2N2FUWNMAWT lnr Kunst, Wiffenschatt und geselliges Leben. Redigier von Leopold Kordefch. ^5 79. Montag am 3V. September 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochene« tolorirtcs Costumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis des Blatte« ist in Laibach ganz» jährig 8, halbjährig 3 fl. Durch Hie k. k. Post unter Louucrt portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt. Alle k. k. Postämter nehmen Pränumeration an. I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher o« Hauptplaye. Die Gewitternacht. Die Blitze zucken durch die Nacht, Das Sturmgewölk am Himmel kracht, Und mitten strahlt im Flammenroth Der Name: Gott! Laut kündet er sein zürnend Nah'« Der nachtumhüllten Erde an; Und rings erzittert die Natur Vor seiner Spur. Es rauscht der Wald, der Fels erbebt. Als er im Sturm vorüber schwebt; I n Demuth neigt sich Baum und Saat Sobald er n»h't. Der Donner trifft des Sünders Ohr Und rüttelt ihn vom Schlaf empor. Auf schreit er bleich und ahnungsschwer: »Sei gnadig, Herr!« Nicht so de» Gute! Seinen Muth Erschüttert nicht des Donners Wuth, Er blickt im Sturm und Ungestüm Getrost zu Ihm! Zu Ihm, der liebend Wache hält. Daß nicht vom Dach der Sperling fällt. Und der in grauser Wetternacht Auch ihn bewacht. Vinzenz Zusner, Die Franzosen das zweite Mal in Laibach. (Zu Ende I8NZ.) Von F. X. Legat. Krieg vom Jahre 1801, beschlossen mit dem Frieden von Luneville, ließ die Fran­^ ^ i°sen nicht wieder nach Krain gelangen. Nicht so glückte es im Jahre 1805, als Oesterreich zum dritten Male wider Frankreich die Waffen ziehen mußte; denn Napoleon hatte zu seiner neuen Kaiserlrone täglich neue Kronen und Länder gehäuft, sich zum Konig von Italien gekrönt, seine Geschwister und seine Großen mit immer neuem Raube seines Schwertes betheilt, jeden Frie­ densschluß, jede Mäßigung und Gerechtigkeit vergessen, den deutschen Bund auseinander gelockt oder geschreckt, Preußen zur späteren Vernichtung eingeschläfert und somit Oester­ reich, Rußland und England — wollten sie nicht bald ganz Europa von den unersättlichen Krallen seines Adlers um­ faßt sehen — zur neuen Nothwehr gezwungen. I m Au­ gust 1805 kam dieser Bund zu Stande und sogleich setzten sich die österreichischen Armeen in Bewegung. Erzherzog Car l übernahm den Oberbefehl in Italien, Erzherzog Johann in Tirol und Erzherzog Ferdinand in Deutschland. Täglich sah nun Laibach zahlreiche Durchmärsche nach Italien. Auch die Garnisonen wurden vermindert oder mußten gänzlich in's Feld ziehen. I n Laibach bezogen die Bürgercorps den 6. September die Wachen und hielten sie mehrere Tage besetzt. Am 22. Sept. erfolgte dann die Kriegs­erklärung Oesterreichs und sogleich stürmte Napoleon mit seiner bei Boulogne wider England versammelten Armee nach Deutschland herein. Von den russischen Hülfstruppen noch nicht erreicht, von keiner deutschen Großmacht unter­stützt, von Bernadott e durch das neutrale Preußen im Rücken umgangen, und von Napoleon selbst mit doppelter Uebermacht gedrängt, erlitt die österreichische Armee bei Ulm die entmuthigende Schlacht und durch Gefangenschaft den Verlust seines Generals Mack mit 25.000 Mann. Den 30. Oktober hatte Bernadotte bereits Salzburg be­setzt, während wohl auch in eben diesen Tagen der überall treffliche Erzherzog Carl dem tapfern Marschall Massena bei Caldiero in Italien 10.000 Mann in dreitägiger Schlacht entrissen und der englische Admiral Nelson, der leider da­für sein berühmtes Leben einsetzen mußte, beim Cap Tra­falgar die ganze französisch-spanische Flotte vernichtet hatte. Jene Unfälle in Deutschland zwangen demnach den Erzherzog Carl , obschon siegreich, sich ehrenvoll und lang­sam aus Italien zurückzuziehen. I n Laibach und in der ganzen (damals erzbischöflichen) Diözese wurden indessen dreitägige Gebete für den glücklichen Fortgang der l. k. Waffen gehalten. Fürsterzbischof Freiherr v. Brigid o er­ 3R4 öffnete sie selbst am 8. November in der hiesigen Metro­politankirche mit einer wahrhaft patriotischen Predigt. Für die Verpflegung der k. k. Truppen wurde bestens gesorgt; hinter der Kaserne wurden mehrere Feldbacköfen aufge­mauert und täglich Quartiere für mehrere tausend Mann freigehalten. Am 13. November kamen 150 verwundete k. k. Offiziere hier an, denen immer stärkere Abtheilungen der Armee nachfolgten. (An diesem Tage waren auch be­reits die Franzosen unter Prinz Mura t in Wien einge­rückt, während Kaiser Napoleo n seine Residenz in dem k. k. Lustschlosse Schönbrun n aufschlug.) Wohl bangte es nun jedem biedern Krainer, be­reits mit ihrem Uebermuthe seit dem ersten Einfalle im Jahre 178? schmerzlich bekannt, vor dem Herannahen der Franzosen, und herzlich wurde der nothgedrungene Rückzug des Erzherzogs Car l bedauert, der nur an seine Fahnen den Sieg festhalten, aber nicht überall anders der Netter sein konnte. Noch war im Schlüsse der Weltgeschicke der Triumph Oesterreich's nicht herangereift, doch war, wenn auch Vieles, nicht die Ehre verloren. Man tröstete sich mit der Hoffnung auf bessere Zeiten der Rache und der Erlösung, pflegte die abziehenden Freunde und erwartete mit Ergebung den unabweislichen Feind. Der Gouverneur, Graf Trautmannsdorf, verließ den 2«. November mit den k. k. Kassen und Archiven die Stadt, und reis'te nach Agram; Tags darauf eilte Erz­herzog Johann , der sich ebenfalls, um nicht abgeschnitten zu werden, aus Tirol über Kärnten gegen Steiermark und Ungarn zurückziehen mußte, hier durch und dem Erzherzog Car l nach Planina entgegen. Am 22. hielt nun Letzterer, in Begleitung der Erzherzoge Johann, Ludwig, Maxi­milian und seines ganzen Generalstabes den Einzug in Laibach und stieg im fürsterzbischöflichen Hofe ab. Tags darauf hielt er sein Hauptquartier hier und ging den 24. nach gehörter heil. Messe nach Cilli ab. Bald zogen auch die letzten k. k. Truppen gegen Steiermark, Kroatien und Ungarn fort, und Krain blieb den Franzosen verfallen. Die beiden Armeen des Erzherzogs Car l und des Erz­herzogs Johan n vereinigten sich den 30. in Kranichsfeld zum gemeinsamen Rückzuge, hielten jedoch den Marschall Marmont , welcher ihnen bis Gratz nachdrang, fortwäh­ rend in scharfem Schach. Am 28. November Vormittags sprengten in Laibach die ersten Franzosen, 10—13 Chasseurs, eiligst über die Schusterbrücke nach dem Hauptplatze herein, dann über die Spital-, jetzt Franzensbrücke gegen das Provianthaus zu, wo sie in der Elephantengasse noch mit der Nachhut von k. k. Erdödy-Husaren einige Schüsse wechselten. Ihnen folgte der französische Vortrab unter General Merlin . Sogleich wurden alle anwesenden Landes- und Stadtbe­hörden vorgerufen und für die sorgfältigste Verpflegung der französischen Armee strenge verpflichtet. Nun begannen jene maßlosen Plackereien und Brandschatzungen, wie sie bisher von den Franzosen nicht erhört waren. Täglich mußten neue Ausschreibungen und Bitten zu Beiträgen verlautbaret, ja sogar Zwangsmittel versucht werden, um alle Wünsche und Launen der Eroberer zu befriedigen. Konnte etwas nicht schnell herbeigeschafft werden, so wurde der Verzug mit noch größeren Forderungen bestraft. Alle Gemeindekassen waren ausgeleert und die Unmöglichkeit, noch mehr aufzutreiben, mit dem heiligen Befehle Napo­leon's, der keine Schonung zulasse, erwiedert. Vom Mar­schall Massen«, der aus seinem Hauptquartier Görz in­zwischen gegen Istrien vordringen und Triest mit s Mil­lionen Franken Contribution belegen ließ, war nun auch der Befehl angelangt, für Krain 3 Millionen einzutreiben, bis 5ahin' aber einige angesehene Männer Laibach's als Geißeln einzustellen. Diese waren: Baron Baßelli, Ma­gistratsrath Alborghetti, die Herren Damian, Bir­sutti, Mayer u. A. ' (Beschluß folgt.) Gin Fragezeichen. Künstler-Novellete von Emil Paolo. (Fortsetzung.) Der Morgen unserer Tage schwindet schnell, der Tag mit den Mühen des Lebens wird schwül, nicht jeder Abend ist uns ein Spiegel des Morgens, nicht jeder bringt die purpurne Abendröthe. Die Sonne neigt sich, sie schwindet. 'Jetzt nahet dein Tag, frommes Gemüth. Für die andere Menschheit mit allen ihren Anlagen, Hoffnungen und Kräf­ten ist Nacht, finstere, hassenswerthe Nacht. Jeder Traum, jeder Gedanke bringt dir einen Kuß deiner Mutter. Glück­licher! Du lebst im Traume, im Elysium der Kindertage; lassest du ihn schwinden, so bist du Mensch und bauest den Acker und säest die Frucht, wie wir. Auf Wieder­sehen! Ich mußte dem Grabe und der unter seinem Schutze Ruhenden noch eine gute Nacht darbringen, bevor ich zu schlafen versuchte. Ich blickte hin und — sah neben dem Kreuze einen Menschen knieen; das Haupt ruhte auf der Erde. ^.Was war das? Er kniete eine Stunde — ich wachte. Endlich erhob er sich, der Mond trat eben aus einer Wolke: es war der Dichter Heinrich M., der neben mir wohnte. Ich hörte, wie er die Treppe heraufkam, die Thüre des Kabinets öffnete und einige Zeit auf- und abschritt. End­lich schloß er das Fenster — es wurde ruhig. Auch mich überkam der Schlummer. Wieder tönte das Posthorn, es war Morgen. Ich eilte, bevor ich den Wagen bestieg, zu jenem Grabe. Wieder lächelte mir das, eine Welt voll Hoffnung, einen Himmel in sich schließende Wort entgegen, doch hatte eine ruchlose, verbrecherische, entweihende Hand ein Fragezeichen dem­selben angeschlossen. Wer war der Elende, der mit Hintan­setzung, mit Verhöhnung des Heiligsten, was ein Mensch besitzen kann, dessen Theuerstes mit Füßen getreten? Un­willkührlich gedachte ich der verflossenen Nacht. Ohne Zwei­fel, es war sein Werk! Der Postillon ersuchte mich, nicht länger zu weilen. Auf meine Frage, ob der Herr, der neben mir gewohnt, 3t5 nicht auch mitreisen werde, erhielt ich zur Antwort, daß er die Bestimmung nach N. habe. Eben wollte ich mich in die Postkutsche setzen, und die kurze Strecke, die mich von meiner Heimath trennte, zurücklegen, als ein Diener mir ein Schreiben überbrachte, und, ohne auf mein Staunen zu achten, verschwand. Wäh­rend der Fahrt öffnete ich es und theile es, da dasselbe wesentlich zur Entzifferung der Nachtbegebenheit dient, dem Leser wörtlich mit: Mein Herr! Wir sind uns gegenseitig nicht fremd, obschon ver­schiedenartige Verhältnisse und Richtungen feste Freund­schaftsbande nicht gestatten. Ich hatte gestern spät Abends Ihren Gang, Ihre durch das Monument erweckte Teil­nahme bemerkt; — leicht konnte es geschehen, daß Sie das Grab auch am Morgen besuchten, und sicher würden Sie ohne weitere Erforschung den Entweiher verdammen. Viel' leicht ist es schon geschehen; jedenfalls sehe ich mich veran­laßt, durch die Aufdeckung meiner Verhältnisse Ehre und Namen zu retten. Folgen Sie mir daher in ein ärmliches Dachstübchen der Ihnen wohlbekannten Residenz. Sie erblicken einen elenden Tisch, zerbrochene Meubeln, darunter ein Bett — auf die­sem ruht die Leiche einer Mutter. I n einem Fensterwinkel stehen zwei mittelgroße Kinder — ein Knabe und ein Mäd­chen. Die Furcht und die Ausdünstung der Tobten hatte sie von dem Lager gestoßen in jene Ecke, obschon der schnei­dend kalte Wind — es war eine Winternacht — durch die Scherben und die im Hause der Armuth ihre Stelle ver­tretenden Papierlappen stöhnt. Die Kinder hatten sich umschlungen, weinten und beteten. Der Knabe, als zweijährige Waise von den gut­herzigen Leuten, die nun alle todt waren, in's Haus und in die Pflege aufgenommen, war ich, das Mädchen war die Tochter jener Leiche — meiner Pflegemutter. Den Vater kannten wir beide nicht. — Bevor die Gerichte uns die Tobte und den Zufluchts­ort raubten, schritten wir Arm in Arm zu jener und schwu­ren, uns ewig gut, ewig nahe zu bleiben. Bei, uns ward der Moment durch Grabesstille geweiht, nur hier und da schlüpfte ein Ton einer Franyaise durch's Fenster, mit der man im gegenüberstehenden gräflich Leon'schen Palais den ersten Ball des Carneoals verherrlichte. — Belieben Sie, mein Herr, den Eigenthümer des Pallastes sich wohl ein­zuprägen, es ist nothivendig zur Sache. Die Mutter wurde, ihrem Wunsche gemäß, im Va­terlande, in dem GebirgsdörfchenS* beerdiget. Das Grab, bei dem Sie weilten, deckt ihre Asche, die wenigen Worte, die das Kreuzchen schmücken, und die Sie so wehmüthig berührten, schrieb ich für Emilie, die sie der Mutter weihte. Die Reise hatte den letzten Rest der kleinen Habe ver­schlungen und uns dem Elende preisgegeben. Durch die Vermittlung eines Polizeirathes kam ich, .da man bei mir gute Anlagen entdeckte, in das Haus eines der Professoren der Hochschule zu B* ; ihm danke ich eine glückliche Jugend, eine Zukunft, Alles. Nicht so glücklich war Emilie. Sie mußte,dienen, hart, schwer dienen. Mein Professor starb, als ich zwanzig Sommer zählte, ich stand wieder isolirt da, mein Schwerpunkt war Emilie . Meine Kenntnisse, mein Talent, verschafften mir eine Stel-­lung bei einem einflußreichen Residenzjournale: ich mußte das Feuilleton überwachen. Jeden Groschen, den ich erüb­rigte, brachte ich meiner Emilie ; kindliche Zärtlichkeit, später heilige Liebesschwüre, lohnten mich reichlich. Endlich machte es die Herrschaft meinem guten Kinde zu toll, sie entsagte dem Dienste und widmete sich, trotz meiner hef­tigsten Widerrede, dem — Theater. Ich mußte mich dem lieben Starrkopfe fügen, leitete die ersten theatralischen Versuche und führte mit schwerem Herzen die Anfängerin in die Bühnenwelt, in das Reich des falschen Schimmers, mitunter der Sittenlosigkeit, in das Gebiet des Elends mit der blendend glänzenden Außenseite und dennoch in meinen Himmel ein. Anfangs währte unsere zärtliche Freundschaft, unsere Liebe wie früher. Da erhielt sie ein Engagement nach W^ . Der Abschied brachte erneuerte Versicherungen der unvergänglichsten Zuneigung, der unverbrüchlichsten Treue. Emili e wurde in W * gut aufgenommen, doch war der Beifall, den sie in verzeihlicher Verblendung ganz als Zoll, der Kunst dargebracht, betrachtete, mehr ihrer herr­ lichen, engelschönen Gestalt zuzuschreiben. Das, mein Herr, das aber ist der Fluch des feilen Lobhudels, des erbärmlichen Servilismus, denen ein großer Theil der Journalistik fröhnt, daß sie junge Talente, die eine strenge, gerechte kritische Ueberwachung nicht einschüchtert oder beleidigt, aber vor unseliger Überschätzung be­ wahrt, durch ewige Panegyrik mit sanfter Hand an den mit Rosen überflochtenen Abgrund füh­ ren, und am Gängelbande, aus Lorbeer und Im ­ mergrün geflochten, lächelnd und unbarmherzig hinabziehen. — Mehr und mehr stieg Emilie in der Gunst des Pö­bels, seltener» und stolzer wurden ihre Briefe. Eitle Thörin, welche die Volksgunst, freilich den einzigen erbärmlichen Lohn des Mimen, so hoch rechnet; Edleren, Besseren wurde sie heute im höheren Grade zu Theil, und morgen schleifte dasselbe Volk ihren Körper dem Hochgerichte, ihren Namen dem Kothhaufen zu. (Beschluß folgt.) Anekdoten. I n einigen Gegenden Thüringens ist auf dem Lande das Kartenspiel: »Schafkopf« genannt, sehr gebräuchlich und beliebt. Vor Kurzem befandsich ein Reisender in einem Gasthofe zu L*, wo gewöhnlich mehrere begüterte Landwirthe, Förster,c. zusam­men zu kommen und dieses Spiel zu spielen pflegen. Ein be­nachbarter Gutsbesitzer traf etwas später als die Andern ein, die längst nach ihm aufgesehen hatten. »Nun,« rief er vom Pferde absteigend, »gibt's denn heute keinen Schafkopf?« »»Wir haben blos auf. Sie gewartet,«« entgegneten einstimmig die Versam­melten. Eine junge Dame, glühende Verehrerin Jean Paul's, be­fand sich, ohne ihr Glück zu ahnen, einst in einer Gesellschaft an dessen Seite. Der übel gelaunte Schriftsteller war nichts weni­ger als galant gegen seine Tischgenossen und eben so kärglich als kurz in seinen Worten. Man brachte endlich seine Gesundheit aus und lebhaft ergriffen wandte sich die Dame mit der Frage an ihn: »Wie, Sie sind der Dichter, dessen Werten ich die er­ 35« habenstcn Stunden verdanke?« — Beschämt küßte Jean Paul ihre Hand, indem er sagte: »»Ich bin der Verfasser der »Flegel­jahre,« aus denen ich so eben einige Züge darstellte.«« Feuilleton des Mannigfaltigen. (Das Jahr 1844.) Der »Humorist« sagt: Das lau» sende Jahr ist der offenbare Gegensatz zu dem Jahre 1842. Da­mals Hitze und Trockenheit, Heuer Kälte und Regen. Vor zwei Jahren furchtbare Feuersbrünste, Heuer noch furchtbarere Über­schwemmungen. Es ist, als ob die Natur ihr Gleichgewicht ver­loren hätte. Oder stellt sie es dadurch wieder her, daß wir 1844 im Ueberfluße empfangen, was uns 1842 fehlte? Zugleich scheint es, als ob alle Witterungsprovhezeihungen zu Schanden werden wollten, nachdem sie sich kaum in einigen Respekt gesetzt hatten. (Goliseum in Laibach.) Nach einem Berichte der »Sti-ria« soll der Erbauer des Coliseums in Grotz, Herr Withalm , die Bewilligung erhalten haben, auch in unserer Hauptstadt ein Coliseum, dem in Grah ähnlich, zur Unterbringung der Trans­portmannschaft aufzubauen. Der Grundstein zu diesem großar­tigen Gebäude soll schon am künftigen4. November gelegt werden. Auch soll darin eine große Reitschule errichtet werden, wie in Gratz keine besteht. — Wir wünschen dem unermüdeten Unter­nehmer alles Gedeihen! (Getrocknete Erdbeeren.) Ein Gartenfreund in England machte im Sommer des verflossenen Jahres den Versuch, Erd­beeren, die zum Abfallen reif waren, mit den Stielen in einem gegen Süden gelegenen Fenster zum Trocknen aufzuhängen. Der Versuch ist nicht nur ganz nach Wunsch ausgefallen, sondern hat sogar ­alle Erwartungen übeltroffen. Die Beeren hatten Heuer im März, wo sie verzehrt wurden, nur ihre Wässerigkeit, aber nichts von dem ihnen eigentümlichen Aroma verloren, und zergingen auf der Zunge wie Zucker. Außer dem angenehmen Geschmacke ge­währen die so getrockneten Erdbeeren auch noch den großen Vor­theil, ein sehr gutes Magenstärkungsmittel zu sein. (Scharfrichterinen.) Marocco hat etwas, was kein an­deres Land hat, nämlich Nachrichterinen für Verbrechcrinen, und zwar darum, weil dort kein Mann eine Frau berühren darf. Diese Henkerinen, die man am liebsten recht alt und häßlich hat, verhaften die Frauen, die sich eines Verbrechens schuldig machen, geißeln sie, schneiden ihnen die Ohren ab und enthaupten sie auch, wenn es eben sein muß. Die Richter in Marocco haben eine sehr große Auswahl in Strafen. Die Verbrecher werden z. B geprellt, d. i- in die Hohe geschleudert, damit sie beim Herab­fallen einen Arm, ein Bein brechen oder sich den Kopf zerschmet­tern, was vorher festgestellt wird, und die Nachrichter sind so geschickt, daß sie der Vorschrift stets Genüge leisten. Eine andere Strafe besteht darin, daß man einen Verbrecher lebendig in einen tobten Ochsen steckt, oder man füllt ihm die Nase, den Mund und die Ohren mit Pulver, das man nachher anzündet. Sobald die Hinrichtung geschehen ist, läuft der Henker so schnell, als ihn die Füße tragen wollen, denn das Volk wirft ihn regelmäßig mit Steinen. Wiener Gisenbahnbriefe. Von A. E. Naske. Gegen Ende September 1844. Mit großem Leidwesen müssen wir allen Literaturfreunden das Ableben des hiesigen sehr geachteten Buchhändlers, Herrn Anton Mausberger's, be­kannt geben. I n einem Alter von 44 Jahren, in sehr günstigen äußern Um­ständen lebend und einem blühenden Geschäfte vorstehend, war Herr Maus« beiger doch schon seit längerer Zeit von einer unerklärlichen Melancholie be­fallen, welche auch die Ursache seines Todes war. Wir haben an ihm einen tüchtigen Geschäftsmann und einen höchst ochtenswcrthen Menschen verloren. Die hiesige sehr beliebte Zeitschrift »Der Wanderer,« welche unter der gegenwärtigen Redaktion sich die geltendsten Ansprüche »uf den Namen eines Volksblattes erworben hat, und in der uorgczeichneten Sphäre wirklich da« Lobenswerlhestc leistet, hat jetzt eine neue Rubrik: »Spaziergänge durch die bedeutendsten Fabriken Wien's« eröffnet und macht hierin auf die industriellen Fortschritte Nien's aufmerksam. Der bekannte Literat, Herr Ioh. Heinrich Mi^ani, spricht hierin mit Sachkenntnis und Energie. Vorzüglich lobenswert!, erscheint es, daß er zuvörderst der »ersten öster­reichischen Apollo-Kerzen-Fabrik« gedachte, welche ein Werk des ge­werbsihätigen und umsichtigen Herrn W. L. Mared» ist, und der ersten österreichischen Scifenstedcr-Gewcrks-GeseUschaft angehört. Abgesehen von der brillanten Großartigkeit der Fabriks-Lokalitäten im ehemaligen Apollo-Saale und dem nicht genug zu lobenden Umstände, daß Hunderte von Menschen reichliche Beschäftigung finden, daß man nicht durch englische und französische Maschinen Menschenhände entbehrlich macht, ist auch das Fabrikat, die Apollo-Kerzen selbst, ein wahrer Triumph vaterländischer Industrie. Diese Kerzen haben durch ihre Schönheit, durch das helle, ruhige Licht und den Umstand, daß sie nie geputzt zu werden brauchen, die kostspielige Wachsbeleuchtung «us den Salons und Bureaur verdrängt undsich — ohne Übertreibung sei es gesagt — einen europäischen Ruf erworben. Hunderte von Centnern dieses Bcleuch­tungsmittcls werden das Jahr hindurch nach Polen, Rußland und in die Tür» lei gesendet; noch stärker aber gehen sie «ach dem nördlichen Deutschland und nach ganz Italien. Der geschätzten »Theaterzeitung« zu Folge, ging eine große Sendung sogar nach Nord-Amerika ab. Wenn sich auch jede hervor­ragende industrielle Erscheinung, sobald deren Werth allgemeine Anerkennung findet, leicht durch einen ganzen Welttheil die Vohn bricht, so bleibt es doch unbestritten, daß eine umsichtige Leitung des Ganzen »!s mächtiger Hebel wirkt. Herr Mared» , der das Unternehmen in's Lebe» rief und gegenwär» tig noch als Direktor die ganze Fabrikation leitet, hat wirklich mit Energie und Sachkenntniß die ganze Leitung erfaßt, und durch diese rühmlichen Eigen­schaften das Ganze in den blühendsten Zustand versetzt. Die Einrichtung der Fabrik selbst kann mit Recht den Sehenswürdigkeiten Wien's beigezählt wer­den und wird von Fremden sehr häufig besucht. Der Direktor, Herr Ma ­red« — einer der artigsten und gewandtesten Geschäftsmänner auf hiesigem Platze, zeigt mit großer Bereitwilligkeit jedem Fremden die ganze innere Ein«" richtung und dient zugleich durch höchst interessante Erklärungen und Auf« schlüße. Mi t Freuden ergreifen wir daher die Gelegenheit, allen Fremden, die Wien besuchen, die Besichtigung dieses höchst interessanten Etablissements (Schottenfeld, Zieglcrgasse Nr. 343) wärmstens zu empfehlen. I n unsere Theaterwelt bringt der herannahende Herbst neues Leben. No­vitäten drängen sich an Novitäten; jedoch gewinnt es den Anschein, als ob man die besseren für die spätere Zeit aufbewahren wollte. I m Hofburgtheatcr machte eine Uebersetzung eines französischen, hier durch Trouillct' s Gesell« schaft bekannt gewordenen Lustspiels: »Das Geheimniß« ein vollständiges Fiasko. Der sonst so gewandte Herr G. Kette l hat sich diesmal »rg uer« griffen. — Otto Prechtler's »Kronenwächter« und ein neues Original, Lustspiel: »Drohungen« werden demnächst in die Sccne gehen. — Im Hofoperntheater «erhindern fortwährende zahlreiche Krankheitsfälle die Auf­führung der großen Opern und Ballets, so daß die französischen Schauspieler vollauf zu thnn haben. Von ihren bisher zur Schau gestellten Novitäten gefiel noch nicht eine". Auf Proch's neue Oper setzt man große Hoffnungen. Das Theater »n der Wie» hat mit dem von dem gewandten Friedr. Blu m nach dem Französischen bearbeiteten Vaudeville: »Die Figuranlin« viel Glück gemacht. — Obgleich sich der Stoff nur um Coulisscngeheimnisse dreht, so sind dieselben doch so pikant hingestellt und der Dialog selbst ist so wißig, daß das Stück überall mit entschiedenem Beifalle aufgenommen werden muß, wo es nicht durchaus «» denkenden Darstellern fehlt. Herr Blu m hat sich, so große Opposition er beim Beginne seiner schrifstcllerischen Laufbahn fand, doch nun schon zu einem Lieblinge emporgeschwungen. Von diesem productiven Schrift­steller geht demnächst ein neues VaudeviUc: »Die Sirene« «ach dem gleich­namige» Operntertc in die Sccne. Auch in der Leopoldstadt wird dessen neueste Posse: »Kleks« zur Aufführung vorbereitet. Auf dem eben genannten TheaKr machte in letzter Zeit Fenzl's Pantomime: »Amor als Ritter.« viel Glück. Im Iosephstädter Theater wurde D. F. Anber's »Sirene« beifallig gegeben. Herr v. Westen und Dlle. Treff z ernteten reichlichen Beifall. — Der bekannte dramatische Dichter, Herr Franz v. Tol d wurde wiederholt vom Nervenschlage gerührt, und befindet sich fortwährend noch in ärztlicher Behandlung. An eine gänzliche Herstellung ist wohl nicht zu denken. Die Buchhandlung Braumüller und Seidel laßt demnächst das »Handbuch des Richteramies« für Militarrichter vom Hauptmann Au­ditor M. Damianitsch erscheinen, worauf wir in vorhinein aufmerksam machen. Bei Ign. Klang ist bereits der fünfte Band der neuen Ausgabe von A. Bürger's sämmtlichen Werken erschienen. Demnächst Einiges über unsere musikalischen Zustände. — Gharade. (Fünfsilbig ) Am Firmamente such' die ersten Beiden , Die Nächsten findest du im Kartenspiele', Die Fünfte, mehrfach meistens, in der Mühle, Das Ganze, wo des Tages Kinder scheiden. Haibach. Druck und Nerlag des Josef Blasnik.