H6^, ^^ Reisebilder aus Dalinatien. Fin Irinnerungsblnll an die zweite Gita oon Fiume »mch Valniatien i» l>l'>i Ca^cn !)cs ^». l'^ 2,',. !?',:: ^ ^, in »«lkb^^^" HyoN»eh»nern gewidmet ^ ^> pk- Friedrich Heesblichei. ^eparataddrlick a^ >tleinn>m>r ^ Fed. Bambei^ ßeisebilder aus Dalmatien. Jin Frinnerungsblatt an dic zweite Gita i'on Fiumc nach Dalinatien in den Tagen des ^y. bis 25. lNai ^89^ in dankbaiei Wüldigung d« gen«s»«ichen und schVnen ?«ge der htlllichen Klise allen H heiln ehrnern gewidmet von Mr. Friedrich Keesbacher. "»s^p^eissat»dr»>ck aus der „laibacher Zeitung". lllaibach ltt94. Jg. u. itleinmayr Hc Fed, Vainberg, Gleich dem mit so glänzendem Erfolge durch-geführetn Unternehmen einer Gita nach Oberdalmatien, veranstaltete dasselbe bewährte Comiti von Fiumaner Heiren eine solche im heurigen Jahre nach Unter-dalmatien, an welcher sich über 60 Personen, unter diesen über freundnachbarliche Einladung der Fiumaner auch elf Üaibacher bktheiligten. An der Spitze des Unternehmens stand auch diesmal wieder Herr Baron de Lettis, der mit seiner intensiven Kenntnis von Land und Leuten in Dalmatien auch die Gabe vereiniget, seine Kenntnisse mit größter Liebenswürdigkeit und nie erlahmender Bereitwilligkeit jedem und jederzeit mitzutheilen, sozusagen ein lebendes Reisehandbuch von Dalmatien, ein solches aber durch die Unmittelbarkeit der Mittheilungen noch bedeutend übertreffend. Desgleichen standen dem genannten Führer die Herren des Comite's unermüdlich zur Seite mit dem Bestreben, den Theilnehmern der Fahrt dieselbe so angenehm und lehrreich als möglich zu machen. Am Samstag den 19. Mai um 11 Uhr vormittags verließ die uns vom Vorjahre her so lieb gewordene «Hungaria», welche die ßocieta 6i na-vjßaöione ^ngaro-Ooata uns zur Verfügung gestellt hatte, unter Führung des ebenso tüchtigen, als durch freundliches Auftreten und entgegenkommendes Wesen rasch alle Sympathien erobernden Capitäns Bacarcich bei herrlichem Wetter den Hafen von Fiume. begleitet — 4 — von den Segenswünschen der am Ufer weilenden Angehörigen der Theilnehmer an der Fahrt. Das Schiff nahm den Curs nach dem alten Königshafen (?orto 156) mit seinem festnngsähnlichen Schlosse der Frangipani, wo die Bucht von Buccari weit ins Land hineinzieht, und passierte den einerseits vom kroatischen Feftlande, anderseits dem Scoglio San Marco flankierten Canal Maltemfto, zu Zeiten der Vora und des Scirocco ein sehr gefürchtetes Wasser, das heute aber spiegelglatt vor uns lag. Der Charakter der kroatischen Küste bleibt sich längs des Canales della Morlacca, in welchen wir bei Cerkvenice, dem neu aufstrebenden Seebade, vorüberfahren, ein sich ziemlich gleicher, graue, von den Boraftürmen ihrer Vegetation beraubte Vorberge, im Hintergrunde der langgestreckte mächtige Gebirgsrücken der dinarischen Alpen, beherrscht von der höchsten Erhebung derselben, dem Velebit, dessen Schneefelder im Sonnenglanze herunter leuchten. Längs des Ufers tauchen einzelne Gehöfte, Dörfer und Städte aus den Fluten auf, so dem Bilde den Charakter der Einförmigkeit benehmend. In einer Ausmündung des hinter den Vorbergen sich weit hinziehenden, seinen Namen rechtfertigenden Thales Vinodol liegt malerisch Novi. Bald kommt Zengg, nach dem Sprichworte der Geburtsort der Bora. Die Leute sagen nämlich von der Bora: a 86^na naseL, a Nacai-sca «6 8P083, a 1ri68l6 mors (In Zengg wird sie geboren, in Macarsca vermählt sie sich, in Trieft stirbt sie). Allerdings zeigt sie in Trieft für eine Sterbende noch eine ganz bemerkenswerte Kraft Von Zengg also, dem gefürchteten Sturmloche der Bora, verließ unser Dampfer den Canal della Morlacca und richtete den Bug an Bescanuova vorüber in den Canal von Quarnerole, so dass wir nun die Insel Arbe zur linken hatten und zwischen dieser und der Insel Cherso weiter nach Süden zogen. Wir sehen das Städtchen Arbe mit — 5 — seinem hohen Glockenthurme vorüberziehen, ohne die Sehenswürdigkeiten besichtigen zu können, da uns eine Landung zu sehr viel Zeit geraubt hätte. Nun beginnt die Fahrt durch die zahllosen Inseln und Scoglien, die im adriatischen Meere längs der dalmatinischen Küste ausgestreut sind, eine Fahrt, die für uns neu war, da wir voriges Jahr diese Strecke zur Nachtzeit passiert hatten. Bald sahen wir Pago zur Linken und gelangen hinter Pago aus den kroatischen in die dalmatinischen Gewässer, passieren bei der Insel Pontedura einen engen Schiffahrtscanal und steuern nun in den Canal von Zara, links das Festland, rechts eine große Anzahl vvn Inseln. Bald tritt Zara in Sicht, dessen Thürme uns schon von weitem entgegenleuchten. Der Dampfer fährt knapp an der Riva vorüber, wir sehen die Leute, wie sie der Riva zuströmen, an den Fenstern zeigen sich Damen und Herren, sie winken mit weißen Tüchern herüber, Grüße, die wir an Bord mit Tüchern und Hüteschwenken und mit brausenden Hurrahrufen erwidern. Der Moment dieser Vorüberfahrt an Zara, das in herrlicher Abendbeleuchtung vor uns lag, der freundliche Gruß seiner Bewohner, die Bewegung derselben am Ufer bildeten den Glanzpunkt des ersten Tages der Reise. Doch schon nähert sich der Abend, noch sehen wir, immer zwischen dem Festlande und der Insel Pasman fahrend, Zara Vecchia vor uns, das alte Biograd der kroatischen Könige, doch als wir die Spitze der Insel Morter erreichen, senkte sich die Nacht auf das Meer, das Festland und die Inseln, welche bald der aus den Fluten auftauchende Vollmond mit zauberischem Lichte übergoss. Als wir am 20. Mai uns zeitlich früh wieder auf Deck begaben, hatte unser Dampfer, der 14 Knoten in der Stunde zurücklegt, eine so weite Strecke hinter sich, dass wir uns bereits mitten in Süddalmatien be- — 6 — fanden, Sebenico und Spalaw weit hinter uns hatten und uns schon Cannosa näherten, das einen Zielpunkt unseres Reiseprogrammes bildete. Wir ankerten vor dem Lande, von dessen Ufer uns neun Barken entgegenruderten, um uns dahin zu bringen. Mittlerweile waren Gewitterwolken am Horizonte aufgestiegen. Blitze und rollender Donner kündeten das Herannahen desselben. Die Landung gieng anstandslos vonftatten, wenngleich unsere Barken tüchtig herum-schautelten. Am Lande angelangt, welch ein überraschender Eindruck nahm uns da sofort gefangen! Da gibt es zwar keine Denkmäler alter Kunst, keine Kanst-schätze sind da aufgespeichert, hier hat nur die Natur allein ihre reichsten Gaben verschwendet, denn es war die südliche Vegetation, die mit ihrer exotischen Pracht das erstemal uns auf unserer Reise entgegentrat. Cacteen und Agaven überklettern da die Felsen, aus den Kronen mächtiger Orangenbäume schimmern die goldenen Früchte, Oleander, Oelbäume, in feurigem Blütenschmucke prangende Granatbäume, Iohannisbrot-bäume rahmen den Weg ein, Dattel- und andere Palmen breiten ihre Fächer nach allen Richtungen aus und bilden hohe und umfängliche Stämme, kurz alles, was wir Nordländer an exotischen Pflanzen bisher und meift in verkümmerten Exemplaren aus unseren Treibhäusern oder als Topfpflanzen kennen, finden wir hier wildwachsend in verschwenderischer Pracht der Farben und Gestaltung. Und nun denke man sich eine üppig wuchernde Vegetation in den Rahmen eincs cultivierten Gartens, und man kann sich ein annäherndes Bild von den Gärten des Conte Gozze machen, die sich in diesem Paradiese ausdehnen, mit ihren Statuen und Säulen, ihrem Neptunbrunnen und Laubgängen, den mit Bux eingerahmten Blumenbrettn und den lebenden Zäunen aus Rosmarinfträuchern, ihren Pinien- und Kastanien- — 7 — Wäldern. Sind diese Gärten zwar nur mehr die Zeugen einstiger, nun verschwundener Herrlichkeit, so fesseln sie unsern Blick gleichwohl durch den Zauber einer üppigen Südlandswelt. In einer Gartenpartie wird unS ein mächtiger Eichbaum gezeigt, den nur vier Mann umspannen können, in dessen Rinde die unglückliche Kaiserin von Mexiko in ihren glücklichen Tagen als Erzherzogin Charlotte ihren Namen und das Datum ein-geschnitttn hat. Die Zeit überwucherte das Monogramm, doch ist das C und von der Jahreszahl die Ziffer 63 noch gut kenntlich. Von den Gärten giengs dann eine kurze Strecke bergauf nach Trsteno (Gemeinde Dubrovnil) zu der eigentlichen Attraction dieser Küste, den zwei Riesenplatanen, von deren Größe man sich kaum eine Vorstellung machen kann. Besonders die eine derselben imponiert durch die kolossale Dicke des Stammes; sieben Männer waren kaum imstande, selbe 1'/« Meter über der Erde zu umspannen, der Durchmesser soll fünf Meter betragen, die ersten Aeste würden für sich schon sehr stattliche Stämme bilden; die Krone umfasst einen Kreis, innerhalb dessen vielleicht 1000 Mann stehen könnten. Man schätzt das Alter der beiden Bäume auf nahezu 700 Jahre, und dabei ist der Stamm ganz unversehrt, und macht der Baum durch sein frisches Grün und die Ueppigkeit seiner Belaubung noch den Eindruck blühender Jugendlichkeit. Die berühmten Körner-Eichen in Dallwitz bei Karlsbad reichen an die Dimensionen dieser Platanen nicht einmal annäherungsweise heran. Als die Gesellschaft wieder zur Landungsstelle der Barken zurückgekehrt war, erwartete sie ein schweres, um nicht zu sägen gefährliches Stück Arbeit. Das Gewitter, welches inzwischen immer näher gekommen war und der dasselbe begleitende Sturmwind hatte die Wogen des Meeres derart aufgewühlt, dass es des Aufgebotes aller Kräfte von Seiten der Barkenführer bedürfte, - 8 - UM das vor Anker liegende Schiff zu erreichen, und der Aufstieg auf das Fallrep desselben eine schwierige, für die Damen der Gesellschaft geradezu aufregende Arbeit wurde. Doch gieng die Sache glücklich vonstatten, und wir dampften, indessen sich das Gewitter verzogen hatte und die Sonne wieder klar am blauen Himmel leuchtete, nunmehr heiter und guter Dinge nach Gravosa, das wir in einer Stunde, also um acht Uhr morgens, erreichten. Gravosa ist eigentlich der Hafen von Ragusa, da der Hafen letzterer Stadt sehr klein und wenig geschützt ist, während jener von Gravosa groß, leicht zugänglich und gut geschützt ist. Die Stadt Gravosa zieht in langer Zeile um den Hafen herum, ohne besonders bemerkenswerte Gebäude, unter welchen uns das Hotel Petka durch seine Größe auffällt; ob es auch gut ist, kann ich nicht angeben, da wir dadurch, dass wir die ganze Verpflegung an Bord hatten und auch daselbst schliefen, von den dalmatinischen Hotelerfahrungen von vornherein emancipiert waren. Doch versicherte man uns, dass das Hotel bereits eine Etappe auf dem Wege des Fortschrittes im dalmatinischen Hotelwesen bedeute. Ragusa liegt südlich von Gravosa, nur eine halbe Wegstunde davon entfernt und von diefem durch die Halbinsel Lapad getrennt. Eine gute Fahrstraße führt dahin; und es ist diese Fahrt etwas vom Reizendsten, was man sich denken kann, der Anblick auf das Meer, auf das Gestade von Ragusa, auf das hochragende Fort S. Lorenzo ist ein wahrhaft zauberischer, dazu ist die Straße umrahmt von den Villen der Ragusaner mit ihren prächtigen Gartenanlagen; an den Felsabhängen blühen Cacteen und Agaven, über die Gartenzäune und -Mauern blicken Palmen und Aloen heraus, wir glauben uns nach Neapel versetzt; die Luft ist klar, der Himmel blau, und mit der Himmelsbläue wetteifert das tiefe Blau des Meeres, auf dessen leicht kräuselnden — 9 — Wellen es wie Silber glänzt. In der That ein un-vergessliches, farbenreiches und fremdländisches Bild. Unfere Wagen halten in der Vorstadt Pille. Wieder ein neues Bild. Hoch oben auf dem Berge das Fort Imperiale (unter den Franzosen, weil von ihnen erbaut, Napoleon genannt) mit seinen Bastionen und gezinnten Mauern, die Stadt selbst von Mauern umgürtet, links hoch oben am AbHange als Eckbastion der Thurm Mencetta, rechts die Seebastion und abgetrennt auf hohem Küstenfelsen das Fort S. Lorenzo. Wir stehen vor dem Eingänge einer Festung. Bei dem Durchgange des Thores Pille sehen wir, dass Ragusa von doppelter Mauer umgürtet ist, denn wir wandern zwischen hohen Mauern im Zickzack über eine Rampe hinunter, passieren das zweite Thor und stehen nun auf dem Stradone, der Hauptstraße von Ragusa, die sich mit den stolzen Palästen rechts und links, dem Uhrthurme im Hintergrunde stattlich genug ausnimmt und in uns die Empfindung wachruft, dass wir nicht nur auf geschichtlichem Boden stehen, sondern uns auch in der schönsten Stadt Dalmatiens befinden. Wer Ragusa nicht bloß besehen, sondern auch verstehen will, der muss sich die stolze Geschichte dieses einst so mächtigen Gemeinwesens ins Gedächtnis zurückrufen. Ragusa war nämlich eine besonders im 18. Jahrhunderte mächtige Republik, die sich aber, um sich vor dem Anstürme der noch mächtigeren venezianischen Republik zu erwehren, häufig unter fremden Schutz stellte, sogar unter jenen der Türken. Erst seit 1814 ist Ragusa in österreichischen Besitz übergegangen. Die Verfassung der Republik ähnelte sehr der venezianischen, war wie diese eine aristokratische, sie hatte ebenfalls ihren großen und kleinen Rath, der Doge hieß hier Rettore (vom Volke auch Principe genannt), auch hatte sie ihren ^ansi^i« äsi äieei. Alle diese Stellen konnten nur Edellmt? erleichen. Die Edelleute, welche im Adelsbuche verzeichnet — 10 — standen, wurden als solche auch von der österreichischen Regierung anerkannt. Die Geschlechter derselben bestehen theilweise heute noch, ohne jedoch die Bedeutung aus den stolzen Tagen der Republik je wieder zu erreichen. Diese Geschichte nun prägte sich der Stadt in ihrer zwar an Venedig erinnernden, aber doch wieder in gewissem Sinne selbständigen Architektur, der Bevölkerung in ihrer Art sich zu geben, ein. Die Reste der Romantik einer glänzenden Vergangenheit haben sich bis heute erhalten. Doch gehen wir nach dieser kurzen Abschweifung zur Besichtigung der Stadt selbst über. Wir befinden uns auf dem Stradone. Hier fällt uns sofort auf, dass alle palastähulichen Häuser ganz gleich sind, und dass sich zwischen je zwei Häusern eine schmale Gasse befindet. Es hat nämlich der Senat der Republik nach dem großen Erdbeben von 1667 den Beschluss gefasst, dass alle Paläste »durch Seiten gässchen isoliert und baulich gleichartig herzustellen seien. In diesen heute größtentheils verödeten Palästen wohnte bis 1799 der ragusäische Adel. Die Sehenswürdigkeiten von Ragusa sind der Rectorenpalast, ein Gebäude in italienischer Spätrenaissance, welches sich sehr stattlich präsentiert und einen schönen Hofraum mit steinerner Freitreppe befitzt. Der Thürklopfer am Thore (linker Flügel) zeigt ein Medusknhaupt, in oei-a peröuta Manier ausgeführt, von ebenso antikem als künstlerischem Werte; ferner das Gebäude der Dogana, auch Sponza genannt, ebenfalls im Renaissancestil, mit großen venezianischen Fenstern im ersten Stocke. Auf demselben Platze steht der altromanische Bau des Glockenthurmes, auf welchem eherne Männer die Stunden anschlagen, ebenso wie auf dem Toire d' Orologio in Venedig. Ferner ein Sandsteinpfeiler mit der Figur eines geharnifchten Ritters, der dcn Roland darstellen soll. Zu erwähnen wären noch die Kreuzgänge der Dominicaner- und Franciscaner- — 11 — Kirche, die San Biagiotirche mit der vergoldeten Silber-ftatue des hl. Blasius, des Schutzpatrones von Ragusa, und die Domkirche, 1715 vollendet. Letztere besitzt ein als Schatzkammer bezeichnetes Reliquiarium, dessen grüßte Merkwürdigkeit ein Waschbecken mit Gießkanne bildet, welches die Republik seinerzeit dem Könige Mathias Corvinus von Ungarn als Geschenk widmete. Der mit der Uebergabe desselben betraute Erzbischof starb unterwegs, und so kam das Kunstwerk wieder nach Ragusa zurück, wo es bis heute verwahrt wird. Ein Denkmal aus der Gegenwart bildet die Bronzestatue des kroatischen Dichters Gundulic (von den Italienern auch Gondola genannt). Der Dichter ist glücklich modelliert, die vier Basreliefs am Sockel stellen Scenen aus dessen Gedichte «Osman» dar. Das Denkmal ist von dem kroatischen Bildhauer Rendic concipiert und modelliert. Es war Sonntag, als wir in Ragusa waren, und so bot sich uns Gelegenheit, die malerischen Trachten der Süddalmatiner zu sehen, die farbenreichen Trachten der meist schönen, kräftigen und hochgestalteten Männer, den reichen und originellen Schmuck der meist kleinen und nur ausnahmsweise schönen Frauen und Mädchen. Da gab's Trachten aus allen Theilen des Landes, auch solche aus der Hercegovina und Bosnien, eine Montenegrinerin fesselte schon in Cannosa durch ihren Schmuck und ihre Tracht das ganze Interesse der Gesellschaft, besonders unserer Frauen. Also künstlerische und ethnographische Studien, landschaftliche Genüsse, was will da der Reisende mehr und dazu noch das alles in einenl so herrlichen südlichen Klima. Es blieb da nicht viel Ieit übrig, auf sich selbst zu denken. Doch die Natur forderte ihre Rechte, und nur ungerne traten wir zu Fuß oder zu Wagen den Weg nach Gravosa an, um an Nord unseres Dampfers in heiterer Gesellschaft zu dinieren. — 12 — Nach Tische gieng es wieder nach Ragusa zurück, und zwar nach dem kleinen Hafen, von dem sich die Gesellschaft mittelst des kleinen Vaporetto «Cavtat» nach der Insel Lacroma begab, welche nur eine See< meile von Ragusa entfernt ist. Um die Insel spielt die Legende eine gewisse Rolle. Das Kloster, welches außer dem Ragusa zugekehrten Fort das einzig bewohnte Gebäude der Insel ist, soll der Sage nach von Richard Löwenherz infolge eines Gelübdes erbaut worden sein. Als später das Kloster aufgehoben wurde, soll der Bischof die Insel verflucht haben, daher das Voll alle Unfälle der bisherigen Besitzer darauf zurückführt. Die Insel gieng später in den Besitz des damaligen Prinzen Erzherzog Ferdinand Max, nachmaligen Kaisers Max von Mexiko, und nach ihm in den des Kronprinzen Rudolf über. Seitdem hat die Insel ihre Besitzer oftmals gewechselt, bis sie wieder in den Besitz der Benedictiner übergegangen ist, welche jetzt dieselbe, von der Regierung unterstützt, bewirtschaften und die herrlichen Gartenanlagen, die Kaifer Max geschaffen, nunmehr mit Sorgfalt, wenngleich mit Ausschluss fürstlichen Luxus, erhalten. Der Reiz dieser Insel liegt nicht in architektonischer Schönheit des Klosters, des einstigen Fürften-sitzes, für dessen Ausschmückung der frühere Besitzer mit wenig Prunkliebe gesorgt hat, sondern in der fast subtropischen Vegetation, die wir da bewundern und die uns in den Glauben versetzen kann, wir seien noch um einige Breitengrade südlicher, als wir es thatsächlich sind. Blühende Granatbäume und fruchtbeladene Orangenbäume, Cacteen und Aloen, Palmen und tropische Thujen- und Iuniperusarten wechseln in schöngepflegten Anlagen mit den Pinienwaldungen, welche die ganze Insel beschatten. Da und dort öffnen sich durch den Wald Veduten hinaus aufs Meer und hinüber zur EtM. Die Klosterbrüder in ihren weißen Talaren empstengen uns auf das liebenswürdigste und machten - 13 — die Führer durch die Irrgänge der Anlagen und durch die Pinienwälder. Als wir abfuhren, winkten sie noch mit den Tüchern zum Abschiede, und ein Bediensteter des Klosters rief uns noch einen musikalischen Abschiedsgruß auf dem Flügelhorn nach. An der Nordseite der Insel erinnert ein steinernes Kreuz an eine Katastrophe, die sich im Jahre 1859 in der Nähe zugetragen hat, als nämlich die vor Lacroma ankernde Kriegsbriag «Triton» infolge einer Pulverexplosion in die Luft flog. Auf der Rückfahrt hatten wir den großartigen Anblick der Seeseite von Ragusa vor uns mit den mächtigen Festungsmauern, den massiven Bastionen, den stolzen Thürmen und darüber dem Fort Imperator, die versteinerte Romantik des Meeres. Den Abend verbrachte die Gesellschaft in dem Garten des Cafe's auf der Terrasse vor dem Pillethore, wo die banäa eivwa ihre muntern Weisen spielte und die ganze Bevölkerung von Ragusa in der lauen Luft eines südlichen Sommerabends promenierte. Am späten Abend versammelte sich die Gesellschaft wieder an Bord der «Hungaria» zum gemeinschaftlichen Soupee, dem noch Musik, Gesang und Tanz folgten. Die Genüsse des zweiten Reisetages wirkten so anregend auf Geist und Gemüth, dass an das Nachtlager nur sehr schwer und sehr spät gedacht werden konnte. Es dürfte sich überhaupt, so denken wir, lohnen, auch etwas über die Gesellschaft und das Leben an Bord der «Hungaria» zu erwähnen. Die Gesellschaft bestand, wie schon eingangs erwähnt, aus 63 Personen, darunter 25 Frauen und Fräulein. Die Herren waren meist Fiumaner, und zwar aus der beften Gesellschaft dieser Stadt. Des Führers der Expedition, des ortskundigen und immer liebenswürdigen Barons de Lettis, wurde bereits gedacht; es waren da der Vicebürgcrmeister von Fiume Dr. Nicolo Gelletich, Directoren und Präsidenten der Hocwtü, ck naviZa/ion? — 14 — Ilnßkli-o-Ooat a, Advocate«, Aerzte, Privatiers, Schiffs-rheder, Seecapitäne, Fabrikanten, ein Marine-Osficier und ein Photograph, der Ansichten und Gruppenbilder bei jeder Gelegenheit aufnahm. Der Ton in der Gesellschaft war ungezwungen und heiter. Für ungetrübte Heiterkeit sorgte in erster Reihe ein Fiumaner Herr, eine unerschöpfliche Quelle gesunden und in seinem Effecte unwiderstehlichen Humors, der die Gesellschaft stets in Athem erhielt und die Lacher immer auf seiner Seite hatte, eine Eigenschaft, die in den Momenten, in welchen das Meer seine Opfer forderte, von denen später die Rede sein wird, erst recht ihre wohlthätige Folgen zeigte. An Zerstreuung und Unterhaltung fehlte es nie, entweder fesselte das am Schiffe vorüberziehende Wandelpanolama das Interesse der Reisenden an sich oder es wurden Spiele arrangiert, eine Iux-tombola von dem früher erwähnten Bordhumoristen in lustigster Weise durchgeführt, eine zweite Tombola bot sogar wertvolle Gewinste, dann kam Tarol, 7>6 86tts und andere Kartenspiele, Gesang und Musik beim Clavier im Salon, Gesellschaftsspiele und gelegentlich Tanz. Von einem Gefühle der Langweile konnte unter solchen Verhältnissen nicht die Rede sein. Dazu befand sich an Bord noch die Reiseliteratur sammt Karten und Plänen, Photographien und Panoramen von Dalmatien, so dass die Gelegenheit zur Belehrung jener zur Unterhaltung die Wage hielt, abgesehen von der instructive« Conversation mit den vielen ortskundigen Mitreisenden, insbesonders den gewesenen Schiffsrhedern und Seecapitänen. Wir denken, unter günstigeren Bedingungen kann eine derartige Reise nicht leicht gemacht werden. Eine Meerbummelei mit dem ernsten Hintergrunde der Belehrung. Die Laibacher an Bord fühlten das und können nicht Worte genug finden des Dankes und der Anerkennung für das durchwegs gelungene Arrange- — 15 — ment überhaupt, aber auch für das gastfreundliche, ritterliche Auftreten der Fiumaner gegenüber den Laibacher Fahrtgenossen, über den feinen Ton und die edle Sitte, welche da in der so ungezwungen sich bewegenden Gesellschaft herrschten. Auch heuer wieder etablierte sich an Bord ein Separatclub des zweiten Platzes, der sich auch diesmal wieder als Republik erklärte, seinen Präsidenten, Vicepräsidenten, Secretär und Cassier (Fiscale) erwählte; die Hauptthätigkeit concentrierte sich, außer dem seines Amtes sich stets würdevoll bewussten Präsidenten, in der Person des Cassiers, der die mit Aufgebot aller Erfindungsgabe decretierten Strafen mit echt republikanisch drakonischer Strenge einhob, welche sodann von den Völkern der Republik sofort in flüssige Form umgewandelt und unter Scherzen und Reden entsprechend behandelt wurden. Wer aber da glauben sollte, dass die Bildung eines Separatclubs dem Geiste der Eintracht der Gesellschaft hinderlich im Wege stehen könnte, der irrt sich. denn die Republik unterhielt mit den auswärtigen Mächten stets die freundschaftlichsten Beziehungen, und nicht selten sah man fremde Völker sich im Kreise der Republikaner recht gütlich thun. Kein Wunder, dass daher bei den festlichen Gelagen der Gesammtgesellschaft auch Toaste auf die Republik nicht fehlten, die in dieser Form und bei solcher Gelegenheit jeder Polizeibeamte mit Beruhigung hätte ausbringen können, sowie es scherzhafte Gelegenheit genug gab, auch den Ruf «a basso la rspublioa» zu vernehmen, wenn selbe Scherz und Ulk bei den gemeinschaftlichen Diners und Soupers auch dahin übertrug, obwohl ihre Hauptthätigkeit sich meistens bei den sogenannten Nachtsitzungen so recht entfaltete. Nach dieser Abschweifung kehren wir zu unserem Reiseberichte zurück. Am Montag den 21. Mai um 6 Uhr früh verließ die «Hungaria» den Hafen von Gravosa und fuhr zunächst an der Mündung des Omblathales und des - 16 — gleichnamigen Flusses vorüber. Ein Besuch dieses Thales stand zwar ursprünglich auf dem Programme, aber in Rücksicht auf die hiezu erforderlich»' Zeit verzichtete man auf die Partie, da man die Schönheit des Thaleinganges auch beim Vorüberfahren genießen konnte, ein Besuch des interessanten Thales aber erst dann ein ganz ausgenützter wird, wenn man bis zu den Mühlen fährt, wohin jedoch der Dampfer wegen ungenügender Flusstiefe nicht gelangen kann; daher diese Partie entweder von Ragüsa zu Fuß oder von Gravosa mittelst Barke gemacht werden muss. Zwei Theilnehmer der Fahrt machten die Partie in einem Segelboot und verzichteten dafür auf den Besuch von Lacroma, konnten aber nicht genug von der Schönheit ihrer Excursion erzählen. Unser Dampfer umschiffte die Halbinsel Lapad und fuhr nun hart an der Küste, deren Anblick ein außerordentlich malerischer ist. Kaum hatten wir die Felsenabstürze der genannten Halbinsel hinter uns, präsentierte sich dem Blicke nochmals das herrliche Bild von Ragusa mit seinen Bastionen, oben auf der Höhe der Vorort Pille, das Fort San Lorenzo, die Pille-Terrasse mit dem Fort Sever oni, die Forts Molo und Ravelin, ein wunderbarer Anblick, der eine kurze Zeit von dem Dazwischentreten der Insel Lacroma verdeckt wird. Hierauf kommt das Kloster San Giacomo mit seinen Palmen in Sicht. Vor der Brennobucht liegen mehrere Felsenriffe, die Kämme (Pettini) genannt. Im Hintergrunde der Küste ragen die Berge Malanstiza und Schniegritza auf, welche das fruchtbare Canalthal einschließen. Etwas höher erblicken wir den Monte Cassone. Hat man die Höhe desselben erreicht, so tritt dicht vor unseren Augen das auf steilem Absturz liegende Sperrfort am Eingänge der Bocche di Cattaro in Sicht, so nahe, dass wir auf einer Bastion desselben einen Marine-Officier erkennen, der unsern Gruß - 17 — mit d.'m Schwenken seiner Mütze erwidert. Wir umschiffen nun die Punta d' Ostro, ein Inselchen in der Mitte des Canals trägt das Fort Mamula, auf der gegenüberliegenden Halbinsel Traste liegt das Fort von Punta d' Ärca. Hat man nun den stark befestigten Eingang der Bocche passiert, so fahren wir einem Schaustücke entgegen, das zu dem Schönsten gehört, was uns die Natur nicht bloß in Dalmatien, sondern überhaupt, selbst die Schweiz mit ihren Seen nicht ausgenommen, bietet. Wir erblicken gerade im Norden die Stadt Castel-nuovo, die linke Coulisse zeigt uns die Berge der Su-torina, die rechte jene der Halbinsel Traste, im Hintergrunde gerade über Castelnuovo erhebt sich der 1453 Meter hohe Radostak. Castelnuovo liegt terrassenförmig am Ufer und bildet mit seinen Mauern und Forts, insbesondere dem Fort Spagnuolo, und mit der üppigen tropischen Vegetation seiner Gärten eine malerische Staffage zu dem imposanten Landschaftsbilde. Hart an die Rwa der Stadt herangefahren, richtet nun unser Dampfer den Curs von Nord nach Südost und tritt durch den Canal Combur in die Bucht von Teodo ein. Nun wieder ein ganz anderes Bild. Wir sehen gerade vor uns Teodo, eine Kohlenstation der Kriegsmarine, links die mit Terrassenculturen versehenen Abhänge des Monte Desiviglie, rechts die sanfteren Abhänge der Halbinsel Lustiza und die tief ins Land einschneidende Bucht von Cartole mit zwei kleinen Inselchen, die den dortigen stachen Gestaden der Zupa vorliegen, im Hintergrund bildet die höchste Erhebung der schwarzen Verae von Montenegro der 1759 Meter hohe Lovcen (ital. Monte Tella). Wir sehen schon von hier aus die Serpentinen der Kunststraße, die von Cattaro nach Cetinje hinaufklettert. Nun schwenkt der Dampfer wieder nach Nordost und gelangt alsbald zu einem ganz enaen Schiff-sahrtscanal, zu den sogenannten Catene di Cattaro (die — 18 — Ketten), so genannt, weil in früherer Zeit dieses innere Thor der Bocche mit Ketten abgesperrt wurde. Man sieht noch heute den alten verfallenen Sperrthurm. Hat man die Catene durchfurcht, so sieht man gerade vor sich die stattliche Häuserzeile von Perasto, doch wendet unser Dampfer scharf nach West und umkreist die Bucht von Risano, hinter welcher sich die Berge der berüchtigten Krivoscie aufthürmen. Der gewöhnliche Dampfer nach Cattaro macht alle diese Curven selbstverständlich nicht mit, er geht den nächsten Weg, wir aber machen eine Vergnügungstour und wollen alles sehen, daher nur eine derartige Tour mit den Schönheiten der Bocche ganz vertraut machen kann. Aus der Bucht von Risano zurückgekehrt, hält unser Dampfer auf der Höhe von Perasto, da unser Schiffsphotograph eine Aufnahme des sich nun darbietenden Bildes machen will. Der Mann hat entschieden das Talent für sein Fach, denn er konnte in den Bocche kaum ein passenderes und entzückenderes Object zur Fixierung finden. Links die Häuser von Perasto, vor der Stadt gelagert zwei malerisch gelegene Inselchen, San Giorgio, auf derselben eine griechische Kirche mit grüner Kuppel, dann kwna 66Üa 8cnrp6ilo, ein katholischer Wallfahrtsort, links die Abhänge des Glogowatz, kahl, grau, zerklüftet; rechts sanfte, grüne, bewaldete Abhänge, im Vordergrunde derselben zwei Minenforts, weiter nach rückwärts leuchten die Thürme und Häuser von Ober- und Unter-Stolivo aus dem Grünen heraus; den Hintergrund bilden die Klüfte und Schneefelder des montenegrinischen Lovcen, ein wahrhaft entzückendes Bild, dessen Pendant etwa in den Hochalpen gesucht werden müsste. Unser Dampfer zieht nun in den eigentlichen Golf von Cattaro ein, zuerst östlich und dann immer südlicher, rechts Perzagno, links Dobrota hinter sich lassend, hierauf sehen wir links St. Elia und die grünen Gärten von Mula. — 19 — Das Wetter ist prachtvoll, die See spiegelglatt, so dass wir uns an den verkehrten Spiegelbildern der Ortschaften in derselben ergötzen; endlich hält der Dampfer an der Riva von Cattaro. Die Stadt Cattaro als solche fesselt unser Interesse in keiner besonderen Weise, höchstens bemerken wir die gute Pflasterung der Straßen, wir besichtigen auch den Dom, geführt von dem Podesta Dr. Bezzi, der sich der Gesellschaft in liebenswürdiger Weise als Cicerone anbietet; wir lassen uns die Zugbrücke vor dem Stadtthore zeigen, die noch heute, wie zur Zeit des Mittelalters, allnächtlich aufgezogen wird; wir bewundern das herrliche Wasser zweier Gebirgibäche, die unmittelbar vor der Stadt dem Gebirge entquellen und sogar innerhalb der Stadt Mühlen treiben — aber was unsere Sinne vollends gefangen nimmt, das ist die pittoreske Lage der Stadt. Denn hinter ihr thürmen sich gewaltige Felsmassen auf, auf welchen über schwindelnden Abgründen Befestigungen an den Fels wie angepickt erscheinen, eine über der anderen, alles ist wild, zerklüftet, zerrissen, von imponierender Großartigkeit, und als Gegensatz der Blick hinaus in die Bucht, dessen Wasserfläche in der Sonne stahlblau erglänzt, glatt und durchsichtig, wie ein alter venezianischer Spiegel. Der Empfang in Cattaro vonseite der Bevölkerung war ein sehr entgegenkommender; der Bürgermeister Dr. Bezzi, der auch beim Diner unser Gast war und daselbst in einem Toaste gefeiert wurde, blieb bei uns bis zur Abschiedsstunde. Der Nachmittag war dem Aufstiege auf die Serpentinen der Kunststraße nach Montenegro gewidmet. Neuu Herren ritten, ein großer Theil der Gesellschaft fuhr in Lohnfuhrwerken mit kleinen bosnischen Pferden und meist montenegrinischen Kutschern in die Höhe. Der Wagenzug und die Reiter, gaben den Serpentinen eine sehr malerische und bewegte Staffagp. Einstens führte nur ein Reitpfad 2» — 30 — später eine Fahrstraße in anderer Richtm.g, seit kurzem jedoch eine wahre Prachtstraße in 63 Serpentinen zur Höhe hinauf. Nach etwa zweistündiger Fahrt gelangten wir zu einem einzeln stehenden Wirtshaus, dem Ziele unseres Ausstieges. Da die Fahrt nach Cctinje von hier noch vier Stunden beansprucht, also sammt Nückfahrt eine Verlängerung unseres Reiseproa/ammes um einen ganzen Tag zur Folge gehabt hätte, mussten wir leider auf den Besuch der Hauptstadt der Schwarzen Berge verzichten. Der Zweck unseres Aufstieges aber war erreicht, nämlich der Genuss einer Aussicht, wie sie schöner und großartiger sich auch der Vielgereiste kaum vorstellen kann. Zu unseren Füßen die Wassel fläch? der vier großen Buchten der Bocche (Toplo, Teodo, Risano und Cattaro) mit ihren Städten und Dörfern, Kirchen und Gehöften, umrahmt von blühenden Gärten, terrassierten Hügeln, da kahle Felsen, dort grüne Kuppen, tief unten die Häuser von Caitaro mit den Schiffen und Dampfern, und im Süden der Ausblick auf das weite, unbegrenzte adriatische Meer, wir standen sozusagen auf dem Rigi von Dalmatien, der aber seinen Schweizercollegen durch den Ausblick auf das Meer überbietet. Und auf dieses herrliche weite Mer hinaus gi^ng nun unsere Reise. Wir hatten nunmehr den südlichsten Punkt derselben erreicht und befanden uns gegenüber der italienischen Küste auf der Höhe von Bari, Bar-letta, Neapel, wir hatten ja von Fiume bis hierher 300 Seemeilen zurückgelegt. Wir ruhten zunächst noch ein paar Stunden im Garten des an der Riva gelegenen Cafe's von den Strapazen des Tages aus, eine Ruhepause, die durch die Vorträge eines italienischen Tingel-Tangels nicht sonderlich verschönert wurde. Auch der Versuch, aus den Zeitungen Neues aus der Welt zu erfahren, scheiterte an dem Umstand«', dass wir die in Cattaro aufliegende neueste Zeitung schon beim Portier — 21 - in St. Peter gekauft, also schon gelesen hatten. Nachdem wir uns noch uom Bürgermeister verabschiedet hatten, atzten wir uns zum Souper auf dem Dampfer, der um 10 Uhr nachts seine Fahrt nach Lissa, unserem nächsten Reiseziele zu, richtete. Als der Tag des 22. Mai angebrochen war, es war ein herrlicher, sonnenheller Morgen, wurde ein großer Theil, wörtlich genommen, aus dem Schlafe gerüttelt, denn ein scharfer »Ponente» hatte über Nacht uns da draußen im offenen, freien Meere einen hohen Seegang herbeigeführt; das Schiff schaukelte nach allen Richtungen, nur geübte Seefahrer konnten sich an Bord bewegen. Die Folgen dieses Ereignisfes ließen bei dem größten Theile der Gesellschaft nicht lange auf sich warten, doch waren die alten wetterharten Seeleute, die sich unter den Theilnehmern der Fahrt befanden, in bewunderungswürdigster Weise bemüht, insbesondere den leidenden Damen beizuspringen, was ihre Thätigkeit allerdings in zunehmender Vieise in Anspruch nahm, da die anfangs sporadisch auftretende Krankheit bald einen geradezu epidemischen Charakter annahm. Baron Lettis und der Capitän trösteten die Kranken mit der Versicherung, dass in einer halben Stunde alles vorüber sein werde, allerdings wissend, dass diese halbe Stunde fast vier volle Stunden dauern werde. Endlich kam Lissa in Sicht, und als wir in den Bereich des Hafens kamen, war das Meer ruhig, und wir fuhren bei «Bonazza» (ruhiges Meer) in den Hafen von Lissa ein, freudig überrascht, als wir die österreichische Escadre daselbst vor Anker liegen sahen, die wir denn auch mit lautem «Hip, Hurrah!» begrüßten. Die Escadre unter dem Befehle des Contre-Admi-rals v. Hinke bestand aus dem «Kronprinz Rudolf», «Kronprinzessin Stefanie», «Tegetthoff», «Sebenico» und acht Torpedobooten («Meteor» und «Planet» sind sogenannte Torpedojäger). Am Landungsplätze empfieng __ 22 __ uns der Bürgermeister von Lissa, Dr. v. Giaxa. Notar daselbst. Die Gesellschaft löste sich nun in Gruppen auf, ein Theil besichtigte den Friedhof mit dem Löwendenkmal für die in der Seeschlacht von Lissa gefallenen Helden der ruhmreichen österreichischen Marine, das in uns mehr das Gefühl patriotischer Pietät als künstlerischer Befriedigung hervorrief, ein Theil wanderte außerdem nach dem Denkmal des englischen Admirals Hoste auf dem englischen Friedhofe zur Erinnerung an den am 12. Mai 1811 von diesem über die Fran« zosen im Canal von Lissa erfochtenen Seesieg. Andere machten sich mit den feurigen Lissaner Weinen, besonders des bekannten Weinzüchters Dojmi, und mit den berühmten Lissaner Sardinen bekannt. Vino St. Margareta aus den Kellereien des genannten Dojmi riefen an der Bordtafel allgemeine Anerkennung hervor. Bei der Tafel wulde auch Bürgermeister Dr. v. Giaxa gefeiert, der in schlichten aber warmen Worten dankte. Nach Tisch begab sich der größte Theil der Gesellschaft an den Bord des Admiralschiffes «Kronprinz Rudolf». Admiral von Hinke entsendete in zuvorkommender Weise Barken nach Lissa, um die Gesellschaft abzuholen und machte auf dem stolzen und prächtigen Schiffe persönlich die Honneurs in liebenswürdigster Weise. Lissa liegt uns Oesterreichern seit dem Jahre 1866 ganz besonders am Herzen, aber abgesehen von dieser herzbewegenden patriotischen Erinnerung, besitzt Lissa trotz des Mangels hervorragender Vaudenkmale und ausgesuchter Kunstschätze Anziehungskraft genug, um den Wunsch selbst zu längerem Aufenthalte daselbst rege zu machen. Lissa ist vielleicht weniger eine Sehens-, unter allen Umständen aber eine Genießenswürdigkeit. Die breitfächrigen und hochstämmigen Palmen und die feurigen Weine, die dem heißen Boden entsprießen, künden ein warmes südliches Klima, und vor allem ist es die Reinheit der Luft, die den Aufenthalt in Lissa zu einem — 23 — ebenso angenehmen als gesunden Aufenthalte macht. Lissa ist die am meisten ins offene Meer hinausgeschobene größere Insel, von allen Seiten strömt kühlende, stärkende, absolut staubfreie und reine, mit Blütenduft durchsetzte Luft zu. Der Communalarzt von Lisfa versicherte den Schreiber dieses, dass Diphtheritis z. B. auf Lifsa gar nicht vorkomme, überhaupt seien die Gesundheitsverhältnisse die allerbesten, was sich bei dieser Lage wohl auch begreifen lässt. Lissa wäre zum Winter-curorte wie geschaffen, der noch mangelnde Comfort würde sich schon finden, nur die mit dem Besuche Lissa's verbundene Seereise auf offenem und nicht selten stark bewegtem Meere würde sich dem Aufblühen einer solchen Curcolonie abträglich in den Weg stellen, was übrigens, wenngleich in geringerem Maße, auch für Lesina gilt. Im übrigen ist die Reisegesellschaft nur zu dem Hafen von St. Giorgio an der Nordküste angelaufen, wahrscheinlich böte in der angedeuteten Richtung der Hafen Comisa an der Westküste in klimatischer Beziehung noch größere Vortheile. Es bestand zwar ursprünglich die Absicht, dort zu landen, um damit den Besuch der Grotte auf der Insel Bust zu verbinden, eine Art Wiederholung der blauen Grotte von Capri, allein der hohe Seegang ließ die Möglichkeit der Ausführung dieser Idee nicht für wahrscheinlich erachten, eine Befürchtung, die durch das Ergebnis einer telegraphischen Anfrage in Comisa leider ihre Bestätigung fand. Auch die Cock'sche Reisegesellschaft musste tagsvorher den Plan, die Grotte von Bust zu besichtigen, des hohen Seeganges wegen aufgeben. Die Bewohner von Lissa sind meist Fischer, Ackerbau wird, trotzdem die Insel ein fruchtbares Thal l^ampo granäs) besitzt, nur wenig betrieben, der Weinbau ist auch hier arg geschädigt worden, so dass die Pflege des Chrysanthemum, welches im Handel noch immer theuer bezahlt wird, eine Art Ersatz für den — 24 — Entgang an Weinerträgnis bildet; in der That sind diese Pflanzen allenthalben auf großen weißen Lacken zum Trocknen in der Sonne ausgelegt, so dass man stellenweise auf den Gassen und Plätzen nur einen engen Durchgang zwischen diesen Chrysanthemumflächen findet. Nachmittags gieng die Fahrt nach der Insel Lcsina, mit mildem südlichen Klima, freundlichem Aus-sehfn und im ganzen fruchtbaren Boden. Man macht sich im allgemeinen leine rechte Vorstellung von der Größe und Ausdehnung der größeren dalmatinischen Inseln. So hat die Insel Vrazza z. B. eine Länge von 40 2 Kilometer und eine Breite von 27 bis zu 10-2 Kilometer, Lesina gar eine Länge von 68 Kilometern, allerdings bei nicht bedeutender Breite. Als wir wieder ins freie Meer hinauskamen, war der Süd« oft in einen Süd umgeschlagen, wir trafen noch immer hohen Seegang, und das mal äi mars fieng schon wieder an, sporadisch aufzutreten, doch die Fahrt dauerte nur zwei Stunden, und so gelangten wir ohne weitere Fährlichkeit nach Cittavecchia; leider fuhren wir an der Stadt Lesina, wenngleich nahe der Küste, jedoch ohne zu landen, vorüber. Die Stadt, überragt von den Forts Spagnuolo und St. Nicolo (früher Fort Napo-leone, ein Trutzbau aus der Zeit der französischen Occupation) sah stattlich genug aus. Hart am Ufer ist ein Gebäude mit Arcaden sichtbar, das ist die Loggia von Sanmicheli. Links am Ende der Stadt ragt der Glockenthurm empor. Auch Lesina konnte sich trotz seines milden Klimas, feiner prächtigen Umgebung und trotz mehrfach dahin abzielender Versuche (es wurde sogar die oberwähnte Loggia früher einmal als Cur-haus adaptiert) noch keinen Rang als Curort erringen, und sind seine Rivalen alle jene südlichen Küstenpunkte, die näher dem Festlande oder gar auf diefem felbst liegen und die daher die längere Seereise nur auf kurze Strecken bedingen oder ganz entbehrlich machen. - 25 — Wir landeten, wie bereits erwähnt, in Ciltavecchia (Starigrad), einem einst berüchtigten Piratennest der Narentiner. Besuche scheint die Stadt nicht zu häufig zu erhalten, wenigstens nicht Massenbesuche, wie unsere Gesellschaft einen repräsentierte, denn sonst hätte unsere Ankunft nicht ein so großes Aufsehen in der Stadt gemacht. Ein ganzer Schwärm von Einwohnern, darunter höchst wahrscheinlich das ganze Aufgebot der Schuljugend umrahmte zu beiden Seiten die lange Zeile unserer Gesellschaft, welche einen Rundgang durch die Stadt bis zum Eintritt der Dämmerung vollführte, alles staunte uns an und begleitete uns, so dass mir das Bild eines Zapfenstreiches einfiel, der auch stets von großer Volksmenge begleitet wird; der Unterschied war nur der, dass wir den wackeren Cittavecchianern keinen Ohrenschmauß, dafür sichtlich eine Augenweide darboten. Nach dem gemeinschaftlichen Souper an Bord gieng nachtsüber die Fahrt wieder südöstlich, so dass wir am Morgen des 23. Mai uns der Ausmündung der Narenta in das Meer näherten. Die Narenta ent> springt im Innern der Hercegovina und bildet auf dalmatinischem Boden ein weitläufiges Deltaland inmitten einer fruchtbaren Niederung. Die Breite des Stromes beträgt der Ausmündung zu 140 bis 180 Meter, die Tiefe 4 bis 5 Meter. Beständen nicht die Stromschnellen in ihrem Verlaufe, so wäre sie schon von Mostar aus schiffbar, so ist sie erst oberhalb Metkovic für größere Seeschiffe fahrbar. Metkovic liegt 15 Kilometer von der Flussmündung landeinwärts. In neuerer Zeit ist die Narenta reguliert worden, so dass infolge dessen viel fruchtbares Terrain gewonnen und die Ueberschwemmungen, sonst die stabile Plage dieses Landstriches, gegen vorher nicht unerheblich reduciert wurden. Die Einfahrt in die Flussmündung bietet ein hübsches Landschaftsbilo, im Vordergründe der breite, — 26 — innerhalb seiner Steindämme trag daher schleichende breite Strom, am Ufer zur rechten Seite das Fort Opus, links die Berge der dalmatinischen Küste. Nach einer Stunde Fahrzeit erblicken wir auf einer Anhöhe den Marktflecken Metkoviö, ihm gegenüber den Landungsplatz der Dampfschiffe und daneben den Bahnhof der gleichnamigen Station. Seit der Occupation der Her-cegovina durch Oesterreich und seit der Eröffnung der bosnisch - hercegovinischen Eisenbahn hat Metkovic an Bedeutung gewonnen und wird in voraussichtlich nicht zu ferner Zeit ein Verkehrscentrum des Südlandes von Dalmatien werden. Am Landungsplatze lag der vor kurzem erst erbaute Lloyddampfer«Metkovic», den wir besichtigten, und dessen elegante Ausstattung, insbesondere den luxuriös eingerichteten Speifesalon, Schlaf- und Vadecabinen man allseitig bewunderte. Doch soll das Schiff des schnellen Ganges entbehren. Um 7 Uhr morgens bestieg die Gesellschaft den bereitstehenden Separalzug, der dieselbe nach Mostar, also ins Herz der Hercegovina bringen sollte. Die Bahn ist schmalspurig, die Waggons, besonders die offenen, sind recht bequem. Fremdartig muthet uns an, wenn wir an den Stationen die Stationsdiener mit dem Fez auf dem Kopfe und halb türkisch, halb europäisch equipiert erblicken. Nach kurzer Fahrt überschreitet der Zug die dalmatinische Grenze und fährt stets am rechten Ufer der Narenta zwischen fruchtbaren Feldern, Weingärten, und, wenn wir im raschen Vorüberfahren recht sahen, auch Tabakpflanzungen im breiten Thale ins Innere des Landes. Wir sahen auf den Feldern Leute in türkischer Gewandung arbeiten, gelegentlich reitet ein so costümierter Einwohner mit dem Tschibuk im Munde an uns vorüber. Bald ist die erste Station, Caplija, erreicht, deren Chef ein Laibacher ist, und wo sich größere Tabakdepots finden. Man erhält da auch gutes Flaschenbier aus der Actienbräuerei in Sarajevo. — 27 - Wo die Cultur in ein Land einzieht, bringt sie gewiss auch das Bier mit. Bald hinter Caplija sehen wir rechts über der Narenta auf einem Bergabhange die mit Forts und bis an die Spitze des Berges hinauf ziehenden zinnengekrönten Ringmauern umgebene Stadt Pocitelj, höchst malerisch gelegen und unsere Aufmerksamkeit auch dadurch erregend, dass wir aus den Dächern der Stadt das erste Minaret emporragen sahen, uns über den confessionellen Charakter des vor uns liegenden Landstriches außer allen Zweifel stellend. Bald ist Buna erreicht, die letzte Station vor Mostar, wo wir abermals in der in freundlichem Thale liegenden Ortschaft zwei Moscheen erblicken. Die Narenta trägt bereits den Charakter eines rasch über Felsblöcke hinabstürzenden Bergstromes. Wir fuhren nicht mehr lange, als wir schon von ferne Mostar erblicken, die Hauptstadt der Hercegovina. Bald fährt unser Zug in den Bahnhof ein, wir verließen die Waggons, um die Stadt und das in ihr so lebhaft Pulsierende orientalische Leben zu sehen. Mostar nimmt in mehrfacher Beziehung das Interesse des Reisenden in Anspruch, der landschaftliche Reiz der Lage, die fremdartigen Baulichkeiten, das Straßenleben und das sichtbare Eindringen europäischer Cultur in ein früher m sich abgeschlossenes eigenartiges, dem Weltverkehre bis nun ganz abseits gelegenen Gemeinwesens. Die Lage Mostars kann nicht anders als eine in hohem Grade malerische genannt werden. Sie liegt inmitten von Bergen zu beiden Seiten der Narenta, über welche die berühmte, von vielen für römisch gehaltene, aber neuerer Zeit zweifellos als türkisches Bauwerk erkannte Brücke führt, von der die Stadt (8lari most) wohl ihren Namen haben dürfte. Diese Brücke ist die größte Sehenswürdigkeit der Stadt, sie spannt mit einem einzigen Bogen über den Fluss, die innere Höhe des Bogens misst 17 8 m, die Balustrade mil eingerechnet, — 28 - die ganze Höhe vom Wasserspiegel aus gerechnet beträgt 19 m, die Breite des Bettes 38 5 ,n, die Breite der Brücke 4 5 m. Der Bogen der Brücke ist nicht rund, sondern sich fast dem gothischen Spitzbogen nähernd, daher das Terrain derselben nach der Mitte zu aufsteigt und jenseits wieder abfällt. Architektonisch ist sie wie aus einem Gusse und Stile und fordert daher als altes Bauwerk unser ganzes Interesse heraus. Von einem von uns unterhalb derselben gewählten Standpunkte bietet sie ein ebenso architektonisch wie landschaftlich gleich fesselndes Bild. Der Stadttheil am rechten Narenta-Ufer ist eben, besteht aber meist aus alten, aus Stein gemauerten und mit Stein gedeckten niedern Häusern, welche im Innern nicht viel Reinlichkeit vermuthen lassen. Der Stadttheil am linken Ufer der Narenta besteht aus einer langen Straße, die parallel dem Flusse fortläuft. Von diefer Straße führen im rechten Winkel abzweigende Nebengässchen steil empor zum Berge, an dessen Fuße die Stadt liegt. Die Umgebung der Stadt trägt den Karstcharakter, kahle Bergkuppen, auf deren Abhängen jedoch Gärten, Weinberge und kleine Waldpartien sich vortheilhaft abheben. Hoch oben am Fuße des Berges liegt die griechische Kathedrale, in deren Nähe die katholische Kirche, was aber dem Stadtbilde das charakteristische Gepräge gibt, das sind die 22 Minarets, welche aus den verschiedenen Punkten der Stadt emporragen, also den Bestand von ebensovielen Moscheen bezeugen. Die Moscheen selbst, von denen wir zwei auch im Innern besichtigten, bieten architektonisch lein besonderes Interesse; das Innere derselben mit den Gebetttppichen auf dem Boden, den darauf liegenden Rofenkränzen, den in Wandschränken versorgten Gebetbüchern und anderen uns unverständlichen religiösen Apparaten muthet uns Europäer allerdings fremdartig genug an. Bei einer der Moscheen wurde uns gestattet, - 29 — ohne uns der Fußbekleidung zu entledigen, dieselbe, einen einzigen Teppich ausgenommen, zu betreten, bei den anderen durften wir nur ein paar Schritte vom Eingänge bis zum Beginn der Teppichlage machen. Ein Laibacher überraschte uns beim Austritte aus der Moschee mit einem Gruße von der Rundgallerie des Minarets, auf die er emporgestiegen war und von der er. wie er später erzählte, eine sehr dankbare Uebersicht über die Stadt gewann. Ein besonderes Interesse brachte unsere Gesellschaft dem Straßenleben entgegen, daher sich dieselbe in Gruppen zerstreute; man betrat die charakteristischen aber höchst primitiven türkischen Kaffeehäuser, wo man einen nach türkischer Art bereiteten vorzüglichen schwarzen Kaffee, und zwar zu einem niedrigen Preise erhielt, man durchsuchte die Warenlager in dem sogenannten türkischen Bazar, wo wohl jeder irgend elwas, der eine einen wertvollen Schmuckgegenstand, einen Teppich oder doch irgend ein Andenken einhandelte. Die Ortsindustrie bereitet sehr hübsche Sachen, von der primitiven Kaffeekanne bis zur reichornamentierten Kaffeetasse mit Schalen, schön verzierte Tschibuks und Cigarrenspitzen aus Zwetschkenholz, in das in der bekannten Manier Silberverzierungen eingelassen sind, Teppiche und Teppichtaschen in allen Größen und Farben und so vieles andere. Ganz charakteristisch sind die Trachten und Costume, die man da auf der Straße begegnet; da reitet ein offenbar reicher Muhamedaner in gelber Seide und golddurchwirktem Kaftan, den Schattenspender über dem Haupte haltend, von einem Diener zu Fuß begleitet, über die Brücke, da bilden sich Gruppen von baumstarken Männern, da sehen wir kleine Kinder spielen mit dem Fez auf dem Kopfe, kleine Mädchen mit den bis zum Boden reichenden Pumphosen. Der Verkehr mit den Eingeborenen gieng mit der kroatischen Svrache ganz gut; die Einwohner sind - 30 — «nämlich nicht Tüllen, sondern in ihrer Mehrheit zum Islam sich bekennende Slaven; türkisch spricht in Mostar außer den an den Moscheen Bediensteten fast niemand, alles spricht slavisch. Ueber Verwendung unseres Reisegenossen, d?s türkischen Consuls von Fimne, wurde es unseren Damen gestattet, zwei Harems zu besuche»!. Sie waren von der Schönheit und dem Luxus dieser Frauengemächer sowie von dem Werte des Schmuckes und der Originalität der Tracht der Herrinnen zwar befriedigt, die Herrinnen selbst aber entsprachen nicht den Bildern, welche wir in unserer orientalisch aufgeregten Phantasie uns von den Suleitas und Fatimen orientalischer Prunkpaläste vorzumalen pflegen. Besonders abstoßend wirkte auf unsere Frauen der Anblick der gefärbten Nägel, welche die orientalischen Frauen bekanntlich als besondere Schönheit betrachten. Uns Männern war auf der Straße nur der Anblick verhüllter mohamedanischer Frauen beschieden, bei denen wir vielleicht die Verhüllung nicht zu bedauern hatten. Eine Frau gieng über die Straße, ganz in weiße Seide und dunklen Ueberwurf gekleidet, offenbar eine wohlhabendere Frau. Ihr neugieriges und lebhaftes Auge ließ uns in Zweifel, ob in diesem Falle die Verhüllnng nicht doch ein grausames Spiel war. Wenn wir nach den Zeugen der Cultur einer für die Stadt hereingebrochenen neuen Zeit auslugen, so müssen wir in erster Linie das Narenta-Hotel erwähnen, ein Hotel ganz in modernem europäischen Stile, mit großem eleganten Speisesalon, schönem, schattigem Restaurationsgarten, Lesezimmer, Postbureau u. s. w., in welchem wir gleich bei der Ankunft ein sehr zufriedenstellendes Dejeuner mit köstlichem Biere einnahmen. Der Wirt ist, im Vorbeigehen gesagt, auch ein Laibacher. Hieher gehört wohl auch die schöne, im November 1882 eröffnete eiserne Franz-Iosefs-Brücke über die Na-renla, Hieher gkhört die großartige Anlage der Tabak- — 31 — fabrik, Hieher gehören die vielen neuen Bauten, die so mächtig aus den alten niedrigen Steinhäusern emporragen, vielleicht auch die deutschen Namen auf den Kaufmannsgewölben, allerdings viele mit charakteristischem Wohlklang derselben. Als zwei Laibacher Reisegenossen ihren Kaffee in einem türkischen Cafe' einnahmen, bildete sich rasch eine Gruppe junger hübscher Mostarer um sie, mit denen wir uns in ein Gespräch einließen. Da wir bemerkten, dass alle ganz kahlgeschorene Häupter hatten, während einem von ihnen unter dem Fez üppige braune Locken hervorquollen, so fragte mein Reisegenosse die Gruppe, warum der eine lange Haare trage. Da antwortete einer aus der Gruppe, auf den in seiner Lockenfülle prangenden Landsmann zeigend, auf slavisch: «Der ist ein «Gigerl». Wenn wir in einer orientalischen Stadt gutes Bier und ein türkisches «Gigerl» treffen, dann erscheint der Beweis erbracht, dass da die europäische Cultur an die Thore der Stadt klopfe. In der That scheint für Mostar eine neue Zeit des Fortschrittes heranzukommen.* Um Mittag traf die Gesellschaft dem Programme gemäß wieder am Bahnhofe zusammen. Schlag zwölf Uhr setzte sich der Zug in Bewegung, wir sahen soeben die Muezzims auf die Rundgallerien der Minarets heraustreten, um die Gläubigen zum Gebet aufzufordern, doch verschlang das Rasseln der Bahn die Worte. Wir sahen wohl die Botschaft, doch fehlte uns der Glaube. Um zwei Uhr waren wir wieder an Bord * Leider war es uns nicht möglich, weder die so verlockende Gelegenheit einer Ausdehnung der Fahrt nach Sarajevo auszunützen, noch einen Versuch zu Ausflügen in die Umgebung von Mostar zu machen, unter welchen wir jenen nach dem cilf Kilometer südlich von Mostar gelegenen Vlaqaj, dem Stammsitze unseres «Ukrainischen Adelsgcschlechtes der Grafen von Orsini-Vlagaj, mit der Muiue Strpaugrad den Vorzug vor allen übrigen gegeben hätten. — 32 — der «Hungaria» beim Diner versammelt, indes der Dampfer die Reise nach Spalato antrat. Die Fahrt gieng zuerst zur Ausmündungsftelle der Narenta zurück und dann im Canale di Narenta zwischen dem Festlande und der Halbinsel Sabiuncello nach Norden. Vald sehen wir wieder zur Linken die Insel Lesina in den Gesichtskreis treten. Doch wendet sich unser Vlick mit Vorliebe dem Festlande und seiner Küste zu, wo so oft da Ortschaften, dort ein Schloss und dahinter ein Berg den Wechsel der Ansichten vermitteln. Vor allem fesselte uns das Stäbchen Macarsca, in dessen Hintergrunde der 1765 Meter hohe Biokovo emporragt, der sagenreiche B?rg. auf welchem die Vila haust. Macarsca (eigentlich Brisk bei Macarsca) ist der Geburtsort d s Franciscanermönchs Kaci«! Miosiö, welchem Dalmatien eine wertvolle poetische Gabe verdankt, das Werk «Na^ovoru^oäni narnäaLlnvinZko^»» (Angenehme Unterhaltung des slavischen Volkes), das besser unter dem Namen «p^marica» (Liederbuch) bekannt ist und 140 Dichtungen enthält, welche die Heldenthaten altslavischer, serbischer, lroatiicher, bosnisch-r und bulgarischer Könige und einzelner Helden und Städte in demselben poetischen Tone bringen, wie dies in Volksliedern geschieht. Kacic MioZic, einer der besten dalmatinischen Volksdichter, lebte im vorigen Jahrhunderte, und wurde ihm in Agram ein Monument, modelliert von Rendic, in neuerer Zeit gewidmet. Macarsca bildete in alten Zeiten einen Schlupfwinkel der narentarischen Piraten und war der Hauptort des «?rjma^6», wie noch heute der Küstenstrich zwischen der Cettina und Narenta genannt wird. Unser Dampfer ist mittlerweile in den Canal della Brazza eingefahren, und wir sehen hinüber auf diese große, durch ihren Reichthum an Wein und Oel bekannte Insel. Noch sehen wir beim Beginn der einbrechenden Dämmerung Almissa auf dem Festlande, an dem wir vombtrfahren, — 33 — ohne den Ausflug vach dem Thale und den Wasserfallen der Cellina, so lockend dies auch wäre, machen zu können. Es war schon gegen 9 Uhr abends, als wir das Aufleuchten des Leuchtthurmes von Spalato sahen. Bald waren wir in den sichern Hafen von Spalato eingelaufen. Die Gesellschaft zerstreute sich fofort in der Stadt, ein Theil besuchte das im vorigen Jahre eröffnete groß? und fchöne, mit einem sehr schönen Concertsaale versehme Theater, wo an diesem Abende von einer böhmischen Gesellschaft in böhmischer Sprache «Carmen» von Bizet gegeben wurde, der größere Theil jedoch suchte Ruhe, Erholung und Erfrischung vor dem Caft Troccoli auf der Piazza dei Signori, jenem in altoenezianischem Charakter gehaltenen Plätzchen vor dem schönen Miniatur-Rathhaufe. Um 10 Uhr abends war an Bord Souper, und so schloss in heiterster Weise der an neuen Eindrücken so überreiche 23. Mai. Nun wäre die Aufgabe des Berichterstatters eigentlich erschöpft, da derselbe die Reise von Fiume nach Spalato bereits im vorigen Jahre besprochen hat. Doch wurde mit dieser Wiederholung der vorjährigen Tour noch eine Insel angelaufen, daher sich der Berichterstatter über den bereits bekannten Theil der Reise nur sehr kurz, über den noch unbekannten etwas ausführlicher ergehen wird. Am Morgen des 24. Mai machte die Gesellschaft, besonders jener Theil derselben, dem Spalato neu war oder eine Wiederholung der Genüsse des Vorjahres für willkommen hielt, ungewöhnlich zeitig Tag, und man zog in Gruppen in die Stadt, um den Diocletian'schen Palast, das Peristil, den Aesculap-tempel, die herrliche Domkirche, das archäologische Museum, das neue Theater, den Marmorbrunnen u. s. w. möglichst eingehend zu besichtigen. Um 9 Uhr morgens __ H^ __ gab die «Hunqaria» mit der Dampfpfeife an die mit der Rückkehr Zögernden das Signal zur Einschiffung. Als die Gesellschaft als vollzählig constatiert war, dampften wir durch den Canal der «Sette Castelli» nach Traü, jener interessanten, durch ihre Architektur so lebhaft an die glanzvollen Tage der Republik Venedig erinnernden Stadt. Nachdem wir die Drehbrücke, welche das Festland mit der Insel Vua verbindet, passiert hatten, landeten wir an der Riva, dortselbst von dem Podest«, Puoviö und dem ersten Assessor Palladino namens der Bürgerschaft der Stadt begrüßt. Traü hatte an diefem Tage, es war der Frohnleich-namstag, fein Festkleid angelegt, es wimmelte am Ufer von festlich gekleideten Männern, Frauen und Mädchen, alle in kleidsamen Nationaltrachten. Als wir auf dem Domplatz angekommen waren, um dieses Juwel der Baukunst und seinen in wunderbar harmonischen Dimensionen gehaltenen Thurm zu bewundern, empfieng uns die in der altvenezianischen Loggia aufgestellte Banda civica mit ihren Festklängen. Ich übergehe die nähere Beschreibung der Herrlichkeiten des genannten Domes, sein wunderbares Portal, die Chorstühle, die Schatzkammer, als bereits bekannt vorauss°tzend, desgleichen die Schönheiten der Loggia, des Palazzo Cippico, den Marktplatz mit den schönen Anlagen und der aus dem Thorbogen der Stadt herauswachsenden Cypresse. Das Leben in Traü war, da die Frohnleichnamspro-cession schon in Sicht stand, ein ungewöhnlich reges, und die zu erwartende kirchliche Festlichkeit machte sich durch lange Züge in weite weiße oder braune Mäntel gehüllter Männer, die mit Wachsfackeln zur Kirche zogen, bemerkbar. So interessant der ungewohnte Anblick einer dalmatinischen Frohnleichnamsprocession auch gewiss gewesen wäre, so war unseres Bleibens nicht da, und wir fuhren zwischen dem Festlande und den beiden Inseln Zirona hinaus ins Meer und entlang der Küste — 35 — hinauf nach Sebenico, passierten das Fort San Nicolo und den Canal St. Antonio und landeten zu Mittag in dem prächtigen Hafen diefer Stadt. In Sebenico galt das Hauptinteresse der Besichtigung des Domes mit seinem prachtvollen Tonnengewölbe aus Stein, den herrlichen Dimensionen dieses aus einem Gemisch venezianischer Gothik und Renaissance bestehenden herrlichen Denkmals der Baukunst aus dem 15. und theilweise aus dem 16. Jahrhundert. Nach Tisch gieng die Reise nordwärts, und um 7 Uhr abends landeten wir an der Riva von Zara. Der Theil der Gesellschaft, dem die Stadt unbekannt war, nützte die Zeit aus, um selbe in ihrem Detail zu besichtigen, der übrige promenierte in der Calle Larga oder ruhte in dem Cafi Centrale aus, welches an Schönheit der Anlage und Einrichtung weit und breit wohl nicht seinesgleichen hat, nur schade, dass es an der so engen «breiten» Gasse liegt. Abends 10 Uhr begann das Souper an Bord und gleichzeitig die Abfahrt, wohin, dass wussten wir selbst nicht. Da es, als wir soeben an Bord angelangt waren, zu regnen begann, die Winde sichtlich im Kampfe begriffen waren, so meinte der Capitän, er werde sich in seinen Entschließungen durch die Witterung bestimmen lassen; sieht es stürmisch aus. so fährt er direct nach Fiume, wenn nicht, nach Lufsinpiccolo, dessen Besuch am Programme des ersten Tages stand, daz aber für den Rückweg aufgespart wurde. Wir waren daher angenehm überrascht, als der Cameriere morgens an die Cabinen mit dem Rufe «Lussinpiccolo» klopfte. An Dsck angelangt, sahen wir uns am Ufer der einem großen Landsee ähnlichen Bucht des Hafens der genannten Stadt, welche das fast spitz zulaufende Ende der Bucht im Halbkreise umfängt, mit recht freundlichen Häusern, unter denen uns das Hotel Vindobona und die Pensionen Dr. Veths am User und — 88 — jene der Frau Pundschu am Weg nach Cicale und Cagliari am nördlichen Ende der Riva als die Zielpunkte der Lussinpiccolo des Curzweckes willen aufsuchenden, mit jedem Jahre an Zahl zunehmenden Fremden unsere besondere Aufmerksamkeit erregten. In der That verdient Lussinpiccolo unter den mittelst kurzer Seefahrt zu erreichenden südlichen Curorten zufolge seines Klimas den guten Ruf, den es als Winter« curort genießt. Dadurch, dass die Riva und die Westbuchten der Insel, und besonders der südliche Theil des Hafens von Cicale, vor dem Anstürme der mit Recht gefüchteten Vom und des Scirocco so ziemlich geschützt sind, dass durch sciroccale Strömungen die Luft feucht und warm erhalten wird, die Temperatur des die Bucht bespülenden Meeres nie unter -j-11"6 sinkt, erllärt es sich, dass im strengen Gegensatze zu den Temperaturen des naheliegenden Festlandes jene auf der Insel nnr ausnahmsweise, und da nur sehr wenig, unter Null sinkt und dieselbe ein Jahresmittel von 15-2 "6 ausweist, während Trieft (14-4). Görz (12 5). Venedig (13-7), Lesina (13-1) unter diesem stehen und Korfu nur 17 7 verzeichnet. Lufsin hat im Durchschnitte jährlich 100 vollkommen heitere, 48 vollkommen bewölkte, 112 Regentage (auch jene als solche gerechnet, wo es nur eine Viertelstunde regnet). Nebel ist selten, Schnee kam in sieben Wintern nur einmal vor, und da blieb er nur einige Stunden liegen. Lussin hat also ein verhältnismäßig warmes Klima, geringe Temperatursprünge, und gestatten seine Witterungsverhältnisse dem Kranken jeden Tag einige Stunden wenigstens gefahrlos in freier Luft zuzubringen. Der größte Uebelstand in Lussinpiccolo ist der Mangel guten Trinkwassers und von Parkanlagen. Eine Stunde von Lussinpiccolo entfernt liegt Lussin< grande, wo Erzherzog Stefan eine prächtig gelegene Villa erbaut hat; überhaupt bietet Lussinpiccolo viel- __ H^ __ fache Gelegenheit zu Ausflügen zu Lande und noch besser zur See. Nach diesen kurzen Besprechungen kehren wir wieder zu unserer Gesellschaft zurück. Ein Fahrtgenosse, Herr Luigi Kosulich, der auf der Insel begütert ist, hatte die Liebenswürdigkeit, die ganze Gesellschaft zu einem Frühstück auf seiner Campagna einzuladen. Selbe hatte hiebei den. Vortheil, außer dem Genusse der Gastfreundschaft auch das Innere eines solchen Landsitzes kennen zu lernen, und da die Campagna hoch oben an der Berglehne liegt, auch einen schönen Ueberblick auf die Bucht und die Stadt zu gewinnen. Die Campagna ist ein ziemlich weitläufiges Gebäude, das Terrain terrassiert, auf jeder Terrasse Zeugen der üppigen Vegetation der Insel, Citronenbäume, mit Früchten beladen, von denen der gastfreundliche Hausherr Prachtexemplare für die Ge-sellschaftsmitglieder abschnitt. Aus der Wand des Hauses auf der untersten Terrasse wächst ein Kappernstrauch heraus, dessen Früchte das ganze Haus für das ganze Jahr versorgen, ein Ableger desselben wächst zwischen zwei Steinen der Terrassenbrüstung hervor. Die Hausfrau und die Frau und das hübsche Töchterchen des Verwalters credenzen den Kaffee. Mit dem Ausdrucke des Dankes scheidet die Gesellschaft und benützt die Zeit, um die Stadt zu besehen. Von der Terrasse vor der Domkirche mit ihrem hohen Campanile genießen wir den Ueberblick über die Stadt aus den Hafen und Quarnerol bis zum Velebit und Monte-maggiore. Vor der Villa gar bewundern wir eine prachtvolle Dattelpalme, eine noch fchönere im Hofe der Mädchenschule blieb uns mit letzterer verschlossen. An der Riva finden wir zwei kleine Gartenanlagen, deren eine ein prachtvolles Excmplar einer Auraniaria trägt. Ein Blick auf den Fischmarkt zeigt uns den Fischreichthum dieser Bucht. Eine Specialität sind die — 38 - Scampi (Seelrebse), die außer im Quarnerol nur noch in Norwegen vorkommen. Morgens um 8 Uhr waren wir wieder an Bord versammelt und durchfuhren die Bucht und verließen dieselbe bei der Boccafalsa. Auf das freie Meer hinaus gelangt, sehen wir die geologisch interessante Sandinsel Sansego vor uns im Morgenlichte schimmern. Wir fuhren nun entlang der Küste der Insel Cherso, auf der uns der Monteossero sein kahles Massiv zeigt, links erblicken wir das Promontore, die Südspitze Istriens. Der Dampfer nähert sich nun der Ostküste Istriens, an dessen bergigen Abhängen wir die üppige Vegetation, besonders Kastanien- und Lorbeerwälder, bewundern. Eine schöne Abwechslung bietet die Ausmündung des Val d'Arsa, hoch oben aus dem Bergrücken thront die Stadt Albana, der Blick ins Innere zeigt uns im Hintergrunde des Thales Fianona und hoch ragt über dem ganzen Bilde der Montemaggiore empor. Nun treten uns bereits bekannte Bilder entgegen; wir sehen auf dem Bergabhange und unten am Meere die beiden Moschenizze,dann Lovrana, Ika,Iciciund zuletzt Abbazia und Volosca, nach Norden ragt auf hohem Bergrücken Castua und der Innerkrainer Schneeberg empor, von durchsichtigen Nebeln üicht umflort. Der Dampfer wendet sich nun nordöstlich, und schon sind wir im Golfe von Fiume, der schönen Stadt, deren Häuser und Villen uns freundlich entgegenwinken. Die Reise naht sich ihrem Ende, an Bord entsteht lebhafte Bewegung, man richtet das Gepäck zurecht, und nun gieng es angesichts des Hafens von Fiume an ein Begrüßen und Abschiednehmen, jeder mit dem Gefühle im Herzen, dass das Unternehmen der zweiten dalmatiner Gita ein in seiner Gänze und in seinen Details voll gelungenes war. Man hatte schon beim letzten Souper an Bord nach der Abfahrt von Zara das Comite', den Führer der Expedition, Baron de Lettis, — 39 - die Republik, den Capitän, ein Laibacher die Fiumaner, ein Fiumaner die Laibacher beim Glase Champagner leben lassen; nun wiederholten sich diese Dankesworte an alle die Genannten, man hatte das Gefühl, dass man von alten, liebgewordenen Freunden scheide. Der Wunsch nach Wiederholung eines solchm Unternehmens war schon während der Fahrt da und dort zur Sprache gebracht worden, zuerst schüchtern, dann immer drängender. Das alte Sprichwort: «1'aMit vient on mangsant!» bewährte sich auch hier. Voriges Jahr war man mit der Fahrt nach Oberdalmatien vollauf befriedigt, heuer kam Unterdalmatien bis ins Herz der Hercegovina und an die Grenze Montenegro's daran, schon sprachen einige für das nächste Jahr von Korfu, den jonischen Inseln, einer rief das Wort «Athen» dazwischen, und die Kühnsten regten unsere Reiselust mit dem Rufe «nach Constantinopel» auf. Das kühne Wort bekam Flügel und wurde zum Abschiede das Schlagwort, denn man verabschiedete sich mit den Worten: «^ rivs^erci 5 ^onstantinopoli!» Am Ufer erwarteten die Angehörigen der Fiumaner die Heimkehrenden, und den 25. Mai um halb 1 Uhr war der kurze aber herrliche Traum ausgeträumt. Wir haben in Vorstehendem selbstverständlich nicht die Absicht gehabt, etwa eine Reisebeschreibung von Dal-matien zu geben, dazu fehlt die Zeit und in diesen Blättern der Raum, es fehlen culturelle, historische, künstlerische, ethnographische, naturhistorische Studien — unser Zweck war nur, den Theilnehmern dieser unvergesslichen Reise ein ErinnerunaMatt in die Hand zu geben, lose aneinander gereihte Reisebilder und Reise-Eindrücke — sie wurden aber veröffentlicht, um das größere Publicum auf die Schönheiten des uns Südösterreichern immerhin verhältnismäßig nahe liegenden und erreichbaren, aber doch so wenig gekannten und so wenig besuchten Wunder-landcs DalmalilN aufmerksam zu machen. — 4N — Wir Laibacher aber sagen auch an dieser Sklle unsern lebhaftesten Dank den hochgeehrten Mitgliedern des Comite's der zweiten Gita nach Dalmatien, dem unermüdlichen orts- und sachkundigen Führer Baron de Lettis, dem Präsidenten und dem Director der Kocwla äi navißgnonk Ungsra-OolUs, den Herren F. Corosacz und Matteo Pollich, dem verehrten Vicebürgermeister Dr. Nicolo Gelletich, dem Präsidenten der Republik, Herrn Al. Maderspach, dem Repräsentanten gesunden und nie versagenden Humors, Herrn Carmino Deseppi, sowie allen Theilnehmern an der Fahrt mit der Versicherung, dass uns die herrlichen Tage in Dalmatien sowie das freundnachbarliche und gastliche Entgegenkommen der Fiumaner für immer unvergesslich bleiben werden.