M. uiica Mado'nnina 15 Nr. 2325. Wahlspruch r Was ro!r begehren von der Zukunst Fernen» Das; Brot und Arbeit uns gerüstet stehen. Daß unsere Kinder in der Schule lernen Und unsere Greise nicht mehr betteln gehen D. Herwegh. r Der Echeckkonto 38.415. Zentralorgan des Österreichischen Eisenbahn-Personales. Redaktion: Wien VA, Zentagaffe Nr. 5. NedabtionsschUiß: Zwei Tag« vor de» Erscheine» fcte Blatt««. Sprechstunden ßlld.ifdcn Tag mit Ausnahme der Sonn» und {fcierioge »o» IV Uhr * ^mittags bis V-4 Uhr nachmittags. Jnfcrtionspreis: ■ Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 14 Heller. Bei Iahresauftrag Rabatt. Abonnements-Bedingungen: Halbjährlich...............................Kr. 2-88 Ganzjährlich............................... . S76 Für das Deutsche Reich ganzjährlich 221h. 6 —. Für das übrige Ausland ganzjährlich 9 Franken. Erscheint jeden 1.« 10. und 20. im Monat. Nr. 35 Wien, den 18. Sezember 1912. 20. Sodrg. Sie Kriegsgefahr. Die Kriegsgefahr, die in diesen Tagen wie ein Damoklesschwert über den Häuptern der Völker schwebt, ist noch keineswegs beseitigt, und all die verschiedenen Nachrichten von einer „Entspannung" lassen sich höchstens in die eine Tatsache zusammenfassen, daß eine-Konferenz der Mächte geplant ist. Vorläufig wird dazu nicht allein in den Kabinetten der Staaten des Balkanbundes und der Türkei eifrig vargearbeitet, bei diesen Friedenshände! möglichst viel herauszuschlagen, auch die Großstaaten sind hinter den Kulissen eifrig am Werke, aus der neuen Situation möglichst viel für ihre eigene Machtstellung und für die Expansionsbedürfnisse ihres Kapitals zu ergattern. Diese Absicht klang aus der kühlen Rede des französischen Ministerpräsidenten Poiucars heraus, die sich nur insofern vorteilhaft von der Rede des deutschen Kanzlers Beth-mann-Hollwegs unterschied, als sie die Phraseologie des Paukbodens vermied. Aber von einer beruhigenden Friedenszuversicht war, wenn man die staats-wannistzen Redewendungen auf ihren wirklichen Kern untersucht, nichts in Poincarös Rede zu finden. Auch die friedenssicheren Kommentare, die Paincares Worte w for offiziösen und halboffiziösen internationalen stresse finden, klingen viel zu gedreht und erkünstelt, um den Eindruck ehrlicher Ueoerzeugung zu hinterlaßen. Einen wenig Vertrauen erweckenden Eindruck dürfte auch der Gesetzentwurf über die Kriegsleistungen hervorrufen, den die österreichische Regierung vor einigen Tage dem Parlament zur schleunigen Beschlußfassung unterbreitet hat. Das Gesetz, das dicRe-gierung verlangt, soll nämlich die Vorbedingung schaffen, damit im Falle einer Mobilisierung die unter den Fahnen stehende Wehrmacht sich reichlich und rasch mit allem versorgen kann, was zur Fortbringung, Unterkunft und Ernährung der aufgebotenen großen Mafien an Menschen und Tieren notwendig ist. Wie das geschehen soll, das ist in seiner Art für die Arbeiter und die gesamten produktiven Stände so folgenschwer, daß es den völligen Zusammenbruch aller bisherigen gewerkschaftlichen Kulturarbeit bedeutet, und daß es außer der Beseitigung aller Staatsgrundgesetze einem vollständigen Ruin der gesamten Volkswirtschaft gleichkommt. In den: § 4 des Gesetzentwurfes wird nämlich in Bezug auf die „persönlichen Dienstleistungen" bestimmt: „Zu persönlichen Dienstleistungen für Kriegszwecke können alle arbeitsfähigen männlichen Zivilpersonen, die das fünfzigste Lebenswahr noch nicht zuriickgelegt haben, herangezogen werden." Das ist keineswegs, wie die schwachsinnige bürgerliche Prefie in ihren Kommentaren meint, nur eine Erweiterung der Landsturinpflicht, die heute beim vollendeten 42. Lebensjahre endet. Das bedeutet, daß jeder Manu, der noch nicht 50 Jahre alt ist, einfach sofort, sobald mobilisiert ist, zu „per» sönlichen Dienstleistungen" herangezogen werden kann. Welcher Art diese Dienstleistungen sind, das richtet sich nach dem Bedarf, denn eben die Kriegsführung erheischt. Die Militärbehörde, der das Recht zusteht, überall, wo sie will, die männlichen Personen, die noch nicht über 50 Jahre alt sind, zu Dienstleistungen zu kommandieren, wird natürlich auch darüber bestimmen, zu welchen Dienstleistungen jeder einzelne zu verwenden sei. Natürlich wird man jene Berufe, die für die B e f ö r d e r u n g und V e r-pflegung der kriegerischen Wehrmacht gebraucht werden, auch weiterhin bei ihrer Berufsausübung belassen. Die Eisenbahner werden dem Verkehr nicht entzogen werden können, aber die Militärbehörde wird darüber zu bestimmen haben, wo und an welchen Orte sie vor allem gebraucht werden Für einen solchen Fall würden nntriilich. auch die Eisen- bahner der militärischen Straf- und Disziplinargewalt unterstehen, womit zunächst für sie das K o a l i t i o n s r e ch t außer Wirksamkeit gesetzt wäre. Jeder Arbeiter müßte, wenn es die Militärbehörde befiehlt, bei dem Unternehmer bleiben, mag dieser auch wie immer den Arbeiter behandeln! Die Tarifverträge, durch die sich die Arbeiter durch ihre Organisationen ein bestimmtes Lohneinkommen gesichert haben, werden natürlich gleichfalls hinfällig, denn der Lohn wird im V e r-o r d n u n g s w e g e festgesetzt. Es hat mit einem Worte der bürgerliche Rechtsstaat aufgehört zu existieren, und alle seine Grundlagen von Recht und Gesetz sind durch ein militärisches Machtwort beseitigt. Nach § 9 des Gesetzentwurfes hört, sobald alles das eintritt, auch alles übrige bürgerliche Recht auf, zu sein, und der Arbeiter, der für militärische Zwecke Dienste leistet, untersteht der militärischen Straf- und Disziplinargewalt. Der Mann, der also niemals militärische Dienste geleistet hat, der die exemplarischen Strafandrohungen des Militärstrafgesetzbuches gar nicht kennt, der nicht weiß, das beim geringsten Vergehen das im bürgerlichen Leben nicht einmal als eine Uebertretung im polizeilichen Verordnungswege geahndet werden kann, die schwersten Strafen drohen, soll mit etnentmal der Macht eines militärischen Vorgesetzten preisgegeben sein. Die schwersten Gefchntn würden sich aus einem solchen Zustand schon bloß deshalb ergeben, weil, der Zivilist, dem die militärische Subordination fremd ist, und der eine freiere _ Umgangsweise und eine freiere Auffassung aller Dinge gewohnt ist, einfach sich in die ihm weltfremden militärischen Kriegsartikel gar nicht hineinfinden könnte. Und dann denke man sich erst die wirtschaftlichen Folgen aus, die entstehen müßten, wenn man in einer Zeit, wo ein Krieg ohnehin alle Daseinsbcdingungen in schwere Mitleidenschaft zieht, alle Männer, die unter 50 Jahre alt sind, ihren Familien entzieht und aus der normalen Beschäftigung herausreißt! Was heute im Arbciterstand über 50 Jahre alt ist, das ist ein im beruflichen Leben meist schon verbrauchtes Mcnscheumaterial, das für die Produktion kaum mehr eine vollwertige Kraft darstellt. Das hieße einfach her gesamten Volkswirtschaft alle Kräfte entziehen, und das in der Produktion treibende Lebenseleincnt mit der Wurzel ausreißen. Das müßte zu einer Desorganisation und Verheerung führen, die nicht nur alle wirtschaftlichen Erfolge der Arbeiterschaft auf Jahrzehnte hinaus unwiederbringlich vernichten würde, die auch alle Kultur überhaupt rettungslos in Grund und Boden stampfen müßte. Gebe es heute in Oesterreich auch nur eine bürgerliche Partei, die nicht geistig vollständig bankerott wäre, sie müßte gegen einen solchen Gesetzentwurf Sturm blasen. Denn in letzter Linie träfe eine solche Verheerung, die durch dieses Gesetz angerichtet werden müßte, den Staat mit, indem es das Versiegen seiner eigentlichen Lebenssäfte bedeutet. Ganz davon zu schweigen, daß die gesamte bürgerliche Rechtsgrundlage durch eine Militärdiktatur umgekrempelt werden soll, wäre es ein Aderlaß an der Kultur und Volkswirtschaft bis zum Weißbluten. Aber die ganze bürgerliche Presse schweigt, schweigt wie wenn es sich um irgendeine gleichgültige formale Nebensächlichkeit handeln würde. Nur das „Deutsche Volksblatt" muß das Geheimnis verraten, weshalb ein solcher Gesetzentwurf schon jetzt den stillen Beifall der Bourgeoisie findet, indem es mit heimlicher Freude konstatiert, daß der § 6 des.Gesetzentwurfes „gegen d i e S t r e i k a g i t a t i o n der Sozial d e m o* traten Vorsorge treffen w il l". Und so lehrt auch in dieser schweren Zeit dieser Anlaß aber- mals den Arbeitern, daß die bürgerlichen Parteien und ihre Presse alles, selbst die eigenen politischen Rechte preiszugeben bereit sind, wenn es gegen die Arbeiter geht, und diese als organisatorische Macht getroffen werden sollen. Die Vorlage der Regierung wird daher mit einigen kleinen durch die Opposition der Sozialdemokraten bewirkten Verbesserungen zweifellos vom Haus beschlossen werden, denn die nativ nalverbändlerische und christlichsoziale Kriegsstim mung arbeitet prompt und sicher. Ser christliche Gewerkschaftskongreß Seutschlandr. Unterwerfung unter das Diktat des Papstes. Der Gesamtausschuß der christlichen Gewerkschaften Deutschlands chatte in seiner Sitzung am 21. November beschlossen, auf den 26. November 1012 einen außerordentlichen Kongreß der christlichen Gewerkschaften nach Essen einzuberufen, um zur päpstlichen Enzyklika, die wir in unserem Blatt vom 1. November ausführlich besprachen, Stellung zu nehmen. Die Tatsache allein, daß die christlichen Gewerkschaftsführer wegen der Enzyklika einen Kongreß äbznhalten für nötig erachteten, ist Beweis dafür, welche Bedeutung sie der Kundgebung des Papstes beilegen. Der Kongreß sollte die Beunruhigung beseitigen, die durch die Enzyklika bei den Mitgliedern der christlichen Gewerkschaften hervor-gerusen wurde. Die ganze Regie des Kongresses war nun darauf zugeschnitten. Die „Führer" gefielen sich in scharfen Worten gegen ihre Berliner Widersacher, ließen aber kein Wort gegen den Papst fallen. Mm: suchte den Schein zu erwecken, als ob alles beim alten bleiben werde, denn die Enzyklika sei ja nur von den Gegnern falsch ausgelegt worden. Dem oberflächlichen Beobachter könnte es danach ja wohl erscheinen, als ob sich die christlichen Führer als mannhafte Kerle gezeigt hätten. Aber der ganze Rummel war nur Blendwerk. Um ihre Rolle besser durchführen zu können, hatten sich die christlichen Gewerkschaftsführer hinter die Bischöfe gesteckt; durch Vermittlung des Paderborner Bischofs gelang es ihnen so, eine „Interpretation" der Enzyklika zu erwirken, mit der sie sich einverstanden erklärten. Die bischöfliche „neue Interpretation" ist aber nur Wortklauberei, den Wortlaut der Enzyklika in deutscher Sprache haben die deutschen Bischöfe ja selbst fest-gestellt. Ihre Interpretation bedeutet also an und für sich nichts und inhaltlich auch nichts. Durch die Anerkennung der Enzyklika selbst und durch die „Interpretation", weiter aber noch durch die Reden, die S t e g e r w a l d und G i e s b e r t s gehalten, haben die christlichen Gewerkschaftsführer aber dargetan, wes Geistes Kinder sie und ihre Organisationen find. Die ultramontane „Kölner Korrespondenz" hat die christlichen Gewerkschaftsführer ganz richtig, eingeschätzt, als sie dem Essener Kongreß folgenden „Begrüßungs"artikel widmete: „In seiner Enzyklika Singular! quadura lnsut 2t. Sep tember d. I. erklärt der Papst, er wolle den Anschluß katho-kischer Arbeiter an die sogenannten christlichen Gewerkschaften auf Widerruf dulden 1. wenn die sogenannten christlichen Gewerkschaften (dem Wunsche der Osterkonfcrenz entsprechend) im vollen Einklang mit der katholischen Glaubens- und Sittenlehre Bleibe«, das heißt, ihre nichtkonfessionelle Basis einfach aufgeben und sich auf den katholischen Boden stellen; 2. wcNn sie durch die Bischöfe und durch ihre eigenen katholischen Mitglieder bezüglich jenes Einklanges kontrolliert werden; 3. wenn die katholischen Mitglieder sich konfessionell katholischen Arbeitervereine» anschließen; 4. wenn sie sich auf solche nichtkatholische deutsche Landstriche beschränken, welche sich als Wirkungsterrain für die Berliner katholischen Zachabteilungen (die mit aller Straft gefördert werden'sollen!) nicht eignen. Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auflage von 50.000 Exemplaren. -WU Wenn, wenn, wenn, wenn. Halten sich die sogenannten christlichen Gewerkschaften an diese vier Bedingungen, so sind wir mit ihnen zufrieden, und diese unsere Versicherung dürfte den Herren in Köln und München-Gladbach zur nicht geringen Beruhigung gereichen. Dabei verlangen wir nicht, daß die Herren sich ausdrücklich durch öffentliche Erklärungen und Zustim-mungen unterwerfen, sie brauchen nur faktisch daszutun, was der Papst von ihnen wünscht, und können dabei unsertwegen dem Publikum vorgaukeln, es würde nichts geändert. Die bittere Pille, die wir längst angekündigt hatten, wurde ihnen ja auch mit etwas Sirup gereicht, weshalb sich die Wirkungen er st nach einiger Zeit fühlbar machen werden. Aber werden sie sich t a t s ä ch l i ch fügen? Am 21. November ist ein außerordentlicher Gewerkschaftskongreß beschlossen worden, der bereits am 26. November im Städtischen Saalbau zu Essen stattfinden soll. Aus Kreisen, die es wissen können, wird uns geschrieben, daß dem Kongreß eine Erklärung unterbreitet und zur Annahme empfohlen werden soll, welche folgendes besagt: 1. Die sogenannten christlichen Gewerkschaften unterständen als interkonfessionelle Gebilde nicht der päpstlichen Autorität, deshalb sei die Enzyklika -auch nicht an die Gewerkschaften als solche gerichtet; 2. die Tätigkeit der sogenannten christlichen Gewerkschaften sei eine rein wirtschaftliche, sie sei daher durch ihre Natur dem kirchlichen Einfluß entzogen; 3. die sogenannten christlichen Gewerkschaften würden von ihren katholischen Mitgliedern n i e etwas verlangen, was mit der katholischen "ehre im Widerspruch stände, und sie hätten das auch me getan. — Letzteres hat Herr Adam Stegerwald, der in Essen das Referat über die Enzyklika halten soll, bereits ~ 3:. *n einer großen Versammlung in Köln erklärt. Drese Erklärung war von einer dem Kardinal Fischer nahestehenden Seite gewünscht worden. Man hoffte dadurch die Wolken, die damals schon bedrohlich von Süden her am Honzont heraufgezogen, zu zerstreuen. Es bestand und besteht noch die Msicht, den Namen der sogenannten christlichen Gewerkschaften aufzugeben und die Gebilde »nationale« oder »deutsche« Gewerkschaften zu nennen. Aber das würde in Rom nicht verfangen. Es kommt nicht auf den Namen, sondern auf die Sache an, und man weiß in Rom ganz genau, daß auch die bisherige Bezeichnung »christlich«, wie Generaldirektor Dr. Pieper (München-Gladbach) in einem Vortrag zu München vor einigen Jahren unverblümt zugab. weiter nichts als ein Köder war. Wir glauben nicht, daß die Gewerkschaftsführer den naiven Versuch machen werden, Nom durch eine Aenderung der Mi-ette zu täuschen. Sie werden sich fügen, ohne daß dreMasseetwasvonihrerNiederlagemerkt. Auf einen Krieg mit Nom lassen sie es nicht ankomme», und ein Kleinkrieg würde ihre Vernichtung nurverzögern." Die „Prophezeiung" der „Kölner Korre-sponden z". die „ihre" Leute genau kennt und hinter die Kulissen zu schaue,i vermag, ist eingetroffen. Aus den V e r h a n d I u n g e n des Kongresses geben wir im folgenden das Wichtigste wieder: Der Vorsitzende des Zentralvorstandes, Reichs-iagsabgeordneter Schiffer, schlug zunächst vor, in einem Telegramm an den Kaiser auszudrückeu. daß die hier versammelten Vertreter von 360.000 christlich-nationalen Arbeitern das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue erneuerten und bereit seien, für des Vaterlands Große und des deutschen Volkes Ehre jederzeit ein-zutreten. Der Vorsitzende erklärte in seiner Begrüßungsrede, es bedürfe wohl kaum der besonderen Hervorhebung und Betonung, daß auch in der gegenwärtigen Lage für die christlichen Gewerkschaften kein Grund vorhanden sei, irgendeine Aenderung eintreten zu lassen; es bleibe bei den Dresdener Beschlüssen. I n den letzten 48 (Stunden habe die (Streitfrage eine bedeutsame Wendung erfahren. Es handelte sich nämlich um eine neue Feuilleton. Wien und Basel. Es gibt nur a Kaiserstadt. Es gibt nur a Wien. ES ist gerade 11 Uhr. Aus der Schule kommen der Reihe nach die A-B-C-Schützen von Basel heraus. Sie stellen sich in Reih und Glied auf, ein jeder sucht seinen Kameraden, mit dem er den längsten Weg zu gehen hat. Als der letzte Knabe sich angeschlossen hatte, bemerkte ich, daß wohl gute 60 Prozent der Kinder Brillen tragen. Ich schritt auf den rückwärts stehenden Lehrer zu. grüßte und bat ihn um Aufklärung über die seltsame Erscheinung. Ich erhielt dieselbe in einer Weise, daß ich aus der Verwunderung nicht herauskam und es für meine Pflicht halte, dies auch jenen mitzuteilen, die es nicht miterleben konnten. Der Lehrer sagte: „Die Brillen meiner Kinder stammen vom Schularzt. Sobald das Kind zum erstenmal die Schwelle der Schule überschreitet, wird es vom Schularzt genauest untersucht und dieser entdeckt verschiedene physische Defxkte, die den Eltern entgangen sind. Die Mehrzahl der Kinder haben Sehstörungen und Zahndefekte. Wenn der Grad der Kurz- oder Weitsichtigkeit der Kinder festgestellt ist, werden ihnen auf Gemeindekosten Brillen angefertigt und je nach der Augenstärke oder -Schwäche verändert." „Dasselbe," so teilte mir der Herr Lehrer mit, „gilt für die Zahnpflege. Sind die Zahndefekte festgestellt, dann bekommt das Kind eine Anweisung für die Zahnklinik, in welcher Plombierungen und Zahnersatz auf Kosten der Gemeinde für die mittellosen Kinder gemacht werden." „Und von wo nehmen Sie denn die Bedeckung für die Schulärzte und der nötigen Behelfe her?" so fragte ich den Lehrer. Selbstbewußt antwortete er: „Aus der Proportional-«inkommenstener." „Habt ihr denn das Proportionalsystem hier eingeführt?" »Nun natürlich", gab er mir zur Antwort. Da der Lehrer sah, daß ich mich für dieser Gebiet interessierte, lud er mich zur Besichtigung der Schule ein, welcher Einladung ich gern folgte. Interpretation einzelner Stellen der Enzyklika d u r ch d i e B i s ch ö f e, die in Fulda versammelt waren. Schiffer teilte weiter mit, daß er ermächtigt sei, zu erklären, daß die Reichsregierung von der Enzyklika vor ihrer Veröffentlichung keine Ahnung gehabt habe. Der Reichskanzler habe besonderen Wert darauf gelegt, daß dies heute in Essen vor dem Kongreß erklärt werde. Den Hauptbericht erstattete Sekretär Stegerwald über den einzigen Punkt der Tagesordnung: Die Stellung der christlichen Gewerkschaften zu der durch die Enzyklika geschaffenen L-a g e. Nach einigen Vormerkungen über die Entwicklung des Gewerkschaftsstreits im katholischen Lager gibt Stegerwald einen Uebcrblick über die zahlreichen Auslegungen, welche das päpstliche Rundschreiben in der Presse der verschiedensten Richtungen gesunden hat. Eine vielseitigeres uslegung könne man sich kaum denken. In dieser verwirrenden Situation ein Wort der Klärung zu sagen, sei der Ausgangspunkt des Vortrages. Gegenüber der Einwendung seitens der katholischen Fachabteilungen, die christlichen Gewerkschaften hätten sich bezüglich ihrer Stellung nach der religiös-sittlichen Seite nirgends programmatisch und bindend festgelegt, verweist Stegerwald auf seine diesbezüglichen namens des Vorstandes des Gesamtverbandes am 2. März 1912 in einer Kölner Versammlung abgegebenen Erklärungen, in denen es unter anderem heißt: „Die christlichen Gewerkschaften sind gegründet zu dem Zwecke, um auch den gläubigen katholischen und evangelischen Arbeitern eine Organisation zur Verfolgung ihrer gewerkschaftlichen Interessen zu bieten, in der den einzelnen Mitgliedern keinerlei Anschauungen oder Handlungen im privaten oder öffentlichen Leben, insbesondere auch in Angelegenheiten des wirtschaftlichen Gebiets, zugemutet werden, die unvereinbar sind mit den Glaubens- und Sittenlehren der katholischen, beziehungsweise evangelischen Kirche, so wie sie in diesen von der zuständigen Autorität gelehrt werden. Auf diesem Boden haben die christlichen Gewerkschaften stets gestanden und werden sie in Zukunft stehen. (Bravo!) Die christlichen Gewerkschaften beschränken statutgemäß ihr Arbeitsgebiet in der Behandlung praktischer Fragen wirtschaftlicher Natur, die Interessenvertretung der Arbeiter im Arbeitsverhältnis und was damit zusammenhängt. Die Pflege des religiösen und sittlichen Lebens weise sie deshalb der Kirche, den Familien und den konfessionellen, insbesondere den Standesvereinen zu..... Die Vertreter der christlichen Gewerkschaften haben niemals verkannt, daß im Wirtschaftsleben, wie auch sonst, im Leben, Fragen auftauchen können, die das religiös-sittliche Gebiet berühren Mit Rücksicht darauf haben die christlichen Gewerkschaften stets dem zweiten Miede der christlichen Arbeiterbewegung, den konfessionellen Arbeiter-, Gesellen- und Jugendvereinen, die größte Bedeutung zugemessen." „Weitere Garantien und Verpflichtungen wie in dieser Rede können die christlichen Gewerkschaften nach der religiös-sittlichen Seite nicht übernehmen." So ergänzt heute Stegerwald seine damaligen Erklärungen. Er teilt weiters mit, daß ein Bischof ihm mit Bezug darauf gesagt habe: „Mehr verlangt auch keine kirchliche Behörde." liebet die Möglichkeit des Zusammenarbeitens von Evangelischen und Katholischen in den christlichen Gewerkschaften sagt Stegerwald: „Freilich bestehen für die Orientierung des Gewissens der einzelnen im evangelischen und katholischen Lager unterschiedliche Normen. Diese Unterschiede gehen aber nicht so weit, daß sie für vernünftige und duldsame Menschen ein Zusammenarbeiten in einer wirtschaftlichen Organi- Im Konferenzzimmer stand eine Dezimalwage. Monat für Monat werden die Kinder gewogen, um die körperliche Gewichtszunahme zu kontrollier.. Das Ergebnis der Abwage und der Größenmessung wird auf zwei Formulare niedergeschrieben, wovon ein Exemplar dem Schuldirektor und das andere den Eltern des Kindes eingehändigt wird. Der Arzt vermerkt in die Rubriken, wieviel das Kind zu- oder abge-nommen hat und welche Mängel er sonst an der Haltung oder an dem Wachsen des Kindes wahrgenommen hat. In der Anmerkung wird dies den Eltern mitgeteilt und Verhaltungsmaßregeln zur Behebung gegeben; zum Beispiel: mehr Fleischkost, mehr Milch, mehr Gemüse, weniger Kartoffel, weniger Brot, etwas Honig, diel Aufenthalt in der frischen Luft zc. In jeder Schule ist auch ein Musikzimmer, weil Violin-und Klavierspiel mit zu den obligaten Lehrgegenständen gehören. „Hier wird die »Herzpflege« besorgt", erklärte mir der Lehrer. Die körperliche Entwicklung wird im Sommer und im Winter auf einer gedeckten staubfreien Veranda gefördert, auf welcher verstellbare Wände die Zugluft und den Wind fernhalten. Der Turnunterricht wird je nach der Körperkonstitution des Kindes individuell geleitet. Daß jede Schule Schulbäder besitzt, ist eine ganz selbstverständliche Sache. Dagegen fehlen die Schulkapßllen und werden die Kinder auch sonst nicht zwangsweise in die Kirche geführt. In den Schulräumen selbst herrscht die peinlichste Sauberkeit. Die schönsten Gebäude, die Basel zieren, sind Schulen. So in 25 a f e j..., Als in Wien vor Jahren im Gemeinderat die Sozialdemokraten verlangten, daß Schulärzte und -Bäder eingeführt werden sollen, gab der Landesausschub Bielohlawek höhnend zur Antwort: „Na, freilich, das wäre den jüdischen Aerzten recht, wenn sie unsere Madeln »untersuchen« könnten. Öffentliche Bäder für Schulkinder führen zur Schweinerei." So in Wien.... ' . ' Auf einem der größten Plätze in Basel steht eine mächtige Kirche. An der großen, mit Eisen beschlagenen Tür hängt ein Zettel mit der Aufschrift: Städtisches Museum. sation unmöglich machen können." Die heutige Methode genüge allen Anforderungen. Stegerwald sprach dann über die Stellung der evangelischen Arbeiter innerhalb der christlichen Gewerkschaften. Sie bilden, so führte er aus, kein Anhängsel, sie sind gleichberechtigt. Man werde mit ihnen zusammenarbeiten, soweit nicht höhere Interessen dadurch verletzt würden» Stegerwald bespricht min die Enzyklika. Er führte aus: Die Enzyklika entsprang nicht der Initiative der Kurie, sondern wurde erlassen nach langjährigem Drängen der katholischen Fachabteilungen. Sie verfolgt den friedlichen Zweck, den nun feit zwölf Jahren andauernden Streit im katholischen Lager zu beenden. Sie enthält Stellen, die sehr große Beunruhigung hervorgerufen haben, und die ausgelegt worden sind, als sei den Katholiken der Beitritt zu den christlichen Gewerkschaften nur gestattet unter der Maßgabe, daß diese allmählich absterben. Das sei aber eine falsche Auslegung, er habe durch den Bischof Dr. Schulte von Paderborn erfahren, daß an eine solche Interpretation von den in Fulda versammelten Bischöfe niemand gedacht habe. Dr. Schulte habe mit Kardinal Kopp korrespondiert. Kopp seinerseits habe sich wieder mit den anderen deutschen Bischösen in Verbindung gesetzt und das Resultat sei folgende Interpretation der strittigen Stellen: „1. In dem Satz: »Die soziale Frage und die mit ihr verknüpften Streitfragen über Charakter und Dauer der Arbeit, über die Lohnzahlung, über den Arbeiterstreik, sind nicht rein wirtschaftlicher Natur und somit nicht zu denen zu zählen, die mit Hintansetzung der kirchlichen Obrigkeit beigelegt werden können«, ist letztere Wendung nicht so zu verstehen, als.ob die kirchliche Obrigkeit beanspruche, mit der praktischen Erledigung solcher Fragen in den einzelnen Fällen irgendwie befaßt zu werden. Die Wendung besagt vielmehr, daß die Kirche das Recht und die Pflicht habe, zu derartigen Streitfragen, insoweit sie das Sitte ngesetz berühren, auch ihrerseits Stellung zu nehmen, um durch Hinweis auf die richtigen Grundsätze die in Betracht kommenden Gläubigen vor sittlichreligiösem Schaden zu bewahren. 2. Der Satz: »Hieraus folgt, daß derartige sogenannte konfessionell katholische Vereinigungen sicherlich in katholischen Gegenden, und außerdem in allen anderen Gegenden, wo anzimehmen ist, daß durch sie den verschiedenen Bedürfnissen der Mitglieder genügend Hilfe gebracht werden kann, gegründet und auf jede Weise uiiterstützt werden müssen«, besteht überall dort als eine Vorschrift des apostolischen Stuhles zu Recht, wo nicht die für Deutschland bezüglich der christlichen Gewerkschaften gemäß den Wünschen der Bischöfe ti o r g e s eh e n c Ausnahmsstellung.zutrifft. Eine Aufteilung der deutschen Diözesen, deren Bischöfe für ihr ganzes Diözesan-gebiet um Zulassung der christlichen Gewerkschaften gebeten haben, in solche Gebiete, wo das Feld der Berliner Richtung sein solle, und in andere Gebiete, wo die christlichen Gewerkschaften existieren dürfen, ist in der Enzyklika durchaus nicht ungeordnet worden. Eine solche Aufteilung des Diözesan-gebiets brächte, was der Heilige Vater gerade verhüten will, erst recht Wirrwarr und Unfrieden. 3. Die Mahnung des Heiligen Vaters an die Bischöfe, »sorgfältig das Verhalten dieser Vereinigungen zu 'beob-achteu und darüber zu wachen, daß den Katholiken aus der Anteilnahme an ihnen kein Nachteil erwächst«, erklärt sich in ihrem letzten Teil von selbst, und in ihrem ersten Teil aus dem vorhergehenden Satz, an den sie mit dem Worte »Darum« angeschlossen ist. Es wird niemand den Bischöfen das Recht bestreiten können, sich zu orientieren, ob irgendwelche Organisationen, also auch ob die hier in Rede stehenden christlichen G e-werkschasten grundsätzlich oder tatsächlich zur Kirche oder kirchlichen Lehre in Gegensatz treten. Die Beobachtungspflicht der Bischöfe bezieht sich nicht auf die wirtschaftliche Tätigkeit der christlichen Gewerkschaften. sondern darauf, ob den katholischen Arbeitern Wir treten ein und bemerken vorn ein Stück Geschichte der Schweiz. Was an Heimat- und Völkerkunde aufzutreiben war. ist dort nach Zeitabschnitten zusammengestellt worden. Junge Männer und Frauen aus den höheren Schulen sitzen dort mit ihren Paletten und zeichnen mittelalterliche Kunstgegenstände. Als ich das Museum verließ, fragte ich am Ausgang den Wärter, ob es nicht schwere Kämpfe abgefetzt habe, bevor man die Kirche in ein Museum umwandeln konnte. „Durchaus nicht", gab der Mann zur Antwort. „Ein religiös gesinnter Mann habe eine große Stiftung zum Bau einer neuen Kirche geschaffen. Die Kirche mußte also erbaut werden. Als sie fertig war, war eine zu viel und da hat der Stadtrat beschlossen, die überflüssige Kirche für einen würdigen Zweck einzurichten." „Das Würdigste für eine Kirche ist ein Museum", so erklärte mir der Diener. Die Schamröte lief mir bis über die Ohren. „Der würdigste Zweck für eine überflüssige Kirche ist ein Museum"..., So in Basel.... In Oesterreich werden längst aufgehobene Kirchen von den allerhöchsten Herrschaften wiederum installiert. Würde eine überflüssige Kirche zu einem Museum umgewandelt werden, da würden Regierungen fallen, Straßenkämpfe sich abspielen und das Blut der guten Christen würde in Strömen verspritzt werden. Denn nach dem Begriff unserer Stadtgewaltigen ist ein Museum ein gar profanes Ding. So in Wien..,, * * . * Daß die Stadt Basel eine eigene Arbeitslosenversicherung hat und für die Arbeitslosen der Stadt eigene Schreibund Lesezimmer unterhält, muß -besonders vermerkt werden. „War die Errichtung einer Arbeitslosenversicherung für den Stadtrat eine leichte Sache i" so fragte ich den anwesenden Diener. „O ja, ganz gewiß, die ganze Stadt wollte es; denn diese Einrichtung trägt sowohl für die Versicherten, als auch für die Geschäftswelt, reichliche Zinsen", antwortete mir der Diener dieser Anstalt. SoinBasel.... Wie lange wird es in Oesterreich dauern, bis sich die Regierungsmänner oder die Stadtgemeinden zu einer solchen Ansicht bekennen werden? Wer bei uns qus dem ArmenfondS eine Unterstützung' erhält, wird mit dem Verlust des Wahlrechtes bestraft! So in Wien. ,, MF* Sorget dafür, dnfi der „Eisenbahner" auch vom reisenden Publikum gelesen werdet "TBE3 aus der Mitgliedschaft kein sittlich-religiöser Schaden erwächst. 4. Bei dem Sah: »Sollte unter ihnen noch irgendeine Schwierigkeit bestehen, so ist zu deren Lösung der gewiesene Weg folgender: sie sollen sich an ihre Bischöfe um Rat wenden, und diese werden die Sache an den Apostolischen Stuhl Berichten, von welchem sie entschieden wird«, ist nicht gemeint, daß gewerkschaftliche Schwierigkeiten von den Bischöfen dem Heiligen Vater zur Entscheidung vorgelegt werden sollen, es handelt sich vielmehr, wie aus dem Vorhergehenden sich ergibt, lediglich um eine päpstliche Mahnung an die deutschen Katholiken, fortan bei etwaigen Meinungsverschiedenheiten auf dem rechten Instanzenwege zu bleiben und die Bekämpfung untereinander einzustellen. Es ist fraglos das Recht der Katholiken, in ihren Gewissens-angcleaenheiten den Rat, beziehungsweise die Entscheidung ihrer kirchlichen Oberen einzuholen. 5. Die Wendung im vorletzten Abschnitt der Enzyklika: »wo in Anbetracht der Ortsverhältnisse die kirchliche Obrigkeit es für gut befunden hat, solche Gewerkschaften unter gewissen Vorsichtsmaßregeln zuzulassen«, bedeutet keine Einschränkung gegenüber der generellen Fassung, in der im Ab-schnitt »In dieser Hinsicht« die Zulässigkeit der christlichen Gewerkschaften für die deutschen Diözesen erklärt worden ist." Stegerwald erklärte dazu: „Den hier niedergelegten Grundsätzen sind die christlichen Gewerkschaften stets gerecht geworden." Gegen falsche Auslegungen der „Berliner" werden sich die christlichen Gewerkschaften zu wehren wissen. „Fangt nur einmal inii der Konstruktion katholischer und gemischter Gebiete an und sucht damit das Ausbreitungsgebiet der christlichen Gewerkschaften cinzu-cngcn. Sitz Berlin wird bei diesem Bestreben an den christlichen Gewerkschaften eine unbestürmbare Mauer, eine uneinnehmbare Festung finden. Agitatorische Schwierigkeiten habe man von den „Berlinern" nicht zubbefürchten. Das sozialwirtschaftliche System der „Berliner" ist untauglich, weil es die Arbeiter der Willkür der Unternehmer ausliefert. Eine kirchliche Beaufsichtigung der Gewerkschaften in ihren E i nz c l m a ß n a h m e n bei Vertretung der Ar-beitcrintereffen wäre undurchführbar. Die Gewerkschaften können nicht etwa geistliche Beiräte mitbringen bei Verhandlungen mit den Unternehmern. Viele der letzteren wie auch der Sozialdemokraten würden die Mitwirkung der Geistlichen bei Regelung sachlicher und gewerblicher Angelegenheiten ablehncn. Zu ersprießlichen Verhandlungen gehört ferner eine Menge Fach- und Sachkenntnisse, die nur der Gewerbeangehorige sich ancigncn kann. Aber auch den Religionsgesellschaften selbst würden bei einer Einmischung m gewerkschaftliche Einzelfragen unübersehbare Schwierigkeiten erwachsen. » «• Gewerkschaftsbewegung darf nicht einseitig vom nrchlich-seelsorgcrischen Standpunkt aus betrachtet werden. Sie mutz vielmehr gewürdigt werden als ein notwendiges Glied des m seiner Neubildung begriffenen Wirtschaftsorganismus. Alles drängt darin zur organisierten Zusammenfassung der wirtschaftlich gleich Interessierten. In dieser Entwicklung können und dürfen die Arbeiter nicht Zurückbleiben. Sie dürfen ebensowenig dabei ihre Stellung durch unnötige Zersplitterungen gegenüber den einheitlichen Organisationen der übrigen Stände schwächen; vor allem müssen sie der mächtigen Arbeit-geberorganisakian eine Gewerkschaft von entsprechender wirtschaftlicher Bedeutung cntgegenstellcn können. Die Massenarmee der Lohnarbeiter strebt naturgemäß nach einem ? ,a'ltci1 an den Erfolgen der produktiven Arbeit, stebc ® Hnb0C»^i» kann das unmöglich bewirken. Da- befähigt und imstande sind" an UmÄJS und Umgestaltung dieses gewaltigen Organismus mitzu-wrrkcn. Wenn die christlich-nationale Arbeiterschaft sich nicht in die Ecke drücken und diese Arbeit der Sozialdemokratie allein überlasse» will, dam, bleibt ihr Nichts anderes übrig, als die Verbindung in starken, ein-fluhrelchcn Organisationen, lhib das sind heute neben den fi^talöcmoirattfdfjcn in Deutschland die christlichen Gewerkschaften. Die christlichen Gewerkschaften sind in Deutschland aber auch eine staatliche Notwendigkeit. Die Sozialdemokratie wird sich in absehbarer Zeit mit der bürgerlichen Gesellschaft auseinandersetzen müssen. Da dies im Nahmen des Parlamentarismus nicht möglich ist, bleibt ihr letzten Endes kein anderes Mittel übrig als der politische Massenstreik, den sic schon 1905 in ihre Kampfmittel ausgenommen hat. Solange in Deutschland eine starke christlich-nationale Gewerkschaftsbewegung vorhanden ist, sind diese Pläne der Sozialdemokratie nicht realisierbar. Auf anderem Wege als mit Hilfe einer starken nichtsozialdemokratischen Arbeiterbewegung sind die anti-nationalen Bestrebungen der Sozialdemokratie nicht zu überwinden. Schließlich kann aber die Sozialdemokratie in Deutschland auch nicht mehr überwunden werden mit politischer Gewalt. Dafür ist sie schon viel zu stark und sitzen ihre Jdeengänge viel zu tief in den breitesten Volksmaffen. Man hat sic während des Sozialistengesetzes nicht ßu unterdrücken vermocht und bringt es auch heute mit staatlichen Ausnahmsrcgcln erst recht nicht fertig. Auch durch Entgegenkommen ist die Sozialdemokratie mit dem gegenwärtigen staatlichen Organismus nicht auszusöhnen. Bei der letzten Reichstagswahl hat die Sozialdemokratie dort am stärksten zugenommen, wo man ihr seitens der einzelstaatlichen Regierungen am weitesten entgegenkommen ist. In Süddeutsckstand wollten anscheinend einzelne Regierungen der Sozialdemokratie so weit entgegenkommen, bis schließlich nichts mehr anderes übrig blieb als Sozialdemokraten. Auch ist die Sozialdemokratie nicht mehr zurückzudrängen mit politischen Finessen, das ist vielmehr nur möglich, wenn neben einer zielklaren aus-gleichenden Politik eine starke dH r i st I i ch-' nationale Arbeiterbewegung auftritt, die die Sozialdemokratie zwingt, allmählich andere Wege einzuschlagen. (Lebhafter Beifall.) Durch das Wort „christlich" ist unsere Richtung bestimmt. Mit diesem Wort wollen wir keinesfalls einen neuen religiös verpflichtenden Begriff konstruieren. Wir haben stets und immer gesagt: Wir sind keine kirchlichen Organisationen. Mit einem verschwommenen Christentum, das uns verschiedentlich unterstellt wurde, haben die christlichen Gewerkschaften nichts gemein. (Sehr richtig!) Man hat cs uns allerdings sehr schwer gemacht, uns auf diesem Boden zu betätigen. Die ewigen Beunruhigungen, denen unscre Bewegung in den letzten Jahren aus. gesetzt war, kann sie auf die Dauer nicht er* tragen. Ich wiederhole meine Dresdner Erklärung an die Adresse unserer Berliner Kritiker: »Wenn ihr eure Angriffe auf unsere Bewegung wieder aufnehmen wollt, dann tut cs. Ihr schadet letzten Endes der Sache, der ihr dienen wollt, viel mehr, als ihr den christlichen Gewerkschaften schaden könnt.« (Sehr richtig!) Ich unterstreiche heute diese Worte. Ob die Mahnung des Apostolischen Stuhles an die deutschen Katholiken, sie möchten in Frieden miteinander leben, seitens der »Berliner« befolgt werden wird, begegnet Berechtigten Zweifeln. Freuen soll es uns, wenn sie nicht in Erfüllung gehen. Leider ist wenig Aussicht vorhanden, daß der Friede gewährt bleibt. Eine Reihe Zeitungen der gegnerischen Richtung überbietet sich in maßlosen Angriffen auf die christlichen Gewerkschaften." Stegerwald schließt: ..Wir können selbstverständlich lolche Angriffe m Zukunft nicht mehr unerwidert lassen. 2Btr wünschen solche Auseinandersetzungen nicht und hoffen, daß man unseren Essener Kongreß allseitig versiebt. Unsere Gewerkschaftsbewegung bedarf der endlichen Ruhe und beansprucht rückhaltlos ^ genau dieselbe Achtung und Bewegungsfreiheit, wie sämtliche gleichartigen Organisationen der übrigen Stände. Das ist unser unbeugsamer Standpunkt." (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Im Sinne des S t e g e r w a I d scheu Referats, das als Broschüre gedruckt varlag, bewegten sich auch die Erklärungen von Vertretern mehrerer Gewerkschaften. Die Erklärung des Herrn Wieder vom „christlichen" Mctall-arbeitcrverband lautete dahin: „Die Gewerkschaft bedeutet für die Arbeiter mehr als man tu Nichtarbeitcrkreiseu vielfach annrmmt. In dem Wettbewerb der Kräfte im Wirtschaftsleben bedeutet der einzelne Arbeiter gar nichts, erst die Organisation gibt ihm Rückhalt. Wenn dem Arbeiter diese Organisation erschwert oder unmöglich gemacht wird, so wird er rechtlos und dem Wohlwollen der Unternehmer ausgeliefert. Solange andere Gesellschaftskreise sich organisieren, stnd die Arbeiter gezwungen, dies ebenfalls zu tun. Wir stehen den größten Kapitalmächten gegenüber; nie- mals werden uns aus freien Stücken Verbesserungen zugebilligt. Die Unternehmer verbände sind eben falls interkonfessionell, sie werfen aus n i ch t i g st e n Gründen Zausende von Arbeitern auf die Straße. Wegen 25 Formern find in Hagen über 25.000 Metallarbeiter ausgesperrt worden. (Leb Haftes Hört! Hört!) Wir werden selbständig bleiben wie bisher. Hätten die Unternehmer soviel Respekt vor der kirchlichen Behörde wie die Arbeiter, dann würde mancher Streik vermieden werden. (Lebhafter Beifall.) Aber die Unter nehmet kümmern sich ja nicht einmal um die Autorität des Staates. Vor 23 Jahren hat kein geringerer als Kaiser Wilhelm II. die Jndustriegewaltigen ermahnt, mit den Arbeitern zu unterhandeln. Trotz Aieser kaiserlichen Mahnung sind wir heute noch keinen Schritt we i t e r g e k o m m e n. Wenn heute abgewogen würde, wer im Wirtschaftsleben mehr religiöse Grundsätze vertritt, der Arbeiter oder der Unternehmer, dann würde das Zünglein sehr zugunsten der Arbeiter ausschlagen." (Lebhafter Beifall.) Zum Schluß nahm Reichstagsabgeordneter (9te3 Berts das Wort, um zu erklären, daß den alten Streitig -ketten in der christlichen Gewerkschaftsbewegung nicht •:“> ferner gelegen hat, als die Arbeiter vom christlichen Glauben abzuwenden. Wenn es uns lediglich darauf oitgekcmmeit wäre, die wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter zu vertreten, dann Hütten wir zu den Sozialdemokraten gehen könne». Der Sozialdemokratie ist kein entschiedenerer und kein gefährlicherer Gegner erstanden als in unserer ch r i st l i ch n a t i o n a l e n Arbeit e r b c w e gung. Wer unsere Bewegung schädigt, f ö r dert damit die Sozialdemokratie und den : Unglaube n. Ein Gefühl der Bitterkeit steigt in aller unserer Herzen auf durch die Angriffe aus eigenem Lager. (Lebhafte Zustimmung.) Dieser Kongreß beweist nur u liiere Disziplin, denn die Stimmung in un-seren Arbeiterkreisen i st eine viel schärfere als hier zum Ausdruck kommt. (Stürmische Zustimmung.) Dieser Kongreß entspringt nicht dem Willkürakt einzelner Führer, sondern er war eine Pflicht gegenüber unseren treuen Mitgliedern im Lande. (Stürmischer Beifall.) Redner empfahl schließlich, einen Aufruf an die chrisi lichnationalen Arbeiter zu erlassen, trotz aller Bitterkeit treu zur Fahne der christlichnationälen Arbeiterbewegung zu stehen. (Stürmischer Beifall.) Einstimmig wurde beschlossen, diesen Aufruf ins Land gehen zu lassen. Mit einem Schlußwort des Vorsitzenden Franz Behrens (Essen) wurde der Kongreß nach vierstündiger Dauer geschloffen, und alle Beteiligte freuten sich, daß die so gut verlaufene München-Gladbacher Kraftprobe gegen Rom so buchstabenmäßig exakt nach dem vorher von München-Gladbach durchgesehenen Programm verlaufen war. Die Resolution, aus der wir eilten Auszug wiedergeben, legt erneut fest, „daß die christlichen Gewerkschaften auf der Grundlage der Dresdener Beschlüsse verharren. Dann heißt es wörtlich: Die in den christlichen Gewerkschaften organisierten Arbeiter haben auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Selbsthilfe denselben Weg eingeschlagen, den vor ihnen olle anderen Erwerbsschichten gegangen sind. Sie behaupten die gleiche Selbständigkeit, wie Hunderte einflußreicher und mächtiger llnternehmerorgauisationen, wie Taufende gewerblicher und bäuerlicher Genossenschaften, Bauernvereine, Innungen, Detaillistenverbände, Vereinigungen der Aerzte, Juristen, Beamten :c. Erneut betonen wir, die christlichen Gewerkschaften, die mit dem wirtschaftlichen und nationalen Leben Deutschlands anfs engste verknüpft, sind die einzige deutsche Gewerkschaftsorganisation, die sich neben der sozialdemokratischen Bewegung entscheidende Bedeutung verschafft hat. Sie sind nach deutschen Verhältnissen eine soziale, wirtschaftliche und nationale Notwendigkeit. Staat und Volks- D,c Genoffenschaftsbewegung ist in Basel wohl in der d-nkbar weitesten Art ausgebildet. Der Arbeiter-Konsumverein unterhält in der Stadt 70 Filialen. Er ist es der die Preise diktiert, die die übrige Kaufmannschaft akzeptiert. Ich fand keine Zeitung und kein Protokoll des Kantonratcs, worin über re Genossenschaftsbewegung Klage geführt worden wäre. In diesem Konsumverein bekommt man, vom Kinderkleidchen an-gefangen bis zum Stadtpelz, von der Kinderspielerei bis zu der hübschesten Wohnungseinrichtung, alles, was der Mensch braucht. Wenn die Entwicklung in gleicher Weise, wie in der 'f^angenheit. fortschreitet, so wird der Konsumverein in ungefähr lO Jahren die Stadt Basel vollkommen verproviantieren können. In Basel lobt und schätzt man diese Einrichtung, in Oesterreich schimpft man darüber und machte Gesetze, diese Bewegung zu hindern. •• Oesterreich präsentiert sich auch sonst ganz nett in der Schweiz. In jedem Zigarrenladcn bekommt man österreichische Zigarren. Rur sind dieselben in ihrer Qualität bedeutend besser wie im Inland und genau um die Hälfte billiger. Eine M e m-phis beispielsweise, die in Oesterreich 5 H. kostet, bekommt man in der Schweiz für 3 Centimes. Daraus ersieht man. daß die österreichische Tabakregio mit 800 Prozent Profit arbeitet. Als ich den Schweizern die Mitteilung machte, daß wir in Oesterreich die viel schlechteren Zigarren um die Hälfte teurer bezahlen müssen als in der Schweiz, wo wir doch zweifellos den Zigarrenverkäufern hohe Provision geben müssen. Fracht-und Zollspesen zu tragen haben, da lachten sic, daß ihnen die Augen übergingen. Daß die Hotelwirtschaften besser aus gestaltet sind und das Leben im Hotel billiger kommt wie in Oesterreich, liegt auf der Hand. Wer in Oesterreich ein Hotel bauen will, der muß zuerst durch die hunderterlei Verordnungen Spießruten laufen; der wird solange molestiert und sekkiert, mutz seine Ansichten und Pläne so oft ändern, daß die Kosten derselben oft den Baukosten nahe kommen. Ganz anders in der Schweiz. In den fashionabelsten Hotels ist die billige Holzstiege zumeist noch ^18 Schneckenstiege angebracht. Die. Korridore sind durchwegs nur so breit, daß kaum zwei Personen nebeneinander gehen können. Im ganzen Hotel ist jeder Raum zweckmäßig ausgenützt. „Auf den Stiegen und Gängen da wohnen keine Passagiere", sagt der Schweizer. Dafür aber sind die Zimmer vorzüglich ausgestattet. Da nun durch diese billige Bauart ein Hotel mehr als die Hälfte billiger kommt, als in Oesterreich, so gehört das Hotelgewerbe zu den ertragreichsten Unternehmungen. Doppelte Eckhäuser mit vier Fronten haben nur einen Eingang. Raum- und Grundausnützung ist das erste Gebot, das jedem Techniker vorschwebt. Friseure, Schuhmacher, ®loserer, kurz, alle jene Ge-werbe, die mit geringem Ertrag arbeiten, haben keine teuren Gaffenläden wie in Wien, sondern begnügen sich mit einem Hof- oder Korridorlokal. Würde ein Friseur oder ein Schuhmacher ein teures Gaffenlokal aufnehmen, so würde er als ein unrationeller Geschäftsmann bezeichnet werden. So in Basel..., Daß Basel die Heimatstadt von Böcklin und Halbe i n ist, ist allgemein bekannt. Von Böcklin sind 23 Gemälde von der Stadt angekauft und denselben ein eigener Saal zugewiesen worden. Selbst die vier Plaketten, mit welchen Böck-lin die Spießer Basels verhöhnte, sind dort zu sehen. Die Stadt seht einen großen Stolz darem, die besten Gemälde ihres großen Künstlers zu besitzen und ist bereit, die noch zu bekommenden Bilder unL„ den schwersten Opfern anzukaufen. Wie ganz anders in Wien. Wer ist der Besitzer von Rudolf Arlt. von Markart -c. re.? Alle diese Künstlerwerke sind in privatem Besitz, die Bevölkerung hat nicht das Glück, die Werke ihrer großen Meister in öffentlichen Museen bewundern zu können. In Wien verwendet man die städtischen Steuern zu Kirchenbauten, zur Subventionierung schwarzer Gesellschaften und zur Bekämpfung der Arbeiterschaft. Das ist der Unterschied zwischen Wien und Basel. Neben diesen aufgezählten Fortschritten hat die Schweiz eme Einrichtung in ihrem Gemeinwesen durchgeführt, die wohl einzig dasteht und als europäi,.geS Beispiel gelten kann: Das Aerzte- und Gesundheitswesen. Es gibt wohl im Kanton Basel sowie in der ganzen Schweiz keine Gemeinde, die nicht ihren Amts-, beziehungsweise Gemcindearzt besitzt, der von dieser zum Teil besoldet wird. Der Gemeindcarzt gehört genau so wie die Schule zu den unentbehrlichsten gesell schaftlichen Einrichtungen der Schweiz. Durch Unterrichte und Vorträge wurde der Bevölkerung die Erkenntnis beigebracht, daß die Gesundheit jedes einzelnen das höchste Gut des Gemeinwesen ist. Der einzelne weiß, daß er durch eine ansteckende Krankheit die ganze Gemeinde, ja selbst das Land in Gefahr bringen kamt. Jeder Arbeiter und Bauer besucht daher jährlich zweimal den Arzt. Diese Ausgabe wird von dem Schweizer Arbeiter als ganz selbstverständlich getragen, als ob cs sich um die wiederkehrenden Prämien der Krankenkasse, der Lebensversicherung oder der politischen und gewerkschaftlichen Organisation handeln würde. So in Basel.... Bei uns hat das Gemeindeoberhaupt und der politische Führer des Bürgertums, Dr. Karl Lueger, den unvergeßlichen Ausspruch in Sachen der Gesundheitspflege getan: Eine alte Dürrkräutlerin sei ihm hundertmal lieber, als ein Wissenschaft lich gebildeter Arzt." So in Wien..,, Längs der Terrasse des alten Münster fließt majestätisch der Rhein dem Elsaß zu. Die schmucke Landschaft mit ihren hingesäten Dörfern und Weilern sendet ihren Abendgrutz durch die untergehende Sonne der Stadt zu. Die ganze Rheinland-schaft spiegelt sich, bevor sie zur Ruhe geht, nochmals in den großen Bogenfenstern des historischen Domes. Ein herrlicher Anblick, der die Seele weitet. Unwillkürlich drängt sich mir die Strophe auf die Lippen: .Zum Rhein, zum freien, deutschen Rhein!".... Dieses schöne und glückliche Land war einmal ein Teil: des alten Habsburgerreiches. Hieher sendeten wir unsere Gehler und Landvögte, die das Wahrzeichen Oesterreichs, „den Hut", zur Ehrerbietung aufpflanzten. In den Museen zu Basel liegen die Botschaften (Urkunden) , mit welchen die Abgesandten die Helden von Sankt Moriz und Margareten österreichisch machen wollten. Besucht nur Lokale, iu welchen der »Eisenbuhrrer" aufliegtl 1 UJ.WKJUWJJÜ1U1Ü !"M'! —111« iE Gesamtheit haben ein Lebensinteresse daran, daß n i ch t d i e a n t i n a t i o n a l e ch r i st e n s e i n d-liche Sozialdemokratie die allein herrschende M o n o p o l st e l l u n g in den deutschen Gewerkschaften erreiche. An Charakter, Organisationsform und künftiger Wirksamkeit der christlichen Gewerkschaften wird an allen diesen Erwägungen nichts geändert. Wir arbeiten weiter wie bisher." Die ganze Haltung beweist wohl deutlich, daß die christlichen Gewerkschaften sich mit den anmatzenden Diktat der kirchlichen Oberhoheit abgefunden haben. Sie werden auch in Zukunft bleiben, was sie bisher waren: Lakaien der kirchlichen Hierarchie! Ein Borgesecht um» Koalitionsrecht. Es geht ein böser, scharfer Wind durch Europa Das Koalitionsrecht, dieses heiligste, wichtigste Recht aller Unterdrückten und Ausgebeuteten, soll toeggefegt werden. Solch hohes Ziel haben sich die Feinde der arbeitenden Menschheit gesetzt und mit dem Aufwand aller Kräfte streben sie ihm zu, alles, was ihnen hinderlich ist beim Marsche, von sich werfend und sei es ihre bessere Vergangenheit. Mit Recht erblicken die Herrschaften im koalitionsrecht den Ursprung des Trotzes und des Widerstandes derer, die sich nicht weiter Ausbeuten lassen wolle*1* Und am meisten Schmerz bereitet ihnen der Widerstand der Arbeiter, Doch haben sie alle wenigstens das eine ans den Kämpfen der letzten Jahrzehnte gelernt. daß es nicht ratsam ist, mit der Arbeiterschaft Kampfe um das Grundrecht, ja Kämpfe überhaupt zu fuhren oder zu eröffnen. Viel zu wichtig und nüchtern bot die Arbeiterschaft die ^Bedeutung des Koalitionsrechtes einzuschätzen gelernt. Man kann es daher durchaus nicht als Zufall bezeichnen, wenn wir allenthalben den Angriff von einer anderen Seite an das Koalitionsrecht heranstürmen sehen. Die Not der Zeit hat viel weiteren Kreisen Belehrung über die Bedeutung der Koalitionen, der Zu-lammenfassung der Kräfte zum Zweck gemeinsamen Vorgehens und leichteren Erfolges gebracht. Schon lange haben die Gewerkschaftsorganisationen, dieses vollkommenste und verläßlichste Instrument, durch dessen Handhabung das Koalitionsrecht erst zu einem lebendigen Recht wird, ausgehört, ein Privilegium der industriellen, gewerblichen und sonstigen Arbeiterschaft zu sein. In immer höhere Schichten der Bevölkerung drangen die zwei Grundanschauungen der gewerkschaftlichen Bewe-gung: daß man sich als Verkäufer seiner Arbeitskraft nicht schämen darf, sich als Arbeiter zu betrachten und day niemand unter den Arbeitern im weitesten Sinne des Wortes so gut und so sicher gestellt ist. daß er auf die Solidaritätskundgebung Verzicht leisten könnte. Die letzten Jahre brachten uns eine Reihe von Gewerkschaftsorganisationen in Berufen, in denen man es noch kurze Zeit zuvor kaum erwartet hätte. Noch viel interessanter als die Neugriinbungen von Gewerkschaften lind aber die Umwandlungen alter, jahrelang bestehen-der Vereine in gewerkschaftliche Organisationen, denn iiteie Umwandlungen sind eben der sichtbare Beweis, daß die gewerkschaftliche Taktik in diese Schichten nicht künstlich hlneingetrageii wurde, sondern ein Erfolg des eingehenden Nachdenkens über die Lage der betreffenden Schichte der Angestellten ist. Die Arbeiterschaft konnte ytete Entwicklung mir begrüßen. Entsetzt waren davon die Machthaber, die Ausbeuter aller Kategorien. Es war aber auch entsetzlich, zu sehen, wie endlich auch die Angestellten der Musterbetriebe. der staatliche,), der Landes- und Kommunäl-betnebe sich nach und nach ans den Illusionen ihrer be> sonderen Stellung zu befreien beginnen und sich immer mehr und mehr der, sagen wir: natürlichen Denknngs- Zum Andenken an diese „glorreiche Zeit" tragen jetzt Li-- Schweizer Arbeiter in ihren Fahnen folgende Widmung: „Möge für jeden Tyrannen, Stets ein Tell den Bogen spaimen." Schwer wie ein Alp drückt es auf meine Brust.... Die Bilder des alten Habsburgerreiches ziehen wie im Kaleidoskop vor meinen Augen vorüber. Das Habsburgerreich, in dem einstmals die Sonne nicht unterging, hat sich seither gewaltig verändert. Die Politik der Gehler und Landvögte ist uns geblieben,,,. Aber auch sonst sieht man recht menschlich anheimelnde Bilder. Wenn man durch die Gassen schlendert und deren Namen liest, hat man die Empfindung, welch großen Einfluß Gottfried Keller auf den Sprachgebrauch der „Schwitzer" ausübte. So zum Beispiel nennen sie die Baumgaffe „Bäm-leingasse", den in dieser Gasse befindlichen Kantonalarreit das „Bäumle", die Storchengaffe „Störchleingaffe", die Kinder-nasse „Kinderleingaffe" jc. Selbst im geschäftlichen Umgang Lommt Kellers „Leute zu Seldwtzla" zum Ausdruck. Welcher Besucher in Basel hatte nicht den Wunsch gehabt, eine dortige Speisekarte, von unserem „Udel-Ouartett" vertont und gesungen, zu hören? Welche Lachsalven mühten die Leibgerichte der Schweizer auslösen, wenn die Oehrli und Schnäuzle mit Kraut oder Wienerli mit Meerrettig zum Vortrag kamen? In welch anmutiger Weife beispielsweise die Wirte ihre Gäste einladen, soll ein Spruch aus einer Restauration aus 6er Freiergaffe zeigen: Wart a bihl, Trink a bißl, Sitz a bißl nieder, Und wenn du mich verlassen mußt, So geh’ und komm' gleich Wieda!" ISe ist fast unglaublich, was aus den Schwitzern ohne -^andesvater und Landesmutter geworden ist. R, M. art nähern. So vielverheißend es uns vorkam, so betrübend schien dies alles und unheilverkündend den anderen. Und so richteten sie den» auch ihren ganzen Zorn gegen die nenem-Organisationen. Zweierlei glaubten sie damit erreichen zu können: die Organisationen der neu zur gewerkschaftlichen Bewegung und Methode gestoßenen Schichten zu zertrümmern und damit den eigenen Profit, das eigene Interesse besser zu schützen, und zweitens das verhaßte Koalitionsrecht von dieser Seite ansznhöhlen und damit auch der Arbeiterschaft einen schweren Schlag beizubringen. Wohl hat man damit nicht überall das erwünschte Ziel erreicht; im Gegenteil, aus verschiedenen Ländern kamen Nachrichten von der Gründung beispielsweise sozialistischer Lehrergewerkschaften oder dem Anschlüsse bestehender Vereine von Lehrern und Beamten an die Zentralen der Arbeiterbewegung. Hand in Hand mit der Entwicklung aber geht auch der Kampf der öffentlichen Mächte gegen die neuen Gewerkschaften, gegen die Organisation der Angestellten öffentlicher Körperschaften. Schon vor Jahren sahen wir in Italien und dann bei uns die Eisenbahner durch Militarisierung bedroht, wenn sie durch den „verlogenen Streik" — diese tückische Bezeichnung der passiven Resistenz durch den ehemals sozialpolitischen Herrn V. Philippovich wird man sich gut merken müssen — eine Besserung ihrer Verhältnisse herbeizuführen sich anschickten. Als diese Methode nicht ganz die Erfahrungen erfüllt hat, griff man zu radikaleren und wollte den Eisenbahnern das Recht auf Koalitionen vollständig, aber gesetzlich rauben. So betätigte sich der ermordete spanische, „demokratische" Ministerpräsident Canalejas, genau so benahm sich die Regierung des republikanischen Frankreich den Lehrersyndikaten gegenüber. Und nun kam auch Oesterreich wieder, das seinen Beamten so lange eine Dienstpragmatik verweigerte. Auch bei uns beabsichtigte märt eine Konfiskation des Koalitionsrechtes der öffentlichen Beamten niid Angestellten. Wenn man sich diese Absicht in Zusammenhang bringt mit dem allgemeinen Beginnen des organisierten Aus-Öeutertums und seiner parlamentarischen Helfer, erkennt man sofort die Gefahr, die daraus auch der organisierten Arbeiterschaft erwächst. Die Regierung hat in ihrer Vorlage den Koalitionsrechtsraub in Paragraphen gebracht, das Abgeordnetenhaus hat allerdings daran eine gründliche Korrektur vorgenommen. Da kam aber der Hort aller Rückständigkeit, die Zuflucht aller Ausbeuter, da kamen die Herren ans dem Herrenhaus, um das Unrecht wieder herzustellen: sie fühlen in sich den Beruf zu solchen Dingen. Als die Beamten von der Absicht des Herrenhauses Kenntnis erlangten, haben sie in einer mutig-trotzigen Kundgebung ihren Standpunkt gekennzeichnet dahingehend, daß sie schon aus Rücksicht auf die übrigen arbeitenden Menschen in Oesterreich auf das Koalitionsrecht nicht verzichten werden. Auch sie haben den Znlammenhang ihrer Angelegenheit mit der Sache der Arbeiterschaft erkannt. Der Kampf der österreichischen Staatsbeamtenschaft ist ein ebenso interessanter wie wichtiger Teil des allgemeinen Kampfes um das Koalitionsrecht, und deswegen verdient er die größte Sympathie der Arbeiterschaft. Nun hat das Herrenhaus gesprochen und die Reden, die bei dieser Gelegenheit gehalten wurden, können und dürfen nicht mit Schweigen übergangen werden. Vor allem sind es die Reden des Ministers des Innern und zweier Leuchten des fortschrittlichen Bürgertums, des Gouverneurs der Bodenkreditanstalt, Sieghart, und des Professors Philippovich, dessen Namen sonst mit besonderer Ehrfurcht genannt zu werden pflegte. Herrn v. Heinolds Rede ist eine besonders lehrreiche Einleitung zu den großen Kämpfen, die der Arbeiterschaft bevor-stehen. Es kann keine aufreizendere Rede geben, es kann keine offenere Auspeitschung der Ausbeutergelüste geben, als eben die Rede des Herrn v. Heinold war. Das war der Geist vom Geiste der österreichischen Regierung, die berufen ist, bestehende Gesetze zu schützen. „Nicht wegen der verschiedenen Agitationen, sondern trotz dieser Agitationen schreitet die Regierung an die Regelung der Verhältnisse der Beamtenschaft; die vielen Unschuldigen sollen nicht für die Schuldigen büßen müssen." Die Ausnützung der Kraft der Organisation ist also ein Verbrechen. Hört, Ausbeuter, so spricht der Minister des Innern. Und er fuhr fort: „Sollte es aber zu einem unüberlegten Schritt, zu einem Kampf (zum Streik) kommen, dann muß dieser Kampf mit aller Energie zu Ende geführt werden." So muß man es machen; so wird der Staat als Arbeitgeber verfahren, wollt ihr, private Unternehmer, Zurückbleiben? Ja. noch ärger kam es: Herr v. Heinold brachte es fertig, aus einem Kampf um Verbesserung der Verhältnisse der Beamten einen Kampf gegen den Staat als Arbeitgeber zu konstruieren: „Und ein Staatsorgan, das sich gegen den Staat wendet, ist nach meiner Meinung nicht wert, das Ehrenkleid dev Staatsdieners zu tragen." Im Ehrenkleid zu hungern, ja, aber im Ehrenkleid zu kämpfen, nein. So ein Staatsdiener muß hinausgeworfen werden. Ihr versteht die Nutzanwendung auf private Betriebe. Trat der Herr Minister so aus der Reserve, hatten die beiden anderen Redner noch viel weniger Grund zurückzuhalten. Und da bereiteten sie vielen Leuten eine schmerzliche Ueberraschung. Hat ja Herr Sieghart beim Antritt seines jetzigen Amtes in einer schönen Rede eine tiefe Verbeugung vor der Berufsorganisation der Bankbeamtenschaft gemacht. Man konnte also annehtnen, daß er diese Anschauung auch sonst aufrecherhalten dürfte. Und Herr Professor Hofrat Philippovich? Er war ein Mann, von dessen sozialpolitischer Reife und Erkenntnis die Arbeiterschaft Verschiedenes erwarten zu dürfen geglaubt hat. Der Herr Hofrat wünscht ein beschränktes Koalitionsrecht. Ist das nicht eine Empfehlung seiner Person für einen der nächsten Ministerwechsel, so ist das die Folge des Besuches des Herrn Hofrates bei den Unternehmerorganisationen. Wissenschaft und Ausbeutung: da haben wir wieder die Koalition. Bei der Besprechung des Koalitionsrechtes der Beamten trat sie in Erscheinung. Nun müssen wir unsere Aufmerksamkeit erhöhen, denn der Kampf der Staatsbeamten ist nur ein Geplänkel, ein Vorgefecht. * -------------------------- Selbe Speichellecker. Wir haben bereits wiederholt aufgezeigt, wie eine der rücksichtslosesten und brutalsten Privatbahnverwaltungen Oesterreichs ihre Bediensteten und Arbeiter ans raffinierte Art in die eigens von der Verwaltung ins Leben gerufene gelbe Organisation einzufangen sich bemüht. Wie dieser gelbe Verein bei der Aussig-Teplitzer Eisenbahn, um die es sich dabei handelt, von der Direktion und vom Verwaltungsrat unterstützt und gefördert wird, das beweisen wieder einmal die nachfolgenden Schriftstücke, mit denen die Leitung des „Unterhosenvereines" ihre eingefangenen Mitglieder von den „Gnadenakten" der Direktion in Kenntnis setzt. An alle Nereinsmitglieder des Vereines der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der Aussig-Teplitzer Eisenbahn. Von dieser Vereinsgründung wurde die Direktion unseres Dienstgebers verständigt, sie hat uns jede mögliche Förderung u_n s eret Vereinszwecke in Aussicht gestellt und diese Förderung auch bereits in freigebiger, und überaus dankenswerter Weise bestätigt. Der Vereinsvorstand erhielt folgende Zuschrift: An den Verein der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der Aussig-Teplitzer Eisenbahn in Aussig. In Erledigung ihrer Eingabe vom 28. September 1912 nehmen wir die Gründung einer Rechtsschutzkasse nach Maßgabe der uns vorgelegten Bestimmungen mit besonderer Be-, friedigung zur Kenntnis. Mit Genehmigung unseres Verwaltungsrates sichern wir Ihnen vorläufig für die Jahre 1912 und 1913, soweit die eigenen Mittel der Rechtsschutzkasse nicht zureichen, als Beitrag zu den in diesen Jahren seit den der Rechtsschutzkasse für den von ihren Teilnehmern bestimmungsgemäß beanspruchten Rechtsschutz zu zahlenden Kosten einen Betrag bis zum Hoch st betrag von je 200 K r. j ährlich zu. Hiedurch soll auch die Bildung eines Reservefonds gefördert werden. Von dieser Zusicherung ist der Verwaltungsausschuß der Rechtsschutzkaffe zu verständigen. Letzterer hat in jedem einzelnen Rechtsschutzfalle nach Durchführung desselben uns die Kostenrechnung unter gleichzeitiger Vorlage eines Ausweises über die vorhandenen Mittel der Rechtsschutzkasse zu überreichen, worauf im Sinne obiger Zusicherung die Anweisung des erforderlichen Betrages erfolgen wird. Wir behalten uns weitere Entschließungen für den Fall vor, daß die aus den Mitgliedsbeiträgen stammenden Mittel der Rechtsschutzkasse und der zu bildende Reservefonds nach Ende 1913 sich noch nicht als ausreichend erweisen sollten. Teplitz, am 26. Oktober 1912. D.-Z. 28.769. End eres m. p. Die Rechtsschutzkasse hat bereits in einem Falle Rechtsschutz gewährt; derselbe endete mit einem freisprechenden Urteil. Die Kosten dieses Falles betrugen Kr. 320'90. In Erledigung eines Ersuchens des Verwaltungsausschusses der Rechtsschutzkasse erhielt derselbe von der Direktion folgendes Schreiben: D.-Z. 32.600. A n den Verwaltungsausschuß der Rechtsschutzkasse des Vereines der Unterbeamteri, Diener und Arbeiter. Zu Händen des Obmannes Herrn Wagenmeister H o f in a n ii in Aussig. Wir haben den Bericht über den seitens der Rechtsschutzkasse des Vereines der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der A. T. E. dem Verschieber Rudolf. R e i n i s ch in Angelegenheit des Unfalles vom 30. April 1912 in der Station Dux gewährten Rechtsschutz sowie den Ausweis über den Stand der Geldmittel Ihrer Kasse zur Kenntnis genommen. Im Grunde unseres Erlasses vom 26. Oktober 1912, D.-Z. ‘28.769/12, an den Vorstand des Vereines der Unter-beamten, Diener und Arbeiter der A. T. E. bewilligen wir Ihnen zur Bezahlung der vorgelegten Rechnung des Rechtsanwaltes Dr. Kornfeld in Brüx den Betrag von Kr. 320-90, welcher in der Anlage mitfolgt. Dadurch werden Sie in die Lage versetzt, Ihre derzeitigen Geldmittel^ für Zwecke der Bildung eines entsprechenden Reservefonds unangetastet zu lassen. Sollten Sie bei Bezahlung der Rechnung eine Mäßigung des verrechneten Betrages erwirken, haben Sie das Ersparnis uns nicht rückzustellen, sondern ebenfalls zur Bildung eines Reservefonds zu verwenden und Ihrem Einlagsbuch der Aussiger Sparkasse einzulegen. Schließlich empfehlen wir Ihnen dringend, auf die pünktliche Einzahlung der Teilnehmerbeiträge Bedacht zu haben. Die vorgelegte Rechnung des Dr. Kornfeld samt dein Begleitbrief folgt in der Anlage zurück. Teplitz, am 5. November 1912. Enderes m, p. Ferner erhielt der Verein folgenden Erlaß: D.-Z. 25.320. An den Verein der Unterbeamten, Diener und Arbeiter der Aussig-Teplitzer Eisenbahn. Zu Händen des Obmannes in Aussig. In Erledigung Ihrer Eingabe vom 20. August 1912 finden wir uns mit Genehmigung des Verwaltungsrates bestimmt, Ihnen bis auf weiteres für Vereinszwecke, insbesondere für Zwecke der für Ihre Mitglieder errichteten Kleiderkasse, das im Kellergeschoß des Aufnahmsgebäudes unserer Station Anssig, Teplitzer Bahnhof, befindliche und bisher von der t. k. Nordwestbahndirektion als Drucksortendepot benützte Zimmer unentgeltlich zur Benützung zu überlassen. Nach erfolgter Räumung durch die k. k. Nordwestbahndirektion und entsprechender Reinigung wird Ihnen dieses Zimmer durch unsere Streckensektion Übergeben werden. Gleichzeitig werden Ihnen für dieses Zimmer ein Tisch, zwei Stühle, eine Sank, ein Kasten und ein Kleiderrechen 6 i 6 auf weiteres unentgeltlich zur Benützung überlassen. Ihrem Ansuchen um Hereinbringung der seitens der Teilnehmer Ihrer Kleiderkasse monatlich zu leistenden Einzahlungen im Wege des Gehalt-, beziehungsweise Lohnabzuges wurde bereits mit dem hierseitigen Rundschreiben vom 2 6. 01 i o fi e r 1 9 1 2, D.-Z. 25.320 — abgedruckt im 41. Stück der Dienstnachrichten vom 31. Oktober 1912 unter Nr. 478 — Folge gegeben. Teplitz, am 5. November 1912. (SndereS m. p. Dies wird sämtlichen Vereinsmitgliedern zur Kenntnis gebracht. Gleichzeitig werben die Vereinsmitglieder eingeladen, bei allen Unterbeamten, Dienern und Arbeitern der A. T. E. welche derzeit noch nicht VereinZinitglieder sind, hinsichtlich der Zwecke und Ziele dieses Vereines aufklärend zu wirken, damit der Verein einer gedeihlichen W i r k-sainkeit recht viele Mitglieder gewinne. Aussig, den 11. November 1912. Franz Schade, dzt. Obmann. Es ist traurig und beschämend für jene Leute, die einen so eklatanten Verrat an ihren eigenen Interessen begehen und sich dafür das „Wohlwollen" und einige Gnadenbrücken einer Verwaltung eintauschen, an deren Spitze jener Herr E n d e r e s steht, der mit geradezu perverser Lust jedes staatsbürgerliche Recht der Bediensteten niedertritt. Der Mann kann es natürlich heute ruhig wagen, seine geradezu an das Strafgesetz grenzende Erpresserkniffe auszuüben, wenn es gilt, die Gesinnungsfreiheit in diesem echt russischen Gouvernement auszurotten, denn solange Servilismus und feiger Knechtsinn unter dem Personal solche Blüten zeitigen, hat es wirklich keine Gefahr. Für ein Almosen, einen alten Tisch und zwei Stühle, opfern solche Leute -ihr Staatsbürgerrecht und ihr Recht auf eine mannhafte Interessenvertretung ihres Standes. Ein echtes Dokument, wie weit Arbeiter in ihrer Verblendung sinken können! Ser Gang nach Kanossa. Zum Streikrechtvcrzicht des Süddeutschen Eifenbahner-verbandes. Zur Verzichtleistung auf das Streifrecht durch den Vorstand des Süddeutschen Verbandes nimmt das „Korrespondenzblatt der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands" in folgender Weise Stellung: Die Stellungnahme des Vorstandes des Verbandes des Süddeutschen Eisenbahn- und Postpersonals hat ebensowohl in der bayerischen Abgeordnetenkammer als in der gesamten Presse und Öffentlichkeit das größte Aufsehen hervorgerufen. Auch in gewerkschaftlichen Kreisen ist an dieser Erklärung des Vorstandes scharfe Kritik geübt worden. So wenig man dem Vorstand die Verantwortung abnehmen kann, in folgenschweren Situationen nach bestem Ermessen die richtige Entscheidung zu treffen, so müssen wir doch seine Verzicht» leistung auf das Streikrecht auf das tiefste bedauern, weil dem Verband damit seine letzte und schließlich wirksamste Waffe zur Erringung besserer Arbeitsver-hältnisse genommen ist. Mag sein, daß einer sozial denkenden Verwaltung gegenüber kaum jemals an einen Streik gedacht zu werden braucht. Indes auch die süddeutschen Verwaltungen sind nicht alle und nicht immer sozialdenkend genug, um aus Gerechtigkeitsgefühl den Wünschen der Arbeiter entgegenzukommen. Was bleibt der Organisation der Staatsarbeiter übrig, wenn eine arbeiterfeindliche Verwaltung allen Wünschen, Bitten und Forderungen der Arbeiter ein beharrliches „Nein" entgegensetzt und wenn selbst die Mehrheit des Parlaments lieber die Regierung stützt als den Arbeitern Gerechtigkeit widerfahren läßt? Das einzige, was die Verwaltung fürchten würde, was sie veranlassen könnte, es nicht zum Aeußersten kommen zu lassen, wäre eben der Streik, die Betriebseinstellung. Ist sie dieser Sorge ledig, was könnte sie dann zur Nachgiebig-feit zwingen? Deshalb erachten auch wir das Streikrecht für die Arbeiter der staatlichen Verkehrsbetriebe und Staatswerkstätten für unentbehrlich und für das wirksamste Mittel, die Verwaltungen an ihre soziale Pflicht, die Staatsbetriebe zu Musterbetrieben zu machen, zu erinnern. Eine Verwaltung, die solches tut, die auch die Gleichberechtigung des einfachsten Arbeiters achtet und die Arbeiterschaft an der Gestaltung der Arbeitsbedingungen durch ihre Organisationen und Vertretungen Mitwirken läßt, die braucht das Koalitionsrecht nicht zu fürchten, braucht sich nicht in Angst vor der Eventualität eines Streiks zu verzehren, denn sozialgeordnete Ar-beits- und Dienstverhältnisse sind das beste Mittel, Streiks zu verhüten! Wir können auch in den Reden des bayerischen Verkehrsministers keinen zwingenden Anlaß zum Verzicht des Streikrechtes erblicken, denn solche Kammerreden, mögen sie noch so zugespitzt sein, sind noch lange kein Regierungsakt und bis zur Ausführung der Drohungen ist gewöhnlich ein weiter Weg. der hinreichend Zert-zur Ueberlegung läßt und die Schwierigkeiten der Durchführung zu ernsterem Bewußtsein bringt, namentlich, wenn diese auf entschlossenen Widerstand stößt. Solchen Widerstand zum Schutze des wichtigsten aller Arbeiterrechte hat der Vorstand des Süddeutschen Verbandes leider gar nicht erst versucht, sondern er hat schon nach der ersten Drohung des Ministers die Waffen gestreckt. So entschiedene Verurteilung das Borgehen des bayerischen Verkehrsministers gegen das Streikrecht der Arbeiter der Verkehrsbetriebe verdient, so sehr ist es zu bedauern, daß der Vorstand des Süddeutschen Verbandes diesem Drucke widerstandslos nach-gegeben hat. Er hätte sich dessen bewußt sein können und sollen, daß er in der Verteidiaung des Streikrechtes nicht ohne die Unterstützung der Gewerkschaften und der Arbeitervertretung in der Kammer geblieben wäre, und eine maßvolle, aber entschiedene Verwahrung wäre auch in der Presse und Oeffentlichkeit, soweit sie nicht auf die hinterhältige Zentrumspolitik eingeschworen ist, sicher nicht ohne Eindruck geblieben, so daß die bayerische Regierung es kaum gewagt haben würde, ihre Drohung wahrzumachen. Selbstverständlich kann die Erklärung des Vorstandes des Süddeutschen Eisenbahnerverbandes auch nichts an der Stellung der deutschen Gewerkschaften zur Frage des Koalitionsrechtes der Eisenbahner ändern. Diese Stellung ist festgelegt in den bezüglichen Resolutionen der Gewerkschaftskongresse von Stuttgart vom Jahre 1902 (vergleiche Protokoll, Seite 211), Hamburg 1908 (vergleiche Protokoll. Seite 49) und Dresden 1911 (vergleiche die Resolution zu „Koalitionsrecht in Deutschland und Vorentwurf zu einem deutschen Strafgesetzbuch", Protokoll, Seite 35/36) und keine Gewerkschaft wird daran denken, diesen Standpunkt aufzugeben. * * Nach einer Mitteilung des Vorstandes des Süddeutschen Verbandes im Verbandsorgan haben aus Anlaß seiner Kundgebung an die Regierung und an die Kammer bereits Bevollmächtigtenkonferenzen und eine vom Hauptvorstand einberufene Bezirksleiterkonferenz, in der auch Württemberg, Baden und die Pfalz vertreten waren, stattgefunden, lieber das Ergebnis der Verhandlungen wird berichtet: Einstimmigkeit herrschte bezüglich des Verzichtes auf das Streikrecht: hingegen waren verschiedene Vertreter hinsichtlich der Gewerbeordnung und der Gewerkschaftskartelle nicht einverstanden. Nach wie vor muß verlangt werden, daß die Werkstätten- sowie alle im Tag- beziehungsweise im Akkordlohn beschäftigten Arbeiter der Gewerbeordnung zu unterstellen sind. Die örtlichen Kartelle sind für die Arbeiter ei» Bildungsinstitut und können deshalb nicht aufgegeben werden. Hiezu schreibt die „Leipziger Volkszeitung": Einstimmigkeit herrschte bezüglich des Verzichtes auf das Streikrecht! — Wenn noch zu hoffen war, daß aus den Reihen der Mitglieder heraus das Vorgehen des Verbandsvorstandes eine Mißbilligung finden würde, so ist diese Hoffnung arg getäuscht worden. Die Vertreter der süddeutschen Eisenbahner — soweit sie im Süddeutschen Eisenbahnerverband organisiert sind — haben sich dem Vorgehen des Vorstandes einstimmig angeschlossen, sie haben, was bei dem Vorstand als eine Uebereilung erscheinen konnte, mit ruhiger Ueberlegen-heit getan: sie haben aus das Grundrecht eines jeden werktätigen Menschen verzichtet, auf die Verweigerung ihrer Arbeitskraft. Mit diesem endgültigen Verzicht stellt sich der Süddeutsche Eisenbahnerverband außerhalb der modernen Arbeiterbewegung, wofür der Austritt des Genossen Roßhaupter aus der Redaktion des Verbandsorgans der sprechendste Beweis ist. Immerhin bleibt noch die Hoffnung, daß wenigstens die Massen der Mitglieder die Konsequenzen ziehen, daß sic sich von einem Verband lossagen, der ihre wichtigsten Grundrechte preisgibt und sich einer Organisation anschließen, die ihre wirtschaftlichen und ideelen Interessen mit Energie und Rücksichtslosigkeit vertritt: die Reichssektion der Eisenbahner im deutschen Transportarbeiterverband! Sic Stationrmrister der Südbahn und der zugerveditianrdienst. Man schreibt uns: lieber diese Sklaven der Süd» bahn sowie deren mörderischen Dienstturnus im Zug-expeditionsdienst wurde schon soviel geschrieben, daß deren Dienstverhältnisse schon ein öffentlicher Skandal genannt werden können. Da sich die Verhältnisse hinsichtlich des Tienstturnusses als auch der sonstigen Lebensverhältnisse statt gebessert, sogar verschlechtert haben, sind wir gezwungen, neuerdings vor die Oeffentlichkeit zu treten und dies müssen wir solange wiederholen, bis unsere Stimme gehört wird. Dazu ist es aber nötig, daß wir uuH alle zu einem Gesamtchor vereinigen und uns als Hintergrund eine feste, alle Eisenbahnerkategorien umfassende Organisation auSerwählen, mit deren Hilfe unsere Klagelieder sich Gehör verschaffen können. Vor allem wollen wir gegen den 16/16, beziehungsweise 14/16-18'14=16'18 Turnus Klage erheben. Dieser Turnus entspricht zwar den bestehenden, aber schon lange nach einer Revision schreienden „Direktiven bei Erstellung der Dienstturnusse", die nach oOprozentiger Dienstleistung auch eine ROprozeiitige Ruhezeit vorschreiben. Diese Normen selbst entsprechen aber bei dem beutigen gesteigerten Verkehr besonders auf den Hauptlinien nicht mehr den tatsächlichen Verhältnissen, da bei den gegenwärtigen Verkehrsverhältnissen der in Rede stehende Turnus an unsere Kräfte übermenschliche Anforderungen stellt. Dieser Turnus erniedrigt uns sogar unter das Zugvieh. Für das liebe Vieh sind alle Sonn- und Feiertage Ruhetage, für uns gibt es aber außer den paar normierten Urlaubstagen feinen Ruhetag. Der letzte Kanalräumer hat die meisten Sonn- und Feiertage frei, wir als Unterbeamte oder Proletarier im Stehkragen, kennen keinen Sonn- und Feiertag. 16 Stunden Dienst, 16 Stunden frei, fo geht es öde und eintönig fort. Was soll man in den 16 freien Stunden anfangen? Zu schlafen ist es zu viel Zeit, etwas zu unternehmen zuwenig. Gewöhnlich sind wir ittjben entlegensten Betriebsausweichen, Haltestellen und Stationen exponiert. Das sind meistens Nester, wo sich der Teufel gute Nacht sagt. Wenn man einmal gezwungen ist. in die nächste Stadt oder in den nächsten Markt zu fahren, verliert man wegen ungünstigen Zugsverbindungen über die Hälfte der freien Zeit und man kommt dann nicht genügend ausgeruht in den Dienst. Passiert da etwas, was bei heutigem Verkehr nicht ausgeschlossen ist, dann wartet auf uns das Kriminal. Bis zum Jahre 1907 haben wir wenigstens monatlich eine Ablösung gehabt, so daß wir uns wenigstens einen Tag ganz der Familie widmen konnten, und daß hie und da eine kleine Abwechslung i» das eintönige Leben kam. Das schien den neunmal weisen bei der Direktion zu viel. Die unteren Zugsexpedienten könnten ja übermütig werden, wenn sie einmal im Monat zum Bewußtsein kommen, daß sie auch wirklich Menschen sind und flugs kam ein wohlwollender Erlaß, der uns diese einzige Begünstigung entzog. 2Ba» haben wir dagegen unternommen? Mit geballter Faust in der Tasche haben wir dies ruhig über uns ergehen lassen. Erst vor zirka zwei Jahren wurde durch intensive Tätigkeit einiger gewerkschaftlich organisierter Kollegen eine Aktion zur Abschaffung dieser unerträglichen Verhältnisse eingeleitet. Es wurde an sämtliche Stationen, wo dieser Turnus besteht, herangetreten. Tie Leidensgenossin wurden aufgefordert, ganz ohne Unterschied welcher Organisation oder Partei sie angehören, ein Gesuch folgenden Inhalts an die Verkehrsdirektion vorzulegen. An die hohe Verkehrsdirektion der Südbahn in Wien. Die ergebenst Gefertigten ersuchen eine hohe Verkehrsdirektion um Abänderung respektive Erleichterung ihres Dienüturnusses. In der Station 92. 92. besteht derzeit die Dienstthpe 16/16 (16 Stunden Dienst, 16 Stunden frei) [oder die Dienst type 14/16- 18/14- 16/18 (14 Stunden Dienst. 16 Stunden frei. 18 Stunden Dienst, 14 Stunden frei, 16 Stunden Dienst, 18 Stunden frei)]. Dieser Turnus bedingt es. datz jeder Zugsexpedient zwei Nächte hintereinander Dienst zu machen hat und nach dem zweiten Nachtdienst folgt dann noch ein Tag--dienst bis 1, beziehungsweise 2 Uhr nachmittags. Es sind schon die zwei auseinander folgenden Nachtdienste sehr anstrongeud, was sich besonders bei dem zweiten sehr fühlbar macht, da der Schlaf zuvor in die Tagesstunden fällt, welcher natürlich nicht den der 92atfit ersehen kann. Der Tagdienst aber nach den zwei durchwachten Rächten ist besonders aufreibend. Das Ruhe- und Schlafbedürfnis ist zu dieser Zeit schon so stark, daß es oft nicht möglich ist, die notwendige Aufmerksamkeit für den so verantwortungsvollen Verkehrsdienst aufzubringen. Auch der übrige Dienst (Kassen-und Transportdienst) leidet unter diesem übermüdeten, abgespannten Zustand sehr stark. Das Fehlen jedwedes freien Tages bei diesem anstrengenden Dienstturnus ist sehr erschwerend. Die exponierte Lage der Station sowie auch Familien-Verhältnisse bringen cs mit sich, daß häufig auswärts Besorgungen zu machen sind, welche die Frau nicht immer erledigen kann. Diese Besorgungen müssen dann während der Ruhezeit ausgeführt werden, was gewiß nicht im Interesse des Dienstes liegt. Die Gefertigten stellen daher die Bitte: Die hohe Verkehrsdirektion möge den Zugsexpedienten in der Station 92. 92. nach dem zweiten Nachtdienst eine 24stündige Ruhezeit und sowie anderen Kategorien, welche einen minder anstrengenden Dienst haben, zwei freie Tage monatlich bewilligen. In der Erwartung einer günstigen, wohlwollenden Erledigung dieses Ansuchens zeichnen hochachtungsvoll 92. 9L Nun werden es schon bald zwei Jahre, was die Gesuche vorgelegt wurden, aber es kommt noch immer keine Antwort. Es wurde auch schon eine offene Anfrage an die Verkehrsdirektion gestellt, aber ohne Erfolgs Keine Antwort ist auch eine Antwort. Nun wollen wir der Ursache nachgehen, warum uns die Direktion so brüskiert und bagatellmäßig behandelt. Das varangeführte Gesuch wurde nicht von allen Stationen, wo dieser Turnus besteht, vorgelegt, nur ein kleiner Bruchteil hievon hat den Mut aufgebracht, dies zu tun. Viele Zugsexpediente« hatten eine ganz unbegründet Augst, an der besonders die Stationsleiter litten und getrauten sich daher nicht einmal ein so vollkommen gerechtfertigtes Gesuch mit ihrem Namen zu decken und somit auch nicht für ihre ureigensten Interesse einzutreteu. Die im Zugexpedienten verein organisierten Kollegen waren sogar so verblendet, daß sie gegen diese Aktion agitierten. Solche Leute lamentieren dann natürlich nachträglich noch über unsere elenden Dienstverhältnisse, die selbst keinen Finger für die Besserung derselben rühren, ja die derartigen Bestrebungen entgegenarbeiten. Hätten alle Stationen einmütig gehandelt, so wäre der Erfolg nicht ausgcblieben, so aber war die Sache schon im vorhinein verloren. Die Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen wird allerdings früher oder später noch selbst darauf kommen, daß dieser Turnus beim heutigen Verkehr auf den Haupt linien unhaltbar ist. Es muß sich aber erst ein neuer Fall Uhersko ereignen. Es müssen zuerst Menschenopfer fallen und es muß zuerst ein gewaltiger Materialschaden verursacht werden, dann erst wird diesen hohen und weisen Herren das Licht aufgehen. Nun wollen wir noch ein bißchen unsere materielle Lage beleuchten. Vor allem müssen wir konstatieren, wie es einst war und wie es heute ist. Da hatten wir allerdings mehr Glück als wie in der Turnusfrage und können auf größere Erfolge zurückblicken. Vor dem Jahre 1907 gab es überhaupt keine Stationsmeister. Als Stations-aufseher im Dienerrang mußten wir beim kargen Gehalt unser elendes Dasein fristen. Mit dem Anfangsgehalt von 840 Kr. können die ganz Braven in fünf Gehalt-stufen das Endgehalt von 1440 Kr. erreichen. Die Wartezeiten in einzelnen Gehaltstufen waren ganz dem Ermessen der Generaldirektion überlassen. Es gab keine Automatik, keine Nachtdienstzulage und keine Stations-leiterzulage. Die Substitutionsgebühr war so niedrig bemessen, daß es oft vorgekommen ist, daß der den Wächter substituierende Arbeiter eine höhere Gebühr hatte, als der den Beamten substituierende Stationsaufseher. Für die Südbahn waren das goldene Zeiten, deren wir uns mit verbissener Wut erinnern. Die Bewegung des Jahres 1905 brachte uns eine Erhöhung des Änfanggehalts auf 960 Kr. und eine kleine Quartiergeldregulierung mit Gültigkeit vom 1. Juli 1906; alles andere blieb beim alten. Die Bewegung des Jahres 1907 brachte uns eine etwas ausgiebigere Regu lierung. Das Anfangsgehalt wurde mit 1000 Kr. und das Endgehalt mit 1800 Kr. festgesetzt. Weiters wurde die Automatik eingeführt und alle Bediensteten in die nächst höhere Gehaltstufe überleitet. Die Schaffung der Stationsmeisterkategorie ermöglichte uns unter gewissen Modalitäten den Unterbeamtenrang zu erreichen. Dabei spielten allerdings die Protektion und Kriecherei eine wichtige Rolle. Gleichzeitig wurde den Südbahnbediensteten vertragsmäßig zugesichert, alle Besserstellungen, die die Staatsbahn für ihr Personal einführt, vom selben Zeitpunkt und in selbem Ausmaß auch bei der Südbahn einzuführen. Im Jahre 1908 war die Bewegung der Staats■ bahner von großen Erfolgen begleitet. Unter anderem wurde die Nachtdienstzulage und die Zulage für Stationsvorstände eingeführt. Sämtliche Stations-meist^ranwärter (Südbahn-Stationsauffeher) wurden ohne Unterschied des Dienstalters und Vorbildung zu, Stationsmeistern ernannt. Das Anfangsgehalt wurde mit 1200 Kr. und das Endgehalt mit 3000 Kr. festgesetzt. Gleichzeitig wurde diese Dienerbeamtenkategorie auf* gelassen, und zwar alles mit Gültigkeit vom 1. Jänner 1909. Nun war die Siidbahn nach dem Vertrag von 1907 verpflichtet, das gleiche zu tun. Die Nachtdienstzulage und Stationsleiterzulage wurde ohneweiters eingeführt, nur die Ernennung der Stationsauffeher zu Stationsmeistern und Auflassung dieser Dienerbeamtenkategorie konnte sie nicht übers Herz bringen. Wir wollen diese Geschichte nicht wiederholen, es ist einem jeden von uns genügen!) bekannt. Wir haben einen erbitterten Kampf dagegen geführt und find schließlich als Sieger hervorgegangen. Der 1. Mai 1910 wird einem jeden von uns in an- j. l Seite 6 . Wien, Dienstag V" -|T-"I I I — tzenehmer Cmttnermtg bleiben. An diesem Tgg haben wir ^ die Kriegsentschädigung in der Fornl eines ausgiebigen Geldnachtrages ausbezahlt erhalten. Von diesem Zeitpunkt an haben wir keinen nennenswerten Erfolg mehr zu verzeichnen. Die Teuerung aller für das Leben nötigen Artikel steigt aber unaufhaltsam weiter und hat alle unsere Erfolge unwirksam gemacht. Es gibt Kollegen mit 15= und 20jähriger Dienstzeit, die heute noch mit Nahrungssorgen zu kämpfen haben. Eine Schande für unsere gottgewollte Gesellschaftsordnung. ;@eit einem Jahre blickten wir sowie sämtliche Eisenbahner Oesterreichs hoffnungsvoll auf unser Parlament, aber wir wurden groß enttäuscht. Der Antrag unseres parlamentarischen Vertreters Genossen Tomschik, der für die Regierung verbindlich gewesen wäre, die restlichen bereits Gewilligten 17 Millionen Kronen ins Budget per 1912 einzustellen, wurde von nationalen und klerikalen Abgeordneten aller Nationen abgelehnt. Mit Ablehnung dieses Antrages wurden auch für uns wichtige Reformen begraben, wie Auflassung der Gehaltstufe von 1300 Kr. zweijährige Vorrückungsfristen bis zum Endgehalt, Ernennung zu Beamten bei Erreichung der Gehaltstufe von 1600 Kr. und eine ausgiebige Quartiergelderhöhung und zwar alles rückwirkend vom 1. Jänner 1912 Diese Herren Abgeordneten, die sich vor den Wahlen bei den Eisenbahnern anbiedern und ihnen das Blaue vom Himmel versprechen, reden sich jetzt aus. daß kein Geld da ist. Ja für Eisenbahner war kein Geld da, aber für die Schnapsgrafen und für den unersättlichen Militarismus haben dieselben Herren kurz darauf Hunderte von Millionen bewilligt. Kollegen, wenn euch da die Augen tiicht aufgehen, ist euch überhaupt nicht mehr zn helfen. Gehen wir nun ein wenig den Ursachen nach, die uns an unserem Vordringen hindern und uns sogar von den eroberten Positionen zurückdrängen. Kollegen, es ist die Uneinigkeit in den eigenen Reihen. Wie es bei den Stationsmeistern der Südbahn im kleinen, ist es. bei sämtlichen Eisenbahnern Oesterreichs im großen, sowohl bei den Beamten als auch bei den Unterbeamten, Dienern und Arbeitern. Zu den ungezählten Vereinen der Eisenbahner, die einander bekämpfen, werden immer noch neue dazu gegründet, zum Gaudinm und zur Freude der Regierung und der Bahnverwaltnngen. Um die Stoßkraft von 1903, 1907 nnd 1908 wieder zurückzuerlangen, ist es nötig, die Einigkeit, die unter den Eisenbahnern dazumal so halbwegs bestand, wieder herznstellen. Dies fei in Zukunft die Aufgabe eines jeden Kollegen und eines jeden Eisenbahners, dem cs am Herzen liegt, die uns drohenden Gefahren abzuwehren und neue Erfolge zu erringen. ein ernster Wort an alle. Aus den Erinnerungen eines Alten. Das Jahr 1912 wird sich bald dem Ende zuneigen un.O jeber SJZcnfct) toirb itnlDtllfitrlicf) einen kleinen Rückblick zu halten, und manchmal denkt der eine oder andere auch etwas weiter zurück. Manche angenehme Stunde wird uns freuen, daß wir sic erlebt l)af>en, aber auch manche traurige Erinnerung wird kommen und uns aufs neue betrüben. Ein solcher Rückblick schadet nicht, er ist notwendig, insbesondere dann wenn wir an die Zukunft denken. . Seit zwanzig Jahren stehe ich nun als Professionist tu den f. k. Staatsbahnwerkstätten Oesterreichs, nütze meinen Geist und meine Handwerkskenntnisse für diesen Teil des Staatsbetriebes ehrlich und redlich aus, ohne heute noch mehr dafür zu haben, als ein Leben voll Not, ?3u2nHter y”» Sorge. Allein wenn ich meine jetzigen Arbeitsverhaltnisse betrachte, so muß ich gestehen, daß es nicht immer so war. Je weiter ich zurückdenke, desto trauriger wird es. Zu Anfang meiner Tätigkeit als Profe„iomst war noch der berühmte Akkord, der ja heute wieder von so manchen meiner Kollegen als Heilmittel gegen unsere jetzige traurige wirtschaftliche Lage herbei-gewünscht wird. Könnten diese Akkordschwärmer ani eigenen Leib verspüren, wie diese damaligen Zeiten waren, sie wurden sich diesen Wnnsch vergehen lassen. Von früh morgens bis spät am Abend ein ununter, brochenes, hastiges Arbeiten, wo man oft nicht einmal •pe,t «and, feine Notdurft zu verrichten. „Es wird nicht 1° gewesen sein", höre ich so manchen sagen. Ja. Trema), nicht jeder wurde so ausgenützt, es gab ja auch dort Protektion und Liebkinder bei den diversen Vorae-setzten. 0 , Jcl, gestehe ossen, ich war nie verwöhnt mit der Arbeit, aber Tranen der Wut habe ich oft vergossen wenn ich die Ungerechtigkeit dieses Arbeitssystems, die Ausbeutung meiner Kollegen betrachtete und mir sagen mußte, daß diese wehrlos dastehen, da sie keinen Funken von Solidarität und Widerstandskraft besitzen und der einzelne machtlos war. Freilich waren auch zu dieser Zeit schon Kollegen, welche den Sozialismus predigten, aber wie schwer drangen sie durch, wie lange dauerte es zu einer kleinen Erkenntnis. Haben wir heute, nach zwanzig Jahren, schon gewonnen? Nein! Ein kleiner Schritt ist seither gemacht worden, denn noch immer sind es ihrer so viele, welche nichts lernen, uichts sehen und begreifen wollen. Heute liehe ich 52/2 stunden per Woche an meinem Arbeitsplatz. Frühe r w a r e n e s 57, j a 60 S t u n d e n n n d dazu noch die U e b e r st u n d e n. Ich erinnere mich noch an die Zeit, wo wir schon UM 6 Uhr früh, manchmal noch früher, bis abends 7 und 'S Uhr mit nur einer fünfviertelstündigen Unterbrechung ?u Mittag im Dienste standen. Auch Sonn- und Feiertag gab es keilte Ruhe und wehe, wenn einer am Sonn-über Feiertag nicht kam. — Montag hochnotpeinliche Fragen und die Drohung mit der Entlassung. Wenn ich daran denke, daß heute jeder Werkstätten-bedienstete während der Arbeitszeit, der im Taglohn Stehende bis längstens %2 Uhr an einem Smnstag nachmittags seinen Lohn ausbezahlt im Sacke hat und wir frühor^ost bis 7 Uhr, ja sogar 8 und 9 Uhr abends an einem Schlußtag der Woche auf unseren Lohn warten mußten, so muß ich sagen, daß dies ein gewaltiger Unterschied ist. „Uer ©wuii Wer hat dies bewirkt? Eine der besten Errungenschaften, die ich für die Werkstätten kenne, ist die S t a b i l i s i e r n n g. Was für eine Fülle von Gedanken überkommt mich dabei! Wie nützlich wäre cs für uns alle, wenn jeder meiner Kollegen mitdenken würde. Im Jahre 1895 wurde die Stabilisierung für die Arbeiter der Werkstätten eingeführt, und zwar einerseits weil das Mordsystem „Akkord" schon für beide Teile, für die Bahnverwaltung als auch für die Arbeiter eine große Gefahr bedeutete, anderseits weil durch den großen Eisenbahnerstreik und dessen vorhergehende Propaganda in der Schweiz man auch in Oesterreich Aehnliches fürchtete. Im Jahre 1895 war die Stabilisierung halbwegs gerecht, aber es kam schlechter. Die Organisation, die sozialdemokratische Propaganda, wurde mit allen Mitteln unterdrückt, die Kollegen gaben furchtsam nach, die Organisation wurde ganz aufgelöst, und was war die Folge? Die Stabilisierung wurde immer schlechter, die Kollegen wurden geschädigt und gar mancher leidet heute noch darunter. Es hätte nicht so kommen dürfen, aber leider fehlte den Kollegen Tatkraft, Energie und Willen. Was für ungeheure Anstrengungen hat es gekostet, die Stabilisierung so zu gestalten, wie sie heute ist. Können wir uns heute damit zufrieden geben? Nein! Aber was wir dann zu tun haben, will ich später sagen. Ich will nur kurz daran erinnern, wie lange es dauerte, bis wir den Anfangsgehalt eines Professionisten von 600 und 700 Kr. auf 800 Kr., dann auf 900 Kr. und jetzt auf 1000 Kr. brachten. Wieviele Kollegen mußten bei der Stabilisierung Hunderte von Kronen von ihrem ehrlich verdienten Lohn verlieren, während wir es doch heute so weit haben, daß statt Einreihung in eine höhere Kategorie eine Zulage gegeben wird. Erinnern wir uns noch, daß wir früher im Gehalt avancieren könnt e n. aber nicht m nßte n. Wieviele Kollegen blieben dabei im Gehalt zurück. Der Anfangslohn nach dein Jahre 1895 für einen Professionisten war Kr. 2-60 und stieg sukzessive bis heute auf Kr. 3'60 bis 4 Kr. Das sind keine angenehmen Erinnerungen, aber sie sind nützlich, besonders wenn man die Ursachen des Fortschritts ins Auge faßt. Ich habe im Laufe des Jahres oft von meinen Kollegen den Vorwurf gehört: „Für uns Professionisten ist noch nichts geschehen." Ist dies wahr? Nein. Heute kann jeder Professionist (selbstverständlich auch jeder andere) nach einem Jahre Mitglied des Provisionsinstituts werden. Ich habe seinerzeit volle fünf Jahre warten müssen, bis ich ausgenommen wurde. Heute wäre es mir recht, wenn ich diese Jahre eingerechnet hätte, es wäre ein großer Vorteil für mich. Freilich könnte ich diese Jahre nachzahlen, aber wer gibt mir das Geld hiezu? Aber nicht nur auf dieses erinnere ich mich. Zu jener Zeit passierte es oft. daß, wenn ein Kollege krank wurde, welcher schon neun Jahre und elf Monate Mitglied des Provisionsinstituts war und das Unglück hatte, nicht mehr gesund zu werden, daß er ganz einfach entlassen wurde, ohne auch nur auf einen Heller Provision Anspruch zu haben. Heute hat jeder Kollege mit fünf anrechenbaren Dienstjahren schon Anspruch auf eine Provision. Zu jener Zeit gab es keine Minimalprovisioir, das Krankengeld war kleiner, cs gab feinen Erholungsurlaub, keine Fahrbegünstigung, so wie heute, und vieles andere nicht. In hygienischer und sanitärer Beziehung sah es auch sehr traurig aus. Heute haben wir dach wenigstens eine bestimmte Zeit zum Reinigen der Sande :c„ kaltes und warmes Wasser, Handtuch und vielfach auch Seife. Jene Kollegen, welche heute sagen: „Es ist noch nichts geschehen", sollen sich nur etwas zurückerinnern und sie werden begreifen, daß sich doch manches gewaltig geändert hat. Diese Aendernng bewirkte aber nicht ein einzelner, nicht eine einzelne Gruppe, sondern die Gesamtheit. die Organisation. Früher wurde die Organisation, der sogenannte sozialdemokratische Fachverein, nicht nur nicht anerkannt, sondern aufgelöst, die Mitglieder verfolgt, die Teilnahme an den Aktionen dieser Organisation verboten. Erinnern sich noch die alten Kollegen, wie im Jahre 1896 eine Kommission unter dem Staatsbahndirektor Knbik von Linz in der dortigen Werkstätte von Mann zu Mann ging und jeden einzelnen fragte, ob er Mitglied der sozialdemokratischen Organisation sei? Wenn die Frage mit „Ja" beantwortet wurde, dann hatte der Kollege die Wahl: „Entweder austreten oder Entlassung." Ja sogar noch im Jahre 1900 wurden die Mitglieder der Organisation verfolgt und zur Verantwortung gezogen. Nachfolgender Erlaß zeigt dies deutlich, und zwar waren es Wächter, welche das Verbrechen begangen hatten, statistische Bögen von der Zentrale des RechtSschuhvereines auszufüllen, Bögen, welche Not und Elend in Ziffern der Äahnverwaltnng zeigen sollten. Hier der Erlaß: K. k. Staatöbahndirektiori Linz. Nr. 32950/1. Linz, am 20. Dezember 1900. Erlah an alle k. k. Bahnbetriebs- und Stationsämter. t. k. Bahn-erhaltungssektionen und die k. k. Heizhausleitung Linz. Im Nachhange zu dem Telegramm Nr. 105 vom 19. d. M. werden die obgenannten Dienststellen beauftragt, diejeninen Bediensteten, welche die Fragebogen des Rechtsschutz- und Ge-werkschnftsvereines verteilt beziehungsweise in Zirkulation gesetzt, ferner jene Wächter, welche dieselben nusgefüllt und weitergeleitet haben, zur Rechenschaft zu ziehen und hierüber ehestens unter Vorlage der etwa noch Vorgefundenen Fragebogen anher zu berichten. x Der k. k. Staatsbahndireltor: Messerklinge r. Vergleicht man den Inhalt dieses Erlasses mit der heutigen Situation, so muß der rückständigste Kollege einen gewaltigen Unterschied erkennen. Nach der passiven Resistenz im Jahre 1905 wurde auch für die Werrstättenbediensteten gar manches durch« gesetzt, was von Vorteil war. Man gab sich aber nicht 10. Dezember 1912__________________________ Nr. 35 zufrieden, und zwar mit Recht. Es wurden daher eins Menge Versammlungen äbgehalten und das Resultat dieser Besprechungen war (zum Beispiel in der Werkstatte Linz) ein Memorandum, welches sehr wichtige Punkte enthielt. Ich erinnere mich noch, wie von den meisten Kollegen, welche damals der Organisation fernstanden, erklärt wurde: „Wenn diese Forderungen erfüllt werden, dann trete ich auch der Organisation bei, dann bin ich auch euer Mitglied." Ich will nur die wichtigsten Punkte aus diesem Memorandum herausgreifen und meine Kollegen von heute sollen sagen, ob nicht doch schon etwas durchgesetzt wurde von den ehemaligen Wünschen. Die wichtigsten Punkte lauteten: a) Der Minimallahn soll während des Provisoriums 4 Kr. für Profefsionisten und 3 Kr. für Nicht» professionisten betragen. b) Der Professionist soll mit 1000 Kr., der Nicht-professionist mit 800 Kr. Gehalt angestellt werden. ES darf die Krankenzeit oder die bei einer Waffenübung zugebrachte Zeit nicht, wie bisher üblich, in Abrechnung gebracht werden. Als Quartiergeld ist zumindest das Wiener Ouartiergeld maßgebend. c) Der Höchstgehalt soll für Werkmänner mit 1600 Kr. und für Ober-Werkmänner mit 1800 Kr. festgesetzt werden. d) Die Arbeitszeit soll nicht mehr als täglich neun Stunden betragen. An Samstagen soll der Arbeitsschluß aus 4 Uhr nachmittags festgesetzt werden. Die Lohnauszahlung soll nicht über die Arbeitszeit ausgedehnt werden. c) Anrechnung von einem Fünftel des Gehalts oder 40 Prozent vom Wiener Quartiergeld zur Provision. f) Anerkennung der Vertrauensmänner. g) Unentgeltliche Einsichtnahme in die Qualifikationslisten. 10 Gewährung eines Erholungsurlaubes für Nicht-stabilisierte analog den Stabilisierten. i) Als ärztliche Untersuchung soll für alle Fälle die erste ärztliche Untersuchung maßgebend sein rc. rc. Das sind die wichtigsten Forderungen im Jahre 1906 gewesen bei den damals abgehaltenen Massenversammlungen. Ich bitte die Kollegen, diese Forderungen von damals mit den heutigen Verhältnissen zu vergleichen, und dann zu sagen: „Es ist twch nichts geschehen." Soll dies doch noch jemand wagen, dann steht man mit der menschlichen Natur vor einem Rätsel. Emen besonders edlen Charakter zeigt es nicht, daß so viele Kollegen damals ihr gegebenes Würt nicht einlösten, indem sie erklärten: „Wenn die Forderungen von der Organisation^ durchgebracht werden, dann werden sie auch Mitkämpfer und treue Anhänger unserer Sache." Wir Professionisten in den Werkstätten, Heizhäusern, Bahnerhaltungen rc. müssen ganz energisch auf* treten, wenn wir unserer Arbeitsleistung, unseren Kenntnissen die nötige Aufmerksamkeit von seiten der Bahnverwaltung abringen wollen. Unsere Forderungen will ich hier nicht weiter besprechen, jeder Kollege kennt und verlangt sie; die Hauptsache ist: wie bringen wir dieselben durch. Wir haben einen großen Fehler gemacht und das muß jeder ehrliche Kollege einsehen: wir haben die Organisation zu wenig beachtet. Was wir bis heute errungen haben, haben wir nur der allgemeinen Organisation zu danken. Die Arbsits- und sonstigen Verhältnisse haben sich ja, wie ich es kurz aus meinen Erinnerungen zeigte, ganz gewaltig verbessert, aber wir sind unzufrieden, weil sich die wirtschaftlichen Verhältnisse, das heißt unser jetziges Einkommen im Vergleich zu der Verteuerung aller Bedarfsartikel nicht entsprechend gebessert haben. Hier liegt der Fehler, den wir gemacht haben; statt immer geschlossen beisammenstehen, kämpfte jeder einzelne für sich und daher wurden wir von den Verhältnissen überflügelt. Im Jahre 1897 schon haben die Sozialdemokraten im Parlament schon verlangt, daß der Pro -sSssionist in den Werkstätten :c. nach nur einjährigen' Provisorium mit 1200 Kr. angestellt werde und nach einer 24jährigen Dienstzeit 2400 Kr. Gehalt erreichen soll. Das war vor 15. Jahren, wo die Lebensmittel n\ doch noch nicht so horrend verteuert waren. Mit wieviel größerer Berechtigung würde die Durchführung dieser Forderung heute notwendig fein? Heute sollte ja diese Forderung noch ganz anders ausschauen, aber wie stehi es in Wirklichkeit? Nicht, daß man eine solche Forderung heute nicht stellen konnte, o ja, das Eisenbahnministerium hatte gar nichts dagegen, aber wie sieht es ans, wenn wir verlangen möchten, daß dies auch durchgeführt wer den muß. Statt daß alle Professionisten in der Organisation vereinigt wären, drückt sich jeder vor dem kleinen Opfer unter den nichtigsten Ausreden. Ich weiß, daß ich viele Kollegen habe, welche kein richtiges Verständnis für die Organisation haben, denn sie gehen in keine Versammlung, lesen die bürgerlichen Preßerzeugutsse und lassen sich daher von dem nächstbesten Gaukler betrügen. Schimpfen, Forderungen stellen, ja, das können diese Leute alle; aber besser machen, selbst Hand entlegen, das ist was anderes. Der größte Schaden ist die Zersplitterung in der Organisation. Wir haben jetzt nicht nur nationale und konfessionelle Organisationen, sondern auch in der neuesten Zeit sogenannte Gruppenorganisationen, wovon der Pi'cfessionisteitverein für uns eine Aufklärung notwendig macht. Dort und da gibt es ja Kollegen, welche glauben, diese Organisation ist uns vom Vorteil. Daß dies nicht der Fall ist, will ich kurz im folgenden beweisen. Nehmen wir an, jede Gruppe im Bahndienst würde sich separat organisieren, wir hätten dann, ohne die konfessionellen oder nationalen Vereine zu rechnen, zirka 50 Gruppenorganisationen. Nehmen wir an, alle Eisenbahner sind in diesen Gruppenorganisationen bis auf den letzten Mann vereinigt, so würde die Durchführung der verschiedenen Forderungen leicht zu erreichen sein, meint mancher. Die Leitungen dieser Vereine würden, so tute. es ja heute geschieht, dem Ministerium her Augen führen, wie nützlich und notwendig die Arbeit und Leistung ihrer Mitglieder für den Staatsbetrieb ist und demgemäß ihre Forderungen stellen und begründen. Was würde das Ministerium machen? Da es alle Wünsche nicht berücksichtigen kann, würden halt Versprechungen gegeben und da und dort eine Kleinigkeit durchgeführt werden. _ Könnten sich die Mitglieder dieser Vereine damit zufriedengeben? Nein. Im Gegenteil. ES wäre noch mehr Haß und Uneinigkeit wie heute. Ja, höre ich sagen, da würden wir uns vereinigen, alle Gruppen müßten gemeinsame Konferenzen abhalten und das Notwendige beraten, um auf das Ministerium einen Druck auszuüben. Wenn aber das Ministerium nicht will, was dann? Dann gibt es eben einen Kampf. Sehr schön gedacht. Glaubt denn wirklich heute noch ein Kollege darein, daß es möglich ist, daß sich die Mitglieder der einen Gruppe um die der anderen kümmert, wenn kein gemeinsames Band vorhanden ist, wenn eine jede Gruppe nur egoistisch für sich denkt? Das Ministerium würde eine Harmonie, wenn sich wirklich eine solche finden würde, gewiß ganz leicht zerstören können, indem sie die Forderungen der einest Gruppe ganz oder mehr berücksichtigt, wie die der anderen. Sofort wäre die Einigkeit beim Teufel und man würde genau so schimpfen wie heute. ^ Die Regierung kennt ja den Spruch der Unternehmer: „Teile und herrsche". Daher hat sic ja die Eisenbahner in so viele Gruppen gespalten, daher die verschiedenen Bezüge und Begünstigungen von heute, welche ja eben das größte Hindernis sind. Wenn die Kollegen nur einmal ernstlich Nachdenken würden, dann müßten sie ja selbst draufkommen, daß diese Gruppen-organisationen, von denen jede bestrebt ist, durch geringe Beiträge Mitglieder zu gewinnen, für uns alle vom größten Nachteil sind. Ist es nicht geradezu beschämend für einen Kollegen, wenn er behauptet, es geschieht nichts, oder es ist noch nichts geschehen? Zeigt nicht ein solcher Mensch feigen Eigennutz, wenn ihm andere seine Verhältnisse verbessern sollen? Interessant ist es, wenn man in den verschiedenen Blättern der Gruppenorganisationen Einblick nimmt. Jede Kategorie stellt sich als die wichtigste hin, stellt ihre dementsprechenden Forderungen, ohne sich klar zu sein, wie dieselben durchgeführt werden sollen. Wenn die Kollegen wirklich ernstlich darüber Nachdenken und es ihnen mit der Durchsetzung ihrer Forderungen ernst ist, wenn sie die Vorgänge im Parlament, im ganzen Wirtschaftsleben überhaupt, genau verfolgen, dann bin ich überzeugt, sie werden die Nutzlosigkeit "der separaten kleinen Organisationen einsehen und werden sich dem allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsverein anschließen. Ich habe ja schon erwähnt, daß auch wir öte Organisation ausbauen wollen, Haß wir sie mächtig, widerstandsfähig sehen wollen. Bei dieser Arbeit müssen aber alle Kollegen Mitwirken, jeder muß ein kleines bringen und seine Kräfte zur Verfügung stellen. . lüinmt dieser Pflicht jeder nach, dann wird sich mich nufere wirtschaftliche Lage so gestalten, wie wir sie wuMckien und notwendig haben. W. Inland. Ocstcrreichischc Preßfreiheit. '« „Jedermann hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck oder bildliche Darstellung innerhalb der gesetzlichen Schranken sich frei zu äußern. Die Presse darf weder unter Zensur gestellt noch durch das Konzesjionssvstem beschränkt werden." So lautet bekanntlich Artikel XII unseres Staats-grundgesetzes. Als Illustration dazu wurden in den letzten Tagen folgende Zeitungen konfisziert: Reichenderger „Vorwärts", Linzer „Wahrheit", Brunner „Volksfreund", Innsbrucker „Volkszeitnng" (zweimal), Nordböhmischer „Volksbote" „Arbeiter-Zeitung" (zweimal), „Das Volk" und die „Arbeitennnen-Zeitung". Ferner hat die Staats-antoaitjajaft ote aus Deutschland einlangenden Zeitun-gen, tote „Leipziger Tageblatt", „Berliner Tageblatt", "™r ?lter 2e^mtg .„Hamburger Fremdenblatt" und .Münchener Neueste Nachrichten" ebenfalls konfisziert. -""Fettung" wurde sogar das „fünfte Gebot Gottes konfisziert. Nach der Ansicht dieses ^ aatvanwattes gehört al,o auch der liebe Gott zu den Staatsverbrechern . Und alles unter der Herrschaft des öeuhcfinahonalen Ministers Hochenburger und unter dem Betfallsgejohle der nationalverbändleriscken Sippschaft Pack! ' 1 ' * Was die Familien der Einberufenen erhalten. * Neben drei anderen für den Fall eines Krieges geltenden Gesetzen ist dem Abgeordnetenhaus auch ein Gesetzentwurf zur Abänderung der Bestimmungen über die Entschädigung der Familien Mobilisierter vorgelegt worden. Das neue Gesetz verändert an dem Ausmaß der Unterstützung gar nichts, und es ist bei weitem nicht so modern wie das im Jahre 1908 geschaffene Gesetz über den Unterhaltungsbeitrag für die Angehörigen der Reservisten. Dieses erkennt den rechtlichen Anspruch der Familen an, verlangt auch nicht die „Hilfsbedürftigkeit" als Voraussetzung der Leistung des Staates und belegt diese nicht mit dem demütigenden Namen „Unterstützung", sondern nennt sie „Unterhaltungsbeitrag des Staates". Das Ausmaß der Unterstützung besteht, genau wie es das Gesetz vom Jahre 1880 besagt, aus zwei Teilen: der täglichen Unterhaltungsgebühr und dem täg-ltchen Mietzinsbeitrüg. Als Unterhaltungsgebühr ist )enen Ort, in welchem der betreffende Angehörige des Einberufenen zur Zeit der Einrückung feinen Wohnsitz hatte, für die Militärdurchzugsver-pflegung festgesetzte staatliche Vergütung" zuzuerkennen. DaHu kommt noch 6er tägliche Mietzinsbeitrag, der die Halste der Unterhaltungsgebühr ist. Nur derjenige bekommt feinen Mietzinsbeitrag, der im eigenen Hause wohnt oder in einem Hanse, das dem Einberufenen gehört, oder in einer öffentlichen Anstalt, etwa einem. Armenhause. Kinder unter acht Jahren bekommen nur die Hälfte der Unterhaltungsgebühr und des Mietzinsbeitrages. Der Betrag für die Militärdurchzugsverpslegung wird jährlich vom Landesverteidigungsministerium bestimmt. Für das Jahr 1912 ist sie in der Zirkularverordnung vom 22. Dezember 1911 festgesetzt worden. Ihr zufolge beträgt die Gesamtunterstützung für jeden einzelnen Angehörigen eines bei einer Mobilisierung Einberufenen, der wohnhaft ist 56er ackt Jahre unter acht Jahve« alt ist alt tft Kror> en Heller in Innsbruck.................. 1.36'/, 68 im übrigen Tirol und Vorarlberg 1.26 68 in Triest..................... 1.23 63 im übrigen Küstenland .... 1.14 57 in Linz....................... l.‘2iy„ 62V* in Klagensurt................. 1.21-/. (>0/4 im übrigen Kärnten ..... 1.12'/. 60'/, in Graz ..................... 1.15% 57-'/, im übrigen Steiermark .... 1.11 55*/, in Salzburg................... 1.14 57 in Brünn...................... 1.14 57 im übrigen Mähren............. 1.02 51 in Wien....................... 1.11 55'/- im übrigen Niederösierreich. 1.08 54 in Zara........................ 1.11 57 im übrigen Dalmatien .... 1.08 54 in Troppau..................... 1.11 55'/, im übrigen Schlesien ..... —.99 49'/, in Lemberg ......... 1.12V« 56l/, in Krakau..................... 1.031/, 51S, im übrigen Galizien........... >—.79y3 30’/, in Laibach................. 1.09'/, 54V, im übrigen Krain............... 1.03'/, 51?,, in Czernowitz ............... 1.09 y* 54*, in der übrigen Bukowina . . . —.82‘/a 41V, in Prag................. —.97'/, 46*, im übrigen Böhmen......... 1.08 54 Wie man sieht, ist, weil die Militärdurchzugsber-pflegung in den verschiedenen Hauptstädten und in den verschiedenen Ländern nicht gleich ist, auch die Unterstützung der Angehörigen der Einberufenen nicht gleich. Hat also ein Einberufener eine Frau und zwei Kinder, von denen eines über acht Jcchrte und eines unter acht Jahren ist, und unterstützt er feine Mutter, so daß sie zum größten Teil von ihm lebt, und wohnen alle in Innsbruck, so bekommen diese vier Personen zusammen täglich Kr. T09. Als höchste 'Stufe für die Gesamtunterstützung der ganzen Familie gilt aber der durchschnittliche Tagesverdienst des Einberufenen. Mehr als der Einberufene verdient hat, kamt die Familie, wenn sie auch aus noch so vielen Köpfen besteht, nicht bekommen. Dadurch, daß alle oder ein Teil der Familienmitglieder vom Laude, von der Gemeinde, von Vereinen öder Privatpersonen Unterstützung erhalten, erleidet ihr Anspruch an den Staat keine Schmälerung. ■ . * Der „kleine" Finnnzplan. - Am 12. Juni gab Abgeordneter Dr. Renner mt Namen der sozialdemokratischen Mitglieder des Finanzausschusses die folgende Erklärung ab: „Wir lehnen die Erhöhung der Biersteuer und der Branntweinsteuer ab^ Dagegen sind wir bereit, der Erhöhung derjenigen Steuern 3u.tufiimm.en, die die besitzenden Klassen belasten, wenn das Erträgnis der Steuererhöhung für die Erhöhung der Bezüge der Staatsangestellten, der Eisenbahner und der Staatsarbeiter verwendet wird. Wir wollen die Ar&eit an einem solchen Gesetz so beschleunigen, daß sie noch vor den Sommerferien abgeschlossen werden kann." Aber die bürgerlichen Parteien haben dieses Anbot der Sozialdemokraten nicht eingenommen. Sie haben feine Lust, die Steuern der besitzenden Klassen zu erhöhen. So wurde denn seit jenem 12. Juni, an dem Dr. Nenner diese Erklärung abgab, der Finanzausschuß zu keiner Sitzung cinberufen! Jetzt endlich machen sich die bürgerlichen Parteien ans Werk. Dr. Steinwender hat einen „kleinen Finanzplan" ausgearbeitet, den der Finanzausschuß nun beraten soll. Aber sein Gesetz legt die schwerste Last nicht ans die besitzenden, sondern auf die besitzlosen Klassen: Es soll nämlich die Branntweinsteuer mit 50 H. für den Liter reinen Alkohol er* höht werden. Das bedeutet eine Verteuerung des Liters Branntwein um mehr als 12 H. Nicht die Großgrundbesitzer, sondern die ärmsten Taglöhner sollen höher besteuert werden. Ab e r die Liebesgaben an die Sch n t pshrenner sollen unverändert weiter gezahlt werden! Daneben will Steinwender allerdings auch den besitzenden Klassen etwas höhere Steuern auferlegen: die Personaleinkommensteuer derjenigen Steuerträger, die ein Einkommen von mehr als 10.000 Kr. beziehen, soll etwas erhöht, und es sollen die Gewinnanteile der Verwaltungsräte der Aktiengesellschaften einer besonderen Steuer unterworfen wer. den. Aber diese Steuerhöhung soll den besitzenden Klassen durch besondere Begünstigungen schmackhaft gemacht werden. Erstens soll denjenigen, die bisher durch falsche Steuerbekenntnisse den Staat betrögen haben, ein Generalpardon gewährt werden. Zweitens soll die von der Negierung vorgeschlagene Verpflichtung der Kapitalisten, ihre Geschäftsbücher den Steuerbehörden vorzulegen, nur in sehr abgeschwächter Form in das Gesetz ausgenommen werden. Die Vorlegung der Geschäftsbücher soll nämlich nicht durch Strafen erzwungen werden; legt ein Kapitalist trotz der Aufforderung der Steuerbehörde feine Geschäftsbücher nicht vor, dann soll die Behörde nur das Recht haben, die Steuer „aus Grund der ihr vorliegenden Behelfe" zu bemessen. Das ist nichts als die Legalisierung des länaft geübten Brauches. Herr Steinwender hat in seinen Plan schließlich auch die sogenannte I lt n g g 0. s eile 11 st euer ausgenommen: die Erhöhung der Personaleinkommensteuer um 15 Prozent für Junggesellen, um 10 Prozent für kinderlose Ehepaare. Diese Steuerhöhung soll auch für die Arbeiter gelten, die. die Personaletnkommenstene 1: bezahlen müssen. Dagegen hat Steinwender den Vorschlag der Regierungsvorlage, die Steuer derjenigen Arbeiterfamilien etwas niedriger zu bemessen, deren Einkommen sich aus dem Arbeitsverdienst mehrerer Familienmitglieder zusammensetzt, nicht aufgenommen. Den einzigen Paragraphen der Regierungsvorlage, der die Arbeiterschaft Begünstigt, hat Steinwender ausgelassen! Ueberflüssig, zu sagen, daß er unsere Forderungen, cd solle das steuerfreie Existenzminimum erhöht und es solle das Arbeitseinkommen niedriger besteuert werden, als gleich hohes Einkonten aus mäßigem Kapital- und Grundbesitz, nicht berücksichtigt hat. Herr Steinwender betreibt das Entwerfen neuer Steuergesetze als Sport. Auch dieser sein Entwurf wird wohl den Weg seiner vielen Vorgänger gehen! Die Deutsche „Arbeiterpartei" unter dem Hammer. Nein, so arg ist's nicht, es kanten vorläufig bloß die Parteimarken der „Deutschen Arbeiterpartei" zur Versteigerung. Die Herren haben 800.000 Wehrschuhmarkeit übrig, die am 2. Dezember versteigert wurden.. Näheres ersieht man aus folgendem Versteigerungsedikt, das im „Teplitz-Schönauer-Anzeiger" veröffentlicht war. Geschäftszahl E. V 2627/12/... V ersteigern ngöeditt. Ain 2. Dezember 1012, vormittags 10 Uhr, werden in Turn, Mariascheinerstraße 377 zirka 800.000 Stück Wehrschutzmarken der Deutschen Arbeiterpartei öffentlich versteigert. Mit der Aufforderung zum Bieten wird erst eine fial.be Stunde nach dem vorstehend angeordneten Termin begonnen. Ä. f. Bezirksgericht Teplitz, Abteilung XIV, am 29. Oktober 1912. Barwinek, k. f. Oberoffizial. Nachdem sich keine Dummen fanden, die der „Deut scheu Arbeiterpartei" die 800.000 Wehrschahmarken ab-kaufen wollten, anderseits der Druckereibesitzer, der die. Marken hergestellt, für die „gute nationale Sache" kein Verständnis hatte und rücksichtslos — nämlich gerichtlich — verging, so kamen die Marken unter den Hammer, Hoffentlich haben sich an der Versteigerung die „Volksgenossen" Fabrikanten und andere gute „Nationale" zahl' reich eingefunden und für die Marke ihrer „Arbeiterpartei" Liebhaberpreise bezahlt. * Der Wiedereintritt der Abgeordneten Pantz und Kemcttrr in die Vereinigung christlichsozialer Abgeord-netrr. Die christlichsoziale „O esterreichi sch U u-garische Eisenbahner-Zeitung" gibt in ihrer letzleiEuisimer an leitender Stelle die Meldung der „Reichspost" von dem bedingungslosen Wiedereintritt der beiden Abgeordneten Pantz und Seinetter in den christlichsozialen Reichratsklub wider und knüpft' daran folgende bissige Bemerkungen, mit welchen sich Herr Tschulik leicht die Ungnade seiner hohen christlich sozialen Gönner zuziehen kann. „Wir begrüßen die Tatsache mit aufrichtiger Freude, wenn wir auch gegen die Art und Weise, wie der Eintritt der beiden und so nahestehdenden Abgeordneten journalistisch rc-, gistriert wird, energischen Widerspruch erheben müssen. Er haben nämlich nicht so sehr die beiden genannten Abgeordneten durch ihren Wiedereintritt gewonnen, als der parlamentarische Klub selbst, der ja in Wirtlichkeit nicht allzu schwer mit Intelligenzen belastet erscheint. Man spiele doch nicht verwegen mit Männern, die für die christlichsoziale Partei ein Stück Leben bedeuten, deren Isolierung eine Preisgebung bedeutsamer Wahlbezirke und machtvoller Organisationen zur Folge haben mühte. Ihre Stimme ist wirklich SMfcSitimmc und ilic Bestreben, den BoNsnotwendigkeiten wenigstens gleich den Staatsnotwendigkeiten einen Ptah zu erobern, wird von den Segenswünschen Hunderttausender begleitet." Der Mitteilung der „R e i ch s p 0 st" entgegen meldete die „N eue Freie Presse" am 30. November: „Der Lristlichsoziale Klub uitb die Abgeordneten Ritter v. Pantz und Mcuieitcr, Wie wir erfahren, haben die Abgeordneten Ritter v. Pantz und Kemetter ihren Wiedereintritt in beit chrijtlichsozialen Reichsratsklubö in einem eingehend motivierten Schreiben endgültig abgelehnt. Das Schreiben weist auf den Widerspruch zwischen dem Klubbeschlutz vom 27. d. M. hin, mit welchem die von den genannten Herren ihren Wiedereintritt gestellten Bedingungen vollinhaltlich angenommen worden sind, und dem hierüber ausgegebenen Kommunique, welches diesen Wiedercinritt entgegen dem wahren Sachverhalt als einen bedingungslosen erscheinen laßt. Die Abgeordneten Ritter v. Pantz und Kemetter werden nunmehr gemeinsam mit dem Mgeordneten Neunteufel die im Jahre 1911 in Graz gegründete Unabhängige christlichsoziale Volkspartei der Deutschen Oesterreichs im Abgeordnetenhaus selbständig vertreten." < Man weiß nun nicht recht, ob die „Reich § p 0 st" mit ihrer Meldung wieder einmal gelogen hat oder ob die Komödie mit dem Ein- uud Austritt aus dem Paria« mentsklnb noch weitergespielt wird. * Ein hartnäckiger Streik in der Fahrradindustrie. Die Arbeiter der Premierwerke in Eger, welche Firma Fahrräder mit der Marke Premier, Premier H e l i c a I, Premier Racer, Premier 10 o, Spezial, Marke de Champion, Alfa. Postillon, B r i t a n n t ü, Kaiscrburg, Iun 0, Sun, Furul, K 0 hin 0 r, Attila und Torpedo und für die Händler Wandrak. Wien XII, £j e m a lt n u. K 0 h 0 utek, Olmütz, Schmidt, Böhmisch-Leipa. I. K 0 l a ?, Chotzen, Schattner, Dux, Wo I f Falkenan, Frank, Karwin, und Frank, Mähr.-Ostrau, Räder mit eigener Marke erzeugt, stehen im Streik. Dis Betriebsdirektion in Eger hat nun nicht nur jede Verhandlung mit dem Herrn Generaldirektor dieser Werke hintertrieben, sic hat auch schwarze Listen hinaus gegeben und verlangt alle Tage die schärfsten Matz, nahmen gegen die streikenden Genossen und ia3 Verbot des Ntreikposteustcheiis. Trotzdem die Firma ausmerk-sani gemacht wurde, daß heute der Arbeiter der Haupt' konsumeut des Fahrrades ist, hat sie ihrem Hatz gegen die Arbeiter keine Schranken auferlegt. Sie will keine Organisation int Betrieb dulden und in Zukunft nur Nichtorganisierte Arbeiter aufnehmen. Die Firma setzte allen Vernunftgründen und Vermittlungsvorschlägen ein protziges Nein entgegen, und alle bürgerlichen Faktoren in Egcr sind bemüht, die Arbeiter niederzuringen. Jeder Arbeiter, der etwas auf Arbeiterehre hält, wird wissen, wie er sich künftig den Erzeugnissen dieser Firma gegenüber zu verhalten hat. Ausland. Eine richtige Wegleitung! In den Verhandlungen des außerordentlichen Kongresses der christlichen Gewerkschaften Deutschlands, der am 26. November in Essen tagte, ist ein Satz gesprochen worden, der wichtiger und wertvoller ist als alles übrige Gerede, und der darum in die Geschichtsbücher unserer Zeit zu dauerndem Gedächtnis eingetragen zu werden verdient. Nach dem Bericht des christlichen ..Reichsboten" sagte der Führer der christlichen Gewerkschaften, Herr G i e s b e r t s: Wenn es uns lediglich darauf a n g e-kommen Ware, die wirtschaftlichen Inter-essen der Arbeiter zu vertreten, dann hatten wir zur Sozialdemokratie gehen Lonne it. Wem es lediglich darauf ankommt, die wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter zu vertreten, der kann zur (Sozialdemokratie gehen! Die Sozialdemokratie vertritt k>re wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter. Wahrhaftig, so selbstverständlich dieser Satz an sich ist, ein so bemerkenswertes Zugeständnis ist cs aus dem Munde eines christlichen Gewerkschaftsführers. Eine ganz richtige Wegleitung gibt da der schwarze Herr Giesberts den deutschen Arbeitern: Gehet zur Sozialdemokratie, wenn ihr eure wirtschaftlichen Interessen vertreten haben wollt! Die englischen Eisenbahner. Der große englische Eisenbahnerstreik vom Jahre 1611 brachte den Arbeitern die teilweise Anerkennung ihrer Gewerkschaften und auch beträchtliche Lohnerhöhungen. Die meisten Gesellschaften haben den Vorschlägen der damals eingesetzten königlichen Kommission Folge ge-leistet und die Beziehungen zwischen ihnen und den Arbeiterorganisationen finb normal. Andere Gesellschaften jedoch nehmen gegen die Gewerkschaften eine provozierende Haltung ein. Vielleicht gedenken diese, in dem trüben Wasser der Uneinigkeit der Eisenbahner fischen zu können. Die Verschmelzung von dreien der vier Eisenbahnergewerkschaften ist so gut wie fertig: aber eine wichtige Organisation, die Gewerkschaft der Lokomotiv-führer und Heizer, die etwa die Hälfte der Okganisierten dreier Berufsklassen umfaßt, hält sich abseits. Die Ge-sellschaft, die sich fortwährend Verstöße gegen die Ab-machimgen vom Jahre 1911 zuschulden kommen läßt, ist die mächtige „Midland Railwag Company", deren Haupt-ürrektor in dem großen Kampfe vom vorigen Jahre die Führung der Kapitalisten übernahm. Diese Gesellschaft maßregelt und entläßt fortwährend Angestellte, die sich ra dem Kampfe hervorgetan, entgegen den ausdrückliche« Bestimmungen der getroffenen Abmachungen. Dieses unschöne Vorgehen hat zu großer Erbitterung unter den Arbeitern geführt. Große Unzufriedenheit erregt auch die Praxis simger Gesellschaften, ihren Angestellten eine Lohnerhöhung von einem Schilling die Woche zu gewähren und zu gleicher Zeit die Miete für das der Gesellschaft gehörende Arbeiterhaus um anderhalb Schilling die Woche zu erhöhen. Ferner haben sich die irischen Bahnen geweigert, die von den britischen Bahnen akzep-tierten Reformen durchzuführen. Alles dies hat unter den Arbeitern eine Stimmung erzeugt, die die Leiter der Organisation fürchten läßt, daß die Arbeiter bald einen neuen Kampf wagen müssen. Ein weiterer Umstand, der für die Möglichkeit eines neuen Eisenbahnerstreiks spricht, ist die Schwierig-keit der Regierung in Bezug auf die Eisenbahnbill. Wie erinnerlich sein wird, mußte die Regierung den Eisen-bahngesellschaften nach dem Streik versprechen, eine Vorlage nt der nächsten (das heißt der laufenden) Par-lamentssessiün einzubringen, die den Gesellschaften die Erhöhung der Frachtsätze erlauben würde. Ohne diese Zusage hätten die Gesellschaften die Vorschläge der Kommission nicht angenommen. Die Regierung brachte beim auch eine entsprechende Vorlage in dieser Session ein, mußte sie aber fallen lassen und behielt nur die Klausel 2, die von den Frachtsätzen handelt. Der Premierminister und der Handelsminister haben nun die Klausel zur Zu-sriedenheit der Gesellschaften ausgearbeitet. Jetzt aber bietet sich ihnen eine neue Schwierigkeit in Gestalt des entschlossenen Widerstandes der Industriellen gegen die Erhöhung und Veränderung der Frachtsätze und Fracht-bedingungen. Der Generalsekretär der Bureauangestellten erklärte vor etlichen Tagen in einer Versammlung in Glasgow, dah die Gesellschaften der Regierung vor kurzem bedeutet hätten, daß sie die ihren Angestellten seit dem Streik gemachten Konzessionen wieder rück-gängig machen würden, wenn ihnen die Regierung es nicht ermögliche, durch ein Gesetz die Frachtsätze zu er-höhen. Es ist somit mit der Möglichkeit eines neuen Generalstreiks der englischen Eisenbahner zu rechnen. * Ein schottisches Manifest gegen den Krieg. Die „Sozialistische Arbeiterpartei", eine Organisation, die in Schottland viele Anhänger zählt, veröffent-licht ein Manifest gegen den Krieg, dem wir folgende Sätze entnehmen: „Arbeiter! Was gehen uns die Streitigkeiten unserer Herrscher an? Wir, die Arbeiter der verschiedenen Nationen, haben feinen Streit. Wir. die „vaterlandslosen .Gesellen", die wir weder Land noch Kapital besitzen und doch allen Reichtum dieser Welt erzeugen, sind gezwungen, lange Stunden für kargen Lohn zu arbeiten und werden auf der Suche nach Beschäftigung von Land zu Land getrieben. Unsere Herren sind heute Engländer oder Franzosen, morgen Deutsche oder Russen. Zu welcher Nation sie sich auch zählen mögen, ihr Grund, uns zu beschäftigen, ist immer derselbe: Profit aus unserer Arbeit zu ziehen..." „Arbeiter! Wir haben keinen Streit mit .en Arbeitern anderer Länder. Soll der Kontinent Europas aus das Geheiß unserer Herrscher mit dem Blute unserer Klasse getränkt werden? Die Arbeiter Europas, vereint durch die Bande der Brüderlichkeit und der Klasseninteressen, _ können diese niedrigen Intrigen ein für allemal vereiteln. Eine Antwort auf diese Frage fei: „Nein! Tausendmal nein!" — Die Arbeiter aller Länder haben nur einen Feind: D i e internationale herrschende Klasse. Arbeiter Europas, vereinigt euch!" * Die Rormnllöfjuc des Bureaupersonals der schwedische« Privaten eirbahncn. Von C. Anderson (Stockholm). Wir haben bereits früher berichtet, daß Verhandlungen im Gange waren zwischen dem Verband der Eisenbahnarbeitgeber und dem Personal der Privatbahnen zwecks Regulierung der Lohnverhältnisse des genanten Personals. Gleichzeitig gaben wir unserem Interesse an dem Ausgang dieser Unterhandlungen Ausdruck, da das in Frage kommende Personal so gut wie unorganisiert ist; jedenfalls haben sie eine nur äußerst schwache Organisation. Das Resultat der langen Untersuchungen und Verhandlungen ist nunmehr in unseren Händen. Gedanke und Absicht ist wie folgt: Bisher hatte' jede Eisenbahn ihre eigene Tabelle, unabhängig von den anderen und ohne irgendwelche Normalbestimmungen. Die Folge davon war, daß sowohl die Löhne wie auch die Arbeitsbedingungen höchst unregelmäßig und bei den verschiedenen Eisenbahnen höchst verschieden waren. Nunmehr sind aber gewisse Bestimmungen aufgestellt worden, nach denen die Eisenbahnen klassifiziert sind unter A. bis E. mit einer besonderen gleichen Tabelle für jede Klaffe. Jede Art von Extraeinkommen in den Stationen und Bureaus, das früher von dem Personal eingenommen wurde, ist unter den neuen Bestimmungen der Eisenbahnen zu überweisen, während das Personal dafür einen höheren Lohn erhält, aber feine Extraeinnahme behalten darf. Eine vollkommene Normalisierung hat damit stattgefimden und dies kann man nur befürworten. Wir wollen hier nicht auf die Zahlen, die Klassifikation oder auf die Methoden eingehen, wohl aber wollen wir uns etwas eingehender mit dem in Frage kommenden Personal beschäftigen, sowie mit dem Standpunkt der Arbeitgeber in dieser Angelegenheit. Die Arbeitsbedingungen sind durch Bestimmungen festgelegt, die größtenteils dem Vertag Nr. 2 (Avtal No. 2) entnommen sind. Die Verantworllichkeits- und Drenstverträge sind derartig verfaßt, daß die fraglichen Angestellten vollständig gefesselt sind. Das wichtigste Dokument ist indessen die Bestimmung über Schiedsgerichte und Urteilssprüche. Der Wortlaut dieser Bestimmung ist wie folgt: „Falls zwischen der Eifenbalm-gefellfchaft und deren Angestellten Meinungsverschiedenheiten entstehen über die Auslegung dieser Bestimmungen, so haben sowohl die Angestellten wie die Eüen-bahngefellichaft das Recht, ihre Meinung vor dem Exe-kutivausfchuß des Verbandes der schwedischen Eilenbahn-arbeitet untersuchen zu lassen', der Beschluß dieses Exe-kütivausschusses ist für beide Teile bindend." Also die Zentralorganiiation der einen Partei hat als Schiedsrichter zu fungieren! Wir haben jedenfalls Grund genug, uns zu fragen: „Wie war dies nur möglich?" Den Standpunkt der Arbeitgeber können wir sehr gut verstehen, er ist ja natürlich genug, aber was wir nicht verstechen können, ist das Vorgehen der Vertreter des in Frage kommenden Personals. Was haben diese Leute von ihren Aufgaben gedacht und wie haben sie diese erfüllt? Um eine Erklärung auf diese Frage zu erlangen, müssen wir aus die Organisation der betreffenden Gruppen zurückgreifen. Die hier in Frage kommenden Gruppen find: Stationsvorsteher. Bureauangestellte höherer und niederer Grade, Werkstätten und Lokomotiv-depotsvorstände (Meister) und Rottenarbeiter höherer und niederer Grade. Von diesen sind die Meister in den Werkstätten und Lokomotivdepots vollständig unorganisiert. Der Verband der Rottenarbeiter hält ein- oder zweimal im Jahre eine Versammlung ab, aber man kann von diesem Verband nickt sagen, daß er die betreffende Gruppe vertritt. Tann bleiben noch die Stationsvorsteher und Bureauangestellten. Die erstgenannte Gruppe hat einen Verband, der einige Jahre alt ist. Einige Mitglieder dieses Verbandes haben jedenfalls den Wert des Zusammenschlusses eingesehen und haben versucht, dem Verband eine moderne Gewerkschaftsform zu geben und auch das Verhältnis zu den Arbeitgebern zu modernisieren, aber sie sind daran von den konservativen Elementen gehindert worden, die sieh sehr zahlreich in dieser Griippe befinden. Tiefe inneren Zwistigkeiten haben den Verband ohne Zweifel sehr geschädigt. Die Bureauangestellten haben ebenfalls einen Verband, auf den man aber das alte Sprichwort von eines Edelmannes noch edleren Dienern anwenden könnte. Dies ist eine sehr bedauerliche Tatsache, da die meisten Mitglieder dieses Verbandes junge Leute sind, die mit einem richtigen Verständnis ihrer Lage viel Gutes tun könnten. Es wäre ganz selbstverständlich gewesen, wenn diese beiden Organisationen sich zusammengeschlossen und vereint eine Organisation aufgebaut hätten. Diese Organisation hätte dann die Verhandlungen mit den Arbeitgebern aufnehmen müssen und wir glauben ganz bestimmt, daß die letzteren keine ablehnende Stellung eingenommen hätten, wenn sie einen wirklichen und starken Gegner gehabt hätten. Aber anstatt sich zusammenzuschließen, ging jeder feinen eigenen Weg. Jeder kleine Verband wandte sich allein an die Arbeitgeber und sagte diesen, daß man zu verhandeln wünsche. Und dann stellte sich bald heraus, daß jeder andere Ansichten und andere Wünsche hatte. Das Resultat war daher trotz der vielen und langen Verhandlungen und Versammlungen, daß die Arbeitgeber in Wirklich- keit das vorschrieben, was ihnen am besten paßte, was natürlich genug ist und wofür wir sie kaum tcdeln können. Nun fingen die verschiedenen Gruppen an, ein vereintes Vorgehen in Erwägung zu ziehen. Die Stationsvorsteher und die Bureauangestellten -bildeten zusammen den „Verband des Bureaupersonals", notüriiä) in der föderativen Form. Später bildete sich dann her Parasitäre „Verband der unteren Bureauangestellten". der die unteren Bureauangestellten umfaßt, die nicht als Mitglieder des Eisenbahnerverbandes gelten wollen, wahrscheinlich, weil ihnen dieser Verband nicht vornehm genug ist. Dieser Verband der unteren Bureauangestellten, der einfach gar keine Existenzberechtigung hat, agitiert nun für eine Vereinigung der unteren Bureauangestellten und versucht, diese zum Austritt aus dem Eisenbahnerverband zu bewegen. Wir haben feinen Grund, dieser Agitation besondere Aufmerfamkeit zuzuwenden: wir bedauern aber, daß es noch so viele Leute gibt, die kein Verständnis für solche Lebensfragen haben, obgleich man es doch erwarten sollte. Wenn -nur diese Komödie von Verhandlungen ihnen eine Lehre geben wollte, dann wäre sie nicht vergebens gewesen. Aus dem GerichLssaal. Der Neichsverein-Vizepriisident als Lump rechtskräftig gebrandmarkt. (Zur öcrufunfloticrtianbhtnfi König-Müller.) Unseren Lesern wird noch die Gerichtsverhandlung in Erinnerung sein, die anfangs Juli vor dem Bezirksgericht Wiener-Neustadt stattfand (der „Eisenbahner" hat darüber ausführlich berichtet), wo der bekannte Vizepräsident des gelben Reichsvereines, Herr König, eine zerschmetternde Niederlage erlitt. Kurz wollen wir die Umstände in Erinnerung zurückrufen, die die Ursache der Klage bildeten. Am 11. Dezember 1911 hielt unsere Ortsgruppe in Wiener-Neustadt eine Versammlung ab, in der über den Stand und den Erfolg der parlamentarischen Aktion zur Verbesserung der Lage der Eisenbahnbediensteten berichtet werden sollte. Genosse Adolf M ü l-l e r war als Referent der Zentrale erschienen. In längerer Rede setzte er den Eisenbahnern auseinander, was erreicht wurde und daß die Vertrauensmänner beschlossen haben, die noch fehlenden Verbesserungen durch eine weitere parlamentarische Aktion zu erreichen. Die Versammelten stimmten den Ausführungen des Referenten zu. Die Versammlung wäre ruhig auseinandergegangen, wenn nicht durch daö Auftreten einiger Herren ein Zankapfel in die Versammlung geworfen worden wäre. Während der Rede Müllers kamen die beiden „Präsidenten" Klein und König baut gelben Neichsverein und der bekannte Salonanarchist Rudolf @ t o fern a n 11 mit noch zwei Herren in die Versammlung. Als M ü l- l e r geendet, ka u König zum Worte. Der Tenor seiner Rede war eine rüde Beschimpfung des Gewerkschaftsvereines und seiner Führer, erklärte diese als Verräter an den Eisenbahnern, forderte in verantwortungsloser Art zur passiven Resistenz und zu radikalerem Vorgehen auf. Als er geendet, kam der Salon, anarchist Grotzmann daran, der sich noch radikaler gebärdete und die Eisenbahner aufforberte, dem Beispiel der französischen Kollegen zu folgen, die Sabotage ils Mittel hinstellte. das imstande ist. den Forderungen zum Durchbruch zu verhelfen. Der Mann war gewissenlos genug, in einem so wichtigen Augenblick durch beriet Aufforderungen eilte heillos' Verwirrung anzurichten, die die nachhaltigste Wirkung Laben könnten. Wie >;Ü selbstverständlich, wurde den Herren gleich.an der Stelle die nötige Antwort zuteil. Tic Genossen Püchlcr. Sagmeister und Ofcnbock fertigten die Herren • lich ab. In seinem Schlußwort zerzauste noch Genosse M ü 1-lc r die Tiraden der beiden ..Radikalen", die um so Tetchfci: reden haben, da sie für den Ausgang einer Bewegung ja nicht verantwortlich gemacht werden können, da sie sich wahrscheinlich weit vom Schuß aufhalten werden. Aber der Person duS König widmete Müller einen separaten Abschnitt. Dr.r Herr König hat nämlich Butter am Kopf, und wenn er in einem solchen Zustand an die Sonne geht, gewärtig! man immer allerlei Unannehmlichkeiten. Dir Eigenschaften dieses Herrn fatzte Genosse Müller zum Schlüsse in folgenden Worten zusammen: Herr König, ich sage Ihnen. Sie sind ein ganz gewöhnlicher Lump. Wegen dieser Aeutzerung erhob König die Klage. Nach einer beim Bezirksgericht Wiener-Neustadt durch -geführten Verhandlung erbot der Vertreter Müllers für die Aeutzerung den Wahrheitsbeweis. Er wurde zugelassen und Genosse Müller von der Anklage freigesprochen. König legte Berufung ein. Am Mittwoch den 27. November fand die Berufung?' Verhandlung unter Vorsitz des Kreisgerichtsvizepräsidenten Dr. Falt iS statt. Als Verteidiger Müllers fungierte, wieder Dr. B e r st l. Der Verlauf der Verhandlung war ic.br interessant. Sie dauerte fünf Stunden. Die Rolle, die Herr König spielte, war eine jämmerliche. Der Mann satz da wie ein Hascherl und verlegte sich — anfö Leugne n. Nicht viel besser benahm sich der „Radikale" G r o tz m a n n. Man konnte mit den beiden Erbarmen haben.... Als erster Zeuge wird Gemeinderat Genosse O f e n b ö ck vernommen. Er erzählt den Hergang und gibt an, datz König die Versammlung zur passiven Resistenz aufforderte. Dann kommt Herr Klein daran, der „Präsident" des gelben Reichsvereines ist, und gibt an, datz Herr König nichts von der passiven Resistenz gesprochen habe. Im Gegenteil. Er habe nur davon gesprochen, was die Bediensteten nunmehr für Bezüge bekommen werden. (Und dazu ist der Mann nach Wiener-Neustadt gefahren! Die Red.) Der Zeuge Genosse P ü ch l e r, Lokomotivführer, war Vorsitzender in der Versammlnng. Er gibt an, welche Verwirrung durch die Reden des König und Grotzmann in die Versammlung getragen wurde. Wenn Herr König erklärt, datz er von der passiven Resistenz nicht gesprochen, so sei cs unrichtig. Als Grotzmann die Eisenbahner zur Sabotage aufforderte, habe er, im Bewußtsein, welche Folgen eine solche. Handlungsweise für seine Kollegen und deren Familien nach sich ziehen könnte, die Versammlung über den Plan der Leuia aufgeklärt. — Vorsitzender: „Was haben Sie den Versamntelten gesagt?" Zeuge: „Ich habe gesagt, Herr König habe leicht reden. Er sitzt im Bureau der Staatsbahn, den Kampf durch» führen müssen aber wir, die im exekutiven Dienst stehen. Wenn der Kampf ungünstig endet, wird sich Herr König sicherlich nicht mehr rühren." — Im weiteren gibt der Zeuge an, datz bch die Herren ungeladen in die Versammlung einschmuggelten. Dem Zeugen habe es geschienen, als ob sie dazu bestimmt gewesen seien, in die Reihen seiner Kollegen Mißtrauen zu tragen. . Zeuge Sagmcister bestätigt gleichfalls, daß König den Radikalen spielte und die Versammelten zur Resistenz und Sabotage aufsorderte. Nächster Zeuge ist Rudolf ©roßmann. Er leistte sich sehr viel Verdrehungen. Ableugnungen, um seinen geliebten Freund zu retten. Besonders possierlich ist seine Erzählung, daß er auf Einladung „einiger im sozialdemokratischen Lager stehenden Arbeiter" zur Versammlung gekommen war.. Doktor Berstl: „Haben Sie den Bericht im »Wohlstand für Alle« ge- lesen?" — Zeuge: „Ja." — Dr. Berstl: „Können Sic uns sagen, wer den Bericht geschrieben hat?" — Zeuge: „Das weiß ich nicht." — Dr. Berstl: „Haben Sie als verantwortlicher Redakteur den Bericht gelesen?" — Zeuge: „Ja." — Dr. Berstl: „Nun, da steht, daß Sie auf Einladung des Reichsvereines in die Versammlung gefahren sind. Und die Herren König und Klein sagen uns, sie hatten Sic zufällig getroffen." — Zeuge (verlegen): „Jawohl!" — Vorsitzender: „Was haben Sie in der Versammlung gesprochen?" — Zeuge: „Ich habe gegen die parlamentarische Erledigung der Lohnforderung der Eisenbahner gesprochen." — Vorsitzender: Haben Sic aufgefordert, dem Beispiel der französischen Eisenbahner zu folgen, Sabotage zu treiben." — Zeuge: „Keine ©pur!" — Vorsitzender: „Hat dazu Herr König aufgefordert?" — Zeuge: „Auch nicht!" — Vorsitzender: „Sind Sie Ihrer Gesinnung nach Anarchist?" — Zeuge: „Ja, theoretischer Anarchist. — Vorsitzender: „Sehen Sie die Sabotage nicht als Kampfmittel an? Zeuge: Nein, nein, wir sind Gegner jeder Gewalt! Wir sind Gegner der Sabotage und überhaupt jeder Gewaltpolitik!" Und so ging es weiter. Die Zeugen Dusche! und Weigl ergänzen noch das Charakterbild des König in eingehender Weise. Nach längerer Beratung bestätigte der Be-rufungsscnat das er st richterliche Urteil, womit Genosse Müller endgültig frcigcsprochcn .ist- — In der Begründung des Urteils wird die begangene Acußerung als berechtigte Kritik angesehen, da der Kläger dadurch, daß er als Mitglied der Gewerkschaftsorgani-sation in einem gegnerischen Blatte Angriffe auf dieselbe machte, sich eines Vergehens schuldig machte, das die Acuße-rung als gerechtfertigt erscheinen läßt. Herr König ist also für uns erledigt. Er hat es nunmehr gerichtlich bestätigt,, daß er ein Lump ist. Und weil er cs durchaus haben wollte, doppelt auch noch dazu. Unfall beim Verschieben. Am 24. Februar 1912 ereignete sich bei einer Verschiebung auf dem Franz JoscfS-Bahiihof ein Unfall. Beim Abrollen eines Waggons fuhr dieser an einen auf dem Geleise stehenden Waggon ziemlich heftig an. An diesem Waggon war ein Putzer, der auf einer Leiter !*“?"?’ l”ltr Arbeit beschäftigt, der durch den heftigen Anprall s unb verletzt wurde. Wegen dieses Vorfalles Dberverschjcber Johann Decker vor dem Bezirks-? [ 3öfefftabt,.in Strafsachen gegen die Anklage der Ucber- sr1® H § 432 St.-G. zu verantworten. Bei der Ver-ii i.ilmig, zu welcher Decker ohne Verteidiger erschienen war. gab der sachverständige Inspektor Nitra der k. k. Staats-•!?> w zirnngunftcit des angeklagten Decker ' C1 lnfolgedcffen zu 24 Stunden Arrest verurteilt wurde. . ^ Gegen dieses Urteil Krachte Decker durch Dr. Leopold U'hrlrch Berufung an. das Landcsgericht in Strafsachen ein In der Berufungsichrift führte der Verteidiger aus daß die Ernennung des Inspektors Nitra zum Sachverständigen unzulässig gewesen sei, da der genannte Beamte dienstlich Vorgesetzter des. beschuldigten Decker sei und mit der Angelegenste,t dienstlich besaßt gewesen sei. Es sei nicht angängig als sachverständigen «ine Person zu bestellen, die an dem Ausgang der Angelegenheit mehr oder minder selbst interessiert und mit chr schon befaßt gewesen fei. In Würdigung'-dieser Grunde verfugte das Landesgericht in Strafsachen die Bestellung eines zweiten Sachverständigen. Bei der vor dem Sandesgericht in Strafsachen durchgefübrten mündlichen Verhandlung führte Dr. Ehrlich aus. daß ein Waggon, an dem ein Putzer zufällig arbeite, nicht im Sinne, der Instruktion »'s. ein mit Personen besetzter Waggon anzusehen sei. auf welchen das Abrnllenlas, en verboten sei. Hiemit seien vielmehr.. nur Waggons .gemeint, in welchen sich Personen Be« VR.rf’r 'h nLaj? f[atte der fragliche Waggon durch ein $erft'r borher verständigt werden Lt Ä.15! Waggon geputzt werde. Wenn aber über-Verschulden gesucht werde, so liege ein Verschulden t’v' mbef!cn Vorstandstellbertreter eben nur aus l , u ^r,chubpartie statt aus vier Mann nur aus zwei .Uianu bestanden hatte, und habe die Staats- Sntrfl?aSabifefeni: k»f°°-die Verstärkung derVmschub-srcizuspttchen8 ' baBer %o1>ann $C(fcr von der Anklage r. . Nachdem der Sachverständige- kaiserlicher Rat Liebe! sein Gutachten m ähnlichem Sinne erstattet batte sprach der Be-rusungssenat tatsächlich den Angeklagten Johann Decker unter Aufhebung des angefochtenen Urteils von der Anklage frei. Ein folgenschwerer Zusammenstoß. Am 24. Oktober 1911 zur_ Seit der Rübenkampagne standen in der Station Senners-2“ bfm Schleppgeleise VI 13 Wagen in zwei getrennten isntpbtn, oie eme Gruppe zu zwer, die. andere zu elf Waaen eingebremst. Arbeiter waren daselbst mit dem Verladen von Rüben belchaftigt. Als jedoch gegen %6 Uhr abends in HennerS-l;orf proßere Verschub eines Lastzuges begann, wurde dies den Arbeitern gemeldet, woraufhin sie auch tatsächlich mit der Verladearbett aufhortcn. Während des Verschubcs fuhr auf dem Hauptgele,se ein Personenzug aus, was zur Folge hatte, dag der Verschub auf zirka eine halbe Stunde unterbrochen wurde. Die mit dem Verladen von Rüben beschäftigten Arbeiter glaubten aus der Pause schließen zu können, der Verschub sei zu Ende und machten sich wieder an die Arbeit. Ein Arbeiter uantenS Wikidal kroch unter einen Wagen, da er bei der Stumpfheit der zum Auslesen der Rüben bestimmten Gabel die Rüben anders nicht sammeln konnte. Der Verschub nahm aber plötzlich wieder seinen Fortgang, was jedoch die Rübenverlader bei der in der Station Hennersdorf herrschenden Finsternis nicht sehe» konnten. Auf das Schleppgeleise wurden zwei Wagen durch die Maschine abgestoßen, auf deren Bremse sich der Kondukteur >,osef Hörmanseder befand. Diese Wagen prallten mit derartiger Wucht auf die stehende Garnitur, bei welcher die Richen verladen wurden, auf, daß die Garnitur in Bewegung geriet. Auch der Wagen, unter dem Wikidal die Rüben auflas, bei, egte sch. Als- Wikidal herauskriechen und sich retten wollte, wurde ihm der linke Unterschenkel zerschmettert, wodurch eine Amputation des linken Seines notwendig wurde. Hörmanseder hatte sich vor einem Erkenntnissenat des Wiener Landesgerichtes unter dem Vorsitze des LandeSacricbtS« rateS Dr. Sperber wegen Vergebens gegen die körperliche Sicherheit nach § ß37 des Strafgesetzes zu verantworten. Das ^Gutachten des Sachverständigen Oberinspektor Dr. Knöpfclmacher machte, ihm eine ungenügende Betätigung der Bremse zum Vorwurf. Von der Stelle, wo die rollende Bewegung begann, bis zu den stehenden Wagen, habe Hörmanseder eine Bremsdistanz von 100 bis 150 Meter auf horizontalem Terrain gehabt; diese Distanz habe hingereicht, um die Wagen derart verläßlich zu bremsen, daß sie mit einem ganz kleinen Anprall an die stehenden Wagen gelangt wären, llebrigens bestand keine Nötigung, die Wagen an die stehen gebliebenen anzuschließen; denn ebenso wie die bisherigen Wagen in zwei getrennten Gruppen standen, so hätte auch eine dritte getrennte Gruppe auf das MagazinSgeleise kommen können. Die Instruktion schreibe größte Vorsicht und sorgfältige Bedienung der Bremsen bei rollenden Wagen vor. Die Südbahn sah sich veranlaßt, dem Verletzten im Ausgleichswcge eine Entschädigung von 10.000 Kr. zu bezahlen. Bei der Verhandlung brachte der als Verteidiger für Dr. Gustav Harpner erschienene Dr. Hans Tauszkh vor, daß für Hörmanseder die vom Sachverständigen vermeinte Bremsdistanz nicht zur Gänze nutzbar gewesen ist. Er und ein zweiter Kondukteur hatten sich nämlich über Austrag des Verschublciters bereit zu halten, auf irgendwelche von den Wagen, die auf dem Geleise VI, IV und II, also auf verschiedene Geleise rollen gelassen wurden, während sie schon in Bewegung waren, aufzuspriiigcn und dann die Bremsen zu betätigen. Vor dem Drauskommcn auf die stehengebliebene Garnitur aber hatte Hörmanseder abzuspringen und anzu-kuppcln; übrigens habe die Bremse plötzlich nicht vollständig funktioniert; sie vorher auszuprobiere», sei nicht Sache des Hörmanseder gewesen, weil ihm die abrollen gelassenen Wagen während der Fahrt nach Hennersdorf als Zugskondukteur nicht zugeteilt waren, er sie vielmehr erst in Hennersdorf vorgefundcn halte und mit ihnen schleunigst verschieben mußte. Staatsanwalt Dr. Hubinger verlangte die Verurteilung auch deshalb, weil der Angeklagte, als die Wagen auf die von den Rübenvcrladern besetzten rollten, keine WarnungS-rufc ausgestoßen hatte. Demgegenüber verwies der V e r-leidiger darauf, daß die Arbeiter vor Beginn des Vorschubes gewarnt wurden; die Pause im Verschub haben die Arbeiter auf eigene Gefahr zur Fortsetzung der Berladearbeile» benützt; sie hätten die ausdrückliche Erlaubnis zur Fortsetzung der Arbeiten abwarten solle». Daß ein Mann unter dem Wagen herumkrieche, habe er schon gar nicht ahnen können, denn dies sei ein grobes Verschulden des Verletzten. Der Gerichtshof schloß sich den Ausführungen des Verteidigers an und sprach den Angeklagten von der erhobenen Anklage frei. Streiflichter. Die „gewerkschaftliche Tätigkeit" des Reichöbundcs deutscher Eisenbahner. Die Hauptleitung des ReichsbundeS deutscher Eisenbahner hat nach vielem vergeblichen Kopfzerbrechen doch endlich das Mittel zur materiellen Besserstellung des Eifenbahnerstandes gefunden. Der Reichsbund ist unter die Versicherungsagenten gegangen.und will sich damit eine Einnahmsquelle schaffen, daß er. für die Neichenberger Versicherungsgesellschaft „Konkordia" Propaganda macht. In der Nummer vom 1. Dezember 1012 des „Deutschen Eisenbahners" empfiehlt er in nachstehendem Aufruf, in dem er einige Phrasen, wie „materielle Besserstellung", „Erreichung einer achtunggebietenden Höhe wirtschaftlicher Selbsthilfe", „Ausbau der Wohlfahrtseinrichtungen", „Versorgung der Familien" u. s ro. aiibringt, diese Versicherungsgesellschaft wie folgt: An alle Mitglieder! Eine der Hauptd e streb» „gen unserer Organisation muß es fein, diejn at erstelle Ä e s s erste H u n g unseres ganzen Standes zu -erreichen. Da erfahrungsgemäß nur jene Körperschaft die besten Erfolge erringt, welche gut organisiert ist und bei der jedes einzelne Mitglied im wahren Si n n c de s Wortes sich nicht nur als notwendiger Teil des Ganzen fühlt, sondern als solcher auch handelt und demzufolge auch.jedes selbst die geringste Gelegenheit benützt, um im Interesse dieses Ganzen zu wirten, so appelliert die gefertigte Hauptleitung an de n Standes sinn aller deutschen Eisenbahnbeamten und -Bediensteten, noch fester zusammenzu-halten, sich noch enger a n e i n a n d e r z u schli e-ßen und die wirtschaftlichen Bestrebungen unserer Organisation nach Möglichkeit zu fördern, wodurch wir in absehbarer Zeit eine achtunggebietende Höhe wirtschaftlicher Selbsthilfe erreichen werden. Zur Erreichung dieser Ziele gehört aber Geld! Ohne von unseren Berufskollegen noch weitere Opfer zu fordern, waren wir bemüht, neue Einnahmsqucllen zu schaffen und schlossen daher mit der „Konkordia" Reichenberg-Brünner gegenseitige Versicherungsanstalt, LebenSversicherungsäbieilurig in Reichenberg,. einen wirtschaftliche» Begünstigungsvertrag ab, wodurch nicht nur jedem einzelnen Sun de S Mitglied beim Abschluß einer Lebensversicherung w e s c n t- l i ch e Begünstigung- n eingeräumt werden, sondern unserem Bund und jeder einzelnen Ortsgruppe durch Zuweisung der vertragsmäßigen A b s ch l u ß p r o v i s i o n e i n e nennenswerte Einnahme erw ä ch st, so daß es dann möglich ist, den weiteren Ausbau unserer Wohlfahrtseinrichtungen rüstig in Angriff zu nehmen. Infolge dieser vertragsmäßig gesicherten Vorteile obliegt uns allen die Pflicht, die eigenen Kapitals- und Aus st euerver sicher ungen nur bei unserer V e r t r a g s a n st a l t „Konkordia" in Reichenberg abzuschließen und diese An st alt auch unserem ganzen Freundes- und Bekanntenkreis« nicht bloß zu empfehlen, sondern derselben auch jene Personen namhaft zu machen, o e i denen eine Lebens-, Aussteueroder Rentenversicherung abzuschlietzen möglich i st, weil wir auch von solchen V e r s i ch o-r u n g s a b s ch l ü s s e n die vertragsmäßigen Provision c e n erhalte», welche mit Personen abgeschlossen werden, die unserer Organisation nicht angehören. Wenn jeder in der Weise unsere Bestrebungen unterstützt, dann wird es leicht möglich sein, den angestrebten Zweck in verhältnismäßig kurzer Zeit zu erreichen und ruhig sagen zu können, das haben wir für uns und unsere Familien getan! Um. rascher zum Ziele zu gelangen, richten wir an die verehrlichen Ortsgruppen und Zahlstellen das höfliche Ersuchen, auS dem Kreise der dortigen P. T. Mitglieder einen Vertrauensmann zu wählen, durch den der Verlebt in allen Versicherungsangelegenheiten mit der „Konkordia" sich ab-wickclt und an den die Mitglieder um Rat und Auskunft sich wenden können. Die Anschrift des Vertrauensmannes wolle sowohl uns als auch der „Konkordia" in Reichenberg bekanntgegeben werden, welche sich mit ihm dann in direkte Verbindung setzt. Bemerkt sei, daß die Prämien für die „Konkordia" bei den k. k. Staatsbahnen im Wege des Gehaltabzuges bezahlt werden können. Nochmals den Standessinn unserer verehrlichen Mitglieder anrufend, soll es uns angenehm sein, durch den heurigen Aufruf den angestrebten Zweck zu erreichen und ihnen auf unserer nächsten Hauptversammlung schon günstige Erfolge melden zu können. Treudeutschen Gruß Die Hauptleitung. ES ist zu unterscheiden, daß es sich nicht etwa um eine Annonce im Inseratenteil des „Deutschen Eisenbahner", sondern um eine von der Hauptleitung des Neichsbundes ausgegebene Geschäftsreklame handelt. Die. Gewerkschaft der deutschnationalen Eisenbahner will aus der Versicherung für die Notlage der Familien verstorbener Bediensteter und aus der Versicherung für die Notlage invalid gewordener Bediensteter Provisionen ziehen, wiewohl sie, falls sie als Organisation ernst genommen werden wollte, diesbezüglich einzig und allein auskömmliche Unfallsrenien und Pensionen anzustreben hätte. Der Reichsbund zieht bei seinen Bemühungen, sich eine Einnahmsquelle zu verschaffen, nicht in Kalkulation, daß von den Mitgliedern die Provisionen bei den Versicherungsprämien mitbezahlt werden müssen. Wenn die Hauptleitung des Reichsbundes pathetisch auSruft: „Zur Errichtung dieser Ziele gehört aber Geld!" mag sie sich auch daran erinnern, daß auch zur Bezahlung von Prämien für Versicherungen Geld gehört und daß die weitaus größere Mehrheit der Eisenbahner Oesterreichs keineswegs in der glücklichen Lage ist, teure Versicherungen eingehen zu können, woraus einer ernsten Gewerkschaft andere Aufgaben erstehen, als die Re-klamemacherei für die Neichenberger „Konkordia". Die Hauptleitung des Reichsbundes unterläßt es wohl, schlauerweise direkt zum Eingehen von Lebens-, Aussteuer- und Rentenversicherungen aufzufordern, sie läßt aber zu diesem Zwecke Ber-trauenspersonen einsetzen und stellt so ihren ganzen Organisationsapparat in den Dienst dieser Versicherungsgesellschaft. Es dürften aber dem Reichsbund auf diesem neuen Tätigkeitsgebiet ebensowenig Erfolge beschieden sein als auf anderen, und Herr E r t l, der Klassenkämpfer. Eisenbahnerretter und Sozialistenbezwinger wird seinem Rollenrepertoire ganz überflüssig, als Agent der Reichenberger „Konkordia", die Rolle des wirtschaftlichen Selbsthilflers hinzugesellt haben. Die Nichternennung der Manipulanten der Oeftcr-rcichischen Nordwestbahn zu Overkondukteuren. Abgeordneter T o m s ch i k und Genossen haben im Abgeordnetenhaus nachstehende Interpellation an den Eisenbahnminister gerichtet: „Die Manipulanten der verstaatlichten Oesterreichischen Nordwestbahn fühlen sich nach der Verstaatlichung respektive nach der Einreihung in den Personalstatus der k. k. Staatsbahnen sehr enttäuscht und warten bis zum heutigen Tag vergeblich auf die Zuerkennung ihrer auf gesetzlicher Basis festgelegten Rechte. Der Manipulantenposten war bei der alten Verwaltung ein Unterbeamtenposten und es wurde jeder Kondukteur, welcher ständig als Manipulant eingeteilt war und die Gehaltstufe von 1200 Kr. erreicht hatte, nach Ablegung der vorgeschriebenen Prüfung zum Oberkonüulteur ernannt. Wenn dies in einzelnen Fällen nicht zutraf, so wurde sicher die eine oder- andere Voraussetzung nicht erfüllt. Zur Zeit der Verstaatlichung wurde dem Personal der Oe. St. W. B. in den Einreibungsgrundsätzen die Beibehaltung der Ernennung der Manipulanten zum Oberkondukteur zugesichert, und zwar im Artikel III, letzter Absatz, der EinreihungS-grundsätze für die Einreihung der Unterbeamte« und Diener der Oe. N. W. B. (Amtsblatt der k. I. Nordwestbahndirektion 53. Stück vom 1q. Oktober 1910), wo es wörtlich heißt: „Insofern durch die Dienstvorschriften der früheren Bahnverwaltung die 11 eberführüng einzelner Bediensteter in höhere Kategorien zwar nicht verbrieft war, diesfalls aber ein fester Usus eingehalten wurde, wird auch seitens der StaatSeisen-bahnverwaltung hinsichtlich der bis zum 31. Dezember 1909 ernannten Unterbeamten und Diener an diesem IlsuS im Rahmen der Normierung und nach Maßgabe der persönlichen Eignung der betreffenden Bediensteten tunlichst festgehalten werden." Außerdem wurde in der außerordentlichen Personal« kommissionssitzung vom 30. September und 16. Oktober 1910 vom Vorsitzenden dieser Kommission die Erklärung abgegeben, daß auch bei der k. k. Staatseisenbahnverwaltung an der usuellen Ernennug der Dkanipulanten zu Overkondukteuren festgehalten werden wird, was überdies im Sitzungsprotokoll verzeichnet erscheint. In dieser Angelegenheit haben nun schon mehreren,»! Deputationen im k. k. Eisenbahnminisierium sowie bei der k. k. Direktion ohne Erfolg vorgesprochen. Hiebei wurde versucht, die Wünsche der Deputationen aus den unstichhältigsten Gründen abzuweisen. So wurde behauptet, daß von einem Ifsus keine Rede fein könne, da die Ernennung der Manipulanten zu Oberkondukteuren nicht regelmäßig von Jahr zu Jahr nachzuweisen sei. Demgegenüber muh das Personal erklären, daß dies seinen Grund darin findet, daß in jenen Jahren, wo dine Ernennung der Manipulanten zu Overkondukteuren nicht nachzuweisen ist, eben kein Manipulant in die Gehaltstufe von 1200 Kr. vorrückte, was die Ernennung zum Oberkondukteur gerechtfertigt haben würde. Ein andermal wurde der Deputation erklärt, daß das Personal den Wortlaut der Einreihungsgrundsätze mißverstehe, denn der Passus „hinsichtlich der bis zum 31. Dezember 1909 ernannten llnterbeamten und Diener" sei dahin aufzufaffen daß nur jene Manipulanten damit gemeint sein können, welche am 31. Dezember 1909 bereits einen ständigen Posten innehatten, respektive zum Manipulanten bereits ernannt waren, dagegen gelte er für jene, welche nach dem 31. Dezember 1900 als Manipulationskondukteure eingeteilt wurden, nicht. Das in Betracht kommende Personal muß darauf erwidern, daß es von ihm entschieden abgelehnt wird, sich auf diese Weise in seinen Rechten verkürzen zu lassen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil das Personal keine Auslegung der Ein-reihungsgrundsätze verlangt, welche ihm vielleicht einen ungesetzlichen Vorteil verschaffen soll, anderseits cs aber auch nicht haben will, daß ein festgelegteS, deutlich audgedrückteS Recht zu seinem Nachteil verstümmelt wird. DaS Personal ist gewohnt, die erlassenen Verordnungen und Gesetze zu achten, und zu respektieren und ist infolgedessen der festen Meinung^ daß dies auch bei den Einreihungsgrundsätzer, welche vom Per« ifonal als eilt bindendes Gesetz betrachtet werden, der Fall fein soll. Zum Beweis, daß die Sache, so wie das Personal es ausführt, richtig ist, sei darauf hingewiesen, daß in den Einrei-hungsgrundsätzen die Rede von der Ernennung ist. Als Ernennung galt bei der Oe. 91. SB. B. die Vorrückung vom Aus-hilfsbremser zum provisorischen Bremser, vom provisorischen Bremser zum definitiven Bremser, vom definitiven Bremser zum Kondukteur und vom Kondukteur zum Oberkondukteur. ;<£ine Ernennung zum Manipulanten oder Zugsführer hat die Oe. N. W. B. nicht gekonnt. Infolgedessen legen sich die in Befracht kommenden Bediensteten die Einreihungsgrundsätze ganz richtig aus, wenn sie von der Annahme ausgehen, daß der Wortlaut der Einreihungsgrundsätze dahin zu verstehen ist, das; jeder bei der Oe. N. W. B. bis 31. Dezember 1909 definitiv «„gestellte Kondukteur bei ständiger Verwendung als Manipulant, der Erreichung der Gehaltstufe von 1200 Kr. und nach Ablegung sämtlicher Prüfungen dos Recht hat. zum Oberlon-dukteur ernannt zu werden. So und nicht anders kann eine buchstäblich entsprechende Auslegung der Einreihungsgrundsätze «tnsschen. Das Personal ist auch vollkommen überzeugt, daß cs hierin keiner falschen Anschauung huldigt. ; Ein Gegenargument der k. f. Staatseisenbahnverwal-üutg wäre noch zu erwähnen, und zwar, daß bei einer eventuellen Ernennung der Manipulanten zum Oberkondukteur die Autorität des Zugsführers leiden möchte. Demgegenüber sei festgestellt, dah sich bei der Oe. 91. W. B. kein Fall von Subordinationsverletzung, wie man vom militärischen Standpunkt sagen möchte, zugetragen hat. Der Zugsführer wurde früher und wird es auch heute als der unmittelbare verantwortliche Vorgesetzte beim Zuge von feiten der Manipulanten angesehen und als solcher respektiert. Wenn die Autorität des Zugsführers lediglich von der Distinktion oder der Kategorie abhängig wäre, so wäre die Verwendung eines Kondukteurs als ZugSführer ii'iti eines Oberkondukteurs als Manipulant bei ein und demselben Zuge unmöglich, ja selbst betriebsgefährlich. Dem ist aber nicht so. Jeder von beiden Personen ist sich seiner Pflicht und Verantwortung bewußt und wird wegen der Rangunter-fchiede nie die Grenzen seiner Machtbefugnisse überschreiten; die Praxis beweist dies zur Genüge. Aus diesem Grunde stellen die Interpellanten an den Herrn Eisenbahnminister die Anfrage: Ist der Herr Eisenbahn-minister geneigt, diesem wichtigen Stand des Eisenbahnperso-nals Gerechtigkeit willfahren zu lassen und den Manipulanten der k. i. Nordwestbahndirektion das ihnen im Artikel III der Einreihungsgrundsätze gewährleistete Recht der Ernennung zu UnterbeamtLN unverkürzt und in vollem Ausmaß zukommen ,;u lassen? „Passive Resistenz ist der verlogene Streik.! So sprach vor ein paar Lagen Profeffor Philippovich in seiner Herrenhausrede gegen das Vereinigungsrecht der Beamten. Dazu sagt die .Arbeiter-Zeitung": „Passive Resistenz ist der verlogene Streik", meinte der Herr Professor. Das Wörtlein ist scharf geprägt und kann leicht in Lauf kommen, ist aber doch tune falsche Gedankenmünze. Sie meinen, Herr Professor, die Verlogenheit stecke iit der passiven Resistenz? Sic haben eine Witterung, aber die Spur finden Sie nicht! Das mit der Ver-! logenheit, daran ist schon was richtig. Aber nicht die passive Resistenz ist verlogen, sondern die Einrichtung, die durch die passive Resistenz zu gefährden ist.. Passive Resistenz ist nichts anderes als peinlichste Pflichterfüllung, als genaueste Befolgung aller Vorfchriften. Und wen» die Geschäfte stocken, weil nte.it feine Pflicht tut, und wenn der Verkehr lahm wird, weil ' man die Vorschriften befolgt — worin steckt die Verlogenheit? Im Pflichteifer und im Gehorsam? Hier blitzt die Komik des Kapitalismus auf. Tugenden, die er züchtet, werden ihm am Ende unbequem. Es gibt eben Vorschriften, die man nicht erfüllt sehen will, niemals, im Gegenteil, man ist empört, wenn sie Beachtung finden, ihre Befolgung ist Dreistheit, ihre Ausführung ist Revolution ;— darin steckt die Verlogenheit, Herr Professor. Die passive Resistenz aber ist etwas ganz anderes: sie ist in Wahrheit die Enthüllen« der Verlogenheit. Die Delegiertenwahle» für beit k. k. Dircktionsüezirk Air» brachten uns einen sehr schönen Erfolg. Trotzdem die „Nationalen" mit Hochdruck arbeiteten und die „Christlichen" ihre Kandidatenliste und Klebezettel unter Kuvert an jeden einzelnen absaydten, gingen unsere Kandidaten, die Genossen Ferdinand Mayer, Kondukteur, Wien I, als Delegierter und als Ersatzmann Eduard Lindner, Lokomotivführer, Hüttel-dorf, als Gewählte durch. Der Christlichsoziale Rudolf Teife r und der Deutschnationale Andreas Fischer blieben mit ihren wenigen Stimmen weit zurück. Das Stimmenverhältnis war folgendes: Abgegebene Stimmen :.i. *.y. 16.405 Leere Stimmen . .>>*• 2.620 Ungültige Stimmen i32 Stimmen erhielten die: Sozialdemokraten 10.066 Christlichsozialen 2.470 Deutschnationalen i.i. . .1.010 Nun, wir können mit diesem Erfolg wohl zufrieden sein, der wieder einmal aufzeigte, in welchem Lager sich die Eisenbahner befinden! Tie blamierte Staatsbahnverwaltung. Ein Fall, der aus den Geist, mit welchem unsere Staatsbahnverwaltungen ausgerüstet sind, ein ganz eigentümliches Licht wirft, wird uns aus Leoben berichtet. Seit fast drei Jahren bildete dortselbst die Frage der Erweiterung der Diensträume und die Beseitigung der verschiedenen Uebelstände im Magazinsgebäude den Gegenstand von Beschwerden, die auch in fast jeder Sitzung Per Perfonalkommission zur Sprache gebracht wurden. Auch der Abgeordnete T o m s ch i k hat erst vor kurzer Zeit an die Staatsbahndirektion Villach ein Schreiben gerichtet, in welchem Herrn v. Ostheim die Notwendigkeit nahegelegt wurde, die zu den fortwährenden Beschwerden Anlaß gebenden Uebelstände endlich doch einmal beseitigen zu wollen. In diesen wie in allen früheren Fällen wurde natürlich zugesagt, „nach Möglichkeit eine Aenderung verfügen zu wollen," jedoch zugleich auf die unzureichenden Kredite hingewiesen, die der Staatsbahndirektion für derartige Maßnahmen zur Verfügung stehen, »geschehen ist aber natürlich nichts. Nachdem nun dem Gemeinderat von Donawitz, in deren Bereich die erwähnten Beschwerdeobjekte liegen, auch mehrere Genossen als Gemeinderäte angehören, wurde auf die un-hygienischen Zustände der Bürgermeister von Donawitz, Doktor Buchmüller aufmerksam gemacht, der nun in feiner Eigen-schaft als Arzt und Bürgermeister, nachdem er sich von den k. i. Styatsbahnschlampereien überzeugt hatte, an die Staats-bahndirektion Villach eine geharnischte Zuschrift richtete, in der -ie Beseitigung dieser Uebelstände binnen vier Wochen begehrt wird. Die Staatsbahndirektion, die aber von den SanitätS-ges>';en und dessen Handhabung vorerst feinen Begriff zu haben scheint, fragte jetzt erst bei der Bezirkshauptmannschaft in Leoben an, auf welcher Rechtsgrundlage die Gemeinde Donawitz ein derartiges Begehren stellen kann, worauf ihr natürlich die Eclebrcnde Auskunft zuteil wurde, daß das auf Grund des SanitätSgesetzes geschieht. Jetzt wird hoffentlich der Villacher Amtsschimmel in Bewegung gesetzt werden, wo die Sanitätsbehörde sich der Sache angenommen hat. Aber war das witig ? War cs nötig, daß man erst alle Mahnungen unbeachtet ließ, und mußte man sich erst eine Blamage zuziehen? 9J?an weiß jetzt wenigstens auch von welcher Qualität die Juristen sind, die in der Staaisbc-h'.direktion Villach sitzen. G-tn Machthaber aus der Taussig-Periode der alten Oesterreichischen Nordweftbahn gestorben. Regierungsrat P o-r i a s, der bei der alten Oe. 9Z. W. B. das Schicksal Taufender Bediensteter in Händen hatte, ist gestorben und sein Tod wird manchen Nordwestbahner an die vergangene Zeit rückerinnern. Das „Zentral-Orga n" der österreichischen Eisenbahn-Beamtenschaft widmete dem ehemaligen Personalchef der Nord-westbahn folgenden Nachruf: „Einer der ehemaligen Gewaltigen, denen es vergönnt war, die Aera der alten k. k. priv. Oe. N. SB. B. und S. N. 93. B. zu überleben, ist vor kurzem in Wien zu Grabe getragen worden. Der ehemalige Betriebsdirektor, General-inspektor und k. k. Regierungsrat Leopold P o r i a s, dessen Name noch heute in jedem alten Nordwestbahner die widersprechendsten Gefühle auslöfen muß, wurde fern von der Stätte seiner einstigen Tätigkeit vom Tode ereilt und still wie fein Auszug aus Wien, spielte sich auch sein letzter Einzug in der Residenz ab. Nach seiner Ernennung zum Leiter der Betriebsdirektion wurde Porias, der sich als Personalchef trotz der vielfachen Beeinflussungen und Einflüsterungen feiner Umgebung einen ziemlich klaren Blick und eine gewisse Selbständigkeit des Handelns bewahrt hatte, zum ausgesprochenen Götzen und Spielzeug feiner ausschließlich persönliche Aspirationen verfolgenden nächsten Umgebung. So sehend er als Personalchef war, so bestrebt er war, seinen Leuten möglichst zu nützen, ohne das übrige Personal im schweren Maße zu schädigen, so blind wurde er, als ihm der Titel eines k. k. Regierungsrates in den Schoß fiel. Der Weihrauch, der ihm von nun an durch seine Umgebung gestreut wurde, nahm seinen bis dahin klaren Sinn gefangen, er gab den Standpunkt eines frei und unabhängig denkenden und handelnden Menschen auf und ahmte das von der damaligen höchsten Stelle gegebene Beispiel der persönlichen Unzugänglichkeit, verbunden mit einer absolut unzulänglichen Orientierung Über die obwaltenden momentanen Verhältnisse, zu feinem eigenen Nachteil erfolgreich nach. Der sehende ehemalige Personalchef wurde als Betriebsdirektor und verwöhnter Götze seiner Umgebung zum unnahbaren Bureaukraten, dem die Leitung der Agenden und persönlichen Einflußnahme langsam aus den Händen glitt, um an Streber gänzlich überzugehen. Dah eine solche Wandlung in den Verhältnissen Porias persönlich nicht zum Nutzen gereichen, sondern feine Stellung langsam erschüttern mußte, das zeigten deutlich die verschiedenen Affären, welche zur Zeit feiner Tätigkeit als Personalchef nie vorgekommen waren, sich aber zur Zeit seiner Tätigkeit als Leiter des- Betriebsdirektion geradezu häuften und genügenden Anlaß Boten, um dem Regierungsrat und Bonzen Porias die Augen zu offnen. Namentlich die seinerzeit in den Fachzeiiungen erörterten Fälle „Dobrowitz", und „Podwinetz" waren ganz danach angetan, den Regierungsrat Porias zu veranlassen, seinen erhabenen Standpunkt schleunigst zu verlassen. Leider ist dies nicht geschehen und es geschah auch dann nicht, als der berüchtigte Fall de» Verkehrsreferenten von Reichenberg, welcher die Gemüter aller Nordwestbahner im höchsten Maße erregte, trotz der unter-nommenen Vertuschungsversuche vor die Öffentlichkeit gebracht wurde. Anstatt die Faden diefer Affäre in die Hand zu nehmen und bis zur gänzlichen Austragung zu behalten, entsendete Porias zur Vornahme der notwendigen Erhebungen einen, der Aufgabe durchaus nicht gewachsenen Oberinspektor nach Reichenberg und nahm dadurch den ersten Spatenstich vor, der sein moralisches Grab bezeichnet. Der kurze Zeit nach dieser letzten Affäre erfolgte Sturz Porias ist einzig und allein auf die vielen Unterlassungen und Sünden des inaugurierten Regimes zurückzuführen gewesen. Seine Umgebung, die ihn bis dahin nach allen Regeln der Kunst verwöhnt und vergöttert hatte, fühlte instinktiv, daß sein Einfluß im Schwinden begriffen ist und sie nützte diesen Umstand in der Art aus, daß sie zu dem ersten von Porias Hand geführten Spatenstich weitere solange hinzufügte, bis das Grob für den einstens gewaltigen Geneuuinfpeftor gänzlich fertig war. An der mit vieler Umsicht borgenommenen Schaufelung der Grabstätte beteiligten sich selbstverständlich nicht nur Leute, die heute schon der Vergessenheit mcheimfielen, sondern auch Oberbeamte, die noch heute aktiv dienen und die ihre schwindelnde Karriere und einen unnatürlich raschen Aufstieg nur dem Falle Porias zu verdanken haben. Wäre dieser nicht herbeigeführt worden, hätte es Porias vermocht, sich noch länger zu halten, dann wären auch diese Herren kaum größer geworden als die vielen anderen Beamten, die über gleiche Fähigkeiten verfügend, bisher nur wenig aus der Gefamtheit der Beamtenschaft hervorzuragen in der Lage sind. Allerdings ist auch ihre Meisterschaft in der Schaufelung moralischer Grabstätten mit jener der erwähnten Herren nicht zu vergleichen. Diese sind gewöhnt, auf Umwegen zum Ziele zu gelangen und scheuen selbst vor kleinlichen Intrigen nicht zurück, während jene in Verkennung der Tatsachen geraden Weges auf ihr Ziel loszusteuern trachten. Dieser letztere Weg ist aber, wie die Karriere der ersterwähnten Herren beweist. Nicht das richtige, weil er dem Gegner in der Regel Gelegenheit Bietet, sich rechtzeitig gegen jeden Angriff zu wappnen und diesen nach Möglichkeit auch oBzuwehren. Sicherer ist schon der Weg, der zum Sturze Porias führte. Die Hiebe werden unsichtBar geführt, der Boden unter den Füßen dc6 zu Stürzenden wird vorsichtig und unauffällig gelockert und der entscheidende Schlag in dem Augenblick geführt, in welchem ein Entrinnen nicht mehr möglich oder zumindest nicht mehr wahrscheinlich ist Wie gefährlich dieser Weg gar manchem Mächtigen werden kann. darüBer würde Beispielsweise der oBerste Vorgesetzte dieser Herren sehr staunen, wenn er wüßte, daß es ihm an Haaresbreite fast genau so ergangen wäre, wie seinerzeit dem k. k. Regierungsrat. Generalinspektor Leopold Porias." Auflösung und 9tcutunhl her Perfonalkommission der Aussig-Teplitzer Ciseul ahn. Die Generaldirektion der A.-T. E. 89. hat nach den Dienstesnachrichten derselben die Personalkoin-mission aufgelöst und Neuwahlen ungeordnet, die bis zum 21. Dezember d. I. Beendet sein sollen. Es wird keinem vernünftigen Menschen einfallen, bei dieser Wahl mittun zu wollen, um nur der Verwaltung dieser Bahn Vertrauensmänner des Personals ans Messer zu liefern. Bei der Art der Durchführung von Wahlen auf dieser Bahn würde jener Teil des Personals, der sich nicht als williges Werkzeug des Generaldirektors E n d e r e s mißbrauchen läßt, durch eine Wahlbeteiligung nur neuen Vergewaltigungen uird Drangsalierungen ausgefetzt und es ist nicht die g e r i it g st e G e-währ dafür vorhanden, dah ein einwandfreies W a h l r e s n 11 a t zustande kommt. Jene Personalkommissionsmitglieder, die ihr Mandat ernst nahmen und sich nicht sklavisch dem Enderes unterwarfen, waren maßlosen Schikanen und selbst Entlassungen ausgesetzt, und En de res »tag d i e Personalkommission bekommen, die er braucht. Wenn sich das Personal einer Bahn auf die Basis friedlicher, durch die Personalkommission vorgenommener Verhandlung zwischen dem Personal und der Bahnverwaltung begibt, tut es dies im Vertrauen auf eine halbwegs loyale Haltung dieser Verwaltung dem Personal gegenüber. Das Personal der A.-T. E. B. verhandelt mit der Verwaltung dieser Bahn nicht m e h r. Was sich künftig aus dieser Bahn „Personalkommission" nennt oder was so von der Gencraldirektion genannt wird, ist keine Vertretung des Personals. Ob Endcres die sich zu dieser Nolle hergebenden Bediensteten selbst ans den Reihen der Streber aus-erwählt und ob er sie zu dieser Funktion ernennt oder ob er sich dieselben von dem gelben Betriebsverein, der vornehmlich zu diesem Zwecke gegründet wurde, beistellen läßt und ob fo etwas, Has einer Wahl gleichkommen soll, auf dieser Bahn vorgenommen wird, ist für die Sache vollkommen gleichgültig. Wir handeln im Sinne des Großteiles des Personals dieser Bahn> wenn wir erklären, daß diegroße Mehrheit des Personals es schon heute ablehnt, f ich mit einer derartig gewählten „Personalkommission" zu identifizieren. Daran kann, weil die Skrupellosigkeit dieser Bahn.’ Verwaltung groß ist und ihre Organe gefügig sind, ein etwa dienstlich publiziertes Stiminenresultat nichts ändern. Für das Personal der A.-T. E. B. hat in Wirklichkeit die Institution der Personalkommission zu bestehen aufgehört. Die Lage der Magazinrneister und Magazinauffeher der Südbahn. Den Magazinmeistern und Magazinaufsehern der Südbahn ist ein sehr trauriges Los beschieden. Die keineswegs befriedigende Lohn-, Beziehungsweife Gehaltregnlicrnng des Jahres 1907 erübrigte für diese Kategorien nichts und seither hat di? Verwaltung der Südbahn diesen noch gewaltsam eine schwere Schädigung beigefügt, indem sie dieselben aus der Unterbeamtengruppe B hinemsdrängte, respektive indem sie ihnen das Anrecht auf diese Gruppe raubte. Wenn man nach den Ursachen dieses Vorgehens forscht, muß man bedauerlicherweise konstatieren, daß sich diese Verhältnisse nur bei der Gleichgültigkeit vieler Magazinmeister und Magazinaufseher gegenüber der Organisation des Gesamtpersonals derart ungünstig entwickeln konnten. Die Südbahnverwaltung unterschätzt in vollständiger Verkennung der tatsächlichen Zustände die Dienstverrichtung dieser Kategorien und die Qualifikation des Bedienstetenmaterials, aus dem sich dieselben ergänzen. Sie hat für die Forderungen derselben stets taube Ohren und komplimentiert Deputationen dieser Kategorien stets jesuitisch Hinaus, anstatt die 9!otweni»gkeit einer ausgiebigen Regulierung anzuerkennen. Da wird es von Nutzen sein, auf die Dienstesverrichtungen der Magazinmeister und Magazinaufseher, die sich zumeist aus kaufmännisch geschulten Kräften rekrutieren, zu verweisen und zu diesem Zwecke wahllos einzelne Dienstesstellen vorzunehmen. So als erstes Beispiel die Werkstätte Marburg. Dort ist ein Magazinmeister und Aufseher seiner sozialen Stellung nach eine Null, er gilt als notwendiges ltebel, versieht aber ganz unstreitig Beamtendienst. Kein einziges 'Rechendokument des Materialdienstes passiert die Zensur dieser Wertstätte, das nicht ans der Hand eines Magazinmeisters oder -Aufsehers hervorgegangen ist. Kein einziges Haupt- oder Nebenbuch wird von jemand anderem geführt. Diesem, dem größten Handmagazin im Bereiche der Südbahn, das einem großen Kaufhause gleicht, ist mit Ausnahme des Magazinvorstandes für den adm^i-strativO, Dienst nicht ein einziger Beamter zugeteilt. Es mangelt an Zeit uni> Raum, um an dieser Stelle in nähere Details darüber einzugehen, wer es aber nicht glaubt, überzeuge sich selbst. Daraus geht deutlich hervor, daß nur Leute mit entsprechenden Kenntnissen und Vorbildung zum Dienste des Magazinmeisters und Magazinausfehers verwendet werden können. Verdient etwa ein folcher Bediensteter nicht, anderen Kategorien, wie den der Bahnmeister, Kanzlei-expedienten re. gleichgestellt zu werden? Beim Verkehr ist der Magazinmeister und -Aufseher der erste Geschäftsvermittler zwischen Parteien und der Bahnverwaltung. Er bekleidet gewiß einen Vertrauensposten. Tausende von Kronen gehen durch seine Hände. Er überwacht die richtige Ausnützung der Wagen, muh in der Handhabung der Vorschriften für den Transportdienst vollkommen bewandert fein und kann die Verwaltung vor großem Schaden bewahren. Aus allen diesen vorgeschil-derten Tatsachen ist doch deutlich genug erkennbar, daß dieser Kategorie ein anderer Platz im Nahmen der Bahnbediensteten gebührt als der heutige. Nachdem man bisher der Kategorie der Magazinrneister und -Aufseher schon genug angetan, das heißt, dieselbe wider Recht und Gerechtigkeit in ihrer Stellung so weit herabgedrückt hat, fo soll man wenigstens jetzt den billigen Wünschen der Magazinmcister und Magazinaufseher gerecht werden. Die maßgebenden Faktoren werden eingeladen, sich von den Dienstesverichtungen der Magazinrneister und -Aufseher aller Dienstzweige zu überzeugen, damit dieser sc stiefmütterlich behandelten Bedienstetenkategorie endlich die Gelegenheit geboten wird, ihre Rechte geltend zu machen. Die billigsten Reformen für «das Wächterpersonal der StaatSblihndirektion Villach. Wiederholt wurden schon an dieser Stelle mit Tatsachenmaterial die maßgebenden Faktoren aus die Ueberbürdungen der Bahnwächter und den daraus folgenden Mangel an freier Zeit aufmerksam gemacht und wiederholt wurden schon Begründete Anträge in den Personalkommissionssitzungen der Direktion Villach in verschiedenen Variationen eingebracht, aus welche nur das Studieren über eine Aenderung des Dienstturnusscs für die Bahnwächter versprochen wurde. Ein an das k. k. Eisenbahnministerium gerichtetes Gesuch wurde wegen falschem Jnsormiertsein des Eisenbabninintsteriums von diesem abgewiesen und es wurde erst für spätere Zeit eine Aenderung in Aussicht gestellt, wenn sich der Verkehr heben sollte. Es wurde nicht berücksichtigt, daß sich der Verkehr innerhalb der 14 Jahre, seit welchen der derzeitige Turnus 16/12 besteht, beinahe verdoppelt hat und daß sich damit selbstverständlich auch sowohl der Bahnanssichts-als der Bahnerhaltungsdienst nahezu verdoppelte. Als Resultat des Studiums der Direktion Villach über die Diensttucnus-änderung für die Bahnwächter hat Bereits eine Neueinführung im hohen Norden des DtrektionSbczirkes das Licht der Welt erblickt. Es ist die int Amtsblatt Nr. 36 vom 15. Juli 1912 publizierte Einführung des ambulanten Wächterdienstes in der Strecke Kastenreith-Weißenbach-St. Gallen, Stuf Grund des Erlöstes des ?.«'. Eisenbahnministeriums vom 2. Slpril l. I., Zahl 11.747/it>”.uuri>e mit Gültigkeit vom 15. Juli 1912 die dreimalige Begehung innerhalb 24 Stunden durch ganze Nr. 35. Wien, Dienstag y ■■ ......................mul...'. ' >.- .—.... fünf Begeher eingeführt, die übrigen Wächter wurden auZ Ersparungsgründen nach Belieben der Direktion verseht. Da bekommt man wieder einmal einen Einblick, wie vieles die Bahnwächter nnnotwcndigerwcisc leisten müssen. Wären diese Wächterposten nicht aufgelöst worden, so hätten die Wächter noch Jahrzehnte die vier Begehungen machen müssen, aber weil der Bahnvcrwaltuug sonst neue Kosten erstanden wären, sind drei Begehungen auch genügend. ES ist gut, daß von der obersten Stelle aus eine Bresche in die Anordnung von vier Begehungen gelegt wurde. Freilich wurden auch schon vorher des öfteren von den unterstellten Behörden oder Organen aus, um die Kosten für die Bahnvcrwaltung zu ersparen, sobald an Stelle eines Wächters die Streckenbegehungen durch einen Arbeiter zu besorgen waren, zwei oder gar nur eine Begehung der Strecke für notwendig befunden. Aber das waren nur Eigenmächtigkeiten. Daß das Eiscnbahnministcrium sich zur Ansicht durchgeruugcn hat, daß eine viermalige Strecken-bcgehung nicht notwendig ist, hat für uns Bähnwächter eine Bedeutung. Das k. k. Eisenbahnministerium wird gebeten, allgemein aus weniger gefährdeten Strecken, als dies die oben angeführte Turchbruchsstrccke ist, die dreimalige Begehung, aus gefahrlosen Strecken die zweimalige Begehung innerhalb der Tageszeit einführen zu wollen. Weiters plant die Direktion Villach, das Wächterpostenauflösen noch Heuer nicht nur im Norden, sondern auch im Osten, auf der Strecke Graz-Fehring, zu praktizieren. Nicht genug daß schon Jahre vorher einige Dutzend Wächterposten einzeln ausgelassen wurden, kommen Posten auf Streckenteilen zur Auslösung und diese Strcckenieile werden den Streckenbegehern zu ihren langen Strecken zugeteilt. Es kann auf keinen Fall gutgeheitzen werden, die Strecken von den Bahnwächtern so zu entblößen und so die Sicherheit des Zugverkehrs in Frage zu stellen. Das ist eine sträfliche Gefährdung der Betriebssicherheit. Zur Betrachtung der Sache wollen wir die Verhältnisse auf der Strecke S e l z t h a l - W a l d unter die Lupe nehmen und wir wollen einige Kritik an den Wächterturnussen, dem Wächterdienst sowie an den Arbeitszuweisungen üben. Es sind in der Strecke Sclzthal exklusive Wald inklusive sieben Block- und Weichcnwächterpostcn mit dem Dienstturnus 16/16 vier Zugsmeldewächterposten 16/16 und drei Bahnwächterposten 16/16. Die weiteren 14 Bahnwächterposten haben den Dienstturnus 16/12, ein Arbeiter 14/10 und ein halbes Dutz^gd Arbeiter muß mit vier, zwei und einer Stunde, sei es Tag 'oder Nacht, einspringen, natürlich ohne eine dementsprechende Entlohnung, im besten Falle bei knapper Stundenbezahlung. Für die Laufereien und Störung seiner Nachtruhe bekommt so ein Arbeiter nichts. Es wird nicht weniger und nicht mehr verlangt, als was die Hälfte Wächterposten schon haben, einen Dienstturnus 16/16 und eine aus« gleichende Dienst- und Arbeitseinteilung gegenüber den Zugs« meldewächtcrn. Die Meister in der Flicktunst sollten doch einmal in sich gehen und etwas Neues versuchen, denn das Stile schaut doch gar zu bunt aus. Um den maßgebenden Herren die Sache zu erleichtern, wird folgender, der billigste Vorschlag gemacht. Er soll keine Kosten verursachen, nur der gute Wille wird verlangt, um eine gleichmäßige und praktische Einteilung wie. folgt zu erlangen: Die vier Zugsmcldewächter-Posten sind mit dem nächsten Bahnwächter-, beziehungsweise Haltestellenwächterposten zu vereinigen. Auf die paar hundert Meter kommt es ebensowenig darauf an als wie darauf, daß die Stationen ungleichmäßig voneinander entfernt sind. Der Zugsmeldeposten Selzthal I wäre mit dem Bahnwächterposten 130 zu vereinigen und hätten nebst der Versehung des einfachen Zugsmeldedienstes noch die Schranken zu bedienen, mottenmann I ist mit 137 zu vereinigen und wären die schranken und die Kartenausgabe zuzuteilen. Trieben I ist mit 144 zu vereinigen mit der gleichen Zuteilung. Tregl-waug I mit der Schrankcnzuwcisung mit 140 zu vereinigen. Z" mottenmann sind zwei ambulante Streckenbegeher cinzu-fuhrcn, und zwar der erste mit der Streckenzuweisung vom Momcicr 142 8 bis 145 7 mit der Wohnung.im Wächterhaus im Kilometer 144 4/5. Dieser soll außer der Streckenbegehung und den momentan auftauchendcn Erhaltungsarbeiten die Signalleitungen reinigen, ölen und beleuchten sowie die Wechsel am Jndustriegeleise putzen und die Schrankenleitungen schmieren. Der zweite hätte das gleiche für die Station Rottenmann zu besorgen mit der Strecke vom Kilometer 145-7 der Station bis K ilometer 147-6 mit der Wohnung im Wächterhaus im Kilometer 145-7/8. Die Bahnwächtcrposten 135 und 136 hätten die Strecke vom Kilometer 147-6 bis 151-4 ohne GraS- und^ Schneereinigung, wie auch alle weiteren Posten mit längeren Strecken von dieser Slrbeit enthoben werden sollten. Die Bahnwächtcrposten 138 und 139 wäre die Strecke vom Kilometer 151-4 bis 155-4. In Trieben wären anstatt der zwei Arbeiter als Begeher ein Bahnwächter als ambulanter Begeher mit der Strecke vom Kilometer 155 4 bis 157 4 zu verwenden, der das Wechselputzen zu besorgen, die Sigual-leitungen zu schmieren und die Signale zu beleuchten hätte. Die Bähnwächter 142 und 143 hätten die Strecke vom Kilometer 157-4 bis 161-1. Die Bähnwächter 145 und 146 die vom Kilometer 161-1 bis 164-8. In Trcglwang wäre ein ambulanter Streckenbegeher mit der Strecke vom Kilometer 164-8 bis 166-8 zu verwenden, der die Signale zu beleuchten und die Leitungen und Wechsel zu schmieren hätte. Der Bähnwächter 148 hätte die Strecke vom Kilometer 166-8 bis 1688. Der Bähnwächter loO die Strecke vom Kilometer 168 8 bis 170-8. In Wald wäre ein a nt Du tan t er vstrccfcnücgclgct füi* Me Strecke vom SVilo* metcr 170-8 bis u. f. w. u. s. w. Ilm diese unhaltbaren Zu-,-ande, welche eingangs geschildert wurden, aufrechtzuerbalten, sind im gesamten 39 Bahnwächter, Zugsmeldcwächter und ein Arbeiter beschäftigt; dann weiters noch ein Halbes Dutzend Slrbeiter in zeitweiliger. Verwendung, um zu verschiedenen Stunden beizuspringen, damit die Lücken gefüllt werden. Nach der vorgeschlagcneu Umänderung, die eine gleichmäßigere Dienstleistung und auch für den restlichen Teil der Wächter den Dienstturnus 1646 ermöglichen würde, sind nur insgesamt 4l_ Bedienstete für die verschiedenen Dienste notwendig. Es müssen statt der fortwährenden Heranziehung der Streiter nur zwei Wächter mehr eingestellt werden und die Kosten sind zum Schluß die gleichen. Den Block- und Weichenwächtern ist der Zugsmeldedienst zuzuteilen, um die StatiouS-beamten zu entlasten, und für einen gesicherten Zugsverkehr ist' es notwendig, eine nebenher lausende Kontrolle zu haben, damit auf Jrrtümer und Vergeßlichkeiten aufmerksam gemacht werden kann und das; weitere Folgen hiniangebalteu werden. Tie Block- und Weichenwächter in ein und derselben Elation sind mit Telephonen untereinander zu verbinden, um sich gegenseitig verständigen zu können, auf welchem Geleise der Zug einfährt. DaS würde gewiß viel dazu beitragen, um Zusammenstöße und Streifungen einzuschränken. Wenn diese Einrichtung schon etwas Kosten verursacht, so wiegen diese die Vorteile hinreichend auf. Bei den Versammlungen, welche vor den PersonalkommissionSsitzungen stattfinden, soll dieser Vorschlag zur Diskussion gestellt werden. Genosse Dollinger als Vertreter der Bahnerhaltungswächter in der Personalkommissionssitzung wird ersucht, nach dem Ergebnis der Diskussionen dieser Versammlungen einen diesbezüglichen Antrag bei der Herbstsitzung einzubringcn. Durch diesen Vorschlag wird auch den maßgebenden Faktoren side Slusrede genommen, daß eine Dienstturnusänderüng zu NMiert W MeilemG A , «Der Mje»»bal-»»er.« «i ■■■ —.......................... .................. 16/16 zu viel Kosten verursachen würde. (Wir veröffentlichen über Wunsch eines Vertrauensmannes gerne diesen Vorschlag, der aber selbstverständlich erst dann als Forderung des gesamten an dieser Slngelcgenhcit beteiligten Personals gelten kann, wenn dieses Personal zu diesem Vorschlag Stellung genommen haben wird. Die Redaktion.) Die Forderungen des LokomotivpersonalS. Wie bereits berichtet, wurden die in der letzten Reichskonferenz der Lokomotivführer erhobenen Forderungen durch eine Deputation dem Eisenbahnministerium überreicht. Anschließend daran fand nun auch die Ueberreichung der Forderungen bei der Südbahn und bei der Buschtiehradcr Bahn statt. Zum Zwecke der Berichterstattung fanden am 25., beziehungsweise 26. und 27. November I. I. Versammlungen in Wien, Prag, Nimburg, Lemberg, Krakau, Etanislau, Czernowitz, Mährisch-Ostrau, Bodenbach, Salzburg, Innsbruck, Landeck, Marburg, Villach, Komotau, Budwcis und Laun statt, welche allseits einen guten Besuch aufzuwcisen hatten und wurde folgende Resolution mit großem Beifall angenommen: „Das versammelte Lokomotivpersonal nimmt den Bericht über die erfolgte Ueberreichung der gestellten Forderungen mit Befriedigung zur Kenntnis und erwartet mit Rücksicht daraus,, daß seit längerer Zeit alle wie immer gearteten Bedarfsartikel eine nie geahnte Höhe erreicht haben, sowohl vom Eisenbahnministerium als auch den einzelnen Privatbahnen nicht nur allein die schleunigste Behandlung in den zuständigen Körperschaften, sondern auch die ehetunlichste Erfüllung derselben. Die Versammelten erklären ausdrücklich, daß sic jede wie immer geartete Verschleppung mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln verhindern und für die Erfüllung derselben alles daransehen werden." Aus den Amtsblättern. Ei» Erlast, der Gutes wirken könnte, wenn er befolgt würde! K. k. Staatsbahndrektion Innsbruck. Z. 2210/1=1. Am 23. November 1912. Direktiven für Versetzungsanträge. Dienstbefehl. An die Herren Abteilungsvorstände und deren Stellvertreter sowie den Herrn Direktionskassier. Ich habe wiederholt die Wahrnehmung gemacht, daß Versetzungen von Bediensteten, die auf Grund der von den Direktionsabteilungen gestellten Anträge erfolgt sind, aus berücksichtigungswürdigen Gründen, die von den betreffenden Bediensteten nachträglich vorgcbracht wurden, wieder rückgängig gemacht werden mußten. Die Herren Abteilungsvorstände erhalten hiemit den strikten Auftrag, bei Versetzungsanträgen vorerst alle Momente, insbesondere auch die Familien- und sonstigen Privatverhältnisse, die auf die Versetzung von Einfluß sein könnten, genaue st e ns zu erwägen, damit derartige, den Dienst und das Ansehen der Verwaltung schädigende Aushebungen von bereits verfügten Versetzungen möglichst Hintangehalten werden. Ich habe die Slbsicht, künftighin von getroffenen Versetzungsverfügungen grundsätzlich nicht mehr abzugehen, was mir nur dann möglich sein wird, wenn den vorerwähnten Intentionen voll entsprochen wird. Der k. k. Staatsbahndirektor: Wagner. Beginn der anrechenbaren Dienstzeit. Auf eine Reihe von Anfragen veröffentlichen wir nachstehendes Zirkular: Zirkular Nr. 230. Beginn der anrechenbaren Dien st zeit für Ar-beiter. — An alle D i c n st st e l l c n. Die Lehrlingszeit bleibt bei Berechnung der Dienstzeit bezüglich sämtlicher Rechte und Pflichten der Arbeiter außer Betracht. Somit kann auch für das Ausmaß der Fahrbegünstigungen nur die Zeit nach Beendigung der Ausbildung, also vom Beginn der Probepraxis an für die 'Anrechnung maßgebend sein. Wien, am 16. November 1912. Der f. f. Staatsbabndirektor: (Z. 274/F-I.) KoliSko m. p. Korrespondenzen. Bedenbach «. d. Elbe. (I e i t t e l e S - W i r t s ch a f t.) Seit der vor zwei Monaten erfolgten Pensionierung des Herrn Oberinspektors Czech ist die Station Bodeubach in Verhältnisse geraten, welche haarsträubend genannt werden müssen. Das Ruder in dieser Station führt einstweilen der Oberoffizial Fanta mit seinem Adlätus Peter. Diese zwei Herren spielen eine Rolle, durch die der StaatSbahnverwal-lung ein kolossaler, unübersehbarer Schaden entsteht. Wie und auf welche Weise dies geschieht, werden die Leser aus dem folgenden entnehmen können. Herr Fanta wußte sich aus Kreisen der Perschubaufseher und Platzmeister durch Versprechungen, die er nie zu halten braucht, Individuen für seine Zwecke heranzuziehen, mit denen er durch grenzenlose Antrciberci den Verkehr scheinbar aufrechterhalten will. 'Wir sagen scheinbar, weil ja von einer regelrechten Slbwicklung des Verkehrs schon lange keine Rede mehr sein kann. Wenn man die Bahnhofsanlagen durchschreitet, so sieht man auf den Geleisen eine Masse von Wagen zusammengepfercht; da stehen seit drei, vier, fünf bis sechs Tagen Wagen mit hoher Lieferzeit, Wagen, die vom Eilgut seit drei bis vier Tagen gesucht werden, leere Wagen aller Serien, über welche die Wagen-dirigicruug schon seit acht Tagen verfügt hat, ohne daß dieselben ihrer Bestimmung zugeführt wurden. Fehlerhafte Wagen seit 14 Tagen bis drei Wochen, ohne daß dieselben der Wcrkstätte beigestellt werden. Geduldige Parteien kommen und suchen Wagen, die ihnen schon seit zwei oder drei Tagen avisiert, aber nicht beigestcllt sind. 81 n jedem Mittwoch machen ungeduldige Marktleute Krawall, aber das nützt nichts, die Leute erhalten das Gut erst am Nachmittag in der vierten Stunde, wo von einem Verkauf nicht mehr die Rede sein kann u. s. w. ii. s. w. Wäre cs ein Wunder, wenn sich die Betroffenen einmal zusammenraffien und der jetzigen Stationsleitung ein Ständchen bereiten würden? Daß durch eine derartige Wirtschaft alle Tage eine Menge Reklamationen und Bemängelungen von der Wagendirigierung cintressen, welche die Durchführung der Aufträge verlangen, und viele andere Beschwerden Vorkommen, ist selbstredend. In den Kanzleien häufen sich die Arbeiten derart, daß ein ganzes Heeer von Beamten und Dienern aufgeboteu wird, die Unordnung ins richtige Fahrwasser zu bringen; doch alles ist vergebens. In diesem Durcheinander scheint sich niemand mehr auszukennen. Die Direktion weiß cs, daß die Sache nicht klappt und sendet deswegen Kontrollorgane über Kontrollorgane, Kommissionen um Kommissionen hieher. Dieselben durchwandern den Bahnhof, auf einer Seile der Fanta auf der anderen Seite Peter und so geht es verständnislos vor den Mißständen vorüber, ohne etwas gerichtet zu haben, weil die beiden Begleiter stets erklären; „Daß cs 10. Dezember 1912' _ _ . ,/©eite 11* . — " " 1 ................................... beim besten Willen nicht anders geh t". Mit diesen Erfahrungen kommen die Organe zurück zur Direktion und loben die Energie, die Tatkraft und Umsicht der leitenden Organe in Bodenbach. Daß die Zustände sehr schlecht sind, zeigt ja schon die Vorsprache von den königlich sächsischen Kontrollorganen wegen der kolosialen Verspätungen ihrer Züge. Den bisherigen zwei Reserven ist cs einfach nicht mehr möglich, reine Slrbeit zu leisten. Es werden immer nur die notwendigsten Wagen zu den Zügen herausgenommen, die übrigen rollen wieder zurück und können weiter ruhen. Früher ließ sich dieses Vorgehen durch den schwächeren Verkehr über die Sommermonate bemänteln, jetzt aber, wo von einem schwächeren Verkehr überhaupt nicht mehr die Rede sein kann, ist es ganz einfach ein Verbrechen, der Direktion die Verhältnisse zu verheimlichen. Nun kommt zu diesem liebet ■ noch ein weiteres hinzu. Bisher rüsteten die Reserven der B. V. B. und Duxer in ihren Heizhäusern aus. Auf einen Schlag ging dies nicht mehr und es wurden diese Maschinen mit dem Personal von der St. E. G. übernommen und mußten auch von der Zeit an im Heiszhaus der St. E. G. ausrüstench Zu allen diesen tragen noch der gesteigerte Verkehr, die kolossal belasteten Züge und die veralteten Stationsanlagen bei, um der regelmäßigen Slbwicklung des Verkehrs .Hindernisse zu bereiten. Eine weitere Schuld trägt auch die unüberlegte und manchmal direkt lächerliche Einteilung der Verschubmanipulation. Da gibt cs einzelne Platzmeister, denen es ein Vergnügen macht, wenn bei der Platzinspektion zwei oder drei Maschinen verschieben, um von einem paffenden Punkt aus ihr Stimmorgan erschallen zu lassen und wenn der Herr Fanta oder andere Vcrkehrsorgane der Direktion dort weilen, im Feldwebelton Befehle zu erteilen, um nachträglich vom Schauplatz zu verschwinden. Die Verschieber müssen sich dann wieder kümmern, wie sie sich aus der vom Platzmeister eingerührten Reklamewirtschaft herausarbeiten. Etwas Derartiges sollten die Herren Fanta und Konsorten schon beurteilen können. Durch diese unvernünftige und unpraktische Schlamperei kommt es vor, daß die Nordbahn mit 80 bis 100 und noch mehr Wagen am Slusfahrgcleise bis Wilsdorf hinausgejagt wird, hinterdrein fährt eine Reserve vom Feldgeleise mit 40 Wagen und rangiert eine halbe Stunde, ehe sie auf die Seite-fährt. Indessen kommt die Elbemaschine mit einer Gruppe von Wagen. Es dauert oft eine Stunde und noch länger, bevor die Nordbahn mit ihren 100 und noch mehr Wagen unter Begleitung von zwei bis drei Mann auf den Duxer Bahnhof kommt. Am 10. November zum Beispiel hatte wegen einer solchen unsinnigen Bcsehlserteilung eine Duxer Reserve eine volle Stunde gebraucht, bevor diese von der Platzinspektion bis in das St. E. G.-Heizhaus gelangte. Die selbe Wirtschaft geschieht auf der Mitte. Hier wird die Rosa-uiitzer Maschine bis zum letzten Moment ausgenützt und kommt erst dann in ihren Rayon, wenn alles von Grenze zu Grenze verrammelt und durcheinander gestellt ist und die Verschieben sich nicht mehr rühren können. Die letzte Zeit mag es der Direktion schon zu dumm gewesen sein und so kam am 13. November der Herr Direktor Hofrat Burger selbst nach Bodenbach. Man konnte aber nicht erfahren, welchen Zweck seine Reise hatte. 51m 15. November war eine Komission hier, um endgültig die Ursachen der Klagen auszuforschen. Sluch diese scheint ihren Zweck nicht erfüllt zu haben. Man munkelt, daß der Herr Direktor samt der Kommission für die Einstellung einer dritten Reserve sind. Herr Fanta aber erklärt kategorisch: „Das ist nicht notwendig, dieselbe steht höchstens der anderen im W e g". Unter solchen Verhältnissen wie jetzt, geben wir das zu, aus dem einfachen Grund, weil zur Bedienung dieser Reserve keine eigenen Partien, sondern nur Leute verwendet werden, die aus den verschiedenen Partien entnommen werden. Die Mitte und die Rosawitzer Tour wird um einen Mann verringert, dazu noch ein Wächter vom Posten 3 und die Partie ist beisammen. Daß durch ein derartiges Vorgehen sich die Verschiebungen verlängern, muß einem jeden denkenden Fachmann klar sein. Am besten sollte dies dock; Herr Fanta einsehen. Zu diesem System kommt noch der Umstand, daß sich die Geleiseanlagen in einem derart desolaten Zustand befinden, daß es jeder Beschreibung spottet. Niemand kümmert sich darum, wie die Geleiseanlagen aussehen. Schotterhaufen, Holzstücke und allerlei Gerümpel liegen neben den Geleisen. Förmliche Schanzgräben werden bei Tage aufgeworfen, worüber die Verschieber bei Nacht herunterstürzen müffcn. In vielen Gelciscteilen fehlt der Schotter, so daß sich bei Regenwettcr zwischen den Schwellen kleine Teiche bilden. Das sieht und hört niemand, ja selbst Herr Ra fl er als Verschubbeamter nicht. Auch der „Herr mit dem Stecken" sieht das alles nicht, trotzdem er vereint mit dem Oberver-schiebcr und zwei Platzmeistern die Signale gibt. Dies alles trägt zur Gefahrenverschlimmerung für den Aushänger bei, welcher jeden Moment gefaßt sein muß, seine Gesundheit und geraden Glieder, wenn nicht gar sein Leben, zu riskieren. Diese Vorgangsweisc kann man ruhig als Verbrechen hin-siellen. Wo bleiben da die Belehrungen und Vorschriften? Hat das Eisenbahnministerium Herrn Fanta eigene Vorschriften zugchen lassen, welche besagen, daß die Hauptsache im Dienste sei: viel Antreiber und weniger Arbeiter? Dieses System wird sich einmal schwer rächen und es muß einem jeden Menschen das Blut in den Sldern stehen bleibe», wenn man den Verschiebungen in dieser Station zusicht. Wir wollen heute mit der Schilderung der Mißstände abbrechcn, machen uns jedoch erbötig, für alles hier Gesagte den Nachweis zu erbringen. Zum Schluß verlangen die Bediensteten von Bodenbach, daß das Ministerium endlich einen Beamten betraut, welcher einen eisernen Willen besitzt und streng und gerecht ist, der der Sache richtig aus den Grund geht und sich nicht durch schöne 'Redensarten von den jetzigen Machern umgarnen läßt. Jener Herr muß wirklich Eisenbahner fein, das Gute vom Schlechten unterscheiden und muß selbständig denken und handeln können, um mit eisernem Besen diesen Augiasstall von seinem Unrat zu reinigen. Geschieht dies, dann wird cs der Staatsbahnverwaltung nur zum Vorteil gereichen. Slinsletten. Ein echt chcistlichsozialeö Gaunerstückcheu leistete sich vor kurzem ein Weichenwächter namens Morsis A i ch e r in unserer Nachbarstation Ulmcrseld. Dort starb am 24. v. M. der Magazinaufseher Jakob Riedl, ein allgemein bekannter und beliebter Mann von strenger Ordnungsliebe. Kaum hatte der Brave seinen letzten Seufzer ausgehaucht, so kam schon dieser schwarze Haderlump ins Frachtenmagazin gelaufen, öffnete mit einem Nachschlüssel alle Läden des Schreibtisches in der Magazinkanzlei, nahm alles, was er vorfand und als Riedls Eigentum erkannte, an sich, belud sich auch mit ein paar Mänteln, Röcken und Kappen und schleppte alleS in sein Wächterhaus. Den Slrbcitern, die ihn ob feines Tuns verwundert ansahen, erklärte dieser Kerl, „daß er vom Herrn S t a t i o n S v o r st a n d den Auftrag habe, alleS, waS dem verstorbenen Riedl gehört hatte, an sich zu nehmen und aufzubc-wahre n". DaS war aber diesem christlichsozialen Plattenbruder noch nicht genug. Er begab sich auch in die Wohnung 'Riedls, erzählte der alten Mutter RicdlS ebenfalls, daß er vom Herrn Stationsvorstand den Auftrag habe, die Dienst» kleidcr Riedls zu sich zu nehmen, und trug au» der Wohnung weg. was er tragen konnte. So mancher Verbrecher, der in Stein oder Garsten interniert ist, brächte cs nicht fertig, einer alten, armen Mutter die Habseligkeiten ihres verstorbenen Sohnes, der ihre einzige Stütze, ihr Ernährer und Erhalter war, wegzunehmen. Der christlichsozialc Archer Hat c5 fertig« gebracht. Der Herr Vorstand, der als hochachtbarer Mann allgemein bekannt ist, wußte natürlich von der ganzen Sache Jeine Silbe. 51 ichc r plapperte überall herum: daß am Tage nach dem Begräbnis Riedls feine Sachen versteigert werden. Die Bevölkerung entrüstete sich natürlich über dieses unqualifizierbare Benehmen des elenden Lumpen und so geschah es. das; auch der Herr Vorstand davon bürte. Selbsiverstäirdlich borgte sich der Herr Vorstand den Wächter ein klein wenig aus. Geradezu empörend ist es, wie dieser Schurke sich fernem Vorgesetzten gegenüber rechtfertigen wollte. >,W eil er an das et fein einer höheren Macht glaube, weil er an eine einige Vergeltung im Jenseits glaube, darum in üf f e er b J für sorgen, datz der Nachlaß Riedls nicht in unbefugte Hände falle, datz berfelbe ehrlich verwaltet werbe." Eine solch scheinheilige, augenverdrehende Kreatur kann man eben nur unter Christlichsozialen finden. Haarsträubend ist es, wenn so ein moralisch Degenerierter, für das Strafgericht längst reif gewordener Kerl sein verächtliches Treiben mit religiösen Phrasen entschuldigen will, der selbst vor der Ruhe eines Toten nicht zuruckschreckt, wenn es gilt, feine abscheuliche Habgier zu befriedigen! Aber, bas eine müssen wir heute angesichts dieses Falles konstatieren. bas Leichenschänberblatt, der christlichsoziale Unrat-fi'tbel «Reichspost" findet in beit Reihen ihrer Anhänger gelehrige und würbige Schüler; ja, sie wirb sogar von ihren Schülern übertroffen. Unb jetzt, mein lieber Ritter vom Stegreif, sprechen wir noch ein paar Worte miteinander: Was glauben Sie, was mit Ihnen geschehen würbe, wenn der Herr Vorstand Sie der k. k. Staatsbahnbirektion zuir Anzeige bringen würde? Glauben Sie, bafe ein Christlichsozialer ungestraft stehlen barf, baß ein solcher den makellosen Kamen seines Vorgesetzten zu solchen Gquitereien ungestraft mißbrauchen wnn? Da follen Sie sich aber schon ganz gewaltig getäuscht haben! Denn wenn Sie schon burch bic Güte und Nachsicht des Herrn Vorstanbes bevor bewahrt bleiben, dorthin zu spazieren, wo Sie unb eine große Anzahl Ihrer Gesinnungsgenossen ichoii langst htngchören, so wirb Ihnen doch bic tiefste Verachtung jebeS ehrlichen Menschen im allgemeinen und icbes Eisenbahners, der nicht Ihrem Klüngel angehört, im tE,anderen zur Strafe werden Ihr ganzes Leben lang. Und -Hr. Christlich,ozialc, seid stolz auf solche Anhänger, wir gönnen ,ie euch vom Herzen. Steinbrück. In unserer sonst so stillen Station brodelt unb brandelt es bereits an allen Ecken und Enden, Zwei ««‘tonal gesinnte Heißsporne, die Herren Ludwig und oi rti, beide Stationschefs, liegen in gegenseitiger nationaler >fet)oe und deshalb kommt es öfter zu nationalen Reibereien, tetn jeder sucht und finbet Kampfgenossen. Gegenwärtig bildcii die Beamten und die diversen „Unterlaufet" zwei national getrennte Lager. Wir wurden uns gewiß verbammt wenig um bic nationalen Ansichten der Herren kümmern, wenn nicht das dienstliche Interesse und auch das Personal darunter ;leiben mußten. Durch bic gegenseitigen Plänkeleien sind die Herren aufgeregt und wenn ein Bediensteter in der höflichsten Sonn in dienstlicher Angelegenheit eine Auskunft wünscht oder mit irgendeinem Anliegen kommt, so kann er sicher sein daß „die Antwort stets mit diversen nationalistischen Einlagen gewürzt ist. Daß unter solchen Umständen nicht alles in Orb* n'mß und manches Wichtige in der Hitze des Wortgefechtes ubersehen werden kann, erscheint uns begreiflich. So zum Beispiel müssen die Bediensteten oft zwei bis drei Wochen warten bevor sie Regiekohle fasten können, weil eben bic .'lohlenfendungen nicht mehr regelmäßig bestellt werben. Ober Cv kommt vor, baß ein Bediensteter vom bicnsthabcnben Beamten irgendeinen Slufirag erhält, der sofort durchgeführt werden ,oll. Ein anderer höherer Beamter gibt nun demselben cmcn Befelst, besten Ausführung direkt bem Auftrag des bicmthabcnbcn Beamten entgegenfteht. Was soll der Bedienstete diesem ,falle tun? Er kann doch nicht zwei Herren zu gleicher Zeit dienen und will sich auch nicht die Ungnade des einen oder des anderen Vorgesetzten zuziehen. Hier wäre es )?ache der Generaldirektion, einzuschreiten, um diesem unleidlichen Zustand ein Ende zu bereiten. Wolfsberg. Auf der Strecke Wolfsberg-Cilli gibt es noch einige Stationsleiter und Vorstände, die ein Vergnügen dann finden, das Maschinen- und Zugsperfvnal zu schika-‘ue.rc”- Unter anderen zeichnen sich besonders ber Stations-chcr Tarmann in ber Station Wöllan unb ber Stations-leiler Rath ber Station St. Stefan aus. Herr T a r in a n n in Wöllan ist bekannt durch seine grundlosen Anzeigen, btc nicht immer der Wahrheit ent-Iprechen, unb burch seine außergewöhnlichen Dienstkoinman-merungen. FürHerrn, Tarmann scheint ber festgesetzte Turnus be6 Maschinen, unb ZugSpersonals einfach nicht zu existieren. CO wird zum Beypiel der Partie des Zuges 1871 vom' Dienst-liabenben mitgeteilt, datz Zug W 3 verkehrt. Das Maschinen-und, das Zugspersonal Hält sich bereit, bann aber wird bem licrional Bekanntgegebcit, baß Zug W 4 wie gewöhnlich ber* Lc, Willkürakte werben bic Bebiensteten birekt geichadigt. Herr Rath in St. Stefan forbert von bem ZugS-perfonal den vorgefchriebenen militärifchen Gruß vor der roten Dienstrappe in energischer Weise. Gewitz, Herr Stations-ierter ,)i a t p, bis jetzt wurden Sie immer ßearüftt und wir warben auch in Zukunft nicht ermangeln, vor ber „roten ^lenstkappe unseren vorgeschriebeiien Respekt zu boku-mentieren. Wir werben sogar grüßen, wenn ber Träger ber D°»s"appe bebenklich wackelt und durch Beihilfe der besseren • v Nockschößen in der Station herum- gelotst wird. J , . . (ö üb Bahn.) Wir sind gezwungen, uns wieder mit bem Kondukteur Z. Maurer zu Beschäftigen, bannt die auswärtige» Kollegen vor Umgang mit diesem Herrn gewarnt werden. Seit der letzten Brandmarkung desselben m unserem Fachblatte, die er vollkommen verdiente, kann M auict nicht genug über die Organisation und deren Mit. glieder schimpfen und bringt sogar Bedienstete beim Betriebs-mipeftorat zur Anzeige, die er grundlos in Verdacht hat, ifin verspottet zu haben. Kürzlich mußte ein Genosse im Inspei-iorat eme Schriftprobe machen. Auf die Frage nach dem Anlaß zur Vornahme der Schriftprobe wurde ihm mitgeteilt, datz dies über Anzeige des Maurer geschehe, welcher vou einer Mauer im Kärntner Bahnhof in Marburg einen Spottvers abgepaust habe, der ihm gewidmet war und der feinen Ab-ichied vom dortigen Gesangverein „Flngrad" behandelte. Maurer hatte gar keinen Anhaltspunkt, diesen Genossen zu beschuldigen, und er tat dies demnach, um sich an ihm für eine gehörige Zurechtweisung zu rächen, die ihm dieser Genosse im ttrühiahr in Marburg erteilte, Maurer war in einem Gasthaus in Gesellschaft von Südbahnverbändlern unb Reichs-bundlern durch einige Liter spendierten Weines in die richtige Stimmung geraten, gegen die Sozialdemokraten und deren Vereine loszuziehen, und er tat dies auch in der zwanglosesten Weise, so daß ihn der anwesende Genosse diesbezüglich zur Rede stellte. Den Spruch: „Der größte Schuft im ganzen Land ist und Bleibt der Denunziant" mag sich auch der Ober-kondulteur DauSan in sein Vormerkbuch eintragen, da sich berselBe erfrechte, einen anstänbigen, ermübeten Wächter in der Station Maria-Rast al§ Betrunken zu denunzieren. Die Mutter beS denunzierten Wächters lag im Sterben und da dieser Wächter eine Nacht dienstlich durchwachte und die zweite Bei seiner todkranken Mutter in Saldenhofen verbrachte, verschlief et es auf der Rückfahrt nach Maria-Rast, in dieser Mation.,auZLusteigen und fubr Bis Feistritz. Er Bat den Ober» foitfcuftcurSausnn, ihn mit dem Güterzug nach Maria-Rast mitzunehmen, wofür ihn dieser in Maria-Rast denunzierte, er lungere in Feistritz Betrunken herum. Wenn auch Oberkonduk-iettr DauSan nach der Vorschrift handelte, als er dessen Mitnahme ablehnte, lag doch kein Grund zur Denunziation vor Noch vor Abfahrt des Zuges 483 kam Übrigens dieser Wächter in Maria-Rast wieder an und- daS Zurücklegen von 4;3 Kilometer Wegstrecke in 45 Minuten zur Nachtzeit ist wohl ein genügender Beweis seiner Nüchternheit. Oberkondukteur DauSan hätte sich also mit seiner Angeberei nicht strapazieren müssen. Protznitz. (Mährische West bahn.) Seit längerer Zeit erschallt Kriegsgeschrei in unserem Magazin, das der Herr Wachtmeister, Pardon Magazinmeister Horky erhebt. Horky bildet sich, wenn er in feinen Reithosen im Magazin erscheint, ein, datz alle Arbeiter vor Disziplin auf den Hintern fallen muffen. Das erlebt aber Herr Horky nicht, denn die Zeiten find schon vorüber, in denen ein Untergebener nur kuschen mutzte und eventuell noch einen Fußtritt bekam. Wir fordern Herrn Horky auf, andere Saiten aufzuziehen, da cs sonst schief gehen wird. Wir Arbeiter sind auch Familienväter, so wie er selbst und kein Spielzeug für ihn. Wenn er Luft hat zu kommandieren, mag er sich anderswo aus toben. Weiters raten wir dem Horky dringendst, den Arbeitern den Nebenverdienst nicht immer vorzuijalten, denn jedermann iit froh, wenn er bei dieser Teuerung nebst feinem Lohn noch liie und da ein paar Heller Fahrtaggelder verdient. Horky hat auch Nebenverdienste und kommt leichter dazu, wie ein Arbeiter, oder will er vielleicht mit diesen teilen? Es ist die höchste Zeit zur Besserung desselben. (Genosse Anton Ferenz gestorbe n.) Um L.). November um fi Uhr abends verschied nach langem ichweren Leiden der Kassier der Südbahnortsgruppe der Eisenbahner Genosse Anton F e r e n z, Magazindiener der k. k. priv. Sudbahngesellschaft. Die Ortsgruppe I, Graz. Südbahn, ist von dem Hinscheiden ihres braven Ortsgruppenkassiers auf das tiefste gerührt. Mit Ferenz ist nicht nur ein Mitglied, sondern auch einer der eifrigsten Mitkämpfer gefchieden. Wer die Tätigkeit des Genoffen Ferenz vorn Jahre 1905 bis 1908, welche als Kampfjahre galten, gekannt hat, wird sich sagen müssen, daß er sich mit allein Feuereifer zur Verbesserung der Lage feiner Standeskollegen eingesetzt hat. Ferenz hat es verstan-den, sich bei seinen Vorgesetzten den nötigen Respekt zu verschaffen, und war daher in die Lage versetzt, so manche Mißstände, die insbesondere in den Magazinen vorherrschend waren, durch seine mit Geschick durchgeführten Interventionen zu beseitigen. Als erster Ersatzmann in der Personalkommission kümmerte sich Ferenz unausgesetzt um die Verhältnisse seiner Wähler in den auswärtigen Stationen. Anton Ferenz war seit 1. Jänner 1899 Mitglied der Eisenbahnerorganisation und seit einer Reihe von Jahren als Ausschußmitglied in der Ortsgruppe tätig. Im Jahre 1905 gelegentlich der Neuwahl des Ausschusses übernahm er btc Kassierstelle unb besorgte seither bic Kassengeschäfte mit der peinlichsten Genauigkeit, so daß stets trotz der großen Geldumsätze bei ihm eine musterhafte Geldgebarung anzutreffen war. Wenn es sich Bei den Ausschutzfitzungen um Unterstützungen der erkrankten Mitglieder handelte, hatte Ferenz stets ein warmes Herz für eine reichliche Unterstützung. Ferenz hinterläßt ein trauernde Witwe, die ihn während der ganzen Zeit emsig unb mit Aufopferung ihrer ganzen Kräfte gepflegt hat. Ferenz war auch jederzeit auf dem Platze, wenn es galt, für die Partei feinen Mann zu stellen. Montag den 2. d. M. um 4 Uhr nachmittags wurde Genosse Anton Ferenz zu Grabe getragen. Schon um X»4_ 1U)£ hatte sich vor dem Sterbehause, Mariengasse 18, eine große Menge von Trauergästen eingefunden. An 2000 Genoffen und Genossinnen haben dem Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen. Ein solches Eisenbahnerleichenbegängnis dürfte Graz noch kaum gesehen haben. Beamte, Unterbeamte, Diener und Arbeiter aller Kategorien in Graz und aus den auswärtigen Stationen sind herbeigeeilt, um ihrem verdienstvollen Berufskollegen die jetzte Ehre zu erweisen. Zahlreiche Kränze mit roten Schleifen lieferten den Beweis der Ehrung des Verstorbenen. Sowohl die Zentrale des Allgemeinen RcchtSfchutz-imd Gewcrkfchaftsvereines für Oesterreich in Wien, die Landesgewerkfchaftskommifston, wie die Landesparteivertretung für Steiermark, die Ortsgruppe I. Graz, Südbahn, der Erste Grazer Frauenchor „Freiheit", der Männergesangverein „Flugrad", das Lokomotivpersonal in Graz, das Magazin-personal, die Heizhaus- und Werkstättenarbeiter als auch die Magazindiener der k. k. Staatsbahnen in Graz und noch viele andere haben Kränze niedergelegt. Der vollzählig vertretene Männergesangvercin „Flugrad" trug beim Trauerhause und am Grabe je einen ergreifenden Trauerchor vor. Am Grabe hielten bic Genossn Johann Strenitz, Obmann des Mannergesangvereines „ylugrad". im Namen dieses Vereines, Rudolf Weigl aus Wien im Namen der Zentrale der Eisenbahnet-organisation, Josef Hartmann namens des Landesverbandes der Arbeitervereine Stcierniarks und Michael Kolleger namens der Ortsgruppe I. Graz, Südbähn, warme Nachrufe. Damit fchlotz das impofantc und ehrende Leichenbegängnis unferes unvergeßlichen Genossen Anton Ferenz, den nicht nur die Eisenbahner, sondern auch die übrigen Genossen und Genossinnen in ehrender Erinnerung behalten werden. ^ Wien. (Genosse Josef Sticha gestorben.) Sonntag den 1. Dezember wurde Genosse Josef Sticha, Lokomotivführer der E. W A., Mitglied der Ortsgruppe Landstraße, zu Grabe getragen. Die heimtückische Proletarierkrankheit raffte ihn im schönsten Mannesalter von 32 Jahren hinweg. Genosse Sticha hinterließ eine trauernde Witwe mit einem Kinde, die sorgenvoll der Zukunft entgegenschauen, weil sie keiner Versorgung teilhaft sind. Genosse Sticha war ein guter Kamerad, wir ehren sein Angedenken. galfenou an der Eger. (B a h n ä rz 11 i ch e s.) Für" die Eisenbahner sind fast ohne Ausnahme die Bahnärzte ein Kapitel des Leidens. So viel auch schon über die launenhafte unvernünftige Behandlung des Personals Über manche Bahnärzte in unserem Fachbkatt geschrieben wurde, immer wiederholen sich solche Fälle und mancher Bahnarzt scheint in den Bediensteten keine Menschen mehr, sondern willenlose Arbeitstiere zu erblicken, die er nach seittvm Geschmack und feiner Zeit entsprechend behandeln kann und darf, wie es ihm eben selber passt. Eine solche Spezialität eines Bahnarztes ist auch Herr Doktor Schwab in Falkenau. Wenn ein Bediensteter erkrankt und imstande ist, selber zur Untersuchung gehen zu können, so geht dies noch an, obwohl auch hier für manchen Bediensteten mehr als zuviel Ursache zur Klage vorhanden wäre. Wie im Akkord werden da die Kranken und Maroden behandelt, denn der Herr Bahnarzt ist auch zugleich Bruderladenarzt, und daß cs da in feinem Wartezimmer oft recht viele zur Untersuchung gibt, ist wohl selbstverständlich. Doch der Herr Doktor ist bald fertig. 20 Patienten in einer Stunde zu behandeln, daß ist eine Kleinigkeit, und wer wird sich mit diesem Mob auch noch Mühe geben. In erster Linie sind die Interessen der Betriebskrankenkassen und Bruderladen zu wahren, das ist auch der Standpunkt des Herrn Dr. Schwab. Aber erst gar, wenn der Herr Doktor zu einem Patienten gehen soll, da kann es einem getrost das Bauchfell zerreißen, unter zwei, drei Tagen kommt der Herr Doktor eben nicht. Es ist schon vorgekommen, daß die Dienstvorstände sich an den Herrn Doktor telephonisch wenden mußten, um diesen zu einem Krankenbesuch zu bewegen. In der Nacht erst, wenn der Herr Doktor zu einem gehen soll, dem muß es schon den Kopf abgerriflen haben, sonst gebt Herr Schwab nicht hin. Allgemein ist die Klage über die Behandlung von seiten dieses Herrn; doch auch die Kollegen tragen einen Teil der Schuld, wenn sie sich so behandeln lassen. Wenn sie es einmal so weit haben werden, daß auch sie imponierend auftreten könnten, daß sic diesem Herrn gegenüber als wirkliche Männer dastünden, da könnte und dürfte sich der Herr Doktor eine solche Behandlung des Personals auf keinen Fall erlauben, «n dem Personal selbst liegt es also, hier einen Modus zu schaffen, dann können fotchc Dinge überhaupt nicht mehr Vorkommen und die Herren Bahnärzte würden sich ganz gewiß an eine andere Behandlung des Personals gewöhnen müssen. Mürzzuschlag. In der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember fuhr der Lokomotivführer U j l a k y aus Miirzzu-schlag mit Zug 866 nach Gloggnitz. In der Station Semmering bemerkte der Heizer, daß der sonst gesunde Lokomotivführer U j l a k y krank sei, da derselbe vor Schwäche kaum stehen und sprechen konnte und sich vor Ermattung auf die auf der Maschine befindliche Kleiderkiste niederfetzte. Während der Fahrt von Semmering nach Gloggnitz verschlechterte sich der Zustand 11 j I a k y derart, daß der Heizer all feine Kräfte aufwenden mußte, um den erkrankten Lokomotivführer in die Kaserne nach Gloggnitz zu bringen. Der Heizer fetzte den U j I a I y auf ein Bett und dort blieb der Kranke zirka drei Stunden fitzen. Erst über Intervention der Lokomotivführer Beim diensthabenden Beamten wurde um 8 Uhr früh der Bahnarzt Dr. S u f f a u i gerufen, welcher den Kranken untersuchte und angeblich eine Alkoholvergiftung konstatierte. Maschinenmeister Janifch veranlagte die Ueberführung des erkrankten Lokomotivführers, der weber gehen, noch sprechen, noch ben rechten Arm bewegen konnte, nach Mürzzuschlag. 11 j I a k ti wurde ohne jede Begleitung in einen Wagen III. Klasse untergebracht. In Mürzzuschlag wurde U j I a k y vom Bahnarzt und Heizhauschef erwartet und dessen sofortige Ueberführung ins Krankenhaus angeordnet, wo er heute noch gelähmt und sprachlos daniederliegt. Die plötzliche Erkrankung des Kollegen U j laky hat einige Leute, deren Namen wir heute nicht nennen wollen, Anlatz gegeben, über den Schwerkranken unliebsame und beleidigende Aeußerungen zu gebrauchen. Insbesondere wird die Behandlung des Erkrankten von seiten des Herrn S u s s a n i sowie des Maschinenmeisters mit Recht kritisiert. Wir werden nach näherer Information in nächster Nummer darüber ausführlicher berichten. Jglau. Zur bevorstehenden Weihnachtszeit wird uns Herr Assistent Palme gewiß dafür dankbar fein, daß wir ihm einige Micher anempfehlen, deren Lektüre für solch junge Herren von Vorteil ist. Das erste für ihn höchst notwÄdige Buch wäre Knigges „Umang mit Menschen", denn mit Menfcheti scheint dieser Herr bis jetzt noch wenig oder gar keinen Umgang gelernt respektive gehabt zu haben, sonst wären ihm die Worte, wie: Hund, tychwein, Affe, Rindvieh und blöder Kerl nicht so geläufig. Zum Staunen ist nur, daß sich verheiratete Männer, Familienväter, von diesem noch grünen Herrchen dieses freche Auftreten und folche dienstliche Behandlung gelassen lassen. So ein Bürschchen sollte einmal einer zum Exempel übers Knie legen und das Hinterleber ordentlich ausstauben. Dies wäre das richtigste und entsprechendste Mittel. Als nächste Lektüre in der Weihnachtswoche wäre ihm noch die Dienstordnung dringend anzuempfehlen, speziell § 18, dritter Absatz, Zeile fünf bis acht, ferner § 20. vierter und sechster Absatz. Hoffentlich ist uns Herr Palme für die Anempfehlung dieser Bücher dankbar, er wird dann cinsehen, daß auch aus ihm noch ein ganz anderer Mensch werden kann, vor dem dann auch Bedienstete eine Achtung haben könnten; doch Knigges Buch ist für ihn unerläßlich! Hohenstadt. (Todesfall.) Am 28. November starb im Spital zu Oliniitz unser langjähriges und treues Mitglied M. Bednar, Streckenwächter, an Blinddarmentzündung. Genosse Bednar hinterläßt eine Witwe mit fünf Kindern, wovon das älteste neun Jahre zählt. Wir sprechen allen jenen, die sich am Leichenbegängnis beteiligt haben, im Namen der Hinterbliebenen den innigsten Dank aus. Wir werden dem Verstorbenen jederzeit ein ehrendes Angedenken bewahren. Kapfenberg. (L a n d c s b a h n.) Was die gelben Gewerkschaftler vom Sudbahnverband imstande sind und welche Helden als Mitglieder aufgenommen werden, das zeigt sich am besten durch bic verrotteten Verhältnisse bei der Landesbahn Kapfenberg-Au-Seewiefen. Seitdem die Gelben sich hier eingebürgert haben, hat das Kriechertum uiiB das Denunzianten-unwesen überhand genommen. Es ist schon soweit gekommen, daß sich einige dieser Leute absichtlich Bemühen, die Nebenkollegen in puncto Denunziation zu übertrumpfen, nur um als Lieb-kind noch oben zu gelten. Der Betriebsleiter Herr Matuscek kann mit feinem Perfanal gewiß zufrieden sein. Ein jeder, der zur Landesbahn ausgenommen wird, muß sich einige Fragen nach seiner politischen Gesinnmng gefallen lassen. Die größten Stümper, die man anderswo wegen ihrer Dummheit davonjagen würde, haben auf der Landesbahn die größte Protektion und avancieren. Die anständigen Bediensteten, denen das Krie-chen und Verleumden ein Ekel ist, werden direkt und indireki übergangen. Man will die wenigen Leute, bic noch etwas aus Anstanb unb Freiheit halten, zwingen, sich ber gelben Gesellschaft anzufchließen. Bei einem solchen Personal barf es niemand wundern, wenn bic dienstlichen Verhältnisse und die Behandlung von Jahr zu Jahr schlechter werben. Wie lange wird es noch dauern, bis auch diese Leute cinschen werden, daß nur durch eine gesunde große Organisation bessere und menschliche Verhältnisse geschaffen werden können? Mallnih. (I a u e r n 6 o B it.) Zu tnicdcrBoltenmalcn wird geklagt, datz der Bahnwächter Johann R o m u t f ch n i g feine Nebenkollegen beim Bahnmeister denunziert und verleumdet. Wir ersuchen den betreffenden Bahnmeister, den Wächter R o-m u t s ch ii t g zu belehren, daß Denunzieren nicht zu den vor. geschriebenen dienstlichen Obliegenheiten der Wächter gehört. Ezernowih. (Zur außerordentlichen Generalversammlung des Lebensmittelmagazins.) In der letzten Nummer des „Eisenbahner" haben wir die Schlechtigkeiten des Statuts des Lebensmittelmagazins zur Sprache gebracht; heute sind wir gezwungen, auch unseren Genossen die Kampfesweise der christlichsozialen Verkchrsbündler zur Kenntnis zu bringen. Das Amtsblatt ber „Czernowitzer Zeitung", Nr. 239 vom Donnerstag ben 17. Oktober 1912, Bringt folgende Kundmachung. Auf Grund des § 18 des Statuts des LebenSmittelmaga-zins für Bedienstete der k. k. österreichischen Staatsbahnen, registrierte Genossenfchaft mit Beschränkter Haftung in Czerno-witz, wird zufolge einer von der erforderlichen Anzahl der Genossenschaftsmitglieder eingebrachten Eingabe eine außerordentliche Generalversammlung einberufen. Dieselbe findet Sonntag den 10. November 1912, 2 Uhr nachmittags, im Saal de# Vereines „Freundschaft", (jzernowitz, Piteygajfe 5, statt. Einziger Gegenstand der Tagesordnung ist der Antrag auf Aenderung der Bestimmungen des § 21, Absatz 2, der Statuten (Ausübung des Stimmrechtes). Dieser Generalversammlung können nur stimmberechtigte Mitglieder beiwohnen. Die auf Namen lautenden Legitimationstarten werden den stimmberechtigten Mitgliedern Bis zum 5. NovemBer 1912 durch die I. k. Post mittels rekommandierten Briefes zugefendet werden. Duplikate von Legitimationskarten werden nicht aus, gefolgt. Sollte die Generalversammlung um 2 Uhr nachmittags im Sinne des § 27 der Statuten nicht Beschlußfähig fein, so wird am selben Tage und cm selben Corte um % 3 Uhr nachmittags die Generalversammlung mit der gleichen Tagesordnung stattfindeii, die sodann tot Sinne des. 8 27 der Statuten ohne Rücksicht auf die Anzahl der erschienenen, beziehungsweise vertreienen Mitglieder gültigen Beschluß fassen kann, Czernowitz, 17. Oktober 1912. Der Vorstan d. Gleichzeitig fragen wir an dieser Stelle, warum hat der Vorstand des Lebensinittelmagazins den zweiten Punkt der Tagesordnung. 2. Die Krise im Vorstand, unterschlagen und diese nicht zur allgemeinen Kenntnis gebracht? Wollen die christlichsozialen Verkehrsbündler unliebsamen Dingen auf billige Art aus dem Wege gehen? Dieser Tage wurde von den christlichsozialen Verkehrs-bündlern folgender Aufruf verteilt: Achtung, Eisenbahnerl Mitglieder des Lebensmittelmagazins! Am 10. November 1912 findet in Czernowitz im Lokal „Freundschaft", Piteygasse 5, eine außerordentliche Generalversammlung des Lebensmittelmagazins statt. Diese außerordentliche Generalversammlung haben die Obergenossen O p p i tz, W i d n e r und G r e d i n g e r auf die Weise zusammengebracht, daß sie zuvor den Mitgliedern das Blaue vom Himmel versprochen und durch Irreführung ihre Unterschriften für die Eingabe entlockt haben. Unter dem Vorwand der Abänderung des 8 21 der ©tarnten drängen sie dazu, die Mitglieder im allgemeinen der Dividenden und jene der Strecke ihrer Stimme zu entrechten, zumal f.e verlangen, daß jedes Mitglied selbst bei der Generalversammlung erscheine oder nur höchstens e, n e und nicht wie bisher 30 Mitgliederanteile vertreten werden sollen. Dies hat den Zweck, damit die Mitglieder des Lebensmittelmagazins, welche überwiegend auf der Strecke beim Fahrdienst sind, ihres Stimmrechtes beraubt werden, zumal es doch klar ist. daß alle 800 Mitglieder oder selbst die Hälfte von ihnen, nicht an einem Tage in Czernowitz zur Generalversammlung persönlich erscheinen können, da doch der Verkehr deswegen nicht eingestellt werden wird! Dies will aber unser Op Pitz baben, da er weiß, daß die jüdischen Vorstände im gegebenen Fall nur die ©einigen beurlauben werde, wodurch dieses Magazin in seine Hände geraten und den beabsichtigten Zielen zugesührt werden wird. Obendrein erklärt Oppitz, daß er, so lange solche außerordentliche Generalversammlung jeden Monat ein-berusen wird, bis die Zugründerichtung dieses Magazins durch die Clique herausbeschworen ist. weshalb sich die christlichen Eisenbahner dagegen wehren müssen! Es gebe keiner von den Mitgliedern dem Op Pitz und seinen judosozialistischen Helferhelfern die Vollmacht in die Hände, sondern kommtallein zur Versammlung oder übergibt sic unseren Vertrauensmännern: D u d a, Kohud, Cywicki, Moor, Karl König, Battosch. Molon, Bar an, Weczerek, Ludwig, Kuczera, Pfeifer, Krawczul, Mück. Hrehoro-wicz, Nikorowicz, Paunel und Rokosz. Kollegen! Christen! Tut eure Pflicht und haltet zusammen. Das Magazin geht gut und ist lebensfähig und wenn es einmal fällt, jo werdet ihr nur allein mit Oppitz daran schuld sein! Die christlichsozialen Eisenbahner Czernowitz. Ein zweites Pamphlet' wird im „Bukowiner Vollsblatt" ifir. 692 vom 17. Oktober folgend geschrieben: Aus lauter Mutwillen richteten mehrere jüdische und sozialdemokratische Mitglieder des Lebensmittelmagazins für Eisenbahnbedienstete die Forderung an den Vorstand, eine Generalversammlung einzuberufen und eine Statutenänderung vorzunehmen. Die Statuten wurden bekanntlich von den Sozialdemokraten verfaßt. Solange diese Partei das Lebensmittelmagazin beherrschte, fand sie keinen Grund, eine Statutenänderung zu beschließen. Die Statuten schreiben nämlich vor, 30 Mitglieder bei der Hauptversammlung zu vertrete... Diese Bestimmung paßt den Juden und den Sozialdemokraten heute nicht mehr, sie verlangen vielmehr die Aenderung in dein Sinne, daß cs jedem Mitglied gestaltet sein dürfe, nur eine Stimme mittels Vollmacht zu vertreten. Diese Forderung ist selbstverständlich ein Stiefel. Was den Sozialdemokraten durch viele Jahre angenehm war, ist heute den Christlichsozialen auch angenehm. Die verlangte Statutenänderung entspricht nur einem jüdisch-sozialdemokratischen Mutwillen und wird infolgedessen nicht beschlossen werden. Auch wenn sich Oppitz auf den Kopf stellen sollte. Auch die letzte Nummer des „Bukowinaer Volksblattes" leitartikelr über die jüdisch-sozialdemokratische Katastrophe und gegen die Einberufung der außerordentlichen Generalversammlung im Lebensmiitelmagazin. Von der Ortsgruppe Czernowitz des Allgemeinen Rechtsschutz- und Gewerkschaftsvereines wird ein Aufruf in deutscher und polnischer Sprache herausgegeben und die Mitglieder aufmerksam gemacht, den Verdrehungen und Verleumdungen der christlichsozialen Verkehrsbündler kein Gehör zu schenken. Gleichzeitig bitten wir die Genossen der westlichen Lebens-mittelmagazine und Konsumvereine, uns möglichst postwendend ein BereinSstatut an die Adresse: Ortsgruppe der organisierten Eisenbahner in Czernowitz, Bahn-hofstraße 63, zukommen zu lassen. Laibach. (K. k. Staatsbahn, ©in Verkehrskontrollor als Gefahr für den Verkehr.) Unter diesem Titel erhalten wir eine Zuschrift, welcher wir im nachstehenden ohne Kommentar Raum gewähren: Geehrte Redaktion! Sehr selten beanspruchen wir das Recht, in unserem Zentralorgan unsere Stimme erheben zu dürfen.. deswegen hoffen wir. daß Sic uns in diesem Ausnahmsfall den notigem Raum werden zur Verfügung stellen. Der im Reiche G a I a m 6 o § Platz greifende Terrorismus nimmt so bedenkliche Formen an, daß wir nicht umhin können, auch die Eisenbahner in anderen Gebieten auf diese Folge der Vernachlässigung der Organisation aufmerksam zu machen. Es würde zu weit führen, wenn wir sämtliche Beschwerden die uns am Herzen liegen, in vorliegender Zuschrift behandeln wollten; deswegen sei nur gestattet, vorläufig nur ein kleines Territorium ins bengalische Licht zu rücken. Dies ist die Station Laibach $. f. Staatsbahn samt ihrer ll in g e 6 ii n g. Diese Station liegt in einem der reaktionärsten Gebiete Oesterreichs und schon diese Tatsache erklärt so manches, auf das wir noch werden zu sprechen kommen. Beherrscht wird sie momentan von zwei Individuen, deren Namen den breiten Schichten der. österreichischen Eisenbahnerschaft nicht vorenthalten werden sollen. Als Stationspascha treibt ein gewisser Inspektor HraSovee sein Unwesen, der auf der Oberkrainer-Unterkrainer und Steiner Bahn durch einen ebenso geistig unbedeutenden als dünkelhaften und herrschsüchtigen Kompagnon unterstützt wird, welcher auf den unverdienten Titel eines Inspektors und auf den Namen eines Batagelj hört. Der erslere gibt in der Station selbst dem Personal seine Umgangsformen zu verkosten, die in Ställen Bewunderung erregen würden; der letztere hat sein Tätigkeitsgebiet in die Provinz verlegt. Mit dieser Tätigkeit wollen wir uns heute etwas intimer befassen. Herr Batagelj ist es, dem wir heute etwas näher an den Leib rücken wollen. Dem Manne wurde, wie schon sein Diensttitel besagt, eine wichtige Funktion ,in Eisenbahndienst überantwortet. Er hat während der Dienstzeit auf seinem jetzigen Posten sowohl den übergeordneten Behörden als dem unterstellten Personal glänzendst den Beweis erbracht, daß er von seinen angeblichen Dienstespflichten rein gar keine Ahnung hat. Wir hatten unzählige Male Gelegenheit, Zeuge der unsinnigsten Anordnungen, die dieser Herr vom Stapel ließ, zu sein, und manches mit« leidige Lächeln seiner Untergebenen Begleitete dieselben. Auch sind uns verzweifelte Situationen, in welchem sich der Mann bei abnormalem Verkehr infolge feiner vollkommenen dienstlichen Unzulänglichkeit befand, wohl erinnerlich, und lebhaft denken wir an manche Episode zurück, wo er, von Bediensteten und Passagieren um Intervention aiigerufen, das klägliche Bild des Greises, der am Dach sitzt und sich nicht zu helfen weiß, darstellte. Das alles jedoch sind nur Erinnerungen, die uns nicht wehe taten und uns nur manche heitere Stunde in unserem eintönigen Leben verschafften. Ob auch die Verwaltung mit seinen Schildbürgerstückchen einverstanden war — wenn sie es Überhaupt erfuhr — ist eine andere Frage. Daß seine ersprießliche Tätigkeit rein gar nichts dazu beitrug, um das bekannte Staatsbahndefizit zu verringern, ist so felsenfest, daß darüber außer den führenden Organen der Staatsbahndirektion Triest niemand im Zweifel fein dürfte. Seine TätigMt war jedoch für die Bediensteten nicht immer ganz harmlos. Als ein wohlerzogener Kriecher nach oben hat es der Mann verstanden, sich auch nach unten entsprechend aus-zubilden, und die Folgen dieser Ausbildung sind es, die das Personal nun nicht mehr ertragen kann. Neben der Visitation von Aborten und Holzlagen, in welcher Beschäftigung der Herr ein Spezialist ist, weil solche Dinge in seiner Heimat höchstens beim Psarrhof anzutreffen sind, hat er es verstanden, auch einen vollkommenen Spionagedienst einzurichten. Gestützt auf diese speziell österreichisch-bureaukratische Einrichtung konnte er sein bedienstetenfeindliches Regime einführen, dessen ungeheure Nachteile man nun in Bedienstetenkreisen gründlich zu begreifen beginnt. Auf Grund feiner auf Brutalität und Rücksichtslosigkeit aufgebauten Macht konnte es der Mann wagen, sich die frechsten Uebergriffe zu erlauben und diese mit ungeahntem Terrorismus durchzudrücken. Heute existiert für ihn einfach keine Vorschrift mehr und feine einzige Vorschrift lautet: „Mein Befehl ist die Vorschrift." Um aber nicht den Vorwurf der Pauschalverdächtigung auf uns zu laden, wollen wir mit einigen Beispielen dienen: Laut Vorschrift und feiner zeitweiligen Ansicht ist es dem Stockmann beim Zuge bei Androhung der strengsten Strafe verboten, den Stock zu verlassen, und wir können mit Namen dienen, deren Träger empfindlich bestraft wurden, weil sie den Stock auf eine Entfernung von 10 Metern nur deswegen verließen, um die vor Kälte erstarrten Glieder durch Gehübungen teilweise zu erwärmen. Die Vorschrift und die zeitweilig erteilten Befehle haben jedoch nicht immer Gültigkeit. Wenn dem Personal etwas abgeschunden werden kann, dann wird es momentan anders. So hat es der auf das Wohl der Staatsbahnfinanzen, wenn cs sich nicht um die Bezahlung seiner Wohnung handelt, stets Bedachthabende herausgefunden, daß bei den Unterkrainer Güterzügen zu viel Personal faulenzt. Flugs war er bereit, eine Reduzierung zur Durchführung zu bringen, und als es sich herausstellte, daß trotz schweifwedelnder Kriecherei einiger Oberkondukteure die Sache nicht klappte, befahl der allmächtige Herr, daß der Stodmann in der Station bei der Aus- und Zuladung mithelfe, also seinen ihm zur Sicherung des Ver-kehrs überantworteten Stock verlassen müsse. Auch der Anfang zur Fahrordnung beziehungsweise dessen Bestimmungen sind ihm ein spanisches Dorf, um welches er sich nicht zu kümmern braucht. Er befiehlt einfach dem Lokomotivführer kraft feiner unbegrenzten Macht das Mitnehmen von 60 Tonnen über die Maximalbelaftung, was er angeblich selbst verantworten will. Nach den traurigen Figuren, die er bei Gericht als Sachverständiger schon zum besten gegeben hat, ist uns seine Verantwortung freilich sehr zweifelhaften Wertes. Die Entlehnung der Verschieber an das Lokomotivpersonal hat er int eigenen Wirkungskreis ganz speziell durchgesührt. Es ist ihm nämlich der Zeitraum eine Nebensächlichkeit, um die er sich gar nicht zu kümmern hat. Laut seinem Bes.ehl hat der Verschubleiter einfach die Dauer der Arbeit citizuschätzen und sic dieser Schätzung gemäß zu bestätigen. Allerdings erst dann, wenn der Lokomotivführer schon fünf- bis zehnmal untertänigst darum ersucht hat. Das sind gewiß idyllische Zustände. Das Stärkste jedoch ist das neueste Stückchen, welches wir heute nur vorübergehend streifen, weil wir uns damit noch eingehender beschäftigen werden. Der gute Mann hat nämlich das Bedürfnis gefühlt, seiner Frechheit die Krone aufzufetzen, und einfach eine Miniftcriatoerordnung, tierlautbart im Verordnungsblatt Nr. 58 ox 1800, annulliert. Cs handelte sich hiebei um die Benützung der Personalkaserne in der Station Stein. Das Verbot der Benützung der Betten in dieser Kaserne hat eine förmliche Revolution ausgelöst und wir werden Gelegenheit finden, der Oeffenttichkeit diesbezüglich so frappante Tatsachen vorznführen, d^ß die Aufregung des Personals wohl verstanden werden wird. Für heute wollen wir schließen, erwarten jedoch, daß die Bediensteten aus der Sachlage die richtige Konsequenz ziehen und die Reihen unserer Organisation kräftigen werden. —K— Mollnih. (Todesfall.) Am 25. November starb nach zehnmonatigem schweren Leiden der seinerzeit verunglückte Genosse Michael Schwaiger. Genosse Schwaiger war ein ruhiger und fleißiger Kollege. An dem Leichenbegängnis beteiligten sich zahlreiche Leidtragende, denen auf diesem Wege der innigste Dank ausgesprochen wird. Versammlungsberichte. Bischofshofen. (C h r i st l i ch s o z i a l e Feigheit.— Sozialdemokratische Eisenbahnerversammlung.) Am 24. November ist es in unserem sonst stillen Orte lebendig geworden. Die Christlichsozialen haben eine öffentliche Eisenbahnerversatninlung angefagt und einen Referenten von Wien bestellt. Mit einem ungeheuren Tantain wurde für diese Versammlung agitiert und in großmäuliger Weise wurden unsere Vertrauensmänner der Feigheit geziehen, weil sie ihren Anhängern den Besuch dieser Versammlung verboten hatten. „Die roten Führer" — hieß es — „fürchten sich vor den schlagenden Argumenten unserer Redner und darum wenden sic alle Mittel an, um die Mitglieder der roten Gewerkschaft von dem Besuch unserer Versammlung abzu-halte n." Die Vertrauensmänner wollten aber einerseits zeigen, daß sie keine Ursache hckben, die Herren Christlichsozialen zu fürchten, anderseits aber einmal zu beweisen, daß die Eisenbahner Bischofshofens rot sind und so agitierten sie wohl im stillen, aber um so eifriger für den Besuch der Versammlung. Als am Sonntag den 24. November die Sozialdemokraten im Versammlungslokal im Gasthause Faccinelli in Massen erschienen, sahen sie den ganzen christlichsozialen Anhang, 14 Mann hoch samt dem Referenten, Sekreteär T s ch u l i k aus Wien, bei einem Tische sitzen. Als die schwarzen Helden die Massen der anrückenden roten Eisenbahner sahen und als der Referent der Gewerkschaft. Genosse Du sek. erschien, fiel den christlichsozialen Feiglingen das Herz in die Hosen und sie rissen schnell aus, um sich im Exra-zimmer zu konzentrieren und dort zu beraten war sie eigentlich tun sollen. Sie wählten nach langer Beratung der „Tapferkeit besseren Teil" und liefen davon, um bei verschlossenen Türen die Sozialdemokraten um so mehr beschimpfen und verleumden zu können. Der Renegat Schairinger, welcher sich bis zum Obmann des „Verkehrsbundes" entwickelte, wurde beauftragt, den erschienenen Sozialdemokraten mitzuteilen, daß die angesagte Versammlung wegen zu geringer Beteiligung nicht stattf inten kann. Ein kräftiges „Pfui" der Anwesenden war die Antwort auf die Enunziation des charakter« vollen Schairinger. Genosse DuZek wies in einer kurzen Ansprache auf die Feigheit des Herrn T s ch u l i k und seiner Anhänger hin und empfahl den Anwesenden, in gleicher Stärke am Abend bei unserer Versammlung zu erscheinen. Am Abend fand dann eine von Genossen Neid! einbe rufene öffentliche Versammlung beim Hatndl statt, welche einen massenhaften Besuch aufwies und in welcher Genosse Du sek ein sehr aufmerksam angehortes und beifällig angenommenes Referat über die ©trafgefetzrefornt brachte. Den Genoffen von Bischofshofen mag diese christliche Handlungsweise zum Beweis dienen, daß diese Verräter der Interessen der Eisenbahner es nicht wagen, offen unseren Genossen entgegenzutreten, sondern nur dann den Mut finden, wenn sie sich hübsch hinter dem Winde wissen. Wien. (Kaiser Franz Josef s-B a h it.) Am 10. November traten die Bediensteten der k. k. Staatsbahnen im Saal des Hotels „zur Franz Josefs-Bahn" zusammen, um Protest gegen die Verschlechterung der Unfallversicherung einzulegen. Die Versammlung, welche zahlreich besucht war, leitete Genosse Kneidinger. Als Referent ist Genosse D u 8 e k erschienen, welcher in einer einstündigen Rede die vom Abgeordneten K r o y beantragte und vom Subkomitee des Sozial-tiersicherungSausschuffes angenommene Dreiteilung des Vorstandes der Berufsgenossenschaftlichen Unfallversicherungs-anstalt und der Zusammenlegung der Unfallsrente mit der Provision beleuchtete und einer fachlichen Kritik unterzog. Genosse W a b i t s ch und Decker berichteten über die Tätigkeit des Vorstandes der Berufsgenossenschaftlichen Unfallversiche-nmgsanstalt und wiesen an praktischen Beispielen nach, welche Schädigung der verletzten Eisenbahner treffen würde, wenn die Anträge des „Eisenbahnerverräters" Stroi) verwirklicht werden sollten. Nach einem kräftigen Schlußwort des Genossen Kneidinger wurde die Versammlung um 11 Uhr nacht» geschlossen. Görz. Am 10. November 1012 fand in Görz eine freie Eisenbahnerversammlung mit der Tagesordnung „Aktuelle Tagesfragen" statt, welche vom Reichsbund deutscher Eisenbahner Oesterreichs, Ortsgruppe Görz, einberufen worden war. Um 4 Uhr war der Raum in den „Drei Kronen" bereits gefüllt und der Obmann der Reichsbundortsgruppe Binder, ein ehemaliger Sozialdemokrat, erössnete die. Versammlung und schritt sogleich zur Wahl des Präsidiums, wobei sich zeigte, daß die paar deutschnationalen Eisenbahner von Görz, obwohl sich dieselben einige Kameraden aus Villach ausborgten, um. die Majorität in der Versammlung zu erreichen, noch lange' nicht wagen dürfen, offen aufzutreten, denn in das Präsidium dieser Versammlung wurden mit einer überwiegenden Majorität duchwegs Sozialdemokraten gewählt. Als dieses Präsidium seine Funktion einnahm, erlaubte sich noch Herr Binder einen kleinen Eingriff, indem er dem deutschnationalen Referenten Ganglmayer aus Wien das Wort enteilen wollte, wobei ihm der Vorsitzende Genosse Flaschberger bemerkte, daß nun er den Vorsitz führe und das Wort in der Reihenfolge, wie sich die Redner melden werden, erteilen werde. Als erster Redner erhielt Genosse Steiner das Wort, welcher in kurzer, sehr leicht verständlicher Weise die herrschenden Verhältnisse kritisierte und bemerkte, daß der Großteil der Schuld den verschiedenen Winkelzügen des Nationalverbandes zuzu-schreiben sei, da derselbe in allen Lebensfragen, speziell für die Eisenbahner, eine nicht genug scharf zu verurteilende Nolle spielt. Als zweiter Redner sprach Genosse Kopaö, Sekretär aus Triest, welcher auf einzelne Punkte näher einging. So dann erst meldete sich der Reichsbündler Ganglmayer zum Wort und sprach in ziemlich weitschweifiger Weife. Selbstverständlich konnte er sich nicht enthalten, den so verhaßten Sozialdemokraten den Kops gehörig zu waschen. So erzählte er von einem Verrat der Sozialdemokraten bei der passiven Resistenz 1905 und davon, daß die Sozialdemokraten das Budget ablehnen und zu demselben Zusatzanträge stellen was er wiederholt als Demagogie bezeichnet«. Er konnte die Reso-lutionsanträge der bürgerlichen Parteien nicht genug rühmen, die angeblich zum WoHle der Eisenbahner geführt hätten tiiid verdächtigte die Sozialdemokraten, nur aus dem Grunde gegen dieselben ausgetreten zu fein, weil sie bei einem Erfolg nicht diesen hätten auf ihre Fahne heften können. Ein deutsch-nationaler Eifenbahiiminister hätte im Jahre 1907 14 Mil lionen Kronen zu Aufbesserungen auf den k. k. Staatsbahnen verwendet, was auch die Sozialdemokraten als ihren Erfolg ausgeschrien hätten. Und so ging cs noch eine Zeitlang weiter in buntem Wirrwarr. Genosse Kopaö hatte leichtes Spiel, die konfusen Reden Gangltnayers zu widerlegen, und Ganglmayer erhielt eine Abfuhr, die ihn wohl für Görz für immer unmöglich machen wird. Es wurde dem Gangl-mayer der Unterschied zwischen gesetzlichen Bestimmungen, Resolutionen und Interpellationen vorgehalten, welchen Unterschied dieser absolut nicht kapieren wollte. Dann wurde ihm aus dem stenographischen Protokoll eine Rede Hein cs vorgelesen, was Ganglmayer veranlaßte, dazwischen-zurusen, den Reichsbttnd gehen Heine und Kroy nichts an. welcher Zwischenruf ihm aber aus der Versammlung selbst entsprechend erwidert wurde. Genosse Kopaö wies dem Ganglmayer nach, daß er Über die Bewegung des österreichischen Eisenbahnerpersonals ganz uninsormiert sei und daß er sogar die Bewegung des JahreS 1907 „ mit der des Jahres 1908 verwechsle. Genosse Kopaö entrollte ein klares Bild der Bewegung des österreichischen Eisenbahnerparsonals und cs gelang ihm unschwer nachzuweisen, daß die Taktik der sozialdemokratischen Organisation einem ehrlichen Kampf entspreche, wäbrend die gante Haltung der Nationalen eine verlogene ist. Er forderte Ganglmayer wiederholt auf, seinen Ausführungen gegeniiberzutreten, wenn sie sich nicht mit der Wahrheit decken. Aber Ganglmayer schwieg. Der neunmal gescheite ©tationschef Wieser hatte auch das Bedürfnis, sich mit einem Zwischenruf unsterblich zu blamieren: „Der Dr. Adler und Ellenbogen sind Millionäre." (Gangl-,-nyer: Das ist unrichtig; der Dr. Adler sowie Dr. Ellenbqgen sind nicht reicher wie Sie, .Herr Stationschef!) Ein brausender Applaus folgte diejer vom eigenen Kameraden erfolgten Richtigstellung. Am Schluß erhielt Ganglmayer nochmals das Wort. Er konnte nur noch stammelnd die Erklärung abgeben, daß er sich mit einzelnen Punkten des Vorredners Kopaö vollkommen einverstanden erklärt. Trotzdem die Niedertracht der Deutschnationalen in das grellste Licht gebracht worden war, erklärten einige Auchdeutsche, weiter deutschnational zu verbleiben. ES wurde nach Schluß der Versammlung unter den deutschen Kameraden laut, daß sic nicht gefaßt waren, daß die Roten einen schlagfertigen Referenten in die Versammlung stellen werden. Die Roten aber sind der Anschauung, daß auch der beste Referent nicht in der Lage ist. Unwahrheiten so zu verschleiern, daß dieselben nicht ein All* tagsmensch, ein Deutschnationaler natürlich ausgenommen, erkennen könnte. Herr Heine scheint doch kein schlechter Referent zu feilt und was passierte ihm? Uns Roten stellt sich ganz unwillkürlich die Frage auf, wieviel deutfchnationate Eisenbahner bei einer Versetzung des Herrn Wieset auch mitversetzt werden würden? Bruck an der Mnr. vor kurzem fand hier eine äußerst gut besuchte Versammlung der Oberbauarbeiter der In* genieursektion Bruck an der Mur statt, in welcher über die Behandlung und Über die Dienstverhältnisse der Arbeiter gesprochen wurde. In dieser Versammlung wurde einstimmig beschlossen, die votgebrachten Beschwerden und Wünsch: durch den Zentralarbeitcrausschuß der Direktion in nächster Zeit au unterbreiten. 'Ti, " Wim, Drenstaq „Dev Eisenbahner.- 10. Dezember 1912 9tr. 85 Aus den Organisationen. Oberleutcnsborf. Die Mitglieder werden ersucht, die Mitgliedsbücher bis zum 22. Dezember an den Kassier Genossen ßerget abzugeben und eventuelle Rückstände nachzuzahlen. ‘ Villach. (Ortsgruppe I.) Die geehrten Mitglieder werden /freundlichst ersucht, eventuelle Rückstände bis längstens 2 0. Dezember zu begleichen. Es liegt im Interesse jedes, 'einzelnen Mitgliedes, eine ganz besondere Pünktlichkeit obwalten zu lassen. Kommen wir in der Organisation allen unseren Verpflichtungen pünktlich nach, so können wir auch versichert sein, datz die Zentrale ihren auferlegten Pflichten jederzeit und gegen jedermann Nachkommen wird. Ordnung und Pünktlichkeit sind die besten Grundpfeiler für daS Gedeihen jedes Unternehmens, so auch unserer Organisation. Jägerndorf. Jene Mitglieder, welche mit ihren Monats-' Beiträgen im Rückstand sind, werden Hiemil höflichst ersucht, diese noch vor Jahresschluß zu begleichen, damit bei Erstellung der Jahresrechnung keine Schwierigkeiten entstehen. Die rechtzeitigen Nackzahlungen sind im eigenen Interesse der Mitglieder gelegen, wenn selbe auf ihre Mitgliedsrechte nicht verzichten wollen. Rückständige Mitglieder des Hinterbliebenen-rmterstützungsfonds riskieren überhaupt jede Anspruchsberecü-iigmtg. Auch sind sämtliche Mitgliedsbücher zwecks Abstempelung an den Kassier abzuführen. Fel,ring. Die Mitglieder werden ersucht, die Mitgliedsbücher behufs Abstempelung an den Kassier abzugeben. Die Restanten werden aufgesordert, nachzuzahlen, damit die Jahresabrechnung zum bestimmten Termin an die Zentrale emgesendet werden kann. Anrstetten. Die Mitglieder werden ersucht, ihre Mitgliedsbücher bis längstens 1. Jänner 1913 im Vereinslokal behufs Kontrolle abzufleben. Gleichzeitig spricht die Ortsgruppenleitung allen jenen Genossen, die zur eingeleiteten Sammlung ihr Schcrflein beigesteuert haben, den wärmsten Dank aus. Penzing. Die geehrten Mitglieder der Ortsgruppe Penzing werden freundlichst ersucht, die Mitgliedsbücher und Bibliotheksbücher behufs Kontrolle beim nächsten VereinSabend abzugeben. Ferner werden diejenigen Mitglieder, welche mit ihren Beiträgen im Rückstand sind, dringend ersucht, die Rückstände zu begleichen, damit sie im Jahresausweis ausgenommen werden können. Dzieditz. Bei der am 4. November l. I. in Dzieditz gegründeten Sektion II (HeizhanSpersonal) wurden folgende Genossen in den Ausschuß gewählt: Ferdinand P ross er, Obmann, Otto Lorenz, Stellvertreter; Leo Kreisel, Kassier, Johann Kania, Stellvertreter; Ignaz Kocajda, Schriftführer, Johann P o k o r n y, Stellvertreter; Leopold U w i s l, Johann Ehrt, August Z e m a n e k, Ignaz K o z e l, Josef 58 Iah e t a I, Johann Blaheta II, Ausschutzmitglieder. Alle Angelegenheiten der Mitglieder von der Sektion II, welche auf die Heizhausverhältnisse Bezug haben, sind der Leitung der Sektion II vorzubringen. Allgemeine Angelegenheiten sind der Ortsgruppenleitung vorzubringen. Verschiedenes Etwas über die moderne „Krankheit" der „üVifumtu-nmMchwiinzer"! Ehe der „Herr des großen Gastmahls" in der Bibel „sehr zornig" wird und die „Lahmen, Krüppel und Blinden von den Straßen und Gassen der Stadt" herbeirufen läßt, schickt er in letzter Stunde noch einmal zu seinen „Freunden", um sie zum Besuch seines Gastmahls aufzufordern. Aber sie machen allerhand Ausflüchte, zum Beispiel: „Ich habe ein Joch Ochsen gekauft und muß hingehen, sie zu besehen!" oder kurz und bündig: „Ich habe ein Weib genommen, darum kann ich nicht kommen!" Bei Luther reimt sich diese Entschuldigung sogar, aber dem Herrn des großen Gastmahls mutz die Sache denn doch etwas sehr ungereimt vorgekommen sein, sonst hätte er unseres Erachtens keinen Grund gehabt, so ungemütlich zu werden. Aehnliche klassische Ausreden kann man auch heutigen TagS im modernen Partei- und Gewerkschaftsleben noch hören, wenn es gilt, sich vom Versammlungsbesuch zu drücken oder baä „Schwänzen" der Versammlungen zu entschuldigen. Die „Bremer Bürgerzeitung" brachte hievon eine ganz hübsche Blutenlese, die wir zu allgemeinem Nutz und Frommen den Kollegen nicht ganz vorenthalten wollen, aber in etwas anderer Gruppierung und mit entsprechenden Randbemerkun gen hier folgen lassen. Zunächst Ausreden, denen man auf den ersten Blick ansieht, was man von ihnen zu halten hat: 1, Es war mir nicht ganz wohl! (Merkwürdig, daß sich die Krankheit gerade zur rechten Zeit einstellte.) A« imsere Vertrauens-1 miirmer, Kassiere imd Kolporteure. Wir bringen hiemit in Erinnerung, datz mit 1. Jänner die mit dem Kalenderankauf verbundene Lebensversicherung ins Leben tritt. Jeder Abnehmer, der unser Jahrbuch gekauft und bar bezahlt hat, erhält ohne jede Formalität bei einer Verunglückung im Eisenbahndienste, die den Tod im Kalenderjahre zur Folge hat, 200 Kronen aus bezahlt. Die einzige Bedingung, die daran geknüpft wird, ist die voll- flj ständige Bezahlung des Jahrbuches mit 1. Jänner 1913. Derjenige, welcher diesen Betrag nicht bar erlegt hat, würde bei einer Verunglückung leer ausgehen. Wir ersuchen daher unsere Kolporteure, bei jeder sich darbietenden Gelegenheit zu sorgen, dies den Kalenderkäufern mitzuteilen, damit nicht der eine oder andere Genosse durch Selbstverschulden um seine Prämie gebracht wird. Die Genossen Kassiere werden daher ersucht, nur jene Polizzen ein-znsenden, für welche der ganze Kalenderbetrag erlegt wurde. Es ergeht an die Genossen Kassiere das dringende Ersuchen, die einkassierten Gelder sofort mit samt der dazugehörigen Polizze an die Administration einzusenden. * * Gleichzeitig machen wir die P. T. Ortsgruppenleitungen darauf aufmerksam, das; ein größerer Teil der Kassiere und Kolporteure, welche Vereinsabzeichen bestellten und erhielten, mit ihren Zahlungen noch immer im Rückstände sind. Wir ersuchen daher die Obmänner und die geehrte Kontrolle, in ihren Ortsgruppen anzuordnen, damit die schon langst ein-kafsterten Beträge ihrer Bestimmung zugeführt werden. 2. Meiner Fran war nicht ganz wohl! (Welch zärtlicher, besorgter Gatte!) 3. Ich wollte einen kranken Fraund besuchen! (Da sage noch einer, daß es keine wahre Freundschaft mehr gebe! Digser „Freund" wird sogar krank, damit sein Kollege nicht in'die Versammlung zu gehen braucht!) 4. Meine Hühneraugen schknerzten so sehr; meine Füße Brauchten Ruhe! (Die armen Hühneraugen! Au!) Aus anderen Ausreden spricht eine gewisse Selbstüberschätzung: 1. Was der weiß, weiß ich schon längst! . 2. Was ich sage, gilt ja doch nichts! Ein Teil der Kollegen wieder glaubt sein Fernbleiben aus den Versammlungen hinreichend motivieren zu können, wenn er persönliche Gründe ins Feld führt: - 1. Solange Kollege $ den Vorsitz führt, komme ich nicht! 2. Ich finde keinen Gefallen daran, wie jetzt die Geschäfte geführt werden! 3. In der letzten Versammlung habe ich mich so geärgert. Unaufgeklärte Frauen zu besitzen oder unter dem Pantoffel zu stehen, geben diejenigen vor, welche sagen: 1. Meine Frau ärgert sich stets, wenn ich zur Versammlung gehen will! 2. Ich habe zu Hause mal aufgeräumt! (Das läßt ja tief blicken!) Als letzte Gruppe wollen wir diejenigen Versammlungschwänzer hier anführen, welche durch ihre Entschuldigungen beweisen, daß gerade sie es besonders nötig hätten, die Versammlungen zu besuchen, um sich erst mal Über die Pflichten der Mitglieder eines Verbandes auszuklären: 1. Ich habe meine Beiträge bezahlt, genügt das nicht? 2. Es geht ja auch ohne mich! Gewiß gibt es Verhältnisse, wo man ernstlich verhindert ist, in einer Versammlung zn erscheinen, das wird auch jeder vernünftig Denkende entschuldigen. Aber meistens ist doch eine gewisse Lauficit und Interesselosigkeit mit im Spiele. Die betreffenden Kollegen sind sich, zum mindesten in dem Augenblick, ihrer Pflicht als organisierte Arbeiter nicht voll und ganz bewußt, denn hiezu gehört neben der Beitragsleistung und anderen Dingen auch der Versammlungsbesuch! Darum, Kollegen, keine leeren Ausreden mehr! Wie Manuskripte seilt sollen. Ein amerikanisches Blatt gab jüngst seinen auswärtigen Mitarbeitern ein _ paar beherzigenswerte Ratschläge: „Wenn es Ihnen möglich ist", so heißt es in dem neckischen Schreiben, „in anderer Weise als mit einer Feder und mit Tinte zu schreiben, so tun Sie es nur. Sie würden dadurch der Gesahr entgehen, in leserlicher Weise zu schreiben, und würden nicht die lästige Aufmerksamkeit der Redaktion und der Setzer auf_ Ihre bescheidene Persönlichkeit lenken. Sind Sie aber schon in der unangenehmen Lage, mit Tinte schreiben zu müssen, so benützen sie wenigstens kein Löschpapier, wenn Sie die Seiten umwenden; Löschpapier ist ganz entschieden veraltet. Machen Sie wirklich einmal einen Tintenklecks, so lecken Sie ihn mit der Zunge auf. Durch dieses Verfahren erreichen Sie, daß er einen weit größeren Flächenraum bedeckt, und ein intelligenter Setzer fühlt sich geschmeichelt, wenn er bemerkt, daß man von seinem Scharfsinn erwartet, daß er ohne jede Hilfe eine durch das obengenannte Verfahren unleserlich gemachte Stelle entziffere. Wir sahen einmal, wie mehrere Seber zusammentraten, um den Sinn eines Satzes, von dein nichts mehr zu sehen war, zu erraten. Sie fluchten wie die Müllkutscher, aber das war ein Zeichen ihrer fröhlichen Laune. Machen Sie ferner keine Satzzeichen, denn wir haben viel Zeit zu verliere», und wenn Ihre Briefe Rebussen gleichen, so macht das durchaus nichts aus: es wird uns vielmehr ein um so größeres Vergnügen sein, wenn wir sie schließlich doch noch enträtseln. Geben teic sich nicht die geringste Mühe, leserlich zu schreiben. Eine schone Handschrift verrät immer die niedrige Herkunft, den untergeordneten Geist, während eine schlechte Handschrift gewöhnlich das Kennzeichen des Genies ist. Schreiben Sie Eigennamen möglichst undeutlich; am besten ist es überhaupt, wenn Sie durchwegs mit kleinen Anfangsbuchstaben schreiben. Jeder Setzer hat die Pflicht, die Vornamen und den Familiennamen eines jeden Individuums zu kennen: Mann, Frau oder Kind, ihm müssen sie alle bekannt sein, und cs genügt daher vollständig, wenn man etwa den erstens Buchstaben des Namens erkennt. Natürlich passiert es uns manchmal, daß wir uns irren, und wir druckten zum Beispiel letzthin einmal Samuel Marigson für Lemucl Messenger; aber die gebildeten Leser unseres Blattes — und wir haben nur gebildete Leser — haben das schon selbst berichtigt. Wir empfehlen Ihnen auch, das Blatt Papier auf beiden Seiten zu beschreiben, .und wenn beide Seiten beschrieben sind und Sie vielleicht noch ein paar hundert Zeilen zu schreiben haben, so genieren Sie sich nur nicht: schreiben Sie ruhig quer. Ein Redakteur ist im siebenten Himmel, wenn er ein Manuskript solcher Art in die Hand nimmt. Wenn der Verfasser es selbst in die Redaktion brächte, würde er geradezu beglückwünscht werden. Und noch eines: wenn Sie mit Ihrem Artikel fertig sind, behalten Sie ihn noch einige Tage in der Tasche, ehe Sie ihn abschicken, und vergessen Sie vor allem nicht, eines der Blatter zu verlegen oder zu verlieren..." gegangen sind, dem erschließt sich die Entwicklungsgeschichte der Erde. — Das Buch ist durch alle Buchhandlungen oder auch direkt vom Verlag Buchhandlung Vorwärts Paul Singer G. m. b. H., Berlin SW. 68, zu beziehen. Literatur über de» Balkankrieg. In unferm Berliner Partcivcrlag ist soeben eine Broschüre erschienen, die überaus wertvolles Material zum Verständnis des Balkankrieges enthält. Das Merkchen ist betitelt: „Der Balkankrieg und die deutsche Weltpolitik", lieber den Inhalt schreibt der „Vorwärts": „Genosse Otto Bauer schildert darin in un-gemein klarer und umfassender Weise die ökonomischen, nationalen und politischen Ursachen des Krieges. Die nationale Mannigfaltigkeit Mazedoniens und die hier wirkenden wirtschaftlichen Tendenzen sind ebenso anschaulich dargestellt wie die mittelalterliche Eigenart Albaniens. Daneben werden aber auch die Beziehungen der weltpolitischen Strömungen zum Balkan, so der deutsch-englische und der österreichisch-russische Gegensatz eingehend geschildert. Das Werk gibt ferner einen großzügigen Ausblick auf die gefahrenschwangere weltpolitische Situation, wie sie sich nach den Siegen des Balkanbundes entwickelt habt. Wer in diesen bewegten und verworrenen Zeitläuften ein klares Bild der Balkankrise und ihrer Begleiterscheinungen haben will, wird in der empfehlenswerten Schrift reiche Belehrung finden. Der Preis der Broschüre beträgt 40 Pfg." Eine Weihnachtsgabe für die Jugend. Jungvolk nennt sich der Jugendalmauach, den soeben die Zentralstelle für die arbeitende Jugend Deutschlands im VorwärtZ-Ver-lag erscheinen läßt. Der biibsch ausgestattete, mit zahlreichen Abbildungen versehene, 160 Seiten starke Band weist einen außerordentlich reichhaltigen und vielgestaltigen Inhalt auf. Wohl alle Zweige unseres Jugendbildungsprogramms sind durch Beiträge parteigenössischer und gewerkschaftlicher Schriftsteller vertreten. Ein Aufsatz: „Der Wolf kommt" macht unsere Jugytd mit den wichtigsten Forderungen der^ Sozialdemokratie bekannt, ein Gespräch: „Einigkeit macht stark" führt sie in das Wesen der Gewerkschaftsbewegung ein. Die Entwicklung und das Ziel der proletarischen Jugendbewegung wird in historischer Darstellung behandelt, während ein anderer Aufsatz besonders die jungen Arbeiterinnen für die proletarische Jugendsache zu interessieren und zu begeistern sucht. Die Zentralstelle für die arbeitende Jugend hat den Preis des Buches im Verhältnis zu der Reichhaltigkeit des Gebotenen fo niedrig angefetzt, daß die weiteste Verbreitung dieses unseres ersten Jugendkalenders in den Kreisen, für die er bestimmt ist, gesichert erscheint. Der Jugendalmanach, der im Buchhandel 50 Pf. kostet, wird an Jugendliche für 25 Pf. abgegeben. Lustige Bubenstreiche sind es noch immer, die uns an unsere proletarische Jugendzeit erinnern, und wenn uns auch Mühsal in dieser Zeit zur Genüge beschicken war, bei unseren eigenen Kindern sehen wir noch einmal die beneidenswerte schöne Zeit an uns vorüberziehen und erleben dies und jenes aus unserer eigenen Kinderzeit wieder mit. Und einen Teil solcher lustigen Bubenstreiche, die Knaben und Mädchen herzlich erfreuen sollen, legt uns unser Parteigenosse Reichsratsabgeordneter Ferdinand H a n u s cki auf den heurigen Weihnachtstisch. „Der kleine Peter" betitelt sich das nette Büchlein, das soeben zum Weihnachtsseste von unserer 2B*i encr Parteibuch Handlung herausgegeben wird und herzerfrischende liebe Erzählungen bringt. Das Büchlein «ist hübsch ausgestattet und die zahlreichen Illustrationen stammen von ersten Künstlern. Der Preis von 1 Krone 80 Heller ist ein mäßiger. Gegen Einsendung von 2 Kronen au die Wiener Volksbuchhandlung, Wien, 6. Bez. Gumpendorferstratze 18, erfolgt sofortige Zusendung dieses hübschen für den Weihnachtstisch geeigneten Buches. Vereinsabzeichen Wir bringen den Ortsgruppen?unttionären und Mitgliedern in Erinnerung, dah viele Ortsgruppen noch keine Vereinsabzeichen bestellt haben. Da manche Genossen der Meinung sind, daß diese Vereinsabzeichen nur während des Jubilciumsjahres zu verkaufen sind, machen wir darauf aufmerksam, daß dieselben als eine für alle Zeit dienende Erinnerung und als bleibende Erkennungszeichen unter den Genossen gelten sollen. Diejenigen Ortsgruppen, die noch keine Abzeichen bestellt haben, ersuchen wir, dies baldigst zu tun. Literatur. Von der „Neue» Zeit" ist soeben das 10. Heft des 81. Jahrganges erschienen. Aus dem Inhalt des Heftes heben wir hervor: Der Baseler Kongreß und die Kriegshetze in Oesterreich. Von K. Kautsky. — Die russischen Wahlen. Von Georg Stickloff. — Proletarische Ernährungsverhältnisse. Von Gustav Eckstein. — Marxistische Theorie und revolutionäre Taktik. Von Anton Pannetoet (Schluß.) Berichtigung oder Vertuschung? Von Ch. Rappoport (Paris). Die „Neue Zeit" erscheint wöchentlich einmal und ist durch alle Buchhandlungen, Postanstalten und Kolporteure zum Preis von MI. 3 25 per Quartal zu beziehen; jedoch kann dieselbe bei der Post nur per Quartal abonniert werden. Das einzelne Heft kostet 25 Pf. Probenummern stehen jederzeit zur Verfügung. Entwicklungsgeschichte der Erde. Von Georg Engelbert Graf. Mit 47 Abbildungen und einem Anhang: Geologische Profile und Erklärung geologischer Fachausdrücke. Preis gut gebunden 1 Mk. lieber die Geologie und über den Inhalt des Buches schreibt der Verfasser in seiner Vorbemerkung unter anderem: Das ist keine Wissenschaft für Stubenhocker; denn draußen in der freien Natur liegt das Material, mit dem wir arbeiten werden. Da heißt es, aufmerksam sehen und beobachten und am Kleinsten und Unscheinbarsten nicht vorübergehen. Das Alltägliche ist es, das die Grundlage abgeben soll für unsere Untersuchungen. Denn dieselben Kräfte, die gegenwärtig in der Natur schaffen, dieselben Gesetze, die heute ihren Gang bestimmen und der Zukunft ihre Bahn vorzeichnen, sie haben auch die Vergangenheit aus den graue« Urtagen bis in die Gegenwart heraufgeführt; sic leiten daher auch wieder zurück. Erst mein das Verständnis für die gegenwärtigen Erscheinungen auf unserem Planeten und ihre Ursachen aus- Emgesendet. (Für diese Rubril übernimmt ne Nedaltion leine Beraxtworkung.) Der von Apotheker Stander, Kaufbeuren (Bayerischer Allgäu),. erfundene E uz e m a - B a l s a m, dessen Preis ein billiger ist, ist ein Präparat, das infolge seiner milden Wirkungsweise speziell bei nässenden Flechten mit Erfolg angewendet wird. Das nässende Moment wird in kurzer Zeit beseitigt, so daß man mit Recht den Enzema-Balsam als wirklich gutes Heilmittel gegen die verschiedenen Arten der Flechtenkrankheiten bezeichnen kann. Euzema-Balsam wird in drei Stärken hergestellt: Nr. 1 schwach. Nr. 2 für alte Fälle. Nr. 3 Extr. für veraltete, hartnäckige Leiden. Wer seine Familie lieb hat, wird sich bemühen, den Seinigcn und dadurch auch sich ein angenehmes und vergnügtes Weihnachtsfest zu bereiten. Dieses ohne jede fühlbare Ausgabe zu tun, ermöglicht die altrenommierte Firma Bial u. Freund, Ges. m. b. H., Wien VI, Mariahilserstraße 103, die ihre anerkannt erstklassigen und modernen trichterlosen Luxus-sprech-apparate mit echter Pathe-Konzert-Schalldose und echten Paths-Platten zu den von der Fabrik vorgeschrittenen Preisen gegen minimale monatliche Teilzahlungen von 4 Kr. liefert. 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Desgleichen ersuchen wir auch alle sonstigen, für Kalender re. bis Dezember noch einkassierten Beträge in vor-bczcichneter Weise abzuführen. Mitteilungen der Zentrale. Zentralausschusrsitzung am 4. Dezember 1912. Be> richte über die Lage der Eisenbahner, deren Forderungen und die gegenwärtige Situation. Diskussion Hierüber. — Berichte über den Stand des Baues des Eisenbahnerheims m Wien. — Erledigung des Einlaufes und Beantwortung der gestellten Anfragen in Fachangelegenheiten. Verwaltungskomiteesitzung am 6. Dezember 1912. Aus dem Hinterbliebenenunterstützungsfonds werden für 43 Fälle 3100 Kr. bewilligt. — Gesuche um Unterstützung aus dem Vereinsvermögen liegen 131 vor: für 118 Fälle werden 2780 Kr. bewilligt, 13 Fälle abge wiesen. — Der Rechtsschutz wird für 112 Fälle bewilligt: 1 Fall abgewiesen. — Expensen (2 Fälle) Kr. 842-30. — Bericht über die Gründung neuer Ortsgruppen und Errichtung neuer Zahlstellen. — Erledigung des vor-liegenden Einlaufes. — Beratung über die weitere Durchführung der Aktion bezüglich Reformierung der Lebem mittelmagazine. _______________________ Mitteilungen der Administration. Außerdem geben wir bekannt, dass der deutsche „Eisenbahner-Kalender" für das Jahr 1913 ausverkauft ist. Da aller Wahrscheinlichkeit in den diversen Ortsgruppen eine Anzahl unverkaufter Kalender liegen dürften, so ersuchen wir, dieselben an uns einzusenden, da wir noch manche Bestellung zu effektuieren haben. Versammlungsanzeigen. In nachstehenden Orten finden Versammlungen statt: ftoobcn. Am 15. Dezember um 2 Uhr nachmittags in Hemzmanns Gasthaus in Klösterle. Hohenstadt. Am 18. Dezember um 148 Uhr abends im Vereinslokal „Nova", Klosterneuburg. Am 16. Dezember um Yi8 Uhr abends Restauration „zur Schießstätte". Komotan. Am 15. Dezember um 2 Uhr nachmittags in Georgs Gasthaus in Oberdorf. Znaim. Am 12. Dezember um 8 Uhr abends Vortrag im Vereinslokal. Triest-St. Anbrä. Am 21. und 23. Dezember Versammlungen der Zugsbegleiter im Gasthaus „International". Sprechsaal. Arbeiter und Mitglieder des Provisionsfonds der k. k. priv. Südbahngesellschaft. Kollegen, Genoss-n! Gemäß § 89 des Provisionsinstituts für Arbeiter der k. k. privilegierten Südbahngesellschaft hat die Verwaltung mittete Zirkular Nr. 10.910/A ex 1912 die Wahl des Aus-schusses des Provistonsinstituts für die zweite Funktions- ^bonL Sanne^ 1918 bis 81. Dezember 1915) mit dem Endtermin 16. Dezember 1912 angeordnet. ??ach schweren Kämpfen ist es der Arbeiterschaft der '-udbabn unter energischer Mithilfe der Organisation ge-lungen, diese für die Zukunft des Arbeiters so wichtige Institution zu eiringen, nun heißt es aus dieser Institution eine Wohlfahrtsinstitutron für den Arbeiter zu bilden, den Einfluß des Arbeiters darin zu befestigen und den Ausschuß zu einer wahren Interessenvertretung des Arbeiters zu machen Die erste Periode galt den Vorbereitungen, der Ein-richung der neuen Institution, der informativen Arbeit die zweite und die weiteren Perioden gelten dem Ausbau, der Verbesserung des Provisionsinstituts. Die zweite Periode wurde bereits eingeleitet durch die Vorlage einer Aenderung der Statuten, wie sie den Verhältnissen der Südbahnarbeiter entspricht und an dem neuen Ausschuß wird es sein, dieser Aufgabe gerecht zu weiden. Daß zu einer solchen Aufgabe aufrechte, ernste, ihrer Verantwortung bewußte Männer, die sich auf die Mitarbeit einer großen Organisation stützen, berufen werden können, liegt ja auf der Hand und die Vertrauensmänner der Süd-bah« haben die Männer ausgesucht, die euch nun zur Wahl empfohlen werden. Wahlberechtigt sind sämtliche dem Provisionsinstitut für Arbeiter als aktive Mitglieder angehörenden Arbeitet und Arbeiterinnen. Wählbar sind für das österreichische Netz nur die in Wien ober in der Nähe von Wien domizilierenden aktiven Mitglieder des Provisionsinstituts. Die Wahl erfolgt schriftlich, geheim, mittels Invertierter Stimmzettel; zur Stimmenabgabe dürfen nur die von o* „privilegierten Südbahngesellschaft aufgelegten, von ^okalvorständen ausgegebenen Stimmzettel verwendet werden. erklär?361*6* an^erer 2lrt werden unbedingt für ungültig . Die Empfangnahme des Stimmzettels und des dazu-gehörigen Kuverts hat jeder Wahlberechtige mit seiner Unterschrift zu bestätigen. Diese Stimmzettel können auch mit vor-gedruckten oder borgeschriebenen Kandidatenlisten überklebt werden. Und nun ist es, Kollegen und Genossen, an euch, eure Stimme den von den Vertrauensmännern empfohlenen er- probten Männern zu geben, die bereit sind, für die Interessen und Rechte der Südbahnarbeiter und Mitglieder des Provisions-institutS jederzeit nach ihrem besten Wissen und Gewissen einzutreten. Keine Stimme fehle! Als Kandidaten werden empfohlen: Als Ausschußmitgliedex: Franz Glaser, Schlosser, Werkstätte Wien. Franz Pospichal, Maurer, Bahnerhaltungssektion Wien. Karl Feigl, Gepäcksträger, Station Wien. Leopold Prenner, Tischler, Zugsförderung Wien. Karl Schmidt, Schlosser, Werkstätte Wien. Als Ersatzmänner: Rupert Ranpl, Schlosser, Fabrik für SicherungSan-lagen Wien. Josef Mayer, Oberbauarbeiter, BahnerhaltungSsek-tion Wien. Johann Kovar, Magazinarbeitcr, Matzleinsdorf. Ladislaus Kozian, Heizer, Heizhaus Wien. Johann Blas, Lackierer, Werkstätte Wien. Die Exekutive der organisierten Eisen-ba h n e r Oe ft erreich 8. Offene Anfragen. An die k. k. Direktion der Oesterreichischcn Nordwest-bahn! Der Dienstturnus des Güterzugspersonals in Znaim wurde seit Mai 1012 nicht weniger wie siebenmal abgeändert und stets zum Nachteil des Personals. Der gegenwärtige Turnus weist Touren auf von 22 Stunden und 11 Minuten. Cs ist dies die Tour: Zug 83 von Znaim nach Jglau, retour Zug 62 Jglau nach Znaim. Nachdem sowohl Zug 83 als auch Zug 62 regelmäßig verspätet sind, so ergibt sich zumeist eine Dienstleistung von 24 Stunden mit einer zwei- bis dreistündigen Unterbrechung. Ebenso bittet das Personenzugs-personal um Auflassung des Güterzuges 66 von Jglau nach Znaim, da es nicht angeht, daß die Kondukteure mit den vorgeschriebenen besseren Uniformen bei Güterzügen Auf- und Umladungen besorgen können. An die k. k. Nordwestbahndircktion Wien. Ist es einer k. k. Direktion bekannt, daß die Verschieber der Station Jglau trotz wiederholter Urgcnz bis jetzt noch nicht mit den im Oktober auszufassenden Pelzen beteilt sind? Bei der jetzt bedeutend schlechteren Montur und der überlangen Tragzeit ist es kein Wunder, daß die Verschieber mit den ausgefaßten Monturstücken nicht auskommen können, um so mehr fühlen sie die Schädigung, wenn sie Pelze, die sie im Winter notwendig brauchen, erst im Sommer ausfassen und dann im Sommer bei der Hitze tragen sollen da sie ihre Sommermonturen wegen Mangel an Pelzen im Winter im Dienst zusammenreißen mußten. Es wäre höchste Zeit, daß eine k. k. Direktion darauf sehen würde, daß die Bediensteten ihre Monturstücke, d i e doch „eine Gebühr" sind, zum Fälligkeitstermin erhalten würden. Viele Erkrankungen im Winter sind Folgen der schlechten und unzureichenden Bekleidungsstücke der Bediensteten. Um Abhilfe bitten die Betroffenen. An die k. k. Staatsbahndirektion in Olmütz. Die Oberbauarbeiter der Station Hannnsdorf fragen höflichst an, wann eigenlich die versprochenen Zulagen für die Schienenneuanlage in der Zeit vom 24. Juli bis 22. September l. I. ausbezaislt werden? An die k. k. Staatsbahndirektion Linz. Die Arbeiter von Wivdischgarsten richten an die k. k. staatsbahndircktion Linz die Frage, warum der Herr Bahnmeister Dorn (Bahnerhaltungssektion Kirchdorf) seinen Arbeitern nicht in die Amtsblätter Einsicht nehmen läßt? Tut er dies vielleicht aus dem Grunde, damit die Arbeiter in Unkenntnis «eiben sollen, wenn einmal ein für sie günstiges Zirkular erscheint, so daß diese Arbeiter dann auch für sich diese Begünstigungen nicht fordern können, weil sie keine Kenntnis von ihnen haben? Wir ersuchen die k. k. Staatsbahndirektion, dem Herrn Bahnmeister nahezulegen, den Arbeitern das zu geben, was ihnen gebührt! Die organisierten Arbeiter von Windischgarsten. An die Generaldircktron der Südbahu. Durch die Not an Kleinwohnungen und hohe Mietzinse sind 1 sie Söcd ’.enstete sowohl der Südbahn als auch der k. k. Staats- und Lokalbahnen in Innsbruck gezwungen, sich um billigere Wohnungen in der Umgebung von Innsbruck umzuschauen. Die k. k. Staatsbahndirektion in Innsbruck und die Verwaltung der Innsbrucker Lokalbahnen ist ibren Bediensteten und Arbeitern entgegengekommen und hat an die auswärts Wohnenden Freikarten hinausgegeben, damit diese jederzeit anstandslos von und in den Dienst an ihren Be-stimmungs-, eventuell Arbeitsort, fahren können. Die Bediensteten und Arbeiter der Südbahn entbehren noch immer dieser Begünstigung und haben öfter Anstände, die oft zu unliebsamen Auseinandersetzungen führen. Die in Betracht kommenden Bediensteten und Arbeiter stellen daher an die Generaldirektion die höfliche Bitte, die löbliche Verwaltung wolle behufs Vermeidung von Anständen und im Interesse des Dienstes selbst, ehebaldigst temporäre Freikarten auSstellen lassen. An die k. k. Staatsbahndirektion in Wien. Die Zugsführer der Ubbstalbahn erlauben sich die höfliche Anfrage, warum die Remunerationen so ungleich verteilt werden? So hat man zum Beispiel den Zugsführern die Remuneration gestrichen und Leuten gegeben, deren Dienstleistung keineswegs eine erhöhte genannt werden kann. Oder ollten bei der Aufteilung der Remunerationen persönliche Momente Mitwirken? An die k. k. Direktion der Staatseisenbahngescllschaft. Die Streckenwächter der k. k. Bahnerhaltungssektion rußbach erlauben sich die höfliche Anfrage, wieso es kommt, daß ihnen nur 0 6 Tonnen Kohle und kein Holz angewiesen wurden, während das Streckenpersonal der k. k. öahnerhaltungssektion Mistelbach l Tonne Kohle und genügend Brennholz ausgefaßt hat? Um eine Gleichstellung im Bezug von Brennmaterialien mit dem Streckenpersonal der L £ Bahnerhaltungssektion Mistelbach wird freundlichst gebeten. An die k. k. Direktion der Staatseisenbahngesellschaft. Die Oberbauarbeiter der k. k. Bahi.erhalt rngssektion G r u ß b a ch bitten, eine t h Direktion möge anordnen, daß die monatlichen Lohnauszahlungen stets am letzten Tag im Monat stattfinden. So erhielten die Oberbauarbeiter der Strecke Grutzbach-Frischau den Lohn für den Monat November erst am 3. Dezember mittags au-bezahlt. Da nun die Oberbauarbeiter ebenfalls am 1. des Monats den Hausherrn sowie Milch, Brot und andere Bedürfnisse pünktlich zahlen müssen, so bitten diese um Gewährung der Auszahlung am letzten Arbeitstag im Monat. Briefkasten der Redaktion. W. L. 359. Wenn Sie am 1. Jänner 1903 nach der neuer, Automatik angestellt worden wären, hätten Sie die 1100 Kr. am 1. Jänner 1908 erreicht. Sie haben sie am 1. Jänner 1912 erreicht und haben demnach vier Differenzjahre. Da erst bei fünf Differenzjahren ein Anspruch auf den HärteauSgleich beginnt, können Sie keinen Anspruch geltend machen. — Mitglied 304, Gutraterplatz. Sie rücken in die 1100 Kr. am 1. Jänner 1914 vor. — Ablöfewächtcr der Nordwcstbahn, Strecke Wien-Stockerau. Bitten, Namen zu nennen, damit wir Ihnen den Brief beantworten können. — A. F. T. Sie haben neun Differenzjahre und infolgedessen auf ein Jahr Härtenausgleich Anspruch. Ihre Vorrückung in die 1100 Kr. wird am 1. Jänner 1913 erfolgen. — Feldkirch Nr. 101. Die Zeitschrift „Der Abstinent" kostet jährlich 2 Kr. Adresse: Wien VI/2, Stumpergasse 50. — Naliresina. Ersuchen, den Generalver-sammlungsbericht nochmals einzusendcn, wir haben einen solchen nicht erhalten. — A. B. 25. Sie haben, wenn Ihre Angaben richtig sind, Anspruch auf zwei Härtenausgleiche und rücken demnach in die 1200 Kr. am 1. Juli 1913 und in die 1300 Kr. am 1. Juli 1915 vor. — Nr. 85, Göding, Nach den bestehenden Vorschriften gebührt Ihnen nur ein freier Tag im Monat, der volle 24 Stunden umfassen muß. Außerdem sind Ihnen einmal im Monat an einem Sonntagvor-mittag einige Stunden zum Kirchenbesuch freizugeben. Für den Inhalt dai In-lernte übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Ver-o o entwortung. e Für den Inhalt der Inserate übernimmt die Redaktion und Administration keine wie Immer geartete Vor-o o entwortung. e e ÜW 'UfSU Iftymua - Kilo, neue nclcblifienr R U'fio befsete ,/vTi//7y7fTTjym Ria -,weißebauiiemvrtrtraffrtlitlttte 'l’Tffl'l'L’fr/Si IC 18’ -.Rar ichiteemnlje bannen» ,oe!*enet*Ilfi.K»o u »" - >--... HO cm lang ,KIW--.Kd*- - aus totemBrttinlett, gelüUi i Duchent obet I Unterbett 130 am lang im cm , K 16'- tinb K 18' - 8 Meter lang, --------------- „ ._ , K 16 K 18 . 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