tnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ 8V. Montag am 4 . November 2844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« lolorirtes Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppclfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blattes ist in Laibach ganz» jährig S, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Louoert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl, C, M., und wird halbjährig uorausbezahlt. Alle k. t. Postämter nehmen Pränumeration »n. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher »m Hauptplaye. Meine Tobten. (Am Aller »Seelcntage.) Meine Todten! Ruht im Frieden, Ruhet sanft im Stcrncnlicht, Ob Erinn'rung auch hiernieden Schmerzlich mir zum Herzen spricht. Fünf Mal schlug das Schicksal Wunde«, Riß es mir das Herz entzwei; Ach, das Leid, das ich empfunden Und der Schmerz sind ewig neu! Sie, der Schuygeist meiner Jugend, Die mir einst das Lebe» gab, Sie, ein Bild der reinsten Tugend, Stieg zuerst in's finst're Grab; Und am neunten Trauertage Folgte ihr der Vater nach; Meine Thränen, meine Klage, Ach, sie riefen sie nicht wach! Der in jenen Iammcrtagen Theilnohmsooll mit mir geweint. Auch sein Herz hat ausgeschlagen. Meinem Herzen starb der Freund. — Mein Gebet und meine Thränen Drangen hoch zu Gott empor. Ihn zu rühren dürft' ich wähnen. Denn er wuß!', was ich oerlor. An der theuern Eltern Bahre, An des treuen Freundes Grab, Fand ich sie, die am Altare Mich dem Leben wieder gab. Welche Freude, welch' Entzücken: Süßer Liebe Minnesold Gab, mich höher zu beglücken. Mi r ein Söhnlein, lieb und hold. Aber ach! des Höchsten Wille Meines Söhnlein's Leben brach. — Still' doch, armes Herz, o stille. Den» noch ist das Schicksal wach; Noch bedroht's ein thcurcs Leben, Das nur deinem Leben lebt. Treu in Liebe dir ergeben Wie ein Seraph dich umschwebt. Und von meines Busens Seite Riß des Todes kalte Hand Sie, die mir ihr Leben weihte. Kränze meinem Leben wand. — Meine Theuern! Ruht im Frieden, Ruhet sanft im Sternenlicht, Ob Erinn'rung auch hiernieden Schmerzlich mir zum Herzen spricht. Arme Welt! was kannst du nehmen, De« der Himmel so viel nahm? Kannst den Lebcnsmuth nicht lähmen. Nicht «erwehren meinen Gram; Ob mir deine Freuden lachen, Oder mich dein Mochtspruch trifft. Gleichen Muth's mein Lebensnachen Hin zu meinen Todten schifft. Heinrich Costa. Besuch im Atelier des Bildhauers Ferrari zu Venedig. Von Paul Renn. , enn man aus dem Arsenal heraustritt und 'noch einen Blick der Bewunderung auf den aufrecht stehenden riesengroßen Löwen ge­worfen hat, geht man rechts durch mehrere nicht sehr be­lebte Gassen und Gäßchen zum Atelier des Bildhauers Ferrari . Die vor dem Hause liegenden Marmorblocke künden dasselbe an. Ein Bediener wurde von unserem Cicerone abgesendet, um uns die Erlaubniß zum Besuche zu erwirken. Gleich darauf kam der Künstler selbst, ein einfach gekleideter, blasser, schöner Mann von dreißig und einigen Jahren, dessen dunkles, gedankenblitzendes Auge et­was Durchdringendes, gleichsam magnetisch Aufregendes hat. Ich stellte mir, wie dies in Deutschland wohl nicht selten der Fall ist, einen vornehmen und hochfahrenden Mann vor, und war auf das Freudigste überrascht, als ich seine große Bescheidenheit, ein wahrhaft liebenswürdiges Sich­selbstgeben sah. Wahrlich, dachte ich mir, von diesem ita­ 354 lienischen Meister könnte mancher deutsche Plankenanstrei­cher das, was ihm abgeht, nämlich Bescheidenheit, lernen. Mein Besuch galt hauptsächlich seiner Nymphe, auf die mich ein kunstkennender Freund, als ich nach Venedig reis'te, aufmerksam machte. Sie befindet sich im dritten Zimmer des Ateliers. Ihre Stellung ist knieend, wie sie eine Lo­tosblume pflückt. Reine, griechische Formen, jungfräuliche Keuschheit des Leibes, eine süße, naive Unschuld, vor Allem aber der rechte Geist antiker Ruhe zeichnen dieses schöne Werk aus. Die Hände der Statue sind, wie mir der Künstler sagte, aus dem Grunde noch nicht fertig, weil die Modells' dazu sehr schwer aufzubringen sind, was eben keine Schmeichelei für die Schönheit der venetianischen Frauen­hände ist. Als wir schieden, ließ ich meine Reisegefährten mit dem Cicerone vorausgehen, um einen heißen, langen Kuß auf diese schönen Lippen — aus Marmor drücken zu könne«. Noch muß ich des Modells des mit der Schlange ringenden Laokvon erwähnen. Ein Sohn liegt todt zu sei­nen Füßen, der andere sterbend in seiner linken Hand. An Beiden ist sowohl der Kampf des Sterbens als die traurige Ruhe, das Aufgelöstsein des Todes auf das Beste ausgedrückt. Laokoon's Antlitz trägt den Ausdruck eines tiefen, fast gräßlichen Schmerzes. Das Modell ist m jeder Beziehung meisterhaft und sehenswerth und machte auf mich einen tiefen, jedoch keineswegs erfreulichen Eindruck. Novelle aus Frankreichs Schreckenszeit von Joseph Nnchenhmn. (Fortsetzung.) Als sie die nächste Poststation erreicht hatten, war der fragliche Fremde, nach Versicherung des Postbeamten, schon bereits vor einer halben Stunde, und zwar in der geraden Richtung nach Madrid abgefahren. Nach dem Wechsel der Postpferde folgten ihm die Reisenden schnell nach. Die Pferde flogen mehr, als sie liefen, denn das zu­gesicherte Trinkgeld setzte den Arm des Postillons in eine unglaublich rasche Bewegung. Als sie auf der nächsten Post vorfuhren, die zugleich als Nachtstation dienen sollte, er­blickten sie den verhängnißvollen Wagen da stehen. Ein leichtes Roth überzog Adelens blasse Wangen, als sie ihren Vater darauf aufmerksam machte. Graf Marmor « nickte lächelnd Beifall, doch die Hauptsache fehlte. Der Fremde war nicht im Gasthofe. Man wartete mit banger Hoff­nung auf ihn. Endlich kam er von einem Abendspazier­gange zurück. Bleich war sein Antlitz und abgehärmt seine Gestalt. Gang und Haltung ähnelten wohl dem Gesuch­ten, aber bei näherer Ucberzeugung war er doch der sehn­suchtsvoll Erwartete nicht. Adele sank beinahe zusammen, als sie sich in allen ihren Hoffnungen so bitter getäuscht sah. Sie wußte nicht, ob sie wache oder träume, denn letzt war alle und jede Spur von ihrem Gatten verloren. Ist eine Lage im menschlichen Leben unerträglich, so ist es die der Ungewißheit. Zwischen beständigem Hoffen und Zagen, Glauben und Zweifeln waren Tage, Wochen und Monate hingeschwunden, doch die Hoffnung war noch nicht in Adelens Brust gänzlich erstorben. I n den öffentlichen Gärten der Residenz, auf dem menschenreichen Prado in Madrid, in einer der Kirchen, hoffte sie den Geliebten endlich -zu treffen. -^ Vergebens. Eilf Jahre waren dahin. Jede Erinnerung schrumpfte in diesem Zeiträume zu einem Traume zusammen. Adelens unverhofftes Glück durch die Vermählung mit Louis, des Bräutigams schmerzlicher Verlust, die mit banger Furcht erfüllte Flucht, die neu aufgeweckte Hoff­nung, alles dieses hatte so abwechselnd auf ihren Geist gewirkt, daß sie sich endlich selbst überreden konnte, in den Pyrenäen, und zwar in der St . Lorenzokirche, seine Ge­stalt, wovon ihre Seele wachend und träumend erfüllt war, nur wie im Fiebertraume gesehen zu haben, und daß das gefundene, sprechend ähnliche Sacktuch ein — Zufall ge­wesen sei. Das für Spanien so unglückliche Jahr 18U4 war herangekommen. Während ganz Frankreich durch die feier­liche Krönung, welche vom heil. Vater Piu s VII . in der Kirche zu Notre-Dawe am 2. Dezbr. vorgenommen wurde, auf dem Grabe der Morovinger, Carolinger und Capets Buonaparte' s neuer Dynastie eytgegenjauchzte, und sich im gänzlichen Sturze der Republik und der Revolution für überglücklich fühlte, befand sich Spanien in der drückendsten Lage. Mißjahre, daher Mangel an Lebensmitteln, gewal­tige Erderschütterungen, die manche Gegenden in Wüsten verwandelten, ausgetretene Flüsse, deren Fluten Alles mit sich fortrissen, hatten diese furchtbare Plage über Spanien hervorgebracht. Zu diesem namenlosen Elende gesellte sich noch die Wuth des gelben Fiebers, das der gräulichen Pest nicht unähnlich, aus Nordamerika kam, und besonders im südlichen Spanien viele Tausende dahin raffte. Jeder, den irgend das Geschick etwas besser bedachte, floh den gewissen Tod und suchte Rettung auf den Bergen. Unter diesen war auch. Graf Marmor » und seine Tochter. Auf den waldigen Höhen unfern Valencia hatte er sich niedergelassen. Ein naher, krystallreiner Quell war ihm zur Labung, eine weiche, grünbemooste Platte, von der man in die weite Welt hinabsehen und ein großes Natur-Pano­rama ohne Ermüdung jahrelang bewundern konnte, ersetzte ihm alle geräuschvollen Anschauungen der Residenz, wo der Mensch sehr oft nichts als eine schwere, drückende Leere und eine Stumpfheit des Geistes sich erwirbt. Vater und Tochter waren hier glücklich geworden. Nicht ferne von ihrem Aufenthaltsorte, auf einem schön besonnten Hügel stand ein Kirchlein „Hanta Maria« genannt. Dorthin pflegte das gläubige Volk Spanien's zu pilgern und sich Gnaden in dieser angstvollen Lage zu erflehen. Viel Wunderbares erzählten die Bergbewohner von dem dortigen Gnadenbilde und von dem Erbauer des Kirchleins, dessen Entstehen sich kaum ein Paar Jahre zurück datirte. Diesen Letztern nannten sie allgemein ihren vom Himmel gesendeten Engel, nur bedauerten sie, daß er sammt seinem Sohne nicht so glücklich zu sein scheine, als er es verdiene. 355 Still und freudlos, Niemanden zugänglich, wohnte er in dem nicht ferne gelegenen Schlosse, an das sich ein weiter Garten anschloß. Cypressen und Trauerweiden waren die Zierden desselben. Nicht ein einziges heiteres Blümchen netzte darin der Silberthau des Morgens. Schwarz be­ malt standen darin alle Ruhebänke, um die sich nichts An­ deres, als melancholischer Epheu schlang. I n Adelen's Innerem wurde der Wunsch rege, auch ein Mal nach 8anta Maria zu pilgern, um wo möglich jenen düster« Ort, der so ganz mit ihrer Seele Harmoniren dürfte, und vielleicht auch den Besitzer desselben zu sehen. Dieser Wunsch war leicht zu erfüllen. Ein schöner Herbsttag brach an. — Der milde Sonnenstrahl blickte durch zerrissene Wollen herab und das abgefallene gelbe Laub rasselte auf dem Boden, -vom Winde hin und her bewegt, als Graf Marmor » und seine Toch­ ter das Schiff der Kirche betraten. Die Bauart derselben war schön. Eine hohe Kuppel, auf korinthischen Säulen ruhend, ragte, das Gebäude erhellend, empor. Zu beiden Seiten des Sanctissimum's knieten zwei Cherubime in tief gebogener Stellung und mit über der Brust gekreuzten Armen. Der Altar, die Candelaber's, Alles stand im schön­ sten Verhältnisse zu einander. Das Nltarblatt selbst war von Künstlerhand gemalt. Es war die heiligste Mutter >üßer einem weiten See in den Wolken schwebend. Ein Schifflein hatte sich dem Ufer genaht. Die Bemannung des Fahrzeuges stellte einen Brautzug vor, der mit ängst­lichen Mienen zusah, wie ein Offizier der franzosischen Con­venttruppen am Ufer gefangen genommen wurde. War es Zufall, Wunder oder Täuschung der Phan­ tasie? Das Antlitz der Madonna und jenes des gefangen Genommenen hatten lebendige, bekannte Züge. , „Herr des Weltalls! das ist ja sein Gesicht!« rief Adele in voller Bestürzung aus. „Ja wohl, und die Züge der Madonna sind die deinen," setzte der Graf von einer Regung ergriffen hinzu. Adele zitterte am ganzen Leibe, in tiefe Anschauung verloren. Der Graf versank in ein stummes Hinbrüten. Ein Gedanke dämmerte in seinem Innern auf, den er aber doch selbst belächeln mußte, der Gedanke, daß Adelen's Hoffnung doch nicht ganz grundlos gewesen sei, aber sein Bediente, der den armen Louis gut gekannt, hatte ihn fallen sehen und unparteiische Menschen bestätigten einhellig seinen Tod. Die Betrachtung wollte ihm die Sinne ver­wirren. Ein Kirchendiener, der die Anwesenden als Fremde erkannt hatte, war indessen dienstfertig und mit redseliger Zunge zu ihnen getreten und machte sie mit den Bedeu­tungen der übrigen Gemälde, die an den Wänden herum­hingen, nach Möglichkeit bekannt. Er pries die Kraft und die Weihe dieses Gotteshauses mit jener feurigen Sprache, welcher nur der gläubige Spanier fähig ist. Er ereiferte sich umsonst, denn man achtete auf seine Reden gar nichts Als jedoch der Sprecher auf den Erbauer des Kirchleins gekommen war, hingen Vater und Tochter eifrig an seiner Erzählung. Er berichtete, daß der Erbauer Don Andrea heiße, daß er wahrscheinlich ein Häuptling der franzosischen Re­ volution sei, der dort, wie man sagt, der Guillotine kaum entflohen, sich ungefähr seit eilf Jahren in Saragossa auf­ gehalten, und weil ein neuerlicher Ausbruch der Feindseligkei­ ten Frankreichs mit Spanien unvermeidlich scheine, sich mit seinem Sohne Don Ludovico in dieses Asyl gerettet habe, daß ferner dessen Sohn noch jung, unverehelicht, doch nie­ mals fröhlich sei. Adele weinte tief ergriffen bei dieser Erzählung; sie hatte ja so viel Aehnliches aus den Ereignissen ihres eigenen Lebens. Das Antlitz des Grafen aber erheiterte sich plötzlich. »Kann man den Garten und das Schloß besehen?" fragte er ganz ruhig geworden. „Den Garten wohl, doch kein Fremder darf über die Schwelle des Schlosses! Das eben bestärkt die Mei­ nungen Vieler, daß der Besitzer den rächenden Arm aus jener Zeit noch immer fürchten möge." „Sonderbar! Wollt ihr uns in den Garten beglei­ ten?" fragte der Graf, demselben ein Goldstück in die Hand drückend. „Grandezza, ich bin Dero umerthänigster Diener.« Sie waren in den Garten gekommen. Alles zeigte sich so, wie es die Bergbewohner beschrieben hatten. We­ «ige Blüten, und diese nur von dunkler Farbe, nickten ihnen entgegen, wenn der Herbstwind vorüberziehend ihre Lockenhäupter küßte. Dicht und verworren schlängelten sich immer vorwärts führend die Gänge, über deren Durch­ kreuzungen sich eng verzweigte Lauben über Statuen und Fontaine« wölbten. Sie ähnelten einem endlosen Labyrinthe. „8auta Mai-ia!« scholl es plötzlich, als sie eben eine Krümmung zurückgelegt hatten und einigen Gartenarbeitern begegnet waren. Adelen's Ähnlichkeit mit dem Altarbilde hatte die Taglöhner zu diesem Ausrufe veranlaßt. Diese Aehnlichkeit verbreitete sich schnell von Mund zu Munde. Sie war bis in die Gemächer des Schloß­herrn gedrungen, der eben am Krankenbette seines Sohnes saß. Ein langes, im Innern versteckt gewesenes Uebel schien dem Ausbruche nahe zu sein. Der Kranke hörte von dem Originale seines treu kopirten Altarhildes. Eine sanfte Glut färbte das Antlitz des Leidenden. Don Andrea blickte ihn schweigend an. Er schien so Manches in seinem Innern zu lesen und zu verstehen. Er entfernte sich schwei­gend aus dem- Gemache, ging mit wankenden Knieen die marmornen Treppen hinab, und stürzte, in der Hausflur angekommen, in die Arme — Marmoru's. Die im ei­genen Vaterlande sich aus Verschiedenheit der Ansichten gemieden hatten, lagen nun in der liebeleeren Fremde anein­ander, Mund an Mund gedrückt, und Adelen's selig lä­chelndes Auge sah neben den Sprachlosen freudig zum Himmel empor. (Beschluß folgt.) Feuilleton des Mannigfaltigen. (Zlebns-Karten.) Herr Maximilian Uffenheimcr, der brannte Spielkarten-Fabrikant in Wien, hat eine Regeneration 35« seiner großen Kartenfabrik vorgenommen und — Rebus-Karten edirt. — Die Zeichnung und Malerei dieser Karten ist nach Ver­sicherung des »Wanderers« so schön und die zwanzig Huf den Tarok-Karten vorkommenden Rebus so gelungen, originell und sinnreich, daß sie das meiste in diesem Genre Dagewesene über­flügeln. Der Gedanke, bei dieser gegenwärtigen Rebusmanie diese neueste Mode auch auf Karten zu verpflanzen, war gewiß kein schlechter; da überdies diese Karten im Preise nicht höher gestellt sind, so dürften dieselben gar bald auf allen 'Spieltischen ange­troffen werden. (Die Bahnstrecke von Murzzuschlag bis Gratz), eine Länge von 12'/, geographischen Meilen, zählt 300 Brücken, Ka­näle, Durchfahrten und Straßen-Übersetzungen, darunter eine Brücke über den Murfluß bei Peggau, 9 Brücken über die Mürz, 100 Wegübersetzungen im Niveau der Bahn für Commerzial-, Bezirks- und Feldwege. Nicht uninteressant dürfte es sein, ferner zu wissen, daß während der Herstellung dieser Bahnstrecke unaus­gesetzt die Durchschnittszahl von 50W Werklcuten beschäftigt war, in den Monaten Juni und Juli 1843 jedoch ihre Zahl 15.000 weit überstieg, worunter die auf der weiteren Strecke unterhalb Gratz verwendeten nicht einbegriffen sind. (Der Musikdirektor Johann Strauß) »erläßt in Kürze Wien, um mit seinem ganzen Orchester nach Breslau zu gehen,, von w,o er die Einladung erhielt, um dort mehrere Concerte zu veranstalten. (Ludwig Philipp), König der Franzosen, erhielt am 11. Oktober von der Königin Viktori a bei Gelegenheit der Ver­leihung des Hoscnband-Ordens einen—Kuß. Uuuu? «oit, e>ui m»I (Tschech) soll bei Verkündigung seines Todesurtheiles die Bitte ausgesprochen haben, daß es ihm gestattet werden möge, sich auf dem Schaffet mit demselben Pistol zu erschießen, mit dem er auf den König schoß — ein neuer Beweis, daß der Mann mehr verrückt als schlecht sein muß, und daß das Aufschenmachen keinen kleinen Einfluß auf seine Unthat hatte. (Gin Roß-Witz.) Vor einigen Tadcn wurden einige hun­dert Ochsen über die Brücke in Pesth getrieben. Ein Herr pas­sirte zu Fuß mitten unter den Ochsen ebenfalls die Brücke. Da rief ihm ein Fiaker zu: »Se, Hörens, lassens Ihnen mit Kreiden ein Kreuz auf den Rücken machen, damit Sie der Treiber unter den übrigen Ochsen erkennt.« — Ein Beweis, daß die Pesther Fiaker nicht allein grob, sondern auch witzig sind. Wiener Gisenbahnbriefe. Von A. G. Näsle. Ende Oktober 1844. Wir haben der Zeit unseren Tribut geleistet, d. h. wir haben uns einen miserablen Sommer hindurch sattsam anregnen lassen, und sehen den Winter mit großen Schritten heranrücken. Der Herbst brachte uns i n cnu8«Htiell' ti» priori« abwechselnd Regengüsse, Stürme und einige sauere Trauben; — wir sehnen uns also lieber nach jener Zeit, wo das Wetter sich gleich bleibt, und über welches wir nicht zu murren pflegen, weil wir kein anderes zu er» wartcn berechtiget sind. Unsere socialen Zustände nehmen erst im Winter eine freundliche Physiognomie an, und die Geselligkeit herrscht in den Kreisen der höher« Welt und der Mittelklassen erst zu dieser Zeit. I m Sommer, wenn er auch noch so schlecht ist, muß man darauf verzichten, einen Freund zu besuchen, oder mit Bekannten zusammenzukommen; ausgenommen, man läßt es sich gefallen, sie stundenweit auf dem Lande aufzusuchen. I m Winter hingegen haben wir unsere Plauderssübchcn und ziehen uns zum warmen Ofen in trauliche Kreise zusammen. Die langen Winterabende sind die Zeit der Lektüre, die, wie fast alle geselligen Vergnügungen, gewissermaßen auch der Mode unterliegen. Ebenso, wie die Variier Modenberichte ÄuticipZiKln be­stimmen, Vaß man in der nächsten Wintersaison diesen oder jenen Stoff tragen werde, kann man auch angeben, welche Bücher unsere Abende verkürzen wer» den. Nach allen Anzeigen zu urtheilen, werden Heuer vorzüglich Eugene Sue's »Pariser Mysterien« - die »Briefe eines Eingeborenen über Wien« — Gutzkow'« Theater und die Leipziger »Novellenzei« tun«« mit ihrem »luit err»ui« eine wichtige Rolle spielen. Auch die »deutsche allgemeine Zeitung,« die wegen ihrer »ortrefflicheZ Correspon­denzen täglich beliebter wird, werden wir von Hand zu Hand gehen sehen. Unsere Buchhandlungen sind bemüht, uns mit Allem, was die Gegenwart nur «ls interessant bezeichnet, ,u versehen, wobei wir jedoch mit Vergnügen bc» merken, daß man auch auf die nothwendigcn Hausbücher Bedacht nimmt und unser Kalender« est« zu vervollkommnen strebt. I n beiden Hinsichten ist die überaus thätige und allenthalben geschätzte Buchhandlung des Herrn Ign. Klang bedacht gewesen, das Beste zu leisten. Wir wollen hier nicht erst über die trefflichen Ausgaben von Lichtenberg'«, M. Claudius, Koyebue's, Iffland's und Kuffner'i Werken spreche», wofür die Freunde der Lektüre Herrn Klan g die wärmste Anerkennung zol. len, sondern wir müssen zuvörderst auf die eben unter der Presse befindliche, und zum Theile schon ausgegebene Auflage von Bürger's sämmtlichcn Wer. len hinweisen, welche sowohl in Hinsicht auf typographische Ausstattung »ls auf die wirklich stauneniwerthc Wohlfeilheit bestens empfohlen zu werden »er» dient. — Ebenso ist der sechste Jahrgang (1845) »des österreichischen Universal-Kalenders ^,u«rii»,« redigirt und bearbeitet von Prof. I. Valomon und dem rühmlich bekannten Geschichtsforscher I. P. Kalten» bäk, ein ausschließliches Eigentum dieser Handlung, bereits erschienen. Die» ser Kalender, unstreitig der werthvollste und gediegenste der Gegenwart, zeichnet sich abermals durch Reichhaltigkeit, Gemeinnützigkeit und einen wahren Schatz historischer Antiquitäten von hohem Interesse »us. Er ist abermals um einige Bogen stärker geworden und in Rücksicht auf Format, Schönheit der Lettern und seine ganze äußere Erscheinung gewiß das Vollkommenste, was man in diesem Genre nur immer erwarten kann. Vorzüglich lobenswerth erscheint der Umstand, daß in diesem Hausbuche das Gemeinnützige so sehr vorherrscht, daß man diesen Kalender am Schluße eines Jahres nicht wie ein abgenützte« Einrichtungsstück wegwerfen muß, wie dies bei vielen Kalendern leider noch immer der Fall ist, 'sondern denselben als ein gutes Nachschlagebuch für im» merwährende Zeiten benutzen kann. Auch steht der Preis mit dem Werthe des Gebotenen durchaus in keinem Verhältnisse, woraus sich die große Ver» brcilung und die allgemeine Beliebtheit erklären läßt. , M . Lechner's Universitätsbuchhandlung befindet sich gegenwärtig in einem äußerst geschmackvoll hergerichtetcn Lokale in der Wollzcile, nächst der k. l-Briefpost. — Die neuesten medizinischen Werke, sowohl einzelne, als einge» thcilt in sehr billige medizinische Handbibliotheken, sind hier in großer Aus» wähl vorhanden. Sehr wohlfeile Ausgaben der bewahrtesten Unterhaltungs« schritten findet man nur bei Lechner, dessen großes Lager in Wien sprich, wörtlich geworden ist. Auch der rühmlichst bekannte »Haus, und Anek» doten-Kalender,« redigirt von Franz Gräffer, ist für 1845 bereits er» schienen und empfiehlt sich durch seine hübsche Ausstattung durch die Offizin des Herrn Anton Benko. Jakob Bader' s Buchhandlung befindet sich nun wieder im Strobelgaß» che«, wo sie früher war, und wegen Umbau des Hauses dislocirt werden mußte. Wir finden in derselben viel des Guten und Seltenen in allen Sprachen und aus allen Zweigen des menschlichen Wissens. Bei Brau müller und Seidel scheint Themis ihre Bibliothek eröffnet zu haben, denn die Werke aller Juristen des Jahrhunderts sind daselbst ,» treffen. Es gibt leinen Zweig der öffentlichen Verwaltung, über welchen man in dieser Buchhandlung nicht die Normalien-Sammlungen, Commentare und sonstigen Handbücher fände. Auch Sprachwerke, und unter diesen vor. züglich englische, sind in großer Auswahl vorhanden. Hier müssen wir vor» züglich Clairmont' s ausgezeichnete englische Grammatik, so wie dessen Chrestomathien und Wörterbücher nennen. — Unter den neueren Werken, die sich eben unter der Presse befinde«, verdient das »Handbuch fü r Militär . Richter« von Marl. Damianitsch, Hauptmanii Auditor im l. l. 9.Linien. Infanterie »Regimentc, der allgemeinen Aufmerksamkeit besten« empfohlen zu werden. Nächstens eine kleine würdigende Revue des Wiener Musikalien>Marktes. Gharade. (Dreisilbig,) Es ist der Letzten Paar der Zierde Gegenstand; Natur hat's Vielen schon gegeben. Doch Mancher muß sich's erst erstreben. Mein Erstes schuf Bedarf zunächst, wie das Gewand. D'rauf hob sich's, um auch zu ergötze«! Fest steht es, doch man kann's versetzen. Mein Ganzes wird bedingt durch des Vereines Bund, Den wir für lange Dauer schließen. Das Leben trauter zu genießen. I. E. M. Laibach. Druck und Nerlag des Josef Blasnik.