!" Ich seh' den schlichten Reif mir immer an, Was Opfermut und Liebe tuen kann! — Aus tiefster Schmach zur Größe sich erheben, Das Hab und Gut zu opfern und das Leben, Er hat's geseh'n — der Zeuge größter Zeit! Was uns're Väter taten, wir tun 's heut', Ruft er uns heut', mag er den Weg uns weisen: „Gold gab ich für Eisen!" Julie Master in der „D. SB." Grusr an die Soldaten. Sie wollen's nicht anders, der Haß ist zu groß, drum also los! und Stoß auf Stoß! und steh'n wir einer gegen zehn, wir steh'n! und ohne Furcht! es rauch', wo es rauch': unsere Kugeln treffen auch, und unsere Kanonen sind mich mit Granaten und nicht mit Zuckerzeug geladen! Und Einer ist mit uns und unserem Recht, ein' gute Wehr und Waffen und mächtiger als Fcindosspott: unser alte Herre Gott, der uns seit Uranfang der Zeit noch nie im Stich gelassen, er half noch stets und hilft auch heut' und läßt nicht mit sich spassen! Kosaken hin, Franzosen her, und kämen sie ein ganzes Meer, und käm es kreuz und käm es quer: Geblitze und Gekrache. . . es gab, so lang die Welt steht, Krieg, und allemal noch war der Sieg bei der gerechten Sache! Soll's also sein, dann los und drauf! und ohne Furcht, es rauch', wo es rauch', unsere Kugeln treffen auch! und unsere Kanonen sind auch mit Granaten und nicht mit Zuckerzeug geladen! Cäsar Flaischlen in der „L. N. R." 3072 Der Ausbruch des Krieges 1870. Erinnerungen von Schulrat Fr. Polack. Ich war Lehrer an der Mittelschule in Erfurt. Es war im Sommer 1870. Tiefer Frieden, ruhiges Behagen und gedeihliches Wachsen im Hause und im Vaterlande! Nur mißtrauische Augen sahen weit hinten im Westen dunkle Wolken in ungewissen Gestalten am Horizonte aufsteigen. Man munkelte von Frankreichs brennender Eifersucht auf die preußischen Erfolge, von Rachegelüsten, von Napoleons wankendem Throne, von ungeheueren Rüstungen usw. Man mußte doch in müßigen Stunden etwas sprechen und sich grauein! Der König war in Bad Ems; Bismarck, Moltke und Roon waren zu ihrer Erholung von Berlin abwesend. Wenn diese klugen Wächter deutscher Ehre und Sicherheit nichts befürchteten, so war Furcht überhaupt eine Torheit. Auch die Händel in Spanien konnten dies Gefühl der Sicherheit nicht erschüttern. Man sah sie wie ein neues Bühnenbild von fern an, „wenn hinten weit in der Türkei die Völker auf einander schlagen“, oder als kräftigen Dill und Kümmel für die Zeitungen in der „Sauregurkenzeit“. Was ging uns Spanien und seine Königin mit der goldnen Tugendrose an! Was lag uns viel daran, ob sich die Spanier einen König aus Sigmaringen oder Pfefferland holten 1 Wie konnten nur die französischen Zeitungen über eine so gleichgültige Sache ein solches Geschrei erheben! Aber man kannte ja die politischen Wettermacher an der Seine! Ohne Aufregungen konnten sie nicht leben. Aber je erregter sie schrien, desto rascher kühlten sie sich ab. Schreien ist auch ein Beruhigungsmittel. So dachten die meisten und fürchteten nichts. Plötzlich aber liefen, Schlag auf Schlag, die beunruhigendsten Nachrichten durch die Zeitungen: Der französische Gesandte Benedetti habe am 11. Juli dem Könige in Bad Ems beleidigende Zumutungen gemacht, Prinz Leopold aber am 12. Juli freiwillig auf die spanische Krone verzichtet. Trotzdem habe Napoleon vom Könige ein Entschuldigungsschreiben und Zusicherungen für die Zukunft verlangt, der König dies aber entrüstet abgelehnt und dem französischen Gesandten weiteres Gehör verweigert. Die französische Kammer habe am 15. Juli die Mobilmachung beschlossen, der König aber seine Heimreise von Ems angetreten, um sein Volk zu den Waffen zu rufen! Die süddeutschen Staaten gingen mit den norddeutschen, und ganz Deutschland sei einig usw. Große Zeitung, fürwahr! Man fühlte sich wie im Wirbel gedreht und in die Lüfte gehoben. In einem Briefe vom 17. Juli schrieb ich damals an eine befreundete Familie: „Krieg, Krieg! schallt es wieder durch die Welt. Wieder ist es da, das Ungetüm, das Menschen frißt, Felder zerstampft, Häuser verbrennt, Wunden schlägt und Hoffnungen vernichtet. Es wird ein böser, schwerer Kampf werden. Gleiche Stärke, gleiche Waffen, gleicher Nationalhaß, gleiche Begeisterung werden mit einander ringen, ringen auf Leben und Tod. Niemand verkennt den Ernst der Lage, niemand unterschätzt den Gegner. Die Franzosen sind Kriegsleute von den ältesten Zeiten an. Für den Ruhm und die Größe Frankreichs schlagen sie mutig und freudig Blut und Leben in die Schanze. Aber auch die deutsche Begeisterung ist wie ein helles heiliges Feuer aufgegangen. Nur eine Stimmung herrscht bei jung und alt, bei hoch und niedrig, bei Soldaten und Bürgern: Alles dran zu geben für König und Vaterland 1 Heute besuchte ich meinen jüngsten Bruder in der Kaserne. Welche Unruhe in der Stadt, wie in einem aufgestörten Ameisenhaufen! Welch Leben in der Kaserne, welch Rennen und Laufen, Singen und Schnaufen, Schleppen und Schleifen, Rasseln und Pfeifen! Nur mit Not wanden wir uns durch das Gewirr. Der große Wilhelmsplatz stand voll Wagen und Kanonen. Die Eisenbahn war nur für die Truppen noch fahrbar; für einen Tag waren 49 Züge angesagt. Eben dampfte ein langer Zug von 59 Wagen nach dem Rheine ab. Auch unsere zwölfjährige Marianne und unser zehnjähriger Paul glühen in patriotischer Begeisterung. Ihre arme Mutter füttern sie mit Kriegsnachrichten, richtigen und falschen. Wann hielt die Erregung Maß! Die erregte Phantasie muß Futter haben; sind’s keine Tatsachen, so sind’s Gerüchte, und die schwirren umher wie Maikäferschwärme. Auch die Landkarte wird hergelegt, um den Truppen ihre Märsche und den Feinden ihre Niederlagen anzuweisen. Nur Gott weiß, wie die Kriegswürfeln fallen, aber sicher ist es, daß eine so schöne Begeisterung kein flüchtiges Strohfeuer ist, und daß selbst anfängliche Mißerfolge sie nicht dämpfen sondern nur steigern werden. „Unser Volk ist aufgewacht! Deutschland ist einig!“ Das ist die große Botschaft, die durch die Welt läuft und mein Herz hoch auf in Glück und Hoffnung schlagen läßt.“ Am 19. Juli traf die französische Kriegserklärung ein. Der König eröffnete den norddeutschen Reichstag und gab der patriotischen Stimmung einen würdigen und erhebenden Ausdruck. Von allen Seiten eilten die Soldaten zu den Fahnen. Überall klang begeistert die „Wacht am Rhein“. Aus allen Enden der Erde sandten Deutsche Grüße und Geld. Überall arbeiteten die Frauen wie anno 1813 für die Krieger und die Pflege der Verwundeten. Tag und Nacht trugen die Dampfrosse kampffrohe Krieger nach dem Rheine. Eine stolze Freude leuchtete aus allen Augen und hohe Begeisterung klopfte in allen Herzen. Auch zwei meiner Brüder zogen mit hinaus und nahmen von mir Abschied. Ich sagte zu ihnen: „Ihr streitet für die größte und schönste Sache, die je als Siegespreis gegolten hat, für die Ehre, Größe und Einheit des Vaterlandes! Da ist selbst das Leben kein zu hoher Preis. Wie gern zöge ich mit Euch hinaus, um durch die Tat die Träume und das Sehnen meiner Jugend nach einem einigen und mächtigen deutschen Vaterlande erfüllen zu helfen. Aber auch daheim sind Arbeiten für das Gedeihen des Ganzen nötig. Ihr zieht mit für mich hinaus. All mein Denken, Lieben und Beten wird Euch begleiten. Gott halte seine schirmende Hand über Euch und führe Euch siegreich wieder heim!“ Wenn auch jeder wußte, was die Pflicht forderte, so forderte doch auch das Herz seine Rechte, und ein paar heiße Tränen schossen uns in die Augen. Abends versammelte sich der ganze Lehrkörper auf dem hochgelegenen Felsenkeller, der einen weiten Blick auf die turmreiche Stadt und das schöne Geratal bot. Ein Gefühl bildete den Untergrund all unseres Denkens und Redens. Der Rektor gab ihm packenden Ausdruck; er rief: „Wir stehen an der größten Wende der vaterländischen Geschichte. Die große Stunde darf kein schleines Geschlecht finden. Unsere Truppen ziehen hinaus; hinter ihnen muß unsere Begeisterung die stärkste Ersatzwehr bilden. Schmach dem deutschen Manne, der nur feige im sichern Winkel hinter dem Ofen den Jubel der Sieger nachleiern oder die Klage über Mißerfolge nachseufzen kann! Wir daheim müssen die beste Hilfstruppe unserer Krieger draußen sein. Sie gehen für uns in Kampf und Tod; unsere Opfer für die Wunden, Kranken und Hinterbliebenen muß unser Dank sein. Jetzt, meine Freunde, gilt’s, Geschichte zu leben und nicht bloß zu lehren! Jetzt gilt’s, der Jugend ein Beispiel zu geben! Auch der patriotische Mensch vollendet sich nur im Tun. Lassen Sie uns einen Verein zur Unterstützung unserer Krieger und ihrer Angehörigen bilden! Jeder gebe, was er entbehren kann! Je größer die Liebe, desto größer das Opfer. Wer das Vaterland liebt, muß auch für dasselbe entbehren und Opfer bringen können. Lassen Sie auch unsere Kinder teilnehmen am patriotischen Tun. Das Leben lehrt die Schule, wie sie für das Leben arbeiten muß. Zu kleinen Opfern an Geld, Lebensmitteln, Wundfäden u. dergl. sind alle unsere Schüler willig und imstande. Beleben und ordnen wir die patriotische Wohltätigkeit! Viele Tropfen machen das Meer. Das Höchste wird erreicht, wenn kein Glied dahinten bleibt. Zugleich ist diese Organisation der Wohltätigkeit eine Einführung unserer Schüler in das tätige Leben“. Seine Worte zündeten. Jeder verpflichtete sich zu regelmäßigen Monatsbeiträgen und versprach, in seiner Klasse die Arbeit und die Steuer für das Vaterland zu regeln. Und verhältnismäßig Großes wurde im kleinen Kreise erreicht. Doch höher als die Gaben stand die Mobilmachung eines tatkräftigen patriotischen Lebens. ln Hoffen und Zagen flössen die Tage hin. Mit allerlei Gerüchten hetzten sich die Menschen in die Erregung hinein und wieder heraus. Endlich am 3. August lief die Nachricht von dem Gefecht bei Saarbrücken, von der Beschießung der Stadt und dem Rückzuge der Unsern ein. Manchem entfiel das Herz bei der Hiobspost, und schwarze Besorgnis beschattete die Gesichter. Abends waren wir wieder in einer Gartenwirtschaft versammelt. Das unruhige Herz trieb uns oft zusammen. Am Nebentische rief ein Spießbürger: „Ich hab’s immer gesagt: Wir sind den Franzosen nicht gewachsen! Dazu haben wir zu lange gewartet! Die Franzosen sind frischer, rascher und haben uns den Rang abgelaufen. Bald genug werden wir sie wieder hier haben wie anno sechs.“ Unser Rektor hörte das, richtete sich in seiner ganzen Länge auf und rief mit seiner metallenen Stimme nach dem Nachbartische: „So reden alte Weiber und Hasenherzen! Unser Volk und die Armee denkt anders, zum Glück! Was ist denn geschehen, daß so’n Hasenmarsch getrommelt wird? So gut wie nichts! Was sagt das Telegramm? Eine Hand voll Preußen hat sich vor einem Sack voll Franzosen nach tapferem Kampfe zurückgezogen, und die mutigen Feinde haben nun die offene, wehrlose Stadt beschossen! Das ist die „große Schlacht von Saarbrücken“! Morgen schon kann’s ganz anders klingen. Aber die Überklugheit im sichern Busche ist immer großmäulig und meint den Kriegsgang gar klüglich leiten zu können!“ Der tapfere Bürger nahm die Zurechtweisung ruhig hin, schüttelte nur bedenklich den Kopf und murmelte: „Ja, ja! Das Telegramm macht die Sache klein, klein; aber ich habe ein anderes Vögelchen pfeifen hören. Danach soll’s eine große Schlacht gewesen sein und in Paris ein toller Siegesjubel herrschen.“ Hin und her wurde nun gemutmaßt und gestritten. Und nicht leugnen will ich, daß ich spät abends mit bangem Herzen heimging und manchen Stoßseufzer nach dem hellgestirnten Himmel schickte. Doch bald wandelte sich das Bangen in Freude. Schlag auf Schlag kamen die Siegesbotschaften von Weißenburg, Wörth und Spich ern, vom 14., 16. und 18. August bei Metz und endlich die große Botschaft von Sedan: „Der Kaiser und sein Heer gefangen!“ Am 3. September, einem Sonnabend, kam die Kunde nach Erfurt. Durch die Straßen und öffentlichen Plätze wogte Marktgewimmel. Allerlei raunte und rief man sich zu. Etwas Großes mußte in der Luft liegen. Ich stand in der ersten Knabenklasse und hatte Geschichte; aber meine Jungen waren nur halb bei der Sache; ihre Ohren schienen hinaus zu horchen. Plötzlich krachte vom Petersberge ein Kanonenschuß. Lebhafte Rufe hörte man von der Straße. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und eine Stimme rief herein: „Großer Sieg! Napoleon und sein ganzes Heer gefangen!“ und krachend flog die Tür zu. Die nun folgende Szene ist unbeschreiblich und unvergeßlich. „Hurra, hurra!“ schrien meine Jungen, sprangen auf die Tische, streckten die Arme in die Höhe, umfaßten sich, umfaßten mich, lachend und weinend, und stürmten dann wie das wilde Heer ohne Bücher zum Zimmer hinaus. Ich ihnen nach! Die ganze Stadt schwamm in Entzücken. Die Kanonen brüllten; die Glocken läuteten; an allen Häusern flatterten Fahnen; schwirrend und brausend, singend und jauchzend fluteten die Menschenmassen durch die Straßen. Hier schüttelten sich zwei die Hände, dort umarmten sich andere; da rief einer dem ändern eine Neuigkeit zu. Vorüber war Kaufen und Verkaufen. Auch am Sonntage dauerte der Siegesjubel fort. Mir aber brachte der große Siegestag eine besondere Gabe. Unter Glockengeläut, Kanonendonner, Raketensprühen und Flammengeleucht wurde meine jüngste Tochter geboren, mir ein Symbol des wiedererstandenen Deutschen Reiches! Und nun nach 44 Jahren erlebe ich als hochbetagter Greis eine noch größere Zeit, einen Weltbrand, in dem sich’s um Deutschlands und Österreichs Sein oder Nichtsein handelt. Gallische Rachsucht, russischer Rassenhaß und Größenwahn, englischer Neid und Ränkegeist haben sich verschworen, Deutschlands Blüte und Macht zu vernichten und Österreichs Staatengefüge aufzulösen. Aber wieder wie vor hundert und vor 44 Jahren hat sich der Volksgeist in beiden Reichen in großartiger einmütiger Begeisterung erhoben, um im Vertrauen auf Gott und sein gutes Recht mit starker Hand und scharfer Wehr den Frevlern heimzuleuchten. Und wenn die Welt voll Teufel wär' und wollt’n uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen! Ein Tiroler Bauernheld und sein Tod. Von Schuldirektor F. 8. Wamprechtsamer. Zu allen Zeiten und bei allen Völkern hat es Männer gegeben, auf die die Zeitgenossen mit scheuer Ehrfurcht und Bewunderung ihre Blicke richteten, Männer, voll Kraft und Mut, voll Freiheitssinn und todeskiihner Begeisterung. Aber kein Staat der Welt hat solch eine glorreiche Geschichte hinter sich als das tausendjährige Österreich. Der Schrecken der Völkerwanderung, die lange Reihe der TUrkenkriege, die blutigen Franzosenkriege sind Uber unsere Felder und Fluren hinweggerast, und immer wieder ist nach Brand und Asche ein neues, kühnes Geschlecht aufgestanden, den Kampf mit den Feinden aufzunehmen. Und zu den mutigsten unter den Kühnen, zu den treuesten der Getreuen gehörten seit jeher die Tiroler. Die Namen Andreas Hofer, Speckbacher, Haspinger, Kajetan, Sweth, Peter Mayr sind wohl allgemein im Volke bekannt. Wenig bekannt ist aber der Bauernheld Peter Siegmair, der der Welt ein Beispiel gab, wie weit die Kindesliebe gehen kann. Es war im sturmbewegten Jahre 1800. Dreimal hatten schon die Tiroler Bauernlieere die Bayern und Franzosen niedergeworfen und aus dem Lande gejagt. Nun rückten die Feinde mit solcher Übermacht ins Land, daß jede Gegenwehr vergeblich war. Alles flüchtete in die Berge und auch der kampfgewohnte Bauernführer Siegmair mußte in einer Höhle eines Hochtales Rettung suchen, denn wie auf alle anderen Anführer war auch auf seinen Kopf ein hoher Preis gesetzt. Kein Tiroler fand sich, der das Blutgeld hätte verdienen wollen. Da ersannen die Häscher einen wahrhaft teuflischen Plan. Sie setzten den alten Vater Siegmairs gefangen und drohten ihn zu erschießen, wenn der Sohn sich nicht in einer bestimmten Frist den Feinden stelle. Als dieser in seinem Verstecke vom Plane der Feinde erfuhr, stieg er noch am gleichen Tage vom Gebirge herab, befreite seinen greisen Vater und ward ohne Gnade und Barmherzigkeit von den Franzosen erschossen. Seine Heimatsgemeinde Olang im Pustertale hat dem tapferen Manne, der das Vierte Gebot bis zum Tode in Ehren hielt, ein Denkmal gesetzt, das am 100. Todestage Siegmairs am 17. Juli 1910 mit großer Feierlichkeit unter starker Teilnahme der Bevölkerung enthüllt wurde. Es stellt den Helden als Erretter seines alten Vaters dar, wie er die Brust entblößt und todesmutig den feindlichen Feuerrohren entgegenschaut. Der Greis kniet neben ihm, als wollte er dem teuren Kinde für all die Liebe und Treue danken. Den mächtigen Steinsockel ziert die Inschrift: Peter Siegmair, 1810, 1910. Das wirkungsvolle Denkmal ist von Piffrader, einem talentvollen Tiroler Bildhauer, geschaffen, der selbst in Olang gebürtig ist. Belgrad. Eine kriegsgeschichtliche Betrachtung von Direktor Wamprechtsamer. Belgrad, zu deutsch „weiße Burg“, wurde im Laufe der Jahrhunderte bereits viermal von österreichischen Truppen im Sturme genommen. Schon im Jahre 1456, drei Jahre nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken, belagerten diese Belgrad mit einem ungeheueren Heere. Aber der kaiserliche Feldherr Johann Hunyadi verteidigte die Festung mit wahrem Löwenmut. Hiebei wurde er von dem italienischen Mönche Johann Kapistran, der sich auch beim kaiserlichen Heere befand, kräftigst unterstützt. In einen groben Zwilchmantel gehüllt, auf einem Esel reitend, zog der kleine, hagere Mann, dessen Augen Feuer sprühten und dessen hinreißende Beredsamkeit die Soldaten in wilde Kampfesglut versetzte, mit den Truppen ins Feld. Überall auf freiem Felde predigend, verstand er es, hoch und niedrig, arm und reich für den heiligen Kampf gegen die Ungläubigen zu begeistern. Beim Sturm der Türken gegen die Stadt stand Kapistran, allen sichtbar, auf dem Turme, das Kreuz in der Hand, die Truppen zum heiligen Kampfe anfeuernd. Die Not wird riesengroß; schon ist eine beträchtliche Anzahl christlicher Streiter gefallen. Da plötzlich erklimmt ein baumstarker Türke die Höhe der Festungsmauer, den Roßschweif als Siegeszeichen in der Rechten schwingend. In diesem Augenblicke größter Not umklammert einer der christlichen Helden, ein junger Kroate, Titus Dugonitsch, den Türken und springt mit ihm 3070 in die Tiefe. Eine Sturmleiter kracht und reißt ganze Haufen der Feinde in den Abgrund des Schanzgrabens. Tausende von Reisigbündeln, in Pech und Schwefel getaucht und angezündet, wurden auf die Stürmenden geschleudert. Die Kleider der Türken brannten und unter Schmerz- und Wutgeheul suchten sie die Flucht. Ja Kapistran unternahm sogar einen Ausfall in das türkische Lager, ließ die Bemannung der Geschütze niederhauen und diese in die Stadt schaffen. Damit war die Niederlage der Türken vollständig. (24. Juni 1456.) Am 29. August 1521 fiel Belgrad nach tapferer Gegenwehr in die Gewalt des kriegerischen Sultans Soliman II., des Prächtigen, der 1529 auch Wien belagerte, und nun blieb Belgrad 167 Jahre lang unter dem Drucke der türkischen Herrschaft. Am 11. August 1688 wurde es von dem kaiserlichen Feldherrn Max Emanuel von Bayern mit 53.000 Mann kaiserlichen und Reichstruppen eingeschlossen und am 6. September erstürmt. Aber schon am 18. Oktober 1690 wurde es von dem türkischen Großwesier Mustafa Köprili zurückerobert. Zum dritten Male wurde die heißumstrittene Festung von kaiserlichen Truppen unter dem Prinzen Eugen erstürmt. Er belagerte sie vom 16. Juli 1717 an und zwang sie, nachdem ein türkisches Entsatzheer unter Köprili am 16. August vollständig geschlagen worden war, am 22. August zur Übergabe. Damals entstand im österreichischen Feldlager das allbekannte Soldatenlied: „Prinz Eugenius, der edle Ritter, wollt dem Kaiser wiederum kriegen Stadt und Festung Beigerad; er ließ schlagen eine Brucken, daß man kunnt hinüberrucken mit der Armee wohl für die Stadt.“ Im Frieden von Passarowitz 1718 blieb die Stadt in den Händen der Österreicher, die sie in einen blühenden Handelsplatz verwandelten. Aber 1739 kam die Festung neuerdings unter die Herrschaft der Osmanen. Zum vierten und letzten Male wurde die Stadt von den Österreichern unter General Laudon am 7. Oktober 1789 erobert, fiel aber im Jahre 1791 neuerdings an die Türkei, die sie im Jahre 1806 nach der Erstürmung durch die Serben an diese abtreten mußte. Und nun stehen unsere braven Truppen neuerdings vor der alten Felsenburg und der Tag ist wohl schon nahe, an dem es zur fünften — und wollen wir hoffen letzten und bleibenden Eroberung des uns feindlichen Slawennestes kommen wird. Das walte Gott! Die Kriegsereignisse vom 19. August bis zum 4. September 1914. 18. Aug.: Großer deutscher Sieg bei Stallupönen in Ostpreußen. — Heldentod des Obersten vom Deutschmeisterreginiente Ludwig Freiherr von Holzhausen. Aus dem Regimentsbefehle: „Den herben Verlust, den unser Regiment durch den Tod seines innigstgeliebten Regimentskommandanten erlitten, werden wir nicht ungerächt lassen.“ Zar Nikolaus begibt sich nach Moskau. Ausbruch der Revolution im Kaukasus. 19. Aug.: Niederlage der Franzosen bei Pervez. Flucht des Königs Peter nach Nisch. Das japanische Ultimatum an Deutschland. (Verlangen nach Abrüstung der deutschen Kriegsschiffe in Ostasien und Preisgabe des Pachtgebietes von Kiautschou.) Tod des Papstes Pius X. Der Verkauf der „Goeben“ und „Breslau“, die in Konstantinopel eingelaufen sind, an die Türkei ruft den Protest Englands und Frankreichs hervor. Ausgabe von Zweikronennoten. 20. Aug : Die deutschen Truppen rücken in Brüssel ein. Dank des Kaisers an die Armee. (S. 3090.) Aufsehenerregendes Telegramm des Gouverneurs von Kiautschou: „In Bestätigung der Mitteilung des japanischen Ultimatums stehen wir für Pflichterfüllung bis aufs äußerste ein.“ Rektor Wettstein erläßt einen Aufruf an die Doktoren aus der Wiener Universität. 21. Aug.: Beginn der Schlacht bei Metz. Die deutsche Armee wirft unter dem Kommando des Kronprinzen Ruprecht von Bayern die Franzosen zurück. 3077 22. Aug.: Die österr. Truppen besetzen Plevije (Stadt in Sandschak). Der Serbische Feldzug wird amtlich als Nebenaktion erklärt; es gilt zunächst die Austragung mit Rußland. Graf Tisza führt diesbezüglich aus, man müsse vorerst den Riesen niederwerfen und dann erst den Zwerg, der von jenem beschützt wird. Bei Sokal wird eine Kosakendivision von unseren Truppen in die Flucht geschlagen. In der Schlacht bei Metz wurden 10.000 Franzosen gefangen. Ansprache des Königs Ludwig: „Ich bin stolz, daß mein Sohn an der Spitze seiner tapferen Truppen so schöne Erfolge errang. Das ist aber erst der Anfang. Wir haben noch schwere Kämpfe vor uns. Ich vertraue auf die Tüchtigkeit des deutschen Heeres, daß es auch diese überwinden wird, mögen der Feinde noch so viele sein.“ Die französische Offensive gebrochen. 23. Aug.: Sieg der Deutschen über die Russen bei Gumbinnen. 8500 Russen gefangen. Die serbische Stellung bei Visegrad genommen. Enorme Verluste der Serben. Das österr. Schiff Zenta nimmt den Kampf mit einem französischen Geschwader auf und bringt ihm bedeutende Schäden bei. Die Zenta gesunken. Deutschland lehnt eine Antwort auf das japanische Ultimatum ab. 24. Aug.: Beginn der Schlacht bei Krasnik. Rückzug der französischen Armee. Die Deutschen in Luneville. Die Armee des Kronprinzen durchbricht bei Longwy das französische Heer. Der Stadt Brüssel wird von den Deutschen eine Kriegskontribution in der Höhe von 200 Millionen Franken auferlegt. Namur von den Deutschen beschossen. Glückwunsch unseres Kaisers an Kaiser Wilhelm. (S. 3090.) 25. Aug.: Die Schlacht bei Krasnik dauert fort. Abbruch unserer Beziehungen mit Japan. Demnach zeigt sich überall die Waffenbrüderschaft zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland. Gent von den Deutschen genommen. Freiherr von der Goltz Generalgouverneur von Belgien. Hiemit wird Belgien eine deutsche Provinz. 26. Aug.: Der Sieg bei Krasnik. Einbruch der Russen in Ostpreußen. — Namur gefallen. 27. Aug.: Der deutsche Kreuzer „Magdeburg“ sieht sich durch Strandung dem Feinde ausgeliefert und sprengt sich daher selbst in die Luft. Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Belgien. Verleihung des Großkreuzes des Maria Theresien-Ordens an Kaiser Wilhelm. (S. 3090.) Beginn der Millionenschlacht bei Lemberg. 28. Aug.: Die Schlacht bei Lemberg dauert fort. Vormarsch unseres linken Flügels auf Lublin. Verleihung des Ordens Pour la mörite an unsern Kaiser. (S. 3091.) Die englische Armee bei Maubeuge geschlagen. Die französische Armee auf allen Linien im Rückzuge. Löwen zerstört. 29. Aug.: Die Schlacht bei Lemberg dauert fort. Die Russen von den Deutschen bei Orteisburg geschlagen, 92.000 Mann gefangen. Die englische Armee von der französischen abgeschnürt. Lille von den Franzosen geräumt. 30. Aug.: Die Schlacht bei Lemberg dauert fort. Der französische Oberkommandierernde Joffre verlangt seinen Abschied. 31. Aug.: Die Schlacht bei Lemberg dauert fort. Ein Zeppelin-Luftschiff schleudert auf Paris Bomben. Die Deutschen nur noch 100 km von Paris entfernt. Kaiser Wilhelm legt die Würden eines englischen Feldmarschalls und englischen Admirals nieder. 1. Sept.: Der Große Generalstab meldet, daß in der Schlacht bei Orteisburg 92.000 Mann gefangen genommen wurden. Die französische Armee bei St. Quentin vollständig geschlagen. — Absetzung des Fürsten Wilhelm von Albanien. 3078 2. Sept.: (Sedantag.) Sieg der Armee Auffenbergs über die Russen bei Lemberg (im Raume Zamosc- Tyszowcze). Niederlage der Franzosen bei Reims und Verdun. Der erste Deutsche Flieger über Paris (Leutnant v. Hiddessen). 3. Sept.: Flucht der Russen vor den Armeen Auffenbergs und Dankls. Die französische Flotte beschießt die äußeren Forts der Boche di Cattaro. Die Flucht der französischen Regierung nach Bordeaux. Der deutsche Kaiser auf französischem Boden. Die Japaner vor Kiautschou. Abreise des Fürsten Wilhelm von Durazzo. Wahl des Kardinals Chiesa zum Papste. (Benedikt XV.) 4. Sept.: Reims in deutschem Besitz. Die deutsche Kavallerie streift vor Paris. Unser Sieg bei Komarow. (Erzherzog Josef Ferdinand.) Lemberg wird geräumt. (Wird fortgesetzt.) Übersicht zur 19. Frage. (Militärisches Turnen in der Volksschule oder nicht?) 1. Urteil. S. 1650, Hoffmann: Durch die Einführung des militärischen Turnens größeres Interesse der Bevölkerung an diesem vernachlässigten Gegenstände; viele Lehrer nur deshalb gegen das militärische Turnen, weil sie davon nicht die richtige Vorstellung haben; beim militärischen Turnen viel exaktere Ausführung der Übungen; hiedurch Befestigung der Disziplin. 2. Urteil. S. 1651, Luger: Gegen die Einführung; Hinweis auf die Mißerfolge derselben in Deutschland und Frankreich; der Turnplatz sei ein Ort kindlicher Freude, nicht militärischen Drills; das Turnen in militärischen Formen würde der Turnsache nur schaden; freies Turnen ist die beste Vorbereitung für den Wehrdienst. 3. Urteil. S. 1677, Winter: Gegen das militärische Turnen; es macht den Körper steif und ist nicht immer gesundheitfördernd; das System des militärischen Turnens ist veraltet; die Jugend soll nach Maul turnen; dann wird der Zweck des Turnens erreicht. 4. Urteil. S. 1677, Demal: Widerlegung der Meinung, daß das militärische Turnen die Einführung der zweijährigen Dienstzeit beschleunige, ferner daß dadurch der Militärdienst leichter erlernt und die Schaffung einer Volksmiliz begünstigt werde; die große Zeitspanne zwischen „Schulentlassung und Militäreintritt“ spricht gegen die Einführung des militärischen Turnens, ebenso der Mangel an den notwendigen Turnräumen; hier setze man den Hebel an und schaffe Turnplätze und Schwimmschulen; das Schulturnen ist für die körperliche Ausbildung besser als der militärische Drill; mit der Einführung militärischer Befehle darf nicht auch das militärische Turnen eingeführt werden; wäre ein Rückschritt; wozu in der Volksschule für das Militär und den Krieg vorbereiten, wo die Mädchen und selbst die Mehrzahl der Knaben nicht zum Soldatenstand kommen; mit dem gleichen Rechte könnte auch die Einführung der Mädchen in den Krankenpflegedienst verlangt werden. 5. Urteil. S. 1715, Ludwig: Gegen das militärische Turnen; Stellungnahme turnerischer Fachmänner gegen die geplante Einführung des militärischen Turnens an Volks- und Mittelschulen im Jahre 1907; das Turnen diene nicht dem Drill, sondern der Pflege des Körpers und des Geistes; das Schulturnen verfolgt einen ganz anderen Zweck als das militärische Turnen; Möglichkeit der individuellen Berücksichtigung nur beim Schulturnen; Durchführung des militärischen Turnens mit Erwachsenen, aber nicht mit Kindern. 6. Urteil. S. 1995, Schatzmann: Für das militärische Turnen aus folgenden Gründen: Natürliches Interesse der Schüler für das militärische Turnen; bessere Disziplin; leichtere Ausführung der turnerischen Befehle; leichtere Gewöhnung an Ordnung und Gehorsam; Vorzug des militärischen Turnens in hygienischer sowie in patriotischer Beziehung. 7. a Urteil. S. 2142, Haberl: Gegen das militärische Turnen, denn dieses ist Drill; für einzelne militärische Befehle; größere Pflege der Jugendspiele. 7. b Urteil. S. 2282, Moll: Gegen das militärische Turnen, dafür Wandern, Spiel und Sport; turnerische Ausbildung der Mädchen. 8. Urteil. S. 2348, F. K.: Gegen das militärische Turnen; Beschränkung der O.-Ü., ausgiebige Pflege der Freiübungen, des Geräteturnens und der Jugendspiele; der Turnunterricht sei praktische Anstandslehre; Widerlegung der Behauptung, daß das militärische Turnen die Vaterlandsliebe fördere. F. 3079 Lesefrucht. (Wie stellt es mit der Persönlichkeit im Sehnlichen?) Rosegger P. K.: Lasset uns von Liebe reden. Das Recht der Persönlichkeit. .... „Die liegt im argen. Die Gedankenfreiheit ist nicht genug, man sollte die Gedanken auch frei aussprechen dürfen. Man sollte seiner persönlichen Überzeugung und Artung, soweit sie nicht schadet, ungehindert nachleben dürfen, man sollte zur Zeit, wo alles auf den Kopf gestellt ist, auf den Füßen stehen bleiben dürfen. Nie ist die Bekehrungsmeierei ärger getrieben worden als heute. Jeder wirbt Anhänger für seine Prinzipien, denen er nicht nachlebt. Rechthaberische Köpfe, aber kein Charakter. Man ist so frei, dem ändern die Freiheit zu nehmen. In Kunst und Literatur will man immer Originale. Aber lebendige Menschenoriginale will man nicht. Da die Leute alle schablonenhaft sein sollen, so nimmt man sich nicht mehr die Mühe, die Sonderartung, wo sie noch vorkommt, zu studieren; wer nicht so denkt, wie du, den bist du geneigt, für einen Dummkopf zu halten. Wer nicht selbst Charakter ist, dem ist jeder Charakter zuwider; in Gesellschaft von Schablonenmenschen ist die Persönlichkeit störend, ja selbst dem Staate ist die starke Persönlichkeit unbequem. Je mehr Persönlichkeit in einem Menschen ist, je verbotener wird er sein W. Hermann. Was für alle Zeiten festgehalten werden muß. (Fortsetzung.) 12. Ansprache des Reichskanzlers Bethmann-Hollweg an eine Volksmenge. In ernster Stunde sind Sie, um Ihrem vaterländischen Empfinden Ausdruck zu geben, vor dem Hause Bismarcks erschienen, Bismarcks, der uns mit Kaiser Wilhelm dem Großen und dem Feldmarschall Moltke das Deutsche Reich schmiedete. Wir wollten in dem Reiche, das wir in 4 4j übriger Friedensarbeit ausgebaut haben, auch ferner in Frieden leben; das ganze Wirken des Kaisers war der Erhaltung des Friedens gewidmet. Bis in die letzten Stunden wirkte der Kaiser für den Frieden Europas und er wirkt noch für ihn. Sollte all sein Bemühen vergeblich sein, sollte uns das Schwert in die Iland gezwungen werden, so werden wir ins Feld ziehen mit gutem Gewissen und dem Bewußtsein, daß nicht wir den Krieg wollten. Wir werden dann den Kampf um unsere Existenz und unsere nationale Ehre mit der Einsetzung unseres letzten Blutstropfens führen. Im Ernste dieser Stunde erinnere ich Sie an das Wort, das einst Prinz Friedrich Karl den Brandenburgern zurief: „Laßt eure Herzen schlagen zu Gott, eure Fäuste auf den Feind!“ 13. Telegramm König Ludwigs von Bayern an Kaiser Wilhelm. Das Bayerische Heer ist heute mit Beginn der Mobilisierung unter Deinen Befehl als Bundesfeldherr getreten. Schon in Friedenszeiten in dem (leiste erzogen, der die deutschen Truppen vor 44 Jahren zum Siege führte, wird das Bayerische Heer sich des Vertrauens würdig erweisen, daß ganz Deutschland in seine Kriegstüchtigkeit setzt. Nie ist das Deutsche Reich vor einer ernsteren Entscheidung gestanden als in dieser Stunde, in der seine Fürsten und Völker wie ein Mann aufstehen, um seine Ehre, Stellung und Zukunft gegen mächtige Feinde zu verteidigen. Nie aber wird die unerschütterliche Treue, in der die Deutschen zusammenstehen, sich überwältigender offenbaren als in dem Kampfe, der uns aufgezwungen wird. Das Vertrauen auf Gott und seine Gerechtigkeit, wird unsere Heere stärken in dem Bewußtsein ihrer Geschlossenheit und eisernen Mannszucht. Ernsten Mutes werden sie, wenn es zum Krieg kommen sollte, den Kampf für das teure gemeinsame Vaterland, für den Ruhm und die Würde des deutschen Namens mit Ehren bestehen. ln dieser Erwartung heiße ich Bayerns Söhne, sich um ihre Fahnen zu scharen, und bitte Gott, er möge, wenn der Kampf entbrennt, den deutschen Waffen Sieg verleihen. 3080 14. Manifest König Ludwigs an das Bayerische Heer. An mein Heer! Alle Versuche, den Frieden in Ehren zu wahren, machten unsere Nachbarn zu Schanden. . Die Ehre des Reiches, das Schicksal des Vaterlandes stehen auf dem Spiele und zwingen uns das Schwert in die Hand. Unter dem Oberbefehle unseres erhabenen, geliebten Bundesfeldherrn, des Deutschen Kaisers, wird auch die schon in manch schweren Tagen erprobte Bayerische Armee ihren Mann stellen, ihrer in ernster Friedensarbeit gestählten Kraft bewußt, ein würdiges Glied unseres großen deutschen Heeres, würdig der Opfer ihrer Väter. Mit diesen Wünschen begleite ich meine brave Armee ins Feld. Vertrauend auf den allmächtigen Gott, der unsere gerechte Sache schirmen wird, erflehe ich seinen Segen für Bayerns und des deutschen Heeres Fahnen. 15. Korpskommandobefehl des Freiherrn v. Appel. Seine Majestät unser allergnädigster Kaiser und König hat, der allzeit getreuen Wehrmacht vertrauend und gestützt auf das gute Recht, dem Königreiche Serbien den Frieden gekündigt. Das uns alle aus bangen Zweifeln erlösende Wort ist gefallen. Ein mächtiger Sturm lang zurückgehaltener Empfindungen wahrer Begeisterung für des Vaterlands Ehre und Größe umbraust die weiten Gefilde der Monarchie. Nicht gegen das Serbische Volk, nicht gegen den Serbischen Stamm, von dem so viele in unseren Reihen wacker und getreu ihrer Pflicht obliegen, sind unsere Waffen gerichtet. Ihnen allen, die loyal die Treue zum angestammten Herrscherhause und zur Monarchie halten, drücken wir die dargereichte Bruderhand. Wir führen Krieg gegen die schwache Regierung des Serbischen Königreiches, welche die Sühne für ein durch ihre Untertanen begangenes Verbrechen verweigerte, gegen jene kanalisierten Führer, die seit Jahren in Wort und Schrift gegen die Würde und den Bestand der Monarchie ungestraft geschürt haben und die ihr verbrecherisches Gehaben über die Grenzen unseres Vaterlandes mit verabscheuenswürdigen Mitteln in die Tat umzusetzen wagten. Wir erheben unsere Waffen gegen jene Mordgesellen und deren Hintermänner, denen in Sarajewo der Thronfolger und seine Gemahlin als Märtyrer für die Zukunft des Vaterlandes zum Opfer fielen. Sie sollen Eure strafende Hand zu fühlen bekommen, denn Ihr werdet nicht eher ruhen, bis der Gegner, zu Boden geschmettert, sühnt, was verbrochen wurde.. In Gottes Namen drauf! 16. Eine Kundgebung des Polenklubs. „Ich vertraue auf Meine Völker“, lauteten die Worte des Manifestes, in welchem der Monarch bekanntgab, daß er um der Würde und der Sicherheit des Staates willen die Waffen zu ergreifen genötigt sei. Dieser Appell findet bei der polnischen Bevölkerung unseres Landes einen Nachhall, wie die Wahrheit in dem Gerechten ihren Nachhall findet. Die Polen dieses Landes scharen sich um den Thron. Dankbarkeit, Ehrgefühl und politischer Verstand weisen sie dorthin. Wir sind dem Monarchen dafür dankbar, daß es uns in seinem Reiche erlaubt ist, Polen zu sein, während überall anderswo uns Unrecht und Verfolgung zuteil werden. Die Ehre befiehlt uns, in schweren Augenblicken treu zu dem zu stehen, mit dem wir die Wohltaten des Friedens geteilt haben. Der Verstand zeigt uns den Weg der Pflicht, den einzigen, der nicht versagt. In dem Augenblicke, da das Schicksal von Europa entschieden werden soll, da die größte Umwälzung, welche je die Geschichte gekannt hat, naht, wissen wir Polen dieses Landes, verstehen und fühlen es, daß die Treue gegenüber dem Monarchen und die Fürsorge für diesen Staat, dem wir alles gegeben haben, was seine Macht verlangte, mit den Interessen unseres Volkes übereinstimmen. Das Präsidium des Polenklubs, das in sich die Vertrauensmänner aller durch Solidarität verbundenen Parteien vereinigt, nimmt das Wort, um im Namen des Polenklubs, der Repräsentation der polnischen Bevölkerung dieses Landes, dem Monarchen die Huldigung darzubringen, und glaubt der Welt bekunden zu sollen, daß die Polen das Vertrauen, das der Monarch in seinem Manifest aussprach, nicht enttäuschen werden. Wir sind zu den höchsten Opfern bereit. Laßt uns durchdrungen sein von männlicher Ruhe, geleitet von dem Glauben, daß unsere Nation, die so vieles gelitten hat, ihre Rechte zurückerlangen werde, die Rechte, die immer lebendig und immer dieselben sind, so wie das Gefühl der Gerechtigkeit lebendig und unerschütterlich ist. 17. Aus der Rede Kaiser Wilhelms im Deutschen Reichstage am 4. August 1914. „Sie haben gelesen, meine Herren, was ich zu meinem Volk vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich wiederhole: Ich kenne keine Partei mehr, ich kenne nur Deutsche, und zum Zeichen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschiede, ohne Standes- und Konfessionsunterschiede zusammenzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir dies in die Hand zu geloben.“ Stürmische, nicht endenwollende Hochrufe folgten diesen Worten. Die Vorstände traten vor, worauf der Kaiser jedem von ihnen die Hand schüttelte. 18. Rede des Reichskanzlers Bethmann-Hollweg im Deutschen Reichstage am 4. August.1 „Gin gewaltiges Schicksal bricht über Europa herein. Seit wir uns das Deutsche Reich und sein Ansehen in der Welt erkämpften, haben wir 44 Jahre lang in Frieden gelebt und den Frieden Europas beschirmt. In friedlicher Arbeit sind wir stark und mächtig geworden, und darum beneidet, mit zäher Geduld haben wir es ertragen, wie unter dem Vorwand, daß Deutschland kriegslüstern sei, im Osten und Westen Feindschaften genährt und Fesseln gegen uns geschm'edet wurden. Der Wind, der da gesät wurde, geht jetzt als Sturm auf. Wir wollten in friedlicher Arbeit weiterleben, und wie ein unausgesprochenes Gelübde ging es vom Kaiser bis zum jüngsten Soldaten: Nur zur Verteidigung einer gerechten Sache soll unser Schwert aus der Scheide fliegen. (Lebhafter Beifall auf allen Seiten des Hauses.) Der Tag, da wir ziehen müssen, ist erschienen, gegen unseren Willen, gegen unser redliches Bemühen. Rußland hat d e Brandfackel an das Haus gelegt. (Allseitige stürmische Zustimmung.) Wir stehen in einem gezwungenen Krieg mit Rußland und Frankreich. Meine Herren! Eine Reihe von Schriftstücken, zusammengestellt in dem Drange der sich überstürzenden Ereignisse, ist Ihnen zugegangen. Lassen Sie mich die Tatsachen herausheben, die unsere Haltung kennzeichnen. Vom ersten Ausbruch des österreichisch-ungarisch-serbischen Konflikts an erklären und arbeiten wir dahin, daß dieser Handel auf Österreich-Ungarn und Serbien beschränkt bleiben müsse. Alle Kabinette, insonderheit England, vertreten denselben Standpunkt. Nur Rußland erklärt, daß es bei Austragung des Konflikts mitreden müsse. Damit erhebt die Gefahr europäischer Verwicklung ihr Haupt. (Lebhaftes Sehr richtig! und Bewegung.) Sobald die ersten bestimmten Nachrichten über russische militärische Vorbereitungen vorliegen, lassen wir in Petersburg freundschaftlich, aber ernst mitteilen, daß kriegerische Maßnahmen gegen Österreich-Ungarn uns auf der Seite unseres Bundesgenossen finden und daß militärische Vorbereitungen gegen uns uns zu entsprechenden Gegenmaßregeln zwingen würden. Mobilmachung aber wäre nahe dem Kriege. (Sehr richtig!) Rußland beteuert uns in feierlichster Weise seinen Friedenswunsch und daß es keinerlei militärische Vorbereitungen gegen uns treffen werde. Inzwischen sucht England zwischen Wien und Petersburg zu vermitteln, was wir warm unterstützen. Am 28. Juli bittet der Kaiser telegraphisch den Zaren, er möge bedenken, daß Österreich-Ungarn das Recht und die Pflicht habe, sich gegen die großserbischen Umtriebe zu schlitzen, die seine Existenz unterwühlten. Der Kaiser erinnert an die solidarischen monarchischen Interessen gegenüber dem Mord von Sarajewo und hofft, daß der Zar ihn unterstützen werde, die Gegensätze zwischen Rußland und Österreich-Ungarn zu beseitigen. Ungefähr zu derselben Stunde und vor Empfang dieses Telegrammes bittet der Zar inständigst den Kaiser um seine Hilfe; er wolle doch in Wien zur Mäßigung raten. Der Kaiser übernimmt die Vermittlerrolle. Aber kaum ist die von ihm angenommene Aktion im Gange, so mobilisiert Rußland alle seine gegen Österreich-Ungarn gerichteten Streitkräfte. (Allgemeine Bewegung. Pfuirufe.) Österreich-Ungarn selbst hatte nur gegen Serbien mobilisiert, gegen Norden zu nur zwei Armeekorps, aber fern von der russischen Grenze. > Die Rede enthält in scharfer Keunzcichnunl, die Vorneschicht« des Krieges. D. Sch. 3082 Die russische Mobilisierung war grundsätzlich schon beschlossen, bevor sich der Zar an den Kaiser wendete. (Bewegung.) Der Kaiser wies sofort den Zaren darauf hin, daß sein Vermittleramt durch diese allgemeine Mobilmachung gegen Österreich-Ungarn erschwert, wenn nicht ganz vereitelt würde. Trotzdem setzen wir in Wien unsere Vermittlungen fort, und zwar in Formen, die bis an die äußerste Grenze dessen gehen, was sich mit unserem Bundesverhältnis vereinbaren läßt. Während der Zeit erneuert Bußland spontan seine Versicherungen, daß es gegen uns keine militärischen Vorbereitungen treffe. Es kommt der 31. Juli. In Wien soll die Entscheidung fallen. Unsere Vermittlung hat schon insofern Erfolg gehabt, als Wien auf unser Drängen in direkte Besprechung mit Petersburg wieder eingetreten ist. Noch bevor die Entscheidung in Wien fällt, kommt die Nachricht, daß Rußland seine gesamte Wehrmacht, also auch gegen uns mobilisiert. (Ungeheure Bewegung und Rufe: Unerhört!) Die Russische Regierung, die aus unseren wiederholten Versicherungen wußte, was die Mobilmachung gegen uns bedeutet, notifiziert sie uns nicht, gibt uns zu ihr keinerlei erklärende Aufschlüsse. (Hört! Hört!) Erst am Nachmittag trifft ein Telegramm des Zaren an den Kaiser ein, in dem er sich dafür verbürgt, daß seine Armee keine provokatorische Haltung gegen uns einnehmen werde. Aber die russische Mobilmachung an unserer Grenze ist schon seit der Nacht vom 30. zum 31. Juli in vollem Gange. (Bewegung.) Während wir auf russische Bitten in Wien vermitteln, erhebt sich die russische Wehrmacht an unserer langen, fast ganz offenen Grenze, und Frankreich mobilisiert zwar noch nicht, aber trifft doch, wie es zugibt, militärische Vorbereitungen. Und wir — wir hatten absichtlich bis dahin keinen Reservisten zu den Fahnen gerufen, dem Frieden Europas zuliebe. (Bewegung.) Wollten wir weiter geduldig warten, bis etwa die Mächte, zwischen denen wir eingekeilt sind, den Zeitpunkt zum Uosschlagen wählten? (Lebhafte Zurufe: Nein! Nein! Stürmischer Beifall.) Dieser Gefahr Deutschland auszusetzen, wäre ein Verbrechen gewesen. (Allgemeine begeisterte Zustimmung.) Darum forderten wir noch am 31. Juli von Rußland die Demobilisierung als einzige Maßregel, die noch den europäischen Frieden erhalten könne. Die kaiserliche Botschaft in Petersburg erhält ferner den Auftrag, der russischen Regierung zu erklären, daß wir im Falle der Ablehnung unserer Forderung den Kriegszustand als eingetreten betrachten müßten. Der kaiserliche Botschafter hat diesen Auftrag ausgeführt. Wie Rußlands Antwort auf unsere Forderung lautet, wissen wir heute noch nicht. (Allgemeine Bewegung.) Telegraphische Meldungen aus Petersburg darüber sind nicht bis an uns gelangt, obwohl der Telegraph weit unwichtigere Meldungen noch übermittelte. So sah sich, als die gestellte Frist längst verstrichen war, der Kaiser am 1. August nachmittags um 5 Uhr genötigt, unsere Wehrmacht mobil zu machen. Sogleich mußten wir uns versichern, wie sich Frankreich stellen würde. Auf unsere bestimmte Frage, ob es in einem Deutsch-russischen Kriege neutral bleibe, hat es uns geantwortet, es werde tun, was ihm seine Interessen gebieten (Bewegung und Heiterkeit). Das war ein Ausweichen aut unsere Frage, wenn nicht eine Verneinung. Trotzdem gab der Kaiser den Befehl, daß die französische Grenze unbedingt zu respektieren sei. Dieser Befehl wurde strengstens befolgt, bis auf eine einzige Ausnahme. Frankreich, das zu derselben .Stunde wie wir mobil machte, erklärte uns, es werde eine Zone von 10 Kilometer an der Grenze respektieren. Und was geschah in Wirklichkeit? Bombenwerfende Flieger, Kavalleriepatrouillen, auf reichsländisches Gebiet eingebrochene Kompanien, damit hat Frankreich, obwohl der Kriegszustand noch nicht eingetreten war, den Frieden gebrochen und tatsächlich angegriffen. (Allgemeine Bewegung.) Was jene Ausnahme betrifft, so habe ich vom Chef des Generalstabes folgende Meldung erhalten: „Von den französischen Beschwerden über Grenzverletzungen unsererseits ist nur eine einzige zuzugeben. Gegen den ausdrücklichen Befehl hat eine anscheinend von einem Offizier geführte Patrouille des 14. Armeekorps am 2. d. die Grenze überschritten. Sie ist scheinbar abgeschossen. Nur ein Mann ist zurückgekehrt. Aber lange, bevor diese einzige kleine Grenzüberschreitung erfolgte, haben französische Flieger auf unsere Bahnlinien Bomben geworfen, haben im Schluchtpaß französische Truppen unsere Grenzschutztruppen angegriffen. Unsere Truppen haben sich dem Befehl gemäß zunächst gänzlich auf die Abwehr beschränkt. Das ist die Wahrheit. Wir sind in der Notwehr, und Not kennt kein Gebot. (Stür- 3083 mischer Beifall.) Unsere Truppen haben Luxemburg besetzt und vielleicht schon belgisches Gebiet betreten. (Allgemeine Bewegung und Beifall.) Das widerspricht den Geboten des Völkerrechtes. Die französische Regierung hat zwar in Brüssel erklärt, die Neutralität Belgiens respektieren zu wollen, so lange der Gegner sie respektiere. Wir wußten aber, daß Frankreich zum Einfall bereit stand. Frankreich konnte warten, wir nicht. Ein französischer Einfall in unsere Flanke am unteren Rhein hätte verhängnisvoll werden können. So waren wir gezwungen, uns über den berechtigten Protest der luxemburgischen und belgischen Regierung hinwegzusetzen. Das Unrecht, daß wir damit tun, werden wir wieder gutmachen, sobald unser militärisches Ziel erreicht ist. (Lebhafter Beifall.) Wer so bedroht ist, wie wir, und um sein Höchstes kämpft, der darf nur daran denken, wie er sich durcliliaut. (Ungeheure Bewegung auf allen Seiten des Hauses. Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Wir stehen Schulter an Schulter mit Österreich-Ungarn. (Stürmischer Beifall.) Was die Haltung Englands betrifft, so haben die Erklärungen, die Sir Edward Grey gestern im englischen Unterhaus abgegeben hat, den Standpunkt dargestellt, den die Englische Regierung einnimmt. Wir haben der Englischen Regierung die Erklärung abgegeben, daß, so lange sich England neutral verhält, unsere Flotte die Nordküste Frankreichs nicht angreifen werde und daß wir die territoriale Integrität und die Unabhängigkeit Belgiens nicht antasten werden. Diese Erklärung wiederhole ich hiermit öffentlich vor aller Welt, und ich kann hinzusetzen, daß, solange England neutral bleibt, wir auch bereit wären, im Falle der Gegenseitigkeit keine feindlichen Operationen gegen die französische Handelsschiff ahrt vorzunehmen. (Lebhafter Beifall.) Ich wiederhole das Wort des Kaisers: Mit reinem Gewissen zieht Deutschland in den Kampf. (Allgemeine Zustimmung.) Wir kämpfen um die Früchte unserer friedlichen Arbeit, um das Erbe einer großen Vergangenheit und um unsere Zukunft! Die fünfzig Jahre sind noch nicht vergangen, von denen Moltke sprach, daß wir gerüstet dastehen müßten, um die Errungenschaften von 1870 zu verteidigen. Jetzt hat die große Stunde der Prüfung für unser Volk geschlagen, aber mit heller Zuversicht sehen wir ihr entgegen. (Stürmische Zustimmung.) Unsere Armee steht im Feld, unsere Flotte ist kampfbereit, hinter ihnen steht das ganze deutsche Volk! (Stürmischer, sieh immer wiederholender Beifall und Händeklatschen auf allen Seiten des Hauses und auf den Tribünen. Der Beifall, der das Haus durchtost, dauert mehrere Minuten.) Reichskanzler von Bethmann-IIollweg fortfahrend: Die Vorlagen bedürfen keiner Begründung mehr. Ich bitte Sie um ihre schleunige Erledigung. (Allgemeiner Beifall und Bewegung.) Das ganze Volk ist einstimmig! Sie, meine Herren, kennen Ihre Pflicht in ihrer ganzen Größe. 19. Erlaß des Deutschen Kaisers an das Heer und die Marine. Nach dreiundvierzigjähriger Friedenszeit rufe ich die deutsche wehrfähige Mannschaft zu den Waffen. Unsere heiligsten Güter, das Vaterland und den eigenen Herd gilt es, gegen einen ruchlosen Überfall zu schützen. Feinde ringsum! Das ist das Kennzeichen der Lage. Ein schwerer Kampf und große Opfer stehen uns bevor. Ich vertraue, daß der alte kriegerische Geist noch in dem Deutschen Volke lebt, jener gewaltige kriegerische Geist, dev den Feind, wo er ihn findet, angreift, koste es, was es wolle, der von jeher Furcht und Schrecken unserer Feinde gewesen ist. Ich vertraue auf euch, ihr deutschen Soldaten! ln jedem von euch lebt der heiße, durch nichts zu bezwingende Wille zum Siege, jeder von euch weiß, wenn es sein muß, wie ein Held zu sterben. Gedenkt unserer großen ruhmreichen Vergangenheit! Gedenkt, daß ihr Deutsche seid! Gott helfe uns! 20. Kriegsmanifest Kaiser Wilhelms. An das deutsche Volk! Seit der Gründung des Reiches ist es durch 43 Jahre mein und meiner Vorfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwicklung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit. Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost und West und von jenseits der See haben wir bisher ertragen, im Bewußtsein unserer Verantwortung und Kraft. Nun aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir mit verschränkten Armen zusohen, wie unsere Feinde sich zu einem tückischen Überfall rüsten. Man will nicht dulden, 3084 daß wir in entschlossener Treue zu unserem Bundesgenossen stehen, der um sein Ansehen als Großmacht kämpft, mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre verloren ist. So muß denn das Schwert entscheiden. Mitten im Frieden tiberfällt uns der Feind. Darum auf zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter sieh neu gründeten, um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens. Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war. Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit unseren Vätern war! 21. Unser Oberkommando an das Polnische Volk. Durch den Willen Gottes, der die Schicksale der Völker lenkt, und durch die Macht unseres Obersten Kriegsherrn überschreiten die verbündeten österreichisch-ungarischen und deutschen Armeen die Grenze; liiemit bringen wir auch den Polen die Befreiung vom mos-kowitischen Joche. Begrüßet unsere Fahnen mit Vertrauen, sie bringen Euch Gerechtigkeit! Sie sind Euch und Euren Stammesbrüdern nicht fremd. Millionen des Polnischen Volkes sind seit nahezu anderthalb Jahrhunderten im Verbände der Donaumonarchie sowie des Deutschen Reiches zu hervorragender kultureller Entwicklung gelangt und schon seit den Zeiten König Sobieskis, der einst den bedrohten Staaten der Habsburger tatkräftige Hilfe brachte, sind die ruhmreichen Traditionen Polens auf das innigste mit seinen westlichen Nachbarstaaten verknüpft. Wir kennen daher und verstehen die Ritterlichkeit und hohe Begabung des polnischen Volkes; die Schranken zu sprengen, die Euren Verkehr mit den Errungenschaften der westlichen Kultur behindern und Euch alle Schätze geistigen und wirtschaftlichen Aufschwunges zu erschließen, ist eine wichtige Aufgabe, die uns aus diesem Feldzuge erwächst. Nicht wir haben diesen Krieg gesucht. Nach einer langen Reihe von Verleumdungen und Angriffen hat Rußland offen für die Verdeckung der Spuren eines fluchwürdigen Verbrechens am Österreichisch-ungarischen Herrscherhause Partei genommen und den Anlaß benützt, um über die Monarchie und das verbündete Deutsche Reich herzutallen. So wurde unser erhabener Kriegsherr, dom der Friede Europas seit Jahrzehnten zu verdanken ist, gezwungen, zum Schwert zu greifen. Alle Bewohner des Russischen Reiches, die durch den Erfolg unserer Waffen unter unserem Schutze stehen werden, sollen von uns als Siegern nur Gerechtigkeit und Menschlichkeit erfahren. Vertraut Euch freudig und rückhaltslos unserem Schutze au, unterstützt uns und unsere Bestrebungen aus voller Seele! Jedermann vertraue auf die Gerechtigkeit und Milde unseres erhabenen Kriegsherrn und erfülle die Pflichten seines Berufes, die Pflichten zur Erhaltung seiner Heimstätte, die Pflichten, die der Wille Gottes, des Allmächtigen, durch die gegenwärtige Wendung Euch vorgezeichnet hat! 22. Ein Aufruf des Statthalters Fürsten Thun. An meine lieben Prager Mitbürger tschechischer und deutscher Zunge! Uns alle hat gleiche patriotische Begeisterung erfaßt und durchdrungen. Sämtliche Bewohner der Stadt, ob tschechisch, ob deutsch, bekunden Arm in Arm ihre patriotische Gesinnung und ließen sie laut werden in den letzten drei Tagen in erhebenden Kundgebungen, die in den Ruf ausklangen: Gott schütze, Gott segne unser» Kaiser, unser Reich! Dankbar und teilnehmend an dieser Begeisterung nahm ich diese Kundgebungen zur Kenntnis und freudig unterbreite ich den Ausdruck dieser kaisertreuen Gesinnung als Huldigungsakt an die Stufen des Allerhöchsten Thrones. Groß und erhaben waren die Kundgebungen der letzten Tage! Schwächen wir den Eindruck nicht durch tägliche Wiederholung ab! Bei der ersten Nachricht von einer siegreichen Schlacht wollen wir wieder zusammentreten, dann wieder durch die Klänge unserer Volkshynme bekunden, daß wir, teilnehmend an dem Sieg unserer Truppen, diesen feiernd, neuerlich Anlaß haben, den heißgeliebten Kaiser und die glorreiche Armee hoch leben zu lassen. Warten wir in Zuversicht auf diesen Augenblick, der uns alle vereint finden wird! 23. Ein beachtenswerter Leitartikel der tschechischen Zeitschrift „Hlas Naroda“. Die Reden des Zaren Nikolaus und des Russischen Ministers des Äußern Sasonow liefern einen neuen Beweis dafür, wie die ungenügende Kenntnis der außerrussischen Vor- hältnisse die entselieidenden Faktoren dieses Reiches zu völlig verkehrten Ansichten führt. Zar Nikolaus will glauben machen, daß Rußland auch für seine slawischen Brüder kämpfe, für seine Glaubensgenossen und Blutsverwandten, und glaubt zu sehe», daß die Verbindung der Slawen mit Rußland stark und unzertrennlich vor sieh gehe. Sie dürften wohl im Nebel wandeln, denn Urteilsfähige sehen das gerade Gegenteil. Von der großen slawischen Familie stehen einzig und allein die Serben, die durch die Ermordung ihres eigenen Königs und seiner Gemahlin traurig berüchtigt sind und die das Sarajewoer Attentat angezettelt hatten, in Verbindung mit Rußland. Ihnen hat sich Montenegro hinzugesellt; aber schon die Bulgaren wehren sich entschiedenst gegen jeglichen Versuch, sie in Rußlands Dienste zu stellen. Von den slawischen Nationen Österreich-Ungarns sehnt sich keine einzige nach einer Verbindung mit Rußland, und hat sich auch nicht danach gesehnt. Die hervorragendsten Männer des Böhmischen Volkes haben von allem Anbeginn erklärt, daß die feste Gewähr ihrer Existenz und ihrer Zukunft ein gegen seine Nationen gerechtes Österreich sei. Man hat in der Böhmischen Nation niemals einen Ruf nach einer Verbindung mit Rußland vernommen, das die slawische Solidarität bloß zu egoistischen Zwecken mißbraucht hat, indem es uns die Orthodoxie und seine eigenen Institutionen aufdrängen wollte. Oder wollten vielleicht die Polen sich mit Rußland vereinigen, dieselben Polen, welche in den letzten Jahren ihre Jugend zum Kampfe mit der russischen Macht vorbereiten und eintiben? Oder die Ukrainer, deren vor kurzem erfolgter Aufruf ein beredtes Zeugnis dafür gibt, daß sie gerade Rußland als Hauptfeind ihres Volkes betrachten, als den größten Schädiger ihrer Muttersprache und ihrer altehrwürdigen Rechte und Institutionen? Die Slowakische Nationalpartei hat vor kurzem einen Aufruf erlassen und eine Erklärung ihres Standpunktes im Kriege Österreich-Ungarns mit Rußland. Vielleicht hat man dieselbe auch in Petersburg gelesen; aber man hat daraus gewiß nicht die Sehnsucht nach einer Vereinigung der Slowaken mit Rußland herausgelesen. Diese wurde selbst in dem Hochverratsprozesse mit den Ungarischen Rutheneu nicht erwiesen, geschweige denn durch irgend welche andere Kundgebungen slawischer Völker in Österreich. So verhalten sich die Dinge in der Wirklichkeit, die auch den urteilsfähigen Leuten in Rußland nicht unbekannt sein kann. Und trotzdem legen einflußreiche russische Politiker ihrem Herrscher Worte in den Mund, welche in schreiender Weise dieser Wirklichkeit und Wahrheit widersprechen und welche die Treue der slawischen Nationen in Österreich-Ungarn dem Reiche und der Dynastie gegenüber verdächtigen. Rußland kämpft einen großen Kampf, aber es kämpft ihn nicht für die Slawen, sondern für die Geltendmachung seiner eigenen egoistischen Ziele, für die Verbreitung seiner Macht über alle slawischen Stämme und für die Unterdrückung der nationalen Individualität. Aber die slawischen Völker sehnen sich nicht danach, das Schicksal eines großen Teiles der Polen und Russischen Ukrainer zu teilen, und werden deshalb nach allen Kräften trachten, daß der furchtbare Kampf nicht auf Rechnung des Slawentums geführt werde, sondern daß die ganze Verantwortung für denselben und für seine Folgen auf diejenigen falle, welche ihn hervorgerufen haben. 24. Unser Kaiser und die Armee. a) Die Huldigung der Armee. An Seine k. u. k. Apostolische Majestät den Kaiser und König Franz Josef f., Schloß Schönbrunn. Im Namen der durch die Allerhöchste Gnade Eurer Majestät mir als Armeeoberkommandanten unterstellten Land- und Seestreitkräfte der Monarchie bitte ich Eure Majestät, anläßlich des Allerhöchsten Geburtsfestes die alleruntertänigsten, aus treuesten Soldatenherzen kommenden Glück- und Segenswünsche der gesamten Wehrmacht ehrfurchtsvollst unterbreiten zu dürfen. Zu hartem Kampf gerüstet im Norden und im Süden, mit den Spitzen schon im Feindesland, blicken Armee und Flotte heute wie seit fast siebzig Jahren in begeisterter Huldigung auf zu Eurer Majestät, ihrem erlauchten Vorbild unentwegter, treuester Pflichterfüllung. Armee und Flotte erheben heute mit doppelter Inbrunst den Blick zu Gott dem Allmächtigen und flehen in heißem Gebet seinen Schutz und seinen reichsten Segen herab auf das ehrwürdige geheiligte Haupt Eurer Majestät, unseres allverehrten, allergnädigsten Kaisers und Königs. Eingedenk ihrer großen Traditionen, erheben Armee und Flotte heute aber auch die scharfe, blanke Wehr zum Himmel und erneuern hochgemuten, freudigen Herzens den von unseren 3086 Vorfahren auf unzähligen Schlachtfeldern besiegelten und auch diesmal schon von manchem Kameraden erfüllten Soldateneid, in Stürmen und Schlachten, in Not und Tod bis zum letzten Atemzug treu zu stehen oder in Ehren zu sterben für Österreich-Ungarns Ruhm und Größe, Gut und Blut freudig hinzugeben für Eure Majestät, unseren allergnädigsten Kriegsherrn und für unser geliebtes Vaterland. Wir alle erbitten uns die Allerhöchste Gnade, Eurer Majestät heute huldigen zu dürfen mit dem begeisterten Jubelruf: Gott segne, Gott erhalte und beschütze Eure Majestät, unseren heißgeliebten, allergnädigsten Kaiser, König und Kriegsherrn. Erzherzog Friedrich m. p., General der Infanterie. b) Der Herzensgruß des Kriegsherrn. An Seine k. 11. k. Hoheit den Herrn Erzherzog Friedrich, Armeeoberkommandant. Der Beginn des 85. Jahres meines, der Wohlfahrt meiner Staaten und dem Gedeihen meiner Wehrmacht gewidmeten Lebens hat durch die mich tief ergreifende Beglückwünschung, die Eure k. u. k. Hoheit mir im Namen aller Ihnen unterstellten Streitkräfte zu Lande und zur See ausdrückten, eine besondere Weihe gefunden. Tn dem Sturm, der die Monarchie umbraust, sehe ich aufrecht, tapfer und todesmutig die gesamte Wehrmacht, mächtig begeistert wie die Völker, deren kriegspflichtige jugendliche Blüte nicht bloß, auch deren männlich gereiften älteren Teil sie umfaßt. Ihnen und allen Führern, die mein Vertrauen und der Segen des Vaterlandes geleitet, allen Braven, die da kämpfen für Österreich-Ungarns Ehre und Bestand — allen sage ich wärmsten Dank und sende ich den Herzensgruß ihres Kriegsherrn. Franz Josef m. p. 25. Kaiser Wilhelm und die Gardegrenadiere. Bevor das 1. Garderegiment zu Fuß seine Garnison Potsdam verließ, hat sich Kaiser Wilhelm als Chef des Regiments von seinen Grenadieren mit einer Ansprache verabschiedet, in der er ausführte: „Das Schwert soll entscheiden, das ich jahrzehntelang in der Scheide gelassen habe. Ich erwarte von meinem 1. Garderegiment zu Fuß und meiner Garde, daß sie ihrer glorreichen Geschichte ein neues Ruhmesblatt hinzufügen werde. Die heutige Feier findet uns im Vertrauen auf den höchsten Gott und in Erinnerung an die glorreichen Tage von Leuthen, Ohlum und St. Privat. Unser alter Ruhm ist ein Appell an das deutsche Volk und sein Schwert, und das ganze deutsche Volk bis auf den letzten Mann hat das Schwert ergriffen. Und so ziehe ich denn das Schwert, das ich mit Gottes Hilfe Jahrzehnte in der Scheide gelassen habe. (Bei diesen Worten zog der Kaiser das Schwert aus der Scheide und hielt es hoch Uber seinem Haupte.) Das Schwert, das ich, ohne siegreich zu sein, in Ehren nicht wieder einstecken kann, ist gezogen. Und Ihr alle sollt mir dafür sorgen, daß es erst in Ehren wieder eingesteckt wird. Dafür bürgt Ihr mir, daß ich den Frieden meinen Feinden diktieren kann. Auf in den Kampf mit den Gegnern und nieder mit den Feinden Brandenburgs. Drei Hurras auf unser Heer!“ 26. Der Glückwunsch unseres Kaisers an Kaiser Wilhelm. „Sieg auf Sieg! Gott ist mit Euch, er wird auch mit uns sein! Allerinnigst beglückwünsche ich Dich, teurer Freund, die jugendlichen Helden, Deinen lieben Sohn, den Kronprinzen, sowie den Kronprinzen Ruprecht von Bayern und das unvergleichliche tapfere deutsche Heer. Worte fehlen, um auszudrücken, was mich und mit mir meine Wehrmacht in diesen weltgeschichtlichen Tagen bewegt. Herzlichst drückt Deine starke Hand Franz Josef.“ 27. Kaiser Franz Josef an Kaiser Wilhelm. (Verleihung des Großkreuzes des Maria Theresien-Ordens.) „Die herrlichen, den mächtigen Feind niederwerfenden Siege, die das deutsche Heer unter Deiner obersten Führung erkämpft hat, haben ihre Grundlage und ihren Erfolg Deinem eisernen Willen zu danken, der das wuchtige Schwert schärfte und schwang. Dem Lorbeer, der Dich als Sieger schmückt, möchte ich das hehrste militärische Ehrenzeichen, das wir besitzen, anreihen dürfen, indem ich Dich bitte, das Großkreuz meines Militär-Maria Theresien-Ordens als Zeichen meiner hohen Wertschätzung in treuer Waffen- 3087 brüderschaft annehmen zu wollen. Die Insignien soll Dir, teurer Freund, ein besonderer Abgesandter Uberbringen, sobald er Dir genehm ist. Wohl wissend, wie sehr Du und Dein Heer die genialen Leistungen des Generals der Infanterie v. Moltke zu schätzen wissen, verleihe ich ihm das Kommandeurkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens.“ (Verleihung des Ordens Pour le merite an Kaiser Franz Josef.) „Gerührt und erfreut danke ich Dir für Dein herzliches Telegramm, das Deine und Deiner Wehrmacht Empfindungen für meine Armee verkündet. Auch für diese höchste Ordensauszeichnung, mit der Du mich und meinen Generalstabschef bedachtest, meinen tiefgefühlten Dank! Unsere begeisterte Waffenbrüderschaft, die sich auch im fernsten Osten so fest bewährt hat, ist das Schöne in dieser ernsten Zeit. Inzwischen haben auch Deine Truppen im Sieg von Krasnik Proben ihrer altbewährten Tapferkeit abgelegt. Nimm als Zeichen meiner Hochachtung und Wertschätzung dieser Taten den Orden Pour le merite für Dich freundlichst an. Dem General v. Hötzendorf verleihe ich das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse. Gott hat bis hieher geholfen! Er segne auch weiter unsere gemeinsame gerechte Sache. Wilhelm.“ Kaiser Franz Josef hat hierauf mit folgendem Telegramm geantwortet: „Erfüllt es mich mit freudigem Stolze, daß Du den Militär-Maria Theresien-Orden ganz in dem Sinne angenommen hast, in dem ich Dir dies Zeichen höchster militärischer Verdienste gewidmet habe, so bewegt mich die Anerkennung, die Du den bisherigen Leistungen meiner Armee dadurch zollst, daß Du mich mit dem Orden Pour le merite beglückt und General der Infanterie Freiherrn v. Conrad Hötzendorf mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet hast, aufs tiefste. Habe hiefür allerwärmsten Dank! Gott helfe weiter! Franz Josef.“ Die Wechselnde. Zusammengestellt von A. Felbinger. A»r 15. Krage. Was ist an der bestehenden Lehrerbildung zu ändern? 46. Urteil. Pädagog. Zeitung. Die Wertschätzung eines Berufes in Staat und Gesellschaft hängt ab von der Art und dem Maße der für ihn bedingten Allgemeinbildung, nicht von der Art und dem Maße der Fachbildung. Stände genießen gleiche Wertschätzung, wenn staatlicherseits für sie eine gleichwertige Allgemeinbildung gefordert wird. Als gleichwertig ist die höhere Allgemeinbildung anerkannt, die unsere drei Arten von höheren Knabenschulen vermitteln. Folglich ist lediglich das Maß derselben der Wertmesser eines Berufes, und alle Stände, welche glauben, daß ihre Berufsarbeit für die Kulturentwicklung des Volkes eine höhere Bedeutung erhalten habe, suchen darum vor allem das Maß der für sie erforderlichen Allgemeinbildung hinaufzuschrauben, um zu einer entsprechenden Wertschätzung zu gelangen. (So ist es! D. Sch.) Jene Grundanschauungen beherrschen unser Kulturleben, beherrschen unsere Gesellschaftsordnung. Sie haben sich allmählich entwickelt, haben tief Wurzel geschlagen und werden sich nur unter dem Zwange der fortschreitenden Kultur überwinden oder berichtigen lassen, nicht durch die Bestrebungen eines einzelnen aufwärtsstrebenden Standes. Ihnen hat sich auch der Lehrerstand anzupassen, wenn er ein gleichberechtigtes Glied in der Kette der Gesellschaft werden will; sonst entzieht er seinen sozialen und materiellen Forderungen das gesellschaftliche Schwergewicht. All die mißlichen Verhältnisse, welche ihn seit hundert Jahren nieder-drücken und Niederhalten, sind ganz allein darauf zurückzuführen, daß seine Allgemeinbildung abgetrennt ist von dem übrigen Bildungsgänge der Nation. Sie sind mit dem Augenblicke beseitigt, wo die Allgemeinbildung der Gebildeten auch seine Allgemeinbildung wird. Einen anderen Weg, zur gebührenden Wertschätzung zu gelangen und den seiner Berufsarbeit gebührenden Lohn zu erhalten, gibt es für den Lehrerstand nicht. Mag man die Seminare zu siebenklassigen Anstalten ausbauen, mag man ihren Lehrplan verbessern, solange die Anstalt, die die allgemeine Bildung des Lehrers vermitteln soll, eine „einzigartige“ Anstalt bleibt, solange die gebildeten Stände zum Zwecke der Allgemeinbildung andere Wege gehen, solange Schulaufsichts- und Schulverwaltungsbeamte eine „anders- artige“ Vorbildung haben, wird der Lehrer vergebens an seinen Fesseln rütteln. Eine ihn befreiende, ihm den gebührenden Platz im staatlichen Organismus sichernde Reform der Lehrerbildung ist weder schwieriger noch kostspieliger, noch für die gesunde Rekrutierung des Lehrerstandes bedenklicher als ein Ausbau der bisherigen Sonderbildung. Wenn der pädagogischen Fachschule ein sechsjähriger Unterbau mit akademisch gebildeten Lehrern gegeben werden soll, dann braucht demselben nur der Lehrplan einer unserer höheren Schulen von der Untertertia an zugrunde gelegt, es braucht die notwendige Vorbildung für diese Untertertia nur den gehobenen Volksschulen übertragen und die Zulassung zur pädagogischen Fachschule den Abiturienten aller unserer höheren Knabenschulen ermöglicht zu werden, und das Ziel ist erreicht und der Lehrerschaft endlich die ihr gebührende Stellung gegeben. Zur 23. Krage. Soll eine Vermehrung der Titel angestrebt werden oder nicht? 47. Urteil. Otto Klinger in Eidenberg, O.-Ö. Lassen wir zuerst den Schriftsteller Hansjakob sprechen; er sagt: „Wenn man nicht wüßte, wie klein und armselig die Menschen unserer Tage sind, man könnte es aus dem Titelwesen ersehen, das immer mehr um sich greift. Statt sich lediglich auf die Titel zu beschränken, die das Amt bezeichnen, wird in unseren Tagen eine Unmasse neuer Titel erfunden, lediglich als Schnörkel und Verzierungen des Amtstitels.“ Und weiter sagt Hansjakob: „Ich wiederhole: Eine Zeit, in der die Menschen nach Titel streben und die Regierungen stets neue Titel schaffen, ist eine kleinliche Zeit mit kleinlichen Mitteln.“ Überdenken wir die Worte dieses greisen Schriftstellers und fragen uns: Sollen wir auch nach Schnörkeln und Verzierungen streben und den Titel, der doch so schön unseren Beruf kennzeichnet, zur Seite schieben? — Schämen sollten wir uns, zu den Kleinlichen, den Titelstrebern, zu gehören 1 Kein Titel, mag er lauten wie immer, ist im Volke populärer als der Titel Lehrer. Denken wir uns den Titel Adjunkt, und wie der ähnlichen mehr ersonnen wurden, im Munde des Kindes. Unbeholfen würde seine Zunge diese Fremdwörter herausbringen, während es jetzt einfach vom Lehrer spricht. Sollte es nun wirklich notwendig sein, die Anzahl der Rangstufen zu vermehren — was aber, wenn die Besoldung der Stufenleiter nicht angepaßt wird, bloße Formsache ist —, so möge man das doch so durchführen, daß die diesen Stufen entsprechenden Titel nur im Munde der Lehrerschaft gebraucht würden, ähnlich den jetzigen Bezeichnungen Lehrer erster und zweiter Klasse. Das Volk darf nur den Titel „Lehrer“ kennen. Zur 27. Krage. Welche gesetzlichen Bestimmungen sind wünschenswert, um an allen Schulen mit abnormalen Verhältnissen schlecht erzogenen Kindern die Wohltat einer körperlichen Züchtigung durch die Schule, aber außerhalb des Unterrichtes, zu verschaffen, ohne daß der Lehrer in Gefahr kommt, die Züchtigung in Fällen zu ver-ordnen, in denen andere Erziehungsmittel wirken würden? 9. Urteil. Stephan Soukup, Oberlehrer in Heumoth, P. Schamers, Böhmen. Dem Urteile des Schulleiters Herrn And. Demal in Winklern, N.-Ö., schließe ich mich voll und ganz an. Mit den jetzt dem Lehrer zur Verfügung gestellten Erziehungsmitteln kommt er in den seltensten Fällen aus. Der Ruf nach erlaubter körperlicher Züchtigung ist nicht neu. Die Kollegen, die seit einem Vierteljahrhundert im Dienste stehen, werden sich erinnern, daß man die Einführung der körperlichen Züchtigung schon in den neunziger Jahren verlangte. Dieser Punkt stand auf der Tagesordnung einer großen Lehrerversammlung in Wien. Mancher der „Blätter“-Leser dürfte da für und mancher gegen gekämpft und gestritten haben und — was war der Erfolg der lebhaften Wechselrede? Mit sehr knapper Majorität, wie es nur zu oft auch im Abgeordnetenhaus vorkommt, ist die gute Anregung und damit der Wegfall der erlaubten körperlichen Züchtigung besiegelt worden. Und fragt man vielleicht nach dem Grunde, so erhält man zur Antwort: Es fehlte damals einerseits das einigende Blatt für minder organisierte Schulen, anderseits fehlten den Landlehrern die Mittel, um sich an der obigen Versammlung beteiligen zu können. Würde man die Frage jetzt bei einer Lehrerversammlung aufwerfen, ich wette, hundert gegen eins, daß aus den damaligen Saulussen viele Paulusse würden. Was kann der Lehrer bei 3—4 Abteilungen mit einem Rangen anfangen, bei dem alle erlaubten Erziehungsmittel versagen? Ausschließen oder fortschicken? Das wäre ihm ja recht! Ihn als einen ansteckenden Bazillus, dem man machtlos gegenübersteht unter den anderen sitzen zu lassen — wer mag dies verantworten? Eine Portion Haslinger, zu rechter Zeit verschrieben, wäre das einzig rettende Mittel oft für sein ganzes Leben. Selbst aus den Elternkreisen sind schon Rufe nach körperlicher Züchtigung laut geworden. Die Kinder wissen wohl, daß der Lehrer nicht schlagen darf und das ist eben das einzige Übel unserer Schule und manchem Kinde zum Verderben. Und darum bin ich einer 8089 von denen, die nicht nur im Innern, sondern öffentlich sich zum weisen Gebrauche der Rute bekennen, — wenn alle humanen Erziehungsmittel versagen. Mancher wird mich vielleicht für einen Despoten halten; dem ist aber nicht so. Ich liebe meine Schüler väterlich; wäre mir aber vor zehn Jahren die körperliche Züchtigung zur Verfügung gestanden, dann wäre aus einem Findling, den man aus der Schulgemeinde ausweisen mußte, ganz gewiß ein besserer Mensch geworden, als er heute ist. Aus diesen Gründen finde ich den mäßigen Gebrauch der Rute für angezeigt. Ratschläge für den kranken Lehrer. (Schluß.) Der Abhärtung und Hautpflege dienen Waschungen, die jeden Morgen sofort nach dem Aufstehen vorgenommen werden sollen. Mit diesen ist im Sommer zu beginnen. Zu den Waschungen verwendet man anfangs abgestandenes, später ganz kaltes Wasser. Sie sollen sich, wenn möglich, auf den ganzen Körper erstrecken. Wer aber die Waschung selbst vornehmen muß, wird sich mit folgender Art begnügen müssen: Man füllt die Waschschüssel zur Hälfte mit Wasser, entblößt den Oberkörper, wäscht schnell Brust und Hals, trocknet mit einem Handtuche leicht nach und reibt mit einem Reibhandschuh Brust und Hals so lange, bis sich die Haut etwas rötet. Hierauf taucht man das Handtuch in das Wasser, windet es leicht aus und reibt mit diesem feuchten Handtuche den Rücken durch Hin- und Herziehen ab. Der nassen Abreibung des Rückens folgt eine trockene mit einem rauhen Handtuche. Nach dieser Waschung muß man sich sofort ankleiden. Man wird gut tun, etwa 10 Minuten nicht in die Zugluft und nicht ins Freie zu gehen. Wenn die Krankheit nicht zu weit vorgeschritten ist, kann auch Atemgymnastik vorgenommen werden. Bei den Atemübungen wird reine Luft langsam durch die Nase möglichst tief eingezogen, damit sie bis in die Lungenspitzen gelange, die in den wenig erweiterungsfähigen Teilen der Brust nahe beim Halse in das Knochengerüst eingelagert sind. Hieher kommt beim gewöhnlichen Atmen wenig oder gar keine reine Luft. Die stagnierende schlechte Luft macht das Lungengewebe für die Erkrankung geeignet und wirkt bei schon Erkrankten hemmend auf die Ausheilung ein. Vollständiges Ausatmen ist darum fast noch wichtiger als tiefes Einatmen. Jede einzelne Übung soll anfangs nicht zu oft nach einander gemacht werden. Die beste Zeit für die Atemgymnastik ist vor den Hauptmahlzeiten, weil der Magen nicht mit Speise und Trank überladen ist. Wie bei jeder anderen Abhärtung muß man auch bei dieser im Sommer beginnen. Anfangs wird man die Übungen nur in sonnenwarmer Luft vornehmen. Mit den Atemübungen können mit Vorteil solche Armtätigkeiten verbunden werden, welche die langsame (nicht ruckweise) Erweiterung des Brustkorbes beim Einatmen und die Zusammenziehung beim Ausatmen unterstützen. Durch Beobachtung wird man selbst das richtige finden. Häufig tritt bei Lungenspitzenkatarrh eine Abnahme des Körpergewichtes ein. Der Patient muß jedoch darauf bedacht sein, seinen Körper kräftig zu erhalten. Dies erreicht er durch eine kräftige Kost. Er soll recht viel Fett zu sich nehmen, u. zw. jene Art, die seinem Geschmack am meisten zusagt. Es kann also Butter, Schweinefett, Speck, Gänsefett u. a. sein. Die Speisen sollen recht fett zubereitet sein. Abends wird es oft besser sein, mit dem Fett etwas zu sparen. Auch muß der Kranke viel und oft essen. Häufig wird jedoch Appetitlosigkeit den Kranken an der Befolgung dieses Rates hindern. In diesem Falle muß der schlechten Verdauung durch Obstgenuß nachgeholfen werden. Alle Obstarten sind sowohl roh als auch verschiedenartig zubereitet sehr empfehlenswert, besonders aber die Äpfel. Diese soll man ungeschält genießen, weil mit der Schale die Nährsalze entfernt werden. Die Bakterien, welche sich auf der Schale möglicherweise befinden können, werden durch sorgfältiges Abwaschen besser beseitigt als durch Abschälen; denn beim Schälen werden sie mit den Fingern auf die schon geschälten Apfelteile übertragen. Die Nährsalze sind eben ganz willkommene Bestandteile der Obstsorten, weil sie der häufig mit der Krankheit verbundenen Blutarmut entgegenwirken. Eisenreich und darum blutbildend sind auch die Erdbeeren und viele Gemüsearten. Patienten, die nicht an 3090 Blutarmut -leiden, haben an der Milch ein vorzügliches Kräftigungsmittel. Milch kann man auch bei gänzlicher Appetitlosigkeit zu sich nehmen, denn sie wird auch dann verdaut. Am wirksamsten und am leichtesten verdaulich ist sie, wenn sie löffelweise oder schluckweise genommen wird. Ein Gerinnen in großen Klumpen ist dann nicht möglich. Dasselbe erreicht man, wenn man Butterbrot oder Gebäck dazu ißt. Ziegenmilch ist der Kuhmilch vorzuziehen; überhaupt dann, wenn der Patient abgekochte Milch nicht verträgt. Statt des nährstoffarmen Kaffees soll man Milch trinken. Man, wird gut tun, sich geradezu einer Milchkur zu unterziehen. Wer Milch gut verträgt, kann täglich 3—4 Liter genießen. Er wird eben kein anderes Getränk zu sich nehmen als Milch. Kefirmilch wird bei einer Mastkur gute Dienste leisten. Die Bereitung ist aus der Gebrauchsanweisung zu ersehen, die den Kefirtabletten beiliegt. Wer an einem Lungenspitzenkatarrh gelitten, der wird die Gesundheitsregeln, die in den meisten Lesebüchern enthalten sind, besonders jene, die sich auf die Schonung der Atmungsorgane beziehen, vor allem selbst befolgen müssen. Er wird darauf dringen, daß die Staubbildung in der Klasse tunlichst eingeschränkt wird, und im eigenen Interesse für gute Lüftung sorgen. Damit seien die Ratschläge abgeschlossen. Der Schreiber will nicht bestreiten, daß es noch andere Mittel gegen diese Krankh'eit gibt. Besonders in der letzten Zeit wurden neue Heilmittel entdeckt und neue Heilmethoden erfunden. Niemals wird man jedoch der natürlichen Heilung entbehren können, die der Körper aus sich selbst vollbringt. Diese Ausheilung kann nur ein kräftiger Körper leisten. Wie man sich aber eine kräftige Konstitution erwirbt und erhält, dazu wurden im Vorliegenden einige Mittel und Wege angegeben. F. Sch. Literaturangaben. 1. Lehrerkrankheiten. (Fett, Konferenzarbeiten I. Scholz-Kortkamp, Langensalza.) 2. Wie kann der Lehrer das viele, seiner Gesundheit und dem,Unterrichte nachteilige Sprechen in der Schule vermeiden? (Patzner, 200 Themen. Kortkamp, Langensalza.) 3. Matzen: Die Berufskrankheiten der Lehrer nach Ursachen, Verhütung und Behandlung. (Ebenda.) 4. Nervosität. (Archiv V. Ferd. Schöningh, Paderborn.) 5. Geisteskrankheiten unter den Lehrerinnen. (Monatsschrift XIV. Schöningh, Paderborn.) 6. Paranoia. (Zeitschrift für christl. Erziehung II. Schöningh, Paderborn) 7. Über Lehrerkrankheiten. (Bayrische Lehrerzeitung 1909. Vereinsverlag, Nürnberg.) 8. Sterblichkeitsstatistik der deutschen Lehrerschaft. (Neue Badische Schulzeitung 1912.) 9. Zur Gründung der Lehrerkrankenkasse (Lehrerzeitung 1912. Helmich, Bielefeld) 10. Die Tuberkulose unter den Lehrern und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung. (Pädag. Zeitung 1912. Berlin.) 11. Die Nervosität bei Lehrern und Lehrerinnen. (Deutsche Schulpraxis XXVI. Wunderlich, Leipzig.) 12. Welche Umstände erklären den hohen Prozentsatz der Erkrankungen von Lehrerinnen und wie läßt sich Abhilfe schaffen? (Deutsche Schulzeitung, 36. Jahrgang. Oehmigke, Berlin.) 13. Verhütung und Bekämpfung der Lehrerkrankheiten, mit besonderer Berücksichtigung der Volksschulen. (Schulpflege 1910. Berlin N O.) 14. Rüde: Schulpraxis. Die Hygiene des Lehrers. (A. W. Zickfeldt, Österreichischer Verlag, Wien, VIII/2.) 15. Endris: Die Hygiene des Lehrerstandes. (Aug. Helmich, Bielefeld.) 16. Fürst-Pfeifer: Schulhygienisches Taschenbuch. Krankheiten der Lehrer. (Voß, Hamburg.) 17. Bauer: Das kranke Schulkind. II. Lehrerkrankheiten. (Enke, Stuttgart.) 18. Wehmer: Schulhygiene. Lehrerkrankheiten. (Pichler, Wien.) 19. Ferd. Lorentz: Die Tuberkulosesterblichkeit der Lehrer. (P. Joh. Müller, Charlottenburg.) Materne. Briefkasten. Welch glühender Patriotismus die österreichische Lehrerschaft beseelt, zeigte u. a. die begeisterte Aufnahme unserer „Kriegsnummer". Schon die Ankündigung brachte zahlreiche Zustimmungen, gar erst der 3091 Ausflug der toten „Blätter". „Lieb Vaterland, magst ruhig fein!", so konnte ich mir's sagen, da ich den Stoß von Karten musterte. Das ist recht so! Man hat gar oft mit dem Auge gezwinkert, wenn von unserer Vaterlandstreue gesprochen wurde, und mit Bezug auf einige irregeführte slawische Kollegen, die nunmehr der Öffentlichkeit entzogen sind, leider mit Recht. Allein, der Perzentsatz dieser ist so gering, daß er ändern Ständen gegenüber gar nicht in Rechnung gestellt werden kann. Wie imponierend dröhnt dagegen der Auftakt, mit dem die Lehrerschaft ihr Werk der Liebe begann, da die Kriegsuot bis in die fernsten Täler schreitet! Deutschböhmen, das immer vorbildlich war, hat auch diesmal wieder das Rechte getroffen: In den Lehrervereinen wurden „Kriegsausschüsse" gebildet, die alsbald eine tatkräftige Arbeit im Dienste der großen Sache begannen. Redner boten sich aus unfern Kreisen au, in ihrer freien Zeit das Volk über den Gang der Ereignisse aufzukläreu und zu entflammen, Zeitungsberichtstätten wurden von unfern Kollegen errichtet und ungeahnt wuchs die Kriegsfürsorge unter der emsigen Hand der Lehrerschaft. Wir führen das nicht an, auf daß uns für die Arbeit Lob und Lohn werde, sondern lediglich aus dem Grunde, um jeden Verdacht, der aus dem Unwillen ob der materiellen Notlage unseres Standes konstruiert wurde, niederzuschlagen und dabei der Welt zu zeigen, welch bedeutendes Maß von Kraft und Idealismus in uns verwahrt liegt. Wie sich just die Wogen der Begeisterung durch all den Groll und die Enttäuschungen brachen, so wird dereinst, wenn wieder der holde Friede über Österreich schwebt und man daran denkt, die gerechten Forderungen der Lehrerschaft zu erfüllen, der Arbeitsmut in der Schule und aus dem Gebiete des Gemeinwesens Wunder schaffen. Doch jetzt laßt uns an das Nächste denken, au den Krieg, und fortwirken im Geiste des Viribus unitis! — Schulrat I. Ii. in H. (Breußen): Aus Ihrem l. Briefe habe ich entnommen, daß es mit dem Schuliuspcklorat drüben nicht besser steht als bei uns. Nach dem Großen Kriege werden die Regierungen vor allem hier mit Reformen beginnen müssen. Nicht die Aufsicht an sich muß geregelt und mit einer größeren Machtfülle versehen werde», sondern die Befreiung von der Aktenlast und die soziale Stellung des Inspektors gilt es. Würde ich mich von dem Amte nicht losgerungen haben, ich säße mit zerrütteten Nerven an dem Schreibtische und das, was ich mir vom lustigen Streifen durch Wald und Flur und dem gemächlichen Wandern von Schule zu Schule erträumt hatte, wäre ein Traum geblieben. — Lehrer A. K. in A. (Bukowina): Die von Ihnen gelieferte Untersuchung ist sehr gehaltvoll; sie wird in der Sammelarbeit tüchtig ausgewertet werden. Mein Plan ging dahin, die Forschung an der Universität zu Berlin auszubauen. Da kam der Krieg und ich zog das Urlaubsgesuch zurück, konnte ich doch nicht außerlandes weilen, wenn der Feind vor den Toren steht und jeder Mann sich dem großen Zwecke irgendwie zur Verfügung stellen muß. — Lehrer A. L>. in Sik.: Als Ihre Anregung kam, der Zeit entsprossene Kampflieder zu sammeln, war die Kriegsnummer bereits fertig — ein Beweis, daß ich den Ton bald fühlte, der durchs Reich und da wieder besonders durch die Lehrerschaft klang. — Hverschulral Sr. A. B. in S.: Ob ich die Dissertation als solche veröffentlichen werde, hängt davon ab, inwieweit sich hiefür ein Interesse kundgibt. Die zahlreichen Kvrvenbilder und Tabellen verteuern den Druck sehr bedeutend. — Lehrer A. W. in H. (Böhmen): Wieder ein Wackerer von der Einklassigen geschieden! Wie ich das bedauere! Wann wird man endlich Vorkehrungen treffen, daß die Tüchtigsten auf dem schwersten Posten bleiben! — Sen Lehrplan einer vicrlikassigen Bokksschuke erbittet sich ein mährischer Kollege. Wer will dem Wunsche entsprechen? — Kriegs-spende: Mit der Veröffentlichung der Liste kann erst im November begonnen werden. — Mezirksschnsinspeklor A. H. in B- a. d. L.: Das war ein herzwarmer Brief! Auch in Tagen des Glücks erkennt man die wahren Freunde. Den Scheelsüchtigen drückt es entweder die Gurgel ab oder sie schwelgen in leeren Phrasen; der Getreue jedoch erschließt sein ganzes Herz. Haben Sie Dank für die freundlichen Worte! — Kchllt. A. B- in A. (Porarlöerg): Gewiß, ich bleibe auch als Promovierter der Einklassigen Anwalt u. zw. mit umso größerem Eifer und, so Gott will, hoffentlich auch mit größerem Einfluß. Man glaubt in der Regel nur dem, der im Ringen nach Rechten nichts für sich, sondern alles nur für andere erreichen will. — Lehrerseminar in Mener-Beufladl: Aus dem mir zugesandteu 41. Jahresberichte entnehme ich mit Genugtuung, daß Sie dem Abteiluugsunterrichte bei der Ausbildung der Zöglinge außerordentliche Pflege angedeihen lassen. Ich werde zu dem Artikel auf S. 49 in den Bl. demnächst einmal Stellung nehmen. Vorläufig schönen Dank für den Bericht! — Bürgerschukdirelitor A. A. in W. (Böhmen): Sie haben mit Ihrem Zuruf das Richtige getroffen. Wir leben tatsächlich im Zeitalter der Strebcrei, die sich nicht scheut, Staudeswohl und Standesehre für den persönlichen Vorteil zu opfern, und wenn es anders nicht geht, lächelnd über Leichen hinweg« zuschreiteu. Ach, ich werde einmal ein Lied anstimmen von den Jngnoranten und Intriganten, von denen, die nie aus der Niederung kamen, aber mit Pomp aus stolzer Höhe thronen wollen, weil sie durch Kriecherei und Kollegenverrat einen Posten erklommen haben, von dem aus man aus die ändern selbstherrlich blicken kann. Es wird, traun, nach den: Morgenrot, das nach dem Kriege unserem Vaterlande schimmert, dieses lichtscheue Volk sich mählich verkriechen müssen. — Kauptlehrer M. Ml. in S. (Thüringen): Eingeschlagen, Waffenbrüderschaft in Ewigkeit zwischen uns und dem Deutschen Reiche u. zw. nicht allein auf dem Felde der Ehre, sondern auch im Aufstieg zu geistigen Höhen! Es muß einmal die Schranke fallen, die Deutschlands Schrifttum von dem unseres Vaterlandes trennt. Die unverbrauchte Jugeudkraft des Österreichers hat gerade in letzter Zeit viel Bewunderer gefunden. Also führe man sie dein großen Schaffen zu! — Htach Müsset': Ihre Einladung zu dem Kongresse kam in einer Zeit an, da die deutsche Fahne aus den Zinnen von Lüttich flatterte. So werden wir denn wohl im deutschen und nicht mehr im belgischen Brüssel tagen. — Kür den eisernen Kruß aus der bedrohten Feste treuen Dank und ein Hurra! zum Kampfe! — Htier-kehrer L. L. in W.: Ich sah Dich nach Jahren, da die Verleumdung uns schied, mit gesenktem Haupt in meine Stube treten. Doch gerade Dein Gruß war mir so wert, weil er mir den Freund gebracht, den der Widersacher fürs Leben mir aus dem Herzen reißen wollte. Da ich die alten Getreuen wieder um mich sehe, flackert etwas aus jenen Tagen aus, so wir vereint das Haus an der Adria bauten, und neuer Eifer glimmt für hohe Taten. — Aus einer Karte von Ariedrich Mkack: „Welche Zeit! Welche Ereignisse! Welche Zukunstsaussichten! Welch unnatürliches Bündnis der Feinde! Welch natürliches und erfreuliches das unsrige! Es ist eine furchtbare Gegnerschaft. Das tückische Albion hat alle Kräfte der Hölle mobil gemacht. Ewige Schande diesem perfiden Vetter!" — Höerkchrer K. S. in M.: Für „Slundmbilder" u. dgl. ist dermalen in den Bl. kein Raum; wir müssen der Stimmung unserer Tage Rechnung tragen und das Feuer nähren, das große Taten schasst. — AeldposHiarlen kamen in reicher Zahl. Könnte ich doch allen Schreibern die Hand drücken und ihnen noch in dieser Welt persönlich danken! — Höerkehrcr K. Z. in St. (HScröflcrreich): Das war eine reiche Gabe zum Fest — vier treffliche Aufsätze für die „Bl."! Sie fürchten, daß das Freie Wort nach oben und unten, nach rechts und links Anstoß erregen werde. Meinet-wegen! Wir werden es hinausscnden. Wollten nur auch andere mit derselben Rücksichtlosigkeit alle Schäden unseres Schulwesens aufdecken, damit wir auf sie weisen können, wenn der Helle Tag anbricht! — Ieutsch-öflcrreich. Mehverein: Wer sich über das erfolgreiche Wirken dieser Organisation informieren will, wende sich an den Herrn Oberlehrer Adolf Frankl in Fürstenfeld, Steiermark. Dies zur einstweiligen Mitteilung unter Vorbehalt eines genaueren Berichtes. — Kehrcr-Zieserviss A. W. in ?: Sie preisen das Soldatenleben, denn es eröffne neue Perspektiven und schasse neue Kraft. Das ist wacker gedacht und verbürgt den Erfolg der Waffen, so Ihre Auffassung alle beherrscht. Wer ein rechter Soldat ist, den achte ich über alle; so aber einer sich bloß im Blaurock gefällt und höchste Wonne darin erblickt, mit dem Säbel auf dem Straßenpflaster zu rasseln, bin ich nicht sonderlich entzückt. Im Waffengange gilt die starke Faust und der rechte Sinn. — Krau St. K. in Sarajewo: Verzeihen Sie, gnädige Frau, wenn ich Ihr g. Schreiben bloß mit einer Karte beantwortete. Die Zensur war streng und ich mußte befürchten, daß Sie ein Brief sehr spät erreichen würde. Nochmaligen Dank und die Bitte, den in Aussicht gestellten Bericht gef. einzusenden. — Den Hratukanteu: Da ich seinerzeit den Grundsatz ausgestellt habe, jeder Glückwunsch erheischt den Dank in der Form, in der er kam, so widmete ich in der Zeit vom 15.—31. Juli jeden Tag vier Stunden der Beantwortung von Zuschriften. Schließlich waren an 400 Karten und Briefe ausgeflogen. Und doch habe ich wahrscheinlich nicht vollends meiner Pflicht genügen können, da mich auf meinen Irre-führten durch den Krieg die Post nicht immer erreichte und manche Zuschrift möglicherweise verschollen ist. So mögen denn die, denen keine Antwort ward, mir den Ausbleib zugutehalten und den Dank an dieser Stelle entgegennehmen! — Was ich in diesen Tagen an Freundschaft und treuer Gesinnung vom Provisorischen an bis zum Hochmögenden hinauf genossen, war die Mühen wert, aus denen der Erfolg wuchs. Und nun, da ich eine stattliche Schar von Streitern und Gönnern um mich weiß, nehme ich mutig das Ringen aus für unfern Stand und unsere Schule. — Neue Fragen für die Wechselrede. 40.) Wie ist die Schulverwaltung zu reformieren? 41.) Staatsschule oder Länderschule?1 42.) Welche Mißstände weist das Lehrerernennungswesen auf? 43.) Welche formelle Befähigung ist für die Hauptlehrer und die Übungsschullehrer der Lehrerbildungsanstalten anzustreben? 44.) Wie sollte der Überproduktion von Lehramts-Anwärtern entgegengetreten werden, ohne das Standesinteresse zu schädigen? Eingesendet von Z. 1 Eigentlich schon dagewesen, griff jedoch nicht, weil man auf eines von beiden zu sehr eingeschworen war. Nun wird sich wohl so manches Urteil geklärt haben. — D. Sch. Nr. 16. Oktober 1914. Blätter für Prüfungskandidaten. Ratschläge. xv. Für Bürgerschueln. Pädagogik. Ein drittes Thema könnte die Gehirnzentren betreffen. Der Streit darüber ist noch nicht ausgefochten; aber soviel steht fest, daß gewisse Partien der Großhirnrinde vornehmlich bestimmten Zwecken dienen. Das empfohlene Buch Pfeifers weist Photographien von verwundeten Soldaten im Russisch-japanischen Kriege auf. Wenn nun in vielen Fällen sich als Wirkung eines Schusses seitwärts durch das Hinterhaupt Erblindung einstellte, so ist klar, daß an der gestreiften Stelle das Sehzentrum oder, sagen wir, ein Sehzentrum liegt. Ganz analog ergibt sich die Stelle für die Bewegung der Hände und Beine. Allein, es ist damit nicht gesagt, daß die fixierten Zonen allein dem ihnen zugeschriebenen Akte dienen; es gibt noch Reservegebiete, in denen aber die spezifischen Zellen nicht in solchem Maße eingelagert sind. Wir haben die Entdeckung der Reservepunkte in erster Linie dem österreichischen Physiologen Exner zu verdanken. Man könnte sohin den Satz aufstellen: Die gesamte Großhirnrinde ist für alle Funktionen geeignet, nur sind einige Partien hauptsächlich der einen, andere einer zweiten usf. Funktion zugeordnet. Daraus wird erklärlich, daß beispielsweise bei Lädierung des oberwähnten Sehzentrums nicht dauernde Blindheit einzutreten braucht; es können einerseits Reservepunkte herangezogen, anderseits die Bahnen durch die übrigen Sehpartien im subkortikalen Zentrum ausgefahren werden. Dieser Hinweis erklärt das allmähliche Sehendwerden, sofern es sich um Beschädigung der spezifischen Nervenpartien handelt. — Der Prüfungskandidat wird nach allem die Lokalisation der Gehirnfunktionen mit einiger Vorsicht behandeln müssen. Am allerwenigsten lasse er sich von einer strengabgegrenzten Sonderung, wie sie in der Phrenologie geschaffen wurde, in den Bann ziehen; solche Mechanisierung bringt die gesamte Lehre in Mißkredit. Alles Weitere bieten die empfohlenen Bücher. P. Geschichte. Der Zufall wollte es, daß ich gelegentlich meines Rigorosums aus Geschichte am 3. Juli d. J. eine der Fragen, die ich in die Julifolge eingestellt hatte, zur Beantwortung erhielt. Es sollte nämlich die Entwicklung des Landesfürstentums gekennzeichnet werden. Freilich griff die Frage weiter aus, als ich sie mir in Folge 127 dachte; aber item, es zeigte sich, daß der Geist, den wir mit unseren Ratschlägen in die Prüfung bringen wollen, an der Universität herrschend ist. Nun lasse ich mir aber das nie und nimmer nehmen, daß unsere Bürgerschullehrerprüfung der Hochschule näherliegen soll als dem simplen Schulmechanismus; also müssen wir den Spuren der Alma mater folgen. — In diesem Sinne greifen wir auf die Zeit bis Karl IV. über. Hier kompliziert sich die Geschichte infolge der herrschenden Tendenz nach Begründung einer Hausmacht ganz bedeutend. Wir haben vor allem die Interessensphären der Habsburger, der Wittelsbacher und der Luxemburger scharf zu scheiden. Kulturhistorisch ist von besonderer Wichtigkeit die Erstarkung Italiens, die Entwicklung der Städte und das allmähliche Eindringen des antiken Geistes. Man muß da aus dem Rahmen des Lehrbuches treten und die Dinge von einer höheren Warte aus ins Auge fassen. Wenn z. B. immer wieder der Satz wiederkehrt, der Fall von Konstantinopel habe den Humanismus erzeugt, so ist das einfach läppisch. Eine so gewaltige Strömung kann nicht aus einem einzelnen Ereignisse allein ausgelöst werden. Also sich in den Geist der Zeiten versenken! P. Physik. A. Kurzer Rückblick. Da erhebliche Schwierigkeiten in der letzten Lektion nicht enthalten sind, beschränke ich mich auf eine allgemeine Orientierung. In den Anleitungen zum Studium der neuen Lektion habe ich empfohlen, zuerst die Kapitel vorzunehmen, die von der „idealen“ Flüssigkeit und den „idealen“ Gasen handeln. Diese Kapitel stehen auf einer Stufe mit denen über die „ideal“ starren Körper, ln der Natur finden sich nirgends diese Ideale verwirklicht, aber es gibt eine Reihe von physikalischen Vorgängen, für welche die in Wirklichkeit auftretenden Abweichungen vernachlässigt werden können. Wenn nicht allzustarke Kräfte auftreten, werden sich viele feste Körper wie absolut starre verhalten, usw. Wir erhalten also folgende Übersicht über diese „idealen“ Aggregatzustände, wobei die Temperatur als konstant gedacht ist: 1.) Ideal starre Körper: die einzelnen Teilchen sind gegeneinander absolut unverschiebbar. Die Körper haben stets konstantes Volumen und konstante Gestalt. 2.) Ideale Flüssigkeiten: absolut leichte Verschiebbarkeit der Teilchen und absolute Unzusammendrückbarkeit. Die Körper haben stets konstantes Volumen, aber variable Gestalt. 3.) Ideale Gase: absolut leichte Verschiebbarkeit der Teilchen und unbegrenzte Zusammendrückbarkeit und Ausdehnbarkeit. Die Körper haben variables Volumen und variable Gestalt. Jedes Gas hat das Bestreben, sich unbegrenzt auszudehnen, und übt daher gegen jede Beschränkung auf endliches Volumen einen Druck aus, der, wenn Gleichgewicht herrschen soll, d. h. wenn das Volumen sich nicht verändern soll, durch einen gleich großen Gegendruck aufgehoben werden muß. Zu jedem Volumen gehört bei einem gleichbleibendem Quantum ein bestimmter Druck, der bei gleichbleibender Temperatur nur von dem Volumen abhängig ist. Die Abhängigkeit des Druckes und des Volumens ist bei den idealen Gasen durch das Boyle-Mariottesche Gesetz ausgedrückt: p . v = C. Starre Körper und Flüssigkeiten haben die absolute Unzusammendrückbarkeit und die Konstanz des Volumens gemeinsam, Flüssigkeiten und Gase die absolut leichte Verschiebbarkeit der Teilchen und damit die Variabilität der Gestalt. Aus der absolut leichten Verschiebbarkeit der Teilchen folgt die gleichmäßige Druckfortpflanzung für Flüssigkeiten und Gase und damit die Gültigkeit des Archimedesschen Gesetzes, aus der die analogen Erscheinungen des Auftriebes in Flüssigkeiten und Gasen folgen, auf denen z. B. die „Wasser“- und „Luftschiffahrt“ beruht. Diese Erscheinungen zeigen uns den praktisch immer zutreffenden Fall, daß Flüssigkeit oder Gas im Gravitationsfeld der Erde stehen. Doch während bei Flüssigkeiten, wegen ihrer Unzusammendrückbarkeit die Dichte überall konstant bleibt, nimmt sie bei Gasen nach unten immer zu. Die Gesetzmäßigkeit, nach der die Dichte und damit der Druck in Gasen nach oben zu abnimmt, kommt für ein freies Gas in der sog. barometrischen Höhenformel zum Ausdruck. — Wie an diesen Beispielen gezeigt, versuche man einen geordneten Überblick über die Erscheinungen der Hydro- und Aeromechanik zu gewinnen. Einen Schritt weiter auf dem Wege der Erfassung der Naturgesetzmäßigkeit führt die Betrachtung der sogenannten Molekularerscheinungen bei festen, flüssigen und gasförmigen Körpern. Es fallen unter diese Gruppe alle jene Erscheinungen, für die die Abweichungen von den Annahmen der „idealen“ Konstitution nicht vernachlässigt werden können. Zu ihnen gehören bei den festen Körpern namentlich die Erscheinungen der Elastizität, Festigkeit, des Stoßes, bei den Flüssigkeiten die Erscheinungen der Oberflächenspannung und bei Flüssigkeiten und Gasen die der Diffusion und Osmose. B. Neue Lektion. Abschnitt V. „Wärme“ Art 89—116. Es handelt sich hier wieder um mitunter recht schwierige Kapitel, die ein eingehendes Studium erfordern. Man kann sich dabei die Durchnahme des Lehrbuches der Unterklassen ersparen. Ich empfehle auch hier wieder, nicht zu früh auf die hypothetischen Grundlagen einzugehen. Als die wichtigsten Erscheinungen treten uns die Volumsveränderungen bei festen, flüssigen und gasförmigen Körpern entgegen, dann die Druckveränderungen bei den letzteren und der Zusammenhang der drei den Zustand eines Gases bestimmenden Größen Temperatur, Druck und Volumen. Als nächste Gruppe kommen dann die Veränderungen des Aggregatzustandes durch die Wärme in Betracht. Als wichtigste Begriffe seien besonders hervorgehoben die Temperatur und die Wärmemenge. Gerade ihre Festlegung bereitet große Schwierigkeiten. Das Verlassen der Stofftheorie der Wärme und die Erkenntnis, daß sie eine Energieform ist, bedeutet einen Wendepunkt in der ganzen Physik. Man beachte sorgfältig den „Wärmeverbrauch“ beim Übergang von einem niederen in den höheren Aggregatzustand. Die als Wärme zugeführte Energie hat hier nicht in einer Temperaturerhöhung ihr Äquivalent. Diese Tatsachen führen dann zur mechanischen Theorie der Wärme. — Im besonderen sei noch darauf hingewiesen, daß erst durch Hinzunahme der Erscheinungen der Wärmelehre der Begriff des idealen Gases vollendet wird. Von großer Wichtigkeit ist auch hier wieder das Durchrechnen der Aufgabe. Schwierigkeiten pflegen gewöhnlich die Mischungsaufgaben zu machen! — Den Schluß der Wärmelehre bilden gewöhnlich die meteorologischen Erscheinungen. Dr. Otto Pommer. Lösungen zu den Prüfungsaufgaben1 aus der Mathematik für die Bürgerschullehrerprüfung aus Folge 123. XI. a) Bezeichnen wir die Breite des Rechteckes mit x, dann ist die Länge x + 15 und es gilt die Gleichung 7 5» = x» + (x + IS)» 75» — 15» = 2x2 _|_ 3x x — 4 5 cm. 1 Lösungen schickten: Fräulein R. Kopfreiter in Zwettl, N.-Ö., richtig. Bei Aufgabe 13 ist die Form der Grundfläche Nebensache, wie Sie aus den Lösungen ersehen werden. Herr Pfarrer A. P. in St. M., Post Br., N.-Ö. 11, 14, 12 b und 13 a Breite des Rechteckes — 45 cm, Länge = 6 cm. b) Konstruktion. Man konstruiere zuerst das schraffierte Hilfsdreieck (Fig. 1) und ergänze dieses zum Rechtecke. Eckpunkt A liegt im Schnitte der Verlängerung von (a — b) mit dem über der Diagonale errichteten Halbkreise. Fig. 1. XII. Aus Fig. 2 folgt: (2r + x)2 = 4r2 + (2r - x)2 (2 r + x)2 — (2r — x)2 = 4r2 Unter Beachtung des Satzes a2 — b2 (a + b) (a — b) erhalten wir 4r . 2x = 4r2 x = r/g. Umfang — 10 r. Das Trapez rotiere um 4r als Achse, dann ist Oi = 27t.2r.r + 2u.2r.5 | = 4-r2 . (l+|) = 2ur2 . 7. Rotiert das Trapez um die Parallele r als Achse, dann ist 02 = 2irr2 . 13. Qi : 02 = 7 : 13. Die Oberflächen verhalten sich wie 7 : 13. Im ersten Falle ist ferner Vi — 4r2ir. r + 4r2ir - r — 4r37T _ 2. V» — 4r2~ . 4r — 4r2irr — 4r3ru . 3. Vi : V2 = 2 : 3. Die Inhalte verhalten sich wie 2 : 3. XIII- 1 = y (O + | Ü . g + g) = 2 (l6 + 4 . y 12 i»»x 5 + 25) = 144 v 2 784 g = 25' G : g = 52 : 33 £K G = 16 _9 _ J44 25 25 ~ 25 ' r Fig. 3. Ii des Tetraeders — I2 des Ikosaeders = 784 25 dm3. Ii = 784 25 a3 . | 2 12 richtig. Bei 12 a und 13 b Rechenfehler, bei 15 eine irrtümliche Auffassung. Es ist ein ziemlich seltener Fall, daß sich geistliche Herren in ihren Mußestunden mit Mathematik beschäftigen, darum hat mich Ihr Interesse für unsere Sache ganz besonders gefreut. Alle Aufgaben hatten richtig die Herren Franz Kaunzner, Olitzhaus, Böhmen; Böck, Wien, Obstmarktgasse; Karl Schua, Wittosoß, W. S. in St. 784. 12 |/784.6. j'2 25 1/ 25; V2 \ log a = y (log 784 + log 6 + y log 2 — log 25) = 0 80835. a = 6’432dm. Die Tetraederkante ist 6 432dm. 784 25 I2 — 5a3 12 (3 + l'5). 8_ ______784. 12^ 784.12 ad = 125.(3+ j5) 125.523607' log a ----- * (log 784 + log 12 — log 125 — log 5 23607) ----- 0-38586. a — 243144 dm. Die Ikosaederkante ist 2-43144 dm. XIV. Fig. 3 stelle einen Achsenschnitt des Kegels dar, der durch eine Körperdiagonale des Würfels geht. Dabei entstehen mehrere ähnliche Dreiecke, für welche wir verschiedene Proportionen aufstellen können, z. B.: 2r : h = x)'2 : (h — x) hx}'2 — 2rh — 2rx 2rh x — 2r + hy2 Die Würfelkannte mißt 2r + h)2 LänBeneinheiten- XV. Fig. 4 stelle einen Achsenschnitt des Kegels dar. Aus dem schraffierten rechtwinkligen Dreiecke folgt r = (16 + 2 — r) sin 27 5° r ---- 18 sin 27 5» — r sin 27'5° r (sin 27-5° + 1) = 18 sin 27 5° r ----- 18 . sin 27 5° sin 27 5° + 1 ' Dämmerung am Meer. Siehst Du sie einherschreiten, langsam, unhörbar mitten aus dem wallenden Meer? — Eine hohe Gestalt in grauem, duftigem Gewände umsäumt vom weißen Wogenschaum — die Abenddämmerung? ------------ Wie sie gleitet und schwebt, sich senkt und hebt mit ihren vom untergehenden Sonnengold bestrahlten Fingern aus dampfenden Wassern Schleier webend, die sie liebevoll ausbreitet über das weite Land, indem sie seinen verlangsamten Lebenspuls zur Ruhe mahnt! — Siehst Du, wie sie gebietenden Arms alle Leuchtfeuer entzündet, vom nahen Hafen die Schiffe zu warnen, noch ehe die Schwester, die schwarzäugige Nacht, aus dunklen Wolken herabsteigt, statt (hrer die Natur beherrschend. Und fühlst Du, einsamer Wandrer, wie wohlig mit lindernder Hand Abenddämmerung die Falten Deiner Seele leise zu glätten anhebt? Denn wisse, mit ihr im Geleit schreiten die Lichtgestalten: Sehnsucht und Hoffnung. Sie wohnen dort, wo Wasser und Wolken sich einen und wo ihre Mutter thront, die Unendlichkeit In meergrünen und lichtblauen Gewändern sehe ich sie nahen, gleichsam getragen von der Dämmerung. Grüße bringen sie mit aus Charons Schattenreich, wohin Deine Lieben geschifft. Grüße von Sehnsucht und Hoffnung, Dich wiederzusehen, wenn auch Du dereinst jene dunkle Fähre besteigst. — Und als Gegengruß atmet Deine ahnende Seele weicher und voller den Hauch aus der Unendlichkeit ein. Vor ihm zerschmilzt, was Dich des Tags belastet und gequält. Rings alles Hasten und Jagen — der Neid und die Not; sie liegen gebannt, gleich gefesselten Pämonen zu Deinen Füßen--------------- Während Dämmerung, die duftiggraue, immer tiefer hinabsteigt ins wogende Meer, läutet vom pahen Glöcklein zu Land das „Ave Maria“ hinein in dieses große, wundervolle Schweigen der Natur! Es ist, als schritte, wie einst, der Herr über die bewegten Fluten, und sein: „Fürchte Dich picht!“ weist Dir den rettenden Arm, der Dich hinführt zum Hafen des Friedens, des Glücks. — — Sei mir gegrüßt, du weiche, milde, alle Gegensätze ausgleichende Dämmerung! Th. v. Eißenen. Herausgeber und netuntroortlleet cxftctttleüec: ftufiolt ttctu. — Oruot von Panltcet in »ottschee sin 27 5» -f 1 ----- 1 46175. log r — log 18 -f- log sin 27 5° — log > 46175 — 0 75480. r — 5-686 cm. Der Kugelradius ist 5 686 cm. Fig. 4. 6000 Schulen -azz±r* Schichers Tinlenteig und sind äußerst zufrieden damit. Dieser Riesenerfolg spricht für die Güte der Ware. chroße Ausgieöigkeit, daher große Ersparnis. Versand in Paketen für 5 Liter zu K l-20, franko von zwei Paketen aufwärts. Als Beipackung Stängelchen in rot, ßfau, grün, viokett und Aesorm-ÄntKrazentint« für Vs Liter zu 20 h. — Keine Wostfpcsen. Joses Schulter, Farbenchcmiker, Wien, V., Weinprcchtsdorferftraß« 28. 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