Erich Neu Bochum CDU 801.52: 809.198.7-31-27 ZU DEN HETHITISCHEN ORTSPARTTKELN Die hethitischen Ortspartikeln 1.1 Die Enklitika -an, -apa, -asta, -kan und -San bilden bekanntlich die Gruppe der hethitischen Ortspartikeln, die am ehesten der Wortart Adverb zuzurechnen sind1; mit dem Prädikat eines Satzes gehen sie eine enge Funktionssymbiose ein. In der Regel besetzen sie die zweite Position eines Satzes, folgen also dem Wackernagel-schen Enklisengesetz2. Inwieweit diese enklitischen Adverbien etymologisch aus größeren Wortkörpern entstanden sind3, ist noch nicht endgültig abgeklärt. Ihrer Herkunft nach sind sie zweifelsfrei indogermanischer Provenienz4 und lassen auf vergleichbare grundsprachliche Satzmuster schließen5. Mit der Wahl des Terminus Ortspartikel gegenüber etwa einer allgemeineren Bezeichnung Satzpartikel möchten wir zugleich deren durchweg lokale Funktion herausstellen. Wir teilen also nicht die mancherorts vertretene Auffassung, wonach einzelne Vertreter dieser Partikelgruppe z.B. auch aspektuelle oder modale Funktion haben sollen6. Mit derartigen Deutungen und Interpretationsversuchen scheint mir allzu viel in das semantisch-syntaktische Verhalten der betreffenden Enklitika hineingeheimnist zu werden. 1 Vgl. A. Kammenhuber, in: F.J. Hausmann - O. Reichmann - H.E. Wiegand - L. Zgusta (Hrsg.), Wörterbücher - Dictionaries - Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie II. Berlin/New York 1990, 1689a; O. Carruba, Orientalia 33,1964,428f.; id., Die satzeinleitenden Partikeln in den indogermanischen Sprachen Anatoliens (Incunabula Graeca XXXII). Roma 1969, 20 ('enklitisches Adverbium'). Über den Gebrauch der Ortspartikeln informieren u.a. F. Josephson, The Function of the Sentence Particles in Old and Middle Hittite. Uppsala 1972; J. Boley, The Sentence Particles and the Place Words in Old and Middle Hittite (IBS 60). Innsbruck 1989; ead., The 'Local' Sentence Particles in Hittite, in: O. Carruba (Hrsg.), Per una grammatica ittita. Pavia 1992, lff. (Bibliography 29-31). 2 J. Wackernagel, Über ein Gesetz der indogermanischen Wortstellung. IF 1, 1892, 333ff.; vgl. Th. Krisch, Das Wackernagelsche Gesetz aus heutiger Sicht, in: H. Eichner - H. Rix (Hrsg.), Sprachwissenschaft und Philologie: J. Wackernagel und die Indogermanistik heute. Wiesbaden 1990,64ff.; S. Luraghi, Osservazioni sulla legge di Wackernagel e la posizione del verbo nelle lingue indoeuropee, in: M.-E. Conte, A.G. Ramat, P. Ramat (Hrsg.), Dimension! della linguistica. Milano 1990, 31ff. 3 Vgl. O. Carruba, Orientalia 33, 1964,429ff.; id., Die satzeinleitenden Partikeln, 38. 4 Vgl. etwa zu heth. -kan (*kem) und -an (*an) G.E. Dunkel, in: H. Eichner (Hrsg.), Sprachwissenschaft und Philologie [s. oben Anm. 2], 115ff., 126ff.; F. Bader, BSL 68/1, 1973, 49f., 70; F. losephson, IF 81, 1976 [1977], 173. Die hethitischen Ortspartikeln sind weder vom Hattischen noch vom Hurritischen hervorgerufen oder beeinflußt; vgl. Verf., Festschrift für H. Otten, Wiesbaden 1988, 248ff. 5 Vgl. B. Rosenkranz, IBS 25,1979, 223. 6 Daher m.E. weitgehend verfehlte Analysen zur Partikel -san von F. Bader, in: Y.L. Arbeitman (Hrsg.), A Linguistic Happening in Memory of Ben Schwartz. Louvain-La-Neuve 1988,49ff. 137 1.2 Geht man z.B. für die Ortspartikel -san von einer Grundfunktion "Bewegung/Ruhelage auf oder über etwas" aus7, läßt sich diese lokale Funktion von -san an den meisten Belegstellen mühelos nachvollziehen. In der Regel verfügt der betreffende Satz über eine Ortsangabe im Lokativ bzw. Dativ-Lokativ, seltener im Akkusativ8. Fehlt eine spezifische Ortsangabe in einem Satz mit -san, ist der Ortsbezug aus dem engeren oder weiteren Kontext zu gewinnen. Auf einer unterschiedlichen Auffassung des lokalen Bezugs scheint zu beruhen, wenn in Duplikaten oder an Parallelstellen z.B. die Partikel -san mit -kan alterniert9, allerdings beginnt die Ortspartikel -kan, im Laufe der hethitischen Sprachgeschichte die Partikeln -asta und -san allmählich zu verdrängen. Zur Frage der Unvereinbarkeit verschiedener Ortspartikeln 2. In der Sekundärliteratur wird immer wieder darauf hingewiesen, daß sich die Ortspartikeln innerhalb des gleichen Satzes einander ausschließen10. Diese Feststellung ist nur insofern richtig, als die genannten Enklitika nicht in einer gemeinsamen Partikelkette zu Beginn eines Satzes auftreten. In ein und demselben Satz können aber sehr wohl zwei verschiedene Ortspartikeln nebeneinander gebraucht werden, sie sind dann allerdings, wie wir noch sehen werden, auf unterschiedliche Ortsangaben bezogen. Das Nebeneinander von -asta und -san 3. Wie das folgende Textbeispiel (KBo XXI33+ Rs. IV 20'f) zeigt, können die Ortspartikeln -asta und -san im gleichen Text auftreten: na-as-ta (n=asta) pa-ra-alsu-uh-hi-is-sa-an (suhhi=ssan) sa-ra-a DINGIR.LÜME§-<2i pe- e-da-i "hinaus (und) hinauf auf das Dach zu den männlichen Göttern bringt er (ihn; d.h. den zuvor genannten Becher)"11 Die adverbiale Bestimmung suhhi=ssan begegnet auch außerhalb dieses Textes im Satzinnern12. 7 Vgl. O. Carruba, Orientalia 33, 1964,430. 8 Vgl. F. Bader, a.a.O. 56 (-san KASKAL-« tittanu- gegenüber -san KASKAL-an tittanu-). 9 Vgl. KBo IV 1 Vs. 42 na-at-sa-an gegenüber Duplikat KUB H 2152' na-at-kdn; KBo XXIX 206 + KUB XXXII123110' nu-us-sa-an gegenüber Duplikat KUB LV 65110' nu-kdn; Unterird. (ZA 54,1961, 132, 136) HI 35 -kan gegenüber Dupl. C III 34 -san, ibid. IV 12 -kan gegenüber CIV 11 -San. Zumindest für die drei letzten Beispiele gilt, daß die Texte mit -kan sprachlich und paläographisch jüngeren Datums sind als die Texte mit -san. Vgl. E. Neu - Chr. Rüster, Festschrift für H. Otten. Wiesbaden 1973,231 (dort auch zum Wechsel -astaJ-kan). 10 Vgl. stellvertretend O. Carruba, Orientalia 33, 1964,430. 11 Vgl. J. Boley, The 'Local'Sentence Particles in Hittite [s. oben Anm. 1], 25, Textbeispiel Nr. 61. 12 Vgl. KUB XXIX 4 H 55 (H. Kronasser, Die Umsiedelung der Schwarzen Gottheit. Wien 1963,18/19), KUB LVH 63 III 23' (A. Archi, Festschrift für H. Otten. Wiesbaden 1988,24/25). 138 Die am Satzanfang stehende Ortspartikel -ästaP gehört funktional zum Prädikat des Satzes (-asta parä...pedai) und unterstreicht die Bewegungsrichtung des Herausschaffens; die der Ortsangabe unmittelbar folgende Partikel -san nimmt ebenso Bezug auf das Prädikat (-san sarä...pedai) und kennzeichnet die Bewegungsrichtung "nach oben". Würden beide Enklitika in einer gemeinsamen Partikelkette am Satzanfang auftreten (*n=asta=ssari), wäre keine eindeutige Zuordnung zu den beiden Richtungsangaben parä "hinaus" und suhhi sarä "aufs Dach hinauf' vorhanden, zumal da die Geltung von -san durch parä unterbrochen würde. Das Nebeneinander von -asta und -kan 4.1 Für das Nebeinander von -asta und -kan sei zunächst folgendes Textbeispiel (KUB XXVII69 Vs. II 3'ff.) angeführt: nu-us-sa-an sar-ha-na[-an]/la-a-hu-u-ua-an nu-kän ma-a[h-ha-an] / NINDA.GUR4.RA A-A^l^ me%1UHALDIM ha-an-da-a-iz-zi na-as-ta (n=asta)/sar-ha-na-an ha-as-si-i-kän (hassi=kan)/'an-da la-a-hu-ua-a-i "und oben darauf14 ist s.15 gegossen. Und sowie er das Dickbrot für die Köche zurechtlegt, gießt er auf der Feuerstelle s. hinein."16 Auch hier gehört satzeinleitendes -asta zum Prädikat des Satzes (~asta...anda lahuuäi), während die Partikel -kan die Ortsangabe hassi näher markiert. 4.2 Die Ortspartikeln -asta und -kan treten gemeinsam auch in folgendem Satz aus mittelhethitischem KUB XXIX 7+ Rs. 51f. auf: na-as-ta (n=asta) GI§MÄ is-tap-pe-es-na-as PA5-as is-tap-pe-es-na-az pa-ra-a TD-kän an-da pe-e-d[a-]i "der Kanal der Schleuse bringt das Schiff heraus aus der Schleuse in den Fluß"17. Die Ortspartikel -asta ist mit dem ablativischen Ausdruck istappesnaz parä "aus der Schleuse heraus" zu verbinden, die Partikel -kan hingegen unterstreicht den Richtungsbezug fD anda pedai "in den Fluß hinein bringt er". Auch hier hätte eine Partikelkette *n=asta=kan keine klare Zuordnung zu den beiden adverbialen Bestimmungen ergeben, wäre doch die lineare Wirkung von -kan auf fD anda durch die ablativische Wendung gestört worden. 4.3 Erwähnt sei für das Nebeneinander von -asta und -kan auch noch der folgende Satz (KUB VE 14+ II 46): [~n(a-as-t)]a MÄS.GAL pdr-ni hal-hal-tu-mar-as-kän (halhaltumaras=kan) an-da ua-ah-nu-zi "und den Ziegenbock schwenkt er im Haus an den (vier) Ecken". Im Gegensatz zu F. Josephson (a.a.O. 402), der satzeinleitendes 13 Die Partikel -asta kennzeichnet im wesentlichen die Bewegungsrichtungen "aus einem Zentrum heraus; in ein Zentrum hinein" (vgl. O. Carruba, a.a.O. 430). 14 Auf Öl, das sich in einer Schale befindet. 15 Heth. sarhana- bezeichnet eine Flüssigkeit7 und ist, wie auch die Syntax von 420/s, 10' zeigt: nu-u]s-sa-an sar-ha-na-a-an GAR-ri "darauf wird s. gelegt", als neutraler a-Stamm anzusetzen. 16 Oder hat man "gießt er in die Feuerstelle s. hinein" zu interpretieren? 17 Vgl. R. Lebrun, Samuha - Foyer religieux de l'empire hittite. Louvain-La-Neuve 1976, 124 (hier ist der Abschnittsstrich vor Z. 51 zu tilgen), 131 (istappessar "bassin"); H. Hoffner, BiOr 35, 1978, 246. 139 -asta auf "the completion of the action as a sequence to the preceding action" beziehen möchte, hat man nach unserer Auffassung die Ortspartikel -asta eng mit dem am nächsten stehenden Dativ-Lokativ parni im Sinne von "drinnen {-asta) im Haus (par-ni)" zu verbinden, dafür wurde auf ein zweites anda (also parni anda) innerhalb desselben Satzes verzichtet. Die zweite Ortsangabe {halhaltumaras anda u.) erhält durch die Hinzufügung von -kan einen eigenen lokalen Bezugsrahmen. Damit ist im Satzinnern halhaltumari=kan anda {lahuuai) KBo XIII217 V 18' (vgl. Z. 21') zu vergleichen. Das Nebeneinander von -san und -kan und umgekehrt 5.1 Auch die Ortspartikeln -san und -kan können zusammen im gleichen Satz auftreten, wie folgendes Textbeispiel (KBo XXXV 253 Vs. II 15'ff.) zeigen soll: na-as-ta A-Aü4uzlJGA[ (BA a-na-a-hi da-a-i)] / na-at-sa-an (n=at-san) DlJGa-ah [{-ru-us-hiA-NA LGIS-Äan)] / an-da da-a-i "von der Brust (des Opfertieres) nimmt er eine Kostprobe und legt sie auf/in? das Weihrauchgefäß zu dem Leinsamenöl7 (bzw. in das L.)"18 Die Ortspartikel -san nimmt unmittelbaren Bezug auf den darauf folgenden Dativ-Lokativ DVGahrushi {-san DUGa. dai), während -kan die Bewegungsrichtung für A-NA I.GIS anda dai näher markiert. Bei einer Partikelkette *n=at=san=kan wäre wiederum keine eindeutige funktionale Zuordnung gegeben und die lineare Wirkung von -kan auf späteres A-NA I.GIS anda durch -san DVGahrushi unterbrochen worden. 5.2 Auch die umgekehrte Reihenfolge der beiden Ortspartikeln -kan und -san ist belegt (KBo V 4 Rs. 3f.): nu l-as l-e-da-ni le-e i-da-la-a-u-e-es-zi nu-kdn I-as I-e-da-as-sa-an (I-eda=ssan) IR-w [L^pit-ti-ia-a]n-ti-li le-e pa-iz-zi "nun soll einer mit dem anderen nicht Streit anfangen, und einer soll zu dem anderen nicht als Unfreier fliehen!" (vgl. J. Friedrich, SV 1,1926,60/61). Für die Interpretation des satzeinleitenden -kan bedarf es nicht F. Josephsons "punctuality of the action" (a.a.O. 401), sondern -kan läßt sich rein lokal verstehen, indem diese Partikel die Bewegungsrichtung des Verbums unterstreicht, die innerhalb der korrelierenden Satzglieder I-as 1-eda (m.E. nicht mit J. Friedrich pluralisch l-edas) durch -san noch eine zusätzliche Verstärkung erfährt, und zwar mit der für -san typischen Nuance. 5.3 Auch gibt es den Fall, daß -kan und -san nebeneinander nur innerhalb eines Satzes auftreten, wie das folgende fragmentarische Textbeispiel (KUB XV 34 HI 48) zeigt: EGTR-SU-ma VRVTaurisa=pat=kan anda passui=sa[n "hinterher aber eben in Taurisa auf einem Steinblock[". 18 Zur Bedeutung von l.GlS s. Chr. Rüster - E. Neu, StBoT 35, 1991, 45 mit Anm. 17,- Zu KBo XXXV 253 s. im Editionsband die Inhaltsübersicht unter Nr. 253; vgl. CTH 6281 (5e tablette). 140 Das Nebeneinander von -kan und -kan 6.1 Es gibt aber auch hethitische Sätze, in welchen die gleiche Ortspartikel zweimal auftritt, was im folgenden an einigen Textbeispielen erläutert werden soll. Wir beginnen mit dem Nebeinander von -kan und -kan: L^SANGA-ma-za GiR da-a-i/na-as-taA-NA UDU a-na-a-hi da-a-i / na-at-kän (n=at=kan) mGah-ru-us-hi I.GlS-kdn / an-da su-un-ni-iz-zi 1598/c Rs. lff. (auch ibid. Vs. II 4'-6' doppelt gesetzes -kan) "der Priester aber nimmt sich ein Messer und entnimmt dem Schaf eine Kostprobe; sie taucht er in/auf7 dem Weihrauchgefäß in das Leinsamenöl7". Dieses Textbeispiel ähnelt dem aus § 5. Die erste Setzung der Partikel -kan gilt dem Dativ-Lokativ DUGahrushi (mit Verbum sunnizzi), während das zweite -kan die Bewegungsrichtung von I.GIS anda sunnizzi unterstreicht. 6.2 Ein weiteres Beispiel liegt in KUB XXX 38+ IE 9f. vor: II MUSEN.GAL-ma-kdn an-dur-za I-NA E.DINGIRi/M-M« an-da / du-ua-an-ti-hi-ia e-nu-ma-as-si-ia ua-ar-nu-an-zi "2 große Vögel aber verbrennen sie drinnen im Tempel d. (und) e."19 Das erste -kan dürfte auf das Ortsadverb (ursprünglich Ablativ) andurz "drinnen' bezogen sein, das zweite -kan markiert näher den Ortsbezug von I-NA E.DINGIR^™ anda "im Tempel". Vgl. -kan apiia unten § 6.3. 6.3 Für zweifaches -kan lassen wir ein weiteres Textbeispiel (KBo X 23 II 28'ff.) folgen: LÜ ME§ALAM.ZU9-ma-foin / I-NA KÄ E LÜSÄ.TAM / SA MUNUS.LUGAL ßar-ki-ü-i ka[t-]ta-an / LUGAL-z-fam me-na-ah-ha-an-da / a-ra-an-ta "die Spaßmacher7 aber stehen im Tor des Hauses des Kämmerers der Königin neben dem Aarmanni erhielt dann eigens noch die Ortspartikel -san. Das unmittelbare Nebeneinander von -asta und -asta 8. Die Doppelsetzung der Ortspartikel -asta unmittelbar hintereinander in KBo XXI 90 Rs. 46' kann eigentlich nur auf einem Versehen beruhen: na-as-ta-as-ta 0n=asta=sta)pa-r[a-a] ü-iz-zi "sie (die Gottesherrin, Rs. 45') kommt (aus dem Innengemach) heraus". Die 'normale' Konstruktion ist: na-as-ta (n=asta) pa-ra-a ü-iz-zi KUB LEI 20 Rs.? 13' (so auch IBoT 136 1 64) bzw. ta-as-tapa-ra-a ü-iz-zi KBo XXI 103 Rs. 25'. Ortspartikeln nur im Satzinnern 9. Ganz vereinzelt finden sich in der Sekundärliteratur Hinweise bezüglich des Auftretens von Ortspartikeln im Innern eines Satzes26. In den vorhergehenden Ab- 24 Zum zippinni-Brot s. H.A. Hoffner, Alimenta Hethaeorum. Food Production in Hittite Asia Minor. New Heaven 1974, 191. 25 J. Boley, a.a.O. 25 (Textbeispiel Nr. 62). 26 Vgl. A. Kammenhuber, Orientalia 31, 1962, 377; O. Carruba, a.a.O. 20f.; F. Josephson, a.a.O. 399ff.; H. Eichner, Sprache 26, 1980,212. 143 schnitten haben wir zunächst die Kombination von jeweils zwei verschiedenartigen Ortspartikeln und dann die Doppelsetzung von ein und derselben Ortspartikel behandelt. Dabei stand (mit Ausnahme von -asta=sta) jeweils das zweite Glied im Satzinnern, während das erste Glied Teil der satzeinleitenden Partikelkette war. Vollständigkeit der Belege wurde nicht angestrebt. Vor allem sollte auf die für die hethitische Syntax hochbedeutsamen Phänomene aufmerksam gemacht werden, da sie in der wissenschaftlichen Literatur bisher keine zusammenhängende Behandlung gefunden haben. Auch die folgende Zusammenstellung von Sätzen, die nur im Satzinnern und nicht auch in der satzeinleitenden Partikelkette eine Ortspartikel enthalten, bringt keine belegmäßig vollständige Dokumentation, dennoch dürften die angeführten Textbeispiele das Phänomen mit allen seinen Implikationen deutlich werden lassen. -apa nur im Satzinnern 10. Für -apa im Satzinnern kann lediglich ein bruchstückhafter Satz aus KBo XIX 92,3' zitiert werden: [m]a-a-an ut-ta-na-an-za-pa x[. Bei diesem Text mit altertümlichem -apa (neben uttananz=apa21 auch nu=z=apa Z. 7') dürfte es sich um die junge Abschrift (13. Jh. v. Chr.) eines althethitischen7 Textes handeln (vgl. URUZaZpa Z. 4', ienzi Z. 5')28. -asta nur im Satzinnern 11. Für das Auftreten der Ortspartikel -asta29 nur im Satzinnern läßt sich der folgende Textabschnitt (KBo XI1112ff.) anführen: ta UZUSA su-ma-an-za-na-as-ta (sumanzanas=sta) an-da ta-ru-pi-ia-mi / na-at ki-is-sar-ta har-mi "dann flechte ich die Sehne in Bänder ein und halte es (d.h. das aus Sehne und Bändern geflochtene Produkt) in der Hand". Die Grundfunktion von -asta ("Bewegung in ein(em) Zentrum") in Verbindung mit anda "hinein" paßt semantisch bestens zur Handlung des Ineinanderflechtens von Sehne und Bändern. Heth. sumanzanas mit darauf folgendem anda wird man als Dativ-Lokativ Pluralis zu verstehen haben30. 27 Nominativ Singularis von uttanant- (Ableitung mit personifizierendem -rei-Suffix von uttar "Wort, Sache"). 28 Dieser Beleg für -apa im Satzinnern wurde bereits von O. Carruba (a.a.O. 23), allerdings noch unter der Grabungsnummer, zitiert. 2 29 Zum Gebrauch von -asta s. A. Kammenhuber, HW 1,1975-1984,426ff. Der rezensionsartige Abschnitt II (Lit. und Datierungsfragen; 429ff.) enthält allerdings viel Fehlerhaftes und für ein Wörterbuch Überflüssiges. 30 N. Oettinger (KZ 94,1980,49) analysiert den nominalen Ausdruck als sumanzan (=asta) und sieht darin einen Akkusativ generis communis. Für das sich daraus ergebende Nebeneinander SA sumanzan hätte ich aber ein wortverbindendes "und" erwartet ("Sehne und Band flechte ich ineinander"), was zu sumanzanna (mit Verdoppelung des Schlußkonsonanten) hätte führen müssen. 144 Das sprachlich jüngere Duplikat 1134/u31 Überliefertin Z. 2: su-ma-an-za-na-as-sa, d.h. dem Kopisten erschien ein im Satzinnern stehendes -ästa ungewöhnlich, und er änderte -ta der Vorlage in -sa, um auf diese Weise ein vermeintliches "und" zu erhalten (sumanzanass=a), folglich hatte er sumanzanas als Akkusativ Pluralis aufgefaßt ("Sehne und Bänder") -kan nur im Satzinnern 12.1 Unseren nicht auf Vollständigkeit angelegten Überblick über das Auftreten der Ortspartikel -kan nur im Satzinnern beginnen wir mit Beispielen für das Syntagma DATIV-LOKATIV + -kan anda32:1 SILA4 -ma I-NA E.DINGIR^-fazn an-da ke-el-di-ia / am-ba-as-si ua-ar-nu-an-zi KBo XXIII1 II 11 "ein Lamm aber verbrennen sie im Tempel zum Heil am? a."33; na-an A-NA PA-NI DGul-sa-as / ZAG.GAR.RA-m hal-hal-tu-u-ma-ri-kän (halhaltwnari=kan) an-da / la-a-hu-u-ua-a-iKBo XIII217 V 16'ff. (vgl. Z 21') "und es (das Rhyton) gießt er vor den Schicksalsgöttinnen am Altar in die Ecke"; II lü me§ALAM.ZU9 / ne-ku-ma-an-te-es lu-ü-li-kän (luli=kan) / an-da pär-as-na-a-an-te-es KUB II 3 II 14ff. "zwei Spaßmacher7 hocken nackt in einem Wasserbecken"; na-as-kän VRVÜr-ki-sa[(-az URU-za ar-ha i-ia-an-ni-is)] / na-as i-ku-un-ta l[u(-ü-li-kän an-da a-ar-as)] KUB XVII 7+ I 15f. "und er (Kumarbi) ging von (seiner) Stadt Urkis fort, und er gelangte an einen kalten7 See";34 PA-NI GlSZA.LAM.GAR-ai / I-NA E™-kän an-da a-sa-an-zi KUB XII11IV 14f. 'Vor dem Zelt sitzen sie im Haus"; na-at IS-TU DUGGIR.KIS IT-TI GlSBUGIN E.SA-ni-kän anda ti-an-zi mittelheth. KBo XV 33 II 21' "und sie legen es aus dem Mischkrug7 neben den Trog7 hinein ins Innengemach". Dieses wie auch das vorhergehende Textbeispiel lassen vermuten, daß die dem Syntagma mit -kan vorausgehenden adverbiellen Bestimmungen die satzeinleitende Setzung von -kan aus Gründen der Eindeutigkeit verhindert haben (vgl. KUB XXV 23115'f.). 31 Vgl. die Varianten ki-is-sar-ta A (= KBo XI 11) I 3 (alter Instrumental) gegenüber k]i-sar-ta-az B (= 1134/u) 3 (fehlerhafter Ablativ); arha kuuakuuarkimi A I 5 gegenüber arha kurask[imi B 5; se-e-ra-as-sa-an A 17 gegenüber se-er-ra[- B 6. Die Graphien sumanzandsta A und sumanzanassa B habe ich am Foto kollationiert. 32 H. Eichner (Sprache 26, 1980, 212) hat darauf hingewiesen, daß -kan im Satzinnern nur nach einem Dativ-Lokativ berechtigt sei. In dieser Verwendung sieht er ein Relikt des indogermanischen Typs umbrisch ueris-co(m) "beim Tor" und in gewisser Weise auch lateinisch nobis-cwn. 33 Zu dem hurritischen Essiv keldiia "zum Heil" s. V. Haas - G. Wilhelm, AOAT-S 3,1974, 133; zu ambassi " 2 vgl. E. Laroche, Glossaire de Ia langue hourrite. Paris 1980,46; A. Kammenhuber, HW 1,68f - Im gleichen Text (KBo XXHI1 II 9) steht vor der Ortsangabe "im Tempel" (mit -kan) noch das Adverb andurz; dieses bedingt offensichtlich unmittelbar vorhergehendes, satzeinleitendes -kan, so daß in dem betreffenden Satz die Ortspartikel -kan zweimal vertreten ist (vgl. oben § 6.2). 34 Zur Textherstellung S.H.G. Güterbock, ICS 5, 1951,146/147. Folgt man der Auffassung F. Starkes (StBoT 31, 1990,540f.), wonach ikunta als luwische Verbalform (Prät. PI. 3.) zu gelten habe, was mir syntaktisch jedoch problematisch erscheint, entfiele dieses Beispiel aus dem Ullikummi-Lied, da luli=kan dann am Satzanfang stünde. 145 Auch in dem folgenden Omentext (KUB XXIX 914ff.) geht dem Syntagma mit -kan eine weitere Ortsangabe voraus: [täk-k]u-kän an-tu-ua-ah-ha-as I-NA E-SÜ / an-da-an pa-iz-zi nu-us-si sa-ku-ua-as /pi-ra-an E-ri-kdn (piri=kari) an-da kat-kat-ti-ia-zi "wenn ein Mensch in sein Haus hineingeht, und es ihm vor den Augen im Hause flimmert".35 Erwähnung verdient auch der Satz (KUB XIII2 III 11): ka-ru-ü-li-ia-az-ia [m]a-ah-ha-an KUR.KUR-Mn (utniias-kan) an-da hu-ur-ki-la-as / is-hi-ü-ul i-ia-an "und wie von altersher in den Ländern das Gesetz gegen Greueltat (Unzucht) verordnet (ist)" (zur Übersetzung s.E. von Schuler, AfO, Beiheft 10,1967 [Neudruck], 47). Das am Satzanfang stehende Zeitadverb im Ablativ hat wahrscheinlich satzeinleitendes -kan verhindert, also wurde es unmittelbar an die ihm zukommende Ortsangabe gefügt. Daher bin ich auch nicht der Auffassung F. Josephsons (a.a.O. 403), daß hier "-kan emphasises the notion of established position". Die Ortspartikeln verlangen eindeutige Zuordnung zu den von ihnen funktional begleiteten Satzgliedern. Kommen zwischen einem solchen adverbialen Satzglied und einer dafür gedachten satzeinleitenden Ortspartikel weitere Umstandsbestimmungen zu stehen, wird die betreffende Ortspartikel nicht an den Satzanfang, sondern um der Eindeutigkeit willen unmittelbar zu seinem Bezugswort im Satzinnern gesetzt. 12.2. Für das Syntagma DATIV-LOKAnV + -kan appanda sei folgender Textbeleg angeführt: nu-ua I ANSE.KUR.RA ar-ru-us-kän / EGlR-an-da har-ki-is "ein Pferd (war) an der Kruppe hinten weiß"36. 12.3 Ein Zeitadverb und eine umfangreiche Nominalphrase sind wohl die Ursache, daß die Ortspartikel -kan nicht am Satzanfang, sondern im Satzinnern bei der ihr eigenen adverbialen Bestimmung zu stehen kam, so daß sich ein Syntagma DAITV-LOKAnV + -kan istarna bilden konnte: nu \zi-la-du-ua / SA DUTU& DUMU-Si/ DUMU.DUMU-Si/ NUMUN DUTU» DINGIR™&-as-kän is-tar-na / A-NA DISTAR na-ah-ha-a-an e-es-du Apologie 16ff. "und in Zukunft soll Meiner Sonne sein Sohn, sein Enkel (und die weitere) Nachkommenschaft Meiner Sonne unter den Göttern der Istar gegenüber ehrfürchtig sein!"37 12.4 Mehrfach begegnet im Satzinnern das Syntagma DATIV-LOKATIV + -kan menahhanda (IGl-anda). Auf einige diesbezügliche Textstellen wurde bereits oben § 6.2 in Verbindung mit einer anderen Ortspartikel hingewiesen. Hier seien noch folgende Textbeispiele genannt: DUMU.E.GAL-ma EGIR-pa LXJGAL-i-kan (hassui=kan) / [me-]na-ah-ha-an-da ti-ia-zi KBo XXVII4211 lf. "der Hofjunker stellt sich wieder dem König gegenüber auf'; I GI§BANSUR.GIS is-tar-na pe-e-di / Gl^sar-hu-u-li-kän 35 Etwas anders H.G. Güterbock, Corolla Lingüistica. Festschrift für F. Sommer. Wiesbaden 1955, 65, ganz abweichend F. Josephson, a.a.O. 403. 36 Für arras hatten wir (IBS-V 23, 1980, 31 Anm. 68) einen Akkusativ der Beziehung erwogen. Vielleicht sollte man aber eher H. Eichner (a.a.O. 212) folgen, der arras im Wortausgang als Nachbildung zum Lokativ tapus "an der Seite" erklärt. 37 Übersetzung mit H. Otten, StBoT 24, 1981,5. 146 (Gl$sarhuli=kan) / me-na-ah-ha-an-taA-NA DE-A da-a-i KBo XV 24 + XXIV 109 Rs. III 3f. "einen hölzernen Tisch stellt er in die Mitte dem Pfeiler gegenüber für Ea hin". (Man beachte die dem Syntagma mit -kan vorausgehende Ortsangabe istarna pedi). Schließlich ist aus bruchstückhaftem Kontext noch zu zitieren (KBo XXI 78 Vs. II 10): L^ki-i-ta-as LUGAL-i-kän me-na-a[h-ha-an-da. 12.5 Ein Syntagma DATIV-LOKATIV + -kan ser liegt in dem folgenden Textbeispiel (KUB XID 4 145) vor: na-as-ma-as ku-is im-ma ku-is EZENA-as vmHa-at-tu-si-kän se-er "oder welches Fest auch immer oben in Hattusa (stattfindet)". 12.6 Bezeugt ist auch das Syntagma DATIV-LOKATIV + -kan ohne nachfolgendes Adverb: nam-ma lü.meSazu lü.me§mu§eN.DÜ munus.m>§su.GI munusensi / HUR.SAG-as-fozn pa-it ü-e-el-lu-as-kän pa-it KUB XXXVI 83 I 9f. "dann gingen1 die Opferschauer, die Auguren, die weisen Frauen (und) die Seherin zu den Bergen, zu den Wiesen gingen1 sie"38. Innerhalb eines Satzes findet sich auch das Syntagma vwNerikki-kan annalli KUB XLII100IV 33'f. 12.7 Erwähnung verdient auch die Verbindung ADVERB + -kam LUGAL-ms an-da-kan (anda=kan) pa-iz-zi IBoT IE 1 Vs. 22'f. "der König geht hinein". 12.8.1 Schließlich sind noch einige unsichere Fälle zu nennen, darunter auch solche, bei denen sich die im Satzinnern stehende Ortspartikel -kan nicht mit dem Dativ-Lokativ verbindet. Wir beginnen mit dem Textzitat KUB XXVI 12+ IV 33f.: [na-as-m]a-as-ma-as su-me-es ku-i-e-es lÜ-MeSsAG A-NA UJGAL-kän / [tu-ik-k]i-i su-up-pa-i sa-li-kis-kit9-te-ni. Aus E. von Schulers Übersetzung39 ist zu schließen, daß er den gesamten zitierten Wortlaut als einen einzigen Satz versteht, dann stünde der Dativ hassui=kan tatsächlich im Satzinnern. Zu erwägen wäre aber auch ein mit uXm^sag endender nominaler Relativsatz, der konjunktionslos mit A-NA LUGAL-kän fortgeführt würde: "Oder welche ihr die Vorsteher7 (seid und) der reinen Person des Königs nahekommt..." 12.8.2 Auch die Interpretation des folgenden Textabschnitts (KUB XXIX 4 I 60f.) ist hinsichtlich der Stellung des Syntagmas ISTU E.DINGIR.GE6-£a« "aus dem Tempel der Gottheit der Nacht"40 nicht ganz sicher: na-at I-NA E.DINGIRL/Ai.GE6 IS-TU E.DINGIR.GE6-Ä:dn / ku-e E.DINGIRi/M.GE6 pa-ra-a ü-e-da-an na-at a-pe-e-da-as A-NA E.DENGIR.GE6 / pe-e-da-an-zi. H. Kronassers (a.a.O. 13) Übersetzung schließt IS-TU E.DINGIR.GE6-Ädn nicht in den Relativsatz mit kue ein, in welchem das Bezugswort (Plurale tantum) E.DINGIR^.GEg bereits enthalten ist. Die Wendung na-at a-pe-e-da-as A-NA E.DINGIR.GE6 (Z. 61) nimmt voranstehendes na-at I-NA E.DINGIRL/M.GE6 (Z. 60) wieder auf. Das Syntagma mit -kan in den Relativsatz 38 Oder sollte man "auf die Berge/Wiesen" übersetzen? Allerdings wäre dann die Ortspartikel -San zu erwarten gewesen. Zu HUR.S AG^A-san ser vgl. KBo X 23 V 1 lf. 39 AfO, Beiheft 10 (Neudruck der Ausgabe 1957), Osnabrück 1967,28f. Der Ausdruck ANA LUGAL tuikki ist mit E. von Schuler (S. 32) als partitive Apposition zu verstehen. 40 Zu DINGIR.GE6 "Gottheit der Nacht" und nicht "Schwarze Gottheit" s. KBo XXXII, 1990, VI Anm. 9. 147 miteinzubeziehen, hat weniger Wahrscheinlichkeit für sich. Irgendwie erscheint die Konstruktion holprig. 12.8.3 Weiterhin sei noch der folgende Satz (KUB XIII 4 HI 50) angeführt: nu E.DINGIR^-Mn im-ma I-an har-ak-zi "und (wenn) gar ein Tempel zerstört wird". Das Zeichen für vermeintliches -kan ist beschädigt; es wurde auch die Lesung -ma vorgeschlagen41. 12.8.4 Unsicher ist die Stellung von -kan in KBo V 2 Vs. II 29f.: ma-a-an lu-uk-kat-ta DUTUS-iii-fazn (DIstanus=kan) u-up-zi "wenn am nächsten Morgen die Sonne aufgeht". Versteht man hingegen lukkatta als Verbalform (vgl. StBoT 5, 1968, 109f.) und nicht als adverbiellen Ausdruck42, dann kommt DUTU-us-kan am Satzanfang zu stehen: "Wenn es hell wird (und) die Sonne aufgeht". -san nur im Satzinnern 13. Im folgenden geben wir einen nicht auf Vollständigkeit angelegten Überblick über das Auftreten der Ortspartikel -san nur im Inneren eines Satzes43. Textstellen, in welchen diese Position von -san mit einer anderen Partikel oder mit -san selbst kombiniert ist, wurden bereits oben §§ 3; 5.2; 7 behandelt. 13.1 Wir beginnen unsere Zusammenstellung mit dem im Satzinnern auftretenden Syntagma DATIV-LOKATIV + -san anda: LÜME-SE-DIIH GI§SUKUR da-a-i / na-at pa-iz-zi SA GAL ME-SE-DI I GlSSUKUR a-ua-an kat-ta / ku-ut-ti-is-sa-an ikut-ti=ssan) an-da da-a[-i] KUB X 54 IH 6ff. "ein Leibgardist nimmt drei Speere, und es kommt dazu, daß er sie neben dem Speer des Chefleibgardisten an die Wand legt"44. Zu beachten sind die dem Dativ-Lokativ mit -san vorausgehenden lokalen Adverbien auan katta, die eine andere Bewegungsrichtung als -san anda ausdrücken. Bei satzeinleitender Stellung von -san wäre dessen Geltung für kutti anda dai durch die dazwischen stehenden Satzteile unterbrochen worden. Also fügte man aus Gründen der Verdeutlichung die Ortspartikel -san unmittelbar an den dazugehörigen Dativ-Lokativ kutti. 13.2 Das im Satzinnern befindliche Syntagma DATIV-LOKATIV + -san appa (EGER-pa) ist in bruchstückhaftem Kontext (1189/u Rs. 4') bezeugt: is-ta-na-ni-i[s-s\a-an (istanani=ssan) EGIR-pa "auf den Altar zurück". Möglicherweise ist dai "er legt" Prädikat. Von dem vor istanani=ssan stehenden Objekt ist nur noch -]la-an erhalten. In Zeile 6' liest man: ]GÜB-la-az is-ta-na-ni EGIR-pa "links auf den Altar 41 Vgl. A Süel, Hitit kaynaklannda tapinak görevlileri ile ilgili. Bir direktif metni. Ankara 1985,64 mit Anm. 235, zur Übersetzung ibid. 65; E.H. Sturtevant - G. Bechtel, A. Hittite Chrestomathy. Philadelphia 1935, 160/161. 42 Zur Herkunft von lukkatta vgl. E. Neu, IBS-V 23, 1980, 17f. 43 Vgl. O. Carruba, Die satzeinleitenden Partikeln, 20f.; F. Josephson, a.a.O. 399ff. 44 Vgl. O. Carruba, a.a.O. 20; F. Josephson, a.a.O. 402. Im Satzinnern ku-ut-ti-is<-sa-an> an-da auch KBo IV 9 V 6 (Hinweis J. Klinger). 148 zurück" (ohne an den Dativ-Lokativ angehängtes -šah), Dieses findet sich aber in Zeile 8' in einem anderen Zusammenhang: iš-t]a-na-ni pi-ra-an A-NA uzuNiG.GIG-sa-an "vor dem Altar auf die Leber". Wahrscheinlich hat die vor A-NA uzuNiG.GIG stehende adverbiale Bestimmung ištanani piran bewirkt, daß die auf den sumerogra-phischen Ausdruck bezogene Qrtspartikel -San nicht an den Satzanfang gesetzt wurde. 13.3 Für das Syntagma DATIV-LOKATIV + -šan parä kann auf die rituelle Anweisung KUB IV 1 IV 37a verwiesen werden: EGTR-SÜ-ma pi-di-ša-an (pidi=šan) pa-ra-a "hinterher aber hin(aus) auf den Platz!" In einem noch unveröffentlichen Duplikat ist p]i-di-iš-ša-an geschrieben. Ohne parä heißt es in Z. 38a: EGIR-5i/-raa la-pa-ti pi-di-eš-ša-an. 13.4 Das Syntagma DATIV-LOKATIV + -san piran liegt in folgenden Sätzen vor: EGIR-pa-ma-za MUŠEN.GAL da-a-i na-an A-NA DIN[GIRL/M] / am-ba-as-si ID-i-ša-an (hapi=šan) ua-ar-nu[-zi] KUB XXX 38+149f. "hinterher aber nimmt er einen großen Vogel und verbrennt ihn für die Gottheit am a.45 vor dem Fluß"46. Satzeinleitendes -šan ist wohl wegen der vor hapi stehenden Satzteile šiuni (Dativus com-modi) und ambašši (möglicherweise Ortsangabe) unterblieben, da auf diese Weise für die Ortspartikel keine eindeutige Zuordnung gegeben war. Die Ortsangabe "vor dem Fluß" begegnet auch in nu GIM-a« VRVHi-šu-ur-la a-ri nu [ har(-pu-us)] / ID-i-ša-an pi-ra-an har-pa-an-z[i] KUB IX 16 I 13f.47 "sowie er (der König) nach Hišurla gelangt, häuft man [ ] vor dem Ruß Erdhaufen7 auf'. Vor harpus, das übrigens mit harpanzi eine Figura etymologica bildet, könnte noch eine adverbiale Bestimmung gestanden haben. 13.5.1 Die Ortsadverbien šara "hinauf' und ser "oben" stehen auf Grund ihrer Bedeutung der Funktion der Ortspartikel -šan (s. oben § 1.2) besonders nahe. Für deren gemeinsames Auftreten (-šan...šara; -šaru..šer) gibt es daher zahlreiche Belege. Für das im Satzinnern auftretende Syntagma DATIV-LOKATIV + -šan ser seien hier einige Textbeispiele angeführt: ki-i A-NA DPi-ri-in-kir ke-el-di-ia šu-uh-hi-iš-ša-an (šuhhi=ššan) / še-er da-an-zi KUB XXIX 4 II 55f. "dies nehmen sie für Pirinkir zum Heile mit hinauf auf das Dach"48; ke-e-ma ud-da-a-ar LÜSANGA / SA DUTU A-ri-in-na / šu-uh-hi-iš-ša-an (šuhhi=ššan) še-er I SA E DUTU ki-iš-ša-an / me-mi-iš-ki-iz-zi KUB LVH 63 HI 21 'ff. "diese Worte aber spricht der Priester der Sonnengöttin von Arinna auf dem Dach des Tempels der Sonnengöttin auf diese Weise"49; EGIR-ŠU-ma GIŠŠUKURPA/ HUR.SAGW*-ša-an ku-ua-pi š[e-e]r / a-ra-an-ta-ri KBo X 23 V 11 'ff. "hinterher aber werden die Speere irgendwohin hinauf ins Gebirge gebracht"50; 45 Zu hurritisch ambassi s. oben Anm. 33. 46 Vgl. R. Lebrun, Hethitica m, 1979, 143, 150. Wegen -San im Satzinnern erwägt R. Lebrun (S. 157) Auslassung eines Verbums hinter ambassi. Einer solchen Annahme bedarf es aber angesichts dieses gut bezeugten Phänomens nicht. 47 Duplikat KBo III 2519' [ma-]ah-ha-an LUGAL-kj muHi-su-u-ur-l[a. 48 Vgl. H. Kronasser, a.a.O. 18/19. Zu suhhi=ssan sarä mit satzeinleitendem -asta s. oben § 3. 49 Vgl. A. Archi, Festschrift für H. Otten. Wiesbaden 1988, 24/25. 149 na-at Gl$hal-pu-u-ti-li pi-ra-ankat-ta/ hu-i-šu-ua-aš-ša-an (huišuuaš-šan) vzušu-up-pa-ia-aš še-er da-a-i KUB XX 88 Rs. 14'f. "und er legt es unten vor den Schrein7 auf das frische Fleisch"51: ma-a-a[n-za MUNUS.LU]GAL DIŠTAR ^Ta-mi-ni-in-ga INA vmjŠa-mu-u-h[a]/I-NA EA-BIA-BIDUTIJŠI ša-ra-a-az-zi-ia-aš-ša-anA-NA E f77] / še-e-erMU-ti me-e-ia-ni-ia-aš i-e-ez-zi KUB XII51 lff. "wenn die Königin die Ištar von Tamininga in Samuha im Palast des Großvaters der Majestät im oberen Hause im Laufe des Jahres feiert"52; nam-ma PA-NIGIŠBANŠUR A-NA BA.BA.ZA -ša-an še-er NINDA.LE.DE.A / me-ma-al iš-hu-u-ua-i KBo II 9IV 6f. "dann schüttet er vor dem Tisch auf den Gerstenbrei fette Brotkrümel (und) grobkörniges Mehl"; ma-a-an-za MUNUS.LUGAL DU har-ša-an-na-aš / I-NA E LÜ ME^Ä.TAM.LUGAL-ia-an še-er / MUKAM-ii me-i-e-ni ku-it im-ma ku-it / me-hur i-ia-zi ABoT 1 I lff.53 "wenn die Königin den Wettergott des Hauptes droben im Hause der königlichen Kämmerer im Laufe des Jahres zu welcher Zeit auch immer feiert"54. Wie die hier angeführten Textbeispiele zeigen, stehen vor dem mit -San versehenen Dativ-Lokativ meistens noch weitere Ortsangaben oder auch sonstige Satzteile oft größeren Umfangs. Würde in Sätzen dieser Art die Ortspartikel -šan in der üblichen Position am Satzanfang auftreten, würde deren Wirksamkeit für den erst später angeordneten Dativ-Lokativ durch diese anderen Satzteile unterbrochen werden. 13.5.2 Eine Art Verbindung des Ortsadverbs šara mit der im Satzinnern stehenden Ortspartikel -šan liegt in KUB II 3 HI 45ff. vor: DUMU.E.GAL / a-nu-ua-aš har-ša-na-al-li / A-NA GAL DUMUMEŠ.E.GAL pa-a-i / na-at LUGAL-z MU-NUS.LUGAL-ia ša-ra-aA-NA DUMUMEŠ.LUGAL-ia-aš-ia-a« ši-ia-an-zi "der Hofjunker gibt einen Kranz aus a.55 dem Chefhofjunker, und man setzt ihn dem König und der Königin sowie den Prinzen auf'56. Das Ortsadverb šara, das zu dem Syntagma haššui haššušari=ia gehört, wird semantisch und funktional durch die Ortsparti- 50 Vgl. O. Carruba, a.a.O. 20. Zwischen -šan und ser ist hier noch das Ortsadverb kuuapi eingefügt. Zu mediopassivem ar- in passivischer Bedeutung s. E. Neu, StBoT 5, 1968, 7. 51 Die Ortspartikel -šan ist hier an das seinem Regens vorangestellte pluralisch-kollektivische Adjektivattribut gefügt. Zu h. vgl. J. Puhvel, HED 3, 1991,44. 52 Wie im vorhergehenden Beispiel ist auch hier die Ortspartikel -šan an das seinem Regens vorangestellte pluralisch-kollektivische Adjektivattribut angehängt. J. Danmanville (RHA XX/70, 1962, 51) übersetzt diese Ortsangabe mit "dans la chambre d'en haut". Zum Text vgl. R. Lebrun, Samuha, 1976,33f. In diesem Textbeispiel konnte die Ortspartikel -šan nicht an den Satzanfang gestellt werden, weil dann wegen der darauf folgenden Ortsangaben die Verbindung mit šarazziiaš nicht eindeutig gewesen wäre. Vgl. ibid. IV 17'ff. (Kolophon) mit Umstellung des Akkusativobjekts. 53 Im Kolophon (Rs. VI 3') dieses Textes steht: I-NA E LÜ ME%Ä.TAM-ia-an EGIR-an. 54 Anders O. Carruba, a.a.O., 20f.; F. Josephson, a.a.O. 402. 55 Zu unklarem anu- s. A. Kammenhuber, HW21, 124a; E. Neu, StBoT 26, 1983, 18; I. Singer, StBoT 28, 1984, 125; J.J.S. Weitenberg, Die hethitischen k-Stämme. Amsterdam 1984,24. 56 Vgl. O. Carruba, a.a.O. 20 - In dem althethitischen Satz halmaššuitti hašši=ia=ššan tianzi StBoT 8 II 49ff. "auf den Thron und (-iä) auf den Herd legen sie (die Becher)" hat die Ortspartikel -šan wegen des als Einheit aufzufassenden zweigliedrigen Dativ-Lokativ-Syntagmas als satzeinleitend zu gelten. 150 kel -san wieder aufgenommen bzw. fortgeführt, die dem sumerographischen Ausdruck A-NA DUMUMEâ.LUGAL-ia folgt {-ia "und"). Die Funktion der Ortspartikel -san paßt vorzüglich zum Verbum siia- in der Bedeutung "(einen Kranz/eine Kopfbedeckung) aufsetzen" 13.6 Unseren Überblick über das Auftreten der Ortspartikel -San nur im Satzinnern beenden wir mit einem Textbeispiel für das Syntagma DAnV-LOKATTV + -san ohne darauf folgendes Ortsadverb: a-pu-u-sa IV MUSENT G^ke -es-hi-ia-äs A-NA IV giSgïrmeS pi- ra-an kat-ta / A-NA NlNDAna-ah-hi-da-as-Sa-an (nahhidas=san) da-a-i mittelheth. KUB XXXII 49a III 12'f. "jene vier Vögel aber legt er unten vor die vier Füße des Stuhles auf die nahhiti-Brote"57. Dem Dativ-Lokativ mit -San geht hier eine umfangreichere, anders gelagerte Ortsangabe (mit Genitivattribut) sowie das pluralische Objekt voraus. Angesichts dieser Situation hätte satzeinleitendes -san keine eindeutige Zuordnung zum Dativ-Lokativ erfahren. Schluß 14. Unsere kleine Dokumentation über die Stellung von Ortspartikeln im Satzinnern hat gezeigt, daß es für den jeweiligen Textverfasser gute Gründe gab, diese enklitischen Adverbien von der üblichen satzeinleitenden Position weg unmittelbar zum Bezugswort zu ziehen und an dieses anzuhängen. Die Ortspartikeln sollten nämlich eine möglichst eindeutige Zuordnung erfahren. Für althethitische Textoriginale läßt sich, falls wir nichts übersehen haben, dieses Stellungsphänomen nicht nachweisen. Der Grund dafür könnte vor allem darin liegen, daß der althethitische Satz in der Regel verhältnismäßig einfach strukturiert war und sich folglich für eine satzeinleitende Ortspartikel problemlos eine eindeutige Zuordnung zu einer bestimmten Ortsangabe ergab. Hinzu kommt, daß im Althethitischen die Ortspartikeln noch nicht die gleiche Gebrauchsfrequenz und -intensität erlangt hatten wie in den nachfolgenden Sprachstadien. Die ohnehin nur spärlich verwendete Partikel -an stirbt bereits im Althethitischen aus. Ab dem Mittelhethitischen wird der Satzbau komplexer. Verschiedenartige Ortsangaben mit - vom Verbum her gesehen - unterschiedlichen Bewegungsrichtungen können sich geradezu häufen, wovon vor allem einige junghethiti-sche Sätze zeugen. Daher mußte es Anliegen des Sprachbenutzers sein, wollte er bis in Nuancen hinein verstanden werden, den Ortspartikeln zu einer eindeutigen Zuordnung zu verhelfen, auch wenn dadurch deren gewohnte Anfangsposition aufzugeben war. Man scheute sich dann auch nicht, die gleiche Ortspartikel zweimal in einem Satz zu verwenden oder zwei verschiedene Ortspartikeln in ein und demselben Satz unter- 57 Vgl. CHD L-N, 1989, 342b.- Ein weiteres Textbeispiel mit im Satzinnern stehenden issi=ssan "auf den Mund (spucken)" zitiert O. Carruba (a.a.O. 20).- Zu pi-di-es-sa-an am Ende einer rituellen Anweisung s. oben § 13.3. 151 zubringen. Angesichts dieses letzten Befundes kann schließlich von einer gegenseitigen Unvereinbarkeit der Ortspartikeln im gleichen Satz nicht mehr die Rede sein. Povzetek HETTTSKE KRAJEVNE ČLENICE Predmet sintaktične raziskave so hetitske krajevne členice -an, -apa, -ašta, -kan in -San, ki stojijo običajno na začetku stavka, vendar včasih zavzemajo tudi druge pozicije znotraj stavka. Te umestitve, ki odstopajo od norme, so v žarišču pričujoče razprave, pri čemer velja pozornost tudi takim stavkom, v katerih je bodisi ponovljena ista krajevna členica, ali pa sta uporabljeni dve različni krajevni členici. 152