383 // NEUE BEOISACIITIINGEN UBER I)IE STRI DULATIONS O RG AN E DER SALTA TOREN ORTHOPTEREN. VON D E JOHANN REG EN K. K. &YMNASIALLRHRKR IN WIUN. (MIT 2TAFELN.) m AUSGEGEBEN Al 20. FEBRUArT903. WIEN 1903. ALFRED HOLDER, K. U. K. HOE- UND UNIVERSITATS-BUCHHANDLER, I., EOTHENTHURMSTEASSE 18. (Separat-Abdruck aus den Arbeiten der Zoolog. Institute. Tom. XIV, Heft 3.) Alle Kechte vorbehalten. Neue Beobachtungen iiber die Stridulations- organe der saltatoren Orthopteren. Von Dr. Johann Regen, k. k. Gymnasiallehrer in Wien. (Mit z\vei Tafeln.) Vorwort. Von den Autoren, welche die Stridulationsorgane der salta¬ toren Orthopteren behandeln, wird nur der eine Theil dieser Organe, die sogenannte Schrillader, beriicksichtigt, beziiglich des anderen Theiles, der Sehrillkante, welche mit der ersteren wiihrend der Tonproduction in Contact gebracht wird und daher einen wesent- lichen Bestandtheil des Stridulationsorganes bildet, finden sich nur mangelhafte, meist unrichtige Angaben; iiber die Form und den Bau der Sehrillkante ist so gnt wie nichts bekannt. Das Bestreben, diese Lučke auszufiillen, gab den ersten Impuls zur vorliegenden Studie. Da sich aber meine diesbeziiglichen Untersuchungen iiber eine grossere Anzahl von Formen erstreckten, tauchten im Laufe der Arbeit auch andere, mit diesem Thema eng zusammenhangende Fragen auf, deren Beantwortung neben eingehen- deren Beobachtungen theils iiber die Art und Weise der Laut- ausserungen, 'theils iiber den Bau des Stridulationsapparates einiger hieher gehorigen Insecten den Inhalt dieser Schrift ausmacht. In der „Vorlaufigen Mittheilung 11 *) habe ich erwahnt, dass die Untersuchungen im Jahre 1897 begonnen wurden. Die Resultate derselben habe ich zum Theil in meiner Doctordissertation nieder- gelegt. Ich fasste nun den Vorsatz, die noch unbekannten Thatsachen als Grundlage zu einer ausfiihrlicheren wissenschaftlichen Arbeit *) Zoolog. Anzeiger, Bd. XXV, Nr. 873/674, 1902. ( 369 ) 2 Johann Reg en: zu beniitzen, aber mebrfacbe Ursachen, namentlich meine Abvresen- heit von Wien, hinderten mich daran. Nacb Wien zuriickgekehrt, nahm ieb die Untersuchungen wiederum auf, iiberpriifte die meisten bereits friiher gewonnenen Resultate derselben und erganzte sie durcb neue in mehrfacher Beziebung. Meinem hocbgeebrten Lebrer Herrn Professor Dr. Karl Grob b en, in dessen Laboratorium die Arbeit begonnen und schliess- licb auch durcbgefiibrt wurde, sowie Herrn Professor Dr. Theodor Pintner spreche ieb fiir die mir gewahrte Unterstiitzung meinen verbindlicbsten Dank aus. Ebenso bin ieb allen den Herren, die micb mit Material versorgten, besonders aber Herrn Hofratb Dr. Karl Brunner von Wattenwyl, Herrn Professor Hofratb Dr. Friedrich Brauer und niebt in letzter Linie Herrn Privat- docenten Dr. Franz Werner sehr verpflicbtet. Einleitung. Die Lautausserungen, welche springende Ortbopteren von sicb geben, werden durcb aussere Korpertheile zustande gebraebt und sind nur selten reine Tone. Wenn man trotzdem kurzweg von solehen spricbt, so ist diese Bezeiebnung niebt in streng physi- kaliscbem Sinne zu nehmen. Am vollkommensten diirfte in dieser Hinsicbt die Tonproduction der Pneumorci sein, und an diese schliessen sicb die sebrillen Laute der meisten mannlichen Grylliden an. Letzteres gilt in geringerem Grade fiir viele Vertreter der Locustiden und Aeridier; in anderen Fiillen aber vervviscbt sicb der Charakter des Toneš immer mebr und mebr, und wir gelangen sebliesslicb zu Lautausserungen, welcbe kaum anders als ein blosses Gerausch genannt werden konnen, wie solehes zumeist von den Weib- chen der hieher geborigen Ortbopteren hervorgebraebt wird. Es wird endlicli auch solebe Geradfliigler geben, die wie gewisse Bock- kafer zvvar nocb gleicbe Bewegungen wie bei der Tonproduction ausfiihren, aber im menscblichen Obr keine Lautempfindung mehr hervorrufen. Das Zirpen wird durch Anstreicben einer bezahnten Leiste gegen eine Kante hervorgebracht. Die Lage dieser Organe variiert und ist davon abhangig, wie die einzelnen Kbrperabschnitte in Con- tact gebraebt werden konnen. Bei den saltatoren Orthopteren kommen folgende Combina- tionen vor: Es konnen die Eliigeldecken untereinander — bei den Gryl- liden und Locustiden — , die Elytren von den Hinterbeinen — bei ( 360 ) Neue Beobachtungen liber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 3 den Acridiern — oder das Abdomen von den Hinterbeinen — wie bei Pneumora — angestrichen werden. Die Ausbildung der Lautorgane kann verschiedene Grade der Vollkommenheit erreichen. Im einfacbsten Falle sind es nicht besonders differenzierte Haare nnd Sehuppen, die durch Anstreichen ein Gerausch erzeugen ; so bei den Weibchen mancber Grylliden und Feldheuschrecken. In anderen Fallen sind Haare und Scbuppen zu kegelformigen Spitzen umgebildet. von ziemlieh regelmassiger Form und kommen in gleichmassiger Entfernung angeordnet, nur an einigen besonders liervorragenden Adern vor, die von den Erhaben- heiten der anderen Fliigeldecke angestrichen werden; so bei den Weibchen der meisten Locustiden. Ein hoheres Entvvicklungs- stadium finden wir bei derHehrzabl miinnlicher Grylliden, wo eine einzige, der Reibung am meisten ausgesetzte Ader, die sogenannte Schrillader, resp. Schrilleiste sich erhalt, die mit regelmassigen Zahnchen (Schrillzahnchen) oder Platten (Schrillplatten) be- setzt ist und iiber eine besonders entwickelte Kante (Sehrill- kante) gleitet. Am hochsten ausgebildet ist dieser Apparat bei den Locustiden, wo, wie bei einem Streichinstrumente, der eine Tbeil als Bogen, der andere als Saite fnnctioniert. Die Lautorgane der Acridier und jenes von Pneumora schliessen sich riicksichtlich der Hohe der Ausbildung an den Ton apparat der Locustiden an. Vom physikalischen Standpunkte aus betrachtet, sind die Stridulationsapparate dieser Insecten am ehesten mit einer Zahn- radsirene vergleichbar, nur mit dem Untersckiede, dass die Zahn¬ chen nicht in einer Kreislinie, sondern in einer mehr oder weniger geraden oder bogenformig gekriimmten Linie angeordnet sind. Die Rolle des vom Zahnrad in schwingende Bewegung versetzten Karten- blattes iibernimmt die von der Schrillader angestrichene Fliigeldecke, resp. das Abdomen, die Rolle der Ziihne des Rades die Zahnchen der Schrillader. Zu bemerken ware noch, dass bei den Grylliden und Locustiden die die Schrillader tragende Fliigeldecke selbst in schwingende Bewegung geriitb, wodurch der Ton bedeutend ver- starkt wird. Das Zirpen ist zwar eine Lautproduction, die ganz monoton zu sein scheint; allein abgesehen davon, dass eine verschiedene Grosse des Apparates bei verschieden grossen Individuen unter sonst gleichen Bedingungen auch eine verschiedene Hohe des Toneš zur Folge hat, sind manche Thiere imstande, bei anderer innerer Disposition auch anders zu zirpen. So konnen einzelne schrille Laute (361) 4 Johann Regen: als Warnungsruf dienen oder ein Ausdruck des Schreckens sein; ebenso untersckeidet sich das Zirpen, welches zum Anlocken dient, meist auffallend von dem, welches angestimmt wird, wenn jenes mit Erfolg gekront wurde, wozu die Heimchen ein ausgezeichnetes Beispiel liefern. Dass die meisten dieser Thiere auch vielfach musicieren, wenn sie „gut gelaunt" sind, wird von vielen Eorschern angenommen. Lautorgane der Acridier. Taf. I, Fig. 1—6. Die Lautorgane der Acridier sind im allgemeinen nach zwei Typen gebaut. Entweder wird wie bei den meisten hieher ge¬ li ori gen Arten eine stark vorspringende lateral 1 ) gelegene (morpho- logiscb dorsale) Ader des Vorderfltigels von einer hervorragenden mit Schrillzapfchen versehenen Leiste des Hinterschenkels, oder wie bei Pneumora und den meisten Eremobiinen das Abdomen, resp. eine rauke Platte desselben vom Hinterschenkel angestrichen. 2 ) Auch die Larven im 1 etzten Entwicklungsstadium und die Weibchen sind oft mit schwach ausgebildeten Schrilleisten versehen und geben zuweilen leise, kaum horbare Laute von sich. Unter den Acridiern wurden von mir folgende Species auf ihr Lautorgan genauer untersucht: Stenobothrus lineatus Panz., Psophus stridulus L., Oedipoda coerulescens L., Oedipoda miniata Pall., Me- costethus grossus L. und Pneumora variolosa L. Was zunachst die biologischen Beobachtungeniiber das Zirpen der Acridier betrifft, so liegen solche von Harris, v. SiEBOLn, Fischer, Rudow, Landois, Krauss u. a. vor. Die Mehrzahl der Autoren ist in dem Punkte wohl einig, dass die Locktone meist durch Reiben der Hinterschenkel an den Flugeldecken hervorgebracht vverden, nicht aber darin, wie die Schenkel wahrend der Ton- production bewegt werden und worin bei einzelnen Species die Eigenart im Zirpen bestehe. Wahrend Haeris angibt, dass das musieierende Mannchen z u er st die Flugeldecke der eine n, (lann jene der anderen Seite anstreicht, hat Landois ebenso oft beobachtet, dass beide Schenkel zu gleicher Zeit als Fiedel- ‘) Die Bezeiehnung der sogenannten Felder geschieht in dieser Ahliandlung durchwegs, wie sie Geaber (72, pag. 101) vorgeschlagen. 2 ) Cuculligera flexuosa Serv. und Eremobia escherichi Krauss besitzen nacli Pantkl und Kkauss noch einen zweiten Tonapparat, den sie wahrend des Fluges in Tliatigkeit setzen, wobei die Mittelscliiene und die Ventralseite der Hinterflugel in Betracht kommen sollen. ( 362 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 5 bogen beniitzt werden. Rudow hingegen behauptet, das Reiben der Scbenkel geschehe stets zusammen, um einen Ton hervor- zubringen. Aucb wurde die Behauptung ausgesprochen, dass ein Unterscbied im Zirpen bloss inderKlangfarbe, aber nicbt im Rhytbmus liege (Rodov gegen Siebold). Icb beobachtete mehrere Formen und fand, dass die meisten mit beiden Sohenkeln gleichzeitig und in gleicher Ricbtung musi- cieren, in welcbem Falle sich aucb der Rhytbmus nicbt merklicli andert. Yon dieser Regel fand icb jedoch in Stenobothrus lineatus Panz. eine interessante Ausnahme. Nachdem das Tbier sein Scbienbein an den Scbenkel ange- zogen, fangt es zu zirpen an, indem es die beiderseitigen Elytren nach einander anstreicbt. Dieses Nacbeinander gescbiebt aber nicbt im Sinne von Harris, sondern in der Weise, dass die Scbenkel zwar beide, aber nicbt parallel, sondern der eine etwas verzogert in Bewegung gesetzt werden. Der Ton ist in diesem Falle kein schmetternder, wie bei den meisten Arten, die beiderseits mit der Sehrillader die Elytren zugleicb anstreicben, sondern abnlicb jenem, den man an einer Violine mit kurzem Aufstricb und langerem be- tonten Abstrich liervorbringen wiirde. So zirpt aber das Manncben nur, wenn es allein ist. Nachdem es die Fliigeldecken zebn- bis zwanzigmal in der eben bescbriebenen Weise angestrichen, lasst es eine Pause folgen, wahrend welcber es vorschreitend nach dem Weibchen sucbt; hierauf verlasst es, wenn sein Bemiiben umsonst gewesen, mit einem gewaltigen Sprung den einsamen Ort, um anderswo seine Lockrufe erseballen zu lassen. Stosst hingegen das Manncben auf ein V^eibchen, so andert sich sofort sein Zirpen. Wenn es sich ganz nahe beim Weibchen befindet, beginnt es, sanft und leise schmetternd, indem es mit beiden Beinen zugleich und parallel geigt, sein Liebeslied. Aueh ist jetzt das Thier 'infolge der Erregung weniger scheu und man kann es ohne Miihe in der •• Nahe beobacbten. Es musiciert unermiidlich und ununterbrochen, bis sein Ziel erreicht ist. Aus dieser Beobachtung, von deren Riehtigkeit ich micli einigemale iiberzeugen konnte, ergibt sich, dass eine und dieselbe Species verschieden zu zirpen, d. h. den Rhythmus unter bestimmten Bedingungen zu andern imstande ist, eine Erscheinung, die sonst nur bei mancben Grylliden beobachtet wird. Die Form der Schrillzapfchen, wie sie bei Stenobothrus lineatus Panz. 5 vorkommen, ibre Zahl und Grosse sind bereits beschrieben (ses) 6 Johann Regen: worden, und ich beschranke mich auf die Bemerkung, dass Schrill- zapfcken, wie aus der Fig. 1 ersichtlich ist, gelegentlich auch ausser- halb der Schrillader und zwar am proximalen Ende derselben vor- kommen konnen, an welebem die Zirpleiste sich etwas senkt undinfolge dessen die ganze innere Flache des Hinterschenkels mit den daselbst befindlicben Haaren einer Friction von Seite der gegeniiberliegenden Elytra ausgesetzt ist. Die genannten Zapfehen treten unregelmassig auf und zeigen oft Uebergange von gevvohnlichen Haaren zu der charakteristischen Zapfenform (b, d). Heber den zweiten Theil des Stridulationsapparates, die Schrill- kante. welche von der Schrillader angestrichen wird, vvodurch die Fliigeldecken in schwingende Bewegung versetzt und zum Tonen gebracht werden, wiire Folgendes zu bemerken: Da die Schrillader bei den Acridiern zum Unterschiede von den Grylliden und Locustiden nicht longitudinal, sondern transversal sich bewegt und jedes Zahnchen derselben so zu sagen die ihm zukommende Stelle auf der gegeniiberliegenden Dečke anstreicht, muss diese Anstrichstelle lang und in ihrer ganzen Ausdehnung machtig entwickelt sein. wozu eine starke vorspringende Ader sich besonders eignet. Der Quersehnitt durch diese Ader (Fig. 2) zeigt uns die gewaltige Verdickung der dorsalen Fliigellamelle (d l) und am distalen Ende einen Aufsatz in Form einer scharfen Leiste (S k), welche am unversehrten Vorderfliigel unter dem Mikroskope als vorspringende Linie erscheint. Diese besonders stark chitinisierte Leiste reprasentiert uns die eigentliche Schriilkante der meisten geigenden Acridier. Ein anderes Object, dem ich meine Aufmerksamkeit zuwendete, war Psopkus stridulus L. Dazu fiihrten mich die einander wider- sprechenden Angaben der Autoren (Landois, Budov?) hinsichtlich der Frage, ob das Thier neben dem bekannten Geklapper vvakrend des Fluges 1 ) auch in sitzender Stellung ein Gerausch zu erzeugen imstande sei. Landois meinte, da er die innere FJache der Schenkel dieser Thiere vollkommen glatt gefunden; dass sie durch geigende Bevvegungen ihrer Schenkel an die Fliigeldecken keinen Laut hervor- ‘) In der Beantwortung der Frage, ob dieses Gerausch willkurlich oder unwillkur- lich sei, stimmen die Autoren nicht iiberein. Da sowolil die Jliinnchen als auch die Weib- chen mit dem genannten Geklapper begabt sind, vermuthete Landois, es sei unwill- kiirlicb, Scudder hingegen gerade das Gegcntheil, da er die Beobaclitung machte, dass imFalle der Verfolgung das Geklapper ausbleibt. Die VVahrnehmung Scudder’s muss ich bestatigen und seine Ansicht theilen, da im entgegengesetzten Falle das Thier auch schnarren milsste, wenn es sich unfrei\villig in die Luft erhebt. (304) Neue Beobachtungen iiber die Stridnlationsorgane der saltatoren Orthopteren. bringen konnten, welcber Ansieht sich auch Petrunkewitsch und v. Gu aita anschliessen. Rudow hingegen spricht vom Zirpen und von schrillen Tonen, die von unserem Thiere, wie von Locustiden durch Reiben der Costalrippen hervorgebracht werden sollen, oline jedoeh in der Organisation dieser Theile einen den angeblicb voll- kommenen Lauten entsprechenden Apparat naehgewiesen zu haben. Beobachten wir ein Mannchen in der freien Natur, so sehen wir, wie es sich mit einem Sprung vom Boden in die Luft erhebt, gleichzeitig die Fliigel ausbreitet und oft, vom Winde begiinstigt, ziemlich weit fliegt, wobei ein scbnarrendes Gerausch entsteht. Es fallt jedoeh bald wieder zur Erde und spiirt, wie wir aus seinem Benehmen sehliessen konnen, nach dem Weibchen. Es bleibt ofters stehen und bewegt, naehdem es seine Hinterschiene in eine beson- dere, mit einer Warze (Eig. d, w) versehene Rinne (r) des Schenkels eingezogen, gewohnlieh zweimal, die beiden Schenkel zugleich rasch gegen die Elytreu, wobei ein ziemlich deutliches, aber leises „fiu-fiu“ zu vernehmen ist. Dann halt es eine Weile inne, sucht weiter oder fliegt fort, um anderswo sein Gliick zu versuchen. Das Stridulationsorgan dieser Thiere ist ebenso rudimentar, wie es ihre pieifenden Laute sind. Die bei den Acridiern in der Regel bezahnte Leiste der Hinterschenkel (S k) ist liier in der That glatt, nicht einmal mit gewohnlichen Haaren besetzt; sie functioniert in diesem Ealle als Schrillkante. Es miissen sich daher an den Fliigeldecken Erhabenheiten vorfinden, welche das Gerausch erzeugen. Ich untersuckte die lateral am meisten hervorragende und demnach der Beibung von Seite derSchenkel am meisten ausgesetzte Ader (Sa). Sie ist, wie zu erwarten war, mit Rauhigkeiten versehen und reprasentiert hier die Schrillader des Apparates. Dieselbe entspringt unweit hinter der Fliigelbasis aus mehreren stark ramificierten kleinen Venen und durchlauft das zwisehen der Venaradialis posterior (rp) und Vena ulnaris anterior 1 ) (ua) gelegene Feld; ein Netz von diinnen Q,ueradern verbindet sie mit dessen Umrahmung. Da die genannten Qneradern ebenfalls ahnliche, jedoeh schwacher entwickelte Erhabenheiten wie die vorspringende Ader aufweisen, konnte man sie als Nebenschrilladern (Fig. 4, s a), die vorsprin¬ gende Ader als Hauptschrillader (8a) bezeichnen. Die sehallerzeugenden Hautgebilde, welche sich auf der Schrill¬ ader in ihrer ganzen Lange, die etwa 7 mm betragt, vorfinden, haben die Gestalt von knopf- oder kegelformigen, am distalen Ende J ) Bezeichnung nach Betissee (82), (365J 8 Johann Reg e n : in einen Kamm (Fig. 4, a) oder in eine (b) oder zwei (c) mehr oder weniger stumpfe Spitzen auslaufenden circa 0 - 015 mm h oh en Vor- spriingen, deren basale Durchmesser 0'03 bis 0035 mm betragen und welcbe (die Abstande von Mitte zu Mitte gemessen) 0 - 04 mm von einander entfernt sind. Die Anzahl derselben ist bei den einzelnen Individuen nicht constant und betriigt im Mittel etwa 150. Sie sind offenbar ableitbar von warzenahnlichen Hautvor- spriingen, in welcbe sie an beiden Enden der Ader allmahlich iibergehen. Auch beim Weibchen finden sich auf der homologen Ader ahnliche Erhabenlieiten, die jedocb bei weitem schwacher ent- wickelt sind als beim Mannchen. Die Weibchen weisen somit an- seheinend den urspriinglichen Entwicklungszustand auf. Die am starksten vorspringenden Adern der Fliigeldecken von Oedipoda coendcscens L. und miniata Pall. sind bei beiden Sexus in derselben Weise wie bei Psophus stridulus L jedoch mit weniger bervorragenden Rauhigkeiten verseben; ob aber diese zur Hervor- bringung irgend eines Gerausches dienen, babe ich nicbt beobacbtet. Ankniipfend an den Tonapparat von Psophus stridulus L. muss ich bemerken, dass Graber (72) bei Stetheophpma grossum L. (= Meco- stethus grossus L.) ein ahnliches Zirporgan entdeckte. Seine Dar- stellung jedocb, nach welcher die Schrillader dorsalwarts vor- kommen soli, bedarf einer Verbesserung. Die Schrillader liegt bei Mecostethus grossus L. in Wirkliehkeit wie bei der von mir untersucbten Species lateral, und die tonerzeugenden Vorspriinge baben ebenfalls eine ahnliche Gestalt. Wahrend wir bei Psophus stridulus L. eine ganz primitive Zirpeinrichtung gefunden haben, welche ein kaum nennenswertes Gerausch hervorzurufen vermag, sehen wir in dem Pneumora- Mannchen (Pneumora variolosa L.) ein Insect, „dessen ganzer Korper in ein musikaliscbes Instrument umgewandelt worden ist“ (Dauwin, pag. 320). Nach einer Mittbeilung, die Trimen an Darwin machte, soli dieses Insect am Cap der guten Hoffnung wahrend der Nacht ein wunderbares Gezirpe hervorbringen. Ueber die einzelnen Bestandtheile des biebei in Betracht kommenden Tonapparates weiss man seit Westwood (I, pag. 462), dass das Mannchen am Abdomen eine schrag verlaufende gekerbte Leiste besitzt, welche vom Hinterscbenkel angestrichen wird, und seit Krauss (78, pag. 494), dass der Hinterscbenkel »ebenfalls eine mit Querstegen versebene Langsleiste" aufvveist, wie ubrigens schon Darwin vermutete. Ueber die Form der Zirpgebilde der ( 366 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 9 Abdominalleiste ist wenig bekannt, da sie nicht eingehender be- schrieben wurde, die vorhandenen Abbildungen von Westwood (I, pag. 457, Fig. 56, 20) und Darwin (I, pag. 319, Fig. 14) aber viel za klein sind, um dieselbe erseben zu lassen. Die Zirpstege des Hinterscbenkels wurden, so viel ich erfahren konnte, bis jetzt weder beschrieben, nocli abgebildet. Als mir ein sonst schon ganz vermodertes Exemplar von Pneumora variolosa L. q zuhanden kam, bemerkte icb, dass gliick- licberweise der Stridulationsapparat der einen Seite nocb gut er- halten war, und machte mich sofort an die Untersuchung, wobei sich Folgendes herausstellte: Die eigentlicbe Scbrillader ist hier nicbt, wie bei den meisten Acridiern eine vorspringende Leiste, die am inneren unteren Rande des Sehenkels fast in seiner ganzen Lange verlauft und mit Zapf- chen versehen ist, sondern reprasentiert sich als ein kurzer, am distalen Ende mehr vorgewolbter, etwas nach unten gebogener Langsvvulst der Cuticula (Fig. 5). Dieser erhebt sich in der Mitte auf der Innenseite des Sehenkels, und seine leistenartig vorsprin¬ gende Wolbung ist, wie bei geeigneter Vergrosserung zu sehen ist, mit stark chitinisierten, cpiergestellten Schwielen (p) besetzt. Die grosseren, 0'033 mm von einander entfernten dunkelbraun gefarbten Schwielen erscheiuen am distalen Ende etwas ausgezogen und knopf- artig verdickt, an der Basis geken sie als halbkreisformige, 0'174 mm lange 1 ), 005 mm breite Platten in die sie umgebende Haut iiber. An der oberen nach aussen gekehrten Seite der Basis ein er j eden Platte, gerade im Scheitel des rechten Winkels, den die Platte mit ihrer Grundlage bildet, sitzt ein Haar (h). Die Steli e des Abdomens, welche mit diesem Plattensystem ange- strichen wird, ist schon mit unbewatfhetem Auge leicht erkennbar. Im vorderen Abschnitte des dritten Abdominalsegmentes zieht sich schief von oben und vorne nach unten und hinten eine aus etwa 13 vorspringenden Duplicaturen bestehende, etwas nach hinten gekriimmte Leiste, deren Bestandtheile nach beiden Seiten hin an Grosse abnehmen (Fig. 6). Die einzelnen plattenformigen Gebilde (p) erheben sich in sanftem, nach hinten starker gekriimmtem Bogen iiber die Oberflache; von denselben sind die fiinf am meisten ent- wickelten 0'017 mm hoch, 0'674 mm lang und 0'38 mm von ein¬ ander entfernt. Damit das Abdomen nur an dieser einzigen Stelle *) Um Missverstandnissen vorzubeugen, bezeicbne icb durchgehends die grossere Dimension als Lange, die kurzere als Breite. um 10 Johann E e gen: angegeigt werde, fallt die Cnticula knapp an den Schwielen nach vorne ziemlich steil ab. wabrend an der hinteren Seite die Riicken- sehiene sich faltenartig einschlagt; infolgedessen erseheint der da- zwischen liegende Theil bedeutend vorgewolbt. Am oberen Ende der Leiste ware noch ein unformlicher Hautvorsprung (v) zu er- wahnen, an dem wahrscbeinlich die beiden hervortretenden be- zabnten Wiilste der Schenkel wahrend des Musicierens anprallen, wo offenbar beim Zirpen ein Weitergleiten derselben iiber die Leiste verhindert wird. Die einzelnen Bestandtheile der beiden Schrillstege werden jedenfalls fast senkrecbt zu einander in Contact gebracht und dem entsprechend die Leiste am Abdomen in ihrer Langsrichtung von der Scbrilleiste des Scbenkels quer angestrichen, woraus die ver- haltnismassig geringe Ausdehnung des letztgenannten Gebildes sich ergibt. Wenngleich die ubrigen Acridier sowohl in der Art und Weise der Stridulation als aucb beziiglicb der Form der einzelnen Bestandtheile der Scbrillader einen besonderen Typus reprasen- tieren, finden sicb unter den Locustiden Analoga von Pneumora. So sollen nach G rab e r (74) Deinacrida und Gryllacris combusta Gent. in abnlicher Weise, namlich durcb Reiburig der Hinterscbenkel an den mit Raubigkeiten besetzten seitlichen Tbeilen der Riickenschiene des zvreiten, resp. des zvveiten und dritten Abdominalsegmentes Laut- ausserungen bervorbringen. Lautorgane der Grylliden. Taf.I, Fig. 7-19; Taf.II, Fig. 20-26. « Im Gegensatze zu den Acridiern ist der Tonapparat der Gryl- liden auf dem basalen, den Riicken deckenden Theile der Vorder- fliigel, dem sogenannten dorsalen Felde, ausgebildet. Sowohl die recbte als aucb die linke Elytra tiagt auf der ventralen Seite eine gleichmassig ausgebildete, quer verlaufende Scbrillader und am inneren Rande eine Schrillkante (Fig. 7, S a, S k). Beim Weibchen von Gryllotalpa vulgaris Latr. treten oft drei Sehrilladern zugleicli auf, wovon die am starksten ausgebildete als Hauptscbrillader , die anderen zwei als Nebenschrill- adern bezeichnet werden. Hervorheben will ich, dass diese Neben- scbrilladern zum Unterschiede von den Nebenschrilladern der Locus¬ tiden auf der Ventralseite der Fliigeldecken vorkommen wie die Hauptscbrillader. Bei keinem Grylliden wurden bis jetzt auf der dorsalen Seite der Elytren Nebenschrilladern angetrotfen. ( 368 ) Neue Beobachtungen iiber die Siridulationsorgane der saltatoren Ortbopteren. 11 Bei Nemobius stjlvestris Fab. ist nur die Schrillader der reehten Fliigeldecke vollkommen ausgebildet, eine Schrillkante hingegen fehlt an derselben. Wahrend der Lautproduction wird gewohnlich die Schrillader der rechten Fliigeldecke iiber die Schrillkante der darunterliegenden linken Dečke gestrichen. Mit Ausnahme der Gryllotalpa vulgaris Latr. entbehren die Weibchen sowie alle Larven eines Tonapparates. Bei der Untersuchung iiber die Lautorgane der Grvlliden er- gaben sich einige neue Thatsachen sowohl beziiglich der Schrillkante als auch hinsichtlich der Zirpplatten von Grgllus campestris L., B rachytrypes membranaceus Drur.Nemobius sylvestris Fab. und Gryllotalpa vulgaris Latr. Bei einigen Grylliden wurde eine soge- nannte Hemmvorrichtung angetroffen und bei Grgllus campestris L. ein Stadium aus der Entvvicklungsgeschichte der Zirpplatten und der Schrillkante beschrieben. Ausserdem wurde die Stridulation einiger hieher gehorigen Formen genauer beobachtet und die Homo- logie der mannlichen und weiblichen Schrilladern bei Grgllotalpa vulgaris Latr. eingehender studiert. Ueber die Stelle, welche von der Schrillader angestrichen wird, finden sich verschiedene Angaben. Dakwin meint, dass die bezahnte Ader quer iiber eine vorspringende glatte, harte Ader (Fig. 8, a) auf der Dorsal- seite des gegenseitigen Fliigels gerieben wird. 1 2 3 ) Landois gibt in seinem Werke im Text „eine er hab en e Leiste“, in der Abbil- dung aber (67, Taf. X, Fig. 3, s a) den No d us analis (Fig. 7, n, wie auch in Fig. 8) als die angestrichene Stelle an. Cobelli (pag. 150) sagt im Texte anseheinend das Richtige, seine Zeichnung (Cobelli Fig. 5, b) bevveist uns aber, dass er, sich stiitzend auf die ungenaue Bezeichnung GrOUKEAifs, eine unriehtige Vorstellung mit seinem „Cantino“ (Fig. 8, c) verbindet. P axGuu beriicksichtigt zwar diese Kante unter dem Namen „Arculus“ ebenfalls, ohne sich jedoch iiber die Meinungen anderer Autoren irgendwie zu iiussern und auf den Bau der Kante einzugehen. 1 ) Die von mir untersuchte Form heisst Bracliytrypes membranaceus Drur., nicht megaceplialus Lefttbvre, wie es in der „Vorlaufigen Mittheilung“ hiess. Das Exemplar, welclies mir zur Untersuchung iibergehen wurde, war sehr sehadhaft und, \vie sicli spater nach Vergleich mit vollkommen erlialtenen Exemplaren herausstellte, urspriinglich nicht richtig bestimmt. 2 ) In der Figurenerklarung hingegen werden mehrere solclie Adern als Anstrich- stelle bezeichnet. (30 9 ) 12 Johann Reg on: Um mich selbst von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit des Angefiihrten zu iiberzeugen, beobachtete icb die Mannchen von Gryllus campestris L. wahrend des Zirpens. Dabei fasste icb noch einen zweiten Umstand ins Auge. Es wird fast allgemein behauptet, dass die Grylliden, wobl mit Ausnahme von Nemobius, beim Zirpen mit den Elytren abwecbseln, dass sie sicb also bald des rechten, bald des linken Vorderfliigels znm Anstreichen bedienen konnen 1 ), „da jede Eliigeldecke auf der nnteren Flache eine fein geriefte Scbriliader und auf der oberen eine glatte, erhabene Ader besitzt 11 (Landois 74, pag. 50). Als ich einer Eeldgrille beim Zirpen zusah (wobei, nebenbei bemerkt, die Fliigeldecken anfangs nur wenig, nachtraglich aber wahrend des Musicierens immer hoher emporgehoben werden und scbliesslicb die in Fig. 7 abgebildete Steliung einnehmen), kam mir vor, als ob das Tbier mit der Schriliader der recbten Elytra den inneren, dicht vor dem Nodus analis gegen die Fliigelbasis ge- legenen Rand der darunterliegenden linken Elytra anstriche. Diese durch eine durcbsichtige, balbmondformige Einsenkung gekennzeieh- nete Stelle (Fig. 7, Sfc), die sicb infolge ihrer Beschaifenbeit von der dunkler gefiirbten Umgebung ziemlicb scharf abhebt, scbnitt ich einem von zwei Mannchen, die in einem grosseren Glasgefasse mit einem Weibchen zusammenlebten, aus, wahrend die recbte Dečke unversehrt gelassen wurde. Nacb einiger Zeit versucbte das operierte Mannchen zu zirpen. Ein paarmal bewegte es die Elytren gegen einander, und sofort bemerkte es, dass etwas an seinem Musikinstrument verandert war; denn es bekam jetzt keinen Ton, sondern nur ein schwaches Gerausch zu boren. Es hielt einige Zeit inne, dann versucbte es von neuem. Da die Arbeit noch immer von keinem Erfolg gekrbnt war, vvurde das Thier unrubig und presste die Elytren mit Gewalt gegen einan¬ der, sodann probierte es leise, spater sckneller zu zirpen, und indem es die Fliigel weit auseinanderbeugte, machte es Bewegungen mit dem ganzen Kdrper, namentlich mit dem Abdomen, scbritt nacli riick- warts, streckte den Kopf bald vorwarts, bald seitvvarts, aber alles vergebens; der volle, scbrille Ton kam nicbt zustande. Diese Bemiihungen bemerkte das zweite Mannchen, dem die Fliigeldecken unbesehadigt gelassen waren, und naherte sicb langsam dem ersten, welches dem wabrgenommenen Ankdmmling entgegen- ‘) Bektkau (pag. 274, Note) erschien der behauptete Wechsel bei den Grillen zweifelhaft; znr Begrundung seiner Ansicht konnte er jedoch keine Beobachtung anfuhren. ( 370 ) Neue Beobachtungen uber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 13 schritt. In Flihlerlange blieben sie vor einander stehen, betasteten sich gegenseitig und ein jedes begann wie auf ein gegebenes Zeichen die Elytren gegen einander zu schlagen, um auf einen Schlag \vieder aufzuhoren. Sie legten ihre Fiihler kreuzweise iibereinander und verharrten in dieser Stellung mebr als zwei Minuten, obne sieli im geringsten zu riihren, innerlieh aber heftig erregt, wag sich durch gewaltige Contractionen des Abdomens bemerkbar macbte. Plotz- lich kehrte das Versuchsmannchen dem anderen sein Abdomen zu und setzte in dieser Position seine Bemuhungen wieder fort, wobei es sicb ganz so benakm, als ob es in der Nahe eines Weibchens sicb befande. Da das Zirpen nocb immer nicbt gelang, das Tbier aber, aus seinen Anstrengungen zu scbliessen, um jeden Preis musicieren wollte, machte es einige heftige Bewegungen mit den Elytren, und indem es mit dem Abdomen nachhalf, wecbselte es die Decken und begann die linke iiber die rechte zu streicben. Dabei erging es ihm aber wie uns, wenn wir mit der linken Hand den Bogen fiibren vvollten. Mancbmal gelang es zwar ziemlicb gut, dann wiederum gar nicht, grosatentheils sebr schlecht; aber das Tbier musicierte dessenungeaebtet aus Leibeskraften weiter. Diese Production war aber von kurzer Dauer. Das andere Mannchen, welcbes einige Zeit das operierte ruhig beobacbtete, warf sich auf einmal auf dessen Riicken und packte es mit seinen kriif- tigen Mundwerkzeugen. Der angegriffene Theil jedoch riss sicb bald los und lief erscbreckt davon. Als ich spater die Tbiere wiederum besicbtigte, bemerkte ich, dass das Mannchen, welehes die Elytren friiher gewechselt, dieselben in ihre urspriingliehe Lage zuriickgebracbt hatte. Dass der innere, vor dem Nodus analis (Fig. 7, n) befind- licbe Rand von der Scbrilladpr angestricben wird, gebt aus diesem mit demselben Erfolge'wiederholten Versuch als sicber hervor, und ich bezeichne diese Stelle, die unmittelbar mit den Zirpplatten in Contaet gebracbt wird, als Schrillkante (Fig. 7 und 8 , Sle). Die- selbe ist, der..Breite der Schrillader entsprechend, kaum 1-5 mm lang und, wie erwahnt, durch eine membranose Einsenkung (Fig. 8, s s) von der seitlicb gelegenen Flache der Elytra getrennt, w o durch es dem Tbiere ermoglicht wird, nur diese einzige Stelle scharf anzustreichen, was fur die Reinbeit des Toneš von wesent- licher Bedeutung ist. Von G-oureau wurde diese grubenartige Einsenkung Chanterelle, von Fischer Membranula ge- nannt und, da ihnen die Schrillkante unbekannt geblieben, unricbtig als Anstricbstelle bezeichnet. Arbeiten aus den Zoologischen Instituten etc. Tom. XIV, Heft 3. 26 (871) 14 Johann Rege n: Ich nenne die Membranula Fischer’« Schrillmembran (Fig. 8, zwischen den Adern b, c und der Schrillkante Sk ausgespannt), die grubenartige Einsenkung selbst Schrillsenkung (ss) oder Schrillgriibchen. Den Ausdruck Goureau’s Chanterelle be- halte ich bei, und zwar fiir Schrillmembran und Schrill¬ kante. Erwahnen will ich noch eine halbmondformige Falte (sf), die in der Schrillsenkung von der Schrillmembran gebildet wird und die aussere Seite der Schrillkante wie ein Wall umgibt. Diese Falte, Sch rili falte, ist bei den einzelnen Gattungen bald mehr, bald weniger ausgepragt und kann eventuell ganzlich ausfallen. Was Pungur mit „Arculus“ bezeichnet, diirfte wohl der Schrillkante entsprechen. Denken wir an den Versuch zuriick, so fallt uns vor allem das Benehmen des einen Mannchens auf, welches in dem zweiten ein Weibchen zu vermuthen schien. Der Gr und diirfte weniger in Unkenntnis der beiden Sexus als in dem bei den Grillen ungemein stark entwickelten Geschlechtstrieb liegen. Streicht man namlich ein Mannchen etwa mit einem Pinsel am Thorax, so lasst es sich dies ganz ruhig gefallen, macht heftige Bewegungen mit den Fiihlern, kriimmt sein Abdomen nach aufvvarts und in der Genitalbffnung wird die Spermatophore sichtbar, ein Zeichen, dass es schon bei einer geringen Veranlassung geschlechtlich erregt wird. Trotzdem scheint es, dass die Tonproduction ein wichtiges Merkmal ist, an welchem die beiden Geschlechter einander erkennen. Wird eine in der freien Natur zirpende Grille von einer anderen iiberrascht, so hiilt sie zunachst mit ihrem Gezirpe inne, indem sie sich dem Ankomm- liug rasch zuwendet, gibt dann einige schrille Laute von sich und wartet anscheinend auf Antwort. Gibt sich der Ankommling dureh heftiges Schrillen als Mannchen zu erkennen, dann riickt sie ihm ebenfalls laut zirpend feindselig entgegen, verhalt sich jedoch der Ankommling stili, so wird er anscheinend fiir ein Weibchen gehalten; denn die Grille kehrt ihm ihr Abdomen zu und stimmt ihr Liebes- lied an, wobei sie allerdings oft, dureh das stille Verhalten des anriickenden Miinnchens riberlistet, von demselben riicklings iiber- fallen wird. Obwohl ich solehe Versuche, wie ich friiher einen anfiihrte, an einem zahlreichen Material zu wiederholtenmalen und mehrere Monate hindurch angestellt hatte, konnte ich nur in einem einzigen Falle wahrnehmen, dass das Mannchen mit gewechselten Fliigeldecken fast ebenso schrille Laute hervorbringen konnte wie friiher und keinen Versuch machte, dieselben in die urspriingliche Lage zuriick- ( 372 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 15 zubringen. Bei weitem die grosste Zalil der Mannchen wechselte die Fliigeldecken nicht, und wenn ihnen die linke Schrillkante zerstort und dann die Decken verstellt wurden, brackten sie dieselben in die gewobnte Lage zuriicb, nock ehe sie zu zirpen versucht katten ; falls sie in der neuen Stellung die Fliigeldecken ganz gesckickt be- wegten, vermochten sie trotzdem keinen Ton, sondern nur ein leises Gerausck zu erzeugen. Es scheint demnack, dass die Mannchen von Grr/llus cam- pestrisL. beim Zirpen nickt beliebig mit den Fliigeldecken abweckseln konnen, um bald die rechte, bald die linke Schrillader als Bogen zu beniitzen. Ick untersuckte bei einer Anzakl von Individuen die rechte und die linke Schrillader, ob ein Unterschied in ikrer Aus- riistung bestehe, konnte aber eine merklicke constante Differenz weder in der Zahl nock in der Ausbildung der Zirpzahnchen finden. Die rechte Schrillmembran kingegen ersckien fast durchgehends dunkler als die linke und wies manckmal kleine knotenartige Ver- dicknngen auf, was vielleickt auf eine beginnende Riickbildung der rechten Chanterelle kindeutet; es ist moglich, dass scbon dieser geringfiigige Unterschied einWechseln der Vorderfliigel wak- rend der Tonproduction zu verhindern imstande ist. Es kommt nock hinzu, dass es fiir die Thiere von Vortheil ist, die Fliigel¬ decken so zu tragen, dass die beim Zirpen zur Anwendung konimende Schrillkante, die bedeutend zartere und empfindlichere Halfte des Tonapparates, von der dariiberliegenden Dečke standig geschiitzt wird. Ick sak nicht selten Mannchen, denen die rechte Schrillkante, sei es von einem Bivalen, sei es durch andere Einfliisse zerstort worden, wahrend die geschiitzte linke grosstentkeils unversehrt ge- blieben war. Alle diese Thiere \varen also beim Zirpen den linken Vorderfliigel mit dem rechten zu decken gebunden, denn in der anderen Lage hatten sie keinen Ton hervorbringen konnen. Wie empfindlich die kleinen Musikanten sckon gegen die ge- ringste Verunreinigung der linken Schrillkante sind, geht auch aus folgendem Versilch hervor: G-ibt man den Tkieren zunackst einen Trop fen Wasser auf die rechte Fliigeldecke, so kiimmern sie sich wenig darum; wechselt man ihnen aber die Elytren, um dann in das linke Sckrillgriibchen einen winzig kleinen Wassertropfen zu bringen, so macken sie, bald nachdem ihnen die Decken in die friihere Lage wieder zuriick- gebraeht worden sind, die keftigsten Anstrengungen, den fremden Korper zu entfernen, breiten oft die Vorderfliigel weit auseinander und fiikren mit denselben Bewegungen aus, als ob sie auffliegen 26* (873) 16 Johann Eegen: mocbten, wecbseln sogar mancbmal auf kurze Zeit die gewobnlicbe Lage der Fliigel, wodurch jedenfalls das Wasser entfernt oder rasch zum Verdunsten gebracbt wird. Durcb einen grosseren AVasser- tropfen in dem Schrillgriibchen wird die Tonproduction flir eine Zeit lang fast vollstandig unterdriickt. Die AVeibchen der Feldgrille besitzen keine Zirpeinrichtung, trotzdem bringen sie dnrch Aneinanderreiben der Elytren ein fiir unsere Obren allerdings kaum wabrnebmbares Gerauscb bervor. Stosst ein Manncben auf ein unwilliges AVeibchen, dann beginnt das ietztere am ganzen Korper ruckweise zu zittern. sperrt mog. lichst weit seine Fresswerkzeuge auf, schlagt im Falle hockster Erregung einigemale die Fliigeldecken iibereinander und jagt den Ankommling in die Flucht, Bei dieser Bewegung der Elytren entstebt das genannte Gerausch, welches, wie es scbeint, als ein Ausdruck der Erregung zu betracbten ist. Ahnlich benehmen sieb aucb die Manncben, wenn sie aneinander gerathen, nur mit dem Unterscbiede, dass sie beim Aneinanderreiben der Fliigelilecken ungemein schrille Laute kervorbringen. Die Scbrillader der Feldgrille, ihr Verlauf und ihre Bezabnung, ist bereits bescbriebenj worden. Aucb die Zahl und Grosse der Zirpzabncben wurde geniigend beriicksichtigt. AVas aber die Form derselben betrifft, muss ein jeder zugeben, dass man sicb aus den Darstellungen von Landois (67, Taf. X, Fig. 4) und Cobelli (86, Fig. 57) keine richtige Vorstellung macben kann. Die Abbildungen sind ubrigens von einander so abweicbend, dass man erstaunt ist, zu erfahren, dass sie denselben Gegenstand reprasentieren sollen. Auch die Abbildung von Pungur (91, Taf. V, Fig. 52) ist verfeblt. Ein Querschnitt durcb die Scbrillader gibt uns bei 200facber Vergrosserung das in Fig. 9 mit der Camera lucida gezeicbnete Bild. Das Zirpzabncben (z) erscbeint als eine am distalen Ende scbarfkantige und in der Mitte etvvas eingesenkte, stark chitinisierte und braunlich gefarbte Platte. Nach beiden Seiten lauft die Platte in zvvei fliigelformige, ganz durcbsicbtige membranose Fortsatze (f > f) aus, die oft ein wenig gewellt erscheinen und von einer amboss- abnliehen Chitinmasse (a) getragen werden. Die Contour des ganzen Querschnittes wird dadurcb trapezformig; die langere Parallelseite wird zum Anstreicben verwendet, von den beiden Nicbtparallelen ist die eine gegen die Fliigelbasis, die andere gegen die Fliigel- spitze gekebrt, mit der kiirzeren Parallelseite bingegen ist das Zirp¬ zabncben mit der Scbrilleiste (sl) verbunden. Diese Seite ist jedocb, da das Zirpzahnchen an der Basis allmablich in die dasselbe umgebende (374) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 17 Haut iibergeht, nicht scharf abgesetzt. Die Zirpleiste erscheint im Schnitt halbkreisformig. Die Zahnchen sind unter einem Winkel von circa 25 Grad gegen den Nodus anali s geneigt, und da jedes Zahnchen iiberdies gegen die Achse der betreffenden Fliigeldecke so gerichtet ist, dass es auf der bogenformig gekriimmten Schrillader radial zu stehen kommt, konnen die Schrillzahnchen in ihrer ganzen Ausdehnung zur vollen Function gelangen. Der Vollstandigkeit halber will icb envahnen, dass die Lange der grossten Zahnchen 0T4 mm betriigt, die Breite derselben 0 01 mm, deren Hohe 0 - 016mm und die Entfernung 0'0i mm. Fig. 10 zeigt uns die Gestalt dieser mekr plattenahnlichen Gebilde in auffallendem Lickt. Fiir die Darstellung wurde ein Tlieil der Schrillader von einem beliebigen Individuum genommen, bei welchem sich auffallenderweise die Fortsatze / und f' in der Grosse nur wenig unterscheiden. In dieser Beziehung bilden die abgebildeten Platten einen Ubergang zu den Zirpplatten von Gryttus domesticus L. In der Hegel sind bei Gryllvs campestris L. die Fort¬ satze / merklich grosser als /'. Das ist der eine Theil des Apparates. Der Bau des zweiten Tkeiles, der Schrillkante, gestaltet sich im Querschnitte (Fig. 11) folgendermassen: Die scharfe Kante (Sle), die beim Zirpen von der Schrillader angestrichen wird, wird von der dorsalen Fliigellamelle (d l) gebildet. Kurz bevor die letztere in die ventrale Lamelle (vi) iibergeht, biegt sie unter einem spitzen Winkel gegen den Riicken um, wiihrend die ventrale Lamelle eine Falte in der Richtung der Symmetrale gegen die Winkelflache entsendet. Es weichen an dieser Stelle die beiden Fliigellamellen auseinander, die Fliigeldecke erscheint ver- dickt, der der Reibung ausgesetzte dorsale Theil der Fliigeldecke ist starker chitinisiert und dementsprechend dunkler, gewohn- lich braun gefiirbt und fein gerieft. Diese Chitinmasse gehort einer kleinen- Vene an, welche an der Basis der Dečke ent- springt und am inneren Rande verlauft. Gegen die Flache der Elytra nahern sich allmahlich die beiden Lamellen des Flugels und legen sich scheinbar zu einer diinnen Membran aneinander, welehe durchsichtig ist und eine flache Falte, Schrillfalte (sf), bildet. Dann riicken die Fliigellamellen wieder auseinander, um bald in das normale Fliigelniveau iiberzugehen. Betrachten wir die in Fig. 10 abgebildeten Zirpzahnchen von Gryllus campestris L. noch einmal, so fallen uns an ihnen die ( 375 ) 18 Johann Regen: durcbsichtigen Fortsatze oben und unten (f,f) ganz besonders auf; denn solche fehlen nicbt nur bei allen Loeustiden, sondern auch bei einem grossen Theile der Grylliden, wie z. B. bei allen Gryllotalpen. Da aber gerade die Vertreter der zuletzt genannten Gruppen bei weitem nicht so scbrille Laute bervorbringen konnen wie etwa unsere Feldgrillen und Heimcben, deren Zirpzahnchen mit solcben Fortsatzen ausgestattet sind, so werden wir versucbt, zu vermutben, dass gerade diese kleinen, ungemein zarten Mem- branen, deren Anzabl z. B. bei der Feldgrille weit iiber 200 betragt, bei der Tonproduction irgend eine Rolle spielen. Um diese Vermuthung zu recbtfertigen, versucbte icb zunacbst die genannten Membranen von den Zirpzabncben der Feldgrille zu entfernen, wobei natiirlicb die Zabncben sonst gar nicbt irgendwie verletzt oder zerstort werden durften. De aber einerseits die Ope- ration am Thiere selbst vorgenommen werden musste und optiscbe Mittel sicb dabei fast gar nicbt in Anwendung bringen Hessen, andererseits die Kleinheit dieser Gebilde eine bedeutende ist (die grosseren Fortsatze sind 0 03 mm, die kleineren 0’01 mm lang), kam icb zu keinem befriedigenden Resultate. Entweder wichen diese elastiscben Gebilde der Nadel oder anderen in Anwendung gebrachten Instrumenten einfacb aus, oder icb zerstorte neben den Fortsatzen aucb die Zabncben, wie icb micb jedesmal nachtraglich an abgescbnittenen Elytren unter dem Mikroskop uberzengen konnte. Da sicb auf diese Art nichts erzielen liess, sucbte icb wenig- stens die Schwingungen der in Betracht kommenden Membranen wahrend der Tonproduction zu ve^rhindern. Durcb verscbiedene Ver- suche an abgescbnittenen Flugeln bracbte ich schliesslicb in Er- fabrung, dass beim Bestreicben der Scbrillader mit einer Wasser- farbe (icb verwendete Zinnoberroth) von entsprechender Consistenz unter geeigneter Pinselfiihrung die Farbe zwiscben die Fortsatze eindringt und diese verklebt, wahrend die distalen Enden der Zirp- zahncben vollkommen frei bleiben. Nacb Wiederholung dieser Ver- sucbe an Tbieren konnte icb nacb erfolgter Tonproduction Folgendes wabrnebmen: War die Farbe nocb nass, wenn die Tbiere zirpten, so gewabrte icb eine merklicbe Abnahme und Hiirte des Toneš; war jedocb die Farbe vollkommen getrocknet, dann konnte ich nur einen geringen Unterscbied in der Tonstarke constatieren, der Ton scbien mir hie und da etwas weniger schrill. Im ersten Falle kam die Scbrillkante, wie ich aus der Farbung derselben nacb dem Zirpen schloss, mit der nocb nassen Farbe, einem weichen Stoffe, in Beriihrung, ein Tbeil der Energie ging ( 376 ) Neue Beobaolitvmgen uber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 19 fiir die Tonentwicklung verloren, und da jedenfalls auch die dabei eingetretene Adhasion auf die Schwingungen der Elytren hindernd einwirkte, wurde die Schwingungsweite verkleinert, dah er die Ab- nahme und Harte des Toneš. DerVersuch beweist in diesem Falle nur, dass zwischen die Zirpplatten eingedrungene etwas klebrige Fremdkorper eine bedeutende Abnahme der Tonstarke verursaehen konnen, wie ich auch ofters beobachtete, dass Mannchen mit sonst vollkommen unversehrten Fliigeldecken keine schrillen Laute hervor- bringen konnten, weil zwischen die Zirpplatten Blutenstaub und kleine Erdpartikelchen gerathen waren oder verschiedene Fadenpilze dort wucherten. Im zweiten Falle vviirde der Versuch allerdings andenten, dass den genannten Cuticulargebilden keine wesentliche Aufgabe bei der Schallerzeugung zukommt, ausser, dass sie infolge ihrer Elasticitat die Vibration der Elytren etwas vergrossern. Dieser Versuch geniigte mir jedoch 'nicht, und um die Thiere fiir andervveitige Versuche brauchen zu konnen, wusch ich ihnen mit einem weichen Pinsel die Farbe von der Schrillader wieder ab; als ich mich an einem abgeschnittenen Fliigel unter dem Mikroskop uberzeugen wollte, ob ich nicht etwa beim Auswaschen die zarten Membranen beschadigt hatte, bemerkte ich thatsach- lich, dass die membranosen Fortsatze theihveise oder ganz entfernt worden waren, wobei jedoch die Zahnchen sonst vollkommen un- versehrt geblieben waren. Nachdem mir nun der Zufall ein sehr einfaches Mittel zur Entfernung der in Frage stehenden Gebilde in die Hand gespielt hatte, setzte ich die Versuche in der AVeise fort, dass ich mit einem trockenen kleinen Pinsel, dem die Haare bis zur Mitte abgeschnitten wurden, die Schrillader bei sehr wenig aufgeklapptem Fliigel aufs Gerathewohl vorsichtig abrieb und immer nach der beobachteten Tonproduction an abgeschnittenen Elytren mich vom Erfolg der vorhergegangenen Operation iiber- zeugte, ein Vorgang, der allerdings sehr viel Material forderte, um- somebr, da fiir die Versuche die lebhaftesten und schrillsten Musiker ausgesucht werden mussten. Die Resultate dieser Versuche stimmen mit jenen, die ich friiher mit getrockneter Farbe erzielt hatte, uberein, dieWegnahme der Fortsatze iibte keinen besonderen Einfluss auf die Tonstarke aus. Die zarten Membranen und auch die zwisehen denselben theilweise eingeschlossene Luftmenge scheinen zu klein zu sein, um die schvvingende Flache, resp. die Resonanz in einer mit gewohn- lichen Mitteln constatierbaren AVeise zu verstarken. Dass die ge- ( 377 ) 20 Johann Reg en: nannten Fortsatze fiir die Tonhohe keine Bedeutung haben kčinnen, war von vornherein klar, da die Tonhohe bekanntlich von der Schvvingungszahl, also in unserem Falle von der Anzahl der Zahn- chen und der Gesclnvindigkeit, mit welcber die Schrillader sicb bewegt, abhangig ist, vvelche Componenten aber durch Wegnahme der fraglicben Gebilde nicbt geandert wnrden. Die Zalil der Platten blieb in jedem Falle dieselbe und die Geschvvindigkeit, mit welcber die Flugeldecken beim heftigen Scnrillen iibereinandergleiten, ist eine ziemlich constante. Die schwingenden Membranen reprasentieren uns demnach nur die beiden Elytren, welcbe wie schvvingende Platten in einzelnen durch Knotenlinien (Adern) getrennten Abtheilungen transversale Schwingungen ausfuhren. Es gelten also bier dieselben physikalischen Gesetze wie fiir transversal schvvingende Platten. Der ungemein hohe Ton, der von unseren Tbieren mit den Elytren hervorgebracht wird, erklart sich demnach aus der verhaltnis- massigen Kleinheit und aus dem geringen specifischen Gevvicht der Flugeldecken sowie aus der grossen Anzahl der schvvingenden Felder, vvelche jedoch untereinander nicht gleichwertig zu sein scheinen. Die grosste Bedeutung fiir die Schallerzeugunghaben die durchsichtigen in der Mitte der Riickenseite gelegenen Felder (unter diesen auch dassoge- nannte Speculum), die man passend als Schrillfelder bezeichnen konnte. Wie die fliigelfdrmigen membranosen Fortsatze der Zirpplatten fiir die Tonstarke fast irrelevant sind, scheinen sie auch beim Her- vorbringen des sauselnden Gezirpes, vvelches vom Mannchen in Gegen- vvart des Weibchens angestimmt wird, eine mehr untergeordnete Rolle zu spielen, da nach Entfernung derselben das erzeugte Ge- riiusch zwar etvvas harter, aber kaum schvvacher wird als sonst- Ankniipfend an den Tonapparat von Gryllus campestris L. will ich hier noch die Stridulationsorgane einiger anderen hieher ge- horigen Formen kurz besprechen. Gegeniiber Landois (67, Taf. X, Fig. 5) und Pierce (79) m n sr ich zunachst bemerken, dass die Zirpzahnchen bei Gryllus domesticus L. im allgemeinen ganz dieselbe Form besitzen wie bei Gryllus campestris L. Die Grosse dieser Gebilde ist jedoch ent- sprechend geringer, aber jene durchsichtigen Fortsatze sind ver- lialtnismassig langer. Im Zusammenhange damit hat die Zer- storung derselben bei Gryllus domesticus L. zum Unt.erschiede von Gryllus campestris L. eine merkliche Harte des Toneš und des sauselnden Gezirpes zur Folge. Die Zirpplatten von Gyrnnogryllus elegans Guer. sind jenen von Gryllus campestris L. ahnlich. ( 378 ) Neue Beobachtnngen liber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 21 Die Riesengrille, Brachytrypes membranaceus Drur., hat im Ver- haltnis zu ihrer Korpergrosse auch den Tonapparat machtig ent- wickelt. Schon mit freiem Auge bemerkt man auf der circa 8 mm langen Scbrillader die einzelnen Vorspriinge, die der Ader an der ventralen Seite das Aussehen einer feinen Feile verleihen und Lei starkerer Vergrosserung als hockerige, in zwei etwas nngleieke Horner ausgezogene Querschwielen erscheinen (Fig. 12). Am distalen Ende sind sie gerieft und in der Mitte eben oder etwas eingesenkt. Die durchsichtigen Querfortsatze (f,f) sind hier zum Unterscbiede von den Zirpplatten bei Oryllus campestris L. auf ein Geriuges reduciert. Die Lange der einzelnen Zirpzahnchen betragt 0'2 mm, ikre Breite 0 086 mm und ikre gegenseitige Entfernung 0 - 145mm. Das Zahlen derselben bei einem Exemplar ergab die Zakl 55. Fig. 13 zeigt uns das aussere Ende der Sckrilleiste von Oecan- thus pellucens Scop. Wahrend bei den iibrigen von mir unter- suckten Grylliden am entsprechenden Ende der Sckrillader die Zirp¬ platten immer kleiner und kleiner werden und sckliesslich ganz verschwinden, sehen wir hier an Stelle der genannten verkummerten Zirpgebilde einen machtigen, knopfformigen Vorsprung (v) auf der Schrilleiste sick erheben und daneben bereits die ganz normal ent- wickelten Zahnchen. Der erwahnte Vorsprung ist von Pungur (91, Taf. V, Fig. 47) nicht gesehen worden, von Cobelli (86, Fig. 53) wurde er als ein grosses. langliches Zahnchen mit einem kleinen Kreis in der Mitte abgebildet, welche Darstellung, da sie in ein- facken Contouren bestekt, die Form dieses Gebildes nickt wieder- geben kann. Die Zirpzabnchen sind undeutlich trapezformig, am distalen Ende bogenformig gekriimmt und etwas eingekerbt und wie die der iibrigen Grylliden gegen den inneren Rand der Fliigeldecke stark geneigt. Die fliigelfdrmigen Fortsiitze vermissen wir hier, wodurch die Zirpziihnehen jenen der Gryllotalpen ahnlich werden. Die von ..Graber (71) behauptete auffallende Ahnlichkeit der Schrillzahnchen von Oecanthus pellucens Scop. mit den Zirp- zapfchen von Stenobot/irus lineatus Panz. konnte ich nicht finden, wie auch seine Abbildung (Taf. IX, Fig. 10) nicht die richtige Vor- stellung dieser Gebilde zu wecken imstande ist. Die Chanterelle ist bei den genannten Formen ganz ahnlich gebaut wie bei Grpllus campest.ris L. Sie ist auf beiden Elytren entvvickelt, nur bei Oecanthus pellucens Scop. fiel mir auf, dass bei vielen von den untersuchten Exemplaren die Schrillkante der linken (S70) 22 Johann Regen: Chanterelle riickgebildet war, wahrend man die Schrillsenkung noch deutlicli sehen konnte. Uber die Entwicklungsgesckiehte der Stridulationsorgane der Grylliden ist bisher nichts bekannt. Von den Forschern, die sich mit dem Bau der Tonapparate der genannten Grnppe eingehender befasst haben, wird iibereinstimmend erwahnt, dass sich bei den Gryllidenlarven keine Špur vom Stridulationsapparat der aus- gebildeten Thiere vorfindet. Ich untersuchte die im letzten Larvenstadium angelegten Imago- fliigel von Gryllus campestris L. und fand die Schrillader mit ikren Attributen bereits in einem weit vorgeschrittenen Entwicklungs- stadium vor. Im Liingsschnitt (Fig. 20) erscheinen die kiinftigen Zirp- zahnehen (z) als zahlreiche dicke Hautduplicaturen, deren ehitinige Cuticula am ausseren Rande eine gelbe Earbung aufweist. Durch diese Earbung, die jedenfalls auf eine bereits eintretende starkere Chitinisie- rung hindeutet, unterscheiden sich die genannten Duplicaturen auf den ersten Blick von allen iibrigen sehr zaklreichen ahnlichen Ealten des Imagofliigels. Bei starkerer Vergrosserung kann man bemerken, dass sich das Plasma der Matrix in die Chitinschichte, die nach innen keine deutlicheContour aufvveist, gleichsam pinselartig ausfasert. Im ganzen Epithel sieht man ferner gross- und ldeinkernige Zellen, von denen wahrscheinlich mehrere an der Bildung einer Ealte sich betheiligen. Die weitere Entwicklung der Schrilizahnchen geschieht wahrscheinlich in der Weise, dass das centrale Plasma durch weitere Chitinisierung verdrangt vvird, wobei gleichzeitig die Wande naher aneinander riicken und verschmelzen; die ausgebildeten Zabnchen erscheinen daher im Langsschnitte ganz massiv. Wie Eig. 21 zeigt, ist aucli die kiinftige Scbrillkante (S k) ebenfalls in der Gestalt einer Hautfalte bei den Larven vorhanden; diese ist jedoeh zum Unterschiede von den Duplicaturen, aus wel- chen die Schrilizahnchen hervorgehen, noch nicht chitinisiert und in dieser Beziehung hinter denselben etwas zuriickgeblieben. Wir haben nun den Tonapparat von Gryllus campestris L. und einiger anderen hieher gehorigen Thiere studiert, und es eriibrigt, noch den Haarschopf an der ventralen Seite der rechten Eliigel- decke zu erwahnen (Fig. Tli), von welchem Godeeau (87, pag. 39) und Girard (in Cobelli 86, pag. 60) behaupten, dass er wahrend des Liebesliedes, das vom Mannchen in Gegenwart des Weibchens angestimmt wird, zur Anwendung kommt, in welchem Falle nicht die Schrillader, sondern der genannte Haarschopf (Gooreau nannte ihn „Biirste“) die Sehrillkante anstreichen soli. ( 380 ) Neue Beobaclitungen iiber die Stridulationsorgane dev saltatoren Orthopteren. 23 Der schon ofters erwahnte „Liebesgesang“ ist eine Art Ge- zirpe, welelies sich von den gewohnlichen abgerissenen sehrillen Lauten, die durch Auseinander- und Zusammenklappen der schwin- genden Flugeldecken hervorgebracht werden, auffallend durek seine Weiohheit und Continuitat untersebeidet. Es ist ein zartes, sauseln- des oder zwitsc’herndes, durcb einzelne schrille Laute unterbrocbenes Gerausch, welcbes in derWeise zustande kommt, dass die Elytren nahe am inneren Rande langere Zeit iibereinander vibrieren, rascb zusammengescbnellt werden und wiederum zitternd auseinander- geben. Beim jedesmaligen Zusammenklappen entsteht ein etwas schriller Zirpton. Dass bei dieser Tonproduction nicbt die von Goureau zuerst genannten Haargebilde in Frage kommen, kann leicbt bewiesen werden. denn nacb Abschneiden derselben kommt das Gesausel ge- radeso zustande wie friiber. Das sauselnde Gerausch wird vielmebr in der Weise erzeugt, dass die Sehrillkante die ti us ser s ten Enden der Zirpplatten und die zarten Fortsatze derselben beriikrt und an diesen rasch hin- und bergleitet, wabrend jedesmal, wenn die Sehrillkante tiefer zwischen die Platten eingreift, der bekannte schrille Zirplaut hervorgebracht wird. Dadurch, dass die Elytren dabei nur wenig emporgeboben werden, bedeutend weniger als beim gewobnlicben Zirpen, und die untere Dečke etwas mehr gesenkt wird als die obere, wird der Contact mit den grosseren, gegen die Flugelwurzel gerichteten membranosen Zabnfortsiitzen bergestellt. Erwahnen will ich noch, dass gerade wahrend der zuletzt beschriebenen Gerauscberzeugung leicbt zu beobachten ist, wie die Sehrillkante sich activer verhalt ab die Schrillader, was bei der Feldgrille \venigstens aucb stets der Fali zu sein seheint. Wabrend der Tonproduction lastet die recbte Fliigeldecke auf der linken und, indem die linke Dečke drehende Bewegungen ausfiihrt, wird die auf der Sehrillkante liegende Schrillader von dieser angestrichen, wo- bei beide Fliigel in Vibration versetzt werden. Ganz dasselbe ist auch bei jenen Locustiden der Fali, welche das Gerausch durch auf- und zuklappende Bewegungen der Elytren hervorbringen. Der iibliche Vergleich der beiden Theile des Tonapparates dieser Insecten mit Bogen und Saite erseheint nach dieser Auseinandersetzung nicht immer richtig, bei den Acridiern hingegen ist er, einige Ausnah- men abgerechnet, ganz correct. Was jedoch die Frage anbelangt, ob die „Biirste“ Godreau’s vielleicht doch eine Rolle wahrend des Zirpens spiele, so wurden 24 Joliann Rege n: zu deren Beantwortung Untersucbungen angestellt, die mir jedoch bald die vorgelegte Frage als nebensachlich erscbeinen liessen, da icb wahrend derselben auf eine andere neuartige Vorricbtung ge- stossen bin, als deren allerdings sebr nebensachlicher Bestandtheil sieh der genannte Haarschopf erwies, und die, wie aus dem Fol- genden bervorgehen diirfte, eine ziemlich wicbtige Aufgabe wahrend der Scballerzengung zu erfiillen hat. Als icb kiimpfende Mannchen, wahrend sie beftig schrillten, beobacbtete, fiel mir auf, dass beim Auseinanderklappen der Vorder- fliigel die Schrillkante nie iiber das innere Ende der Schrillader hinausglitt, obwobl mit derselben bis an den inneren Rand der Elytren mit voller Kraft gestricben wurde. Beim genaueren Zu- seben kam mir geradezu vor, als ob der innere Rand der linken unteren Fliigeldecke an den inneren Rand der recbten oberen an- prallen wiirde, und zwar hatte icb zunacbst den Boden des Schrill- griibehens der recbtsseitigen Chanterelle sammt dem weiter gegen die Fliigelbasis hin gelegenen, ziemlich stark ventralvvarts gebogenen Fliigelrand im Verdacht. Ich trennte daher diese vor dem No d us anali s gelegenen Tbeile vom Fliigel mehrerer Mannchen soweit ab, dass der Rand an dieser Stelle keine ventrale Kriimmung mehr auf- wies; als die Thiere nach dieser Operation wieder aneinander geriethen und ihre Kampfeslust durcb heftiges Zirpen bekundeten, konnte ich in keinem Ealle etwas wahrnehmen, was meine Ver- mutbung gerechtfertigt hatte. Nun nahm ich ein Thier in die Hand und hob die Fliigeldecken mit einem unter die Elytren gehaltenen am Ende abgerundeten Stabchen bis zu der Hobe, wie ich sie friiher wabrend des Zirpens beobacbtete; als die Thiere vollkommen nacbgaben, so dass ich die Fliigeldecken nach meinem Willen leicbt auf- und zuklappte, da konnte ich leicbt bemerken, dass der knapp neben demNodus anali s gelegene, etwas vorspringende und ventralwarts gebogene innere Fliigelrand das Ausgleiten verbindert. J ) Um zu seben, ob diesmal der Versuch meine Ansicbt bestatigen werde, schnitt ich diesen Rand bis zur Mitte des Nodus analis, ohne natiir- lich die Platten der Schrillader dabei zu treffen, ab. Als die Mannchen wiederum zirpten, konnte ich bei denjenigen, die mit besonderer Heftigkeit die Elytren iibereinander schlugen, einige schrille Laute wahrnebmen, dann aber wurde es auf einmal stili; A ) Fig. 8 zeigt die entsprecliende ganz almlich geformte Stelle der rechten Dečke bei rl mitten durchschnitten. ( 382 ) Neue Beobaclitungen iiber die Stridulationaorgane der saltatoren Orthopteren. 25 die Schrillkante war „entgleist“, wobei die liiike Fliigeldecke iiber die rechte zu liegen kam. Die Thiere bewegten zwar die Fliigeldecken in gewechselter Lage noch weiter, waren aber nicbt mebr imstande, ein Gerausch zu erzeugen, da die ent- sprecbende Schrillkante, wie bereits erwahnt, friiher abgetrennt worden war. Auffallend ist es, dass viele Mannchen die Elytren nicht wieder in die ursprtingliche Lage zuriickbrachten, obgleich das fdr die Erzeugung des Toneš notkwendig war. Andere hingegen schien dieser Fehler gar nicht zu alterieren, denn sie brachten nach jedesmaligem Uberschnappen die Elytren sofort in die gewohnte Lage zuriicb und zirpten weiter. Unter den letzteren wurden einige mit der Zeit so vorsichtig, dass ich nur selten ein Ausgleiten beobachtete; sie hoben namlich die Elytren nicht mehr so hoch und vermieden die heftige Vibration derselben, wobei sie allerdings nicht so schrille Laute hervorbrachten wie friiher, aber wenigstens im Musicieren nicht durch unfreiwillige Pausen gestort waren. Bevor ich die friiher genannten, ein Uberschnappen der Decken verhindernden Fliigeltheile einer genaueren Beschreibung unterziehe, seheint es mir passend, hier zuriickgreifend eine Erscheinung ins Gedachtnis zuriickzurufen, fiir welche damals kein geniigender Grund angegeben werden konnte, die aber durch den letzten Ver- such eine wahrscheinliche Erklarung findet. Ich meine namlich die Thatsache, dass die Feldgrille bei gewechselter Fliigelstellung in der Hegel fast gar kein Gerausch erzeugen kann, obwohl die linke Schrillader und die rechte Schrillkante, wenn wir von der etwas dunkleren Schrillmembran der rechten Chanterelle absehen, nicht merklich von der im Gebrauch stehenden Schrillader und Schrill¬ kante verschieden sind. Da also im Tonapparat selbst alle Be- dingungen fiir die Schallerregung gegeben sind, muss, wenn ein Schall nicht erzeugt wird, die Ursache anderswo gesucht werden. Gestiitzt auf den genannten Versuch, glaube ich, dieselbe in der Aus- fiihrung der Fltigelbewegungen gefunden zu haben. Wahrend in der gewohnlichen Lage, wie beim Nichtvorhandensein der friiher er- ■vvahnten Fliigeltheile das sofortige Uberschnappen der beiderseitigen Fliigeldecken gegen den Willen des Thieres beweist, die Schrill¬ ader und die unter derselben liegende Schrillkante bei gleichzeitiger Drehung der Elytren aneinander gedriickt werden, so seheint es, dass in der gewecbselten Lage die homotypen Gegenstiicke mit ihren Attributen offenbar infolge der Gewohnheit (wenn nicht ein tieferer Grund vorliegen solite) dieselben Bewegungen aus- (S83) 26 Johann Rege n: fiihren, dadurcli aber die beiden Theile des Tonapparates sicb von einander entfernen, womit auch die Grundbedingung fiir die Tonproduction feblt. Um nun zu unseren Versuchen zuriickzukehren, so diirfte aus denselben hervorgehen, dass bei Gryllus campestris L. der un- mittelbar neben dem Nodus analis gelegene innere reckte Fliigel- rand ein zu weites Auseinanderklappen der Elytren beim Hervor- bringen des Scballes verhindert, also als eine Art „Hemmung“ functioniert. Bei der genaueren Untersuchung des genannten Theiles der rechten Elytra fand icb, dass an der Ventralseite derselben und zwar gerade an der Steli e, die dorsalwarts als Nodus analis be- zeiclmet wird, die Schrillader an ihrem inneren plattenlosen Ende in der Ebene des Fliigels einen kurzen. hakenformigen Vorsprung aufweist, der gegen die Fliigelspitze gekehrt und stark cbitinisiert ist (Fig. 14, v). Seitlich gegen den inneren Band zu fiel mir eine knopfformige, mit der bekannten „Biirste“ Godreau’s ausge- riistete sanfte Ausbuchtung (a) der ventralen Lamelle auf, die ge- wohnlich mit dem Lakenformig gebogenen Schrilladerende theilweise im Zusammenbange stebt und mit ihm einen grosseren Vorsprung bildet. An dem entsprecbenden Theile der linken Fliigeldecke be- merkte ich auf der Dorsalseite derselben an dem etwas vorsprin- genden inneren Bande eine kurze, in der Verlangerung der Schrill- kante liegende, ziemlicb scharf vorspringende und stark chitinisierte Leiste (Fig. 8 rl) und seitlich gegen den iiusseren Band hin auf der¬ selben Seite des Fltigels einen ganz ahnlichen, aber in der Begel etwas kleineren Haarscliopf (Ji), wie wir ihn in Fig. 7 (h) auf der Ventralseite der rechten Elytra gesehen. Die eben genannten Bildungen kommen an jeder Fliigeldecke, aber nicht in ganz gleicher Ausbildung vor. An der linken Dečke schien mir der betreffende innere Band nicht so stark ventralwarts gebogen wie der entsprechende rechte, die ventrale Ausbuchtung schwacher ausgebildet und der ventrale Haarschopf auf derselben in der Begel kleiner. Der Mechanismus der „Hemmung“, deren Querschnitt in Fig. 15 dargestellt ist, diirfte nun folgender sein: AVerden die Elytreu beim Musicieren massig auseinander ge- klappt, so stbsst die auf der Ventralseite der Schrillader hin- und hergleitende Schrillkante auf keinen AViderstand, da in dem Baume, welcher von der gegen die Fliigelspitze zugekehrten Seite der un- ( 384 ) Neue Beobaclrtungen iiber die Stridulatiousorgane der saltatoren Orthopteren. 27 gemein stark hervorragenden Schrillader and der betreffenden ven- tralen Fliigellamelle gebildet wird, der vorspringende, mit der be- kannten Leiste versehene innere Rand der linken Fliigeldecke ungehindert siek bewegen kann. Fiihrt jedoch das Tbier mit dem linken Fliigel heftigere Bewegungen aus, dann gelangt die genannte Randleiste (rl) schliesslich an den auf der Ventralseite des rechten Flugels am etwas ventralwarts gebogenen inneren Rande befind- lichen Vorsprung (v) und prallt, da derselbe eine Weiterbewegung gegen den inneren Rand hindert, hier an, wobei die gegen einan- der geriebteten Haare (h, h') mit einander in Beriilirung kommen. Wahrend die Leiste und der Vorsprung auf einander wirken, werden die mehr oder minder elastischen Haare zusammengedriiokt und dampfen den Stoss. Die „Biirste“ Goureau’s hatte also hochstens die Aufgabe, die Intensitat des Anpralles etwas zu vermindern, welcbe Rolle indessen eine sebr neben sachliche zn sein scheint, da ein Abschnei- den derselben keine constatierbare Wirkung zur Folge hat. Die genannte Leiste (rl) bewirkt offenbar in erster Linie eine Versteifung des inneren Randes. Ein Abtrennen derselben hat kein Uberschnappen zur Folge, doch sind die Mannchen nach dieser Operation nicht mehr imstande, schrille Tone hervorzubringen. Die Schrillkante steht, wie bereits erwahnt, mit der Randleiste in Verbindung; nach Entfernung der letzteren verliert sie ihren festen Halt und wird locker, worauf eine starke Vibration der Fliigel- decken und somit auch der schrille Ton ausbleiben muss. Ahnliche Hemmvorrichtungen sah ich bei Gryllus dome- sticus L ., Brachytrypes rnembranaceus Dr ur. und Gymnogryllus ele- (jans Guer., nur mit dem Unterschiede, dass bei diesen Thieren der ventrale Vorsprung das Ende der Schrillader iiberwuchert, was ich iibrigens in manchen Fallen auch bei Gryllus campestris L. beobachtete. Bei Nemolrius sylvestris Fab. ist das innere Ende der Schrillader verhaltnismassig sehr weit von dem betreffenden Fliigel- rande entfernt und die „Hemmung“ auf einige langere Haare re- duciert. Bevor wir uns von unserem kleinen Musiker, dem Gryllus campestris L., trennen, will ich noch einige an demselben gemachte "VVahrnehmungen hier mittheilen. Was die Stellung der Feldgrille beim Zirpen anbelangt, muss ich gegeniiber Pierce, nach dessen Darstellung sich die Grrille beim Zirpen so in die OefFnung der Hohle stellt, dass der Kopf innerhalb, die Fliigelspitzen dagegen ausserhalb sich befinden, be- ( 385 ) 28 Jobann Reg e n: merken, dass ich sie beim Mnsieieren immer in einiger Entfernung vom Eingang, aber mit dem Kopf gegen die Hohlung gewendet beobachtete. Viele Darstellungen, auch die von Roesel (2. Th., IY. Taf. XIII) sind in dieser Beziehung unrichtig. Hinsichtlich der Fliigel habe ich schon friiher hervorgehoben, dass sie beim Zirpen nicht „etwas“, wie man gewohnlich liest und abgebildet findet, sondern ziemlich hoch emporgehoben werden. Den Winkel, den in diesem Ealle die Vena nlnaris mit der Achse des Korpers bildet, habe ich direct gemessen und ge- funden, dass er nicht selten noch grosser ist, als in Fig. 7 darge- stellt wurde. Bemerkt ein in der freien Natur musicierendes Mannchen etwas Verdachtiges, so halt es zwar mit seinem Gezirpe sofort inne, klappt aber die Fliigeldecken nicht zusammen, sondern behalt die- selben in der gehobenen Stellung, in welcher sie gerade im Moment des Innehaltens sich befanden, und erst wenn die Gefahr sich nahert, lasst es die Elytren auf den Riicken hinnnterfallen, wobei beim Herahgleiten der Schrillkante der Schrillader entlang ein eigen- thlimliehes Gerausch entsteht, das einigermassen an jenes erinnert, welches man beim Einklappen der Messerklinge eines Taschenmessers zu horen bekommt. Das genannte Gerausch ist fiir den Beobachter, der den Musiker wohl gebort, aber nicht gesehen, das sichere Zeichen, dass derselbe in sein unterirdisches Versteck bereits ge- fluchtet ist. . Hinsichtlich der Lautausserung der Gryllotalpa vulgaris Latr. tauchten schon unter alterenForschernMeinungsverschiedenheiten auf. So schreibt Burmeister: „Nach Kirby soli auch die Maulwurfs- grille einen dumpfen Ton, dem des Ziegenmelkers ahnlich, horen lassen; allein ich habe nie einen soleh en vernommen. Am Thiere selbst konnte ich nichts einem Stimmorgan Ahnliches auffinden 11 (I, pag. 511). Im Gegensatze dazu wurde von Landois (pag. 120), (der das Gezirpe dieser Thiere ofters zu horen bekam, daruber jedoch nur bemerkt, dass es schwacher sei als das derHeimchen und Feld- grillen), nicht nur beim Mannchen, sondern auch beim Weibchen „eine der Schrillader der Mannchen entsprechende 11 Vene mit ausserst kleinen und unentwickelten, zur Tonerzeugung untauglichen Stegen besetzt gefunden, eine Angabe, welche von C o belli (86) dahin verbessert wurde, dass nicht eine, sondern oft drei bezahnte Adern vorkommen, von denen eine so vollkommen ausgebildet sei, „dass unzweifelhaft Tone hervorgebracht werden konnen 11 (pag. 25). ( 386 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 29 Diese sicli widersprechenden Angaben bestimmten mich zu- nachst, biologische Beobachtungen anzustellen, um die Frage hin- sichtlich der zweifelhaften Lautausserungen der Weibchen der ge- nannten Species bestimmt beantworten zu konnen und im positiven Falle diese Lautausserungen mit jenen der Mannchen zu ver- gleichen. Zu diesem Zwecke verschaffte ich mir binreichend lebendiges Mateidal und gab in mehrere grbssere. bis zur Mitte mit Erde ge- fiillte Glasgefasse je ein Mannchen und ein Weibchen. Die Thiere verkrocben sicb alsbald und gaben einige Tage kein Lebenszeichen von sich. Endlieh kamen sie an die Oberflacbe und unternahmen an- scbeinend Flucbtversucbe. Dabei beobacktete ich, dass oft das eine oder das andere Weibchen, wenn es auf ein Mannchen gestossen, die Fliigeldecken ein wenig in die Hohe hob und gewohnlich ein- bis zweimal iibereinanderschlug, wobei beim Zusammenklappen ein scbwaches, verhaltnismassig tiefes Gerausch entstand. Dieselben Be- wegungen fiihrten bei ahnlicher Veranlassung auch die Mannchen mit ihren Fliigeldecken aus, das dabei erzeugte Gerausch war aber etwas starker und heller als das von den Weibchen hervor- gebrachte. Einige Tage nachher, in der Zeit, um welche gewohnlieh unsere Thiere ihre unterirdischen Wohnungen zu verlassen pflegen, um sich auf der Oberflache herumzutreiben, lenkte ein eigen- thiimliches Gerausch meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich sah ein Mannchen vor einem Weibchen, das in einer Vertiefung lag und die Fiihler heftig bewegte, musicieren. Das dabei erzeugte Ge¬ rausch war aber von dem friiher vernommenen im Rhythmus ganz verschieden. Das Mannchen hob die Fliigeldecken hoher, machte mit denselben zunachst einige Bewegungen, dem Anscheine nach versuchend, ob die Schrillader in die Schrillkante gut eingreife, und begann leise und abgebrochen tr, tr, tr, dann starker und ziemlieh lang andauernd tr - r, worauf es eine kurze Pause fol- gen liess, um nachher wieder sofort mit einem langgezogenen tr das Gezirpe fortzusetzen. J ) Dabei vibrierten die Fliigeldecken so rasch iibereinander, dass ich die Vibration nur aus nachster Nahe wahrzunehmen ver- mochte. Jedesmal wahrend der Pause bewegte das Thier, auf die r ) Diese Tonproduction untersebeidet sich von den einzelnen schrillen Lauten der Feldgrille durch seine Continuitat, ist viel iiefer nnd nicht schrill. Arbeiten aus den Zoologischen Instituten etc. Tom. XIV, Heft 3. 27 (S87) 30 Johann Eegen: Extremitaten gestiitzt, den ganzen Korper ein paarmal nacli vorne and hinten. Ich will hinzufugen, dass ich nie beobachten konnte, dass das Weibchen in der Weise ein Gerausch bervorgebracht hatte, wie ich es eben von dem Manncben bescbrieben babe. Icb verwecbselte den Tbieren, welehe schon vor dem Versuch die Elytren nicbt alle in gleicber Weise trugen, die Decken, worauf die AVeibchen in der neuen Lage dasselbe Gerausch erzeugten wie friiber; die Manncben bingegen bracbten zunachst die Eliigeldecken, obne zu zirpen, in die urspriingliche Lage zuriiek, so dass es den Anscbein batte, sie konnten mit gewecbselten Decken ebensowenig zirpen wie die Feldgrillen. Dnreb fortgesetzte Versuche iiberzeugte ich micb jedocb, dass anch die Manncben sowobl das Gerauscb, welches durcb einfacbes Auf- und Zuklappen der Elytren als auch jenes, das durcb langandauernde Vibration derselben bervorgebracht wird, mit gewechselten Fliigeln ebensogut erzeugen konnen wie friiher, ja, dass sie auch spontan auf unbestimmte Zeit die Lage der Fliigel- decken andern. Wurde den Manncben und "VVeibchen die Schrillkante der ein en Seite zerstbrt, so konnten sie dadurcb nicbt gezwungen wer- den, ausschliesslich die unverletzte Schrillkante zu gebraucben. Sie \veckselten zwar gewobnlich mit den Fliigeldecken, bracbten aber dieselben auf kiirzere oder liingere Zeit wieder in die urspriingliche Lage zuriiek, obgleich sie in diesetn Falle nur ein kaum wahr- nebmbares Gerauscb zu erzeugen vermocbten. Docli muss bemerkt werden, dass icb fiinf Monate nacb der genannten Operation zwei iiberlebende Mannchen die Fliigeldecken so tragen sah, dass die verletzte Schrillkante oben gelegen war. Aus diesen Beobachtungen gebt zunacbst bervor, dass die Gryllotalpa -Weibchen tbatsachlich eine Art Gezirpe bervorzubringen imstande sind, welches sicb jedocb von jenem der Manncben sowohl durch den Rhythmus als auch binsicbtlich der Starke unterscheidet. Weiter sebeint es, dass die Maulwurfsgrillen 5 und 9 zum Unter- sebiede von den Manncben der Feldgrille 1 ) beim Zirpen mit den Fliigeldecken beliebig wecbseln konnen, ein Verhaltnis, welches jedenfalls als das urspriingliche zu betrachten ist. Weiter untersucbte icb, ob Gryllotalpa vulgaris Latr. durcb irgend welche Einvvirkung, etwa durcb schtvache Inductionsstrome, zum Zirpen veranlasst werden konnte. Zu diesem Zwecke nabm icb ein *) In der „Vorlaufigen Mittheilung" ist durch ein Versehen die nahere Be- zeichnung „der Feldgrille" ansgefallen. ( 388 ) Neue Beobacbtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 31 rundes Glasgefass, bedeckte den Boden desselben mit zvvei halb- kreisformigen Stiicken Stanniolpapier, obne dass dieselben in der Mittc des Gefasses sich beriihrten, und verband die beiden Papier- hiilften mit den Polen einer Inductionsspule so, dass der Strom beliebig unterbrochen tverden konnte. Nun gab ich ein Weibchen in das so vorbereitete Gefass, dessen Boden uberdies zum Zwecke einer besseren Beriibrung mit Wasser benetzt wurde. Sobald das Tkier mit seinem Kčirper die beiden Halften der Stanniolstucke verband, schloss ich den Strom. Die Wirkung war zunachst die, dass das Thier rasch von dieser Stelle sich entfernte, aber auf der Flucht alsbald wieder in die von mir gewiinschte Stellung gelangte, wobei der Strom wieder auf einen Moment gesehlossen wurde. Nach einiger Zeit gerieth das Weibchen in solche Aufregung, dass es sich wie mit einem unsichtbaren Feinde kampfend geberdete und oft bei der Stromschliessung ein- oder zweimal die Flugeldecken iiber- einandersehlug und zirpte. J ) Das dabei entstandene Gerausch war ganz dasselbe wie das friiher walirgenommene, auch zirpte das Thier bei beliebiger Lage der Elytren. Dieselben Versuclie machte ich mit Mannchen und kam zu folgendem Resultate: Sie zirpten gewoknlick gar nicht oder bewegten, wenn hie und da eines ein kurzes Gerausch hervorbrachte, die Flugeldecken einfach wie die Weibchen, ohne mit denselben zu vibrieren, gegen einander, konn- ten aber in den von mir untersuchten Fallen nie dahingebracht werden, solche continuierliche Gerausche hervorzubringen wie in dem Falle, wenn das Weibehen angelockt werden solite. Die Lautausserungen, welche von Mannchen und Weibehen durch einfaches Auf- und Zusammenklappen der Fiiigeldecken her- vorgebracht werden, scheinen nach den angefiibrten Versuchen meist unwillkiirlich, das vom Mannchen durch langandauernde Vibration erzeugte und zum Anlocken der Weibcben dienende Gerausch hin- gegen scheint willkiirlich zu sein. Es sei nebenbei erwahnt, dass bei decapitierten Thieren die Wirkung des Stromes beim Offnen und Schliessen bei beiden Sexus dieselbe ist. Die Extremitaten werden lebhaft gestreckt, dann die Flugeldecken etwas gehoben und gegen einander bevvegt, wobei ein eben noch wahrnekmbares Gerausch zustande kommt. * 2 ) *) Spater bemerkte ich, dass man auch durch langereg mechanisches Beizen die Thiere zum Zirpen bewegen kbnne. 2 ) Betupft man das Abdomen oder einen anderen Kiirpertheil eines decapitierten Thieres seitlich mit einer Saure, so wird der Tropfen mit der zunachst liegenden 27* ( 389 ) 32 Johann Regen: Bevor ich die Stridulationsorgane der Gnjllotalpa vulgctris Latr. einer nochmaligen Untersuchung unterwarf, interessierte mich die Frage, ob die am meisten ansgebildete weiblicbe Schrillader der genannten Species derjenigen der Mannchen homolog sei oder nieht. Wahrend Landois (67) die genannten Adern als homolog betracbtet, gibt Saussube (70, 77) eine von ihm abweicbende Darstellung. Um zu einem sicberen Resultate kommen zu konnen, betraeh- ten wir vor allem den Verlauf der Tracbeen in den Elytren der mannlichen (Fig. 16) und weiblichen (Fig. 17) Barven, bei welchen iibrigens die Vorder- und Hinterfliigel um ihre longitudinale Achse naeb aussen gedreht erscbeinen, so, dass die spateren lateralen Felder dorsal, die dorsalen, welche als Trager des Stridulations- apparates fungieren, lateral zu liegen kommen, ein Verhaltnis, das wir bekanntlich auch bei anderen Inseetenordnungen hie und da antreffen. Wir orientieren zum Zwecke der Vergleichung die Decken der beiden Sexus so, wie sie von erwachsenen Thieren getragen werden. Secbs Aste 1 ) treten in jede Elytra ein. Von den ersten drei Asten (Fig. 16 u. Fig. 17, I, II, III), welche ein wenig gegen den ausseren Rand sicb kriimmen, versieht der erste mit seinen zabl- reichen Zweigen neben dem zweiten grossen Ast, der parallel mit dem ersten und bis auf die bintere Grabelung ungetheilt verlauft, das laterale Feld; der dritte Ast gestaltet sich genau so wie der zweite und reprasentiert uns die erste Ader des dorsalen Feldes. In diesen Adern stimmen die Fliigeldecken der beiden Gre- schlecbter, wie aus den Figuren 18 und 19 ohneweiters ersichtlieh ist, auch im ausgebildeten Zustande vollkommen liberein. Der vierte Ast (Fig. 16 u. Fig. 17, IV) gibt in seinem Ver- laufe zwei grosse Nebenaste (IV o, IV l>) gegen den hinteren Theil des dorsalen Feldes ab und gabelt sich schliesslich wie der zweite uud dritte. Der erste Nebenast (Fig. 16, IVa) vvendet sich beim Mann- chen in einem machtigen Bogen gegen den inneren Rand, biegt hier gegen die Fliigelspitze um und functioniert in seinem vor- Extremitat abgewischt, welche Erscheinung eine Ahnlichkeit mit den auf dieselbe Weise hervorgerufenen reflectorischen Bewegungen enthirnter oder decapitierter Frosche und Scliildkroten besitzt. 9 AVir bezeichnen sie der Einfachheit halber der Reihe nach mit I, II, III, IV, V, VI. ( 390 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 33 deren Abschnitte beim ausgebildeten Thier als Sehrillader x ) (Fig. 18, Sa [IVa]). Aus der ersten Curvatur sprosst nacli hinten ein kleiner Zweig. * 2 ) Beim Weibchen ist die Kriimmung de3 entsprechenden Neben- astes (Fig. 17, IV«) geringer, der Verlauf dieses Nebenastes dem des Manncbens ahnlich; diese Ader erscbeint im ietzten Entvvick- lungsstadium schwacb bezahnt und reprasentiert die erste Neben- schrillader 3 ) (Fig. 19, sa [IVa]). Die Schrillader des Manncbens erscheint demnacb als Homo- logon der ersten Nebenschrillader des Weibcbens. 4 ) Der zweite Nebenast (Fig. 16, IV b), welcher beim Mannchen kurz vor der scbliesslicben Gabelung des Iiauptastes entspringt, biegt unter einem spitzen Winkel gegen das dorsale Feld um und wen- det sich, etwa in der Mitte des genannten Feldes angelangt, unter demselben Winkel gegen die Flugelspitze. Aus der Ietzten Curvatur dieses Nebenastes sprosst ein Zweig. 5 * ) Beim ausgebildeten Thier ist die entsprechende Ader (Fig. 18, IVZ>) niemals bezahnt. Am weiblichen Fliigel entspringt der zweite Nebenast (Fig. 17, IV b) unweit vom ersten, verbleibt ungetheilt, ist manchmal beim Geschlechtsthier mit rudimentaren Zirpgebilden versehen und fungiert in diesem Falle als die zweite Nebenschrillader 0 ) (Fig. 19, sa' [IV£]). Der fiinfte Ast (Fig. 16 u. Fig. 17, V) 7 ) bleibt bei beiden Greschlechtern einfach und verlauft ziemlicli parallel mit dem ersten Nebenaste der vierten Trachee (IV a) und reprasentiert im vorderen Verlaufe beim ausgebildeten Thier die Hauptschrillader (Fig. 19, Sa [V]) des Weibcbens. Beim Mannchen ist dieser Ast (Fig. 18, V), so viel bis jetzt bekannt, niemals bezahnt. Aus dem sechsten Ast (Fig. 16 u. Fig. 17, VI) entspringt bei beiden Sexus je ein sckwacher am inneren Bande verlaufender Ne- ‘) Vena analis; diese und alle naehfolgenden Benennungen, ivenn nicht be- sonders bemerkt, naek Sadssubb. 2 ) Vena obliqua. 3 ) Vena axillaris I. 4 ) Sadssure betrachtole oftenbar diese zwei Adern als nicht homolog, da er sie verschieden bezeichncte. 5 ) Vena diagonaiis. Der vordere Absclmitt des ersten Nebenastes (IV a) wird zusammen mit dem eben genannten Zweige von Brunner (82) Vena plicata, von Pungdr Vena irregularis genannt. 8 ) Vena analis. Aus der gleichen Benennung der Adern S a (IV a) des Manncbens (Fig. 18) und sa' (1V&) des IVeibcbens (Fig. 19) von Sadssdki: ersieht man, dass er die Honiologie der genannten Adern annelimen zu miissen glaubte. 7 ) Vena axillaris I des (b, Vena axillaris II des Q. ( 391 ) 34 Johann Rege n:. benast. Ein Irarzer Abschnitt desselben functioniert im letzten Ent- wicklungsstadium sowolil beim Manncben (Fig. 18, Sk [VI«]) als aucli beim Weibcben (Fig. 19, Sk [VI«]) als Schrillkante. Aus dieser Betrachtung ergibt sich demnach, dass bei beiden Geschlechtern der Grgllotalpa vulgaris Latr. nur die Schrillkanten, nicht aber die Hauptscbrilladern als homolog zu betrachten sind. Inwiefern sicb die gegebene Ableitung von jener Saussure’s unter- scheidet, habe ich in den Anmerkungen angegeben. Was nun die Ausbildung der tonerzeugenden Cuticularfort- satze an den Scbrilladern der Grgllotalpen anbelangt, so seben wir, dass dieselben desto vollstandiger zu Zirpplatten sich gestalten, je transversaler die betreffende Schrillader verlauft. Bei Grgllo¬ talpa horealis Burm. 5 verlaufen alle Adern des dorsalen Eeldes mehr oder weniger longitudinal, und im Zusammenhange damit konnen wir auch auf keiner Ader irgend welche Zirpgebilde bemerken. Bei Grgllotalpa vulgaris Latr. 9 weisen drei Adern (Fig. 19, V, IVn, IYi) im vordern Abschnitt ei.ne grossere oder geringere trans- versale Biegung auf und sind mit Zirpplatten bewaffnet. Die am starksten gekriimmte Ader V fungiert als Hauptscbrillader, die Zirp¬ platten sind an derselben am besten ausgebildet; die beiden an- deren, IVa und IV 6, sind ihrer geringeren Biegung gemass rudimentar bezahnt und unter diesen ist die am wenigsten ge¬ kriimmte und der Friction nur wenig ausgesetzte Ader IY6 in vielen Fallen ganz glatt, so dass die Verkaltnisse sich bereits jenen der Grgllotalpa africana Pal. Beauv. 9 nahern, wo nur die einzige Ader V mit Zirpplatten besetzt erscheint. Bei Grgllotalpa vulgaris Latr. 5 erreicht die Verschiebung des betreffenden dorsalen Geaders den hoehsten Grad, und die Ader IV«, die beim Weibchen als die erste Nebenschrillader fungiert, erlangt schliesslich die am meisten transversale Richtung und bildet sich in diesem Falle zur Schrillader aus. Aus der bis jetzt noch unbekannten Thatsache jedoch, dass hie und da ausser der Schrillader noch andere zuweilen auftretende Adern rudimentar bezahnt sind (Fig. 18, sa'), scheint hervorzugehen, dass urspriinglich auch beim Mannchen neben der Hauptschrillader Nebenschrilladern vorhanden waren, welchen Zu- stand wir jetzt bekanntlich in der Regel nur bei Weibchen antreffen. Die aufgeworfene Frage, ob eine Vererbung der Stridulations- gebilde vonSeiten desMannchens auf das Weibchen stattgefunden habe, glaube ich mit einiger Wahrscheinlichkeit dahin beantworten zu konnen, dass von einer solchen Uebertragung bei Grgllotalpa vulgaris Latr. \vohl nicht die Rede sein kann, da die meist ausgebildeten Stridulations- ( 392 ) Neue Beobaclitnngen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 35 adern bei beiden Gescblechtern gar nicht bomolog sind und das AFeibchen im ganzen zwei bis drei solche Adern, das Mannchen hingegen in der Regel nur eine einzige besitzt. Bei der Untersucliiing des Tonapparates der Gryllotalpa vulgaris Latr. wendete ich meine Anfmerksamkeit zunachst den noch unbe- kannten mannlichen und weiblicben Scbrillkanten zu. Durch ahnliche Versuche wie bei der Feldgrille konnte icb mich iiberzeugen, dass beim Mannchen die 2 mm lange Sehrillkante ebenfalls dicht vor dem Nodus analis liegt (Fig. 18, Sk). Die Form der Chanterelle zeigt uns Fig. 22, wobei ich be- merken will, dass die Chanterelle in der Abbildung, um zugleick audi den Querschnitt derselben zu zeigen, mitten durchschnitten ist und die beiden Haiften, etwas auseinander geriickt, in der Per- spective hintereinander liegen. Aus dem Vergleich der Figuren 8 und 22 ergibt sich, dass die Schrillsenkung (ss) der Maulvvurfs- grille verbaltnismassig liinger und schmaler ist als die der Feld- grille, ebenso die Schrillfalte (sf). Im durchfallenden Licht erscheint die Schrillmembran bei Gryllotalpa dunkler. Ebenso stellte ich fest, dass auch beim Weibchen der in der Nahe der Fliigelbasis gelegene, 4 bis 5 mm lange Abschnitt der innersten Randader als Sehrillkante functioniert (Fig. 19, Sk). Die verhaltnis¬ massig grosse Lange der Kante wird uns nicht auffallen, wenn wir bedenken, dass das Weibchen zwei bis drei Schrilladern besitzt, die liber die Sehrillkante streichen. Fig. 23 zeigt uns den Querschnitt derselben. Die Sehrillkante (Sk) erscheint als eine scharf vorspringende und stark chitini- sierte, gelb gefiirbte Falte der dorsalen Fliigellamelle, welche am distalen Ende glatt ist, wahrend die tiefer liegende Umgebung eine machtige Bebaarung aufweist. Zum Unterscliiede von der mann- lichen Sehrillkante vermissen wir an der inneren Seite derselben die scharfe ventralwarts gehende Biegung des Fliigelrandes und an der ausseren Seite jene eigenthiimliche membranose Einsenkung, Schrillsenkung, durch welche die Sehrillkante des Mannchens von der angrenzenden Flache des Vorderfliigels getrennt wird. Eine solche „Hemmung“ wie Gryllus campestris L. hat Gryllo- talpa vulgaris Latr. nicht. Die Fliigeldecken werden allerdings vom Mannchen in der Nahe des inneren Randes aneinander gerieben, doch ist die dabei entstandene Vibration der Elytren gering. Ubri- gens wird die Maulwurfsgrille auch im Falle eines IJberschnappens der Fliigel in der Tonproduction nicht gehindert, da sie, wie wir wissen, in jeder Lage das gleiche Gerausch erzeugen kann. (3D3) 36 Johann E e g e n: Die Form der Zirpzahnchen, wie sie auf der mannlichen Schrillader vorkommen, wurde zuerst von Landois (67) beschrieben. Naeh seiner Darstellung sollen die Zirpzahnchen eine hufeisenfor- mige Gestalt besitzen (pag. 120), und so bildet sie aucb Cobelli in einfachen Contouren ab (86, Fig. 59). Im Gegensatze dazu muss ich bemerken, dass icb eine andere Vorstellung von der Form dieser Gebilde gewonnen babe. Das Mikroskop gibt allerdings im durchfallenden Licbt ein hufeisenformiges, gelb bis braun gefarbtes Bild, welehes uns jedoch nicbt die Form, sondern die starke Cbiti- nisierung der vorspringenden Rander der Zirpzahnchen zeigt. Ich betrachtete die Schrillader im auffallenden Licbt und da erscbienen mir die Bestandtbeile derselben, wie sie in der Fig. 24 abgebildet werden. Eine weitere Beschreibung derselben eracbte ich fiir unnothig. Treten bei Mannchen Rudimente von Nebenschrilladern auf (Fig. 18, sa‘ ), so sind dieselben mit schwacher ausgebildeten und anders geformten Zirpgebilden bewaffnet als die Hauptschrillader. Es sind etwa 0'025 mm lange und 0'021 mm breite spitze oder lanzettliche Gebilde (Fig. 25), die oft iiberraschende Ubergange zn den regularen Zahnchen der Hauptschrillader aufweisen, indem sie anfangs auf Kosten ihrer Lange in die Breite wachsen und dann, wo sie bereits bis auf die auslaufende Spitze ganz den nor¬ malen Schrillzahnchen gleichen, ihre Flache vergrossern und nach der einen Seite sich abrunden, welche Tbatsacbe darauf hindeuten diirfte, dass auch die Zirpzahnchen der Hauptschrillader aus ahn- lichen Formen hervorgegangen sind. Die Zirpzahnchen der Hauptschrillader des Weibchens besitzen bekanntlich in der Regel dieselbe Gestalt und fast dieselbe Grosse wie die des Mannchens, auf Nebenschrilladern hingegen sind sie schwacher ausgebildet und die kleinsten zeigen jene Form, wie die Zirpgebilde der rudimentaren mannlichen Nebenschrilladern. Ich untersuchte auch Gryllotalpa africana Pal. Beauv., horealis Burm. und Scapteriscus didactijlus Latr. auf ihre Tonapparate und land, von geringen Abweichungen in der Grosse und Zalil der Zirp¬ zahnchen abgesehen, iiberall dieselben Verhaltnisse wie bei Gryllotalpa vulgaris Latr. vor. Dasselbe gilt fiir Grgllotalpa nitidula Serv., was die Form der Zahnchen anbelangt; die Grosse und Anordnung derselben hingegen weist eine Eigenthiimlichkeit auf. Von 29 Zahnchen, die ich bei einem Manncben zahlte, waren die ersten 21, deren Breite 0-015 mm und deren Lange 0’018 mm betrug, etwa 0’085 mm von einander entfernt, wahrend die iibrigen ( 394 ) Neue Beobaehtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 37 gegen den inneren Rand gelegenen 0'03 mm breiten und 0'035 mm langen 8 Zahnchen in einem Abstande von 0'323 mm sicb befanden. Da jedenfalls gerade die letzteren bei der Tonproduction zur Ver- wendung kommen, diirfte die Lautausserung dieser Insecten eine liochst unvollkommene sein. Man kann sicb jedoch mit Rricksicht auf die iibereinstimmende Ansbildnng der Schrillader der iibrigen Gryllo- talpen-Species vorstellen, dass urspriinglicb aucb bei Gryllotalpa nitidula Serv. die Schrillader mit gleichartig ausgebildeten Zahnchen ausgeriistet war nnd vielleicht erst infolge des schwachen Ge- brauches eine Reduction derselben stattfand, indem die iibrig ge- bliebenen auf Kosten der ausgefallenen sich vergrosserten. Es diirfte iiberhaupt wahrscheinlich sein, dass im Zusammen- hang mit der eigenthiimlichen Lebensweise der Gryllotalpen deren Stridulationsapparat auf einer niedrigeren Stufe der Vollkommenkeit vex'blieb als jener der Grillen. Diese musicieren wahrend ihres ganzen Lebens, jene machen nur zur Paarungszeit, wenn sie sich auf der Oberflache umhertreiben, von ihrem Toninstrument Ge- brauch. "Wir sahen bis jetzt, dass bei den meisten Grylliden der Ton- apparat auf beiden Eliigeldecken gleichmassig ausgebildet ist, in¬ dem jede Flugeldecke eine Schrillader und eine Schrillkante tragt, \velcher Umstand bekanntlich zu der Annahme Anlass gab, dass diese Thiere beim Zirpen die Fliigeldecken beliebig wechseln konnen. Dieses letztere, jedenfalls urspriingliche Verhaltnis liaben wir in- dessen nur bei Gnjllotalpa vulgaris Latr. angetroffen. Bei Grijllus oam- pestris L. fanden wir bereits eine Theilung der Arbeit angebahnt, indem, trotz der anscheinend fast gleichen Ausbildung der beider- seitigen Bestandtlieile des Tonapparates, die Schrillader der recliten Flugeldecke als Bogen, die Schrillkante der linken als Saite be- nlitzt wird. Weiter fortgefiihrt erschien diese Arbeitstheilung bei Oecanthuspellucens Scop., wo die Schrillkante der rechten Flugeldecke vielfach bereits riickgebildet ist, das Schrillgriibchen des genannten Vorderfliigels und die Schrillader des linken kingegen noch erhalten bleiben. Bei Nemobius sylvestris Fab. endlich erreicht unter den Grylliden die Theilung der Arbeit den hochsten Grad, indem die redite Schrillkante vollkommen, die Zirpplatten der linken Schrill¬ ader theilweise riickgebildet sind. Dadurclr, sowie durch die ungleiche Ausbildung der Elytren nahert sich Nemobius sylvestris Fab. den Locustiden, aus welchen Griinden es mir passend erschien, diese Ubergangsform unmittel- bar vor denselben zu beriihren. ( 395 ) 88 Johann Regen: Schon alteren Forscbern jfiel es auf, dass die redite Elytra bei Nemobius syloestris Fab. dunkel, die darunterliegende linke hell und durehsichtig erscheint. Cobelli liat die Vorderfliigel genauer untersucht und gefunden, dass audi die Schrilladern ungleich ge- baut sind. Es ist vorzugsweise die Schrillader der dunklen Elytra als Bogen ausgebildet, die der durdisichtigen bingegen so redu- ciert, dass daraus mit Recht gescblossen wurde, diese Tbiere konnten beim Zirpen nicbt beliebig mit den Elytren wecbseln. Da micb die Angabe Cobelu’s hinsiebtlicb der Riickbildung der linken Scbrillader nicbt befriedigte und icb iiber das Schicksal der reohtsseitigen Scbrillkante nirgends etwas erfabren konnte, unter- zog icli den Tonapparat dieser interessanten Eorm einer tbeilweisen Nachuntersucbung. "VVas vor allem die Eorm der Zirpplatten der recbten Flligel- deeke anbelangt, so unterscheidet sich dieselbe nicbt wesentlicb von jener, die wir bei Gryllus campestris L. seben. Der Bau jedocb ist ein viel zarterer, indem die ganze Platte wie die beiden fliigelformigen Fortsatze der Zirpplatten der Feldgrille durchsicbtig erscbeint und die Basis derselben im durcbfallenden Licbt als ein kleines, licbtes, halbkrcisformiges Feld durchscbimmert. Gegen die beiden Enden der Scbrillader nehmen, wie gewobnlich, die Zirpplatten an Grosse ab, obne ibre Gestalt und gegenseitige Entfernung wesentlich zu iindern. Die Anzahl der Zirpplatten der recbten Schrillader betragt etwa 70, die mittlere Entfernung derselben von einander 0 - 0125 mm, ihre Breite 0'012 mm und Lange 0'0274 mm. Anders gestalten sicb die Verhaltnisse der linken Schrillader (Fig. 26). Hier betragt der Abstand der am inneren Ende der Scbrillader gelegenen Platten 0’0125 mm, wachst gegen das andere Ende bald zu 0'016 mm an und variiert weiter von Platte zu Platte. Ebenso wechselt auch die Grosse und Form dieser Gebilde. Wahrend die ausgebildeten Platten (a,b,c) 0’012 mm breit und 0'0275 mm lang sind, messen die gegen das aussere Ende der Scbrillader gelegenen riickgebildeten Zirpplatten 0 - 025 mm in der Lange und 0 02 mm in der Breite, andere 0'0174mm und 0'015 mm, zwischen welchen wiederum Ubergange sicb finden. Mit abnehmender Liinge und zunebmender Breite runden sich die spitzen Ecken der Platten allmahlich ab und sie erscheinen scbliesslicb nicbt nur in der Form. sondern sogar in den Dimen- sionen den Zirpplatten auf den Schrilladern mancher Gryllota(pen gleich (Fig. 26, m). ( 390 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Ortliopteren. 39 So bilden sich nach unserer Meinung die hocbstentwickelten Platten zu einer Form zuriick, aus welcher sie hervorgegangen sind. Denn es lassen sicb die Platten der Grillen von jenen der Gryllotalpen ableiten. Einerseits wird bei Scapteriscus die halb- kreisformige Contour der Zirpplatten mebr in die Lange gezogen, so dass die far die Zirpplatten der Grillen charakteristische Trapez- form angebahnt erscbeint, andererseits besitzt Oecanthus Zirpplatten, die bis auf geringe Einkerbungen am Pande jenen der Werren ziemlich gleich sehen. Es sebeint daher, dass die Zirpplatten bei Nemobius sylvestris Fab. und allen Grillen uns eine bobere Ent- wicklungsstufe der Zirpplatten der Gryllotalpen vorstellen und dass, wie diese aus einfacberen Formen, so jene aus diesen hervor¬ gegangen sind. Es bleibt, nur iibrig, schliesslicb nocb eine Bemerkung iiber die Cbanterelle von Nemobius sylvestris Fab. zu machen. Wiihrend dieselbe auf der linken Fliigeldecke vollkommen ausgebildet ist und eine stark chitinisierte, messerscbarfe Schrill- kante von 0'3 mm Lange aufweist, sucbt man auf der recbten Dečke nach einer solcben vergebens, nicht einmal das Schrillgriib- chen ist erhalten geblieben. Dass sie aber jedenfalls urspriinglicb vorhanden war, darauf deutet der letzte Rest der Scbrillader auf der linken Fliigeldecke. Die Elytren des Genus Nemobius sind, abgesehen von dem Umstand, dass die eine dunkel, die andere hell erscbeint, unsym- metriscb und die Tbiere konnten mit gewechselten Fliigeldecken keine Tone hervorbringen. Es ist dies das einzige bis jetzt bekannte Vorkommen unter den Grylliden, wo die specifiscbe Differenzierung der beiden Tbeile des Stridulationsapparates sogar weiter vorge- scbritten ist als bei vielen Locustiden. Lautorgane der Locustiden. Taf. II, Fig. 27—40. Der Bau .der Lautorgane der Locustiden stimmt im wesent- lichen mit jenem der Grylliden iiberein. 1 ) Aucb bier tragt das dor- sale Feld der Vorderfliigel den Tonapparat. Die Arbeitstheilung jedocb, die wir unter den Grylliden nur bei Nemobius finden, wird bier vorberrschend und weiter entwickelt. Die obere Fliigeldecke, und zwar in der Regel die linke 2 ), ist derb und tragt die Schrill- ‘) DeinacrUla und Gnjllacris combusta Gerst. ausgenommen. (Gkabeu 74.) 2 ) Einige exotische Locustiden, z. B. Plagiopterci cincticornis Stal, ausge¬ nommen. (pETRUNKEWlTSCH, V. GUAITA.) (397) 40 Johann Reg en: ader (Fig. 27, S a) , die untere, rechte Fliigeldecke, welche in den meisten Fallen auch mit einer Schrillader versehen ist, erscheint dimn und durchsichtig und tragt die Schrillkante. Neben den zwei genannten auf der ventralen Seite der rechten und linken Flugeldecke vorkommenden Sehrilladern, den Hauptscbrilladern, treten bei den Locustiden vielfach auch sogenannte Nebensehrilladern auf (Fig. 28, sa‘), die zum Untersebiede von den Hauptscbrilladern auf der dorsalen Seite der Elytren gelegen sind und mit dem verdickten Rande des dar- iiberliegenden Vorderfliigels in Contact gebracht werden (Fig. 29, sk‘). Die rechte Hauptscbrillader ist in der Regel schwacher ent- wickelt oder riickgebildet und wird bei der Tonproduction nicht gebraucht. Ausser der Schrillader und Schrillkante wird bei den Locu¬ stiden zum Tonapparat auch der sogenannte Spiegel (Fig. 27, S ) (ein von mehreren stark verdickten Adern umgrenztes, durchsichtiges und oft stark glanzendes Feld der rechten dorsalen Flugeldecke) gerechnet, welcher bei der Scballerzeugung in erster Linie die vibrie- rende Membran reprasentiert. Das entsprechende Feld der linken Flugeldecke (S‘) ist verdickt. Nicht nur die Mannchen, sondern auch die Mehrzabl der Weibchen unter den Locustiden ist mit Sehrilladern ausgestattet, jedoch nur mit Nebensehrilladern 1 ) (Fig. 30, sa , sa ‘), welche entweder von dem verdickten Rande (Fig. 31, sk‘) der dariiber- liegenden, ebenfalls linken Elytra, wie die Nebensehrilladern der Mannchen, oder von einer stark vorspringenden, auf der ventralen Seite des eben genannten Vorderfliigels gelegenen scharfen Leiste (Fig. 31 j sk ) angestrichen werden. ZumUnterschiede von der Schrillkante des rechtenVorderfliigels, die von der Hauptschrillader angestrichen wird, der Hauptschrill- kante, konnen wir alle jene Stellen des linken Vorderfliigels, welche mit Nebensehrilladern in Contact gebracht werden, als Neben- schrillkanten bezeichnen. Die Locustiden-Weibchen besitzen daher mit seltenen Ausnahmen nur Nebenschrillkanten. Wie bei den Grilliden entbehren, soviel bis jetzt bekannt, auch die Lar ven der Locustiden eines Tonapparates. Bemerken will ich noch, dass der von den Locustiden beim Zirpen erzeugte Ton in der Regel nicht so hell und schwacher ist Die weiblichen Thiere vou Dinurchus Dctsijpus TU. und Callimenus Tan¬ čici Br. ausgenommen. ( 398 ) Neue Beobaclitungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 41 als bei den Grillen. Denn, abgesehen davon, dass die Elytren wahrend der Schallerzeugung weniger hocb gehalten vverden und daber eine geringere Quantitat Luft, welche die Resonanz ver- starken wiirde, unter sich einschliessen, schwingen die beiden Decken wegen ihrer ungleichartigen Beschaffenheit verscbieden, wahrend sie bei den Grillen dieselben Schwingungen ausfiibren und sich gegenseitig verstarken. Meine Untersucbungen iiber den Tonapparat der Locustiden richteten sich in erster Linie auf die Schrillkante, erstreekten sich dann aber auch auf die Ausbildung des Stridulationsgeaders einiger hieher gehorigen Formen, wie Barbitistes serricauda Fab., Lepto- phyes Bosci Fieb. und Phaneroptera falcata Scop. Zunachst sollen auch einige Beobachtungen iiber das Zirpen von Decticus verruci- vorus LLocusta caadata Gharp. und Thamnotrizon apterus Fab. hier Erwahnung finden. Unter den langfliigeligen Formen bildeten Decticus verrucivo- rus L. und Locusta caudata Gharp. den Gegenstand meiner Auf- merksamkeit. Wenn Decticus die Nacht oft bis in den Morgen zirpend auf dem Boden zugebracht hat, klettert er nach Tagesanbruch, wenn ein Halm, Strauch oder Baum in seiner Nahe zu finden ist, auf diesen liinauf und lasst von da sein Gezirpe erschallen. Am leichtesten bekommt man diese Thiere auf dem einen oder dem anderen Acker zu sehen, wo sie zu Hunderten, auf Getreidehalmen sitzend, musicieren. Wenn Decticus mit Locusta dasselbe Revier bewohnt, so sind sie auf zwei verschiedene Seiten desselben ver- theilt und schon von weitem durch ihr charakteristisches Zirpen leicht von einander zu unterscheiden. Wahrend I^ocusta ihr Lied piano anfangt, erescendo fortfahrt und erst nach einiger Zeit eine Pause eintreten lasst, zirpt Decticus in einzelnen abgerissenen Lauten, die beim lebhaften Schrillen zwar rasch nach einander folgen, jedoch nie zu einem continuierliehen zrrr verschmelzen; beim jedesmaligen Auseinanderklappen der Decken wird der unter der linken Elytra liegende Spiegel sichtbar. Nebenbei will ich erwahnen, dass Locusta caudata Gharp. eine gewisse Regelmassigkeit beim Chorzirpen, wenn ich mich so aus- driicken darf, beobachtet. Ein Mannchen fangt mit seinem zrrr leise an, dann stimmen alle in nacbster Umgebung befindlichen Mannchen ein, anfangs leise summend, dann immer starker die Decken reibend, wodurch das Piano durch ein Crescendo zu einem lang andauernden Forte wird, mit welchem alle zu gleicher Zeit (S99) 42 Johann Reg en: aufhoren, um nach verstrichener Pause den monotonen Gesang von neuem zu wiederholen. Obgleich Decticus verrucivorus L. in der freien Natur sehr scheu ist und mit dem Gezirpe gewohnlicb schon auf hort, bevor man in seine Nabe kommt und ihn erblickt, benimmt sich dieses Thier. wenn es einige Zeit in Gefangenschaft zugebraclit bat, viel zu- traulicher. So batte icb oft, Gelegenbeit, das eine oder das andere Mannehen. wahrend es zirpte, in der flachen Hand unter freiem Himmel zu beobaehten. Dabei legte sich das Tbier etwas scbief gegen die fremdartige Unterlage, indem es ein Hinterbein weit ausstreekte, das andere einzog, so dass die grosstmogliche Ober- flache seines Korpers von der Sonne bestrablt war, und zirpte bald so lebhaft, dass es sogar beim Festhalten der EIytren noch immer zu musicieren versucbte, ohne sich von der Hand zu riihren. Auch die Nabrungsaufnabme hinderte die Tbiere in der Tonproduction nicbt. Unter den kurzflligeligen Locustiden fiel mir Thamnotrizon apterus Fab. wegen seines eigentbiimlicben Zirpens besonders auf. Wahrend Decticus verrucivorus L. bei bellen Tagesstunden uner- miidlieh zirpt, verbiilt sich Thamnotrizon apterus Fab. stili in seinem Versteck und gibt nur, wenn die um ihn herrscbende Kuhe gestort wird, einige schrille Laute als Mabnruf von sich, aDfangs in sebneller Aufeinanderfolge, zuletzt etwas ritardando. Erst spat nachmittags, wenn die Sonne bereits dem Untergange nabe ist, be- ginnt sein Treiben, und dann hort man fast in jedem Strauche ein Mannehen locken, wahrend die Weibchen von einem Versteck ins andere husehen. Wollen wir ein Mannehen wabrend seiner Tonproduction beob- achten, so ist es vor allem notbig, uns ausserst behutsam zu nahern; aber auch dann, wenn es uns gelingt, unbemerkt in seine Nabe zu kommen, ist es sehr fraglich, ob wir das Thier zu Gesicbt bekommen werden. Es steigt zwar wie Decticus auf einen Zweig oder auf den Stamm eines aus der Mitte des Strauches emporragenden Baumes binauf, wagt jedocb nicht, auf die grunen Blatter zu kommen, an welehen seine dunkelbraune Farbe es allzu leicht verrathen konnte. Gliickt es uns jedoeh, ein Mannehen zu er- blicken, so konnen wir ruhig beobaehten, wie es die kurzen schuppen- fihnlichen Elytren auseinander- und zusammenklappt, wodureh das uns bekannte Gerausch zustandekommt. Die einzelnen Tone sind durch scharf abgemessene Pausen getrennt. Wenn jedocb unterdessen im naehsten Versteck ein anderes Individuum zu musicieren anfangt, konnen wir wabrnehmen, dass ( 400 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Ortliopteren. 43 die beiden Thiere abwechselnd zirpen, d. h. dem Zirpton des ersten folgt, wahrend dasselbe pausiert, der Zirplaut des zweiten Indivi- duums und, wahrend das zweite innehalt, wiederum der Zirpton des ersten Individuums n. s. w. So wechseln sie oft zehn- bis zwan- zigmal ab, bevor eine langere Pause von unbestimmter Zeitdauer eintritt. Nach einiger Zeit fangt das eine von den ,beiden Mannchen wiederum an, das zweite stimmt, wenn es iiberliaupt zirpen wiH, ein, und so gebt es den ganzen Abend bis zehn oder elf Uhr nachts weiter. Dieses Alternieren geht in einem bestimmten Tempo vor sieh. Solite jedoch das erste Mannchen sehneller beginnen, dann folgen die Abweehslungen anfangs ebenfalls im betrefFenden Zeitmass; durch beiderseitiges Ritardando hingegen wird bald das iibliche Tempo erreicbt, mit welcbem sie dann ibr Gezirpe in der Regel bis zn Ende fiihren. Nar selten boren sie ritardando auf. Und wie der Anfang des monotonen Mnsikstiickes mit einem Solo beginnt, so fiigt aucb am Ende desselben das eine oder das andere Mann¬ chen allein einige Laute als Nachspiel hinzu. Fangen jedoch zu- fallig beide Tbiere auf einmal mit ibrer Musik an, so accommodieren sie sich bald, indem ein Individuum etwas innebalt und dann an passender Stelle einstimmt. Horen jedoch beide Mannchen zu gleicber Zeit auf, um die iibliche Alternation im Zirpen zu ermbglicben, so gliickt es ihnen oft erst nach vieler Miibe oder sie verzichten uberbaupt auf Erfolg. Wenn ein drittes Mannchen sich in der Nahe befindet, so stort es keineswegs diese rhytbmische Bewegung, es zirpt entweder mit dem ersten oder zweiten Individuum zusammen. In dem Falle, dass eine grossere Zalil beisammen ist, musi- cieren sie folgendermassen: Ein Individuum beginnt, ein zvveites stimmt ein, und nun folgen nacheinander diejenigen von den iibrigen, die sich gerade am Zirpen betheiligen wollen, indem sich ein Theil dem ersten, der andere dem zweiten Mannchen anschliesst. Das Alternieren dauert in diesem Falle langere Zeit ohne eine Pause fort, da, wenn die ersten bereits aufgehort haben, immer wieder neue Individuen das Gezirpe fortsetzen, denen wiederum andere folgen, und schliesslich oft die ersten von neuem einstimmen. Auch Rcdow beobachtete diese Species wahrend der Ton- production, fand jedoch dabei nichts Auffallendes. Da in einem Gebiisch in der Regel zahlreiche Individuen vorkommen, so ist es in der freien Natur nicht so leicht mdglich, eine Regelmassigkeit ( 101 ) 44 Johann Regen: in ihrem Musicieren wahrzunehmen. Isoliert man hingegen die Thiere, indem man zunachst zwei, dann drei und sehliesslich mehrere nahe bei einander beobaehtet, was nur in der Gefangenschaft ohne Schwierigkeit durcbfiihrbar ist, dann wird man sicb von der Rich- tigkeit meiner Darstellung leicbt iiberzengen konnen. Bei meinen diesbeziiglichen Untersucbungen bediente ieh mich mit Vortheil eines ziemlich grossen Schankastens von der Form eines Aquariums, dessen Boden mit Rasen bedeckt und in dessen Mitte ein kleiner dichter Busch gesetzt wurde. Das Einfangen dieser Thiere macht, wenn man sie nur erst erblickt h at und wenn der betreffende Straneh nicht zu gross ist, keine Schwierigkeit. Am sichersten ist es noch, wenn man sie raseb ergreift; denn sonst lassen sie sich vom Zweig oder Stamm in das dickte Gebiisch herunter, machen auf dem Boden einige Zickzack- spriinge, verstecken, wenn nicht anders moglich, wenigstens ihren Kopf in die abgefallenen Blatter und lassen sich oft lieber zer- treten als aus ihrem Versteck verseheuchen. Da ihre Farbe dem diirren Laub ziemlicli ahnlich sieht, sind die Thiere thatsachlich gut geschiitzt. Ich fiige noch hinzu, dass das Zirpen nicht nur zum Anlocken der Weibehen, sondern in zweiter Linie auch zum Auffinden der Individuen derselben Species dient. Indem ein Mannehen dem andern antwortet oder das andere zirpen hort, finden einander die Thiere auf nicht unbedeutende Distanzen, wobei sie sich nach dem Schalle orientieren; den Mannehen folgen die Weibchen, und so vereinigt sich die ganze Sippe in einzelne oft scharf abgegrenzte Bezirke. Es scheinen die mit einem Tonapparat ausgestatteten Ortho- pteren entweder ein so feines Gehor zu besitzen, dass die einzelnen Species ihr specifisches Gezirpe unter allerhand Lautausserungen anderer Insecten oder auch ihnen ferne stehender Thiergruppen genau zu erkennen imstande sind, oder es reagieren bei den einzelnen Species die Nervenendigungen ihres Gehororgans nur auf jene Laute, welche die betreffende Species hervorbringt. Ueber den Tonapparat der Locustiden haben bereits mehrere Autoren ausfiihrlich berichtet, und zwar war es wiederum haupt- sachlich die Schrillader, welche die Aufmerksamkeit auf sich lenkte; die Schrillkante blieb entweder unberiicksichtigt oder die Ansichten dariiber sind so getheilt, dass eine neue Untersuchung wiinschens- wert erschien. Unter den alteren Forschern hat Ro e s el die zwei vorderen Fliigel, welche „als zwei steife und trockene Kbrper“ schnell an- (402) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 45 einander gerieben werden, als das Instrument der Schallerzeugung hingestellt und de G-e er hebt bervor, „dass die Heuschrecke durch das lebbafte Aneinanderreiben der Adern eine Art von Zittern oder Vibration in der Membrane (= dem Spiegel) hervorbringt, wodurch der Schall ungemein erhokt und verstarkt wird“ (III, pag. 274). Diesen im allgemeinen ricbtigen Anscbauungen steht die Ansicbt Burmeister’s gegeniiber, nach welcher die Entstehung des Toneš in folgender Weise zu erklaren ware: „ Durčli die heftigen, den ganzen Korper in Erschiitterung setzenden Flugbewegungen, wobei die Fliigel aber nicbt gespannt sind, wird die Luft aus den Stig- men und besonders den mittleren des Brustkastens herausgetrieben und prallt so gegen den herabgebogenen ausseren Band der Ober- fliigel, welcber sieh eng an den Brustkasten anlelmt. Sie muss dalier, um einen Ausweg zu finden, an der Wand des Fliigels hinaufsteigen, um unter dem hinteren Bande bervorzudringen. In- dem sie diesen Weg verfolgt, stosst sie gerade auf das elastiscbe Feld der Oberflugel (= den Spiegel), welches nun durch den Druck der Luft in Schwingungen gesetzt wird und tont“ (I, pag. 511). Landois, welcher den Tonapparat einer mikroskopischen Un- tersucbung unterwarf, widerlegt die Annahme Burmeister’s, in- dem er die Lautausserung in der Weise zustande kommen lasst, dass die Schrillader der linken Flugeldecke iiber den erhabenen inneren Band des Spiegels auf der rechten Flugeldecke ge- strichen wird. Derselben Meinung ist auch Grab er (72), fiigt aber in der Anmerkung (pag. 102) kinzu: „Bei manchen Formen, Tham- notrizon, Ephippigera u. a. wird nicht die innere Spiegelader, sondern entweder die Vena obliqua oder der verdickte Fliigelrand angestrichen 11 , wobei er in der Abbildung der weiblichen Dečke von Ephippigera vitium Serv. auf eine Stelle hindeutet, die speciell beim Weibchen der genannten Art die ihr zugemuthete Bolle nicbt spielt. Darwin (pag. 316) ist der Ansieht, dass bei den Locustiden im allgemeinen „ein fein gesagter Nerv quer iiber die v o r sp ri n g en d e n Ne r ven an der oberen Flache des rechten Fliigels hingezogen wird“; bei Phasganura viridissima Westw. (= Lo- custa viridissima L.) schien es ihm aber (pag. 317), „als ob der ge- sagte Nerv gegen die abgerundete hintere Ecke des ent- gegengesetzten Fliigels gerieben wiirde“. Budow meint, dass der Ton dadurch entsteht, dass zwei bis vier erhabene Hornrippen des linken Vorderfliigels mit der feinzahnigen Oberflache seitwarts a n der gebogenen Langsrippe des rechten streichen. v. Siebold hingegen bezeiehnet, nachdem er die Angaben Burmeister’s (I, Arbeitcn aus den Zoologischen Instituten etc. Tom. XIV, Heft 3 . 28 ( 403 ) 46 Johann Regeu: pag. 511), Newport’s (II, pag. 928) und Gtoureau’s (pag. 49) als unrichtig hingestellt hat, den inneren, abgerundeten Winkel der Fliigelwurzel, Cobelli (86) aber den h interen Ran d der recbten Elytra iiberbaupt als die angestricbene Stelle. Brunner (84, pag. 466 u. 467) erscbien unter dem Mikroskop „die linke Scbrillader anf der unteren, die recbte auf d^r ob er en Seite durch regelmassige Querleisten rauh“, wobei bei der Tonpro- duction „die Scbrillader des linken Fliigels als Fiedelbogen, die- jenige des rechten als Saite functioniert“, welche Ansicht auch schon Fischer (pag. 189) vertrat. Petrunkewitsch und v. Guaita endlicb nehmen mit Landois und anderen Autoren die sogenannte Saite (den inneren Spiegelrand) als Schrillkante an. Somit sind aber auch alle am inneren Rande gelegenen Tbeile der recbten Flugeldecke und des angrenzenden dorsalen Feldes von den einzelnen Forschern als Anstrichstelle bezeichnet worden, und es bleibt nun zu untersuchen iibrig, welche von diesen Ansichten die ricbtige sei. Da die Angabe Cobelli’s zu ungenau ist, die alteren An- gaben von v. Siebold widerlegt und die Darstellungen Rudow’s, Fischer’s und Brunner ’s scbon durch das friiber erscbienene Werk von Landois hinfallig geworden sind, beschrankte ich micb hauptsachlich darauf, die Angaben der iibrigen Autoren auf ibre Ricbtigkeit zu priifen. Nach Landois (67) findet sich iiberall nur eine Scbrillader, Hauptschrillader vor; die Nebenschrill- adern, welcbe, wie ervvahnt, auf der dorsalen, also entgegenge- setzten Seite der Fliigeldecken vorkommen, blieben bis Graber (72) allen Autoren unbekannt. Wenn Petrunkewitsch und v. Guaita bebaupten (pag. 297), dass „die Autoren das Vorhandensein von irgend welchen Ton- apparaten bei den Weibchen der Locustiden, mit Ausnahme der Ephippigera -Arten leugnen 11 , so ist das jedenfalls ein Verseben, da Grabee in dem eben genannten Werke (72, pag. 114) wortlich scbreibt: „In der Wirklichkeit findet man aber bei der Mehr- zabl der L o c us tiden- Weib c h en, deren Decken sich auf dem Rlicken kreuzen, unverkennbare Spuren der Zirporgane bei den Mannchen. “ Betrachten wir die Lage der linken Scbrillader einerseits und des inneren Spiegelrandes (Fig. 27, Sa, Fig. 32, Sr) der recbten Dečke andererseits, so sehen wir auf den ersten Blick, dass diese nicbt leicbt in Contact gebracbt werden konnen. Um jedoch einer jeden Tauschung vorzubeugen, scbnitt icb den erwahnten Spiegelrand bei ( 404 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 47 einer Reihe von Individuen verschiedener Species ab, wobei selbst- verstandlich die iibrige Fliigeldecke unversehrt gelassen wurde, und als die Tbiere wiederum zirpten, konnte ieh keine merklicbe Ab- nalime des Toneš wahrnehmen. Hiemit wurde der indirecte Beweis geliefert, dass die genannte Spiegelader beim Stridulieren keine Rolle spielt, und ick fiige nun noch binzu. dass aucb die Vena ob¬ ličja (Fig. 28, s a) in keinem von mir untersucbten Falle die ibr zugedachte Function (Grabbe, 72) ansgeiibt hatte. Ich wiederbolte dann die Versuebe v. Siebold’s, indem ich den inneren, abgerundeten Fliigelrand (Fig. 27, Sk ) abtrennte, und kam zu demseiben Resultate: „Die Tbiere setzten ibre musikaliscken Bemiihungen zwar noeb fort, bewegten nacb wie vor ibre Fiiigel- deeken gegen einander, waren aber jetzt nur imstande, einen ganz leisen Ton zuwege zu bringen, indem der eines harten Randes be- raubte innere Winkel der recbten Fliigeldecke zu weich war, um heftige Scbwingungen der Fliigeldecken zu erzeugen“ (pag. 70). Es wurden aucb keine Anstrengungen gemacht, die EIytren zu wecbseln, was wir bei Qryllus campestris L. bie und da beobachten konnten. Wecbselt man selbst den Tkieren die Fliigeldecken, so bringen die Mannchen von Poecilimon Fieberi Ullrich, Locusta caudata Charp, } Thamnotrizon apterus Fab. u. a. dieselben meist bald in die gewohnte Lage zuriick. Im Falle aber, dass die Tbiere ibre Elytren in ge- wecbselter Lage gegen einander schlagen, erzeugen sie nur ein schwacbes Gerausch. Gr aber (72, pag. 120) erzielte zwar bei Mannchen von Ephippigera vitium Serv. „durcb die kiinstlicbe Reibung der grossen recbtsseitigen Tonader an der linken Tonleiste 1 ) ganz denselben Effect wie das Tbier beim umgekebrten Gebraucb seiner beider- seitigen Fliigeldecken “ und scbloss daraus, dass die rechte und linke Hauptscbrillader nicht bloss morpbologisch, sondern auch functionell gleichwertig sind. Dem gegenuber muss ich jedocb bemerken, dass ich durch Versuche mit lebendem Material auch bei Ephippigera vitium Serv. 5 ganz ahnliche Resultate erzielte wie bei den friiher genannten Locustidenspecies. Die Thiere konnten mit geweehselten Fliigeldecken bei weitem nicht dasselbe Gerausch hervorbringen wie in der gewohnlichen Lage, in welche iibrigens nach einigen Fliigelbewegungen die Elytren von selbst zuriickzukeliren schienen. Auf diese Versuche gestiitzt, glaube ich die Behauptung aufstellen zu konnen, dass eine functionelle Gleichwertigkeit der beiden Haupt- *) Gkaber meint darnnter offenbar die linke Scbrillkante. 28 * ( 405 ) 48 Johann Regen: schrilladern bei Mann eh en der genannten Art ebensoweoig angenom- men werden darf wie bei anderen Locustiden. Bei weiblichen Thieren von Ephippigera vitkim Serv. hingegen (welche bekanntlich auch mit einem Schrillapparat ausgestattet sin d nnd, nebenbei bemerkt, die Elytren beim Zirpen bedeutend weniger emporheben als die Mannchen) ware eine solehe Annahme eher ge- stattet; denn sie bewegen in geanderter Fliigelstellung die Elytren genau so iibereinander wie beim gewohnlichen Gebrauch derselben und erzeugen dabei auch fast ein ebenso starkes Gerausch. Beson- ders auffallend ist noch der Umstand, dass von Weibchen die Fliigel- decken nach gewechselter Stellung nicht in die urspriingliche Lage zuriickgebracht werden. Da die neue Fliigelstellung auch nach voll- kommener Entfernung der sattelformigen Verlangerung des Prono- tums wahrend des Zirpens beibehalten wird, kann offenbar nicht die erwiihnte Pronotumbildung daran Schuld tragen, als ob unter dem Sattel kein geniigender Raum zu einem Rollenwechsel vor- handen ware (Bertkau, pag. 274, Note), sondern es ist vielmehr wahrscheinlich, dass die geringe Differenzierung der beiden Elytren als Bogen und Saite den Grund der friiher genannten Erscheinung bildet. Aus dem friiher vorgefiihrten Versuche von Siebold ergibt sich nun, dass bei den Locustiden in der Regel die rechte innere, 1 bis d mm lange, bogenformig gekriimmte scharfe Kante in der Nahe der Fliigel- basis als Schrillkante functioniert (Fig. 27, 28, 35, 39, Sk), was auch Dakwin in einem Falle richtig beobachtete. Das gilt jedoch nur fiir jene Locustiden, die keine oder nur schwach ausgebildete Neben- schrilladern besitzen. Bei anderen Eormen hingegen, die wie Epldp- piejera vitium Serv. k) und 9 mit stark ausgepragten Nebenschrill- adern ausgestattet sind, tretrni, wie schon friiher erwiihnt wurde, neben der genannten Schrillkante . auch andere, sogenannte Neben- schrillkanten, auf. Wahrend die Eunction der eben erwahnten Nebenschrillader und Nebenschrillkante beim Weibchen von Ephippigera vitium Serv. von den Autoren nicht in Zweifel gezogen wird, schreibt Bertkau (pag. 271) von der entsprechenden Nebenschrillader des mannlichen Thieres, dass sie keine Rolle wahrend der Tonproduction spiele, da die linke Fliigeldecke beim Zirpen stark erhoben sei und der Innenrand derselben mit der genannten Schrilleiste gar nicht in Beriihrung komme. Auch sei es schon von vornherein in hohem Grade unwahrscheinlich, dass beide Fliigeldecken (oder Theile der¬ selben) zu gleicher Zeit als Bogen und Saite fungieren sollten. Im ( 406 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridniationsorgane der saltatoren Orthopteren. 49 Gegensatze dazu fand Landois (79), dass die genannte Neben- schrillader eine Verstarkung des Scballeffectes bewirke, und Graber (72, pag. 111) bracbte „durch kiinstliches Aneinander- 1 ’eiben der beiderseitigen Elytren nacb vorhergehender IVegnahme ihrer Hauptscbrilladern ein dentlicb vernehmbares, kratzen- des Gerausch bervor, welcbes infolge der Frietion der kleinen Tonadern entstand und im Vergleicbe mit den Zirptonen der Haupt- sclirillader als ein vcahrer Missklang zu betrachten sei“. Icb beobachtete zunachst die Tbiere, indem icb sie in die Hand nabm (sie zirpen bekanntlich, wenn sie ergriffen werden*), und dann, wakrend sie sassen und musicierten. Im ersten Falle war die linke Fliigeldecke gewobnlich so stark erhoben, dass ich iiber- einstimmend mit Bertkau mit Sicherheit constatieren konnte, dass die rechte Nebenscbrillader von dem ventralvviirts gebogenen Innen- rande der linken Dečke thatsachlich nicbt angestrichen wird. Im zweiten Falle bingegen wurde der eben genannte Fliigelran 1, namentlicb im Momente des Zusammenklappens, so nahe an der erwahnten Schrilleiste vorbeigefiihrt, dass es mir fast unmoglich scbien, durch einfaches Beobacbten zu eruieren, ob eine Beriihrung der in Frage kommenden Theile des Tonapparates stattfand oder nicbt. Sodann wiederholte icb die Versuche Graber’ s an lebenden Thieren, indem icb ihnen die Hauptschrillader wegnabm, gelangte aber zu keinem positiven Resultate, da einerseits das nunmebr her- vorgebrachte Gerausch so scbwacb war, dass ich nicbt bestimmt angeben konnte, ob es von der hinsichtlich ihrer Function ange- zweifelten Nebenscbrillader oder von der Frietion sonstiger Rauhig- keiten der dorsalen Fliigeldecke berriihre und andererseits die Ent- fernung der schon ofters genannten Nebenschrillader nicbt eine ihrer Ausbildung entsprechende Abnabme des Schalles zur Folge hatte. Die zuletzt angefiihrten Versuche Graber’s schienen mir iibrigens aucb nicbt einvvandfrei, da infolge der Abtrennung der stark vorsprfngenden Hauptschrillader die gewohnlicke Lage der Fliigeldecken gegen einander etwas geandert wird, indem der linke Fliigel und mit ibm gerade der dabei in Bet.racht kommende innere Band desselben etwas tiefer, also der Nebenscbrillader naher ge- 4 ) Icli machte aucli die Beobachtung, dass Ephippigera vitiurn Serv. ahnlicli wie Gnjllotalpa vulgaris Latr. durch schwache Inductionsstrome zrnu Zirpen veran- lasst werden kann. Decapitiert hringt. Ephippigera, elektrisch erregt oder in Alkohol geworfen, einigo deutlich wahrnehmbare Zirptone liervor. ( 407 ) 50 Johann Regen: bracht wird, was ein Bertihren derselben von Seite des genannten Bandes herbeifiibren konnte. Durch kiinstliches Aneinanderreiben der beiden Fliigeldecken kaun man wohl leicht mit der Neben- scbrillader und Nebenschrillkante ein Gerausch erzeagen, ob man aber dabei dieselben Fliigelbewegungen ausgefiihrt hat wie das zirpende Thier, ist eine andere Frage. Ich dachte nun daran, durch andere Versuche der einmal ge- stellten Aufgabe naher zu treten. Indem sovvohl die Haupt- als aucb die Nebenschrillader sammt den entsprechenden Sehrillkanten vollkommen unversehrt gelassen wurden, iiberzog ich die in Frage stehende Nebenschrillader mit einer so diinnen Schichte geschmolzener Vaseline, dass die Zirpzahnchen der Schrillader eben noch bedeckt wurden. Ich sorgte noch dafiir, dass beiin Erstarren des Fettes eine moglichst einheitliche glatte Oberflache entstand. Infolge der wei- chen Consistenz des genannten Fettes musste sich jede Beriihrung der Nebenschrillader von Seite des linken Fliigelrandes sofort mar- kieren und iiberdies wegen der glanzenden Flache de3 Fettiiberzuges ohneweiters bemerkbar machen. Die Versuche, die in der eben angedeuteten Weise mit meh- reren mannlicben Tbieren zugleich ausgefiihrt wurden, ergaben: 1. Die Nebenschrillader der Mannchen wird nur hie und da von dem ventralwarts gebogenen Innenrande des linken Fltigels angestrichen. 2. Das Anstreichen geschieht gevrohrilich in derWeise, dass nicht die ganze Nebenschrillader, sondern nur Theile derselben angegeigt werden. Dabei kommt je nach dem Grade der dorsalen Ausbucktung der genannten Schrilleiste bei einzelnen Individuen ein kiirzerer oder langerer, gegen den inneren Fliigelrand zu gelegener Abschnitt der Nebenschrillader in erster Linie in Betracht. 3. Im Momente des Zusammenklappens wird an ihrem ausseren Ende die Nebenschrillader meist nur beriihrt, selten angestrichen. Was die Chanterelle der Locustiden anbelangt (Fig. 32), so stimmt sie dem Baue nach im wesentlichen mit jener der Grylliden iiberein. Auch hier kann man die einzelnen Theile derselben, wie Schrillkante, Schrillmembran, Griibchen oder Sen- kung und Falte, unterscheiden. Die Schrillkante (Sk), der wiohtigste Theil der Chanterelle, ist jedoch nicht gerade wie bei den Grylliden, sondern bald starker, bald schwacher gekriimmt, je nachdem sie die innere basale Ecke (Fig. 27), wie bei den langfliigeligen Formen, oder den mehr oder weniger breiten Fortsatz an der Innenseite ( 408 ) Neue Beobacbtungen liber die Stridulationsorgane der saltatoren Ortliopteren, 51 der Elytra contouriert (Fig. 28), was bei vielen kurzfliigeligen Locus- tiden der Fali ist. Die seitlicb an die Schrillkante anstossende Schrillmembran ist entweder vollkommen durcbsichtig, wie bei Locusta caudata Gharp., viridissima L. , Phaneroptera falcata Scop., oder verdickt and im durelifallenden Licht gelb gefarbt, wie bei Barbitistes serricauda Fal. Eine Schrillsenkung (ss) ist stets vor- handen und bei maneken kurzfliigeligen Formen, z. B. Leptophyes Bosci Fieb. 5, sehr stark ausgepragt. In den meisten Fallen sehen wir in der Schrillsenkung auch eine Schrillfalte (Fig. 32, sf), die jedoch bei den Locustiden nie in jener halbmondformigen Ge- stalt ersebeint, wie wip z. B. bei Gryllus campestris L. 5 gesehen kaben. Am linken Fliigel ist die Chanterelle bis auf die rudimentare Sekrillkante in der Regel vollkommen riickgebildet. Fig. 33 stellt uns einen Q,uerschnitt durch die Chanterelle von Locusta caudata Charp. 5 bei 140facher Vergrosserung vor. Wie bei den Grylliden bildet auch hier die dorsale Lamelle die vorspringende, stark ckitinisierte Sekrillkante (Sk). Die Schrillfalte (sf) erscheint jedoch verdickt und wird bei manchen Formen, wie Thamnotrizon cinereus L. 5, zugleich mit der Schrillkante angestrichen. Bei den kurzfliigeligen Formen ist die Schrillfalte weniger ausgebildet oder fehlt ganzlich. Wie der Querschnitt durch den weiblichen Fliigel von Epliip- pige.ra vitium Serv. zeigt (Fig. 34), wird die Neben schrillkante durch den ungemein stark verdickten Fliigelrand gebildet. Die Stelle, welche mit den Zahnchen der Nebemschrillader in Contact gebracht wird (sle), springt etwas vor, ist dunkelbraun gefarbt und erscheint infolge starker Chitinisierung wie verhornt. Solche Hemmvorrichtungen wie bei den Grylliden habe ich unter den Locustiden nicht angetroffen, was in der Art, wie diese Thiere zirpen, seinen Grund haben diirfte. Werden die Elytren bei der Schallerzeugung heftig aneinan- der gerieben, so dass eine starke Vibration derselben entsteht, wie z.B. bei Locusta caudata Gharp. (g , dann werden die Fliigeldecken sehr wenig emporgehoben und die Schrillader wird mit ihren. nur in der Mitte stark entwickelten Zirpstegen auch nur in der mittleren Partie beniitzt, ein Uberschnappen der Elytren ist also nicht leicht mogliuh. Wird hingegen der Ton durch einfaches Auf- und Zu- klappen der Decken hervorgebracht, dann ist entweder die Aus- wiirtsdrehung derselben so gering, dass der innere Rand wahrsckein- lich nie erreicht wird, was z. B. bei Decticus verrucivorus L. <5 und Phaneroptera falcata Scop. (5 der Fali ist, oder, falls die Fliigeldecken . 400 ) 52 Johann E e g e n : starker gehoben werden, wie es bei Thamnotrizon apterus Fab.fo nnd anderen kurzilugeligen Formen geschieht, dann wird ein Uberscbnappen theilweise durcb den oberhalb der sick bewegenden Elytren dachformig verlangerten hinteren Theil des Pronotum, theilweise durch die mehr oder weniger starke, am inneren Rande in der Richtung der Schrillader auftretende Verlangerung der linken Fliigeldeeke ver- hindert, wozu Ephippigera vitium Serv. 5 ein Beispiel liefert. Das genannte Pronotum (welches otFenbar aucb zum Sehutz des Tonapparates dient, zur Verstarkung des Scballes aber, wie man sick durch Entfernung des3elben uberzeugen kann, sekr wenig oder gar nickts beitriigt) verhindert zwar bei Ephippigera.vitiumi Serv. gelegentlich ein Uberschnappen der Fliigeldecken wakrend des Zirpens, macht jedock einen eventuellen Fliigelwechsel niclit absolut unmoglich, wie man aus der Darstellung BertkaiPs (pag. 272 und 274) schliessen konnte. Wie bereits erwahnt, wird von Mannchen der genannten Species nack der Verwechslung ihrer Fliigeldecken die gewoknliehe Lage derselben bald wiederum hergestellt. Wenn also unter dem verlangerten Pronotum geniigend Raum vorhanden ist, die reckte Fliigeldeeke unter die linke zu bringen, wird das wokl auch beim entgegengesetzten Fliigelwecksel, wenn aucli nur fiir kurze Zeit, der Fali sein, wie ich auch thatsachlich in der freien Natur ein Paar Mannchen mit otFenbar zufallig geweckselten Elytren antraf. Die Ausbildung des Stridulationsgeiiders, die Form der Zirp- gebilde und deren Entstehung wurde im allgemeinen von G-eabee (72) erortert, und es bleibt nur iibrig, das bereits Vorhandene durch einige Beobacktungen liber die Stridulationsorgane von Bar- bitistes serricauda Fab., Leptophpes Bosci Fieb. und Phcmeroptera fal- cata Scop. zu erganzen. Betrackten wir die Vorderfliigel von Barbitistes serricauda Fab. Ein reiches, mehr strahlenartig verlaufendesGreader, welches die mann- liehe (Fig. 35) und weibliche Fliigeldeeke (Fig. 36) in g-leicher Weise durchzieht, beweist uns, dass wir ein relativ einfacheres Verhalt- nis, wie es in anderen Fallen nur bei Weibchen vorzukommen pflegt, vor uns haben. Die einzelnen Adern auf der dorsalen Seite der Elytren sind gleichmassig entwiekelt und durch zahlreiche Queradern verbunden. Auf der ventralen Seite der Fliigeldecken ffillt uns auf dem dorsalen Felde beider Sexus eine stark vorsprin- gende Ader auf, die beim Mannchen bezahnt und derb erscheint und viel starker gegen den inneren Rand sich biegt als beim Weibchen; beim mannlichen Geschlecht fungiert sie als Sckrill- ( 410 ) Neue Beobaclitungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 53 ader (Fig. 35, Sa) , beim weiblichen hingegen als Schrillkante (Fig. 36, sle). Die Ilomologie dieser beiden Adern kann trotz ihrer ver- schiedenartigen Function als wahrscheinlich angenommen werden. Sie sind bei beiden Geschlechtern die starksten Adern des dorsalen Feldea der Fliigeldecken, ihr Verlauf nur durch grossere, resp. ge- ringere Kri i mmungsintensitat verschieden, und sie sind zugleich die einzigen Adern, die, wie ervvahnt, auf der ventralen Seite der Elytren stlirker vorspringen. Bei anderen Locustidenspecies, wie z. B. bei Leptopht/es Bosci Fieb., erscbeinen die kleinen Adern des dorsalen Feldes riickgebildet und es bleiben dann neben einer inneren Randader nur die beiden friiher envahnten Venen auf dem genannten Felde iibrig, die miteinander in Vergleich gezogen werden konnen. Bei der Untersuehung der linken Hauptscbrillader des Mann- chens von Barbitistes semcauda Bab. ist mir mit Gobelli (86), der auch diese Form unter den von ihm untersuchten aufzahlt, nicbts Besonderes aufgefallen; die Zirpstege waren zwar sehr klein, vvenig vorspringend und niebt scbarfkantig, aber in der Form von jenen der meisten iibrigcn Locustiden nickt verscbieden. Als ich aber die recbte Schrillader einer grosseren Anzahl von Thieren betracbtete, fand ich oft die Halfte derselben mit Zirpgebilden ziemlich anderer Art ausgeriistet (Fig. 37). Wahrend sonst die Zirpstege in der Regel an beiden Enden der Schrilleiste zwar an Grosse abnehmen, aber die Form beibebalten, ist hier zunaehst das aussere Ende der Ader mit dornartigen Gebilden besetzt (a, b), welche den Zirpzahnehen, wie sie beim Weibcben von Gryllotalpa vulgaris Latr. auf der zweiten Nebenschrillader vorkommen, nicht unabnlich sind. Im weiteren Verlaufe der Schrillader gegen den inneren Rand zu gesellen sich zu den eben genannten Cuticulargebilden seitlich nach und nach andere von derselben Gestalt, und indem die Chitinmasse immer mebr emporwuchert, entstehen breite mehrzackige Kamme, die schliesslich in jene prismatischen Stege ubergehen, welche fiir viele Locustiden als charakteristisch betrachtet werden. Eine der- artige Ausbildung erreichen indessen nur die gegen den inneren Rand gelegenen und der starksten Reibung ausgesetzten 005 mm langen und 0'013 mm breiten Zacken, die iibrigen bleiben rudi- mentar. Die Zirpzahnehen, die auf Nebenschrilladern beider Sexus in gleicher Ausbildung vorkommen (Fig. 35, 36, sa), sind in der Form von den eben beschriebenen Gebilden verschieden. Es sind dorn- ( 411 ) 54 Johann Regen: artige oder schief gelegene kegelformige, oft ziemlich lange Cuti- cularvorspriinge, wie wir sie allgemein auf Nebenschrilladern der Locustiden antreffen (Fig. 38), und sind, wie Graber (72) wahr- seheinlich gemackt bat, als modificierte Haare und Scbuppen auf- zufassen. Eine andere Species, die micb wegen der gleicbartigen Be- schaffenbeit der Fliigeldecken beider Geschlechter interessierte, war Leptophyes BosciFieb. Schon Gbabee (72, pag. 116) ist sie neben der mit ihr gleicbe Eigensehaften theilenden Leptophyes albovittata Kollar besonders aufgefallen; denn nach seiner Angabe soli hier ausnahms- weise das Weibchen eine deutliche Špur der Hauptschrillader des Mannchens besitzen. Ich unterwarf die Elytren des genannten Thieres einer nochmaligen Untersuchung, deren Ergebnisse sicb jedocb von der Darstellung Geabek’s in mehreren Punkten unterscbeiden. Betrachten wir zunacbst das Geader des mannlichen und weib- lieben rechten Fliigels, so bemerken ,wir auf der dorsalen Seite beim Mannchen (Fig. 28) zunacbst eine von Graber als Vena obliqua bezeichnete Randader (sa) und dann gegen die FlLigelspitze einige kleinere Adern (sa 1 ), die mit dornabnlichen Zirpgebilden versehen sind und bekanntlicb als Nebenschrilladern functionieren. Audi die genannte Randader (sa) tragt im weiteren Verlaufe oft einige Zirp- zabnchen (z). Ganz ahnlieh gestaltet sich der Verlauf der ent- sprechenden Adern am weiblichen Fliigel (Fig. 30), nur mit dem Unterschiede, dass die Randader (sa) in der Regel mit zahlreicheren Zahnchen bewaffnet ist als beim Mannchen. In denselben Abbildungen ist durch gestrichelte Lini en der Verlauf jener Adern angedeutet, die bei beiden Sexus auf der ven- tralen Seite der rechten Elytra vorspringen; es ist dies beim Mannchen die functionslose recbte Hauptschrillader (Sa), beim Weib- chen eine ahnlich verlaufende, jedocb nicht mit Zirpstegen ausge- stattete Ader (sk), die functionslose rechte Nebenschrillkante. Die Abbildungen 29 und 31 zeigen uns die ventrale Ansicht der linken Elytren beider Sexus. Wir bemerken beim Mannchen eine stark vorspringende, mit zahlreichen Zirpstegen ausgeriistete Ader, die linke Hauptschrillader (Sa), welche auffallenderweise ganz anders sich gestaltet als die rechte. Wahrend die Schrillader der rechten Dečke schwach und verhaltnismassig kurz bleibt und unter gestreckt S-formiger Kriimmung gegen den inneren Rand verlauft, erscheint sie auf der linken Elytra bedeutend langer und stark verdickt, und indem sie in ihrem basalen Verlaufe einen scharf ge- kriimmten Bogen beschreibt, zieht sie sich in vollkommen trans- ( 412 ) Heue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 55 versaler Richtung fast ganz bis zum inneren Rande der Dečke h in. Die beiden Fliigeldecken des Mannchens gestalten sick daher un- symmetrisch; die rechte bleibt gedrungener und tragt am inneren Rande eine machtig entwickelte Schrillkante (Fig. 28, -Sk), die linke verlangert sich in der Ricbtung der Zirpader, ohne eine Schrill¬ kante mit entsprechender Gestaltung des angrenzenden dorsalen Feldes zu besitzen. Beim W eibchen ist die entsprechende Ader (Fig. 31, sk) eben- falls vorspringend, aber glatt und functioniert als die linke Neben- schrillkante; ihr Verlauf geslaltet sich zur rechten Schrillkante symmetrisch. Dor3alwarts weist die mannliche und weibliche linke Fliigel- decke dieselben Adern auf wie die rechte; diese sind jedoch entweder gar nicht oder bedeutend schwacher bezahnt. Die Adern Vena coniungens anterior, Vena spe- cularis esterna und anterior und eine obere Fortsetzung der inneren Spiegelader, die Graber (72, Taf. IX, Fig. 14 u. 15) bei Odontura Fischeri Br. (= Barbitistes Fischer). Yers .) und albovittata Kolldr abbildet, konnte ich weder bei Leptopl>yes albovittata Kollar noch bei Leptophyes Bosci Fieb. vorfinden, weshalb auck meine Deu- tung hinsichtlich der Homologie der Adern mit Gr aber nicht iiber- einstimmen kann. AVahrend Graber die Vena obliqua des Weibchens (Fig. 30, sa) in ihrem hinteren Abschnitt als der mann- lichen Schrillader (Fig. 28, Sa) homolog betrachtet und die in der Abbildnng 30 mit sk bezeichnete weibliche Ader als ein „entschiedenes Homologon 11 der mannlichen Ven a coniungens anterior (einer parallel mit der Schrillader (Fig. 28, Sa) verlaufenden Ader, die ich aber, wie erwahnt, nicht gesehen habe), hinstellt, entspricht meiner Ansicht nach die Randader des Mannchens (Fig. 28, sa) der gleichbezeichneten weiblichen Randader (Fig. 30, sa) und die mann¬ liche Schrillader (Fig. 28, Sa) der mit sk (Fig. 30) bezeichneten Ader des AVeibchens. Zur Aggbildung der tonerregenden Vorspriinge iibergehend, will ich zunachst bemerken, dass ich im Gegensatze zu Graber (72) beim AVeibchen von Leptop>hyes Bosci Fieb. keine Špur der Haupt- schrillader des Mannchens bemerken konnte. Auf der linken mann¬ lichen Hauptschrillader zahlte ich 60 Schrillstege, die 0'06mm lang und 0‘02 mm breit waren, wahrend die Lange und Breite derselben Bildungen auf der rechten Schrillader 0 - 035 mm und 0'01 mm und deren Zahl etwa 40 betrug. Von der sonstigen Bezahnung nenne ich die auf der dorsalen Seite der Elytren am inneren Rande ( 413 ) Johann Regen: 56 gegen die Flugelspitze zu gelegenen Rauhigheiten (Fig. 28 u. 30, sa'), die mehr oder weniger nach aussen gerichtet sind und, wie bereits erwahnt, vom verdickten Rande der linken Fliigeldecke angestrichen werden (Fig. 29 u. 31, sle'). Die der Schrillader des Mannchens ana¬ loge weibliehe Ader mit ihren 0'02 mm langen und 0'013 mm breiten Zirpzahnchen (Fig. 30, sa) wird mit der der mannlicben Sebrillader entsprechenden scharfen zahnlosen ventralen Leiste des linken Vorderfliigels angegeigt (Fig. 31, sle). Auffal.lend ist die auf der dorsalen Seite des recbten Vorder- fliigels auftretende Bezahnung der mannlicben Randader (Fig. 28, sa), weil die Zahnchen (z) in der Scbrillsenkung der Chanterelle vor- kommen und daher keiner Reibung von Seite des linken Fliigels ausgesetzt sind. Graber fand diese Zahnchen , die nichl constant auf- treten, nicht und nahm, da er bekanntlicb die weibliehe Neben- scbrillader (Fig. 30, s«) als eine „deutliche Spur“ der Haupt- scbrillader des Mannchens ansab, fiir die genannte weibliche Schrillader eine Ubertragung von Seite des Mannchens an. Da jedoeh die dabei in Betracht kommenden Schrillzahnchen beim Weibchen auf der dorsalen, beim Miinncben hingegen auf der ventralen Seite der Elytren auftreten und von einander, \vas die Form derselben betrifft, total verschieden sind, kann ich Gra- ber unmoglich beistimmen. Fiir den Fali, dass die Weibcben die Hauptschrillader von Mannclien geerbt batten, musste diese jedenfalls auf der ventralen Seite der Elytren vorkommen, was ich jedoeh, wie bereits liervorgehoben, nicht beobacbtete. Es diirfte wabrseheinlich sein, dass in diesem Falle das Mann- chen die Zirpzahnchen (z) der Randader ('saj (Fig. 28) durch Ver- erbung von Seite des Weibchens erhalten bat, was offenbar auch fiir die oben angenommene Homologie der Randadern (sa) beider Sexus sprechen wiirde. Nimmt man jedoeh nach der jetzt wobl allgemein herrschen- den Ansicht eine solclie Ubertragung der secundaren Geschlechts- charaktere bei den zirpenden Orthopteren nicht an, so kann man sich nach Graber vorstellen, dass urspriinglich die mannliche Dečke mit der weiblichen die gleiche Beschaffenheit theilte und dass der mann¬ liche Stridulationsapparat die Entwicklungsphasen des weiblichen durchzulaufen hatte; dann ware offenbar die genannte Randader des Mannchens eine rudimentare Nebenschrillader und die Asym- metrie der beiderseitigen mannlichen Vorderfliigel eine Folge der functionellen Anpassung. ( 114 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 57 Vergleichen wir nun den Verlauf der Schrilladern und die Aus- bildung der Stridulationsgebilde auf denselben bei den eben be- schriebenen Formen, so sehen wir, dass die Ausbildung der schall- erregenden Rauhigkeiten der Kriimmungsintensitat der genannten Adern stets direct proportional ist, eine Erscheinung, die wir be- reits bei Grgllotalpa angetroffen liaben. Die der Schrillader des Mannchens entsprecbenden weiblichen Adern von Barbitistes serri- cauda Fab. und Leptophyes Bosci Fieb. (Fig. 36 u. 31, sk ) verlaufen fast ganz longitudinal und tragen keine Zirpgebilde, sie functio- nieren, wie wir wissen, als Nebenschrillkanten. Die rechte Schrillader des Mannchens von Leptophyes Bosci Fieb. (Fig. 28, Sa) und Barbitistes serricauda Fab. (Fig. 35, Sa) weist bereits eine mehr oder weniger starke Kriimmung gegen den inneren Rand auf, und gleickzeitig bemerken wir, dass die genannten Adern mit schwach entwickelten Zirpstegen besetzt sind. Die linke mannliche Schrillader von Lep- tophyes Bosci Fieb. (Fig. 29, Sa) verlauft ganz transversal und ist dementsprechend mit vollkommen ausgebildeten Schrillstegen aus- gestattet. Hervorheben will ich, dass, im Falle beim Weibchen die in der Figur 31 mit sk bezeichnete Ader eine gewisse Kriimmungs- intensitat in der Richtung gegen den inneren Rand zu erreicht, diese Ader dann nieht glatt, sondern wie die mannlichen Haupt- schrilladern auf der Ventralseite der Elytren mit Zirpstegen aus- gerlistet ist und dann nicht als Schrillkante, sondern als Haupt- schrillader funetioniert, was z. B. beiWeibchen von Dinarchus Dasypus lil. und Callimenus Pancici Br. zu sehen ist. x ) Bei den Neben schrilladern, die nach Grabek (72) jiingeren Ursprungs sein sollen als die Hauptsckrilladern, finden wir dasselbe Verhaltnis. Ich erwiihne nur die transversale Nebenschrillader des Weibchens von Ephippigera vitiurn Serv., welche in der Bezahnung den hochsten Grad der Vollkommenheit aufweist, wahrend die schriig verlaufenden Schrilladern anderer Weibchen, wie z. B. von Leptophyes Bosci Fieb., auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe sich befinden. Schliesslich sei noch bemerkt, dass, sobald auf einer Schrillader die Zirpstege riiekgebildet werden, wir es mit Ausnahmen zu thun haben; der Verlauf der Ader ist transversal, die Stege aber sind rudimentar. Einen solchen interessanten Fali haben wir bereits unter den Grylliden und zwar bei Nemobius sylvestris Fab. (Fig. 26) *) Petrunkewitsch und v. Guaita erwiihnen die gleiche Erscheinung bei Bradtjporas cinctus Fsch. Herr Hofrath Bhunnek theilte mir jedoch mit, dass eine Species genannten Namens nicht existiert. ( 415 ) 58 Johann Regen: angetroffen and nun wollen wir auch bei den Locustiden eine ganz ahnliche Erscheinung besprechen. Graber ernahnt in seiner Abhandlung (72, pag. 103) iiber das dorsale Fliigelgeader der Locustiden-Mannchen auch Phanerop- tera falcata Scop., indem er sehreibt: ,,Auffallend ist hier das giinzliche F eh len der bei Platycleis n a beza parallel mit der Scbrillader ver- laufenden Vena specularis anterior. Die Sehrillader ist gleicbfalls ziemlich kurz, die Zahl ihrer Stege 20, die grossten davon messen in der Breite 0 03 mm.“ Cobelli fand die rechte Sehrillader bedeutend reduciert. Dieselbe tragt, wie seine Abbildung Figur 30 zeigt, zwar noch eine ziemliche Anzahl von Zirpzahnchen, sie sind aber sehr klein. Ich untersuchte eine Anzahl von Individuen der Phaneroptera falcata Scop. auf ihr Stridulationsorgan and das dorsale Geader und gelangte zur Uberzeugung, dass hier sowohl die von Graber als Vena specularis anterior bezeichnete Ader (Fig. 39, a) als auch die rechte Sehrillader (Sa) sich ganz riickbilden kann. Es wurden Mannehen beobachtet, bei welchen die Vena specularis anterior n'och ganz deutlich ausgepragt und die rechte Sehrillader mit 20—30 rudimentaren Zirpplatten versehen war (Fig. 40); die grossten waren 0'02 mm breit und 0'038 mm lang. Einige am inneren Ende der Sehrillader stehende Schrill- platten (a, b , c) waren gewohnlich ziemlich gut erhalten; an- dere hingegen waren entweder ganzlieh gesehwunden oder waren hochst rudimentar und’ durch formlose Chitinerhebungen (m , n) kaum angedeutet. In anderen Fallen konnte ich nur noch eine schwache Andeu- tung der Vena specularis anterior bemerken, wiihrend auf der Sehrillader noch gegen 10 Zirpplatten vorhanden waren, und endlich kamen mir Individuen unter die Hand, die bereits beide Adern verloren hatten und bei denen auch keine Špur mehr von Zirpplatten zu entdecken war. Die Riickbildung der Sehrillader hat also in diesem Falle den hochsten Grad erreicht, die Thiere hatten nur mehr die linke Haupt- schrillader und den Verhaltnissen entsprechend auch nur die rechte Chanterelle; denn die linke war riickgebildet. Die Arbeitstheilung, die unter den Grylliden bei Grijllus cam- pestris L. angebahnt erscheint, bei Nemobius splvestris Fab. zum Ausdruck gelangt und unter den Locustiden sich weiter entvvickelt, erreicht bei Phaneroptera falcata Scop. in gewissen Fallen die hochste Stufe. ( 116 ) Neue Beobacktungen iiber die Stridulationsorgane del' saltatoren Orthopteren. 59 Schlussbemerkung. Uber die Entwicklungsgescbicbte der Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren konnte icb wegen Mangels an geeignetem Material nur bei Gryllus campestris L. eini- ges bericbten. ich beabsichtige jedocb, zunachst diese Frage weiter za verfolgen, dann aber aucb, da sich biologiscbe Beobachtungen besonders fruchtbringend erwiesen, von diesen ausgebend, die Ton- apparate der iibrigen Inseotengruppen zu studieren und die even- tuellen Res uit ate dieser Untersucbungen in einer naclisten Arbeit mitzutheilen. Literatur -Verzeichnis. Agassiz L.*), On the phonetic apparatns of the Cricket. Proč. Amer. Assoc. Adv. Sc. 1 Mest. 1848. Bertkao Ph. , Ueber den Tonapparat von Epliippigera vitium. Verb. des Naturk. Ver. der preuss. Rheinlande u. Westfalens. 1879. Brunner v. W att e n w yl , Prodromus der europaiscken Orthopteren. Leipzig 1882. — — Ueber das Stimm- und Gehiirorgan der Heuschrecken. Schriften des Ver. zur Verbreit. naturrviss. Kenntn. in Wien 1884. Bukmeister H., Entomologie. 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Wien 1872. — Ueber den Bau und die Entstehung einiger noch \venig bekannter Stridulations¬ organe der Heuschrecken und Spinnen. Mitth. des naturiv. Vereins fiir Steier- niark 1874. Harris Th., Insects of New England. 1842- Imhoff L., Bau der Stimmorgane liamentlich bei den Gattungen Locusta und Gryllus. Bericht iiber Verb. der Naturf. Gesellscli. in Basel. 1836. K i n b y W., Einleitung in die Entomologie. Stuttgart 1824. In die mit * bezeickneten zrvei Werke konnte leider keine Einsicht genommen iverden. ( 417 ) 60 Johann E e ge n: Krauss H., Die Orfhopteren-Fauna Istriens. Sitzungsber. der kais. Akademie der AVissenscli. \Vien. Mathem.-Natnnviss. Cl. LXXVIII. Bd. I. Abth. Jahrg. 1878. — Orthopteren von Central-Kleinasien. Zool. Jahrb. Syst. IX. 1897. Kruger, Ueber die Lautaussernngen und Tonapparate der Insecteu. Siebenter Jahresb. des Natunv. Ver. zu Magdeburg. 1877. Laddiman R., Observations on Aerida viridissima. The Entomologist. Vol. XII. 1879. 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Die meisten Scbnitte sind ungefarbt. Die beilaufige Vergrosserung der Figuren ist in Klammern angegeben. Tafel I. Fig. 1. Proximales Ende des Hintersehenkels mit der Sehrilleiste von Stenobothrus lineatus Panz. d (90). a, b, c, d, e ausserlialb der Tonleiste vorkommende Schrillzapfchen, darunter b und d unvollkommen entwiokelt. Fig. 2. Quersebnitt dureb die vorspringende laterale Ader des Vorderfliigels von Stenobrothus lineatus Panz. d (250). Die erhabene scharfe Leiste Sk wird von den Schrillzapfchen des Hinter- schenkels angestriclien. Fig. 3. Das mannliche Thier von Psophus stridulus L. (2 3 / 4 )- Das linke Hinterbein ist abgetrennt und umgelegt. Man sieht die lateral vorspringende Ader Sa, rvelche hier als Schrillader, sonst in der Regel als Schrillkante functioniert. Die zahlreichen kleinen Adern, welche die Schrillader (Sa) mit der Vena radialis posterior ( rp ) und der Vena ulnaris anterior ( ua) verbinden, sind Nebenschrilladern. Am abgeschnittenen Schenkel bemerkt man die Leiste Sk, hier als Schrillkante, sonst in der Regel als Schrillader functionierend, die Warze (u>) und die Rinne (»•), in welche letztere das Schienbein wakrend des Zirpens eingezogen wird. Fig. 4. Ein Theil des Vorderfliigels mit der Hauptschrillader und einigen Neben¬ schrilladern von Psophus stridulus L. d (200). a kammformiges, b in eine, c in zwei Spitzen auslaufendes Zirpzahnchen. Fig. 5. Langswulst des Hintersehenkels mit der Sehrilleiste von Pneumora vario- losa L. d (35). p Zirpplatte, h Haar. Fig. 6. Tonleiste am Abdomen von Pneumora variolosa L. d (5). p Zirpplatte, v Hautvorsprung. Fig. 7. Das mannliche Thier von Gryllus campestris L. in zirpender Stellung (2). Sa inneres Ende der Schrillader auf der Ventralseite der rechten Fliigeldecke. Darunter Sk, Schrillkante (Chanterelle) auf der Dorsalseite am inneren Rande der linken Fliigeldecke. Arbeiten aus den Zoologischen Instituten etc. Tom. XIV, Heft 3. 29 (418) 62 Johann Eegen: Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13. Fig. 14. Fig. 15- Man sieht, wie die eben genannten Theile (les Tonapparates wakrend der Schallerzeugung mit einander in Contact gebracht werden. h Haarschopf (Biirste) auf der Ventralseite der rechten, n N od us anali s auf der Dorsalseite der linken Elytra. Schrillkante (Chanterelle) von Gryllus campestris L. (J, stiirker vergrossert (11). a von Daiiwin angegebene Anstrichstelle. n Nodus analis. c „Cantino“. Zwisohen den Adern b, c und der Schrillkante Sk ist die Schrillniem. bran ausgespannt. ss Schrillsenkung (Schrillgriibchen) begrenzt von den Adern b, c und der Schrillkante Sk. Im Schrillgriibchen erliebt sich die von der Schrillmembran gebildete Schrillfalte sf. rl Eandleiste. h‘ Haarschopf. Combinierter Querschnitt durch die Sclirillader von Gnjllus campestris L. (J (200). Der Schnitt ivurde parallel zur Fliiche der Schrillzalmchen gefiihrt. z Zirpzahnchen. f, f membranose Fortsiitze des Zirpzahnehens, rvelche von der amboss- iihnlichen Chitinmasse (a) getragen rverden. sl Schrilleiste. Ein Theil der Sclirillader von Grpllus campestris L. (5 (200). Die Schrillzahnehen sinil in der Daraufsicht kbrperlich dargestellt. Bezeich- nung wie in Fig. 9. Ein schmaler Querstreifen aus der Mitte der Chanterelle von Gryllus cam¬ pestris L. (5 (100). In der Schnittflache Querschnitt der Schrillkante. sf Schrillfalte. Infolge der Praparation etwas ausgebreitet. Schrillzahnehen von Brachytrypes membranaceus Drur. (J (140). Bezeichnung wie in Fig. 9. Ausseres Ende der Sclirillader von Oecanthus pellucens Scop. Č? (260). v knopfformiger Vorsprung am ausseren Ende der Sclirillader. sl Schrilleiste. Ventralansicht der ^Hemmung 11 auf der linken Fliigeldecke von Grijllus campestris L. (J (20). Die Schnittflache mittelst Camera lucida, das iibrige schematisch. i r innerer Rand der Fliigeldecke. v liakenformiger Vorsprung vom inneren Ende der Sclirillader. a Ausbuclitung der ventralen Lamelle mit dem Haarschopf (Biirste). Querschnitt durch die „Hemmung“ von Gri/llus campestris L. (J (26). Die Schnittflachen mittelst Camera lucida, das iibrige schematisch. Der IVinkel, den die beiden Fliigeldecken mit einander bilden, ist beilaufig er- mittelt worden. v rechten j am inneren Rande liegender Abschnitt der Fliigeldecke. Die beiden Fliigeltheile sind im Momente des Anpralles dargestellt. Der besseren tlbersicht wegen ist jedoch in der Figur der eine Theil parallel zu sich selbst etwas verschoben. r l Randleiste. ( 420 ) Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane der saltatoren Orthopteren. 63 v Vorsprung. h, h' die beiden Haarschopfe, welehe hier in Betracht kommen. (Die beiden anderen sind nicht bezeichnet.) Durch den Pfeil wird die Riehtung der drelienden Bewegung der linken Flugeldecke angezeigt, die reobte lastet aut' der linken. Fig. 16. Vorderflugel der mannlichen Larve von Grgllotalpa vulgaris Latr. (8). I, II, III, IV, V, VI seclis Tracheenaste. IV a erster, IV b zweiter Nebenast des IV. Astes. VI a Nebenast des VI. Astes. Fig. 17- Vorderflugel der weiblichen Larve von Grgllotalpa vulgaris Latr. (8). Be- zeichnung wie in Fig. 16. Fig. 18. Ventralansicht der Flugeldecke des mannlichen envachsenen Thieres von Gryllotalpa vulgaris Latr. (41 */,). Sa (IVo) Schrillader, homolog mit IV a in Fig. 16. Sk (VI a) Schrillkante, homolog mit VI a in Fig. 16. IV b, V mit den gleichbezeichneten Traeheenasten in Fig. 16 homologe Adern. sa‘ Rudimente von Nebenschrilladern. Fig. 19. Dorsalansieht der Flugeldecke des weiblichen erwachsenen Thieres von Grgllo- talpa vulgaris Latr. (4V 2 )- Sa (V) Hauptschrillader, homolog mit V in Fig. 17. Sk (VI«) Schrillkante, homolog mit VI n in Fig. 17. sa (IV a ) erste Nebenschrillader, homolog mit IV a in Fig. 17. sa‘ (IV b) zvveite Nebenschrillader, homolog mit IV b in Fig. 17. Tafel II. Fig. 20- Im letzten Larvenstadium angelegte Schrillader von Grijllus campestris L. (J (423). Hamatoxylin, Eosin. z als Duplicatur der ventralen Flugellamelle (vi) angelegtes Schrillzahnchen. tiv Tracheenwand. Fig. 21. Im letzten Larvenstadium angelegte Schrillkante von Grijllus campestris L. (5 (220). Hamatoxylin, Eosin. Sk angelegte Schrillkante in Form einer Falte der dorsalen Lamelle (dl), i r innerer Fliigelrand. Fig. 22- Chanterelle von Grgllotalpa vulgaris Latr. d (8). In der Mitte quer durclischnitten, die beiden Halften etrvas auseinander- geriickt. Bezeichnung wie in Fig. 8. Fig. 23. Querschnitt durch die weibliche Schrillkante von Grgllotalpa vulgaris Latr. (200). Fig. 24. Ein Theil der Schrillader von Grgllotalpa vulgaris Latr. d (200). Die Schrillzahnchen sind auf der Schrillseite (sl) stehend in der Darauf- sicht dargestellt. Fig. 25. Schrillzahnchen, wie sie auf Rudimenten der Nebenschrilladern von Grgllo¬ talpa vulgaris Latr. d auftreten (400). Darstellung wie in Fig. 24. Fig. 26. Linke Schrillader von Nemobius sglvestris Fab. d (120). Zirpziihnchen zum Theil riickgebildet. a, b, c ausgebildete Zirpzahnchen. m riickgebildetes Schrillzahnchen von der Form, \vie sie bei Grgllotalpa vulgaris Latr. vorkommen. 29* ( 421 ) 64 Johann Reg en: Neue Beobachtungen iiber die Stridulationsorgane ete. Fig. 27- Dorsalseite des mannlichen Thieres von Locusta viridissima L. (3 1 / ! ). Die Eljriren sind etwas ausgehreitet, um die Bestandtheile des Tonapparates zu demonstrieren. S Spiegel (Speculum) der rechten, S' verdickter Spiegel der linken Fliigeldecke. Fig. 28. Dorsalansicht der rechten mannlichen Fliigeldecke von Leptophges Bosti Fieb. (23). z Zirpzahnchen auf der Ader sa. ss Schrillsenkung. P Pigment,. Durch die gestrichelte Linie Sa ist der Verlanf der fnnctionslosen Sclirill- ader auf der ventralen Seite der Elytra angedeutet. Fig. 29. Veniralansieht der linken mannlichen Fliigeldecke von Leptophyes Bosci Fieb. (23). Fig. 30. Dorsalansicht der rechten weiblichen Fliigeldecke von Leptophyes Bosci Fieb. (23). P Pigment. Durcli die gestrichelte Linie sk wird der Verlauf der functionslosen Neben- schrillkante auf der Ventralseite der Fliigeldecke angezeigt. Fig. 31. Ventralansicht der linken weiblichen Fliigeldecke von Leptophges Bosci Fieb. (23). sk als Nebensehrillkante functionierende Ader. Fig. 32. Chauterelle von Locusta viridissima L. c? (8). S Spiegel. Sr innerer Spiegelrand. Die iibrige Bezeichnung wie in Fig. 8. Fig. 33. Querschnitt durch die Chauterelle von Locusta caudata Charp. d' (140). Fig. 34. Quersscbnitt durch den verdickten Fliigelrand (Nebensehrillkante) von Ephip- pigera vitium Serv. Q (140). Fig. 35. Dorsalansicht der rechten mannlichen Fliigeldecke von Barbitistes serri- cauda Fab. (14). Fig. 36- Dorsalansicht der rechten weiblichen Fliigeldecke von Barbitistes serri- cauda Fab. (14). Fig. 37- Ausseres Ende der rechten Schrillader von Barbitistes serricauda Fab. d (360). a , b dornartige Zirpzahnchen. Fig. 38. Zirpzahnchen einer Nebenschrillader von Barbitistes serricauda Fab. (200). Fig. 39. Ventralansicht der rechten mannlichen Fliigeldecke von Phaneroptera fal- cata Scop. (15). a Vena specularis anterior. P Pigmentfleck. Die iibrige Bezeichnung wie in Fig. 27. Fig. 40. Rechte Schrillader von Phaneroptera falcata Scop. <5 (150). Sehrillzahnchen zum Theil riickgebildet. a, b, c Sehrillzahnchen von der Form, wie sie auf der linken Schrillader vorkommen. m, n rudimentare Sehrillzahnchen NARODNA IN UNIVERZITETNA KNJIŽNICA ( 422 ) 00000516942 / £ ^v/ ...... SaOVaJ SkiVJa/ ■sa(IVa) SkfVla) -sa'(ivb) v Virlog von Alfred HolcUr, k u- k. ffofiu Unt ’ v 'mitits-£u,chhiadJ.er in Wun Iith Anso. v. Wtrntr £ IVinter; Frmkfiort */M- Arbcit.cn aus den zoolog. JnsUtiit, zn Mm. Bel. XIV. Heft 5. Taf.XV. J.Regtn, Stridulationsorgane de/ saUatorm Orthopteren Taf.L Vttlig vok AUrei- Holdtr, k uk Hef u-. 'Jrinrsitats BuchhdrMtr m Wieru lUh.Ansk v Werner k WinUr, Frankfurt */.M■ Regtn del. - —t;. Druck von Gottlieb Gistel & Cie. in Wien.