lnr Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Nedigirt von Leopold Kordesch. ^ ^O3. Montag au: 23. Dezember 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein Halber Bogen, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand,in Kupfer gestochene« kolorirtes Eostumebild, illyrische Volkstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blattes ist in Laibach ganz» jährig «, halbjährig 3 fl. Durch die k. t. Post unter Couoert portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fl. C, M.. und wird halbjährig «orausbezahlt. Alle t. l. Postämter nehmen Pränumeration an. In Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lcrcher am Hauptplatze. Der Ghristbaum. > O, wie viele schöne Gaben " Lichtumstrahlt der Christbaum trägt! Guter Kinder Eltern haben Liebcrfüllt sie eingelegt. Wie sie jubeln, freudetrunken. Wie die Kinder fröhlich sind! Traurig und in sich versunken Steht ein armes Waisenkind. Von den uielcn schönen Gaben Ist ihm keine dargebracht: Äch! sie liegen längst begraben. Die einst liebend sein gedacht.. Doch ein Mädchen fühlt Erbarmen, Hin zum Waisenkind es stiegt, Theilt sein Spielzeug mit dem Armen, Und zwei Herzen sind beglückt. H. Costa. Die Weihnachtsbrote. Ein Veitrag zu den Sitten und Gebräuchen in Krain, von Joseph Buchenhain. '<°M^^ genthümlichkeiten; so auch Krain. Die Zeit­ schrift Carniolia hat in den sechs Jahren ihres Bestehens schon Vieles von den Gebräuchen und Sitten unserer Pro­ vinz veröffentlicht, daher auch dieser kleine, anspruchslose, und eben zeitgemäße Aufsatz bezüglich der Weihnachtsbroce nicht unwillkommen sein dürfte. Bei Möttling in Umerkrain werden zu Weichnachten mit besonderer Sorgfalt in jedem Hause 4 Brote gebacken, wovon eines aus Weihen-, die drei andern aber aus ge­ mischtem oder Kornmehl bereitet werden. Das Weitzenbrot wird überdies mit verschiedenen Verzierungen, als Ge­ stechten, Kränzen, kleinen Vögeln, Blumen (alles aus Teig und von Mädchenhänden geformt) sinnreich ausgeschmückt, und die Hausfrau trägt besonders Sorge, daß solches gut aufgehe, recht schön aussehe und wenigstens eine Spanne hoch sei. Dieses Brot wird in der Landessprache Lo- »IiiZImUc genannt und hat eine zirkelrunde Form von"3em breiten Neife eines Siebes, in welchen man es hinein­ zwängt, bevor es in den Ofen geschoben wird. Die anderen drei Brote werden auf ganz gewöhnliche Art bereitet. Sobald die Weihnachtsbrote aus dem Backofen ge­ nommen werden, trägt sie die Hausfrau in die sogenannte Kammer («aän«, KiliiH) oder in den Keller (Kram). Am Weihnachtsabende, wenn sich schon Alles zur Ruhe begeben hat, bringt die Hausmutter die Brote in die Stube und legt sie auf den reinlich abgeriebenen, ganz leeren, massiven Eßtisch dergestalt, daß das weiße in die Mitte, der andern drei zu stehen kommt. Am Morgen des heiligen Christ­ tages werden die Weihnachtsbrote unangeschnitten wieder in die Kammer oder in den Keller getragen. Am Vor­ abende des heiligen Stephans und des Neujahrsfestes wird diese Ceremonie wiederholt. Sobald hingegen am NeujahrS- morgen das ganze Hausgesinde und alle Glieder der Fa­ milie von der Morgenandacht aus der Kirche nach Hause gekommen sind, versammeln sich Alle stehenden Fußes um den Tisch, worauf die Brote liegen, wobei nur der Haus­ vater das Recht hat, obenan zu sitzen. Da der Glaube herrscht, daß diese Brote an den drei heiligen Abenden von der Allgegenwart Gottes gesegnet worden sind, und nach einer frommen Annahme das weiße Brot das neu­ geborene Christkindlein, die schwarzen Brote aber die drei Weisen aus dem Morgenlande bei dem Volke bedeuten^ so werden sie auch mit der größten Ehrfurcht von dem Haus­ vater behandelt und in drei Theile getheilt. Ein "Theil davon, und zwar der größte, wird unter" die Hausleute, der andere unter das Hausvieh vertheilt, der dritte hingegen für Verwandte, Freunde, Bekannte und Nachbarn aufbe­ wahrt, welche zu dieser Zeit einander besuchen und sich wechselweise mit den Weihnachtsbroten zu betheilen pflegen. Diese Beehrung mit den gesegneten Broten ist immer ein Beweis von Liebe und Achtung, die man gegen einander 4R» hegt, und es ist ein untrügliches Zeichen, daß zwischen Fa­ milien, welche das Weihnachtsbrot unter einander theilen, kein Haß, sondern die innigste Freundschaft bestehe. Der Weihnachtsabend ist dem Volke gleichsam ein Bote, des Friedens und ein Zeuge der Versöhnung; auch die Thiere, mit Ausnahme des unreinen Schweines, sollen Theil daran haben; denn sie waren ja einst Zeugen von der beglücken­ den Geburt des Weltheilands, daher betheilen die Unter- krainer in frommer Erinnerung an diese heilige Zeit auch diese mit dem Weihnachtsbrote. Io<:ooi-a! Der Stiefvater. Ein Lebensbild von der Verfasserin des in der Carniolia No. 36, 3? und 38 l. I. erschienenen Lebensbildes »die Stiefmutter.« (Beschluß.) So verflossen drei freudenleere Jahre, so rückte die Zeit heran, in welcher Auguste vom Pensionate in das Elternhaus zurückkehren sollte. Sie kam. Die entwichenen drei Jahre hatten sie zur üppigen Knospe einer reizenden Jungfrau heranreifen, ihre gemüthskranke Mutter dagegen welken gemacht, und sie erschracken beinahe Beide beim Wiedersehen. Auguste aus Leidwesen über das betrübte Aussehen ihrer Mutter, letztere aus einem Grunde, den sie sich,selbst nicht zu offenbaren getraute. Augustens reines, lindliches Gemüth, ihr für alles Schöne und Gute empfäng­ licher Geist sprachen ihren Vater nun um so mehr wieder an, als er an der Seite seiner übrigens höchst achtungs­ würdigen Gattin, alles geistigen Austausches entbehrte. Ed­ mund sah sich nun wieder mehr an das Haus angezogen und jeder freie Augenblick wurde dazu gewidmet, um mit seiner Tochter am Fortepiano und bei Lesung der Bücher gediegenen Inhaltes zuzubringen; er und Auguste waren heiter, nicht so Marie, die sich in eine höhere Sphäre geistiger Bildung nie hinauf zu schwingen vermochte. Darum fühlte sie sich vor ihrem Gatten von der Tochter gewisser­ maßen verdunkelt und der Funke des Argwohns wuchs hiedurch zur Flamme der Eifersucht empor, der Marien's innerstes Leben angegriffen hatte und Leib und Gemüth um so mehr zerstörte, als sie die furchtbare Leidenschaft aus Zartgefühl und Schonung ihres schuldlosen Kindes in sich verschloß. Auguste und Edmund ahnten nichts von dem furchtbaren Leiden Marien's, wiewohl die Abnahme ihrer Lebenskräfte sichtbar war; sie setzten ihren geistigen Verkehr, bei welchem Auguste von ihrem Stiefvater am Wissen von Tag zu Tag zunahm, harmlos fort, bis das verzehrende Feuer in Marien's Busen den Geist des Le­ bens aufgezehrt und die stille Dulderin auf das Kranken­ lager gestreckt hatte. Auguste war die sorgfältigste und mitleidvollste Pflegerin ihrer geliebten Mutter, deren Sterbe­ bett sie bis zum letzten Lebenshauche der Geliebten nicht verließ. Edmund theilte diese Sorgfalt für seine ver­ ehrte Gattin, deren Lebensfaden abgelaufen war; sie seg­ nete ihr Kind, welches sie ihrem Gatten mit der Offenba­ rung ihrer sich selbst bereiteten und nun bald überstandenen Seelenleiden empfahl und ihr Geist ging hinüber, wo seit ihrer Wiedervermählung ihre Gedanken und Wünsche so oft waren. Edmund betrauerte wehmüthig mit seiner Tochter den Verlust der stillen Dulderin und that auf ihrer Leiche einen heiligen Schwur, der Tochter ein wahrer Vater zu sein, und während er bereits seit der Vermählung mit Marien nicht nur für die geistige Ausbildung Augu­ stens, sondern auch für die Vermehrung ihres nicht unbe­ deutenden Vermögens bedacht war, trug er für die Aus­ bildung seines jünger« Bruders Sorge, damit er zur Voll­ endung und Selbstständigkeit gelange, da Edmund bemerkt hatte, daß Auguste auf seinen Bruder einen Eindruck gemacht hatte, den sie zu erwiedern schien. Die jungen Leutchen lernten einander näher kennen und lieben, und nach einem Jahre nach dem Tode Marien's segnete Ed­ mund seine Tochter Auguste als Braut seines Bruders im Namen ihrer wahren Eltern, deren Stelle er vollkom­ men vertrat. , „. , , , Der betrogene Gauner. Humoreske von Bernhard Thomschitsch. Erschöpft von den Anstrengungen des Kartenspieles, den leeren Beutel in der Tasche, saß in einer der schmu­ tzigsten Tavernen des Städtchens V"* halbschlummernd das liederlichste Kleeblatt von der Welt, und fluchte neid­ erfüllt über einen begünstigten Sohn Fortunens, welcher eben mit sehr befriedigter Spielleidenschaft sich aus dem Staube machte. — Die trübe Zukunft, die sich nun plötz­ lich vor den schlaflechzcnden Augen der wackern Ritter auf- that, beschäftigte dergestalt ihre Sinne, daß sie inmitten der philosophischen Betrachtungen über das wandelbare Glück weder auf das Spiel eines eben eingetretenen Leier­ mannes, noch auf das Augenspiel einiger Anwesenden ach­ teten, womit diese die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken suchten. Das weibliche Dienstpcrsonale nahm sich diese von jeder Partei gleich streng bewiesene Kälte nicht wenig zu Herzens doch nicht so der süße Leiermann, der, sobald er mit seiner Arbeit fertig war, einen Teller ergriff, und die allem Anscheine nach hochgestellten Fremden um einen Gnadenpfenning ersuchte. Wiewohl Jeder von der Schwind­ süchtigkeit seines Beutels hinreichende Kenntniß hatte, griffen doch Alle mechanisch in ihre Taschen und wühlten in großer Verlegenheit gegen die sie si/irenden Augen des Gastwirthes herum, worauf der Vornehmste der unglücklichen Herrschaf­ ten ein Paar so flammende Blicke auf den unbefriedigten Tonkünstler warf, daß dieser im Hui das kostbare Instru­ ment ergriff und sein Heil in der Flucht suchte. Es war wohl leicht möglich, daß dieser tragikomische Auftritt den Eigenthümer der Bedienungs-Anstalt auf die geldentblößcen Brüder aufmerksam machte; denn es dauerte nicht lange, als er, ganz sonderbar gelaunt, mit der Rech­ nung in das Zimmer trat, und zwar gerade zu rechter Zeit, da sich das edle Dreiblatt eben anheischig machte, bei einer Seitenthüre das Fersengeld zu nehmen. Schnell sperrte er