459Arheološki vestnik 68, 2017, str. 459–469 Die Rolle von Nauportus (Vrhnika) im Lichte neuer Textfunde Pomen Navporta v luči novih napisov na svinčenih ploščicah Herbert GRASSL Izvleček Štiri svinčene ploščice, ki so bile najdene leta 2005 v Navportu (Vrhnika), objavil pa jih je Milan Lovenjak (2009), zanimivo osvetljujejo proces romanizacije na tem prostoru v avgustejskem obdobju. Deloma novo branje prve od ploščic priča o trgovini s sadikami vinske trte. V napisu so navedene tudi cene in omenjeni keramični lonci, v katerih so sadike prevažali. Uvajanje rimske kulture pitja vina na območje onstran Alp je bilo povezano z velikim začetnim kapitalom. Prepoved gojenja trt in oljk, ki so jo Rimljani uvedli v 2. stoletju pr. Kr. in se je verjetno nanašala na Histre in Japode, v avgustejskem času ni več veljala. Uvoz za rimsko kuhinjo značilne ribje omake (verjetno za rimske vojake v Navportu), ki je omenjena na drugi ploščici, je zelo zanimiv dokaz o širjenju rimske kulinarike in rimskega načina življenja. Dve slabo čitljivi ploščici se nanašata na uvoz volne in kratkih tunik, kar kaže, da je bila v Navportu razvita tekstilna obrt. Ploščice, ki so bile pritrjene na embalažo oziroma na zavoje blaga, dokazujejo ustaljeno obliko rimskega trgovanja, ki je temeljila na plačevanju z denarjem in računovodstvu. Ključne besede: Slovenija, rimska doba, Nauportus (Vrhnika), epigrafika, sadike vinske trte, ribje omake, tekstilna obrt, trgovanje Abstract [The Role of Nauportus (Vrhnika) in the light of new epigraphic texts] Four lead tablets, discovered in 2005 at Nauportus (Vrhnika) and published by M. Lovenjak in 2009, are interesting testimonies for the process of Romanization in the age of Augustus. A partially new reading of the first tablet refers to the trade in young grapevine plants. Further details inform us about the costs and the clay pots containing the seedlings. The introduction of the Roman wine culture to the Transalpine area was related to high initial investment capital. The prohibition by the Romans of new plantations of grapes and olives in the second century BC, probably related to the Histri and Iapodes, was no longer in effect when the text was written. The importation of Roman fish sauce mentioned on the second tablet, probably for soldiers in Nauportus, is an outstanding testimony to the spread of Roman culinary preferences and their way of life. Two poorly legible tablets refer to the import of wool and short tunics, indicating that textile production was already developed in Nauportus. The tablets were attached to containers or bales and reveal the usual Roman trade practices, based on monetary transactions and accounting. Keywords: Slovenia, Roman period, Nauportus (Vrhnika), epigraphy, wine slips/grape plantings, Roman fish sauce, textile production, trade 460 Herbert GRASSL Im Jahre 2005 wurden im Zuge von archäologi- schen Grabungen in Nauportus vier Bleitäfelchen gefunden, die von Milan Lovenjak 2009a publi- ziert wurden.1 Die stratigraphische Zuordnung dieser Textfunde konnte in die Augusteische Zeit vorgenommen werden. Manche Lesungen der Erstpublikation müssen verbessert werden, was zu einem neuen inhaltlichen Verständnis führt. Die Umzeichnungen wurden nach den exzellenten Fotovorlagen hergestellt. HANDEL MIT JUNGPFLANZEN Das doppelseitig beschriebene Bleitäfelchen (Abb. 1) wurde bisher in folgender Weise gelesen: Vorderseite: Arius/Nauport/anus Ӿ (= denarios) III. Rückseite: Urciu/ cla(v)ulos/nigros (libra) p(ondo et) selibra (et) IIII (sc. uncias) Diese Lesung führte zur Interpretation, dass ein Arius aus Nauportus drei Denare zu zahlen hatte und ein Urciu Eisennägel im Gewicht von eineinhalb Pfund und vier Unzen (= 600 g) her- stellte. Diese Deutung widerspricht dem üblichen Formular der mittlerweile gut bekannten Textsorte, wo auf der Vorderseite eine Person und auf der Rückseite Warenbezeichnungen mit den nötigen Detailangaben verbucht sind. Auch wurden die Interpunktionen, die im Text deutlich markiert sind, nicht berücksichtigt und manche Buchsta- ben falsch gelesen. Dies war der Anlass für eine entsprechende Umzeichnung und Neulesung des Textes. Vorderseite: ARIVS NAVPORT ANVS. Ӿ IV Rückseite: VRC. IV. CLAVLAS NIGRAS. P. S IIII Aufgelöst und in Minuskelschrift lautet dies: Arius / Nauport/anus Ӿ (denarios) IV urc(eos) IV/ cla(v)ulas / nigras p(edum) dextantes (= 24,67cm) In Übersetzung: Arius aus Nauportus, (zahlte) vier Denare; vier Töpfe, dunkle Setzlinge von zehn Zwölftel Fuß (= 24,67 cm). 1 Lovenjak 2009a. Die Anordnung und Zählung der Texte wird beibehalten. Der Personenname Arius ist im Raum von Aquileia und Istrien belegt und kann auch als Cognomen verwendet werden.2 Ortsnamen mit der Erweite- rung zu –anus drücken eine Zugehörigkeit aus. Vergleichbare Formen begegnen bei o-Stämmen als Tusculanus (von Tusculum), Beneventanus (von Beneventum), Paestanus (von Paestum), Nomentanus (von Nomentum) oder Puteolanus (von Puteoli). Dies ist eine sprachlich ältere Wort- bildung, die jüngere würde auf –ensis auslauten, z.B. Aquileiensis (von Aquileia). Im konkreten Fall wird ein vicanus Nauportanus, Bewohner des vicus Nauportus angesprochen. Dieser vicus gehörte zum Stadtterritorium von Aquileia, besaß aber viele Ele- mente einer regionalen Selbstverwaltung, was auch in der Herkunftsangabe (origo) seinen Ausdruck findet. Vergleichsweise kann auf die epigraphisch bezeugten vicani Forulani, Bewohner des vicus Foruli verwiesen werden, die dem Stadtterritori- um von Amiternum zugeordnet waren.3 Über die Rechtsstellung des Arius ist eine sichere Aussage nicht möglich, mit gewisser Wahrscheinlichkeit verbirgt sich aber darin ein Freigelassener, der als Händler den Warenverkehr über den Passweg des Ocragebirges betrieb. Die Rolle von Nauportus als Umschlagplatz ist zu gut bekannt, als dass an dieser Stelle im speziellen darauf eingegangen werden muss.4 Nach der Namensnennung folgt die Angabe des bezahlten Geldbetrages. Die Höhe dieses Betrages betrug vier Denare, wie die Reste auf dem Bleitäfelchen deutlich machen. Diese Summe entspricht auch der Warenmenge auf der Rückseite. Vier Tontöpfe mit Jungpflanzen (Setzlingen oder Stecklingen) sind epigraphisch zum ersten Mal in diesem Text nachgewiesen. Form und Funktion eines urceus kann durch Gefäße mit entsprechender Aufschrift gesichert werden.5 Der Terminus clavula begegnet in der Bedeutung von Jungpflanze beim Agrarschriftsteller Varro, der in Augusteischer Zeit sich folgend äußert (r.r. 1,40,4): In oleagineis seminibus arbores videndum, ut sit de tenero ramo, ex utraque parte aequabiliter praecisum; quas alii clavolas, alii taleas appellant ac faciunt circiter pedales. “Bei den Ölbaumstecklingen hat man, was die Bäume anbelangt, darauf zu achten, dass er von einem zarten Zweig stammt (und an beiden En- 2 CIL V 8236; 45(2); 478(2); Inscr. It. XI4, 390; Inscr. Aquil. 3454: Arius libertus. 3 CIL IX 4359; 4399. 4 Horvat 2009a. 5 Hilgers 1969, ff., 299 f.; Binsfeld 1997, 23. 461Die Rolle von Nauportus (Vrhnika) im Lichte neuer Textfunde den mit gerader Schnittfläche gekappt ist). Diese Stecklinge nennt man teils “Stöckchen” (clavolae), teils “Stäbchen” (taleae), und macht man ungefähr einen Fuß lang.” Die von Varro genannten clavolae werden von Nonius Marcellus, einem aus Nordafrika stam- menden Grammatiker des 4. Jh. n. Chr., zitiert (de compendiosa doctrina p. 668 L): TALEAS scissiones lignorum vel praesegmina Varro dicit de Re Rustica lib.I (nam etiamnunc rustica voce intertaliare dicitur dividere vel excidere ramum): “ex utraque parte aequabiliter praecisum, quas alii clavulas, alii taleas appellant”. Der unterschiedlich überlieferte Terminus erscheint in Nauportus in der Form claula. Der Wechsel von unbetontem o zu u ist in Inschriften häufig bezeugt. Auch der Ausfall des intervokali- schen v ist ein gewohntes sprachliches Phänomen. In Inschriften begegnen die Formen aunclus = avunculus, flaus = flavus, claus = clavus.6 Pflanz- töpfe mit Jungpflanzen wurden offensichtlich auch in urcei transportiert. Diese Verwendung ist in Nauportus zum bisher ersten Mal in der lateini- schen Sprache bezeugt. Die Farbbezeichnung führt auch zur botanischen Deutung des Setzlings. Der Terminus technicus niger bezeichnete den “dunk- len” Wein (Rotwein) oder auch dunkle Trauben. In Verbindung mit clavulae wird die Eigenschaft des 6 Mihăescu 1978, 179, 195. Substantivs, die noch nicht vorhanden, aber erst bewirkt wird, damit umschrieben (ein proleptisch gebrauchtes Adjektiv).7 Auch in der Dichtersprache der Augusteischen Zeit ist dies nicht ungewöhnlich und selbst in der Prosa etwa bei Livius oder Cor- nelius Nepos findet sich diese Eigenheit. Clavula nigra ist somit keine “dunkle Pflanze”, sondern eine Pflanze, die ein dunkles Produkt (Wein oder Traube) liefert. Die beigefügte Angabe umschreibt kein Gewicht, das in diesem Zusammenhang völlig sinnlos wäre, sondern die Länge der Setzlinge. Für den Konsumenten war diese Angabe absolut nötig. Columella führt uns in die Techniken des römischen Weinbaus ein und erläutert auch jene Vorschriften, die bei Neupflanzungen zu beachten waren. Die Länge der Setzlinge spielt dabei eine entscheidende Rolle, sie durfte nicht länger als ein Fuß (ca. 29 cm) und nicht kürzer als ¾ Fuß betragen, was für Weinpflanzungen in der Ebene Geltung hatte. (r.r. 3,19,1):8 De longitudine malleoli Longitudo, quae debeat esse malleoli, parum certa est, quoniam sive crebras gemmas habet, brevior faciendus est, seu raras, longior. ac tamen nec ma- ior pede nec dodrante minor esse debet; hic ne per summum terrae sitiat aestatibus, ille, ne depressus altius, cum adoleverit, exemptionem difficilem praebeat. sed haec in plano; nam in clivosis, ubi 7 Hofmann, Szantyr 1965, 414. 8 Dazu De Angelis 1995, 142 ff. Abb. 1: Nauportus (Vrhnika - Kočevarjev vrt). Bleitäfelchen. Zweimal vergrößert. Sl. 1: Navport (Vrhnika - Kočevarjev vrt). Svinčena ploščica. Dvakrat povečano. (Grabungsdokumentation / Arhiv izkopavalca; Nr. / št. PN 798. Foto: Tomaž Lauko [nach / po Lovenjak 2009: Nr. / št. 45a]. Umzeichnung nach dem Foto / Risba izdelana po fotografiji.) 462 Herbert GRASSL terra decurrit, potest palmipedalis deponi. vallis et uliginosi campi situs patitur etiam trigemmem, qui est paulo minor dodrante, longior utique semipede. “Über die Länge der Hämmerchenrebe. Wie lang eine Hämmerchenrebe sein soll, steht nicht genau fest; denn wenn sie viele Augen hat, ist sie kürzer zu machen, andernfalls länger. Trotzdem soll sie nicht länger sein als einen Fuß und nicht kürzer als ¾ Fuß; das letztere, damit sie nicht während der Sommerhitze in der obersten Erdschicht Durst leidet, das erstere, damit sie nicht wegen des allzu tiefen Einpflanzens dann, wenn sie (zum Versetzen) reif geworden ist, das Auspflanzen erschwert. Doch das gilt nur bei ebenem Gelände; im Hügelland, wo der Boden abfällt, kann man sie einen Fuss und eine Handbreite lang setzen. Die Lage im Tal oder in feuchter Ebene erlaubt sogar ein Dreiaugenreis, das kürzer ist als ¾ Fuß, aber auf jeden Fall länger als ½ Fuß”. Auch Varro greift dieses Maß für Jungpflan- zen auf (r.r. 1,40,4). Die Setzlinge in Nauportus entsprachen damit den antiken Maßangaben und waren offensichtlich für den Anbau eines ebenen Weingartens gedacht. Columella (3,4,1; vgl. Col.arb. 1,3) warnt auch vor dem Einkauf solcher Pflanzen für die Neuanlage von Weingärten, jeder Import von Jungpflanzen sei problematisch, da andere Herkunftsregionen für neue Standorte oft nicht geeignet sind. Derselbe Autor nennt auch Preise für diese Setzlinge (3,12). 10.000 Setzlinge brachten 3.000 Sesterzen ein, was für die Einzelpflanze 1 1/5 As ausmacht. Vier Setzlinge entsprachen da- mit einem Sesterz und 4/5 As. Bei Eigenverkauf der Ware an Nachbarn brachten 1000 Setzlinge 600 Sesterzen ein, das ergibt für vier Setzlinge zwei Sesterzen und gut 1 ½ Asse. Diese Angaben bei Columella sind aber sicher ohne Pflanztöpfe gerechnet und betrafen also wurzelnackte Jung- pflanzen. In Nauportus wurden vier Setzlinge in Töpfen zu vier Denaren berechnet. Übliche Trans- portgefäße für solche Pflanzen waren in älterer Zeit Holzgefäße oder Weidenkörbe, wie aus Cato (de agr. 28,1) hervorgeht: Oleas et reliqua semina cum seres, quo modo seras Oleas, ulmos, ficos, poma, vites, pinos, cupressos cum seres, bene cum radicibus eximito cum terra sua quam plurima circumligatoque, uti ferre possis; in alveo aut in corbula ferri iubeto. “Wenn du Ölbäume und die übrigen Setzlinge umpflanzst, wie du sie einsetzen sollst. Wenn du Ölbäume, Ulmen, Feigen- und Obstbäu- me, Weinstöcke, Pinien und Zypressen verpflanzst, so nimm sie sorgfältig mit den Wurzeln mit mög- lichst viel eigener Erde heraus und umwickle sie, damit du sie forttragen kannst; befiehl, dass sie in einem Holzeimer oder Korb getragen werden.” Bei Plinius (nat.17,97) werden Körbe oder Tongefäße für diese Funktion genannt, die auch mit Wurzellöchern versehen waren (nat. 12,16) und als ollae perforatae (nat. 17,64) bezeichnet wurden. Solche Tongefäße, meist als Blumentöpfe angesprochen finden sich in verschiedenen Gebie- ten des römischen Reiches, von Britannien über Gallien, Italien, Griechenland und den Vorderen Orient.9 Diese Töpfe wurden in die Erde eingetieft und können bei Grabungen lokalisiert werden. Im Ostalpenraum ist der Nachweis für einen solchen Pflanzenhandel mit Weinreben hier zum ersten Mal erbracht worden. Ein vor kurzer Zeit entdecktes Bleitäfelchen von Maruzzo bei Aquileia belegt den Import von Weinreben aus Latium, wohl im früheren zweiten Jahrhundert nach Christus.10 Die hohen Kosten in Nauportus erklären sich aus den Einzelposten für Jungpflanzen, die Tontöpfe und natürlich den Transport auf dem Landweg. Ein urceus wurde nach einer Inschrift in Gallien mit einem As berechnet.11 Für die Transportkosten ist natürlich das Gewicht der Ware in Rechnung zu stellen. Ein leerer urceus konnte 5,5 Pfund wiegen, mit Erde 7,5 Pfund. Vier urcei wogen ca. 30 Pfund oder etwa 10 Kilogramm. Geht man von einem Preis im Herkunftsgebiet von ca. zwei bis gut drei Sesterzen aus (je nach Kostenrechnung für die Jungpflanzen), so war die Ware in Nauportus mindestens vier bis siebenmal teurer. Dies allein zeigt, mit welchen Investitionskosten transalpine Neupflanzungen zu rechnen hatten. Man kann davon ausgehen, dass das Bleitäfelchen von Nau- portus an einer solchen Lieferung als Begleitzettel angebracht war. Damit ist ein erster epigraphischer Nachweis für die Anlage neuer Weinpflanzungen jenseits der Alpen gelungen. Natürlich stellen sich jetzt neue Fragen: Wo sollte diese neue Weinkul- tur entstehen? Aus welcher Region stammen die Pflanzen? Hier kommt entweder das Gebiet um Aquileia oder auch das westliche Istrien in Frage. Das Territorium von Aquileia produzierte etwa den Lieblingswein der Kaiserin Livia. Eine Neu- 9 Messineo 1984; Jashemski 1992; Macaulay-Lewis 2006a; ead. 2006b; Kenawi, Macaulay-Lewis, McKenzie 2012. 10 Buora, Magnani 2015. 11 ILA Sant. 1004,5 = AE 1993, 1190: urc(eum) a(sse) I; zum Gewicht eines urceus CIL XIII 10008,44 (5,5 Pfund). 463Die Rolle von Nauportus (Vrhnika) im Lichte neuer Textfunde pflanzung sollte offensichtlich den Weinimport durch lokalen Anbau ersetzen. Strabon (5,1,8) überliefert für die Augusteische Zeit den massen- weisen Transport von Wein in Holzfässern, der auf Wagen von Aquileia nach Illyricum geliefert wird. Dieser Nahrungsmitteltransport ist auch durch Amphorenfunde bestens dokumentiert. Nach mediterraner Einschätzung blieb die Qualität etwa des pannonischen Weines auf mäßigem Niveau.12 Da die Pflanzzeit von Columella (3,14,1) entweder im Frühjahr zwischen den Iden des Februar und dem Frühjahrsäquinoktium oder auch im Herbst zwischen den Iden des Oktober und den Kalen- den des Dezembers zu liegen kam, darf mit der Pflanzenlieferung in diesem Zeitrahmen gerechnet werden. Schwer einschätzbar bleibt der Umfang dieses Pflanzenhandels in Augusteischer Zeit. In der römischen Republik gab es Verbote für den Anbau von Öl und Wein für transalpine Völker, wie aus einer Textstelle bei Cicero (de rep. 3,16) hervorgeht: nos vero iustissimi homines, qui Transalpinas gentis oleam et vitem serere non sinimus, quo pluris sint nostra oliveta nostraeque vineae; quod cum fa- ciamus, prudenter facere dicimur, iuste non dicimur, ut intellegatis discrepare ab aequitate sapientiam. “Die allergerechtesten Menschen aber sind wir, die wir den Völkern jenseits der Alpen nicht gestatten, Ölbaum und Rebe anzubauen, damit unsere Ölhaine und unsere Weingärten mehr wert sind; da wir das tun, sagt man, handeln wir klug; dass wir gerecht handeln, sagt man nicht; damit ihr einseht, dass ein Unterschied ist zwischen Gerechtigkeit und Klugheit!” Die Existenz eines solchen Verbotes und auch die möglichen Zielgruppen sind in der Forschung freilich umstritten. Der römische Redner verlegt den Zeitpunkt des Dialoges in das Jahr 129 v. Chr., und wenn man dem Verfasser keinen zeitlichen Anachronismus unterstellen will, muss diese Maß- nahme zu diesem Zeitpunkt in Geltung gewesen sein. Als Motiv wurde protektionistisches oder imperialistisches Handeln seitens der Weltmacht ins Treffen geführt. Als betroffene Räume wurden die heutige Provence13 oder das Gebiet von Aquileia zur Diskussion gestellt.14 Bei näherer Beleuchtung gibt es aber gute Gründe gegen beide Auffassungen. Im Falle der Provence würde dieses Verbot allein das verbündete Massilia treffen, das aber nicht unter 12 Cass. Dio 49,36,2; dazu Thüry 2007. 13 Tchernia 1986, 93. 14 Paterson 1978. die gentes eingereiht werden kann. Vor dem Jahr 121 v. Chr. war Rom in diesem Raum militärisch nicht präsent und danach wurde die neue Provinz Gallia Narbonnensis eingerichtet. Die Provinzialen haben den Weinbau rasch übernommen und daraus großen ökonomischen Gewinn erzielen können, die einheimischen Gallier waren begierige Abnehmer der römischen Weinexporte. Die in den Raum um Aquileia 186 v. Chr. eingewanderten Kelten verfügten im frühen 2. Jh. v. Chr. über keinerlei Erfahrung im Wein- und Ölanbau. Zu diesem Zeitpunkt war auch die italische Landwirtschaft noch keineswegs allein exportorientiert und auch die große zeitliche Distanz zwischen den Ereignissen des Jahres 186 zum Zeitpunkt des Dialoges im Jahr 129 v. Chr. spricht gegen eine solche Annahme. Ein Anbauverbot hätte auch die politische Ziel- richtung Roms unterlaufen, zumal die Gallier aus dem Raum Aquileias entfernt werden sollten, was mit Produktionsbeschränkungen unvereinbar ist. An dieser Stelle soll eine neue Erklärung angeboten werden, die bislang noch nicht geäußert wurde. Bedenkt man das historische Umfeld des Jahres 129 v. Chr. und den Feldzug des C. Sempronius Tuditanus gegen Istrier und Japoden, so macht ein im Zuge der Kriegshandlungen und nachfol- genden Friedensdiktate erlassenes Anbauverbot für Öl- und Weinpflanzungen durchaus Sinn. Die Zone des zentralen Istrien und der Kvarner-Bucht war für diesen Anbau bestens geeignet. Vor 177 v. Chr. war den Istriern der Weinanbau überhaupt unbekannt, da sie erst im damaligen Krieg gegen Rom den Wein als Genussmittel kennenlernten.15 Danach wurde nur ein schmaler Küstenstreifen in Westistrien unter römische Kontrolle genommen, während 129 v. Chr. die restlichen Teile Istriens unterworfen wurden. Dabei konnten den Besieg- ten auch ökonomische Beschränkungen auferlegt werden, wie das auch in Makedonien nach 168 v. Chr. der Fall war.16 Nach antiken geographischen Vorstellungen siedelten die Istrier und Teile der Japoden jenseits der Alpen. Da der Alpenbogen bis an die Adriaküste reichend gedacht wurde, waren diese Völker als gentes transalpinae einzustufen.17 Es spricht also nichts dagegen, in den Ausführungen Ciceros diesen Raum für das Verbot zu diskutieren. 15 Liv. 41,2,13; 3,10; 4,4; 4,7. 16 Z.B. ein Verbot des Edelmetallbergbaues, des Salzimportes und des Einschlages von Schiffsbauholz. 17 App. Ill. 49, 52; Strab. 4,6,10; 7,5,2; 7,5,4; Plin. nat. 3,129; Ptol. geogr. 2,13,1. 464 Herbert GRASSL Nach der römischen Machtausweitung und Ins- tallierung von Betriebsformen des Öl- und Wein- anbaus nach italischem Muster geriet das Verbot von Neupflanzungen in Vergessenheit und wurde obsolet. Da Neuanlagen von Weingärten mit hohen Investitionskosten gerade für die Jungpflanzen verbunden waren, stellt sich auch das Problem möglicher Abnehmer. Ein örtlicher Gebrauch in Nauportus wird schon aus klimatischen Gründen wenig Wahrscheinlichkeit besitzen, da hier solche Pflanzen bestenfalls in geschützten Gartenräumen gediehen. Ein Export nach Pannonien auf der Landroute scheint da schon wahrscheinlicher. Hier kommen nähere Zielgebiete wie der Raum von Poetovio in Frage. Archäobotanische Forschungen haben gezeigt, dass etwa im südöstlichen Noricum spätestens in Claudischer Zeit mit Weinanbau zu rechnen ist. Alternativ dazu könnte man auch einen Handel auf der Save in Rechnung stellen.18 Durch dieses einzigartige epigraphische Denkmal bekommen wir einen Einblick in die Wege und Akteure des Romanisierungsprozesses, der im Nahrungsmittelbereich signifikante Folgen zeitigte. 18 Zum vorrömischen und römischen Weinanbau Kramer 1990; Aigner 1990; Tiefengraber, Grill 2007, 161; id. 2008, 96; Gleischer 2014, 136; Groh, Sedlmayer 2007, 186. RÖMISCHER GEWÜRZIMPORT Ein weiteres Bleitäfelchen (Abb. 2) wurde vom Erstherausgeber wie folgt gelesen: Vorderseite: Varrius/ [---]arus. Rückseite: A(?) E(?) A(?) p(ondo libras) III (et) selibra (et) III (sc. uncias)/ T(?) ANN(?). Die Umzeichnung des Textes auf diesem Tä- felchen, das umgeknickt vorliegt, ergab für die Rückseite eine verbesserte Lesung. Vorderseite: VARRIVS ---ARVS Rückseite: ALIIX P. IIISIII STATON In Minuskelumschrift lautet der Text: Va{r}rius / [---]arus alex p(ondo) III dodrans (=1,227 kg) / stat(i)on(i) Wie üblich begegnet auf der Vorderseite ein Personenname, hier mit Gentilicium und Cogno- men. Var(r)ius ist in Italien häufig bezeugt. Darin kann ein römischer Bürger vermutet werden, der als Händler tätig war. Die transportierte Ware ist alex, auch als allex oder hallec bekannt. Variati- onen mit oder ohne Aspiration und einfachem oder doppeltem l sind in der römischen Literatur Abb. 2: Nauportus (Vrhnika - Kočevarjev vrt). Bleitäfelchen. Zweimal vergrößert. Sl. 2: Navport (Vrhnika - Kočevarjev vrt). Svinčena ploščica. Dvakrat povečano. (Grabungsdokumentation / Arhiv izkopavalca; Nr. / št. PN 1204. Foto: Tomaž Lauko [nach / po Lovenjak 2009: Nr. / št. 45b]. Umzeichnung nach dem Foto / Risba izdelana po fotografiji.) 465Die Rolle von Nauportus (Vrhnika) im Lichte neuer Textfunde und auch inschriftlich bezeugt.19 Inhaltlich ist darunter der dickflüssige und breiige Satz von Fischsauce zu verstehen, eine beliebte Würze in der mediterranen Küche. Die Gewichtsangabe mit mehr als einem Kilogramm darf man einschließlich des Gefäßes verstehen. In ähnlicher Weise wurde auch Öl oder Honig gewogen. Eine vergleichbare Gewichtsangabe findet sich auf einem Gefäß in Aardenburg (Holland).20 Das Bleitäfelchen mit dieser Warenbezeichnung war an einem Gefäß befestigt. Antike Texte zeigen, dass dieses Ge- würz in Schalen oder kleinen Bechern serviert wurde.21 Für Ferntransporte wurde das Tongefäß verschlossen. Als Adressat der Lieferung wird eine statio genannt. Die Auslassung des Buchstabens i nach einem t und vor einem o begegnet auf epigraphischen Texten recht häufig.22 Eine statio konnte verschiedene Funktionen wahrnehmen, in diesem Fall wird man an einen militärischen Posten in Nauportus denken dürfen.23 Funde von militärischer Ausrüstung sind in dieser Siedlung gut dokumentiert. Natürlich wäre es reizvoll, einen Zusammenhang mit der höheren militärischen Prä- senz, wie er im pannonischen Aufstand des Jahres 14 n. Chr. nachgewiesen ist, herzustellen (Tac. ann. 1,20). In einer Siedlung, die den Nachschub für die Heeresverbände an den Grenzen zu sichern hatte, darf mit ständiger militärischer Präsenz gerechnet werden. Diese Soldaten vor Ort waren jene Kon- sumenten, denen die italische Gewürzspezialität geliefert wurde. Damit relativiert sich natürlich auch der von diesen Soldaten geäußerte Vorwurf über ihre harten Lebensbedingungen. Auch in diesem Fall zeigen sich die Prozesse der kulinarischen Romanisierung sehr deutlich. Für die Lieferung von alex gab es spezielle negotiatores allecarii, die als zivile Händler die Beschaffung, den Transport und die Verteilung auf einzelne Destinationen in Händen hielten. Da Händler, die mit dem römi- schen Heer Geschäfte abwickelten, freien Standes waren, muss auch im vorliegenden Fall Ähnliches angenommen werden. Der Name des Lieferanten weist auf seine Herkunft aus Oberitalien hin. 19 CIL IV 5608; 5717; 5718; Plaut. Poen. 1310; Plin. nat. 9,66; 31,95; 32,127 f.; zur Ware Ehmig 1995. 20 Curtis 1984, 150: alec XIS, was als 11 ½ Fischgewürz zu deuten ist. 21 Hor. sat. 2,4,73 ff.; Mart. 11,27,5 f. 22 CIL VI 10329; 38014; 32520a 33. 23 Dazu Nelis-Clément 2006; France, Nelis-Clément 2014, 11 ff. EINE LIEFERUNG VON WOLLE? Auch ein weiteres Bleitäfelchen (Abb. 3) ist in geknicktem Zustand erhalten geblieben. Die Lesung des Erstherausgebers ist korrekt, trotzdem sei eine Umzeichnung an dieser Stelle vorgelegt. Vorderseite: C. CAIILIVS STATIVS Rückseite: M[---]IIR P[---] In Transkription lautet der Text: C. Caelius / Statius m[uli]er(ibus?) p(ondo) [---] Der Gentilname Caelius begegnet in Oberitalien sehr häufig, später auch in Pannonien.24 Gerade in Oberitalien ist auch das Cognomen Statius gut belegt.25 Das Namensformular weist seinen Träger als römischen Bürger aus. Auf der Rückseite muss man nach einer Ergänzung eines Wortes suchen, dessen Anfangsbuchstabe m und dessen Endung –er lautet. Eine sinnvolle Ergänzung ist zu mulier bzw. dem Dativ Plural möglich. Darin verbergen sich vielleicht Sklavinnen. Eine ähnliche Wortbe- deutung liegt in einem Graffito in Pompeji vor.26 Auch freie Frauen wären denkbar. Die Gewichts- angabe in der zweiten Zeile der Rückseite kann derzeit leider noch nicht gelesen werden. Eine Deutung im Kontext der Textilverarbeitung gilt aber als wahrscheinlich. Diese Arbeit lag in Händen von Frauen, die von einem römischen Unternehmer mit dem entsprechenden Rohstoff Wolle versorgt wurden. Die Wolle konnte aus Oberitalien oder auch Istrien geliefert werden, beide Regionen sind bekannte Zentren der Wollproduktion. Die Verar- beitung des Rohproduktes erfolgte in Nauportus entweder mit unfreien Frauen in einer Werkstätte oder auch im Verlagssystem. Dies würde bedeuten, dass der Unternehmer die Wollarbeit auf einzelne Frauen verteilt hat, die in ihrem familiären Umfeld als Heimarbeiterinnen tätig waren. Auch in diesem Fall muss das Bleitäfelchen am Rohstoff, der in Form von Ballen transportiert wurde, angebracht gewesen sein. Die Bedeutung der Textilproduktion in römischen Siedlungen des Südostalpenraumes 24 CIL V 1441; 3441; 4367; AE 1937, 1889. 25 CIL V 75; 633; 1289; 1912. 26 CIL IV 2450; vgl. Plin. nat. 7,75 zur kurzwüchsigen mulier Andromeda, eine Freigelassene der Iulia Augusta. 466 Herbert GRASSL Abb. 3: Nauportus (Vrhnika - Kočevarjev vrt). Bleitäfelchen. Zweimal vergrößert. Sl. 3: Navport (Vrhnika - Kočevarjev vrt). Svinčena ploščica. Dvakrat povečano. (Grabungsdokumentation / Arhiv izkopavalca; Nr. / št. PN 1006. Foto: Tomaž Lauko [nach / po Lovenjak 2009: Nr. / št. 45c]. Umzeichnung nach dem Foto / Risba izdelana po fotografiji.) konnte zuletzt etwa für den Magdalensberg in Kärnten eindrucksvoll nachgewiesen werden.27 Für Nauportus bedeutet dies, dass hier nicht nur ein Warenumschlagplatz und Ort der Konsumation bestand, sondern auch ein Produktionsstandort, der von seiner günstigen Verkehrslage profitierte. Die weiblichen Arbeitskräfte werden der einheimi- schen Bevölkerung der Taurisker entstammen. Als Absatzgebiet wird neben der örtlichen Vermarktung auch an einen weiteren Export zu denken sein. Die Ausweitung professioneller Herstellungstechniken und die Vernetzung im Rohstoffhandel sind Teil der neuen römischen Wirtschaftsordnung, von der eben auch Nauportus voll erfasst wurde. 27 Gostenčnik 2014. TEXTILHANDEL IN NAUPORTUS Das letzte zu behandelnde Bleitäfelchen (Abb. 4) wurde schon in der Erstpublikation korrekt gelesen. Trotzdem sei an dieser Stelle eine Umzeichnung vorgestellt. Vorderseite: VINICIVS SO--- Rückseite: TVNI CVLAS Transkribiert lautet der Text somit: Vinicius / So[---] tuni/culas. Der Gentilname Vinicius ist in Oberitalien etwa in Turin bezeugt, eine Vinicia begegnet in Panno- nien.28 Das Cognomen ist leider nicht vollständig zu lesen. Man darf in der auf der Vorderseite ge- nannten Person einen Händler oder Produzenten aus Italien sehen. Das gelieferte Produkt sind kleine, 28 CIL V 7316; RIU 604. 467Die Rolle von Nauportus (Vrhnika) im Lichte neuer Textfunde dünne oder leichte Tuniken.29 Dabei kann es sich entweder um Importware aus Oberitalien oder um Textilien handeln, die in Nauportus produziert wurden. Als Abnehmer dieser Kleidung kommt vor allem das römische Militär in Frage. Kurze Tuniken dienten als Unterkleidung und wurden den Soldaten vom Sold abgezogen. In Pompeji sind dafür auch Kosten in Höhe von 19, 23 oder 60 Assen genannt, was eine unterschiedliche Qualität nahelegt.30 Geht man vom niedrigsten Preissegment aus, kostete eine kleine Tunika den Sold für zwei Tage. Als Produzentinnen wird man auch in diesem Fall mit weiblicher Arbeit rechnen dürfen. Das römische Militär stimulierte durch seinen ständigen Nachschubbedarf den örtlichen 29 Plaut. Rud. 549; Cic. leg. 2,59. 30 CIL IV 1392; 9108; 10664. Geldkreislauf, von dem auch die zivile Bevölkerung profitierte. Ein Teil dieses Geldes fließt als Steuern und Abgaben wiederum an den Staat zurück. Die Praktiken der Geldwirtschaft verraten ebenso wie die Übernahme römischer Kleidung die Auswir- kungen der neuen ökonomischen Strukturen, die natürlich an einem Einfallstor wie Nauportus sich zuerst niederschlagen und im weiteren Verlauf auch im Hinterland übernommen werden. Der Text war an einer Lieferung befestigt, die man sich verschnürt vorzustellen hat. Leider ist die genaue Warenmenge nicht verbucht worden. Von den vier in Nauportus gefundenen Bleitä- felchen können zwei dem Komplex der Ernährung und zwei der Textilwirtschaft zugeordnet werden. Damit werfen sie ein interessantes Licht auf das Alltagsleben in dieser Siedlung, die in Augustei- scher Zeit ihre Blüte gesehen hat. Abb. 4: Nauportus (Vrhnika - Kočevarjev vrt). Bleitäfelchen. Zweimal vergrößert. Sl. 4: Navport (Vrhnika - Kočevarjev vrt). Svinčena ploščica. Dvakrat povečano. (Grabungsdokumentation / Arhiv izkopavalca; Nr. / št. PN 1128. Foto: Tomaž Lauko [nach / po Lovenjak 2009: Nr. / št. 45d]. Umzeichnung nach dem Foto / Risba izdelana po fotografiji.) 468 Herbert GRASSL CIL = Corpus inscriptionum Latinarum. Inscr. It. = Inscriptiones Italiae. Inscr. Aquil. = J. B. Brusin, Inscriptiones Aquileiae, I–III, Udine 1991–1993. ILA Sant. = Inscriptions Latines d'Aquitaine, Santos, Bor- deaux 1994. AE = L’Année épigraphique. RIU = Die römischen Inschriften Ungarns. – Budapest 1972–2001. AIGNER, H. 1990, Zum Weinbau im Altertum. – In: Weinkultur, 135–152, Graz. BINSFELD, W. 1997, Gefäßnamen auf Keramik im Nord westen des Römischen Reiches. – Trierer Zeitschrift 60, 19–31. BUORA, M., S. MAGNANI 2015, Una lamina in piombo iscritta da Moruzzo e l’importazione di viti dal Lazio nell’agro di Aquileia in età trainanea. – In: Le iscrizioni con funzione didascalico-esplicativa, Aquileia. CURTIS, R.I. 1984, “Negotiatores Allecarii” and the Her- ring. – Phoenix 38, 147–158. 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Na eni od ploščic je prvič izpričano trgo- vanje s sadikami vinske trte, ki dopušča nadaljnja razmišljanja o razprostranjenosti vinogradništva v rimskem imperiju (poglavje Handel mit Jungpflan- zen). Besedilo prinaša pomembne podrobnosti o trgovanju, kot je npr. cena sadik, ki so v Navport prispele v štirih keramičnih posodah. Avtor bra- nje dopolni s koristnimi nasveti antičnih piscev. Opozarja zlasti na visoke stroške pri nakupu sa- dik, uvoženih v Navport, v primerjavi z območji, kjer se je vinska trta običajno gojila. Pri Ciceronu namreč beremo, da je bilo na območju današnje Istre vinogradništvo in gojenje oljčnih nasadov prepovedano. Tamkajšnji prebivalci, Histri in Ja- podi, ki so si jih Rimljani podjarmili leta 129 pr. Kr., so se namreč morali držati tudi ekonomskih omejitev – te pa v avgustejskem obdobju niso več veljale. Zelo verjetno je bila končna postaja trgovine s sadikami Panonija. Uvoz začinjene ribje omake za vojaško posadko Navporta, omenjene na drugi ploščici (poglavje Römischer Gewürzimport), osvetljuje dosedanje vedenje o sredozemski kulinariki in navadah pre- hranjevanja rimske vojske, hkrati pa ni v skladu z očitkom antičnih avtorjev o enolični prehrani vojakov. Trgovec je bil verjetno rimski državljan in je pripadal trgovski mreži, ki se je specializirala prav za tovrstne izdelke. Besedilo tretje ploščice (poglavje Eine Lieferung von Wolle?) ni v celoti berljivo, a avtor domneva, da je omenjena pošiljka volne za potrebe v teks- tilni obrti. Ženske, omenjene na ploščici, so bile verjetno delavke (sužnje ali domačinke) in so pri- padale domačemu prebivalstvu Tavriskov. Navport se tako uvršča med središča tekstilne obrti, kot je izpričano tudi v drugih podobnih naselbinah na jugovzhodnem alpskem območju. Na zadnji ploščici je vrezan napis, ki navaja dobavo kratkih ali majhnih tunik (poglavje Textil- handel in Nauportus). Naročnika je po avtorjevem mnenju treba iskati v vojski. Tunike, na katere je bila ploščica pritrjena, so bile bodisi uvoz bodisi lokalni izdelek italskega obrtnika. Vse omenjene ploščice so bile pritrjene na embalažo oziroma na blago samo in dokazujejo prevzemanje sredozemskih navad prehranjeva- nja in oblačenja ter tudi uporabo rimskih praks trgovanja, vključno s plačevanjem z denarjem in računovodstvom. Te ploščice potrjujejo vlogo Navporta kot izstopajočega centra trgovanja in obrti v avgustejskem obdobju. Prevod: Anja Ragolič Herbert GRASSL Universität Salzburg, Fachbereich Altertumswissenschaften, Alte Ge- schichte und Altertumskunde Residenzplatz 1 A-5010 Salzburg herbert.grassl@sbg.ac.at