113 Uršula Krevs Birk* Universität Ljubljana SYNCHRONE BETRACHTUNG MEHRSPRACHIGER GEOGRAFISCHER NAMEN DES SPRACHENPAARES DEUTSCH- SLOWENISCH ANHAND DIGITALER TEXTE UND DISKURSE 1 EINLEITUNG Namen wie Dunaj und Wien, Ljubljana und Laibach, Železna Kapla und Bad Eisen- kappel, Altsag und Stare Žage sind Beispiele für slowenisch-deutsche Namenpaare, die im Sprachenpaar Deutsch-Slowenisch, in den zwei in Kontakt stehenden Sprachen, einen unabdingbaren Teil diverser Sprachkontaktprozesse zwischen dem slowenischen und deutschsprachigen Kulturraum darstellen. Sie resultierten vordergründig aus der historischen deutsch-slowenischen Zweisprachigkeit und sind in der Gegenwart, nicht nur in der Zeit der deklarierten Mehrsprachigkeit, wie etwa durch den Gemeinsamen Europäischen Rahmen für Sprachen, oder durch die Prämissen der interkulturell orien- tierten philologischen Ausbildung festgelegt, keinesfalls weniger relevant als früher. In digitalen Texten und Diskursen werden mehrsprachige Namen selten untersucht, obwohl die Digitalisierung die soziale Präsenz und semantische Wissensbestände der Toponyme mitkonstruiert. Im vorliegenden Beitrag werden ausgewählte zweisprachige deutsch-slowenische Toponymika innerhalb von digitalen Texten und Diskursen erfasst. Es wird versucht, die aktuelle Medialisierung historisch gewachsener deutsch-slowenischer toponymi- scher Zweisprachigkeit exemplarisch zu untersuchen, wozu sich diverse (retro-)digi- talisierte Texte sowie Online-Texte und -Diskurse aus jüngster Zeit anbieten. Hierbei wird u. a. die Tatsache berücksichtigt, dass seit dem Ende des Ersten Weltkrieges, als das slowenische Areal endgültig einsprachig wurde, auch der offizielle Status der deut- schen Namen abgeschafft wurde, was die gesellschaftliche Funktion von zweisprachi- gen slowenisch-deutschen bzw. deutsch-slowenischen Namenpaaren1 erheblich beein- flusste. Die Thematik bedarf zunächst einer einleitenden Gegenstandsbestimmung, um die gegenwärtige digitale Präsentation von geografischen deutschen und slowenischen Namen adäquat erfassen zu können.2 Der Beitrag wird mit dem Hinweis auf die Not- * ursula.krevsbirk@ff.uni-lj.si 1 Die Reihenfolge der Sprachen im Adjektiv deutsch-slowenisch bzw. slowenisch-deutsch ist für die im Beitrag behandelte Problematik der zweisprachigen Toponymika des Deutschen und des Slowenischen nicht relevant. 2 Der Beitrag entstand an der Universität Ljubljana im Rahmen des von der slowenischen Forschungsagentur ARRS geförderten Forschungsprogramms „Theoretische und applikative Sprachforschungen: kontrastive, synchrone und diachrone Aspekte/Teoretične in aplikativne raziskave jezikov: kontrastivni, sinhroni in diahroni vidiki – P6-0218 (A)“. UDK [811.112'373.21:811.163.6]:004.774 DOI: 10.4312/linguistica.61.1.113-136 Linguistica_2021_FINAL.indd 113 31. 03. 2022 09:31:19 114 wendigkeit weiterer Untersuchungen zweisprachiger Toponymika, u. a. aus der dia- chronen Perspektive, abgerundet. 2 ZUR DIGITALEN PRÄSENZ TOPONYMISCHER MEHRNAMIGKEIT DES SPRACHENPAARES DEUTSCH-SLOWENISCH 2.1 Gegenstandsbestimmung Für die Einteilung der deutschen und slowenischen Namen für dieselbe geografische Ge- gebenheit ist zunächst das zusammenhängende sprachliche Gebiet relevant (vgl. Krevs Birk 2018; 2022, i. Dr.). Im Zusammenhang mit digitalen Kontextualisierungen zu den deutschen und slowenischen Toponymen für dieselbe geografische Realität werden fol- gende toponymische Namenpaare diskutiert: a) slowenische Toponyme für deutschspra- chige Räume (z. B. Solnograd – Salzburg), b) deutsche und slowenische Toponyme in zweisprachigen/gemischtsprachigen Gebieten (in Kärnten und in der ehemaligen Sprach- insel Gottschee) und c) deutsche Toponyme für den Sprachraum Sloweniens (z. B. Stein für Kamnik). Nach einer Einführung in den toponymischen Namenpaartyp wird exempla- risch auf dessen Digitalisierung eingegangen. Der Typus, auf den hier nicht eingegangen wird, bilden die deutsch-slowenischen Namenpaare für geografische Objekte außerhalb des zusammenhängenden deutschen und slowenischen Sprachraums.3 2.2 Slowenische Toponyme für deutschsprachige Räume Dass Wien auf Slowenisch Dunaj, auf Englisch Vienna, auf Französisch Vienne, Polnisch Wiedeń, Tschechisch Vídeň, Ungarisch Bécs, Kroatisch Beč, Mazedonisch Виена heißt, ist keinesfalls zufällig. Die genannten Namen sind Exonyme, d. h. Namen, die „nicht von der örtlichen Gemeinschaft verwendet werden“ (Jordan 2018: 42), die jedoch dieselbe referenzielle Semantik aufweisen und sich von dem Endonym als dem Namen, der „von der örtlichen Gemeinschaft akzeptiert und verwendet wird“ (ebd., vgl. Pohl 2020: 29), formativisch unterscheiden. Exonyme entstehen in einzelnen Sprachen nicht nur für kul- turell und politisch international bedeutende Orte oder Areale, sondern auch für geografi- sche Gegebenheiten, die aus der Perspektive der großräumigen Areale und Kulturen (wie etwa Mitteleuropa) peripher erscheinen, zumal sie für die Bewohnerinnen und Bewohner von Teilregionen, Sprecherinnen und Sprecher der Kontaktsprachen in Kontaktregionen eine wichtige Rolle spielen, da sie für diese Sprechergemeinschaften sozial, migrations- bedingt, wirtschaftlich, religiös, kulturell bedeutsam sind.4 3 Bei vielen geografischen Objekten außerhalb des zusammenhängenden deutschen sowie slowe- nischen Sprachraums lassen sich exonymische deutsch-slowenische Namenpaare ausmachen, die aus diversen historischen Sprachkontaktprozessen resultieren, z. B. dt. Venedig – sln. Benetke für it. Venezia, dt. Prag – sln. Praga für tschech. Praha usw. 4 Beispielsweise war einst die deutsche Stadt Köln (am Rhein) als spätmittelalterlicher Pilgerort für die Slowenen bedeutsam, was sich in dem lautlich adaptierten slowenischen Exonym Kelmorajn niederschlägt. Durch die phonetische Anpassung von Köln am Rhein beugte man die Verwechslung mit dem Namen Kolín vor. Kelmorajn ist längst in Vergessenheit geraten bzw. kommt lediglich in historischen Kontexten literarischer Werke vor. Linguistica_2021_FINAL.indd 114 31. 03. 2022 09:31:19 115 Die meisten slowenischen Exonyme für geografi sche Gegebenheiten im zusam- menhängenden deutschsprachigen Raum weisen diverse Gebrauchsweisen bzw. Wort- geschichten auf. Einerseits wurde die Entstehung von slowenischen Exonymen durch kollektive und individuelle Migrationen in den deutschsprachigen Raum begünstigt. Auf der anderen Seite entstanden sie auch im Zuge der Slowenisierungstendenzen, insbesondere im 19. Jahrhundert, im Zusammenhang mit der slowenischen Nationalbe- wegung, dem sprachli chen Purismus und der Etablierung des Slowenischen als Unter- richts- und Literatursprache wie auch der Sprache des politischen und medialen Dis- kurses. Hierbei ist die Rolle des im 19. Jahrhundert entstandenen ersten slowenischen Atlas Atlant (1869–1877) zu erwähnen, dessen Autor Matej Cigale sich bemühte, die Namen nach slawischen, vor allem tschechischen Vorbildern zu slowenisieren. Eine Reihe von slowenisierten geografi schen Namen veröff entlichte er bereits in seinem großen „Deutsch-slowenischen Wörterbuch“ (Theil I, Theil II: 1860) mit dem Titel „Verzeichnis einiger geographischer Namen“ (Theil II: 986–1202). Das Wörter- buch ist durch die retrospektiv-digitalisierte bzw. retrodigitalisierte Version auf dem Portal der digitalen Bibliothek Sloweniens „Digitalna knjižnica Slovenije – dLib.si“ online zugänglich. Folgender Auszug (Abb. 1) aus dem „Verzeichnis einiger geographischer Namen. Spisek nekterih zemljepisnih imen“ (Cigale 1860, Theil II: 986–1202) soll dies ver- deutlichen: Abb. 1: Auszug aus dem „Verzeichnis einiger geographischer Namen. Spisek nekterih zemlje- pisnih imen.“ (Cigale 1860: 986) Unter deutschen Namen und ihren slowenischen Pendants fi nden sich auch sloweni- sche Exonyme für deutsche geografi sche Gegebenheiten (z. B. Orte, Regionen, Länder, Flüsse), darunter auch Exonyme, die heute als vergessen gelten (z. B. Cahe für Aachen, s. Abb. 1) und/oder aus slawischen Sprachen, vor allem aus dem Tschechischen, stam- men (z. B. Moguč, tschech. Mohuč für Mainz). Bevor im Folgenden die digitale Präsenz der slowenischen Exonyme beleuchtet wird, soll zunächst auf ihren Bekanntheitsgrad aufmerksam gemacht werden. Aus synchroner Sicht existieren im Slowenischen als Exonyme für den deutschsprachigen Raum: Linguistica_2021_FINAL.indd 115 31. 03. 2022 09:31:19 116 • in Vergessenheit geratene Namen, wie etwa Kelmorajn, Cahe, Branibor, In- omost, Frankobrod, Tubinga, Moguč, Monakovo, Solnograd, Lipsko, Hesensko, • Namen als Revitalisierungen der größtenteils im 19. Jahrhundert gebildeten Na- men, wie etwa Turingija, Mecklenburško-Predpomorjansko, Sedmograško, Ma- rijino Celje, • aktuell gebrauchte Namen wie Dunaj, Dunajsko Novo mesto, Prusija, Bavarska, Severno Porenje-Vestfalija, Saška, Odra, Majna, Pfalško, Posarje, Porurje, Ti- rolska, Gradiščanska, die nach wie vor im Slowenischen verwendet werden. Darüber hinaus hält auch Weiss (2019: 116) aus orthografi scher Perspektive mit Blick auf die Integration deutscher geografi scher Namen ins Slowenische fest, dass die meisten Namen für deutsche Bundesländer, z. B. Nemčija, Turingija, Zgornja Avstrija, nicht aber Baden-Württemberg), und Gewässer (Donava, Ren) slowenisiert sind. Auch einige Untersuchungen und Umfragen aus dem letzten Jahrzehnt (Krevs Birk 2011, Kojadin 2014, Enčeva 2018) belegen bei slowenischen Exonymen vereinzelt unter- schiedliche Gebrauchsweisen. Obwohl einige Exonyme wie etwa Kelmorajn, Cahe oder Tubinga in Vergessenheit gerieten oder aber slowenische Namen für bestimmte Orte (wie etwa Hamburg), die für die Slowenen in der Vergangenheit relevant waren, nicht gebildet wurden, sind Exonyme im Slowenischen durchaus vorhanden. Slowenische Exonyme wurden – wie vorhin angekündigt – digital zugänglich durch das 2013 online veröff entlichte „Wörterbuch der slowenischen Exonyme“ bzw. durch das Informationsportal zu slowenischen Exonymen „Slovar slovenskih eksonimov“, das am Slowenischen Geografi schen Institut von Drago Kladnik und Drago Perko (2013) entwickelt wurde.5 Hierbe i handelt es sich um eine Informationsquelle zu 5.044 slowenischen Exonymen für geografi sche Gegebenheiten weltweit (d. h. außerhalb des slowenischen und gemischtsprachigen Gebietes bzw. ohne Gebiete mit Slowenisch als autochthoner Sprache). Für geografi sche Objekte im deutschsprachigen Raum sind 265 slowenische Exonyme6 in das Wörterbuch aufgenommen worden. Folgendes Beispiel aus dem Online-Wörterbuch „Slovar slovenskih eksonimov“ von Kladnik/Perko (2013) präsentiert den Eintrag zum Exonym Solnograd (Abb. 2). Der di gital zugängliche und durchaus nutzerfreundliche Eintrag zu Solnograd (Abb. 2) bietet zunächst grundlegende Informationen zu grammatischen Paradigmen, adjek- tivischen Ableitungen sowie zu den endo- und exonymischen Formativen in einzelnen Sprachen (fr. Salzbourg, span. Salzburgo, russ. Sal’cburg – wohl als Translaterierung von Зальцбург, it. Salisburgo). Den geografi schen Angaben folgen Angaben zur „For- 5 Unter https://www.termania.net/slovarji/129/slovar-slovenskih-eksonimov (Zugriff : 05.10.2021) zugänglich. Das Wörterbuch ist das Resultat eines Forschungsprojektes am Slowenischen Geografi schen Institut zum Thema „Slowenische Exonymie: Methodologie, Standardisierung, GIS“ (Slovenski eksonimi: metodologija, standardizacija, GIS). 6 Die Information zur Anzahl der Exonyme für den deutschsprachigen Raum erhielt ich über die E-Mail-Korrespondenz mit Drago Kladnik. Ich bedanke mich bei Herrn Drago Kladnik für diese Mitteilung. Linguistica_2021_FINAL.indd 116 31. 03. 2022 09:31:19 117 mativität“ und „Standardisierung“, „Empfehlungen“ für die Gebrauchsweise, Allony- me und deren Vorkommen in Atlanten: Bei Solnograd handelt es sich nach Kladnik/ Perko um einen übersetzten Namen, der nicht standardisiert ist und dessen Gebrauch als „nicht geeignet“ eingestuft wird. Von den Atlanten bringt nur Cigales „Atlant“ (1869–1877) eine phonetisch adaptierte Variante (Salcburg). Im letzten Teil des Ein- trags wird die etymologische Herkunft von Solnograd vermerkt, der Name wird auf die Nominalphrase Solni grad bezogen, da beide Namensteile von den „frühdeutschen“ Ausdrücken Salz und Burg (‚Festung‘) abstammten, die auf die Salzbergwerke in der Abb. 2: Der Eintrag zum Exonym Solnograd („Slovar slovenskih eksonimov“, Kladnik/Perko 2013); unter https://www.termania.net/slovarji/ slovar-slovenskih-eksonimov/8266377/solnog- rad?query=Solnograd&SearchIn =All (Zugriff : 01.10.2021). Linguistica_2021_FINAL.indd 117 31. 03. 2022 09:31:20 118 Umgebung der Siedlung, deren römischer Name nach Kladnik/Perko Salisburgum ge- wesen sein soll,7 zurückzuführen sind.8 Im digitalen Exonym-Wörterbuch von Kladnik/Perko (2013: 12f.) fallen insbeson- dere die Anweisungen bzw. Empfehlungen zum Exonymgebrauch ins Auge. Sie fol- gen einer Bewertungsskala, wofür folgende Kriterien genannt werden: grammatische Korrektheit, obligatorischer Gebrauch nach den internationalen Gebrauchsstandards für einzelne Namengruppen, ausgehend von UNO-Resolutionen (z. B. Staaten, Seen, unbesiedelte Regionen), Korrektheitsgrad bezüglich der Herkunft und Adjektivbil- dung, Tradierung des Exonymgebrauchs, Präferenz für slowenische appellativische Namenbestandteile wie auch für kürzere Namenformen, geografische Entfernung von Slowenien, Umfang des Bezugsgebietes, weltweite Namenbedeutung, Potenzial der Namenproduktivität. Aufgrund der genannten Kriterien, denen ein gewisses Maß an „Subjektivität“ (ebd.: 13) eingeräumt wird, wird ein fünfstufiges Bewertungsmodell erstellt. Greift man auf Informationen zu einigen ausgewählten Exonymen zurück, so werden z. B. Inomost/Inšpruk, Lipsko, Branibor, Bolcan als „unangemessen“, Badens- ko, Draždane, Hessensko hribovje, Mecklenburška als „nicht empfehlenswert oder un- nötig“, Brandenburška, Dunajsko Novo mesto als „weniger empfehlenswert“, Aniža, Dunajski gozd, Gradiščanska, Severno Porenje-Vestfalija als „empfehlenwert“ und Bavarska und Dunaj als „notwendig“ eingestuft. Die einzelnen Einstufungen resultieren aus dem online zugänglichen Kommentar der Autoren, dass sie die entsprechenden Informationen zur aktuellen Gebrauchsweise der slowenischen Exonyme liefern wie auch zur weiteren „Vereinheitlichung“ ihres Gebrauchs beitragen wollen, was eine eindeutige Identifikation der benannten Objek- te ermöglichen würde. Darüber hinaus würden die etymologischen Erklärungen eine Basis für die endgültige Standardisierung darstellen. Als ein wichtiges Ziel des Wör- terbuches wird auch die systematische Erfassung der Namen als nationales und inter- nationales Kulturgut (Kladnik/Perko 2013) genannt.9 Neben dem digitalen Zugang zu den einzelnen slowenischen und auch mehrsprachi- gen Exonymen sowie dem durchaus informativen Charakter der Einträge stellen – aus linguistischer Sicht – insbesondere Gebrauchsanweisungen anhand einer ausgewählten Bewertungsskala den Versuch dar, eine systematische Herangehensweise an die slowe- nischen Exonyme anzubahnen. Ein weiterer digitaler Rückgriff auf einzelne Exonyme zeigt, dass die Steuerung ihres Gebrauchs eine herausfordernde Aufgabe darstellt. Das digitale Textkorpus des 7 Reiffenstein (1990: 193) hält zum Namen der Stadt Salzburg zur Römerzeit fest: „Die etwa in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. entstandene Römerstadt trug den Namen luvavum, einen nichtlateinischen Namen, den die Römer von der (keltischen) Vorbevölkerung übernommen haben.“ 8 Bei Solnograd geht es eigentlich um eine „Remotivierung“ (Harnisch 2017: 250) nach dem tschechischen Vorbild (Harvarlík/Valentinová 2018: 148), wenngleich im Tschechischen parallel zu Solnograd auch Salcpurk existierte (ebd.). 9 Kommentar zum Wörterbuch (Kladnik/Perko 2013; unter https://www.termania.net/slovarji/129/ slovar-slovenskih-eksonimov; Zugriff: 20.10.2021). Linguistica_2021_FINAL.indd 118 31. 03. 2022 09:31:20 119 Standardslowenischen „Gigafi da 2.0 Korpus standardne slovenščine“ (https://viri.cjvt. si/gigafi da/) verdeutlicht, dass der textuelle Gebrauch der Namen aus einem Endonym- Exonym-Paar durchaus alternieren kann. Die Recherche in der Gigafi da 2.0 zeigt, dass z. B. die Toponyme Dunajsko Novo mesto und Wiener Neustadt beinahe die gleiche Anzahl an tokens aufweisen.10 Das Beispiel lässt den Schluss zu, dass Exonyme und Endonyme off ensichtlich ony- mische Größen sind, die einer diskursiven Dynamik unterliegen können. Es liegt nahe, dass die Gebrauchsweisen von einzelnen slowenischen, den deutschsprachigen Raum be- treff enden Exonymen – um die es ausweislich hier geht – in den digitalen Korpora sowie in nichtdigitalisierten Texten und Diskursen verschiedener Domänen zu überprüfen sind, wobei der digitale Zugang zu einzelnen Exonymen über das Wörterbuch von Kladnik und Perko (2013) u. a. auch aus kontrastiv- und diskurslinguistischer Sicht relevant ist. 2.3 Slowenische und deutsche Toponyme in gemischtsprachigen Gebieten Mehrsprachige Namen werden vornehmlich für Areale entwickelt, in denen zwei (oder mehrere) Sprachen zugleich existieren, da sie von den jeweiligen Sprechergemeinschaf- ten in ihren Muttersprachen „natürlich“ (Jordan 2018: 38) benannt werden. Zu erwarten ist, dass die mehrsprachige Bevölkerung für ihren Heimatort und für weitere geografi - sche Gegebenheiten des Heimatlandes mehrsprachige Namen prägt, was gegenwärtig in gemischtsprachigen Gebieten mit Deutsch wie z. B. in Siebenbürgen (z. B. rum. Si- biu, dt. Hermannstadt, ungar. Nagyszeben), Schlesien (poln. Opole, dt. Oppeln), dem 10 Im digitalen Korpus des Standardslowenischen „Gigafi da 2.0“: 161 tokens von Dunajsko Novo mesto (https://viri.cjvt.si/gigafi da/Concordance/Search?Query=Dunajsko+Novo+mesto; Zugriff : 20.10.2021) und 158 tokens von Wiener Neustadt (https://viri.cjvt.si/gigafi da/Concordance/ Search?Query=Wiener+Neustadt; Zugriff : 20.10.2021). Abb. 3: Korpusbelege aus: Gigafi da 2.0 für Dunajsko Nov o mesto; unter https://viri.cjvt.si/giga- fi da/Concordance/Search?Query=Dunajsko+Novo+mesto (Zugriff : 05.10.2021). Abb. 4: Korpusbelege aus Gigafi da 2.0 für Wiener Neustadt; unter https://viri.cjvt.si/gigafi da/ Concordance/Search?Query=Wiener+Neustadt (Zugriff : 05.10.2021) Linguistica_2021_FINAL.indd 119 31. 03. 2022 09:31:20 120 Elsass (franz. Strasbourg, dt. Straßburg, elsäss. Schdroosburi), in Südtirol (it., Bolzano, dt. Bozen, ladinisch Bulsan/Balsan) oder im Burgenland (z. B. dt. Kittsee, ung. Köpcsény, slowak. Kopčany, kroat. Gijeca, vgl. Földes 2020: 186) der Fall ist. Darüber hinaus sind in den meisten und auch in den genannten Regionen Europas zwei- bzw. dreisprachige Ortstafeln sichtbare Symbole der sprachlichen Koexistenz im Alltag. 2.3.1 Kärnten/Koroška Im Falle des Sprachenpaares Deutsch-Slowenisch liegt das gegenwärtige zweisprachi- ge bzw. gemischtsprachige Gebiet im österreichischen Kärnten (und in einigen Teilen der Steiermark), in dem zweisprachige geografische Namen wie etwa Achomitz und Zahomec, Aich und Dob, Bleiburg und Pliberk (vgl. Pohl 2020: 25) auf die Koexis- tenz zweier Sprachen verweisen. Beim deutsch-slowenischen zweisprachigen Gebiet in Kärnten handelt es sich einerseits um die südlichste Kontaktregion des zusammen- hängenden deutschen Sprachraums und andererseits um den nördlichsten Kontaktraum des zusammenhängenden slowenischsprachigen Gebietes, das nach Pohl (ebd.) ein „Rückzugsgebiet“ darstellt, da das ursprüngliche Areal der slawischen Besiedlung bis nach Osttirol reichte. Kärntner slowenische und deutsche Namen sind digital auf der Webseite von Heinz- Dieter Pohl (http://members.chello.at/heinz.pohl/) unter dem Kapitel „Namenkunde“ (http://members.chello.at/heinz.pohl/Namengut.htm) zugänglich; hier sind auch wei- tere onomastische und kontaktlinguistische Inhalte verfügbar, darunter das „Kärntner zweisprachige Ortsnamengut“, seine Etymologie, wobei auf dessen sensible kulturelle und identitätsstiftende Bedeutung hingewiesen wird. Die zuletzt erschienene Monografie Pohls „Kärnten/Koroška. 1000 Jahre gemein- sames slowenisches und deutsches Namengut“ (Pohl 2020: 24f.) legt eine ausführliche Typologie der deutsch-slowenischen Namenpaare Kärntens offen. Grundsätzlich wird zwischen den „im Deutschen gebrauchten“ und „im Slowenischen gebrauchten“ Na- men unterschieden; sie sind jeweils entweder „etymologisch deutsche Namen“ oder „etymologisch slowenische Namen“, des Weiteren noch „Übersetzungsnamen“ (die entweder zu etymologisch deutschen oder etymologisch slowenischen Namen gehö- ren), „verschieden benannte Objekte“ und „etymologisch weder slawische noch deut- sche Namen“ (ebd.). Die Typologie liegt dem ausführlichen zweisprachigen topono- mastischen Namenverzeichnis zugrunde (Pohl 2020), dem ein online zugängliches Ortsnamenverzeichnis (Abb. 5) vorausgeht. Linguistica_2021_FINAL.indd 120 31. 03. 2022 09:31:20 121 A bb . 5 : A us zu g au s de m „ K är nt ne r O nl in e- O rts na m en bu ch “ vo n H ei nz -D ie te r Po hl ( 20 19 ); un te r ht tp :// m em be rs .c he llo .a t/h ei nz .p oh l/O N _ St ar t.h tm (Z ug riff : 05 .1 0. 20 21 ) Linguistica_2021_FINAL.indd 121 31. 03. 2022 09:31:20 122 Darüber hinaus wird auch auf den Ortstafelkonfl ikt und die Ortstafellösung fokus- siert. In diesem Zusammenhang werden auch zweisprachige Namenpaare, die auf 164 Ortstafeln vorkommen (Abb. 6), präsentiert (http://members.chello.at/heinz.pohl/Orts- tafeln.htm; Zugriff : 05.10.2021): Das Verzeichnis der Ortstafeln (s. Abb. 6) wird nicht nur mit der Zeittafel11 zur politischen Lösung der „Ortstafellösung“ verknüpft, sondern – dank der Digitali- sierung – auch mit dem Quellentext, dem im Netz zugänglichen Amtsblatt (https:// www.parlament.gv.at/ PAKT/VHG/ XXIV/I/I_01312/imfname_224195.pdf; Zugriff : 05.10.2021). Nimmt man den Diskurs um die Orts- tafellösung in den Blick, in dem der Orts- tafelkonfl ikt ein Refl ex der „gesellschaft- lichen Machtverhältnisse in Kärnten“ (Ku- belka 2018: 7) ist, scheint im Gegensatz dazu die multimediale, d. h. auch digitale „Distribuierung“ von deutsch-sloweni- schen Kärntner endonymischen Namen- paaren diskursiv zu ihrer gesellschaftli- chen Etablierung beizutragen, zumal der gesellschaftliche Mediatisierungsprozess (vgl. Michel 2020) durch digitale Online- Präsentationen mitkonstruiert wird. 11 Die Zeittafel umfasst eine Zeitspanne von fast sechs Jahrzehnten: vom 15. Mai 1955 (Unterzeichnung des „Staatsvertrages“) bis zum 26. Juli 2011 (Unterzeichnung der verfassungsrechtlichen „Ortstafellösung“ durch den Bundespräsidenten). Abb. 6: Auszug aus der Liste der Ortstafeln, http://members.chello.at/heinz.pohl/Ortsta- feln.htm (Zugriff : 05.10.2021) Linguistica_2021_FINAL.indd 122 31. 03. 2022 09:31:20 123 2.3.2 Gottschee/Kočevsko Wenn äußere Zeichen wie Ortstafeln trotz historisch gewachsener Mehrsprachigkeit ausbleiben, bleiben Referenzen vor Ort ohne Symbol und Referenten ohne Symptom; beim Ausbleiben von mehr- bzw. zweisprachigen Ortstafeln ist die Mehrsprachigkeit der Ortsbewohner nicht sichtbar. Dies ist sehr oft in Gebieten der Fall, die von Sprach- verlust und -erosion betroffen sind, wie etwa im Gebiet der ehemaligen Gottscheer Sprachinsel, obwohl für das Gottscheer Gebiet bzw. seine Siedlungen Namen in drei Sprachen bzw. Sprachvarietäten existieren (wie etwa dt. Altsag, gottsch. Autshug und sln. Stare Žage). Bekanntlich hängt die Spracherosion mit der Auflösung der Gott- scheer Sprachinsel als Folge der Umsiedlung von 95 % der Gottscheer 1941/1942 zu- sammen (vgl. Ferenc 2020), sodass in der Gottschee nur wenige Gottscheer Familien als Restminderheit verblieben sind. Nach der Flucht aus dem Umsiedlungsgebiet in der Untersteiermark und der darauffolgenden Migration zerstreuten sich die Gottscheer in der ganzen Welt. Die Eckdaten zur Gottscheer Sprachinsel sind insofern wichtig, als die weltweit zer- streuten Gottscheer digital eine Gemeinschaft bilden, die durch die digitale Vernetzung international sichtbar ist. Dass sie ihre Zugehörigkeit zur Gottscheer Gemeinschaft, Sprachinselgeschichte und -kultur weiter pflegen, sei es in den USA, Kanada, Deutsch- land, Österreich oder Slowenien, wo sie Gottscheer Vereine gründen, bekunden sie (multi)medial, zunächst durch die Presse, wie etwa die Gottscheer Zeitung.12 Darüber hinaus lässt die Online-Medialisierung von Gottscheer Inhalten auf diversen Webseiten durchaus eine identitätsstiftende und vernetzte Gemeinschaft erkennen. Als Beispiel sei das Portal „GOTTSCHEE DIGITAL“ (https://www.leustik.com/ gd/) genannt, das die Polyfunktionalität der angebotenen digitalen Informationen und des Quellenmaterials sowie der Mehrfachadressiertheit erkennen lässt: Mit dem Ziel der Archivierung, Aufbewahrung des Kulturerbes, Darstellung der Geschichte wie auch des Informierens über aktuelle Ereignisse in der Gottschee und in den Gottscheer Vereinen weltweit wird ein abwechslungsreicher digitaler Zusammenhang zwischen dem bzw. den Phänotext(en) und diversen Referenztexten und -medien hergestellt, darüber hinaus kann über Postings der Kommentarforen seitens der Nutzerinnen und Nutzer „die Intertextualitätsrezeption erschlossen werden“ (Polajnar/Luth 2021: 103, vgl. auch Polajnar 2019). Hierbei spielen auch Ortsnamen aus der Gottscheer Sprachinsel eine bedeutende Rolle, die in Ortsnamenverzeichnissen erfasst wurden: 12 Das weltweit vertriebene Informationsblatt der Gottscheer im Ausland wie auch in Slowenien, das seit 1955 in Klagenfurt bis heute monatlich erscheint, ist eine Fortsetzung der in Gottschee herausgegebenen Gottscheer Zeitung aus der Zwischenkriegszeit (1919–1941). Linguistica_2021_FINAL.indd 123 31. 03. 2022 09:31:20 124 Das nach dem deutschen Alphabet geordnete Ortsnamenverzeichnis (Abb. 7) ist multimedial ausgerichtet, indem die deutschen Ortsnamen intertextuell auf Landkarten Bezug nehmen. Hierbei wird sowohl der a) verbale wie auch der b) visuelle Modus bedient, wie dies beispielsweise auch bei den Wikipedia-Einträgen der Fall ist (vgl. Po- lajnar 2021: 195). Die einzelnen Ortsnamen (der verbale Modus) werden mit ihren Ver- ortungen im visuellen Modus verknüpft. Als Beispiel sei der Ortsname Aibel genannt. Die Abbildung 7 weist bereits auf eine Erweiterung des digital zugänglichen Orts- namenverzeichnisses hin. Durch die Digitalisierung werden Namen, wie das Beispiel von Aibel zeigt, nicht nur mit Übersichtskarten (Abb. 8), sondern auch mit Detailkarten (Abb. 9) verknüpft. Abb. 7: Auszug aus dem Gottscheer Ortsnamenverzeichnis; unter https://www.leustik.com/gd/ ortsnamen-deutsch/# (Zugriff : 30.12.2021) Linguistica_2021_FINAL.indd 124 31. 03. 2022 09:31:20 125 Abb. 8: Übersichtskarte (Aibel); unter https://www.leustik.com/gd/wp-content/uploads/2021/01/g- ub-cd5.jpg (Zugriff: 30.12.2021) Abb. 9: Detailkarte (Aibel); unter https://www.leustik.com/gd/ (Zugriff: 30.12.2021) Linguistica_2021_FINAL.indd 125 31. 03. 2022 09:31:21 126 Wenn außer von den Gottscheern erstellten Portalen mit Online-Verzeichnissen so- wie interaktiven Landkarten zweisprachige Verzeichnisse zu fi nden sind, die multime- dial distribuiert werden, werden dreinamige Verzeichnisse (deutsch–gottscheerisch– slowenisch) seltener off engelegt. Als Beispiel der digitalen Sichtbarkeit der Gottscheer Dreinamigkeit kann das in- teraktive multimediale Projekt über die verschwundenen bzw. verlorenen Gottscheer Dörfer „Izgubljene kočevarske vasi“ (2013, unter https://kocevarskevasi.si/sl/video- kocevarske-vasi) genannt werden. Die dreinamigen Siedlungen wurden im Rahmen historiografi scher Untersuchungen der Gottscheer Dörfer von Ferenc (2013) erforscht. Die digitale Präsentation von ehemaligen Gottscheer Siedlungen wird durch das komplexe multimediale Format unterstützt. Es umfasst einen verbalen und audiovisuel- len Zugriff auf die Ortsbeschreibung wie auch einen Videofi lm. Zur Aufbewahrung des immateriellen Kulturerbes gehört auch die endonymische Zwei-, Drei- und sogar Vier- namigkeit (z. B. bei Verdreng) der Siedlungen. Im gemischtsprach igen Gebiet sind die dreisprachigen Ortsnamen endonymisch geblieben, solange auch das Deutsche bzw. seine Sprachinselvarietät Autochthonizität aufgewiesen haben. Die Mehrnamigkeit der Gottscheer Ortschaften ist ein Refl ex der Mehrsprachigkeit der Bewohner der ehemali- gen Sprachinsel, die bis Ende der 1940er-Jahre keinesfalls sprachlich homogen bleiben konnte.13 In der Gegenwart wird das Gottscheerische vor Ort von den Angehörigen der Restminderheit noch sozialsituativ bedingt (vgl. Perko 2021) verwendet. Die digitalen Texte und Diskurse bemühen die endonymische Koexistenz von To- ponymika in gemischtsprachigen Gebieten, wie dies exemplarisch für Kärnten und die Gottschee herausgestellt wurde. Dies geht mit dem Postulat Pohls (2020: 32) einher, dass das Namensgut slowenischer bzw. (alpen-)slowenischer Herkunft in Österreich gepfl egt werden soll, was jedenfalls auch für die ehemalige Gottscheer Sprachinsel gelten sollte. 13 Dies belegen sowohl einzelne rezente Studien (Perko 2021) sowie statistische Daten zu der Minderheitsbevölkerung (Ferenc 2020). Abb. 10: Ausschnitt aus der Internetseite des multimedialen Projektes „Izgubljene kočevarske vasi“ (2013); unter https://kocevarskevasi.si/sl/video-kocevarske-vasi (Zugriff : 01.10.2021) Linguistica_2021_FINAL.indd 126 31. 03. 2022 09:31:21 127 Diese Pflege soll nach Pohl „keine volkstumspolitische, sondern eine kulturpolitische sein“, die das Ortsnamensgut „ganz allgemein ins öffentliche Bewusstsein bringt“ (ebd.). Durch die Online-Medialisierung des Ortsnamensgutes ist die Möglichkeit gegeben, die zwei- bzw. mehrsprachigen Namen mindestens digital offenzulegen, um durch die digita- le Sichtbarkeit den öffentlichen Diskurs über die Mehrnamigkeit anzuregen. 2.4 Deutsche Namen für slowenische Orte Geht es um die aus der Sprachkontaktgeschichte resultierenden Namen bzw. Namen- paare, wird bei der Interpretation von deutsch-slowenischen zweisprachigen Namen für Slowenien in den digitalen deutschsprachigen Texten der geschichtliche Hinter- grund berücksichtigt, denn Namen wie etwa Laibach, Marburg an der Drau, Rudolfs- wert, Stein, Adelsberg, Oberlaibach, Krain, Oberkrain, Weißkrain sind im Deutschen keinesfalls zufällig. Die genannten deutschen Namen beziehen sich auf Orte und Re- gionen Sloweniens, die seit 1918 slowenische Namen tragen. Das slowenische Areal ist bekanntlich von der vielfältigen Sprachkontaktgeschichte geprägt, in der das Deut- sche und das Slowenische aus diversen Gründen dreizehn Jahrhunderte lang koexis- tierend waren, sodass „ein und derselbe Ort synchron und diachron teils zahlreiche unterschiedliche Namen tragen kann“ (Greule 2021: 180).14 Bis 1918 gehörten in den vormaligen slowenischen Kronländern die referenzidentischen slowenischen und deut- schen Toponyme (z. B. Ljubljana und Laibach) für ein und dieselbe geografische Ge- gebenheit zur historisch gewachsenen zweisprachigen Toponymie. Wurde die amtliche Zweisprachigkeit des Areals des heutigen Slowenien 1918 aufgehoben, kann die enge Verwobenheit der deutschen und slowenischen Toponymika keinesfalls bestritten wer- den, im Gegenteil: So wie in Kärnten bei der Namengebung einmal das Deutsche, das andere Mal das Slowenische auschlaggebend war (Pohl 2020), lassen zahlreiche akribische etymologische und kontaktlinguistische Studien (z. B. von Snoj 2009, Tor- kar 2015, Šekli 2020, Pohl 2020 u. a.) anhand von Quellenbelegen sowie inter- und intralingualen Vergleiche eine lang andauernde Interaktion zwischen dem Sloweni- schen und dem Deutschen (und auch weiteren Kontaktsprachen) erkennen, die in vielen Fällen eine gegenseitige Einflussnahme von Namen desselben Namenpaares belegen. Die zumindest administrative Zweisprachigkeit des slowenischen Gebietes bis Ende des Ersten Weltkrieges, das 1918 an den neu gegründeten Staat, das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen fiel, wurde offiziell durch die Einsprachigkeit ersetzt – darunter auch die Benennung der geografischen Gegebenheiten des slowenischen Ge- bietes. Durch die langersehnte sprachliche Statusänderung des slowenischen Gebietes erlangte die slowenische Sprachgemeinschaft die bis heute andauernde muttersprachli- che Homogenisierung des slowenischen Gebietes. Diachron gesehen gab es nach 1918 zeit- und stellenweise (insular) zwei historische Gegebenheiten, die das Deutsche of- fiziell möglich machten: Durch die Statussicherung der Gottscheer Gemeinschaft als (Sprach-)Minderheit in der Zwischenkriegszeit (1918–1941) wie auch durch die von 14 Die historisch generierte Zweisprachigkeit von Ortsnamen findet sich zum Beispiel auch in Bosnien-Herzegowina (s. Memić 2019, Radanović 2020). Linguistica_2021_FINAL.indd 127 31. 03. 2022 09:31:21 128 der deutschen Besatzungsmacht eingeführte deutschsprachige Verwaltung während der Okkupation im östlichen Teil und (nach der Kapitulation Italiens) auch in weiteren Teilen des heutigen Slowenien (1941–1945). Will man die deutschen Namen im slowenischen Gebiet in digitalen Texten unter- suchen, können gegenwärtig zunächst die historiografi sch relevanten retrospektiven Di- gitalisierungen ins Auge gefasst werden. Ein Beispiel dafür ist die Retrodigitalisierung des während des Zweiten Weltkrieges herausgegebenen amtlichen Ortsverzeichnisses aus dem Jahr 1942, das auf dem slowenischen historiografi schen Portal „Zgodovina Slovenije – Sistory“ veröff entlicht wurde (https://www.sistory.si/cdn/publikacije/3001-4000/3833/ Gemeinde_und_Ortschaftsverzeichnis _1942.pdf; Zugriff : 05.10.2021), wo nebeneinan- der der deutsche und der slowenische Ortsname vorkommen. Abb. 11: Auszug aus dem Ortsverzeichnis „Gemeinde- und Ortschaftsverzeichnis der an den Reichsgau Kärnten angegliederten befreiten Gebiete Oberkrains und Unterkärntens“ (1942: 28) Linguistica_2021_FINAL.indd 128 31. 03. 2022 09:31:21 129 Das retrodigitalisierte Verzeichnis (Abb. 11) bietet einen Einblick in die zweispra- chigen Namen während der nationalsozialistischen Besatzungszeit, die abgebildete Tabelle bringt Ortsnamenspaare aus dem Landkreis Stein (Kamnik). Die Namenspaa- re im Verzeichnis wurden größtenteils (bis dato ebenfalls retrodigitalisierten) älteren Ortsverzeichnissen entnommen (z. B. Stein, Domschal, Depelsdorf, Sankt Paul usw.).15 Die Namenpaare lassen unterschiedliche interlinguale Beziehungen erkennen, die hier nur am Rande erwähnt werden können, jedoch zum Gegenstand weiterer kontrastiver Studien der bilingualen Toponoymie werden sollen. Neben formativisch unterschied- lichen Scherenbüchel und Češenik, Depelsdorf und Depala vas, semantischen Äqui- valenten Aich und Dob, Mischformen aus lautlich adaptieren slowenischen Wörtern und Übersetzungsäquivalenten (Latschenberg für Lačni vrh) fallen jedenfalls nicht nur phonologische Anpassungen wie etwa Bresowitz für Brezovica sowie lautlich und gra- phematisch kaum adaptierte Formen wie Gorjuše, Laase, Studenz auf, sondern auch die in beiden Sprachen identischen Formative wie Rača, Zaboršt, Žeje. Dies wird durch die intertextuelle Verknüpfung entschlüsselt, da sich dem Vorwort des „Gemeinde- und Ortsverzeichnisses“ (1942: 2) entnehmen lässt, dass eine künftige „Verdeutschung al- ler noch nicht festgesetzten Ortsnamensformen“ vorgesehen wurde. Soziolinguistische Betrachtungen sind insofern relevant, als sie die Namen in Ver- bindung mit den gesellschaftlichen Umständen sowie Umbrüchen bringen, in denen die Namen bestimmte Konnotationen erhielten. Die semantischen Wissensbestände zu den Namen, die vordergründig eine „Monoreferenz“ aufweisen und der Identifizierung und Individualbenennung dienen (vgl. Nübling/Fahlbusch/Heuser 2015: 20–23), hängen eng mit ihrer Verwendung unter weiten kulturell, gesellschaftlich und politisch geprägten Umständen zusammen, sodass sie diversen Bewertungen, die unter diesen Umständen aufgekommen sind, unterliegen. Deutsche Toponymika wie etwa Laibach, Krainburg, Stein waren, wie die soziale Praxis zeigt, in Slowenien bekanntlich insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg stark (negativ) konnotiert (Krevs Birk 2022 i. Dr.), denn das Deutsche war in Slowenien nach 1945 verpönt, was mit dem Schicksal der Deutschen im Nach- kriegsslowenien zusammenhängt.16 Jedoch reichen die Anfänge der sozialen Bedeutung von deutschen Toponymen für den slowenischen Raum bis ins 19. Jahrhundert zurück, als sich die slowenische Sprache und Kultur im Konkurrenzkampf mit der deutschen in allen öffentlichen Domänen zu etablieren begann. Die soziale, im gesellschaftlichen Diskurs erworbene und tradierte Semantik, die die deutschen Namen (wie etwa Laibach, vgl. auch Scheuringer 2017: 192–195) für den slowenischen Raum erwarben, führte nach 1918 zu ihrer Meidung in deutschsprachigen Texten und Diskursen, was u. a. die germanistische Ausbildung in Ljubljana reflektierte (Grah/Klinar 2005, Krevs Birk 2022 ebd.). Vor dem Hintergrund des Zusammenspiels von gesellschaftlichen Umbrüchen und der Meidung der deutschen Namen in Slowenien im 20. Jahrhundert (Krevs Birk 2022, 15 Special-Orts-Repertorium von Krain: Neubearbeitung auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. December 1890; unter https://dlib.si/details/URN:NBN:SI:DOC-ATNTI3MV (Zugriff: 24.10.2021). 16 Für eine ausführliche Beschreibung des Schicksals der deutschen Minderheit in Slowenien nach 1945 s. Ferenc (2020, 232–236). Linguistica_2021_FINAL.indd 129 31. 03. 2022 09:31:21 130 Abb. 12: Auszug aus dem Wikipedia-Eintrag „Liste deutscher Namen für slowenische Orte“; unter https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Namen_f%C3%BCr_slowenische_Orte (Zugriff : 01.10.2021). i. Dr.) stellt die Digitalisierung von zweisprachigen Namenpaaren im 21. Jahrhundert ein Potenzial für ihre mediale Sichtbarkeit dar. Dazu bieten sich diverse Wikipedia- Einträge mit mehrsprachigen Ortsnamen an.17 Der Wikipedia-Eintrag „Liste deutscher Namen für slowenische Orte“ (unter https:// de.wikipe dia.org/wiki/Liste_deutscher_Namen_f%C3%BCr_slowenische_Orte; Zu- griff : 01.10.2021) stellt ein Beispiel für die Digitalisierung der zweisprachigen slowe- nisch-deutschen Namen dar. Es werden diejenigen intertextuellen Verweise beleuchtet, die zur digitalen Präsentation der slowenisch-deutschen Namenpaare beitragen, wobei auf die digitalen Marker und Konnektoren verzichtet werden muss. Der deutschsprachige Eintrag, der auf den teils diff erierenden slowenischen Ein- trag18 folgte, enthält nicht nur eine Liste von slowenisch-deutschen Ortsnamenpaaren, sondern auch diverse Verweise auf Referenztexte wie auch andere Weiterführungen, was dank dem Intertextualitätsprinzip der freien Enyklopädie möglich ist. Neben den einzelnen alphabetisch geordneten Ortsnamenpaaren (Abb. 12) präsen- tiert der deutschsprachige Eintrag bereits am Anfang (Abb. 13) eine Liste der Bezirks- hauptmannschaften aus dem Jahr 1900 bzw. Gerichtsbezirke aus dem Jahr 1849 (mit Verweis auf die Einzelnachweise bzw. Quellen), auf die hinter jedem deutschen Na- men eintragsintern verwiesen wird (z. B. Kamnik, Stein in der Oberkrain; Kr, 10). 17 Zu diversen Funktionen der Wikipedia-Enzyklopädie s. Polajnar (2021). 18 Der aktuelle slowenische Eintrag „Liste deutscher Namen für slowenische Orte“ (unter https:// sl.wikipedia.org/wiki/Seznam_nem%C5%A1kih_imen_slovenskih_krajev; Zugriff : 09.10.2021) unterscheidet sich von dem deutschen in der intertextuellen Diversität, der Textstruktur und dem Textinhalt. Linguistica_2021_FINAL.indd 130 31. 03. 2022 09:31:21 131 Durch Einzelnachweise, auf die bereits am Anfang (Abb. 13.) verwiesen wurde, wird – enzyklopädieextern – auf die Referenz- und Quellentexte hingewiesen und durch die digitale Vernetzung auch der weitere digitale Rückgriff ermöglicht. Wikipediaintern werden die slowenischen Ortsnamen in den einzelnen Namenpaa- ren (z. B. Kamnik: Stein in der Oberkrain; Kr, 10, Abb. 12) mit den deutschsprachigen Einträgen zu den einzelnen Ortschaften verlinkt. Dies zeigt der digitale Zugriff auf den Eintrag zum Ort Kamnik (https://de.wikipedia.org/wiki/Kamnik; Zugriff : 15.11.2021). Im genannten Kamnik-Eintrag wird wiederum eine Liste slowenisch-deutscher Namen- paare veröff entlicht, und zwar eine umfangreiche Liste slowenischer und deutscher Na- men zu den einzelnen Stadteilen Kamniks (Abb. 14). Abb. 13: Auszug aus der Liste der Bezirkshauptmannschaften „Liste deutscher Namen für slo- wenische Orte“; unter https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Namen_f%C3%BCr_ slo- wenische_Orte (Zugriff : 01.10.2021) Abb. 14: Auszug aus der Liste der Ortsteile der Gesamtgemeinde Kamnik; unter https://de.wiki- pedia.org/wiki/Kamnik (Zugriff : 15.11.2021) Linguistica_2021_FINAL.indd 131 31. 03. 2022 09:31:21 132 Darüber hinaus enthält die jüngste Eintragsversion (Stand: 09.09.2021) neben den im Titel angekündigten „deutschen Namen für slowenische Orte“ auch Listen („weitere Bezeichnungen“) ausgewählter Flüsse-, Gewässer-, Gebirgsnamen sowie Namen von einigen slowenischen Regionen und Landschaften. Durch die zitierten Verweise im Wikipedia-Eintrag wird eine polyvalente digitale Medialisierung der Namenpaare erreicht, die man im medialen Verbreitungsprozess einerseits wikipedia-intern, d. h. sowohl innerhalb des Kommunikationsraums Wikipe- dia als auch intratextuell, innerhalb des Wikipedia-Eintrags, und – andererseits – wiki- pedia-extern durch den Zugriff auf weitere digitale sowie nichtdigitale Texte erschlie- ßen kann. Diskursivlinguistisch betrachtet handelt es sich hierbei um einen Modus, durch den auch mehrsprachige Toponyme, Endonyme sowie Exonyme, nicht nur di- gitalisiert, sondern zugleich „konstruiert, legitimiert und distribuiert“ (Roth/Wengeler/ Ziem 2017: IX, vgl. auch Polajnar/Luth 2021) werden. 3 SCHLUSS Der Überblick der exemplarisch vorgestellten Namenpaare bzw. Verzeichnisse auf- grund digitaler Texte und Diskurse verweist auf die Möglichkeit einer weiteren Nut- zung digital zugänglicher Namenpaare, die als Untersuchungskorpora für kontrastiv- und kulturlinguistische, translatologische, etymologische, sozio- und diskurslingusiti- sche Analysen dienen können. Zudem werfen gegenwärtig alte und neue Formate der Kommunikation, mono- oder multilingual, in schriftlichen sowie multimedialen Tex- ten und Diskursen neue Fragestellungen zur Geschichte, Semantik und Gebrauchswei- se(n) von mehrsprachigen Namen auf, da die „fundierte Kenntnis der Mehrnamigkeit und die Erklärung ihres Zustandekommens im Einzelfall wichtig und hilfreich [sind], um Konflikte zu entschärfen oder gar nicht aufkommen zu lassen“ (Greule 2021: 187). Die Online-Digitalisierungen zeigen außerdem, dass sowohl die slowenischen als auch die deutschen geografischen Namen, Endonyme oder Exonyme, aus synchroner oder diachroner Sicht zum historisch gewachsenen (inter-)nationalen Namen- und Kulturgut gehören und als solches entsprechend wahrgenommen und erforscht werden müssen. Literatur CIGALE, Matej/Anton Alojzij WOLF (1860) Deutsch-slovenisches Wörterbuch. URN:NBN:SI:DOC-PKL1Z02C. http://www.dlib.si [10.10.2021]. CIGALE, Matej (1869–1877) Slovenski atlant. Kartografsko gradivo. Ljubljana: Ma- tica slovenska. Die 164 Ortstafeln auf einen Blick. http://members.chello.at/heinz.pohl/Ortstafeln.htm [05.10.2021]. Dunajsko Novo mesto. https://viri.cjvt.si/gigafida/Concordance/Search?Query =Dunaj- sko+Novo+mesto [05.10.2021]. ENČEVA, Milka (2018) „Sprachkontakte zwischen Deutsch und Slowenisch am Bei- spiel zweisprachiger Ortsnamen.“ Godišnik čuždi jezici i kulturi 1, 196–217. 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Wien), im slowenischen Sprachraum (sln. Ljubljana – dt. Laibach), in deutsch-slowenischen gemischtspra- chigen Gebieten, die insular (sln. Stare Žage – dt. Altsag in der Gottschee) oder in Sprachkontaktregionen (sln. Železna Kapla – dt. Bad Eisenkappel in Kärnten, auch in der Steiermark) vorkommen, werden jeweils zwei digitale, online zugängliche Texte präsentiert, die diese Namenpaare im digitalen Format distribuieren und aus synchro- ner Sicht zur diskursiven Dynamik der slowenischen und deutschen zweisprachigen Toponymik beitragen. Schlüsselwörter: Deutsch, Slowenisch, Toponyme, Zweisprachigkeit, Digitalisierung Linguistica_2021_FINAL.indd 135 31. 03. 2022 09:31:22 136 Abstract SYNCHRONICAL VIEW ON THE MULTILINGUAL TOPONYMS OF THE GERMAN-SLOVENE LANGUAGE PAIR IN DIGITAL TEXTS AND DISCOURSES The study discusses the occurrence of bilingual German and Slovene geographical names in digital texts and discourses. The digital medialization of the historical bi- lingual toponyms is presented with examples of digital texts, which corelate with the toponymical pairs classified according to the language area such as German-language area (Sl. Dunaj – Ger. Wien), Slovene-language area (Sl. Ljubljana – Ger. Laibach), bilingual area in the former insular area of Gottschee (Sl. Stare Žage – Ger. Altsag) and the bilingual area of Austrian Carinthia and Styria (Sl. Železna Kapla – Ger. Bad Eisen- kappel). After presenting the relevant sociolinguistic factors of the bilingual toponymi- cal pairs, the article proceeds to an analysis of two digital examples for each of them. They show how the digital format distributes and increases the discursive dynamics of diverse types of Slovene and German bilingual toponymy. Keywords: German, Slovene, toponyms, bilingualism, digitalization Povzetek SINHRONI POGLED NA VEČJEZIČNA GEOGRAFSKA IMENA JEZIKOVNEGA PARA NEMŠČINA–SLOVENŠČINA V DIGITALNIH BESEDILIH IN DISKURZIH Prispevek obravnava pojavitve dvojezičnih nemško-slovenskih geografskih imen v di- gitalnih besedilih in diskurzih. Z vidika strnjenosti jezikovnega prostora označujejo slovenski in nemški dvojezični toponimi nemški jezikovni prostor (npr. slov. Dunaj – nem. Wien), slovenski jezikovni prostor (npr. slov. Ljubljana – nem. Laibach) ter dvo- jezični nemško-slovenski prostor, ta pa se pojavlja na območju nekdanjega jezikovnega otoka (npr. slov. Stare Žage – nem. Altsag na Kočevskem) ter v stičnih dvojezičnih regijah (npr. slov. Železna Kapla – nem. Bad Eisenkappel na avstrijskem Koroškem, Štajerskem). V prispevku so prikazane nekatere sociolingvistične značilnosti nemško- -slovenskih toponimičnih parov, digitalna medializacija te zgodovinsko pogojene topo- nimične dvojezičnosti, ki jo ponazarjajo izbrani zgledi digitalnih besedil, pa pomembno prispeva k diskurzivni dinamiki nemških in slovenskih dvojezičnih toponimov. Ključne besede: nemščina, slovenščina, geografska imena, dvojezičnost, digitalizacija Linguistica_2021_FINAL.indd 136 31. 03. 2022 09:31:22