LaiWrr Taadlatt. Redactivn und Expedition: Balmbofgasse Nr. 15. SBränumcrationepreife: Nr.57. EEpSÜiäi Montaa, 10.März 1879.—Morgen:Heraklms. 12.Jahrg. BJit bet U'oft: ©anjiä^v. fl. 12. " zeigen bi» d Zeilen 2» kr. “ Vom Tage. Bezüglich der Novibazar-Frage meldet die „Pol. Korr." folgendes: „Wenn der in Brüssel erscheinende „Nord" sich aus Konstantinopel berichten läßt, daß die französische Regierung angegangen worden sei, ihre guten Dienste bei den österreichisch - türkischen Verhandlungen bezüglich Novibazars zu leihen, so ist dies, wie uns aus der türkischen Hauptstadt gemeldet wird, gänzlich unbegründet." In Berlin haben die Verhandlungen zwischen Deutschland, Oesterreich und Rußland über die Errichtnng einer internationalen Seuchenkommission mit Executivgewalt bereits begonnen. Pariser Blätter berichten, daß eine französische Okkupation von Rhobus niemals beabsichtigt oder beantragt war. In Rußland gewinnt die Agitation für eine konstitutionelle Verfassung unter den Guber-nialständen wie in der Presse größere Verbreitung. Den vier ständischen Gubernialversammluugen, welche den Zaren in Adressen mehr oder weniger offen um Verleihung einer Repräfentativverfassnng gebeten haben, hat sich trotz Ministerialverbots und Aussicht aus Verbannung nach Sibirien die ständische Versammlung des Gouvernements Krim angeschlossen. Diese vor einigen Tagen in der Gnbernialstadt Simseropol versammelte Körperschaft hat nämlich auf Antrag des Abgeordneten Wizing fast einstimmig den Beschluß gefaßt, an den Zaren als Antwort auf dessen bekannten Ausruf an die Nation eine Adresse zu richten, um ihn um Zulassung des Volkes zur Betheiligung an der Landesregierung zu bitten. Das neue spanische Ministerium ist in folgender Weise gebildet: Martinez Campos, Präsident und Krieg; Molins, Aeußeres; Silvela, Inneres; Ayala , Kolonien; Patiia , Marine; Toreuo, Arbeiten; Orovio, Finanzen; Auriolles, Justiz. Aus der österreichischen Delegation. In der am 8. d. stattgefundenen Sitzung des Budgetausschusses der Reichsrathsdelegation erstattete der Delegierte Dr. Sturm zwei Berichte, betreffend die Oecupationsvorlagen pro 1878 und 1879. Der Bericht über die erste Vorlage für 1878 hebt hervor, daß, obwol schon am 21. August über 180,000 Mann auf dem Kriegsschauplatz waren, durch die zweite Mobilisierung mit einem weiteren Answande von 29 Millionen neuerdings 79,000 Mann auf den Kriegsschauplatz dirigiert wurden, welche an den militärischen Operationen fast gar keinen Antheil nahmen. Des fernem sei in der für November-Dezember begehrten Summe von 25 Millionen kein besonderes Erfordernis für die Elementarfchüden, dagegen ein Titel: Geniewesen mit 9.986,000 fl. enthalten gewesen. Nach den dem Referenten gewordenen Aufklärungen gehöre nun hieher der Aufwand für die Bahn Brod-Sjenica mit 4.700,000 fl. und die Eisenbahnbrücke Brod mit 800,000 fl. Diese nach dem Schluß der militärischen Operationen in Angriff genommenen Bauten waren aber kein rein militärisches Bedürfnis. Da die Kosten für diese Bauten o1^ Millionen betragen, ergibt sich die Ablehnung des Kredites von 5 Millionen. Die Heeresverwaltung besitze 4 Millionen bare Kasse-verläge und 8 Millionen Verpslegsvorräthe, welche sie nach der Herabsetzung des Standes von 90,000 aus 50,000 Mann zur Deckung anderer Auslagen verwenden könne. Aus diesen Gründen stellt der Ausschuß die bekannten Anträge. Der zweite Bericht über die Vorlage fiir 1879 sagt, nachdem er die beruhigenden Aeuße-rungen des Grafen Andrassy, betreffend den Vormarsch auf Novibazar, constatiert, in der Hauptsache folgendes: Der für Bosnien und die Herzegowina noch angeforderte Mehraufwand beträgt ein Drittel des gefammten Heereserfordernisses. Selbst nach der Rednction der Truppen auf 50,000 Mann würden die Kosten 40 Millionen betragen. Es ist also nothwendig, viel weiter reichende Truppemebuctioueu in Bosnien durchzuführen, als die Regierung beabsichtigt. Der Ausschuß glaubt deshalb, es seien statt 35.444,000 fl. nur 30 Millionen zu votieren, womit die Heeresverwaltung vollständig ausreichen könne. Aber auch der Aufwand von 30 Millionen kann für längere Zeit nicht aufrecht erhalten werden, und der Ausschuß betont die Notwendigkeit einer Reduktion der Occupationsarmee, wozn unbedingt die Entlassung der Reservisten kommen müsse. Zum Schlüsse weist der Bericht auf die Erklärungen des Grafen Andrassy hin, daß die Entscheidung über die Competenz betreffs der Verwaltung Bosniens den Legislativen zugewiesen werden wird, und begründet damit den Verzicht auf die angeregte Resolution in der Verwaltungsfrage, betont jedoch, daß den beiden Legislativen die Entscheidung in der Kompetenzfrage zustehe. Zur Besetzung des bulgarischen Thrones. Wie freundlich die russische Presse dem Deutschthum, dem deutschen Elemente, beziehungsweise Oesterreich gegenüber gesinnt ist, wolle ans nachfolgendem, der Besetzung des bulgarischen Thrones durch einen deutschen Prinzen gewidmeten Artikel ersehen werden. Die „St. Petersb. Ztg." schreibt: „Lauter und immer lauter erheben sie ihre Stimme in der russischen Gesellschaft zum Schutz unserer Lebensinteressen und der slavischen Zukunst des vielgeplagten Bulgarien. Sollte es den Deutschen, diesen Erzfeinden des Slavenstammes, noch nicht genügen, daß sie fast die ganze Donau eingenommen haben, daß ihre wüthenden Kulturträger auf den Thronen Rumäniens und Böhmens sitzen, daß sie die mit unserem Blute befreiten Bosniakeir und Herzegowiner in ihre Hände gepackt haben? Dies ist ihnen zu wenig, sie wollen auch auf den Thron Bulgariens ihren Kandidaten, den Prinzen Ieuilleton. Die exemplarische Strafe. Erziihlung aus dem Polnischen von Albert Wilczynski, übersetzt von R. B. (Fortsetzung.) n. Gute zwei Stunden vergingen, ohne daß jemand kam. In gespannter Erwartung lief ich weit in die Gasse, um ihnen zu begegnen, und erblickte von ferne eine Versammlung von Burschen, Weibern und anberu Neugierigen aus ber Stabt, die sich gegen unsere Wohnung bewegten. In ber Mitte bieses Menschenschwarmes bominierten zwei Karabiner, beren Bajonette in ben Sonnenstrahlen funkelten, unb zwischen ihnen bemerkte ich den geführten, eigentlich mehr bei den Armen geschleppten Kownacky. Es war das ein kleines, unansehnliches Männchen mit grauem Schnurr- unb eben solchem Backenbart, welcher beide Seiten seines Gesichtes einfaßte und zwei umgekehrten Sicheln glich. Nüchtern war er der beste Mensch aus der Welt. Bereitwillig gegen jedermann, würde er die Seele hergegeben haben, wenn sie jemand verlangt hätte. In der halben Stadt hatte er Gevattersleute und zahllose Täuflinge. Aber sein ganzes Unglück bestanb barin, baß er einen schwachen Kops besaß unb sich gerne betrank, wenn er seinen ausgebreiteten, freunbschaftlichen Beziehungen zu ben Stabtbewohnern nachkam, was sehr häufig geschah. Jeben solchen Rausch nannte er eine kleine Schwäche, aber kein Laster, unb würbe in biesem Zustanbe ber ärgste Hänbelmacher. Damals hielt er alle Gevatterinnen für seine geschworenen Feinbinnen, zankte sich, natürlich nicht in ben gewähltesten Ausbrücken, mit ihnen, bie sie ebenso erwiberten unb ihn baburch, baß sie nicht nachgaben, noch wüthenber machten. Mitunter kam es auch zu Tätlichkeiten, in beren Folge blaue Flecken unb Risse aus seinem Gesicht entstanben, bie von ber Kraft ber Gegnerinnen zeugten unb bie er stets mit schwarzen Taffetstreifen verklebte. Der zweite Gegenstanb seines Hasses waren die Bärte sämmtlicher Einwohner ohne Ausnahme. Nach seiner Meinung waren biese Spießbürger, bie nie Pulver gerochen hatten, einer solchen Zierbe uuwürbig. Da er als Felbscheer bei unserer berühmten Kompagnie angestellt war, machte er sich flugs ans Barbieren ober wenigstens aus Einseifen ber Bärte unb war beshalb fortwährenb ber Gegenstanb zahlreicher Klagen ber Wirthe. Auch heute war seine Verhaftung bie Folge ähnlicher Beschwerben. Die Cavalcabe gelangte enblich zur Hauptwache. Der Vater trat ins Vorhaus unb schrie: „Jus Loch mit bem Trunkenbolb!" Im Hanb-nmbrehen hatte man ben Delinquenten in bie ehemalige Speisekammer gebracht unb biese mit bem Schlüssel abgesperrt, worauf sich bie neugierige Menge, nachbetn sie einige Zeit in ber Flur gestoben, langsam nach Hanse zerstreute, nicht ohne sich unterwegs aufzuhalten. Die Weiber, bas Kinn in bie Hanb gestützt, unterhielten sich mit den sonderbarsten, eigenthümlichsten Geberben über bieftn Vorfall, ber für einen Augenblick bas ganze Stäbtchen in Aufruhr brachte; bie Burschen hingegen ahmten mit Knütteln auf dem Rücken den Reuß oder den Prinzen von Battenberg, durch -bringen! Was ist denn das für ein Ungemach, welches das vielgeprüfte Balkan-Slaventhnm trifft! Kanm dem Joch der Türken entronnen, sollen sie in die Knechtschaft der Deutschen verfallen! Nein, alle Russen — um desto mehr also die Reprä-santen der russischen Presse — müssen gegen die Invasion des deutschen Elements protestieren, namentlich gegen das Vordrängen als Verweser flavischer Hürstenthümer. Rumänien hat uns deutlich gezeigt, was ein Fürst von Hohenzollern, was die Anwesenheit einer Einwohnerschaft von 40,000 Kulturträgern in der orthodoxen Walachei und Moldau zu bedeuten hat. Wir glauben schon lange nicht mehr, daß gewisse, jüngst geschehene Ereignisse nationale Excesse der rumänischenPatrioten gegen ihre Befreier gewesen sind — nein, dies sind schlau verdeckte politische Tendenzen der deutschen Partei, die in Rumänien regiert. Rumänien ist den Hohenzollern nnterthan, Bosnien und die Herzegowina fielen der Macht der Habsburger anheim. Mazedonien und Albanien mit Novibazar ist aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls für sie bestimmt. Mithin wäre es vollkommen Begründet, zweckentsprechend und von unserer Seite im höchsten Grade politisch, wenn man — um den Einfluß der Mächte ins Gleichgewicht zu bringen, die beim Schicksale der Balkan-Halbinsel interessiert sind, — einen russischen oder slavischen Fürsten zum Haupte Bulgariens erwählen würde, aber keinesfalls den Prinzen von Reuß oder von Battenberg und ähnliche Kulturherren, die, gleich Carl von Rumänien, sich mit der Zeit sowol uns als den Slaven gegenüber in die allerfeindseligsten Verhältnisse stellen werden. So wolle es denn Gott, daß man Bozidar Petrovid oder sogar Karageor-gieöiä wählen möge, nur keinen Deutschen. Sollten wir wirklich selbst hier noch eine große politische Concession machen, wie es bei der Frage über Rumänien oder Bosnien ltnb die Herzegowina der Fall gewesen ist? Bei der gegenwärtigen Sachlage und unter der Pression Europa's könnte es geschehen, daß trotz alledem ein deutscher Prinz den bulgarischen Thron besteigen wird. Rußland wird aber stets darin eine Concession an die deutsche Politik erblicken." Tagesneuigkeiten. ' — Zur Katastrophe in Teplitz. Seit 6. d. M. abends zeigt sich in der Urquelle ein großer Wasserzudrang, der kaum mit einer Doppelpumpe zu bewältigen ist. Die Temperatur der Quelle ist normal. Die Quelle ist wie früher in lebhafter Bewegung und wirft spielend Sand empor. — Ueberschwem mungsgefahr f ü r Szegedin. Von den vier Verteidigungslinien, Soldaten nach und führten andere gleichsam in den Arrest. Dieser Tag verging unter immerwährenden Nergeleien des Vaters; er fand, daß die Suppe nach Rauch schmecke, der Braten verbrannt sei, die Kinder, statt zu lernen, herumlungerten und Aehnliches, woran es dem nie fehlt, der seinen Zorn äußerlich kundgeben will. Wir legten uns früher als gewöhnlich zu Bett und erwarteten lange den nächsten Tag, der, nach der Aenßerung des Vaters, Zeuge einer exemplarischen Strafe des Bösewichtes in Gegenwart der ganzen Kompagnie sein sollte. Ich konnte, an diesen Morgen denkend, lange nicht einschlafen und hörte, wie noch spät in der Nacht die Mutter unserer Magd befahl, einen Strohsack für den Alten in die Speisekammer zu tragen, aber ja leise, damit der Hauptmann nichts höre. III. Es begann kaum zu tagen, als ich schon auf den Beinen war. Die Geschäftigkeit der Soldaten, ihre mit halblauter Stimme geführten Gespräche, ihre finsteren Mienen gewannen in meiner kind- jd eiche Szegediu besitzt, sind drei gebrochen und überflutet, und das Hochwasser steht mit mächtigem Anprall 2 bis 3 Klafter tief an der letzten Schutzwehr. Wenn der genannte Damm noch bis morgen irith aushält, so dürfte er mit dem Aufgebot aller Militär- und Zivilmacht so weit verstärkt und erhöht ein, daß die Gefahr von der Stadt abzuwenden ist. Geht die schöne, blühende Stadt unter, so sind die Menschen schuldlos, denn was Menschen vermögen, geschieht hier. Vom Militär, das namentlich Uebermenschliches leistet, und von der Bewohnerschaft wird heute nachts unausgesetzt gearbeitet. Die Stimmung ist, der Situation entsprechend, ernst, aber gefaßt. Alle Welt ist bereit, im Falle einer letzten Katastrophe über die solide Staatsbahnbrücke über die Theiß zn flüchten. — Zur Organisation Bosniens. Wie die „Deutsche Ztg." erfährt, werden die Verhand-luugeu zwischen der österreichischen und der ungarischen Regierung wegen Erzielung eines Einvernehmens bezüglich der Vorlagen, die den Parlamenten in Sachen der bosnischen Verwaltung zn unterbreiten wären, eifrig fortgesetzt. Nach den Aenßerungen des Grafen Andrassy scheint man von österreichischer Seite bestrebt zu sein, die Lösung der Verwaltungsfrage organisch und imperativ in einen gewissen systematischen Zusammenhang zur Gesammtgesetz-gebnng zu bringe» und nicht der englischen (?) Praxis zu folgen, die für einzelne concret vorliegende Fälle im Wege einer besonder» Bill vorsorgt. Die Anschauung der ungarischen Regierung nähert sich jedoch der englischen (!) Praxis. Die Meinungsverschiedenheiten über diesen Pnnkt zu überbrückeii, das sei die nächste Aufgabe. Die Regierungen seien im Begriffe, sich über diese Frage zn verständigen. — Ein Garnisonswechsel in den oceupierten Provinzen steht, wie die „N. fr. Pr." erfährt, bevor. Die meisten der dort befindlichen Truppen werden infolge dieses Garnisonswechsels Bosnien verlassen, und dabei soll die in den Vorlagen, welche den Delegationen gemacht wurden, vorgesehene Verminderung der Occupations-armee theilweise zur Durchführung gelangen. — Diphtheritis. Einem Bauerngutsbesitzer in Eggerding (Jnnviertel) sind innerhalb 16 Tagen alle bisher blühend gesunden Kinder, sechs an der Zahl, an Diphtheritis gestorben. — Mangel an Aerzten. Die „Bosn. Korr." schreibt: „Bis zur Occnpation Bosniens durch Misere Truppen befand sich die Gesundheitspflege in diesem Lande in den Händen weniger, in der militär-ärztlichen Schule in Konstantinopel ausgebildeter Aerzte, welche den Bedürfnissen durchaus nicht genügten. Nebenbei pratticieiten Barbiere, alte Frauen und gewissenlose Schwindler, über die Vonseite der ottomauischeu Landesregierung fast gar lichen Vorstellung eine ungewöhnliche, geheimnisvolle und feierliche Bedeutung. Obwol es auf unserer Wanduhr bereits acht geschlagen, war der Vater noch nicht sichtbar. In dieser Erwartung schien mir jede Stunde einen Tag zu währen, bald eilte ich ungeduldig vor seine Thür, um zu horchen, ob er noch nicht aufgestanden, bald schaute ich durchs Fenster, ohne aus die Ermahnungen der Mutter zu achten, die ihren häuslicheu Beschäftigungen oblag. Endlich, gegen neun Uhr, trat er in Parade-Uniform aus seinem Zimmer, steuerte direkt aufs Wachezimmer los, grüßte herablassend die Versammelten und befahl, Kownacky vorzuführen. Der Anblick des Letzteren schnürte wir das Herz zusammen; schon wollte ich mich dem Vater an den Hals werfen und ihn um Verzeihung anflehen, aber sein martialisches Aussehen, sein drohend emporstehender Schnurrbart dämpften den Eifer meines jugendlichen Mitleids. Man stelle sich einen gebeugten Greis vor, mit Spuren des gestrigen Gelages im Gesicht, der langsamen Schrittes, den Kopf hängen lassend und von Scham fast erdrückt, inmitte seiner auf der Hauptwache keine Aufsicht geführt wurde. Dies änderte sich schon theilweise, indem europäischen Aprthekern Cou-cessionen für die verschiedenen Städte Bosniens und der Herzegowina ertheilt wurden; aber an Aerzten herrscht noch immer ein empfindlicher Mangel, da die Militärärzte zu sehr überbürdet sind, um auch Privatpraxis auszuüben. Ueberdies befinden sich dieselben oft nicht in den Orten, wo man derselben am nöthigsten bedürfte, am Sitze der Gerichts- und Bezirksbehörden u. s. w. Es ist daher eine unabweisbare Notwendigkeit, für jeden Bezirk Bosniens und der Herzegowina, der eine Sanitätsgemeinde zu bilden hätte, Aerzte heranzuziehen. Ebenso wäre die Niederlassung von geprüften Hebammen äußerst wünschenswerth. Selbst in Serajewo besitzen nur die Spaniolen eine diplomierte Hebamme, in den anderen Städten sind gar keine vorhanden." — D i e Pest in Rußland. Der Petersburger „Regierungsbote" veröffentlicht Telegramme des Professors Eichwald, wonach der Gesundheitszustand in der ganzen Gegend nördlich von Starickoje besonders günstig sei. Die Telegramme con-statieren. daß in Starickoje im Monate Dezember sieben Todesfälle nn der levantinischen Pest vorkamen, aber von der indischen Pest sei keine Rede. In Nikolskoje ist ein vereinzelter Fall der levantinischen Pest vorgekommen, ohne im Zusammenhänge mit der Seuche in Vetljanka zu stehen. Infolge der getroffenen Sanitätsmaßregeln ist jede Besorgnis betreffs Nikolskoje und Starickoje geschwunden. — Loris-Melikoff berichtet, daß in den verseuchten Bezirken von Astrachan mit 118,000 Einwohnern seit dem Anftanchen der Epidemie im Oktober 1878 bis zum 7. Februar, wo der letzte Todesfall vorfiel, nicht über 500 Personen gestorben sind. Augenblicklich körnte man sagen, die Epidemie sei bewältigt. Lokal-und provinM-Angelegenheiten. — („ 91 et r o d ", derKnuten schwinge r.) Nicht genug an dem, daß der edle „Narod" die Knute über das Deutschthnm in Krain, über das Bürgerthum iu Laibach, über das „Laib. Tagblatt" u. a. geschwungen, er erhebt seine Geißel auch über die Grazer „Tagespost", die in einem ihrer letzten Nummern den versassnngstreuen Großgrundbesitz in Böhmen angriff und constatierte, daß derselbe nur dann eine größere Rührigkeit entfaltete, wenn es sich darum handelte, persönliche oder materielle Vortheile für die Curie zu erringen. „Narod" tritt auch als Vertheidiger der verfassungstreuen Großgrundbesitzer in Böhmen aus und erwartet aus deren Lager entweder ein ausgiebiges Honorar oder einen Abonnentenzuwachs im Lande der koruna ceska. Bei dieser Gelegenheit schwingt „Narod", dem es versammelten Kameraden erschien! Der ganz verwahrloste Anzug machte das Bild noch trauriger, weckte die Barmherzigkei der Anwesenden und stimmte sie zu innigem Mitleid. Der Vater blickte mit größter Ruhe, vielleicht auch mit Bedauern aus ihn, lachte höhnisch, wandte sich an die versammelten Untergebenen und sprach dann kurz, aber nachdrücklich: „Euer Kamerad Kownacky hier, die Schande uud Schmach der Kompagnie, will trotz vielfältiger Ermahnungen, ja Bitten, das abscheuliche Laster der Trunksucht nicht ablegen. Das Maß ist voll; ich kann mit Güte nichts mehr ausrichten; die Ohren schmerzen mir schon von den ewigen Klagen, die ich über ihn höre, und ich muß daher ein Ende machen. Wlodarczyk, hau ihm zwanzig herunter!" Diese letzten Worte schrie er so laut und mit solchem Ingrimm, daß alle Soldaten erbebten und keiner sich hervorwagte, um den Befehl zu vollstrecken. „Hast du gehört?', wiederholte .der Vater, Wlodarczyk an der Schulter packend. „Hau ihm zwanzig herunter!" (Schluß folgt.) auch cm Stoff mangeln dürfte, zum so und so vielten male seine Knute über die deutsche, beziehungsweise Verfassungspartei in Laibach, er geht auf der Bahn der Perfidie und Denunciation so weit, daß er diese Partei beschuldigt: sie werfe fortwährend und überall der Regierung Prügel unter die Füße. Es zählt zu den periodisch eintretenden Ereignissen, daß „Slov. Narod" an jenem Tage, der einem ihn betreffenden Confiscierungsacte folgt, regierungsfreundliche Saiten aufzieht. Armer „Narod", bei derlei unlauteren Manövern vergeudest und verpuffst du dein geistiges Pulver ohne Zweck, ohne Erfolg! Man kennt eben den „Spiegelberg". — (Ein neues Sparkassegebäude.) Das Projekt, betreffend die Erbauung eines neuen Sparkassehauses in Laibach, gelangt demnächst zur Ausführung, Situationsplan und Kostenüberschläge fönneu in der Directionskanzlei der Sparkasse eingesehen werden, und die Offerte wegen Uebernahme der Maurer-, Zimmermanns-. Spengler-, Schieferdecker- nnd Steinmetzarbeiten sind bis 24. d. M. bei der hiesigen Sparkassedireetion zn überreichen. — (Zur silbernen Hochzeit desKai-serpaares.) In A. Pichlers Witwe & Sohn Buchhandlung, Wien, V., Margarethenplatz 2, ist soeben erschienen: „Franz Joses I. Ein Bild seines Lebens", entworfen von einem österreichischen Schul-manne, broschiert, 82 Seiten mit acht Illustrationen. Diese Broschüre hat den Zweck, als Gedenkbüchlein am Tage der silbernen Hochzeit des Herrscher-PaareS der gesammten Schuljugend eingehändigt zu werden, um als Erinnerung an den für unser Vaterland so freudigen Tag in den Herzen der Kleinen stetig fortzuwirken und in denselben einen festen Grundstein der Liebe zu unfern Vaterlande und dem Herrscherhause zu legen. Zn diesem Zwecke ist der Preis des Büchleins nicht allein ein sehr billiger (15 kr.), sondern derselbe wird bei Partiebezügen noch wesentlich (bis zu 60 Perzent) ermäßigt, so daß jede Schule in der Lage ist, ihren Zöglingen die Erinnerungsgabe zu widmen. — (Laibacher Volksküche.) Wie wir erfahren, hat der Verwaltungsrath der Laibacher Volksküche in seiner Sitzung am 6. d. M. beschlossen, zur Feier der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten die Armen Laibachs am 24. April d. I. mit einem vollständigen Freiessen z« betheilen. — (Die Laibacher Diözese) zählt 15 Capitnlare, 453 in der Seelsorge »»gestellte Weltpriester, 46 Ordensgeistliche, 25 in anderen Stellungen befindliche Weltpriester und 58 in Ruhestand lebende Priester. — (Zur Theaterfrage.) Herr Landeshauptmann Dr. R. v. Kaltenegger ersuchte in der gestrigen Versammlung der Logenbesitzer, beziehungsweise Theaterfreunde, über die der Theaterleitung in der nächsten Saison zu gewährende Subvention Beschluß zu fassen. Dem gegenwärtigen, aus den Herren Rudolf Freiherr von Apfaltrern, Kästner, Kordin und Schigan bestehenden Gönnte wurde für die bisherige Mühewaltung der wohlverdiente Dank ausgesprochen und dasselbe ersucht, auch für die nächste Saison in Function zu verbleiben, ans der Reihe der Logenbesitzer und Theaterfreunde sich zu verstärken und wegen Ausbringung der erforderlichen Subvention — zu deren Leistung nach Antrag des Herrn Dr. Pfefferer nicht nur Logenbesitzer, sondern auch die bekannten, unterstützenden Theaterfreunde einzuladen wären, — das Geeignete zu veranlassen. — (Selbstmord.) Zu Predmost nächst Pöllnnd im Gerichtsbezirke Bischoflack hat sich der dort im Ruhestande domicilierende Artillerie-Offizier Herr Stefan Kissowiz, angeblich wegen mißlicher Vermögensverhältnisse, durch Erhängen selbst entleibt. — (Mehrere For st wart stelle») sind im Bereiche der k. k. Forst- und Domänendirection für Kärnten, Krain, Küstenland und Dalmazien zu besetzen. Gesuche bis Ende d. M. an die k. k. Forst-und Domänendirection in Görz. — (Landschaftliches Theater.) Die zuletzt abgelaufenen drei Abende brachten Wiederholungen von Operette«. Aufgabe der Regie und Bühnenkräfte wäre es, den Reiz für bekannte Operetten durch präcise, klappende und elektrisierende Aufführung lebendig zu erhalten. Leider trat an diesen Abenden zu wiederholten malen ans der Bühne und im Orchester eine unverantwortliche Nachlässigkeit auf, Frl. Meyer wurde von Gedächtnisschwäche befallen, bei einigen Prosastellen machte sich merkbare Deroute breit, und das Schwingen und Erheben leerer Gläser in der gestrigen Soireeszene („Fledermaus") erzeugte Gelächter. Größere Aufmerksamkeit auf Seite der Regie wäre dringend angezeigt. Die ersten Preise au allen drei Abenden errang wieder unsere, jederzeit mit Lust und Eifer ins Treffen ziehende geschätzte Primadonna Fräulein M a s s a, welche mit Bouquetspcnden ausgezeichnet wurde. — Heute produciert sich die kleine 13jährige Klavierspielerin Valentine Karinger während dem Zwischenacte. — Dinstag den 11. d. M. gelangt zum Vortheile des die gemüthlichc und ruhige Komik vorzüglich repräsentierenden Gesangskomikers Herrn Selns die bekannte heitere Posse „Robert und Bertram" zur Aufführung. Freunden der heiteren Muse steht ein sehr vergnügter Abend in Aussicht. — (Aus den Nachbarprovinzen.) In der Stadt Klagensurt wurde Herr Leopold R. v. Moro zum Reichsrathsabgeordueteu gewählt. — Herr Kapellmeister Czausky aus Agram konzertierte vorgestern und gestern mit seiner ans Musikeleven bestehenden Kapelle in Cilli nnd erntete stürmischen Beifall; nahezu jede Programmnummer wurde zur Wiederholung verlangt. — Aus dem Elaborate der statistischen Centralkommission über das Sanitätswesen in Oesterreich entnehmen wir nachstehende Daten: Im Jahre 1878 gab es in Steiermark 115 Irrsinnige, 100 Cretins. 202 Taubstumme; in Kärnten: 108 Irrsinnige, 383 Cretins, 283 Taubstumme; in Tirol: 148 Irrsinnige, 89 Cretins, 66 Taubstumme. An den Abhängen der Centralalpen von Zell am See bis nach Leoben in Steiermark und Wolfsberg zieht sich eine compacte Gruppe von Bezirken mit mehr als 400 Cretins unter 100,000 Bewohnern hin. Dieser sind nördlich, südlich und östlich Gruppen mit über 300 bis 400 Cretins vorgelagert, und je mehr sich die Bezirke der übrigen Länder von diesem Centralpunkte entfernen, desto geringer wird das Vorkommen der Kranken. Original-Korrespondenz. Venedig, 8. März. Gestern früh fand ans der Insel Lido zwischen Herrn Dr. Galli, dem Re-daetenr des hier erscheinenden radiealen Journals „Tempo", und einem Unteroffizier des hier gar-nifonierenden 48. Infanterieregiments ein Duell statt, infolge dessen Dr. Galli am Gesichte und Arme verwundet wurde. Ursache zu dieser Begegnung bat ein am 3. d. M. im „Tempo" veröffentlichter Artikel, der in ungerechtfertigter Weise das Unteroffiziers« corps der italienischen Armee an griff und aufs gröblichste beleidigte. Die Verwundungen sind ernst, wenn auch nicht sehr schwer. Dr. Galli, früher durch längere Zeit in Triest wohnhaft, mußte wegen politischer Umtriebe sein Heil in Italien suchen, er ließ sich in Venedig nieder, wo er oberwähntes Blatt gründete, um sich desselben gegen alles, was österreichischen Ursprung hat, zn bedienen. Die erhaltenen Denkzettel werden ihn hoffentlich bestimmen, in seinen Angriffen in Zukunft etwas maßvoller zu sein. Gustav v. Slawik, eilt in Venedig überwinternder kranker Laibacher. Das Unterhäridlermiwesen. Von A. Moralt. (Schluß.) Setzen wir unseren Weg fort, so läuft uns eine andere Partie — denn einer dieser „Herren" manipuliert selten allein — in den Weg. Begleiten wir sie, ihnen unsichtbar; — Horcher wollen die Unterhändler, Schmuser. Mäkler oder Schacherer aus verschiedenen, leicht begreiflichen Gründen nicht — und was hören wir da? Ein Haus in der Stadt muß verhandelt werden, und da soll ein von ihnen begleiteter Hypothekgläubiger im Range auSweichen; sonst könnte man die geforderte Anzahlung nicht gegen hypothekarische Sicherheit aufuehmen und — anders bekömmt man sie nicht. Auch dieser Gläubiger wird halb tobt geredet, vom Käufer hat man einen Revers für eine hohe Summe in Händen, und die ist zu lockend. Ist das Geschäft gemacht, so lebt der Unterhändler wieder in Saus und Braus, wovon nicht selten Weib und Kind zu Hause nur Brosamen sehen, während der Herr Gemahl, ein Vertheidiger der „Heiligkeit der Ehe und der Familie", morgens und abends in Weinhäusern herumsitzt, schwer wählend, was Exquisites und Delicates er verzehren soll. Nun kommt eine andere Species: wir haben hauptsächlich zwei Arten dieser Leute, eine, die in Häusern. Anwesen rc., und eine, welche in Geld „macht." Da haben zwei „Herren" ein junges Vollblut — lammfromm — in ihren Krallen. Was werden wol die mit ihm machen? Dieses leichtlebige Bürschchen hat die Freuden des Stadtlebens nach Bourgeoisart gekostet; er will Privatier oder Rentier werden, und weil er nun volljährig nnd von den Ermahnungen eines, wie er meinte, bösen Kurators befreit ist, will er nichts mehr schaffen, wol aber das Leben in vollen Zügen genießen. Aber wie ist das möglich, da das von feinen Eltern mühsam — vielleicht auf Kosten anderer — erworbene Vermögen hypothekarisch auf dem ehemals elterlichen Anwesen versichert ist und Rücksichten gegen den nunmehrigen Besitzer ihm vielleicht eine Kündigung des Kapitals nicht gestatten, vor Ablauf eines Viertel- oder eines halben Jahres aber keine Aussicht auf klingende Münze ist, welche er braucht. Auch da hilft der Unterhändler und weiß sofort einen soliden Geschäftsmann, der natürlich gegen hohe Prozentchen dieses Geschäft schließt, das elterliche Vermögen, in einer sehr guten Hypothek bestehend, ablöst nnd, was den Vorzug hat, bar aul-bezahlt. Sollte der junge Mann doch einige Bedenken wegen zn hoher Zinsen haben, so helfen manche Bonteillen Wein über diese Kluft hinweg, selbstredend meistens auf Kosten des Geldsuchers. Die „Herren" reden ihm diese Scrnpel schon aus dem Kopse, neben den hohen Zinsen des Kapitalisten muß er auch für die Verschaffung des Geldes hohe Provisionen zahlen. Wie bald ist aber dem leichtsinnig zahlenden, nunmehrigen Privatier dieser Sinnesrausch entflohen ! Wie schnell sind die Gelder alle, und wer lacht sich ins Fäustchen? Der Unterhändler hat verdient. Wir lesen oft folgende Annonce: „Kapitalien. Geld für solvente Geschäftsleute gegen Wechsel, Hypotheken, gegen Depot von Staatspapieren, auf Juwelen, Gold, Silber, Zigarren, Kaffee, Zucker und alle werthbaren Gegenstände, unter Zusicherung diScreter und billigster Bedienung, direkt zu haben." Ein Geschäftsmann hängt schon beinahe auf der Concnrs-(Falliments-)Tafel. Kann er sich nicht durch Aufnahme eines Darlehens noch retten? Er glaubt es. Schnell ist der Unterhändler bei ihm, läßt sich im vorhinein honorieren und stellt ihm die Möglichkeit, noch Geld zu bekommen, in das hellste Licht. Warum soll der Kaufmann nicht auch noch dieses Opfer bringen, wenn es auch schwer zu bringen ist? Allein wochenlanges Znwarten und Versprechen auf günstigen Erfolg seines Geschäftes bringt ihn endlich zur traurigen Gewißheit, daß es dem „Herrn" I blos um den Vorschuß zn thun war. Eine andere Sorte dieser Leute macht in Baukapitalien. Durch Versprechen geleitet, läßt sich mancher verführen, um seine sauer erworbenen und mühsam zurückgelegten Reichsmark einen Bauplatz jk kaufen; der Unterhändler hat ihm versprochen, daß er sofort bo* Kapital zum Bauen verschafft. Ist es nicht sehr lockend, Bauherr und dann Hausbesitzer werden zu können? Allein wie werden dem Arglosen die Augen geöffnet, wenn er hört, daß er für dieses Baukapital 50—70 Prozent bezahlen muß, und was der Unterhändler als „guten Schinu" verlangt! Und wie oft hat es sich zugetragen, daß nach Bollendung des Baues der Kapitalist die so wonnig geträumte Stelle des Hauseigenthümers einnimmt'? Wäre der ehemalige Geschäftsmann nicht dem Rath des Unterhändlers gefolgt, gewiß, er säße trocken in seinem Comptoir oder in seiner Werkstube. Aber auch er wurde ein Opfer des bösen, gemeinschädlichen Egoismus. Wir haben es noch mit einer Abart zu thun, deren Spezialität im Verschaffen von Bank- und Stiftungskapitalien u. dgl. bestehet. Wir lesen: „Bei Unterzeichnetem sind stets Bankkapitalien die Hälfte der Schätzung auf erste Post, sowie auf zweite Post auszuleihen." Ja, braucht man denn hiezu auch noch diese Leute? Muß man da auch sich noch Kosten durch die zu zahlenden Provisionen verschaffen? Es dürfte jedem bekannt sein, daß alle Banken und Stiftungen jedem Darlehensucher gerne die nöthigen Aufschlüsse zur Realisierungen eines solchen Gesuchs geben, die Unterhändler sieht man aber bei solchen Instituten nicht gerne. Aber der Lockvogel in der Gestalt des Agenten überwindet diese Hindernisse, und Papiere hiezu werden ausgefolgt. Es gibt Leute unter ihnen, welche Bankkapitalien verschaffen wollen, resp. sich hiezu erbieten, aber weder Kataster (Häuser- oder Güteranschlagsverzeichnis n. dgl.) kennen, noch wissen, mit welchen Produkten das Gesuch belegt werden muß. Auch diese wollen ein Geschäft machen. Wir haben anfangs bereits bemerkt, daß nicht der Mann allein in dieser Geschäftsparte vertreten ist, sondern auch die Frau. Eine Emancipierte dieser Branche ist oft gefährlicher als der Mann. In den Damenlokalitäten verschiedener Cafes und Restaurants haben sie ihren Wirkungskreis anfgeschlagen. Der „Herr Gemahl" ist Privatier, die Frau kümmert sich natürlich nicht im geringsten um die Erziehung der Kinder oder um das Hauswesen; sie ist ja Geschäftsfrau und gebietet nicht selten ihrem Mann. Das Wort „Hausfrau" ist ihr Lappalie, ihr Walten ist ja ein anderes. Möchte man doch die Augen öffnen und sich solcher Brut bei Geschäften nicht bedienen; wollten doch alle, wie schon so viele, nach der Parole „Unterhändler verbeten" handeln. Auch hier drückt sich die alte Gesellschaft das Kainszeichen auf die Stirne, indem sie erlaubt, daß ein Mann oder eine Frau, die schlechte Schulbildung genossen, oft kaum lesen und schreiben können, das Zustandekommen eines Vertrages bewirken dürfen, bei dem es sich um das ganze Vermögen, um Hab und Gut handelt. Leute, die keine Kenntnis der Gesetze haben, betrauen viele mit so wichtigen Dingen, trotzdem sie durch die Erfahrung anderer wissen, daß der Unterhändler, Hypothekenkommissionär oder Agent gewinnt und den Löweuantheil in seine weiten Taschen steckt, — wenn er auch nicht die besten Mittel zur Erreichung seines Zweckes gebraucht. Aufgabe der Presse und der Versammlungen ist es, die immer mehr und mehr wuchernde Schmarotzerpflanze. genannt Unterhändlerclique, zn zerpflücken und ihren gemeinschädlichen Charakter uachznweisen. Ihre schädlichen Wirkungen berühren fast alle gesellschaftlichen Kreise — und gewiß nicht zum Besten des Gesammtganzen. Ermannt sich vas Publikum und meidet die Unterhändler, so wird sich diese Klasse von Wucherern vermindern; — in der neuen Gesellschaft wird ihr der Nahrungsboden ganz entzogen; sie muß verhungern oder zur gemeinnützigen Arbeit greisen. (Die „Neue Gesellschaft ") Witterung. Laibach, 10 März Morgens starker Frost, dann warm, wolkenloser Him-mcl, windstill. Temperatur: morgens 7 Uhr — 2 8", nachmittags 2 Ubr + 114" C. (1878 + 8 3"; 1877 + 10" C.) Baronlt'icr 745 32 Millimeter. DaS vorgestrige Tagesmittel der Temperatur + 3'1", das gestrige + 3 7°, beziehungsweise um 0 5° und 0 9* über dem Normale. Angekommene Fremde am 9. März. Hotel Stadt Wie». Urbantschitsch, Hvslein. Hotel Elefant. Strauß, k. k. Major, Serajewo. — Archer, Lieutenant, Klagenfurt. — Dr. Bok, k. k. Notar, Wippach. — Sesek, Senosetsch. — Obersohn, Kausm., Essegg. — Zadravek, Bäckermeister, Polstrau. — Scheher, Forstmeister, Ratschach. — Leicht, Hdlsm., Wien. Hotel Europa. Martin, Sänger, Wien. Kaiser von Oesterreich. Moch, Eilli. — Perincig, Görz. Mohren. Groöelj, Eisnern. - Pirz Johann und Pirz Josefa, Krainbmz. — Bogrin, Laibach. Verstorbene. Den 8. M ä r z. Johann Kaschutnik, 25 I., Zwäng-ling, Zwangsarbeilsaiistalt, Jleothphns. Den 9. März. Anton Pasch, k. k. Rittmeister-Rech-nuugssührer im Ruhestande, Jakobsplatz Nr. 11, 91 I., Lungenlähmung. Lebensmittel-Preise in Laibach am 8. März. Weizen 6 fl. 50 kr., Korn 4 fl. 55 kr., Gerste 4 fl. 39 kr., Hafer 2 fl. 76 kr., Buchweizen 4 fl. 39 kr., Hirse 4 fl. 39 kr., Kukurutz 4 fl. 20 kr. per Hektoliter; Erdäpfel 2 fl. 85 kr. per 100 Kilogramm; Fisolen 7 fl. — kr. per Hektoliter; Rindschmalz 92 kr., Schweinfett 76 kr., Speck, frischer 54 kr., geselchter 70 kr., Butter 76 kr. per Kilogramm; Eier 1»/» kr. per Stück; Milch 7 kr. per Liter; Rindfleisch 54 kr., Kalbfleisch 50 kr., Zchweinsleisch 48 kr., Schöpsenfleisch 36 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 87 kr., Stroh 1 fl. 51 kr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 7 fl. 50 kr., weiches Holz 5 fl. — kr. per vier C.-Mcter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Liter. Gedenktafel über die am 14. März 18 79 ftattfindendei, Lieitationen. 3. Feilb., Petek'sche Real., Simile, BG. Stein. — 3. Feilb., Vidrich'sche Real., Dorn, BG. Adelsberg. — 3. Feilb., Sajz'sche Real., Hönigslein, BG. Rudolsswerth. — 3. Feilb., Glavii'sche Real., Mci'et, BG. Seisenberg. — 3. Feilb., Kokevar'sche Real., Rosalniz, BG. Mött-ling. — 3. Feilb., Vivoda'sche Real., Kraschenberg, BG. Möttling. — 3. Feilb., Trampns'sche Real., Dobeno, BG. Stein. — 2. Feilb., Safred'fche Real., St. Peter, BG. Adelsberg. — 2. Feilb., Zele'sche Real., Slavina, BG. Adelsberg. — 2. Feilb., Vidie'sche Real., Adelsberg, BG. Adelsberg. — 2. Feilb., Zitko'sche Real., Senee, BG. Adelsberg. — 3. Feilb., Rebee'sche Real., Rodockendorf, Adelsberg. — 1. Feilb., Konobel'sche Real., Bukuje, BG. Adelsberg. — 1. Feilb., Pauli'sche Real., Lahovite, BG. Stein. — 1. Feilb., Jermann'sche Real., Gerdenschlag, BG. Tschernembl. — 1. Feilb., Verderber'sche Real., Rodine, BG. Tschernembl. — 1. Feilb, Bnkovee'sche Real., Tanzberg, BG. Tschernembl. — Relie. Rabnse'scher Real., Büchel, BG. Tschernembl. — Relie. llrsii'scher Real., Rupa, BG. Krainbnrg. — 1. Feilb., Margareth Ferlan'sche Real., Slap, BG. Wippach. — 1. Feilb., Joh. Ferlan'sche Real., Slap, BG. Wippach. — 1. Feilb., Pregl'sche Real., Stnrja, BG. Wippach. - 1. Feilb., MohoM'sche Real., Wippach, BG. Wippach. - 1. Feilb., (Sotif’schc Real., Wippach, BG. Wippach. — 1. Feilb., Hrovatin'schen Real., Wippach, BG. Wippach. Theater. Heute (ungerader Tag): Debüt der 13jährigen Pianistin Frl. Valentine Karinger. Die Hochzeit Bei Laterueufchein. Operette in 1 Stet von Offenbach. Frauen-Emancipation. Schwank in 1 Act von Carl Sonntag. Serajewo, 8. März. Das Geburtsfest Muhameds wurde feierlich begangen. Eine Deputation von 18 muhamedauischen Priestern und Notablen aus Serajewo drückte dem General Jova-novic ihren Dank für die religiöse Gleichberechtigung aus, versicherte ihre Anhänglichkeit an den Kaiserthron und erklärte, die immer weiter sich verbreitende Überzeugung religiöser Toleranz werde die letzten Spure» des Widerstandes gegen das neue Regime verwischen. Telegrafischer Kursbericht am 10. März. Papier-Rente 63 50. — Silber-Rente 64 05. — (Mb-Rente 76 25. — 1860er Staats-Anlehen 116 75. — Bank-actien 792. — Kreditaetien 234 10. — London 116 75. — Silber —. — K. k. Müuzdukateu 5 54. — 20-FraneS-Stücke 9 29. — 100 Reichsmark 57'35. Vom Schmerz tief gebeugt geben wir bekannt, daß es Gott dem Allmächtigen gefallen hat, unseren innigstgeliebten Vater, respeetive Schwiegervater, Anton pasch, k. k Riltmeister-Rechnungsführer a. D., Besitzer des Armeekrenzes und des Militär-Dienstzeichens l. Klasse, im Alter von 91 Jahren nach kurzer Krankheit und nach Empfang der Tröstungen der heil. Religion gestern nachmittags I llhr aus diesem Leben abznbernfen. Die irdische Hülle des Verblichenen wird vom Trauerhanse Nr. 150 in der Stadt, Alten Markt, Dinstag den 11. d. M. nm 4 Uhr nachmittags beerdigt. Die heiligen Seelenmessen werden in der St. Jakobskirche gelesen. Laibach am 10. März 1879. Johann ffdltr |)a|