!ifj7 Samstag den 7. Mai 1831. Karagossa. eine Novelle aus der berühmten Belagerung jcner Stadt. (V e sch l n si.) 3)er Oberst warf einen Vl!ck auf das Kind, ei: M heftige Rölhe stieg auf sein Gesicht, und er seufzte: »Großer Gott! welch eine Aehnlichkeit!« dann setzte er hinzu, die Hand des Tambours heftig schüttelnd: »Unstreitig sind die Eltern dieses Kindes im Kampf zu Grunde gegangen. Ich will für dasselbe sorgen. Laß Dich nach Alagon ins Spital bringen, guter Victorin. Nimm das Kind mit Dir, und übergib es Deinem Vater, welcher dort auf Kommando steht. Sorge aber, daß meine Frau dieses Mädchen nicht sieht bis wir über dessen Schicksal mehr im Klaren sind.« Der Oberst eilte wieder an die Spitze seiner Soldaten, und kam zeitig genug im Cosso an, um den Rückzug zu decken, welchen seine Landslcute anzutreten gezwungen waren. Die Spanier hatten die genommenen Häuser in Vrand gesteckt, und verjagten den verhaßten Feind, der sich in feine alten Positionen zurückzog. — Victor trat mit Lucia auf ei? mm Wagen, der mehrere Verwundete führte, den Weg nach Alagon an. Auf dem weiten Umweg um bie Mauern der berannten Stadt war Muße genug ^ d'm jungen Tambour, sich mit seinem Mädchen "lfs Neue zu unterhalten, und er bemerkte nun mit -vergnügen, daß seine Sprache, so wie sie nur schr ^anst und weich, wie mit Frauenzimmerlauten gesprochen wurde, dem Kinde keineswegs unverständlich war- daß das Kind sogar französisch sprach, und es besser redete, als das spanische Patois, wenn' es nur erst muthig genug dazu geworden war. »Wie alt bist Du?« — «Acht Iabr.« — »Wer ist Dein Mater?« __«General.« — «Sein Name?« — »General Soür- dis." — »Hast Du auch noch Deine Mutter?« — »O ja, meine liebe Mutter." — Und das Mädchen hob an, auf's Neue zu schluchzen, zu klagen, und rief bald den Namen Thercsina, bald ihre Mutier. Von nun an war nicht mehr viel mit dem Kinde anzufangen, und es war noch ganz trostlos, als der Niagen zu Alagon ankam. — Vor drm Spital saß d^r schnurbärtige Sergeant-Major des Kommando's, und sprang mit einem tüchtigen Fluche in die Höhe, als er seinen Sohn erblickte, der sich mühsam von' dem Wagen herabhalf. «Was Teufel!« schrie er, zitternd vor Freude und Besorgniß: «Hast Du Deinen Einstand endlich bezahlt? ein Glück, daß der Ofen für Dich nicht tüchtiger geheitzt war. Du kannst mit. dem Fuße auftreten/ folglich ist er nicht abgeschosse-n, folglich ist das alles eine Lumperei, und ich kann mich so recht von Herzen über diese Wunde freuen. Laß Dich umarmen, lieber Victor. Du bist jetzt auch am längsten Tambour gewesen. Jetzt mag ich's wohl dulden, das Du die Muskete nimmst, weil Du eine artige Vlcssur erhalten hast. Jetzt soll Dich .meinethalben der Herr Oberst avanciren lassen. Gott erhalte nur den edlen Oberst, Deinen wackern P^ then. — Wen aber bringst Du da mit?" Er deutete auf das Kind, welches der Sohn vom Wagen hob. »Ich habe Euch in aller Geschwindigkeit zum Großpapa gemacht," lächelte Victor, und die weitere Nede blieb ihm im Mund stecken, weil er sah, wie sein Vater plötzlich erbleichte, dann wieder ' 74 'roth wurde, dann mit der leidenschaftlichsten Hast die kleine Lucia von allen Seiten betrachtete, sie in seine Arme riß, in ihr Gesicht starrte, als wollte er mic seinen Augen die ihrigen durchbohren, und endlich wie wah.i'innig ausrief: »Junge, welche Freude machst Du mir! bei unserer lieben Frau cle la^i-ä«! die Wender sind wieder an der Tagesordnung! Das ist ja di? kleine Suzon, das ist ja des Obersten Dammarlin Tochter, wie sie leibt und lebt! lieber Gott, wie gnädig verfährst Du mit Deinem Knecht! Durch meine Schuld ging das Kind verloren, und mein Sohn bringt es wieder in das Vaterhaus zurück.« Wie einst in seinem Hause zu St. Colombe mit dem Neugeborncn auf dem Arme, so tanzte auch jetzt Sans - Rcgret, das Mädchen im Arme , vor dem Spital auf und nieder, und wollte plötzlich mit dem Kinde davon laufen. Der bestürzte Sohn, der dieses Betragen nicht begriff, hielt ihn zurück, und fragte: »Wohin i« — „Zur Oberstinn.« — »Was dort?« — »Ihr die Toch:er wieder bringen.« — >«Das soll nicht sein. Der Oberst hat's verboten.« — »Schlechter Spaß; Niemand in der Welt soll mich zurü.r' halten, der Mutter ihr Kiud wieder zu bringen.« — „Ihr seyd im Irrthum.«^— »Nein, sag' ich Dir. Ich werde doch die kleine Suzon noch ken» nen; ich hätte sie nach vierzig Jahren wieder erkannt.« — »Sie heißt nicht Suzon, sondern Lu-. cia.in Rebhuhn frißt; das untere Gemählde zwei sitzende Enten, Kürbisblüthen fressend; Fische, Vögel und Seemuscheln füllen auf das Geschmackvollste den übrigen Raum des Bildes; es ist zwei Palmen hoch und zwei Palmen breit. Die Mosaik-Gemählde geben uns ein ganz neues Licht über die Vollendung, welche die Alten in dieser Kunst erreicht hatten, und man begreift bei ihrer Betrachtung die «lten Schriftsteller sehr gut, welche sagen, daß Vögel <3rd andere Thiere von dergleichen Gemählden getauschtHH^e" seien. Dieses Haus läßt noch viel Schönes erwarten; <^st in architektonischer Hinsicht von und die Consiruction im Technischen sehr merkwürdig. So sind alle Mauern mit Vleiplatten, dle^nit eisernen Nägeln befestigt sind, überzogen, auf welche dann dle Mörtel- und Stucklagen kommen. Diese Vorsicht wurde angewandt, damit die Feuchtigkeit, welche etwa in den Steinen der Mauer enthalten war, nicht aufdie Wand durchdringen tzMNte, Die Wände dieses Hauses sind meistens mit fantastischen Marmorn bemalt; man hat bis jetzt noch wenig Spuren von Wandqe-^ mählden gefunden. Die außerordentlich schonen Mo. saik-Gemählde, deren erwähnt wurde, fanden alle auf den Fußböden. ^ VN i n v h o s e. Das würtembergische Oberamt Horb wurde am 1?. April d.I., unmittelbar.vor demAusbruch eines starken Gewitttrs, .durch eine Windhose in Schrecken gesetzt. Diese seltene Naturerscheinung wurde schon lange zuvor durch einen rothen und zuletzt weißen Streifen am Himmtt angekündigt. Sie erstreckte sich, in der Richtung von Norden nach SüNK, durch den ganzen Oberamtsbezirk in derjenigen Linie, in welcher die Oberamtsstadt^liegt, und traf diese und ihre Markung besonders, die Stadt jedoch zum Glück nur an den äussersten Theilen, und zwar zuerst am Altheimcr Thore. Hier brach vie Windhose mit solcher Gewalt herein, daß sie fünf Gebäude ihrer Dächer, Fenster, Thüren und aller nicht grundfester Theile theils ganz, theils weniger beraubte. Die — 76 Staubsäule, worin Feuer gesehen wurde, ließ Viele eine Feuersbrunst vermuthen; so daß man auf einer entfernten Kirche Sturm lautete. Andere flüchteten sich in der Angst vor dem furchtbaren Getöse in den Keller. Die Bewohner der betroffenen Gebäude schweb» tcn in.Todesangst. Nachdem der schreckliche Wirbelwind hier in dem von steilen Höhen umgebenen Paffe ausgetobt hatte, überstieg er den hohen Schütten-berg; immer Zerstörung durch Entwurzlung aller im Wege stehenden Obstbäume hinter sich lassend, ging «r über den Neckar, dessen Fluchen er einige Klafter höher schwellte, der ihm aber auch das Ziel fernerer Zerstörung gesteckt zu haben scheint, indem man von hier aus nur noch das Zerstören weniger Bäume und das Um-»verfen einer Frau erfuhr. Der ganze Schaden wird an Gebäuden undObstbäuni^^uf ungefähr 2000 fl. ange-' geben. Die Gewalt des^Mindcs war aufferordentlich. Menschen wurden zu«IM>en geworfen und fortgewälzt. Alles fluchtetHMNif.bem Felde bei dem Herannahen der niegeseheneHMfthcinung. Die Windsäule wirbelte zum Tb^A/in ausserordentlicher Höhe eine große Anzahl schwerer und leichter Körper aller Art, als Bäume, Latten, Schindeln, Kleidungsstücke, selbst Thiere, wie Gänse und Enten, mit sich fort. Der ILarometer stand auf 2?" , der Thermometer auf 5 15 Reaumur. Pflanzen als Ähren. Unter den unzähligen Merkwürdigkeiten, welche man^n den Pflanzen wahrnimmt, ist die botanische Ritter von Linnü hat zuerst beträchtliche Anzahl Pflanzen bei dem Aufgehen und Zuschließen ihrer Blüthe eine bestimmte Zeit beobachten, und hat dieselben in drei Classen gebracht. Die erste enthält Pflanzen, die er ineteorische nennt, deren Blumen die Stunde des Aufgehens nicht genau beobachten, fondern sich früher oder später öffnen, je nachdem die Sonnenhitze schwächer oder stärker, die Luft trocken oder feucht, und der Druck derselben größer oder geringer ist. Dic iu der andern Classe sind die tropischen Pflanzen, de-rcn Vl»Wl-e^ täglich sich dcs Morgens öffnen und des Abends schließen, aber dabei sich nach der Länge oder Kürze des Tages richten, und also Angleiche oder türkische Stunden beobachten. Die in der dritten Classe sind die Aequinoctialpflanzen, deren Blumen jeden Tag zu einer gewissen Stunde sich auf und zu; thun, und also sich nach europäischen Stunden rich- ten. Diese sind es, die das angenehme Schauspiel einer botanischen Uhr geben,' wenn man sie nach der Ordnung der Stunden ihres Aufgchens und Zuschlie-ßcns an einem besondern Otte des Gartens pflanzt. Die Linnö'sche Uhr ist nach dem schwedischen Himmelsstrich eingerichtet, deßwegen würden die Pflanzen in andern Ge^cnden nicht genau die eigentlichen Stunden weisen. Allein der Unterschied ist auch an von Upsal oder Stockholm entfernten Ortcn so wenig beträchtlich , daß er in Gotha nur eine halbe Stunde, in Paris kaum eine Stunde beträgt. Es kommt also nuv darauf an, daß man die Pflanze eine kurze Zeit beobachte. Vormittag öffnen sich z. V. der Gartensalat (lactiica 5aUva) um 7 Uhr, Eiskraut (iVIen^mki-)'-arulleinum criätalllcu,^) um 10, Mohn mit dem nackten Stamme (papave,- nucUcÄkIe) von iu bis 11 Uhr, Abends von 9 bis 10 Uhr z. V, die großblumi? ge Felddistel (cacttis zi-ancliNoi-us.) Vormittags schließen sich z. V. um 10 Uhr der Gartensalat (lacwca sativa.) Mittags schließt sich um i2 Uhr die großblumige Fackeldistel (c^clu» Fl-