Theologische Verantwortlicher Redactcur: Dr. Johann Chrys. Pogazhar. M 22. Samstag den 2. Juni. 1849. Das katholische Sprachenfest. (Eine zeitgemäße Psingstbetrachtung.) (Fortsetzung und Schluß.) Wie sollte also nach allen diesen Erfahrungen die Nationalität wirklich des Menschen höchstes und heiligstes Interesse sein? sollte sie wirklich höher stehen, als selbst Pflicht und Glanbe? Ein Heide könnte allenfalls versucht werden, bejahend diese Frage zu beantworten, aber wer die Bibel noch nicht als Märchenbuch zu behandeln gewohnt ist, ein Christ — ein Katholik kann und darf cs nie und nimmermehr! Ihn erinnert das nach Nationalitäten zerrissene Menschengeschlecht bloß an die traurige Geschichte des Baues von Babel; cs erinnert ihn bloß an das durch der Sünde Frevel mit Gott zerrissene Band der Gnade. Er weiß es, daß die nationalen Bestrebungen, wen» sie nicht von der allgemeinen Menschenliebe getragen werden, wenig geeignet sind, die Menschheit zur ursprünglichen Gottesidee einer einzigen Bruderfamilic zurückzuführeu, sondern im Gcgentheilc gerade dahin führen müssen, die Zerklüftung derselben noch unheilbarer zu Machen; er weiß cs, daß, wenn die nationalen Bestrebungen der religiösen Grundlage entbehren, sie mit dem Principe des Katholicismus in direkten Kampf treten, und daß, wenn man die Religion in den Hintergrund und die Nationalitätsfrage in den Vordergrund schiebt, man nicht mehr ans dem Boden der Gnade stehe, sondern ans das wüste und wirre Gebiet der Sünde sich hinansgestellt habe. Würden wir uns männiglich: Italiener und Magyaren, Deutsche und Slaven, diese Gedanken fortwährend gegenwärtig halten, dann hätten wir uns in dieser so verworrenen Zeit, wo das böse Princip der Hölle ein so arges Spiel mit den bethörten und fanatisirten Menschenkindern treibt, auch schon gehörig orientirt; wir würden cs begriffen haben, daß die jetzige Zeitbewegung wenigstens in ihrer Primitiven Wirkung nicht der Lösung der allgemeinen Ausgabe der Menschheit znstenern, vielmehr gerade von derselben abführe; der Nationalstolz wäre bald gedämpft, das Herz der Versöhnung geöffnet; wir würden gegen einander gerechter und billiger, versöhnender und nachgiebiger werden; die nationale Gleichberechtigung wäre nicht bloß Wort, sondern auch That; mit ihm aber auch dem Principe dcS Katholizismus der offene Wcg gebahnt, und wir auf die rechte Bahn getreten, das wieder zu einen, was die Sünde zerrissen hat. Wenn aber die nationalen Bestrebungen, so lange sic auf dcm Gebiete der sündigen Natur stehen bleiben, so wenig anlockendes für einen christlichen Denker dar-bieten; gestaltet sich die Betrachtung sogleich erfreulicher, sobald sie vom christlichen Principe durchdrungen sind, und vom Standpunkte der Gnade und Erlösung aufgefaßt und geleitet werden. Als nämlich die Fülle der Zeiten ankam, wo das Reich der Gnade und Erlösung über den Menschenkindern ausgehen sollte, da stieg das ewige Wort vom Himmel herab, um im Schooßc der unversehrten Jungfrau die menschliche Natur anzunehmen und als neuer Adam in unser Geschlecht eiuzutreten, um im Bade der Taufe als eine neue Schöpfung es sich eiuzuverleibeu, uach dessen ursprünglicher Bestimmung cs zu rchabilitircn, — ja noch Über dieselbe hinaus cs zu erhöhen. Was daher die Schuld dcs alten Adams entzweit und zerrissen hatte, das sollte das Verdienst dcs neuen Adams wieder vereinigen; daher auch der Fluch der Sprachverwirrung in der Erlösung seine Sühnung und Lösung finden sollte. Wie demnach der alte Adam in die Ebene von Senaar hinabstieg, um daselbst durch einen Wiederbau seinen Namen zu verherrliche«: so stieg der neue Adam den Hügel von Golgatha hinan, selbst auf seinen Schultern das Bauholz tragend, um gleichfalls einen Riesenbau, doch nicht zu des Menschen Verherrlichung, sondern zu Gottes Ehre aufzuführen, das als einigendes Obdach für die zerstreute Menschheit dienen sollte; — er wollte bauen das Wunderwerk der H. katholischen Kirche. Ihre Giebel sollten hinreichen bis an den Himmel, sie selbst aber wie eine Leuchte weit hinausleuchten, in das sturmbewegte Meer dcs irdischen Lcbeus und als eine Stadt am Berge sichtbar sein allen Bewohnern der Erde. Nach dieser Leuchte hin sollen in der Sünde Nacht und dcs Jrrthums Finsteruiß die Menschen blicken, nach dieser Stadt alle Völker der Erde pilgern und hier in Bruderliebe zu einer Gottesfamilie sich sammeln. »Gehet, hin in die ganze Welt und prediget das Evangelium allen Völkern« Marc. 16, 15., das war die Mission Jesu an seine Jünger; und »es wird ein Schafstall und ein Hirt werden« Joh. 10, 16., daS war seine Prophezeihnng. Aber wie sollten die Apostel, als Juden bloß der Sprachen ihres Landes kundig, ihre Mission bei den nach hundert Idiomen getrennten Menschenkindern erfüllen? — Doch der Vater hatte Wohlgefallen an dem Werke seines Sohnes und der H. Geist ließ sich in Gestalt von Feuerzungen über die Häupter der Apostel nieder, mit dem Wunder der Sprachen sic erfüllend. Apst. 2. Superbia fabroruin incruit Iinguarum divisionem, quarum unionem in Pcntecoste ineruit liumilitas apostolorum, spricht der h. Gregor liom. 30. in Evang. Siche! nun ist der Fluch von den Sprachen hinweg genommen; sic alle sind nun geheiligt im H. Gcistc, sie alle sind berufen, als Werkzeuge der Predigt des Wortes Gottes zu dienen, sic alle sind begnadigt, daß in jeder derselben Gott gepriesen und sein Name verherrlichet werde. Eben das hochheilige Pfingstfest, wo wir die Erinnerung an die Ausgießung des H. Geistes dankbarlich feiern, vergegenwärtigt uns auch das große Wunder der Entsüudiguug und Heiligung der Sprachen, und gestaltet sich so mit Recht als das großartige kath. Sprachenfest zum ewigen Denkmal, daß die katholische Kirche die allein wahre Mutter aller Völker, die Trägerin und Verklärerin aller Nationalitäten sei. — Alleluja! gelobt sei Gott! nun ist dic Scheidewand, dic uns trennte, gefallen; dic Zwischenmauern sind cingestürzt; Berge und Flüsse bilden keine Gränzen mehr; die Sprachverwirrung hindert die frohe Botschaft des Evangeliums nicht; ein Geist der Liebe ist über den ganzen Erdkreis ausgegossen, ein Band des Glaubens und der Hoffnung um den ganzen Erdball geschlungen; im h. Dome der katholischen Kirche umarmen wir uns alle als Brüder wieder, die wir bei Babel uns zerstreut hatten; im Dome der kath. Kirche sage ich, j»o nicht Jude noch Heide ist, nicht Beschneidung noch Äorhaut, nicht Barbar und Scythe, nicht Knecht und Freier, sondern Alles und in Allen Christus.« Coloss. 3, 11. Schön wird diese Wahrheit auch in der kirchlichen Antiphone vom H. Geiste ausgedrückt: Veni s. spiritus, rcple tuorum corda fidclium, et tui amoris in eis ignem accende, q ui perdiversitatem Iinguarum cunc t aruin gen-tes in unitate fidei congregasti. Aber sollen denn all' die Nationen, die im Dome der kath. Kirche sich versammeln, nur jeder in seiner cigepen Sprache Gott loben und preisen, und soll es kein geistiges Band gebe«, das die Vielen zur Einheit vereinigte und den Gedanken der einen Gottesfamilie recht lebendig vor die Seele ihnen führte? Sollte es keine Gemeinsprache für die Katholiken geben, in der sie sich alle verstehen, als Brüder erkennen und begrüßen und mit einerlei Laut nnd einerlei Rede einstimmen kön- nen in den tausendstimmigen Lobgesang deS Herrn? Sollte das Menschengeschlecht, das durch die Sünde in die Sprachverwirrung gerieth, nicht auch durch die Gnade zur Einheit der Sprache wenigstens in der Äl'irche, als der Gnadenanstalt wieder gelangen? Aber da ist der Herr unserer Sehnsucht schon zuvorgekommen, und hat im Rathschlusse seiner Vorsehung die lateinische Sprache auserwählt und zur liturgischen Sprache der katholischen Kirche geheiligt, auf daß in ihr einstimmig das Lob Gottes erschalle bis an das Ende der Zeiten! O cs liegt etwas unendlich großes, bedeutungsvolles und begeisterndes in der einen Cultussprache der Kirche, das freilich profane Gemüther weder zu ahnen noch zu begreifen vermögen! Wir wollen uns zur Versinnlichnng unseres Gedankens eines Glcichnisscs bedienen; und da der Nationalitätenstreit gerade Oesterreich zum Tummelplätze seiner traurigen Lächerlichkeit erwählt zu haben scheint — um de» Thurmbau Babels in einer neuen Auflage zu liefern, — an einen allen Oesterreicheru bekannten Wallfahrtsort erinnern, nämlich an Maria Zell. Siche! da kommen sie alle zusammen: Italiener und Magyaren, Deutsche und dic viclvcrzwcigtcn Slavcn, als: Slovakcn und Mährer, Polen und Ccchcn, Illyrer und Slovenc». In welcher Sprache soll nun das Mysterium der H. Messe gefeiert werden, an welchem eben an dieser Gnadenstätte Theil zu nehmen sic alle unter so großen Beschwerden herbeigeeilt sind; da ja gerade dieses die Sonne des katholischen Cultus, der Lebensstrom des Katholicismus ist, und eben darum jedem wahren Katholiken über Alles und Alles auf Erden geht? Soll die Messe in der deutschen Landessprache gelesen werden? Ach, so sind bloß dic Deutschen hier zu Hause, und all' die übrigen, Ungarn und Slaven und Italiener sind bloß Fremdlinge hier? Oder soll sie gelesen werden slawisch oder ungarisch oder italienisch? Dem Mißstand ist dadurch nicht abgeholfen. Siehe! da ertönt plötzlich das Lob Gottes in lateinischer Sprache, und Alles in der Kirche wird lebendig und froh; Niemand fühlt sich zurückgesetzt, weil Niemand bevorzugt; sie Alle sind hier wie zu Hause, wie Kinder eines Vaters, wie Glieder einer Familie Gottes ans Erden! Als ein deutscher Auswanderer — ein schlichter Mann bei seiner Ankunft in Amerika in ein Gotteshaus kam, wo eben ein Priester zum Messelesen sich anschickte, da dachte er in seiner Einfalt, weiß Gott! wie beim hier die H. Messe gelesen wird? Als aber der Priester Schritt für Schritt die uäinlichen Ceremonien wie in feiner deutschen Heimat feierte, und als er plötzlich zum Volke gewendet, mit den Worten es begrüßte: „Dominus vobiscum ,<£ da war der gute Mann bis zu Thränen gerührt und voll H. Entzückung und Verwunderung rief er aus: Siehe! das ist ja deutfch! Nun waren ihm die Rothhäute auf einmal keine Fremdlinge mehr, und er felbst kein Fremder mehr unter ihnen; er fühlte es, daß er wieder unter lauter Brüdern weile, und cs war ihm so leicht und wohl ums Herz, wie daheim in Deutschland! Ja fürwahr! der lateinische Gruß Dominus vobiscum ist deutsch und slavisch und amerikanisch zugleich, denn er ist — kat h olisch! Gerade dadurch aber wird cs der katholischen Kirche möglich, auch von der nationalen Seite ausgesaßt, ihre Mission zu erfüllen. Durch die lateinische Kirchensprache, die todt aber dennoch lebendig, keinem Einzelnen als Muttersprache eigen, aber dennoch Allen als Kirchensprache gemeinschaftlich ist, stellt sich der Katholicismns über alle nationale Eifersucht und alles nationale Gezanke hinaus, und, indem er zwar jeder Nationalität die gehörige Freiheit in der Kirche gestattet, aber dennoch keine bevorzugt und keine znrück-setzt, wird er geeignet, die Religion aller Völker oder Weltreligion zu werden. Aber bei dieser Rede hören wir uns wieder die vielerlei Einwürfe entgegen schleudern, die man schon seit mehreren hundert Jahren gegen die lateinische Cultus-sprache erhebt, und die obgleich schon hundertmal gründlich widerlegt, eben so oft wieder anfgewärmt werden. Auf jeden Einzelnen derselben einzugehen, ist der Zweck dieses Artikels nicht; aber enthalten können wir uns auch nicht, Einen davon etwas näher zu würdigen, da er noch der stichhältigste unter Allen, und eben dadurch auch der verführerischste erscheint. Es ist nämlich ein auf Erfahrung beruhender Satz, daß der Versucher damals am gefährlichsten ist, wenn er in das Gewand eines Lichtengels sich verkleidet. Gerade so ist cs hier. Man sagt nämlich mit gar so frommer Miene: Wäre aber nicht der Erbauung des Volkes durch Einführung der Muttersprache in die Liturgie bedeutend, ja wesentlich aufgeholfen? So scheint cs zwar, ist es aber dennoch nicht. Wir wollen gar nicht erwähnen, daß die protestantischen Bethänfcr durchaus nicht besuchter und das Volk in denselben keineswegs auserbaulichern Betragens ist, als in den nnsrigen; — wir wollen cs auch nicht erörtern, daß nur sehr wenige Priester von besonders fester Constitution im Stande wären, vom Beichthören, Predigen und anderweitigen Geschäften erschöpft in unfern großen, oft nichts weniger als akustisch gebauten Kirchen, und noch dazu am Altar functionirend, die weitläufigen Meßgebete zur allgemeinen Verständlichkeit vor-zubeten, daß also das Vor- und Mitbeten die Andacht vielleicht mehr stören als heben möchte; denn das muß man nicht vergessen, daß bei keiner Religion deren Diener von Geschäften so in Anspruch genommen werden, als bei der katholischen; — auch das wollen wir übergehen, daß wenn es sich um ein bloßes Verständniß der Meßgebete handelt, eine nationale Liturgie jetzt um so entbehrlicher ist, als das Volk des Lesens schon vielfach kundig im Besitze guter Gebetbücher sich befindet, wie es überdieß an Unterricht über den Inhalt und die Bedeutung der Messe und des Ritus sicher nicht mangelt: aber folgendes glauben wir besonders unfent kirchlich radikalen Slavisten zur Beherzigung empfehlen zu müssen, daß die gesammte slavische Sprache und Literatur jetzt, so zn sagen, im Geburtswehen liege, und bis sie zur völligen Mannesreife gelangt, noch eine ziemlich geraume Zeit verrinnen dürfte. Auch weiß es jeder hellfeheude und im Ernste für das Wohl unserer Nation begeisterte Patriot, daß, wenn wir je etwas Großes in unserer Literatur leisten und einen Reichthum in derselben entwickeln wollen, wir nicht für immer in der wahrhaft grauenhaften literären Zerstücklung beharren dürfen, in welche uns tausendjährige Mißgeschicke zerbröckelt haben; sondern wenn schon nicht eine einzige allgemeine Literatursprache, so doch wenigstens in ein Hauptstamm, bloß eine Schriftsprache uns erringen müssen, und daß dann noch überdieß viel Zeit vergehen dürfte, bis auch das Volk wenigstens zum theilweisen Verständniß derselben herangebildet fein wird. Ueberdieß ist jede, wie immer geartete lebende Sprache einer fortwährenden Entwicklung fähig, aber auch einer steten Veränderung unterworfen, während die tobte lateinische Sprache in diesen beiden Beziehungen abgeschlossen ist. Wie sollen nun die Ritualien ttitd Missalien auch von Dezennien zu Dezennien wechseln, um der zunehmenden sprachlichen Bildung Stand zu halten? oder sollen sie in der Wiegensprachc fortbe-stehen, um vielleicht nach Jahren der reifern Nation als sprachliches Cnriosum zum Gelächter zu dienen? (.Man denke nur an alte deutsche Bücher.) — Oder soll jede Tagreise weit für jeden Unterdialect wieder ein eigenes Missalc und Rituale besorgt werden? Wer dazu noch so viel kirchenhistorische und kirchenrechtliche Bildung hat, um zn wissen, wie schon oft die schwankende Bedeutung eines einzigen Wortes zu den traurigsten kirchlichen Zerwürfnissen, ja zu Schismen und Ketzereien Veranlassung gegeben; wer es weiß, daß die kath. Kirche, die am (lepositum fitlei nichts abändern darf, mit dem seichten protestantischen Rationalismus, der freilich in dogmatischer Wortfassnng schon vermöge seines Principes nicht zu ausklauberisch zu sein braucht, in keine Parallele gesetzt werden dürfe; wer es weiß, daß die Zulassung einer Ueberfetzung des Missals oder Rituals zum kirchlichen Gebrauche, und jede zeitgemäße Verbesserung desselben von Fall zu Fall einer Approbation des römischen Stuhles, als dem obersten Wächter der Glanbensreinheit und kirchlichen Einigkeit bedürfte, der wird das Unpraktische und Gefahrvolle feiner dießbezüglichen Reform-Wünsche gewiß einsehen. Die Hauptgegeugrünbe bleiben aber immer folgende zwei: daß fürs Erste durch Einführung nationaler Liturgien die Idee der katholischen Einheit unberechenbaren Schaben litte, der den etwaigen Nutzen weit überwiegt; und fürs Zweite, daß die unmittelbare Beteiligung bes Volkes beim eigentlichen Opfer gar nicht im Sinne der katholischen Kirche ist, wie sic überdieß einzelne Theile sogar vorschriftmäßig ganz leise (submissa voce) zu beten befiehlt, und das alles aus sehr richtigen dogmatischen Gründen. Nach dem katholischen Lehrbegrisse ist nämlich * das Volk nicht eigentlich und unmittelbar der Opfernde, selbst der Priester am Altäre wird bloß als Stellvertreter Christi betrachtet; — Christus ist wie das Opfer so auch der Opfernde. Una enira eademque est liostia, idem nunc offerens sacerdotum ministerio, qui se ipsum tune in cruee obtulit, sola offerendi ratione diversa. sagt das (Soiictl von Trient. Sess. XXII. cap. 2. Wie daher, als Christus am Kreuze blutiger Weise seinem Vater das Opfer darbrachte, lautlose Stille und ein geheimnißvolles Dunkel über der Erde sich lagerte, und in Liebe zerflossen und von Reue zerknirscht, keines Ausdruckes fähig, die frommen Seelen nur lautlos das Kreuz umstanden; so wird es auch bei der H. Messe vom Offertorium an — mit Ausnahme der Preefation, wo noch einmal mit lauter Stimme Himmel und Erde und alle Chöre der seligen Geister aufgefor-dert werden, in das Lob des allcrheiligsten nun sich nahenden Gottes einzustimmen, immer stiller und stiller, selbst beim Priester tritt das Wort immer mehr zurück, und die Handlung hervor; jedes bedeutungsvollere Wort wird bald mit dem Kreuzzeichen, bald mit einer Inklination oder Adoration verbunden, während das Volk in den Staub gebeugt, in lautloser Stille auf die Brust schlagend, zu Jesu fleht, daß er es durch sei» vergossenes Blut von der Sünde Makel reinige und es eingehen lasse in das Verdienst seiner Erlösung. Dadurch wird also der kirchliche Unterschied zwischen Priesterthum und Laienthum einerseits, andererseits aber die Erlosungs-bedürftigkeit der Gläubigen und der unendliche, geheim-nißvolle Werth des Opfers am lebendigsten und ergreifendsten auseinander gehalten; imb es liegt gewiß in dieser Cultusart mehr H. Ehrfurcht und Auferbauung, als in dein fortwährenden lauten eben so ermüdenden, als der Anregung subjektiver Anmutlmngen und Entschlüsse, die hier stattfinden sollen, abträglichen Gebetweise. Denn wenn mir das Herz vor Rührung geschmolzen ist, so ist es eitles Bemühen, daß mir Jemand anderer den wahren Ausdruck für meine Gefühle auf die Zunge zu legen vermöchte; selbst ich bin nicht im Stande anszu-sprechen, was damals mein Herz bewegt, und cs geht da wörtlich in Erfüllung, was der h. Paulus an die Römer schreibt, daß der H. Geist selbst für und in uns betet mit unaussprechliche» Seufzern. Röm. 8, 26. Aber auch hier hat die Kirche die Schwäche und Unbeständigkeit des Menschen nicht übersehen, vielmehr ihr gebührend Rechnung getragen. Im kath. Cultus wird überall der gehörige Wechsel beobachtet; selbst in die Feier der Messe ist die Lesung der Epistel und des Evangeliums, sowke die Predigt mit dem vor und nach derselben gemeinschaftlichen Gebete eingeflochten. Hier wird der Leichtsinn deS Menschen in Ernst und die weltliche Zerstreuung in geistige Sammlung nmgewandelt; der Zuhörer zur näheren Erkenntniß Gottes und seiner selbst geführt und so vorbereitet, Geschmack und Bedürfniß an der während des Opfers einzuhaltenden, vorzüglich betrachtenden und das Herz anregenden Gebetweise zu finden. Auch ist der nachmittägige Gottesdienst als: die Christenlehre mit dem, hier bei uns in Steiermark vor und nach derselben gewöhnlich stattfindenden gemeinschaftlichen Gesänge und die Litanei durchaus in der Muttersprache; dazu kommen noch sonstige ebenso sinnreiche, als dogmatischen Gehaltes volle Andachten, als: die Krenzwegandacht, der Rosenkranz, die Betstunden und Processionen u. dgl., gleichfalls durchaus in der Muttersprache. Nun hier gerade liegt auch der höhere Probierstein, ob jene Einwendung --der größer» Auferbaunng« wirklich von einem Engel des Lichtes herrühre, oder ob nur Herr Mephistopheles dahinterstecke. Die Stimmführer des kirchlichen Radicalismus sind auf dem Lande und in den Städten ziemlich allgemein bekannt und gekannt. Nun so werden sie wahrscheinlich recht fleißig bei dem deutschen oder bei uns slovenischen Gottesdienste: der Christenlehre erscheinen, recht andächtig mitbeten und mitsingen, mit Freude der Kreuzwegandacht, den Pro-cessionen re. anwohnen? Doch meines Wissens — da kommen sie nicht. Aber ich weiß cs schon, sic fühlen besonders für das H. Opfer der Messe sich begeistert. Nun so werden sic wohl fleißig zur Predigt und zum Amte kommen, woselbst mehreres nicht bloß laut gelesen, sondern auch lant gesungen und folglich von ihnen, als hochstudierten Herren leicht verstanden wird? Doch — auch da sicht man sic nicht. Nun wann kommen sic beim gewöhnlich zur Kirche, wenn sie es noch überhaupt der Mühe werth finden, zu kommen? In der Regel zu einer ganz stillen, wo möglich auch sehr kurzeu Messe, den Anfang gewöhnlich versäumend und das Ende nicht abwartend. Lieber Leser! siehe, da wären wir nun plötzlich auf die haarige Esanhand des Naters Mephisto gerathen! Es ist diesen Herren nicht um das mehr oder weniger der Auferbauung zu thun; sie brauchen überhaupt gar keine Auferbauung; im Sinne des Zeitgeistes sind sie schon völlig auferbaut und wüßten bei allerstreng-ster Gewissenscrforfchung kanm noch einen wunden Fleck an ihrer Seele zu finden, wo noch etwas zu repariren, oder gar von Neuem zu bauen und aufzuerbauen wäre. Es ist purer Nationalstolz, separatistische Gelüste und Antipathien gegen Rom und Alles, was nach Katholi-cismns riecht, was die kirchlich radikalen Stimmführer leitet, und das ist der finstere Geist des Schisma, der sich ihrer — ob bewußt oder unbewußt, als Werkzeuge zu seinen infernalischen Plänen bedient. Darum geneigter Leser! mache andächtig das Kreuzzeichen und bleibe solchen unheimlichen Herren immer fein drei Schritte vom Leibe! Auf diese Art hätten wir nun die nationale Frage vom Standpunkte der sündigen Natur, aber auch vom Standpunkte der Gnade und Erlösung aus betrachtet und besprochen. Wenn wir nun auf dcu Gang, den wir genommen, rückblickend uns fragen: Welche Stellung hat nun der Christ — der Katholik gegen die nationalen Bestrebungen seiner Zeit — namentlich aber seines Volkes einzuhalte»? — welches wäre die Antwort? Vor Allem mnß es sich der Katholik fortwährend gegenwärtig halten, daß die Trennung der Menschheit nach Nationalitäten keine ursprünglich gottgewollte ist, daß demnach die Nationalität im sündigen Boden der Natur wurzelt, der Katholicismus hingegen aus der göttlichen ciltsundi-geuden Gnade hervorgegangen ist und den ganzen Schatz der Erlösung vollinhaltlich in sich tragt. Es darf sich demzufolge die Nationalität nie erdrasten, reformirard das Gebiet der Kirche betreten zu wollen, oder gar Ideen unter das Volk zu verbreiten, die einmal ausgenommen und dann weiter entwickelt und durchgeführt den Bruch mit Rom, dem nothwendigen Centrnm der katholischen Einheit herbeiführen müßten. Die Sünde steht nicht über der Gnade; und die Frucht der erstem, die Nationalität, darf demnach die Frucht der letztem, den Katholicismus, nicht Hofmeistern wollen. Der Katholicismus ist berufen, alle Nationalitäten in sich zu versammeln und zu eutsündigen, nicht umgekehrt; der Katholicismus ist das Salz der Erde, die Nationalitäten der zu salzende Boden; der Katholicismus als fortlebender und fortwirkender Christus kann sprechen: »Ich habe noch andere Schafe (andere Völker), die nicht aus diesem Schafstalle find, auch diese muß ich herbeifuhren, und cs wird ein Schafstall und ein Hirt werden. Joh. 10.; die selbstsüchtige Nationalität hingegen, so lange sie sich von der Lehre der Kirche nicht dnrchdringen läßt, ist des Katholicismus uaturnothwendiger Gegner. Die Geschichte seit Einführung des Christenthnms liefert hierzu die Belege. — In diesen Worten findet der Katholik die Gränze verzeichnet, über die hinaus er sich an den nationalen Bestrebungen nie betheiligen darf, ohne ein Verräther an seinem Glanben zu werden und sein Seelenheil großer Gefahr auszusetzen. Aber die Nationalitäten wurden am ersten christlichen Pfingstfeste tu der Flammentaufe des H. Geistes von dem Fluche der Sünde gereinigt, geheiligt und allzumal znr Einheit des katholischen Glaubens berufen. Die Sprache» sind geworden die heiligen Canäle, durch welche die Predigt vom Kreuze Christi zu alle» Nationen hinströmt. — Auch ist die Muttersprache für jedes Volk bas naturgemäße Medium zu seiner geistigen Entwicklung und Bildung; jedes Surrogat wirkt schlechter, als jene; es ist eine Auflehnung gegen die Natur, die sich endlich immer selber rächt. Pflege und Wahrung der Nationalität ist somit Grundbedingung auch der irdische» Wohl-fahrt jeglicher Nation. Der Katholik kann und soll sich also auch an den nationalen Fragen seines Volkes inner den oben bezeichnete» Gränzen betheiligen. Unsere Kräfte sind nicht so groß, um im Dienste des Kosmopolitismus für das allgemeine Meuschcuwohl wirken zu können. Ein Kosmopolit ist, nebenbei gesagt, ei» gar wunderliches und unheimliches Thier; in der Regel eine falsche Waare, ziemlich gleichbedeutend mit Wühler und Commumst. Die Nation, in deren Verband wir durch die Geburt traten, ist der natürliche Tummelplatz für unsere irdische Thätigkeit, den uns Gottes Vorsehung anwies, wenn uns nicht ein anderer specicltcr Ruf zu Theil wird. Haben wir einmal Jedweder feine Nationalität naturgemäß und christlich bearbeitet und entwickelt, daun ist dem Eingänge des Katholicismus die offene Straße gebahnt und die Idee der allgemeinen, von Christus gebotenen Bruderliebe in ihrer Durchführung begriffen. Ein schlechter Patriot ist auch immer ein schlechter Christ; denn die Tugend ist nur eine und nn-theilbare. Was wir Tugenden nennen, sind nur Manifestationen einer nnd derselben tugendhaften Gesinnung, und man muß alle Tugenden besitzen, um jene eine zu haben, deren Grade nur sind verschieden. Es ist dieß keine Uebertreibung, sondern auf göttlicher Offenbarung beruhende Wahrheit; cs heißt nämlich in der Schrift: Wer das ganze Gesetz hält, es aber in einem Stücke Übertritt, verschuldet sich an Allem. Jak. 2, 10. Es verräth überhaupt eine sehr gemeine Gesinnung, wenn man seine Nation stolz übersieht und nur mit der Fremde kokettirt; etwa weil fremder Name einen bessern Klang vor der Welt hat. Je tiefer in der Bildung die Nation steht, der man angehört, desto lauter ist die Forderung der christlichen Moral, so viel es an Jedem ist, Hand anzulegen und zu arbeiten. Hic Illiodus, hic salta! — Namentlich aber soll der katholische Priester die Nationalitätssrage nicht iguorire» und sich abschließen, auch unter dem besteche lichen Vorwande nicht, man verfolge ein schlechtes Ziel oder laufe wenigstens Gefahr, vom rechten Wege abzu-irrcit. Die Wahrung und Durchbildung der Nationalität ist einmal, wie wir gesehen haben, gottgeboten, und daher für Jeden, auch für den Priester Pflicht; und auch da ist es seine Ausgabe, auch hierin als das Salz der Erde sich zu erweisen, vor geistiger Fäulniß sein Volk zu bewahren, und seines Berufes nie zu vergessen, in Allem zu sein forma gregis ex animo 1. Petr. 5, 3. Die Nationalitäten sind einmal in Fluß gerathen, und ob der Priester fördernd oder hemmend einwirke, oder müssig darneben stehe, sie werden jedenfalls ihren Proceß vollenden; an ihm ist daher die große Pflicht, auf Gott vertrauend, und mit der einen Hand am Fels der kath. Einheit sich klammernd, mit der ändern ordnend einzugrcifcn, und so viel cs an ihm ist, die Segnungen der Religion der gährenden Masse beizumischen, ans daß das Gebilde, das endlich aus dem Flusse sich krystallisiren soll, eine christliche Form haben wird. Und würde auch der erwünschte Erfolg feilte Mühen nicht krönen, fo hat er wenigstens endlich feine Pflicht getha» — und hat reine Hände. Auch Christus, das Muster aller Seelenhirten, war nicht stumpf und gefühllos für die Größe feiner Nation, sondern voll Begeisterung für dieselbe; und bittere Thränen vergoß sein edles Herz bei bem Gedanken, daß stinVolk, daS er so unendlich liebte und soviel für dasselbe that, blind und starrsinnig und hochmüthig in sein Unglück hineinrannte. Noch aber bleibt eine wichtige Frage zu beantworten übrig. Wie hat sich der Katholik in der nationalen Frage zu benehmen? welches Verhalten ist seiner Würde und seinem Gewissen angemessen? — Er vermeide vor Allem Leidenschaftlichkeit, Uebertreibnng und Ueberstürzuug. Diese sind Auswüchse der sündigen Natur und Hemmnisse der belebenden Gnade von Oben. Die Leidenschaft geht leicht irre; auf jede lieber* spannung folgt Abspannung und Großes braucht immer Weile. Aber er verzage auch im ungünstige» Kampfe nicht. So lange wir die Nationalität christlich pflegen, thim wir nach dem Willen Gottes; und verzögert sich auch der Sieg, so wird und muß er dennoch kommen, und er wird um so süßer und herrlicher sein, je lang ersehnter und thener erkämpfter er war. — Er beleidige im Kampfe den Gegner muthwillig nicht. Liebe und Nachsicht gewinnt; Bitterkeit stoßt ab. Auch die H. Kirchenväter, unsere Vorbilder in Jedem und Allen, hatten mit argen Feinden zu kämpfen, die bald gelehrt, bald auch dumm, bald nur schuldlos irrend, bald aber auch böswillig waren. Sprachen sic auch die Wahrheit gegen Jedermann unumwunden ans, und mußten sic auch heuchlerische Gegner schonungslos entlarven, und die Bosheit, die Bitterkeit der ernsten Wahrheit fühlen lassen, so war doch ihre Polemik immer würdevoll, die christliche Liebe nie verletzend. Auch unsere Polemik sei stets nur die christliche. — Er überschätze seine Nation nicht. Es ist nichts lächerlicher und abgeschmackter, als von sogenannten Nationaltugenden und Untugenden zu spreche» und darnach den Werth oder Unwerth eines Volkes zu bestimmen. Tugend in ihrer wahren Bedeutung ist ohne Gnade eine Unmöglichkeit; denn sie ist wesentlich Werk und Frucht der Gnade. Will man also schon von Nationaltugenden sprechen, so wäre die richtige Anschauung davon etwa folgende: daß sie nichts anderes seien, als das Product der Einflüsse des verschiedenen Temperamentes und Kli-ma's, der Lebensweise, der geschichtlichen Entwicklung und der nachbarlichen Einflüsse, so wie noch vorzüglich des größern oder geringer» Maßes politischer und socialer Freiheit, die einem Volke gegönnt war. Je politisch freier und selbstständiger ein Volk dastand, desto energischer ist sein Wille, desto reger sein geistiges Leben, desto offener und rückhaltloser sein Character; je politisch geknechteter hingegen ein Volk war, je mehr man seine Bildung vernachlässigte oder gar naturwidrig betrieb, je mehr privilegirte Stände cs unter demselben gab, die wie ein Alp das sociale Leben drückten, desto geistig schlaffer, verschlossener und tückischer mußte es notwendig werden; doch si„d btcfc Untugenden nicht soviel dem Lolkc, als vielmehr seinen Zwingherrn auf Rechnung zu schreiben. Die richtige christliche Anschauung von dem Leben der Völker aber ist diese: »Wir alle gingen in der Irre wie Schafe, ein Jeglicher wich ab nach seinem Wege, aber unser al ler Missethat hat der Herr auf ihn (Christus) gelegt. Jsai. 53,6. Durch Christus also ward hinweggenommen die Missethat und durch ihn kam die Tugend auf die Erde wieder. Durch christliche Erziehung wird fromm und tugendhaft jedes Volk, vom kältesten Norden bis zum glühendsten Süden, unter der freisinnigsten Verfassung wie unter dem Drucke des größten Tyrannen. — Er vergesse über der nationalen Begeisterung der allgemeinen Christenliebe nicht. Wir haben cs schon erwähnt, daß die selbstsüchtige Nationalität an und für sich dcr natürliche Gegner der katholischen Idee sei, und das der einseitige nationale Eifer die Zerklüftung der menschlichen Gesellschaft nur vermehre und die Zwietracht und den Haß unter den verschiedenen Nationen nur vergrößere, den das Christenthum eben versöhnen will. Lasset uns demnach zwar unverdrossen fortbauen an dem Gebäude nationaler Freiheit und Gleich-berechtuug, aber lasset uns die Brücken nicht muthwillig abtragen, die mit den Nachbarvölkern uns verbinden, sonst schaden wir dcr Religion und ftmit auch dcr Nation mehr, als wir ihr nützen. — Er bete endlich und arbeite. Arbeiten müssen wir, aber dcr Scgcn muß von Oben kommen. Nie dürfen wir es vergessen, daß das Schicksal dcr Nationen dcr Herr dcr Welten in seinen Händen habe, und daß wir von ihm das Heil und Wohl derselben erflehen müssen. Fühlst du dich also begeistert für das Wohl deiner Nation — wohlan denn, so bete für sie! »Der Herr ist reich für Alle, die ihn au rufen.« Rom. 10, 12. Im Gebete versiegt auch am sichersten die natürliche Abneigung, die uns gegen fremde Nationen beschleichen will; im Gebete vergessen wir am leichtesten der unverschuldet erlittenen Kränkungen und Unbilden; im Gebete erweitert sich das Herz zur allgemeinen Bruderliebe, im Gebete begeistert sich der Wille zur energischen That! — Werden wir auf diese Art Jeglicher nachdem Maße der Kraft, die er empfangen, nach dcr Art des Berufes, der ihm geworden, christlich pflegen die Nationalität: dann sind wir im edelsten Sinne des Wortes christliche Patrioten, wir ebnen die Pfade der allgemeinen Verbrüderung der Nationen und beschleunigen, so viel es an uns ist, das Herbeikommen jener seligen Zeit: wo nicht mehr sein wird Jude oder Heide, Barbar oder Scythe, Deutscher oder Slave, sondern Alles und in allen Christus! Aus dem Sannthale. Schreiben des hochwnrdigsten Bischofs von Agram, Georg Hanlik, an den Patriarchen der serbischen Nation. Der Hochwürdigste Bischof von Agram, von dem Wunsche beseelt, die uns so sehr nothwendige Eintracht mit unfern Brüdern — den Bekemiern des griechisch-nichtunirten Ritns zn erhalten, und besorgend, daß diese Eintracht durch das Geschrei, welches gewisse periodische Blätter wegen der bekannten Frage des Requiems mit so stürmischer Leidenschaft erhoben hatten, gestört werden konnte, hat den 7. März d. I. ein Vertrauens-Schreiben an den Hochwürdigsten Patriarchen abgeschickt, in welchem er von Seiner Seite und von Seite des Clerus die wärmste Liebe gegen die verbrüderte serbische Nation, und insbesondere das zärtlichste Beileid, wegen des höchst betrübenden uuvermutheten Todfalls des Wojvoden und k. k. Generalmajors Stefan Supplikac, an den Tag legt, und zugleich den Hochwürdigsten Patriarchen versichert, daß nur allein ausdrückliche Gesetze und der allgemeine Gebrauch der katholischen Kirche, der er vor allem Ändern gehorchen muß, cs hindern, dem von einigen geäußerten Wunsche rücksichtlich der Abhaltung des Seelenamtes zu entsprechen. Auf dieses Schreiben erfolgte von Seiner Ercellenz dem Herrn Patriarchen eine Antwort vom 8. April d. I., welche, vermöge ihrer Beschaffenheit, einer weitläufigeren Erklärung von Seite Sr. Ercellenz des Bischofs bedurfte. Diese Erklärung wurde dem Hochwürdigsten Patriarchen am 24. desselben Monates abgeschickt. Da aber das Schreiben des Hochwürdigsten Patriarchen auf sonderbare Art in einige öffentliche Blätter gekommen ist, so ist die Notwendigkeit einleuchtend, auch jene Erklärung des Hochwürdigsten Bischofs zn veröffentlichen, welche daher hier folgt: »Hochwürdigster Herr! Da ich der Ansicht bin, daß ich bezüglich der Erfüllung meiner bischöflichen Pflichten nur meinem Gewissen, Gott und dem apostolischen Stuhle verantwortlich bin, so konnte es die Absicht meines, am 7. März d. I. an Sic abgeschickten Schreibens durchaus nicht sein, mich bezüglich meiner Handlungsweise in Betreff des für den verstorbenen hochverdienten Wojvoden der serbischen Nation, k. k. Generalmajor Stefan Snpp-likac abzuhaltenden Todtenamtes — vor Ihnen, Hochwürdigster Herr! zu rechtfertige», ich habe nur die Absicht gehabt, durch dieses humane Verfahren deutlich und sonnenklar vor der Welt zu zeigen, daß, während ich nach dem Geiste und nach den Vorschriften meiner Kirche handle, ich zugleich den herzlichen Wunsch hege, brüderliche Eintracht und gutes Einverständniß mit den Mitgliedern der griechisch - mchtnmrten Kirche zu erhalten. Um so mehr wunderte es mich, ja, mit so mehr that es mir wehe, als ich aus Ihrem am 1. d. M. mit cirili-scher Schrift verfaßten an mich gerichteten werthen Schreiben entnehmen mußte: daß Sie, Hochwürdigster Herr! meinen obbenannten Schritt ganz anders ausgelegt haben, und daß derselbe, statt Sie, wie ich zuversichtlich hoffte, zufrieden zu stellen, Sie vielmehr erbittert hat, wozu ich doch in meinem Briefe nicht die geringste Veranlassung gegeben habe. In meinem erwähnten Schreiben wollte ich mich absichtlich in die theologische Auseinandersetzung dieses Gegenstandes nicht einlassen, da ich zuversichtlich hoffte, daß mir Eure Ercellenz vollkommen Glauben schenken werden, wenn ich betheuere, daß sich die Abhaltung des Seelenamtes für welchen immer zur katholischen Kirche nicht gehörigen Verstorbenen mit den Grundsätzen und kanonischen Vorschriften derselbe» Kirche nicht vertrage. Da aber Eure Ercellenz in dem verehrten Schreiben das Gegentheil behauptet, und meine Meinung für irrig erklärt, so finde ich mich genöthiget, mich in den Gegenstand etwas tiefer einzulassen, und über die Meinungen und Behauptungen Eurer Ercellenz meine Ueberzeuguug offen an den Tag zu legen. Vor Allem will ich gerne zugeben, daß auch Eure Ercellenz mit den Satzungen der römisch-katholischen Kirche bekannt sind, doch glaube ich, oh»e den Anstand zu verletzen, behaupten zu dürfen: daß das Ur-theil eines katholischen Bischofs in der Sache doch mehr Gewicht hat; so wie auch ich und jeder katholische Bischof dieses Uebergewicht rücksichtlich der Grundsätze und der Lehre der griechisch - uichtuuirten Kirche, Ihnen, durchlauchtigster Herr, und jedem anderen Bischof derselben griechischen Kirche ohne alle Einsprache abzutreten bereit sind. Dieses gilt um so mehr von der katholischen bischöflichen Gewalt, da in der katholischen Kirche innerhalb der Gränzen ihrer Principien und ihrer Lehre den einzelnen Bischöfen auch die geringste Willkühr nicht gestattet ist, indem in ihr alles auf das Priucip der Einheit sich gründet, und kein einziges ihrer Mitglieder etwas anders, als dasjenige, was alle in der weiten Welt zerstreuten Bischöfe mit ihrem Haupte, dem rechtmäßigen Nachfolger des Hauptes der Apostel für wahr und gut anerkennen, behaupten darf. Wer sich von diesem Gesetze ansnchmeit wollte, würde eben dadurch aufhören Katholik zu fein.« (Schluß folgt.) Adresse des tu Wien versammelten Cpiscopates an den Kaiser *). Eure Majestät! Der gnadenreiche Gott, von welchem jede gute Gabe kommt, hat, wie wir mit Zuversicht hoffen, Eurer Majestät den hohen Beruf verliehen, die mannigfachen, weitverbreiteten Völker, welche um Habsburgs glänzenden Thron gefchaaret sind, zu kräftigen, zu verjüngen, zum wahren Bruderbande zu vereinigen. Diesem großen Werke ist die Versammlung, zu welcher wir Bischöfe vereinigt sind, keineswegs fremd. Die katholische Kirche ist eine starke Burg allen denen, welche nach den Gütern der Ewigkeit verlangen; aber sic verbreitet ihre segenreichen Einflüsse auch über alle Verhält- *) Wurde im Beisein des gestimmte» Cpiscopates der Wiener Synode Sr. Majestät zu Schönbrunn am 7. Mai, vom Hoch-würdigsten Präsidenten Cardinal - Erzbischof von Salzburg Fürst Schwarzenberg überreicht. nisse des irdischen Lebens. Der feste Grund und die höhere Heiligung, welche die Religion dem Pflichtgefühle darbietet, ist für die sittliche Kraft des Staates ein unumgängliches Bedürfniß. Diese Wahrheit wird in allem Wechsel der Zeiten durch die Geschicke der Staaten bestätiget, und mit Donnerstimme gibt ihr das Jahr 1848 Zengniß, in dessen engem Raume sich eine halbe Weltgeschichte bewegt. Wir sind versammelt, um mit Gottes Hilfe die katholische Gesinnung zu stärken und zu beleben — und zu diesem Ende alle Einrichtungen, durch welche die katholische Kirche für Glauben, Frömmigkeit und Pflichttreue Sorge trägt, in unbeirrt?, kraftvolle Wirksamkeit zu setzen. Eben darum sind wir versammelt, um den Thron Euer Majestät zu befestigen, und für den Frieden und die Wohlfahrt der Allerhöchst Ihrer Leitung anvertrauten Volker mächtige Bürgschaften zu begründen. Als Schüler eines Meisters, welcher gebietet, dem Kaiser zn geben was des Kaisers ist, achten wir es sür eine heilige Pflicht, ohne Säumen den Ausdruck unserer Huldigung au den Thron Euer Majestät niederzulegen. Die Hilfe des Allmächtigen sei der Schild, vor welchem jeder Feind der Eintracht und der Gerechtigkeit ohnmächtig zurück-sinke, die Haud des Herrn zerstreue schnell die Wolken, welche sich noch nm die Zukunft des Vaterlandes legen, und lasse zum Heile von achtunddreißig Millionen den Tag des Friedens und des Glückes wandellos und un- getrübt über Eurer Majestät hohem Haupte leuchten! Gewähren Eure Majestät der katholischen Kirche, zu deren Vertretern wir, wiewohl ohne unser Verdienst, berufen sind, Ihren gerechten, wohlwollenden Schutz, und blicken Sic huldvoll auf die Arbeiten, welche wir begonnen haben. Je vollkommener wir unsere amtliche Thä-tigkeit nach Vorschrift der Kirchengefetze entfalten können, desto mehr werden wir auch für die heiligsten Güter Allerhöchst Ihrer Völker zu wirken, nnd die Unterthanen-trcnc, deren Bethenrnng wir hiemit erneuern, durch die That zu bewähren vermögen. Unser Gebet erhebt sich für Eure Majestät und Ihr erhabenes Haus zum Himmel, und der Allerbarmer wolle cs erhören! Wiener K. Z. Verein des h. Krenzes. Aus der Görzer Erzdiöcefe, 21. Mai 1849. Unser Hochwürdigste Herr Fürsterzbischos hat mittelst eines an den Diöcesanclenis gerichteten schönen lateinischen Hirtenbriefes vom 6. April l. I. die Errichtung von Vereinen des h. Krenzes angeordnet, deren Zweck es sein soll, den christkatholischen Glauben beim Volke in seiner Reinheit zu schützen, unverfälscht zu erhalten, und unter der Fahne des H. Krenzes zu verbreite». Den Vereinsgliedern wird Nachfolgendes empfohlen: 1. Das H. Kreuz selbst. Jedes Mitglied soll dieses besonders verehren, bei sich tragen, und oftmals sich damit bezeichnen. 2. Einzelnes und gemeinschaftliches Gebet. Jedes Individuum nämlich, welches in den Verein tritt, soll täglich des Morgens ein Vaterunser, einen englischen Gruß, ein Ehre sei' Gott und ein apostolisches Glau-bensbekenntiiiß mit wahrer Demnth für Erhöhung unserer H. Mutter, der katholischen Kirche, beten, und wenn es in die Kirche kommt, soll es noch andere Gebete zu diesem Zwecke verrichten. Auch soll man sich häufig versammeln , um Gott zu preisen und ihm Dank abzustatten, daß er uns nicht vernichtet hat. 3. Betrachtung der ewigen Wahrheiten. Dazu sollen die Gläubigen von den Seelsorgern durch Predigte», Homilien, Katechesen und geeignete fromme Bücher angeleitet werden. 4. Freiwillige Gaben, mit welchen für die armen und leseiisknndigen Mitglieder zweckdienliche Bücher angeschafft werden sollen. 5. Versammlung des Vereinsans-schusses an Sonn- und Feiertagen im Pfarr- oder einem anderen Haufe unter beständiger Aufsicht und Leitung des Ortsseelsorgers, um sich über alles, was zur Beförderung des Vereinszweckes nothwendig ist, zu besprechen. Die Seelsorger sind nun bereits bemühet, diesen Verein ins Leben zu ruseu, welcher vom Volke im Allgemeinen mit großem Beifalle anfgenommen wird. Der katholische Frauenverein in Gratz. Dieser Verein, der im November des vorigen Jahres ins Leben- getreten, hat unlängst über seine Wirksamkeit in dem letzten Quartale einen AuSweis veröffentlicht, dessen Einsicht gewiß in jedem katbolischen Herzen den Wnnsch erweckt, daß solche überaus segensreiche Vereine überall sich bilde» möchten. Es haben bereits 574 Frauen sich mit eirnvider zu dem schönen Werk vereinigt, die Armen sorgfältig auszusuchen, mit Lebensmitteln, Holz, nöthigcn Möbeln, Wäsche, Arzneien zu versorgen, ihren Wohuzins zu bezahlen (aus die Hand wird den Armen daö Geld nicht gegeben), in die Familien eine christliche Lebensweise einznführen und besonders die verwahrlosten Kinder in Obhut und Pflege zu nehmen. In den letzten drei Monaten haben die Frauen für die genannten Zwecke bei 600 fl. E. M. verausgabt und überdieß 62 Paar Stiefel und Schuhe, 55 Hemde», 56 Röcke und Kleider, und viele andere Effecten vertheilt. Im Monate April allein wurden 71 arme Familien vom Vereine unterstützt, der auch vor Kurzem ein Haus gcmiethet nnd 13 arme Kinder in gänzliche Versorgung ausgenommen hat. Die Frauen sind wirklich von riitent trefflichen Geist beseelt, und der Segen Gottes ist sichtbar mit ihnen. Sie wirken eben so rastlos und heiter im Berufe der Nächstenliebe, als sie frciniü-thig den katholischen Glauben bekennen. Die Mitglieder unseres Männervereins, der auch eine ähnliche Aufgabe für die männliche Jugend sich gestellt hat, fühlen sich durch das Beispiel des schwächer« (oder soll man sagen stärkern) Geschlechts nicht wenig erbaut und ««geeifert. Personal - Nachricht aus der L