august 1909 yfflw/MWttwwiM ihwmi na» KatholtsHe MjsstonK-Leltsichrift der Sühne des heiligsten Gerzens Jesu. = Organ bcg Marien-VereiiiK für Afrika. =: Der Heilige Vater Papst Pius X. hat der Redaktion, den Abonnenten und Wohltätern den apostolischen Segen erteilt. Mit Empfehlung vieler hochwürdigster Bischöfe. Erscheint monatlich einmal und kostet jährlich mit Post 2 K — 2 Mk. — 3 Franken. IReDaMton und Administration: /Disstonsbaus /ikiiiand bei Miren, Tirol. — ■ ■ ■■■-—= Inhcltt: — ...--- ■■ Besuch der Christen zu Küssala 83. — Unterhaltendes: Doppelte Ketten (Fortsetzung) 18\ — Verschiedenes: Mana, die starke Bnndesgenossiu des Missionärs 188. Die Termiten 190. Deutsche Missionsliteratnr 190. — Gedankensplitter 191. — Heiteres 191. — Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften 192. Abbildungen: Arabische schule: — Ritt des Bischofs Archi zn den Sitter. — Ufer bei Gondl-ckoro. — Chor Mab int Lstsudan. — P. Mrwalder und ein Nnbaner. — Terniitenban. Dem Memento der hochw. Missionäre und deut Gebete aller Leser werden die folgenden Verstorbenen empfohlen: Frl. itath! puchinger (Stadl Paura); Msgr. Thomas Namarith, päpstlicher GeheiintaiinHrer • (Amstetten). „Herr, gib ihnen die eivige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen!' . Gebetserhöningen und -Empfehlungen liefen ein ans: Brixen — Ebensee — Graz — Hart -Cbrait — Schttssenried — Steyr — Tablach — Vandans — Welsberg — Wien. Dem heiligsten herzen Zesu, der unbefleckten Gottesmutter, dem heiligen Nährvater Joses und den armen Seelen sei ewiger Dank gesagt für Empfang des elterlichen Erbteils — für glückliche Wahl einer guten Ehehälfte. Ulan bittet tints Gebet: in schweren Heimsuchungen — in einer Berufswahl — für mehrere Kranke — um aufrichtige und vollständig Bekehrnng eines armen Sünders — in vielen anderen schweren und großen Anliegen. - Im Falle der Erhorung haben mehrere Veröffentlichung versprochen. Briefkasten der Medcrktion Nach Gr. Soeben Dcntoinmen aus Khartum, daß Bischof Geyer zu kttrzer Erholung in Erkowit weilte und ist Ende Juni nach Khartum zurückgekehrt, begibt sich dann zu den einzelnen Stationen im Innern, wo er dann die jährlichen Visitationen vornimmt. Nach Rottw. Versprechen heißt Halten: doch bis heute noch nichts von. den interessanten Anekdoten gesehen. Vielleicht unterwegs; sehr erwünscht. St. in Hits. Hoffentlich machst btt mit bett Heften gute Geschäfte (fleißig Abonnenten werben) und noch bessere Ferien, in der heimatlichen Luft! — Falls dort won P. St. mehr als hier bekannt ist, bitte zu berichten. 3_ L. in U. Die Adressen erhalten und auch die Julihefte einzeln geschickt. Also im Seminar nichts erhalten: unerklärlich. Fröhliche Ferien mtch allen Ihren Kollegen in der Heimat. P. Vf. in p. Mit ^ Bildern nun gut versorgt. Hoffe aber sonstigen versprochenen Beitrag recht bald. Redaktionsschluß 10. Juli. Kaben-WevZeichnis vorn 10. Zunr 1909 bis 10. Inti 1909. -----------In Kronen.---------- Beuron A. Sch. 2.35; Blansko J. K. 1.—; Brixen I. K. 2.50; K. IL 400.-; I. G. K. 10.—; Prof. W. 10.—; Haag M. St. 40.—; Kältern G. F. 1.— ; Kirchbichl St. W. 5.—; Kortsch K. R. 10.— ; Kramsach U. G. 4.—; Linz F. P. 1.— ; Milland N. N. 10.—; Nikolsdorf J. P. 50.—; Ob.-Oest. von mehreren 501.57; Saturn M. V. 18.—; St. Leonhard 1. St. P. C. 0.60; St. Leonhard i. P. N. N. 100.— ; Toblach J. B. 6.—; Band ans G. Sch. 3.— ; Vomp Pfr. R. 100.—; Wartbcrg W. d. E. 2. —; Wien Prof. M. H. 3.18; Witterschlick J. F. 13.66. 3nr Pcrsolvicrnng von heiligen Messen sandten ein: Ahrweiler E. F. 7.04; Ebensee M. B. 10.—; Gmunden A. M., 2.— ; Milland Br. F. 6.— ; N. N. 10.— ; Nikolsdorf I. P. 50.—; Ohlenforst F. P. 2.—; Otterfing M. H. 3.51; Sarnthein M. G. 4.—; St. Valentin St. M. 50.—; Schwarza» K. K. 20.—; Schwaz L. S. 5.— ; Vandans G. Sch. 1.—■; Vorarlberg ungenannt 39.10; Vornholz Fr. B. v. N. 16.48; Ulmerfeld P. B. 7.— ; Weerberg K. I. E. 12.-. Fnr die Mission: Brixen I. K. 250.—; N. N. 1000.—; Rnpertshofen K. F. S. 10.— ; Schlanders I. M. 10.—; Weerberg K. L. E. 3.-. äerLöhne des heüigstenherrens Jesu." (Organ des Märien-Vereins für Afrika) .............. dient vornehmlich der Unterstützung und Husbreihmg Der luissioitstätigikeit Oer „Söhne des h lst, ^Herzens 3esu ° und sucht Verständnis und merktätige Liehe Oes missions roerkes in IVort ünö Schrift zu fordern. -Das Arbeitsfeld dieser Missionäre ist der Sudan (Zentral-Hfnka) Der „6tem der Neger" erscheint monatlich und imrd vom Nlissionshaus Milland bei Brixen (Südtirol) beransgrneben flboneinentspKis ganzjährig mil Postversendung 2 K 2 M<-3 fr für Oie Wohltäter merüen wöchentlich i l)t Wessen gelesen, dev 5)eilige Vater Papst PiusX Hat öer RoOaklion.Oenübon. niit Empfehlung der ijocbwürdigsten Oberbirten von Brixen nenten und Wohltätern Den apostolischen Segen erteilt! Brünn Zeitmentz/inz.Olmüt).MarbwgTrient.TriestitWiea Ibeft s. August 1909. XII. Zubrg. Besuch her Christen zu Käfsaia. .IBertcbt Oes bodbw. Als erste Aufgabe stellte sich die neue Regierung, die öffentliche Sicherheit und Gangbarkeit der Wege herzustellen, ohne welche weder Handel noch Verkehr gedeihen können. Der Ort selbst (Kassala) war ungemein verwahrlost: Steppenwild weidete ungescheut am hellen Tage in unmittelbarer Nähe der Wohnungen und zog sich erst beim Geräusche der Feuerwaffen zurück. Blei durfte in den Derwischzeiten für die Jagd keines verwendet werden. Das Wild wurde mit Lanzen oder mit Schlingen gefangen. Das wenige Blei mußte aufbewahrt werden, um die „Ungläubigen" zu bekämpfen. Von den 230 Gärten, welche einst die Stadt zählte, waren sämtliche verheert, einige wenige ausgenommen, und auch diese gerade nicht in blühendem Zustande. In bezug auf die Nahrung hatten die Derwische ganz andere als vegetarische Ideen; sie glichen eher den Hunnen. Sie genossen meistens Fleisch, das ©tto Ibuber F. S. C. (Fortsetzung.) sie halb roh, ohne Salz und Schmalz, verschlangen, und aßen ein paar Zwiebeln dazu, die sie selbst pflanzten. Außer diesen und den Kürbissen kannten sie fast kein anderes Grünzeug. Überall sah man ein buntes Durcheinander vonRuittenund Erdlöchern; dazwischen wucherte allerhand Dornengestrüpp. Da gab es also viel Arbeit; es mußte sozusagen eine neue Stadt gegründet werden. Mit Ernst und Besonnenheit legte die Regierung Hand ans Werk. Zuerst wurde int ganzen Sudan bekannt gemacht, daß, wer immer vor dem Mahdistenreiche zu Küssala ein Eigentum besessen, sich innerhalb einer bestimmten Zeit zu melden hätte, wofern er auf Vergütung Anspruch erheben wollte. Die alten, unbrauchbaren Gebäude wurden niedergerissen, das Erdreich niveliert, das Gebüsch ausgerottet, neue Straßen wurden angelegt mit schönen Baumalleen und Kanäle gegraben, um das Regenwasser abzuleiten. Es erhoben sich rasch öffentliche Gebäude, mit hübschen Gärten umgeben, und Privatwohnungen. Die Sicherheit und das Walten von Recht und Gerechtigkeit flößten den Nomaden bald Vertrauen ein. Furchtlos kamen sie herbei, um hier zu Kässala ihre Erzeugnisse abzusetzen und sich besonders mit Kleiderstoff zu versehen. Sogar Beduinen von Agvrdad in der Erythräakolonie, fünf Tage von hier entfernt, sah man daselbst auf dem Marktplatze herumlaufen. Es entspann sich ein ziemlich reges Leben und ein bunt zusammengewürfeltes Kaufmannsvolk kam herangezogen. Für die Muselmänner ist das heutige Kässala wiederum eine heilige Stätte geworden, denn hier leben die beiden Söhne des Seied et Hasan, namens Ahmed und Ali. Letzterer, b. h. Ali, ist zwar der Zweitgeborene, auffallend klein von Gestalt, aber von größter Bedeutung. Während des Mahdistenreiches hat er zu Suakim eine wichtige Rolle gespielt und auf die dortigen Muselmänner einen starken Druck zugunsten der englisch-äghptischen Regierung ausgeübt. Er hat auch eine gute monatliche Zahlung. Er ist eher für abendländische Sitten geneigt, setzt sich nicht ans die Erde nach Gebrauch der Eingeborenen, sondern benützt Stühle und bedient sich beim Essen der Gabel und des Löffels. Den Christen gegenüber zeigt er sich hold und will sogar manche derselben bei Mohammed in der djanna (Paradies) gesehen haben. „Brüder," erzählte er eines Tages seinen Leuten, „in der verflossenen Nacht war ich in bie djanna verzückt und sah dort oben mehrere Personen, die Hosen anhatten und Hüte ans den Köpfen trugen. Brüder, was will das heißen? Die Christen sind also besser als wir und nehmen unsere Plätze im Himmel ein." Der Seied Ali fand bei seiner Ankunft hier selbst noch einige Sklaven von den Zeiten seines Vaters her und bepflanzte mit ihrer Hilfe ein ansehnliches Stück Land, nämlich 8 feddan *), welches Gebiet er mit vieler Mühe und nicht geringen Geldopfern in einen prangenden Garten umgestaltet hat. Es ist dies der schönste Garten von Kässala. Dort drinnen sind mannigfache Früchte zu finden, wie Bananen, Orangen, Limonen, Feigen, Granatäpfel, Datteln usw. Die Datteln tragen hier zweimal int Jahre Früchte, ein Zeichen von der außergewöhnlichen Ergiebigkeit der Erde. Mitten unter prangenden, duftenden Blumenbeeten und künstlich angelegten Wiesen erhebt sich das reinliche Haus. Häufig kommt der Seicd Ali hierher, um sich da zu ergötzen und die balsamische Luft einzuatmen. Ein Gang durch den Garten reicht hin, um zu verstehen, daß der Eigentümer von europäischem Geschmack angehaucht ist. Der Seied Ali führt hier ztt Kässala ein herrliches Leben und ist verehrt wie ein Halbgott. Seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat er ungefähr eine halbe Stunde entfernt, am Chatmlaberg, neben dem GrabmalseinesVaters. Die von den Derwischen zerstörte Moschee hat er wieder aufbauen lassen, auch ein schönes Haus für sich errichtet und anständige Räumlichkeiten zum Aufenthalt der Besucher. Im ganzen Sudan bis nach Assuan hinab an der ägyptischen Grenze rufen die Muselmänner in ihren Nöten den Seied Ali an. Vom fernen Dar For und Wadai kommen Leute hergepilgert. Ein jeder legt sein Geschenk nieder. Sie sammeln die Erde, welche der Seied mit seinen Füßen betritt, und tragen sie als Reliquie mit sich in ihre Heimat. Der Seied Ali kaun nur in Begleitung seiner getreuen Diener ausgehen, sonst würden die Muselmänner in ihrem Fanatismus dem Esel, de» er reitet, die Haare ausziehen und zum Andenken aufbewahren. Reist er mit der Eisenbahn, so scharen sich an den Stationen die Leute zusammen, bitten um seinen Segen ititb sind nicht eher befriedigt, bis er sie tüchtig mit Wasser bespritzt hat. Er ist indessen ein *) Ein feddan beträgt 4200 Quadratmeter. ergebener Diener der Regierung und wird von dieser bald hier, bald dorthin geschickt, um die gärenden islainitischen Elemente zu beschwichtigen. Ahmed, der ältere Bruder, ist ganz das Gegenteil von Ali. Er kümmert sich recht wenig um die Händel dieser Welt: er widmet sich eher dein inneren, dem beschaulichen Leben. Seinen Geist erfrischt er an der Lektüre frommer Sprüche, staunt oft über die Langmut Gottes, daß er überhaupt noch Heiden ans dieser Welt dulde und sie nicht längst schon alle in die Hölle gestürzt habe, wohin sie ja gemäß der Aussage des Korans gehören; auch übt er sich nebenbei im Prophezeien. Letzthin hat er wiederum die Muselmänner von Kässala mit bent nahen Weltuntergänge erschreckt. „Brüder", sagte er zu den Leuten, „sehet ihr diesen Chatmiaberg? Jeden Tag tragen die Engel ein Stück weg davon, hinüber ans Grabmal des Propheten zu Medina. Wenn der ganze Berg abgetragen sein wird, dann wird sich das Weltall in Trümmer auflösen. Deshalb, o Gläubige, verachtet das Irdische, denn die. ewigen Djanna-Freuden (Paradiesesfreuden) winken euch schon!" Unter den fremden Kaufleuten gibt es auch manche Indier, welche auf die heiligen Gangeswellen verzichtet haben, um hier in der Fremde das Glück zu erhaschen. Diese braunen, kleinen Männer find durchaus friedlich gesinnt; sie haben Mitleid auch für allerhand Ungeziefer, lassen sich ruhig von den Flöhen beißen, schonen die Wanzen, tun ihr Möglichstes, um der Katze das Mausen abzugewöhnen, füttern Hunde und dergleichen.*) Eine sonderbare Gesellschaft gab es gerade damals zu Kässala. Rama nämlich, ein frommer indischer Götterverehrer, hatte als *) Das tun sie, weil sie an die Metempsychosis, d. h. au die Seelenwanderung glauben. Nach ihrer Meinung wird die menschliche Seele nach dem Tode des Leibes in einen Tierkörper verbannt, um für ihre begangenen Sünden Buße zu tun. Diener einen gewissen Denkeli, der seinerseits ein eifriger Muselmann ist und dem Hedjäs, d. h. dem Pilgerlande, entstammt. Rama verblüfft seinen Diener, den Denkeli, mit abenteuerlichen Erzählungen über die indischen Gottheiten und drückt den lebhaften Wunsch aus, eines Tages auch in ihm einen aufrichtigen Götterdiener zu sehen. Denkeli aber erzählt mit nicht minderer Beredsamkeit von den Wundertaten des Propheten; er bedauert die Blindheit seines Herrn, daß er überhaupt noch an die tauben, stimmten Götzen glaube, und betet zu Allah, daß auch Rama einmal die Augen öffne dem strahlenden Lichte des Islamismus. So schwätzen und streiten die beiden stundenlang bis in die tiefe Nacht hinein. Wer von den zweien wird seinen Nächsten bekehren? Ein guter Teil der dortigen Kaufleute sind orthodoxe Christen. Die Einflußreichsten derselben gehören der griechisch - nichtunierten Kirche an. Ein griechisch-orthodoxer Priester kam auch aus Keren in der Erythräa-Kolonie, um seine Schäflein und Stammesgenossen zu Kässala zu besuchen. Der hochwürdige Herr mit langem Haupthaar und wohlgepflegtem Bart zeigte sich als freisinniger, weitherziger Mann. Um das sittliche Leben seiner Gläubigen kümmerte er sich gar nicht; er wollte keine geistlichen Früchte sammeln, deswegen war er ja nicht gekommen, sondern nur den Goldfüchsen zuliebe. Während seines 14tägigen Aufenthaltes daselbst las er auch einmal die Messe, wobei er natürlich tüchtig den Klingelbeutel herumgehen ließ. Er sammelte ivvhl gegen 40" englische Pfund (zirka Kr. 1000). Höchst befriedigt mit solchem Erfolge zog er dann wieder ab. Der größte Teil der hiesigen Orthodoxen sind Abessinier, zusammengelaufen aus den verschiedenen Provinzen des Negusreiches. Sie treiben manches Handwerk und Pfuschwerk, stehlen fleißig, schlagen sich gern ein- ander die Köpfe Blutig, üben sich noch in andern wenig ruhmvollen Taten und genießen deshalb durchaus keinen guten Ruf. Von Zeit zu Zeit sieht man hier gewisse zweifelhafte Individuen beiderlei Geschlechtes in verwildertem Zustand durch die Straßen ziehen. Sie geben sich für abessinische Mönche und Nonnen aus, betteln unverschämt und unermüdlich bei Christen und Nichtchristen, unter dem Vorwand, ins Heilige Land pilgern zu wollen. Viel vorteilhafter wäre es für diese Leute, sich nach der Hafenstadt Massauah am Roten Meere in der italienischen Kolonie zu begeben. Dort könnten sie die Seedampfer besteigen und wären in wenigen Tagen zu Port Said. Von da bis ins Heilige Land bliebe ihnen nur noch eine kleine Strecke übrig. So haben es die abessinischcn Pilger einst auch getan, bis die italienische Dampfergesellschaft wegen Mißbräuchen sich genötigt sah, gewisse Maßregeln gegen dieselben zu ergreifen. Manche der erwähnten Pilger nämlich schlichen sich heimlich auf die Dampfer und krochen erst auf hoher See aus ihrem Versteck heraus. Geld, um die Seereise zu zahlen, hatten sie natürlich keines, ins Meer werfen konnte man sie auch nicht und so mußte man sie also unentgeltlich bis nach Suez befördern. Infolgedessen hat die Gesellschaft den Pilgern gegenüber strenge Aufmerksamkeit angeordnet und bestimmt, daß keiner von ihnen in Zukunft den Dampfer besteigen darf, wenn er früher nicht sein Reisegeld vorzeigt. So viel Geld haben die meisten Pilger nicht und so beschreiben sie nun den gewaltigen, mühseligen Umweg von Abessinien in den Sudan hinein und von hier nach Ägypten hinab, eine Reise, auf welcher sie regelrecht jeden Ort abfechten. Sie haben vor niemandem Rücksicht. Vor kurzem wagte sich solch ein Pilger sogar bis ins Amtszimmer des Statthalters von Kässala, mit einem Stock in der Hand, dessen obere Spitze in ein eisernes Kreuz endete. „Ich pilgere ins heilige Land und habe Geld nötig; im Namen des Christus der Apostel verlange ich auch von dir ein Almosen", redete er keck und dachte, damit den Statthalter einzuschüchtern. Dieser aber antwortete ihm ans gleiche Weise: „Da du kein Reisegeld hast, darfst du überhaupt nicht weiter; setzest du einen Fuß über Kässnla hinaus, so lasse ich dich einsperren", betonte der Statthalter scharf und wies dem frechen Bettler die Tür. Ein abessinischer orthodoxer Priester hatte längere Zeit hier Aufenthalt genommen und war ein paar Tage vor meiner Ankunft abgereist, um in seine Heimat zurückzukehren. Zu Sabderät, eine halbe Tagereise von hier entfernt, an der Grenze der Erythräa-kolonie, verkaufte er sein Meßbuch an einen Griechen für eine Flasche Mastix.*) Soll ihm vielleicht eine Art Ohnmacht gekommen sein, so daß er einen guten Schluck vom belebenden Naß bedurfte? Ich hätte der Sache überhaupt keinen Glauben geschenkt, wenn Augenzeugen cs nicht bestätigt hätten. Was wird der eifrige orthodoxe Herr seinem Pater Superior vorgeschwindelt haben, als er ohne Meßbuch ins Kloster zurückkehrte? Wahrscheinlich wird er ihm blau vorgemacht haben, daß beim Durchwaten eines Gießbaches (und deren gibt es in Abessinien ja viele) die ungestümen Wasser ihm das heilige Buch entrissen, und wird über Beit herben Verlust noch bitterlich geweint haben. Unter den hiesigen Fremden gibt es auch manche Katholiken. Ein Teil davon sind Italiener, welche als Bauunternehmer, Lieferanten von Baumaterialien oder als Maurer arbeiten, jedoch bei weitem der größte Teil besteht aus orientalischen Christen, nämlich aus Syriern, fast alle aus Aleppo gebürtig. Die Wanderlust der Aleppiner ist bekannt, weshalb das *) Mastix ist eine Art Branntwein und kommt ans Griechenland hierher. Sprichwort sagt: „Aarag Haiabi fil Hend egguäni“, ö. h.: „Ein aleppinischer Lahmfuß ist bis nach Mittelindien gekommen." Daß ich von seiten der Katholiken, besonders der Orientalen, recht herzliche Aufnahme gefunden habe, braucht fount erwähnt zn werden. Sie haben das religiöse Gefühl tief gewurzelt, sind voll Ehrfurcht gegenüber ihren kirchlichen Obern und sehen den Priester gern. Ihre Fehler haben sie natürlich auch wie alle andern. Schlimme Folgen verursacht mitunter der Brotneid: es haben nämlich alle dieselbe Beschäftigung, d. h. es sind Kaufleute, und so entsteht mitunter zwischen ihnen Eifersucht und Zwiespalt. Jedoch gelegentlich meiner Ankunft glichen sich alle miteinander aus, und zwar von Herzen und wurden wie eine einzige Familie. Sie sprachen ihre höchste Anerkennung und Dankbarkeit für die große Reise aus, die ich gemacht hatte, einzig und allein zu ihrem christlichen Wohle, und erwiesen mir alle möglichen Dienste. Täglich wohnten sie dem heiligen Meßopfer bei und empfingen die heiligen Sakramente mit erbaulicher Andacht. Unter den orientalischen Katholiken befanden sich auch zwei Militärärzte: der eine von ihnen entstammt einer fürstlichen Familie vom Libanon und hat im Sudandienste die Würde eines jusbaschi, d. h. eines Hauptmanns, inne. Auch diese kamenzur heiligen Messe, wenn es ihnen die Umstände gestatteten, und nahten sich ebenfalls dem Tische des Herrn zur allgemeinen Erbauung. Auch zwei katholische Abessinier, welche zu Keren bei den Kapuzinerpatres erzogen waren, erschienen fast alltäglich bei der heiligen Messe, benahmen sich recht brav und erfüllten ihre religiösen Pflichten. In Bezug auf Handel behaupten die Kaufleute, daß ihr Gewinn im Vergleich zu den früheren Jahren erheblich abgenommen habe. Hauptursache davon ist nach ihrer Meinung die Eifersucht der Beamten der italienischen Erythräa-Kolonie, welche es ungern sehen, daß die Beduinen der Kolonie über die Grenze zum benachbarten Kässala gehen, um dort ihre Erzeugnisse, wie Fett und Häute, abzusetzen und Stoff einzukaufen. So bilden sie nun besonders dem Stamme der Beni-Amer-Nomadeu, welche gerade an der Grenze wohnen, ein Hemmnis im Verkehr mit dem Sudan. Sie wollen, daß das Geld in der Kolonie bleibe. Das mag wohl wahr sein, jedoch zn bemerken ist auch, daß die 'Zahl der fremden Kaufleute zugenommen hat und deshalb der Gewinn der einzelnen sich viel kleiner gestaltete. Außerdem ist die schwarze Garnison dortselbst aufgehoben und durch ein ägyptisches Bataillon ersetzt worden. Erstere, d. h. die Negersoldaten, hatten alle ihre Familien bei sich und ihre Monatszahlung wanderte großen Teils in die Kassen des Kaufmannes, der sie mit den nötigen Artikeln für Weib und Kind versah. Ganz anders ist der ägyptische Soldat: er spart bis auf den Heller, denn er will ein Sümmchen zusammenbringen, bis er nach Verlauf der Dienstzeit in seine geliebte Heimat, nämlich zn bett ägyptischen Gefilden, zurückkehrt. Kässala zählt soeben gegen 15.000 Einwohner, die naheliegenden Dörfer mitgerechnet. Die Stadt ist Sitz des Statthalters der Provinz, hat ein Militär- und ein Zivilspital, eine Gewerbe- und eine Volksschule, Post- und Telegraphenamt, ein Zollamt, zwei Ämter für die Irrigation (Bewässerung), eine neue, schöne Markthalle u. dergl. Außerhalb der Festung stehen noch einige wenige Gebäude, welche von den Zeiten der italienischen Regierung herrühren. Der Marktplatz ist ebenfalls ans der alten Stelle, natürlich in weit besserem Zustande als einst. Eine Eigentümlichkeit von Kässala sind die zahlreichen Hyänen. Diese liegen des Tags über versteckt in ihren Höhlen ans den nahen Bergen und kommen erst nach Sonnenuntergang zum Vorscheine. Sie durchziehen die Straßen, besonders den Fleischmarkt, wagen sich mitunter bis an die menschlichen Wohnungen 174 Stern der Neger. Heft 8 "ö w ‘JE e o B _ H « ‘g ^ S' ^ & uQ g, 5 -y g K 8 g II J-j jO .H Brabilcbe Schule. . . ■ :. f WH 3 f h kann man hier die Hyänen vernehmen. Musik weiter bis zum Morgen. Im verflossenen iiitmt heran, zieht vorüber, ihr Geheul Jahre brachte abends eine Beduinenfrau Milch mt in der entgegengesetzten Richtung auf den Marktplatz und kehrte dann in ihr nahes Dorf zurück. Längs des Weges wurde die Unglückliche von den Hyänen angefallen und gefressen. Eben während meines Aufenthaltes dortselbst ritt ein Italiener abends kurz vor Sonnenuntergang aus, um seine Arbeiter zu -besichtigen, welche ungefähr 40 Minuten vom Orte entfernt Ziegel brannten. Schon seit längerer Zeit hatte er in seiner Wohnung an 'fcer Zimmerwand eine Pistole hängen, der er Er ergriff die Pistole und feuerte darauf los; beim Geräusch der Feuerwaffe kamen auch seine Arbeiter herbeigeeilt, die sofort sahen, um was es sich handelte: und die Hyänen ergriffen die Flucht. Ein Glück für den Mann, daß er die Pistole mit sich genommen hatte, sonst hätten die Hyänen gewiß seinen Esel gefressen und vielleicht auch ihn selbst. Der Leopard kommt zwar hänffg auf den Bergen vor, liegt mitunter inmitten der IRitt des Wiscbots Arcbi zu den 1Ruer. (Text S. 184.) yedoch fast nie Aufmerksamkeit schenkte. Diesen Abend kam ihm der Gedanke, sie einmal mit sich zu nehmen, was er auch tat. Er ritt den Weg entlang, in Gedanken mit seiner Arbeit 'beschäftigt; die Sonne war bereits untergegangen. Da plötzlich vernahm er ein Geräusch, das hinter ihm aus der Durrasaat herauskam, welche rechts und links des Weges gepflanzt war. Rasch drehte er sich um und sah zu seinem nicht geringen Erstaunen ein ganzes Rudel Hyänen, das ihm nachfolgte. Durrapflanznngen, nähert sich aber nie der Stadt. Von anderem Wild ist noch der Löwe zu erwähnen. So sperrte vor einigen Jahren ein Löwe den Weg zwischen Küssala und dem nahen Chatmiaberge, so daß man selbst bei Tage nur mit Gefahr hin und her gehen konnte. Ein englischcrOffizier,namens Collenson, ein starker, mutiger Mann, ritt aus bei schwüler Mittagszeit, um das Raubtier zu erlegen, was ihm auch glücklich gelang. An die Un- ffugt)eit, die er begangen hatte, sich nämlich den brennenden Strahlen der feurigen Mittagssonne auszusetzen, dachte er nicht gleich, mußte aber leider die schlimmen Folgen tragen, , denn drei Tage später starb er an Sonnenstich. 12 Kilometer von Küssala entfernt, nach Südosten hin, ist die Landschaft und Brunnengegend Scherefaja, daneben ein dichtes, aus- gedehntes Gestrüpp, das vom Gießbach Gasch durchflossen wird. Daselbst soll sich das ganze Jahr hindurch der Löwe aufhalten: er richtet unter dem Viehstande einen nennenswerten Schaden an. In der letzten Zeit haben sich die Löwen um Küssala herum stark vermehrt und die englischen Offiziere dortselbst haben in diesem Jahre ungefähr 20 Löwen erlegt. (Schluß folgt.) Ibausfklaverei m Afrika. Der geneigte Leser erschrecke nicht beim Worte Sklaverei und denke nicht an all die Schrecken, die eine solche, alle Menschenrechte mit Füßen tretende Tyrannei mit sich bringt. Gott sei Dank, die Sklaverei im strengsten Sinne des Wortes besteht jetzt nur mehr in gewissen heidnischen und mohammedanischen Gebieten Afrikas und Westasiens und auch in diesen Gebieten ist wohl zu unterscheiden zwischen den von den Arabern in großem Maßstab betriebenen Sklavenjagden und der Sklaverei, wie sie als heimische Institution bei den Afrikanern seit unvordenklichen Zeiten besteht, die, insofern die Sklaven nicht zu kannibalischen Zwecken verwendet werden, eine mildere Beurteilung verdient. Wenn nun auch die Sklaverei und speziell der Sklavenhandel durch deu energischen Eingriff der europäischen Kulturmächte, besonders der Engländer und der Deutschen, verboten und unmöglich gemacht worden ist, so vegetiert erstere doch, wenn auch in milderer Form, noch ziemlich kräftig fort. Diese Sklaverei besteht darin, daß der Sklave nur mit Wissen und Einwilligung der Behörde anderweitig verkauft werden kann: jedem steht dann das Recht zu, sich selbst freizukaufen oder sich durch andere freikaufen zu lassen; bei allzu strenger Behandlung von seiten des Herrn kann er vom Richter den Freiheitsbrief erhalten. Die erforderliche Menschenware liefert hiezu die afrikanische Ostküste und nicht zuletzt der Sudan. Die Hauptlieferanten sind daselbst nach meiner nunmehr 10jährigen Erfahrung die Njam-Njam. Das Volk der Njam-Njam hat leider durch die beständige Teilung und durch den Nepotismus seiner Herrscher gar viel von seiner alten Kraft und Wildheit verloren. Die europäischen Kulturmächte, wie die Engländer, Belgier und Franzosen, versäumten nicht, ihre Ländergebiete in Beschlag zu nehmen, um sie so ein für allemal unschädlich zu machen. Trotz all dieser Bewachung und trotzdem, daß sie jetzt keine Sklavenjagden mehr veranstalten können, verfügen sie immer noch über ein enorm zahlreiches und urkräftiges Sklavenmaterial, das ihnen gar nie mehr fehlen wird. Wie ist denn das möglich? Nehmen sie ihre eigenen Stammesbrüder und überantworten sie diesem schrecklichen Lose der Sklaverei? Nein, sie verwenden dazu jene Schwarzen, die sie in ihren früheren Kämpfen aus den Gebieten der Belanda, Bongo, Endoko, Golo, Bari, kurz aus allen Ländern im Nordosten als Kriegsgefangene in ihr Land schleppten und mitten unter ihnen in zahlreichen Dörfern ansässig machten. Andere der bedrückten Völkerschaften siedelten sich in ihrem Lande an, um vor Not und Kriegsgefahr gesichert zu sein. Für die Njam-Njam sind diese Fremdenkolonien wahre Magazine von Menschenmaterial, über welches ihre Gewalthaber absolut verfügen: sie bedienen sich ihrer sowohl zu einer prächtigen Hofhaltung und zur Entfaltung ihrer Macht und Größe den Fremden gegenüber als auch als Tauschartikel zur Einlösung der verschiedenen Wertgegenstände. * * * Als ich mich 1907 in Wau befand, starb daselbst die junge Braut eines unserer Dschur. Dud Bolo, der tieftranernde Gemahl, ließ unmittelbar vor der Haustür eine tiefe Grube machen, um hier seine treue Ehehälfte mit Ehren zu bestatten; zum Zeichen der Trauer aber trug er am Halse eine Doppelschnur. Bei meiner Rückkehr in das Land der guten Dschur vorigen Jahres hörte ich, daß Dud Bolo zu den Njam-Njam gereist sei, um sich eine Gemahlin zu kaufen: wenige Wochen darauf machte ich Bekanntschaft mit einem zwar kleinen, aber starken und kräftigen Mädchen von kupferroter Hautfarbe; es war die Gemahlin meines Dud Bolo. Er hatte sie gegen ein paar einheimische Grabschaufeln eingelöst. In ein ganz fremdes Land geworfen und ohne Kenntnis der hiesigen Sprache fühlte sich das arme Wesen ganz unglücklich und das um so mehr, als ihr Gatte mit ihr nichts weniger als glimpflich umgeht. Es versteht sich von selbst, daß ich mich dieser armen Seele, so gut es eben ging, annahm und es gelang mir auch, ihr Vertrauen zu gewinnen und so mit ihr Kummer und Leid zu teilen. Als sich aber trotz meiner Vermittlung die Lage der armen Sklavin nicht bessern wollte, verstand sie sich zu einem Fluchtversuch, der ihr leider mißlang; denn ihr Gemahl holte sie mit einem andern Dschur eilt. Man schickte darauf alsogleich zu mir um Handschellen für die Flüchtige. Natürlich finden sich in der Mission keine derartigen „Spielsachen"; die Unmenschen finden aber deshalb schon doch Mittel, das Mädchen in grausamster Weise zu knebeln und zu mißhandeln. Ich sah sie seit dieser Zeit schon mehrere Male ihrer Arbeit auf dem Felde oder im Hause obliegen, aber immer mit einem wehmutsvollen Gesichtsausdrucke. Ein anderes Beispiel für das Bestehen der Haussklaverei und ein neuer Beweis für die Unmenschlichkeit, die ab und zu mit der Haussklaverei verbunden sein kann, ist dieses: Vor 2 oder 3 Jahren starben hier zwei alte Bongo-Frauen des Hungertodes. Unsere Hilfe kam leider zu spät, denn es war mit ihnen bereits zum Äußersten gekommen. Beide hatten in ihrer Jugend dasselbe Los getroffen wie die Frau des Bud Bolo und dieser wird es einst ebenso gehen, wie es jenen zwei alten Sklavinnen ergangen ist. Wenn sie, in den Jahren vorangeschritten, von ihren Kindern Hilfe erwarten möchte, wird sie wie ein unbrauchbar gewordener Gegenstand auf die Straße gesetzt und ihrem Schicksale überlassen werden. Als wir vor 4 Jahren die erste Missionsstation unter den Dschur gründeten, zog einer der Knaben, der uns oft besuchte, unser Augenmerk ans sich infolge seiner geistigen Gewecktheit und seines unzerstörbaren Frohsinnes; es war Olygn, ein kleiner, junger Bongosklave. Sein Herr, der im Alter bereits vorangeschritten und kinderlos war, hatte ihn bei den Njam-Njam gekauft, um ihn, wenn er dessen würdig wäre, als Sohn zu adoptieren. Olygn gewann denn auch wirklich in kurzer Zeit das Vertrauen und Wohlwollen seines Herrn, so daß ihm dieser zur Anerkennung seiner Vorzüge ein Belanda-Mädchen zur Frau gab; beide sind indes noch zu jung, um eine Familie bilden zu können. Olygn ist vielleicht unser bester Schüler und zeigt auch ein wenig Neigung für die Rolle eines Katechisten, indem er sich mit allem Eifer auf den Unterricht seines jüngeren Bruders, eines geweckten, talentierten Knaben, verlegt. Was wird wohl die Zukunft für unsern Olygn mit sich bringen? — Mehr besorgniserregend erscheint uns momentan das Lebensgeschick eines andern Bongosklavcn. Dieser kam zu uns, buchstäblich ans allen Vieren kriechend, und zeigte uns eine große, abscheuliche Wunde an der Brust. Wir hatten ein überaus großes Mitleid mit dem kleinen, struppigen und schmutzigen Sklaven und suchten ihn zu heilen, allerdings mit wenig Aussicht auf Erfolg. Wir entließen ihn nachher mit einer großen Medizinflasche, damit er nicht genötigt wäre, alle Tage sich zu uns zu schleppen. Gegen alle Erwartung genas der Junge nach wenigen Monaten von seiner schweren und gefährlichen Krankheit. Statt sich aber für unsere Hilfe erkenntlich zu zeigen, erinnert er sich gar nicht mehr an seine Wohltäter. Ich hätte ihn gern besucht, wurde aber nicht einmal vorgelassen. Warum wohl? Unser Patient machte ans seinen Herrn einen solch guten Eindruck, daß er ihn, seinen armen und verwahrlosten Sklaven, als Adoptivsohn in seine Familie aufnahm und ihn als solchen behandelt: leider ist sein Herr ein fanatischer Muselmann, weshalb auch unser einstiger Sklave dieser Religion anhängen muß. Wir sehen also, wie wechselvoll und ganz verschieden das Los der Haussklaven sein kann-, ich könnte noch viele ähnliche Beispiele vorführen. doch diese wenigen genügen bereits, um uns einen Begriff zu geben, wie wenig auch diese mildere Form der Sklaverei der Würde des Menschen entspricht und mit wieviel sittlichen Nachteilen sie verbunden ist. Natürlich haben wir uns zur Aufgabe gemacht, dieser in ganz Afrika und speziell int Sudan stark verbreiteten Sklavenwirtschaft nach Kräften entgegenzuarbeiten. Leider fehlen uns die Mtitel, um recht viele von diesem eisernen Joche befreien zu können. Gott sei Dank, daß wir in diesem Punkte bereits recht gut geschult sind, so daß uns dieses Befreiungswerk, wenn anders nicht das Geld dazu fehlt, nicht mehr so schwer fällt; dazu trägt vorzüglich die genaue und gründliche Kenntnis der hiesigen Sprache und das Wohlbefinden, dessen wir uns alle erfreuen, infer bei ©onööftoro. (Text S. 184.) Erhebliches bei, so daß wir uns jetzt ganz leicht und vor allem mit unserer Hauptaufgabe, der Christianisierung und Zivilisierung dieses Landstriches, beschäftigen können. Leider fehlt uns noch etwas und zwar etwas ganz Unerläßliches und das ist eine gesunde Wohnung. Die einheimischen Gebäulichkeiten, die wir benützen müssen, widerstreiten, trotz aller Verbesserungen von unserer Seite, direkt allen Regeln der Hygiene. Wir haben bereits den Plan für ein kleines, aber trockenes und luftiges Häuschen unserem hochwst. Herrn Bischof unterbreitet und ihn ersucht, er möchte uns das nötige Geld für die Besoldung der Arbeiter zu verschaffen suchen. Er mußte aber antworten: „Ich werde mein Möglichstes tun-, die Mittel sind überaus gering." Welche Wohltat wäre das für uns, wenn uns eine mitleidige Hand die Geldmittel für den Bau einer ordentlichen, hygienisch vortrefflichen Missionsstation verschaffen würde! Die Existenz der Missionstätigkeit unter den Dschur wäre gesichert. St. Ignatius von Cleveland, im Mai 1909. Sue dem sllMffionsleben. jßxn Apostat und ein Märtyrer. (Schluß.) Es waren seit dem Religionswechsel Rifails einige Wochen vergangen. Ich machte einen meiner gewohnten Ansflüge in die Nachbarsdörfer, um nach Möglichkeit einiges Gute zu tun. Vor einembess erenHausetrafich daeineuScheich, der eben daran war, seinen Nachmittagskaffee zu nehmen. Als er meiner ansichtig wurde, erhob er sich alsogleich und lud mich höflich cuts ein Täßchen Mokka ein; ich setzte mich und bald waren wir int eifrigsten Gespräche. Unter anderm kamen wir auch auf Rafail zu sprechen. „Mach' dir kein schweres Herz, Pater," sagte er, mich beruhigend, „au dem hast du wohl nichts verloren. Rafail ist ein armer, herabgekommener Mensch: er wurde von seinem Dienstherrn durch Geld zum Abfall verleitet und da ihm die nötigen Mittel fehlten, seinen Leidenschaften fröhnen zu können, ging er den Handel ein." Unsere Unterhaltung wurde immer vertraulicher. „Was macht ihr denn eigentlich mit den schwarzen Knaben, die ihr in eurem Institut habt? Ich habe sie manchen Tag auf ihren Spazierwegen vorbeigehen gesehen." — „Wir unterrichten sie int Lesen und Schreiben, lernen sie ein Handwerk und wenn sie es wünschen, unterrichten wir sie auch in der christlichen Religion." — „Und habt ihr viele?" — „Nicht so viele, als wir wünschten. Früher hatten wir wohl mehr, als wir noch das große Kolleg in @estra bei Kairo hatten." — „Was, ein Kolleg in Gesira? Dieser Name erinnert mich an eine Geschichte, die mir voriges Jahr begegnet ist." Und nun begann der Scheich lang und breit von seiner Mekkareise zu erzählen, die er eben im Vorjahre gemacht hatte, von seiner Begeisterung über die hunderttausend Mitpilger, von der kostbaren Kaaba, vom Berge Arafat, dem Heiligtum Mouna und von all den Eindrücken, die sich in seinem Herzen tief eingegraben hatten. Beim Wiederaufleben solch teurer Erinnerungen leuchteten die Augen des treuen Prophetensohnes vor Freude und Begeisterung. Ungeduldig wartete ich ans den Ansgang der Geschichte, auf ihren Zusammenhang mit Gesira. „Auf meiner Rückreise," so fuhr er fort, „mußte ich bei Gedda, wo einst die Negersklaven massenhaft zusammenströmten, Station machen. Dort war es auch, wo mir mein Reisegefährte von einem seiner Negersklaven erzählte. Es war das ein Knabe, der eben in jenem Institute, von dem du mir erzähltest, aufgezogen worden war." — „Und wie hieß der Knabe?" fragte ich hastig. — „Das kann ich dir leider nicht sagen. Nur soviel weiß ich, daß er, wie mir mein Freund selbst erzählte, ein recht trauriges Los hatte. Vor drei oder vier Jahren muß es gewesen sein, da ging der Knabe einmal allein vom Hause Chor Hltab tm ©stsuöa». In der Regenzeit sehr wasserreich, selbst Krokodile hausen darin; in der Trockenzeit oft ohne Wasser und als Weg brauchbar. fort und verirrte sich. Eine Frau, die ihn gerade fand, nahm ihn mit sich und verbarg ihn im Hause, um ihn als Sklave zu behalten. Doch da sie fürchtete, entdeckt zu werden, übergab sie ihn einer andern Person, von welcher ihn dann mein Freund erhalten hat. Dieser wollte den Knaben sogleich zu einem Muselmann machen, aber es war um- sonst. Schon beim Ankauf wurde ihm gesagt: ,Gib acht, er ist ein Christenzögling und wir waren nicht imstande, ihn zum Islam zu bekehren-, auch du wirst nicht viel mehr Glück haben, denn mit diesem Pack ist nichts anzufangen? Und in der Tat schlugen alle Bemühungen meines Freundes fehl. Da er nun zugleich auch sah, daß es mit der Gesundheit des Knaben immer schlechter ging, beschloß er, ihn wegzuschaffen: was konnte ihm auch ein kranker Christenknabe nützen? Er schlug ihn daher so lange, bis er den Streichen erlag. Aber auch im Sterben wollte der Knabe nichts von Mohammed wissen; er rief nur immer seinen Jssa (Jesus) an und mit Jssa auf den Lippen starb er. Man sieht, so schloß der Scheich, daß ihr eure Knaben gut erzieht. Du kannst zufrieden sein!" Mein Paul! Es konnte kein Zweifel sein, der Knabe war Paul. Die Tatsache seiner Verirrung, das Alter des Knaben, seine schwächliche Gesundheit, alles stimmte. Er war also gestorben! Gestorben, indem er sich unerschütterlich an jenen Glauben anklammerte, den er kaum kennen gelernt hatte! Mein Herz, das sich ob des Schicksals jener Unschuld so sehr bekümmert hatte, fand bei dem Gedanken an solche Standhaftigkeit süßen Trost. „Mein gutes Kind!" rief ich aus. „Wenn ich nicht so glücklich war, dir die heilige Taufe spenden zu können, so hast du, glücklicher als ich, es verdient, sie im Tode von demselben Jesus zu empfangen, dessen Namen du so standhaft angerufen! Ich habe dich als Kate-chumenen verloren, als Märtyrer habe ich dich wiedergefunden. Du verirrtest dich als Knabe und ich habe dich wiedergefunden als Riese." Wahrlich, die Hand des Herrn hat nicht aufgehört, Wunder zu tun. Manus Domini non est abbreviata — Gottes Hand ist noch nicht verkürzt! fang eines Leoparden. Aus Kayango. In einer Nacht wurden wir von einem ungewöhnlichen Lärm ans dem Schlafe aufgeschreckt. Lautes Lärmen von Männern, heftiges Schreien von Weibern und ein heftiges Sich-drängen um unsere Station herum. Was war vorgefallen? — Ich wollte eben ins Freie hinaustreten, als ich das schreckliche Gebrüll eines Leoparden vernahm. Die Bestie war in ein aufgestelltes Fangeisen geraten und schlug nun aus Leibeskräften gegen die Wände der Falle, ganz wütend und gierig, sich wegen d?s bereiteten Hinterhalts an der Menge grausam zu rächen, welche, durch die Ohnmacht des Tieres kühn und stark geworden, allmählich herbeikam. Ich eilte sofort nach meinem Stutzen: aber siehe da, Angelus, ein junger, kräftig gebauter Bursche, trat vor mich hin und bat mich, ihm denselben mit den Patronen abzutreten, indem er mir versicherte, er würde gewiß einen guten Schuß machen. Es war keine Zeit zu verlieren; der Leopard hatte bereits eine Wand zertrümmert und verdoppelte wütend seine Kraftanstrengungen. Angelus trat rasch mitten unter die Menge, die ihn mit Zittern erwartete: erlegte an: ein Augenblick Grabesstille, dann ein leiser Druck am Hahne des Stutzens und derselbe ging los: ein lauter Aufschrei der Frauen erfolgte, begleitet von einem letzten, dumpfen Gebrüll des zu Tode getroffenen Raubtieres. Auch die unseligen waren inzwischen auf dem Kampfplatz erschienen, der zirka 300 Schritte von unserem Hause entfernt lag. Nachdem sie sich vergewissert hatten, daß keine Gefahr-mehr besteht, nahmen sie den Deckel von der Öffnung der Falle weg und es erschien nun die Bestie, in ihrem Blute schwimmend, der Kvpf zerschmettert von dem Schusse und an mehreren Stellen von Lanzenstichen durchbohrt. Unter dem freudigen Geschrei der Menge ward das Tier aus der Falle herausgeschafft und sofort wurde der Kriegsgesang angestimmt, während welchem sie einen Reigen um das Opfer aufführten. Jeder hatte es darauf abgesehen, dem Tiere mit dem Fuße eines zil versetzen, und die Frauen suchten diesem mit einem Stocke beizukommen: das Ganze zielte darauf hin, dem Tier einen seiner Zähne herauszuschlagen. Da mittlerweile ein Regen gekommen und die Zeit schon stark vorgerückt war, so entschloß man sich, den Rest des bei solchen Gelegenheiten üblichen Zeremoniells auf den nächsten Morgen zu verschieben und sich bis dahin in seine Hütte zurückzuziehen. Kaum graute im Osten der Tag, da erschollen schon die Schläge auf der mächtigen Trommel durch das Dorf und riefen das Volk zusammen. Nachdem sich das Volk in genügender Anzahl eingcfunden hatte, um einen anständigen Reigen aufführen zu können, begann von neuem ein Kriegsgesang, ähnlich dem des Vorabends. Man band die Beine des Tieres mit Stricken fest zusammen und steckte eine Stange hindurch: zwei kräftige Burschen nahmen nun die Last auf ihre Schultern und der Kriegstanz wurde nun in Szene gesetzt. Allen voran ging stolzen Schrittes dcr Held, der das Fangeisen, in dem der Leopard sein Ende gefunden, herzustellen verstanden hatte: an seiner Seite gingen zwei Frauen, die ihn mit Asche bestreuten, unter heftigem Schreien und die lächerlichsten Grimassen schneidend; ihnen folgten dann die Träger des Tieres und an diese schloß sich dann an eine ganze Schar von Männern, Frauen und Kindern, welch letztere außer sich vor Freude waren. Der eine lief mit angelegter Lanze voraus und suchte dem Tier eines auf den Pelz zu geben, der andere schlug mit einer Waffe wie halb wahnsinnig in der Luft herum, ein dritter ließ ein ohrenbetäubendes Siegesgeschrei vernehmen, wieder andere sprangen wie toll herum, so daß sie sich, ganz erhitzt und schweißtriefend, kaum mehr aufrecht halten konnten. Es war ein schrecklicher Tumult, aus welchem von Zeit zu Zeit Gewehrschüsse gehört wurden, die die Vorsteher des P. ©brwalöer und ein IRubaner. diese mußten, um ihre Stärke zu zeigen, in Ruhe, ohne sich zu rühren oder zu fliehen, die Hiebe hinnehmen. Nachdem man sich auf diese Weise nach traditionellem Gebrauch ausgetobt hatte, wurde endlich der Leopard zur Mission gebracht, wohin er auch gehörte, da er mittels unserer Falle und unserem Gewehre getötet wurde. Hier wiederholten sich die obigen Szenen, nachdem der Enthusiasmus bei den Hauptpersonen der Komödie durch ein großes Gefäß Melissa noch mehr entfacht worden war. Das Fest endete mit der Teilung des Tieres und, da diese Leute dessen Fleisch sehr gern essen, war dasselbe bald aufgezehrt. Noch ein Wort über den schrecklichen, getöteten Feind. Es war eilt prächtiges Exemplar und maß zwei Meter Länge: sein Körper, sehr gelenkig, war zugleich fest gebaut. Mehr als einen Monat lang machte er mit einem Kom- Vor seiner zehnjährigen Gefangenschaft wirkte der bekannte Missionär unter den Nubanern im Süden des Kordofan. Dorfes abfeuerten, sowie das Singen und Jubeln der Weiber und Kinder. Man näherte sich so allmählich dem Zelte des Sultans von Kayango, um dort in dem großen Hofe das tote Tier an einem dürren Baume aufzuhängen, der sich in der Mitte des Platzes befand und an dem man in früheren Zeiten die gefangenen Feinde aufzuknüpfen pflegte. Hierauf begann ein neuer Tanz, währenddessen zwei starke Männer mit einem Rutenbündel alle anwesenden Burschen von 15 bis 20 Jahren durchprügelten; und pagnonmiserem Dorfe Besuche. Zum ersten Male wagte er sich in die Hütte eines Negers, trat ruhig des Nachts in dieselbe einnachdem er die Strohmatte, die als Tür diente, weggestoßen, ergriff er den Hund und trug ihn mit sich fort. In der Folge wurden die Besuche häufiger; dieselben gelten vorzüglich den Hühnerstüllen des Dorfes. Vor kurzem versuchte er in unseren Hühnerstall einzudringen, aber unsere guten Hunde schlugen Lärm und der kluge Alte ging davon. Am nächsten Tage kam Gesgalla, unser vorzüglicher Inspektor, der die Eigenschaft hat, bei uns zu erscheinen, wenn es Merissa gibt, um uns zu melden, daß ihm der Leopard vier Hühner geraubt, mit denen er sich ein Kleid bei uns kaufen wollte; so aber blieben ihm nur noch zwei. „Aber diese," sagte er, „reichen hin, um auch die andern vier zu bezahlen, gesetzt, daß bit mir die Falle leihst." „Glaubst du," sagte ich ihm, „daß er noch einmal zu deinen Hühnern kommt; es gibt ja noch viele andere im Dorfe." Aber Gesgalla sagt mir mit einem Lächeln: „Höre, Pater, wenn du am Abend gegessen hast und noch etwas übrig bleibt, ißt du es nicht am nächsten Morgen? Und wenn auch du es nicht so machst, wir Golo handeln so. Und ans meiner Erfahrung kann ich dir versichern, daß in diesem Punkt der Leopard ein Golo ist. Heute habe ich seine Fußstapfen verfolgt; er war hinter der Saat versteckt, nicht weit von hier. Bei meinem Nahen floh er; aber sicher, wenn du mir die Falle gibst, bringe ich dir morgen das Fell des Tieres." Ich stimmte bei. Das Haus des Gesgalla ist in der Nähe von uns; die Falle wurde aufgerichtet und das Tier in der Tat gefangen, wie er vorhergesehen. Nun liegt das Fell ausgebreitet in unserem Hofe, um an der Sonne getrocknet und für einen Wohltäter aufbewahrt zn werden. Lin seltener Besuch. Der hochw. P. Ohrwälder, der seit einiger Zeit zur Erholung in Europa weilt, hat uns gütigst einige Bilder aus dem Sudan überlassen, die wir im „Stern" bringen werden. Auf Seite 178 sehen wir diesmal eine Aufnahme von der Reise, die P. Ohrwalder mit einem europäischen Bischof bis an den Oberen Nil machte. * * -i- Termitenbau. (Text 5. 190.) Ein seltenes Ereignis ist die Reise wohl zu nennen, die die Eintönigkeit der Lebensweise unterbrach in den Stationen, welche der hochwürdigste Bischof Archi von Como besuchte. Auf unserem Missionsschiff „Redemptor" fuhren der Bischof und P. Ohrwalder von Khartum aus nilaufwärts und langten im Februar in Tonga an. — Da jedoch in- folge des Truppenwechsels im Kordofan seit Zwei Monaten viel Militär hier war, so tonnte an einen feierlichen Empfang gar nicht gedacht werden. Die Eingeborenen waren nämlich der vielen Soldaten wegen ganz außer sich. „Bisher," sagten sie, „hat uns die Regierung gut behandelt und kam nur hieher, die Steuern in Vieh und Durra einzuheben; jetzt aber werden sie unsere Dörfer überfallen, plündern und unsere Frauen und Kinder rauben." Außer den Soldaten war unser Grund geradezu belagert von Familien der Reger, die mit Kind und Kegel hieher gezogen waren: Esel, Schafe, Hühner, Ochsen und Kamele folgten ihnen. Eine Menge Aasgeier und ein unermeßliches Heer von Fliegen und Mücken begleitete sie. Diese, ohnedies schon zahlreich in diesen Gegenden, fanden ein fruchtbares Feld, sich zu vermehren. Sie besuchten auch den Großhäuptling von Tonga, der, obwohl ein echter, schlauer Schilluk, dennoch unser guter Freund ist. Die Neger kamen von allen Seiten aus den Dörfern zu grüßen und riefen: „I kal djuok!“ („Der Herr hat dich geführt!") und: „I miti djuok!“ („Der Herr erhalte dich!") Auch Kranke kamen daher und baten um Medizinen. Der Bischof war gerührt beim Anblick dieser Armen. Wenn er einem kleinen Neger begegnete, so ließ er ihn das Ave Maria beten, das er soeben gelernt hatte. Am Abend besuchte er auch die Schule und war nicht wenig erfteut über die Fortschritte der Kinder. Nach einem Segen mit dem Allerheiligsten ging es noch südlicher den Nil entlang auf bem „Redemptor" bis nach Redjaf. Dieser Ort liegt am Bahr-el-Gebel am 4° nördlicher Breite. Hier beginnen stromaufwärts Katarakte und Stromschnellen, die von Dampfschiffen nicht passiert werden können. In der Nähe von Redjaf liegt Gondd-koro, eine unserer ehemaligen Missions-stationen. Gonddkoro liegt im Gebiet des Negerstammes der Bari, dort, wo sich die Ufer des Weißen Nils zu einer Höhe erheben, wie man sie sonst nirgends während seines ganzen Laufes sieht. (Siehe Bild S. 178.) Hier war einst eine blühende Mission: mehrere Tiroler wirkten daselbst, doch mußten des schlechten Klimas wegen fünf Priester nach kurzer Tätigkeit ihr junges Leben opfern. Aus diesem Grunde wurde die Station auch bald aufgelassen. Nach der Rückkehr vom Bahr-el-Gebel machte der hochwst. Bischof einen Ausflug in das Land der Nner, das am linken Ufer des Weißen Nils liegt. Nach der Überfahrt ans dem „Redemptor" hieß es sieben Stunden hoch zu Esel reiten. Es war ein langer Ritt. Da es bereits 10 Uhr nachts war, mußte mitten im Walde übernachtet werden. Es wurde eilt Feuer angezündet, um die wilden Tiere abzuhalten, welche sich übrigens durch ihr Geheul und Geschrei ankündigten. Um 3 Uhr morgens war die ganze Karawane wieder auf den Beinen. Im großen Tempel der Natur wurde inmitten der balsamischen Lüfte des Waldes der Altar aufgestellt und der Bischof las die heilige Messe, welcher unsere Schilluk andächtig beiwohnten. Ein herrliches Schauspiel im Herzen Afrikas, mitten im heidnischen Lande. Nach wenigen Stunden war das erste Dorf der Nuer erreicht. Der Empfang von seiten der Eingeborenen war sehr freundlich. Nach dem Besuche mehrerer Hütten der guten Neger hielten wir Raststation. Unterwegs hatte ein Pater eine herrliche Antilope erlegt. Diese mußte zum Mittagsschmaus dienen. Ohne viel Salz und Schmalz wurde das Fleisch gekocht, gegessen und der Rest unter die Begleitung verteilt, die nichts mehr als die gut abgenagten Knochen übrig ließ. Die schönen Antilopenhörner wurden als Trophäen feierlich zur Missionsstation gebracht. Nach diesem Ausflug zu den Nuern ging es wieder nilabwärts, Khartum zu. Heft 8. Stern der Neger. 185 fr 8 Unterbaltenbes. 1 lg pgjx NS Ü Doppelte Netten. Lrzäblung von Dr. Dugo rDtont. Fortsetzung.» 9. Kapitel. Iln der timüste. Die Karawane langte bei der Zeriba an, nachdem sie in 14 Tagen die heiße Wüste durchquert hatte. Der Marsch war äußerst qualvoll für die armen Neger. Trotz des Hungers und des Durstes und ihrer wunden Füße wurden sie gezwungen, voranzugehen; außerdem waren sie beladen mit schweren Lasten und großen Wasserschläuchen, beständig unter der brennenden Sonne und mehr noch unter der Peitsche der Sklavenaufseher, welche nicht müde wurden, auf die armen Opfer loszuschlagen und sie zu schnellerem Marsche anzutreiben. Die Aufseher selbst waren müde und erschöpft. Sie konnten selbst nicht mehr weiter und so ließen sie ihre Wut an diesen armen Schwarzen aus. Elf kleine Sklaven waren unterwegs den Strapazen erlegen. Sie fielen zu Boden, unfähig, sich wieder zu. erheben. Einige wurden durch Stockstreiche erschlagen, anderen wieder wurden die Beine gebrochen. Noch lebend ließ man sie in der einsamen Wüste liegen, bis ein langer, qualvoller Todeskampf ihrem Leben ein Ende machte. Auch das Kind, welches Anton liebevoll am Arme trug, hatte das gleiche Schicksal. Der Sklavenhändler, der Anton unter der Last der Ketten, samt dem Bündel und dem Kinde, einherschreiten sah, fürchtete, er könnte unterliegen. Deshalb befahl er einem Sklavenjäger, ihm das Kind zu entreißen. Dieser Grausame nahm das arme Geschöpf beim Fuße, schwang es einige» male in der Luft herum und schlenderte es dann an einen Felsen, so daß das Gehirn herausspritzte. Anton heulte vor Schmerz. Dieser Anblick war entsetzlich. Er hatte das Kind so gern, es war so lieb. — „Barbar!" schrie er zu Amur, als er vorüberging. — „Das ist dein Dank?" fragte dieser. — „Was hat dir denn das arme Geschöpf getan?" fragte Anton. — „Ich wollte dir nur die Last erleichtern und du mußt mir dafür nur dankbar sein." — „Du hast mir eine Last abgenommen, aber eine Wunde hast du geöffnet, welche blutet und mich mehr schmerzt als hundert Rutenstreiche. Hättest du doch das arme Kind am Leben gelassen!" — Amur antwortete nichts; er wollte den Sklaven mit Sanftmut besiegen. Jeder andere würde für jene Antwort Prügel erhalten haben. Anton hingegen wollte er verzeihen. Der Weg, der zur Zeriba führte, war mit Knochen von Menschen, welche die Sonne weist gebleicht hatte, wie besät. Es verging kein Tag, ohne irgend einem Skelett oder einem Haufen Knochen zu begegnen. Manchmal trafen sie an einem Tage Gebeine von zehn, zwanzig und mehr Personen. Hie und da hatte sie der Wind mit einer leichten Sandschichte bedeckt. Die Sklavenjäger lachten höhnisch beim Anblick dieser Knochen und zeigten sie den Sklaven. — „Schaut da die Gebeine der verfluchten Hunde, die schwarz waren, wie ihr es seid. Sie sind während unseres Marsches zurückgeblieben. Staunt das Wunder an, das wir gewirkt. Diese Hunde waren schwarz und jetzt sind sie weiß wie Milch. Beiin Barte des Propheten, beeilt euch, ihr Hunde, wenn ihr nicht wünschet, daß wir mit euch das Experiment wiederholen und das Wunder erneuern!" Der Anblick dieser Gebeine nahm den armen Sklaven allen Mut und drückte sie ganz nieder. Jetzt fingen sie an zu begreifen, was Sklavenhandel und was Sklaverei bedeutet. Bei der Abreise von der großen Oase hatte Amur den Sklaven befohlen: „Wir nähern mt§- meiner Zeriba, in welche nur die wahren Gläubigen ihren Fuß setzen dürfen. Heute Abend werdet ihr deshalb die Formel hersagen und so lgeht ihr zur wahren Religion über. Wer sie nicht sagt, der erhält Streiche." Als nach Sonnenuntergang das Lager zwischen zwei kahlen Felsen aufgeschlagen worden war, befahl Amur den Sklaven: „Werfet euch in der Richtung gegen Mekka nieder." Die heidnischen Sklaven gehorchten alle, nicht aber die Christen. Die kleinen Knaben und Mädchen, die von den Schwestern erzogen worden waren, weigerten sich, diese Verbeugung zu machen, wurden jedoch mit der Peitsche dazu gezwungen. Anton schwieg dabei. Er sagte ihnen auch nicht, daß sie widerstehen sollten. Die Kleinen waren noch zu jung, daß sie die Wichtigkeit dieses Aktes hätten begreifen können. Auch war es besser, sie hierüber nicht zu unterrichten, denn wenn sie es gewußt und sich dennoch, gezwungen durch die Stockschläge, ergeben hätten, so wären sie formell Apostaten geworden, während sie es sonst nur materiell waren, denn sie taten, was 'sie als verboten nicht erkannten. Er hingegen verbeugte sich nicht. — „Sollen wir ihn mit der Rute dazu zwingen?" fragte Sues seinen Herrn. — „Das Werk seiner Bekehrung ist noch nicht am günstigen Punkte cm» gelangt", erwiderte dieser. „Dieser Verfluchte will mich um meine Kauri (Muscheln) bringen; aber ich werde ihn schon zu bändigen wissen", sagte Sues ganz erbost. — „Richte ihn nicht zu früh zugrunde! Laß ihn für heute. Er wird dann mit größerer Feierlichkeit in der Moschee meiner Zeriba zum Islam übergehen." Nachdem die Sklaven auf dem Boden lagen, mit dem Gesicht gegen Mekka, sprach der Scheich die Formel, welche alle wiederholen mußten: „Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet!" Er sprach die Worte im alten Arabisch, das der Prophet selbst gesprochen und somit keiner der Neger verstand. Sie begriffen weder die Worte noch deren Bedeutung und wußten überhaupt nicht, was sie getan. „So, jetzt erhebt euch I Ihr seid nun Muselmänner", sagte der Scheich. Die Sklaven ge- horchten, doch wurden sie von ihren jetzigen Glaubensgenossen nicht besser behandelt. Einige beklagten sich darüber, man antwortete ihnen jedoch: „Glaubt ihr vielleicht, weil ihr die Formel ausgesprochen, jetzt etwas Besseres zu sein, als ihr früher wäret? Ihr Toren! Bisher wäret ihr Tiere und werdet es auch in Zukunft bleiben. Wer als Vieh geboren wird, bleibt Vieh!" Mehr als alle andern hatte Anton zu leiden. Sues hatte sich in den Kopf gesetzt, die zehntausend Kauri, die Amur für die Bekehrung des Sklaven versprochen hatte, zu gewinnen, und deshalb gab er ihm jeden Abend Katechismusunterricht. Das war natürlich ein sonderbarer Katechismus. Sues beschrieb in grellen Farben die sinnlichen Freuden des Himmels, welche alle, aber auch nur die Muselmänner, erlangen und wovon keiner ausgeschlossen werden kann. Er schilderte ferner mit schwarzen Zügen die Schrecken der Hölle und endigte dann jedesmal: „Willst du die Formel hersagen?" Er erhielt jedoch immer eine verneinende Antwort. Darauf fing er an, ihn grausam zu schlagen. Im Prügeln war Sues Meister. Keiner konnte die Peitsche besser führen als er. Er war ein patentierter Schläger. Er kannte ganz gut die Teile des Körpers der Sklaven. Er wußte genau, wo sie mehr oder weniger empfindlich waren. Deshalb waren auch die Streiche, die Anton erhielt, besonders schmerzlich. Er schlug ihn nicht auf die Beine und Füße, um ihm das Gehen auf dem Marsche nicht zu erschweren. Er schlug auf den Rücken und auf die Brust los und dieser Rücken war schon am ersten Tage eine große, überaus schmerzliche Wunde. Er hatte jedoch kein Mitleid mit ihm und neue Schläge sausten auf die alten nieder, welche die alten Wunden wieder aufrissen, erweiterten und deren Schmerz vergrößerten. Anton war, wenn auch unfreiwillig, die Ursache, daß der Zorn Emmis gegen Amur wuchs. Emmi hatte nämlich wahrgenommen, daß Anton weder die verlangten Verbeugungen gemacht, noch auch die Formel ausgesprochen habe, und aus diesem Grunde war er gegen den Sklavenhändler ganz von Wut entbrannt. „Warum tötest du nicht diesen verfluchten Hund, der es wagt, sich über den Propheten lustig zu machen?" fragte ihn dieser. „Er wird die Formel schon hersagen in der Zeriba", war die Antwort Amurs. Emini war mit dieser Antwort nicht befriedigt. Er verlangte mit aller Gewalt die Bestrafung des jungen Sklaven, und da er dies nicht erreichen konnte, bediente er sich dieser Weigerung nls Waffe gegen feinen Widersacher. Er klagte ihn bei den Arabern und bei den Askari an. „Was für einen braven Herrn ihr doch habt!" sagte er spöttisch. „Er ist sehr weichherzig in Sachen des Propheten. . Er hat nicht einmal den Mut gehabt, einen Sklaven zu töten, der sich weigerte, sein Haupt vor ihm zu neigen. Was wird der rashulullah, der Prophet Gottes, dazu sagen? Schrecklich wird die Strafe sein, die uns treffen wird. Wegen der Sünden Amurs werden wir alle leiden müssen." Seine Worte fanden in den rohen, tierischen Herzen einen guten Boden, da sie ohnehin das Joch Amurs ungern trugen; außerdem waren sie voll fanatischer Begeisterung für die Sache ihres Propheten, die ja schließlich ihre eigene Sache war, denn sie identifizierten sich selbst mit dem Islam. Sie fingen an, gegen den Scheich zu murren, und eine Abordnung begab sich zu ihm, um die Bestrafung Antons zu fordern. „Er wird sein Bekenntnis in der Zeriba feierlich ablegen. Sues unterrichtet ihn zu diesem Zwecke", war die Antwort Amurs. „Er ist widerspenstig und weigert sich zu glauben. Ich fürchte, daß er die Formel nicht einmal in der Zeriba aussprechen wird", sprach Sues, der einer von der Abordnung war. „Du allein trägst die Schuld, wenn es dir nicht gelingt, ihn zu überzeugen", sagte Amur. — „Keineswegs", entgegnete Sues, „sein Herz ist verstockt, wie man nicht bald ein gleiches finden kann. Erlaube mir, daß ich ihn mit Peitschenhieben erschlage." — „Jetzt soll er noch nicht sterben. Sollte er jedoch auch in der Zeriba nicht gefügig werden, so werde ich ihn schon zu strafen wissen", erwiderte Amur. — „Wir verlangen die Bestrafung schon jetzt", sagten die Abgeordueteu. — „Ich erkenne euch kein Recht zu, mir euren Willen aufzudrängen. Wenn ihr mich gebeten hättet, diesen Jüngling zu bestrafen, hätte ich vielleicht nachgegeben. Ihr aber besteht auf dessen Bestrafung. Für jetzt aber soll er ungestraft bleiben. Gehet!" Die Abordnung kehrte zu dem zurück, der sie gesandt, und überbrachte ihm die abschlägig be-schiedene Forderung. Der Unwille wuchs deshalb nicht wenig und Emini verstand es, diese Gelegenheit zu benutzen, um die Unzufriedenheit unter den Sklavenjägern noch zu vermehren. Er hingegen suchte sich selbst in das beste Licht zu setzen. „Wenn ich der Führer der Karawane wäre, würde ich nicht so handeln. Wenn ihr von mir abhängig wäret, würdet ihr viel besser behandelt werden und ich würde auch von den Sklaven mit aller Energie das Bekenntnis unsres Glaubens verlangen. Das würde ich erreichen, denn bisher hat noch kein Sklave den Streichen widerstehen können." „O, wenn doch Emini unser Führer wäre!" sagten die Sklavenjäger und die Askari; und mehrere fragten sich selbst: „Warum hat er uns nicht zu befehlen! Warum sollen wir diesem unfähigen und groben Amur gehorchen?" Emmis Haß gegen Amur wuchs uoch mehr, als ihm zu Ohren kam, daß er ihm seine beiden Gehilfen Mahmet und Mehmat abwendig machen und auf seine Seite bringen tvollte. Amur hatte nämlich erfahren, daß sie zwei ehemalige Sklavenjäger waren, und suchte sie daher zu gewinnen, um so mehr, da er Emini bald verlieren sollte. Er benötigte deshalb tapfere Leute, tvelche die Karawanen verteidigten. So machte er ihnen den Vorschlag, unter sein Kommando zu treten, und versprach ihnen einen besseren Monatsgehalt. Die beiden Männer waren nicht wenig geneigt, den schmeichelhaften Vorschlag anzunehmen, und sprachen mit Emini darüber, indem sie ihn zugleich baten, sie freizumachen. Doch er sprach sehr lange mit ihnen. Seine Worte schlugen ein. Sie machten ihm zwar viele Einwürfe, aber bald ergaben sie sich und als sie sich nach langem Hin- und Herreden von Emini trennten, sagte dieser: „Wir sind einverstanden." — „Ja, wir sind einverstanden", sagten auch diese und begaben sich zu Amur, um ihm mitzuteilen, daß sie mindestens noch drei Monate in Emmis Dienste bleiben müßten, wie es der Vertrag erheische, den sie auch nicht brechen könnten. Emini ging nun zu Amur und fragte ihn barsch: „Du wagst es, meine Diener zum Treuebruch zu verleiten?" — „Habe ich etwa nicht das Recht, den in meine Dienste aufzunehmen, der mir mehr paßt?" fragte dieser. — „Nein, dieses Recht hast du nicht, wenn diese Person schon von andern abhängig ist! Was würdest du sagen, wenn ich die Sklavenjäger und die Askari von dir abwendig machen würde oder wenn ich deine Sklaven mein Eigentum nennen würde? Und sei überzeugt, ich werde es tun, wenn ich auch nur ein einziges Mal wahrnehmen würde, daß du etwas zu meinem Schaden ausführen wolltest. " So sprach mit Nachdruck Emini. Amur kannte Emini zu gut, als daß er nicht hätte fürchten müssen, dieser verwegene Mensch werde seine Drohung auch ausführen. Er suchte ihn daher zu besänftigen, doch es gelang ihm nicht; er bot ihm die frühere Freund- schaft an. Diese wurde aber nicht angenommen. Er erklärte sich sogar bereit, Anton zu opfern. Doch es wurde ihm bedeutet, es sei zu spät. Emini wollte keinen Teil mehr mit ihm haben. Er wollte ihn auf den Markt begleiten, weil er es ihm versprochen hatte und weil er dort seinen Anteil an Sklaven erhalten mußte; er erklärte ihm aber rundweg, daß er ihn gleich nach der Ankunft auf den Markt verlassen und auf eigene Faust die Sklavenjagd fortsetzen würde. Amur war ganz betroffen durch diese Worte, doch er ließ die Hoffnung noch nicht sinken. Emini erzählte den Sklavenjägern vom Verrat Amurs und von der schmählichen Art und Weise, mit der er seine Untergebenen behandle. „Schaut an diesen Ruchlosen! Ich habe ihm treu gedient und jetzt sucht er mir nur zu schaden. Auf gleiche Weise wird er euch behandeln, wenn ihr euch nicht beizeiten widersetzt." Es ist doch klar: wer nicht für die Ehre des Propheten eifert, kann auch gegen die eigenen Untergebenen nicht gerecht sein. (Fortsetzung folgt.) Verschiedenes. flDaria, die starke Wundesgenossin des Missionars. Gar oft hat der Missionär beim Werke der Seelenrettung mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen. All seine Mühen und Arbeiten scheinen fruchtlos; Satan hält seine Opfer fest, bald ans diese, bald auf jene Weise. Doch der richtige Missionär verliert darob nicht den Mut; er weiß, wo er Hilfe findet. Er wendet sich an die, welche von Ewigkeit her bestimmt war, der Schlange den Kopf zu zertreten. Die heilige Gottesmutter unterstützt seine Bitten bei ihrem göttlichen Sohne und dann ist der Sieg gewiß, die Seele gerettet. Höre, lieber Leser, ein Beispiel dieser Art, wie es ein eifriger Missionär, der unter den Indianern Nordamerikas wirkte, erzählt. Er schreibt unter anderem seinem Bischof, der ihn beauftragt hatte, einen Jndianerstamm auszusuchen, den bereits bekehrten Wilden die heiligen Sakramente zu spenden und andere für den christlichen Glauben zu gewinnen: „ . Nichts war mir wichtiger, sobald ich in der Mitte dieser guten Leute angekommen, als jenen, die mit Krankheiten behaftet in ihren Hütten lagen, einige Worte des Trostes zu bringen. Drei Indianer starben am nämlichen Tage sozusagen in meinen Armen; sie hatten noch zuvor die heiligen Sterbsakramente empfangen und voll Sehnsucht und Liebe ihre Blicke gen Himmel gerichtet. Indessen schmerzte mich der Gedanke, daß so viele Ungläubige, die vor Schmerzen fast vergingen und ebenfalls mit einer tödlichen Krankheit behaftet waren, dennoch dem Orte der Mission keineswegs nahe gebracht werden konnten. Man hatte mir gesagt, daß sich einige von ihnen nicht weit von dem Posten, wo wir uns aufhielten, im Walde niedergelassen hätten. Ich begab mich eilends dorthin und traf vier Familien an, die bei meinem Anblicke wie bei dem eines bösen Geistes vor Schrecken erbebten. Sie liefen, so schnell sie konnten, davon und nun drei Personen, die aus Schwäche nicht fliehen konnten, blieben in der Hütte zurück. Unter ihnen befand sich ein Mädchen, das zwar noch jung war, sich aber durch ein ausschweifendes Leben dem Grabe nahe gebracht hatte. Schon fünf Jahre hatte ich vergebens an ihrer Bekehrung gearbeitet. Vergangenes Jahr war sie noch frisch und stark, und als ich sie den letzten Frühling wiedersah, konnte ich sie fast nicht erkennen, so sehr hatte sie sich verändert. Von einer auszehrenden Krankheit befallen, ging sie schnellen Schrittes dem Grabe zu und erkannte selbst, daß ihr Ende nahe. Je heftiger das Übel wütete, desto mehr wurde sie von Gewissensbissen geplagt und konnte sich der Furcht nicht erwehren. Sie besaß den nötigen Unterricht, um getauft zu werden, allein der Gedanke, daß die Taufe und selbst die Gegenwart des Priesters ihr den Tod bringen würde, erfüllte sie mit Schrecken. Da sie mir nicht entweichen konnte wie die andern, so entschloß sie sich, gegen alles, was ich ihr sagen würde, unempfindlich zu bleiben; mit dem Gesicht ans der Erde liegend, weigerte sie sich, mir zu antworten und einen Blick ans das vorgehaltene Kreuz zu werfen. Jedoch konnte sie meinen Worten, die bald schreckhaft, bald tröstend waren, das Ohr nicht verschließen; auch war dies der einzige Weg, der mir zu ihrem Herzen noch offen stand, um Gefühle der Rene in demselben zu erwecken; allein sie blieb stumm und ich konnte kein Wort ans ihr bringen. Die zwei andern Frauen, an welche ich mich dann wendete und von denen eine die Mutter des Mädchens war, zeigten keine bessere Gesinnung. Sie hatten sich in den Kopf gesetzt, eine Unterredung mit mir würde einen plötzlichen Tod zur Folge haben, und waren über meine Gegenwart ebenso bestürzt, als ich über ihren erbärmlichen Zustand betrübt war. Nach langem Zureden fragte ich dieselben, ob sie nicht gern getauft wären. „Nein, nein," erwiderten sie, „das würde uns den Tod bringen!" Als ich sah, daß ich mit diesen so sehr wider mich eingenommenen Menschen nichts ausrichten konnte, verließ ich sic, drang weiter in das Dickicht hinein und warf mich mit beklommenem Herzen am Fuße eines Baumes nieder, wo ich meine gewöhnliche Beschützerin anrief. Ich flehte zu Maria, der unbefleckten Jungfrau, sie möchte sich der unglücklichen Geschöpfe annehmen, die soeben ihre Medaille verschmäht hatten, und versprach, ihr zu Ehren eine heilige Messe zu lesen. O meine Mutter, du hast sie vernommen, die Seufzer meines Herzens! Ich ging mit leichtem Gemüte zur Kapelle, wo meine Ncnbekehrten, da es eben die Stunde des Gebetes war, auf mich warteten. „Meine lieben Kinder," sagte ich zu ihnen, „ich habe Eltern, Freunde und Vaterland verlassen, um hieher in eure Wälder zu kommen, eure Mühseligkeiten mit euch zu teilen und euch den Weg des Himmels zu lehren. Eure Seele ist mir teurer als mein eigenes Leben; aber cs sind einige unter euch, die nicht beten, die mich nicht anhören wollen, obwohl sie doch krank sind. Noch einige Tage und sie sind ans einig verloren! Bitten wir die gütigste Jungfrau Maria, sie möge bei Jesus, ihrem Sohne, um Erbarmnng für diese armen Sünder flehen." Bei diesen Worten kniete die Versammlung nieder und sprach mit bewegter Stimme zur erhabenen Gottesmutter dieses rührende Gebet: „Erinnere dich, o Maria, daß wir, die wir diese Wälder bewohnen, Kinder deines Sohnes sind wie jene, welche sich in den großen Dörfern befinden, da er für uns gelitten hat und am Kreuze gestorben ist, um uns von dem Feuer des Abgrundes zu retten. Wir alle waren sehr beklagenswürdig, ehe wir das gute Gebet deines Sohnes kannten, und der Schwarzrock ist gekommen, es uns zu lehren. Allein noch viele sind in die Nacht versunken. Nun denn, o gütigste Jungfrau Maria, bitte für sic bei deinem Sohne Jesus; wir wissen, was du bei ihm vermagst. Amen!" Des andern Tages vor der heiligen Messe ermahnte ich sic aufs neue, für ihre ungläubigen Brüder und für das kranke Mädchen zu beten. Das inbrünstige Gebet dieser Ncnbekehrten sollte erhört werden. Ich schlug wieder den Pfad zum Walde ein, und wie ich der Lagerstätte näher kam, schwebte meine Seele zwischen Furcht und Hoffnung. Aber meine Kleingläubigkeit sollte mir bald zum Vorwurf gereichen. Denn kaum hatte mich jene erblickt, die mich tags zuvor weder ansehen noch anhören wollte, schleppte sie sich mühsam mir entgegen. Hier find die Worte, die sie zu mir sprach und die ich nie vergessen werde: „Gestern, mein Vater, als du mir von der Religion des großen Geistes redetest, wollte ich dich nicht anhören, als dn aber fort warst, wurde ich kränker. Wie schien mir die Nacht so lang! Ich hatte Angst vor dem Tode und ich ivnßte, daß ich den großen Geist in seinen: Lichte nicht sehen durfte, weil ich böse gewesen bin und mich nicht habe taufen lassen." Die Mutter, welche bei dieser Unterredung in tiefes Nachdenken versunken schien, warf einen mitleidsvollen Blick auf ihre Tochter, nickte ihr Bejahung zu und fiel wieder in ihr voriges Nachdenken zurück. Die Kranke fügte hinzu: „Es war mir, als fiele ich in das Feuer des tiefen Abgrundes; deswegen habe ich dich gerufen." Da ich bemerkte, daß sie nicht mehr lange leben werde, bereitete ich sie zur Taufe vor. Sie empfing dieselbe mit lebendigem Glauben und tiefer Reue und küßte mit sichtbarer Hoffnung das kleine Kreuz und die Medaille, welche sie tags zuvor zurückgewiesen hatte. Die Mutter lief selbst an den Bach, das Wasser zur Wiedergeburt ihrer Tochter herbeizuholen, und ermahnte dieselbe, nachdem sie die heilige Taufe empfangen hatte, Gott ihren Dank zu erweisen. „O mein Vater," sprach die Sterbende, „sobald ich wieder gehen kann, will ich nnch zur heiligen Hütte begeben, um inich durch den Empfang des heiligen Öles zu stärken. Doch", setzte sie hinzu, „halte ich es für ratsam, meine Taufe eine Zeitlang verborgen zu halten, sonst würden, falls ich sterbe, die Heiden sagen, die Taufe sei Schuld an meinem Tode gewesen." Ich brachte mehr als vier Stunden in diesem verpesteten Winkel zu, allein welch an-genchme Stunden! Alle Christen freuten sich mit mir, als sic erfuhren, daß sie getauft sei und ihre Mutter sich im Glauben unterrichten lasse. Einige Tage nachher gab sie mit den rührendsten Gefühlen der Liebe und Ergebung den Geist auf. Maria hat geholfen, Maria wird weiter helfen! Die Termiten. (Sum Bilde Seite 183.) Die Termiten, auch weiße Ameisen genannt, wohnen ähnlich wie unsere Ameisen zusammen. Diese gefürchteten Bewohner der afrikanischen Kolonien dringen oft in Scharen in die menschlichen Wohnungen ein und zerstören alles, was nicht gerade Metall oder Stein ist. Ihre Bauten, die sie gleichsam als Wohnhäuser errichten, verleihen der ganzen Landschaft, da sie oft massen-haft auftreten, ein charakteristisches Gepräge. Diese Nester sind sehr verschieden; am bekanntesten sind die mehr oder minder schief stehenden Lehmkegel, die oft eine Höhe von 3 bis 5 Metern und einen Basisumfang von 10 bis 15 Metern erreichen. Manche sind kürzer und dicker und weisen ein breites, pilzhutförmiges Dach auf; wieder andere sind in Baumstämmen eingebaut oder in Form von unregelmäßigen Kugeln und Kegeln im Gezweige befestigt. — Der Hauptteil des Nestes ist gewöhnlich sehr haltbar und wird allmählich so hart, daß man ihn nicht mehr zu-sanlmenzudrücken vermag. Die Zellen sind 1 bis 2 Millimeter hoch und ungefähr 1 bis 3 Millimeter lang, unregelmäßig gerundet und haben 1 bis 2 Millimeter dicke Wände. Die Zellen sind miteinander durch zirkelrunde Löcher verbunden, die ungefähr 2 Millimeter im Durchschnitt messen. Der äußere Teil des Nestes ist mit einer Menge, durch die Außenwände der äußeren Zellen gehender feiner Gänge versehen, die mit dem Kot der Tiere ausgekleidet und nach innen mit einem Erdklümpchen verschlossen sind. — Von den Wohnungen der Termiten führen tunnelähnliche Gänge nach allen Richtungen. Beabsichtigen die Termiten einen Gegenstand anzugreifen, so bauen sie bis dorthin gedeckte Gänge. Zerstört man diesen Bau, so verschwinden sie schnell. Ist der Schaden nicht zu groß, so versuchen sie, ihn zu reparieren und das ihnen verhaßte Licht abzusperren. Das scharfe Ol aus den Akazicnsamen können sie nicht vertragen und lassen daher mit demselben bestrichene Gegenstände unberührt. — Einen Nutzen leisten die Termiten doch, indem sie die Gegend durch Vertilgung fauler Stoffe reinigen. Deutsche fllMssionsUteratur. Unsere Missionsliteratur,- wie wir sie heute haben, ist lediglich eine Frucht des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1828 erschien das erste katholische Missionsblatt, „Die Annalen der Verbreitung des Glaubens". Heute finden wir in deutscher Sprache (Deutschland, Österreich und Schweiz) nicht weniger als 145 Publikationen mit einer Gesamtauflage oon ungefähr 2,304.000 Exemplaren. Der weitaus größte Teil dieser Publikationen entfällt allerdings ans die Protestanten. Die 40 katholischen Schriften verteilen sich auf 30 Zeitschriften, 6 Missionskalcnder und 4 Missionsberichte (Gesamtauflage zirka 854.000). Unter den 105 protestantischen Publikationen sind 73 Missionsblätter, 29 Berichte und 3 Kalender (Gesamtauflage gegen 1,450.000). Dieses Aufblühen der Missionsliteratur erklärt sich aus der großartigen Missionsbewegung, die das verflossene Jahrhundert charakterisiert; aber auch äußere Umstände, wie die Entwickelung des Zeitungswesens überhaupt, die Erleichterung des Verkehrs und die postalische Entwicklung, haben das Ihrige dazu beigetragen. (Vgl. „Die deutsche Missionsliteratur" von R. P. Streit, 0 M. J.) Gedankensplitter. Das schwerste Leid Ist Haß und Streit; Das schönste Lied Ist Lieb' und Fried'; Dem Haß' erweise Lieb', Zum Streite schweig in Fried'! Daun wird das Leid zum Lied. * * * Von dem Alter laß dich meistern, Von der Jugend dich begeistern. * * * Ein freundlich Angesicht, dazu ein freundlich Wort Willkommen jederzeit sind sie an jedem Ort. Ein kleines Korn, gesät ins Feld, Bringt mit der Zeit dir tausend Ähren; Ein Körnlein Liebe, wohlbestellt, Kann vielen Herzen Freud' gewähren. Fe verständiger und besser ein Mensch ist, Um so mehr bemerkt er das Gute an den Menschen. (Pascal.) Das Almosen errettet vom Tode, Reinigt von Sünden und macht, Daß man Barmherzigkeit und das ewige Leben finde. (Tob. 12, 9.) Deiteres. Aus der Kinderstube. „Was spielt ihr denn da, Kinder?" — „Kaufmann, lieber Onkel. Ich führe die doppelte Buchhaltung." — „Wie machst du denn dies?" — „Nun, was die Leute schuldig bleiben, das schreib' ich doppelt auf." 3 u n et t ü r I i ch. Alte Dame (beim Ausstopfer): „Da sehen Sie selber! Im Sommer erst haben Sie meinen armen Papagei ausgestopft und jetzt fallen ihm schon alle Feder» aus!" — Auästopfer: „Aber, Derehrteste! Das ist ja der Triumph der Kunst! Wir stopfen die Vögel so natürlich aus, daß sie sich sogar zur richtigen Jahreszeit mausern." Der aufmerksame Wirt. Gast: „Das muß man sagen: aufmerksam ist unser Wirt gegen seine Stammgäste — acht Tage lang hebt er uns oft die Speisen auf." Sehr alt. Richter (zu einem alten Weiblein): „Wann sind Sie geboren ?" — Weiblein: „O Herrle, das weiß i nimmer; zu meiner Zeit hat's noch keine Jahreszahlen 'geben!" Immer Geschäftsmann. Buchhändler (nachts in seinem Laden einen Einbrecher ertappend): „Ich will Sie lausen lassen, junger Mann, aber Sie sind auf einem sehr gefährlichen Wege — kaufen Sie sich ein Strafgesetzbuch bei mir." Begreiflich. Der kleine Sohn eines Metzgers schaute seinem Vater zu, wie er Würste machte. Plötzlich sagte der Knabe: „Jetzt weiß ich, warum man eine Haut um die Würste macht." — „Warum, glaubst du?" fragte der Metzger. — „Damit man nicht sieht, was alles darin ist", antwortete der Knabe. 192 Stern der Neger. Heft 8. Empfehlenswerte Bücher und Zeitschriften, Die göttlichen Tugenden. Geistliche Erwägungen von Martin Hagen 8, J. Mit Approbation des hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. (As-zetische Bibliothek.) 12° (XIV u. 222) Freiburg und Wien, 1909. Herdersche Verlagshandlung. Mk. 1'60 (Kr. 1 92); geb. in Leinwand Mk. 2-20 (Kr. 2'64). Priester und Ordensleute wie auch gebildete Laien, die für innere Erlebnisse der Seele verständnisvolles Interesse besitzen, werden aus der Lesung reiche Belehrung und Anregung schöpfen. Für religiöse Borträge über die göttlichen Tugenden sind treffliche Gedanken und Anhaltspunkte zu weiteren selbstständigen Ausführungen geboten. Jesus, mein Alles. Euchäristischer Monat von Taver Lercari 8. J. Aus dem Lateinischen übersetzt von Dr. Jakob Ecker, Professor mit Priesterseminar zu Trier. Vierte Auflage. Mit Approbation des hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. 3 6". (Xil n. 94) Freiburg u. Wien, 1909. Herdersche Verlags-Handlung. Geb. in Lcinw. Mk. 1'20 (Kr. 144). Gerade jetzt, wo auf den heißen Wunsch Pius' X. hin die oftmaligen, ja täglichen Kommunionen so stark zunehmen, ist diesem Büchlein die allerweitcste Verbreitung zu wünschen. Auf alle Tage eines ganzen Monats enthält es Vorbereitungen auf die heilige Kommunion und Danksagungen nach derselben, aber nicht mittels langatmiger Gebete, sondern kostbarer Betrachtungspunkte, zündender Funken, lieblicher biblischer Bilder, Gleichnisse, Ehrentitel, durch welche der sinnige Kommunikant zum Empfange seines Gottes gestimmt, zu dessen Anbetung, Preis und Dank entflammt wird. Das Büchlein eignet sich sehr zu Geschenken für eifrige Kommunikanten. Das religiöse Leben. Ein Begleitbüchlein mit Ratschlägen und Gebeten, zunächst für die gebildete Männerwelt. Von Tilmann Pesch S. J. Mit Approbation des hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. Vierzehnte Auflage. Mit einem Titelbild. Schmalformat. (XVI u. 592) Freiburg it. Wien, 1909. Lierdcrsche Verlagshaiidlung. Geb. Mk. 1-60 (Kr. 1-92) und höher. Ein wahrhaft goldenes Büchlein! Außer den gewöhnlichen Andachtsübungen, die vielfach mit Gedanken orientierenden und belehrenden Gehaltes eingeleitet werden, bietet dasselbe kurz, aber vollwertig eine Antwort auf verschiedene zeitgemäße Fragen: Was ist Religion? Ist Religion nur Gefühlssache, etwas rein Innerliches? Ist es einerlei, was für eine Religion man habe? Kann ein vernünftiger Mensch am Dasein Gottes zweifeln? Wozu ist der Mensch da und — ich? Wie erkennt man am leichtesten die Göttlichkeit des Christentums? Woher wissen wir, daß Christus wahrer Gott ist? Warum läßt Gott so viele Leiden und Sünden zu? Wie kann Gott Wunder wirken? Was heißt „glauben"? Was kommt nach dem Tode? Ist das Duell sittlich erlaubt? Kann man Christ sein, ohne an die Hölle zu glauben? Wie verhält es sich mit der Eheschließung und den Ehehindernissen? Was ist von gemischten Ehen zu halten? Inwiefern ist der Papst unfehlbar? Was ist der Syllabus? usw. IRleines Lourbesbüeblein. Von Heinrich Laserre. Aus dessen größerem Werke im Auszug dargestellt von M. Hoffmanu. Mit einem Titelbild. 16". (VIII it. 144) Freiburg u. Wien. 1909. Herdersche Verlagshandlung. Geb. in Leinw. Mk. 1'— (Kr. 1-20). Dieses Büchlein ist eine kürzere Bearbeitung des ausführlicheren Werkes von Lasserre: „Unsere liebe Frau von Lourdes" (Mk. 3'—, Kr. 3'60; geb. Mk. 4'—, Kr. 4'80) und bietet dessen Hauptinhalt für solche, denen das Hauptwerk zu umfangreich ist. Das kleine Lourdesbüchlein enthält zunächst die herrliche Beschreibung der Erscheinungen der allerseligsten Jungfrau, wie Lasserre sie nach Bernadettes Angaben darstellt. Bei so reichem Inhalt, verbunden mit schöner Ausstattung und niedrigem Preis, verdient das „Kleine Lourdesbüchlein" recht viele Freunde zu finden. IRegelbücblein für /nMnistranten. Mit Approbation des hochwst. Herrn Erzbischofs von Freiburg. Fünfzehnte Auflage. Mit Abbildungen. 32° (64) Freiburg und Wien, 1909. Herdersche Verlagshandlung. Geb. Mk. —.25 (Kr. — 30). Das Büchlein ist eingerichtet besonders für des Lateins unkundige Ministranten. Alles ist in deutschen Schrifttypen (Fraktur) gesetzt, auch sind Aussprachebezeichnungen beigefügt. Die Regeln für den Dienst bei der heiligen Messe sind in leichtfaßlicher Sprache dargestellt. isßflöer zur cbristRatboliscben Glaubens- und Sittenlebre aus den Schriften von Alban Stolz. Geistlichen und Lehrern sowie dem christlichen Volke gewidmet von Dr. Karl Telch. 8°. (XVI u. 452) Freiburg und Wien, 1909. Herdersche Verlags-Handlung. Mk. 3'20 (Kr. 3 84); geb. in Leinwand Mk. 4-- (Kr. 4-80). Aus dem überaus reichen Schatz, den die Werke von Alban Stolz an Geschichten, Bildern und Gleichnissen bieten, hat der Verfasser hier solche znsammen-gestellt, die Illustrationen zur christkatholischen Glaubens- und Sittenlehre bieten. Es ist ja bekannt, daß Stolz gerade Bilder und Gleichnisse mit unerreichter Meisterschaft zu wählen und aufs anschaulichste und packendste zu erzählen wußte. Und so darf man wohl sagen, daß diese Sammlung eine Auswahl aus dem Schönsten bietet, das Stolz geschrieben hat. In den Händen des christlichen Volkes wird sie mit ihrem großen Schatz sittlicher Wahrheiten, tiefer Herzenskenntnis und ihrem Reichtum wechselnder Bilder nicht nur der Erbauung und Belehrung, sondern auch edler Unterhaltnug dienen. Für Prediger und Religions-lehrcr wird cs eine reiche Fundgrube von Beispielen zur Erläuterung von Glaubenswahrheiten sein, dem Seelsorger auch int letzten Abschnitt für tröstenden Zuspruch am Krankenbett gute Dienste leisten. Die Ausstattung des Büchleins ist gut und der Preis mäßig. Möge es in viele Hände gelangen! Zu beziehen durch die Preßvcreins-Buchhandlung in Brixen a. E. Derantwortiidber Schriftleiter: IfieRtor P. Dr. fll>. 1Ratfeiner F. S. C. — ipreüvereinB=36udi6rudterei Krisen, Sfi&tirol. Für Msgr. Geyer: Brixen Prof. W. 10.—; Deutsch-Matrei Dek. H. 400,—. Für Khartilm: Hastng I. R. 10.—; Wien I. P. l.-. Zur Taufe von Hcidcnkindern: jSmmtbett E. P. 20.— (Elisabeth); H. M. 20.— (Johanna); Ohlendorf F. P. 20.— (Thaddäus). Ferner sandten ein: Aschach a. d. St. F. K. Briefmarken; Brixen die 3. Klasse der stüdt. Mädchenschule bei den Ehrw. Tertiarschwestern Briefmarken, Staniol usw.; Gargazon von den Schulkindern Briefmarken; Neubcrg A. I. Briefmarken ; Welsberg R. Sch. verschiedene Gegenstände. * * * „L> Herr, verleihe allen unsern Wohltätern tim deines Namens willen das ewige Leben!" §mr Wecrchtung. 1. Solange keine ausdrückliche Abbestellung erfolgt, gilt die Annahme der Zeitschrift als Abonncmentsvcrpflichtung. 2. Unter dem Titel Ab onnementser-neuer it it g werden wir jeden Monat auf dem Umschlag die Schleifennummcrn jener Abonnenten veröffentlichen, welche während der Zeit, die dort verzeichnet ist, ihr Abonnement erneuert haben. Wir bitten deshalb unsere Abonnenten, stets ihre Ichleifennummern zu beachten und sich zu vergewissern, indem sie dort nachsehen, ob der Abonnementsbetrag zu uns gelangt ist. 3. Um nicht jährlich den Abonnemcntsbetrag einsenden zu müssen, möchten einige Abonnenten wissen, wie viel ein lebenslängliches Abonnement des „Stern der Neger" kostet. Zn diesem Zwecke wurde die Summe von 50 Kronen oder 50 Mark bestimmt. 4. Wer mindestens 20 Kronen einsendet, kann als Taufpate eines Negerkindes fungieren und ihm den Namen, den er will, beilegen. 5. Wer unser Missionswerk in vorzüglicher Weise unterstützen will, der suche zehn Abnehmer des „Stern der Neger" zu gewinnen; er erhält sodann, wenn er alle unter einer Adresse bezieht, das elfte Exemplar umsonst. 6. In hervorragender Weise kann unserem Missionswerk auch gedient werden durch Zusendung von Meßstipendien. Für Bbonnenten aus allen Stubentenfcretsen wirb eine außerorbentltche Preisermäßigung gewährt. Kongregation der „Sohne des heiligsten Derzens Aefu"» ~ ~ - Missionäre kür Zentralafrlfca. Außer Priestern und Theologen» welche Neigung und Beruf zum Ordensstande haben und sich dieser Mission widmen wollen, finden in dieser Kongregation Aufnahme Studenten der oberen Gymnasialklassen, welche in entsprechendem Alter stehen und Neigung zum Ordensstande haben; endlich sind auch Laien (als Handwerker, Bauen: usw.) als Ordensbrüder sehr erwünscht und für das Wirken der Kongregation von großer Wichtigkeit. — Es werden auch brave und talentierte Anaben aufgenommen und zu Missionspriestem ausgebildet, sowohl solche, welche noch keine, als solche, welche bereits eine oder mehrere Gymnasialklassen gemacht haben. Wegen der sonstigen Aufnahmsbedingungen wende man sich vertrauensvoll an den Obern des Missionshauses der „Söhne des heiligsten Herzens 3efu" in Milland bei Brixen, Tirol. Üfl■■■■BIIIhB 5 G Z S ä S' # M B! I 1 w ^! m 5Ä| 1 I M LottSllutzllßk der gesammelten Werke plllMMNS. Als liebenswürdiger, fesselnder Erzähler ist P. Josef Spillmann im ganzen deutschen Sprachgebiet bekannt. Nur 16 Jahre hindurch, 1888 bis 1904, ist er mit neuen Gaben hervorgetreten und 'nur acht größere belletristische Werke hat er hinterlassen. Aber sie haben genügt, ihn unsern beliebtesten Volksschriftstellern an die Seite zu stellen. Spannende Verwicklung, malerische Schilderung, leichtfließendes, sprachliches Gewand sind so sehr die Vorzüge seiner Erzählung, daß darüber leicht übersehen wird, welch umfassende und gründliche Studien jeder einzelnen dieser Erzählungen zur Voraussetzung bienten. Spillmann liebt großen historischen Hintergrund und reiche, der geschichtlichen Wirklichkeit entnommene Staffage. Man wird daher seine Erzählungen nicht lesen, ohne vieles daraus zu lernen. Was aber vor allem bei ihm anmutet, ist der Sinn für das Leben und Denken des Volkes, das Verständnis für das Menschenherz. In „Lucius Flavus" (zwei Bände) umtost uns der Lärm der Zerstörung Jerusalems unter Titus, „Tapfer und Treu" und „Um das Leben einer Königin" (jedes in zwei Bänden) versetzen uns in die stürmischen Tage der großen französischen Revolution, „Kreuz und Chrysanthemum" (zwei Bünde) läßt uns teilnehmen an den schrecklichen und doch auch erhebenden Vorgängen der japanischen Ehristenverfolgung, „Die Wunderblume von Woxindon" (zwei Bände) führt uns das Drama Maria Stuarts vor Augen, „Der schwarze Schumacher" (ein Band! versetzt uns mitten in die Parteizwistigkeiten der schweizerischen Freistaaten im 18. Jahrhundert, in „Wolken und Sonnenschein" (zwei Bände) ist eine Anzahl kleinerer Erzählungen mit meist historischem Hintergrund vereinigt und „Ein Opfer des Beichtgeheimnisses" schildert das ergreifende Schicksal eines französischen Priesters, der sich lieber unschuldig wegen Mordes verurteilen läßt, als daß er das Beichtsiegel bricht. Durch Veranstaltung der wohlfeilen Volksausgabe (Freiburg und Wien, Herder - jeder Band kostet hübsch gebunden nur Kr. 2.40) ist nun diese gesunde und in jeder Beziehung empfehlenswerte geistige Kost auch den minder Bemittelten zugänglich geworden und sollte in keiner Familien- oder Volksbibliothek fehlen. 0 F 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Wins Vitts mt Mul-Wrsmide. Daß die Neger sehr die Musik lieben, ist bekannt. Daher ist es Pflicht des Missionärs, sich hierin beizeiten auszubilden. — In unserem Juvenat, im ckaverianum, haben wir für Musik besonders veranlagte Zöglinge: doch womit lernen? —- Wir richten daher an Musikfreunde unter unsern Abonnenten die innige Bitte, uns Musikinstrumente, welcher Art sie auch sein mögen (natürlich brauchbar) für unsere Zöglinge nach Milland zusenden zu wollen. Sie üben dadurch ein Liebeswerk an den Negern und das heiligste Herz Jesu wird es sicher lohnen. ebrauebte Briefmarken sammeln wir in allen Ruanlilälen und werden solche mil her?« lichem „Vergell's Voll!" von der Verwallung des Missions« Hauses in fflMUanb bei Wriren entgegengenommen.