LMchkr Taablatt. Ncbaction ur.b Expebition: Bahnhofgasse Nr. 15 i„»,nun*in» Wir.ij.25tr; Montaq, 22. Bcpt. 1879. — Morgen: Thekla I. btr Post: «Sanzjähr. fl. 12. 1 _________ _________________________________________ „„ _ . _ liränumerattonevreife: <^r 2 J Kür Laibach: Ganzj. fl. S'40? 3nfettlon6ptei|e: Sin» / ixallize Pelitieile » 4 tr., bei i O Wiederholungen ii 3 tr. An- zeigen bi« 5 Zeilen 20 tr. V Autonomistisches. Das leitende Organ der altczechischen Parteiführer legt einen rühmenswerthen Eifer an de» Tag die Regierung über die Endziele der unter Hohenwarts Aegyde erfolgten Coalition der Verfassungsgegner auszuklären. Vom Conseivatismus, wie ihn die ossiciösen Organe Taaffe's im Munde führten» ist in der „Politik" keine Rede mehr. Das Programm der Rechten — so erklärt das Prager Blatt — ist weder eonservativ noch liberal, foruern es ist staatsrechtlich, und nicht das ver-lo.iQcn wir von der Regierung, daß sie eine con-serv"tive Aera inauguriere, sondern daß sie die aulo.omiftischen Bestrebungen zur Geltung bringe. An die Stelle der Vereinigung aller Parteien, an die Stelle der geträumten Mittelpartei, welche nach den Versicherungen der regierungsfrommen Blätter den einheitlichen, über allem Parteileben stehenden Stal'tsgedanken zum parlamentarischen Ausdruck bringen sollte, ist der verschämte Föderalismus und die unverschämte Forderung der Herren Rieger und Genossen getreten, das Ministerium soll sich zum Evangelium staatsrechtlicher Ueberlieferungen zweifelhafter Abstammung bekennen. Nicht mehr die auf den betretenen Wegen allerdings aussichtslose Versöhuungspolitik Taaffe's, sondern die politische Rickt'ng Hohenwarts ist zur Signatur jener Partei geworden, von deren Erscheinen auf parlamen-VMschent Boden man sich noch kurz vorher Wunderdinge versprach. Hoffentlich reicht die oben citierte Erklärung der „Politik" vollständig hin, um den osficiösen Schönfärbern Schweigen aufzuerlegen. Sollten sie aber auch jetzt noch gesonnen sein, die publi-cistischen Kundgebungen aus dem Heerlager der Rechten als bloße Theorien ohne praktische Be- deutung hinzustellen, so ersuchen wir, nur einen Blick auf das nachfolgende parlamentarische Calcul zu werfen, mit welchem die „Politik" ihren Artikel über die zukünftige Reichsrathsmajorität einleitet: „Es werden auch in der bevorstehenden Session zunächst die beiden alten Klubs, der polnische mit 58 Mitgliedern und der Hohenwart'sche mit circa 50 Mitgliedern, wieder ins Leben treten. Der böhmische Klnb wird die 34 slavischen Abgeordneten aus Böhmen und die 10 aus Mähren umfassen. Es ist noch nicht gewiß, ob die 16 böhmisch-mährischen conservativen Großgrundbesitzer dem national-böhmischen Klub beitreten oder aber im Verein mit einigen ausgleichsfreundlichen Abgeordneten des alten Klubs des linken Centrums einen vierten, einen Großgrundbesitzerklub, bilden werden. Im elfteren Falle würden die drei Klubs, der böhmische, der polnische und jener des rechten Centrums, zusammen mindestens 176 Abgeordnete umfassen, welche als Kandidaten autonomistischer W.ahlcomites gewählt worden sind, also eine unzweideutig autonomistische Partei bilden. Zur absoluten Majorität fehlt dieser Partei Eine Stimme; allein da die beiden verfassungstreuen Minister Horst und Stremayr von der eventuellen verfassungstreuen Opposition abzuzählen sind, so würden wir, selbst wenn alle jene Abgeordneten, die wir als Mittelpartei bezeichneten, sich der Opposition anschlössen, woran gar nicht zu denken ist, da z. B. die Beamten Schwegel, Winkler, de Pretis, Sochor und andere ganz gewiß jene Evolution nicht mitmachen werden, dennoch die relative Majorität besitzen." Die „Politik" setzt also erstlich voraus, daß die gesummte Regierung und also auch die früher zur Verfassungspartei gezählten Mitglieder derselben, den autonornistischen oder richtiger gesagt föderalistischen Bestrebungen der vereinigten 93er« fassungsgegiier ihre Zustimmung geben werden, und daß es ferner dem Hochdrucke der Regierung gelingen werde, die Beamten-Abgeordneten von einer Parteinahme gegen die Allianz der Rechten zurückzuschrecken. Sache des Ministerpräsidenten wird es sein, die Führer der föderalistischen Liga von dem Jrrwahne znrückzubriugen, als ob er schon dadurch einer der Ihrigen geworden sei, weil er in einer unseligen Stunde der Täuschung den Beschluß gefaßt, Abstinenzpolitikei und Rechtspartei zu den Stützen eines Coalitionsministeriums zu machen. Gras Taaffe wird sich zu diesem Schritte entschließen oder aber aus das Verbleiben jener Männer in seinem Kabinette verzich'en müssen, welche zwar, wie Stremayr und Horst, d.m Vermittlungsministerium unter der Voraussetzung beitraten, daß es auf verfassungsmäßigen Bahnen wandle, welche sich aber gewiß nie und nimmer dazu hergeben werden, eine schöne parlamentarische Vergangenheit mit einem förmlichen Farbenwechsel im föderalistischen Sinne abzuschließen. Von Horst wie von Stremayr liegen bereits diesbezügliche Andeutungen vor. Erstem Hat bekanntlich gegen die Annahme eines Mandats aus den Händen Hohenwarts und seiner Partei protestiert, und beide sollen entschlossen sein, nur dann im Kabinette zu bleiben, wenn dessen Programm nicht auf einett prinzipiellen Gegensatz im Lager der geei ügten Verfassungspartei stößt. Letzteres müßte aber unbedingt der Fall fein, wenn die von der „Politik" ausgegebene Losung auch die Regierungsparole des Ministeriums Taaffe würde. Was aber endlich die „Beamten" anbelangt, von welchen das Altczechenblatt erwartet, daß sie sich bei ihrer Abstimmung lediglich durch höhere Weisungen führen lassen werden, so zeigt diese Feuilleton. Cantors Trinchen. (Eine Geschichte au8 bem Leben.) Ostersamstag ists. Die kleine Dorfkirche hat ihr stolzestes Festgewand angelegt und droben vor dem Altäre steht der würdige Pfarrer, die schwere Monstranze hoch in den altersschwachen, zitternden Händen erhoben, um mit bebender Stimme der versammelten Gemeinde vielleicht zum letzten male die frohe Kunde von der Auferstehung des Erlösers zu bringen. An den Stufen des AltareS kniet ein schwarzlockiger Knabe, die großen dunklen Singen unverwandt auf die funkelnde Monstranze geachtet; und wie die Accorde der Orgel, vom frohen „Hallelujah" jugendfrischer Kinderstimmen und dem Hellen Geläute der vielen kleinen Glöcklern noch übertönt, durch daS kleine Gotteshaus brausen, denkt er daran, wie schön ei sein werde, wenn dereinst er dort oben stehen und die ganze Ge« meinde vor seinen Worten auf die Knie sinken würde, den priesterlichen Segen zu empfangen. Und wie er so schaut und sinnt und immer eifriger daß qualmende Rauchfaß schwingt, Batte et nicht Zeit zu bemerken, wie eine glühende Kohle auf sein Ehorhemdchen fiel, dessen Blütenweiße gar herrlich vom Purpnrroth des Ministrantenrockes abstach. Erst in der Sakristei entdeckte er das angerichtete Unheil, daS in Gestalt eines häßlichen Brandfleckes schon all' die unfreundlichen Berührungen ahnen ließ, welche ihm vonseite deS Meßners als Strafe für feine Unachtsamkeit zutheil werden mußten. Doch ist die Roth am größten, ist GotteS tilfe am nächsten! so dachte unser Fritz, als antorS Trinchen, feine liebste Jugendgespielin, sich erbötig machte, den Schaden zu reparieren, bevor noch ihr Vater etwas gemerkt. Und Fritz war nicht undankbar: er versprach seiner Schul-genossin ein schönes buntes Osterei, und wenn er nur erst einmal Pfarrer sei, dann solle sie, wie er ihr schon oft versprochen, seine Köchin werden. Jahre waren seitdem vorübergegangen und CantorS Trine zum schönsten Mädchen des Dorfes herangeblüht, als nach langer, langer Abwesenheit der angehende Klenker Friedrich seine Heimat wiedersah. Eine elternlose Waise, hatte er unter der DiSciplin bei bischöflichen Knaben-SeminarS zwar schon völlig auf die Spiele feiner Jugend ver- !»essen, aber doch fühlte er einen eigentümlich techenben Schmerz unter dem schwarzen Priester-gewandt, als ihm die Vertraute seiner Knabenzeit erröthend die Hand zum Gruße bot, und er wußte wol selbst nicht, wie es kam, daß er von nun an gar nicht mehr am Hause des alten CantorS vorübergehen mochte, ohne seinem ob dieser Aufmerksamkeit hoch erfreuten ehemaligen Lehrer einen Besuch abzustatten. Die Frau Cantorin aber konnte schon nach wenigen Tagen nicht genug davon erzählen, wie fromm und gelehrt und doch dabei so leutselig des KroatenschusterS Friedrich sei, während eS ihrem hübschen, viel umworbenen Töchterlein anfänglich nicht recht in das kleine Köpfchen wollte, daß der Verkehr mit jungen Burschen gar so gefährlich sein könne, wie ihn ihr Jugendfreund ausmalte. Und doch sprach Friedrich, der es als Geistlicher jedenfalls am besten wissen mußte, so überzeugend und sah ihr dabei so eigentümlich bittend m die Augen, daß sie, seinen Worten Folge gebend, zum großen Ber-drusse aller Burschen im Dorfe jede Begegnung mit diesen immer mehr und mehr vermied. Die alten Weiber aber, die früher über die häufigen Besuche des angehenden Klerikers bei Trinchen» Eltern bedenklich den Kopf geschüttelt, bekamen nun einen gar hohen Begriff von der Beredsamkeit und dem Pflichteifer deS künftigen Priesters, der in so kurzer Zeit daS ganze Wesen eine? lebenslustigen, ia oft übermütigen Mädchens derart umzuwandeln wußte, daß eS dem Tanzboden, Voraussetzung recht gut, was man von den Kla- s en der Verfassungsgegner über Regierungshoch' c ruck zu halten hat. Würde jemals der Fall ein- l treten, daß Hohenwart, Rieger und die Partei t des „Vaterland" das Staatsruder Oesterreichs in t die Hand bekämen, dann hätte auch die Stunde t geschlagen, in welcher der Beamte zum politischen s Paria herabgedrüüc würde. Noch sind sie weit i vom Siege entfernt, und doch ergeht man sich 4 schon in' weitgehenden Folgerungen betreffs der s unbedingten Fügsamkeit der Beamten im Abge- l ordnetenhause, ganz abgesehen von jenen schani- j losen Denunciationen gegen verfassungstreue Be- i amte, durch welche die Organe der national-feu-dal-klerikalen Bundesgenossenschaft die Regierungsfähigkeit ihrer Partei zu fördern suchen. Hoffentlich reichen diese Thatsachen hin, um jenen Be t amten die Augen zu öffnen, welche bei der letzten , Wahl für die Stadt Laibach einem Anhänger l jener Partei die Stimme gaben, die schon derzeit < kein Bedenken trägt, das politische Selbstbestim- ( mungsrecht des Staatsdieners mit Füßen zu treten, i * ( * * j Die Reise des Fürsten Bismarck, welcher gestern s in Wien eintreffen sollte, wird von den brutschen j Blätter» durchwegs mit dem Ausdrucke großer Be- | friedigung und als Symptom des bevorsteheuden ; engen Anschlusses der beiden mitteleuropäischen Groß- < ftnaten besprochen. Besonders charakteristisch sind j die Bemerkungen der „National-Zeitnng", welche ; den bevorstehenden Wiener Besprechungen einen maß- , gebenden Einfluß auf die deutsche Politik der Zu- , kuuft zuschreibt. Wie das erwähnte Organ der Na- ; tioual-Liberalen ausführt, habe der Verlauf der , Orientkrise den große» Vortheil gehabt, daß sie klar , vor die Augen stellte, wie nahe sich in dieser Frage < die wolverstandenen Interessen der beiden Reiche , mit einander berühren, wie sie völlig ineinander- ; fließen. Wenn Oesterreich für seine Bestrebungen auf dem Kongresse die vollste diplomatische Unterstützung Deutschlands gefunden habe, so komme seine jetzige militärische Machtentfaltung au dem Lim auch 1 den wolverstandenen Interessen Deutschlands wieder 1 zugute. Dir Ueberzeugnng, daß Deutschland und Oesterreich enger auf einander angewiesen seien, als 1 irgend zwei andere Reiche, die in voller Unabhän- l gigkeit selbständig neben einander existieren, lebe seit : langer Zeit in den Völkern. Eine genaue Revision des Bestandes an schwebenden Fragen werde das Resultat ergeben, daß überall sich die Interessen Deutschlands und Oesterreichs mit einander decken -Und bttfj beide ans einem vollkommenen Einver- ' dessen Königin Cantors Trinchen früher war, völlig entsagte, um dafür in Gesellschaft ihres SeelenfrenndeS nm so häufiger zur Kapelle zu wallfahrten, die tief im Waldesschatten ein touit* dttthiitig Gnadenbild barg. Wol gab es noch hämische Verleumder, welche dieser Gesinnungs-Änderung rein weltliche Motive unterschoben und besonders bedeutsam auf die rothgeweinten Beugtem hinwiefen, welche Trinchen nach der Abreise Friedrich- in dar Seminar zur Fortsetzung seiner theologischen Studien gezeigt haben sollte. Doch diese verstummten, als Trine auch jetzt nichts an ifim Lebensweise änderte, und man fand es schließlich ganz natürlich, daß ^ritdrich, der von nun vn seine Ferien immer in seinem Heimatsdorfe verbrachte, auch seine Primiz hier abzuhalten be-IchloH und feiner Jugendgefpielin die Ehrenauf. gäbe zutheil werden ließ, am Tage seines Abschieds von der Welt als Vertreterin der von ihm als Braut erwählten Kirche zu fungieren. Gar prächtig Neideten die grünen Mhrthenzweige ihr reiche«, goldblondes Haar, welches, in doppelten Mächten um dar Hinterhaupt gelegt, dar blasse Ächchtcheu mit den tiefblauen, schwärmerischen Augen wie mit einem natürlichen Diademe krönte; und wie sie so im weißen, wallenden Kleide an fcet Seite des finster blickenden jungen Geistlichen stänbnisfe nur Vortheil ziehen könne». Wie aber gerade die Uebereinstimmung zwischen den beiden Reichen es war, welche einen glücklichen Ausgang des Berliner Congresscs ermöglicht und dem Welt-theile den Frieden gesichert habe, so sei zu hoffen, daß ihr ferneres gutes Einvernehmen eine Bürgschaft für die Bewahrung des Friedens bleibe. Wer in der Reise des Fürsten Bismarck de» Versuch zur Herbeiführung eines Schutz- und Trntzbündnisses suche, der schätze die Bedeutung berselbeu nicht zn hoch, sondern zn niedrig. Es gelte vielmehr, einen Zustand herbeizuführen, welcher beii Abschluß von Schutz- und Trutzbündnissen entbehrlich macht. * * * Im Laufe der letzten Zeit wurde aus Bosuieu das Auftauchen bewaffneter Ban.eu signalisiert, welche unter dem Namen von „Freiheitskämpfern" besonders bas Gebiet von N'vesinje unsicher machten. Die sofort vorgenomuienen militärischen Streifungni gegen diese» Raubgesindel, welches de» kleinen Ban-benkrieg »ach der Gewohnheit der letzten Jahre als ErwerbSzweig ausnützte, führte zur Sprengung der sauberen Gesellschaft, welche nun im benachbarten Montenegro Schutz und wol auch Unterstützung suchte. Sie sahen sich jedoch in ihren diesbezüglichen Erwartungen getäuscht. Eine der ersten Regierungshandlungen des von Wien zurückgekehrten Fürsten Nikola von Montenegro bestand darin, die strengste Ueberwachung der Grenze auzuordnen. j Mehrere bei den erwähnten Vorfällen Compromit-tierte, welche nach Montenegro geflüchtet waren, wurden ausgewiesen und eventuelle Theilnehmer an de» Ruhestörungen aus Montenegro mit lebenslänglicher Kerkerstrafe bedroht. Wir stehen nicht au, dieses Vorgehen des Czernagoreenfürsten als Beweis jener Schwenkung zu begrüßen; welche schon in der Wiener Reise Nikola's ihren formellen Ausdruck fand. * * Die beutschen Klerikalen kommen aus einem Douchebad in das andere. Erst kühlte die Antwort Puttkammers ihre Hoffnungen ab, welche bald darauf durch die Parole der Bismarck'schen Freiconservativeu für den Wahlkampf: „Wider Pfaffen und Junker" bis auf den Gefrierpunkt sinken mußten. Wenn man sich aber trotzdem der Erwartung hingab, daß der Kulturkampf mildere Formen annehmen würde, so verweisen wir nur auf einen Beschluß des Kreis gerichtes von Deutschkrone, nach welchem Kardinal Ledochowski, der angebliche Unterhändler zwischen Berlin und dem Vatieau, wegen Uebertretung der die Kirche entlang schritt, beneideten sie alle ihre l ehemaligen Freundinnen um das Glück dieses einen Tages, zu dessen Gedächtnis sie von ihrem geistlichen Bräutigam ein Medaillon mit dem Bilde der Gottesmutter und dem Datum der Primiz erhielt. * * Wieder ists OstersamStag, wieder prangt das Dorfkirchlein im Fchornate, und wenn sich auch einzelne Gemeindeglieder bitter darüber beklagten, daß die PatronatSbehörde bei der Wiederbesetzung der erledigten Pfarrpfründe sich weniger um das Dienstalter der Bewerber, als vielmehr um die hohe Gunst kümmerte, in welcher der kaum 34jäh-rige Pater Friedrich bei der Frau Amtmäumn als Erzieher ihrer Kinder stand, fo tröstete man sich damit, daß der neue Herr Pfarrer wenigstens ein Kind des Dorfes und der beste Prediger in der ganzen Umgebung fei. Und wie er fo -droben vor dem Altäre stand, eine wirklich imposante Erscheinung mit stattlichem Doppelkinn, und, den Kopf wie zum Ausdrucke deS geistlichen Stolzes leicht nach rückwärts geneigt, mit kräftigem Bariton und in künstlerisch aufgebauten Cadeuzen daS „Christus ist erstanden!" intonierte, flüsterte ein alter Mütterchen ihrer gleichfalls schon hoch bejahrten Nachbarin vertraulich leise ins Ohr, Maigesetze iiibetresf der Verhängung der großen Exeommunication gegen ben staatstrenen Propst Lizak in Schrotz zu 2000 Mark Gelbstrafe, eventuell zu 70 Tagen Gefängnis und zu ben Kosten verurteilt würbe. * * Nach dem nunmehr vorliegenden Wortlaute der Thronrede, mit welcher die neue Session der niederländischen Generalstaaten eröffnet wurde, sind die Hoffnungen der Klerikalen vollstänbig enttäuscht. Ist auch König Wilhelm III. fei» Freunb des entschiedenen Fortschritts und war auch die prononciert konservative Richtung desselben der Grund zur Beseitigung des früheren liberalen Ministeriums, so ist doch auch im derzeitige» Coalitionsministerium des Barons van der Lynbe» keine Stimme zu sin-beu, welche ben Wünschen der Ultramontanen auf U»terdrücku»g des feiner Einführung harrenden Volksschnlgesetzes das Wort reden möchte. In der Thronrede verpflichtet sich nämlich die Regierung, das fragliche Schulgesetz möglichst rasch einznjühren, sobald die erforderlichen Mittel und Wege beschafft sein werden. Nach allem zu urtheilen, ist eben das neue Kabinet trotz seines Bestrebens, über den Parteien stehen zu wollen, doch genöthigt. feine Stütze bei den Liberalen zu suchen, zum großen Verblüffe der konservativen Presse, welche vom Mi-uistcrwechsel schon aus einen gründlichen Sistern-I Wechsel schließen zu können glaubte. Das ben niederländischen Kammern vorgelegte Budget pro 1880 weist 115 Millionen Ausgaben und ein durch Schatzscheine zu deckendes Deficit von sieben Millionen aus. Um das Gleichgewicht für die Zukunft herzustellen und die Auslagen für ben Unterricht und die Rotterdam« Wasserstraße zu bestreiten, wird das Ministerium neue Steuern, eventuell ein Anlehen beantragen. * * * Die ossiciell bestätigte Nachricht über die Gefangennahme des Kaffernkönigs Cetewayo dürste als die Schlußmeldung vom südafrikanischen Kriegsschauplätze gelten. Allerdings war es kein Meisterstück, den von seinen Uuterthanen verlassenen Fürsten abzufangen. Gleichwol bedurfte man aber dieses Erfolges, wenn man dem Kaffernkriege überhaupt ein Ende machen wollte. Lorbeeren hat sich indessen England bei diesem Kampfe nicht erworben. Der entscheidende Sieg bei Uluudi hat kaum die Schmach der selbstverschuldeten Niederlage bei Jsan-dnla ausgewogen, ganz abgesehen davon, daß dieser Krieg eben nur eine Folge des erbärmlichen Rechts- ! welch' schöne Stimme der neue Herr Pfarrer habe. Eine städtisch gekleidete üppige Frau, deren volles blondes Haar sich widerspenstig aus der weißen Haube hervordrängt, hat diese dicht hinter ihr gemachte Bemerkung dennoch gehört und lächert, daS strahlende Auge fest auf die hohe Gestalt des celebrierenden Priesters gerichtet, still vergnügt. Sie hatte ja auch einen Antheil an jedem dem Pfarrer gespendeten Lobe, denn des Kroatenschusters Fritz hatte treulich sein Wort gehalten und erst vor wenig Wochen CantorS Trine zur Pfarrerköchin gemacht. Selbstverständlich fehlte eS bei dieser Gelegenheit nicht an heimlichen Randglossen, aber die Mehrheit ihrer Schulgenossiunen war darin einig, sie habe wol daran gethan, nicht so einen armen Schlucker geheiratet, sondern ruhig abgewartet zu haben, bis Pater Friedrich selbst in der Lage war, für sie zu sorgen. Niemand im Dorfe hätte es aber gewagt, über Pfarrers Trine, die ja alle Sonntag bei Amtmanns zum Kaffee geladen war, auch nur ein Wort des Tadels offen auSzufprechen, und daS zwar umsoweniger, als diese nunmehr ihre ganze frühere Heiterkeit wiederfand und allen Armen der Umgebung eine Wolthäteri» wa»d. , . £ Doch kein Glück dauert ewig. Ehe noch ttn Zahr vergangen, fing die neue Pfarrerköchin zu bruches war, dessen sich Old-England durch die Annexion der Bauernrepublik Transvaal schuldig machte. Alles das hat jedoch Lord Beaconsfield nicht gehindert, in einem am 19. d. abgehaltenen Bankett der landwirthschastlichen Vereinigung von Buckinghamshire das englische Heer im Gegensätze zu de« Armeen des Kontinents als einen Hort der Unabhängigkeit Europa'» zu feiern. Wenn diese ruhmredige Phrase Wahrheit wäre, könnte Europa wol sein Schicksal beklagen, das ihm England zum Freiheitswächter bestellte. Gegenwärtig dürste übrigens John Bull in Afghanistan so viel zu thnn haben, daß ihm keine Zeit zu seiner europäischen Mission bleibt. Einer Depesche der „Times" zufolge soll sich Herat im vollen Aufruhr befinden, und ist vorläufig noch gar nicht abzusehen, bis zu welchem Grade der Verwicklung die afghanische Affaire sich herauswachsen wird. * * * In Amerika hat sich aus dem Kleinbürgerstande der Städte, aus den Farmern und kleinen Grundbesitzern eine neue Partei gebildet, deren ausgesprochenes Bestreben zunächst dahin gehen soll, der Uebernmcht der großen Bahnconsortien und der durch ihren Einfluß geförderten politischen Corruption die Spitze zu bieten. So weit ließe sich gegen die Tendenzen dieser Partei, welche sich „Partei der Arbeit" nennt, nichts einwenden. Doch finden in ihr auch jene unruhigen Elemente Aufnahme, welchen überhaupt die gegenwärtige sociale Ordnung der Dinge ein Greuel ist. Soeialisten, welche in Europa keinen Boden für ihre Umsturzpläne fanden, verlorene Existenzen, die nach jedem Mittel greifen, um des Lebens Nothduft zu befriedigen, weiße Arbeiter, welche durch die Concurrenz des genügsamen Chinesen und des freien Negers die Grundlagen ihres Gewerbes bedroht sehen — das alles drängt sich in buntem Gemisch in die Partei der Arbeit, welche unter solchen Umständen wol ein nicht zu nnterschätzendes und vielleicht bedenkliches Fermant für das sociale und politische Leben der vereinigten Staaten werden könnte. Deshalb begehen die Republikaner, unter deren Finna die Geldaristokratie Schwindel und Corruption großzog, einen großen Fehler, wenn sie die neue Parteibilduug einfach als ein Werk communistifcher Agitation bezeichnen. Der Grund des Uebels, welches den Anlaß zur Bildung der „Partei der Arbeit" gab, liegt tiefer; er liegt im historischen Entwicklungsgänge der letzten Jahrzehnte und kann in seinen Folgen dem im weißen Hduse zu Washington herrschenden Sisteme über Nacht ein Ende machen. kränkeln an. Ihr kaum auflebender Humor schwand und kehrte auch nicht wieder, als sie nach mehr-monatlichem Kurgebrauch körperlich gesundet in das heimatliche Dorf zurückkehrte. Immer lag so etwas wie ein nagender Kummer in ihrem Antlitz, und ob sie auch kein Kind am Pfarrhofe vorübertragen ließ, ohne es geherzt und geküßt zu haben, so zog doch stets ein leichter Thränenflor über die freundlichen Augen, wenn so ein kleines Wesen seine Aermchen verlangend nach der stattlichen Fan anSstreckte, die, wie der Herr Pfarrer zürnend zu bemerken pflegte, den Pfarrhof zu einer Klein-Kinderbewahranstalt umzuwandeln drohte. * * Draußen auf dem Dorfplatze vor der Pfarre produciert sich eine wandernde SeiltänzergeseUschaft und das Kirchweihpublikum klatscht begeisterten Beifall, wenn der Gaukler der Truppe einen kleineu, schmächtigen Knaben hoch in die Luft schleudert und das Kind, Dank dem gegebenen Schwünge und der eigenen Fertigkeit, doch immer mit kühnem Purzelbaum ungefährdet auf die Füßchen zu stehen kommt, um sich dann mit Kußhändchen für die zugeworfenen Aepfel und Bäckereien zu bedanken. Mehrmals war schon das Kunststück Wiederholt — da ein Mißgriff, und der arme Knabe liegt blutend auf der Erde. Der Pfarrhvs ist Vermischtes. — Zum Tode verurtheilt. Die Wiener Geschwvrnen haben am vergangenen Samstag den verheirateten, kinderlosen Schneidermeister Leopold Winkler mit acht gegen vier Stimmen schuldig erkannt, feine im hochschwangeren Zustande befindliche Geliebte Leopoldine Hänsel venniltelst Cyankali vergiftet zu haben. Aus Dieses Verbiet hin wurde Winkler, der bis zum letzten Augenblicke trotz aller Beweise seine Tyat zu leugnen versuchte, zum Tode durch den Strang verurtheilt. — KampfzwischenJägernundWild-dieben. Im Reichraminger Revier der gräflich Lüinberg’icheii Herrschaft Sleyr machten sich schon längere Zeit arge Wilddiebereien bemerkbar, und als am vergangenen Sonntag abermals sich int Walde verdächtige Schüsse hören ließen, machte sich der Revierjäger, Herr Kupser, mit zwei Jägern auf, den Wildschützen nachzuspüren. Im Anzenbach-Graben fand der Zusammenstoß mit denselben, acht au der Zahl, welche zwei Hirsche erlegt hatten, statt und es entwickelte sich sofort ein erbitterter Kampf, wobei die Jäger allerdings der Uebernmcht weichen mußten und erhebliche Verletzungen erlitten, aber auch die Wildschützen bedeutende Wunden davontrugeu und einer derselben, welcher es auf den Reoierjäger abgesehen hatte — ein Bursche mit zwanzig Jahren — einen Schuß in den Rückgrat erhielt, der tödtlich ist. Der Schwerverwundete blieb allein auf dem Kampfplätze liegen und wurde erst gegen Morgen noch lebend ausgefunden und nach Hanse gebracht. Derselbe war nicht zu bewegen, feine Mitschuldigen zn nennen. Die Wilddiebe hatten die Gesichter geschwärzt, um sich unkenntlich zu machen. — Ei» Festzug in München. Das Festcomite, welches sich in München constituiert hat, um über die zu Ehren des Herrscher-Jubiläums des Hauses Wittelsbach zu veranstaltenden Festlichkeiten zu berathen, wird sich mit den Münchener Künstlerkreisen und auch mit den anderen größeren Städten Baierns in Verbindung setzen, um dem Feste einen einheitlichen Charakter zu verleihen. Höchst wahrscheinlich wird ein historischer Festzug den Glanzpunkt des Festes bilden. — Ein Wunderkind. Ju Wissek (Provinz Posen) wurde allen Gläubigen durch ein „Wundermädchen" erzählt, daß die Jungfrau Maria sehr oft bei einem Heuschober auf einem bestimmten Platze der Stadt erscheine. Das Wuudermädchen prosezeite, am LO. d. würde die Mutter Gottes zum letzten male erscheinen, und da das Wunderwasser nahe; dorthin bringt man den kleinen Verunglückten. Sorgsam nimmt sich Trine des armen Opfers der Schaulust an; sie reinigt sein hübsches Gesichtchen, in dem schon jetzt alle Leiden des traurigsten Berufes und der Entsagung zu lesen sind, vom Blute, und ist überglücklich, als ihr Pflegling die schönen dunklen Augen aufschlägt und verwunderten Blickes die ihm fremde Umgebung betrachtet. „O, ich fürchte mich, ich werde zur Strafe für meine Ungeschicklichkeit Schläge bekommen, jammerte der Kleine, sobald er seine Lage erkannt. Vergeblich tröstet ihn Trine mit Hinweis auf den Schutz seiner Mutter. — „Ich habe keine Mutter — o, wie schmerzt mich der Kopf!" klagt der Knabe und sinkt wieder in das Kissen zurück. Mit zitternder Hand und besorgter Hast sucht Trine den Bewußtlosen des KomödiantenflitterS zu entledigen, als sie plötzlich einen herzzerreißenden Schrei auSstötzt und neben dem Bette des Knaben niedersinkt. Erschreckt eilt Pater Friedrich, der schon längst über die Aufnahme des herumvagie-renden Lumpenpacks gebrummt, seiner Haushälterin iu Hilfe, doch auch seine Füße zittern und auch seine Knie wanken, als er am Halse deS kleinen Seiltänzers ein Medaillon mit einem Muttergottes-bilde sah, da» ihn nur zu gut an den Tag seiner Primiz erinnerte. eine Hauptrolle spielt, ein Brunnen oder eine Quelle aber nicht in der Nähe des Schobers war. so würde die Mutter Gottes ans dem Haufen selbst eine lebende Quelle hervorsprudeln lassen. Es wurden fromme Wallfahrten zu dem Schober angetreten; aber als man die Sache behördlich untersuchte, fand man ungefähr ein Meter vom Erdboden an der Seite des Schobers, an welcher Maria angeblich zu erscheinen pflegte, eine große Flasche mit Wasser gefüllt im Stroh versteckt. Die Flasche war schräg angebracht und der Kork so durchlöchert, daß daS Wasser der Flasche langsam entströmen konnte. Eiu Griff von geübter und kundiger Hand konnte die Wasserkunst sehr leicht in Thätigkeit setzen. Ferner fand man in dem Stroh verschiedene deutsche und polnische Gebetbücher, polnische Nationalgedichte und jesuitische Schristchen. Selbstverständlich hat die Behörde diesem Hokuspokus sofort ein Ende gemacht. Das Wunderkind wurde, ohne Aussehen zu erregen, verhaftet und die von auswärts eiiitrefsendeii Wall« sahrer zum wunderbaren Heuschober von der Gen» darmerie zurückgewiesen. — Ein polnischer Wallfahrtsort. Man schreibt ans Warschau: „Als ein Symp» tom der Annäherung der russischen Regierung an die Polen, zum mindesten an die konservativen und klerikalen Polen, kann folgendes dienen: Seit dem letzten Polenaufstande von 1862—63 war die Wallfahrt zn der heiligen Maria von Czenstochau untersagt. Voriges Jahr endlich wurden dem Klerus einige Concessionen in dieser Beziehung gemacht, heuet aber war die Wallfahrt vollends freigegeben. Und zu Taufenden strömten die Pilger herbei aus dem ganzen russischen Reiche, aus Posen und Galizien. Der Andrang ist in den letzten Wochen so groß gewesen, daß kein Brod mehr aufzutreiben war. und dauerte es eine Weile, bis solches herbeigeschasft werden konnte. Die Wallfahrer — zumeist dem Bauernstände angehörig — lagerten unter freiem Himmel. Nur einem geringen Theile war es vergönnt, durch Protection in die Kirche Eingang zu finden; die meisten mußten wieder abziehen, ohne das tvunderthätige Madonnenbild auch nur gesehen zu haben. Man schätzt die Zahl sänimtlichet Wall» fahret aus über 300,000. Ueber den Unfug, der dabei getrieben wurde, lassen Sie mich lieber schweigen." Lokal-und Proviryial-Angelegenheite«. — (Eine entsetzliche iE hat) hat gestern vormittags die Bewohner der Vodnikgasse in Auf» regnng versetzt. In dieser Gasse wohnte bereits In wenig Tagen trug man die Leiche de» Knaben auf den Friedhof hinaus. Trine aber hatte lange zu leiden, bevor sie der drohende« Todesgefahr entrann, in welche sie ein Heftige-Nervenleiden gestürzt. Ich habe sie kennen ge» lernt, als der Pfarrer Friedrich längst als Cano, nicuS in der Provinzialhauptstadt gestorben war. Als steinalteS Mütterchen lebte sie in einem der ärmlichen Häuschen am äußersten Ende deS Dorfes von der Mildthätigkeit ihrer Mitmenschen, eine arme und doch trotz ihres Unglückes noch glückliche Irrsinnige. Sie erzählte jedem, der ihr zuhöre» wollte, daß eigentlich sie die wahre Pfarrerköchi« sei und daß sie nur auf die Wiederkunst ihre-Friedrich warte, um die unberechtigten Eindringlinge aus dem Pfarrhofe zu vertreiben. War e§ ihr möglich, dann schlüpfte sie wol auch, ein in Kissen eingewickeltes Stück Holz sorgsam unter ihrem Busentuche bergend, in hie alte Laube deS Pfarrgartens und sang dort, daS Holz zärtlich hätschelnd, alle Wiegenlieder, die sie eben wußte. — Nun ist auch schon GraS auf ihrem Grabe gewachsen; im Dorfe aber erzählt man noch immer fort, was ich hier meinen Lesern mitgeHeill : die Beschichte von CantorS Trine. Dr. HanS KrauS. seit längerer Zeit der beim Landesansfchusfe be-dienstet gewesene Amtsdiener Hofmann mit seinem einzigen Kinde aus zweiter Ehe, einem Knaben von Vier Jahren. Hofmann war zum zweiten male Witwer und hing an seinem Kinde mit ungewöhnlicher Zärtlichkeit. Wie uns von mehreren Seiten erzählt wird, zeigte Hofmann in letzter Zeit eine große Niedergeschlagenheit, welche man auf materielle Existenzsorgen um so eher zurückzuführen berechtigt ist, als derselbe seinen bisherigen Posten verloren haben sollte, ohne Aussicht auf einen anderweitigen Erwerb zu finden. Freitags hatte man ihn laut weinend über die Gasse gehen sehen, und war es wol zum größten Theil die Sorge um sein Kind, welche den Unglücklichen der Verzweiflung in die Arme führte, lieber die letzte Veranlassung zu seiner schauerlichen That fehlen die näheren De tails. Sonntag vormittags fand ihn seine aus der Kirche heimkehrende Bedienerin in der Wohn stube aufgehängt, neben ihm den kleinen Knaben, welchen er nicht allein in der Welt zurücklafscn wollte. Da sich alle Wiederbelebungsversuche fruchtlos erwiesen, so wurden die Leichen des Selbst’ mörderS und seines Opfers aus der Wohnung, wo sich bald eine große Menge von Neugierigen an gesammelt hatte, in die Todtenkammer übersührt. Hier ist es auch am Platze, einen häßlichen Unfug zu rügen, welcher einen großen Theil des Publi luntS veranlaßt, die Ausstellung von Leichen, insbesondere von Selbstmördern, als ein besonderes Schauspiel zu betrachten. In dieser Gepflogenheit, die auch gestern die Todtenkammer von St. Christoph zum Endziel ganzer Processionen von Schaulustigen jeden Alters und Geschlechts machte, liegt ein gutes Stück Herzlosigkeit, welcher entgegenzuwirken insbesondere der Lehrer und der Eltern heilige Pflicht sein sollte. — (Das Gartenfest des Turnvereines.) Stand auch die schon stark an den Spätherbst gemahnende Witterung des gestrigen Nachmittags einem stärkeren Besuche des Garten festes am „grünen Berg" einigermaßen hindernd im Wege, so ließ doch der Verlauf des Schauturnens sowie auch die Theilnahme des Publikums gegen die Abendstunden hin nichts zu wünschen übrig. T btS erstere anbelangt, so wurden Frei- und Ordnungs Übungen abgehalten, am Sprungtische und am Reck geturnt, und fanden insbesondere die letzterwähnten Gerräthübungen infolge der Präcision und Eleganz ihrer Durchführung allenthalben wolverdienten Beifall. Zu bemerken ist, daß auch eine Deputation deS „Sotot" der Einladung deS Turnvereins Folge ge leistet hatte. Recht hübsch nahm sich die Deeoration des GartenS aus, der auch nach Einbruch der Dämmerung durch die Beleuchtung mit farbigen LampionS einen allerliebsten Eindruck hervorbrachte Jedenfalls haben sich die Arrangeure deS Garten festes durch ihre Sorgfalt um die äußere Aus pattung desselben allen Anspruch auf den Dank der Besucher erworben, von welchen ein großer Theil trotz der Kühle des Abends noch in späte Stunden hinein dem Tanzvergnügen mit Hingebung huldigte. — (Literarisches.) Der letzte Orientkrieg hat die Aufmerksamkeit der zivilisierten Welt, vor 4»llem ab« Oesterreichs, in weit höherem Grade der Balkan-Halbinsel, ihren Zuständen und ihren Bewohnern zugewendet, als das früher der Fall war. Bereits vor mehreren Wochen konnten wir unsere Leser auf daS Werk Kanitz's über die Balkan-Halbinsel aufmerksam machen, und heute liegen die zwei ersten Lieferungen eines neuen Werkes vor unS, das durch seinen Inhalt wol noch mehr geeignet ist, da- Interesse deS österreichischen Lesepublikums zu erhöhen. Wir meinen daS im Berlage von Hartleben (Leipzig. Wien und Pest) erscheinende Lieferungswerk „Die Donau von ihrem Ursprung biS zu ihrer Mündung" von Alex. F. Heksch. Wie der Titel besagt, soll daS betreffende Buch eine Schilderung von Land und Leuten deS Donaugebietes fein, und wir können nach den unS bis jetzt vor- liegenden ersten Heften wol sagen, daß es dieses einer Aufgabe vollständig gerecht zu werden verbricht. Die vorliegende Einleitung bringt eine kurze Abhandlung über Namen und Ursprung der Donau und entwirft dann in einfachen, aber markigen Zügen ein Bild der kulturgeschichtlichen und natürlichen Verhältnisse, welche die Donau zur großen Verkehrsader zwischen dem Innern Europa's und dem Osten und zur Haupthandelsstraße Oesterreichs machten. Wir sehen das bunte Volkesgewoge an unseren Blicken vorüberziehen, welches den Donau» lauf in früheren Jahrhunderten als die große Völkerstraße der verschiedensten Nationen erscheinen ließ, bis endlich das gährende Treiben ruhigeren Verhältnissen Platz machte, die nun allerdings noch in der bunten Sprachenkarte des Donaugebietes an die bewegte Vergangenheit erinnern. Zahlreiche gut ausgeführte Illustrationen dienen dem Werke zur Zierde und erleichtern dos Verständnis des Textes. — (Eine französische Zeitung in Laibach.) Wol nur Wenige der jüngeren Generation werden davon Kenntnis haben, daß in Laibach fast drei Jahre lang ein französisches Blatt zur Ausgabe gelangte. Wenn wir sagen französisch, Lebensmittel-Preise in Laibach am 20. September. Weizen 9 ft. 10 fr., Korn 5 fl. 85 kr., Gerste 4 fl. 65 kr., Hafer 2 fl. 93 fr., Buchweizen 5 fl. 20 fr., Hirse 4 fl. 39 kr., Kukurutz 5 fl. 20 kr. per Hektoliter; Erdäpfel 2 fl. 40 kr. per 100 Kilogramm; Fisolen 8 fl. — kr. per Hektoliter; Rindschmalz 85 fr., Schweinsett 74 kr., Speck, frischer 54 fr., geselchter 60 fr., Butter 72 fr. per Kilogramm : Eier 2 fr. per Stück; Milch 8 fr. per Liter; Rindfleisch 58 fr., Kalbfleisch 56 fr., Schweinfleisch 53 fr., Schöpsenfleisch 32 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 51 fr., Stroh 1 fl. 25 kr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 7 fl. — kr., weiches Holz 5 fl — kr. per vier C.-Meter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Liter. Für die Theatersaison 1879/80 ist die (439) 2 viertel und halbe Parterreloge Nr. 15 zu vergeben. Aiizusragen Congreßplatz Nr. 13, I. Stock. o gilt das in doppelter Beziehung. Denn erstlich war der seit 1. Jänner lfc'll in Laibach erscheinende „Telegraph" ein französisches Amtsblatt für das von Napoleon 1. aus dem Raube Oesterreichs organisierte Königreich Jllyrien und zweitens erschien dieses Blatt in französischer Sprache mit deutscher und slovenischer Übersetzung nebst einem italieni-chen Auszuge. Die Existenz dieses Blattes, mit dessen Erscheinen die frühere amtliche „Laibacher Zeitung" einging, dauerte so lange, als die Herrlichkeit Napoleon I. in den südöstlichen Alpenländern Oesterreichs dauerte. Als nach der Kriegserklärung Oesterreichs an Frankreich vom 12. August 1813 die Oesterreicher aus Kärnten in Krain einbrachen, wurde auch dem französischen Amtsblatte für Jllyrien das Grablied gesungen, und znm üOften Oktober desselben Jahres macht F. H. Legat in seiner Chronik „OertlicheS in Laibach seit 1797 bis 1815 folgende Bemerkung: „Ist die „Laibacher Zeitung1' mit edlen von Kleinmayer'schen Schriften wieder erschienen; der französische „Telegraph" mit seinen stolzen Berichten war bereits den 22. September verstummt." — (Beilage.) Dem Heutigen „Laib. Tagblatt" liegt für die P. T. Stadtabonnenten eine Pränumerations-Einladung für das in Lieferungen erscheinende illustrierte Werk: „Die Donau von ihrem Ursprung bis an die Mündung" von A. F. Hcksch bei. — Abonnements übernimmt die Buchhandlung v. Kleinmayr & Bamberg, woselbst auch das erste Heft zur Einsicht aufliegt. in Gongveßpl'ah Wr. 2, hält vollständiges Lager siimmtticher in den hiesigen Lehranstalten, insbesondere der k. k. Ober-Realschule, dem Ober-Gymnasium und den Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalten, wie den Privatinstituteu eingesührten MiiiflMet in n e u e ft e n Auflagen, gehestet und in dauerhaften Schul-entbänden, und empfiehlt dieselben zu billigsten Preisen. Die Verzeichnisse der eingesührten Lehrbücher werden gratis verabfolgt. (424) 7 Witterung. Laidach, 22. September. Anhaltend trübe, schwacher Südwest. Wärme: morgens 7 Uhr + 14 6 , nachmittags 2 Uhr + 17 9" C. (1878 4-15-8«; 1877 +110" C.) Barometer im Fallen, 732 66 Millimeter. Dar vorgestrige Tagesmtttel der Wärme + 18 6°, das gestrige + 17‘5°, beziehungsweise um 4 8* und 3 7° über dem Normale; der gestrige Niederschlag 180 Millimeter, Regen. Verstorbene. Den 20. September. Cäcilia Pogorelz, Photo-graphensgattin, 37 I., Bahnhosgasse Nr. 9, Puerperalfieber. — Martin Franz, Magistrat!. Kerkermeister, 60 I, Rath Hausplatz Nr. 1, Gehirnlähmung. Den 21. September. Helena Loger, Landesregie-rungs-Hilssämterdirektors-Tochter, 6 I, Auerspergplatz Nr. 7, Typhus. — Joses Hoffmann, landfchaftl. Amts dien er, 43 I., Vodnikaasse Nr. 2, Selbstmord durch Erhän gen, und wird gerichtlich beschaut. — Josef Hoffmann, land schastl. Amtsdieners-Sohn, 4 I., Vodnikgasse Nr. 2, Stick fluß durch Erhängen, Kindesmord, und wird gerichtlich beschaut. Im Zivilspitale: Am 19. September. Maria Tegel, Arbeiters gattin, 50 I.. UnterleibSkrebr. Kleinmayr & Bambergs Wiener Börse vom 20. September. Fl {(gemein« Slanls-r<6ufd. »elb War, 4iat>icrrente 67-80 <>7 90 Bilberrcnte 68 90 69 I«. Solbrente 81 SU 81-40 •Btaateiofe, 1864. . . 117 50 118- 1860. . . 186— 126 25 1860 JU 100 fl. 188 128 75 1861. . . 166 75 157 85 •tendmtleUnng»- •togntionen. Äalijien............ Siebenbürgen ... temefer Banal . . Ungarn ............ Ändere IflenttiAe Anteilen. Donau=»tegul..8cfe ttng. Prämienanlehen wiener »nlehen . . . Äcfien e. Sanken itrebitanftalt f.ip.u.® »tationalbant..... 94— 86*6 8« 75 109- 108-76 114-60 263 *0 887— Achen e. Iteniperl-llnlecne&mnnfen. «llI»ld-«-hn......... Donau - Damplschiff < Slilaberh-Wiwahn . Serbinanb«»8iotbb. . stranz.Joseph.Bahn . »all!. Äatl.üubmijb. Lemberg»üjernoivitz» 8loeb.i6eiell|it»ft »4-5(i 86 76 87 — 88 80 1U986 103 60 114-76 163 40 889 Worbmeltbabn . . . Rubols»-Bahn . . . StaatfbaHn . . . . Sübbabn............. Ultfj. Nordostbahn . Pfandtriefe. Oobentrebitanftalt in Bold........... in öfterr. Wahr. . Jiationalbant . . . . Ungar. Ootentrebit. 186 86 585— 178 86 8860 147— 838 85 136 60 »88— 186 60 587— 173-76 8865 147-60 836 76 137— 58«-— *0elb Mare 128 25 128-50 135 — 136-50 .'64-50 265 — 83-60 84 — 128 — 128 60 116 50 100— 101-30 Ptiorilils-®Uig. ölifabethbahn, Kerb.-Nordb. i. Silber "rani-Äoleph.Bahn. _)ali$.*-Vubtoig6,i.ii. Oest. Norbweft-Bahn Siebenbürger «ahn Slaattbahn, 1.