DI E THUMS Johann Weichard M -«NN*-------- Laibach-Nürnberg 1689 H.Baml (Budi Vi)is\TI[)i 2 ? unveränderte Auflage Heraus gegeben vor: J. KRAJ EC, Buchdruckerei-u. Lithographie-Jnhaher. VINCENZ NOYAK. Handelsmann. JOSEF PFEIFER, Verwalter der deutschen Ritter Ordens Commende Laibach und Concipi st des krainischen landesausschufses. Deß Topographisch-Historischer Seschreibung funfftes fi a di. Darin» ^ufordqjt mn nmmitlirhq Zewohnung dieses Sandes rot| der Kündflut, hernach mn dessen M-Stamm-Vätern, nemlich den Völcheisn ^hitim, folgend') mn denen alten Japidiern, von den Heltis und Scythis, dergleichen von den Harniern, Harnuten, Illyriern, |an-nonierg, ScorMcern, TauMcerg, wie auch von den Joricis, und demnechfl von den Hmnern, Wandalen, Iongobardern, Wenden, Sklaven oder Sclavoniern, Avaren, Hunnen und Iranchen, als welche vo\ Alterg dasselbe eingenommen, ausführlich gehandelt wird. Zweyter Theii. Baio. V. Buch. 1 Nas I CaMel. Von der Vermutlichkeit, daß die Crainerische Gegend auch vor der Sündflut bewohnt gewesen. Einhalt. Unterfchiedlicbe Brocken, daraus die Verändrungen der Einwohner eines Jandes erfolgen. Ob es unglaublich wie Strabo will, dafs die Cimbri durch eine Wasserflut vertrieben worden. Gb auch Japidia feine Einwohner jemals habe verändert? Obs vermutlich, dafs Erain auch vor der Jündflut bewohnt worden? Jchein-Gründe für das Aein und für das Ja. Woheg ftch unterschiedliche Frag-Erörterungen veranlassen, als : Was Devila für eine Jand-Gegend ? Ob Geon (oder Guihon) der Kilstrom? Ob durch Ehits Morenland verstanden werde? Ob der babglonifche Thurn-Dau aus blosser Furcht der Zerstreuung angefangen? zieVerändrnng Herschet in dieser |Wett, als in ihrem eignem ' Reich, und führet nicht nur ein--Z tzelne Leute, sondern auch gantze - Nationen aus ihrerWandelfahrt von einem Zustande in den andren. Auf ihrem Trieb-Sande fusset sowol die Beschaffenheit unsers Glücks, als Leibes. Sie dringet mit ihrem Wechsel sich ein zu unsren beweglichen und unbeweglichen Sachen, versetzt beydes, Menschen und Güter, von einem Hause aufs andre, und auch Länder voneinem Volck aufs andre, so lange, biß derjenige in seiner grossen Herrlichkeit hervor leuchtet, von dem die heilige Weissagung uns versprochen, sein Königreich werde auf kein ander Bolck kommen. Unterdessen muß Alles, was Irdisch, sich wechsel-schichten, und den Fürsten dieser Welt der Thron in steter Ungewißheit seiner Frist zittern; weil das Ziel der Beharrlichkeit dem allein betonst, der allein ewig beharret, und dessen Jahre kein Ende nehmen. Darum müssen nicht allein jedwede Menschen, sondern auch alle Völcker zu diesem Spruch mit einstimmen: „Wir haben hie keine bleibende State!" Wie-wol sie einem gesamten Volck viel länger und beharrlicher bleibt, als Jeglichem in- sonderheit. Denn jedwede Menschen verlieren ihre Stäte, wie eine Feld - Blum von dem Nord-Sturm deß Todes, gantze Völcker aber, es geschehe über kurtz oder lang, über hundert, oder tausend Jahre, durch das Gebrause gewaltiger Kriegs-Empörungen ; wodurch nicht allein Berge und Ebne, sondern auch wol die, so auf Bergen oder Ebnen wohnen, umgekehrt und versetzt werden. Durch die martialische Operationen muß mancher Hügel sich abtragen, und gleichsam den Kopff (die Spitze wollte ich sagen) fallen lassen, hingegen mancher ebner Platz einen hohen Rücken gewinnen, Schantzen, Pasteyen, Bollwercke, Thürne über sich nehmen, und sich fast in lauter Hügel verwandeln. Aber durch die rauhe und tyrannische Kriegs -Wür-ckung muß auch Mancher seinen Herd und Rauch verlassen, sein Wander-Ge-rähtlein nehmen, und eine Stäte suchen, da er den Blut-Schall der feindlichen Trompeten nicht höre. Ja es wird durch so böse Kriegs-Arbeit manches sämtliches Volck aus seinem Lande geriffen, und in die Ferne weggeworffen, indem sich ein stärckeres mit Gewalt eindringt, und darein also zur Herberge kommt, wie die Stachel-Sau zu der Schlangen ins Nest. Solche Verhaus-und Versetzung der Völcker entsteht gemeinlich aus göttlichem Die Veränderung der Einwohner kann unterschiedlich kommen. Ob es nach Strabonis Meynung unglaublich, daß die Cimbri durchs Wasser vertrieben worden. Zorn über die Ungerechtigkeit und Wol-lüsterey der Einwohner. Die, welche sich in Lastern lange besoffen haben, speyet endlich das Land aus. Welches so weltkündig, daß allerdings die heidnische Nachbarschafft deß hochversündigten Israels zu sagen pflag: „Sie werden da nicht lange bleiben!" Uno zu solcher Austreibung bedient sich der gerechte Gott entweder deß Menschlichen Schwerts, oder deß Natur-Schwerts, und zwar dieses Letzten gemein» lich durch die Wasser-Fluten. Durch welche, wie wir in der Untersuchung deß Namens Crain vernommen, denen Cimbris zu etlichen Malen das Land verboten worden. Denn daß Strabo vermeynt, es sey ein falsches Gerücht, daß sie durch eine Waffer-Flut aus ihrem Lande verdrungen seyn sollten, weil sie noch zu seiner Zeit ihren alten Sitz bewohnt haben, halte ich für eine ungegründete Meynung, welche an der ordentlichen Ab-und Zuflut deß Meers einen schlechten Rucken hat «v; weil man < weiß, daß das Meer dennoch jemaln eine ungewöhnlich-grosse Wasser-Flut mit sich führen, und gantze Länder damit überschwemmen, auch dieselbe mit der Zeit wol wiederum verlassen, oder auch nur ein Stück deß Landes versencken, und die Einwohner der übrigen Theile durch solchen Schrecken Land-flüchtig machen kann. Durchs menschliche Schwert aber vertreibt Gott die Einwohner, indem Er solchen Bölckern, die gar zu ruchlos werden, das Land mit Greueln überhäuffen, und tieff in Blutschulden stecken, einen solchen Feind auf die Haut schickt, der Menschen zur Beute, und nicht nur Biele derselben gefangen nimt, sondern sie auch wol Alle aus ihrem Vaterlande wegführt, und in ein andres Land versetzt, hingegen andre wieder hinein setzt, und denselben das Land zur Wohnung giebt, damit es nicht öde und wüst lige. Denn wann Könige zu verhüten suchen, daß ein überwundenes Volck, dem man wenig Beständigkeit in der Treu zutrauet, nicht wieder abfalle, pflegen sie aus diesen dreyerley Mitteln eines da zu gebrauchen, entweder daß sie selbiges Volck, wo nicht gar doch guten und zwar grössern, oder fürnehmsten Theils aus seinem Lande in das ihrige wegsühren, und aus dem ihrigen andre an die Stelle schicken, oder daß sie demselben überwundenen Volck ein Stück Landes entziehen, a) Vid. Strabo lib. 7. fol. m. 188. seq. oder neue Colonien, Citadellen, und Festungen darinn anlegen. Das erste hatten die Assyrische und Chaldrnische Könige im Gebrauch, nernlich die Völcker, von denen sie einen ungetreuen Ruck-Fall besorgten, von Haus und Hofe abzuziehen, oder aufs wenigste den ansehnlichsten Theil derselben wegzuführen, und in ferne Länder zu zerstreuen, da ihnen die Gelegenheit zur Rebellion abgeschnitten war. Auf das mittelste, und noch vielmehr auf das Letzte, verstunden sich meisterlich die Römer. Als sich aber die grosse Welt-Herrschafft derselben zu verengern und zu neigen begunnte, trieb manche Barbern entweder die überhäuffte Menge ihres Volcks, sich weiter auszubreiten, oder die Güte andrer Länder reitzte sie denselben, wie eine Wasser-Flut einzubrechen, und die Einwohner draus zu verjagen, unbekümmert, wo selbige wiederum einen andren Wohn-Sitz mögten erlangen. Oder sie unterwarffeu ihnen dieselbe, und setzten sich unter ihnen hüußlich nieder, führten aber gerneinlich auch ihre Sitten und Satzungen bey solchen Überwundenen ein; worüber endlich die bißherige Einwohner sich mit der Zeit in ein andres Volck ver-arteten, oder ingesamt nach den Überwindern als dem mächtigem Theil benamset wurden. Welche Länder von den alten Wenden, Gothen, und Sclaven eingenommen, seynd auch gerneinlich von ihnen besetzt, bewohnt, und eine Zeitlang beherrschet worden, wiewol sie ihre vorige Namen dennoch behalten. Aber mancher andrer Orten haben die Bezwungene samt Frey-heit und Regiment auch den Namen ein geküsst. Wie vormals die Galatm denen von ihnen überwältigten und eingenommenen Griechischen Landschafften den Na men Galatim aufgedrungen, und wie es allem Ansehn nach die Frantzosen anjetzo mit den Elsässern meynen; welche nun mehr von ihnen sich aus Frantzösisch zu kleiden, und auch sonst nach Frantzösischer Weise zu leben genöthigt werden; damit endlich der Deutsche Nam samt der Teut scheu Manier von dem Elsaß ausgerottet werden möge. Etliche Bölcker werden bißweilen so hart tyrannisirt und verfolgt, daß sie von selb-sten ihr Land verlassen und in einer fremden Gegend ihre Ruhe suchen; worauf denn ihre Verfolger sich in das leere Land l einsetzen, und es so lange besitzen, biß wie- ! . derum ein Mächtigerer über sie kommt, und ihnen thitt, wie sie Andren gethan. Wie-wol seit dem das Ottomannische Haus einen so starcken und weiten Griff in die Asiatisch-und Europäische Länder gethan, man zwar von keiner gäntzlichen Versetzung gantzer Nationen mehr höret; nichts desto* weniger doch aber fast die meiste christliche Landschafften mit zwischen eingedrungenen Türcken angefüllt, und darüber auch mit Türefischen Namen von dem an bezeichnet worden; ob sie gleich auch noch viel christliche Einwohner haben. Dasjenige grosse Stück, so der Turck von Ungarn mit dem Sebel weggeschnitten, muß sich nunmehr die Türckey schelten lassen. Und obgleich derGroß-Türck seinen Haupt-Sitz unter denen ihm dienstbaren Griechen hat, titulirt man ihn doch nicht einen Keyser der Griechen, sondern deß Ottomannischen Hauses. Denn die Benamsung hangt ge-meinlich an dem Gefallen dessen, der den Gewalt hat, sie zu geben oder zu nehmen. Jedoch trifft man hie und da noch einen Absatz an. Denn Persien hat gleichwol seinen Namen behalten, nachdem seine vormalige heidnische Einwohner von den Ma-hometanern entweder vertilgt, oder vertrieben, oder dienstbar gemacht, und dergleichen Exempel könnten noch etliche mehr erzehlt werden, wann wir anjetzo nicht sürnemlich von Verändrung der Einwohner nur redten. Damit uns derhalben unser Fürsatz nicht umgesetzt, noch indem wir von Ver- ^ ändrungen der Sitten und Namen etwas mit einmischen, derselbe gleichfalls verändert werde; so können die Geschicht-und Denck-Bücher aller Bölcker demjenigen, der sie mag durchgehen, gnugsam zeugen, daß seit der allgemeinen Sünd-Flut kein Ob Japidia Land seine ersten Einwohner beharrlich Gm *1™ habe behalten, imfall nicht etwan unsere habe^behaltm? Iapidier, von welchen hernach weiter gehandelt werden muß, von solcher Verwechslung sich ausnehmen können. Denn ob diese gleich ein grosses Stück ihres vormaligen Landes verlohren, ist ihnen doch das übrige samt dem Namen auf gar lange Zeit verblieben. Jedoch könnte man dawider auch diese Einrede thnn, Persien führe eben sowol noch den alten Namen, set) doch gleichwol von andren Einwohnern grössesten Theils bewohnt, der alte heidnische Perser mache gegen den Mahometanern nur ein Häufflein aus und müsse Sünder sehn, sich mehr für einen Hund als rechten Einwohner achten lassen; also möge dennoch auch der heutige Iapydier, ob gleich der blosse Nam ihm noch anklebt, vielleicht wol von einem andren eingedrungenem Volck entsprossen sehn; zumal weil die heutige Iaphdes nur von den Gelehrten also genannt werden, nach der Landschafft Iapydia, darinn sieleben, sonst aber ei-gendlich Tschitschen nunmehr heissen. Dagegen tiesse sich einwerffen, daß ihre gantz besondre Sprache ihnen einen guten Schein gebe, sie müssen noch wahre sprossen aus der alten Iapydischen Stamm-Wurtzel sehn; hinwiederum aber dörsfte mancher solchem Entwurfs entgegen werfsen die Frage: Woher man Versicherung habe, daß solche besondre Sprache nngesehlt der ersten Iapydier ihre, und nicht vielleicht eine uralte, wiewol corrumpirte Illyrische, oder sonst alt-Earnische, oder uralt-Venetische, ; das ist, Paphlagonische sey? und wann es ; gleich die uralte Japidische Sprache wäre, ob nicht eben so wol diejenige Bölcker, so sich mit Gewalt ihres Lands bemächtigt und unter ihnen zu wohnen begeben, dieselbe mit der Zeit könnten erlernt, und hernach immerfort behalten haben? Allein dieses aus-und unter die llnge-wißheiten gesetzt, so wird doch sonst nicht ein andres Land diesen Nuhttt behaupten, daß es niemals neue Einwohner bekommen habe, obgleich eben nicht allemal solche, die gantz andrer Sprache und Sitten. Vor vielen andren aber ist solche Verändrung dem Lande Crain begegnet, und kaum eine Gegend zu finden, die von so vielen und unterschiedlichen Nationen entweder mit Durchzügen oder Einsitzung beschwert wäre; daher auch kaum ein Land mehrerley Einwohnern nnrerfüssig worden ist. Weil dann nicht allein den gegenwärtigen, sondern auch vormaligen Zustand dieses Landes zu wissen, seinen gewissen Nutzen hat, als soll dieses Buch mit den vorigen Einwohnern detz Landes Crain besetzet werden. Ob die Länder Crain und Kärndten 06a D£tnm{s vor der Sündslut auch schon Leute gesehn 7$, daß $am haben, mögte man Lust halben wol fragen? -ich vor Solche Frage aber mag kaum atls der Ver-mutlichkeit, geschweige dann aus gründli- uorbm. eher Gewißheit erörtert und gnugsam entschieden werden. Doch kann man sowol der Bejahung als Beneinung ein Färb-lein anstreichen. ^à-©ritat Das Nein gewinnt einen Schein durch 08 CU1 folgende Ursachen : 1. Weil die erste Welt nicht länger als 1656 Jahre gestanden, bevor sie in der Sündflut begraben worden, wird der Menschen keine solche Menge an-noch gewest seyn, daß sie wären bemüssigt worden, soweit voneinander zu gehen und die Europäische Detter, zumal die bergigte, zu beziehen. 2. Weil die Morgen-Länder viel fruchtbarer, glückseliger und reicher, sowol von Gold und Edelgesteinen, als von liebli-chem Gewürtz und allerlei) Delicatessen, werden sie schwerlich nach andren Ländern, die so fett nicht, sich viel umgesehn, sondern im Drient beysammen gehalten und vermutlich langst denen vier groffenHaupt-Strömen hinauf gewohnt haben, die sich im Paradis aus einem einigen Strom in vier Haupt-Wasser zertheilteu. An welchem Land-Strich sie Platzes genug gehabt. Denn das Wasser Pison stoß ja um das gantze Land Hevila, nemlich der gewaltige Strom Ganges, welcher Indien umfleusst, da man Gold und Bdellion findet, hernach schweiffte ja der Strom Pison, das ist, Nilus um das gantze Morenland; drittens waltete das Wasser Hidekel (oder der Tyger-Strom) Assyrien vorüber; und Vierdtens der Phrat oder Euphrates durch Mesopotamien. Wenn sie also dasjenige, was von diesen Vier-Fürsten aller Ströme um-oder durchflosien wird, in Besitz gehabt, wie denn daran wenig zu zweifeln, haben sie von Asien als dem grössesten Theil der Welt, das edelste und führnehmste Stück und auch einen grossen Theil von Africa besessen, seynd also für ihre damalige Menge mit Ländereyen übrig genug verfehlt, und also keine Europäische, vielweniger die Crainerische Gebirge zu ihrem Unterhalt vonnöthen gewest. 3. Wann sie so weit wären herausge- | gangen in die Ferne, hetten sie sich müssen voneinander zerstreuen: solches ist aber nach der Sündstut erst bey dem Babylonischen Thurn-Bau erfolgt; darum hat vermutlich Crain keinen lebendigen Men- i sehen von der ersten Welt gesehn. 4. Würden sie schwerlich einerley Spra-che behalten haben, wann sie sich hetten so f weit auseinander gebreitet und vonsammen entfernet. Angefehlt nach der Sündflut selten eine Sprache über tausend Jahre unverändert geblieben. Daher wir die alte Deutschen, so zu Cäsars Zeiten gelebt, an- jetzo nicht mehr verstehn würden, welches die vielmalige Ferrnzüge verursacht haben und die Verwechslung der Einwohner. Weil aber vor der Sündflut nur eine Sprache geredt worden, seynd alle Menschen vermutlich in einem Theil der Welt beysammen verblieben. 5. Hetten sie müssen Schiffe dazu haben, weil sie sonst über manches Waffer nicht kommen können. Daß ihnen aber diese gemangelt, giebt der Untergang aller Menschen biß auf acht Seelen zuerkennen; dem so sie hetten Schiffe damals schon ge-habt, würden ihrer noch viele sich dem Verderben entrissen haben und nicht er-trnncken seyn. Für das Ja könnte man anführen 1. F°lg»eyen Weil die H. Schrifft zeuget, es sey die ,lt a "* Sündflut über den gantzen Erdboden kommen, ergeht daraus dieser wahrscheinliche Schluß, es werden auch alle wohnbare Länder der Welt seyn von Leuten bewohnt gewesen; sintemal Gott sonst nicht Ursach hette gehabt, den gantzen Erdboden, son dern nur ein Stück deffelbigen unter Wasser zu setzen. 2. Weil die Schrifft selbst spricht, die Menschen haben sich auf Erden gemehrt; steht daraus zu mercken, es müsse die Welt mit Menschen sehr angefüllt und überall gewaltig bevölckert worden seyn. Da sie denn die besten Länder gegen Dccident und Norden, nemlich Griechenland, Spannten, Frankreich, Italien, Jllyrien, Ungarn, Kärndten, den herrlichen Rhein und Meyn rc. schwerlich werden unbesucht gelassen, und beynebst die überaus fruchtbare Thäler in Crain, oder die untere Gegend de§ Gebirges nicht verachtet haben. Italien, welches mit Crain grentzet, streitet ja mit den besten Morgenländern in der Lustbarkeit und Güte deß Bodems; was wird sichs denn damals haben von jenen nehmen lassen, da es noch von keiner Sündflut verderbt war? So wird auch Crain zu selbiger Zeit wol anders geprangt haben, als nach der Sündflut. 3. Weil die H. Schrift anzeigt, daß Tyrannen sich damals aus Erden gefunden, die in der Welt gewaltig und berühmte Leute worden, so haben solche Gewaltige Zweiffels ohn ihre Herrschafft zu erweitern getrachtet, und derhalben auch ferne Länder unter ihren Zaun zu bringen, oder dieselbe mit ausgeschickten Bölckern zu bepflantzen sich bemühet. Worüber Andre gezwungen worden, für ihrer Tyranney zn entfliehen an bergigte Oerter, und alfo auch tool nach den Crainerifchen. Dieser Satz wird noch stärcker unterbauet und verbollwercket durch die Niederreiß- (oder Beantwortung) obiger Schein-Gründe und Gegen-Sätze. Daß in 1656 Jahren die Menschen erster Welt zu keiner solchen Anzahl sollten erwachsen sein, welche benöthigt worden wäre, auch in Europa sich auszubreiten, ist gantz was Unvermutliches, und das Widrige viel wahrscheinlicher. Denn wann nach der Sündslut, zu Bileams Zeiten, welcher weissagt, daß Schiffe aus Chitim den Assur und Eber verderben werden «), Europa allbereit grössern Theils wiederum von Leuten bewohnt gewesen, da doch seit der Sündslut annoch neunhundert Jahre nicht ver-slossen waren, und wann auch, wie der gelehrte P. Kirchems 6) vernünsftiglich rechnet, daß von der Sündflut biß zu dem Babylonischem Thurn-Bau drey und zwantzigtausend mal tausend dreyhundert acht und zwantzig tausendmal tausend Menschen (welches schier unglaublich lautet) haben können gebohren werden; warum sollten dann nicht eben sowol in 1656 Jahren der Leute soviel gelebt haben vor der Sündflut, daß Europa von ihnen auch besetzt wäre? Ja ich glaube gäntzlich, die Zahl der Menschen, so in der Sündflut umgekommen, sey viel grösser gewest, als derer, so heutigs Tags am Leben. Denn zu jener Zeit war nicht nur die noch unverderbte Erde, sondern auch der Mensch viel fruchtbarer und zur Vermehrung viel geschickter, als bey dieser. So lebten auch jene Leute wol vier- fünsi- oder sechsmal länger, als die jetzige; daher nothwendig Jener ihre Menge weit stärcker werden müsien, als dieser ihre. Denn nach der Sündflut hat das menschliche Alter dergestalt abgenommen, daß in manchem Secalo, wo nicht eben soviel doch gewißlich nicht viel weniger Leute von der Welt, als aus die Welt gekommen. Wie offt erfährt man aus den Tauff- und Sterb-Verzeichnissen, daß der Tod in manchem Jahr eine grössere Lista fornire, denn das Leben! Weiß man doch, daß in manchem Jahr-Hundert der dritte Theil von Menschen vom Schwert und Pestilentz in wenig Jahren gefressen, ohne die, so natür- a) Numeror. 24. b) P. Athanas. Kirch. lib. I. Turris. Babel, fol. 8 lich verblichen, oder von dem Alter ins Grab gedruckt worden. Ob nun gleich in der ersten Welt auch nicht alle Menschen ihr Leben mit gleicher Länge gemessen, sondern Manchen auch wol ein Zufall hingerichtet; haben sie doch insgemein ihr Lebens-Alter viel weiter gestreckt, als nach der Sündflut. Daraus denn leicht zu schliessen, die erste Welt sey nach ihrem tausendstem Jahr schon Volckreicher gewest, als die jetzige, welcher der Tod jährlich nicht viel weniger Leute wieder ent* zeucht, als ihr die Geburt darreicht; zumal weil die Vor-Welt auch aus das Kinder-zeugen hitziger gewest, denn dieNach-Welt, dazu nicht mit soviel bösen Dünsten und Kranckheiten geplagt. Wie sollte denn doch eine solche Meer-Sand- gleiche Zahl der Leute sich von den vier Paradeys-Strömen haben umfangen und einschräncken lassen, da deß Menschen Dichten und Trachten von Jugend auf schon so bös, und demnach auch Zweifels ohn aus Besitzung mehrer Aecker und Güter allbereit ersessen war? So haben auch die vier Haupt-Ströme, so in dem Paradis ihre Austheilung empfingen, bey weitem soweit sich nicht ergossen, wie man schliessen müsste, wann die Ströme Nilus und Ganges darunter begriffen wären. Die alten Ausleger Habens nicht getroffen, indem sie Hevila, welches von dem Pison umströmet wird, für Indien angesehn, und das Land Chus, welches der Strom Geon (oder Gihon) I durchwallet, für Morenland, solchem nach auch besagten Geon für den Nilus ausgenommen. Denn es haben unterschiedliche Theologi und Geographi, sowol Römisch-eatho-lischer c) als protestirender Religion seit-hero der Sachen besser nachgedacht, daß weder Ganges noch Nilus unter solchen vier Haupt-Wassern verstanden werden, wiewol etliche solches klährer dargethan als Andre. Die Gründlichste und Gewisseste ^ Überweisung, daß es gefehlt sey. hat man fjfc aus andren Stellen der H. Schrifft, die es ’ünd-flut schon gelebt, gemäch-und bequemlich allein zu behausen und seßhafft zu machen. Die Fettigkeit der Morgenländer betreffend, so sällt dieselbe unterschiedlich und trifft man auch wol manchen Land-Strich daselbst an, der desto magrer, als zum Exempel die Insel Ormus, welche gar keine Gewächse schier hervorbringt. ünd-Flut das Leben gerettet; weil entweder dieselbe durch Sturm auf dem Meer zerbrochen, und unter dem vier-tzigtägigem Platz-Regen, oder hernach vom Hunger die, so sich darinn befunden, ver 1 derben müssen, als welche sich eines solchen Ernstes nicht versehen, und deßwegen weder mit Proviand noch süssem Wasser versorgt hatten. Wann demnach der Bernunfft am ge-mässesten ist, daß selbige Leute der ersten Welt auch in Europa weit und breit gelebt, so haben sie auch vermutlich die wohn-barste Gegenden von Kärnten undCrain mit Leuten besetzt und besessen. Ob aber gleich dieses glaublicher, dem der Gegen-Satz, lässt sichs doch weiter nicht treiben, ohn biß zur Vermutung und zu keiner Unfehlbarkeit, noch Gewißheit. Wir geben aber dieser Lust-Frage hiemit Urlaub, und nehmen die Einwohner, welche in der Nach-Welt das Land Crain haben bewohnt, hiernechst in Betrachtung. 06 man in der ersten Welt auch Schiffe gehabt. ©as II. Von der Jahr-Zeit erster Bepfflanzung Europae nach der Sündflut, und denen Anstiftern deß Babylonischen Thurn-Gebäues. fnkbll In welchem Verstände die erste Einwohner defs Randes Crain können Abori-genes genannt werden. MijMlligkeit der Gelekrten über die Iahr-Zeit der Babylonischen Verwirrung. Ob Waleg im 132 oder 102 nach der Sündstut geboren. Ob Arphachsad den Salnh, oder den Caimm gezeugt. Erörterung der Strittigkeit, ob Rucas Mer oder ein Irrender den Eainan eingesekoben. I. Hieronymi Unterscheidung der zweyerley Edition der 72 Dolmetscher. Zweyerley rermeynte Zer-theitung der Welt. Wie Koah feinen Löhnen die Welt ausgetheilt. Kirchen Diseurs davon- Nrfachen derer die keine zweimalige Zertkeilung der Welt gestehn wollen. Was für Zeit, Grösse, und Arbeit dazu gehört, wann der Murn zu Zabel kette an den Himmel rühren follen? Ob ben der Vonfammenfcheidung vor Habel, die Iänder durchs Rofs ausgetheilt worden? Missverstand defs H. Exißhanii an dem Wort Rhinocolura. Ob alle Menschen steh zum Babylonischen Murn-Hau eingefunden, und von dannen zerstreuet worden? Die erste und fürnehmste Ratgeber zu solchem Thurn-Hau. Ob Iimrod der Urheber defs Babylonischen Murns gewest? Solches wird durch die heutige Überbleibsel defs Shunts, glaublich gemacht. Unterschiedlicher Bericht von der Höhe defs Murns. Es wird ferner bescheinigt, mit denen noch übrigen Spltr-,Zeichen defs Murns. Defs Della Valle Bericht von den heutigen Mahlzeichen desselben. Beobachtungen defs Friedrich Heyfers. Dicke und Ränge der Ziegelsteine defs Murns. Zwiefachs Rehr-Bild an diesen Murn-Huinen. Bericht defs dela Boullaye le Gouz von diesen Überbleibseln. Mverniers Beschreibung derselben. Obs glaublich, dass diese Ruinen nur von dem Wart-Murn eines Arabischen «Fürsten übrig geblieben? Woraus man vermuten Könne, Iimrod sey defs Babylonischen Murns Anstifter gewest. Wer der Afttr gewest, der Jittive gebattet. Tornielli und Kircheri Meynung hievon. Ursachen, warum man durch die Erbauer der Stadt Jittive nicht den Sohn Sems, den Afur, sondern den Iimrod mitfe verstehn. Zeugnissen weltlicher Scribenten darüber. eil matt auf Mutmassungen kein Haus, viel weniger die Bewoh-»nnng eines gantzen Landes kann Für die älteste und allererste derselben werden die Aborigines angegeben »), und zwar nicht die Jenige Völcker, so der Aegyp- bauen, wenden wir uns von dem tische Saturnus ans ihrem Gebirge, da Zweifel zu mehret Gewißheit, von der sie anfangs gelebt, nach Italien geführt Frage, ob Girant vor der Sündflut bewohnt haben soll, oder die, wie Etliche sabulirten, gewesen, zur Aufsuchung seiner varatali- in Italien aus der Erden hervorgekommen, gen Einwohner nA der Sündflut, als j 'a) Prao;ertim k Doctore stieben in APPar.-vavon gründlicher Nachricht vorhanden. 1 tu camioiiae Antiquae p. i82. Aborigines. £6 und wie die erste Einwohner deß Landes Crain können Aborigines genennt werden. Mißhällig-keit über der Jahrzeit der Zerstreuung vom Thurn zu Babel. £b Phaleg im Jahr 132, vder 102 nach der Sünd-flut geborn? sondern die von dem Babylonischen Stadt-und Thurn-Bau in alle Länder zerstreuet seynd. Dieselbe wurden von den Alten Ingeborne und Selbst-Geborne genannt; welches die Nachkommen in diesem Mißverstände ausgenommen, als ob jedwede Nation ans demselbigen Lande oder Erdreiche, dahin sie nach ihrem Abschiede von Babel gezogen, geboren wäre. Sonst haben andre Scribenten hernach auch solche Völcker, derer Herkommen und Ursprung vor grossem Alterthum nicht zu erkündigen war, Aborigines geheissen. In solcher Bedeutung aber können wir die älteste Einwohner unsers Crains für keine Aborigines erkennen: denn uns ist derselben Ur-Stamm-Vater bekandt, nem-lich der Noah ; sondern nur in dieser, daß selbige Ur-Einwohner von den allerültesten und ersten Familien deß menschlichen Geschlechts, so nach der Sündslut gelebt, nemlich von deß Iaphets seinem Enckel Kithim entsprossen, und vielleicht noch zu deß Kithim Lebzeiten sowol das Land Crain als wie andre nmherliegende bezogen, wo nicht eben durchgehends doch aufs wenigste die niedrigste und äusserste Gegend desselben. In welchem Jahr der Welt aber die erste Bestantzung Europa nach der Sündstut geschehen sey, steht nicht nnfehlbar-lich zu wissen; sintemal die Zeit-Beschreiber und Schrifft - Lehrer wegen der Jahr-Zeit deß Aufbruchs vom Babylonischen Thurn sich nicht wol miteinander vergleichen. Etliche setzen, es habe sich begeben im 1931. Jahr der Welt, etliche, unter denen auch Capellus ist, im 1783sten, etliche aber im 1753sten. Welche Miß» hälligkeit zum Theil daher rührt, daß Einige die Sprach-Berwirrung und Mett* schen-Zerstrenung von des Phaleg Geburt, Andre aber von seinem Tode, wiedrum Andre von der Mittel-Zeit oder Helffte seines Lebens anrechnen. Gleichwie auch die ungleiche Ausrechnung der Geburts-Zeit deß P h a l e g etwas dabey thut, welche von Etlichen im 132sten, von Etlichen aber im 101. oder 102. Jahr nach der Sündstut gesetzt wird. Die, welche das 102ste Jahr für deß Phaleg (oderPeleg) Geburts-Jahr ausgeben, gehen auf das Jahr- und Geschlecht-Register, welches Moses beschrieben. Welcher berichtet, Sem habe zwey Jahre nach der Sünd-flut den Arphapad gezeugt, Arphapad im fünff und dreyssigsten seines Alters den Sale, Sale in seinem dreyssigsten den Heber (oder Eber), Eber aber im vier und dreyssigsten seiner Wallfahrt den Phaleg (oder Peleg) nemlich gerad zur Zeit der Zertheilung und Sprach-Ber-wirrung. Aus solchen Zahlen nun 2, 35, 30, 34 entstehn 101 Jahre, so man nemlich vom Ende der Sündflut anrechnet ; bemt wenn man den Anfang derselben mit einschliesst, kommen 102 Jahre draus hervor. Aber die, welche seiner Geburt das 132ste Jahr zueignen, derer ziemlich viele seynd, welchen auch Kirche -rus in Beschreibung deß Babylonischen Thurns b) und unser Doctor Schönleben cy mit ihrer Feder beygethan sind, setzen ihr Vertrauen ans den 36sten Vers deß 3 Capittels S. Lueä, da gemeldet wird, Phaleg sey ein Sohn Eber, Eber ein Sohn Sala, dieser ein Sohn Cainan, Cainan ein Sohn Arphachsad, welcher ein Sohn Sem gewest, und also Cainan noch vor dem Sala als ein Vater von dem Sohn gezehlt wird; welchen Cainan die Andren hingegen ausschliessen, weil er in der Geschlecht-Berzeichniß deß Alten Testaments nirgends zu finden. Kircherus und seine Bor- und Bey-stimmer sprechen, es sey unrecht, eine Person ausznlassen, die der Evangelist ausdrücklich hat mitgezehlt und benamt. Er hat hierinn die Wahrheit zu bekennen, auch sehr ansehnliche Vorgänger, nemlich den Ehrwürdigen Beda, welcher gleichwol schreibt, der Evangelist habe den Cainan aus der 70 Dolmetscher Edition hinzugethan, ob er gleich in der Hebräischen nicht gefunden werde; und es sey besser, über die Ursach dessen sich ehrerbietig zu verwundern, als gar zu eysrig sie zu untersuchen. d) Und dergleichen haben unter den Alten noch Andre mehr geurtheilt. Unter den Neueren hat es Jacobus Salianus zu behaupten sich bemühet, und sowol vor-erwehnten berühmten Kircherum als den D. Schönleben bewogen, weil er in der Vorrede der Übersetzung deß Chronici Eu-sebii aus dem Büchlein etlicher Epcerpten so gar übel Lateinisch gestilisirt, und vom Scaligero in Druck gebracht sind, endlich beschleusst, aus selbigen Excerptis könne man abnehmen, für welchen Satz Eusebius b) lib. I. c. 6. p. 16. c) Parte 2. Annalium Carnioliae antiquae & novce. d) Beda in Praefat. Actor. Apost. siehe. Allein er hat sich übereilt. Denn jetztberührte Excerpta seynd ein solches >! Gemeng, welches nicht aus dem Eusebio allein, sondren auch aus andren Schrifften, so mit der Chronographia Eusebii gantz uneinig, zusammengezogen und ineinander gerührt, und zwar aus dem Eusebio nur wenigsten Theils, wie solches Scaliger selbst erinnert, auch zugleich vermeldet, es thue solches zu gegenwärtiger Sache nichtch daß man darinn 1072 Jahre von der L>ünd-slut biß aus Abrahams Geburt zehlet, sintemal Eusebius sowol nach der 70 Dolmetscher Übersetzung, als nach dem Samaritanischem Text von der Sündflnt biß auss erste Jahr Abrahams nur 942 gezehlet, und damit die Jahre deß Cainans von seiner Chronologia gäntzlich ausgeschlossen. Gestaltsam ihn dcßwegen auch Georgius Syncellus, wie nicht weniger die noch viel ältere Alexandrinische Chronographi, Anianus und Panadorus, getadelt. Es Haltens aber mit der widrigen Mey- J nung gewißlich auch keine schlechte, sondern vortreffliche Leute Römisch Catholi-scher, Evangelischer und Resormirter Religion; wiewol dieselbe hernach nicht alle über der Ursach, warum Lucas den Cai- ;j nan mit eingemengt, oder wie solcher Nam beymLucahineingekommen, sich vergleichen. Unterdessen stimmen sie doch hieraus ein-1 hällig zu, daß Cainan eigendlich nicht drein | gehöre, und zwar mit gar gutem Grunde. ! Denn man liefet nicht nur im zehendem Hauptstück deß ersten Buchs Mosis , sondern eben so wol im ersten Hauptstück deß ersten Buchs der Chronic, Arphaxad habe den Sala gezeugt. Und was die Gegner gäntzlich überweiset, ist dieses, das im 12. Vers deß Ilten Capittels der Schöpffnngs-Histori das Jahr dazu gesetzt wird, in welchem der Sala (oder Sela) vom Arphaxad gezeuget worden. Denn so lauten die klare Worte Mosis: „Arphaxad war 35 Jahr alt und zeugte Salah." Daraus erfolgt unwidertreiblich zweyerley: Erstlich, daß Phaleg nicht im 132, sondern 101. oder (nachdem mans rechnet) 102. Jahr nach der Sündflnt geborn, undzweytens, daß Arphaxad deß Salah Vater und nicht sein Groß-Bater sey. ^bArphaxad Den H. Lucam betreffend geben Ei-nige vor, er sey den 70 Dolmetschern nach- ^ainan gegangen, bey denen man an diesem Ort »Ez-uzt. deß Mosaischen Stamm-Registers also liefet' Kal A'gq.a;aÖ iyivvxat rbv KaXv&v, y.a>l Katväv tytwxae r'ov Zola. „Arphaxad hat gezeugt den Kainan und Kainan gezeugt den Salah." Derhalben meynen sie, der Evangelist habe in einer Sache, die nichts sonders zu bedeuten hatte, und darinn kein Glaubens Punct enthalten, lieber mit einer gottseligen avyxaraßaati, oder Condescendentz und Bequemung solchen irrendeir^Dolme-tschern folgen wollen, als denen schwach-gläubigen oder Halsstarrigen, welche gäntzlich glaubten, diese 70 Dolmetscher wären gantz unfehlbar gewest, einen Anstoß machen. Wie dann in der ersten Kirchen allbereit ausgesprengt worden, es wäre ein Jedweder unter selbigen Dolmetschern in einem Stüblein allein geseffen, als das Alte Testament von ihnen übersetzt worden; da sich hernach bey Gegenhaltung aller und Jedweder Versionen mit höchster Verwun-drung gesunden, daß alle und jede auch so gar den Worten nach übereingetroffen. Diese Meynung hat einen groffen Anhang vieler stattlicher und hochbenamter Männer, als den Genebrardurn ; wiewol derselbe so fest nicht daraus besteht, daß er nicht eine Conciliirung oder Vergleichung suchen sollte, mit diesem Vorwand, man könne endlich auch wol sagen^ Ar-phachsad habe den Selam (oder Salah) gezeugt; so man darunter verstehen wolle, er habe es vermittelst seines Sohns Cainan gethan «). Jmgleichen den Kardinal^Ca-jetanurn b) den tieffgelehrten Joseph Scaliger und Jacobuin Usseriurn, welcher eine gar accurate Dissertation von dieser Frage geschrieben, wie auch Franciscurn Juniurn c) und Andre mehr. Gleichwol wollen Andre diese Entschuldigung doch nicht loben, noch der Aufrichtigkeit eines heiligen Evangelisten, welcher sich um die Warheit mehr als um das Gerücht bekümmert habe, solches Zutrauen ; zumal auch dennoch sein Gerücht also nicht sicher gestanden wäre für dem Vor-wurffe der Jüden, wann diese sein Evangelium gegen dem Mosaischen Text gehalten ; aus welchen man mehr hette müssen sehn, weder auf die blosse Version, und zwar auf eine solche Version, bte von gelehrten Leuten beurtheilt wird, daß sie entweder durch die böse Zeiten oderUnacht- o) Chronic. üuilh. Genebrardi lib. 1. ad A. M. L 659. 6) Commentar, in cap. 3. Luc®. c) Analys. Genes. 2. Tom. 1. Oper, col, 167. Erörtkrung der Ctrittig-keit wegen deß Cainans, dessen beym Luca Meldung geschicht. f am fett ber Abschreiber und Buchhalter, ! ober auch Fahrlässigkeit ber Dolmetscher, an vielen Orten corrumpirt sey ; solches könne man ohne weitläufftige Herbeyho-lung anbret Exernpel eben mit bteser Stamm - Reihe barthun, als bie in ber Griechischen Ebition gantz voll Anachro-nismis (ober Zeit-Versetzungen) stecke, unb sowol von ber Vulgata, als bem Hebräischen Text Mosis mächtig weit sey unterschieben ; biejenige, welche fürgeben, in bem Hebräischen mangle ber Nam Cainan bergeftalt, baß er daselbst übersehn worben, fehlen; angemerckt,bieseStamm-Erzehlung breymal wieberholet wirb, nemlich im ze- i Henben unb eylfften Capittel beß I. Buchs ber Schöpffung, unb im I. Capittel beß I. Buchs ber Chronic, ba bann allemal j bie Hebräische Bücher bestänbiglich sprechen, : Arphaxab habe ben Salah gezeugt, unb beß Cainan aber nicht gebencken. Womit auch Philo, Josephns, bie Chalbäische, bie Persische Ausleger, wie auch beybe Arabi- : sche unb gleichfalls bie Vulgata übereintreffen. So stnbt sichs auch nicht bey ben 70 Dolmetschern im I. Cappittel beß I. Buchs ber Chronic, Römischer unb Pa- j risischer Ebition, sonbern bie Orbnung: baselbst also l fjol Sr,u, siihxa, xal yinv'no, xccì 'ÀQffu^àÒ, 2oùà, Eßfo. DieSamaritanische Codices, welche sonst sowol von ben Hebräischen als Griechischen in ben Jahr-Rechnungen gewaltig unterschieben, kommen boch in ber Geschlecht-Rechnung mit ben Hebräischen gäntzlich überein, sintemal sie eben sowol als jene sagen, Arphaxab habe ben Salah gezeugt. Masten solches aus Collationirung ber Hebräischen unb Samaritanischen Ebition, so Eusebius in seinem Chronico angestellet, offenbar ist. Hiemit halten es Catharinus, unb Pe-rerius, unb Johannes Cordesius, ber in Frantzösischer Sprache eine Genealogiam (ober Stamm-Register) Christi geschrieben, imgleichen Jacobus Capellus unb Spanhe-mius. Wiewol was bell Pererium betrifft, berselbe dieser Meynung weiter nicht günstig ist, als baß er bestetigt, bie Erzeugung beß Cainans sey nicht in allen Editionen der 70 Dolmetscher enthalten, baghero man warscheinlich könne schlieffen, baß sie von selbigen Dolmetschern auch j nicht sey gesetzt worden; und solche Edi- ! tionen, barinn sie nicht gestanden, habe man billig für bie rechte und ungefälschte, wie gegenseits bie, barinn sie begriffen, für verderbte und befehlerte zu achten. Es habe leicht Jemand ein Exemplar von ben Büchern ber 70 Dolmetschen in bie Hände bekommen, barinn bie Erzeugung Cainans enthalten, unb dieselbe daraus in Evangelium S. Lucä versetzen können; welches, weil mans vielleicht anfangs nicht erblickt habe, hernach auch in andreExemplarien und Bücher deß Neuen Testaments, die man biß auf diesen Tag darnach gedruckt, ver-pflantzet worden. Aber boch will er sich darum nicht unterstehn, diese Meynung völlig anzunehmen, und für gantz gewiß, daß es auch ins Neue Testament irrig ein-geflickt sey, sondern spricht, wann von beit Büchern Neues Testaments eben so gesagt werden könnte, wie von den Büchern beß Alten, daß nemlich in etlichen Editionen der 70 Übersetzer Cainans Geburt zu finden, und in etlichen nicht, alsdenn wollte er ohn einiges Bebencken gäntzlich dazu miteinstimmen ; weil aber auch zu dieser Zeit kein Evangelion - Buch vorhanden, barinn nicht beym Luca bem Geschlecht-Register ber Cainan mit einverleibt wäre, und weil er auch niemals gelesen, daß jemals Einer gesagt, ihm wäre einiges Buch oder Exemplar des Evangelii S. Lucä vor Augen kommen, barinn solche Geburt deß Cainans mangelte, müsse er an sich halten. «- Aber solcher Zweifel würde sich bey ihm schon haben verlohren, wann er gewusst stette, daß ein solches Exemplar dennoch zu Cantelbury in England vorhanden, nemlich ein Griechisch-Lateinisches, auf einem gar altem Pergament, mit grossen Buchstaben ohne Accenten und Spiritus, vor zwölff hundert Jahren geschrieben; : barinn beß Cainans beym Luca mit keinem Buchstaben Meldung geschicht. Selbiges altes Exemplar hat man aus Griechenland gebracht ins Kloster S. Jrenäi, in ber Vorstadt zu London ; ba es im Jahr 1562, als bie einheimische Kriegs-Unruhe sich erhub, gefunden, und endlich Anno 1581 vom Theodoro Beza in die Biblio-tstec ber Università zu Cantelbury verehrt worden. Nichts destoweniger erachtet obbemeldter Pererius anderswo 6), es sey diese Mut-massung warschein-und glaublicher, als a) Vid. Benedict. Pererius in Comment, ad 2. Genes. b) Disputat. XI. 1. 16. in Genes. alle andre. Und Petavius widerspricht es auch so wenig, als vorberührter Cor-desius, und Petrus Possinus, imgleichen unter den evangelischen Theologen Ges-nerus, Gerhardus b) und Waltherus c). Insonderheit verficht Cornelius à Lapide dieses gar ernstlich <0- Daß er hieran auch recht thne, erscheinet sowol aus andren, als diesen Ursachen: 1. Weil Pliilo und Josephus, welche doch sonst in andren Stücken kündigst«: Massen der Griechischen Edition nachgehen, dieses Cainan gar keine Meldung thun. 2. Weil der älteste schier unter den alten Lehrern Theophilus, Antiochenus, bei) Beschreibung dieser Geschlecht - Reiche der Griechischen, im übrigen zwar treulich und gleichsam auf den Fuß folget, doch gleichwol mit gäntzlicher Auslastung deß > Cainan ausdrücklich setzet, Arphaxad habe den Sala gezeugt. 3. Weil ebendersel-bige Theophilus hinzu thut, man zehle von der Sündslut biß auf die Geburt Isaacs 1036 Jahre, da doch nach der Griechen ihrer Rechnung vermittelst Einfügung deß Cainan 1166 Jahre gezehlt werden müssten. 4. Weil Ireiueus, welcher dem Theophilo an der Zeit fast gleich ; meldet <0, es weise Lucas, daß die Stamm-Reihe Christi biß an den Adam zwey und siebentzig Geschlechts (Generationes) begreiffe. Sollte nun Cainan eingeschoben werden, so würde es drey und siebentzig geben. 5. Setzt es der vortreffliche Historicus , Julius Africanus nicht anders, welchen Eusebius anziehet in dem Griechischen Chronico f), nemlich also: „Ar- . phaxad da er fünff und dreyssig Jahre ' alt war, zeugete Sala rc." 6. Daher gehört auch, was Epiphanius g) hat in acht genommen, nemlich daß man von Adam biß auf Jacob zwey und zwantzig Häupter zehle. Denn so Cainan würde mit eingerechnet, müsste man drey und zwantzch zehlen. Eben dieser Kirchenlehrer, da er die Melchisedianos beschreibtA), sagt mit klaren Worten, Arphaxad habe den Sala gezeugt; wiewol er sonst im übrigen der Griechen ihrer Rechnung gar fest anhangt. 8. Deßgleichen thut auch S. Hie- 6) Gerhard. Commentar, in Gen. c) Waltherus in Harmonia S. Script. d) Cornei, à Lapide in Genes. e) lib. 3. c. 33. f) pag. 9. Edit. Scaligerianse. g) in lib. de Fonder. & Mensur. §. 22. h) In Haeresi 55. ronimus. Denn er mercket gar fleissig 0, i bet) Gegenhaltung der Hebraeischen und Griechischen Exemplarien, wann sie einander ungleich lauten; aber allhie schreibt er schlecht hinweg, Arphaxad habe den Sala erzielt, und gedenckt dabey gar keines Mißlauts besagter beyderley Editionen. Endlich und fürs 9te, so ist auch in dem uralten Exemplar deß Neuen Testaments, welches, wie vorhin:: gedacht, der Beza gehabt, Cainan nicht gestanden, wie ersagter Beza selber in seinenAnmerckungen bezeugt. Fürs zehende, so findt man die Zahlen in den Griechischen Editionen sehr veränderlich und unbeständig. Etliche eignen dem Cainan nach der Erzeugung deß Salat) 330 Jahre zu, Etliche aber 430. Die Römische Edition deß Griechischen zehlet 400 Jahre dem Arphaxad zu, nach Erzielung deß Cainans, die Lateinische Übersetzung deß Flamminii Nobilii 330. Die Complutensische und der Alexandri-nische Codex, den man in England verwahrt, 240. Und andre noch anders. Durch solche Manchfaltigkeit der Griechischen Lection erstarckt die Mutmassung gar sehr, daß der Text verderbt sey. Jnmassen denn auch (Eylfftens) ohne dem sonst noch allerhand Beweiß-Gründe aus der Chronologia oder Zeit-Rechnung wider den Cainan, und wider die 130 Jahre, so ihm von den LXX Dolmetschern zugerechnet werden. Daher denn die berühmteste Chronologi, als Ado Viennensis , Beroaldus, Funccius, Calvisius, Scaliger, Helvicus, Capellus, Lansbergius, und Andre diesen Cainan samt seinen Jahren heranswersten. Zwölfftensc Weil S. Hieronimus un-I terscheidet, zwischen der Griechischen Edition ; der 70 Dolmetscher, welche 0eigenes, Eusebius, und fast alle Griechische Ausleger xoii-G (die g e me t u e) nennen, und jj zwischen derjenigen Edition der 70 Übersetzer, die man in den Hexaplis Codicibus fand. Denn obgleich die gemeine, so sonst insgemein genannt ward, eben ; sowol der 70 Dolmetscher ihre ist; hat doch S. Hieronymus zwischen solchen bey-den diesen Unterscheid wargenommen, daß die gemeine Edition nach Gelegenheit deß Orts und der Zeit, und nach Beliebung der alten Scribenten corrumpirt sey, die andre aber in den Büchern der Gelehrten i) libr. Quaestionum in Genes in. S. Hieronymi Unter» scheidung zwischen zweyerley Editionen der 70 Dolmetscher. unverfälscht und lauter geblieben. In d e r G e ni e i n e n, sowol in der alten, die schon zu Origenes Zeiten gebraucht worden, als in der neuen, welche vom Luciano Martyre in etwas geändert, steht der Cainan zwischen dem Arphachsad und Salah, in der andren aber, die von gelehrten Lehrern für die rechte ungecorrnmpirte Edition der 70 Dolmetscher gehalten, und in der Cleopatrae Bibliothec zu Alexandria gestanden, und sowol in Syrien und Palaestina, als in Aegypten damals gegolten, auch vom Origene seinen Hexaplis eiuge-füget worden, soll, wie Usserius will, vom Cainan nichts gehabt haben. Weßwegen auch Origenes in der gemeinen Edition es zwar gelassen, wie ers gesunden, doch zu dem Cainan eine virgulam oder Zeichen gesetzt, anzudeuten, daß es in der andren Edition nicht befindlich. Ich lass»' viel andre Scribenten aus, die eben deß Sinns seynd, daß in die Edition der 70 Dolmetscher der Cainan eingeflickt sey, als Grotium o) Heinsium b) Bochartum c) und dergleichen gelehrte Leute mehr. ^ Wann es aber weiter zur Frage kommt, wie es zugegangen, daß der Cainan endlich hinein geiahten, will mir jetztgenannten Bocharti Beduncken hierinn nicht Übel gefallen. Derselbe gesteht zwar, er könne solches mit keiner Vermessung der Unfehlbarkeit errahten, vermutet doch aber gleich-wol, weil im 37. Bersicul deß dritten Capittels Lucae deß Cainan, eines Sohns Enos,Meldung geschieht, sey vielleicht durch Achtlosigkeit der Schreiber dieser Nam verschrieben, und mit verwirrter Ordnung aus gedachtem 37sten in den 36sten Vers verrückt worden; und nachdem solches einmal übersehn, auch solcher Fehler weiter in etliche Exemplaria deß Evangelii S. Lucae fortgepflantzt, Hecken (vermutlich) einige vermessene solches auch der Griechischen Edition der Alten eingeflickt, als welche sie nunmehr für corrumpirt gehalten, weil sie hierinn mit dem Luca nicht eingestimmet. Solches gewinne einen guten Schein und Anzeigung aus dem 13, 14, und 15tem Bersicul eylsften Capittels ersten Buchs Mosis Griechischer Edition, da dem Cainan und Sala eine gleiche Jahr-Zahl sowol der Kinder-Zeugung, als o) In Notis ad c. 3. Lucae. 6) In Exercitationibus sacris, fol. 266. c) In Phaleg, f. Geographia sacra. ! ihres nach der Kinder Zeugung noch übrigen Lebens zugeeignet wird. Denn von Beyden wird gelesen (nemlich in selbiger Griechischen Edition) er habe im 130sten Jahr den Sohn gezeugt, und hernach noch 330 Jahre gelebt. Daher man gar glaub-mässig oder wahrscheinlich schliessen kann, dasjenige, was die siebentzig Dolmetscher von dem Sala allein geschrieben, sey von denen Abschreibern zweymal gesetzt, und gewiederholt, also, daß sie dem eingeschobenem Cainan eben dergleichen zugeeignet. Es begegnet zuletzt auch denen, die solche Mutmassung darum verwerffen, weil ihres Einwendens mit der Weise es um den Glauben und um die Lehre vou unserer Seeligkeit gethan, und darinn kein gewisser Grund also zu hoffen sey. Denn (spricht er) wann man gleich denen Bücherschreibern oder Abschreibern, und Buchdruckern nicht solche Unfehlbarkeit zueignet, als wie denen Verfassern der heiligen Schrifft-Bücher, so folgt doch daraus noch kein Schluß, mau könne alsdann keinen gewissen Grund deß Heils mehr aus Heil. Schlifft erwarten. Denn wer wollte Andren eine solche Folgeret) gelten lassen? In Livii und Suetonii Schrifften seynd etliche Fehler eingeschlichen; darum ist in der Römischen Histori nichts Gewisses, : und seynd die Sachen, so vom Hannibal, oder Julio, oder Augusto darinn stehen, nicht allerdings glaubfest. Ober : Aristo-I telis Griechische Editionen seynd etlicher Orten falsch gedruckt und befehlert; der-halben können wir gar nicht gewiß wissen, was er in philosophischen Sachen geur-theilt. Wiewol nicht ohn, daß dergleichen Exempel sehr ungleich. Denn die göttliche Fürsehung wachet viel anders dafür, daß die Bücher heiliger Schlifft von Irrthü-mern rein bleiben aufs wenigste, in denen Puncten die zum Glauben, und zur Seligkeit absolut und allerdings vonnöthen. Daher es kommt, daß, obgleich die He-braeische und Griechische Codices in geringen Stücklein bißweilen ein wenig varii-ren, auch dieDolmetscher deß heiligen Texts offt manche Worte unterschiedlich erkläh reit, dennoch in den Hauptstücken deß Glaubens allenthalben einerlei) Lehr gefunden wird, und zwar nicht nur in den Uhr->L>chrifften, sondern auch in den be-fehlertsten Versionen und Übersetzungen «). o) Vid. Bocharti Phaleg lib. 2. c. 13. Wir enthalten uns in dieser Sachen der Entscheidung, welche ohne dem schwerlich Einer mit unsehlbarer Gewißheit geben kann? und haben solche Erörterung allein zu diesem Ziel gerichtet, daß man eines Theils daraus möge erkennen die Ursach, warum die Schrifft-und Zeit-Gelehrten in dieser Jahr-Rechnung der Geburt deß Phaleg und der Sprach-Ver-wirrung so weit voneinander gehn. Jedoch muß ich bekennen, daß aus bißhero angezeigten Gründen diejenige, welche solche Geburt ins 101. oder hundert und zweyte Jahr nach der Sündstut setzen, einen bessern Schein ihrem Satze geben, weder ihre Gegner, welche das 132ste dafür ausgeben. Nicht weniger zertheilen sich auch die Meynungen unserer Gelehrten über der Zeit der Zertheilung selbsten, ob nemlich dieselbe zur Zeit der Geburt deß Phaleg, oder mitten in seiner Lebens-Zeit, oder am Ende derselben, oder allererst nach seinem Tode gescheht: sey? Ihrer Biele setzen zweyerley Zertheilung; deren erste bet) der Geburt deß Phaleg, die zweyte aber und würckliche, bey Auferbauung deß Thurns Babels, sich begeben; die erste soll Noah auf Gottes Eingeben gethan haben, und zwar eben in dem Jahr, da Phaleg geboren; als in welchem Jahr Noah in Betrachtung, daß seiner Kindes Kinder schon mächtig viel, und eine fast unzehl-bare Zahl worden, solchem nach Ihrer schon gnug andre Länder damit zu besetzen, dann auch, daß sein seliges Ende nicht ferrn mehr wäre, den Raht Gottes von Zertheilung der Welt ihnen geoffenbart. Sie gehen hiebet) auch auf die Autho-ritet deß alten Cyprischen Kirchen-Lehrers Epiphauii, welcher in seinem Ancorato, also davon redet: Noverunt omnes, Noe, virum justum, qui, cum relictus esset ipse post diluvium, & tres filii ejus, ut qui justus esset, & filios suos pios efficere conaretur, ut ne in ea mala inciderent, sicut ii, qui diluvio perierunt, non solùm per doctrinam illis pietatem proposuit, sed & per jus jurandum ab unoquoque eorum benevolentiam erga fratrem exegit, & dividit quidem, veluti haeres mundi à Beo constitutus, tribus filiis suis universum mundum sub sortem missum, & unamquamque partem juxta sortem singulis distribuit : & ipsi quidem Sem primogenito cecidit sors à Perside & Bactris usque ad Indiam. Valv. V. Buch. & Regionem Rhinocurorum, quae sita est inter vEgyptum & Palaestinam, è regione Maris Rubri ; ipsi vero Cham obtigit terra à Rhinocura usque ad Gades, ad meridiem ; tertio vero filio, Japhet, obvenerunt ea, quae spectant ad Aquilonem, à Media usque ad Gades, & Rhinocuros. „Als Noah, der, wie alle Leute wissen, ein gerechter Man war, sich samt seinen dreyen Söhnen nach der Sündstut übrig und hinterstellig fand, und solchen seinen Söhnen die Gottesfurcht einzupflantzen strebte, auf daß sie nicht in dergleichen Straff-Ubel fallen mögten, wie die, so in der Sündflut umgekommen; hat er ihnen nicht allein durch gute heilsame Lehr und Belehrnung die Furcht deß Herrn vorgetragen, sondern auch von Jeglichem bey einem Eyde begehrt, daß er gegen sei nem Bruder sich freundlich halten sollte, auch daraus, als ein von Gott eingesetzter Erbe der Welt, seinen dreyen Söhnen den gantzen Erden-Kreys aufs Los gesetzt, und jedweden Theil einem Jeglichen nach dem Los zugetheilt. Da dann dem Sem zwar das Los gefallen, von Persien und Bactro (f) biß an Indien, und an das Land ber Rhinocurorum, welches zwischen Aegypten und Palaestina ligt, gegen dem Roten Meer über, dem Cham aber das Land von Rhinocura biß an Gades gegen Mittag, und dem dritten Sohn Iaphet das, was Nordwerts sihet, von Meden biß an Gades (oder Cadic) und an die Rhinocuros b). Dieser Meynung deß gottseligen Epi-phanii seynd gleichwol vor dem auch Andre gewest, und nachmals ihrer Biele in grösser Menge gefolgt; denen auch der ruhm-be-namte P. Kircherus vergesellschafftet ist. Welcher dafür hält, daß die gewaltig irren, so beyde Zertheilungen miteinander verwirren, und sich anfangs auf deß Josephi Zeugniß berufst, bey dem jedwede Zertheilung durch sonderbare Benamsung unterschieden, und zwar die erste ànoda-<7uhi rr]q oixtjfftmq eine Austheilung der Wohnung, die andre aber avy/yaiq tìjv did-isxzov, „die Sprach-Berwirrung" genannt werde, weil solche Verwirrung eine Ursach der Zertheilung der Völcker gewest. Die erste Zertheilung, spricht Kircherus, ist ohn einige Unordnung abgehandelt, (f) Denn man liefet Bactra und Bactrum beym Plinio, lib. 6, c. 16. ‘ Welches die Hauptstadl deß Bactri-anischen Landes war. 6) Epiphanias in Ancorato c, 116. 3 Wie Noah nach vieler Meynung und Epiphani Beschreibung seinen Söhnen die Länder durchs Los aus-getheilt. P. Kircheri Beyfall. j die folgende aber nicht, sondern von unruhigen Erregungen begleitet worden, jene bey der Geburt deß Phaleg, diese mitten beh seiner Lebens - Zeit geschehen, besage der H. Schrifft, welche meldet, Heber habe darum seinen Sohn den Staaten Phaleg gegeben, weil zu seiner Zeit die Welt zertheilt worden. Und weil Heber solche zweyte, oder würckliche Zertheilung im Geist zuvor gefehlt, habe er seinem Sohn diesen Namen Phaleg nicht aus eigner-natürlicher Bernunfst, sondern aus prophetischem Triebe zugeeignet. Dieses befestiget er aus dem Buch Seder Olam mit dem Spruch deß Rabbi Jose: „Heber ist ein grösser Prophet gewest; sintemal er durch Eingeben deß H. Geistes seinen Sohn Phaleg geheissen, nemlich wegen der künfftigen Zertheilung so am Ende seines Lebens geschehn." Zu diesem Rabbi sammlet er die Stimme deß H. Hieronymi «) und das Chronicon Genebrardi, darinn diese Worte stehn: „Phaleg ist mit einer prophetischen Benennung der Providentz also geheissen, damit kund würde, daß beh dieser Zertheilung deß Erd-Kreyses mehr die göttliche Fürsehung, als der menschliche Raht und Geschicklichkeit gethan. Zuletzt beschleußt er solche seine Mey-ttttitg mit dem Gezeugniß Epiphanii, welches wir knrtz zuvor haben angezogen, und beziehet sich im übrigen auf sein drittes Buch von der Arca Noe, darinn er dieses mit mehrerm ausgeführt habe. Allein der mit vielen hochgelehrten Ge-dancken überhäuffte Kircherus vergisst sich Hiebeh ein wenig, indem, daß er vorher schreibt, primam gentium divisionem ad ortum Phaleg intelligi debere, unde & Heber, Pater ejus, nomen libo suo à divisione indiderit &c. „Die erste Zer- theilung der Bölcker müsse man verstehn von derjenigen, so beh deß Phalegs Geburt geschehn, weßwegen auch der Vater Heber seinen Sohn einen Namen von der Zertheilung gegeben, sintemal, wie die meisten Ausleger berichten, zu dieser Zeit (nemlich um deß Phalegs Geburts-Zeit) die erste Zertheilung der Bölcker durch den Noa vorgenommen; die zweite Zertheilung sey beh dem Thurn-Bau werck- j stellig gemacht." Hingegen werffen die; Zeugnissen, so er vorstellet, ihren Blick i; aus die zweyte Zertheilung, welche Eber ! _________________________________________________ S a In Quaeätion. Hebraicis. aus einem prophetischen Geist zuvorgesehn, und deßwegen seinen Sohn Peleg (oder Phaleg) geheissen habe, daß sie nemlich an dessen Lebens-Ende sich begeben würde. So weiset auch ja die Bernunfst selbst, daß, wann Phaleg diesen seinen Namen in Ansehung der beh seiner Geburts-Zeit vom Noa angestellten Austheilung empfangen, es dazu keines prophetischen Gei-I stes oder Weissagung gebraucht hette ; denn was man in Betrachtung einer gegenwärtigen Fügniß und Begebenheit redet, das kann aus keiner Prophezei) fließen. Allein es fehlt auch wol bißweilen der Adler selbst in seinem Blick, und stehet aus der Höhe eine kleine Mücke für ein Sonnen-Stäublein an. Unser Doctor Schönleben steht gleichfalls auf dieser Seiten, und stimmet mit | zu, die erste Theilung seh vomNoah gleich« |l sam Testaments-weise geschehn, als Phaleg : zur Welt gekommen, die zweyte beh dem ' Babylonischem unsinnigem Gebäu; und jj verwirfft derer Mehnung, die da wollen, es sehen behde allererst beh der Sprach-Berwirrung geschehn. Sie setzt endlich hinzu, man könne keine gewisse Zeit benennen, unterdessen seh doch so viel gewiß, daß die zweyte Theilung und Sprach-Berwirrnng beh des Phalegs Leben nicht i| geschehn sehn könne, (f) Die Ursach aber setzt er nicht dazu. Und ich finde gewißlich keine, warum es nicht fehlt könne, sondern " vielmehr klaren Bericht in heiliger Schrifft, daß es würcklich beh seinem Leben geschehen. Denn weil sie ausdrücklich spricht, die ; Welt sey zu Phalegs Zeit zertheilt, muß je die Zertheilung beh seinem Leben geschehen fehlt. Ob nun schon auch sonst manche andre ansehnliche Gottes-Männer, als Augustinus b) und Beda c) wie auch Arnobius creine zwiefache Zertheilung erkennen; scheint es doch, daß diese gottselige Alten solche ihre Mehnung hauptsächlich aus der ^eber Josephi geschöpft, nemlich aus dem 5. und etlichen folgenden Capitteln seines ersten Buchs. Da gemeldet wird, Gott habe den Kindern Noah geboten, zur Vermehrung menschliches Geschlechts sich von Sen-naar weg zu begeben, und weit anseinan - (f) Verba Authoris sic habent: Quidquid sit de tempore, cum certum assignari non possit, vivo Phaleg id accidisse non potest, fol. 18. Annal. b. 6) libro 16. de C. D. c. 10. c) lib. de sex »tat. d) In Psalm. 104. der zn theilen, damit sie nicht in Zwietracht gegen einander erwüchsen, sondern viel Landes unter sich brächten, und viel Einkommens davon erheben mögten; aber das grobe Volck habe Ihm nicht wollen gehorchen, darüber sie auch in groffen Jammer geratzten; und weil sie einen mächtigen Haussen junges Volcks bey sich gehabt, habe Er sie abermal vermahnt, sie sollten sich hin und wieder austheilen ; aber sie hetten dennoch nicht gehorsamt, sondern den Rahtschlag Gottes vonEin-theilung deß Volcks in andre Länder dahin gedeutet, als ob es Gott nicht treulich mit ihnen meynte, sondern vielmehr auf den Ranck umginge, wie Er sie voneinander zerstreuen und darnach desto leichter vertilgen mögte re. »- Hieraus haben die lieben Kirchen-Bäter gemutmasset, Gott der Herr müsste ihnen durch den Noah solchen Befehl angedeutet, und beynebst durch denselben auch die Länder der Welt ausgetheilt haben. Aber was antworten die, so andersgesinnt, darauf? Josephus sprechen sie, sey gar nicht glaub-fest in vielen Stücken und kein göttlicher Scribent, könne seine Er-zehlung so viel diese Austheilung betrifft, mit keinem Buchstaben göttlicher Schrifft darthun. Wie denn nicht ohn, daß er sich gleich Anfangs verdächtig macht eines falschen Wahns, als ob nicht alle Menschen biß auf die, so sich in den Kasten gereti-rirt, ertruncken, sondern noch etliche mehr am Leben geblieben. Weil er ihm nun diese Freyheit oder Künheit genommen, wider den Hellen Buchstaben der Schrifft solches vorzugeben, könne man leichtlich erachten, er werde bey andrer Gelegenheit noch viel weniger Bedencken getragen haben, aus seinen eignen Einfällen oder aus seiner Lands-Leute Rabbinischen Traditionen-Historien zu machen. Was Epiphanius zweyer Orten gedenckt, daß Noah unter seine drey Söhne den Erdboden ausgetheilet, und Jedwedem seine Portion angewiesen, damit künfftig keine Uneinigkeit und Zwist bey ihnen einrisse, auch darauf einen Eyd von ihnen genommen, und dem jenigen Alles Übel ange-drohet, welcher solches Eyd-Gelübde brechen würde, auf daß keiner in seines Brüdern Theil einen Eingriff thun mögte, halten sie für ein ungegründetes Fürgeben: in «) Josephus lib. 1. Antiquif. Jud. c. 5. Betrachtung, daß Noah nicht habe die Welt austheilen können, deren allergröffestes und meistes Stück ihm annoch selbsten unbekandt war. Will man sagen, Noah Ursachen sey ein Prophet, dem Gott alle und jede derer welche Theile der Welt im Gesicht gezeigt, und zwiefachen er hernach solche ihm geoffenbahrte seinen Zmhànz Söhnen angewiesen, so fordern sie dessen En wollen einen Beweiß aus göttlicher Schrifft; und weil man denselben nicht aufbringen kann, sprechen sie, es gebühre uns nicht etwas zu ersinnen oder zu errahten in solchen Sachen, von welchen die H. Schrifft still schweigt. Den Philastrium Brixiensem, welcher diejenige, so solche deß Noah vermeynte Austheilung nicht bejaheten, für Ketzer achtete, halten sie für einen nnzeitigen Ey-ferer, und antworten auf seine Blitz-Worte mit den Worten Bellannini, multa à Phila-strio inter liaereses numerari, quae verè haereses non sunt, proinde cum prudentia legendum esse. „Philastrins rechne viel Sachen unter die Ketzereyen, so eigendlich keine rechte Ketzereyen seynd, derhalben müsse man ihn mit Verstände lesen." Ich zweifle gar nicht, daß zwischen dem Ertz-Bater Noah und dessen Söhnen von künfftiger Beziehung der Länder Reben vorgefallen, und zwar mehr als ein Mal, dabei) auch wol ein Rahtschlag und Abrede geschehen seyn mag, wer gegen Morgen oder Abend, gegen Mittag oder Mitternacht, mit seiner Nachkommenschafft allgemach verrücken und immer weiter dahin-werts ziehen sollte. Daß aber eine so ei-gendliche Abtheilung oder Anweisung aller und jeder Länder geschehen sey, will mir nicht wol eingehen; denn woserrn solche auf Göttliches Eingebeu wäre geschehen, würde sie auch wol würcklich hernach vor sich gegangen seyn. Hetten sie aber dieselbe aus eigener Vernunfft anstellen und abmessen sollen, müssten sie vorher selbige Länder derselben Situation und Grentzen gesehn haben. Daher eine solche Theoretische Theilung oder Entwurff derselben, die alle und jede Länder mit betroffen, und nicht nur überhaupt auf die blosse Erwäh lung der vier Enden der Welt gegangen, nicht vermutlich fällt. Hinwiederum steht mir auch weder deß Josephi und Andrer Vorgeben an, daß sie der göttlichen ihnen durch Noah angewie | senen und vorgetragenen Theilung nach " dem Loß nicht hetten Folge leisten wollen, Wann der Thurn zu Babel sollte wiircklich an den Himmel geriiijrt haben was fiir Zeit, Arbeit und Grösse dazu ersor-dert märe. aus Mißtrauen und Argwohn, wann sie sich auseinander vertheilten, dörffte Gott sie alle nacheinander vertilgen, und ihnen abermal einen Soff oder Trunck schencken, daran sie ersticken müssten, das ist, ihnen eine neue Sündslut über den Hals schicken, dafür sie sich mit Aufrichtung eines biß an den Himmel reichenden Thurns, welchen kein Wasser übersteigen könnte, versichern wollten. Sie hatten schon von Gott ein Versprechen, daß keine allgemeine Sündstut mehr kommen sollte; worauf, wenn sie je sein Wort gemißbraucht, sie eher in eine Sicherheit und Ruchlosigkeit, nach dem Exempel der ersten Welt, weder in eine Furcht mit der Zeit würden gefallen seyn. Auch wussten sie wol, daß Er ihnen den Segen gesprochen: Sepd fruchtbar und mehret euch und erfüllet den Erdboden! Daher sie keinen Anlaß hatten, einer Vertilgung sich zu befahren. Sie waren auch keines so blöden Verstandes, vernicht begreiffen könnte, daß ein einiger obgleich sehr hoher Thurn so unzehlich-viel tausend Leuten nicht Platzes genug geben könnte zu ihrer Rett-und Erhaltung. o war ihnen auch unverborgen, daß, wann der Herr daran wollte, und ihnen aufs Neue eine solche Laugen über den Kopff schütten, kein Thurn demjenigen zu hoch seyn würde, der auch die höchsten Berge der Welt unter Wasser hette gesetzt. Sie würden auch den Thurn vielmehr auf einem hohen weder ebnem Lande gebaut haben, wenn sie eine neue Sündflut Hecken besorgt. Denjenigen, welche die Reichung der Thurn-Höhe biß an den Himmel recht eigendlich verstehen, kommen die Kinder und Enckel Noah viel zu albern und thö-richt vor. Sie haben nicht gemerckt, daß dergleichen Red-Arten in Heil. Schlisst mehr Vorfällen, wenn sie eine ungemeine Höhe will anzeigen. Hecken gleich in dreytansend vierhundert sechs und zwantzig Jahren vier Millionen Leute oder viertzig hundert tausend Menschen unablässig daran gearbeitet, und der Thurn alle Wochen eine Meil in der Höhe gewonnen, so wäre dennoch das Werck in solcher Frist nicht vollendet. Hette man das Holtz aller Wälder deß gantzen Erdbodens ans einen Haussen zusammen geführt, und der gantze Erd-Kreys wäre zu lauter Töpffer-Erde oder Leimen, das Meer aber samt allen Flüssen und Seen zu Hartz geworden; so würde doch weder zu dem Ziegelbrennen Holtzes genug, noch zum Ton oder Töpffer-Leimen Erde gnug vorhanden gewest seyn, noch zum Hartz das Meer mit allen Wassern zugereicht und erkleckt haben. Auch so irgend ein Reuter alle Tage dreyssig Meilen hoch, die Schneckeu-Stegen deß Thurns hinangeritten, wäre er doch in achthundert Jahren nicht zu der öbersten Spitze gelangt. Endlich so hette dieser Thurn den gantzen Erdboden am Gewigt übertroffen. Wie Kii'chems vernünfftig urtheilet, a) und auch D. Dapper in der Beschreibung Mesopotamiens aus ihm, wiewol mit Verschweigung seines Namens, wiederholet. />) Muß derhalben diesen Bauleuten welche weder in der Stern-noch Ban-Kunst Kinder waren, Niemand so.Kindische Einfälle zumessen, als ob sie, gleich den ertichteten Himmel - stürmenden Riesen, mit ihrer Thurn-Spitze das Firmament zu durch-boren gedacht. Sondern die eitle Glori und Namens-Unsterblichkeit war ihr Absehn, welche sie mit samt dem Thurn aufzuthürnen, und ihr Gedächtniß hiemit auch bey den Nachkommen gar prächtig und ewig zu machen hofften; da sonst ihres Besorgers die Häupter der Familien bald würden ins Vergessen fallen, wann sie nun künfftig weiter in die Welt hinein ruckten und sich ausbreiteten; sintemal sie so weit und breit dörfften vonsammen kommen, und dermalen vielleicht in der Welt hie und da zerstreuet werden, daß sie, so gegen Abend, Mitternacht oder Mittag gelangten, von denen, so im Morgenlande zurück geblieben, j hinfüro nichts mehr weder sähen noch hörten. Weil sie es nun nicht nur allein aus blosser Sorgfalt für ihr Andenken, sondern auch, zumal die Häupter solcher stoltzen Unterfahung, aus grossem Hochmut und Vertrauen auf eigene Macht, I Gewalt und Kräffte gethan, ohne Vertrauen auf Gott und Verlangung jener himmlischen Güter, ist zur straffe die Ì Sprach-Verwirrung und unverhoffte gäntz-j liehe Zerstreuung ihrem Beginnen und Zweck zwischen eingebrochen, also, daß sie j| nicht so sehr von einander getheilt, als zerstreuet worden. Denn daß die Län-i| der damals durchs Loß sollten getheilt, : a) lib. 2. Turris Babel, c. 3. fol. 40. :i b) Sihe Ol. Dappers Mesopotamien am 83. Blat. 06 6ep tet ®oufammen- scheidung k'e $ imber» Theilung durchs Loß geschehen. Rh l'ira. moco- Kverstand $ H. Epi-Wann, «n dem?8ort und nach dem Ausspruch destelben bezogen worden fetpt, will mehrangezognem Boc-harto nicht in den Sinn; obgleich Epipha-nius berichtet »), sie hetten in der Stadt Rliinocolura die Austheilung deß Erdbo-dems nach dem Loß-Wurff verrichtet, und ein jedweder sich hernach aufgemacht in das Land, was ihm durchs Loß verordnet war. Sondern Jener glaubt, es sey die voneinander Scheidung und Hinwegziehung vielmehr geschehen mit einem von oben kommenden gewaltigem Triebe, also, daß derselbige Geist, der ihnen neue sprachen hatte inspirili, sie durch geheime Bewegung in die ferneste Theile der Welt genöthigt; denn es scheine nicht glaublich, dasi sie miteinander sich eines gewissen Orts verglichen, da sie mögten zusammen kommen, j und sich über der Theilung durch das Loß vereinigen, nachdem die Verwirrung der Sprachen gemacht, daß Einer den Andren nicht mehr verstanden. Dieses ist wol nur allzu gewiß, daß man zu Rhinocolura keine Zusammen-kunfft habe anstellen können; angemerkt, selbiger Ort viel hundert Jahre allererst hernach vom Aetisanes, Könige in Morenland und Aegypten erbauet worden, wie man beym Diodoro liset. b) Es hat aber ein Irrthum den andren ausgeheckt. Denn die siebentzig Dolmetscher haben in dem 12. Versicul deß 27. Eapittels Esaiä diese Hebräische Worte C3H2££2 gedolmetschet Rliino- culura, für den Bach Aegypti, und damit nicht so sehr die Worte als den Sinn Heiliger Schrifst ausgedruckt, wie S. Hieronimus recht beobachtet. Daraus hat Ephiphanius geschlossen, Rliinocolura würde aus Hebräisch 7H3 (Neel oder Naal), das ist, das Loß, genannt, weil Noah daselbst den Erdkreys seinen Söhnen hette durch den Loß-Wurff ausgetheilt. Allein Rliinocolura wird nirgends /Hv Neal oder Naal genannt. Denn es ist ein Andres Rhinocolura, so eine Stadt an den Aegyptisch- und Palästinischen Grenzen, und ein Andres QH2É2 -Egypti torrens, „der Bach Aegypti," welcher nechst bey der Stadt Rhinocolura fließt. So heisst auch das Loß in Hebräischer Sprache nicht Naal, sondern /HO goral. Ohn ist zwar nicht, daß die Griechen . gemeinlich das Hebräische Wort naala, atiqov ver- gleichen , aber zwischen naala und naal ist ein grösser Unterscheid; angemerckt, naala eigendlich eine Erbschaft bedeutet, und niemals -Afjnog wird vergriecht, ohn allein, wann das Griechische Wort xh'jQo? für eine Erbschafft genommen wird, c) Es vermeynt auch eben dieser hochgelehrte Author, daß viele aus dem Geschlecht Ham (aber (Eham) in Africa, und viele deß Stamms Iaphet in Europa sich gesetzt, die Nachkommen deß Sem aber in Asia verblieben, sey von ihnen nicht aus gewissen vorbedachtem Naht geschehn, sondern Jedweder habe die Länder- eingenommen, so ihm am ersten vorgekommen. Er zeucht zu mehrer Bescheinigung hiebey für sich an den ertz-alten Verfasser Phö-nicischer Geschichte, Histiaeum Milesium, welcher, nachdem er gemeldet, diejenige, so aus der Sündflut entrannen, wären gekommen ntg JSsvaàg rfjg Baßvhnviag in das Babylonische Sinear, gleich alsobald dieses bei) anhefftet: „Nachdem sie aber von dannen wegen der Sprachen Verändrung und Manchfaltigkeit zerstreuet worden, haben sie sich allenthalben zu wohnen begeben, und ein Jeglicher das Land eingenommen, woraus er zugetrosfen." Ob nun gleich solche Antreff-und Ein-nehmung in Betrachtung der Menschen ungefährer Weise geschehen, ist es doch nicht in Betrachtung göttlicher Fürsehung von ungefähr und nach blossem blindem Glück Jedwedem also gefallen ; denn wie Gott den Sternen am Firmament, also misst er auch den Völckern aus Erden ihren eigendlichen Sitz zu. Der demMeer mit seinem Damm den Laust gebrochen, ihm Riegel und Thür gesetzt, und gesprochen: „Bißhieher sollt ou kommen und nicht weiter, Hie sollen sich legen deine stoltze Wellen;" 0 eben Derselbe umschränckt auch jedwede Völcker mit gewissen Grentzen, so sie ohn seinen Willen nicht überschreiten können. Daher trifft auch sehr wol die Rede Mosis : „Da der Allerhöchste die Völcker zertheilet, und zerstreuet die Menschen Kinder, da setzte Er die Grentze der zVölcker nach der Zahl : der Kinder Israel, e) ebg oixoSófirjtai caditi xal zgo fir\xo xal zo evgog &c. „Mitten tat Tempel (deß Beli nemlich) steht ein durchaus fest-und dichter Thurn, der ein Stadium lang und breit." Der Lateinische Übersetzer hat es gegeben longa & alta Stadium, das ist, „sechshundert fünff und zwantzig Schuhe lang und hoch." Welcher Version auch Kir-clierus, ohnangesehn er den Griechischen Text vorher gesetzt, dennoch (vermutlich iu Eile) gefolgt, wiewol die Worte in etwas also umgewechselt, crassitudine si- Solches wird be-glaubt durch die Höhe deß ThuruS. Unterschied- | licher Gericht von selbiger - Höhe mul & altitudine Stadii &c. „fowot in der Dicke als Höhe, ein Stadium haltend." Mein der von Grentemesnil hat diesen Ott Herodoti etwas genauer beobachtet, und wahrgenommen, daß es müsse heissen, „sowol in der Länge, als Breite ein Stadium haltend." Wie denn die recht» eigendliche Bedeutung der Griechischen Wörter ™ m*»? und ™ 've°$ keinen andren Verstand zulässt. Denn heisst sa eine Länge, und keine Höhe, ™Q0i aber weder die Dicke, noch die Höhe, sondern die Breite. Uber das hält ruhm-besagter P. Kir-cherus den Thurn, welchen Herodotus gefehlt, nicht ein Mal für denjenigen, welchen Nimrod angefangen, sondern für einen gantz andren, welcher allererst hundert Jahre hernach von Nino und der Semiramide erbauet worden. Welches man dahin gestellt seyn lässt. Nichts destoweniger hat man doch eine so grausam-lange Zeit, welche seit der Bau-Zerstörung dieses zerstörten und verfallenen Prang-Thurns verflossen, selbst zum Zeugen, daß es ein ungeheures verwunderliches Werck und hochprächtiges Malzeichen menschlicher Eitelkeit gewesen sehn müsse. Denn in mehr als vier-Thurns wird tausend Jahren haben sich ja sonst die Ruinen auch wol der aller groffesten Ge-übtige <§t)i,f)V baue samt aller ihrer material - Spuhr N? gäntzlich verloren; aber von diesem Thurn e en flndt man doch noch auf diesen Tag merck-liche Überbleibsel; daran zu erlernten, daß dieser Thurn gegen andren grossen Thürnen die Grösse eines ungeheuren Riesen gegen einem Zwerglein gehabt. Denn wiewol ihn beydes dte Zeit und allerley Fälle gantz zu Bodem gefallet und geschleifft, also daß er den Namen eines Thurns nicht mehr behaupten kann, sondern aller Hoheit, Ansehens und Ehren beraubt ligt; restiren doch noch einige Merckzeichen, deren Raum gar gern laut der Reis-Beschreibung deß Doctor Rauch» wolffs eine halbe Meilwegs einnimt. Wiewol dieser Peregrinant dabey meldet, er werde vom Ungeziefer so häuffig durchschloffen und durchkrochen, daß man dafür bis aus eine halbe Meile nicht hinzu darff, ohn allein zu Winters-Zeiten; sintemal sonst keinem die Erkühnung deß Zutritts ungebrochen bleibe, nemlich von den Schlangen und dreyköpffigen groffen Eydexen, die gar tödllich beiffen und sowol den Thurn, als den in der Nähe hervorqnellenden Brunnen gefahren Wir wollen aber ein paar andre neuere Peregrinanten davon reden hören. Della Valle hat ihn selber gar fleisstg besichtigt und diesen Bericht davon heraus gegeben: „Mitten in einem grossen, geraumen und flachem Felde, ungefähr eine halbe Meile vom Euphrat, welcher mitten durch diese Gegend gegen den Niedergang fleust, unweit von der Stadt Hella (welche der Jüd Benjamin H i l a nennet) flehet man einen grossen Klumpen eines verwüsteten Gebäues, so gantz auf eineu Hauffen übereinander ligt und mit seinen unterschiedlichen Materialien einen groffen Berg sormirt; also daß man sonst das geringste Wahrzeichen eines formal Gebäues nicht mehr findet, darauf man sein Ur-theil recht könnte gründen, (nemlich von der vormaligen Gestalt deß Thurns.)" „Dieser Hauff oder Berg ist viereckig wie ein Thurn oder Pyramis, und seine vier Seiten treffen mit den vier Thei-len der Welt überein. Jedoch scheinet es von Norden nach Süden länger, als von Osten nach Westen zu seyn; wann solches nur etwan nicht von dem eingefallenem Gemäur und Uberstürtzung der Ruinen verursacht worden." Er hat in seinem Umkreys nach seiner Abmessung ungefähr eylffhundert vier und dreyssig seiner Schritte, nemlich eine Biertheil Meile. Die Maffe, Gelegenheit und Gestalt kommt mit der Pyramide, welche Strabo deß Beli Grab VaUe Be? nennet, trefflich überein. „Und dieses richt hievon, (schreibt er) muß allem Ansehn nach derjenige seyn, dessen in Heil. Schrifft gedacht wird, die ihn den Thurn Nimrods zu Babel nennet (t) Welchen Namen auch dieser Ort auf den heutigen Tag behält rc. Hiebey ist zu mercken, daß von dem Fuß dieses Berges an und weiters ausser diesem Steinhauffen nicht das geringste Wahrzeichen anzutreffen, welches zu erkennen gäbe, daß allda eine so grosse Stadt gestanden; angesehn, man nur an theils Orten 50 oder 60 Schritte weit von dannen unter der Erden etliche Grundfesten deß f) Aber der redliche Della Valle hat das Mal oui der Reise, schwerlich das Alle Testament beh sich gehabi: jtmft würde er wol gefunden haben, daß die H. Schrifft nirgends ihn „den Thurn-Nimrods" nenne. zerfallenen Gemäurs erblickt. Betreffend den Grund oder Boden, ist derselbe daherum so gar flach und eben, daß es fast schier unmöglich scheinet, daß jemals ein merckwürdiges Gebäu allda gestanden. Denn die grosse (und langwierige) Verwüstung hat Alles dermassen daum-her geebnet und geschlichtet, daß man schwerlich sollte glauben, man hette jemals unternommen, die so grosse und prächtige Stadt Babel dahin zu bauen. Dahingegen muß Einer auch hiebet) die Länge der Zeit bedrucken; weil es nicht viel weniger als 4000 Jahre ist, daß diese Stadt erbauet worden ; daher mich Wunder nimt, daß noch das Wenige, was ich gesehen, übrig geblieben, nachdemmal Diodorus Siculus, den man billig unter die alte Scri-benten zehlet, Nachricht giebt, daß schon zu seiner Zeit sehr wenig davon übrig gewest." „Dieser Berg nun, welcher gedachter Massen in lauter Steinhauffen besteht, hat nicht überall gleiche Höhe, sondern ist an einem Ort höher als am andren. Nichts destoweniger ist der höchste Palast zu Neapolis dem niedrigsten Theil oder Ort nicht zu vergleichen. So ist auch seine Gestalt ungleich, wie alle zerfallene Gebäue pflegen zu sehn; angesehn, er hie hoch, dort niedrig, hie rauh und gähe, dort glatt und so eben, daß man gemächlich hinauf steigen kann. Einiger Orten giebt es gleichsam Bäche, welche sich von dem herabschieffen-dem Regenwasser gesammlet. Wenn man aber oben drauf steht, findet mander inwendigen Theile etliche ansgehölert, etliche erhaben, (wie es an grüblichten und hüg-lichten Orten zu seyn pflegt.) Kurtz, es ist ein recht-verwirrter Berg-Klump. Man erblickt auch die geringste Merckzeichen nicht einiger Stegen, daraus man könnte hinaufsteigen , noch einiger Thüren, wodurch man etwan hinein gegangen. Daraus zumer-cken, daß die Staffeln auswendig sich rings umher hinaus geschlängelt, und als die schwächere Theile am ersten verfallen; angeblickt, das geringste Kennzeichen nicht mehr davon zu spühren." „Gehet man von innen hinauf zu dem oben: Theil, und sihet sich um, findet man beym Hin-und wiederspatzieren etliche Löcher oder Hölen, welche dergestalt verwüstet, daß man nicht erkennen kann, wozu man sie gebraucht, sondern zweifeln muß, ob dieselbe mit dem Gebäu zugleich gemacht, oder hernach erst von den Landleuten gegra- ben worden, sich darinn zu verbergen oder zu beschützen. Welches letzte schier einen glaublichem Schein hat rc." „Die Materi, daraus diß gantze Werck erbauet worden, ist das Allerrarste und Merkwürdigste, so einem daselbst vorkommt ; welche ich mit gantzem Fleiß betrachtet, und unterschiedlicher Orten mit Grabscheiten: habe zerstosser: und aufbrechen lassen. Es seynd lauter grosse und dicke Ziegelsteine, so meines Bedunckens aus rohem und hartem Erdreich, an der Sonnen gedörrt und nicht durchs Feuer gebrannt, nach Art der Rasen oder Bruch-Erde, so die Spannier lappo heissen. Diese Stücker zusammen zu fügen, hat man weder Kalch, Sand oder Mörtel gebraucht, sondern bloß die geweichte und geknetete Erde, nemlich den Ton. Und an denen Orten, so an stat deß Estreichs sehn sollten, hatte man, um das Werck desto fester und daurhaffter zu machen, unter die Erde, die für Kalch dienen sollen, klein zerschnittenes Schilsf-Rohr, oder hartes Stroh, daraus man die geflochtene Decken oder Matten bereitet, eingemischt." „Man siehet weiter auch unterschiedlicher Enden, bald hie bald da, bevorab aber an solchen Orten, wo es einer grössern Stär-cke und Unterhaltung gebraucht, viel Ziegelsteine, so von gleicher Grösse, aber stär-cker denn die andre. Diese sind im Ofen gebrannt, mit gutem Kalch und Hartz durchstrichen. Wiewol der rohen und an der Sonnen gedörrten, ohne Zweifel es vielmehr giebt. Ich gewann Lust etliche Stücker von diesen gedörrten und gebrannten Steinen, wie auch von dem Ton-be-strichenem Geröhr, so man in die Mitte gefügt hatte, mitzunehmen, nach Italien, und den Liebhabern der Antiquitet daselbst zu weisen. Denn mich bedunckte, es wären schöne Denck - Stücklein aus dem Alterthum rc." „Ich ließ zur Lust durch meinen Mahler einen Abriß dieses Babel, so wie es heu-tigs Tags da ligt, verfertigen, ans zwehen Prospecten, die ein trefflich-schönes Ausschauen gaben, und alle vier Ecken zusammen fassten rc." „Ich trage in: wenigsten keinen Zweifel, daß diß das alte Babylon, und der rechte Thurn Nimrods set). Denn ausser dem, daß solches die Situation und Gelegenheit bestetigt, so erkennend noch auf den heutigen Tag die Einwohner deß Lan- des dafür, nennens auch gemeinlich in Arabischer Sprache Babel, gleichwie es auch im Lateinischen also heisst" «) Kircherus meldet, es habe dieser Petrus della Valle ihm einen von selbigen Ziegelsteinen, so annoch mit Hartz und Rohr - Spreuern vermischt war, in seine Kunst-Stube verehrt als ein sonderbares Geschenck aus der uralten Antiquitet. Friedrich Keyser, welcher im Jahr 1563 aus Venedig über Land nach Indien ge-reisst, ist damals auch durch diese Oerter gekommen, und hat nebst vorerzehlten Umständen, auch an diesen Babels-Ruinen beobachtet, daß der Thurn oder vielmehr das jetzige Aas (will sagen das wüste und unförmliche Überbleibsel) desselben ungefähr eine Englische Meil im Umsang, wiewol ehe weniger als mehr (nem-lich seiner jetzigen Gelegenheit nach) habe, und gantz anders als andre Dinge, so man von Fernen erblickt, scheine, sintemal dieselbe von Weitem dem Auge klein und hernach desto grösser Vorkommen, je inehr man sich dazu nahet; hingegen schätze das Gesicht diesen Thurn, oder vielmehr Berg, von weitem sehr groß, je näher man aber hinbey gelangt, je mehr werde er demselben verkleinert. Die Ursach dessen dörffte seiner Meynung nach vielleicht diese seyn, daß der Thurn auf einer gar grossen Flüche stechet und rings umher anders nichts zu schauen ist, als die allda befindliche Steinhauffen. „Solches Einsehn," (schreibt er) „wenn man von Fernen das Stück deß Thurns, so noch aufrecht stehet, mit samt dem Berge, welcher von der nidergefallenen Materi entstanden, betrachtet, verursacht ein grössers Gesicht, als man beh gantz naher Anlangung wird befinden." Eben das wird in der Relation deß Engländers J o h a n n Eldred, welcher den Thurn im Jahr 1584 beschauet hat, bekräftigt; nebst diesem Bey-Bericht, daß die Ziegel-Steine einer halben Elen dick und dreh Viertheil von einer Elen lang: zwischen jeglicher Reihe oder Lage derselben lige eine Lage von Matten, so aus Riet oder Rohr gemacht, die so frisch und unverfault bleiben, gleich als wären sie allererst vor einem Jahr gelegt. Solche Unauflösung und Unver-inodrung deß Schilffs dörffte meines ä) Petro della Valle tra 2. Theil feiner Reis-Schreiben, Cap. 13. Vermutend von dem Hartz oder Judenleim , womit es durchstrichen worden, herrühren. Um selbige Zeit ungefähr hat ein Englischer Kaufmann, mit Namen Ralph Fitch diesen verfallenen Haufen in Augenschein und unter Andren dabei wahrgenommen, daß zwischen denen in der Sonnen gedörrten Ziegelsteinen nicht allein Röhre oder Riet, sondern auch Blätter von Dattelnbäumen ligen. Diese zweyerley Beobachtungen von der Fern - Grösse, wie auch von den Rohr-Stoppeln oder Spreuern, ungleichen von dem Datteln - Laube können uns ein feines Nachdencken erwecken, wie nemlich diesem Prang-Thurn ein so örtliches Lehr - Bild menschlichen Prachts und prangender Eitelkeit von solchen hochgesinnten Pracht-Hansen, ohn ihre Vermerckung mit eingeflochten worden, daran die hoch - intonirte Anstifter und Meister selbst die eigendliche Beschaffenheit ihres Wercks hetten betrachten^ können. Denn die vergröferte Fern-Tchau und Verkleinerung der Nähe dieses Stein- Saufens kann uns den äusserlichen chein weltlicher eitlen Hoheit und irdisch-gesinnten Wesens, sammt derselben wahren und recht eigentlichen Natur füglich erklähren und zu Gemüt stellen. Alles, womit die Welt pranget, das fernet prächtig, gleisset schön, groß, hoch und herrlich von aussen; aber von nahen genau beschaut, und nach seiner inwendigen Gestalt und Eigenschaft erwogen, wird es vor den Augen wahrer Vernunft dermassen verkleinert, daß mans für gering, und so vieler gehabten Mühe unwerth erkennen muß. Man kommt aber zu solchem innerlichem Anblick nicht näher, als am Ende deß Lebens, und bey Betrachtung solches Endes. Denn der Tod kann uns aus hohen Bergen kleine Bühel machen, und die Niedrigkeit dessen zu erkennen geben, was wir biß-hero so hoch gehalten. Er weiß alles falsche Licht und Schatten wegzunehmen, und die Nichtigkeit aller Sachen am ei-gendlichsten, als ein Mahler, der sich durch kein Geschenck zur Heuchelet) bereden lässt, vorzustellen. Bey dem Rohr oder Schilfs hetten sie sich selbst unterrichten können, daß ihr ; Thun ans Unbeständigkeit gegründet 1 würde, und die Datteln-Blätter, so den Bericht deß de la Boul-laye le Gouz von diesen Ruinen. Ziegelsteinen unterlegt worden, belehren uns, daß, wann wir unsren prächtigen Ehren-Stand in die allerfesteste Postur gestellt zu haben gebeiteten, derselbe dennoch aus einem Laub-Stengel und flüchtigem Fuß stehe; ja daß unser härtester Marmel in irdischen Sachen mit dem Laub der Vergänglichkeit unterlegt sey. Aber ich wende mich wiederum zu den Babylonischen Thurn - Reliquien ; und weil ein Reisender offt noch was mehr in Acht nimt, so ein Andrer nicht gern er cEt , befragen wir hiernechft auch die Reise-Berzeichniß deß Sieur de la Boul-laye le Gouz, eines Frantzösischen von Adels, welcher ungefähr vor sunffzig Jahren diesen Ort betreten hat, und von demselben diese Nachricht gibt. Die Ruin ist, seines Berichts, inwendig gantz fest und dicht, und deßwegen nunmehr einem Berge in der Gestalt ähnlicher, weder einem Thurn. Hält noch heutiges Tages untenher, im Umkreiste, vier oder fünft hundert Schritte. Wiewol er, wenn man das davon abrechnet, was sich von seinen Materialien durch den Regen ge-fenckt und gesetzt, er nunmehr nicht über dreyhundert Schritte im Umkreyse besitzt. Also bricht immer die Zeit dem je länger, je mehr ab, das sich allhie meynet zu verewigen. An seinen Bau fand er sechs und hernach sieben Zeilen von Ziegelsteinen, aus groben, dicken Erdreich oder gebrannten Töpffer-Erde gemacht; folgends abermals sechs und sieben, biß in die Höhe hinauf. Zwischen der sechsten und siebenten Zeit war allemal ein drey-Finger-dickes Stroh eingefügt, welches noch so gelb und frisch sähe, als es zu der Zeit mag gewest feyn, da man diesen unsinnigen Thurn angefangen. (Vermutlich aus sonderbarer Schickung Gottes, damit dist Denckmal deß beschämten und ver-wirten Hochmuts desto länger und merck-licher noch der Welt vor Augen stehe, und Nimrod, nebst seinen Rathgebern gleichwol eines Theils seine Intention eines unsterblichen Namens, wiewol auf gantz umgekehrte Weise, nemlich zum Berweiß und Gespött und nicht zu seinem Ruhm erreiche.) Jedweder Ziegelstein hält in der Vierung einen Königs-Schuh und in der Dicke sechs Finger. Die Fügung der Ziegelsteine mag ungefähr eines Fingers dick seyn, besteht aus Pech-Leim und Erde, so man noch heut zu Bagdat zum Bau gebraucht. Massen dann nahe dabey ein gantzer Pfuhl voll Hartzes oder Pech-Leims ist. Er zehlte 50 Reihen (oder Lagen) von sieben und sechs Ziegeln, welche ingesamt eine Höhe von hundert acht und dreyssig Schuhen (t) und vier Zölle. In der Höhe deß Thurns siehet man eine grosse Lucken, daran dieser Cavallier einen Hacken geworffen, um sich dabey hinauf zu ziehen: aber die herabfallende Ziegel-Steine haben ihn davon abgeschreckt, sintemal sie ihn schier erschlagen hetten. Unten am Fuß deß Thurns fand sich i eine Grube, gleich einer Leuen-Höle, und in ihrer Mitten eine Oeffnung oder vier-eckigt Loch, so von einer Seiten zur andren, aufs meiste, anderthalb Schuhe machte. Zuletzt setzte dieser Frantzösische Edelmann einen Abriß dazu derjenigen Figur, welche dieser Babylonische Thurn im Anfänge seiner Meynung nach gehabt , und solche Figur kommt fast einer Glocken oder einem Back- Ofen gleich, o) Aber ich will leichter glauben, daß vielmehr dieser Thurn, nachdem er sich gesetzt und gesenckt, in solche Form gerathen, und eine geraume Zeit dieselbe behalten, vielleicht auch mehrentheils noch eine solche Gleichheit weise. Was sagt aber der vielgereiste Taver-nier dazu? Derselbe bestetigt zwar auch, daß ein solch eingefallenes Wesen daselbst anzutreften; will es aber nicht für den alten Nimrodischen Babels-Thurn ansehn. Seine Erzehlung lautet wie folgt. „Man siehet anderthalb Tag- Reisen Tavernieri von der Spitzen Mesopotamiens und fast Beschreib»,» in gleicher Weite deß Euphrates und Tigers, ungefähr zehen Italiänische Meilen von einer Seiten zur andren einen grossen von Erden aufgeworffenen Damm, den man noch auf den heutigen Tag Nimrod nennet. Er steht mitten auf einem grossen Felde und erstreckt sich sehr weit. Insgemein glaubt man, diß sey ein wahres Überbleibsel von dem Babylonischen Thurn; der Augenschein aber giebt vielmehr demjenigen, was die Araber fürgeben Beyfall, welche diesen Erd- t) D. Dapper setzt aus eben diesem Frautzosen, nur hundert Königs Schuhe; aber in der Frantzösischen Edition, so ich gebraucht, stehen 138 nnd vier Daumen oder Zölle. a) Lea Yoyagea & Observations du Sieur de la Boullaye- le- Gouz, chap. 55. Hauffen Agarcouf nennen und glauben, er fet) von einem Arabischen Fürsten aufgeführt worden, welcher daselbst ein Leucht-Feuer gehalten, vermittelst dessen er seinen Unterthanen die Losung gegeben, bei) Kriegs - Zeiten sich dahin zu versammlen." Hientechft stellet er denselben vor, in solchem Stande, wie er ihn angetroffen, und ertheilt davon folgende Nachricht. „Dieser Klump (oder Erdhauffe) hat in seinem Umsange ungefähr dreihundert Schritte. Aber von seiner Höhe kann man nichts abnehmen, weil er herab -gefallen also, daß der noch übergebliebene Fuß nicht über achtzehen oder zwantzig Klafftet hoch ist. Er ist von Ziegeln erbauet, die nicht im Ofen gebrannt , sondern nur an der Sonnen getrncknet worden, und ein jeglicher Ziegel ist zehen Königs - Daumen in der Vierung, und drey in der Dicken." [NB In der zu Genfs gedruckten Deutschen Version deß Taverniers steht schlechter Dings zehen Daumen übers Krentz breit, im Französischen aber Königs-Daumen. Hingegen hat der Anthor der Beschreibung Mesopotamiens, da er gleichfalls diese deß Taverniers Beschreibung erzehlt, für zehen Königs - Daumen, zw ölff Königs-Dan m e n gesetzt, daß demnach beyde Versionen hierinn etwas gefehlt. Denn deß Tavernier feine eigene Worte lauten itn Frantzöstfchen also: Chaque briqueà dix pouces de Roy en quarre, & trois d’ epaisseur. „Jedweder Ziegel-Stein hat zehen Königs-Zoll in der Vierung und drey in der Dicke. „Das Gebäu war aus diese Weise (ich rede weiter mit der Feder deß Taverniers) aufgeführt. Auf einem ungefähr anderthalb Daumen dickem Bette (oder Lage) von zerhackten: und mit Stroh vermengtem Rohr und Bintzen, ligen sieben Reihen Ziegel, einer über dem andren; zwischen jeglicher Reihen aber ein wenig eingefügtes Strohes. Hernach folgt wieder ein solches Bette, mit sechs Reihen Ziegel; demnechst besteht das dritte in fünff Reihen, und also nimt es allezeit damit ab, biß in die oberste Höhe. Es lässt sich zwar von der Form dieses Gebäues übel was Gewisses mutmassen, weil die Stü-cker und Brocken, von allen Seiten herunter gefallen. Es scheint aber doch, ob wäre es mehr viereckigt gewest als rund. Oben stehet man noch ein Fenster und ein kleines viereckigtes Loch, eines halben Schuhes weit; welches, wie sichs ansehn lässt, zu einer Rinnen gedient, wodurch das Wasser lausten sollen; woferrn es nicht etwan ein solches Loch, das man zur Ausschla-; gung eines Gerüsts gebraucht." à beschleußt endlich Tavernier seine |i Aussage mit diesen Worten : „Diß ist |i Alles was ich von dem Überbleibsel dieses Gebäues, welches man insgemein den Ba-l| bylonischen Thurn heißt, anzeigen kann. J| Wieroot es, meines Erachtens keines Be-: sichtigens werth. Denn es hat gar keinen Schein, daß diß sollte der Rest deß alten Babylonischen Thnrns seyit, nach der Beschreibung, welche Moses davon dem Buch der Schöpffung hat einverleibt." Aber umgekehrt! Aus der Mosaischen Beschreibung erscheinet eben am Hellesten, daß dieses die rechte Ruinen deß Babylonischen Thnrns seyen und keine andre. Denn von der Gestalt deß Thurns selb-sten hat Moses keinen Buchstab geschrieben , sondern nur von seiner Gelegenheit und auch etlichen Materialien desselben, überhaupt diese knrtze Nachricht aufgesetzt : „Da sie nun zogen gegen Mor-gen,^sunden sie ein eben Land im Lan-' de linear, und wohneten daselbst. Und sprachen untereinander : Wolauf ! lasst uns Ziegel streichen und brennen. Und nahmen Ziegel zu Stein, und Ton zu Kalch." Dieses trifft Alles mit dieses Überbleibsels Beschaffenheit richtig und gantz genau überein. Denn erstlich ist die Gegend, darinn diese Ruin ligt, derjenigen, welche Moses dem Babylonischen Thurn zuschreibt, allerdings gemäß; auch aus unfehlbaren Umständen beweislich, daß die ! alte längst - zerstörte Stadt Babylon in ; selbiger Gegend gestanden. Fürs andre : findet man an diesem Stnmpff und : Klumpen von einem zerfallenem Thurn I die Ziegelsteine und den Ton, deren auch i Moses gedruckt, sonst aber nirgendswo I selbiger Gegend, eine so hohe Ruin von dergleichen Materialien. Derhalben ist ! gantz glaublich, dieses sey der Babylonische Thurn gewest. Drittens^ bezeugen alle andre ältere und jüngere Scribenten, daß dieser Berg-Klump, oder Ruin und a) Joh. Bapt. Tavernier im 2. Buch, elften TheilS seiner Reisen, Cap 7. Erdhauffe, mit der Mosaischen Beschreibung jetztgedachter Massen sehr wolüber-Obs glaublich einkomme. Und solches einhällige Gezeug-SncnMu niß ist viel glaubwürdiger, als die Aus-«inem Wart- sage der ungläubigen Araber, die dem ^urn àes Tavernier vorgeschwätzt, es wäre der Fürsten iibrig Thurn von einem Arabischen Fürsten ge-grblicbm? baut, welcher allda ein Leuchten - Feuer (oder Wächter-Feuer) gehalten. Weil die Araber aus H. Schrifft den rechten Grund nicht gewusst, haben sie vielleicht etwas dergleichen ihnen eingebildet, nemlich, daß es vormals eine Warte gewesen, da man eine Latern ausgehenckt. Und wann je dem also sehn sollte, daß ein Arabischer Fürst dieses verffallenen Thurns sich bedienet hette, seinen Völ-ckern von demselben herab mit einem Feuer-Zeichen die Losung zu geben, so ist dennoch dieses falsch, daß er deß Thurns erster Erbauer gewest; gleichwie hingegen gar nicht unglaublich, daß derselbe Arabische Fürst aus dieser Ruin ein Raub-Nest gemacht, da er sich mit seiner Rotte in denen Holen, deren vorhin aus dem della Valle gedacht worden, verbergen und auf die vorüber Reisende lauren, auch von oben herab in das ebne Feld weit hinaussehen, und sobald er etwan einiger Caravanen ansichtig worden, seinen Leuten durch eine Flamme die Losung geben können. Weil demnach eine so lange Zeit den verfallenen Haussen dieses Thurns nicht gar völlig annoch hat schlichten und ebnen können, fällt die Begreiffung gar leicht, es müsse ein erstaunliches und übermütiges Werck gewesen, und von einer überschwenglichen Ehr - und Prang - Gierde, dergleichen damals ohne Gleichheit in dem Hertzen deß herrsch-süchtigen Nimrods slammete, entstanden fehlt. Gleichwie aber als ich jetzo gesagt, aus dem daß eine so grausam-lange Zeit diese jetztbeschriebene Reliquien, weder mit Sonne noch Gewölcke, weder mit Sturm noch Regen völlig bezwingen noch verschlingen können, der vernünfftige Schluß ergeht, es müsse ein erstaunlich - grosses Wunder - Gebäu, und von unvergleichlicher Höhe gewesen sehn, also (daß wir endlich zu unsrem Zweg kommen) giebt eine solche Thurn-Höhe und hoch-erhabne Burg leicht zu ermessen, derjenige, welcher der rechte Haupt - Stiffter derselben gewest, müsse gleichfalls einen Mut von nngemeiner Höhe gehabt haben. Wer war damals aber hochmütiger und ersüchtiger als Nimrod? Hette Jemand mit hohen und herrschsüchtigen Einbildungen diesen noch überhöhet, würde der H. Geist nicht vor allen Andren dieses hoch aufgeblasenen Menschen-Jägers Herrsch-Gierde gemerckt und angedeutet haben. Es fällt auch dieser Verdacht auf ihn, soviel billiger wen man betrachtet, daß er nachmals wiederum die mächtigsten Städte gebauet, als Babel, Erech (oder Erec) Acati, Chalne, und auch die gewaltige Stadt Ninive, nebst andren grossen Städten in Asshrien. Die meisten Ausleger zwar schreiben die Erbauung Ninive deß Sems seinem Sohn, dem Assur zu, indem sie die He-brseischen Text - Worte also übersetzen: „Von dem Lande (Sinear nemlich) ist darnach kommen der Assur und baute Ninive, und Rehoboth, Ir und Calah" a) Torniellus und Kircherus schreiben die Erbauung deß mächtigen Ninive nicht dem Nimrod, sondern dem Nino zu, und weil sie wol gemerckt, daß sich die jetzt# angezogene Übersetzung zu andren Umständen nicht wol füge, setzen sie zweher-leh Assur; einen der deß Sem, der Andre so deß Nimrods Sohn gewest, nemlich der Ninus. Weil diese Strittigkeit historisch und dem Assyrisch - Babylonischen Geschicht-Beschreibnngen in etlichen Sachen, sonderlich in den Thaten Nini, einiges Licht vielleicht geben kann, wollen wir ruhmbesagtens Kirchen Mey-nung znforderst durch seine eigene Feder vortragen, welche also davon discurrirt: „Ob vorerwehnter Assur (nemlich der Sohn Sem) eben derselbige gewest der rc. Ninive gebauet, ist beh Vielen strittig. Uns dunckt auch dennoch gleichwol, man könne absolut darauf antworten, es sey ein andrer gewest. Denn gewiß ists, nach Einhälligkeit aller Scribenten, Ninive sey vom Nino erbauet und auch benamset." t) _ „Gewißlich ist Ninus, welchen die H. Schrifft aus bald hernach vermeldenden Ursachen Assur nennet, ein Sohn Beli gewest, das ist, deß Nimrods selbsten; welcher geherrscht hatte im Lande Sen-naar, und dem zu Folge nicht vom Stamm Sem, sondern aus dem Geschlecht Daß lUtnv tob deß ^ bylonischen Thurns W Mer gewe? wird ver-muttid) aus seinen nach' maligen Bauwerckeu- Wer der Assur ge* west, der Ninive gebauet. Tornielli und Kir-clier i 50W nung hievoU' a) Genes. 10. v. 11. t) Allein es sagen doch Etliche Nein dazu. deß Cham, war, auch nicht mit den Nachkommen von Sem in Assyrien wohnte, sondern samt andren Nachkömmlingen deß Cham im Lande Sennaar. Deswegen spricht die Schrifft mercklich, „der Stadt Ninive Erbauer sey ausgegangen von dem Lande Sennaar, das ist, von seiner eigenen Provinz, welche zur Zeit der Sprach-Zertheil-"(oder vielmehr Ver-wirr-) und Vermehrung der Nimrodischen Famili heimgefallen war, und sey hinüber gegangen (oder gezogen) in Assyrien, und habe allda Ninive (denn daß Ninive in Assyrien gestanden, ist ausgemacht) aufgebauet." „Sonst würde, wie es scheint, gantz ungereimt vom A s s u r, dem Sohn Sem gesagt, daß er ausgegangen vom Lande Sennaar (oder Sinear). Denn wie Torniellus recht urtheilet, weil selbiges Land (Sinear) nicht sein eigenes Vaterland allein, sondern Allen gemein gewest, und er nicht allein, sondern auch alle andre Erbauer der andren Städtevon dannen ausgegangen; ausgenommen die einige Familie Nimrods, welche daselbst zurück geblieben; so ist deßwegen dieses, als was Besonders an dem Nino gemerckt und ausgezeichnet, daß er nicht in dem Lande Sennaar verblieben, wie andre seine Geschlechts-Verwandte gethan, sondern von dannen ausgehend Ninive gebauet, das ist, erhübe, nachdem sein Veter Belus in Babylon gestorben, die Assyrer bezwungen, und seinen Reichs-Sitz dahin versetzt in die von ihm erbaute und auch nach sich benamste Stadt Ninive." „Dieser Ninus aber wird Assur ge-nennt; entweder weil, wie von seinem Vater gesagt ist, welcher Nimrod und Belus genannt worden, auch er gleichfalls zwey'benamst gewesen ; inmassen der selige Hieronymus und H. Cyrillus über diesen angezogenen Ort deß ersten Buchs Mosis also gesinnt scheinen; oder, weil er nach Überwindung der Assyrer hat Assur cjenennt seyn wollen; allerdings wieSeipw nach Unterwersfung der Afrikaner, Africanus angefangen, benamst zu werden, oder auch weil, wie bekandt, die H. Schrifft gewohnt ist, durch den Namen Assur den König von Assyrien zu bedeuten; derselbe mag sonst heiffen wie er wolle. Also lesen wir im 82. Ps. v. 9. Etenim Msur venit cum illis : Bà V. Buch. „Assur hat sich auch zu ihnen geschlagen rc." Und Esaiss am 10 0.5. „O wehe Assur, der meines Zorns Rute rc." ist. Jm-gleichen bey Osea am 5 v. 13. „Ephraim zog hin zu Assur;" nemlich, Hülffe und Beystand zu suchen. Und auf diese Art kann mans verstehn, was gesagt ist: „Von dem Lande ist kommen (oder ausgegangen) der Assur, der Ninive gebauet, das ist der jenige König von Assyrien, welcher Ninive erbauet hat," als der mit seinem eigendlichen Namen Ninus hieß." „Wiewol man auch sagen kann „Assur der Sohn Sem sey, um deß gottlosen Geschlechts Cham willen, und von wegen Nimrods Tyraney aus dem Lande Sennaar weggezogen," woselbst damals alle Söhne Noah versammlet waren, und habe in dem benachbarten Mesopotamien am Strom Phrat, oder wie Andre und zwar viel wahrscheinlicher gebenden, am Tyger - Fluß eine mittelmässige Stadt, wozu ihn die Lust und Fruchtbarkeit deß Orts bewogen, endlich erbauet; welche Stadt viel Jahre hernach Ninus, nach seines Vaters Nimrod Tode, indem Affur j der Sohn Sem mit Anrichtung andrer I Colonien oder Pflantz - Städte bemühet gewest, als ob sie gleichsam von selbigem Assur verlassen wäre, in eine gar weit-läufftige Form und herrliches Ansehn gebracht, auch nachdem er sich deß gantzell Assyriens bemächtigt, daselbst seinen Reichs-Lrtuhl gesetzt, und deßwegen Assur, das ist, der Assyrer König und Keyser, getitulirt worden." a) Diese Erklährung Tornitili und Kir-I cheri gefällt mir eines Theils wol, nem-; lich in so weit, daß sie den Ausgang von Sinear (oder Sennaar) und die j Erbauung der Stadt Ninive nicht dem Sohn Sems, sondern einem Andren I zuschreibet. Allein daß man deßwegen zwo Personen zweyerley Geschlechts den Namen Affur allhie zueiguen, und den Ninum für den Stiffter der Stadt Ninive erkennen will, scheint nicht vonnöthen. Denn es wird allhie an diesem Ort keine ' Person, sondern das Land Assyrien selbst ’ Assur genannt, und haben die Worte Mosis eigendlich diesen Verstand: „Seines (deß Nimrods) Reichs Anfang war Babel, und Erech, und Chalne, und ! Acchad im Lande Sinear (oder Sennaar) a) P. Kircher. Turris.Babel lib. 2. c. 16. p. 120. Ursachen, warum man durch Afsur hie nicht den Sohn Sem, sondern dar Land Asch rien durch den Erbauer Ninive den Nimrod verstehen müsse. von bannen er ausgegangen (ober ausgezogen) in Assyrien, nnb daselbst gebauet die Stabt Ninive, nnb Rheboth, nnb Chalach, nnb Resen, welches eine grosse Stabt ist, zwischen Ninive und Chalach." Hingegen läufst bieses dem Sinn Mosis gantz entgegen, wenn man wie oben ward an^ezetgt liefet, „von bannen, ober von dem Lande ist ausgegangen Afsur (beß Sems Sohn) und bauete Ninive rc." Denn E r st l i ch würbe die Meldung beß Sems Sohns, beß Assnrs allhie sich nicht herschicken, da ber Mann Gottes von ber Stamm - Reihe Chams, und nicht deß Sems amtoch redet. Zum Andren; giebt die Ordnung der Histori nicht zu, daß Moses im 11 Bers vorher deß Assnrs Schalen, und im 22sten Vers hernach erst seine Geburt erzehlen, solchem nach so stracks gleich anheben sollte, schreiben, was derjenige für Städte auf gerichtet, den er zuvor noch nicht einmal genannt hette. Uberdas ist es (Drittens) wahr, was Kireherus mit dem Torniello erinnert Hat, daß Affur der Sohn Sem nicht allein vom Lande Sinear ausgegangen, sondern von bannen schier alle, ober die meiste Menschen hervorgegangen, welche Gott von bannen in alle Länder zerstreuete. Wie sollte bann ber Prophet an einem so unbequemen Ort vom Afsur das je-itige anzeigen, was derselbe mit dem gantzen menschlichem Geschlecht schier gemein gehabt? Vierdtens Hangt dieses fast noth-wendig zusammen, und geht bester Massen auseinander: „Der Anfang seines (deß Nimrods) Reichs war Babel rc. im Lande Sinhar (oder Sinear) nnb derselbe ist von bannen ausgegangen in Assyrien rc." Denn darum wird Babel seines Reichs Anfang genannt, weil Nimrod solchem S vorigem und erstem oder anfänglichem Reich Hernach ein andres hinzugethan, nemlich Assyrien. Will man solches nicht eingehn, so wird die Rebe Mosis gleichsam eine Lucken gewinnen, und nicht tuoi sich miteinander vergliederu; auch man: nicht wol absehn noch aus dem Heiligen Text schlieffen können, warum Babel und das Land Sinhar deß Reichs Nimrod Anfang genannt werden. Fü nfftens ist es auch nicht obenhin zu betrachten, baß Assyrien beyrn Pro- ! pheten Micha zweimal bas Land Nimrod genannt wird, a Sech st ens streitet die gewöhnliche Übersetzung auch mit der weltlichen Ge-schicht-Erzehlung, die doch gleichwol ohne sonderbare Urfach nicht zn verwerssen. Denn Diodorus berichtet aus dem Cresia, gleichwie auch Andre, Ninive und Babylon haben gleich Ansangs einerlei) Herren , gehabt, und der Beins (oder Bel) so zu Babel göttlich verehrt, oder angebetet worden, fey deß Nini Vater gewest, welcher (Vater nemlich) Ninive Hab erbaut. Hat also Nimrod diese Stadt nach dem Namen seines Sohns Nini, Ninive genannt ; Ninus selbst aber dieselbe weder gebaut, noch benamst, sondern sein Vater, ! gleichwie Cain eine Stadt bauete, und sie nach dem Namen seines Sohns, Han och nannte. Diesem nach halten theils Gelehrte, die der Hebraeifchen Sprach und deß H. Grnnd-Texts trefflich erfahren sind, für nngezweiselt, daß (welches an stat deß siebenden Beweis-Grundes dienet) bas Wort Affur allhie kein Nom einer Person, sondern deß Orts, oder Landes fey, wie es im 2 Capittel beß Buchs ber Schöpffung (Vers 14) in ber Grnnb-Sprache genommen wird, und auch sonst etlicher andrer Orten mehr; und wie Moab für der Moabiter, Inda für das Land Inda oder der Iüden gesetzt wird. Daß aber gesagt wirb, „von dem Lande ist hernach kommen der Affur," wird im Hebraetfcheu also gegeben : „Von dem Lande (nemlich Sinear) ist er (nemlich der Nimrod) hernach ausgegangen in Affur" (ober Assyrien) bas ist, Er ist ausgezogen ans Sinear, nach Assyrien. Also liefet man 2 Sam. 11, v. 1. Et fuit vertente anno, quo tempore egrediuntur Reges. Und da das Jahr umkam zu der Zeit, da die Könige ausgehu (ober nach Deutscher Manier zu reben) da sie Pflegen auszuziehen, und ins Feld zu gehn; wie es S. Hieronymus gar recht und wol deutet, sowol als wie aus den Hebraeerit Selomo Jarclii, und R. Levi Ben Cersom. Gleicher Bedeutung und Red-Art, spricht der Prophet Zacharias A) Egresus est Dominus, pugnavit in gentes : „Der Herr ist ausgegangen, und hat gestritten wider die Heiden." Welches а) Mich. 5. v. 6. б) Cap. 14. v. 3. auf gut rein Deutsch, soviel gesprochen, als „der Herr wird ausziehen, und streiten wider die Heiden." Die Araber führen gleichfalls diese Formul gar offt im Munde; wie sich mit vielen Exernpeln bezeugen tiesse, wanns nöthig wäre. Auf solche Weise ist auch Nimrod ausgegangen (oder ausgezogen) in Assyrien. Welches Land den Söhnen Sems heimgefallen war; weßwegen Nimrod, als der aus dem Stamm Chams bürtig, kein Recht dazu hatte. Aber er ersetzte den Mangel deß Rechtens durch die Vollkommenheit seiner Herrschsucht und Ty-ranney, durch Gewalt und Hab-Gierde, und nahm was ihm nicht zukam. Darinn er noch heut seine Nachfolger hat die eben sowol, als Nimrod ihr Vorgänger, aus droh und nirn (nehmen und brachen) zusammen gesetzt sind, und wann sich Einer nicht will berauben lassen, noch einen andren Letter - Wechsel zu treffen pflegen, der aus solchem Nimrod ein Mord ihn macht; das ist, wenn man Land und Leute deiner tyrannischen Hab-und Ehrsucht nicht abtreten will, ohne Zwang, so tnorb' und erwürg den rechtmässigen Herrn deflelbigen entweder in seiner eignen Person, durch ein subtiles Meuchel-Gifft, und erkaufften Berrähter; oder in Person seiner Unterthanen, durch Feuer und Schwert, brich viel taufenden Alten und Jungen, Männern und Weibern, Müttern und Säuglingen sein die Hälse, Matronen und Jungfrauen aber die Ehre, ans daß ihrem Herrn und Lands-Fürsten der Mut gebrochen werde; Stürtz Menschen - Blut, wie unreines Wasser, so kannst du ein grösser Monarch werden, und dich zu einem Rhum-Wunder deß gantzen Erdbodems machen, also, daß alle Zungen, Lippen und Federn, deiner Ehre und Glori voll werden, und dein Nom erschalle biß an der Welt Ende. Weil dann Nimrod nicht allein Babel, samt andren grossen Städten selbiges Landes prächtig gebauet, sondern auch mit seiner gewaltigen Macht hernach Assyrien überzogen, und dasselbst auch durch Erbauung der groß-mächtigen Stadt Ninive, seinen Pracht und Hochmut leuchten lassen, fällt die Vermutung um soviel leichter, er werde eben sowol vor der Zerstreuung, deß Babylonischen Thurns Angeber und Anheber gewest seyn, als der sich in Pracht* mittigen Anschlägen zu seiner Zeit von Niemanden hat lassen überhöhen. Zudem nennet ihn die H. Schrisft im Capittel, das vor der Erzehlung deß Thurn-Baues hergehet, ausdrücklich bey Namen, und zwar nicht als einen späten Nachkömmling, sondern als einen Sohn deß Chus. Welches schwerlich geschehn wäre, so er allererst nach dem Thurn-Ban oder bey dem Anfänge desselben, ! aus die Welt gekommen. Damit nun die übrige Völcker dem Hochmut dieses Tyrannen mit ihrer Hülffleistung bey einem so eitlem Ehrgeizigem und Gott - verdrießlichen Bau-werck nicht länger hoftren, noch die übrige Länder deß Erdbodems länger unbewohnt bleiben mögten, ist die Sprach-Berwir rung, und gleich nach derselben auch die Zerstreuung erfolgt. Was aber aus solcher Zerstreu-und Vertheilung unfern Europaeischen Län dern, und zwar insonderheit den Ländern Kärnten und Crain, für Besitzer zu Theil worden, davon soll nachgehendes Capittel reden. Das III. tapiffef. Von der strittigen Anzahl der Kinder Noah, und derCrainer Herstammung entweder aus Chitim, oder vom Ascenaz. Inhalt. Ungleiche Jftepung ron der Kinder Joah Anrahl. Vorgehen von dem Ionico, dem vierdien John Koah. Ketreis, dafs Joah gar heilte Johne mehr als dreg gezeugt. Warum die Europäer fielt vom Jaghet her rühmen. Die gramer fepd aus dem Klamm Jagheis enisprossen. Oh die Crahter von denen dohitim her- Ob Noah nach der SUndflul noch mehr Kinder ge* zeugt? stammen. Ob fie von dem Apenas Herkommen? (Kuverti, und vieler Andren Megnnng, dafs Apenas der Tentphen Atanun- Vater. Ob die Rhegines begm Jofexho die Tentphen bedeuten. Thörichtes Venus-Gelübde der Jocrenpr. Was Dionysius ikrem JfrauenAntmer pr einen Tuck ermessen. Ob Kegensburg vor Alters Augusta Tiberii geheijpn. Woher der Itadt Regensburg alter Kam Re-ginoburgum entprojfen. Kircheri Disscurs von der Teutsscken Urprunge. Heweis» dafs Apenas nicht der Tentphen Kation Anfänger pn. Grains erste Einwohner waren aus den Hütim. ^K^|rgit§geinem wird von allen Seri- j[ benten dem IapHet, nnd seinen Nachkommen der Europäische Wel-Theil zugesprochen ; derhal-muß man in Krafft solches -DA Spruchs ihnen auch das Land j zuerkennen. Nichts desto-• ' L / weniger dörffte es doch einen Anstoß geben, und dabey ein Scrupel vorfallen, dafern es nicht sollte ausgemacht werden können, ob Noah nach der Sund- j! flut noch mehr, oder keine Kinder erzielt habe. Denn solches ligt unter den Scri-benten im Streit. Berosius rechnet noch über die drey, in der Schrifft benamkün-digte, noch dreyssig Söhne dem Noah zu ; jj als Macrum, Japhet den jüngeren, Prometheum den alten Tuisoonem, Cranan, Granum, Cranaum, Thetym, Oceanum, Typhoeum, und siebenzehn Titanen, Ai a- * xam, Pandoram, und Scytham den altern, j Cajetanus weigert sich auch nicht solche Meynurg, Noah set) hernach noch wiede- || rum mit mehr Kindern gesegnet worden, anzunehmen, und bemühet sich solches aus dem Text heiliger Schrifft mit subtilen Beweisthümern anszufinden, unter andren vorgebend, bet) sothaner Ledigkeit und Leerheit der Welt habe Noah sich j| befleissigen müssen, das menschliche Ge- \ schlecht zu mehren. Aber Chrysostomus und Epiphanins wollen von keinen andren Söhnen Noah, s nach der Sündslut etwas wissen, als vom Sem, Iaphet, und Cham. Aus dieser Väter Authoritet, wie auch aus die H. Schrifft, welche zeuget, von diesen dreyen set) das gantze menschliche Geschlecht hernach entsprossen, bauet Salianus seinen Gegensatz, und widerspricht es, nebst Bey-hefftung dieser seiner vernünfftigen Be- | wegnissen; daß entweder alle solche nach der Sündflut geborne Kinder Noah müssten unfruchtbares Leibs gewesen seyu, weil sonst Mosis Bericht, daß Noah drey Söhne gehabt, von welchen hernach das gantze menschliche Geschlecht wieder ent-sprosen, nicht bestehn könnte; oder Moses müsste nicht recht geschrieben, sondern geirret haben. Wie solches in den Annalibus deß Doctor Schönlebens aus jetzt-angezeigtem Scribenten, erzehlet wird, a) Jetzt - gelobter Schönleben will zwar Hierhin seiner löblichen Bescheidenheit nach, sich keiner scheid-richterlichen Erkennt-niß unternehmen; meynet doch gleichwol, es könnten vielleicht beyderley Meynungen verglichen werden, ohne Authoritet-Verlust der Väter, welche nur von denen Kindern reden, die der göttliche Historicus Moses mit Namen genannt, so man dem Noah wenig Söhne, und mehr Töchter zuschriebe; welches damals nöthig gewest zu seyn scheine, damit die Söhne der Enckelen mögten Weiber bekommen; Es set) auch unvonnöthen, daß man solche mehrere Söhne deß Noah für unfruchtbar ausgebe; denn weil sie von einem allbereit alten Vater erzeugt worden, sehen sie nicht so starcker Natur, noch so daurhafft, und langen Lebens gewest wie die vorige, unter welche die Welt ausge-theilt; und diejenige Kinder so von solchen Söhnen wiederum wären erzeugt, würden ihrer Wenigkeit halben, unter denen so häuffigen Kindern ihrer Brüder, als wie für ihre Söhne gehalten worden seyn. Aber ich besorge, durch diesen vermeyn-ten Vergleich werde der Handel nicht bey-gelegt noch dem lieben Ertz-Vater Noah einiger Sohn deßwegen mehr zugestanden. Denn erstlich setzt hiemit der Au-thor seinen Satz, daß die Crainer aus Japhets Stamm entsprossen, in gäntz-liche Ungewißheit. Hernach so geht auch dieser Vorwand nicht an, daß es scheine damals nöthig gewesen seyn, daß Nvah mehr Söhne zeugte, damit nemlich seiner Enckeln Söhne könnten beweiht werden. a) Parte 2. Annal. p. 16. D. Sch»»' leben« hierin »ersuchter Bergleich. Denn die Fortpflantzung menschliches Geschlechts hat durch deß Sem, Ham und Iaphets hüuffige Kinder und Kindes-Kinder, darunter der Töchter die Menge waren, anugsam können von statten gehn. Und hette es dazu auch gar keiner mehrern Söhne, sondern nur meh-rer Töchter deß Noah bedörfft, wann je an Weibern wäre Mangel gewest. Uber-das scheint unser Anthor solcher eingewandten Nothwendigkeit mehrer Söhne in etwas zu widersprechen, indem er schreibt, die Nach-Söhne Noah hetten keine starcke daurhaffte Natur, noch langes Leben gehabt. Denn so würden eben sowol auch die viele Nach-Töchter schwacher Leibs-Beschaffenheit gewest, und sowol von so schwachen Söhnen, als schwachen Töchtern, auch wiederum schwache und kurtz-belebte Kinder erzeugt, und also das menschliche Geschlecht wenig dadurch vermehrt seyn. Daß solcher schwachen Söhne Kinder hernach unter dem grossen Haussen der Brüder - Kinder und Vettern gleichsam für Kinder ihrer Väter-Brüder gehalten wären, ist im geringsten nicht vermutlich. Die H. Schrifft mischet die stamme so nicht ineinander. Weil sie der drey andrer ihre Geschlecht so fleissig und deutlich beschrieben, hette sie gewißlich auch diese insonderheit erzehlt. Und würden die Nach-Söhne sich nicht in andre Geschlechts so haben unterstossen, noch ihren Stamm-Namen durch solche Einpfropfung gäntz-lich eingehn und erleschen lasten. Gott würde auch, wenn Noah zu desto häuffi-ger Vermehrung der Welt noch mehr Söhne gepflantzt hette, denselben Kräffte und gesunde Leibs-Constitution ohne Zweifel geschenckt haben, damit Noah, ein so Gottgeliebter grund-frommer Mann, seines Zwecks nicht verfehlte. Denn „der Herr thut, was die Gottsfürchtigen begehren," singt David. Mit der Weise könnte auch der Au-thor seine gute Intention, nemlich die Authoritet der Väter zu salvimi, nicht erreichen, so wenig als die Authoritet der H. Schrisft, welche noch viel hochgültiger ist, indem die Väter nur von denen Söhnen' Noah reden, welche in Göttlicher Schrifft benamset werden, daß von den-selbigen nemlich allein die gantze Welt wieder mit Menschen bepflantzet worden; schliesseu sie ja ausdrücklich mehr Söhne aus, und sehe ich nicht wie einige Con-ciliation oder Vergleich hie sollte stat finden, weil die Väter sich auf die Schrifft beziehen, die gantz deutlich nur drey Söhne Noah zur Besetzung aller Länder deß Erdbodems benennt. Daher gar aus kei-nerley Weise noch Wege ein einiger Sohn Noah mehr dazu gefitzt werden kann, ohne Umstossung der Kirchen-Väter Authoritet. Wenn man je zugeben wollte,. Noah hette um das menschliche Geschlecht zu mehren, noch mehr ^öhne von seinem Weibe erhebt, so sollte tool deß Abrahams Zachut, eines Juden von Salmantica, Vorgeben noch etwas vermutlicher fallen. Derselbe hat im Jahr Christi 1502 ein Juchasim, das ist Geschlecht-oder Stamm-Register, geschrieben, so Aiuto 1556 zu Constantinopel und 1580 zu Cracau gedruckt. Darinn derselbe Rabbi vielen andren ungereimten Sachen auch diß einmenget, „Es stehe zwar im Gesetze geschrieben, Noah sey mit drehen Löhnen Sorjebm aus dem Kasten hervor gegangen; aber die Geschichtschreiber hetten m ihren Chro- zch àtm nicken gemeldet, Ihm (dem Noah) wäre Zohn« nachmals noch der vierdte Sohn geboren, welcher Ionicus geheissen, und die Stern-Kunst erfunden, auch den Nimrod in der Kriegs-Kunst unterwiesen." Denn dieser Iüde und diejenige, daraus er es genommen, setzen gleichwol vors Erste nur einen Sohn, und nicht wie der vermeynte Be-rosus dreystig, über die drey gewisse Söhne Noah. Vors Andre geben sie durch seinen Namen Jonicus zu mercken, dag er Ioniam ein Land deß kleinern Asiens und auch einen gewissen Strich am Adriatischen Meer, den man chm als Jonium mare hieß, zur Wohnung bekommen habe. Dieses sag ich, hat noch einen bestem Schein, als wenn man vorgiebt, Noah habe noch mehr Söhne gezeugt, die aber schwacher Complexion gewest, und auch schwach-genaturte zarte Söhne bekommen, welche man um ihrer Wenigkeit willen hernach unter den "Namen der andren Nachkömmlingen von den bekandten dreyen Söhnen Noah mitbegrisfen habe. Denn wann Gott diesem noch mehr Söhne hette geben wollen (wie denn Kinder eine Gabe deß Herrn sind) wäre es ohne Zweifel darum geschehen, daß sie wiederum auch viel Kinder erzielen, und die Welt mit Leuten füllen Helffett sollten. Beweis, daß 92ooJj*leine Söhne mehr als dreh gezeugt. P. Kircherus nennet diesen vierdten Sohn Jonithun. Setzt es doch gleichwol für keine Gewißheit, sondern verwahrt sich klüglich vermittelst deß Worts fertur („man sagt oder schreibt, man giebt aus") indem er in seiner Tabula Chronographi-ca oder „Zeit-Rechnung von der Sündslut biß an den Abraham" schreibt: Noe, dicitur, genuisse Jonithun anno M. 1756. post annos 32 ; „Man sagt, Noah habe gezeugt den Jonithun im Jahr nach Erschaffung der Welt 1756, und im zwey und dreyssigsten nach der Sündflnt." Gleichwie er bald hernach abermal diese Worte führt, Noe. fertur, misisse Jonithun in Ethan, A. 1956 &c. „Man schreibt, Noah habe den Jonihtun nach Ethan geschickt, im Jahr der Welt 1956 rc." a) Gleicher Massen sagt vorgedachter Iüde in seinem Juchasim, oder Geschlecht-Beschreibung, Noah habe im drehhundertstem Jahr diesem seinem Jonico reiche Geschenkte verehrt und ihn ins Land Ethan geschickt, welches der Ionicus durchgezogen, biß an das orientalische Meer. Ob nun gleich wie vorhin gemeldt, diß Letzte von dem Jonico noch etwas besser sich hören tiesse, kann doch endlich Eines so wenig bestehn, als das Andre. Was deß Berosi Bericht anlangt, weiß man, daß Annas Viterbiensis denselben gemeistert, und mit vielem Fabelwerck gefälschet, und für Berosi Schrifften seine eigne Getichte ausgegeben, derwegen dieses Mährlein ungezweiselt dem Beroso an gelichtet worden, von seinem Verfälscher. <550 ist eben sowol der Jonithun oder Ionicus nur aus einer Fabel und nicht vom Noah bürtig. Und hat Salianus billig dem Satz oder beyden Kirchenlehrer Chrysostomi und Epiphanii Recht gegeben. Denn mau kann auf mehr als einen Grund nnumstöffig fest stellen, daß dem Noah nach der Sündflnt keine Söhne mehr gebohren worden. Der erste Grund ist dieser: daß er allbereit damals hoch bejahrt gewest. Denn er war schon übers sechshundertste Jahr, da er wieder aus dem Kasten gieng. Und sein Weib hat ihm glaublicher Massen im Alter wenig bevorgegeben. Zwe hte ns schreibt Moses ausdrücklich von denen drehen Söhnen, welche Noah gezeugt, sey das gantze menschliche Geri) Kircher. Turris Babel lib. 2. fol. 106. schlecht auf dem gantzen Erdbodem fort-gepflantzt. Darum kann Noah keine Söhne mehr gehabt haben, wo man nicht sagen will, daß die übrige unfruchtbar gewest, und ein Geticht mit dem andren versetzt. Drittens steht auch kein schlechtes Anzeigen darinn, daß da, wo die Jahr-Zahl deß Lebens Noah im 9 Cap. deß Buchs der Schöpffnng v. 29. gefetzt ist der gewöhnliche Anhang dieser Worte „und zeugete Söhne und Töchter" ausgelassen wird, die sonst den Vorfahren deß Noah allezeit beygefügt worden. (Gen. 5. v. 4.) Damit Niemand gebenden mögte, sie hetten sonst keine andre mehr gezeugt, als nur die, welche die H. Schrifft beh Namen nennete. V i e r d t e n s ist die alte Welt in dreh Theile unterschieden, wovon dem Japhet Europa, dem Ham Africa, und dem Sem ein grosses Stück von Asien zu Theil worden. Fünftens wollen Etliche auch dieses für eine Anzeigung mit anziehen, daß die Poeten dem Saturn, der von Bielen für der Noah gehalten wird, nur dreh Söhne zugeschrieben. Wiewol dieser Beweis der beständigsten keiner ist. S e ch st e n s kann auch das blosse Stillschweigen der H. Schrifft solches gnngsam beweisen. Denn so Noah noch mit etiti gen Kindern nach der Sündflut gesegnet wäre, und Einer darunter gewesen, der die Stern-Kündigung samt der Kriegs-Kunst erfunden, und ins Land Ethan geschickt worden ; warum sollte Moses das verschwiegen haben? Wann nun Moses davon schweigt, wer hat es dann den He-brsoern geoffenbart, und zwar den heutigen ungläubigen Hebräern, die deß Höchsten Feinde und Lästerer und Fratzen-Tichter sind, unter welchen auch der Verfasser deß Buchs Juchasim begriffen ist? Sie, die Hebraeer bewersfen sich aus einige Chronisten und Geschicht-schreiber, in derer Schrifften es enthalten seh; nemlich in der Historia Scholastica, in dem Easciculo temporum, im Speculo Historiarum Vincentii, in deß Philippi Bergomatis Suplemento Suplementi, in dem Epitome Historiae universalis Jo. Laziardi Caelestini, in dem groffen Werck de Temporibus, so in die sechs Welt-Alter eingetheilt, und beh andren dergleichen Scribenten, derer Etliche die Cronic deß H. Methodii, für sich anziehen; da doch der H. Methodius keine Chronic oder Zeit-Bücher jemals geschrieben. Denn man wird weder beym Hieronymo, noch Suida, die doch alle Schrifften deß Methodii erzehlen, die geringste Meldung solcher Chronicken finden, und auch schwer- ! lich bet) einigem alten Scribenten. Uberdas ist an dem Spruch, welchen sie hierzu aus dem Methodio anführen, nichts Gesundes, noch Vernünfftiges. Denn die Worte desselben lauten also: Centesimo anno tertiae Chiliadis genuit Noe filium ad similitudinem suam, quem appellavit Jonicum : „Im hundertstem Jahr deß dritten Jahr-Tausends hat Noah einen Sohn nach seinem Ebenbilde gezeugt, welchen er Jonicum geheissen. Nun ist aber Noah im 2006sten Jahr der Welt gestorben. Denn im 1650 Jahr , Jahr der Welt kam die Sündflnt, und nach derselben lebt Noah noch dreyhundert und funfftzig Jahre. Also müsste er schier hundert Jahre nach seinem Tode noch Kinder gezeugt haben, welches nie kein Lebendiger von einem Toben vernommen. Wollte man gleich sagen, (der vermeinte) Methodius hette der Griechen ihrer Jahr-Rechnung gefolgt, die viel Jahre hinzu gesetzt, könnte man doch damit auch nicht bestehn, woserrn man nicht sagen wollte, der Ionicus wäre schon viel Jahre vor der Sündflnt geborn, welche nach der Griechischen Rechnung im 2242 Welt-Jahr gekommen. Aber, daß Noah in bet_ Sündflnts - Zeit nur in Allem drey Söhne gehabt, weiß man aus der H. Schrifft unfehlbar. Es lautet auch ja wol sehr ungereimt, daß sie vorgeben, Noah habe diesem seinem Sohn den Griechischen Namen Jonici gegeben, gleich als wie die Römer ihre Feldherren und Keyser Ehren halben mit ! einem Bey-Namen zu beehren pflegen, der von diesem oder jenem überwundenem Lande genommen, als Germanicus. Gallicus, Britannicus und dergleichen. Die Gottseligkeit deß frommen Noah wusste von solcher Eitelkeit nichts. Noch viel schlechter ist das Geticht ausgesonnen, daß Er im dreihundertsten Jahr den Jonicum mit stattlichen Verehrungen begabt, und ins Land Ethan geschickt, welches derselbe durchgereisst biß ans O- ! rientalische Meer. Vielleicht hat sich der Erfinder verschrieben, und für Ethan setzen wollen, oder vielmehr sollen, Utopiam. Denn solches hette sich trefflich wol dazu gefügt. Denn wohin sollte Noah wol einen Mann, der niemals und nirgends in der Welt gewest, süglicher hingeschickt haben, als in ein Utopisches Nirgend-Land? Ohn ist zwar nicht, daß Etliche ihnen selbsten ein Land Ethan eingebildt, aus dem 15 Versicul deß 73 (74) Psalms, da im Hebräischem steht: Tu siccasti fluvios Ethan. t£>o hat auch der christliche alte Lehrer Isidorus Pelusiota, weil er der Hebräischen Sprache nicht recht mächtig gewest, das Wort Ethan für ein Land in Palaestina angenommen, und gerühmt als Hnzniioì? xctzaÒQVzor r x«i dév-I Sqoi? y.cd xaonoìt; xazàxofiov 'Cd)wvzt nbj&r/ (vel potius nh’i &ti) xaì iy&iom sv&TjQW „von Flüssen gewässert von fruchtbaren Bäumen schattirt, und sowol der häuffi-gen wilden Thiere als Fische wegen, zur Jagt gar bequem." «) Aber Josephus, welchen er zu Zeugen rufft, beschreibt daselbst f>) nichts anders, als nur ein Landgut oder Fuhrwerck Salomonis, das . also hieß und ein paar Feldwegs von Jerusalem lag: da aber gar keine Flüsse gewesen, sondern nur etliche Wasserläuffe oder Röhren. Es sey aber endlich mit dem Ethan, wovon Josephus meldet, bewandt wie es wolle, so ist selbiges doch von dem orientalischen Meer so weit entlegen, als der Jordan von dem Balther Meer, das ist von der Ost-See. Deßwegen haben gelehrte und in He-brseischer Rede wolerfahrne Leute schon längst beobachtet, daß das Wort Ethan, in vorbesagtem Vers deß ^ Psalms kein eigener sondern gemeiner Nam sey, und fluvii ethan in Hebrreischer Sprache soviel bedeuten, als starcke und strenge Flüsse; derwegen es auch der Syrische, Chaldaeische und Arabische Übersetzer, wie nicht weniger Aquila und Hieronymus also gegeben; Kimchi und Aben-Ezra desgleichen. Und solcher Stellen sindt man in H. Schrifft mehr. Als zum Exempel im li. B. Mosis, Cap. 14, v. 27. wird gesagt, „das Meer kam wieder in seinen Stromda steht in dem Grund-Text, juxt a suum ethan, das ist, „mit seiner Stärcke und Ungestümwie es Onkelos, Jonathan und der Araber auch verstehen. a) Isidor. Pelusiot. lib. 2. Epist. 66. b) lib. 8. Antiquit. Judaic. c. 2. Warum die Europäer pch vom Japhet her-rechnm. Beweis, daß die Crainer vom Geschlecht Japhets ent« U) reffen. Also erscheinet hieraus, wie übel man mit dem falschen Allegat deß gesällschten Methodii auslangt. Der rechte Methodius ist gewißlich kein solcher alberner, sondern ein beredter und gar gelehrter Mann und scharffer Verfechter der Wahrheit gewest, wie Epiphanius von ihm zeuget; darum man ihm ohne grosse Beschimpffung und hohe Beleidigung solche Albertäten und Nulliteten nicht zutrauen darff. Und wer bei) jetztgemeldtem Epiphanio, wie auch bei)nt Photio gelesen, was von dem Methodio noch übrig, der wird mit Warheit sagen können und müssen, Methodius set) ein ernsthafster gelehrter Scribent, und von solchem Geschwätze weit entferrnt gewest. So kann uns demnach dieser vermeynte Ionicus Hiebet) gar keinen Eintrag thun, wann wir uns deß Ur - Stamm - Vaters Japhet rühmen, noch solchen allgemeinen Satz umflossen, daß die meiste wo nicht alle Europaeische Völcker vom Japhet Herkommen. Denn Moses berichtet, Japhet habe nebenst andren Söhnen gezeugt den Javan, und wiederum Javan den Elisa, Tharsis, Kithim und Dodanim, von welchen sind ansgebreitet die Inseln der Heiden in ihren Ländern rc. «) Daß Japhet bet) Austheilung deß Erdbodems nebenst einem Stück von Asien habe Enropam bekommen biß an Gades. wollen nicht allein Joseplius, sondern auch Hieronymus, Eusebius und Andre mehr für gewiß halten. Uber solchen allgemeinen und weitläuff-tigen Beweiß können wir auch einen sonderbaren und recht eigendlichen behbringen, nemlich unser Japidiam und dessen Einwohner die Iapides, die mit ihrem Namen bezeugen, daß die Crainer von dem Japhet herstammen. Aus deß Japhets sieben Söhnen ist der Javan wie man glaubt, derer Griechischen Völcker, so man .Tones genennt erster Urheber, und nach diesem auch das Adriatische Meer (oder aufs wenigste ein guter Strich desselben) nach ihm mare Jonicum benamst. Sein, deß Javans Sohn aber, der Elisa, hat die Jnsuln deß Jonischen Meers besessen ; Chetim aber (oder Kittim) Italien, Epirum, Makedonien und auch, wie man nicht wol anders schliessen kann, die Länder, so nahe am Jonischen Meer gelegen, als Crain, Steher und Oesterreich biß ä) Genes. 10. t. 2. & 4. znr Donau hin; von der Mittags-Seiten aber Liburnien, Dalmatien und Macedonie». Weil aber die H. Schrifft keine Reiche Ob insonderheit namhasft macht, die von dem , Chittim bezogen worden, und die Aus- denen breitung der Inseln der Heiden nicht nur dem Chittim allein, sondern auch ° seinen Brüdern, dem Elisa, Tharsis und Dodanim zurechnet, ja überdas sothane Ausbreitung auch wol allen denen vorher benannten Kindern Japhets, als nemlich dem Gomer, Magog, Madai, Thubal, Mesech und Thiras wie niä)t weniger den Kindern deß Gomers, dem Ascenas, Riphat, und Thogarma ingesamt zugemessen werden könnte, nach solcher Ordnung, wie sie im zehenden Capittel deß I. Buchs Mosis gesetzt sind; braucht es noch weitern, und nähern Berichts, ehe denn man uns dieses zu gestehn befugt ist, daß unsre Crainer von deß Javans Söhnen, Chittim, und nicht eben sobald von dem Elisa, oder einen Andren solcher Gebrüder hergekommen? Solches Berichts erholt man sich am gründlichst - und gewistesten abermal aus der Schrifft; und zwar ans denen Oer-tern oder Stellen, die oben schon beh Erörterung der Frage, ob durch die Inseln Chittim, Griechenland, oder Italien, oder-alles Behdes verstanden werde, angeführt worden, da wir bewiesen, daß die H. Schrifft sich hierinn nach der gemeinen Red-Art der Hebraeer beqnemt, und so-wol Italien als Griechenland, nebenst allen daherum ligenden Ländern durch Chitinn, und durch die Inseln Chitinn verstanden. Unser Doctor Schönleben hat, ohnan-gesehn er Selbst die Chittim für seiner Landsleute Vorfahren ausgiebt, dennoch zu besagtem Zweifel, ob nemlich die Crainer auch gewiß von denen Bölckern Chi-tim entsprossen? keinen geringen Anlaß gegeben. Denn er schreibt zwar ausdrücklich Subit opinari, montem Cetìum, qui à ripa Danubii in Carnioliam usque protenditur, ab hoc Chitim & Cethim nomenclaturam habere, ac fuisse primos harum regionum inquilinos, Japhet i posteros, sensim late diffusos, Citios appellatos, videturque mansisse parti uni nostrae veteris Japidiae, qua vicina est mari .Tonico nomen Citiorum. Nam accolae montis Carusadn, seu Carsi, à parte sinistra, hodieque sic nuncupantur vulgo delita Das ist: „Es kommt mir so vor, als ob der Berg Cetius, welcher von dem Donau - Ufer biß in Crain geht, von diesem Chitim und Cethim, seine Benennung habe, und daß die erste Einwohner dieser Länder, nemlich deß Ja- ;t phets Nachkömmlinge, so sich allgemach ausgebreitet, Citii benamset worden; und scheinet, daß einem Stück unsers alten I' Iapidiac, wo selbiges dem Ionischen Meer benachbart ist, der Citiorum Nam geblieben sey. Denn die Anwohner deß Bergs Carusadii, oder Karsts, an der linden Seiten werden noch heut insgemein Facilita (die Tsitjen) genannt." a) Und in seinen Annalibus redet er mit mehrern davon also: „Ich bin derMey-nung, daß vom Cethim auch diejenige Völcker gepflantzet, welche die Gegend deß heutigen Oesterreichs und der benachbarten Provintzien biß an das Meer, und vielleicht biß an Macedonie», eingenommen." Und kurtz darauf spricht er: „Es ist trauen gar glaublich, daß deß Javans Söhne sich nicht weit von ihrem Vater Javan (welchen etliche für den Ianum halten) gesetzt; und als Janus oderJa-vanus den Jonicum simun, Elisa aber Cyperu und die nachbarliche Inseln zum Sitz erkoren, da habe der dritte Sohn deß Javan (nemlich Kithim) Macedonien, Epirum, samt dem was heut zu Liburnien und Dalmatien, vormals aber zu Japi-dien gehört, biß an den Donau-Strand, durchs Los, zum Sitz empfangen, von welchem hernach die Bölcker Cetii genannt worden, so allgemählich Italien eingenommen, an deren Stelle nachmals die Celtae und Galatae getreten, von welchen Jene aus Pannonia und den umher ligenden Ländern biß ans Adriatische Meer vertrieben worden, i) Aber an einem andren Ort lautet es bei) ihm anders, und zwar so, als ob die Crainer von Ascenaz hetten ihren Ursprung genommen. Ihrer Viele, (schreibt er) geben aus, daß von deß Japhets En-ckel dem Ascenaz (oder Aschenaz) die Celtae und Germanici gepflantzet, nemlich Arias Montanus, Merula, Salianus, Cluverius &c. Derhalben dörffte eine Famili aus deß Ascenaz Geschlecht in unser Crain sich gesetzt haben, welche nach ihrem grossen а) Yid. Carniol. antiq. Apparatum p. 182, б) Idem. Parte 2. Anna], p. 24. seq. Elter-Vater, dem Japhet, den hernach die Griechen Japetum geheiffen, hat wollen benamset seyn, und die Einwohner Iapides, als gleichsam Japetides (oder Japhets Nachkommen, und das Vaterland Japidiam genannt. Welchen Namen es behalten, biß sich das Römische Reich geneigt, da Crain den Namen Carniae, und endlich Camioliae oder Crains gewonnen rc." c) Aber wann dem also seyn sollte, würde durch dieses Letzte das vorige umgekehrt, und dieser Author ihm selbsten einen Stoß geben, indem er erstlich den Crainern die Chitim zu Ur-Eltern setzt, und doch hernach sie dem Ascenaz als Nachkömmlinge zurechnen will, welches sich aber nicht wol miteinander verträgt. Denn obgleich Ascenaz und Kithim aus einem Stamm hervorgesprosset, seynd es doch unterschiedliche Zweige, so von zweierley Aesten ausgebrochen. Ascenas ist von Gomer, Kithim aber von Javan bürtig. Darum so die Crainer aus einer Famili deß Ascenaz ihren Ursprung haben, können sie nicht von Kithim entsprungen seyn; ist Kithim ihre Wurtzel, so können sie kein Gewächs vom Ascenaz seyn, woserrn man nicht etwan sagen wollte, daß sowol von einem : als dem andren Stamm zugleich etliche Familien dahin gekommen, und ihren Wohnsitz da genommen, welches schwerlich geschehen ist. Für Kithim fällt unter-I dessen die stärckste Bermuthung, weil in H. Schrifft dem Chitim ausdrücklich die ! Inseln zugerechnet und dabey zugleich die Länder, so am Meer ligen angedeutet wer-! den; Crain aber das Adriatische Meer in der Nähe hat. Daher dann Ascenaz keinen Schein behält, daß er sollte der Crainer erster Stamm-Fürst seyn. So wir nun die Kithim für deß Landes Crain Uraltem und erste Einwohner erkennen, den Ascenaz aber davon absondern, verstricken wir uns hingegen in eine andre Schwerigkeit und Strittigkeit. Denn wir haben oben zugegeben, daß die Crainer von den Celten und Deutschen Herkommen, darinn auch D. Schönleben uns zu-oder vielmehr vorstimmet. Nun werden aber von den meisten Scribenten die Deutschen, ■ und Celtae für Nachkömmlinge deß As-cenaz geachtet. Wie können dann die Crainer von Celtisch-Deutschem Geblüt entspringen? Wann wir der Schul - Folgeret) nach* ! c) Idem parte 1. Camioliae antiquae, p. 42. a. Obs gewiß, daß Ascenaz der Tellen und Teutschen Stamm-Baker. Cluverii Meynung hievon. Docior Schönlcbens Beduncken. ' gehen wollten, würde ein solcher Vernunfft-Schluß daraus fliesten, was nicht vom Ascenaz entsprosten, das kann weder Cel-tisch-noch Deutsches Herkommens seyn; die Crainer seynd nicht vom Ascenaz entsprossen, darum können sie weder Celtisch-noch Deutsches Herkommens seyn. Für den Porder-Satz steht eine grosse Schaar sehr ansehnlicher Scribenten, so geist-als weltlicher, und pflegen sonderlich wir Deutsche uns deß Ascenaz, als eines tapren Urhebers unsers Volcks zu rühmen, gleich als ob in den Lenden dieses glor-würdigen Ascenaz die Glori unserer Tapf-ferkeit steckte. Cluverius beziehet sich unter Andren auf Josephum, welcher geschrieben Aschanazes condidit Aschanazas, qui nunc Rhegines appellantur à Graecis. Und meldet weiter, es werde Niemand leichtlich errahten, was Josephus durch die Rhegines für Völcker verstehe, weil weder einiger Griechisch-noch Lateinischer Author solcher Völcker gedenckt. Er wollte wol sagen, das Wort Rhegines wäre in den Exemplarien verschrieben und gefälscht, wenn er nicht gesehn, daß der H. Hieronymus, Isidorus, und andre, es aus dem Josepho, gleichfalls also geschrieben. Gleich-wol urtheilt er endlich, daß gelehrte Leute nicht unsüglich vermuten, Josephus habe damit die Deutschen gemeynt, weil er sonst dieser grossen und weitreichenden Nation keine Meldung thue, ») nemlich Key Er-zehlung derer vom Noah abstammenden Geschlechtern Denn sonst nennet er anderswo die Deutschen unterschiedlicher Orten. Eusebius sagt, es seyen vom Aschenaz die Gotische Völcker bürtig. b) Diesen gesellet sich auch 1). Schönleben zu und nimt solche Meynung für glaubwürdig an, sich fürnemlich auf obgesetztes Zeugniß Josephi, ungleichen auf deß Merulae Aussage, laut dessen von den heutigen Iüden die Alemannier Asche-nacim benamset werden, wie auch aus die Bey-Stimme Saliani, und Cluverii steu-rend. Welcher letzter, nemlich Cluverius, dem Ascenaz das gantze Europa schier zutheilet, alsIllyrien, Deutschland,Franck-reich, Spannten, samt den Britannischen Inseln, biß an das mare hyperboreum oder Nord-Meer, da wo dasselbe Lappland und Norwegen durchbrauset, und sich nach а) Cluver. German. Antiq. lib. 1. in fine cap. 4. б) Euseb. lib. 1. Chron. demAtlantischem Oceano hinstreckt. „Welches, wann es also wäre (schreibt er der D. Schönleben nemlich) daß solches Alles der Nachkommenschafft deß Aschenaz zu Theil worden, so hetten wir nun schon die Gewißheit, wer der Iapidum (oder Ia-pidier) so zu^dem alten Celtica gehört, erster Nation-Stiffter gewest. Denn ich sehe (spricht er) daß die Authores hierüber einig, daß alle Deutschen durchgehends von diesem Aschenaz ihren Ursprung genommen rc." Er vermeynt auch, daß obgleich die Authores sich sehr darüber zermartert, damit sie mögten erkundigen, was die Rhegines, deren Josephus gedenckt, für ein Volck gewesen, solches dennoch anzutreffen sey, beym Justino, im vierdtem Buch desselben. Widerspricht also hiemit dem Saliano, welcher sürgiebt, es werde bey den Alten kein einiger Fußtapsf oder Spuhr-Zeichen dieses Namens Rhegines gefunden, o Aber es seynd darum gleichwol nicht alle Authores dieser Meynung, daß Josephus für Rhegines, habe Germanos gesetzt, und mau nothwendig also lesen müsse, weil nicht wol zu glauben sey, Josephus würde bey solcher Materi und Gelegenheit den Stamm-Vater deß so grossen und Bolckreichen Germaniens verschwiegen haben, wie Antonius Delrius urtheilet. d) Denn diese Mutmassung füllt gäntzlich hinweg, wenn man bedenckt, daß man schon vor Alters diß Wort beym Josepho eben also, nemlich Rhegines, und nicht Gennanos gelesen; masten solches nicht allein aus dem Eusebio, sondern auch Hieronymo, und gleichfalls Isidoro, welcher es von jenen ausgeschrieben, erhellet. Beym Justino liefet man zwar eigend-lich den Namen Rhegines nicht also, daß er sich in es endigte, wie beym Josepho , der also redet i AyavuXvy Aayyä- £ccg cpxictv, öt vvv Pr/ylveg ino tS>v E kki-vmv xahmarj. „Aschanazes hat erbauet die Aschanazer, welchen nun von den Griechen werden Rhegines genannt." Sondern Justinus heisst sie Rheginos. Doch mögen Rhegines und Rhegini wol einerlei) Völcker seyn; angemerckt, auch von ansehnlichen Scribenten dieser Nam, für eins genommen wird. Allein wann deß Josephi Rhegines c) Vid. Annal. Carnioliae part. 2. p. 24. d) Gloss. in c. 10. Genes, v. 3. Was die Khegines für Völdek gewest. eben diejenige feynd, welche Justinus Rhe-ginos fjesift, so ist gewißlich die Hoffnung verlohren, und nicht wie unser D. Schönleben vermeynt gewonnen, daß Josephus damit die Deutschen gemeynt, als ob diese vom Aschenaz herstammeten. Denn was Justinus durch die Rheginos für ein Bolck eigendlich verstehe, erstehet man klar genug an drehen Orten; angemerckt er sie nicht nur im 4ten Buch, sondern auch anderswo mehr nennet; bevorab im dritten Capittel deß 21 Buchs, da er beschreibt, was die Sicilianische Tyrann Dionysius, den Locrensern, nachdem er von ihnen in seiner Flucht ausgenommen worden, für einen bösen Tuck gespielt. Die von Locris, als sie vom Leophrone dem Fürsten der Rheginorum mit Kriege hart bedrengt und gedruckt wurden, hatten ein Gelübde gethan, daferrn sie würden obsiegen, so wollten sie ihre Jungfrauen am Fest der Venus prostituirei! oder gemein machen. Da sie nun wieder die Lu-caner unglücklich kriegeten und man die Schuld daranf gab, daß sie solches Gelübde nicht erfüllet hetten, forderte sie Dionysius zusammen und vermahnte, sie sollten sowol ihre Ehweiber als ledige Töchter aufs allermöglichste geschmückt in den Venus-Tempel schicken, unter welchen man hundert durchs Los dazu verordnen könnte, daß sie das öffentliche Gelübde vollbrächten und einen gantzen Monat lang der Gö-tzinn zu Dienste im Huren-Hause sich gebrauchen liesien. Jedoch damit solches denen Jungfrauen, durch welche die Stadt deß Gelübdes entledigt würde, nicht zum Nachtheil gereichte, müsste man ein De-cret verfertigen, daß keine Jungfrau ver-heirahtet werden sollte, bevor solche (saubre) Venus-Schwestern und entjungferte Jungfern Männer hetten und ehelich würden. Die thörichte Stadt hat solchen Raht gelobt, und seynd alle Weibs-Bilder in ihrem besten Zierraht dem Venus-Tempel in die Wette zugeloffen ; (wie noch wol heut Manche solcher Hengstbrünstigen Andacht beyzuwohnen sich nicht verdriessen lasien borsite, damit sie mit Ehren entehrt und eine Hure werden mögte.) Da nun aber solche erbate Tempel - Matronen und Venerische Bett-Schwestern in voller Pracht, totemot weit stattlicher von aussen als innerlich geziert aufgezogen, um als gemeinnützige gute Patriotinnen und Matriotinnen für deß Vaterlands vermeynte Wolfahrt, wie auch für ihre selbst-eigene Vergnügung ihre Zucht und Ehre der Unzucht aufzuopffeen, hat der Tyrann Dionysius Soldaten unter sie geschickt, welche diesen Prang-Docken allen ihren Schmuck vom Leibe gerissen und denselben ihm zur Beute heimgetragen; etlichen auch ihre reiche toolbegüterte Männer erwürget, und Etlichen allerley Marter angelegt , damit sie mögten entdecken, wo ihrer Männer Geld wäre. Nachdem er solcher Gestalt sie in ihrer geylen Andacht zerstört, und dergleichen Stücklein biß in die sechs Jahre gepracticirt, ist er endlich von den Locrensern vertrieben und bemüsiiat worden, wiederum nach Sicilien zu kehren. « Wer sollte doch wol so schlechtes Ge-mercks und Verstands seyn, daß er hieraus nicht schliesien mögte, weil der Rheginorum Tyrann (oder König) mit diesen Locrensern als Nachbarn Krieg geführt, so könnten es je keine Deutsche gewesen sepn? Man findt auch den Namen Rheginorum beym Justino nicht allein, sondern auch beym Strabone, welcher meldet, die Rhegini hetten in dem Meer-Busem an stat einer Seulen ein kleines Thürnleiir aufgerichtet, dem der Wart-Thnrn deß Sicilianischen Vorgebirgs Pelori entgegen gestanden, b) Wie ferrn liqt das von Germanien ! Die Hauptstadt dieser Rheginorum war das Rhegium Julium, sonst Reggio (oder Riggio) di Calabria genannt, zum Unterscheide eines andren Reggio in der Lombardei), nemlich deß Rhegii Lepidi. Solches Rhegium Julium soll vor Alters Aschenaz geheissen haben, wie Bertius aus dem Josepho berichtet. Und wann dem also, so steht leicht zu erachten, was für ein Bolck Josephus durch die Rhegines gemeynt, und wie übel solches auf uns Deutsche gezogen werde. Man findt aber nicht nur beym Justino, sondern auch beym Tacito die Rheginos, wie aus diesen Cornelianschen Zeilen erscheint: Eodem anno Juha supremum diem obiit, oh impudicitiam olim à Patre Augusto Pandateria Insula, mox oppido Rheginorum, qui Siculum fretum accolunt, clausa. „In selbigem Jahr hat die Julia ihren letzten Tag erlebt, nachdem sie vorhin von ihrem Vater Augusto auf die Insel Pandateria, und bald dar- а) Justinus lib. XXI. cap. 3. б) Strabo lib 3. Geograph, p, m. 99. iu fol, Regensburg et sie Dormale Augnila Tiberii geheiffm. auf in das Städtlein der Rheginorum, die am Sicilianischen Golfo oder Meer-Enge wohnen, gebannt worden."«) Womit wir zugleich das vorige bestetigen, nemlich daß die Rhegini weit genug von uns Deutschen gewohnt. So hat nun zwar der I). Schönleben nicht allein wider Salianum, sondern auch Cluverium, der eben also urtheilet, dieses erhalten, daß der Nam Rhegines (wann er anderst eben soviel als Rhegini) nicht, beym Joseplio allein nur, gefunden werde, aber darum dieses noch Nicht, worauf er mitzustimmt, daß durch deß Josephi Rhegines die Deutschen zu verstehen sehen. Welches er in noch festere Gewißheit zu setzen vermeint, indem er anderswo auch dem Glnverio dieses corrigirt, daß derselbe geschrieben, man fünde den Namen der Rheginorum sonst nirgends, als beym Josepho. Warum nicht? (spricht er) In vetustis tabulis pro Ratisbona legitur Rhegino, et Rheginoburgum, cujus forte totus tractus olim eodem nomine appellabatur, et fuerit forte primaria Germanorum sedes tempore Josephi, qui sub Vespasiano Imperatore vixit. „In den alten Tafeln liefet man für Regensburg Rhegino und Rheginoburgum, dessen ganzer Strich (oder Gegend) vormals vielleicht also geheiffen, und vielleicht zur Zeit Josephi, der unterm Keyser Vespasiano gelebt, der Deutschen fürnehmster Sitz gewest." b) Diese Instantz oder Einwendung verfängt zwar ein wenig in diesem Stück wider den Cluverium und Salianum ; kann aber weder unsren D. Schönleben, noch Cluverium, noch Salianum zu dem Hauptzweck, dahin sie alle dreh zielen, befördern, nemlich zum Beweis, baßJosephus durch Rhegines uns Deutsche gemeynt. Denn ob zwar nicht ohn, daß der Nam Rhegino und Rheginoburgum in den alten Tafel-Schrifften stehet, an stat Ratisbonae, kann aus solchem Grunde doch kein Beweis entstehen, daß die Rhegines, deren Josephus, noch die Rhegini, deren Justinus Meldung thut, Deutsche und der alten Stadt Rhe-ginoburgi Landsleute gewesen; angemerckt, solcher Nam Rheginoburgum und Rhegino nicht von den Deutschen, sondern von den Römern dieser Stadt gegeben worden, «sie hat wie Etliche vorgeben, vormals Augusta а) Tacitus lib. I. Annal. c. 53. б) Schönleben in Apparatu p. 12. b. Tiherii geheiffen. Insonderheit wird Ihr also auch vom Aventino dieser alter Nam zugeschrieben. Welcher folgends meldet, nachdem der Bayerisch Hertzog Dieth, (Tlieodo) diese Stadt gewonnen und die Römer daraus vertilgt, habe er ihren vorigen Namen abgeschafft und sie nach seiner Gemahlinn welche Regenbirg hieß, genannt Regensburg, c) Aber dem will Cluverius keinen Glauben geben, in Betrachtung, daß Tacitus zu seiner Zeit im gantzen Rliaetia nur eine Coloniam setzt, nemlich Augsburg. So gekuckt auch weder der Anthor der Tabuln Antonini, (wovon tote Weizerns gedenckt, zu Augsburg in der Kunst - Stuben der Peutinger das Original Keysers Antonii selbsten vorhanden) noch auch das Buch Notitia Imperii genannt, dieser Coloniae Augustae Tiberii mit einigem Wort; da gleicbwol doch noch andre Coloniae Augustae überall genennet werden. Gegentheil berufst sich zwar zu seinem Beweis auf eine Miintze, welche man in einem Diplomate Papsts Leonis deß dritten finde, darauf diese Worte zu lesen sehn sollen: Juxta muros Tiburniae Civitatis, que à Tiberio Caesare Augusto aedificata est ; quae modo vulgo adpellata est Reginaspurcb. Allein ersterwehnter Cluverius hält solches für ein Gericht von dergleichen Gattungen, deren selbige ungelehrte Zeit die Fülle hat ausgebrütet, und spricht, es stosse wider die Grammatic allzu hart und gröblich an, diese Stadt von dem Namen Tiberii Ti-burniam nennen wollen ; welcher Nam vielmehr nach dem Städtlein Tibur, so unweit von Rom steht, rieche ; zu bemeldten Papstes Zeiten habe es wenig gelehrter Leute gegeben, daher man sich hierinn leichtlich habe irren können, d) Nichts destoweniger wird sie in dem Leben 8. Severini, doch auch Tigurinum genannt, welches vielleicht Tiburinum heissen soll. Daß aber der Nam Regensburg sollte nach Aventini Mehnung von deß Hertzogs Gemahlinn Regensbirg Herkommen, will Welzerus nicht bewilligen, sondern daß er vielmehr entstanden seh von der Römischen Lager-Burg, so man Castra. Regina genannt. Welche Schantze oder Besatzung an der Donau, wie andre Be-i satzungen mehr, als Castra Augustana, c) Aventinus im 3 Buch Bayrischer Geschicht p. m. 522. b. & 523. b. d) Cluver. c. 4. Vindeliciae contractae. Quintana, Batava &c. gelegen; denn von der Reginobirg deß Theodonis Ge-mahlinn, finde man bey keinem alten Scribenten etwas; von selbiger Lager-Burg (Castris Reginis) sey auch dem Fluß derNam Regen angewachsen, gleichwie auch der Fluß Quintanica von den Castris Quintanis benamst worden. «) Es lässt sich aber, meines Bedunckens, eben sobald schliessen, die Römische Lagerburg sey nach dem Fluß Regen also genannt, i und Castra Regina soviel gesagt, als d as Lager am Regen; in Betrachtung, daß Regen gleichwol ein Deutsch Wort und auch heut die Stadt Regensburg heisst. Daher sie auch vom Cuspiniano, Imbri-polisdie Regen-Stadt genannt wird. Welcherlei man nun gleich hieraus er-wehlt, so wird man doch leicht erkennen, daß keines darunter sey, womit bewiesen werden mögte, die alte Deutsche wären Rhegines genannt worden. Hette Josephus durch die Rhegines die Deutschen anzeigen wollen, würde er es gewißlich auch wol Deutscher gegeben und Germanos dafür gesetzt haben; weil er ja sonst etlicher andrer Orten die Germanos deutlich nennet. Ich halte aber, er habe uns unter den Gomerensern mit i verstanden, als er geschrieben: „Welche jetzund von den Griechen Galater gennent ! werden, haben vorzeiten Gomerenser ge- j eifsen; als die von Gomer ihre Ankunfft aben." b) Denn Galater und Galli ist vor Alters ein Nam und Deutschland j bey den Grichen und Römern eine Zeit- j lang unter dem Namen Galliens untbe- ' griffen gewest, biß endlich die Römer von denen Galliern selbsten das Wort Ger- [ mani, womit sie die Deutsche von sich unterschieden, erlernt. Wiewol ich darum dem Josepho in dem nicht Recht gebe, daß er durch Rhegines die Aschenazes !] versteht; als der ich wol weiß, daß aus deß Josephi Feder nicht allezeit lauter Oracul flieffen. : So ist dann nun der fürnehmste Grund, worauf die meiste Scribenten bißhero ge-bauet, hiemit umgeriffen und erwiesen, daß Josephus mit den Rheginis keine Deutschen bezielt habe. Des Merulae Vertrauen, auf das Bor geben und Zeugniß der Iüden, dörffte а) Yid. Welzerus lib. 3. Rerum Boicarum pag. m. 90. б) Joseph, loc. cit. einen Iticht viel sicherem Bodem haben; sintemal von den jüngern Hebräern wenig Gewißes und Grundfestes, sowol in den Geschlecht-Registern und geographischen, als in historischen Sachen zu erwarten steht: zumal wann es in die Antiquitet hineinlauft, da sie gern ihre eigne Ersinnungen und Getichte für Gewißheiten auskrammen. Gleichwol seynd viel ansehnliche und gelehrte Federn hiedurch bewogen, den Ascenaz für unfern Stamm-Herrn auszuruffen. Unter denen, so zu unsrer Zeit sich hierauf mit ihrem Urtheil gelehnt, steht der ruhmbekandte P. Kircherus, welcher zugleich anzeigt, woher wir den Na-man Deutsch hernach gezogen. Nulli dubium esse debet, (also discu-rirt er) Germanos ab Ascanez filio Ja-j phet, qui in divisione gentium in septen-trionales partes se receperat, denominatos ! fuisse ; & una nimi Hebraeorum opi-l nione stabilitur, qui in hunc usque diem I Germaniam & indigenas i Aschkenazim vocant, uti pluribus testatur in sua Thisbe Rab. Elias, ubi se Askenazi vocat ; id est, ortu Germanum. Quoniam vero Tuiscon, pronepos Noe, una cum Askenez, divisis !| dominiorum juribus hancce terrarum portionem vastissimam primo inhabitabant ; hinc, ab ejus nomine, Germania, Touis-conia, seu -Ihewtonia, & Germani ČTeu^ tones, in hunc usque diem appellati fuerunt ; à robore vero & Martio spiritu quo vigebant Germani, id est Garmanni, quasi diceres totos viros, vel Allemanni, id est, omnes viri, etymon vocis sortiti sunt &c. Auf Deutsch: „Niemand soll zweifeln, daß die Deutschen von dem Sohn Iaphet, dem Ascenaz der in Austheilung der Völcker die nördliche Theile bekommen hatte, benamst gewesen. Solches wird auch fest gestellet durch die einhällige Meynung der Hebraeer; die, biß auf diesen Tag, das Deutschland Askenaz nennen, und die Einwohner Askenazim, wie Rabbi Elias in seiner Thisbe mit Meh-rerm bezeugt; da er sich Askenazi, das ist, von Geburt einen Deutschen nennt. Weil aber Tuiscon, deß Noah Ur-Enckel mit samt dem Askenez, die oberherrlichen j Rechte und Herrschafften unter sich getheilt, I und dieses gewaltig - groffes Stuck deß Erdbodems am ersten bewohnet, seynd deßwegen nach seinem Namen die Ger- manier, Deutschen, als wie Germanien selbst Tuisconia, oder Teutonia, biß aus diesen Tag benamst rc." Wenn nun aus H. Schrifft zu erweisen stünde, daß Tuiscon deß Noah Ur-Enckel gewest, würde Manchem Zweifel dadurch abgeholffen seyn. Aber bte Ein-Hälligkeit vieler Scribenten thut uns hierinn nicht genug. Denn Bibliander, ob er gleich seines Lobes wert, ist doch darum noch lang nicht die Bibel; auch Trithe-mius und Aventinus (welchen drehen berühmten Männern Kircherus hierinn nachgeht) nicht Moses. Es finden sich Andre, und gar accurate hauptgelehrte Critici, oder Bücher - Richter , welche durch den Tuiscon, (oder vielmehr Tuisto) den allerersten Menschen Adam, und Andre, so dadurch Gott selbsten verstehen. Andre halten ihn für den Enckel deß Noah, nemlich für Gomer. Warum? Weil Tacitus geschrieben, daß die Deutschen seiner Zeit den Gott Tuistonem und dessen Sohn Mannum für die Stiffter und Urheber ihres Bolcks geehrt. b) Aber daraus kann man die Unfehlbarkeit nicht haben, noch den erstenBesitzer unserTeutsch-landes unbetrieglich wissen, und noch viel weniger daraus erkennen, ob Ascenaz unser erster Stamm - Vater, oder Tuisto deß Noah Enckel oder Ur-Enckel sey. Werdarauf was creditiret und hinleihet, der wirds mit den Zinsen weiter ntcht bringen, als auf eitel Eonjecturen und Vermutungen. Betreffend aber das Vorgeben der He-braeer, so hat man eben soviel Freyheit selbiges zu verwerffen, als wie sie was zu errichten. Sie mögen immerhin Se-pharad für Spannien, Carphat für Gallien, und Ascenacim für Deutschland ausgeben. Womit beweisen sie es? Es find lauter solche Rabbinen, welche ihres Hertzens und Hirns Dunckel mehrmals für Witz und Wissenschafft verkauften. So man anders keinen Beweis hat, als der jüngeren Hebräer ihr Geschwätz, ist soviel, als gar kein Beweis vorhanden. Diesem nach bekenne ich ungescheut, es sey ein fast allgemeiner, falscher, und irriger Wahn, daß Ascenaz unserer Deutschen Vater, sintemal ihn vielmehr die Völcker deß kleineren Asiens dafür zu er- a) P. Kircherus lib. 3. Turris Babel, Cap. 4 fol. 212. č) Vid. Tacit. German, c. 2. kennen haben, nemlich die, so dem Arcipelago oder weissem Meer am nechsten, welches ein Stück deß mittelländischen Meers ist, und nahe Key Griechenland, Asien von Europa scheidet, vom Thucydide aber das Griechische Meer benamset wird. Dieser Meynung pflichtet Beweis, w der Hierosolymitanische Dolmetsch bey, und zwar aus dieser wolgegründten Ursach, tmW» weil der Prophet Jeremias (dem alle Nation w Rabbinen weichen müssen) unter die je- fans" nige Völcker, so den Meden beygestanden, wider Babel, und zur Zerstörung Babels geholffen, den Ascenas rechnet. Fast gleicher Meynung ist auch Theodoretus, als welcher spricht, mit Ascenez meyne der Prophet Jeremias ein solches Volck, das den Meden benachbart. Was geht das die Deutschen an? Derhalben wundert mich, daß etliche Theologi das Wort Ascenas allhie gedeutet auf die Deutschen Gothen und Sar-mater. Darinn sie zwar den Eusebio, welcher obgemeldter Massen die Gothen dadurch verstanden, gefolgt, aber allem An« sehn nach eben sowenig als er, getroffen; denn wann sind jemals die Deutschen mit den Medern und Persern vor Babel gegangen? Man wird dessen weder in H. Schrifft noch beym àophone noch einigem andren Scribenten eine Anzeigung finden. Daß aber die Ascenazim, oder Völcker vom Ascenas viel glaublicher in Asien gesucht werden, bescheinigt der Nam Ascania und Ascanius, so ehedessen in Asien sehr gemein war, und zwar sonderlich denen Völckern, die dem mari iEgeo (oder Zie-gen-Meer*) nahe ligen. In Phrygia stund die Stadt Ascania, wie Hesychius meldet. Stephanus giebt sie für eine Trojanische Stadt aus. Beydes kann gar wol und dieser Nam mehr als einem Ort gegeben seyn. Massen auch besagter Stephanus gedruckt aus dem Eustathio, daß auch eine gewiffe Landschafft in Asien, und gleichfalls ein grösser See-Pfuhl daselbst, solchen Namen gehabt, imgleichen daß eine Insel deß Mittel-Meers unweit von der Insel Andros also geheissen. Beym Ptolemaeo führt ein See in Bithynien diesen Namen, woselbst auch ein Fluß Namens Ascanius, bey ihm zu *) Plinius enim (lib. 4. c. 11.) ab àiyòg derivat ; nimirum ab Insula «if dictà, à specie caprae, repente in medio mari exilientis, quamvis alii aliunde. finden. So schreibt auch Plinius von Asca-1 nischen Inseln, vor der Trojanischen Gegend, *) und von der Landschafft Ascania in selbiger Lands-Gegend. « So wird uns auch beym Strabone bald ; ein See in Mysia, b) bald eine gantz grosse : Dorffschafft allda, bald anderswo ein Land deß Namens begegnen, c) Der Meer-Bu-j sem bei Nicea hieß vor Alters gleichfalls Ascanius. Nicht weniger setzt Arrianus einen eben so benamten See zwischen Phrygia und Mysia. d) Ich könnte hiebet) auch Homerum und noch andre alte Au- j thores entziehen, die gleichfalls etlichen Oertern den Namen Ascaniens geben, wann mir mehrere Weitlänfftigkeit gefiele. Weil dann so gar vieler Orten dieser Nam sich gefunden, entspringt daraus eine : starcke Vermutung, er müsse von einem uraltem und ehmals weitberühmtem Ge- 1 schlecht oder Stamm Herkommen. Hiemit hält es auch der ausbündiggelehrte Vossius, der etliche jetzterzehlter Scribenten gleichfalls für sich anziehet, um : zu behaupten, Jeremias verstehe durch Ascenas keinen Teutschen, und zuletzt diesen Schluß macht: Quamobrem sic statuo, Ascenacim non esse Germanos, ut cum Judaeis plurimi censent ; sed Troada, Phrygiam, Bithyaniam, Solidem, & tractus vicinos ; nec alias, quam hasce nationes, intelligi à Propheta Jeremia. „Ich halte" (sagt er) „dafür, diexAscenazim seyen nicht die Teutschen, wie die meisten Authores mit den Iüden schützen, sondern Troas, Phrygien, Bithynien, Aeolis (oder fl Aeolia und andre dahin nahende Gegenden, und daß der Prophet Jeremias keine andre Nationen verstehe, als diese, e) Ans eben diesen Spruch Jeremiae geht Boehartus, wann er schreibt: „Ascenaz ist in den Schrifften der Hebräer Germania; aber gantz lächerlich. Denn andrer Hindernissen zu geschweige«, so rufst Gott die Völcker deß Reichs Ascenaz wider Babylon zusammen, Jeremiä am 51. f) Weil dann hiemit der obige Schluß-Satz, was nicht vom Ascenaz entsprossen, das könne weder Celtisch- noch Deutsches ! *) Piin. lib. 4. c. 12. & 1 ib. 5. o. 31. а) Plin. lib. 5. c. 32. б) Strabo lib. 4. c. 11. c) Idem lib. 14. p. 445. d) Arrianus lib. 1 de Gestis Alexandri. e) Voss. 1. 1. de. Orig. & Progressu Idololatr. c. 38. /) Boehartus lib. 4. c. 38. Geographiae sacre p. 356. Herkommens seyn, übern Haussen geht, so fällt auch zugleich nun von fettsten hinweg die oberwehnte Difficultet und Sorge, daß, wann Chitim der Crainer Vorfahren gewest, diese nicht vom Ascenaz hersprossen, und also auch keine Deutsche seyn könnten, weil diese vom Ascenaz bürtig wären. Aber es steht uns dennoch auch dieses noch im Wege, und will unfern alten Crainern gleichsam eine Absondrung oder Ausschließung von den Teutschen drohen, daß wir uns zu dem Stamm Chitim rechnen. Denn die Teutschen mögen kommen, von wem sie wollen, so können sie doch mit den Crainern anfänglich nicht vergliedert oder nationirt seyn, wann sie einen andren Stamm-Vater gehabt, als die Crainer. Nun liefet man in H. Schrifft nirgends, daß unter denen Chitim auch die Deutsche begriffen. Also hat es auch kein Ansehn, daß die Crainer sollten von den Teutschen entspringen. Aber^ diesem Eiuwurff kann ein zwiefacher Schild vorgeworffen werden. Denn erstlich ist noch nicht gewiß und ausgemacht daß Chitim nur den Macedoniern, Grie-: chen und Italiänern ihren Ursprung, und nicht eben sowol uns Teutschen gegeben, sondern vielmehr vermutlich, daß der Stamm Chitim gar bald neue Colonien gemacht, und dieselbe durch Italien in Franckreich, durch Franckreich in Deutschland verpslantzt; imgleichen, daß mit der Zeit bald auch eine andre Famili deffel-bigen Stamms vom Adriatischen Meer-Ufer sich durch Crain, Kärnten, Oesterreich und etlich Ober-Teutsche Länder ans-gebreitet. Denn obgleich solches die H. Schrifft nicht sagt, folgt daraus noch nicht daß es unvermutlich sey: angemerckt die ; Schrifft von solchen Völckern und Ländern weiter nichts gedenckt, als was zu ihrer ! vorhabenden Erzehlnng oder Prophezei) von-nöthen. Da sie zuvor verkündigen wollte, ij der König aus Macedonie«, welches ein Stück von Griechenland, würde den Perser überwinden, verstund sie durch Chitim, Griechenland als einen Theil der Länder ; Chitim. Da sie prophezeyen wollte, die l| Römer würden kommen, und den Asiatischen König bedrohen, verstund sie da-i durch die Römer, als einen gewissen Theil der Nachkommen Chitim. Hette sie aber von Tentschlande etwas auch insonderheit weissagen wollen, würde sie es vermutlich Lrains erste Einwohner seynd Chilim gewesen. zur Zeit der Propheten ebenfalls unter dem allgemeinen Namen Chitim gethan j! haben. Denn die alte Hebräer deuteten durch Chitim schier auf das gantze Europa. Oder sie (die Heilige Schrifft) würde durch die Rodanim (wofür man insgemein Dodanim liefet), auf die Deutschen haben gezielt; weil von denen Rodanim die alte Gallier, so am ersten beh dem Strom Rhodano sich gesetzt, ihren Ursprung haben, und die älteste Deutschen eine Zeitlang, von dem sehr weitreichendem Namen der Gallier, oder Galater, mit begriffen worden. Will man aber die Deutschen ja nicht mit unter deß Chitims Nachkommen pas-siren lassen, sondern ihnen einen andren aus deß Japhets Söhnen zum Stamm-Fürsten zueignen, wie denn Etliche sie für eine Familie ans dem Hause Tho-garma, andre für eine Posterität der geflohenen Cananiter, (welches Beydes falsch ist) ausgeben; so können doch die, unter dem Namen der Celtarum und Gallier vormals begriffene Deutschen, damals als die Celtische Waffen so weit und breit grassirten, zu den Iapidiern, welche damals auch weit mehr Landes, als jetzo befassen, eingebrochen seyn, dieselbe aus der grösseren Gegend deß Landes verjagt, und sich drein gesetzt haben; daß also die noch hinterstellige Iapides in die je-nige enge Landschafft, darinn noch heut die Iapidier wohnen, verdrungen, das übrige aber, so sie vorher entweder unter dem Namen der Cithim oder der Japi-dier besessen, von denen Deutschen Celtis mit Gewalt eingenommen worden. Unterdessen ist dieses doch nun erstritten, daß nicht deß Ascenaz Familie deß Landes Crains erste Einwohnerin» gewesen , sondern eine aus dem Stamm Chitim. Denn obgleich das Jonium mare (bocca del Mare Adriatico) der Mund deß Adriatischen Meers, samt dessen Inseln dem Elisa zu Theil worden, urthei-len doch diejenige recht, welche dem Stamm Chitim, wie oben gedacht ward, aufs allerwenigste Italien, Macedonien, Epirum, ja gantz Griechenland, nebst denen Län- ! dern, denen sich daß Jonische Meer nahet, nemlich Crain, Steher, Oesterreich biß an den Donau-Strom, von der mittägigem Seiten aber Liburnien und Dalmatien zumessen. Wiewol meiner Vermutung nach, auch der grössere Theil von Gallien und Germanien, durch die- sen Stamm, und der übrige durch einen andren Japhetischen Zweig, wer derselbe auch mag gewest sehn, bepslantzet worden. Denn es kann gar wol sehn, weil das Haus Elisa, sowol als das Haus Chitim, seinen Sitz über Meer ausgebreitet, daß sowol von dem Stamm Elisa, als Chitim- ein uud andrer Zweig endlich immer noch mehr Landes durch die Schifffahrt entdeckt, und sich drein getheilt habe; hernach aber aus Beyden hie und da vereinigten Theilen gantze grosse Nationen, als nemlich die Gallische und Deutsche erwachsen sehen, indem der schwächste Theil sich vielleicht dem stärcksten hat unterworffen. Welcher stärckster unge-zweifelt die vom Hause Chitim gewest. Solches scheinet die Schrifft mercklich zu bezeichnen, indem sie diesen Sohn Ia-phets mit dem Namen der Vielheit benennet ; angemerckt, Chitim der Pluralis oder ein viel-zehlicher Nam ist. Massen Etliche in der Grund-Sprache wolgegründte Au-thores versichern, Moses verstehe bißweilen nicht so sehr Personen als gantze Völcker, wenn er von den Nachkommen der Söhnen Noah redet; zumal durch die Namen Chitim und Dodanim (für welche Dodanim die Hebräisch-Gelehrteste Rodanim lesen.) Will Jemand das Land Ascanien in Sachsen von dem Namen deßAscenez herziehen, wie ihrer Etliche thun, begehre ich eben solches nicht zu widersprechen, in Betrachtung, daß gar wol ein gewisser Zweig deß Stamms Ascenez, nemlich eine Famili seiner Kinds-Kinder sich daselbst könnte gesetzt haben. Denn es zwingt uns keine Noth zu schliessen, daß beh der Zerstreuung in alle Länder ein jedweder Stamm völlig behsammen geblieben, und nicht vielmehr Etliche sich gleich zertheilet und gar weit voneinander entfernet hetten. Derhalben, obschon die meiste Familien deß Hauses Aszenaz in Asien an vorbedeuteten Oertern sich zu wohnen, und deß-wegen die H. Schrifft solchem grösseren Häuften den Namen Ascenazim oder Ascenaz, vor andren Vorbehalten hat, mögte dennoch wol eine Famili davon nach Europa und zwar in Deutschland gezogen sehn, und sich in Ascanien nidergelassen, eines andren Stamms Famili aber, oder vielmehr unterschiedliche eines andren Stamms, andrer Orten in Deutschland ihren Wohnplatz erwehlt haben. Aber wann gleich eine solche Famili aus dem Hause Ascenez von den übrigen bald abgesondert, und in Ascanien süffig geworden wäre, würde doch daraus nicht leicht zu schliessen sein, daß solche Sächsische Ascanier aller Deutschen Vor-Eltern, und alle Teutsche Länder damals von ihnen mit Leuten am ersten bevöl-ckert wären. Am allerwenigsten können sie die erste Einwohner deß Landes Crain fehlt. Denn es treffe aller gesunden Vermutung entgegen, daß die erste Völcker in dem Sächsischen Ascanien von dannen sollten alsofort wieder hinauf gezogen seyn nach Kärnten und Crain, oderauch, daß nicht vielmehr Etliche aus den Nachkommen Cithim die erste Besitzer von Crain gewest, ehe dann solche Sächsische Ascanier einen Crainerischen Erden-Kloß gerochen, oder mit dem Fuß gerührt. Es will mir gleichwol auch so gar leicht nicht eingehn, daß deß Sächsischen Landes Ascaniens Nam aus dem Stamm Ascenaz entsprossen; wiewol man vor-giebt, ihre Herkunfft sey von den alten Ascaniis, so an dem Hartz gewohnt, entstanden, und diese vom Ascana, dem Sohn Gomers, welcher mit den Caycis und Cimbris, aus seinem Baterlande nach dem Hartz gezogen. Biel glaublicher ists, besagte Landschafft habe etwan von einem fürnehmen Italiäner oder Römer diesen Namen geerbt, oder er sey etliche hundert Jahre, nach dem Ascenaz aus dem Kleinern Phrygia, da sich die Ascenazim oder Kinder deß Ascenaz gesetzt, vielleicht mit der Zeit in Deutschland gelanget. Wiewol das Erste, nemlich daß er von einer gewissen fürnehmen Römischen oder Italienischen, oder auch Fränckischen Person diesem Laude angewachsen sey, vermutlicher fällt. So kann man derhalben gesunder Vermutung nach keinen andren End-Schluß machen, als daß Etliche deß Geschlechts Chitim in Crain die erste Hütten aufgerichtet, und die allererste Landsaffen dieserGe-gend gewest. Von welchen Etliche sich nach ihrem Stamm-Vater Iaphet Iapidier geheisseip nemlich diejenige, so den 6er-gigten strich von Crain besetzt haben, der sich nach dem Ionischem oder Adriatischem Meer hinab ziehet, etliche aber den weitausgestreckten Gemein-Namen Chitim fest behalten. Welcher Nam auch noch einem Theil deß alten Iapydise verblieben, wiewol in etwas verändert; angemerckt diejenige, so am Karst wohnhafft sind, von ihrem alten Namen Cetim annoch die Tsch itschen genannt werden, a) Denn diese beyde Namen Cetii und Ja-pydes seynd ohne Zweifel zugleich aufgekommen, zugleich auch die Länder Crain und Kärnten von ihnen bezogen worden. Wiewol man heutigs Tages durch die D s ch i t s ch e n eben die Iapidier mey-net, welche zwischen N e u h a u s und S. S e r f f wohnhafft sind. a) Ita D. Schönleben, in Apparatu p. 182. b. Das IV. Eapiiet. Voll dem Ursprünge und Fortpflantzung der Iapidier, und Grentzen deß alten Japidiae. jhltält Mlarmn die erste (Entrolmer in (Hain Zwegerleg Minen geführt. D. Schönlebens Unterscheidung Zwischen den Citiis und Japidibus. Der Iapidier Ursprung und MortxstantZung. Was für eine Derfon die Weiden durch den Prometheum verstanden. Aegypter Ziehen die Sündstut auf steh. Ogggifche Waster-Islut. Wie füglich Prometheus steh Zu dem Malt vergleiche. Woher die Stadt Jümona ihren Damen gehabt. Was für ein Dolch durch das Waus Thogarma gu verstehen feg. Illyrier und Crainer entspringen aus dem Stamm Mhim. Der hierüber erörterten Strittigheit Gnd-Zwech. GrentZen der alten Iapidier. Zwegerleg Japidia beg den Salb. y. Buch. 7 Warum die erste Einwohner in Crain zwey-erlei Namen geführt. Alten. Mie Strabo das alte Japidten nach der Körner Anhunjft. Ocra degm Zeiten Japidia gereicht, ur fčontt uns die NotHwendigkeit zu ^der Ordnung und Anweisung, welche in dem Apparatu Carni-> oliai Antiquae deß D. Schön-lebens sich ereignet, als wie an »einen Nicht-Faden unablöslich verbünde, müssten wir, nachdem wir die Chitim sür die erste Einwohner deß Landes Crain angegeben, an-jetzo die Japodes oder Japydier für die andre und die Hyperboreos sür die dritte, die Scythen für die vierdte, und die Celtas für die sünsfte rechnen. Weil aber dieser Author selber gesteht, es scheine, daß die Namen der Cetiorum (oder Tschy-tiorum), so von Cetim oder Kithim herrühren, und der Iapidier so vom Iaphet entsprungen, zugleich ausgekommen, im gleichen daß einem Theil deß alten Ja-pidiens nemlich in der nach dem Jonischem Meer sich nahenden Gegend der Tschytiorum (oder Tsitschen), Nani geblieben, und weil auch solche Tschytii noch heutiges Tages für der rechten alten Iapidier Nachkommen erkennet werden, so erweiset sich gantz keine Ursach, warum man den Japidiern und denen Tschytiis nicht einerlei) Zeit der Bewohnung dieses Landes zuschreiben, sondern die Iapidier später in Crain ein-quartiren oder losiren sollte, als die von Chitim oder Citim. Denn obschon ein Theil der Ur-Ein-wohner vom Citim sich Tscliitios, der andre aber nach dem Iaphet Japides genannt, seynd sie darum nicht eben auch tu der Zeit-Ordnung unterschieden, sondern unter zweyerley Namen für einerlei) Bolck sowol der Einwohnungs-Zeit als dem Ursprünge nach anzusehn; dessen einer Theil den allgemeinen Namen der Chitim (oder Citim) zu behalten, der andre sich nach seinem Ur-älter-Bater dem Iaphet zu nennen beliebet hat. Denn Chitim oder Cetim hieß der allgemeine Nam, darunter sowol die Iapidier, als die Griechen, Jtaliäner und andre Europäische Bölcker mehr anfänglich begriffen waren. Welchen allgemeinen Namen darum vermutlich ein Theil der Iapidier nicht beständig geführt, sondern sich nach dem Iaphet benamset hat, weil sie nicht situire. Srentmt der Iapidier vor und Strabone. Wie weit ZU Strabonis Ieb-d was damals dazu gehört. I denselbigen Strich mit den andren be-I zogen; damit also durch solchen Unter-I scheid der Namen auch das Gebiet samt I der Eigenschasft deß Landes desto fügli-I eher unterschieden würde. Oder es mögen vielleicht beyde THeile gleich anfangs den Namen Japides angenommen, andre aber nemlich die Ausländer und Scribenten sie alle sämtlich eine Zeitlang Citios genannt und darüber ein Theil von ihnen den Namen derJapi-dier verlohren haben, biß endlich der allgemeine Nam Citim gantz verschwunden, und viel eher als der Nam Japides bey denen übrigen Japidiern in Abgang gerechten ; daserrn er nicht, wie unser Crai-nerischer Chronist hinzuthut, in einiger Ecken von Crain noch übergeblieben oder abermal durch die herbeygegangene Walachen nicht lang vor hundert Jahren wiederum eingeführt worden. Was aber diesen Author bewogen, die Tchitios und Japides zu unterscheiden, und Citios, als deß Japhets Nachkommen für die erste Einsitzer in Crain, die Japydes aber für die andre zu rechnen, «) da er doch gleich daraus setzet daß beyder THeile Namen zugleich entstanden und jam inde ab initio habitatae Carnioliae partim Citios, partim Japides appellatos fuisse populos ejus inquilinos, daß gleich anfangs von der Zeit an, da Crain bewohnt worden, man die Einwohner desselben zum Theil Japydes geheissen, muß meines Erachtens die unterschiedene Gegend und Abtheilung der alten Cetiorum und Japidum seyn ; in Ansehung derer er diese beyde nicht eben in der Bewohnungs-Zeit, sondern nur dem Namen und der Gegend, wie auch der Famili nach dergestalt unterscheiden wollen, daß er Cetios die erste, und die Japydes secundos Carnioliae inquilinos die andre Einwohner von Carneol" (oder Crain) genannt. Denn sonst eignet er anderswo (f) den Japy-diern ausdrücklich die Ehre der ältesten oder ersten Einwohnung zu, wann er schreibt, omnium primos hujus regionis inquilinos fuisse Japydes, „daß die Japydes vor allen a) Pag 182. Carnioliee Antiqse. t) Libro 2. Annalium fol. 26. a. Schönens Unterscheid, Nfchen des Veti,is und apidibus. Andren am ersten dieses Land bewohnet haben." Hernach hat ihn, wie es scheinet, auch diese Meynung dazu getrieben, daß die Deutschen vom Ascenaz, und die Illyrier von irgend einem Bruder deß Ascenaz entsprossen. Denn weil die Iapydes entweder zu den Illyriern oder zu den Deutschen gerechnet werden müssen, ist er aus solchem Grunde gedrungen worden, sie von den Tschitiis zu unterscheiden; in Betrachtung, daß die Tschitii (oder Cetii) von Kithim hergestammet, und nicht vom Ascenaz, noch von desselben Bruder. Denn er räumet den alten Cetiis auch ein Stück von dem alten Crain und Japydien ein; wie aus dieser seiner Rede hervorleuchtet. „Eusebius sagt, von den Cethim seyen die Lateiner oder Römer hergekommen rc. Dabey mache ich mir die Gedancken, daß von Cethim auch diejenige Völcker ge-pslantzt. welche das heutige Oesterreich und dessen benachbarte Provintzen biß ans Meer und vielleicht biß an Macedonie« eingenommen. Zur Anzeigung dessen prä-sentirt sich der Berg Cetius, welcher vielleicht hiernach genannt, und mit einem gewaltig-weitem Strich von dem Donau-Ufer biß in Crain geht." „Uberbas stehet man auch in Oesterreich uralte Spuhr-Zeichen der wiewol corrumpirten Hebräischen Sprache; wie man beym Lazio liefet. Es ist allerdings glaublich, daß die Söhne Javans nicht weit von ihrem Vater Iavan (welchen Etliche für den Ianum halten) sich gesetzt, und weil Janus oder Iavanus den Jonicum Sinum (oder die Gegend deß Adriatischen Meer-Busems,) Elisa aber Cypern und andre daherum gelegene Inseln bewohnt hat, daß der dritte Sohn Javans (namentlich Kithim oder Cethim,) Macedonie», Epirum und was man heut zu Liburnien und Dalmatien rechnet, und vormals auch zu Iapidien gerechnet, biß an den Donau-Strand, durchs Los zum Sitz bekommen ; nach welchem (dritten Sohn) hernach die Völcker Cetii geheissen, welche allgemächlich gantz Italien eingenommen; an deren Stelle nachmals, als sie ans Pannonia und denen benachbarten Ländern biß ans Adriatische Meer vertrieben worden, die Celtae und Galatae gekommen." Was aber allhie der Author von der Austheilung durchs Los gedenckt, das lässt sich (wie ich oben schon auch angezeigt) nicht wol vermuten ; weil man wegen der Sprach-Verwirrung zu der Austheilung ■i durchs Los schwerlich wird haben gelangen können. Wegen der Iapydier Ursprung aber und Fortpflantzung ist diß seine Meynung: „Es ist eine purlautere Mutmassung, (spricht er,) daß unsre Iapidier vor Alters und am allerersten ihren Namen vom Ja-phet, dem Sohn Noah, unmittelbar, sondern daß sie von Einem seiner (deß Ia-phets) Söhnen oder Encklen zum Ange-dencken deß Groß-Vaters mit sothanem li Namen bezeichnet worden. Die Antiquitet lichtete, Iapetus wäre ein Sohn deß Himmels und der Erden. Und wie man beym Masculo liefet, so ist auch deß Iaphets Vater Noah, Coelus genannt worden. Weil aber der Japetorum mehr und Viele gewesen, so seynd die Japydier nicht vom Sohn Noah, sondern von einem Andren entsprungen." ’ „Japetus hat Prometheum gezeugt, der die Menschen aus Ton geformirt und sie mit dem vom Himmel geholtem Feuer beseelet hat. Prometheus zeugte Deucalion, den König in Thessalien; zu dessen Zeiten eine gewaltige Wasserstut gekommen. Weswegen die Poeten gelichtet, daß er habe das menschliche Geschlecht wieder ersetzt, indem er Steine hinter sich geworffen. Von diesem mögen etwan die Japedites oder Ja-piäes ihren Ursprung haben. Denn Thesta-j! iten ligt von dem alten Iapidia nicht allzuweit. Dieser hat nach der allgemeinen Sündstut wiederum Menschen hervor gebracht, als ob er gleichsam Steine hinter seinen Rucken hette geworffen, da er nem-iich seine Nachkömmlinge in diese sehr steinigte Gegend geschickt, um dieselbe zu bewohnen. Und weil Deucalion der aller-ü ältesten Thefsalischen Königen Einer gewest, zu solcher Zeit, da Thessalia annoch nicht Thessalia, sondern i/Emonia genannt ward; „kann unser Crain denselben billig für seinen ersten Lands-Vater" erkennen; als dessen vormalige Haupt-Stadt .Emona beydes ihren Namen und ersten Ursprung von einem Fürsten der Thessalier, nemlich dem Jason, sowol hat, vielleicht zur Gedächtniß desselbigen Deu-calions, welcher die erste Einwohner hatte dahin geschickt, nemlich der Sohn Promethei und ein Enckel deß jetzigen Iapeti (oder Iaphets), der gantz ein Andrer als der gleich so genannte Sohn Noah, und Der Japi-dierUrsprung und Fortpflantzung. ii in H. Schrift nicht mit Namen ausgedruckt ist. Diß sind aber nur, wie ich bekennen muß, meine Gedancken, welche ich zu widerrufen bereit bin, wann ich sehe, ij daß Andre was Bessers Vorbringen." „Beliebt daun Jemand der Meynung Cluverii nachzugeben, welcher durchaus behaupten will, daß alle, sowol Illyrier als Deutschen, von dem Aschenaz fortgepflantzt : worden, will ich nicht viel dawider streiten. Aber hiebet) hat man sich allzeit zu erinnern, daß, wann alle Illyrier und Deutsche, deren Einem von beyden die Iapides zugerechnet werden müssen, von dem Aschenaz gepflantzt wären, als dann I die alten Historici nicht allerdings füglich geschrieben, die Celten und Gallier, so am Adriatischen Meer gewohnt, wären nicht im Lande daselbst erst geboren, sondern anders-woher dahin gekommen und zwar vor uralter Zeit also, daß ein solches fremdes Volck mit dem alten einheimischen vermengt worden. Dem Clu-verio wird zwar dieses können zur Ausflucht dienen, daß ein Volck einerlei) Geschlechts, nachdem es durch mancherlei) Zuge und Verrückungen hie und dahin versetzt worden, mit der Zeit endlich ans einem einheimischen oder befreundtem und vergeschlechtertem fremd werde, und daß: es kein Wunder, wann heutiger Zeit die Sachsen oder Westphalen in Schwaben für Fremde geachtet würden, obgleich beyde Nationen vom Tuiscon oder Ale-mann, oder sonst von einem Andren, welcher der erste Urheber und Pflantzer der Deutschen mag gewesen seyn, einerlei) Ursprung genommen, weil vermittelst langjähriger Zeit und Fortstammung auch vielfältiger Züge durch mancherlei) Länder allgemach die Verwandschaft vergeht, und unter den besreundten Völckern selb-sten der Vergefenheit eingescharrt wird. Das leugne ich zwar nicht, ziehe doch|i gleichwol Cluverii Mutmassung der weinigen nicht vor. Und wollte lieber gläu-ben, die Illyrier wären vielmehr von irgend einem Brüdern deß Aschenaz, weder von dem Aschenaz selbsten entstanden; daß man also die Deutschen dem Aschenaz allein liefe. Denn von diesen seynd die meiste Illyrier in Sprache, Sitten, Natur und Gemüts-Neigung gar weit unterschieden, die so mancherley Deutsche Nationen aber unter sich selbsten so sehr nicht." „So bleibe es dann dabey, daß unsre Japidier vom Iapeto (oder Iaphet) also benamst, auch von selbiges Iaphets (+) Enckel, dem Deucalion bürtig, die allererste Einwohner dieses Landes gewesen, und, so es rahtens gilt, der Griechischen Sprache sich gebraucht, dahingegen ihre benachbarte Cetii vielleicht die Hebraeische redeten rc." „Dessen beredet mich die nahe Angelegenheit Griechenlands und die gleich anfangs grofe Weitläufigkeit selbiger Monarchiae, und endlich S. Hieronymi Authoritet, welcher also davon schreibt: „Lasst uns die Bücher Varronis von den Antiquiteten lesen, wie auch deß Cinnii Capitonis, deß Griechischen Phlegontis, und andrer hochgelehrter Männer; so werden wir sehen, daß fast alle Inseln und die Ufer deß gantzen Erdkreyses samt denen nahe am Meer ligenden Ländern von Griechischen Einwohnern besetzt; welche von den Bergen Amano und Tauro an, alle See-grentzende Oerter biß an das Britannische Meer besefen." „Daraus ich den Schluß ziehe, unsre erste und älteste Iapydier seyen mit den Griechen gleichsam einerlei) Volck gewesen; denen nachmals die Celtenivermengt, und also ein neues Volck draus entstanden. Welcher Orten sie aber am ersten zu wohnen angefangen, imgleichen wann-und was für Städte sie gebanet, das ligt vorlängst schon im Grabe der Undenck-lichkeit. Nur etlich-weniger Städte Ursprung wird von den alten Scribenten angezeigt, wie wir werden an seinem Ort erzehlen. b Bischer unser Crainerischer Chronist". Dessen Bescheidenheit nicht weniger, als Gelehrtheit zu loben, daß er seine Gedancken und Mutmafungen hierinn für keine Regel ausgeben will, sondern für fehlbar erkennet. Wie dann kein Scribent, er bediene sich gleich noch so guter Farben zu dergleichen verlegenen Waaren, das ist zu uralten Sachen, deren eigend-liche Gewißheit allbereit vermodert ist, versprechen kann, daß er die rechte wahre Gestalt derselben ohne Fehler getroffen. (t) Durch diesen Iaphet verstehet der D. Schönleben nicht den Sohn Noah, sondern einen Nachkömmling deß Sohns Noah der seiner Mutmassung nach auch Iaphet geheiffen und Promethei Vater getrieft. a) 8. Hieronym. de Tradit. Herbraeor. b) D, Schönleben Parte 2. Annal. Carniol. p. 24. & seqq. $a(j die vttben durch Prometheum d«n Noah "«standen. %Wt>tier SS« die ®Ünbf(nt «Bf sich. Unterdessen steht in angeführtem seinem Diseurs Ein und Andres zu m erden, nemlich, daß derselbe in diesem Stück seine Mutmassungen, theils auf die heidnische Histori oder vielmehr Poesey gründe ; welche vermag, Prometheus sey vom Iapeto gezeugt, und Deucalion sein Sohn gewest, und zu Deucalions Zeiten die Sündflut eingebrochen Denn Etliche christliche Gelehrte wollen den Prometheus für deß Iaphets Sohn Magog annehmen, von dem die Scythse hergekommen. Andren geht besser ein, es sey durch den Prometheus der Noah gemeynt, als welcher nicht allein an dem Saturn, sondern auch am Prometheus nachgebildet worden. Und dieses letzte fällt nicht unglaublich ; in Betrachtung, baß etliche alte Authores melden, unterm Prometheo habe sich eine grosse Wasserflut begeben. Massen solches diese Worte Diodori im ersten Buch desselben ausweisen: „Man sagt, der Nil-Strom habe seine Dämme zerrissen, und einen groffen Theil Aegyptens überschwemmt, und zwar am meisten diejenige Gegend, worüber Prometheus zu gebieten hatte, da bey nahe alle Leute selbiger Landschafft in der Wasserflut Untergängen." Wollte Einer gleich sagen, es werde da von keiner allgemeinen Sündflut, sondern von einer sonderbaren nur geredt, als die in Aegypten das Land oder Gebiet Promethei habe überwäffert; so muß man bedencken, daß die heidnische Scri-benten denjenigen Nachschall, welchen sie von der allgemeinen Sündflut über den gantzen Erdkreys vernommen, auf eine oder andre particular Überschwemmung, so ihren Ländern begegnet ist, zu ziehen im Gebrauch haben. Wie demnach die Griechen alle Denckwürdigkeiten, so sie von Alters her vernommen, ihren Fürsten oder Helden zuzuschreiben pflagen, so thaten auch die Aegypter; aus der allgemeinen Welt-Sündflut machten sie eine absonderliche Particular Flut, so ihr Aegyptenland sollte betroffen Haben; da doch theils Gelehrte vermeynen, in Aegypten sey gar keine gewest. Eusebius meldet zwar «J, unterm Ogyge habe Aegypten eine Sündflut erlitten; aber die OgYgische Wasserflut war in Attica und nicht in Aegypten, gleichwie hernach die Deucali-onische in Theffalien unter-ober bald nach a) In Chronico Canone. der Regierung Cecropis, da Cranaus in Attica das Regiment führte. Wovon beym Cedreno ein Mehrers zu lesen. Die Assyrer begehrten gleichfalls die Ehre und Gnade göttlicher Erhaltung, so dem Noah widerfuhr eines Theils ihrem Könige Xisuthro zuzueignen. Denn beym Cyrillo erzehlt der Alexander Polyhistor, unter diesem Xisuthro nhav Ysrié&ai> xct7"x-ivufiov &c. sey eine grosse Sündflut gewest, vai ffa&ijveu zuv AiauiZnuv, aoana -jt X , avzta r ii Koih'it rè èuóutvov, xnl ozi ujGoffrisi vavnf[-rynnOfa Xdoraxa, veti nun nir/mis '«TF-n/i: zn xal xjrjreui nlùv èv àvjij, ffUttd XÌSUthrUS wäre erhalten worden, nachdem ihm Saturnus zuvor verkündiget, was obhanden, weßwegen er einen Kasten bauen müsste, und in demselben nebst dem Geflügel, kriechendem Gewürm, und samt dem Last-Bieh fortschiffen." Gleich also werden auch aus dem Abydeno diese Worte angezogen: „Saturn prophezeyet, es werde ein mächtig-starcker Regen fallen. Aber König Xisuthrus ist in Armenien geschifft; und als er dahin gefahren, hat er gesehn, daß es wahr, was Gott hatte zuvor verkündigt. Am dritten Tage aber, als das Regenwetter nachgelassen, hat er etliche Bögel ausfliegen taffen, um zu erfahren, ob dieselbe ir-gendswo ein Plätzlein Landes antreffen würden, das aus dem Meer hervorragte. Die seynd aus dem weiten Meer herumgeflogen, und weil ihnen keine Stelle, da sie sich setzen mögten, vorgekommen, zum Xisuthro wieder zurück gekehrt, und nach selbigen wiederum andre." b) Es scheinet, daß unterm Xisuthro sich der Tyger - und Phrat - Strom in Babylonia einsmals starck ergossen, und dte Assyrier solcher Ergiessung dieser beyden ; Ströme das jenige zugefchrieben, was bey ; der allgemeinen Sündflut geschehn. Obberührte Ogyzische Wasser-Flut ist tausend und viertzig Jahre vor Roms Erbauung in Achaja geschehen, nemlich zu der Zeit, da dieser'Ogyges König war; daher sie auch nach ihm benamset worden; und selbige ist gewaltig groß gewest, also, daß schier die gantze Provintz unterm Wasser gestanden; wie man beym Orosio liefet 0. Augustinus gedruckt auch dieses Königs Ozygis, und berichtet,_ die Wasserflut, so unter demselben geschehen, sey 6) Cyrillus lib. I. contra Julianum. c) Paul. Oros. lib. 1. c. 7. Sie Affqrer gleichfalls. viel stärcker und grösser gewest, als die nachmalige deß Deucalions «j. Selbige Deucalionische Uberflut, so, wie gedacht, in Theflalien gewest, wird eben sowol in theils Umständen mit der allgemeinen vermengt; wie unter andren aus diesem wörtlichem Bericht deß Plutarchi erscheinet. „Die, welche Mährlein Vorbringen, sagen, es sey aus dem Kasten eine Taube hinaus gelassen, welche, als sie wieder zum Kasten eingegangen, eine gewisse Botschafft eingebracht, daß das Ungewitter annoch nicht aufgehört; hingegen, als sie gar davon geflogen, zum Zeichen gedient, daß der Himmel sich ausgehellet." 6) Justinus Martyr bezeugt, daß die Heiden dafür gehalten, Deucalion sey allein übrig geblieben, um von neuem andre Menschen wiederum zu erzielen, weil er ein kluger und gottsfürchtiger Mann gewest; und sey mit der Weise erhalten worden, daß er in einen grossen bey der tand habenden Kasten gestiegen, auch sein ?eib und Kinder mit hinein genommen; wie er aber hineingegangen, seyn auch dahin gekommen wilde Schweine, Pferde, und einige Geschlechte der Leuen, wie auch etliche Schlangen und andre Thiere, so auf Erden leben, aus jedwedem Geschlechte ein Paar, c) Hieran erkennet man unschwer, daß die 3tsichrer, Griechen, und Thessalier die Eigenschafften und Begebenheiten der allgemeinen Sündslut den Wassers-Nöthen, so ihnen in ihren Ländern lange hernach erst widerfahren sind, zugeeignet haben. Diesem nach ist auch leicht zu glauben, daß mit demjenigen Prometheo, unter welchen Aegypten mit einer Wasser-Ruthen geschlagen seyn soll, der Noah gemeynt sey. Vielleicht mag einsmals der Nil-Strom zu weit ausgebrochen, und darüber ein Stück Landes ersoffen seyn. Weil aber von der ersten und aüergrössesten Ersauffung deß Erdbodens den Asiatischen und Africanischen Völckern noch immerzu etwas, wiewol sehr verworren, ohne Be-haltung der Zeit und der Leute, durch ihre Eltern und Bor-Eltern kund gethan worden, und also der Nachwelt immerzu noch in der Gedächtniß geschwebt; haben die Heiden, als welche die H. Schüfst nicht gelesen, und also keinen rechten Grund a) Augustinus de Biv. D. üb. 18. c. 8. i) Plutarch. Comment. de select. animae n. 28. c) Justinus Apol. 1. advers. Gentiles. davon hatten, Alles, was sie davon gehört, mit denen grossen Wasser - Schäden, so diesem oder jenem Lande hernach widerfahren, verwickelt. Wie es auch sonst mit vielen andren alten Denckwürdigkeiten geht, welche von denen Scribenten, so derselben keine gnugsame Wissenschafft tragen, leicht-lich auf gantz andre Länder, Oerter, Personen und Zeiten irrig versetzt werden. Diß ist gewiß, daß das, was man von dem Prometheo ausgegeben, zu Niemanden sich füglicher schickt, als zu dem Noah. Der Nam selbst scheint hierzu einen Ia-Winck zu geben. Denn Prometheus (zipolerò«,-) bedeutet einen Mann, „der vor dem Unglück klug," das ist, der durch Fürsichtigkeit dafür bewahrt wird; gleichwie widrigen Theils Emfi^d? einen solchen bemerckt, der es zu spat bedenckt. Noah hat die Sündflut zuvor gesehen: und da er von Gott gewarnet ward, glaubte den Göttlichen Worten; wodurch er sich und die Seinige beym Leben erhielt; da hingegen die Ungläubige gleichwie ein Emuri&tvC' 0per Spätwitziger allzuspat, allzulangsam ihre Thorheit beweinen mussten, als die Sündflut bereits überall daher rauschte, und das Erdreich ertränckte. Uberdas spricht man, Prometheus habe das menschliche Geschlecht for-mirt; das begeht sich gleichfalls gar fein mit der Person deß Noah; denn derselbe ist ein Vater aller Menschen, so nach der Sündflut gelebt. Man giebt dem Prometheo ein Weib, das heisst Asia beym Herodoto e). Und Noah hatte keine andre Frau, als eine Asiatische, ja Asien gleichsam selbsten zur Ehe; denn sein Sitz und Wohnung war in Asia, und aus Asia nehmen wir, als wie von unserer ersten Mutter, den Ursprung. Dieses Einige will zwar nicht wol sich dazu vergleichen, daß man gesagt, Prometheus wäre deß Japeti (oder Iaphets) Sohn. Aber was ist es viel zu verwundern, wann die uralte Zeit nach so vielen Jahr-Hunderten die Namen deß Vaters und Sohns verwechselt hat? Denn Ja-petus, welcher deß Noah Sohn, ist ein Vater der Europäer ; daher uns Horatius nennet Japeti genus, das Iaphets-Geschlecht /); wiewol dieser Poet es von dem gantzen menschlichen Geschlecht will verstanden wissen. Nichts destowe- e) üb. 4. /) Horat. lib. 1, Od. 3. Wie trefflich wol flch Prometheus zu dem Noah vergleicht. niger eräugnen sich auch in diesem Schutt, oder verfallenem Wesen einige Reliquien der alten Tradition. Wie deß Noah Weib geheissen, hat auch so gar Moses Selbst nicht angezeigt; derwegen, weil maus nicht wusste, haben ihr die Griechen keinen unebnen Namen angetichtet. Denn beym Hesiodo wird sie genannt , gleich als wollte er sie das ist, die be- ruh m t e M a t r o n tituliren, in Betrachtung, daß sie eine Mutter so vieler berühmter Europäischer Nationen. Diesem nach stehet Prometheus dem | Noah am allerähnlichsten. Jedoch begehren 'j wir darum hiedurch deß D. Schönlebens jj Vermutung nicht umzustossen, noch als ungereimt gäntzlich zu verschmähen, sondern halten dafür, es könne dennoch wol ein Prometheus eines Japeti, nemlich eines jüngeren Iaphets Sohn, und Deu-calions Vater, dieser aber ein König in Thessalien, und wo eben nicht der erste Urheber der Crainerischen Nation, wie gedachter Author vermutet, doch auss wenigste ein Vermehrer und Beförderer derselben gewest seyn. Denn es vermeynen etliche Gelehrte, daß unterschiedliche Promethei gewesen. Und weil Thessalien vormals um selbige Zeiten iEmonia, die | Stadt Laybach aber unter den Römern: noch Aemona geheissen, urtheilet er nicht ji übel, vom Jason, als einem andren Thes-salischem Fürsten, habe diese deß Landes 3g0, Crain Hauptstadt beydes ihren Namen Emona und ersten Anfang bekommen. Denn Namen weil Aemona von Aemonia, und dieses • von dem benachbartem Berge Aemo, wel- cher in das Crainerische Gebirge Albium | stoffen soll, dem Namen nach hergeleitet wird, und aber Jason aus Aemonia seinen Ursprung genommen; will man ihn nicht unbillig für den Erbauer der Stadt Aemonae ansehn; wie unten bey Beschreibung der Stadt Laybach weiter erörtert werden soll. Doch darff man auch hiebet) dem Zweifel so gar nicht abdancken; sintemal die alte Stadt Aemona auch wol nach dem Lande Aemonia von irgend einem andren Aemonischen oder Thessalischem Fürsten also könnte seyn genannt worden. Ich komme hiernechst ans die oben-be-rührte zweyte Beweg-Ursach deß D. Schönlebens, welche ihn gedrungen, die Tschitios und Japides in Crain zu unterscheiden; nemlich, auf den Fürwand von dem Asche-naz, welcher dem gemeinen Wahn »ach aller Deutschen Vater sein soll, daher dieser Anthor auf die Vermutung gerathen, die Illyrier müssten nicht von dem Asche-naz selbsten, sondern von seiner Brüder Einem herstammen, wet£ die Illyrier und j Deutschen in Sitten, Sprache und Nei-I gungen deß Gemüts eine grosse Ungleich-! heit haben, und von demselbigen Bruder i müssten etwan auch die Iapider ihre An« , kunfft ziehen; so hat ihn dieser Satz ge-\ nöthigt, die Tschitios oder Cetios, als die I; von Cithim burtig, von den Iapidiern zu 1 unterscheiden. Aber dessen hette es gar nicht gebraucht; sintemal vorhin zur Gnüge schon erinnert worden, daß der A s ch e n a z nicht wol der Deutschen Vater seyn könne. Tho-garma, welchen er vielleicht durch deß Aschenatz Brüdern verstehet, könnte noch leichter dadurch verstanden werden. Denn Was für ' obgleich der Chaldrnische Dolmetscher deß à Bolck Propheten Ezechiels das Haus Tho-g a r m a gedolmetschet hat T e n t s chlan d, garm» zu wie auch die Thalmudisten im Tractat öerfte^en ftt)‘ Joma thun, giebt doch solches dieser Spruch Ezechiels nicht zu: „Die von Thogarma haben dir (du Stadt Tyrus!) Pferde und Wagen und Maulesel aus deine Marette bracht." &) Denn die Deutschen würden einen ziemlichen Weg haben ziehen müssen, so sie gen Tyrus hetten wollen aus den Marckt reisen, und ihnen die Mühe nimmermehr gelohnt haben, ihre Pferde so mächtig-weit zu verführen nach einer Stadt, da man viel bessere in der Nähe haben kunnte. Zu geschweigen, daß unser Teutch-land vor Alters wenig Maul Esel gezogen. Andre verstehen durch Thogarma Cap-padocien nebst einigen anstossenden Pro-vintzien, und diese dörfftens am besten treffen. Denn die alleredelste Schlacht , von Pferden kam aus Cappadocia, und zwar in so hohem Werth, daß man sie gemeinlich nur für Könige, Fürsten, und fürnehme Herren anfkauffte. Doch könnte sich deß Ruhms Illyrien gleichfalls berechtigen; als welches eben sowol keine schlechte Pferde giebt. So ligt auch Illyrien so mächtig weit nicht, als wie Teutsch-land, von den jenigen Asiatischen Landschafften, da die Aschenazim, oder Asche-naz Nachkömmlinge eigendlich gesessen, wiewol jene in Asia, diese aber, nemlich die Illyrier, in Europa. Und daß die . Phoenizier ehedeffen auch die Illyrische b) Ezech, 27, v. 14. Illyrier und Crainer entspringen aus dem Stamm Kithim. Endzweck dieser Streit« tigkeit. Grentzen der altm Japydier. Seeküsten besticht haben, ist ausser Zweifel. Daher sich Thogarma noch woletwas bester zu Jllyrien fügt, als zu Deutschland. Aber wie dem Allen, so kann dennoch Jllyrien keinem Stamm vernunfftmässiger zugeeignet werden, als Kithim. Denn weil Macedonien unstrittig unter Kithim begriffen, und nicht dasselbe allein, sondern gantz Griechenland, samt denen damit grentzenden oder nicht weit davon entses-senen Europäischen Provintzien unter diesen Stamm gehört; ist nichts Bernünff-tigers, als daß auch Jllyrien von demselben populirt worden. Und also kann auch keiner unter den Brüdern deß A s e e-naz sich Illyriens, folgends auch nicht deß C r a i n s oder Japydiens, wann gleich dasselbe vor Alters zu Jllyrien gerechnet wäre, mit gutem Schein anmasten; sondern das Haus Chitim behält den besten Anspruch darauf. Wir wollen derhalben endlich aus dieser Strittigkeit uns einmal zur Ruhe setzen, und aus solcher Erörterung dieses behalten, als den Endzweck, darauf alle bißherige Zeilen jetzigen Capittels zu lausten, daß die Iapides nicht die andre, sondern die erste Einwohner unsers Crains gewesen, sowol als die Citliii, und diese sowol als jene vom Hause Kithim bürtig, wiewol aus oben-gedachten Ursachen unterschiedliche Namen geführt. In welchen Grentzen nun das alte Japidia begriffen gewest, wird sich nicht so leicht lasten aussündig machen, daß man nicht die Carnos, Istros (oder Hi-sterreicher) die Pannonier, und noch vielmehr die Liburnier sollte mit dreinmengen müssen; angesehn die Land-Striche solcher Bölcker sehr ineinander geflochten gewest. Dennoch, soviel man aus den Schrifften der Alten abnimt, hat es vormals zwey-erley Japidien gehabt, Inalpinam & Transalpinam, nemlich das Innere und Ae ussere, oder das, so im hohen Gebirge, und das, so jenseit deß hohen Gebirgs lag. Servius nennt es das Erste und Andre Japidien, und giebt dabey zu vernehmen, das Erste habe folgender Zeit den Namen Carniae angezogen; angemerckt, Carnia nachmals mit den Histerreichern gegrentzt. Soviel man aus etlichen Stellen Plinii ersehen kann <*), hat sich zu seiner Zeit Japidia langst dem Sinn Flanatico hervor a) lio. t. c. Ò. & c. 19. & c. 2.. gestreckt ; dahin nachmals der Nam Liburniens gefolgt, welches daraus entstanden, weil die Liburnier und Japidier schier durcheinander gewohnt, wie Einige aus dem Strabone schliessen wollen b)f in Betrachtung , daß derselbe die Japodes genannt habe gentem partim Celticam, partim Illyricam, „ein Volck, das zum Theil Lettisch, zum Theil Jllyrisch," das ist Li-burnisch; masten solches insonderheit der Beschreiber Dalmatiens, Lucius, aus dem Strabone beweisen will. Nun ist zwar nicht ohn, daß Strabo in seinem siebenden Buch es also mit jetzt-angezogenen Worten vorträgt; allein so man auch im sünfften Buch nachsucht, wird seineMeynung klährer erscheinen, nemlich nicht also, daß er die Japidier für ein solches Gemenge aus Celten und Illyriern ausgeben, sondern nur, daß sie den Celten und Illyriern untermengt gewesen. Denn also redet der Strabonische Schreib-Griffel in gedachtem sünfften Buch: Supra Carnos Apenninus mons situs est, is lacum habet exeuntem in Isaram, qui alium fluvium Atagin recipiens, in Adriam influit. Ex eodem lacu alius fluvius Atesinus in Istrum exit. Nam Ister ab his montibus initium sumit, in multas partes, multaqua capita scissis. Hactenus enim à Liguria summitates Alpium continentes porriguntur, uniusque montis speciem praebent, deinde remissae & humiliores factae, rursum porrò attolluntur in multas partes, multosque vertices. Primus est, trans Rhenum & paludem, dorsum quodam versus orientem solem flexum, mediocriter sublime, ubi fontes Istri sunt prope Suevos & Hercyniam sylvam. Mia sunt Jllyrio ob= üoi-.u, dc vidroae, ut i b,=t Boi ^nb nach hr Römer ^nkunssr. t)oten, weil die vorhergehende nur um der Eonnepion und mehrer Erläuterung willen angezogen worden. „Andre Alp-Gebirge (schreibt er) kehren dem Illyrio ihren hohen Rucken zu, und dem Adriatischen Meer, als: der Apenninus, Tullum, Plilygadia, und die Berge, so über Vin-delicia (so heut Bayern und ein Theil von Schwaben ist) Hinligen, aus welchen die Fließ-waffer Duras, Claves und andre Bäche mehr zu der Donau einsliessen Die Iapides, ein Bolck, so anjetzo den Illyriern und Galliern ein- und durch gemengt ist, wohnen auch um diese Oerter re." Als diese ehedessen einsmals in vollem Flor stunden, und ihre Wohnung gegen beyde Grentzen ausgestreckt hatten, und ihr raubrisches Straffen überhand nahm, seynd sie endlich vom Keyser Angusto bekriegt und gedämpfft worden re. In diesen Worten lässt sich dreyerley wol mercken : Erstlich, daß Strabo die Iapides nicht nenne Gentem partim, Celticam, partim Illyricam, ein zum Theil Lettisch- zum Theil Illyrisches Bolck, sondern permixtam nunc Illyriis & Gallis gentem, ein Velck das nunmehr (nemlich zu Strabonis Zeiten) mit Illyriern und Galliern durchmengt, sür sich selbst aber dennoch ein besonderes Bolck sey. Zwey-tens, daß solche Bermengung vorher nemlich im Anfänge dieser Nation nicht gewesen. Denn die Worte permixta nunc, nunmehr durchmengt, zeigen klahr genug an, es sey vormals keine solche Vermengung gewest. Drittens, daß die Iapodes oder Iapydier vormals viel weiter gereicht, als nachdem sie vom Keyser Augusto ge-demütigt worden. Der erste, welcher die Iapides bezwang, war Tuditanus, bey deffen Einbruch sie von dem Fluß Timavo biß an den Fluß Titium im Umkreys und am Rucken Hi-sterreichs nicht aber am Ufer deß Meers wohnten; alßo daß damals Iapidia unmittelbar an Histerreich stieß, und in der Mitte, zwischen gemeldtem Histerreich und Liburnien lag. Aber da sowol die Liburnier, als die Japidier, Histerreichcr und Carner das Römische Joch aus sich nehmen mussten, ward die Macht der Japidier sehr beschnitten: und kam ihr Land theils zu Liburnien, nemlich das Stück, so von dem Fluß Arsia (oder Arsa) um den Flanaticum simun her langst dem User biß an den Fluß Ti- Balv. V. Buch. tium ging, zwischen welchen und dem Fluß Tedanio, den man heut Obrouazo nennet, die Stadt und Insel Scardona dem Liburnien sein Ende, und den Anfang von Dalmatien machte ; wenn sonst auf Plinii b) Aussage die Zuverlässigkeit gründlich kann fussen. Wiewol damals nemlich zu Plinii Zeiten die Japidier doch noch lange nach der Bictori deß Tuditani von Scardona sich Rechtens erholten, und einander dahin vertagten zum gerichtlichen Vorstande, laut dieser Plinianischen Worte : Conventum Scardonitarum petunt Japides, & Liburnorum Civitates quatuordecim : „Die Ia-pidier und vierzehen Städte (oder vielmehr Gemeinschafften, denn daspslag man zu der Zeit unter dem Wort Civitatis zu verstehen) der Liburnier nehmen ihre Tagfahrt nach dem Convent der Scardoniter." Den andren gegenüberligenden Theil aber, so an den Busem deß innersten Meers biß zum Fluß Timaus reichte, hat man angefangen den Carnis zuzurechnen. Allein hiemit hat uns Plinius nur die Grentzen deß alten Japidiens gegen Abend und Mittag berührt, und so weit mit Nachricht an die Hand gegangen, daß der Ursprung deß Timavi, und die bey- an-stossende Carni dem alten Japidien seine abendliche Grentzen, der Strom Formio aber die mittägliche vorgeschrieben, und dann auch Istria (oder Histerreich) sich daran geschlossen, also daß Iapidia von Mitternacht und Morgen gantz Istriam umgeben, das andre Histerreichische Stück aber von dem Meer umgürtet worden. Die übrige Gegend jenseit deß Flusses Timavi ward von den Carnis besessen; daß also nach Plinii Beschreibung die Veneti, Carni. Japides, Histerreichcr und Liburnier, welche er allesämtlich zu Italien rechnet c), nacheinander gelegen. Aber die Ost- und Nord-Grentzen hat Plinius nicht angezeigt, der-halben man diese bey andren alten Scri-benten erspühren muß. Die morgendliche weiset uns Strabo, wann er zuforderst das Gebirge Tullum und die Phlygadische Berge nennet, aus welchen die Trav und Sau entspringen, und hernach diesen Bericht dazu thutr „Die Japides wohnen um diese Oerter. und bey diesen ist die Höhe. Vorhin stund ihre Macht im Flor, und hatten an bey b) lib. 3. c. 21. c) lib. 3. e. 5. Ocra beym Strabone. den Seiten deß Berges ihre Wohnungen rc. Hinter diesen steht die Stadt Segestica (heut Segerd und Zygea genannt) auf der Ebne. «) So hat derhalben der Aufgang von Ia-pidien seine Grentze bey Segestica gehabt, wo die Culp, welche er Ogdolapim nennet, von der Sau wird eingeschluckt. Weil aber dieser Strom, die Culp, von dem Berge Albio herab rinnet, welcher von den Bergen Caravanca und Ocra, (oder dem Karst) gegen Morgen sich hervorstreckt, so entdeckt sich schon hiebet) die Ost-Grentze deß alten Iapidiens. Und solches kann man auch abnehmen aus diesen Wortendesselbigen Authoris : „Ocra ist das niedrigste Stück derer Alpen, so von Rhtetia biß an die Iapides reichen. Bey den Iapidiern erheben sich wiederum die Berge, und werden Aliai geheißen. !>) Wie es Cluverius gedolmetschet. Denn Guarinus giebt es ein wenig anders, nem-lich also: „Die, so hinter dem Vorgebirge von Aquileia gen Nauportum (Heut Verch-nik genannt) ziehen, haben 350 Stadia biß dahin, und werden mit Fuhrwägen dahin geführt. Selbiges aber ist eine Colonia oder Pslantz-Stadt der Tauriscorutn; wiewol etliche sprechen, es seyen fünff-hundert Stadia. Selbiges Vorgebirge ist ein Theil der Alpen, so am nidrigsten unter denen, die von Rhrntia biß an die Iapodes langen. Von dannen wird die Berg-Gegend bey den Iapidiern wiederum erhöhet nnd Alpia benamst. 0 Die alte Baselsche Edition der Version Xylandri kommt mit Cluverii seiner überein, welcher, wie es scheint, dem Zlylander auch nachgegangen. Im 5ten Buch Strabonis steht hievon folgendes: Ocra pars est Alpium humillima, qua ad Carnos accedunt, & per quam ab Aquileia curribus portantur merces ad locum, cui nomen Pamportum, iter stadiorum non ultra CCCC. Hinc fluviis ad Istrum, & adsitas ei regiones, devehuntur. Pamportum enim fluvio alluitur navigabili ex Illyrico decurrente, & in Saum exeunte. Itaque facile Segesticam, in Pannoniam & Tauriscos devehuntur. Apud Segesticam Colapis quoque fluvius in Saum incidit &c. Ocra ist der nidrigste Theil von den Alpen, da a) Strabo lib. 5. b) Idem lib. 7. c) Guarinus apud Schönlebeniuwi. sie nach den Carnis hin gehen, durch welchen von Aquileia die Waaren zu Wagen an den Ort gebracht werden, der Pamportum heisst. Solcher Weg macht nicht über vierhundert Stadien. Von dannen führt man sie auf den Fließwassern nach der Donau und in die anligende Länder hinab. Denn bey der Stadt Pamporto (oder Nauporto, das jetzo Ober-Laybach heisst) geht ein schiffbarer Fluß vorüber, der aus Illyrien geloffen kommt, und seinen Ausgang in die Sau nimt. Also werden sie leicht und füglich nach Segestica in Pannonien und zu den Tauriscis geführt. Bey gedachter Stadt Segestica fällt auch der Culp-Fluß in die Saure. achdem in obigem dritten Ca-^ pittet erwiesen worden» daß die -Chitim und Iapidier deß Landes Crain erste und älteste (Ein» ■wolfner gewest: schauen wir uns hiernechst billig um nach den andren und dritten. Dasür rechnen Etliche bit Hyperboreos, oder Nordleute und die Scythen. Von den Hyperboreis ist in der Erörterung deß Namens Crain ausführliche Anzeigung geschehen » allhie aber nur die Frage» ob sie für die zwcyte oder dritte Einwohner in Crain können gesetzt werden ? Ich halte es nicht dafür. Denn weil die Griechen mit diesen Namen den dritten Theil der Bölcker gegen Mitternacht insgemein und überhaupt genannt» und diese Bolcker unter sich selbsten dennoch solchen allgemeinen Namen nicht gebraucht sondern ihren eigenen gehabt» auch diejenige Crainer» so mit dem weiten Namen der Hyperboreorum gleichfalls überzogen worden, kein neues Bolck» sondern eben die Kithim und Iapides gewesen, von denen vorher Bericht gescheht! : als können sie auch für keine besondre oder neue Einwohner geschätzet werden. Denn wann gleich ein Land oder Bolck einen weit-lüufftigern Namen überkommt, wird es darum noch nicht gleich auch mit neuen Einwohnern besetzt. Der Nam Hyperboreorum ist den (Emittent ohn ihr Bewusst von den alten Griechen sowol als andren Ländern mehr zugeeignet; weßwegen da raus keine Berneu-oderEnderung deß Bolcks selbsten zu schliefst». Als unsere Vorfahren ans dem Hei- denthum zum Christenthum bekehrt wa- ij ren, wurden sie sowol als andre christ- ; gläubige Völcker mit dem allgemeinem ' Namen der Christen geziert, aber darum keine andre Nation; also auch darum, daß die Griechen sie unter die Hiperbo- jj reos gezehlt, deßwegen noch keine andre Einwohner, als die vorige. Diesem nach theilen unsren Crainern die Hiperborei zwar ihren Namen, aber mit demselben keine neue Leute zu Einwohern mit. Daß gleichfalls die uralte Grichen, nachdem der Nam Hyperboreorum eingegangen, das Land Kärndten und Crain mit dem eben so weit-ausgedehntem Namen der Scythen benamset haben, ist ohn einiges Bedencken zu glauben, und allbereit bey erstgedachter Namens-Erörterung durch gnugsame Zeugnissen entzweiselt worden, nemlich, daß selbige alte Scribenten alle Länder, so ausser Griechenlaud und Italien gelegen, unter die zweyerley Haupt-Namen Äthiopiens und Scythiens gebracht. Daher auch der Nam Scythae mit den Hyperboreis damals in gleicher Weite gestanden. Anjetzo wollen wir noch einigen näheren und mehrern Bericht hievon doch nur kürtzlich ertheilen für die Liebhaber der alten Welt-Beschreibung. Man liefet im ersten Buch St-rabonis, daß, wie er mit dem alten Scribenten Ephoro bezeugt, von den ältesten Griechen die Welt in vier Theile unterschieden sey, nemlich daß gegen Morgen die Indianer, gegen Mittag die Ae-thiopier (oder Moren) gegen Abend die pa* die Al- Celten, und Mitternacht-werts die Scythen Pythiam lìgen, und daß dennoch Aethiopia grösser . drrstaà (noch Ephori Vorgeben) sey, dann Scy- thia a). Da er gleich als wie das Mittel der Welt betrachtet hie die Römer und Griechen, dort die Aegypter und Asri-caner, unter dem Namen Griechenlandes aber die Völcker deß kleineren Asiens begreifst ; hernach die übrige Nationen in viererley Völcker zertheilt. Nachmals giebt dieser Author im eylfften Buch seiner Geographiae von den Scythen diese Nachricht, daß, wenn man zum Hyr-canischem oder Caspischem Meer zur Rechten hineinsegle, die Scythen daselbst an die Europaeer rühren, wie auch diejenige Sarmatae, so zwischen dem Tanais (oder Don) und diesem Meer ligen, zur Lincken aber, die Scythte Nomades gegen a) Strabo lib. I. fol. m. 18. Orient, biß an das Orientalische Meer und an Indien reichen. Dabey erinnert er gleichfalls, daß die alte Griechische Bücherschreiber alle mitternächtige Völcker überhaupt mit dem Namen der Scytha-rum und Celto - Scytharum begriffen, andre Scribenten aber, so nach älter als diese, dieselbe also ausgetheilt, daß sie die-i jenige, welche über den Euxinum, Istrum und Adriani das ist, über das Schwartze Meer, über die Donau, und übers Adriatische Meer hin wohnhafft, alle sämtlich : Hyperboreos, Sauromatas, und Arimaspos genannt, die aber jemeit deß Hyrcanischen Meers lebten, Sacas und Massagetas, doch aber nichts Accurates davon eigentlich hätten schreiben können b). Allein unweit zuvor, schreibt gleichwol derselbige Strabo nach der ältesten Griechischen Scribenten Meynung, daß man anfangs die gegen Mitternacht wohnende Völcker, soviel man derselben hatte in ; Erfahrung gezogen, mit einem gemeinen ; Namen Scvthas oder Nomades geheisien, nachmals aber, als die Abend-Länder besser bekandt geworden, dieselbe Celtae, Iberi, Celtiberi, und Celtoscythae genannt worden , da vorhin alle und jedwede Völcker, weil man ihren rechten Eigen-Namen noch nicht gewusst, unter einerley Namen begriffen gewest c) Dieses giebt uns genugsam zu mercken, daß nicht allein die allerälteste Griechische Scribenten, welche den gantzen Nord-Strich unter Scythien, und alles andre zu Äthiopien und Aegypten gerechnet, sondern hernach andre auch ein wenig jüngere, welche die Völcker in viererley überhaupt getheilt, das Land Crain unter Scythien gesetzt. Aber gleichwie der blosse Nam der Hyperboreorum die Crainer zu keinem neuen Volck gemacht, also eben so wenig der Scythen Nam. Sie mufften sich von den alten Griechen damals so nennen lassen, weil es die Griechen nicht besser wussten: und waren indessen doch nichts wenigers, als die recht eigentliche Scythen, nemlich solche, die wir^ heut in Asia und Europa, Tartern heiffen. Wie derhalben ein falscher oder irriger Nam die Person nicht gleich ändert, also seynd auch die Crainer unter dem Namen der Scythen eben so wenig andre Leute oder 6) Idem lib. XI, fol. m. 338. ® c) Idem lib. 1. p. 17. Die gtoecte Einwohner deß Sanb.s Crain sind Celtae gewk sa>- Wie weil bt Celtische Grentzen ge gangen. neue Einwohner deß Landes worden, wie unter dem Namen der Hyperboreorum. Aber mit dem Namen der Celtarum hat es eine andre Bewandniß; denn derselbe hat ihnen nicht allein einen neuen Namen, sondern auch eine grosse Menge neuer Einwohner, so denen alten Ehitim und Japidiern untermengt worden, zugebracht. Denn wiewol sie selbst, sie mögen gleich zu den Illyriern oder alten Deutschen ■ in den uralten Zeiten gerechnet worden seyn, vorhin allbereit Celtee gewest, hat man ihnen doch allererst lang hernach solchen Namen mitgetheilt, nachdem die jenige, welche man Celtas eigentlich hieß, zu ihnen eingedrungen, und Wohnung bey ihnen gemocht. Darum erkennen wir billig die Celtas für die andre Einwohner deß Landes Crain, doch nicht diejenige Celtas, welche man zu der Römer Zeiten hernach für den dritten Theil von Gallien genommen, sondern die überall gegen Abend gewohnt, und mit ihren Namen den gantzen Occident angefüllt. Als Homerus lebte, hieß man alle Nord-Völcker, wie vorhin gemeldet ward Scythas und Nomades. Dafür seynd hernach die Namen der Celtarum und Celto-Scytha-rum in die Stelle getreten, und eine geraume Zeit über allen mitternächtlichen Nationen gemein verblieben. Nachmals aber ist dem keltischen Namen kein Geringes abgegangen, und derselbe mehren-theils dem Occident, nemlich den Europaäschen Ländern zugeeignet worden, biß er gar zu letzt sich in eine Ecken gleichsam zusammen gezogen, und ein Stück von Franck-reich allein diesen Namen behalten hat. Aber in so genauster und engster Bedeutung kann unfern Crainern der Nam Celta nicht zustehen, sondern in solcher geraumen und weit-fähigen, nach welcher Cluverius gantz Illyrien, Gallien, Span-nien, Deutschland, und Britannien darunter begreifst; die übrige Völcker, so hinter den Germaniern biß an Asien gelegen, seynd von den Griechen eine Zeitlang Celto-Scythae genannt, zuletzt aber, nachdem man die Sarmatas besser kennen gelernt, diese von den übrigen Celto-Scythis unterschieden, und am längsten Scythae, die Deutschen aber (oder Gallier) Celtae benamset worden. Wiewol Einige unter den Celtis sonst keine Völcker mehr gedulden (oder erkennen) wollen, als gantz Deutschland, Franckreich, Niderland, Böh- men, Preussen, Schweden, Dennemarck, und theils andre anligende Länder. Worüber wir allbereit in der Namens-Erör-ternng unsre Meynung eröffnet, und dieses Orts solches nicht wiederholen, ! sondern allein dieses wiederum erinnern, daß Etliche Illyrien von den Celtis ab-11 schneiden, und diesen weiter nichts zueignen, " als diejenige Länder, so unter das alte gar weit ausgebreitete Germanien gehörten ; welches einen gewaltig - grosien strich eingenommen, und nach Cluverii Meynung : dreymal grösser gewest, als das heutig. Womit sie aber das alte Germanien noch i[ viel zu enge einspannen, und eben sowol Celticam allzusehr verengern; sintemal Cluverius recht urtheilet, Germanien sey nur das grösseste Stück davon gewest. Ilnterdessen können wir versichert genug seyn, daß Crain ein Glied von Celtica gewest. Denn weil Germania unstrittig zu Celtica gehört, muß gleichfalls Crain dazu gerechnet werden. Nun ist aber unleugbar, daß Crain unter dem alten Germanien begriffen, und zwar um so viel gewisser, weil vor Alters Germania und Gallia für eine Nation geachtet worden, weil sie einerlei) Sprache und Sitten (Eines und Andres ansbenommen) geführt. Und so man das alte Germanien je nicht so weit schweiften lassen, sondern enger einziehen wollte, hindert uns solches den-|l noch nichts an unsrem Schluß, nemlich !| daß Crain der keltischen Nation verglie-dert gewest. Denn gesetzt, Celtica sey mit Germanien gemessen worden, und weder Gallia, noch Spannien, noch Britannien, noch Illyrien keltisch gewesen, so beschreibt gleichwol Pomponius Mela die alte Grentzen von Germanien also, daß es von den Rhein-Usern biß an die Alpen, und vom Mittage mit den Alpen selbsten, von Morgen mit den Grentzen der Sarmatischen Völcker, und gegen Mitternacht mit dem Strande deß Oceani oder hohen Meers umzogen worden «>, derhalben muß Alles das, was von dem Alp-Gebirge von Mittage gegen Mitternacht stehet, vormals an Germanien gehafftet haben, nemlich Iapidia, Tau-riscia, Nordgau (oder Noricum) und Pannonien, so gegen Morgen sich nach den Sarmatischen Völckern hingestreckt. Wann wir demnach die keltische Grentzen mit Germanien beschliessen wollen, o) Pompon. Mela lib. 3. c. 3. Crain hat vormals zu Celtica gehört. welches von Mittage an Italien rührte, und aber Istria, wie auch das alte Carnia, ehe denn es unter der Römer Botmässig-keit kam, nicht zu Italien gerechnet worden , so ist daraus klar und offenbar, daß sowol Istria als Carnia die mit Italien grentzten, wie auch Japidia, welches gegen Mitternacht und Orient solchen beyden vorgehet, innerhalb den Lettischen Gren-tzen gelegen; woserrn man nicht etwan lieber will, Istria sei) zu selbigen Zeiten von Japidia und Carnia abgesondert und ein Anhang Jllyriens, Japvdia aber und Carnia Celtica; einverleibt gewest. So sähe auch das Ober-Panonien, (das ist Oesterreich) von Morgen auf Siebenbürgen zu; weil derhalben Dacia (oder Siebenbürgen) deß Lettischen Morgentheils Grentze gewest , ist ohne Zweifel das heutige Crain von der Morgen-Seiten gantz innerhalb den Lettischen Grentzen gelegen, nemlich in Deutschland, und weil Celtica von Mitternacht Polen gehabt, hat es Crain in sich beschlossen. SBann Crain Allein wegen der Zeit, da die Celtae à bewohnt angefangen Crain zu bewohnen, hat man worden. " keine vollkommene Gewißheit, sondern es muß schier meistens auf Vermuten oder Errahten ankommen. Denn die gar zulange Zeit hat alle gründliche Nachricht, imsall jemals etni’ darüber ist ausgezeichnet worden, mit sich davon geführt. Der Author, welcher vor uns von Crain als seinem Vaterlande etwas geschrieben, sagt, man könne u nicht wissen, ob in dem alten Japidien und Crain zuvor bteveltae gewohnt, ehe dann die Gallier, als selbst auch ein Celtisches Bolck aus Germanien in Italien durchs Alp-Gebirge gekommen, soviel werde für gewiß angenommen, daß ein Theil von dem Kriegs-Heer, welches der Gallische Printz und Feld-Herr Bellovesus geführt, in Japvdia und im innerstem Winckel deß Adriatischen Meers verblieben, und den Einwohnern deß Lands den Celtischen Namen angehenckt ; a) daß demnach Crain allbereit vor deß Grossen Alexanders Zeiten ein Celtisches Antheil gewest, b) Freylich müssen die Čeltae allbereit vor Alexanders Zeiten in Crain und Kärnten gesessen seyn; denn sonst würden sie von n dannen keine Legaten an den grossen Alexander abgesertigt haben, welche so hochmütig demselben geantwortet. Denn Stra- а) Vid. p. 186. b. Apparatus Carniolia) Antiqua1. б) Idem p. 13. b. bo bewehrt mit dem Zeugniß Ptolemaei, deß Lagi Sohn, daß diejenige Celtae, so bet) und ums Adriatische Meer gewohnt, den groffen Alexander durch eine Gesand-schafft um Freundschafft und gute Ver-ständniß begrüsst haben; welche er freundlich empfangen und beym Trnnck gefragt, was doch dasjenige wäre, wofür sie sich am meisten fürchteten oder besorgten, vermutend, sie würden antworten, daß sie sich für ihm am allermeisten fürchteten; i woraus sie aber zur Antwort gegeben, sie Zwltze fürchteten auf der gantzen Welt Nichts, àtwort ohn allein dieses, daß ihnen etwan der ^ Himmel auf den Kopfs fiele, jedoch wäre tm gegen ihnen eines so grossen und herrlichen sr®'JOT Manns Freundschafft groß-schätzbar und ' era" ' ' würde von ihnen hoch geehrt, c) Cluverius will diese Antwort den Galliern zueignen, indem er schreibt: „Es ist bet) den Unsrigen der Wahn erstarckt, und rühmt man sich insgemein damit, als obs ein grosses Lob wäre, daß die Deutschen dem Grossen Alexander eine so stoltze Antwort gegeben. Aber Strabo gibt im siebenden Buch zu vernehmen, daß es keine Den-tsche, sondern Gallier gethan. Denn die ober tt g-g--von Jllyrien und Thracien zwischen der bm. Donau und dem Adriatischen Meer eingenommen , wie aus dem Justino zu ersehn. So setzt auch Strabo ohn diese noch andre Gallier in derselbigen Gegend in angezeigtem Buch. Daraus dann offenbar, daß mancherlei) Gallische Völcker zu Alexanders Lebzeiten zwischen der Donau und dem Adriatischen Meer gewohnt, und nicht die Deutschen, welche Niemand jemals dahin gequartirt. Hör überöas Livium, der hiezu kein geringes Zeugniß ertheilt. Dieser meldet im XL. Buch, durch die Scordiscos gehe der Weg ans Adriatische Meer aus Dardanien. Und tut LXIII. Buch schreibt er, L. Drusus habe wider die Nation der Scordiscorum, so von den |! Galliern her, in Thracia glücklich gejochten. Derhalben seynds Gallier uno keine Deutsche gewesen, die zum Alexander ge-li kommen." ‘0 Nun mögten wir zwar diese Ehre den Galliern und Frantzosen gern abtreten und überlassen, daß sie solch hochmütige Ant- c) Strabo lib. 7. p. m 201. d) Cluver. lib. I. German, antiquae sub finem cap. 10. Beweis, daß es die Celtae Garcii oder Carnische Celtae ge* Ihan. Was die Scordisci für Völcker gewesen. wort gegeben; sintemal Großsprechen, darinn uns ohne dem die Frantzosen weit überhöhen, keinen sonderlichen Vorzug und Ehre schafft; allein wenn man gleichwol die vermutlichste und scheinbarste Warheit bekennen soll, so hat Cluverius biffe seilte Rede auf seinen irrsamen Grund-Satz gebauet. Denn er will die alte Deutsche von den alten Galliern gäntzlich unterscheiden, und sie nicht für einerlei) Nation erkennen, noch gestehen, daß die Römer jemals durch Gallier auch die Germanier verstanden. Welches wir ihm aber in der Namens-Erörterung zur Gnüge widerlegt und anders erwiesen. Strabo nennet nicht eigendlich diese Nation, welche den Alexander mit einer Legation beehret hat, Gallos, sondern Celtas. Gesetzt aber, er meyne damit die Gallier, wie denn sowol die in engstem Verstände so genannte Gallier, als die Germanier unter dem Namen der Celtarum stehen, und Er auch gemeinlich die Celtas nur für einen Theil von Gallien setzt; so wird uns dadurch gleichwol dieses noch nicht abgegraben, daß solche Gallier Deutsche gewesen, und zwar solche, die am Adriatischen Meer geseffen. Und obgleich Strabo, wie jetzt erwehut ist, insgemein die Ceitas nach Cluverii seinem Sinn quartiert und einschränckt; so muß man doch dabey in acht nehmen, daß er alsdenn nur die Celtas seiner Zeit meyne, welche er aus der irrigen Beschreibung Julii Caesaris genommen, sonst aber nicht selten die Celtas noch weiter ausbreitet ; als (zum Exempel) wann er schreibt, daß die Provintz, so von dem Strom Anas umflossen, von Celtis bewohnt werde. Welche Provintz keine andre als Baetica, (das Königreich Granada) ist, und wann er auch allhie die Celtas ans Adriatische Meer legt; das von der Celtica Julii Caesaris gleichwol noch ziemlich entfernet. Ja weil damals das mächtig-weit-reichende Germanien unter dem allgemeinem Namen Galliens auch deß Ce-saris Celticam, wiewol doch lange vor Casars Zeiten begriffen, können wir allerdings auch so unfern Satz gar wol besteisen. Durch die aus dem Livio vorgestellte Scordiscos wird uns Cluverius eben so wenig, wo nicht noch weniger angewinnen. Die Scordisci lagen allernechst den Iapy-diern und seynd jetzo die Croaten. Diese Völcker waren übrig geblieben von den I alten Galatis oder Germaniern und Galliern, welche Delphos geplündert hatten, und in selbigen Ländereyen hernach gesessen, welche jetzo die Sclavonier und Kra-baten in der Zagrabiensisch-und Possegi-ensischen Gespannschafft innhaben; wiewol sie sich auch noch tieffer durch Nieder-Ungarn hinab gezogen. Von diesen schreibt Strabo Folgendes: „Der Fluß Noarus vermehrt sich durch Einnahme der Kulp, welcher aus dem Gebirge Albio daher fließend durch die ' Japodes seinen Laufs nimt, und bey den ;j Scordiscis in die Donau fällt rc. Welche Scordisci, nachdem sie lange Zeit sehr-mächtig gewest, von den Römern bekriegt worden. Diese haben ungezweiselt bey dem Istro (das ist an dem morgendlichen Strich der Donau) gewohnt, und zwar in zwey-erley unterschieden; denn Etliche hat man die größere, Etliche die kleinere Scordis-jj cos genannt. Jene wohneten zwischen zweyen Flüffen, welche zur Donau ein-gehen; deren einer Noarus, so Segesticam vorbeygeht, der andre Largus heißt. Die Kleinere aber wohneten jenfeit der Donau" b) Noarus ist heut der Fluß Dobra in Croatien, welcher der Kulp seinen Ein-ffuß widmet, und nicht die Kulp den ihrigen dem Noaro, wie Strabo irret, gleichwie auch die Culp nicht zur Donau, sondern zur Sau eingeht bey Siseck unter Zagabria. Und wie es scheint, so ist dem Ort der alte Nam noch überblieben; an-gemerckt, ein wenig unterhalb Carlstadt zwischen Rascbiza und Griscboniza, Ser-disca ligt, welches soviel als Scordisca vermutlich seyn soll, und nur mit der Zeit in der Aussprache etwas besehlert worden. In angezeigtem Buch sagt derselbige Strabo : „Die, welche zuvor mächtig und gewaltig waren, seynd gantz herunter kommen und zu Nichts worden (ad ima redacti, evanuere) wie aus den Galliern, die Boij (oder Bayern) und die Scordisci" Daraus schließt man, daß die Scordisci ein Volck welches sowol als die Boij (oder Bayern) von den Galliern herstamme und also Deutsches Geblüts gewest. Denn wann durch solche Gallier, von welchen die Bayern entsprossen, Germanier verstanden werden müssen, warum nicht auch durch die alte Scordiscos ? 6) Strabo lib. 7. Fehler Strabonis wegen Ausgangs der Flüsse Dobra und Kulp Daß aber diese Scordisci, wie anfangs gesagt ward, aus dem Heer deß Brenni, der Delphos geplündert, noch hinterstellig geblieben, kann man stärcken mit dieser Nachricht Athenaei : Galatae, qui Scordi-stae nuncupantur, aurum in regionem suam non inferunt ; populantes vero alienam regionem, non negligunt. Hi autem Scordistae sunt vocati, quia reliquiae Galatarum extiterunt, qui cum Brenno Duce, tunc temporis, militaverunt, quando Delphos diripuerunt. Das ist: „Die Galater, welche man Scordistas nennet, bringen in ihr Land kein Geld noch Gold; wenn sie aber ein fremdes Land verheeren, verachten sie es nicht. Diese seynd aber Scordistae benamst, weil sie noch hinterblieben von denjenigen Galatern, welche unter dem Hertzog und Feldherren Brenno, damals zu Felde gedient, als sie Delphos i ausgeplündert. «- Also thut uns dann Cluverius durch sein Livianisches Allegat oder angeführte Stelle vielmehr einen Vortheil als Abbruch und hilfst unsren Satz aufbauen, indem er ihn niderzureifsen bemühet ist. Wiewol dieses, daß die Crainerische Nation damals unter denen Gelten sich befunden, und nebst ihren nechsthernmligenden Nachbarn eben diejenige Celtae gewest, welche an den grosse» Alexander eine Gesand-schafst abgehen lassen, auch ohne dem fest genug stehen kann. Denn wann es nach Cluverii Borgeben eben keine Deutschen sondern Gallier gewest wären, die sothane Gesandten abgeordnet, so seynd es doch eilten Weg wie den ändern C eltae gewest; und damit haben wir unsren Zweck schon erzielt, nemlich zu behaupten, daß bereits eine gute Zeit vor Alexanders Leb-Zeit die Celtae das Land Grain besessen. Denn indem wir aus dem Strabone dargethan, daß diejenige Celtae, so den Alexander mit einer Legation besendet und um Freundschaft begrüsset haben, beym Adriatischen Meerr gelebt, hat uns solche Gelegenheit der Lands-Gegend beglaubt, daß diejenige, so solche Gesandten ausgeschickt, nebst theils andren anstossenden Bölckern Japydier und Crainer gewest, welche aber solches nicht wol hetten thun können, wann sie nicht vorher allbereit dieses Land in Besitz gehabt. Ob nun gleich beweislich, daß die Celtae sich in Grain auch nidergelassen: ha- a) Athanaeus lib. 5. Deipnosoph. Valv. V. Buch. ben wir doch keine unfehlbare Gewißheit, um welche Zeit solches sey geschehn, sondern allein diese starà Vermutlichfeit, der Celtarum Nam sey in der Adriatischen Meer-Gegend damals erst ruch- und gangbar worden, als die fremde Celtae zu ihnen ; eingedrungen, und sich mit ihnen zu einem I Leibe vergliebert. Wann sie anders nicht als ihre Mit-Geschlechter und Berwand-I ten. die aus dem Italiänischen Kriege zu-1 rückgekehrt, gern und mit gutem Willen || von ihnen ausgenommen seynd. Denn ich ! zweifle sehr, ob nicht schon vor dem Zuge I der Gallier nach Italien theils Celtae allbereit auch in Grain sich gesetzt. Unsers Lateinischen Chronisten Gedan-cken seynd diese, die Celtae seyen zum ersten Mal in dem Jahr, da Darius, der Meder König, und Cyrns, Stiffter der Persischen Groß-Herrschafft, zur Welt geborn, ins Land Grain gekommen. Diese Celtische Völcker haben als ein Theil der Deutschen oder alten Nord-Bölcker, wie sie durch Germanien, ehe denn solches unter diesem Namen noch bekandt war, und sie sowol in Gallien am Rhein, und an der Mosel, als ander Donau wohnten, mancherlei) Namen nach dem Unterscheide der Oerter oder Landschasiten zwar geführt, seynd doch hauptsächlich Celtae genannt worden. Nachdem aber ihre Macht samt der Menge sehr gewachsen und weit ausgebreitet, ist der Celtarum Nam allgemach verengert worden, und allein bey den Völckern deß heutigen Galliens verblieben, welche man heut zu Latein Bituriges heifst, nachmals aber wiederum von Neuem erweitert durch die Colonien, oder neu-gepflantzte Völcker in Italien, Iapidien, Thracien und Griechenland. Massen solches Livius zn verstehn giebt, da er von dem Julianischem Alp-Gebirge, so ungezweifelt das erste Iapidia, heut aber der Karst und Bier-baumer Wald genannt ist, und von dem Durch-Marsch der Gallier nach Italien handelt. Denn als Tarquinius Priscus zu Rom regierte, führten über die Gelten, welche den dritten Theil von Gallien ausmachten, die Bituriges das Regiment, und setzten über das Celtische Gebiet einen i: König ein, nein (ich den tapsfern Ambi-j gatum. Wie dieser seinen beyden Schwester-Söhnen durchs Wahrsager-Los die ' Länder, dahin sich Jedweder mit einem 9 Wann die Celtae sich in Lrai« gelebt. starcken Kriegsheer wenden sollte, angewiesen und dem Sigoveso samt seinem Haussen der Hartzwald zugefallen, Bel-losest aber mit dem feinigem durch die zu der Zeit annoch unwegsame Alpen gedrungen, die Toscaner im Treffen überwunden, und die Stadt Mayland ge baut, ist schon hiebevor angedeutet, und derhalben unnöthig von Neuem wieder herbep zu ziehen. Bey solchem Durchzuge sollen etliche Völcker deß Bellofests, wie man glaubt, unterwegens sich gesetzt, und auch andre Länder eingenommen haben; von denen hernach, nemlich von den Carnutibus, die Carnunti in Oesterreich, und so gar auch wol die Carni selbsten, (wo nicht vielmehr die Carnutes von den Carnis) imgleichen die bey Zengstadt von den Senonibus ihren Namen empfangen. In Ansehung nun, daß dieselbe von andren Alpen weit entserrnt, hingegen den Julianischen Alpennahe gelegen, kann man mit guter Vernunfft vermuten, der erste Zug der Gallier nach Italien, wovon Livius schreibt, sey durch das alte Japi-diam und durch den Bierbaumer-Wald oder durchs Julianische Alp-Gebirge gangen ; bevorab weil die Monumenten und Denck Maler folgender Zeiten deutlich genug zeugen, daß die Galli oder Celtae am Adriatischen Meer und in dem nahe dabey ligendem Japidia, gesessen. Derhalben haben von dem an die Celtae, unter den Japydiern zu wohnen angefangen, und ihre Deutsche Sprache mit der Griechischen, welche vor Alters, wie man vermutet, in Japydia lauter geredet worden» vermengt; Massen solches nicht allein Lazius an gemerà «), sondern auch die Übereinstimmung mancher Wörter mit der Griechisch und Deutschen Sprache für sich selbst zu mercken giebt. Nachge-hends hat sich, wie gar glaublich ist, die ' ser Einkömmling der Celta allgemählich dermassen daselbst vermehrt und ausgebreitet, daß darüber die Familien der alten Japydier gar ausgelescht, und doch der Provintz ihr alter Nam nicht mit dahin gefallen, sondern noch biß auf diesen Tag erhalten worden. Dieses lässt sich aus vorberührter Re-, lation Livii auch unter andren damit beglauben, daß er das bewälderte Gebirge, wo die Gallier damals sich durchgearbeitet, a) Vid. Laz. lib. I. de Migrat. Gent. saltum Taurinuni nennet, und dadurch saltum Tauriscum oder Tauriscorum verstanden ; wiewol er anderswo andre Völcker damit meynt. Denn solche Bedeutung ist nicht allein der Gelegenheit deß Orts allerdings gemäß, sondern kann auch mit den Zeugnissen unterschiedlicher alter Scri-benten beglaubt werden. Stephanus nimt die Tauriscos und Taurinos für einerlei) Volck, und berufst sich dißfalls auf den Polybium auch nicht umsonst. Denn dieser meldet in seinem dritten Buch, Hannibal habe nebenst andren Galliern, so am Po-Strom gewohnt, die Taurinos mit Güte Anfangs zu einer Alliantz bewegen wollen; nach vergeblichem Versuch aber dieselbe mit Gewalt, ihre stärckste Stadt angegriffen und in dreyen Tagen erobert ö). So werden auch vom Eratothene die Taurisci getrennt Te-urisci, oder wie man bey Etlichen liefet Terisci. Noch mehr Lichts giebt uns Justinus aus dem Pompejo Trogo, indem er von der Gallier erstem Anmarsch nach Italien also schreibt: „Die Gallier haben von dem Überfluß ihres Volcks, weil sie für alle diejenige, so von ihnen gezeugt waren, nicht Lands gnug hatten, drey-hundert tausend Menschen ausgeschickt, um einen neuen Sitz zu suchen. Aus denselben hat sich ein Theil in Italien gesetzt, ein Theil ist nach Anführung deß beobachteten Vogel-Flugs (den die Gallier verstehen sich vor Andren auf die Vogel Wahrsagerey) in den Jllyrischen Busem (oder Meer-Busem) nach Erlegung vieler Barbern durchgedrungen, und hat sich auch diß rauhe, kühne, kriegerische Volck in Pannonien gesetzt, nachdem es das schier unüberwindliche Alpen-Gebirge und solche Oerter, da man vor Kälte nicht bleiben kann überstiegen. Als daselbst die Pan-nonier von ihnen bezwungen, haben sie viel Jahre lang mit den Benachbarten manchen Krieg geführt. So ist demnach nicht das gantze Kriegs-Herr unterm Belloveso durch die Alpen gar hinansgezogen, sondern ein Theil hat die Jllyrische Winckel und Busem, wodurch Zweifels ohn Japidia gemeynt wird, und ein andrer Theil Pannonien eingenommen. b) Polybius lib. 3. Histor. p. m. 190. B. c) Justinus lib. 24. BelierriS «>id Adklè-Akr zieh«! ^ Worte *r°gi und auf " Bayern. die Mnifch- e^'nerische prvine "^rsprichl. Es werden aber jetzt - erzehlte Worte Trogi und Justini von etlichen berühmten Scribenten ungleich anders ausgenommen, wo nicht gäntzlich doch guten Theils auf die Bojos oder alte Bayern gedeutet, nem-lich auf diejenige Völcker, welche der andre Bruder Sigovesus nach dem Hartzwalde zu geführt, oder auf derselben Nachkömmlinge, gleich als ob dieselbe hernach auch über die Donau gegangen, und sowol in Jllyrien als Pannonien eingebrochen wären. Welches doch unser Erainerischer Lateinischer Cronist, der D. Schönleben nicht gelten lassen will, sondern mit erst-beygetragenen Worten Trogi und Justini und Livii zu behaupten vermeynt, daß allein ans deß Bellovesi Kriegs-Herr einige Völcker um das Adriatische Meer sitzen blieben, und sowol in Jllyrien als Panoninen eingenistelt. Seine eigne Worte sind dieses Lauts: „Wir müssen hie nicht unberührt lassen die leere und vergebliche Mutmassung Belseri, welchem der neuliche Beschreiber Bayerischer Geschichten gefolgt (nemlich der Adelsreiter «) von den Galliern, die nach Delphis gezogen, hernach in Asien übergeschifft, und Gallo - Graeciam, oder Galatien aufgerichtet. Denn diese Au-thores vermeynen, das Heer, welches Bel-lovesus geführt, sey alles miteinander nach Italien hinübergegangen, Sigovesi Haussen aber haben dem Hartzwalde den Namen Bojohaemi (oder Boheims) zugeführt, und nicht Jenes, sondern dieses, detz Sigovesi, Posteritet nach Vermehrung ihrer Familien sich in Pannonien und Illy-rien ergoffen, nachmals in Griechenland aufgemacht, und allda Galatien gestifftet. Das Widrige aber wird aus dem angezogenem Ort Justini und aus den Worten Livii geschloffen, nemlich daß, indem Bellovesus mit seinem Kriegsheer in Italien gegangen, ein Theil davon ums Adriatische Meer sich eingepflantzt, und sowol durch Jllyrien, als Pannonien ausgebreitet. Daher die Namens- Leitung der Tolistobogorum (welche Strabo Tolisto-bosgios nennet) von den Bojis nur gezwungen ist, gleich als ob dieselbe aus Böhmen aufgebrochen, und nach Delphis gemarschirt. Denn es geschicht von den alten Authoribus, wann sie von dem Delphischem Kriegszuge handeln, der Bojorum gar keine Meldung, sondern nur derer a) Part. I. lib. 3. n. 4. Gallier, die am Adriatischen Meer gewohnt, und in Jllyrien sich dermaffen gemehrt, daß sie gezwungen worden, neue Länder zu suchen. So haben dann keine Boji aus dem Bojohsemo (oder Böhmer-Walde) sondern unsre Gallier, so aus den Nachkommen deß Bellovesischen Kriegsheers entsprossen, das Galatien in Griechenland fundirt. Daß unter diesen ein gewisser Hausse den Namen der Tolistobogorum oder Tolistobiorum, wie Appianus und Stephanus Byzantius sie nennen solches hat aus einer andren Ursach und bey andrer Gelegenheit entstehn können, und kann man aus einiger Namens-Verwandniß nicht gleich schliessen, daß solches Boji gewest rc. b)u Uns ligt zwar eben so gar viel nicht daran, ob die Bayern oder andre Deutsche in Griechenland das Reich Galatien > angerichtet, und die Stadt Delphos geplündert, oder ob der Hausse, so sich in : Iapidia und ans Adriatische Meer gesetzt, aus der Armee deß Bellovesi oder Sigovesi sich abgezogen; denn es bleiben einen Weg, wie den andren, Deutsche und Celtae, und zwar am allerunstrittigsten, so es sollte erwiesen werden, daß es Boji oder Bayern gewesen, und vermeyne ich, es gehe deßwegen der Reputation unsrer alten Vorfahren in Crain gar nichts ab, so man gleich ihnen nicht gestehn wollte, daß sie denen zu Delphis einen Raub ausgefürt, und in Griechenland mit Gewalt sich eingedrungen; angemerckt, solches allerdings ein tugendhaffter Seneca oder Epictetus für eine nur vermeynte Reputation und falscheWahn-Ehre erkennen würde. Nichts destoweniger, damit wir unsere Gedancken von dieser historischen Mißhäl-ligkeit dem geneigten Leser nicht Hinterhalten, sondern in allen Stücken eine Unpartheylichkeit erweisen mögen, so will uns schier beduncken, unser Erainerischer j Scribent, der D. Schönleben, dessen Diseurs anjetzo beygetragen worden, könne in seinem Vorgeben wider den hauptgelehrten Velserum, und auch den Adelsreiter keine Unfehlbarkeit, noch vollkommene und klare Gewißheit haben, sondern daß, so man den Grund recht untersuchte, für den Velserum sich eben so guter wo nicht besserer Schein entdecken dörffte. Und zwar hat man erstlich zu mercken, daß Welzerus denen Bojis nicht nur die b) Annal. Carnioliae p. 47. a. Deutlicher Vortrag deß Welzeria-mfchen Satzek- Beraubung der Stadt Delphorum und Stifftung deß Reichs der Galater in Asia zuschreibe, sondern eben sowol dieselbe bey den ersten Einbrüchen der Gallier und auch drittens bey Anzündung der Stadt Rom haben will, also, daß sie bey solchen dreyerley Expeditionen, welche zu weit-un-terschiedeneu Zeiten nacheinander vorgegangen, seinem Borgeben nach mitgemacht. Wir müssen aber dem Welzero, als einem nicht allein seiner hohen Gelehrtheit, sondern auch ansehnlichen Ehren-Standes wegen, vormals berühmtem Scribenten gleiches Recht widerfahren lassen, und wie wir der Feder deß gleichfalls vortrefflich-gelehrten Doctor Schönlebens das eine Ohr oder Auge geliehen, also das andre der-Welzerischen darreichen; damit um so viel klährer erscheine, was ich gesagt, daß Weizerns nicht nur die Kriegs-Verrichtungen der Gallier in Asia seinen Bojis oder Bayern zueigne, sondern ihnen auch die Gesell-und Gemeinschasst der ruchbaren Händel, so in Italien und wider Rom vorgelofsen, zuspreche. Er redet aber im ersten Buch von dem ersten Auszuge der Gallier nach Italien und nach dem Hartzwalde also: Tarquinii regno, primus Bellovesus plerosqueGalliae populos, Elitovius inde Cenomanorum manum in Italiam duxit. Sequuti Boji & Lingones, incertum quibus profecti sedibus, & quo duce. Ex Celtica venisse, convenit. A Bojis, quae Laus Pompeia postea dicta, condita, & Pado trajecto, Etruscis atque Umbris pulsis, magnus agri modus, & urbes opulentae perplures, intra Apen-ninum insessa sunt. Das ist: „Unter der Regierung deß Römischen Königs Tarquinii hat am ersten Bellovessus meh-rentheils die Gallische Bölcker nach Italici: geführt-, hernach Elitovius einen Haussen der Cenomanorum. (Wofür aber Andre lesen Germanorum.) Darauf seynd gefolgt die Boji und Lingones ; wiewol ungewiß ist, aus was eigendlich für einem Lande, und unter was für einem Heer-Fürsten. Soviel weiß und gesteht man allerseits, daß sie aus Celtica daher gezogen. Bon den Bojis ist die Stadt, so Laus Pompeia (oder Lodi) nachmals geheissen, erbauet worden. Deßgleichen haben sie über den Po-Strom gesetzt, die Etruscos und Umbros verjagt, und ein grosses Stück Landes nebst sehr viel reichen Städten innerhalb (das ist, disseits) deß Apenninischen Gebirgs besessen." Die übrige folgende Worte Welzeri wollen wir nur alsofort in Deutscher Sprache beyfügen. „Etruria, so mitten in Italien sich an beyde Meer-User erstreckte, ist sowol von weisen Künsten, als von Religions-Cere-monien und gewaltigem Reichthum zu Lande und Wasser berühmt gewest; der-halben muß das Bolck, dem die Hetrurier von ihrem Sitz ausgewichen, Krafft in Hertzen und Fäusten gehabt haben. Bel-lovesns hat einen Brüdern gehabt, mit Namen Sigovesus (Siegfest); beyde diese junge Printzen waren munter, frisch und resolut, und deß Ambigati, deß Königs der Celtarum, Schwester - Söhne. Diese zween unternahmen sich, ans ihres Vettern (oder Oheims) Rath, das Land, so daheim mit deß Bolcks allzu grösser Menge beschwert war, durch Ausführung einer Mannschafft von dreyhundert tausend Köpften solches Überflusses zu entladen, und damit anderswo neue Oerter zu besetzen. Da dann Jenem (dem Bel-loveso) Italien, und diesem der Hartzwald durchs Los angewiesen." „Was aber für Völcker dem Sigoveso gefolgt, ist von dem Verfasser dieses Ver-lauffs, nemlich Livio, nicht angezeigt; denn es gehörte solches auch so eigendlich nicht zu dem Inhalt seines unternommenen Wercks. Bon dem Belloveso giebt er Nachricht, daß derselbe eine grosse Macht von Fußknechten und Reisigen aus den Biturigibus, Arvernis, Senonibus, .Eonis. Ambarris, Carnutibus, Aulercis (derer heutige Namen vorhin in der Namens-Erörterung allbereit beyge-fügt worden,) nach Italien geführt. Der-wegen steht leichtlich zu erachten, der Bruder, der den rauhen Hartz - Wald durchs Los bekommen, werde eine weder an Anzahl noch Streitbarkeit geringere Menge unter seinen Fahnen gehabt haben; weil Einer sowol, wie der Andre mit deß Königs Ambigati Willen hat aus-lesen und sammlen mögen so viel Mann-schaftt, als er nur gewollt. Da dann dieser sürnemlich die Tectosages, und Schweitzer, und Bayern, ohne Zweifel für sich hat auserkoren : weil diese Namen vor allen Andren Gallischen Völckern am Hartz-Walde berühmt worden, und zwar ausserhalb und vor dem Hartz - oder Schwartz-Walde (*) die Tectosages und Helvetii, innerhalb desselbigen aber die Boji, da, wo mitten im Deutschlands der weite wilde Wald einen grossen Strich Landes Kreys-weise umgehet." „Damals ist dem Lande Böheim aus solcher Begehenheit sein Nam erwachsen, und die Spuhr seines vorigen sich gar verlohren, dieser aber nachmals von selbiger Zeit an, obgleich die Einwohner offt verändert worden, geblieben. Bello-vesus aber, und Sigovesus haben ungefähr gantzer sechshundert Jahre vor Christi Geburt solchen Feldzug vorgenommen. Denn der Anfang deß Regiments Königs Prisci, zu dessen Zeiten sie gelebt, über-trifst diese Zahl, und der Ausgang seines Lebens erreicht sie nicht. Das ist also die allerälteste Urkunde von beit Bojis, so man in Sckirifften verzeichnet findt. Ich glaube aber, sie seyen allbereit viel Jahrhunderten zuvor ein angerichtetes Volck gewest, das nach und nach zu grösseren Kräfften gestiegen, wie es in menschlichem Wesen gehet, und dort das Jtaliänische Alp-Gebirge, hier die Verborgenheiten deß Hartzwalds aufgeschlossen, bei)der Orten die tapf-fere Nationen herausgeschlagen und mit glücklicher Künheit sich bestand erwiesen, zweyerley Reiche zu gleicher Zeit anzurichten. Allein hievon schweigen die Scri-benten allerdings still. So kann man auch hievon nicht wol die Gewißheit geben, was die Boji, selbiger Zeit in Gallien (oder Germanien) für Grentzen gehabt, und ob sie solche Grentzen unausgesetzt behalten, oder ob sie vorher durch einige Feldzüge von andren Orten dahin gelangt:c." «) Nicht lang hernach kommt er wiederum auf diese Materi, und schreibt ferner also: „Nachdem derhalben die Gallier als Überwinder die fruchtbarste Felder in Italien eingenommen hatten, theitten sie unter sich das Land. Denen Bojis, | derer hundert und zwölff Stämme waren, ist der Platz zwischen dem Po-Fluß, dem i Apennins und der Stadt Armònio j (oder Rimini) zu Theil worden, den Ana-nibus, Aegonibus, und Senonibus die nechste Lünderey rc. Im Jahr dreyhun- j (*) Man verstehet aber hiedurch denjenigen langen Schwartzwald, so ehedesien durch gantz Tentschland gereicht, und viel Tagreisen begriffen. «) "Weizerns lib. 1. Herum Boicarum pag. 4. seq. bert vier und neuntzig vor Christi Geburt ist die Stadt Melpum, so in der Landschafft jenseit deß Po-Stroms an Vermögen die fürnehmste war, von den Insubribus, Bojis, und Senonibus vertilgt, wie Cornelius Nepos berichtet. Nicht gar sechs Jahre hernach seynd auch die Gallier, welche damals die Stadt Clusium (in Toscan) unter ihrem General-Ober-I sten Brenno belagert hatten, gerades Wegs aus Rom loß gegangen, nachdem sie an dem Fluß Allia das Römische Kriegsheer geschlagen, weil sie durch die Unbilligkeit der Römischen Legaten, nemlich der Fa-biorum, gereitzet worden, als welche die Gebühr eines Legaten überschritten und sich öffentlich gegen ihnen wie Feinde erzeigt hatten. Da sie dann die fast ledig (vor ! Furcht) angetroffene Stadt Rom angezündet, und die übrige Bürger derselben im Capitolio belagert, und so sehr ge-ängstigt, daß sie die Hoffnung von dem Eisen aufs Gold versetzt, und sowol für ihr Leben als Freyheit zum silbernem Schwert gegriffen". „Solches misst das Gerücht insgemein den Senonibus zu ; ob die Boji auch was dabey gethan, das hat Livius zweifelhafft I gemacht. Denn er zweifelt, ob die Senones I allein gekommen; oder ob ihnen von allen denen Gallischen Völckern, so disseits der ' Alpen lagen, geholffen worden. Aber daß sie von den Meisten Beystand gehabt, ist j am wahrscheinlichsten. Denn wie sollten sie gegen dem Melpinischen Kriege den Toscanisch- und Römischen gering geachtet haben, da sie doch in dem Melpinischen von den Insubribus und Bojis - Hülff-Bölcker gefordert? Hernach hat Polybius auch Einer der alleraccuratesten und ältesten Scribenten, der dabei) der Warheit beflissen ist, die Ananes, Bojos, Aegones, und Senones an diesem Ort und Zeit zusammen gesetzt, und sie unter die berühmtesten Völcker der Celtariun in Italien gerechnet. Strabo titul trt gleichfalls die Bojos, Insubres, und Senones gewaltig- grosse Völcker rc." b) Im Anfänge seines zweyten Buchs schreibt er wiederum Folgendes: „Wir haben erwiesen, daß zu dersel-bigen Lebens-Zeit, da die Boji in Italien gezogen, sie sich auch in den Hartz-Wald gesetzt rc. Dieser, so dem Eratostbeni, und säst auch den andren Grie- b) Welzerus lib. 1. Herum Bo icarum fol. 8. Bojodnrum. Vindelicia, tone für eine Gegend es gewesen. chen unter dem Namen Orciniae bekandt ist, war damals einer unglaublichen Gröffe. Caesar hat lange hernach erfahren, daß er neun Tag-Reisen breit, die Länge aber noch nicht recht kund wäre, nachdem Etliche sechszig Tag-Reise darinn sortge-gancjen, und doch das Ende annodi nicht erreicht hetten rc. Die Boji haben in der Mitte deß Waldes beym Ursprünge der Elbe, an einem offenem Ort fruchtbare Aecker unter dem beharrendem Namen Böheims innen gehabt." „Hernach, da ihnen das Glück den Mut erhoben, seynd sie weit durch den Wald fortgefahren, mit mehrern Völckern in Gesellschafft der Waffen getreten, und also die Grentzen ihres Gebiets weiter sortgerückt. Denn weil Trogus erzehlt, aus dreymal hundert tausend Männern, so von den Galliern ausgeschickt worden, einen neuen Sitz zu suchen, hette sich ein Theil in Italien nidergelassen, der nachmals die eroberte Stadt Rom in die Asche gelegt, der andre wäre in den Jlly-rischen Busem gedrungen; so muß derjenige Theil, welcher in Illyrien gekommen, dieser seyn gewest, von welchem Livius schreibt, daß ihm der Hartzwald im Deutschlands unter dem General-Obristen Sigoveso, durchs Los bestimmt worden, von dannen man über die Donau am kürtzesten in Illyrien kommt. Dieser soll, wie man glaubt, den vorherfliegenden Vögeln nachgezogen, und durch die Erlegung vieler Barbern ins Land Pannonien gekommen seyn. Die Fürsten der Bojorum haben an den Gegen-User, gleich da, wo man über die Donau fährt, zur Gedächtniß die Stadt Bojodurum ausgerichtet ; da, wo der In zwischen den Vindelicis und Noricis hindurch fliefft." a) Was Bojodurum für ein Ort sey, wird unterschiedlich erachtet. Lazius, Pyramius, und Aventinus geben es für Passau aus, Cuspinianus für Beutern, Bruschius für Instadt. Ptolemaeus setzt das ßoioduQor an die Donau in Vindelicia ; Vindelicia aber begriff Bayern, und auch einen Theil von (Schwaben. Antonius heifft es Boioderum, die Notitia Imperii aber, darinn es Bojodurum benamst wird, setzt es in Pannoniam primam, oder Noricum Ripense. In der Tafel Petri Bertii ligt es da, wo der Fluß Juvarius, oder wie die Rand-mer-ckung ihn schreibt, Juvarus (da es doch «) Idem in princip, libri 2. Kerum Boicarum. billig Juvavius heiffen sollte, vom Antonio aber Juvanus genannt wird) sich in der Donau ersäufst b) • wir wollen anjetzo um das Bojodurum uns weiter nicht bekümmern, sondern von bißher er-zehlten Meynungen Welzeri die unsrige nnvorgreifflich nun eröffnen. Wann ich schreiben soll, wie es mir in meinem Begriff oder Sinn durch die Vernunfft geschrieben steht, so hat Welzeri Satz keine üble Farbe, ja schier in dieser ! Materi eine bessere als der Gegen-Satz nemlich D. Schönlebens seiner, welcher den Bojis oder Bayern nicht zugegeben will, daß zu Königs Prisci Zeiten die Bayern in Italien, und ans Adriatische Meer, I und in die Jllyrische Länder noch in Ja-pidiam gekommen, sondern solches einig : allein dem Haussen Bellovesi zueignet. ; Gleichwie er auch nidst will zugeben, daß die zu Delphis von den Bojis heimgesucht worden. Welzerus hat hierinn den Polybium aus seiner Seiten, der viel accurater und verständiger hievon geschrieben, als Livius und Trogus. Wiewol Livius dem Polybio hierum auch eigendlich nicht entgegen, ob er I gleich nicht Alles sagt, was Polybius, sondern nur etwas. Denn im zweyten Buch Polybii werden ausdrücklich die Boji unter die sürnehmste Gallische oder Celtische Nationen, welche noch vor dem Feldzuge deß ' ersten Brenni in Italien am Po und ums Adriatische Meer sich wohnhafft gemacht, mit gerechnet. Ob nun gleich dem mögte entgegen gesetzt werden, daß gleichwol Livius beglaubt, Sigovesus habe dem Los zu Folge mit seinem Haussen, nemlich mit den Bojis, sich nach dem Hartzwalde gewendet, hingegen Bellovesus sich mit dem seinigen, darunter keine Boji genannt worden, nach Italien; steht doch daraus zu antworten: Erstlich, daß Livius dieVöl-cker, so unter dem Sigoveso fortgegangen, bey dieser Gelegenheit gar nicht einmal nennet, vermutlich aber dennoch dieBojos damit meynet; weil man bey andren Römischen Scribenten, als Julio Caesare, Tacito, Strabone und Possidonio so viel Nachrichts antrifft, daß aus allen Galliern die Namen der Tectosager, Helvetier und Böser bey und in dem Hercynischem Walde ! berühmt gewest. Weil sie aber gleichwol ! Livius nicht ausdrücklich namkündig macht, ! so steht dahin, ob nicht sowol dem Bello- b) Vid. Bertii lib. 1. Rer. German. Beweis für den Weizern» veso als Sigoveso etliche Truppen von benBojis nachgezogen, und jedweder Printz aus mancherlei) Gallischen Nationen ein Corpo gesammlet, totem ol Bellovesus hauptsächlich und in gröfsester Menge diejenige, welche Livius namkündigt, nemlich die Bituriges, Arvernos, Senones, Aeduos, Ambarros, Carnutes und Aulercos, Sigove-sus aber meistentheils die Boj os, denen auch gleichwol Andre in geringerer Anzahl Gefährtschafft geleistet. Daher es mag rühren, daß Livius unter den Kriegshauf-sen deß Bellovesi keine Bojos nennet, weil ihrer nemlich bey weitem so viele nicht darunter gewest, als wie derer, die er bey Namen angezeigt. Will aber Jemanden solches nicht wol eingehn, daß ein paar Truppen von den Bojis, wann sie gleich mit dem Belloveso sortgezogen, am Adriatischen Meer ein gantzes Land sollten be-völckert haben; so ist schon ein scheinbarer und gewisserer Weg vorhanden, dadurch deß Welseri Rede kann bewehrt werden. Denn man kann (fürs Andre) mit guter Vernunfft sagen, Bellovesus sey zwar am allerersten durch die Alpen Julias in Italien gegangen, und habe sich ins May-ländische gesetzt; aber ein starckes Corpo von den Bojis aus demHercinischen Walde etliche Jahre hernach seinen Weg über die Donau durch Pannonien, aus dieselbige Alpen zu genommen, die noch ledige Plätze am Adriatischen Meer und nebenst andren auch Iapidiam mit Leuten angefüllet. Dienn Polybius gebenett, daß die Gallier vorher schon aus langer Kundschafft mit den Tyrrhenern die Herrlichkeit deßJta-liänischeu Bodems erlernt, und deßwegen einen trefflichen Appetit dazu gewonnen. Solches hat ohne Zweifel über etliche Jahre hernach auch die Bojos, wann gleich nicht alle, doch gleichwol einen groffen Theil derselben geratzt, den rauhen Hartzwald mit dem fetten und zarten Boden am Po und Adriatischem Meer zu verwechseln. Welzerus spricht, es sey eadem aetate geschehen; solches darff man nicht noth-wendig von einerlei) Jahr, sondern nur von einerley Leb-Zeit verstehen, nemlich deß Königs Tarquinii Prisci, zu dessen Zeiten diese Feld-Züge der Gallier vorgegangen. Und wann, wie Livius gedenckt, bald hernach ein andrer Hausse unter der Anführung Elictovii (oder Elitovii) nach Italien gleichfalls feinen Zug genommen, warum solltens nicht auch die Boji aus Schwaben, Bayern, Pfaltz und Böhmen, welche Länder alle von dem Hartz-Walde durchwachsen waren, eben sowol hernach gethan haben , zumal da sie ohne Zweifel Nachricht empfangen, wie stattlich gut Leben ihres Königs Sigovesi Vetter, Printz Bellovesus mit seinen Unterthanen daselbst hette, und wie trefflich wol dieselbe es daselbst getroffen ? Ja! wer weiß, ob nicht eben diejenige, so unterm Elictovio nachgefolgt, Boji gewest? Wann es gewiß, daß man da nicht Cenomanorum sondern Germanorum lesen müsse, wie es denn fast also scheinet; so ist bey mir gar ein geringer Zweifel daran; bevorab, weil Livius dabei) gewehnt, daß solche nachgesolgte Truppen deß Elictovii favente Belloveso, das ist, mit guter Gunst und Befordrung Bellovesi, und zwar durch denselbigen Weg und Wald, wo die vorigen hindurch gezogen waren, dahin gekommen, und diejenige Oerter eingenommen, da jetzt die Städte Brixia (oder Brescia) und Verona stehen. Durch denselbigen Weg aber würden solche Nachfolger schwerlich gezogen feyn, wann es Cenomani geroeft wären. Nach diesen schreibt er, die Senones seyen recentissimi advenarum, die letzteste oder treulichsten unter den ankommenden Galliern gewesen. Solches sagt Polybius auch, setzt aber vorher die Bojos, denen endlich die Senones gefolgt. Diesem nach seynd unterschiedliche Heerzüge von den Galliern nach Italien fürgenommen, und zwar in wenigen Jahren aufeinander. Was aber Trogum belangt, verwirrt der alle solcheHeerzüge, und fasst und beschreibt sie dergestalt überhaupt zusammen, als ob es nur ein einiger oder einmaliger wäre gewest, der sich gleich anfangs also aus-getheilt hette, daß ein Theil in Italien, ein Theil in Jllyrien und der dritte in Pannonien sich postirt und eingepflantzt. Eben so wenig kann dem Welzero dieses mit Grunde abgesprochen werden, daß die Boji unter dem ersten Brenno an der Eroberung Roms Theil gehabt. Ange-merckt, das Gerücht zwar insgemein solches den Senonibus zugerechnet, aber nur als den fürnehmsten Urhebern solches Feldzugs. Denn Livius hat dieses, ob nicht auch die Boji solchem Handel beygewohnt, in Zweifel gebracht, mdem er selber ge-zweifelt, ob die Senones allein gekommen, oder von allen andren diffeits der Alpen Wie dieser Strittigkcit zu vergleichen Diese Celtas hat man Gallos Carneos genannt Key den Römern. gesessenen Galliern ihnen geholffen worden sey. a) Daß sie aber nicht allein, sondern in Gesellschafft mehrer Gallischen Nationen aus Rom angezogen, erstehet man aus andren Authoribus, sonderlich aus dem Polybio. welcher, da er besagter Eroberung Meldung thut, die vier Böl-rfer Ananes, Bojos, /Eganes und Senones zusammen setzt, b) Unter Brenno dem Zweyten werden schwerlich auch die Boji weit davon geblieben seyn, als man die zu Delphis gevisi-tirt und ihnen einen Raub ausgeführt. Denn weil sie nicht nur mit guter Bequemlichkeit über die Donau haben gehn können ins Jllyrien, sondern, wie vorhin gemeldet, ein grösser Theil derselben allbereit auch vor Einäscherung der Stadt Rom in Italien und am Adriatischen Meer und also vermutlich auch inIapi-dia gesessen, zudem auch vor andren zum Kriege hurtig, frisch uud gern dabey gewest, wo es was gesetzt: so ist wol zu vermuten, daß sie sowol Delphos mit ausgeplündert, als zu Aufrichtung deß Reichs der Galater in Asia das Ihrige beygetragen. Es lässt sich aber dieser Streit gar leicht durch einen Vergleich behlegen. Denn Ia-pidia und Crain kann sowol von deß Bel-lovesi Völckern, als hernach auch von den Bojis seyn mit Leuten besetzt worden. Von deß Bellovesi seinen dörfften zum ersten Mal wol nicht übrig viele sich daselbst nidergelafsen haben ; weil ihnen ohne Zweifel Italien weit lieber gewest. Aber hernach, als die Boji gleichfalls in Italien gezogen, werden dieselbe sowol Iapydien als ein grosses Stück von Illyrien, und gleichfalls etliche andre am Adriatischen Meer gelegene Oerter mit Leuten noch mehr angefüllet haben. Mit der Weise wäre Iapidia und Carina erstlich durch etliche Truppen Bellovesi, und über kurtz hernach durch andre stärckere Haussen aus deß Sigovesi seinen Bojis volckbereichert, und in Ausnehmen gebracht, und bliebe dennoch, weil beyde Gallier (oder Teutsche) gewest, dieses unverruckt, daß Crains Zweyte Einwohner Celtae gewesen. Diese Celtas nun, welche sich bey den Japidiern, Kärndtern und (Emittent nach und nach eingedrungen, hat man Gallos Karneos, die Cärnische Gallier benamst bey den Römern, als welche die а) Lib. 5. Plin. lib. 3. c. 15. Strabo lib. 5. б) Polyb. lib. 2. p. m. 132. b. Celtas, sowol Gallische als Teutsche, anfangs überhaupt Gallier nennten, biß sie dieselbe kurtz vor-und zu Julii Caesaris Zeiten mit dem Schwert unterscheideten, will sagen, durch Bekrieguug der Gallier den besondern Namen der Germ ani er erlernten. Von dem Ursprünge deß Namens der Carnorum und (Emitter hat uns die Namens-Erörterung ausführlichen Bericht gethan, und keine Notwendigkeit solches allhie weiter auszusühren hinterlafsen. Aber um den Ursprung dieses Bolcks und ersten Einsitz in Crain ist es hier zu thun. Ob wir nun gleich auch bereits hin uud wieder hievon etwas mit eingemengt haben, erfordert doch die Ordnung und Einhalt dieses Buchs, daß wir gleichfalls ein wenig davon reden, und im übrigen uns auf erwehnte Namens-Untersuchung beziehen. Im Apparatu Carnioliae antiquae wird gedacht c) die Carni (oder Carnische Celtae) seyen uralte Einwohner der Alpen und deß Adriatischen Meer-Ufers gewesen; Massen wir auch solches hiebevor unterschiedlich angezeigt haben; ungleichen, daß selbige Carnische Celtae Gallier (oder welches damals emerley war, Germanier) gewest, welche von Norden, doch nicht von den äussersten Enden deß Nord-Strichs gekommen, sondern anfangs um die Donau und um den Rhein sich gesetzt; hernach als ihre Nation sich gemehrt, unterm Hertzog und Feldobersten Brenno den Feld-zttg nach Delphis fürgenommen, und nachdem sie von dannen zurück getrieben worden , um den Hadriatischen Meer-Busen und zwischen den Nordgauischen Alpen ihren Sitz genommen. Dieses zu bescheinigen, führt er etliche Römische Scribenten an. Als den Aus-kerner deß Li vii, Florum ; welcher schreibt, der Römische Bürgermeister Cn. Marcius, habe die Sarnios (wofür man Karmos, nach Cluverii Erinnerung billig liefet) bestritten, imi) überwunden. Wiewol er dabey erwehnt, es scheine zwar, solches habe vielmehr Quintus Martius verrichtet, welcher im Jahr nach Erbauung der Stadt Rom 585 ein Kriegsheer nach Macedonie» übergesührt, und vielleicht im Durchzuge die Gallische Senones und die Ia-pydier am Adriatischen Meer um eine Reuter-Zehrung, (aber allzu grob und zu blutig) angesprochen. Denn diese fassen c) pag. 35. §, VIII. Vom Herkommen und erstem Einfitze der Carnorum in Canna und Erain. M-Carui->V» Gallier. )°?rum die . ®ltee tolteti 9«Öbtet. fich gern damals zu den Füssen deß Alp-Gebirgs bet) dem Berge Ocra. Diesem Quinto Martio schreibt auch Eutropius solchen feindlichen Angriff und Ruinirung der Senonum und Iapidier zu, indem er aus dem Orosio erzehlt, besagter Bürgermeister habe ein Gallisches Volck, so unten am Alp-Gebirge seinen Sitz gehabt, mit Krieg angefeindet, welche Befehdete, als sie sich von den Römischen Völckern umsetzt und gegen denselben nicht bestand gefunden, ihre Weiber und Kinder selbst erwürgt hetten, und sich hernach ins Feuer gestürtzt. Diejenige aber, denen der feindliche Römer zu geschwinde auf den Hals gekommen, und sie gefangen genommen, bevor sie an sich selbsten die Selbst - Henckerey vollbringen können, hetten sich selbst entweder erstochen oder erhenckt, oder erhungert, also daß auch nicht ein Mal ein Kind übergeblieben, welches aus Liebe deß Lebens das Joch der Dienstbarkeit ertrüge, Und aus diesem könnte man auch allein wol, nach unsers vorangezogenen Chronisten Meynung, gnugsam schliessen, daß diese Gallier Crainer gewest, weil Appianus von den Iapidiern dergleichen erzehle, nemlich daß dieselbe sich lieber hetten verbrennen oder sonst mit dem schrecklichsten Tode hinrichten, als zum Sclaventhum zwingen lassen. Aber obgleich im geringsten kein Zweifel, daß diese Gallier sehen Crainer gewesen, lässt sichs doch mit sothaner Selbst-Entleibung nicht so eben beweisen, sondern dieses nur, daß die Crainer sehen Gallier oder Celtae gewesen. Denn der Celtarum, welche solche Gewohnheit führten, waren mehr Nationen, als eine. Die Celtae glaubten nach diesem ein andres unsterbliches Leben, daher auch manche Gallier sich freywillig zu den brennenden Leichen der Ihrigen ins Feuer stürtzten, auf Hoffnung, sie würden so dann mit dem Verstorbenen desto eher wieder zusammen kommen in jenem Leben, und daselbst in angenehmer Gesellschafft beysammen bleiben, wie Mela bezeugt. b) Aus dieser festen Einbildung kams auch, daß Etliche auf dem Schauplatze Gold oder Silber, oder eine gewisse Zahl von Fäffern mit Wein zum Geschenck an* а) Eutrop. lib 4. c. 29. б) lib. 3. c. 2. Valv. Y. Buch. nahmen, und endlich dafür angelobten, solche Verehrungen sollten nicht umsonst sehn. Welche sie alsdann ihren vertrautestund liebsten Freunden austheilten, hernach sich über einen Kriegs-Schild auf den Rucken legten, und die Gurgel darboten, welche ihnen Einer mit einem Schwert durchstach oder zerhieb. Massen solches beym Athenaeo c) Posidonius zeuget. Eben auf solchen Grund oder Hoffnung eines andren Lebens ist auch diese üble Weise beh den Gallis Aquitanis bestanden. Unter welchen, wie Julius Caesar gedenckt, sich ein gewisser Orden von Leuten gefunden, welche man Soldurios genannt, Caesar aber Devotos, das ist, die zum Sterben Verlobte nennet. Dieselbe lebten auf solche Condition, daß sie mit denen, derer Freundschafft und Huld sie sich ergeben und verschworen, alles Glücks in diesem Leben zugleich genoffen, hingegen aber auch, wann denselben etwas Gewaltsames widerfahren, entweder solchen Fall und Unglücks-Last mit ihnen zu gleichem Theil getragen, oder sich selbst als dann umgebracht. Und schreibt Caesar weiter, man habe noch keinen bet) Menschen Gedencken angetroffen, der sich geweigert Hcttc, zu sterben, wann derjenige, dessen Freundschafft er sich zugeeignet, getödtet worden, d) Es habe nun gleich Cn. Marcius, oder Quintus Marcius die Senonische Gallier und Iapidier, so am Adriatischen Meer gewohnt, durch feindliche Überziehung zu solcher Selbst - Erwürgung gebracht, so nutzt es doch auf beyden Fall zur Anzeigung (wie mehrermeldter Chronist will), daß die Carni von Deutschen Celtis ihren Ursprung genommen. Doch ist solcher Ursprung älter als jetzt-erzehlte Begebenheit. Denn man findet schon unter dem Kriegsheer Bellovesi, welcher zu Königs Tarquinii Prisci Zeiten über die Alpes eine Bahn nach Italien gesucht, die Carnutes, und will offt-be-meldtem Authori vermutlich scheinen, daß damals die Alpes (Juliae nemlich) zum ersten Mal bewohnt worden; denn als die Carnutes zu der Zeit mit den Senonibus in Italien gegangen, hetten sie Einer hie, der Andre dort einen Sitz genommen, die Carnutes aber sich beh Aquileia (oder Aglar) gesetzt, oder aufs i c) Athen, lib. 4. c. 13. j d) Caesar, lib. 3 de Bello Gail. c. 22 p.m. 72. 10 Sitze die Figur lit. H. Lassen sich um Verehrungen erwürgen. Warum die Carni sich bet) dem -Traineri-schen Alp-Gebirge zum ersten Mal gesetzt. Erbauung der Zeug-Stadt, y wenigste innerhalb den Grentzen deß Alp- ; Gebirgs, da, wo noch heutigs Tags die-jenige Carni, so man Carniellos nennt, sitzen; die Senones aber wären weiter biß an das Adriatische User oder an den Fla-naticum Sinum fortgeruckt, und hetten nach ihrem Namen Seniam (die Zeng-Stadt) erbaut. Hernach hetten diese Senones, so am Adriatischen Meer wohnten, entweder für sich allein, oder mit Hülffe andrer Gallier die Stadt Rom überwäl-tiget, doch noch mehr als hundert Jahre vor dem Delphischen Kriegs-Zuge; und diese Senones, welche Rom bezwungen, müsse die Zeng-Stadt (Senia) so vormals eine Stadt der Iapidier gewest, nachmals zu Liburnien gerechnet worden, anfetzo aber zu Crain gehört, für ihre Stiffter und Erbauer erkennen, imfall man nicht etwan solches zum Theil auch der gegenüberstehenden Stadt Senegalia zurechnen wolle; weil dann also die Carnutes, als Spießgenossen und Cammeraden der Senonum, zu gleicher Zeit mit in Italien gezogen, hetten die Carni von denselben ihren Namen und Ursprung bekommen, obschon die Scribenten solches aufzuzeichnen in Vergessen gestellet, und obgleich vielleicht sothane Carni aus Scheu für der benachbarten Histrianer und Vene-tianer grossen Macht sich ins Alp-Gebirge eingefchränckt, und nicht herunter aufs ebne Feld gekommen, ohn biß sie mit einer grössern Anzahl verstärckt, nemlich mit den übrigen diesseits-Alpinifchen (nemlich nach Italien zu schauenden) Galliern den Römern auf die Haut gegangen und sich allgemach weiter ausgebreitet. Aber tu der Namens-Erörterung haben wir bereits angedeutet, daß beydes, der Nam und Ursprung der Carnorum, noch älter sey; wiewol man darum nicht zu widersprechen gemeynt, daß vielleicht bey Königs Tarquinii Prisci Regierung einige * Völcker aus dem Heer deß Gallischen Printzen Bellovesi sich an - und in den Alpen nidergelassen, und zu denen vorigen Einwohnern sich eingedrungen mit Einnehmung gewisser lediger Thäler. Und ist die Furcht für den Venedigern gleichfalls viel älter; angesehn, nach dem Feldzuge Bellovesi die Carnutes sich für den Venetianern wenig mehr zu fürchten gehabt, weil die Senones, Boji, Eganes, und andre Gallier damals in Insubria und daherum in der Nähe fassen, die einander nicht gelassen hetten, wann sich die Veneti und Histrianer einiger Feindseligkeit unterstanden. Denn der Schall von dieser Völcker Streitbarkeit ist durch die Niderlage der Tyrrhener, mit welchen sie gleich anfangs glücklich gefochten, ohne Zweifel den Venetis schon zu Ohren geflogen, und ihnen eine Warnung gewest, mit den Galliern sich nicht ungereitzt aufzunehmen, noch anjetzo die Carnos, welche nunmehr von einer starcken Nachbarschafft leichtlich kunnten secundirt werden, ohne gegebene hohe Ursach anzugreiffen. Daß aber vorher schon, nemlich noch vor deß Bellovesi Feldzuge, die allbereit vorhin daherum gelegene (totemol annoch damals nicht so mächtige) Carni von denen aus Paphlagonia erlangten Henetis oder Venetis mit Kriegs-Gewalt überzogen und beherrschet worden, ist in der Namens-Erörterung gemeldet. Nunmehr aber, da die Carnutes in Italien angelangt , glaube ich nicht, daß die Veneti sich mehr an die verstärckte Carnos haben reiben dörffen; zumal weil die Gallier noch immerzu mehr daselbst angekommen. Was die Grentzen deß alten Earniens betrifft, wird man dieselbe nicht leicht mit ungezweifelter oder völliger Versicherung weisen können. Strabo scheinet fast soviel aus älteren Schrifften anzudeuten, als ob die Earnier anfänglich nur allein in den Alpen gewohnt, indem er schreibt: Quse trans Padum sunt, Veneti incolunt, & Istri ad Polam usque : supra Venetos sunt Carni Gleich als wollte er sagen, die Berg-Gegend, und alpinische Hügel, so den Venedigern nahe ligen, ha- ' ben die Carni innen. Denn zu solchen alten Zeiten giengen die Venetianische Grentzen über den Timavus-Strom, wie Cluverius beobachtet, und das übrige ward a) Strabo lib. 5. i) Livius lib. 41. den Istris (Histrianern oder Histerreichern) zugeeignet; also daß zwischen den Histerreichern uud Venetianern kein andres Volck (dieser Eluverianischen Meynung nach) gelegen, biß selbiges Stück deß Adriatischen Meer-Ufers, so zwischen den Flüssen Tilavempto und Formione (welche der Jtaliäner Tagliamento und Pisano nennet) eingeschränckt, denen Carnis zugefallen, als sie entweder durch Vergunst der Römer oder durch Kriegs-Gewalt sich hinab aufs ebne Feld begeben. Zu welcher Zeit aber solche Ausbreitung der Carnorum geschehen, kann man nicht gewiß wissen. Unser Lateinischer Chronist setzt es deßwegen aufs rahten und mutmassen, und schreibt: „Im Jahr der Stadt Rom 576 haben die Römer wider die Histrianer gestritten bey dem See Timavi ; und erscheinet daraus, daß zu selbiger Zeit an dem Ort die Histrianische Grentze gewest; weil Livius das Heerlager der Histrianer aller-nechst beym Timavo postiti, und doch der Carnorum keine Meldung thut a).11 Weil aber nicht lange hernach, nemlich im Jahr der Stadt Rom 582, oder im folgendem, derselbige Livius von dem Bürgermeister Castio erzehlt, derselbe habe die Carnos, Istros und Japides feindlich angegriffen, weßwegen diese auch Gesandten nach Rom geschickt hetten, so vermeynt gedachter Chronist, daß die Carni damals schon auf der Ebne und am Meer-Ufer gewohnt, bey dem Ursprünge deß Stroms Timavi, als die Istrianer von den Römern bekriegt, und Istria zu einer Pro-vintz, das ist, zu einer von den Römern überwundenen und unter ihre Botmäs-sigkeit gezwungenen Landschafft in vorbe-meldtem 576stem Jahr gemacht worden, und daß aber dennoch gleichwol die Landschafft der Carnorum nicht abgesondert, sondern ein Stück von Istria gewesen, und unter eines Königs Regierung, der, wie Livius meldet, ein Gallier gewest. Nachdem aber Istria samt dem unter den Alpen gelegenem C arnia in Römische Gewalt gerathen, seynd vielleicht damals die Carni von den Istris gesondert, und ist jedwedem Volck der Fluß Formio zur Grentze angewiesen. Der Carnorum Greutz-Mal ist vielleicht an der andren Seiten auch der Fluß Timavus gewest, als Aquileja eine Colonia (oder neu-bepflantzte Stadt) der Römer war. Wobey man denn mercken kann, i daß die Carni, so unten an den Alpen! gesessen, um selbige Zeit sehr wenig Landes besessen haben. Die im Alpen-Gebirge aber seynd unterdessen bey ihrer Freyheit noch so lange verblieben, biß sie bald hernach im Jahr der Stadt Rom 588, von dem Römischen Bürgermeister Claudio Marcello dienstbar gemacht worden. Um diese Zeit ungefähr mögen die, mit den Carnis grentzende Japides ihr Land biß an die Quellen deß Flusses Timavi ausgestreckt, und die Carnos ausgetrieben haben; nachmals aber, im Jahr der Erbauung Roms 624, vom C. Sempronio Tuditano befochten, und deß Strichs j am Adriatischen Ufer beraubt worden, ; welcher hernach den Carnis verblieben. Weßwegen bey den Zeiten Strabonis und Mel®, nemlich ums Jahr der Stadt 770 und 800 die Grentzen sowol der Camo-1 rum, als andrer benachbarten Bölcker I schon mit besserem Unterscheide gewiesen ! werden können, und noch vielmehr zur > Zeit Ptolemaei, der hundert Jahre jünger, als Strabo gewest. Diß Alles, was theils aus dem Clu-verio, theils aus dem Doctor Schönleben hierinn vorgebracht ist, mag gar wol zu - gedachter Römer Zeiten also vorgegangen seyn; aber, daß die Carni, allererst ums Jahr 576 sollten das Gefilde unter dem Alp-Gebirge bezogen haben, ist vorhin von mir viel anders erwiesen. Soviel man aber aus Strabone, Mela, I und Ptolemaeo schließen kann, ist Carnia zu der Zeit, da das Römische Reich sto-rirte, ungefähr 150 Jahr vor Christi Geburt in diesen Grentzen bestanden. Vom Auspang war der Fluß Formio, und zum Theil auch die Japides, da wo sie an die Histrianer reichten, vom Mittage das Adriatische Meer, vom Abend die Venediger beym Fluß Tilavempto, von Mitternacht, Grentzen deß alte» Carni ee im Flor deß Römischen Reichs. das Nöringische. Mit welchen Mal-Steinen die Carni gleichwol nicht vergnügt gewest, sondern folgender Zeit sich weiter ergossen, und nicht allein ein Stück von den Grentzen Pannoniens, sondern auch beß Norici gegen Morgen und Mitternacht angenommen, nemlich die Länder, welche heut unter dem Namen Kärnten und Crains verstanden werden. Denn es haben diese Länder alle beyde ihren Namen von solchen ersten Berg-Camis empfangen, und nicht, wie Megiserus «) wäh- net, von den Carinthis, von denen sowol die Kärndter, als Crainer sollten benamst worden seyn. Wir wollen beym Schluß dieses Capittels dem gewogenen Leser einen alten ; Carnischen Kriegs - Knecht samt seinem I Gewehr, also ins Gesicht stellen, wie er nach Lazii Bezeugung auf einem alten Stein mit dieser Uberschrifft CARNUS angetroffen worden. a) Lib. I. c. 2. & 3. Das VI. Von den Illyriern und Pannoniern als dritten Einwohnern Carniens und Crains. |( tt % a H Jllgrlens ulte Srentzen. Derselben Benennung aus dem Strabone und Mela. Die gröjseste Ausbreitung Illyriens. Illyriens Wiederabnehmen. Ob Crain vorntals za Jllvrien gekört? Vom Ursprünge dess Namens Pannoniae. Die alte Grentzen Pannoniens. Ober-und Unter-Pannonien. Ober-Pannoniens Grentzen. Von dem Berge Cetio und seinem Kamens-Stamm. Der Aalenberg beg Jayback. Der Berg Carvancas. Mder Pannoniens Grentzen. Wie Pannonia vorhin unterschieden worden. Ptolemaei Bennennung der sürnehmsten Pannonischen Städten. Um welche Zeit die Pannonier in Celticam gekommen. Der Pannonier Ursprung ist übel zu finden. Wann der Pannonische Kam am ersten Welt-hündig worden. Sprache der Pannonier. Uebens-Art der Pannonier. Sie haben vormals ihre eigene Könige gehabt. Werden von den B'dment bezwungen. Ein Stück von Pannonien hat damals Carnia geheifsen. Um welche Zeit die Pannonier einen Sheit von Crain zu ftch und unter ihren Kamen gebracht, ist unhündig. tz. He dann wir die dritte Einwoh- als dem Appetit deß Lesers ein Eckel ^ner unsers Crains beschauen, seyn würde. Wir wollen derwegen nur muß der Illyrier einige Mel- den Begriff Illyriens, wie er vom Stra-dung doch nur kürtzlich geschehen, bone und Mela bezeichnet wird, ein we-Wir hetten uns Illyriens nig berühren, hiebey gar wenig anzunehmen, Nach der Beschreibung Strabonis hatte ^ wenn es in seinen alten Gren- Illyrien damals zu Grentzen, gegen Auf-W tzen allzeit wäre verblieben, und gange die Montes Ceraunios oder M M. "r * w ° ^ Cimmera, gegen Abend den Adriatischen Meer-Busen mit Einschliessung Istriens, gegen Mitternacht Deutschland, gegen Mittag seitlings eben dasselbige Adriatische hernach nicht das Land Crain in sich mit Die alte beschlossen hette Die Grentzen Illyriens Trentzen seynd von den Alten zu unterschiedlichen Myrienr. Leiten unterschiedlich ausgetheilt; welches Alles durch zu gehen, sowol den Augen Meer und Maeedonien. Nach welcher Ab- 9tdje die Figur nt. i. Beschreibung derselbe au» dem Strabone »ud Pomponio Mela. Messung sowol Istria als Japidia dem Illyrien einverleibt gewest. Andre verstehen aber den Sinn Strabonis also, daß er Istriam für das abendliche änfsere Grentz-Ziel von Illyrien gefetzt, und auch Liburnien davon ausgeschlossen. Sonderlich nimt Lucius in feiner Beschreibung Dalmatiens solches für Strabonis Meynung auf mit Vermutung, daß schon unterm Augusto die Carni zu Italien gerechnet worden; scheinet aber dißmal Strabonis Gedancken nicht recht ergriffen zu haben. Angemerckt, derselbe gar deutlich sich vernehmen lässt, Illyrien berühre sich mit der Donau und mit den Alpen, lige zwischen Italien und Deutschland, nehme seinen Anfang von dem Lacu Vindelicorum, Rhsetorum und Tce-niorum. Was demnach von mitternächtlicher Seiten nach Mittage gegen Italien zu an die Alpen rührt, das gehörte bey Regierung Keysers Tiberii alles zu Jlly-rien, Vindelicia, Rhgetia, und gleichfalls die Carni, sowol die, so inner den Alpen, als jenseit der Alpen lagen, oder mit den Alpen grentzten, und noch vielmehr die Istri (Histerreicher oder Istrianer) als welche damals annoch kein Stück von Italien waren. Pomponius Mela, welcher nicht lange nach dem Strabone gelebt, eignet dem Illyrien das gantze Adriatische User von Macedonien biß gen Triest zu, und also auch Istriam, meldet aber dabey von den Iapydiern nichts. Sein Erklährer aber, der Vadianus, setzt dieses hinzu: „Die erste (oder vorderste) Gegend von Adria, (das ist, von Adriatischen Meer) bewohnen die Macedonier, das übrige die Dalmatiner, Illyrier, Libnrnier, Istrianer biß an Triest ; welche Mela unter den allgemeinen Namen der Illyrier begreifst, a) Er unterscheidet gar recht die Dalmatiner, Liburnier und Istrianer von den Illyriern, und überzeucht sie dennoch nach dem Sinn deß Melae allesämtlich mit dem Namen Illyriens. Den Mela zehlet zwar auch die Parthinos, die Dissaretas, Enchelias, Phaeaces, imgleichen die Pyreos, Liburnos und Istros, (wie sie nach ihren alten Namen lauten) zu den Illyriern; unterscheidet doch aber gleich dabey auch dieselbe von denen recht eigendlich so genannten Illyriern. o) Joachim. Vadianus in hunc locum Melae. Das alles giebt den Schluß, es sey das alte Illyrien viel enger beschränckt gewest, als nachmals, da es unter der Römer Botmässigkeit sich geneigt. Keiner hat von den Illyrischen Gren-tzen was Richtigers hinterlassen, als Appianus Alexandrinus, der im Jahr Christi 150 seinen Schreib-Griffel geführt, und gar nachdencklich gemerckt, daß der Mey-nungen Unterscheid, aus dem national Unterscheide der Vermeynenden herrührte und Illyrien anders von den Griechen, als von den Römern gemessen würde. Nach der Griechen Meynung seynd, wie dieser Author lehret, Illyriens Grentzen gegen Morgen gegangen über Macedonien, Chaonia, Thesprotia und andre an-stossende Länder, biß an denDonau-Strom, von Mittage aber Macedonia, gegenAbend das Ionische oder Adriatische Meer biß an die Alpen, von Mitternacht Pannonien. Dran man erkennet, es seyen nach der Griechen Rechnung, Japidia, Liburnia und Dalmatia von Illyrien eingefasst gewesen. Die Römer aber begriffen nicht nur, wie die Griechen jetzt, benannte Länder unter Illyrien, sondern auch ine Pceones, (oder Pannonier) die Rhaetos und Noricos, welche die Donau hinab zur rechten Hand angetroffen, und von ihnen zwar Jedwede mit einem besondrem Namen benannt, dennoch aber mit einem allgemeinem Namen der Illyrier bezeichnet wurden. Denn die Römer hiessen den Tribut dieser Völcker, so zwischen den Quellen der Donau und dem Schwartzen Meer ligen, den Jllyrischen Tribut, weil sie denselben unter solchem allgemeinem Namen anderst nicht einnahmen, als ob es einerlei) wäre, b) Und diese deß Appiani Nachricht verträgt sich mit Strabonis seiner gar tool. Daraus wir dann abnehmen, daß vor Alters Illyrien viel eingezogener und kleiner gewest, mit anwachsender Macht aber der Römer durch Zurechnung mehrer umligender Landschafften gleichsals in seiner Weite gewachsen. Denn als das Römische Reich in den Flor zu kommen, und sein Adler die Flügel auszubreiten begunnte, breitete sich auch Illyrien der-massen aus, daß es bald daraus in 17. Provintzien oder wie.Jornandus b) zehlet, in 18 unterschieden ward, deren einen o) Vid. Appian. lib. Illyric. b) Jornandus de Begn. success, c. 51. Illyrien in seiner grössesten Ausbreitung. Theil man das orientalische Jllyrien, den andren das occidentalische benamste. Darunter ist auch unterm Keyser Valeriano ums Jahr Christi 263 Thracien gerechnet worden. Wiewol um selbige Zeit Keyser Gallienus hierauf Daciam davon tierlohten hat, welches man hernach auch nicht wieder bekommen. Der Author Notitiae Imperii rechnet dem Jllyrien 16 Länder zu; nemlich dem Orientalischen zehen; als das kleinere Macedonien Gretam, fober Sandten) Thessalien, das alte Epirum, das neue Epirum (oder Albanien) nebst einem Stück von Macedonia salutari, das mittelländische Dacien Daciam Ripensem, Moesiam primam, Dardaniam, und Praevalitanam, mit einem Stück Macedoniae salutaris. Dem occidentalischen Jllyrien aber sechs; nemlich Panoniam secundam, Saviam, Dalmatiam, Pannoniam primam, Noricum Mediterraneum, und Noricum Ripense. fcS** Aber dieser so dick-ausgebrüsteter Kör-eitn. nef)= Per Jllyriens begunte nach dem Tode Keysers Constantini deß Grossen wiederum zu schwinden und abzunehmen bey abnehmenden Kräfften deß Römischen Reichs, und veränderte sich nach veränderter Gelegenheit der Zeiten und der Römischen Keyser, biß endlich das gantze orientalische Jllyrien, ja schier auch mehren-theils das occidentalische von barbarischen und fremden Nationen eingenommen ward. Nach langer vielhundert-jühriger Zeit, ist Jllyrien wiederum schier in seinen alten Grentzen, so es vor der Römischen Herrschafft gehabt, bestanden. Weßwegen es auch die jüngere Scribenten also beschrieben. Etliche derselben theilen es ab in Sclavonien, Dalmatien und Albanien, also daß der abendliche Theil in Sclavonien, der morgendliche in Albanien, und der mittlere zwischen beyden in Dalmatien bestehe. Cluverius, dem auch Johannes Lucius darin gefolgt, wollen anjetzo nur allein Liburnien und Dalmatien dem Jllyrien eingeschlossen wissen, b) Weil es uns aber allhie darum so eigendlich nicht zu thun, wie weit heut zu Tage Jllyrien gehe, sondern nur um den vormaligen alten Begriff desselbigen, auf daß wir erkennen mögen, was für ein Stück von Statu damals zu Jllyrien gehört, und drittens, ob man die Illyrier für die dritte Ein- i) Cluver. Vindel. c. 1. Luc. Dalmat 1. 1. c. 2. wohner deß Landes Srain halten könne, so wollen wir beydes von dem alten und jüngeren Jllyrien keine weitere Ausführlichkeit geben, sondern nur dieses aus bischerigen Bericht ziehen, daß hundert und funfftzig Jahre vor Christi Geburt kein Stück deß heutigen Crains in Jlly- o, Lr-m rien enthalten gewest; aber hernach all- vormal» gemählich, nachdem das Römische Reich seinen gewaltigen Arm so weit und breit hörr. angefangen zu strecken, nicht allein Ja-pydien sondern auch Pannonien selbst von Jllyrien ergriffen und demselben angehörig worden. Daher man gar nicht darff zweifeln, daß um die Zeit der heilwertigen Menschwerdung SHrtsti Srain so aus Istria, Japidia einem Theil Pannoniens wie auch Taurisciae und Carniae zusam-mengefügt mit Jllyrien sey vereinigt gewest, da es manche hundert Jahre zuvor nur mit einem Stuck daran gerührt und Jllyriens Grentz-Ziel gewest. Wen ein Mehrers von Jllyrien ge-; lüstet, der bediene sich deß Lazii und Rei-neri Reineccii c) welche davon satten Bericht ertheilt. Wir haben biß Wenige darum nur mit einrucken sollen, weils in der Zeit-Rechnung Crainerischer Geschichte nachmals eine mehrere Hellen oder Licht verursachen kann, und auch zu diesem unsrem Zweck mit anzielet, nemlich zur Erläuterung der strage, ob Srain die Illyrier zu seinen drttten Einwohnern jemals bekommen habe? Man kann nicht erweisen, daß die Illyrier jemals Srain mit Kriege überzogen und demselben einige seiner Bölcker i mit Gewalt hetten angepflantzt zu Einwohnern. Im Anfänge deß zweyten Buchs Polybii liefet wan tool, daß Agron, ein mächtiger König der alten Illyrier, nach dessen Tode auch die Jllyrische Kron bald zu der Römer Füssen gefallen, mit seinem gewaltigen Arm unter den Aetoliern und Albanesern ziemlich um sich gegriffen ; wie es geht, wenn Macht und Hochmut zusammen stoffen, aber daß er von Srain sollte etwas weggenommen haben, spühret man bey angezogenem Polybio nicht. So haben auch die Römer, da sie Jllyrien bezwungen, und die Crainerische Landschafften dazu gerechnet, dennoch außer der nöthigen Besatzung keine neue Bölcker in Srain eingepflantzt, noch von den rechten Illyriern einige Mannschafft . ' c) Parte 3, Ulst. Jul. Siehe die Figur Nt. K. dahin versetzt, sondern sie liessen die Bezwungene an ihrem Ort sitzen. Diesem nach kann man, obgleich ehe-dessen Crain eine Zeitlang zu Illyrien geschrieben ist, und unter solchem gemeinem Namen nebst andren Ländern eine Weile gestanden, dennoch deßwegen nicht schliessen, daß die Illyrier jemals Crain bewohnet hetten. Weil aber gleichwol Crain von den alten Römern, wie jetzo gesagt, mit zu Illyrien geschrieben worden; soll doch bey diesem Diseurs dem geneigtem Leser ein Alter Jllyrischer Soldat zu Pferde nicht im eisernen Harnisch, sondern in beygedrucktem Kupsfer allhie unter Augen reiten. Die Pannonier aber mögen füglicher für die Dritte Einwohner unsers Crains angefehlt werden. Sintemal Crain nicht nur ehedessen eines Theis in Pannonien begriffen, sondern auch von denen sich ausbreitenden Panoniern überzogen und eingenommen worden. Pannonien mag seinen Namen haben i| von dem Griechischen Paeonia, wie es die ji Griechen nannten, oder vom Hirten-Götzen Pan um der fetten Weide und deß Viehes Fruchtbarkeit willen, oder von Palinone deß Mcesi Sohn, oder nach Dionis Vor-I geben von Centonibus pannorum, daß ist ; von dem zerschnittenen Tuch, daraus sie ihre gar enge anligende, und mit Ermeln besetzte Röcke zusammenstückten; aJ (Wozu gleichwol deß Lazii Pannonier mit seinem rauhen Rock nicht allerdings aecordirt, wie unten das Kupsfer wird zu sehn geben) oder sonst aus einer Bedeutung und Quelle, darüber wollen wir uns in keinen Streit mit einigem Autliore einlassen, sondern uns nur gleich alsofort nach dessen Grentzen umschauen. Strabo legt Paeoniam zwischen Illy-I rien und Thracien; ö) versteht aber dadurch das alte Pannonien, aus welchem a) Vid. Dio Cass. lib. 49. b) Strabo I. 6. 7. Vom Ur-sprunge deß Nameu» _ Pannoni®' L« ^onnonien. ^n-P-mno, "»"« ©ren, Wl. nachmals das neuere Pannonien seinen Namen und seine mehrere Neu Bepsian-tzung erhalten. Angemerckt auch Strabo selber von den Prnoniern und Pannoniern als wie von zwey besondern Bölckern handelt. Wo und wie weit Pannoniens Grentzen gegangen, ehe und bevor es die Römer für ihre Herren annehmen müssen, davon wird wol kein Buch leichtlich eine gründliche Nachricht geben. Denn diejenige Authores, welche was davon angerührt, haben geschrieben, da das Römische Joch allbereit den Pannoniern auf dem Halse lag, von welcher Zeit an der Nam Pannoniens Welt-kündiger geworden. Plinius giebt ihm zu Grentzen gegen Mittage das Alp-Gebirge wie dasselbe mitten durch Illyrien von Mitternacht gegen Mittag sich kehret; gegen Ausgang Mcesiam, gegen Abend das Noricum (oder Nordgau). Es ward unterschieden in das Ob ere undUntere. Jenes war wie Stephanus berichtet, Steuer und Oesterreich (nemlich Unter-Oesterreich), dieses aber das Königreich Ungarn. Nach jetztberührten Stephani Beschreibung begrentzte sich Ober-Pannonien vom Abend mit dem Norico, von Mitternacht mit Teutschlande und der Donau, vom Aufgange mit Nider-Pannonien (oder Ungarn) und von Mittage mit Illyrien. Nider-Pannonien stieß von Mitternacht an Deutschland und an die Donau, vom Abend an Ober» Pannnonien, von Mittage an Liburnien und von Morgen an die Jazyges, Meta-nastas, das ist, an Siebenbürgen. Und bald hernach meldet er, das Ober-Pannonien sey anjetzo Oesterreich, Kärnten und Crain. Wir müsien aber Ptolemteum auch anhören. Der spricht: „Ober-Pannonien beziehlet sich von Abend, mit dem Berge Cetio, und theils auch mit dem Berge Caravanca, von Mittage mit einem Stück j! von Istrien und Illyrien, von Mitternacht mit dem Ende deß Norici und demjenigen Theil der Donau, welcher von dem Berge Cetio (oder Kalenberge) biß an die Gegend, wo der Fluß Narabo (das ist die Raab) ausgehet, vom Aufgange aber mit Unter-Pannonien." Durch den Berg C etim versteht er, wie Lazius und Andre dafür halten, den oberhalb Wien ligenden Kalenberg, welcher sonst von Etlichen der Gallenberg genannt worden, und soll ihm solcher Jcam von den häuffigen damals drauf Bald. V. Buch. wachsenden Galläpffeln und Eychen angewachsen seyn, wie der Author deß-Ehren Spiegels deß Ertzhauses Oesterreich aus andren berichtet; womit auch seines Erachten, das Lateinische Cecius, (vom Griechischen übereinstimmt. <*) Allein ich sorge, solche Namens-Leitung sey eine Verleitung von dem wahren Ursprünge. Den der Berg heisst eigendlich nicht Cecius, sondern Cetius, und kann also desselben Nam nicht aus den Gall-äpffelu entsprossen seyn, noch mit dem Griechischen Wort *>?>“£ eine Berwandniß haben. Vermutlicher ist es, er heisse Cetius nach den Cetiis oder Citiis, nemlich den Bölckern aus dem Geschlecht C hitim. Wovon hiebevor schon ein Mehrers gedacht. Ob nun gleich dieser Cetius (oder K a-l e n b e r g) bald hie bald da einen Zwischen-Raum Platz giebt, und eine Ruptur oder Zertheilung leidet, richtet er sich dennoch bald wieder auf, und zeucht sich mit einem langen Strich in die Steyermarck hinein, von dannen er durch viel Umschweiffe in Crain gelangt; woselbst vielleicht nahe bey der Stadt Laybach er zu Ende geht; angemerckt, selbiges Ende vom Berge, allda von den Deutschen gleichfalls der Kalenberg benamst wird. Allein von selbiger Gegend dieses Laybachischen Kalenbergs gehen alsofort andre Berge hervor, die sich in Kärndten hinein strecken, und an einer Seiten dasselbe von Crain absondern, an der andren aber, Carniam und Friaul. Diese Berge, welche sich mit den Alpen bey dem Berge Albio berühren, sihet man in dem alten Japidia ferner aneinander sortgehen, und die wurden allesämtlich mit einem Wort der Berg Carvancas genannt. Welches Namens annoch ein gewisser Berg bey Saltzburg ist, wie Megiserus erinnert. Nach dem Berge Carvanca erhebt sich ein andrer Berg, Namens Ocra, der von den Pannoniern zu den Carnis hinstreichet, und noch wol weiter, falls er anders nicht mit dem Berge Carvanca einerlei) ist, unter zweyerley Namen. Von diesem Berge anderswo ein Mehrers. „Nider oder Unter-Pannonien wird von besagtem Ptolemaeo also beschrieben: Von Abend hat es Ober-Pannonien zu Grentzen, vom Ausgange deß Flusses Narabonis an; von Mittage ein Theil Jllyriens, so von besagtem Grentz-mal Author bte- Ehren-Spiegels am 151. Bl. Der taten» Berg bey Laqbach. Carvancas. Ocra. Nider - Pan» niens Grentzen. Wie vorher Pannonien nnterf dhitben worden. Pannonia Valeria. biß an die Krümmung der Donau reicht, , da wo der Sau-Strom einfällt. Bon: Mitternacht und Morgen aber wird ihm ein Ziel gesteckt, von demjenigen Theil der Donau, das von dem Eintritt deß Flusses Narabonis biß zum Einfluß der Sau geht." Also haben wir nun die Grentzen bey-derley Pannoniens. Als das Römische Reich zertheilt worden, nnd die Keyser zu Constantinopel (oder Neu-Rom) Hof zu halten begunnten, da hat man Pannonien unterschieden in das Oriental- und Occidentalische (in Ost-und West-Pannonien). Unter dennen Keysern Arcadio und Honorio geschähe gleichfalls die Abtheilung Illyriens in das morgend- und abendliche, wie Pancirollus beglaubt. bj Aber es scheint, Pannonien sey schon viel länger zuvor unterschieden worden in Pannoniam, Valeriam, Saviam und In-teramnensem. Valeria hieß man das Stück von der Unter-Steyermarck, welches jetzo Sclavonien, und ein Theil von Ungarn zwischen der Drab fob er wie Andre schreiben Trav) und Donau ist. Andre zwar vermeynen, es sey diejenige Gegend gewest, so zwischen der Drab und Sau ligt, weßwegen sie Ripariensis und Interanmensis genannt worden; aber sie fehlen. Denn der Theil, welchen man Valeriam hieß, war nicht von der Drab und Sau eingefangen, sondern vielmehr von der Trav nnd Donau eingemittelt. Valeria ist er genannt nach dem Keyserlichen Fräulein Valeria, deß Diocletians Tochter. Angesehn, solches aus diesen Worten Ammiani Marcellini erhellet: „Der Keyser kam nach Valeria, das vormals ein Theil Pannoniens gewest, aber zu Ehren deß Diocletians Tochter Valeri* also gesetzt, und benamset worden; und nachdem sich das Kriegsheer unter Gezelten und Lagerhütten ausgebreitet, langst dem Donau-Strande, gab es Achtung aus der Barbern Borhaben", c) Sextus Aurelius Victor meldet, es sey nach Keysers Galerii Gemahlin also benamst. Welches aber dem vorigen nicht entgegen. Denn die Diocletianische Prinzessin Valeria war eben deß Keysers Galerii Gemahlinn, als welchen sie zum Keyser gemacht, und von ihm geehlicht o) Ptol. Lib. 2. c. 15. & 28. 6) Commentar, in Not. Imper. Occid. c. 62. c) Ammian. Marcellin. lib. 19. worden. Daß aber Valeria Pannonia zwischen Donau und Trav begriffen gewest, kann man auch aus jetzt-angeregtem Victore beweisen. Denn derselbe schreibt, Keyfer .Galerius habe bey den Pannoniern, den See Pelsonem (oder, wie andre lesen, Peusonem) in die Donau führen, und großmächtige Wälder über die Axt springen lassen, damit er dem gemeinem Wesen einen nutzbaren Acker mögte zuwege bringen, cj Dieser See Peuso oder Pelso ist derjenige, welchen man heut den Neusiedler-See nennet; und dabey hat man Merckzeichens gnug, daß der Pannonische Theil Valeria, zwischen der Donau und Trav gelegen. Bon dem andren Theil Savia schreibt Pancirollus, Savia lige disseits der Sau, da Liburnien ist. „Die Haupt-Stadt hieß Sisciana, dahin man den Schatz der Provintz in Verwahrung brachte", d Hiemit stimmt auch die Notitia Imperii überein. Und diß bescheinigt, Savia sey nicht allein zwischen der Sau und Donau eingeschränckt, sondern habe sich auch an der mittäglichen Gegend der Sau ausgestreckt, welches Orts Siscia gestanden, nemlich zwischen der Kulp und Sau. Diese kurtze Borstellung Pannoniens stellet uns klärlich vor Augen schier das gantze Unter - Crain, ausgesetzt dasjenige Stück, so man davon zu Iapidien rechnen muß; und wird solcher Gestalt die heutige Haupt-Stadt in Crain, nemlich Laybach unter dem alten Namem iEmona, oder Emonae, oder Haemoniae (mafsen es unterschiedlich geschrieben wird) in dem letzten und äufferstem Pannonien an der mittäglichen Grentze stehen. Wie dann Ptolemaeus dieselbe in seinen Tabelln eben an dem Ort, und in gleicher Situation oder Gelegenheit setzt, wo man heut Laybach stehn stehet. Denn er zehlet die sürnemste Städte von Pannonien in dieser Ordnung: Ju-liobona, (so anjetzo Wien heisst) Carnus, so von andren Carnuntum benamst wird, und vermutlich entweder eine Pflantz-Stadt aus C arnia, oder nach Carnia genannt ist, und heut für den verfallenen Haussen am Dorff S. Petronell, nahe bey Hat nt bürg in Oesterreich selbst geachtet wird : Flexum, welches Cluverius für das Ungarische Owar (oder Ungarisch A l- d) Sext. Aurel. Victor, in Cscs, Constane, c. 40. e) Panciroll. I. s. cit. Aemona, an der W** lags-Gren-tze Pannoniens. Ptolemeei Benennnng der fiit-nehmsten Städte in Pannonien. tenburg) Lazius aber für Ketsche an-siehet: Chertobalus (bey andren Cherolata, oder Gerulata) ist C her lbur g, in den Ruinen unferrn von Rackendorff, da man nach der Insel Schütt, zur Donau reifet; Bregetium, welches vom Cluverio für Gran, aber von vielen andren für Raab geachtet wird; Sala, gilt rathens, was es für ein Ort seyn solle ; Paetovium, welches noch jetzo unter diesem feinem alten Namen stehet. Hernach folgen diese Oerter nacheinander : Savaria, Rhispia, Vinundria, Bononia, Audantonium, Novidunum, Sacar-bantia, Marcela, Lentudum, Carrodunum, Siscia. Olimacum, Valina, Bolentium, So-roga, Sisopa, Visontium, Prcetorium, Ma-gniana, und endlich Emona. Hat also Ptolemaeus nur die Haupt-Oerter nam-kündig machen wollen, sintemal in dem Reifebuch Antonini, und auch in andren sonst noch andre mehr namhafft gemacht werden, als Castra Variana, Menejana, Quadrata, Bilbilis u. a. m. So ist nun keine Ungewißheit mehr übrig, daß ehedesfen, als Pannonien am grössesten gewest, auch Crain, wo nicht gäntzlich, doch zum Theil demselben an-vergliedert gewest. Wann aber solche An-vergliederung und Einverleibung geschehen, dörffte nach vielfältigem Suchen doch noch wol unerfindlich bleiben und Hercules selbst mit feilten Kräsiten an der Mühe und Arbeit solche erstorbene Gedächtnissen wieder aufzuwecken erligen müssen. Denn man noch nicht ein Mal die Versicherung, um welche Zeit die Pannonier selbst zu allererst in Pannonien angelangt, und dasselbe nach sich benamset haben. Lazius vermutet zwar in dem Mace-donischem Kriege, so die Römer wider den König Perseum geführt, wie auch, da sie Gentium, den König der Illyrier bestritten, sey solches geschehen. &) Und findet solches auch einigen Schein in diesen Livianischem Bericht, Perseus habe zusorderst die gantze Menge der Bürger ans den See-Sädten mit ihren Familien weggeschafft und nach Aemathia, wie sie zu Livii Zeit hieß, da sie sonst ehedeffen Paeonia sey genannt worden (das ist in das Mittel von Macedonien, welches eigendlich Paeonia gewesen) versetzt; hingegen solche entburgerte Städte den °) Vid. Lazium lib. 12. Reipubl. Rosianee c. 6. ®) Laz. in principio lib. 4. de Migration. Thraciern und andren Barbern zu bewohnen übergeben, vermutend, aus diese Leute würde sich im Kriege wider die Römer mehr zu verlassen feyn, worüber in gantz Macedonien eine grosse Schwierigkeit und viel Murrens entstanden, also gar, daß ihrer Wenige, indem sie samt den Ihrigen ihre Häuser mit dem Rucken ansehen müssen, solchen Verdruß und Schmertzen haben verbeiffen und mit Stillschweigen ihr Leid in sich sreffen können, ja man habe, als die davon gemufft, unter dem Haussen der Fortziehenden gar deutlich gehört, wie sie dem Könige geflucht, und alles Übel gewünscht, indem der Verdruß überhand genommen und dem Scheu obgesiegt, c) Aber so man diese Worte Livii mit dem Bley-Senckel rechter Betrachtung gründet, findet man für Lazii Vermutung doch keinen Grund. Denn obgleich Livius meldet, die See-Städtische Macedonier seyen ans ihren Städten vertrieben, und nach Pceomen verhauset, sagt er doch nicht, daß die Poeones in Celticam gegangen, und die allda eingenommene Länder nach ihren Namen Pannonien genannt haben. Zudem mill auch Dio Cassius nicht zugeben, daß die Pceonter und Pannonier einerlei) Volck; obschon von etlichen Griechen, die Pattnomer Poeorii genannt worden, sondern spricht, selbige Griechen hetten weit gefehlt, d) Weßwegen leichter zu glauben, es sey der Nom Pannoniens schon vor solcher Zeit, doch nicht gar lange anders woher gekommen: angemerckt Celtica damals schon hin und wieder in unterschiedlichen Theilen, unterschiedliche Na-: men gewonnen. Denn es waren auch die ! Scordisci, Amantini und Bastarnae, welche allesämtlich Celtischen Geschlechts und in Nider-Pannonien wohnten, allbereit hundert Jahre nach dem Delphischen Feldzuge, bey solchen ihren eigenen Namen bekandt. Der Lateinische Apparatus unsers be-kandten Authoris vemeynt, es sey vielleicht etwas daran, daß Appianus, welcher ge-denckt, er habe aus den Schrifften der Alten, das Scheinbarste zusammen geklaubt, schreibt von deß einäugigen Rre-sens Polyphemi Sohn Illyrico, wären Autharius, Dardanus, Medus, und andre mehr erzeugt, von welchen viel national c) Livius Dee. 4. lib. 10. d) Dio Cass. lib. 49. Der Pannonier Ursprung ist übel zu finden. Namen entsprungen; Dom Autario, wäre Pannonius , oder Pccon, erzielt; vom Poeone Scordiscus und Triballus ; nach welchen hernach gantze Bölcker genannt worden. Die Fabel vom Polyphem ausgesetzt so mutmasset gedachter Author, weil gleichwol Athenaeus, «) und Andre dieses beglauben, daß die Scordisci Lettisches Geschlechts gewesen, als könne man wol soviel mutmaßlich eingehn, es sey Autharius, der Celta, mit dem Brenno in den Krieg nach Delphis gegangen, und von demselben nach der Zuruckkunfft Pannonia nach seinem Sohn Pannonio genannt, den Scordiscis aber ihr Nam nach seinem Enckel Scordisco gegeben worden, welches allem Ansehn nach im Jahr von der heilsamsten Geburt Christi 276, und nach dem Jahr der Welt 3777 müsse gescheht: seyn, weil vor selbiger Zeit bey keinem Authore der Pannonier gedacht werde. Massen dann noch 170 Jahre vor Christi Geburt, Ober-Pannonien, unter dem Namen Jllyriens begriffen wird vom Livio, da er gedenckt, wie sich die Römer an der Stadt Carnunto versucht. Doch steht dahin, ob Livius nicht vielleicht den Namen Jllyriens darum nur für Pannonien gesetzt, weil derselbe damals allbereit vielen Provintzien gemein gewest. Weil aber dieses Alles auf keiner recht gründlichen Nachricht besteht, behält ein Jedweder die Freyheit seiner Gedancken Labey bevor. Ich wollte schier sagen, die Pannonier müssten dennoch von den Patentem Herkommen, und durch etwas veränderte Aussprache, nachdem sie von Macedonien ausgezogen, ihren Namen in Pannonier verwandelt haben: in Betrachtung, daß Pse-onia mitten in Macedonien gelegen, Macedonia aber vormals Emathia und Aemonia gemiaut worden; von Aemonia aber, meines Vermutens die heutige Stadt Laybach damals ihren Namen Aemona empfangen, als vielleicht der uralten Ma-cedonischen Könige Einer seinen Macht-Arm biß in Crain ausgestreckt. Denn daß ein gewisser Macedonischer König, nemlich der Cranaus, viel der umherligenden Länder mit Gewalt an sich gerissen, und gar weit geherrschet; ist allbereit in der Namens-Untersuchung erwehnet worden. Pannoniens Aber hierinn widersteht mir die Zeit, Nam ist darinn der Nam Pannoniens in den erst zur Zeit __________ ' a) Vid. Athenaeus ih. 6. Dei; nos. c. 5. Brauch gekommen. Denn wäre derselbe bCi Römer aus Paeonien in Pannonien verändert, weuwndig und der Pannonier ein Pflantz-Volck der worbcn Herübergegangenen Pseonter, so würden die Pseonter viel früher seyn bekandt worden, wovon man gleichwol in den Ge-schicht-Schrifften der Alten nichts vernimt, (ausbenommen beym Jornande) sondern vielmehr dieses, daß allererst zu der Zeit, da die Römer allbereit Jllyrien ihnen unterworffen hatten, der Nam Pannoniens in die Römische Erd- und Geschicht-Be-schreibung gekommen. Jmmafsen solches unter andren aus dieser Nachricht zu mer-cken, welche Cluverius in seinem alten Italien ertheilt, nemlich daß die Römer alles das Land, so zwischen der Donau, dem Adriatischen Meer, dem Norico und Mcestett gelegen (Histrien mit eingerechnet) Illyricum genannt; folgender Zeit aber sey ein grosses Stück desselben, von dem Gebirge an, biß zur Donau Pannonien, das übrige aber, zwischen dem Gebirge und dem Meer, Jllyrien geheißen, b) Also müssen wir die unfehlbare Anzeigung des Ursprungs Pannoniae einem andren überlassen, der etwan glücklicher seyn mögte, denselben zu entdecken. Gleichwol giebt mir dieses ein Nach-t>en(fett, daß Appianus meldet, die grosse Nation der Paeonier, so um die Donau herum wohnhafft, werde von den Griechen Paeones, von den Römern Pannonii, genannt. Denn es kann seyn, daß also der Nam Pannonia eher nicht bekandt werden können, bevor ihn die Römer nur erst aufgebracht; und dörfften sich die Pannonier selbst unterdessen anderst genannt haben, indem sie etwan schon eine ziemliche Zeit bey den Römern Panno-nes, entweder von dem Namen der Paeonum, oder von den zerschnittenen und zusammengestückten pannis, oder Tüchern ihrer Kleidung geheissen. Angeregter Cluverius hält dafür, die alte Pannonische Sprache sey Celtisch und sprach« t*r der Deutschen zum Theil gleich gewest, 1$annomer' und berufst sich deßfalls auf die Feder Taciti. Welcher doch solches in grossen Zweifel setzt, indem er fchreibt: „Ob die Aravisci von den Osis, welche Deutscher Nation sind, in Pannonien gekommen, oder ob die Osi von den Aravistis in Deutschland gezogen, ist, weil sie einerley Rede, Ordnungen und Sitten haben, un- b) Vid. ltoliae Antiquae r. 31. gewiß. Da er doch gleich hernach spricht: „Osos Panonica lingua coarguit, non esse Germanos, daß die Osi keine Deutsche sehen, zeigt ihre Sprach an, welche Panno-nisch ist. a) Daraus Cluverius nicht unbillig schliefst, Tacitus habe gezweiselt, ob man die Osos für ein Pannonisch oder Deutsches Bolck achten müsse, weil ihre Rede der Deutschen in etwas, und doch noch mehr schier der Pannonischen geglichen. Diesen Zweifel zur Gewißheit zu bringen ist allhie unvonnöthen, sientemal die Sprache allein kein gnugsames Zeichen deß Herkommens und Ursprungs ist, angemerckt die Ausrede in einerlei) Reich so veränderlich in unterschiedlichen Landschafften fallen kann, daß sich dieselbe kaum einander verstehen, wie das Exempel der Niderländer und Deutschen, imgleichen der Hoch- und Nider-Teutschen, als der Schwaben und Nider-Sachsen oder Lüneburger zu erkennen giebt. Denn wann Einer aus solchen Völckern zum ersten Mal in besagte Länder kommt, wird er ihre Sprache anfangs nicht sobald vernehmen, als der, welcher allbereit einige Zeit sich darinn aufgehalten. Was dießfalls die Pannonier betrifft, mag der Unterscheid ihrer Sprache von der Deutschen vielleicht auch wol daher rühren, weil vielleicht diß Bolck aus Macedoniern unti Celtis vermengt gewest, und daraus eine dritte Sprach entstanden; gleichwie noch heut in Crain die Scla-vonische Red-Art viel Deutsche und Jta-liänische Wörter mit unterlauffen lässt, und sich darüber andren Sclavoniern, welche die Sclavonische Sprache pur und lauter haben, nemlich den Crabaten und Dalmatinern so undeutlich machen, daß Jene einen Crainer nicht leicht verstehen. Der Gallischen Sprache ist dennoch dem Cluverianischem Bericht nach die Pan-nonische so gleich gewest, daß etliche der alten Scribenten dadurch bewogen worden, die ersten Stiffter der Scordiscer und Pannonier für zween leibliche Brüder auszugeben, andre aber die Scordiscos dem Gallischen Geschlecht zugeeignet, wie Athenaeus berichtet, b) Zu solchen Anzeigungen kommet über das diese noch, welche nicht gering zu achten, daß die Städte und Flecken der Pannonier einerlei) Namen gehabt, so unter allen andren Celtis im Brauch gewest, c) Womit also «) Tacitus in German, c. 48. 6) Lib. 6. c. 5. c) Cluver. Germ. Antiq. lib. 1. c. p. m. 51. Cluverius behaupten will, daß die Pannonier Deutsche gewest. Wovon doch meines Bedunckens ein gut Theil deß Nieder-Pannoniens, nemlichUnter-Ungarns, ausgenommen werden muß. Aber wie ge-meldt, die Sprach macht es allein nicht aus, wann nicht andre Zeichen mehr dabei). Ob nun gleich unser Crainerischer Historicus und Chronist der D. Schönleben sowol als Cluverius dahin schliessen, daß die Pannonier von den Deutschen entsproffen und Deutsche gewest, kann ich doch die Warheit zu bekennen, solches nicht so schlechts hin glauben ; in Betrachtung , daß wann sie urspringlich Deutsche wären gewest, die Römer ihnen aufs wenigste doch wol den weitläufftigen und allgemeinen Namen der Gallier, darunter auch die alte Deutschen vor I. Caesars Zeiten begriffen waren, mitge-theilt hetten. Derhalben ich vermute, es fei) dennoch der Pannonier etwan aus : dem Herzen Makedoniens, nemlich aus 5 Paeonia zu andren Ländern anfangs eingedrungen, und habe also mit der Zeit seine Herrschafft erweitert, biß gleichfalls ein Theil der Crainer ihm unterthänig worden; welche er vielleicht aus Paeonia mit Einwohnern vermehrt. Wiewol nachmals noch andre Celtische und Germanische oder Gallische Landschafften mehr unter den zunehmenden Namen der Pannonier mögen gerahten, und sowol als die rechte Pannonier von den Römern hernach auch Pannonier genannt worden seyn. Auf welche Weise man alsdann die Pannonier wol, wo nicht alle doch guten Theils für Germanier erkennen mögte; I weil ohne Zweifel der gehonten Pannonier oder Pseonier anfangs bei) weitem keine solche Menge gewest, als folgends durch ihre Bezwingung mehrer Länder unter ihrer Herrschafft, und aufgerichtetem Reich entstanden, indem sie dieselbe sowol unter ihrem Namen, als Gewalt und Botmässigkeit zu treten, genöthigt. Und in dieser Meynung, nemlich daß die Pannonier, ab sie gleich aus Paeonia entsprossen, dennoch nach ihrer Gebiets-Erweiterung meistens in Galliern oder Germaniern, geringem Theils aber in Illyriern und Macedoniern bestanden, weßwegen man denn endlich, weil bey : einem groffen Bolck das aus unterschied» ! lichen Nationen unter ein Haupt oder Corpo zusammen gebracht, dem grössesten Lebw»-Art ter Parmo mer. Tapferkeit ter alten Immuner. Hanffen in der Benennung der Vorzug gebührt, mol zugeben könne, daß sie alte Deutsche gewest, lasse ich mich nicht irren, die Lebens - Weise und Sitten, welche Dio Cassius den Pannoniern zueignet, da er schreibt: „Die Pannonier wohnen nahe bey Dalmatien Key der Donau von Norico bis an Mysiam, so in Europa ist. Und weil sie unter allen Menschen die härteste Lebens-Art führen (denn sie gemessen weder eines solchen Bodems, noch Luffts, der wol ge-temperirt wäre) so findt man noch Oel, noch Wein, ohn allein gar was Wenigs, welches dazu gantz sauer und herb ist, auf ihren Feldern. Sie leben mehren-theils im gewaltig-scharffem Winter, essen nur Gärsten und Hirse, daraus auch ihr Getränck. Um solches Alles uns gar wol bewusste, werden sie für die tapfferste Leute geachtet. Sie seynd sehr gäh-zörnig und auch überaus grausam, als die durch keine Delicatesse zur Freundlichkeit erweichet werden. Dieses habe ich nicht allein nur bloß gehört und gelesen, sondern auch würcklich erfahren, als der ich sie habe regiert." a) Damals mag es in Pannonien wol >> so gestanden, und ein so rauhes Wesen gewest seyn; fetziger Zeit würde Dio weder über den Feld-Bau, noch Wein-Mangel klagen. Denn zu damaligen Zeiten war gantz Deutschland in den Augen der Römer barbarisch, welches aber nunmehr aufs trefflichste bebauet, und auch zu einer viel leutseligem Lebens-Weise schon vorlängst gebracht ist. Ihrer Tapfferkeit wegen aber hat er Ursach, die Pannones zu loben. Massen auch nach ihm Appianus, derselben gleichsam ein unverwelckliches Lorbeer - Kräntz-lein aufgesetzt, mit diesen seinen Zeilen: „Die Paeones, welche also von den Griechen, aber Pannonii von den Römern benamset werden, seynd sehr berühmt wegen der Agrianer unter dem Makedonischen Kriegsheer, welche beym Könige Philippo und Alexandro im Kriege das Beste ge-than. (Agriani aber oder Agrianes waren gewiffe Völcker in, Paeonia oder Pannonien.) Als aber Cornelius wider die Paeones marschirte und in eine schändliche Flucht geschlagen ward, ward gantz Italien durch solches Gerücht auch mit a) Dio Casa. loc. s. cit. grösser Furcht und Schrecken geschlagen, also, daß hernach in tanger Zeit diejenige, so zu Rom die burgermeisterliche Regierung führten, sich nicht erkühnen durfften, die Paeones mit Kriege anzugreiffen." b> In solche Fußtapffen der Tapfferkeit, seynd in den nachfolgenden Jahrhunderten diejenige Slavi getreten, so man heutiges Tages Crabaten heifft, welche mit ihrem Sebel auf den Erbfeind manchen ritterlichen Streich thun, und auch im Jahr 1685 im Treffen bey der Essecker Brucken unter dem General Lesle so vortrefflich gejochten, daß die Niederlage der Türcken durch ihren mutigen An- und Nachsatz nicht wenig vergröffert worden. Und diesen haben unsre Crainer in den nechst ver-wichenen beyden saeculis nichts nachgegeben , als die zum Kriegswesen Lust tragen, und gute Soldaten abgeben. Es seynd aber die Pannonier vormals, bevor sie den Römern fußfällig worden, von ihren eigenen Königen regirt worden. Welches unter Andren Jemandes bezeugt indem er schreibt, der Römische Feldherr Lucius habe mit Hülffe der Macedonier Jllyrien samt deffen Könige Gentione überwunden, und zu einer Römischen Provintz gemacht, sey auch der von allen Römern der erste gewest, der biß an den Donau-Strom gezogen, und alle daherum gelegene Detter verheert habe; eben der-selbige Lucius habe gleichfalls dem Könige der Pannonier im Streit obgesiegt, und sein Land unter Römische Herrschafft gezwungen. c) Welches 166 Jahre vor Christi Geburt, und im 586sten nach der Stadt Rom Erbauung geschehn seyn muß, woferrn anderst Jornandes hierinn nicht irret, daß der Feldherr Lucius Pannonien in eine Römische Landschafft verwandelt habe. Db aber Jornandes gleich daran hette geitret, welches doch noch unerwiesen ist, so gedenckt dennoch gleichwol auch Vellejus Paterculus etlicher Pannonischen Her-tzogen, die von Andren Könige getitulirt werden, und spricht, gantz Pannonien habe um Frieden gebeten, soviel tausend frische und trutzige Männer, von welchen kurtz zuvor Italien sich der Dienstbarkeit besorgen müssen, hetten alle miteinander sich zu den Knien Tiberii nidergeworffen, von ihren höchsten Hertzogen Bathone und ij 6) Appian. in Illyr. 11 c) Jornandes de Regn. Success, c. 50. Pannonien hat vor Alters seine eigene Könige gehabt. Wie es unter die Römer gekommen. Pinete, wäre der eine gefangen worden, der andre hette sich durch Accord ergeben, «j Beym Sexto Rufo gefchicht eben fowol dieses Bathonis einige Meldung und wird derselbe von ihm ein König getitulirt, da er sagt: „Nachdem Batho, der Pan-nonier König bezwungen, ist Pannonien unser Eigenthum worden, und unter unser Gebiet gekommen. / Es haben auch die zwischen der San und Drav wohnhaffte Amantini, deren Gegend Pannonia Savia genannt ward, nach ob-bemeldten Jornandis Aussage ihren eigenen König gehabt, welchen die Römer getödet, und das Land an sich gerisien. Eben dieses berührt auch vor-angezogener Sextus Rufus. Denn der Römische Adler hat sich lange mit den Pannoniern her- “) Vellejus Patere. 1. 2. c. 110. & 114. ") Sext. Rufus. in Brev. um gebiffen, und unterschiedliche Kriege mit ihnen geführt, darunter der letzte auf die Könige Bathonem und Pinetem gefallen , und zwar zum Fall sowol ihres königlichen Hauses und Regiments, als deß gantzen Pannoniens, dessen Freyheit , über den letzten Streich zu Bodem, und unter das Ob-Gebiet deß Überwinders gesuncken. Inmassen hierauf die Römer, durch gantz Pannonien überall ihre Besatzungen verlegt, und es mit ihrem Zwang-Gehorsam gefesielt haben, biß ihre eigene Herrschafft hernach mit der Zeit auch sich geneigt. Wovon wir unter den Jahr-Geschichten etwas weiter reden wollen. Unterdessen soll hie ein alter Panno-nier nicht nach Dionis, sondern Lazn Vorstellung in seinem rauhen Peltz, auf dem Kupffer erscheinen. Siehe i Figur lit. L. 3)as VII. ®apiM. Von den Tauriscis, Scordiscis und Noricis, als vierdten Einwohnern deß Landes Crain, wie auch von Istria. gitali Was Lazius con dem Ursprünge dess Naurisciscben Kamens ausgegeben. Der Tauriscorum Benennung wird nach rieler Meynnng vom Stier hergeleitet. Gebirge welche man annoch die Nauru nennet. Wo die Osi gewohnt. Ob Steuer vom Stier seinen Kamen habe. Von wannen Cluverius den Kamen der Tauriscer herleite. Zeilen Hey-Stimme. Womit D. Schönleben behaupten wolle, dass die Tau-risci con den Tauris oder Stieren benamst fenen. Welche Megnung die richtigste sey. Der Kam Taurisci hat steh cor Alters viel weiter ausgebreitet. Recht eigend-liche Bedeutung dess Kamen Taurisci und Tauri, Mancherley Gebirge, welche Tauri geheisten. Von den Grentzen der Tauriscer. Was con d^rain Zu Tauriscia habe gehört. Herkommen der Tauriscorum. Taurunum oder Griechisch Weisten-burg hat seinen Kamen con den Tauriscis. Reiche Goldgrube ben den Tauriscis zu Polybii weiten. Beweis, dass die Taurisci Celtae und Gallier gewesen. Wann die Taurisci in Dannonien gekommen. Stumpffü Relation con den Tauriscis und Scordiscis. Megiseri Bericht con den Scordiscis. Was Claudius für ein Derg gewest. Tauriscische Boji ziehen den Macedoniern LN Hülste. Tauriscische Gallier werden com Könige Perseus gedungen wider die Römer. Die (ich aber nicht an Morten wollen begnügen lasten, und zum Aachtheil dess geitzigen Königs wieder zurück gehen. Kamens-Nrsprung dess Norici. Irriges Vorgehen wegen dess Norigis, als vermeynten Sohns eines Deutschen Herculis. Von der Stadt Noreia. Deweis aus dem Homero, dass der Kam Norici und Noreiae uralt fen. Fruchtbarkeit dess Norici. Grentzen dess Norici nach Plinii Beschreibung. Ptolomaei Bericht con den Komischen Grentzen. Warum man keine beständige Maste oder Weite selbiger Grentzen benennen könne. Welches der Berg Carvancas feg und wie weit er (ich herum lencke. Wo beym Plinio die Sau entspringe. Wie Diaconus das Noricum begrentze. Was für Völcker verstanden werden durch die Sevaces, Ambisontios, Ambidravos und Ambilicos. Durch was für Jandschastten Alaricus ins Noricum gegangen. Unterscheid zwischen dem alten und jüngerem Norico. Das Noricum ist eine Zeitlang von Königen regiert. Grausame Wüte der Köringischen Weiber wider die stegende Körner. Augusti «Freude über den Sieg wieder die Rh®tos und Noricos. Wie die Kömer das Noricum abgetheilt. Ob die Stadt Nürnberg zum alten Norico gehörig. Kordgau. Ursprung dess Kamens Istri®. Von den alten Grentzen Istri®. Plinii richtige Beschreibung der Istrianischen Grentzen. Warum Triest eine besondre Kepublic feint wolle. Irthmn der Grd-und Jand-Heschreiber wegen dess FlusteS Nauporti. Lizii Box_ gen »on V N°men« „a.UrlSCi Htnng. Jt ein Nam der Bölcker, über _ dessen Ursprung die Scribenten I streiten, so ist es der Taurisco-rum ihrer: sintemal sich über diesen gestössigen Volck - Nahmen die Federn sehr gegeneinander stossen, wiewol darüber eben kein Blut, sondern nur Dinte vergieffen. Und weil manchem Liebhaber der Geographiae (ober Erd-Beschrei-bung) solche Strittigkeit anzusehen vielleicht grössere Au gen-Lust, ja auch wol mehr Nutzens zur Erudition schaffen dörffte, als wann er der Spannier ihrem kurtz-weiligem Stier-Gefechte zuschauete, wollen wir allhie zuförderst von solcher Namens-Leit- und Bedeutung die unterschiedliche Sinnen der Gelehrten entdecken, und was in dieser fast tuncklen Materi das Scheinbarste sey, zuletzt auch nicht unangezeigt lassen. Lazius, ein Mann, der sehr belesen, aber in seinen Meynungen nicht allemal auserlesen, noch bedachtsam ist, will uns aus seinem vermeyntem Ceroso überreden. Tevras ein Bruder Jovis sey, nach der Sündslut aus Persia gezogen, wo der Berg Taurus, und deß ur-alten Volcks Tauri Anfang sich weise; derselbige sey nach langem reisen in Europa angelangt und habe sich daselbst zum allerersten nicht ferrn vom Ponto Euxino, (oder Schwartzem Meer) gesetzt, allda auch die Tyragetes, und der Fluß Tyras, von ihm .ihren Namen empfangen. Von diesen Grentzen habe er sich nach dem Donau-Strom ausgemacht, und allda die Stadt Taurunuin (so man jetzo Griechisch Wei-ssenburg Heist) beym Zusammenfluß der Donau und Sau gebaut, auch die Teu-riscos auf das Carpathische Gebirge gestellt, nachmals aber sey er, um nach fruchtbarem Ländern sich umzuschauen, in Deutschland gegangen, attivo das Reich Thüringen (wie er es nennet) von ihm gestisitet, und sowol die Teurisci, als Taurisci, in die Celtische Alpen hinver-Pflantzt worden. Aber das reucht ziemlich starck nach Fabeln. Was hat der Nam Thüringen mit den Tauriscis für Verwandniß? So ist auch der Ursprung deß Namens Thüringen so uralt nicht. Die Tyragetes aber werden (beyläuffig zu errinnern) beym Strabone Tyrigetae benamst b) und zwi- a) Lazius do Migrat. Gent. lib. 6. Salo. V. Buch. scheu der Donau und dem Dniester oder Nepper-Strom gepostirt. <-- Nicht viel beffers Ansehn hat dieses, das derselbige Lazius, von dem Schiff-Zeichen der Phoeenser vorbringt; nemlich diese Phocenser wären zu Schiffe in Gal lien gekommen, und hetten daselbst Massiliam gebaut ; hernach auch eine andre Stadt aufgerichtet,und dieselbe Taurinum genannt, nach dem Bild-Zeichen deß Tauri (oder Stiers), womit eines unter ihren Schiffen geziert gewest. Daß Massilia (Marseile) von den Phocen fern erbauet (oder vielmehr nachdem es zerstöhrt war, wieder neu-auf-gebauet worden, ist wahr; aber die Be-namsung der Stadt Torino, oder Tours, nach einem Bilde deß Stier-Kopffs am Schiffe, erlichtet. Dem sieht nicht viel ungleich, was Ammianus Marcellinus schreibt, da er von dem Ursprünge und Herkommen der Gallier handelt, Hercules deß Amphitruoni s Sohn habe sich schleunig ausgemacht, die zween grausame Tyrannen, den Geryonem, und Tauriscum zu vertilgen, deren Einer die Spannische Länder, der Andre die Gallische anfeindete, nachdem er Beyde überwunden, habe er viel Kinder gezeugt, und die hetten solche Landschafften, darüber sie nachmals herrschten, nach sich genannt. Wann nun solches sich also verhielte (wie denn Marcelinns sich auf der Einwohner Aussage, welche solches vor allen Andren gar steiff hetten behauptet und auch auf ihre Monimenten, denen es eingegraben, und von ihm daran gelesen worden, beziehet) so mögte Lazius noch wol bessern Fug haben zu sprechen, Tauriscia wäre samt seinen Einwohnern, den Tauriscis, von diesem Tyrannen Tau-risco benamset worden. Die gemeinste Meynung ist, der Nam Taurisci entspringe von dem Stier, der auf Lateinisch Taurus genannt wird, und unter diesem Namen der Tauriscer seyen allein die Steyrer verborgen. Es mangelt auch nicht gar an gelehrten Leuten, welche dieser Meynung das Wort sprechen. Der ertzgelehrte Velzerus beglüntzt dieselbe mit seiner Authoritet, indem er scheibt: Tauriscorum, quod inter pauca admirandum, nomen interiit, nominis interpretatio, in alia lingua, man- zo Strabo lib. 7. p. m. 189. c) Ibid. p. 203. d) Ammian. Marceli, lib. 15. c. 23. 12 Marcellini Fabel. Der 9$ am Taurieci wird von Etlichen her-gejeitet von Tauro einem Stier. Gebirge, so annoch den Namen Taurn haben. sit. Stiri sunt, ut ut mutatis aliquantum finibus, quod plerisque omnibus populis accidit. Stieri Germanis Tauri. „Der Tauriscer Nam ist, welches wo! billig vor vielen andren Sachen zn verwundern, untergangen, die Bedeutung deß Namens aber in einer andren Sprache verblieben. Es seynd die Steyrer, obschon die Gren-tzen (nemlich der alten Tanriscer und der heutigen Steyrer) ein wenig verändert worden, wie solches gemeinlich allen Völ-ckeru wiedersährt. Die Tauri heissen bey den Deutschen Stiere. «) Es lässt sich zweifelhafft ansehn, ob man schier nicht auch zu einem Mit-Stimmer dieser Meynnng den Megiserum Anziehen könne, welcher will „daß manche grosse Gebirge, so annoch den Namen Tanrn führen, solche von den alten Tau-riscis oder Steyrern her behalten haben, als Ehorn Tanrn, Rastater Taurn, Rau-riser Tanrn, Vellacher Taurn, Easteiner Tanrn, den man auch nennet Ehorn Tanrn, Ehrimbler Taurn und Rottman-ner Taurn." b- Denn es scheint zwar, als wolle dieser Scribent die Namen solcher Berge vielmehr von den Tanriscis, weder die Tauriscos von solchen Bergen benamsen. Doch bleibt noch etwas ungewiß, ob er es nicht vielleicht also nur nteyne, daß selbige Berge diese Namen von den Zeiten der Tanriscer oder Steyrer her annoch behalten ; und also hie mit eben keine Entscheidung gebe, ob vor Alters die Berge von dem Namen der Tanriscer, oder die Tauriscer ihren Namen von denen so genanten Bergen bekommen haben. Wiewol dennoch das erste fast vermutlicher seine Meynnng ist, weil er die Tanriscer und Steyrer sür Einerley setzt, da gleichwol nicht alle Tauriscer Steyrer seynd, obgleich alle Steyrer Tau-risci gewesen. Biel klährer erklährt sich hierüber der Ehren- Spiegel deß Ertzhanses Oesterreich in diesen seinen deutlichen und scheinbaren Worten: „Das Hertzogthum Steyer liegt im alten Norico oder Nordgau zwischen Hun-garn, Oesterreich und Kärnten, zu welchem letztem Hertzogthum es vor diesem gehört, wie Megiserus und Andre schreiben. Es haben vorzeiten in diesem а) M. Velserus lib. 2. Rerum Boicar. p. m. 44. б) Megiser. 1. Buch der Mrnterischen Thron, sap. 7: p. 39. & p. 8. Lande die Taurifct, aus Deutsch die Stierer gewohnt. C. Tacitus nennet in Pannonien, von welchem damals diß Land mit begriffen worden, die Völcker Araviscos und Osos. Da ist ohne Zweifel von den Schreibern das Wort Tanrisci in Ara-visci verkehrt worden, wie dann das andre Wort gleichsam das erste erklährt und ist Osi das alt-Tentsche Offen ; wie noch heut zu Tage die Nider Deutschen das hochdeutsche Wort Ochsen aussprechen. Also haben diese Völcker wegen ihrer Stärcke und Tapfferkeit entweder sich selbst von einem Stier oder Ochsen ge-nennet, oder von Andren diesen Namen bekommen. Es ist vermutlich, daß das uralte Wappen dieses Landes, nemlich das aufrechte weisse Panterthier im grünen Felde ans Ohren und Rachen feuer-flammend, vorzeiten ein Stier gewesen sey, wie dann solche Wappen-Verkehrungen auch bey andren Fürstlichen Familien nicht ungewöhnlich." cj Die Vermutung, daß die Steyrer ehe-dessen einen Ochsen im Schilde geführt, muß zweifels ohn daraus entstehen, weil dem Feuer-flammenden weissem Panterthier, ein Ochsen -Kopfs angebildet ist, welches ich aber für eine sehr ungewisse Anzeigung achte, daß die Steyrer deßwegen nothwendig entweder einen Ochsen zum Wapen gehabt, oder sich Stiere, das ist Ochsen genant, angesehn andre Wapen mehr einen Ochsen-oder Stier-Kopfs haben, und darum nicht gleich die Herren oder Familien sothaner Wapen Ochsen oder Stiere geheissen. Es führet ein gewisses Hertzogthum den Büffelskopff, da dennoch nie deßwegen seine Einwohner Büffel genant worden. Doch leugne ich nicht, daß es hie wegen deß dahin würcklich lautenden Namens Tauri und Stiers scheinbarere Farbe gewinne, wiewol man nichts de-stomeniger annoch keine Unfehlbarkeit hat, daß steyer und Stier einerley. Denn wie wann Steyer soviel als Steuer (Tribut und Schatzung) bedeuten sollte? Dieser Laut kommt trauen dem Namen Steyer viel näher als Stier, aber es scheint, die annoch übrige oberzehlte Namen der Berge, so sich mit der Sylbe Taurn endigen, ligen uns im Wege, daß wir mit der Deutung aus Steuer nicht wol fortkommeu dörfften. c) Aulhor deß EhreN'Spiegels 2, B. Cap. 3. am 175 Bl. Wo die Osi gewohnt. Ob Steyer vom Stier also genannt sey? , Daß das Wort Taurisci in Avarisci vielleicht verkehrt worden sey, durch Unachtsamkeit der Schreiber, ist keine ungereimte Vermutung; denn die Osi haben ein Stück von Schlesien besessen, und an der Oder gwohnt; wie Cluverius will, (denn die Schlesische Chronic Schickfussii achtet der^ Beschreibung Taciti gemäß zu sehtt, daß sie nebst Andren am Carpa-thischen Gebirge gelegen, gegen Orient. «) Aits Schlesien aber kommt man durch Mahren in Pannonien. Daher Tacitus biüig gezweiselt, ob die Aravisci von den Osis, einer Deutschen Nation in Pannonien , oder die Osi, von den Araviscis, tn Germanien gekommen. Und wann es nur ausgemacht, oder Zweisel-frey wäre, daß Osi soviel, als das Niderteutsche Wort Osten (Ochsen) so würde die Mntmastung noch mehr erstarcken, daß man für Aravisci, Taurisci lesen sollte, und Taurisci soviel, als Osi, oder Ochsen- und Stier-genannte Bölcker seyn müssten. Aber weil Schlesien vor andren Ländern in Menge deßRind-Viehes keinen sonderlichen Vorzug hat, bleibt solche Mntmastung in ihrer Schwachheit und Unkrafft ligen. . Unsrem U. Schönleben gefüllt eben sowol die Deutung aus den Stier am velten. und bekräfftigt er solches, daß die Taurisci von den Tauris, oder Stieren den Namen haben, wie wir bald hernach weiter vernehmen werden. Dagegen wollen Andre behaupten, den 1 auriscis sei) dieser Nam erwachsen von den Gebirgen, so man aus Celtisch Ta urn geheissen. Denn also schreibt hievon Cluverius ; daß dieser Name (der Tauriscer) ein abgeleitetes Wort, und nicht aus Gallia gebracht, sondern in dieser Gegend (nemlich in Pannonien und im Nordgau) «borit sep, bezeugen die Nordgauischen Berge^ zwischen den bepden Flüssen Drav und Saltzbach, so man insgemein Taurn nennet, und durch mancherlei) Bey-Nateti unterscheidet, als Krumlertaurn, Windischtaurn. Felbertaurn, Karntanrn, àlsertaurn,Rauristertaurn,Kasteintaurn, Bellachertaurn, Rahstätertaurn u. a. m., von dererNamen Zweifels ohn die beywoh-nende Bölcker in Celtischer Sprache genannt worden Thi Taurischen (die Tauri-ichen) daraus nachmals die Griechen und V ateiner gemacht die Tauriscos, wie aus «) Viä. Schicksuß im I. Buch Schlesischer Chronic Bl. 6 den Theutischen, bteTheutiscos. Denn auch die Scordisci sonder Zweifel eben sowol nach derselbigen Celtischen Nation R?d-Art die Scordischen genannt worden, von dem Gebirge Scordo, dessen Livius b) Meldung thut ; so aber bey andren Scribenten der Scardus ist zwischen II-lprien, Thracien und Moesten, woselbst vormals der Scordiscorum Sitz gewest. c> Soweit Cluverius. Hiemit stimmt allerdings Zeilerus in Beschreibung seiner Reise durch Deutschland übereilt, laut dieser seiner Worte: „Die Bölcker zwischen Deutschland und Italia, Item zwischen Gallia und Pannonia, neben der Donau, und in den Gebirgen sepnd vor Alters mit einem Na-men, thi Thaurischen, und von den Römern die Taurisci, wegen der Taurer oder Gebirge, item die Alpischen und Al-bischen, und von den Römern Alpini und Inalpini, von den Alben oder Alpen genannt worden. Unter welchen Taurischeii^oder Alpischen dann die Norici von der <£>tabt Noreia, wie Etliche wollen, also genannt, wie auch die Vindelici gewesen seyn". d) Aber unser D. Schönleben will hierinn dem Cluverio nicht beypstichten, sondern spricht: „Ich wollte lieber den Namen der Tauriscorum von den Tauris oder Stieren herführcn, die in diesen Gebirgen und bey diesen Bölckern sehr nützlich, weil man sie an stat der Pferde vor den Wagen spannt, und man ihrer auch daselbst eilte grosse Menge hat. Solches scheint auch der jüngere Nam der Styrorum (ober Steirer) zu bestetigen, die den alten La-teinisdien Namen der Steyrer verwandelt haben in den Deutschen Steyerer vom Stier, welches einen Taurum (oder Stier) bedeutet. Daher man auä) sagt, daß sie vor Alters einen Stier in ihrem Wapen geführt, an dessen Stelle sie hernach ein Flamm-speyendes Panter-Thier gesetzt. Zu dem verwundre ich mich, daß Cluverius meynt, das Wort Taurisci sey von dem Deutschen, die Taurischen, hergenommen , da vielmehr die Deutschen selbigen Namen von den Lateinern empfangen haben, und die Berge allem Ansehn nach von den Tauris genannt zu seyn scheinen. Er (Cluverius) hette sich erinnern sollen, 6) Lib. 43. c) Cluvcr. de Vindelic. & Norico c. 3. p. 727. d) Zeiler. Reisebeschr. durch Deutschland parte I. P. m. 18. Zeileri Beystimme. Womit D. Schönleben behaupten wolle, die Taurisci seyen von den Tauris oder Stieren benamst. Müntz-Bild eines Tau-risciers. Sihe die Figur lit M. daß die Lateiner diesem Lande den Namen Tauriscise gegeben, und daß mam keine Nachricht habe, wie die Deutschen in den alten Zeiten dasselbe genannt: woferrn sie es vielleicht gleichwie anjetzo Steyer geheisien, so ist es ausgemaät, daß es seinen Namen von Tauris (von den Stieren) habe und demnach glaublicher, daß sowol die Bölcker als die Berge von den Tauris, oder Ochsen und Stieren, also benamst worden." «.) Weil aber diesem Authori bekandt, daß noch mehr Bölcker den Namen Tauris-corum geführt, nemlich in Galia und Savoyen, und daß Lazius dafür halte, solche anderwärtige Tauriscer hetteu diesen Namen von den Ponnonischen Tau-riscern bekommen, imgleichen, daß auch Cluverius, ob er schon einen Unterscheid solcher gleich - benamten Bölcker erkennt, dennoch solchen gemeinen Namen derselben allein von denen Bergen herab holet, die bey den Deutschen hin und wieder Taurn genennt werden, ohnangesehn, das die Oerter und Bölcker unterschieden seynd, gestehet er (der Crainerische Chronist) endlich zwar soviel, es sey wahrscheinlich, daß etliche solcher Bölcker diesen Namen von den Bergen empfangen, andre von andren Begebenheiten und Ursachen, so unbekandt. Bon denen Steyrerischen Tauriscis aber schätzt er dennoch dieses für gewiß, daß sie ihren Namen nicht von den Bergen so man Taurn nenne, gleichsam zu Lehn tragen, sondern die Berge nach ihnen, den Tauriscis, die Taurn heissen, und wiederum die Taurisci selbst den ihrigen von den Tauris, oder Stieren, deren diß Land allezeit voll gewest, und zum Ackerbau sich gebraucht hat, weßwegen auch Styria (oder die Steyermarck) so vormals Tau-riscia gewest, diesen ihren Deutschen Na men von den Stieren genommen, und ehedesien einen Stier zum Wappen-Bilde gehabt, an dessen Stelle nachmals das Flammen - blasende Panterthier gekommen sey. 6) Dieser Meynung könnte noch mehr Gewigts zugelegt werden, durch ein vom Lazio im Knpsfer vorgewiesenes altes Müntz-Stück, daraus ein Tauriscier steht, der einem wilden Schwein mit seinem Jäger-Spieß, den Fang giebt. Hinter а) D. Schönleb. in Apparatu Carnioliae p. 21. a. б) Idem e. 7. Apparatùs p. 190. b. ihm steht auf einem aufgerichtetem Kreutz-Holtz ein Ochsen-Kopfs, i Allein so man die zu beyden Seiten i gegebene Gründe etwas besser betrachtet, ; borsite Cluverius tuoi recht behalten und ! die Tauriscier keines Wegs von den Stieren, noch die Berge Taurn von den Tau-I riscis, sondern die Taurisci von den Taurn i ihre Benennung haben. Denn erstlich : müssten sonst die Steyrer nur allein ; Taurisci seyn genannt worden, und keine andre Nationen mehr, wann von dem - Wort Stier den Einwohnern der Nam Tauriscus wäre zu Theil worden. Giuli verius bemühet sich solches ausführlich zu |l beweisen, der Nam Tauriscus habe gleich-j[ falls die Vindelicos, das ist, etliche Baye-; rische und Schwäbische Bölcker mit ein-jj geschlossen. Das macht ihm gedachter ;j unser Lauteinischer Author disputirlich, und beweiset, daß der Spruch Plinii, welchen Cluverius für sich angezogen, wider Clu-verium laute, indem er die Rhaetos und Vin-delicos nur conterminos Tauriscis nenne. ; Nun hat zwar, was diese Zeugnissen \ aus dem Plinio betrifft, dieser Scribent solche mehr aus seiner Seiten, und Clu-j! verius, wie es scheint, die Meynung derselben in der Eile nicht gnugsam betrachtet ; aber Cluverius beziehet sich nicht auf Plinium allein, sondern auch auf den j Polybium, Appianum und Stephanum, I welche gedachter Author hingegen Hiebei) mit Stillschweigen vorbei) geht. Dieses ist gewiß, daß Plinius zwar durch die : Tauriscos die Steyermärcker versteht, aber in solchem Verstände, wie zu seiner Zeit das Wort Taurisci genommen ward, nemlich in viel eingeschränckterm als vormals, da dieser Nam auch andre Berg-Völcker umfasste. Cluverius redet von vormaliger Weit-schweiffigkeit dieses Namens, und beschreibt dieselbe doch noch so lang und weit nicht, als wie sie vor Alters gereicht, wann er sprid)t, alles Illyrisches Volck deß gantzen Strichs, so zwischen Deutschland und Italien, wie auch zwischen Franckreich und Pannonien langst der Donau und in dem ' Alp-Gebirge sich gestreckt, sey zu den äl-l testen Zeiten Taurisci benamst worden von der Situation deß Landes, so auf Idem Alp-Gebirge lige, und selbige Berg-Wohner habe man in ihrer Sprache d t e Taurischen genannt, gleichwie sonst auch mit einem andren Namen Thi Alben Welch- Meinung die wahrscheinlichste sey. Der Naw Taurisci reichte vor Alters viel weiter. ■ % und Alpen, welche Namen auch noch bey den Teutschen gantz völlig beharren; deswegen betten die Römer alles Taurisci-sches Volck Alpinos & Inalpinos populos genannt, gleichwie selbige Völcker sich untereinander selbst, ohne Zweifel thi Alpi-sehen und Albischen geheissen; denn daß der Tauriscorum Rain noch weiter gegangen, sindt man bei)in Strabone. Welcher, ob er gleich insgemein ourch die Tauriscos, Steyrer und Karnter meynet, dennoch auch in Thracien Tauriscos setzet; dann sr schreibt: Permixtae sunt Thracibus intra Istrum colentibus Gallicae gentes Boji, & Scordisci, & Tanrisei. Denen Thraciern (oder Ratzen) so innerhalb der Donau wohnhasst, seynd die Gallische Völcker Boji und Scordisci, und Taurisei vermengt« Welches bescheinigt, daß auch ausserhalb dem borico, Tanrisei gesessen. Gleiche Meynung hat es auch mit Plinii Anzeigung, den er nimt den Namen Tauriscoruin in enger Bedeutung sur diejenige Völcker nur, welche man bey seiner Leb-Zeit hauptsächlich damit bemerckte. Die Alpinische Völcker in der Schweitz nannte man eben sowol Tauriscos. Und Polybius setzt die Reliquien der Tauriscer bey dem Ursprünge deß Flusses Rhodani (oder der Rhone.) a) So seynd gleichfalls die Savoyer Taurini und Tanrisei, wie Stephanus und Ortelius beglauben, einerlei). Weil dann der Nam Tanrisei so vielen Völckern, und nicht den Steyrern allein zugeeignet worden, kann die Ursach desselben nicht den Tauris oder -stieren am Schweisse hassten. Denn man sindt der Länder mehr, da es deß Rind-Viehes die Fülle gibt, welche doch darum niemals Tau-risci benamst worden; hingegen auch Länder, da der Ochsen und stiere kein Überfluß, als zum Exempel in Savoyen, a) Polyb. I. 3. & 4. Plutarch. in Marcello. Oro-iius lib. 4. c. 13. Sabellic. Ennead. 4. lib. 6. deren Einwohner dennoch auch Taurisci geheissen. So sind es ja auch die Steyrer allein nicht, denen die Stiere zum Feldbau eine nützliche Arbeit thun; man lässt sie nirgends seyren, weil überall Salamonis Nede zutrifft: „Wo nicht Ochsen sind, da ist die Krippe rein ; aber wo der Ochs schäfftig ist, da ist viel Einkommens. «) Das vormalige Steyerische Wapen giebt auch nicht Beweises gnug, angesehn der Wapen mehr seynd, die einen Stier führen, und doch nie Taurisci deßwegen geheissen. Und gesetzt die alte Einwohner in Steher und Kärndten hetten sich auch allbereit damals Steyrer genannt, so wäre doch solches noch wie der Schönleben ver-meynt, nicht ein unbetriegliches Anzeigen, daß die Taurisci ihren Namen von den Stieren gehabt. Dieses mag endlich wol seyn, daß Steyrer nach der Zeit, nein-lich als man den Namen Tauriscia lieber in Deutsch haben wollen, Stier genannt worden, weil Taurus zu Latein ein Stier heisst, und man den rechten alten Ursprung der Berg-Wörter Taurn, Taurus, wie auch derer daraus entstandener Nation-Wörter Taurini und Taurisci vielleicht nicht mehr gewusst; aber so lang die Steyrer mit unter dem Lateinischen Wort Taurisci und Taurini begriffen gewest, haben sie ohn allen Zweifel solchen Namen von den Alpen oder hohen Bergen, und die Berge nicht von ihnen bekommen. Daß der Nam Taurisci von den alten Celtis selbsten vielleicht wie Cluverins erachtet, bürtig sey, lautet so gar unge- ; reimt nicht, denn es kann gar wol seyn, daß die Celtae, Gallier und Germanier (wie man denn auch in Deutschland etliche Gebirge Tauros genannt) nachdem sie entweder von den Griechen oder Phoeniciern erfahren, daß man die hohen Berge Tauros hiesse, ihre aus den Bergen wohnende Landsleute zuletzt die Taurischen, daß ist, die aus- oder an den Taurn (oder Bergen) lebende Leute genannt. Welches hernach die Lateiner nach ihrer Art ausgesprochen und Taurisci für Taurische gesagt. Sonst aber ist gantz gewiß, daß weder die Celtae nach Cluverii, noch die Lateiner nach un-sers Crainerischen Scribenten Meynung den Namen Taurisci und Taurn zum allerersten ein geführt, sondern zu erst die d) Proverb. 14. v. 14. Phoenicier, hernach die Griechen, dem-nechst die alten Celtae, von diesen die Römer, und wiederum von den Römern die jüngere Gallier und Germanier aus gewisse Art entliehen. Denn wie Stephanus zeuget, so findt man schon beym Eratostene die Teriscos. Und Strabo, als ein Griechischer Scribent, hat den Namen Taurisci nicht von den Lateinern, sondern Griechen erlernet. Welcher beglaubt, man habe die Tauriscos sonst auch Liguriscas und Taurist as benamst. Damit wir aber klärlich zeigen mögen, der Nam Taurisci und Taurini entspringe zwar von dem Wort Tauro und Taurn, doch aber nicht mit der Bedeutung eines Stiers, so wollen wir nur die Syrer, Chaldaeer und Phoenicier fragen; die werden uns lehren “ffci tur oder taur heisse bey ihnen ein Berg, und ein jeglicher Berg werde in ihrer Sprache Taur genannt. So wird auch der Araber einen groffen Berg el tor heissen. Weil nun der Asiatische Welt-rüchtige Berg Taurus der berühmteste in der gantzen Welt war, ward ihm in vortrefflicher Bedeutung (per exellentiam) solcher, sonst allgemeiner Nam zu eigen gegeben. Und hat man nichts destoweniger doch auch anderswo , manchen hohen Berg Taurum ganannt, \ entweder nach dem Asiatischen Gebirge Tauro, oder nach allgemeiner Bedeutung deß Berg-bedeutenden Worts Taur. Welches Wort, wie viel andre, aus Syrien zu den Griechen, und aus Phoenicien zu den alten Celtis, nemlich Galliern und Germaniern gelangt, und die grossen Berge oder Gebirge hin und wieder insgemein benamset hat, wiewol mehrmaln zum Unterscheide mit Beysügung deß Orts, da der Berg gelegen, als Krümler-Taurn, (oder Krnmlecht - Taurn) Korn-Taurn, Radstratter-Taurn rc. Sollten nun solche Berge ihren Namen von Tauriscis, und die Taurisci von den Tauris oder Stieren haben, so müsste das grosse Haupt-Gebirge Taurus, welches Asien in zwey Theile schneidet, gleichfalls von den Tauris oder Stieren seinen Namen erhalten haben, der Berg Taurus, im steinigten Arabien am roten Meer, da gewißlich der Stiere eine schlechte Menge ist, müsste gleich'alls den Stieren seine Benennung haben zu dancken, das Sicilianische Vorgebirge Taurus an der See, welchem die Sicilier diesen allge- Eigmdliche Bedeutung deß Namens TflU' risei und Tauri. Mancherlei Gebirge so Tauri ge heyffeu. meinen unb von ben Phoeniciern entliehenen Berg-Namen zum Eigen-Namen gegeben, begleichen beß Jornandi Dntrus in Sarmatia Europaea an bem Maeotifchen Meer-Pfnhl (Mar bianco unb Carpaluc heut genannt), eben forool ber Tanrns-genannte Berg Tauricae Chersonesi bey m Herodiano, nicht weniger ber Berg Taurus an ben Grentzen ber Cattorum (ober Hessen) beynt Tacito, ans gleichem Recht. Welches boch feinen vernünftigen Fug hat. Derhalben ist ber Berg-Nam Tanrns von ben Syrern zu ben Griechen, von biesen zn ben Lateinern, unb von beit Phoeniciern in bas alte Celticam gelangt, unb gar wol glaublich, baß biejenige Selten, welche nicht an ben Alpen gewohnt, benen anbren, so an- ober ans ben Alpen gesessen , ben Namen Taurischen gegeben, von benen hernach bie heranziehenbe Römer solchen vielleicht aufgefasst, unb nach ihrer Aussprache Tauriscos brans gemacht. Nach* bem aber bie Römer lange Jahre im Norico ober Tauriscia beherrschet, unb bie rechte Bebeutung beß Namens Tau-risci ober desselben Ursprung sowol ben Römern als Galliern entfallen, seynb beyde (zumal in ber Steyermarck) ans bie Gebattcfen kommen, es käme ber Nam her von ben Tauris ober Stierem, bacher man enblich sürTaurisci Stierer, unb endlich Steyrer gesagt. Ober ba gleich nicht bas Tentsche Wort bie Taurischen von ben Römern in Tauriscos veränbert, sonbern bieses Letzte von beit Griechen zu ben Römern, unb von ben Römern zu ben Deutschen gelangt wäre, so kann bett-noch enblich angebenteterMißverstanb braus erwachsen seyn, baß man bie Stiere für bie vier-fnssige Stamm- unb Ur-Bäter solches Namens (nicht aber ber Lente) geachtet. Wierool mich bas Erste glänb-licher ansiehet, nemlich baß bas Wort Tanrisci vielmehr von ber Reb-Art betasten Deutschen, Tlii Taurischen entquollen seh, unb nach gleicher Weise bie Bölder-Ramen Scordisci, Aravisci, u. a. m. Aber es ist hiemit von bem Ursprünge unb ursprünglichen Deutung beß Namens Tanrisci einmal gnug, unb vielleicht für diejenige, welchen die Zeit zu lang babey tottb, wenn man bas, was bie Zeit hat zugescharrt, wieber aufzngraben unb zu durchsuchen beflissen ist, ein wenig mehr als gnug. Eine Geschieht - Schrift aber mut3 stets nach bem wahren Grunde trach- ten, zumal in solchen Sachen, unb ihr äusserstes thun, baß sie dasjenige, was bas Alter verborgen hält unb versperrt, wieber eröffne, unb von gänzlicher Ans-leschnng möglichst rette. Jetzo wollten wir nun auch gern bie Grentzen ber Tauriscer angeben, allein bie werben sich schwerlich von uns erzielen lassen. Denn wie unser Chronist (bttrch welchen ich stets ben D. (Schönleben verstehe) gar recht saget, ber Tan-riscer Nam ist entweber so alt ober so kurtzwährig gewest, baß keiner unter ben alten Geograpltis bie Grentzen beffelben angezeigt. Wierool meines Bebnnckens hieran auch bie Weitschweifigkeit solches Namens schuldig ist, weil bieselbe vorbe-beuteter Massen mehrern Bölckern gegeben worben, weber unser Chronist gestehn will, ba es boch gleichwol ans beit alten Scri-bentett also erfinbtich ist. Er zwar ver-meynt, bie Ursach set) bieses, baß ber Noricorum Nam an ber Tauriscorum Stelle gekommen. Das mag etwas seyn, aber nicht Alles, es mag etwas gelten berer Orten, bie hernach beit Natnen beß Norici angezogen; denn in Thracia unb theils anbrer Gegenbett, ba man gleichfalls etliche Bölcker Tauriscos genannt, ist ber Nam Norici nicht gewest. Wären aber bie Tanrisci burchgehenbs mit ben Noricis einerlei) Bold gewest, so würbe matt mit den Grentzen ber Noricorum auch leicht Tourisciam messen ; aber baztt wollen etliche Zeilen Strabonis nicht allerdings stimmen, inbeut er, wie vorhin gebacht, in Thracia etliche Gallische Bölder, nemlich bie Lojos, Scordiscos unb Tauriscos setzt. Unb an einem anbren Ort schreibt gemelbter Srabo : „Nach bem innerstem Bnsem ober Windel beß Abria-tifchen Meers zu, unb an ben Oertern bet) Aquileja wohnen etliche ber Norb-gauer (Noricorum) unb ber Carnorum. Zu ben Noricis gehören auch bie Taurisci." Werben also in biesen Strabonischen Worten bie Taurisci gegen ben Noricis gerechnet , wie eilte gewisse Gattung gegen bem allgemeinen Geschlecht (ut Species ad Genus). Unser Chronist glaubt berhalben in Betrachtung dessen, es seyen Taurisci allein diese Bölder gewest, welche von Mittage anzufangen, hinter ben Iapibiern an dem Gebirge Caravanca gewohnt, mtb durch bas heutige Ober-Crain, wie auch durch ein Theil von Kärnten unb Steyer, Bon bot Jrentzoi der Taurycer. und von dem Saltzburgischem Gebiet in den Gebirgen, ziemlich eingezogen und eng gewohnt; ihre Grentzen aber möge gleich-wol Niemand so gar richtig und voll-kömmlich wissen, weil vermutlich ihr Name entweder so ertz-alt, oder auch gar bald in Abgang gerathen, bevor diejenige geo* graphische alte Autbores, die zu haben seynd, angefangen zn schreiben. Aber er schnürt ohne Zweifel die Tau-riscos gar zu enge ein, indem er ihnen nur ein Stück von Steyer und nicht vielmehr gantz Steyer zurechnet; zumal, wann die Namensleitung der Steyer von dem Stieren Herkommen sollte, zu geschweigen, daß er ein Stück .von Vinde-licia imi) Rhsetia, dem ältesten Taurisciae abschneidet, und darinn vergeblich dem Cluverio widerspricht. Denn ich rede hie; nur von denen Tauriscis, so im Nordgau meistens begriffen gewest. Uberdas bestndt sich auch dieses gantz anderst, daß der Tauriscier Nam erloschen, bevor die Geograplii, so man heut noch hat angefangen zn schreiben. Denn obgleich Plinius auf den er hauptsächlich hierinn stehet, das Wort quondam dazu setzt, (quondam Taurisci appellati) ! wenn er der Tauriscer gekuckt, so hat Strabo doch vor dem Plinio geschrieben, nemlich unter der Regierung Tiberii, da Jener allererst unterm Vespasian seinen Schreib-Griffel geführt und gedeckt gleich« tool Strabo dieser Nation also, als daß ' zu seiner Zeit unter diesem Namen ihrer noch ein Theil übrig gewest. So hat ja auch schon viel länger noch zuvor obbe rührter Massen Eratostbenes allbereit der jj Teriscorum erwehnt. Daraus dann er- : scheint, daß nicht alle alte Geographi erst angefangen zu schreiben, als der Taurist corum Nant bereits sich verlohren. Denn als Strabo angefangen zn schreiben, hat sich der Tauriscer Nam noch nicht gäntz-itch, obgleich guten Theils geendigt. Unterdessen ist dieses gleichwol wahr, weil damals, nemlich bet)nt Leben Strabonis, der Nam Norici gar starck aufgekommen, und bereits einen guten Theil von Tauriscia überzogen, oder allbereit brauch« und üblicher worden, als das Wort Taurisci; hingegen das Noricum gleichwol nicht Alles annoch begriffen, was Tauriscia geheiffen, noch das alte Tauris-cta Alles, was dem Norico angehangen, ausgefüllet, daß daraus bey den Geo- graphis gar leicht eine Verwirrung oder Ungewißheit der eigendlichen Grentzen der Tauriscer entstehen können. Angemerckt deßwegen auch Strabo, wann er die Tau« riscos berührt, solches mit solcher Manier thut, daß er bißweilen dieselbe allein setzt, bißweilen aber sie als ein Theil deß Norici, und ein andres Mal als Vorgänger der Noricorum betrachtet. Zum Exempel. Den Ort Nauportum (oder Ober-Laybach) so ans Crainerisch Verchnik heisst, nennet er eine Pflantz-Stadt der Taurist corum, in diesen Worten: Post promontorium ex Aquileja conscendentibus stadia sunt 350. ad quam rhedae perducuntur. Ea vero est Tauriscorum Colonia a) Uno in seinem 4 Buch schreibt er: Noricorum sunt etiam Taurisci. In solcher Rede betrachtet er sie wie ein Volck, das annoch unterm Namen der Tauriscer lebt, und zwar in dem letzten Spruch, wie einen Theil der (damals nemlich schon sehr erwachsenen) Nordgauischen Nation, derer Nam dermassen allbereit überhand genommen, daß der Tauriscer ihrer desto genauer zusammen gegangen. Und wegen solches erhaltenen Vorzugs deß Nordgauischen Namens führt er eben die Tau« riscos bißweilen also an, als eine gewisse Gattung deß Norischen Geschlechts, oder Theil und Glied deß Nordgauischen Körpers, so nunmehr zum Theil unter dem Namen der Noricorum, als unter dem Gantzen, mit begriffen set), und deßwegen auch mit solchem ausgebreiteten Namen deß Norici umfangen werde, daneben aber gleichwol seinen besondren eigenen Namen der Tauriscorum annoch behalte. Ich sage aber darum z u nt Theil, weil er mit denen Worten, die im Appa-;j ratu Carni olite Antiquae angezogen worden, nicht alle Tauriscos meynet, wann er spricht Circa Aquilejam ; maxime in Tuariscis, qui Norici dicuntur Le. tote es zwar unser Author ausgenommen ; sondern allein die jenige Tauriscos nur, welche damals auch Norici genannt wurden. Denn sonst gedenckt er, wie vorhin erwehnt worden, auch etlicher Tauriscorum, die ausser den Noricischen Grentzen fassen. Derhalben müssen diese Worte: qui Norici dicuntur, nicht so mißgedeutet werden, als gingen sie auf alle Tauriscos, gleich als ob alle Taurisci damals schon a) Strabo lib. 7. Wären Norici genannt; denn sie haben ihr Absehn auf selbige Tauriscos nur die um Aquilegia wohnten, und zu den Tauriscis Noricis, das ist zu solchen, welche im Norico lagen gerechnet wurden. Und werden also hiemit andresTaurisci, so nicht Norici oder Nordgauische Taurisei genannt wurden, oavon ausgeschlossen. Diesem nach kann man nicht daraus schliessen, daß der Nam Tauriscorum bet) Strabonis Zeiten nicht mehr im Gebrauch gewesen; angemerckt man damals allerdings die Tauriscos Noricianos auch noch zur Unterscheidung von andren Bölckern, die gleichfalls im Norico lagen, bey ihrem absonderlichem Eigen-Namen nannte, gemeiner Betrachtung nach aber Noricos hieß, als Gliedermassen deß Norici. Aber hernach zu Plinii Zeiten mag der Tauriscer etwan wol mehrentheils schon von dem Namen der Noricorum verschlungen seyn. So kann man denn nicht wol füglich schliessen, ob wäre mit anfangender Römischer Monarchia der Nam Norici gleich in Tauriscise Stelle getreten; sondern vielmehr, daß beyde noch eine Zeitlang beieinander stehn geblieben, biß der erste endlich gar erloschen, und dem letzten den Platz allein gelassen. So bleibt demnach die Haupt-Ursach, warum die Grentzeu deß alten Tauri-sciens sich nicht richtig und gewiß zeigen lassen, nicht so sehr eine gar geschwinde Verschwindung solchen alten Namens, als die Vielfältigkeit der Unterschiedlichkeit der Oerter und Völcker, so man Tauriscos und Taurinos geheissen. Es gewinnt auch aus dieser Erörterung ; einen guten Schein, daß die Grentz-Be Nennung Tauriscise, welche oben aus unsrem Chronisten ward angezogen, für alle diejenige Völcker, so man Tauriscos geheissen, allzu genau beschnitten, und nicht ein Mal aller derer Tauriscer, die im Norico gelegen, vollkömmlich fähig setz, geschweige dann der Tauriscer in Thracia, wie er selber hernach auch zu verstehen Mebt, und auch derer in Vindelicia und Rhaetia, da er gar keine Tanriscer wissen will ; ohuangesehn doch auch die Allobroges ober Savoyer, und theils Oerter in Vindelicia solches Namens vor Alters würck-lich theilhafft gewesen. Weil aber doch gleichwol die fürnehmste, berühmteste und eigendlichste Taurisci in den Grentzeu, die er gestellt, enthalten, lassen wir es den- Valv. V. Buch. noch bey seiner Grentz-Entwersfung in der-gleichem Verstände bewenden. Die er zu letzt mit nt ehr er Erklährung also wiederholt : „Man muß gläuben, diejenige Völcker seyen Taurisci gewest, die von Mittage gegen Mitternacht, hinter den Iapidieru den Berg Caravancam, von beyden -Leiten biß an die Alpes Rbseticas, bey den Carnis bewohnt, und ein Stück von Kärudten, wie auch gantz Ober Steyer, samt einem Theil deß Unteren eingenommen. Daher zu gläuben, daß in Crain die Stadt Vercbnik (oder Ober-Laybach) Pillichgrätz, Loch- oder Locstadt (Locopolis), Crainburg, Wochein, Rattmannsdorfs, Neumarckt, und was an Kärndten rührt, den Tauriscis zugerechnet worden ; wieviel aber von Kärndten und Steyer dazu gehört habe, das lässt man Andren zur Untersuchung heimgestellt :c. Von denen Tauriscis aber, welche nebenst den Scordiscis in Thracia gewohnt, muß man eben das urtheilen. was von den Galliern, die sich in Asien gesetzt, und hernach Galater genannt worden, nemlich, daß es Colonne, daß ist, ein solches Volck, so aus Tauriscia dahin gezogen oder verpflantzet worden; nicht aber, daß jemals Tauriscia sich biß in Thracien erstreckt hette. Dieses mögte von den Thracischen Tauriscis wol geschlossen werden, daß sie nemlich von denen Pannonischen Tauriscis hergekommen; aber von denen, so in Bayern, Schwaben, Schweitz und Savoyen, nach Cluverii Meynung gewohnt, lässt sich nicht wol vermuten. Ja! es steht auch noch dahin, ob die Pannouische Tan risei nicht vielmehr ihre Ankunfft von denen in Thracia haben mögten. Doch woserrn der Nam Taurn, von den Phoe meiern, zu denen Berg-Völckern am Adriatischen Meer am ersten gelangt, so ist deß Authors Meynung hiermit am vermutlichsten, nemlich, daß aus Pannonien nach Thracien, ein Tauriscisches junges Geschlecht verpslantzt sey Jmfall aber, aus Griechenland das Berg-Wort Taurus am ersten nach Pannonien geflogen, dörrten wol in Thracia eher Taurisci gewest seyn, weder in Pannonia. Die recht eigendliche Zeit aber nam kündig zu machen, da dasjenige Land, wo mit das Nordgau umfangen war, den Namen Tauriscise und Norici erworben, a) Yid. Apparatum Carniol. Antiqua; p. 22. 13 Was von Crain zn Taurisci» gehört habe. Bon dem Ursprünge und Herkommen der Tauri-óuorum. wird nicht wo! möglich fallen; weil keine alte Scribenten davon gründliche Nach-1 ticht geben. So weit kan man einer ver-nünfftigen Mutmassnng doch wol trauen, daß die Taurisci ihren Ursprung von den Celtis haben, und als gantz Celtica in einerlei) Länder zertheilet worden, damals auch diesen Ländern in- oder am Gebirge, und den Alpinischen Leuten der Nam Tauriscorum angehangen, nach Veraltung desselben aber nicht lange vor Christi Geburt der Noricorum Nam dafür aufgekommen, nemlich nach viel-bemeldten Au-thoris Meynung, die er aus diesen Worten Plinii geschöpft: Juxtaque Carnos quondam Taurisci, nunc Norici. «) Welcher wir gern beypflichten, doch mit diesem Beysatze und Erweiterung, daß nicht nur den Stehrischen und Kärnterischen Berg-Bölckern in Pannonien, sondern eben sowol denen Berg-Bewohnern in Vinde-licia, Savosen, Veltlin, Tyrol und Salzburg, der Nam Tauriscorum gleich also-fort gemein worden, in Betrachtung, daß man ihre hohe Gebirge anfänglich eben sowol Tauros bet) uralter Zeit genannt, und hernach daß eine kurtze Zeit vor Christi Geburt der Nam Tauriscise zwar auge» sangen haben mag, in etwas zu ertun-ckeln, indem der Nam Norici allgemach Heller geleuchtet, doch darum nicht gäntz-lich ertunckelt noch gar aus dem Gebrauch gewichen sey vor der Regierung Kehscrs Vespasiani, unter welchem Plinius gelebt. Und hierinn giebt sich unser Lateinischer Chronist nachmals selbst, also, daß er endlich fast zu unserer Meynung sich neigt, wann er spricht: Strabo Nauportum nostrum appelavit tauriscorum coloniam b) Quid si, Strabonis setate adhuc in usu fuisset nomen Tauriscise, & postmoderni transiisset in nomen Norici, quam vis etiam Noricorum meminerit Strabo ? „Strabo nennet unser Nauportum oder Ober-Laybach, Tauriscorum Coloniam eine Pflantz-Stadt der Tauriscer. Wie wann der Nam Tauriscise, zu Strabonis Zeit noch im Brauch gewesen, und Hernach erst in den Namen Norici verändert wäre, obschon Strabo auch der Noricorum ae- ; denckt?" c) Ja daran ist nicht ein Mal zu zwei- I feln, und eben das, was wir bißhero er- i strebt haben. a) Plin. lib. 3. c. 20. 6) Strabo lib 7. cj Apparatus Carniol. p. 189. * Er zeucht folgends den Ort Strabonis an, wo derselbe unter die, denen Thra-ciern eingemengte Gallische Völcker, nebst den Bojis und Scordiscis, auch die Tau-riscos setzt, und erinnert dabet), es rede daselbst Strabo von denen Tauriscis, die innerhalb dem Zusammenfluß der Sau und Donau wohnhafft, welche nach deß Authoris Gedancken, von den Alpinischen (oder Alpischen) Tauriscis dahin gezogen; daher auch Ptolomseus gedenckt, die Stadt Taurunum, (so man heutiges Tags Griechisch Weissenburg heisit), sey nach selbigem Volck also genannt, d Also kommt es doch Alles endlich noch auf unsere Meynung, und auch dieses zugleich mit in Ungewißheit, ob nicht eben sowol bey Plinii Zeiten der Tauriscorum Nam noch gestanden, und nicht gäntzlich annoch verfallen gewest. Massen der Au-thor selbst zu dieser Ungewißheit Anlaß giebt, indem er diese Plinianische Worte den vorigen Strabonischen, und dem Zeug-; niß Ptolomsei unmittelbar anhenckt: Mons j Claudius, cujus in fronte Scordisci, in Tergo Taurisci. „Vorn am Berge Claudio l ligen die Scordisci, hinter demselben die I Taurisci. e) Denn obgleich etlicher andrer Orten Plinius das Wort quondam (vormals) zu den Tauriscis setzt, lässt er doch an jetztangezogner Stelle solches aus, ; und giebt uns damit zu mercken, es habe auch zu seiner Zeit einiges Volck annoch ; den Namen der Tauriscorum geführt. Nichts destoweniger wird unser Author, ! der in seiner schweren und fast tuncklen ; Materi etwas variabel scheinet, alsosort hernach wiederum wendig, und aus etlichen andren Zeilen Strabonis schlüssig, die Taurisci und Norici wären einerley j Volck, und der Tauriscorum Nam älter, als der Noricorum gewest. Welches aber j oben von uns anders erwiesen ist, nemlich, daß zwar die Pannonische Taurisci, tuie-tool nach und nach mit den Noricis einerley Volck worden, andre Taurisci aber darum nicht. Er hat sich zwar hiezu sonderlich bewegen lassen durch diese Zeilen Strabonis : Auctor est Polybius, suà aetate, circa Aquilejam, maxime in Tauriscis, qui Norici dicuntur, solum auri ferax inventum fuisse : „Polybius zeugt, daß bey seinen Lebzeiten um Aquileja (oder Aglar) bevorab bey den Tanriscern d) Ptol. 1. 2. c, 16. e) Plin. lib. 3. c. 25. Taurunum ober C'rie chisch-Wn!-senburg ist von ben Tauriseis also genannt. welche Norici genannt werben, ein Golb-Bergwerck (ober Erbreich, so Golb-Minen hat) gefunben sey. <*) Denn hiemit rney-net er, werbe bewehrt, baß bie Tanrisci unb Norici einerlei) Volck, unb jener ihr Nom als vormaliger biefer ihrem gewichen. Wir haben aber zuvor allbereit angezeigt, baß biese Worte, qui Norici dicuntur, eine anbre Erklärung leiben, unb nicht so viel austragen, ob wären alle Tanrisci mit ben Noricis einerlei), ober auch jene zu Strabonis Zeiten nicht mehr Tau-risci, sonbern Norici genannt, sonbern baß vielmehr baraus zu schlieffen, es seyen bie Tanrisci bamals beybes bet) ihrem eigenem special-Nameit annoch Tanrisci, unb auch zugleich mit bern allgemeinem Namen ber Noricorum, wann man sie als ein ©lieb beß Norbgaues betrachtet hat, genennet worben. Welches besto klarer erhellet, so man beß Xylandri Übersetzung, welcher bas Griechische glücklicher gebolmetschet hat, Weber biejenige, so unser Author gebraucht, nur ansthet. Denn berselbe hat es also g!u^ ®olb- gegeben: Praeterea Polybius Author est, Ta'»i8ei8bm suä aetate apud Aquilejam, & in Tau-3eitylyt>ii «scis, praecipue in Noricis, auri solum ita ferax fuisse repertum, ut exhausta duum pedum altitudine terra, statim occurreret aurum fossile. Fossam autem XV pedes non excessisse, aurum partim statim purum extitisse, fabae aut lupini quantitate, octava tantum parte decocta : aliud majori quidem diffusione indiguisse, sed ea admodum utili. Cum autem Itali Barbaros per duos menses adjuvissent, statim auri pretium fuisse per totam Italiam triente deminutum ; quod cum sentirent Taurisci, ejectis eos operarum sociis solos auram coemisse. b) Das ist: „Polybius beglaubt, es sey zu seiner Zeit bey Aquileja unb bey ben Tauriscis, siirnemlich bey ben Noricis, eine Golbgrube gefunben, bie so reichlich getragen, baß, wen man nur zween Schuhe tieff gegraben, alsobalb bas Golb sich eräug-uet Habe; bie Grube aber sey nicht über sunffzehen Schuhe gangen, bas Golb sey Iheils alsosort rein unb gebiegen, in Grösse etner Bonen ober Feigbonen gewest, nachdem nur ber achte Theil im schtneltzen a) Strabo lib. 4. Idem p. m. 127. in fine libri 5. unb läutern eingegangen, bas anbre habe einer stärkeren Leuterung gebraucht, bie aber trefflichen Nutzen geschafft. Als aber bie Italiäner ben Barbern (ben Tauriscis) zween Monat lang geholffen, sey alsosort ber Werth beß Golbes bitrch gantz Italien ums Drittel gefallen, und ba solches bie Taurisci gespührt, hetten sie solche Welsche Helffer ansgetrieben unb bas Golb allein aufgekaufft. Diese Erzehlung giebt uns breyerley zu mercken: „Erstlich, baß zu Strabonis Zeiten noch mehr Taurisci gewest, als bie, so unter benNoricis bamals als einGlieb Norici begriffen waren. Denn bie Worte in Tauriscis, praecipue in Noricis, verstehen wir billig also, baß beynt Leben Polybii um Aquileja, unb bey ben Tourist I cis, zumal bey beiten, welche nunmehr zu Strabonis Zeiten zum Norico mit gehörten, bie Golb-Grube gefunben, baraus zu schlieffen, baß auffer benselben es noch anbre Tauriscos gehabt: Hernach, baß selbige Taurisci Norici bamals eine be-sonbre Nation ber Norbgauer gewest, unb boch noch bey ihrem eignem besonbern Namen genannt worben, wie ber Franck ein Tentscher, unb boch auch ein Franck ober Fränckischer Tentscher Heist. Drittens, baß bie Tourifder ihres Namens nicht I' so gar geschwinbe verlustig worben, wie besagter unser Scribent nuttmaffet, weil ihrer allbereit Polybius gebacht, welcher Scipionis beß älteren Praeceptor war, zwischen welchem unb bettt Plinio nod> eine ziemliche Zeit, unb auch weil bie Taurisci zu Polybii Zeiten in vollem Flor gestanben, vor bem Polybio schon eine geraume Zeit bieseit Namen geführt. Mas sen benn mehrbesagter Anthor hernach i selbst ihnen ein ansehnliches Alterthum ge stehen muß, inbem er schreibt, Ober-Crain habe bamals ben Namen Taurisciae ent pfangen, als bie Celtae in Italien ge I gangen, nemlich zwischen bem 148sten unb 474steit Jahr ber Stabt Rom. Wo nun bem also, kann man gewißlich mit keinem Fuge sagen, ber Tauriscorum Noin müsse balb Untergängen seyn, aber bieses wol, baß er gar lang müsse geblühet haben. Das aber bie Taurisci, von erster Ge- Beweis, daß burt unb Ankunfft Celtae unb zwar Gal- ^Jauri,”i lische Celtae gewest, ist bie grünbliche Ge- Gallier “en wißheit unb Lazius Hiebet) nicht anzuhören wesen, ber sie von ben Trojanern Her ziehen will. Cluverius rechnet sowol bie Tauriscos, 12* als Scordiscos zu den Illyriern und will sie nicht für Gallier erkennen, bewogen durch das Zeugniß Appiani, welcher (aber seiner mißverständlichen Ausdeutung nach) beydes die Tauriscos und Scordiscos den Illyriern beygezehlt. Aber der Schönleben überweiset ihn sowol aus dem Appiano als Strabone, daß die Taurisci ein Gallisches Volck. Wie denn Strabo ausdrücklich diese beyde Völcker für Gallier aus giebt. Und dazu können wir noch den dritten Zeugen aufführen, nemlich Polybium. Welcher ausdrücklich schreibt „Die Gallier jenseit der Alpen seynd nicht dem Geschlecht sondern nur dem Ort nach, von den Tauriscis und Agonibus unterschieden. a) Wann die In Crmessung oder Vermutung der Pannonie,/" Zeit da die Taurisci in Nider-Panno- ,«zogen. nien gezogen, scheint CIuverius glücklicher zu seyn. Denn er observirt, daß die Gallier, als sie zum ersten Mal durch die Alpen in Italien gedrungen, die Toscaner i von ihrem Sitze vertrieben; die hingegen, j nachdem sie ihr Land verlohren, sich unter i ihrem Heer-Führer dem Rhaeto, nach dem , Alp-Gebirge hin begeben und von dannen ; die Tauriscos verdrungen. Weil diese nun j also gezwungen worden, davon zu wallen I haben sie ihren Weg in Pannonien ge- ' nommen. Bon den Rhaetis zwar giebt Plinius diß Zeugniß: Rhaetos, Thuscorum prolem, arbitrantur, à Gallis pulsos, duce ■ Rhaeto. Man hält dafür, die Rhaeti, so der Thuscorum Nachkommen, seyen von; den Galliern vertrieben, da Rhaetus ihr Feld-Oberster und Hertzog gewesen b) Von der Tauriscorum Versagung aber, so durch die Rhaetos geschehn seyn soll, hat man keine Authoritet bey einigem alten Scri-benten. Darum schleust! offt angeführter Scribent D. Schönleben mit gar guter Venunfft, es sey glaublicher diejenige Celtae oder Gallier, welche am ersten theils ij in Italien theils in Japidien und Jlly- | rien gezogen, werden auch allgemach die Alpen oder Berg-Gegend eingenommen haben, woselbst zu den nachmaligen Zeiten die Namen Taurisciae und Noricorum hervorgebrochen. Welche, nachdem ihrer viel geworden, samt den andren Galliern einen Zug in Griechenland vorgenommen, um den Delphischen Tempel mit dem Raub-Besem auszukehren; und als sie von dan- a) Polyb. lib. 2. p. m. 130. b) Plin. lib. 3. c. 120. nett zurück gekommen, in Pannonien verblieben seynd. Man Hat hierauf zwar kein ausdrückliches Zeugniß von einigem Seribenten, sondern allein die Vermutung, aber dieselbe lästt sich doch auch nicht leicht ver-werffen, wenn man betrachtet, daß Athenaeus gleichwol von der Tauriscorum Nachbarn, den Scordiscis solches gar deutlich vermeldet. „Die Galater (spricht er) welche Scordistae genannt werden, bringen in ihr Land kein Gold rc. Diese seynd aber darum Scordistae benamst worden, weil sie ein Überbleibsel gewest derjenigen Gallier, so damals unter dem Feld-Obersten Brenno zu Felde gedient, als sie Delphos geplündert. <0 Hieraus sag ich lässt sich die Mutmast sung fassen, daß auch die Scordisci solchem Feld - Zuge und Raub-Zuge bey-gewohnt. Megiserus aber redet also davon, als ob es mit gewisser Nachricht der Geschichtschreiber gründlich zu beweisen stünde. Seine Worte lauten wie folgt: „Weil Brennus in diesen Landen und im gantzen Norico gewaltiglich regierte und auch die Römer mit den Galliern in Italien bey Clusio ernstlich zu thun hatten, sind unterdessen, wie eigendlich aus den warhafften Historien zu ersehn, bteTaurisci eine Gallische Landschasft, nachdem sie viel Raubens in fremden Landen angerichtet, hiezwischen aufgebrochen, und haben sich in dem Lande zu Kärndten und in der Steyermarck nidergesetzt. Wie aber solches zugegangen und in welchen Grentzen sie ihren Sitz gesucht, davon schreibt Johannes Stumpffius in seiner Schweitzer Chronic d) also: Die Tectosager in Gallia um Tolosa stumpfi» (die ihre Haupt - Stadt war) wohnhafft, Relation^" waren dieser Zeit mächtig an Land, tapst fer an Mannschafft und reich an Volck scordi*«»*-als Strabo schreibt. e) Nun unter diesen ; erwuchs bürgerliche Zwietracht, dadurch eine grosse Anzahl Volcks aus dem Lande vertrieben ward. Auch brachen mit ihnen auf die Völcker Taurisci und Tauristae genannt; dergleichen ans Gallia Belgica, die Ambiani und Voturi, alle Gallischer Nation. Livius meynt, diese Gallier seyen von Überfluß deß Volcks und Mangel c) Athen. 1. 5. Deipnosoph. d) lib. 3. c. 21. e) lib. 4. fol. m. 114. deß Erdbodems auch eines Theils um Raubens willen aus Gallia gezogen." „Deren obgenannten Tectosager Hauptmann war Teutobodiacus, von welchem hernach ein besonder Volck Asia in Galatia benennet ward, deren auch Plinius gedenckt." „Der Celtern und Belgern Hauptleute waren Taelistobogius und Trogomus, das ist Trogmann, von denen hernach auch etliche Völcker benennt seyn in vorgemeld-ten Ländern, von welchen Strabo im vierd-ten und zwölfftem Buch Meldung thut. Diese Bölcker theten ihre Macht zusammen und zogen alle über das Alp-Gebirge durch die Italische Gallien und durch der Venediger Land gegen Aufgang der Sonnen. „Die Tauriscer aber setzten sich im Noricier Geländ, nahmen die Gegend ein, jetzt Kärndten und iDteyermarck genannt, eroberten die Stadt Laybach (Nauportum zu Latein genannt) und besetzten die mit neuen Einwohnern ihrer Leute re. Also nahmen sie mit den Sallyern oder Salassis, die zuvor in Lande waren, die gantze Gegend weit und breit ein, da jetzt Kärndten und Steyer ligen. Diese Tauriscer seynd auch Li g n r i s c e r genannt, schreibt r, . Strabo re. a)“ Aber ob sich gleich Megiserus hiebet) l^iuge^uj auf wahrhaffte Historicos und auch Stump-6%w°s ^us auf Strabonem bewirfst, wird man doch n,of|nL schwerlich irgendswo bey einigem alten Lateinischem Geschichter (Historico meyne ich) finden, daß die Taurisci solcher Delphischen Expedition Gesellschafft geleistet. Strabo nennet die Tauriscos bey solcher Gelegenheit mit keinem Buchstaben, sondern einig allein die Tectosages, Trocmos und To-listobogios (welche Stumpfius Taelestobo-gios und Trogomos nennet). Besteht der-halben, wie obgedacht, die Begleitung der Tauriscorum, in den Schmucken einer blossen Vermutung, zu welcher man doch gleichwol von der Vernunfft selbsten vermittelst dessen, was ans dem Athenaeo von den Scordiscis angebracht ward, eingeladen wird. Von solchen Scordiscis und ihrer Eindringung in Pannonien setzt Megiserus hernach aus Stumpfio und An-u6giaer. dren diese Nachricht. ton . „Die Scordisci, auch eine Gallische Nasci860'"11*- Eion, haben ihren Sitz eingenommen im Eingänge deß Bergs Elaudii in Pannonien, wie Plinius (lib. 3. c. 25.) anzeigt, davon Strabo viel deutlicher redet (lib. 7.) Allda sagt er, mehret sich der Wasser-Fluß Noar mit Annehmung der Knlp, so aus dem Berge Abbio sleusst, und rinnt durch die Japodes in die Donau, (f) zu den Scordiscis. Sie hatten aber funff-zehen Tag-Reisen weit, das Land der andren Thracier und Illyrier in ihrer Gewalt, doch waren sie von den Scordiscis ausgetilgt, dergleichen von den Römern, welche auch endlich die iL>cordiscos, die so lange Zeit mit Macht zugenommen hatten, bestritten und bezwungen. Zwar diese haben bey der Donau gewohnt, und sind deren zweyerley gewesen, die grossen und die kleinen." „Die g r o ss e n Scordisci wohnen zwischen zweyen Flüssen, so in die Donau fallen, unter denen der eine Noar für Segedin rinnend, der andre aber Bargus genannt wird". „Die Kleinen aber hatten ihren Sitz über der Donau den Triballis und Mce-siis nahe gelegen. Darzu befassen sie etliche kleine Inseln. Denn sie also mächtig gewesen, und dermaffen an Gewalt zugenommen, daß sie ihre Grentzen biß an Ine Illyrios, Paeones und Thracier erweiterten. Bißher Strabo 5)" „Aus welchem Allen man klar genug vernimi, daß die Scordisci in Illyrico wohnend, nicht allein Gallier gewesen, sondern daß auch aus denen Etliche sich zu der Sau, da die Knlp ist, etliche aber zu der Donau und über dieselbe begeben, und i daselbst gewohnt haben, wo heutigs Tags : ligen Zigeth, Debritsch, Bathor und Wa-rasin". „Welches auch aus dem Athenaeo (lib. 5.) abzunehmen, da er schreibt: Die Galatae, welche sonst Scordistae genannt werden, seynd von den Gallis übrig gelassen, welche mit Brenner, ihrem Könige, derselben Zeit, mit zogen, damals, als sie den Tempel zu Delphis beraubten. Darnach der Galater Fürst Bathanatius hat auch diese Scordistas zusammen bracht, sonderlich diejenige, so bey der Donau sasien und denselben befohlen, mit was Gelegenheit es seyn mögte, ihnen einen Sitz «) Stumpfius apud Megiserum lib. I, Carinth. p. 57. (f) Was Strabo, wegen des, Flusses Noari hier für :inen Fehler geschossen, ist oben schon angezeigt im 5. lappittel. b) lib. 7. einzunehmen. Welch Zeugniß Athensei nicht allein anzeigt, daß die Scordiscer bey der Donau gewohnt, da jetzt Unter-Ungarn ligt, sondern auch klärlich zu verstehn giebt, daß sie rechte Deutsche gewesen, und mit was Gelegenheit sie zu der Donau kommen seyn." „Dieses Handels gedencken auch Justinus (lib. 33.) Florus und Eusebius, welche schreiben, daß sie die Macedonier zinsbar gemacht, auch biß in Dalmatiam und Thessaliam ausgestreifft, und deß Catonis Heer in die Flucht geschlagen, so wären sie letzlich von Didio und Druso überwunden worden." „Soviel aber den Namen der Scordiscer betrifft, ist leichtlich zu glauben, daß derselbe ein verfälscht Deutsches Wort ist, und herkommt, wie Lazius veemeynt <*) von den gebürgigen Wäldern, als wann Einer spräche Hartz-äussersten. Sie haben auch am Karst gewohnt, welches ein gar sandechte, rauhe, harte und waldechte Gegend ist. Soviel von den Scordiscis." „Die Teurister (oder Tauriser) aber setzten sich baß hinab in die Gegend deß Landes Krabaten und Bosen. Ihrer ge-denckt Strabo im 7. Buch. Plinius meldet, daß der Berg Mons Claudius die Scordiscer von den Tauriscis scheide. Die andren Gallischen Völcker mit ihren Hauptleuten Trogmo, Tolistobogio und Teu-tobodiaco, samt den Tectosagern, Ambi-anern und Boturern, reffeten überall in den Landen herum, zwungen das Pannonien und bekriegten demnach viel der an-stoffenden Länder rc. b) In dieser Relation Megiseri, die mit Zeugnissen Strabonis, Plinii und Athensei untermengt ist, liesse sich unterschiedliches verbessern und ändern, als unter ändern dieses, daß die Scordisci an die Donau gelegt werden, so es doch wie wir vor erwehnt haben, die heutige Krabaten seynd, welche zwischen der Sau und Unna ligen. Doch können durch die Scordiscos ander Donau diejenige kleinere Scordisci verstanden werden, welche über oder jenseit der Donau nach Strabonis Anzeigung gewohnt. Hingegen wird den Tauriscern Croatia und Bosnia zugeeignet; da sie doch vielmehr in Kärnten, Steher und Ober-Crain gesessen. а) Lib. 5. de Migrat. Gent. & lib. 12. de Rep. б) Megiserm 1. &c. f. citato. Gleichwol vereinigt sich doch dieses mit auf unsren Zweck, daß er die Tauriscos sowol als Scordiscos für Gefährten deß Gallischen Feldzugs erkennt, und jedwedes dieser behden Völcker an die Seiten deß Bergs Claudii setzt, wiewol jene an eine und diese an die andre desselben; durch welchen Berg, wann Lacius es sonst, getroffen, der Rofitscherberg an den Nider-Steyrischen Grentzen gemeinet wird, wiewol Andre denselben bey Zagrabia setzen, so aber nicht wol seyn kann; sintemal die Scordisci sich in Nider - Pannonien über Zagrabia (oder Zagram) hin erstreckt haben. Weil sie dann so nahe beyeinander gelegen , wie aus jetztangeführter Erzehlung Megiseri oder vielmehr Athenaei, als den er zum Zeugen rufst, scheinet es doch glaublich, daß sie auf gleiches Glück Beute zu erwerben zu dem Kriegsheer, so nach Delphis gegangen, beyde geflossen; sintemal sie Beyde gern Beute gemacht. Wann uns nur an dieser Mutmassung Velserus nicht hindert und Einspruch thut. Denn dieser schreibt aus dem Livio, daß ehe dann Brennus einen Fuß auf den Griechischen Bodem gesetzt, in Dardania (welches alte Dardanien heutigs Tags Bosnia seyn soll) eine Rebelion entstanden sey, darüber bey zwantzig tausend Mann von dem übrigen Kriegsheer abgewichen nach Thrazien zu, nemlich die Tolisto-bogii, Trocmi und Tectosages, unter den beyden Fürsten Lomnorio und Lutario, welche in kleiner Asien grosse Furcht erweckt, und mit Zuziehung ihrer Bund-Genossen die überwundene Völcker daselbst zum aufgelegtem Tribut genöthigt, hernach da sie gen Byzantz gelangt, die Gegend deß Propontidis, das ist deß Munds von Schwartzen Meer samt denenselben Städten eine Zeitlang besessen und dienstbar gehabt, c) Sollten nun unter solchen Bunds-Ge-nossen der Tolisto-Bojorum auch die Scordisci und Taurisci verstanden werden, so wären weder die Tolisto-Boji, noch Taurisci , noch Scordisci, vollends mit auf Delphos, sondern gleich nach der Rebellion und Absondrung in Thracien gegangen und diese beyde letzte Völcker nach Bosnia, von dannen in Eroatien, Ober-Eraiu, Kärnten und Steyer und hette etwan jedwede Parthey besagten Berg c) Velser. lib. 2. Rer. Boicar. p. m. 38. & 39. Claudium zur Grentz - Scheidung beliebt. Allein weil unter solchen Rebellanten weder Taurisci noch Scordisci mit Namen genannt, und hingegen vom Athenaeo dem Feldzuge auf Delphos ausdrücklich beyge-stellet werden, so bleibt unsre erste Mut-massung viel vermutlicher und scheinbarer, nemlich daß BeydeVölcker, Scordisci und Taurisci, würcklich mit nach Delphis gezogen. Ob aber die Scordisci so genannt worden, bevor sie nach Delphis gemarschirt, hat man billig zu zweifeln. Denn vielleicht seynd sie nach ihrer Ruck-Kehr von dem zwischen Illyrien, Thracien und Mee-sien ligendem Berge Scordo, dessen Plinius gedenckt, da sie sich endlich nidergelassen, erst Scordisci genannt. Welche ihre Namens - Abstammung der seltsamen oban-gedeuteten Derivation deß Lazii billig vorgeht. Aber ihre Cameraden und Gefährten, die Taurisci, welche sich an die andre Seite deß Bergs Claudii gesetzt, haben den Namen, den sie vorhin, da sie in dem Alp-Gebirge wohnten, gehabt, behalten; und also kann man endlich wol mit gutem Fuge sagen, daß aus Tauriscia nach Pannonien Bölcker verpflantzt und Coloniae daselbst aufgerichtet worden. Und um sel-bige Zeit ungefähr dörffte auch wol obberührter Massen das Ober-Crain den Namen Taurisciae angenommen haben; nemlich damals, als diese Celtae ans Delphos loßgegangen. Viel Jahre hernach und vielleicht nicht lange vor der Geburt deß Allerheiligsten ist der Nam Norici an stat Taurisci, auf-, jedoch jener annoch nicht gar abgekom-inen. Denn wie viel - benannter Author zuletzt selber gesteht, die Taurisci in Pannonia, deren Plinius gedenckt, haben ihren alten Namen noch beybehalten, da hingegen die Alpinische Berg - Taurisci nicht wehr Taurisci, sondern Norici geheissen worden. Velserus berichtet, die Boji, welche eine Zeitlang in Italien gesessen, sehen endlich über die Alpen zu den Tauriscis hingezogen und haben sich im Nordgauischem nidergelassen, dahin allbereit lange vorher ein andres Boisches (oder Bajerisches) Volck aus Germania magna gezogen war. Worauf beyde einander verwandte und von ehnerley Bayerischem Stamm entsprossene Völcker in kurtzer Zeit in ein Volck zusammen gewachsen, und nach Vereinigung sowol der Gemüter als Waffen, vermutlich ihre fast ertunckelte Reputation, bey den benachbarten Bölckern wieder in vorigen Glantz zu bringen beschlossen. Gewiß sey dieses, nemlich aus dem Livio, daß im 165 Jahr vor Gotes Menschwerdung, nemlich im letzten Jahr deß Kriegs Könnigs Persis mit den Römern, ein starà Hausse der Gallier von der Donau aufgebrochen den Macedoniern zu helffen; daß selbiger Hauff in Bojis bestanden, und zwar entweder in Touristischen oder Dardanischen (das ist, Bosnischen) Bojis, könne man zwar durch kein gewises Zeugniß einiges Scribentens bewehren ; doch weise es der Handel selbst, sowol auch die Bewandniß der Zeit und Oerter, wie nicht weniger die wigtige Ur-sach deß Zorns der Bojorum wider die Römer, daß es solche Gallier gewesen seyn müssten. Es seynd (also erzehlt er hierauf, aus dem Livio) mit dem Fürsten ober König-scheu (denn Livius titulirt ihn Regulum) Clondico zehen tausend zu Roß und gleich soviel zu Fuß, welche den Pferden stets gleich und neben her geloffen, damit sie an der gefallenen Reuter Stelle aufs Pferd springen und das Gefecht fortsetzen mögten, ausgezogen. Sie hatten aber einen Vergleich mit dem Könige Perse getroffen, daß man einem jedweden Reuter zehen baare Ducaten, dem Fußknecht fünff, und dem Feld-Obersten tausend geben sollte. Da sie nun auf dem Wege und unweit mehr von Königs Persis Lager waren, zoch er ihnen mit der Helffte seines Volcks entgegen, und ließ in allen Städten und Flecken, so nahe an der Heerstrassen lagen, Befehl ergehen, daß man Proviand zu-sühren und eine grosse Quantitet Ge-treids, Weins und viel Viehes liefern sollte. Er selber brachte Pferde mit, nebst schönen Zäumen und Roßdecken, wie auch zierlichen Reit - Mänteln, die Gallischen Fürsten damit zu beschencken ; dabenebenst auch etwas Wenigs von Gelde, welches er unter Wenige austheilen wollte, in Hoffnung, der gemeine Soldat würde sich mit Hoffnung und leerer Vertröstung schon abspeisen und weiter bringen lassen. Er war zur Stadt Almana gelangt,_ und hatte sein Lager am Fluß Axio geschlagen, als die gedungene Gallier um Desu-daba, so eine Landschafft in Thracien, sich gesetzt hatten und daselbst deß ver- Tanrifcische ©oflitr’mer den vom So nige Perse, wider die Römer gedungen. Wollen keine Hoffe Worte für Sold annehmen. accordirten Solds erwarteten; derhalben sandte Perseus seiner führnehmsten Ministern Einen, den Antigonum dahin mit Ordre, die Menge der Gallier sollte mit dem Lager nach Eylazora, einem Ort in Poeonia rucken ; die Fürsten aber in grösser Anzahl zu ihm kommen; welche siebentzig (Jtaliänische) Meilen von seinem Lager entfernet waren. Nachdem Antigonus ihnen solches vorgetragen und dabei) gemeldet, mit was für guter Fürsorge und Anstalt deß Königs überall, wo der Marsch Hintreffen würde, alle Nothdurfft für die Auxiliar-Völcker angeschafft wäre; auch, mit was für Presenten von Kleidern, Gelbe und Pferden er die zu ihm kommende Fürsten bewill-kommen würde, sagten diese Leute, welche so einfältig nicht waren, daß man sie mit solchen Rencken hette täuschen oder ihnen also bas Maul machen mögen ; was solche Presenten beträsfe, würden sie gegenwärtig davon den Augenschein schon einnehmen. Unterdessen aber verlangten sie zu wissen, ob er das jenige Gold, darum sie miteinander einig worden, mit sich brächte, daß mans unter die Reuter und Fußknecht könnte austheilen? Als nun hierauf nichts geantwortet wurde, sprach Printz Clondicus : „Zeuch hin und sag dem Könige, die Gallier werden keinen Schritt weiter rucken, daferrn sie nicht vorher das Geld und Geisel empfangen." Perses berufst hierauf seine Rähte zusammen. Da zwar ein Jedweder sein Gutachten gnugsam verspühren ließ, der König aber, welcher sein Geld besser als das Königreich zu verwahren wusste, nur stets von der Gallier Untreu und Frechheit redete, vorgebend, es hetten Vielte allbereit mit ihrem grossen Schaden erlernt, wie gefährlich es sei), eine solche Menge derselben in Macedonie:: einzunehmen; es würden diese Helffer dem Königreich beschwerlicher fallen, als die feindliche Römer selbst, und solche Tröster sich dem Lande in Hencker verkehren; mit Ihrer fünftausend zu Pferde könnte man sich begnügen und derselben im Kriege bedienen, ohne Furcht, von ihnen heut oder Morgen bekriegt zu werden. i; Männiglich merckte wol, warum es dem ji Könige zu thun, daß er nemlich nicht so : sehr der Gallier Menge als der Menge I Besoldung scheuete; weil aber Niemand sich unterstehn durffte, dem Raht-fragen- 1 dem Könige nach der Sachen Nothdurfft und Erfordrung, sondern nur so, wie Ers gern hörte, zu iahten, welches dann zu i dem Untergange der Hrrschenden die erste ! Stusse ist, so ward Antigonus wieder hingeschickt ins Gallische Lager, um dem-I selben anzudeuten, der König brauche nur j sünff tausend Reuter, mit der übrigen ! Menge set) ihm nichts gedient. ! Wie die Gallier solches hörten, erregte I es zwar bey Andren grossen Unwillen und ! Verdruß, daß man sie vergebens und ohn ; Entgeltung aus ihrem Lande biß daher bemühet hette; Clondicus aber fragte ; abermal, ob er dann für selbige verlangte fünftausend das verglichene Geld : anjetzo erlegen würde? Und da er sähe, I daß man auch deßfalls keine richtige Ant-! wort gab, sondern allerlei) Umschweiffe und Winckel-Züge drein mischte, ließ er zwar diesen betrüglichen Commissarien deß Königs mit sonderbarer Moderation dem gemeinen Völcker-Recht zu Ehren, von sich ì (welches trauen von einem sonst so trutzi-gem Volck, wie damals die Gallier waren, viel war, Massen Antigonus auch kaum ihm hatte eingebildet, so gut davon zu kommen) ohn einige Beleidigung, und kehrte mit den Völckern wiedèr um nach der Donau zu; aber unterwegs die nechst an der Heer-Strassen ligenbe Landschaften in Thracia sein sauber aus, und macht? ■ sich also selbst mit der Plünderung bezahlt. ! Perses aber musste nachmals seine siltzigte I Genauheit mit seinem Untergange büssen. Denn da er durch eine so ansehnliche Hülff-Macht den Römern, wo nicht gar obsiegen, doch aufs wenigste einen guten Frieden hette abstreiten können, verursachte seine unzeitige Kargheit, daß er seinen Feinden zum Raube und Andren zum Lehr-Spie gel ward, darinn man sehen könnte, wie : die Königreiche und Fürstentümer kein gewissers Verderben zu geroarten hetten, als von den zween Heuchlern der Potentaten, dem Geitz und Meynepde (oder - Bruch der Parole.) Wir verlassen aber hiemit die streitbare I Tauriscos oder vielmehr nur den Namen derselben, und nehmen hiernechst die Noricos für uns, die zuletzt den Tauriscis ihren Namen angehenckt. Von wannen der Nam Noricum bürtig sey, ist ungewiß, ja gar unbekaudt. Dann wie sehr der steissige Lazius sich um solche Ausspührung auch bemüht, und viel Din- ges deßwegen zusammen getragen, ist doch nichts Fuß-festes daran. Aventinus hette sich und den Leser auch tool dieser vergeblichen Worte entübrigen können, die er, von weiß nicht was für eines Herculis Alemanni, und Deutschen Königs, der zu Mosis Zeiten regiert haben soll, ältestem Sohn der Norix oder Noricus geheissen, dahermacht, b) Welchen Norix erstgemeldter Lazius gleichfalls als einen vermeynten Sohn Heculis aufführt, der das uralte Bavariam oder Bayerland erobert, und nach seinem Namen Noricum genannt 3tt. habe, c) ?(t9rtcii Aber derjenige, bey welchem Lazius dem solches gelesen (denn er schreibt, daß er deß es aus einer alten Chronic habe,) hat die Bereu” Fabel nicht tool ausgesonnen, sintemal der Nam Bavaria (oder Bayern) viel jünger als Noricum, und müsste der Nam Bavaria schon anderthalb tausend Jahre vor Christi Geburt bekandt gewest seyn, wann ein solcher Norix dasselbe bezwungen hette. Unterdessen kommen doch gleichwol die meiste Bayerische Historici mit solchem HercuLSohn hervor, der doch bey andren ausländischen Historicis keinen Geburts-Brief noch Zeugniß sindt, ausbenommen, daß Boccatius einen, nemlich Tlieodontium anzeucht, der geschrieben, es sey Norax der fünffte Sohn Mercurii, welchen er mit der Nymphen Oschira, deß Pyrenmi Tochter erzeugt, von Tartesso in Sardinien gekommen, da er eine Stadt gebaut, und nach seinem Namen Noram genannt, d) Welches Getichts Solinus gleich* tool auch gedeuckt. e) Allein diese Fabel hat mit der vorigen wenig Gemeinschafft. Daß sonst jemaln ein Gallischer oder Deutscher Printz Norix geheissen, und ettoait dem Lande Norico seinen Namen mitgetheilt, könnte endlich noch tool seyn, müsste aber nicht lange tote D. Schönleben vermutet, vor Strabonis Zeit gelebt, und für den Namen der Taurisco-mm den seinigen aufgebracht haben, weil, wie man aus dem Strabone und, Plinio abnehmen könne, der Nam Norici i damals, als sie ihre Schrifften gefertigt, : Noch neu gewest zu seyn scheine. Aber es ist ohne Zweifel der Nam No* Acum nicht viel jünger als Daunseia, °) Vid. Lazzi lib. 7. de Migrat. Gent, ö) Aventin, lib. I. Annal. Loie. c) Laz. lib. 2. de Migrat. <0 Boccat. lib. 7. Geneal. c. 37. Solin. c. 10. Balv. Y. Buch. wo nicht vielleicht mol noch älter, ob er gleich eine lange Zeit, nur etwan mit einer engen und kleinen Landschafft umfangen geblieben, biß er nachmals sich ausgebreitet, und so hell, so weit und breit geleuchtet, daß drüber der Nam Tau -risciw in den Schatten gefallen, und gar ertunckelt ist. Hat doch wie Strabo zeugt f) Cn. Carbo mit den Cimbris bey der I Stadt Noreia, welche, tote Plinius gedeuckt, $ie @mbt 1 unter den Vespasianis erst zu Grunde Noreia, gangen, unglücklich getroffen. Wann denn ij selbige Hauptstadt deß Landes damals zu I der Zeit Carbonis allbereit in vollem An sehn gestanden, muß auch der Nam Norici nicht so kürtzlich erst vor Strabonis Zeit ausgekommen seyn. Und diese Stadt Noreia hat den Tauriscis gehört, wie Velserus schreibt, ist auch sehr berühmt vom Gold-wascheu, und von Eisen-Gruben (oder Eisen-Bergwerck) gewest. Solches hat gedachter Velserus Ztoei* i fels ohn aus dem Strabone, in dessen j! 5 Buch diese Worte zu lesen: Habet is locus auri lavacra & secturas ferri nobiles. „Dieser Ort (nemlich Noreia) ist wegen der Gold-Reinigung und deß Eisen-Bergwercks berühmt. 9) Und am Ende deß 4ten Buchs berichtet er aus dem Po-? lybio, (massen oben allbereit gedacht worden) es sey bey den Tauriscis, bevorab in den Noricis eine goldreiche Grube. Daraus ji hat besagter Velserus geschlossen, und zwar nicht ohne Bernunfft, Noreia sey der Tau-: riscer Stadt gewesen. Dieß erweckt weiter ein Nachbeitefen, es müsse anfangs ein : kleines Stück Landes etwan zu dieser Tau-i riscischen Stadt Noreia gehört haben, wel-: ches vielleicht das Noricische Gebiet (Di-strici oder Kreys, geheissen, in Tauriscia enthalten, und ein kleiner Dheil desselben gewesen, mit der Zeit aber berntaffen ver-I grössert seyn, und dermaffen ausgebreitet, daß, da es zuvor ein kleines Glied von Tauriscia war, nachmals Tauriscia hingegen ein Glied deß Norici geworden. Ob aber gleich der Noreische Kreys damals, als er noch selbst nur ein kleines Gliedmaß deß Tauriscischen Gliedes gewesen, in sehr engen Grentzen und Schran-cken gelegen, muß dennoch beydes der Nam deß Norici und der Stadt Noreiae ein grosses Alter haben, und so neu nicht /) Strabo 1 5. p. 133. g) Idem toc. cit. H Daß der Nam fet)tt, wie gedachter unser Chronist meynet. sey°wirdaus Denn der uralte Poet Homerus giebt HÓmero ' dem Noropischem Ertz von dem Norico bewiesen. seinen Namen, a) welches zwar die Grammatici auf was anders gezogen, aber irrig ; denn Clemens Alexandrinus, der gelehrte Kirchen-Lehrer schreibt, daß die Noropes, welche man hernach Noricos genannt, in Ertz gearbeitet, und am ersten das Eisen gereinigt, bj Deßwegen erklähren auch Eustathius und Didymus das Wort idwow durch lafimQèv gläntzbar. f) Hiemit ist auch Staphanus einig c) und demselben folgt gleichfalls Megiserus, da er schreibt: „Die Griechische Authores NeNNeN die Kärndter Vwpix«« und NaQonus. Homerus selbst, der älteste Griechische Poet, lobt den Chalybem Noricum Xahtòv Nóqona, das ist, den Kärnerischen Stahl, weil ihn die Einwohner so örtlich und schön polirà, und noch dazumal im Trojanischem Kriege, Anno vor Christi Geburt 1180, das ist noch vor 2790 Jahren zu machen pflegten. Wie dann die Eisen-Ertzt noch zu unser Zeit, beydes in Steyer und Kärndten vorhanden seynd, da man den Stahl gar trefflich zubereitet, st) Diesem nach ist das Noricum ein Nam von keinem mittelmässigem, sondern gar hohem Alter, ob uns gleich die rechte Haupt-Quelle desselben nicht unfehlbar ist. Velserus und auch Cluverius halten dafür, das Land Noricum sey nach der Stadt Noreia also benamst. Allein da bleibt dennoch übrig die Frage, woher dann wol die Stadt selbsten solchen ihren Namen haben möchte? wie wann Noreia mit Nora etwan einige Berwandniß, und anfänglich auch Nora geheissen hette, wie die Stadt Nora in Sardinia, welche oben berührt ward? Man sindt auch im Buch Iosua (c. 16.) etite Stadt deß Stamms Ephraim, Namens Naara, welches Wort die Phoenicier aber Nora ausgesprochen. Wober viel- Selbiges bedeutet eine G r a s w e i d e. leichr der Wie dann aus den Reisebüchern bekandt, Nam No- daß Nora in einer solchen Gegend gesprossen" standen, da fette Weide ist. Weil es nun in demjenigen Theil Norici, wo dieTaurisci c) Heiner, lib. 2. & 11. Iliad. 6) Clem. Àlexandr. lib. 1. Strom, t) Ut sit compositum ex particula privativa ra db oi/Joculus, veloi/iti’visus. c) De Urbibus. d) Megiser. 1. B. ber Kiirudterifchen Thromck fol. m, 8. gelebt, sonderlich in Steyer sehr gute Vieh-Weide giebt, dörffte etwan die Stadt Noreia von den alten Galliern, die viel Phoenicische Wörter in ihre Sprache ausgenommen (wie vor diesem erwehnt ist), gleichfalls von der guten Weide ihrer umligenden Landschafft diesen Namen überkommen haben. Dieses mag je nicht geleugnet werden, daß das jenige Land, welches man Nori* cum geheissen, einen gewaltig-fruchtbaren Bodem habe, der sowol mit fetter Weide, als andrer Fruchtbarkeit beseeliget ist, zumal derjenige Strich, welchen die Donau durchströmet. Hievon zeuget offtgerühmter Velserus mit diesen Zeilen: „Das Land ist an beyden Ufer-Seiten (der Donau nemlich) ausbenommen, wo es bergigt oder gepüschet, von edler Frucht barkeit und wenig andre demselben hierinn zu vergleichen. An keiner Nahrnngs-Noth-durfft hat es Mangel, an vielen Sachen aber, so zur Zier und Lust gedeyen, einen Überfluß. Deß Getreydes ist vors Erst eine solche Menge, daß es nicht nur für sich selbsten gnug daran hat, sondern einen Theil davon den ausländischen Bölckern zukommen lässt. Daher wir auch gesehen, daß beydes die Armeen in Oesterreich und Ungarn, und auch die Theurung in Italien in nechst-verwichenen Jahren merck-liche Hülffe und Erleichterung davon empfunden." „Deß Weins ist eben wol viel rc., wie-wol derselbe von etlichen hundert Jahren her, Oesterreichischer und Tyroler Wein getitulirt worden. Der fruchtbaren Bäume giebt es allerley Gattungen, ausgesetzt die Oelbaume. Die Felder stehen in vollem und häuffigem Grase. Deß Viehes ist eine gewaltige Menge. So haben auch die Wälder ihre Gnade. Was man für Wild oder Geflügel verlanget, entweder zur Eß oder Augen-Lust, gewähren sie dem Jäger. In den Bergen bricht man Marmel von allerley Farben. Da gräbt man auch Spieß-Glaß, Schwefel, Allaun, Victril, Magnetstein, Molochitstein, und was tiv sonderheit an dem alten Norico gerühmt wird, Ertz und Eisen, wie auch deß Golds und Silbers soviel, daß von allen Deutschen Bergwercken es beneidet wird, und von viel hundert Jahren hero nimmer erschöpfst worden, sintemal sie vor so langen Zeiten Polybius schon gerühmt." Fruchtbarkeit deß Norici* „Mit dem ReichthuIN deß Erdreichs 'treiten die Gaben und Güter deß Wafers. Der gröfsest und tiefste Strom in Europa (t) die Donau, fleusst mitten hindurch, und dienet so wol zu Ein- als Ausführung mancherlei) Maaren an stat eines Meers, nimt an beyden Seiten viel andre Flißwaffer zu sich, womit das Land weit und breit wird durchwässert, und darunter man die meiste mit Flössen, etliche doch auch mit Schiffen befährt. Theils derselben seynd von dem Gold-Sande berühmt, etliche von Perlen, die bißweilen beydes in Grösse und Farbe mit den Orientalischen eyfern. Allesämtlich aber führen sie unglaublich-viel und mancherlei) auserlesene Fische. Der stehenden Wasser-Pfühle (oder stillen Seen) ist auch eine grosse Anzahl, die sowol ihrer Grösse als Lustbarkeit wegen schauwürdig sind, auch grosse Nutzen und Ergetzlichkeit schaffen, wenn man sie entweder beschifft oder fischet. Mancher Orten springen kalteBrunn-quellen, mancher aber warme, so für die meiste lange eingewurtzelte Kranckheiten und Gebrechen gar heilsam. Zudem hat es darinn eine übertreffliche Gattung von Naphtha, sonst Petroleum (oder Stein-Oel) genannt. So giebt es auch deß Qnell-und Berg-Sältzes die Menge, davon man einen groffen Zoll erhebt Ist demnach das alte Noricum nicht allein für das Vieh, sondern auch für die Einwohner eine gute Weide, und also deß Namens einer fetten Weide wol werth. Dieser Ausdeutung und Abstammung deß Namens Noreia nemlich von Nora, so eine gute Weide anzeigen will, savo-risirt die unterschiedliche Ledimi dieser Zeilen Julii Caesaris, welcher in dem er-fan Buch vom Gallischen Kriege diese <ßotte führt: Bojosque, qui trans Rhe-nuni incoluerant, & in agrum Noricum transierant, Noreiamque oppungnarant, receptos ad sesocios sibi adsciscunt, bj Deliri für Noreia, wie zwar Antoninus m seinem Itinerario, im gleichen Grvphius ?Ud Rhellicanus lesen, liefet Marlianus tn seinen Notis über diß erste Buch Cm-, saris, wie auch der Nomenclator Ortelii f t. A1,tis.simus steht im Lateinischen und bedeutet all-yre der lieffsie. Welches aber sowol die Elbe wie der Rhein ideqprechen, sintemal dieselbe zwar so groß und schnell-Iiromig nicht, aber tieffer als die Donau. °) Yelserus lib. 3. Kerum Boicar. p. m. 87. 6) Csesar. lib. I. de Bell. Gail. Über die Land und Städt - Namen im Caesare, imgleichen Manutius und Hottomanus, Norica, Glareanus hingegen und Stephanus Byzantius und Procopius cj Noricum ; also daß sie das Noricum sowol bey- als selbständig (tarn ad-quam substantive) verstehen, und sowol für das gantze Land als für die Landes- Hauptstadt nehmen. In der Carrariensischen Edition stehet Noricia. Aber in der Florentinischen Nora. Sollte nun diese Florentinische Recht haben, wie Niemand dafür geloben kann, daß die vorige es besser getroffen als diese, so zweifelt mir fast gar nicht, der Nani habe die angezeigte Bedeut-und Ur- Spriefi sung von der W e i d e oder G r a s-W e i d e. Es kann aber auch wol die vortreffliche Ertz- und Stahl-Polirung der Nöringer (oder Noricorum) zu solchem Namen vielleicht Anlaß gereicht haben, weil Nd>?ou> oder (wie es Plutarchus schreibt chi jw Kärndten, und will, man solle für Am-Brunn-Quellen deß Saan-Flusses hin- I bilicos lesen Ambilisos. Denn die so am streicht; von dannen aber, zwischen der Lech wohnen, kann Ptolomaeus bannt nicht San und Trav erstlich zu dem Ursprünge bezielen, weil er dieselbe Licatios nennet, der Sau, hernach nnd zwar nunmehr mv Die Ltsar aber fleusst un Norico und nicht ter dem Namen der Carnischen nnd No- Ü ber Lech. ricischen Alpen, zu dem Spring-Quell : Daserrn nun beym Ptolomaeo solches deß Flusses Natisene ; von hinnen weiter der rechte Berstand ist, so scheint, das gen Mitternacht zum Ursprünge deß Fließ- : Noricum habe sich zu Ptolomaei Zeit an Wassers Fellae, so bey der Stadt Venzono ; den Fluß Lisontium und folgendlich an in den Fluß Tilavemptum (oder wie es ! die Graffschafft Görtz erstreckt. Denn die Italiäner nennen, Tagliamento) geht. Ptolomaeus hat die Carnos ziemt ich enge Wiederum von besagtem Fuß - Quell zusammen gezogen, ja innerhalb den bey-Abend-werts, biß an das Thal, so man den Flüssen Tilavempto und Natisone insgemein Incbiaro heisst. Wann ich nun gleichsam enge eingeklemmt. Daher er mitten durch selbiges Thal zwischen vEmo- allem Ansehn nach Alles das übrige biß nia und Julio Carnico, (zwischen Laybach || an die Japodes dem Norico zngeeignet. und Villach) vom Auf-gegen dèidergang Welches dann obberührtem Bertio, Canbiß an den Berg Setium, der die Flüsse dillo und Andren in ihrer Meynnng Be-Dearn, Gailam und Plavim von sich giesst, , fordrnng thut, die da wollen , Görtz sey eine Linie ziehe, so seynd die Norici von das alte Noreia, oder aufs wenigste demselben Carnis geschieden." «) ben am nechsten, und ein Theil deß Norici. In dieser Beschreibung verkürtzt zwar Nichtsdestoweniger, weilderselbigePto- Cluverius in etwas die Grentzen Norici ; j lornaeus gleichwol das Julium Carnicum. jedoch kann man nicht gut dafür seyu, , zwischen Italien und dem Norico lagert, daß das Noricum nicht ehemals eben sowol scheinet er von selbiger Seiten besagtes ziemlich eingezogen gewest, als auch hinge- Julium Carnicum zum mittäglichem gen zn gewissen Zeiten wiederum erweitert. Greutz-Mal zu setzen, welches doch von Die Grentz-Bezeichnung deß Ptolomaei l^örtz gegen Mitternacht eben weit genug, scheinet also, unter den alten die beste nnd jj Weßwegeu er nicht alle Anwohner deß begreifflichste zn seyu. Wiewol dieses gleich- Flusses Sontii, sondern nur die obere, welche wol dabei) einige Tunckelheit oder Schwerig j bey dem Ursprünge deß Sontii gelegen; feit verursacht, daß er unter die Völcker deßgleichen auch nicht alle Bölcker an der deß alten Norici mit einfügt die Sevaces, ä Sau, sondern diese nur, welche von dem Ambisontios, Ambidravos uttb Ambilicos. Ursprünge derselben biß zur Conjunction „DieGegenden deß Landes(Norici), schreibt ber Saurae und San gesessen damit ge-er, welche mehr gegen Abend ligen, besitzen jj meynt und dem Norico zugeschrteben haben die Sevaces, so von Mitternacht anheben, utuß. iutgleichen die Alauni, welche sonst auch Wegen ber Ambidravorum ist gar kein Ambisontii genannt werden. Was aber Streit noch Zweifel, angemerckt, die An-mehr gegen Aufgang ligt, das bewohnen sitzer deß Trav - Flusses gleichsam das die Ambidravi und Ambitici. 6) Mittel deß Norici bewohnt haben. a) Cluverius Noric. cap. 5. ^ 6) Ptolom. lib. 2. c. 14. Sevaces, Ambisontii, Ambidravi und Ambitici, wer sie 9f! west? Aus bißheriger Erzehlung. ligt nun gnugsam und klahr vor Augen, in was für Grentzen das Noricum oder Nörtm gische Land insgemein verfasst gewest, aber wann, wie und wo dasselbe weniger oder mehr ausgelängert oder eingezogen sey, wird schwerlich Jemand unter der Versicherung einer Unfehlbarkeit können zeigen. Von dem Gothischem Könige Alarico schreibt Zosimus, es sey dem Stiliconi angesagt worden, Alaricus hette Epirum verlassen, und durch die Clausen, welche den Marsch aus Pannonia zu den Venetis verhindern, gedrungen, und bey der Stadt Hemona sich gesetzt. „Von Hemona (spricht er) ist derhalben Alaricus weiter gegangen, und nach Uberstrebung deß Appenninischen Gebirgs an das Noricum gelangt. Denn mit diesem Gebirge erreicht das äusserste von Pannonien sein $ Ende." a) Ans solchem scheinet Schluß- V|wa8 solgig zu seyn, daß Alaricus aus Epiro lüften Aia. (oder Albanien) seinen Marsch durch Li- N®”® he burnien und Japydien, auf Hemona (oder «•öS1 Laybach) zu gesetzt, den Karst und das Friaulische Gebirge (Alpes Julias) zur limfen Hand lassend, von Hemona aber weiter nach dem Carnischen Alpen (die Zosimus gantz irrig Appenniniche nennet) und also durch Ober-Crain nach Kärndten seinen Zug eingerichtet, damit » er ins Noricum käme. Auf solche Weise würde, wie es scheint, die Graffschaft Görtz von dem Norico ausgeschlossen, angesehn zwischen derselben und dem Norico das Carnische Alp-Gebirge sich ins Mittel legt. Allein es kann, wie schon etliche Mal erwehnt, das Noricum bald erweitert, bald n,, verkürtzt worden seyn, und zwar nicht nur WiseJfb • gegen Görtz, sondern auch gegen Rhaetia zu, weswegen jenes bald ein- bald aus-ii^etZb geschlossen gewest. Velserus spricht, das Körle alte Noricum habe nur biß an den Inn gereicht, das nachmalige biß an den Lech. *>) In einem andren Buch sagt er: Er leugne nicht, das Noricum habe vor Alters biß an den Inn gereicht, und weiter nicht; aber nachdem die Boji den Römern ein Stück von Vindelicia genommen, neulich dasjenige, so zwischen dem Inn und Lech ligt, und aus dem Norico dahineingezogen, sey derselbige gantze Strich sowol Bojoaria (oder Bavaria) als Noricum genannt worden. Und darinn beai Zosimus lib. 5. Ó Velserus lib. 4. Rer. Aug. Vind. fol. 235. Valv. V. Buch. zeucht er sich nicht nur auf unzehlich-viel Scribenten der Mittel-Zeit, sondern auch insonderheit auf den Guntherum, und zwar auf diese seine Worte: — — — Qua Jforica lairibit Siura Jsycus e) — — — In seinen Anmerkungen über das Leben S. Severini schreibt er: „Das gantze Noricum wird vom Ptolomaeo gegen Niedergang mit dem Inn, gegen Mitternacht mit der Donau, der Aufgang mit dem Berge Cetio, der Mittag mit dem 23erge Carvancas umzielet, und zwar von Landschafften gegen Abend mit Rhaetia, gegen Mitternacht mit Groß-Deutschland, gegen Morgen und Mittag mit Pannonien und Italien. Derjenige Theil, so nach der Donau zu geht, ist Ripensis (das Strand-Nöring) und der übrige das 1 Mittelländische genannt worden. In nach gefolgten Zeiten haben die fremde Scribenten oder Beschreiber der Barbarischen " Regierung dem Norico noch überdas zu-geworffen Alles, was in der Bojorum Gebiet enthalten war, bevoraus denjenigen Strich deß Rhaetiae secundae (Affter-Rhae-tiae oder deß kleineren Rhaetiens) so zwischen dem Inn und Lech ist. Weßwegen auch Paulus Diaconus geschrieben" d) Noricorum siquidem Provincia, quam Boja-riorum populus inhabitat, habet ab Oriente Pannoniam, ab Occidente Sueviam : „Das Land der Nöringer, welches von dem Bayerischem Volck bewohnt wird, hat von Orient Pannonien, vom Occident Schwaben, von der Nord-Seiten aber den Donau-Strom." Welche Grentz-Beschreibung Diaconi falsch seyn müsste, wann zu seiner Zeit das Noricum nicht erweitert wäre. Ob nun zu Ptolomaei Leb-Zeiten das Nöringische Land gegen Abend so weit gleich nicht gereicht, muß es doch hingegen damals an der andren Seiten, um ein gutes weiter seyn gegangen, als bey Julii Caesaris und Tiberii Läufften. Denn ob er gleich kein Noricum jenseit deß Inns hat erkennen wollen, ist doch hingegen ^t01T e dasselbe damals anderswo desto weiter aus- Zàng von gebreitet, nemlich biß an den Fluß Li- Königen sontium, und an die Graffschaft Görtz. res'ert- Das Noricum ist eine Zeitlang unter Königlicher Herrschafft vormals gestanden, wie man bey etlichen Römischen Scribenten findet, sonderlich beym J. Caesare, c) Idem p. 226. d) Lib. 3. Hist. Lombard, c. 19. & 31. 15 Suetonio und Vellejo. Der erste berichtet, König Ariovistus habe zwo Gemahlinnen gehabt, deren Eine von Geburt eine Schwäbin gewest, und mit ihm zu Felde gezogen, die Andre eine Nöringerinn (Norica) und deß Königs Voccionis Schwester, welcher dem Caesari bey dem innerlichem Kriege dreyhundert Reuter zu Hülffe geschickt. a) Suetonius und Vellejus nennen Beyde das Noricum ein Königreich mit dem Wort regni, b) Die Bräuche und Sitten der Nöringer seynd ziemlich rauhe und barbarisch gewest, und ihr Verhalten gegen den Nachbarn sehr unfreundlich. Sie zogen offtauf den Streiff und Raub, und machten deß tandels so viel, biß ihnen der Römische dler über die Hauben kam, und mit seinem scharffen Schnabel die Geyer-Klanen samt der Freyheit zerbrach. Ihr letzter Auslauff und Einfall geschähe kurtz vor Christi Geburt in Istriani oder Hister-reich, wodurch sie den Unwillen der Römer wider sich reitzten. Und weil man vorhin zu Rom schon lange eingesammlet, viel Unfugs sag ich von ihnen erlitten, rechnete man nun ein Mal den Kerb-Stock durch den Silium mit ihnen ab, welcher sie überwand, muffen Dio solches umständlich erzehlt. c) Gleichwol ist dieses denckwürdig, daß die Römische Waffen vorher schier durch gantz Africam, ausbenommen die gar zu heisse und dürre Oerter gezogen, auch in Asien die äusserste Länder deß Orients durchgedrungen, wie nicht weniger in Europa, unter andren die tapfferste Nationen der Gallier und Spannier bezwungen, ja über das Britannien geschreckt, ehe denn man sie jenseit der Rhaetifchen und Nö-ringischen mit Italien so nahe grentzenden Alpen hat blincken gesehn, da sie doch durch soviel Verheerungen und Einfälle schon dazu waren befugt worden. Es giebt mancherley Anzeigungen, daß es kein schlechter Krieg gewest, sondern man viel mit ihnen zuthun gehabt, angesehn zween Feldherren, die überbag auch ihre General Leutenants (denn das waren eigendlich die Legati Ducis im Felde) an der Seiten hatten, wider sie gezogen, und sowol mit Belägerungen, als Scharmützeln und Treffen, dieses zwar streitbare und tapffere aber doch der rechten Streit-Regeln an-noch unerfahrne Volck bestritten, und durch ein schrecklich-blutiges Gemetzel überwunden. Wie gewaltig und hefftig sich aber die Männer gewehrt, Habens ihnen doch die erbitterte Weiber in der Furi und Raserey weit zuvorgethan, und den Obsieger mit so verzweifelterWüte angesprengt, daß die Entsetzlichkeit ihres Verfahrens mit keiner Feder sich gnugsam abbilden lässt. Denn als es ihnen an Pfeilen und Spiessen endlich gemangelt, haben sie ihre leibliche unmündige Kinder wider den Bodem geschlagen, und hernach den Römern ins Gesicht geworffen, der Einbildung, dieselbe wären hinfort gar keines Lebens mehr benöthigt, weil sie nun kein freyes mehr führen könnten. Weßwegen auch der Poet Ovidius, mercklich gnug zu verstehen giebt, der Rhaetisch-Noncische Krieg habe dem Augusto, welcher doch schon soviel Völcker hatte überwunden, keine schlechte Sorge und Unruhe gemacht, wie dieser Vers ausweiset: 0iJwtia> nunc prceient 3Jira,ciarr blUldjjx £ C,r- 55S&. man soviel daheim gelassen, als zum Acker-und Feld-Bau ihrer gnug, zu Wieder-Ergreiffung aber der Waffen zu wenig. Mit den Weggeführten aber seynd die unbarmherzige Römer (welche ihre Berührung gegen andren Völckern mit der seder allezeit aufs Beste heraus geschmückt, singegen mit der That selbsten aufs häßlichste besudelt haben) gar grausamlich umgegangen, also, daß man sie dabey füg-licher für unmenschliche Menschen und grausame Barbern hette zu achten, weder ihre überwundene Feinde. Denn sie erwürgten alsofort einen Theil der Ansehnlichsten und Edelsten im Volck, damit das Volck keine Häupter noch Anführer zur Widerspenstigkeit behielte. Diejenige aber, so gefangen genommen worden, hat man gebunden und gefeffelt, mit Weib- und Kindern auf Rom geschickt, daselbst in Ketten geschmiedet, und in den Schau- oder Spiel-Häusern den wilden Dhieren vorgeworfen, um die blutdürstige Schau-Gier der bestialischen Zuseher mit dem Blut der zerrissenen armen Menschen zu ersättigen. Etliche hat man heimlich in der Gefängniß mit Gisst umgebracht. <*) Allein es ist nachmals, als die Boji und andre Deutsche Völcker an Macht und Kriegs-Erfahrenheit gewachsen, den Römern solcher blutgieriger Greuel und verteufelter grausamer Frevel überall, sonderlich im Norico von den Bojis und andren Deutschen, imgleichen von den Hunnen, Gothen, Wenden und Sclaven ritterlich wieder eingetränckt, und mit derselben Maß, womit sie andren Völckern gemessen, wieder gemessen worden. Das gantze Land aber ist damals in zwo Provintzen unterschieden, in Rhaetiam Sihe da« Kupffer lit. N. o) Vid. Lazium de Repudi. Rom. 15* Me die Römer baS Noricum abgetheili. Nürnberg, eb6 zum alten Norico eigendlich gehörig. und Noricum, dazu auch eben so viel Land-Pfleger verordnet, und an gelegene Oerter eine gewisse Anzahl Völcker verlebt worden, wider äusser- und innerliche Feinde, a) Nicht weniger hat man auch das Noricum absonderlich wiederum in zweyerley abgetheilt, nemlich in das Strand-Noricum (Ripense) und Land-Noricum (oder Mittelländische Noricum) wiejbeym Sexto Ruto, Jornande, Herodiano und in der Notitia Imperii, zu ersehn. Das Ripense Strand- oder Strom-Nörin-g e n, ward daher also genannt, weil es den Inn-und Donau-Strom berührte, und begriff Alles, was von dem Inn biß an Pannonien langst dem Donau-Ufer lag. Das übrige hieß man Mediterraneum, das Mittelländische. Und solchen Unterschied soll Keyser Hadrianus gemacht haben. Aventinus theilet das Mittelländische wiederum ab in das Obere und U n-t e r e. Das Obere besitzen seines Berichts die Boji (oder Bayern) über dem Inn, und die Tyroler. Das Untere oder Zweyte die Steyrer und Kärndter. 6) Nun hat zwar Ptolomaeus das Noricum zwischen dem Inn und der Donau beschlossen, wie schon angezeigt worden, aber Ptolomaei Zeit ist nicht jedwede Zeit, und hat darum Aventinus hierinn nicht unrecht (wie zwar deß Apparatus Camioliae Author vermeynt) daß er auch jenseit deß Inns einen Theil von dem Mitteländischem Norico gesetzt, sintemal mehr-bedeu-teter Gestalt das Noricum zu einer Zeit viel weiter gegangen als zur andren. Ist demnach das Noricum, von welchem Aventinus schreibt, von einer andren Zeit als Ptolomaei seiner zu verstehn, und viel grösser gewest. Denn man hat damals also genannt die gantze Gegend, darinn heutigs Tages begriffen die Graffschafft Tyrol, das Bistthum Saltzburg, Bayern jenseit deß Inns, das Land ob der Ens, Oesterreich, Steyermarck, Kärndten. c) Etliche wollen das alte (nicht aber älteste) Noricum gar biß an Nürnberg er-längern, unter denen auch der gelehrte Pyrckheimerus begriffen. Denn er schreibt also: „Ich weiß gewiß, daß die Norici, als sie von den Römern hinaus getrieben worden, über die Donau, und in diß u) Yelser. lib. 3. Rer. Boicar. p. 89. 6) Aventin, lib. I. Annalium. c) Sihe Aventinum im 2. B. der Bayerischen Sfjromc. Land gewichen, welches noch heut von selbigen Bölckern den Namen behält, und Norica heisst, darinn enthalten ist Alles, was von dem Ausgange deß Flusses Almonis in die Donau biß an Nürnberg langt, daß man also sagen kann, Albus-burgus (jetzo Weissenburg genannt) lige im Norico. Es hat aber Zweifels ohn auch Nürnberg (Norinberg) welches gleichsam soviel heissen soll, als der Berg von der Nöringischen Gegend daher seinen Namen, d) Dieses lässt man ungenöthigt zu, daß nach dieses grundgelehrten Manns Gedan-cken die Blume Deutscher Städte Nürnberg wol von dem Norico benamset seyn möge. Wie denn auch andre gelehrte Leute mehr, sonderlich Bertius mit darauf halten. Welcher anfänglich zwar geurtheilt, es rührte der Nam Nürnberg her vom Tiberio Nerone, nachmals aber um gesprungen, und in Beschreibung dieser Stadt gesagt, er komme nicht vom Nerone her, sondern von denen Noricis, und daß diejenige nicht gnugsam der Historien erfahren seyn, noch auf die alte Beschreibungen deß Landes sich recht verstehen, welche vermeynen, es wäre Drusus oder Tiberius Nero gar in diese Lands-Gegend gekommen und in derselben ein Überwinder der Noricorum worden, hette auch die Festen oder das Schloß zu Nürnberg erbauet. Es seynd zwar auch manche Andre eben dieses Sinns, ob wäre der Thurn auf der Nürnbergischen Festen (oder vielmehr der fünff-eckigte am Schloß-Berge) vom besagtem Tiberio Nerone, wiewol nicht bey seiner allbereit Keyserlichen Regierung, sondern bey seinem Gubernement und Generalat über die Armee Keysers Augusti, nemlich da er mit derselben in Thüringen gezogen, um selbigen König zu bezwingen, zwölff Jahr vor Christi Geburt aufgerichtet, und nach dem gemeldter König sich vor ihm gedemütigt, und an ihn ergeben, hette er selbigen Thurn samt der umligenden Gegend dem Land-Bolck (oder ; der Baurschafft) eingeräumt mit der Er-laubniß, eine Stadt dahin zu bauen. In-! Massen das im Jahr 1563 gedruckte Buch, j welches sich titoliti, „Warhaffte und gründ-;i liche Beschreibung deß Anfangs Ursprungs, ! und Herkommens der löblichen Reichs-ji Stadt Nürnberg rc. solches vorgiebt. d) Pyrckheimer. ap. Bert. Germ. 1. I. c. 24. Hinwiederum bezeugt Crusius, daß Etliche dafür halten, sie habe beydes ihren Anfang und Namen vom Druso Nerone, deß Tiberii Neronis seinem Brüdern, und deßwegen Neroberg (oder Nerowerck) geheissen. «) Thetls mutmafsen, daß sie vorzeiten Nahrungs-Berg, andre daß sie Norkes-Berg geheisien. Noch andren ist glaublich fürgekommen, Nürnberg wäre so viel gesprochen als Nur ein Berg. Reusnerus, und vor ihm Conradus Celtes, haben sie für deß Ptolomsei Sego-dunum angesehn. Der Author, so zu der vor etlichen Jahren in Kupffer gestochenen Stadt Nürnberg die Beschreibung gemacht, giebt die Meynung derer für die gewisseste aus, welche halten, der Nam komme her von Norgau (oder Nordgau) weil sie die Haupt-Stadt im Norico, weßwegen auch die Scribenten der Mittlern Zeit (mediae aetatis) dieser Stadt Hontem Noricum den Norischen Berg, imgleichen Castrum Noricum die Norische Burg (oder Noris-Burg) zu nennen pflegten. Ich sorge aber, es fahren alle solche erzehlte Meynungen, be§ Bertii seine letzte und verbesserte ausgesetzt, neben dem Ziel hin. Vom Tiberio Nerone kann sie schwerlich Nürnberg heissen. Denn hette sie Einer der Neronum nach sich genannt, würde er wol obbemeldten Thurn Castrum Neronianum oder Castrum Neronis benamst haben, und nicht Nürnburg oder Nürnberg, mit einem halb Deutschem Worte. Diesen Namen aber Castrum Neronis wird uns schwerlich ein einiger alter Lateinischer Scribeyt blicken lassen. Fürs andre, und was noch mehr ist, so war Tiberius Nero viel zu scrupulöser und behutsamer Art, daß er einigen Platz oder Ort hette sollen nach sich nennen, und damit dem Keyser Augusto Ursach geben zu argwähnen, als ginge er mit höhern Gedancken und Anschlägen schwanger. Wie dann aus solcher Betrachtung der Keyserliche Printz Germanicus der Uberschrifft deß Trophmi oder Siegs- und Triumph-Zeichens, welches er wegen Überwindung der Bölcker zwischen dem Rhein und der Elbe ausgerichtet, seinen Namen einzuverleiben sich nicht unterstanden, sondern nur deß Tiberii seinen drein gesetzt. b) a) Crusius Parte 2. Annal. lib. 10. c. 4. b) Vid: Tacit. Annalium c. 22. Drusus Nero hette Zweifels o h n durch gleiches Bedencken sich abschrecken lasten einiger Burg seinen Namen zuzueignen, zumal einer solchen, dabey man eine Stadt hernach wollte anlegen lasten. Zudem hat Drusus zwischen Rhein und Saal Krieg geführt, ist auch daselbst umgekommen. Die Deutung, so von den Wörtern Nahrung-Berg und Nur ein Berg genommen wird, gilt soviel als nichts in den Gedancken desten, der nur ein wenig nachdenckt, und verdient keine Widerlegung, sondern eine Moste Ver-werffung. Daß Nürnberg deß Ptolomsei Segodu-num seyn sollte, giebt die unterschiedliche Polus-Höhe nicht zu, angemerckt es unter der Höhe von 49 Graden, 26 Minuten, nach der Longitudine aber von 35 Gr. 14 Min. stehet. Endlich kann auch dieses nicht bestehn, daß Nürnberg als die Metropolis deß Norici vom Norgau ihres Namens Ursprung haben sollte, sintemal kein einiger alter Scribent sagen wird, daß Nürnberg im Norico gelegen, zumal in dem recht ei-gendlichem Norico. Das Nordgau ist auch nicht mit dem Norico einerley, sondern Nordgau bedeutet diejenige Dorffchafften (denn G a w hieß bey unsren Vorfahren soviel, als eine gantze Commun, so in einer gewisten Menge Dörffer bestund) welche gegen Norden lagen, und zwar jenseit der Donau. Cluverius nennet solche Gegend Ober-Bayern; Velserus aber die Pfaltz, wann er schreibt: Nordgoja, aut contractius Norca, & Palatinatus duplici argumento dicta est (scilicet antiquissima , post Bojohemum, Boj orum sedes) quod aquiloni obversa, qui Germanis Jfortu* est, quodque sub Palatinis Bojis principibus, postea exorta dignitatis specie, habita, c) Auf Deutsch: „Der Bo-jorum, oder Bayern, ältester Sitz, itechsi Böhmen, ist Nordgau, oder mit verkürtz-ter Aussprache Norca, und Pfaltz genannt worden, aus zweyerley Ursachen; als nem-lich weil es Nordwerts liat, nach dem Strich, welcher bey den Deutschen der Nord Heist, und daß es hernach als eine gewisse Dignitet und hoher Stand darinn entstanden, von den Bayerischen Fürstlichen Pfaltzgrasen regiert worden. c) Velserus lib. 3. Rer. Boioar. p. 86. Jžorbgan- Das Vermutlichste ist, daß entweder aus Un- oder Miß-Berstande, die Namen Noricum und Nordgau für einerley, nach der Hand ausgegeben und von einer blinden Gewonhert ausgenommen, oder daß das Noricum endlich, biß gar an Nürnberg erbreitet sey, oder auch, daß die flüchtige Norici ins Nordgau gewichen, und ihren Namen demselben angepflantzt. Das Letzte ist Bertii letzte Meynung. „Denn es haben seines Berichts, diese Gegend vorzeiten die Schwäbische Hermunduri bewohnt, deren Nachbarn die Narisci in der Obern Pfaltz gewesen, dahingegen die Norici damals zur Grentze den Inn und die Donau gehabt, und nachmals und zwar lange nach Christi Geburt als die Hunni das Noricum, nemlich Oesterreich, Steyr, Kärndten, das Saltzburgische Bisthum, und angrentzende Länder verwüsteten, da haben sich theils Norici meh-rer Sicherheit wegen in diese Gegend begeben, und wegen Bequemlichkeit der zwe-yen Wasser Pegnitz und R e g n i tz ihre Hammer und Schmieden (auf welche Kunst sie sich am besten verstunden) da-herum aufgerichtet und ferner zu ihrer Sicherheit auf dem Berge, auf welchem noch heutiges Tages das Schloß schön liget, anfangs ein schlechtes Castel aufgeführt, hahin folgends ein Flecken und alsofortan eine Stadt erbauet worden, welches Castell in den alten Briefen Castrum Noricum genannt, unter den Frän-ckischen Gebiet gewesen, und allbereit zu Zeiten Keysers Caroli Magni gestanden ist rc." a) Der Apparatus Carnioliae vermutet, es Mögen vielleicht aus dem Norico einige Coloniae oder ausgeschickte junge Leute dahin gezogen seyn, und den Ort bepflan-tzet haben. Welches mit Bertii Urtheil ziemlich übereinkommt. So würde dann diese Zier unsers Deutschlands, die weit-berühmte Reichs-Stadt Nürnberg ihren Namen nicht vom Nordgau, sondern von solchen dahin geflüchteten oder ausgeschickten Noricis empfangen haben. Ob aber darum auch das Noricische Gebiet selbst endlich 'biß an Nürnberg sich erstreckt, und diese Stadt mit eingeschloffen habe, bleibt im Zweifel. Wir wollen von dem Lande Histria (oder Istria) diesem einen kleinen Bericht a) Vid. Bertius in Tabul. Geograph contract lib. 3. Rer. German. beyschlieffen, weil ein Stück desselben heut ein Theil von Crain ist. Der Nam Istria mag gleich von dem Ursprung Haupt-Strom Istro, oder von einem an-dren Strom dieses Namens oder auch von einem Fürsten der Jster geheiffen, Herkommen; so ist er gewiß sehr alt, und sowol in Griechisch- als Lateinischen Schrif-ften berühmt. Cassiodorus lobt es um der Fruchtbarkeit und herrlichen Wachsthums willen, bevoraus wegen deß Weins, Oels und Getreids. b) Die Grentzen Istrise seynd nach Gelegenheit der Zeiten verändert worden. Cs hat sich von Abend und Mittage mit dem Adriatischem Meer bezielt, doch also, daß seine Grentzen erstlich biß an die Quellbrunnen deß Fluffes Timavi geschweifft, hernach nur biß an den Fluß Formionem (oder Risano) gelangt, welcher aus dem Von w benachbartem Gebirge herab von Mitter- à°> n»-nacht gegen Mittag fleusst, bald aber sich gegen Nidergang wendet und ins Adriatische Meer ergiesst. Von Mitternacht ward Istria von den Japidiern durch die so genannte Juga Albia oder Albische Berge abgesondert. Vom Aufgange reichten besagte Japidier biß in Liburnien, wie man in den Geographischen Tabuln des B l a u-ens erkennet. Derhalben seynd vor Alters in den Istrianischen Grentzen gestanden Pucinum, Duinum, Tergestum (oder Triest) Mugia und andre beyanli-gende Oerter, welche in folgenden Zeiten davon ausgeschlossen wurden. Man sollte gedencken, zu Strabonis Zeiten wäre Istria noch über obbemeldten Fluß Formionem biß an die Ur-Brunnen deß Timavi hinaus gegangen, wenn man diese seine Zeilen obenhin ansehn wollte: Post Timavum Istrorum usque Polam littus est, quae Italiae adjacet. In medio Tergeste Castellum est. c) Aber er nennet hernach d) Triest (oder Tergeste) einen pagum Carnicum, das ist ein C ar-nisches Dorfs (Wiewolsonst pagus, bey den alten Scribenten nicht nur ein blosses Dorff, wie in unsren heutigen Lexicis oder Wort-Büchern, sondern einen gantzen District oder Gemeinschafft etlicher zusammen gehörenden Dörffer bedeutet) weil damals nicht erst eine neue Grentz-Abtheilung und Unterscheidung 6) Cassiodorus Variar. 1. 12. Ep. 22. c) Strabo lib. 5. «). c) Um welche Zeit aber Dalmatien einen so weit- und breiten Schweifs biß an die Donau genommen, setzt Porphyrogenitus nicht dabey. Als das Römische Reich im Flor stund, kann es ein Mal nicht gescheht: seyn, angesehn die, so damals geschrieben, Pannonien von Liburnien und Dalmatien gar accurat und fleißig unterschieden. So kann es eben so wenig, gleich nachdem das Römische Reich im Occident sich geneigt, erfolgt seyn, an-gemerckt, allerdings auch damals, als es а) Prokop, lib. 1. de Bello Goth. б) Simocatta 1. 7. c. 11. c) Porphyrogen, de adm. Imp. o. 30. daselbst schon vertilgt war, so lange die Gothi in Pannonien geherrscht, man von keiner andren Abtheilung und Unterscheidung der Provintzien annoch gewusst, ohn die zu den Zeiten der Römer gewesen; wie insonderheit aus den Sendschreiben Cassiodori erhellet.Scheint derhalben indem Porphyrogenitus schreibt, Dalmatien habe sich vor Alters biß an die Donau gezogen, verstehe er unter dem Namen Dalmatiens das erweiterte Illyrium, oder sey in dem Namen der Provinzien irr worden, als ein ©riech, so derselben keine gnugsame Kenntniß und Nachricht gehabt. Und ist solches desto vermutlicher, weil die Römer selbst, da sie doch näher und Herren über Dalmatia waren, keine so unsehlbare Wissenschafft vor Aufricht- und Fest-Stellung deß Römischen Reichs darum gehabt. Vom Procopio kann dergleichen gesagt werden. Wiewol man dieses seinen Worten durch Scheidung der Wörter Sirmium oppidum, & caetera Dalmatiae, noch wol einen besseren Verstand angewinnen könnte. Nichts destoweniger, so man das Wort Dalmatia in geraumer Deutung nimt, wie ihm nemlich andre Provintzen mehr anhängig gewest, welche es unter seinem Gerichts-Zwange und Rechts-Spruch gehabt, gleichwie heut an Oesterreich, Steyer, Kärndten und Crain hangen, weil sie von einerley Oberhaupt regiert, und auch allesämtlich überhaupt Oesterreische Provintzien genannt werden, so kann man end-lich noch wol zugeben, daß ein Theil deß Stiia alten Crains, da, wo es nemlich Japydien Sri begreifst, zu Dalmatien habe gehört ; denn dahin lenckt uns auch Plinius, wann er schreibt: „Zu der Scardonitarum Ver- t<ö- sammlung kommen die Japydes und vierzehen Städte der Liburnier. Scardona ist das Ende von Liburnien, und der Anfang von Dalmatien." *) Welches soviel gleichsam gesagt ist: „Die Dalmatiner sprechen nicht allein den Liburniern, sondern auch Iapidiern das Recht, und ob es gleich unterschiedene sowol Provintzien Völcker sind, werden sie doch von einem Regiment regiert." Sollten aber nach Lucii Vorgeben auch Kroatien und Slavonien, mit Dalmatien vereinigt werden müssen, so würde ohne Zweifel ums Jahr Christi 640, auch unser ") ^ id. Plin. lib. 3. c. 21. & seq. Balv. V. Buch. Iapidia, und ein Stück beydes von Oberund Unter-Pannonien, unter Dalmatien begriffen gewest seyn. Denn in diesen Ländern seynd von selbiger Zeit hero, die mehr mittägliche Krabaten, und die mehr-mitternächtliche Slavi (oder Sclavo-nier) verblieben ; welchen Sclavoniern heu-tigs Tags, von der West-Seiten die Windische Marck angrentzt, wie sie von den Francken benamst worden, welche die Slavos mit ihrem alten Namen haben Wenden oder Winden genannt. Soviel kürtzlich von Dalmatia! Liburniens alte Grentzen vorzustellen, würde Mühe und Kunst setzen. Ptolomaeus gießt ihm vom Nidergange Histriam, vom Ausgange Dalmatien, von Mitternacht Pannonien, vom Mittage den Simun Fla-naticum, (oder Golfo di Carnero) zu Gren tzen. Aber einen groffen Theil derselben, bevorab der abend- und mitternächtlichen, haben zur Zeit der Römer die Iapides eingenommen. Jetzo lasst uns vernehmen, wie unser Crain von dem gewaltig-starcken und unvergleichlichen Thier, welches eiserne Zähne hatte, erhaschet, das ist, von den alten Römern weggenomen undbewohnetworden. Zwey hundert drey und viertzig Jahre lang, ist der Römer Regiment unter den sieben Königen gestanden, und hat sich nicht weiter als auf 18 Meilen erstreckt. Unter den Bürgermeistern fraß diß schreckliche Thier viel weiter um sich. Denn unter der Burgermeisterlichen Regierung, welche bey vierhundert sieben und sechszig Jahr währete, ward Italien biß über den Po, deßgleichen Africo, Spannien, Gallien und Britannien überzogen. Demnechst kam die Reihe an Jllyrien, wiewol dieses selbst grosse Ur fach dazu gab, durch See-rauberey und vielmalige Beraubung der Jtaliänischen Kauffleute. Wir wollen die Veranlassung solcher Bezwingung Jlly-riens, weil dieselbe den Römern die Bahn zu Eroberung andrer angrentzender Länder gebrochen, kürtzlich hiemit einstigen aus dem Polybio. Nachdem Agron, der letzte und gewaltigste König der Illyrier, die Zeitung erhalten, daß die Aetolier von seinen Völ-ckern überwunden, hat er zu Bezeugung seiner Freuden herrliche Mahlzeiten angestellt, und so starck dabey getruncken, daß er darüber in eine Kranckheit gefallen, auch bald darauf gestorben, und also der 16 Liburniens alte Grentzen. Wie das Römisch-Reich allgemach gestiegen. Kurtze Erzeh-lung, wie die Römer von den Illyriern gereiht worden. Wein den Überwinder überwunden und getödtet; wie solches noch tool heut manchem Wein-Helden widerfährt. An seiner Stelle ward seine verwittibte Gemahlinn zur Regentinn vorgestellt, welche das Regiment durch ihre vertraute Freunde verwaltete. Denen Sie aber als eine Für-stinn, welche ihrem Glück zu viel trauete, den Zügel zu weit ließ, und sich wenig darum bekümmerte, wie es inn- oder ausser dem Reich zuginge, überdas allen den Ihrigen, welche auf ihren eignen Kosten und Gewinn die See bestreiffen könnten, verstattete mit Raub-Schiffen auszulauffen. Von diesen wurden die Messenii und Elienser, beydes zu Lande und Wasser geplündert. Eben um dieselbige Zeit bemächtigten sich auch selbige Illyrier durch einen heimlichen Verstand mit der Gallischen Besatzung der Stadt Phoenice in Epyro, und als die Epirota (oder Albaneser) sich hierauf mit einer Armee davor lagerten, um die Stadt ihnen wieder abzuzwingen, wurden sie von ihnen überfallen, und davor weggeschlagen, und waren also stets glückhafft, zum Unglück ihrer Freyheit, welcher durch diese und dergleichen Unter-sahungen die Kette der Dienstbarkeit nach und nach geschmiedet ward. Sie verwilligten zwar hierauf den Epi-rotis, nach Verheerung deß gantzen Landes einen Stillstand, weil von der Königinn Teuca Ordre kam, sie sollten eilends heimkehren, denn es wären etliche Jllyrische Städte von ihr ab- zu den Dardanern gefallen. Also kehrten sie mit einem grossen Raube von Menschen und Gütern wieder in ihr Land, und hatten der Beute genug, aber kein Genügen. Denn Raub-Gut ist wie ein böser Geist, der den Besessenen nicht ruhen lässt; der ungerechte Besitzer streifst immerzu mit seinen Gedancken und Begierden herum, und sucht Gelegenheit, das Netz nach Mehrerm auszuwerffen. Dem Wolfs, welcher ein Mal Lämmer-Blut geschmeckt, wässert das Maul stets darnach, und lässt nicht ab, biß ihn die zugerichtete Grube oder das aufgestellte Garn, fromm und geschmeidig macht. Sie hatten vor dem schon vielmals die Schiffe aus Italien beraubt, und nachdem sie nunmehr der Stadt Phoenice Meister geworden, sonderten sich die meisten unterweilen von der Flotte ab, und plünderten die Italiänische Handelsleute. Darüber hatten zwar die Römer sich gegen ihnen zum öfftern beschwert, aber umsonst; es galt bey ihnen soviel, als hette man dem Habicht in freyer Lufft angedeutet, er sollte diese oder jene Tauben nicht stoffen. Weil aber nunmehr die Klagen zu Rom gar zu häuffig einlieffen, und Ihrer Viele miteinander deßwegen bey Raht beweglich einkamen mit völligem Bericht, was für Schaden und Gewalt ihnen bishero von den Illyriern zugefügt worden, und noch täglich begegnete, schickte der Raht Gesandten ins Jllyrien, nemlich Cajum und Lucium Coruncanus zu der Königinn Teuca. Diese, als ihre Schiffe mit einem so prächtigem Raube wieder heimgelangten, verwunderte sich darob zum höchsten und erhub ihr Hertz wider die Griechen desto höher, entbrannte auch soviel mehr mit Begierde und Lust zum Kriege; hielt doch gleiwol noch damit an sich, weil ihr die innerliche Empörungen veränderlich sielen. Nachdem aber in Jllyrien solche wieder gedämpft, und sie das Kricgs-Volck vor die Stadt Issa geschickt, welche allein noch bischero in der Widerspenstigkeit beharrete, kamen bedeutete Römische Legaten bey ihr an. Denen sie eine gewisse Zeit zur Verhör bestimmte. Als dieselbe nun über die erlittene Ge- lyrische walt und Unbilligkeit sich beschwerten, gab sie gar hochmütig und trutzig ihnen Ackn-° diesen kurtzen Bescheid: Sie wollte schon »echt, die Versetzung thun, daß den Römischen Leuten von den ihrigen aus offendlicher Anstalt nichts ungleiches widerfahren mögte, dieses aber den Illyriern zu verbieten, daß ein Jedweder unter ihnen aus eigener Bewegniß in der See sein Glück suchte, und dieselbe ihm zu Nutzen machte, das tiesse wider den Brauch und Gewonheit der Könige. Auf solche Worte der Königinn ertheilte *der jüngere unter den beyden Gesandten diese großmütige Gegen-Worte, wiewol nicht allerdings zu rechter Zeit: „Aber 6 Teuca, weil die Römer eben sowol diesen trefflich-guten Brauch und Gewonheit führen, daß sie die Gewalt und Beleidigung, so den Privat-Leuten angethan wird, offendlich rächen, werden wir mit Hülffe der Götter dahin streben, daß ihr in Kurtzem mögt bemüffigt werden, solche Königliche Ge-wonheiten zu verbessern. Darüber hat sich die Rachgierige so saffi w# . gewaltig erbittert, daß sie mit Verachtung einm 10 ^ß gemeinen Völcker-Rechts den wieder , abgereiseten Legaten Etliche nachgeschickt, ; die den jüngern, wecher ihr so bür l und vertraulich seine Meynung unters Gesicht gesagt, haben caputiren müssen. Durch welchen Streich aber ihre Kron und Illyriens Freyheit zu Bodem gefallet worden. Denn sobald man solches zu Rom erfuhr, daß man sich so meuchel-mördrisch an den Legaten vergriffen, brachte man alsofort Völcker auf, richtete auch eine Schiff-Flotte zu, und unterließ nichts, | was zur Beeyferung einer solchen frevelen Schand-That gehörig. Hingegen schickte die Königinn gleich, als ob sie der bösen Händel noch nicht gnug hätte, bey angehenden Frühling mehr Schiffe nach Griechenland als vorhin, deren ein Theil nach Corcyra gieng, der andre in den Hafen der Stadt Dyrrachii : (oder Durazzo) unter dem Vorwand, daselbst sich mit süssem Wasser und Pro-viand zu versehen, da doch ihr Vorhaben war, die Stadt zu überrumpeln. Die Einwohner besorgten nichts wenigers, erlaubten ihnen derhalben gar gern, ohne Gewehr in die Stadt zu gehn, weil sie anders nicht vermuteten noch glaubten, als daß sie sich nur mit Nothdurfft an Wasser und Speisen versehn würden. Aber tttuiefeg kte vermeynte menchellistige Wasserträger |W(ein be, trugen in ihren langen Wasser - Stützen b«iener'an oder Krügen, heimlich ihre Schwerter, er-r**s0fDu' schlugen damit die Hüter im Stadt-Thor, und bemächtigten sich desselben alsofort. Gleich damit eilten auch die übrige von dem Ufer herbey und nahmen den grös-sern Theil der Mauren schleunig ein. Die Bürger wurden zwar über einen so unversehenen Anfahl sehr bestürtzt, griffen doch geschwind zum Gewehr und trie-1 ben sie endlich nach einem langen tapffren j Gefechte wiederum von der Mauren hinab. ' Hierauf liessen die Kriegs-Obersten der Illyrier zur Stunde die Schiffe wiederum vom Lande, vereinigten sich mit denen an- ! dren, die wie erwehnt nach Corcyra gedachten, und beschleunigten ihre Fahrt der-maffen, daß die zu Corcyra sich belagert sahen, ehe sie das geringste vorher davon > verspührt. Diese sich so unvermutlich über- ; fallen sehende wussten keinen andren Raht, als daß sie eilends die Aetolos und Achaeos um hülfflichen Entsatz ersuchten, über# das auch von den Städten Apollonia und Dyrachio Hülffe begehrten. Darauf treffen zehen gerüstete Schiffe der Achmer nach Corcyra, gäntzlicher Einbildung, der Belägerung bey ihrer ersten Ankunfft gleich ein Ende zu machen. Aber die Illyrier gingen ihnen nebst sieben von ihren Bundsverwandten, den Acamantem erbetenen Kriegs - Schiffen entgegen, und erfochten den Sieg, also daß ein Achrni-sches Schiff versenckt ward, und vier von ihnen genommen wurden. Dieser Sieg bließ den Illyriern den Mut so hoch auf, daß sie wieder zuruck vor Corcyra gingen, und die Belägerung erfrischten. Die Stadt wehrte sich eine Zeitlang, musste sich aber, weil sie keinen Entsatz wusste, endlich ergeben, und unter dem Commendante» Demetrio Phario eine Illyrische Besatzung einnehmen. Weil den Illyriern nun der Streich so wol gelungen, machten sie sich auf nach Dyrachium und legten sich wieder vor die Stadt. Um selbige Zeit brachen die Römische Bürgermeister C. Fulvius und A. Posthumius auf jener mit zweyhundert Schiffen, dieser mit einem Kriegs-Heer zu Lande. Wie Fulvius gen Corcyram gelangte, und erfuhr, daß er zu spät gekommen, beschloß er gleichwol in die Insel einzulauffen, sowol darum, daß er den rechten Verlaufs erfahren, als daß er, ob das, was er deß Demetrii wegen vernommen hatte, versuchen mögte. Denn dieser hatte, weil seine Mißgönner ihn bey der Königinn angegossen, aus Furcht für ihrem Zorn heimlich nach Rom etliche Personen abgefertigt, und durch selbige den Römern versprochen, er wollte ihnen die Stadt übergeben. Die zu Corcyra waren über der Römer Ankunfft hoch erfreut, mit) übergaben i mit Bewilligung Demetrii die Illyrische Besatzung in ihre Hände, vertrauten auch sich selbsten samt der Stadt ihrem Schutze, in Hoffnung, solcher Gestalt für den Frevel-Stücken der Illyrier hinfüro gesichert zu seyn. Demnechst lieff die Römische Flotta auf Apolloniam zu, und Demetrius gab ihnen alle Anleitung. Eben zu derselben Zeit ließ auch Posthumius die Land - Armee, so in zwey und zwantzig tausend Mann bestund, zu Brundusio (oder Brindusi) zu Schiffe gehn, und kamen also beyde Bürgermeister mit ihren Kriegsheeren gen Apolloniam, nahmen selbigen Ort gleichfalls in Römische Protection, und schifften 15* von danen weiter gen Dyrrachium, wil-les, die Illyrier, welche es belagert hielten davon abzutreiben. Diese begehrten aber ihrer Ankunfft nicht zu erharren, sondern hebten aus Furcht bte Belagerung auf, und gingen durch. Nachdem hierauf die Römer Dyrrachium, wie auch folgends andre mehr für Freunde und Schutz-Verwandte ausgenommen, seynd sie endlich auf Illyrien selbsten angegangen, und die meiste Städte daselbst von ihnen mit Gewalt erobert worden. Wiewol es sie viel Volcks gekostet, ja die meiste Soldaten, nebst etlichen Obersten, und dem General - Kriegs - Zalmeister ihnen drauf gegangen. Sie jungen auch den Illyriern ihre Proviand - Schiffe auf und schlugen ihr Lager vorder Stadt Iffa weg. Also setzten es die Illyrier alle aufs Lauffen und flohen gen Narbone. Die Ktintginn Teuca entwich mit Wenigen nach Rhizone, einer trefflich - festen Stadt, welche weit vomM eer am Ufer deß Flusses Rhizonis stund. Das war die schöne Frucht ihres ungehaltenen Gäh-Zorns, und begangenen Frevels an dem Römischen Legaten! Dessen Blut sich in ein Meer verwandelte, darinn ihr Regiment und Herrlichkeit samt der Freyheit deß gantzen Illyriens zu Grunde ging. Darum, nachdem der Römer ein Theil wieder zurück gen Rom gesegelt, der andre aber bey Dyrrachio die Winter-Quartier bezogen hatte, und doch immittelst eine Anzahl neuer Schiffe bauen, dazu auch frische Völcker werben lassen, fertigte Unlerwerfsung Sie gegen annahenden Frühling Gesand-Jllyriens. jen ab nach Rom um Frieden und Bünd-niß mit den Römern zu suchen. Welches ihr unter dieser harten Bedingung eingegangen worden, daß Sie den Römern jährlich einen Tribut erlegen, und gantz Illyrien abtreten sollte, biß auf etliche wenig Städte, und was die Griechen be-träffe, sollte ihr nicht erlaubt seyn, Hin-süro weiter als biß Lyssum zu schiffen, und zwar nur allein mit zweyen ungerüsteten (oder unbewehrten Renn-Schiffen. a) So muß endlich mit Wenigem zu frieden seyn, der mit Vielem unvergnügt ist, und die Räuber rauben ihnen selbsten über sich die Beraubung, als welche unter allen ihren Beuten gemeinlich die Letzte. Hiemit hatte also der Römer nicht al- a) Vid. Polyb. I. 2. lein in Illyrien nunmehr einen festen Fuß, sondern auch Illyrien selbsten un- öerTömet. ter seinem Fuß, und gleichsam eine offene Thür, künfftig auch den benachbarten Ländern einzubrechen. Wie dann gleichfalls, obgleich nicht alsofort, Istria, Liburnia und Dalmatia sich für ihm ge-bücket unters Joch. Macedonia, Achaja, Dardania, Moesia, Thracia, mussten sich eben sowol zum Gehorsam bequemen oder das Schwert fühlen. Pontus, Armenia, Arabia, Cilicia und Syria haben gleichfalls die Römische Macht erfahren und empfunden. Und das ist Alles unter der Burgermeisterlichen Regierung geschehen. Endlich seynd unter der Keyserlichen Herrschafft die übrige Provintzien ans Joch gefolgt. Unser Crain ist Stückweise von den Römern angefochten und eingenommen worden, und hat das Joch offt-mals wieder von sich geworffen. Nachdem es aber zuletzt vom Keyser Augusto und dessen Stieff-Sohn Claudio Tiberio mit starà Besatzungen hin und wieder belegt, und dadurch in seiner Treu gegen denen Römischen Keysern fest zu stehn, bemüssigt worden, biß das Occidentalisch-Römische Reich zu krachen und zu fallen angefangen. Der erste Angriff geschähe im Jahr sie u$t vor der Geburt des Erlösers hundert sechs srdneru"’ und siebenzig, der Stadt Rom aber fünff --r WmK hundert sechs und siebenzig auf die Istros (oder Histerreicher) welche am ersten von komme«, der Schärffe deß Römischen Schwerts und von dessen Siegs-Glantze gelernt, Rom für sein Oberhaupt zu erkennen und demselben sich zu unterwerffen. Um Iapidien und Carmen stund es selbiger Zeit noch was besser, die sagten damals annoch nicht zu dem Römischen Senat Hochgebietende Herrn! sondern geehrte Freunde, Patronen und Alliirte! Sie waren annoch nicht mit dem Degen angesprochen, sondern traten mit dem Römischen Bold: in Bündniß und Freundschafft, als in die Vorbereitungen ihrer obhandenen Submission und Untergebung. Denn wann der Schwächere bey dem viel Stärckeren Freundschafft und Bündniß sucht, tritt er in den Vorhoff dessen, der bald sein Herr werden soll und der das Gebiet mit dem Titel der Alliantz und Freundschafft so lange ehret, biß die Gelegenheit reiff, daß man den höflichen Schatten der Frey- heit aufhebe, und das wahre Bild der Herrschafft offendlich leuchten laffe. Im Jahr DLXXXIII der Stadt Rom wurden die Carni von den scharffen Klauen dieses bunds-verwandten groffen Adlers ein wenig allzu scharff angetastet. Den C. Cassius, da er das Kriegsheer nach Macedonien führte, beleidigte sie zimlich, und tractirte sie nicht freundbarlich, sondern fast feindselig, weßwegen sie durch eine nach Rom abgefertigte Gesandschafft sich sehr darüber beklagten, daß Cassius ihnen so übel mitgefahren, und grosse Ge-waltthätigkeit an ihnen verübt hette. 6titoun«iv Istria hatte bißweilen von dem Joch ' sich loß gerissen ; aber mit keinem besserem Glück, als ein Pferd, das deß Zaums überdrüssig, mit Gewalt ohn deß Reuters Danck durch- und zu Felde gegangen, und nichts damit gewinnt, als einen stärckern Kappe-Zaum; angesehn es im Jahr der Stadt Rom sechshundert vier und zwan-tzig, samt einem Stück von Iapydia, durch Sempronium Tuditanum überwältigt und wiederum an den Zaum gebracht. Zehen Jahre hernach nahm auch der untere Theil von Pannonien, so mit Iapydier: grentzet, das Römische Herrn-Gebot an, und ward Siscia zum Magazin - Haus deß Kriegs 3Bie wider die Dacier gemacht. «) r-rnia^ Im sechshundert fünff und dreißigsten nach Roms Auferbauung ist gleichfalls den Carnis, nachdem sie ihre Grentzen weit ausgebreitet hatten, das Joch ausgebunden, und an ihnen der Welt ein Spiegel gegeben, daß offt die Gewalt und Macht der Menschen, wann sie am höchsten gestiegen, dem Fall am nechsten, und gleichwie der Mensch selbst, also auch seine zeitliche Herrlichkeit und Ansehn, eine Blume sey, die von dem an, da sie am völligsten aufgeschlossen, und am herrlichsten gefüllt Di« 8c steht, sich ihrer Berwelckung zuneige. ?isci9W*- Belangend die Scordiscos, haben die-wfe. ■ selbe den Römern viel zu schaffen gemacht, bevor sie Geduld und Gehorsam, oder vielmehr Beständigkeit im Gehorsam gelernt. Als Rom von seinem Anfänge zehlte sechshundert neun und dreyffig, trieb sie der Praetor oder Römische Feld-Hauptmann Didius zu Chor, und bändigte sie, aber umsonst; denn über kurtz hernach erzeigten sie sich viel unbändiger, als zuvor, und streifften in Macedonien; so °) Vid. Liv. lib. 41. & 43. ermüdete sich auch an ihnen der Bürgermeister Livius Drusus durch einen zweijährigen Versuch, sie zu dämpffen. Die Iapydier seynd den Römern biß amzleicha» ins tausendste siebenhunderst- und achtzeh- 3ic 3at*i6itr* ende Jahr unser8 D. Schönlebens Bedienten nach angehangen, wie Freunde und Bunds-Genossen ; weil sie im siebenhundert und zehendem Jahr der Stadt Rom, zu Metulo von dem Deciano Bruto Völ-cker zur Besatzung eingenommen, und dem Antonio, nachdem derselbe für einen Feind der Römischen Republic erklährt war, Widerstand gethan. Weil aber der Grund, worauf dieser Crainerische Chronist seine Meynung bauet, lauter Ungrund ist (denn daß die Stadt Metulum vom Decimo Bruto Besatzung eingenommen, ist gantz irrig; wie wir hernach bey den Crainerischen Kriegs-Geschichten deß 42sten Jahrs vor Christi Geburt gründlich erweisen wollen) als kann man hieraus auch keine Vermutung, viel weniger eine Gewißheit haben, wie lange die Iapydier den Römern de-votionirt, oder beygethan und treu verblieben. Es müffte auch, so je das gute Vernehmen der Iapydier mit den Römern eine Freundschafft zu nennen, eine sehr ungleiche und die Bunds-Verwandniß an Seiten der Iapidier mit einiger Unter-thänigkeit und Unterwürfflichkeit verwandt gewesen sein; denn wenn man Völcker einnehmen muß, widerfährt Einem eine schlechte Freundschafft; es mag dann eine obhandene feindliche Gefahr uns bewegen, sreywillig von den Bunds-Freunden eine Besatzung zu begehren, widrigen Falls seynd gewißlich solche Bund-Freunde nur Mund-Freunde, die ihrem Freunde aus solche Weise Völcker einlegen. Und dag die Iapidier dem feind - erklährtem Antonio die Spietze geboten, könnte eben sobald aus unterthäniger Verpflichtung, als aus Bunds- und Freundschaffts-Pflicht geschehn seyn. Ja! das sie unter solchem Titel der Freunde den Äömern etlicher Massen dienstbar gewest, erfolgt aus dem nachgesetztem Bericht erst-angeregten Au-thoris, laut dessen unter der Brunst deß bürgerlichen (oder anheimischen) Kriegs die Iapidier sich ihrer vorigen Freyheit erinnert, und deßweaen nicht vielBeden-ckens getragen, die Römische Grentzen mit Krieg anzuseinden, die Städte Aquileiam ! und Tergestum (oder Aglar und Triest) Wann £)6e; Pannonien mtb Aemoii Römisch »vor den. Wie auch Caroto. wovon jenes ehdessen den Carnis, dieses ' den Japidiern und nachmals eben sowol den Carnis, ja auch den Istris zugeeignet; worden, anzugreiffen; da doch beydes eine Pflantz-Stadt (Colonia) der Römer war. Solches brachte ihnen aber schlechten : Gewinn und machte, daß ihrebißhero noch unreiffe und mit einiger Freyheit in etwas gemischte Dienstbarkeit vollends zeitig ' ward; denn es gab dem Augusto Ursach, das, was biß noch hinterstellig war verblieben, nunmehr ins Werck zu stellen; j nemlich, daß man auch die Japides unters Joch stiesse. Gleichwol ist er kaum in drehen Jahren mit ihnen fertig worden, indem sie als gute Soldaten ihm ihre Freyheit gar nicht wolfeyl gegeben, sondern ritterlich dafür gestritten. Aber endlich ; fiel ihnen seine Hand dennoch zu schwer, jj und der Mut samt dem Blut dahin, als { er Metulum aushauete und demolirle, Terponem (oder Terponum) Arupium und Monetium eroberte, denn damit fand sich gantz Japidia entmächtigt und Römischer Gewalt ergeben, und musste sich gleich andren Provintzen für eine Dienerinn der vierdten Welt-Herrschafft zehlen lassen, als man zehlte siebenhundert zwantzig nach Roms Erbauung, und zwey und dreyssig vor der Jungfräulichen Niderkunfft. Ein wenig später hat das Ober-Panno-nien darinn Aemona (oder Laybach) den Dienst-Zaum angenommen; nemlich zugleich mit dem erobertem Norico, oder je nicht lange nach dessen Eroberung ; denn ein gewissesJahr kann man in den altenSchrif-ften nicht finden. Jmmittelst muß dennoch soviel gestanden werden, daß unter Keysers Augusti Regierung theils durch seine selbsteigene, theils aber durch Claudii Tiberii und andrer Keyserlicher General-Leutenants Conduicte und obgebietende Heerführnng, sowol dem Norico, als Čarnim und dem öbern Pannoniae, die Fesseln der Dienstbarkeit angelegt worden, und zwar desto leichter, je sicherer und unbesorgter die Norici damals lebten, als welche das Gebirge für ihren festen und besten Schild achteten und nicht glaubten, daß der Krieg zu ihren Hügeln und dickem Schnee hinauf steigen, oder der Römische Adler eine solche Höhe erschwingen könnte, für welcher sich die höchste Alpen erniedrigen und um Gnade bitten müssten. Solches kann man erfassen aus den wenig Worten Sexti Rufi: „Unter denKeysern Julio und Octavio hat man durch die Alpes Julias eine Strasse gebahnt, und nachdem alle Alpinische Einwohner überwunden, seynd die Länder iter Noricorum gleichfalls dazu gekommen." Jedoch blieb die Wurtzel derFreyheit-Lust diesen Völckern im Gemüt stecken, welche dermassen wiederum über sich gespros-set und getrieben, daß sie öffter als ein Mal wider die Römer zu den Waffen i gegriffen, wie unten beym Durchlauff der Jahr-Geschichte weiter soll erzehlt werden. Nachdem aber vom Constantino das Neue Rom, nemlich Constantinopel, erbauet worden, und man angefangen das Römische Reich zu theilen, ist dadurch den neuen Völckern eine neue Thür zu Crain eröffnet, durch welche die Wandaler oder Wenden, dergleichen die Gothen, Longobarde! und andre Völcker nacheinander eingegangen, und gleichsam im rauben und verwüsten miteinander um die Meisterschafft gestritten. Und obschon sowol die Provintzen selbst, als die Einkömmlinge derselben, nemlich die Vandali, anfangs der Römischen Herrschafft sich unterwürffig erkennten, kunnte es doch nicht anders [ gehn, als daß endlich die öfftermalige Ber-ändrung der Einwohner eine Ruin unsers gantzen Landes müsste nach sich ziehen. Denn nachdem ums Jahr Christi vier-: hundert vier, die Wandalier entweder gern > hinaus gewichen, oder durch den Einfall der Gothen vertrieben worden, haben die Römische Landschafften bald den Gothen, bald den Hunnen herhalten und sich Ballenweise, bald diesen bald jenen, durch das Kriegs-Glück dergestalt zuspielen lassen müssen, daß keine Parthey einen langen oder beständigen Sitz darinn behalten. Weil dann von solchen fremden Völckern die Römische Besatzungen in den : Städten entweder erschlagen oder heraus geworffen, ist darüber die Ungewißheit ' hinterstellig geblieben, wem unser Crain ; um selbige Zeit unterthänig gewest. Es i gehörte zwar zum occidentalischem Keyser-i thum; nachdemmal aber vermittelst dieses „ Landes den Barbern der Schlüssel zu ' Italien in die Hände geruhten und damit |! ihnen gleichsam ein weites Thor aufge-" spert, in das rechte Hertz solches Nider-gängischen Keyser-Reichs einzudringen, - ist bey Durchborung desselben, will sagen bey Zerreiß-und Verwüstung solches Occi-j dent-Reichs, das Land Crain von einem Die Sorbo* rische Völckel brechen ein, in Crain ^maliger Zu-stand in «oin. scharffen Mit-Gefühl niemals unbe-schmertzt geblieben, sondern hat stets vielmehr den feindlichen Anfall am ersten empfinden müssen; gleichwie die Pforte, wodurch man zu einem herrlichen Palast mit Gewalt einbrechen will, den ersten Stoß und Sturm leiden muß. Wobey es dann desto übler dran gewest, je weniger es von Jemanden bey so feindseligen Einbrüchen einiger Hülffe und Rettung sich getrosten können, weil die damalige Keyser allenthalben von Feinden angefochten wurden. Uberdas war es auch mit einheimischen Kriegen sehr geplagt, indem die Suavi oder die aus mancherlei) Nationen gemengte Einwohner Suaviae Pannoniae (das ist der Pannonischen Gegend am Sau-Strom) wider die Gothen, die Gothen wider die Rügianer, Heruler und Hunnen stritten und bald diese, bald jene die Herr schafft an sich ziehen wollten. Was es darüber für einen erbärm-und jämmerlichen Zustand darinn gesetzt, werden uns kaum die Gedancken, vielweniger diese Zeilen recht vorbilden, und wird selbige grosse Verwirrung eben so wenig zugeben, daß wir unfehlbarlich erkennen, wem es das Mal zu Gebot gestanden. Unterdessen scheinet glaublich, daß die Römische Besatzungen aus unsrem Crain um diejenige Zeit verschwunden, oder ausgetilgt, da es gantz von dem Wütrich Attila verwüstet, und nach dessen Untergänge alsofort ein blutiger Schau- und Wahl-Platz worden derjenigen innerlichen Kriege, so die Gothi, Gepidae, Rugi und Heruli unter sich geführt, wie hernach anderswo soll berichtet werden. Doch will der Abelzreiter, es seyen an etlichen Grentz-Qertern deß Norici und Pannoniens die Römer annoch verblieben so lange, biß Odoacer in Italien geherrschet, im Jahr 484 allererst von deß Odoackers General, dem Onulpho, nach Italien wieder abgeführt. Es mögen aber selbige Abgeführte vielleicht solche Einwohner nur gewesen seyn, die in dieser Gegend sich freywillig nidergelassen, und weil sie endlich so vieler Einfälle so mancher unter# terschiedlicher Völcker müde worden, bey gegebener Gelegenheit lieber wiederum in ihr Vaterland ziehen, als immerzu in steter Gefahr stehn wollen, dahingegen die Kriegs-Besatzungen vermutlich allbereit lange zuvor nicht allein aus Pannonia, sondern auch aus dem Norico entwichen. Das IX. tapittcf. Bon den Wandalern, als den sechsten Einwohnern deß Landes Crain. Unterschiedliche Aussprache dess Aamens der Mmàler. Bedeutung und Maràl defs Aamens Wandali. Der Wknndnler erster Mohn-MZ. Gb der Niirchische lof Wendisch rede Ì Aeliquien dess Anmens der Mandaler und Menden in Jütland. Oh die Vandali |ür Teutsche LU achten Ì Kriege und HeerLÜge der Mandaler. Nagfjjerhcit der Marcomänner und Mandaler wider Aurelianum. Mie die Vandali (oder Mandaler) in (Crain sesshaft worden. Mie ste in Asricam geLogen. Mann ste in Aider-Neutschland meist vertilgt worden. Die Menden hommen wieder in Kärndten und Grain. Welcher Gestalt Marinus von den Vandalis gemartert worden. nir die sechste Einwohner deß -Landes Crain rechnet man füglich die W a n d a l e r. Davon -sich auf folgenden Blat Einer Auf dem Kupffer im Gewehr presentire Diese findt man bey lven Scribenten unterschiedlich . benamst, also, daß der Wandaler Ram gar wandelbar erfunden wird. Vom Tacito werden sie Vandalii genannt ; vom Capitolino, Mamertino, Orosio, Xi-philino, domande, Eutropio, Cassiodoro, und in der Notitia Imperii nur Vandali, mit einem einfachem End - Buchstaben i, vom Plinio, Vindeli, vom Vopisco, Pro-copio, Zosimo und Suida Vandili, vom Paulo Diacono Wandali und Winili, vom Sigoberto und Adamo Bremensi Vinuli Interschied-licht An« prechnng deß ’Zameitä Wandali, ret) ben Seri renten. SBebeutimg und Wurtzel des Rammt Wandali. oder Winuli, vom Helmoldo Winuli und Wandali, vom Kranzio, Vendi und Wendi. Von theils Andren werden sie auch Vindi, : Windi, Vendi, Wendi und Venedi benamst. Wiewol die Authores hierüber miteinander keine Richtigkeit haben, ob diese letzte, nemlich die Windi oder Wendi, mit den Wandalis einerlei) oder zweyerley Bolck und Nam sey, welches unten im XIII. Capittel in etwas behandelt werden soll. Was der Nam Wandali eigentlich bedeute und von welchem Wurtzel-Wort er hervorgewachsen sey, davon kann man keine gnugsame Versicherung geben. La-zius zwar vermeynt, man habe sie von Wandten also genannt und ihre Unstet-tigkeit damit zugleich anzeigen wollen, nemlich, daß sie wie Fremdlinge, unruhige und unseßhasste Völcker die Welt durchzogen. Welches wir weder verwerffen, noch behaupten wollen, weil nicht leicht was Gewisiers wird zu erbenden seyn; imfall man nicht etwan die Vandaler von dem Wort Wand, wodurch die Dennemärcker das Wasser verstehn, herziehen will, in Betrachtung, daß die Wandali vor Alters an dem Balther Meer, so man sonst die Ost-See nennet, sich ausgebreitet; daher vielleicht Wandaler soviel mögten bedeutet haben, als die Wasser-Völcker oder See-Bölcker. Bangertus schreibt, «) sie haben weit Wo die und breit gewohnt an den Ufern (oder See-Kannten) besagten Balthischen Meers ®e zwischen den Flüssen Trave und Weichsel. Wobey zu mercken, daß durch diese Trave nicht verstanden werde derjenige gleich-namhaffte Fluß, welcher Kärndten und Steher anströmet, und hernach unterhalb Esseck beh dem Türckischen Schloß Erdewdi in die Donau fällt, und von Etlichen die D r a b oder Trab, von etli- a) Henricus Bangertua in Notis ad c. 2. lib. 1. Helmoldi. chen aber Drav oder Trav nach dem Lateinischem Dravus geschrieben wird; sondern ein andrer und viel keinerer, welcher bey Oldenschloh in Holstein vor überaus die Reichs - Stadt Lübeck geht, und von dannen die See-Schiffe nach Trav-Miinde, (das ist nach dem „Mund der Trave„) führt, woselbst er von der Ost-See verschlungen und im Lateinischen eigendlich Trava genannt wird. Tie Ausbreitung der Wandaler und Wenden an der Ost-See bestetiget uns insonderheit Chytraeus im ersten Buch der Sächsischen Chronic, da er von Wan-dalia handelt, und unter andren diese Worte setzet: „Die Ost-See erstreckt sich von Dra-miind, der Stadt Lübeck Hafen, in die dritthalb hundert Teutche Meilen herum an Mecklenburg, Pommern, Preussen, Lieffland, Reussen, und den gegen über ligenden Ufern Dennemarck, Gotland und Finnland, biß an Wiburg, welches recht unter dem Nord-Zirckel gelegen, und biß an Tont, in Nord-Bothnier Land. Diesen gantzen Ort der Ost-See-Kant haben die Bölcker, welche von den Deutschen Wenden, von den Italiänern Slavi, von etlichen der Unfern Vandalen genennet werden, um das Jahr Christi fünff hundert, da durch sonderliche Gottes Schickung so viel Bölcker neue Sitze gesucht, eingenommen, und vom Balthischen Meer an, biß an die Elbe gar nahe biß an ihren Ausfluß etliche hundert Jahre gewohnt, und weit und breit geherrscht rc. Von diesen alten Innwohnern, den Heneten oder Wenden, so von Etlichen Wandalen genennet, giebt Crantzius diesen gantzen Ort Deutsches Landes, zwischen dem Balthischen Meer und der Weixel, und Elb, den Namen Vandalia. Welchen jetziger Heit die sechs Wendische Städte Lübeck, Hamburgs Rostock, Sund (oder Stralsund), Wismar und Lüneburg, das Her* tzogthum Meckelnburg, Pommern, die Marck Brandenburg, Lausitz, Böhmen, besitzen. Item von dannen gegen Osten, die Mähren, Polen, Renssen, Moscowiter, gleichwie bey der Sau und Donau, biß an das Adriatische Meer, die Wendischen Bölcker in der Windischen Marck, Crain, Crabaten, Wosen, Syrffen, Ratzen, Bul-garn, Histerreich, Dalmatien, und ingemein alle Slavonische Bölcker, einerley Sprache mit den Polen, Böhmen und Balv. Y. Buch. unfern Wenden, aber mit fast ungleicher Ausrede gebrauchen, also, daß zu dieser Zeit keine Sprach eines gemeinen Bolcks weiter als die Wendische in Europa ausgebreitet, und in mehr Landen und Königreichen, wie dann auch an deß Türckischen Keysers Hof gebraucht wird." aj Wietool wir biß Letzte, nemlich daß auch am Türckischem Hose Wendisch geredet werde, dem Mißverstände und irrigem Bericht, welchen dieser und andre Authores damals von der Türckischen Hof-Sprache eingenommen, zurechnen, sintemal wir aus andren Schrifften, sonderlich aus den Reis-Beschreibungen etlicher verständiger und curiöser Peregrinante» die Versicherung haben, daß der Türckische Hof kein Wendisches Wörtlein kenne, geschweige die Wendische Sprach rede, sondern, daß diejenige Tiircken, welche zierlich reden wollen, darunter auch die Hos-Tür-cken, bevorab die sürnehme Hos-Bediente zu zehlen sind, Persische und Arabische Wörter ihrer Sprache miteinmengen, und damit ihre Rede zieren, wie wir Deutsche die unsrige mit Lateinischen, Massen neben Andren, die Gerlachische Beschreibung der Römisch-Keyserlichen Legation an dieOtto-mannische Pforte beglanbt. b) Diesem lautet nicht ungleich die Nachricht della Valle, welcher schreibt, sein Sprach-Meister, ein Iüd, habe ihm gesagt, die weit-reichende Türckische Sprache wol zu verstehen, sey nothwendig, daß man auch Persich und Arabisch lerne, weil nemlich die Türckische Sprach der Ara bisch- und Persischen Wörter gantz voll ist. d) In einem andren Schreiben ge-denckt eben dieser Italiäner, wann man die Türckische Sprache, welche viel zierlicher als die Arabische, in sünff Theile theilen sollte, würde sichs befinden, daß drey Theile davon lauter Arabisch, der übrigen zween aber eine Helffte Türckisch, die andre Persianisch. e) Jedoch werden viel Türcken die Win-dische oder Sclavonische Sprach verstehn, und daraus mag die Rede entstanden seyn, man rede am Türckischen Hofe wendisch. а) Chytraeus im 1. Th eil der Sächsischen Chronic am 2. Bl. б) Sitze das Tag-Buch Stephani ©erluchs am 242 Bl. b. c) della Valle am Ende deß 2. Sendschreibens ans Constantinopel fol. m. 37. d) Idem im 6len Sendschreiben fol. m. 72. a. e) Idem im 8ten Sendschreiben am 77. Bl. Ob man am Türckischen Hofe Wendisch rede. Reliquien deß Namens der Wandalcr und Wenden in Jütland. Ob die Wandali für Teutfche zu achten. Erklührung etlicher alt-Teutscher National-Na-men. Im Compendio Geographico, Abra-liami Gölnizens, wird bet) Erzehlung der Landschafft (oder Kirchspiels) Al bürg, deß Amts und auch der (Stabt Vensissel in Jütland gedacht, nebst der Erklährung, daß Vensyssel soviel, als der Wenden Sitz bedeutet, die Stadt Wensyssel lige in dem gleich-benannten District Wensyssel an dem Fluß Ry-aa, welcher in den Meer-Busem Lymford fällt, und gemelkter District erstrecke sich von diesem See-Busem Lymford, biß an das Vorgebirge von Scagen in die 14 Meilwegs, und begreiffe ohn gemelkte Stadt Wensyssel auch noch drey andre Städte, nem-lich die Stadt Seby an dem Balther-Meer, und Horring am Deutschen Meer, und Scaga auf dem Vorgebirge Woraus zu mercken, daß die Wenden niä)t allein an der Ost-See, sondern etliche derselben auch an der West-See gelegen, und zugleich unsere Mutmassung in ihrem guten - Schein noch vollkommener wird, daßnemlichder Wand al er und Wenden Nam von dem Wort Wan oder Wasser entspringe, weil sie nemlich an dem Meer anfänglich gesessen, und von dannen sich in andre Länder, glechwie lange Zeit zuvor die Cimbri, aber hernach Gothen ergossen. Darum ob es gleich wahr, was fast alle Scribenten bezeugen, daß die Wandaler eine Deutsche Nation gewesen, muß doch solches also verstanden werden, daß man solche jetzt-berührte Jütländische Oerter zu Deutschland mitrechne. Plinius, da er die Geschlechte der Wandaler unterscheidet, setzt derselben viererlei), namentlich die Burgundiones, Varrinos, Carinos und Guttones, unter welchen die Guttini (wie Cluverius berichtet) an dem Weixel-Strom ihren Sitz gehabt, die Varrini aber im Hertzogthum Mechlen-burg, unferrn von dem Elb-Strom ihren Sitz gehabt, innerhalb welchen Grentzen auch viel andre Bölcker bet) der Ost-See gesessen. Weil aber Plinius keines Volcks Geschlechte allesämtlich namhasit macht, sondern nur etliche, setzt Cluverius aus andren Authoribus über jetzt - benannte vielerlei), noch weiter hinzu die Lemovios (ober Herulos), Rugios, Sidinos, Suardo-nos, Eudosos (oder Eudoses), Anglos, Ca-viones, Theuringos, Nuithones und Lon- a) Golnitzius lib. 2. Compendii Geograph, c. 10. pag. 215. gobardos. Die Heruli seynd Völcker an der Weixel gewest (wie derselbe Author will) ob sie sich gleich hernach weiter ausgestreckt, und in andre Länder gezogen. Wer die Rugii gewest, zeigt der Nam, nemlich daß die Rügianer damit gemeynt. Durch die Sidinos oder Sedinos verstehet man die Pommern, so um Stettin herum, und zum Theil auch in der Marck lebten, durch die Suardonos diejenige Pommerische Gegend, darinn heut Stettin, Pase-walck, llckermünde und Usedom begriffen, nebst derjenigen Portion vom Hertzogthum Mechelnburg, so zwischen dem See Tullio und dem Havel Fluß gelegen. Durch Eudosos (oder Eudoses) verstehn Etliche die Meisner, viel vernünfftiger aber und scheinbarer Cluverius dasjenige Stück von Pommern, darinn die Oerter Baart, Stralesund, Greiphswald, Wolgast, Gutschau, Anklam, Treptau und Dam-myn ligen, wie auch die Insel Usedom, bet) welcher die so genannte Swine ist, durch Anglos, die Angeln (oder Anglen), welche nach Taciti Zeiten sich zwischen Schleswig und Flensburg nidergelaffen. Beda b) und Ethelwerdus (oder Edelwerth) berichten, des alte Angeln set) zwischen den Ländern der Jütländer und Sachsen gelegen. Cluverius glaubt, weil sie vorher vom Aufgange jettfett deß Flusses Chalusi, das ist, der Trave die Lübeck vorbei) geht, den Sachsen benachbart gewesen, daß sie mit Hülffe oder Vergunst der Sachsen, das Land so nechst oberhalb den Sachsen gelegen, eingenommen, daher sie mit den Sachsen auch in steter Bünd-niß, oder unter ihrem Schutz gelebt, und bet) solcher Gelegenheit gleichfalls samt ihnen nach dem Ausfluß deß Rheins, und von dannen nach Britannien hinüber gesetzt Cariones (sonst auch Aviones, und bei)nt Mamertino >) Ptolemaeus n^orti (Gythones) andre Serial, er in folgenden Welt-Zeiten Gothos genannt. Es beglauben viel nicht allein alte, sondern auch neue Seribenten, daß man sie gleichfalls ausser ihrer rechten Heymath, über der Donau innerhalb deß Flusses Pathissi und deß Schwartzen Meers, auch Getas und Gepidas, sonderlich bet) den Griechen und beh den alten Römern Dacos benamset habe, solchem nach Gothi und Getae einerlei) Bolck gewesen sehen. Und unter solchen Authorihus seynd die achtbarsten 8. Hieronymus, Orosius, Proco-pius, Jemandes, der selber Gothisches Herkommens gewest, ungleichen Spartianus, nebst Andren mehren, welche den Go-thischen Zeiten am nechsten gelebt, nem-lich beh solchen, da sowol der Getarum als Gothorum Namens-Gedächtniß noch in vollem Ruhm gestanden, und beyde Völcker sich zu einerlei) Ursprung bekannt haben. Massen solches jetzt-bemeldter Au-thor deutlich gnug zu mercken giebt, indem er das Werck, so er von den Gothen geschrieben, Res Geticas (oder de Rebus Geticis) intitulirt, auch nachmals ausdrücklich anzeigt, daß Getas und Gepidae Nation - verwandte Völcker gewest. Procopius, der im Alterthum bemJor-nandi noch vorgeht, und die Gothische Geschichte eigendlich verfasset hat in Griechischer Sprache, spricht; „Man sagt, daß die Getische Nation Gothi sehen." c) Hieronymi Zeugniß wird von unsrem Chronisten, der gleichfalls Getas und Gothos für Eins achtet, hiebet) angezogen und lautet also: Quis hoc crederet, ut barbara Getarum lingua Hebraicam quaereret veritatem : & dormitantibus, imo contemnentibus Graecis, ipsa Germania Spiritus sancti eloquia scrutaretur ? Wer o) Annal 2. 6) Plinius lib. 4. c. 14. lib. 37. c. 7. c) Procop. lib. 1. Rer. Goth. " sollte glauben, daß die fremde (oder barij barische) Zunge der Geten die Hebräische Wahrheit suchte? und indem die Griechen so schläffrig sich dagegen erzeigen, oder vielmehr gar verächtlich dieselbe halten, Deutschland selbst nach dem Wort deß H. Geistes forsche? d) Wiewol meines Be-dunckens diese Worte Hieronymi leichtlich anders gedeutet werden könnten, nemlich i also, daß er entweder im ersten Gliede solcher jetzt angezogenen Rede die Getas, als ein absonderliches Bolck, und im zwey-i ten Deutschland gleichfalls als ein beson-1 ders Land; oder, daserrn man ja die Getas für Deutsche Völcker halten wollte, im I vordersten Gliede, die Getas als eine gewisse Nation und besondre Gattung der Deutschen, im folgendem aber Deutschland, als das Genus oder Geschlecht-Wort aller Deutschen Länder und Völcker verstünde. Nach welcher Erklährung dann nicht gleich i aus solchen Worten deß H. Hieronymi sich erzwingen tiesse, daß er nothwendig müsste durch Getas die Gothos gemeynt haben; weil obgleich die Gothi und Getae Deutsches Herkommens wären, (darum aber sehr zu zweifeln, soviel die Getas nemlich betrifft) dennoch darum nicht alle Deutsche Völcker Gothi oder Getae gewesen, und weil auch die Gattungen, so unter einem Genere oder Geschlecht begriffen, nicht darum fort selbst einerlei) seynd. Ja! es werden in angeführtem Spruch 8. Hieronymi, die Gothi nicht ein Mal benannt. Geht derhalben Lob - erwehnten Chro-nistens Folg-Schluß nicht gar zu gewiß, wann er schreibt: 8. Hieronymus Getas & Gothos, pro iisdem habens, & supponens esse Germanos sic ait : Quis hoc crederet, ut barbara Getarum lingua &c. „S. Hieronymus achtet die Getas und Gothos für einerley Völcker, und supponili oder setzt, daß sie Deutsche sehen re." Denn man kann aus denen erzehlten Wor-8. Hieronymi das Erste so wenig gewiß schliessen, als das Andre oder Letzte. Nicht das Erste, weil 8. Hieronymus in dem angezogenem Spruch die Getas zwar, aber nicht die Gothos benennet. Nicht das Andre, weil man nicht versichert genug, daß d) Div. Hiercnym. Epist. 135: 8. Hieronymus supp onire oder als etwas Bekandtes voraus setze, daß die Getm Deutsche seynd, indem er nach den Getis auch Germanien nennet, und von Beyden Einerley sagt, nemlich daß Beyde nach dem Wort Gottes fragen; angemerckt, einerley Weise, Fürnehmen und Fleiß, gar wol an zweyerley Subjectis (oder Nationen) gerühmt werden kann, welche dennoch nicht eine sondern zwo sind. Und gesetzt, er prsssupponire damit, daß die Getrn Deutsche seyen, so begreiffe ich doch nicht, wie man daraus erfolgern könne, daß die Getso und Gothi einBolck seyen. Die Benetianer seynd Jtaliäner, die Genueser gleichfalls: sollten deßwegen die Benetianer und Genueser Einerley seyn? Unterdessen aber stellet gedachter Chronist noch andre Zeugnissen mehr dar, damit klährer und scheinbarer versichert wird, daß Getre und Gothi eine Nation. Als nemlich deß Orosii seines, der mit Hieronymo zu gleicher Zeit gelebt und also redet ; Modo autem Getse ili qui & nunc Gothi, quos Alexander evitandos pronuntiavit. Jmgleichen deß Vopisci, welcher unterm Keyser Constantino geschrieben, und obgleich damals der Getharum Nnm allbereit veraltete, hingegen der Gothen ihrer schon berühmter war, dennoch gleichwol die Gothos, welche Keyser Probus zum Theil bekriegt, zum Theil aber zu Freunden ausgenommen hatte, Getas nennet. So bezeugt Spartiauus, es habe Helvius Pertinax gesagt zum Faustino, als dieser Antoninum Caracallam, der seinen leib- f lichen Bruder getödet hatte, Sarmaticum Maximum und Particum Maximum titu-lirte, er sollte auch hinzu setzen Geticum Maximum, quasi Gothicum. «) Nicht als ob derselbe die Getas oder Gothos bezwungen hette, sondern, weil er, wie gedacht, seinen Bruder Getam hatte nmgebracht. : Wiewol in dem Antonino Caracalla diese j 0Uv , Worte ein wenig verändert stehn Nichts destoweniger will Cluverius, o%n Un£ gleichwie auch Pontanus, zwischen den Ge-°othi8Unb und Gothis Unterscheid machen, weil kein alter Scribent jemals die Getas unter die Deutsche gerechnet habe: und Zwey-!l tens, weil Herodotus und Strabo die Getas den Thraciern beyzehle. Gewiß ist es, daß Herodotus die Getas fortissimos Thra- :t cum atque justissimos, „die tapferste und a) Spartian. in Ant. Geta. Balv. Y. Buch. gerechteste unter den Thraciern" titulirt l>) Und Strabo nennet die Getas partem Thracum, „einen Theil der Thracier." c) Gleichwie er auch anderswo die Getas von den Deutschen unterscheidet, wann er spricht: „Bon Alters her wäret diese Theilung, daß man Andre Dacos, Andre aber Getas nennet. Getrn seynd die, so sich gegen dem Schwartzen Meer und nach dem Aufgange hinlencken; Daci aber die, so hingegen nach Deutschland und dem Ursprünge deß Ister-Stroms sich strecken, rc." Es hat erwehnter Cluver (*) noch andre Zeugnissen. Beweisthümer mehr zusammen geklaubt, clu°”^io die alle von ziemlicher Farbe sind, nemlich deßsalls an-diese ; die Römer haben, wie Strabo meldet. SGogm beyde Bölcker sowol die Celtas als Getas cr überwunden ; darum können die Getae keine Celtae, solchem nach auch keine Germanier, schließlich auch keine Gothi gewesen ieyn. In dem nachfolgendem seculo, da die Nation der Getarum den Römern nicht nur durchaus bekandt, sondern auch von ihnen bekriegt worden, haben die Römer sie überhaupt und allesämtlich Dacos geheissen, als Plinius zeuget d) gleichwol hat keiner doch vor dem Spartiano die Dacier unter Deutsche Bölcker gerechnet. Wiewol auch dieser nicht ausdrücklich solches thnt, som dern nur spricht, man habe die Gothos j vorhin Getas geheissen, und nicht dabey erklührt, was für Geschlechts diese oder jene eigendlich gewest. Tacitus, welcher die Deutsche Nationen in einem besondrem Buch beschrieben, zehlet zwar die Bastarnas darunter, welche sich biß ans Schwartze Meer über den Daciern hin erstreckt haben; aber die Dacier lässt er davon aus. <•-) Hingegen macht er in demselbigen Buch, wie auch im 4ten Buch seiner Historien einen klaren Unterscheid zwischen beyden Bö ((fern, vermittelst dieser Zeilen: Germania omnis à Gallis Rhte-tiisqne, & Pannoniis, Rhaeno & Danubio fluminibus, à Samatis Dacisque, mutuo metu, aut. montibus, separatur. „Alles Deutsche Vand wird von den Gallischen. Rhwtischen und Pannonischen Ländern durch den Rhein- und Donau-Strom, von den Sarmatis aber und Dacis entwe der durch eines für dem Andren tragende 6) Herodot. 1. 4. c) Strabo lib. 7. *) Cluver ist ein Rider-teulsches Wort und auf Hoch' I Teut'ch so viel als Klauber. d) iib. 4. c. 12. I e) Tacit, in Germ. c. 46. Furcht, oder durch Gebirge abgesondert." Im vierdten Buch der Geschichte giebt er es eben so deutlich: Turbata per eosdem dies Germania &c. mota & Dacorum gens. „Selbiger Tagen er Hub sich in Deutschland eine Unruhe, dergleichen erregte sich das Volck der Dacier." Und bald hernach zeigend eben sowol diese seine Worte an. Ne extrema moles utrinque ingrueret, si Dacus Germanusque diversi irrupissent, a) „Damit nicht von beyden Seiten eine gar zu grosse Macht herandrünge, wann der Dacier und Deutsche von unterschiedenen Orten herein brächen." Er beziehet sich überdas auf den Dionem, welcher zur Zeit Caracalla; gelebt, und sowol in Dalmatien als Pannonien das Gubernement geführt, in welcher Gegend, als nemlich am Ufer der Donau und in Begrentzung Daciens, er ja gegenwärtig das Volck und Geschlecht der Dacier gar füglich in Erfahrung bringen können. Derselbe schreibt: „die Kriegs-Haussen der Dacier und Schwaben haben miteinander gestritten, deren jene einiger Massen Scythischer, diese aber Deutscher Nation ist." b) Und andrer Orten schreibt er: „Dacos nenne ich sie deßwegen, weil sie also, beydes unter sich selbsten und auch von den Römern genannt werden; wie-wol mir nicht unbewusst, daß sie von theils Griechen Getos benamst worden; wie recht oder unrecht, laß ich dahin gestellt seyn; denn ich weiß, daß die Getoe jenseit deß Bergs Hsemi wohn hasst," c) nemlich diejenige, welche nidriger oder tieffer hinab und nahe am Ponto (oder Schwartzen Meer) lagen; denn diejenige Dacos nannte der ®riech Getas. Doch wurden gleichfalls die übrige Nation, nemlich der Dacier, von etlichen Griechen Getos geheiffen. Weil nun Cluverius hiemit beweislich genug ausgesührt schätzt, daß die Getos keine Deutsche gewesen, legt er dieses zum festen Beweis-Grunde vor, daß hingegen oie Gothi, als ein Deutsches Volck, keine Getos gewest. Was Spartianum und Andre betrifft, als Isidorum, vEthicum und Jornandem, denen sagt er, jet) ihr Irrthum daher erwachsen, daß die Gothen um selbige Zeit die Länder der Dacier in Besitz genom- а) Tacit. lib. 4 Histor. б) Dio lib. 1. c) Idem lib. 67. men. Jornandes sey zwar ungefähr um die Zeit Keysers Justiniani ein Gothischer Bischofs gewest, habe aber in dem Buch, welches er unrecht de Rebus Ceticis ge-titulirt, da er doch von den Gothis handle, das Land selbst, welches die Gothi bezogen hatten, Daciam genannt; wiewol seiner Meynung nach, solches nicht deß Jornan-dis, sondern Ablabii und Dexippi Geticht sey, die vor ihm der Gothen Geschichte beschrieben, und von ihm angezogen worden. Denen er aber zu willig gefolgt, indem er den Ursprung der Gothischen Völ-cker vor den Herculischen Zeiten setzet, und zwar aus der mitternächtigen Insel Scandia ; welche er deswegen vaginam nationum, & officinam gentium, „die Scheide und Werckstäte der Völcker" benamset. Womit er auch die nachfolgende Scriben-ten auf gar ungereimtes Geschwätz verleitet habe, und zwar erstlich Paulum Diaconum in so weit verführt, daß derselbe feine Longobardos aus derselbigen Gegend hergerechnet; hernach auch andren neueren Scribenten, welche eben sowol die Alle-mannier, Francken, Sachsen und andre Völcker mehr von dannen hervorziehen wollen. Welche seltsame Stamm-Leitung und Herkommen der Gothen auch von allen klugen Leuten verworffen werde. Unser D. Schönleben bemühet sich solche sie nafet Beweisthümer Cluverii alle umzustoffen. Lateinisch" Er stellet zuforderst diejenige Scribenten, welche Cluverius hiermit eines Fehlers weis'-hd«" beschuldigt, ihm entgegen, und erklährt clu'r°^‘1 demnechst die Worte derer, welche Jener moer c für sich gedeutet, nemlich, daß solche, wenn man sie wol betrachtet, soviel nicht austragen, als ob die Getas urfpringlich wären Thracier gewest, sondern nur, daß die Getae den Thraciern eingemengt worden und bißweilen in Thracia gewohnt ; gleichwie heut die Ungarn ein Stück deß alten Oesterreichs bewohnen, ja schier gantz Pannonien, und doch darum die Ungarn, dem Ursprünge nach, nicht Oesterreicher genennt werden können; daß Strabo schreibt, die Getas habe man für ein Thra-cisches Volck gehalten, solches rede er nur nach der Meynung etlicher Griechen , sage aber Selber nirgends, daß die Getos aus den Thraciern entsprossen, sondern nur, daß sie denselben untermengt gewesen, laut seiner Worte : Quod Getae Tbraci-bus ac Mysis fuerunt mixti : „Die Getae waren den Thraciern und den Mysis eingemengt." Seynd sie aber denselben untermengt, so seynd sie mit den Thra-ciern nicht einerley Volck. Dem Schluß Cluveri, daß, weil die Getse keine Germanier gewest, wie die Gothi, auch die Getse und Gothi nicht einerley Volck seyn können, welchen derselbe aus dem Tacito uno Dione fürbringt, widerspricht er mit dieser Widerrede : „Taciti Worte seynd keine Oracul. Cluverius bekennt ja anderswo selbst, derselbe habe bißweilen einen Fehl-Tritt ge-than. Zum Andren, würde gleich Dacia in Germania nicht begriffen, könnten dennoch die Dacier oder Getae Teutsche gewest seyn, weil die Longobarda für Teutsche auch damals, als sie sich in Italien aufhielten, gehalten worden, und wie heu-tigs Tags der Ungar, ob er schon in Oesterreich geboren, allezeit für einen Ungarn geachtet wird, sintemal sie ihr Absehn auf den Ursprung haben, und nicht auf das Land, darinn sie geborn werden oder wohnen, also wann gefragt wird, ob die Darier seynd Teutsche gewest, so fragt man nicht, ob sie auf Teutschem Bodem gewohnt, sondern ob sie aus den Deutschen Gothis ihren Ursprung genommen. Welches wol hat geschehn können, ob sie gleich in Thracia gewohnt. Uno solchen Verstand gibt der Text, zu welchen Cluverius aus dem Tacito und Dione hat angezogeu." Derhalben bleibt dieses fest, daß die Gothi, Getae, Daci und Gepidae einerley Volck gewest, und auch einerley Ursprungs, ob sie gleich nachmals unter mancherlei) Namen unter sich selbsten Kriege geführt. <*■) Wann wir aber unsers D. Schönlebens Ermahnung nach die Cluverianische Zeugnissen wol erro egen, so wollen sie uns fester und kräfftiger fürkommen, we-^«6 ci„v der ruhm bemeldter Schönleben sie ange-sehn. Denn ob derselbe gleich dem Clu-verio dieses benommen, daß die Getae deßwegen noch keine Thracier seyen, wann sie gleich den Thraciern eingemengt worden, scheint er ihm dieses doch, daß die Getae keine Teutsche gewest, wie die Gothi, daraus der fürnehmste Haupt-Beweis Chiarii beruhet, mit einem allzugelindem Streit anzufechten. Cluverius behauptet gleichwol mit einem klaren und unwi-dertreiblichem Beweis aus dem Tacito und Dione, daß die Daci (oder Getae) keine a) ^id. Carnioliae Antiquae Apparatus c. 7. p. 195. seq. Deutschen. Was unser Chronist dagegen setzt, siehet einer schwachen Noth-Wehr, kleinem Behelfs und Ausflucht ähnlicher, weder einer beständigen Widerlegung.Denn erstlich so gelingt ihm der Schluß nicht nach Wunsch. „Tacitus hat einiger Orten bißweilen gestrauchelt, wie Cluverius selber gesteht, drum hat er auch dißmal gefehlt." Denn sonst kann man eben so hurtig erwiedern: „Jemandes hat auch einiger ja gar vieler Orten sehr gefehlt, wie unser Author selber offt gestehet, darum muß er auch allhie gefehlt haben." Wann Tacitus von Ländern oder Böl-ckern redet, die ihm wenig bekandt waren, so hat ihn bißweilen ein Fehler überschlichen, aber in Sachen, die ihm aus den Expeditionen oder Feldzügen der Römer gnugsam kündig worden, nemlich von dem Sitze der Daeier seiner Zeit, ist ihm nicht leicht ein Fehler zu zu trauen. Die zweyte Ausrede unsers Chronisten war diese: „Obschon Dacia nicht in Deutschland begriffen, könnten die Daci oder Getae dennoch wol Teutsche gewesen seyn, in Betrachtung deß Ursprungs." Aber daß die Daci von den Deutschen entsprossen, muß vor erst noch gewiß gemacht werden. Vors Andre, geht auch ohne dem sol- Q6 6it $ad che Folgeret) nicht an. Denn gesetzt, die für T-ugche Daci stammen von den Deutschen urspring- ?u atf>ten-lich her, so folgt deßwegen gar noch nicht, daß sie darum Teutsche nothwendig seyn müssen. Angemerckt sonst auch die heutige Frantzosen Teutsche müssten seyn, weil sie von den Francken Herkommen, und auch die Spannier Teutsche heissen müsten, weil ihre Vorfahren West-Gothen gewest. Mit dem Erempel der Langobarder und Ungarn hat es eine sonderbare Bewand-niß. Jene seynd in Italien nicht lang über zweyhundert Jahre gestanden, sondern hernach durch den Königin Franck-reich, daselbst ausgerottet, haben auch stets viel Teutsche Völcker mehr von Schwaben, Beyern, Nordgauern und Nöringern, nach sich gezogen, überdas ihre sonderbare Sitten Rechte, und Weise fast beständig - und viel rohes barbarisches Wesens, als das Duelliren und dergleichen daneben bey-behalten, weßwegen auch die Gedächtniß ihrer Deutschen Ankunfft sobald nicht hat verrauchen können. Wiewol mau sie darum gleichwol nicht Teutsche, sondern 18* Longobardos genannt. Sollte aber schon ihr Reich noch eine gute Weile länger in Italien gewährt haben, hetten sie deß-wegen eben so wenig den Namen der L an-gobarder verlohren, wol aber den Geschlechts-Namen der Deutschen, und würden ohne Zweifel zuletzt für Italiäner gegen andren Deutschen gerechnet worden sehn, gleichwie die Stadt Marsilien (oder Marseile) den Namen der Phocenser, von welchen sie zum zwehten Mal erbauet und besetzt worden, nicht ererbt hat, noch man zu J. Caesaris Zeiten gesprochen, „die Massilienses sehen Phocenser", deren (wiewol späte) Nachkömmlinge sie dennoch waren. Daß theils Ungarn heutigs Tags, ob sie gleich im Oesterreichischen bürtig, dennoch gleichwol Ungarn heissen, hat gleichfalls eine gantz andre Gelegenheit. Denn ein solches Stück von Oesterreich, welches der Author meynet, wird heutiger Zeit nicht mehr zu Oesterreich, wie vormals, da Rider - Oesterreich mit zu dem Ober-Pannonien gehörte, sondern zu Ungarn würcklich gerechnet, darum auch die, so darinn erzeugt sind billig Ungarn benamset werden. Zudem wird der national Nam einer Person auch nicht allemal bloß nach dem Geburts-Lande gerichtet. Denn wann Jemand von Deutschen Ländern in der Mos-cau geboren wäre, und daselbst nicht auferzogen würde, oder zum wenigsten länger allda nicht bliebe, ohn biß zu seinen mann baren Jahren, da er etwan mit seinen Eltern in ihr Vaterland reifete, sich daselbst verheiratete, und zu wohnen begäbe, so wäre er nicht so sehr für einen Moscowiter, als für einen Deutschen zu achten. Denn ein Andres ist Landsmannsschafft ein Andres Nation. Beh dieser werden mehr die Eltern, als das Land dißfalls betrachtet, sofern Einer nicht die Sitten und Rechte dejs fremden Landes, darinn er zur Welt gekommen annimt, und darinn sich auch nicht verheiratet oder setzet. Woferm er aber in der Moscau biß an seinen Tod beharrete, müssten er und alle die, so von ihm gezeugt würden, für Moscowiter gehalten werden, und nicht mehr für Deutsche, zumal wann sie sich den Russischen Rechten unterworffen. Wiewol nicht ohn, daß, wenn solcher Leute Kinder auf Deutsche Manier und in der Religion so in Deutschland üblich erzogen werden, man sie zum Unterscheide nicht Moscowiter, sondern Deutsche zu nennen gewohnt, nemlich in Betrachtung gegen andren Moscowitern, die nicht nach Deutschen Sitten leben, gleichwie sie hingegen dennoch gegen ge-bornen Deutschen auch für Moscowiter gerechnet werden. Also auch, wann gleich die Getae oder Daci ihrem ersten Ursprung nach von Deutscher Extraction gewest wären, könnte man sie deßwegen dennoch nicht mehr Deutsche nennen, sobald ihre Nachkommen in einem andren Lande ausgehört, Fremdlinge zu sehn, ob sie gleich daselbst von Deutschen Eltern geborn wären, beoorab, wenn sie nicht nur die Sprache, sondern auch die Sitten deß neuen Landes angezogen hetten. Mit obgedachten Longobardis war es weit anders beschaffen, denn die richteten selbst ein Regiment und Policeh aus, und vermengten ihre Sitten oder Statuten mit den Römischen gar wenig. Und steht auch noch zu beweisen, ob man die Longobardos, nachdem sie eines Menschen Alter in Italien erlebt, hernach mehr für Deuts che eigendlich von Rechts wegen habe halten können? Ich sage, von Rechts wegen? Denn es kommt biß-weilen mancher Orten eine Gewohnheit auf in Benennung dieser oder jener Einkömmlinge, so eben nicht durchgehends beh allen Nationen also gehalten wird. Jedoch leugne ich nicht, man hätte sie I t a-liänische Deutschen heissen können, weil sie ein eignes besondres Corpo und Reich in Italien formirten, auch mit andren Deutschen immerzu noch correspon-dirten als Glieder derselben und Landsleute. Gleichwie man die Holländer und Engländer, so in America wohnhafft, und ihre eigene Policeh führen, auch noch dazu unterm Obgebiet der Cron Engeland oder der General Staten leben, in Ansehung andrer Americaner kann Engel- oder Holländer immerzu heissen, im Ruck-Blick aber, auf Europaeische Engel- und Holländer sie Americaner oder West-Indianer oder je West-Indische Engel- und Holländer nennen muß. Aber das kann also, mit den Dacis auch nicht allerdings angehen. Denn ob diese gleich aus Deutschland wären entsprossen, seyn sie doch von Deutschen Rechten, Sitten und Gemeinschafft gantz abgeschnitten. Kann demnach, so viel ich begreiffe, weder Taciti noch Dionis Zeugniß auf unfers Chronisten Seite verzückt werden. Uberdas ist auch diß die rechte Haupt-Frage eigendlich nicht, „ob die Getse von den Tentschen erst entstanden", wie unser D. Schönleben es dahin zu letzt wendet, - sondern, „ob Getse und Gothi einerlei) Volck seynd?" Und ob die Daci für Deutsche zu achten? Denn das Erste hat Cluverius zwar auch strittig gemacht, doch nicht so hauptsächlich als wie das Letzte, wie es auch gleich Anfangs der Chronist also angenommen, endlich aber, weil er sonst kein Auskommen gesehn, davon abgewichen, und die Haupt-Frage in einen andren Stand versetzt, nemlich in diesen: „Ob die Getse mit den Gothis nicht einerlei) Ursprungs?" k Weil dann diese fast weitläusstige Er- örterung zu unserem Vorhaben nicht aller-à Örtern? dings ungehörig, damit wir nemlich wissen mögen, „ob unser Crain, indem es von den Gothis bewohnet worden, unter derselben Namen auch würcklich von denen Getis, als wie von eben demselbigen Volck bewohnt sey?" müssen wir unser Beduncken hiebet) zu erkennen geben. Solches desto gründlicher und unverworrener zu bewerckstelligen, wiederholen wir billig zusorderst, daß diese zweyerley Fragen wol müssen unterschieden werden, „ob die Getse und Gothi einerley Nation? und ob die Getse von den Gothis entsprossen?" In der ersten Frage findet unser Lateinischer Chronist einen starcken Anhang von vorgemeldten Scribenten, als nemlich vom Jornande, Spartiano, und andren oberzehlten, von denen nachmals auch viel neue und gar gelehrte Scribenten zum Beyfall gezogen worden. Es stimmt ihnen unter andren bey der gelehrte Philippus Melanchthon, a>) Daniel Heinsius, b) Marcus Zuerius Boxhornius, c) Locce-nius, d) Freinshemius. >) Denen auch der Siebenbürgische Author Laurentius Toppeltinus merckliche Besordrung thut, indem er vorgiebt, daß die Daci seine und seiner Landsleute Vorfahren gewest, f) Insonderheit aber und vor Andren treibt solches gedachter Loccenius gar ernst- a) Llb. 1. Chron. 2>) ln Panegyr. Gustavi. c) In Historia Universali. d) Lib. 1. Antiquität. Sueo-Goth. c. I. «) In Epist. ad Locconium. f) Toppeltinus de Originib. Transylvan. c. 7. lich wider den Cluverium, und vermeynt sowol mit vielen Zeugnissen mancher alter Geschicht-Versasser, als durch die treffliche Sitteu-Gleichheit der Gothen und Geten dieses zu erstegen, daß sie Einerley gewest. I Ich will die fürnehmste Beweisthümer kürtzlich auskernen, und allhie vorlegen. Er setzt voran einen kleinen Diseurs '?of)er Qtr von dem Ur-Ansange und Ursprünge der ihr^Nam Getarum, und vermeynt, daß die Getse fomme? entweder von dem Magog, als dem Stamm-Vater der Scytliarum, oder von dem G et her, der ein Sohn Aram war (wie im 10 Capittel deß 1 Buchs Mosis steht), entsprossen, von welchem die Syrer her-1 stammen sollen. Gleichwol will er die I Getas von Scythischem Geschlecht darum nicht ausnehmen, und spricht, es hindre nichts, daß Gether vom Sem hergekommen, hingegen die Scythen vom Magog deß Japhets Sohn; denn vom Magog seyn überhaupt alle Scythische Bölcker, vom Gether aber insonderheit, und durch gewisse Colonias (oder neue Volck-Verschick-oder Verpflantzungeu) die Getse hervor gebracht, so nachmals Gothi benamst worden. Welches er mit dem GezeugnißZo-narse und Aurelii Vopisci stärcket, der in ! Beschreibung Keysers Gratiani, unter andren dieser Worte sich gebraucht: Thracia & Dacia genitales terrse Gothorum : „Thra-cien und Dacien seynd der Gothen Ge-burts- und Vaterländer." Weiter sucht er dieser Meynung noch befferei! Geschmack und Krafft anzuge-j winnen durch etliche überbliebene alte Wörter der Geten. Als zum Exempel Herodotus erwehnt in der Melpomene, I die Getse hetten einen ihrer Götter reßs-MiZir genannt. Solchen Namen schreibt j Loccenius, könne man für lauter Gothisch Gründe, ? halten, daß er gleichsam so viel bedeute, <'”imb ! als einen Nu h-Verleiher, angemerckt, <>otbi einer-I heutigs Tages die Gothländer also spre- m i chen gifwa Lysa, „Einem einen Stillstand der Sorgen verschaffen", vielleicht darum, j weil etwan vor Alters die Getse geglaubt, ! daß die Abgestorbene zu selbigem Gott j der Ruhe hinführen, auch bey demselben ! wieder lebendig, und daselbst aller Güter I habhafft würden, wie Herodotus dabey, wiewol aus Andrer ihrer Meynung, erzehlt. 1 Ein andrer gelehrter Schwede, Namens jStiernhelm, hat in einem Send-Schreiben an diesen Loccenium es also ausgelegt, daß es soviel gesagt seyn solle, Etliche Wörter veralten Geten, so and 6et) den Go then im Brauch. Gleiche Sittc; und Gemüts Neigungen der Geteu und Gothen. als gleichsam geblitz oder geblitzen, und ein Donnerender (oder Donner-Gott) dadurch verstanden worden in welcher Meynung eben sowol Johannes Magnus a) und Olaus Magnus, b) Welche Deutung auch mir die Warheit zu bekennen besser eingeht. Hernach so heisst der Geten König beym Strabone ßvQoßieag, c) welches aus Gothisch Burovistas heisst, und einen Solchen be-merckt, „der mit den Bürgern oder Unter-thanen wol umgehet." Denn Bor oder Bur war bey den alten Gothen soviel, als ein Bürger, und Wystas soviel, als conversiren oder Gemeinschasft Pflegen. Wysbur heiflt Dux Civium ein Fürst oder Führer der Bürger. WyseHieß bey den alten Gothen ein H e r tz o g, Massen auch bey den Nider-Sachsen der Narn Wyse einen Bienen-König bedeutet. Beym Suetonio wird der Geten König Cotison (oder Gotison) genannt, d) Welches nicht soviel als einen Sohn Gottes bedeuten soll, wie zwar etliche Gelehrte wollen, sondern einen Sohn oder Nachkömmling deß Gothi oder Coti, dessen beym Julio Caesare, e) Lucano f) und Andren gedacht wird. Den dritten Beweis nimt er von der Sitten-Gleichheit und gleicher Gemüts-Art der Geten und Gothen. Die Getae scheiteten den Tod im wenigsten nichts, weil sie eine Unsterblichkeit glaubten, Massen Herodotus, Solinus und Mela, solches von ihnen schreiben. Derer Aussage auch der Poet Lucanus, mit diesen Versen bestetigt: — Gerte, populi, quos despicit wir etos, Sfeliees errore sum, quos ille timorum Maximus Tvaud urget letlii metus. Jnde ruendi Jn ferrum mens prona viris, ani= mceque capaces Mortis: S ignavum reditura parcere vitee, g ) Gewiß! die Leute so das Bär-Gestirn erblickt Seynd glücklich in dem Wahn, der ihr Gemüt verstrickt а) Lib. 1. Histor. Suec. c. 12. б) Lib. 3. Reg. Septentr. c. 7. c) Strabo lib. 16. Geograph. sin Dieses sollte wol schier ähnlich scheinen der Gewonheit der alten Heiden in Preus-sin, welche nebst vielen andren Pfaffen, sttren hohen Priester gehabt, der seine Stimme stets mit im Regiment, und rast mehr, als die weltliche Herren selbst M sprechen gehabt. Denselben haben sie Kvarto Kriwe getitulirt. Welches nach Hennebergs Erklährung so viel geredt, .Unser Herr nechst Gott, und hach Caspar Schützens seiner soviel, als Mund Gottes. Weil dann die Dothen auch in Preuffen, an dem Weichsel-v5 L001 an der Ost - See gesessen, vrffte leicht solcher Titel deß Preussischen Hohenpriesters einNachdencken verursachen, als ob derselbe aus der alten Geten Weise entsprungen. Allein die Preussische Chro-En, wie auch andre Scribenten, seynd uver der rechten Bedeutung dieses Priester-Tstels^ehr uneinig, und beglaubt Hart- a) Strabo lib. 7. fol. m. 191. Ealv. Vin. Buch. lmochius in seinem Alt- und Neuen Preuffen, Kriwe sey ein alt-Preuffisches Wort, und bedeute nach M. Matthei Praetorii Meynung nichts anders, als einen Richter oder Priester, a) Weßwegen auch hiermit keine Gewißheit steckt, .Hingegen widerstehen uns noch unterschiedliche andre Ursachen, daß wir die Getas und Gothos nicht für einerlei) Bolck annehmen können. Als nemlich die ungleiche Lebens-Art derselben. Denn die Getae nahmen viel Weiber, die Gothi aber, wann sie Deutsche seyn sollen, müssen nur ein Weib genommen haben. Bon den Getis zeuget der alte Poet Menander, der selber ein gehonter Geta war, daß sie viel Weiber gehabt. Wie auß diesen seinen vom Strabone angezogenen Versen zu vernehmen: Gmnes enim Jhraces, §etae sed maxime Ms omnium (namy inde glorior genus Jleum esseJ continemus à muli*= eribus Ms non satis Sc. — — — — Und bald hernach bekennet er weiter die Geylheit seiner Landsleute in dieser Rede: Mam nemo nostrum uxoribus potest decem Gontentus esse : undecimam, em Phritigerno, (Fri ed-gern) das Andre dem Athanaricho gefolgt, a) Es sagen auch bey dieser Trennung die alte Scribenten nicht, daß die Ost-Gothen einem, und die West-Gothen dem andren gefolgt." Aber es wird solches auch aus obange-zogenen Worten Jornandis und Ablavii nicht erfolgen, wie es dieser gelehrte Mann zwar ausgenommen, als ob nemlich die Gothen in dem Auszuge vom Schwartzen Meer sich mit solchen zweyerley Namen voneinander unterschieden hetten. Denn Jemandes hat dabey noch nicht sein Absehn aus Italien, oder Spannien, sondern auf Dacieu und auf die Gegend am Ponto ; und will sagen, Ablavius berichte, daß diejenige Gothen, so am Schwartzen Meer gelegen, Ost-Gothi genannt worden, gegen Betrachtung derer, welche in Dacia damals gesessen und West-Gothen geheissen worden. Angemerckt zu Ablavii Zeiten, annoch keines Gothischen Zugs nach Italien oder Spannien gedacht ist. Aber viel Jahre hernach, da Ablavius allbereit vorlängst schliefs, nemlich bey die achtzig Jahre nach seinem Leben, gingen die Gothen erst aus Italien und Spannien loß, und wurden auch hieraus abermal, eben sowol in Be- ai Heec ille ex Socratis lib. 4. Hist. Eccles. c. 27. trachtung solcher beyden Reiche, in Ost-und West Gothen unterschieden. Seynd derhalben diese Namen der Ost-und West-Gothen nicht damals nur erst ausgekommen, als sie Italien und Spannien allbereit inngehabt, wie zwar angezogene Preusische Chronic vermutet, sondern allbereit eine ziemlich-geraume Zeit vorher. Im Jahr 457 haben die Ost-Gothen nebst den Gepidis nach deß Wütrichs Attilae unseligem Ende mit den Hunnen eins gewagt, und dieselbe aufs Haupt geschlagen, und wie unser Lateinischer Chronist in seinem Apparatu Carnioliae antiquae er-zehlt, bj mit Bergunst Keysers Gratiani die ffepiäw Daciam, die Ost-Gothen aber Pannonien eingenommen. Denn anders werden sich diese seine Worte nicht wol deuten lasien: Ostro-Gothi cum Gepidis j (ejusdem gentis sub alia nomenclatura) post mortem Atillae Hunnos adorti, strabe ingenti edita, profligàrunt Anno OCCCLYII. & concedente Gratiano Augusto, Gepidae Daciam, Ostrogothi Pannonias occuparunt. Et has quidem ;res Germani fratres inter se partiti, at tradit Jornandes &c. Aber allhie hat sich der Author in der Jahr-Rechnung unversehns ein wenig verflossen, oder vielmehr nur in Gedancken verschrieben. Denn ob es gleich wahr und dem Bericht Jornandis gemäß, daß die Gothen nach dem Tode Attilae mit Willen der Römer sich in Pannonien gesetzt unter dreyen Königlichen Brüdern; so war doch Gratianus damals schon vor vielen Jahren meuchellistig erwürgt, und Attila noch nicht König, als Gratianus durch solchen gemalsamen Tod allbereit sowol entkrönt als entlebt war. Massen dann unser Lateinischer Chronist selber im andren Theil seines Wercks, nemlich in den Annalibus Carnioliae (oder Crainerischen Jahr - Geschichten) deß Gratiani zu viel andrer und zwar gantz rechter Jahr-Zeit gedenckt. Nach dieser kurtzen, doch nöthig-geschie-nen Erinnerung, ist von den Gepidis auch kürtzlich dieses beyzufügen, daß die Gepidae zwar auch ein Gothisches Bolck gewest, wie unser Lateinischer Chronist gar recht erwehnet, aber doch von den andren Gothis in etwas unterschieden worden, nem- b) p. 196. b. ö muten von am Aachen zeschlagen. lich in der Zeit deß Ausbruchs oder Heerzuges nach fremden Ländern. Es gereicht btefenGepidis zu keinem sonderbaren Ruhm, was Jemandes von ihnen schreibt, daß ihr Nam Gepidse von der „Faulheit, Langsamkeit und Stumpffsinnigkeit" ent-eepidae, springe, wann er schreibt; „Die Gepidse wohrr sie ziehen ohne Zweifel ihren Ursprung aus alfa gtnamu. ^NI Geschlecht der Gothen ; aber weil das Wort Gepanta etwas träges, faul- und langsames bemerckt, ist der Gepidarum Nam an stat eines Schelt- (oder Schmäh)-Worts aufgekommen. Denn sie sind eines langsamen und stumpffsinnigen Gemercks und auch von Leibe schwerer als behänder oder geschwinder." Cluverius vermutet, man habe sie vielleicht deßwegen „träge Faulentzer" gescholten, weil sie den weiten Feldzug mit-anzutreten sich geweigert. Theils vermeynen, die Gepidse hetten vorher in Lithauen nebenst den Alanis gewohnt. Aber aus vorangezogenem domande erscheinet ein Andres. Denn der spricht : Gepidse commanebant in Insula, Viselse amnis vadis circumacta. Nunc eam, ut fertur, Insulam gens Vividaria incolit. „Die Gepidse blieben beyeinander in der Insel, so von dem seichten Austritt der Weichsel umflossen ist. Nun soll wie man sagt, die Nation der Vividariorum in selbiger Insel wohnen." Und ein wenig vor-Wo der her schreibt er: Ad littus autem Oceani, «epidarum ubi tribus faucibus Üuenta Vistulse flumi- uralter njR elabuntur, Vidivarii resident ; ex di- 8 c ' versis nationibus aggerati : „Am Gestade aber deß Meers, wo der Weixel-Strom mit einem dreifachen Rachen oder Munde (das ist an dreyen Orten) feinen Auslaufs nimt, sitzen die Vidivarii, so sich aus unterschiedlichen Nationen zusammen gehäusst haben." Solche dreyerley Münde (Ausfälle oder Ausgänge) der Weichsel sechiti nach Cluverii Erklährung diese: „Der erste dreh tausend Schritte unter Dan-tzig, da sie zur offenbaren See einläufft. Der zweyte taufst bey dem Flecken Kobelgrube in den Pfuhl (ins frische Haff I-mechit er) Der dritte geht unter der Stadt Elbing eben dahin, Noch richtiger und mercklicher weiset uns solche dreh Ausgänge der Weichfel die neue Preussische Beschreibung in dieser Nachricht: „Die Weichsel hat dreh Ostia oder Ein- Welches die slüsse. Das eine Theil geht Dantzig vor- ^ bey, und fällt also in die Ost-See. Das andre scheidet sich vier Meilen über Dan- s-y-n deren tzig ab, nemlich, wo vorhin die Festung, das Haupt genannt, gestanden, und kommt endlich an etlichen Oertern ins frische Haff. Der dritte Arm scheidet sich über Marienburg ab, und heisst die Nogat; steufft auf Marienburg und weiter hinab. Im Werder theilt er sich wiederum, und kommt also theils in den Fluß Elbing genannt, theils also bald ins frische Haff." >>) Das Wort Vividarii aber, oder wie es hernach zum andren Mal geschrieben wird, Vidivarii, muß, wie Cluverius vernünfftig mutmaßet, falsch und zwar an beyden Orten fälschlich abgeschrieben, vom Jor-nande selbst aber dafür Viridarii und Viridaria gesetzt worden seyn; wodurch das schöne fruchtreiche Werder gemeynt wird. Hiedurch hat demnach Jemandes gar kenntliche Merckzeichen gegeben, welcher Enden vormals die Gepidse ihren Wohn - Sitz und Behausung gehabt, nemlich nicht in Lithauen, fondern in Preussen an der Weichsel, in der Gegend, da sie ihren Laufs schier vollenden und sich in die Ost-See oder ins Frische Haff verbergen will. Weil dann diese Bölcker anfangs von dannen nebst andren ©ethischen Familien keinen Zug in die Ferne wagen, noch Blut gegen Gut dem Kriegs-Glück aufs Spiel setzen, sondern lieber daheim bey gantzer Haut mit dem Ihrigen sich betragen wollen , seynd sie für faul darum gescholten nach Cluverii Vermutung. Wiewol Jor-nandes, aus welchem er solches beglauben will, die Ursach folches Namens vielmehr der Stumpffsinnigkeit selbiger Bölcker zuschreibt. Welches auch in meinem Augen scheinbarer ist. Angemerckt dieser Schimpff-Nam, daserrn er wegen ihres erstmaligen Zurückbleibens sich veranlasst: hette, Zweifels ohn hernach ja ausgetilgt seyn würde durch die Feldzüge ihrer Nachkommen ; denn die seynd dennoch endlich auch aus ihrem Lande aufgebrochen, und denen längst vorangezogenen Gotbis nach- und samt ihnen auf die Hunnen loß gegangen, und diese von ihnen beyden in einem harten Treffen danider gelegt. Darnach haben, wie unser Lateinischer Chronist, oder vielmehr Jemandes, der die Spring-Quelle dieses b) Hartknoch. am 5 und 6 Blat seines Alt-Neueu Preussens. Berichts ist uns zuvor erzeichte, die Ge-pidse Daciam, die Ost-Gothen aber Pannonien mit gutem Willen der Römer eingenommen. die ®0. Pannonien theilten gedachte drey leib-à Panno- Brüder unter sich. Printz Walamir "I» unter letzte sich zwischen den beyden Strömen ^ Ebrach! Scarnjunga und Aqua nigra, wie sie Jor- nandes nennet. The odo mir, der andre Bruder, am See Pelsodis, der dritte aber, Printz Wid emir, bezoch die Mittel-Ge-S gend zwischen den beyden vorigen. Ob nun Nurften dieser drey Gothischen Fürsten ihre Herr- ^nU6tt schafft biß in Grain sich Hab erstreckt, H$t.9e= daran zweifelt unser Lateinischer Chronist in etwas, vermeynend, Pannonia Savia, das ist, der Strich von Pannonien an der Sau, Habe dazumal seine eigne Her-tzogen gehabt, es mögen dieselbe gleich Wandalisches oder Gothisches Herkommens gewest seyn. Daß Crain zur selbigen Zeit annodi sollte die Römer zu Herren gehabt haben, ist schier nicht wol zu glauben; weil die Römische Keyser damaln sowol den Gothen als Hunnen über die freye Bewillig- und Einräumung gewisser Provintzien auch Tribut haben gereicht. Sollten die Könige Suavorum, wie sie beym Jornande heissen, in Pannonia Savia, das ist, am Sau-Strom geherrschet haben, so hette glaublich das Land Crain diesen vielmehr, weder den Gothen selbiges Mal gehorcht. Unterdessen erfolgt aus dem, daß Jor-nandes meldet, die Suavi (oder Savi) das ist, die Bölcker an der Sau wären vom Könige Theodemir geruinirt, und fast gar ausgerottet, die Gothen müssen nur biß ans vierhundertst vier und sechzigste Jahr über gantz Pannonien und and) über den ^ Bervili Sau-Strom regiert haben. So vermutet «6$ ^«in auch offtbesagter Chronist, daß die Heruli, Sn,„9e‘ welche dem Odoacker in Italien nachgezogen, und durch das Nordgau überall gestreifft, Crain gleichfalls eingenommen; weil Dalmatien und Istria, so mit Crain benachbart, dem Odoacker unterthänig gewest, als lange derselbe Italien unter seiner Botmäffigkeit gehabt; nachmals müsse es der Gothische König Theodoricus Ama-lus ums Jahr 488 wieder erobert haben, ! als er wider den König Odoacker durch das Iulianische Alp-Gebirge sein Kriegs-Heer geführt. Hiernechst ist Crain ziemlich- lang den Gothen unterwürffig gewest, und zwar das Unter-Crain auch da- mals noch, als schon die Langobardi in Ober-Pannonien sich eingedrungen hatten. Nachdem König Theodoricus (oder Dieterich) sich zum Herrn über Italien gesetzt, seynd auch Istria, Iapydia und Ober-Pannonien, ja so gar auch das Noricum ihm zu Gebot gestanden, und so ferm dem Diocleati zu trauen, hat zu der Zeit gleichfalls Iylliren Gothischer Herrschafft gedient, jedoch besondre (wie-wol dennoch Gothische) Könige oder etwan nur Königsche und Hertzogen gehabt. Als man schrieb fünff hundert sechs ànJapi-und zwantzig, seynd die Langbärter (Lon- dia und Car-gobardos meyne ich) laut unsers Chro- !Lia °?n b5n •n o i * - < c*\ • r - « Ootnis erle- nlsten Vatetntjcqen Berichts über dre Do- morgen, nau ins Ober-Pannonien gegangen, und im Jahr 535 hat Keyser Iustinian durch seine Generalen den Gothis Dalmatien, Liburnien und auch, wie unser Lateinischer Chronist glaubt, Iapydien weggenommen, so daß die meisten nach Italien oder M«L-sien geflohen. Die übrige, so zurück geblieben, hat er ihm lassen huldigen ; sintemal man die gantze Nation, welche über so viel Länder weit und breit herrschete, nicht gleich auf ein Mal gäntzlich aus* wurtzeln können. Wenn aber der Anzeigung Procopii nachzugehen, so werden die Japidier schwerlich gewartet haben, biß deß Keysers Feldherr die Gothen von dannen wegtriebe, sondern selbst das Gothische Joch abge-worffen. Denn er gedenckt, daß die 6 ami und Norici, das ist, die Kärndter, Crai-ner und Nordgauer den Gothen nur ge-horsamt, biß der Krieg mit dem Keyser angegangen; und giebt dadurch soviel zu verstehn, daß sie, sobald solcher Krieg entstanden, von den Gothen abgefallen, a) wie es Velserus erklährt. Doch wollen wir diese Stelle Procopii bald hernach ein wenig schärffer ansehn. Unterdessen dienet aber denen, welche nur allein mit der Lateinischen Version Procopii »ersehn seynd, zur Nachricht, daß in selbiger, an stat der Griechischen national Namen kùovwi und Nmjixoì, gelesen werde Carii Muricique, so dem Mißverstände deß Übersetzers zuzurechnen ist. Denn wann die Carni und Norici damals gleich abgefallen, werden schwerlich die Japydes bey den Gothis sest gestanden seyn und gehalten haben. Denn nachdem König Dieterich in Italien, ein sehr tapffrer und glückhasfter, da- Wie der Golhen Mali I Dom Keyser Justiuiaii gebrochen. bet) auch kluger und gelehrter Fürst, (dessen Scepter und Gedächtniß billig mit Lorbeer-Zweigen sollte umflochten werden, wenn er dieselben nicht mit unschuldigem Blut, und zwar sürnemlich deß Symmachi und Boethii, auch besprengt hette) Todes verbliechen, begunnte gleich das Glück bet) den Gothen den Krebs zu gehen. Das Reich fiel erstlich auf den jungen Printzen Athalaricum und dessen Mutter Ama-tasuentam, eine Fürst in n sehr hohes Geistes, hernach aber auf Theodahatum, dessen Undauckbarkeit und Nachlässigkeit den Keyser Justinianum gereiht, die Gothen zu bekriegen. Nach Theodahato, der bald zu Anfänge der erhabenen Fehde mit Tode abgegangen, seynd im Regiment gefolgt Bitigis, Theodibald, Araricus, Totilas und Teja. Diese Könige wurden viel Jahre lang, durch die zween tapffre Feld-Obersten Justiniani, Belisarium und Nar-setem, immerzu besochten, dabei) zwar das Glück dann und wann abwechselte, und zwar sonderlich der letzte König über alle Massen ritterlich fochte, doch aber zuletzt der Gothen Sache zu Grunde ging. Indem nun diß Kriegs-Feuer zu brennen begunnte, und die Gothen von dem Keyserlichen General so warm gehalten wurden, erblickten die nechst umherligende Länder bey einer so Heller Waffen-Flamm gute Gelegenheit, das Joch abzuwerffen, welches auch die Gothen selbst wie Aga-thias meldet, zum Theil gern gescheht: Hessen, «) in Betrachtung der grossen Gefahr, welche ihnen dieser entzündete Krieg auf den Hals seilete, weil sie dabey nicht zu Behauptung der Glori und Erweiterung ihrer Herrschafft über fremde Länder, sondern nunmehr für Italien, welches sie für ihr Vaterland achteten, ja für ihre eigene Freyheit und Leben fechten, und selbige zu beschützen ihr gantzes Vermögen anstrecken müfsten. Weßwegen sie wol ge-fehn, daß die Wenigste von denen ihnen bischero unterwürffigen Völckern durch ihren nunmehr schwachen Zaum sich würden halten lassen, wie denn nicht leicht ein Gezwungener freywillig gehorcht, noch mit seinem Bezwinger gleiche Gefahr anzutreten begehrt, daferrn ihn keine Furcht dazu nöthiget, solchem nach nicht verhindern haben wollen, noch können, daß sie sich entweder unter andrer Potentaten Bot-mässigkeit begäben, sonderlich der Frànti) Vid, Agath. lib. I. etlichen, als welchen sie ohne dem nun gute Worte geben und dieselbe zu Freunden halten mussten, oder auch ein Jedweder ihm selbsten Naht und Sicherheit schaffte, so gut er könnte. Diejenige aber, so aus Dalmatien nach Mysien zu ihren Stamm-Verwandten geflohen waren, haben unter ihrem neuen Könige Totila, im Jahr Christi 542 ein neues Kriegsheer ausgebracht, und damit Pannonien, Japydien durch Feuer und Schwert verwüstet, welches unser Lateinischer Chronist für eine Anzeigung achtet, daß die Langobarder zu der Zeit schon ihr Regiment biß in Crain fortgepflantzt, und vielleicht auch kurtz zuvor Japydien den Griechen entrissen haben. So man aber der Feder Procopii nachgehen wollte, wäre solches meines Bedunckens noch nicht ZtoeffeBfreY. Denn so die Carni, dessen Bericht nach den Gothen nicht länger, biß daß diefelbe mit dem Römisch-Griechischem Keyser Justinian zerfallen, und ihrer Staat aus die Degen-Spitze stellen müssen, Gehorsam geleistet, sondern von ihnen abgefallen, dürffte wol fast unver mutlich scheinen, daß damals Crain und Iapydia allbereit in der Langobarder Hein den gestanden. Weil aber dennoch aus dem Paulo Diacono erscheint, b) daß die Langobarder Anno 568 Pannonien guitirt und in Italien gegangen, nachdem sie das erste zwey und viertzig Jahre lang mit Gewalt besessen ; so müssen sie es unstrittig auch Anno 542 schon in Besitz gehabt, und Anno 526 es bezogen haben, eben in dem Jahr, da König Theodoricus gestorben. Und müsste dieser Rechnung nach vorangeführter Velserus Procopii Rede, nemlich daß die Carni und Norici den Gothen nur gehorchet, biß der Krieg angegangen, zuweit ausgedehnt haben, indem er sie dahin verstanden, als ob damals diese Länder von den Gothen freywillig wären abgewichen, da doch Procopius svielleicht nur bloß soviel damit andeuten wollen, daß sie damals den Gothen aus den Händen entfallen seyen, welches einen Weg wie den andren wahr bleibt, wann es gleich durch Ein-nehmung der Langobarder geschehen. Oder es müsste Procopius, indem er die Carnos nennet, allhie die Pannonier nicht mit meynen. Welches aber nicht leicht zu ver- , l) Lib. 2. c. 13. & c. 7. . muten, sintemal Crain dazumal ein Theil oder Anhang Pannoniens war. Nachdem der letzte Gothische König in Italien, der Teja, in der Schlacht umgekommen, welches im fünff hundert zwey und funffzigstem Jahr Christi sich begeben, hat sich zwar der Rest auf Hoffnung, an den Frantzosen und Aleman-niern einen Rucken zu haben, wiederum gesammlet, und die von dem sieghafftem Keyserlichen: Feld-Marschall Narses angenommene Friedens-Bedingungen meyn-eydig gebrochen, sich aber selb sten nur dadurch vollends zerbrochen. Denn hieraus hat bemeldter Feldherr ihnen Italien zu enge gemacht, und sie gäntzlich hinaus getrieben im Jahr Christi 555 ; da der Gothische Krieg ein Ende genommen, nem-lich drey Jahre nach dem Tode Tejse, ihres letzten Königs in Italien, wofür die Bayerische Scribenten irrig das vierzehende oder funffzehende Jahr nach dieses Königs, der sich für das Gothische Wesen so tapf- fer aufgeopffert,Ende, setzen ; wie gerühmter Velserus erinnert. a) Weil aber vorher unter dem Dotila die Gothen sehr starei aufgezogen und auch Rom geminili, so kanns demnach endlich noch wol geglaubt werden, daß sie auch Pannonien (oder aufs wenigste ein Stück davon) und auch Iapydien durch gestreifft und überall ihren Sporn-Streich oder Huf-Schlag und Trab mit Asche oder Blut daselbst gezeichnet, es sey gleich den Lan-gobardern lieb oder leid gewest; oder die Langobarder müssten etwan nur einen gewissen Theil von Pannonien, nemlich Crain, um selbige Zeit annoch besessen, das übrige aber, nebst Iapydien, unter Keyserlichen Schutz sich begeben, und den Gothis gleich nach dem Tode Königs Dieterichs den Tribut versagt haben, daß hernach König Totilas solches, als die Gothen wiederum zu Kräfften gekommen, mit der Verwüstung gerochen. a) Lib. 3. Rer. Boicar. fol. m. 97. Sas XI. Von den Langebartern, als achten Einwohnern deß Landes Crain. pie achte Einwohner in Crain J[eptl Jangobarder gewest. Woher diese solchen Kamen behonnnen. Ursprung dess Kantens der Stadt Hart. Der Jangobarder erster Kam. Aus welchem Jan de sie Zum ersten hergehommen. Heweg-Ursache der Jangobarder zu ihrem Auszuge. Ihre erste Md-Züge. Kamhündigung der ältesten Jangobardischen Könige, und ihrer Kriegs-Verrichtungen. Jugend krönet auch die Kidrigen. Wann die Huren-Kinder Glück haben. Hur schüttet sieben Kinder aus Eins aus. Huren-Kindlein wird aus dem Wasser errettet, und Jan-gobardischer König. Schlägt die Vulgarer. Kriegs-Ursack zwischen den Herulern und Jangobardern. Stichel - Worte gebären Mord und Hlutstiirtzungen. Krieg der Heruler und Jangobarder. Dess Herulischen Königs vermessene Sicherheit. Heruler werden auss Haupt geschlagen. Sehen den Jflachs für Wasser an. Innerliche Zwiespalt der Jangebarter. Die Jangobarder und Sepidae werden miteinander ausstossig. Drintz Alboinus siegt ob im zweyten Kampse. Sonderbare Gewonheit am Jangobardischen Hose, dass der junge Drintz nicht beyrn Vater an Và Y. Buch. 21 Di« achte Einwohner traine styvd die Langobard«. der Tafel fitzet. Drink Aldoin mufs von der Gepiden Könige fielt bewehren lafen. Jangobarder werden mit ihren Kniebändern verspottet. Kedlichheit defs Gepidifchen Königs. Alboinus vertilgt die Seyidtr biss auf den Grund. Die Hunnen stehen ihm heg. Damen der nachfolgenden Jangobardifchen Könige begnt Diacono. Kurtzer Bericht von den Zeiten der Jangobardifchen Heerzügen. Jangobarder beziehen das leere Jand der Rügen. Aie hlopfen die Gcpidas. Brechen ein in Dannonien. Dehnten <^rain und Japgdien ein. Gehen nach Italien. Wie lange sie Italien hm gehabt. Ifriaut mufs Jangobardifch werden, und behommt den Gisulph zum Hertzog. Crain wird von Jangobardern bewohnt. Ob damals all-bereit Iclaven in Crain gewohnt? Die Jangobarder verlieren Italien. Warum beg den Jangobardern der öffentliche Duell eingeführt? Drenerley Klle, darüber man anfangs das Duelliren verbeugt hat Unschuld der Königinn wird durch einen Duell verfochten. Iongobardifches Kampf-Kecht wegen bezüchtigter Hurereg und Ehebruchs. Gefecht zweener Brüder mn die Regierung. Zweifelhafte Zahlung ward durch einen Duell liquidici. Strafe oder Duell deffen, der einen Andren für einen Coyon gefcholten. Vormalige Bestrafung der Schimpf-Worte heg den alten Schweden. Zweg-Kämpfe der alten Gothen in Schmäh-Händeln. Anstalt der Jangobardifchen Duellen. Waffen der Kämpfer. Die Gefährten und Bestände defs Kampfs. Befchlufs defs Kampfs. Zweghämpfe waren vormals allen Völchern gemein. Kegfer Heinrichs defs Vierdten Erbietung zum Duell. Den Verleumder defs Kegfers holt der Teufel. Mrauen-Achäncler mufs duelliren, bleibt auf dem Dlatze, und wird nach dem Tode gebeucht. Aotharis Harodi Nndanch-barheit gegen feiner Gemahlinn. Jangobardifche Könige felbst wünfcheten den Zweghampf abzubringen. Der auch in Päpstlichen Rechten reworfen wird. Grofer Unterfcheid zwischen den vormaligen und heutigen Duellen. Unsinnigheit der heutigen Duellanten. Türchen hafen das Duelliren. Türchifcher Sanchiac mufs um blofer Just willen zum Duelliren ins Gefäugnifs gehn. Key dem Schluß vorhergehenden 'Capittels haben sich die Lan-^.gobarder in unsre Erzehlung mit eingemengt; von denselben müssen wir in diesem folgendem 'nun weiter handeln, nachdem - wir gemeldet, wie die Gothen aus ^Pannonien, Kärndten, Crain, Illyrien und Italien gantz verdrungen, und also diesen Langobardern in solchem Glücks-Wechsel ihre Fußtapffen zu künff-tiger Nachfolge hinterlassen. Denn diese Völcker seynd ihre Nachgänger gewest an denen Orten, wo die Gothen sich ehedes-sen durch Gewalt hatten seßhafft gemacht, und seynd auch in der Unbeständigkeit solcher Gewalt ebenfalls Jener ihre Nachfahren geworden. Weßwegen wir sie denn auch von Crains vormaligen Einwohnern nicht aussondern können, sondern für die Besitzer desselben, und zwar für die achte, gleichfalls erkennen müssen. Die meiste Geschicht-Federn schreiben diesem, der Longobarder (oder Langebarter) Namen, den langen Bart gleichsam für einen Vater oder Ursprung zu, und soll Langebardi eben soviel gesagt seyn, als die Langbärter oder Langbärtige Leute. Es wollen Etliche auch den Namen der Pommerischen Stadt B a r t von den Lan-gebardern herleiten; welcher doch glaublicher von dem Fluß Bardo oder ßartze, der bey selbiger Stadt zum Meer Eintritt, herkommt. Bertius lässt sich beduncken, es sey nicht unglaublich, daß die Langobarden selbst ihren Namen aus demsel-bigen Fluß Bardo geschöpfft. Man findt auch Ihrer, die den Namen von den Helleparten, womit dieses Volck vor anoren häuffig bewehrt gewest, herziehen. Weil aber die zwo vordre Syllben Lange oder J!ongo solcher dreifachen Ursprünglichkeit nicht miteingeschlossen werden kann, seynd andre der Meynung, der Nattt sey von Sih- I di- # gut ut. a. Urspr--»^ «amen« Stadt W*' a. dem langen und grofsem Gezirck oder Lande, so diese Völcker bewohnt haben, veranlasst worden, weil solches Land vor andren wolgebaut, und ein guter Getreid-Boden gewest, so die Deutsche Bau-Erde nennen, a) Aber die allererste Herleitung ist ohne jj Zweifel die gewisseste, nemlich von den langen Bärten. Denn dieselbe hat einen Langobardischen Scribenten selbst, nemlich Paulum Diaconum, zum Zeugen. Welcher berichtet,man habe dieseVölcker allererst nach ihresKönigs Cungindi Erwählung Lango-bartos oder die Lang-Bärter benamst, da sie sonst vorhin die Wineln geheissen. f>) Denn sie liefsen ihre Bärte unab geschoren immerhin wachsen, daher ihnen endlich auch dieser Nam erwachsen ist. Wie a) Werdenhagen part. 3. E. Hanseaticar. c. t. c. 29. i dann auch Strabo etlicher Völcker in Asia gedenckt, welche ihres langen Barts wegen MaxQonüycorso die Langbärtige genannt worden. <0 Daß auch andre Deutsche Völ- I cker lange Bärte getragen, lehret uns der Schreib-Griffel Taciti, indem er von den Chattis oder Hessen, und auch theils andren Deutschen meldet, sie hetten den Brauch geführt sobald ihnen der Bart gewachsen, sie ein Gelübde gethan, Bart und Haar eher nicht abzukürtzen, bevor sie einen Feind erlegt, d) Welcher Enden diese Völcker ihren ersten Sitz gehabt, bevor sie nach Pannonien und Italien gelangt, davon wird gleichfalls unterschiedlich geschrieben. Erstgedachter Paulus Diaconus M)genamt War- ft) Paulus Diacon, lih. I. c. 9' c) Vid. Strabo lib. II. in Germania. d) Tacitus Aus welchrm Lande die Langobarder am ersten hervorgekommen. nefridus giebt vor, sie fetjn von der Insel Scandinavia herausgezogen. <*> Diesem Ausspruch hat Sigbertus nachgesprochen, samt andren Scribenten der Mittel-Zeit. Welche aber Cluverius allesämtlich corrigirt, und dafür hält, War-nefridus habe hierinn dem Jornandi wollen Nachfolgen, der gleichfalls den ©othen Scandinaviam zur ältesten Heimath zugeeignet. Er hingegen behauptet, daß die Langebar-der keines weges aus Scandinavia, das ist, weder aus Schweden noch Norwegen oder Finnland hergekommen, sondern theils über derElbe wo die alteMarckBrandenburd samt der Helffte von der Grafschafft Dannenberg ligt, theils in der Mittelmarck und an etlichen Orten deß Stiffts Magdeburg zwischen denen Völckern, welche zwischen der Elb und Oder biß ans Meer gesessen, ihre Behausung gehabt. Und hierinn scheinet Cluverius Recht zu haben. Denn ob man gleich gedencken sollte, weil Paulus Diaconus selbst ein geborner Langobarder gewest, werde er davon die beste Nachricht gehabt haben, will doch hieraus ein Jrrthum an ihm erkannt werden, daß er ausgiebt, sie wären um die Regierungs-Zeit Keysers Theodosi, aus gedachter Insel Scandinavia daher gezogen, welches leichter zu glauben stünde, wann er sochen Auszug etliche hundert Jahre vorher hette gesetzt. Denn man findt die Namen der langobarder schon beym Strabone b) Suetonio c) Vellejo Paterculo d) und Ptolomaeo. Strabo zehlet sie zu den alten Schwaben, wann er spricht: „Die Nation der Suevorum oder Schwaben, ist am grössesten, als welche vom Rhein biß an die Elbe reicht. Ja es wohnt ihrer einTheil auch jenseit der Elbe als die Hermunduri und Langobardi. Und diese zwar seynd ansetzo zum andren Ufer hinüber geflohen." Die Ursach solcher Flucht entdeckt Paterculus, nemlich, daß der Anzug deß Römischen Kriegsheers unterm Generatat Tiberii, der hernach Keyser worden, sie dazu gedrungen. Cornelius Tacitus weiß von den Longobardis gleichfalls zu sagen, und rühmt sie in diesen Worten: Longobardos paucitas nobilitat, quod plurimis ac valen-tissimis nationibus cincti, non per obse- а) P. Diacon, de (Testis Longobard. lib. I. c. 2. б) Strabo 1. 7. c) Sueton. in Octavio Augusto, d) Patere, lib. 2. quium sed praeliis ac periclitando tuti sunt. „Die Langobarder werden durch ihre geringe Anzahl berühmt, weil sie, ob sie gleich mit sehr vielen und mächtigen Völckern umgeben seynd, dennoch ihre Sicherheit nicht durch Insinuirung und Dienstwilligkeit, sondern durch kühnes Wagen und Schlagen (oder Treffen) erhalten. Durch solche umligende starcke und gewaltige Nationen, verstehet er die Semnones, Hermunduros, Cheruscos und die siebenerlei) Deutsche Völcker, so unterhalb den Langobardern zwischen der Elb und Oder sich erbreiteten, und ein Corpus unter sich sormirten, hernach auch die Burgundiones. So gedenckt derselbige Tacitus auch, daß der Cheruscorum König Italus, nachdem er von den Rebellen geschlagen und vertrieben, durch der LangebarterHülffe und Vermöglichkeit wieder zu seinem Reich gekommen, e) Diesem nach müsste der Langobarder Zug aus Scandinavia schon gar lange vor J. Caesaris Zeiten geschehen seyn, und nicht allererst zu Keysers Theodosii, wovon sich aber weder in alten noch jün-gern Geschicht-Schrifften einige Nachricht findet. Wann ich aber gleichwol dem Tacito auf seine erst-erzehlte Worte wol mercke, da er nemlich sagt, daß die Langobarder in Betrachtung ihrer geringen Menge und dabei) ritterlichen Erwehrung feindlicher Anfechtungen berühmt seyen, will mir fast glaublich scheinen, es müssen zu Keysers Theodosii Zeiten diese Völcker mit einem groffen Anhänge andrer umligen-der Völcker verstärckt seyn, sintemal sie sonst mit ihrer Zahl allein so viele und grosse Länder, und zwar so wol von den streitbaren Gothen, als auch von den Römern schwerlich würden erstritten haben. Unter solchem grossen Anhänge dörffte also wol vielleicht eine Menge Volcks ans Scandinavia sich befunden haben, welche unter dem Namen der Langobarder mit sort-gegangen. Denn es seynd damals schon vorlängst die Nordische Schiffe nach Deutschland gefahren, und die nordische Völcker zu fernen Feldzügen nicht faul gewest, wann sich ihnen eine Hoffnung, Ehre und Güter dadurch zu gewinnen, gezeigt hat. Denn weil gleichwol Diaconus selbst ein geborner Langobarder gewest, wird er schwerlich seine Landsleute unbefragt ge- e) Tacit. lib. 11. Annal. c. 16. lassen haben, von wannen ihre Bor-Eltern hergekommen? Da dann vielleicht manche, so von gebornen Scandinaviern entsprossen, ihm mögen fürgekommen seyn. Doch steht auf solches Vielleicht nichts Gewisses zu schliessen, und ist nicht ohn, daß solcher Anhang auch wol in andren Deutschen Völckern kann bestanden seyn. Unterdessen bleibt diß fest und unumstös-sig, daß der Langobarden eigentlicher Sitz anfangs an bemeldten Nider-Deutschen «*t(, Oettern gewest. S «(lB0= Die berühmteste Historienschreiber unter färbet denen, so es mit dem Diacono halten, zeigen zweyerley Ursachen an, warum Xi. diese Völcker der Inseln Scandien (wie sie von Etlichen auch genannt wird) am Deutschen Meer zum dritten Theil unter ihren Hauptleuten und Unsichreren Ibor und Aigon (Ivar ist sonst ein Denne- märckischer Nam, und für Aigon liefet man beym Diacono, Agio) andre und fremde Sitze aufzusuchen, ansgezogen. Etliche, darunter auch P. Lornbardns sprechen, die übergrosse Menge deß Bolcks habe sie gedrungen, einen Theil desselben von sich hinweg zu schaffen, weil durch den Gebrauch mehrer Eheweiber, als eines, wie auch aus sonderbarer Influentz deß Himmels sie sich unglaublich gemehrt, und also alle in ihrem Lande nicht ernähren können. Andre, zumal die Dänische Geschichtschreiber, sonderlich Saxo Grammaticus, a) geben es auf eine grosse Theurung, so aus einem Mißwachs erwachsen, doch mehrentheils durch die Einwohner selbst verursacht sey, indem sie deß Gerstens und anders Getreydes mit vermessenem Borsatz zum Bierbrauen einen allzu gros-sen Borraht haben aufbehalten wollen; daher die Andre der Hunger gezwungen, W sich an fremde Oerter zu begeben. S 49en Es sey nun gleich aus freyer Will-führ, oder aus Noth geschehn, so ist gewiß (nach Diaconi Vorgeben), daß sie von erstbemeldten beyden Heerführern und Gebrüdern dazu angereitzt; und derselbigen ihre Mutter Gambana, eine tapffre und behertzte Frau, hat solche glimmende Begierde ferner aufgewehet. Den ersten Zug haben sie auf Scoringa gethan, und daselbst die Wenden überwunden. Von dannen seynd sie in Mauringeu, darnach m Grünland (wie Saxo ausgiebt), und endlich, nach Diaconi Bericht, b) in Rügen eingedrungen. Nachdem besagte zween Brüder Ibor «amfünw-(oder Iwor) und Aigon gestorben, ward àstm*à deß Aigons Sohn, Agelmond Cungind, ßoBarbifdjm' zum Könige erwählt; unter welchen sie ^mg^und gegen den Aufgang gezogen, und mit den r 2^ate"-Bulgarn Eins gewagt. Sie wurden aber übel empfangen, und ihnen die lange Bärte dermassen geschoren, daß Kinn und Hälse in grösser Menge mit traust gingen, und ihrer ein guter Theil samt dem Könige ins Gras beisten musste. Wie es denn nicht unbillig, daß ein solcher verliert, der gewinnen will, was ihm Rechts wegen nicht gebührt. Wider solches Unglück schiene das Rahtsamste, einen tapffren Mann zum Königlichen Ober-Haupt zu wählen, testen Verstand und Großmütigkeit ihnen das widrige Glück verbessern, und von der Niderlage wieder aufrichten mögte. Hiezu dunckte sie, wäre Niemand geschickter als Lamiso, unter welchem das Feld-Spiel hinfüro hoffentlich nicht mehr auf ein Lami so hinaus gehn, sondern die Glücks-Sonne den Gunst-Blick ver- ä?* . setzen, und gleichwie sein Nam nach Ver- «Mgen. setzung einiger Sittern einen günstigen Sonnen-Stral auf das Nidrigste verspräche (Sol ima !) also auch dieser Heldenmütige Mann ihre ertuncklende Achtbarkeit, durch den Glantz seiner tapffren Anfühung wiederum erleuchten, und ihr zu Bodem gestürtztes Wesen und tieff-gesunckenen Mut wiederum erhöhen sollte. Man spricht: „Huren-Kinder (und Bastards) haben Glück!" Und das wird nicht selten von der Zeit bewehrt. Denn solches entstehet nicht ans der Unzucht ihrer Eltern; sondern weil solche unehliche Kinder vielmals die Schande ihrer Geburt durch eyfrigen Tugend-Fleiß, Mut und Geschicklichkeit auszuleschen, und ihnen selbsten durch rühmliche Conduicte (oder Wolver-halten) ein Ehren-Licht anzuzünden, bemühet seynd, wird ihnen das Glück geneigt, und steht ihnen gern zur Seiten. Wiewol auch Manche hernach den Mut erheben, und sich gar zu hoch schwingen wollen, darüber sich dann das Glück ihnen in einen Strick verwandelt. Ausser solchem ernstem Tugend-Fleiß wird kein Hurenkind gedeyen, sondern es bey dem Spruch verbleiben: „Die Kinder der Ehebrecher gedeyen nicht, und der Saam aus un- ; rechtem Bette wird vertilgt werden." a) Wann die Denn bet) denen unehlichen Kindern, die StiiTSn“ ihren leichtfertigen Eltern nicht Nachfolgen, noch sich der schnöden Lust, sondern Tugend ergeben, findt solches seinen Absatz; wie das Exempel deß streitbaren Heldens Jephthah, und Alexander deß Großen zeugt, denen Gott Glück und Sieg gegeben, und jenen wider die Kinder Ammon, b) diesen wider die Perser, Edomiter und andre Heiden gerüstet, c) Jedoch obgleich Gott solchen, die, nachdem sie in Unehren erzeugt worden, sich selbst hernach durch Tugend und ritterliche Tapfferkeit gleichsam von Neuem gebären, legitimiren, und ehrlich machen, osft den Glücks-Wind in zeitlichen Dingen wehen lässt, gedeyet ihnen dennoch alles Glück endlich zum Unheil, woferrn ihre Tapfferkeit nur auf eitle Glori zielet, oder zur Unterdrückung andrer Leute sich anspornet. Und obgleich ihrer eigenen Person ein beharrliches Wolergehen von oben verliehen würde, entdeckt Gott dennoch auf andre gewisse Masse seinen Mißfallen an ihrer befleckten Erzeugung und ihrer Eltern begangenen Thorheit, indem er sie mit keinen Kinds-Kindern segnet, noch ihr Geschlecht ins zweyte oder dritte Glied fortstammen lässt, sondern erfüllt die Rede deß Weisen an ihnen: „Was aus der Hurerey gegflantzt wird, das wird nicht tieft wurtzeln.." <0 Davids Kind, so mit der Bath Seba Ehebrüchig erzielt war, schlug der Herr, daß es starb. Jephthah hatte nur eine einige Tochter, und sonst kein Kind mehr; und von derselben kunnte er auch kein Kinds-Kind sehen, denn sie ward seinem Gelübde gemäß ge-opffert, oder wie andre Theologi, sowol Römisch-Catholische als auch theils Evangelische es verstehen, zu einer ewigen Jungferschafft ergeben. Alexander Magnus musste ohn Erben, und dazu Selber in seiner besten Alters-Blühe sterben. Nichts destoweniger hat auch dieses bißweilen aus Gott-bekandten Ursachen eine Excep-tion; also daß, wiewol nur selten, gantze Völcker, aber keine gläubige, aus unreinem Bette entsprossen. Unterdessen wird obgesetztes Sprichwort, daß Hurenkinder Glück haben, wann sie nemlich ein ehrliches Gemüt haben, und und sich darnach anschicken, durch deß a) Sapient. 3. 6) Judic. IT. c) Jerem. 40. V. 19. d) Sap. 3. Lamiso, von welchem wir oben zu reden angefangen, Exempel bestetigt. Er war von einer gemeinen Metzen ausgeschüttet, wie ein Hündlein von einer Zucken, doch noch übler von der Schleppen und Raben-Mutter gepflegt, weder die junge Hunde von ihrer Mutter. Denn die lose und untreue Schleppe legte ihn in einen Fisch-Teich hin, und ging davon. Als aber der §urenKo^ König ungefähr vorüber spatzirend, deß (ein wird^ armen hingeworffenen Kindes ansichtig wurde, welches vorn im Wasser, wo es cr gar seicht, mit Händen nnd Füssen arbeitete, um sich zu erretten, streckte er demselben sein Schäfflin zu, welches es ergriff, sich daran hielt, und also aus dem Wasser gezogen ward, daher mans Lamiso geheissen. Also wird diß von theils Jtaliänischen Historicis beschrieben. Diaconus aber nennet ihn nicht Lamiso, sondern Lamissio, und schreibt, seine Mutter, die Hure, habe auf ein Mal sieben Kinder geboren, und dieselbe alle miteinander in den Teich geworfen , welches auch nichts Unmöglichs sey, sintemal man in den Geschicht-Schrift-ten finde, daß ein Weib neun Kinder auf Eins zur Welt gebracht, welches gantz gewiß sonderlich bey den Aegyptern geschehe; der vorüberreitende König habe bey Erblickung solcher im Wasser wimmelnden Kindlein das Pferd angehalten, und mit ausgerecktem Speer die Kinder hin nnd wieder gekehrt; als nun eines unter denselben mit seinem Händlern die Lantze angesasst, habe er sich darob verwundert und gesagt, aus selbigem Kinde dörffte was Grosses werden; weßwegen er auch gleich befohlen, man sollte es heraus nehmen, und einer Ammen übergeben, daß sie es mit allem Fleiß sollte auferziehen ; und weil er diß Kind aus einem Fischteich, der in Langobardischer Sprach Lama hieß, holen lassen, sey von ihm dasselbe Lamissio benamst worden. Dieses Kind nahm sowol an Leibs-als Gemüts - Kräfften trefflich zu, ließ ein unverzagtes mannhafftes Hertz blicken, und erzeigte sich nach Erreichung männlicher Stärcke wie ein tapftrer streitbarer HuraU, Held. Welches diesem Lamiso ein so hohes wird^ Ansehn unter den Langobardern erweckte, bial‘5er. daß sie ihn, nachdem ihr König umgekommen, für den allerwürdigsten achteten, den man an deß getödteten Stelle müsste wählen. In welcher Vermutung sie sich auch nicht betrogen. Denn als Lamiso König geworden, erzeigte er sich nicht lahm, das erlahmte Glück seiner Unterthanen wieder fortgängig, läuffig und wolfährig zu machen. Er frischte sie auf zu einem neuen Versuch wider die Bulgaren ; und weil seinen Langobardern über der erlittenen schweren Niderlage das entfallene Hertz noch in den Schuhen (so zu reden) steckte, bemühete er sich beydes mit Worten und Exempel dasselbe ihnen wiederum von den Füssen in die Fäuste, von dem Rucken in die Brust zu versetzen ; zumal da es vom Frischem zum Treffen kam. Denn da wollten sie anfangs nicht recht angehn, als die deß vorigen Schreckens noch nicht gar vergessen, und anjetzo diejenige vor sich sahen, welche ihnen denselben hatten eingejagt; darum es auch wenig fehlte, daß sie nicht gleich durchgingen, um ihre lange Bärte den breiten Scheermessern deß Feindes flüchtig zu entziehen. Als aber ihr neuer König Lamiso solches spührte, zeigte er ihnen durch sein Exempel, daß man den Sieg nicht hintersondern vorwerts, nicht durch abweichen, sondern durch zustreichen, nicht ausser, sondern unter den Feindlichen Spieffen und Schwertern erwerben müffte, rieff ihnen zu, sie sollten stehen, und resolut ansetzen, und tratt damit zugleich ins erste Glied, vorn an die Spitze, um durch solchen Brenn-Spiegel seines Selbst-Verhaltens in ihnen den erloschenen Mut wieder zu entzünden, und gegenseits den feindlichen zu verzehren. Hiedurch beschämte der streitbare Lamiso die ©einigen, machte sie lahm Zur Flucht, und geflügelt zum behertztem Anfall, also, daß sie den Bulgaren tapffer auf die Haut griffen, und einen harten Haupt-Streich versetzten; welches sie nicht allein zu Überwundenen, sondern auch zu Knechten, und aus Schwert - führern zu Ioch-trägern machte. Nach dem Lamiso hat König Lethus regiert, und zwar eine lange Zeit. Dem Letho folgten Ildeochus, (oder wie es beym Diacono lautet, Gildeochus) Ildeocho aber Gedeochus ; welcher dieRügen vertrieb, und M selbigem Lande ein gewaltiger Herr öljeb, biß über ihn der Tod Gewalt-und sein Sohn Clephon (sonst beym Diacono, Claffo genannt) das Reich bekam. Nach diesem tratt Thatus ins Regiment. Derselbe Thatus that tapffre Thaten, siel die Heruler an, und zwar beydes mit mehrerm Ernst und Glück als sein Vater. Denn er hat sie durch ein blutiges Treffen sowol aus dem Lande als Felde geschlagen, und ihnen solche Niderlage durch den Tod ihres Königs vergrössert. Wovon dieser Krieg sich angesponnen, wollen wir kürtzlich dem Leser eröffnen und zwar aus der Feder Diaconi. Die Langobarder und Heruler beschlossen, eine Alliantz miteinander aufzurichten; deßwegen ging deß Herulischen Königs Rodulfi (Rudolphi) leiblicher Bruder zum Könige Tadone (oder Thato) in Gesand-schafft, und brachte die Sache zum Schluß. Als er nun wieder heimziehen wollte, ging der Zug vor dem Pallast der Königlichen TochterRumetrud vorüber. Welche forschte, wer derjenige wäre, der ein so prächtiges Gefolge zur Aufwartung hette? Und als man ihr antwortete, Königs Rudolphs Bruder begäbe sich nach abgelegter Ge-sandschafft wiederum auf die Ruckreise; Sie schickte Einen hin, der ihn einlüde, ihr die Ehre zu thun, und einen Trinck-Becher von ihrer Hand zu empsahen. Er verfügt sich zu ihr hin mit einfältigem Sertzen. Da sie ihn nun sähe, verachtete ie ihn, weil er gar ein kleines Männlein war, und verhönte ihn mit so spöttischen Stichel-Worten, daß die Umstehende drüber lachen mufften. Solche Beschämung und unhöfliche Berhönung verdroß ihn; daher er diesen Schimpff behände mit solcher Wiederrede vergalt, so ihr die Röte ins Gesicht trieb, also, daß sie vor Schaam nicht muffte, wo sie ihre Augen hinwenden sollte, ohn allein auf eine meuchellistige Rache; sintemal sie innerlich darüber Ottern-gifftig erboset und einen tödtlichen Zorn wider ihn gefasst, doch denselben nicht wie ein Deutsches, ) sondern welsches leises Schieß-Pulver, das ohne Knall und Schall heimlich tödtet, auszulaffen beschlossen. Dieses bösens Vorhabens versteckt sie ihren Gisst unter dem Wein freundlicher Geberden, giebt ihm schöne Worte, nöthigt ihn auch niderzusitzen und zwar also, daß er den Rucken gegen einem offnem Fenster in der Wand wenden muß. Welches Fenster sie mit einem köstlichen Teppicht behengen ließ, dem äusserlichen Schein nach, ihm zu Ehren, ihrem Fürsatze nach aber, daß er ihr böses Vorhaben, ihn j,u verderben, nicht mercken mögte. Denn Sie hatte etlichen ihrer Trabanten befohlen, Ursach deß Kriegs zwi-schcu dem Heruler» und Laugo-barüera. Aus Stichel Reden entsteht Mord und Blud-8ai>. daß, wann Sie würde zu dem Mundschen-cken sagen: Mische! (nemlich den Wein mit Wasser), sie ihm mit Lantzen den Rücken durchspiessen sollten. Welches auch geschehen. Denn sobald diese, soll ich sagen, boshaffte Spinne oder Prinzesinn ? solche Losung gegeben, haben die Jünglinge ihm von hinten zu die Spiefse durchs Hertz geflossen, also, daß er gleich tobt zur Erden gefallen. btr Wie solches der Heruler König Rodolph Hàer'uvd erfährt, beseufftzt er seines lieben Brüdern Lavgobardrr Tod, und wird durch solchen Schmertzen zur Rache entzündt, bricht die mit dem Könige Tato getroffene Bündniß, und kündigt chm den Krieg an. Beyde Könige ziehen hierauf einander in offenbarem Felde rüit Heers-Krafft unter Augen. Rudolphus aber traute seiner Macht zuviel, begnügte sich daran, daß er die Schlacht-Ordnung eingerichtet, und sein Heer zur Wahlstat an den Feind geführt, kehrte hernach für seine Person wieder zuruck nach seinem Lager, und fing daselbst an im Brett zu spielen; gleich als ob auf der Feldschlacht auch nicht mehr, denn auf dem Würffel-Spiel, stünde, oder das Kriegs-Glück von ihm Befehl zu empfangen hette, und seines Willens leben müffte. Es stund aber damals die Kriegs-Erfahrenheit der Heruler in vollem Ruhm; weil sie manchen Sieg bißhero erfochten; darauf verließ sich König Rudolph. So war auch seiner Leute Hochmut und Vermessenheit nicht geringer, als seine eigene. Denn sie zogen nackt und bloß in den Mm *r= Streit, unbedeckt am gantzen Leibe aus- mtfftne ei benommen die Schaam; entweder daß sie *d»dt- desto hurtiger sich zum Gefechte bewegen mögten, oder daß der Feind dabey erkennen sollte, wie wenig sie Seiner achteten, als die nicht viel darnach fragten, ob ihnen gleich ein Stück Fleisches herunter gesetzt und ein Loch gehauen würde, draus eine Kuh sauffen könnte. Derhalben bildete Rudolphus ihm nichts Gewissers ein, als er hette eitel feste Mauren, marmelne Siegs-Seulen und unüberwindliche Eisenfresser zu Felde geführt, die den Feind lebendig gleichsam verschlingen würden; befahl demnach Einem der Umstehenden auf einen Baum zu steigen und ihm an-zudeuten, wie tapffer seine Heruler den Feind klopfften und in die Flucht trieben; nebst angehenckter Bedrohung, woferrn er ihm Zeitung bringen würde, daß die Heru- lische Armade flüchtig ginge, so wollte er ihm den Kopff abhauen. Welche Rede dieses Königs werth gewest wäre, daß man sie hette mit Schellen und langen Ohren gekrönt. Der Schildwächter nahm solches wol in acht. So offt der König fragte; „Du! was machen meine Heruler? wie gehts ihnen?" antwortete er: „Sehr wol! Sie fechten resolut!" Solche Antwort wiederholte er alle Mal, und hatte das Hertz nicht, die Wahrheit zu sagen, besorgend, er würde sich alsdann damit angedrohter Massen um den Kopff bringen; wie es dann bey Tyrannen wol üblich, daß sie der Wahrheit einen Nacken Streich zum Trinckgeld schencken, wann dieselbe ihren Begierden entgegen lautet. Weil also dieser gute Heruler sein Ober-Männlein nicht gern verlieren wollte, blieb er immerzu bey seinem Wol! Wol! Wol! ohn-angesehn er das Übel deutlich gnug sähe, so lange, biß es aufs ärgste kam, und das gantze Herulische Heer geschlagen, zertrennt und in voller Flucht war. Da brach er, aber zu spat, mit diesem Geschrey heraus; „Ach weh dir! du armes Herulien! welches von dem erzürntem Herrn deß Himmels so gestrafft wird!" Uber diese Worte erschrack der König und fragte: „Fliehen etwan meine Heruler?" Jener gab zur Antwort: „das sag nicht ich, sondern mein Herr König Selbst hats gesagt." Da entstund eine grosse Eon fusion, Verwirr- und Bestürtzung unter dem Hof-Stabe. Der Schreck verfinsterte ihnen den Verstand dermassen, daß sie nicht wussten, was sie sollten anfangen. Indem aber die Stimmen variirten, und dieser diß, jener das vorschlug, überfiel sie der siegendeFeind, und fing an,Einen nach dem Andren zu erwürgen, auch so gar den König selbsten, welcher zwar tapffer fochte, doch endlich finden und danider ligen muffte. Sein Helm und Leib-Standart wurden dem Langobardischen Könige Tado gepresentirt. Sein Kriegsheer, welches aus verwegenem Übermut nackt im Treffen gestan- j( den, (wie beygedrucktes Kupffer einen da-von vorstellet) wünschte nunmehr in der 3Ut Flucht für dem nachhauendem Schwert nicht allein bedeckt, sondern gar versteckt zu seyn, und ward unterm fliehen von Gott mit solcher Blindheit oder falschen Einbildung geschlagen, daß ihm die mit L» »ii- Flachs bewachsene Felder vorkamen wie Wasser; weßwegen sie die Arme von sich streckten, in Meynung zu schwimmen, und unterdessen von den Feinden grausamlich gemetzelt wurden. Dieser Streich richtete das Ansehn samt allen Kräfften der Heruler zu Grunde, also, daß sie nach der Zeit keine Königliche Herrschafft mehr führen kunnten, sondern ohne König bleiben mufften. Ein Theil von diesen verjagten Herulern ist nach Jomandis Beschreibung (denn das Bißherige ist meistens aus dem Diacono entnommen) über die Donau in Illyrien, der andre aber ausHoch-Teut-scheMeer gekommen, woselbst sie viel Schiffe gesammlet, und damit nach der Insel Thule (oder Eisland) gefahren sind. Nachdem also die Heruler zerstreut, und -der Langobardische König Thatus (oder P. Diac. lib. l. c. 13. Balo. V. Buch. Tado) mit Tode abgegangen, oder vielmehr verrähterisch umgebracht worden, ist seines Bruders Turcilonis Sohn, der Wa-cho, als ein Meuchelmörder ans Regiment getreten, nachdem er den, welcher es biß-hero geführt, zu Bodem getreten. Denn er hat wider seinen Vettern und König heimlich mit Andren zusammen geschworen, und Thatum desto leichter erwürgt, je weniger sich derselbe dessen zu ihm »ersehn. Hierüber geriethen die Langobarder miteinander in Zwiespalt. Denn derjenige Theil, so an dem Blut deß Königs unschuldig war, fasste gegen dem andren einen groffen Zorn, und verfluchte die That, daß Wacho an seinen Herrn die Hand gelegt. Daher wurden die Langobarder in zwo Partheyen gespaltet, deren eine dem Wacho, die andre dem Ildechi, deß Thati hinterlassenem Sohn, anhing. Als es nun zur scharffen Feld-Handlung kam, lag Innerliche Zwiespalt der Lango-barder. Ildechis im Streit unten, und verlohr die Schlacht, flöhe derhalben zum Könige der Gepen (oder Gepiden.) Nach seiner Wegflucht mussten die Überwundene sich in Zeit und Glück schicken, und den menchelmördrischen König für ihren Herrn erkennen, worauf die Sache unter den Langobardern wiederum zur Einigkeit gelangte. Dem Könige der Gepiden aber hielten sie es hoch für übel, daß er dem flüchtigen Ildechi Unterschleiff gegeben. Jedoch nahm Waclio nichts Tätliches wider denselben vor, weil ihm ersprießlicher zu seyn daugte, so er die Su-evos (oder Schwaben) vielmehr angriffe, wie er auch that, als die Gepen. Als nun dieser Blutschuldner, der Walo, (oder vielmehr Wacho, von der Welt kam, ließ er seinen Sohn Waltharum (Maliern) welchen Diaconus Waltaritum nennet, nach sich. Nechst diesem bekam Audoinus, oder ■ töte Etliche sonderlich Sabelicus lesen, Andoinus, (welchen Einige mit dem Alboino irrig vermengen, sintemal Alboinus deß Audoini Sohn gewest) das Scepter und zugleich Lust, au den Oepidis sich zu rächen. Welche Rache er auch ausgeübt. Dir Lango- Die Gepider und Langobarder hatten bardrr und schon lange einander scheel angesehn, ge- SSSän- ueidet und sich entzweyet, zuletzt fuhr del mitein- der glimmende Groll auf in eine lichte ander. Kriegs - Flamme. Als nun hierauf eine Haupt-Schlacht geschähe, fliesten mitten unterm Treffen beyder Könige Printzen, nemlich Alboin, Königs Anboins Sohn, und Turismodus (oder Turismundus) deß Gepidischen Königs Turisinds Sohn, aufeinander, und geriethen in ein so hitziges Gefecht, daß Helm und Schwert von den Streichen die Funcken spritzten. Aber Printz Pàtz Al- Alboinus spielte zuletzt den Meister, und bàs siegt versetzte dem Andren einen so gewaltigen drenKampffe. Hieb, daß er vom Pferde herunter siel, und sein Leben die Flucht gab. Wie die Gepider solches Falls ihres Königlichen Printzens ansichtig wurden, der vor diesem in andren ihren Kriegen grosse Ritter-Stücke verübt hatte, fiel auch samt ihm ihr Mut zn Bodem, und auf die Flucht. Die Langobarder setzten eyftig nach, und kürtzten Ihrer vielen den Weg samt dem Leben. Nachdem nun die Überwinder zuruck gekehrt zu ihren Wohnungen, rühmten sie vor dem Könige seines jungen Printzens Tapfferkeit und Helden-That mit Bitte, der Bater sollte ihn, gleichwie der Gefahr, also auch deß Königlichen Gast-Mals theilhafft machen, und mit an die Tafel nehmen denjenigen, der sich durch seine Großmütigkeit gleichsam an die Ehren- und Ritter-Tafel mit dem Blut seines Feindes geschrieben hette. Cs ward @ont>triw ihnen aber abgeschlagen, und damit ent-schuldigt, daß es die Sitt und Weise der Sohn mit Langobarder nicht erlaubten. Ihr wisst, dem sagte er, _ „wie es bey uns der Brauch ‘Ä/fte» nicht, daß ein Printz mit seinem Vater, muß. dem Könige Mahlzeit halte, bevor er von dem Könige eines ausländischen Volcks das Gewehr empfangen habe. Ob nun gleich Printz Alboin sich in erzehltem Treffen wehr Hofft gnug erwiesen hatte, begehrte er dennoch diesem Gebrauch nicht entgegen zu leben,noch denselben in Ungebrauch zu bringen, sondern nahm viertzig Jünglinge zu sich, zoch mit denselben zum Könige der Gepiden Turisindo, wider welchen er kurtz zuvor so glücklich gestritten, und gab ihm die Ursach seiner E>nder schimpflichen Stachel-Reden zu beschimps- i'iogen °‘n feit, sagte, sie wären den Stutten trefflich gleich, die biß an die Schienbeine weiß-gefnsst, weil sie unten um die Waden weisse Binden trügen. (Dabey man abnehmen mag, wie uralt schon die Kniebänder seyen.) Er that ferner hinzu diese empfindliche Spott-Worte: „Und die Stutten (oder Roßmütter), denen ihr so gleich, seynd gar willig und leicht." Womit er vielleicht sagen wollen, daß sie gut zum lanffen. Hieraus versetzte der Langobarden Einer : „Ja geh nur hin auf dasGefilde Af-feld, da wirst du Zweifels ohn erfahren, wie hefftig die Stutten, von welchen du redest, um sich schmeissen, daselbst seynd die Gebeine deines Bruders dergestalt zerstreuet, wie die Haare eines Last-Viehes mitten aus der Wiesen. Solchen herben Essig kunnten die Ge-pider nicht verbeissen, wurden hitzig und fuhren auf, willens, die Hon- und Frevel-Worte mit Wunden zu rächen. Gegen-theils schickten sich die Langobarder auch ^ , zum Handel, und schlugen alle die Faust beg ans Schwert-Gefäß. Da sprang der König eilends von der Tafel hervor, mitten unter sie, und zwang die ©einige zum Einhalten , mit Bedrohung, er wollte den, welcher am ersten würde zustreichen, am Leben straffen sprechend, Gott hette an einem solchen Siege keinen Gefallen, wann einer den Gast in seinem Hause erwürgte. Nachdem also der Hader gedämpfft, fassen sie wiederum nider, und machten sich miteinander lustig. Zuletzt ließ König Turisundus die Waffen seines getödteten Sohns Turismodi bringen, verehrte und überreichte sie dem Alboino, und ließ ihn also wieder hinziehen im Frieden zu seinem Vater A n d o i n, welcher, als er ihn mit fo stattlichen Waffen begläntzt sähe, ihn alsofort der Tafel-Ehre würdigte. Da dannAlboin ordentlich erzehlte, wie ihms am Königlichen Hofe Turisindi und bey dent Gastmahl daselbst wäre ergangen. Alle die ihm zuhörten, wunderten sich seiner großmütigen und kühnen Hertzhafftigkeit, unterlieffen doch gleichwol auch nicht, die Redlichkeit, Treu und Glauben deß Turi-sindi rühmlich zu erheben. . Rach vielen vortrefflichen Kriegs-Thaten gmg die Seele Andoini an den Ort, da einer jeglichen That rechter Werth erkannt wird, nemlich zu dem Richter aller Welt, bey dem die Handlungen der Könige mit einer gar andren und viel richtigem Wage examinirt werden, als hier ans Erden bey den eitel - gesinnten oder schmeichlenden Menschen, welche insgemein die ehrsüchtigste Blutstürtzungen für was Vortreffliches preisen, wann sie von dem gekröntem Blutstürtzer selbsten entweder viel zu hoffen oder zu fürchten haben. Ihm folgte sein Sohn Printz Alboin sowol im Kriegs-Glück als in der Ehre der Kron und Scepters. Und gleichwie er bey Leben deß Vaters schon einen (Welt-) löblichen Anfang gemacht, seiner Tapfferkeit aus dem Dorn vieler Kriegs-Gefahr und aus dem Blut der Gepidarum gleichsam einen Rosen-Krantz und Glantz hoher Reputation und Glori zu stimmten, also fuhr er nach deffen Ableben fort, seine allbereit gepflantzte Lorbeern mit vielem Menschen-Blut zu begieffen, und dadurch in noch höhern Wachsthum empor zu treiben. Hiezu gab ihm der unbesonnene Euni-m und, nachdem sein Vater König Turisundus , und mit demselben zugleich die Friedens-Lust verblichen, Anlaß und Ur-sach. Denn als dieser Printz Eunemund sich nun auf seines Vaters Thron fand, und nicht so sehr die väterliche Bedacht-samkeit als Hoheit ererbt hatte, brauchte er gleichwie vorhin erst-erzehlter Massen seinen künen Mund, also auch nunmehr seinen allzukünen Mut sehr unzeitig, sonder Betrachtung, daß zu glücklicher Führung deß Kriegs-Schwerts die blinde Rachgier allein nicht bestehe, noch der Wett-Eyfer eines mächtigen Gegners dessen Glück-vereinigte Tapfferkeit man allbereit vorhin mit Schaden empfunden, und der in eben so fertiger Postur zum Trutz, als zum Schutz begriffen ist, ohne hartdringende und unumgängliche Roth in den Harnisch zu ratzen sey. Denn er Aiboinu* wollte kurtzum die alte Scharten der Ge- oertilgt die pidarum ausgewetzt wissen, unbetrachtet, Apà ob nicht etwan dieselbe noch tieffer und ihnen das Schwert gar drüber zerbrochen werden könnte; zerriß derhalben den Friedens-Bund, welchen sein Vater mit den Langobardern unlängst aufgerichtet, und kündigte demjenigen Krieg an, der sich ohne dem zu dergleichen Täntzen gar leicht pfeiffen ließ. König Alboinus wollte diesem Kriege 22* ein unergäntzliches Loch machen, und die Strittigkeit mit den Gepidis samt ihrem Reich gäntzlich austilgen; darum, ob er gleich für sich selbst ihnen sattsam gewachsen war, gedachte er ihnen doch noch gröbere Filtzlänse in den Peltz zu setzen, und bewarb sich zu ihrem gründlichem Verderben um den mächtigen Beystand der Aba-Drm die ren (obet Avaren) (die vormals Hunnen, Abares, obn hernach aber von den Namen ihres Kö- Hunni bky Abares genannt worden), machte mit denselben einen ewigen Frieden, dessen Artikeln auch dieser embednugen war, daß sie, indem er vorwerts wider die Gepidas stritte, ihnen inzwischen in ihr Land gehen sollten. Wozu ihre Raub- und Mord-Sucht nur allzubereit war. König Künimund erschrack hefftig über der unverhofften Zeitung, daß die Abares ins Land gefallen, und bekümmerte sich höchlich darum; beschloß doch gleich-wol mit den Langobardern es vorher auszumachen, und wann er denen würde obli-gen können, alsdann auch die Hunnen wiederum aus dem Lande zu treiben. Aber das Glück oder vielmehr die Tapfferkeit Königs Alboini machte ihm viel ein andres faoit. Denn er ward von den Langobardern in einem starcken Haupt-Treffen hart und tödtlich getroffen, und nicht allein nach einem blutig-scharffem Gefechte sein gantzes Heer, sondern auch seine eigene Person von dem Langobardischem Schwert verschlungen, also, daß ans einer so gewaltigen Menge der Gepider kaum Einer restirte, der seinem Vaterlande die traurige Botschafft hette bringen können. Ihn selbsten führte sein gewöhnlicher Unstern, die Vermeffenheit, dem frischen Könige Alboino im Treffen unter die Augen und sieghaffte Streiche, der ihms nicht besser machte, als vormals seinem Bruder, sondern das Leben abkämpffte, und hernach den Kopff abschlug; daraus er nachmals ein Trinck-Geschirr machen ließ, welches, tote Diaconus berichtet, in Langobardischer Sprache Scala hieß, und neben vielen andren Sachen ein Merck-Zeichen giebt, daß die Langobarder Teutsche gewest. Denn die Schale dienet uns Deutschen gleichfalls zum Trincken sowol als der Becher. Was Massen aber dieser Todteu-kopff (oder Triuck - Schedel) den hochmütigen Alboin um seinen eigenen Kopff nachmals gebracht, wird uns unter den Geschichten hernach angezeigt werden. Die Könige Langobarder, so ans diesen 9Za”7enb« Alboiuum beym Diacono nacheinander sol- x°Mri>i-gen, seynd diese: „Clephis, Autharis, Age- f*« lulfus, Adalvaldus (oder Adelwald) Ari- b-,m v,»-oldus, Rotharts, Rodoaldus, Aribertus, Partharitus, Gundebertus, Grimoaldus, Garibaldus, Partharitus (zum andren Mal König, nachdem er vorhin vertrieben war) Chunibertus, Liuthbertus, Ragum-bertus, Aribertus (der Zweyte dieses Namens) Asprandus, Liuthpraudus, Hilde-praudus." Bey diesem letzten hört die Feder Diaconi auf, wiewol hernach noch andre mehr regiert haben. Wir haben von solchen Königen zuforderst überhaupt einen Bericht ablegen sollen, hiernechst aber einen kurtzen Nachbericht zu geben, von den Zeiten der Lan-gobardischeu Heerzügen, und denselben auf unsren Zwegk zu richten. Als die Rügiauer im Jahr Christi 480 in Pannonien hinauf gingen, nahmen die Langobarder das Land Rügen hingegen ein. g-s r-»» «*• Hiernach, als die bißhero lange unterhaltene Freuudschafft und Bünduiß zwischen den Longobardis und ihren Nachbarn, den Gepidis, welche in Siebenbürgen wohnten, einen groffen Riß gewann, (wovon vorhin der Anfang ist erzehlt worden) ward die Macht der Gepiden von ihnen gedämpfft und so verohumächtigt, daß sie um schön Wetter bitten, und für ihnen Klopfie" die sich demütigen mussten. Demnechst wisch- GePid®8' ten sie gleichfalls her über die Heruler, und tilgten dieselbe bey nahe Grund-ans. Solches Kriegs-Glück dehnte ihnen Mut und Begierden immer weiter aus; denn ein sieghafftes Schwert in der Faust eines Fürsten, der sich selbsten unbesiegt lässt, und seiner Ehr- oder Hab- und Herrsch-Sucht unten ligt, steckt ungern lange in der Scheiden und ruhet nicht, sondern will immerzu mehr Leute und Länder freffen. Darum, als die Laugobar- 8rc^n,in der mit den Herulern fertig, setzten sie PaItttott,e“ unterm Könige Anboino, (oder Alboin) etn' über die Donau und impatronirten sich in Pannonien, nachdem ihnen die Gothen daselbst entweder willig gewichen, oder mit Schwert und Helleparteu darum begrüfft und fortgeschoben worden. Welches der gemeinsten Zeit-Rechnung nach geschehen im Jahr 526. Wann sie aber Crain ein- Jè genommen, davon hat man keinen Grund, sit»#*“'"1' Wiewol unser Lateinischer Chronist ver- mutet, daß sie ums Jahr 540 ungefähr auch Iapydien schon befesien. Pannonien machte ihnen ihre schwellende Herrsch-Sucht im Jahr 568 nunmehr auch zu enge; denn die übergrösserte alle solche grosse und weite Länder. Jta-^»hm, lien stach ihnen in die Augen, und war à- der güldne Zweck, wornach ihre Pfeile zielten. Derhalben brachen sie auf in jetzt bedeutetem Jahr (wofür Johann Baptista Pigna, weiland deß Hertzogs von Ferrar Cantzler, in Beschreibung der Geschichte deß Hauses Est das fünffhundert vier und siebentzigste, wiewol irrig, setzet, «J und zogen mit einer so mächtigen Heers« trafst dahin, als ob gantze Länder selbst mit ihnen reiseten. Denn ihr König Alboin hatte auch einen groffen Schwarm von Hunnen, Sarmaten, Bulgarn, Bayern, Schwaben, Tyrolern, nebenst zwantzig tausend Sachsen b) an sich gezogen, lauter solche gute Gesellen, die auf Beuten erhitzt, und die edlen Früchte von Welschland zu versuchen lüstern waren. Doch seynd der Langobarder selbsten die meiste gewest, als welche Weib und Kind nebst vielem unnützem Gesindlein, dazu allen Plunder und Hausraht mit sich führten, als solche Reisende, die nicht Gäste, sondern Wirthe in Italien abzugeben begehrten , keine Herberge oder Wander-Stäte, sondern Wohnstäte allda suchten, und nicht nur einzunehmen, sondern auch zu besitzen entschlossen. Sie wären doch gleichwol zu solchem Schluß nicht leicht gerahten, wann ihnen der Keyserliche Feldherr Narses nicht einen geheimen Wind hette gegeben, damit er das schimpffliche Tractement, so ihm die unbesonnene Gemahlinn deß Keysers erzeigte, mögte rächen. Da er vielmehr den weisen Spruch hette bedrucken sollen, daß ein Gedultiger besser sey, als der, welcher Städte einnimt. Zwey und viertzig Jahre, nemlich biß ins Jahr Christi 568, hatten sie in Pannonien gelebt, welches sie anjetzo den Hunnen zu bauen und bewohnen über» liessen, doch mit der Bedingung, daß, so ferrn sie genöthigt würden, wieder heimzukehren, jene ihnen Pannonien wiederum einräumen, und sich hingegen zu ihrem vorigem Sitz wieder begeben sollten. Aber die Langobarder haben den geringsten Ge- a) Sitze 04=1 1. ö:t tz biejejii Pigna am 19, Bl. b) Bionda« lib. 7, s» iftw* «itzt banden nicht gehabt, nach Pannonien wieder zu kommen, nachdem sie sich in Italien fest gesetzt, und daselbst ihr Reich gegründet. Kaum hatte König Alboin den Friau-ler Boden gerochen, als er gleich feinen Endet (oder Brüdern Sohn) Gisulph dem Lande zum Hertzog setzte. Dieser Gisulph war deß Königs Stallmeister ' bischero gewest; weigerte sich aber das aufgetragene Hertzogliche Gubernement über Friaul und das dazu gehörige Land anzutreten, bevor der König ihm verwilligte, von den Langobardern gewisse Familien auszusondern, welche unter ihm im Lande wohnen mögten. Da nun der König ihm solches erlaubte, wählte er die fürtrefflichste Geschlechter der Langobarden dazu aus, und erlangte also endlich den Titel eines Hertzogs (Ductoris nomen). Er hielt auch beym Könige bittlich an um eine gute Anzahl Mutter-Pferde von trefflicher Schlacht; und damit beschickte derselbe ihn gleichfalls gantz mildiglich. c) Es hat dieser Langobardischer Hertzog hierauf seine Grentzen nachmals weiter ausgestreckt, auch in Iapydien und in ein Stück vom alten Nordgau, biß gen Celeia (oder Zylly), d) wie hernach unter den Jahr-Geschichten fernerer Bericht davon zu erwarten steht. Daraus unser LateinischerChronist die Gedancken schöpfst, die Crainerische Haupt-Stadt /Emona (so nun Laybach heifft) und das Ober-!| Crain samt einem Theil von Unter« Crain und dem Zyllischem Gefilde seyen damals von Langobardern annoch, das übrige Pannonien aber von den Hunnen oder Avaren und nachmals von den Slaven bewohnt worden; wiewol unter annoch währender Herrschafft der Langobarder über Iapydien und einem Theil von Crain die angekommene Slaven vorlängst schon den besten Strich davon in Besitz gezogen. Woferm derhalben auf P. Diaconi Feder <0 die unsrige sich sicher genug hierinn ver-li lasten kann, daß die Langobarder in der Sclaven Lande, so Azellia hieß, die Oberherrschafft geführt, und den Tribut erhoben, so kann man anders nicht wol glauben, als daß die Sclaven zwar schon längst in Crain wohnhafft, aber theils den Langobardern, theils den Bayerischen C) P. Diacon, i ì. c. 7. d) Vid.Fr.Pallad. Hist. Forojul.P.l LI adAnn.788. e) Vid P. Diac. de Gest. Langobard, lib. 4» c. 33. & 1. 6. c. 51. Friaul muß Laugobardisch rotrben. Tram wird auch von Langabar-bem be-wohnt. Ob damals allb.-rnt Sclaven in Crain gewöhn!. Crem ist vermutlich tomoch eine Weile unterm Obgelbiete der Langobarder geblieben. Die Lango-barder werde» Italiens verlustig. Hertzogen zins- und schätzbar gewest, biß die Francken beydes, das gantze Crain und Friaul, eingenommen, auch bald hernach das Reich der Langobarder zu Bodem gerissen, und gäntzlich zerstört haben. Sollte nun dem also seyn, so hetteu die Langobarder damals, als sie Pannonien quitirt, Crain annoch aufs wenigste völlig nicht verlassen, sondern entweder mit etlichenBesatznngen oder je mit Furcht, Respect und Obgebiet einige Oerter darinn noch besetzt gehalten, und den Tribut daraus nach Italien stets abgefordert, biß sie selbst Italien und Eines mit dem Andren verlohren. Denn im Jahr siebenhundert dreh und siebentzig ging der König in Franckreich, Carolus der Grosse, ehe den er noch Römischer Keyser erklährt worden, auf Anregung Paysts Hadriani mit einer Armade in Italien wider die Langobarder, und belagerte ihren König Desiderium zu Pavia; weil derselbe zu keiner Action im Felde sich bequemen, und anderst nicht, als allein hinter Wall und Mauren, fechten wollte. Im folgendem Jahr zwang er ihn zur Übergabe, und riß hiemit das Langobardische Reich, welches länger als zwey hundert Jahre in Italien geherrschet hatte, zu sich und auf die Francken. König Desiderius ward samt der Gemahlinn gefangen mit weggeführt; aber sein Sohn Adalgisus ist nach Constantinopel entrannen. Seine Tochter Luitburga lag ihrem Gemahl Thassiloni, dem Hertzog der Bayern, hernach immer in den Ohren, bat und reitzte ihn so lang, biß er sich entschloß, ihres Vätern, deß gefangenen Königs, anzunehmen, sich aber selbsten dadurch gewaltig in Abnehmen brachte, und gäntzlich rui-nirte. Obwol aber der Langobarder ihr Regiment in Welschland hiemit aufgehoben worden, seynd doch unterschiedliche ihrer Satz- und Ordnungen, Bräuche und Ge-wouheiten daselbst unter ihnen (denn man hat sie von ihrem Sitze nicht Alle vertrieben, sondern nur dem Könige der Francken unterwürffig gemacht) theils auch noch lange nach ihnen in Italien verblieben; davon man noch heut in den Rechts-Büchern etliche findet. Unter solchen ist gewest das Gesetz von den Duellen oder das Zwey-Kampff-Recht. Welches ihr Recht und Weise wir diesem Capittel an stat einer Zugabe schencken wollen. Denn wiewol die Ordnung unserer Er-zehlungen uns hiezu eben nicht verbindt, vermuten wir doch, es könne dem freundlichen Leser nicht entgegen noch mißbeliebig seyn, daß wir ihn von dem geraden Wege gleichsam ein wenig ab- auf den Langobardischen Kampfs-Platz führen, gleichwie die Vorüber-Reisende nicht ungern ein wenig absteigeu oder still halten, wann sie ein solches Gefecht ungefähr erblicken. Massen dieser Ort, an dem wir von den Feldzügen, Kriegen und Länder-Bezwingungen der Langobarder bischero etwas gehandelt, dazu nicht unbequem scheint, sondern Anlaß giebt, von dem sonderbaren Kampffe dieser Völcker gleichfalls einigen Bericht zu thun, und zwar um so viel mehr, weil in den heutigen Schrifften solches alten Langobardischen Zwcy-Kampff-Rechts nur selten und mit Wenigem Meldung geschieht. Hievon handeln zwar manche alte Scri-benten, und findt man auch solches Langobardischen Kampfs-Rechts noch einige Spuhr in den alten Lehn-Rechten, <*) wir wollen aber allhie meistens nur uns nach der Feder Bernhardi Sacci von Pavia richten. Dieser setzet eine dreysache Ursach, darum seines Bedunckens das Balg-Recht Key den Langobardern aufgekommen. Erstlich wegen Mangelhafftigkeit ihrer Gesetze, als darinn nicht alle zweifelhaffte und strittige Rechts-Fälle verfasst waren. Denn weil sie sich weder nach den Römischen, noch auch anfänglich nach den Göttlichen Rechten reguliren wollten, blieb manche Strittigkeit unentschieden. Damit wann solche gleichwol mögte abgethan werden , machte mans nach dem heutigem gemeinem Sprichwort: Si non sufficiunt jura, veniamus ad arma ! „Finden wir keine Scheidung vor Gericht, so lasst uns dieselbe in der Scheiden suchen." Die zweyte Ursach ist gewest die kriegerische Unbändigkeit und militärische Li-centz. Es war gleichsam unmöglich, ein gerüstetes Volck, welches in die funfftzig Jahre lang ausser seiner Geburts-Heimat herumgeschweifft in Pannonien und andren Landen, hernach mit dem Degen einen Weg nach Italien für sich eröffnet hatte, dermaffen in der Zucht und Gehorsam zu behalten, daß nicht jemaln Einer wider den Andren aus einigen War«« öffentlich' Duellire» bet) den acberd-rn eingeW worden. Ursachen sich entrüstete, und nach entzündetem Zorn sich schlagen wollte. Bey solcher Begebenheit wollte es für eine Schande und Nachtheil angesehn werden, wann Einer sich was umsonst thun oder braviren tiesse und zuruck wiche. Gleichwie es hingegen für ehr- und reputirlich für Soldatisch, oder wie mans heut titu-lirt, cavallierisch geschätzt ward, daß man den Gegner, wann Er an einen setzen wollte, wacker von der Haut triebe, sich tapffer wehrte, und resolut mit ihm herum schmisse, und, was die Natur auch die unvernünfftigen Thiere lehrt, Gewalt durch Gewalt zurück kehrte. Damit nun solche Fecht- und Balg-Hitze und selbst-ergriffene Rach-Freyheit etlicher Massen möchte umschränckt, und doch auch gleichwol eines Theils der Zorn abgekühlt, die Galle beyderseits ein wenig gegeneinander ausgeschüttet werden, in Betrachtung, daß es schwer siele, Kriegsleuten die Feindschafft, Groll und Haß aus dem Hertzen zu reiffen, soferrn sie nicht miteinander Handgemein würden, und fechteten, ward nach gewisser Gewon-heit, Weise und Regel der Kampfs verstauet. Die dritte Ursach kommt aus der zwey-ten offenbarlich geflossen. Denn wann sich Einer beschimpfst oder verunglimpfft und vernachtheilt erachtete, ratzte er seiner Verwandten oder guten Freunde einen gan-tzen Haussen mit auf zur Gunst seiner Sachen und Bestürtzung deß Gegners. Darüber denn der Schlag- und Raufs-Händel noch desto mehr wurden, und an stat eines einigen Paars der Balger zehen oder mehr aneinander geriethen. Damit derhalben die Anzahl der Gefährten mögte geringert werden, hat man den Zwey-Kampff zugegeben, der Meynung, daß es endlich noch leidlicher, wann ihrer zween das Leben aufs Spiel setzten weder Ihrer Viele. Nachdem also dasZwey-Gefecht in gewissen Fällen erlaubt, und durch Gewon-heit fest gestellt; hat König Rotharis (oder Rotharius) die Gewonheiten seines Bolcks schrifftlich verfassen, und den verderblichen Zwey-Kamyff den Gesetzen einverleiben müssen. Wie er dann bezeugt, daß er ungern dran gekommen. Man hat aber bey dreyerley Begebenheiten vormals das Duelliren nach den o) Tit. de Scandalo commisso Gesetzen verhengt, entweder zu Rettung deß Lebens und guten Leumuts, oder ums Gut, oder bloß um Gerüchts und redlichen Namens willen, nemlich den seini-gen entweder zu erhalen, oder eines An-I dren seinen zu schützen und zu verfechten. „Fürs Leben und guten Leumut, als zum Epempel, wann Einer beschuldigt ward, er hette wider den König, einen Anschlag gemacht. Denn daferrn Kläger darauf keinen Zeugen stellen kunnte, war Beklagtem dem Gesetze nach erlaubt, mit dem Angeber allein zu fechten. Paulus Diaconus erzehlt dißsalls einen denckwürdigen Handel. Gondiberg, Königs Rodoalds, welcher deß Rotarii Sohn gewest, Gemahlinn und der Theolindae Tochter ward berüchtigt, sie hette sich mit deß Königs Hof-Juncker, dem Charello, ehe-brüchlich befleckt, weßwegen man sie auch gefangen legte. Worauf sie ihre Unschuld dem H. Täuffer Johanni demütig empfohlen (wie der Author redet.) Da aber Charellus eben sowol ins Gefängniß und in die Eisen musste, ließ er an den König eine demütige Bitte gelangen, daß, was das Gesetz Andren bischero hette zugelassen, ihm gleichfalls aus Königlicher Clementz zugestanden würde, nemlich durch ein Zwey-Gefechte sein Leben und Gerücht samt der Königin» Ehre und Würde zu vertheidigen, wie das Gesetz vermögte. b) Der König lässt solche Bitte Stat finden, und bewilligt, daß zu Pavia (woselbst der Langobarder Könige, gleichwie vorhin der Ost-Gothischen, Sitz war)' vor deß Königs und alles Bolcks Augen der Kampfs sollte gehalten werden. Weil nun Kläger in Selbigem Streit umgekommen, hat Charell Lebens-Sicherheit und die Königin» ihres Herrn, deß Königs, Huld wieder erlangt auch zur Gedächtniß solches reputirlichen Ausgangs eine Kirch gebaut, und mit reichen Einkommen »ersehn, welche von ihr dem stäulichen Ge schlecht zu Ehren 8. Johannis Donnarum (das ist S. Johannis der Fürnehmen Frauen Patrons) genannt worden. Woselbst dieser Königin» Leichnam ruhet und derselben Grab annoch zu sehen ist. Wie* wol Platina diese Kirche nach Tarracina versetzt, allda sie beym Leben Johannis deß Vierdten seines Berichts erbauet seyn soll. Welchem auch Sabellicus hierin» nach-; geht, aber eben sowol als jener irret. Denn i-------------- b) I it. de Crimine adulterii. Duellica» a -fang- ver» heugt hat. Unschuld ber Königirm, durch einen Duell verfochten. was hat (fragt unser Saccus) diese Kö-niginn mit Tarracina zu schaffen gehabt, da sie doch jenseit dem Po gar weit von Tarracina lebte, und selbige Stadt, selbiger Zeit den Römischen Häuptern gehörte. Ehe wir mit- und aus dem Sacco, von dem Langobardischen Faust- und Kampff-Recht weiter reden, muß zuforderst an-gezeit werden, daß dieser Author der Saccus gleichfalls sich auch in etwas verstossen, und auf Paulum Diaconum wegen dieser § istori zu viel gebauet, welcher schreibt, undeberg sey dem Rodoald, der nach dem Rothari (denn Andre nennen diesen nicht Rotarum oder Rotharium, sondern Rotarim) geherrscht, vermählt worden, dazu ihn die Gleichheit deß Namens Arioaldi hat verleitet. Denn andre ältere Scribenten, welche der Zeit solches Zwey-Kampffs näher gelebt, setzen die Umstände, sonderlich der Personen gantz anders, nemlich also : Nachdem Adalvaldus (Adelfeld) von den Langobardern vertrieben war, gewann Ario-aldus der Piemonteser Hertzog als ein Königlicher Schwager, den Fürzug zum Königlichen Thron, sintemal er mit Adal-valdi Schwester Gundeberg verehlichet war. Diese Dame beobachtete in der Gottesfurcht und andren Tugenden ihrer Mutter Theolindrn Fußtapffen. Bey ihr stunden Zucht und Schönheit, welches sonst von dem Poeten für was Ungemeines geachtet wird, in gutem Bernehmen und fester Bündniß, und muffte Adalulffus ein Langobardischer Fürst mit seiner Schande erfahren, daß ihr ihre Ehre und ehliche Treu gäntzlich ans Hertz gewachsen und ihr Hertz selbst kein Wachs, sondern ein Eys-kalter Marmel gegen alle diejenigen wäre, welche es mit unziemlicher Brunst anzuzünden, und zu schmeltzen vermeynten. Er unterwand sich sie mit Liebkosungen einzugewinnen und gar um etwas anzusprechen, das keine Ehrliche thut noch eingeht, welches sie billigster Massen so hoch aufnahm und empfand, daß sie dem unverschämten Menschen ins Gesicht speyete, und solches an stat der Antwort ihm zurück gab. Bon diesem Ehr-vergeffenem hette man füglich sagen mögen, was der Prophet dem geistlich-hurenden Israel vorgeworf-fen, „Du hast eine Huren-Stirn, und kannst dich nicht schämen." Er knüpffte ein Laster ans andre, that zu dem Laster der Unkeuschheit auch die Lästerung. Der Schimpff und die Sorge der Offenbarung verwandelten bey ihm die Liebe in bittren Haß, und dieser trieb ihn die Königin von freyen Stücken beym Könige anzugieffen mit der Verleumdung, als gedächte sie ihm Gifft beyzubringen, damit sie nachmals dem Hertzog von Toscan, Tasoni, mit welchem Sie allbereits heimliche Zusammenkünfften angestellet hette, sich samt dem Reich übergeben mögte. Schönheit ziehet den Argwohn leicht nach sich, und dieser nimt sonderlich die Könige bald ein, wann er durch Furcht ge-schärfft wird, dahero dann auch offt scharffe Befehle heraus eilen. Er räumte dem Verleumder gleich beyde Ohren, seiner guten Gundeberg aber den Kercker ein. Diß jammerte und verdroß Clotarium den König in Franckreich, gestaltsam er deßwegen eine Gesandschafft an ihren Gemahl abfertigte, und demselben verheben ließ, daß er mit einer Königinn, die den Königen von Franckreich verwandt wäre, ohne Verhör und Verantwortung so schmählich verführe. Der Langobarder vermeynte zu behaupten, er hette billig und recht gehandelt, doch noch lange nicht nach ihrem Verdienst sich nach ihr gerochen. Hierauf antwortete der Gesandte, man würde unschwer aus der Sache kommen, so man nach Langobardischer Weise den Ausspruch den Waffen heimstellte, und die Verborgenheit der Schuld oder Unschuld durch den Ausgang eines Duells entdeckte. Der König nahm den Vorschlag an, und Adalulffus wuffte keine Ausflucht zu ersinnen, sondern muffte sich dazu verstehn mit schwerem Hertzen und Gewissen, welche mit der Zaghafftigkeit ein Kleeblat zu machen pflegen. Diesen Kampff-Handel hette der Königinn Vetter Aripertus, der Verwand-schafft halben, mit dem Kläger billig austragen sollen, aber er stellete erlaubter Massen für sich einen Anwalt. Der mit Klägern fochte, und selbigem den Garaus machte. Wodurch also deß Verleumders Bosheit, und der Königinn Unschuld, Ge-genwarts deß Volcks gerochen ward. Welche hierauf auch wiederum zu ihrer vorigen Würde gelangte. <*) Als hernach Aroaldus im Jahr 638 Todes verblichen, hat diese verwittibte Königinn mit dem Rothari Harodo eine Heiraht getroffen, und denselben damit a) Aimoinus I. 4. c. 10. auf den Thron geholffen. Weil sie aber vorher schon mit Schaden gewitzigt war, nahm sie zuforderst einen Eyd von ihm, daß er dieser hohen Wolthat stets einge-denck leben, sie immerdar lieb und werth halten wollte. Aber ein Ruchloser schwüre lattaria wol tausend Eyde für einen, und hält Cbt'tl-r‘ ^ennoct) eben soviel dessen was er geschwo- St9°i feiner ren/ hette er keinen einigen Eyd ge-^ahlinn. than. Umsonst sucht man dem das Ge- wissen zu verbinden, der kein Gewissen hat. Er hat es versprochen mit dem Munde auch vielleicht damit versiegelt, aber nicht mit dem Hertzen, Massen solches in kur-tzer Zeit sich eräugte. Er ließ die meiste Langobardische Herren erwürgen, und seine Gemahlinn, nachdem er Ihrer gnug hatte und überdrüssig worden, in Verwahrung nehmen, also daß sie für sich allein leben musste. Welches sie dann mit christlicher Großmütigkeit erduldet, und bey solcher tieffen Ernidrigung in die fünff Jahre ihre meiste Zeit mit fasten und beten zugebracht, und treffliche Beyspiele christlicher Standhafftigkeit gegeben. Endlich hat sich ein Frantzos abermal Ihrer angenommen. Aubedo war zwar um andrer Sachen willen an den Lan-gobardischen Hof geschickt, liß sich aber das Elend einer Königinn, die er bey etlichen vorhin abgelegten Gesandschafften in blühendem Ehren-Stande und leuchtender Hoheit gesehn, sehr zu Hertzen gehen, erinnerte also den König seiner Gebühr mit Vermeidung, die Francken würden diese Unbilligkeit und Schmach, als die sie eben wol auch mit anginge, nicht ungeahndet lassen, sondern die Gun-deberg in Schutz nehmen. Hierauf ließ Rotharis, weil er sich entweder üblen Nachrede und Gerüchts schämte, oder auch einer Rache besorgte, seine Gemahlinn wiederum ans Licht kommen, und mit einem prächtigem Gefolge vor Jedermanns Augen durch alle Kirchen herumführen, wohnte auch nachmals bey ihr in ehlicher Liebe, und hielt sie Königlich. Wir wenden aber das Gesicht oder vielmehr die Feder wiederum zu dem Lan-gobardischen Kampff-Recht. I^baibi- Das vermogte unter Andren, «J daß, 2’ woserrn Jemand ausgab, es hette ein le-jWfyigter' diges Mensch gehurt, oder ein ehliches sich ^<6tnLuni> ìui Ehebruch erwischen laffen, entweder derjenige, so mit einer so Leichtfertigen a) Tit. de Injuriis mulierum. Valv. Y. Buch. sich befleckt hatte, oder deß Weibs Vater, oder ihr Bruder, mit dem Ankläger streiten kunnte. Gleicher Massen, wann ein Weib an gegeben ward, sie hette ihren Ehewirth umgebracht, ward derselben ihrem Vater oder Bruder vergönnt, durch einen Zwey -Kampfs die Tochter oder Schwester von gerichtlicher Straffe zu besreyen, imfall sonst das Kampfs-Glück, nemlich der Sieg auf ihre Seite fiel, also, daß der Ankläger im Streit umkam. Woserrn aber ihr Verfechter unten- und danider lag, blieb sie mit der Schuld behafftet, nicht anders, als ob sie gerichtlich verdammt wäre. Nicht weniger war dieser Zwey-Streit erlaubt um allerlei) zeitlichen Guts und Vorzugs willen, als zum Exempel von wegen der Oberherrschafft und Fürstlichen Standes. Wovon gleichfalls Saccus aus dem Paulo Diacono ein Beyspiel setzet, und zwar von zweyen ungottsfürchtigen Gefecht zw«-gottlosen Brüdern, nemlich deß Hertzogs «« Brüder Faroaldi Söhnen. Welche unter sich einen gAimg.^ Zwey-Kampff beschlossen, um dadurch den Zweifel zu entscheiden, welcher von ihnen der Herrschafft am fähigsten wäre, dabey denn Theodelapius seinen Bruder im Streit und vermutlich auch in der Bosheit überwunden. Dem füget Saccus hinzu, es sey auch zu seiner Zeit zwischen leiblichen Brüdern, und zwar aus weit geringem Ursachen, als deß Regiments halben, ein Kampff gehalten, worüber es tödliche Wunden abgegeben. Und von dergleichen Greueln ist auch unsre jetzige Lebens-Zeit befleckt worden. Wann ein Gut oder Besitzthum sirit tig worden, und vor Gericht nicht ent-zweifelt werden kunnte, stund es dem letzten Besitzer vermöge deß Geseßes frey, einen Zwey-Kampff vorzuschlagen, und sich also durch das Faust-Recht in seinem Besitz zu handhaben. So kunnte auch der Sohn, woserrn Zweifelhafte er nach seines Vaters Tode väterlicher Zahlung Schulden halben gerichtlich belangt, aber die Fordrung sothaner Schulden unklahr, liquidi«, und der Ungewißheit unterwürffig war, weil vielleicht die Zahlung vom Vater ohne einigen Zeugen, und ohne Jemands Andren Wissen beschehen war, demHer-leiher (oder Ereditorn) oder Klägern an b) Tit. de Emptionib. & Prtescriptionib. 23 Reputations- Duell. Straffe oder Duel dessen, der den Andren mit dem Wort Coyon ge* schimpfst. Vormalige Straffe der Schimpfs-Worte bey den alten Schweden. stat Beweises ein Gefecht anbieten, nach ausdrücklichem Inhalt deß Gesetzes. Um Gerüchts oder Reputation und Achtbarkeit willen ward das Gefecht nur allein in diesem Fall zugegeben, soferrn Einer den Andren gescholten hatte für einen Arga (arg oder schlimm) das ist für einen faulen und verzagten Kerl (für einen Coyon oder Poltron, wie nt ans heutigs Tages titulirt). Denn darauf musste er entweder gerichtlich wiederruffen, und daß er daran die Unwarheit geredt, mit diesen Worten eydlich bekennen : „Ich schwere, daß ich nur in der Bosheit und im Zorn solches geredt , sonst aber ihn also nicht befunden habe." Und dabet) musste er eine Geld-Busse von 12 Solidis (12 Goldgülden der alten Römischen Sorten) erlegen. Begehrte er aber, seine Worte nicht also wieder zurück zu nehmen, noch einen solchen öffentlichen Wiederruff zu thun, so zwang ihn das Gesetz zu fechten. Dieses erinnert uns der Satzung jenes alten Schwedischen Königs, Magnus L a duläs, wider den jenigen, der dem Geschimpfften nicht beweisen kunnte, was er ihm vorgeworffen, und doch solcher Beschimpfung rechtmässig überführt worden; nemlich, daß der Lästerer oder Schimpffer neun Marck zur Straffe erlegen sollte. Welche Pwn man gar artlich Lippen-Geld benamste, und deßwegen dem Verbrecher absorderte, weil er die Lippen (oder das Maul) nicht hette halten können, sondern einem Andren zu Schimpfs, unverschämter und mutwilliger Weise, aufge-than und walten lassen. Der gelehrte Jurist Mevius nennet es b; Mund-Geld (bös-Maul-Geld) und lobt die Anstalt in Schweden, daß man daselbst solches Mund-Geld von den bösen Mäulern nimt, welche andre Leute schänden oder schimpffen. Das alte Recht strengte sie auch dazu an, daß sie sich selbsten auss Maul schlagen, sich danebst mit offendlicher Bekenntniß Lügen straffen, und rücklings vom Gericht hinaus gehn mussten. Uberdas wurden sie für untüchtig ein Testament zu machen, erklährt; und imfall der Kläger nicht für sie bat, verwies man sie auf ewig der Stadt. ; Wiewol man mit der Zeit Geld dafür genommen, und denen allein nur, die solches nicht erlegen können, gedachte а) Tit. de Debito Patris mortui. б) Mevius ad Jus Lubecense lib. 4. artic. 16. Num. 6. Schande angethan. Leinethalben dem Thäter nichts geschehe. < ) Es beglaubt auch Johannes Magnus, b) es sey ein öffentliches Recht und Ge-wonheit gewest, daß „der, welcher in solchem Streit mit dem Feinde sich zu versuchen geweigert, sür überwunden und für einen unwehrhafften verzagten Hudler gehalten würde." Denn, wie Johannes Loc-cenius meldet, <9 so hat man sowol in diesen, als „andren Strittigkeiten", dabei) es an Zeugen und andren Beweis-Gründen gemangelt, den Zwey-Kampff für ein unbetriegliches Urtheil erachtet, welcher Theil Recht oder Unrecht hette, und den Ausgang deß Duells gleichsam für einen Göttlichen Ausspruch oder Verabscheidung ausgenommen. Allein bey den Langobardern ist es dem, der sür seine Person den Kampff ausgeschlagen, so hoch eben nicht verübelt, imfall er nicht streitbar gewest. Woferrn sich aber Jemand also zum Gefechte untüchtig befand, befahl man, daß er sich um einen guten Fechter bewürbe; welchen sie Cam-pionem (a campo), wovon auch ohne Zweifel unser heutiges Kampff seinen Ursprung gewonnen, nannten, und derselbe musste für den Andren seine Haut dran wagen. Jetzo soll uns eben derselbige Saccus auch die Ordnung und Beobachtungen solcher Langobardischen Zwey - Gefechte erzehlen. c die Nachdem der Richter gerichtlich erkannt, kaß der Handel durch bewehrte Faust aus-ea gemacht werden sollte, pflag der König jed-ketl- wedem Theil Zeit und Platz zu bestimmen; und solcher Ort ward Campus der Kamp (nach unsrem heutigem Teutschen Mund aber, „der Kampfs-Platz)" geheissen. Solchen Platz umschränckte man überall mit Brettern, also daß nur andren Leuten der Zugang, nicht aber das Zusehn verhindert würde. So ward auch zur Versicherung deß aj Referente Loccenio c. 8. Antiquitatum Sueo-wthicar. p. m. 66. f>) Job. Magnus lib, 2. Hist. Sueon. c. 7, c) s. d. Loccen. loc. cit. Kampff-Platzes eine Anzahl Soldaten an bequemen Ort gestellt, damit keine Unruhe entstünde. Die streitende Personen brachten gleiche àfim der Waffen mit sich, nemlich Schwert und Kämpffer. Schild von solcher Form, wie im Kriege gebräuchlich war. Beliebte Beyden überdas auch noch andre Wehren zu gebrauchen, ward es gleichfalls verstattet. Jedweder ward, indem er nach dem Kampff-Platze zu ging, von Etlichen guten Freunden oder Kameraden begleitet, die im fechten und duelliren geübt waren, und ein Jeglicher alsdann den Unterricht, welchen er ihm vorhin gegeben, nochmals wiederholte, wie er sich beschirmen und den Streich ausnehmen, oder auch seinem Gegner einen Streich oder Stoß dergestalt beybringen müsste, daß er sich selbsten nicht drüber verkürtzte, noch bloß und in Gefahr gäbe ; das ist, nach heutiger Frazösirender Red-Art, wie er p a r i r e n und o ff e n d i r e n a faB müsste sonder Gesährung Seiner selbsten. ten und Und solchen Beystand oder Gefährten L-y stunde nannte man wegen dieses seines Amts Vater. Es war auch noch ein andrer Beystand oder Begleiter bey ihm, der ihm die Waffen trug, und Collibertus genannt ward, dasist, sein Kamerad, Compagnon oder Geleits-Bruder. Wiewol Collibertus eigend-lich sonst einen „Mit-Gesreyten" bedeutet. Fiel nun etwan unterm Hingehen zu dem Platze ein Argwohn vor, daß Einer von Beyden mit bösen und unziemlichen Künsten sich zu behelffen gedächte, so geschähe eine Untersuchung, und das gebührte dem Kampff - Richter. Wie solches aus diesen Worten deß Gesetzes d) erhellet: Nullus Campio, adversus alterum pugnaturus, audeat super se habere herbas, nec res ad maleficia pertinentes, nisi tantùm arma sua, qum conveniunt. Et, si sus-; picio fuerit, quòd eas occulte habeat ; inquiratur per Judicem : &, si inventa fuerint, projiciantur. Post quam inqui-I sitionem extendat manum suam ipse in manu Parentis, aut Colliberti sui, ante Judicem, dicens, se nullam rem talem super se habere. Deinde ad certamen prodeat. Das ist: „Kein Zwey-kämpffer unterstehe sich, wann er wider den Andren will streiten, gewisse (aber* j gläubische) Kräuter anzuhencken, noch sonst I d) Tit. de Campionibus. Beschluß deß Kampffs. Zm«y Kämpffe sind schier allen Bölckeru gemein gewest. einige Sachen, so zur Zauberey gehörig, sondern allein die behörige Gewehre und Waffen. Und so ein Verdacht auf ihm, daß er dergleichen Key sich verborgen trüge, soll der Richter deßfalls Untersuchung thun; und, imfall man was Solches findet, solls weggeworffen werden. Nach sothauer In-quisiton strecke der (Verdächtig - geweste) seine Hand aus in der Hand seines Kampff-Vaters, oder seines Geleit- und Streit-Bruders, in Gegenwart deß Richters, und sage, er habe dergleichen Dingen keines bey sich. Alsdann trete er hervor an den Kampff. Sobald einer von Behden im Streit eine Wunde empfing, daran er nicht starb, ward oftmals der Kampff nach des Richters Gutachten und Willkühr geendigt; wie die nachmalige Satzungen Lythbrandi ») an-zeigen. Hat man also dem Obsieger damals nicht eingeräumt, was nachmals, wie unser Saccus hinzu thut, in Italien aufgekommen, daß der Verlierende dem Überwinder die Hand geben und sein Gefangener werden müssen; denn solches fand unter den Langobarden: nicht Stat, sondern er musste allein dieser Meynung die Hand geben, daß er sich für Überwunden erklährte. b) Wir haben aber diese Erklährnng von den Langobardischen Zwey-Kämpffen, nicht solcher Meynung allhie beygefügt, als ob dieselbe von den Langobarden: zu erst an-gestifftet, oder von ihnen allein nur gehalten worden, sondern dieses Sinns, daß sie das Zwey-Gefechte in Italien und theils anstossenden Ländern, vermutlich auch in unsrem Crain, solcher Gestalt am ersten aufgebracht, daß es durch gerichtliche Erkenntniß häuffig in den Gang gekommen und gemein-üblich auch daselbst in gewisse Satz- und Bedingungen von ihnen verfasst worden. Denn sonst ist der Zwey-Kampff ein uralter Handel zumal bey unsren Deutschen gewest, welche ihre Strittigkeit nicht mit Federn, sondern Schwertern ausge-sochten, nnd in zweifelhafften Sachen den Rechts-Spruch nicht mit Dinten, sondern mit Blut gleichsam beschrieben. Ja es haben auch viel andre Völcker die Rechts-Forderungen und Erörterungen nicht so weitläufftig geführt und verlängert, wie а) Tit. de Monomachiis. б) Vid. Bernhard. Sacc. lih. IX. Ticinensis Historiae c. 8. 9. & seq. man jetzo thut, sondern mit dem Kampff-Eisen abgeschnitten und gekürtzt. c) In Dennemarck hat vormals König Fronto ein Gesetz gegeben, daß man alle Rechts-Händel und Strittigkeiten mit dem Duell endigen sollte, d) Daß die Gothen und Schweden gleichfalls des Kampfs-Rechts sich bedient haben, ist vorhin schon angezeigt. So ward auch nach dem alt-Süchsischen Recht der Kläger, welcher Zeugen-los, zum Duell-Beweis zugelassen. In England ist die Gewonheit aufgekommen, entweder auf Reichs-Zusammen-künfften vor dem Parlement, oder bey Gerichts- und Rechts-Tügen, oder durchs Gefecht die Rechts-Sache auszuführen, e) Wann sich nur die Entscheidung einer Rechts-Frage ein wenig schwer ansehn ließ, so musste die blancke Entscheidung, verstehe das geblässte Kampff - Schwert, die Partheyen scheiden. Solcher Gestalt ist unter der Regierung des Keysers Ottonis deß Grossen die Frage „ob die Kinds - Kinder bey der Erbschafft deß Vätern Bruders in der Eltern Stelle treten sollten?" durchs Gefecht abgehandelt ^und verabscheidet f) auch nachmals dem Sächsischen Recht einverleibt worden.s-Es gedenkt dessen gleichfalls Stumpfius in seiner Schweitzer-Chronic, da er von der alten Francken Balgerey diese eigend-liche Worte führt. „Die alte Franken haben nicht allein vor- sondern auch nach der Bekehrung zum christlichen Glauben diese Art in der Übung gehabt, daß sie sich um geringer Ursach willen zum Kampff und Ber-wegung ihres Leibs und Lebens begeben und erboten haben, und damit verhoffet, durch solche Mittel das Recht und die Wahrheit an den Tag zu bringen, gleichsam in Stärcke oder Geschicklichkeit die Waffen zu brauchen, der Grund der Billigkeit bestünde, daß der Stärckere Recht und der Schwächere Unrecht habe. Diesen Brauch, also versprochene Kämpfe zu thun, haben die Francken in solcher Übung gehabt, daß sie bey nahe um eine jede Sache sich zum Kampff erboten. Sigis-bertus schreibt daß bey Keysers Otlio- c) Heig. part. I. Quast. 7. Num. 32. d) Teste Saxone lib. 14. Histor. Dan. e) Thomas Smith, de Bepubl. Anglor. lib.2. c. 6 & 8. f) Hottomann. in illustr. Quast, qusst. 5. g) Art. 5, lib. I. Landr. h) Vid. Sigisbert. Gemblac. ad Annum 942. Zn Senn«- marck. Bey Gothen unt Schweden. Bey Den Sachsen. In TnM°' nis Zeiten, Anno Domini 942, ein Span unter den Ständen erwachsen sey, ob auch die Kinds-Kinder nach Abgange Vater und Mutter ihre Groß-Väter und Groß-Mütter zu erben haben? oder ob das Erb allein den Geschwistern aus die Seiten Hinsailen sollte? Und als man zu beyden Theilen streng kybet (hart gestritten, gekeyft und gezanckt, will er sagen) und jeder Theil seine Meinung beschirmet habe, da sey es zuletzt zu einem Kampff beiden Partheyen gesetzt worden, also: welcher Theil obläge, desselben Gutbe-duncken sollte aufgerichtet und für das Rechtmässige gehalten werden; also sey der Sieg auf diejenige gefallen, die den Kinds-Kindern das Erbe und nicht den Vettern nebenseits, zuerkannt haben. @o haben die versprochne und angedingte Schlachten der alten Deutschen und Franiteli wol ein Ansehn grösser Mannheit, sind aber mit Einfältigkeit vermischt, und allen uralten Kriegs-Listen und Reguln zuwider ; dieweil doch durch solches Mittel und Andingen der Feind erst recht gewarnet und sich mit allem Bortheile zu verfassen verursacht ist aj“ Billig hat dieser Schweitzer-Chronist solches für eine Einfalt erkannt, und hette es eben so füglich einen falschen Wahn und Göttliches Versuchen nennen können. Unterdessen seynd gleichwol jetzt-besagte unsre Deutschen mit ihrem Vertrauen auf den Ausgang deß Kampffs so verpicht gewest, daß auch grosse Potentaten bißweilen die Gerechtigkeit ihrer Sachen durch ein solches Zeugniß, nemlich deß Kampff-Glücks, zu beurkunden gehofft. Als die Reichs-Fürsten bey Keyser Heinrich dem Bierdten zu Würtzburg eins-mals gewest, und nach ihrem Abschiede der Keyser sich von dannen gen Nürnberg erhoben, ist seiner geheimen und vertrauten Diener Einer mit Namen Reginger, von ihm abgefallen, und hat sowol beymRudolph Hertzogen in Schwaben, als beym Bertold Hertzogen in Kärndten angebracht, der Keyser hette ihm und etlichen Andren befohlen, wann sie die Hertzogen samt andren Fürsten würden im Raht beysammen sitzen, daß sie mit ihrem Gewehr ins Gemach einfallen, und sie sämtlich umbringen sollten; seine Zugeordnete hetten sich auch willig dazu erklährt, er aber, der Real Stum|.fiun im 3 Buch Der Schweitzer Shron rf, Cap. 92, «l, 220. ginger, über solcher Ungerechtigkeit sich entsetzt, Gottes Straffe gefürchtet, und dem Keyser die Grausamkeit dieses Fürhabens hertzhafft zu Gemüt geführt in Hoffnung, ihm dasselbe auszureden ; worüber der Keyser so ergrimmet wäre, daß er befohlen, er sollte ihm gleich aus den Augen gehn; er wäre auch dem Tode nicht entgangen, wo er sich begreiffen lassen, und nicht augenblicks die Flucht ergriffen hette. Darneben hat er diese seine Bezüchtigung mit allen Umständen der Zeit, Ort, Personen und aller Nothdursst gar glaub-ähn-lich gemacht, überdas sich auch erboten, daferm der Keyser dessen würde in Abrede seyn, die Offenbarung der Warheit durch einen Kampff entweder mit dem Keyser selbsten, soferrn es nur die Reichs-Satzungen zuliessen, oder mit einem Andren vom Keyser Abgeordnetem zu bewehren, und Gottes deß gerechten Richters Ausspruch dadurch zu erklähren. Weil nun solches Anbringen gedachten Keys« Hein-Hertzogen tieff und schmertzlich zu Gemüt ^rbb” geschnitten, haben sie durch ein Schreiben erbeut sich sich darüber bey dem Keyser höchlich be- $um ®nctL schwert. Worauf der Keyser durch einen öffentlichen Ausruff die Verleumdung abgeleint, und dem Hertzog Rudolph zugemessen, derselbe trachtete durch ertichtete boshaffte und listige Mittel nach dem Reich, deßwegen Er, der Keyser, gäntz-lich entschlossen märe, nicht mit Worten, sondern mit eigener Faust die un-warhaffte Beschuldigung zu Hintertreiben, und hindangesetzt die Königliche Hoheit mit Hertzog Rudolphen auf Leib und Leben zu kämpffen, der Zuversicht, der Allmächtige würde seine Unschuld dabey offenbaren, und die Gerechtigkeit entdecken. Dieweil aber obberührter Reginger unter denen, welche deß Keysers Anschlag wider die Fürsten zu Würtzburg seinem Borgeben nach hetten vollstrecken sollen, den Ulrich von Cosheim, einen tapffren Held und deß Keysers fürnehmen Raht, namhafft gemacht; hat derselbe den Keyser gebeten, er wollte ihm den Kampff mitRegingern, demVerlenmder, oerstatten ; in Erwegung, daß es seinem Keyserlichen Stande unziemlich, mit einem Reichs-Fürsten in einen absonderlichen Kampff sich So ab« persönlich einzulaffen; er wolle fechten, und dadurch würde sowol deß Keysers ^ Ehr als auch die seinige gerettet. Nachdem der Keyser in dieser Vorschlag gewilligt, ist der Cosheim zum Hertzog Rudolph verreist, und vor demselben erschienen mit Vermelden, er sey gefast und bereit, nach deß Hertzogs eigenem Gutachten und Fürschreiben auf was Weise und Masse er wolle, mit dem Reginger um deß Keysers und seine eigene Ehre und Darthuung ihrer Unschuld zu kümpffen. Aber Hertzog Rudolph hat sich mit der wigtigen Sache nicht allein beladen wollen, sondern dieselbe an der Fürsten und Reichs-StändeZus ammenkunfft verwies en. Weil aber unterdessen gemeiner Weise nach, die srevendliche und boshaffte Schmähung allenthalben in den Gemütern der Reichs-Fürsten, Grafen, Herren und Un-terthanen Grund gesetzt; seynd die Fürsten und Stände von dem Keyser abgefallen. Weßwegen er etliche derselben gen Oppenheim zum gütlichem Gespräch eingeladen. Da sie dann Ihm zu vernehmen gegeben, wie tiesf es ihnen zu Gemüt drünge, daß, indem sie zu Würtzburg für seine Wolfahrt sorgfältig und treuhertzig zu Reiht gesessen, Er hingegen mit den Anschlägen wider ihr Leib und Leben umgegangen. So dem aber nicht also wäre, sollte er dem von Cosheim auferlegen, mit Regingern den Kampfs zu bestehen ; würde alsdenn durch selbigen Kampfs die Unschuld offenbar, wollten sie ihm ohne Widerstand schuldige Treu und Gehorsam erweisen. Diese Bedingung hat der Keyser freudig angenommen, alsobald Zeit und Ort deß Kampffs bestimmt, nemlich daß auf den achten Tag nach Epiphanias die Partheyen zu Marau bey Meyntz sollten ankommen, und Gottes gerechtes Urtheil gewärtig seyn. sx» Brr- Ehe denn aber solcher Kampff-Tag er- lemnder deß schienen, hat Gott selbst ein gewissers Ur- à T-uftl^ theil von der Sache gegeben, indem er zu-vffentlich. gelassen, daß, als die angesetzte Zeit Her- beyruckte, und nun schier vorhanden, wenig Tage zuvor der böse Feind den Verleumder offendlich hingeführt, daß er eines erschrecklichen Todes verfahren, a) Wie Coldastus beglaubt, so ist noch im Jahr 1450 im Hofgericht zu Rotweil das Kampff-Recht gerichtlich erkannt, i- a) Liefe IjteDolt Lambertum Schafneburgensem, Ber-toldum. Jmgleichen ben tmÈencmntm Authorem, der dieses Keysers Leben und Geschichte beschrieben, wie auch Lehmanns Sleyrische Chronic, aus deren Stern Buch und 28km Capittel diese Erzehlnng sast wörtlichen Inhalts genommen worden. b) Goldastug Tom. 1. Constit. Imper. p. 315. In Franckreich seynd vormals auch man- Me« ’ che unklahre Sachen dem Glantz deß Franckreich. Schwerts zur Erklährung unterworffen, und durch offendlichen Zweykampff (ver-meyntlich) erläutert worden. Aus Vielen soll anjetzo nur Eines erzehlt werden, welches Frosardus beschreibt. Ein Edelmann aus der Famili deß Grafens von Alenzon hat einem andren A due-abwesendem Edelmann seine Frau über- lliren. wältigt und genothzüchtigt. Welches sie ihrem Herrn nach dessen Heimkunfft mit Threnen geklagt, und dieser bey dem Grafen von Alenzon angebracht. Weil aber Beklagter es gar halsstarrig leugnete, auch der Graf ohne das demselben allzu günstig schien; ging der Beleidigte mit seiner Klage an das Parlement zu Paris. Daselbst ward diese Sache länger als ein Jahr behandelt, indem die Frau den Edelmann der Nothzüchtignng bezüchtigte, und er, der Leugnende, Sie der Verleumdung ; biß endlich der Schluß heraus kam, solchen Rechts-Gang durch den Faust-Gang abzuschneiden. Diesem nach seynd beyde Edelmünner auf angesetzte Zeit anfänglich zu Pferde, und folgends zn Fusse miteinander zu Streichen gekommen; da denn gleichwol nicht das Glück, sondern die Billigkeit und Gerechtigkeit den Ausschlag gegeben. Denn derjenige, welcher sei- SIei6t ani ner Eheliebsten Ehre und Keuschheit hö- dem # her als sein Leben liebte, behielt den Platz, und legte den Andren zu Bodem, Män-niglichen dadurch andeutend, Gott sey ein rechter Richter und Rächer alles Bösen, der kein Bubenstück ungestrafft lasse. Den Uttb sein Getödteten schleppte der Hencker hinweg Körper zum Galgen, und henckte ihn auf. wird geh- Dieses ist aber für die Noth-gezügtigte wol ein mißlicher und gar gefährlicher Handel gewest. Denn sollte ihr Mann eingebüsst, und das Leben verlohren haben, so wäre seinem entlebten Körper dem Urtheil-Schluß deß Parlements gemäß, eben dieselbige Schmach hernach widerfahren, was Beklagtem seinem geschehn, und Sie als seine Frau hette, weil man alsdann geglaubt haben würde, daß sie auf den Beklagten gelogen, lebendig müssen verbrannt werden. Nun aber, da der Mann so ritterlich obgesiegt, rühmte ihn der gesamte umherstehende Adel trefflich, und preisete seine Tapfferkeit aufs höchste. Ja der König von Franckreich selbst, deffen Gemüt zur Tugend gar geneigt, und der Tapfferkeit hold war, wollte diesen rnhmwürdigen Ehren-Sieg nicht unbekröhnt lassen, be-schenckte ihn derhalben gar ansehnlich, und begnadete ihn auch überdas auf Lebens-Zeit mit einem reichen Einkommen, a) Es haben gleichwol aber mit der Zeit wider diese offendliche Zweykämpffe und Duell-Gefechte manche Federn offendlich scharff gefochten, und dieselbe verworsfen als einen solchen Handel, wodurch die Unschuld höchstens geführt, auch die War-heit und Gerechtigkeit der Sachen nicht allein noch viel tieffer in Zweifel gesetzt, sondern auch offt gäntzlich durch Gewalt deß Stärckern unterdruckt, zu Bodem geschlagen, und welches das Allerschlimmste, aus der vorigen Ungewißheit in eine gewisse Verdamniß gestürtzet werden kann; angesehn, der Unschuldige, wann er im Gefechte unten ligt, hernach nicht mehr mit einem zweiselhafften blossen Verdacht, sondern mit ungezweifelt - vermeynter Schuld beschwert, und von Münniglichen für schüldig geachtet werden muß. Viel besser ist es, die Unschuld bleibe unent-deckt, und schwebe in der Ungewißheit, als daß sie nach empfangener Beleidigung noch dazu der Gefahr deß Todes und beharrlichen Verlusts ihrer Ehren unter» worfsen werde. Zudem ist solches nichts anders, als eine Versuchung Gottes, darüber auch der Allerunschuldigste verderben und jämmerlich umkommen kann; gleichwie Mancher Key der gerechtesten Sachen dennoch bißweilen im Kriege den Kürtzern ziehet, » wann er gleich Gott nicht versucht. ^die Dessen haben die Verständigste unter Sueiftr16 dm Langobardischen Königen allerdings i?3iBetvn selbst sich in ihrem Gewissen überzeugt %ge“6= befunden. Als ob-gedachter König Rotlia-Stet! rius die Gewonheiten seines Bolcks in Schrifftliche Satz-und Ordnungen gebracht und den absonderlichen Kampfs darunter gemengt, ist er drauf bedacht gewest, wie er solchen Allein - Kampff entweder gar abbringen, oder doch je möglichst ein-schräncken und beschneiden mögte, hat solchem nach besagten Satzungen den Titel „ eingesügt: Quibus de causis pugna vitatur. In welchem Titel etliche Fälle benannt werden, darinn man ohne Ge- > secht den Handel durch einen Eyd könnte schlichten. Da er dann klar genug zu er» kennen giebt, es sey unbillig, daß man in gemeinen Rechts- und Gerichts-Sachen es aus den Degen ankommen lasse, indem er diese Worte führt: Injustum videtur, ut quaelibet causa, sub uno scuto committatur &c. „Es scheint unrecht, daß gleich ein jede Sache dem Kampfs-Schilde empfohlen werde." Noch viel klarer aber und deutlicher hat König Lytprandus, welcher der Zweyte gewest, so nach dem Grimoaldo die Gesetze offendlich in Schrifften verfasset, solche Kampff - Gefechte ge mißbilligt, indem er unter andren diesen merckwürdigen Ausspruch drein gesetzt. 6) Incerti sumus de judicio Dei, & multos, audivimus, per pugnam, sine justa causa, perdere causam suam : attamen propter consuetudinem gentis nostrae impiam legem vitare non possumus. „Wir seynd ungewiß, ob Gott auch durch den Kampfs sein Ur-theil wolle ergehn lassen. Und wir haben gehört, daß Ihrer Viele, die man ohne rechtmässige Ursach auf den Kampff verweiset, ihre Sachen verlieren. Dennoch können wir, weil es unsers Volcks Ge-wonheit also mit sich bringt, solche gottlose Satzung nicht umgehen." '-L-chämen mögen sich derhalben diejenige, welche das Duellimi mit der Langobardischen Gesetze Authoritet, oder mit andren gleissenden Farben beschönen wollen, in Betrachtung, daß selbige Könige selbst, wie wir jetzt vernommen, ihren Mißgefallen über solches Gefecht so deutlich ausgedruckt. Nach der Zeit haben eben sowol die gewissenhaffteste sowol welt- als geistliche Lehrer diesen Kampff gescholten für ein unziemliches, unvernünfftiges, ungereimtes, mißliches und gewaltthätiges Mittel der Entscheidung, daraus vielmehr eine Verkürtzung deß Rechtens, als rechtmässige Abkürtzung desselben entstehen könnte. Da- , . rum ward auch in der Bull deß PapstsGre- PaM. goni, der Articnl deß sächsischen Rechts, R-chce» darinn das duellantische Faust-Recht be- U2r:oorffcn-griffen, als ein grausamer und gottloser Brauch verworffen; gleichwie schon vor demselben ebenfalls Ccelestinus der Dritte diesen Gebrauch eine böseGewon-heit (der Sachsen nemlich) genannt, c) Seit dem ist auch sonst überall in allen christlichen Ländern die öffentliche Authoritet deß Kampffs, will sagen, die b) Tit 91 de Monomachiis. c) In can. 2. extra de 61er. pugn. Gerichtliche Zuerkenn- und Erlcmbung desselben, je länger je mehr verschwunden. Aber die eigenthätige Anmassung der privat Duellen ist hingegen, seit dem desto tieffer eingerissen, und kann aus den heutigen Tag noch nicht ausgereutet werden aus de« Gemütern der hitzigen und unbesonnenen Balger. Derer Biele, bevorab die adlichen, sich wol verantwortet bedun-cken lassen, wann sie nur vorerzehlte Lan-gobardische alt-Sächsische und Fränckische Gewonheit deß Zweh-Kampffs zum Schilde und Borwand solches ihres unverantwortlichen, und ärger als heidnischen Zwey-Unterscheid Gefechts ergreiffen; da gleichwol zwischen zwischen den den heutigen, und jenen vormaligen Duel- ottm und len, überdas noch ein müchtig-grosser Un- Duellw terscheid ist. Denn beh jenen würden vier- erley Haupt-Stücke, nebst andren Bedingnissen erfordert : als 1. eine gnugwigtige Sache und Ursache; 2. die Gerichtliche Zuerkennung, Auserlegung uud Autho-ritet. 3. Die güntzliche Ermanglung oder Unmöglichkeit, einen andren rechtmässigen Beweis, oder Ableinung aufzubringen. 4. Die Zulassung von der Gewonheit und Satzung, oder Gesetze; ausser welchen Gesetzen keinem erlaubt war, ohne Befehl oder Gut-Achtung deß Gerichts, seinen Widersacher auszufordern, wie anjetzo geschicht. Jetzt werden offt die liederlichste Ursachen, so zu reden vom Zaun gebrochen, daß Einer dem Andren den Hals breche, und ihn fein warm auf der Post zum Teufel schicke. Wann nun jene öffentliche Zwey-Gefechte dennoch von den Königen selbsten für gottlos erkannt, und wider ihren Willen, um mehrerm Unheil vorzukommen verstattet, doch wie gesagt, mit gewissen Bedingniffen, erlaubt worden, wie viel gottloser seynd dann die heutige absonderliche Balgereyen, deren sich die Eigen-Rache oder schändliche Ehrsucht, nicht nur ohne, sondern auch wider die öffentliche Authoritet der hohen Lands- oder Reichs-Obrigkeit unternimt. Jetzo streitet man nicht allein wider seinen Beleidiger, sondern auch wider seinen Ober-Herrn, der das Balgen durch öffentliches Verbot untersagt, und reiset lieber hundert Meilen einander nach, als daß man die empfangene Beleidigung oder Verunglimpffung auf Befehl deß Königs oder Fürstens gerichtlich ausführen, oder gütlich behlegen sollte. Die vermeynte Reputation giebt es nicht zu; es ligt mehr an ihr als an Gottes und deß Land-Fürstens Verbot, als an Himmel und Helle. Erscheint man nicht auf erhaltenen iinftnnW Fede-Zettel, oder mündlich-geschehene For-drung, so besorgt man mit einem Coyon oder Berühmter betitelt zu werden, seine Ehre aber und renommée (oder Ehren-Schall und Achtbarkeit) vielmehr mit Degen und Pistol, weder mit rechtlichem Spruch behaupten, das wird für cavallie-risch, tapffer, und für eine Glori geschätzt. Wie weit erstreckt sich aber solche Glori doch wol? weiter warlich nicht als unsre thöricht-schädliche Einbildung. Es ist je eine elende Glori, so der Göttlichen Glori und Gottes Befehlen widerstrebt. Wer die Rauff-Klinge ergreifst, der wirfst die Ehre seines Schöpffers aus den Augen, indem er sich selbst rächen will, da doch Gott Ihm allein, und der Obrigkeit die Rache vorbehält. Höchlich zu bejammeru ist es gewißlich, daß so manche brave Rittersleute die im übrigen tapffer und tugendhafft, dieses offt so gar aus der Acht schlagen, sich den Zorn und falschen Wahn befürchteter Verachtung so sehr einnehmen und blenden lassen, Leib und Leben, Seel und Seligkeit, dafür Christus ein Opffer worden, sein Blut vergossen, und die tiffste Schmach erlitten hat, so liederlich dem zeitlichen und ewigem Tode aufopffern, oder die Besitz und Verlierung derselben, auf einen sehr-mißlichen Stoß, Hieb oder Schuß gründen, dem Tode und Teufel, sage ich, solche so theuer von ihrem Heilande erkauffte, unschätzbare Sachen gleichsam zu dem Rachen darbieten, als ob sie dieselbe auf der Gassen gefunden hetten, und irgend einem hungrigen Hunde oder Wolffe, ein Aas vorlegten. Die Alten gingen gleichwol nicht mit so rasender und blinder Tollkünheit aufeinander loß, sondern verwahrten sich mit einem guten Schilde, und fochten nur mit einem breiten Degen, auf den Hieb. Stoffen, oder auch unter dem Gürtel seinen Gegner verletzen, ward für kein rechtschaffnes Stück, sondern Bernheuterey geachtet, ausbenommen, so man im Kriege mit einem öffentlichem und gemeinem Feinde streiten musste, a) Nun aber seynd unsrige heutige Duellisten so verwegen, daß sie um ihre Kühnmütigkeit sehn zu lassen, sich abkleiden, und nicht nur auf den Hieb, sondern auch Stoß gehn, oder Kugeln miteinander wechseln, und zwar nicht nur zu Pferde, sondern auch zu Fuß sich mit der Pistol schlagen, damit sie einen kürtzern Weg zum Tode und zur Höllen finden mögen, und geschwinde Einer den Andren aufreibe. Worinn sie also zwischen einer privat oder solcher Beleidig- und Beschimffung, so eine Person allein und selbst betrifft, und einer offendlichen Feindschafft keinen Unterscheid machen. Welche Weise zu balgen von vielen gottsfürchtigen welt- und. geistlichen Leuten billig mehr für teufflisch als christlich geachtet wird. Etliche urtheilen, es könne sonst gar keine Ausfordrung zum Duell ohne Sünde angenommen werden, es sey dann, daß Einer von dem Andren angefallen und ihm die Wahl gegeben werde, entweder zu fechten, oder ungefochten zu sterben. Welche blosse bedrohliche Wahl-gebung dennoch noch nicht genug ist, eine gantze unschüldige und erlaubte Nothwehr zu erweisen. Denn es muß auch, wann die Vertheidigung unsündlich seyn soll, der angegriffene alsdann dem, der auf ihn andringt, nicht ohne Gefährung seines Lebens ausweichen können, dazu auch nur defensive (oder zum Schutze) sein Gewehr gegen den Widersacher führen. Wer aber seinem eigensinnigen Begierden nachhengt, und sich ungebührlichen Beginnens unter-nimt, der komt gar leicht dadurch um. Es mag alsdenn der kitzelhärige Aus-fordrer oder der Geforderte seinen Rest bekommen, so wird beydes, die gemeine und seine eigene, samt der Seinigen Wol-fahrt übel dabei bedacht. Seine eigene und der Seinigen, weil seine Ehe-Liebste und Kinder oder nechste Verwandte offt durch einen einigen Stoß oder Schuß ihn, als ihr liebstes Haupt, verlieren, er selbst aber, welches noch viel elender ist, zu seinem ewigen Untergange jämmerlich samt dem Blut die Seele ausstürtzet, mitten in voller Rach-Glut und verbittertem Grimm, und also dem höllischen Mordgeist zum Opffer geschlachtet wird. Der zerfetzte, oder durchbohrte und tödlichgeschändete Leib fällt entsetzlich zu Bodem, der herausgestürmte Geist aber in einen Rachen, der keinen Bodem hat. Jener wird von den liebsten Freunden mit Ach! uul> Threnen, dieser von den bösen Feinden mit Frohlocken empfangen. Massen Valv. V. Buch. der traurigen Epempel so viel vorfallen, daß es nicht genug zu beweinen. Der gemeinen Wolfahrt aber geschieht hiedurch Abbruch, indem dem Vaterlande ein solcher Mann, der demselben zu Friedens- und Unfriedens-Zeit nützliche Dienste thun könnte, durch einen gewaltsam-frühzeitigen Tod entriffen wird ; wieviel braver Ritters-Leute haben sich selbsten hiedurch so schändlich aufgerieben und einander den Hals gebrochen, gleich als ob es an Feinden mangelte, auf welche man den Degen zucken und die Pistolen lösen könnte. Solches erkennen allerdings die Türcken, welche doch bißhero ein sehr streitbares Volck gewest. Wann Einer mit ihnen zu Streichen kommt, darff er kühnlich glauben, daß er mit kühnen Leuten zu thun bekomme. Dennoch verfluchen, hassen und verbieten sie das balgen gar scharf. Busbequius, weiland Keyserlicher Orator bey der Ottomannischen Pforten, beschreibt davon diese merckwürdige Begebenheit. Auf den Türckisch-Hungarischen Gren-tzen befand sich ein Türckischer Sangiac von sehr berühmter Stärke. «Leine Bogen oder Sebel scheueten die christliche Parthey-Gänger ärger als den, welchen Arlam-Beg führte; denn sie waren schnell und durchdringend wie der Blitz. Gegen demselben war ein anderer Sanchiac, nemlich der Veli-Beg (oder Uli-Beg) mit einem Neid-Eyfer entzündt, und wollte sich nicht geringer geachtet wiffen. Und weil auch in andren Sachen Einer wider den Andren wett-eyferte, erwuchs endlich Haß und Feindschafft daraus, also gar, daß Einer dem Andren nachstellete und Wunden versetzte. Es geschah aber, daß hierauf der Veli-Beg nach Constantinopel muffte, vielleicht eben dieser Sache wegen. Nachdem man nun im Divan daselbst ihn allerhand gefragt, hat man zuletzt auch wissen wollen die Ursach, warum er und der Arlam-Beg sich so übel mit einander verstünden ? Er erzehlte hierauf den Handel von Anfänge biß zum Ende; und damit er seine Sachen desto besser seiner Einbildung nach machen mögte, fügte er letzlich hinzu, der Arlam-Beg hette ihn hinterlistiger Weise verwundet; welches unvonnöthen wäre gewest, wann Arlam-Beg sich seinem so berühmten Namen gemäß bezeigen wollen : sintemal er niemals sich gescheuet,mit ihm zu fechten, sondern vielmehr vielmals ihn aus 24 Tiircken hassen das Duelliren Werften einen ©ondftac ins Gefiingniß, well er Lust hatte fich zu iolgat. einen Sebel gefordert hette. Er vermeynte es hiemit trefflich tool getroffen zu haben, allein es erwies sich bald anders. Die Baffen trugen für solcher seiner Rede einen groffen Abscheu und gaben ihm diese unverhoffte Antwort: „Wie? Und du hast dich unterstehn dörffen, deinen Spieß-Genoffen zu befehden und auf ein Gefecht heraus zu fordern? Es werden dir gewiß Christen gemangelt haben, wider welche du mögtest fechten. Ihr lebt Beyde von unsers Keysers Brod, und gedenckt nichts destoweniger wider einander auf Leib und Leben zu gehen? Nach welchem Recht und Exempel doch? Wusstet ihr denn so viel nicht, daß, welcher auch gleich unter euch Beyden in solchem Zwey-Streit gefallen wäre, derselbe unsrem Keyser zum Schaden würde gefallen sein?" Gleich damit befahlen sie, ihn ins Ge-fängniß zu führen, darinn man ihn viel Monaten übel gemacerirt, bis er endlich kaum und mit großer Mühe wieder heraus gekommen, doch nicht ohn groffen Einbuß seiner Reputation. Busbequius beschließt solche Erzehlung mit diesen Klag-Worten: „Viele unter uns, die niemals einen offendlichen Feind im Felde gesehn, werden deßwegen für berühmte Männer geachtet und hoch betrachtet, weil sie wider ihren Mit-Bürger (oder Landsmann) und Schild-Genoffen bland gestanden und gefochten. Wie soll man einer solchen verkehrten Weise ab-helffen, da die Laster den Platz der Tugend einnehmen, und das, was Straffe verdient, Einem zu Ruhm und Ehren gereicht?" «) Wir überlassen aber die Duellanten ihrem Glück, ihrer Verantwortung vor Gott und einer hohen Obrigkeit, die gleichfalls alle Bluts-Tropffen, so bey sothaner Balgerey vergoffen werden, zumal die ungerochene, droben eins wird zu verrechnen haben, und treten hiemit wiederum auf unsren Richt-Steig. a) Busbequius in Bpist. 3. Das XII. (ItapttM. Bon den Schwaben und Wenden, oder Winden. Inhalt. Untersuchung, ob die Schwaben jemals auch in Hrain gewohnt. Lazii unzulänglicher Heweis. Grain ist nie con den Schwaben bcfleßen. Menden und Sctaceu fegnd ein Volch. Der Menden unterschiedliche Kamen, Ursprung dej[s Kamens Mende. Ob Menden und Mandaten einerteg Volch? Meiches manche Autho-res ohne gründliche (Brfactt widersprechen. Alle Kamen der Ost-See. Kehaup-tung, dafs Mandaten und Menden einerteg Kation. Ptolomaei fehler. Sprache der alten Menden oder Mandaten. Aller Sitz der Menden. Mann die Sprache einen Unterscheid der Kationen mache. Erdteil eines ^Vantzofen con den Erlach en der Smach-Aenderimoen. 0 dem Lazio und Megisero ! nebst etlichen andren Scribenten ^ deß nechst-verwichenenJaHr-Hun-derts unsre Feder in allenStücken zum Beyfall wäre verpflichtet, müfften wir anjetzo, da wir auf die neundte Einwohner unsres Landes Erain kommen, die Schwaben dafür erkennen. Denn Lazius schreibt, „die Earnische Fürsten, so mit Königlichem Titel geziert, wären Schwäbischer Nation gewest, und hetten von Keysers Valentiniani Zeiten an den Strich zwischen der Sau und Trav beherrschet." Unter solchen Fürsten (oder Königlichen Regenten) setzet er voran den Gabinium, welcher von ermeldtem Keyser die Landschafften Valeriae und deß mittelländischen Norici unter der Bedingung eines ge- o)Laziu» üb. 8. de Migrat. Uent. p. 199. 06 »k 33?*- in S«1* wissen Tributs erlangt habe. Dieses ver- gend an der Sau irrig vermengt hat. So mehnt er aus dem Ammiano Marcellino zu müsste auch, wie der D. Schönleben ver bescheinigen «). So man aber Marcellinum m et) nt, dieser Chunimundus nicht der Sue-selbsten drum fragte, würde er zu solcher vorum (oder Schwaben) sondern Suavo-Aussage sich nicht verstehen, als welcher J rum (oder Savorum) nemlich der Einwoh niemals den Gabinium für einen Schwa- ner Panoniae Saviae, (deß Volcks am Sau-ben ausgegeben, sondern für einen König Fluß) König seyn gewest, welches Volck der jenseit-Donauischen Quaden, auch damals aus Wandalern, Gothen und Pan-wie gemeldet, daß selbiger Gabinius die noniern vermengt gewesen. Einiger Landschaft Valeriae um jährlichen Tribut Es nennt aber Jemandes solchen Chu- ^ei'' erhalten. Dann es wird vielmehr das Wi- nimundum (oder Hunnimundum) ausdruck drige bey diesem altenScribenten sich hervor- lich einen König der Suavorum, welcher mit thun, nemlich, daß um selbige Zeit Mar- den Gothen gestritten und eingebüsst habe, cellianus, der Sohn Maximini, Oberstens Gleichwie er auch vorher unter den Gothi über die Keyserliche Leib-Hut, oder Prae- schen Königen einen Hunnimundum setzt, fecti (welches aber bey den Römischen der Königs Hermerici Sohn gewest, und Keysern viel eine höhere Kriegs-Stelle den Printzen Thorismundum gezeugt habe, war als heutigs Tags, und noch über Hingegen haben wir oben aus dem Dia- den Platz des Feldherrns), zum Hertzog cono erzehlt, daß Chunimundus i oder Hun-Valeriae ernannt worden, und Equitius nimundus) ein König der Gepiden gewest, in Jllyrien Magister armorum (Feld- der von den Langobardern überwunden Zeugmeister gewest. und getödtet. Steht also dahin, ob nicht Für den zweyten Carnischen Fürsten entweder Jornandes oder Diaconus in die selbiges Crainerischen Land-Strichs stellet ser Histori fehlen, woserrn nicht etwan stier Chunimundum dar aus der Getischen wol die Gepidae als die Sau-Pannonier Histori Jornandis. Und hierinn folget einen König gehabt, der Chunnimundus ihm sein Nachgänger Megiserns viel treu- geheiffen. Unterdessen ist gewiß, daß La-Itcher als nöthiger, und vermeynt den zins das Wort Suaviam und Suavos beym Leser zu überreden, die Schwaben het- domande mißverstanden und für Schwa ten unterm Keyser Honorio Rhaetiam ben-L and oder Schwaben ausgenommen, primam samt dem mittelländischen Norico da es doch, wie oben erwehnt, Saviam und und der Landschafft Valeriae, die sich zwi- Savos, nemlich den Pannonischen Strick schen der Donau und Trav hervorstreckte, und Einwohner am Sau-Fluß bedeutet, eingenommen, und den Chunimund zum Können demnach Lazius und Megiserus Könige gehabt, welcher mit den Gothis weder aus dem Marcellino noch domande geschlagen, b) beweisen, daß jemals Crain und Cärnd Aber sie gehen alle Beyde sehr in der ten von den Schwaben bezogen und be-Irre, wie dann Lazius dan Megiserum wohnt worden. °fft verleitet. Denn entweder ist der Ghu- Diesem nach lassen wir hiemit die nimundus aus demjenigen Suevia, besten Schwaben fahren, und räumen die Stelle Grentzen dornandes beschreibt, mit seinem der neundten Einwohner unsers Crains Heer in Dalmatien aus den Raub aus- den Wenden (oder Slaven) ein. Welche gegangen, und als dann muß desten Ge- zwar am Namen, aber nicht dem Wesen bret von der Provintz Valeria, wie auch nach unterschieden; angemerckt, diejenige, bon Kärndten und dem alten Camiolia so man Wenden vorhin geheisen, lange oder Crain gäntzlich abgesondert gewesen Zeit hernach Slaven genannt worden. Und seyn , oder er hat in Pannonia Savia sei- diese seynd nun das neundte Bolck, so neu Sitz gehabt, das ist, in dem Theil in Crain sich zu wohnen gesetzt. Wiewol Pannoniens, so am Sau-strom ligt, und ste nicht der Nation nach, sondern wegen als denn würde der Fehler beym dor- deß wiederholten Einbruchs in Crain und nande stecken, welcher vermutlich Sueviam Erneuerung ihres vorigen unter dem Na-mrt Suavia (oder mit dem Pannonischen men der Wandaler darinn gehabten Si-fcavia), das ist mit der Pannonischen Ge- tzes für die neundte zu achten seynd, sin- tema! Wandaler und Wenden einerley . 5 L L-è. ».«- *•<* à mp**«# Seiten in Cr-in C°p. 16. angelangt seynd. Crain ist nie von ben Schwaben bewohnt worden. Die neundte Einwohner in Crain. -MBenden und Slaven seynd emeriti) SeltL Unterschied -fiche Šenom frag der Wenden. Denn man hat dieser Leute Namen in unterschiedlichen Ländern und auch zu verschiedenen Zeiten der Scribenten unterschiedlich geschrieben und ausgesprochen. Denn beym Tacito und Plinio werden sie Venedi, beym Ptolomaeo Venedae benamst, welches, so man nur das letzte e heraus-nimt, Wenäi oder ffendae ist. Jornandes heifst sie bald Venetos bald Winidas, Hel-moldus bißweilen Winilos, bißweilen Wi-nulos, Nubiensis Windelos. Endlich ist solcher Nam gäntzlich verändert, also daß man jj sie Slavos geheissen. Welcher Nam auch noch heut im Gebrauch, wiewol man für Slaven Sclavonier spricht. Der vorige ist doch auch nicht ohne Hinterlassung einiger Überbleibsel ausgestorben, sintemal noch heut in gewissen Nider-Teutschen Ländern einige, wiewol geringe Nachkommenschafft der alten Wenden bey eben diesem Namen bekandt, und auch noch unterschiedlichen, so Ländern als Städten, das Denckmal desselben anklebt. Denn die Windische Marck ist soviel gesagt, als die Wendische Marck, und daß in Jütland sowol als jj anderswo noch einige Oerter nach den Wenden heissen, haben wir vorhin, da von den Wandalen gehandelt ward, be-glaubt. Warum dieses Bolck die Wenden genannt worden, wird nicht gleichstimmig von den Geschichtschreibern erachtet. Denn Etliche meynen, das Wort Wenden sey daher entsprungen, weil die Sclavonische Völcker beydes an Gemüt und auch sonst äußerlich sehr wandelbar und unbeständig gewest, in ihren Entschließungen gar leicht umgesattelt, und sich von einem zum Andren bald gewendet. Ich besorge aber, wann es bey dieser Ursach stehen und bewenden sollte, würde man vielen andren Völckern mehr ihren Wanckel-Wend- und Wandel- -Mut mit einem solchen National-Namen haben mercken und aufrücken müssen. In der Preußischen Ordens-Chronic «- wird dafür gehalten , dieser Nam komme her von dem Liessländischen Meister Vinnone, der das Städtlein Windau erbaut, und nach sich benamst habe. Welches noch viel schwerer zu glauben ; sintemal der Wenden Nam viel älter als selbiger Liessländischer Vinno, und allbereit zu Taciti Zet-Wà und ten im Ruff gewesen. Denn was unsre Wandaler Deutsche Wenden ausgesprochen, hat der Römer nach seiner Red-Art gesetzt, und Venedi oder Venedae geschrieben, als gleichsam Wendi oder Wendae. Unsre Meynung betreffend vermuten wir, die Wenden haben ihren Namen sowol als die Wandaler von dem Wort Vand, und bedeute das Wort Wenden soviel als die Wasser-Völcker, weil nem-lich die älteste Wenden an der See gewohnt. Wie oben in dem Capittel von den Wandalern gemeldet worden. Hie müssen wir nun uns unsersVerspre-chens, so in jetzt bemeldtem Capittel geschehen, entbinden, und ein wenig betrachten, ob die Winden (oder Wenden) eben dasselbige Bolck, so man auch Wandalen genannt? Der Polnische Bischofs und gelehrte Historicus Cromerus giebt sie aus für unterschiedene Völcker, b) der grundgelehrte Velserus thut desgleichen, c) wie nicht weniger Beatus Rhenanus d) Phillipus Melanchthon e> und noch andre mehr./) Cluverius kämpfst dafür mit allem Ernst, und streicht seinem Fürgeben einen glän-tzenden Verniß an aus dem Tacito, Strabone, Paulo Diacono, Procopio und Tornande. Aber es ist nur ein Schein und Glantz, darunter der Ungrund bald hervor blickt, so man ihn mit rechter Untersuchung ein wenig reibt und ernstlich an-greifft. Denn unter allen denen Alten, die er zu Zeugen geraffen, ist keiner, der die Wenden von den Wandalen der Nation nach unterscheide, ob sie gleich zu verstehen geben, daß eben dasselbige Vaterland von den Wenden eingenommen sey, welches zuvor die Wandalen besessen. Ja man wird bey den alten Scribenten kaum einen rechten Unterscheid zwischen den Wandalen Ursprung deß Stamene Wende. einerlei, Bolck? b) Cromerus Chron. Polon. lib. I. c< 5. 6. 7. 8. 9. 10. c) Lib. 3. Rer. Boicar. p. 138. et) Rhenan. de Reb. German, sub. finem lib. I. Et lib. 2. c. 93. e) Melanchthon Commentar, in Taciti Germ. pag. 15, & in Chron. Carion. lib. I. p. 53. & lib. 3. p. 245. f Nemlich Peucerus in Continuat. Chronici Oarionis 1. 4. p. 2. 22. 28. Spangenberg in Chron. Querfurt. 1. I. c. 14. Martin. Crusius in Annal. Suev. part. I. lib. I. c. 1. & lib. 10. c. 9. David Chy-traeus in Vandal, p. I, 2. Andreas Althamerus Comment. in Germaniam Taciti p. 103. seq. Bili-bald. Pirckheymerus Comment. in Tacit. p. 94. Mart. Boregk in Descript. Bohemiae p. 3. Petr. Ubinus in Chronico Misniensi Tit. 4. p. 53. Hugo Grotius Prolegomen in Histor. Goth. p. 26. Job. Micraelins Syntagm. Historiar. Mundi lib. Sect. 2. Et passim lib. 2. Pomeraniae. Herrn. Conring, de Pinibus Imp. German. 1. I. c. 2. & 16, Reiner, iteinecc. Prooem. in Helmoldum nec non in Appendice prima. Was für Authore» solche« verneinen. Aber c>W rechten (Sruab. und Wenden verspiihren; dem ob sie schon bald die Wandaler bald die Wenden nennen, schreiben sie ihnen doch keinen unterschiedenen Sitz zu. Aus dem Tacito kann man gewißlich nicht recht erkennen, ob er sie für zweyer-ley Völker gehalten, und kann ein so geringer Unterscheid, als wie in diesen bey-denNamenWandalen und Wenden begriffen ist, nicht gleich einen rechten Unterscheid der Nation machen; ange-merckt, eben dieselbige, welche Tacitus im Eingänge seines Buchs von Deutschland Wandalos heisst, bey andren Scribenten auch Vindeli und Vindili genannt werden. Am Ende gemeldten Buchs nennt Tacitus die Venedos, dafür er hat schreiben wollen oder sollen die Vendos, nach Lateinischer Schreib-Manier, die unser Deutsches doppeltes U. nemlich das W. mit einem einfachen, das ist, mit dem V. gesetzt. Daß er aber Venedi für Vendi geschrieben, ist aus einem Irrthum seines Gehörs, oder aus der Ober - Pannonier (nemlich der Nider-Oesterreicher) wie auch der Bqjorum oder Bayern corrupten Aussprache deß Worts Wenden entstanden. Denn die Oesterreicher haben sowol als die Bayern dieses Namens Wenden erstes Wort-Glied Wen gar hoch und lang gezogen, wie sie es noch mit vielen andren Wörtern machen, und ein subtil- und schnellgesprochenes e hernach dazu gesetzt, also, daß sie die Weneden für Wenden gesagt; gleichwie noch heutiges Tags nach ihrer Mund-Art für Recht Reecht, und für ; Nein, Nä-ein heraus kommt. Solche Aussprache der Bojorum und Pannonier hat die Römische Scribenten damals verführt, daß sie ihrem Gehör gefolgt, und Venedi geschrieben. Eben daher ist es auch vielleicht gekommen, daß, weil etliche Hoch-Teuschen, zumal die Schwaben wie auch theils Fran-cken und Schlesier das letzte n in vielen Wörtern nicht mit aussprechen, als in geben, leben, haben rc. Ptolomaeus Ve-nedae, und nicht wie Tacitus Venedi geschrieben. Denn Tacitus hat nach der Lateinischen Manier seine Feder geführt, und Venedi geschrieben; weil im Lateinischen kein Völcker-Nam leichtlich auf ein eit, wie der Nam Wenden oder Vene-d e n, welchen er so gehört hatte, ausgehet. Weil aber dem Ptolomaeo, welcher noch jünger als Tacitus, der Nam Wenden vermutlich nach Schwäbischer Aussprach zu Ohren gekommen, darin das letzte n ausgeblieben, und Wenede für Weneden gesprochen worden, hat er solchen Laut, weil er der Lateinischen Termination (oder Wort-Endigung) nicht zuwidern, behalten, und Venedae geschrieben, in Betrachtung, daß manche Völcker und Städte im Latein sich mit dem Doppel-Lauter (oder Diphthonge) se schliessen, als Sarmatae, Thebae, Athenae, Galatae Le. denn ob er gleich !! in Griechisch seine Schrifft verfafft hat, hindert solches doch daran nichts; weil die Griechen eben sowol den Namen der Vielheit in etlichen Declinationen mit dem Doppel-Lauter «- endigen. Mercklich aber ist dieses, daß Ptolomaeus nirgends die Vandalos nennet, sondern nur die Venedas, und diese zwar mehr als einmal, doch allezeit sie an den Sinum Codanum legt; welchen sonst die Alten auch Mare Suevicum, das Schwäbische Meer nennen, weil bey theils Alten das Schwaben-Land gar weitläuffig ge-I nommen, und auch das Land an der Ost-See mit darunter begriffen worden. Etliche nanntens auch Venedicum Sinum, das ist, den Wendischen Meer-Busem; gleichwie eben auch Ptolomaeus es also heisst. Heut heifft es wie bekandt Mare Balthicum, das Balther Meer, wiewol insgemein und am gewöhnlichsten die Ost-See. Nun ist aber gewiß, daß vor Alters auch die Wandaler, unferrn von der Ost-See ihren Sitz gehabt; wodurch die Gewißheit vermehrt wird, daß beyde Namen in der Wurtzel oder im Grunde eins, und einerley Nation zuständig. Das Scheinbarste, so Cluverius dawider vorbringt, ist dieses, daß Ptolomaeus die Wenden zu den Sarmatis gerechnet; (daran Tacitus gleichwol zweifelt) hingegen sey bekandt, daß die Wandalen ein Deutsches Volck gewesen, so hetten auch die Wandaler Deutsch, die Wenden aber eine gantz andre Sprache, nemlich die Scla-vonische geredt. Allein die Ursachen deß Gegensatzes seynd wigtiger. Denn so mans will auf Authoritet und Zeugnissen setzen; lässt sich aus solchen Geschichtschreibern, denen Hierinn mehr zu gläuben bewähren, daß Wenden und Wandaler einerley Volck seyen. Helmoldus, ein alter Author, und geborner Slav (oder Wend) schreibt im andren Capittel seiner Sclavonischen Chro- Älte Ramm der Ost-J«. Behauptung daß Wanda-ler trab Shnbctt Einerley. nie: „Wo Polen sich endigt, da kommt man zu der gar weit-reichenden Provinz derer Slaven, welche vor Alters Wandali genannt worden, nun aber Winithi oder Winuli heifsen. Darunter seynd die Pommern die ersten. Diesen vermeynt zwar Bangertus zu corrigiren und spricht: Nachdem die Wandali den Land-Strich an der Ost-See verlassen, hetten die benachbarte Sarmatae, und zwar besage Ptolomaei b) der grösseste Theil derselben, nemlich die Venedi, aus Lieffland, Rußland und andren anligen-den Ländern sich begierlich in ihren Platz begeben, selbige gantze Gegend deß Baltischen Meers von der Weixel biß an den Elb-Strom angefüllt, und sich mit denen noch Hinterbliebenen Wandalis dergestalt vermengt , daß ein Volck gar leicht sowol mit der Kleider-Tracht als Lebens-Weise, dem andren gleich worden; und weil sie den Sitz der Wandaler eingenommen, wäre auch ihr Nam Venedi in den Namen der Wandaler verändert; so bezeuge gleichfalls mehrgemeldter Ptolomseus, daß diese Venedi allbereit bet) seiner Leb-Zeit (ungefähr nemlich ums Jahr Christi 170 den gantzett Sinum Venedicum (oder Bal-ther-See-Strand) bezogen und nach ihrem Namen genannt. Er, der Bangertus, bestraft folgends solche seine Anmerckung mit einer grosien Menge von Lichtern der Gelehrtheit, mit sehr vielen ansehnlichen Historicis, sag ich. Allein Multitudo errantium non patrocinari errori, heisst es. „Die Vielheit der Irrenden kann dem Jrrthum nicht überhelffen." Dann Ihrer Viele können leicht durch etliche Wenige verleitet werden. Ein einiger fehlender Wegweiser kann gantze Geschwader den Unrechten Weg führen. Wir wollen mit unsren wenigen Zeugen allhie hoffendlich besser bestehn. Unter denen ist auch Albertus Cranzius, welcher sich gleichfalls für einen Wandaler ausgiebt, und ausdrücklich schreibt: „Wir würden heut gar nicht wisien, was die Wandaler vormals für ein Volck gewesen, wann nicht die Sächsische Land- und Mutter-Sprache diesen Namen gefristet hette, also, daß nun die jenige Wenden genannt werden, welche man ehedessen, mit einem gebrochenem Wort Wandalen geheissen." <0 а) neinioldus lib. 1. Chron. Siavorum c. 2. б) lib. 3. c. 5. c) Cranz. Prafat. in Wandaliam. Ich halte dafür, man habe vor Alters diesen Namen von Anfänge und am allerersten ausgesprochen Wand und Wanden (von der Wasser-Gegend ihres ersten Sitzes), nachmals, wie solche Wanden höher hinauf in Ober-Deutschland und gegen Pannonien geruckt, sey in selbigen Öber-Ländern der Nam gebrochener Weise (und diminutive) ausgesprochen, und für Vand, Wandle oder Mandale gesagt, wie man einen Schwaben psiegt Schwäble zu heisien. Oder es kann solche gebrochene Aussprache auch wol aus den Nordländern mit der Zeit' entstanden seyn. Unterdessen haben die an der Ost-See zurückgebliebene den Namen Vand oder Wand und Wanden behalten, biß sie endlich das a in ein e gewandelt, und dafür Wend und Wenden gesprochen; unter welchem Namen sie ihren Vorfahren, nach dem sie daheim an der Ost-See sich wiederum starck gemehrt, nach langer Zeit hinauf ins Reich gefolgt, daselst aber, wie vorhin erwehnt ist, solcher Nam also unter den Hoch-Deutschen abermal verändert worden, daß diese für Wenden gesprochen Weneden und Winden, imgleichen Windle, Winulse, daraus beh den Römern Vinuli geworden. Eben sowol erstarcket dieses durch die Feder Adami Bremensis, eines alten Scri-bentens, welcher ums Jahr Christi 1070 geflorirt; denn sie schreibt,Sclavonien werde von den Viuulis bewohnt, die man vormals Wandalos habe benamst, d) Ein Crainerischer Author, Namens Adam Bohoritsch, der im vorigem Seculo gelebt, und in Sachsen geschrieben, darff sagen, „soviel Ihrer bißhero Historien geschrieben, und darin sowol dem Herkommen, als den Sitten der Völcker nachge-forschet, die sehen Alle hierinn einig, daß Heneti, Veneti, (Venedi vielmehr) Windi, Wandali und Slavi einerley Volck und einerlei) Ursprungs. 0 Dieser Meynung fällt auch D. Schönleben zu, und vertheidigt sie mit sehr guten Gründen. Also haben wir wider die vom Cluverio angebrachte alte Zeugen, derer doch keiner ihm ausdrücklich zum Bortheil geschrieben, und auch wider die von uns benamte neuere, etliche Gegen-Zeugen hiemit vernommen, beh denen hierinn eine d) Adam. Bremensis. lib. 2. e. 10. e) Adam. Boritsoh. Arct. Horula. praefat. citante Schönlebio p. 201. Apparatus. mehrere Gewißheit und nähere Wisten-schafft zu vermuten ist. Der einige Ptolomaeus kann uns in dieser Materi kein Scheid - Urtheil vorschreiben, sintemal die Alten von diesen Völckern keine allerdings unfehlbare Nachricht, sondern mehrentheils das Gerücht oder nur den mündlichen Bericht der Römischen Feld-Obersten zur Unterweisung empfangen, bevorab Ptolomaeus, welcher seinen Ungrund unter andren auch hiermit zu mercken giebt, daß er nicht nur diese Venedas oder Wenden, sondern auch die Bastarnas, die Peucinos, Carpos, Burgundiones und Guthones, so lauter Deutsche Völcker gewesen, zu den,| Sarmatis gezehlt wie Cluverius Selber solchen Jrrthum an ihm erkennet, und auch Strabo bezeugt, daß allerdings die Bastarnae Deutscher Nation und Herkommens gewest. Aber hievon bald hernach ein Mehrers. Der Beweis, welchen man von der Zunge entleihet, als ob dieselbe bey den jj Wenden nicht wie bey den Wandalern Deutsch, sondern Sarmatisch gewesen, wird gleichfalls, so man ihn recht untersucht, anders heraus kommen. Man gesteht, daß die Wendisch- oder Windische Sprache mit der Deutschen nicht übereinstimme; unterdessen lässt sich gleichwol noch fragen, ob sie nicht vor Alters, da! die Wenden annoch bey der Ost-See still sasien, Deutsch gelautet? Angemerkt, nach Ihrem Auszuge von dannen sich allererst Ihre Sprache verartet und verstimmet haben dörffte. Demnechst so muß auch noch erst er- i wiesen werden, daß die Wandaler nicht eben sowol vielmehrSclavonisch als Deutsch geredt, womit Cluverius nicht kann auf-kommen. Das Widrige findt man beym Lazio, a) So schreibt ja auch Crantzius den Wandalern die Sclavonische Sprache zu, indem er sagt, die Sprache so den Russen, einem grossen Volck, imgleichen den Polen, Böhmen, Dalmatinern, Hister-retchern und auch seinen Wandalern gemein, sey im Grunde einig, wiewol unter einiger Verändrung und Variation. Sudem sieht es noch dahin, ob nicht auch die Deutschen und Sarmatae eincrley Herkommens seyn. Cluverius rechnet dem uralten Deutschlands auch die Polen und Russen zu. Gewiß ists, daß alle Nord- Völcker anfangs von den Alten Scythae benamset und nachmals erst in Germanier und Sarmatas unterschieden worden, wie solches Plinius bezeugt. Gestanden aber, daß diese beyde Haupt-Völcker ungleiches Ursprungs, so wird man doch die Winden damit noch nicht fort dem Sarma-tischen Stamm als Zweige einpfropffen können, ob man gleich in der Sprache einige Gleichheit zwischen den Sarmatischen und Sclavonischen Völckern nicht leugnet. Sollte es nach der Einbildung des gemeinen Manns gehen, so müsten freylich die Wenden von den Sarmatis darum entsprossen seyn, weil beyde Völcker einerlei) Sprache führen. Denn die Wendische Sprache wird schon von vielen Jahren her in Polen, Rußland und Moscau gebraucht, wiewol mit mercklichem Unterscheide. Aber vors Erste zweifelt man billig, ob solche Sclavonische Rede der jenigen ältesten Wenden, die an der Ost-See gewohnt, natürliche Mutter-Sprache gewest, und nicht vielmehr von den benachbarten Sarmatiern, und nach und nach bei den Wenden eingeschlichen, auch der-masien eingerisien, daß drüber ihre recht-natürliche und angeborne in Abgang gekommen. Allein die Alten haben bey Unterscheidung der Völcker nicht bloß allein auf den Unterscheid der Sprache gesehn, sondern zuförderst und fürnemlich auf das Vaterland oder Heimat und aus die Lands-Gegend. Und zwar billig. Denn sonst müssten die Moscoviter, Neusten, Polen und Böhmen alle einerley Volck seyn, weil ihnen allen die Sclavonische Sprache gemein. Dänen und Schweden müssten heut eine Nation nur seyn, weil sie einander wol verstehen und nur meistens in der Aussprache sich scheiden. Biel Morgen-Länder würde man für einerley Nation müsten halten, weil darinn die Arabische Sprache nebst einer besondren Land-Sprache regiert. Und wann Cluverius es dem Tacito nicht verspricht, sondern gut steifst und bekrüfftigt, daß er die Esten zu den Germaniern gesetzt, ohnangesehn derselben Sprache der Britannischen viel näher gekommen als der Deutschen, warum sollte denn die Sprache den alten Wenden dieses absprechen, daß sie Deutsche seyen? Jener Knecht deß Hohen-Priesters zwar sprach zum H. Petro: „Du bist ein Ga-lilaeer, denn deine Sprache verräht dich;" Mer Sitz d«r Wenden. aber das betraff allein den Dialectum, oder die sonderbare Mund- oder Red-Art oder Aussprache dieser oder jener Landschafft, bei welcher man gemeinlich erkennt, was Einer für ein Landsmann sey und taffen sich gantze Nationen, zumal dem Herkommen nach, damit nicht eben also auch stets unterscheiden; in Betrachtung, daß eine gantze Nation mit der Zeit eine gantz andre Sprache annehmen und brauchen kann, weder diejenige ist, darinn ihre Vorfahren geborn. Sollte im Elsaß die Frantzösische Sprache, wie verlauten will, eingeführt werden, sowol als die Kleider-Tracht, und die Teutsche sich darüber verlieren, würde man doch über etliche hundert Jahre nicht leugnen können, daß die jetzige Elsaffer sammt ihren Kindern und Kinds-Kindern Deutsches Geblüts und erkommens gewesen, auch annoch würcklich eutsche sehen, wann gleich die Teutsche Sprache nach etlichen Jahren gantz abkäme, oder gar verboten würde. Wanns aber auf die Frage ankommt, aus was für einem Lande oder Heimath die Wenden hervorgegangen, so müssen sie ungezweifelt den Deutschen beygerechnet werden, nemlich denen, die von dem Schwäbischen Meer, das ist von der Ost-See nicht weit gesessen, an dem nördlichen Theil von Deutschland. Denn die Wenden haben ihren alten Sitz gehabt an der mittägigen Seiten deß Maris Suevici oder der Ost-See, benachbart von den Rü-gianern, Herulern, Gothen, Esten, Peu-cinern und Finnen, welche letzte noch viel tieffer nach dem Norden gelegen als die Wenden, derwegen müffen die Wenden nothwendig zu Deutschland gehört haben, welches auch Tacitus an die Hand gibt; wann er anfangs zwar in Zweifel setzt, ob man die Nationen der Peucino-rum, Venedorum und Fennorum solle zu den Deutschen oder zu den Sarmaten schreiben, endlich doch aber schliefst, man müsste die Venedos vielmehr unter die Teutsche setzen, weil sie Häuser kneten, Schilde führten und sich im schnellen Lausten wie die Deutschen übten, welches der Sarmatischen Lebens-Art gantz entgegen, als die gewohnt wären, auf einem Wagen und Pferde zu wohnen, a) Weil nun Cluverius auch die übrige allererst genannte Völcker, an denen Tacitus zweifelt, ob er sie für Teutsche oder Sarmater ausgeben solle, nemlich die iEstios, Peucinos oder Bastamos und Finnos, ungezweifelt für Teutsche achtet, hat er noch vielmehr Ursach, auch die Venedos dafür zu halten; bevorab, weil er die Bastarnas biß an das heutige Reuß-land und Podolien hinaus gestreckt, wovon doch die Ost-See und der Meer-Strand, allwo jetzo die Preuffen und Lifländer wohnhafft, noch ziemlich weit entfernet liegt. Weil dann hierus erscheinet, daß sowol die Wenden als Wandalen Deutsche gewesen, fällt dem Gegentheil hiemit auch seine zweyte Grund-Seulezu Bodem. Daß die Wenden, nach dem Ausgange der Wanktet sollten sich in derselben Stelle und verlassene Wohn-Plätze, nemlich in das alte Wandalien eingesetzt haben, ist ein Vorwand, so auf bloffer Vermuthung beruhet und aus keinem alten Scribenten versichert werden mag, als welche, wie gesagt, die Wandalen und Wenden für einerlei; Volck erkennt haben. Welchen auch Jemandes nicht zu widern sein kann, weil er die Nation der Wini-darum (oder Wenden) für eine gewaltig-volckreiche Nation ausgiebt, so sich von dem Ursprünge der Weichsel nach dem Norden hin gar weit ausgebreitet habe. Nachdem die Wanktet weggezogen, ist dennoch gleichwol das Land mit anderen Wandalern oder Wenden noch zur Genüge besetzt verblieben und die grosse überflüssige Menge deß Volcks eine Mit-Ur-sach gewest, daß die Wanktet sich nach fernen Ländern umgesehen. Wietool dennoch nicht unvermutlich fällt, daß nach dem Auszuge solches Wandalischen Volcks, eine Anzahl aus der Nachbarschafft mit Willen der Hinterbliebenen übrigen Wandalern zu diesen hingegen eingerückt sey. Dieses kann also an der andren Seiten geantwortet werden, von denen, welche die Wanktet von den Wenden im Ge-schlechte nicht absondern. Unsre rechte und rechteigendliche Mey-nung aber hievon beantragen, so sehest nets, man müsse diesem Satze daß die Ungleichheit der Sprache kein Anzeigen unterschiedener Völcker gebe, einen Absatz gestatten. Denn wann mancherley Sprachen in einem Lande gleich im Schwange gehen, hat man zwar daran nicht gleich ein gewisses Kenn-Zeichen deß Unterscheid in der Nation, angemerckt sonst in un 83mm dir ® frodi t rinen «nttrfdjnb Nationen »ache. srem Lande Crain mancherley Nationen seyn müssten, weil darin mehr als eine Sprache geredt wird; aber nichts desto-weniger giebt die Sprache einen starcken Beweis, daß dasjenige Bolck, welches in einem Reich unter andren Völckern wohnt, die eine gantz andre Sprache reden, von solchen Völckern urspringlich nicht Herkommen müsse, wann es nebst der allgemeinen Sprache deß Reichs seine besondre Mutter-Sprache redet, die von den übrigen andren Einwohnern selbiges Reichs weder geredet noch verstanden wird, hingegen aber ausserhalb solchem Reiche in manchen andren fernen Ländern gebräuchlich und gleichfalls die Mutter-Sprache ist. Denn daraus entsteht ein unverwerffliches Zeugniß, daß entweder ein solches Volck müsse aus andren Ländern hereingekommen, oder auch von andren fremden Völckern überwältiget, und zu Annehmung ihrer Sprache gezwungen sepn. Weil nun die Wenden noch heutiges Tages, nemlich die, so an-noch im Hertzogthum Mechlenburg, Lüneburg, in der Marck wie auch in Sachsen übrig seyu, und zerstreut wohnen, «ebenst der Teutschen Sprache, die aber gebrochen von ihnen geredet wird, auch annoch ihre alte Mutter-Sprache nemlich die Scla-vonische reden, welche von andren neben ihnen wohnenden Leuten in Deutschland nicht verstanden wird fliefst daraus die vernünfftige Mutmassung, daß sie von einem ausländischem Bolck müssen herstammen, ob sie gleich hernach unter die Teutsche vom Tacito und Andren gerechnet worden. Daher ich lieber vielen stattlichen Scribenten dißfalls mit einhalten und soviel zugeben wollte, daß die Wenden sowol als auch die Wandaler ihren ersten Ursprung von den Sarmatis genommen, nachdem sie sich aber an der Ost-See nidergelassen, und daselbst gewaltig-weit ausgebreitet, nach einigen hundert Jahren nicht allein die Lebens-Art der Teutschen, sondern auch den Ruff samt dem Recht, für Teutsche geachtet und erkannt zu werden, gewonnen. Allein damit befinde ich mich noch un-genöthigt zu gestehen, daß die Wandalen und Wenden sollten unterschiedliche Polster seyn. Denn ich gläube gäntzlich, daß die Wandaler eben die jenige Sprache anfänglich geredt, so die Wenden gehabt, nemlich die Sclavonische. Oder woferrn je die Wandaler nicht sollten Sclavonisch Balv. Y. Buch. (dazu Crantzius gleichwol anders sagt) sondern Deutsch geredt haben , so müssten ihre an der Ost-See Hinterbliebene Nachfahren hernach von den eingebrochenen Sarmatis überzogen, und zu derselben Sprache gewöhnt seyn. Wann aber gleich der Wandaler und Wenden, welche ich einen Weg wie den andren nur für eine Nation beständig halte, erste Stamm-Wurtzel in den Sarmatischen Wäldern und Wildnissen stecken sollte, könnte man sie darum von den Teutschen nicht aussondren, weil sie nach der Zeit unter den Teutschen beharrlich gelebt, und sich dem Geblüt nach mit ihnen vermengt, solchem nach damals, als Tacitus ihrer gedacht, allbereit längst Teutsche gewest. Denn daß ChMseus schreibt, nachdem die Teutsche Völcker (wodurch er die Wandalen versteht) nach dem Jahr Christi 400 in andre Länder gereiset, um neue Sitze zu suchen, wären die Wendische und Sar-matische Völcker (wie er sie nennet) mit grossem Haussen über die Weirel und Oder gezogen, und hetten den gantzen Strich Deutschlands gegen der Sonnen Aufgange von der Donau biß an die Elb-Brunnen, und von dannen nach der Länge der Elbe biß an Cimbricam Chersonesum (nemlich an Jütland) und biß an die Ost-See erfüllet, muß schon lange vorher geschehen seyn, und die Wandalen den Anfang damit gemacht haben. Welche gleich wol eine gute Zeit vorher schon an der Ost-See gewohnt, bevor sie hinaus gegen Orient gezogen und nicht allererst von der Donau sich biß gegen Jütland hinab an !j die Ost-See ergossen, und seynd solche Wendische Völcker schon lange vorher von den Römischen Scribenten den Teutschen beygeschrieben, ehe dann sie gegen Orient, geruckt. Verstehet er es aber von dem zwey-ten Auszuge der Wenden gegen Orient, die er für Sarmatische Völcker achtet, so kommt er mit denselben noch etwas zu frühe, wie hingegen ihr erster Auszug unter dem Namen der Wandaler allbereit vor dem vierhundertsten Jahr Christi ge-schehn ist. Gefällt aber Jemanden die vorige Mey-nung besser, daß die Wenden allgemählich erst ihre Zunge an die benachbarte Sarmatische gewöhnt, nachdem sie zuvor pur Deutsch geredt, wollen wir uns solches Beduncken auch so gar eben nicht misi fallen lassen, denn es könnte ja endlich 25 auch noch tool seyn, daß sie zu- und vor Taciti Leibzeiten Deutsche von Geburt und Sprache gewesen, hernach aber, nemlich nach dem ersten Ausgange ihrer Borfahren, der Wandaler, einen häuffigen Zulaufs von Preussen, Reussen, Rüsten, Lithauern und Polen bekommen. Derer Sprache, nemlich die Sarmatische sie nach und nach angenommen und daraus vielleicht allererst die dritte, nemlich die Sclavonische so von ihnen, als den Slavis, ihren Namen hat, geformirt, indem sie zu der Sarmatischen ihren besondren Dialectum oder Red-Art gefügt. Gewißlich woferrn es unserm ersten Be-duncken nach etwan nicht sollte ergangen seyn, nemlich, daß die Wenden (oder Wandalen) in den urältesten Zeiten vielleicht in Sarmatien gelebt, hernach aber, tote» tool doch noch ziemlich lange vor Taciti Zeiten, hinab an die Weichsel, Oderund Ost-See geruckt, und daselbst sich unter die Deutschen dergestalt gemengt, daß sie zwar für Deutsche endlich mit gerechnet, dennoch aber ihrer ersten Sarmatischen Mutter-Sprache nicht verlustig worden, sondern dieselbe in steter Übung behalten, auch bey ihrem ersten Auszuge wider die Römer unter dem Namen der Wandaler nemlich mit sich genommen, und in die neubezogene Länder ausgepflantzt; so müsste es gleichwol also, wie jetzo zu letzt er» wehnt worden, sich gefügt haben, nemlich daß nach dem Auszuge der Wandaler, als der Wenden Vorfahren von dem Weixel-oder Oder-Strom und von der Ost-See gegen Morgen die Hinterbliebene Wandaler viel Sarmatisches Volck an sich gezogen, auch in Sarmatien starck hinein gehandelt, und dadurch endlich eine dritte Sprache, so aus der äteren Teutsch-Wan-dalisch- und Sarmatischen gemengt, doch grösseren Theils Sarmatisch gelautet unter sich erzeugt haben, verstehe die Sclavonische. Die hernach auch, da sie zum andren Mal von der Ost - See gegen Orient gemarschirt, von ihnen in die Win» dische Marti und derer Gegend mag eingeführt worden seyn; welches uns dann so ungereimt nicht fürkommen kann, wenn wir ermessen, daß die Sclavonische Sprache diesen ihren Namen nothwendig von den Slavis haben muß, die Wenden aber allererst ums Jahr Christi fünff hundert, wie man dafür hält, den Namen der Slaven gewonnen; daher zu folgen scheint, daß sie selbst die Sclavonische Sprache unter sich nicht lange vorher erst ausgeheckt als eine solche, die zwar im Grunde oder in der Wurtzel Sarmatisch, doch aber nach einem sonderbarem Wendischem oder Sclavischem Dialecto (Aussprache und Red-Art) reformirt gewest. Hiemit verfallen wir doch annoch nicht in die Meynung Cluverii, als ob die Wenden von den Wandalern ein abgesondertes Volti, nemlich ein lauter Sarmatisches gewest, und nach dem Auszuge der Wandaler, das leere Vaterland derselben eingenommen, hernach auch eben sowol, als wie ihre Vorgänger die Wandaler grössern Theils sich nach dem Orient begeben, und daselbst ihren Namen samt der Slavonischen Sprache ausgebreitet hetten. Sondern wir bleiben an dem vorigen Satz beständig, daß die Wandalen und Wenden und Slaven einerley Volti aus einer National-Wurtzel entsprosten, und nach dem Auszuge der Wandalen die Wenden zwar den zweyten Zug unter ihrem Namen gethan, aber vorher mit einer groffen Menge Sarmatier, welche sich unter ihnen zu wohnen mit ihnen in einen Reichs-Körper begeben, vermengt worden, und endlich mit einem so gemengtem Haussen ins Römische eingebrochen, durch welche Mixtur oder Vermengung die Sclavonische Sprache vielleicht aufgekommen seyn möge; woferrn anderst nicht unsre erste Mutmassung Platz findet, daß nemlich ihre Ureltern Sarmatae vielleicht gewesen, sie aber nach derselben Verruckung an die Ost-See in Deutsche sich verartet, doch die uralte Sarmatische Sprache meistenteils unter sich gefristet, und solche Sprach auch die Wandaler eben sowol geredt hetten. Denn die Vermengung der Einwohner eines Landes und auch derer Kriegsheeren, so in unterschiedlichen Völtiern bestehen, kann, imsiill es lange währet, leichtlich den Sprachen eine mertiliche Aendrung schaffen. Welche auch wol ohne dem nach langen Jahren von der Zeit selbsten eine Aendrung erleiden. Wie man an unsrer Deutschen Sprache solches erkennen kann, die seit tausend Jahren hero sich dermas-sen vergestaltet und ungeformet, daß man von der damaligen heut gar wenig mehr verstehet. Ein alter ^rantzöfifcher Author, der zu König Heinrichs deß Dritten Zeit ein ***) ten Nach der Sfrachätib«, ttognt. Buch von dem Wechsel aller Sachen auf Erden geschrieben, hat nicht übel auch von den Sprachen also geurtheilet: C’est peine de peché d’en avoir tant, qui changeut sans cesse, à l’appetit du vulgaire for-geant toujours mots nouveaux, par la naissange desquels il est necessaire, que les precedens perissent. Ny plus ny moins, que les saisons de 1’annees despouillent la terre de fleurs & de iruicts, puis de nouveau la revestent d’autres : Semblablement le temps laici decheoir, les parolles, & l’usage en faict de nouveau recroistre d’autres & leur donne grace, jusques à ce qu’estans consommees peu à peu par vieillesse, elle s viennent aussi à mourir : par ce qu’ à la fin & nous & toutes nos cho-ses sont mortelles. Telle mutation & varieté procede ordinairement de la meslange de diverses nations, & des grandes foires & armees : où se trou-vent gens de diverses langues, lesquels s’ assemblans & communicans en semble forgent perpetuellement mots nouveaux. durans ou faillans selon qu’ils sont par la constarne receux, du reprouvez. a) In unsrem Deutschen hat es diesen Verstand: Es ist eine Straffe der Sünden, daß es so vielerlei) Sprachen setzt, die sich immerzu wieder verändern nach dem Munde und Belieben deß gemeinen Volcks; indem man allezeit neue Wörter schmiedet, deren Geburt die vorigen begräbt. Wie die Erde von den Jahr-Zeiten der Blumen und Früchte beraubt, hernach aber wiedrum mit frischen bekleidet und geschmückt wird; also macht gleichfalls die Zeit die Reden und Wörter hinfällig, hingegen lässt der Gebrauch andre an die Stelle wachsen, giebt ihnen Annehmlichkeit und Gunst, biß sie allgemach sich derjähren und verzehren, eralten und ersterben; inmassen endlich doch sowol alle unsre Sachen als wie wir Selbst von der Sterblichkeit übernommen werden. Solche Verändrung und Unbestand entsteht gemeinlich aus Vermengung unterschiedlicher Nationen, wie auch durch grosse dolckreiche Jahrmärckte und Kriegsheere, ms wobey sich Völcker von unterschiedli- a) Loys le Roy de la Vicissitude ou Varieté des cuoses en VUmvers, liv. 2. f. 16. chen Sprachen finden, welche bey ihrer Versammlung, Zusammenkunfft und Gemeinschafft untereinander stets neue Wörter ersinnen, welche bestehen oder vergehen, nachdem sie von der Gewonheit werden angenommen oder verworffen. Es mögen dann nun endlich die Wenden zu der Selavonischen Sprache gelangt seyn, wie sie wollen, so wird man uns dennoch mit ihrer Zungen (oder Sprache, nicht überreden, daß sie vielmehr ein Sar-matisch, weder Deutsches Bolck, und noch vielweniger, daß sie der hinweggezogenen Wandalen Länder wieder besetzt hetten, als ein gantz andres fremdes Volck. Sondern sie seynd entweder vor Christi Geburt aus Sarmatia an die Weixel, Oder und Ost-See gezogen, nach langer Ein-wurtzelung aber und Fortstammung doch ohne Verlust ihrer Mutter-Sprache in ein Deutsches Bolck daselbst verartet, oder auch vielleicht nicht aus Sarmatischem, sondern Deutschem Stamm anfänglich entsprossen, durch Gemeinschafft aber und Besuchung vieler, sonderlich Sarmatischer Völcker, oder durch gütliche Einnehmung derselben in Platz der ausgezogenen Wan-dalern, als ihrer Vorfahren, der Sarma-tischen Sprache theilhafft worden, welche hernach von ihnen als Sclavoniern mit der Zeit die Sclavonische genannt worden. Und diese mittlere Meynung scheint die Vermutlichste zu seyn, angesehn, sie viel besser als deß Cluvcrii seine gegründet, und dennoch ein gewisses Temperament giebt, indem sie derselben etwas giebt und nimt. Denn sie giebt oder gesteht ihm, es könne seyn, daß dieses Volcks Ursprung Sarmatisch vielleicht sey, die Fortstammung aber um bedeuteter Ursachen willen Deutsch seyn müsse. Sie nimt ihm aber dieses, daß sie damals, als sie den Römern durchs Gerücht bekandt worden, nicht sollten Deutsche, noch mit den Wandalern einerley Volck gewesen seyn. Und dieses hat der Versprechung nach zuforderst müssen erörtert werden, ehe denn wir die Wenden oder Winden bey dem Namen der Slaven und Slavonier weiter betrachten. Ob aber gleich, wie jetzt gesagt, die Wandaler und ihre Nachkommen, die Wenden, von ihrer Heimath, nemlich aus denen an der Ost-See ligenden Ländern, wie Deutsche aufgebrochen, und gegen Morgen gerückt; seynd dennoch darum nicht alle auch Deutsche geblieben, noch 25* ferner mehr überall genannt. Denn weil sie nach der Zeit durch viel Länder sich ausgetheilet und zerstreuet, hat man sie etlicher Orten, als in Polen , Liburnien und Rußland oder Moscovien, Särmsten geheissen, anderswo aber, als nemlich in Histria, Jtaliäner, wiederum andrer Gegenden, nemlich in Croatien, Dalmatien und Slavonien, Illyrier, und abermal andrer Enden, als in Steyer, Kärndten und Crain, Deutsche. Doch hat man sie endlich unter dem Namen der Slaven fast alle begriffen. Wann aber dieser letzter Nam aufgekommen, und was er bedeute, davon soll nachge-hcndes Capittel reden. Wir müssen schließlich noch die Ursach erstatten, warum die Wenden, wenn sie mit den Wandalern gleicher Nation seynd, allhie dennoch als andre und neue Einwohner deß Landes Crain archerò versetzt, und nicht eben so mehr vorhin den Wandalern beygefügt worden? Es ist darum geschehen, weil sie nicht gleich daß erste Mal, da ihre Bor-Eltern die Wan-daler das Vaterland geräumt, und mit fernen Ländern vertauschet haben, mit denselben fortgezogen, sondern allererst lange , hernach gefolgt, nachdem inzwischen allbereit die Gothen und Langobarden in Crain ihren Sitz genommen hatten. Weß-wegen sie zwar nicht wie eine andre und : neue Nation, doch aber wie andre und neue Einkömmlinge und Einnehmer deß Crain-Landes, eine neue und absonderliche Betrachtung erfordern. 3)as XIII. fapiffel. Von dm Slaven oder Slavoniern. Inhalt. IMncherleg Kamen der Mren. Mann die Menden den Minen der Mconier bekommen. Gb aus dem domande zu erweisen, dass die Menden zu seiner Zeit am ersten Maren benamst worden. Hartknochii Meynnng hieran. Spà-Zeichen defs noch höheren Alters dess Damens der Maren. Mas Ptolomaeum hörnte verführt haben, ffir Slavani zu setzen Stabani. Das Zipser-Dorsts Slawina. Ursprung und Hedeuiung dess Mntens der Sclarea, samt unterschiedlicher Authoren, und unter andren dess Procopii Bericht hieran. In wieviel Kationen die Maren und Menden unterschieden werden. Helmoldi Abtheilung der Mavonier. Geschieht von der i^orrespondentz orientai-und occidentalischer Sclarea. Magerung dess Manischen Mutzens Butue. Gxempel eines ungetreuen und verrähterischen Hundschaßters. Der belagerte und ergebne |rintz wird wider den Accord erwürgt. Der Sclavische Hrintz Heinrich sucht Aache an den Maren. Mnrst Cruco wird durch seine Gemahlinn vermittelt, und zum Tode übergeben. Beweis, dass die Harmonische Sclaronier mit den Magrischen in lang-jähriger tij-orrespondentz gelebt. Meld-Zug der Gst-und Süd-Sclaronier wider den Fürsten der Magrischen Sclarea. Kiderlage der arientalichen. Melche den Magrischen zinsbar werden. Modurch der Kante Sciar so verächtlich geworden. Mas Serbi sür Solcher gewest. Man-der-Züge derselben. Kechte Grund-Ursache der Serächtlichheit dess Sclaven-Kamens. faß die alte Scribenten den Namen der Wandalen und Wenden sehr veränderlich und unterschiedlich ausgesprochen und geschrieben, ist in vorigem Capittel erzehlt worden. Da nun hernach besagte Wenden den Namen der Sclaven oder Slavonier gewonnen, haben sie sich Key demselben wiederum in mancherlei) Namen vertheilet, als die nicht weniger in ihren Namen wie in ihren Gemütern sehr wandelbar gewest. Ein Theil von ihnen liessen sich Uncranos nennen. Etliche hieß man Uchros, Etliche Hevellos, Lusios, Lusicavicos und Wlainos, wie man beym Rheginone liefet. Zu Caroli beß Grossen Zeiten haben sie sich selbst Welatabos geheissen, Massen Eginhardus im Leben gedachten Keysers bezeuget. Abrahamus Ortelius gedenckt, man habe sie zu seiner Zeit Wilsen benamst. Es scheint aber, daß solches nicht so sehr allgemeine Namen aller Slavonier, sondern nur etlicher besonderer Völcker derselben gewest, so in dieser oder jener Landschafft gewohnt. Wann der Name Slavi am ersten den Wenden gegeben oder von ihnen selbsten angenommen worden, ist ungewiß. Einige, darunter auch der Schönleben, vermeynen, Jornandes, welcher ums Jahr Christi fünffhundert funffzig gelebt, sey der Erste, w der Sclaven gedencke, und nach ihm - aulus Diaconus, welcher um hundert Jahre jünger. Weil nun, wie man dafür halt, Jornandes seine Geschicht-Schrifften der Gothischen Chronic Cassiodori zusauunengezogen, so glaubt man ins-gemein, der Slavorum Nam sey ungefähr innffhundert Jahre nach Christi Geburt ^et je nicht lange zuvor hervorgekommen. Denn in den ersten vier seculis seynd sie ?"derst nicht bekandt, noch von den Alten geschrieben worden, als mit den Namen oer Vandalorum, Vindilorum oder Veneam, und nicht der Slavorum. r a ^ìrd dieser Meynuug auch ein ziem-icher Anstrich gegeben aus diesen Wor-m Jornandis : „Einwerts ist Dacia in gestalt einer Kronen mit gähen Hügeln ^njetzt, an derer linckern Seiten, die gegen Ja*^ch neiget, und von dem Ursprünge ..Deixel-Stroms an unermeßlich weit kichet, hat sich die volckreiche Nation der mularum (ober Wenden) gesetzt. Derer Namen sich zwar nun bey mancherlei) Familien und Oertern verändern, für* nehmlich aber doch Schiavini und Antes heissen." Und anderswo spricht er abermal: „Sie seynd von einem Stamm entsprossen. und haben nun dreyerley Namen, werden Veneti, Antes und Slavi genannt." Hieraus will sonderlich der D. Schönleben schlieffen, daß zu Jornandis Zeit allererst denWe n d en der Nam Sciavi (oder Sclavonier) gegeben worden. Zu welchem Schluß uns aber doch gleichwol die angezogene Rede Jornandis, so wir sie recht beleuchten, nicht treibet; denn daß er schreibt, es haben sich damals die Namen nach Vielfältigkeit der Familien und Oerter geändert, hauptsächlich aber wären diese zween, nemlich Schiavini und Antes bräuchlich gewesen, dienet zu keinem fernerem Beweis, als daß um selbige Zeit die Wenden von ihren mancherley Geschlechten mancherley Namen gewonnen. Und kann es gar füglich also gedeutet werden, daß, ob zwar die Wenden nun viel neue Namen gewonnen, und bald nach dieser, bald jener Famili benamset worden, dennoch vor allen die Namen Schiavini und Antes am meisten im Gebrauch gewest, als solche, die schon lange zuvor, bevorab der Nam Schiavini sich weit ausgebreitet, und bey so vielfältiger (Berändrung oder Neuerung der Namen unverändert geblieben. Mit den andren Worten, nemlich, daß die von einem Stamm Entsprossene nun dreyerley Namen hetten, indem sie Veneti, Antes und Schiavi hiessen, wird eben so wenig dargethan, und nur soviel angezeigt, daß, wiewol die Wenden alle von einem Stamm entsprungen, sie dennoch nunmehr dreyerley Namen führten. Denn sollte das Wort nunmehr (nunc) für einen Beweis gelten, daß damals erst der Nam Slavi ausgebracht sey, so muffte der uralte Nam Venedi, welcher schon dem Tacito bekandt gewest, damals gleichfalls erst seyn ausgekommen, weil er eben sowol von dem Wörtlein nunc mit berührt wird, als wie die beyde andre Namen. Steht also solcher Beweis nicht gar zu fest. Ich vermute, der Nam Slavi übertreffe den Jemandem an Alter gar weit, und sey vielleicht den Einwohnern einer special wendischen Landschafft anfangs nur von einer gewissen Famili anqewachsen, Hartknocliii Meymmg hiwon. Spnhrznchen. daß solcher 9?trat noch Wer sch. . WaS Ptolo-meum tenne verführt haben, für Slavani zu sttz« Stabani. biß er endlich auch andren Wenden gegeben worden. Und wann man der Meynung deß Preusiischen Chronisten Hartknocliii folgen wollte, so müstte man sagen, die Slavi wären allbereit zu Ptolomaei Zeit, wo nicht eben so berühmt, wie hernach, dennoch gleichwohl schon bekandt gewest. Denn derselbe vermutet gar starck und zwar nicht ungereimt, daß die, so man Slavos nachmals genannt, eben diejenige Stavani gewest, deren beym Ptolomaeo Meldung geschieht. „Der Ort selbst (schreibt dieser Anthor), welchen ihnen Ptolomaeus zueignet, scheinet dieses zu bestetigen. Man lese nur deß Ptolomaei Worte, so wird man wahrnehmen, daß er auch die Ordnung dieser Völcker hat wollen beobachten. Denn er sagt, daß unter denen am Balthischen Meer ligenden Venedis, etwas von der Westel ab, gewöhnet haben die Galindi, Sudini und Stavani. Man besehe jetzt deß Hennebergers Landkarte, so wird man finden, daß, wo jetzt die Capitaneatus, oder wie wirs jetzt nennen, Aemter oder Starosteyen Neidenburg und Ortelsburg ligen, solches vormals die Galinder besessen haben; wo aber jetzo die Aemter Johannes-Burg, Rein, Lyck, Marchgra-bowa oder Olezko ligen, daß da vorzeiten die Sudiner gewesen. Nun ist nechst an dem Olezkischem Amt, wo jetzt die Aemter Tilsit und Ragnit ligen, ein Land, welches vorzeiten geheissen und noch heisst Schlavonia oder Slavania, sonst auch Scha-lauen, wie es die Kreutz-Herren bey ihrer Ankunsft in Preussen genannt haben. Diesen Slavanis kommt der Nam Stavani sehr nahe, so daß man wol vielleicht sagen könnte, diese Slavani und Stavani müssen ein Volck gewesen seyn. Wiewol mir nicht unbewusst, daß Ptolomoeus diesen Namen im Griechischen also geschrieben cdßavoi. Daraus schwerlich Slavani und vielweniger Schalavoni könnten gemacht werden »?." Bisher die Worte gedachter Preusiischen Chronic. Dessen gelehrter Author aber meines Ermessens unnöthig gehabt zu besorgen, es liefst sich schwerlich aus dem Griechischen cdßavoi Slavani machen; sintemal solches gar leicht hat geschehen können, daß dem Ptolomaeo ein Lateinischer Cor- a) Hartknochius int I. Theil und I. Capütel deh Alt- und Neuen Preussens. respondent mit Lateinischen Littern diesen Namen geschrieben Slavani (oder Slavoni), da dann Ptolomaeus die vordre Buchstaben 81, welche die Lateinische Feder vielleicht aneinander gehenckt, vermutlich für St angesehn, und also an stat Slavani gelesen Stavani ; weßwegen er in seiner Griechischen Sprache cdßavoi und für das Lateinische v ein ß gesetzt; weil das vav in dem Aussprechen mit dem Griechischen ß gar gleichlautend übereinstimmt. Öderes kann Jemand ihm das Wort Slavani übel und corrupt mündlich angezeigt, und Stavani für Slavani gesprochen haben, nemlich ein Solcher, der es etwan miß-gehört hat. Gleichwie die Portugallier und Spannier manche West-Indische Namen sehr verderbt und irrig den Federn der Gelehrten übergeben haben, indem sie dieselbe selbst nicht recht eingenommen; als zum Erempel für Atagualpa haben sie erstlich aufgebracht zu sprechen Ata-balpa und hernach Atabaliba, für vera pax, vera paz und dergleichen andre Wörter mehr. Weil auch überdas gleichwol Ptolomaeus den Namen cdßavoi bey den Galindis und Sudinis setzet, urtheilet dieser Preussischer Author gar vernünfftig, es müssen deß Ptolomaei Stavani keine andre als die Slavani seyn; weil bey der Landschasit, darinn die Sudini gesesien, ein Land ligt, welches ehemals Slavania geheissen und auch von den Kreutz-Herren bey ihrer An-kunfft S chalau en (oderSchalaven) genannt worden. Gestaltsam er bald hernach solches noch fester besteifft mit diesen seinen Worten: „Ich finde dieselben Namen bey dem Ptolomaeo ; ich sehe eben die Ordnung der Völcker noch heutiges Tags. Ich lese auch, daß sie unter denen am Meer wohnenden Wenden gelegen; wie sollte ich dann nicht diesen Satz für gewiß halten? rc. Man nehme nur die Worte Ptolomaei vor sich, so wird dieses hosiend-lich hell und klar erwiesen seyn. Denn als Ptolomaeus gesagt, daß an dem Wendischen Meer-Busem oder an der Ost-See die Venedi ihren Sitz haben, erzehlt er hernach die kleinern Völcker in zwiefacher Ordnung. Erstlich fängt er an von den Völckern, die an der Westet biß an den Ursprung deß Flusses gelegen. Nach diesem kommt er auf die Ost-Seite und erzehlt diejenigen Völcker, welche denen an der Ost-See wohnenden Wenden gegen Süden gelegen; und das sind nun die Gaiindi, Sudini und Stavani (wobei) D mercken, daß dieser Author die Slavos don den Wenden unterscheidet); daß nun beyde erwehnte Ordnungen der genannten Völcker in Preussen gewesen seyn können, ist keine Unmöglichkeit, insonderheit weil sich hernach zu Zeiten deß Deutschen Ordens befunden hat, daß diese Völcker allhie gewöhnet. Und wenn wir den Littauischen Scribenten dieies sicher glauben könnten, daß vor Zeiten die Littauen Alani oder Alauni genennt worden, so könnte man vielmehr noch diese unsre Meynung bestetigen. Denn Ptolomaeus lagt, daß die Stavani mit den Alanis grentzen ; wie wir noch zu dieser Zeit sehen, baß unsere Sch ala v o ni er an Littauen oder Samäyten stossen a),u ^Diesem nach muß der Slaven oder Sclavonier Nam schon ein viel höhers Älter auf sich haben, weder sich in deß Doctor Schönlebens aus dem Jornande goschöpfsten Mutmassung befindt. Sonst gedenckt Cluverius, daß in Ungarn bei) den Zipsern, welche windisches Herkommens seyen, ein Dorff die Witt« bstche Prob genannt, und noch ein an* às an dem Wage-Strom gefunden werde, Elches annoch den gantzen Namen deß UtTina. ^olcks Slawina behalte. Daraus zu ernennen, daß sich der Sclavonische Nam mck der Zeit immer weiter ausgestreckt. Aus was für einer Bedeut-und Mey-Nttng aber die Wenden endlich Tclavo-n.tet benamst worden, und was dieser Nam ^endlich wolle anzeigen, wird von den gelehrten so mißstimmig erklärt, daß es vielmehr im Schatten tunckler Ungewiß-weder im Licht klarer Gewißheit steht. ' 0rnandes schreibt von ihnen also: Scla- Vlül à Civitate Nova, & Sclavino liu inunense & loco, qui appellatur Mu Slanus (s. Mursianus) usque ad Da iiastrum, & in Roream Vi-tcla tenu- commorantur. Welche Worte Jornandis m-et. fit den Codicibus Palatinis (ober PTastjisthen Editionen) in mercklicher Ver* brung also stehen: Sclavini à Civitate vi, & Unense, & lacu qui appellatur D^rSIa°° à. Aus welchen fast tuncklen ber Schönleben soviel schliessen will, _JJJueSclavim bereu allhie Jemandes bet §°her K" ’a und w<:un gedenckt, in Nider-Pannonien gewohnt, da die Stadt Mursia und ein vielleicht nach derselben also benamster See gelegen, imgleichen auch eine andre Stadt, welche Neu-Stadt geheissen. Welcher Stadt Paulus Diaconus, da er von den Zeiten Key-sers Mauritii handelt, gleichfalls errechnt ; und daß endlich ein gewisser Ort gewest sey Sclavinum Unense oder Ruinunense genannt, von welchem die Venedi oder Wenden den Namen der Sclavinorum bekommen hetten. Gleichwie er aber selber gesteht, es sey ungewiß, ob die Sclavini von demselbigen Ort, oder vielmehr der Ort von ihnen diesen Namen gezogen habe; also ist gleichfalls dieses nicht gewisser, daß Jemandes hiemit soviel zu verstehen gebe, als ob die Sclavini von dem Ort Sclavino so genannt worden; angemerckt, es solcher Oer* ter dieses Namens anderswo noch mehr gegeben, von denen man den Namen der Sclavonier herleiten könnte, als wie kurtz zuvor erst ein solcher Ort in Preufsen ist namkündig gemacht, wann nicht glaublicher wäre, daß dergleichenOerter vielmehr alle nach der Sclavonischen Nation also genannt wären. Deßwegen dann aus angezogenen Worten Jornandis von der An* kunfft und Bedeutung deß Sclavonischen Namens keine Nachricht, sondern allein von ihrem damaligem Sitze und Aufenthalt zu vermuten. Müssen wir also bey andren Historicis, die klareren Bericht hievon geben, uns dessen erkundigen. Aeneas Sylvius und mit ihm Albertus Cranzius vermehrten, man habe dieScla-ven also genannt von ihrer Biel-Wör-teley oder Geschwätzigkeit, sintemal Scla-voni in ihrer Sclavonischen Sprache soviel als die Geschwätzige bedeuten solle, weil diesem Bolck angeboren, viel Worte zu machen. 6; Eben dahin neiget sich fast, wiewol in etwas veränderter Deutung Johannes Du-bravius, indem er schreibt, der Sclavono-rum (oder Sclavonier) Nam sey aus der Gemeinschafft einerley Sprache entstanden, denn Slouvo bedeute bey den Sarmatiern eben das, was bey den Lateinern Verbum, ein Wort ; weil demnach alle Sarmatische Völcker, welche damals weit und breit durch viel Königreiche und Provintzien sich ausgetheilt, und gleichwol doch einerley 05 beym Jornande dessen einige Nachricht vorhanden. Aeneae Sylvii und Cranzii Bericht Dubravii. Deß D. Schiinlebens Permulm hievon. Procopii Bericht, von dem Lustifftcr »er ««brechenden Erlaven. Sprache ja fast einerlei) Worte gerebt, heilen sie sich alle mit einerlei) Zunamen Slavonos beygenamt. Solches scheint aber ziemlich-weit gesucht, angemerckt, ber Scla-vonischen Sprache viel Worte mangeln, barum sie nothwenbig anbre muß ansprechen, nnb solche von ihnen entleihen. Etwas scheinbarer ist bieses, was er folgenbs beyfügt, man habe sie überbas von ber Glori (obet Ruhm nnb Herrlichkeit, bie bet) ihnen Slauva genannt werbe) Slauutnios geheisien. <<) Gewiß ists, baß anfangs, wie bieses Bolck erst Welt-künbig worben, es gar hoch benamt nnb berühmt gewesen wegen seiner ungemeinen Streitbarkeit. Daher auch ber Adam Bohorizh gleiche Auslegung ans biesen macht, nemlich bas Bey-Wort ober ber Bey-Nam Slavonier fei) bieser Nation um ihrer trefflichen Tha-ten willen billig zu Theil worden; weil Slauva in seiner beß Bohorizh Sprache, nemlich in ber Crainerischen, soviel als Glori bebeute, nnb beßwegen Slavi soviel gesagt sey, als bie lobwürbige, bie berühmte, sintemal bie Bebentnng eines Worts sich nicht besser treffen lasse, als ans jebweben Bolcks selbsteigenen Sprache. Der Schönleben vermutet bennoch einen gantz anbren Grnnb bieses Namens, nemlich, baß bie Venedi (Wenden ober Winden) nachdem sie von dem Deutschen Meer ans ihrem alten Sitze nach und nach gegen dem Donau-Strom geruckt, und nechsi bey Niber-Pannonien sich gesetzt, endlich um bie Megiernngs-Zeit Keysers Justiniani beß Ersten im Jahr Christi 548 über bie Donau gegangen, nnb Pannoniam Saviam, bas ist, denjenigen Land-Strich Pannoniens, welchen bie San be-flösset, eingenomen. Massen Procopius bezeugt, baß sie in Illyrien, nachdem ber Gothische König Totilas nach Italien gezogen, nnb zwar, wie man argwohnte, ans beffelbigen Anspornung eingebrochen.Denn also lauten beß Procopü Zeilen: „Die Sclavini, so zuvor in diese Länder schon eingefallen waren, und Andre von eben berfelbigen Nation, so Jenen nachgefolgt, setzten über die Donau, und conjungirten sich alsofort mit den Ihrigen die biß Land allbereit eine kleine Zeit zuvor zu bestreif-fen sich erkühnt hatten. Wozu, wie Etliche vermeynen, Totilas diese Barbern mit keinem geringem Stück Gelbes bestochen nnb «) Dubrav. initio libri I. Histor. Bobern. ! beredt haben soll, nnb sie beßwegen in selbige Römische Provintz geschickt, damit ber Keyser ben Gothen mit gleicher Kriegs-Macht nicht begegnen noch bestand seyn mögte. ö)" In diesem Bericht Procopii wirb nicht allein bie Zeit da bie Wenben mit grösser Menge in Pannonien eingefallen, bemerkt, sondern auch dieses, baß schon vor solcher Zeit mehr Völcker von dieser Nation in Pannonien gewohnt, denen sich die Neu-angekommene ihres Bolcks beyge-hänfft. Solchem nach glaubt ermelbter Crainerischer Scribent, selbige Vorige müssen keine andre, als bie Wandalen seyn gewest, weil man ans guten Geschichtschreibern bie Gewißheit habe, baß dieselbe Pannonien eine lange Zeit über unter ihrem Gewalt gehabt, denn wiewol sie grössern Theils sich nach Franckreich nnb Spannien ausgemacht, feyen doch noch Ihrer Viele unter ben Gothen nnb Langobarbern vermengt hinterblieben, und diese habe man sonder Zweifel von Pannonia Savia, darin sie wohnhafft waren, welches bie Griechen Suaviam nannten, Suavi benamst, und endlich, mit einer weicheren Ausrede Slavi ; daher auch sowol beym Paulo Diacono, als Jornande, bald Slavinia, bald Slavia gelesen werbe ; weil aber biß Bolck damals schon sich weit auseinander gebreitet nnb annoch gar biß an bie Ost-See gestreckt, sey es nicht zu verwundern, baß der in Pannonien erborile Nam Slavim nnb Schlavonise auch ben übrigen Völckern, von selbigen ihnen verwandtem und verschlechtertem Volck mitgetheilt, und nach solcher Zeit sowol ben Winden an ber Ost-See, als ben Neusten, Polen, Mofcowitern, Dalma-tiern u. a. m. gemein worben. Diese Muthnmffung kann nach unsers Schönlebens Gebancken auch noch bester zu Kräfften kommen, wenn man betrachtet, baß, wie Cluverius ans dem Plinio schliefst, ber Wanbaler Nam von vielen an ber Ost-See wohnenden Völckern geführt worben, ob er für sich, gleich bie Wanbaler von benWenben unterscheidet. Aber ich finde breyerley Ursachen, diese sonst nicht ungereimte Mutmaffung zu bezweifeln. Denn wann bie älteste Wenben an ber Ost-See gesessen und nachdem sie in Pannonien gezogen, allda erst ben Namen ber Sclavonier, von dem übelans 6) Procop. I. 3. de Heb. Gotli. i ji |, li gesprochenem ober corrumpirtem Wort Suavia unb Suavi gewonnen, so fällt nicht wol vermutlich, baß solcher Nam Suavi (ober Slavi) aus ber einigen Landschafft Savia ober Suavia sich wieber hinab zu benen an ber Ost-See noch wohnenben Wenden, unb gleichfalls an so gewaltige viel anbre Orter sollte geschwungen haben, sondern es scheint, ber Nam Slavi sey vielmehr von unten mit ben Wenben hinaus gekommen, als ein Ruhm- unb Ehren-Nam, ben sie, bie Wenben, überall burch ihre Streitbarkeit erhalten, unb zuletzt gar für einen national Namen ihnen zugeeinet, oder baß Anbre ihnen benselben beßwegen gegeben. Denn es seynd nicht nur bie Völcker an ber Ost-See unb theils an ber Weipel, sonbern auch bie Neusten unb Polen Sla-vonier ehebessen getitulirt. Dannenhero schwerlich von einem so kleinen Bolck wie die Pannonische Sclaven, gegen allen ben anbren zn rechnen, ein so weitläuffiges unb Manchfaltiges übriges Bolck ben Namen der Sclavonier allererst kann empfangen haben. So will es (fürs Andre) schier bas Ansehn gewinnen, in Krafft ber jetzt zuerst gemelbetenWeitläufftigkeit dieses Namens, dass nicht so sehr die Sclaven ober Sclavonier damals, da die Wenben in Pannonien sich Sclaven genannt, ein Theil der Wendischen Nation, als vielmehr die Wenben, wie ein Theil der Sclavonischen betrachtet worden. Denn ob wir gleich vorhin gedacht, es scheine, daß ein gewisse Famili der Wenden den Namen der Sclaven am ersten geführt, und von derselben allgemach die gantze Nation derselben angenommen, hindert solchs doch nicht zu glauben, solche Wendische Famili habe diesen Namen hingegen auch von andren, nemlich von einer gewissen angrentzenden ^>armatischen Nation längst vorher, und Zwar vor unerspührlich-alter Zeit an sich gezogen, weil er nemlich was Vortreffliches bedeuten muß, und nachmals auf alle ihre Windische Mit-Geschlechter, das lst, auf die gesammte Wendische Nation verpflantzt. Welches vielleicht wol um die Zeit kann geschehen seyn, da ihre Waffen gegen Morgen ihren Glantz geworffen, Und von Abend und Mitternacht da hin- Z»w,à auf gluckt. B^ntn bi, 3n diesem Verstände machen Etliche av-n Bnb unter der Sclavischen Nation eine Haupt-Theilung in die Venebische (ober Win- bische) Sarmatische, unb Jllyrische Sclavonier. Die Wenden werben hernach von àndm «i-Einigen wiederum in dreyerley Haupt- w«b^ Nationen unterschieben, nemlich in Böhmen, Mähren unb Soraben ober Sorben. a.) Welche Theilung aber viel zu enge und viel andre Wendische Nationen ausschleusst. Helmoldus macht eine andre Abtheilung »eimoidi der Slavonier, und schreibt, es seyen der Sclavonischen Völcker sehr viel, die am voà Strande deß Balther Meers wohnen, (welches Meer aber er mächtig erweitert biß an Griechenland). An dem Mittags-Ufer dieses Meers, wohnen die Sclavonische Nationen. Darunter vom Orient her (seiner Beschreibung nach) die Russen die ersten waren, hernach die Polen, denen gegen Mitternacht die Preussen, und gegen Mittage die Böhmen, wie anch die Mährer und Eärnther, und Soraben (obet Sorben) lagen. Wozu auch damals noch die Ungarn wegen Ähnlichkeit der Sprache gerechnet werden wollten; also daß alle jetztbenannte Völcker, nemlich die Russen, Polen, Preussen, Böhmen, Mährer, Kärndter und Sorben, wie auch fast die Ungarn, zu dieses Helmoldi Zeiten für die orientalische Sclavonier gerechnet worden. Hernach kommt er allererst auf die occidentalische und nördliche Sclavos, und unterscheidet diese von den vorigen durch den Namen der Winitliorum ober Winulorum, das ist, der Wenden ober Winden, indem er schreibt: „Wo Polen sich endigt, da gelangt man zu einer trefflich- weit- und grossen Provintz derer Sclaven, so man vor Alters Wanalos, nun aber Winithos ober Winulos nennet. Unter diesen seynd die ersten die Pommern, deren Sitz biß an die Oder reicht. Es ist aber die Oder ein sehr reicher Strom deß Sclavischen Landes rc." Hiernechst beschreibt er kürtzlich den Ursprung der Oder und Elbe mit ange-hencktem Bericht, die Elbe lauffe gegen Abend, und beströme zum ersten die Böhmen samt den Sorben, nnb scheibe burch ihren Mittel-Weg die Sclaven von den Sachsen; die Oder aber ziehe sich gegen Norden, und passire mitten durch die Win-bische Völcker, sondre die Pommern ab von den Wilzis (ober Lutitiis und Vela-tabis) das ist, von denen, die um Wolgast, d) Vid. Georg, Hornii Arcam Noe p. 291. 26 Stralsund und D^mmin wohneten, wozu auch vierdtens die Wilsnacher gehörten. Weiter hernach schreibt er, daß auch noch andre Sclavische Völcker zwischen der Elb und Oder sich gegen Mittage weit herum gelenckt, als nemlich, die Heruli oder He-veldi am Havel - Strom, ungleichen die Wilini, die Stoderani, nebst vielen andren darunter auch die Linguones, Warnavi, die Obotriti, Polabi, Wagiri, imgleichen die Rani und Rugiani, das ist, die auf der Insel Rügen. «) Dieses weiset gnugsam aus, daß die Slaven von der Zeit an, da sie zu einem grofsen Ruff und Ruhm gestiegen, nicht alle ingesamt wie lauter Wenden, sondern die Wenden wie eine gewisse, obgleich auch weit ausgebreitete Nation und Theil der Sclaven, von damaligen Historicis angesehn worden; sie mögen gleich vormals hingegen ein Theil der Wenden, und von denselben entsprossen, und der Nam Slav unter den Wenden am allerersten entstanden seyn oder nicht. Weil aber um selbige Zeit, da die Wenden in Pannonien eingenistelt, der Sclavonische Nam schon viel weiter gereicht als in Pannonien, und auch die jenige >L>cla-vonier, so in Pannonien gesessen von unten, nemlich von der Ost-See, dahin gezogen, kann ich nicht absehen, wie der so berühmte Sclavonische NamPannoniarn Saviam, das ist, die Landschafft an der Sau, für seine Mutter und Urheberinn erkennen müsste. Die dritte Ursach ist, weil wie vorhin emeldet worden, der Nam Slavani allereit zu Ptolomsei Zetten betäubt gewest, wie aus dem corrumpirten Namen Sta-vani, und aus der Preussischen Landschafft Schalauen hervor blickt, welche selbiger Gegend ligt, da Ptolomaeus die Stavanos hinquartiert. Und solches verhindert nun abermal, daß die Sclaven nicht von Pannonia Savia ihren Namen haben können. Ob aber dieser Nam unter den Wenden an der Weixel und der Ost-See am ersten entstanden, oder aus Sarmatia zu ihnen gekommen, und auch ihnen mit der Zeit angehenckt sey, lässt sich übel entscheiden. Soviel ist unleugbar, daß der Name der Venedorum mächtig-alt, und eher berühmt, als der Sclavonier ihrer gewesen; weßwegen auch die, welche die ÄZenden für ein Sarmatisches Volck achei) Helmoldus in Chron. Slavorum, 1, 1. c. 1. & 2. ten, gemeinlich auch Sclaven und Wenden für eins halten können, wie sie auch gemeinlich thun. Aber die, welche die Wenden für keine Sarmatier, sondern Deutsche annehmen, können anderst nicht als die Wenden für einen gewissen Theil der Slaven ausgeben, nemlich für einen solchen, der mit den Sclaven gegrentzet, und allgemach auch selbst solches Namens so-wol als ihrer Mit-Einwohnung theilhafft worden. Hernach aber, da der Sclaven Nam welt-rüchtig worden, haben die meiste Wenden, sowol die jenige, so an der Ost-See noch hinterblieben, als die, welche in Pannonien, und andren nachbarlichen Oer-tern gehauset, für eine Ehre geschätzt, solchen repntirten Namen gleichfalls überall zu führen, und sowol als die Polen und Russen sich Slavos zu tituliren, das ist, die Herrlichen und Berühmten. Massen denn Lech ns, der erste König in Polen, der in selbigem Lande Anno 550 ein Königreich aufgerichtet, für einen Slaven geachtet wird, und unlange hernach Ze-chus ein Hertzog selbiger Nation, dem Königreiche Böhmen einen Anfang gemacht hat. Ob aber gleich nm selbige Zeit der Sclavonische Nam durch soviel siegh affte Verrichtungen dermassen verherrlichet worden, daß viel Nationen, bevoraus auch die oriental- und occidentalische Wenden damit geprangt, haben gleichwol etliche Wendische Völcker nebenst dem Sclavo-nischen auch ihren eignen Namen bey-behalten, ja etliche den Sclavonischen entweder gar nicht angenommen, oder zuletzt wiederum fallen lassen. Daher noch heut die Windische Marck, von den Wenden ihre Benennung hat. Also seynd die Obotriti und Wagrii, welches Wendische Völcker waren, sowol als andre Wenden, Slavi oder Slavonier eine Zeitlang ge-heissen, in den nachgehenden Seculis aber wiederum Wenden, auch deßwegen wie Bangertus erinnert, ihre Königsche und Fürsten, rar' «bOX'> (in fürnehmster Bedeutung, und vor allen Andren) Herren der Wenden getitulirt worden. i>) Wie dann der Nam Wenden noch heutigs Tages betäubt, und von den Schwedischen Königen in ihrem Titel geführt wird, hingegen der Sclaven ihrer nirgends, als || in Sclavonien fast mehr übrig. j b) Vid. Bangertum in Notis ad Helmoldum p. : m. 13. Daß aber diejenige Slavi, so in Pannonien, Kärndten und Crain und andren nechst beygrentzenden Ländern gelebt, von denen Wendischen Slavis, so an der Weisel, Oder, Havel, Elb und Ost-See hie und da geseffen, ihre Her-und Ankunfft genommen, steht unter andren daraus zu Miessen, weil sie nicht allein einerlei) heidnischen Religion, sondern auch Cor-kespondentz miteinander gehabt. Welches insonderheit durch folgende Geschieht sich erweisen lässt, so beym Helmoldo mit die-teu Umständen gelesen wird. Als Keyser Heinrich der Vierdte noch Agierte, fielen die Sclaven in Pommern, àchelnburg und in Wagria vom christlichen Glauben wieder ab, nachdem sie Men christlichen Fürsten Godeschalcum IGothschalcE) erwürgt hatten ; zu welcher oerMeifelten Entscklieffung sie durch die ^hrlstliche Pressuren und Auflagen der Sachsen gebracht wurden, als welchen sie urussten einen gar zu unbilligen Tribut geben. Die zween Sclavische Printzen, etz erwürgten Fürstens Söhne, flohen, er eine Namens Heinrich zu den Den-emarckern, weil seine Mutter Canuti, Ms in Dennemarck Tochter war, der andre mit Natneit Buthue, so von einer Heidinn geborn, zu den Sachsen. Die Sclaven wählten also zu ihrem neuen Fürsten den Gruconem einen bittren Feind der Christenheit, welcher hernach den Printzen Buthue in der Stadt Plöhn belagerte. Besagter Printz hatte sich daselbst mit sechs hundert Mann hineinbegeben und über Berhoffen den Ort gantz offen, dazu von allen Mannsbildern »erlassen gefunden, als ihn ein darinn angetroffenes Deutsches Weib treulich gewarnet, er sollte nehmen was seine Hand fünde und sich eilends wieder hinaus machen, weil die Stadt aus listigem Borsatze so unver-sperrt und unbesetzt hinterlassen wäre ; denn so bald es lautbar würde, daß er herein gemarschirt, würden morgendes Tages die Sclaven mit einem grossen Heer davor stehen und die Stadt sperren. Er behielt solche treuhertzige Warnung deß Weibs bey sich und übernachtete dennoch daselbst, in Meynung, es wäre eine falsche Einbildung, was das Weib redete und die Holsteiner samt den Ditmarschern, welche der Sachsen Hertzog beodert hatte, ihm beyzustehen, würden schon in vollem Marsch begriffen seyn. Lorrespo»-dentz mit«n-ander ge- fcatten. Sitze die Figur N. 75. tzxtmptl tinti ungctKutn Kundschafs-ter». Sobald aber der Tag hervor blickte, stund das Sclavische Kriegs-Heer vor der Stadt und belagerte ihn. So war auch vorher schon die Anstalt gemacht, daß auf selbiger gantzen Insel kein einiger Nachen bey der Hand wäre, womit die Belagerte mögten entfliehen. Nichts destoweniger hielt sich Buthue samt seinen Leuten etliche Tage, ohnangesehn sie wenig Lebens-Mittel drinnen und also inwendig einen scharf-fen Feiud, nemlich den Hunger hatten. Weil nun unterdessen solches die Holsteiner, Stornarti und Ditmarscher erfuhren, beschleunigten sie ihren Marsch mit einem Ausschuß tapffrer Mannschafft um die Belagerung aufzuschlagen. Und nachdem sie biß an das Fließwasser Suale, sodieSachsenvon denSclaven unterscheidete, gelangt, schickten sie einenKundschaffter'vor-aus, der die SclavonischeSprache verstund, um zu erfahren, wie es im Lager der Scla-ven stünde, wie sie es mit der Belagerung anfingen und wie weit es damit gekommen. Dieser ging ins Slavonische Lager, und sprach zu den Hauptleuten: „Was macht ihr da, ihr guten Leute." Sollte es euch auch wol frommen, daß ihr der Sachsen und so vieler mächtigen Fürsten Freunde belagert", der Hertzog von Sachsen, und die andre Fürsten gebieten euch, ihr sollt die Belägerung zur Stunde auf-heben. Wo nicht, so werdet ihr in kur-tzem Reue und Rache darüber empfinden. Sie forscheten von ihm mit Fleiß, wo der Hertzog wäre? Er antwortete, derselbe wäre in vollem Anmarsch mit einem unzehlichem Bolck. Hierauf nahm ihn der neue Fürst Cruco besonders und bemühete sich aus diesem Brunnen die wahre Beschaffenheit gewisser und gründlicher zu erschöpffen. Da sagte dieser falsche Bogel zu ihm: „Was wollt ihr mir für eine Bergeltung thun, wann ich euch entdecke, was ihr suchet, und so ich mache, daß ihr eures Verlangens, nemlich dieser Stadt samt denen die darinn sind, fähig werdet". Jener versprach ihm zwan-tzig Marck. Darauf fing der verzweifelte Ertz-Bube an zu sagen: „Der Hertzog, welchen ihr scheuet, ist noch so gar nicht ein Mal über die Elbe gegangen, weif ihn schwereHindernissen im Wege. Die einige Stormarn, Holsteiner und Ditmarscher seynd mit einer geringen Anzahl unter Wegen^. Dieselbe will ich leicht hinter gehen und mit einem Wort zur Zuruck-Kehr bereden. Demnechst geht der abgefeimte Berrähter über die Brucke zu dem belagerten Buthue hinein und zeigt diesem an,Er solle trachten, wie er samt denen, so bey ihm drinnen, sein Leben salvire, denn seine Hoffnung derSäch-sische Succurs werde dißmal ausbleiben. Wer war bestürtzter als der unglückselige Printz Buthue ? Er sing an sein Unglück zu beklagen und sprach: Ach mich Elenden! Soll ich dann nun so von meinen Freunden verlassen werden? Ist das meinemVertrauen zu derSächsischen Hülffe gemäß, daß sie mich in meiner höchsten Noth also stecken lassen". Ach ! wie häßlich hat mich meine Zuversicht betrogen, indem sie sich auf solche Leute gegründet, die es nun für nichts achten daß ich zu Grunde gehe. Der Haupt-Schelm antwortet: „Es ist ein Zweispalt unter dem Bolck eingeriffen und ein grösser Aufruhr, worüber Alles von einanden geloffen, und einJeglicher heimgegangen nach Hause. Derhalben müsst ihr sehen, wie ihr eurer Sachen sonst rahtet." Nachdem dieser Grund-Bube also den Printzen verwirret und betrogen, macht er sich wieder auf zu denen, die ihn ausgeschickt hatten, und bringt denen, so die Sachsen zum Succurs ausgecommandirt hatten, diese falsche Kundschafft: „Ich bin zu dem Schloß, dahin ihr mich abgefertigt, gekommen. Daselbst weiß man Gott sey Lob! von keiner Gefahr und ist die geringste Furcht einiger Belagerung nicht abhanden. Vielmehr habe ich den Printzen Buthue, sammt denen, die bey ihm drinnen, gantz wohlgemut und lustig gefunden, weil sich selbiger Gegend noch keine Unruh lässt spühren. Der Entsatz-Zug glaubte solches und ging darüber wieder zurück; Printz Buthue aber, nebst seiner Gesellschafft, zu Scheitern. Denn weil ihm der Betrieger erzehlter Gestalt alle Hoffnung deß Entsatzes abgesagt hatte, schickte er hinaus ins feindliche Lager und bat um einen Lebens-versicherten Abzug für sich und die f einige, gegen einer Summa Geldes. Darauf die Feinde antworteten, es wäre ihnen weder um Gold noch Silber zu thun, wann sie nur das Gewehr nider-legten und ihnen überlieferten, so sollten sie ohn alle Furcht heraus gehen und ohn einige Gefährtin g ihres Lebens, eines sicheren Heimzugs gemessen. Printz Buthue setzte sich diese Bedingung gar schwer vor, und in deß Feindes Aufrichtigkeit ein grosses Mißtrauen; in Betrachtung, wie man der Sclaven Dtr Printz belug'*' o°' thue OOT fick erge*8' Treu und Glauben bißhero schon mehr-maln gar beweglich gefunden Ijette, erachtete demnach für rathsamer, obschon der Hunger eben hart und streng ansetzte, dennoch das Leben durchwarten, harren und hoffen, zu fristen, biß daß etwan Gott Hülffe schickte. Aber das Volck, so bey ihm, ließ sich eher von Hunger und Ungedult als von Vernunfft überreden, und wiederstrebte dem heilsamen Raht, vorwendend, es wäre zwar deß Feindes An» trag sreylich gar sorgsam, zweiselhafft, miß- und fährlich; müsste dennoch dieß-mal nicht ausgeschlagen werden, weil kein andrer Weg offen, der Gefahr zu entgehen, als dieser, daß man, vor der Gewißheit deß andringenden Verderbens, die Ungewißheit der Erhaltung wählte, sintemal es dennoch besser scheine, den Fuß aufs Schlüpffrige zu setzen, weder auf den unfehlbaren Fall; nachdemmal keiner da, der sie entsetzte, würde der Aufschub wenig nutzen, von Hunger sterben, sey noch grausamer als vom Schwert, und endlich besser ein kurtzes Ende, weder ein langes Leiden. Weil dann Buthue sie aller» dutgés zum Ausziehen fest entschlossen fand. Ueß er ihm seinen fürstlichen Kleiderschmuck vrmgen, legte denselben an, und ging also samt seinenGefährten zu demFeinde hinaus. Ihrer mussten allezeit zween und zweelt Paar-weise über die Brucken gehen, und das Gewehr von sich geben. Nach solcher Entwaffnung wurden sie Alle vor den Cruco geführt. Und als sie nun sämmt-lich vor ihm stunden, kam eine fürnehme und gewaltige Frau aus dem Schloß herbey, welche zum Grucone und den andren Sclaven sagte: „Schlagt diese Männer und lasst sie nicht leben, die sich euch ergeben haben, denn sie haben euren in der Stadt bey ihnen hinterlaffenen Weibern grosse Gewalt angethan." Gleich damit fiel sowol der Cruco selbst, als seine Kriegsleute auf sie an, und erschlugen alle diese Ergebene mit dem Schwert. Also ging dem Cruconi sein Frevel glücklich von statten, und ward er hier» nechst Herr über gantz «Dlavien; schwächte auch die Sachsen dergestalt, daß sie sich mussten gegen ihm mit einem Tribut demütigen: verstehe die damalige Nord-Sachsen, nemlich die Holsteiner, Stor-marn und Ditmarschen, welche alle miteinander am harten Joch ziehen mussten, so lange Cruco lebte. Und hörte darum dennoch die Rauberey der Sclavcn, nebst andrer Verfolgung nicht auf. Weßwegen über sechshundert Familien davon an andre Oerter gezogen. Wird wider gegebenen Glaub« umgebracht. Jihc bit Figur N. 71. Der Sciavi sch« Pnntz Heinrich sucht Rache an den Sdlotxn. KlirsI Cruco wird durch feint Gcmah Ihm zum Xebe übergeben, und vermhten. Ob nun gleich der Tyrann und Chri-sten-Berfolger Cruco viel Jahre lang in seiner unrechtmässigen Gewalt und Würde unwürdig-fest saß, erwachte doch die Rache wider diesen treulosen Menschen in seinem Alter. Denn es war mit dem Bu-thue noch nicht gleich aller Saame ausgetilgt, daraus sie könnte erwachsen, sintemal dessen Stieff-Bruder, Printz Heinrich in Dennemarck (NB. beym Helmoldo steht zwar Dacia, ist aber nur ein Druckfehler und soll Dania heissen), sich aufhielt, nebst seiner Frauen Mutter, welche die Sclaven, nach deß Godeschalci Ermordung, sammt ihrem Frauen-Zimmer nackt nnd bloß hinweg gejagt hatten; woselbst man ihm mit Bolck und Gelde an die Hand gegangen. Da er nun eine ziemliche Anzahl von Dähnen und Sclaven zusammen gebracht, ist er mit einer Flotte in sein Vaterland gezogen, und hat die an der See wohnende Sclaven gar scharff heimgesucht, auch einen großen Raub von dannen weggeführt; nachdem der Slavonische Fürst Cruco vergebliche Mühe angewandt, ihm den Paß zu verlegen. Hernach kam er wieder, machte es zum andren und dritten Mal ihnen nicht gnädiger, sondern ließ sie es redlich fühlen. Darüber fiel eine große Furcht auf alle Sclaven, so in Wagria in der Insel und an der See lebten, also gar, daß Cruco selber lindere Saiten aufzoch, und über alles Berhoffen, dem Printzen Heinrich gewisse Friedens-Articul verwilligte, auch einen sicheren Eintritt ins Land ver-gönnete, und ihm etliche nicht unlustige noch unbequeme Höfe und Flecken zur Wohnung einräumte, doch alles zur Verstellung seines betrieglichen Hertzeng. Denn er meynte es nicht redlich mit ihm, sondern gedachte den jungen tapffren und streitbaren Fürsten, weil mit Gewalt demselben übel beyzukommen war, durch Betrug zu unterdrucken. Gestaltsam er beffi wegen zu gewissen Zeiten Gastereyen an-stellete und alsdann bey der Fröhlichkeit seinen Sinn auszugründen strebte, und Gelegenheit suchte, wie er sein meuchellistiges Vorhaben an ihm mögte erfüllen. Er fand aber keinen Einfältigen vor sich, sondern einen Solchen, den deß Stieff-Bruders Exempel gewitziget und dem es weder an Witz noch Raht und Gegen-List gebrach. Denn die Frau Slavina deß Cruconis Gemahlinn, war ihres alten Herrns gantz überdrüssig und verlangte, wanns möglich wäre, den Printzen Heinrich zu Heimchen. Weßwegen auch derselbe auf ihr Eingeben den Cruconem zum Gastmal eingeladen. Aber als dieser mit einem starcken Rausch zur Sommerlauben, darin sie miteinander getruncken hatten, mit gebücktem Haupt hinaustreten wollte, schlug ihm einer von deß Printzen Knechten, ein Dennemärcker, mit dem Beil den Kopfs auf einen Streich herunter. Daran zwar dem Cruconi sein ! Recht geschehen und bezahlet worden, was er an dem jungen Fürsten Buthue verdient Hatte; Printz Heinrich aber doch nicht löblich gehandelt, sintemal solche Blut-Gastungen keinem christlichen Fürsten wohlanständig. Er ehelichte hieraus deß Entleibten Gemahlinn, die Slavinam, und steht dahin, ob diese, deren das Maul nach einem jungen freudigen Printzen mit Verachtung ihres alten Eheherren gewässert, ihm den Heinrich nicht einen falschen Bericht von ihres Herrn Intention gethan, damit sie dessen nur bald ledig werden und einen wackeren tapffren Jüngling in die Arme bekommen mögte. Man soll auch keinem Heiden ein Meu-chel-Stück erweisen. Daß sie den Printzen warnete, war löblich, aber daß sie ihm ihren Herrn verrieth und noch dazu ein-bließ, denselben umzubringen, war unlöblich. Und muß Einer dergleichen Meu-chel-Thaten, sie mögen gleich bemäntelt werden wie sie können, wann er nicht solche Beyspiele für ein Fähnlein gleicher Nachfolge dem Leser vorstellen will. Mit dieser Slavina erlangte er zugleich die Fürstliche Regierung samt dem Lande, nahm auch die feste Oerter, so Cruco bißhero innen gehabt hinweg, und vergalt seinen Feinden redlich auf ihren Kopff, was sie an ihm gethan. Hingegen hat er mit den Nord-Elbenern, deren der Cruco gar viele ausgerieben hatte, eine feste Bündniß gemacht. Die Holsteiner Stor-marn und andre (damalige) Sachsen, so den Slaven benachbart waren, freueten sich sehr über den Fall deß heidnischen Tyrannen Cruconis, als ihres und deß christlichen Glaubens geschwornen Feindes und Ertz-Berfolgers; dieneten also dem neuen christlichen Fürsten mit willigem Hertzen und sammelten sich Hauffen-weise zu seinen Diensten, gantz bereit und entschlossen, dafern es noch weiter müsste mit dem Degen ausgemacht wer-1 den, mit ihm zu leben und zu sterben. ^ Pann^ Äetzo kommen wir nun endlich auf -ni-hi unsrem Zweck, nemlich zum Beweis, daß L^mi. die orientalische Sclavonier mit den occi-ichminL Genialischen als Geschlecht-Verwandten e«! noch immerzu in Corespondentz gelebt, ohn-Kiei"ben^ angesehn man nunmehr 1105 schrieb) durch welche Orientalische aber wir nach Hel-moldi Beschreibung die Sclavonier in Rußland, Polen, Kärndten und folgendlich auch in Crain und andren benachbarten Ländern allhie verstehen. Denn sobald (spricht Helmoldus) als alle die Sclavo-nische Völcker so gegen Orient und Mittage wohneten, vernahmen, daß unter ihnen ein Fürst aufgestanden, der da vorgäbe, man müste den christlichen Satzungen D» O» (wterworffen leben, auch den Fürsten «Pb 6üb,ntQ1 Schatzung entrichten, entrüsteten sie sich ^adonicr darüber sehr, versammleten sich darauf alben lesämtlich einhälliges Willens und Schlus-^agrischin sts, den Fürsten Heinrich zu bekriegen, 8%** ’u setzten derhalben einen solchen zu ihrem Kriegs-Haupt, der sich je und je den Christen bißhero widersetzt hatte. (Woraus leicht zu schließen, daß obgleich in den Ober-Ländern die Sclavonier schon guten Theils zur christlichen Religion bekehrt gewest, dennoch ihrer Viele noch heidnisch verblieben) zumal in Neusten und noch vielmehr in Preussen, welche letzte am allerletzten zum christlichen Glauben gekommen. Als dem Printzen Heinrich solche Zeitung kam, bewarb er sich eilends bey dem Sächsischen Hertzog Magno um Beystand. So zogen ihm auch die streitbarsten unter den Bardes (oder Bardewickern, das ist Lünebürgern) Holsteinern, Stormarn und Dithmarschern zu, mit freudigem Mut. Und besagter Hertzog Magnus commanete die Armee in Person. Also marcirle er nach dem Smilover Felde^ zu, da sich das Heer der orientalischen Scla-ven in unzehlicher Menge befand. Weil er sich dann gar zu hoch übermannt, und das feindliche Kriegsheer trefflich wol mun-dstt sähe, scheuete er sich mit demselben eme Schlacht zu wagen, derhalben verzoch stch der Ernst von frühem Morgen, biß an den Abend, und ritten inzwischen die Unterhändler hin und wieder zu versuchen, ob die Sache auf gewisse Bedingun-Sur gütlich mögte beygelegt, und ohne Blut geschlichtet werden. Da dann Zweifels ohn me schwächere Parthey der andren wird zu tsemüt haben führen lasten, daß sie von einem (Stamm und Nation-Verwandten miteinander wären; die Stärckere aber der Schwächeren, daß sie wiederum zu ihrer Vorfahren Göttern und heidnischen Andacht kehren, oder aufs wenigste ihren noch unchristlichen Mit-Brüdern die Frey-heit der Religion unbenommen lassen, und deßwegen hinfüro im geringsten weiter nicht beschwerlich fallen, überdas auch ein Stück Geldes und Proviand spendiren sollten. Allein der Hertzog zoch sie mit Fleiß durch solche Unterhandlung auf, wett er noch einiger Hülst-Truppen erwartete. Um den Untergang der Sonnen brachte ihm der Schildwächter die Zeitung, daß er von weitem ein gerüstet Volck stette im Anzuge gesehn, worüber er sich gewaltig erfreute, und den Sachsen der Mut dermaßen wuchs, daß sie mit einem frischen Feld-Geschrey den Feind resolut angegriffen, und zwar mit solcher Furi, daß desselben Schlacht-Ordnung getrennt, und er auf die Flucht gebracht ward, nicht ohne Verlust einer großen Menge seines Volcks. Denn der Herr stritte für die Christen und gab ein großes Heer der Heiden dem kleinen Häufflein der Sei-nigen in die Hände. Helmoldus gedenckt, daß diejenige, deren Väter solchem Treffen mit beygewohnt, erzehlet haben, es stette die Sonne bey ihrem Untergange den Heidnischen Scla-voniern das Gesicht durch ihren Glantz unter währendem Treffen so hart geblendet, daß sie dafür nicht recht hetten sehn können. Durch diese Schlacht bekam also der u-w ben orientalischen Sclavonier Mut gleichsam den Schlag, und eine solche Lähmung, ?u«bar. daß alle Nationen derselben diesem Scla-vonischem Fürsten Heinrich zinsbar worden. Denn er ist von dem an, bey allen Sclavischen Völckern in hohem Ansehn gewest, als ein tapffrer Herr, der ein gutes Regiment geführt, die Rauberey abgeschafft und ausgerottet, hingegen die Sclavonier dahin gehalten, daß sie das Feld bauen, und sich ihrer Hände Arbeit nähren müssen, daher auch unter seiner Regierung die eingerissene Kirchen wieder aufgebauet, und die christliche Lehre wieder in vollen Schwang gekommen. a> Wöbet) doch gleichwol zu erinnern, daß Helmoldus durch diese orientalische Sclavonier so dem Fürsten Heinrich Tribut geliefert, sürnemlich die inPommern meyne. Wovon ber Nam Sclav eine verächr-liche Bedeutung gewonnen. Denn obgleich dieser Scribent die Kärn-terifche, Russische, Polnische und Preus-sische Sclaven ausdrücklich mit für die orientalische setzet, und in Betrachtung derer die Pommerische Sclaven, nemlich die alte Wandaler und Wenden mit den occidentalischen anfangs zu rechnen scheinet, setzet er doch bey dieser Geschicht-Er-zehlung die Pommerische Wend-Sclaven gegen den Mechlenburgischen und Wagri-schen Sclaven mit für orientalische. Denn diese und die Polnische, wie auch die Preus-sische, welche Letzte damals annoch Heidnisch lebten, haben Zweifels ohn den grös-sesten Theil deß wider den Fürsten Heinrich ausgezogenen Kriegsheers gemacht, auch sich vermutlich hernach am meisten für ihm zu scheuen gehabt, weil sie ihm am nechsten gelegen. Denen Reussischen aber und Kärndterischen hette er als zu weit abgelegenen so leicht nicht in ihr Land gehen können: obgleich ihre allgemeine Bewilligung mit dazu gestimmt, daß er sollte, als ein Abtrünniger Verleugner ihrer Heidnischen Religion befoch-ten werden, und auch etliche Truppen dazu hergegeben. Denn dieser Author spricht ausdrücklich, daß universi Slavorum populi, qui habitabant ad Orientem & austrum alle Sclavonische Bölcker so gegen Morgen und Mittage gewohnt, sich sehr über den Printzen Heinrich erbittert und alle auf diesen Schluß vereinigt haben, daß man ihn müsste befehden. Und dörff-ten vielleicht die Ober-ländische Sclavo-nier nebst andren Orientalischen eine allgemeine Collect zu solchem Feldzuge angestellt haben, weil derselbe zur Beschü-tzung ihres Götzendienstes, darinn sie viel eyfriger gewest, weder wir Christen leider! in unserer Religion seyn, vorgenommen worden. Wie Welt-berühmt nun auch vor Alters der Name Sclav gewest, so verächtlich ist er nach der Zeit worden, nachdem diese Kriegerische Völcker durch das Schwert andrer Potentaten, sonderlich der Römisch-Teutschen Keyser zum Gehorsam verdemütiget seynd. Denn mit dem Kriegs-Glück fällt gemeinlich auch die Achtbarkeit dahin, zumal wann ein Volck gäntz-lich überwunden und dienstbar wird. Weswegen auch die Sarmatische Bölcker, als nemlich die Russen, Polen uno Preussen den Namen der Sclaven abgelegt, wie imgleichen die Sclavische Völcker in Pom- mern in der March, in Mecklenburg und in Wagria, und Sclavonien allein nur von den alten Slaven sich annoch nennet. Wie gering und ungeachtet heutiges Tages der Nam Sclav sey, kann niemanden verborgen seyn, als nur dem, der nicht weiß, was ein leibeigener Knecht sey, der durch Gefangenschafft aus seiner Frey Heit in die Dienstbarkeit zumal bey Türcken und Tartern gefallen. Jedoch sindt man bey dem Johanne Lucio noch eine eigendlichere Ursach, wodurch der Nam Sclav in Verachtung und Bedeutung einer leibeigenen Knechtschafft gerathen. Cr schreibt, die Sclaven, so Dalmatien eingenomen, seynd von den Griechen Chrobati und Serbli benamst worden, auch aus Sclavonisch Hruati und Serbli geheisen, weil sie aber von den Römern zu geringen und knechtischen Verrichtungen gemietet worden, hat man die Serblos bey den Römisch-Griechen wegen Gleichheit der Wörter Serbli und Servi endlich Servos, das ist Knechte, genannt. Folgends ist bey den Itali änern das Wort Schiavo nach dem Wort Servi, so unter den Lateinern gebräuchlich war, ausgekommen, und hat man angesangen das Vaterland der Sclaven, welche Serbli genannt worden, Serviam an stat Serblia zu heis-sen, da es vorhin .Moesia hieß. Das Vaterland aber der Chrobaten (oder Kraba-ten) welche mit den Slavis und Serblis grentzten, hat man, nach dem sie das am Meer ligende Stück Dalmatiens, wie auch das mittelländische eingenommen, und die Avaren draus gejagt, Selavoniam und Schi-avoniam, besser aber Slavoniam genannt, welchen Namen es auch noch auf den heutigen Tag führt. So ist dann seinem Bericht nach, aus der Wörter Serbli und Servi Verwand-fchafft die Gewohnheit entstanden, daß man die jenige, so da dienten, Sclaven zu nennen angefangen, weil die Serbli von Nation Sclaven gewest. Cr verfügt folgends hierauf diesen Schluß: „So ist es dann kein Wunder, daß gleichwie die Serbli nach alt- Römischer Sprache von den Griechen Servi genannt worden, also seynd auch die Kra-baten nach dem allgemeinen Namen der Sclaven nach selbiger corrupten Römer-Sprach Schiavi für Servi benamst, weil die, von den Dalmatinern und Jtaliä-nern erkanffte Krabaten für Knechte ge- Joh. i> Bericht hievon. halten wurden. Und hiedurch ist es auf- -gekommen, daß was die Lateinische Sprache vormals Servum genannt, solches nachmals die Jtaliänische Schiavo einen (Sclaven) geheissen. Also ist aus Vermisch- und Verwirrung der Namen Sclavorum und Servorum der allgemeine Nam der Scla-ven übrig blieben, und der Nam Schiavi sowol für Servis (oder Knechte) als für die Nation der Sclaven genommen, und einen solchen Verstand behält solches Wort noch heutiges Tages." ®) Bey dieser Erklährung aber deß Lucii, dessen Worte im Lateinischen sehrtunckel fallen, erinnert billig der Schönleben, es scheine, der angezogene Author Lucius wolle gern seinen Dalmatinern eine bessere Gelegenheit und Achtbarkeit anstreichen, als den Krabaten,indem er vor giebt, es wären bieSerb-liunb auch die Krabaten von den Dalmatinern zu Knechten erkmifft, da er doch solches mit keines Scribentens Zeugniß belegt, und vors Andre auch selber bekennet, daß der grössere Theil Dalmatiens von den Krabaten eingenommen fei), welches ihn verbindet zu gestehen, daß die heutige Dalmatiner der Krabaten Nachkömmlinge sehen. Es ist überdas der Lucius auch hieraus noch eines alten Authoris Zeugniß schuldig, daß er vorgiebt, die alte Römer und Griechen Herten die Serblos um deß Ziemlich-gleichen Lauts willen Servos gekannt. Unsrem Schönleben will deß Por-vorphy,,,. Pbyrogeniti Bericht bester gefallen, welcher schreibt: „Serbli werden in römischer Sprache Servi (Knechte) genannt, und die Schuhe der Knechte nennet man Serbula. Amn hat ihnen aber darum den Bey-Natnen Serbli gegeben, quòd Romani Imperatori serviant, weil sie dem Römischen Keyser dienen." Allein das vorige, nettili ch daß die Serbli Zuletzt Servi von den Römern genannt Morden, weil die Römer und auch die Erriechen aus den Serblis oder vielmehr Sen>i tetmb ^hrbis viel Knechte gekaufft, lautet mir E.att‘ glaubhafter. Denn obgleich die Knech- tische Schuhe Serbula bei) den Römern genannt worden, so hat doch der Lateiner leidige Bölcker in Mysia nicht Serblos, Jonberu Serbos genannt. Und seynd die erbi schon dem Plinio bekandt, welcher aal und der Elbe eingenommen haben. Daher kommts, daß der Olmützische Bischofs Dubravius in seiner Histori die Sirbos oder Sirben eben an selbige Oerter setzt rc. und daß auch Meichsen (oder Meisten) zur Zeit Keyser Heinrichs deß Voglers von den Nachbarn Sirvia ward genannt. Eben an selbigen Orten kommen daher die Serben-Wenden, wie auch die Städte S e r b eck und S e r b st. Es hat sich auch die Sprache der Orten noch nicht verlohrn, sondern ist noch heutigs Tages, beydes in Ober- und Nieder-Lausniz, den Wendischen Einwohnern bekandt und gebräuchlich rc. Die Sächsische Historien nennens Sarabos (Soraben und Sorben) dafür man im Laonico Sarabros aber unrecht geschrieben findt. Sie werden auch Razii und Rasen genannt (auf Deutsch Räzen), welches meiner Meynung nach, von dem Roß, oder Rosten, oder Neusten kommt, denen sie sowol der Herkunfft, als Sprache halben verwandt. Bonlinius heisst sie Razianos oder Ratzianer, und an andren Orten etwas besser Roxianos. WelcherNam ohneZweisel kommt vomRoß, wodurch die Griechen dieReussen verstanden. In den Acten deß Concilii zu Constantz werden sie genannt Sirfi, oder die Entfett, welcher Nam ihnen noch heutigs Tages gegeben wird von ihren Benachbarten, nemlich von denen in Crain, Kärndten und Steiermarck, imgleichen von den Kra-baten, Dalmatiern oder Sclavoniern und Ungarn." Biß daher Leunclavius Dessen Ableitung aber deß Namens der Räzen wir allhie an seinem Orte gestellt seyn lassen. Gleichwie nun zwar diese Serbi oder Serbli, um daß man sie häuffig gekausft, und zu knechtischen Diensten gebraucht, endlich tool Servi genannt seyn mögen; also kann man hingegen daraus noch nicht darthun, warum zuletzt der Nam Sclav in die äusserste Verachtung gesuncken und anjetzo einen Leibeigenen oder Einen, so der barbarischen Völcker Gefangener ist, bedeute, denn die Serben seynd nur eine gewisse Gattung und Nation unter den Sclaven gewest. Sondern das Wort Sclav ist daher so verächtlich worden, weil die Sclaven auch in Deutschland und andrer Orten mehr, nachdem sie gar gedämpfft worden, ihr Regiment gäntzlich verlohren, und als ein Volck, das mit vieler Unruhe, Empörung, Rauberey, Wanckelmut und a) Parte 3. Pandectar. Turo. c. 37. Treu-Bruch sich gewaltig verhasst, zumal bey den Sachsen und Dahnen, und dazu überall im Römischen Reich, gemacht, endlich unters Joch geflossen und meistens zu lauter Knechten worden. Solches bestetigt uns Cranzius in diesen seinenZeilen, die er von den Nord-Sclaven gesetzt: „Heutiger Zeit ist dieser Nam in die tiefste Unwürdigkeit verzogen; sintemal man knechtische Leute und die allerelendste Leibeigne mit Verachtung Sclaven zu nennen pflegt, weil die Wandaler (oder Wenden) unserer Gegend von den Sachsen mit überaus schwerer Dienstbarkeit gedruckt werden Cb Die Strittigkeit, ob die Veneti, so man heut Friauler nennet, gleiches Ursprungs seyen mit den Venedis (oder Wenden und Winden), von welchen bißhero gehandelt worden, wollen wir ungeregt lassen, damit der Weitläusftigkeit der Weg nicht erweitert werde. Wer Lust hat, der kann hievon das 207 und folgende Blatt des Schönlebenischen Apparatus durchlaussen. Wir lasiens anjetzo hiebey beruhen, und befleissen uns zu erfahren oder auss wenigste vernünfftig zu vermuten, um welche Zeit die Sclaven den Anfang gemacht, unser Crain zu bewohnen. Und davon soll das uechste Capittel etwas discuriren. b) Cranzius lib. I. Wandal. c. 6. Die recht eigentlich* Ursach Verächtlich' feit beB Sclav-»' Namens 3)as XIY. Inhalt. Von der Zeit, da Crain von den Sclaven erstlich bewohnet worden. Wozu die vorige Mengen ob die Wandalen und Wenden einerleg Volck fegett, allhie uns diene. Warnt die Winden zum ersten Mal in dj-rain gezogen. Die Zeit der Sclavonier Ankunßt in Crain. Sicherste Vermutung davon aus dem Procopio. Dafs Abari und Slavi zwegerleg fegen. Beweis, dafs die Slavi aus Dalmatien in djjraht und Kärndten [ich gezogen ums Jahr Christi 552. Dienstbarkeit der Sclaven unter den Hunnen. Die Sclaven in Ober-Crain werden durch den Mranchett Santo ihrer Sctaucreg entledigt, jjränchtjjclter Kaußmann gelangt zur Königlichen Krott. % groge,0' s ist nicht ohne Urs ach vorhin E die Wan im zwölfften Capittel so aus- 4^!tlb führlich behandelt worden die Ehik uaT WffH: Frage, „Ob die Wandeln und t,ni' Wenden einer- oder zweyerley «Mß^A Bolck gewest?" Denn hieraus mögen wir anjetzo füglich eine Anzeigung undNachricht ziehen, um welche Zeit Crain ^um ersten Mal Wendische (oder Sclavonische) Einwohner bekommen habe. Wir haben damals geschlossen wider eine grosse Menge neuerer Scribenten, daß die Wandalen kein andres Bolck als die Wenden gewest, und bey sothanem Schluß lassen wir es auch nochmals bewenden; sintemal uns nebenst obangezeigten auch diese Betrachtung nicht anders schliessen lässt, als daß man gleich-wol aus keinem alten Scribenten einen Wander-Zug der Wandalen erweisen kann, welcher so alt wäre, als die beh den Alten befindliche Nachricht von den Wenden oder Winden an der Ost-See. Denn man liefet schon vorher und eher, daß die Wenden allda gesessen, bevor man findet, daß die Wandalen aus- und hinausgezogen in fremde Länder. Ia! Tacitus eignet den Wenden einen gewissen Platz zu am Schwäbischen Meer, das ist, an gedachter Ost-See, den Wandalen aber keinen, welche doch daselbst ungezweiselt gewohnt haben. So ist auch dieses nachdencklich, daß er die Wandaler nicht Vandalos nennet, sondern Vandalios, als gleichsam Vandalicos Wandalische Bölcker, und aller Vermutung nach damit zu verstehen geben will, daß solchem Wort oder Namen der Vandaliorum viel Völcker eingeschlossen seynd; als wie solches auch beym Plinio «Sann Oermerckt wird. , Nachdemmal nun soviel Gewißheit zu S in Haben, daß die Wandalen im dreyhundert 9fa<>a«t. sechs und dreyssigstem und folgenden Jahren Christi biß ans dreyzehende Jahr der Keyserlichen Regierung Arcadii Crain bewohnt haben, steht daraus unschwer ab-zunehmen, um welche Zeit die Winden oder Sclaven (wie man sie hernach genannt) zum allerersten in Crain gegangen. Matthaeus Dresserus hält zwar dafür, daß die Sclaven oder Wenden um die Zeit Keysers Constantini deß Grossen, oder umlängst hernach erstlich in Deutschland, in das Jllyrische Land aber und selbige Gegend am Adriatischen Meer unter den Keysern Justiniano und Mau- rilio gekommen. *) Aber er schreibt solches ohne Grund, daß sie nicht eben sowol zu Constantini Zeiten sollten an die Adria tische Meer-Gegend oder daherum in der Nähe, und in Jllyrien, worunter er vermutlich auch Kärndten und Kretin mit begreifst, gelangt seyn. Denn sie seynd, wie jetzo gedacht, zum ersten Mal in besagtem Jahr, welches mit der Lebensund Regimens - Zeit ermeldten Keysers zutrifft, unter dem Namen der Wandaler in Crain angelangt, und daselbst Land sässig worden. Weil ihnen aber nach der Zeit die Gothen, als welche Pannonien eingenommen, gefolgt, wie auch bald darauf die Langobarder eingebrochen, obgleich von Wandalen und Wenden ohne Zweifel keine geringe Menge dennoch in Crain beharret hat, so müssen wir doch die Zeit untersuchen, zu welcher hernach die Winden nnterm Namen der Sclaven in Crain ihre Wohnung genommen. Solches kann 3«t der nun schwerlich vor dem fünffhnndert acht und viertzigstem Jahr nach deß Herrn Crain. Geburt geschehn seyn; angesehn aus dem Procopio soviel zu verspühren, daß sie in selbigem Jahr erst über die Donau gegangen. b) Weßwegen Aventinus einen ziemlichen Fehler schiesst, wann er schreibt, die Sclaven und Winden hetten in Kärndten gewohnt, und ums Jahr tausend zehen dem Bayerischen Hertzog Theodoni im Kriege gedient, c) Auf welchen Irrweg er auch den Megiserum nach sich gezogen, d) Gestaltsam auch der Bayerische Historicus, der Abelzretter, selber solches verlacht als ein Mährlein, und nicht begehrt, daß man dem Theodoni ohne Ursach viel Bictorien zuschreibe. Biel glaublicher rechnet der Dalmatische Scribent Lucius der Sclavonier ersten Einbruch in Jllyrien auf das Jahr Christi fünffhnndert acht und viertzig. Denn um selbige Zeit haben wie Procopius berichtet, die Sclavini (also nennet er sie) ihre Völcker in drey Haussen zertheilt, damit hin und wieder gestrafft, und in Europa unbeschreiblichen Schaden gestifftet. Welchen Theil Jllyriens sie aber am ersten angegriffen , kann man nicht vergewissern. Obberührter Lucius vermeynt, Dalmatien а) Matth. Dresser. parte 5. Isagog. Hb tor. б) Vid. Procop lib. 3. de Bello Goth. c) Aventinus lib. 3. d) Megiaerua lib. 5. c. 1. sey damals zwar von ihnen verwüstet, aber annoch nicht bewohnt. Crantzius nimt alle Italiänische Ge-schicht - Schreiber darauf zu Zeugen, daß die Sciavi erst unterm Keyser Mauritio, durch Croatien uni) Dalmatien gemar-schirt. a) Nun sängt sich aber Keysers Mauritii Regiment an im Jahr 581; andre, als Crantzius, setzen 2, Andre 3 Jahre später. Wiewol mehrbenannter Lucius der fehlenden Meynung, Dalmatien sey nach dem fünffhundertsten und fünff-tent Jahr unterm Keyser Heraclio von den Sclaven eingenommen. Sicherste Ber- In solcher Obscurität und tuncklen Mutung hie- Ungewißheit kann uns abermal Proco- von aus dem . u v ^ rP r» * Procopio, pius etn wenig leuchten. Dieser lasit sich also vernehmen: „Um dieselbe Zeit (nemlich im dreyzehenden Jahr deß Gothischen Kriegs) seynd die Slavinische Kriegs-Böl-(fet über die Jster (oder Donau) gegangen , und haben allen Illyriern biß an Epidamnum (ober Durazzo) gewaltig-viel-Ubels zugefügt, auch, nachdem sie ihr Gut ihnen geraubt, einen Theil derselben ohne Unterscheid deß Alters in die Dienstbarkeit davon geführt. Zudem haben sie selbiger Orten nicht wenig besetzte Plätze, und zwar ziemlich-feste, eingenommen. t>) Nun fällt aber das dreyzehende Jahr deß Gothischen Kriegs auf das fünff-hundert acht und viertzigste Jahr Christi; derhalben, weil zu der Zeit Dalmatien sich weit erstrecket, und vielleicht auch Epidamnum (sonst Durazzo genannt) mit einbegriffen hat, so braucht es nicht lange Zweiselns wegen der Zeit, zu welcher die Slaven in Dalmatien und vielleicht auch in Pannonien gekommen, und sich daselbst zu wohnen angesetzt. Jedoch müssen sie bei) damaligen Läufften mit den Hunnen untermengt allda gewohnt haben, sintemal die Langobarder damals den Hunnen Pannonien überlassen hatten. Welchen Hunnis aber sich noch ein andres, ihnen verwandtes Abari und Bolck, nemlich die Avari, (Avares oder «lavi find Abari) angehenckt; wiewol sie Porphyro- mfy einerlei). ^renjtus mit beit Slaven vermischt, und für einerley Bolck, nemlich für Slaven achtet, aber daran irret. Denn die Avari waren Scythen. Jedoch haben diese zwey unterschiedene Bölcker miteinander o) A. Crantz, lib. 1. Wandalice c. 16. & lib. 2. c. 1 6) Procop. lib. 3. de Bello Goth. in Freundschafft gelebt biß zur Zeit Keysers Mauritii. c) Aus Dalmatien haben sich die Sclaven allgemach in das benachbarte Liburnien, Japydien, Pannonien, und in das Noricum oder Nöringische, das ist, in das heutige Crain und Kärndten, um diesel- g:teeie, w* bige Zeit gezogen. Welches abermal Pro- ->!-copius an die Hand giebt, indem er bey ta“® in Laidem siebenzehenden Jahr deß Gothischen ima sät«* Kriegs, nemlich zu dem fünffhundert zwey ^ A und fünffzigstem Jahr Christi, seine vo- 552. rige Klage über diß Bolck wiederholt, daß sie, (die Slavini) mit einer gewaltigen Macht und Menge den Illyriern eingefallen, und unaussprechlich-viel Übels an-gethan. Unter solchem Namen der Illyrier soll man da nicht die Dalmatier verstehen; denn wie allererst vorhin er-wehnt ist, so hatten die Sclaven schon vorher die feste- oder Besatz Oerter Dalmatiens bezwungen; derhalben muß es aus die Länder, so Jllyrien benachbart seynd, gehen. Und in solcher Meynung besindt sich auch Velserus, als welcher ausdrücklich schreibt, die Slavi seynd aus Dalmatien in Carantanum (oder Kärndten) gekommen. Wann sie dann seynd in Kärndten vor dem fünffhundert nenn-tzigstem Jahr gekommen, so müssen sie ums Jahr fünffhundert fnnfftzig in Dalmatien seyn gesessen. Diese Mutmassung kann unter andren ein Scheinlein empfahen aus dem, daß in dem Maranensischen Bastard -Synodo, so im Jahr Christi 538, oder etwan ein paarJährlein später celebrirt worden, die Benetianischen Bischöfe sich beschwert, daß der Tiburniensischen Kirchen (welche Bol-landus für die Billachische achtet) von den Bischöfen in Franckreich Priester gegeben worden, da zuvor doch der Patriarch von Aglar (oder Aquilegia) selbigen Land-Strich unter seiner Vorsehung gehabt hette. Denn es scheint, als ob damals die bißhero abgöttische Sclaven einen Anfang ihrer Bekehrung gemacht, und deßwegen von den Bischöfen Franckreichs ihre Priester empfangen haben, mit Borbeygehung deß Patriarchen, der unter der Langobar-dischen Herrschafft stund. Gewißlich sindt hiebey kein Zweifel Raum, daß Thassilo, nachdem er zum Könige gemacht, im Jahr fünffhundert fiinff und neunzig den Bayerischen Feldzug wider die benachbarte Scla-ven angetreten, wie Sigeberdus bezeugt, a) Weil man denn damals für den Scla-len sich zu fürchten und in guter Ver- ; tassung zu halten gehabt, so werden sie ausser Zweiffel schon von vielen Jahren hero in Kärndten und Crain eingenistelt seyn, und sich fest gesetzt haben. Gestalt-sam auch die Bayern iin Jahr 105 eine grosse Niderlage von ihnen erlitten laut der Beschreibung Pauli Diaconi, Brunneri und Velseri. Diesem nach kann vorberührte Meynung deß Lucii nicht bestehen; denn weil aus jetzterzehltem der Helle Schein hervor bricht, daß die Slavi Dalmatien eher, als das Noricum überschwommen, so wird gantz ungründlich ihre Ankunfft in Dalmatien biß aus die Zeiten Key-sers Heraclii verschoben. Daß sie aber erstlich theils der Avaren, theils der Langobarder Freunde hernach denselben unterwürffig gewest, läfft sich aus diesen Worten Pauli Diaconi unschwer ermessen: Bojarii usque ad duo millia virorum supra Slavos irruunt : superveniente Cagano omnes interficiuntur. „Die Bayern seynd über zwey tausend starck den Slaven eingefallen, aber weil Gaganus drüber zugekommen, alle ni-dergehauen. b) Dieser Caganus aber war ein König der Avaren. Und solches ist Dj,... 2s"no sechs hundert vorgegangen. b6 Wiederum schreibt derselbige Diaconus r-nigà vnb an einem andren Ort: „Nach Absterben be6 Friaulischen Hertzogs Gisulphi (so 8et«tftSt tm. sechshundert vierzehendem Jahr ein- gefallen) haben dessen Söhne Taso und Caco die Regierung dieses Hertzogthums auf sich genommen. Eben diese haben auch bey ihrer Zeit das Land der Slaven, welches Azellia genannt wird, biß an den Ort, welchen man Medaria heisst, beses-wu. (Azellia scheint der Land-Strich Zilly M seyn.) „Weßwegen diese Slaven biß zur Zeis Hertzogs ßaticliis den Hertzogen l1°n Friaul Tribut gegeben, c) . Oa^ aber noch beym Leben Gisulphi bte Slaven, wo nicht allbereit den Lango-bardern unterthänig gewesen, doch gleich» **) Sigeb. Gemblac. ad Annum 598. 6) paul. Diacon. 1. 4. c. 11. c) Idem author lib. 5. c. 40. wol mit denselben in gutem Vernehmen gestanden, verstehet diejenige Slaven, welche sich Iapydiens und eines Theils deß Norici bemächtigt, zeigt eine andre Stelle Diaconi an, da er spricht: „Es seynd die Langobarder samt den Avaren und Slaven zu den Grentzen der Histrorum (Hi» strianer oder Histerreicher) eingegangen, haben Alles mit Brand und Raub verwüstet. d) Solche Verwüstung Istriens gehört vermutlich ins fünffhundert acht undneuntzigste Jahr Christi. Die andre Slavische Bölcker in Ober» Crain, wie auch int Norico oder Caran-tano seynd nach selbiger Zeit mit dem harten Zaum der Hunnen und Avaren (welche Diaconus für eins nimt) angestrengt worden zu einer schweren Dienstbarkeit biß aus Francia orientali oder Franckeit Einer mit Namen Samo gekommen , den sie im Jahr 624 zu ihrem Hertzog erkoren, und unter ihm von dem Joch der Hunnen oder Avaren mit dem Schwert sich loß geschnitten. Angeblickt solches aus folgender Vermeidung Airnoini zu vernehmen: „Im viertzigsten Jahr deß Reichs Glo- sie ober tliarii (welches eben aufs sechshunderst-vier Hainer sche und zwantzigste Jahr Christi zutrifft) hat ein Mann, Namens Samo, von Geburt >tn grämte» ein Franck, aus der Sennonischen Ge-meinschafft (den also muß das Lateinische mtiebigt. pago Senonico verstanden werden) viel Kauffleute um Handlung willen mit sich gebracht in das Vaterland der Slaven, die sonst auch Winidi (Wenden) genannt worden. Damals versuchten die Sclaven nachdem sie schon eine geraume Zeit den Hunnen, welche auch Avares genannt werden, botmässig und subject gewest, sich dem Joch ihrer Herrschafft zu entziehen. Zu denen ist Samo mit seinen Gesellen eben hingezogen den Winden zu helffeit. Und als hierauf beyde Theile aneinander gerat)» ten, haben die Winidi den Hunnen obgesiegt. Und ist (bey solcher Begebenheit) Samo aus einem Handelsmann König worden. e) wird König. Beym Fredegario sindt man dergleichen. Dieser Samo aber hat geherrschet biß ins Jahr Christi Sechshundert zwey und sechszig. Und soviel von den Slaven ! Jornandis Erzehlung, von der teufflischen Erzeugung. 3)as XV. ffittpiffßf. ^nhslt. Von den Avaren und Hunnen als zehenden Einwohnern deß Landes Crain. Jornandis (Erzehtung von der Hunnen teuMjsckem Herkommen. Hunnen sollen von einem Hirschen über den M-^otiscben Muhl geleitet fep. Grausames Verfahren der Hunnen gegen ihre neugeb orne Hnüblein. Wo die Hunnen eigendlicft nach Ammiani Hericht heraus gekommen. Dess von Thuroc Hericht hievon. Gigendliches Herkommen der Hunnen. Von dem Kamen der Hunnen. Unsre Mulmastung von dem rechten Ursprünge drfs Aamens der Hunnen. Ob die Wecken Hunnen fepd? In welchem Verstände die Wrcken Hunnen genannt werden. Der Hunnischen Kation Haupt-Unterscheid, Orientalische Hunnen werden von den Wecken vertrieben. Die Occidentali[che oder fchwartze Hunnen. Oesterreich hatte ehcdejfen den Kamen Avaria. Argument, dass die Avares Hunnische Völcker gewest. Unsre zwepte Mutmajsung von dent Ursprünge defs Hunnischen Kamens. Jornandis Zeugniss, dass die Avares ein Hunnisches (SeSchlecht. Ob die Hungarn eine Hunnische Kation. Aventini irriges Vorgeben von den Hunnen. Hunnen fepd keine Deutsche gewest. Ob die Hunnen auch in der Moseau gefeflen? Alterthum defs Hungarischen Kamen. Unser Schluss in dieser jHtge. Wann die Hunnen in %ain gekommen. Wann iEmona vom Attila verstört. Sirmium von den Avaren eingenommen. Imgleichen Siebenbürgen. Slavi werden von den Hunnen bedungen. Isriaul kommt in der Hunnen Gewalt. Hunnen schlagen steh mit dem Branchen um Italien. Werden heraus geschlagen. Hiss wie lang stc in Grain gesessen. ^ett dieHnnnen, so wir für die zehende Einwohner unsers Crains rechnen, durch ihre Grausamkeit -sich in der Nachwelt Gedacht' ^ niß unausleschlich und zu ih-^ rer Zeit schier das gantze Eu- _____' ropa zittern gemacht, geben wir billig zu forderst einen Bericht von ihrer Herkunfft. Die grausame Natur und häßliche Gestalt dieses barbarischen Volcks hat den Alten Anlaß gegeben, entweder zu glauben oder zu lichten, es wäre,aus einer teufflischen Vermischung und versluchtenBnhl-schafft der bösen Geister erborn. Und scheint, der gute Jemandes habe solchem altem Mährlein gleichfalls mehr zu-als abgelegt; angesehn, man aus dieser seiner Erzehlung anders nicht wol kann schliessen. „Die welche Nation der Hunnen (sagt er) grausamer als alle Grausamkeit selbst, ist nicht lange hernach (nemlich nach i; deß Gothischen Königs Ermanarici Regierung) wider die Gothen, wie Orosius berichtet, ergrimmt. Von selbiges Volcks Ursprung haben wir aus der Antiquitet diese Nachricht." (Wobey zu mercken, daß Jemandes solches nicht aus Verdruß und Passion oder Haß wider die Hunnen geschrieben, wie der Verfasser deß Ehren-Spiegels zwar meynet, sondern aus einer alten Sage. Wir wollen aber Jemandem weiter reden lassen. „Filimer, der Gothen König, deß gros-sen Gandarici Sohn, welcher nach seinem Auszuge von der Insel Scanzia nunmehr zum fünfften mal die Herrschafft über die Geten (welche dieser Author mit den Gothen vermischt) erhalten hatte, fand unter seinem Volck etliche Unholdinnen, welche er nach der Sprache seines Vaterlands Aliorunas (Alraunen oder Alrauninnen) nannte ; und weil sie ihm verdächtig vorkamen, jagte er sie von seinem Heerlager ferne weg, und ließ sie in die Wüsten treiben. Da nun die in der Wildniß he-rumschweiffende unsaubre Geister derselben ansichtig wurden, haben sie sich zu ihnen unzüchtig gehalten, und aus so schändlicher Vermischung dieses Geschlecht der Halb» Teufel hervor gebracht. Welches erstlich Zwischen den Pfühlen einer kleinen Statur häßlich, und wie kleine Männlein (exile hominum genus) gewest, und sich mit keiner andren Stimme, als die der menschlichen in etwas gleich lautete, zu erkennen gab." „Nachdem also die Hunnen von einem solchen Stamm entsprossen, seynd sie an die Gothische Grentzen gelangt. Diese grimmige Nation hat sich, wie der Geschichtschreiber Priscus gedruckt, an jenseitiges Ufer deß Mrnotischen Meer - Pfuhls ge» fetzt, und nur (anfangs) auf das Jagen gelegt, hernach, da es an der Menge gewachsen, mit Betrug und Raub auch den benachbarten Völckern viel Unruhe gemacht, «en eineJfen Undem nun eins Mals etliche Jäger die-^'%n ti&er fes Volcks an besagtem Mssotischem Ufer dem Wilde nachspühren, erblicken sie un» 9äe>ttt sey„ ^erhofft einen Hirschen, der zu dem Pfuhl hinein, und bald fort gehet, bald still stehet, als gleichsam ihnen den Weg zu zeigen. Dem setzen sie nach, und kommen also zu Fuß durch diesen Meer-Pfuhl, welchen sie bißhero für unwegsam und so undurchgängig als wie das weite Meer felbsten geachtet. Sobald ihnen nun das Schthische Land (Tauricam Chersonesum, das ist die Przecopensische oder Crimmi-'che Tartarei) meynet er) in die Augen Wommen, ist der Hirsch verschwunden. Welches, wie ich glaube, diejenige böse Geister, von welchen sie erzeugt worden, den Scythen zum Schaden gethan." .. "Sie aber (die Jäger), welche bißhero Üch kein Land jenseit deß Mseotifchen Pfuhls noch sonst dahinaus in der Welt Mehr eingebildt, verwunderten sich deß Scy-chrschen Bodems, und gleichwie sie dergleichen Dingen wol nachdencken, also ur-lheuten sie nicht ohne Verwundrung, weil leser bißhero Niemanden kund gewest, so müsste ihnen derselbe durch sonderbare Schickung Gottes entdeckt seyn, kehren derhalben wieder um zu den Ihrigen, er» zehlen, was Ihnen begegnet, loben das Land Scythien, und überreden ihr Volck. Woraus so fort der gantze Haussen mit ihnen forteilet, und deß Weges hinziehet, den der Hirsch gewiesen. So viel ihnen bey dem ersten Einbruch Scythen begegnet seynd, die haben sie alle dem sieg-hafften Sebel aufgeopffert, die übrige aber bezwungen und unterwürffig gemacht. Denn sobald sie über selbigen gewaltigen See-Pfuhl gekommen, haben sie gleich die Alipzuros, Alcidzuros, Itamoros, Tunca-808 und Boistos, welche das Ufer Scy-thiens befassen, übern Huitffen geworffen wie ein Sturmwind. Die Alanen, welche ihnen zwar an Streckbarkeit gnugsam gewachsen, aber an Sitten, strenger Kost und Lebens-Art sowol auch an Gestalt sehr ungleich waren, kamen offt mit ihnen zu Streichen, wurden aber zuletzt mürbe und müd darüber, und von ihnen unters Joch gestossen. Denn welche im Gefechte sich zwar von ihnen nicht übertreffen lies-sen, die nahmen doch von ihren entsetzlichen Angesichtern einen Schrecken und sol-gends die Flucht dafür; angeblickt, sie von Gestalt gar düsterlich, schwartz und erschrecklich von Angesicht waren. Ja es schien, als ob sie kein rechtes Angesicht, sondern an stat deffen, einen unförmigen kleinen Klotz oder Stumpf und vielmehr ein paar Tüpffel als ein Paar Augen an der Stirn hetten. Ihr trutziger Änblick gab einen Spiegel deß frechen und künen Muts, dessen Grimm allerdings ihre eigene neugeborne Kindlein gleich ersten Tags ihrer Geburt bereutet ; angemerckt, sie den Knäblein alsofort mit dem Messer einen Schnitt in die Wangen geben ; damit sie noch vor Genieffung der Milch, deß Bluts und der Wunden gewöhnen sollen. Daher sie auch ohne Bart eralten, und keine schöne Jünglinge werden. Bon Form und Gestalt zwar seynd sie klein, aber behänd, ringfertig, schnell, zum reiten sehr hurtig, haben breite Steig-Bügel, im Bogen und Pfeil eine treffliche Fertigkeit, einen starcken festen Hals, den sie gar stoltz und hochmütig aufrichten." „Diese Völcker führen unter menschlicher Gestalt eine bestialische Wüte rc." a) a) Jemandes de Rebus Gtothornm lit. B. iij. Zrausamkeit der Hunnen gegen ihren neugeborne» Knäblein. Der Author Miscelse (oder Paulus Diaconus) schreibt fast dergleichen von ihnen und vermutlich aus eben diesem Jornande. Es verwundert sich billig mancher andrer Scribent über deß guten Jornandis und Diaconi Leichtgläubigkeit gegen solcher Thorheit. Jedoch könnte unter solchem Getickte wol etwas Wahres mitbegriffen seyn. Unter dem Gothischen Kriegsheer mögen gar wol etliche Hexen-Weiber gewesen seyn, die es so grob gemacht, daß man sie fortgepeitscht und in den wilden Wald getrieben. So ist auch nicht so gar unglaublich, daß selbige Zauber-Vetteln mit den Wald-Gespenstern Schande getrieben, nachdemmal sie Zweifels ohn solches auch vorher mit andren Teufeln, denen sie sich anfangs versprochen, schon öffters gethan. Vielleicht mögen auch wol aus fo unnatürlicher und abscheulicher Vermischung gewisse Teufels-Bruten als Kiel-Kröpffe und dergleichen gespenstische Abentheuren gekommen seyn, deren etliche'man etwan hernach beym Durchreisen solcher Wälder erblickt, und für garstige wüste Menschen oder wahre Teufels-Geburten geachtet haben mag. Daß aber rechte natürliche Geburten sollten daraus erfolgt seyn, ist unmöglich und über deß Satans Vermögen. Es mag nun gleich den Reisenden ein solcher Kielkropff oder sonst ein andres Gespenst daherum begegnet seyn, oder nicht, so scheinet doch, es sey daraus das Gerücht und Geticht bey den Gothen erwachsen; weil die Hunnen ihnen so plötzlich auf die Haut gekommen, daß, indem ihnen der Ursprung und das Vaterland dieser Barbern so wenig bekandt gewest, als wie die erste Heimaht einer Menge Heuschrecken, die mit einem unvermutetem Sturm plötzlich eine Landschafft überfällt, und die Lufft verfinstert; daher dann vielleicht der gemeine Wahn geschlossen, diese neue Völ-cker, die Hunnen, müssten etwan von solchen Truden in teufflischen Unehren erzeugt, und lauter Halb-Teufel seyn. Wie dann die Gothen in dergleichen Gerichten nicht unmilde gewest. Gg-ndliche« Der recht-eigendliche Ursprung aber der Herkommen Hunnen ist aus Scythien und aus einer der Hmmer. Asiatischen Tattarey. Denn sie haben anfänglich hinter dem Eancasischen Gebirge gelebt, von dannen sie wie eine finstre Hagel-Wolcke plötzlich ausgebrochen, und das Europäische Scythien «ebenst andren Ländern überfallen. Gleichwie sie sonst auch unter dem Namen der Tartern aus Asien daher geflogen, und eben sowol lange vor Christi Geburt schon zu der Crim-mischen Tartarey hineingedrungen, ohne daß man in Europa sobald erfahren hette, von wannen sie recht eigendlich wären. Der Einbruch durch den Mwotischen Pfuhl soll, wie Velserus und theils Andre melden, unterm Keyser Valens seyn geschehen. Etliche, darunter der Verfertiger deß ®’^n 0 Ehren-Spiegels und auch unser D. Schön-leben, wollen, daß sie über den gefronten i»etl Mwotischen Pfuhl gekommen ; welches aber setom mit etlichen vom domande beschriebenen Umständen, nicht wol übereinkommt. Denn wann der Meer-Psuhl damals gefrorn gewest, hetten sie von der Güte deß Landes ihren Landsleuten keine Nachricht zurückbringen können, weil bey hartem Winter-Frost der Bodem kahl und nackt ligt, und von seiner Fruchtbarkeit schlecht geurtheilt werden kann. Und wann ihnen das Eys eine Brücken gelegt, hetten sie keines Hin schens zum Vorgänger, Wegweiser und Führer gebraucht, auch nicht dafür gehalten, daß nie kein Mensch selbigen Durchgang vorhin gemufft. Vermutlicher ist demnach, es sey entweder der See an selbigem Ort gar seicht und eng gewesen, daß sie unvermutlich hindurch reiten können; oder daß sie, wie die Türcken von ihrer erstmaligen Überfahrt aus Asien in Europam schreiben, viel Höltzer zusammen verstrickt, und Flössen daraus verfertiget, woraus sie hinüber gefahren. Das erste siehet am glaublichsten, und auch dieses nicht unglaublich, daß ein Hirsch nach solchen seichten Ort seine Flucht genommen, weil ihn die Furcht für den Jägern ins Wasser getrieben, und er vielleicht wol ehemalen schon bey gewisser Jahrs-Zeit selbiger Gegend hindurch- von einem Ufer zum andren gewatet. Worauf sie ihm nachgesetzt, und er, sobald er aus dem Wasser an Land gekommen, sich ins Gepüsch verloffen. Wie wol ich auch dieses nicht eben widersprechen will, daß es wol mag ein unnatür licher Hirsch gewest seyn, wie Jemandes auch einen solchen meynet, indem er schreibt, der Hirsch sey bißweilen still gestanden, I dann wieder fortgegangen und zuletzt vor ihren Augen verschwunden. Denn es hat ohne Zweifel auf Gottes Verhengniß der Satan ohne dem diese grausame Völcker zum Ubergange nach Europa gereiht, und könnte ihnen also gar tool in Gestalt eines Hirschens den Weg gezeigt haben; gleich tote er dem Kriegs-Volck Julii Caesaris zwischen dem Schilfs oder Riet sitzend gepfiffen, auch zuletzt einem Römischen Trompeter die Posaun aus der Hand gerissen und den Marsch geblasen, um den zweiflenden Caesar damit anzufrischen, das Verbot der Römischen Republic zu verachten und kecklich den Fluß Rubiconem zu paffiren; weil er nemlich leicht vorher vermuten können, was für ein Blut-Attaianj Bad draus entstehn würde. Setìdjt von Ammianus Marcellinus gedenckt gleich- ber= wol auch, daß sie jenseit der Maeotischen See-Pfühle an dem Eis-Meer vormals gewohnt, und von dannen, als wie mit einer gewaltigen Wasser-Flut, erstlich die Gothische, bald daraus die Thracische, und endlich die Pannonische Länder überstürtzt. a) Und wann dem also, so hetten sie auch wol ohne Anführung deß Hirschens den ^ Weg hinüber gefunden. tVo" Der von Thuroc thut deß Hirschens ?“%btn gleichfalls Meldung, setzt aber denselben t6on- mächtig weit zurück, und schier biß an die Zeit deß Babylonischen Thurn-Baues, mdem er vorgiebt, Hunnor und Magor, vie erstgeborne Söhne Nimrods, seyen eins aus die Jagt gezogen, und als sie einem Hirschen nachgesetzt, zu demMaeo-tischem Pfuhl gekommen, weil sie nun daselbst eine sehr fette Weide angetroffeu, hätten sie die Ihrigen dahin gebracht, und sich allda zu wohnen nidergelassen; weti aber ihnen viel Kinder geborn worden, und deßwegen die Unterhaltung schwer gefallen, wären sie in die benachbarte Länder eingebrochen, hetten die Einwohner derselben entweder verjagt oder erwürgt. Er führt dabey an zum Zeugnnß den H- Sigelbertum oder Sigisbertum, einen àtiochenischen Bisch off, der in einer Chro-uw von den Orientalischen Nationen solches schreibe. Von welcher Chronic und bessert Verfasser man doch gleichwol bey keinem andren Scribenten etwas findet. 6.1 Eines Hunnischen Königs der Magor geheissen haben solle, und zu Keysers Justiniani Zeiten gelebt, erwehnt zwar Leun-clavius c) und beziehet sich damit auf den Maicellin. üb. 81. c 2. seqq. ’ Thuroczius lib. I. Chron. c. 9. c) Lib. 2. Histori Muselmannne p. m. 46. Salo. V. Buch. alten Historicum Cedrenum. Weil aber dieser Magor nicht für den ersten Hunnischen König vom Cedreno wird gesetzt, zudem auch derselbe vom Cedreno nicht Magor, wie zwar Leunclavius meldet, sondern Moagoras genannt wird, gewinnt das Vorgeben deß von Thuroc damit kein beständiges Zeugniß. Unterdessen ist nicht ohn, daß insgemein der Hunnen Ursprung und Einbruch also von den Meisten beschrieben wird. Woher der Nam Hunui entsprossen, ist |°"e*ra6ct nicht bekandt; denn was jetzo von dem hmnm. ” Hunor, deß Nimrods vermeynten Sohn, gedacht, das ermangelt eines rechten Beweisthums, weil in heiliger Schrifft nichts davon enthalten. Es sprechen zwar Andre, derjenige Feld-Hauptmann, der dieHunnen über den Bosphorum geführt, habe Hun-nus geheissen. Und solches könnte wol seyn, ist doch aber auch ungewiß, und der Nam vielleicht weit älter, als besagte Überführung. Denn wie Hermolaus beym Ort elio bezeugt , so wird Ihrer beym Plinio schon gedacht. Wiewol sie von diesem sowol, als auch vom Eustathio an stat Hunni genannt worden Thunni. Und das dörffte wol ihr recht eigendlicher Nam vor Alters gewesen seyn; wovon die Zeit allgemach mit ihrem sressigem Zahn den vordersten Buchstaben T weggenagt, und der Nach-Zeit das Wort Hunni hinterlassen, solange biß derselbe von den Namen der Ungarn endlich gar verschlungen worden, oder vielmehr in selben endlich verwachsen ; wie bald hernach weiter soll er-klährt werden. Ich halte dafür, es ziele gleichfalls uni« Mut. Strabo vielleicht mit dem Namen Thu-natae auf eben diese Thunnische oder Htm- Ursprung-" nische Nation; obgleich nicht eben aus den- r>-ß «amene fettigen Theil derselben, der an dem Bos- 'er $untteD phoro Cimmerio gelegen, und über den Maeotischen Pfuhl gesetzt. Denn die Hunni haben sich in Asien weit und breit als eine grosse Tartarische Nation ausgestreckt, und zwar durch ihre Uberhäuffung be-müssigt geachtet, einen grossen Theil von den Ihrigen an mehrgedachten Maeotischen Pfuhl, und von dannen nach Europa gehen zu lassen. Von solchen Thunatis schreibt Strabo, daß sie mit den Medern, einem Thracischen Volck, gegen Orient grentzen. 1ahr wieder aufgebauet worden seyn. Und alsdann würde die zweyte Erbauung der-lelben aus den Geburts-Tag deß groffen /Alexanders zutreffen; welcher geboren ist 355, Jahr vor der Menschwerdung Daß aber die Stadt Aemona sich in gutem Flor befunden biß an das Jahr Christi 452, da sie die wütende Geissel Attila, zerstöret hat, davon sind noch nähre Anzeigungen vorhanden. Ist glaublich, daß es nach solcher «) lib. L c. 6. 0 Ex Manuscriptis Joh. Thomasisch, Minorit» Valv. Y. Buch. vom Attila erlittenen Verwüstung in etwas wieder angebaut worden und zwar durch Keysers Justiniani Feldobersten Narsetem. Endlich aber ist es der Vermutung nach von den Hunnen, Avaren und Lon-gobardern gantz biß auf den Grund umgekehrt und vertilgt, unterm Keyser Mau-ritio, oder je nicht lange hernach; sintemal man nicht findet, daß bey selbigen Zeiten Ihrer irgendswo gedacht wird. Unter Keyserlicher Herrschaft Caroli deß Grossen, ist sie glaublicher Mafien wiederum in etwas bewohnt, und von den Franckeit L aubach benamst worden. Soviel man demnach vermutlich kann ermessen, ist also das alte Emona in kleinem und engem Bezirck auch der Ehr und Anfehns einer Stadt beraubt verblieben, biß ungefähr ums Jahr Christi 1200, innerhalb welcher Zeit sie nur allein an der Ost-Seiten deß Flusses unten an dem Berge, wo jetzo das Schloß stehet bewohnt worden, aber um bemeld-tes 1200 Jahr, wiederum unter dem Namen eines Städtleins oder Marckts sich allgemach ausgebreitet, und nachdem die Römische Deutsche Keyser denen Hunnen das vielfältige Einfallen durch Fällung ihrer Kriegs-Macht gäntzlich gelegt, endkich unter dem Namen Laybachs zu einer solchen Gröffe, darin mansie heutigs Tages findet, erwachsen. Es wird zwar dieses vonEtlichen gestritten ob das alte Aemona aus dem Boden deß heutigen Laybachs gestanden, sonderlich von denen, welche zu behaupten vermey-nen, es habe sich in Istria und am Fluß Quieto befunden, denen begegnet aber der Doctor Schönleben in seinem Aemona Vindicata, wie auch in seinem Apparatu Camolise antiquse, mit unverwerfflicher Widerlegung; daraus ein solcher Leser, welcher dieser Disputation gern zuschauen mögte, sein völliges Vergnügen schöpften kann. Ich, der bey dieser Frage sich nicht gern lange mag auf halten, verfaffe den Beweis, daß Aemona die Stäte oder den Ort deß jetzigen Laybachs bekleidet habe, mit Kurtzem in drey- oder viererley. Gründen. Erstlich lässt sich aus dem Strabone klährlich darthun, <*) die Stadt Naupor-tum oder Nauportus (so heut Ober-Lay- o) Vid. Strabo lib. 7. Wer «s nach der ersten Berstiirung wieder gebauet. Wieder Ber » nlguug Aemonae. Ihre Neu- Lewohnund Benennung. Beweis aus den Geographia, daß Aemona da gestanden, wo jetzo Laq-bach steht. 234 ?Deß V. Mchs Erster Anhang Nus dem Strabone. Aus dem Plinio. Aus dem Ptolomaeo. bach genannt wird) fey nebst dem gleich also genanntem Fluß gegen Pannonien gelegen, da wo der Fluß Nauportus (das ist die Laybach) zu der Sau eingeht. Nun eschicht solches aber nicht weit von Lay-ach; denn nur eine Meil unterhalb Laybach fliefst der Fluß Laybach in die Sau, und derselbe nimt nach Strabonis Beschreibung seinen Ursprung aus dem Berge Albio, und mag kein andrer gleich» massiger Fluß gewiesen werden, welcher dem Berge Ocra näher wäre also muß der heutige Fluß Laybach, der Alten ihr Fluß Nauportus, und das heutige Ober-Laybach, der Alten ihre Stadt Naüportum seyn, dahin man diejenige Waaren mit Fuhren lieferte, welche folgends auf den Sau-Strom gebracht werden sollten, wie noch heut geschieht. Was geht das aber Aemonam an? dörffte vielleicht Jemand gebenden. Gar viel! Denn die beglaubteste und erfahr» neste Römische Scribenten kommen hierinn überein, daß man Aemonam müsse nahe bey Nauporto setzen, und wird von den Alten zwischen der Colonia (oder Neu» gepflantzten Stad) Nauporto und dem Sau-Strom gelegt, welches eben die Situation oder Lagerung der heutigen Stadt Laybach ist. Daraus erhebt man also die Unstrittigkeit, daß das alte Aemona nirgend anderst gestanden, als da, wo nun die Crainerische Hauptstadt Laybach steht. Zweytens, so nennet nicht allein Plinius Aemonam, sondern zeiget auch den Eingang deß Flusses Nauporti zu dem Sau-Strom, und gedenckt hernach gleichfalls, der Fluß Nauportus entstehe zwischen der Stadt Aemona und den Alpen »). Wiewol nicht ohn, daß er sonst durch Nepotem Cornelium verleitet in andren Stücken htebey einige Fehler blicken lässt. Welche doch dem völligen Beweis hiebet) keine Hinderniß machen. Denn hiedurch daß er schreibt, der Fluß Nauportus entspringe zwischen Aemona und den Alpen, wird es ersieget und gewonnen, daß er, Plinius, die Stadt Nauportum (oder Ober-Laybach) nahe an die Pannonische Grentze setze und die Stadt Aemonam nicht weit davon. Drittens gebend diese Worte Ptolomaei : Inter Itabam verò, sub Norico, Pannoniae iterum Civitas, Emona b). Womit er gleichsam so viel sagen will, Aemona stehe an den Grentzen Italiens, Pannoniens und des Norici, als wie gleichsam in einem Windet dreyer Länder, und be-grentze sich mit allen dreyen. Ist also der erste Grund-Beweis aus dreyen alten haupt-berühmten Geograpbis erhoben. Den andren geben uns die Römische Historici Tacitus, Herodianus und Julius Capitolinus (Andrer dißmal nicht zu gebenden) an die Hand. Der Erste gedenckt bey Beschreibung der Rebellion deß Römischen Kriegsheers unterm Junio Bloeso in Pannonien, daß aus selbigem Heer etliche Rotten kurtz vor der Meutenirung auf Nauportum (oder Ober-Laybach) zu gecommandirt worden, um die Wege und Brucken auszubefsern, welche aber, nachdem sie erfahren, daß die hinter sich gelassene Armee in voller Rebellions-Flamm stünde, eben dasselbe Spiel alsofort angefangen, die Fahnen herabgerissen, und die umligende Flecken nebst der Stadt Nauporto ausgeplündert rc., auch nachmals die im Lager stehende achte und funff-zehende Legionen gegeneinander aufstöfsig worden, also gar, daß sie unfehlbar auf einander loßgegangen wären, wann nicht die Neundte ins Mittel getreten und theils mit guten Worten, theils mit Bedrohung derer, die nichts drauf geben wollten sie vonsammen gehalten und getheidigt. c) Nun ersihet man aber nicht allein aus den alten Stein-Schrifften, daß die funff-zehende Legion zu Aemona ihr Quartier und Sommer-Lager gehabt, sondern es gedenckt auch Dion d)t daß die drey ge» meldte Legionen aus Pannonien in Eap-padocien hernach verschickt worden, wie nicht weniger Pancirollus in der Notitia Imperii solches bestetigt, daß diese nachmals in andre Provintzen verlegte Le gionen vorher in Ober-Pannonien gestanden e). Am allergewissesten und schein» barlichsten aber folget aus erstgesetztem Bericht Taciti selbsten, daß Aemona müsse den Laybachischen Boden untern Füssen gehabt haben, denn weil dieses unstrittig, daß Aemona und Nauportus unfern Don» sammmen, Nauportus aber, wie aus Taciti Worten erscheint, in Pannonien gestanden, so muß auch dieser Schluß mit c) Tacit. I. I. Armai. d) Dion lib. 55. e) Panciroll. Notit. Imper. Orient, c. 35. Der an*** Grund-Beweis au» ben Hi««»' ricis. Aus Cornei. Tacito. drein gehen, daß Aemona mit Nauporto in Pannonia gewest, wie es vom Plinio und Ptolomaeo dahin gesetzt wird. Der Andre, nemlich Herodianus stellet Aemonam nechstens Key den Füsten der Alpen, indem er den Zug Maximini aus Pannonien nach Italien beschreibt; wie-wol er in diesem Stück einen Fehler begeht, daß er Aemonam zu Italien rechnet, indem er nemlich gewöhnet, das gantze Alp-Gebirge wäre Italien mit eingeschlossen. Nichts destoweniger hat er doch gleich-wol Aemonam an die Nord - Seiten der Alpen gesetzt, a) Es mag auch wol damals Aemona, weil es mit unter die eroberte und von den Römern besetzte, auch von Italien nicht übrig weit entsestene Plätze gehörte, zu Italien mitgerechnet worden seyn. Den dritten Lengen soll uns Capitolinus abgeben. Welcher, indem er erzehlt, wie der Tyrann Maximinus aus Pannonien im Anzuge gewest gegen Italien, da-bey gedenckt, daß er mit gevierdter Schlacht-Ordnung unterwegens vorher zu Aemona eingezogen und selbiges gantz ledig gefunden, hernach von dannen aufgebrochen nach Aglar, und selbige Stadt belagert habe, b) Wie ich solches hernach unter den Jahr-Geschichten nach Christi Geburt ausfür-licher berichten werde. Welches abermal, obschon Capitolinus sowol und noch mehr als Herodianus die Zug - Ordnung verwirrt, zum Beweis dienet, Aemona sey in Pannonien gelegen. Aus der Lob-Rede, welche der beredte Gallier Pacatus dem Keyser Theodosio gehalten, als darinn er der Stadt Aemonae mit sonderbarem Ruhm gedenckt, könnte ich gleichfalls ein kräfftiges Gezeugniß ziehen, und noch viel andre Scribenten zu Beypflichtern haben; mag aber mehret Weitläufigkeit soviel Raums nicht lasten. Sollte man denen alten Historicis hier-nechst auch die jüngere beyfügen, als: Aeneam bytvmm, Aurakamuin Urtelium, Johannem Aventinum, Wolfgangum La-zium, Hieronymum Megiserum, Phi lippum Cluverium, P. Melchiorem In chofferum, Martinum Zeilerum, Matthaeum Merian, Georgium Fournier Henricum Palladium, Antonium Thy-sium, Joannem Frisium, Joannem Pas- “) Vid. Herod. lib. 7 in fin. & 1. 8. ") Capitolin. in Maximin. c. 21. it-ratium, Curnelium Schrevelium, Petrum Lnmb»mum, N. Sansonium, D. Joh. Schönlehen und dergleichen andre mehr; würde schier ein gantzes Heer von Zeugen daraus erwachsen, und die Ge-gen-Stimmer weit überstimmen. Der dritte Haupt-Beweis kann genommen werden aus denen alten Itinerariis, darinn man die Abmeß- und Rechnung der Entlegenheit eines Orts vom andren so bewandt findet, daß durch Aemonam keine andre Stadt in Pannonien kann verstanden werden als das heutige Laybach. Den vierdten Beweis können wir aus den alten Inscriptionen, welche man zu Laybach, und darinn den Namen EMONA findet. Denn obgleich solche Stein-Schriff-ten hißweilen nur dieses bescheinigen, daß die Römer an dem und dem Ort sich eine Zeitlang aufgehalten; nichts desto-weniger dienen sie gleichwol alsdann auch zum Beweis oder zur Verstärck- und Be-kräsftigung, wann man vorhin ohne dem wegen deß Orts eine scheinbare Nachricht hat. Solcher Steine aber, welche den Namen Aemonae (ober Emonae) gar deutlich zu lesen geben, seynd schon vor diesem gnug zu- und um Laybach entdeckt worden, und lassen sich Ihrer täglich noch mehr antreffen. Gestaltsam wir bald hernach in dem zweyten Anhänge dieses fünfften Buchs unter den alten Inscriptionen unterschiedliche Exempel zu geroorten haben. Zu mehrer Erbauung sothanes Beweisthums kann man auch mit gebrauchen das alte weitläufige Mauerwerck und die überbliebene Trümmer der alten Gebäue samt denen ungeheuren gtoffen Steinen, I so man noch von Tage zu Tage austerhalb der Stadt Laybach aus dem Schutt hie und da auferweckt und enterdigt. Wie-wol nicht ohn, daß sothane alte Trümmer nicht überall so leicht erspührt werden. (+) So bleibt derhalben die Gewißheit un-umstöstig, daß die alte Stadt Aemona zwischen dem Fluß Nauporto, so jetzt die Laybach genannt wird, welche in dem eingedrucktem Abriß deß Lagers oder Situation deß vormaligen Aemona durch den Buchstab W bezeichnet worden, und zwischen dem Fluß, welchen man die Kleine (f) Folgende Beschreibung der alle Ytobt Emonae und ihrer hinterstelligen Ruinen oder andrer Spurzeichen bat man der Feder deß Herrn Haupt Authoris allem zu dancken. Der dritte Grund-Beweis aus den alten Reise Geschichten. Der viertle aus dm altea Stein-Schrifsten. Sitze da? àpffer N. 52. Lager und Figur der Stadt Aemonae. Abmessung der Grösse. N AVPORTVS sz. Laybach Heisset, und allhie der Buchstab V anzeigen will, ihr Lager gehabt. Diese Stadt Aemona war tnerecft, und an jedwedem Eck mit einem Thurn besetzt, wie die Littern AB CD bemercken. Vermutlich hat sie auch vier Thöre gehabt, at§ N O P Q woferrn sie anderst sonst auch bey dem Fluß Nauporto mit Mauren eingefast gewest, nemlich zwischen A und D. Es lassen sich heutiges Tags zwischen A und D keine Rudera (Ruinen oder eingefallene Maur-Stücke) antreffen, sintemal die Stadt und Vorstadt anjetzo daselbst stehen. Zwischen jedem Thor und rundem Eck-Thurn seynd vier runde Thürne. Von D biß C gehen 550 geometrische Schritte, von C biß B eben so viele. Die zwo andre Seiten lauffen ja so weit; augesehn ich* solche selber habe gemessen. Aber die Rudera seynd etlicher Orten gar schlecht zu kennen; weil an theils Orten die Mauren der Erden gleich kommen und dieselbe nicht überhöhen. Als Erstlich fängt sichs an bey dem runden groffen Thurn, bey dem Wasser am Viz-Dom-Thor, nem- lich bey D. und geht Schnur-grad biß in den Fürstlich-Auerspergischen Garten. Und ob zwar solches Einem nicht gleich von selbsten ins Gesicht tritt, sondern schier wenig oder nichts zu spühren ist, so man nicht recht drauf mercket, kanns derjenige, welcher es weiß, und wol Achtung drauf giebt, dennoch leicht erkennen. Hernach ge-hets weiter schnur-gerad in den Fürstlich-Auerspergischen Garten gegen dem Teich zu, biß zu der Schießstatt (oder Schieß-Platze), da man überall die alte Maitr oder Ruin und Schutt erblickt, nemlich biß C.Und so eräugnet sichs an einer Seiten. Hiernechst wendet sichs in besagtem Fürstlich - Auerspergischem Garten, fährt schnur-richtig fort neben dem langen Spa-tzier-Wege und langem Fisch-Teiche biß an die Straffen hinaus, und weiter fort über die Wiesen und Baufelder biß B, allda man überall die alte Maur gar schön sihet, wiewol dieselbe an ber innem Seiten der Erden verglichen, hingegen auf der auswendigen Seiten sich samt allen Thürnen gantz augenscheinlich dem Gesicht presentirt. Erk-nnE fdt deß di'" be& atte" Gern»»"'' Demnechst lenckt sichs abermal bey B, und geht Schnur-gleich biß A. Die Di-stantz von M biß A giebt zweyhundert Schritte; und da kann man die Rudera oder Überbleibsel kaum mercken. Gegen-theils aber schauet man von B biß M dieselbe samt dem Thor und andren Thür-nen gar stattlich, und ist die Zwischen-Weite (oder Distantz von B biß M) dreihundert und funffzig Schritte lang. Bon M biß L geht eine andre Maur, welche hundert und funffzig Schritte lang ; und hat diese Maur eine sichtbare Höhe schier von zwo Klafftern. Aber von der inneren Seiten spühret mans kaum, daß es eine Maur ist, weil sie daselbst sich der Erden gleich ebnet. Da bey L stehet der grosse zum Deutschen Hause gehörige Meyerhof. Von L biß K mercEet man die rudera ziemlich. Von A. biß D. kann Einer keine alte Verfallenheiten (oder Rudera) spühren, ; weil jetzo die Stadt den Strich von G. biß D. bestehet und einnimt. Und von A. biß K. eräugnet sich von den ruderi-bus oder Uber-Resten der alten Mauren ein geringes Gemerck nur. Derhalben muß vorzeiten diesen Windel A. K. L. M. ein I Kastel oder Schloß bekleidet haben, oder li vielleicht die allererste Stadt, welche der Jason gebaut, allhie gestanden seyn; wie ich dann gäntzlich solcher Meynung bin; in Betrachtung, daß dieser Platz für ein Kastell zu groß gewesen wäre. Zudem sitzet es auch nicht glaublich, daß Jason : gleich im Anfänge eine so grosse Stadt wie A. B. C. D. giebt, und die er Selber nicht zu bewohnen (angemerdt er nach Erbauung derselben im Sommer wiederum in Theffalien gekehrt) nicht Willens war, ij erbauet, haben sollte. Meines Vermutens hat Jason die Stadt (oder ein Städtlein) auf derjenigen Stelle, nemlich aus A. M. L. K. gebauet, darauf anjetzo vorberührter zum Deutschen Hause gehöriger grösser Meyerhof, und die Vorstadt oder gleichsam das Dorff, welches Cracau genannt wird liget, allwo die Mischer wohnen, und darinn es etliche, wiewol mit nur höl-tzernen Häusern besetzte Gassen und auch || überaus viel graffe Garten hat; daß also dieser ziemlich-grösser Platz für den Raum ! eines kleinen Städtleins woll passiren Ij kann. Denn die gantze (nach der ersten > wieder erbaute) Stadt Aemona ist mäch- tig-groß gewest, wie aus der heutigen Stadt Laybach Proportion leicht zu ermessen und abzunehmen steht. Denn die jetzige Stadt Laybach auf dieser Seiten deß Wassers misst sich mit G. F. E. D. als ihrer Grund-Stäte. Bey H ist jetzo das Vizdom-Thor, und bey I. das heutige Deutsche Thor. Bey T. führt dich die heutige Brücke zu der andren Seiten hinüber in die Stadt ; ist die grosse Brucke, so mit Kauffmans-Laden gemacht. Man nennt sie insgemein die Brücke bey der Transchee. Also erkennet man wol, was für ein kleines Plätz-lein die heutige Stadt Laybach auf dieser Seiten deß Wassers in dem Begriff der , vormaligen und alten Stadt Aemonae einnimt. In dem übrigen Theil der alten Stadt Aemonae liegen heutiger Zeit an etlichen Orten die Vorstädte, Garten, Meyerhöfe, Wismaten und Aecker oder Bau-Felder. An diesem Ort werden überall m der Erden, wenn man gräbt, unterschiedliche geschnittene (oder gehauene) Steine, wie auch Gewelber und unterschiedliche Canäle oder Röhren angetroffen. Wie man denn allererst noch vor wenig Jahren in Herrn Hannß Christoph Otto Garten gar artliche viereckte Canalen oder Gänge gefunden von solcher Grösse, daß Einer : kaum wäre durchgekrochen. Dieselbige waren hin und wieder unter der Erden dergestalt Kreutzweise gelegt, daß Eines durchs andre gangen ist Was es eigentlich gewest, Hab zwar Niemand wissen können ; ich* glaube aber, sie mögen wol vorzeiten zu heimlichen Gängen gedient haben. Man sindt imgleichen viel alt Römisches Geld, welches man dieser Oerter insgemein heidnisch Geld nennet, und sonst allerlei) Antiquiteten mehr. Im Jahr 1648 oder 1649 hat Herr Ludwig Schönleben, dazumal Bürgermeister zu Laybach, in seinem Garten, so in der Gegend 8 ligt, als er daselbst etwas graben lassen, ein Pflaster von Mosaischer II Arbeit und von kleinen viereckten unter-schiedlichfärbigen Steinlein zusammen gesetztes, darauf sich allerley Figuren und Zierrahten presentirten, angetroffen. Wor-I auf er weiter daherum zu graben und das Erdreich wegzuwerffen befohlen. Da dann endlich ein Gebäu sich hat sehen lassen in solcher Figur, wie bey 8. wird vorgestellt. Ich will sagen, daß, wie man aus Aufgrabunz vieler allen Steine, (Sande, Gewelber je. Alles Römi sches Geld. Heidnisches Tempel Ge-bän unter der Erven Alte Schrifst cn ttnem SBmmten. ©n andres fast gleiches Avendonem zu Adelsperg-r- da sichs schwerlich jemals befunden , und weiß er keinen Schein-Beweis seiner Meynung, vielweniger rechten Grund zu geben. D. Schönleben vermeynt, es sey um Capella gewest. Ich weiß hievon weiter nichts zu versichern, als daß es den Städten Iapydiens beygezehlet worden und zwar den führnehmsten. Welches ich auch aus dem Appiano, welcher deß Volcks Avendeatarum gedenckt, bekräfsten kann. 5, BILBILIS. Bii. Wird vom Lazio bald für Billichgratz, zu bald für Sittich, bald für S P i l i n- uten berg in Friaul gehalten. Es muß aber vielmehr von der Ost-Seiten von Gurck-feld oder Rains, oder dortherum gesuchet werden; wann die üDZetLRecHnungen Antonini hiebet) anders was gelten. Und nach Anleitung derselben hat sich diese Stadt entweder in der Windischen Marck oder in Slavonien befunden. B BURNA. oot Burna oder Burnum setzt der Merian ie,|ne in Gottschee b)t wie man ihn zwar also ^bia. hat unterrichtet, aber irrig. Denn obgleich Gottschee im alten Iapydien ligt, ist es doch zu der Zeit als Burnum eine Stadt war, eitel Wald und Wüstenei) gewest. Wir lernen aber vom Procopio ein Andres, nemlich daß Burna oder Burnum eine Stadt in Libumia gewest, und der Stadt Scardonae Nachbarin c). % Carr CARRODUNUM. Nun,"0' Diesem Ort gebührt unter den alten te3«i. Crainerischen Städten keine Stelle, weil es aber mit dem Namen der Crainerischen Stadt Crainburg einige Ber-wandschafft hat, und daher Jemand leicht dörffte gebenden, CARRODUNUM sey Crainburg (wie dann Lazius gar damit nach Bayern gehen, und Kraiburg daraus machen will), habe ichs allhie nur mit einziehen und dabei) erinnern wollen, daß es von obigen beyden weder eines noch andres, sondern nach Ptolomaei guten Anweisung zwischen der Drav und Murr oder beym Zusammenfluß solcher beyden Ströme gelegen, und also Legrad in Croatien sey. Corrinni CORINNIUM. jjs' StabUu . Oorinniurn ist vormals in Alt-Iapi-=3aW«. ijZnen, anjetzo aber in Liburnia gelegen, Oy# luem iu Vienn. I. I. c. b Kt in Comweut Ueipubl. R. 1. 12. c. 4. &) Merian. in Topogr. Car. <0 Procop. de Bello Gotti. und eine See-Stadt am Sinu Flanatico, zwischen Ortopla und Nona, wie man in den alten Tabellen deß Ptolomaei findet d). Wie dann noch heut, unweit von Scar-dona, ein Ort vorhanden, der Carin hetflt und vielleicht noch von dem Corinnio ein hinterstelliges Stuck ist. ENONA. Enona, heutigs Tags Nona genannt, Die stabt war gleichfalls vor Alters eine Stadt xonl*0$>cr Alt-Japydiens, wird aber von Ptolomaeo in Liburnien gesetzt, und anjetzo zu Dalmatien gerechnet. Scheinet aber, daß es auch vor dem Croatien zugeeignet worden. Welches schier aus diesen Worten Lucii de Dalmatia will zu schliessen seyn: Croatiam à principio suae conversionis unicum tantiim Nonensem Episcopum habuisse, constat „Man weiß, daß Croatien von Anfang seiner Bekehrung her, nur einen einigen Bischoff gehabt, nemlich den von Nona." In den Notis Bo-drandi, zu dem Lexico Ferrarii, wird sie gleichfalls eine Crabatische See-Stadt genannt, die nunmehr zu Dalmatien gehöre und von den Sclavoniern Nin genannt werde; mit diesem Neben-Bericht, daß es gleichwol nicht allerdings gewiß, ob solches Nin, das alte Ninia, oder Aenona sey, wobei) der Author sich auf besagten Lucium berufst Der Nonensische Bischoff ist noch heut unter dem Padrensischem Metropoliten, und die Stadt, so Benetianischen Gebiets, im Jahr 1646 geschleifft, damit sie nicht in Türckische Hände käme. Wir haben aber diesen Ort den alten Crainerischen allhie aus zweyerley Ursachen mit eingefügt: Erstlich, weil wir diese und andre Städte dißmals nicht so sehr nach ihrem heutigem, als vielmehr vormaligem Zustande betrachten, Enona aber vor Alters dem alten Japidiae einverleibt gewest; zweitens, zu dem Ende, damit nicht Jemand wähnen mögte, Enona wäre einerlei) mit Emona, welcher Mißverstand gar leicht bey Manchen könnte entstehn, weil nur um einigen Buchstab diese beyde Städte in der Aussprechung unterschieden seynd. FLANONA. Dieser Ort wird beym Plinio und Die Stadt Ptolomaeo, sonst auch Flavona, von andren Fianona. d) t’tol. 1. 2. c. 17. e) Vid. ergo ipae Kuoius lib. I« de Dalmatiae Je Croati® regno, c. 14. Naher der Sinns Fla-naticus sein« Kamen hat. Latovicorum Praetorium. Wo dieser Crt gewest. Scribenten aber, als vom Marcellino »), Diacono 6), und andren, wie auch von denen Griechischen Nicephoro 0, Sozomeno d) u. o. m. Flanona geschrieben. Der Italiener spricht Fianona. War gleichfalls vorhin eine Alt-Japydische Stadt, gehört aber nun zu Liburnien, und ligt nicht weit von dem Fluß S. Veit. Von dieser Stadt hat der Flanaticus Sinus, welcher schon vom Plinio also benamset wird, seine Benennung e), LATOVICORUM PRAETORIUM. Ten Namen dieses Orts findet man beym Ptolomaeo in Ober-Pannonien, deßgleichen beym Antonino in dessen Itinerario. Bertius giebt es aus für Bro-danich, welches noch weit unterhalb Ca-proncza in Slavonien ligt. Lazius, der in einigem Gleichlaut der Wörter ge-meinlich seine irrige Meynungen gründet, will Lack draus machen, fehlt aber gar sehr darinn. Weil aber bemeldtes Itinerarium folgende Oerter in solcher Ordnung setzt: EMONA PRAETORIUM LATOVICORUM. M. P. XXXIV. NOVIODUNUM. M. P. XXVI. vermutet man billig, Praetorium Latovicorum sey nicht gar zu weit von Laybach gewesen, wiewol auch nicht gar zu nahe, und zwar nicht gegen Nider- sondern gegen Aufgang. D. Schönleben mutmasset, es dörffte in der Stadt Ratschach gewesen seyn, und zwar nicht ohne vernünfftigen Schein, angesehn, alsdann der vom Antonino gesetzter Abstand oder Entlegenheit der Stadt Emonae (oder Laybach) vom Praetorio Latovicorum am besten heraus kommt. Denn von Laybach rechnen die reisende Handelsleute acht Meilwegs, welche den alten Römern XXXVI machten. Jetzt gedachtes Itinerarium Antonini setzt zwar nur XXXIV, allein ein so weniger Unterscheid kann entweder aus einem Fehler deß Abschreibers, oder daraus entstanden seyn, daß die Römer nicht stets densel-bigen Weg gezogen, den man heutigs Tags reiset, sondern manches Mal etli- а) Lid. 14. б) Paul. Diacon. Misceli, lid. 11. c) Niseph. lib. 9. c. 32. d) Sozom. lib. 4. c. 6. e) Plin. lib. 3. Hist. c. 19. & 21. che Meilen zu der Zeit umgereiset, da sie es hätten näher haben können. Weiter, so rechnet man auch von Ratschach biß Gurckfeld (oder Noviodonum) fünff Meilen, solche geben den Römern M. P. XX. und blieben also beym Antonino noch vier übrig. Aber dieser Unterscheid kann daher kommen, daß das gemeine Volck unterhalb Ratschach schon nach Krabatischen Meilen rechnet, weß-wegen kein Wunder, daß die Römische Meilen-Zahl nicht völlig heraus kommt. Uberdas scheinets (wie D. Schönleben ge-denckt), daß Noviodunum nicht eben gerad auf der Stelle gelegen, wo setzt Gurckfeld, sondern ein wenig unterhalb Gurckfeld. Endlich, so finden sich auch noch einige Stein-Schrifften beym Aventino, darinn Augustus beym Bezwinger der Latovicorum gerühmt wird, welche um Saltz-burg gefunden und von jetzt gemeldtem A ventino seinen Bayerischen Jahr-Geschichten einverleibt worden, nemlich die zwo nach -gesetzte, deren erste also lautet: LATOBIO AUG. SAG. PRO SALUTE NAM. SABINAE. ET JULIAE BASILIE. VNDONIA. VERA. MATER. V. S. S. L. M. Die andre führt diesen Laut: LATOBIO AUG. SAG K. L. CRESENIUS. AVITVS V. S. L. M. Ohne Zweifel seynd diese Obschristen, von denen Römischen Besatzungs-Offi-eirern im benachbartem Norico damals gemacht, als dieser Theil Pannoniens von den Römern unters Joch gebracht. LONGATICA MANSIO. Das durch diese Stadt das heutige Lohitsch (welches die Sclavonische Sprache Logatec heisst) zu verstehen sey, giebt nicht nur die Verwandniß deß jetzigen und vormaligen Namens, sondern auch die Distantz oder Weitschafft von dem Fluß Vipach biß nach Ober-Laybach beym Antonino deutlich gnug zu mercken. Denn in deffen Weg-Verzeichniß wird die Zwischen-Weite dieser nachbenannten Oerter, folgender Gestalt abgemessen: ELUVIO FRIGIDO LONGATICO M. P. XXII. HEMONA M. P. XVIII. Und findet man in den Tafeln desselben diese Meil-Rechnung: 7»» Ma. FLUVIO FRIGIDO IN ALPE JULIA M. P. XV. LONGATICA MANSIONE M. P. V. NAUPORTO M. P. VI. EMONA M. P. XII. Fluvius frigidus ist der Wippach. Von dannen biß Lohitsch müssen fünff Meilen und etwas drüber gerechnet werben, wie man auch würcklich so viel zehlet. Von Longatico biß nach Ober-Laybach hat es ohn alles Wiedersprechen fünff viertheil Meilen ; von Ober - Laybach biß nach Aemonam oder Laybach seynd wie bekant drey Meilen, welches nach Römisch-An-toninischer Zehlung seynd M. P. XII. Strabo schreibt zwar Longaticam mansionem, wie auch Nauportum den Tau-riscis zu : aber Gewalt und Wittführ deß Obsiegers setzt und versetzt die Grentzen nach Belieben. Sonst findet ein Mühse-; liger auf dieser Welt überall Longaticam mansionem und muß klagen : Hei mihi ! quia Incolatus meus prolongatus est ! MAGNANIANA. . Wann es nach Ptolomaei Anweisung 9^n 0tt gehen soll, welcher Magnanianam unter die Ober-Pannonische Städte zwischen Praetorium und Aemonam setzt, so werden die Ruinen oder Verfallenheiten, welche man in der uralten Crainerischen Stadt Wei-pelburg findet, am allervermutlichsten für Mahlzeichen Magnanianae gehalten, mit dessen weitläufftiger Erweisung ich aber dem Leser allhie keine Langweil machen mag. MAGNUS VICUS. Bey keinen alten Scribenten eräugnet sich einiger Fußstapff, daraus man die gewisse State dieses Orts könnte erführen so wenig als auch in den Itinerariis ; weil vermutlich derselbe innerhalb deß Gebirges ausser der Landstrassen wie die meisten Städte Iapydiens gelegen; an-gemerckt deßwegen auch nur gar wenig Iapydische Städte von den Alten benamset worden, und zwar schier nur vom Stradone und Appiano. Es scheinet aber, diß-Mal habe Lazius nahe am Ziel - Punct getroffen, indem er aus den alten Inscriptionen mutmasset, es müsse nahe bey Laybach ein Magnus Vicus seyn gewest. Hierinn gibt ihm auch der D. Schön- , leben Recht, ausbenommen, daß er es nicht zu Ober-Laybach, dahin es Lazius gelegt, "gen lassen, sondern nach deß Lazii ver-Meynten Emona, das ist nach Igg ver- % .^NNUl- , N*,.' ge- legt wissen will, und zwar nicht ungereimt. Denn was bey den Römern Magnus Vicus hieß, ist mit der Zeit nur allein Vicus nachmals von den deutschen oder Slaven abgekürtzt, und Vie genannt worden; biß endlich die Zeit wiederum den vordersten Buchstab abgebrochen und endlich Ic hinterblieben, welches heut mit vermehrten Littern, wie die Deutschen gerne pflegen zu thun, Igg geschrieben wird. METULUM. In den ältesten Editionen Strabonis wird diese Stadt mit einem zwiefachem L Metullum geschrieben, in etlichen auch mit einem d Medulium ; welches letzte sonst auch theils andre Städte sonderlich in Gallien bedeutete. Lazius will, Medulium sey so viel als Mednic-Dhal und aus dem so genanntem Trojanaberg zu suchen, welcher Meynung viel Gelehrte beypflichten und unser Herr Haupt-Author Selber eine Zeitlang derselben aus sehr vernünfftigen Ursachen nicht ungünstig gewest. Aber im Buch der Crainerischen Jahr-Geschichte vor Christi Geburt wird ausführlich bewehrt, daß die Stäte Metuli am allerfüglichsten zwischen Laas und Oblak gesucht werde, nach denen Umständen, welche Appianus bey Er-zehlung ihres Untergangs hinterlassen hat. Es ist aber Metulum die fürnehmste Haupt-Stadt in Iapydia gewest, die den Römern tapffer die Spitze geboten, aber endlich vom Augusto überstritten, und zum Aschhauffen verwandelt worden, also gar, daß das geringste Überbleibsel von ihr nicht mehr vorhanden. MONAETIUM Ist, wie man beym Strabone und Appiano findet, eine unter den Iapydischen Städten gewest. Lazius hält es für Mansburg, welches doch viel jünger und vor etlich hundert Jahren Mangesburg heiß ; zudem ligt Mansburg über der Sau, etliche Meilen von Laybach, dahingegen Monetium und dessen Einwohner die Moentini nach Appiani Relation innerhalb deß Alp-Gebirges gelegen; wie auch Lazius selber solches aus dem Appiano angeführt, und sich also selbsten widerlegt. D. Schönleben sieht in den Gedancken, Monaetium dörffte mit Aemona oder E-mona einerlei) seyn. Seine Bewegniffen seynd zwar nicht unscheinbar. Denn in 31 Wik sich bet Nam Magnus Vicug endlich in Igg verwandelt hat. Metulum vormals die Haupt Ztadt in Iapydia. Das alte Iapydische Monetium. Woraus z» wissen, daß Nauportum Ober-Laybach fty- Jrrigr üZu!-massung etli cher Scriben-ten von No= Tioduno, einer uralten Edition Ptolomsei wird E-mona genannt Mona, auch in etlichen Itinerariis, Haemonatium und Hennomatium. Daher seiner Meynung nach die Emon-tini (oder Aemonier) vielleicht per Meta-thesin, das ist durch eine Litter-Versetzung Moentini genannt worden. Allein er merckt gleichwol selbst, daß solche seine Mutmassung beym Appiano einen Anstoß leide; weil mit der Weise Appianus die Stadt Haemonam oder Ae-monam müsste zu Japydien gezehlt haben , welche Stadt doch von andren und zwar Lateinischen Scribenten in Pannonien gesetzt werde. Aber solcher Anstoß ist noch der geringste. Denn diese seine, deß D. Schönlebens Meynung wird vom Strabone so-wol als Appiano nicht nur hart gestos-sen, sondern gar zu Bodem gestossen ; indem Jener, der Strabo, eben sowol wie Appianus Monetium in Japidia und zwar dieser Letzter es innerhalb der Alpen setzt. Jedoch könnte es endlich tool seyn, daß diese beyde alte Scribenten Japidien aus falscher Mutmassung so weit ausgebreitet und Aemonam unter den Namen Mo-netii mit drejn begriffen hetten; in Betrachtung, daß gleichfalls Plinius eine Ja-pydische Stadt Aemoniam benennt; wie-wol zu zweifeln, ob er damit auch die Crai-nerische Haupt-Stadt Aemonam eigendlich meyne, weil er zweyerley Oerter deß Namens hat, welche aber vermutlich einerley und von ihm aus empfangenen Miß-Bericht einer unbehörigen Landschafft etwan zugeeignet worden. NAUPORTUM. Daß der Römer Nauportum die heutige Stadt Ober-Laybach sey, wird man sowol aus der Gelegenheit deß Orts, da sehr viel Schiffe ihren Hafen wie vor Alters haben,^als aus unterschiedlichen alten Stein-Schrifften noch gewisser aber aus dem Itinerario Antonini entzweiffelt, sintemal man in diesem Itinerario das alte Nauportum eben an derselbigen Stelle oder State, wo die Stadt Verchnik (oder Ober-Laybach) findet. Und scheinet eine so urkündige Sache weiteren Beweises un-bedürfftig zu seyn. ' NOVIODUNUM. Noviodunum, so vom Ptolomaeo Novi-dunum genannt wird, war eine Stadt in Ober-Pannonien. Welche Lazius, der in |i I Locirung der zerstörten und vergessenen ! Städte gemeinlich den Irrweg geht, für I Neuburg oberhalb Rattmansdorff ansihet, : wiewol er sich gleich in einem andren drauf folgenden Capittel vergessend Crainburg draus macht. «) Bertius aber in den Ta-|| bulis Ptolomseifür Oedenburg in Oesterreich , und hingegen in dem Itinerario Antonini für Neumarckt unterhalb Rattmansdorff, dem er den Namen Quadratae fälschlich zueignet, setzet. Pyrkheimerus, der es Novidurum nennet, versteht dadurch Laybach. Sie fehlen aber allesämtlich. Denn die Distantz - Messung Antonini zeiget gar deutlich, daß Noviodunum in Unter - Crain, und entweder an der Stäte wo jetzt Gurckfeld oder je gar-nahe dabey gestanden; angemerckt man heut von Laybach biß Gurckfeld 13 biß 14 Meilen, welches eben dieselbige Weite ist, so Antoninus von Emona biß Noviodunum rechnet. Zudem sihet man zu Gurckfeld und Rain viel Spuhr-Mähler der Antiquitäten, daraus wahrscheinlich geurtheilet wird, daß daselbst auch Römische Colonien (oder neu-bepflantzte Städte) gewest. Im Jahr 1678 ist ausser der Stadt Gurckfeld eine alte Jnscription angetroffen, darauf nebenst andren Worten die drey letzte Sylben von NOVIODUNI ste-hen, nemlich ODUNI, daraus will man vermuten, es sey daselbst die Stadt Noviodunum gestanden; bevorab, weil ein geraumes und langes Stück Weges weit viel gleiche Steine mit Aufschrifften würck-lich ausgegraben werden. Jedoch ist diese Vermutung, nemlich daß darum Noviodunum nothwendig bey-und nicht zu Gurckfeld gewest ; denn Noviodunum dörffte vielleicht sowol in- als ausserhalb Gurckfeld einen groffen Raum mit seinen Gebäuen besetzt, und die Grösse Gurckfelds weit übergrössert haben. OCRA. Die vormalige Stadt Ocra, deren Plinius unter den alten Scribenten schier allein Meldung thut b)t wollte Henricus Palladius zwischen den Ber-Höhen deß Karsts vermuten bey Dobrodò (wie er es nennet» ' woselbst die Benetianer unterm Commando Horacii Balionii von den Deutschen eine Niderlage erlitten, wann nur Ocra eine a) LaziUä de Rep ubi. Rom. Seet. 5 lib. 12' b) Vid. Plin. 1. 3. c, 19. BewciS, Noviodunum bcS ober z» Aur ckftld gestände i. Dir ®tabt Ocra- E„ einer Armate Met, «tabt, Stadt und keine Landschafft wäre. <*) Er sorget nemlich, Plinius habe geirret, und einen gewiffen Land-Strich, der Ocra ge-heiffen, für eine Stadt geachtet. -In dergleichen Verdacht steht Plinius dißfalls auch beym Cluverio. b) So giebt es auch billig einiges Nachdencken, daß unter allen alten Authoribus Keiner einer Stadt Ocrse gedenckt, da doch beym Strabone deß Gebirges Ocrse mehr als ein Mal Meldung geschicht. Nichts destoweniger sihet es eben so unglaublich dennoch nicht, daß sowol eine Stadt als der Berg den Namen Ocra geführt, wie der D. Schönleben gar wol urtheilet; Zumal weil man in dem alten Carnia und Japydia annoch viel Certer schauet, die voll Antiquitäten sehen, derer Namen man doch gleichwol in den Schrifften der Alten nicht angezeichnet findet. Massen dann auch weit mehr alte Ruinen oder Verfallenheiten und Gebäu-Mäler antrifft, weder bey den Scribenten Namen der Städte. Diesem nach lässt sich letzt - benannter ' Author beduncken, die Stadt Ocra sey dort gestanden, wo heut der Crt Hayduschina (Heidenschafft auf Deutsch) befindlich an dem Fluß Rhobel unten am Berge Ocra (der vielmehr, wie unser Herr Haupt-Au-thor in der summarischen Topographià setzt, mitten in dem Berge). Daher auch ( der benachbarte Crt heut Podkrai benamset wird. Derhalben meynet er, es würde der P. M. B. viel füglicher die Stadt Ocram weder die Stadt Aemonam nach Heidenschafft gelegt haben, sowol darum, daß er schreibt, man finde daselbst zu Heidenschafft annoch die Mahl-Zeichen einer ehedessen groffen und berühmten Stadt, als auch deßwegen, weil dieser Crt Heidenschafft eben unten am Berge Ocra ligt. Eben dieser Meynung kann die Feder unsers Herrn Haupt-Authoris mercklich aufhelffen, indem sie beh Beschreibung der Stadt Heidenschafft (unten im Buch von den Städten) meldet, daß man daselbst den Überrest von sieben grossen Thürnen noch schaue, und gnugsame Merckzeichen spühre, es müsse allda vor Alters eine grosse Stadt gestanden sehn. Wiewol der D. Schönleben schreibt, man wolle sagen, daß zu Heidenschafft noch die Spuhr-Zei- a) Henr. Pall ad. lib 3. Rer. Foro- jul, i) Vid. Cluver. lib. I. Italiae c. 2. chen von sechszehen Thürnen vorhanden, davon nur einer annoch stehe, nachdem die übrige von dem Attila zerbrochen worden. Es kann seyn, daß mehr als sieben noch zu spühren, sieben aber nur noch wol mercklich, die übrigen hingegen kaum und schwerlich. Die Einwohner zu Ocra nennet Plinius Subocrinos. Das Wort Podcrai aber ist auf Sclavonisch soviel gesagt als Un ter der Grentze oder an der Grentze. ^Jedoch bleibt auch dieses, daß Ocra eine Stadt gewest, unter- oder in den Grentzen der Mntmaffung; denn obgleich viel rudera von einer eingegangenen Stadt zu Heidenschafft befindlich, entstehet doch daraus gleichwol noch nicht die unfehlbare Gewißheit, daß selbige Stadt nothwendia müsse Ocra geheissen haben. AD PUBLICANOS. Diß scheint eine Römische Stadt zwischen Emona und Celeja gewesen seyn; sintemal die Tabulae Antonini zu solcher Vermutung groffen Anlaß und Fug geben. Der Schönleben meynet, es dörffte sich solcher Crt vielleicht um Stein, da wo der alte Weg durch das Mednicker-Thal gehet, befunden haben. Das Alter der Zeit aber ist zu neidisch und allzu fressig, daß es uns hievon was Beständiges und Zuverlässiges sollte vergönnen. Vielleicht ist auch der Crt um der Einwohner willen, welches guten Theils Publicani (oder Römische Zöllner) gewest, welche den Leuten Blut und Marck auszusaugen pflagen, keines sonderlich-verlän-gerten Gedächtnisses werth erfunden. PUCINUM. Pucinum nennet Ptolomaeus eine Stadt in Istria. An diesem Crt wuchs ein herrlicher Wein, welchen Keysers Augusti Gemahlinn Livia seiner Güte und Gesundheit wegen allen andren Weinen weit vorgezogen, und schier allein ihrer Lippen gewidmet. Massen solches Plinius mit diesen Zeilen be-glaubt. Julia Augusta 82. annos Fucino retulit acceptos vino ; non alio uso. Das ist: „Die Keyserinn Julia hats dem Pu-ciner Wein zugeschrieben, daß sie ein zwey und achtzig-jähriges Alter erreicht, lind gleich daraus schreibt er : Gignitur in sinu Adriatici maris, non procul à Timavo fonte (soll vermutlich heiffen Timavi fonte) 31* Der Ort Ad Publicanos. Die Stabt Pucinum. Köstlicher Sein bafebft. Welchem Li* via ihr langes Leben gebandt. Und auch die Griechen sehr gerühmt. Lazii Anweisung der Gegend deß Puciner -WnnwachseS. saxeo colle; maritimo afflatu paucas coquente amphoras : nec aliud aptius medicamentis putatur. Hoc esse crediderim, quod Graeci celebrantes miris laudibus Pyctanon appellaverunt, ex Adriatico sinu. Fucina vitis omnium nigerrima, a) Das ist: „Er wächst in einem Win-ckel ober Eck am Abriatischen Meer nicht weit von bem Ursprünge beß Flusses Timavi an einem Stein Felsen, allwo bte See-Lufft boch nur wenig Eymer füllet; uttb wirb kein anorer Wein so bienlich ptr Artzney geachtet als bieser. Ich halte, biß sey ber Wein, welchen bte Griechen so gewaltig herausgestrichen unb genannt haben ben Wein Pyctanon vom Abriatischen Meer-Winckel. Der Puciner Wein ist ber schwärtzeste unter allen." Unb anbersmo schreibt er : Fucina vina in saxo coquuntur, bas ist: Die Puciner Weine wachsen auf einem Stein-Felsen. b> Weil aber selbigen gantzen Berg-Strich hin langst beut steinfelsigtem Ufer beß Abriatischen Meers von Triest biß an bte Quelle beß Tintavi mancherlei) Weine wachsen ; so schwebet es boch im Zweifel, welcher bann unter benselben ber so ge-funbe Wein gewesen, welchen man für so artzeneylich geschätzt'? Lazius hält basür, es sey ber Prosse-cker Wein gewest, wie aus biesen seinen Zeilen erscheint: Si nostri temporis sicura muuicipiaque spectes, occurrunt mons Falcon, ubi est ostium & portus Lisontii fluminis, Timavus fluvius, cum suis fontibus, Duinum & Prossekium ; atque toto isto littore vineta sunt electissima, & ubi optimum Rifolium vinum, praecipue Prossekii, nascitur, quod dubio procul Pucinum illud Plinii fuit. Adservatur istic in specu vinum multis annis, quod senectutem extrahere creditur, id quod de Piotano Graeci fabulantur, c) Was von viel - jähriger Ausbehaltung dieses Weins in ben ^>ölen Lazius jetzt zuletzt beygesügt, davon ziehet ber D. Schönleben ein gleichmässiges Exempel an aus «) Plin. lib. 17. c. 6. 6) Idem c. 4. c) Lazius Commentar, de Rep. Rom. 1. 12. s. 5 cap. 8. bem Manzolio, unb bieser Hinwieberum aus bem Candido, nemlich baß bem Key-ser Friebrich zu Duino (bas ist zu Ty-wein ober Tybein) ein hundertjähriger Wein prrnsentirt worben. Dem Cluverio will solche Anweisung ober Angebung beß Weinreichen alten Fucini gleichwol nicht gefallen, aus bieser Ursach, weil Prossek ber Stabt Triest näher ligt, als bem Timavus - (Strom ; ba dennoch Plinius nicht sagt, baß er unweit von Triest, sondern unweit vom Ursprünge beß Timavi wachse. Darum bemerckt er dreyerley Oerter selbiger Gegend, Prossek, Contavel unb Brzina ; unter welchen Brzina vom Timavus-Strom drey tausend Schritte, von Duino aber (das ist von Tywein ober Tybein) nur zwey tausend entlegen ist. Folgends urtheilet er aus sothaner Distantz und beynebst aus der Anzeigung, so ber Wem giebt, daß Kastell Pucinum sey derselbige Ort, welchen bte Italiäner insgemein Castell Duino nennen, d) Lasst uns hierüber auch deß D. Schönlebens Beduncken vernehmen. Derselbe redet davon also dieser Meynung, welche ich aus seiner Lateinischen Feder mit einer Deutschen beschreiben will. „Daß durch diese gantze Gegend (spricht er) die alleredelste Weine wachsen, welche um den Vorzug mit einander streiten, daran ist kein Zweifel. Der Prossecker Wein reicht schier an Tybein, welches i zwo Meilen von Triest ligt : und durch : selbige gantze Gegend habe ich selbst in : acht genommen, wie die Weinstöcke der-mafsen mitten zwischen den Fels-Steinen gewachsen, daß vor der Wurtzel kaum ein I Plätzlein Erdreichs sich blicken lässt. Bon dannen, nemlich von Tybein, biß Mon-i falcon sihet man nicht so felsicht- oder steinerneWeinberge. So hat auch der Wein, 1 welchen man Brzina nennet, keinen so 1 lieblichen Geschmack als wie der Prossecker. Und deß Brzina-Weins wächst viel, deß Prosseckers aber nur wenig; und hat dieser letzte die Meer-Lufft in der Nähe, an-gemerckt, man in den ProsseckerischenWein-bergen von oben hoch herab auf das unten wallende Meer schauet, welches Alles mit der Beschreibung übereinstimmt. Der-halben wollte ich unter dem Namen Fucini lieber Prossek und Contavel, die an- Hundenjiih- riger Wein- o gdjönlt* eite Äedu»' den hierüber- einander stoffen, weder einen von dort weiter entlegenen Ort verstehen." Es ändert aber gleich hiernächst dieser Author seine Meynung, und erwählt dafür diese, daß kneinum vermutlich in Istria nicht weit von Triest gestanden; in Betrachtung, daß Ptolomaeus, indem er die mittelländische Städte in Istria erzehlt, Puclnum voran setzt und Plinius in Anweisung solches Orts zwischen dem Timavo und der Stadt Triest gar wol sich könne geirret haben, wie dann gelehrte Leute schon längst in acht genommen, daß er offt die Oerter verwirret, und ihrer rechten Stelle verfehlt habe. Weß-wegen endlich dieser Author, der Doctor Schönleben nemlich, auf diesen (wiewohl ! mutmaßlichen) Schluß fällt, es könne das alte Pucinum in Ansehung der Vortrefflichkeit deß Wein-Gewächses füglich aus das heutige Czernicall und auf dessen Nachbarschafft gedeutet werden, als woselbst der allerdelicateste und weit edlerer Wein wachse, den zu Prossek, oder sonst anderswo in selbiger Gegend; welcher, wann er eine Weile gelegen und lauter, auch ein wenig nur gewürtzet worden, einiger Orten für Eandiotischen Wein verkaufst werde. Er rühmt an diesem Wein auch dieses, daß, nachdem er auf-geklährt ist, er immer klarer werde, dahingegen der Prossecker Wein immerzu trübe verbleibe, überdas bey weitem so lange sich nicht halte, als jener «À Wir werden uns aus dem zweyten Buch dieses Wercks erinnern, daß der Herr Urheber dieses Wercks im LXIV. ^apittel desselben den Bericht gegeben, daß, weil in der Gegend um Prosek herum ein auserlesener Wein gar häuffig wachse, die Authores denselben Vinum Pucinum, denPuciner Wein heiffen, ungleichen, daß um Tybein (Duino) die überall in grösser Menge erspriessende Neben einen gar edlen Wein zeugen. Er ssrebt aber in demselben Capittel auch den Tschernekallischen Weinbergen ein treffliches Lob, indem Er meldet, daß sie ubertrefflich-guten Wein gebären, welchen man den „Tschernekaller" heisst und über-^as ertheilt Er bald hernach diesem Wein 'owol, als andren benachbarten Wein* .gewachsen, darunter auch der Prosseker diesen Ruhm, daß er nobel, delicat ; und kräfftig sey, und manches Mal in Teutschen Ländern für Eandiotischen Wein oder auch für Malvasier, oder für einen andren dergleichen Krafft Wein verkaufst werde. Weil dann solches Lob deßTscher-nicallers dem Gezeugniß deß D. Schönlebens nicht ungleich klingt, und dieser demselben auch dieses zurechnet, daß er nicht allein in der Lauterkeit, sondern auch in der Beharrlichkeit und Währung den Prossecker weit übertreffe, welche Weinrühmliche Eigenschafften meines Bedun-ckens mit der Plinianischen Beschreibung des Puciner Weins, soviel die Daur-hafftigkeit betrifft, sich besser als deß Pro* seckers Unbeharrlichkeit vergleichen; mögte ich schier schlieffen, dieser, nemlich der Tschernikaller, seq der Puciner Wein, und der Römischen Keyserinn Trunck gewest. Allein die andre Eigenschafft, welche er, der D. Schönleben, gleichfalls an diesem Wein preiset, nemlich die Klarheit und Lauterkeit, zeucht mich ohne dem von dem ungezweifeltem Beyfall zurück, und will mich schier bereden, man müsse Istriani mit dem Ruhm deß Puciner Weins beehren, wie zuletzt der Docter Schönleben gleichfalls thut. Ich sage aber schier, denn zuletzt werde ich die Ursach geben, welche mir auch in Istrien keine Unfehlbarkeit gedeihen lässt. Aber der Krantz wird als-denn nicht aus den Tschernikaller kommen, ohn angesehn offtgemeldter D. Schönleben darum eben demselben solchen Wein* Krantz zuspricht, weil er, wie es scheint, den Ort Czernikall zuIstria rechnet, Massen Einer aus diesen seinen Worten nicht leicht anders wird schlieffen: At quid, si in ipsa Istria, non procul Tergesto, verum Pucinum liceret in venire ? &c. Ptolomseo potius credendum videtur, ]ui, enumerans Istrise mediterraneas civitates, primo loco ponit Pucinum; |uod si vinorum praestantiam consideres, referri posset ad hodiernum Ozernikall & ejus viciniam, ubi delicatissimum vinum crescit, longè nobi-ius, quàm Prosseccense, vel quodcunque aliud in his partibus (scii. Istriae) 1 juod defaecatum, & modicè aromati-bus conditum, scio, alicubi pro Cretico venditum. Hoc defaecatum semper clarius evadit &c. Es ligt aber Czemi-j kall (oder Tsernicall) wie aus Hoch* ! Ehrengedachten Herrn Haupt * Authoris I Scheinbare Vermutung, daß Puci uum in Istria gestanden. Lob deh Wer schetscher Weins. vorerwehnten Summarischen Topographia erscheinet, nicht in Histria, sondern im Innern Crain. Darum mag aus diesem Grunde, nemlich so viel den Ort Isctier-nikall und desselben köstlichen Wein belangt, das alte Pucinum und dessen Wein-Lob der Lands-Gegend Histerreichs als dem fünfftem Fünfftheil von Crain nicht zugeeignet werden, wie edel und rar auch der Tschernikaller sonst immer seyn mögte. Ja vielmehr macht es deß Tschernikallers - Weins Lauterkeit und Klarheit klar und richtig, daß Tscher-nikall nicht Pucium gewest, noch gedachte Römische Keyserinn dessen Wein getrun-cken, denn Plinius nennt den Puciner Wein vitem omnium nigerrimam den allerschwärtzesten Wein unter allen, und versteht durch vitem (per Metonymiam Causae pro Effectu) vinum durch den Weinstock den Wein selbsten. Weil dann der Tschernikaller lauter und klar ist, da hingegen der Puciner aller schwartz gewest, so müssen beyde gantz ungleicher Art seyn. Nichts desto weniger finde ich Ursach, in so weit der Meynung deß D. Schönlebens , daß Pucinum in Istria gelegen, und dessen Wein ein Histerreichischer gewesen sey, nicht hart zu wiedersprechen. Und dazu treibt mich nicht nur Ptolo-lomaeus indem er obberührter Massen Pucinum zu allervorderst unter den Jstrianischen Städten nennet, sondern noch vielmehr unser Herr Haupt-Author durch die grosse wunderbare Recommendation, so Er dem Berschetscher Wein und dem bey Castua, welche beyde unter vielen andren stattlichen Trauben Istria zeuget (wenn man nemlich Hi-sterreich nicht in der engsten Bedeutung, sondern ein Stück von Liburnien mit dazu nimmt) ertheilt. Denn dem ersten setzt er im LXXIX. Capittel deß Zwey-ten Buchs diese Ruhm-Zeilen zu Ehren, die ich allhie nothwendig wiederholen muß: „Bey Berschetz im Meer, giebts trefflich viel Weinberge, doch mei-stentheils schwartze. Gestaltsam auch selbige Weine mehr schwartz als rot. (Weßwe-gen man auch in Deutschland dergleichen Wein Wein-Dinte zu nennen Pflegt.) Sie seynd aus der Massen süß, nicht anders, als wäre lauter Zucker darinn. Zudem seynd eben diese Weine gar dick und sättigen denjenigen der einen solchen Wein trinckt dermaffen, daß er schier nichts essen kann." Dem Castuaner Wein schenckt Er einen schier gleichen Lob-Krantz in eben demsel-bigen Capittel, wann er schreibt: „Bey Castua machen die Weinberge eben sowol eine grosse Anzahl und geben einen gar schwartzen Wein, der dennoch sehr gesund und gut zu trincken. a) Unter diesen beyden Weinbergen, könnte meines Vermutens, einer der Keyserinn Juliae Augustae seinen Trauben-Safft presentir! und den Ruhm deß allergesundesten Weins bey ihr erworben haben. Denn die Bewandnissen oder Beschaffenheiten desselben vergleichen sich mit der Plinia-nischen Beschreibung trefflich wol. Erstlich ligt Berschetz am Meer, wie der Puciner. Zweytens geben diese Weinberge einen gantz schwartzen, dicken und trefflich-näh-renden, Zucker-süssen und aus der Massen lieblichen Wein. Daß aber der Puciner auch aller schwartz gewesen, bezeugt Plinius. Und daß derselbige der Kehlen sehr müffe geschmeichelt haben, schliefst man leichtlich daraus, daß ihn die Keyserinn vor andren zu ihrem Trunck erführen. Denn für die Lippen einer so hohen Stands-Damen hat man Zweifels ohn den aller-delicatesten Wein, der nur zu bekommen gewest, ausgesucht. Der Römisch-Keyser-liche Hof beliebte nur gemeinlich das Edelste und Rareste. Drittens seynd der Berschetzer und Castuaner, „sehr gesund und gut zu trincken." Wie dann die so genannte W e i n-D inte meines sicheren Wissens in Deutschland zur Artzeney gebraucht, und nicht allein wie der Malvasier, zur Stärcke wider die Mattigkeit, sondern auch unter andren gleich dem Ailcant-Wein, für den Blut-Fluß getruncken worden. Dieser Umstand scheinet zwar mit dem Puciner nicht übereinzutreffen, daß dieser Weinberg nur etliche Eimer gefüllet, da hingegen bey Berschetz und Castua der Weinwachs in der Fülle fleht. Allein solcher Umstand vermag so viel nicht meine Mutmas-sung umzustossen als die vorigen selbige zu befestigen. Denn unter so vielen Weinbergen daselbst, mag wol etwan einer gewest seyn, der nur wenig, aber hingegen die alleredelste Wein-Dinten gegeben. Wel- Der Eastlllr ner Weia- Ursache"'^ rum einer ceirefco müsse in Hister«'«»- a) Sehe das LXXIX. Capittel der Snmarischen To= pographiae . chen Weinberg man, nach der Zeit entweder um der geringen Quantität willen feines Gewächses, weil man nachmals selbigen Wein, vielleicht so sehr nicht mehr gesucht, ungebant ligeu lassen; oder besser angebauet und seiner gewartet, weder zu Keysers Augusti Zetten, und dadurch ein Mehrers an Trauben von ihm herausgebracht als vorhin. Vermutlich hat auch vorbesagte Keyserinn, unter solchem Pn-ciner-Wein, den allerköstlichsten und gleichsam den rechten Kern für sich ausgesondert ; was aber sonderbar ist, Pflegt gemein-lich unter vielen das wenigste zu seyn. Zu solcher Betrachtung nun, daß ein solcher Wein, der dem Puciner am ähnlichsten in demjenigen Liburnien, das zu Histerreich mit gehört (wen man nemlich nit das eigendlichste Histerreich meynet) diejenige Hügel oder Berge am Adriatischen Meer-Busem, nemlich am Sinn Fla-natico, da Berschetz und Castua ligen liebet, wird Pucinum als die vormalige Stadt so nechst dabey gestanden, billig in dem Histerreichischem Liburnien vermutet. Jedoch steht noch viel eine grössere Hinderniß im Wege, welche die Ehre deß Puciner Weins samt dem vormaligem Kastell Fucino, weder auf Berschez noch auf Castua kommen lassen will, nemlich die Gelegenheit oder Situation derer Oerter, welche Plinius dem Schloß Fucino zu Nachbarn giebt. Denn er nennet erst den Fluß Timavum als von dessen Ursprünge Pucinum nicht fern sey, demnechst das Kastell Pucinum, folgends den Triestischen Meer-Busem, hernach die Coloniam oder neue Stadt Tergeste (oder Triest) und endlich den Fluß Formionem als die Grem tze von Istria. Solche seine Wort lauten also: Amnis Timavus, castellum nobile vino Fucinimi: comma 1 ergeste, ultra quam VI. M. P. Formio amnis, antiquus auctae Italiae terminus, nunc verò Istriae . a) Ich habe zwar oben deß D. Schönte* bens Ausrede schon angezeigt, welche sich bloß allein auf eine Vermutung gründet, daß vielleicht Plinius die Oerter, wie er sonst auch anderswo offt thue, untereinander geworffen, und verwirrt habe; aber tch weiß schier nicht, ob solche Ausflucht dtßmal Platz finde; da gleichwol diese Oerter, welche Plinius dem Kastell Pu- cino nach ordnet in der Gelegenheit oder Situation also würcklich heut befunden werden, und nacheinander folgen, wie er sie gesetzt. Denn nechst dem Fluß Timavo, welchem er den Meer-Wmckel bey Triest nach zwischen beyden aber das Kastell Pucinum setzt, nennet er die Stadt Triest, und zuletzt den Fluß Formionem, dessen Distantz von Triest er noch über* das so ausdrücklich anzeiget. Welches gewißlich keiner Confusion oder Verwirrung der Situationen, sondern einer richtigen und wol-erlerneten Abmessung gleich fi* het. Solche Oerter seynd von dem Sinu Flanatico, an welchem Berschetz und Castua stehen, gar zu weit abgeweitet, als daß ein einiger vom Plinio allhie benahm* ter Ort sich ihnen sollte zum Nachbarn bequemen. Zudem kann hie Ptolomaeus eben so bald, wo nicht leichter mit dem Plinio sich vergleichen weder streiten. Denn weil vormals Istria biß an den Fluß Timavum sich gestreckt, wie der D. Schönleben selber gedenckt, so kommt dieses der Plini-anischen Ordnung aufs allerbeste zu statten, daß Ptolomaeus Pucinum allervorderst in Istria stellet. Und also müsste dennoch entweder Tybein (Duino) oder Prossek bey diesem Ruhm gelassen werden, daß allda der delicate Puciner Wein gewachsen und zwar an einem besondren Stein-Felsen, der damals mit Weinstöcken, welche einen köstlich-schwachen Wein getragen, vielleicht bepflantzt gewesen. Darauf denn weiter auch der Schluß dorthin zurück fallen würde, daß Pucinum nicht am Sinu Flanatico bey Castua oder Berschez, sondern am Triestischen Meer-Busem seinen Stand gehabt. Ich muß aber bekennen, daß heutiges Tages dennoch so* wol die eine als andre Vermutung im Stande der Ungewißheit bleibt. ^JADRATAE Die Römer haben unterschiedliche Oer- u„teddp«t (Sente) geheiffen. g) Der dritte Ort von dem anjetzo allhie geredet wird, heisst eigentlich nicht Sena sondern Senia, und ist eine Stadt im Dalmatinischen Theil von Liburnien am Adriatischen Meer doch nicht unter der Herrsch afft Venedig, sondern des; Hauses Oesterreich; dependirt vom Carlstadischen Generalat; pflegt aber aus dem Hertzog-thum Crain seine Provision zu empfahen. Denen Türcken ist diese Stadt ein Dorn im Auge, und eine gute Festung wider dieselbe, daraus ihnen vielmals grosse Ungelegenheit und viel Abbruchs geschieht. Aber von der heutigen Beschaffenheit dieses Orts haben wir unten im Buch von den Grentz-Oertern aus der Feder deß Herrn Haupt-Authoris einen viel reichlichem und eigentlichem Unterricht zu hoffen, und allhie nur von dem alten Namen dieser Stadt sowol, als dero Namens-Verwandten und auch von ihrer ersten Erbauung einige Meldung thun sollen. а) Pliu. üb. 3. c. 5. б) Cluver. lib. 2. Ital. antiquae c. 3. e) Polyb. lib. I. d) P. Diaconus lib. 2. Her. Longobardicar. c. 23. e) Silius Italicus lib. 8. /) Idem de Urbe lib. 15. g) Appian. de Bello Chili, lib. I. Wenn dann nach Cluverii Meynung Senogallia vor dem 359 Jahr der Stadt Rom noch unerbant gewest, sondern wie Paulus Diaconus schreibt, allererst zu der Zeit, da der Gallische Groß-Hertzog Brennus mit dreyhundert tausend Mann in Italien gebrochen von den Galliern angerichtet worden, so wird billig dieser Schluß daraus erbaut, diß Liburnische Senia oder Zeug gehe der Stadt Senagaglia im Bau-Alter noch vor; in Be trachtung, daß Brennus ums 364ste Jahr der Stadt Rom, auf Rom loßgegangen, und dasselbe eingenommen. AD SILANOS. In den Tabulis Antonini wird nechst Aquileja gegen Virano (oder Varano zu) der Ort Ad Silanos gesetzt, und aus der nacheinander daselbst benannten Städte Distantz vom Cluverio geschlossen, dieser Ort gehöre zum Inneren Crain und al ten Japidien, werde heut Idria genannt, da man das Quecksilber so hänffig gräbt. Wovon im Dritten Buch der Herr Haupt» Author schon ausführlich geschrieben. TARSATICA. Dieser Ort war vor Alters eine Römische Colonia, nachmals eine Bischoffliche Stadt, ist anjetzo aber eine Kirche Unser Lieben Frauen, welche daselbst andächtigst verehrt wird, und (wie der Schönleben schreibt) den Ort durch viel Miraculn berühmt gemacht. Es steht tobet) ein Fron» eiscaner Kloster. Was daselbst mit dem Hause von Nazareth sich zugetragen haben soll, wird unten im Buch von den Crabatischen und Meer-Grentzen der Herr Haupt-Author umständlich erzehlen. Vormals ist Tarsatica Japidiae samt dem übrigen Strich am Flanatischen User eingeschlossen gewest, biß an den Fluß 'i itium. Weil aber der Nam dieser Stadt, (welche man sonst jetzo Tersat, und der Italiäner Tersato heisst) sowol als die Verfallnissen (Rudera) derselben annoch nicht vergangen, auch Überbus in erstbesagtem Buch davon vollkömmlicher wird gehandelt werden, ist unvonnöthen, daß wir allie länger dabeh verweilen und der Stäte, da es gestanden, viel nachspühren. TASINEMETUM. Beh keinem alten Scribenten wird man diesen Ort leichtlich antreffen, sondern allein in den Tabulis Antonini, und nach 32 Der Ort Ad Silanos. Der von Miraculn berühmte Ort Tarsatica. Vermutung von der Stelle Tasinemeti. Bornia lige Namen d-r Eladt Tergeste, nnb ihr heutiger. Ursprung deß Namens Tergeste. Anleitung derselben zwischen der Stadt Saloca und Ad Silanos zu suchen seyn. D. Schönleben vermutet, er sey etwan um Crainburg oder wol noch im Thal Ydriae gestanden. TERGESTE. Weil diese Stadt noch bey heutigen Läufften im Stande und gutem Flor und also ihre Gegend unverborgen, bin ich der Mühe überhoben, ihr Lager und Situation zu beschreiben, nachdemmal es be-kandt, daß es eben diejenige sey, welche man jetziger Zeit Triest nennet. Plinius titulirt sie Coloniäm und ein andres Mal Castelum ein festes Schloß, Strabo Vicum Carnicum und Artemidorus beym Stephano Bvzantio gleichfalls Vicum, Mela, Tergestum, Appianus und Servius in etlichen Editionen Tergistum. Einige wollen, den Namen Tergestum haben sie daher, daß sie dreymal verstöhrt worden, und das Wort Tergestum soviel gesagt seyn solle, als ter egestum, (s. eversum) Eustathius wähnet, sie sey nach Einem, der Tergestus geheisten, benamset worden; welches aber am wenigsten vermutet wird; der Crainer nennt diesen Ort Terst und Térést, welches einen Schilfs, Niet oder Wasser-Rohr bedeutet. Und wird unten der Herr Haupt-Author im Buch von den Städten uns berichten, daß der Lateinische Nam Tergeste von diesem Crai-nerischem entsprossen. Wiewol mir sonst schier vermutlich vorkommt, Terst und Térést sey vielmehr von dem Lateinischen Tergeste noch ein Uberbleisel, und daraus zusammen gezogen, wie vielen andren Römischen Städt-Namen mit der Zeit ist widerfahren. Doch wäre es auch nicht un-gläublich, daß die Römer den vielleicht damals schon gewesenen Namen Térést, welchen die alte Carni etwan darum selbiger Gegend, weil an selbigem Meer-User vielleicht viel Geröhrs gestanden, zugeeignet haben, behalten, und dieser von ihnen erbauten Colonise aus der Anwohner Sprache gegeben, doch also, daß sie ein g darein und ein e dazu gesetzt, und für Térést Tergeste gesprochen. Wiewol das Erste mir leichter eingehen will ; in Betrachtung, daß so die Römer diesen Ort nach dem Wort Térést genannt, sie denselben wol lieber Pereste oder Terestum als Tergeste würden genannt haben. Diese See-Stadt steht heut nicht unter der Crainerischen, sondern Gräzerischen Regierung. Der Schönleben schreibt, sie habe ex indulto Austriacorum Principum, quibus pareat, separatam hodié Rempu-blicam, „eine besondre Republic aus Ber-gunst der Ertzhertzogen von Oesterreich, denen sie gehorche. Darum dörffte Mancher gedencken, was sie dann hie unter den Crainerischen Städten mache, so sie nicht zu Crain gehört? Sie wird aber deswegen mit daher gesetzt, weil sie vorhin unter Crainerischer Regierung gestanden. Denn ob sie solches gleich nicht gern gestehet, giebt es doch Beweises genug. Massen der Herr Haupt-Author unten bey Beschreibung der Städte solches mit unleugbaren Urkunden wird ausfündig machen. Ich will nur dißmal ein kleines Vorspiel dazu machen aus dem Lazio, welcher in diesen Zeilen, darinn er von Aquileja, Gradibus, Fucino und Tergeste redet, solches deutlich genug anzeiget: Hsec ametsi loca extra Saviae limites exi-itant, tarnen quia sub Austriorum diione sunt, & Saviensi hocest, Carnio-ano Prte torio subjecta, de his dicendum &c. Womit er je gantz klärlich zu vernehmen giebt, daß erstbenannte Oerter, darunter auch Tergeste oder Triest, vor dem Crainerischen Tribunal ihren Gerichts-Stand gehabt. Der vielmals von mir angezogene D. Schönleben erwehnt bey Beschreibung dieser Stadt Tergeste, daß zwo Welsche Meilen ausserhalb derselben ein Nußbaum jährlich im Brachmonat gegen dem S. Johannis Fest anhebe, sich mit seinen hervor schiefsenden Kätzlein (wie man das erste zarte Laub zu nennen pflegt) samt dem gleich drauf hervordringendem vollkommenem Laube zu begrünen, nemlich im dritten Monat nach den andren Nußbäumen, doch gleichwol seine Nüsse nichts desto später, sondern mit jenen zugleich reisten und zeitig werden, wiewol die Nuß-Schalen etwas dünner bleiben, als der Andren ihre. Allein hievon hat der freundliche Leser schon eine vollkommenere Nachricht im XXVI Capittel deß Buchs der Natur-Rariteten von der Curiosità deß Herrn HaupGAuthoris empfangen, und derhalben allhie keiner Erweiterung dieses Berichts vonnöthen. TERPO. Terpo, welches auch Terponum genannt worden, war eine Stadt deß alten Ia-1 pidiae, von welcher Appianus erzehlet, daß Aar am btt Stabt Torgeste bitft* Oris gebach' wird. iBanbitlW irußbtuM -ine halbt lentidjt Meile so* Tergeste- Die 3*r eisch« BL,6i nalij' Terpe- derselben Einwohner gegen dem Anzuge Augusti diese ihre Stadt verlassen, und in den Wald sich retirirt haben, worauf Augustus gleichwol den Ort mit der Anzündung verschont, damit das entwichene Stadt-Volck wieder hinein kommen, und ; sich willig an ihn ergeben mögte. Welches auch also ist erfolgt. Wie dann die Güte und Verschonung die Gemüter ge-meinlich an sich ziehet, Gewalt aber, Strengheit und Grausamkeit sie abwendig macht. In welcher Gegend aber Japydiens diese Stadt gestanden, das gilt rahtens. Denn ob sie gleich die Clementz deß Augusti für dem Feuer geschützt, hat er ihr doch für der strengen Flut der Zeit keine Sicherheit oder Salvegarde geben können, daß sie nicht in derselben wie viel tausend andre Städte uralter Läufften, nachmals wäre versuncken. Denn die Zeit ist ein solcher Strom, der alles Irdische mit sich fortreisst, obschon Eines viel später als das Andre. Jedoch, weil Augustus von dieser Stadt auf die Japydische Hauptstadt Metulum hernach angemarschirt, giebt es die Bernunfft, es müssen diese zwo Städte miteinander Nachbarinnen gewesen seyn, und dörffte die Stadt Terpo vielleicht die Stäte, wo jetzo Laas stehet, zu ihrer Stelle gehabt haben. Was uns neigen könne, solches zu glauben, wird bey Erzehlung dieses Römisch-Japydischen Kriegs, unten im Buch der Jahr-Geschichte vor Christi Geburt beygebracht werden. ^ TORGIUM. Diesen Stadt-Namen sindt man sonst ”UI" bey keinem alten Scribenten, ohn allein bey dem Appiano und zwar nur in etlichen Editionen, nemlich in den Exemplarien der Übersetzung P. Candidi ; aber Stephanus Gradius hat es in der Version aus dem geschriebenem Römischen Exemplar gedolmetschet Tergestum, Romanorum Coloniam. Wofür Cluverius aus dem Griechischen Exemplar liefet Tergiton. Hingegen hat P. M. Bauschius in der Oration Gaudentis Hilarii, Torgium wieder gesetzt und es ein Carnisches Städt-lein genannt, so vier tausend Schritte von Noreia entlegen gewest. Doch nur aus bloffer solcher Vermutung, die sich mit keinerley Beweis scheinbar machen kann. Diesem nach mag es bey Anzeigung deß Namens Torgii hiemit beruhen und ein Andrer, der glückseliger seyn wird, bey den Alten einige Anzeigungen einer sol chen Stadt Torgii, die von Tergeste unterschieden gewest, anzutreffen, bessere Nachricht hievon geben. AD TURRES. Das Itinerarium Antonini setzt diesen 3et 0tt Ort zwischen Tarsatica und Senia. Man Ad Turres. will sagen, daß mitten auf solchem Wege einiger Schutt sich zeige, den man Torre nenne; welches aber ans weitere Untersuchung beruhet. Gaudentius Hilarinus verlegt diesen Einig- Ru-Ort Turres nach Wippach bey Paun- ^earna'-^”rre kircherthurn, allein Wippach ist dafür nennen IX von Tersalo zu weit entfernet. VENDUM. Lazius bemühet sich zwar diesen Ort vendum ist bald hie, bald da zu finden, will ihn bald zu Windischgrätz, bald zu W,m in O°-sterreich haben, welches bey Strabonis Anzeigung sehr mißlautet; als welcher Vendimi eine Stadt Japidise nennet, und damit eine starcke Vermutung erweckt, Avendum und Avendo seyen weiter nicht als in der letzten Syllbe unterschieden, und sonst im Wesen Einerley. Dieses ist es, was ich von den Crai-nerischen Städten, welche die Verwüstung zu Boden gelegt, oder das hohe Alter allgemach gesenckt, oder die Nachkommen-schafft erneuert, und mit andren Namen bezeichnet hat, bißhero bey einem und andren Scribenten angetroffen. Weil ich nun solches nach Erfordrung der Eilfertigkeit allein aufsetzen müssen und da-bey deß Herrn Haupt-Authoris Vor-Un-terrichts nicht gemessen können (ausbenommen, was die Abmessung und Beschreibung der Situation deß altenAernona? betrifft, als dazu ich mich etlicher, aus hochgedachtenHerrnHaupt-Authoris Feder-Beschreibung der Stadt Laybach hieher versetzten Bläter gebraucht), noch die Enge der Zeit und die ferne Entlegung seiner Residentz tierstatten wollen, diesen und folgenden Zweyten Anhang vorhero seinem gnädigem Durchblick zu unterwerffen, wie zwar bißhero geschehn und gleichfalls hinfort geschehn soll; als wird der bescheidene Leser hiemit ersuchet, daß imfall diesen beyden Anhängen sich einige Fehler mit angehenckt hetten, er solche nicht hoch-Ehren-erwehntem Herrn Haupt-Authori, sondern mir zuzurechnen und zu verzeihen habe. z3u>ei)f er An I) a n JJ Zu dem Buch der Alle« Einwohner in Eruin; welcher von denen Alten Stein-Schrisstèn nnil Alten ünteen fo man bifshero in (liefern Lande gefunden, miterfchiedtichc Muster verlegt. Das L Eapiffef. Von etlichen Stein-Schrifften zu Laybach. Ai h n l t. Nut- der alten Stein- und Mimte-Schriften. Warum die Alten acht Ahnen ihrer Vorfahren in den Grabstein -eichnen lasten. Etliche Schriften in Stein, fo ehedesten eu Laubach gefunden worden. äe Gebrechlichkeit und Blumen- mögens seynd, einem Harten Stein das MrteSchwachHeit unsres mensch- Gedächtnis? ihrer denckwürdigsten Handlichen Wesens sucht nicht nur lung oder Lebens-Zeit und Namens zu dem Leben deß Leibes, sondern langem Aufenthalt anvertrauen, auch deß Andenckens überall Dieses haben vor andren Völckern in-Anhalter, Stützen und Seulen. sonderheit die Aegypter, Römer und Go- Und weil die Vergänglichkeit then ihnen angelegen seyn lassen. Von allhie alles Zeitliche übergehet, den Römern trifft man deßfalls überall, erdenckt man allerley Mittel, . wie man da sie geherschet, die steinerne Mahl- und es wett machen, und die Vergänglichkeit DenckZeichen noch gnugsam, und zwar wiederum übergehen, oder dieselbe, wann unter andren in deß Welzeri gelehrten gleich nicht mit dem Wesen selbsten, den- Schrifften(daß ich vielerAndren geschweige), noch mit dem Nachschall oder Gedächtnis? in ziemlicher Menge an. Von den Go- unsers Wesens übertreffen möge. Dazu then zeugen noch aus den heutigen Tag brauchen gelehrte Leute Federn, Dinte manche harte Felsen in Schweden und und Papier, womit sie ihren Fleiß, Gothland, als von dannen ein guter Verstand und Wissenschaft für der ver- Theil der alten Gothen heraus gezogen wesenden und faulenden Vergessenheit und in die Morgenländer gangen, nach- balsamiren; Gewaltige und Großmäch- dem sie zu den Gothen an der Weichsel tige aber herrliche Marmel-Seulen oder geflossen, also gesamter Macht biß in Bildnissen von Metall, gleichwie andre zwar nicht hochstämmige, doch gleichwol hochbemittelte, ihre Gedächtnis? einem Monument von Alabaster oder Marmel, oder andrem harten Stein empfehlen, und endlich auch die, so eines Mittlern Ver- Asien fortgeruckt und durchgedrungen. Denn man erblickt noch hie und da in besagten Stein-Felsen etliche Namen derer, die mit in Asien gezogen, und daselbst geblieben. Nicht weniger waren die alte Cimbren, Dennemärcker und Nor- ^ der alten 2»*»* fiten. L°wn, die 5 "n acht ihrer ^'ahren »>n@ra6= „ n Seich. taffen. weger auf dergleichen steinerne Denck-mähler sehr ereysert, wie man an den Monumentis Danicis deß Olai Wormii erstehet. Unsre Teutsche haben hierinn dem Bey-spiel der alten Römer gefolgt, doch uns mehr um Fristung unserer eigenen, als der Römer Namens-Gedächtnissen besorg-sältigt, weßwegen die meiste Römische Stein - Schrifften allgemach eingesuncken und vom Staube unterdruckt, oder vom Regen ausgetilgt oder von den Füssen täglich darüber hergehender Leute allgemach ausgetreten und gleichsam ausgeschleifft, oder von den Steinmetzen zerstückt worden. Nichts destoweniger seynd derselben, noch mancher Orten etliche übrig und zu lesen, ob man sich gleich ihrer wenig achtet. Kurtz: ein Jedweder achtet sich noch wol so würdig, daß sein Natn nicht gleich mit ihm ersterbe, sondern ihn in menschlicher Gedächtniß gar lang überlebe. Es geschieht aber auch hieran der Posterità oder Nachfommensthafft ein guter Dienst; angemerckt, die alte Stein- und Müntz - Schrifften manchen Geschicht-Schrifften ein Licht geben, und zu Ent-zweislung vieler tuncklen oder ungewissen Sachen dienen. Dannenhero sie auch insgemein für die allergewisseste Zeugnissen deß Alterthums geachtet werden. Weßwegen auch unsre alte Teutsche Standsund Adels-Personen gemeinlich vier oder acht Ahnen ihrer Vorfahren den Grab-Steinen einzeichnen lieffen, damit von ihren Namen, Titeln und Verdiensten zu langen Zeiten denen Nachkommen gewisse Kundschafft überbliebe, auch die vornehmste Anzeigungen ihres Adels Män-niglichem öffentlich in die Augen leuchteten, und auch denen Verstorbenen zu einiger Ehrerbietung gereichten. Wie hievon beym Bucelino weiterer Bericht anzutreffen. <*) Welcher aber auch hernach erinnert, daß die unterschiedliche Einricht- und Ordnung der Namen ihrer Viele hernach in groffen Irrthum verleitet habe. In Crain seynd annoch heut von den Uberschrifften der alten Römer hin und wieder etliche vorhanden, derer noch viel mehr gelesen würden, wann nicht entweder der Geitz oder die Achtlosigkeit die Meisten vertilgt hette. Bon denen, welche noch übrig, oder auss wenigste noch nicht a) Vid. liucelinuj i:i Genealogica Germaniae Notitia partii secundae parte tertia lic. a. längst vergangen, und vom Lazio noch angetroffen seynd, wollen wir die fürnehm» ste aussondern, und diesem sünfften Buch der alten Einwohner hiemit anhängig machen. Unter solchen sollen diejenige, welche jetzt-besagter Lazius bey seiner Lebzeit, nem-lich vor hundert Jahren annoch zu Laybach gesunden, allhie zu erst gesetzt werden. I. Die erste hat man gesehn in einem Wohnhause gegen S. Nicolai Kirchen über, und also gelautet: D. M. S. JO. VIBI. F. V POSVIT SIBI. ET CONJVGI. LÀSCIO ANTIE. Q. SVBLOAN. J. F. 0. AN. XXXX. ET. F. FIBIONI. 0. AN. VII. II. Die zweyte so in einem andren Hause ehedessen gestanden und nunmehr nicht vorhanden, war folgende: D. M. 8. PANNEI SATVRNINi ET PANNEI. SECVNDI. ET. M. SECVNDINAE. III. Die dritte, so Lazius beschrieben, ist im Deutschen Ordens-Hause gewest; der Stein aber hernach zu andren Werden gebraucht worden, welcher diese Schrifft gehabt: L. vELIO. A VREL IO. AVO. FIL. COMMODO COS. D. D. IV. Eben in demselbigen Ordens-Hause war noch eine andre Stein-Schrifft, darinn der Stadt Laybach vormaliger uralter Nam Emona zu lesen gewest. Welches steinerne Gedächtniff aber bey unserer Lebens-Zeit ein Beamter ausgelescht, indem er den Stein zur Grabschrisst eines Deutschen Ordens-Herrns verwendet, damit er keinen neuen dörffte (aniseti. Aus demselben ist diese Schrifft, wie Lazius erzehlt, gestanden : ENNIO SECCONIS F. VIVUS F. CETETIUM RUSTICO F. 0 N. L. ET FIL. VALENTIONI 0 AN. XXXV. EI SECV SECCO EMON 8. Y. 0 AN. LI. EMON. Y. S. Etliche schrifften in Stein, fo che* dessen jn Laybach gesunden worden. Stein-Schriffl in Unser Sieber. Frauen àrchen des Tmtschen Ordens. Das übrige ist nicht mehr zu lesen gewest. Und hat man billig zu beklagen, daß gedachter Beamter solches treffliche Stücklein aus der Antiquitet durch seinen Geitz der curiösen Welt hat entzogen, sintemal der Nam EMONAE zweymal darinn begriffen , welches keine einige Stadt in Hi-sterreich an ihren Steinen weisen kann. V. Von der fünfften giebt I). Schönleben so viel Nachricht, daß sie im Jahr 1648 aus dem Schutt und verfallenem Steinhauffen deß alten Emonae hervor-gescharret sey, ausser dem Deutschen Thor m seines Vaters Garten, die er selber gelesen, auch an einen ansehnlichen öffentlichen Ort zu versetzen entschlossen gewest. Der Stein war dritthalb Schuhe hoch, die viereckte Breite aber desselben etwas mehr als 1 Schuh, und die Aufschrifft diese : NEPTVNO. AVO. SAG. HOSTILIU. SER, GIANO. EX VOTO. Diesen Stein hat man, wie er, der D. Schönleben, verreist gewesen, einem Mann geschcnckt, der sonst gar nicht einfältig war, sondern dergleichen wol verstund, aber gleichwol demselben die Ehre deß Lichts wiederum entzogen, und ihn von Neuem ins Finster gelegt, nemlich ins Fundament eines Gebäues; daraus er künfftig noch wol ein Mal vielleicht wiederum hervor kommen dörffte, wann der Bodem sel-i biges Gebäues sollte aufgehebt und zertrennet werden. tem-Edjri| m der Barstadt. D. M. AVR. AY. PI. 0. £/. LXX. Y. Vor sechszehen oder siebenzehen Jahren ungefähr hat man auch im Garten deß Herrn Grasens Hrn. Wolffgang Engelberts von Auersperg, Landshauptmanns tn Crain, einen Stein ausgegraben, und allda in die Maur gesetzt. Welcher solche Überschrift hatte: DiIS MAN. L. PYBL. A. PRO LIB. ET TABUE. REE PYBL. AYGr. GRATY1TO YIVYS FEG. STB. Weil man aber diesen Stein zum Ziel-Mal gestellet, dürfte die Schrift mehren-theils hin seyn. VI. In dem Bischöflichem Palatio zeiget diejenige Wand, welche gegen der Gassen gekehrt ist, einen Stein, daraus drey Menschen-Küpfe gebildet stehen, und unter denselben diese nachgesetzte Schrift: D. M. 8. DYRRIVS AYITYS y PETRONIA MAXIMILLA VIVI FECERVNT SIBI 7E FILIAE. MAXIMAE 0 A/. XVII. INFELICISSIME. PARENTES. VE. In demselbigen Bischofs - Hose sttzt da, wo man aus die Kirche zu gehet, ein Stein in der Mauren mit folgender Jnscription: Q. ANNAJUS. Q. L. TORRAVIUS M. FULGINAS M. L. PHILOGENES MAG. VICI. DI VIC 8. PORTIO. F. COIR. VIH. Ums Jahr 1635, als man in der Vorstadt gegen S. Christoph hin ein ofentliches Gasthaus oder Herberge er-bauete, so annoch gegen dem Kloster der Discalceaten über stehet, hat man einen Stein angetrof en, und in die Maur eingesetzt an der of entlichen Gaf en, welcher diese Anschrift zu lesen vorstellt: SECYNDAE. EPPONIS F. GYEDIYS RYFVS :::::::::::: ÌFECIT YXORI ET SABINO E IN FRONT. P. XII. IN AGRO P. XVIII. Unter diesem Stein hat man eine stei- Was man nerne Begräbniß (oder Leich-Truhen) ge- ™Kr bem' finden, drey oder vier Werckschuhe lang, Kunden, und in derselben etliche wenig Beinlein, imgleichen zween güldne Arm-Ringe samt einem güldnen Kettlein. Ein Theil solcher Jnscription ist schon ehedefen mit dem Meisel weggerieben. Jedoch hat man noch vor etlichen Jahren einige Spuhr dieser beyden Buchstaben M 0 in der vierdten Zeil gesehn, daraus Einige mut-massen, es dürfte vielleicht daselbst gestanden seyn das abgekürtzte Wort EMON. IX. In der Kirchen-Maur S. Bar-tholomaei ausser der Stadt schauet man einen Stein, welcher diese Auf chrif t hat: JJ. M. M. OCTAY1YS SATYLLYS VIUS F. SIBI. ET CONIUGI DOMITIAE FORTUNATAE X. Im Jahr 1674 ist im Garten Herrn Francisci von Zergollern ein Stein ausgegraben, daraus wie es scheint, eine Statua oder Bildniß gestanden, wovon das eine obere Eck zerbrochen ist. Daran erkennet man noch diese Jnscription: j. o. M. AUREL. SERENUS YIR. E. EX. VOTO. P. XI. Bisherigen uralten Laybachischen Ei,,tap~» Stein-Schriften setzen wir schließlich hinzu ^nem diese zwar nicht gar alte,denn och aber leswür- hat wn feige; welche einComter seinemVater imJahr laffra" 1569 zur Grabschrift hat versertigen lassen: PAMPHILO FR UMEN TUNO VIRO INTEGERRIMO. TULMINI. JURISDICTL ONIS.LEGITIMO.CONSORTI. LEON ARDUM EJUS FILIUM PRUSSIENSIS MILITIAE EQUITEM. JAM JAM SUPREMI IN HOC ORDINE TRIUM PROVINCIA-RUM GRADU AC DIGNITATE COMMENDATORIS INSIGNITUM, INVISENDI GRATIA HUC PROFECTO, MOR-TEQUE HIC EMONE PREYENTO, VBI MINIME OPTAVERAT IDEM PIISSI-MUS FILIUS, BENE MERITO PARENTI HOC MONUMENTUM FIERI. C. OBIIT IN CHRISTO. XII. FEB.M. D.LXVIIII. XII. Ausserhalb der Stadt Laybach, bey dem nahe ligendem Schloß Kaltenbrunn, ist im Jahr 1681 am Ufer deß Flusses Laybach ein alter Stein gefunden worden, mit dieser Schrisft bezeichnet ; Jwniaügt 'fofcttytion Ober-ibai). LABURO EX VOT SACR. M. MARCELI EIL. ET M. VIBIVS MARCELLVS F F. Das III. (ßapittef. Von etlichen alten Jnscriptionen zn Ober-Laybach. ^nhslt. Vormalige JnJ[cription Zu ©ber-Sagbach. Eine andre vormalige, tóme noch vorhandene alte ©MrhriB. welche zu seiner Zelt zu Ober-Laybach BAVTT 9rf .f r' rjc::' ift Bmi, nt. «npr «MrApmSTOmtr npftntthon ttPmfirfi KAVii' ^D6r DtMe INlCtlpttON YkU an einer Kirchen-Manr gestanden, nemlich dieser: Q. ANNAJUS Q. L. TORAVIÜS M. FÜLGINAS. M. L. PHILOGENES MAG. VICI. DE. VIC. 8. PORTIC. F. COIR. Eben dieser Inscription, die heut zu Ober-Laybach nicht mehr vorhanden, ist oben schon gedacht, daß sie zu Laybach im Bischöflichem Palatio zu finden: derhalben |j vermutlich dieser Stein dahin aus Ober Laybach versetzt worden. tigs Tages nicht mehr vorhanden. Die dritte Stein- Schrifft, welche Lazius zu Vernigli (oder Ober-Laybach) gesehn, schauet man noch heutiges Tages und ist diese; 8. Q. FULGINAS M. F. V. F. CANNUTIATI F. PAVLLA FULGIN. Q. F. PROCIA. H. 8. E. D. Schönleben gedenckt über vorige Überdas setzt Lazius noch eine andre noch einer Denck-Schrift, welche Lazius Stein-Schrifft, welche in diesen Worten . nicht gesehen, ihm aber mitgetheilt und bestanden: P. PETRONIUS P. L. AMPHIO FABIUS C. L. COR. BO. MAG. VICI. jEDEM jEQUOR. DEVI S. P. COIR. vielleicht nach besagtes Lazii Seiten allererst entdeckt worden; dieselbe ist mit diesen Worten versasti: D. M. FL. CONSTA. MAXIMO Y. & ANN. Das IV. Capiitel. Von einigen alten Denck-Schrifften zu Crainburg, Rattrnans-dorff, und theils andrer Orten. jinlsölt Alte Stein-SclmA m (ìstainburg. tóine andre oberhalb Kattmansdorß m Lees. Koch eine andre nahe beg Kattmansdorf, Heg HijschoWlach. Im Ichlojss Auers- Eine anbrtr vormalige Eine noch oorbanbmc» Alle Simi schrifst zu troinburg. Eine andre oberhalb Rattmansdorff zu Lees. Im Schloß Auersperg. yerg. Normals eine ru Sittich. ZenckjMißt aus einem d^arthäufcr Kloster. SteinjiChrW auf dem Verge oberhalb der Parochial - Kirchen žu Saas. Zu Grainbutg, im Haus- von Eck, hat F . Bor hund-rtund mehr Jahren, da La- an der Wand daselbst eine Stein-schrifst, welche also tautet : TERTIA RUFFI F. AN. XXY. H. 8. E. MAXIMUS RUSTICI F. CON JUGI ET LA3CONCIAC TERTII F. SOCERvE FACIUNDUM CURAVIT. Lazius setzt diese Uberschrifft in Mons- , purg; es können aber solche Steine von einem Ort nach dem andren versetzt, oder an unterschiedenen Orten ein paar gleiche gefunden werden; gleichwie die vorhin gesetzte Jnscription DURRIUS ÄVITUS &c. nicht allein zu Laybach, sondern auch zu Frtfad) in Kärndten mit eben den-selbigen Worten gesunden wird. 33eynt Lazio liefet man eine Jnscription zu Rattmansdorff, welche nunmehr an der Mauren Unser L- Frauen Kirchen, oberhalb Rattmannsdorfs zu Lees steht inj dieser Form: M. 0. ÄVITUS. D. C. E. ET OCIATA AVITA JUSTO FIKOBITO AN. XVI. PARENTES INFELICISS. FECERUNT SIBI ET SUIS. Noch eine andre hat derselbige Lazius zu-oder nechst bey Rattmansdorff gelesen dieses Inhalts: L. HELIO - QUINCTO JUN. MENS. XIII. L. HEL. VERECUNDUS DEC. ET CORDIA SE CU ND IN A PAR, zius das Land Crain besichtigt, hat er zu Sittich vier Meilwegs unterhalb Laybach im Cistertienser Kloster diese nachgesetzte gefunden, die nunmehr unbefindlich ist: C. FABIUS TERCIUS SI BI ET SUIS. VETURIAE P. L. FAUSTAE UXORI VETURIAE SPURIAE HABENTI VETURIAE SPURIAE PEREGRINAE. P. ANNIO PHILADI. Aus einem Cartäuser Kloster Freudenthal, welches zwo Meilen oberhalb Laybach steht, hat man dem Schönleben eine Jnscription communicirt, darinn auch der Nam deß alten Emonae unter diesen andren Worten enthalten ist: NEPTUNO AUG. SACR. I. SERVILIUS I. F. I. VEL. SABINUS AEDEM. M. PORTICUM FECIT PECUNIA SVA. Man vermutet, dieser Stein sey zu Laybach in denen Häusern der Kartäuser ausgegraben, welche aus den Ruinen deß alten Aemonae stehen und zum Kloster Freudenthal hingeführt worden. Wiewol Einige zweifeln, ob man muffe EM. oder EN. oder (wie der Pater Vicarius ge-meynt) ET. dafür lesen; weil der Stein an selbiger Seiten ziemlich ausgefressen worden Oberhalb der Parochial - Kirchen zu i Laas findet sich auf dem Berge, da, wie Vormals eine zu Sittich- Denck-ichnfft aus einem Sartäufer Kloster. m r „ m-rji rr o f » ti v V '■ man vermutet vor Alters die Stadt Terpo ' geftanben -in- z--g°„tzt- D-nck-Schrifst s z ch m St n. auf einem abgebrochenem Stuck vom Stein RIO Q. i so dem gröffern Altar der Sanct Mar- tins-Kirchen einvermaurt ist. Der Anfang solcher Jnscription ist von dem Steinmetzen oder Maurer weggeschnitten und nur diese Worte annoch zum lesen hin-tersteülg: aEDAGONIUS SEPÜLTUS HIC EST NOR. XXV. MENS. Das übrige was folget, wird von der darob ligenden Tafel deß grossen Altars unles-lich gemacht, und könnte solche Tafel nicht ohne grosse Mühe davon abgehoben werden. Slciu-ichr'^ auf dem Berge ober« halb der . Paroehi»1' Kirchen. PAULINIA FA. VS. GEL. SV. C. SEPULT. Im Schloß Auersperg hat es diese, welche Lazius an vorgemeldtem Ort beschreibt: U. M. AUR. SENECIONIS MIL. COH. V. PR. P. V. EX CECIL. QUI. VIX. ANN XXX. M. VIPIUS TITIUS COMM ANIPUL. ET HER. CONTÜBER. CAR. POS. t'53. iU ®«rc(je!b. »ne andre ft ^ul- Npfft ^e?0rff Eben daselbst ist noch ein andres Stuck vom Stein darauf an einer Seiten eine alte, aber so sehr abgeschlossene und verderbte Schrifft steht, daß man kaum einen oder andren Buchstab daran mehr kann erkennen, sondern nur diese vier: T. J . . . . E.............. I.............. Auf der andren Seiten ist ist eine Römische Haupt- oder Leib-Fahn eingehauen. Scheint, daß es ein Stuck vom Fundament eines prächtigen Gebäues oder vielleicht auch wol von einer Triumph- und Ehren-Pforten gewest. Ist bißhero vor der Kirch-Thür S. Martins unterm Dhurn gelegegen. $as V. (£a|iitcf. Von den alten Stein-und Seul-Schrifften zu Gurckfeld, und etlicher benachbarten Orten. U (8me vormalige Jnjscnption am iirchcn-|ortaI žit (Surritfeld. Line andre anttoeh leslidte. Alte Kenl-Kcltrifft begm Dorff Wyher. Die erste Keule. Die Lweyte Keule. Die Dritte. Die vierdte Kcul-Kchrifft Heg Srofsdorff. Die fiinffte heg Pudlog. gefchrietzener Klein, (o Anno 1676 deg Gurckfeld attsgegrabeit worden. Klein, daran mettfchliche Wdniffen. n der Kirch-Thür, oder vielmehr ; am Portal beym Eingänge der ^Kirchen zu Gurckfeld ist. wie steht eine Seule aufgerichtet, und daran diese Schrifft: iS Lazius bezeugt, vor hundert und etlichen Jahren diese nunmehr nicht vorhandene Inscription gefunden worden: CONSTANTINO TALENTINO FRATRI ET LUNJU MATRI CONSTANCIUS MAX. F. C. C. A. P. 8. T. iELI. ADRIANI. ANTONINI. AUG. PII. COS. FIL. II. D. T. IIII.... ODVNI. M. III. In dem Dorff Wiher steht zwar auch Diese nachgesetzte aber, welche gedachter «n grösser Theil einer pyramidal Seulen Lazius ziemlich falsch abgeschrieben . ist i ^r Erden, aber man schet keine Buch daselbst annoch zu lesen: SEDATO AUG. SAG. PRACONIUS EDEM ET ARAM DD. Mir * hat auch der Herr Tunckelsteiner, Pfarrer zu Gurckfeld und Haslbach, ein gar curiöser Mann, unterschiedliche alte Seul-Schrifften zugeschickt, nemlich diese folgende: L Auf dem Felde beym Dorff Wyher, eine kleine Deutsche Meil von Gurckfeld * Welcher gleichfalls dem Doctor Schönleben etliche geschickt, so unter den folgenden, die er dem Herrn Haupt Verfasser dieses Wercks gesandt, mit begriffen feynd. staben daran, weil das Meiste von der Seulen, von der Erden bedeckt ist. II. Die zweyte Seule aber zerbrochene, ist aus besagtem Dorff Wiher nach Gurckfeld gebracht, zum Hause gelobten Pfar-‘ rerns (f) und steht auf dem Fragment diese Inscription: A. E. 8. L. SEPT. SEVERUS PERTINAX. III Die dritte Seule, welche viereckigt ist, hat folgende Anschrifft: (t) D. Schönleben schreibt, sie sey in AK de Parochiali in der Pfarrkirchen, roolgetnelbten PfarrernS eigene Hand schrifft aber ad atrum Domus parochiali«, welches heissen kann beym Eingänge deß Pfarrhauses. Wiewol Atrium auch einen Saal bedeutet. E. Fr. 33* Die erste Scnle. Die zweyte Seule. Die dritte. Die vierdte Seul- Schriffi bet; Großdorfi. Die fitnfjtc bey Pudlog, J. 0. M. GENIO. LOCI. AA. MARCUS (ff) BE. COS. LXIIII. GEM. PROS. B. E. E. S. V. J. 8. V. 8. L. M. (**) Und diese Seule hat man gefunden im Dorff Hoselpoh. oder Haselbach, so eine viertheil Meile von Gurckfeld ligi. IV. Die vierdte Pyramidal oder Kegel-Seule steht mitten im Felde bey Großdorff, eine Meilwegs von Gurckfeld, und zeiget diese Anschrifft: IMP. CAES. M. AURELIUS ANTONINUS AUG. TRIB. POTEST. AUGUSTUS PIUS. IMPERATOR. CAESAR. AURELIUS VERLS AUG. TRIB. POTEST. COS. ITERUM D. ANTONINI FILII. D. HADRIANI NEPOTES. D. TRAJANI PARTHICI PRONEPOTES. DIVI D. NERVAE. ABNEPOTES. V. Die sünffte Seul-Schrifft ist bey dem Dorff Pudlog welches drey viertheil Meilen von Gurckfeld ligt auf einem Stein, wie es der D. Schönleben nennt, aber nach dem Manuscript mehrgedachten Pfarrers an einer Seulen ehedeffen gestanden, aber vom Alter nunmehr aus-gelescht worden, biß auf wenige Littern, (ff) Beym Schonleben steht JBARCUS, in dem Manuscript best Herrn Tunckelsteiners läßt der vordere Buchstab sich ansehen, wie ein M; ausbenommen, daß der dritte oder End-Strich dieser Sitter unten ein Auge hat, wie ein kleines Lateinisches b. Dannenhero solches eben so bald Anlaß giebet JB ARCUS zu lesen. Weil aber MARCUS ein bekandter Römischer Nam, und JBARCUS schwerlich unter den Römischen Namen viel zu finden seyn wird, vermute ich, es müsse heissen MARCUS, und habe es deßmegen auch also gesetzt. Vermutlich hat der Schönleben ans der Feder dieses Psarrers eben ein so zweiselhafft-gezogener M empsangen, und deßmegen Jbarcus für Marcus gelesen. E Fr. (**) Bey dem D. Schönleben steht in der vorletzten Zeil PRO. und kein 8 zu letzt; aber in dem Manuscript deß Psarrerns PROS. Welchem ich gefolgt. Hingegen steht in der andren Zeile deß Manuscripts GEMO LOCI, beym D. Schönleben aber GENIO LOCI; welches Letzte ich ertvähle, und das erste für verschrieben achte. E. Fr. die annoch daran zu lesen, und nach deß D. Schönlebens Bericht, diese seynd: DRIANUS Wiewol in dem Manuscript Herrn i! Doctoris Casparis Tunckelsteiners, als Pfarrers zu Gurckfeld, von dem der D. Schönleben eben sowol diese Seul-Schrifft hat empfangen nicht DRIANUS, sondern DRIANI steht, und dabey erinnert wird, Er, der Herr Doctor Tunckelsteiner ver-I meyne, es sey der Rest von dem Namen HADRIANI. welches auch wol zu vermuten ist. Im Jahr 1676 ist bey Gurckfeld ein Stein ausgegraben worden mit dieser ansehnlichen Aufschrifft: IMP. CAE. SE PTIMIUS SEVER. PIUS. PERTINAX ARAB. ADI AB. PART. MAX. PONT. MAX. TRI. POTEST. V. INI. L. M. P. COSMI. PROCOS. P. ET. IMP. CAE. M. AVRE VS. ANTONINIUS. P. AUG. FELIX. TRIB. P. OTES. III. PROC. CAES. VIAS. ET P. ES. VETUSTATE N. RUPTAS RESTITUE RUNT CURANTE. FABIO. CR. C. LEGA. AUG. PR. PR. In dieser Inscription muß villeicht für ANTONINIUS gelesen werden ANTONINUS. Es hat nach offterwehnten Herrn Tunckelsteiners Bericht der Stein-Schrifften noch viel mehr, welche aber in dem Walde, den man Krokowold und auf Crainerisch Ukralouim nennet, von der Erden bedeckt ligen, wie man sagt, und auch wol zu glauben ist, weil man schon unterschiedliche daselbst heraus gegraben. Im Dorff Brege, welches eine halbe Meile von Gurckfeld, steht ein groffer viereckter Stein, daran annoch Menschen» Bilder, als wie gleichsam nackte Zwillinge, zu schauen. Beschriebener stein, so Anno 167® bey Gurckseld ausgegraben. worden. Stein oaran menschli^ Bildnisse»- Das VI. tapiffef. Von den vormaligen Jnscriptionen zu Jgg. ^ n hslt. Hie erste vormalige SteinfehrM -u Igg. Die rweyte in der Pfarr-Airchen. Die dritte. Die vierdte auf einem bemahltem Stein. Die Lünßte ist im Weinkeller defs MarrhaufeZ. Die sechste eben daselbst. Die siebende. Bauleute fennd den Antiquitäten nicht günstig. Die achte Stein-Schrift an der Airchen-Mauer. Die gewesene neundte und sehende. Die eglßte im Eingang der Kirchen. Die tw'öWe. Davon wenig mehr Zu lesen. nste pie drepehnde Die sunWehende. ^gte Namen Verrichtungen und ^ Wercke der Menschen finden. nirgendswo in der Zeit die ■ > Ewigkeit, weder auf dem Papier ' k noch in dem Marmel oder ‘ Karneol, noch im Ertz, Gold, oder Silber; denn die Zeit |j braucht zween Schwämme, womit sie Alles auslöschet; einer heisst Vergänglichkeit, der andre Verwesung; für welchem Schwamm unsre Denckwiirdigkeit-oder Gedächtnissen einig allein im Himmel, tut Buch der Ewigkeit sicher stehn; daferrn sie anders würdig erfunden werden, daß man sie droben einschreibe ins Buch der Redlichen. Es verlieren mit der Zeit die härtesten Steine und metalline Müntzen solche Denck-Schrisften, so man ihnen anfzuheben hat anvertraut. Also seynd aus denen alten Denck- und Aufschriften zu Igg, die Lazius vor mehr als hundert Jahren daselbst annoch gelesen, zu unserer Zeit kaum etliche wenig, und nicht über fünf oder sechs vorhanden, die sich bißhero der Vergeh- Tilg-nnd Auslöschung noch erwehret haben. Und die, welche sich also der Vergänglichkeit noch nicht gäntzlich ergeben wollen, seynd in solchem Streit der Beharrung wider die Verscharrung, der Standhaftigkeit wider die Hinfälligkeit, der Kenntlichkeit wider die Undeutlichkeit, gleichwol so übel zugerichtet, daß man sie kaum mehr lesen kann. Die erste, so man beym Lazio liefet, ist diese: im Heinhaufe. Die viertelten de. D. M. YENIX EM. PEONIS F. V. F. QUARTION. F. 0. AN. XXX. E. ROMANUS ER. P. F. V. PROCURAVIT SECUNDAM. ISSONIS FILIA 0. L. AN. LXV. FIRMUS YOLTRECIS F. VIVE COLUG. QUI ECCONIS. 0. AN. XL. SEVN. Von dieser Inseripiion eräugnet sich an der Wand der Saeristey annoch die Spuhr ; aber die Buchstaben seynd dergestalt verschlissen und ausgewetzt, daß man kaum etliche darunter noch kann erkennen. ü. Die andre, so vom Lazio gleichfalls beschrieben, wird an einer Wand der Psarr-Kirchen zwar noch geschaut, doch nicht mehr vollkömmlich; sintemal das Alter die meiste Buchstaben verzehrt hat. Die noch übrige aber seynd diese: VOLTREX. LA. SON. ISE. P. VIVS. 8181 ET QUART. C. NS. NE. III. Der drittelt eignet Lazius diese Worte zu: SECUNDUS VOLTUREGIS TAL. 81. F. V. E. 8181. ET VOLTI AE SEX. F. COI. K. POSTERISQ. SUIS. Schlifft je Jgg. Die äwtjfc in derPsan-kirchen Die biute. D« titerbte auf einem bemahlten« 6tdu Dir fünffte im Weinkelln deß Pfarrhauses. Die sechste den daselbst Dir fiebmde. Bauleute fchtib den AntiquilLtci, nicht flitaftia. Aber dieser Uberschrifft findet man gar keine Spuhr oder Merckmal mehr. IV. Von der vierdten, die Lazius auf einem bemahltem, vierecktem, aber zerbrochenem Stein gesehn, lassen sich noch tool bey der Pforten deß Kirchhofes einige Merckmalen blicken; aber die Buchstaben seynd schon abgerieben; welche vormals zu Lazii Zeiten diese waren: VOLTREIBUS C. TORIS FI F. ENINNAE ET SUAE YIY. CO. YICTOR ET 8. TRITO. F. T. V. Die fünffte, so im Weinkeller deß Pfarrhauses steht, lässt sich nicht allein noch sehen, sondern auch gar wol lesen; wiewol sie vom Lazio nicht richtig ist abgeschrieben mit diesen Worten: AM ATU F. YOLTA PRONIS FILIUS OPA OSTI FILIU. A. A. A. Y. F. M. Hingegen hat sie der D. Schönleben, als der sie selbst gar genau und fleissig besichtigt hat, folgender Gestalt von dem steinernem Original gecopiirt: AMATU F. YOLTA RON1S FILIUS OP A LO OSTIUS FILIU IL. P. AEMONA V. F. M. VI. Die fediste war vormals eben daselbst also gelesen. D. M. YOL. TANI. OPPA ONI8E 0. AN. LXX. ET ENNE A E RUF. F. YXO. AN. LX. FF. SURO YOL. AN. 0. VII. An der Mauer der Kirchen und deß Thurns ist vor diesem die Siebende gestanden solches Inhalts: TERTIUS OTTO BIS F. YIYS CES. S IBI ET ENNIANA XUMI F. CONIUGI ET LASAIUN. FILIAE 0. AN. XXY. F. FILI A Es ist glaublich, diese Inscription sey damals draus- und mit hinweggegangen, als man einen neuen Thurn gebauet; angemerckt, die Bau-Leute gemeinlich den Antiquitäten nicht günstig, und zwar nicht ohn Ursach; denn die Novitäten geben ihnen mehr zu verdienen, als die Antiquitäten. Die Neuheiten mehren ihren Verdienst und Lohn, die Allheiten ringern denselben. VIII. Die achte Inscription ist einem andren Stein eingegraben, und wird vom Lazio also erzehlt: YOLTREX EX PIAE TORIS F. P O X. Y E N I X. M. A E. ILUNCONIS F. 0. UXORI SUAE SI. Dieser Stein ist aus dem Kirchhofe der östlichen Kirchen-Wand eingemaurt, aber die Anschrifft desselben vom D. Schönleben besser gelesen, und folgender Gestalt entsehlert worden: 0 18. MANI. SAG. VOLTREX PIA ETORIS. F. PO YENIX. M. A. E. ILVNCONIS F. 0. YXORI SUAE fp 81. IX. Die Neundte hat sich nunmehr dem Gesicht entzogen, aber dem Lazio also vor Augen gestellt. PL0T10 M. X. I. M. F. 0. ET QUART AE V0LTREG1S F. VIVE SABINUS ET GEMNUS FRONTO FILII. FECERUNT ET VOLTRICL SI FRONTONI FI. 0. AN. L. X. So hat auch die Zehende nicht länger Stand gehalten, noch unserer Tage erwarten wollen; denn man kann sie nicht mehr finden, wiewol sie vormals an der rechten Seiten der Kirchen gestanden in dieser Form: D. M. SEXTIO 0 RUSTICI F. OPPE. CONIUGI VIVE ET FIL. PARENTIBUS FECERUNT AE. C. P. Q. AN. L. V. F. QUARTA CONIUNX 0. AN. XL. XI. Die Eylffte, so aus einem andren Stein, da wo man zur Kirchen hinein gehet, soll gesunden worden seyn in diesem Stande: ANTONIUS ODECO MONS F. ENNAE VOIAPUS F. VOLARENI B. FECERUNT. Die achte Stein-schriffl an ber Kirchen-Maur. Die gewesene neundte und zehende. Die eqlfste im Eingang der Kirchen. Die D. Schönleben gedenckt, er habe sie gesucht, aber nicht antreffen können, wie er zwar gewünscht, der Hoffnung, einiges Mahl oder Spuhrzeichen deß ausgewetzten Buchstabens E in der andren Kile zu finden, als da man seiner nicht unscheinbaren Meynnng nach billig lesen sollte EMONS F. S'wofffte. XII. Den Zwölfften gab die lincke Seite deß Altars vormals Aufenthalt, und muß sie, wie Lazius sie gesehn, um die Helffte völliger gewesen fehlt, als heut; denn er setzt sie also: BUJO BROCCI. V. F. SIBI ET MAXIMAE EP POXIS F. COX JUGI SUAE 0. AX. LX. ET SEVERO ET 0. BUCIORI. F. V. QUIXTIO SEVERI F. 0. AX. XX. ET LASOX. J. D. VOTA JOXI. Bon dieser Inscriptio» restirt anjetzo nur noch die Helffte. Der Stein ist von einem vormaligen Pfarrern deß Orts, welcher in solchen Sachen unerfahren gewest, von dem Altar weggenommen, und zu der Schwellen der principalsten Kirch-Thür verlegt worden, da ihn die Bauren mit ihrem starcken Tritt nach und nach gantz ausschleiffen. Daher man vor etlichen Jahren nur noch lesen können diese dreh Anfangs-Wörter der dreh obersten Zeilen BUJO. SIBI. PONIS. Das übrige ist mit dem Hammer zerbrochen und zerquetscht, auf daß man beh dem Eintritt zur Kirchen nicht gleiten mögen; und also ist diese gute Antiquitet drauf gangen. XIII. Die Dreyzehende ist im Bein-^irchausk. Haufe an der Kirchen gewest, wie Lazius beglaubt, und dieses Inhalts: T^von menifi "Hrzul-smi fcr EXIGXUS P. L. M. 00X18 F. V. SIBI ET EXXAE OPPALOXIS F. VX0R1 SV AE AX. LXX. ET REGAE FILIAE SUAE AX. II. VOLTREX AX. XXX. LIVXCO 0. EMOXI F. A. XXI. IXTIOXVS 0. Der Schönleben vermutet, es müsse das vorige Beinhaus nidergerissen und ein neues gebauet worden sehn, da man denn solchen Stein vielleicht anders wozu möge verwendet haben. XIV. Die Bierzehende, so auf dem Kirchhofe S. Ursulae gewest, nun aber auch nicht mehr allda befindlich ist, war also eingerichtet: VtilTRO-Ni. BUTTOXI S. F. ETTETAE AD XOMATI F. V. VXORI BVTTO PAREXTIBVS SVIS F. XV. Die Funffzehende, welcher Lazius nicht wahrgenommen, findet man würcklich annoch auf der Sacnstey - Schwellen der Pfarr-Kirchen, vielleicht aber nicht lange mehr; weil die Aus- und Eingehende sie allgemach aus- und zu nicht treten. Was man vor wenig Jahren noch davon lesen können, ist dieses: O. C. AMPOxi VE. SIBI. E. COX Gl... TIAE SV OMXIBVS. V. Diese Inscriptionen hat es ehmaln zu Igg gehabt, welche seit hundert Jahren her mehrentheils ausgetilgt worden; weil die ungelehrten Leute sich dessen wenig achten, was die Gelehrten werth halten. In einem andrem, nahe beh Igg li-gendemDorff, nemlich zu Lackli oder Loca, sollen auch einige dergleichen Inscriptionen vorhanden seyn. Das VII. Capillel. Von den alten Inscriptione« an den Crainerischcn Grentzen. Alte Jnscription auf dem Trofimàrg. Die andere und dritte daselbst. Die üierdte daselbst. Die fünfte auf dem Schloss S. $eters. Die auf dem Schloss Saanegk. Unter den Ruinen bep Sifegh. Grabschrift einer christlichen Matronen. Mas die Mort Videtur und Famula Christi dabeg eu vermuten geben. Alte Stein-Schrift. so Anno 1675 ausgegraben worden. Steinschrift am Sodem der ©hum- Mur eu Triest. Eine andre daselbst, vween Steine, darein dretr Men- Bit oiery= H-nde. die fimft" zchende Alte Jufcri-ption auf dem Troja-Mlbrrg. Die andre etttb dritte 3w{d6ft. Die virrdte !M selbst. Die fitnsste auf dem Schloß Peter. fchen-Höpffe ringehauen. Nderfchrifft defs Ersten. Schrifft auf dein Andren. Defs Dritten. Eine Stein-Schrifft in der Capellen allda. Eine andre, begm Altar S. Joh. Baptistae. Koch eine andre. Stein-Schrifft in dein Haufe Joh Fr. Bonhoni. Eine unterm Fenster defs Herrn Paduini. Eine im Haufe defs Herrn dell Argento. In der See-Straffen LU Nriegt. uf dem Berge, welchen man vor v diesem den Dranberg geheissen, ; nach der Zeit aber den Trajan-berg (oder Trajanaberg und auch bißweilenTrojaner-Berg) nennet, ist zu Lazii Zeit auf der Crai-nerisch- und Steyrischen Grentz-Scheidung ein Stein gewest, der diese Äufschrifft hatte: VLPIA. FIRMINA. ANNOR. TRIG. M. VLPIUS N. MNTA. FIRMINUS ET CANNONI A. STATUTA. V. F. FECERUNT. SIBI. ET VLPIO FIRMI ANO. AN. XIII. II. Eben daselbst hat man an einem Stuck von einer Seulen gelesen J. o. M. ANTONIUS JULIANUS PROC. P. P. X. VS. L. M. III. Allda gleichfalls oder nahe beh Sachsenfeld. D. M. S. JULIAE. DIL. LIB. QUINTA JULIUS. DIL. LIB. AMANT. PARENTES. V. TV. Auf besagtem Trajaner- oder Tra-jainer-Berge, allwo gemeinem aber irrigem Gerüchte nach vormals die Japydische Hauptstadt Metulum (oder Medulium) solle gestanden sehn, trifft man einen groffen Stein an, darauf diese Schrifft stehet: D. t M. HILARI. FILI. QVI ANNOS VIXIT III. CUNDIANUS DT DVFIC. V. Daselbst beh Sachsenfeld fand sich bey Lazii Leb - Zeiten auch diese Stein-Schrifft: FL. CL. CEL. O. II. VIRID M. F. MATELET T. ROS. PAULAE V V. D. F. VN. VI. Deßgleichen hat Lazius auf dem Kastell oder Schloß S. Peters bey Cilli folgende Äufschrifft gelesen: Di« aus d«M Schloß Saanegk- Unter btn Ruinen bey Sifsegk. C. NONI AE F. VRSI SACERDOTIS CABESIS MONTIS ALBANI CURIONIS. C. NONIUS JUSTINUS ALUMNO DULCISSIMO VIX. AN. II. M. XI. D. XII. VII. Auf dem Schoß Saanegk bey Cilly hat er diese erblickt: MAXIMUS ANTONI. LIB. ET VERCILLA V. F. SIBI ET NUNDINAE. F1L. AN. V. ET VRSO. ANN. XXX. VIII. Unter den Ruinen oder Stein-hauffen Sisciae (oder der Stadt Sisseck), da vormals die Japydische Grentze gewest, stund diese: M. SEXTO VETOMANO AED. M. AEL. CET. AN. LXX. ET VINDAE MATRI. ET VINDAE. TERTI F. MEL. CON. mi. PRAEF. AN. XX. STIP. III. ET AVAE MAXIMI F. COMUN. LXXX. M. S. SEXT. QUAESTOR AEL. CEF. N. L. E. POTITA C. RO. P. E. M. SS. MUC. VET. X. L. H. G. N. XLVII. SS. IX. Unter eben denselbigen Ruinen hat man auch eine alte christliche Stein-Schrifft gefunden, welche wie es scheint, nicht gleich alsofort nach dem Tode der Verstorbenen, sondern von den gläubigen Christen der jefolgten Zeiten, nach aufgehörter Verfolgung allererst gesetzt worden. Und die-elbe lautet also: HUIC ARCHAE INEST SEVERILLA FAMULA CHRISTI. QUAE CUM VIRO SUO VIXIT NOVEM CONTINUIS ANNIS. CUJUS POST OBITUM MARCELLIANUS HANC SEDEM VIDETUR COLLOCASSE MARITUS. Auf Deutsch: „In dieser Truhen ligt und ruhet Severilla, eine Dienerinn Chn-sti, welche mit ihrem Mann neun gan-tzer Jahre in der Ehe gelebt. Rach deren Absterben ihr Mann Marcellianus diese Ruhstat (Begräbniß und Monument) aufgerichtet zu haben scheint". Das Wort VIDETUR (scheint) giebt zu vermuten, daß diejenige, welche dieGrab- Wort vt schrifft dazu gesetzt, in Zweifel gestanden, wer eigentlich die Severillam tu diesen Christi t GrabschriH> einer christ^ lichen troncn. mut,n gà. steinernen Sarg habe legen lassen. Und weil sie Famula Christi (eine Dienerin Christi) getitulirt wird; will solches, wie der Schönleben vermeynt, auf was heiliges (oder daß man sie für eine Heilige gehalten) deuten; wie zu Trier die Ada Keysers Caroli Magni Tochter ANCILLA CHRISTI genannt und unter die Heiligen gezehlet. Allein diese Vermutung, daß Famula Christi soviel als eine Heiligin bedeuten sollte, nemlich in der Bedeutung eines absonderlichen Heiligen, halte ich, sey keine durchgehende Gewißheit, in Betrachtung, daß man sonst unter den Grab-schrifften der H. Märtyrer diese Worte wol häuffig finden würde; welche man doch darunter kaum wird antreffen. Der- halben vermute ich die Worte ANCILLA CHRISTI wollen nur eine Gott-Ergebenheit anzeigen, und daß Sie Gott fleissig gedient habe. Welcher Meynung sie denn auch wol eine Heiligin heissen kann. X. Zwischen dem Fluß S. Veit und 1675 Tersato ist im Jahr 1675 ein alter Stein toolt9toien ausgegraben worden mit folgender Auf- schrifft: C. LIVIO. C. F. SERG. CLEMENTI. MIL. COH. VIII. PR. T. C. MARCI GEMEL1NI LIVIUS. OBSEQUENS LIB. V. F. XI. Beym Lazio findet man a) neue Inscriptionen der Stadt Triest. Allein jetzo sinit man daselbst noch andre mehr, nachdem die vorige mehrentheils abgegangen und verlohren worden. Solche wollen wir allhie gleichfalls, damit ihr Gedächtniß nicht gar untergehe, diesem Werck mit eintragen ; weil sie dem Lande Crain benach- s. bart seynd. "^«obe"1 HL Die erste (nemlich zu Triest, sonst Thum- aber uns allhie unter den grentzenden Stein- A?» Schrifften die eylffte) ist am Bodem der Thurn-Psorten an der Thum-Kirchen zur lincken Seiten und vom Lazio mit angezogen dieses Lauts: L. VARIO PAPIRIO PAPIRIANO II VIR. J. D. II. VIR. J. D. QQ. PRAET. FABR. ROMAE. ET TERGESTE. FLAM. HADR. PONT. AUGUR. COLLEGIUM FABRUM _____________PATRONO MERENT. «) In s. cit. Commentario de Republ. Rom. Balv. V. Buch. XIII. An dem Fundament oder Fuß eben desselbigen Thurns aus der lincken Seiten liefet man diese Schrifft welche Lazius nicht gesehn: IMP. CAES. FL. CONSTANTINO MAXIM. P. F. AUG. R. P. TERG. D. N. P. F. XIV. An der grossen Kirch-Thür deß Doms schauet man drey vorhin übereinander gelegte jetzo aber voneinander ab- j gesonderte Steine und an zweyen derselben drey Köpffe in dem dritten aber zween Köpffe eingehauen. Der erste hat diese Überschrift : L. BARBIO. L. BARBIO. L. BARBIO. L. F. LUCULLO. L. L. DDAE. SP. FR-TO. PATRON.............FILIO Die Aufschrifft des zweyten mit dre-yen Köpffen ist diese: ! L. BARBIO. BARBIA. L. L. L. BARBIO L.F. FAUSTO. PH-OSTATAE.L. L.- - - JC FILIO SIBI SUIS FIERI. FILIO JUSSIT. Die Inscription deß dritten mit zween Köpffen ist also gestellet: ! TULLIAE BOL. L. BARBIAE. L. L. SECUNDAE. OPTATAE FILIAE. XV. In der Dom-Kirchen selbsten allda und zwar in der Capellen S. Caroli zur Lincken der Kirch-Psorten wird diese Stein-Schrifft gelesen: T. MARCIUS SECUNDUS IIII VIR. AUG. MARCIA. II. QUARTA VXOR. XVI. Nicht weniger lässt sich in eben derselbigen Thum-Kirchen auf einem vier-ecktem Stein Key dem Altar S. Johannis deß Tauffers, und bey dem Tauffstein diese Schrifft blicken: C. VIBIUS. VALENS. VI VIR. AUG. T. FL. IX IIS XX. XVII. An einem ablänglichem Stein in der Mauren der Cathedral- oder Thum-Kirchen zur Lincken der Thür der Tauffe giebt sich diese zu lesen: P PALPELLIUS. J.F. MAEG. CLODIUS. QUIRINALIS. P. P. LEG. XX. TRIB. MILIT. LEG. VII. XVIH. An der Mauren deß Hauses terrn Johannis Francisci Bonhomi ist ein tein, welchen auch Lazius beschrieben, mit dieser Inscription: Eine andre-daselbst. ^lveen Steine bardn drey Menschm-Köpffe ein-gehauen. Uberschrifst deß Ersten.. Schrifft auf dem andren. Deß dritten. Eine Stein-Schrifft in der Söftesten allda. Eine andre beym Altar-8. Joli.Bap- tistae. Noch eine andre. Stein-Schrifft an dem Hause Joh. Fr. Bonhomi. Eine untern; Fenster best Herrn Paduini. Eine im Hause best Herrn dell Argento. Q. PUBLICIO TERGEST. L. FELICI. SEPTUMIA. SP. F. SEXTA. Q. PUBLICIUS. FELICIS. L. INGENUUS F. XIX. Unterm Fenster deß Herrn Paduini sehnd zween Steine der Manren eingesetzt worden, die beyde einerlei) Schrifft folgender Verfassung haben: LX. RESPONSO ANTISTITUM PROSPOLOIS. C. LYCANVS SEYERYS. PRO L. LYCANO FILIO. XX. Im Hanse deß; Herrn D. dell Argento in der Alten Gassen, ist ein Stein mit einer Aufschrisft, die also eingerichtet: C. HASTILIO. C. F. FRUGIO C. HASTILIO. C. F. NEPOTI F. L. MUTILIO L. L. NYMPHODATO F. HOSTILIA. C. F. PROVINCIA. V. F. Unter diesen et)(st Triestischen Jnscrip-ttonen hat Lazius nur zwo, die übrigen aber Herr Vincentius Scussa, ein der Antiquität sonders beflissener Canonicus zu Triest dem D. Schönleben ertheilt, welche Zweifels ohn allererst nach deß Lazii Tode zum Vorschein gebracht worden. Uber-das hat gleichwol Lazius noch sieben andre beschrieben, die man bet) ihm kann nachschlagen. «J Wir wollen aber noch Dret) andre, welche rnhmgemeldter D. Schönleben nach der Zeit noch erst ans Triest hat überkommen, hinzu thun. XXI. In der Gassen zu Triest, die nach der See zu gehet, hat es ein steinernes Grab (oder Sargk) welches jetzt zur Pferd-Träncke dienet: daran diese Jnscription zu lesen: TABURIAE RIOTIAE D. M. TALIONIE--------- XXII. Eben dakelbst zu Triest ist in der Kirchen 88. Rosarii der Tisch deß grössern Altars von einem alten Stein gemacht, der diese Uberschrifft hat: M. SEPTIMIUS. M. F. RÜFÜS. TESTAMENTO FIERI. JUSSIT. SIBI. ET J. FIG ILLO. T. F. STAIO. FRATRI. SVO ET L. FIGILLO T. F. XXIII. Noch ist auch daselbst zn Triest in Codoppischem Hanse ein Stein vorhanden, welcher mit folgender Anfschristt bezeichnet: D. M. 8. L. CLODIVS L. LIB. SERVATVS. V. F. SIBI. ET SVIS CLODIAE VXORI L. CLODIO AMANDO. EIL. ANN. XXVIII. Auster Zweifel giebt es in Crain noch sonst viel andre Monnmenten und alte beschriebeneDenckmäler mehr; wir tasten es aber beh Denen bischerigen bewenden. a) Vid Lazius lib. 12. de Repub. Rom. Das VIII. faptffef. Von den ausgegrabenen alten Müntzen, und andren Überbleibseln deß Alterthums. Hesundene Munire beg Surchfeld. Zwey GM-Stücke. Zweg andre in Silber. Unterschiedliche Hupsiec-Müntre, mit mancher Römischer Hegser Aarnen beschrieben. Müntr-Stüch Alexandri M. Menge solcher alten KuMer-Muntre. Mel ausgegrabene Ziegel. (Brd-und Asch-gesüllte Gläser. Heidnische Muntre begm Dorsi Drinouu. Der Ort, wo Constantia parva gestanden. Huch in der Oräslich-Zinrendorsiischen Hibliothec, darinn Gurchseld sür das alte Quadrata angegeben wird. as die alten Römer aus denen bezwungenenProvintzien erschar-ret oder sonst erworben und zusammen gespahret, davon haben sie als die göttliche Rache ihren Zorn-Besem den Gothen, Hunnen und Wenden in die Hand gegeben, beh so vielfältigen Verwüstungen und feindlichen Überziehungen gar viel vergraben; auf Hoffnung, beh wiederkehrender Sicherheit und friedlicher Zeit solches wieder zu erheben. Worüber aber, weil Ihrer Viele entweder vom feindlichem Schwert ausgerieben oder aus dem Lande entflohen und in der Fremde gestorben, dasselbe ihr hinterlassenes einge-erdigtes Geld verborgen geblieben, biß nach viel hundert Jahren, dann und wann dieser oder jener Zufall, bald hie bald da, etwas davon entdecket hat. Wie man nun in Jllhrien und Bosnia offt solche alte Römische Müntz-Pfenninge antrifft; also werden sie noch wol öffter in Steher, Kärndten und Crain ihres unterirdischen Arrests entledigt und entweder auf den Aeckern unterm pflügen oder beh Ausbrechung der Bödem alter Gebäne, Wegräumung der Ruinen und deß Schutts oder sonst ungefährer Weise gefunden. Ich selbst* wie schon anderswo erwehnt worden, habe solcher alten und ausgeer-digten Pfennige keine geringe Menge zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Craine-rischem Bodem bekommen, und ist son- j derlich der Trajaner - Berg deßwegen im Ruhm, daß er noch immerzu die suchende und Nachgrabende von solchen alten Müntz-Stücken etliche läfft antreffen; wie wir beh Benennung der alten heidnischen Städte unter andren gemeldet. Weil dann solches ein klarer Beweis, daß die Römer dieses Land, als welches ziemlich nahe an Italien ruckt, sehr nahr-hafft und zu Gewerb- und Handlungen bequem geachtet haben, angesehn, die Menge der Müntze gemeinlich eine Wurtzel ist, daraus Handel und Wandel zu erwachsen und in puten Flor zu kommen pflegt; sollen wir auch billig von solchen Miin-tzen und andren Ubrigkeiten Römischer Wercke, so die Erde nach langer Verbergung wieder aufgedeckt, einige Stücke allhie vorlegen. Ich will aber allhie vor diß Mal nur etliche Wenige und zwar solche benennen, die umGurckfeld herum ausgegraben seynd, und mir* wolgedachter Herr schrifftlich eommunicirt hat. Dieser curiöser und gelehrter Geistlicher schrieb mir, daß man eine halbe Meile von Gurckfeld mitten auf dem Felde gefunden folgende heidnische Müntzen. Zwey Müntz-Stücke in Gold: Deß Ersten Uberschrifft ist TRAJÄNI HADRIANI AUGUSTI. Auf dem andren steht GALIENUS AUGUSTUS. Zwey Müntz-Pfenninge in Silber, deren Einer diese Uberschrifft hat : DIOCLETIANUS AUGUSTUS, der Andre diese: VESPASIANUS Diese nachbenamste aber seynd von Kupffer: ROMULI und REMI mit dem Bilde einer Wölfinn: CLAUDII CAESARIS AUGUSTI. NERONIS CLAUDII CAESARIS &o. NERVAE IMPERATORIS. ANTONINI AUGUSTI. SEVERI AUGUSTI. MAXIMIANI AUGUSTI. GORDIANI IMPERATORIS. DECII AUGUSTI. AURELIANI. SALONINI. CONTSANTIS AUGUSTI. LICINII AUGUSTI. PROBI AUGUSTI. ARCADII. Welche alte Müntz-Pfenninge dieser Geistlicher Einem seiner Patronen, der zu dergleichen Belieben trägt, nach Rom geschickt. Denen haben eben dahin diese nachgesetzte folgen sollen: AGRIPINAE AUGUSTAE. ANTONINI. VESPASIANI' DIOCLETIANI und ein Stück, das man für ALEXANDRI MAGNI seines gehalten, dergleichen Alexandrinisches Müntz-Stück der Archi-Diaconus zu Cilly dem Herrn Baron Herrn Christoph Abele gegeben. Es werden, wie wolgemeldter Herr Tun-ckelsteiner berichtet, solcher Art Müntz-Sorten unzehlich viel gefunden, und hat er Selber derselben mehr als sechshundert Stücke. Man findt auch manches Mal allerhand andre Materialien in der Erden. Ein Stunde von Gurckfeld ligt das Dorff Drinouu. In demselben und auch umher auf dem Gefilde desselben werden 34* Sturatiti.’ Miintze bey Gurckfeld 3'vet) Gold-Stücke. Zwey nttbre in Silber. Unterschiedliche Kupfser-Miintze mit mancher Römischer Keyser Namen beschrieben. Miintz-Stiick Alexandri M. Menge solcher alten Knpsser-Miintze. Biel audge-grabene Siegel. Erd-undAsch-gejiifftf . ©läfer. Heidnische Müntz beym Dorfs Drin ouu. Der Ort tuo Constantia Parva , gestanden. I gar viel Ziegel ausgegraben ; und hat man vor diesem sehr grosse Gläser voll Erde und Asche daselbst an getroffen, imgleichen bleyerne Röhren; und werden auch anuoch sehr viel Monumenten daherum gefunden ; wie man nicht weniger schier Tag-täglich in selbiger Gegend heidnisches Geld, auch vieles alten Gemäurs und Gewelber unter der Erden ansichtig wird. Daher man : sicher schlichet, es sey daselbst vor Alters eine Stadt gestanden. Ehren-gedachter Herr Tunckelsteiner berichtet, er habe bey selbigem Dorff mit dem zu Gurckseld wonhafftem Herrn D. Sumregger (f) gesprochen, welcher ihm gesagt, dieser Ort sey bey den Heiden ge- ; nannt worden Constantia Parva. Und als er denselben gefragt, woher ihm solches bewusst? habe er geantwortet, er hette es j aus einem heidnischen Müntz-Stück er-lernt. Wiewol der Herr Tunckelsteiner selbiges Stück nicht gesehn, dieser aber, wollte lieber dafür halten, es sey an die- ; sem Ort die Stadt Noviodunum gestan- , den; wofür man sonst das heutige Gurck-feld achtet; und zwar nicht unfüglich, weil i es demselben aufs wenigste nahe gelegen, ! -------------- t) Diesen Name» habe ich nicht tuoi lesen können, weil er sehr undeutlich geschrieben war. E. Fr. und aus Jenes Ruinen ohne Zweifel zum Thetl erbauet worden. Es erzehlt aber offt-gedachter Herr Tunckelsteiner, daß, als er zu Wien gewest, man ihm in der Biblioteck deß Keyserlichen Prsosidentens HerrnH.Grasens von Sinzendorff ein Buch gereicht, welches von den Oertern und Städten in Dero Rö-misch-Keyserlichen Majestät Erb-Ländern handelt, darinn Laybach und andre Städte in Crain beschrieben werden : in selbigem Buch, welches Deutsch, habe er auch wegen Gurckfelds diesen Bericht gelesen: „Jurgfeld, ein kleins Stätl in Unter» Crain, hat ein Geschloß, dem von Mus-kan gehörig, und ein Capuciner Kloster, ist vorzeiten der Grafen von Cilly Re» sidentz-Stadt gewesen, zum Zeiten der Römer Quadrata genant, welches zu sehen ist ans einem alten Stein ober der Kirchthür, Lazius lib. 12. Reipubl. Rom." Allein daß Lazius, dem ohne Zweifel der Verfaffer solches Teutschen Buchs gefolgt, hierinn geirrt, und Quadrata mit nichten daselbst seinen Stand gehabt haben könne, wo nun Gurckseld ligt, haben wir allbereit oben bey Beschreibung der vormaligen Städten erwiesen. Ende des Zweyten Anhangs }m\x Mussten Buch. -Inch -n b« Oräsüch-Zill-lendorfsischtn Zibliothec, :arinn Gurck-rclb für da« alte Quadrata angegeben wirb. Topographisch-Historischer Beschreibung Sedi ftcs Su rii. Darinn die Crainerisch- und Sclavonische Sprache, wie auch Sitten und Gebräuche dieses Landes, als. Heirahten, Hochzeiten, Kind-Tauffen, Begräbnissen re. und zwar jedweden Fünfftheils desselben insonderheit. Imgleichen die Gewerbe, Handthierungen und Studien daselbst, sammt denen in einem absonderlichen Anhänge begriffenen gelehrten Scribenten und derselben ans Liecht gegebenen Wercken erzehlet werden. VI. Inch Von der Crainerisch-Sclaronilchen Sprache wie auch Sitten Le. 27$ Haupl- 8*f“ » Das I. fapitfet. Bon der Crainerischen und Sclavonischen Sprache. Iitlialt, Hie živo Haupt-Sprachen in Cmtir. Meitreickung der Sclavonijschen Sprache. Mas Nova Zembla bedeutet. Erste Erfinder der Sctauomfchen Buchstaben. Zweperley Sclauomfche Schrift. Zie Ctrrillifche Schrift. Zie Gtagotitijsche. Abdruch von Lweperleii Alphabeten. Ordnung defs EnriUifcheit Alphabets. Mefe wird in Sctauontfcher Sprach gelesen. Fehler defs KuMhen Alphabets ben in Oleario. Gleichheit der Kufifch-und (^ratnertfcheit Sprache. Das Vater Nnfer in dregzehcn Sclavonifchen Sprachen. Schrift der Krabaten und Dalmatiner. Ordnung defs Kupfer Alphabets. Etliche Keguln und Observationen in der Erainerischen Sprach und Schrift. Tägliche Eorrumpirung der ^ratnertfchen Sprache. Einmengung vieler Deutschen Wörter. Tàeichung % Sclavo-ÜJfchen ßi^^cmn neue Einwohner bey ben Elften einsitzen, pflegen auch wol (e^ip^teue Sprachen neben der Alten aufzukommen und üblich zu werben. Daher auch bas Land Erain nicht überall einerlei) Sprache redet; weil es: von mancherlei) Nationen nicht nur durchzogen, sondern auch besessen worden, dazu heutiges Tages von Leuten unterschiedlicher Nationen würcklich besessen wird. Jedoch herrschen durchgehende in allen Theileit desselben zweyerley Sprachen, nemlich die Sclavonische (oder Windi-sche) und die Deutsche; unter welchen beyden aber die letzte nur bet) den Edlen und politeti Leuten meistentheils gebräuchlich, wie nicht weniger alle Rechtsführungen Deutsch ansgesührt, imgleichen alle Schrissten und Briese in selbiger Sprache versasit werden, dahingegen die andre, nemlich die Windische oder Sclavonische, sich der Dorff-Zungen jinb andrer gemeiner Lippen bedient. Daß dieSclavonische eine von denHaupt-Sprachen, ist bekandt, und durch vielerScri-benten Beystimmnng gnugsam beglanbt. Unter welchen insonderheit Mattliias Quallen in feinem Enchiridio Cosniographico bezeugt, es erstrecke sich in Europa feine Sprache weiter, als die Windische oder Sclavonische; angesehn, sie ihren Anfang von dem Benetianischen Meer nehmend biß auf die Nord-See, wie auch Seitlmgs biß ungefähr an den Portum Euxinum, das ist, biß an das Schwache Meer (mare maggiore) reicht, und also in Österreich, Erabaten, Bosnia, Mähren,Böhmen, Lausnitz, Schlesien, Polen, Littanen, Preuffeu, Reuffen, Moscan und so fortan biß nach Schweden Hin, überbas auch in der Bul-garey und dort rings umher, ja biß zu Konstantinopel geredet werde, allda sie an deß Sultans Hofe sehr gebräuchlich setz, a) Welches Letzte, nemlich daß man am Tür-ckischen Hofe Windisch oder Sclavonisch rede, sonst zwar auch von unterschiedlichen Andren vor diesem geschrieben worden, doch aber nicht also zu verstehen, als ob diß die recht eigenbliche Hof-Sprache der Türcken sey, sondern, daß, gleichwie man bet) andren groffen Höfen nicht allein die Land- oder national Sprache gebraucht, und dennoch etliche ausländische, so berühmt, daneben redet, also auch am Tür-ckischen Hofe unter andren Sclavonisch geredet werde. Denn sonst bezeugen die nenerePeregrinanten, am Dürtitschen Hofe werde von den Höflingen der Türckischen Sprach Zierlichkeit halben viel Arabisch-und Persisches eingemengt. Diese Windische Sprache wird auch in Nova Zembla und andrer Orten auge-troffen. Wie dann Noua Sembla auf Sclavonisch oder Erainerisch soviel heifft als Neues Land. In Ungarn und in der gan-tzen Türckey, zumal in derjenigen, welche mitEroatien grentzet, und absonderlich auch a) Mathias Quaden in Enchiridio Cosmographioo. Bedeutung deß Land-R«»' tnena Novb Zembla. Erfinder der Wiudiscben tftferr. Zweyerley àZavvnische Schrifft. DieEyrillisc Schrifft. Dir ©lago lische- Abdruck beyderley Alphabeten Eihe das 448. Kupffer. Ordnung deß Cyrillischen Alphabets. in Dalmatien, geht diese Sprach in vollem Schwange. Was man aber vor Jahren zu dieser Sprach für Buchstaben oder Characteren gebraucht, davon ist keine rechte Urtimi) vorhanden; ohn allein daß Hermaimus Fabronius schreibt, ein gelehrter Wind (oder Sclavonier) Namens Methodius habe die Crabatisch- und Windische Buchstaben ersonnen, auch die Bibel in solche seine Mutter-Sprache übersetzt. Wiewol solche Erfindung zum Theil auch der Bey-Hülffe deß andren Windisch- oder Sclavonischen Bischoffs Cyrilli zugerechuet wird. Es sepnd aber zweyerley Schrifften oder Littern, womit die Sclavonische Sprache geschrieben worden. Die erste wird die Cyrillische genannt, nemlich eben diejenige, welche vom Cyrillo und Methodio erfunden, auch der Reussisch- und Moscowi-tischen Schrifft sehr ähnlich fällt. Die andre wird die Glagolische (oder Glagolitische) geheissen, so in Krabaten und Dalmatien viel-gebräuchlich und von 8. Hieronymo erdacht seyn soll, als welcher dort herum in der Nachbarschafft von Stridone bürtig gewest. Die erste, verstehe die Cyrillische, bleibt noch heutig Tags zu Constantinopel bey dem Türckisch-Keyserlichen Hof (auf vorbesagte weise) im Gebrauch, wird auch von manchen Ianitzscharen, wie imgleichen in Bosnia, in Neusten und in Rußland, das ist, in Moscovien gebraucht. Wie ich* dann Selber etliche Bücher habe, so mit dieser Schrifft gedruckt seynd. Jetzt - gedachtes Cyrillisches Alphabet samt dessen grösser, kleiner und Current-Schrifft wird dem curiosen Leser auf bey-gedrucktem Kupffer vorgelegt nebenst den Buchstab - Namen oder Wörtern, womit jedwede Litter wird ausgesprochen. Es hält diß Alphabeth neun und dreys-sig Buchstaben ; welche aber nicht also aufeinander in gleicher Ordnung gehen, wie die Lateinische, sondern in solcher, wie angezeigtes Kupffer weiset. Neben bey stehet die Glagolitische Literatur, will sagen, das Glagolitische Alphabeth, welches nach dem Cyrillischen der H. Hieronymus erfunden. Dasselbe be-greifft aber nur zwey und dreyssig Characteren; deren man sich nachmals sowol in der Feder als bey der Presse bedient hat. Mit eben diesen Glagolitischen Littern ji ist gleichfalls das Missale (oder Meß-Buch) gedruckt, daraus die Geistlichen Messe lesen , welche Missalia Glagolitischer Schrifft anjetzo zu Rom gedruckt werden ; und solche ij braucht mau noch auf diese Stunde in Crain an vielen Orten, da man die Crai-nerische oder Sclavonische Meste (will sagen die Messe in Craiuerisch-Sclavoni-scher Sprache) liefet. Wie solches durch eine Päpstliche Bull vormals (ums Jahr Chri-870) zugelassen worden, nachdem darüber einige Strittigkeit zwischen A del vino, Ertz-Bisch offen zu Saltzburg, wie auch dem Windischen Bischoff Reichboldo eines, und dem H. Methodio und dem andren Windischen Bischoff Cyrillo andren Theils sich erhaben, davon soll hernach bey der Religions-Beschreibung umständlicher Bericht erfolgen. Daß diese Sclavonische oder Windische Sprache durch gewaltig - viel Mäuler und wie vorhin gemeldet, weit und breit gehe, auch so gar der Russischen gar nahe befreundet sey, als die gleichfalls eine, wiewol mit einen besonderm Dialecto veränderte Sclavonierinn ist, kann ein Forsch-gieriger gar leicht dem Rutheni-schem (oder Russischem) Alphabeth ab-mercken, welches in der Russisch-oder Mos-cowitischen Reise - Beschreibung Adami Olearii zu finden. <*>> Darinn zwar sehr gefehlt worden, weil dieser Author die Russische Sprache selber nicht reden noch fertig schreiben können; angemerckt selbiges Moscowitisches (oder Russisches (f) ) Alphabet dem Cyrillischen gantz gleich seyn muß. Denn ich* habe Selber dergleichen gedruckte Bücher, deren Littern diesem Cyrillischem Alphabeth gleichförmlich sepnd. Sonst hat es zwischen jetzt-gedachtem Russischem Alphabeth und unsrem Cyrillischem, wie auch Glagolitischem einen geringen Unterscheid; gleichwie auch der Russen Sprach unserer Crainerischen gar ähnlich und fast gäntzlich gleich kommt; ausbenommen, daß einige Buchstaben der Wörter bißweilen sowol als theils Wörter selbst sich ändern. a) Sitze deß Adami Olearii Persisch- und Russische Reise-Beschr. am 280. Bl. (f) Denn durch die Russen werden heutig« Tage« für* nemlich die Moscowiler und hernach auch ein Stück Lau-de«, so unter Polen zwar gehörig, doch auch Moscowiti-scher Religion ist, verstanden, hingegen durch Neuffen die Coffaken und bißweilen auch die der Cron Polen unter» worffene Russen gemeynt, gleichwie vor Alters alle diese Bölcker unter dem Namen der Neuffen begriffen worden. Messe wird in Sclavo-nischer Sprach gelesen. Fehler deß Russischen Alphabets beym Oleario. Gleichheit ö;r Russisch-und Crainerischen Sprüche. c M RI LI cy M VA - GLAGOLI TI < v>',.kViV. • .vAft.r.j; ,v\wtv\Sv v i M X d t .Ai t A Ai 5.1. - m i rh 1. E j E cr -f- JBo ja. L B Oj a [Z tr C X E i C f IX ; 2, Vtci.it V V i d i ! ir o o__n 3 r j r JV 3 ' Giacile G GLnjcU T *7 /Vfl ev° 4- i 2 L A_ 4-- Do brc D Dobre TD T «A, ! * i L 5 £ ! 5 Lóti E E>ti 3 G 3 6 i ! ffi (Ti ! 36 i G L v ito A'tl A Invi r c 56 ! (Tn / ■ \& AS i ! e óGo ,5 Go cd fi ài 8. i 2 3 3 ! 7 j5etn4a 51. Rem lat ] SL. (pD 0-0 9 • i ' 1 w tiho 1 . ts he □P i io. i 1 H H H 8. i. ) i n : a ! CO 20. j rO' O 9- tkita th. i ] i : I I r 10 lot a I F llf TPP 1 .. ,t ^ i 30. i I K K cc 20 K ako K Kake 43 3 1 40. 1 A A A 30. Ludi L Ludi & Ifij rfb 52. j m M .VI 40. Mi/lite M Mifl ite ta 5R 60 M M n 50. Vaj h N Lo (h F e: 70. j. 52 . Xv X 0 0 0 J : 70. On G On a 2 80. I n n ! n ! 80 . Poko/ P Po Ko j. r r r 90 vS i ! so. y. hxonyra’ p p p j 100 . Rezi K Re C E L i> 100. i c C c 222. Rove f J En o cp 9 e 222 1 T r i m 0 00. Ter Bo T IcrOo GL [TO □—□ 300. i- cy 8 40?. UK u UK a- m & 400. 0 : ch 50 C Fe rt Pii len 0

er b /er . I 1 1 ..t j t ' t /aB I Y- 4 ad . Bi 03 On I ii • >a >a 5 R i i I je . ! to T I jo . : >o 1 us j ; j l U 4 4-6 1 Ui P V i. Das Vater Unser in dreyzehen Sclavnischen Sprachen. Sitze die Tabell zwischen pag. 274 und 275. Bericht von der Ordnung deß beyge-sügten Kupffer-Al-phadelhs. Genannter Olearius schreibt: Die Russen haben einen grossen Prašnik oder Fest gehabt, a) Nun bedeutet das Wort Prašnik in unserer Sprache eben sowol ein Fest. Anderswo berichtet er, Diviza gora sey auf Russisch soviel gesagt, als der Jungfer-Berg; t>) und unsre Sprache verstehet durch Diviza gora nichts Anders. Wie nahe diese beyde und manche andre Sprachen einander kommen, wird der curiose Leser noch weiter erkennen aus dem Vater Unser, welches ich* demselben zu Gefallen in dreyzehen Sclavonisch - oder Windischen Land-Sprachen, so neben der Lateinischen stehn, wollen anhero setzen, nemlich auf recht Cyrillisch, Bulgarisch, Moscowitisch, Dalmatinisch, Croatisch, Sclavonisch, Böhmisch, Polnisch, Wendisch, (oder Wandalisch) Lausnizisch, Crai-nerisch, Wallachisch, und Novazemblisch. Erst - bemeldtes Alphabeth auf dem Kupffer ist in eylff Columnen abgetheilt. In der ersten, andren und dritten Columna (Spalt oder Fach) steht das Cyrillische Alphabeth mit (wie schon oben gedacht) grossen, kleinern und kleinesten Littern, oder wie mans in Druckereyen zu nennen Pflegt, mit grober, mittler und cursiv Schrifft. Solches wollen in dieser Kupffer-Verzeichniß diese abgekürtzte Lateinische Wörter majusc. minuse, current, anzeigen. In der vierdten Columna seynd die Zahlen oder Ziefern begriffen, an deren Stat man aber eben diese Cyrillische Buchstaben gebraucht, wie die Griechen und Hebrrner gleichfalls mit Littern zehlen und rechnen. In der fünfften flehet man die Namen der Buchstaben, womit dieselbe ausgesprochen werden. In der sechsten seynd die Lateinische Buchstaben enthalten, womit die andre verdolmetschet werden. Nach gleicher Ordnung wird in der achten, neundten, zehenden und eylfften Columna das Glagolitische Alphabet angewiesen, ausbenommen, daß die Litter-Namen oder Buchstab-Wörter gleich vor an, nemlich in der siebenden Columna und die Erklährungs-Zahlen in der letzten enthalten seynd, wiewol solche Namen in bey-derley Alphabethen übereinlauten. Man hat sich in diesen Ländern vor dem allein der Glagolitischen Schrifft geco Olear, p. 44. b) Idem p. 356. braucht, biß der gelehrte Lutherische Pre-dicant (oder Prediger) Primus Trüber die erste Invention gemacht, mit Lateinischen Buchstaben Crainerisch oder Sclavonisch zu schreiben. Zum ersten mal hat er damit einen Versuch an der Bibel ge-than, und das neue Testament mit Lateinischen Buchstaben geschrieben. Hernach ward von Georgio Dalmatin, auch einem evangelischen (oder Lutherischem) Prediger, das alte Testament gleichfalls mit Lateinischer Schrifft dazu verfertigt und in Druck gegeben. Anjetzo setzen die Crabaten und Dal-matiner ihre Schrifft meistentheils mit Lateinischen Littern. Es hat aber die Crainerische oder Scla-vonnche Sprache, so wie sie jetziger Zeit gleichfalls nun mit Lateinischen Buchstaben geschrieben wird, sünff und zwantzig einfache Littern und vier zusammgesetzte, solchem nach in Allem neun und zwantzig Buchstaben, wie aus nachgehender Anweisung erscheinet, die wir in Lateinischer Sprach allhie beyfügen. Nomen Figura Potestas sive Litera As A. a Adam. Boga B. b Barbara. Ci C. c (hujus literse poterit esse usus in dictionibus Carnio-lanis, sicut & in Latinis, videlicet ante, a & i, vocales, ut in voce Cerkou, id est Templum, apparet. Sed in dictionibus peregrinis (appellabuntur vero hic peregrinae dictiones omnes, praeter Slavicas) suus retinendus, proprio idiomati conveniens, hujus literse usus, quo appareat origo vocum, ut CHRISTUS, Catechismus.) Dobru D.d David. Esti E.e Elias. Fert F.f Fabian. In peregrinis sua observanda orthographia, ut Ephraim, Pharao &c. Glagole G. g Gabriel Hir II.h linai a. In Carniolana lingua nunquam, nisi pro, ch vel i Graeco efferenda. I I.i Isaias, Israel &c. Latiné Cyrilicè Bulgaricè Dalmatice Croaticé Sclavonicè Bohemicè Pater Otze Otskye Otshe Ozhe Otecz Otzie netter nafh nàsh nafh nalh nafh nafs qui ishe koieri koi ■ ishe ki 1 genz es jefi ieszi iefzi efi szi fy in coelis v’ nebefih u’ nebeszih nanèbefzih nanebefih nanebefzek wnebefych fanetificetur pofuetile szueto fzvetilzé suetife fzvetifze ofwietie nomen j| Me imè imè jme ime ji gmeno tuum |j tvoje !! tvoye tvoye tuoe tvoye i twe adveniat pridi ji prid’knam pridi pridi pridi |j przid regnum krajleftvo 1 czaszarasztuo kralyefztvo cefaraltvo kralyefztvo j j kralowftwy tuum tvoje [I tuoye tvoye tvoe tvoye ! j twe flat budi budi budi budi budi bud voluntas .... . . volja uolya volya uolja volya wule tua tvoja tuoya tvoya . tvoja tvoya twa ficut kako kako kako jako kako yako in coelo v’nebi u nebu nanebu nanjebefih nanebe vrnebi fio i takoj takoy tak y j tako takoy tak y in terra nafemlji nazemli nazemlij nafemlij nazemiyé nazemi panem hlib kr lih kruha hlib kruha chleb nostrum nafh nash ■ nafsega nafh nalhega nafs X quotidianum | vsakdanji uszakdanij fzakdanyega vfagdanni vfzakdanyega | wezdegffy da nobis daj nam day nam day nam daj nam dey nam dey nam » hodie danas danasz danäfz danas denefz dnes & j j ' j j j a dimitte odpufti odpusefay odpuscfaij odpufti odpufzti odpuft nobis nam nam nam nam nam nam debita duge dugi dugl dlgi duge wini nostra nafhe nafhi nashi nafhe nashe nalse ficut kako kako kako iako she i kako jakoz & nos j mi ij mi ij mi j mi j ij mi y mi dimittimus odpufhzhamo odpusefyamo odpusefyamo odpufhzhamo odpufefamo odpauftime debitoribus dushnikom ! dufnikom dufnikom dlshnikom dusnikom winiknom noftris nafhim i nafhim nafsim nafhim ! nafhem nalfym & j ! j j . J 1 - i J 1 a ne inducas nevavedi j nevauedi nevpelyamj nevavedi ; nevpelyày nuwod nos nas j nafz nafz nas j nafz nas in tentationem v’ napaft 1 v’napafzt wnapafzt v’ napaft vfzkufsà w’pokufseni sed da i da da na da ale libera isbavi 1 iztavi iztàui isbaui 1 oszlobòdi zwawiz nos nas 1 nafz nafz nas nafz nas à od j od od od od od malo sla i nepriazni nepriazni nepriasni zla zleho M Amen. Amen. Amen. Amen. Amen. Amen. Amen. Zum Iweylen Theiì zwischen Pag. 274 uud 275. Polonicè Vandalice Lu Tatice MoTcoviticè Carniolicé Nova- zemblicé T ' ' " Walachicé Oycze Woschzi Wofeh Otfe Ozha Otcfe Ozhe nafh nafch nafch nafh nafh naz nafh ktorifh kéns kenfeh ishe kir iefe ishe jefs fy fy iefzi ... ü zi iefsi wniebiefziesch . nunebv nanebebu unebefzih unebéfih nan^bezi nanebefse swieczfzje nfvefche 1 wufwefchone bufhy pofuetifze pofuezhénu bodi pozuetytze nasuetise miono meno me imè j ime ime ime tvoe twojo twoye tuoye h: 1. 1 tvoje tye tuoye przydz plifzknam pfhifh knam pridi ..... pndik nam pridi napredet krolieftwo kraloftuo krajlestvo kraylefztuo " 1 — krajlestvu czarztuo tzarstuo twe twoio twoio tuoye tvoje tye tuoye budz ■ se stavi fe ftany budi s’ idife budi dabodet wolja wola woli uolya volja uola uolya twa twoia twoja tuoya tvoja tya tuoya jako yako takhäck kako ( kakor kako jako w i ■S j fchnifz i shenfa danàfz dones danacz danas J — . ■ — a a j jnu i y odpufz wodai wodey odpuszti odpusti odpuzi ostaui nam nam nam nam nam nam nam Willy wini wyni duge duige duge dolgi ^ìàfzè nashe nafhe nashe nafhe naze nashe iako ak ack kako kakòr kako jakoshe J mi my my y mi tudi mi imi Vii e 0(lpufzami wodawani wodawamy odpusefamo odpuftimo odpuzvmo ostauliamo W|nowaizom winikom wini kam ! dusnikam dulshnikom doznikam 1 dolsnikom nafzim I näszym nafhim j nafhim . ; nafhim nazim 1 . i nas sim J ! a a j jnu i . ! 1 y niewodz j newefich newefhi ! nevauedi neupelaj nauedi nauauedi nas j naf nah nafz nafs naz nas wPokufzenje dopitowaine dof itowanya ! v’napafzt v’ ifkufhno unapazet uanapast alie > ale ale i da tamazh da naa zbaw j vmosz wimofhi iztiui refhi izetaui isbaui nas Inas nafs 1 nafz nafs naz nas ode j wod wot 1 od od od 0 slego Qego slego i zia slega zla tlakouago Amen. ! Amen. Amen, !] Amen. Amen. 1 Amen. Amen. quae fit interdum consonans, ut inferius videbitur. Kako K.k Kamen, Kai, Kimouiz. Ludi L.l Laban, Levi, Lia. sed interdum crassè efferenda, quasi si gemina. , praesertim in fine, ut débel, Crassus &c. Mislite M.m Maria Nash N.n Nahor. On O.o Obad. Pokoj P.p Pamet, Peter, Pilatus. Qu Q.q hujus li terse usus erit in dictionibus peregrinis, ut Qui tinga &c. Quirinus, Quintilianus, Rezi R.r Rahab, Riba. Slauo f fabla, feime. Semla S.s Slatu, semla, sima. Tèrdo T.t Tabla, Torba, Turk. Vk U.u Uni, una, unu, tnongus, ov ; Vidi V.v exprimit v. consonantem, vel Graecum ß, ut, vai-iam, id est, volvo, Velim, id est, jubeo &c. bx X.x Xerxes, xe- nophon, nisi in peregrinis dictionibus, aliàs non erit in Lingua Carniolana bujus literee usus. Ypsilon Y.y pro, i, acuto, è etiam in peregrinis erit hujus li-terae usus. Zita Z.z pro, c, latino, ante omnes vocales, ut, zagati, id est, desperare, zeu, id est fistula, zilu, id est, integrum &c. fbha fli fhala id eft | jocus, fhema id eft Larva, fhilu id E lubula. fhula, id eft Schola. Shiuite sh shaba, id est rana, shena id est foemina, shèlzh id est fel, shiuina id est pecus &c. haec est peculiaris linguae Carniolanae litera. Zbèru zh Zhapla id est ardea, zhelu id est frons, zhudu id est miraculum. fhzha fhzh fhzhym id est meio, ueishza id est strix. De nota Accentus gravis. Primò. Quia Linguae Slavicae ea est natura, ut vocales quidem scribere, sed eas interdum, non nisi obscure & vix sensibiliter efferre oporteat, quare, ut ubi illud fieri debeat, aliquod extet indicium, notula gravis accentus commodissime signabitur, sic per id est apud, pèrui id est primus, pèrt id est velum, uèrt id est hortus, smèrt id est mors. De nota accentus acutis. Secundo. Non inconveniens erit in allevandis syllabis, acuti toni notam, supra syllabas collocare, sic delam id est laboro, peilam id est duco seu veho &c. Nam etsi id implicatione vocalium significari posset, tamen compendiosius hoc erit, & certe in differentiis constituendis id omnino facilius, ut poléti, id est aestate, & poleti id est volabit. De nota apostrophi. Tertio. Peculiare est hoc Linguae Slavicae, praepositiones quasdam, praefixis quibusdam literis simplicibus ut sunt H. K.S. & V. cum est consonans, significare, quod vero, quo animadverti possit, apostrophi nota, à tergo literse, ad caput adposita, id commodissime notabitur sic. h’zerkui, id est, ad templum, k’ozhetu, id est ad patrem, s’materio id est cum matre, u’zherkou id est in templum. Quarto. Quoties i erit consonans, sive id praeponatur, sive postponatur, vel sibi ipsi vel aliis vocalibus, toties pau-ùm propendente cauda erit pingendum. Sint exempla praepositi, i : Jama id est fovea, jem id est edo, jokam id est ploro. Exempla postpositi, i. Daj id est da, sej id est semina vel sere, ptuj id est peregrinus. Exempla utriusque Jajze id est ovum, jejsti id est edere, jej id est, ede. Etliche Ob servationen bet) der Crai nerischen Schreib-Arl. Ich erachte unöthig alle solche Regeln und Unterweisungen mit Deutschen Worten zu erklähren, zumal weil in Craine-rischer Sprache nichts als mit obbezeich-neten Lateinischen Littern geschrieben wird. Nur etliche wenige Erinnerungen oder Beobachtungen wollen wir verteutschen. Der Buchstab II (oder h) muß in Crai-nerischer Sprache ander stnichtals wie ein eli, oder wie Griechisch z, ausgesprochen werden. Welches hiebei) deßwegen insonderheit zu erinnern, daß man die Eigen-Namen (Nomina propria) derer Oerter, so in diesem Merck genannt werden, recht lesen und aussprechen könne. Das I wird, wie im Lateinischen, also auch im Crainerischen bißweilen ein Consonans oder Mitstimmer. Das L oder 1 muß Einer bißweilen gröblich aussprechen, als wie ein gedoppeltes, beoorab am Ende, wie in dem Wort Débel. Das Q. q wird mehrentheils schier nur in den fremden Nam-Wörtern gebraucht, als in Quirinus, Quintilianus, Quitinga &c. Das X, x braucht die Crainerische Zunge gar nicht ohn allein in fremden Wörtern, oder ausländischen Eigen-Namen als da seynd Xenophon, Xerxes &c. Sh liefet man wie Sch und deßwegen Shala wie Sellala Schertz; Shula wie Schula (die Schule) rc. Denn Sh ist ein besonderer Buchstab der Crainerischen Sprach; wird doch aber allezeit ausgesprochen rote Sch. Als diese Worte Shaba (eilt Frosch) Shena ein Weib Shélzh die Galle, Shivina bas Bieh, werden so ausgesprochen, als ob man schriebe Schaba, Schena, Schelzch, Schivina. Steht aber an stat deß 1 ein z vor dem h, so wird die vorderste Syllbe etwas schärs-fer und härter ausgesprochen. Als wann der Crainer spricht Zhapla (ein Reiger) Zhelu (die Stirn) Zhudu (ein Miraeul) so lautet es wie Tschapla, Tschelu, Tschudu. Die Syllben, so lang, oder mit erhabenem Thon sollen ausgesprochen werden, accentuiti oder bemerckt man deßwegen füglich mit einem acuto oder scharff-lau-tendem Thon-Zeichen, wie in nachfolgenden Wörtern délam Ich arbeite, peiläm ich führe re. Und also kann man auch die unterschiedliche Bedeutung einiger im übrigen gleich-lautender Worte am leichtesten mercken, als zum Exempel wann die vorletzte Syllbe deß Worts poléti acuiti wirb, bedeutete soviel, als deß Sommers oderim Sommer : sonst aber so man solche Syllbe nicht scharff und hoch tontret, Heiß t es soviel, als er wird fl i e g e n. Man hat gleichfalls zu mercken, daß in der Crainerischen Sprache etliche Bor-Wörter (Praepositiones) durch Vorsetzung gewisser eintzelnen Littern, bedeutet werden, als mit H. K. S. und V. wann es für keinen Lauter sondern Mit-Lauter oder Mit-Stimmer gesetzt wird; weßwe-gen billig zu leichterer Erkennung vorn ein Apostrophus oder Spiritus lenis (ein Kürtznngs-Strichlein oder Möndtein oder Obstrichlein mögte mans aus Deutsch heiß scn) geschrieben wird. Als h’zerkui zur Kirchen ; k’ozhetu, zum Vater; s’materio, mit oder samt der Mutter ; v’zherkou. in die Kirche. Andre Observationes oder Beobachtungen, deren zu dieser Sclavonischen Sprache noch viel mehrere erfordert merden, lasse ich* hier unbeschrieben, als dessen Vorhaben nicht ist, hievon eine Grammatic oder vollkomene Schreib-uNd Sprach-Lehre zu schreiben. Seit wenig Jahren hero aber, wird diese Sprache sehr corrupt- und täglich corrupter geredt, wiewol an einem Ort mehr als am andren; sürnehmlich aber zu Laybach und dort herum, wie auch in Ober-Crain. Welches daher entsteht, daß sie mit der Deutschen nunmehr vielfältig vermengt und gebrechen wird, als wie zum Exempel: Corrupt Recht Crai-nerisch. Jeser. Stop. Part. Obdersat. XägtidicS«1' ruinpiruu^ ber Crüib^ rischen Sprache. Deutsch Tausend Tausènt Leiter Luitra S Tischtuch Tishtah Massen j oder sich Massat Zulässigen s Ein Storg Storkla Zhapla. Spatziren gehn Spanzirat Sprehajat. Frühstücken Frustukat Saitèrkuat. Dergleichen unzehlich - viel andre Worte lausten nunmehr durch die Crainerische Sprache, wie zu der Deutschen manche Frantzösische und Lateinische allgemach eingebrochen und darinn mit der Zeit das Burger-Recht gewonnen. Es kann auch nunmehr, da dieses Land von mancherlei) Nationen bewohnet wirb, nicht wol anderst gehen, als daß die Crai- nerische Sprache je länger je mehr mit fremden Wörtern gespreckelt und gleichsam veremaillirt oder gleich einem Schmeltz-werck mit Farben geziert werde, sintemal in Crain mehr als einerlei) Sprache üblich ist, indem darinn Dalmatinisch, Croatisch, Wallachisch, Gottscheerisch, Jstrianisch, Jtaliänisch, Deutsch, Crainerisch und auch noch mit andren Zungen mehr geredet wird. Weil aber dennoch solches nicht überall in allen Crainerischen Landschafften zugleich geschieht, sondern in einer diese, in der andren jene Sprache nach Gelegenheit der Gegend vordringet, auch der I)ialectus oder die Mund-Art und Aussprache in jedwedem Fünff- Theil dieses Landes schier unterschieden ist, will ich* in den folgenden Capitteln nebenst den Sitten nnd Gebräuchen eines jeglicher: Fünfftheils auch die Sprachen desselben anzeigen. Das II. Saptffef. Bon der Sprache, Tracht, Sitten und Gebräuchen in Ober-Crain. Wias für Einwohner man durch die Ober-Trainer verstehe. Dregerleg Sprachen in Gber-Erain. ti£rainertfchcs Dorff. |o eine Meilweges lang, pufer und Wohnungen in Gber-Hrain. Kleider-Tracht in Ober-Erain. Was für Stechen die ®her - gramer in Händen führen. Vorbereitung folcher Stechen. Ihre Sommer-Rleidnng. Weibliche Tracht in Ober-t^rain. Wie die Mannsbilder ihre Haare nnd Härte tvachfen laffen. Sanier (oder Säumer.) Einladung zur Hochzeit. Aufzug der Hockzeit-Ieute. Ieickt-gekünstelte Hut-Derlen der Ober-Erainerifchen Kauersleute heg ihrem Hochzeit - Gepränge. Warum die Brautleute am Abend unausbleiblich in der Wohnung defs Bräutigams fegn miiffen. Was Pogatacha und damit vorgehe. Zubereitung defs Pressen z. Schertzhaffte Zurückhaltung àr Hraut. Etliche Gebräuche heg den Ober-Erainerifchen Kind-Tauffen. Vormalige abergläubifche Abwafchung defs getaufften Kinds. Offtmalige Täntze der Ober-Trainer. Ihre Manier zu tantzen. Geld für die Spielleute. Tantz der Kaurenbuben. Schlägeregen und Todfehläge begrn Tantz. Interfchiedliche Exempel. Carunt man folcite Täntze nicht abbringen kann. Von den Kirchweih-Täntzen. Sw Mägdlein werden von den Tantzrneistern mit einer Mahlzeit tractirt. Erkauf-^ng defs Tantzes. Wiederverkauffung deffelben. Schirnpff-Karnen der letzten jungen Häurinn am Mantz. Manier heg den Täntzen zu Feldes. Tantz-Gebrauch beg Ratzenstein. Dabeg es stets Händel und Hlut fetzet. Tantz-Bräuche heg šlftedmg. Wie man in Crain den Ms austritt. Verfammtung der Menfcher *um Rocken. Dahin auch die Mms - Gefellen einkehren. Wie man dafelbst iantzei. Wie steh die Weiber einander bewillkommnt. Der laurea Neverentz Valv. VI. Buch. 36 Welche man Ober-Crainer nenne. Dreyerlcy Sprachen in Ober Crain. Crainerisch Dorff, so eine Meile lang. Hiiuser in Ober-Crain. gegen fürnehmen Leuten. Von den Leich-Gebräuchen in ©ber-Craitt. Austhei-lung der Ipeifen auf dem Grabe, Für den Verstorbenen wird gebetet. Die Her-beytragung der Ipeifen M den Gräbern ist ein uralter Brauch. Leich-Gedächtnifs der Griechen wird mit allerleg Früchten und Getränch beym Grabe celebrirt. Momit wir das vorige Capittel g ^ geendigt, davon soll das andre « I anjetzo wiederum seinen Anfang nehmen, nemlich von der Sprache, aber allhie infonderla heit von der Sprach in Ober-Crain. Ob wir zwar im andren Buch dieses Wercks bereits das Ober-Crain samt dessen Einwohnern über Haupt beschrieben, müssen wir doch denen zu Liebe, welche etwan soweit hintersich zu blättern nicht der Weile hetten, kürtzlich diesen Bericht wiederholen, daß man alle diejenigen Ober-Crainer nenne, welche den ersten Theil deß Hertzogthnms Crain, das ist Ober-Crain, bewohnen. Unter denselben höret man dreyerley Sprachen, als die rechte Crainerische, rechte Deutsche, und drittens, die aus der Crainerisch- und Deutschen untereinander gemengte. Jedoch wird die also gemischte nur allein in dem Dorff Feichting geredt, welches insgemein Bitina genannt wird, aber in der Länge allen Städten deß Reichs weit vergehet ; angemerckt es eine grosse Deutsche Meilwegs lang ist, und zwischen Crainburg und Bischofs-Lack ligt. Wer die Leute dieses Dorffs verstehn soll, der muß beydes wol Crainerisch, und wol Deutsch können, weil die Einwohner dieses langen Dorffs int reden beydes ineinander mengen. Aber bey dem Marckt Weissenfels, und daselbst in der Nähe herum, redet man lauter Deutsch, und kein Crainerisches Wort. Im übrigen wird in gantz Ober-Crain gut Crainerisch geredt, ausgenommen solche Oerter, die nahe an Kärndten stoffen. Denn dieselbe reden gar grob, und ziehen die Worte nach der Windischen Sprach-Weise gar lang aus. Die Ober-Crainer haben seine Wohn* Häuser, und zwar vieler Orten schön-ge-maurte, etlicher Orten auch mit Bretern gedeckte, aber sonst insgemein aus Holtz erbauete mit Stroh - Dächern und solche seyn dennoch im übrigen sauber. Mancher Orten ligen grosse Dörffer, an theils Orten aber, bevorab im Gebirge, stehen vielmehr eintzelne Häuser, wiewol es dennoch auch im Gebirge viel Dörffer giebt. In der Kleidung gehen sie mehrentheils gleich, tragen durchgehends schwache oben etwas zugespitzte; ledige Leute aber, sonderlich bey Rat mannsdorff und dort hinauf aufgeschlagene Hüte. Die Röcke trägt man gleichwol auch unterschiedlich. Denn an theils Orten geht man in kurtzen Röcken oder Casacken und Hosen von grauem und groben Tuch. Insgemein aber tragen sie lange Röcke von schwachem Tuch, so man Loden nennet, welches ein schlechtgemeines, grobes und dickes Tuch ist, so in Crain überall bey den Bauten gemacht wird. Jedoch wenden theils bißweilen auch wol ein köstlich-gutes Tuch auf sich zu ihren Hosen und Röcken, legen auch saubre Strümpffe und Schuhe an. Die Sanier (oder wie es auf gut Deutsch heissen soll Säumer oder Saum-Roß-Führer) gehen schwartz-gestiefelt, in einem Spann-breiten, schwachem, ledernen Leib-Gürtel, womit sie aber nicht über- sondern unter dem Rock und also allein über dem Hemde den Leib umfassen. Den Andren aber dienet zur Leibs - Umgürtung ein breiter Saum oder Ende von einem Tuch. In der Hand führen sie gemeinlich einen Stecken, aber auf der Reise grosse, dicke und knockigte Stecken, zumal die Träger, welche auf ihrem Puckel die Waaren in fremde Länder überbringen. Selbige Reis-Stöcke aber bereiten sie folgender Weise. Sie nehmen dieselbe örfn gar hartem Hotz als Dern-oder Tendel-Holtz (In den Herbariis wirds Jujuba und Zizyplia zu Deutsch aber Brust-beeren-Holtz genanntstneistentheils aber von Hagdornen, wann solches Holtz annoch im Wachsthunt ; alsdenn sie selbiges überall mit der Spitze einer Hacken anpicken oder anhacken, demnechst einen harten Sand drein reiben. Nachdem solches im Frühling geschehn, lasten sie es also wachsen. Im andren oder dritten, auch wol bißweilen schon im ersten Jahr schneidet mans ab, lässt es wol trucknen und dürr werden, schälets alsdann und entblössets seiner Rinden. Darauf wird es mit Speck beschmiert über ein Feuer gehalten und Aeider-Lracht in, 06tr-6rain. Was die, Ober öio1' ner |il,r. Flecken Hiinden führen wie itnch Kitten und Gebrauchen in Crain em wenig gebrannt, daß es davon schwartz > werde. Etliche aber lassen den Stock nur so weiß bleiben. Diese Stecken seynd oben so dick wie ein Stecken immer seyn kann, unten aber zwey- auch wol drey Zoll dick, daher sie gar leicht einen Menschen damit Ut einem Streich todt schlagen, wie solches auch nicht selten geschieht. i^Somtnet 2m Sommer tragen sie entweder weisse "düng. oder schwartze Leinwand-Hosen, gehen als- dann sonst meistentheils ohne Rock im Hemde, welches einen runden Kragen hat. Sucher Orten brauchen sie zur Sommers-Zeck an stat der ledernen höltzerne Schuhe. Im Winter gehen sie mit gantz offener und blosser Brust, gleichwie auch im gan-Lande unter dem Bauers -Volck der D-rtzeib schisi. Tracht. tr" Die Weiber aber tragen aus dem Haupt toftße (so genannte) Petschen. Ist ein leiden Schleyer von weitläufftig-gewürcktem ^adem und dünnem Leinwand gemacht, ^urch diese Leinwand werden mit der Jeabel an theils Orten Zwirn-Fäden ge-^gen, damit sie gantz gefaltet bleibe, und Yat erne solche Leinwand ungefähr andert-yalbe Elen in der Länge. Diese Leinwad Petschen) wird auf dem Kopfs so artuch zusammen geworffen, daß es über Der Mitten nicht anderst sichet, als obs oben eine gantz andre Leinwad wäre; Ge-staltsam beygesetztes Kupffer hievon das Muster weiset. Etliche aber, welche arm Sih-die Fi-seynd, behengen den Kopff mit solchem pr N' "$-Petschen (oder Schleyer) so nur von gemeinem groben Leinwad; wiewol sie dennoch denselben eben also über dem Kopff zusammen werffen als wie die ersten. Hernach legen sie Müder an, und zusammen geneheteRöcklein(Schößlein nennt mans in Francken) alsdann einen blauen und vier Finger breiten Gürtel drüber. Diese Gürtel werden besondres Fleisses gewirckt, seynd gar dick und hart. Daraus thull sie wiederum einen andren, nemlich eisernen Gürtel (Sklepanez) oder auch wol einen von Messing drüber, also daß der Rock gar hoch über den Magen geht; woselbst alsdann das Müder dran genehet. Solche Müder seynd von unterschiedlichem gemeinem Zeuge, gleichwie auch die Röcke gantz gemeines Zeugs, doch einer andren Farbe seynd, auch wol nur von schwar-tzem Leinwad. Gemeinlich binden sie aueh ein weiß leinen Tüchlein um den Hals, und zwar auch im Sommer, alsdann an ; stat deß Rocks einen Kittel von weisser I oder schwartzer Leinwad. Ihre Strümpffe 36* werden mehrentheils rot oder weiß seyn. Sie thun ihren Gang in Schuhen und einiger Orten in weissen Stiefeln. Deß Winters stecken sie in kurtzen Peltzen. D«r Manns- Die meiste Mannsbilder lassen das Haar bilder Haare. (attg wachsen, etliche aber mit der Scheer gantz glatt wegnehmen. Bärle. So tragen auch die meiste Sauren grosse Bärte. Denn es putzen sich nur Etliche mit einer Scheer, und lässt der grösseste Hausse sowol in Unter- als Ober-Erain den Bart an seinem Wachsthum so unverkürtzt, daß sich die Böcke hierinn keines Vorzugs wider sie zu rühmen haben. Von der Handthierung und Hand-Ar-beit der Ober-Crainer hat uns im ersten Theil das zweyte Buch ausführlichen Be-Samer (ober rieht abgestattet ; verwegen wir hier an Säumer.) diesem Ort davon weiter nichts zu melden, sondern allein den geneigten Leser Eibe die aus die Kupffer-Bildung zu weisen haben, Sut n. 103. damit er darinn ersehe, wie besagte Säumer das Getreide, den Wein und allerley Kauff-manns-Güter auf solchen ihren Saum-Rossen führen. Hochzeii- Mit chren Hochzeit - Bräuchen hat es Labung. diese Beschaffenheit. Mancher Orten geht der Hochzeiter mit dem Brautführer allein herum die Gäste zu laden; an andren aber nicht allein der Bräutigam mit dem Brautführer, sondern auch die Braut mit ihrer Kräntzel-Iungfer (Krantz-oder Braut-Jungfer) zu beyderseits nechsten Verwandten und Nachbarn, und bitten dieselbe mündlich bet) ihrem hochzeitlichem Freu-den-Fest zu erscheinen, mit Versprechen, daß sie bey gleichen Fällen ihnen gern wieder dienen wollen. Etlicher Orten gehen sie zu Fuß mit Spielleuten. Etlicher Orten fahren die Weiber auf einem Wagen, an etlichen aber reiten sie; und solches geschieht am meisten, nemlich daß sie entweder fahren oder reiten. Denn zu Fuß gehen sie nur selten. Woferm aber die Weiber fahren, so reiten die Männer, wiewol einiger Orten auch die Weiber männlich reiten. Der Bräutigam führt hinter sich seine Braut, der Starascliina (oder Speisemeister) auf dem Pferde hinter sich die Teta (das ist ein Weib als eine Mutter). Der Brautführer aber hinter sich die Kräntzel-Iungfrau (Braut-Jungfer oder Tisch-Jungfer) wie maus in Deutschland nennet.) Ist etwan auch sonst ein Lediger vorhanden, der eine Liebste hat, oder ihr sonst eine Ehr erweisen will, der führt dieselbe gleichfalls hinter sich. Die übrigen aber, sowol Weiber als Männer, reiten ohne Beysitzerinn auf ihrem Pferde allein, sauch-tzen und schreyen lustig unterwegs, und warten ihnen also selbst auf für Heeroldeu. H°chM-à Verlangst du die Ausführung dieses «tute Ein- und Aufzugs? Die Mannsbilder führen alle einen Sebel an der Seiten, gleich als ob sie nicht zur Hochzeit, sondern zu Felde ziehen und eine Parthey Türckeu trenchiren wollten. Man sollte wähnen, es gölte zum Ernst, wann nicht ihre auf den Hüten spielende seidne Bänder und grosse viereckte von durchlöcherten Rausch-Golde gemachte und mit Flit-Seide (oder Flock-Seide) überzogene Büsche zu mercken gäben, daß diese strenge Ritter s-icht et *"cht blutig, sondern lustig meynten. tote Hm'" Sie tragen auch Büschlein vom Bux-baum, und wissen selbige auf ihre Weise mit einer sonderbaren Invention mit solchen Perlen zu sticken, die aus keiner Schnecken deß Persisch-Arabischen Meers, sondern^ aus ihrem eigenem Schweiß und Fleiß hervor gekommen, will sagen aus ihrer Feld-Arbeit. Denn sie schütten eine Hand voll Heidel-Körner (oder wie man diese Frucht etlicher Orten heisst Buchweitzen) aus den heissen Heerd und lassen ste solange daraus ligen, brß die Haut oder Schelffen von den Kernen springen, und die Kerne weiß geworden; alsdan dienen solche weiß-gedörrte Heidel - körner gleichsam für Perlen, angemerckt sie dieselbe auf die Buxbaum-Blätter leimen, womit sie bet) solchem hochzeitlichem Eintritt steiff-prangen und sich wol soviel dabey einbilden, als ob sie einen grünen mit Perlen oder Deamanten bestickten Sammit auf den Hüten trügen und aus dem Orient daher geritten kämen. Also sucht die Armut List und handelt ihre Einfalt hierum klüger, weder die Witz derer, so aus kostbare Edelgesteine viel Geldes verwenden. Ja sie finden dabey Ursach, vielmehr noch unsren so theuren Pracht, weder wir lhren so kurtzen und wolfeilen Behelfs zu verlachen. Denn sie schmücken sich nicht mit dem, worüber viel Leute offt um Leib und Leben, oder aufs wenigste um die Gesundheit^ kommen, und entweder im Grunde deß Meers oder der Berge verderben müssen, sondern mit der Frucht chrer Hände und Acker-Mühe, welche ihnen sowol den Kopfs zieren, als den Magen sättigen muß. Diese Reuterey kommt insgemein al- lererst nach Mittage aufgezogen, wenn man allbereit die Braut ins Bräutigams Haus führt. Beym Früh-Mal bleiben sie in der Braut Behausung, zum Nachtmal aber bey dem Bräutigam. Und bringt dieses im gantzen Lande Crain der Gebrauch am abent» mit sich, daß der Hochzeiter mit der Hoch- un bem AK ben *«Potbeuen ub artetet. und bewillkommen sie sich also, daß Eine der Andren mit der rechten Hand an die linde Brust greifst. An theils Orten aber geben sie einander die Hand, wie sonst überall sitt- und gebräuchlich ist. Wann ein Bauer nicht allein in Ober-Crain, sondern auch im gantzen Lande zu einem Herrn kommt, macht er eine solche Neverentz vor demselben: Er beugt beyde Knie zugleich, neigt sich auch in etwas mit dem gantzen Leibe und klopfst unter sothanen biegen, bücken und neigen einmal mit der rechten Hand an die Brust. Bet) den Leich-Begängnissen und Begräbnissen der Gestorbenen führen die Ober-Crainer keine absonderliche Weise oder Gebräuche, ohn allein etlicher Orten; als unter andren nicht weit von Laybach, Zwischen dem Gebirge gegen Billichgrätz und der anstossendenNachbarschafst. Denn daselbst beobachten sie dieses insonderheit, daß, wann Einer in der Fasten stirbt, deß Verstorbenen Mann oder Weib, oder nechste Freunde, nach Ostern für den Abgestorbenen Messe halten. Sie bringen auch Brod und Fleisch, ge-meinlich aber Schwein - Schultern oder Schuncken zu dem Grabe des Verstorbenen, und daselbst auf dem Grabe theilet man denen, so dazu geladen sind, das Weisch und Brod aus, nemlich denen Be-freundten, welche dahin gekommen für den Begrabenen zu beten. Alsdann knien ste um das Grab herum nider undverrichten das Gebet für die Seele deß Verstorbenen. Diesen Gebrauch nennen sie Is posta useti, welches auf Deutsch soviel bedeutet als „aus der Fasten nehmen", und soviel geredt, als „sie haben den Verstorbenen aus der Fasten genommen". Und meses geschieht nur allein alsdann, wann l-Mer in der Fasten gestorben ist. ******** fci' krbey-L°SUN„ bit . Men zu 6* ®tSbem T ur-Brauch. Anmerckung. (Daß man zu den Gräbern der Ab-gestorbenenen Speise und Tranck getragen, ist eine uralte Weise, so an vielen Orten der ersten Kirchen bräuchlich ge» ìvkst. Insonderheit hat man anfangs auf den Begräbnissen der H. Märtyrer zu gewissen Jahr-Zeiten gessen und getrunken; nachmals aber auch auf- oder bey anderen Begräbnissen solches gethan. Wie» Mol sowol das Erste, als das Letzte mit ^5 Zeit gemißbraucht worden, und zur ^chwelgerey gerathen, also, daß Viele sich tapffer dabey voll gesoffen. Weßwe-gen die Kirchen-Lehrer des vierdten und fünfften Seculi dawider geeyfert und solche Weise die Gräber mit Speisen zu besetzen, oder zu umsetzen, abzubringen sich beflissen. Wie dann in Italien man solches nicht viel hat wollen Auskommen lassen, sondern diesem üblen Gebrauch bald gesteurt. S. Ambrosius hat es zu Meyland durchaus nicht einwurtzeln lassen wollen, sondern vielmehr gantz ausgerottet, als eine Sache, die nicht nur den alten heidnischen Gebräuchen sehr gleich schiene, sondern auch zur Fresserey und Söfferey groffen Anlaß gäbe. Und schreibt Augustinus, es sey bey seiner Leb-Zeit auch in Africa, doch nicht von den besten Christen solche Weise begangen. Scheinet, solcher Brauch habe bey den Griechen seinen Anfang und aus Griechenland seinen Weg auch nach Africa genommen; denn Augustinus bezeugt, Africa habe die Christliche Religion aus Griechenland empfangen. Bon den Griechen ist eben diese Gewohnheit Zweifels ohn in Jllyrien, und endlich auch zu diesen Crainern fortgeruckt; wiewol sie bey diesen in etlichen Stücken oder Umständen eine Verän-drung gewonnen; Massen auch noch auf diesenTag einRestlein von solchemGebrauch bey den Griechen anitoch hinterstellig ist. Denn die Reise-Beschreibungen zeugen einhällig, daß die Griechen noch heut all lerley Früchte und Getränck zu den Gräbern bringen, wiewol selbiges Alles hernach nicht den beywesenden Verwandten, sondern allen Anwesenden, insonderheit aber den nahen Freunden austheilen und dabey viel räuchern lassen. Etliche Exempel dessen liefet man in dem Türckischen Tag-Buch deß Doctor Gerlachs, welcher sich bey dem Römisch Keyserlichem Abgesandten Freyherrn von Ungnad, eine Zeitlang zu Constantinopel aufgehalten. Im Jahr 1574 hat, wie er gedenckt, am 6. Junii, ein Münch zu ©alata in einer Griechischen Kirchen, mit noch einem andren München, aus einer andren Kirchen einem Verstorbenem die Leich» Begängniß gehalten, zu dessen Gedächtnis; (oder Begräbnis;) er allerley neue Früchte mit gewissen Gebeten und Gesängen, und vielem Bewuchern, so über 37* Leich-Ge-dächtmß der Griechen wird mit allerley Früchten und Getränck beym Grabe oelebrirt. Sprache in Untrr-Lram. dieselbige geschehen, geweihet. Endlich wurden solche geweihete neue Früchte von gedörrten Weinbeern, Mandeln und dergleichen in der Kirchen allen Anwesenden ausgetheilt, auch einem Jedweden ein Prezel und köstlicher Wein zu trincken gegeben rc. a). Im Herbstmonat desselbigen Jahrs hat er abermal in einer Griechischen Kirchen zu Galata, dem Griechischen Gottesdienst zugesehn, nach welches Beschluß und Vollendung einem verstorbenem Weibe die Leich-Begängniß gehalten, das ist gesungen worden; dazwischen das Bolck geruffen Khnt äfyrov, „Herr erbarme dich unser !" und die Früchte geräuchert. „Dann (schreibt er), da werden allerlei) Früchte, gedörrte Weinbeer, Mandeln, nebst andren Hülsen-Früchten, auch allerlei) Ge-backens in grossen Schüsseln, in dem obera Theil der Kirchen vor den Chor a) D. Buch». Gerlach am 58. Bl. seines Titrckischen Tag- gestellt, worüber der Caplan räucherte, und etliche Worte darüber sprach; indessen die Priester und der Schulmeister mit seinen Knaben gleichsam Chor-weise sun-gen, und nachdem sie auch etliche Worte gesprochen, sich mit dem Kreutz bezeichnet, letzlich solche geweihete Früchte mit dem köstlichen rothen Wein den Anwesenden ausgetheilt und sie darauf erlassen. Und diese Leich-Begängnissen werden den dritten, neundten und den viertzigsten Tag, wie auch den dritten, sechsten, neundten und zwölfften Monat nach eines Jedwedem Tode gehalten und solcherley Früchte den Anwesenden in der Kirchen geweihet und ausgetheilt. Für welche Mühe, segnen, singen, beten und räuchern die Priester ihre Besoldung oder Bestallung haben, also, daß die Unkosten so jährlich auf eine solche Leichbegängniß oder Cere-moni gehet, offt in die viertzig oder sunfftzig ! Ducaten anlauffen &À 6) Idem p. 63. Sas III. fapifftf. Bon den Sitten und Gebräuchen in Unter-Crain. Inhalt. er Unter - gramer Sprache. Derselben Wohnhäuser. Jbre Kleidung. Jbre Hüte und Köche. Unterschiedliche Haar-Mode. Die Härte. Weiber-Tracht in Unter-Hrain. Mit welchen Geberden sich die Weiber bewillhommen oder empsangen. Hochzeitlicher Ladungs-Gebrauch. KurUweil heg Ausantwortung der Hraut. Scherà-Gebrauch beg dein Hochzeit-Mal. Ausrüge mit einem Spielmann. Austritt der Höchirni. Wieviel sie Gerattern gewinnen. Muße, Tantr und verlöffelter Schlaff bey dem Flachs brecheln. Zurichtung sonderbarer Hlas-Hörner rum Tantre. Oberund Unter Hrainerische Horn-Trompeten. Wie es in den Wirthshäusern mit dem ersten Trunch gehalten wird. Hegräbniss-Hräuche in Unter-Crain. Jeich-Mahtreit nach der Hegräbniss. ir beschauen hiernechst die Sit- Ort in etwas verändert, ften und Gebräuche der Leute in ^Unter-Crain. Die Unter - Crainer, welche insgemein Dolenze genannt werden, wohnen im andren Theil des Landes, und reden Crainerisch; doch fast an jedwedem An ihren Gebäuen ereignet sich weder Pracht noch liederliche und schlampichte Unachtsamkeit, denn ihre Häuser seynd nicht von Steinen aufgeführt, sondern in Holtz gebaut und mit Stroh gedeckt; nichts destoweniger doch sauber. -chr- M' ser. ^ll etlichen Orten findet man gleich-gemauerte Keller, und auch etliche, wiewol r wenig Häuser, die steinern seynd. Ihre Kleidung (wovon eingedrucktes Jumfer den Augenschein giebt) kommt nicht Uschgehends aller Orten überein. An lyeus Orten tragen sie Hüte, die etwas hoch um> oben enger, als unten, und in der Stuten sast ein wenig schmähler. Andrer ^rten deckt man das Haupt mit groffen uhen Kappen, bevorab im Winter. hw *e ~a9en kurtze Röcke oder Cosacken, to'M9 Schuhe, und meistens Stiesel. (S* 9 er Orten haben ihre Röcke ans den bell em.en ^gespitzten Kragen; an-• 0 etnen vlereckten, wiederum anderswo flit Barle. Unter« lafl *ìlnden, wie unten das mit der Zahl beznchnete Kupffer bey der Religions-spache ihre Kappen, Stiesel, cber rw* ^?"te zu schauen gibt. Man-5n(.p bN setzen sie an die Hemder grosse, 1qT1 "nd drcke Kragen, welche ihnen den à^Nu^^^ìugen. Den Leib umsangen tel >in emem Spann-breitem Gür-rel von schwartzem Leder. lickp^'^ Haar-Mode vergleichen sich et- aber Sr 1 2 Ober-Crainern, etliche ^ffen das Haar abschneiden, biß an die Ohren, also, daß das behaltene die runde Helffte einer mitten durchgeschnit-tenen^ Melon, oder ein Käpplein und eine Halb-Kugel vorbildet. Etlicher Orten lassen sie ihnen vorn, oberhalb der Stirn, einen großen Busch Haars, drey oder vier Finger lang sormiren, und das andre Alles glatt wegschneiden. Zwischen ihren und der Ober-Crainer Bärten ist kein Unterscheid. In den Händen tragen sie kleine und dünne Stäblein. Der Weiber Kleidung ist der Ober-Crainerischen gemäß, ausbenommen, daß sie keine Bortücher tragen. Zudem legen ST sie meistentheils schwartze Stiesel an; und etlicher Orten gehen sie in gantz zusamm-gesaltenen Stiefeln. An theils Orten haben die Weiber im Gebrauch, wann sie einander empfangen, daß. sie sich Kreutzweise umfasse«, indem sie sich über die Achsel und Lenden einander greiffen, als ob sie sich werffen wollten. ^ Bon ihren übrigen Gebräuchen und Handthierungen ist bereits in der kurtzen Topographia Nachricht gegeben. Mit was für einem Aufzuge diese Unter-Crainer um S. Nicolai bißLichtmeß Sie bit ffiriBtr sich empfangt«. Eivkadmig zur Hochzeit. àrtzweil bey Ausanl-nwrtung der Braut. Echertz-Gebrauch bey der Mahlzeit. hernmsingen und einen Wachsstock machen, das verspahren wir samt der Kupffer-Figur, auf die Beschreibung von der Religion. Wann eine Hochzeit obhanden, geht der Hochzeiter mit seinem Touarsch, (ober Braut-Führer) Hin, die Gäste eiuzuladeu. Deßgleichen thut die Braut ihrer Seiten auch. Ist sie noch Jungfrau, oder wenigstens vel quasi und dem äusterlichen Ansehn nach, so gibt ihr die Kräntzel-Iungfrau, (oder Tisch -Jungfer) das Geleit; woferrn es aber eine Witwe, so nimt sie ein solches Weiblein, das man Teta nennet, zur Ge-fährtinu und Neben-Bitterinu. Bißweilen geht sowol die Witwe als die Jungfrau in Gesellschaftt eines Manns (den man auf Crainerisch Brusche heisst) herum, und bedient sich desselben für einen Hochzeit-Lader. Wann der Bräutigam nachmals her-bey kommt, seine Braut abzuholen, haben sie gleichwie in Ober-Crain auch vorher ihre Kurtzweil mit ihm, welche doch in den Umständen von den obigen in etwas i unterschieden ist. Man sperrt die Thür deßHanses, darinn die Braut anwesend ist zu. Und wann Hierauf der Staraschina oder Speisemeister, der mit dem Bräutigam, als dessen Bey- i stand angelangt ist, begehrt, man soll ihm die Braut abfolgen lassen, antwortet ihm der im Hause stehende Brusche, die Braut sey nicht vorhanden. Nach langer Wörte-lung lässt der Brusche ein altes Weib in zerrissenem Kleide zum Staraschina hinaus, und spricht, er habe darinnen keine andre. Jener antwortet, das sey die rechte nicht, er müsse die rechte haben. Alsdann giebt ihm I; der Brusche die Teta hinaus. Selbige nimt der Staraschina an und sagt : „Diese ist für mich; aber ich begehre noch eine andre, die für den Bräutigam recht ist." Da wird ihm die Kräntzel-Iungfrau hinaus gereicht, welche der Staraschina an-nimt, und dem Brautführer überantwortet. Nach vielem reden und gegenreden lässt er ihm die rechte Braut zukommen. Alsdann begeben sie sich miteinander von Spiellenten begleitet nach der Kirchen, und zwar gemeinlich zu Fuß. Wan sie hernach sich an den Tisch zur Mahlzeit gesetzt, so trägt der Brusche eine Pogatschen, oder Pressènz auf die Tafel zeigt dieselbe den Gästen und thut, als wolle er sie wieder davon tragen. Der Staraschina aber bittet ihn, er solle sie da lassen; und machen also diese beyde viel Auszug n"1 Bicentes gegeneinander; biß sich endlich der Brusche noch überreden lässt, dem Staraschina dieselbe zuzustellen. Welcher diese Pagatschen darauf in Stücken zerschneidet. Mit gleicher Ceremonie und Geberden bringt der Brusche alsobald hernach eine andre, und also auch die übrige nacheinander, soviel Pogatschen und Pressènzen die eingeladene Gäste mitgebracht. Wiewol nicht ein Jeder, sondern nur die Fürnehmste, und wer sich sehen lassen will, solche mit sich bringen. Zuletzt verkleidet sich der Spielleuten einem Einer, ziemlich ein Geiger, legt zerlumpte Api-lw-"«' und zerissene Kleider an, und beut den Gästen einen Ochsen feil. Man weifst ihn aber mit seiner Anerbietung spöttlich ab : Sie sagen, er habe den Ochsen gestohlen, und theilen ihm für die Kurtzweil an stak der Müntze, Stösse aus. Mit solchem Schertz-uud Possen-Spiel, bringen sie wol gern eine gantze Stunde zu, indem er immerzu seinen Ochsen anzubringen, und Geld dafür zu lösen bemühet, aber doch so unglückselig ist, daß er immerzu Püffe und solche Kopfs-Stücke drauf fünft Finger gepregt seynd, nur löset. Denn er kommt über zwantzig Mal wieder in die Stuben, und beut seinen Ochsen seil; da sie dann so lang mit ihm handlen, biß aus der Hano-luug Händel, und sie mit diesem ertich-tetem Ochsenhändler, gleichsam uneins werden. Der endlich aus derStuben entlauffen, oder so manihn erwischt, gewärtig seyn muß, daß man ihm frische Stösse giebt, doch nur in Schertz; wiewol er sie darum bißweilen recht ernstlich fühlet. Denn die Streiche thnn dennoch weh zu Zeiten, ob man gleich dazu lacht. Dergleichen Narrethey geht nebst der Ochsen-Comedi, sonst auch noch mehr vor, und unter solchen Possen-Spielen die Mahlzeit meistens vorüber. I Einiger Orten, als bey und um Auers-perg, ist der Brauch, daß, wann das letzte Gericht, nemlich der Brey auf den Tisch kommt, die Köchinn einen mit Stroh verbundenen Löffel, und ein wenig Brey darinn bringt, und dem Staraschina überreicht mit Vermeidung, der Lösel sey krumm oder hinckend, könne nicht mehr fort, derhalben solle man ihn doch mit einer Zehrung versehn. Also legt ein Jedweder drein, was er will; und das gehört der Köchinn. Hernach geht die Braut mit dem Bräutigam entweder zum Nachtmal, oder doch zu Bette in sein Haus, oder wo er wohn- «viel sie “ lern gewinne«. Tan» ^vchsSrecheln. *«< Kinder »ot bet ijeit. - 1555 hofft ist, und wandren gemenlich fein miteinander dahin zu Fuß. Segnet sie hernach Gott mit Kindern, so gewinnen sie zu einem Söhn-lein zween Gevattern, und eine Gevatterin« (oder Tauff-Toten) zu einem Töchterlein hingegen zwo Gevatterinnen und einen Gevattern. Die Unter-Crainer halten keine solche Täntze wie die Ober - Crainer. Wiewol es in den Fest Tagen, als in Weihnachten und Ostern, eben also beh ihnen zugeht, wie in Ober-Crain. Wovon aber unter den Religions-Gebräuchen eine Er-zehlung geschehen soll. Wen man aber den Hits austritt, oder auch, wenn man den Flachs (welchen man in Crain Haar nennet) brechelt, so kommen die Buben mit Hörnern und blasen drein. Zween und zween treten allezeit nebeneinander, und stimmen recht zusammen. Also macht man den Arbeitenden und Arbeiterinnen etite Music, babey auch bißweilen getantzet wird. Hernach gehen sie gemeinlich miteinander schlaffen, wobey dann Zucht, Erbarkeit und Keuschheit gleichfalls gern mit ent-ichlaffen, und der Buhlerey die «schild-wacht austragen. Beh solcher Gelegenheit löffelt Mancher mit der Seinigen, zwey oder dreh Jahre vorher, ehedann er sie Heirathet, daher eine so versuchte Braut, aus lauter Freundlichkeit offt zwey oder dreh Kinder eher, dann den Mann bekommt, und nachdem sie so offt von ihm geprobirt worden, nimt er endlich die Hanne samt den Küchlein heirathlich zu sich, und ehelicht sie. Und das geschicht gar offt, daß sie sich also selbst copuliren, ohe dann sie gecopulirt werden. Erstgedachte Hörner aber werden dieser gestalt gemacht. Man nimt ein Holtz, |° an eine oder anderthalb Klaffter lang, und aus einer Seiten krumm oder gebogen, wiewol bißweilen auch wol gantz 9 Et ab ist, hackt dasselbe also aus, daß es oben dünn mid unten dick wird, Hobt es alsdann voneinander, und hölert es ans Bfft einem krumm-gemachten Messer, setzt .hernach wiederum zusammen, und ver-Uebts mit Pech. Endlich windet man Kirsch-oaum-Rinden herum; so ist damit das tteffliche Kunst-Horn fertig. Dergleichen Horn - Trompeten macht man auch in Ober-Crain, und bläset daraus allerleh Trompeter-Stücklein, so gut und rein, als mancher Trompeter es aus einer rechten Trompeten machen kann. Merckwürdig scheint auch diese Manier zu sehn, welche man sowol in Unter- als Ober-Crain braucht. Wann Einer ins Wirthshaus kommet und einen Trunck Weins verlangt, so bringt der Wirth dem Gast zusorderst eins zu, und trinckt allezeit am ersten von dem Wein, den der Gast hat lassen bringen; oder so der Wirth Selber nicht, da thnts ein Andrer, der hierinn seine Stelle vertritt, und dem Gast den Wein bringt. Hernach trinckt der Gast der Wirthinn Eines zu oder dem Wirth, oder sonst einem Andren im Hause; und derselbe briugts wiederum einem andren Haus-Genossen zu, und also immer Einer dem Andren. Daher dann der Gast von einer Maß Weins bißweilen nur einmal zu trincken bekommt. Sonst ist es zwar in Städten gleichfalls üblich, daß der Wirth den ersten Trunck thnt, er machts aber höflich, und trinckt nur etwas Wenigs, gleich als ob er ere-dentzen wollte. Jedoch trifft man wol auch etliche an, die trutz den Dorff-Wirthen, ein tieffeg Einsehn in die Kanne (oder Glas) thun, und eben tapffer ziehen. Beh der Leich-Beerdigung ist gebräuchlich an theils Orten, als beh Auersperg und selbiger Gegend, daß man gleich nach Begrabung deß Tobten, allein den Trägern zu essen giebt. Nachgehends kommen acht Tage lang nach einander alle Tage die fettige, welche mit zur Leiche gegangen, wie auch die, so die Leiche getragen haben, ins Haus, und legen in der Stuben aus die Stäte, da der Todte gelegen, zwo Wachskertzen Kreutzweise übereinander, zünden hernach solche zwo Ker-tzen an, an allen vier Theilen oder Enden, knien dann daraus nider, und beten so lange biß die Kertzen gantz ausgebrant. Welches ungefähr in einer halben stunde geschicht. Alsdann geht ein Jeglicher seines Weges heim. Und hiermit halten sie acht Tage lang an. Aber am letzten Tage, nemlich am achten, muß man ihnen was zu essen geben. Alsdann ist der Verstorbene recht begraben. Ober-Crai- nertscheHorn- Zromprien. Manier in Sen Wirths-häulern rot» leit deß er sten Trunk«. Äegräbniß- Branche, Äih< Mahlzeit. Woher die Traiuerisch-Walachen Heloten de* «amst »vorde $as IV. faptffef. Von den Sitten, Gebräuchen, Wohnungen und Sprachen der Uskoken (oder Walachen) in Mittel-Crain, als im dritten Theil deß Landes. Inhalt Wlnrum man die d|ratnerifche Walachen Mshohen nennet. Der Mshohen Wohnungen. Die tragen großen Just «um Soldaten Wcfen. Ihre Kahr- und Dand-thierung. Scgnd geneigt «um Stehlen. Sieben das -Frefen und Saufen. Geben gute Iäufer. Kehmen oft ihre Dräute mit Gewalt hinweg. Strafe fotrher Verwegenheit. Wie die geimholung der Kaut gefchkht. Zeremonien beg der Z°P-lation. Sinnbild der Treue. Tauf der Mshohifchen Kinder. Thörichtes (Befchwät« beg dem Tod-Kranhen. Degräbnifs-Gebräuche. Sonderliche Weife beg Kgräbnifs eines Kindes. Wie die Weiber den Tod ausfchänden. lertriimerung der Kinds-Wiegen. Weiber-Kleidung. Ihre Schuhe. Kopf-Nerraht. Der Männer Tracht. Ihre Gewehr. Mrfpung defs Worts Pop. Der Mshohen Sprache. Ob diefelbe halb-Iateinifch feg. Wovon der Walachen Karne herhontme. Bedeutung defs Ka-mens Walach. Was für Walachen recht Walachifch reden. Beweis, dafs in der recht eigendtichen Walacheg halb Jatein geredet werde. Was der Kam Morlachen bedeute? Der Kam Morlachi wird bald in weitem, bald engem Verstände genommen. Warum man die Krg-Walachen Morlaccos oder fchwartre Jateiner genannt. Bedeutung defs Kantens Bogdan. te Uskoken (Uskoke) ober Walachen, Haben den Namen empfangen von dem Wort Skok, welches auf Crainerisch einen .Sprung bedeutet. Denn vor ungefähr 146 Jahren seynd sie mit Weib und Kindern aus der Tiirckey entsprungen (oder entlassen), und in Crain gekommen. Deß-wegen nennet man sie Uskoke auf Crainerisch, wiewol die Deutschen solches aussprechen Usgoken und auch Uskoken, wie ungleichen Viskoken. Weil nun Uskok ein Ubersprung heisst, so bedeutet Uskoke soviel, als ein Ubergesprungener, oder ein Ubergänger. Sie selbst nennen sich in ihrer Sprache Vlahe oder Lahe, gleichwie sie unter den Griechischen Keysern Blachi genannt wurden, als wie man bet)nt Laonico findet. Diese Leute, die Uskoken oder Walachen, wohnen in Mitter- (oder Mittel) Crain, das ist, im dritten Fünfftheil, haben sonderlich bet) Freyenthurm, Weniz und derer Gegend grosse Dörffer, aber bey Sichelberg in demselbigen Gebirge mei-stentheils eintzelne Häuser, und bey jedwedem Hause einen Weingarten, auch viel Obst-Bäume und Bau-Felder. In jedwedem Hause wohnen aufs wenigste drey, vier, auch tool fünff verheirahtete, und also ein Hauffen Kinder beysammen, doch aber gleichwol nur ein einiger Hauswirt!), und eine Hauswirthinn. Solcher Hauswirth ist der ältere Mann, woferrn er anderst tauglich dazu, die Hauswirthinn aber ist deß jüngsten verheirateten Brüdern, oder Betterns Weib. Diesen Bey-den müssen alle die Andre gehorsamen, und die andre Haus-Arbeit verrichten. Man findt auch ziemlich viel derer Häuser, darinn zu acht und gar zu zwölff Männer, die alle das Gewehr zu führen und auf die Grentzen zu gehn Der Uüf ken W-h' iiungeo- Ähre Lust mm Colda->eu-Wxst,i Ähr- Nahr-jV* Hard Gerung, ®tehkn ist ihnen W* aängig. tügtig seynd. Ja sie geben Alle fast gute Soldaten ; dörfsten zwar keine Steuer noch Contribntion erlegen, müssen aber hingegen ihren Kriegsdienst stenren, und so offt es vonnöthen oder von ihrem Hauptmann befohlen wird, wider den Erbfeind ziehen und auf sehn, und wider denselben ans ihren eigenen Kosten Tag und Nacht die Wacht versehen. Unter welchen Beyden sie das Erste, item lieh wider den Erbfeind einen Zug zn thun am liebsten und gar gerne thun ; weil ihnen die Hoffnung guter Beute alle Gefahr aus den Augen ruckt. Sonst nähren sie sich meistens von der Viehzucht, nemlich von grofsem und kleinem Vieh, als von Rindern, Ziegen und Böcken; sonderlich aber ziehen sie guten Nutzen und Nahrung von den Schafen, deren Mancher zn zweihundert nnd also eine gantze Heerde beysammen hat. Im übrigen führen Manche dabey auch einen Handel aus den Kirchweihen mit Pferden, Ochsen und andrem Vieh, welches sie entweder vertauschen oder verkauffen, oder sonst aus eine und andre Weise Handelschafft treiben und was zu gewinnen suchen. Insonderheit seynd sie trefflich erfahrne wegen es dann offt ihrentwegen im Lande grosse Ungelegenheit setzt. Sie halten mit-und aneinander wie eine Kette, und ver-gliedern sich also fest auf einen Anschlag, daß Keiner von dem Andren aussetzt. Uberdas geben sie gute Läuffer und Lausten lauffen ihrer Viele so schnell, das es nr?t11,d' W0Ü: ihnen kein Deutsches Pferd nachthut: daher mau ihnen offt vergeblich nachletzt. Ertappt man aber einen, so wirfst mau ihn ins Gefängniß, er sey gleich weltlich oder geistlich, als ein Pope oder Coluger. Wie es dann weiter nicht als billig, daß, wann Jemand bey der Verwirckung selber seine Person nicht ansieht, dieselbe auch bey der Bestraffung nicht angesehn werde. Meister in der Kunst, etwas zn finden Nfa ltnb Hm sein ehe mans verliert, und gar willig was zu nehmen, ehe mans giebt. Jedoch kann dieses nicht Allen zugerechnet werden; denn es giebt auch noch unter ihnen ehrliche und wackere Leute, die sich mit keiner Mauserey, sondern redlichem Gewerbe und Handthierung behelffen. Aber dieses ist bey ihnen gar was Gemeines, daß sie die Nase gar tieff in die Faunen und Gläser hencken, nnd ihren Magen gern zum Wein-Keller sowol als zum Speise-Behälter machen. Denn sie verfressen und verfaussen insgemein im Herbst Alles, was sie an Wein und Getreide erbaut und eingeerntet haben. Es muß Alles bald herdnrch. Sie gehen Von EMem Hause zum andren, schlingen, lchlucken und schwelgen, so lange was vorhanden. Wovon ihnen aufs wenigste dreser Vortheil überbleibt, daß ihnen nichts ichrmmlicht, noch kamigt oder dem Türken zu Theil wird. Hernach wann Alles °usgezehrt und der Schlund Feyerabend hat, so gehen sie auf Beute. Bekommen sie s r!t■ uìrhi bey dem Erbfeinde, suchen sie wiche im Lande hin nnd wieder, wo sie sich It antreffen. (Welches ich doch gleichwol nochmals nicht von Allen schreibe). Deß- Was ich erst gesagt, daß sie gerne nehmen, was man ihnen nicht giebt, das erstreckt sich auch auf ihre Heirahts-Werbun-gen. Denn so ein Uskok oder Wallach ein wenig von Vermögen ist nnd heirahten will, mich alsdann seine Befrenndte ein lediges Weibsbild, nemlich ein saubres Mägdlein (denn nach den Wittfrauen fragen sie nicht) für ihn wissen ; so machen sie offt nicht lange Zeremonien bey der ehelichen Werbung; sondern, imfall die Eltern auf das erste Ansuchen ihre Tochter nicht versprechen, und das Ja-Wort geben wollen, so kommt der Freyer bißweilen mit fünff oder zehen Pferden, auch wol nach Erachtung der Nothweudig-keit in stürckerer oder geringerer Anzahl, nnd holet mit Gewalt diejenige, so sein Hertz gefangen hat, ab ; also datz man von einem solchen Entführer am allereigentlichsten sagen kann, er habe ein Weib genommen. Hiezu spühreu sie vor allen Dingen die Zeit und Gelegenheit sleissig aus, da deß Mägdleins Vater, Brüder oder Vettern entweder auf der Greutzen oder sonsten nicht daheim noch zur Stelle seynd; auf daß sich zwischen ihnen kein Gefecht-noch Blut-Zwang erhebe. Darum kommen sie bey Nacht und so alsdann diejenige, welche annoch zu Hause geblieben, das Mägdlein nicht mit Güte folgen lassen, stürmen sie Thor und Thür, brechen ins Hans, reissen das junge Mensch mit Gewalt zu sich und führen es davon, ohn der Eltern Danck. Da dann bißweilen der Lateinische Spruch, Gaudet rapi Virginitas, „die Jungfern wollen lieber gezogen als bewogen seyn," bey Mancher wol zutrifft, nachdem der Entführer wol-oder Nehmen offt ihre Bräute mit Gewalt. Wie solches gestrafft werde. Wie die Heimholung der Braut geschicht schlecht-gebildt ist, und ihr etwan im ledigen Stande die Zeit zu lang oder zu kurtz wird. Mit solchem lebendigem Liebes-Raub eilen sie fort und führen die Entführte biß auf eine oder zwo Meilen, zu einem Pop oder Coluger (das ist zu einem Wal-lachischen Priester oder München) der sie gleich copuliren muß und vorher wenig examinirt, ob es mit- oder ohn Bewilligung der Eltern geschehe. Wann es aber der Hauptmann zu Sichelberg erfährt, müssen sie ihm Alle so daß et) gewest, eine grosse Straffe geben ; welches sie schreckt, daß es nicht täglich geschicht. Dennoch können sie es nicht gäntzlich unterlassen, sondern wagens bißweilen doch darauf hin. (f) Wann es aber mit der Heiraht ordentlich zugeht und man schon die Braut heim-holen will, so führt sie der Deuer, das ist der Brautführer vor sich auf seinem Roß gantz vermummt. Sie sitzt auf dem Pferde vorn im Sattel und hinter ihr der Brautführer, welcher ihr den gantzen Kopff mit Tüchern verwickelt, daß sie nicht stehet,wo sie hinreitet. An theils Orten ist der Brauch, daß Einer von ihren oder auch bißweilen von deß Hochzeiters nechsten Befreundten, die erste Nacht bey der Braut schläfft, doch in allen Ehren (verstehe in so Us-kokischen Ehren.) Denn sonst würden Andre Einem für solches Freund-Stück und Ehr - Erweisung, dergleichen Prseli-minarien - Machern einen üblen Dauck wissen und einen solchen Credentzer zum Wallachen machen ; wie die Deutschen reden, wann ste einem Hengst den Mut nehmen lasten. Gleichwol mag der Bräutigam, woferrn er eine verrückte Uhr, darinn das Hertz vorn an der Stirne steht, antrifft, will sagen, die Braut keine Jungfrau stndet, sie von sich lassen und eine andre heirahten. Doch wird ihm solches nur ein Mal zugelaffen, und kann ein solcher zu keinem geistlichen Amt befördert werden, der sich von der ersten um solcher ihrer Vorher-Befleckung willen geschieden. Die Braut wird allezeit aus dem Hause ihrer Eltern mit verhülltem Angesicht zur Kirchen geführt, um ihr damit das Lehr-Gemerck zu geben, daß sie nicht wissen müsse von freyen Stücken nach ihres Vaters Hause wieder umzukehren. In der Kirchen aber unter der Trauung t) Miisslen sie ober wie anderswo gebräuchlich, an stat Geldes dm Kopff hergeben, dorffre sich solche schlimme Gewohnheit bald verlieren. entdeckt sie das Antlitz. Daselbst setzt der Priester, welcher sie zusammen giebt, so-wol dem Hochzeiter als der Hochzeiterinn einen Krantz auf, der von Rosen-Stöcken geflochten, zum Sinn- und Lehr-Bilde, daß sie sich weder durch Glück noch Unglück müssen trennen lassen. Die Uskoken lausten erst ihre Kinder, wann dieselbe ziemlich alt und erwachsen feynd. So beichten sie auch nicht vor dem dreyssigsten Jahr ihres Alters. Erkranckt Jemand unter ihnen so sehr, daß seines Aufkommens kein Hoffnung mehr übrig, so muß der Krancke sich selber waschen. Die Ursach und Mey-nung, warum solches geschicht, ist gar lächerlich und beruhet in diesem Wahn, daß er nach seiner Scheidung sein sauber sich bey Gott dem Vater, Sohn und Heilgem Geist einfinden möge. Dabei) führen sie auch ein thörichtes Geschwätz: nemlich, wann die Engel ihn werden umgeben, so werde ein Jeglicher derselben ihm, unterwegens auf der Reise nach der andren Welt seine ritterliche Thaten vortragen ; der eine Engel werde seinen Sebel und Rohr vor ihm her tragen (ohnangesehn dieselbe doch am Nagel hangenbleiben) wo mit er, gegen seinem Erbfeinde, dem Türcken, sich so ritterlich gehalten; etliche andre werden ihm vortragen, was er mit seiner freyen Hand ertappt und hinweggezogen: wie-drum Andre die Castraunen (oder Schöpsen) und Schafe, ein Andrer die Böcke und Ziegen, ein Andrer die Rosse und Stutten, so er von fremden Orten gebracht, ein Andrer die Kleider. Also machen sie soviel ehrliche Aemter fein theil-hafft, damit etwan unter den Engeln keine Jalousie (oder Neid-Eyfer) entstehe. Endlich streichen sie auch mit vielen Ruhm-Sprüchen heraus, daß er sich bey seiner Leb-Zeit so mannhafft und tapffer gehalten, womit er mm ihm einen rühm-und unsterblichen Namen hinterlasse. Und also stirbt er unter solcher Alfantzerey dieser leidigen Krancken - Tröster dahin. Sie haben keine Freyt- oder Kirchhöfe zu Begrabung der Tobten, sondern die gantze Erde ist ihr Kirchhof. Sie begraben den Leichnam, wo sie am ersten hinkommen und Gelegenheit finden, entweder unter einem Baum oder sonst anderswohin ; legen ein Stücklein Brods und eine Sinnbild d» Treu-. Wann ihre Kinder gemufft werben- Wann sie beichten. Thörichtes G-schiväh bey dem Zi-rb » Krancken. lletne Geld-Müntze, als etwan ein Sold °ber einen Groschen, Manche bißweilen ouch tool nur einen Pfenning, zu dem Tobten hinein. Alsdann wirfst man ein toenig Erdreichs auf ihn und legt oben dranf chm einen ziemlich-schweren Stein ans den àopff, dergleichen auch einen auf die Füffe (Otelleicht der Meinung, daß er nicht wiederkommen und im Hanse umgehen solle. Hernach muß man den Pop oder Coluger 'ur, eine Seel-Messe vier Gülden Crai-nensch geben. Damit ist die Begräbniß Sf% "Eracht. bey So man aber ein junges Kind zur Erfind ftl't'L Pen bringt, trägt die Mutter desselben, in-bem man damit zu Grabe geht, die Wiegen «tff dem Kopfs, und wann mans nun ^urcklich einscharrt, hebt sie an wider den Tod zu tamentiren und zu schmähten und Ulacht diesen tauben Strecke-Bein so grem "ch ^us, daß ihm hören und sehen darüber rl+t "ìbgte, wann er Gehör oder Ge-M hette; darum nemlich, daß er ihr das «und genommen, daraus ein guter Held wte werden können, und was sie ihm onst mehr unter die Nasen reibt. . beschlensst aber solche ihre Invectiv o er Berweis-nnd Klag-Rede mit diesem Formular, womit sie ihm das vorige gleichsam würtzen und pfeffern will : „Du grimmiger, nngestolter, wühster, häßlicher, gräßlicher, unersättlicher Tod! hast du mir das Kind genommen und gefressen, et) so hast du hier nun auch dieWtegen dazu (friß, daß du dran erwürgst !) und stopff damit dein Maul, daß dir alle Zähne abbrechen mögen ! Nach diesem Compliment und zierlichem Beschluß wirfst sie die Wiegen anss Grab, tritt und springt mit Füffett dranf, solange, biß die Wiege zu kleinen Stücklein zertrümmert ist. Jetzo muß ich auch ihrer Kleidungen und Sprache Meldung thun. Ihre Kleider-Tracht wird auf dem beyge-gedrucktem Knpffer erscheinen. Die Weiber tragen lange Ober-Röcke ohne Erntet, wie-wol sie unten andre Erntet haben. Die Brust zieren sie mit bunt-farbnem oder ge-blühmten Tüchern; so seynd auch ihre Unterröcke von blauen, roten und andren Farben scheckirt. An den Füssen tragen sie Opanken, das ist, eine breite Solen, darinn an dem Rande herum kleine Löchlein, wodurch man nur eine Schnur ziehet und also den Schuh schon fertig hat. Sol- 38* 38ci6cr Compliment gegen den Tod. Zertrümmerung der Kinds-Tiegen. sihe die Figur N. 21. Ihrer Weiber Kleidung. Ihre Schuhe. Kopfs- Zierrahl. Der Männer Tracht. Wovon da« Wort Pop herkomm e. Der lUfofeu Sprache. che Schuhe werden Opanke genannt. Etliche Bauren und arme Leute nehmen nur ein Stücke von einer frischen Haut, schaben das Haar mit dem Messer davon ab, machen ihnen gleich also ihre Opanken aus roher und frischer Haut. Ihren Kopfs umwickeln sie nach Ausweisung deß Knpsfer-Bildes gar artlich mit einem langen und schmalen Tuch von bunt gefärbtem Leinwand. Die Männer gehen schier gekleidet, wie die Krabaten; allein Etliche tragen gantz kleine Küpplein, so nur einer Handbreit groß, aus dem Haupt. Etliche aber binden solches Käpplein mit einem Faden unter dem Kinn bei) der Gurgel zusammen, damit es nicht herabfalle. Die Männer tragen gleichfalls alle auch Opanken, Hosen und Röcke, wie die Krabaten, auch meistens von gefärbtem Tuch. Hosen und Strumpfs hassten gleichfalls aus Kraba-tische Weise aneinander. Etliche prangen mit groffen und langen Bärten; Etliche aber mehen dieselbe mit der L>cheer weg, und lassen allein den Ober-Bart (oder Knebel-Bart) lang wachsen. Der Kopfs wird gleichfalls be-schoren, und demselben vorn nur ein langer Zopfs oder Püschlein Haars gelassen; wiewol etlichen solcher Haar-Zopfs hinten sitzen bleibt, wie den Türcken. Etliche tragen auch grosse Kappen aus dem Haupt, gleich den Krabaten, wie man in dem Kupffer davon ein Muster sihet, an demjenigen, welcher dem Eoluger, (oder Uskokischem Geistlichen) die tiesse Reve-rentz macht. Der mit dem Hut mustert einen Eoluger ab, aber der andre mit dem Käpplein einen Popen, das ist, einen Presbitero. Dergleichen Leute bey den Moscowitern gleichfalls Popen geheissen werden, vermutlich von dem Worte Papa ; womit vor Alters ein Lehrer der Lateinischen Kirchen, gleichwie er in der Griechischen JidnnoQ getitulirt ward. Wovon auch der Nider-Teutsche und Niderlän-dische Nam de Pap, imgleichen in Hoch-tentscher Sprache, der P s a s f, herkommt. Selbige Popen tragen bißweilen gleich-falls jclchc^ Kappen, wie dieser aus dem Kupffer, sonst aber mehrentheils auch Hüte, wie die Colugeri, das ist, wie die Religiösen oder München. Dieses Bolck redet Walachisch, welche Sprache von der Krabatischen in etwas, von der (Entmenschen aber noch was mehr unterschieden ist. Es gedenckt zwar Johannes Lucius, die Walachische und Lateinische Sprache seyen einander sehr ähnlich, und die Walachische von der Lateinischen entsprossen;«) aber man muß wissen, daß solche Halb-Lateinische Sprache nicht unserer Uskoken fa6(6^t') Es scheint aber, das der alte Sclavo-nische Scribent Diocleas c) in dieser Ungewißheit, am Gewissesten, oder aufs wenigste am scheinbarstem getroffen, mit diesem seinem Bericht, der Nam Vlah fei) ein Sclavonisches Wort, und werde bey allen Sclavis, oder Sclavoniern ein Römer, Lateiner oder Italiäner dadurch verstanden. Welchem Urtheil deß Polnischen Geschicht - Verfassers Odmeri Feder nicht entgegen, wann sie schreibt, es werden in Polnisch- und Sclavonischer Sprache mit dem Namen der Walachorum, oder Wlassorum nicht allein die Walachen selbst, sondern auch а) Vid. Joannes Lucius de Dalmatia kol. 285. б) Stephan. Zamoscius de Landidib. antiquis Daciae, c. 3. c) apud dictum Lucium loco s. cit. Alle die, so Italiänisches Geschlechts seynd, bekleidet, welches auch eine Anzeigung gebe, daß dieses ein Italienisches Volck sey. deß Namms Viali aber, oder Vlach und Wlach, bedeutete zuletzt den Sclavis (oder Scla-voniern) soviel als einen Knecht. Denn nachdem die Sclaven das gantze Jlly-rien eingenommen, und die darinn wohn-haffte Römer in Dienstbarkeit gesteckt, ward der vorhin so berühmte Römische Ram bet) den Sclaven gantz verächtlich, und begnnnte der Nam Vlah einen dienstbaren und fdänischen Menschen zu bezeichnen. Welche Bedeutung hernach auch aus die schlechtest- und geringste Leute der Sclavonier selbsten, als aus Hirten, Bauren und dergleichen sich erstreckte. Es werden aber unter dem Namen der Walachen, sowol bet) jüngeren als alten Scribenten unterschiedliche Völcker begriffen. Bey den Griechischen Historicis werden sowol die Bulgari und Theffali-sche Walachen, so zwischen den Albaniern, Griechen und Bulgaren liegen, als die Walachen und Moldauer jenseit der Donau mit dem Namen der Vlahorum. oder Blahorum, überzogen. Wietool die-jentge Walachen, welche Walachisch reden, stch selbsten heutiges Tages nicht Wasa chen, sondern Rumenos nennen, und für Nachkömmlinge der Römer ausgeben, auch ihre Sprache für Römisch wollen ßeachtet wissen. Wie denn solches auch %e Sprache sebst beglaubt. flacher, Diese Walachen aber, nemlich die, wel-che über der Donau ligen, nemlich die E En. recht eigendlich so genannte Walachen und dw Ober-Walachen, die Moldauer, sag tch, meynet unser Herr Haupt -Author sucht, wann er meldet, daß die gantze in Dürckey ligende Walachey Halb-Lateinisch vede, sondern die Walachen, so disseits der Donau in Rascia, Bosnia und in der Bulgarey leben. Denn diese seynd dem Türcken unmittelbar meistens unter» toorffen ; dahingegen die jenseits der Donau noch ihren Fürsten haben, ob derselbe gleich des Türcken Vasai ist. Wann nun Lucius den Walachen ein gebrochenes oder corruptes Latein zuschreibt, '° versteht er nur diejenige, so unter eitlem christlichen Fürsten leben, und in derühmtester Deutung Walachen genannt werden; dagegen man die, so diffeits der donati, oder auch hart an jenseitigem Donau-User ligen, selten nur Walachen heisst. Daß nicht alle Walachm Walachisch, «««iß,daß sondern die jenseitige ein verderbtes La- ^«4^° teilt reden, ist ungezweifelter Gewißheit, 3,^ und aus ansehnlichen Scribenten erweis- W& Là lich. Von der jenseitigen redet Istuanfius, rete' wann er schreibt: Es seyen zwo Walacheyen, deren Eine heut die Moldau heiffe und besser nach dem Schwartzen Meer hin lige; die eigendlich so genannte Walachey aber stoffe an den Donau-Strom, durch welchen sie noch von der Bulgarey werde abgesondert; die alte Römer hetten beydes mit samt Siebenbürgen Dàciarn benamst, und neue römische Einwohner dahin versetzt; wie solches ohn andre unzehlbare Druckzeichen der Antiquität, so den Steinfelsen und Marmel-Steinen eingehauen, auch hiedurch angezeigt und bezeugt werde, daß die Einwohner sich der Römischen, mieto ot verderbten Sprache gebrauchen, so der Spannischen, Frantzösischen und Italiani)"chen dermassen gleiche, daß cs wenig Mühe brauche, dieselbe gegeneinander zu verstehen «). So sagt Thuanus, der hochberühmte Scribent von den Walachen, quòd multis, ex lingua Romana detortis vocibus usque adhuc in ea regione utantur, „daß man in selbigem Lande annoch viel Wörter, so ans dem Latein corrumpirt worden, gebrauche &>." Der führnemste unter den Deutschen Poeten, Martinus Opitius, kann hiebey auch als eilt glaubwürdiger Zeuge stehen, weil er sich in Siebenbürgen an den Walachischen Grentzen eilte Weile ausgehalten, auch wegen seiner vorgehabten Beschreibung Daciens ein Stück Weges in die Walachey hinein gereiset, und mit manchem Walachen selbst geredet. Derselbe bestetigt, das corrupte Latein der Walachen mit diesen Reimen: „Doch eure Sprache bleibt noch hier auf diesen Tag, Darob sich dann ein Mensch gar billig wundern mag. Italien hat selbst nichts gantz von seinen Alten, Imgleichen Spannten und Gallia behalten." а) Isthuanfius lib. 13 de Heb. Hungar. fol. m. 141. б) Thuanua lib. LVIII. Hiator. Wie etwan dieß nun kann den Römern ähnlich fet)it, So nahe seynd verwandt Walachisch und Latein rc. «) Es ist aber wol zu verwundern, wie vbgedachter Lucius gar recht urtheilet, daß die Lateinische Sprache schon von viel hundert Jahren hero, disseits der Donau gantz ausgewurtzelt, jenseit deß Donau-Stroms aber, wiewol in einem verändertem Dialecto, annoch erhalten werde, und von dannen nachmals in Thessalien versetzet worden, und zwar um soviel destomehr, weil die Römer das letzte Da-cien, zur Zeit Trajani eingenommen, hingegen das vordere, unterm Keyser Aureliano verlohren und quitirt, auch von dannen das Volck disseits der Nider-Donau versetzt zwischen die Mysischen Landschafften, und also ein neues Da-tiett angerichtet haben. Es stehet aber sehr glaublich, daß hernach die Bulgaren, als sie über die Donau gegangen und den Römern solches neue Dacien samt Mysien, Macedonien und einem Stück von Thracien entrissen, die überwundene und gefangene Römische Einwohner daselbst aus den diesseitigen Landschafften der Donau, zu den jenseitigen Walachen samt der Sprache hinweg geführt. Worauf die Bulgarische Sprache hingegen in besagten Ländern diesseits der Donau aufgekommen, und gleichfalls die Sclavonische sich etwas mit dabey nach und nach eingemengt. Und solches ist jetzo die in Türckei, das ist in Bosnia Mysia und Bulgarey befindliche Wala-chey, welche mitbet lateinischenSprache keine Gemeinschaft hat, wie dieWalachey jenseit -er Donau. Dieser ihrerSprache gebrauchen sich auch die Uskokische Walachen in Crain. „Die Walachen, spricht Lucius, welche im Gebirge Rasciae, Bosniae und Croa-tiens sich aufhalten, obgleich Biele dieselbe für eine Nachkommenschafft (oder Posterität) der Römer achten, die als Dalmatien von den Slavis erobert worden, ins Gebirge entwichen, sihets doch glaubmässig, man habe sie damals nur Äs Hirten betrachtet, wie auch noch ge-schicht, weil sie keine Spuhr der Römischen Sprache behalten haben, und ihr Name zu der Zeit bekandt worden, da der Vlahorum (oder Walachen) Nam mit e) Opitius in seinem Gelichl von der Ruhe deß Gemüts. denen Sclavis selbsten allbereit vermengt und verwirt gefunden ward und damals nunmehr einen Biehhirten bedeutete."(Nachdem er nemlich vormals bei den Sclavis soviel als einen Römer oder Lateiner bedeutet hatte.) Diese (Berg-Walachen nemlich in Rascia, Bosnia und Croatien) werden, wie er ferner hinzusetzt, von den Jtaliänern Morlachen benamst. Welches nach Bericht Diocleatis so viel heisst, als die „schwartze Lateiner" (Moroulachi), denn solchen Namen haben die Sciavi, nachdem sie die Bölcker solcher Provintz, als welche , Römisch war, überwunden und eingenommen, ihnen hernach gegeben. Ange-merckt jetztgenannter Scribent Diocleas, der von Geburt selbst ein Sclavonier gewest, vermeldet, daß seine Landsleute damals Mysiam (das er Sylloduxiam Heisset), Macedonien und Thracien überzogen, und selbige überzogene Nationen, theils aus der Griechischen, theils aus der Scla-vonischen Sprache von den Obsiegern Mauro Vlachi, das ist die „schwartze Lateiner" genannt worden; da man sie doch Lucii Meynung nach CarnosVlahos, das ist die Lateinische, oder „Römische Car-nier" sonst hette heissen sollen. Daraus erhellet, daß Lucius durch dieses Thracien Rasciam verstehe, welches das Ober-Thracien bey den Alten war. Indem aber besagter Diocleas den Römischen Thraciern die Schwärtze zuschreibt, scheint er sie zu unterscheiden von Andren, welche man aus Sclavonisch Bili Vlahi, „die weißen Lateiner" hat nennen müssen, welcher Nam vermutlich denen heutigen Walachen, die gegen den Bnlgarn nördlich ligen, zur Zeit Diocleatis gegeben worden. In folgenden Zeiten aber haben die Griechen den grössern Theil selbiger, jenseit der Donau liegenden Walachey, nemlich die Moldau, Mauroulahiam genannt, wie Codinus beglaubt. Daher es denn wol geschehen können, daß der Morlachen Nam auch mit der Zeit hernach» gleichwie vordem, der Nam Walach (Vlahi) über alle Einwohner deß Gebirges, die allda nach Walachischer Lebens-Art von der Viehzucht sich erhalten, von den Griechen ausgedehnt und erweitert worden, auch die Benetianer, welche stets in Griechenland handelten, von ihnen, den Griechen nemlich, solchen Namen entliehen, und diese Bölcker nach Italienischer Red-Art Morlaccos genannt, nach- Atmung S ?°w-ns ti°gdan. chals auch denselben denen übrigen Ita-liänern gemein gemacht; weßwegen dann von selbiger Zeit hero die Leute, so in denen Rascianischen, Bosnischen und Croatischen Gebirgen sitzen, bey den Ita-liänern Morlachi, und der Krabatische Berg, welcher vorhin Albus hieß, Mor-lacca heissen. Haben also die Iialiäner selbst, indem sie den Griechen gefolgt, wiewol unwissend, diese Völcker unter dem Namen der Morlacken, soviel als Schwartze Lateiner (oder schwartze Ita-liäner), für Sclavonier genannt. Wie solches ositerwehnter Lucius mit Mehrern erzehlt. «; Daß aber die Ost- oder Nider-Wala-chey, nemlich die Moldau, vormals wie allererst errechnt, von den Griechen mit dem Namen Mauroulacbiae (oder Mau-roulahiae) das ist der Schwartzen Wa-lacheh bemerckt worden, soll geschehn seyn, um deß schwartzen Getreyds willen, wovon der Boden sehr fruchtbar ist, wie Leunclavius berichtet. Angemerckt auch die Türcken darum dieses Land, nemlich die Moldau Carobogdaniam (das schwartze dapd deß Bogdans) heissen, nach dem Fürsten Bogdan, welcher Nam den Sclavis soviel als Theadatus bedeutet; und Gara ist bey den Türcken soviel als schwartz. Aus diesem Allen erscheint, daß der àm Morlach bald in weitschweiffigern, vald in eingezogenem Verstände genommen werde. In welchem letztem denselben auch ver Herr Haupt-Author gebraucht, wann er schreibt, daß die Morlachen halb Lateinisch reden. Denn so man alle die-lenrge dadurch verstehen molte, welche ehe* ^esien von den Griechen und Venetianern °?mit bezeichnet worden, so müssten alle me Walachen in Bosnia. Moesia, Rascia, a) Vid. Lucius lib. 6. de Regno Dalmat. & Croat-*• -v- 283. seqq. ja auch in Macedonico und Nieder Thra-cten, und also die gantze in Türckey ligende Walachei) ein gebrochenes Latein reden, welches doch derselbe widerspricht, und diesen Walachen die rechte Watacht) che Sprache zuschreibt. Derhalben mey-net er mit den Morlachen, welche halb Lateinisch reden, allein die, welche in der anjetzo absonderlich so genannten Mor-lachey leben, die zwischen Liburnia und einigen Canälen oder Busem, und Inseln des Adriatischen Meers, sich nach der Länge streckt, und an einer Seiten mit Dalmatien, an der andren mit der Stadt Zeng sich benachbart. Denn diese Morlachen, welche anjetzo in gegenwärtigem Kriege der Venetianer wider den Erb-Feind, den Türcken mit straffenden Ein-sällen sehr beunruhigen, reden Italiänisch oder corrumpirtes Latein. Ob aber die Berg-Morlachen oder Walachen, so in der Nachbarschafft aus dem Gebirge dort herum leben, und an Croatien, àscia und Bosnia stoffen, und anjetzo gleichfalls mit auf die Türcken straffen, auch also, oder lauter Walachisch reden, ist mir unbewusst. Vermute aber, weil der Herr Haupt-Anthor schreibt, daß die Craine-rische Walachen, so man Uskoken nennet, gleich denen in Türckey ligenden Walachen, kein gestümmelt Latein, sondern die Walachische Sprache haben, es werden auch selbige an jetzt-gedachte Morlachey umhergrentzende Berg - Morlachen (oder Walachen) sich der Walachischen Sprache gebrauchen. Unterdessen ist dieses gewiß, daß die Moldauer, ob sie schon ehedeffen von den Griechen und Venetianern gleichfalls mit der Zeit Morlachen benamst worden, heutiges Tages dennock nicht mehr so genannt werden, auch keine andre als die Latein-vermengte ^spräche reden.) ®as V, iapiffef. Von der Gottscheer Sprache und Sitten. tentali* àr Gottscheer Kprache. Ihre Häuser. Ihre Kleidung. Ihr Gewehr. Ihre Hand-thierung. Jegnd geschichter mit Hiichern, als mit Maßen urnsugehen. Gottes-furcht der Gottscheer. Ihre desondre Hochreit-Hräuche. Gebräuche begm Ichlaßen gehn der Vraut-Ieute. Gebrauch bey Jeichen. ;tm Di Mittel Der Gottscheci Sprache. Ihre Häuser. Ihre Kleidung. Gottscheer, welche gleichfalls Dritten Theil, nemlich in wohnen, und auf Crainerisch Hotscheuarie oder Chottschevarie genannt werden, reden alle Deutsch, doch ziemlich grob, wie in Francken die Bauren, und kann man sie nicht leicht verstehen, da sie doch hingegen einen jedweden Deutschen verstehn. Ihre Wohnungen stehen meist in höl-tzernem Bau. Sie haben aber grosse Dörffer. In der Kleidung unterscheiden sie sich von den andren Crainern gäntzlich. Etliche setzen Hüte, etliche aber schwache, von Filtz gemachte Kappen oder Hauben auf. Etlichen belieben kurtze, etlichen aber lange Röcke und hinten auf dem Buckel ein langer, viereckter Kragen oder Umschlag. Anstat der Hosen ziehen Etliche nur lange, weisse Schlafs-Hosen von Leinwand an, und die Schuhe dazu ohne Strümpffe, weil ihnen die Hosen schier, biß auf die Schuhe hinab reichen. Etlichen wächst der Bart lang und breit. Etliche aber verbieten ihm solche Länge mit der Scheeren. Das Haupt bescheeren sie, und erlauben nur oben auf der Stir einem Haar-Büschlein oder Zopfs, der doch nicht lang sondern mit der Scheeren gekürzt ist, einiges Plätzlein zur Freystäte. # An stat deß Gewehrs, tragen sie gemein- ^ ^ lich ein Häcklein oder Beil, so auf einer Seiten das Ansehn einer schmalen Hacken oder Axt, auf der andren eber eines Hammers hat. Die Weiber tragen kurtze Röcke und lange Cosaken oderOber-Röcke, daran keineErmel, toteste also in beygesetztemKupffer auf treten. Ihre meiste Nahrung erwerben sie mit Zhr- V’ der Hand-Arbeit, verfertigen allerley Ge- tf> schirr von Holtz, wie in der kurtzen Topo-graphia schon gemeldet worden. Sie geben keine gute Soldaten, weil sie etwas furchtsam, und mehr fromme Schafe, als reissende Thiere unter ihnen seynd. nie ;» ^ Hingegen werden die, welche studiren, ver- : ständig und gar gelehrt, also, daß manches treffliches Subjectum, und grundgelehrter Mann aus ihnen entsteht. Weßwegen man die gute Gottscheer, ob sie gleich kein so gutes Hertz zu den Waffen, wie zu den Büchern haben, darum gleichwol nicht zu verachten, noch geringer als die übrige Einwohner deß Landes zu schätzen hat, in Betrachtung, daß, wann sie gleich zum leiblichen Kriege so sonderliche Lust nicht tragen, sie dennoch tügtig zum Streit wieder die Feinde deß Gemüts, nemlich wider die ©Ott«, jurcht ber Eoitscheer. Unwissenheit, Wildheit und Ruchlosigkeit erfunden werden; welcher Krieg und Obsieg über sich selbsten allen äusserlichen Feden im Triumph vorgehet. Denn der allerweiseste König sagt, ein Gedultiger sey besser, dann ein Starà, und der seines Muts Herr ist, besser, dann der. welcher Städte gewinnet. Und wer weiß, ob diese fromme Gott-scheer nicht etwan deß Landes leibliche Schutz-Engel seynd? Denn man kann ihnen nicht anders nachsagen, als daß es gute und gottsfürchtige Leute sehen. Um der Frommen und Gerechten willen aber verschont der Himmel ein Land gar offt wit gäntzlicher Verwüstung. Wann in Gottsched ein Ungewitter entsteht, gehen Männer und Weiber zu den Häusern heraus, knieen nieder, heben die Hände; ®uf gen Himmel, schrehend und bittende, der gnädige und barmhertzigeGott wolle ihrer ;i schonen und für Straffe Gnade einwen- l| den. Bey solcher ihrer flehenden Andacht, erweisen sie ouch eine solche Demut und Zuversicht, daß, ob ihnen gleich der Regen auf die Köpffe platzt oder der Hagel drauf zuschlägt, sie nichts darnach fragen, sondern einen Weg wie den andren fortfahren, uberlaut zu Gott dem Allmächtigen an-oächtiglich zu beten mit laut flehendem Geichreh. . Es läufst aber beh solcher Zeit auch eine Einfalt mit unter. Denn weil sie sieich andren Erainern den Wahn geafft haben, daß die Gewitter, zumal die Miere von den Heren-Geschmeiß ange-vrchtet werden; kommen ihrer Etliche mit alten Kehr-Besen, Mistgabeln, und dergleichen Dorff- oder Haus - Armaturen heraus geloffen, stoffen damit in die ^sft gegen der finstren Wolcken, dem Leusel und seinem Anhänge zu Trutz, ver Einbildung, er werde samt seinen > ^epen damit vertrieben. Wie einfältig uun gleich dieser Trutz, so ist er darum ach so thörlich und frevelhafft nicht, als wie der alten Thracier, welche, wann es donnerte, ihre Pfeile in die Lnfft sch osi len, um den Himmel damit zu bedrohen, m>e£ aufhören, also zu toben. «« mit der Seelen-Verhau,'u"g geniiynt haben ,»“• Boethii ^tföruno tote der durch «öfter sich ^ ium Thier 6tttoQnbie. » daß § Sn"' ^àuht. Äst auf Deutsch also gemeynt: „Weil allein die Tugend einen Jedweden über den menschlichen Stand erhöhen kann; so muß nothwendig folgen, daß Untugend diejenige, welche sie von dem menschlichem Stande herunter geworffen unter die Würde eines Menschen hinab stosse, (das lst, sie unwürdiger als Menschen mache, I "nd ihnen die Würde eines Menschen entziehe). Daher kommts, daß man den, welchen nt ult durch Laster verändert, und mißgebildet schaut, für keinen rechten Menschen achten kann. Brennet Jemand von Geitz, und reifst mit Gewalt fremde Güter an sich? so kann man füglich sprechen, er sey einem Wolffe gleich. Hat wer ein freches ungehaltnes Maul, das gern hadert und zancket? wird man ihn mit einem Hunde vergleichen können. Liebt er heimliche Ubervortheilnng und Ent-wendung? so halte man ihn einem Fuchse gleich. Brüllet er vor unmässigem Zorn? j M glaube man, er sey von Gemüt ein Leu. Fürchtet er als ein furchtsamer und flüchtiger Mensch, was nicht zu furchten ist? halt ihn einem Hirschen gleich. Ist er nachlässig, thumm, und träge? so lebt er wie ein Esel. Legt er sich mit leichtsinniger Unbeständigkeit bald auf diß, bald auf Jenes? so ist zwischen ihm und den Vögeln kein Unterscheid. Senckt er sich in garstige und unsaubre Lüste? so liebt er die Ergetz-fwhseit einer stinckenden Sau. Also ge-Ichlchts dann, daß der, welcher nach Ver-mssung der Tugend und Frömmigkeit hat aufgehört ein Mensch zu seyn, ein Thier, weil er zu Göttlichem Stande nicht gelangen kann, verkehrt werden muß." a) Aüein ich halte, daß alle diejenige, welche dem Pythagoras eine so gute Meynung zuschreiben, und seiner Seel-i?erhausung oder Wandlung ein so gesundes Färblein anzustreichen bemüht sbynd, ihre Mühe verlieren; angemerckt, ?uterschiedlichen Stücken gnugsam Vchetnet, daß Pythagoras in rechtem y~tnst die Verhausung oder Wandrung er Seelen in andre Leiber gelehrt; und öwar, unter andren hieraus, daß er vorgegeben, er wäre deß Mercurii Sohn, ZJhalides, anfänglich gewest; und als Nn^Boter ihm die Wahl gegeben, zu Bros ®°®Mius de Consolat. Philosoph. 11h. 4. bitten, was er wollte, ausgenommen die Sterblichkeit, da Habe er gebeten, daß er sowol lebend, als sterbend sich alles besten, was sich zu seinen Zeiten begeben, erinnern mögte; deßwegen gedächte er noch desten Allen, was er in seinem Leben vormals gethan, Hette auch solche Erinnerung nach dem Tode noch behalten; nach Ableben deß AEtlialidse sey er der Euphorbus gewest, nach dem Euphorbo aber der Herrnotirnus, wiederum nach diesem ein Fischer in der Insel Delos mit Namen Pyrrhus, und nach dem Tode Pyrrhi endlich Pythagoras worden. Solchen thörichten Wahn hat er, wie Herodotus zeuget, von den Aegyptern eingesogen. Und ist gewiß, daß er deßwegen von dem Fleisch aller Thiere sich enthalten, auch ihm ein grostes Gewissen drüber gemacht, daß er sollte Bonen essen. Ja Einige wollen, er habe sich endlich lieber erschlagen lassen von einem, der ihn tödten wollte, als daß er wäre durch die Bonen gegangen, damit er dieselbe nicht nidertretcn mögte. Das Andre nemlich, daß Leib und Seele miteinander in eines Thiers Leib sollten verwandelt werden können, lautet eben so ungereimt, und mißklingt in den Ohren aller Vernunfft. Denn wann durch deß Teufels Kunst eine solche Verbildung oder Unformung menschliches Leibes geschehen könnte, indem die Seele deß Menschen dennoch dem Leibe wesend-lich vereinigt bliebe, so würde unter jedweden Leibes Figur, Form, Gestalt und Bildung der Mensch warhafftiglich bestehen können, und wäre die menschliche >L>eel alsdann nicht zu einem gewissen Bau oder Maste deß Leibes von Gott geordi-nirt oder bestimmt; sondern es könnte das Wesen deß Menschen eben sowol unter der Bildung eines Pferdes, Esels, Hanens, oder andren Thiers wohnen; welches doch aller Vernunfft (ausbenommen der gekränckten Pythagorischenl entgegen; wie solches mit vielen Gründen könnte bewiesen werden, wanns die Weitläufftig-keit nicht auszulaffen verursachte. Solchem nach sprechen wir billig mit dem heiligen Augustino : Absurduni est, & ab omni ratione alienum. Homines in lupos (s. serpentes) mutari : licet multi veterum id ipsum crediderint, & affir-marint &c. Non solimi animam. sed nec corpus quidem ulla ratione, crediderim. daemonum arte vel potestate, in Auf wie vielfältige Weise der Eatan eine Schein-Wandlung machen könne membra vel lineamenta bestialia veraciter converti. „Es lautet ungereimt, und wider alle Vernuufft, daß Leute sollten in Wölffe (oder welches gleich gilt in Schlangen) verändert werden. Ich glaube, daß nicht allein nur nicht die Seele, sou-dern auch der Leib in keinem Wege durch der Teufel Kunst und List, oder Macht warhafftiglich in Gliedmassen, oder Lineamenten unvernünfftiger Schiere verkehrt werden können." <*) So bleibt derhalben übrig, daß der Satan die Leute mit falschen Gesichtern und Fürstellungen betriege; welches auch am gewissesten, von demjenigen! Geist zu vermuten, der Lügen, Betrug, Geticht und Verstellungen allen dem, was er mit den Menschen handelt, pflegt einzumengen, auch sein gantzes Reich durch Lügen bauet, wie der H. Geist sein Reich durch lauter Warheit. Es kann aber der Lügen-Fürst solchen Betrug aus unterschiedliche Art spinnen. Erstlich kann er selber eine Thier-Larve anziehen, und entweder aus der Lufft wie auch aus andren Elementen, das Bild eines Welfs, einer Katzen, oder Schlangen, künstlen, und selbiges nach Art eines solchen natürlichen Thiers bewegen. Zweytens kann er den Balg eines Wolfs, oder andren verreckten Thiers annehmen, und drein fahren. Drittens kann er rechte lebendige Wolfe, oder Schlangen, oder andre Thiere ans ungewöhnliche Weise treiben, bewegen, und zwingen, und also durch seine mit-würckende Krafft unter derselben Gestalt, oder auch vermittelst ihrer geregten und angeführten oder angewendeten Glieder solche Händel verrichten, für deren Stiffter und Thäter man den zaubrischen oder verblendeten Menschen achtet; welchen er unterdessen irgendswo mit einem festen Schlaff verstrickt hält, und ihm im Traum solche Gesichter vormahlt, auch dieselbe seiner Einbildung so fest eindruckt, daß der Mensch anderst nicht meynt, als er sey da und dort in Gestalt eines Wolfs, oder Katzen, herum gestreifft aus den Raub. Gewinnt es dann bißweilen das Ansehn, als ob eine solche Wolfs-Larven, oder Thier-Körper verletzt würde, so verwundet ber Teufel den rechten Leib deß abwesenden Zaubrers an eben dem Gliede und Ort, an welchem der angenommene Lar- ven-KörPer von irgend einem Menschen verwundet worden. Bierdtens mag er vielleicht auch wol denen Hexen und Unholden eines Wolfs oder andren Thiers Gestalt aus den Elementen zurichten, und sie damit künstlich umgeben. Fünfstens kann er gleichfalls ihnen die Häute solcher Thiere, als ein tausendkün-stiger Meister geschicklich anlegen, und sie damit dergestalt überziehen, daß sich Kopfs und Kopfs. Fuß auf Fuß, Maul zu Maul, örtlich aufeinander fügen. Können doch die Sinesische Eomedianten sich in die Tiger-und Wolffs-Aäute so meisterlich bequemen und so natürlich darinn geberden, daß ein Unwissender sie für nichts anders, als für solche Bestien ansehen sollte; warum müsste dann der Satan, welcher die allerpersecteste Meister überkünstelt, dergleichen nicht zu Werck richten können? Daher es dann kein Wunder, daß, wann ein solcher Überzug zerfetzt oder durch-stoffeu wird, alsdann der, darinn steckende Leib deß Zauberers, oder der Hexen zugleich mit beschädigt wird. Und wann der gemachte Wolf aus blosser Lufft oder andren Elementen vom Teufel bereitet, dem Zauberer aber, an stat einer Wolfs-Haut umher angelegt wird; so muß nicht solcher Lufft-Körper, sondern deß Zaubrers Leib den Streich oder Stoß fühlen, welcher ohne Aufhaltung und einige Hinderniß durch den blossen Dunst auf den natürlichen Menschen-Leib dringt, und demselben die Haut zerreisst. Sechstens Pflegt der Teufel auch wol andren Leuten, welche darüber znkommen, und solchen Wehrwolf zu schauen gäntzlich glauben, bißweilen nur einen bezüglichen Dunst vorznmachen, und ihnen durch seine Teufels-Possen dergestalt vermittelst Be-weg-nnd Regung der Lufft, das Gesicht zu äffen, daß sie gewiß vermeynen, dieses oder Jenes warhafftig zu sehen, was sie doch würcklich in der Warheit nicht sehen. Fürs Siebende geschieht es doch gleich-wol auch nicht selten, daß die Zaubrer unverwandelt dabei) stehen, und der Teufel an stat Ihrer, in Wolfs-Gestalt dieses oder Jenes Bubenstück auf ihre Bewilligung verrichtet. Darüber dann sie, die dabey stehende Hexenmeister lachen und sich ergetzen, wiewol von Niemanden gesehn werden; es sey dann, daß Einer nach dem gespensti- schein Wolfe haue, steche oder schiefst; da alsdann das Gespenst, als welches un-verwundlich ist, die Wunde auf sie versetzt. , Die Mutter deß Grossen Alexanders toll sich gerühmt haben, Jupiter Ammon hette im Tempel mit ihr der Liebe ge-pstegt; daraus sie mit dem Alexander befruchtet worden. Ob nun gleich gewiß, daß der Aegyptische Priester deß Tempels, anstat deß eingebildten Jovis diese Macednonische Inno beschlichen, so dörffte doch der Teufel demselben dazu hiedurch sehn behülsflich gewest, daß er der Olympras eine Schlange vorgebildet, und dem unsichtbar gemachten Pfaffen damit Gelegenheit geschafft, Unzucht mit ihr zu treiben. ^Daß die einfältigen Leute eine solche Schlange so lange schlagen, biß sie sich m ein Kind verwandelt, rührt urheblich von einem Hexen-Rath her, und ist ein abergläubisches Mittel, welches der Teufel gern unterhalten will und man um soviel Mehr solche Gauckeley mit der Schlangen-Mburt treibt. Ein rechtschaffenes christ-eysrrges Gebet der Eltern zu Gott würde vhn atten_ Zweifel solche Teufels - Werck am sichersten, gewissesten und verantwcrt-»chsten auflösen, obgleich die Schlange wuien einigen Streich empfinge; und wurde dieser betriegliche Taschen - Spieler V wol nimmermehr durch die, der Schlangen gegebene Streiche bewegen Mssen, das verunsichtbarte Kind zu entde-uen, wann er nicht dadurch solche abergläubische Weise zu befestigen wüsste. vt bedient sich aber zu solchen Verwendungen und Gestalt-Wandlungen fast ever der Schlangen, als andrer Thiere, nl die Schlange das erste Instrument S Satans gewest, darein er sich am Hyen verstellet, und der Fürftinn mensch-'pes Geschlechts diejenige Comedi oder ^^"vmerey damit presentirt hat, aus n ^et nachmals das gantze menschliche dJ^n zum Traur-Spiel verwandelt wor-^bmlich zu einem solchen, dabey * Mancherley Abwechslungen vielfäl- tiger Mühseligkeit der Tod als die letzte Person auftritt, und mit seinem Threnen-vollem Schwamm alles Zeitliche auslescht. Unterdessen ist gleichwol solche Schlangen - Geburt eine sehr ungemeine Abentheuer und Gottes Gericht höchlich dabey zu verwundern; dessen sich solche Leute desto schuldiger machen, je mehr sie mit der verdammlichen Weise anhatten, die Schlange zu fragen, was künfftig für eine Person aus ihr werden solle; sintemal dieses eine augenscheinliche Teufels-Befragung und verdammte Wahrsagerey, womit dem Satan höchlich gedient ist, und seine Macht, die Leute mit sothaner Verblendung bey der Niderkunfft ihrer Weiber zu äffen, kräfftigst gestärcket wird. Es hat aber ohn allen Zweifel eine redliche Hexe diese schlangen - Geburten am ersten zuwegen gebracht, und eine andre die Gauckeley hernach fortgesetzt; biß die höllische Schlange durch Zulassung Gottes und Mitwürckung deß von Zeit zu Zeit fortsprosstnden Aberglaubens eine Gewonheit draus gemacht. Diejenige, so den Rath gegeben, mit Ruten-Streichen die Schlange ins Wasser zu treiben und den zukünftigen Stand deß Kindes von der Schlangen zu erforschen, ist gleichfalls der Circe nechste Verwand-tin gewest. Besorglich seynd auch die, welche solchem saubrem Handel der 4?chlan-gen-Befragnng beywohnen, nicht alle rein. Und wer versichert, daß nicht gemeinlich etwan eine Trnde (denn es giebt, wie der Haupt-Author berichtet, mancher Orten in Crain sehr viel Zauberinnen) mit bey der Geburt, sicht- oder unsichtbarlich, zugegen sey, welche das Teufels-Wesen erneuere? Wiewol die abergläubische Furcht und das Mißtrauen gegen Gottes Schutzs auch wol allein ohne Hexerey dem Satan Platz für seine Gauckeley machen können. Denn er hat nicht leichter gewonnen, als da, wo man den Mut samt der getröstlichen Hoffnung Göttlichen Beystands verlohrn. $iis IX. Von der Sprache, Sitten und Gebräuchen der Fiumaner. Inhalt. Haus« fctt gtummtr. er Humaner Sitten und Häufer. Ikre Sprache. Ihr Gewehr. Haare und Härte. Der Iilmrnier Erfahrenheit in der Schifffahrt. Heirahts - Beobachtungen der Humaner. Hochzeitliche Vor - Mahlzeiten. Ungleiche Begegnungen heyder-feits Verwandten. Hlumen und Korn - Streuung ror der graut. Kreà-Kuff der graut. Hraut wirfft über defs Bräutigams Haus ein grod. Was für Vorbedeutungen dabeg ubgemerchet werden. Schert--Bedrohung der graut mit dem Dalafch. Brautführer legen der graut neue Strümpfe und Schuh an rum Tantre. Gelchenche und Gegen - Gefchench. Die graut wird mit einem Wafer - Gefchirr und einer Hiunchel rum Wafer geführet. Was die graut dem Bräutigam rubringt. Kumpel-Mufic für die rweyte Heirath. Was ihren Kind-Taufen für Gewohnheiten anhängig. Daurhaftigheit der fchwangern Weiber. Auferriehung der Kinder. Ordnung heg ihren Kirchweih-Täntren. Ihre Iraneben - Eur. Klag - Gefing über den Todten. Jeich - Mahlreit. Singende Todten-Beweinung. Acht-tägiges Wolieben nach der gegräbnifs. götnifche Jeich-Klage und Klag - Gesinge. Jeich-Hlage der Hluffifchen Weiber. Jeich-Gasterepen der Kufen. Jaufen auf Geföf und gute Käufche hinaus. Straf-Kede S. Chrysostomi wider das Wehklagen und Winfeln der Weiber über den Verstorbenen. et) S. Veit am Pflaum, Ciano, Častna haben die allda im füff-ten Theil deß Landes wohnende Fiumaner oder Dalmatiner und Liburnier in ihren und zwar gemeinlich gr offen Dörflern, mehrentheils gemaurte Häuser. „ Es werden aber diese Leute an jedem Ort anders genannt, tragen auch: andre Kleider, und unterscheidet sich gleich--prachr dieser falls überall die Sprache mit dem ünter-à scheid der Detter. Die Dalmatinische ist zwar die gemeinste, jedoch jedwedes Ij Orts ein wenig verändert. Die so bey dem Meer, beh dem Sinn Flanatico wohnen, werden Marinari genannt, und haben mit denen andren nicht einerlei) Tracht. Sie gehen in kurtzen und weiten Hosen. Wie bey Castua, Ciano und derer Enden die Kleider-Form deren zu Castua und Ciano fällt, giebt beygesügtes Kup-ffer zu sehen. Ihr Gewehr seynd ein gutes Schieß-Rohr und Pallasch. Das Haar tragen sie gar lang; etliche aber wie die Krabaten, nur ein Büschlein Schopff oder Zopfs Haars. Den Bart lassen sie nur oben wachsen, und unten um das Kinn gar nicht. Von ihrer Nahrung und Handthie-rung hat die Kurtze Topographia schon Bericht gethan und demnach allhie die Feder keine Ursach, sich damit aufzuhalten. Die, so an dem Meer wohnen, geben gute Schiff-Leute, wie sie die Gegend ihres Aufenthalts dazu auch anweiset. Es bleibet ihnen auch von Alters her dieses Lob beständig, daß sie allezeit erfahrne Schiff-Leute gewest und zur > Ihr Haar> emZ renhelt, Liburnl^' ss. Hej. "^»Nge». L?» ftch stets frisch gehalten. Wiewol sie vor-wals ihre See-Erfahrenheit ein Mal besser als das andre angelegt, und das Meer zu der alten Römer Zeiten gar zu rein gehallen; weßwegen Keyfer Augustus bemüssi-9®t worden, denen Würmern am Adriati-lchen Meer ihre Schiffe zu nehmen, weil sie kein andres Schiff mit Frieden vorüber Jassiren liessen. Sie seynd auch gute Fischer und fangen aus dem Meer allerley Fische. ^ lheils Orten geben sie gute Schützen «r t yägev ab. Andere machen mancherlei Arbeit aus Holtz, so über Meer verführet in fremde weit- entlegene Länder. Wann sie gesinnet in ein Haus zu heilten, bitten sie zuforderst der Braut Eltern um Erlaubniß, daß Sie zu der ^-ochter kommen und ihre gute Zuneigung derselben zu erkennen geben mögen, r.,?™) erlangter Bergunst geht der Freyer !» « und ungescheut zu thr, wann und 1 als er will und galanisirt mit ihr, >°d»l ihm beliebt. Am Abend vor der Hochzeit sinden sich e von dem Bräutigam eingeladene Be-s'enndte oder Hochzeit-Leute bey demBräu-gam ein und erzeigen sich gar lustig, wie fnfrs1!?*9 ^ der Braut die Ihrige gleich-' thun. Zuletzt setzt man einen Braten «al. VI. Buch auf die Tafel. Alsdenn stehen Etliche von deß Bräutigams Befreundten auf, gehen hinaus und lassen der Braut mit Schal-meyen (so bey ihnen rosheniza genannt wird), als darinn meistens ihr Schall-Spiel besteht, eine Music machen. Folgenden Morgends kommt der Bräutigam in Begleitung der Brautführer und andrer geladener Befreundten gleichfalls mit Schallmey Pfeiffern zu der Braut ihrem Hause. Da ihm dann der Braut ihre Verwandten mit blossen Sebeln, Pala-schen und Büchsen entgegen gehen, gleich als ob sie feindlicher Meynung daher kämen und ihren Zorn ihm zu fühlen geben wollten, führen aber unterdesien allerley närrische Reden untereinander, gleichwie die Ober- und Unter- Crai ner thun, indem er nemlich, die Braut heraus begehrend, mit mancherlei) schertzhafften Auf-Zügen, Schnacken und Fuppereyen eine Weile aufgehalten wird. Hernach lässt man ein altes, garstiges, gantz zerlumptes Weib, so ein gutes Artzney-Mittel und gleichsam ein rechter Perfecter Kühl-Trunck einer all-zuhefftig-entzündten Liebe, ja eine vollkommene Mortificirung brennender Lüste und Begierden seyn könnte, hervortretten, als gleichsam die Braut, so man seiner Umfa- Ungleiche Begegnung beyderley Freund- schafflen. Blumttl-und Korn-Streuung auf bei ©offen. Kreutz-Kuh der Braut. Braut mit'fft ein Brod über beh Bräutigams Dach. hung gewidmet habe. Er begehret sie aber nicht anzunehmen, noch diesen Grabes-Schatten für seiner Augen-Liecht, oder diesen kalten Winter für seinen Lentzen zu erkennen; sondern bedanckt sich deß ehrlichen Presents, und hält an um seine rechte Braut. Welche man doch ihm nicht eher abfolgen lässt, bevor er verspricht, den sechsten Besreundten der Braut eine Verehrung zu thun, so gemeinlich mit Schen-ckung eines Palasches ausgerichtet wird. Alsdenn überlässt man ihm die Braut. Dieselbe wird hieraus von zween Brautführern, wie auch einer oder zwo Kräntzel-Iungsrauen (Tisch-Jungfern) und ihren sechsten Freunden in die Kirche geführet. Unterwegens streut eine von solchen Braut-Führeriunen immerzu allerlei) Blumen, Frucht, Getreyde und dergleichen ans die Gassen, da sie herdurch kommen; welches bey ihnen grosse Fruchtbarkeit und Reichthum bedeutet. Wann sie in der Kirchen angelanget, treten die sechsten Freunde der Braut hinzu und führen die Braut um den Altar zum Opffer ; und küsset sie bey Altar ein Kreutz, welches ein Geistlicher in Händen hält. Nachdem das verlobte Paar nun zusammen gegeben worden, geht der Hochzeiter mit seinen Leuten in sein Haus, die Braut mit den Ihrigen in das ihrige, (woferrn sie anderst beyde in einer Nachbarschafft ihre Behausung haben) machen sich also zu beyden Theilen lustig und sendet alleweil Eines dem ändern Bescheid-Essen, (das ist, „ein Essen zum Versuchen.)" Wann ungefähr die Mahlzeit halb verrichtet ist, stehen deß Bräutigams seine Leute auf, die Braut aus ihrem Hause abzuholen, und führen dieselbe mit srolocken-den Freuden zu dem Bräutigam. Indessen wirfst die Braut unterwegens denen Zuschauern hin und wieder Brod aus; biß sie vor deß Bräutigams Haus kommt; allwo sie einen ziemlich-grossen Kolazh, welches ein rundes Brod ist, wie ein Krantz mit gantzer Macht über deß Bräutigams Haus-Dach wirfst. Und wann solcher Kolazh, solches Brod meyne ich, nicht zurück fällt, sondern hinüber auf die andre Seiten fliegt, so hält mans für ein gutes Zeichen. Je höher und weiter auch der Wurfs über das Dach gehet, je bester und stärcker ist die (vermeynte) Anzeigung, daß die Werfferinn desto glücklicher seyn werde. Kann also nicht wol fehlen, daß, woferrn die Braut etwas ziemlich leidig oder fett ist, der Wurst nicht hoch steigen, noch ihr eine Glückseligkeit weissagen könne. Es lausten aber unterdessen viel Leute hin nach der andren Seiten deß Hauses in Hoffnung, den Kolazh zu bekommen. Soferrn alsdann ein Knabe solches Brod gantz ungebrochen anshebt, urtheilet man, die Braut sey gantz gewiß keusch, schaamhafft und eine gute Haus-Wirthinn. Hierauf zeucht deß Bräutigams nechst-Befreundter seinen Pallasch von Leder, winckt und drohet damit der Braut. Diese aber legt ihm den Pallasch sitt- und manierlich -nider. Alsdenn nimt der Bräutigam nach so vielen Eeremonien die Braut zu sich. Womit man sich zu Tisch setzt, lustig und guter Dinge ist. Wann nun die Zeit zu tantzen herbey geruckt, entweicht die Braut in eine Kammer und die zween Brautführer mit ihr; und weil Einer ihr neue Strümpffe, der Andre neue Schuhe gebracht, setzt sie sich aufs Bette ; da Ihr dann Einer die Strümpffe, der Andre die Schuhe anziehet. Nachdem sie also mit neuemFuß-Werck versehen ist, kommen sie widerum mit ihr zurück in die Stuben, da Sie einem Jedweden der Hochzeit-Leute einen Schweißtuch austheilet, und ein Jeder ihr soviel Geldes dagegen schenckt, als ihm beliebt. Hernach geht sie an den Tantz. Deß ändern Tages nimt der eine Brautführer ein grosses Wasser-Geschirr, der Andre einen Kunckel oder Spinnrocken mit Flachs samt einer Spindel, und führen also die Braut zu einem Wasser. Dahin auch ihre Freunde kommen. Bey dem Wasser schöpfst der Brautführer und füllet das Geschirr damit voll biß oben an. DieBe-freundte aber werffen einiges Geld in selbiges Wasser. Worauf sie der Brautführer alle miteinander mit Master bespritzt und sie davon lausten. Alsdenn zeucht er das Geld aus dem Wasser hervor und stellet der bey ihm stehend-gebliebenen Braut solches zu. Indessen geberdet sich der andre Brautführer immerfort, als ob Er fleistig spönne, und hält dennoch seinen Kunckel dabey so still, daß Sie von seiner Arbeit keinen Faden gewinnt. Damit gehen Sie wiederum heim, nachdem Sie Ihr hiedurch eine stumme Ermahnung zum Fleiß und zur Häuslichkeit gegeben. Es geht aber diese Heim-Kehr auf deß Bräutigams Haus zu, dahin auch ihre Brüder und Befreundte mit einkehren; als jiit VorbediU' tungen mercket werben. a# Schertz-Bedrohuilg ber «raut mit beni Pallasch- D-r S'V Anlegung neuer gtriimPn- mtb ■um Zat$ Seichen^ unb Seichen«' Braut mit fi” Waff-r , Geschirr Spinn-Rocken r Wasser gesühnt- welche sonst vorhero, nemlich deß Tages zuvor nicht hinein kommen dörffen. Ihr Zubringen besteht gemeinlich in einer Truhen, welche nach der Eltern Vermögen gefüllet ist. Allhie erbet auch nur die Tochter die Mutter. Es ist eben wol auch zu S. Veit am Pflaum^ und in selbiger Gegend gebräuchlich, daß man, so der Bräutigam ein Mittlrer, oder die Braut Wittweist, ihm, gleichwie bet, den Wipachern geschieht, eine Rnmpel-Music macht; jedoch nicht bey der Nacht, wie man dort thut, sondern deh Tage. Diese Kurtzweil geht beh solchen Heirathen durch alle Stände; denn weß -Standes der Hochzeiter oder seine Braut auch immer ist, so bringen ihm auch Leute seines Standes solche Spott-Music. Ist der Bräutigam ein Marinar (oder Anwohner deß Meers,) so warten Ihm Marinari damit auf. Ist er ein Schlösser, so lassen me Schlösser ihre Ehre (oder spöttliche Kurtzweil) also erscheinen. Ist er ein ^err, so beschertzen ihn damit die Herren, ^aherSolches nicht nur auf dem Lande, sondern auch in der Stadt vergehet. Sie hören auch nicht aus, ihm täglich dieses Ständtlein, will sagen, eine solche Gasseu-Music zu bringen, ohn biß er sich mit ihnen abfindt, so gemeinlich mit sechs Kronen gethan ist. . Wann beh Castua, Vapriniz, Mosclie-wze und dort herum ein Kind die heilige Hausse hat empfangen, bringt die Gevat-wnrm über acht Tage hernach Brod, Wetn, Käse, Butter, oder Schmatz, Fleisch und dergleichen Eß-Waaren. Da machen llch denn die Gevatters-Leute fein lustig "Ich etite nt dazu aufgesetztem guten Trunck, Ichetdett auch nicht voneinander, ehe dann sie alle sich stiit rund gegessen, und voll getruncken. sià^Ehr ^ei' vlertzig Tage hernach lässt ich die Kindbetterinn an einem Sonn-oder »eyer-Tage in die Kirchen führen, und von oemselbigen Geistlichen, der das Kind W hat, segnen, gibt alsdenn dem etsthchett ein Kolazh (oder rundes Brod), Mefähr dreh oder vier Sold werth. she aber, welche viel Gevattern zu y em Kinde wünschen, laden viel Reiche dJtUre-n* Dann schneidt Jeglicher sol-> r Eingeladenen dem Kinde ein wenig § O?-« ' "nd schenckt ihm hernach soviel wm. Jedweden derselben halten Sie eben sowol für ihren Gevattern, als ob er das Kind aus der Tauffe gehebt hette. Solches ist vor diesem in Histerreich auch bräuchlich gewest, nunmehr aber daselbst abgekommen. Die schwangere Weiber arbeiten nicht nur allhie, sondern auch im gantzen Lande biß auf die letzte Stunde, da ihnen die Wehe kommen, und sie zur Geburt arbeiten müssen. Denn die Natur hat sie nicht weich gemacht, noch verzärtelt, sondern mit fester Leibs-Krafft und Daur-hafftigkeit begabt; dannenhero Manche im Walde gebietet, und das Kind selbst mit sich nach Hanse bringt. Die Eltern ziehen gemeinlich ihre Kinder auf solche Nahr-und Handthierung, so von ihnen selbsten getrieben wird. Schiff-nnd Fischers-Leute führen die Ihrigen zur Schifffahrt, oder Schiff-Arbeit, oder zur Fischerei) an, die Holtz-Arbeiter geben ihren Kindern mit der Zeit eilte Holtz Hacken oder Zimmer-Axt in die Hand. Der Drechsler oder Schreiner gewöhnet seinen Sohn an die Drechsel-Banck oder an den Hobel. Der Schütz und Jäger recom-mendirt seinem das Birsch-Rohr. Bey einfallenden Kirch-Tägen (Kirch-Weihen will ich dadurch verstanden wissen) hält man hie gleichfalls Täntze, und geht der Tantz olsobald nach dem Mittag-Mahl an. Dabey kein andres Spiel, als allein die Schallmey schallet. Der erste Tantz ist deß Hauptmanns von Castua ; welcher denselben gibt, wem er will. Der zweyte und dritte gehört den Richtern. Die übrigen Täntze werden von den Spiel-Leuten verkaufst, nemlich von den Schallmeyern, oder, wie man sie andrer Teutschen Orten nennet Bockspfeif-fern, verrichtet. Diese kommen noch vordem Tantze zum Hauptmann, und machen Ihm eins aus, solgends den beyden Richtern , hernach demjenigen, welchem der Hauptmann den Tantz gegeben. Diesen führen alsdann seine Besreundte mit schallendem Spiel ans den Tantz-Platz, als wie gleichsam in einem Triumph. Also geht es daher bey Castua, Volouska. Vapriniz, Moscltenize und in selbiger Nachbarschafft oaherum. Wann diesen Leuten eine Kranckheit zustosst, halten Sie dieses für eineArtz-ney, daß sie gar keine brauchen; wie sie denn auch nicht thun, sondern dieses für das beste Heil-Mittel schätzen, daß man Danrhafslig-keit der Schwängern. Luserziehung der Kinder. Ordnung bey den Kirchweih -Tiintzen Ihre Kran-cken- Tur. Alag-Gifing über den Todten. Leich- Mahlzeit. Singende Beweinung deß Todten bey S. Veit. den Patienten seines Appetits und Ge-lustens pflegen lassen. Deßwegen Sie Ihm geben, was er begehrt; und wann er in hitziger Kranckheit einen Brandwein fordert, so wird er ihm nicht geweigert. Ob aber darüber nicht Mancher zu Grabe postiren müsse, dem sonst mit einem geringen Artzney-Mittel noch wol das Leben hette gefristet werden können, laß ich jedweden Verständigen urtheilen. Man kann ihnen aber solchen Eigendünckel nicht ausreden, Sie beharren ans diesem ihren eigensinnigen Wahn, was der Krancke begehre, das könne ihm nicht schaden. Also muß man ihm zu essen und zu trincken geben, was er verlangt. Geht Er denn darauf, und stirbt, so führen die Weiber über den Todten gleichsam singende ein grosses Lamentimi, durch gehen damit sein gantzes Leben, er-zehen und rühmen seine Verrichtungen, redliche Thaten, Geschichte und Reden. Nach der Begräbniß aber gehen alle Befreundte samt den Geistlichen ins Haus deß Verstorbenen; woselbst man ein grosses Mahl für sie zugerichtet hat. Da essen und trincken sie fein getrost darauf, und weil ihnen ihre Aug-Threnen nicht mehr fliesien wollen, netzen sie sich nunmehr mit den Reben-Zehrlein desto mehr, und thun einander so redlich Bescheid, daß Sie Blitz-Stern-voll werden. Also oarff man nicht sorgen, daß sie vor allzu gros-sem Kummer mögten erkräncken. Stirbt Jemand bey S. Veit am Pflaum oder in der umligenden Gegend, so wird Er ebenfalls zwar auch gleichsam mit dem weinenden Gesinge bewinselt, sowol als andrer Fiumanischer Orten, und bei, den Krabaten, wie oben gedacht worden, geschicht; allein allhie (bel, S- Veit herum) müssen die vier nechst-befreundte Weibs-Personen ein solches Klag-Gesinge, oder Sing-Ge-winsel über den Verstorbenen führen, und zwar gantz laut; dabei, sie gleich wie die Obvermeldte seine Thaten und löbliche Handlungen mit einziehen, und das gantze Leben also wehklagend durchleyren. Solches thun allezeit ihrer zwo auf ein Mal, und hernach zwo andere, welche abermal von zwo andren auch diese wiederum von zwo andren abgelöset werden, und so den gantzen Weg über, immerfort, biß man mit der Leiche in die Kirche kommt, allda diese Klag - Sängerinnen in der Kirchen mit ihrem Trauer-Gesinge noch eine lange Weile anhalten; also, daß ein Fremder, der es nie gesehen, mit verwundernder Befremdung es anhören, und Mancher wol schier das Lachen verdrucken muß. Denn sie singen gantz laut und traurig, und ziehen die Worte anderthalb Elen lang, da es doch kein rechtes Lied noch abgemessenes Gesetzlein, und weder Verse noch Reimen seynd, was sie also weh-singende daher girren ; sondern sie setzen und singen die Worte, wie sie ihnen Vorkommen. Nach der Beerdigung darsi man in dem Hause deß Begrabenen innerhalb acht Tagen kein Feur anmachen, und weder etwas braten, noch kochen, dennoch darum aber nicht schmal beissen, noch fasten, vielweniger verhungern. Denn die nechsten Bluts-Verwandten kehren alle Tage bet, dem Wittwer oder Wittwen ein mit den besten delicatestenSpeisen, Leck-undSchleck-Bißlein, so Morgens als Abends, machen sich recht lustig, und leben in aller Frö-lichkeit. Solches wehret gantzer acht Tag lang; und wird mit der Weise also nach Einscharrung deß Todten auch die Traurigkeit über den Todten verscharret, wie-wol in keine Erde, sondern in Schüsieln, Kannen und Bechern, und in das Grab eines mit Essen und Trincken fein rund ausgewelbten Bauchs. Deßwegen pflegt man zu sagen, Einer habe es dieser Orten in seinem gantzen Leben nicht bester, als wann er entweder Hochzeiter, oder Wittwer ist; denn in denselbigen Tagen hat sein Maul das beste und herrlichste Leben; und eben also auch ein Weibs-Bild. ****** Anmerckung. l$)aß die Sing-Beweinung der Todten mehrer Orten geschehe, ist vorhin ange-henckt worden. Weil aber in diesem Capittel solches Klag- und Trauer-Gesinges abermal Meldung gethan worden, veranlasst mich solches von sothaner Weise etwas hinzu zu thun. Dieselbe ist entweder von den alten Römern, oder alten Griechen, oder von Beyden diesen Ortern zugeflossen. Die Römer bestellten gewisse Pfeiffer, welche bey der Leiche aufmachen mussten, auf daß man gewisse Klag-und Ruhm-Gedichte dem Verschiedenen zu Ehren drein singen mögte; wie Festus be-glaubt. So wurden auch absonderliche «chl W^llebM nach 6iI., BcgräbE RömisA Leich-M und ^ iJcsiiNS*- Klag-Weiber oder Trauer-Sängerinnen gedungen, welche deß Verblichenen Lob vor dem Leich-Hause mit einem weh-klagenden Thon singen mufften; Massen beym Varrone zu lesen ist. a) Doch waren sie nicht nur zur Besingung seines Lobs bestimmt, sondern auch zum Wehklagen und zur Bethrenung deß Todes-Falls; daß man also die Threnen von ihnen erkauffte. Diese Klag-Weiblein, denen die Threnen so gehorsam und feil waren, hatten schon ein besondres Leich-Carmen und Leich-Lied in Bereitschafft, welches sie beh allen Leichen daher thöneten, und nur allein die Namen der Verstorbenen, wie auch seiner Famili veränderten, als Julius Scaliger erinnert. '>) Wollet) sie auch ihre Wangen tapffer zerkratzten, und also die ertichtete Traur mit chrem eigenen Blut schminckten; immassen solches die Anmerckung Servii über die Worte Virgilii : Et roseas laniata genas a) Meiget Wiewol hernach das Gesetz solches Wangen-Zerkratzen, Lamentiren und erzwungene Threnen der Weiber verboten, tn diesen Worten: Mulieres genas ne sadunto, neve lessum funeris ergo ha-~?nto* Wiewol darum die klagende Lob-Gesänge nicht abgebracht seynd. Solon, der Spartanische Gesetz-Geber, Ihll gleichfalls nach Plutarchi Bericht we Todten-Klage und Lamentirung bey fremden Begräbnissen verboten, und doch zuletzt seine Meynung dißfalls geändert haben; Massen aus diesem seinem Spruch, der beym Cicerone Vers-weise gefunden tolrd, zu ermessen: Mors mea ne careat lacrymis : linquamus amicis Moerorem ; ut celebrent funera cum e gemitu, d) h^r Justinianus aber hat, wie es Etliche ^legen geboten, daß man für das Weh-6tt> /!a9en i und an stat der Klag - Weiber, «ichni. (oder Praeficarum) bey der Leich-Begäng-Nlß singen sollte, und darum gewisse eß Weh - Klagens, und öffentlichen s^?ENtirens sich nicht wol haben abbringen affen wollen, oder mit der Zeit bald ^eder eingerissen seyn, wie alle Miß- Ä Tao° llb- 6‘ de Ling. Lat. J V- • Scaliger lib. I. Poet, c 55. 1 HrgU. bb. 12. A En. icero lib. I. Tusculanar. Quast. brauche halsstarrig seynd und zu ihrer Einstellung sich mächtig ungern bequemen. Nachmals haben auch andre Nationen etliche von den Römern, etliche von den Griechen, diese abentheurliche Tobten Klage angenommen; und zwar soviel die Griechen betrifft, haben dieselbe samt ihrer Religion auch diese Weise vielen umher-ligenden Völckern christliches Namens, als den Thraciern, Bulgara, Wallachen, und allerdings auch den Russen, oder Moseovitern augepflantzt. Denn von diesen, nemlich den Mosco- d-rRussischm witern zeugt, nebenst Andren Olearius, Sciò«, daß, so Jemand bey ihnen seinen Lebens-Faden abgesponnen, dessen nechste Freunde zusammen kommen, und die Weiber einander überlaut heulen und schreyen helffen, auch um die Leiche her stehende, den Tobten fragen,Warum er doch verschieden? Ob er an Nahrung Essen und Trincken, Kleidung, und dergleichen Mangel gehabt? Ob ihm sein Weib nicht jung, nicht schön, nicht gut, nicht treu genug gewesen? und was deß Dinges mehr. Solche Klage wiederholen sie auch bey dem Grabe, wann der Manu soll eingesencket werden. Dergleichen geschieht auch zu gewissen Zeiten deß Jahrs auf den Gräbern. Es gehen auch vor der Leiche etliche Weibs-Personen aus den nächsten Freunden verhüllt, stellen sich mit Geberden und Weh Klagen sehr jämmerlich. Bald schreyen sie überlaut, bald halten sie ein wenig still, bald fangen sie wieder zugleich an und beklagen den gar zu frühen Hintritt deß Freundes, wünschen mit vielem ächtzen, daß er Helle mögen länger leben, weil er ein so frommer Mensch gewest rc. Die Hinterbliebene Wittwe stehet beym Grabe, !! henckt den Kopff über der Leiche, und lässt ihr Jammer-Geschrey mit Wiederholung obbemeldter Fragen, noch einst II hören rc. Den Freunden wird hernach ein Trauer-Mahl bereitet, dabey sie das Leid vertrincken, und läufst gemeinlich bey Manns - und Weibs-Personen auf gute Räusche hinaus. Die Russen betrauten ihren Tobten ^d,a^“n* sechs Wochen. In währender Zeit stellen die Reichen dabey grosse Gaslungen an, und laden nebenst den Freunden alle Priester, welche bey der Leich-Bestattung gewesen, dazu ein. Sie nehmen dazu den dritten, neundten, und zwantzigsten Tag rc. Sie haben diß ohne Zweifel 42** Souffen aus Gesöffe hinaus Straff-Rede Chrysostomi wider das Weheklagen und Winseln der Weiber über den Verstorbenen. von beit Griechen rc. welche, (wie aus den Notis Martini Crusii über die Historiam Ecclesiasticam Turco-Grsecise erhellet) auch ,u Constantinopel solchen Gebrauch haben, aber für den zwantzigsten, den vierzigsten Tag nehmen sollen rc. Diese dreh Gaste-rehen sollen soviel bedeuten, als Justa, oder Parentalia, Gedächtnis; und Opfferung für die Verstorbenen, und daß die Hinterbliebene sich in Liebe und Freundschafft miteinander begehen sollen. Da dann zu dessen Behufs, ein sonderlich Gericht aufgesetzt wird, vom gesegneten Brod, so die Russen Kutja, die Griechen aber, welche solche Begängnissen in ihren Kirchen verrichten, und unter andren auch jolche iSDtücflein gesegnetes Brods austheilen, H'wfitov àydnrjs, (das ist, ein Bißlein der L tebe,) nettiteli :e. Die Russen aber, (sowol die Pfaffen, als Andre,) trincken bet) solcher Brüderschafft, so verträulich miteinander, daß sie auf Händen und Füssen zum Hause hinaus kriechen. *) Es ist aber 8. Chrysostomus auf das Weh - Klagen und Winseln der Weiber über den Tobten, welches zu seiner Zeit aus dem verscharrten Heidenthum von den Griechen wieder aufgescharrt, oder auch vielleicht vorher noch wol nicht tieff gnug eingescharret, noch gäntzlich ausge-wurtzelt worden, sehr übel zu sprechen gewest. Gestaltsam er solchen Gebrauch den Griechischen Christen seiner Zeit gar starck verweiset und beet)strt, wie diese seine Rede, die ich allhie verteutsche, und mit anhencke zu erkennen gibt. „Paulus spricht: Wir wollen Euch aber lieben Brüder, nicht verhalten von denen, die da schlaffen, daß ihr nicht traurig seyd, wie die Andren, die keine Hoffnung haben. (I. Thessal. 4.) Das schrieb Er nicht nur etwann für die eingezogene und einsame Leute, oder für immer ledige Jungfrauen (0V/J Iuovu£ov(Tiv ey^aqt rärra ovài üt] nao&troi?) fonbet'tt auch betten, die in der Wett leben, das ist, den Welt - Leuten. Doch ist dieses, (nemlich, daß man über das Absterben eines nahen Verwandten, oder Freundes sehr traurig sey) so gar schlimm eben noch nicht, noch eine so schwere Sünde. Aber was ist schändlicher ynd ungeschickter, als daß ein Weib oder Mann spricht, Ich bin der Welt a) Adarnus Olearius im 3. Buch der Perstschen Reisebeschreibung, Lap. 31. Bl. 315. seq. gefreutztget, und dieser dennoch ihm selb-sten die Haare raufst, jene aber gar zu sehr heulet und wehklaget ? SeH versichert, wann es recht der Gebühr nach gehen sollte, müsste man selbige Leute, die also gesinnet sind billich, auf lange Zeit keine Schwelle der Kirchen berühren lassen. Denn, welche eines so harten Betranrens werth, das sind solche Leute, die annoch den Tod fürchten, und allzu sehr sich für demselben entsetzen, weil sie die Auferstehung nicht recht glauben rc. Bedenck, was du zu selbiger Zeit singest: „Seh nun wiederzufrieden meine Seele! denn der Herr thut dir Guts rc. Und Ich fürchte kein Unglück; denn du bist bey mir rc." Bedenck, was diese Psalmen bedeuten. Aber darauf gibst du, als ein in dem Leibe Ersoffener keine Achtung. Bey andren Leich-Begängnissen, betrachte solches fleiffig, damit du bey deinem eine Artzney finden tttögst. „Sey nun wieder zu frieden, meine Seele! rc." sprichst du, und weinest doch so hefftig. Ist denn das nicht ein Spiegel-Fechten und Ko-mediantische Verstellung? Denn so du das, was du sagst, oder singst, warhafftig glaubest, traurst und weinest du umsonst und ohne Roth. So dir aber anders ums Hertz ist, weder du sagest, und du es für Mährleiu achtest, was psallirst du dann viel? warum läffest du auch die Beywesende mitsingen, und treibst sie nicht hinweg? rc." „Ich fürchte gar sehr, daß nicht mit der Weise die Kirche von einer schweren Kranckheit betreten werde. Deß Beweinend halben will ich zwar hernach eine besondre Correction geben, unterdessen aber hietnit angedeutet, und sowol Reiche, als Arme Männer, als Weiber mit grossem Ernst, Folgendes erinnert haben. Gott gebe, daß ihr allesämtlich mögt ohtt schweres Leidwesen aus diesem Leben fahren, und wie sichs geziemet, die verlebte Väter von den Söhnen, die Mutter von den Töchtern, Enckeln und Bor-Enckeln in einem guten und hohem Alter zu Grabe begleitet werden, und nirgends ein frühzeitiger Tod einbrechen. Daß solches geschehe, wünsche und bitte ich den lieben Gott von Hertzen! rc. Sollte aber, welches Gott verhüte! ein unzeitiger, oder sehr bitter, und schmertzhaffter Todes-Fall sich begeben (nemlich unserer Gemüts- und Hertzens-Regung nach; denn von Naturist der Tod sonst nicht so gar herb, son- der» nur ein Schlaff) und es dingte als- ; dann Einer diese Klag-Weiber zum Wehklagen und Weinen, so dörfft ihr nur kecklich glauben (denn ich sage nicht anders als wie mirs ums Hertz ist, es mags übel ausnehmen, wer da will) wir werden dem eben als wie einem Übel- j thäter aus geraume Zeit keinen Fuß in die Kirche zu setzen, verstatten. Denn, wenn Paulus den Geitzhals einen Götzen Diener heisst, wird derjenige noch billiger dafür gescholten, der über einen Glaubi- :! solche Weise einführet, so den Götzen-) Dienern zustehet. Denn sag mir zu was Ende beruffest du die Priester und die, so da singen? Geschichts nicht darum, daß du mögest getröstet werden? nicht darum, daß du dem Verstorbenen eine: ®hre mögest erweisen? warum beschimpf- > fest du denn also denselbigen? warum verkleinerst und verhönest du ihn denn; also? warum machst du ein Possen-Spiel wie in der Comödi daraus." „Wir kommen daher von der Auferstehung etwas Erbauliches zu reden, und auch diejenige, so von dergleichen Leid-Fällen noch nicht betroffen sind, durch die Ehre, so dem Verschiedenen wieder» führet, zu unterrichten, daß sie, woferrn ihnen dergleichen zustoffen sollte, solches mit tapfferm Mut erdulten müssen; du aber führest solche Leute herzu, die soviel an ihnen, dasjenige was wir bauen, nt» derreissen. Was ist ärger, als ein solches Possen-Spiel und Gespött? re. Schämt und entfärbet euch; So ihr aber nicht wollet, sollt ihr dennoch wissen, daß wir solche verderbliche Sitten bey der Kirchen nicht wollen einführen, noch auf» kommen lassen." a)) a) Chrysost. in Epist. Pauli ad Hebr. cap 2. Homil. 5. —•— ------------------------------ Das X, iapifM. Von der Jstrianer Sprache, Sitten und Gewohnheiten. ^nhsll. Sprache der Siferreicher. Mur-Mode. Kleidung der Männer. Weibische Fracht. Ihre Wohnungen. Ihre Gewehr. Ilede der Ijregwerber an die Eltern. Stfs Kraut - Rattern Antwort. Ihre Erscheinung Zum ändern Mal. Wie er à abschlägige Antwort den Werbern vorher muss Zu wissen thun. Wie er ihnen feine Bewilligung Zu verstehen gibt. Die Verlöbniss. Wie der Bräutigam die Kraut abholet. Iprachwechsel bei] Anhunsst dess Bräutigams. Kurzweilige Auf-^9 cor Auslieferung der Braut. Die Kraut wird von ihren Miihrern angelegt. Braut KrantZ. Wie sie Zur Coptation reiten. Die Kaut und ihre Ge-freiindinnen Zupssen dem Bräutigam nach der Copulation das Saar aus. Die Kraut wirft Kod aus. SitZ - Ordnung vor der SochZeit-Tasel Gefundheit-^rünche. Söstiche Keden der begden Staraschinen gegeneinander. Wie Kaut jad Käutigam von der Kaut Eltern den Segen empfangen. Zuruss der Nm-Pehenden. Seimführung der Kaut Zu dess Käutigams Saufe. Der Braut wird à luchen-Sadern gereicht. Wie es ben dem Kacht-Mahl Zugehe. Gebratenes Sühn wird ihnen aufs Kette gebracht. Dess Staraschina Kede an das Wasser, *u welchem die Kraut gefiihret wird. Selbigem giebt er auch Zu essen und Zu sprach« der Histrrreicher Haar-Mode Kleidung der Minner Weibische Tracht. Irincken. Ihr Tunis. Garstige Zollen Sefchirätze der Allen. Der Hräutigam danckt der allsu lang-leidenden GeMjschaffl ab. Ikre Hirchweih-Tänlse. Istri-anifche Oster-Maden. IchneUer Heimlauff aus der Kirchen. Hände-Wajschen unter einem glüken-rm Muer-Wände. Todten - Gespenst, jzo das Hlut ausjsaugen stoll. Dem die Haurtn einen Makl durch den Hauch schlagen. Wiewol es con der Obrigkeit gestrafft wird. Gin cor 15. Jahren geschehenes Exempel. Ein andres Gxempel su Jindar. Wie auch in einem Histerreicbischem Dorff Venedi-schrn Gebiets. Was dacon ru halten. Woher der Dame Strigon komme. Ovidii Heschreibung dess Vogel Strigis. Begrabener su Gywanschits stehet alle-Leit wieder aus. Muss com Hencker serstücKt werden. Begrabener su Blow in Mhmen steht aus und dringt Jeute um Gin andres Gxempel in Höhnten. Nordischer Held Iäfft sich lebendig su seinem cerstorbenem Meunde ins Grab cersperren. Wie derselbe wieder heraus gekommen. Wie übel er im Grabe rugerichlet worden. Wie 8. Benedictus etliche aus dem Grabe wieder hercorgehende Weibs-Dersonen sur Kuhe gebracht haben soll. Denckwürdige Begebenheit mit einem Jütländischem Aauffmann. 3;aff die Istrianer (Istriane) oder ^ Histerreicher im fünfften Theil deß Landeß Crain seßhafft seyn, ist schon hiebevor an seinem Ort angedeutet. Allhie haben wir von ihren Sitten und Gebräuchen unsfürgenommen zu reden. Diese Histerreicher oder Istrianer reden zweyerley Sprachen, als erstlich die Istrianische, so mit der Dalmatinischen übereinkommt, und hernach auch die Ita-liäntfche, aber schlecht. Ihrem Haupt verstatten sie keine Locken, sondern schneiden das Haar ab, und lassen nur vorn an beyden Seiten über den Ohren einen Zwickel sitzen. So Hat man auch gar nicht Ursach zu argwohnen, als ob sie von den Langobardern herstam-rneten; denn ihre kurtze Bärte zeugen fast augenscheinlich darwider. Etliche setzen Hüte auf, Etliche nur Keine Hauben oder Kappen so von Filtz gemacht seynd. Vorn an den Hosen tragen die Männer wie einen groffen Beutel. Die Weiber tragen keine Petschen (oder Schleyer) auf dem Kopff, sondern umwickeln den Kopff mit einem langen aber gar artlich-gefaltenem Leinwand-Tuch. An stat der Schuhe tragen meisten» Iheils sowol die Weiber als Männer Opanken, (Seynd Schuhe so nur eine Solen haben und mit einem Riemen oder Schnur an den Fuß fest gemacht g»r ... t Ihre Ä«' nungen- Ihr werden, gleichwie auch die Crabaten tra- Sitzes gen) wie gegenwärtiges Kupffer davon ein Beispiel oder Muster gibt. Sie Hausen in groffen Dörffern, auch der mehrer Theil in steinernen Wohn* Gebäuen; wiewol sie sich darinn ohne Oefen und nur mit Caminen betragen. Ihr tägliches Hand-Gewehr, ein solches nemlich, das sie täglich behändigen und damit herum wandeln, ist ein Bra-duiza insgemein Baltha genannt. Sonst aber Pflegen sie sich auch wider befahrende Anfeindung, mit Büchsen oder Feur-Röhren und Sebeln oder Pallaschen zu bewehren. Wer ihre Handt Hierung wiffen will, der beliebe in die Sammarische Topogra-phiam, (nemlich ins zweyte Buch dieses Wercks) einen Ruck-Blick zu thun. Denn ich mag dem Leser nichts wieder auf» wärmen, noch unnöthiger Weise wiederholen. Hoffe aber, derselbe könne wolge-fallig unterhalten werden, so man ihm die recht-artliche Hochzeit-Gebräuche dieses Volcks zu lesen gibt. Welche folgender Beschaffenheit seynd. Hat einer ein verliebtes Auge auf ein ehrliches Mägdlein geworffen, so ersucht er Zween seiner Bluts-oder auch Muts-Freunden, daß sie zu deß Mägdleins, dem sein Hertz günstig Eltern, oder Befreundte gehen, und bey denselben die Werbung thun mögen. Womit es aber gar förm-und feyerlich zugehet, und die Sache so zierlich angebracht wird, als Watt von irgend einem Dorff - Cicerone unil gutem Ceremonien - Meister immer» chehr könnte erwarten. Denn nachdem öle zween Werber vorher ihre Ankunfft Zu _ wissen gemacht, und der gelegenen Zeit sich erkündigt haben, erscheinen sie vor der Haus-Thür, sintemal sie nicht hrenein treten dörffen. Deß Mägdleins Vater und Mutter aber stehen in der Haus-Thür, um das Anbringen dieser Bey-en daselbst anzuhören, von welchen sie ungefähr also angeredet werden. „Wir seyn anhero kommen, euch zu berichten, daß wir vernommen, was ihr für eine gute, feine, vernünfftige und häus-"che Tochter habt, und daß das rühmliche Gerücht ihrer Tugenden unserem Be-lreundten N. N. zu Ohren gelangt; Reiches Zweiffels ohn nicht ohne Gött-sichen Willen und Schickung ihn zu nner ehrlichen Liebe gegen ihr bewogen, also daß er sie zu einem ehelichen Weibe wünschet und verlangt. Er ist ein guter gescheidter Mensch von guten Leuten, ge» "'trg und sanfftmutig. Sie wird sich besser und ruhiger bei) ihm befinden, als bei, einem Andren, und an Esten und |j Trincken keinen Mangel haben." Nachdem sie ausgeredt, gibt ihnen der in aller Reputation und Gravitet zwi-! fcheti der Haus-Thür stehende Vater Folgendes zur Antwort: Ihr habt dieses zwar gar sein und ver-nünfftig angebracht, und dörffte dieses auch wol keine üble Sache seyn: aber für dißmal weiß ich mich darüber annoch nicht mit einer Antwort zu erklähren, sondern werdet euch ! gedulden, biß über acht Tage. Unterdessen will ich das Mägdlein fragen, ob sie damit zu frieden, und Lust dazu habe? Alsdann bedancken sie sich und gehen davon. Nach Berfliestung genommener acht» I tägigenBedenck-Zeit stellen sich diese Zween wieder ein, und zwar wie zuvor, vor der Thür deß Hauses, und der Vater bleibt wie vorhin unter seiner Haus-Thür stehen. Da dann Jene diesen fragen, Ob er sich nun habe besonnen? und begehren, er solle nunmehr sich gegen ihnen erklähren, ob er die Tochter geben wolle, damit sie die Schuhe i (welches Compliment gewöhnlich dabei) ge# Dch Braut* 'Satem Xnrmort. Ihre Erscheinung zum i ab re a Mai wie auch Sitten und Gebräuche« in Lrain Wie er die abschlägige Antwort den Wertem «»her muß zu wissen thun. Wie er ihnen seine Bewil-figimg zu verstehen gibt Die Ber kbmß. Wie der Briiutigani die Braut abholet. braucht wird) nicht umsonst verreisten mögen. Darauf spricht der Vater: Ich habe die Sache noch nicht genug erwogen ; über vierzehn Tage aber will ich euch eine ausführliche Antwort ertheiten. Damit bedancken sie sich abermal, und gehen wiederum ihres Wegs. Daferrn nun der Vater seine Tochter dem Freyer zu geben nicht gemepnt ist, so muß er innerhalb solcher vierzehen Tagen zu diesen zweyen Werbern einen Mann schicken, und ihnen sagen lassen, er könne dem Menschen sein Kind nicht geben; dann kommen selbige beyde Männer nicht wieder. Lässt er es aber nicht ab-schlagen, und schickt Niemanden deßwegen an sie, so kehren sie nach gesetzter vierzehentägiger Frist wieder ein. Da lässt er sie dann alsobald ins Hans gehen ; woselbst sie miteinander essen und trincken, und sich unterreden, wann sie das Versprechen (oder wie mans in Deutschland sonst auch nennet) Verlöbniß halten wollen, und der Hand-Streich geschehen solle, wieviel Personen mau mit sich bringen müsse, und dergleichen. Bey solchen Versprechen, (oder Hand-Streich) geben Braut und Bräutigam einander die Hand. Er gibt ihr auch einen Ring, empfähet aber hingegen von ihr keinen. Hernach küsset er sie, und beredet sich mit ihr wegen deß Tages, daran sie wollen ihre Hochzeit halten, und was er seines Thetis ihr darzu für einen Behtrag thun werde ; da er dann gemeinlich zwey Mernig oder einen halben Metzen (denn vier Mernig machen ungefähr einen Metzen) imgleichen einen Kastraun oder Schöpsen und ein Legel Weins dazu stenret, nachdem sein Vermögen sich erstreckt. Wann dann der Hochzeit-Tag erscheint, macht sich der Hochzeiter auf, samt einem Starascliina und einem Nastazhilo, oder Helffern deß Starascliina, der im hilfst, den ochzeit - Gästen zuzusprechen mit einem runck. Denn solch einen Heister, welcher die Hochzeit - Leute hilfst tractiren, nennet man auf Jstrianisch Nastazhilo. Es begleiten ihn neben dem auch zween Brautführer und andre gelatine Gäste, jedoch kein Weibsbild. Insgemein pflegen sie alle miteinander zu reiten und zwar gantz voran, Einer mit einem Ochsen-Horn, dergleichen man sonst in diesem Lande zum Jagen an stat eines Jäger-Horns gebraucht. Dasselbe Horn bläset er und lässt sich eben soviel dabey duncken, als ober den Einzug eines gr osten Herrn mit der Trompeten verkündigte. Ihm folget Einer mit einer grossen Fahn, dar auf ein grösser Kolazh, und oben auf der Spitze ein angespißter Apffel steckt. Sie ziehen alle in Krabatischer Kleidung daher. Hinten ans ihren Kappen (oder Hauben) sitzt ihnen eine Psanen - Feder. Der Brätigam trägt ein Paar Schuhe und Paar Strümpffe, wie auch einen roten Rock oder Casacke, ohne Ermel, für die Braut. Hinten an selbigem Rock (welchen man Jezherrna nennet) hangt ein grösser langer Quast oder Dollen von Seiden und Bändern mancherlei) Farben gemacht. Warnt sie nun also angeritten kommen vor das Haus, darinn die Braut ist, wünscht er dem, welcher in der Thür steht, einen guten Morgen. Jener bedanckt sich, und sagt dazu: „Wohinaus, guter Freund? Habt ihr der Strassen verfehlt?" Hierauf antwortet der Staraschina : „Nein ! wir haben der Strassen nicht verfehlt. Wir haben gejagt, und den Sperber ausgelassen nach einem Rebhun, welches uns entflohen ist , und zwar in dieses Haus. Wir bitten zum schönsten, daß ihr uns dasselbe heraus geben wollet. Denn ihr wisst je tool, daß dennoch das Wild dessen sei), der es auftreibt und anfängt zu jagen, obschon hernach ein Andrer daselbe fängt." Der im Hanse antwortet: „Das ist wahr (ist schon recht) aber wir haben nichts gesehen. Ihr habt deß Wegs verfehlt, und , feist) irr geritten: Es ist nichts hier." Der Starashina versetzt: „Ir habt unsere Jagt (unser Gejagtes) hier, müsst es uns heraus geben." Jener erwiedert: „So steigt ab vom Pferde; ich will euch Alles zeigen, was wir im Hause haben. Wattn ihr aber nichts findet, so habt ihr gewiß deß Wegs verfehlt." Alsdann steigen Alle vom Pferde, und geht der Starashina voraus zu dem Thor (zu der Haus-Thür, meyne ich) so alsdann zugemacht ist. Der aber so vorhin in der Thür gestanden, macht wieder auf, und prsssentirt dem Starashina ein lumpicht - angelegtes, altes garstigs Weib, welches den Kopff mit einem altem Teppicht behenckt hat, da-I: mit man ihr nicht könne ins Angesicht sehn. Oben aus dem Kopff trägt sie einen Reiter (oder Sieb) woferrn der Starasi lina dieselbe für die Braut ansiht ; wie er zwar mehrmaln verntetjnt, sie sey es, weil er ihr Antlitz nicht sehen kann, !° behält er sie, biß man den Reiter samt dem Tepich herunter thut und er getuahr wird, daß es die Braut nicht sey. Alsdann zeucht der, so im Hanse steht, den Starashina lange ans mit Fopperey vexirt ihn weltlich und spricht, er habe nun sein gejagtes Feder-Spiel schon empfangen, und was er dergleichen mehr für Händel daher macht. Ist es aber die Braut selbst, und der Starashina giebt sie wieder zurück, weil er meynet, sie sey nicht die Braut, so Darsi er gleichfalls für vexiren nicht sorgen sondernsein Gegner oder Correspondent drinnen hat seinen Spaß mit ihm und zwar ebenfalls ziemlich lange. Man giebt sonst wlcher verruntzelten, garstig und schlam-plcht-angelegten Venerillen noch wol andre mehr, mit also verdecktem Angesicht hinaus; damit es desto mehr zu lachen 9®be, und brauchen also diese lustige -oauersleute weder Englischer, noch Ita-uänischer Komedianten, ein Freuden-Spiel ^>er Mummerey an ihren hochzeitlichen Freuden-Tagen anzurichten; sondern wissen solches mit dreyeu Personen auzustel-ken, und sich allemal mit gleicher Erfiu-.^u vergnügen, die aus der Unge-!> I ìchkeit des Alters hervorgesucht und Ö°ch für ein Baureu-Gehirn noch gut genug. Denn es scheint die Darstellung eines häßlich-alten und garstigen Weibes ^ stat der verlangten jungen Braut geschehe darum, damit gleichsam der vorher-erblickte tunckle Schatten deß weibli-Mn Alters, ihm den endlich anbrechenden Morgen-Glantz, das ist, den Anblick seiner -oraut desto angenehmer und beliebter 8tam U)it ch£u möge. Sü?* m ^®enn NUN denn ein Mal die rechte »«aete^ ^vaut ausgesolgt worden, so wird sie von e? peuer| oder zween Brautführern Mordersi hinter das Haus geführt; allda ^uer ihr die Strümpffe, der Andre die PchchHe anlegt. Sie kleiden ihr gleichsaus einen Rock (Jezherma) an und legen ln Je16 toe‘ffe Putschen über den Kopff, L B an den Mund herunter geht, und der"s Krantz, der so groß als Ret UeC «tOpsi ist. *'**%• 9ut‘ «»r chet àantz ist aus Seiden und Moten, und allerley gefärbtem Papier gemacht. Einen dergleichen trägt auch der Bräutigam auf dem Hut. Hernach theilt die Braut Allen miteinander die Püsch-lein oder Sträußlein aus, so gleichfalls von Blumen, Seiden und gefärbtem Papier zusammen gewunden seynd. Hiemit setzen sie sich Alle zu Pferde und reiten in folgender Zug-Ordnung: Erstlich der Hornbläser, welcher mutig und tapffer drein bläset; hernach der so die reiten. Fahne trägt und selbige immerfort herum schwingt; nechst dem der Starashina und Nastazhilo, und zwischen ihnen der Bräutigam. Daraus folget die Braut, welche gleich den Männern männlich (das ist mit Beschreitung deß Pferdes) reitet, und zwar zwischen denen zween Deueri oder Brautführern ; alsdann die übrige Hochzeit-Leute, und zwar Alle mit Säbeln oder Pala-fchen bewehrt. Es geschieht doch gleichwol auch nicht selten, daß sie alle miteinander zu Fuß gehen, und Niemand, ohn allein die Braut reitet, welches recht artlich zu sehen. Und also werden die Verlobte nach der Kirchen zur Trauung begleitet. In der Kirchen gehen sie zum Opffer, wie die Fiumaner oder Liburuer bey Ca-stua, und daherum thun, als vorhin ist vermeldet worden. Sobald sie nun zusammen gegeben seynd, springt die Braut auf den Bräuti-gam zu, und fällt ihm ins Haar ; deßgleicheu zupsf-n bm thun auch die andre Weibsbilder, so mit der Braut befreundet seynd; sie stehen alle Copniaiia-. darnach, daß sie ihm mögen das Haar aus b-s Haar dem Kopffe zupffeu. Hingegen beschirmet m!*' ihn der Starashina, soviel er kann, deckt ihm das Haupt mit seinem Rock, und läufst also mit ihm zur Kirchen hinaus. Die Weiber setzen nach, zupsien, rupffen und rauffen ihm immerfort das Haar aus, soviel Ihrer Ihm nur können beykommen, und ihn erreichen, biß sie zur Kirchen hinaus gekommen; alsdann ist er frey, und darsi ihm Keine mehr ins Haar greiffen. Sobald die Braut sich ausser der Kirchen befindt, wirfst sie ein Kolazh, so etwan drey ' 1* oder vier Sold werth, von der Kirch-Thür unter die Leute ; bricht hernach auch etliche Kolazh, und wirfst gleichfalls die Stücker unter den Haussen hin und wieder. Ist die Pfarr-Kirche, darinn sie geco* pnlirt, in einer Stadt oder Marckt, so sperrt der Thorwarter das Thor zu; da muß der Bräutigam ihm zween Groschen spendiren, daß er das Thor auf- Eitz-Ord-mmg an der Hochzeit-Tafel. Gesuudhnt- Träocke. Höfliche Reden der beydai Staraschiiien gegen einander. thue und sie auslasie. Damit reiten sie in gleicher Ordnung wie zuvor, wieder hin nach der Braut ihrem Hause. Daselbst setzen sich die Hochzeit-Leute an eine lange Tafel. Der Starashina sitzt oben an, zu seiner Rechten die zween Deueri oder Brautführer, und zwischen denselben die Braut. Zur Lincken deß Starashina hat seinen Sitz der Nastazhilo, neben ihm der Hochzeiter, folgends seine Leute und sonst an selbiger Seiten gar kein Weibsbild ohn allein die Braut. Aber unten auf der andren Seiten, nemlich gegen über, sitzen der Braut ihre Leute sowol Männer als Weiber und haben ihren eigenen Starashina. Also sprechen sie den Schüsseln und Bechern oder Gläsern sieissig zu, trincken, sauffen und fresien resolut drauf und muß Einer dem Andren redlich Bescheid thun. Braut und Bräutigam, wie auch die beyde Deueri trincken zwar, soviel ihnen beliebt; doch müssen diese (nemlich die Deueri) dem Starashina im Trincken Bey-stand leisten und Helffeit ; denn sie sauffen starck. Der Obensitzende Starashina bringt dem andren der unten sitzt, drey Gesundheiten. Wenn man aber ihm dem obern Starashina zum vierdten Mal das Geschirr mit Wein reicht, nimt er solches zwar an und bringt es gleichfalls dem Untern Starashina zu, trinckt aber nur ein wenig davon und überreicht den Rest dem untern oder einheimischen Starashina, (das ist, demjenigen, welcher in der Braut ihrem Hause ist) mit diesem Compliment: Ich habe den Gewalt zuzutrincken schon lange gnug gehabt, nunmehr überlasse ich denselben dem einheimischen oder Haus-Starashina. Nachdem also jetztgedachte drep Trüncke, so man „die Ehren-Trüncke" heisst vorbei), hebt der Unter-Starashina allerllei) Gesundheiten an, winckt hernach über eine Weile dem andren und sagt: „Ich mögte gern mit dir reden, aber deine Gäste seynd nicht still." Gleich damit spricht der andre Starashina gantz überlaut : No tihu nasi ! das ist: „Seyd still ihr Unsrigen! Gleich also heisst auch der Untere die Seinige still zu schweigen. Woraus sie alle sämtlich still werden. Indem hiernechst der untere Starashina den Hut abziehen will (ange-merckt, sie in Hüten zu Tische sitzen) so sagt zu Ihm der Obere Starashina : Po-kry tojo pošteno glauo, poštena usta gouore : das ist: „Bedeck deinen ehrlichen Kopff:das ehrliche Maul redet." Alsdann thut der Untere Starashina eine lange Rede, schneidet mancherlei) Complimen-ten daher, bringt auch dabei) Jenem indessen bald diese, bald jene Gesundheit mancher groffen Potentaten und Herrn, sowol geistlicher als weltlicher zu. Nachdem man nun Essens undTrin-ckens die Gnüge und Ersättigung bekommen, bittet der Starashina der Braut ihre Eltern, daß sie der Braut mögen . , den Segen geben. Hieraus breiten sie ®lb' g#» mitten in der Stuben einen Teppicht gam aus den Flez (das ist aus den Boom) örn worauf Braut und Bräutigam also ^Pf0ng» gegeneinander knien, daß Eines dem Andren ins Gesicht schauet. Auf einer Seiten steht der Starashina, auf der andren aber der Braut Vater und Mutter. Deß Bräutigams Vater aber (welches eine ungereimte Weise ist) erscheint niemals bey der Hochzeit. Solchem nach hebt der Braut Vater an seinem Segen und spricht: „Du, mein Sohn! und du, meine Tochter! Ich segne und weissage euch, daß ihr werdet Kindes Kinder sehen biß ins vierdte Glied." ^ Die Umherstehende stimmen Alle mit zu und ruffen: Nasimo bratezo, nase neveste debe njem shito usako rodilo, angeli stahu. Amen ! sa suachu amen ! amen ! Auf Teutsch: „Unserut Bruder unserer Braut wird allerlei) Getreyde wol geratzten, Die Engel seynd aufgestanden (Amen) und haben geschrien, Amen! Amen! Gleich damit hebt der Vater wiederum an zu segnen und spricht: Sie werden deß Getreydes soviel bekommen, daß es ihnen an Raum und Platz mangeln wird solches aufzuheben. Darauf antwortet der gesamte Umstand wie vorhin. Er fährt alsdann weiter fort, segnet ihnen den Weinwachs, das Rindvieh, die Bienen. Und ein Jedweder der Umstehenden schreyet das vorige Formular dazu. Hiernechst ergreifst der Starashina einen Kolazh (oder runden Brod-Kuchen) und wirfst oder schlägt solchen dem : Bräutigam auf den Kopsi, also daß derselbe zu kleinen Lüücklein bricht und redet diese Worte dabei) : Usi dobri zhasi oui naybolie. Das ist : „Alle gute Zeit! diese gegenwärtige am besten! Alle so daneben stehen, schreyen dazu Amen! Amen! Und schlägt Jedweder den Andren nemlich den, welcher ihm am nechsten steht, mit einem Kolazh auf den Kopff, gleich als wollte er ihm den Brod-Segen in den Kopff hinein schlagen. Nach Verrichtung sothaner wunderlichen Benediction führet man die Braut zu deß Bräutigams Hause. Jedoch gehet keiner von ihren Befreundten mit Ihr, sondern allein deß Bräutigams seine Leute. Wann sie nun biß an das Haus gekommen, lagt der Starashina vor der Haus-Thür zu deß Bräutigams Mutter, oder soserrn drese nicht mehr im Leben, oder auch sonst an der Gegenwart verhindert wird, zu einer Andren, die dabei) ihre Stelle vertritt: tt.Wir haben eine gute, fromme und ehrliche Dirne (f) daher gebracht; wann ihr ste wollet annehmen, wird sie euch im Dause alle Dienste steissig verrichten." Da kommt denn deß Bräutigams Mutter heraus mit einem garstigen Fetzen (L u m p e n wollte ich sagen oder A b w i s ch-Hadern), dergleichen man in der Küchen ZU brauchen pstegt, um das Geschirr da-arlt zu wischen, und reicht solchen der Braut, welche denselben bey einem Ende °ier Zipffel ergreifst ; dahingegen die Mttt-ttt den andren in der Hand behält, und He also ins Haus hinein führt. Daselbst setzt sich die Braut in der Stufen nider aus einem rauhen Stuhl, drauf 'u' rauher Peltz, und das rauhe heraus gekehrt ligt. Alsdenn giebt man ihr ein deines Büblein (Kolenzèz) in den L>choß. xothut sie dann, als ob sie selbigem Kinde eBrust gäbe, und es säugen wollte. st r afb ^ari?uf tritt ein Weib herzu, und Hchst Ihr eine kleine mit Honig bestrichene -pogatschen ins Maul, welche man Jebazha unnet. Davon isset die Braut etwas Wenige, giebt hernach dem Bräutigam etwas avon ins Maul, und folgends auch denen ren Nebenstehenden davon zu essen. ... ^Hrnechst gehen sie zum Nachtmal, i bringt der Starashina dieses Hauses J rechten Starashina Eines zu, nem-ch den Willkom (oder wie sie es heissen den Dohradosliza). Demnechst stellet sich die Köchinn dar uìlt einem Hafen oder Topff voll Weins, nngesähr eine Maß gehet, und bringt dem rechten Starashina eins zu, . Braut und Bräutigams Gesundheit. Dirne wird zwar mancher Orter j für ein .ÌT7j ° genommen, an den meisten abn i. cm 'Milcher Mägdlein. Ans selbige Gesundheit muß ein Jeglicher den gantzen vollen Hafen austrincken. Nach vollbrachtem Nacht-Mal werden Braut und Bräutigam in eine Kammer gesperrt, darin Eines dem Andren muß die Schuhe und Strümpffe abziehen. Womit sie sich alsdann schlaffen legen. Uber eine Stunde hernach bringt man ihnen eine gebratene Hänne aufs Bette, davon sie Bepde essen. Zu Morgens aber giebt man der Braut I (oder neuen Ehsrauen) einen Kehr-Besem in die Hand, daß sie das Hans auskehre ; und indem sie solches thut, wirfst deß Bräutigams Mutter ihr allerlei) Kehrich oder Staub und Unflat vor, was sie schon hat ausgekehrt, und streuet solches hin und wieder, aus daß die Braut nur mit dem Haus-kehren desto mehr zu thun bekomme. Die Brautführer aber treten zu, und wehren der Mutter, fangen auch endlich dieselbe; damit die Braut könne die Stuben unverhindert ausfegen. Nachmals rufst der Starashina alle Anwesende zusammen ; da sie dann der Braut eine Brenta (oder Butten) auf den Buckel geben, auch Brod, Käse und Wein mit sich nehmen, und also hingehen zum Höchsten Wasser. Da der Starashina das Wasser anredet mit diesen Worten: Dohèr dan uoda Jordana, kqja se Korstila Boga nu Suetiga Juana, Je sèni tebi pèrpelau leto neuestizo, de bodesh ny uslusila nu njo zhisto ohranila. Welches die Deutsche Zunge also Vorbringen würde: „Guten Tag, du Wasser Jordan! der du Gott und den H. Johann getanfft hast. Ich habe dir diese Braut zugeführt, daß du Sie bedienen sollt, und sie fein rein halten." Hiemit schneidet er etliche Stücklein Brods und Käse, wirfst solche ins Wasser, und geusst auch ein wenig Weins ins Wasser. Also giebt er dem Gewässer zu essen und zu trincken ; das übrige isst und trinckt er selber, nebst denen, so um ihn herstehen. Welche hieraus in der Braut ihren Hafen Wasser giessen. Aber die Deueri oder Brautführer wehren ihnen, und giessens aus, gehen also endlich hiemit ingesamt wieder heim. Es sihet, als ob diß eine Nachasfung einiges alt-heidnischen Wasser-Opffers wäre. Könnte wol nicht schaden , daß irgend ein oder anderer Obrigkeitlicher Beamter dem ersten Erfinder solcher Mratenee Huhn wird ihnen aus« Sette gebracht. Deß Stara-aehina Rede zu dem Wasser. Welchem er zu eflen und zu trincken giebt. Ihr Tantz. Garstige Zotteu-Geschwiitze der Alten. Der Bräutigam danckt der allzu-langbleiben- aberglaubischen Narrethey die Ehre erwiesen, und etwa« einen wackren Stab (ad imitationem deß Staraschina) ungefähr auch also angeredet hette: „GutenTag! duStock! Ich habe dich anhero geführt, daß du diesem abergläubigem Stockfisch den Staub so thörichter Phantaseyen ausklopffen, und ihm den Rock fein rein halten sollt." Dergleichen Stock-Begrüssung sollte auch noch wol heut bey solchen Wasser-Cere-monien sich nicht übel schicken; allein es steht zu besorgen, die eigensinnige Leute würden ihnen ihren alten Gebrauch nicht ausklopffen lassen. Gebrauch ist der Bauren Gesetzgeber. Wann sie nun heimgelangt, so geht der Tantz an. Wobei) nur der Bräutigam und die Braut, und die Gesellen tantzen. Zween und zween fassen jedweder den Zipffel eines Schweiß-Tüchleins, und halten im tantzen beyde denselben in Händen. Also hupffen sie dahin nach dem Schall einer doppelten Pseiffen, Uidalize genannt. Indem die jungen Leute herum tantzen, sitzen der Starishina, der Nastazhilo, jj der Fahnenführer und der Hornbläser still, und schauen in aller Erbarkeit dem Reigen . zu, als gleichsam Richter deß Tantzes. Die andre Alten aber klagen Einer dem Andren bald dieses, bald jenes, was sie gethan, bringen allerlei) garstige Zotten vor so schlimm, als Einer mag ersinnen; worauf ihnen auch bißweilen eine garstige ; Buß auserlegt wird. An solchen schlam- ! pigten Unflätereyen und satyrischen Reden, mit derer Erzehlung ich weder das Papier, noch dem Leser die Augen besudeln, noch die liebe .Zeit verderben mag, sondern mich begnüge zu sagen, daß sie gantz ungereimt und schändlich sehen, haben alsdann die Garst-Hämmel ihren grösse-sten Spaß, Ergetzung und Gelächter. Wie dann solche liederliche Fatz-Narren-Possen, welche Niemanden übler, als alten Leuten, die sich der Ernsthafftigkeit und Erbarkeit , oder eines unärgerlichen Schertzes befleissen sollten, anstehen, zu nichts anders nütz, als zur Reitzung eines groben und unverschämten Gelächters. Dieses Wesen treiben sie also dreh oder vier Tage lang, und auch bißweilen wol noch länger. Wann nun der Bräutigam Ihrer schon satt ist, und sie aus dem Hause wünscht, giebt er Jedwedem einen Kolatsch, bedanckt sich für die Ehre, daß sie seine Gäste gewesen, und bittet, sie mögen für diß-mal so vor lieb nehmen. Wann er ihnen nicht also Urlaub und zu verstehn gäbe, daß er Ihrer gnug habe, würde Keiner von sich selbsten hinweggehen. Imfall aber ein Witwer oder eine Witwe Hochzeit hält, kommen alte und junge Leute, auch so gar die Kinder bei) Nacht vor das Hans, und machen ihm eine Music von allerlei) Klapperwerck, setzen auch keine Nacht aus, biß er ihnen einen guten Trunck spendirt; wie auch in denen vorigen Theilen deß Landes gebräuchlich ist. Woferm sich Einer aber mit ihnen zu vergleichen, allzu lange verseucht, so dörffen sie ihm sicher soviel, als um dreh Kronen werth, nehmen, was sie wollen; denn, daß sie ihn biß aus soviel pfänden, ist schon also erkannt. Bey ihren Kirchweihen setzt es gemein-lich grosse Rauff-Händel ; weßwegen all-stets zwölff oder fünffachen wolbewehrte Soldaten sie im Zaum zu halten, oder voneinander zu bringen bestellt werden. Es wird auch dabey getantzt. Der erste Tantz gehört dem Supan (oder Schultheiffeu) und denselben verkaufft er um drey Liber (welche 40 Kreutzer machen.) Das Spielwerck, so dabey gebraucht wird, ist eine Rosheniza (oder Schalmey) imgleichen eine Vidalize, das ist, eine doppelte Pfetffe. In Den Ostern machen die Histrianer und auch (wie im Buch von der Religion soll erzehlt werden) die Einwohner der andren Fünfftheile dieses Landes, grosse Pogatschen von einem Mernig Weitzen. Solche Pogatsche wird zwar nicht hoch, aber hingegen gar breit, und unge-süurt, auch in keinem Ofen gebacken, fon dem auf glühende Kohlen gelegt, und nachdem es darauf gar gebacken, heraus genommen. Das, was etwan daran ver bräunt ist, schabt man ab mit einem Messer. Sie machen gleichfalls ein Presènz, wie im Ober- und Unter-Crain, und ein Lämmlein, welches auch der ärmste zu der Weihe tragen muß. Etliche füllen ihre Hosen mit Hits, und gehen also in die Kirche in Hoffnung, dadurch viel Hirses das Jahr über zu bekommen. Nachdem das Brod und Fleisch ge-weihet ist, lauffett sie Alle nach Hause so streng und eilig, als ihnen - ' • ben Gcst^' schasst ab weih-TSE Kircht"' und ist solches Lauffell im gantzen Lande Solche Verführung mit Eröffnung deß gebräuchlich. ' Grabes und Durchpfählung des todtenKör- Bey ihren Leich-Begängnissen ist dieses persisi unter denIstrianernaufdemLande, absonderlich zu mercken, daß, wann die, so nemlich bey den Bauten sehr gemein. Denn mit der Leiche gegangen, von der Begräbniß obgleich die Obrigkeit, wann es auskommt, zurück, und in die Stube kommen, als- mit harter Straffe dawider eyfert, weil Handc. dann ein altes Weib einen glühenden Feuer- es dem Glauben entgegen ist, geschichts Richer ume, drand (gorezha glaunia) nimt, und allgemach nichts destoweniger gar offt. iem”Sn l?affer drauf giesst. Die, welche der Im 1672ten Jahr hat man gleichfalls Brwdk. ' Begräbniß beygewohnt, halten ihre Hände ü jlt Khring in Österreich dem begrabenen darunter, und waschen sich in diesem ihnen Leichnam deß Giure Grando einen Pfahl von dem Brande gantz warm auf die durch den Leib zu treiben, sich bemühet, Hände rinnenden^ Wasser. Hernach fetzen weil aber der Pfahl in den Leib nicht hinein- sie sich zur Tafel, greiffen wacker zur dringen wollen, ihm deuKopff abgeschnitten, tobten. Schüssel und zum Glase. Solches verwegenen Stückleins haben sich ^pvist, io .Das Land- und Bauers-Volck in Ister- Ihrer Etliche unterfangen; nemlich der iaT9®(u(t9l,*= reich glaubt gar fest, es gebe gewisse Zaubrer Micolo Nyena, der Stipan Milasich, der 0,1 und Hexenmeister, welche den Kindern das Milio Radetich, Mattio Chericatin, Nicolo Blut aussaugen. Einen solchen Blut-Aus- Macina, Jure Macina, Juira Sorsich, fauger nennen sie Strigon. im gleichen auch Martino Udoreicich und Mietila Crairser. Vedarèz. Wann nun solcher Strigon ein- Dem ersten aber ist das Hertz entfallen, mal verreckt, so halten sie dafür, er gehe also, daß er den tobten Körper anzugreiffen. gegen Mitternacht im Dorff herum, klopfte allzu verzagt worden. Worauf sich der und schlage an die Häuser, und aus selbi- Andre drüber hergemacht, und den Kopfs gern Hause, da er angeklopfft, werde in den herabgeschnitten, und der Dritte das Kru-Tagen Einer sterben. Und so alsdenn eifix dabey gehalten, wie dann diese alle Jemand daraus stirbt, sprechen die Bauten, prey noch am Leben seynd, wovon wir der Strigon hat ihn gefressen, unten in dem Buch, darinn von den .Was noch mehr ist, so glauben auch CrainerischenStädten gehandelt wird, einen diese viel-glaubende Bauten, daß solche umständlichem. Bericht bey Beschreibung umgehende Strigons ihnen bey nächtli- deßMarckts Kreinck thun wollen; weil chsr Weile ihre Weiber bekriechen, und sich unterschiedliche sehr merckwürdige Würcklich beschlaffen, wiewol kein einiges Sachen dabei) ereignet haben, die wir Wort dabey reden. Ich besorge aber, allhie auslassen, und an diesem Ort nur daß auch offt wol die Witwen, zumal den Handel bloß berühren, wann sie noch jung und schön seynd, von Vor wenig Jahren ist dergleichen ge- recht fleischlichen Geistern recht würcklich schehen zu Lindar, und auch neulich erst uud wachsamlich beschlaffen werden. Also vor gleichfalls kurtzer Zeit in einem Ister-sehnd sie der gäntzlichen Meynung, es reichlichem Dorff, wiewol Venetianischen werde ihnen diß Gespenst keine Ruhe Gebiets. Massen mir im Jenner 1687ten msien, bevor sie ihm einen Pfahl von Jahrs -ine fürnehme und glaubwürdige "Lorn-Holtz durch den Leib schlagen. Person zugeschrieben, daß in jetztbemeldtem Deßwegen gehen auch der Behertzesten Benedisch - Histerreichischem Dorff die Etliche hin, solches zu verrichten, und zwar Bauten bey der Nacht ein Grab aufge- allemal nach Mitternacht ; weil sie glauben, macht, und dem Tobten einen Pfahl Um i,ie br befinde sich vor Mitternacht nicht im durch den Leib gejagt. Üwu eintn crra^e' sondern gehe alsdann herum. So Daß aber ^aus sothanem tobten Kör- t*n fVrllen sie dann das Grab, und stoffen, oder per Blut zu sliessen scheint, ist einechloffe ''lagen Wagen ihm einen Pfahl, der eine Faust- Augen-Verblendung, womit der Satan oder kleinen Arm dick ist, durch den Bauch, solche abergläubige Leute narret. Daß und schänden ihn häßlich aus. Daraus das Gespenst herum gehet, und an das unnt Blut hervor, der Leichnam krümmt Haus klopftet, aus welchem Einer bald und bieget sich auch, als ob er lebte, und sterben soll, widerfährt ihnen ihres Aber-"su Schinertzen empfünde. Alsdenn ver- glaubens halben: denn wie sie glauben, Witten sie das Grab wiederum mit Er- so geschicht ihnen. Und daß es, nachdem den, und gehen ihres Weges. man den Körper mit einem Pfahl 44* Wiewol t« die Obrigkeir strafst. Ein vor 15 Jahren geschehenes Exempel. Ein andre# Exempel zu Lindar. Wie auch in einem Histerreichischem Dorfs Bene-dischen Gebiets. Was davon zu halten. Woher der Name Strigoli tornine. Ovidii Beschreibung deß Bogel Strigig. durchgebohrt, sich hernach nicht mehr sehen lässt, haben sie keines wegs dem Pfahl zu dancken; sondern der arglistige Geist stellet sich mit Fleiß so, als ob ihm dadurch die Wiederkunfft abgeschnitten wäre, damit er sie nur immer tieffer in solchen Aberglauben verführe. Daß er auch die Weiber beschläfft, bekommt er desto leichter Macht und Berhengniß, je weiter die Weiber beydes in der Furcht und im Aberglauben den Männern Vorgehen. Hievon behandelt der Rabii Iisaschar, in seiner gelehrten und leswürdigen Kabala denudata, eine leswürdige Frage, quare mulieres potiiis inclinent ad fascina, & incantationes, quàm viri, * * * Anmerckunls. sEs hat das Ansehn, der Nam Stri-gon, welchen die Jstrianer den boshafften Hexen - Unziefer zugeeignet, so den Kindern das Blut aussauget, komme her von dem Lateinischen Wort Strix ; womit die heidnische Römer einen Nacht Vogel, nemlich den Uhu, so den Kindern oder Kinds-Ammen die Milch oder auch das Blut aussaugen sollte, sowol als eine sothane Hexe benannten, welche gleich solchem Vogel die Kinder und Ammen aussaugte. Selbige Nacht Vögel meynet der Poet Ovidius in diesen seinen Versen: Sunt avida volucres, non quoc 9’hi= neia mensis Guttura fra/uddbant ; sed genus inde trahunt. Grande caput, stantes oculi, rostra apta rapincc, Ganitiespennis, unguilushumus inest. Jfocte volant, puerosgue petunt nutricis egentes, St vitiant cunis corpora rapta suis. Garpere dicuntur lactentia viscera matris Stplenumpoto sanguine guttur halent. St illis StrigUus nomen : sed nominis hujus Gausa, quod horrenda stridere nocte solent. I) Die Meynung ist diese: daß es fressige Vögel gebe, so zwar nicht die Harpyen seynd, doch gleichwol ein von ihnen her- a) Vid. dicti R. Iisaschar Rabatte denudatae Tomus secundus, liber Soliar Tit XIII. de Porta Spirituum, fol. 118. b) Ovid, I. 6. Fastor. kommendes Geschlecht. Dieselbe haben einen grossen Kopfs, weit hervorstehende und starrende Augen. Der Schnabel ist zur Erschnappung deß Raubes recht bequem. Ihre Federn seynd grau, die Klauen krumm, und mit langen Nägeln geschärfft, fliegen bey Nacht umher, fallen auf die saugende Kinder, raffen dieselbe aus der Wiegen hinweg, und verderben sie, indem sie ihnen das Blut austrincken. Er beschreibt hiemit anderst keinen Vogel, als die Nacht - Eule. Plinius c) hält es für ein Mährlein, daß solche Vögel den Kindern die Brüste oder auch den Ziegen die Milch aus-fäugen sollten. Gleichwie es auch der Schwenckfeld und Nuntiat Garmannus d) eben so wenig glauben wollen. Daß sie aber den Ziegen die Milch ab-trincken, achtet P. Schottus für keine Un-warheit e) und Doctor Frommannus ver-meynt, daß sie eben sowol bey antreffender Gelegenheit dem Kinder-Blut nachtrachten mögen, f) L>o findt man auch beym Bartholino ein Exempel, daß drey Kinder, so in einer Kammer gelegen, von einem solchen Vogel besogen worden, g) Welches aber besagter Garmannus für Hexenwerck ansihet. Nach solchem Vogel nun hat man die-jenigeHexen, von welchen man glaubte, daß sie den Kindern das Blut aussaugten, gleichfalls Striges genannt, nachdem man sie vor noch älterer Zeit volaticas die fliegende geheissen; weil man nemlich auch vor Alters schon dafür gehalten, daß die Truden den Kindern das Blut aussaugten. Massen Marsilius Ficinus solches in diesen Zeilen bezeuget: Communis quaedam & vetus est opinio, aniculas quasdam Sa-! gas (quae & striges vulgari nomine vocan-I tur,) Infantium sugere sanguinem . quò I pro viribus rejuvenescant. h) Es treibt aber der Satan seine Buben-und Mord-Stücke mit den begrabenen Todten-Körpern nicht nur in Histerreich allein, sondern hat dergleichen auch mehrer Orten gespielt. Martinus Zetter erzehlt in feinen Traur - Geschichten, daß ihn im Jahr c) lib. II. Hist. Matur, c 39. d) Garmann, lib I, de Miracul. Mortuor. Tit. 3. §. 10. e) P. Schotus lib. 9. Physicae curiosae, cap. 25. f) D. Frommann. lib. 3. part. 3. Seot. 2. c. I. i le Fascinatione. g) Vid. Doct. Bartholini Centur. I. Hist. Anatom. 9. h) Marsilius Ficin. Florentin. lib. 2. de Studio-iorum Sanitate Tuend, c. II. Begr ioin" zu.ÄA auf- 1617 und 1618 zu Eywanschitz in Mäh- cken eingestürtzt, auch mit ihnen geredet ren einige erbare und wolbeglaubte Bür-( nicht anderst, als ob er noch im Leben ger zu etlichen malen berichtet haben, es wäre. Ja ! er hat es bey blosser Erschre-wäre daselbst vor etlichen Jahren ein ckung nicht beruhen lassen, sondern auch Bürger, welchen männiglich für einen Ihrer etlichen gar den Hals gebrochen, ehrlichen Biedermann angesehn, auf dem Und welchen er bey Namen genannt, der Gottes-Acker oder Kirchhofe selbiger Stadt ist acht Tage hernach gestorben, begruben, aber hernach allezeit bey der , Solchem Unheil zu [teuren, haben ihm Nacht aus dem Grabe wieder hervorge- die Nachbarn einen Pfahl durch den Leib kommen, und mancher Mensch von ihm schlagen lasten. Darüber er aber nur erwürgt worden. Dieser unruhige Tobte gelacht, gespöttelt und gesprochen: „Ihr hat allemal seinen Sterbkittel bey dem meynt Wunder! was ihr mir für einen Grabe zurück- und ligen lassen, und den- gewaltigen Posten gerissen, indem ihr selben, wann er wieder in sein Grab mir einen stecken gereicht, womit ich gestiegen, sich nider zu legen, wiederum mich desto bester der Hunde erwehren angezogen. Nachdem aber einsmals die kann." Es haben ihn aber zuletzt zween Wächter auf dem Kirchthurn ihn erblickt Hencker verbrannt; dabey er dann allerhatten, daß er aus dem Grabe heraus- gl ley Possen getrieben und die Füsse nach und umher ginge, treffen sie eilends hinnn- I sich gezogen, auch bald wie ein Ochs ge-ker und trugen ihm den Sterbkittel davon, brüllt, bald wie ein Esel geschneit. Und N Als er nun nach Verrichtung seiner als ihm einer von den Henckern einen Gänge wieder zum Grabe kehrend seinen 1 Stich in die Seiten gab, stoß das Blut Kittel nicht angetroffen, hat er ihnen häuffig heraus. Damit hat das Übel Zügelnsten, sie sollten ihm denselben wieder- ein Ende genommen, geben, oder gewärtig seyn, daß er ihnen Der Anthor, nemlich gedachter Hagez, Allen die Hälse bräche. Worüber sie der- berufft sich auf die Chronic deß Klosters uiasten erschrocken, daß sie ihm denselben Opatowitz, darinn er solche Geschicht ge-gleich alsobald hinab geworffen. funden. 6) Aber weil er viel Unglücks auf seiner Noch ein andres Beyspiel giebt eben Nacht-Wanderschafft stifftete, musste der dieser Böhmische Geschichtschreiber, nem-Hencker ihn endlich ausgraben und in lich dieses. Als man zehlte 1345, ver-Stücken hauen. Woraus man Ruhe für reckte in dem Böhmischen Städtlein An gehabt und weiter nichts gespührt. Levin eines Hafners (oder Töpfsers) Der Scharffrichter zoch ihm einen lau- Weib, welches Jedermann für eine Ertz-9% grosten Schleyer aus dem Maul Zauberinn hielt; und starb urplötzlich hervor, den er seinem, neben ihm begra- : dahin; dannenhero die Bürger glaubten, benem Weibe vorn Kopfs hinweggenagt der Teufel hette sie, indem sie die Geihatte. Welchen der Hencker dem Bolck ster beschworen, erwürgt; ausser welcher Dgete und rieff. „Schaut! wie der Zuvorkuufft deß höllischen Würgers sie Schelm so geitzig gewest!" Nachdem man mit nechsiem auf einem flammendem chn aus dem Grabe genommen, hat er Holtzstoß ihr Grab gefunden hette. angefangen zu reden und gesagt: „Ihr Weil sie nun in und unter einem so habt es jetzo eben recht getroffen! denn saubren Credit verblasst war, ward sie a?Al nunmehr mein auch verstorbenes auf einem Scheidewege begraben; ist aber Weib zu mir gelegt ist, wollten wir Beyde hernach vielen Leuten in mancherlei), und sonst die halbe Stadt umgebracht haben." »- unter andren, in Viehes Gestalt erschie-Man findet auch bey dem alten Böh- neu, auch Einer und Andrer von ihr Aschen Chronisten Hagecio diese folgen- ums Leben gebracht worden. Darum % HAeii abenteuerliche Fälle. man, weiteren Unglück vorzukommen, SU Ka. ^ahr 1337 hat man in dem den Körper aufgegraben und wahrgenom- §tnen if0hAfchen Dorff Blow, eine Meil von men, daß sie unter der Erden ihren Sbrinz, A Stadt Cadan, einen Vieh-Hirten Schleyer schon halb gefressen; welcher egraben, welcher alle Nächte hernach auf- gantz blutig war, als man ihr denselben gestanden und die Dörster durchwandelnd, i aus dem Rachen gezogen. Aoer solches JAN begegnenden Leuten grosten Schre- ----------------------------------— t v Dl ,, j' V) Hageciug in feiner Böhmischen Lhromc bey dem Martinus Zeiler im I. Theil der Tcaur-Geschichte. I I337fien Jahr. ;5in andre« E^cmpel in Böhmen. Blut floß noch viel häuffiger von ihr, als man ihr einen eychenen Pfahl durch den Leib schlug. Nachdem sie also durchpfählt wieder eingescharrt worden, hat sie den Pfahl heraus gerissen und noch mehr Leute ermordet, weder vorhin. Wodurch man bewogen worden, den Körper wieder auszugraben, und samt dem Pfahl zu verbrennen, die Asche aber, samt dem Erdreich ins Grab zu streuen. An der State, da der Körper verbrannt worden, hat man etliche Tage über einen Würbel-Wind, sonst aber hernach von ihr weiter nichts gesehn, noch einige Anfechtung erlitten. «- In den Miscellaneis Patris Laibini wird gedacht, daß im Jahr 1567. zu Trutnau in Böhmen, ein Bürger und reicher Geitzhals, Namens Stephan Huber nach seinem Tode ebenfalls viel Leute erdrückt und umgebracht. Denselben hat man gleichfalls aufgegraben, der Körper gantz fett und gesunder Farbe befunden, aber ihm den Kopff abgehauen. Da dann der Rumpfs viel Bluts von sich gestürtzt. Hernach hat er die Leute ungeplagt, und sich nicht mehr blicken lassen, b) Daß man solche Körper, damit der Satan dergleichen Händel getrieben, mit einem Pfahl durchgegraben, auf das mau für ihnen mögte Ruhe haben, ist eine uralte und wie mich dunckt, aus dem Heidenthum her-rührendeWeise. Saxo Grammaticus schreibt, es hetten zween hertz-vertraute, wiewol heidnischeFreunde, Assuit und A s m u n d sich gegeneinander eydlich verlobt, daß, welcher von ihnen Beyden den Andren überlebte, derselbe sich mit dem Gestorbenem lebendig sollte begraben lassen. Nachdem lebendig'zu nun hernach der Assuit aut ersten, und f inem verstor zwar natürliches Todes gestorben, hat der A s m it n d sich aus Freundschafft-und wrfpeETCtt. Eydes-Pflicht seinem hiednischenWahn nach verbunden geschätzt, sein Versprechen zu erfüllen, und sich demnach mit deß Assuits Leichnam in eine Höle oder weite Grube, darein man den verblichenen Körper samt dessen Hunde und Pferde gebracht hatte, lebendig verschlossen ; jedoch ehe denn man die Spelunck hinter ihm zugemacht, ziemlich-viel Speise zuvor mit sich hienein genommen, auf daß er eine lange Zeit davon mögte zu leben haben. Es begiebt sich aber endlich, daß einsmals jj а) Heget, ad Arnum 1345. б) P. Balbinus lib. 3 Miscellaneorum historiccr Regni Bohemi® foL 209. König Erich daselbst mit dem Kriegsheer vorbey marchirend, die Vermutung bekam- frommen-men, es dörsfte allda ein Schatz vergraben ligen ; weßwegen er diese deß Assuits Grab-Höle öffnen, und den noch lebenden Asinini d wieder heraus ans Licht führen lässt. Welcher nunmehr gar wichst, häß-und abscheulich anzusehen, und mit Echter und Blut beflossen war. Denn wie er erzehlte, so war der Assuit bey Nacht-Zeiten wieder aufgelebt, hatte ihn den Assmund angefalleu, mit ihm gerungen und ihm das lincke Ohr herabgerissen. Immassen dieser, als der König gefragt, woher er die Wunde bekommen hette? demselben in alt Gothischer Sprache dasjenige, was in folgenden Lateinischen Zeilen ist enthalten, zur Antwort gegeben. :2wut stupetvs, gui reOvctum me colore cernitis ? ßbsolesdt nempe vivus om?iis inter mortioos. dVescio guo St p gii numinis ausu Jllissibs ab inferis Spiritus Assuiti Scevis alipedem dentibus edit, Jnfandog canem prccbuit ori. jYec contentus egui, velcanis, esu, Alox in me rapidos transtulit ungues, Aiscissag gena sustulit aurem. Mine laceri vultus horret imago, Smicat ingue fero vulnere sanguis. %aud impune tamen monstriferegit : JYam ferro secui mox caput ejus, ÜPerfodia nocens stivite corvus. Dem Deutschen Leser zu Liebe will ich solches in folgende Teutsche Reimen verwandeln. „Was steht ihr so bestürtzt, daß ich so mißgefärbet vor euren Augen bin? Wer seinen Aufenthalt Lebendig hat bey dem, den die Verwesung kerbet, der wird so greulich-wüst, so rauh und un gestalt. „ Affilitene Geist ist aus dem Schatten- Wi-jjjt Schlund' erlassen, «j ^ was für ein Höllen-Götz es auch wordenverschaffet hat. Er kam hierauf. Sein Maul, und grimme Zähne fr affen das Roß und auch den Hund, war doch damit nicht satt; Er warst gleich einem Wolf auch mir die scharste Klauen ins Angesicht. Er riß die Backen mir entzwey, Dazu das Ohr herab. Davon ist jetzt zu schauen mein Antlitz so zerritzt, und eurer Augen Scheu. Da rühret her diß Blut! Doch ging es ungenosseu dem Ungeheur nicht hin. Ich griff zu meinem Schwert, Und spaltet' ihm den Kopfs; und Hab' auch durchgestossen, mit einem Pfahl den Leib, der meinen hat versehrt." Diese Abertheuer, dergleichen Saxo sonst noch tool etliche mehr hat ausgezeichnet, ffhet zwar etlichen Umständen nach einer Fabel in etwas gleich, doch in etlichen auch der Warheit ähnlich, item lieh in so weit, daß man vielleicht deß Asmunds, oder eines andren Verstorbenen todten Körper bald nach dessen Beysetznng, und zwar vor einiger Verwesung desselben wieder gefunden, don einem unterirdischen Grab-Gespenst fa übel traetirt, wie oben berichtet worden. Welches man nachmals mit Zusätzen vermehrt hat. Wiewol es dennoch auch so gar unglaublich nicht, daß sich der Asmund zu dem todtem Affuit lebendig habe einsperren fassen; angemerckt, bey den alten Nord-Völckern gar bräuchlich gewest, daß gute Freunde sich zusammen vereinigt und verbunden, miteinander zu sterben, oder lebendig mit dem Verstorbenem ins Grab Zu gehen. Es kann der Asmund vielleicht durch einige verborgene Ritzen etwas Lufft, und von den mit sich genommenenVictualien Nahrung und Unterhalt seines Lebens ge-uossen, inzwischen aber von dem Gespenste ^roth gelitten haben; oder es mag auch tool der Asmund vorlängst schon erstickt gewe-fan, der Teufel aber in seiner Gestalt, nem-uch mit deß Asmunds todtem Leichnam umgeben, dem König Erich erschienen seyn. Db nun solches zwar gantz ungewiß, und gar nicht unbetrieglich ist; spühret man dennoch so viel daraus, daß es schon damals üblich gewest, den Todten-Ge-faenstern ihren angenommenen Leib mit elnem Pfahl durchzustossen. Die Ursach, warum die Körper derHexen vlßweilen also aus dem Grabe hervor- und gerumgehen,und die Leute beschädigen, wird unterschiedlich beurtheilet; indem Etliche, arunter obbenannter P. Balbinus befind* fch ist, vermeynen, es geschehe darum, weil ist d^erey dem Allmächtigen so verhasst fa' daß er nicht nur die L>eele derer Hexen (welche ungestrafft dahin sterben) dort mit hellischem, sondern auch den Leib derselben allhie mit elementarischem Feuer wolle verbrannt wissen. Aber solche Meynung ist voll Ungewißheit. Denn es sterben viel Zauberer und Unholden natürliches Todes, und kommen doch die Wenigsten derselben also aus dem Grabe wieder hervor. Scheint derhalben, der Satan bekomme die Zulassung, solche Bosheit und Mörderey mit dem angelegtem Balg einer verrecktenZauberinn zu treiben, zur Straffe mancher abergläubischer Leute, (wie auch deß Herrn Haupt-Authoris Meynung dahin sich neiget) die mit keinem festen Vertrauen auf Gott gerüstet, oder auch wol bißweilen allzuhurtig seynd, auf dieses oder jenes Weib einen ungegründten Verdacht der Zauberey zu werffen. Denn weil der Satan ein Verleumder ist, sucht er hiedurch sowol die Unschuldige als Schuldige auch nach ihrem Tode an ihren Leu-mut zu verletzen, und sie noch unter dem Bodem mit der härtesten Schmach anzu-greiffen ; damit er zwischen den Verwandten und solchen Leuten, welche viel davon reden und auch wol begehren, daß man sotha-nen Körper aufgraben und köpffen, oder verbrennen solle, tödtliche Feindschafft und Haß anspinnen möge. Gleich wie er eben sowol zugleich hiemit dahin zielen kann, daß der falsche Wahn, als ob der Verstorbene selbst mit seinem begrabenem Leichnam also umher wandelte, den Leuten desto fester klebe, und die Einbildung, als müssten sie solches Gespenst durch einen Pfahl, Schwert oder Feuer, vielmehr, weder durch ein gläubiges Gebet vertilgen, desto kräfftiger erstarcke. Deßwegen setzt er auch, wie gleichfalls hierinn ruhm-besagter Herr Haupt-Verfasser hochweislich urtheilet, den Weibsbildern stärcker, als dem Manns Bolck zu; weil sie nemlich am furchtsamsten, erschreck-samesten, und abergläubiger als die Männer seynd. Zu welchem Spruch hochgedachter Herr Haupt-Author sowol klugeHeiden, als verständige Christen zu Beystimmern hat. Strabo giebt die Weiber aus für Urheberinnen alles Aberglaubens, a) Plato spricht, sie seyen in allen Sachen schwächer, als die Männer, b) Schwächer nemlich nicht allein am Verstand, sondern auch an Mut und Hertzhafftigkeit. Daher bilden sie sich etwas Ungewöhnliches, Wie 8. Be-aedictus etliche aus bem Grabe wieder aufsteherde Personen zur Ruhe gcbrod t haben soll. oder Unvermutetes, um soviel erschrecklicher vor, und werden darüber desto bestürmter, set;ui) auch desto leucht-und abergläubiger, sürnemlich in traurigenFällen. «) Die göttliche Schrifft bezeugt es auch selbst, daß sie sehen ào&eyfo&tQov, ein schwa-chesGesäß. Darum erschreckt, bethört und besiegt sie der Satan auch viel leichter, weder etnett behertzten Mann. Welches von Alters her die Erfahrung gewiesen, und unter Andren die Nordische Gothen, Den-nemärcker, Norweger und Isländer zu ihren noch heidnischen Zeiten schon ge-merckt. Gestaltsam Olaus Wormius ge-denckt, daß der Satan sich gar offt ihnen in Gestalt grösser ungeheurer Riesen vorgestellt, doch nicht so sehr die behertzte Männer, als nur die Weiblein und Knaben durch solche gespenstische Erscheinungen erschreckt, c) Wann aber die Istrianische Bäurinnen sich mit einem gläubigem, eyfrigem und Gott - vertrauendem Gebet wehren, auch sonst eines christlichen Wandels besleisien, und abergläubiger Mittel muffig gehen, wirds dem Teufel wol fehlen, daß er sie 6et) Nachtzeit in Gestalt eines begrabenen Zauberers sollte notzüchtigen. Welchen aber dieses begegnet, bet) denen muß es besorglich an einem solcher drehen Stücken ermangeln. Daß aber nnvonnöthen sey, solchen aus dem Grabe hervorgehenden Todtcn den Leichnam zu durchstossen, besondern dergleichen Gespenster auf andre christlichere Weise abgeschaffet werden können, ungleichen, daß solches, wann nach dem Tode Jemand aus den Gräbern sich wieder erhebet, und herum wandert, nicht gleich eilte Anzeigung gebe, als ob ein solcher aus dem Grabe erstehender Todter Hexereh in seinem Leben getrieben, will ich durch ein altes und neues Behspiel erkenntlich machen. Gregorius Magnus erzehlt, cs sey zur Zeit deß H. Benedicti geschehen, daß, als der Diaconus, indem man in der Kirchen Messe gehalten, nach damaliger Gewonheit geruffen, wer nicht communieirte, der sollte Andren answeichen, und Platz geben, eine Amme gewahr worden, wie etliche begrabene Weibsbilder, so von ihr erzogen waren, und für welche sie hernach dem Herrn zu opffern, (das ist Opffer-Gaben auf den а) Gtaius pro Lucilla apud Stobacum 1. 2. p. 143 б) I. Petri 3. c) Yid. OJ.Wormius de LiteraturaRunica fol. m. 99. Altar zu bringen) pflag, aus ihren Gräbern hervor gekommen, und wieder hinein gegangen Da habe 8. Benedictus, sobald er solches erfahren, mit eigener Hand al-sofort ein Opffer überreicht, mit diesen Worten: Ite, & hanc oblationem pro eis offerri Domino facite, & ulterius ex-communicata) non erunt. „Geht hin, und lasst dieses Opffer dem Herrn für sie opffern, so werden sie von der christ lichen Gemein nicht mehr ausgeschlossen sehn." c) Worauf diese weibliche Körper nachmals in ihren Begräbnissen ruhig ligen geblieben sehn sollen. Das neuere habe ich aus der Versicherung und sichtbarem Gezeugniß eines ehrbarn, christlichen, glaubwürdigen und gottsfürchtigen Manns, der noch am Leben und nicht allein deß Orts, da sichs zugetragen, biirtig, sondern es auch selbst mit angesehn, dazu sich erboten, imfall ichs verlangte, mir aus selbigem Ort von dem er zwar anjetzo über hundert und drehssig Meilwegs entfernt wohnet, durch Schrei ben von glaubwürdigsten Personen, die Bestetignng darüber zu verschaffen. Zu Aalburg, in Nord Jütland, lebte ungefähr vor XXIV. oder XXV. Jahren ein reicher Kanffmann, Thomas Larson genannt, mit seinem Weibe in groffem Pracht und Überfluß, welche, weil sie ihm ein stattliches Vermögen zugebracht, solches durch ihre Hoffart redlich wieder verzehren halff, und den Mann von einer Ungerechtigkeit zur ändern verreitzte, sich aber selbsten ein schweres Verhängnis; über den Hals joch. Dann es geschah, daß sich einsmals beh Nacht ein stattlichbekleideter Fremder in ihrem Hause ein-sand, welchen der Diener seinem Herrn anmeldete; der ihn auch höflich und freundlich empfing, und nach Lands-Gewonheit, als Einen, der ihn zu besuchen angekommen, mit Wein tractirte. Sie trancken ziemlich lang miteinander ans zweyen kleinen silbernen Bechern, biß endlich der Fremde einen von selbigen untern Tisch fallen ließ. Der Diener neigte sich ge-fchwinde, solchen wieder auszuheben, erblickte aber mit höchster Bestürtzung grosse Klauen an deß vermehnten Eavalliers Füssen, forderte hierauf seinen Herrn beyfeits und entdeckte ihm, was er für einen entsetzlichen Gast beh sich hette. eegebmtjrit9' Dieser befihlt also bald nach denen Geist-: «man lichen zu lauffen, insonderheit aber, daß s^CatuT ^er àecht eilends anspannen, fortrennen, und den Herrn Peter von Gutum (Gutum ist ein Marcktsleck unweit von Aalburg, attivo dieser Herr Peter ein Kirchendiener und seiner Gottseeligkeit halben sehr belobt war) holen sollte. Die Geistliche stellen sich zwar ein, der fremde aber zancket sich mit ihnen, und begehret nicht zu weichen. Endlich kommt auch gedachter Herr Peter, welcher die Neise zu befördern, seine eigene Pferde Vorspannen lassen, in gar kurtzer Zeit an. Sobald nun dieser in die Stuben hinein tritt, verschliefst sich der T. untern Tisch. Der Geistliche, durch Gottes Geist ermuntert, redet ihn unerschrocken an, daß er hervorkommen, und was er hier zu thun habe, sagen sollte. Worauf der böse Geist mit Entsetzen der Umstehenden zur Antwort gab, daß er durch Göttliche Zulassung Erlaubniß bekommen, die Frau zu holen, und würde es mit ihr schon längst geschehen seyn, wann sie sich nur in der Stuben hette antreffen lassen, begehrte hieraus an den Geistlichen, daß er ihm verstatten mögte, seinen Weg wieder zu nehmen, wo er hergekommen. Solches ward ihm aber nicht zugelassen, sondern erwehnter Herr Peter von Gutum stieß eine Scheiben aus, wodurch der unreine Geist gehen sollte. Welches auch geschähe und bezeugten viel hundert auf der Gassen stehende und auf diesen Handel Achtung gebende Personen, daß sie wit ihren Augen eine Flamme hetten durchfahren sehen. Bald hernach stirbt sowohl die Frau als der Mann, aber mit so vielen Schulden, daß auch die Erben den Verstorbenen den Schlüssel aus das Grab warffen. Dann, ob er wol aus seinem Todt-Bette befahl, Jedermann zu bezahlen mit Vermelden, daß man noch wol finden würde, die Creditores zu vergnügen, so wollten Jene doch nicht trauen, sondern lieber nicht erben, als aus die Hoffnung eines ungewissen Uberrests das Ihrige mit daran wagen. Hierauf ward nun also-bald das Haus und alle Gemächer vom Gericht versiegelt, aber Siegel und Schlösser kunnten den bey Nacht wiederkommenden Kauffmann nicht ausschliessen. Dann sobald dieses Gespenst, welches einen weiten Weg von dem Kirchhofe biß nach dem Hause zu gehen hatte, ankam, sprangen alle Thüren auf, und sähe man bald dieses bald jenes Gemach durchs Licht erhellet, hörte auch darauf, wie die Geld-Säcke nacheinander gelernt wurden. Hieraus ward endlich so eine gemeine Sache, daß täglich unterschiedliche Personen sich über den Fluß zusammen sammleten, den Thomas Larson wiederkehren zu sehen. Welcher sich dann allezeit in seinem gewöhnlichen Habit zeigte, und die, so ihn kannten, ihres Wegs ungehindert vorbei) gehen ließ, dahingegen denen Fremden, die nichts um solche Begebenheiten wussten, so oft sie ihn erblickten und vor einen wahren Menschen hielten, die Haare auf dem Kopfs zu flammen an* fiengen, doch ohne die geringste Versehrung. Und dieses traurige Spectacul währete ein gantzes halbes Jahr. Nachdem aber die Schuldforderer von der Hinterlassenschaft, welche zu Abführung der Schulden über Vermuten noch zugereicht, befriedigt worden, hat man ! weiter nichts gesehn. Also haben wir nun Exemplarischen Beweis, daß die Todten-Gespenster, so in deß Begrabenen Kleidung oder auch Leich-Kleidern aus dem Grabe unter die Leute kommen, nicht eben nothwendig für Hexen-Körper zu achten, auch zu ihrer Beruhigung und Zurückbehaltung im Grabe kein durch den Leib geschlagener Pfahl erfordert werde. $iis XI. Bon dem Unterhalt, Übung, Lebens-Art und Studien deß Adels und der Bürger in Crain. Von was für Ieuken die bisher beschriebene Gebräuche zu verstehen fepd. Zungen dcjs Herrn-Itnnde« und Adels. Die Edlen defs Randes fegnd wohlhereist. Der Bürger Iahrung. Die lasten ihre Kinder häufig fludiren. Adel qualistcirt steh sowohl zu Kriegs- als Kegimeuts-Mürden. Val. VI, Buch Übungen deß Herrn-Stcmdes und Adels. Die Edlen deh Landes seynd inalberei ft. kas wir in vorigen Capitteln luon den Sitten, Bräuchen und Gewonheiten der Crainer gehandelt, das muß Alles von den Bauers-Leuten und gemei» nem Bollì verstanden werden, und zwar meistenteils (etliche gar wenige Gewonheiten, welche allgemein seynd, ausgesetzt) von den Bauren, die solche Weise allein halten von Alters her, solchem nach auch keinen Bescheid zu geben wissen, wenn man sie um die Ursach sothaner Gewonheiten fragt, unterdessen dennoch dieselbe so fest und steiff beobachten, daß sie viel un-gerner davon scheiden, weder ein angewachsener Schwamm von dem Baum-Stamm, auch keines Weges ihnen selbige verbieten, noch abbringen lassen. Die Sitten aber der Edelleute und Bürger seynd sowol als ihre Gebräuche weit anders beschaffen, und so manierlich, wie andrer wolgesitteter Völker ihre ; weßwegen wir dieselbe einer besonderen Erzehlung unnöthig erachten; ausbenommen, daß ihrer Lebens-Art, das ist, ihres Thuns, Gewerbs, und ihrer Übungen einiger Bericht vonnöthen scheinet. Der Adel unterhält seinen Stand von seinen Gütern oder, so er unbegütert, von seinem zu deß höchsten Ober-Haupts Diensten führendem Degen. Jedoch pfle gen sowol die vom Herrn-Stande, als die Edelleuten zuforderst ihre Jugend mit freyen Künsten zu zieren, und der Pallas aufzuwarten, auch dabei sich mit zuwachsenden Jahren in ritterlichen Exercitten zu qualificiren, nachmals fremde Länder, bevorab Italien und Franckreich, durchzureisen ; damit sie entweder zum ansehnlichen Wehr-Stande (zu einer fürnehmen Kriegs-Charge, meyne ich) oder zn leuchtenden Regiments-Würden und gläntzen-den Ehren-Aemtern dermaleins steigen, oder auch sowol von der Feder- als von der Degen-Spitze und also von beyden ein besonders Ansehn erreichen können. Massen ihnen dann die Näherung Italiens groffen Anlaß und Bequemlichkeit zur Peregrinatiott gibt. Denn wann sie solcher Gestalt ihre vordere und ledige Jugend-Zeit an- und hingelegt, suchen sie entweder an groffen Hösen oder im geharnischtem Felde Ehr anfzuheben, und entweder bey der Landes-Regierung oder im Kriege eine ihnen anständige Stelle zu bekleiden. Gestaltsam hievon viel Exempel entweder in den Geschicht-Bü-chern oder noch im Leibe und in der Natur leben. Wie sie dann auch von ihrem bösen Nachbarn dem Erbfeinde, als mit dem sie offt zu thun bekommen, tapffer zu seyn erinnert und zu militärischen Übungen stets aufgemuntert werden, auch, wie uns das Buch der Jahr-Geschichte erzehlen wird, manche resolute Schlappen demselben mitgetheilt. Die übrigen aber, welche dem privat Leben geneigter seynd, gemessen ihrer Ersetzungen von einer ritterlichen Jagt und guten Einkommens von ihren Erb-Gütern, oder, so sie andächtiges und Ruh-liebendes Gemüts seynd, gehen sie in einen fürnehmen, sonderlich in den Bernhardiner und Benedictiner Orden. Die Bürger treiben Handlungen und Kaufs Gewerbe, die geringere aber unter ihnen allerlei) Handwercke. Biele aber laffen ihre Kinder studiren, gleichwie auch jetzt erroehnter Massen die Edelleute thun, als die sehr wol wissen, daß der Adel eben so reputirlich unter dem mercuria-lischem Flügel-Hut, als unter dem metallischem Kriegs-Hut stehe, und nicht geringere Klarheit von den Apollinischen Strahlen, als von den martialischen Stuck-Blitzen ziehen könne. Wie dann tut Lande zu solchem Zweck gar feine Seminaria und Schulen angerichtet seynd, auch sonderlich die Herren Patres Jesuitse in ihren Collegiis die studirende Jugend in humanioribus, bevorab in der Lat initet, Eloquentz und Schluß-Kunst (oder Logic) meisterlich abzuführen, einen lobwürdigen Fleiß anlegen und in solcher Unterrichtung sonderbare Manier und Geschicklichkeit brauchen. Wann sie nun einen guten Grund allda gelegt, begeben sie sich auf hohe Schulen, oder bedienen sich, wie gesagt, der Reist in fremde polite Länder, zu einer Academie. Wovon sie hernach die Frucht erndten, daß man ihnen ihrer Fähigkeit und Qualitet nach allerhand hochwigtige Aemter, Würden und Hoch» reputirliche Verrichtungen vertrauet. Das höchste Oberhaupt ziehet sie hervor zu groffen Sachen; und seynd noch unterschiedliche vortreffliche Reden vorhanden, die Mancher entweder in Gesandschafft an hohe Personen, oder in der Land-Stuben, oder bei andren öffentlichen Ver- Der Bürg" -ikahruag. lassen L Kinder stndiren-Der Ad-> à qnalificE lomolz» „ Regn ZBiirdfl1- sammlungen mit wigtigem Nachdruck zu grossen Ehren und Recommendirung seiner Dexteritet gehalten. Und wie nicht nur das Geblüt, sondern auch die Kunst und das Gemüt den Menschen erhöhet; also gedeyet nicht nur aus dem Adelichem, sondern auch aus dem bürgerlichem Stande manches Subjectum zu einem grossen Ruhm; also, daß vielmals herrliche Leute daraus erwachsen, die entweder in geist- oder in weltlichem Stande mit ihrer erlangten Erudition dem Vaterlande, und auch wol dem höchsten Ober-Haupt desselben, entweder mit beredter Zungen, oder Feder, oder klugem Gehirn merckliche Dienste thun, und in vielfältiger Hochangelegenheit beydes, ihre Oualitet und Treu, bewehren. Nicht wenige lasten auch ihr scharffes Gehirn und wolpolirten Verstand in öffentlichen Schriften blicken. Wovon die Muster in nicht geringer Anzahl am Tage ligen, und in schönen gelehrten Büchern sich zu erkennen geben. Massen wir derselben eine fast unzehliche Zahl zu erzehlen hetten, wann uns die Menge derselben nicht überhäuffte, und diesem Werck unbegreiflich fielen. Damit wir aber gleichwol diejenige mit dem exemplarischen Augen-Schein widerlegen, welche entweder aus Tadel-Sucht, oder aus Unwissenheit andere Leute zu überreden vermehrten, es könne aus dem Schatten der Crainerischen Gebirge, (will sagen aus diesem mit vielen Bergen durchgehügelten Lande) kein Licht der Erudition und Wissenschafft hervor scheinen; so wollen wir aus solcher Vielheit einen Ausschuß, und unterschiedliche gelehrte Crainerische Scribenten namkün-dig machen samt denen Wercken oder Büchern, womit die gelehrte Welt durch sie bedienet worden. Welches wir dem Schluß dieses sechsten Buchs zum Anhänge beyfügen. Und solcher Ausschuß unserer Scribenten soll sowol in Standsund adelichen, als in bürgerlichen Personen bestehn. A « b » n n lleß Scdilien Jkdis, welcher eine Anzahl gelehrter Scribenten begreifst, so aus Crain bürtig gewest. if n lf a 11 Aach welcher Grünung dieser Anhang abgetkeilet werde. 8. Cyrilli und Methodii IcKristten. ^repberrns Sigismundi von Herberstein Eltern und Geburts-Ort. Miril Baccalaureus. Ein Soldat. Ein Hofmann und Gesandter. Deine gedruckte Dckristten. Ickrrstten Johannis Melch. Maliers. Primus Trüber übersetzt die Evangelien und das Jene Testament in ErainerifcKe Sprache. Erste Vuckdruckerey zu JaZ-tach. Meldung der Truberifchen Versionen bevm Mosemanno. Desten Erange-Ufclie Versionen werden aufgehalten. Jamrrel Budina. Martini Pegei Dckristten. Spindlevi Hredigt. Georgii Riselii Eration. Adami Bohorizh Arcticae Horulae succisivae. M. Georgii Dalmatini Übersetzung der Evangelischen Mbel. Wird nt E-rain verboten. Aber zu Wittenberg aufgelegt. Mas die Austage gekostet. Mns Erarn dazu beygetragen. Spott-Ram defs Dalmatini. Verfolgung defs 45* Dalmatini. Der in einem (Betreibe verborgen bleibt. Sein rühmlicher Mleifs. Seine Nberfàng trird noch von Etlichen gebraucht. Keu-gedruchte Kands-Hand-ftft. Thomas Ehrön. Wird Mfchojf Zn Jagbach. Mas derselbe für Weher geschrieben. D. Taufreri Schrip de Absoluto Decreto. Verfe auf feinem Honterfegt. Michaelis Mikèz Catechismus. Joannis Raphaelis CobentLelS Gelehrtheit und Schafften. Andreae Kobavii SchrMen. Davidis Verbecii Profession. Verfe auf fein Konterfegd. Seine vielfältige SchrMen. Joannis Tschandeck verdolmetfchter Catechismus. Leonardi Bagei Manuale. Dutfcharrs gedruckte Aelation. Mrancifci Glavinichs Tractaten. Petri Störgleri Asma Poeticum. Andreae Zerguls Theoremata Chronologica. Laurentii Sengfen-fchmids II. Orationes. Ferdinandi de Montagnaua gelehrte Schristten. D. Ludovici Schönlebens Geburts-Jahr und Vater. Dejfen hohe Gelehrheit. Seine unterfchiedliche Würden. Er stirbt in feinem Climacterico. Sein Epitaphium. Catalogus feiner vielfältigen SchrMen. Von feinen ungedruchten Manuscripten. Joannis Leberii gedruckte Sachen. Michaelis Hermanni Mchlein- Adam Seba-ftians von Siezenhcmt Speculum. Generosae Juventutis. Philippi Terpini SchrMen. Eliae Ottonis. Patris Martini Bauscheri. Friderici Jellentschiz. Joan. Baptistae Ganseri. P. Dolars. D. Joh. Caroli de Georgio. Jacobi Sckherl. Joannis Georgii Kapus. Herrn -FranàllS MrelhemiZ von WiitLen-ftein. Georgii Wàfteins. Matthiae Ferfillae. Matthiae Castellez vielfältige Schrißten. Herrn Georg Sigmund, Mreyherrns von Halterftein Doetifche SchrMen. Seine anagrammatifche Dedication. Freiherr von Hallerstein celebrirt nach funjfrigiähriger Ehe abermal Hochreit. Herrn Johann Jiridrichs von Kain Such de Lap. Philos. SchrMen Patris Antonii Lazari. Joannis Schegae 8. J. Herrn Mantr Hernhsrd Dfchers. Jac. Ignatii Setters. Freiherrns Johann Hagtiftae von Wütrenftein rum Druck beförderte Sachen. Doct. Joh. Danielis von Grberg Disputation, ^reiherrn Daradeifers anfehnliche Iuristifche Deputation. Defs Herrn Grafens Hiarianers feine. Mancher andrer Herren gedruckte Theses. Herrn Grafens Wolf Engelbrechts von Aursperg Theses. Ihrer Hochwolg. (Bn.t Herrn Herrn Baron Valvafors Schrißten. Derfelbe bringt am ersten die Jupßerstecher und den Hupjfer-Druch in Hrain. u verwundern ists, daß, obgleich k Verdüsterung der Sinnen eine grobe Crain an den letzten Grentzen | Nachbarinn ist, da muß Geschicklichkeit deß Erbfeindes ligt, dennoch mit desto mehr Fackeln um sich her 'gleichwol mancherley schöne Bü- leuchten. cher darinn geschrieben worden, ! Weil sich aber dieser Anhang in ge» wisse Capitteln nicht wol bequemen will, sollen uns die Namen solcher Craineri-schen Authorum selbsten, die wir sammt ihren Schrifften hiezu zu benennen ge- àals theologische, moralische, ju 'ristische, medieinalische, historische, chronologische, genealogische, topographische, geographische, mathematische, politische, chymische, poetische, Romanen, willet seyn, zur Eintheilung dieser Mw und allerlei) Inhalts. Allein die so nahe Barbarei) ist eben einer von den Wetz» Steinen, welche den Fleiß schärften, daß man dem barbarischen Unverstände durch gute Künste und Wissenschafften obsiege. Wider die Finsterniß zündet man Lichter an; und wo die Ungeschicklichkeit oder teri dienen. Die wir sonst gern nach den Faculteten und Discipline«, darinn sie geschrieben, eintheilen mögten, wann nicht Mancher von mehr als einerlei) Wissenschaft! oder Kunst und sowol von dieser oder jener Disciplin als von einer Materi, die zu einer Haupt-Facultet g I. »ttisy lUl Wir geben hierinn billig die erste «S Stelle dem Fleiß deß H. Cyrilli und Methodii. Deren Jener, wie oben, in dem I. Capittel deh VI. Buchs berichtet worden, die Cyrillische Buchstaben, dieser aber die Crabatisch- und Windische erfunden, auch die H. Bibel in seine Muttersprache übersetzt, ungleichen die Meß und andre Kirchen-Ceremonien in die Sclavonische Sprache gebracht hat. Nechst diesen soll folgen: l^ettns JySSS ‘"««■Ort. Bird c®lai Bac- ateus. Soldi at Tn gehörig, gehandelt hette. Weßwegen wir 3. Ein Büchlein de admirandis Re-hierinn keiner andren Ordnung werden bus Naturae, (von den Wundern der nachgehen, als derjenigen, so uns die Zeit, Natur) in Quarto, darin sie geschrieben, an die Hand gibt. m Johann Melchior Moder hat zween Tractaten in Quart geschrieben unter diesen Titeln: 1. Johannis Melchioris Maderi Equestria, sive de Arte benè equitandi, Liber primus de Hippica, id est, Primae Eque-striae Consideratio Equi. 2. Liber secundus de Hippeutica: id est, secunda pars Equestriae, Consideratio Equitis. Unten steht : Segoduni excudit Simon Halbmeyer, Anno CIO DC XXI. Dieses Buch, welches in Quarto gedruckt, hat der Author etlichen fürnehmen jungen Herren gededicirt mit dieser Zu-schrifft: Illustriss. Generosiss. Nobilissimis Juventutis Principibus, D. D. D. D. Domino Joanni Antonio, Libero Baroni ab Eggenberg &c. Domino Georgio Bernardo Ursenpeck, Libero Baroni &c. Domino XVolfgango Engelbrechto, Libero Baroni in Auersperg &c. Domino Joanni Udalrico ab Ernaw &c. Es stehet schier einer sonderlichen Vorbedeutung gleich, daß er sie damals Principes Juventutis getitulirt. Denn obgleich diese Worte eigendlich nur soviel bedeuten wollen, als die Für-n eh ut fte und Vortrefflichste unter den Jünglingen, seynd doch gleichwol zwo Familien aus Liesen Bieren würcklich gefürstet worden, das ist!zum Für-sten-Stande erhoben, als nemlich Fürst von Eggenberg und Fürst von Auersperg. L'n- gi. II. Sigismund Freiherr von Herberstein, der von Herrn Baron Leonard und Frauen Barbara, Burggräfin zu Lueg, ehelich erzeugt und zu Wipach in Crain im Jahr 1487 zur Welt gebohren, auch sowol Wipach als Mährenfels her-uach in Besitz gehabt, hat zu Wien in Desterreich studirt, und nicht allein selber m der Gelehrtheit eine rühmliche Stafel erreicht, sondern auch die Gelehrten werth geachtet _ und vor allen andren Titeln stut diesen zu einer besondren Ehre und Mori gezogen, daß er im sechzehenden Jahr seines Alters zum Baccalaureo Philosophiae creirt worden. Nachmals hat ^r sich zu politischen Actionen und Staats-Jeschäfften brauchen lassen, nachdem er zuvorderst sich etwas im Kriege versucht, tangemerckt, er darauf bald hernach einen ofmann, folgends einen Keyserlichen sandten an unterschiedliche grosie Höfe ^gegeben, auf welchem Schauplatze der jUughdt und Höflichkeit er feine Person W rühmlich gespielt, daß ihm grosses --ob daraus erwachsen. Derselbe hat unterschiedliche Bücher geschrieben, als: 1. Eine Genealogiam (oder Stammend Geschlecht-Reihe) seiner Famili. 4. Einen Commentarium de Rebus Moscovitids, (oder Beschreibung Mosco-stcher Sachen) welches Buch in vielen udren noch heut angezogen und von manchem Scribenten, bevorab von Herrn àni^, Professorn der Universi» . tborrff, tn dessen herausgegebenen Bibhotheca getimt roitb IV. Primus Trüber, weiland Thumherr zu Laybach, hat im Jahr 1531 angefangen, in der Thum-Kirchen daselbst die i Lehre Lutheri von beyderley Gestalt deß Nachtmals öffentlich zu predigen, auch die Priester-Ehe recht zu sprechen; ist also der Lehre Lutheri zugetreten und aus Crain gewichen ins Reich, woselbst ihn, als einen gelehrten Mann, die Stadt Kempten zum Pfarrherrn angenommen. Allda er vierzehen Jahre lang gelehrt und nicht allein (1) die Evangelien nach Sichrifftra Johannis Melch. MaderS. OminSs« Dedicati on Titel. Primas Trüber übersetzt die Soattgelteti und das Neue Testament in Crai-nerisch Sprache. der Übersetzung Lutheri sammt (2) dem Catechismo desselben, sondern auch (3) das gantze Neue Testament und (4) den Psalter in Crainerische Sprache wiewol! mit Lateinischen Buchstaben versetzt ungefähr ums Jahr 1553. Endlich haben ihn Anno 1561 die Löbliche Stände in Crain wiederum herein ins Land be-ruffen. Dieser hat also den Anfang gemacht der Erfindung mit Lateinischen Littern Crainerisch zu schreiben und mit dergleichen Buchstaben auch drucken zu lassen, nachdem man vorhin, wie zuvor schon gedacht worden, mit Glagolitischen und Cyrillischen Littern geschrieben. Er hat auch einen Buchdrucker mit sich auf Laybach gebracht, nemlich Joannem Manlium, welcher mit Lateinischen Charactercn ge-Erstk Buch- druckt; ist also der Erste gewest, der potimA9 ,u zu Laybach die Drnckerey angerichtet und die Drucker-Kunst geübt. Wie ihm dann folgends auch unterschiedliche Sachen mehr unter die Presse gegeben worden, darunter die Lateinische Leich-Rede Herrn Herwärts Freiherrns von Auersperg, so der Freiherr Herr Georg Kisel hat drücken lassen, und andre Bücher mehr begriffen. So hat gleichfalls besagter Trüber (5) die Augspurgische Confessio« in Crai-nerischer Sprache und hernach zu Wien (6) eine Evangelische Kirchen-Ordnung drücken lassen. (7) Ebner Massen ließ mehrerwähnter Trüber durch Cooperirung Doctoris Jacobi Andreae, Probstens, Cantzlers und Superintendentis der Kirchen und Hohen Schul zu Tübingen, die Formulam Concordiae auflegen. Auch ist (8) von demselbigen Trüber die Teutsche Postilla D. Martini Lutheri auf Sclavonisch oder Crainerisch verdolmetscht und beschrieben worden, welche hernach die Löbliche Landschafft in Crain auf ihren eigenen Kosten zu Tübingen drucken ließ um zwey tausend Gülden. Wovon die gedruckte Exem-plarien durch Hieronymum Megiserum, der adelichen Schul zu Clagenfurt Rectorn, über Kärndten nach Laybach befördert worden. (9) Es wird auch dieses Trubers gedacht in der Summarischen Welt* Histori Hermanni Fabronii Mosemanni, welcher also schreibt: „Hans Ungna d, Freiherr zu Soneck in Crabaten, hat" zur Zeit der Augsburgifchen Confessio«" versio«e‘ die Bibel und andre Evangelische Bücher" 6d>ffl ^00! zu Aurach im Lande zu Wirtenberg" in die Windische Sprache vertiren" lassen. Dazu er drey Windische Ge-" lehrten gebraucht. Einer hieß Primus" Trüber, der Andre Antonius Dal-" mata, der Dritte Stephanus Consul." ^ Aber die Bücher wurden unterwegens" ausgehalten und stehen noch in Fässern" sionen jf zur Neustadt in Oesterreich eingeschlagen." b/Laa Der Buchstab ist gar besonder gleich-" sam als eine Asiatische Schrifft oder" Syrer mit etwas grosse« und ecketen" Buchstaben. Wer es begehrt, kann der" Bücher auch zu Castel in Fürstlicher" Bibliothec zu sehn bekommen. So" seynd auch eintzelne Exemplaria ins" Windische Land gekommen und bey den" Evangelischen Land-Herren zu finden." Bis hi eher Fabronius". Ich * habe zwar keine solche Bibel gesehen. Es muß dieselbe mit Cyrillischer oder Glagolitischer Schrifft gedruckt worden seyn. Im Jahr 1586, als in dem letzten Lebens-Jahr deß Trubers, hat derselbe denen Herren Berordneten in Crain den letzten Briefs geschrieben, auch denselben eigenhändig unterschrieben: Primus Tr u-" ber, gewesener, ordentlich berufener," prrnsentirter und confirmirter Thumherr" zu Laybach, Pfarrer zu Lack, bey Na-" tschach zu Tüffer und in S. Barthel-" mer Felde, Caplan bey S. Maximi-" lian zu Cilly, Windischer Prediger zu" Triest und nach der ersten Verfolgung" Prediger zu Rotenburg an der Tauber," Pfarrer zu Kempten und Aurach, nach-" mals Prediger der Erl. Löbl. Lands, in" Crain und in der Grafschafft Görtz zu" Rubia, und nach der ander« Verfolgung" Pfarrer zu Lauffen und jetzund zu Deren-" dingen bey Tübingen rc. Es gedenkt auch Martinas Zeiler in" der Epistolischen Schatz-Kammer a) daß" dieser Trüber im Jahr 1586 ge-" storben sey." Samuel Budina, ein geborner Crai- 3^ ner von Laybach, hat ums Jahr Christi 1550 geflorirt und die Eroberung der Festung Sigeth beschrieben; nachdem die Türken solche dem Commendante« Grasen Niklas Zrini stürmender Gewalt samt seinem Leben entrissen. Diese Beschreibung ündt man bel)m Simone Selando, «) wie Herr Georgius König in seiner neulich her-ausgegebenen Bibliothek bezeuget. VII. Martinus Pegeus, von Geburt ein Crai-mr, ist ein gar gelehrter Mann und beider rechten Doctor, auch ums Jahr 1560 Ertz-Bifchüffltch - Saltzburgischer Raht gewest, den noch heut manche Juristen citiren; sintemal diese nachbenannte vier ansehnliche Bücher, so von seiner Feder aus und in Druck gegangen, eine tiese Erudition in Nechten genugsam ansdrucken! !•_ Liber de Servitutibus, so im Jahr 1^57 ans Licht gekommen und Alberto, Hertzogen in Bayern, dedicirt ist. Dieses Buch ist nachmals auch verteutschet und also intitulirt worden: „Martini Pegei, J. U. D. Dienstbarkeiten Städtlicher und Bäurischer Erbeigen-Güter. In Folio. Gedruckt zu Jngelstadt M I) LX." Ein Tractat de Jure emphiteutico, io gleichfalls im Jahre 1557 herausge-tomtnen und seinem Schwägern, Herrn Leonardo von Sigersdorfs, Hauptmann m Bischofflagk, übereignet (oder dedicirt) Morden. . 3. Ein Buch, dessen Titul ist Tyro-Cmia Consiliorum und im Jahr 1564 gedruckt. Welches der Author denen Prae-sidibus, Praefectis & Primatibus Carni-oüm (denen Presidenten, Berordneten und sämmtlichen Ständen in Craiu) dedicirt hat, und in der Dedicatimi gedruckt, er habe darum die Zuschrifft an Sw gestellet, daß es nicht mögte das Ansehn gewinnen, als ob er gegen seinem Vaterlande undanckbar wäre. Angeblickt, solches dlese seine eigene Lateinische Zeilen ausführlicher anzeigen: Bibliothecam augere cupiens hoc quantulocunque opusculo, ansam vobis scribendi arripui, ut & apud vos mei memoriam aliqualem relinquerem, et gra~ animum erga patriam meam signi- tum bearem etc. multa mihi hactenus impedimento fuerunt quó minus quae debueram patriae praestiterim : cum enim ex-erse nationes mox ab incunabiüis me ni? "^PU<1 Simonem Selandum Yolum 4. Germa-* Scriptorum, p. 25. recepissent, aluissent, atque indies magis ac magis ad feliciora promovissent, factum est, ut eis quasi alumnus debitas referendo gratias, quantum vires sufficiebant, mea studia impenderim, atque apud eas, tanquam apud Sirenios scopulos consenuerim. Ipsae namque mihi vires, mores, honores et dignitates dederunt, atque ita me sibi obligatum reddiderunt, ut non licuerit sine magno dedecore et nota ingratitudinis, hinc discedere, multò minus patriae, quae vitam dederat, praesertim inservire etc. attamen ne natali solo hucusque prorsus defuisse, ingratus-que. extitisse viderer, inter alia studia privatorum obeundorum officiorum, quaedam parerga calamo exaravi et in publicum dedi, quibus et exterarum nationum et patriae simul reipub. utcunque prodessem, reputans me sapientis officio viri functum esse, qui dum singularibus officiis duabus patriis subservire non potuerim, publicis parergis ambarum exprobrationes ingratitudinis anteverterim. Eadem ratione et haec tyrocinia consiliorum congessi atque evulgavi, Vobisque et toti patriae, dedicanda existimavi, nihil addubitando, ea et Vestrae Reipub. profutura etc. Ea ad vos mei monumenta ferre decrevi : ne quando videar patriae omnino ingratus obiisse. Valete. Datae Salisburgi die 24. Januarii Anno à CHRISTO nato 1564. 4. Ein Buch de Jure et Privilegiis Dotium. Anno 1567. VIII. Christophorus Špindler, Superintendens der Evangelischen Prediger in Crain, hat im Jahr 1576 zu Laybach bey Johann Mandl, neuen Landschafft-Buchdrnckern, die Leich-Predigt in Teut-scher Sprache drucken lassen, welche er bey deß Freyherrn Herward von Auersperg (der bei XVudasko von den Türcken geköpfst worden) Begrübuiß in S. Elisabeth Kirchen zu Laybach öffentlich gehalten und mit so beweglichen Hertzbred>enden Worten abgelegt, daß Manchem die Augen übergangen und fast keiner ungeroeint aus der Kirchen heimgekehrt. IX. Georgius Kisel von Kaltenbrunn, ein Crainerischer Baron, hat mit einem schönem Latein gar zierlich beschrieben und Spindleri Prrdiai. Georgii Kiselii Oration. Adami Bohorizli Arcticae Horul® auccisivee. M. Georgi, Dalmatini Übersetzung ber Evangeli scheu Bibel. in Druck gegeben das Leben und den Tod jetzbemeldten Herrn Herwardi, Freiherrns von Auersperg, welcher, fürs Vaterland tapffer streitend, bey benanntem Wu-dasko sein Leben für selbiges nachruhm-würdigst aufgeopffert, nachdem er der Türcken viele mit eigener Hand erlegt hatte. Solche zierliche und Lesens-werthe Oration ist zu Laybach im Jahr 1577 in Quarto gedruckt und das geschriebene Exemplar noch jetzo in der Fürstlich-Auer-spergischen Bibliothec zuLaybach vorhanden. X. Adamus ßohorizh (oder wie man sonst in Deutschland schreibt Bohoritsch) aus Erain bürtig und weiland Evangelischer Rector zu Laybach, hat ein Buch ausgehn lassen unter diesem Titel: Adami Bohorizh Arcticae Horulae succissivae de Latino-Carniolana literatura, ad Latine Linguae analogiam accommodata, unde Mo-schoviticae, Rutenicae, Polonicae, Boemicae, Lusaticae, Linguae cum Dalmatica et Cro-atica cognatio tacile deprehenditur. Witen-bergae. Anno MDLXXXIV. Dis; Buch, welches gleichsam für eine Grammatic dienet, ist mit grossem mühsamen Fleiß gemacht und dessen Dedication gerichtet Ad Illustrium Styriae. Carinthiae et Car-nioliae, Procerum Filios, universam equestris ordinis ingenuam Juventutem. Datum Witebergae in Saxonia, ipsis Calendis Januarii, Anno CI3I3XXCIV. In der Vorrede ist viel enthalten, so den Slam (oder Sclavoniern) zu Ruhm und Ehren gesetzt. Er hat sich damals zu besagtem Wittenberg aufgehalten, als dahin die löbliche Landschafft ihn geschickt, wie man die Erainerische oder Sclavonische Bibel zum Druck aufgelegt. XI. Im Jahr Christi 1568 hat Magister Georgius Dalmatin, einer löblichen Landschafft in Crain Evangelischer Praedicant (oder Prediger) in Ober Crain, die Deutsche Bibel Martinj Lutheri in die Windische oder Erainerische Sprache verdolmetschet. Und in Betrachtung, daß solche Sprachen vieler Orten, sowol in Steyer als in Kärndten und in Crain überall gebraucht wird, so hat eine löbliche Landschafft allda den Schluß gefasst, diese übersetzte Bibel in öffentlichen Druck ausgehn zu lassen, auch zu solchem Ende dem Hannsen Manuel, Bürgern undBuch-druckern zu Laybach, anbefohlen, die darzn ersordrende Zugehörnissen und Nöthig-keiten zu bestellen und beynebst einen Überschlag deß Kostens auf Papier zu bringen. Nachdem aber Ertz-Hertzog Karl zu Oesterreich dessen in Erfahrung geruhten, hat er im Jahr 1580 durch den Herrn Land-Vizdom inCrain gedachtem Manuel solche Druckerey, und zwar insonderheit den Druck dieser Bibel bei Straffe verboten und gäntzlich einzustellen besohlen. Nichts desto -weniger ist eine löbliche Landschafft, solches Werck anderswo zu verfertigen und drucken zu lassen, Willens gewest, massen auch deß-wegenderAutorSelber, nemlich besagter Magister Georgius Dalmatinus, zu dem Stey-rischen Ministerio auf Grätz geschickt worden, um daselbst sowohl die Correctur als die Revision dieser gedolmetschten Bibel über sich zu nehmen; weil man aber der Sprach-Erfahrnen Leute in Crain noch mehr gehabt, als haben die Steyerische und Kärnd-terischeLandschafften für rathsam angesehen, solche Revision zu Laybach anzustellen. Diesem nach seynd am 24. Augusti 1581 sten Jahrs nachbenannte, sowol der Hebraeischen und Griechischen, als Latei nisch- und Sclavonischen Sprachen wol-kündige, und von den dreyen Ländern hiezu deputirte Theologi in der Craine-rischen Hauptstadt Laybach zusammen ge kommen, nemlich aus Steyer Jeremias Hamburger, Doct. der H. Schlifft, Pastor und Superintendens der Evangelischen Kirchen zu Grätz: aus Kärndten, Magister Bernhard Steiner, Pastor zu Clagenfurt; und aus Crain, obgemeldter Magister Georgius Dalmatinus, als Dolmetscher der Bibel, nebst Christophoro Spindlern, Pastorn und Superintendenten zu Laybach, Adam Bohoritschen, Hanns Schweigern und Feit» cian Trubern, um besagte Correction und Revision ins Werck zu setzen. Nachdemmal aber dabey in Betrachtung gezogen und sorgsamlich erwogen worden, daß dem Druck und Ausgange solches Buchs in den Oesterreichischen Landen unfehlbar dörffte ein Riegel vorgeschoben und mit starcken Hindernissen begegnet werden, als hat man sich eines Andren besonnen und offt-ersagten Übersetzern dieses Wercks, nemlich den Magister Dalmatin. wie auch den Laybachischen Schul-Rectorn Adam Bohoritsch, mit gefertigter Instruction an den Churfürsten zu Sachsen recommendirt und auf Wittenberg abgeschickt. Welche auch im Jahr 1583, am Wird aber (Sroin verboten. 10. Aprilis dahin abgereiset, und daselbst mit Samuel Seelstsch, Buchhändlern, sich um den Verlag und Druck dieser Gestalt verglichen, daß er funffzehenhundert Exem-tBittab,“ ^ar!en/ und zwar eines auf 280 Bögen «afetito?5 median Papiers mit zierlichen Schrifften und schönen Figuren drucken, hingegen die löbliche Landschafft in Grain ihm für einen Ballen von fünfftausend Bögen 20 Gulden bezahlen sollte. Also Hat die Auflegung dieser Bibel am 28. May 1583 ihren Anfang, und in sechs Monaten ihreDruck-sertigkeit gewonnen. Am neuen Jahrs Tage eingehenden 1584. Jahrs kam der völlige Druck Altes und Neues Testaments von der Preß ans Licht aus grasselli Median Papier und mit schönen in Holtz geschnittenen Figuren geziert. Der Titel lautet also : Biblia tu je usesue-tu pismu, stariga inu nouiga Testamenta Slouenskj, tolmazhena Skusi Juria Dalmatina. Welches aus Teutsch soviel Heifft, als. BIBEL, das ist Die gantze Heilige Schrifft Altes und Neues Testaments, Windisch gedolmetscht durch Georgium Dalmatinum. Gedruckt In der Chur-Sächsischen Stadt Wittenberg, durch Hanns Kraffts Erben. Anno M. D. LXXXIIII. ^er Übersetzer, nemlich der Magister Dalmatin, hat solches Werck allen drehen Ländern, als Steher, Kärndten und Crain gededicirt. Die gebundene Exemplarien seynd in Fäffer eingeschlagen, auf deß Buchhändlers eigenen Kosten biß nach Leipzig, von dannen aber auf der Löbl. Landschafft in Crain Unkosten nach Lahbach geliefert. Offtgenannter M. Georg Dalmatin Uttd sein Gehülff der Adam Bohoritsch, welche als Directores Aufseher, und Correctores solcher Bibel biß zu völliger Verfertigung derselben zu Wittenberg sich aufgehalten, haben hiernechst ans der Herrn <-er ordneten in Crain Befehl ihren Weg Dresden genommen, allda Sie beh vem Churfürsten für gnädigste Beförderung dieses Wercks im Namen der Crai-nenschen Landschafft nebst Verehrung sechs köstlich eingebundener Exemplarien unterthänigste Dancksagung abgelegt, welches Prsesent sehr wol ausgenommen worden; wie unter Andren das gantz höfliche Danck-Briestein, so höchstermeldter Churfürst deßwegen an deß Herzogtums Crain löbliche Stände Augsbnrgischer Gonfession abgehen lassen, sattsam ausgewiesen. Der Kosten, welcher auf dieser Bibel Edition gegangen, hat sich ungefähr auf acht tausend Gulden erstreckt; dazu Eine löbliche Landschafft in Steher tausend und die Kärndterische neunhundert Gulden behgetragen gegen einer gewissen Anzahl mitgetheilter Exemplarien; daß also die evangelische Stände in Crain sechs tausend und hundert Gülden ihres Theils auf solchen Verlag gewandt. Die Catholischen haben diesen Georgium Dalmatinum nur geheiffen Jure Kobila, das ist Görg Stutt, oder den Stut-Görg; wozu sie aber durch einen Mißverstand verleitet worden. Denn man hat einen andren Prmbicanten (oder Evangelischen Geistlichen) Namens Georg Tere-scbizb wegen einer geschenckten Stutten Jure Kobiia, benamst; angemerckt, Georgi ns auf Crainerisch Jure heifft und Kobila eine Stuten bedeutet. Weil nun der Dalmatinus gleichfalls Jure (oder Georg) hieß, haben ihrer Viele ihn für denjenigen gehalten, welchem man den Spott-Namen Jure Kobila gegeben hatte. Und solcher Mißverstand ist berntaffen erstarckt, daß er endlich nicht allein meistentheils von allen Römisch Catholischen, sondern auch von vielen Evangelischen Jure Kobila oder Georg Stutt genannt worden. Es ist nachmals dieser Dalmatinus im Jahr 1585 von Herrn Christoph Freiherrn von Auersperg nach 8. Kbazian zum Pfarrern berufen und eingesetzt. Und ob ihn schon hernach die Catholische von der Pfarr vertrieben, hat doch gedachter Freyherr von Aursperg ihn zu Äursperg heimlich beh sich behalten in einer gewelbten Kammer unter dem Roß- oder Pferd-Stall vor dem Schloß, da ihn kein Mensch gesucht oder vermutet hette. Wovon man noch auf den heutigen Tag selbiges heimliche Gewelbe das Predicanten-Loch deß Kobila Jure (oder Stut-Görgens) heifft. Er war ein hurtiger, expediter, activer und gelehrter Mann; angesehn, das Werck davon zeuget und den Meister lobet. Denn man sihet wol, mit was für be-sondrem Fleiß, Mühe und Arbeit er die Bibel in die Selavonisch-oder Crai- 40 Was Sie Auflage gelastet. Was Lrain dazu behge-iragcn. Spott-istam deß Dalmatini. Verfolgung des Dalmatini. Der in einem Geivflbe verborgen bleibt. Sein rühmlicher Fleiß. nerische Sprache gebracht, dergleichen gewißlich von einem mittelmäßig-gelehrtem und ungeschicktem oder verdrossenem Kopf nimmermehr hette geleistet werden können. Seine Ubrr- Weßwegen diese Bibel auch noch täglich sktzuug wird in Crain von denen Geistlichen, welche 8«ttchkn°gr- dessen Erlaubniß haben, gebraucht wird, braucht. um die Sprüche Heiliger Schufst recht Crainerisch auszusprechen, weil wir keine andre Windische haben, (f) XII. Neu-gcdni-kte Im Jahr 1598 ließ die Löbl. Land-Handfest. schafft in Crain die Lands-Handfest in Folio drucken zu Grätz beh Hannsen Schmied. Der Titel ist dieser: „Lands-Handfest deßLöblich-nHerzogthums Crain; darinn Keyserliche, Königliche und Lands-Fürstliche Freyheiten, Statuta, Lands-Gebräuche und andre Satz- und Ordnungen nach Längs begriffen ; aus sondrem Besehlch und Verordnung einer Ersamen Löblichen Landschafft obwolermeldten Herzogthums Crain, aus den alten gefertigten Originalu flüssig abgeschrieben und ordentlich collationirt, folgends von neuem gedruckt rc. XIII. Thomas Thomas Chrön ist geborn zu Lay-^ron' bach im Jahr 1560, dessen Vater ein Rahtherr daselbst gewest und die Mutter Ursula Sitnickhin geheissen, deffen Bruder Casparus Suiuckh zu Wien in Oesterreich Philosophiam moralem eine Zeit-lang profitirte, nachmals zu Grätz Regie-rungs-Raht ward. Nachdem dieser Thomas die Humaniora und Philosophiam durchgangen und wieder heim nach Laybach zu den Seinigen gekehrt, machte er sich bald darauf fertig zur Reise in Italien, um daselbst die Rechte zu stu-diren; ward aber von einem hitzigen Fieber oder vielmehr von der Pleuritide (ft) angegriffen. Da gelobte er, in einen geistlichen Stand zu treten, wofern Gott ihn würde lassen gesund werden, ist auch im Jahr 1586 genesen und nicht lang hernach gen Grätz gekommen; woselbst er sich beim Johanne Bischoffen zu Laybach damaligem Statthaltern ausgehalten und (t) Stephanus Gerlach gebenett zwar in seinem Tiirki- : scheu Tag Buch, baß sie zu Vedreno, einem Bulgarischen Dorff oh ben Thracischen Grentzen, welches mit lauter Christen besetzt war, beh einem Priester beß Orts im Sunto 1578. Jahrs bic Bibel in Sclavonischer ober Jllyrischer Sprache gefunben; aber dieselbe wirb Weber mit Lateinischen Litteru gebracht sehn, noch im Dialecto mit bieser Craine-rischen übereinlreffen. (tt) Beydes kann beqsammen sehn. von demselben im Jahr 1588 zu Secau zum Priester ordiniti, auch bald darauf zum Canonico der Laybachischen Thum-Kirchen ernannt worden und zwar als ein geistlicher Arzt, durch welchen Gott der Laybachischen Kirchen ein Heil-Medi-cament (fff) zurichtete. Denn dieser Thomas ward in die Stelle beß abgetretenen Predigers Truberi zum apostolischen Prediger verordnet, fing an, wider die Lutheraner heftig zu fulminimi, und bemühete sich gar eifrig, das damals geringe Häuff-lein der Catholischen zur Beständigkeit anzufrischen. Kurtz zu sagen, er that Alles, was einem Bischoff der Kirchen gebührt, (ffff) Dannenhero Bischoff Johannes, da er sich in der letzten Neige seines Lebens, (welches Anno 1596 erloschen) befunden, dem Durchlauchtigsten Ertz-Hertzogen Ferdinand gerahten, daß, wofern Seine Durchleucht der Rö-misch-Catholischen Religion gerahten seyn wollten, Sie vor allen andren Competen-ten allein diesen Thomam, der nunmehr das Decanat erreicht hatte, der Stadt Laybach zum Bischoff geben mögte. Nach- ®irS* dem solches im Jahr 1597 geschehen, hat 5“ er das Bischoffliche Amt mit groffem Mut über sich genommen und dreyffig Jahre über dergestalt verwaltet, daß man (in Crain) dafür hält, er mögte mit allen Ehren der Crainer Apostel genannt werden. Dieser Thomas nun hat von seiner Feder herausgegeben: ^ 1. Ein so getitulirtes Opus Canoni-cum, wovon der größere Theil von Andren distrahirt worden, ein Theil aber indem Bischofflichem Arcliivo arm och verwahrlich wird aufbehalten. 2. Nachmals hat er die Evangelien und Episteln an Sonn- und Fest-Tägen beß ganzen Jahrs in die gemeine Land-Sprache, das ist, in die Crainerische übersetzt, und, nachdem er seine Arbeit mit Andren geconferirt, solche Version zu Grätz auf seinen Kosten drucken lassen, typis Widmanstadianis. Und ist Anno 1630 im siebenzigstem seines Alters entschlaffen. 3. Er hat gleichfalls groffe Annales (will sagen ein grosses Werck von Jahr-Geschichten) geschrieben, welche aber nicht ' zum Druck gelangt. (ttt) Wie man Römisch.Catholischer Seiten urtheilei. (tttt) Seynb Worte eines Catholischen Geistlichen. ^Tsufreri grifft de insoluto decreto. °us !6n«> fton teftst. Lc- hJoannis ^.UNd '■taffen. XIV. Johannes Tr au fr er, der von Laybach bürtig und ein gar gelehrter Mann, welcher deßwegen auch nach Straßburg zur Profession der Theologiae beruffen worden, Hat geschrieben de Absoluto Decreto wider Johannem Piscatorem ; wie Martinus Zeilerus bezeugt, (at Man sihet es auch aus seinem im Kupffer gestochenem Konter-feyt, darauf man folgende Worte findt: Effigies Viri nobilis, reverendi, et clarissimi, Joannis Taufreri, Labacensis Car-niolani, 88. Theologiae Doctoris ejusdemq. inArgentoratiAcademia Profess, celeberrimi. Natus A. C. 1584. die 29. Febr. st. vet. Obiit A. C. 1617. die 8. Octobr. Unten stehen diese Lateinischen Verse: Haec est Traufreri facies : sed doctus Apelles Quis poterit mentem sculpere ? nemo potest. Quanta viri Pietas ! Solertia quanta docendi ! Quanta refutandi dogmata falsa Fides ! Luthero Islebium celebratur : Eretta Philippo : Taufreri, Argyrope, nomine, nomen habet. M. Casp. Brülovius Pomer. D. L. Argenterai. in Acad. Poet. Prof. Wäre dieser gelehrte Mann nicht im oreyfsigsten Jahr seines Alters, oder rechter zu reden, seiner Jugend, aus der Welt geruckt, hette die Welt vermutlich noch mehr Beweisthümer oder Muster seiner hohen Gelehrtheit bekommen. XV. Michael Mikèz, Doctor der Heiligen Schrifft und Thum-Dechant zu Laybach, hat einen Crainerischen Gatechismum in Octavo mit schönen Holtz-Schnitt Figuren fjit die Laybachische Jugend auf seinen eigenen Verlag in Druck gegeben zu Augsburg im Jahr 1615. XVI Johannes Raphael Cobenzel, aus der Soeietet Jesu, ist zu Lueg in l-rain geboren, aus einer Freyherrlichen Famili, welche nunmehr Gräflich. Hat unter gedachter Societät Jesu Philosoph^111; wie auch beydes, Scholasticam und Moralem Theologiam, gelehrt, und sowol Ul dem Collegio zu Clagenfurt als in Academischen Collegio zu Grätz dem «ueetorat^ vorgestanden; ist hernach im profeß-Hause zu Wien Primus Praepositus gewest ; und hat allenthalben das Lob beydes, emer grossen Klugheit und strenger Obser- fo^850Ier 'n ^er ^pìstolischkn Schatz-Kammer. Tom. 1 vanz, verdient. Wie denn Sottanellus ihm ein treffliches Lob nachgeschrieben. Er ist Anno 1627 gestorben aber der Nachruhm seines H. Lebens, bey denen, welche Tugend und Frömmigkeit was achten, annoch beseelt, und blühet gleichsam auf den Lippen oder in den Federn derer, die in der Römisch -Catholischen Religion eyfrig seynd. Dieser hat herausgegeben: 1. V elitotionem Epistalicam in Triumviros Augustanae Confessionis Verbi Ministros. Anno 1615. 2. Librum in Concionem Simonis Manu, de norma Fidei & Religionis. Anno 1617. XVII. Andreas Kobavius, ein Gesellschafter von der Soeietet Jesu, hat im Jahr 1594 seinen ersten Anblick der Welt zu Cirknitz in Crain, als seiner Geburts-Stadt, und seinen letzten im Jahr 1654 zu Triest gethau. Er docirte in der Societät die Rhetoric und Mathesin viel Jahre lang. In Druck aber hat er von seiner Arbeit kommen lassen: 1. Vindicias Astronomicas theticas pro Dionysio exiguo contra eximios Chronographos de aera vulgari Dionysiana. 2. Vitam B. Joannis Dei, Fundatoris FF. Misericordiae. Ist in Lateinischer Sprache, aber mit Auslassung seines Namens, geschrieben. —— XVIII. David Verbecius, von Laibach bürtig, war ein Doctor Medicinae und sein Bruder Bürgermeister zu Laybach. Er begab sich wegen angenommenen evangelischen Glaubens auf Augspurg und hernach aus Speyer. Endlich ist er zu Ulm und Augsburg geblieben. Von seiner Gelehrtheit kann unter andren diese auf sein Conterfeyt gemachte und dem Kupffer desselben eingegrabene Lob-Schrifft, so in etlichen Lateinischen Versen begriffen ist, Zengniß geben: über welchem diese Obschrifft stehet: In Iconem nobilis celebratissimique Viri, Davidis Verbezii, Carno-Lubeani, Phil. & Medic. Doctoris & apud Ulmanos Physici Ordinarii. Lucas Kilian sculp. Anno 1615. Hiernechst folgen diese Verse: V erbezi fronshaec, un am triederida postquam Egerat, & septem Lucis Olympiadas. Caetera quaere intus. Testatur Hygeia, Fati Quae novit telis amplificare moras. Das olim Latiis, Epidaure, Asclepion oris : Dexter ita Ul manis Carnus alumnus adest. Dieser gelehrte Kopfs hat viel Bücher, 46* Audreae Kobavii Sdirifsten. Davidi« Verbecii Profession. Verse auf fein Konter fetzt. €xint vielsäl-tige Schrifflen. Joennie Tschandick verdolmetschter Catechismi«. wie ein fruchtbarer Baum viel Oepffel, abgestattet und insonderheit dieArzney-Beflis-sene damit nicht wenig verpflichtet. Unter welchen diese nachgesetzte gedruckt worden: 1. Disputatio de Temperamentis &c Impressa Campoduni, Anno 1598. 2. Davidis Verbecii, Carno-Labeani Philosophi & Medici Augustani, pro Raymundi Minderen, Medici olim Augustani, Disquisitione Jatrochymica dt Chalcantho ad Dodecaporii Chalcantini Petri Castelli, Phylosophi & Medici Romani, partem priorem Responsio : Qua simul Aetii Cleti Signini Medici. Disputatio de Chalcanto in R. Minde-rerum potissimum Romae editum examinatur. Prostat Augustae Vindelicorum, apud Sebastianum Mylium, Bibliopolam, Anno Salvatoris MDCXXVI. 3. Unus Tractatus de Peste &c. editus Gampoduni, Anno 1617. 4. Exercitationum Medicarum super dispositione quadam de Peste liber unus edente Davide Verbezio, Carno-Labe-ano, Phil. & Medicinar. Doct. & Reip. Ulmanor. Physico Ordinario. Excusus typis Chrystophori Kraus , Chalcogra-phi Campodunensis CIDIOCXVIII. in Quarto. 5. Exercitationum de Peste, libri duo, in Quarto. Impressum Campoduni, 1619. 6. Homo non Homo, sive Monstrum Tiibingense, ob virulentissimam, quam spiravit, auram, legitimè dissectum, & evisceratum, à Davide Verbezio &c. Campoduni MDCXVIII. in Quarto. 7. Davidis Verbezii &c. Disquisitio Jatrochymica de Chalcanto, Impressum Argentorati, Anno 1633. 8. Libri duo de Logica. 9. Varia alia opuscula, & permultae Disputationes. XIX. Joannes Tschandick, zu Weichselburg in Crain geboren, ein Mitglied der Societet Jesu, hat die Humaniora docirt und zu Laybach einen Prediger abgegeben, zu Grätz aber im Jahr 1624 am 8. Octobris die Zeit seiner Sterblichkeit erfüllt, als er denen Inficirten aufgewartet. Von ihm ist der C atechismus Petri Canisii, in Crainerischer Sprach zum Druck gekommen. XX. AlexanderV erbezius, Davidis Sohn und Doctor der Medicin, hat drucken lassen Annotationes & Axiomata Physicae. XXI. Leonardus Bageus, Soc. JESU, ist in Jsterreich zu Mitterburg, so zu Crain gehört, geborn; hat zu Wien Philosophiam, hernach Theologiam moralem gelehrt, auch il 3U„ Grätz die Heilige Schrifst ausgelegt. Ist zu S. Veit am Pflaum und in Croatien zu Agram Rector gewest aber Anno 1650 gestorben. Hat in Druck ausgehn lassen: Manuale Sodalitatis Immaculatae conceptionis B. V. Viennae Austriae, Anno 1625. XXII. Johan nPuts ch ar r hat eine Deutsche Relation in Quarto von Ihrer Königlichen Majestet der Königlichen Gespons Mariae, Ertz-Hertzoginn zu Oesterreich, Infantinn in Htspanien, fammi Ertz-Hertzogs Leopoldi glücklichen Ankunsft am 5. Februarii auf Laybach, in Druck gebracht, Anno 1631. XXIII. Franciscus Glavinich, aus Hister-reich Crainerischen Theils bürtig, ein Franciscaner, (Ordinis Minorum de Observantia) hat in Lateinischer Sprache folgende Tractaten geschrieben und durch die Presse der gelehrten Welt vor Augen gelegt: 1. Einen Tractat, so intitulirt ist Manus CHRISTI, Anno 1640. 2. Librum de Origine & Divisione Provinciae Bossnae Croatiae sui Ordinis & de Conventibus. 3. Historiam Tersatensem. 4. liber das hat er noch mehr andre kleineWercklein, aber in IllyrischerSprach, - lassen ausgehen. Er ist in seinem Orden nicht allein Guardian, sondern auch Provinc'al worden : wie seine Geschicklichkeit auch wol verdiente; denn er ist ein gelehrter und überat beliebter Mann gewest. XXIV. Petrus Störglerus, S. J. aus der Crainerischen Stadt Stein bürtig, ist, nachdem er etliche Jahre die Humaniora profitirt, Anno 1642 am 8. October, (und nicht am 8. Augusti, wie Sotuvellus irrig aus-giebt) entschlüsselt. Derselbe gab im Jahr 1636 ein schönes Lateinisches Büchlein ans Liecht, intitulirt li Asma Poeticum Litaniarum Lauretanaruin Leonardi Bagei' nuale . Ji»' gedruckt Belai'0 Sra«% (Slavi«1" Tracti Pet«1 JJ gleri >7 Poèti««" . ■^tidreae äjrgot« theoremata \nronolo- gica L«. eaui'entii »etigitn, jfltntbg JI. rationes. Mtftte äfften. in Octavo. Dieses Buch, welches Lateinisch || ist, hat bey jedwedem Titel eine Kupffer-Fignr, darunter Lateinische Verse stehen. XXV. Andreas Zergol, 8. J., ein geborner Crainer, hat unter der Societet die Philosophiam und H. Schrifft, und Mathesin, wie auch die Humaniora gelehrt, int || Jahr 1645 aber seinen Lebens - Laufs vollendet, nachdem er das funfftzigste Jahr seines Alters überschritten. Von seiner Feder seynd ausgegangen in Druck Theoremata Chronologica de Anno Ortüs & Mortis Domini nostri JESU CHRISTI ; darinn er weiset, der Herr Christus sey geborn Anno XL. Juliano, unter der Burgermeisterlichen Regierung D. Laelii, und C. Antistii. XXVI. Laurentius Sengsenschmid, 8. J. von Laybach bürtig, ist ein sehr fertiger Kopfs gewest, hat in drehen Jahren zweymal Poesin, Rhetoricam und Philosophiam j| docirt, die Theologiam scholasticam aber und moralem viel Jahr über, und die heilige Canones zu Wien in Oesterreich, sowol als zu Grätz. Ist gestorben zu Laybach im Jahr 1646. Seine gelehrte Beredsamkeit leuchtet hervor aus zweyen Lateinisch - gedruckten Reden: als 1. Aus der Oration, welche er bey der Leichbestattung deß Hochwürdigsten Kardinals, Melchioris Khlesetii. Bischoffs Zu Wien, gehalten. . 2. Aus einer zu Grätz gehaltenen Oration in Parasceve, (über den Rüsttag.) Welche Oration ihm durch einige gute Freunde heimlich genommen, und zum Druck befördert worden. XXVII. Ferdinandus de Montagnana, ein Mitglied der Societet Jesu, geborn zu Laybach (wiewol ihrer viele darum, weil seine Eltern don Laybach, allwo sie vorher gewohnt, her- , hach erst aus Cilly gekommen, die Mey-nung gefasst, als ob er von Cilly bürtig wäre) hat den Glantz seiner hohen Eruditon wwol münd-als schrifftlich Mitteten lassen. Mündlich zwar bey Unterweisung der, bey der Societät studirenden Jugend in Humanioribus, bevorab in der Rhetoric, als dte er viel Jahre gelehrt, hernach gleichfalls bey Bortragung der Theologiae moralis, welche er sowol, als die Canones und die H. Schüfst denen Studiosis Theologiae gelesen, und mit solchem seinem Fleiß bewiesen, daß er nicht vergeblich (im Jahr 1599) geboren, noch ohne billigen Nachruhm im Jahr 1674 als dem fünff und siebentzigsten seines zeitlichen Lebens zu Wien gestorben. Schrifftlich aber, indem er mit besondrem Fleiß aufgesetzt: 1. Annales Societatis JESU plurium annorum. Welche aber annoch nicht in Druck herausgekommen. 2. Orationem in Exequiis Ferdinandi H. Imperatoris, welche er zu Laybach in der Thum-Kirchen bey S. Nicolai gehalten. 3. Einen Tractat de Quadratura Circuli ; welchen er ohne Meldung seines Namens im Jahr 1673 hat drucken lassen. 4. Uberdas noch andre kleine Werck-lein mehr. XXVUI. Joannes Ludovicus d) ö n t e 6 e tt, ein Liecht gelehrter Männer, ist zu Laybach an dem Ort seiner Geburt angezündet worden im Jahr 1618, daß er sein Vaterland, das Hertzogthum Crain, mit einer gelehrten Lateinischen Feder sollte beleuchten. Sein Vater hieß LudwigSchönleben, und hat die Stadt Laybach von Anno 1648 biß 1654 als Bürgermeister mit groffem Ruhm regiert, und auch die Ehren-Stellc eines Stadt-Hauptmanns bekleidet. Solchen Ruhm deß Vaters hat der Sohn ntt sich nicht erdunckeln lassen, noch zu einem Verweis, (angemerckt, das Lob der Eltern denen Kindern, welche aus der Art schlagen, nur ein Ausruck ist) sondern vielmehr zum Sporn seines Verhaltens ererbt, auch sich selbsten durch Betrachtung desselben zur Ruhmwürdigkeit und Bortrefflichkeit in preißverbind-licher Gelehrtheit in seiner Jugend so löblich gestachelt, und angehauen, daß er in dem Schrancken-Laufs der Studien vielen weit vorgekommen. Welches ihn auch zu einem so fernem Mahl der Gelehrtheit gebracht, dahin nicht Jeder-man gelangt; also, daß im Lande Ihrer wenige in der Erudition, ihm gleich gewest. Er war ein hochgelehrter Theologus, auch stattlicher Historicus und Genealo-gicus, dabey sehr beredt, und sowol in Teutscher als Sclavonischer Sprach, ein trefflich-guter Prediger, der mit seiner Beredsamkeit die Zuhörer so häuffig zu sich gezogen, daß, wann er die Cantzel besteigen wollen, Jedermann dahin geeilt, D. Ludovici Schim-lebeuS ÄrburiS-Jahr und Later. Dessen hoh« Selehrthnt. Sein« mtitr schiedliche Würden. ihn zu hören, und er also allezeit einen groffen Zulaufs gehabt. Er ließ ihm die Ehre und den Ruhm seines Vaterlands trefflich angelegen sehn; gestaltsam sein vEmona vindicata und die Annales Carnioliae, wie nicht weniger seine gedruckte Genealogiae und andre seine Bücher mehr hell genug weisen, wie eyfrig er sich um die Achtbarkeit deffel-ben bemühet und angenommen. Weswegen das Gerücht auch seinen Ruhm so weit ausgebreitet, daß sein Nam von der Sterblichkeit unbezwnngen bleibt, obgleich sein Leib derselben unterwürffig gewest, und nunmehr biß znr Auferstehung alles Fleisches der Verwesung im Schoß ligt. Nachdem er seine jugendliche Studien vollendet, ist er in den Orden der Socktet JEsu getreten, auch etliche Jahre darinn beharret. Aus gewissen Ursachen aber hat er sich solches Ordens wiederum begeben, und ein weltlicher Priester verbleiben wollen. Nachmals hat ihn seine hochgeschätzte Gelehrheit berntaffen recom-mendirt, daß er Thum-Dechant zu Lay-bach worden. Massen er auch nebenst dem Titul eines Doctoris Theologiae die Würde eines Protonotarii Apostolici geführt. Nach einiger Zeit aber hat er die Thum-Dechantey zu Laybach selbst freywillig resignirt und ausgegeben in Hoffnung, auf dem Lande mehrer Ruhe zu gemessen als in der Stadt; weßwegen ! er Ertz-Priester zu Reiffnitz worden. Allein er fand daselbst endlich, daß das Land eben sowol von den Wellen der Unruh überrauschet werde, ja daß offt noch mehr Dörner an den Hecken und Zäunen deß Feldes, weder in den Stadt-Gärten wachsen ; ich will sagen, daß es bißweilen auf dem Lande mehr Unruhe setzt, als in der Stadt, nachdem nemlich die Gelegenheit deß Orts oder Amts beschaffen ist. Deßwegen hat er sich über etliche Jahre seines Ertz - Priesterthums zu Reiffnitz begeben, und wiederum in die Stadt Laybach gesetzt. Allda er seine übrige Le-z, bens-Zeit in Ruhe zugebracht, und als ein Privatus gelebt biß an sein Ende; sintemal etliche geistliche Beneficia, die er daselbst gehabt, ihm wenig zu thun geschafft. Ich verstehe aber durch solche seilte Ruhe keinen Müssiggaug; von welchem dieser fleissige Mann so wenig gewust, als der Puls eines gesunden Leibes vom Still- stände weiß. Denn er hat in seinem gantzen Leben biß zum Beschlus desselben alle-weile geschrieben. Gestaltsam auch die löbliche Landschafft sich durch ihn bewegen lassen, im Jahr 1678 zu Laybach eine Druckerey durch Joh. Baptista Meyern, SaltzburgischenBuchdruckern, aufzurichten, darinn die Land-Ehronic gedruckt worden. So giebt auch die Vielheit seiner Schrifften, welche wir bald hernach erzehlen wollen, gnugsam zu erkennen, wie unmüssig seine Feder gewest, und wie gern er mit derselben der gelehrten Welt gedienet. Endlich hat diesen so unverdrossenen Scribenten das drey und sechzigste Jahr seines Alters der Ewigkeit zugeschrieben; angemerckt, er nach ausgestandener dreiwöchentlicher Krankheit am 15. Octobr. 1681 verschieden, und hoffentlich zu der . himmlischen Ruhe gelangt. Welche Zeit ®r„£|rcii-seines Endes er selber vermutet, und sowol seinem L zu mir *, als Andren gesagt hat, in seinem Anno climacterico (oder Gefahr - Jahr) würde man ihm die Augen zudrucken. Man hat ihn bey den Jesuiten zu Laybach in ihrer Kirchen begraben; denen er seine schöne Bücher verschafft hat; welche auch dieselbe alsobald zu sich genommen. Aber seine, zu der Eraiiterischen Chronic gehörige Schrifften und Manuscripta seynd der löblichen Landschafft zugekommen. Seine Grabschrifft lautet, wie folgt. HIC JACET QUOD MORTALE F UIT JOANSIS LUDOVICI SCHÖNLEBEN 88. THEOLOGIAE DOCT. PROTONOTARII APOSTOLICI CATHEDRALIS ECCLESIAE LABAC. OLIM DECANI ET CAESAREI PLEBEI REIFNI-CENSIS ASSERENDAE, ET PROPAGANDAE IMMACULATAE CONCEPTIONIS DIVORUMQUE COELITUM CULTUI. AUGUSTISSIMAE DOMUS AUSTRI-ACAE IIONORI DUCATUS CARNIOLIAE, PATRIAEQUE NOMINI QUA SACRIS, QUA PROPHANIS, LUCUBRATIONIBUS AD NOMINIS IMMORTALITATEM CLARUIT HUJUS VIRI QUEM mac terif0. Sein W t»pb>u-°' DIES XV. OCTOBRIS EX PATRIA RAPUIT PERENNEM IX POSTERIS MEMORIAM FUXDAVIT. REQUIESCAT IX PACE AXXO M DC LXXXI. Don seiner Feder seynd folgende Wercke zum Druck gelangt, und zwar die achtzehen vordersten ohne Zusetzung seines Namens. 1. iEgis Palladia Daphnophoria oblata Neo- baccalaureis Grsecensibus. Impressum Grsecii 1643. Ohne Zusetzung seines Namens. 2. Thalassii Coronae, sive applausus nuptialis illustriss. Neo-conjugibus N. N. Lincii 1644. 3. Plectrum Cleantheum Lyrae A-pollineae conformatum, sive Sol Pyrrhi montis illuminator ad Lyram cantatus, auspicatissimae inaugurationi N. N. Praepositi Ecclesiae colleg. ad Pyrrhum montem. Lincii 1644. 4. Conatus nymphae Hortensis ad inaugurationem duorum Theologiae Doctorum. Viennae 1648. in 4to. 5. Tryphyaeon nymphae Hortensis oblatum tribus Theologiae Baccalaureis. Viennae 1648. in 4to. 6. Verna Theosophorum ad meridiantem Sapientiam deambulatio oblata sex Neo-doctoribus Theologis. Viennae 1648. in fol. 7. Parentalia Reverendiss. Praepositi Cathedralis Ecclesiae Viennensis. Vien-nae 1648. in 4to. 8. Mars Austriacus, D. Leopoldus, Austriae Marchio, & Tutelaris, Panegyrico laudatus. Viennae 1648. 9- Lacrumae piis manibus illustriss. adolescentis Joan. Michaelis Adami Baptistae Comitis ab Althan. Viennae 1648. in 4to. 10. Corona gemmea, adgratulatio sex Neo-doctoribus Theologis ex Ord. Bisterciensi. Viennae 1649. 11. Arboris vitae 8. Crucis fructus gemina Infula Reverendiss. N. N. Abbatis Cisterciensis. Viennae 1649. 12. Philosophicum NIHIL oblatum l^eo-magistris Philosophiae. Viennae 1649. in 4to. 13. Campus Liliorum, seu Album Austriaco-Marianum, exornatum elogiis Austriacorum Deiparae Virgini peculiariter devotorum, oblatum sex Neo-doctoribus Theologis Cisterciensibus, abi ad finem panegyricus magnae matri sine macula Originali conceptae. Viennae 1649. in 4to. 14. Inferiae Austriaco - Academicae piis manibus Fundatorum & Benefactorum Universitatis Viennensis. Viennae 1653. in 4to. 15. Trias Colossea honoris Celsissimi Sac. Rom. Imp. Principis Maximilian* Gandolphi ex Comitibus à Khüenburg Archiepiscopi Salisburgensis primatis Germaniae, cùm Archiepiscopali pallio insigniretur. Salisburgi 1 668. in folio. 16. Evangelia und Episteln über die Sonn-und Fest-Tage deß gantzen Jahrs, der ersten alten Edition hat er überlesen und corrigirt, und viel verbessert in Crai-nerischer Sprach. Grätz 1672. in 8vo. li. Le Onicio immaculatae conceptionis Deiparae antiquissimo, & devotissimo , parvo mole, magno mysteriis : recens per anonymum correcto, Sc Lucensibus typis edito. Observationes Sigismundi à 8. Maria Theologi ex 88. Patribus & Doctoribus praesertim Ordinis p. p. Praedicatorum desumptae. Altstedii 1680. in 8vo. 18. Genealogia illustrissimae familiae D. D. Comitum ab Attimis. La-baci 1681. in fol. 19. Joannis Ludovici Schönleben Orbis votorum pro definitione piae sententiae de immaculata conceptione Deiparae Virginis. Libri quatuor. Cla-genfurti 1658. in 4to. 20. Orbis votorum pro definitione piae sententiae de immaculata conceptione Deiparae Virginis. Libri tres. Pars prior. Clagenfurti 1659. in 4to. 21. Examen Synopseos historicae de Conceptione B. V. quam Er. Marcellus Sydereus Cyriacus elucubravit, & Jo. Lud. Schönl. ad Trutinam bullarum sedis Apostolicae appendit. Salisburgi 1668. in 4to. 22. Vera ac sincera sententia de immaculata conceptione Deiparae Virginis. Salisburgi 1670. in 4to. 23. Palma virginea, seu Victoriae Marianae Septendecim Seculorum de adversariis immaculatae conceptionis B. V. Salisburgi 1671. in 4to. 24. Feiertäglicher Erquick - Stunden Erster Theil, das ist, Ehren und Lob-Predigen der lieben Heiligen Gottes, welche in der allgemeinen Römischen Eatholischen Kirchen jährlich verehret werden. ^Das Winter-und Frühlings Quartal. Saltz-burg 1669. in 4to. 25. ... . Andrer Theil ...... das Sommer-und Herbst-Quartal. Saltz-burg 1670. in 4to. 26. Pyramis JESU agonizanti erecta in monte Oliveti, das ist, Fünsf Gemütsbewegliche Betrachtungen vom Gebet Christi im Garten für die Feyertage in der Fasten. Saltzburg 1668. in 4to. 27. Die heilige Pilgerschasst zu dem heiligen Grabe Christi, durch die sieben Stationes oder Betrachtungen von unsers Herr Gotts Leiden. Saltzburg 1668. in 4to. 28. Eadem Pyramis JESU agonizanti erecta in duplum aucta, & Latini reddita. Salisburgi 1672. in 4to. 29. Eadem sacra peregrinatio ad 8. CHRISTI sepulchrum, in duplum aucta, & Latine reddita. Salisburgi 1 6 72. in 4to. 30. iEmona vindicata, siveLabaco metropoli Carnioliae vetus JEmonae nomen jure assertum. Salisburgi 1674. in 4to. 31. Horae subsecivae dominicales seu sermones ad p opulum pro dominicis ab adventu ad pentecosten cum allocutionibus synodalibus. Salisburgi 1676. in 4to. 32. Horae subsecivae dominicales sive sermones ad populum pro Dominicis à Pentecoste ad Adventum, cum aliquod Panegyricis. Salisburgi 1676. in 4to 33. Dissertatio Polemica de prima Origine augustae domus Habspurgo Austriacae. Labaci 1680. in fol. 34. Carniolia antiqua & nova sive Annales inclyti Ducatus Carnioliae à condito mundo, usque ad annum mil-lessimum CHRISTI. Tomus. I, Labaci 1681. in fol. 35. Genealogia illustrissimae familiae Sac. Rom. Imp. Comitum & Dominorum de Gallenberg.Labaci 1680 in fol. 36. Rosa Ursina in Provinciis Au-striacis florens, sive illustrissimae & antiquissimae familiae Romanae Ursinae Genealogia. Labaci 1680. in fol. 37. Genealogia illustrissimae familiae Principum, Comitum & Baronum ab Aursperg. Labaci 1681. in fol. Dieses nachfolgende Büchlein ist nach seinem Tode erst, als ein Liber posthumus gedruckt worden. 3ö. Allegoriae 88. Patrum, ordine Alphabetico, in gratiam contionatorum collectae per Jo. Lud. Schönleben Salisburgi 1682. in 12mo. Nachgesetzte Bücher hat er mit eigner Bon Hand geschrieben hinterlassen. Manu"^ 1. Orbis vota pro definitione piae (cripte«. & verae sententiae de immaculata conceptione Deiparae Libri V. Tomis duobus praelo parata. 2. Arboretum Austriacum sive plena genealogia augustae Domus Habs-purgo-Austriacae ab Anno CHRISTI 600. ad nostra tempora cum 300. & ultra Symbolis, aeri incidendis, in fol. 3. Chronologia Austriaca, sive rerum à Comitibus Habspurgicis, & Archi-ducibus Austriae gestarum succincta per annorum seriem enarratio, in fol. 4. Auctarium Concionum Festivarum, in 4to. 5. Basis Ethico-politica Virtutum & vitiorum moralium, in 4to. 6. Annus sanctus Habspurgo - Au-striacus, Sive Sancti & BB. utriusque sexus Habspurgo - Austriacis sanguine & cognatione conjuncti, quingenti per totius anni dies distributi, in fol. lieber jetztbenannte hat er auch 3. Tomos in Folio und 6 Tomos in Quarto, nebenst vielen eintzelnen Schrifften hinterlassen, darinn allerlei) Collectanea Notationes begriffen, woraus er den zwehten Tomum der Crainerischen Chronic machen wollen. Aber in allen solchen Tomis ist schier gar nichts Eigentlichs von Crain befindlich, ohn allein, was die Familien und Geschlechter anbelangt. Ich habe * sie durchgelesen von Wort zuWort, und kann mitWarheit schreiben, daß ich aus allen solchen seinen Schrifften nicht acht Bögen herausziehen können, welche das Land Crain beträffen. So man aber die Geschlechter sollte beschreiben, würde man aus seinen hinterlassenen Scri-pturen viel gebrauchen können; weil er von allen Geschlechtern unglaublich - viel mit groffem hochbemühtem Fleiß zu- sammgetragen, totemu! dennoch nur lauter Fragmenta. Warum er aber zu den letzten siebenhundert Jahren von Crain so gar wenig hat, das rühret (tote er manchesmal nicht allein gegen mir, sondern auch Andren sehr geklagt und gleichfalls in diesen seinen hinterlassenen Manuscript's an vielen Orten zu verstehen giebt) daher, weil man chm mit Urkunden, mit Geschicht-Ver-zeichnissen und andrer dazu dienlicher Materij nicht an die Hand gehn wollen. So ist er Selber auch nirgends hin gereist, daß er ein Mehrers hette in Erfahrung oder in Augenschein bringen können. Alles, was man ihm ans sein langes vielfältiges Ansuchen und Bttten mitgetheilt, besteht in etlichen alten Schriff-ten, als: Heirahts-Abreden (oder Ehe-Stisftungen) Contraeteti, Nechtsführungen und dergleichen, derer Durchlesung ihm Mel Zeit verschlungen, da er hingegen gleichwol nichts draus nehmen können, als allein die blosse Namen. Also hat er nur alle Namen samt der Jahr-Zahl draus verzeichnet. Auf solche Art seynd etliche Tomi beschrieben nur zu Genealogiis oder Geschlecht Registern. '"anni, XXIX. Joannes Leberius, 8. J. ein zu Maybach ®%n.e Corner Crainer, hat bey der Societet dle Humaniores Literas (oder leutseligere Studien, als: Rhetoricam, Poesin Le'.) Qelehrt, hernach zu Wien und Grätz gepredigt mit großer Beliebung der Zuhörer. verblichen zu Pletteriach in Crain Anno 1678. Er hat drucken lassen 1. Einen Panegyricum funebrem, in f'Xequiis Ducissae Lotharingtae, Con jugis Francisci Nicolai, Ducis, Viennae Austriae, Anno 1652 dictum in templo Academico. 2. Imgleichen einen Panegyricum Unebrem nomine öodahtatis ti. Virg. ^lustrissimo Juveni, Adamo Michaeli, Adamo Baptistae Comiti ab Altban. und dieser Panegyricus ward getitulirt uctus Sodalitatis. Anno 1648. Er hat noch andre Drnckbestimmte Sachen mehr in Bereitschafft gehabt, welche hm aber die Abbrennung der Stadt Nassau entrissen. XXX. Michael Hermannus, ein Jesuit, zu Ru-oolphswerth in Crain geborn, hat Huma- Val. VI. Buch niora docirt und viel Jahre lang einen Regentem Convictus Viennensis abgegeben und ist nachmals zu Laybach Rector worden, im Jahr 1652 aber mit Tode abgangen. Dieser hat herausgegeben 1. Etliche andächtige Büchlein und Exer- Aàà. citationes Pietatis (oder Übungen der Gott- suchà ' seligkeit) für die studirende Jugend. 2. Unterschiedliche Officia, als das Officium 8. Barbarae, 88. Ignatii, Xaverii, Aloysii und Stanislai Kostkae, nebst vielen andächtigen Gebeten ; wie dann dieserMann die Jugend in der Gottseligkeit zu unterweisen, einen besondren Eyfer bewieß. XXXI. Adam Sebastian von Siezen- Adam geheim, ein zu Laybach wohnhafter Cantzeley-Beamter, hat, obgleich aller kränklich und heim spe-bey ziemlichen Jahren, geschrieben, und culum öe-aus seinen eigenen Unkosten drucken lasten Sutii. ein Buch, so intitulirt wird: „Speculum Generosae Juventutis, oder Neubegläntzter Zucht-Spiegel der Ade-lichen Jugend, Klärlich entwerfend, wie die edle Jugend von ihren Wiegen-Iahren biß zur anruckenden reisten Mannbarkeit mit schönen Tugenden Seel-ersprießlich gezieret, auch in holdseligen Sitten und höflichen Geberden Leibs-behaglich ge-pflantzt werden sollte; geschrieben durch Adam Sebastian iL-iezenheim rc. Gedruckt zu München 1659 in 8vo. Dieser ist zwar kein geborner Crainer gewesen, tote er in seiner Dedication selber gestehet, hat dennoch, weil er sich in |j Crain wol accommodirt befunden, sich selbst mit unter die Crainer rechnen, auch dasjenige Land, wie sein Vaterland ehren und lieben wollen, welches ihn, wie einen Sohn gehalten und mit einer guten Condition verpfleget hat. Immasten solches diese in berührter Dedication, so er an die drey I.O. Länder, als: Steyer, Kärnd-ten und Crain gerichtet, enthaltene Zeilen , anzeigen und danckbarlich rühmen: 1 „Und ob mir schon auch wider Ver-hoffen der allda unentsetzt-gebrauchende, ! nunmehr viel-sährig-genossene Vaterlands-Ruhm, (um weiln ich der Geburt nach I dem rot-und meisten Oesterreichischen Fähnlein einverleibt), in etwas verweislich sollte vorgehalten werden, so kann mich doch der begeiste Britannische Dichter Ovve-nus mit seinen wolgestellten sinnreichen Verslein gleichfalls aufs Kräfftigste verteidigen, also lautende" : Philippi Terpini Schrifftei'. Elise Ottoni«. Patris Martini Bautscheri. Friderici Jellent- Bchiz. Illa mihi patria est, ubi pascor, non ubi nascor ; Illa, ubi sum natus, non ubi natus eram. Illa mihi patria est, mihi quae patrimonia praebet: Hic, ubicunque habeo, quod satis est, habito. XXXII. Philippus Terpin, von Selzach aus Crain bürtig, SS. Theologiae Baccalau-reus und viel Jahre lang Vicarius Generalis zu Laybach, unter denen Bischöffen Ottone Friderico und Joseplio, ein Mann, der nicht allein sehr wol gestudirt, sondern auch viel erfahren, dazu eines friedfertigen und sittsamen Geistes, doch nichts destoweniger ein Eyferer um das Haus Gottes, seine Religion, und um das emeine Beste, ein unermüdeter Arbeiter, at schier neuntzig Jahre gelebet und durch den Druck ans Licht gebracht. 1. Constitutiones & Instructiones Synodales Curatorum. 2. Er hat auch sonst noch viel andre nützliche Sachen geschrieben, welche aber noch nicht ans Licht gekommen. Er ist ungefähr vor drey oder vier Jahren erst eingeruhet, und in einem ehrlich-hohem Alter zu Grabe gekommen, als der bald neuntzig Jahre alt worden. XXXIII. Elias Otto, S. J. ein geborner Laybacher, welcher in der Societet Humaniora wie auch Theologiam moralem gedockt. Hat unterschiedliche Wercklein drucken lassen. XXXIV. Martinus Bautscher, ein Crainer und Ordens-Genoß der Societet Jesu, hat zum Druck geschrieben: 1. Einen Panegyricum zu Ehren Ihrer Römisch - Keyserlichen Majestet Leopoldo Augusto, als Seine Keyserliche Majestät im Jahr 1660 bero Erbländer allergnädigst besuchte. 2. Jngleichen Historiam & Annales Noricos, so aber annoch nicht gedruckt worden; weil ihn vor dem Druck der Tod in die Erde gedruckt, einen solchen Mann, dem Viele seiner Curiositet wegen län-gers Leben gewünschet. XXXV. Fridericus Jellentschitz, von Laybach bürtig, ein Verwandter der Socie-tät Jesu, dockte die Humaniora, hat auch viel Jahre lang die fürnehmste Eantzlen in Oesterreich als ein Deutscher Prediger versehen, überdas noch vor wenigen Jahren erst in der Thum-Kirchen 8. Stephani zu Wien perorili. Von ihm seynd folgende Schrifften in Druck gekommen. 1. Triumphus Rosarum Illustriss. & Excellentiss. Comitis Wolfgang! Andrene à Rosenberg. Impress. 1656. 2. Firmamentum Regnorum ; Oratio funebris Ferdinandi III. Imperatoris. Impress. 1657. 3. Lyrica de S. Ignatio. Impresso 1657. 4. Triumphus Panegyricus de contrito Serpente, sine labe conceptae Virgini Matri erectus, & in Basilica S. Stephani dictus, praesentibus Augusto Leopoldo Imp. & Sereniss. Leopoldo Wilhelmo, Archiduce. Impress. Anno 1658. 5. Ein Panegyricus funebris, (ober bey häuffiger Versammlung gehaltene Leich-Rede) bey der Gräfin von Tätten-bach Leich-Begängniß, wovon die Uber-schrifft also lautet: „Das starà Scla-vonische Weib iti sittlicher Gleichständig-keit der Hoch- und Wolgebornen Frauen Frauen Judith Eleonora Gräfin von Tättenbach, gebornen Gräfin von For-gatsch rc. Gedruckt im Jahr 1662. 6. Neun-tägige Andacht zu Ehren dem H. Francisco Xaverio, Indianischem Aposteln, gedruckt im Jahr 1662. 7. Der indianische Wundermann Fran-ciscus Xaverius, gedruckt im Jahr 1666. 8. Ausgeleschtes Liecht am Firmament der Wienerischen Kirchen; das ist, Wil-dericus von Wilderdorff, deß Heil. Röm. Reichs-Fürst und Bischofs zu Wien in Oesterreich. Gedruckt im Jahr 1680. 9. Uberdas hat er noch mehr Bücher ausgehen lassen, derer Titeln mir jetzo nicht beyfallen. XXXVI. Joannes Baptista Ganser, von Ru-; dolphswerth aus Crain bürtig, A. A. Phil. & Medicinae Doctor, hat de Morbis mulierum geschrieben, und ist solche Schlifft auch im Jahr 1662 gedruckt. Seine mit vieler Erfahrenheit vereinigte Gelehrtheit hat ihn zu solchem Ansehen erhoben, daß er für ein Mitglied deß Landes angenommen worden. (Ein Mitglied deß Lands aber ist ein Landmann (Provincialis) und mehr als ein Edelmann hat alle Privilegien deß Lands zu geniesten. XXXVII. P. N. Dolar, ein Mitgenoß der Societet Jesu und gehonter Crainer, ist ein trefflicher Musicus und guter Componisi gewest. Dannenhero auch von seiner Com-position gar viel Stücke zu Wien ungefähr ums Jahr 1665 deß Drucks gewürdigt seynd. XXXVIII. Joannes Carolus de Georgio, J. U. D. Protonotarius Caes. et Apostolicus und war Lands-Vitzdomischer Secretar, ist aber im Jahr 1687 gestorben. Dieser hat im Jahr 1666 zu Wien drucken lassen: 1. Ein Politisch Buch in Lateinischer Sprache, seinen Namen aber verschwiegen ; 2. Seit dem wiederum noch zween Politische Tractaten, denen er gleichfalls seinen Namen nicht beygesetzt. XXXIX. Jacobus Sckherl, Soc. Jesu, von Bischofs-Lack bürtig, prositirte viel Jahre die Humaniora, predigte auch viel Jahre in der Thum-Kirchen zu Laibach und starb im Jahr 1673, da er eben Sodalitatis Agoniae Christi Praeses war. Er nahm ein besondres Lob der Gottseligkeit mit unter die Erd. Dieser hat in Druck gegeben: Hortulum Myrrhae, das ist „Den Myrr-Hen-Garten der Gesellschafft Christi Tods-Kampffs am Creutz; darinn mancherlei) Übungen Gottseliger Andachten für die Mitgesellschaffter enthalten. Ist in Deutscher Sprache geschrieben. XL. Joannes Georgius Kapus hat eine jchöne Oration gethan, auch dieselbe dem Herrn Stadt-Richter von Laybach zu Ehren durch den Druck ans Liecht zu setzen vermeynt; nachdem aber gemeldter Herr Stadt-Richter solches erfahren, hat er es, weils ihm allein nur zu Ehren gereichen sollen, und seine Person allein uur betroffen, nicht wollen zulaffen. Die Dration war mit diesem Titel überschrie-bnt : Panegyricus, das ist, klägliche Danck-Rede eines Ehrsam äussern Rahts dieser fürstlichen Haupt-Stadt Laybach über me zum Leyd bewegende Resignation deß Edel, Vesten, Wolweisen und Für-stchtigen Herrn Johann Baptistae Dol-Mtscher re. seines Dreysährigen löblich geführten Amts, so am Tage deß H. Apostels Jacobi deß 1670. Jahrs auf dem aühiesig-bürgerlichen Rahthause ist öffentlich producirt und gehalten worden. Verfaßt und gesagt durch Johann Georgen Kapus, besagtem Rahts-Verwandten und Hüter-Eämmerern allhier in 4to. XLI. „Herr Franz Freyherr von Wützenstein" hat zwo Romanen in Druck ausgehen lassen unter diesen Titeln: 1. „Schicksal der lieben Bellimire und Eorilanders", Deutsch beschrieben durch den Wolgebornen Herrn Herrn Frantz Freyherrn von Wützenstein rc. Obrist-Wachtmeistern aus der streitenden Gesellschafft, der Wehrhaffte genannt: Vertheilt in Fünff Bücher. Nürnberg 1671 in 12. 2. VulcaniLiebes Garn. Nürnberg in 12. Diese beyde Schrifften, so von der Liebe handeln, seynd aus dem Jtaliänischen Ferrantis Pallavicino verteutscht. Ausser solchen Zweyen hat er nach seinem Tode noch andre zween geschriebene Tractaten hinterlassen. XLII. Georgius Wetzstein, seiner Geburt ein Laybacher, 88. Theologiae Baccalau-reus, und vor diesem Römisch-Keyserlicher Majestet Hof-Eapellan, anjetzo aber Stadt-Pfarrer zu Laybach, hat drucken lassen im Jahr 1672 ein „geistlich Eomedien- oder Freuden-Spiel", unter diesem Titel: PIETATIS VICTORIA ; welches er gededicirt Excellentissimo D. Comiti Ferdinando Bonaventurae ab Harrach, Aurei Velleris Equiti Le., bei dessen Hochgebornen Famili er über die Junge Herren Hofmeister in Spanien gewest. XLIII. Mathias Ferfilla, bürtig von Laybach J. U. C., welcher Anno 1680 in der Keyserl. Haupt- und Ansitz-Stadt Wien, Stadt-Richter gewest, hat im Jahr 1677 eben daselbst zu Wien ein Politisch Trac-tätlein drucken lasten, ohne Beydruckung seines Namens. XLIV. Matthias Castellez, welcher zu Kelln-berg in Erain, an der Poick, unweit von Brem, A. 1620 am 24. Jenner geboren worden, ist 13 Jahre lang Pfarrer zu Töplitz gewesen und nachmals zu 8. Barto-lomaei im Felde zwey Jahre der Pfau vorgestanden, hernach Canonicus bey 8. Ni- Herrn Frantzens, FrOherrnS oon Sti» tzensteins. Georgii Wetzsteins. Marthiae Ferfillae. Matthiae Castellez vielialtige schrifften. colai, in der Probstey zu Rudolphswerth worden, und lebt nunmehr, nemlich in diesem 1687 Jahr, schon dreyffig Jahre in solchem Canonicat als der älteste Canonicus zu Rudolphswerth. Er ist auch ein Beneficiatus Confraternitatis 88. Rosarii (oder der Bruderschafft deß heiligen Rosen» krantzes, und hat in vorgemeldter Kirchen zu Nicolai Anno 1682 das Beneficium 8. Barbarae fundi rt . Aus dieses Manns fleissigen Feder seynd unterschiedliche Schrifften geflossen und zwar zu desto mehrerm Nutzen seiner Landsleute meistentheils in Crainerischer Sprache. Wovon allbereit diese nachbenannte in Druck gekommen: 1. Ein Büchlein für die Brüderschasft deß heiligen Rosenkrantzes, welches auf Crainerisch also intitulirt ist: Bratouske buqvizè Svetiga Roslien Kranza. Gedruckt zu Grätz 1687 in 8vo. Welches aus Deutsch soviel heisst, als: „Bruderschafft-Büchlein deß heiligen Rosenkrantzes. 2. Modus juvandi agonizantes, welches Lateinisch und Crainerisch durcheinander-gesetzt. Gedruckt zu Laybach 1682 in 8vo. 3. Breve Exercitium matutinum & vespertinum. Ist Lateinisch. Labaci, M. DC. LXXX1I. 4. Nebesliki zyl tu je premisblotiaine teh Svetih ozhakou, (das ist: Himmlisches Ziel oder Betrachtungen der H. Alt-Väter. Laybach 1684. 5. Kratki Sapopadek potrebnih cato-liskih naukoh. Laybach 1685, das ist: „Kurtzer Begriff der nothdürfftigen Ca-tholischen Lehr. 6. Praxis Catechistica, Tu je, uauk Christianski. Gedruckt zu Laybach im Jahr 1686. Diese hiernechst benamste seynd zwar auch allbereit von ihm schriftlich, aber annoch nicht Druckerisch verfasst, sollen doch gleichwol ehestens unter die Preste gegeben werden, nemlich 7. Simplex Translatio Sacrorum Bibli-orum Veteris & Novi Testamenti, secundum articulos, in tribus Tomis. 8. Thomas de Kempis Carniolicus de Imitatione Christi. 9. Spegel te Zhistosti, das ist: Spiegel der Reinigkeit. 10. Viridarium Exemplorum, in quo numerantur Septingenta Exempla, accommodata pro Contionatoribus. 11. Dictionarium Latino-Carniolicum, oder Lateinisch Crainerisch Wörter-Buch. 12. Shpeigel duhouni, od Sashetka inu konza Zhloreskiga Shirenia. Ist in Crainerischer Sprache übersetzt aus einem Jtaliänischen Büchlein, welches den Titel hat: Spechio Spirituale del principio & fine della vita humana. Geistlicher Spiegel deß Anfangs und Endes menschlichen Lebens. Dieses Buch ist Gespräch-Weise eingerichtet. XLV. Herr Georg Sigismund Freiherr i*rtn @i9. von Hallerstein aus Crain bürtig, wiewol 2 jetziger Zeit in Kärndteu wohnhafft, als woselbst er auch die Ehren-Stelle Einer Löblichen Landschafft von Kärndten Bey- ,ìm sitzers bekleidet, war zwar bereits ein alter ^ Herr, nichtsdestoweniger doch noch frisch und wolvermögliches Leibes, ein trefflicher und gar glückseliger Poet, der manches kleines Tractätlein von etlichen Bögen zum Druck verfertigt; darinn sich eine so ausbündige Vena, schön und leicht-fließende Art der Poesey eräuguet, daß man diesen Herrn mit allen Ehren den Crainerischen Ouvvenum tituliren mögte. Insonderheit aber war er überaus fertig ttttb glücklich nicht allein in den Epigram-matibus sondern auch Anagrammatibus also gar, daß, worüber mancher den Kopff noch wol ziemlich lang brechen müste, er so geschwinde, wie eine reiche Quelle ihre Silber-Flut von sich schüttete, und solche Erfindungen, die Manchem eine rechte Marter, ihm Spiel und Schertz seyn. Ich will dem curiösen Leser etliche jetzo gleich mir zur Hand ligende Verse seiner Erfindung hieher setzen, die zu unterschiedlichen seiner Poetischen Bücher gehörig, als: 1. Im Jahr 1680 hat er zu Clagen-furth ein Wercklein drucken lasten und den Kärndterischen Ständen dedicirt, welcher Dedication Titel oder Zuschrifft von ihm so künstlich hernach per anagramma (oder durch Letter-Wechsel) in ein paar Disticha oder zwei-schichtige Verslein verkehrt worden, daß sie dem Buchstaben nach fast gäntzlich darinnen begriffen, und also die würckliche, kurtze, poetische Dedicati ons-Rede in eben denen Littern besteht, daraus der Titel. Dann derselbe lautet also: Excellentissimo Praesidi, Reverendissimo Abbati. caeterisque illustrissimis inclyti Archiducatus Carinthise Dominis, Dominis Deputatis atque Proceribus. Auf solche Ober-und Zuschrisft folgen an stat der Ubereignungs-oder Antragungs-Rede diese zwey Disticha, welche seinem schnell-erfindenden Geist aus den vorigen Titular-Littern erwachsen seynd. Anagramma. Vilia demeriti ne spernite carmina vatis ! Scitis, quod mihi vix competat iste labor. Si lis, si senies, si cura domestica cribrat ; Libri ductu prodesse Thalia nequid. Offert humillimus Georgius Sigismundus, L. Baro ab Hallerstein. Diesen seinen unterschriebenen Namen hat er gleich daraus wiederum anagram-matice also nmgesetzt: Grandibus egregiis hos ornat Musa libellos. Anno domini hls trlbVs eX orls Carlnthla LaVDe MeretVr. Weil ihms dann so hurtig gelungen, aus der Dedication ein Anagramma sowol, als wie auch aus seinem Namen zu machen; steht leichtlich daraus zu schliefsen, wie bereit fertig und schnell er in ändern seinen poetischen Ersinnungen sey. Denn wan weiß, daß ihm allerdings auch diese :j anagrammatische Dedication wenig Mühe gekostet, sondern er dieselbe eben sowol wie andre Anagrannnata ohn langes Besinnen verfertigt habe. Aus dem also anagrammatisch-dedicir-ten Büchlein selbsten muß ich denen Liebhabern netter Verse und örtlicher Erfindungen zu Liebe hiernechst auch etliche Epigrammata allhie vorlegen, und zwar solche, die er aus sich selbsten gemacht. GLe So ipso. Quaeris, ubi, & quando solitus sim scribere versus ? Nox dat consilium : noctis amica quies. Metra igitur noctu struxi potiora ; nisi quod Cuncta pedes, etiam quaedam habuere manus. Aliud. oerviviPatrise trigintaAssessor in annos: Est merces senium, concava bursa lucrum. AUud. Quid mirum, qubd sim longo durabilis aevo? Carsta mihi patria, trux ubi durat equus. Denn die Karst-Pferde sehnd dauerhafft, und leben lang. Aliud. Non curo, capiant quamvis mea carmina pauci, Si multi caperent, laus mihi parva foret. Srdo Aitium. Crescit in immensum nostris in litibus ordo: Ordo at in exiguo tempore nullus erit. cMulier Grux. Uxor inops crux est, crux est opulenta perinde ; Haec nisi quod gravior sit, magis illa levis. Vir nobili tad umrem. Nobilitat vir ut uxorem, sic illa coronat; Si illa corona modb cornua nulla gerat. Ad Aeciorem. Invenies si fortè meo sub carmine lector, Quae Venerem sapiunt, suntque modesta minùs : Pictori, scito, multum, vatique licere, Absque joco & quod vix esse Poeta queat. Non loquimur pueris. Castis sunt omnia casta Metra. Lege è contra, quam sit amara Venus. 2. Das andre Buch ist gleichfalls zu Clagenfnrt im Jahr 1682 in 8vo gedruckt , und der löblichen Landschafft in Crain dedicirt Anno A omini Me DeCeat patriae refLeXos teXere Vers Vs. Aus diesem Büchlein will ich gleichfalls dem curiose» Leser zu Gefallen etliche wenige Epigrammata herausziehen, nemlich diese nachgesetzte: Ad Aeciores. Mens est nulla mihi, vobis ut carmina scribam, Vel devota nimis, vel scabiosa nimis ; Justa Poetarum sed quae professio dictat: Ut valeant animi se recreare jocis. Oblique Venerem si quando carmina tangunt ; Scito, quod haud pueris, sed bene scribo viris : Esse solent castis nam scilicet omnia casta, Carmen & absque joco est, quod cibus absque sale. Ae Se ipso. Esse mei debent versus non semper acuti: Pro crassis crassos saepius esse juvat. Aliud. Est capite ex triplici me inopem esse necese, quod auceps Sim: quod sim Assessor : simque Poeta simul. Auceps rurando perit, atque vagando Poeta. Assessor longa sede sedendo ruit. 'Ad Gomitem à šaZlenberg de. GEORGIUS SIGISMUNDUS Sa. R. I. Comes à Gallenberg. Anagramma. Gressibus à glogolis migras de Sanguine Regum. * * * * ❖ sAus der Familie der Grafen undHerren von Gallenberg ist Einer König in Bosnia gewest ; darauf deutet der anagrammatische Vers, in welchem für Gressibus Gressibus gesetzt worden. Wozu aber dieser Herr aus zwiefacher Betrachtung Privilegirt ist; denn erstlich so haben die Poeten viel Freyheit; vors andere ist er selber ein Freyherr, dessen trefflichem und freyem Geist billig noch mehr Licentz gebilligt und zu gestanden wird, als einem gemeinem Poeten, zn dem lautet das C dem G in der Aussprache sehr ähnlich.] Aie Se ipso. Plus pede vado, quàm equo, jam Septuaginta per annos. Non aliter vates, quàm solet ire, pedes. Ae sua aeiate. Sinobis dent astra, novum pertingere lustrum ; Septem aetatis erunt, Conjuge quinque decem. Ad copulas altras tunc comparere licebit. Ni nostrum interea quis tumulatus erit. Nachdem er solches Epigramma im Jahr 1681 geschrieben, hat er im nachgehendem 1682sten daraus, dieses aufgesetzt. Ae Se ipso. GEORGIUS SIGISMÜNDUS, B. ab Hallerstein, Conjunx quoque, MARIA SIDONIA Paradeiserin. Anagramma. Quinquaginta acres complevimus imbribus annos, Eja Diis redeas gloria, dignus honor ! Ae secundis nuptiis. Quinque decem si quis cum Conjuge vixit in annos, Nuptiassolemni,estmos, celebrare modo. HorumConsortum renovari si actio posset, Durum hoc susciperet mox sine dote jugum. Er hat solche Weise, wovon er in dem Epigrammate redet, eben in solchem 1682stem Jahr würcklich auch begangen, und mit seiner Gemahltun, welche eine geborne Gräfin Paradeiserinn ist, von Nettem Hochzeit gehalten, nachdem sie fnnff-zig Jahre in Glücklicher nnd liebreicher Ehe miteinander gelebt; wie sie denn auch glücklich beysammen gewöhnet, nnd sich wol miteinander begangen, biß ins 1686 Jahr, in welchem der allgemeine Ehbrecher der leidige Tod solches liebe werthe Paar getrennet, und uns Ut) ach gegeben, den Abschied dieses so edlen nnd hurtigen Geistes zu beklagen, als welchen er nns durch tödliche, wiewol in einem ehrlich-hohem Alter geschehene Hinrückung dieses Herrns entzogen. Die Löbl. Landschafft in Erain hat aber zu solcher seiner wiederholten Hochzeit einen Abgesandten, samt einem gebräuchlichem Hochzeit Present, in dero Namen auf Elagenfurt in Kärndten abgeordnet, weil er sie dazu hatte eingeladen. Auf sothanen seinen viel-jährigen Ehestand machte er dieses artliche Distichon. ; Tot Paradeisera cum Conjuge viximus annos Non procul hinc, vereor, jam Pa-radysus erit. Er hats errahten, doch noch etliche Jahre der angenehmen Gesellschafft seiner Ge mahlinn genosten. XE VI. HerrPaulusRitterde Segnia. Ich sorge, die Musen selbst dörfften von mir beleidigt werden, so ich dieses Krabatischen Edelmanns und Rittmeisters Glückseligkeit in hurtiger Erfind- und Fertigung eines Carminis allhie ungemeldet liesse. Denn wie der Kunst-Göttinnen Vorsteher, Apollo, nicht allein durch einen Ziel-gewissen Pfeil die Unwissenheit, sondern auch durch einen künstlich-holden Lauten-Griff die Schwermütigkeit bestreitet und danider legt, also hat auch dieser Herr j Ritter sowohl mit dem Kriegs-Gewehr wider den Feind im Felde, als mit einem wolklingendem und Lorbeer-würdigem Verse wider die Langweil in der Poesey, manches Ritterstücklein erwiesen und ans unterschiedlichen schönen Traotätlein seinen schönen Geist zu erkennen gegeben. Dessen ich denn, Ihm zu Ehren, soviel lieber und billiger allhie gebende, weil Er auch mich mit seinen poetischen Einfällen und behänden Ausarbeitung seiner örtlichen Erfindungen nicht selten belustiget, auch unlängst noch, nemlich im Jahr 1687 am 20 Iulii, da ich aus dem Schloß Freyhoff mit meiner jetzigen Liebsten Hochzeit hielt, mit nachgesetzten von ihm mir von Wien zugeschickten artlichen Verse, glückwünschend beehrte. ILLUSTRISSIMO DOMINO DOMINO JO ANNI WEICHARDO VALVASOR Libero Baroni &c. PAUL RITTER S. P. D. Ratulor ad nova post emensos gaudia luctus : Ad sacra connubi! foedera pacta novi. Gratulor ! atdoleo tot laetos inter amicos, non collaetari me tibi posse simul. Quod curae, quod vasta loci distantia causat: Et tempus, quod me non sinit esse meum. Affectus tuus est in me ; qui scilicet absens laetabor : nam sum totus & ipse tuus. Ntitto mei, Weicharde, locò tibi carmen & idem laeta inter reliquos excipe fronte precor. Cumque nova illustri vivas bona Saecula Sponsa: Meque tibi addictum semper amato, Vale. Vienne 13. Julii 1687. — — — — Amantum. Kic nexus clcoriis lauris & laude coronans Aeva, fune ; — — — — Sive Joannes Waichardus VALVASOR, & Anna Maximilla CETSEKERIN. Sponsus & Sponsa annagrammatice effigiati, ac in nuptiali festivitate producti. Q%is mage conveniens par invenisset Amantum, quam vos, quos fatis junxit DEUS ipse propinquis ? felices tJoalami fructus sperantur : eosclem fata fovent, atq. ipsa canunt ici munus ; Amantum 3ic nexus, clariis lauris & laude coronans leva : o Jane tuis olim memoranda / coronet imnia inextinctos Ivic ergo per aeva nepotes : }ueis lauri v,ü!erley Unter jetzterwehnten Ursachen seynd in gleicher Nacht des Aberglaubens gesteckt, Mch- ohne Zweifel etliche begriffen, dadurch die und die Sonne, den Mond, den Bulcan. iekbt°nen innige Bölcker, welche vormals Crain zu Martern und Herculem göttlich geehret. Zu unterschiedlichen Zeiten besessen, an- a) Welches aber weder aus dem Osare getrieben worden, neben den einländischen noch Tacito von den Crainern insonderheit Göttern dieses Landes auch die ihrige zu erweisen, sondern nur zu vermuten, daselbst einzupflantzen, und diesen zwar Denn Czesar schreibt den Deutschen so-den grössesten Platz zuzueignen. Woraus viel Götter nicht zu; und wann er von denn folglich schier so manche Religion den Celtis redet, verstehet er dadurch eine oder Aenderung der Religion zur Zeit besondre Gallische Nation, sagt doch gleich-der Heidenschafft erwachsen ist, als ^offt wol überhaupt nur von zweyen Göttern das Land Crain ein neues Bolck zum der Deutschen, nemlich vom Tuistone und Herrn bekommen hat, also, daß bißweilen Hercule. Aber nachmals, da er auf jed-entweder die Crainer neue Götter-Ber- wede Deutsche Nation insonderheit kommt, ehrungen und Anbetungen anstatt ihrer eignet er einer jedweden noch andere beson-vormaligen, oder neben ihren vorigen und dre Götter zu. Von der Carnier, Ia-selbsteigenen auch fremde Religions-Ge- pidier und Istrianer Abgöttern aber wird bräuche in ihrem Lande haben bewilligen insonderheit nichts gemeldet. Nichts desto* und leiden müssen, auch wol von freyen weniger ist dieses gar glaublich, daß sie Stücken einen oder andren Götzen ihrer in Erwehlung und Verehrung der Götter neuen Herrschafft unter die Zahl ihrer den Römern endlich beygepflichtet, und eigenen Götter mit ausgenommen. Vor denjenigen Göttern, welche der D. Schön-der Römischen Botmäffigkeit waren sie leben namkündig macht, gedient, dem Illyrischen und Gallischen Götter- Nachdem die Macht der Römer sich menst ergeben. Nachdem ihnen aber unter geneigt, und die Wandaler in Crain ge-dem Römischen Obgebiet auch die Rö- kommen, seynd Zweifels frey mit solchem wische Abgötter bekandt worden; seynd fremdem Bolck auch fremde Götzendienste ste durch das Ansehn solcher groffen eingebrochen, und gleichwol die vorige Welt-leuchtenden Monarchie bewogen, in Römische daneben noch viel Jahre lang ihrem Götterdienste Römisch zu werden, im Brauch geblieben. Nach den Wanda-und nicht eben durch Zwang, sondern lern haben die einsitzende Gothen gleich* durch eines so fürnehmen Epempels Autho- falls ihren Götzendienst in Crain geübt, vitet dazu gebracht; ausbenommen die An- uechst diesen die Heruler, folgends die betung der vergötterten Römischen Keyser, Longobarder, nachmals die Wenden, und als denen man in den eroberten Pro- zuletzt die Slaven (oder Sclavonier), welche vintzien ohn allen Danck göttliche Ehre yur letzten, längsten und halsstarrigsten erweisen, opffern, und mancher Orten in Crain der christlichen Religion widerstanden. Die Hunnen, fassen zwar auch eine Zeitlang in Crain mit den Gothen, Wenden und Sclaven untermengt, wurden aber bald ausgerottet, und machten mit ihren Abgöttern soviel Ceremonien nicht, wie die ändern, waren auch in ihrem Götzendienste so eyfrig nicht, wie Andre: weßwegen ihre Religion in Crain keinen sonderlich-breiten Fuß gewonnen. a) D. SchSnlebe?, part. 3. Anna], ad Annum Christi 53, fol. 14!). uch wol Tempel aufrichten muffen. Gleichwie aber kein Zweifel, daß die Farmer etliche der fürnehmsten Haupt* Götter mit den Römern vorhin schon gehabt, sonderlich den höchsten „"Jupiter und den Kriegs-Gott Mars, ayo tst vermuthlich in ihrem Lande bey •em ì^ufì sothaner Götzen hernach nur «ne Veränderung oder Vermehrung der ^eremomen vorgegangen, und vielleicht te Ja" à' Zeit solchem neu-ceremonisir-Abgott ein neuer Nam gegeben worden. Der Scla-ven Göller und Götzen-Dimste. ! Weil dann tool vier- oder fünfferley Nationen bißweilen in Crain, damals j beieinander gewohnt, hat man unter denselben auch so mancherlei (Zeremonien und Religions-Bräuche gehabt; wobeh doch gleichwol die stärckste Nation gemein-lich auch den stärcksten oder ausgebreitesten Götzendienst im Lande gewonnen. Ich mag nicht aller und jeder solcher Völcker-Religionen durchgehen ; würde dem Leser sowohl, als auch mir selbst damit gar unannehmlich seyn, darum soll nur der Sclaven ihre Religion anjetzo hauptsächlich gedacht werden, weil keine Nation, soviel man aus den alten Schrifften kann abnehmen, länger und beharrlicher in Crain verblieben, als die Sclavonische; : und auch wie jetzo errechnt worden, keine einen härtern Nacken in ihrem heidnischen Unglauben spühren lassen als diese. Procopius berichtet, daß die Slavi den Sylvanen (oder Wald-Geistern) und Nymphen (oder Wasser-Teufelinnen) wie auch ändern Teufeln, gedient und ge-opffert, und bey dem Opffer geweiffagt. Uberdas hatten sie eine von ihren Voreltern hinterlassene alte Satzung, daß sie unter der Zahl ihrer Götter sonderlich denjenigen allein, welcher donnerte, für den Herrn aller Dinge, ja für den einigen Gott halten, auch demselben Rind-Vieh und dergleichen Opffer, schlachten sollten, jj Was aber das Glück wäre, wussten sie nicht, und bekannten, daß dasselbige über den Menschen keine Macht noch Gewalt hette. a) Woferrn aber Jemand entweder daheim erkrankte, oder in der Fremde im Treffen sich befindend, in Lebens-Gefahr kam, so ließ er für seine Erhaltung ein Opffer thun, festiglich glaubend, solches würde ihn aus der Noch erlösen. Wie Dubra-vius in seiner ®chemischen Histori meldet. Welcher dabey erinnert, daß dieses und was erst aus dem Procopio angezogen worden, vor Keysers Caroli Magni Zeiten ihre Religion gewest ; unter desselben Regierung aber sey eine neue an die Stelle gekommen, >>) verstehe diejenige, welche wir bald hernach aus dem Helmoldo, Friedbornio und Job. Micraelio vortragen werden, und die gleichfalls auch Dubra-vius selbst hernach beschreibt. Es hat sich aber die Sclavonische Na- a) Procop. de Bello Goth. b) Vid. Dubrav. lib. I. Historiae Bojemicee p. m. 6. seq. tion mächtig-weit durch sehr viel Länder ausgebreitet, daher auch die (Zeremonien und Götzendienste ihrer Religion in manchen Ländern unterschiedlich gefallen, in den Haupt-Articuln doch übereingetroffen. Weil uns dann von den Religions-Bräuchen derer Sclavonier, welche m Crain und Kärndten gesessen, außer dem, was jetzo aus dem Procopio ist angezeigt, wenig Nachricht hinterlassen worden, wollen wir solches aus dem Helmoldo erzehlen. Denn wiewol derselbe eigendlich von denen Slavis, die am Bal-ther Meer in Mechelnburg, in der Marck Brandenburg und in dem gantzen Land-Strich, welchen man Wagriam nannte, handelt, haben doch die Ober-Teutsche und Crainerische Slavi mit denen, so in thcils Nieder-Teutschen Ländern, wie auch zum Theil in Pommern und dort herum gelebt, in den Grund-Stücken der Religion Gemeinschaft und Einhälligkeit gehabt. Ja es ffehet glaublich, daß aufs wenigste die, so ihm Römischen Reich seßhafft waren, eines Sinnes in ihrem Heidenthum gewest, weil die Slavi in Ober-Teuschland von unten herauf gekommen, und auch eine Zeitlang mit den Nieder-Teutschen Slaven in stets-wäh render Correspondentz gestanden, als von denen noch mehr Völker dann und wann nach und nach ihnen zugezogen; wiewol nicht eben allemal durch Deutschland, sondern vielmals durch Lithauen, Polen und Neuffen bis an den Mrnotischen Meer-Pfuhl; da sich ihrer viel gesetzt, und von dannen hernach mehrmalen in Ober Pannonien und dessen benachbarte Länder zu ihren Vorgehern gekommen. So bezeuget Bangertus, deß Helmoldi Commentator, es habe keiner vor dem Helmoldo sowol von denen Wagrischen. als andren, in den übrigen Provintzien deß Römischen Reichs zerstreueten Slaven fleiffiger und deutlicher geschrieben, als eben dieser Author. Zudem werden vom Dubravio denen Sclavis in Polen, Böhmen und denen angrentzenden Ländern eben dieselbige Götzen-Dienste zugeschrieben, welche Helmoldus den Mechlenburgisch-und Holsteinischen und die Pommerische Chronicken den Pommerischen Sclaven zurechnen. Daraus dann leicht zu ur-theilen, daß alle solche Sclavonier in der Religion müssen einsinnig gewesen seyn, zum wenigsten in ihren sürnehmstenWahn- Glaubens-Sätzen selbsten; ob sie gleich vielleicht hie und da in den Ceremonien einen Zusatz gemacht und ihren Götzen auch wol neue Namen nach der Hand gegeben. Diesem nach soll der Leser Folgendes, was wir aus dem Helrnoldo von denen Sclaven in Nieder-Teutschland und an der Ost-See erzehlen, billich auch von den vormaligen Slavis in Kärndten und Crain, verstehen: doch nur den Haupt-Puncten nach, die sie beyde in der Religion gehabt. Im Zweyten Capittel des ersten Buchs seiner Sclaven-Chronic schreibt Helrnoldus, es sey im Lande der Winulorurn, die Haupt - Stadt derselben, mit Namen Rethre, der rechte Haupt-Sitz der Ab-götterey selbiger Einwohner gewest, und daselbst ein grösser Tempel gestanden, zu Ehren den Slavischen Göttern (oder vielmehr Teufeln) darunter Redegast der oberste gewest. Sein Bild war von Gold, sein Bette aus Purpur. Die Stadt, spricht er, hat neun Thore, die allsämtlich mit einem tieffeit See umfangen seynd. Uber solchen See kommt man vermittelst einer höltzernen Brucken, darüber doch aber Niemand gehen darsi, ohn allein die jeni-ge, so da opffern, oder den Abgott um Raht fragen wollen, a) Im LII. Capittel desselbigen Ersten Buchs wird gemeldet, daß zu seinen (deß Uelmoldi Zeiten) durch gantz Slawen der Götzen-Dienst aus vielerlei) Weise, sammt dessen abergläubischen Irrthumern zugenommen. Denn ohn die geweihete Wälder und Haus-Götzen, deren sowol auf dem Lande als in den Städten es eine unbeschreibliche Menge setzte, hatten die Slaven drey Haupt-Götzen, nemlich den Prove, als welchen man sonderlich im Olden-burgischen verehrte: den Radigast, vor dem das Land ber Obotriten niedersiel; und die Sivva. welche die Palabi sür ihre Götinn hielten. Diesen waren gewisse Pfaffen und Opffer gewidmet. Der Priester verkündigte durchs Loß die Feyer-täge und Feste, so man solchen Götzen halten mußte; worauf dann Manns- und Weibs-Bilder, sammt ihren Kindern zusammen kamen zum Götzen-Opffer. Sie würgten Schaffe und Ochsen den Göttern zum Opffer ab; ja! die meiste trachteten darnach, wie sie einen Christen aufopffern mögten, und sagten, daß ihre Götter an Christen-Blut ihre Freude und sonderbare Beliebung hetten. Nach geschlachtetem Opffer kostete oder versuchte der Pfaff etwas von dem Blut, um dadurch desto geschickter zu werden, zur Em-pfahung der Orakuln. Wann nun die Opffer vollendet, begab sich das Volk zur Mahlzeit, und machte sich lustig. Hebet) regierte unter ihnen noch ein andrer besondrer Irrthum. Dann indem beh ihren Gastereyen und Zechen der Trinck-Becher frisch herum ging, sprachen sie dabey gewisse, vielmehr fluchende, als segnende Worte unterm Namen der Götter des Guten und deß Bösen. Alles gute Glück, sagten sie, würde von dem guten Gott und das Widrige oder Unglück von dem bösen Gott regiert. Woraus leicht zu mercken, daß sie, mit den Slaven in Kärndten, Crain und ändern daherum liegenden Landen hierinn übereingetroffen. Denn daß auch die Ober-Ländische Slaven dem Glück keine selbst-eigene Krafft noch Gewalt zugeschrieben, haben wir vorhin vom Procopio erfahren. Denn bösen Gott nannten sie in ihrer Sprache Zcerneboch, das ist, „den schwartzen Gott". Unter vielen Abgöttern aber der Slaven hatte der Zvantevit, ein Gott im Lande Rügen den Vorzug, gegen dem die andere von ihnen, nur wie Halbgötter geachtet worden, weil er viel richtiger und nachdrücklicher pflag zu antworten, als die andren; weßwegen man demselben zu sonderbaren Ehren jährlich auch einen Christen opfferte, nemlich den jenigen, welchen das Loß traff. Ja! es war dieser Abgott in so hohem Ansehen, daß man aus allen ändern Sclavischen Provintzien jährlich ein gewisses Geld zu seinem Opffer dahin übermachte. Wozu unsre Crainerische Slaven Zweifels ohn auch ihren Theil gesteurt haben so wol, als alle andre, noch weiter entfernte Länder. Denn weil die Heruler und ein Theil der Slaven aus Rügen und selbiger Gegend, hinauf geruckt in entlegene Länder, so ist gantz glaublich, daß auch die in Crain gesessene Sclaven, als welche sowol wie alle andre von dem Balther-Meer und aus etlichen Nider-Teutschen-Ländern her-aufgezogen, solche Weise mitgehalten und diesen rechten Haupt-Sitz deß Sclavoni-schen Götzenthums noch immerzu in Ehren haltende mit Opffer-Geschencken begabt haben, wiewol so lange nicht, medie tn Söttet deß (Sitten und deß Bösen. Der Sclaven (Seit Svan-tevit. Menschen Opffer sür denselben. Der Abgott Prove. Bild desselben Rügen, Pommern, Mechlenbnrg und Holstein lebende Slaven; als welche später zur Christlichen Religion sich bequemt haben, denn die Crainerische. Sie erwiesen auch gegen dem Tempel dieses Zvantevits sich gar ehrerbietig; hüteten sich daselbst für fluchen und schweren, und durffte man auf dem umher- ? gehenden Platz, womit der Tempel um-angen war, Niemanden, auch so gar die Feinde nicht gewaltthätig angreifen, noch beleidigen. <*) Prove war ein Abgott der Wagrer oder Holsteiner, (schreibt Pangertus), welcher von selbigem sehr abergläubigem Volk in sehr hohen Ehren gehalten ward. Aber man hat eben diesen Abgott in andren Ländern der Slaven gleichfalls angebetet, wie wir hernach aus der Pommerischen Chronic vernehmen werden. In der alten Sächsischen Chronic wird er Provo genannt. Der erste Nam Prove muß in Wagria seyn bräuchlich gewest; denn daselbst steht noch heut der Flecken oder Marckt Provenau. Welchen Namen selbiger Ort annoch davon 'behält, daß daselbst in einem heidnisch-geheiligtem Walde, das Bild dieses Götzens gestanden, und zwar auf einer Seulen, mit einem Krantz oder Cron um sein Haupt und langen ausgespitzten Ohren. Mit dem einem Fuß tratt er auf eine Schellen oder Glöcklein, und trug Stiefel an den Füssen. In der rechten Hand hielt er ein rötlich und gleichsam glüend Eisen. Was solches Eisen für einen Form gehabt, ist nicht allerdings gewiß, wiewol Etliche sagen, es habe die Bildung einer Pflugschar gehabt. In der Sächsischen Chronic wird es genannt „ein Prov-Eysen", welches fast soviel gesagt, als „ein Prob-Eysen", weil vielleicht in seinem Walde und Tempel, und bet)' denen geheiligten Eychen, zwischen welchen diß Götzen-Bild stund, diejenige, so einer Missethat beschuldigt worden, ein glüendes Eysen oder Pflug-Eysen haben angreiffen und also ihre Unschuld bewehren müssen. Allein, mit diesem Bericht aus der Sachsen-Chronic trifft die Beschreibung Helrnoldi hierin nicht überein, daß deß Prove Bild, im geheiligten Walde, zwischen den Eychen gestanden. Den Hel-rnoldus meldet im 83. Capittel, man habe denen Götzen, welche man zwischen den Eychen angebetet, kein Bild an solchen Oertern, nemlich in den Wäldern . gestellet, und zehlet unter denselben den Götzen Prove ausdrücklich mit. Radegast war der Obotriten Abgott, und bey selbigem verblendeten Selavo-nischen Volck sehr lange in hoher Götter-Ehr. Daß sein Bild gantz gülden gewest, haben wir oben erwehnt, aus dem Helmoldo, aber anjetzo noch weiter zu berichten, daß an seinem Haupt-Haar ein Vöglein mit ausgebreiteten Flügeln gehangen ; an der Brust ein schwartzer Rindsoder Ochsen-Kopff gesessen, als deß Volcks Wappen, welches er mit der rechten Hand untersteuerte und mit der lincken eine Partisan schwang. Man hat ihn also genannt, nach dem Radegast, einem vormaligem streitbarem Könige der Obotriten, welchen man, nachdem er im Streit geblieben, angesangen göttlich zu verehren, wie Etliche vermeynen. Denn es steht dahin, ob nicht der Nam dieses Abgotts viel älter und vielmehr besagter König von demselben seinen Namen empfangen habe. Dieser Abgott hatte seinen Haupt-Sitz und Tempel in der Pommerischen Stadt Rehtra, ward doch gleichwol in der Stadt Mechlenbnrg und im Städtlein Gadebusch angebetet, woselbst auch gewisse Tempel und Bild-Seulen ihm gewidmet worden, wie Bangertus aus einer geschriebenen Lübeckischen Chronic deß Reimari Kock erzehlet. Und soll berührtes Städtlein Gadebusch davon seinen Namen erlangt haben: angemerckt in Nider-Tentscher Sprach selbiger Oerter Gadebusch soviel gesagt ist, als Gottes-Bnsch, und damit angedeutet wird, daß deß Radegasts Bild in einem geheiligtem Lust-Walde selbiger Gegend gestanden sey. So giebt auch hierzu gleichfalls eine Anzeigung der Fluß Radegast, welcher bey Gadebusch vorüber und von dannen einen weiten Weg durch das Mechlen-burgische wallet, biß er den Namen Radegast ab- und den Namen Stöpenitz. anlegt, unter welchem er fortreiset, biß ihn der Daßauische See aufnimmt. Nicht weniger ligt drey Meilen von Gadebusch ein Flecken, welcher gleich also benamt ist. So pflegen auch die Einwohner der Stadt Gadebusch in ihrer Kirchen ein gewisses Metall zu zeigen, deßgleichen keine Künstler heutigs Tags kennen und berichten aus einer Tradi- jer 3cl“WIV Abgott Ra degast. Dessen Bi!d. Tradition ihrer Voreltern, solches Metall sey noch übrig geblieben aus der Kron deß Radegasts. Wer von diesem Radegast einen völli-gern Bericht wünschet, der lese Adamum Bremensein <*) und deß Bangerti Notas über den Helmoldum. b) Es ist aber deß Radegasts Bild mehr als bey einer Stadt gestanden, ob es schon im Lande der Obotriten, den meisten Zulaufs von Anbetern und Götzendienern gehabt und daselbst am prächtigsten geziert gewesen ; gleichwie eben sowol die Abgöttin Si-wa, iut Lande ber Polaborum am berühmtesten gewest und am häuffigsten bedient worden, zumal von den Razeburgern. Dieses Götzen-Weib hielt beyde Hände aus dem Rucken und in der einen eine Weintrauben, samt einem grünem Reben-Blat, in der andren aber einen guldnen Apffel (oder einen Pomerantzen - Apffel) das Haar, so sie hinter sich geschlagen, hieng längs dem Rucken hinunter biß aus die Knie. Diß soll bey den Polabis die Venus oder Göttinn der Liebe gewest, und auf demjenigen, so genanntem Thum-Berge zu Ratzeburg angebetet seyn, auf welchem nachmals Heinrich der Leu die Thum-Kirche, so noch heut stehet, erbauet hat, nachdem vorhin selbiger Berg mit einem Wäldlein bewachsen war, so dieser Götzinn gewidmet und die Stäte ihres Bildes gewest. Was der Plunenser Götz Podaga für eine Gestalt und Form gehabt, davon findt man bey den Scribenten keine Nachricht. Deß Götzen Svantevits, dessen wir oben bereits schon einige Meldung gethan, wird auch sonst unterschiedlicher Orten beym Helmoldo gedacht. Sein Nam bedeutet uvd soviel als Sanct Vit, (Sanctus Vitus) -r angemerckt, bey diesen Heiden, selbiger 9 heiliger Märtyrer endlich durch Mißverstand für einen Gott angebetet worden. Wovon Helmoldus also schreibt: Tradit veterum antiqua relatio, quòd, temporibus Ludovici Secundi, egressi fuerint de Corveia Monachi sanctitate insignes, qui Slavorum Salutem sitientes , impenderunt seipsos ab subeunda pericula & mortes pro legatione Verbi Dei : Peragratisque multis Slavorum provinciis, pervenerunt ad eos, qui dicuntur Rani, sive Rugiani, & a) Adamus Bremensia 1. 3. c. 11. b) Bangertua in c. 52. libri 1. Chron. Helmold:. habitans in corde maris. Ibi fomes est errorum, & sedes idololatriae. Praedicantes itaque verbum Dei, cum omni fiducia, omnem illam insulam lucrati sunt : ubi etiam Oratorium fundaverunt, in honorem Domini, ac Salvatoris nostri Jesu Christi, & in commemorationem Sancti Viti, qui est Patronus Cor-veiae. Postquam autem, permittente Deo, mutatis rebus, Rani à fide defecerunt, statina pulsis Sacerdotibus at-que Christicolis, religionem verterunt in superstitionem. Nam Sanctum Vi-tum quem nos Martyrem ac Servum i Christi confitemur, ipsi pro Deo, venerantur, creaturam anteponentes Creatori &c. Auf Deutsch: „Man hat aus einer alten Tradition, daß zu den Zeiten Ludwigs deß Zweyten, von Corvey etliche gar heilige und andächtige Münche ausgegangen, welche aus heiligem Durst und Verlangen nach der Sclaven Heil und Seligkeit sich selbsten dargegeben in Gefahr und Tod, als Botschaffter Christi, zur Verkündigung deß göttlichen Worts. Nachdem diese viel Landschafften der Sclaven durchgewandert, seynd sie zu den Leuten gekommen, welche Rani oder Rugiani genannt werden, und mitten im Meer wohnen. Daselbst ist der rechte Zunder . heidnischen Irrsals und der Abgötterey Sitz. Allda haben sie Gottes Wort gepredigt, mit aller Zuversicht (und Freudigkeit) und selbige gantze Insel dem Herrn Christo gewonnen. Woselbst sie auch ein Bethaus unserm Herrn und Seligmacher Jesu Christo zu Ehren, und dem Sanct Vit als dem Patron deß Stiffts Corvey, zur Gedächtniß gestifftet. Nachdem aber auf Gottes Zulassung bey verändertem Zustande die Rani oder Rugianer vom Glauben abgefallen, haben sie alsofort nach Versagung der Priester und Christen die Religion (oder Andacht) in Superstition (oder Aberglauben verkehrt. Denn S. Vi-tum, welchen wir für einen Märtyrer und Knecht Christi erkennen, verehren sie als einen Gott, setzen also das Geschöpf dem Schöpffer vor. Und ist kein barbarisches Volck unterm Himmel, das für christlichen Priestern und Christglaubigen Leuten so grossen Abscheu hette als dieses. Sie rühmen allein den Namen Viti, welchem sie auch einen Tempel und Bild mit prächtig - seyerlicher Verehrung gewidmet und ihm in der Gottheit einen besonder» Vorzug zugeeignet. Aus allen Sclavonischen Ländern holet man von dannen Naht und Belehrung rc. Es haben auch die Kauff-leute, so etwan dahin anländen, im geringsten keine Macht noch Erlaubnis zu handeln, zu kauffen oder verkauften, wofern sie nicht zuforderst diesem Abgott aus ihren Maaren allerley kostbare Sachen gepre-sentiret. Hernach mögen sie auf dem Marckt öffentlich feyl haben. Ihren Priester ehren sie nicht weniger als einen König." a) Im zwölfften Capittel deß zweyten Buchs seiner Slaven-Chronic wiederholet er solche Erzehlnng mit Bericht, der &van-tevit fet) von den Slaven für einen Gott aller Götter gepriesen, uno gegen dessen Priester der König nur gering geachtet worden, auch habe sich sowol der König als das Volck nach desselben Winck reguliren müssen , weil er von dem Abgott die Ausgänge vorhabender Sachen erkündigte. Dieser heidnische Groß-Priester habe dem Götzen bißweilen auch einen Christen zum Opfter ? geschlachtet, und sey es vor wenigen Jahren einer Zeit geschehn, daß eine grosse Menge Krämer (vermutlich Stockfisch- und Herings-Krämer) der Fischerei) wegen dahin zusammen gekommen, weils daselbst einen trefflichen Herings-Fang gab, und den Handels-Leuten der Zutritt unverwehret war, wann sie anderst vorher, wie gedacht, dem Gott deß Landes seine Gebühr entrichtet hatten; unter solcher Versammlung der Handels-Leute sey damals auch ein christlicher Priester von Bardewich gewest, und zwar ausdrücklich dazu eingeladen, daß er bey so häuffiger und grösser Versammlung der Bölcker thun mögte, was zu göttlichen Ehren gereichte; welches dem heidnischen Groß-Priester unverborgen geblieben und ein so empfindlicher Zorn-Stachel worden, daß er den König samt allem Volck zusammen gefordert, und ihnen angedeutet, die Götter wären heftttg erzürnt, könnten auch anders nicht versöhnt werden, als mit dem Blut deß Priesters, der sich erkühnt hätte, Sà" unter ihnen ein fremdes Opfter zu thun. fristen mten Worüber das barbarische Volck bestürtzt, Prichrr den gllntzen Haussen der Krämer zusam- lunf Dtffer. men beruffm und gebeten, man wollte ihnen doch den Priester überlassen, zum o) Helmoldus lib, I. Chron. in fine cap. 6. pag. m. 21. Söhn - Opfter für ihren Gott. Als die Christen solches abgeschlagen, haben sene ihnen ein Geschenck von hundert Marcken geboten, in Meynung, sie sollten um solches Bot den Priester feil setzen. Weil sie aber so nichts richteten, gedachten sie es mit Gewalt zu suchen, und droheten morgenden Tags sie feindlich anzugreiften. Aber die Krämer, welche nunmehr von dem Herings-Fange ihre volle Ladung hatten, segelten bey Nacht, mit gutem Winde davon. <0 Es ist aber dieser Svantevit nicht allein derjenige, so den Namen V i t geführet und derhalben nicht allerdings gewiß, daß Svantevit soviel als Sanct Vit heissen, oder vom 8. Vito seinen Namen haben solle, wie wir zwar jetzo vom Hel-moldo vernommen: es müsste denn der Nom V i t Ehren halben auch ändern Abgöttern zugelegt seyn. Denn man hat auch einen Barovit und Rugevit gehabt, wie in etlichen Chronicken zu lesen, als in der Pommerischen Chronic Crameri und in der Stetmischen deß Friedeborns, aus welchen Einer mit guter Nachricht hiervon vergnüglich kann gesättiget werden. Es erstattet auch hievon ausführlichen Bericht D. Johannes Micrselius in seiner Pommerischen Chronic, darinn er also redet : „Wer Lust zu wissen hat, mit was Ceremonien die alten Pommern in ihrem -h-r Heydenthum ihre Götzen verehret haben, der lese das Pommerische Chronicon Cra-meri, wie auch das Stetinische Chronicon Fridehornii ; daraus kann er sich zur Gnüge erholen, wie die Stetiner ihren dreyköpfigten Triglav, den sie für einen Gott dreyer Bölcker, als der Stetiner Pommern und S c l a v e n hielten, die Arconer in Rügen ihren vierköpfigten Svantevit ; die Carentzer in Rügen und die Wollgastiner ihren fünffköpfigten Barovit und daneben den sieben-köp-figten Rugevit, und vierköpfigten Paramutz , der noch darzu das fünffte Angesicht auf der Brust hatte, geehret haben. In unserm ändern Buche (seynd jetzt - gedachten Pommerischen Historici Worte noch) Cap. 76. ist auch deß P r o v e n gedacht, den sie auch Promo geheiften, welcher zwey lange Ohren mit einer Kron, und unter dem einen Fuß eine Schellen, und in der Hand eine Rute, Borneisen und Panierstab gehabt; wie auch der Sivva, der die Haare biß auf die Waden gehangen. Sie aber hat beyde Hände aus dem Rucken gehabt und in der einen eine Weintraube mit einem guldnen Blat, in der ändern einen guldnen Apffel gehalten." „Es ist auch Meldung geschehen deß Wollgastinischen Hervits und deß schwar-tzen Zcernebochs, den sie angeruffen, daß er nicht schaden sollte, und deß weiffen Belbogs, von deme sie als einem gütigen Gott Hülffe suchten." „Auch ist der Frau Hertha aus dem Tacito im Ersten Buch am 16. Capittel gedacht. Deß Crode, Jodutte, oder Zedut und Fermenseul zugeschwei-gen, deren in dem Meisuischen und Sächsischen Chronicken gedacht wird." „Mercklich ists, daß bey den Rugia-nern der Götze Svantevit ein Horn in der rechten Hand von viererley Metall gehabt, und mit Geträncken gefüllet hielt, welches der Pfaff auf einem gewissen Fest-Tage besichtigte, und daraus weissagete, ob und wie das künfftige Jahr die Früchte geruhten sollten. Denn wo er merrfete, daß das Getrüncke aus dem Horn abgenommen, drohete er ihnen kein gut Korn-Jahr. War aber das Horn noch voll, verkündigte er gute Zeit. Und sie richteten sich darnach mit Kauf-feil und Berkauffen deß Getreydes. Der Pfaff aber stürtzte nach gethaner Pro-phecey den Tranck, so das gantze Jahr darinn gewesen war, dem Abgott für die Füsse, füllete einen frischen Trunck hinein, hielt ihn dem Götzen für, bot ihm zu trincken, und machte sein Gebet daher; weil aber derselbe das Maul nicht aufthun konnte, so soff er es selbst ans einen Trunck aus, füllete es aufs neue, und setzte es dem Götzen gegen das künfftige Jahr wieder in die Hand. Stellete sich hernach hinter einen Honig-Kuchen, der so groß war, daß er sich darhinter verbergen kunnte, that auch sein Gebet dahinden, daß der Kuch künff-tigs mögte noch gröffer seyn, empfieng darauf tm Namen deß Götzen die erste Früchte, oder was ein jeder sonsten zum Opffer mit sich gebracht hatte, und verzehrte hernach mit ihme etliche Zeit mit fressen, sauffen, tantzen und ^«'ches ^udren Wollüsten." ^»Birnen „Sonsten bekam der Götz von einem jeden Haupt der Einwohner jährlich einen Silber-Groschen und den Zehenden von allen Gütern. Bon solchem Einkommen wurden ihm CCC. Pferde gehalten, und alles, was man damit erwarb und vom Feinde raubete, das ward in seine Schatz - Kammer gelegt. Unter andren hielten sie ihm ein groffes weiffes Pferd, aus welchem Niemand, als der Hohe - Priester reiten durffte. Der-selbige und kein andrer durffte es auch füttern und warten. Und die Rugianer waren in der Meynung, daß ihr Gott Svantevit auf demselben ihre Feinde verfolgte. Welches sie destomehr glaubten, weil es oftmaln mit Schweiß und Staub ist bedeckt gewesen, als ob es einen weiten Weg geloffen wäre. Denn der Teufel ist fertig, den abergläubischen Heyden einen Dunst für die Augen zu machen. Es musste auch das Pferd für einen Propheten gehalten werden, drum, wann sie in den Krieg ziehen wollen, nahmen sie allerley Wahrzeichen davon, ob es Glück oder Unglück sein würde ; und wann es mit dem rechten Fuß einen gewissen bezeichnten Ort betrat, war es gut; wo der Lincke aber das Zeichen berührte, das Gegentheil." „Fast eben also machten es auch die Stettiner mit ihrem schwartzen Pferde, das sie dem Triglaf hielten. Deme legten sie, wann sie ans einen Anschlag ausreiten wollten, neun lange Stangen auf die Erde in die quer dahin, und der Pfaff muffte es zu drehen Malen mit dem Zügel darüber führen. Berührte nun das Pferd die Stange nicht und ließ sie nnverstoffen li gen, so war es Glück, wo aber nicht, so war es nicht rahtsam aus die Beute und wider die Feinde sich zu begeben; das ists, was Tacitus saget: Proprium gentis equorum praesagia & monitus experiri, publicè aluntur iisdem nemoribus ac lucis.“ a/ Eben dergleichen schreibt Dubravius von den Sclaven in Polen, Böhmen und Mähren mit diesem Anhänge, diese Abgötterei) hetten auch die Böhmen mit dem Suantovit gar lange getrieben, biß der heilige Wenceslaus, da er in Böhmen regierte, vom Keyser Otho die Reliquien S. Biti erlangte, und nach Abschaffung deß heidnischen Götzenbildes diesen heiligen Mann den Böhmen zur a) Sihe die Pommerische Chronic J. Micraelii. 50 deß sciaci« scheu Oötz'NS Suanterit. Weiffes Götzen-Pserd. Pferd- Wahrsagen!). Die Sclaven haben einen einigen 'obersten Gott geglaubt. Gastsreyheit der Slaven. Verehrung vorgestellt; womit er aber dennoch die Gedächtniß deß Suantoviti (oder Suatoviti, wie ihn Dubravius nennt) ihnen nicht gar aus dem Sinn leschen können. „Denn (schreibt er) es ist annoch bey den Böhmen kein Gruß gebräuchlicher, als der, so unterm Namen Viti geschieht. Denn wann sie einen Gast, oder Freund, oder vertrauten Menschen, so aus der Fremde zu ihnen kommt, bewillkommen. sprechen sie Vitei ! Vitei ! Als ob sie ihm gleichsam gratulirten, zu der vom Suato-vito verliehenen Gesundheit glückwünschten." Und vermeynt er, solches rühre vielleicht daher, weil ehebesten einsmals bey einer regierenden Pest die jenige, welche den Suatovit verehreten, von der Ansteckung frey geblieben. Daß die Sclaven ihre Götzen mit zweyen, dreyen, oder auch mehr Köpffen gebildet, zeuget auch offt angezogener Helmoldus, und berichtet weiter, daß sie unter so vielen Göttern, denen sie die Gewalt über Aecker, Wälder, über Leid und Freude und Wollüste zugerechnet, bekannt haben, es sey ein einiger Gott, der im Himmel über die andre alle Herr)chete, doch sich nur um himmlische Sachen annähme; die andren aber wären demselben in gewissen ausgetheilten Aem-tern bedient, und von seinem Geblüt entsprossen, derselbe wäre unter solchen andren Göttern auch desto vortrefflicher, der solchem Gott aller Götter am nechsten. h) Im übrigen lobt gleichwol der Author dieses an den Slaven, daß sie gastfrey, und kein Volck die Gäste oder Fremden ehrlicher gehalten oder tractirt, als sie. Es hatte Niemand sich um eine Herberge zu bemühen vonnöthen; sintemal sie alle miteinander hierinn eines Sinnes waren und hurtig die Gäste herbei; zusammlen. Allein, wann mans recht betrachtet, so will ihre Gastsreyheit vielmehr den Namen einer Verschwendung, weder einer Müdigkeit gewinnen. Denn, was sie durch ihren Ackerbau, Fisthereyen und Jagten erworben, verwendeten sie Alles aufs spendiren; und st mehr einer dabey ließ ausgehen, für desto tapfferer wurde er gerühmt. Solche Prangsucht, oder Hervorthuung trieb ihrer viele zur Dieberey und Rau- a) Dubrav. lib, I Histor. Bojemicae fol. m. 7 V) Helmold. lib. I. p. m. 185. berey. Sothane Laster und Mißhandlungen waren auch bey ihnen gantz verzeihlich, und wurden mit dem Vorwand, daß es um der Gastsreyheit willen geschähe, bemäntelt. So Jemand nach den Gesetzen der Slaven leben wollte, muste er das, was er bey Nacht gemauset, morgenden Tags den Gästen austheilen. Wider die Unfreundlichkeit gegen den Gästen und Ungastfreyheit eyferten sie so hart, daß, so man erfuhr, daß Jemand einen Fremden aus dem Hause weggewiesen hette, Jedwedem frey stund, demselben das Haus über den Kopfs anzustecken, und samt aller Haabe zu verbrennen. Jedermann stimmte hiermit überein, solcher Kerl, der dem Gast davon einen Theil zu verweigern, nicht erblödete, müsste ein liederlicher, schlechter Mensch seyn, in dem gar keine Ehr. Sonst schreibt die Sächsische Chronic ^ch-^' von den Wenden, welche mit den Slaven Flm». einerley Volck, daß sie einen Abgott gehabt, der Flins geheissen, weil er auf einem Flintstein gestanden; der sey gestaltet gewest, wie der Tod, mit einem langen Mantel, in der einen Hand einen Stab mit einer Feuerblase, und auf der linden Schulter einen aufgerichteten Leuen führend, der sie erwecken sollte, wann sie stürben. d) Es haben aber vor Alters die Crainer gleichwol auch noch andre Götzen ange- heidnisch«^ betet, als den Boxitium und andre mehr. Wovon noch heutiges Tages etliche aber- U1 glaubische Gebräuche samt dem Namen m Crain noch übrig seynd, sonderlich dieser, daß man in den Heil. Weihnacht-Tagen nicht nur das Brod, sondern auch Honig, Nüsse, Kleyen, oder andres dergleichen auf die Tafel setzet, und zwar an dreyen Tagen; als erstlich oder zum ersten Mal am H. Christ-Abend, hernach zum andren Mal, am heiligen Neu-Jahrs Abend, und zum dritten Mal den Abend vor HH. Drey Könige. In Craineri-scher Sprache nennet man diese drey Tage terie bositschie (boxitschie oder boxitye.) In dem Buch von den Grentzhäusern wird der geneigte Leser bey Beschreibung der Stadt .Zeng oder Segnia hievon ein Mehreg antreffen. c) Helmold. lib. I. c. 82. vel. 83. lib. I. d) Sächsische Chronic. 208. öl. 0‘ Duš II. Capittel. Von der Pflantzung Christlicher Religion in Crain. j|. Marcus unti Hermagoras lehren LU Aquilega. Hermagoras folget ihm im Jebr - Amt. Titus lehret in Japydien. Den Christen werden die Sucher verbrannt Häufige Convertiten unterm Constantino Magno, gas Concilium Sadicense, dem der gariarch von Aglar bf])ll'ohnt. Raffini Presbyteri Aquilejensis Irr-Schriften. Unterschiedliche Jehrer, fo den Slaven den Glauben gepredigt. Mann die Slaven behehrt worden. 8. Yirgilius trägt Sorge für das Christenthum in Crain. Die Windifch- und Slavifche Herren wüten wider den Christlichen Glauben, welche den Iongobardifchen König fchtagen. Hertrog Thassilo strajft folcbe Wütereg. Abermalige Aufruhr defs Kärndt- und Craincrifchcn Adels. Meuchelmörder, fo wider Hertrog Valdungum gedungen. Hertrog Valdungus Leucht aus mit einem Heer wider die Aufrührer, fcblägt diefelbe. Gs werden Meuchelmörder wider Waldungum bestellt. Irren mit dem Streich an dessen Derfon. Werden begnadet. Sieg defs Valdungi wider die Rebellen. Abstrassung der heidnifchen Aufrührer. Valdungus verfchreibt wiederum Jehrer nach Crain und Jämdten. Sifchojf Virgilius homrnt perfönlich in Kärndten und Crain. obgleich die Abgötterei) in Crain ^nnd Kärndten gar lange nach -der heilwertigen Menschwerdung > Jesu Christi geherrscht, hat doch ?bie Freundlichkeit deß Höchsten 'schon gar früh diesem Lande das Licht seines heiligen Worts an den Grentzen leuchten lasten; wovon auch hie und dort in Crain manchem ein Schein ins Hertz gegeben worden, daß also gleichsam mitten in der wilden Wüsten deß Heidenthums an mancher Stätte eine Blum aufgegangen, so den Geruch zum Leben gehabt. Denn wann der Feder Baronii, Palladii und Manzolii hierinn nachzugehen, so hat der H. Evangelist Marcus allbereit ungefähr ums Jahr 44 oder 45 nach Christi Geburt zu Aquileja den Anfang der Heil-Verkündigung gemacht, und das Wort deß Lebens gelehrt, auch gleich beh seiner An-kunfft demselben durch eine Wunder-Kuhr ein Ansehn gemacht, indem er einen für- nehmen reichen Jüngling Ataulphus (oder Adolph) genannt, vom Austatze, auch hernach viel andre Krancken im Namen Christi geheilet. Als er aber endlich wiederum von dannen getestet, hat er an seine Stat den Her-magoram, welcher zwar von Geburt ein Deutscher, aber zu Aglar wohnhafft und von ansehnlichen Eltern erzeugt, doch noch viel ansehnlicher von christlichen Tugenden war, der Gemein daselbst vorgeschlagen; welche ihn auch zu ihrem Hirten und Seelsorger verlangt und bekommen hat. <*) Dem Hermagoras ist Fortunatus zum Gehüsten (oder Diacono) verordnet. Eben um selbige Zeit seynd durch den : Schall deß so nahe-grentzenden Heils auch ! ihrer viele in Carnia, Japidia und Istria a) Vid. Baron, ad Annum Christi 46. Henricus Pal-ad. I. 5. Rer. Forojul. Manzolius in Istri a descript. :d Annum 44. Ughellus Tom 5. Ital. Sac. apud D. ichönl. Titus lehre! in Japydim Den Ehristm werdm die Bücher Bertram!. zum Glauben, oder vielmehr durch eben denselbigen heiligen Evangelisten Marcum zu Christo geführt worden. Dannenhero Crain sich sowol, als Aglar dieses Apostolischen Lehrers rühmet, und gleichfalls seinen Nachfolger, den Hermagoram, samt dem Diacono Fortunato noch auf diesen Tag für seine Haupt-Patronen verehret. Und gleich wie Aguileja nechst Rom die erste Stadt im Occident, so den christlichen Glauben angenommen, also ist hinwiederum nechst Aquileja die Crainerische Hauptstadt Laybach, die erste, und zwar unter den ersten mitternächtigen Städten, welche zu Christo getreten. Ietz-genannter Sanct Hermagoras hat hierauf das Evangelium durch das gantze Land und durch die umliegende Landschaften ausgebreitet, und das Christenthum eyfrig fortgepflantzet. Es ist aber solcher göttlicher Lehr-Saame nicht überall auf einen guten Acker gefallen, sondern nur amt och bey Wenigen aufgegangen, von den Meisten hingegen zertreten, und bald hernach mit schwerer Verfolgung bedruckt worden. Man will, es habe um dieselbige Zeit Titus, der Jünger S. Pauli, nicht allein in Dalmatien und Liburnien, sondern auch in Japidien einen getreuen Mit-Arbeiter am Evangelio abgegeben, und so Megiserus hiebey anzuhören, gleichfalls das Noricum, dessen das heutige Kärndten ein Stück ist, mit solcher heilsamen Lehr besäet, wie nicht weniger 8. Helius in Istria soll gethan haben, welcher ungefähr ums Jahr Christi 56 selig verschieden und von seiner heiligen Arbeit geruhet. Aber 8. Hermagoras ist durch keinen natürlichen Tod ins Reich Gottes gegangen, sondern martyrisirt worden. Dann zu der Zeit hatte sich überall in den Römischen Provintzien die Glaubens-Verfolgung entzündet, wiewohl sie nachgehenderZeiten in noch heissere Brunst und höhere Flammen aufgestiegen. Doch ist der Kirchen durch keine Quaal noch Wunden ihrer Gliedmassen solcher Schmertz und Abbruch zugefügt, als wie Kctist durch den wütenden Befehl Keysers Dio cletiani, daß man alle Bücher der Christen aufsuchen und verbrennen sollte; wodurch die Kirche gewißlich eines unschätzbaren Schatzes beraubt worden. Unter solchem Römischen Verfolgungs-Druck der Christen haben diejenige, welche in Panonien, Kärndten und Crain Christo angehangen, gleichfalls die Marter oder andre Drangsalen fühlen müssen. Als aber das Haupt deß Römischen Reichs, Constantinus Magnus, zum christ-; lichen Glauben bekehrt worden, haben ; sich auch die Glieder der Unterthanen bey Haussen dazu bekannt und taufen lasten. Da dann auch Zweifels ohn gar viel Carnier, Iapidier und Jstrianer durch deß Patriarchen Benedicti oder deß Theodori treueyfrigen Fleiß ums Jahr Christi 326 zur wahren Erkenntniß Gottes gelangt. In Japidien fing damals die Religion erst recht an zu grünen, und sind um dieselbe Zeit manche Städte mit Bischöfen und christlichen Lehrern besetzt, doch war damit das Heidenthum noch nicht erloschen. Und obgleich anjetzo die Christenheit unter besagtem Römischen Keyser Lufft gewonnen hatte, begunnte sich doch hingegen auch das Unkraut der Ketzerey, sonderlich der Arrianischen überhäuffig unter den Weitzen zu mengen. Weßwegen neben andren Concilien auch ums Jahr 347 das Sardicense angestellet, und unter 76 catho-lischen Bischöfen neben etlichen Pannoni-scheu Bischöfen auch derPatriarch von Aglar Fortunatianus, oder wie er sonst anderswo genennet wird, Fortunatus der Zweite deß Namens, ein sehr berühmter Mattn, der über die H. Evangelia gecommentirt hat, mit dazu gezogen Mit welchem hernach auch der H. Bischoff Athanasius nach Aglar sich in Sicherheit begeben, bis er durch Keysers Constantii Schreiben zuruck gerasten worden. Nicht weniger ist gleichfalls hernach die heidnische Abgötterei) mit dem Einbruch fremder Völcker, bevorab der Slaven wiederum starck eingebrochen und fast mächtig worden ; biß ums Jahr 751 der H. Virgi-lius, welcher nachmals Bischoff zu Salzburg worden, das Licht deß Glaubens in Kärndten und Crain, wie auch in noch einem andren Theil Pannoniens wiederum zu hellerm Glantz gebracht. Es gaben auch die irrige Wahn-Sätze deß hochgelehrten Lehrers Origenis in dem dritten, vierdten und fünfften Seculo denen Catholischen Lehrern viel zu schaffen; und ward Mancher durch deß Manns hohes Ansehen zum Beyfall verleitet; als wie unter Andren zu Aglar Ruf-finus Presbyter, das ist, ein ansehnlicher Priester sich damit verwirrete, und aus Gunst zu den Schriffteu Origenis Häufige Convertiti# unterm Constant1- no Magno- Das Concili»”1 Sardice»96 Dem der Patriarh non Agio' betjivoF' Raffini j Presbyte AquileJ6” sis M' schrifie" in dreyen Jahren drey Bücher wider 8. Hieronymum ausgefertigt. Weßwegen ihn Papst Anastasius nach Rom beruffen, dagegen er allerley Ausflüchte gesucht, doch gleichwol eine Apologiam an den Papst geschrieben, und seine Glaubens-Bekenntniß beygefügt, aber dennoch verdammt worden, weil er von den Jrrthu-mern Origenis, deren man ihn beschuldigt hatte, kein Wort darinn gedacht. So hat auch im selbigem Jahr nemlich 401 nach Christi Geburt, Chromatius, Bischofs zu Aglar, nebst andren Episcopis suffraganeis, oder Vice-Bischöfen, so man hernach Weih-Bischöfe mit der Zeit genannt, die Irrsalen Origenis für ketzerisch erklährt und verworffen. Der Arrianischen Schlange» war zwar durch den H. Athanasium, Ambrosium, Augustinum und viel andre rechtgläubige Lehrer, der Kopfs mit dem Hammer gött- jj liches Worts ziemlich zerschmettert: ich will sagen, das Gisst ihrer falschen Lehre mit den Beweisthümern der himmlischen Wahrheit entdeckt und überwunden ; dennoch wollte sich ihre Bosheit noch nicht geben, oder ihre Tücke unterlassen, sondern machte den christlichen Lehrern viel Ungelegenheit, Unruh und Widerwertigkeit. Daran auch der gute Patriarch zu Aglar Stephanus seinen Theil hatte, als welcher für den allgemeinen Glauben von dem Arrianischen Geschmeiß sehr viel muste leiden. Im sechsten Seculo, ungefähr ums Jahr 627, begunnten die Slaven in Kärndten und auch in einem Theil von Crain mächtig und Herren deß Landes zu werden. Da dann auch über wenig Jahre hernach, nemlich ums Jahr Christi 633, unterschied- so den Slav-n liche geistliche Leute, insonderheit aber deß d-n Glaubm heiligen Ruperti Jünger, Chunaldus, Cri- 9iprt ’9t salaricus und Doningus sich treulich beflissen, in Ober - Oesterreich, Kärndten und Crain die Winden oder Slaven zu bekehren , wie Lazius a) und Adelzreiter <>) und Bollandus c) berichten. 8. Amandus, Bischofs zu Utrecht, soll gleichfalls über die Donau gezogen, und gar endelich gewesen seyn, die Slaven in der christlichen Lehr zu unterweisen; durch welche Slaven Bollandus keine andre, als Kärndter versteht. Allein es fiel um a) Lazius Vienn. p. 45. b) Adelzr. P. 2. iib. 6. Num. 26. c) Bolland. 6. Febr. Comment. praev. §. 9. selbige Zeit die Ernte annoch schlecht, und fumiteli diese treu - meynende Lehrer von so steinigten und bedörnerten Hertzens-Aeckern wenig Früchte sammlen; aus so vielen bekehrten sich ihrer gar wenige. In Crain, Kärndten, auf dem Karst, > in Liburnien und Istria wohnten sie, die ' Slaven, zwar unter den Christen vermengt, hielten dennoch sest an ihren Götzen. Dan-nenhero, weil sie die mächtigsten im Lande waren, der Christen öffentlicher Gottesdienst schlechte Beförderung fand, sondern nach und nach in Abnehmen kam. Die Bisthümer und Priesterschafften hörten allgemach auf, also gar, daß kaum Jemand überblieb, der in den ersten Lehr-Stücken christliches Glaubens die Leute unterrichten könnte; ausbenommen die Arrianer, welche unter die Longobarda:, die gleichfalls in Crain und Kärndten wohnhafft waren, Wann die ihr schädliches Unkraut pflantzten. Denn die Slaven und Longobarda lebten bey-motden. sammen in Crain; und hat die christliche Religion unter diesem halsstarrigen Volck, den Slaven meyne ich, kaum vor dem 780ften Jahr recht wurtzeln können, s. virgiiius Im Jahr 758 hat 8. Virgilius, Bischoff fiutaf °tse 6n Saltzburg, die Bekehrung der Kärndter Ehristenlhum und Crainer ihm sehr lassen angelegen in Train. fehtt, als welche das ihnen dann und wann angezündete Licht bißhero bald wieder aus-gelescht hatten. Wiewol die Zeit, zu welcher dieser Bischoff solches heilige Werck vorgenommen, sehr strittig und die rechte Erörterung oder Gewißheit nach vieler weitläufftigen Mühe dennoch nicht leicht# lich Einem gelingen dörffte. Das Scheinbarste und Vermutlichste ist, er habe in besagtem '758. Jahr seinen Bekehrungs-Eyfer am ersten leuchten laffen. Ums Jahr Christi 760 ward der Glantz christlicher Religion in Kärndten und Crain fast täglich gröffer und Heller und das Hertz dieser Leute derselben so geneigt, daß sowol der Hatzog Clieti-marus, als wie das bekehrte Volck nach ihrem Bischoff Virgilio grosses Verlangen trug, und durch den Priester Latinum ihn ersuchte, daß er möchte zu ihnen kommen, um den Wachsthum derjenigen Kirchen - Gemein, die er nechst Gott am ersten hatte angerichtet, selbst-gegenwärtig in Augenschein nehmen. Aber die hohe Angelegenheiten seiner Haupt-Kirchen legten sich der Erfüllung ihres Wunsches gar zu häuffig das Mal entgegen, und wollten ihm diese Reise nicht zugeben; weßwegen er dem Latino zween Priester zu Gefährten gestellet, die in dem Weinberge deß Herrn bey den Kärndtern und (Erat# nern nebenst denen übrigen Lehrern sollten arbeiten. Also trug dieser fromme Bischoff dennoch Sorge für die Crainerisch-und Kärndterische Gemein, und trug gleich# wol im Hatzen diejenige, welche er in den Augen nicht kunnte. Aber diese Ruhe der Kirchen ward gar bald verstört, nachdem Hatzog Chetimar sein Haupt zur Ruhe, und sein SohnPrintz Valdungus, oder Walcliunus, den der Aberrata sonst auch Vatinium nennet, die Hand an das Regierungs-Ruder gelegt. Denn der Adel wollte das Bayerische Joch (an# gemerckt, die Kändterisch-Krainerische Her# tzogen von dem Hause Bayern damals diesen Ländern gegeben wurden) durchaus vom Halse raffen, und keinem Christlichen Fürsten mehr unterworffen seyn. Zu welcher Verändrung die Jugend deß Valdungi am bequemsten schien. Die fürnehmste Landherrn und Landsas# Di-Wind^ fett hatten bißhero für dem sanfften Ioch Christi noch stets ihre stoltze Achseln gezückt wider und bey ihrem alten von den ungläubigen ^hnM' Vor-Eltern ererbten Unglauben festen Fuß au gehalten, anjetzo aber ein Hertz gefasst, das aufrührische Schwad zu zucken, und damit über die Christen herzufahren. Sie verjagten dieselbe samt den Priestern, und weil gleichfalls die Herren in Steyr und in der Windischen Marck sich zu ihnen schlugen, thaten sie auch einen starcken Einfall in Welschland, und ward also die Christenheit unterschiedlicher Orten mit der Verfolgung angegriffen. Weil es nun an gnugsamen Widerstand fehlte und ihre Untreu schneller war, als die Straffe derselben, ergoß sich ihre wütende Blutstürtzung wie ein aus- ^ .{à raffender Strom. Sie rissen den Weibern s. «*■ die Säuglinge von den Brüsten, warffen i, dieselbe zu den entwehnten Kindern auf einen Haussen, und verbrannten sie miteinander. Frauen und Jungfrauen wurden von ihnen an die Bäume gebunden, denen sie die Bäuche ausgeschnitten, und das Gedärm samt dem Eingeweide heraus rissen, oder mit Pfeilen auf sie zielten. Desiderius, der Longobarda König, ver- ®^arbi-meynte solchem Jammer zu steuren, und die scheu Wüterey der Heyden abzustraffen, zoch der-halben wider sie mit seinenVölckern aus, aber denKürtzern, und verlohr nebst einer grossen Mannschafft seine beste Hauptleute. Aber was dieser ihnen schuldig blieb, ward ihnen doch endlich durch den Bayerischen Hertzog Theffel (oder Thassilo) redlich entrichtet und der Übermut wacker einge-rhoffiio trieben. Dieser machte sich auf, obgleich zu solche einer fast ungelegenen Zeit, nemlich um Weihnachten, mit 3 Armeen, gingiuKäru-ten,Crain und in die WindischeMarck, griff die Feinde dreyer Orten an und bemächtigte sich deß gantzen Landes. Eine ziemliche Anzahl der Windischen (oder Sclavonischen) Herren samt einer grossen Menge von Weibern und Kindern, führte er gefänglich hinweg, erledigte hingegen viel gefangene Chri-, sten, und setzte den vertriebenen jungen Sertzog Valdungum, obgesagten Chitomari ohn, welchen die Kürndt- und Crainer aus dem Lande gejagt hatten, wiederum ein. Da nun dieser Hertzog wieder ins Land kam, und die Aufruhr samt ihren Stifftern danieder lag, schickte er hin zum Bischoff Virgilio gen Saltzburg und begrüffte denselben um andre Priester an stat der Verjagten, welcher ihm auch willfahrte, und unterschiedliche Lehrer nach und nach dahin abfertigte, q) Durch diese Diener Christi wurden viel Leute allgemählich zum Christlichen Glauben gebracht. Die Fürnehmen aber und Edlen blieben verstockt, oder veränderten mehr die äusserliche Gebärden als dasHertz, titulirten sich guten Theils auch Christen, aber ohne würckliche Erweisung. Darum kunnte diese Ruhe auch nicht lange bestehen, noch der Friede auf einer so faulen Wurtzel in die Länge blühen. , Es hatte sich die Wiedereinsetzung deß un! ìungen Hertzogs Valdungi kaum gejährt, ^'tisdjcn als sich wider ihn und die allbereit bekehrte Winden von seinem Adel und Landsaffen eine greuliche Rebellion und Empörung erhub. Denn obgleich Hertzog Valdungus mit aller Sanfftmut das Land regierte, Recht und Gerechtigkeit hegte und pflegte, wollte doch sein Eyfer in der Christlichen Religion ihrer Glaubens-Kälte und das Leben dem Tode nicht gefallen. Denn im andren und folgendem Jahr seiner Regie-tung griff er das Religions Wesen mit Ernst an, bemühete sich, seine Landherren und Edlen mit fleissiger und treuer Unterweisung, durch gelehrte Priester, gleichfalls dem Herrn Christo zuzuführen. ! Es kann seyn, daß vielleicht hiebey eini- <0 Authoi Vitae 8. Virgilii. Val. VII. Buch gerZwang sey mituntergeloffen, derge-meinlich Verbitterung nach sich ziehet. Denn in den alten Collectaneis Ammonii findet man, daß die jenige Winden in Kärndten (und Crain) welche nunmehr die heidnische Abgötterei) abgelegt, und den Christlichen Glauben angenommen hatten, Ordre empfangen, sich gefasst und in gute Bereitschafft zu stellen, daß sie die Ungehorsamen mögten zum Gehorsam treiben, und die Christliche Religion wider ihres Fürftens übrige heidnische Landschafften schützen. Diesem nach machten die Für-nehmsten int Lande gute Anstalt und beschlossen, daß man mit guter Mundir- und Bewehrung innerhalb dreyen Tagen sich versehn, und dem Hertzog Valdungo in guter Ordnung entgegen ziehen sollte. Der mehrere Theil deß gemeinen Volcks Menchelà-gehorchte solchem Befehl, nebst etlichen an- ^ jg sehnlichen Landherren ; aber der übrige Adel dungmn und insonderheit flinfs Herren, welche nicht gedungen, schlechten Herkommens und Ansehns waren, blieben als Hasser, Feinde und Verfolger der Christlichen Religion aus. Unter denen Einer, Namens Herrn annus Aurelius. die andren alle auswiegelte, und sowol mit Exempel, als ausrührischen Reden, zur Rebellion ratzte. Woraus gleich ein mächtiger Anhang ihm gefolgt, von dem viel Christen überfallen und erwürgt worden , und ward das Land allenthalben in grosse Spaltungen entzweyet. Hertzog Valdungus eilete aus erlangten Hervog Bericht hievon, fernerem Unheil vorzu-kommen, mit einer Ausrüstung zwölff mit einem tausend auserlesener Kriegsknechte chrift- àr licher Religion, und brach damit aus von 16 der Stadt Julia, welche Aventinus für die Stadt Villach in Kärndten achtet. Unterwegens stiessen noch bey neunhundert gerüster Männer zu ihm. Und obgleich ein falscher Kundschaffter aus Anstifftuug Aurelii, aus halben Wege gegeitSiscia, ober@ifecf,(Megiserus schreibt, man nenne es jetzo Agram, irret aber, tote-tool es nicht weit davon gelegen, und jetziger Zeit zwar seine vormalige Gröffe nicht mehr hat, doch gleichwol annoch ein Grentzhaus allda ist, so von dem alten Namen Siscia noch aus den heutigen Tag Siseck benamset wird) ihm eiuzubilden vermeynte, die Seinen wären schon von den Rebellen geschlagen, welche sich nunmehr schier deß gantzen Landes bemächtiget hetten, weßwe-gen nicht rahtsam wäre, daß er weiter versi Schlägl dieselbe. Es werden Meuchelmörder wider Valdun gum bestellt. gebliche Mühe und Unkosten aufwendete, sondern, daß er vielmehr die Völcker nach Julia liefst zurücke gehen und mit den Feinden sich in gütliche Handlung begäbe. AberHertzogValdungus wollte im trauen sich nicht übereilen, sondern zuvorderst weitere Kundschafft davon einziehen; welche, weil sie gantz anders lautete, ihn verursachte, vielmehr sich noch stärcker zu rüsten und keine Völcker abzudancken, oder von sich zu lassen, sondern noch mehr derselben zu ver-sammlen ; gestaltsam er sein Heer, bis auf achtzehen tausend Combattanten und wehr-haffter Männer verstärckte, den betriegli-chen Kundschaffter aber, als einen öffentlichen Berräther ungetreuen, und meynei-digen Unterthan, niederhauen ließ. Weil ihm aber im Felde Proviant mangeln wollte, gedachte er, seine Völcker gen Sisciarn zu führen, als ihm unterwegs der Rebell Herrnannus Aurelius mit vier tausend Mann aufstieß, welcher samt seinen bey sich führenden vier tausend Männern von dem Marsch aller müde, eben damals Mahlzeit hielt und sich selbigenTages nichts wenigers, als eines Gefechts versähe, aber mit solcher seiner unbehutsamen Sicherheit dem Hertzog Valdungo gute Gelegenheit zum vortheilhafften Angriff in die Hand lieferte. Denn dieser gieng unversehener machen aus sie los, und schlug ihrer sechshundert zuBodem, die übrigen in die Flucht. Aurelius, dieses aufrührischen Hauffens aupt und Oberster, kam ihm als ein efangener, nebenst vierhundert Kriegsleuten in die Hände. Er eroberte auch das feindliche Lager, und ward gleich darauf von den Sistiern in die Stadt eingelassen, herrlich und mit Freuden empfangen. Deß gefangenen Aurelii Mitverschwor-ner und Rebellions-Verwandter Drochus vermeynte, das widrige Glück der Rebellion durch einen meuchellistigen Tuck zu corrigiren, und bestellte ein paar Meuchelmörder, welche den obsiegenden Hertzog hinterlistig umbringen sollten. Diese ehrliche Gesellen kamen unter dem Schein redlicher unschuldiger Leute gen Siscia, und erlaurten die Zeit, da er eben mit j den Seinigen zu Rath saß. Sie trugen ihr Mörder-Gewehr unter den Kleidern verborgen, und vermischten sich unter das Bolck ; und weil er ohn einige Besorgung feindlicher Gefahr, seine Garde oder Leibwacht von sich gelassen hatte, achteten sie solches für die beste Gelegenheit, ihren mördlichen Anschlag zu vollziehen; weßwe-gen Einer unter ihnen von Leder riß, und demjenigen, welcher dem Hertzog am nech-sten saß, und von ihm irrig dafür angesehen ward, eine tiefst Wunden in den Kopff hieb, also, daß er darüber zu Bodem stel. Weil nun die Mörder vermeynten, die vermeynte Person deß Fürsten tödtlich getroffen zu haben, gaben sie eilends die Flucht, kunnten doch der nacheilenden Rache nicht entfliehen, sondern wurden eingeholt und gebunden vor den Hertzog geführet, baten denselben um Gnade, gegen Erbietung, den gantzen Handel gründlich zu offenbaren, und Christen zu werden. Der gütige Fürst versprach ihnen Gnade, und erfuhr hierauf, wie der Aufwiegler Drochus sie wider sein Leben gedungen, welches aber, wie sie sagten, die unsterbliche Götter hetten verhütet, also, baß der Streich der rechten Person verfehlt hette. Hertzog Valdungus erkannte hieraus augenscheinlich, daß der Höchste seine Schutz-Hand über ihn gehalten, und wider solchen argen Tug der Feinde sein Schild gewest, und begnadete diese seine Meuchelmörder nicht allein mit dem Leben, sondern auch mit Enthafftuug und Befreyung, ja! begabte sie überdas gantz mildiglich, damit sie desto reuiger erkennen mögten, auf was für einen tugendhafften Herren sie das Mord-Eisen geschärfft hätten, nemlich auf einen solchen, für welchen sie Ursach hetten, vielmehr, als getreue Unterthanen zu sterben, weder ihn sterben zu machen. Hierauf ruckte er fort mit hellem Haussen dem Drochus entgegen, welcher sich am Culp-Strom, und zwar an dem Ort, da jetzo die Crainerische Stadt Möttling an den Crabatischen Grentzen steht, gelagert hatte. Zu einer ungerechten Sache schicket sich im Kriege nichts billigers, als frevelhaffte Unbesonnenheit ; dieselbe blinde Leiterinn führte auch den Drochurn bey dieser seiner Ausruhr ins Unglück. Denn, wiewol Einer von den Mitwirckern dieser Meuteret), Namens Heinrich, ihm klüg-und treulich rieth, er sollte den Feind nicht so gering schätzen, noch seiner Hitze mehr, als der Vernunfft trauen, sondern zuforderst deß Feindes Zustand, Art und Beschaffenheit recht erkundigen, auch vor allen Dingen Achtung geben, ob sich nicht ertzog Valdungus bloß, und aus seinem ortheil gäbe, auf daß man ihn mit desto geringerem Verlust der Mannschafft Irren nn: dein Streich an dessen Person. Werden begnadet. sieg dtp . Valdust?1 wider die Redest-«. mögte stürtzen. Aber wann die Büberey reiff zu Straffe, f° verstopfst sie für ge- : sundem Rath gern die Ohren, und ver-1! fährt unbedachtsamlich, gleich als ob es gnug zur Victori, wenn man nur dieselbe mit brennender Frevel-Hitze sucht, oder, als ob die Gelingung mit tollkühner Unge-stümigkeit, unauflöslich wäre verbunden. Also forderte auch die Göttliche Gerechtigkeit anjetzo den vermessenen Drochum durch den sturtzgähen Weg der Verwegenheit zur Straffe. Darum verachtete er den witzigen Raht seines mit - verknüpfften Ruhr-Genoffens, und ging gleich alfofort mit seinen Bölckern dem Hertzogen frisch unter Augen. Welcher ihn aber schlug, und samt den meisten Ursachern dieser Unruh in seine Gewalt bekam. Deß Tags hernach zoch der Überwinder zu Julia ein mit Freuden, und stellte ìffuna ^ìe gefangene Berrähter vors Kriegs-Recht, heidnisch«, Welche nach rechtlicher Erkenntniß seiner Mihrer. fürnehmsten Land-Herren auf den Platz geführt, und mit harter Straffe belohnt wurden. Man hieb ihnen zuvorderst die ureineydige Hände ab, womit sie wider ihren rechtmässigen Herrn treuloser und aufrührischer Weise die Waffen ergriffen hatten, und ward am Drocho der Anfang gemacht. Hernach wurden ihnen Nasen und Ohren abgeschnitten, die Schenckel zerstümmelt, die Schienbeine zerbrochen. , Den Rumpfs warff man in eine Pfützen oder Gruben, wie das damalige alte Teutsche Gesetz und Ordnung vermogte. So grausam richtete man sie deswegen hin, damit andre Feinde deß christlichen Glaubens für dergleichen Empörung wider ihre Fürsten sich desto mehr sollten scheuen, a) Nachdem also diese furialische Schlangen-Haare ausgeraufft, und die Knöpfst oder Köpfst solcher aufrührischen Conspirir-und Rottirung zertreten waren, strebte der Christ - eyfrige Fürst Valdungus in denen nechstsolgenden Jahren darnach, |i wie er nun auch mögte den heidnischen Unglauben ausreuten, und solches dicke Unkraut, womit das Land so überhäuffig bewachsen war, daß der gute Weitzen deß Christenthums eine Zeithero dafür nicht wol hette aufgehen können, wegräumen. Die gesäete Drachen-Zähne der Rebel- a) Aus dem Ammonio Salosso, Megiserus, im 6. àch der Kärndtischen Chronic, Cap. 2. Bl. 451. seqq. lion hatte er mit der Schärffe deß Schwerts zerschlagen, und die Säemänner selbst, oder Häupter der Empörung durch Hencker und Prof offen aufgerieben ; aber zur Vertilgung deß Unglaubens fand er ein andres Schwert nöthig, nemlich das zweyschnei-dige deß göttlichen Worts, die Unterrichtung, meyne ich, im seligmachenden Glauben und fleiffige Lehr der Hauptstücke christlicher Warheit; in Betrachtung, daß durch Schneiden und Brennen die Heiden zwar leiblich überwunden, aber doch der abgöttische Wahn ihnen damit nicht ausgebrannt, sondern der Haß deß Lichts in ihnen nur desto mehr entzündet und verbittert würde; und daß man einen mit tödlicher Seuche angesteckten Patienten zu turimi keine Hertz-abdruckende, sondern Hertz-stärckende Medicamenten anwenden müsste. Darum begrüffte er den H. Bi- vaidungu* schoss Virgiliani um neue Prediger und schreibt Lehrer, welche durch ihren Eyser und Lehrer nach getreue Seel-Pflege die einige Jahre hero ihrer Hirten beraubte Heerde der Glau- am IL feigen zur Beständigkeit, das übrige aber annoch heidnifch-gesinnte Bolck zur Ber-lassung deß heidnifchen Jrrsals ausmuntern mögten. Worauf alsofort sechs Priester abgefertigt worden, denen der Her-tzog wider alle Feinde christliches Glaubens Schutz gehalten. Endlich, nachdem auch 8. Virgilius selbst Aschoff^ um seine hochverlangte Dahinkunfft bitt- kommt Irlich belanget worden, that derselbe diesem Mich in Hertzog Valdungo zu Gefallen, was er dessen Vorgehern dem Chetimaro nicht hatte gewehten können, daß er selber nach Kärndten zoch, um das Werk deß Herrn desto besser zu befördern, und das Kirchen-Wesen in gute Ordnung zu bringen. Da er dann sowol Crain als Kärndten durchgereiset, und die Christen gestärckt. Welche ihn hingegen nicht anders, als einen Engel mit groffen Freuden ausgenommen. Wie hocherfreulich ihnen seine Zu» i und Ankunfft gewest, und wie er seine Zeit bey ihnen, weder in herrlichen Gast-Mahlzeiten (wiewol sie darum nicht werden unterlassen haben , ihn damit wie billig zu beehren) noch in Competentz-oder Praecedentz-Strittigkeiten, noch in Jagten, Spatzier-Fahrten, prächtigen Aufzügen oder andren dergleichen Erlustigungen verschlämmt, sondern zur Erbauung und Befferung der Gemeine Christi rühmlich angewendet habe, das leuchtet aus diesem I Lateinischen Schreiben deß Bayerischen Scribentens Adelzreiters hervor: Mirä omnium ordinum gratulatione, frequentes habuit passim ad populum conciones, templa dedicavit, sacris Ordinibus viros selectos initiavit : tam luculentis sanctitatis documentis sibi devinxit Carantanorum animos, ut non secus eum atque concessum à Dec suae salutis authorem Apostolumque ipsi posterique colere, non dubitarmi Ejus industria per vasit ad usque Hunnorum fines, ubi Dravus Danubio miscetur. Proscripsit Deos patrios, sicubi sacrorum impietas haeserat, omnibus castissimam Christi Religionem induxit. Das ist: „Er hat mit grosser Freud-Bezeug- nnd Gratulirung aller Stände und Orden (die noch im Heydenthum beharrende ausgenommen) zu dem Volck hin und wieder manche Rede oder Predigt gethan, Kirchen und Gotteshäuser aufgerichtet und eingesegnet, auch theils ausgesonderte Männer zum geistlichen Stande geordinirt, (oder zu geistlichen Würden und Orden eingeweihet.) (f) So hat er gleichfalls die Gemüter der Kärndter und Crainer mit so klaren exemplarischen Beweisungen eines heiligen Wandels an sich gezogen, daß sie und ihre Nachkommen ihn anderst nicht, als einen Stiffter und Ursacher ihres Heils ji und einen von Gott ihnen verliehenen Apostel geliebt und geehrt haben. Seine Emsigkeit und Christliche Geflissenheit \ ist Alles durchgegangen biß an die Gren-I tzen der Hunnen. Die Götter der heidnischen Borfahren hat er ausgeschafft von denen Orten, da die gottlose Bedienung derselben bißhero fest geklebt, und hingegegen allenthalben die allerheiligste Furcht Christi eingeführt." a) Allein daß dennoch der gröffere Theil deß Adels den Abgöttern zugethan verblieben, und dem Christlichen Glauben sehr halsstarrig widerstanden, wird bald hernach zu vernehmen seyn, wann wir in nechst-folgendem Capittel an die Tafel deß Hertzogs Inguon kommen. (t) Denn es kann Beydcs unter diesen Lateinischen Worten sacris Ordinibus viros selectos initiavit verstanden werden, a) Adelzr. Annal. p. I. 1. 7. n. 41. 3)ns III. iaptffet. Bon Bekehrung deß Adels in Kärndten und Crain. Inhalt. Eines heidnifcheit Königs Kerle beschämt Carolum Magnum. Keyfers Caroli M. Fürsorge für die (Erbauung der Klaren in der Keltgton. 8. Yirgilii Absterben. Der Klammer Kifchojf Theodoricus. Warum die Edlen in Kärndten und Erain den Elmstlichen Glauben nicht gern angenommen. Herkog Inguons öffentliches Gastmahl für die Edelleute und Kuren. Die er aber fehr ungleich tractirt. Dessen er ihnen die Srfach anzeigt. - lorwürdige Handlungen und Be-^mühungen gewinnen, in einem Reich keinen bessern Nachdruck 'und Fortgang, als wann das ^höchste Haupt deß Reichs durch 'sein hochgültiges Exempel die Unterthanen zur Nachfolge entzündet. Solches spühret man auch in Religions-Sachen. Denn woferrn das hohe Haupt ihm keine Sorge für die Religion ans Hertz wachsen lässt, wird auch bey den Gliedmassen eines solchen Reichs der Ernst in dieser Sachen mehr welcken, als wachsen, hingegen durch die Fußtapssen der Gekrönten die Un-terworffene zur Nachfolge in löblichem Ernst deß aufrichtenden wahren Gottesdienstes angeleitet. Also gings auch um diese Zeit im Römischen Reich und dessen angrenzenden Ländern. Weil Keyser Carl der Grosse unter seinen übrigen Regierungs- u.Kriegs-Geschäfften auch die Betrachtung der Kir-chen-Angelegenheit nicht dahinden ließ, sondern nebenst seinen Adler-Fittichen auch den christlichen Glauben auszubreiten, höchst* rühmlicheSorgfalt trug, und die Bekehrung der Heiden ernstes Fleisses beförderte, tha-ten seine Hertzogen und Fürsten ihres Orts dergleichen. Er bemühete sich bey selbigen Läufften in Sachsen nicht allein den König, fordern auch den Unglauben derselben, und zwar jenen durch leibliche, diesen durch geistliche Waffen zu bezwingen. Da sich dann, H-idnUü -n lm^em er bemeldten König, nemlich den me Widekind gefangen bekommen, einsmals c^äoit (wie Petrus Damianus berichtet) begeben, Magnum. als Keyser Carl Tafel gehalten, und auf einem hohen Thron-Sessel gesessen, die fettige Armen, welche er speisen ließ und unterhielt, ans der Erden gesessen. Worüber sich der gefangene König verwundert, und dem Keyser solche schlechte Bewirthung der Armen vorgerückt in diesen Worten: „Wann euer Christus sich erklährt, daß er selbst in der Armen Person ausgenommen werde, mit was Fug oder Stirn wollt ihr uns dann überreden, daß wir unsre Schultern dem Joch des jenigen unterwerfen !àn, welchen ihr so verächtlich tractirt." Uber welchen Vorwurf Keyser Carl sich angerötet und mit Entsetzung darob verwundert hat, daß aus eines heidnischen Menschens Munde ein so gut Evangelischer d) 6inge. Caroli m s.- ìàrdas recommendirte dieser glorwür-bierrer9e àr ìge Keyser dem Bischofs zu Saltzburg Arber tz^urg noni die Slaven in Kärndten und Crain, bet Religion' - ^ er dieselbe mit tauglichen Lehrern verargen sollte, damit sie, welche allbereit den Christlichen Glauben angenommen hatten, m der Erkenntniß wachsen und im Glauben A„Vir8iiü ^festigt werden mögten. Denn der H. erben. Vli’gilius, voriger Bischofs zu Saltzburg, welcher die Kärndter und Crainer im Christ-Uchen Glauben unterwiesen und als ein getreuer Hirt für das Heil ihrer Seelen gewacht hatte, war nunmehr allbereit (tnt Jahr 784) sanfft und selig entschlaffen. Aber dreser sein Nachfolger im Bisthum, der pJ n 0 n, setzte seine Fußtapffen so getreu» lch und lobwürdig nach, daß man nur die Je*rus Damian. Epist. ad Mainard. Urbina-m Epiacop. Spon. Val. VII Luch. Person und nicht den Christlichen Eyfer bey sothanem Amt verändert spührte. Selbiger Anton hat Theodoricum zum Der Bischofs der Slaven geordinirt, ist auch in Begleitung deß Grasens Geroldi (welchen Theo-II auch andre Authores einen Hertzog in Bay- doricus-ern tituliren) selbst mit demselben in Sla-vonien gezogen, und hat ihn denen Fürsten daselbst, ihm selbsten aber das Land der Kärndter (und Crainer) wie auch derselben ihre Grentzen Westlichen Theils deß Trab-Stroms biß zu dem Ausfluß der Trab in die Donau zu Bischöfslicher Fürstehung anbefohlen; daß er das Volck mit seiner Predigt und Evangelischen Lehr zum Dienst Gottes anleitete und unterrichtete; wieder Author, welcher die Bekehrung der Bayren und Kärndter historisch beschrieben, in dem jenigen Fragmento redet, welches er herausgegeben. b) An welchem Ort aber dieser Bischof Dietrich eigendlich seinenSitz gehabt, davon hat man keine zuverlässige Nachricht. Indem nun solcher Gestalt Bischost Arno n, deß Keysers hochrühmlicher Mey-nung und Verordnung nach, nach eingelangter Ermahnung Papsts A d r i a n i auf die Unterweisung ober auch Bestetigung der Bayren, Hünen und Slaven, welche in Kärndten, Crain und andren Panno* nischen Landschafften untereinander damals wohnten, alles Ernstes ansetzte und von einem so heiligem Eyfer brennete, ey-ferte der Kärndter Hertzog Inguon, (welcher eben wol auch in Crain oder aufs wenigste über den grössern Theil desselben Hertzog war) dem Exempel seines höchsten Oberhaupts, deß Keysers, rühmlich nach) und versorgfältigte sich nicht wenig mit nachsinnenden Gedanken, wie doch endlich der heidnische Unglaube, so annoch dem meisten Adel seines Landes im Hertzen wurtzelte, völlig mögte ausgereutet, hingegen die Christliche Religion allen Ständen deß Hertzogthums eingepflantzet werden. Es wird mehrmaln der Christliche Glaube am leichtesten und hurtigsten : denen, die bey der Welt im Staube der Verachtung ligen, eingehertzt, hingegen aber von denen, die bey ihr reputirt und von ihren Vorzügen beydes an Gütern und Ehren beglückt seynd, offt viel ungerner und langsamer angenommen. b) Chesnseus Tom. 2. Rer. Francicar. Die natürliche Morgenröte vergüldet am ersten die Spitzen der Berge und Gipffel der Bäume; aber die übernatürliche und geistliche blincket früher in den Thälern und wirfst ihr Gold am ersten auf die Blumen im Thal. Also hatte auch in Kärndten und Crain biß anhero der wenigste Adel sich noch zur Christlichen Religion bequemt, und nur der gemeine Mann Christum angezogen; gleich als ob Christlich und Adlich zu fehlt, nicht wol beysam-men stünden. Solchen Nebel wünschte Sertzog Inguon seinen Edlen durch die onne der Warheit zu vertilgen, und sie aus der tiefen Nacht an das Liecht der Welt, nemlich zu Christo, zu führen; damit nicht der Engel dermaleins nur den Burger und Bauren, der Teufel aber den Edelmann holen mögte. Diesem nach brauchte er dazu eine Erfindung, die sich zu dem Ehr-brennendem Mut der Edlen trefflich wohl fügte, indem er ihnen eine Ehre vorenthielt, die er denen bekehrten gemeinen Leuten zur Erhöhung deß Christlichen Glaubens erzeigte.' Sie hatten bißhero ihre Hartnäckigkeit bemäntelt mit diesem nichtigem Borwand, die neue Lehre (also nannten sie die christ-liche) mögte wol eben so gar Unrecht nicht, gern“ onge" sondern gut genug und der Warheit gemäß nommen Warum die Edlen in Kärndten und Train den Christlichen sehn, aber für Fürsten, für die Edlen und für ritterliche Kriegsleute wollte sich dieselbe nicht schicken; sintemal solcher Personen Stand und Gelegenheit mit den Eigenschafften des Christenthums sich nicht vertrüge, den der christliche Glaube erheischete Friedfertigkeit, Demut,Sanfftmut, Geduld und Liebe, welche den Staats-Leuten nicht anständig, noch reputirlich, noch practicir-lich; hetten die vormals Welt-gefürchtete, nunmehr aber verachtete Römer beh ihrem alten Helden-Glauben, der sie zur Tapferkeit anflammete, Fuß gehalten, und diese einfältige neue abergläubische Religion der Christen nicht angenommen, so würden sie jetzo nicht überall so einbüs-sen und ihren Feinden gewonnen geben; unter allen Göttern wäre keiner so arm als Christus, welcher auch den Seinigen weder Reichthum, noch Hoheit, noch einige Ergetzlichkeit in dieser Welt, sondern Mühseligkeit, Arbeit, Angst, Schmach, Verachtung, Verfolgung, allerley Creutz und Anfechtung verhiesse; das sich zu Ehren-Leuten so übel fügte, wie der Schatten zu dem Licht und die Fuß-Sohle zu der Krone; zudem wäre er auch gar mißgünstig, wollte weder andre Götter noch Göttinnen neben sich leiden, noch ihnen die Ehre einiger Gottheit oder Gottesdienstes gestehen, so ihnen gleichwol von so uralter Zeit hero die höchste, klügste und tapfferste Leute in allerWelt erwiesen; von welchen sie jederzeit für mächtig geachtet und in allen Noth-Fällen hülsreich befunden worden. Solchen und dergleichen gottslästerli-chen Einwürffen begegneten zwar die Bischöfe und andre Geistliche mit vernünftiger Ableinung und Erklährung, wie daß die Römer nicht darum, daß sie sich zum christlichen Glauben bekenneten, sondern weil sie durch ihren unchristlichen Wandel der mündlichen Bekenntniß wider sprachen, und zu keiner Besserung gegriffen, alsofort gezüchtigt und mit so scharfen Straffen belegt worden; ingleichen daß, weil kein andrer Gott als Christus und; dieser ein Gott der Warheit sey, Er dann auch der Unwarheit, der Viel - Götterey widersprechen müsste, und ohne Verletzung seiner göttlichen Warheit die falsche Götter so wenig für wahre Götter erkennen und unter seinen Dienern gedulden könnte, als wenig ein rechtmässigerKönig gestattete, daß sein verloffener Knecht sich seiner Kron oder einer königlichen Mit-Herrschaft aitmaffe, Weil aber solches Alles diese Steine nicht erweichen, noch zum Glauben bewegen kunnte, sondern der gekreutzigte Christus ihnen allzu gering und zu unedel schien, solche edle und fürnehme Leute unter seiner Herrschafft und unter seinen Dienern zu zehlen, beschloß Hertzog Inguon, sie auf diese besondere Manier in ihren heidnisch-H-rtzo fümehmen Gedancken zu beschämen. Er ließ ein öffentliches Ehren-Mahl anrichten und dazu sowol den gemeinen die Edülems Mann, auch so gar die schlechtesten Land-ltnb Baurm. leute, als die Ritterschafft und von Adel einladen, machte aber nach ihrer Erscheinung in Setzen derselben einen wunderlichen Unterscheid, erniedrigte die 3. Erhabenen, und erhub die Niedrigen. I^öigur Das Land-Bolck, so christlich war, muffte sich auf seinen Befehl an herrlich-an-Die gerichtete, und zum Theil vor- zum Theil uvglkjch Greben der feinigen gestellte Tafeln setzen, a“ctitt ' da ihnen herrlich aufgetragen, und der köstlichste Wein in güldnen und silbernen Geschirren reichlich gereicht ward; hingegen mufften sich die Edlen draus- sen vor der Thür lagern (nach dem Spruch deß Herrn, „drauffen seynd die Hunde!") und beh schwachem Brod mit stinckendem Fleisch und saurem Wein vorlieb nehmen, dazu nur aus irdenen Krügen trincken. Kurtz zu sagen: Die Bauren wurden wie Herren und Edelleute, die Edelleute und Herren wie Bauren tractirt. Solche Verkehrung nahmen die Edlen für eine Beschimpffung auf, hüben der-halben an, drauf zu stümpffen und ihren Verdruß endlich dem Hertzog deutlich vorzutragen, bittende, Er wollte ihnen doch die Urfach anzeigen, warum ihnen : solcher Schimpfs widerführe. Worauf er ihnen diese Antwort .gab: D-ffrn « „Die Ienige, welche in Städten und ihnen die hohen Palästen wohnen, seynd nicht so rein, wie die, welche auf dem Lande und in nidrigen Hütten wohnen. Jene schlechte Leute und Bauren haben ihre Seelen in dem heiligen Tauff-Bade gewaschen und gereinigt, welche also nun sauber und schön sind. Ihr Edlen und Mächtigen aber, die ihr den unflätigen Götzen folgt, seyd unsauber, kohlschwartz an der Seelen, und so voll geistliches Gestancks, daß ich euch nicht nahe um mich leiden kann ; verwegen habe ich bey diesem Gast-Mal billig einen solchen Unterscheid gemacht." Der Bischofs Amon (oder Arno) auf dessen Einrahten der Hertzog die Gast-Mahlzeit also angeordnet hatte, secundirte hernach den Hertzog mit einer eyfrigen und beweglichen Predigt, darinn er ihnen andeutete, woferrn sie in ihrem Unglauben beharreten, so würden sie dermaleins eben also von Gottes Angesicht weggewiesen und zu den stinckenden Höllen-Böcken gesellet werden. Diese kluge Verführung und Rede ging ihnen dermaffen durchs Hertz, daß sie bey Haussen zur Tauffe eilten, und in kurtzer Zeit der gantze Adel den christlichen Glauben annahm à6L8 Sylvius (von denn ich diese Er-zehlung meistentheils entliehen) setzt diese Begebenheit ins Jahr Christi 790, andre aber ins 793. »- Warum diesem Buch die alte Huldigurgs-Weise einverleibt werde. Das IV. faptffef. Von Einführung einer seltsamen Weise, die Gewalt der Regierung in Kärndten und Crain zu empfahen. arum diestm Buch die alte Huldigungs-Weise eittüerlrtbt worden Zu welchem Ende Hert-og Inguon eine sonderbare und seltsame Investitur der Lands-Fürsten ungeordnet. Alte Gewonheit in Kärndten, die Hert-ogliche Regierungs-Gewalt con einem Sauren Zu empfahen. Seschreibung der dabep gebrauchten Zeremonien. Zer Lürslen-Stein. Der Lehen-Stuhl. Seltsame Gerechtigkeit der Gradnecher, fremde Wiesen ru mehen. Gerechtigkeit der Dortendörffer m brennen. Wie lange diese Gewonheit gewährt. Kepserlicbe Commissarii begehren, man soll die Huldigungs-Zeremonien unterlassen. Zer Landschasst in Kärndten Resolution. Der Landschasst Glückwünschung. Grtr-HertZog farls Dancksagung. ir ist nicht verborgen, daß die ^ Frage, ob Hertzog Inguon (der Hsonst vorhin ein Fränckischer E Graf war) sowol Hertzog über "< Crain als über Kärndten gewest, unter einer Streitigkeit schwebe, in Betrachtung, daß Crain, Isterreich und Kärndten zu der Zeit nicht mehr gäntzlich unter einem einigem Hertzoglichen Haupt gestanden, fonderli von unterschiedlichen Marchgrafen regiert worden; aber unterdessen kann man doch dieses nicht sagen, daß Hertzog Inguon nicht einiges Stück von Crain sollte besessen haben; und deßwegen habe ich nicht allein die in vorigem Capittel begriffene Geschicht, sondern auch diese nachgehende Kärndterische Huldigungs-Solennitet diesem Merck einverleiben sollen. Der geneigte Leser lasse sich aber nicht befremden, daß wir die alte Huldigungs-Weise nicht vielmehr dem Buch von den Crainerischen Lands-Fürsten und EHren-Aemtern, weder diesem von der Religion einmischen; sintemal sie darum eigentlich allhie mit eingeführt wird, weil sie aus solcher vorigen Geschicht eigentlich ist entsprungen. Und weil damals ohne Zweifel zum wenigsten noch einiges Stück von Crain an Kärndterischer Herrschafft gehangen, wird nicht unfüglich diese folgende Erbhuldigung anjetzo mit eingebracht. Denn als Hertzog Inguon der Welt und dem Lande gern einiges Denck-Mal und Gedächtniß hinterlassen wollte, daß die Bauerschafft gar lange vor dem Adel von dem Heidenthum zum Christenthum getreten, machte er eine Land-Satzung, daß hinfüro ein jeglicher Kärndterischer Landsfürst vor Antretung der Regierung und Einnehmung deß Landes zuforderst von einem Bauren solchen Gewalt empfahen und demselben das Land beh seinen Privilegien zu erhalten, öffentlich angeloben sollte. Megiserus nennet es eine „Lehn-Em-pfahung und Huldigung;" darinn ihm auch der Fuggerische Ehren-Spiegel deß Ertz-Hauses Oesterreich folget, und zwar aus Mangel eines eigentlichen Worts; angemerckt, wie /Eneas Sylvius meldet, dergleichen Ceremonien beh einer Einsetzung anderswo nirgends in der Welt anzutreffen. Füglicher mögte mans meines Ermessens eine Land-Huldigung, Investitur, oder am allerfüglichsten ein Gelübde, wie es dann auch anderswo beym Megisero benamset wird, und „Auftragung deß Regiments, von gemeinen Landes wegen" nennen; in Betrachtung, daß sonst der Hertzog mit dem Hertzog-thum eigentlich vom Kehser Carl dem Sa wlW* Ende Inguon eine 1'°»^' bare und seltsame Investitu1 der fand6' Fürsten «» geordnet. Alte heit in Kärnd-en?" Regierung Gewalt einem Bauren!» empfahen. ZŠ £&*• e«."~"Sten n°noniett. ©rossen belehnt worden und demselben als nn Vasall gehuldiget. Nichts destoweni-ger, weil bey dieser seltsamen Regiments-Auftragung etliche solcher (Zeremonien vorgegangen, so bey einer Belehnung otäuchlich seyud, wollen wir es bey denen Red - Arten erst - benamster Scribenten allhie auch bewenden lassen, und aus den-sAben die Weise sothaner wunderseltsamen Solennität hiemit erzehlen. In Kärndten fand sich ein Bauren-©eichtecht, welches man noch zu Megiseri -Seiten „die Hertzogen zu Glasendorff" uannte, und von Alters her zu dieser Mivestitur-Jpanblung vor andren verordnet, ^vechtiget und privilegiret war. Wann llch nun der Fall begab, daß ein neuer Fürst sollte in die Regierung treten, so ein Bauer aus diesem Geschlecht, welchem solch Amt aus erblicher Gerechtigkeit Mlunde, und satzte sich auf einen runden ^carmelstein, welcher zu Kärnburg, unge-f eŠte Meilwegs von Elagenfurt, im H^YenFelde stehet und hierzu gewidmet, auch as Lands-Fürstliche Wapen darauf ge-yauen rst. Es wurden auch Schrancken um en Stein gemacht, da das Land-Bolck und te öontze Bauerschafft herum stund. Balr. VII. Buck. Alsdann kam der angehende Lands-Fürst daher in grober bäurischer Kleidung, auch in dergleichen Hut und Schuhen und hielt einen Hirten-Stab in der Hand. Neben ihm gingen zween Landherren und ihm folgete die gantze Ritterschafft und Adel mit dem Panier deß Hertzogthums Kärndten. Vor ihnen her ging zwischen zwey kleinen Pantern der Graf zu Görtz, als Ertz - Pfaltzgraf in Kärndten. Neben dem Fürsten wurden geführt einer seits ein schwaches Rind, anderseits ein mageres ungestaltes Acker-Pferd. So bald ihn der auf dem Marmelstein sitzende Bauer sähe daher kommen, rieff er in Windisch- oder Slavonischer Sprache: „Wer ist der, der also hoffärtig daher pranget?" So antwortet das umstehende Volck: „Der Fürst deß Landes kommt!" Darauf fragte der Bauer: „Ist er auch ein gerechter Richter, ein Beförderer der Wolfahrt unsres Landes und freyer Eigenschafft? Ist er auch ein Beschirmer deß Christlichen Glaubens und der Wittwen und Waisen?" So ward wiederum vom Volck geantwortet: „Ja er ists und wird es seyn." Hierauf muffte der Fürst dem Bauern angeloben, daß er sich nicht wei- 53 Sihr btt Figur N. 66. Der Lehen-Stuhl. Seltsame Gerechtigkeit gern oder scheuen wolle um der Gerechtigkeit willen, so arm zu werden, daß er sich mit solchem Vieh, als diß Rind und Pferd wäre, nehren müsste. Nach diesem fragte der Bauer wiederum : „Wie und mit was Recht wird er mich von diesem Stuhl hinweg bringen?" Dem gab alsdenn der Graf von Görtz zur Antwort: „Man wird dich mit sechzig Pfennigen von dannen kauften, diese zwey Haupt - Vieh, der Ochs und das Pferd, sollen dein seyn, du wirst das Fürsten-Kleid (welches er kurtz vorher ausgezogen) zu dir nehmen, und dein Haus wird frey und unzinsbar sehn/' Nach Anhörung dessen gab der Bauer dem Fürsten einen linden Backenstreich und gebot ihme, daß er ein rechter Richter sey, stunde damit auf, raumete den Stein und führte das Vieh mit sich davon. Die zween Landherren aber führten den Fürsten hinzu, der stieg auf den Stein, kehrte sich auf alle Seiten, schwang ein blosses Schwert in der Lufft herum, und ver sprach dem Bolck gut und gleich Gerichte. Hierauf ging er in S. Peters Kirche, zunächst dabey auf einem Berglein gelegen, und nach Vollbringung deß Amts und Kirchen-Gesangs zoch er die Bauren-Kleider ab, kleidete sich in Fürstlichen Habit und hielt daselbst Mahlzeit mit dem Adel und der Ritterschafst. Folgends ritte er hinüber zum Lehen-Stuhl, der im Zollfeld stehet, setzte sich auf dessen Seite, so gegen Aufgang der Sonne sihet, und leistete Einer Ersamen Land-schafft mit entblösstem Haupt und aufgehobenen Fingern den gewöhnlichen Eyd, so ihme vorgehalten ward, darinn er ge-lobete und schwur, sie beh allen althergebrachten Freyheiten und Gnaden zu handhaben und bleiben zu lassen. Hergegen nahm er auch Gelübde und Huldigung von ihnen und verliehe ihnen alsdann die Lehen. Welches Letztere aber längsthero auch nicht mehr geschehen, sondern die Lehen wurden durch Commissarien anderswo verliehen. Der Graf zu Görtz, als Ertz-Pfaltzgras in Kärndten, fatzte sich auf die andre Seite deß Stuhls hinter den Fürsten und verliehe auch Lehen nach seiner Gerechtsame. Der Erbland-Marschalck in Kärndten nahm deß Fürsten Pferd, der Erb-Schenck den güldnen Knopfs, der Erb-Truchseß die silberne Schüssel. So lang der Fürst auf dem Stuhl sitzt und leihet (oder belehnt), haben die Gradnecker von Alters her Freyheit und Gerechtigkeit, fremde Wismat für sich abzumehen und Heu zu machen, so viel sie können, man löse es dann von ihnen. Gleichfalls haben die Portendörffer Macht und Gewalt, unter solcher Zeit im Lande zu brennen, wo sie wollen, wenn man sich nicht mit ihnen abfindet. Nachdem aber die Portendörffer alle und zwar schon zu Megiseri Leb-Zeiten mit Tode abgangen, ist solche Freyheit denen Mordaxen, (dieses Geschlecht, die Herren Mordaxen, Freyherren seynd noch heutiges Tags in Crain) durch Erbschafft zu Theil worden. Nachdem solches alles war verrichtet, erhub sich der Fürst von dannen und zoch samt allen Herren und Landleuten nach „Unser Frauen im Saalallda in der Kirchen diese Handlung mit dem Gottesdienst ward beschlossen. <*) In dem Ehren-Spiegel deß hohen Ertz-Hauses Oesterreich wird gemeldet, diese Gewonheit habe nur gewährt biß aus Erne-stum, Hertzogen in Oesterreich, Keyiers Friderici deß VierdtenVatern, welcherAnno 1414 der letzte auf dem Stuhl gesessen und geliehen, aber die nachfolgende Lands-Fürsten hetten E. E. Landschafft und ihren Nachkommen dieser Ceremonien halber eine Schadlos-Verschreibung ertheilt. Allein der sonst vortreffliche Meister solches Ehren-Spiegels hat vergessen, hievon auszunehmen den Ertz-Hertzog Carl zu Oesterreich, welcher dennoch auch hernach noch wiederum auf dem Stuhl gesessen. Denn diese löbliche Gewonheit, (wie sie Megiserus titulirt) Freyheit und Gerechtigkeit deß Landes zu Kärndten ist also von allen Fürsten festiglich gehalten worden, als offt es zu einem Ertz-Hertzoglichem Sterb-Fall gekommen. Immafsen es dann auch deß BöhmischenKönigs Sohn, der Odacker, und nach ihm Graf Meinhard von Tyrol, wie auch deftenSohn Heinrich, als sie Ertz-Hertzogen in Kärndten worden, also mit gehalten und beobachtet haben, wie nicht weniger die folgende aus dem Hause Oesterreich, biß auf Ernestum, welcher a) Aeneas Sylvins in Europa c. 20. Sebastianus Münsterus lib. 3 Cosmograph. c. 401. Franc Bello-forestus Tom. 1. Cosmograph. lib. 3. p. 486. Lazius lib. 6. de Migratione Gent. p. 201. & lib. 12. de Republ. Rom. Sect. 6. c. 5. p. 1230. Bodinus de Republ. lib. 1. c 8. Petr. Gregor. Tolosan. de Republ. lib. 7. c. 15, Megiserus im 6 Buch der Kärndterischea Thronic., Sap. 11 öl. 477. seqq. Ehren - Spiegel deß yausxs Oesterreich im 3. Buch, am 310 Bl. der Gradnecker f«®1' Wiesen t» meh-n. Gerechng^ der Port«' dörfscr J» brennen. Sih- di- . Figur Wi- l°< diese heil g-nE i, Hf ;// ebener Masten im Jahr 1414 sich auf ben Stuhl gesetzt und Lehn ertheilt hat. Aber sein Sohn Keyser Friederich wollte nicht auf dem Stuhl leihen in Betrachtung, daß er Römischer König wäre (dem es nicht anständig zu seyn schien, imBauren-Kleide aufzuziehen. Und zwar nicht unbillig. Denn obgleich manche Potentaten zur Lust bet) angestellten Wirthschafft-Spielen sich in Bauren- oder Schäfer-Kleidern bißweilen verstellen, ist doch zwischen dem Schertz und einem feyrlichem solennen Ernst groster Unterscheid) doch gab er den Landleuten in Kärndten eine Schadlos-Verschreibung unterm Dato S. Veit Anno l444, daß es ihnen, ihren Erben und Nachkommen an ihren Freiheiten und altem Herkommen ohne Schaden seyn und keinen Mangel bringen sollte. Keyser Maximilian, deß Namens der L-rsie, ist gleichwol, wie desten Schreiben unterm Dato Lintz Anno 1506 mit sich bringt, Vorhabens gewest, sich daferrn ihn urcht derKrieg verhindert hette, in Kärndten zu verfügen, um daselbst den alten Gebrauch der Lehn-Empsahung von den Bauern tote* betum aufzurichten, doch nicht in eigner -Person, sondern durch eine andre an seiner Stat Ihm schweren zu lasten. Keyser Ferdinand ward gleichfalls um Königlicher Würdigkeit und Majestet willen, auf fleistige Bitte von E. E. Landschafft beydes, deß Persönlichen Sitzens auf obbemeldtem Stuhl und auch deß Eyds, erlasten, jedoch auf gnädigstes SchadloS-Schreiben, so zu Augspurg Anno 1551 datirt worden. Hingegen hat dessen Sohn Ertz-Hertzog Carl von Oesterreich im Jahr 1564 den Eyd auf dem Lehen-Stuhl am Zollfelde gethan. Doch ist er auf seines Herrn Vätern Keysers Ferdinandi Fürbitte und gegen dessen Schadlos-Verschreibung mit den übrigen Zeremonien verschont worden. Wiewol es etwas hart gehalten, biß man ihn bewogen, sich auf den Lehn-Stuhl zu bequemen; wie aus dieser Umständlichkeit, so Megiserus giebt, zu vernehmen. „Es war der zehende Aprilis (1564), da die Keyserliche Commistarien zu Einer Ersamen Landschafft in die Burg durch derselben stattliche Gesandten geführt worden. Allda Herr Caspar Freyherr von Herberstein den Vortrag gethan. Teme durch Herrn Augustin Paradeisern wegen E. E. Landschafft geantwortet worden mit 53* Keyserliche Commissari! begehren, man soll die Huldigungs-Cercniovien unterlassen. Der Saab-schafft in KLrnbten Resolulion. dieser Erklährung, was die für Ihre Fürst!. Durch!, begehrte Erb-Hu!digung belanget, die wäre E. E. Landschafft mit Freuden alsbald zu erstatten gehorsamlich willig und bereit. Dieweil aber die Commissarii begehrten, man sollte Ihre Fürstl. Durch!, der Ceremonien im Saalfeld erlassen und Dero in der Stadt die Erb-Huldigung leisten; hat hergegen Eine Ersame Landschafft gehorsamlich dafür gebeten und begehrt, IhreDurchleuchtigkeit wollten unter solcher Erb-Huldigung das jenige erstatten, was ihre löbliche Bor-Eltern hievor gethan hetten; wie sie sich dann zu Ihrer Durch# leuchtigkeit versähen, Sie würden Eine Ersame Landschafft beh ihren habenden Freiheiten und Gewonheiten gnädigst bleiben lassen. Also seynd über dieser Differentz etliche Tage zugebracht worden. Biß endlich die Keyserliche Commiffarien von E. E. Landschafft Gesandten einen Unterricht begehrt wegen deß Forms oder Proceß der Erbhuldigung und mit was Ceremonien solche sollte verrichtet werden." Welchen Ihnen dann der Herr Para-deyser auch angezeigt und zwar mit allen solchen Umständen, wie oben erzehlt worden. „Als aber hierauf die Keyserliche Commiffarien wegen dieser Ceremonien ferners difficultirt und begehrt, daß ein Ersame Landschafft Ihrer Keyserl. Majest. zu untertänigsten Ehren und Gefallen Ihrer Fürstl. Durch!, solcher beschwerlichen Ceremonien sollten verschonen, hat sich E. E. Landschafft endlich so weit resolvirt; demnach sie ungezweifelt dafür halten, Ihr Majestät werden in Vero Schreiben die Ceremonien, so bey deß Bauren Stuhl geschehen und nicht den Actum der Erbhuldigung bey einer Ersamen Landschafft Stuhl im Zollfeld vermeynen; denn die Herren Commiffarien hetten gehört und wiffen sich selbst wol zu erinnern, daß solcher Actus fast von allen Königen, sie seynd Christen oder Heyden, also gehalten und daß solches Ihre Fürstl. Durch!, vielmehr zu Ehren Reputation, Glori und aller Herrlichkeit denn einiger Verkleinerung gereichen werde. Wiewol nun E. E. Landschafft gar beschwerlich fürfalle, dißfalls in dem Wenigsten von ihrem alten löblichen Herkommen zu setzen, sonderlich weil es auch die geweste Herren und Lands-Fürsten gethan; aber wie dem allem und nach dem ein Ersame Landschafft je und allwege Ihr Keyserl. Majest. mit Leib und Gut treu# hertziglich gerne gedienet und gewillfahret, solches auch noch hinfüro gehorsamlich zu thun von Hertzen begierig seyn und dann damit Ihre Fürstl. Durchleuchtigkeit als ihr angehender Herr und Lands-Fürst nicht gebenden möge, daß ihme eine ErsameLand-schafft mit Nichten entgegen gangen, sondery etwa mehr von Ihr, dann ihren löblichen Vorfahren haben wollen; so haben sie sich im Namen deß Allmächtigen Gottes entschlossen, Ihre Fürstl. Durch!, der Ceremonien bey dem Bauren Stuhl, die dann ohn allenZweifel Ihr Keyserl. Majest. gemeynt, unterthäniglich zu erlassen. Aber dieser endlichen und ungezweyfelten Zuversicht, daß Ihre Fürstl. Durchl. E. E. Landschafft die Pflicht im Saalfeld auf derselben Stul ohn alle Beschwerungen thun und hinwiederum von E. E. Landschafft die Erbhuldigung daselbst aufnehmen werden; dann sie könnten und wüssten je davon nicht zu weichen. Und solches wäre also von E. E. Landschafft auf vorgehende doppelte Umfrage endlich beschlossen worden, deß Versehens, solch ihr geh. Willfahrung werde Jh. Keys« Maj. und Fürstl. Drl. zu allem gnädigen angenehmen Gefallen gereichen. Also ist es endlich nach langem disputirn bey diesem E. E. Landschafft Erbieten verblieben, daß sie Ihre Fürstl. Durchl. der Ceremonien im Bauren-Stuhl zu Karaburg erlassen und allein mit denen beym Stuhl im Zollfeld gegen einem gnugsamen Schad-loß-Brieff begnügt seyn wollen." „Darauf dann Montags den siebenzehenden Aprilis Ihre Fürstl. Durchl. um fünff Uhr vor Mittage aufgewesen und zu Unser Frauen im Zoll gar ansehnlich und stattlich mit Einer gantzen Ersamen Landschafft geritten; daselbst ein Amt vom Heiligen Geist gehört und sich dann zum Stuhl im Zollfeld begeben." „Wie sie nun daselbst hingelangt, haben sie sich alsbald in den Stuhl, so mit gülden Tüchern überzogen gewesen, auf die Seiten gegen Aufgang derSonnen gesetzt und darauf Ihr Keyserl. Maj. verordnten Com-li miffarien gnädigste Audientz gegeben, welche durch Herrn Casparn von Herberstein Freyherrn, Ihrer Fürstl. Durchl. Obristen Hofmeister gegen Ihrer Fürstl. Durchlauchtig-!! feit rc. ihren von Ihrer Keyserl. Majestät habenden Befehl laut derselben Instruction gantz stattlich und ausführlich vermeldet, und dann darneben gehorsamlich angezeiget, daß sich E. E. Landschafft alsbald mit D-r $anb SS® un!^uiitj. sonderer Danckbarkeit und Erfreuung erboten hette, Ihr Fürstl. Durchl. rc. die begehrte Erbhuldigung zu erstatten, wäre auch derowegen aus ihr Bescheiden da und mit hertzlicher Freude begierigIhrer.Fürstl. Durchl. also zu huldigen und Sie für ihren Herrn und angehenden Lands-Fürsten anzunehmen, zu erkennen, zu halten «nd zu ehren, mit weitläufftiger stattlicher Ausführung." „Nach solchem hat Herr Angustin Parade!,ser auf vorgehende Ehrerbietung von E. E. Landschafft wegen gegen Ihre Fürstl. Durchleuchtigkeit nachfolgendeRede gethan, nemlich, Eine Ersame Landschasft wäre alles demjenigen, so die Keyserl. Commis-sarien fürgebracht, gehorsamlich eingedenck und zwar von Hertzen begierig,Ihrer Fürstl. Durchl. die begehrte Erb-Huldigung un-terthäniglich zu leisten und solches um soviel desto mehr, weil sie selbst Ihre Fürstl. Durchl. von Gott dem Allmächtigen an Vernunfft und Verstand der-Mafsen begabt erkennten, daß sie nicht àin dieses Land, sondern auch ein jedes Königreich und Keyserthum nach Noth-durfft regieren möchten." „Wollten derhalben neben ihrer unter-chäntgsten Glückwünschung allein Gott bitten, daß sein Göttliche Majestet Ihrer Fürstl. Durchl., wann es zu dem Fall Ihrer Fürstl. Durchl. Einleitung der Re- ! Gerung kommen würde, (den doch seine Göttliche Allmächtigkeit noch lang anstehen lasten) ihren Göttlichen Segen und Geist geben wolle, damit Fürstl. Durchl. diesem und den ändern ihren getreuen Land und Leuten nach seinem Göttlichen Willen und Wolgefallen vorstehen, dieselben vor allen ihren Feinden schützen, schirmen, ! auch aus dieser Erden samt ihnen glücklich, tool und lange leben und letzlich die ewige l-ron und Glori erlangen und bekommen mögen." ^D°nck- ^ "Demnach haben Ihre Fürstl. Drl. Herrn Leonharden Pühler von Weittenegg 6* prüfst und Einer Ersamen Land-schafft durch ihn anzeigen lasten, Ihr Furstl. Durchl. hette nach Längs ange- j l?1*, und verstanden, was sich auf der Keystrl. Majest. Ihrer Fürstl. Durchl. gnädigsten liebsten Herrn und Vätern! uu) ers allergnädigsten Herrn verordneten ^ommistarien Werbung anbringen, und Handlung, die für Ihre Fürstl. Durch- ? Züchtigkeit begehrte Erbhuldigung betref- ! send E. E. Landschafft diß Ihrer Keyserl. Majest. Ertz-Hertzogthums Kärndten ent-schloffen, bewilliget und was sie auch an-jetzo derwegen in Unterthänigkeit Ihrer Fürstl. Durchl. fürbringen lasten und so dann Ihre Fürstl. Durchl. alle Gnaden von Gott dem Allmächtigen erkenneten, auch Ihrer Keyserl. Mas. Derselben väterlichen Auszeignng,Disposition und Verordnung halben, in aller unterthänigen Söhnlichen Gehorsam zum höchsten danck-bar; so nehmen Ihre Fürstl. Durchl. nicht allein E. E. Landschafft gehorsame Willfahrung und Erzeignng, sondern auch Ihr unterthänige und hertzliche Glückwünschung und Erbieten zu Danck-annehmi-gem Gefallen an und spühreten dabey Einer Ersamen Landschafft getreue gut-hertzige Meynung, damit sie gegen Ihrer Keyserl. Majestät und Fürstl. Durchl. gewogen und wären derhalben hinwiederum uhrbietig, E.E- Landschafft alles das jenige zu leisten und zu erstatten, was ihrem alten Herkommen auch der Vergleichung nach, so gedachte Ihrer Keyserl. Maj. verordnete Commiffarien mit ihnen getroffen, gebühren mögte, darzu auch, wann sich der Fall begeben würde, Einer Ersamen Landschafft ihre Privilegia, Freiheiten und löblich Herkommen nicht allein zu bestätigen und zu confirmiren, sondern sie auch dabey ruhiglich bleiben zu laffen und höchstes Vermögens zu handhaben, dieser ungezweiffelten Hoffnung, Gott der Almächtige, so aus wenig viel und au 3 einem Kleinen was Groffes machen kann, werde Ihrer Fürstl. Durchl. darzu seine Gnade und Segen dermaffen mittheilen, damit Ihre Fürstl. Durchl. solches alles nach Nothdurfft erstatten und seinen Göttlichen Namen zusamt Einer Ersamen Landschafft in Ewigkeit loben und preisen würde mögen." „Solch deß Herrn Pühlers Rede haben ihre Fürstl. Durchl. selbst mündlich verfolget und in Summa E. E. Landschafft Gutwilligkeit mit Gnaden oerrühmt und sich darneben erboten, ihnen ihre Freiheiten im Fall Ihrer Fürstl. Durchl. Regierung Eintrettung gnädigst zu confirmiren, sie darbey zu schützen, zu schirmen und jederzeit ihr gnädiger Herr und Lands-Fürst zuseyn und bleiben." „Darauf hat E. E. Landschafft von Ihrer Fürstl. Durchl. einen geschwornen Eyd und hinwiederum Ihre Fürstl. Durch!, von Ihr der Landschafft die Erbhuldigung angenommen, (wie dann beyder Eydschwur Notel und Formalia verba in der Kärndterischen Lands-Hand-vest zu finden) a) folgends jedermann die Hand geboten, sich endlich wieder in Unser Frauen Kirchen verfügt, daselbst Gott gedanckt und gelobet und dann endlich samt allem Dero Hofgesind und einer garitzen Landschafft auf Tantzenberg zum Frühmahl, (dahin sie von dem Edlen und Gestrengen Ritter Herrn Leonhard von Keutschach beruffen und allda herrlich trae-tirt worden) geritten, darunter man daselbst im .Zollseld gar stattlich und ansehnlich geschossen; dann es waren dahin etlich viel Stück Geschütz von Clagenfurt gebracht und sonsten mit Drommeten und nt all andre Wege gar nichts unterwegen gelassen worden, was etwa in solchen Triumphen Herkommen und gebräuchlich ist; und ist sonderlich eine überaus schöne Zeit gewesen und solche Ihrer Fürstl. Durch!. Publication gleich auf den Tag Rudolphi gefallen, daß dann ihr viel für ein trefflich gut Anzeichen und Omen gehalten." „Es hat aber hierauf Ertz-Hertzog Carl alsbald eine Schadloß-Verschreibung wegen Erlaffung der Huldigungs - Cere-monien verfertigen und Einer Ersamen Landschafft in Kärndten lassen zustellen (wie solche auch in der Kärndterischen Lands-Handvest begriffen) damit solche E. E. Landschafft willkührliche Erlaffung, a) Vid. Kärndt- Lands- Handvest fol. 254. ihr an derselben toolhergebrachten Frey-heiten altem Gebrauch und Herkommen gantz unprrnjudicirlich und ohn allen Schaden seyn sollte. Das Datum ist den 17. Tag Aprilis desselben Jahrs." b) Ob nun gleich nach Ausweisung biß-heriger Ausführlichkeit Ertz-Hertzog Carl den Eyd also auf dem Lehen-Stuhl am Zollfelde gethan, hat man doch nachmals im Jahr 1597 bey dem Ertz-Hertzog Ferdinand damit wiederum ausgesetzt, indem man demselben nicht allein der Ceremonien mit dem Bauren, sondern auch der Persönlichen Lehen-Verleihung auf dem Stuhl erlassen, nachdem derselbe der Landschafft mit zwey Schadlos-Verschreibungen cavirt hatte, daß es an ihren Freiheiten ohne Nachtheil geschehen und dieselbe dadurch nicht aekräncket werden sollte, c) Solche Schadlos - Haltung ist zwar Crain nichts mehr angangen, als welches damals schon vorlängst von Kärndten abgesondert gewest; weil aber bey Aufrichtung sothaner Ceremonien und der Bauren - Investitur noch einiges Stück Von Crain mit Kärndten unter einerlei Haupt, nemlich unter den Hertzog Inguon, gehört hat, haben wir dem Leser zu Liebe sowol den endlichen Abgang als den Anfang und Gebrauch derselben ausführlich beschreiben wollen. 6) Vid. Megiaer. im 12. B. der Kärndierischen Chronic 331. 1508. c) Megiserus im 6. 33. der Kärndterischen Chronic am 408. 331 und im 12. 33. am 1509. 331. seq. und am 1679. Bl. Das V. (EapifM. Von der Ungarn Bekehrung und Einführung der Sclaoo-nischen Sprach bey dem Gottesdienst in Kärndten und Crain. Ungarn bebebrt (ich zu (Misto. Zie Ungarn fallen wieder ab vom Glauben. Wüte der heidnischen Ungarn. Ungarischer MrstGevsa wird christlich, und darum von andren Ungarischen Herren verachtet. Jchrechet sie aber mit christlichen Alli-antzen und gewinnt sie endlich zum Hegsall. Ertz-Hischoßs Liuprami Verpflegung der Kirchen in Kärndten und (Min. Damaliger Kischoß in Kärndten, Gram und Sieger. 8. Methodius dringt heg dem Slavonifchen Gottesdienst feine Sla-wmifche Mutter-Sprache ein. Wird darüber angefochten. Die Hifeböfe verhetzen das Volch wider ihn. Er wird Ertz - Mclioß in Mähren. Hehommt zu Kom (Brlaubnifs, auf Slavonifch den Gottesdienst zu halten. Welches eine Stimme vom Himmel foli rerurfacht haben. Päpstliche Zull der Erlaubnifs in Slavonifcher Sprache den Gottesdienst Zu verrichten. Die Verleumdung ferner Jehr wird doch Noch lange fortgepstantzt. Thomae Archi diaconi irriger Bericht vom Methodio. Was D. Schönleben beg diefer Histori verwirßt. Schreiben defs Dapsts an den $• Methodium. Hkweisthümer, fo der D. Ichönleben hieraus LU ziehen vermegnt. Oh aus diefent Schreiben die miracutöfifche Stimme vom Himmel hörnte zur Jjabtl gemacht werden. Meine (G. Lr.) geringe Megnung von der Himmels - Stimme, ©b das Däbstliche Indult - Schreiben nur allein auf Mähren gehe. Zeugnijfen andrer Scribenten. Aventini feines. Cromeri Zeugnifs. Dubravii Zeugnlfs. Kapst Gregovii Schreiben, darinn er den Böhmen verweigert, in ihrer Sprache den Gottesdienst zu verrichten. ferm ein Land an reinen Gren-tzen ligi, und gesunde Nachbarsch afft hat, bleibt es für der Ansteckung desto sicherer und in seiner Reinigkeit beharrlicher. Wo aber eine Pestilentz-Seuche in der Nähe wütet, überschleicht sie gar leicht die Grentzen und respeetirt keine Marckt- oder Mahl-Steine. So werden gleichfalls Sittsamkeit und Tugend, sonderlich aber die Religion und Gottesfurcht in einem Lande desto mehr grünen und blühen, wann sie auch in einer begrentzten und anstoffenden Land-sshafft wachsen; gleichwie widrigens auch ein Land um so viel leichter mit falscher Ahr wiederum vergifftet wird, wann die Pest deß Un- oder Wahn-Glaubens in der Nachbarschafft herrschet. Ebener Maffen ist es dem Lande Crain zur Fortpflantzung christlicher Lehr, zu desto festerer Einwurtzelung deß Glaubens und zu mehrer Versicherung für etnem Ruckfall in die vorige Sterb-Seuche der Seelen in das ungläubige Heiden-ihum nemlich ersproffen, daß, nachdem der Kärndt- und Crainerische Adel seiner geistlichen Kranckheit ledig worden, auch über kurtze Zeit hernach das Ungerland den Lehr-Weitzen und Saamen Göttliches ^vorts angenommen. Sintemal im Jahr *95 der Hunnen Fürst Thudun, (oder ^huduin) an Keyser (oder damals ^noch Könige) Carl den Grossen eine Gesandschafft abgefertigt, und sein Verengen, denselben zu besuchen, ankündigen taffen. Wie der Keyser solches bewilligt, hat er sich und sein Volck demselben ergeben, und die heilige Tauffe verlangt. Wozu ihn vermutlich die vielfältige Ni-derlagen, so er vom Keyser erlitten, hatte bewogen, und also durch solche Demütigung groß und erhöhet worden. Wie in diesen Jahren die Türcken durch das Glück christlicher Waffen veranlafft, häuf-fig zum christlichen Glauben getreten. Denn die Sieghafftigkeit ermeldten Kö-1 nigs, welche ihn und seine Hunnen so offt bißhero hatte aus dem Felde getrieben, und seinem Kriegs-Schwert schier alle Krafft genommen, führte ihn in die Gedancken, es müsste seine heidnische Religion wenig nütz seyn, weil sie wider die Christen seine Feldzüge und Waffen so gar nicht segnen, noch stärcken könnte. Zumal weil er auch gesehen, wie kurtz zuvor König Carl die vom christlichen Glauben wieder abgefallene Sachsen mit mächtiger Hand überzogen und bezwungen; weßwegen er die heidnischen Götter gegen dem Harnisch dieses streitbaren Mo-narchens viel zu ohnmächtig schätzte. Andere schreiben diese der Ungarn Bekehrung dem trefflichem Eyfer deß Pa- > triarchen Paulini zu, mit welchem derselbe sich bemühete, die benachbarte Völcker zum Glauben zu ziehen; maffen solcher Eyfer aus den Sendbriefen, so Alcuinus in diesem 795. Jahr an ihn geschrieben, hell genug hervorblickt. Der damalige Bischofs von Saltzburg dörffte gleichfalls seine Sorgfalt hiebey haben walten lassen. So war auch neulich erst der Bulgarn König Tel euch getaufft. ungo» Es hat aber diese Nation sich nicht ab 'L7 n lange nach der Bekehrung wiederum ver-Mauben. kehrt und hat sich nicht nur wie Hunnen, sondern gar wie Hunde erwiesen, indem sie mit der Zeit ihr gespeyetes Heidenthum wieder gefressen, und das bet) ihnen angezündete Licht deß H. Evan- ?elii wieder ausgelöscht, also, daß es of-entlich nicht mehr brennen und leuchten müssen, sondern einige glimmende Töcht lein nur davon hinterstellig verblieben, und zwar mehrerntheils bet) denen nur, die heimlich der christlichen Religion anhingen, öffentlich aber solches nicht aus-gebnt durfften. Aller Massen dahero nachmals gleich nach Keysers Caroli Absterben die Hungarn rebellirten, und unter Anführung eines Windischen Fürstens Lindvit denen Deutschen zweymal obsiegten, doch zuletzt geklafft wurden, Tische demnechst sich biß in die 70 Jahr still Ungarn. hielten, hingegen Anno 901 mit neuen Einfällen Mähren, Oesterreich und Bayern durchwüteten, Kirchen und Klöster samt den Priestern und München einäscherten, das Weibsvolck mit den Zöpffen zusammen gekuppelt vor sich hertrieben m die Dienstbarkeit, die Mannsbilder aber und Kinder erbärmlich ohne Erbarmen würgten, und einander das Blut der Erschlagenen zutruncken, auch aus den todten Körpern Büncke und Tische zusammen schlichteten und ihre Mahlzeit darauf hielten, ja so gar die denen Erwürgten ausgeschnittene Hertzen für Speise mitaufsetzten, und dieselbe also gantz roh fraffen, der Einbildung, sie würden dadurch behertzter werden. Mit solcher Wüterey und Stürtzung deß Christen-Bluts besudelten sie Anno 901 oder nach andrer ihrer Zehlung 903 den Deutschen Boden abermals, und schlugen den jungen Keyser Ludwig in die Flucht. Anno 913, da sie wieder in Bayern kamen, wurden sie zwar hart getroffen , und hetten damals gantz aus Pannonien verjagt werden können, wann ihnen nicht der Reichs-Fürsten Zweyspalt ihre vom Deutschen Schwert empfangene Wunden geheilt, und zu Erholung voriger Heers - Kräffte Frist eingeräumet hette. Weßwegen sie bald mit ergäntzter Macht wieder zusprachen, in Francken, Sachsen und Thüringen grosse Verheerung stiff- teten, auch dem Keyser Conrad durch seine zwo Niderlagen zur Erlegung sowol einer gleich auszahlenden Summa Geldes, als auch zur Versprechung eines jährlichen Tributs nöthigten. Folgender Zeiten aber ging es unter den tapffren Keyfern Heinrich und Otto aus einem andren Faß, und den Herren Ungarn gewaltig an den Hals; denn sie wurden von beyden Key fern so tractirt, daß von ihren mächtigen Kriegs-Heeren die meisten ins Deutsche Gras bissen und ihnen die Lust deß Wiedereinkehrens, nachdem man sie mit einem so blutigem Kehr« Besem vom Reichs Bodem hinausgefeget, auch zuletzt ihre gefangene Fürsten ge-henckt, gäntzlich verschwand. Weil aber der christliche Glaube durch kein weltliches, sondern durch das geistliche Schwert, nemlich durch die göttliche Lehr in die Hertzen und Gemüter am füglichsten eingeführet wird, blieben sie daheim in ihrem Land, doch noch Feunde deß Kreutzes Christi, biß Gott deß Hungarischen Für-stens Gey fa Hertz erleuchtete, daß er nicht allein selber Lust zu Christo gewann, wird sondern auch anhub, seinen Unterthanen christ^' zu rahten, von der barbarischen Wildheit abzustehen und sich zur Sanfftmut Christi zu bequemen, gäntzlich glaubend, er müsste mit seinem empfangenem Licht der War» heit auch Andren leuchten, daß sie gleichfalls aus der Finsterniß zu solchem Licht gelangen mögten. Masse» er zu solchem Ende den heiligen Adelbert nebst etlichen andren christlichen Lehrern ins Land berieft, auch Kirchen bauete und Schulen aufrichtete. Hierüber ward er zwar von andren Hun- ^ ^ garischen Fürsten, denen das wilde Heiden- ungati!*«" thnm und die barbarische Frechheit das §err‘”di Hertz gäntzlich eingenommen und für christ- ötra licher Sittsamkeit verschlossen hatten, verlacht und für einen weibischen Müssiggänger gescholten, der den faulen Sebel in der Scheiden verrosten und denselben nicht, wie sie, so resolut in fremder Ernte schneiden tiesse; weil er nemlich ihrer Übeln Gewon-heit deß Raubens, Mordens und Einsal-lens nicht beywohnen wollte, noch Gefallen dran hatte. Aber er ließ sich solches nichts anfechten, sondern nur zur Behutsamkeit christlich«" dienen, stifftete zu seiner Versicherung A«-«*«' Bündnissen mit den benachbarten christlichen Fürsten in Oesterreich, Bayern, Kärndten und Crain, vermittelst derer er sich bey seinen unbillig-unwillig-geworde-nen und zürnendenLandsleuten so gehorchtet machte, daß sie an stat der Verachtung ihn hinfort grösser Betrachtung würdigten und sich zn milderer Erweisung beguemten. Als sie aber vorschützten, wann die Ungarn aufhörten von ihrem Sebel zu zehren und damit aus der Fremde Beute zu holen, oder sich in Kriegen zu üben, so würden sie bald verarmen, gab er ihnen den Raht, sie sollten mit den Nachbarn Gewerbe und Kundschafft stifften, sich auf die Handlung, Ackerbau und andre ehrliche Handthierung legen, wovon sich andre sonderlich christliche Länder nähreten, welches ihnen viel besser den Nahrungs-Mangel ersetzen und ein viel ruhigers Leben verschaffen würde; könnten dennoch auch dabey sich daheim zn Hanse im Gewehr üben und mit solchem Kriegs-Übungen schertzen, die ihnen zum Ernst beg zuge-uöthigter Begebenheit vorbereitlich dieneten. Also gewann er die sanffte Gemüter mit guten Worten, die hart und eigensinnige mit Bedrohung, die trutzige und widerspenstige mit der Schärffe. Die Länder Kärndten und Crain folgten aber denen Ungarn in vorerzehlter ihrer Umsattlung vom Christen- zum Heidenthum nicht nach, sondern die darinn befindlichen Gemeinen beharreten im Glauben. Doch war derselbe ziemlich dünn gesäet unter selbigen Einwohnern, weil an geistlichen Säemännern schier ein Mangel. Allein mitten im neundten Seculo, hat Kärndten und Crain deß treuen Hirten-Stabs Liuprami, Ertz-Bischoffs zn Saltz-burg wol genossen; denn er verpflegte daselbst die Heerden mit Sendung tüch-tiger Lehrer, richtete auch mehr Kirchen auf und weihete sie selber ein. Nicht weniger U'ffchte er zur Beförderung deß Gottesdienstes, den Grafen Bruno an, welcher uni diese Zeit die Städte Zitti) und Petau aus ihrer Verfallung wieder auf- und heynebft hin und wieder an manchen Orten Gotteshäuser anrichtete, welches Alles der christlichen Religion zu trefflichem Fortgang gelungen. Oswaldo, dem Bischofs in Crain und Kärndten, welcher unlängst vom Ertz-Bischoffe Liupramo ordinili war, gebrach es hierbey eben so wenig an Emsigkeit, welcher der einige Bischofs, von dem man weiß, daß er zu der Zeit in so weiten Ländern, als Kärndten, einem Theil Ober- Pannoniens und tu einem Stück von Steher, allein die Stelle eines Apostels vertreten habe, in welchen doch vorhin unter Römischer Herrschafft, auch so gar zwischen den grausamsten Verfolgungen, die Städte JEmona, Celeja (oder Zilly) Petau, Tiburnia, Scarabantia und andre jedwede ihren eigenen und absonderlichen Bischoff gehabt. Aber die vielfältige Durchzüge und nacheinander gefolgte Einbrüche so vieler barbarischer Völcker. als der Gothen, Longobarde», Hunnen Avaren und Slaven hatten diese Landschafften nachmals so sehr verheert und verwüstet, daß auch der Weinberg deß Herrn darüber seiner Hüter und Arbeiter war entblöst worden. Und deßwegen ging es mit völliger Bekehrung der Länder Steher, Kärndten und Crain noch etwas schwächlich und langsam zn, also, daß noch ihrer nicht wenige entweder heidnisch verblieben, oder auch der Gottesdienst unter den Christen, mancher Orten nicht gar zu steiffig geübt wurde. Es dörffte vielleicht zu solchem langsamen Fortgange und Wachsthum der christlichen Religion in diesen Ländern ,_ auch dieses etwan Ursach gegeben haben, daß man den öffentlichen Gottesdienst guten Theils in Lateinischer Sprach gehalten und dazu die Evangelien, daraus doch die Gemeine, die meiste Erkenntniß Christi hette schöpffen sollen, nur Lateinisch gelesen. Biß Gott endlich ungefähr ums Jahr Christi 869, (wiewol in solcher Jahr-Zahl die Scriben-ten nicht einhällig, sondern theils mit diesem christlichem Philosopho und hochgelehrtem Bischoffe um etliche Jahre langsamer hervor gehen) den Geist deß heiligen Methodii erweckte, der in die Sclavonische Kirchen, sonderlich aber in Dalmatien, Kärndten, Crain und Mähren, die Übung deß Gottesdiensts in Slavonischer Sprache eingesührt. Wiewol er darüber in Verdacht irriger Lehr gefallen, und nicht wenig ange-sochten worden, biß zu Päpstlicher Erkenntniß , die ihn einen vortrefflichen tapffren Lehrer befunden und unschuldig erklühret, auch in jeinem bißherigem Pannonischem Bisthum ferner bestetiget hat. Gelehrtheit findt allezeit Neider, die Gott mit Ernst dienen wollen, nicht selten ihre Widersacher unter denen, die Ihm entweder mit blossen Lipen dienen, oder mit Unverstände wider einen vernüfftigen Gottesdienst ehsern, und also ist es aller Vermutung nach, auch 3. Methodius bringt bet) dem Slavonischen Gottesdienst seine Slavo-nischeMutler Sprache ans. Wird dar-über ange-sochten. (sein Bruder) nach Rom gekommen, zoch er gleichfalls dahin. Allda hielten sie Beyde an, bet) dem Pabst um Erlaubniß, daß man hinfüro in den Windischen Ländern dörffte den Gottesdienst in der Kirchen in Bekomm- , Slavonischer Sprache halten. Welches sie 311 endlich auch erlangt haben und zwar für- ^2» nemlich aus dieser Bewegniß, indem den man im geistlichen Raht zu Rom darüber sich miteinander vernommen und die Frage, . ^ ob mans sollte zugeben oder nicht? erörtert |te^ worden, die Meynungen aber sehr strittig und mißhällig gefallen, weil ihrer viele es hart widersprochen, soll man endlich eine Stimme vernommen haben, welche gelautet, Himm-l fo11 als ob sie vom Himmel kämme, und gespro-chm : „Alles was Odem hat, lobe den I,a e"' Herrn, und alle Zungen sollen Ihn bekennen!" Worauf es bewilliget worden. Daher kommt es, daß noch auf den heutigen Tag in der Windischen Marck in Kroatien und Dalmatien, (wie auch unterschiedlicher Orten in Crain) bey dem Gottesdienst und allen Kirchen-Ubungen man die gemeine und verständliche Sla-vonische Sprache gebrauchet. Megiserus gedenckt und bezeugt aus dem Angelo Roccha, man finde zu Rom in der Vaticanischen Bibliothec noch eine schoff Methodio ergangen. Es hatte, wie Megiserus aus dem Aventino schreibt, dieser Methodius die Winden (Wenden oder Slaven) in Dalmatien, Kroatien und der Windischen Marck überredet und dazu gebracht, daß sie in geistlichen Aemtern die Lateinische Sprache fallen lies-sen und bey dem Gottesdienste ihre Mutter-Sprache gebrauchten. Nachdem er nun solches zu Werck gerichtet, ist er gleichfalls in Bayern, Steyermarck, Kärndten und Krain gekommen, um bey ihnen dergleichen- anzurichten. Aber die Priester und Bischöffe haben die Fürsten und den Pöfel wider ihn verhetzt, daß der fromme gute Mann in Mähren entweichen müssen. Adelvinus, Ertz-Bischoff zu Saltzburg, und sein Wim bischer Bischofs Reichboldus, welche solches für eine unzulässige Neuerung hielten, predigten wider ihn öffentlich; denn das Bisthum Saltzburg hatte nun von Keyser Carl dem Grossen an, bey fünft und achtzig Jahren her, allen Gottesdienst daselbst in Lateinischer Sprache verbracht. (Andre melden, er sey auch ins Geschrey gekommen, als ob er irrig lehrte.) Als nun Bischoff Methodius in Mähren angelangt, ist er daselbst eine Zeitlang deß Hertzogs Svvatebog Ertz-Bischoff gewest. Er wird Ertzbischoff in Mähren. Die Bischöffe verhetzten das Bolck wider ihn. àll von Pabst Johannes dem Achten, m welcher solche Bewilligung begriffen sey, und zwar vom Wort zu Wort dieses Lauts : JOHANNES Papa, Jmjus nominis VIII. ad Sfentopulcrum Comitem. Literas denique Sclavonicas, quibus Deo laudes debitae resonent, jure laudamus, & in eadem lingua Christi Domini nostri praeconia & opera enarrentur, jubemus. Neque enim tribus tantum, sed omnibus linguis Dominum laudare, auctoritate sacra jubemur, qua praecipit : Laudate Dominum omnes gentes, & collaudate eum omnes populi. Et Apostoli repleti Spiritu Sancto, locuti sunt omnibus linguis magnalia Dei. Hinc & Paulus coelestis quoque tuba insonat, monens : Omnis lingua confiteatur: quia Dominus noster Jesus Christus in gloria est Dei Patris : De quibus etiam linguis m I ad Corinthios Epistola satis manifeste nos admonet, quatenus linguis loquentes Ecclesiam Dei aedificemus. Nec sane fidei vel doctrinae aliquid obstat, sive Missas in eadem Sclavonica lingua canere, sive sacrum Evangelium vel lectiones, divinas Novi & Veteris Testamenti bene translatas & interpretatas legere, aut alia horarum officia omnia psallere : Quoniam qui fecit tres linguas principales, Hebraeam scilicet. Graecam & Latinam, ipse creavit & alias °mnes ad laudem & gloriam suam. Jubemus tamen, ut in omnibus Ecclesiis terrae vestrae, propter majorem hono- 1 nficentiam Evangelium Latinè legatur, j & postmodum Sclavonica lingua translatum in auribus populi latina verba non mtelligentis, adnuncietur. Sicut in quibusdam Ecclesiis fieri videtur. Et si tibi, & judicibus tuis placet, Missas Latina Lingua magis audire, praecipimus, ut Latinè Missarum tibi solemnia celebrentur. Data M. Jun. Indict. XIII. . Es berufst sich aleichwol besagter Me-giserus nicht allein auf jetztgemeldten Angelum Roccham, a) sondern zugleich andre mehr, als : auf Aeneam Sylvium, rtermannum Schedelium, b) Johannem i. Roccha in Bibliotheca Vaticana. ) An Chronico Chronicorum. Dal. VII. Buch. Nauclerum, Joh. Aventinum c) und Martinum Cromerum ; welche dieser Begebenheit gleichfalls Meldung thun. Anmerckung. sDaß der H. Methodius um deswillen, weil er die Übung deß Gottesdienstes in SlavonischerSprache aufgebracht, von etlichen andren Bischöffen irriger Lehre verdächtig gemacht worden, will der Doctor Schönleben nicht glauben, sondern nur, daß man ihm schlechts hin beygemeffen, als ob er das Volck anderst lehrte, weder er vor dem Römischen Stuhl sich hette erklährt ; und daß man nicht eigendlich noch unfehlbar wisse, worinn seineBeschuldigung bestanden, doch gleichwol aus dem Schreiben PapstsIohannes wol soviel schlieffen könne, es müsse einige Gebräuche betroffen haben, welche sich besser für die Griechische, als für die Lateinische Kirche schickten. Allein ich vermute gar starck das Gegenteil, nemlich es sey nicht um einige Gebräuche zu thun gewest, sondern Theils um den Brauch der Windisch- oderSlavonischen Sprache bey dem Gottesdienst und dann auch Theils um einige Lehr-Puncten, darin man diesen trefflichen Lehrer eines Irrsals, wiewol entweder aus Bosheit, oder aus Mißverstände und pur-lauterm Argwohn bezüchtigen wollen. Massen solches aus einem von dem D. Schönleben selbst angezogenem Päpstlichem Schreiben gantz klar und deutlich erhellet. Denn, daß man ihn zu Rom bey dem Papst geschwürtzt, und für einen irrigen Lehrer angegeben, zeigen diese Worte deß Päpstlichen Schreibens: Audivimus, quod non ea, quae Sancta Romana Ecclesia, ab ipso Apostolorum Principe dedicit, & quotidie i praedicat, tu docendo doceas, & ipsum i populum in errorem mittas &c. Daß man aber auch wegen eingesührter Slavonischer Sprache in die Kirche wider ihn klagend eingekommen, und nicht wegen solcher Gebräuche oder Zeremonien, die der Griechischen Kirchen anständiger, als der i Lateinischen, greifst man aus diesen nicht weit hernach folgenden Zeilen eben so vernehmlich : Audivimus etiam, quòd Missas cantes barbara, hoc est, Slavina lingua : unde jam literis nostris per Paulum Episcopum Anconitanum tibi directis prohibuimus, ne in ea lingua sacra Di- Der-[eumbung seiner Lehr ist doch noch lange sorige-pst-mtzt. Thomae Arohidia-corxi irriger Bericht vom Methodia. Missarum solennia celebrares, sed vel Latina, vel Grsecà lingua &c. Das ist: „Wir haben auch vernommen, daß du die Meste singest in fremder, barbarischer, das ist, in Slavonischer Sprache; weßwegen wir dir in dem Schreiben, welches wir durch Paulum, Bischoffen zu Ancona an dich haben gelangen lasten, verboten haben, du solltest die heilige Meß-Feyerlichkeilen nicht in solcher Sprache verrichten, sondern entweder in der Lateinischen, oder Griechischen; wie die durch den gantzen Erdkreiß und unter allen Bölckern ausgebreitete Kirche sie absinget rc." Ja, dieser falscher Wahn und Argwohn von deß guten und frommen Methodii irrig-ausgeschrienen Lehr ist bey den Leuten so tieff eingewurzelt, daß, obschon der Pabst, nachdem er ihn selber angehört, auss Beste mit ihm zu frieden gewest, dennoch mit der Zeit selbiger Wahn auch nach seinem Tode wiederum aufgelebt und verfängt worden, also, daß man auch im nachfolgendem Seculo und noch länger diesen heiligen und rechtgläubigen Mann für unrein und ketzerisch in der Lehr geachtet; weil vielen zwar seine falsche Verklagung, wenigen aber seine Loß-sprechung und Entschuldigung, und zwar besorglich aus Neid und Verdruß seiner beschämten Ankläger zu Ohren gekommen, und also die Beschuldigung an stat der Entschuldigung den Meisten glaublich vorgebracht worden. Durch solchen entweder neidischen oder mißverständlichen langen und späten Nachschall deß falschen Gerüchts hat sich auch Thomas Archidiaconus verleiten lasten, zu schreiben, es wäre in einem Synodo oder bey Zusammenkunfft aller Praelaten in Dalmatien und Croatien, nemlich zu den Zeiten Pabsts Alexandri und desten Nachfolgers Gregorii deß Siebenden, beschlossen, daß hinfüro Niemand in Slavonischer Sprache die göttliche Geheimnissen und Andachten mehr verrichten sollte, weil man gesagt, ein Ketzer, Namens Methodius, stette die Gothische Buchstaben erfunden, welcher gar viel wider die Richtschnur deß Catholichen Glaubens in derselben Sla-vonischen Sprache mit Unwarheit geschrieben, weßwegen Gott denselben auch mit einem gähen Tode gestrafft hette. Daß dieser Thomas Archidiaconus damit sonst Niemanden, als den lieben werthen Methodium meyne, vermerckt man gar leicht daran, weil er demselben die Erfindung der Gothischen Schrifft zurechnet. Denn bey Beschreibung der Sitten, Gebräuche und Sprachen ist vorhin im vorigen Buch gedacht, der fi. Methodius habe die Windische und rabatische Buchstaben ersonnen. Selbige Littern verwirret dieser Thomas mit den Gothischen, als ob es einerley Schrifft wäre. Es ist ihm aber wol zu verzeihen, weil man ihm keine bestere Nachricht davon gegeben, und er auch über das schreibt: Dicunt, man sagt «- Daß aber auch dieses falsch, was er von seinem plötzlichem Ende gedenckt, werden wir hernach unten im folgenden Capittel erkennen. Weiter so stimmt auch oberwehnter Doctor Schönleben (lobwürdiger Gedächt-niß) hierinn mit dem Herrn Haupt-Author und Megisero gar nicht überein, daß 8. Methodius zu Rom habe Bergunst, in Slavonischer Sprach den Gottesdienst und die Messe zu halten, für die Kärndter und Crainer erlangt und der Pabst solches einiger Nation ohn nur allein der Mährerischen in seiner Bull verwilligt, sondern im Gegentheil, ihm solches vom Papst ausdrücklich verboten sey. Und drittens will er auch die vom Himmel fallende Stimme für nicht anders, als für einen Fall und Geticht einer sabu-lirenden Feder oder deß falschen Gerüchts erkennen; bemühet sich demnach sehr durch folgende Discurse solches zu behaupten, daß es teine Geschieht, sondern ein Mähr-lein sey. Welche seine Beweisthümer ich mit seiner eigenen Feder nacheinander vortragen, aber auch eben aus denselben erweisen werde, daß solche mehr dem Bericht unsers Herrn Haupt - Authoris und deß Megiseri, weder ihm selbsten zu statten kommen, ausbenommen, die Frage von der Himmels-Stimme, welche auch der Herr Huupt-Author selber für keine Gewißheit ausgiebt; sintemal er nicht schreibt: Es sey geschehn, sondern es soll geschehen seyn. Erstlich will ruhm-ermeldtem Doctor Schönleben gar nicht glaubmästig scheinen, daß der heilige Methodius um die Einführung Sclavonischer Sprache beym Gottesdienste in Crain, Kärndten und Croatien sich bekümmert haben sollte, wie diese seine Lateinische Zeilen zu erken- a) Vid. Thomae Archi-Diaconi Historiae Salo-nitanae cap. 16. fol. m. 323. Was v Schöllled^ bea dieser Histori verwirfst« neu geben: Qui Noricum, Carantanum, Carmoham, Croatiam incolebant, majori ex parte Christiani erant: unde miror, Megiserum, & ante ipsum, Aventinum, quod Methodium è Dalmatia in Liburniam , Noricum, Pannonias , ad fidem Christi praedicandam venisse scribant. hoc ipso tempore, cùm Adaluvinus Salisburgensem Ecclesiam moderaretur. Illud etiam, nescio, unde vel depromtum, vel confictum producant iidem Authores. quod, cum Methodius in his provinciis inducere vellet Sacrorum ritus idiomate Slavonico, ei se opposuerit Archiepis-copus Adaluvinus, & Slavorum tunc Episcopus, Richovalda, quorum concionibus & monitis plebs concitata, Divum Methodium profugere, et in Moraviam transire coegerit. Aliquid D. Methodium , in his partibus obiter lustratis, operatum, et huc è Dalmatia digressum, facile assentior ; sed de Slavonico idiomate in Sacrorum ritibus inducendo sollicitum fuisse, contra proprii Antistitis voluntatem, et à Carnis, jam majori ex Parte Christianis, in exilium depulsum, ut credam Megisero, non possum, induci: praesertim cum adhuc dubium sit, an hic Sanctus aliquando Carnos accesserit „Auf Deutsch: Die, so das Noricum, Kärndten, Crain und Croatien bewohnten, waren grössern Theils allbereit Christen; daher ich mich über den Megiserum ver-wundren muß, daß sie schreiben, Methodus sey aus Dalmatien in Liburnien ans Noricum und in die Pannonische Länder gekommen, den christlichen Glauben zu predigen, eben zu der Zeit, da Adaluvinus die Kirche zu Saltzburg regierte. So weiß ich auch nicht, woher die-selbige Authores dieses genommen oder Richtet, daß, als Methodius in diesen Provintzien die heilige Kirchen-Ubungen tn Slavonischer Sprache zu verrichten aufbringen wollen, ihm der Ertz - Bischofs Adaluvinus und der damalige Bischofs der Slaven, Richovalda, sich chm widersetzt hatten, und das gemeine Boti derrnassen wider ihn verhext hatten, daß er, Methodius, dadurch gezwungen, zu fliehen, und in Mähren uberzugehen. Ich gebe zwar gerne zu, der heilige Methodius möge in diesen, ungefähr im durchreisen besichtigten Pro- vintzien etwas gewircket, und ans Dalmatien einen Neben-Weg anhero genommen haben; aber daß er bey dem Gottesdienste die Slavonische Sprache einzu-führen wider deß eigenen Bischoffs Willen sollte bemühet gewesen, und von den Kärnd-tern und Crainern, welche schon grössern Theils eyfrige Christen waren, ins Exilium vertrieben seyn, kann ich mich nicht überreden lassen, dem Megisero zu glauben ; bevorab, weil es annoch im Zweifel, ob dieser Heiliger jemals auch zu den Carniern (das ist, zu den Kürndtern und Crainern) gekommen" <*) Aber daß weder Megiserus noch Aventinus solches aus ihrem eigenem Hirn, sondern aus andren ältern und glaub-ji würdigen Scribenten vorgebracht, haben wir mit denen Allegaten deß Megiseri, darauf sich derselbe beziehet, schon dar-gethan. Und warum sollte nicht der Saltz-burgische Ertz-Bischoff Adaluvinus fowol, als der Papst zu Rom von deß H. Methodii Borhaben übel seyn berichtet worden, auch der Slavische Bischofi Richovalda die Sache vielleicht mißverständlich, also als ob Methodius vermittelst der Slavonischen Sprache in die Slavonische Kirchen einige Irrthümer mögte einführen wollen, ausgenommen, oder auch ; dieser gäh-egfrende Bischofs Richovalda selber ihm nicht solcher Sprache Einführung, weil dieselbe wider damaligen gemeinen Brauch andrer Kirchen tieff, für was Ketzerisches ausgelegt haben? Das Alles ist je gar nichts Unglaubliches. Daß aber Methodius diese Sprache einzuführen würcklich beflissen gewest, wollen wir bald hernach aus einem Päpstlichem Schreiben, welches der D. Schönleben selber anziehet, vernehmen. Die Carni waren zwar grössern Theils Christen, aber vermutlich in der Erkenntnis} noch nicht sehr gewachsen; also kunnte ihnen der Zuspruch deß H. Methodii gar wol erbaulich seyn. Und wie sollte ihnen nicht dessen gottseliger Eyfer haben nützen können, da doch heutiges Tages mancher frommer und exemplarischer Geistlicher mitten unter lauter : Christen viel bauen und herrliche Früchte der Nachfolge durch seinen sonderbaren Eyfer und gottselige Andacht erwecken kann? _ Wunder aber ists, daß dieser Author a) D. Schimliben Parte 3. Annalium kol. 441. . in Zweifel setzt, ob Methodius jemals auch in Kärndten oder Crain einen Fuß gesetzt; da er doch etliche Bläter zuvor aj ihn und seinen Bruder, den Cyrillum, nostrae gentis Apostolos, das ist, „der Crainerischen Nation Aposteln" titulirt, Hernach schreibt er, der D. Schönleben, von dem H. Methodio wiederum folgender Gestalt. In Pannoniis, quas majori ex parte nunc Slavi tenebant (nam Hungari, qui ejus partem incoluerant, jam sive alias obtinebant sedes, sive ad paludes Maeoticas redierant, uti ex antiquis Historicis constat) quorum conversioni sedulam navabat operam Methodius, Cyrilo fratre apud Moravos rerum satagente. Accidit vero hoc, ipso anno, ut Methodius calumniam passus, quod aliter quàm coram Apostolica Sedes professus fuisset, populum sibi commissum doceret, Romam à Joanne Pontifice evocaretur, fidei suae ac praedicationis suscepte rationem redditurus. Capita accusationis non memorantur : Ex Epistola tamen alia Johannis Papae ad Tuventanum (alii legunt Juventanum) Principem recens conversum, et adhuc de fide dubitantem, data, satis elucescit accusatum fuisse propter ritus quosdam Ecclesiae Graecae potius, quàm Latinae congruentes. Sed et in Epistola, quam ad ipsum Methodium direxit Johannes, mentio fit ritüs celebrandi Missas Slavonicä linguä, quod Papa improbat. Juvat hic ipsam integram apponere. Reverendissimo Methodio, Archi=Spis= copo Rannoniensis Scclesiae. Praedicationis tuae doctrinis populum Domini tibi quasi spirituali pastori commissum salvare, instruereq : ciim debeas, audivimus, quòd non ea, quae Sancta Romana Ecclesia ab ipso Apostolorum Principe didicit, et quotidie praedicat, tu docendo doceas, et ipsum populum in errorem mittas. Unde his Apostolatus nostri literis tibi jubemus , ut omni occasione postposita, ad nos de praesenti venire procures, ut ex ore tuo audiamus, et cognoscamus utrum sic teneas, et sic praedices, sicut verbis, et literis te Sanctae Romanae Ecclesiae credere promisisti, aut non, ut veraciter cognoscamus doctrinam tuam. Audivimus etiam, quòd Missas cantes barbara, hoc est Slavina lingua unde jam literis nostris per Paulum Episcopum Anconitanum tibi directis prohibuimus, ne in ea lingua sacra Missarum solennia celebrares, sed vel Latina vel Graecä lingua, sicut Ecclesia toto terrarum Orbe diffusa, et in omnibus gentibus dilatata cantat. Praedicare vero aut sermonem in populo facere tibi licet, quoniam Psalmista omnes admonet Dominum gentes laudare; et Apostolus: Omnis, in-quid, lingua confiteatur, quia Dominus IESUS in gloria estDei Patris. Hactenus Epistola, ex qua redarguas iEneam Silvium,Schedelinum, Nauclerum,Cromerum, Aventinum, et hujus per omnia sequacem Megiserum, qui referunt Cyrillum cum Romae ageret (Megiserus id de utroque Cyrilo et Methodio narrat) Romano Pontifici supplicasse, ut Slavorum linguä ejus gentis hominibus,quam baptizaverat,rem livinam faciens uti posset. De qua re,ehm n sacro Senatu disceptaretur, essent-pie non pauci contradictores, auditam /ocem tanquam de coelo in haec verba missam : Omnis spiritus laudet Dominum, et omnis lingua confiteatur ei ; indeque latum Cyrillo indultum, ut in Missis Slavica lingua uteretur. Id enim verosimile non est,ciimJohannesPapain praefatis literis expresè prohibeat uti lingua Slavica, tametsi postea (ut dicemus) non aihil mitius egerit, ac indulgentius cum populo Marahensi, seu Moravico. Et si fuisset illa vox audita Romae cum de concedenda facultate Missas legendi Slavica lingua, disceptaretur, nonrepre-ìenderet Pontifex factum Methodii, b) Auf Teutsch: „In den Pannonischen Landschafften,welche gröfsernTheils damals ! die Slaven innen hatten (dem die Ungarn, welche einen Theil davon bißhero bewohnt hatten, nunmehr entweder anders ihren Sitz oder sich wiederum nach dem Mystischen Meer-Pfuhl zurück gewendet) wie aus den alten Geschicht-Schrifften bekandt ist, legte Methodius grosse Mühe und Fleiß an, dieselbe zu bekehren (NB. Hie gesteht der liebe a) D. Schönleben p. 437« Annal. a. i) d. Author p, 449. Annal» seq. Doctor Schönleben ja selber, S. Methodius sey bemüht gewesen, diePannonische Länder, darunter auch Kärnten und Crain waren, zu bekehren; nachdem er vorhin sich verwundert hat, daß Aventinus und Megi-serus geschrieben, Methodius sey aus Dalmatia, in Liburnien, ins Nordgau und in die Pannonische Landschafften gekommen, den Christlichen Glauben zu predigen, da doch vorhin die meisten Einwohner schon Christlich waren) indem sein Bruder Cyrillus bey den Mährern dergleichen trieb." „Eben in diesem Jahr aber hat sichs begeben, daß, nachdem man den Methodium verleumdet, als ob er das ihm an-vertraute Volck anders lehrete, weder er vor dem Apostolischen Stuhl sich Heike erklährt, Papst Johannes ihn nach Rom abgeruffen, auf daß er daselbst seines Glaubens und seiner Predigt (oder Lehre) Rechenschafft geben mögte. Uber was für Stücken man ihn hatte verklagt, wird nicht gemeldet. Jedoch erhellet gnugsam aus einem andren Schreiben, welches Papst Johannes an den neulich - bekehrten, aber Mt Glauben annoch etwas zweiflenden Fürsten Tuventanum (oder wie Andre lesen Juventanum) gesandt, daß er (Methodius) etlicher Kirchen - Gebräuche beschuldigt worden, die mehr mit der Griechischen als Lateinischen Kirchen Übereinkommen. Es geschicht aber auch in demjenigen Schreiben, welches Papst Johan-nes an den Methodium selbsten Hat nbgehen lasten, Meldung deß Gebrauchs m Slavonischer Sprache Meste zu Hai» tot , welches der Papst nicht gut spricht. Wir wollen dasselbe allhie gantz beyfügen." Hochwürdlglken Methodio, Grtz-^ ^ilchoffen der pannonilchen Kirchen. or'6 ."Wir haben gehört, daß du, welcher Methodiu ?ììt seiner Lehr und Predigt das Volck m' pB Herrn, welches dir als einem geist-«chen Hirten anvertrauet ist, unterrichten 'Ete zur Seeligkeit, nicht solche Stücke, w die heilige Römische Kirche von dem oursten der Apostel selbsten gelernet und täglich prediget, in deiner Lehre vor-Mest, sondern solches Volck in Jrrthum Ehrest. Derhalben befehlen wir dir staffi dieses Schreibens unsers Apostel-78, daß du mit Hindansetzung aller andren Angelegenheit (oder ohne Erwar-1| tung aller füglichern Gelegenheit) also-bald zu uns anhero zu kommen bedacht sehest, damit wir aus deinem eigenem Munde vernehmen und erkennen mögen, ob du es also haltest und lehrest, wie du der heiligen Römischen Kirchen so mit Worten als Briefen zu glauben hast versprochen oder nicht, auf daß wir in rechter Warheit, was du eigendlich lehrest, erfahren mögen." „Uns ist auch zu Ohren gekommen, daß du in barbarischer, nemlich in Slavonischer Sprache die Messe singest. Daher wir dir allbereit in unserem durch Paulum den Bischofs von Ancona dir zugefertigtem Briefe geboten, in selbiger Sprache das Amt der heiligen Messe nicht zu celebriren, sondern entweder in der Lateinischen oder Grichischen, wie sie die über den gantzen Erdkreis und unter allen Völckern ausgebreitete Kirche singt. Zu predigen aber, oder zum Volck eine Sermon zn thun, ist dir erlaubt; sintemal der Psalmist alle Bölcker vermahnt, den Herrn zu loben. Und alle Zungen, spricht der Apostel, sollen bekennen, daß der Herr Jesus ist in der Herrlichkeit Gottes, deß Vaters oder daß Jesus der Herr sey zur Ehre Gottes deß Vaters." „Bißher die Päpstliche Epistel. Aus welcher man leichtlich (seynd wiederum Schünlebm deß D. Schönlebens Worte) den iEeneam W““8 $u Sylvium, Schedelinum, Nauclerum, Oro- oermtqnt. merum, Aventinum und dessen Nachfolger in Allem den Megiserum kann widerlegen und überweisen, als welche berichten, Cyrillus, als er zu Rom war, (wiewol Megiserus es von Beyden sowol vom Methodio als Cyrillo ssagt) habe dem Römischen Papst gesupplicirt, daß ihm erlaubt seyn mögte, in Slavonischer Sprache für die Leute selbiger Nation, als welche er getaufft hatte, den Gottesdienst zu verrichten; da nun über solcher Sache im heiligen Concilio (oder Raht) gerahtschlagt wurde, und der Widersprecher nicht wenige waren, sey eine Stimme als gleichsam vom Himmel gehört worden, welche diese Worte geredt: Omnis Spiritus laudet Dominum & omnis lingua confiteatur Ei ! „Alles was Odem hat, lobe den Herrn, und alle Zunge müsse Ihm bekennen re." Deßwegen sey hieraus dem Cyrillo ein Indult ertheilt, bey den Messen die Slavonische Sprache zu gebrauchen. Denn solches scheinet Ob aus diesem Schreiben die miraculö-sifche Stimme vom Himmel könne zur Fabel gemacht werden. nicht glaubmästig; weil Papst Johannes in jetzterzehltem Schreiben solchen Gebrauch der Slavonischen Sprache ausdrücklich untersagt; ob er gleich nachmals (wie wir hernach melden wollen) etwas gelinder gegangen und dem Bolck in Mähren ein wenig mehr zugelassen. Wäre auch solche Stimme vom Himmel gehört worden, als man die Frage behandelte, ob es zulässig wäre, die Messe in Slavonischer Sprache zu lesen? so würde der Papst die That deß Methodii tool nicht unrecht sprechen." m Allein es heifst Distingue tempora, & conciliabis Scripturas Pontificis. Als der Papst diesen Brief schrieb, da war Methodius zu Rom vor dem Papst zu seiner Verantwortung und Ableinung besten, was man ihm irriger Lehre halben hatte aufgebürdet, annoch nicht erschienen, sondern ward eben durch diß Schreiben allererst vom Papst nach Rom beschieden zur Rechenschafft von seiner Lehr. Denn man hatte ihn beym Papst geschwärtzt und ins Geschrep gebracht, als ob er unter der Sclavonischen Sprache Arrianische Irrthümer dem Volck beyzu-bringen trachtete und solche auch der Meste miteinmischte. Darum wollte der Papst ihm solchen vermeynten Schalckdeckel wegnehmen, und die Sclavonische Sprache bey der Meste verbieten. Nachdem er sich aber zu Rom gar stattlich entschuldigt und seine gute Meynung entdeckt hatte, ließ der Papst ihn, als welchen er in der Religion richtig befand, mit grvstem Lobe von sich und erlaubte nicht allein, sondern lobte auch und recommen-dirte seine Intention und Weise, um deß Volcks willen die Meste auf Slavonisch zu lesen. Kann demnach aus dieser Epistel obbenannter Scribenten keiner im geringsten widerlegt werden, weil der Pabst nachmals eine andre geschrieben, darinn er diese vorige aufhebt, und nach eingenommenem gründlichem Bericht seinen ersten Schluß gäntzlich ändert. Eben so wenig kann aus diesem Päpstlichem Schreiben die vermeynte Himmels-Stimme verworffen, sondern leichter in etwas bescheinigt werden. Dann eben darum, weil der Papst in dem jetzt angezogenem erstem Schreiben die Slavo-nisch-gelesene Meste verboten, und doch nachmals zugelasten, ergeht eine ziemliche Vermutung, es müsse was wigtiges vorgegangen seyn, dadurch er in seiner Meynung so verändert worden. Und wiewol ich selbst nicht allerdings gewiß glaube, daß eine austerordentliche Stimme vom Himmel gefallen sey, so wäre es dennoch darum so gar nichts Unerhörtes noch Unglaubliches, noch aus denen Ursachen, welche der D. Schönleben beybringt, notwendig und ungezweifelt zu verwerffen. Was ist dem H. Augustino begegnet? hat er nicht die Stimme Tolle, lege! gehört? warum sollte es dann unglaublich seyn, daß Gott bey einer solchen Handlung die nicht nur einer, sondern vieler tausend Seelen Erbaulichkeit und Unterweisung betraff, eine übernatürliche Erinnerung durch solche Stimme gethan? Daß Papst Gregorius der VII. in Mähren hernach die Slavonische Sprache bey dem Gottesdienst wieder verboten, kann aus einer andren besondren Ursach seyn geschehen, und nicht gleich einen unfehlbaren Beweis geben, daß die Himmels-Stimme ein Geticht sey. Denn gleichwie vermutlich Papst Johannes, ob er gleich die drey Haupt-Sprachen für würdiger achtete, und um desto bessere Einhälligkeit mit andren Kirchen zu erhalten, anfänglich einen Mißfallen an deß Methodii Verführung bezeugend, diesem den Gebrauch der Slavonischen Sprache verbot, dennoch, nachdem er von diesem heiligen Mann vernommen, daß dieSclavonische Sprache, als welche den Slaven verständlich, zur Unterweisung und Befestigung im Glauben solcher weit - reichenden Nation viel dienlicher, als die allgemeine Lateinische, diese mehrere Erbauung der Ehrerbietigkeit und den Ansehn der Lateinischen Sprache endlich vorgezogen und wegen der Slavonischen gedispensirt; also mag vielleicht zu Gregorii deß Siebenden Zeiten, nemlich 190 Jahre hernach eine andre Special-Consideration wegen Mähren vorgefallen seyn, daß man bey denMäh-rern die Lateinische wieder eingefürt und den übrigen Slaven in ihrer Mutter-Sprache den Gottesdienst gelasten. Sintemal Papst Gregorius, wann ihn keine sonderbare Ursach bewogen hette, den übrigen Pannonischen Ländern ihre vom H. Methodio eingeführte und vom Papst Johanne erlaubte Weise hierin unverruckt zu lasten, hingegen denen Mährern, als derer Bischöffe und Priester vielleicht end-lich grösseres Belieben zur Lateinischen getragen, und deßwegen den Papst Gre-gorium um Wieder-Einführung derselben begrüsst haben, die Sclavonische wiederum zu untersagen, eben sowol sonst auch den Dalmatiern und andren Slavoni-schen Völckern die Lateinische Meste wiederum würde auserlegt haben. Zu dem steht es dahin, weil die Gedächtnissen der Geschichte um selbige Zeit sehr zerfallen, oder auch mächtig verwirret, verirrsamet und gefälschet worden, ob nicht, j| wie ich oben gedacht, das verleumderisch- ij ausgestreute Gerücht, von deß Methodii Irr-Lehre durch dessen Neider und Diffamante» , obgleich derselbe vom Papst Johannes davon loßgezehlet, dennoch boß-hasttig fortgepflantzct, oder auch dem Papst :j Gregorio VII. die Sache also vorgetragen sey, als ob nicht der heilige Methodius, sondern ein andrer desselbigen Namens die Slavonische Kirchen - Sprache aufgebracht hette. Wiewol in Betrachtung, daß dem Papst Gregorio die Päpstliche Archiven und Urkunden nicht unkündig gewest, Hiebet) dieses, die allervermutlichste |i ursach der Sprach -Veränderung hette seyn können, daß Papst Gregorius vielleicht gedacht, weil in Mähren die Christliche Religion zu seiner Zeit schon ziemlich tieff und fest eingewurzelt, auch die Slavo-uische Sprache daselbst nach und nach der Deutschen gewichen oder aufs wenigste pon der alten allgemeinen Slavonische» Sprache nach Art der Böhmischen in etwas verartet und corrnrnpirt wäre, ja auch künfftig noch wol weiter und aber-mal sich verändern dörffte, überdas auch uunmehr viel mehr gestudirte und der lateinischen Sprache kündige Personen unter der Mährischen Clerisey befindlich wären, weder zu Papst Johannis Zeiten, do wegen vieler Einbrüche barbarischer Völcker, das Latein samt den Lateinern |s~et Römern selb sten ziemlich unter die s onck geschoben und sehr vertheuret war, )£. könnte nun in Mähren die Lateinische Sprache ihren Platz bey dem Gottesdienst | otö eine allgemeine und in Europa beharrende, füglich wieder einnehmen; hingegen in Dalmatien, Kärndten und Crain • Slavonische, als welche daselbst noch u völligerm Gebrauch und in ihrer Lau-erkeit blühete, annoch zugelassen werden. Allein ich begehre dennoch gleichwol von der miraeulösischen Himmels-Stimme keine Gewißheit zu machen, bevor ich nicht versichert bin, daß in der Vatica-nischen Bibliothec oder Archiven eine solche Urkund vorhanden, die zu Papst Johannis deß Achten Zeiten darüber verfasst, und von dem gantzen Römischen Consistorio damals unterschrieben sey. Dann wann nur eine solche darinn befindlich wäre, die viel Jahre hernach allererst aufgesetzt, auch sich nur auf die Erzehlung der Vorfahren berüffe und gründete, könnte dieselbe keine mehrere Gewißheit oder Versicherung der Sachen ertheilen als sie selbst von den Bor-Zeiten hette erhalten und widerfährt auch wol den allerfrömmsten, würdigsten und klügsten Leuten manchesmal, daß sie von Gerichten, falschen Berichten und Gerüchten hintergangen werden. Derhalben, ob mir gleich solche Wunder-Stimme aus denen Bewegnisten, welche ruhm-erwehnter Doctor Schönleben angezogen, nicht gleich fabel-hafft vorkommt, lasse ich sie dennoch deßwegen in zweiflendner Ungewißheit schweben, weil kein einiger Scribent fast anders als aus dem Gerücht ihrer gedruckt. Ich vermute aber, es sey das gemeine Gerücht dadurch etwan auf die Gedancken und Meynung solches Miraculs gerathen, weil vielleicht bey der Beratschlagung deß Päpstlichen Consistorii oder Concilii, unter so vielen strittigen und ungleich-lautenden Stimmen, der Papst Selber oder Ij Jemand seiner fürnehmsten und hochge-achtesten Consistoriaten den Spruch deß Apostels, daß alle Zungen bekennen sollen, Jesus sey der Herr :c. angeführt und etwan diese Worte hinangehenckt haben mag, „das ist keines blossen Menschen Stimme (oder i; Votum) sondern ein Votum oder Stimme des Himmels, welcher sie dem H. Apostel Paulo in den Mund oder in dieFeder gelegt." Diese Worte dörfften nachmals bey Erzehlung solcher Consistor ial-Handlung und Berahtung von Einem oder Andrem, der sie nur mit halben Ohren, wie man zu reden pflegt, angehört, mißverständlich ausgenommen, und also gedeutet worden seyn, als ob eine Stimme vom Himmel ; dieselbe übernatürlich hette in dem Con sistorio schallen lasten. Oder es können auch wol einige nicht sonders gelehrte und im Latein wenig geübte Slavonier dieses zierliche Latein Meine geringe Meinung von der Himmels-Stimme. deß Päbstlichen Schreibens Hinc & Paulus, coelestis quoque tuba, insonat : Omnis lingua confiteatur &c. bey öffentlicher Verlesung solches Schreibens, entweder die vorderste Worte Hinc & Paulus überhört, oder aus Mißverstände solche Rede in ihren Gedancken, also distinguiti, und ihnen selbsten diese irrige Auslegung drüber gemacht haben: „Dannenhero spricht auch Paulus, und hat zudem auch eine himmlische Posaun also geschattet: Alle Zunge bekenne rc." Denn das Wort quoque kann ihnen solchen Mißverstand veranlasst haben. Welches doch eigendlich diese Meynung hat, daß S. Paul, der eben sowohl eine himmlische Lehr-Posaun set), als wie David und die andren mit dem H. Geist erstattete Apostel, dieseWorte schatten lasten: „Alle Zungen sotten bekennen re." Es bestetigt hiernechst der Schönleben selber, daß Methodius sey nach Rom gefordert worden, als zu der Zeit der Slaven in Mähren, Panonien, Kroatien und vielleicht auch (ja vielmehr gantz gewiß auch) der Kärndter und Kramet Apostel (ungevi erck, sonst nicht eben sowol durch ihn die Sclavonische Sprache bey dem Gottesdienst wäre aufgebracht worden) und nachdem er daselbst zu Rom nemlich, vor dem Aposto-lichem Stuhl, Rede und Antwort gegeben von seiner Lehr, vom Pabst für rechtgläubig erkannt, loßgesprochen und damaligem Könige in Mähren, dem Zuentibald oder Su-entopulco, aufs beste recomendirt worden. Welches Päbstliche RecomendatmmSchm-ben der geneigte Leser unten hernach bey Erzehlung der Heiligen in Crain, zu gewar-ten hat. Aber daß Methodius für die Kärndter und Crainer und Dalmatiner sollte Vergunst erlangt haben, in der Kirchen die Slavonische Sprache stat der Lateinischen zu gebrauchen, dazu will er durchaus nicht stimmen, sondern solche Päbstliche Erlaub-niß einig allein bey den Mährern einschrän-cken. Und hievon setzt er diese Zeilen. Methodius &annoniarum> & Jl/loravia Apostolus, Roma redux, una attulit speciale pro Moravis privilegium Missas canendi Slavo idiomate: quae res nonnullis Scriptoribus occasionem dedit comminiscendi, quod supra retulimus, de audita è coelis voce, in Senatu Romanae Curiae: Omnis lingua confiteatur Ei ! das ist: „Methodius Apostel der Pannonischen Länder und in! Mähren hat bey seiner Rückkunfft von Rom ein special Privilegium und Jndult, für die Mährer mit gebracht, die Mesten in Slavonischer Sprache zu singen. Welches etlichen Scribenten Gelegenheit gegeben zu tichten, was wir oben erzehlt haben, von der bey der Session deß Römischen Rahts (oder Consistorii) vom Himmel erschollenen Stimme rc." Hiernechst setzt der D. Schönleben solchen Päpstlichen Indult-Brief wegen der Sprache, und ist eben derjenige, welchen unser Herr Haupt-Author oben aus dem Megisero hat angezogen. Solchem Schreiben fügt er diese seine Urtheil-Worte hinbey: Hactenus Episto la : In qua licet concedat Pontifex in Missis usum Linguae Slavonicae ; suadet tamen potiùs Latinam: quod non faceret, si revelatio facta fuisset, vel audita de ccelo vox &c. Auf Deutsch: „Bißher das Päpstliche Schreiben: In welchem, obgleich der Papst vergönnet oder erlaubt den Gebrauch der Slavoni-schen Sprache bey der Meste, er dennoch vielmehr zu der Lateinischen rähtet rc. a/ Aber dieser gelehrte Author hat besor-glich in der Eile solches Päpstliche Schreiben nur betrachtet, und aus diesen Worten Jubemus tamen, ut in omnibus Ecclesiis terrae vestrae propter honorificentiam Evangelium Latine legatur, et postmo-dum Slavonica lingua translatum, in auribus populi, non inteligentis Latina verba, annuntietur : sicut in quibusdam Ecclesiis fieri videtur, sich beredet zu glauben, der Papst habe hiemit mehr zu der Lateinischen Sprache rahten wollen. Welches aber daraus nicht erfolgt, denn der Papst befihlt vorher in den vorigen Zeilen ausdrücklich, man solle in Slavonischer Sprache sowol lehren als die Messe singen, und führet an zum Grunde etliche Sprüche Heiliger Schrifft, daß man Gott in allen Sprachen loben müsse, zumal weil der, welcher die drey Haupt-Sprachen, nemlich die Hebräische, Griechische und Lateinische erschaffen, gleichfalls alle die andre zu seinem Lobe und zu seiner Glori geschaffen habe. Wer nun eine Sache mit klaren Worten befihlet, der giebt damit nicht zu verstehen, daß er lieber sehen oder wünschen mögte, man liste sie unterwegen, und thäte das Gegentheil. Der Päpstliche Briest will zwar, daß das Evangelium ttt der Kirchen aus Ehrerbietigkeit (nemlich weil der hochgelobte Nam Jesus tn Hebräischer, Griechischer und Lateinischer Sprach ans Kreutz geschrieben worden und auch die Lateinische Sprache damals zu Papsts Johannis Lebzeiten noch in sonderbarem hohen Respect, über das den meisten occidentalischen Kirchen gemein war) zuforderst solle Lateinisch abgelesen werden; aber er befihlt auch gleich darneben, daß es bey sothaner Lateinischer Verlesung nicht verbleiben, sondern dasselbe alsofort darauf der Gemeine Ul Slavonischer Sprache vorgelesen werden sollte. Welches kein Anzeigen giebt, er hette lieber gesehn, die Slavonische wäre hinterblieben. Zudem sagt er nur bloß allein von Ablesung deß Evangelii, und nicht von den übrigen Gottesdiensten oder Andachten der Kirchen, daß dieselbe gleichfalls zuforderst Lateinisch verrichtet werden müssten. Eben so wenig wird gelobter Author ferner Meynung einen Unterhalt in diesen Päpstlichen Zeilen, wie er zwar vermeynt, erwerben: Et si tibi (nempe Suentepulco, Duci,) & Judicibus tuis, placet, Missas Ratina lingua, magis, audire, praecipimus, ot Latine Missarum tibi solennia celebrentur. „So dir aber (Hertzog Suentepulco in Mähren) und deinen Land-Achtern (oder Ständen) lieber ist, die presse in Lateinischer Sprache zu hören, so befehlen (oder verordnen) wir, daß man dlr die Messe auf Lateinisch celebrile." Der Papst schreibt hiemit dem Hertzog (oder Könige) in Mähren und Pannonien teures Wegs vor, oder rähtet ihm, daß kr samt seinen fürnehmsten Bedienten, ytehten, Richtern und Landherren lieber te Lateinischer, als Slavonischer Sprache °le Messe hören solle; sondern dieser Ver-Jtand kommt heraus, daß, wann er je ueber die Messe für sich und seine hohe s freute Lateinisch hören mögte, sollte er telches immerhin thun, dem Volck aber fa auf Slavonisch lesen lassen. Denn weil der Ertz-Bischost Methodius Zweifels ohn sowol in Mähren bey dem Hertzog oder Könige Suentepolc, 18 zu Rom beym Papst angegossen wor-cn' und ihm die neidische Verleumdung ach Mähren gefolgt, auch vielleicht am ^uoß-Hertzoglichen Hofe sich einige Wol- gönner seines Gegentheils befunden, welche auf die Einführung Sclavonischer Sprache beym Gottesdienst gestümpfft und dem Groß-Hertzog damit in den Ohren ge leyen, als ob solche Neuerung der gemeinen Kirchen - Ordnung entgegen, überdas der Hertzog als ein Liebhaber deß Lateins etwan auch gewünschet, daß der Ertz-Bi-fchoff Methodius sich von den andren Bischöffen in diesem Stück einreden und corrigiren lieffe; hat allem Ansehn nach der Hertzog deßwegen nach Rom geschrieben, und bey dem Pabst, damit die unter den Geistlichen dißfalls schwebende Miß-hälligkeit zur Einhälligkeit gebracht würde, auch er, der Hertzog, recht vernehmen mögte, welcher Theil Recht oder Unrecht hette, hierinn eine Verabscheidung, wie es damit eigentlich gehalten werden sollte, gesucht; angemerckt, sonst der Papst das Indult-Schreiben nebst noch einem andren absonderlichen Recommendation-Schreiben nicht an den Hertzog selbsten gestellet hette. Bey sothaner Brieflicher Ersnchung dörffte der Hertzog auch wol seinen Wunsch haben blicken lasten, daß er lieber die Beybehaltung Lateinischer Sprache sehen mögte. Oder es kann auch wol der kluge Papst selber vermutet haben, es dörffte vielleicht dem Hertzoglichen Hofe die Meste in Lateinischer, als einer fürnehmen Welt - belobten und heroischen Sprache, angenehmer lauten; weßwegen er dem Hertzog hierinn für seine Person und seiner fürnehmen Ministern die Wahl frey stellen, im übrigen aber es bey der Sclavonischen beruhen lassen wollen. Weil dann solche Worte deß Päpstlichen Schreibens Et si tibi &c. nur den Groß-Hertzogl. Hof, dessen fürnehmstes Hanpt und Reichs-Bediente bezielen, können sie nicht auf alle Slavonier gezogen werden. Und weil auch der Papst dem Groß-Hertzog nicht zu der Lateinischen viel lieber, weder zu der Slavonischen rahten will, sondern ihm nur seine Willfährigkeit anträgt und zu verstehen giebt, Er befehle dem Ertz-Bischost Methodio und der übrigen an deß Hertzogs Hofe befindlichen Geistlichkeit, daß, woferrn vielleicht Er, der Hertzog, in Latein die Messe lieber hören mögte, man ihn barinn vergnügen und für seinen Hof wie auch für-alle diejenige Landherren, welche es verlangen würden, Lateinisch celebrimi sollte; als begreifst ich nicht, wie solche leutselige Ob da« Päpstlich« Indult-Schreibcn nur allein auf Mähreu gebt- Anerbietung und Wahl - gebung diesen Schluß sollte nach sich ziehen können, daß der Pabst, ob er gleich den Mährern die Messe in Slavonischer Sprache vergünstiget, gleichwol ihnen und zwar allen Mährern und Pannoniern insgemein stär-cker zur Lateinischen als zur Sclavonischen Sprache dißfalls gerahten hette. Wann die Römisch-Keyserliche Majestät einem dero untersässigen Grafen ein Befehl-Schreiben schickten, daß er nicht verstatten sollte, daß man in seiner Grafschafft Fran-tzösische oder andre ausländische Waaren einhandelte und kauffte, Ihm selbsten aber, dem Grasen und dessen höchsten Befehl-habern allein frey tiesse, für ihre eigene Person dieselbe zu fausten, soserrn sie Lust dazu trügen; oder, daß er keine fremde Kleider-Mode in seinem Gebiet verstatten sollte, er selber aber und seine Gemahlinn samt der Hofstatt hierin» die srepe Wahl haben und ihres Beliebens pflegen mögten ; so fragt sichs, ob das Keyserliche Mandat stärcker zu den ausländischen als einländischen Waaren oder Kleider-Mustern dem Grafen und desten Leuten gerahten, und dieselbe am meisten damit recommendirt hette? Ich vermeyne es nicht. Hiernechst wollen wir betrachten, ob das Indult - Schreiben deß Papsts nur die Mährer allein, oder auch die Pannonier, die Steyrer, Kärndter, Crainer, Krabaten und Dalmatiner angehe? Ich halte es mit dem letzten Satze aus nachgehenden Bewegnisten. 1. Hette der Pabst solches sein Indult nur mit Mähren allein determinirt und gemesten, so würde er gewißlich solches nicht haben ungemeldt gelassen. Denn eine so wigtige Limitation und Einschrän-ckung lästt man in öffentlichen Bergunst-Brieffen niemals aus, und würde es nicht allein von dem Berfaster der Bull, sondern auch von dem gantzen Consistorio sehr unvorsichtig gehandelt seyn, da sie Mähren allein hierunter verstanden und doch solches mit keinem Buchstaben zu verstehen gegeben hetten. Fürs 2. herrschte Hertzog (oder König) Suentepolc viel weiter als in Mähren, und, wie D. Schönleben selber gedenckt, zugleich über die meiste Pannonische Länder, darinn auch die Slavonische Sprache damals am meisten geredet ward. Und über alle solche Länder war Methodius Ertz-Bischoff, wie aus dem Päbstlichen Schreiben erhellet, als welches ihn ausdrücklich einen Archi-Episco-pum Pannoniarum „einen Ertz-Bischoff der Pannonischen Länder" titulirt. Nun setzt aber der Pabst in seinem Schreiben an den Hertzog nicht, daß es nur allein in einem Theil deß Hertzoglichen Gebiets, als etwan in Mähren allein solle laut seiner Bull gehalten werden, sondern braucht diese Worte : In omnibusEcclesiis terrae vestrae, „bey allen Kirchen oder Gemeinen Eures Territorii," bas ist, eurer Herrschafft oder Gebiets rc. Also muß der Pabst nicht allein Mähren, sondern auch alle andre Länder, welche der Hertzog beherrschte, verstehen. Und wie Er dem Methodio die Slavonische Sprache in der Mährerischen Kirchen hat gut gesprochen, also muß Er sie ihme auch in den Pannonischen Ländern znge-standen haben, weil Methodius über gantz Pannonien Ertz-Bischoff war, und der-halben vermutlich auch Kärndten und Crain unter seiner Ober-Aufsicht gestanden. Denn gleichwie diese Länder, ob sie gleich ihren eignen Bischofs und dennoch vorhin auch den Ertz-Bischoff von Saltz-burg, wie auch eine Zeitlang den zu Laureaco, das ist, zu Lorch oder Ens zum Ober-Aufseher gehabt, also ist auch der Sclavonische Bischoff Richebolda vermutlich anjetzo unter deß H. Ertz-Bischoffs Methodii Ober-Direction gesessen, aber entweder aus Mißverstände oder Sorge einer Neuerung mit demselben seinem Ertz-Bischoffe aufstössig worden und hat den Ertz-Bischof von Saltzburg Adaluvinum, wie es scheinet, gleichfalls wider ihn verhetzt. Welcher es vielleicht übel mag empfunden haben, daß man den Methodium über Kärndten und Crain, darüber vorhin die Saltzburgische Ertz-Bischöffe die Ob-waltung trugen, zum Ertz-Bischoff gesetzt. (Masten denn D. Schönleben selber aus einem besondren Schreiben deß Pabsts an den Groß-Hertzog Suentepolc urthei-tet, daß damals die Regierung deß Kirchen-Staats in den Pannonischen Ländern güntzlich müsse verändert, und die Bisthümer gantz anderst ausgetheilt worden seyn, dazu der Pabst Fug und Macht gehabt habe, auch solches zu thun schuldig gewesen sey.) Daher mögen sich dann leicht grösser Unwill und Neid wider den frommen, klugen, verständigen, gelehrten und Gott-getreuen Methodium entsponnen und seine Gegen-Eiferer zusammen wider ihn diese Klage angespannet haben, daß er allerley Neuerungen (wie sich von dem Mißverstände die Verbesserung und Erbauung nicht selten also muß tauffen lassen) wider die gemeine Ordnung und Weise der Römischen Kirchen aufbrächte, Spaltungen anrichtete und über das in manchen Lehr-Puncten von der Recht» glaubigkeit abwiche. Und hieraus entspringt mein vierdter Grund. Denn weil (fürs4te) der Riehe-bolda als Bischofs der Slaven ihn der Neuerung bezüchtiget und wegen Einführung der Slavonischen Sprache bet]nt Gottesdienst nicht allein auf der Cantzel nebenst Andren wider ihn geblitzt, sondern auch ohne Zweifel seine Feder unter seinen Anklägern zu Rom sich miteingestellet hat, so muß auch nothwendig die Päbstliche Ledig -Zehlung auf die Einführung Slavonischer Sprache in die Dalmatinische,Kärndterische und Crainerische Kirchen zugleich ihr Absehn gerichtet haben; zumal weil weder Hertzog Suentepolc, der sein Patron war, noch sonst Jemand aus Mähren, sondern etliche andre Bischöfe inDalmatien, Kärnd-ten und Crain ihn zu Rom verklagt haben; obgleich, wie ich oben gedacht, vermutlich der Hertzog selbst in dieser Frage eine Päpstliche Entscheidung zugleich gesucht haben mag. Welches Letzte doch aber Noch ungewiß und hingegen das Erste ungezweiselt ist. Fürs 5. so waren Dalmatien und Ero* atien unlängst erst wieder bekehrt, und vom Methodio unterrichtet, nachdem der Mäh* Asche Hertzog Suentepolc sie bekriegt und zum Christenthum gebracht hatte ; derhalben muß der Papst die Slavonische Sprache behm Gottesdienst auch in Dalmatien und Kroatien solchem nach nicht allein nur für Moravien oder Mähren erlaubt haben. Denn auf die unlängst-erstbekehrte Scla-donische Landschafften zielte Methodius mit Aufbringung sothaner Sprache fürnemlich, und gleichfalls deß Papsts Indult, damit uemlich dieselbe in der Erkenntniß Christi desto besser wachsen und Christum erlernen Mogten, welches aber vermittelst der Lateinischen Sprache so füglich nicht ge-schehn kunnte. . Fürs 6. ward zu Rom im Consistorio jucht die Frage allst) gestellet und zur Deliberation gezogen , ob man den Mäh* ttrn sollte in der Kirchen die Sclavonische Sprache, sondern, ob man selbige den Gemeinen oder Kirchen der Slaven sollte erlauben? Derhalben ist auch der Ausspruch nicht nur allein für die Mährer, sondern für alle Slavonische Landschafften, welche unter deß Methodii Ertz - Pflege oder Ertz-Bischöfflichen Fürsorge lagen, von Rom aus ergangen. Fürs 7. giebts der Inhalt deß Päpstlichen Schreibens gnugsam zu mercken. Denn indem der Papst ja so christlich als hochvernünfftig schreibet, der die Hebrseische, Griechische und LateinischeSprachen erschaffen, habe gleichfalls auch alle die andren geschaffen, indem er auch zum Fundament seines Indults den Spruch deß Psalmisten und deß Apostels Pauli, daß alle Heiden Gott loben und alle Zungen Christum bekennen sollten, ungleichen das Exempel der Apostel, die am H. Pfingst-Fest in allerley Sprachen geredet, anführet : würde er dem Allen durch solche Limitation oder Einschränckung selber widersprochen haben, wann er die Erlaubniß nur allein für die Mährer ertheilt hette. Fürs 8. wird noch biß auf den heutigen Tag in Dalmatien und vieler Orten in Crain die Messe in Slavonischer Sprache gelesen; also ist gantz glaublich, der Papst habe unter seiner Vergünstigung nicht nur das Land Mähren allein begriffen. Fürs 9. schreiben nicht nur Megiserus und Aventinus, denen der Doctor Schönleben doch diesen vermeynten Fehl-Bericht hauptsächlich zurechnet, sondern auch andre Scribenten mehr davon, daß Methodius bey den Slavonischen Völckern oder Schloacken aufgebracht, auf Slavonisch zu celebriren. Aventini Feder redet von diesem Handel also: „Gleich eben um diese Zeit stund ein gelehrter Windischer auf mit Namen Methodius. Der hatte die Crabatische und Windische Buchstaben erfunden, hat die Bibel in die Windische Sprach gebracht, und hat die Winden in Dalmatien und Croatien überredt, daß sie die Lateinische Zunge verachteten, die Messe und allen Gottesdienst in ihrer Sprache zu begehen angefangen haben. Da er sich solches bey den Winden in Bayern, Crain, Kärndt-ten, Steyermarck auch unterstund, wurde er verjagt und flöhe in Mähren, da er noch begraben ligt zu Olmütz. Der Ertz-Bischof Adelwein zu Saltzburg und sein Windischer Bischofs Reichbold predigten wider ihn. Denn das Bisthum Saltz- £>5* Zeugnissen andrer Scribenten. Aventini seines. bürg hatte nun von Keyser Carl dem Grosien beq fünff und achtzig Jahren her allen Gottesdienst daselbst verbracht in Lateinischer Sprache." a) Ob nun gleich Aventinus hiebey in etlichen Stücken fehlet, auch dazu von der Wiedereinsetzung deß Methodii in sein Pannonisches Ertz-Bisthnm nichts gedenckt, noch von seiner Erscheinung vor dem Papst etwas meldet, bezeugt er doch und zwar vermutlich ans alten Scribenten, daß Methodius die Winden oder Slaven in Dalmatien und Kroatien überredt, ihren Gottesdienst in Slavonischer Sprache zu verrichten und auch in Bayern, Crain, Kärndten und Steyermarck dergleichen einznführen sich bemühet habe. Welchen Nationen aber solches vom Papst nicht länger würde erlaubt worden seyn, daferrn er seinen Indult - Brief nur bloß allein den Mährern ertheilt hette. Unterdessen zeihet D. Schönleben sowol dem Aventino als dem Oramero gantz irrig, daß sie der Wunder-Stimme vom Himmel gebenden ; sintemal der Eine so wenig als der Andre ein Wort davon schreibt. iEneas Sylvius aber, der die Personen verwechselt und für Methodium dessen Brüdern Cyrillum setzt, weil beyde zu Rom Einerley gesucht, nemlich die Vergünstigung ofstgemeldter Slavonischer Sprache, (wiewol Methodius deßwegen unter andren Ursachen obvermeldter Massen insonderheit nach Rom gefordert worden) führt in seiner Beschreibung dieses Verlanffs diese Lateinische Worte : Methodius in Bohemia aliquandiu moram traxit, deinde Romam se contulit. Ibi fratrem suum, Cyrillum, com-perit; qui baptizato quondam Suata-copio, Moravis Christiana Sacra crediderat, multasque alias Slavorum gentes ad fidem Christi converterat. Ferunt, Cyrillum, quum Romae ageret, Romano Pontifici supplicasse, ut Slavorum lingua, ejus gentis hominibus, quam bap-tizaverat, rem divinam faciens, uti posset : De qua re dum in sacro Senatu disceptaretur, essentque non pauci contradictores, auditam vocem, tanquam de coelo, in haec verba, missam : Omnis Spiritus laudet Dominum, et omnis o) Aventinus im 4. Buch von den Frcinckischm Geysirn, am 604. Bl Deutscher Edition. lingua confiteatur Ei: Indeque datum Cyrillo indultum. Das ist: „Methodius hat sich eine Zeitlang in Böhmen aufgehalten, und hernach auf Rom begeben, allda er seinen Bruder Cyrillum angetroffen, welcher vormals den Hertzog Suatacop getanfft, und den Mährern die christliche Religion einge-pslantzt, über das auch viel andre Slavoni-sche Völcker zum Christen-Glanben bekehret hatte. Man sagt, Cyrillus soll, da er zu Rom gewesen, bey dem Papst demütigeAnsnchnng gethan haben, daß er in Slavonischer Sprache den Leuten dieser von ihm bekehrten Nation mögte die Messe lesen. Als nun hievon in dem heiligen Raht (Concilio oder Cosistorio) gehandelt wurde, und sich ihrer nicht Wenige fanden, die solchem Begehren widersprachen, soll eine Stimme, gleich als vom Himmel gesandt seyn, diese Worte sprechen: Alles, was Odem hat, lobe den Herrn, und alle Zunge bekenne Ihn ! „Und hierauf fey dem Cyrillo die Erlanbniß gegeben, b) Wann nun D. Schönleben bloß allein diesem Anhänge von der Wunder-Stimme dem iEneae Sylvio widerspräche, welchen dieser dennoch nicht auf Gewißheit, sondern auf andrer Leute oder Scribenten Erzeh-lnng stellet, könnte man ihm viel leichter darinn beyfallen, weder hierinn, daß er eben sowol die dem Cyrillo (oder Methodio) gegebene Erlanbniß, bey der Messe die Sclavonifche Sprache zu gebrauchen, ihm widerspricht mit diesen ob - angezogenen Worten, Id enim verosimile non est: „Solches scheinet der Warheit nicht gemäß, noch glaublich." Wie sollte es aber nicht glaublich seyn, so es eben ans dem letzterem von ihm Selbsten angezogenem Schreiben deß Papsts mit Händen sich lässt ergreiffen, wie ich zuvor mit festen Beweisthümern bewehrt habe? Eben in diesem Punct widerstimmt er cro®jjT auch dem Cromero, ohnangesehn derselbe das Mirami der Himmel - abschallenden Stimme gar nicht berührt. Denn so schreibt er kürtzlich von der Sache: Praeclaram autem bis populis nova religione imbuendis, operam navarunt Methodius et Cyrillus, Episcopi : à quibus et illud perfectum est, assentente Pontifice maximo, ut Slaviš sua lingua in Sacris uti liceret, „ES haben diesen Völckern, (nemlich den Slaven, über welche dreyHertzogen, als: Roscislaus, Svatopulcus und Cocelus herrscheten), die neue Religion (verstehe die Christliche) beyzubringen zween Bischöffe, Methodius und Cyrillus, vortrefflichen Fleiß erwiesen. Bon welchen Bischöfen auch dieses ist zuwegen gebracht, daß mit Bewilligung deß ; Papsts denen Slaven erlaubt wäre, bey: dem Gottesdienste ihre Mutter - Sprache zu gebrauchen", a) In diesen Zeilen wird sowol als in deß Silvii seinen keines engeren oder special Päpstlichen Jndults für die Mährer gedacht, sondern insgemein der Slaven. Darum der D. Schönleben nach Vermerckung dessen den Cromerum Hiermit gleichfalls aber wie gemeldt, ohne Befugniß verworffen, da er doch mit gleicher Mühe seine eigne Anführung deß Päpstlichen Schreibens mit verwerffen muß, indem er dieses Stück diesem fürnehmen Polnischen Historico verwirfst sowol als dem Nauclero und andren Scribenten, die gewißlich von nicht geringer Achtbarkeit seynd. Am allerdeutlichsten aber hette dem lieben D. Schönleben dieses, daß nicht nur den Mährern allein das Päpstliche Indult, sondern auch den Böhmen, das Mal ertheilet set), Dubravius, welcher selber ein Bischoff zu Olmutz in Mähren gewest, bezeugen können. Denn obgleich derselbe anstatt Papst Johannes deß VIII. den Papst Nicolaum setzt, welcher zwar nach Thomae Jordani Rechnung b) ums Jahr S58, nach deß Doctor Schönlebens seiner aber ums Jahr 867 als in dem letzten seiner Regierung und Lebens auf dem Stuhl zu Rom geseffen und nach dieser letzten Zehlung nicht über fünff Jahre vor dem Papst Johannes geregieret; kann doch solche Berändrung der Päpstlichen Person den Handel selbsten nicht gleich eines Gerichts verdächtig machen. . Zu dem könnte, weil Methodius mehr als ettt Mal nach Rom gezogen, er eben sowol vorher beym Papst Nicolao dasjenige gesucht haben für Böhmen, was er vielleicht vachmals erst unter der Regierung Papsts Johannis auch für die Mährer und für me Panonische Sclavonier, nemlich die Crlaubniß, bey der Meffe in der Landsprache zu celebriren, erbeten hat. *) Cromerus de Rep. Polonorum lib. 3. pag. m. 32. t 'JO- ^otas Thomae Jordani in lib. 2. His-r" "ojemicae Dubravii. Bey diesem Mährischen Bischoff liefet man, daß, nachdem Borivorius Hertzog in Böhmen bey einer Besuchung deß Mährischen Königs oder Groß-Hertzogs Sva-tepulc zum christlichen Glauben, und zwar fürnehmlich auf erbauliches Zureden deß H. Methodii und seines Bruders Cyrili als damals der beyden fürnehmsten Bischöffe in Mähren (welches damals für sich selbst biß an den Wag-Strom reichte, und durch denselben von Pannonien unterschieden ward, doch über das auch über den gröffern Theil Pannoniens herrschte) sich begeben, Er den Methodium mit sich in Böhmen geführt, welcher daselbst seine Gemahlin Ludmillam nebst vielen Andren gleichfalls getaufft, und hernach auch den neugebornen jungen Printzen deß Borivo-rii. Und hierauf thut Dubravius diß folgende hinzu: Ibi Boj emi Methodium adoriuntur, ib ipso exigentes, ne sermone latino, Dubrarii piem non intelligerent, sed Boj emo sibi ma” usitato, Sacra & Sacramenta perageret. Hanc rem ille Romam ad Cyrill um Collegam, atque is ad Nicolaum, Romanum Pontificem, retulit. Ambo Collegae ob eam relationem, non Pontifici modò, sed frequenti etiam Patrum Concilio, deridendos propinaverunt : Cum ecce tibi, de improviso vox haec sua sponte, in tali frequentia insonuit: Omnis Spiritus laudet Dominum, et, omnis lingua confiteatur Eum! Qua voce perculsus Romanus Pontifex, secundum petitionem Bojemorum, respondendum Cyrillo duxit. Caeterum non intra multos annos mos ille vernacula lingua inter sacra cantandi viguit, abo-ente illum rursus Pontifice Romano, cum daret Bojemis Antistitem (Nam diu satis Boj emi à privatis Sacerdotibus, sacrorum Religionisque disciplinam percipiebant) eidemque praescriberet, ne à ritu ceremoniisque, & cantu Romano, ullam in partem devium ageret. Welches im Deutschen diesen Sinn hat: „Die Böhmen haben (nachdem der junge Böhmische Printz getaufft war) an den Methodium gesetzt mit inständiger Forderung und Begehren, daß er nicht in Lateinischer Sprache, als welche sie nicht verstünden, sondern in ihrer gewöhnlichen Böhmischen den Gottesdienst samt der Reichung der H. Sacramenten verrichten mögte. Solches hat er an seinen Collegen, den Cyrillum, und dieser an den Papst Nicolauni gelangen gelassen. Beyde Collegen erweckten nicht nur dem Papst, sondern auch dem gesammten Concilio der Väter hiemit ein Gelächter, als unversehens von sich selbsten eine Stimme bey solcher Versammlung erschallete, welche rieff: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Und alle Zunge solle Ihn bekennen!" Uber welche Erschallung der Papst erschrack und dafür hielt, man müste auf das Ansuchen der Böhmen willfährig antworten. Allein solcher Gebrauch, den Gottesdienst in der Mutter-Sprache zu besingen, hat nicht viel Jahre gewähret; sintemal der Römische Papst denselben wiederum abgeschafft, als er den Böhmen einen Bischofs gegeben (denn vorher wurden die Böhmen ziemlich lange von privat-Geistlichen in der Reli-gions-Ubung bedient), auch demselben vorgeschrieben und eingebunden, daß er von dem Römischen Brauch Ceremonien und Gesangein keinemWege sollte abweichen."«) Obgleich, wie oben erwehnt ist, Dubra-vius die Päpstliche Erlaubniß auf Papst Nicolaum verlegt, ist ihm doch dieses sehr wol zu glauben, daß die Böhmen von Methodio einen Gottesdienst in Böhmischer Sprache verlangt haben, wie dann die Böhmen jederzeit in Religions-Sachen gern etwas geahndet. Und mögen sie vielleicht dazu angereitzet worden seyn durch das Exempel der Dalmatiner, Kra-baten, Crainer und Kärndter, bey denen Methodius solchen Brauch vermutlich schon vorher hat eingeführt und darüber anfangs vom Papst Johanne einen Verweiß empfangen, oder die Dalmatiner und andre Pannonier wie auch die Mährer habendem Exempel der Böhmen es nach-gemacht und gleichfalls den Gottesdienst in ihrer eignen angebornen Sprache verlangt. Daß also Methodius für alle solche Völcker ingesamt das Indult-Schrei-ben zu Rom beym Papst Johanne aus-gewirckt. Denn sonst würden etliche solcher Nationen nicht noch auf diesen Tag in ihrer Land-Sprache den Gottesdienst üben ; da hingegen auch den Böhmen und nicht nur (wie Doctor Schönleben vermeynt) den Mährern an stat der Mutter-Sprache wiederum die Lateinische vom Paqst an- o) Dubrayius Historiae Bojemicae libro 2. pag. m. 31. befohlen worden, wiewol nicht von dem-selbigen Papst Johanne, sondern 190 Jahre ungefähr hernach erst vom Gregorio dem Siebenden. Massen solches aus demSchrei-ben deß Papst Gregorii an den Hertzog in Böhmen Uratislaum erscheinet; wovon beym Joanne Lucio ein Auszug, so diese Sache betrifft, zu lesen und also lautet: Quia verò Nobilitas tua postulavit, quòd secundum Sclavonicam Linguam apud vos divinum celebrari officium annueremus, scias,nos huic petitioni tuae nequaquam posse favere. Ex hoc nempe saepè volventibus liquet nòn immeritò Sacram Scripturam Omnipotenti Deo placuisse, quibusdam locis esse occultam: ne si id liquidum cunctis pateret, forte vilesceret, et subjaceret despectui, aut pravè intellecta à mediocribus , in errorem induceret. Neque ad excusationem juvat, quod quidam religiosi viri hoc, quod simpliciter populus quaerit, patienter tulerunt, seu incorrectum, dimisserunt : cum primitiva Ec-! clesia multum dissimulaverit, quae à Sanctis Patribus postmodum, firmatä Christianitate, et religione crescente, sub tali examinatione correcta sunt. Unde ne id fiat, quod à vestris imprudenter exposcitur, auctoritate B. Petri inhibemus, teque ad honorem omnipotentis Dei huic vanae temeritati viribus totis resistere praecipimus. De Legato autem nostro etc, Datum Romae 4. Non. Januar. Ind. 3. Bedeutet auf Deutsch so viel: „Betreffend deiner Edelheit Begehren, daß wir sollten bewilligen, daß man mögte bey euch das heilige Amt in Slavonischer Sprache celebriren, so wiffe, daß wir dir in solchem deinem bittlichem Gesuch mit nichten eine Gunst erweisen können. Denn nach öffterer Bereiffung erkennen wir hieraus, es habe nichtumsonst dem Allmächtigen Gott gefallen, daß die H. Schrifft etlicher Orten verborgen (oder unverständlich) wäre; damit sie, wann sie allen Leuten klar und offenbar wäre, nicht etwan in Verachtung käme oder die Einfältigen und die so geringes Verstandes seynd, wann sie dieselbe unrecht verstünden, nicht dadurch in Jrrthum gefüh-ret würden. Denn es dienet dieses nichts zur Entschuldigung, daß einige andächtige Männer dieses, was das Volk PapstE. gorii ben. bare» et den men ver«"' gertin M Sprache^ @ottt6b«ov zu verricht schlechts hin gefordert, mit Gedult getragen oder ungecorrigirt gelassen; sintemal die erste Kirche viel Sachen diffimulirt (oder ungeahndet gelassen) welche nachmals von den heiligen Vätern, nachdem das Christenthum schon fest gestellet und die Religion im Wachsen und Zunehmen, unter solcher Erwegung (Betrachtung und Bedencken) eändert und verbesiert worden. Dannen-ero wtr_ dann dieses, was von den Eurigen unweislich gefordert wird, aus Macht und Authorität desi seligen Petri verbieten, daß es nicht geschehe und dir hiemit gebieten, daß du aus allen Kräfften Gott dem Allmächtigen zu Ehren dieser eitlen Vermessenheit Widerstand thuest rc. Geben zu Rom am 2. Jenner rc." a) . Bißher deß Lucii Auszug deß Päpstlichen Schreibens, darinn das Verbot der Böhmischen Sprache bey dem Gottesdienste sich auf eine Sorge, daß sonst die heiligen Worte mögten durch Jedermanns Verstand allzu gemein und verächtlich werden, gründet, und den verborgenen Sinn mancher Stellen Göttlicher Schrifft zu seiner Rechtfertigung nach-folgends anziehet. Von welchen schweren und tieff - sinnigen Geheimniß - Worten oder Sprüchen und Red-Arten heiliger Schrifft sonst der heilige Augustinus also zu reden pflegt: In omni copia Scripturarum Sanctarum pascimur apertos , exercemur obscuris. Illic fames peli tur, hic fastidium, b) Verbi Dei altitudo exercet studium, uon denegat intellectum, c) Sunt in Scripturis Sanctis profunda Mysteria, quae ad hoc absconduntur, ne vilescant ad hocquaeruntur, ut exerceant; ad hoc aperiuntur, ut pascant, d) Und solcher Meynung spricht auch der gottselige Papst Gregorius Magnus : Divinus sermo, sicut mysteriis prudentes exercet, sic plerumque superficie simplices refovet. Habet in publico, unde parvulos nutriat; servat M secreto, unde mentes sublimium in admiratione suspendat. Quasi quidam fiuippe est fluvius, ut ita dixerim, °) Joann. Lucius, in Notis ad Historiam Thomae. m p' B1- 47°- ' Augustin. Serm. II. de Verbis Domini. Tom. X. c) Idem Serm. 13. de Verb. Apost. Tom. X. “) Idem in Praefat. sup. Psalm. 140. Tom. VIII. e) Gregor. M. in Epist. ad Leandrum super lib. Tom. I. c. 4. planus & altus : in quo & agnus ambulet, & elephas natet, e) Solche dieser und andrer heiligen Kir-chen-Väter Sprüche wollen soviel zu verstehn geben, die H. Schrifft gebe etliche Sachen gar deutlich zur Lehre und Erbauung, etliche aber bißweilen schwerverständlich, sowol zur Übung deß Lesers als auch zur Verhütung, daß solche tieff* sinnige Reden nicht in Verachtung gerathen. Ob aber diese von jetztbenannten H. Vätern angeführte Ursachen der Tieffsinnig-keit mancher Sprüche Göttlicher Schrifft sich auch auf die Verrichtung deß Gottesdienstes in einer gelehrten und jedwedem Leser nicht verständlichen Sprache bequemen, darüber will man hie nicht viel disputirn, sondern solche Theologische Frage den Herren Theologen überlassen. Unterdessen nimt mich wunder, daß besagter Lucius schreibt, man könne nicht wissen, wie oder wann den Slaven sey zugelaffen worden, die heilige Geheimnissen in Sclavonischer Sprach zu cele&rtren. f) Da er dennoch die historische Schrifft Presbyteri Diocleatis de Regno Slavorum vor sich gehabt, auch selber über denselben einige Notas oder Anmerckung geschrieben. Welcher Diocleas schreibt, es habe ein Philosophus von Thessalonich, Namens Constantinus, der zugleich ein gottseliger und in heiliger Schrifft von Jugend auf tool unterwiesener Mann gewest, nachdem er auf Anregung deß H. Geistes von Thessalonich ausgegangen, die gantze Caesaream Provinciam, wie auch hernach die gesamte Bulgarey, und, nachdem ihn der Papst Stephanus gen Rom verschrieben, über das den König Suetopelek (oder Suate-polk oder Suentebald) bekehrt und gebufft, zudem auch alle Bücher altes und neues Testaments aus der Griechischen in die Sclavonische Sprache versetzt und ihnen die Messe nach der (damaligen) Griechen Weise angeordnet, g) Welcher Erzehlung Diocleatis der Lucius diese Anmerckung beyfüget, daß andre Scribenten solches, was Diocleas dem Constantino zuschreibt, Alles denen Gebrüdern Cyrillo und Methodio zurechnen, ja eines unter den beyden Sclavonischen Alphabeten, Bukuizam genannt, dem H. Hieronymo, das Andre aber, so man Kiur- f) Idem ibid. in Xotis. g) Vid. Presbyter Diocleas de Regno Slavorum, p. m. 288. b. lizam heisst dem Cyrillo selb sten zueignen und selbiges letzte also benamset haben nach dem Sclavonischen Namen Kiural, welcher zu Latein Cyrillum bedeute; allein weil aus der Epistel Papsts Johannis deß Achten, welche dieser an Suetopulchum Comitem geschrieben (und ich oben schon miteingeführt) erscheine, daß nicht Cyrillus, sondern ein gewisser Philosophus, mit Namen Constantinus, der Sclavonischen Buchstaben Erfinder gewest, und weil in dem Breviario Polonico diese Worte stehen : Sancti Confessores & Pontifices, Cyrillus & Methodius, fratres, Constantini Thessalonicensis , cognomento Philosophi, Civis Constantinopolitani, erant filii ; so könne Diocleatis Feder mit der Epistel Papsts Johannis gar füglich verglichen werden, wenn man diesen Constantinum, von dem bas Breviarium Polonicum redet, sür den Philosophum von Tefsalonich achtet, dessen der Diocleas gedenckt; ange-merckt, solcher Constantinus dennoch eben wol auch zu Constantinopel das Burger-Recht vermutlich gehabt in Ansehung der Würde seines Vaters, der nach Diocleatis Bericht zu Constantinopel Patritius gewest. Also vermeynt er, Lucius, es habe dieser Constantinus, als derselbe sich zu Thesialonich auf- und mit denen benachbarten Slaven gute Gemeinschafft gehalten, ihnen die Tauffe gepredigt, auch die Buchstaben gegeben und die heilige Schrifft übersetzt, deren sich nachmals seine zween Söhne Cyrillus und Methodius gebraucht ; die Scribenten aber, nachdem sie erfahren, daß durch diese Gebrüder Cyrillum und Methodium weit und breit in Europa die Slavonische Nation zum christlichen Glauben gebracht worden, hetten diesen Beyden auch Alles zugeschrieben, weil der Nam ihres BaterS Constantini in Vergessen gekommen, Es scheinet dieses auch nicht unglaublich; sintemal Diocleas selbst gedenckt, daß er solches in einem Sclavonischen Buch, welches Methodius getitulirt worden, gefunden. Weil dann Lucius solches alles gelesen und dazu auch obbenannte Epistel Pabsts Johannis an den König Suatopoluc dabey selber anziehet; so lautet es je gewiß fremd und wunderlich, daß er dennoch spricht, man wisse nicht, zu welcher Zeit sich der Gottesdienst bet) den Slaven in Sclavonischer Sprache 1 angefangen. a) Job. Lucius in Notis ad Historiam Presbyteri Diocleatis, de Regno Slavorum, Num. V. »öS vi. tapifM. Bon mißverständlicher Bezüchtigung deß heiligen Methodii und dem Betrüge deß Priesters IM. ^nhkilt falsche Meymmg von der Jetrereg Methodii. Ilavonische Sprache wird den Kirchen in Dalmatia und lhroatia heg der Mess und Administrirung der Sacra-menten verboten. Miss- und Unverstand über die Grstndungen dess H. Methodii. Ulfus, ein betriegtirher Priester, macht den thrabaten das Maul. Spielt einen Posten durch fatfchcn Bericht. Gr hintergeht den Papst mit ertichteten Jachen. Diefer Papst schlägt den Ilavoniern die Slavonische Sprache begm Gottesdient ab. Ulfus bildet dem Krabatiscben Priester ein, der Papst habe ihn rum Mschoss gemacht. Grste Probe defs vermeynten Mchostss. Der Betrug bricht aus. Der fatsche Mschosts wird in Hahn gethan. Strasse defs äfetriegcrs Ulfi. Gededa wird m Ilom und in gante Kroatien ossentlich verbannt und verflucht ; Gedeta soll ein Gnde genommen haben, wie Arrius. Der rwölss Jahre gesanglich gesessene Ulfo wird absolvirt und entledigt, fehler dess Thomee Archi-Diaconi. Je Zeit bringt zwar viel Sälchen ans Lichts leschet aber 'auch vielen das Licht aus und -Zvertunckelt sie wieder. Solches ^Letzte hat sie gleichfalls in der Histori von der Lehr- und Amts-Geflissenheit deß H. Methodii ... ^ erwiesen; als darinn sie endlich nicht allein die Jahr-Rechnungen, sondern auch die Sache selbst dermaffen hat verworren, daß darüber nach vielen Jahren nicht allein die redliche Meynnng und der gute Erbauungs - Eyfer dieses heiligen Manns wiederum von Neuem übel gedeutet, und als eine Ketzerey-Sucht ausgelegt, sondern auch er selber, wiewol aus einem Mißverstände für einen Arrianer bey den Nachkommen von vielen berüchtigt worden ; biß endlich wiederum mit der Zeit solcher falscher Wahn an dem neu angebranntem Licht der Warheit und Unschuld ^ wie ein Wachs zerschmoltzen. ^ttmung Do Unterdessen ist doch gleichwol auch wei-land ein Ertz-I)iaconus zu Spalat.ro, Na-iJd“' Utens Thomas, der die Historiam Saloni-tanam geschrieben, von solchem verleumderischem Gerücht häßlich verleitet worden. Denn ob dieser gleich von einem heiligen Methodio was vernommen, auch dessen beh Erzehlung der Dar tauschen grausamen Wüterey in Ungarn in Ehren gedruckt, indem er schreibt: Die Gelehrten hetten damals nach Untersuchung der alten Schrifsten gemutmaffet, sonderlich aus den Sprüchen deß Märtyrers Methodii, diß wüssten diejenige Völcker seyn, welche vor der Zukunfst des Antichrists hergehen würden; aj sagt er yoch an einem andren Ort, b) derjenige Methodius, welcher die Gothische Ottern (die der gute Mann irrig an stat °er Selavonischen setzt) erfunden, sey ein Ketzer und Lügen-Schreiber gewest. . Scheinet also, er habe diesen letzten für emen gantz andren Methodium gehalten. Wiewohl er solches üble Lob nicht aus stgener Wissenschafft, sondern aus dem Origen Bericht andrer, übel hierinn fun-dirter Leute dem Erfinder deß Sclavo-nischen Alphabets zueignet. Weil indessen aber dennoch gewiß, daß Niemand diese wittern erdacht, als Methodius und Cyrillus, (denen vielleicht ihr Vater Constan-tmus den ersten Entwurff oder Rath fl) Thomas Archi-Diaconus cap. XXXIIX. Hi-riae Salonitanae, p. 355. b> Cap. XVI. p. 323. Val. VII. Buch. dazu ertheilet haben mag) so mercket man hieran gar leicht, daß von den Ubeldeu tern der Verfahrung deß H. Methodii ein solches Gerücht nicht allein erweckt, sondern noch immerzu fortgesetzt und auch die Nachkömmlinge damit betrogen worden. Wie dann gewiß, daß dieser rechtschaffene Diener Gottes viel Anstösse und Hecheln fühlen müssen, auch schier biß an sein Ende eilt Zweck der Läster - Pfeile seyn. Deßwegen ihn auch der Papst getröstet und ihm wieder nach Rom sich zu begeben gerahten, wie er auch gethan. Durch solche Verleumdung (wiewol bey Vielen ihn ein blosser Mißverstand auch wol nur verdächtig gemacht haben mag) seynd auch diejenige Seribenten hintergangen, welche den H. Methodium der Nach-Zeit oder Nachkom-menschafft für einen Ketzer und Arrianer verkaufst haben; denen auch dieser gute fromme Thomas Archidiaconus getrauet, und also dießfalls nachgesungen, wie man ihm vorgepfiffen. Solches hat um soviel leichter geschehn können, weil in den Geschicht-Beschreibun-gen damals kein sonderlicher Fleiß angelegt, auch die Geschicht- Verfassungen guten Theils verloren worden. Dieses habe ich nöthig erachtet, vorher zu erinnern, ehe denn ich folgende Begebenheit aus der Feder dieses Thomae vortrüge, welche, ob sie gleich nicht in Crain selbsten, dennoch in einem grentzenden Lande vorgegangen, und eines kleinen Austritts in die Nachbarschafft wol werth scheinet. Daran soll uns auch der miteinlauffende Mißverstand wegen deß Methodii nicht hindern; sintemal nichts destoweniger die Erzehlung an sich selbsten merckwürdig ist. Und dieselbe will ich mit deß Thomae Archidiaconi eigenen, aber allhie aus seinem Latein verteutschten Worten ablegen. „Zu den Zeiten Laurentii, deß Ertz-Bischoffs zu Spalatro, entstund ein ver-maledeytes Schisma (oder Spaltung) und Streit im Reich Dalmatiens und Ero-atiens. Denn es war bey Zeiten deß Herrn Papsts Alexanders und Ertz-Bi-schoffs Johannis, erstgenannten Laurentü Vorfahrens, von dem Herrn Maynardo, vormals Pomposianischem Abten, welcher nachmals Cardinal Bischoff worden, ein Synodus oder Zusammenkunfst aller Prselaten Dalmatiens und Croatiens aufs feyerlichst angestellt, wobey viel Capittel (oder Punkten) schrifftlich ver- 57 Sclavonische Sprache wird dm Kirchen in Dalmatia und Croaria btt) der Meß und Administrirani) der Sacramenten verboten. Miß und Unverstand über die Erfindungen deß H. Methodii. Ulfns, ein betrieglicher Priester, macht den Krabaten daß Maul. fast, unter andren auch dieses feft_ gestellt und gesetzt worden, daß hinfüro Niemand weiter sich unterfangen sollte, in Sclavonischer Sprache die Göttliche Geheimnisse (ober Sacramenten) zu ad-ministriren, und daß keiner dieser Sprache (ejusdem linguae) zu einem geistlichen Amt sollte befördert werden." „Denn sie sagten, es wären die Gothische Buchstaben (7)von einem Ketzer, Methodio, erfunden, welcher in derselben Sclavoni-schen Sprache gar viel Sachen wider die Richtschnur des Catholischen Glaubens mit einer verlogenen Feder zusammen geschrieben; weßwegen er auch, wie man sagt, aus gerechtem Gericht Gottes (ff) mit einem gähen Tode gestrafft worden." „Nachdem nun solches durch eilt Decret deß Synodi beschlossen und publicirt, auch durch Apostolische Authoritet geconfirmirt war, wurden alle Sclavonische Priester sehr betrübt, weil alle ihre Kirchen ihnen versperret waren und ihre gewöhnliche Amts-Verrichtungen feyreten." „Es geschähe aber, daß ein fremderPrie-ster, Namens Ulfus, in dieGegendCroatien kam, der zwar einen erb oren und andächtigen Blick zu geben, aber im Hertzen den Gifft seines Betrugs zu verbergen wusste. Derselbe gab unter den Leuten überall fälschlich für, er wäre vom Papst geschickt, und daß er aus hertzlichem Mitleiden wegen ihres schlechten Zustandes ihnen einen nützlichen Raht mittheilen wollte." „Wisset (sprach er), daß mein Herr, der Papst, mit grofsem Mißfallen vernommen, (t) Der D. Schönleben schreibt gar recht an einem Ort, daß Johannes Lucius die Warheil wol bester stette ans Licht setzen können, denn er Hai in seinen Notis die gröbsten Fehler der Scribenten, über welche er Notas gemacht, überhnpfft. Und also hat er auch dieses ans der Acht gelassen, daß dieser Author sür Sclavonische Sittern Gothische gesetzt, welche doch mächtigweit segnd unterschieden. Ich vermute aber, der gute Archidiaconus habe entweder selbst oder besten Abschreiber sich verschrieben und für Gothicas schreiben wollen Slaronicas; angemerkt, der Author gleich daraus diese Worte setzet: in eadem lingua Slavonica (in derselbigen Slavouischen Sprache) welche mir die Vermutung erwecken, er habe vorher auch wollen Slavonicas literas schreiben. Es sey bann, d»ß der Author elwan durch Gothicas literas wolle soviel als heereticas anzeigen. Denn unter den Gothen regierte die Arrianische Ertz-Ketzereq damals gar starck. Und hat man den H. Methodium auch verleumdet, als ob er mit der Sclavonische« Sprache Arrianische Jrtthnmer den Slavonischen Kirchen suchte einzupstantzen Oder er nennet sie darum Gothicas, weil vorhin die Gothen auch in diesen Ländern eine Zeitlang geherrscht!, und davon dieselbe etwan noch lange hernach Gothisch genannt worden. (t+) Vielmehr aus einem rechten Oeticht seiner Ubel-gönner. daß man euch die Kirchen geschlossen, und euren Priestern die Kirchen-Aemter verboten. Wolan, so fertigt dann an meinen Herrn eine Gesandschafft ab und lebt versichert, daß ihr bey ihm werdet erlangen, was ihr begehrt." „Darauf versammlen sie ihre Aeltesten, halten einen Rath und senden eben diesen Priester Ulfum mit einigen Geschenck-lein nach Rom." „Der Priester zeucht hin und legt die Geschencke der Crabaten samt ihrer Bitte zu den Füssen deß Herrn Papstes nieder und supplicirt demütig, daß er doch die Kirchen und Klerisey deß Sclavonische!» Reichs wiederum in vorigen Stand setzen mögte." „Da antwortete der Papst, es wäre nicht recht, daß man wider die Statuten (Verordnungen) und Satzungen der Legaten deß Apostolischen Stuhls so leicht* lich was verhengte: Du aber (sprach der Papst ferner) „sollt von uns Schreiben mit dir nehmen an den Ertz-Bischoff und König und an die übrige Prsolaten selbiger Provintz zu dem Ende, daß dieser Sachen halben zween Bischöffe zu uns kommen mögen, denn dich als einen Un-bekandten können wir hierüber nicht vernehmen, noch erhören." Possen Solche Päpstliche Brieffe hat aber der verbübte Pfaff denen, an welche sie ge- ^lsch-n stellet waren, nicht zugebracht, sondern Bericht, damit zu den Gothen, die ihn hatten abgeschickt, geeilet; und als dieselbe fragten, was ihrer Bitte wegen beh dem Apostolischen Stuhl ausgerichtet wäre, sprach er: „Sehet! Ich habe durch Gottes Gnade von dem Herrn Papst erhalten, was ihr gewollt, denn eure Kirchen seynd wiederum eröffnet, auch euren Priestern ihre Aemter wieder gegeben. Uberdas habe ich auch dieses erhalten, daß ihr euch mögt aus eurem Volck einen Bischofs erwählen, und denselben nebenst mir mit einigen Geschencken zum Papst schicken, daß er ihn consecrire." „Da solches die Gothen hörten, wurden sie sehr froh, erwählten alsofort einen alten ungelehrten Mann Namens Cededa zum Bischofs, und schickten denselben unverzüglich samt einem Abt, I Potepa genannt, nebst dem Priester ei«1® Ergeht Papst mit chtetm chen. LL" avonien, favoni, Sprach, Ulfo dem schalckhafftem Meister dieses Aufzugs gen Rom." „Als sie der Papst ließ vor sich kom- ' men und fragte, wer sie wären? antwortete der arglistige Priester „„Wirseynk aus Dalmatien. Eure Paternität (oder Heiligkeit) werden sich noch wol erinnern, daß ich ehedessen die Gnade gehabt, vor derselben zu erscheinen; und diese guten Leute haben verlangt, Eurer Heiligkeit fußfällig aufzuwarten, in Hoffnung, bitt-lich von Ihr zu erlangen, daß sie ihrer Nation gleiche Gnade, wie andren er-theilen mögten. Gestaltsam insonderheit auch deßwegen dieser unter den Gothen sehr berühmte Mann zu dem Ende an-hero kommt, daß er von Euch instruirt, desto freyer die Regel-rechte Warheit möge lehren und predigen."" „Der Papst fragte wiederum:,, „„Was für eine Würde oder Amt hat er dann in seiner Verwaltung:"" „Jener berichtete, er wäre ehedessen in seiner Sprache (in sua Litera) ein Priester gewest." „Hierauf sprach der Papst:" „„Und warum lässt er dann nicht den Bart abnehmen nach der Eatholischen Kirchen Gewonheit?"" „Der durchtriebene Pfaff versetzter" »„Heiliger Herr! Eben darum hat er sich zu Eurer Gegenwart begeben wollen, daß er von nun an Euch seinen Gehorsam bezeuge und nach Eurem Befehl thue."" „Gleich damit schnitte ihm der Hoch-1 würdigste Papst mit eigener Hand etliche wenig Bart-Haare ab und befahl also-fort denen Umstehenden, sie sollten ihn vollends bescheeren, wie es bet) der Kirchen und Klerisey gebräuchlich. Zu dem schalck-hafften Priester aber sprach Er:" „„Ich hatte dir nicht befohlen, diese Leute, sondern die Bischöffe wegen einer so wigti-gen Sache zu mir archerò zu kniffen."" »Jener antwortete:" „„Sie wären auch gern gekommen, haben aber nicht gekonnt."" »Hierauf hielt der Papst Raht und ertheilte endlich den Fremdlingen diesen: Bescheid:" „„Meine lieben Söhne! Ich erinnere mich zwar dergleichen, was die Gothen so verlanglich suchen, schon mehr-Malen gehört zu haben; aber um der Arrianer willen, so dieser Buchstaben vrfinder seynd, darff ich so wenig als Meine Vorgeher (oder Vorfahren) ihnen einiger Massen Erlaubniß geben, den Gottesdienst in ihrer Sprache zu üben. Ziehet demnach wieder hin und haltet selbiges Volck dazu, daß es alles beobachte, was von unsrem venerablen Bruder, dem Cardinal Bischoff Maynardo im Synodo bey öffentlicher Zusammen-kunfft gesetzt worden, so lange, biß unsre Legaten dahin gelangen."" „Nachdem sie solches angehört, haben sie sich von dem Angesicht deß Herrn Pabsts (denn also titulirt ihn der Lateinische Author) eilends hinweg gemacht und die Umkehr nach ihrer Provintz beschleunigt." „Da fragte der Priester Cededa den betrieglichen Pfaffen Ulfum :" „„Lieber, sag mir doch, was haben wir vor Frucht oder Nutzen davon, daß wir vor dem Herrn Papst (vor Ihrer Heiligkeit) erschienen?"" „Der Betrieger antwortete:" „„Was du mit so sehnlichem Verlangen ge-wünschet, daß hast du durch meine Bemühung erlangt."" „Und wa? denn aber doch?" fragte wiederum Cededa. „„Daß der Papst (sagte Ulfus) dich zum Bischoff verordnet hat."" „„Wie (sprach Cededa) und welcher Gestalt?"" „„Der Herr Papst (beantwortete ihn Ulfus) hat so grosse Macht und Autho-ritet, daß der jerttge, welchem Er mit eigener Hand nur etliche Härlein deß Barts abnimt, alsofort ein Bischoff wird."" „Wie solches der alberne Greys hörte, ward er voller Freuden; verschaffte sich alsobald einen Bischofflichen Hirten-Stab samt einem Ringe." „Da sie nun endlich auf die Krak« tische Grentze kamen, eilten nach Erfahrung ihrer Ankunfft die Landsleute ihrem (vermeyntem) Bischoff frölich entgegen, empfingen und nahmen ihn auf mit gros-sen Freuden und Frohlocken, welcher doch gar bald an seinen Früchten zu erkennen gab, daß er kein rechter Hirt der Schafe, sondern ein reiffender Wolfs wäre; sintemal er gleich den Vegliensi-schen Bischoff anfiel, über Hals und Kopfs von seinem Sitze verstieß und verjagte, und sich hingegen als gleichsam aus Apostolischer (oder Päpstlicher) Au-thoritet desselben anmaffte. Nach solcher Verstäuberung deß rechtmässigen Bischoffs Ulfas bildet dem Kraba- tischen Priester ein, der Papst habe ihn znm «ischoff gemacht. Zrste Probe deß ver-meyntcn Bischoff«. Der Bettug bricht aus. Der falsche Bischoff wird in Bann gethan. Straffe deß Bctriegers Ulfi. Cededa wird zu Rom und in gantz Kroatien öffentlich verbannt und verflucht fing dieser falsche phantastische Bischofs an die Kirchen einzusegnen, Priester zu ordiniren, auch andre Bischöfliche Amts-Gesch äffte zu verrichten und also die geistliche Amts-Gebührnissen zu entheiligen." „Aber die Güte deß Allmächtigen Gottes wollte in die Länge nicht zusehen, daß der Teufel die unglückselige Seelen also äffen und täuschen sollte. Denn sobald der Papst von so gottlosem Verfahren Nachricht erhalten, hat er solches gar schmertzlich empfunden und ohne Verzug einen Gesandten, nemlich den Cardinal Joannem, abgefertigt, diesen j' Zunder solches bösen Schismatis in Sla- ! vonien auszurotten." „Nachdem derselbe Cardinal dahin gelangt, hat er alles Volck samt der Kle-, risey zusammen fordern lassen, den falschen Bischoff Gegenwarts seiner Gothen (t) wegen seiner so groffen Vermessenheit hart zu Rede gesetzt und ausgefiltzt, daß er sich solches Amts unterstehn borst fen, da ihn doch der Papst noch zu lei- ; nem geistlichen Amt hette verordnet. Maffen er dann auch diesen Cededam, wie auch den Potepam, samt seinem Anhänge mit der Schärfst eines ewigen || Banns von der Gemeinschafft der Gläubigen abgeschnitten, (tt) den Ulfum aber, als Urhebern solches Bubenstücks, der solchen Irrthum (oder Betrug) hatte ausgestreuet, biß nach Spalatro zu schleppen befohlen. Allda er nach angestellter ( Zusammenkunfft diesen gottlosen Pfaffen aller Geistlichen Würden entsetzt, hernach ihm viel Prügel - Streiche reichen, das jl Saupt bescheeren, ein Brandmal auf die tirn geben und ihn zu letzt in ein ewig Gefängniß stoffen lassen, wie er vom Papst in Befehl hatte." „Weil aber der Hirnlose Cededa keine Busse thun und von seinem angefangenem Frevel durchaus nicht ablaffen wollte, auch durch ihn im gantzen Reich sehr viel Aergerniß entstanden war, hat der Papst befohlen, daß sowol in der Römischen als Spalatinischen Kirchen und durch die gantze Provmtz derselbe öffentlich in Bann gethan, und als ein Fluch oder Verfluchter erklährt würde." Avrius. „Nachdem solches zu Nom zwepmal und bey dem Synodo zu Spalatro drey-mal geschehen, fihe ! da ließ Gott also-bald seine Rache an ihm offenbarlich sehen. Denn da er sich sonst gar nicht übel befand, noch einigen Schmertzen an seinem Leibe fühlte, sondern allein auf Vermutung erheischender Nothdurfft der Natur zu Stuhl gehen wollte, bekam ^ er gähling ein Grimmen und Reissen genomi«“ im Leibe, wodurch das Eingeweide durch 5a6en' "* den Stuhl von ihm gangen und er alles Gedärm ausgeschüttet. Ist derhalben der gottlose Manu, gleichwie er dem Arrio in der treulosen Lehr gefolgt, also auch nach gerechtem Urtheil Gottes dem Arrio im Tode verglichen und eben zu einem so schmählichen Ende verdammt worden, wie jener." „Nach diesem Verlauff ist Papst Alle-pander von der Welt geschieden und Herr Gregorius der «siebende an seine Stelle gekommen. Dieser hat einen Gesandten in Dalmatien abgeordnet, nemlich den hochwürdigen Mann Girardum Ertz-Bischoffen zu Siponto, welcher, als er zu Spalatro angelangt, von dem Ertz-Bischoffen daselbst, Laurentio, mit grösser Freude und Ehr ausgenommen worden. Worauf er herumgeschickt und alle Suf-fraganeos (oder Weih-Bischöffe) der Sa-lonitanischen Haupt-Stadt (das ist zu Spalatro) (fff) zusammen ruffen lassen; nach deren Erscheinung er zu Salona einen Provincial-Synodum gehalten. Dabei) haben sich befunden die Saffraganei der Kirchen zu Spalatro. Der Erste war der Ertz-Bischoff Laurentius, nach ihm der Nechste der Jadrensische Bischoff Stephanus, folgends der Traguriensische Bischoff Joannes, der Nonenstiche For-minus, der Arbensische Gregorius, der Belgradenstsche (oder der von Griechisch Weiffenburg) Theodosius, der Chroatensi-sche oder Croatische Gregorius, der Apsa-renstsche Bischoff Basilius, und noch etliche andre mehr. In diesem Synodo ward das Nonenstiche Bisthum wieder recht eingerichtet, deffen Bischoff Gregorius dem vormaligen Ertz-Bischoffen zu Spalatro, Johanni, viel Beschwerlichkeit und Unruh mit Entziehung seines schuldigen Ge- (t) Es müssen damals Gothen und Wenden (ober Slaven) untereinander gewohnt haben. (ff) Porp etui anathematis mucrone à fidelium consortio detruncavit. (fff) Wiewol Etliche die vormalige Stadt Salonem oon Spalatro unterscheiden und für eine Nachbarinn msgeben. Sonst ist auch in Gallia Narbonensi eia Salo (oder Salona) gewest. D« zwAfs ^«gelano L1/o wird töfolDttt und nnledigi 1'feTho- ?ia„e Archi. aiaconi. horsams zugefügt und sich selbst deß Rechtens eines Metropolitens unbefugter Massen angemafst hatte. Unterbesten hat der Päpstliche Legat Girardus obgemeldeten Priester Ulfum, der mit dem Zunamen Golfang hieß (f) und nunmehr schon zwölff Jahre lang auf Päpstlichen Befehl um der heillosen Schismatischen Trenn-und Spaltung willen, so er nebenst dem Cededa in Dal-Nlatien und Croatien verübt hatte, in schweren Ketten und Banden saß, daselbst vor stch gesunden und denselben der Gefängniß besreyen lassen ; weil Papst Alexander beg seiner Abscheidung befohlen, alle Incarcerate aus freyen Fuß zu stellen. Jedoch gleichwol musste er vorher aus das H. Evangelium und über den Leichnam deß H. Dominii einen körperlichen Eyd ablegen, daß er nimmermehr wiederum in die ab-geschworne Ketzerei) sich mengen, überdas auch aus dem Lande weichen und niemals wieder hinein kommen, sondern mit ihm gen Rom ziehen und sich allda dem Apostolischen Stuhl stellen wollte, re. a> Dieses haben wir aus der Feder Tho-™se Arcidiaconi mit einziehen sollen. Welcher aber, wie Joannes Lucius in 1 einen Anmerckungen über dieses Buch erinnert, in dem gefehlt, daß er den Synodum, besten oben Meldung geschehen, lucht unter die Regierung Papsts Ni-gesetzt, als zu besten Zeiten sothane Zusammenkunfft angestellet sey. Ich zweifle aber, ob der Lucius nicht mehr fehle, t) Wird vielleicht verdruckt setzn und Wolfgang Heiden sollen. Thomas Archi-Diaconus, c. XVI. Historiae 0Qitane; p. m. 323. seqq. als der Thomas Archidiaconus. Denn so der Synodus zu Gregorii VII. Zeiten gehalten worden, kann er nicht zu Nicolai deß II. Zeit gehalten seyn; sintemal diese zween Päpste über 14 Jahre voneinander entsesten seynd. Nun sagt aber nicht allein der Archidiaconus, daß der Ertz-Bischoff von Siponto, Girardus, vom Papst Gregorio dem VII. zu solchem Synodo abgesandt worden, sondern es bestetigt auch bald hernach Lucius selber in angedeuteten Notis mit einem Zeugniß aus den Ja-drensischen Schrifften, selbiger Siponti-scher Ertz-Bischofs Girardus sey Anno 1075 Päpstlicher Legat in Dalmatien gewest, solchem nach kann der Synodus nicht unterm Nicolao dem Zwcyten celebrili seyn. So trifft auch die Verbietung der Scla-vonischen Sprache gleichfalls auf den Gregorium, besten Briest, welchen er deß-wegen an den Hertzog in Böhmen hat abgehn lasten, der Lucius selbst auch vorhin angezogen, darum vermutlich hierinn zwar der Archidiaconus den rechten Papst gesetzt, doch aber sonst in Einem und Andren geirret, welches allesauseinander zu klauben uns zu weitläufftig bedunckt. Es muß aber gedachter Papst Gregorius entweder damals durch den angeordneten Synodum seinen Zweck, nemlich die Abschaffung derSclavonischenSprach aus denDal-matinischen Kirchen, nicht völlig erreicht oder nicht lange behauptet haben, oder auch nachmals selbige Sprache bey dem Gottesdienste wiederum erlaubt seyn, denn sonst würde Dalmatien,Croatien, undauch einige Gegend in Crain dieselbe heutiges Tages nicht annoch bey der Messe gebrauchen. Das VII. Bon der Religions-Spaltung in Crain wegen deß Lutherthums und dessen fürnehmsten Lehr-Puneten; ungleichen von derselben Borläuffer, dem Johann Huß. & Inhalt. nese Sylvii Bericht von I. Hüffen und Hierongmo von fraga. Husltijscke Sehr in Böhmen weit um sich. Georg fodiehrate Antwort, fo er des Königs Sutl) trt Geburt. Hofnarren wegen feiner Ke'.igion gegeben. Lswuebmste Duncten, darinn Jutherus der |lömifch-(^atholtfcb(n Kehr tridtrfprochen. Kutherus will nicht widerrufen. Jutberus verbrennt das Jus Canonicum. Kutherifeke Keligion kommt auch in tffrain. us dem Inhalt vorigen Capittels ist gnngsam zu schliessen, es müsse zur Zeit Papst Gre-t gorii deß Siebenden nnd auch "einige Zeit vorher die Arria-nische Ketzerey mancher Orten in Dalmatien eingeschlichen seyn. Weil nun Crain sowol von als Wenden eine Zeitlang besessen und bewohnet worden, die Gothen aber mit gedachtem Arrianischem Gisst eine gute Weile angesteckt gewest, steht leicht-lich zu erachten, daß sie solche Seuche auch in Crain werden geschleppt, nnd nicht Wenigen zugebracht haben. In Betrachtung aber, daß hievon gleichwol keine ausdrückliche Nachricht vorhanden, so muß selbiges Unkraut doch nicht weit ausgebreitet, noch sehr angehänffet, noch lange gestanden, sondern bald wieder ausgereutet seyn. Nach solchen Zeiten ist in der Religion in Crain und Käxndten keine Ber-ändrung oder Mißhälligkeit nnd Zwiespalt eingerissen, sondern die Römisch-Catholische Lehr in völligem Besitz deß Landes verblieben. Aber unter der Regierung deß Großmächtigsten Römisch-Keyserlichen Mouar-chens Carln deß Fünfften, kam es in gewaltigen Riß und Zwist in der Kirchen, nemlich als d i e Luth erische, oder wie man sie jetziger Zeit gemeinlich nennet, Evangelische Religion hervor brach. Derselben erster Lehrer war Martinas Luther. Welcher zu Eisleben in Sachsen geboren, nnd anfänglich die Rechten ge-studirt, aber nachdem er durch einen Donnerstrahl erschreckt worden, in den geistlichen Orden der Augustiner sich begeben, hernach aber nach langem und vielfältigem Scrupuliren ein grofses Mißtrauen in die Römisch-Catholische Religion gesetzt, und allgemach einen Lehr-Satz derselben nach dem andren angefochten, hingegen am Eccio und Sylvestro Prierias, seine Gegenstreiter gefunden. Diesem hatte schon hundert Jahre zuvor der Johann Huß ein Vorspiel gemacht. „Welcher, wie auch der Hieronymus von Praga ein sehr beredter Mann, beyde auf gegebenes Keyserliches Geleit gen Costnitz gereiset, um sich vor dem Concilio zu verantworten, allda viel gelehrte Patres (ich rede mit bemAenea Sylvio) zum offtern sich mit ihnen unterredeteu und ihnen vorstelleten, ihre von dem Wiclef herfiies-sende Lehre wäre der H. Schrifft nicht gemäß, noch zu guten Sitten erbaulich; sie sollten doch nicht klüger zu seyn be-1 gehren, als die Kirche, sondern mässig von sich halten, die fremde MeYnungen fahren lassen, ihre gute Naturalien und : Verstands-Gaben, die sonst köstlich wären, mit dem Schwarm der Wicleviten doch nicht beschmitzen, noch die Zier ihrer Beredsamkeit zur Verstöhrung, sondern Beehrung und Stärckuug der Kircheu-Satzungen anwenden und dieselbe vielmehr in Anleitung weder in Ableitung deß Volcks üben; sie könnten beydes vor Gottes Angesicht und auch in der streitenden Kirchen eine hohe Ehren-Stelle erlangen, wann sie ihre Neurungen verwürffen und ihre Erfindungen dem allgemeinem Concilio unterwürffen." ,6 „Allein dieser Böhmen Gemüt stund 0”» ... auf seinem Vorhaben fest und hartnä- B-rWy ckigt, und wollte keinen vernünfftigm Vorstellungen gewonnen geben, sagten, don ^ sie wären Liebhaber der Warheit, Eyferer und Nachfolger deß H. Evaugelii und Jünger Christi; die Römische Kirche aber, wie auch andre hin und wieder in der Welt zerstreuete, von der Apostolischen Lehr und Ordnungen weit abgewichen, strebten nach Reichthum und Wollust, suchten über das Volck zu herrschen und bey Gastereyen oben anzusitzen, hielten Hunde und Pferde, frässeu und verzehrten in Geilheit, Üppigkeit und Schläm-merey die Güter der Kirchen, welche den Armen deß Herrn Christi gehörten, wüssten und verstünden entweder die Göttliche Gebote nicht, oder verachteten dieselbige." „Hierauf wurden sie von dem Concilio für faule und abgestorbene Glieder der Kirchen erkennet, die man, weil I sie unheilsam, abschneiden muffte. Also ging bey voller Session der Väter wider sie ein Urtheil, daß man mit ihnen zum Feuer sollte, weil sie die Lehre der Kirchen verschmähten." „Joannes Hus ward am ersten verbrannt; der Hieronimns zwar noch lange im Gefängniß behalten, aber endlich doch auch, weil er sich nicht ändern wollte, mit gleichem Tode hingerichtet. Beyde haben diesen (schrecklichen) Tod mit standhafftem Mut ausgestanden, und zum Feuer so hurtig geeilet, als ob sie nicht zum Feuer gingen, sondern zu einem Freuden-Mahl eingeladen wären, liessen gantz keinen Laut oder Stimme hören, die ein geängstigtes Hertz zu erkennen gäbe. Da sie zu brennen begunnten, sangen sie einen Lob-Gesang, und zwar so laut, daß ihn die Flamme und das Spratzlen deß Feuers kaum däm-Pffen kunnte. Man sagt, es habe unter den Philosophis keiner den Tod mit so tapffrem Mut erlitten." <*) Aber es war damit auch nicht die Husi sitische Lehr eingeäschert. Die Böhmen, welche den beyden Verbrannten den Ruhm zweener Märtyrer zueigneten, erbitterten sich desto mehr, und haben solcheHustitische Religion noch manche Jahre hernach mit Gewalt verfochten und den sogenannten Hussiten-Krieg, der viel tausend Menschen gefressen, angefangen. Und obschon, nachdem solches Kriegs-Feuer endlich durch manchen Blut-Strom geleschet, nicht wenige allgemach wieder zum Eatholischen Glauben traten, zumal, daKönig Ladislaus als ein Catholischer Herr, zur Kron Böhmen gelangte, blieb einen Weg wie den andren, dieHussitischeParthey undReligion in Böhmen noch gewaltig starck, bevorab weil neben theils andren Böhmischen Her* *en, der Königliche Stathalter Georgius Podiebraz,welcher nachmalsKönig worden, sihr fest darüber hielt und durch sein hohes Ansehn das gemeine Volck in dem Hussi-trschem Glauben stärckte. Der denckwürdige Diseurs, welchen dieser Stathalter mit Königs Ladislai seinem Hofnarren (oder kurtzweiligem Raht) eins-Mals geführt, scheinet werth, daß wir die r Feder mit etlichen Zeilen von Crain ein h>enig ausschreiten lasten. Als besagter König Ladislaus, zu Breß-llfu in Schlesien sich bey dem Römisch-katholischen Gottesdienst befand und ne- Aeneas Silvius, cap. 26. Historiae Bojemicae. |j benst vielen andren Fürsten dieser Podiebraz zunechst bey ihm stund, tratt hinzu ein verschmitzter Hofnarr deß Königs, mit Namen Kilian, welcher (wie iEneas Syl-vius redet) Einer von denen war, die sich närrisch stellen, daß sie Andre zu Narren machen, und redete dem Stathalter also zu: „Mit was für einem Angesicht du unsren Gottesdienst ansehest, verspühre ich gnugsam, dein Hertz aber kann ich nicht sehen. Lieber! sag doch, dunckt dich unsre Religion dann nicht zierlich und schön zu seyn? Sihest du nicht, wieviel und wie grossi Fürsten, und unser König Selber sich zu einerlei) Gottesdienst halten, warum stimmest du doch nicht lieber diesem bey, als dem Rockezanischem?" (Rockezan aber ist ein eyfriger Hussitischer Lehrer gewest) „Meynest du, daß wenig Böhmen mehr verstehen als die übrige KircheChristi? Warum lastest du doch nicht fahren den ungeschliffenen Pöfel und verfügest dich, als ein Edelmann zu den Edlen?" Woraus der Podiebraz diese Antwort gegeben: „Redest du das aus dir selbsten, so bist du nicht derjenige, welchen du vorstellest und muß ich dir billig als einem Verständigen antworten. Haben dirs aber Andre angegeben, so muß ich denenselben Satisfaction geben. Derhalben hör! Ein jeglicher dienet Gott mit solchen Kirchen* (Zeremonien, die seinem Glauben gemäß. Wir bieten Gott solche Opffer, welche wir Ihm angenehm zu seyn, gläuben, und steht nicht in unsrer Willkühr oder Beliebung zu gläuben, was wir wollen. Wann daß Hertz durch starcke Beweis-Gründe überwunden ist, so muß es gewonnen geben, es sey ihm lieb oder leid, und nachdem die Natur beschaffen oder unterrichtet ist, so lässt sich die eine leicht und gern ziehen, die andre aber entwischt. Mir hat man die Religion meiner Priester beglaubt. Sollte ich der deinigen folgen, so mögte ich vielleicht die Leute wider mein Gewissen tool betriegen, Gott den Herrn aber, der ins Hertz sihet, könnte ich nicht täuschen. Es schickt sich auch nicht, daß ich mich dir gleich stelle; ein Andres reimt sich zu einem Komedianten (oderPossenreisser), ein andres für einen Edelmann. Dieses habe entweder für dich zur Antwort, oder sage es denen, welche dich haben abgefertigt."ö- Nach solchem Vorlauff der Hussitischen Spaltung kam über hundert Jahr her- l>) Vid d. Author c. 62. Hi it. Bojem. Fürvehmsten Puncten, barimi Lutherus ber Römisch- Catholijchen Lehr -widersprochen nach Lutherus, und fing an in etlichen Puncten der Böhmischen Gans (denn Huß heisst eine Gans), gleichstimmig nach-zuschreyen. Ich sage, in etlichen, denn er sonst in manchen auch weit von ihm unterschieden blieb. Er widersprach zuvorderst den Päpstlichen Indulgentien, und lehrte, daß keine andre Vergebung der Sünden, ohn allein durch Christi Leiden und Sterben, und zwar nur allen bußfertigen Sündern widerführe, welche Absolution durch den ordentlichen Gewalt der Schlüssel von jedwedem ordentlich - beruffenem Priester ertheilet würde, und zwar einig allein um Christi willen, das übrige wäre eitel Mißbrauch. Nach und nach aber griff er mit der Feder weiter um sich, fochte auch an den allgemeinen Bischöflichen Gewalt deß Papsts, schalt das Feg-Feuer für Betrug und Geld-Netze, die Anruffung der Heiligen für Abgötterei), verwarff das Meß-Opffer, sagend, Christus hette ein Mal für alle Mal sich am Kreutz für unsere Sünden aufgeopffert und daß H. Nachtmal nit als eine Wiederholung, sondern als ein Gedächtniß solches Opffers und zum Pfände oder Versicherung seiner uns geschenckten Gerechtigkeit zur Stärcke des Glaubens und Labsal leidtragendenSeelen, eingesetzt. In welchem H. Sacrament Er auch zweyerley Gestalt erforderte, wie die Hussiten; wiewol Huß die Wandlung geglaubt, welche Lutherus verwarff. So wollte er auch nicht siebensondern nur zweySacra-menten erkennen, nemlich die Tauffe und daß H. Nachtmal. Es stieß sich auch gar hefftig seine Lehre von der menschlichen Rechtfertigung vor Gott mit der Römischen Kirchen Lehre; sagte, der Mensch würde ohne Verdienst gerecht, allein durch den Glauben an Christum, und könnte der Mensch im Merck der Seeligkeit selber nichts verdienen, sondern müffte die Seeligkeit einig allein als eine Gnade, so den Gläubigen um Christi willen widerführe, gläubig annehmen und als eine Gabe empfahen, und der seligmachende Glaube sey keine blosse historische Wissenschafft, nebenst dem Bey-fall, sondern erfordre auch eine Zuversicht und kindliches Vertrauen auf die Gnade und aus das Verdienst Jesu Christi. Die guten Werde wären nicht nöthig zur Seeligkeit, als ein Verdienst derselben, auch nicht zum Werck der Erlösung noch zur Gerechtmachung vor Gott, sintemal solches Alles dem Verdienst Christi allein zugeschrieben werden müsste, nöthig aber wären sie zum lebendigen Glauben, der ohne die Werde tobt und unfruchtbar, und zum wahren Christenthum, als eine verpflichtete Danck-Schuldigkeit, auf ber-ren beharliche und unbereuete Unterlassung diejenige Gnade Christi, welche den Menschen vor Gott müsste gerecht machen, einem so unfruchtbarem Maul-Christen nicht, sondern Ungnade und Ver» damniß dafür zutheil würde. Wenn aber der Mensch sein Bestes und Möglichstes in guten Werden gethan, müsste er nicht auf solches seinThun sich verlassen, noch darauf, wie auf einiges Verdienst bauen, sondern sich für einen unnützen Knecht, wie der Herr seine Apostel gelehrt, bekennen, und mit dem H. Propheten Daniel alle seine Gerechtigkeit gegen Gott für ein beflecktes Kleid achten, weil auch der Allervollkommenste vor Gott unvollkommen, und auch die Sterne heiliger Frömmigkeit in Gottes Augen nicht rein genug, weßwegen er, wann er mit Gott handelte, an seiner eigenen Gerechtigkeit verzagen und Alles auf die pur lautere Gnade, so ihm durch Christum erworben, setzen, und Christi gerechtmachende Gerechtigkeit durch den Glauben ergreiffen müsste, welche Gott alsdann ihm, soferrn er bußfertig glaubte, auch zurechnete, und also einig allein um Christi willen den Himmel schenckte. Von Kloster-Gelübden hielt er nichts; wollte, man sollte freywillige Keuschheit halten, und wann Einer die gelobte Iungsrauschafft zu halten sich nicht bestand fünde, mögte er heirathen, welches bester wäre, als Brunst leiden. Wie er dann Selber auch sich verehlichte, und zwar mit einer Nonnen adlichesGeschlechts, nachdem er bereits sieben Jahre von der Römischen Kirchen abgetreten. Die Priester-Ehe erklärte er für zu-läffig und christlich, und schalt das Ber-both derselben für ein Zeichen oder Eigenschafft deß Antichrists, wie auch die Untersagung deß Fleischeffens in der Fasten und an dem Freytage. Er sagte, Alles was die H. Schrifft nicht beföhle, das wäre eitel Menschen-Tand und verwerfflich, so mans Gottes Gebot gleich hielte. So wollte er auch von keinem unbeschriebenem, sondern nur allein beschriebenem Wort Gottes wissen. Diß war die Summ seiner Haupt-Lehren; denn alles und jedes zu erzehlen, ist unsers Vorhabens nicht. Er ward bald anfangs von dem Päpst-1 lichen Stuhl gen Rom citirt, schickte aber an stat seiner Person eine schrifftliche | Entschuldigung. Der Papst schrieb an den Churfürsten von Sachsen und begehrte, er sollte ihm diesen München, den Luther, schik-ken, erlangte sein Begehren aber nicht. I Unterdessen kam seine Lehr immer weiter und nahm sonderlich in Rider Deutschland sehr zu. Keyser Carl der Fünffte verlangte gleichfalls von selbigem Churfürsten, daß er Lutherum gegen Versprechung Key- j {etlichen sichern Geleits mögte aus den Reichs-Tag nach Worms schicken, damit Er Selber denselben in seiner Gegenwart könnte verhören lassen. Welches auch geschehen. Denn ob ihm zwar etliche sowol fürnehme als mittelmäffige Personen solche Erscheinung höchlich widerriethen und das Exempel deß Hussens ihm zu Gemüt führende sagten, man dörffte eben sowol den Schwan (denn Luth heisst auf i Böhmisch ein Schwan) als wie vormals, die Böhmische Gans zu ^euer bringen und braten; wollte er doch seine Entschliessung nicht ändern, sondern gab ihnen als ein überaus behertzter Mann zur Antwort, wann in Worms auch soviel Teufel als Ziegel auf den Dächern wären, wollte er dannoch hin und seinen Glauben öffentlich bekennen. Daselbst befahl der Keyser, er sollte Rechenschafft seiner Lehre geben und ließ ihn über unterschiedliche Schrifften befragen deß ernstlichen Begehrens, daß er, was darinn wider die Römisch-Catholische Lehr NtZ«* begriffen, sollte widerruffen. Er zoch aber ì auf unterschiedliche Widerholung solcher Frage, die in hoher Gegenwart und im Namen selbiges majestetischen Keysers geschähe, die Achseln sich entschuldigend, daß er wider sein Gewissen solches nicht thun könnte. Und als ihm daraus die Durchächtung gedrohet wurde, zuckte er widerum die Achsel und antwortete darauf: „Hier stehe ich vor Gott und Euer Keyserl. Ma-jestät, Ich kann nicht anderst. Gott helfe mir". Also ward ihm die Acht und Erkläh-rung, daß er sollte Vogelfrey gemachet I werden, angekündigt, und hieß man ihn abtreten. Jedoch weil der Keyser sein Wort und Geleit von sich gegeben, wollte Er solches nicht dahinden lassen, noch zuruck nehmen, sondern ließ ihn wieder mit einer sichern Begleitung nach Sachsen liefern. Da etliche ausgecommandirte vormasquirte Reuter ihn bey Eysenach den Geleits-Reutern entrissen und auf daß Schloß Wartburg brachten , damit er daselbst in geheim eine Zeitlang mögte verborgen bleiben. Aber über einige Zeit hernach, da ihm Zeitung gekommen, wie der Carolstadt anfinge die Bilder aus den Kirchen zu stürmen und sonst nach eignem Sinn zu lehren, hat er seine Lebens-Gefahr hmdan-gesetzt und ist ohne deß Churfürsten Befehl eilends gen Wittenberg gezogen, um solcher Schwärmerey zu {teuren. Als er aber in Erfahrung gebracht, daß derPapst ihn öffentlich excommunicirt het-te und alle seine Bücher verbrennen lassen, hat er zur Wieder-Vergeltung und dem Bann zu Trutz gleichfalls zu Wittenberg ein Feuer machen lassen vor dem Thor und Luther»« v-r-allda die Päpstlichen Rechte, nemlich das Jus Canonicum, in Gegenwart der Stu- nicum*”0 1 kitten öffentlich verbrannt mit diesen Worten: Wie sie mir geth an, so thue ich ihnen wieder. Welches doch vielen seiner Glaubens-Genoffen, zumal denen Rechts - Gelehrten nicht allerdings gefallen wollen, in Betrachtung, daß viel Gu tes in den Canonischen Rechten gleichwol begriffen wäre; weßwegen sie dafür gehalten, er hette sich in diesem Stück von dem Zorn übereilen lasten. Nachmals ist seine Lehr weit und breit nicht nur durchs Römifche Reich, sondern . auch durch Schweden, Dennemarck betank und beliebt worden; gleichwie auch die Lehre Calvini, so der Evangelischen bald nachfolgete, in der Pfaltz, in Heffen, in der Schweitz, in den Niederlanden, in England, Franckreich, ja auch eine Zei-lang mancher Orten in Italien häuffi-gen Zuffall gewann. Die Lutherisch-Evangelische Religion ward auch in Böhmen, Schlesien, Lausnitz, Mähren, Oesterreich, ungleichen in Preuffen, und auch theils Polnischen Orten gelehrt. In Steyermarck, Kärnd-ten, Crain, Nieder-und Ober-Ungarn ; und Siebenbürgen erhielt sie eben sowol ! einen starcken Beyfall. j ! Aber weil von vielen Römisch - Catholischen Lehrern gar scharff und eysrig dawider gepredigt worden, hat sie aus den Keyserlichen Erb-Ländern nach der Zeit wieder weichen, denen Catholischen Kan-tzel und Altar ja gar den Bodem untern Füssen abtreten müssen; wie man ihr endlich auch in Crain nach länger vielfältiger Zwietracht und Unruh daS Land zu enge gemacht und der Römisch-Catholischen allein den Platz gelassen. Wovon die folgende Capittel weitere Nachricht geben werden. Das VIII. «apiffef. Von Verfolgung der Evangelischen (oder Lutherischen) Religion in Crain. ^nhsll. Ionig und Grtz-Hertzog Ferdinand verbeut die Suthertfche Sehr. Erster Urheber defs Sutherthums in ti^rain. Wird feiner Sehr halben vom Amt suspendirt. Gelangt, dafs er in der Spital-Kirchen predigen möge. Gr wird nach Sach verletzt Die (Evangetifchen in djrain stehen den Dömifchen König an um Schutz. Paulus Wiener, Thumherr, wird der Aeligion halben vertrieben. Trüber entujifcht dem (Sefängnifs. Defm hinterlafene Schriften werden verbrannt. Etliche Suthe-rifch-geujordene Driester heirahten ihre Köchinnen. J. O. Sattden crfucheit den König um jfregheit der Aeligion. Dreg Sandfchaften befchweren steh wegen verbotener djommunion sub utraque. Der Aifchof hebt felber an under die Suthe-rifchen zu predigen. Der A. O. Sanden Anfuchen begm Könige Ferdinand für ihre Aeligion. Abfchlägtiche (Brhlährung darauf. Doch werden die Gtenera-lien und fcharfe Execution suspendirt. M. Tifferni Stipendium für zweg studirende Krainer. Primus wird wieder ins Sand berufen. Kepferlicher Aefehl, den Trüber gefänglich einzuziehen. Spott-und Schimpf-Aamen, den man einem mngelifchen Dredicanten gegeben. Missverständliches Gerücht von fothanem Späh-Karnen. Welches die Stände in ihrer Antwort erinnern. Primus Trüber tüirdexamimrt. Sein zuregtes Examen. Wefen fielt begin Aegfer der Hifchof über ihn befebwert hat. , 6 zwar ob-beschriebene Lntherisch-^(Evangelische Religion in Crain ifotüot als etlichen benachbarten »Ländern einen ziemlich-starcken .Anhang und Zuwachs erreichte, ; feierte gleichwol die Römisch-Catholische Geistlichkeit keines Weges, derselben sich zuwidersetzen, und ließ ihren Cyser nicht nur auf den Cantzeln mit schar ff en Predigten und Abmahnung deß Volcks, sondern auch bey der höchsten Obrigkeit blicken, welche durch sie ermuntert ward, mit ihrer hohen Authoritet durch ernstliche Befehle, Schreiben und Verbot diese Lehre aus dem Lande wegzuschaffen. Um das Widrige aber bearbeiten sich nicht weniger viel Fürnehmen im Lande, die solcher Lehre geneigt waren, daher die Übung sothaner Religion sobald nicht kunnte gäntzlich verhindert werden, sondern dieselbe ging noch ziemlich viel Jahre im Schwange, bevor sie das Land räumen muste. Im Jahr 1527 hat die zu Ungarn und Böhmen Königliche Majestet König un» Ferdi» nn°- erdinand (nachmals Römischer Keyser) nfant von Hispanien und Ertz-Hertzog zu Oesterreich, unter bero eigenen Signatur hundert und sechzig gedruckte Generalien unterm Dato Osen vom 20. Augusti 1527 dem Landshauptmann Herrn Veit von Thurn, und Herrn Jörg Gall rc. Lands-Verwesern in Crain überschickt, darinn die zu Rom für ketzerisch erklährte Lehr Martini Lutheri in Fürstenthum Crain einzustellen bey grösser Straffe geboten ward mit Befehl, solches Rescript und Verbot durchs gantze Land zu publiciren und kündbar zu machen. Allein die Verwirrung und Unruhe damaliger Läuffte ließ solches Verbot zu dem gesteckten Ziel nicht gelangen ; wie es dann ohne dem in Religions-Sachen, als welche das Gewissen betreffen, schwer und langsam zugehet, daß man soviel Gemüter, denen die neu-angenommene Religion allbereit ziemlich fest eingewurtzelt ist, bewegen kann, von demjenigen, was in ihren Augen recht ist, abzustehen. Das Epempel etlicherChur- und Reichs-Fürsten, welche nebenst theils andren Ständen und , Reichs-Städten der Römisch-Catholischen Religion einen Scheid-Brieff gegeben, und auf dem Reichs-Tage zu Augsburg Keyser Carln den Fünfften im Jahr 1530 ihre Lutherisch - Evangelische Glaubens-Bekenntniß vorgetragen hatten, reitzte und besteiffte ihrer viele, wie in andren Keyserlichen Erb-Ländern, also auch im Her-tzogthum Crain, diese Lehre weiter fortzu-Pflantzen und mit sonderbarem Eifer zu treiben; dannenhero kostete es mehr als nur einen oder andren Feder - Zug von > hoherHand, dieselbe Landflüchtig zu machen. Was nicht allein Ferdinand der Erste, Hungarisch- und Böhmischer, wie auch nachmals Römischer König und nach Berfliessung mehrer Jahre auch Römischer Keyser, zu dessen Zeiten diese Lehr offenbar worden, für Mühe angelegt, dieselbe im Reich und auch in Crain zu hemmen, ist sowol aus obberührtem seinem Mandat, als aus denen Verordnungen, so Er nachgehends dawider gestellet, begreiff-lich. Wietool seine schwere Kriege mit dem Türcken ihn an einem ernstlichem Nachdruck sehr verhinderlich gefallen. Sein Herr Sohn, Ertz-Hertzog Carl von Oesterreich, wie auch Ertz-Hertzog Ferdinand, dem nachmals samt der Keyser-lichen Cron der Nam Ferdinands deß Andren zugewachsen, haben sich gleichfalls mit grösser Sorgfalt hierunter beflieffen, 1 wie sie diese Trennung trennen und die i protestirende Religion als regierende Lands-Fürsten im Lande ausleschen mögten. Und solches wird aus nachfolgenden Er-zehlungen sich weiter zu erkennen geben. Der Erste, welcher die Lehre der Protestanten in Crain erweckte und verkündigte, war ein Laybachischer Thumherr, Namens Primus Trüber, dessen hiebevor unter den Crainerischen Scribenten mit Mehrern schon gedacht worden, soviel nemlich die Arbeit seiner Feder antrifft. Derselbe that ' in der Thum-Kirchen zu Laybach offent-: lich etliche Predigten zur Gunst und Beförderung der Evangelischen (oder Lutherischen) Religion, als darinn er den Satz Lutheri von der Communion unter bey-derley Gestalt und von der Priester-Ehe vertheidigte. Nachdem man aber solches : Ihrer Fürstlichen Gnaden Francisco, Bischoffen zu Laybach, hinterbracht, ward j ihm das Amt gesperret und das Predigen bey Straffe untersagt. Er wollte aber sich damit so gar nicht ! abweisen, noch das Maul stopffen lassen ; sondern erhielt bey der löblichen Landschafft und dem Raht zu Laybach in folgendem ; 1532. Jahr soviel, daß ihm die bürgerliche i Spital - Kirche allda eingeraumt wurde. Da er dann wiederum aus dem vorigen Thon angesangen, das ist, Lutherisch zu predigen, und sowol von dem Adel als andren Einwohnern und Bürgern der Stadt einen grossen Zulaufs bekommen, deren er auch keine geringe Anzahl von dem Ca-tholischen Glauben abwendig gemacht und Lutherisch zu werden überredet hat. Wiewol nun Ihre Fürstliche Gnaden , gedachter Herr Bischofs nicht allein bey der löblichen Landschafft, sondern so gar auch bey der Römisch-Königlichen Ma-jestet Ferdinand dem Ersten, als damals regierendem Lands-Fürsten in Crain, zum öfftern Ansuchung gethan, daß offtbesagter Trüber mögte abgeschafft werden, auch daraus ein Landsfürstlicher Befehl von Hof aus ergangen, hat er doch damit nichts ;1 ansrichten können; indem die weltliche l Stände, woran der mehrere Theil damals i von ihm bereits eingenommen und zur I Evangelichen Religion beredet war, Seiner sich eyfrig angenommen und ihn gehand-habet. Daher man sich dann ihn von Laybach mit Manier wegzubringen, auf andre Erste» Urheber deß LuihcrthmnS in Trai». Wird seine» Lehr halbr» vom Amt suspendirt. 1531. 1532. Erlangt, daß er in der Spital- Kirchen predigen möge. Er wird nach Lack versetzt. 1542. Die Evangelischen in Crain flehen den Römischen König an um Schutz. Paulus Wiener Thumherr wird der Religion halben vertrieben. Mittel besinnen und ihm die im Jahr 1540 erledigte Pfarr zu Lack verleihen müffen. Jedoch war es nicht drauf angesehn, daß er da bleiben sollte, sondern daß er nur an ein solches Ort käme, von dannen man ihn leichter wieder heben und allgemach weiter biß zum Lande hinaus befördern könnte. Massen er folgends von dannen durch den Herrn Bischofs von Freysing sowol, als hernach auch von der Pfarr Tüffer und Ratschach vertrieben, wiewol annoch nicht gar zum Lande hinaus geschafft worden. Währender dieser Religions-Spaltung setzte es nicht allein in Crain, sondern auch in Oesterreich, Steyer, Kärndten, wie auch in der Grafschafft Görtz zwischen denen Catholischen und Lutherischen immerzu strittige Händel, Mißverstände und Beschwernissen, also, daß man deßwegen zum öfftern den Lands-Fürsten angeloffen, nemlich zu vorhin höchstermeldtem Könige. Welcher ungern und mit hohem Mißsalln ein solches zwieträchtiges Wesen vernommen und gleichwol jederzeit denen Catholischen beygestanden. Darüber die Evangelischen sich bemüffigt geachtet, bey der S. N. O. Land-Versammlung zu Praga im Jahr 1542 durch ihre Abgeordnete Ihre Römisch-Ungarisch- und Böhmisch-Königliche Majestät mit einem Fußfall unterthänigst zu ersuchen, daß Sie allergnädigst geruhen mögten, ihnen die Evangelische Religion und Genieffung deß H. Abendmahls in beyderley Gestalt ruh-beharrlich zu taffen. Unterdessen ergaben doch dann und wann noch mehr Personen ihr Hertz und Be-kenntniß diesem Glauben, unter welchen sich auch Paulus Wiener, Thumherr zu Laybach, befand; welchem aber sein Tritt zur Lutherischen Religion auch einenSchritt über die Grentzen seines Vaterlands ver-anlaffte; denn Herr Urbanus, Bisch off zu Laybach, klagte ihn an bey dem Lands-Fürsten, und brachte es dahin, daß er aus dem Lande vertrieben wurde. Und solches geschähe im Jahr 1547. Gleichen Fleiß bewieß dieser Bischoff, auch andren Lutherischen Lehrern denCrai-nerischen Boden unter den Füffen weg-zureiffen, oder sonst andre Straffen für sie bey dem höchsten Ober-Haupt auszu bitten. Gestaltsam in eben demselbigen Jahr auf eben dieses Herrn Bischoffs Urbani Recommendation von Keyser Carl dem V. an denselben scharffer Befehl ge- langte, daß er den Primus Trüber, damaligen Pfarrern in S. Bartholomsei Felde in Unter-Crain, sollte gefänglich einziehen lassen. Ob es aber gleich Ihre Fürstl. Gn. an bero Fleiß hiebey im wenigsten nicht erwinden, sondern bemeldtem Trübem allenthalben möglichst nachstellen ließ, war demselben doch die freye Lufft weit angenehmer, weder die versperrte, erspahrte demnach dem Bischoff weitere Bemühung, entwich zeitlich aus dem Lande und sal-virte sich ins Reich; attivo er in unterschiedlichen Städten, nemlich zu Rotenburg an der Tauber, zu Kempten und zu Murach vierzehen Jahr lang im Predig-Amt gesessen. Nach seiner Entweichung hat man auf Bischofflichen Befehl sein Haus aufgebrochen, die Lutherische Schrifften und Bücher herausgenommen und verbrannt. Er selbst aber, der Trüber, ward vom Bischoff excommunicirt. Nichts destoweniger hat er zween Priester im Lande hinterlaffen, die ebenfalls von der Römisch-Catholischen Kirchen durch seine, deßTrubers,Lehr bewogen, ausgesetzt; nemlich den Johann Scherrer und Cobilla Juri ; deren Einer dem Andren seine Kö-chinn gecopulirt, auch dieselbe öffentlich zu Kirchen und Strassen geführet haben, ist also mit dem Trüber die Evangelische Religion noch nicht zugleich auch ausgezogen. Im Jahr 1548 ist abermal zu Augsburg ein Reichstag gehalten, zu welchem die N. O. Lande ihre Botschafften abgefertigt und Ihre Römisch-Königliche Majestet unterthänigst ersucht haben, sie so wenig als andre Reichs-Stände wegen der Augsburgischen Confessimi zu beschweren, sondern dubey ruhig verbleiben zu lassen. Trüber entroii*,?18 Gifäugnch' Dissen P lerlassene Schrifste" werden verbrannt. Etliche Zu* risch g-<, bene Wf . heirathen i» Köckinne» 1548. N. o.i«*: ersuchen *• Römische" König u«> Freyheit d" Religion Allein solcher ihrer Bitte entgegen ward von höchstermeldter Majestet Anno 1554 in allen Dero N. O. Landen die Verrei-chung deß Nachtmahls unter beyderley Gestalt durch Generalien unterm Dato 20. Febr. bey hoher Straffe verboten. Hierauf haben die drey Landschafften Steyer, Kärndten und Crain im nechst-folgendem 1555 Jahr Ihrer Königlichen Majestet neben der Landtags Ant wort eine particular Schlifft überreichen lassen, darinn sie (auffer deß geistlichen Standes) alle sämtlich zu der Evangelischen Religion sich öffentlich bekenneten, und über erwehntes Ber- 1555. Drey 1«" schaffte« beschwert" sich weg-' verbotene Communi aub utr»' que- bot sich zum höchsten beschwerten. Denen Ihre Majestet gnädigst versprochen, auf itechst bevorstehenden Reichstage zu Regensburg diese hohe Sachen auszutragen, und, was zu gemeiner Vergleichung christlicher Religion dienlich, zu befördern. Indem also die Evangelische Religion im Hertzogthum Crain unterdessen freyen Laufs behielt, und im gantzen Lande to' Bischofs bevorab unter dem Adel sich gewaltig aus-«n breitete, trieb den damals regierenden 23i* ^irischen m schoss Urbanum sein sonderbarer Eyfer b,9en- um die Römisch-Katholische Religion, daß Seine Fürstl. Gn. in eigener Bischöff-licher Person in jetztgedachtem Jahr an-finizen, wider die Lutherische zu predigen. Wie sie dann sonderlich in ihrer Pfarrkirchen zu Crainburg, an damals cele-brirendem Kirchweih-Tage, dem in groster Anzahl versammleten Bolck mit besondrem Ernst von einigem Schafstall und einem einigem Hirten in Windischer Sprache gepredigt, auch zugleich den gemeinen Bauers-Mann vermahnt, daß er sich deß H. Abendmahls unter beyderley Gestalt enthalten und glauben sollte, was unsre Vorfahren von so viel hundert Jahren her geglaubt, sich demnach ja nicht von ihren Herren, welche von dem wahren Katholischem Glauben abgefallen wären, auf keinerlei) Weise verführen lassen. Nachdem solche Predigt gleich darauf zu Laybach kündbar worden, haben die drey Stände von Herren, Ritterschafft, Adel und Städten selbige hoch empfunden und dem Herrn Bischofs in einem schärften Zuschreiben ernstlich verhebt. Der sich aber mündlich zu verantworten anerboten. Massen Er hernach bey öffentlicher Landtags-Session dasjenige, was Er auf offener Cantzel wider die Evangelische zu Crain-burg gepredigt, nicht allein bekräftigt, sondern anbey noch dieses vermeldet hat, daß Er es eben sowol allhier zu Laybach auch M. thun gesonnen, sintemal Ihm seines -oischöfflichen Amts halben gebühren und zustehen wollte, den gemeinen einfältigen Mann für dergleichen verführi-1558. schen Lehre (wie er sie nannte) zu bewahren. Als im nachgehendem 1556. Jahr König Ferdinand deß Erbfeinds gewal-ugen Borbruch ins Königreich Ungarn denen N. O. Landen bey einer deßwe-Sjrtt zu Wien angestellten allgemeinen Zusammenkunfft zu vernehmen gab und «ne Beyhülffe von ihnen begehrte, über- gaben bey sothaner Berahtschlagung Ihrer p” N. o. Majestet die Abgeordnete eine Beschwer-Schlifft in der Religions - Sache, anbey Könige unterthänigst bittende. Ihrer Königl. Maj. wollten geruhen, Sie bey der Religion Migion. nach solchem Vergleich, wie Ihre Majestet auf verschienenem Reichs-Tage zu Augs-purg mit denen Reichs-Ständen eingegangen, sie sowol als wie das Römische Reich biß auf ein allgemeines Concilium gnäd'gst unverruckt verbleiben lassen, dabenebenst auch Verordnung thun, daß hinfüro wider ihre Evangelische Kirchen- und Schul-T)tener (oder Prediger und Schulmeister) nichts Beschwerliches noch Thätliches vorgenommen werden mögte. Auf solche Schlifft ist von Römisch-Königlicher Majestet diese Erklähruug ihnen ertheilt: Sie wüssten sich gnädigst annoch wol zu erinnern, was die Abgesandten der N. O. Landen bey der Zusammenkunfft zu Prag, imgleichen auf dem Reichs-Tage zu Augsburg und auf Seiner Majestet gedruckte Generalien wegen der verbotenen Communion unter zwey erley Gestalt hingegen für Gravamina oder Beschwernissen neben deren Landtags-Antworten, wie auch anjetzo in der Religions-Sache hetten übergeben; nachdemmal aber Ihre Majestet billig zu Gemüt führten, traust daß Sie ein Christlicher Katholischer König, und von Jugend auf in allen De»o Regierungen sich bey dem Gehorsam der Katholischen Kirchen erhalten nach dem vorleuchtendem EpempelDero Vor-Eltern, der Römischen Keyser, Könige nnd Ertz-Hertzogen zu Oesterreich, hochlöblichster Gedächtniß, welche dergleichen gethan, als hette Ihrer Majestät in Dero getreuen Unterthanen Bitte zu willigen und zwar fürnemlich auch darum nicht gebühren wollen, weil Sie befunden, daß die Zwiespalt und Uneinigkeit, so in dem christliche» Glauben eingerissen, je länger je mehr zu grofsem Nachtheil, Schaden und Verderben deß gemeinen Wesens gereichte; weßwegen dann Ihre Königl. Maj. denen getreuen Ausschüssen nicht verhalten wollten, daß die S. N. O. Lande, in dem auf jüngstem Augspurgischem Reichs-Tage zwi-fchen der Römisch-Keyserlichen, und Ilster Königlichen Majestet, wie auch denen Chur-Fürsten, Fürsten und Ständen deß H. Reichs aufgerichtetem Religions-Frieden sowol und gleichwie die Chur-Fürsten, Fürsten und Stände, neben andren deß Doch werden die Generalien und schorfse Execulioa sufpendirt. 1559. M. Tifferni Stipendium für jwrq studirende Crainer. Primus Trüber wird wieder ine Land beruf fen. Hochlöbl. Hauses Oesterreich Landen und Leuten, unter Ihrer Majestet als regierendem Ertz-Hertzog zu Oesterreich ihrem Haupt- und Catholischem Lands-Fürsten auch mitbegriffen und nicht ausgeschlossen, solchem nach in Krafft dessen bey der wahren, alten, christlichen, Catholischen Religion und Kirchen unter Ihrer Königl. Mas. zu bleiben, schuldig und verbunden wären. Wiewol nun über solche Resolution die Abgesandten zum öfftern gereplicirt, hat doch Königliche Majestet von Dero einmal gef afften Entschließung aus beygesügten Ursachen und Bewegniffeu in keinem Wege abweichen wollen, noch ein Mehrers ver-willigen, als daß Sie zu Beförderung der bewilligenden Hülffe wider den Türcken in Ungarn die gedruckte Generalien, samt der darinn gedroheten scharffen Execution, biß zu einem künfftig haltendem Reichs-Tage und allegemeiner Vergleichung, aller-gnädigst eingestellt haben. Mit welcher Landsfürstlichen Resolution die Evangelische Stände der N. O. Länder endlich zu frieden gewest, und unterdessen ihrer Neligion einen desto stärckern Fortgang gebracht, und diese Vergunst dießfalls zu ihrem Vortheil gebraucht. Im Jahr 1559 stifftete Magister Michael Tiffemus, ein gebomet(£ramer,Professor Theologiae zu Tübingen im Hertzog-thum Würtenberg, bey selbiger Università daselbst ein Stipendium für zw een Crainer, wetcheTheologiam studireten und von einem angelegtem gewissen Capital unterhalten werden sollten; Massen unterschiedliche Subjecta aus Crain allhie promovirt worden. Nun aber wird solches unterlassen. Wir haben oben gemeldet, wie der Primus Trüber für dem Bischofs Urbano fliehen, und sein Vaterland mit dem Rücken ansehn muffen. Dieser kehrte nach etlichen Jahren, nemlich Anno 1561, dennoch wieder, doch nicht ungeruffen. Denn er war damals Pfarrer in der Stadt Kempten, als die Herren Verordnete auf Befehl der Löbl. Stände ihn wiederum ins Land benesseri; gestaltsam sie deßwegen, sowol an die von Kempten als an ihn den Trüber selbsten besondere Schreiben ablauffen Hessen. Wie er hierauf zu Laybach angelangt, ward er allda für einen besoldeten Land-schafft-Predicanten angenommen, nachdem er eine vierzehen - jährige Zeit im Reich zugebracht, und ungefähr im Jahr 1553 die Evangelien und Kinderlehr (oder Catechismum) Lutheri, wie auch das Neue Testament und den Psalter mit Lateinischen Sittern in Windischer und Kroatischer Sprach zu Tübingen hatte drucken lassen. Weil er aber Niemanden willkommen war, ohn seinenNeligions-Genossen, ist solches Ihrer Römisch-Keyserlicheu Majestet, Ferdinand dem Ersten, dem sein Herr Bruder Keyser Carl im Jahr 1558 die Keh-ferliche Regierung abgetretten und die köstlich-schwere Bürde deß Regiments mit seiner Klösterlichen Ruhe in Spanien verwechselt hatte, gar bald hinterbracht. Welcher, ob seiner Ankunfft ein ungnädiges Mißfallen geschöpfft und denen Herren Verordneten (was diese in Crain für ein Ehren-Amt führen, wird anderswo hernach in Beschreibung der Aemter in Crain gemeldet werden) alles Ernstes aufgetragen, den Trüber, samt dessen Gesellen, den Johann Scherrer, Cobilla Juri, und Casparn Pokautz von Crain-burg in Verhasst zu ziehen. Allhie dient zu wissen, daß Juri auf Crainerisch den Namen Georg und Cobilla (oder Kobila) ein Mutter-Pferd oder Stritten bedeute, solchem nach Kobila Juri soviel heifse, als der Stutt-Iürg. Nun war dieses Evangelischen Predicantens eigentlicher Nam solches nicht, sondern, weil er einem grossen Herrn, der Evangelisch geworden, eine Stutte geschencket hatte, beschickten in deßwegen die Catholischen mit diesem Spitz-Namen Juri Kobila. In vorigem sechsten Buch ist gemeldet, daß solcher Hohn-Nam durch Irrthum auch auf Georgium Dalmatinum gefallen, weil dieser mit Jenem gleichen Tauff-Namen geführt, und daß solcher Mißverstand gar viel, sowol Lutherische als Ca-tholische Leute auf solche falsche Meynung verleitet habe. Unter den Eigenschafften deß Gerüchts und gemeinen Wahns ist die Fähigkeit deß Jrrthums, welchen das Gerücht gerneinlich aus einer unvölligem oder unachtsamen Aufmerckung empfängt, und offt überdas, wie eine Mißgeburt gantz unförmlich hernach gebiert und ans Liecht bringt. Daher dann nicht zu verwundern, daß auch dem Doctor Schönleben sothanes Gerücht diese Zeilen in die Feder gegeben: Georgius Dalmatinus, alias Sacerdos Catbollcus, invitatus à quodam Barone ad convivium, chm inter colloquendum mentio facta fuisset generosae unius equae, eamque laudaret Dalmatinus ; reposuit Baro, si ad partes nostras transire, & Lu-theri dogma amplecti vis, hodie donum tuum equa erit. Ille, jam ante pronus ad transfugium, manum Baroni porrexit, & equam dono tulit : unde postmodum, mutato cognomine, dictus est Seorgiua Molila; quod 8;uam sonat apud SI avos. „Auf Teutsch. Georgius Dalmatinus, der vorhin ein Eatholischer Priester war, ist von einem Baron zu Gast geladen; und wie man unterm discurriren eines trefflichen Mutter-Pferds von sehr guter Schlacht zu Rede worden, welches Dalmatinus gelobt, hat der Freyherr drauf gesagt: „„Wann Ihr auf unsre Seite treten, und die Lehr Lutheri annehmen wollt, soll euch die Stutte heut geschenckt seyn."" Worauf er, welcher vor schon über zu gehen geneigt war, dem Freyherrn die Hand darauf gegeben und tue Stutte Zum Geschenck empfangen; daher man ihm nachmals seinen Zunamen geändert und ihn Georg Kobila geheiffen; welches auf Sclavonisch eine Stutt heifft." Aber wir haben vorhin aus den Archiven die Gewißheit vernommen, daß es der Georg (oder Iürg) Jereschitz gewest, welchem man den Bey-Namen angeklettet, und daß nicht der Freyherr chm, sondern er dem Freyherrn eine k'lch-s bi, Sdutte geschenckt habe. Made ine So haben demnach die Stände solchen «ki^utwoit Schimpf-Namen Cobilla Juri hoch ausgenommen , auch in ihrer Verantwor-tungs-Schrifft nicht ungeahndet gelassen, zu verstehn gebende, Kobila hiefse eine Stufte oder Meeren, derhalben sich nicht geziemte, einen ehrlichen Prediger, dessen Nam Iürg Jereschitz sey, mit einem spöttlichen Vieh-Namen so schimpfflich zu tractiren rc. Betreffend aber den Pri-wU8 Trüber, so sey derselbe keines èges, wie Ihre Keyserliche Majestet berichtet worden, von dem wahren Glaucus ben abgewtchen. nZ'J. "'«cd Derhalben ist er auf Lands - Fürstlichen Befehl dem Herrn Bischoffen zu Laybach vorgestellet, von demselben seiner Lehre wegen befragt und examinirt worden. Aus welchem Examine so viel erschienen, daß er der Evangelischen Religion wäre zugethan. Im nachgehenden 1562. Jahr erhielten ir>62. von Keyserlicher Majestet die Herren Ber- fitt a,Dit>te6 ordneten abermal Befehl, denselbigen Prl- xamen mum Trubern Ihrer Fürstl. Gn. Petro, Bischoffen zu Laybach, vorzustellen zu abermaligen Examine. Welcher auch tn Gegenwart deß Herrn Land - Verwesers, der Herrn Verordneten und etlicher Herren und Landleute, wie auch deß Magistrats zu Laybach nochmals in Glaubens-Sachen examinirt und auf 24 Puncten, so Ihre Fürstl. Gn. selbst ihm vorgehalten, zu Rede gesetzt worden. Weil er dann auf solche Fragen so wenig als vorhin denen Römisch-Catholischen Glaubens-Sätzen gemäß geantwortet, hat der Bischofs sein Gutachten dahin gestellet, daß Ihre Keyserl. Majestet ihn wegen seiner fremden Lehre und andrer erheblicher Ursachen im Lande keines Weges länger mehr gedulten könnten, anbei) auch dieses berichtet, wie er, Trüber, ohn seinen, deß Herrn Bischoffs als Ordinarii, Vorwiffen W-fsm sich und Gntheissen in der bürgerlichen Spital- bqm K-qs-r Kirche zu Laybach zu predigen, die Luthe- à ih» rischen öffentlich zu copuliren, das Sacra- b-ichw-rt hat. ment der H. Tauffe sine consecrata aqua & liquoribus zu administriren, die Leichen ohn alle Zeremonien zu bestatten, sich ange-masst. Wie er auch einen Buchdrucker aus Deutschland mitgebracht, welcher unge-billigte Schmach-Lieder wider die Römische Klerisey, Kirche und Religion gedruckt; uberdas hette er zwölff Pfaffen, welche gleichfalls ihren Glauben verlaffen und um ihrer irrigen Lehr willen von vielen Orten vertrieben wären, allenthalben in Crain und in der Windischen Marck aus-und umher geschickt, sein Unkraut überall daselbst auszusäen; und wann ihnen die Ertz- oder andre Catholische Priester in ihren Kirchen das predigen verwehren wollen, wäre denen Unterthanen auferlegt worden, solchen Predicante» in den adlichen Schlössern wider ihren Willen zuzuhören. Das IX. Eapiiiet. Von Annehmung und Wegschaffung etlicher Lutherischen Prediger und von dem Religions-Bergleich in Crain. jhltaH Dem Trüber wird zu Jagbacb ein Gehülst im Mir-Amt ungeordnet. Ausbiet-und Verweisung der Jutberiftben Prediger. Die Sandfehafft bittet dafür durch Abgefandten. Kamen der Abgefandten. Der Trüber mufa aua Östain weg und bekommt Dienst im Würtenbergifcben. Anterfcbristt feinea leiden Driefea an die Verordnete in ästain. Die Kudolpbawertber nehmen einen Jutberifcben Prediger an. Derfelbe giebt ihnen einen Anfchtag. d^atholifchcr Pfarrer jagt den Jutbe-rifcben Prediger von der Ranket und Zur Kirchen hinaua. Der vocirte Melissander mufa zuruch bleiben. Špindler wird Superintendens zu Jagbacb. Anzahl der Predicanlen. Mortfcbastung unterfchiedlicher Predicanten. Religions-Vergleich in Sieger, Krndten und Grain. So aber nicht lange Stand hält. Bürger zu Ratlfchach vergreistt fich an einem $athotifchen Geistlichen. Die Stände der dreg Sander fuchen Erledigung ihrer Gravaminum wegen der Religion. Defa Grtz-Herlzoga mündliche Erhläbrung darauf. Mündliche Gegen - Erhläbrung. Defa Ertz-Hertzogs letzte Antwort. Danch- und $efchlufa - Rede der Abgeordneten. Kamen derer, welche den Vergleich unlerfchrieben. (Ecangelifche Abgefandten vergleichen steh zu einer gereisten Ordnung in der Sehr-Art, Zeremonien und andren Mrchen-Gebräuchen (Einfältiges Trauen der Jutberifcben. Der Vergleich wird bald gebrochen. Verbot der Anhörung Sutherifcher Predigten. Die Stände der dreg Sandfchastten befchweren steh darüber beg dem Sands - Fürsten. Sands-^ürstliches Decret darauf. Denen Sändern Erain, Sieger und Härndten wird die Formula Concordiae szur Unterfchreibung Überfan dt. Lelician Trüber wird in Sagbach zum Teutfchen Prediger bestellt. Anmerchung und hurtzer Bericht von Verantastung und Verabfastung der Formulae Concordiae. achbern sowol die Stadt Laybach, als auch das Land mit der Lutherischen Lehr durch den Trüber besamet, und damit so häuffig weit und breit bewachsen war, daß Ihms allein zu viel worden, Alles zu bestrei-ì ten oder zu versehen, haben 1563. bie Herren Verordnete im Jahr 1563 Sebastian™ ihm den Sebastianum Crellium zum SÄ Gehülsten beygesügt. So ist gleichfalls in diesem Jahr all- Zrät. hie zu Laybach bey Leonardo Budina ai,,tl eine Evangelische (oder Lutherische) Schul aufgerichtet, und dem Schulmeister von der löblichen Landschafft eine jährliche Besoldung gereicht worden. , Als nachmals, da Keyser Ferdinand 15 der Erste aus der zeitlichen zu der ewigen Glori erhaben worden, desten Herr Sohn Ertz-Hertzog Carl zu Oesterreich die Regierung in Steyer, Kärndten und Crain angetreten, hat derselbe den Laufs selbiger Lehr zn hemmen und ein starckesGesperr anzulegen angesangen,indem feineDurchleucht sordersamst allen Predicatiteli (oder Lutherisch-Evangelischen Lehrern) zusorderst aber dem Primo Trubern ernstlich aus geboten und das Land versagt, nicht weniger auch die durch offt - gemelkten Trubern aufgebrachte und in Wiudischer Sprache zu Wien gedruckte neue Lutherische Kirchen - Ordnung, ohnangesehn die Landschafft sich sehr dagegen gesetzt aus Lands-Fürstlich-Obrigkeitlicher Authorität cassirt, aufge-haben und bet) hoher Straffe verboten. Es ermüdete dannoch einer löblichen Landschafft Hoffnung annoch nicht, solchen Ertz-Hertzoglichen Ernst und Zorn zu besänfftigen und die würckliche Vollziehung deß hohen Befehls aufzuhalten; gestaltsam erwehnte löbliche Landschafft, damit vielbesagter Trüber noch länger im Lande behalten und gedultet werden mögte, zu Ihrer Hoch-Fürstl. Durchl. etliche Gesandten, um für denselben zu bitten, abgeordnet, nemlich Herrn Johann Joseph Freyherrn zu Eck und Hungerspach, Herrn Dietrichen Freyherrn zu Aursperg, Herrn Pan-erazen Saurer zu Kosiak, Herrn Maximilian von Lamberg zu Rotenbüchl, Lienharden Kren, Rahts-Burgern zu Laybach und Andreen Petschacher, Bürgern zu Stein. Welche aber ein Mehrers nicht als einen zweimonatlichen Termin für den Trubern erbeten. Nach verstrichener sothaner Frist hat er sich mit Weib und Kind, Sack und Pack aus Erain hinweg begeben miiffen, seinen Weg aber ins Würtenbergische genommen, woselbst er aus Recommendation der löblichen Landschafft von selbigem Her-tzog zu der Psarr Derendingen befördert, sein älterer Sohn aber, der gleichfalls Primus hieß, nach wenig Jahren aus die Pfarr Kilberg, so beyde bey Tübingen gelegen, gesetzt worden. An demselben Orl hat der ältere Primus biß aus das 1586 Jahr gelebt und im selbigem Jahr den terren Verordneten in Erain den letzten rieff geschrieben mit dieser eigenhändig also gesetzten Unterschrift : „Primus Trüber, gewesener ordentlich berufen - prmsentirt - und eonsirmirter Thumherr zu Laybach, Pfarrer zu Lack bey Ratschach, zu Tüffer und in S. Bartho-lomme Feld, Eaplan bey S. Maximilian ZU Cilly, Wiudischer Prediger zu Triest und nach der ersten Verfolgung Prediger zu Rotenburg an der Tauber, Pfarrer zu Kempten und Aurach, nachmals Prediger der Ers. Löbl. Landschafft in Erain und in der Grafschaft Görtz zu Rubia zu nach der andren Verfolgung Pfarrer zu Laufen und jetzund zu Derendingen bey Tübingen rc." Im Jahr 1567 ist Gregor Ulaho-witsch von den Bürgern zu Rudolphswerth zum Prediger daselbst angenommen und weil vom Propst und Capitii tel allda ihm weder tu der einen noch in der andren Kirchen die Kantzel »erstattet werden wollen, hat er solches Amt in deß Herrn von Scheuer Behausung ver-: richtet. Derselbe gab den Bürgern die sen Anschlag, daß sie bey der Landschaft um etliche mit Hirse oder Sand angefüllte Säm (ein Säm (oder Saum) ist so viel, was ein Pferd oder Roß tragen kann) als ob es Pulver für die Gleichen wäre anhalten sollten, welche Säme i man besserer Sicherheit halber alldort zu Rudolphswerth in eine Kirchen legen und die Schlüffel darzu der Bürgerschaft einhändigen müsste; durch welches Mittel die Burger mit der Zeit die Kirchen ihren Prädicanten einraumen könnten. Uberdas hat in diesem Jahr die 1 Löbl. Landschaft den Hannfit Weyxler tj Lutherischen Predicatiteli aus Gurck-;j selb recommendirt; welcher von den ,j Bürgern daselbst alsobald ausgenommen worden. Nachdem aber derselbe in der Pfarrkirchen selbiges Orts dem Volck zu predigen sich unterstanden, und : schier alle Einwohner zu seiner Evange-' lischen Religion bekehret hatte, ward er einsmals von dem Stadt-Pfarrern allda Polydoro von Montegnana (welcher auch Ertz-Priester zu Eilly gewest) von der Eantzel gejagt, ja so gar aus der Kirchen vertrieben. Worüber die Gemein dermaffen sich erzürnte, daß sie diesem Pfarrern, daserrn er sich nicht bey gu-: ter Zeit geretirirt, besorglich den Ehor-| Rock ausgeklopft hetten; gestaltsam sie keinen üblen Lust dazu blicken liefen. Als aber Ihre Fürstl. Durchl. den völligen Verlauf vernommen, haben sie den Richter von Gurckseld nebenst zween andren Bürgern, welche den Predican-ten geführt, nach Grätz citiren und alldort arrestiren laffen. An bit 3?er-orbncte in Crain. 1567 Die Ru -dolphswer-ther nehmen einen Lutherischen Prediger Was der ihnen für einen Anschlag gegeben Catholischer Pfarrer jagt den Lutherischen Prediger von der Kantzel und zur Kirchen hinaus. Ser eocitte Meliaean-der muß zu-ruck bleiben. 1569. Špindler wird Superint. jU Laqbach. Anzahl der Predicanteu. 1572. Fortschaffung unterschiedlicher Predi-I'anten. Die der Evangelischen Religion Zugethane in Crain lieffen durch solche Vertreibung vieler ihrer Lehrer ihnen dennoch sobald den Mut, andre an die Stelle zu setzen, nicht vertreiben ; denn nachdem, wie vorgedacht, der Primus Trüber vor zweyen Jahren nemlich 1565, aus Ihrer Hoch-fürstl. Durchl. Ertz-Hertzogs Carl Befehl zum andren Mal das Land geräumt, haben die der Augsburgischen Consession verwandte löbl. Land-Stände denen Herrn Verordneten Ordre ertheilt, sich um einen andren tauglichen Predicanteu zu bewerben. Zu welchem Ende diese an den Evangelischen Superintendenten zu Regensburg, Nicolaum Gallum, ein Schreiben abgehen lassen, welcher ihnen Magistrum Caspa-rum Melisandrum, Professorem zu Lauin-gen vorgeschlagen, und diesen dahin bewegt, daß er samt seinem Weibe und völligen tabe sich aufgemacht von dannen auf die eise nach Crain, und ist am 13. May 1568 zu Regensburg angelangt, hernach aber nicht viel weiter fortgeruckt; sintemal Ihre Fürstl. Durchl. wie Sie solches erfahren, vermittelst einer scharffen Verordnung an die Lands-Obrigkeit inCrain die völlige Herein-Reise ernstlich zuruck getrieben. Nachdem Primus Trüber, Pfarrer zu Derendingen bey Tübingen, in Erfahrung gekommen, daß Sebastianus Crellius, Superintendens zu Laybach, Todes verblichen, hat er Magistrum Christophorum Špindler herein recommendirt, welcher auch diese erledigte Stelle angetreten. In diesem Jahr seynd 24 Evangelische Lehrer im Lande gezehlet worden, so die löbliche Landschafft aus dem Römischen Reich auf eigne Unkosten hat ins Land kommen taffen und mit jährlicher Besoldung unterhalten. Gleichwie aber die Landschafft das Land mit Lutherischen Lehrern zu bepflantzen nicht vergaß, also schlieff man auch gegen-theils nicht, dieselbe wiederum nach und nach auszuwurtzeln. Massen Ihre Fürstl. Durchl. im Jahr 1572 die Lutherische Prediger von Rattmansdorff, Rudolphswerth, Möttling und Gurckseld abermals durch scharffe Befehl-Schreiben abgeschafft. Weil demnach die Lutherische sowol in Steyer und Kärndten als in Crain von denen Catholischen sehr molestiti:, auch zum offtern von Ihrer Fürstlichen Durchl. Selbsten starck biß dahero verfolgt worden, also, daß darüber die Evangelischen Stände den Landsfürstlichen Hof gar offt mit vielen Lamentationen behelligt und doch wenig oder nichts ausgerichtet; Ihre Fürstl. Durchl. aber unterdessen gleichwol wargenommen, daß diese Beschwerungen dem gemeinen Wesen höchst-schädlich fielen, in Erachtung, daß auf denen jährlichen Land-Tagen, da man von Versicherung der Gräntzen wider den Erbfeind und andren der gemeinen Wolfahrt angelegenen Sachen iractiren sollte, mit den Religions-Schwürigkeiten und Beschwernissen viel Zeit verzehrt würde, hingegen die Länder vor Relevir-oder Enthebung ersagter Beschwerden zur Bewilligung hart oder gar nicht zu bewegen gewest, als haben hochgedachte Fürst. Durchl. mit denen aus Steyer, Kärndten und Crain zu diesem Ende auf Grätz erforderten Abgeordneten der Stände einen Religions-Vergleich solcher Gestalt aufgerichtet und beschlossen, daß Ihre Fürstl. Durchl. alle Augsburgische Confeffion-Verwandten, Niemanden ausgeschloffen, in dero Landen wider das Gewiffen derselben in Religions-Sachen hinfüro nicht beschweren, sondern ihnen gleich denen Andren, so Ihrer Durchl. Religion zu-gethan, jederzeit mit Landsfürstlichen Gnaden entgegen gehn, voraus aber ihre Predicanteu (oder Evangelische Lehrer) unangefochten, dem gemäß auch ihre habende Kirchen uneingezogen und den Gottesdienst derselben uneingestellt taffen wollten. Bey welcher Religions - Vergleichung aber Ihre Durchleucht aus Anstifftung der Herren Patrum Societatis Jesu es gleichwol nicht lang haben verbleiben taffen. Wie Sie dann noch in selbigem (1572.) Jahr den Hannsen Gotschwer-tschitsch, welcher bey Ratschach in einem Lust-oder Sommer-Hause predigte, ne-benst zweyen andren Prsedicanten abgeschafft, ungleichen einen Burger daselbst, welcher freventlicher Weise Danielem Slä-de, Vicarium daselbst, indem derselbe am Neuen Jahrs Abend im Chor-Rock mit dem Rauchfaß umgangen, auf öffentlicher Gassen angetastet, zu Laybach auf der Landshauptmanschafft verarrestiren und abstraffen lassen, (f) ycrgtf* in »teOtt ÄSrn&K» und ® De- nicht 6tfW- Burg-r > RatM vergrE. «r«» Geistlich^ (t) Diesr Abstraffung lieft auch dem Bergleich nicht zu widern ; denn der Frevel wird vom Vergleich ausgeschlossen. In nachfolgenden Jahren haben sich dergleichen Strittigkeiten gar offt zugetragen, welche der Religions-Vergleichung so gleich sich geebnet und bequemt, als wie ein krummer und gerader Strich einander gleichen. Wie dann zwo widrige und ereiferte Religionen selten einander lang den Stillstand halten, wann eine derselben beydes im Eyfer und in der Macht oder Gewalt der andren weit vorgehet. ^78 Als Ihre Fürstl. Durchl. wegen fer- *t: ®tih,6i ueren Versorg- und Versicherung der Gren-fc”btMu(to k.en gegen dem Türcken im Jahr 1578 ‘ einen General-Land-Tag und Versamm-OtÄV8tti. lung der drehen Landen Steher, Kärnd-5e9«t bttnuni ten und Crain, wie auch der Fürstlichen %on. Graffschasft Görtz, zu Bruck an der Muer ausschreiben lassen, haben die Abgesandte, bevor sie sich mit einer Haupt-Bewilligung heraus gelasten, Ihrer Fürstl. Durchl. im Namen ihrer Herrn Prmcipalen eineBe-schwer-Schrifft, die Religion betreffend, eingereicht. Ob nun schon Ihre Fürstl. Durchl. mit einer Ableinungs - Schrifft hierüber verfahren und sie gantz beweglich angemahnt, mit Ausstellung solcher Sachen zur Bewilligung gegenwärtigen dero Vortrags zu greiffen, in Betrachtung, daß diese Sache wegen der Türcken Fürbruchs in Kroatien und der Noth-leiden-den Grentz-Soldaten halber, keinen Anstand leiden könnte, haben dennoch die Abgesandte zum offtermalen darwider repli-cirt und vor Erledigung ihrer eingelegten Religions-Beschwernisten zur Bewilligung keines Wegs schreiten wollen. Am 9. Februarii seynd zu Ihrer Fürstl. Durchl. vor derFrüh-Mahlzeit die Herren Abgesandten samt den Städten und Märck-ten, so der Augsburgischen (Eonfestion ZUgethan, in dero Kammer gefordert; da Sie ihnen auf ihre übergebene Religions-Beschwerschrifft in Gegenwart Ihrer Durchl. geheimen Röthen, Herren Georgen Kevenhüllers zu Aichlberg Frey-herrns, Obristen Hofmeisters und Landhauptmanns in Kärndten, Herrn Wolfens Herrn von Stubenberg, Obristen Erb-Schenckens in Steher und Obristen Kämmerers rc., Herrn Hannsen Kobenzels von Prostek, N. O. Kammer - Presiden-tens und Doctor Wolffgangs Schrantzen Kantzlers, Dero Antwort und Erklährung H folgenden Formalien mündlich eröffnet. „Wiewol ich mich gäntzlich versehen, lich- Ihr werdet mit meiner endlichen Erkläh- rung in den Religions Artici gehört. Währung ersättigt und zufrieden sehn. Nichts de- barauf stoweniger, weil Ihr mir noch eine Schrifft überantwortet, so Hab ich meine Meynung Euch abermalen anzeigen wollen und zweifelt mir nicht, Ihr werdet mich recht vernommen haben, nemlich daß ich alles das, was ich und meine Räthe einst zugesagt, die Religions » Pacification, so in Steher Anno 1572 beschlossen, daffel-big Alles der Gebühr nach halten will, und Hab mich nicht zu erinnern, daß ich darwider soll gehandelt haben, ich will solche Pacification gegen euch noch redlich halten, doch daß man sich auch gebührlich verhalte, das Schmähen und Lästeren Eurer Prediger gäntzlich abschaffe, welches ich meines Theils auch thun will, und weil ich mich hievor erklärt habe und noch also erklären thue, daß ich in meiner alten wahren catholischen Religion biß in meine Gruben bleiben will, daß demnach Ich samt den Meinigen in meinem Gewissen auch unbetrübt und unbekümmert gelaffen, und so wenig ich Euch in eurem Gewissen nicht bekümmern und betrüben will, daß Ihr dasselbe Mir und den Meinigen auch nit thuet. Doch behalt ich mir lauter bevor die Disposition in meinen Städten, Märckten und eigentümlichen Gütern nit der Meynung, daß ich die Predicanten und Schulen zu Grätz, Laybach, Klagenfurth und Judenburg will vertreiben, sondern daß Ihr mich und meine Religions-Verwandte mit spöttlichen Worten durch die Predi-eanten und Andre, wie man wol weiß, nit angreiffet und wann man einen auf der Gaffen sieht, ein Spöttl anhencket, welches ich nit leiden will, sondern mau soll brüderlich und christlich von einander reden, Also will ich die Burger auch nit beschweren in ihren Gewissen, wie ich Ihnen dann bißher von der Religion nit ein Hart gekrümmt, das will ich hinfüro auch nit thun, aber, daß sie ihres Gefallens in die Städt und Märckt Predicanten aufnehmen sollen, das kann ich auch nit leiden, aber sie will ich in ihren Gewissen unbekümmert lasten, daraus mögen sie sich wol versehen und was ich Euch zugesagt habe, das will ich treulich halten, dann ich meyn es mit Euch gnädiglich und vätterlich, und stell es gar auf keinen Schrauffen, wie man sagt, wollet derwegen nur zu der Sachen, dar- um man allhier zusammen kommen, für-derlich greiffen und gebenden, wie es den armen Christen auf der Granitz gehet, das versehe ich mich gäutzlich gegen Euch und will auch allzeit euer gnädigster Herr und Lands-Fürst seyn und verbleiben." Nach dieser mündlichen Erbietung best . Ertz-Hertzogs nahmen die Abgesandten in der Tafel-Stuben eine Unterredung vor, und ward folgends auch Umfrage gehalten. Worauf ferner Herr Hanns Friedrich Hofmann Freyherr rc. als Marschalck Ihrer Fürstl. Durchl. von wegen der Stände diese unterthänigste Gegen-Erklährung mündlich angefügt. Mündliche „Tie gehorsame der Lande Ausschuß ErMhrnng. der Augspurgischen Confession zugethan, Ihrer Fürstl. Durchl. allezeit getreue Landleute und Unterthanen haben Euer Fürstl. Durchl. gnädigste und mündliche Erklärung mit höchster Freud an gehöret, und nehmen Gott zu einem Zeugen, daß sie bischero anders nichts gesucht haben, dann daß eine beständige gute Ruhe und Einigkeit zwischen diesen beyden Religionen augerichtet, dieweil sie dann Euer Fürstl. Durchl. jetzige gnädigste mündliche Erklärung anderst nit verstehen können, dann daß es Ihrer der Lande nechst übergebenen schrifftlichen Erklärung nichts durchaus zuwider, sondern eine gnädigste Ratification derselben seye, wiewol sie an Euer Fürstl. Durchl. gnädigsten Wol-meynen hievor nie gezweifelt, allein was sie sich der Mißgönner und unruhigen Leute haben besorgen müssen, so wollt Ihnen doch keines Wegs gebühren in Euer Fürstl. Drl. gnädigste Landsfürstl. Worte einigen Zweiffel zu stellen, banden demnach zuforderst dem Allmächtigen Gott, |! der dieses Ihr langwüriges Seusstzeu und Bitten zu einem solchen gnädigen! und friedlichen End geschidt hat, und dann auch Ihrer Fürstl. Durchl. selbst als ihren gnädigsten Herrn und Lands-Fürsten der so väterlichen Erklärung. Es bedanden sich auch die von Städten und Märdten gar demütigst dieser gnädigsten und väterlichen Erläuterung, daß sie und ihre Mitverwandte nicht weniger als andre in ihrem Gewissen befriedigt und versichert seyn, erbieten sich darauf für sich und ihre Principalen, solches um E. Fürstl. Durchl. derselben geliebte Erben zu ewigen Zeiten ungespahrt Guts und Bluts dandbar- lich zu verdienen. Sie seynd auch erbie-tig mit erster Möglichkeit, Eurer Fürstl. Durchl. gnädigstem Begehren Stat zu thun und zu der Bewilligung zu greiffen, und bitten E. Fürstl. Durchl. unter-thänigst, die wollen uns sämtlich dieser : Augsburgischen Confession Zugethane mit Landsfürstlichen Gnaden jederzeit Ihr lasten besohlen seyn." Ihre Fürstl. Durchl. gaben hierauf mit Wenigem diese gnädigste Antwort: fe“tt „Was ich zugesagt, und wie ich mich Antwort-gegen euch erklährt habe, dem will ich also Nachkommen. Versehe mich gäutzlich, Ihr werdet es auch thun." Auf solches hat Herr Hofmann zum Beschluß nochmals also geredet: „Die Gehorsamste der Lande - Aus- Damk schuß, bitten gleichfalls unterthänigst, Sie wollen denen Personen, welche Aog-ord--^ zwischen Ihrer Fürstl. Durchl. und derselben gehorsamsten und getreuen Landleuten und Unterthanen Uneinigkeit und Mißverstand pflantzen, auch gnädigst keinen Glauben geben; und sie wollen auch jederzeit, da ihnen was Beschwerliches fürfällt, zu Ihrer Fürstl. Durchl. als ihrem gnädigsten Herrn und Landsfürsten, ihre Zuflucht haben." Und weil diese mündliche Tractation aus dem Mund, wie die zu beyden Thei-len gerebt, treulich beschrieben und aufs Papier glaubwürdig gebracht worden: so haben demnach und zu mehret Versicherung künfftigen Gedächtnisses der Sachen die Herren Ausschuß-Augsburgi-scher Confession Zugethane solches Alles abgehört und jedem Lande unter Ihrer eigenen Handschrifft und Pettschafft gleichlautende Concepì zugestellt sub Dato zu Prugg an der Muer, den 9. Febr. An. 1578. Diejenige von den Ständen Augs-burgischer Confession, welche diesen ur-kündlicheu Aussatz und Handlungs-Relation mit eigenhändiger Unterschrifft be-glaubten, waren diese Nachbenannte: Hanß Fridrich Hoffmanu, Freyherr und erkhiester Marschalch rc. i Jörg Freyherr von Herberstein. I! Achatz Freyherr von Thurn rc. Ludwig Ungnadt Freyherr. Frantz von Popendorff. Hanibal Freyherr zu Egkh. Wilhelm von Glcispach. i Frantz von Scheyer zur Ainödt. Michael Rindts Maul. Leonhard Weltzer zu Eberstein. tans von Gallenberg, riedrich von Hallnegkh. Leonhard von Kaidtschach. Niclas Bonom zu Wolffspüchl. GaÜ Freyherr zu Räkhnitz. Victor Weltzer. Erasum von Saurau. Melhisedekh Senus zu Freidenberg. t. Frantz von Neuhaus, aeob Zäch Ritter. Wilhelm von Radtmanstorff zum Weyer. Wilhelm von Gera zu Arnfels. Caspar Mandorffer zu Mandorff. WolffZwigkel. Ferdinand Hoffmanu. P. Freyherr von Thonhausen. L. von Kholnitz rc. Er. Stadler Ritter. Ott von Radtmanstorff zu Sturmberg. Barthlme Kheuenhüller. Maximilian von Lamberg rc. Wilhelm von Rathat der EllterezuNeudaw. Sig. Weltzer von Eberstain. Hanß Fridrich von Trandtmanstorff. Hans von Prangkh. A. von Lenghaim. Maxim, von Khienburg. Joannes von Wilfferstorff. Philip Drexler von Neuhaus. Michael Straspurger. Hans Khemeter. Walthauser Herbsperger. Leonhard Schütter. Leonhardt Khron. Urban Thalman. Balthasar Paniter. Demnechst haben sich die Herren Abgesandte aus Steyer, Kärndten, Crain und aus der Fürstlichen Grafschafft Görtz, soviel Ihrer der Augsburgischen Confeffion ugethan, einhällig verglichen, wie es hin-üro in ihren Kirchen und Schulen in j der Lehr-Art, in Ceremonien und andrer Ordnung sollte gehalten werden. In der Hauptstadt Grätz ist das Mini- j sterium (oder der Kirchendienst und das Predig - Amt) bey einer löblichen Landschafft Kirchen mit einer ziemlichen Anzahl der Personen, als mit Theologen Viertheil-Predigern rc. (oder wie mans Evangelischer Orten etwan nennet mit Generalund Special-Superintendenten) bestellet worden. Und wann auch in diesen dreyen Landen einige dieser Confeffion verwandte Ordinandi vorhanden gewest, hat man sie sonst nirgendswohin, sondern allein auf Grätz zu dem Pastora geschickt, allwo sie nach vorgehendem Examine ordinirt werden müssen. So ist gleichfalls auch am ‘20. dito bey währender dieser Versammlung der Deputaten aus den Ländern Steyer, Kärndten, Crain und Görtz auf vorhergepflogene Berahtschlagung und Gutachten ihrer Theologen die Kirchen- und Schul-Ordnung mit einstimmiger Beschlieffung verabsasst und eingerichtet worden, vermöge welcher diese Länder sich in der Kirchen einerley Ceremonien gebrauchen, auch einerley Schul-Weise beobachten, in Allem aber sich nach dem Würtembergischen Gebrauch reguliren sollten. Hiemit hatte der Schluß dieser Handlung also seine Richtigkeit, und Ihrer Meynung nach die Lutherisch-Evangelische Religion in diesen Ländern nunmehr erst den Fuß recht fest gesetzt. Gestaltsam sie gäntzlich dafür hielten, Sie und ihre Lehrer würden hinfüro von denen Catholischen, ja von Ihrer Fürstl. Durchl. Selbsten unangefochten bleiben, und allenthalben sicher gnug seyn. Welches aber nicht, sondern das Widerspiel darauf erfolgt ist. Denn gleich in dem drauf folgendem Jahr 1579 haben ihre Fürstl. Durchl. den Predicanten in der Stadt Crainburg Bar-tholomaeum Kniffet abgeschafft. Und als sich derselbe auf das unweit davon gelegene Schloß Eck flüchtete, auch daselbst bey Herrn Adam Freyherrn von Eck fortfuhr zu predigen, erfolgte ein scharffer Landsfürstlicher Befehl und ernstliches Verbot an alle daherum gesessene Bauren, wie nicht weniger an tue Bürgerschafft von Crainburg bey Vermeidung Ihrer Fürstl. Durchl. höchster Ungnade und Straffe, ja Ver-lierung der Stadt Freiheiten, ernannten Lehrers Predigten nicht zu besuchen. Dergleichen haben Ihre Fürstl. Drl. dem Richter und Raht zu Rattmansdorff durch zwo strenge Verordnungen auferlegt, deß aus der Stadt daselbst vertriebenen und auf Vigaun entwichenen Lutherischen Lehrers Predigten nicht anzuhören, noch dorthin zur Kirchen zu gehen. Ebener Massen ist denen Bürgern zu Ratschach und Weixelberg der Befehl geschärfft worden, daß sie denen vertriebenen und auf den Landmanns - Gütern Einfältiges Zraura ber Lutherischen. Der Vergleich wirb 6aib gebrochen. Verbot ber Anhörung Lutherisch« predigten. Die Stände der bret) Landschafstm beschweren Jtch darüber bey dem Lands-Fürsten durch ihre Wge-ordnete. Landssürst-lichts Decret darauf. aufgehaltenen durchaus nicht nachwallen sollten, ihre Predigten zu besuchen. Uberdas haben Ihre Fürstl. Durchl. auf Anruffen deß H. Bischoffs von Polla, Venetianischen Gebiets, demHerrn Leonarden von Attimis, Hauptmann zu S. Veit am Pflaum, auferlegt, Einer Löbl. Landschafft in Crain bestellten Praedi-canten am Carst und Histerreich gefänglich einzuziehen. Aus diesen und dergleichen Ursachen hat Eine Löbl. Landschafft daselbst, wie auch die zwo andre Landschafften, Steyer und Kärndten, welche sich nicht weniger wider dem in vorigem Jahr aufgerichteten und geschloffenen Religions-Frieden entgegen sich gewaltsamlich beleidigt zu seyn achteten, ihre Abgesandten, als: Herren Hannsen von Gallenberg zum Gallenstein und Herrn Georg Haller zu der Alben, Fürst. Durchl. Nähte und Verordnete in Crain, nach dem Landsfürstlichem Hof auf Grätz abgefertigt; welche oberwehnte und mehr andre Religions-Beschwerungen Ihrer Fürstl. Durchl. schriftlich übergeben und um Abstellung derselben nn-terthänigst gebeten. Worauf der Ertz-Hertzog denen Herrn Gesandten durch ein Decret andeuten lassen: „Seine Fürstl. Durchl. hetten Einer Ers. Landschafft zweyen Ständen von Herren und Ritterschafft in dem Exercitio Religionis der vorgeloffenen Pruckerischen Pacification zuwidern, im wenigsten Jchtes fürgenommen; daß Sie aber denen von Crainburg, Rattmanns-dorff, Weixelberg und Rattschach vor die Stadt hinaus zu lauffen, und der ausgeschafften Predicanten Gottesdienst zu frequentimi verboten, solches sey in Krafft bewussten Vorbehalts nicht unfüglich be-schehen; welcher unter Andren lauter vermöge, daß Ihrer Fürstl. Durchl. die Disposition der Religion in derselben Städten und Märckten, auch eigenthüm-lichen Herrschafften allerdings allein zustehe und gebühre, mit diesem ausdrücklichem Zusatz, daß ermeldte Städte und Märckte sich insonderheit der fremden Predicanten, so der alten Catholischen Religion zuwider, gäntzlich enthalten sollten; wie es dann auch Jhro Fürstl. Durchl. in allewege noch also zu erhalten und dabey verbleiben zu lasten gedächten. Mit diesem kurtzen Bescheid mussten sie vorlieb und , also unverrichteter Sachen den Ruckweg ; nehmen." Im nachgehendem 1580 Jahr haben Doctor Jacobus Andrese, Propst, Cantzler und Superintendens der Kirchen und hohen Schul zu Tübingen, und Primus Trüber, Pfarrer zu Derendingen ein gedrucktes Exemplar der so getitulirten Formulae Concordiae, das ist, einer Ertönter- und Erklährung etlicher zweifel-hafften Lutherisch-Evangelischen Glaubens-Articul, durch seinen Sohn Magistrum Felician Trüber der löblichen Landschafft überschickt. Besagte Formula ist zu Hinlegung der gleich nach Absterben Lutheri in fünff fürnehmen Glaubens-Puncten unter den Evangelischen selbst entstandenen Miß-hälligkeit und groffen Zwiespalt erstlich in einem Synodo zu Zerbst im Fürstenthum Anhalt von denen alldort versamm-leten Lutherischen Theologen auch hernach 1 von drehen Chur-Fürsten, Pfaltz, Sachsen, Brandenburg, und andren Fürsten, Ständen und Reichs-Städten unterschrieben, folgends aber denen Theologen und Pre-: digern im gantzen Römischen Reich aus der Evangelischen Chur- und Reichs-Fürsten Befehl von obbemetötem Doctoré Jacobo Andreae herumgetragen worden, daß sie von denselben mögte unterschrieben werden, (t) Eben diese Formula Concordiae ward nun auch den Löbl. Ständen in Crain zugesandt, daß sie nicht nur in Crain, sondern auch in Steyer und Kärndten von allen der Augsburgischen Confeffion beypstichtenden Geistlichen, Kirchen- und Schul-Dienern mögte zur Erklährung ihrer Beystimme unterzeichnet werden. Wie dann auch diese Formula aus Crain ungesäumt nach Steyer und Kärndten hin communicirt und um die Unterschrifft inständig angehalten worden. Damals hat obbemeldten Felician Trub ern die löbliche Landschafft allda mit Bewilligung deß Hertzogen von Wirtenberg, als deffen Alumnus er zu Tübingen gewest, nachdem er am 13. und 16. Octobr. zwo Prob-Predigten in der Landschafft-Kirchen zu Laybach gethan, zum Deutschen Prediger daselbst angeli nommen. Die Foimul* Concordi66 wird dell Länder« Crain, Steyer und Kärndten zu unter» schreiben übersandt. 1X> SÄJ* Prediger bestellt. (t) Sitze die Anmercknng am Ende dieses Cap ttels. Anmerckung. von Veranlassung und verabfassung der Formulae Concordiae. Nachdem Lutherus Todes verblichen, hat Philippus Melanchthon in etlichen Puncten , sich ein wenig zu weit auf die Seiten der Zwinglianer geneigt, und als der Chur-Fürst Pfaltz-Graf Friedrich ihn zu Naht gezogen, demselben eine solche Antwort gegeben, die in theils Religions-Puncten mit Luthero mißhällig lautete. Solche Meynungen Philippi schlichen auch etlichen andren Sächsischen Theologen in den Sinn und wurden von nicht wenigen, sonderlich zu Wittenberg und Leipzig, angenommen; daraus dann ein nicht geringer Zwist in der Protestirenden Kirchen sich erhub, sonderlich über den: Punct von der Gegenwart deß Leibes I Christi im H. Abendmahl; darinn es Etliche offent- Etliche heimlich mit den Schweitzerischen Theologen hielten, die übrige aber bey dem Lehr-Satz der Augs-burgischen Confesiion verblieben. Weil nun solches bey den Römisch-Catholischen Verdacht und Reden erweckte, als ob die Lutheraner anderst lehreten, weder ihre Anno 1530 dem Römischen Keyser Carolo V. zu Augsburg vorgetragene Glaubens-Bekenntniß vermogte, auch sonst in etlichen Lutherischen Ländern bevorab in den Sächsischen grossi Verwirrung, Unruh und Zwietracht erwuchs; trachteten die Evangelischen Stände dahin, wie solchem Unwesen abgeholffen werden mögte. Und ward im Jahr 1558 auf dem Churfürsten - Tage zu Franckfurt am Mayn bey solcher Gelegenheit einstimmig geurtheilt, man müsste daran seyn, daß zu Hinlegung oder Vergleichung sothaner , Ungleichsinnigkeit, Irrungen und Späne ! eine absonderliche gemeine Zusammen- ' kunfft gehalten würde. Nach sothaner Franckfurtischer Beraht-schlagung erfolgte eine andre Zusammen-kunfft sürnehmer Personen zu Naumburg, da man gleichfalls sich deßwegen unterredete. Unterdessen starb Melanchthon im Jahr 1560. Worauf Churfürst Pfaltz-Graf Friedrich und Hertzog Johann Friedrich zu Sachsen durch ihre beyderseits Theologen zu Heidelberg eine Unterredung halten liessen. Und weil kein Theil dem Mdren zustimmen wollte, schaffte Churfürst Friedrich die Lutherische Lehre in seinem Lande ab, und führte die Calvinische (oder reformirte) ein. Diese reformirte gewann folgends auch i in Sachsen noch mehr Wolgönner unter den Theologen, doch also, daß sie sich mit ; den Lippen zur Lutherischen Religion be-i kenneten, im Hertzen aber Zwinglisch waren; absonderlich die zu Leipzig und Wittenberg. Welche letztere auch einen neuen Catechismum ohne Ersuchung deß Chur-fürstens von Sachsen heraus gaben, welcher von Vielen, als ob er dem Lutherischen entgegen lehrte, widerlegt, von den Wittenbergern aber vertheidigt ward. Der Churfürst wünschte solchen Streit aufzuheben und Einigkeit zu stifften; forderte derhalben seine Theologen im Jahr 1571 nach Dresden, und befahl, daß sie Ihm ihre Bekenntniß vom H. Nachtmal 1 thun sollten. Aber die verdächtige schminck-ten sich mit scheinheiligen Worten und mufften dieselbe so zu setzen, daß man ihre verborgene Meynung nicht klar noch handgreifflich daraus haben kunnte. Gleich darauf kam auf der Hohen-Schul zu Wittenberg eine Exegesis Controversiae de Coena &c. (das ist, „Eine Erklähr-und Erörterung der Strittigkeit vom H. Abendmal") ans Licht, darinn offenbarüch gut Calvinisch gelehrt ward. Diesem nach schrieb Churfürst Augustus im Jahr 1574 eine andre Versammlung nach Torgau aus und ließ gewisse Articuln aufsetzen, darauf alle beruffene Theologi mit Ja oder Nein aufrichtig herausgehn sollten, damit ein Mal der Fuchs zum Loch Herausgetrieben worden mögte. Selbige Articuln zu Torgau waren zwar an etlichen Orten nicht allerdings richtig, sondern gekünstelt, und denen Cal-; vinisten (wie man sie damals nennte) zum ! Vortheil sehr bequem, ohnangesehn an-I fangs auch die Allerscharffsichtigste Luthe-j raner solches nicht sobald in acht nahmen. Gestaltsam alle anwesende Theologen dieselbe unterschrieben, auch strgat diejenige, welche bischero anders gesinnet gewest ; aus benommen die Wittenberger, welche nicht dran wollten, auch deßwegen von Torgau nach Leipzig in Verwahrung geführt wurden ; nicht aber darum, daß sie Calvinisch lehreten, sondern daß sie sich für Lutherisch ausgegeben und sowol den Churfürsten als die Evangelische Gemein mit ihrer Heucheley betrogen hatten. Bald aber hernach ließ man sie los, ausbenommen Peucerus, ein Medicus und Eydam Me-1 lanchthonis, und ein Rechtsgelehrter Namens Cracovius, wie auch Johannes Stöf-felius, Superintendens zu Pirnau, welche aus wigtigen Ursachen ins Gefängniß gelegt wurden. Jedoch wurden die Andren gleich» tool ihrer Dienste und Aemter entsetzt. Der Chursürst selbst pflegte endlich Rahts, wie man aufs stigliaste zur Eintracht und Einmütigkeit gelangen mögte, setzte derhalben im Jahr 1576 den Theologis wiederum einen Convent an zu Liechtenberg an der Elbe. Die Theologi ricthen zuforderst, daß man deß Philippi Corpus Doctrinae für keine Richtschnur halten müsse, sondern mehr zu diesem Werck verschriebene Theologi in Gegenwart der Fürsten von allen den Streit-Sätzen ein Urtheil fällen sollten. Insonderheit hat Hiebet) der Fürst von Henneberg Georg Ernst viel gethan; sintemal derselbe dem Churfürsten nicht allein zur Beförderung der Einhälligkeit gereihten, sondern auch nachmals auf dem Beylager deß Hertzogs von Würtenberg zu Stuttgard etliche Fürsten dazu beredet, indem dieser alter Herr sich vernehmen ließ, es wäre unter den Evangelischen Theologen keine Verträglichkeit noch Friede zu hoffen, bevor die Jrrthümer recht angezeigt und verworffen würden. Solches redete Er in Gegenwart zweyer Würten-bergischer Theologen und deß Hof-Predigers von Baden, int gleichen deß Hen-nebergischen Hof-Predigers. Mit diesen Predigern stelleten die anwesende Fürsten es in Raht, und ward hernach den zweyen Würtenbergern Theologis , Doct. Lucae Osiandro und M. Balthasari Bidenhachio ausgetragen, eine Schrifft aufzusetzen, darinn die rechtgläubige Lehr-Sätze vorgestellt, die irrige aber widerlegt würden. Nachdem solche Schrifft verfasst war, mussten auf der Fürsten Befehl zween Würtenbergische, zween Hennebergische Geistliche, nebst einem, den der Marchgraf von Baden geschickt, zu M a u 1 b r u n n zusammen kommen, vorberührte Schrifft mit Fleiß durchlesen, toolbetrachten und einiger Orten, da es vonnöthen schien, verbessern. Diese also durchgesehene und verbesserte Schrifft hat gedachter Fürst zu Henneberg am 9. Februarii 1576 an Chur-Fürsten Augustum zu Sachsen geschickt. An welchen auch D. Jacohus Andreae damals sein Bedencken überschickte, welcher Gestalt zwischen den Kirchen Augsburgischer Con-j feffion eine beständige Eintracht ' mögte lj anzustellen und zu treffen seyn. Da nun der Churfürst daraus ersähe, daß sothane Ihm zu gesandte Bedencken seiner zu Liechtenberg versammleten THeo: logen Meynung nicht entgegen wären, auch noch etlicher Fürsten sowol aus Nider - Sachsen, als Ober - Deutschland Consilia dazu kamen, flettete Er nachmals eine neue Zusammenkunfft an zu Torgau und zwar noch gleich desselbigen 1576 Jahrs, uud berieff, wie Ihm Landgraf Wilhelm von Hessen gerahten hatte, überdas noch dazu unterschiedlicher ausländischer Fürsten Theologos, als: deß Hertzogs von Braunschweig, deß von Mechlenburg und deß von Würtenberg seine, unter welchen auch der D. Jacohus Andreae Einer war. Nachdem dieselbe sich allesämtlich eingestellt, ließ Er ihnen das Liechtenber gifche Consilium und den Würtenbergischen Aufsatz, wie auch andrer Fürsten Bedencken zu guter Bereiffung vorlegen und begehrte darüber ihre Meynung zu vernehmen. Sie gehorchten sothanem gnädigstem Befehl, und sprachen zwar den Würten-bergifchen Aufsatz durchgehends recht und gut; weil es ihnen aber für eine so hochwichtige Sache garzukurtz schien; verfertigten sie euren neuen ausführlichen doch bähet) nervösen. Dasselbe ward anfangs Declaratio controversorum Articulorum (oder Erklährung der strittigen Lehr» Stücke) getitulirt, nachmals aber Formula Concordiae, wiewol von etlichen auch Liber Torgensis. Ist hernach von vielen Fürsten, Grafen, Freyherren, Städten und Theologen, imgleichen von acht tausend Kirchen unterschrieben, von theils Andren aber aus gewissen, wiewol nur politischen und nicht theologischen Ursachen (denn in den Lehr-Stücken waren sie miteinander einig) nicht unterzeichnet worden. Und diß ist die Formula, so man unter andren auch denen dreyen Landen Crain, Steyer und Kärndten zu unterschreiben angetragen. a) a) Vid. Leonardi Butteri Concordiam Concordem s. Librum de Origine & Progressu Libri Concordiae c. XI. Cui addi possent Sal. Gesnerus, Chri-tian. MaPhiae in Theatro p 102 & seqq. nec non D. Musaei Praelectiones in Por , ul. Concordiae ; & alii premulti. Das X. Eapitiel. Von einer Klag-Schufst wider Ertz-Hertzog Carln, wie auch von Frischlini Schul-Rectorat zu Laybach und dessen endlichem Fall. Die dreg Mnder Sieger, Iiirnüien und Grain geben wider den Grtr - Hertrog Ö^arln auf dem Aeichs-Tage Zn Augsburg eine Hlag-Schrifft ein. Frischlinus wird Schul-Aector Zu Jagbach. Womit derfelbe etliche Gdetteuie offen diri habe. Welche in öffentlich darum verklagen. Mefswegen er nach Janbacb ge-ogen. Er wird vor den Erainerifchen Abgefandten verklagt. Und feines Kectorats ent-laffnt. Don der Urfack des Zorns der Aeichs-Mterfchafft wider Frischlinum. Zeine eigene Gntfchuldigung dagegen. Antwort-Schreiben der Schul-Infpectoren au Jagbach auf defs Frischlini Danck und Dalet-Schreiben. Das Testimonium, fo ihm aus Erain mitgegeben worden. Sein Carmen auf den EirknitZer See. Ptiuegeri Nerichi, warum Frischlinus nur Lwey Jahr in Erain geblieben. Frischlini Gefängnifs. Sein jämmerlicher Todes-Lall. Alag-Nerfe eines Doeten über fotha-nem I}ail. Seine Grab-Stäte. Maicleri Derfc über die Kofen auf feinem Grabe. 1582. Länder te**1 dem fr. $tao= 'Nt ei« ls man schrieb 1582, fertigten I die drey Landschafften Steyer, , Kärndten und Crain ihre Ge-' sandten ab nach Augsburg auf TE den Reichs-Tag und liessen sich öer Römisch - Keyserlichen bSW Majestät, wie auch bey denen der Augsburgischen Confeffion Beyfall gebenden Chur-Fürsten, Fürsten und Ständen deß Römischen Reichs durch eine Beschwer-Schrifft höchlich be- ' Nagen über Ertz-Hertzog Carln zu Oesterreich, Ihren gnädigsten Herrn und Lands-Fürsten, daß Er sie in Religions-Sachen sehr beschwerte, ihre Prediger, Kirchen- und Schul-Lehrer ohne Ruh ver- il folgte und gar vertriebe. Bey selbigem Reichs-Tage haben die. aus Steyer und Crain sich det Formulae Concordiae einverleiben lassen, auch denen Pfältzisch-und Würtenbergi scheu Richten ihre Unterschrifften übergeben. Eben in jetzt angezeigtem Jahr hat Hertzog Ludwig von Würtenberg den Nicodemum Frischlinum, Historiarum und Poeseos Professorem publ. & ordinar, auf der hohen Schul zu Tübingen nach Laybach geschickt, allda er zum Schul-Rectorat befördert worden, nachdem derselbe im Jahr 1576 von Römisch -Key-fetlicher Majestet ans dem Reichs-Tage zn Regensburg den Poeten -Krantz samt einem güldnem Gürtel empfangen hatte. Solche Wegfertigung dieses gelehrten Manns war nicht allein der Laybachi-schen Schul-Iugend zum Wachsthum in der Erudition, sondern ihm auch selb-sten zum Besten von dem Hertzog ver--meynt, damit nemlich derselbe dem Zorn deß Würtenbergischen Adels mit guter Manier ans den Augen käme. Denn als er im Jahr 1578 deß Viigilii Georgica oder Bücher von dem Feldbau und Baurenwesen seinen Zuhörern gelesen, zum Eingänge aber eine Oration von dem Landleben und von den uralten Bauten gehalten, hatte er unter andren auch die Laster einiger Edelleute in zweyen Blätern berührt, indem er dieselbe den adlichen Tugenden der ural- Frischfl-nus wird Schul-Rector zu Laqbach. Womit derselbe etliche Edelleute offenditi habe. Welche ihn öffentlich darum ver-klazen. : ; Weswegen er nach Laybach zieht. Tr wird von dreyen Reichs -Ritter-schafften vor den Traineri-ichen Abgesandten verklagt. Und seines Dienstes erlaffen. teil Bauren entgegen gesetzt, damit die adliche Jugend, deren er damals eine grosse Anzahl in seiner Instruction hatte, zur Zucht und Tugend angereitzt und von solchen Lastern, welche sonst denen von Adel in der Gefährtschafft wie der 'schatten dem Sonnen-Schein zu seyn pflegen, mit allem Ernst abgeschrecket würde, welche Oration er auch hernach in öffentlichen Druck herausgegeben; war er bald darauf von zwo Würtenbergischen Adels-Personen zu Tübingen mit öffentlicher Beschuldigung angetastet, als hette er mit derselben Oration den gantzen Adel ehren-rüh-rig angegriffen und einen Pasquill wider selbigen ausgehen lassen. Gleichwie er nicht weniger auch auf Anstifftung dieser Beyden von dem gestimmten Würten-bergischem Hof-Adel vor dem Hertzog selb-sten verklagt und dann auch von ausländischen Edelleuten schrifftlich angefochten worden. Damit er nun diesen Ungelegenheiten entgehen mögte, hat er sich, wie allererst gedacht ist, im 158*2. Jahr mit Berwilligung deß Hertzogs von Würten-berg nacher Laybach begeben, da man ihn alsofort zum Schul-Rectorn angenommen. Nachdem aber in diesem Jahr die drey Länder Steher, Kärndten und Crain ihre Abgesandte zu ersagtem Augsbur-gischem Reichstage abgeordnet, hat die allda versammlete Reichs - Ritterschafft der dreyen Kreyse, nemlich deß Fräncki-schen, Schwäbischen und Rheinischen, bey den Herren Abgesandten aus Crain wider ihn, Frischlinurn, nicht allein mündlich geklagt, sondern auch eine schrifftliche unter ihren eigenen Handschrifften und Pet-tschaffen gefertigte Beschwerschrifft an die gesammte löbliche Land-Stände (war da-tirt Augsburg am 3. September 1582.) abgehen taffen und um dessen Dienst-Entsetzung angehalten. Eine löbliche Landschafft hat zuforderst seinen Gegen-Bericht und Ableinung vernommen und soviel daraus vermerckt, es müste der löbliche Reichs-Adel nur von etlichen seinen Ubelgönnern übel berichtet seyn; Massen die Herren Verordnete ihn auch deßwegen aufs beste entschuldiget haben. Weil aber die widrige Meynung dem Reichs-Adel vorher allzu tieff eingedruckt war und sich damit nicht vergnügen lassen noch schwinden wollte, ward er endlich im Jahr 1584 seines Dienstes erlaffen und begab sich unter deß Hertzos von Würtenberg Protection. * * * Anmerckunff. [Frischlinus war in der Gelehrtheit weit vortrefflicher als in der Höflichkeit und Fürsichtigkeit, also daß er manchesmal gar zu scharffdie Fehler der Fürnehmen an-griff, welche doch mit keiner Hechel noch mit spitzigen Dorn-Stacheln wollen geritzt und verwundt, sondern mit weicher Wolle und seidnen Tüchern auss gelindeste berührt seyn. Wer ansehnlicher Leute Gebrechen straffen und andre dafür warnen will, muß die Zunge und Feder also führen und regieren, daß es nicht das Ansehen gewinne, ob habe er ihm fürgesetzt sie zu schimpfen und öffentlich ohne NotH Bescheidenheit und Mässigung zu beschämen. Die Warheit ist eine Speise, so man weder in Leistendem Essig noch in herben Wermut zarten Ohren vorsetzen, sondern mit Freundlichkeit und Erklährung würtzen muß, so der Erinnerte einen Appetit dazu gewinnen und sein erkrancktes Gemüt dieselbe ohne Eckel zu seiner Genesung gemessen soll. Eine satirische Lauge wird nicht selten mit Blut vergolten zumal von so empfindlichen Personen, denen ein Spott-Wort weher thut als eine Wunde. Uberdas soll sich derselbe in seinen Sitten ernsthafft und exemplarisch auch zum tadeln, schelten und honen ungeneigt, ja gantz ungewohnt erzeigen, der andren Leuten bevorab edlen ihre Unsitt-samkeit verweisen will. Die Aergernissen weichen dem keinen Fuß-breit aus der Stelle, der Selber ärgerlich wandelt oder schreibt. Weil nun der gelehrte Frischlinus die Tugend der Moderation sowol im Reden als Schreiben nicht allstets bey sich, sondern bißweilen ziemlich weit von sich und seine frische Gemüts - Regungen dann und wann über die Schrancken der Grämtet und Ernsthafftigkeit schweiffen lassen, hat man nachmals das jenige, was er aus einem guten Eyfer über die unter dem Adel bißweilen vorgehende Unordnung vorgebracht, für gut nicht erkennen wollen, noch einer Tugend-und Erbauungs-Lust, sondern einer Schmäh, - Schimpff - und Hohn-Sucht zugerechnet und starck gearg-wohnet, der jenige könnte schwerlich gai ver tiri ad) de» Zorns der Ritter- . schafft Der ves. Frischh' nutn. durch einen tugendhaften Eyfer getrieben werden, an Andren die Laster mit einem so glühendem Eyfer gleichsam brand zu märcken und ihrem Gerücht oder Reputation durch öffentlichen Druck gleichsam ein Brand-Zeichen an die Stirn zu setzen, der Selber seinen Wandel mit der Tugend nicht allezeit gar zu fest verknüpft hielte, und daß ein Solcher nicht wol anders, als aus purlauterem Tadel-Juck auf die Fehler der Edelleute gestochen hette, der aus Tadel- und Stachel-Worte seine Scharffsinnigkeit zu spitzen gewohnt wäre. Solcher Argwohn hat Zweisels ohu den Adel so sehr wider diesen stattlichen Kopff erhitzt, daß keine Entschuldigung noch Fürworte der Herren Verordnten in Crain das Rach-Feuer der Entzündeten und durch neidische Verhetz« noch mehr entbrannten Edlen und sreyer Reichs-Ritterschaft leschen können. Da dennoch dem hohen und Ruhm-leuchtendem Adel die Bergeß- oder Verzeihung viel rühmlicher als die Rache hette seyn, und die Verachtung deß vermeyntlich erlittenen Schimpfs, zum Zeugniß der Großmütigkeit er-spriessen können; wie unter den alten heidnischen Fürsten dergleichen Generositet ge-meinlich über schimpfliche Worte oder schar-ffe Verweis-Reden zu triumphiren pflegte. Julius Caesar und Augustus haben sich unstrittig in weit höherm Stande als der Adel befunden, und doch nicht leicht wider die Hechel ihrer Conduicte oder Lebens-Manier ein Schwert gezuckt, noch Jemanden, der mit blossen Straff-Worten ihren Wandel verkleinert hatte, zu stürtzen gesucht. Viel weniger sollten christliche Ca-valliers eine so helle Rach-Flamme bey sich aufsteigen lassen, da solche hochbezepterte heidnische Monarchen um solcher Sache willen nicht einmal ein Füncklein der Rache oder Zorn-Hitze von sich geworfen. Hetten die von Adel dem Frischlin zur Straffe einen Frischling, will sagen, ein junges schwartz Wild und guten Ey-mer Weins geschickt für seine (vielleicht Mit allzu vielen Essig gemischte) Dinten, an stat dessen, daß sie ihn biß ins Verderben verfolgt haben, sollte ihnen mehr Ehre, und ihrer Großmütigkeit ein unver-welcklicher Lorbeer daraus erwachsen seyn,' welchen vielleicht Er, Frischlinus, selbst. ttsit umgekehrter Feder am ersten ge-Pslantzt hette. So ungemeiner Geschicklichkeit muß man gemeinem Nutzen zu Liebe einen oder andren Unfug verzeihen. Wann man Steine unter den Haussen wirft, so bekennet sich der jenige getroffen, der da schreyet. Und der auf eine Straff-Schrift, die keine gewisse Personen meldet, sich empfindlich rühret, er-klährt sich derselben unterwürfig und fähig zu seyn. Dann es hat doch gleichwol, wie oben der Haupt-Author beglaubt, so fürneh-mer Personen, nemlich der Herren Ver-ordneten in Crain, hochverständiges Ur-theil, von dem Laster der Beschimpff- oder Schmähung alles Adels ihn ledig, hingegen die ihm geschehene Aufbürdung solcher Injurien für eine blosse Zumutung und verkehrte Auslegung seiner Mißgönner ermessen, welche dem Reichs-Adel seine Meynung mit falscher Neid-Farbe vor-gemahlt und derselben eine häßliche Mißgestalt angebildet. Zu dem erstehet ein jedwedes billiges und vernünftiges Auge aus der Oration, die er wider seinen Angeber den Vaga-nerum drucken lassen, gnugsam, daß man ihm seine Worte mißgedeutet und auf gewisse Personen gezogen, was er ohne Bezielung einiger sonderbarer Personen geredt und geschrieben, auch gleichfalls solche Reden, welche, wie die Vernunft lehret, einig allein von denen verstanden werden müffen, welche mit den gescholtenen Lastern behaftet seynd, keines Weges aber durchgehends von Allen, die deß Standes seynd, der freyen Reichs-Ritterschaft auf solche verleumderische Art und Weise vorgetragen, als ob der Mann den ganzen Adel damit berufet und geschmähet hette. Denn solches geben unter andren diese seine Lateinische Verantwortungs-Zeilen deutlich genug zu erkennen. „Quod si fuerint aliqui, qui nomi- Seme tigenc na istorum, quos culpo, scire ex me cupiant, praesertim eorum, qui se ita dagegen, mancipàrint Sathanae, ut neque cubi-tura eant: neque cubitu surgant, neque alter alterum salutet, nisi interposito Cacodaemonis nomine, his ego ita responsum volo. Quia ego vitia magis quàm personas reprehendo: & quia haec portenta hominum, neque nomino, neque digna esse censeo, quorum nomina ad ullum posteritatis memoriam literis rransmitantur : idcirco ab alio quovis quàm à me istud per- 60* quirant. Si enim Ephesii edicto caverunt, ne quis eum hominem nominaret, qui celeberrimum Dianae templum suis manibus incenderat : ut ea re aliquam nominis immortalitatem consequeretur : multò minus isti Cyclopes nominativa in li teras referendi erunt: qui à CHRISTO, in cujus nomen sunt baptizati, ita se averterunt : ut malint esse filii diaboli: quàm servatoris sui CHRISTI : larvae potius hominum , quàm homines, & qui ipso facto & omnium hominum sermonibus, non meo scripto existunt infames. Venio ad tertium scelus, quo impulsu quidam Centauri, in suos subditos grassantur, & quorum vim debuerant defendere, illis ipsimet vim inferunt, adeò ut saepe numero cives tam suos, quàm aliorum interficiant. Quin etiam praedantur in viis et latrocinantur: & facta conspiratione catenaria, seu potius Catilinaria, noxas aliorum, vi armata & belica, mutuis operis tueri ac defendere conantur. In hos gravem fert justamque sententiam Erasmus Rote rodamus in eo libro, quem de Institutione Christiani matrimonii, ad Catharinam Angliae Reginam scripsit. Sed quid prohibet integrum locum huc aponere : ut videas, pie Lector, quàm meus & Terentii animus, cum Erasmi verbis ac mente congruat. : Nunc, inquid, apud nonnullas nationes inane nobilitatis nomen, impunitatem , adfert scelerum. Etenim si pyraticam, aut latrocinium exerceat plebejus, in rotam subigitur : si eques, aut qui minimum nobilitatis fingere possit: et j si quam habet turriculam, latronum speluncam, bellum appellatur : quod aliquoties indicit is, qui pedem ubi ponat non habet. Unde talibus jus indicendi bellum ? unde jus belli simulati praetextu, in publicis viis, in alienis ditionibus spoliare quoslibet?“ „Quoties ad aleam, scortationes, potationes, deest pecunia, ad bellum confugitur, et hostis est, quisquis habet, aliquid ad praedam idoneum. Principes ac Caesar optime mereretur de rebus mortalium : si talia portenta tolleret è medio cum suis equis et turribus : nec sineret illis, in facinore deprehensis, in aliud prodesse generis titulum, nisi ut velut eminentes in alti-ore m rotam tollerentur. 0 parentum dementiam : qui putant rectius consultum filiae, si tali equiti nupserit, quàm si bono agricolae, aut perito fabro. Haec Erasmus : et ego ex Erasmo ad verbum. Quae igitur tua M. Vaganere, pervicacia est? quae tam effrenata et immanis mentiendi libido? quòd decies affirmare audes, à me scriptum esse, & quidem è proprio scrinio pectoris, quod omnes nobiles : omnes, inquam, nobiles, boni juxta ac mali, absque omni jure juditioque, sine omni exceptione in rotas sint tollendi: quandoquidem illi prae aliis eminere cupiant. “ Aus obigerErzehlung nun unsers Herrn Hauptàtboris erkennet man foroof als aus deß Frisclfiini Schrifften, daß er nicht über zwey Jahre in Crain verblieben; wiewol die löbl. Stände sich seines rühmlichen Fleisses in Unterrichtung der studi-renden Jugend gerne länger bedient (jetten, daferrn nicht bey gemeldter freyen Reichs-Ritterschafft deßwegen eine üble Empfindung wäre zu besorgen gewest. Wie ungern man aber ihn gelassen, kann man gnugsam aus diesem Lateinischem Schreiben vermerckeu, womit die Schul »Inspectores seiner dancksagendem Valet-Feder geantwortet. Jt’obili, & Glarissimo Viro D. Nicodemo Frisclilino, Poetae Laureato, Comiti Palat. Cae-sareo &c. Amico observando, Gratiam et Benedictionem à DEO Patre, per JESUM Christum. Legimus scriptum tuum, Vir clarissime, amice honorande : quó nobis humaniter valedicis, atque pro officiis nostris quibuscunque, tibi, tuaeq; familiae praestitis, tàm officiose gratias agis. Quae utinam tanta fuissent, quanta tu ea praedicas: quantisque tu pro excellenti tua eruditione dignus eras. Sanò, non defuit animus, neque adhuc etiamnum nobis deest, de te tuisque bene merendi. Quod si voluntati promptae non semper eventus respondit, virium nostrarum defectui id Anlworr Schreib/". 6=rSf; Inspec‘ri m aut »=* i IS“' Solet' S-hr-lbtN' ss? adscribendum censebis. Nec minus humaniter nos vi cis sim tibi quoque gratias agimus, pro officiis, et beneficiis tuis, praeterito isto biennio, quo nobiscum vixisti, in nos collatis: quaeque etiam porrò nobis, liberisq; & cognatis nostris, atque omnibus Carniolanis, tam liberaliter polliceris, sedulo operam daturi, ne in homines ingratos, ea benefacta contulisse videaris. Si qua forte offensa à nostra quoque parte intervenisset (cum de nulla tamen nobis constet) similiter & nos amicò eam deprecamur. Certo etiam crede, nihil quicquam nobis gratius evenire potuisse, quàm si diutius nobiscum manere, & pro singulari acrara tua eruditione (quam meritò praedicamus & suspicimus) juventutem nostram informare voluisses. Quia vero res tuae aliter ferunt, atque omnino abire certum est : piis votis DEUM oramus, ut te cum familia, custodia sanctorum angelorum munitum, salvum, & incolumem deducat: atque omnes tuos conatus et labores, per Spiritum S. Sanctum, ad sui nominis gloriam, et Reipublicae literariae emolumentum, dirigat, gubernet, promoveat. Dolemus etiam quam fecisti jacturam rei familiaris: ac fontem omnis boni rogamus, ut damnum istud (quod ipsi facile est) maximo cum fcenore resarciat: nec dubitamus, si Dominos proceres tempestive compellares, quin istam jacturam aliquo modo essent sublevaturi. Tandem optamus, cum nunc in his terris divelamur : ut Deus olim nos omnes de-nuò laetos conjungat, et malis omnibus perfunctos, in coelesti patria, felices, ac beatos per Christum desum perpetuò faciat. Amen. Vale. Labaci 9. Augusti Anno 84. JV. Jmpectores SoTiolce Jllmtrium Gamioloc procerum J!cibaci. Uberdas ist er von dem Herrn Lands-hauptmann dem Grafen von Thurn und etlichen Herren Berordneten mit folgendem Lob-schreibendem Zeugnis; seines, der edlen und bürgerlichen Schul-Iuaend rühmlichst Vorgestandenen Fleisfes beehret worden. Nos infra scripti, Wolfgangus Comes et Liber Dominus à Turri, et 8. Cruce, Haereditarius Curiae Carniolanae et Scla-vonic® Magister, et Arehimarschalcus Comitatus Gforitiae, Sacr. Caesareae Ma- jestati, et Serenissimo Archi duci Carolo, à consiliis: Administrator Ducatus Car-niolani: et nos Carniolae statuum Quadrumviri : testamur, ac notum facimus omnibus, quòd nobilis ac clarissimus vir, Nicodemus Frischlinus Poeta laureatus, et Comes Palatinus Caesareus, post impetratam nostris precibus voluntatem, et permissum Illustrissimi Principis, ac Domini, Domini Ludovici, Ducis Wür-tenbergensis et Teccensis, Comitis Mom-peligardici etc. totum biennium apud nos studia generosae, et civicae juventutis moderatus sit, ac munus Rectoris, in schola illustrium procerum, Lubeanae sic praeclare, fideliterque administraverit: vitam quoque adeo honestam, et decentem gesserit, atque ita sedulum in suo officio se exhibuerit: ut Carniolani proceres hac illius opera, non modo semper fuerint, atque etiamnum sint, quàm optime contenti: sed etiam eadem opera, si modo res illius tulissent, porro quoque ad Juventutem suam recte instituendam, libentissime, ^benevolentissime fuissent usuri: Cogitantes apud se, quàm divina in isto viro sit doctrina, et quàm pervagata fama quantaque industria, et quanta in docendo dexteritas. Quoniam vero occasiones ejus non ferunt, ut diutius nobiscum,(quod certe nobis optatissimum evenisset) conversari velit: et quoniam ob causas ä se commemoratas, dimissionem à nobis petivit, nosque oravit; ut pro more aliàs solito, testimonium vitae apud nos actae ei impertiremus: nos certe, qui ob praeclara illius de nobis, li-berisque nostris merita, jam ante ultro parati sumus, commodaipsius magis promovere, quàm quoquo modo impedire: rem justam ei denegare ueque potuimus, neque voluimus. Quapropter totius provinciae nomine, omnes homines, cujus-cunque sint status, et dignitatis maximo-perè oramus, ut hunc Nicodemum Fri-schlinum, occassione quacunque oblata, omnibus in rebus justis, et aequis, quas ille instituerit, tum propter vitam illius, tam honeste apud nos actam, tum etiam nomine totius hujus provinciae, sibi cie -menter, et benignò commendatum habere velint. Id quod nos, nostraque provincia, de omnibus, et singulis , pro cu- juscunque dignitate, et honore, vicissim promereri sedulo conabimur. In cujus rei stabilimentum, nos literas hasce D. Ni-codemo Frischlino, nostrarum manuum subscriptionibus, et gentilitiis, sigilis nomine totius provinciae confirmare voluimus. Quod factum est Labaci 12. die Augusti, An. 84. Wolfgangus Gomes, é Jarro à Gfurri, Administrator ducatus Garniolice. Jliartinws Sollus, à Gallenstein, Joseph. Jlordax, nomine alsentiwm, é suo. Es hat dieser gelehrte Mann und glückselige Poet, die Wunder-Eigenschafften deß berühmten Zircknitzer Sees, von dem oben in dem Buch der Natur-Rariteten ausführlich gehandelt worden, in einem schönem ©ria Carme Carmine gar net beschrieben. Welches weil ££ 4lt m*!t es nicht übrig lang an diesem Ort erklingen soll und samt der Uberschrifft also lautet: Ghe Jsacu Gircnitio, ad Gasparem Godescheium, Cirknitianum. Quid Deli Inopum, quid reflua flumina Nili MirerPCircnicium miror, amice, lacum. Ille lacus, vasti quem cingunt undiq; montes, Nec fontem, nechabetostia, more lacus : Sed sursum fluit è terra, refluitq ; deorsum: Perque suas certasitquereditque vices. Nam cava suptus aquam stagnantem terra resorbet : Cum nova purpurei tempora veris eunt. Tunc emersa virent stagnanti è flumine prata : Seque novo viridis gramine vestit ager. Tunc pinguem agricolae proscindunt vomere glebam: Inque lacus gremio semina jacta tegunt. Hinc foenoque casas, et messibus horrea complent : Hinc cum ervo et milio, pisa fa-basque legunt. Vidi ego triticea terram flavescere arista ; Quae nuper densis tecta latebat aquis. Vidi ruricolam curvos tractare bidentes. Qua nuper remos duxerat ille via, Cùm vero Autumni succedunt frigora messi : Mox eädem absorptas terra refundit aquas. Tum subito erumpunt, velut è siphonibus undae, Et longae complent vallis utrumque latus. Emergunt simul occulto cum flumine pisces Omnigeni: et miro vertice pictus annas. Atque ubi constiterant graciles aestate capellae : Illic hyberno pisce natatur humus. Quaque vago volucri modo rete tetenderat auceps : Illic nunc lintrem navita lentus agit. Vix equidem credar : sed cum sint lumina testes Ipsa mihi debent lumina habere fide. Vidimus in glacie pisces haerere ligatos : Et rigido caesos saepe bidente capi. Inunc, Inopum et Nilum tibi suspice: quisquis Circnicii nescis mira fluenta lactis. M. Georgius Pfluegerus berichtet in der punger* Lebens-Beschreibung Frischlini, die Ursach, Bericht warum derselbe in Crain nicht über zwey Jahre sich aufhalten können, sey diese ge- nur zw-? west, daß seineFrau undKinder fast immer- |*ne 01 zu gekrancket, weil sie die zarte, weiche und /kW ungewöhnte Lufst, daselbst sogar nahe an Welschland, nicht hetten ertragen können. Aber unser Herr Haupt-Author hat uns oben eines Gewissern unterrichtet: nemlich, daß es auf dringende Ansuchung deß auf ihn ersessenenReichs-Adels geschehen. Welches auch leichter zu glauben. Denn ob zwar die Frau und Kinder, wo! wenig gesunder Tage vielleicht gehabt haben mögen, so wird eben nicht nothwendig die Schuld der zarten Lufst seyn, als welche zu Laybach, nicht allzu zart, sondern vielmehr viel Nebels führt, nichts destoweniger doch nicht ungesund ist, ohn etwan solchen Personen, die zur Schwindsucht sehr geneigt. Hernach gedenckt er auch, daß er zu Laybach aus aller Krafft dafür gesorgt, daß die Knaben gute und nützliche Bücher mögten in Händen haben, und weil vorhin einige kurtzeGrammaticken daselbst gebraucht worden, darunter nicht allein keinNam deß Verfassers gestanden, sondern darinn sich auch die Fülle von Fehlern! und zwar solche, die nicht schlecht gesunden, so habe Frischlinus eine neue Grammatic geschrieben, welche kurtze und richtige Reguln gehabt, mit einer schönen Ordnung verfasst, auch für die Jugend sich besser geschickt. _ Nachdem er von Laybach weg in seine Heimath gezogen und zu Tübingen für ein Glied der Academie ausgenommen zu werden gesucht, sey ihms abgeschlagen, ohnerachtet er vordem daselbst viel Jahre öffentlich als ein Professor gelehrt hatte. Weßwegen aus Verspürung, daß ihm die meisten nicht hold, auch einige seiner Verfolger ihm daselbst gefähr seyn und ein Unglück zurichten dörfften, er von Tübingen nach Franckfurt gereist, sich zu bewerben um einen Buchdrucker, durch den er seine geschriebene Wercke mögte ans Licht bringen. Von dannen ist er gen Wittenberg in Sachsen, über kurtze Zeit aber hernach gen Braunschweig und allda zum Schul-Rectorat gelangt; welchem er mit grossem Rhum und Nutzen der Jugend anderthalb Jahre vorgestanden; wie ihm das Ministerium zu Braunschweig deß-halben ein rühmliches Gezeugniß mit auf den Weg gegeben. Von Braunschweig hat er sich nach Marpurg begeben, und, weil er daselbst für sich keinen Platz noch Bleiben gefunden, seinen Weg weiter auf Speyer genommen, von Speyer nach Meyntz, willens, allda für sein Weib und Kind eine Herberge und für seine Schrifften einen Drucker aufzusuchen. Weil ihms aber hiezu an uöthigen Unkosten gebrach, schrieb er an den Hertzog von Würtenberg und begehrte, sein Vaterland sollte ihm unter die Arme greiffen. Als ihm solches versagt ward, meynte er, solche Verweigerung geschähe auf Anstifftung etlicher seiner Hasser, schrieb derhalben von Ungedult und Zorn übernommen einen scharffen Brieff zurück und machte sich ziemlich unnütz. Worauf man sich auf Mittel besonnen, wie man ihn mit guten Worten wiederum in sein Vaterland zurück ziehen und zu besserer Vernunfft bringen mögte. Wie man ihn nun heimbekom-uren, ist er auf das uralte Schloß Würtenberg, und zwar anfänglich in eine ehrliche Verwahrung gebracht, nachmals aber nach Aurach geführt und daselbst auf selbiges Schloß gefangen gesetzt. Er hat zwar offt und vielmals gebeten, Ulan mögte ihn doch wieder loß lassen, aber nichts erhalten können. Einige wollen, die Erledigung würde schon mit der Zeit erfolgt seyn, weil man ihn nur ein wenig zu schrecken gedacht; ob solches Ernst oder nach seinem unglücklichen Todes-Fall nur ein Vorwand gewest, steht dahin. Er aber, der entweder noch was Schärffers besorgte oder an Gedult groffen Mangel litte und die freye Lufft gar zu ungedultig verlangte, wollte sich an zusammgeknüpfften Tüchern in der S. Andreas-Nacht von dem Schloß ohen Aurach, welche Festung gegen der tadt über auf einem hohen Berge liegt, über die Mauren hinunter lassen; allein es mißlingte; das Tuch brach und ließ ihn von der Höhe hinab fallen auf einen Felsen so hart und unbarmhertzig, daß er drüber den Geist aufgab. a) Solcher Fall dieses so grund-gelehrten Kopffs war billig von Allen höchlich bedauert, die der reinen und zierlichen La-tinitet günstig waren, und zwar mit höchstem Fuge. Denn man mögte nicht un-bilig sagen, Eine der fürnehmsten Musen wäre von dem Parnaß-Hügel hinabgestürtzt und hette den köstlichen Inhalt der zerschmetterten Hirnschalen verschüttet. Ge-staltsam auch unter Andren Hieronymus Arconatus, ein Schlesischer Poet, dadurch bewogen ist, mit nachgesetzten Verslein solchen seinen Todes-Fall zu beklagen. Jnferie JfLcoüemo S'risohlino &oeta>. Fama igitur verum narat? miserande Poeta, Colliso terra corpore sicne peris, Num te sperabas turri descendere ab alta, Et rapere, elusoPrincipe, posse fugam? Daedaleo saltem studio tibi molle fuisset Remigium alarum : non ita tutus eras, [lia vel Herculeis nodis conexa fuisse. Materies, lapsus causa pudenda tui. Fors aliquis dignum tali te funere dicet, Ac poenam mores hanc meruisse tuos : At nos ingenii tam rari damna dolemus, Tam male totque artes interiisse bonas. Obbemeldter Pfluegerus thut hinzu, daß seyn zerschmetterter Leichnam eben da- Und jämmerlicher Todes-Fall. Klag-Berse eines Poeten Uber seinen iddi-lichen Fall. Wo et begraben liegt. Maicleri Verse über die Rosen ans dem Grabe Friachlini. selbst zu Aurach auf dem Kirchhofe an einem ehrlichen Ort zur Erden bestetigt. Zeilérus meldet in seiner Reise-Beschreibung durch Deutschland, es liege daselbst nahe bey ihm der geweste Fürstlich-Wür-tenbergische Cantzler Doctor Entzel, so in selbiger Stadt enthauptet worden, Auf fepitem Grabe seynd zu obgedachten Pfluegeri Zeiten trefflich-schöne Rosen gewachsen. Welches keine Selten-Sa-che ist, weil es nichts Neues, daß man die Gräber mit Blumen beflantzt oder mit Rosmarin und andren Stöcken besetzt. Dächer man auch diesen gelehrten Mann zur Ehren-Gedächtniß seine Ruhstäte mit einem Rosenstock zieren wollen. Auf solche Rosen Blüh aber über dem Frischli-nischem Grabe hat M. Georgius Conradus Maiclerus, diese Lateinische Verse geschrieben: Quid Rosa purpureo signet vestita colore. Dicam, quae vatis nascitur è tumulo. a) Zeilerus im 2. Theil ber Reisbeschreib, durch Teutsch-ter.b Cap. 13. Bl. 308. Hsec ut perpetuò bene olentem servat odorem, Sive ubi mane viget, sive ubi nocte cadit. Sic ille aeternum nomen super orbe paratum, Corpore seu vivat, seu muriatur habet. Nam velut ipsa cadit, sic is quoque concidit ipse : Illi suavis odor, huic bona fama manet. Macte tuis Nicodeme rosis et perpete fama : Illis nil usquam suavius, haec melius. Te vero Frischline nihil praestantius ulla JEtas, nil unquam vidit amabilius. Hinc omnis te doctus amat, quoties-que viator, Praeteriens tumulum viderit atque rosas, Ille tui memor et suspirans pectore dicet, Hoc nemo vates major in orbe fuit. $as XI. $aptffef. Von ber Reformation zu Wippach, Möttling, Lack re. KntraH ie Kutheriscbe llnttrlhanm zu Wiypch müssen das Kand räumen. Dalmati-nus bekommt den Psarrdienst zu S. Eazian. Darüber sich die Catboliscke Keule btpt Grtz-Hertzog beklagen. Seseki wegen Einsetzung eines Katholischen Priesters. Ginwand der Herrn ron Auersperg. Kutkeriscke Geistlicke müssen ron Mött-ling weg. ö£hur Còllii ordnet Eommistarien ab, in Kack zu resormiren. Kutkerische Aahts-Herren werden abgesetzt. Aus Anhörung Evangelischer Predigt ersolgt Ge-sängniss. Darüber beschwert sich die Koblicke Kandschasst be^m Ertz-Hertzog. Der sie abweiset. Die (pur-Jjmstliche Eommissarien werden ron den Kürgern zu Kack ror der Kands- Obrigkeit verklagt, auch dahin citirt. Wie auch die Verordnest sich darüber beg (pur (ptln beschweren. Eatholiscker Stadt-Richter und Stadt-Schreiber zu Kack werden gesanglich eingesührt. Der Grtz-Hertzog ertkeilt Lur Reformation in KacK vollkommenen Gewalt. Wag-Schrisst der Evangelischen stndt beg Hose kein Gehör. fe8“* N° Unter, 'Sen z» ?3t8 das Land räumen. 1585 6 fluatinua fer »» tntz^st ®°5'an. ls man zehlte 1584, ließ der Ertz-Hertzog wider die Luthe-D'K rische Religion in Crain abermal ^M einen Eyfer-Blitz strahlen; in-C dem Er Herrn Lorentzen von •ai? Lanthery, Freyherrn zu Schön-Haus, als Inhabern deß Marckts und Gerichts Wippach eine Lands fürstliche Verordnung samt einer eingeschlossenen Specification etlicher seiner zu Wippach seßhafften, Augsburgischer Confeffion verwandten Unterthanen zugeschickt mit diesem ausdrücklichem Befehl, daß er, Herr von Lanthery, bey Straffe tausend Ducateli in Gold solche Unterthanen vor sich fordern und im Namen deß Ertz-Hertzogs als Land Fürstens andeuten sollte, falls sie von ihrer Lutherischen Religion nicht abstehn, noch sich zu dem uralten Catholischen Glauben bekennen, auch besten von dem Vicario zu Wippach eine gnugsame Urkund, Schein und Bezeugung Ihm Herrn von Lanthery nicht Vorbringen würden, daß sie innerhalb vierzehen Tagen von ihrem Grund und Häusern alsdann sich hinweg machen, ia gar aus allen Ihrer Durchleucht Ländern abziehen sollten. Zu gehorsamster Vollziehung sothanes hochfürstlichen Befehls hat besagter Herr von Lanthery selbige seine Unterthanen, derer sechs und zwantzig waren, am 21. Martii benannten 1584. Jahrs auf Görtz vor sich erfordert, und ihnen den Lands-sürstlichen Befehl ernstlich vorgehalten. Worauf etliche Wenige derselben von der Evangelischen zu der Catholischen Religion sich gewendet, die übrigen aber nach Ver-stiestung derer ihnen zur Bedenckung gesetzten vierzehen Tage mit Weib und Kind ausgeschafft worden. Nachdem auch zu S. Kazian bey Auersperg die Pfarr ledig worden, ist dieselbe im Jahr 1585 mit Bewilligung Einer löblichen Landschafft von Herrn Christoph Freyherrn zu Auersperg, Land-Verwesern in Crain rc. als jetztberührter Pfarr Lehen- und Vogt-Herrn mit M. Georgio Dalmatino, Einer Löbl. Landschafft Pre-dicanten, ersetzt. , Weil aber dort herum sich noch eine ziemliche Menge Römisch - Catholischer Unterthanen befand, hielt dieselbe (f) bey Ihrer Fürstlichen Durchleucht dem Ertz- (t) Vermulhlich aus Ermahnung, Raht und Emgeben etlttg r Geistlichen ihrer Religion. Va!. VII. Buch. Hertzog Carlu unterthänigst an, um einen Catholischen Pfarrern, der ihrer Seelen und Gewiffens gleichfalls pflegen mögte; damit sie nicht wie Schafe ohne Hirten lebten. Anbey aber berichteten sie, wie ungefähr 1564 die Herren von Auersperg daselbst zu S. Kazian die Lutherische Lehr eingesührt, die Gemein selbiger Pfarr sonderlich ihre Arbeits-Leute wider ihrenWillen dazu gehalten, welches eine solche Folge nach sich gezogen, daß der Catholische Gottesdienst gar aufgehebt,die Altäre entblöfft, Kelche, Meßgewänder samt andrem Ornat verzückt, das ordentliche Einkommen der Kirchen verschwunden und die Kirchen in Abgang gerahten rc. Ob nun gleich Ihre Fürstl. Durchl. : Ihm, Herrn von Aurersperg, ernstlich ausgetragen, obgedachten Lutherischen Prediger Georgium Dalmatinum abzuschaffen, hingegen einen Catholischen Pfarrern dahin zu 'ordnen; ists doch vor höchstermeldten Ertz-Hertzogs tödtlichem Hintritt in ihrem ; Stande unverruckt geblieben. Nachdem aber : Ertz-HertzogFerdinand die Regierung dieser I Länder angetreten, haben Ihre Fürstl. : Durchleucht bero Herrn Regiments-Bor-fahrens dißfalls ergangenen Besehl-Schrei-ben wegen Einsetzung eines Catholischen Priesters gar starck nachgesetzt, und an die Gebrüder von Auersperg, Herrn Herward und Weychard Freyherrn, im Jahr 1597 scharffe Befehle abgehen lasten, daß . sie innerhalb Monats-Frist sothane Ein-; setzung deß Catholischen Geistlichen gewiß ins Werck setzen sollten; widrigens Ihre Fürstl. Durchl. aus Lansfürstlicher Macht und Authoritet solches Selbst vollziehen Ij würden. Gedachte Herrn von Auersperg brachte« zwar diesen ihren Gegen Bericht dawider ein, daß diese Pfarr im zwölfften Iahr-: Hundert (oder Seculo) nach Christi Geburt durch die von Auersperg gestifftet, auch mit Vogt- und Lehnschafft Ihnen jederzeit angehörig gewest; derhalben sie bäten, Ihre Fürstl. Durchl. wollten sie bey solcher ihrer uralten Gerechtigkeit gnädigst verbleiben lasten und handhaben; aber : ihre Fürstl. Durchl. blieben in bero darüber gegebenen Resolution unbeweglich und begegneten dem gethanen Einwand mit diesem ertheiltem Bescheides es hetten Ihre gottselige Voreltern von ein-, zweh-oder dreyhundert und mehr Jahren hero bemeldte Pfarr vor dem Lutherthum 61 Darüber sich dieCatholische Leute beqm Ertzhertzog beklagen. Befehl wegen Einsetzung eines Catho-tifdjen Priesters. Tinwaud der Herren eoa Auersperg. Lutherische Geistliche müssen von Möttlmg weg. Sh*r Silin ordnck Som= mtffarien ab, tu Lack zu «formtreu. gottselig gestifftet, dieselbe auch mit Catho-lischen und nicht mit Lutherischen Priestern besetzt, auch solche denen Ordinariis vorgestellt, dazu die jetzige von Auersperg gleichfalls verbunden, sintemal Ihre Durchl. als Ober-Bogt dem widrigen Verhalten juzusehen nicht gesonnen wären. Daß dieser Bescheid kein Mostes Feldleuchten ohn erfolgenden Wetterschlag seyn, noch mit leeren Droh-Worten verrauchen sollte, gab der ernstliche Nachdruck zu erfahren. Denn weil die Herren von Auersperg diesem Befehl gegen bestimmten Termin nicht nachlebten, kam aus Landsfürst-lichem Befehl der Vitzdomische Land-Richter am 6. Septembris 1598. Jahrs mit mehr denn hundert bewehrten Schützen vor das Schloß Auersperg an, nahm alle die zur Pfarr gehörige Einkommen an Vieh, Getreyde und andren Zehenden vom Schloß hinweg und brachte es auf S. Cazian, verjagte auch den kaum entrinnenden Evangelischen Prediger, und im-patronirte sich der Kirchen. Es seynd aber auch noch bey Leben deß Ertz-Hertzogs Carln in obbemeldtem 1585 Jahr die Evangelische Predicante» (Lehrer oder Prediger) zu Möttlivg von Herrn Marquard von Eck, Comtern deß Deutschen Ordens daselbst, vertrieben worden. Deren Einer sich auf Herrn Sigmund Semenitschens Grund und Boden bey Möttling geretirirt, und allda auf der Landschafft Kosten eine höltzerne Ca-pell aufrichten taffen, darinn er nachmals gepredigt. Es stieg aber in diesem 1585 Jahr wider die Lutherische in Crain das Gewitter auch an einem andrem Ort auf, und zoch sich fast überall wider sie zusammen. Der Eyfer-Donner blitzte nicht nur aus der Lands - Fürstlichen Cancelley ihnen so scharff unter Augen, sondern es kam auch von der Nider-Rheinischen Gegend ein Strahl wider sie angeflogen, der sie nicht wenig erschreckte. Denn der Hochwürdigste und Durchleuchtigste Fürst Ernst, Ertz-Bischoff und Chur-Fürst zu Cölln, Bischofs zu Freysing rc. ordnete als Eigenthumer der Herrschafft und Stadt Lack in Crain gewiste Commissarien ab auf Lack, nem-lich Herrn Bartholomseum Scholl, der H. Schrifst Doctorem und Weih-Bischoffen zu Freysing, HerrnHannsen vouGaysperg, Stadt-Hofmeistern und Fürstlichen Raht zu Freysingen, Herrn Hanns Christoph Herward, beyder Rechten Doctorn; welche ans Landsfürstlicher Bewilligung die alidori aufgebrachte Lutherische Religion wegräumen, den Gottesdienst reformiren und wiederum in den vorigen Catholischen Stand bringen sollten. Welchen Abgeordneten von Ihrer Fürstl. Durchl. Ertz-Hertzog Carln zu Oesterreich rc. der Thum-Propst zu Laybach, als Lands-Fürstlicher Commissarius zugeordnet worden. Dieselbe haben gleich bey ihrer Ankunfft die Besuchung Lutherischer Predigten durch Androhung hoher Straffe abgestellt. Aber der Stadt-Raht und die Burgerschafft begehrte diesen Commiffarien in Religions-Sachen auf keine Weise, wie zwar wol in Politischen, als Ihrer Grund-Obrigkeit Abgeordneten zu gehorsamen. Derwegen reformirten besagte Commissarien den Stadt-Raht, setzten die Evangelische Raht« Herrn von ihren Aemtern, und an ihre Statt Catholische ein, treffen auch achtzehen der fürnehmsten Bürger, welche dem Verbot entgegen dennoch die Lutherische Predigten angehört, dazu auch ihre Kinder von Lutherischen Geistlichen tauffen taffen, auf dem Schloß zu Lack in die Gefängnissen legen; setzten ihnen überdas eine Geldstraffe von 500 Ducaten in Gold. Etliche aber seynd aus der Stadt Laybach mit Weib und Kind verwiesen. Uber solches Verfahren beklagte sich die Burgerschafft bey der Löblichen Lands-Obrigkeit, welche zwar die Chur-Fürstliche Commissarien auf Laybach citirten und mit denselben wegen Erlassung der verstrickten Bürger in der Güte tractirten, aber fruchtlos. Weil aber die Herren Verordnte eben damals Ihrer Mit-Collegen Einen, nemlich den HerrnErasmumHorsch, in unterschiedlichen Verrichtungen nach Grätz an den Lands - Fürstlichen Hof abgeordnet, ist demselben anbefohlen worden, Namens der gesamten löblichen Landschafit für gedachte Lutherische Burger bey Ihrer Fürstl. Durchl. zu inter-cediren und sich wider das Beginnen der Herren Freysingischen Commiffarien höchstens zu beschweren. Welche aber weiter nichts damit auswirckten, als diesen ihren nicht wol-klingenden Bescheid: die Herren Verordnte sollten denen Herren Commiffarien in Religions-Sachen keinen Eintrag thun, sondern die Bürger und Lackerische Unter« thanen, daferrn dieselbe sich entweder Lutherisch' Rahlih"' werben abgeschi' luf Anhörung @gl zelischer predigt rfotgt Darüb" . ;?ä* Landsch^ beyM herßbS Der fi' ahm«!"' bey dem Herrn Lands-Verwalter oder bey denen Herren Verordneten im Punct der Religion wider die Chur-Fürstl. Herren Commissarien beschweren würden, jederzeit zu Ihrer Fürstl. Durchl. Selbsten, als welcher in Religions-Sachen die Disposition allein gebühre, oder an die Herren Commissarien weisen. Weil aber offt-erwehnte Herren Commissarien die Bürger zu Lack mit Gefängnissen, Geldstraffen und Repressalien unter dem Schein der Religion noch mehr und härter bedrängten, nahmen die Bürger abermal Ursach, bey der Löblichen Lands-Obrigkeit als hohem Jnstantz sich zu beschweren. Gestaltsam sie bey damaligem Serra Lands-Verwaltern Herrn Wolfs rasen von Thurn etliche Feen - fällige Befehle und scharfe Citationes an die Herren Commissarien ausgewirckt; weil es nicht Spiritualia oder geistliche Dinge, sondern Geldstraffen und dergleichen politische Sachen anbetroffen, darinn der Bischofs von Freysing von wegen und in Betrachtung der Herrschafft Lack sowol als andre Herren und Land-Leute (durch welche in Crain die Provinciales, das ist, fürnehme und adliche Personen und nicht wie anderswo in Deutschland schlechte oder gemeine auf dem Lande lebende Leute verstanden werden) der löblichen Lands-Obrigkeit mit Gehorsam verbunden ist. Neben dem haben auch die Herren Verordnete bey dem Chur - Fürsten zu Cölln als Bischoffen zu Fregsing im Namen der löblichen Landschafft allda eine ausdrückliche Beschwer - Schrifft gestellt und dadurch um Abstellung der- gleichen im Lande ungewöhnlichen Pro ceduren angehalten. So trug sichs auch zu, daß der neu-eingesetzte Catholische Stadt-Richter und Stadt-Schreiber zu Lack aus Befehl ihrer Herrschafft einen Lutherischen Bürger und Landschafftlichen Därtz-Einforderer daselbst der Stadt verwiesen, darüber selbiger Stadt-Richter samt dem Stadt-Schreiber vom Herrn Lands-Verwalter auf Laybach cititi und Beyde auf die Lands-Hauptmannschafft ins Gefängniß geschafft worden; weßwegen dieses zu Lack angefangene Reformations - Werck gehemmt worden, und, weil die sich demselben nicht bequemende Bürger zu Lack von dem Herrn Lands-Verwalter wie auch von denen Herren Verordneten als ihren Glaubens-Genossen geschützt und gehandhabt wurden, zum Einhalt gerathen: biß endlich Ihre Fürstl. Durchl. denen Chur-Fürst-lichen Herren Reformations-Commiffarien an stat deß Herren Thum-Propstens zu : Laybach den Pfarrern von Crainburg als einen Lands-Fürstlichen üNtFCommisa-! rium beygefügt mit Ertheilung vollkommenen Gewalts, selbige Reformation ungehindert fortzusetzen. Hierauf seynd im Jahr 1589 die auf dem Landtage versammlete Herren und Landleute Augsburgischer Confeffion wegen sothanen denen Herren Commiffarien ij ertheilten Lands-Fürstlichen Gewalts und Decrets mit einer lamentirenden langen Beschwer-Schrifft bey Ihrer Fürstl. Durchl. eingekommmen, aber unerhört geblieben und zur Gedickt bemüffigt worden. Das XII. Capitici. Von der Religions-Reformation bey der Herrschafft Veldes. Inhalt. (|ardinal ron Trient ordnet Commiffarien ab, in der Herrfchaßt Veldes zu «formtreu. Anfang der Information zu Veldes. Der Iuiherifche Drediger mufs fort. Abermalige Commiffarien nach Veldes, um allda zu reforntiren. Ielbige Sntertha-nen wollen con ihrer Keligion nicht abflehett. Wiederholter Befehl defs Difchosf cott Hrtien. Der fchirht neue Commiffarien auf Veldes mit fcharjfer Instruction. Katholischer Stadt-Richter und Stadt-Schreiber ju Lack «erden gefttng-lich eiugc» führt. Der Srtz- H-rtzog ertheilt zur Reformation in Lack vollkomme-nen Gewalt. Klagschrifst der Evangelischen findt bey Hose kein Gehör. Hestrajfung der Sutherifchen Anteithanen. Welche auf dess Fand - Verwalters Hefehl von den Couunijfarien nicht erledigt werden. Die Juthenfehe Gefangenen werden erlajfen und aus der Herrfchastt vertrieben. Zer Jands-Verwalter nimt ftch der Vertriebenen an. Der Grtz-Hertzog fpricbt wider die Vertriebene, doch gelinder und gütiger, als die Herren Hommijfarien. Welchem Grtz-Hertzoglichem Hefcheid sich die fllommilfaricn widerfetzen. Trutz der Herren Commiffarien. Darüber ein grojfer Tumult und Iärmen entsteht. Io durch den Jands - Hauptmann gestillet wird. Die Evangelifche werden nach empfangener Vergnügung für ihre Huchen abgefchaßt. «as Eyser-Fener ist aber über die Lutherisch-Evangelische Religion eben sowol in der Herrschafft Beldes (oder Feldes) aufgegangen und nicht weniger der Hochwürdigste Fürst, Herr Herr Christoph Cardinal von Trient und Bischoff zu Brixenre. ei-sotbittai ne Fackel dazu angeleuchtet, als wie der orbn«rient Churfürst von Cölln, von welchem im Tommifsa- vorigen Capittel Meldung geschehen. bc^Herr ' • Nachdem jetztbemeldter Cardinal in schafft Bel Erfahrung gekommen, daß in Seiner folmto Eminentz Stiffts Brixeu eigenthümlichen, im Hertzogthum Crain gelegenen Herrschafft Bels oder Beldes viel Unterthanen daselbst der Lutherischen Lehr anhängig worden, hat Er als ein geistlicher Catho-lischer Fürst sich schuldig erachtet, zu Erhaltung deß Römisch-Catholischen Glaubens und Verhütung mehrern Austritts von demselben ernstliche Einsetzung zu verfügen. Solchem nach haben ihre Eminentz im Jahr 1572 bero Rähte und Commissarien, als: Herrn Matthiam Wesuerin, der H. Schrrfft Doct., Thum-Propsten zu Wien, Canonicum und Cantzlern zu Brixen, mit seligem Herrn Wolffen von Aich Freyherrn auf Veldes abgeordnet, um die Lutherischen von Veldes fortzuschaffen und den Römisch-Catholischen Glauben einzuführen. Diese Commiffarien haben bey ihrer Ankuufft in Crain den Hochwürdigen Fürsten und Herrn Herrn Conrad, Bischoffen zu Laybach, als Ordinarium deß Orts ihres habenden Befehls und an-befohlenen Verrichtungen verständiget, auch denselben um Hülffe und Beystand ersucht. Welcher ihnen den Herrn Thomam Reutlingern, Thum-Probsten zu Laybach, mit Landsfürstlichem Consens für einen mit Commissarium zugegeben. ttf Wer einem Ort das Wasser entziehen will, der gräbt den Zufluß ab, verstopfst no» zu$d' oder nimt die Röhren weg; also weil die- m-se Commissarien denen in Veldes die Lutherische Lehr abzuschneiden gedachten, nahmen sie ihnen zuforderft den Lutherischen Lehrer, und machten der Reformation einen Anfang durch Vertreibung deß Evangelischen Predicantens Christophori Faschangs, welcher seine dortgehabte Pfarr verlaffen und innerhalb wenig Tagen mit allen td den Seinigen aus dem Velderischem Ge- fort, biet weichen müssen. Dahingegen die Pfarr wiederum mit einem Catholischem Priester versehen ward. Nachdem erwehuter Cardinal dem irdischen Wesen entzogen und von dem Richter aller Welt aus der Welt abgefordert worden, hat dessen Nachfahr, der Hochwürdige Fürst und Herr Herr Jo- f9aeri?n hann Thomas, Bischoff zu Brixen, im V-to-s^ Jahr 1583 gleichfalls auch seine Rähte und Commiffarien auf Veldes abgefertigt mit dieser Jnstrucktion und ausdrücklichem Befehl, daß sie diejenige Unterthanen, welche von der Römisch-Catholischen Religion ausgesetzt und dieselbe für die Lutherisch-Evangelische verwechselt hetten, vor sich erfordern, sie von ihrem Lutherthum abweisen, hingegen zu der alten Catholischen Religion leiten und ermahnen sollten, und denjenigen, welche solche wolgemeynte gütliche Unterweisung nicht annehmen, sondern bey ihrem Irrthum (f) beharren würden, eine Zeit benennen, innerhalb welcher sie ihre Güter verkauften und aus der Herrschafft hinweg ziehen mufften. (t) Wie es in brr Instruction lautet: Denn man jttbts hie. wie mani in ben Urlauben gefnnben nernlich relative. E. Fr. Wiewol nun die Herren Commifsarien mit selbigen Untertanen gütlich gehandelt , ihnen ihre Einwendungen durch Unterweisung zu widerlegen und sie auf einen andren Weg zu bringen, alle Mittel gebraucht, hat es doch bey denselben nicht Stat finden wollen. Weil sie dann in ihrer Religion unbeweglich und Stein-fest sich antreffen lieffen, ist endlich dieses daraus erfolgt, daß die Herren Commissarien erhaltener Ordre nach fortgefahren, und ihnen bey namhaffter Straffe aufgeladen, daß sie ihre Hueb-Gerechtigkeiten verkauften und aus der Herrschafft hinweg ziehen sollten. Weil aber Ihre Fürstl. Gn. der Bi-schoff befunden, daß die bißhero mit ihnen gepflogene gütliche Handlung und Gedult nicht angesehen, sondern sein Verbot nur destomehr überschritten worden, indem sie nach wie vor zu den Lutherischen Predigten hinausgeloffen, auch die Gegend zu räumen gleichwol keine Lust hetten, hat er im Jahr 1686 weiteren ernstlichen Befehl ausfertigen lassen, daß sie sich aller Übung widriger Religion enthalten, oder aber inner zweyen Monaten bey vorhinn ernannter Straffe unfehlbar aus der Herrschafft sich fortmachen sollten, widrigen und ungehorsamen Falls würden Ihre Fürstl. Gnaden nach Verscheinung dieses bestimmten Ziels gegen die Widerspenstige und Übertreter mit der Straff und Execution würcklich verfahren lassen. Nachdemmal aber mehrbesagte Lutherische Unterlhanen dieses Gebot sowol, als die vorhergehende verachteten, wollten Ihre Fürstl. Gn. der Bischofs solche Widersetzung nicht länger gedulden, sondern fertigte im Jahr 1586 auf Feldes Com-miffarien ab, als: seine beyde Nähte Herrn Johann Walsern, Thumherrn zu Brixen, und Wolfgang Huls, um gegen denen Untertanen mit ernstlicher Abstraffung und Vertreibung fortzuschreiten. Vor diesen Commiffarien mufften sie am 26. Novembris obbenannten Jahrs erscheinen, und erklährten sich gegen ihnen, daß sie nicht vermeynten, einige Straffe verwürckt zu haben, bey ihrem Glauben aber beständig und auch bey ihren Hüben in der Herrschafft zu verbleiben gedächten. Welche Antwort die Herren Commissarien für einen halsstarrigen Trutz ausgenommen, sie derhalben zur Straffe der- selben in Gefängnissen gelegt, und von ihren Hueben beurlaubt haben. Uber solche Procedur gelangten die Unterhalten mit einer beweglichen Klage ein bey dem Herrn Lands-Verwaltern Herr WolffGrafen von Thnrn, und fleheten um gebührliche Amts-Hülffe. Dieser auferlegte auch den Commiffarien vermittelst eines scharffen Befehls, die Unterthanender Gefängniß zu entlassen. Aber sie gehorchten nicht, sondern entschuldigten sich mit diesem Bericht, daß sie mit berührter Urlaubung (oder Verstoffung von den Hueben) Gefängnissen und andren Straffen um deß erzeigten groffen Ungehorsams willen in Religions-Sachen und zwar mit Lands-sürstlichem Consens gegen den Untertanen billig also verfahren wären. Im folgenden 1587. Jahr ist von Ihrer Fürstl. Gn. Herren Bischoffen von Brixen, Herr Johann Alexandrin von Neustein, Thumherr zu Trient und Brixen, dem Herrn Wolffgang Huls, imgleichen vom Ertz-HertzogenCarln zu Oesterreich rc. Herr Sebastian Saumen, Dechand deß Thum-Stiffts Laybach, als Religion - Reforma-tions - Commissari! beygeordnet worden. Diese haben zwar die ihnen ungehorsame Lutherische Unterthanen der Gefängniß entlassen, selbige aber von ihren Hueben beurlaubt, und, weil sie in der Güte nicht hinwegziehen wollen, sie mit Gewalt ihrer Hueben entsetzt, auch aus der Herrschafft Gebiet vertrieben, die Hueben aber andren Catholischen Unterthanen ausgetheilt. Ob nun gleich solche der Unterthanen Urlaubung, wie oben gedacht, mit Landsfürstlicher Bewilligung fürgenommen worden, hat nichts destoweniger Herr Graf Wolfs von Thurn dieselbe enthuebte Untertanen in Schutz genommen, und an die Brixnerische Commiffarien schärfte Amts-Befehle abgefertigt, vermöge deren sie den vertriebenen Unterthanen ihre abgenommene Hueben wieder einraumen, oder aber zu gerichtlicher Entscheidung der Sachen für seine Jnstantz erscheinen sollten. Als aber die Comiffarien solchem Lands-Obrig-keitlichem Befehl nicht gehorsamen wollen, hat Er als Lands-Verwalter dieses Be schwerniß an den Landsfürstlichen Hof gelangen lassen, mit Bericht, daß die Herren Commiffarien Ihrer Fürstlichen ji Durchl. geordnete und Dero hohe Person presentirende Obrigkeit im Lande nicht respectiren, noch erkennen, und sich Welche auf deß Land-Verwalters Befehl Den ben Commissari en nicht erledigt worden. Die Gefangenen werben erlaffen und aus der Herrschafft vertrieben. Der Land«. Verwalter nimt sich der Betriebenen an. Der Ertz-Hertzog sprich! tetbti die Sanie beve, doch gelinder und gütiger, als die Herren Eomrnis-farien, Welchem Ertzhertzogli-chem Bescheid sich die Com-misiarien widersetzm. Trutz der; Herreu Totvmis-sarieu. auch in weltlichen Sachen von bero Jn-stantz (ober Gerichts-Stanbe) aussonbern wollten. Hierauf erging von bem Ertz-Hertzog diese Erklährung: baß die Lands-Obrig-teit keine Geistliche ober Religions-Sachen vor ihre Jnstantz ziehen, bargegen aber in denen weltlichen und politischen die I. Fürstl. Drl. Hoheit und wolgedachter Lands - Obrigkeit Jurisdiction beträffen, nichts benehmen lassen, die Bripnerische Herren Commissarien aber denen vertriebenen Uncatholischen Unterthanen ihre tueb - Gerechtigkeiten und angewendte esserungen nach vorgehender Schätzung gutmachen und bezahlen, und alsdann sie von ihren Huben beurlauben, hernach solche Catholische Unterthanen austheilen sollten. Als aber die Herren Commissarien diesen Lands - Fürstlichen Bescheid nicht beobachten, und den ausgeschafften Unterthanen einige Erstattung deß Ihrigen mit nichten erfolgen lasten wollten, schickte ber Herr Lands - Verwalter von Lands-Obrigkeit wegen zween Landschafft-Trompeter, wie auch zween Uberreuter (ober Einspännier) auf Feldes, welche die Hubentsetzte Unterthanen in ihre Huben, doch mit der Limitation und Bezielung, biß ihnen ihre Gerechtigkeiten und Besserungen nach gebührlichem Werth bezahlt würden, wiederum sollten einsetzen. Die Herren Commistarien wollten solches durchaus nicht gestatten, wider-setzten sich sothanem Beginnen trutziger Weise, liesten denen Abgeschickten und zur Einsetzung Befehlichten entbieten, solcher Wiedereinsetzung der Entsetzten sich zu enthalten; liesten sich auch dabey verlauten, Sie erkenneten im Lande keine Obrigkeit. Solcher ihrer Widersetzlichkeit einen kräfftigen Nachsatz und Nachdruck zu verschaffen und dieselbe in der That zu erweisen, haben sie auch ungesäumt die in allen selbiger Herrschafft Dörfern seßhaffte Unterthanen Aufgeboten mit Befehl, daß sie mit Wehr und Waffen in dem Schloß erscheinen sollten. Wodurch der Herr Lands - Verwalter samt denen beym Land-Recht versammlet gewestenHerren und Land-Leuten bemüffigt und gedrungen worben, zu Handhabung der Lands - Obrigkeitlichen Jurisdiction auch Ihrer Fürst!. Durchl. Lands-Fürst-lichen Hoheit und Reputation funfftzig gerüste Pferde aus Veldes zu beordren, welche die ausgetriebene Unterthanen biß zur Vergelt- und Gntmuchung ihrer Hub - Gerechtigkeiten und angewendten Besserungen in ihre Huben wieder eingesetzt haben. Hierüber retirirte sich eine groffe mit Gewehr wol versehene Anzahl Catholischer Unterthanen auf der Herren Commiffa-rien Befehl ins Schloß. Gegenseits wurden auf Lands-Obrigkeitlichen Befehl hundert Land - Schützen in Ober-Crain in Bereitschafft gehalten, um auf erheischenden Nothfall, die voraus gecomman-dirte gerüste Pferde Einer Löblichen Landschafft zu secundiren. Unterdessen ward solcher Verlaufs von den Brixnerischen Herren Räthen Ihrer Fürst!. Durchl. durch eine eigene Staffetta zu wissen gefügt, Dieselbe um eilende Landsfürstliche Hülfe angeruffen. Worauf Höchstgedachte Fürstl. Durchl. Dero Geheimen Raht, Obristen, Hofmeister und Lands-Hauptmann in Crain, den Herrn Ambrosius Grafen von Thurn rc. nacher Laybach eilends abgesandt. Welcher bey Straffe zwey tausend Gold-Ducaten denen Herren Commistarien aufgetragen, die bewehrte Unterthanen aus dem Schloß ab-ziehen zu lasten. Und nachdem solcher Befehl vollzogen worden, hat ersagter Herr Lands-Hauptmann die Landschaftliche gerüste Pferde gleichfalls contramandirt und zurückgezogen. Also mufften sich die Herren Commissarien, wollten sie anderst die Lutherische Unterthanen als ihre Aug-Stacheln aus den Augen und von den Huben hinweg haben, sich zusorderst fein nach dem Ertz - Hertzoglichen Ausspruch bequemen, und dieselbe nach vorhergegangener unpartheyischer Schätzung für ihre hinterlassende Hub - Gerechtigkeiten und drein gesteckte Verbesserungs-Kosten zuforderst vergnügen. Nachdem solches von ihnen geleistet, seynd die Evangelische abgeschafft und ihre Huben andren Ca-tholischen Unterthanen zugetheilt. Hiemit hatte also selbiges Orts das Resormations-Werck im Jahr 1589 ein Ende, und die Catholische Religion den Platz daselbst allein. Darüber ein grofftr Tumult ** Särrnen entfiel)!. durch den L°n»^ gestill-t ' Di-lisch- nach gtitet ¥j* $fts XIII. (EapiiM. Von unterschiedlichen Verjährungen wider die Evangelischen unterschiedlicher Orten in Crain biß ans 1598 Jahr. |ht ft a 11 linierJiChirdliche Meynung der (Katholischen und Protestirenden Theologen in der <^rage, ©b man die Leute zur Religion nöthigen solle. Verbot Lutherischer Lehre aus dem Geg. Lutherischer Prediger wird aus der Reise ausgesangen und incarcerirt. Lutherische neue Mrche und Versammlung heg Vigaun wird abgeschaßt. An dess verstorbenen Superintendenten Zu Jagbach Stelle hommen zween andre Prediger. Zu Stein werden etliche Lutherische Bürger abgeschaßt. And wegen Lu langer Verweilung gesangen gesetzt. Die Löbliche Landschaßt läßt die Mindische Postili zu Tübingen druchen. Die Töplitzer Psarr wird mit einem Lutherischen Lehrer ersetzt. Praetat von Sittich jagt einen Evangelischen Predicante« weg von Saxenseld. !»»• Ä-’ |«5.” Ä“' #81%n solle. de die Römisch-CatHolische Re-'ligion der Lutherisch-Evangelischen in vielen Hauptstücken der Lehr widerspricht, also scheiden sich auch ihrer beyder Theologi in dieser Frage, Ob man die Unterthanen zum wahren oder reinen Glauben nöthigen müsse, und den einmal getroffenen Religions-Frieden unverbrüchlich zu halten schuldig sey, gar weit voneinander. Die Römisch-CatHolische laffen sich soviel die erste Frage, „Ob man nöthigen Müsse?" fürnemlich bewegen durch den Befehl Christi „Nöthige sie herein zu kommen!" (Compelle intrare !) und hernach durch die Authoritet deß heiligen Augustini, der in seinen Sendschreiben Wider die ketzerische Donatisten hart darauf bringet, daß man zwingen müsse, wanns mit Güte nicht gehn will, doch gleichwol ohne Verletzung Leibes und Lebens. Die Protestirende aber wollen, es habe der Herr Christus mit nichten einen Zwang dadurch gemeynt, sondern nur allein eine ernstliche Einladung, eyfrige und durch wolgegründete Beweisthümer treibende Ermahnung, sintemal sonst der unhochzeitlich-angelegte Hochzeit-Gast sich hette damit entschüldigen und vorwenden können, man hette ihn wider seinen Willen zur Hochzeit herein geschleppt; Augustinus sey vorher, wie er selber anzeigt, allezeit anderst gesinnt gewest, zuletzt aber sowol durch den gewaltthätigen Frevel der Donatisten, als insonderheit durch den auf den Zwang damals erfolgten glücklichen Ausgang widriger Meynung worden, auch das, was er aus H.Schrifft dazu angezogen, gantz anderst zu deuten, wie es auch von andren altenKirchen-Vätern, als: Athanasio, Lactantio, Cassiodoro, Grregorio Nazianzeno, Hilario und andren würcklich anders verstanden worden sey, als bey denen es heiffe Mysterium salutis volentium est, non coactorum, a) Es sey nichts Neues, daß der gottselige Augustinus in dergleichen Fragen bißweilen etwas veränderlich ur-theile und fehle, wie die Catholische Lehrer selbst in gewissen Sachen ihm nicht bey-pflichten und zum Exempel in der Auslegung deß Prophetischen Spruchs „Abraham weiß von uns nicht, Israel kennet uns nicht re." es vielmehr mit 8. Hieronymo, weder mit ihm, hingegen die Protestirende darinn es mit Augustino halten. Die Catholischen Lehrer aber begegnen solcher Evangelischen Antwort auf unter- schiedliche Weise, darunter die Wiederholung deß Befehls Christi die fürnehmste ist; setzen ihnen auch die Gewonheit, welche manche Länder und Städte der Pro-testirenden selbst führen, entgegen, nemlich, daß sie gleichfalls unter sich vieler Orten keine Catholische Kirchen und Lehrer gedulden wollen, und gebe sowol die Ber-nunfft als christliche Liebe und Sorgfalt, daß, wie ein guter Wund-Artzt bey vorhabender Schmertzen - Kur den Patienten billig durch Bindung zum Aushalten zwingt, also auch ein geistlicher Artzt dem Geistlich-Krancken auf erheischenden Noth-fall einigen Zwang aulegen müsse, damit die Genesung nicht verhindert werde. Wer hievon weitere Gegen - Antwort und Ausführlichkeit liebt, den weisen wir zu den Controvertisten. In der andren Frage, Ob man den getroffenen Religions-Frieden unumgänglich müsse beobachten? stimmen beyde Theile auch nicht zusammen, sondern der Römisch-Catholische Lehrer vermeynt, es sey diß eben soviel gefragt, als ob ein Medicus, wann ein wütender unsinniger Mensch unversehns seiner mächtig würde und ihn nöthigte, zu versprechen, ja gar drauf zu schweren, daß er hinfort gar keine Hand mehr an ihn legen, noch ihn weiter kuriren wollte, schuldig sey, solchemVerspre-chen nachzuleben, dem in der hitzigen Kranck-heit rasendem Patienten keine Artzney-Mittel mehr zu schreiben, sondern denselben ohne Raht und Cur so dahin verderben und sterben zu lassen? Die Protestirende aber, welche einwenden, daß in solchem Gleichniß mehr als eine Ungleichheit, so zu dieser Frage unbequem sey, stecke, dringen auf das J a, und wollen, man sey verbunden, den Religion-Frieden zu beobachten. Aus solcher mißhälligen Stimmung ist es entstanden, daß man, wie an vielen andren Orten also auch in Crain, dergleichen Vergleich und Verbindung zum Religions-Frieden nicht für eine ewige Verbindlichkeit, sondern für nöthiger geachtet, auf dasjenige zu dringen, was zur Versicherung der Seelen-Ruhe am fordersamsten zu seyn vermeynt würde; sollte gleich die zeitliche Friedens-Ruhe samt deren Veraccordirung darüber bey veranlüssigen Conjuncturen und füglicher Gelegenheit verunruhigt, oder dem aus Roth um Vermeidung eines gefährlichen Aufstandes eingegangenem Vergleich nicht so Schnur-gleich nachge- lebt, sondern mit gelegener Zeit etwas abgebrochen werden, damit die Kirche um soviel mehr erbauet und ausgebreitet werden mögte; bevorab, wann es schiene, als ob Gegentheil durch hartes, schimpfflich-aufgenommenes schelten und schmähen den Vergleich mit dem Zungen-Schwert am ersten hette zerschnitten. Und obschon die Protestirende von solcher Verführung viel anders reden, auch sich mit schmähen und schimpften von ihrem Gegentheil viel härter beschwert klagen, halten doch die Römisch-Catholische sich verpflichtet, solchem ihrem principio oder Grund-Satze möglichstes Fleisses eyfrigst nachzusetzen. Diesem nach blieben auch die Religions-Verträge, so in Crain, sonderlich zu Ertz-Hertzog Carls Zeiten dann und wann um der Türcken Gefahr willen eingegangen waren, nicht lange in ihren Kräfften, sondern nur nach Art eines Stillstandes auf einige Zeit, doch also, daß nicht gleich durchgehends überall zugleich und auf einmal das Lutherthum abgeschafft würde, wie es sich auch auf einmal nicht thun ließ, sondern man ging mit der Reformation einen Ort und Strich nach dem andren durch. Also kam die Reihe auch an die Lay-bachische Gegend, nahe an das Hertz deß Hertzogthums. Denn wie man 1587 zählte, ging von Ihrer Fürstl. Durchl. dem Ertz-Hertzog ein ernstliches Verbot aus, daß man auf dem Gey um Laybach weder predigen noch Sacrament verreichen sollte. Nicht weniger ward einer Löbl. Landschafft untersagt, besondre Predicante» hin und wieder auf dem Lande zu halten. Als aber E. Löbl. Landschafft solches Landsfürstliche Mandat nicht beobachtete, begab sich dieser Fall. Petrus Kupleni ck, provisionirter Landschafftlicher Prediger in Ober-Crain, besuchte am 8. Julii in Eisnern einen Krancken; da er nun in der Ruckreise auf der LackerischenHerrschafft Gebiet kam, ward er unversehens auf freyer Strassen durch etliche von dem Verwalter zu Lack bestellte Leute angegriffen, gebunden, und auf Lack gebracht; darum, daß er vorhin ein Catholischer Priester gewest und Lutherisch, ja gar ein Lutherischer Prediger worden, der mit Exempel und Lehr Andren Mehren zur Nachfolge und zu gleichem Abtritt dienen wollte. Von Lack führten sie ihn den 27. dieses bey Verbot risch-r^ auf de-t^ Luth?rA Pr-d,g-r A aus "r st, aufgeftlttb und tncor cerirt. U86, Nacht ausser Lands auf Görtz und überantworteten ihn daselbst dem Ertz-Priester. Welcher ihn am 4. Iulii auf Welchen dem Patriarchischem Vicario (attiro er, der Ku-plenigk, vordem die priesterliche Weihe empfangen hatte und dannenhero derselben geistlichen Jurisdiction unterworfen war) zugeschickt. Dieser gewaltsamen Handlung wegen übergaben dem Ertz-Hertzog die Crainerische Herren und Landleute Augsburgischer Con-festion eine wehmütige Klag- und Beschwer-Schrift, darinn sie diese Verübung sehr hoch anzogen, als eine solche Thätlichkeit und Frevel, so nicht allein wider dieLands-Freyheit, sondern auch der Prnckerischen Re-ligions-Paciücation entgegen liefst. Aber sie erhielten gar wenig. Denn der Ertz-Hertzog speisete sie ab mit dieser Antwort, daß denen Herren und Landleuten auf dem Pruckeri-schen Landtage das freye Religions Exercitium nur in ihren eigenen Häusern zugelassen, nicht aber auf dem Gey provisionirte Predi-canten zu bestellen erlaubt wäre. Dabey hatte es sein Verbleiben. Im folgenden 1588. Jahr ließ der Ertz-Hertzog gleichfalls anderswo seinen durch Erinnerung der Geistlichen entzündten Ey-fer wiederum in einer andren Gegend brennen und den Evangelischen ihr neues Beginnen bey Katzenstein in die Asche werfen. Es hatte der zu Rattmansdorf residirende Eatholische Propst beyIhrerFürstl.Durchl. a,itb «tistih durch sein Anhalten soviel erlangt, daß denen Lutherischen nicht verstattet würde, in dieser Stadt ihre Religion zu üben; weswegen die verwittibte Frau Juliana Kazi-anerinn auf Begehren derer in gantz Ober-Erain gesef enen Herrn und Landleuten einen alten gemauerten und vor 100 Jahren schon von zweyen Kazianern erbauten Stock bey dem damaligen Schloß Vigaun, welches man jetzo Katzenstein nennet, zu einem Lutherischen Kirchlein zugerichtet; darinn von der Löbl. Landschaft oftgedachter Georgius Dalmatinus zum Prediger verordnet worden, und die Leute Evangelischer Religion wöchentlich ihre Zusammenkunft gehalten, auch viel dort herum gesefene Eatholische Unterthanen von ihrem Glauben wendig gemacht. Allein es ist ihnen solches bald danider gelegt. Denn der Ertz-Hertzog hat gemeldter FrauenKazianerinn und ihremSohn Herrn Georg Andrem diese neu-erbauete Lutherische Kirche durch seinen scharfen Befehl Ntriicht Kirch «Hi ' '“»mtui-q “ch V; ernstlich eingestellt, auch den Predicante» daselbst abgeschaf t und bey hoher Strafst alle weitere Zusammenkünfte verboten. Im Jahr 1591 ist Magister Christopherus Špindler, Superintendens zu Laybach, dessen vor diesem gedacht worden, mit Tode abgangen und seine Stelle doppelt ersetzt worden, nemlich durch zween andre Lutherische Prediger, als: durch Bartholo-maeum Knaffl und Bartholomaeum Simplicium, welche man von Earlstadt aus Laybach berufen. Deß Spindlers Hinter» lasseuer Sohn Thomas aber ist aus Recommendation der Herrn Verordneten vom Hertzog Ludwig zu Würtenberg mit dem zu Tübingen für die Erainer gestiftetem Tysernischem Stipendio begnadet worden. Im folgendem 1594. Jahr ward durch terrn Ludwig Camillo Schwarda zum iüntzgraben und Wolfsdorf, Lands-Bizdomen in Erain, auf Landsfürstlichen Befehl in der Stadt Stein etlichen Lutherischen Bürgern geboten, die Stadt zu räumen. Weil sie aber mit ihrer Ver-weilung daselbst den angedeuteten Termin überschritten, hat jetztersagter Herr Land-Vizdom mit Herrn Freudenschuß, Thumpropsten zu Laybach, und Doctorn Johann Grischen sich nach Stein hinauf verfügt und selbige Bürger gefänglich einziehen lasten. Weßwegen E. Löbliche Landschaft allda durch dero an den Landsfürstlichen Hof abgefertigten Registratorn Baltasar Guralt eine Fürbitte gethan, aber fehl gebeten und nichts erhalten. Im Jahr 1595 ist die Windische Haus» Postili, welche ehedefsen Primus Trüber aus Lutheri Teutscher Postill in Scla-vonisch versetzt hat, ans Einer Löbl. Landschaft in Erain Unkosten zu Tübingen im Hertzogthum Würtenberg gedruckt; die Exemplaria wurden über Kärndten, in 21 grosstn Fässern durch Hieronymum Megiseium, damaligen Rectorn der adelichen Schul zu Klagensurt, nacher Laybach befördert. Der Kosten belief stch in Allem aus zweytausend Gülden. Nachdem zu Töplitz in Unter-Erain die Psarr ledig worden, haben die Herren Gebrüder Herward und Weykhart Freyherren von Auersberg als Collatores dieselbe an Andream Schweigern einen Landschaftlichen Predigern, wiederum vergeben. Das benachbarte Steyer mufte eben sowol wegen der Evangelischen daselbst manche Unruh empfinden. Die wir zwar 62 1591 An deß verstorbenen Superintendenten z« Laybach Stelle kommen zween andre Prediger. 1591. Zu Stein werden etliche Lutherische Bürger abgeschafft. Und wegen zu langer Berweilung gefangen gesetzt Sine löbl. Landschafst lässt die Windische Postill zu Tübingea drucken. Die Töplitz« Psarr wird mit einem Lutherischen Lehrer ersetzt. Prnslak von Sittich jagt einen Evangeli scheu Praedicant« weg von Saxenfeld. allhie nicht erzehlen, sondern nur diese einige Begebenheit, dazu etliche Crainer die fürnehmste Würckung gethan, vermelden. Nachdem der Prselat deß Cistertien-ser Klosters Sittich in Crain erfahren, daß einer Löbl. Landschafft in Steyer bestellter Viertheil-Prediger in der Graff-schafft Cilly, Magister Johannes Wei-dinger, in der dem Stifft Sittich gehörigen Pfarr zu Saxenfeld sich anfhielte, hat er sich nebst zehen zu Pferde unversehens dahin ausgemacht und deß Lutherischen Predigers Behausung plötzlich umgeben, auch folgends mit Gewalt hineingedrungen und allein deß Predigers begehrt. Dieser war aber zu seinem Glück vorhin gewarnt und dem Tantz beyzeiten entsprungen; sonsten ihn der erhitzte Prselat: gar schlecht dörffte com-plimentirt und zu einem Ritt in die Gefängniß bemüffiget haben. Es muffte sich aber dieser reuterische Prselat an der Flucht seines Widersachers begnügen lassen ; und ist hierauf die Pfarr mit einem Catholischeu Priester versehn worden, ungeachtet die Steyrische Landschafft dawider protestirte. Das XIV. iapifM. Bon völliger Abschaffung Evangelischer Religion und Land-Räumung der dabei) Beharrenden. ^eld-Prediger raubt einen geleit und andre Sachen aus der Kirchen. Wird desswegen banniftrt. Jener Landsfürst schärfet die Verfolgung. Anstalt der dreß-vereinigten Landschaften dawider. Strenger Jefebl cht viel bewandert nnb der Katholischen gelehrten Geistlichkeit in geringsten nicht gewachsen seynd. E. Fr. wann er schon den Namen eines Heiligen führe und man finde aus alle Tage den Namen eines Heiligen, so will ihnen solches doch nicht in den Kopff. Sie an Worten: „Dieser Heiliger kommt nur im Jahr ein Mal, wir wollen ihn feyren als unsren großen Patron und Fürbitter bey Gott." Es sollen aber die Heiligen, so man in Crain verehrt, hernach in besondrem Capittel angezeigt werden. Ihre Fasten halten diese Leute streng und ernstlich: und ließe sich ein Bauer lieber tobt schlagen, als daß er entweder am Freytage oder in der Fasten Fleisch äße. Gleichwie aber in allen Ländern einige sonderbare Neben-Gebräuche beobachtet werden, also geschieht auch in Crain. Un ter solchen befinden sich diese folgende. Die Leute sonderlich auf den Dörffern tragen in den Ostern an stat deß Oster-Lämmleins allerley Eß-Waaren zur Kirchen in einem Körblein, als : gedörrte Schwein-Schuncken und Schulter, ungleichen gesaltzenes Rind fletsch, auch in Brasilien-Holtz gesottene Eyer und einen Kolatsch. Solches muß ihnen der Geistliche nach gehaltener Messe segnen oder weihen. Allsdann lauffen diejenige Männer und Weiber, welche die Körblein und Torwitzen (wie mans tu Crain nennet) mit dem Fleisch tragen, so geschwinde als ihnen möglich ist nachHause. Dieser Brauch ist fast im gantzen Lande üblich. Und haben die einfältige Leute ge meinlich diesen Wahn-Glauben dabey, daß derjenige, welcher seine geweihete Speise am ersten nach Hause bringt, in selbigem Jahr auch am ersten seinen Hirs ausjete. Der besagte Kolatsch oder Kolazch, aber wird also gemacht: Man nimt einen weißen Teig und breitet denselben auf einer Tafel auseinander, biß daß er gar dünn wird, streicht hernach Finger dick darauf geriebenen Käse, drein frische Eyer geschlagen, auch Milch und Milchram ge-than und Alles durch einander gemischt ist, bey den Edel-und Burgersleuten thut man ein wenig Weins dazu, auch Zucker und Weinbeerlein (oder kleine Rosinen.) Alsdann wird Alles zusammen gewalzt und geschlossen, daß es einem runden Krantz gleichförmig bleibt. Den Edlen und Burgern bespickt man solches Alles über und über mtt weißen abgezogenen Mandelkernen. Denn einen folchenKolatsch machen nicht nur die Bauren allein, Strenge Enthaltung vom Fleisch essen am Freqtage. Speise-Weihe in den Ostern. Wahn- Glaube dabey. Wie der Kolatseh gemacht wird. Bereitung der Potizen in dm Weihnachten. Popert-nig Brod. Segnung solcher Brod-Kuchen am H. Christ-Abend. sondern auch Edelleute und Burger allenthalben im Lande. Nach sothaner Aussta-firung und Verleckerung backt man solchen Kuchen, welcher hernach ein Kolatsch ge- jj nannt wird. Man bereitet sie in unterschiedlicher Grösse und zwar etlicher Or-ten zwantzig oder dreissig Pfund schwer, auch noch wol schwerer, und hingegen auch offt viel kleiner. Gegen den Weihnacht-Feyertagen giebts wiederum ein andres Gebäck. Man walgt einen Teig gantz dünn wie ein Laub oder Papier, streicht klein-gestossene und mit Honig durcheinander gemischte Nußkerne, und walget solches Gemisch, drucktshier-nechst zusammen, oder windets herum, daß es, wie ein Laib Brod wird. Endlich backt mans, und wann es ausgebacken, wird es Potiza genannt. Beh den Edlen und Bürgern werden solche Potizen gleichfalls um selbige Zeit und zwar eben also gebacken. Man macht sie auch ohne Honig nur allein von geflossenen Nußkernen. Mancher bereitet sie auch wol von Käse, oder von andren Sachen, ausbenommen in den Weihnächten, denn da werden sie überall von Nüssen und Honig zugerichtet. Hernach formiti man einen grossen Laib Brods und schmückt selbiges Brod oben mit allerlei) Zierrahten. Den Edelleuten und Bürgern aber, als welche delicatere Mäuler haben, lhut man in dieses Brod viel Schmaltz und Eher, und giebt ihm gleichfalls oben allerlei) Auszierung von Teig, und dieses Brod nennnet man Propertnig. Solches Alles nun wird am H. Christ-Abend aus eine Tafel gesetzt. In Schlössern, Städten und Märkten kommt alsdann ein Geistlicher und segnet solches, in den Dörfern aber vertreten die Bauten deß Geistlichen Stelle selbst, besprengend mit Weih-Wasser und zünden dabey einen guten Geruch an von Weihrauch. Gleiches geschicht auch am H. Neu-Jahrs-Abend und letzlich zum dritten Mal am Tage vor den H. Dreh Königen, alsdann isset man davon am Festtage der H. Dreh Könige und gleichfalls hernach, solang noch was davon übrig ist. Welches Weise also im gantzen Lande zu bemeldten Zeiten begangen wird. Es ist auch der Brauch, daß von S. Nicolai biß Liechtmeß aus jedwedem Kirchspiel gewisse Leute herum gehen und singen. Bon wegen jeglicher Kirchen gehet aus ihrer Nachbarschafft eine Anzahl sowol verheiratheter Männer, als lediger Putsch, deren ein Theil mit Sebeln, Hacken, Tschakanen und dergleichen Gewehr aufzeucht in einer Compagnie von 6. 7. auch wol 12. oder 15. Personen mehr oder weniger umher, nachdem die Nachbarschafft der Kirchen groß und volkreich ist. Dieselbe nennet man von ihrer Verrichtung Kolednèke, das ist Singer. Sie gehen herum im gantzen Lande, wo sie wollen, gleichwie die Stern-Singer in Deutschland, denen sie füglich zu vergleichen seynd. Was sie von den Leuten ersingen, das heben sie auf biß Liechtmeß, kauffen alsdann gelbes Wachs drum, und machen dünne Wachs-Lichtlein daraus gleich den gemeinen Wachsstöcklein. Folgends flechten sie sothane dreh schmale Wachskertzlein ineinander, taffen dieselbe ring herum lang herunter hangen, (wie in dem Kupffer zu sehen). Oben formiren sie mit theils einfachen theils geflochtenen Kräntzlein gleichsam einen Korb herum, und setzen zu oberst darauf ein rundes Thürnlein oder etliche andre mehr oder auch runde Wachsstöcklein herum oder eine andre Form von allerlei) Manier. Solchen Wachsstock schmücken sie mit Rausch-Gold und Flet-(oder Fleck-) Seide, zieren ihn über das mit Fähnlein, Sternen und sonst allerhand Geschmuck von Bircken-Schwäm-men, welche (an den Bircken wachsende) Schwämme sie in Wasser sieden, hernach, wann sie wol getrucknet und Schneeweis seynd, wie ein Papier zerschneiden und allerley Figuren daraus künstlen, als: Fahnen. Hanen, Vogel, Sterne und mancher-ley andre Einfälle, einen Theil hencken sie an Fäden, das Andre aber machen sie sonst oben drauf, und wird dieses auf einem langen Stock befestigt. Damit ist der Wachsstock dann fertig. Etliche solcher Wachsstöcke haben eine sol-cheDicken, welche kaum von zweenMünnern umfangen werden mag, etliche aber seynd kleiner, doch auch recht örtlich gemacht. Es gehen aber (an Theils Orten inCrain) alsobald umNicolai zweenledigePürschlein, und auch wol nur einer aus, welche von den Zech - Pröpsten (Zech-Pröpste nennt man bey uns die jenigen, die ein Obacht auf die Kirchen haben (in Deutschland Kirch-Geschworne) seynd aber nur Bauten) ausgeschickt werden, daß sie im Lande zu Die limfi*' ger in p' t er-Statu- siehe die Figur X. 104- Sammle* zu -ineM grosse» stock. Form-M>d Ausstafi-rung desse' ben. Die Dicke Wachsstocke- einer Kertzen für ihre Kirche etwas fantov len mögen. Den Tag vorm Neuen Jahr kommen sie zusammen und gehen die Zech-Pröpste samt andren Männern aus der Nachbarschafft mit ihnen in solcher Stafir-und Ausrüstung, wie oben gedacht, herum auf die Schlaffer und Dörffer und singen. Am Neuen Jahrs-Tage aber gehen sie miteinander zu der Pfarr-Kirchen und zwar gemeinlich mit Spielleuten, treten also zur Kirchen hinein und gehen um den Alter zum Opffer. Den Abend vorn H. Dreh Königen wird wieder umher gesungen, und am H. Dreh Königen Tage selbsten gehen sie auch zum Opffer. Hernach am Tage vor Liecht-meß, oder etliche zuvor verfertigen sie die Kertzen auf angezeigte Art und Form, die auch beygefügte Kupffer-Figur vorstellet. Wann nun der Liechtmeß-Tag erschienen, tragen sie solche von Spielleuten begleitet in die Kirchen, daß sie geweihet werden, nachmals bringen sie dieselbe in die gehörige Kirche. Und also trägt eine jedwede Nachbarschafft ihre Kertzen in die Kirchen. Je grösser nun und schöner eine solche Kertze gemacht ist, desto grös-£ sere Ehre haben sie davon. Cwet) An dem Tage, da die Kertze gemacht ** ttr^n.9 wird, tantzen sie, machen sich lustig. Jedoch geht man nicht von allen Kirchen, sondern nur von etlichen in diesem, von andren im andren Jahr, auch nicht eben alle Jahre; denn wanns ein schlechtes miß-gerahtenes Iahr setzt, singen sie nicht herum. Und dieses geschicht fast durchs gantze Land, sonderlich aber in Unter-Crain. Es bezeigen sich aber diese Kertzen- oder Liecht-Opfferer bey der Sammlung und Umsingung nicht eben alle Mal, wie Kinder deß Liechts ; denn wann entweder am Tage vorm Neuen Jahr oder am H. Drey-König-Abend zwo Partepen solcher Singer einander aufstosien, fangen sie gemeinlich, zumal, so sie von zwo unterschiedlichen Pfarren kommen, Händel miteinander an und nimt eine, so die stärckste ist, der andren weg, was sie gesammlet; wobep dann beyde Theil die Fäuste nicht in Sack schieben, sondern Kertzm-tapffer arbeiten lassen; daher dann Man- 3in3enti eher derbe «Stoffe und ein blaues Auge zum Neuen Jahr, oder wol gar ein so braun-gefärbtesAngesicht darüber bekommt, daß, wann unter den H. Dreyen Königen Einer wäre aus Morenland gewest, ein solcher gebräunter Singer sich der Farbe nach unter dessen Suite oder zu dessen Capellmeister nicht uneben geschickt hette. Geschichts aber, daß, indem solche zwo widrige Dorff-Cantoreyen einander so resolut tractiren und das Fünffsingerkraut zu riechen -geben, etwas von dem gesamm-letem Brod oder Fleisch, als Schuncken, Schulter oder Würste verlieren, so soll, wie man sagt, solches kein Hund fressen, (f) Welches Gerücht wir aber für keine Gewißheit hie verkauffen. Es mag vielleicht ein Hund solches Stück Brods oder Fleisches ein Mal berochen, und verschmähet haben, nachdem er sich vorhin schon imHause satt geschluckt, und daraus der Wahn unter denBauren erwachsen seyn, als ob niemals die Hunde solche verlohnte Sammel- Speise versuchen möchten. Unterdessen will es gleichwol für gewiß gehalten werden. Wie es sonst in Ober-Crain vorerzehlter Masien mit den Oster-Fladen und Weih-nachts-Brodkuchen gehalten wird, so verfährt man auch in Unten (Er am und in den übrigen Theilen deß Landes. Bey den Gottscheern, die im dritten Theil ihren Sitz haben, gehen die vermeldete Gebräuche eben sowol im Schwange. Die Neben-Gebräuche derUskoken, welche gleichfalls im dritten Fünfftheil deß Landes wohnen, wollen wir mit der Römisch-Catholischen nicht vermengen, sondern auf folgendes Capittel verspahren, da wir von ihrer Religion und Ceremonien ohne dem etwas zu reden haben. SKwns;- Wann bey den Wipachern, (die im gong te6 vierdten Fünfftheil wohnen) ein Geistlicher pàicirens. pritnicttett (oder die erste Messe lesen), so wird es vierzehen Tage zuvor von der Kantzel verkündigt, überdas acht Tage vorher täglich drey Mal mit den Glocken geläutet, nemlich deß Morgens, Mittags und Abends. Opffer-Sarig Indem aber in den Weihnachten um »m den Altar Mitternacht Messe celebrirt wird, so gehen Christ-Nacht alle Leute um den Altar, küssen die Paten, nemlich die Schüffel, darinn die Hostien liegen, (derCrainer nennt sie Boshia miseza) und geben ein Opffer. Solches ist bey ihnen eine alte Gewonheit und sonderbare Andacht ; daher sie es dem, der nicht mit zum Opffer ginge, zu keiner schlechten Sünde rechnen würden. Fällt etwan das heilige Christ-Fest auf einen Freytag oder Samstag, so lauffen sie bey der Nacht von der (f) Meines Theils glaube ich dieses gantz fest, roani ein andrer Bauer, welcher der Amati, dabey es so scharf hergegangen, nicht bcrgcwohin, oder ein Bauren-Mens», zu rnaln ein tungriges, ungefähr ein sclches verlohrues Stil« Fleisches oder Brod fit det, daß alsdann kein Hund solches fresie. Doch lasse ichs dahin endlich gestellt sehn. E. Fr. Meß eilig heim, und effen geschwind ein à^hrist. Stück Fleisches, zupffen auch die Kinder Nach- h«? bey den Ohren; damit sie dabey sollen laustenM» gedencken, daß sie an einem Frey- oder *u Samstage Fleisch geffen haben. An andren Feyen und Sonntägen wird Ihrer Keiner effen, er habe denn zuvor in der Kirchen zum wenigsten fünff Pater & Ave (fünff Vater Unser samt dem Englischen Gruß) gebetet. Es bekommt kein Dienstbot, noch Kind Buchung was zu effen, bevor man gefragt, ob sie in der 8# der Kirchen gewest und ihr Gebet verrichtet nnb im® haben? welches sie Napoklane heissen. Erwischt man dann Jemanden auf der Unwarheit, so muß er den gantzen Tag sich mit der Lussi speisen und mit leerem Magen deß Abends zu Bette legen; denn vor dem Gottesdienst ist es ohne dem kein Gebrauch zu Frühstücken. Doch werden hiemit nur diejenige gemeynt, welche nahe bey der Kirchen wohnen. In Ober-Crain aber und Mittel-Crain und sonderlich in Unter Crain ist man gewohnt, allezeit zuvor das Frühmal früh einzunehmen. Nachdem sie also das Maul zuvorderst samt dem Magen ein wenig gefuttert, gehen sie allererst hin, auch die Ohren zu speisen, besuchen die Messe und Predigt. Bey einer jeden Kirchen tut Wipacher Boden hören die Geistlichen drey Tage nacheinander die Oster-Beicht. WelcheLeute nun Vormittage gebeichtet und communi» ritt haben, die kommen nach Mittage wiederum zur Kirchen. Alsdann geben die ®n.praat Zech-Pröpste Jedwedem zwepGläser Weins $ieU ,fiIr zu trincken. So aber folgenden Tags Einer wiederkommt, und noch eins zwey °|arn. Gläser Weins einschüttet, muß er, wann mans erfährt, ins Loch (oder Gefängniß) gehen und noch dazu einen Zuber Weins Straffe geben. Derjenige aber, welcher keinen Wein geben kann, muß drey Tage der Kirchen arbeiten. In währenden solchen dreyen Tagen der Beicht effen die Geistliche und Zech-pröpste miteinander; jedoch sitzen Ihrer niemaln dreyzehen an der Tafel, sondern entweder mehr oder weniger. Welche Leute ferm von der Pfarr oder Kirchen wohnen, die kommen am Ostertage an einem gewissen Ort, als etwan unter ^ j0 einem Baum oder sonst irgendswo zusam- ftrj, 0„n men, bringen ihre Körbe und Torbizen «ir-h-n mit sich, darinn sie Schultern, Schuncken, Lämmlein, Eyer oder Kolazen tragen, daß roti6eniofft0- es möge geweihet werden. Da laufft dann die ledige Pursch auf allen Straffen und Wegen dem Geistlichen entgegen. Welcher ihn nun antrifft, kehrt wieder um und führt ihn mit sich hin an den Ort, da die Bauerschafft in voller Versammlung mit ihren Eß-Waaren beysammen steht ; allda der Geistliche alles vorhandene Brod und Fleisch weihet und segnet. Nachgehends nimt derjenige, welcher ihn gefunden, von einem Jedweden zwey (Scher, und giebt solche dem Geistlichen. Welche Verrichtung' er ihm für eine grosse Ehre schätzt, und sich tool leicht soviel dabey einbildet, als ob er deß Götter - Botens Mercurii Stelle in Gesandschafft vertreten und nicht Eher, sondern Kronen dem Geistlichen schernite. Gleich darauf lausten die Leute nach Hause und iffet Jedweder ein Et). Hernach gehen sie in die Kirchen zur Messe. Dös XVI. àpiitel. Von etlichen abergläubischen Gebräuchen und Hexereyen. Ünhalt. Abergläubisches Uàn-Oxsfer am H. Hhrist-Abend. Kuren-Knecht vermegnl zmeyen Mägden von einem Saum herab itn Master feine Gestalt vorxusteUen. Lächerliche Begebenheit clabeg. Von den Hexen in Grain. Scharße Justitz in ^raitt wider die Hexen. Die Mahrfagerinnen Boginae. Verdammte Schlangen-Difs-dsur. Mancherleg Weife der abergläubischen Vor-Schau defs Bräutigams. Vreyen Mägden erscheint ihr Bräutigam. (Bine, die ihren Bräutigam zuvor fehen will, erblicht ihren Sarch. Der böfe Geist giebt einer Magd einen Streich auf den Duchel. |er Christliche Glaube zehlt unter seinen Feinden, den Lastern, 1 einen, der Heist"t Aberglaube, >und dieser trachtet aus beson-* drem Neid-Eyser seines Urhe-“ bers, deß Satans, überall sich miteinzudringen, wo der Glaube wohnt; deßwegen man auch leichter ein Land findet, daß von keinen Schlangen betrochen wird, weder ein solches, das von allen abergläubischen Leuten allerdings rein ist. Hierinn hat das gute Land Crain für andren Ländern keine Freiheit noch Privilegium ; sondern es geht unter manchen gemeinen unverständigen Leuten mancherlei) vor, das dem Christenthum mehr zuwider als gemäß. Weil dann der Aberglaube ein Laster, so dem Glauben entgegen gesetzt, werden wir nicht unsüglich nun auch von einer oder andren abergläubischen Weste, die manche gemeine, sonderlich Bauren-Häuser in Crain be-russet, etwas erzehlen. Unter vielen unzehlbaren Sünden, womit der Teufel das menschliche Hertz ver-unsaubert, ist diese nicht die geringste, son- dern vielmehr eineVergröffer- und Verdopplung andrer Übertretungen, daß er die Übertreter treibt, ihr bösesWesen oder abergläubische Händel fürnemlich bey den heiligsten Fest-Zeiten vorzunehmen; auf daß durch Entheiligung der Heiligkeit göttlichen Namens oder göttlicher Gnade und der dafür gebührenden Daucksagung deß Menschens die Sünde wachse und mächtig werde. Gestaltsam deßwegen insonderheit die hochheilige Christ-Nacht fast in allen Ländern von solchen Leuten, welche dem Aberglauben ergeben sind, schändlich entehret und durch allerlei) Mißbrauch geschändet wird, und zwar auf mancherlei) Weise, welche gründlich bekandt zu machen unvonnöthen. Wie sich nun solches Spinnengewebe allenthalben anwirckt, also werden auch in Crain einiger Orten, wiewol mit hohen Mißfallen frommer Hertzen solches üblen Gewircks einige Fäden in theils gemeinen Häusern gezogen, zumal bey dem Bauren-Volck; als dessen grober Verstand zur Verführung dem Geist deß Aberglaubens am bequemsten ist. In Histerreich führen die Bauren diesen ' Mißbrauch, daß am H. Christ-Abend ein jeglicher Hauswirth einen gr offen höltzernen Klotzen, den man in Crainerischer Sprache Pain nennet, nach Hause bringt und denselben in der Stuben aufs Fener wirfst. Denn man hat in Histerreich überall Kaminen in den Stuben und keine Oefen. Also lässt man den zum Kaminfeuer gelegten Klotzen nur langsam glimmen. Aberglau- Wann sie nun hernach zum Abendesten D%1rÄIZn gehen, geben sie diesem Klotzen von jed- H. Christ- webent Gemüse oder Suppen einen Löffel Abend. Noll, dergleichen von jeglicher andren Speise ein Stücklein zu esten, und sprechen ihm dabey zu, er solle auch esten. Dieses rührt ungezweifelt noch her aus dem vormaligem Heidenthum als ein Überbleibsel deß heidnischen Haus-Götzen-Opffers. Es hat zwar solche Gewonheit in wenig Jahren ziemlich abgenommen, nachdem die Geistlichen gar scharst dawider gepredigt; nichts bestoweniger stecken Ihrer viele annoch in diesem Wahn-Glauben gar tieff und fest, daß, wann sie solches unterliesten, sie das gantze Jahr durch weder Stern noch Glück haben würden. Beweisen also diese Klotzen-Speiser, daß sie am geistlichem Verstände noch sehr klotzig und höltzern sehen. Uberdas geht unter den Bauren-Men-schern in Crain sowol als andrer Orten an diesem heiligem Christ-Abend oder in der Christ-Nacht allerley aberglüubischesWesen im Schwange, als : mit löscht, das ist, mit lauschen oder horchen, ungleichen loswcrffen oder losziehen, wie auch mit der Vorschau deß Bräutigams und dergleichen. Vor wenigenJahren aber hat sich hierüber eine zum Theil lächerliche, zum Theil aber wegen der endlichen Erfolgung fast traurige Begebenheit veranlasst, welche dem geliebten Leser sowol im Kupffer-Bilde, als in wörtlicher Erzehlung beschreiben will. ?-a,„rb,t In einemDorff zwischen der StadtSiein l’8102. und dem Schloß Wolffs-Büchel haben sich zwo Bauren-Mägde miteinander beredet, daß sie in der Christ-Nacht zu einer Brun-Quellen, die in einem nahe dabey ligendem Wäldlein stiesst, gehen, und in selbigesWas-ser um Mitternacht schauen wollten der Hoffnung, in solchem Master allda ihren künfftigen Bräutigam zu erblicken. Es be-lauschete sie aber ein frischer junger Bauren-Kneiht und hörte heimlich ihren Rahtschlag an, ohne daß sie solchen Horcher im geringsten vermerckten; und weil er eine dieser Beyden gern gehabt hette, bangte ihn dieses eine treffliche Befordrung zu seyn, wann er ihnen seine Gestalt könnte im Wasser abbil- '■Bauten- Enrchl 'Nchiit imqen ^ligden von f'n,tn Baum so'’b im ra Jft '«uè bestall v°r- den und damit die Wahrsagerey verbessern. Derhalben ging er vor ihnen hinaus in den Wald zu bemeldtem Brunnen, stieg daselbst ans einen Baum, und setzte sich auf einen Ast, den der Baum ziemlich weit von sich biß über die Brunnquelle streckte, saß also und wartete droben mitBerlangen, biß die zwey Menscher kämen; denn er hatte unter andren vernommen, daß sie einander diese Satzung und Regel vorgeschrieben, es sollte Keine weder in die Höhe, noch zurück schauen, auch gar Nichts reden; wie dann gemeinlich zu sothanen abergläubischen Sachen das Stillschweigen geboten wird, und zwar meines Erachtens darum, daß denen fürwitzigen Forschern nicht etwan unversehns aus Schrecken oder Berwundrnng der Nam Gottes, welchen der Satan ungern höret nennen, aus dem Munde fahre. Die Nacht war ziemlich hell und klar; weßwegen diese mannsüchtige zwo Gala-theen ihres Liebsten Gestalt desto eigend-licher in dem Wasser zu erblicken hofften, und gleichfalls der verliebte Crainerische Corydon einen desto vollkommeren Spiegel seines Angesichts ans dem Brunnen vermutete. Nachdem mit so schöner Andacht die beyde Mägde beh dem Brunnen angelangt, sahen sie mit genauer Aufmerckung in die Brunnquelle. Da solches der Bauren-Knecht erblickte, beugte und lenckte er seinen Kopff besser vorwerts hinaus, auf daß sein Angesicht im Wasser, welches Brunnwasser daselbst wie eine breite Pfütze oder Pfuhl gestanden, desto besser gesehn würde. Aber sihe! der Quell-Pfuhl bekam bald eine viel natürlichere und lebendigere Bildung. Denn ehe sichs der Dorff-Courtisan versähe, brach der Ast, und ließ ihn fallen, also, daß er mit grossem Geräusch und Gebraust ins Wasser plumpte. Die beyven Amaryllen oder Dorff-Nymphen, welche nicht anderst gedachten, denn der lebendige Teufel wäre herab ins Wasser gefahren, lieffen aller bestürtzt davon. Und dem verliebten Bauren-Trollen wird ohne Zweifel diß kalte Bad seine Brunst ziemlich abgekühlt haben. Es seynd aber die zwo junge Büurinnen hierauf tödlich erkranckt, und ist auch Eine über eine Zeit hernach gestorben; welches, wie man vermeynt, der übermachte Schrecken bey ihr endlich ausgewürckt. Hernach hat man dieses Wäldlein den Kurbenborst, das istHuren-Forst oder Huren-Wald benamst; welchen Namen es noch jetzo behält. Dergleichen abergläubischer Narren» Posten gehen noch andre mehr vor. Von den Hexen und Unholdinnen ist daß Land noch ziemlich sauber, ausbenommen bey Schneeberg, Laaß, Cirknitz und Alben; denn an diesen Orten, die zwischen grosten Wildnissen ligen, giebts bißweilen dieses Ungeziefers nicht wenig. Sobald man aber nur im geringsten was davon erfährt, werden solche Zauber-Vetteln also-fort zur Verhasst und auf den Scheiter-hauffen gebracht.Solches schreckt und bewegt sie, sich mit ihrer unseligen Kunst geheim zu halten, wie die Kröten und andre gifftige Würmer in den Löchern oder tun eklem Gepüsch und Gesträuche gern verborgen herumschleichen. Denn man hat ihnen zum öfftern sehr heiß eingeschwärmt, und ihrer ziemlich viel auf den glühenden Stuhl gesetzt, jedoch das Geschmeiß damit noch nicht völlig ausrotten können. Man hat zwar gehofft, die so häuffig-aufsteigende Flamme hette alle solche Unreinigkeit, solches Hexen-Gesipp meyne ich, gäntzlich vertrieben; aber es seynd unter einem so grossem Asch-Hausten der Verbrannten, gleichwol noch einige Füncklein übergeblieben, welche gar leicht einen und andren Holtzstoß anzünden können. Wie man dann sobald, wiederum die Hexerey zu glimmen angefangen und aufgegangen, solches unreines Feuer mit dem Gerichts-Feuer und Menschen-Blut wiederum zu leschen geeilt. Dann so offt man einen solchenBrand, einige Hexerey sag' ich, riecht, wird Brand mit Brand oder Blut vertrieben und in Asche begraben. Welche Asche, wenn sie den Ohren der Zauberinnen oder andrer abergläubischer und zur Hexerey nicht ungeneigter Leute von dem Gerücht wird eingestreut, eine grosse Furcht und Entschliessung würckt, solcher Feuerschirrenden und Brand-stifftenden Laster sich entweder zu enthalten, oder je dieselbe vor menschlichen Augen sorgfältigst zu verbergen, und durch weitere Verführung mehrer Leute nicht gemein zu machen, weil man auf solche Weise desto leichter dörffte offenbar werden. Vielleicht kommt aber bißweilen aus einem benachbarten Lande, allda dergleichen Drachen-Gezüchts kein Mangel ist, ein solcher Funck der Aergerniß, oder ein solch ansteckendes Pest-Lüfftlein deß Gemüts Von den Hexen in Lrain. Scharfse Justitz in Crain reibet die Hexen. geflogen. Denn in Crain ist man diesem verfluchtem Laster gar gerecht, die Iustitz gar scharff in diesem Fall, und zu keiner Gnade sonderlich geneigt. Sonst finden sich auch wol bißweilen in Crain sowol Bauten als Bäurinnen, welche einfältigen Leuten das verlohrne oder gestohlene Gut anzeigen, auch für ji unterschiedliche Kranckheiten und andreIj Sachen Raht geben, aber von der Obrig- Ij feit, wann sie es erfährt, gefänglich ein-gezogen, und nach Besindung der Sachen fagenmt abgestrafft werden. Ein solches Weib Boginae. wird von dem gemeinen Mann Bogina, || das ist, eine G ö t t i n n genannt, da man I! sie füglichereineTeufelinn oder Teufels'!! Sclavinn zu neunen hette. Schl»EE Wie von Etlichen auch die Schlangen- Ij Biß-Kur. Biffe in Abwesenheit deß Gebissenen geheilt werden, indeme nemlich der aber--glaubische Artzt den Abgeschickten fragt, Ij an welchem Fuß, oder Hand, oder andrem ! Gliede, oder aus welcher Seiten deß Leibes der Patient von der Schlangen verletzt » worden, folgends um den Fuß deß Raht- i fragenden, nemlich deß Abgeschickten, welcher indessen still und unbeweglich stehen muß, mit dem Messer einen Kreys ans der Erden herum ziehe, darinn der Fuß den Diametrum oder Durchschnitt giebt, alsdann ihn den Fuß verrücken lasse, demnechst mit dem Messer in dem Abriß deß gemessenen Fusses ein Kreutz fotmire und mit der Spitzen deß Messers gewisse Worte (so allhier mit Fleiß aus- Ij gelassen werden) drein Schreibe, endlich mit dem Messer einen Staub von dem Bodem abschabe, und dem abgefertigtem! Boten in einem Löffel voll Wasser zu trincken gebe, wie dieser auch nicht anderst, als ob er den stärcksten Brech-Trunck vom Antimonio eingenommen hette, sich darauf ; greulich breche und überwerffe, dahingegen der entferrnte Patient selbst, indem sein!; Anwalt oder oder Abgeordneter sich also : übel befindt und übergiebt, indeffen genese; : solches habe ich schon hiebevor im dritten Buch bey Beschreibung der Crainerischen Vipern erzehlt, und allhie nur etliche Umstände dazu gesetzt. Was man sonst in einer gewiffen Gegend wegen der Schlangen - Gestalt ;j neugeborner Kinder _ für abergläubische j| Mittel gebrauche, ist schon unter den ! Gebräuchen erzehlt worden. ****** Anmerckung. (Es wäre zu wünschen, daß die Entheiligung der heiligen Christ-Nacht sonst nirgends, als nur allein in Crain von etlichen Crainerischen Dorff-Menschern und nicht sonst überall in den meisten Europäischen Ländern von dergleichen Kerlsüchtigen Schwestern, ja auch wol dazu bißweilen von ansehnlichem Personen begangen würde. Der Teufel ist überall geschäfftigt, das Reich Christi um diese oder jene Seelen zu verkürtzen; und unter viel tausend Griffen dienet ihm dazu dieser insonderheit, daß er sie ratzet zu den heiligsten Jahr-Zeiten, ihre verdammliche Wercke zu verüben; damit sie durch Entheiligung der allerheiligsten Feste desto weiter von der Gnade Gottes abgerissen, hingegen durch eine zwiefache Schuld an ihn verstricket, und durch solche Häuffung deß Zorns Gottes in der Unbußfertigkeit so viel härter verstockt, auch endlich also um dieser Sünde willen deß Mißbrauchs so heiliger Gnaden-Feste von Gott dahin gegeben werden mögen, von einer Sünde in die andre zu fallen. Es verändern sich aber bey solchem Mancherlei Werck der Finsterniß die Ceremonien àgimibi-gemeinlich mit den Ländern und bißweilen schm Brauch wol in einem Lande. Denn Etliche solcher brünstigen Schwestern setzen sich ra nur allein vor dem Kuchen-Heerd, und beten allda in solcher heiligen Nacht ein verkehrtes Vater Unser. Etliche gehen an einen Tisch, sitzen und legen einige Teller mit Speisen vor den erscheinenden Bräutigam. Andre schauen in einen Krystall oder Teufels-Spiegel, Andre ins Wasser, wie diese Crainerinnen gethan. Andre legen sich vor der Stuben- oder Kammer-Thür nider und greiffen über sich hinaus, um etlicheHaare zu bekommen von solcherFarbe, wie ihres künfftigen Liebsten seine seynd. In einem gewiffen Lande setzen sich solche Schand-Dirnen an einen Tisch ins Teufels Namen und zwar gantz nackt, ziehen Arme und Beine zusammen, kehrenden Leib abwerts von der Thür, und verrücken das Angesicht im geringsten nicht, reden auch kein einiges Wort. Vor jedweder Person stehen auf dem Tische dreyGläser, worunter das Erste mit Wasser, das andre mit Bier, das dritte mit Wein gefüllt ist. Das Wasser bedeutet geringe Bemittlung, das Bier mittelmäßiges Vermögen, der Wein ein reiches. Von solchen dreyen Gläsern nun nimt der in deß künfftigen Bräutigams Gestalt hineintretende Satan eines hinweg, um damit überhaupt zu bezeichnen den Zustand und die Mittel deß Bräutigams. Doctor Frommannus schreibt, seine Eltern hetten eine Magd gehabt, die sich gleichfalls damit eingelassen, und auf Zurathen einer Edelfrauen, in deren Diensten sie damals gewest, diese Ceremonien auch ge-Practicirt. Ihre Frau ist in der Kammer geblieben, und hat durch die offengelassene Dr-yeu dem gantzen Handel zugeschaut, m- Milgdra dem ihre drey Mägde am Tisch gesessen Achnm ihr und auf die Erscheinung ihrer Liebsten au 9am' gewartet. Jedwede hatte drey Gläser vor sich auf denTisch gesetzt, eines mit Wasser, das andre mit Bier, das dritte mit Wein. Worauf zum ersten ein Gespenst, in Gestalt und Kleidung deß Hausknechts hineintretend, das Glas mit Wasser ergriffen, welches der ersten Magd gehörte und damit feinen Abtritt genommen. Nach demselben kam Einer wie ein Büttner hinein und nahm das andre Glas der andren Magd, darinn Bier war, mit gleicher , Manier hinweg. Der dritte tratt auf wie ein Dorff-Schulmeister, in schwartzem Kleide und weiffen leinen Strümpffen. Derselbe Hub das Wein-Glas auf und ging mit davon. Besagte Magd, so die dritte unter ihnen gewest, hat berichtet, daß solche magische Erkundigung eingetroffen; dann die erste, welche einen Knecht geheiratet, sey mit demselben in einen dürfftigen Zustand getreten, darinn sie kümmerlich das liebe Brod gehabt ; die zweite, so einen Büttner zur Ehe bekommen, habe es bester getroffen und ein ziemliches Vermögen erheirathet. Was für Einer der dritten aber nem-lich der Erzehlerinn selbsten zu Theil worden, haben obgenannten Authoris feine Eltern nicht erfahren, weil ste, nachdem ihres Dienstes Ziel verstoßen, von ihnen und gar aus ihrem Vaterlande hinweg gekommen, daher man hernach von ihr weiter nichts gehört. Fülle da seyn von Hünern und andren niedlichen Trachten. Gleich am Montage hernach fangen sie an, und essen die gantze Wochen biß auf den andren Montag Fische, Eyer, Käse, Butter re. Von diesem Montage aber an essen sie die gantze Fasten durch gar nichts mehr, was vom Blut herkommt." f) „Endlich schreibt er auch aus mündlicher Erzehlung eines Protonotarii deß Griechischen Patriarchen^, daß sie die gantze Fasten durch alle Tage nur ein Mal essen, und dazu nur Brod und ein wenig Andres, auch wenig trincken. Aber am Sonnabend und Sonntage esien und trincken sie etwas Bessers, doch von sol-t chen Speisen, die an Stat deß Fleisches und der Fische vergönnt seynd, als: Hülsen-Früchte, Garten-Kräuter, gedörrte e) Gterlach. p. 312, /) Idem p. 453. Weinbeeren, Mandeln, dünn und dick y«ßMotor, Etwas von gewissen Fischen, so gesaltzen und an der Sonnen gedörrt ist, oder gesaltzenen Fischrogen, insgemein genannt Butargen, rohe und gekochte Austern, gewisse Muscheln und andre Fische, so kein Blut haben." Von den Moldauern, Walachen und Moscowitern setzt er gleich diesen Bericht hinzu: „In der Moldau, Walachei) und Moscau essen sie am Sonnabend und Sonntage Fleisch, und zwar nach Apostolischer Regel, welche setze: „Am Sonnabend und Sonntage solle man nicht saften." Dann die an den: Meer wohnende Griechen haben die Austern, Muschel-Fische und andre, welche sie (die Moldauer und Walachen) als aus dem Lande wohnende nicht haben. Die Arbeits- und Handwercks-Leute aber essen deß Tags auch in der Fasten zwey-dreymal und enthalten sich nur deß Fleisches, der Fischen, Eyer, Käses rc." «) Aus bisherigem umständlichem Bericht der Griechischen Fasten wird man leicht abnehmen können, was die Walachen, als welche Griechischen Glaubens seynd, Mehrers bei) ihren Fasten beobachten. Wiewol in einem oder andrem geringem Stück bey ihnen etwan was Absonderliches mehr oder weniger gebräuchlich seyn mag. Wir beschlossen aber hiemit sowol die Griechische als Walachische Fasten, und verpfänden hiernechst weiter unser Gehör der leutseligen Feder deß Herrn Haupt-Authors, welche uns von dem Zustande und Lebens-Art der Colugern (oder Wa-lachischen München) noch was weiters zu sagen hat. Aus vorigem ergiebt sichs, daß diese Leute ein mühseliges Leben führen. Sie seynd ungestudirt und keiner andren Sprache als der ihrigen kundig, kennen auch keine andre Schlifft als die ihrige, »... . nemlich die Cyrillische. ~ Ww arbeitselig und mühsam ihr Zu- xs^chischen ftand und Gelegenheit sey, ergreifft man lug-rn. leicht daraus, daß sie an Stat der Re- creation Holtz hacken, auch in Gärten und Feldern arbeiten. Mit dergleichen Bauren - Arbeit müssen sie sich ergetzen und ihre schlechte Speisen würtzen, oder den Appetit erwerben. Wie dann auch zu so schlechter Kost Arbeit und Hunger die besten Gewürtze seynd, als durch welche Mancher einen bessern Geschmack in Kraut, Gemüse und Brod findet, weder einem vollblütigem Faulwanst und wollüstigem Müssiggänger die allerdelicateste und köstlichste Speisen verschaffen. Wann ein solcher Coluger etwas ver- Der jungen schuldet und noch jung, nemlich ungefähr SJro” zwantzig oder dreyssig Jahr alt ist, so straff?, streicht man ihm wie den Kindern in der Schulen einen Product und bestriemt ihm das Gesäß mit Ruten. Ist er aber viertzig oder fnnfftzig alt, so misst man ihm den Puckel mit einem wackern Stabe, und prügelt ihn steiff. Hat er aber bereits sechtzig, siebentzig oder achtzig Jahr auf sich, so muß er etliche tausend Vater Unser rc. und Ave Maria &c. beten, indem die andren essen. Es darf auch kein Coluger seine männliche Geschlecht-Zeichen nicht anschauen, auch nicht mit blosser Hand berühren. In der Türckey haben sie solcher Klöster viel, gleichwie auch die Nonnen (Coluge- ihr- Kloster rize oder Coludérze), so 8. Basilii Ordens ^itn-seynd, ihre eigene Klöster in Türckey bewohnen. Aber in Crain und in Crabaten seynd keine Klöster für sie ; sondern allda ®0°nebniefi. wohnen zu zwey oder drey solcher Colu- aushàn. gerizen, (Coluderzen oder Nonnen) bey-sammen in einem Hause, doch unter ihrer Regel, also, daß sie leben wie die Colugers oder Münche. Soviel von den Walachischen Colugern oder Ordens-Leuten. Wann ein Pope over Priester Messe |on lesen will, muß er zween Tage zuvor Tmg "or und hernach sich seines Weibes enthalten, d-r L-i-bri-und ihr nicht beywohnen. Sollte ihm runs-aber etwan im Schlaff eine Pollution widerfahren, so darff er gleichfalls in zweyen Tagen hernach nicht Meffe lesen, ob ihms gleich wider Willen begegnet ist, und ein Coluger, der mit solcher Verunreinigung im Schlaff befleckt worden, eben so wenig. Geschieht aber dieses einem Weltlichen, so darff er in zweyen d-ß täglichen Tagen kein Creutz noch Bild küssen. Treutz. Kusses Denn Jedweder trägt ein hültzernes Am." Creutzlein bey sich, wie auch ein Unser Lieben Frauen und andrer Heiligen Bilder, damit fie (sowol die Weltliche als Geistliche) solches Creutz und Bild alle Abend und Morgen küssen können. Imfall ein Coluger oder Pop Ieman- àff-às den umbringt, oder umzubringen befihlt, 'Se,fH;d,clL 65* Was sie an stat der Glocken gebrauchen. LangeMessen. Ihre Meß-Ceremotttm. Trauer-Blicke der Ministranten. Waruni sie warm Wasser Bet) der Ton-secration gebrauchen. Zeit seines Lebens keine so darff er Meste lesen. Sie haben keine Glocken : sondern geben an stat derselben ein andres Zeichen, daß es Zeit seye, zur Kirchen zu gehen; nemlich sie schlagen mit einem höltzernem Prügel auf ein Brett. Das ist gleichsam ihr Geläut. Wann ein Münch oder Priester Messe liefet, müssen ihm aufs wenigste dreh oder vier ministriren; und so es ein grosses Amt ist, müssen zum wenigsten der Ministranten zehen seyn. Ihre Messe währet aber eine gantze Stunde und beh einem grossen Amt noch viel länger. Indem nun der Coluger oder Pop würcklich allbereit eelebrirt (oder Meste liefet) in einem meisten leinen Rock, der aber mit allerlei) Farben scheckirt ist, so steht ein Ministrant hinter ihm, der eine lange Kappen auf dem Haupt trägt, und die Hände Creutzweis übereinander legt. Ein andrer Ministrant (oder Meß-Diener) bringt dem Geistlichen zum Offertorio in einem Krüglein warmes Wasser, aber mit so traurigem Blick und Geberde, als ob er zu seinem Tode ginge. Die andre Ministranten stellen sich eben so traurig. Die Ursach solches ihres traurigen Geberdens ist diese, daß man habet) mercken solle, wie sie ihnen vie Creutzigung deß Herrn Jesu Christi so starck einbilden, und in Betrachtung ziehen, als ob sie ihn vor sich am Kreutz hangen sähen, und Er ihnen gantz frisch vor ihren Augen blutete. Das warme Wasser gebrauchen sie beh der Consecration darum, weil wie sie sagen, Master und Wein das Blut Christi bedeutet, welches Er am Creutz vergossen. Und weil das allerheiligste Blut Christi warm herausgestossen, muß ihnen auch das Wasser so warm seyn, daß es raucht, (f) Bey der Cosecration (wobei) sie aber nicht nach der Römischen Kirchen Weise aufheben) spricht der Geistliche Sueta Sueti! (t) Wann durch warmes Wasser das warm geflossene Blut deß Allerheiligsten bedeutet werden soll, wie sie sagen, warum nehmen sie denn auch nicht warme» Wein? Ich halte aber, daß, obgleich die Walachen als einfältige Leute solches vergeben, dennoch das warme Wasser vielmehr auf das Hertz-Wasser deß Heilandes ziele, welches samt dem Blut zugleich ans seiner durchstochenen Seiten geflossen. Denn solches abzubilden, reichen auch die Moicowitische Priester den Tommnntcanten erstlich einen Löffel voll Brod und Wein sprechende: „Esset dieses, tri ticket dieses." Hernach geben sie ihm Brod allein und Wein mit warmen Wasser vermengt, abznbilden das Wasser und Blut, so aus Christi Seiten gesprungen. Wie Alexander Roß berichtet a) a) Alexander Roß von den Gottesdiensten in Europa am 617. Bl (Heilig Heilig!) der so hinter ihm ministrirt, antwortet: Daiga nam boog, Gieb Ihm uns Gott! die Meßhörende bücken sich alle, soviel Ihrer können, mit dem gantzen Leibe nider, und zwar so tieft, daß der Kopfs schier den Boden rührt und schauet keiner auf. Sie klopften auch mit der Hand ans Hertz, und sprechen: O Boog! O Boog! (O Gott! 0 Gott!), brauchen auch sonst viel unterschiedliche Ceremonien mehr. Ihre Hostia ist nicht wie bey den Römisch - Catholischen und Evangelischen gestaltet, sondern sie machen aus gesäurten Teig ein dünnes Laiblein Brods, so ungefähr sechs oder sieben Zoll breit, drucken fünff Mal darauf ein Sigill, wie in beygedrucktem Knpffer zu sehen. Dieses Brod wird im Ofen gebacken wie andre Speise-Brod, hat die Form, welche im jetztbemeldtem Knpffer die I. Figur nachbildet , und wird von ihnen Peti clepci (wie in der I. Figur bey F. F. zu sehen) genannt. Welches soviel gesagt, als fünff Laiblein Brods. Dieses Sigill ist in fünst Theile abgetheilt. Auf jedwedem Fünfftheil, welches in vier viereckichte Theile oderFächlein ist unterschieden, stehen gewisse Charaeteren, womit diese Worte ausgedruckt werden: Jesus Christus na-kersto i kersti Adama. Heisst auf Teutsch : Jesus Christus in der Taufte, also taufst den Adam. Die III. Figur giebt hierinn eine eigendlichere Unterweisung bey Lit. A. attivo der Character Rum. 1. bedeutet Jesus, Rum. 2. Christus, Rum. 3. nakersto (in der Taufte), Rum. 4. 1 kersti Adama, (also taufst den Adam.) Wann sie nun hingehen zu celebriren, nimt der Coluger oder Pop, nemlich der Priester, ein solches Lmblein Brod, wie die Figur I. zeiget, und schneidet vordem Offertorio mit einem spitzigem kleinem Messer den Mittlern Characterem völlig heraus, wie die II. Figur bey Lit. A. zu mercken giebt. Und solches nennet er Jesus Christus, nemlich das ausgeschnittene mittlereSigill oderMittel-Theil, welches in der III. Figur dieses Kupffers mit dem Buchstaben A. bezeichnet wird. Ich sage das mittelste viereckte Sigill unter den fünst gevierdten Fünsttheln. Denn selbiges Mittel - Sigill hat den Namen Jesus Christus. Und das bedeutet soviel als Jesu Christo zu Ehren! Hernach schneidet er von dem andren Die ihrer Hostie«- sihe das Knpffer Xum. 449- Erklährung der Char^' teren aus ihren JO ye Irl & J'ä TT? ITT h. ic V iti )cQ 10 XG Kt jCj IC yt i j S fc % IC i /. 2. . A 10- xc 3. Hl jtd i je x:c ini W •S st pä-A ' * 3. S K O ja *<> m 4 BA&- j CX AA aAA AAA. '"^'X'd ..............................oP . E................................. Fünfftheil ein drey-ecketes Stücklein heraus (als bey Lit. B. Num. 1. 2. 3. in der Ü. Figur vorgestellet wird) jedoch also, daß von jeder unteren Seiten der halbe Theil mit weggehet, nach Ausweisung jetzt angezeigter Numern 1. 2. 3. Und dieses abgeschnittene dreyeckichte Stücklein, welches der Buchstab B. in der III. Figur andeutet, nennet er Bogarodiza, das ist, Gottesgebärerin. Die Bedeutung aber dieses Triangulär - Stückleins soll diese sthn • „Unserer lieben Frauen der Gottesgebärerin zu Ehren!" Wobey zu mercken, daß in der Figur HI. bey Lit. A. B. C. D. E. durch die letzte Charactern diese Worte verstanden Iverden: Jesus Christus, Bogarodiza devet chorau Angelski siuij mertuij. Hiernechst schneidet er bey dem dritten Sigill neun kleine dreygeeckte Stücklein, welche er nur gleich mit der Messer-Spitzen heraus hebt, doch also, daß er von jeglicher obern Seiten drey Stücklein herausnimt. angeblickt, die Numern 3. 3. bey Lit. C. tn der II. Figur dir solches entwerffen. Aber bey Num. 2. muß er nur zwey dreyeckte Stücklein herausheben, und bey f, A A A A A y- m )G A s k joi A A »C A « A. A. N " A A . A „ A A A A , A A Numero 1. nur eines. Alsdann hat er die neun Stücklein beysammen, nemlich diejenige, welche man in der III. Figur bey Lit. C. findet. Dieselbe werden deuet Chorau Angelski genannt, das ist, Novem Chori Angelorum, welches soviel bedeutet, als: „denen neunEngel-Chören zuEhren!" Nach diesem bohrt er oder sticht mit der Mester-Spitzen von dem vierdten Sigill, (in der II. Figur bey Lit. D.) hie und da, wo er wtll, soviel Brosämlein herab, wieviel als für lebendige Menschen er die Messe lesen, das ist, Ihrer in der Meste gebenden will ; denn jedes Brosämlein bedeutet ihm einen lebendigen Menschen. Und solche Brosämlein (welche in der III. Figur bey Lit. D. bemerckt worden) nennet er Sjuij, daß ist, d i e Lebendigen. Und das ist für die Lebendige! Letzlich bröselt oder krümelt er bey dem fünfften und letztem Sigill eben also (nach Ausweisung deß Buchstabens E. in der II. Figur) gleichwie vorhin bey Lit. D. gescheht». DieseBrosamlein werden von iHitenMertuij genannt, das ist, di e T o d t e n. Und das geschicht für die Tobten. Alle solche ausgeschnittene Stücklein Wodurch dir Herr Haupt-Author der Gewißheit der Walachischen Meß-Cere-monien sich versichert hat. Meß-bllchlein der Wala-chischen Grifticheu- A. B. C. D. E. thut er zusammen, wie die IV. Figur ausweiset und consecrirt es iugesamt, alsdann allererst recht. Das übrige Laiblein Brod aber, (welches nach Ausleschung der Buchstaben und Zahlen eine Gestalt hat, wie in der II. Figur zu sehn ist) nennet man Naphora (wie bey Lit. H. zu lesen) das ist, „das Bettlein Christi," darinn Er gelegen. Diese Naphoram schneidet er in einer Schüssel zu gar kleinen Stücken und thut ein wenig davon in den Kelch, setzt aber die Schüssel auf dem Altar an die Seiten. Wann hernach die Messe ihre Endschafft hat, wendet er sich mit dem Schüfflein und einem darinn ligendem Löffel herum, und spricht überlaut: Durje tasch, hodi Sem! „Wer nüchtern ist, der komme daher!" Alsdann giebt er einem Jeden mit dem Löffel von diesen zerschnittenen Naphora etwas in den Mund. Sie haben sonst auch noch viel andre Ceremonien mehr, welche aber alle zu beschreiben grosse Weitläufigkeit würde erfordern. Es werden weder die Colugeri, noch die Popen Jemanden diese ihre obbeschriebene Consecrirung - Weise und die Bedeutung der Characteren gern entdecken; die andre gemeine Leute könnend Einem nicht sagen, weil sie es nicht wissen. Ich* habe mehr als einen Walachischen oder Uskokischen Geistlichen, beydes münd- und schrifftlich gebeten, mir diese ihre Ceremonien zu eröffnen, aber niemals erhalten mögen: Einer, Namens Nouak Peru-szhouich, welcher im Uskokischen Gebirge oberhalb der Stadt Möttling beh der Kirchen 8. Nedela ein Pop oder Pfarrer ist, hatte mirs * zwar versprochen; aber die Erfüllung blieb dahinden. Endlich aber erlangte ichs doch noch von einem Coluger mit Namen Joachim Sobadouich, der in dem Kloster Gomirie auf den Crai-nerischen Grentzen wohnhafft. Damit ich * aber der Gewißheit, daß ich nicht fälschlich von ihm berichtet würde, versichert sehn möchte, musste er mir sein mit Cyrillischen Littet« geschriebenes Büchleinzeigen, darinn ich solches Alles «ebenst noch vielen andren manchfaltigen Ceremonien und Glaubens Puncten verzeichnet gefunden. j Ein solches Büchlein, welches ungefähr 10 oder 12 Bögen hält, trägt ein jedweder Walachischer Geistlicher, er sey ein Coluger oder Pop, stets beh sich in der Taschen. Und wann er dieses Büchlein verliert, oder ihms gestolen oder sonst genommen wird, darff er hinfort nicht mehr Messe lesen. Es halten ihre Geistliche, sowol die Münche als weltliche Priester, sehr viel auf unterschiedliche Characteren; also, daß Etliche derselben einen ziemlichen Hauffen beh sich tragen, auch wol andren Leuten dieselbe geben und verkauffen, weil sie glauben, daß sie gut sehen für unterschiedliche Sachen. Und glaube ich selbst, daß sie eine ziemliche Würckungs-Krafft an albernen Käuffern beweisen, indem sie durch einen falschen Ruhm und Betrug denselben das Geld bewegen aus dem Säckel heifürzukommen, um Thorheiten und Bonitäten zu erhandle«. Denn ob sie gleich vorwenden, es sehen gute und heilige Characteren, richtet doch Mißbrauch eine Eitelkeit und Superstition, wo nicht gar eine Hexerey damit an. Zu Sichelberg ist ein Pop bißhero gewest, (und vielleicht noch) welcher in einem Schaff voll Waffer zeigt, was man zu wissen verlangt. Welches ohne Zweifel durch Teufels-Kunst geschieht. Wiewol er und andre Walachen oder Uskoken es für ein geistliches Werck halten. Solcher saubrer Heiligen giebts unter ihnen noch mehr, welche unter einem geistlichen Schein allerley magischeHändelpracticiren. Jedoch wird von allen nicht geredt. So haben auch etliche Popen künstliche Weiber, die viellerley können, und sowol das Geschehene als das Obhandene wissen, Diebstäle, Heirathen, Glück und Unglück und sonst allerley dergleichen anzeigen, unter dem Vorwand, daß alle solche Wis-senschasiten in den Kräutern stecken, derer rechte Natur oder Eigenschafft ihnen kundig sey. Solche Weiber werden sowol von ihren Männern, als von dem andrem Volck in Ehren gehalten, und sprechen, sie sey eine Sibylle. Ihr Mann pranget selbsten damit, rühmt sich Ihrer und spricht: „Mein Weib ist eine Sibylla." Sie wollen auch nichts davon hören, wenn man sagt, sie sey eine Hexe, vermeynen, man rede es ihnen nur nach aus Neid und Mißgunst, (f) WalachO Character-« werden »(r kaufst i®» für heilst gerühmt- Geistlich^ Warfager aus dtt Waffer-Schau. (f) Solche Leute sagen recht daran, wiewol unwissend-(ich, daß ein solches Weib eine Sibylla sey. Denn die Sibyllen waren Managerinnen, aus denen der Teufel w ssagie, E. Fr. Mit Wenigem will ich auch ihres Betens gebenden. Ihr täglichesGebet ist „basVaterUnser;" welches der curiose Leser im vorigen Buch beh ber Beschreibung ihrer Sprache finbet unter bem Titel Valacbicè ober Wala-chisch. Neben bem beten sie bas Ave Maria unb ben Rosenkrantz, wie bie Römisch-1 Catholische. An allen hohen unb grossen Festen sprechen sie zu Morgens bieses Gebet: t Imeni Ozlia (ober Ozcha) f Sina f Yduha Snetega. Amen. Otaznash, na nebi sidish, pausod vidish, tzha se godi, postili nam Petra y Paula, tzha ty dobry moshy tschine, pri tom hozhemo byti. Amen. „Unser alter Vater, ber bu im Himmel sitzest unb überall sihest, was geschicht, senbe uns ben Peter unb Paul. Was biese gute Männer thun, beh biesem wollen wir sehn (ober babey wollen wir bleiben.) Amen! Dieses folgenbe aber beten sie alle Abenb an fürnehmen Fest-Tagen: Hodimo spat, boga suat, usako nozb na po mozb trubi trubislaua bosbia krail nebesky is neba yde, use suetze sabuody, tamodoly napodoly, kir au-zbary auze paso, auze boga nesposnasbe, boile se ym narediti, kakor peklu pre-biuati, tusbnu pismu prepisati, alleluja, alleiuja ! pomosi nam ta sueta nedeyla, au sueti iuray orosbnik, kir nam prauy praui pot, poseleni trauizi, k’eni uodi toplici, kir diua Maria bele roke umiua, Aerna ozby spyra, greysbne dusbe napaye. Bebeutet soviel: „Wir gehen schlaffen! wir ruffen alle Nächte Gott zu ber Hülffe (zu bem, ber Hülffe thut) Schreye! Schrey bie Göttliche Gnabe an! ber Himmlische König kommt vom Himmel I unb führt alle Heiligen mit sich, unten im Thal, wo bie Hirten bie Schafe weiben; bie Schafe erkennen Gott nicht. Ihnen wäre besser nicht geboren sehn, als in ber Hölle zu wohnen unb allba traurige Brieffe zu schreiben. Alleluja, Alleluja! Helff uns ber heilige Sonntag unb ber heilige Helb (ober Ritter) Georg, ber uns ben rechten Weg sagt, nach bem grünen Grase zu einem Wasser Töplitz (ober Wasser-Babe), wo bie Heilige Maria weiffe Hänbe wäscht, schwartze Augen auf-I frischet, sünbige Seelen träncket re." Hiemit wollen wir bie Erzehlung ber WalachischenReligions-Gebräuche ein Mal I abschneiben unb bieses Buch beschlossen. Ende des; Siebenden Buchs. Topographisch-Historischer Beschreibung Udifcs Muiti. Non den Heiligen, patriarcha, Kschöftn, (Orden und Dfarren oder Hirch-Epielen in diesem Fände. Dem auch ein awiführjirhcr Heycht ran dem Urspymge dee Hirchen-Spaltung, darinn ronnal;; unterschiedliche Patriarchen m Aglar begriffen gewest, einrerleibt ist. I. ftßfdintfi Von den Heiligen der Crainer. kttftalt Was für Heiligen allhte eingeführt trerdett. Unterfchiedliche Heiligen defs Jta-mrns Adalberti. Unterfchiedliche heilige Agapiti. Was für ein Agapitus allhie gemevnt werde. Zween heilige Anastasii aus Sirmio. Der dritte von Aglar. Warum S. Antonius von Dadua der Zahl diefer Heiligen einverleibt wird. Unterfchiedliche Apollinares. Welchen man hie ntevne. Apollinaris wird auf den glühenden Kost gelegt. Das getter wird vom Himmel gelefcht. Kein Tod. S. Capistranus predigt in Craitt von der Huste. Kein Jeichnam wird vom Peremo fchmählich gehandelt. Warum Grain Carl den Grosten unter feine ßatronen zu rechnen habe. Keyfer d^arl befördert in Grain die christliche Keligion gewaltiglich. S. Chromatii unterfchiedliche Iseperlichheit. Wlarum S. Cantianus LU den Grai-»erifchen Heiligen gehöre. 8. Chrisogonus. Unterfchiedliche Ausrechnung.der Jahr-Zeit S. Chrysogoni. Kchreiben der H. Anastasi® an Chrysogonum. Defs H. Chrysogoni Antwort-Kehreiben. Mifshelliger Hericht der Kcribenten von dem Hertrogthum S. Domitiani. Urfprung defs Kantens Millestatuani. K. Domitian foli Miracull gethan haben. Uberfchristt feiner gefundenen Jeich-Truhen. Wo jetzo die Reliquien defs Jeichnams 8. Euphemiae zu finden. Eine Thecla, fo den reistenden Thieren vorgeworsten ist. 8. Helius predigt in Istria. Wo fein Jeichnam ruhet und venerirt wird. 8. Hemma, eine gehonte Grtzhertzoginn. Warum jie heilig gepriefen wird. Der H. Hemm® Geburt und Ghstand. Ihre zween Kühne. Welche einen Herghnappen um einer Kothzüchtigung willen am Jebett strasten. Wefswegen fte von thetls rachgierigen Knappen ermordet werden. Die Mörder werden hingerichtet. Graf Wilhelm zeucht wider die aufrührtfche Herghnappen. Welche jämmerlich nidergehauen werden. Unerfättliche Kachgier der Grafen. Eraf Wilhelm und Israu Hemma begeben sich der Welt. Kttstt der 8. Hemm®. Warum man fte für eine Heiliginn erhlährt hat. Wer zu Gurch den Hifchostli-chen Kitz gestisttet. Warum die 8. Hemma Itteher gefetzt wird. Warum der Hetjfer Heinrich der Zwettte unter die in Grain berühmte Heiligen zu rechnen ist Hermagoras und Fortunatus behehrett Iaygdien. Valentius will feinen Töchtern heidnische Männer aujilringcn. Die siclr entschuldigen mit ài Gelübde ewiger Keuschheit. Die werden vom Vater gerichtlich angcMagt, als Christinnen. And gegeifelt. Werden peinlich ungezogen. Man schneidet ihnen die Hrüste weg. Gin Gngel kleidet sie an. Valentius enthauptet seine Töchter und Hasen. Woraus ein Erdbeben und Ungewitter entsteht. Zween Engel überantworten die H. Körper dem Hermagor se. Ihre Kuhstäte. 8. Hermagoras rüstet das Volck mit guter Vorbereitung wider hünjstige Trübsalen. Hermagorae HeKenntniss vor dem heidnischen Kichterstuhl. Dess Richters Hesehl ihn zu peinigen. Seine Standhaftigkeit. Der Kerckerrneister Pontianus wird durch ihn zum Christenthum bewogen. Seine Wunder-Heilungen im Gesängniss. Und Hekehrung auch sürnehmer Jeute durch ihn. Die Heidnische Massen dringen aus dess Hermagorae Hinrichtung. Hermagoras und Fortunatus werden geköpft. Wo die Gebeine derselben anjetzo ruhen. Vom S. Hilario. Ungewissheit dess Jahrs, da 8. Hilarius Patriarch worden. 8. Hieronymi Vaterland. Grofe Misshälligkeit darüber unter den Scribenten. Was Savaria sür eine Stadt gewest. Zer Strom Savarias. 8. Hieronymi hohe Gelehrtheit und Fleiss. 8. Hieronymi christlich - intentiomrte Krise. 8. Hieronymus wird zu Korn von der Kleriseg versolgt. Seine Wohnungs-Höhle EU Hethlehem. s. Hyazinthus bauet etliche Klöster. 8. Innocentius und 8. Sebastia. 8. Irenaeus. S. Juliani und Demetrii Reliquien. Wo Parenzo ligt. Zwo Märtyrinnen dess Jamens Justinae. Die Jungsrau Justin» verzeihet steh dess Ehestandes. Ihre Standhaftigkeit in der Marter. Ihr Todes-Nrtheil. Zeno bittet ste, ihm aus dem Daradiss etliche Aepfel zu schicken. Welche ihm auch geliefert werden- Daraus er ein Christ und Märtyrer wird. Dergleichen wird auch von der 8. Dorothea und dem Theophilo erzehlet. Unterschiedliche Märtyrer dess Kantens Justi. Der zu Triest martynstrte S. Just. 8. Laurianus muss sür dem Könige lotila stiehen. Wird Hischof zu Sevilia. Muss wieder von dannen stiehen. Thut Miracul. König Totilas läft ihn enthaupten. Sein abgehauenes Haupt redet. Miracul bey seiner Kuhstatt. 8. Marcus macht zu Aglar einen Aufätzigert gesund. Heilet viel Kränchen. S. Marcus übersetzt sein Evangelium ins Griechische aus einem .Felsen. Belenus, der heidnische Abgott zu Aquileja. Joch übriges Gedächtnis solches Abgotts. Von dem Ursprünge dess Götzen-Jamens Beleni. Patera dess Beleni Diener. Belenus ward in Gallien verehrt. Zeugnissen, dass zu Aquileja Belenus angebetet, und damit Apollo gemeynt worden. 8. Martinianus Hischof zu Siscia. 8. Martinas. 8. Martinas tritt int zeltendem Jahr seines Lebens zum Christenthum. Gr muss sür einen Soldaten mit ausziehen. Führt den Münch-Stand in Frankreich ein. Wird versolgt. Ihm erscheint ein Engel. Wie Valentius gezwungen worden ihn zu venerimi. Miracul, so seine Reliquien in Gallicien gethan. Streit zwischen zweyerley Kleriseyen, über die Opfer-Gaben wegen der Miraculn 8. Martini. Wird durch eine Wunder-Kur entschieden. S. Martini Grab- Staub certreibt dem Gregorio das lieber. Mer die Macianer gewest. Grausame Verfolgung um der Religion willen, wird dent Ithacio con den Rechtgläubigen hoch ceriiblet. Warum K. Partinus an der Gabe Munder zu thun, etwas eingcbüffft. S. Martin stecht einem befeffenent die Ringer ins Maul, ohne Versehrung. Gleiches (Sxcmpcl unserer Zeiten. Stngetaujft-Verstorbener wird com S. Martino wieder auferwecht. ß. Martini Mitleiden gegen den gehetzten Mieren. Etliche feiner erbaulichen Sprüche, S. Partirti defs Andren Geburts-Ort. Er bauet ciele Klöster und Kirchen in Spanien. Celebrirt einen Synodum. Unterschiedliche Märtyrer defs Kantens Mauri. Melcher allhie gemeynt werde, S. Maximian. S. Maximilian, Mschoff zu Jorch oder Ens. S. Maximilian! löbliche Auferziehung. Seine Erwählung zum Rfchojf. Maxintiliani herzhafte Rede zu dem Fand-Vogt. Red -Mechfel defs $andhauptmanns Evilasii und S. Maximilian!. S. Maximilian wird enthauptet. Den Sand-Vogt erschlägt das Metter. S. Maximilians Regräbitifs. Brunn - Quelle entspringt an dem Ort feiner Enthauptung. Beschaffenheit selbiges Brunnens. Sein Körper wird nach Sorch gebracht. Molgends nach Daffau. S. Maximilian tcarnet den Keyser für Meuchelmördern. S. Maximilian, Bischoff zu Justinopel. Der dritte S. Maximilian. 8. Maximus Bischoff zu iEmona. Mas Assesia für ein Ort gewest. Partgriftrung defs Bifchoffs S. Maximi. Mo fein Seichnam hingehontnten. Unterschiedliche Kenennung feines Geburts - Tages. Zuteen Maximi. so Bischöffe gewest fegtt sollen. Surii und Baronii Bericht con dem Astatischem Märtyrer Maximo. Der H. Maximus wird zur Steinigung cerurtheilt. Das Steinigen war eine gewöhnliche Sehens - Straffe bey den Ephestern. S. Methodius und S. Cyrillus behehren ciel Heiden. S. Methodius beweget den Bulgarischen dürften zum Christenthum durch Abmahlung defs I. Gerichts. Methodius und Cyrillus behehren Dalmatien und (Kroatien. Päpstliches Recommendation-Schreiben an den König in Mähren für den H. Methodium. Methodius behehrt den König in Böhmen. Verattlaffung solcher Behehrung, Mie der cerjagte Hertzog Borivorius wieder ans Regiment gelangt. Das Christenthum wächst in Rohmen durch defs H. Methodii Steifs. Königs Suatepolc Kiderlage. Er lebt hernach unbehandt in der Wüsten. Sein letzter Befehl an feine Pit-Einöder. Suatopolcs Sohn und Reichs - Kachfolger cergreijft steh am H. Methodio. Melcher entfliehet und ihn cxcommunicirt. Grabfchrifft Königs Sua-topole. Uratislaus bauet dem H. Methodio zu Ehren eine Kirche. Von dem Tode 8. Methodii und Cyrilli. Methodius wird für einen Pärtgrer ausgegeben, in einem gar alten Such. Ruhstat 8. Methndii und Cyrilli. Der H. Bischoff Nazarius. Ein H. Märtyrer dieses Kantens. Der H. Märtyrer Nicephorus. Durch dessen Reliquien sucht Keyser Constantinus eine Gott angenehme Stätc zum Kirchen-Rau. 8. Nicephori Gebeine werden auf einem com Winde allein besternten Schiffe ancertrauet, und hernach einem unbändigem Mer de. Mo das fferd still stellet, da wird cine Uretre gebaut Anmerkung von der Ungewißheit dieser Grreklung. Bißhost Nicephorus wird fälschlich der Unrncht berüchtigt. Das Städlein Pinguento. Mßhost Nieephori Gebet erlangt eine Hrnnnguelle. Gm wilder Mr muß iltm auf feinen Hefehl feinen Keife-Zeug tragen. Gr lrenckt feinen Mantel auf an einen Sohnen-Strahl. Sein Tod und Jegräbniß. Reliquien von ihm ru Diben. 8. Nicetas der Datrlarch. Ein andrer Nicetas. 8. Paulinus der Andre. Geburts-Ort und Eltern deß H. Pelagii. Zeugniß aus dem Bucelino. 8. Pelagius wendet feine Jugend Christ - löblich an. Keifet in die .Ferne. Obs glaublich, daß Pelagius anfangs der Verfolgung ausgewichen. Zer Jand-Meger fuchi ihn mit guten Worten vom Glauben ru riehen. Bedrohet ihn hernach. 8. Pelagius wird gefchlagen und eingeherchert. In dem Gefängniß wird es gantr liecht. Seine Marter und Beständigkeit. Seine Enthauptung. He-gräbniß. Wohin der Jeichnam endlich transfcrirt worden. Erörterung der Frage, ob 8. Pelagius in Grain, oder LU Lostnitr am Bodenfee gemartert worden? Ob Rheetia auch mit LU Gallia gerechnet worden. Überbringung 3. Peregrinae Jeich-nains von Konr nach Iaybach. Marter und Tod S. Priseillee. Ihr Kristallin-glä-ferne Jeich-Kasten. Derfelben Jeichnarn wird mit höchstanfehnlicher Dro cesti on in die Kirche der Difcatceaten gebracht. Ordnung der Drocestion. Keyserl. Maj. gehen mit LU Fuß. S. Primus Presbyter. 8 Primus und 8. Felicianus werden LU Nomento getödtet. Die Stadt Nomentum. Ihre Gebeine kommen in Krndten. Und hernach in Grain. Iilie aus einer Wrnfchal. 88. Projectus und Acolythus. Streit unterschiedlicher Städte um den H. Quirinum. Ob s. Quirinus Bißhost ru Siseia gewesen? Ob 8. Quirinus von Siscia nach einem andren Ort als Rifchojf verfetrt worden. Unterschiedlichkeit der Oerter Sabaria und Sacarbantia. Er wird in einem Fluß erfüllst!. Prudentii poetischer Bericht hievon. Von dem Ort der Mgräbniß 8. Quirini. Wo seine Reliquien anjetro ruhen. Infcription ru Aglar in der Thum-Kirchen. Ob daraus beweißlich, daß dieses Quirini Körper allda ruhet? Historische Irrthümer in manchen heutigen Brevieren. Die Meyländer rühmen, daß sie den Körper deß H. Märtyrers besttren. Bericht von 8. Rochi Jeben und Wandel und Miraculn. Wird in Grain jährlich celebrirt. 8. Rubiani Geburts-Stadt. Wird Wßhost. Wann er gestorben. S. Ruperti Bchehrungs-Fleiß. Raderi Disticha auf ihn. 8. Serenus. Zweyerley 8. Sergii. 8. Bachi Marter. 8. Sergii Martyristrung. Sein Grab ist häustig besucht worden. Gr verspricht den Triestern ein Zeichen seines Todes ru geben. Sein Spieß fällt aus der Justt herab. Was Augusta Euphratesia für eine Stadt fey ‘Ì 8. Servulus stiebet in die Grotten bey S. Serf. Er tödtet eine greste Schlange durch das Zeichen deß H. Kreutres. Seine Wunder-Hülste an den Hefestenen und Kränchen. Wird gefangen gefetrt. Gepeinigt. Getödtet-Begraben. 8. Theodorus wird LU Aquilegia gemartert. Der H. Datriarch Valerian. ZU desten Zeit ein Concilium Pere- li* iS.«"»- ».>- IS»*» (Johannes de Capistrano, ein Italiäner, lebte im funffzehendem Seculo, und ward berühmt durch unterschiedliche andächtige Büchlein, welche er als ein Ordensmann, bey welchem Gelehrtheit und Gottseligkeit sich vereinigt hatten, ausgehen ließ. Dieser muß es gewest seyn, der in Crain auch sein Pfund aulegen und die Leute zur Busse anführen wollen. Er ligt in der Landschafft Sirmio begraben. Der berühmteste Ungarische Historienschreiber Isthuansius gedruckt, daß, als die Türcken das Land Sirmium eingenommen, die Münche dieses H. Capi-strani allda ruhenden Leichnam in das Zolosianische Kloster getragen, und daselbst' beygesetzt, aber der vom Keyser Ferdinand zum zweyten Mal abgefallene Franciscus Pereni, nachdem das Kastell Zolosium erobert worden, selbiges Kloster geplündert, die Münche theils verjagt, theils nidergehauen, auch dieses Heiligen Körper wieder aufgegraben, zerstümmelt und gar schmählich getractirt, zuletzt auch denselben in einen treffen Brunnen zu werffen befohlen habe; daher ihn nachmals der gemeinen Sage nach Gott gestrafft, daß das Kastell, darein er sich für dem Kriegs-Volck Ferdinandi, mit seiner Gemahlin» und Kindern retirirte, im Jahr 1559 mit Sturm übergangen, und er samt den ©einigen gefangen worden. h) Eben dieses Capistrani wird gleichfalls in dem Oesterreichischem Ehren Spiegel mit Ehren gedacht, und dieses zu seinem Ruhm gesetzt, daß er gelehrt und wol-beredt gewest, weßwegen der Papst ihn auch insonderheit und vor Andren in Deutschland geschickt, da er überall in den Städten gepredigt, die Leute zur Buste oermahnt, den Pracht, Geitz, Schwelgerey und andre Laster gestrafft, Karten, Würstel und Spiel-Brete auf öffentlichem Marckt (wie dann auch zu Nürnberg ge-fchehn) verbrannt, und mit dem Türcken gedrohet hat, wo man sich nicht würde bekehren, c) . Er hatte auch durch seine Kreutz-Predigten wider den Türcken zimlich viel Volcks aufgebracht, und stieß mit 4000 Kreutz-bezeichneten zum Johanne Corvino. Diese beyde tapffre Anführer schlugen sich durch das Türckische Schiff-Heer und verstrickten dem Erbfeinde gewaltig-viel V) Isthuansius lih. XX. Historiar. p. m. 252. c) Ehren-Spiegel bcfj Ertz-Hauses Oesterreich am 625. BI Balv. V. Schiffe, bekamen auch eine grosse-Anzahl derselben in ihren Gewalt, also, daß der Erbfeind bey zweyhundert Schiffe verlohr. Hierauf ruckten sie fort nach der belagerten Stadt, und beschirmeten dieselbe wider die tobend- stürmische Anfälle deß Sultans so ritterlich, daß, obgleich^ die Türcken allbereit mitten in der Stadt waren, sie dennoch wieder heraus geschlagen wurden, und Sultan Mahomet mit Schande und mächtigem Einbuß damals abziehen musste. Gedachten Ehren-Spiegels sinnreicher Verfasser gedenckt, es habe gleichwol Keiner deß Andren in Beschreibung dessen gedacht, sondern Jeder ihm selbsten nechft Gott diesen Sieg zugeeignet. „Solches, (schreibt er ferner) war um so viel mehr am Capistrano zu verwundern, welcher die Wollüste, Pracht und Reichthümer dieser Welt, aber nicht die eitle Ehre verachten können. So gar ist die hochfahrende Unart, seit daß der erste Mensch durch Hoffart von Gott absiel, allen seinen Nachkommen angeboren; daß sie auch in denen lebet, welche sonst allen Lastern abgestorben. Auch die jenigen, wie Cicero redet, welche von Verachtung der Ehre geschrieben, haben dadurch sich für ehrsüchtig erwiesen; indem sie solchen Schrifften ihren Namen vorsetzend, dadurch ihren Ruhm zu ver unsterblichen gesucht, und im Werck ver theidigt, was sie mit Worten zu wider sprechen vermeynt." <0 Ich weiß aber nicht, ob dieses Urtheil unfehlbar sey, und auf einem sicherem Grunde stehe. Ciceronis Ausspruch gehet nicht überall, sondern nur über den gemeinen Lauff und Gewonheit, als in materia contingenti, wie es die Schulen geben; da dergleichen Aussprüche nicht für allgemein genommen werden müssen. Zudem war Cicero ein Heide, und zoch solchen Spruch aus seinem eignem Busem hervor. Denn daß ein Heide, oder un wiedergeborner Mensch, alle eitle Ehr ge-rahten sollte, wann nicht irgend eine gewaltsame Mortificirung und Affliction :! solche Glut in ihm dämpffet, scheinet unmöglich zu seyn. Diogenes selbst, ohn-angesehn er alles menschliche Gepränge zu verwerffen schien, stoltzirte doch mit seiner Armut, und bildete sich mehr ein als Alexander, indem er den groffen Alexander keiner Ehrerbietigkeit würdigte. Ein Hilfst der Stadt Griechisch Weis-senburg wider die belagerende Tilrcken-Macht. durch die Tariffe und den Glauben wie-dergeborner Mensch aber kann die eitle Ehrsucht gar wol unlerdrucken, ob er gleich nicht selten ihre Empörung bey sich empfindet, zumal ein Solcher, der sich in Verachtung der Welt täglich übet. Will inan aber dieses zum exemplarischen Beweis anziehen, daß Capistranus so wenig deß Corvini, als Corvinus das Capistrani in Beschreibung der Victori gedacht, so scheinet solcher Beweis gleichwol nicht noth-fest, noch unbetrieglich, zumal an Seiten deß Capistrani. Denn der Ungarische Historicus Bonfinius, aus welchem der (sonst geschickte) Meister deß Ehrenspiegels diese gantze Histori genommen, setzt eine gantz andre Epicrisin (ober Beurtheilung) dazu. Er schreibt zwar vorher also : Capistranus & Corvinus, insigni victoria potiti, per se uterque ad Calixtum Pontificem de hoc bello scripsere, suis uterque literis tam clari facinoris gloriam sibi vendicare nititur, quum alter mentionem alterius minime fecerit. Praestantes nimirum viri potius se Regnis, quàm debita laude, defraudari patiuntur. „Das ist: Capistranus und Corvinus haben nach Eroberung solches Siegs Jeglicher für sich insonderheit von diesem Kriege an den Papst Calixtum ein Schreiben geschickt, und Jedweder die Ehre oder den Ruhm solcher vortrefflichen That ihm selbsten in seinem Schreiben zuzueignen sich bemühet. Denn wackere Männer liest fett sich lieber um ein gantzes Königreich verkürtzen, weder um ihr gebührliches Lob." Es entschuldigt aber Bonfinius gleich darauf den Capistranum hierüber mit diesen Zeilen: Veriittt cum duo Duces, alter oratione, manu alter, strenue di-micärint, idcirco hoc ä sanctissimo viro plerique factum arbitrantur, ut in eo praelio divinae potius, quam humanae vires, quod Tureae non inficiantur, enituisse viderentur. „Weil aber beyde Feld-Obersten Einer mit Gebet der andre mit der Faust tapffer gestritten, halten die Meisten dafür, dieser gar heilige Mann (Capistranus) habe deßwegen deß Corvini in seinem Schreiben keine Meldung gethan, daß es das Ansehn gewinnen mögte, es hette in derselben Schlacht mehr die göttliche als menschliche Krafft sich fpühren lassen; wie folches auch die Türcken nicht in Abrede seynd. <0 Es mag auch wol vielleicht Capistranus die Tapfferkeit Corvini mit eingeschloffen haben indent, er unter dem Namen der Vielheit (Wir) solche Tapfferkeit der Streitenden, ttt seinem Schreiben gerühmt. Oder er hat vielleicht verhüten wollen den Neid-Eyser (Jalousie nennets der Fran* tzos) zwischen seinen und deß Capistrani Völckern, und deßwegen den Corvinum nicht ausdrücklich genannt. Gewißlich, wann diese Beyde einander tmt die Ehre deß Siegs geneidet hetten, so wären sie schwerlich solche Hertzens-Freunde verblieben, wie man hernach klärlich verspührt hat, sonderlich bey dem Absterben Corvini, welches den Capistranum hertzlich hat betrübt, daß er vor Trauren und Sehnen nach diesem tapffren Helden auch bald hernach sich jgu Bette gelegt, und sein Leben beschlosfen. Denn der Kummer um deß redlichen und großmütigen Corvini Tod hat ihn deß Schlaffs beraubt, darüber er in der Sirmischen Gespannschafft in eine Kranckheit gefallen, und am 26. Octobris, sieben Wochen nach dem Tode Corvini, seinen frommen Geist aufgegeben. Diesem nach will vermutlicher scheinen, Capistranus habe aus keiner ehrsüchtigen Bewegung die Meldung Corvini ausgelassen; bevorab weil er Selber auch nicht als ein Feld-Oberster mit gefochten, sondern nur einen Anführer abgegeben und durch sein Zusprechen sowol als durch sein eyfriges Gebet seinem Kreutz- bezeichntem Haussen Schwert und Mut geschärfft. Denn solche milde Erklärung füget sich am besten zu diesem'Ruhm, den ihm Dubravius ertheilt: Optimam eà tempestate famam m concionibus ad populum faciendis Johannes Capistranus, natione Italus, professione Fran-ciscanus Minoris Ordinis, obtinuit. Summa homini dicendi facultas, incredibillis memoria, vitae sanctitas rara, mirum-que studium in vitiis insectandis, & corrigendis erroribus, b) 8. Carolus der Grosse. Der Glantz, welchen das sieghaffte Kriegs-Schwert dieses ersten und mäch- а) Anton. Bonfinius Decade 3. Ber. Ungar, lib. 8. pag. 491. б) Ioliann. Dubravius lib. 29. Historiae Boje-nicae p. m. 273. Ursach »st Capistra«' seiner Kranckhcll und bene Warum 5r»m Carl Z Troffen seine Votronen ru "chnen Hab?. k°"i«r Carl fordert in kraj ;n bie gliche £%on « tj', Chroma-" «»ter-S'edliche °^rlichkeit. S' Ohr 8°nus Zo- tigsten Deutschen Keysers von sich gegeben, ist bey dem Ruhm-Gerücht biß auf diese Zeit noch nicht verschwunden, und also die Ursach, warum man ihn den G r o s se n titulire, annoch in menschlicher Gedächtniß untierraucht. Aber aus welchem Grunde er hie unter die in Crain berühmten Heiligen zu stehn komme, das braucht eines Berichts. Es hat dieser gewaltige Monarch viel ungläubige Nationen bezwungen, und hernach theils durch die Berwnndrung über sein groffes Kriegs-Glück, heroisches und unüberwindliches Gemüt, theils aber durch gütliche Ermahnung, Reitznng und gnädiges Anlocken zum Christenthum gezogen, jedoch znforderst vermittelst der christlichen Lehrer solchen Überwundenen, oder Geschwächten, oder in Forchi für seiner Macht gesetzten den heidnisch-harten Mut dergestalt entweder gebrochen, oder erweicht, daß sie sich nach und nach zum christlichen Glauben bequemt haben. Gleiche Wol-that oder Glaubens-Beförderung ist auch dem Lande Crain von Ihm zu Theil worden ; denn, nachdem er den frechen Hunnen ein Gebiß eingelegt, und dieselbe wie auch die Sclaven gebändigt, überdas gleichfalls Histriam eingenommen, hat Er in Erain, als Oberherr solches Landes, die Fortpflantzung deß Glaubens mächtig befördert, unterschiedliche Bisthümer in Hi-sterreich wieder aufgerichtet, zudem auch gegen dem Patriarchat mit reichen Ge-ftifften seine Keyserliche Müdigkeit herrlich ausgebreitet. Um solcher Rnhm-Thaten willen wollen Einige, er sey einer Stelle unter den Patronen und Heiligen deß Landes Crain aufs Beste berechtigt. Die wir Ihm denn auch nicht zu entziehen begehren. Sein Geburts-Tag ist der 28. Jenner. 8. Chromatius. . Dieser war Patriarch zu Aglar, und laß in solcher Würde vom 390. Jahr Christi biß ans 408te. Man feyret im Aglarischen Kirchspiel seinen Namens-Tag, und begehet denselben sub ritu duplici, nentltch am 2. Christmonats - Tage. 8. Chrysogonus und 8. Cantianus. Der heilige Chrysogonus ist gleichfalls Patriarch, und mit solchem hochansehnlichem Amt bewürbet gewest zehen Jahr lang biß ans 295. Jahr. Wird aber nicht Mhret. Wiewvl er als ein Märterer,, Christ: zur Trinmph-Kron deß Himmels 1 erhaben worden. Nicht weniger hat 8. Cantianus, dessen Namens-Gedächtniß gleichfalls in Crain annoch bleibet, auf seinen Kopff die Marter-Kron gebracht, indem er denselben für die Christliche Warheit hergegeben. * * Anmerckunq. Sonst gedruckt auch Baronius eines Chrysogoni, der zu Aquileja sey gemartert worden, unter der Regierung Keysers Diocletiani, im 303. Jahr nach deß Herrn Geburt. Die Worte deß Cardi-nals lauten also: Tunc itidem Aquileja iisdem est illustrata sideribus, cum ibi passi sint clarissimi Martyres ex Anicia familia Consulari, Cantius, Cantianus &. Cantianilla, una cum Paedagogo ipsorum. Proto. Ibi & vir insignis Chrysogonus, Martyrium consummavit, nec non etiam Felix & Fortunatus exquisitis excruciati tormentis, tandem ab scissione capitis in coelum migrarunt, a) Hieraus verstehen wir, daß 8. Cantianus gleichfalls und mit Fuge zu den Heiligen deß Landes Crain gezehlet werde; angemerckt, Crain damals von Aglar nicht abgesondert gewest unter damaliger Römischen Herrschafft. So bezeugt auch die aus dem Berge stehende Kirche S. Can-tiani, dieser heilige Märtyrer müsst in Crain lange noch hernach berühmt gewesen, und hoher Verehrung gewürdigt seyn. Was aber den zu Aquileja (ober Aglar) martyrisirten H. Chrysogonum betrifft, achte ich diesen mit dem, welcher oben ein Patriarch getitulirt worden, für eine Person ; und lasse mich die ungleiche Jahr-Zahl daran nicht hindern. Denn obige 296 ist, nach der Jahr-Rechnung Ferdinandi Ügbelli gesetzt, welche mit Eenrici Palladii, und Francisci Palladii seiner nicht übereinkommt, als die mit dem H. Patriarchen Chrysogono, hundert und achttzig Jahre früher hervor kommen; dahingegen Baronius denselben um sieben Jahre später vorstellt, als gedachter Ughel-lus. Welche Ungleichheit der Jahr-Rech nungen der alten Märtyrer nichts Neues, und schwerlich die richtigste zu erfinden ist. Weßwegen man dennoch befjUghelli Chrysogonum gar wol für eben denselbigen hal ten kann, von welchem Baronius redet. a) Baron. Tom. 2. Annal. ad Annum 303. fol. m. 762. 8. Cantianus. Warum 8. Cantianus zu ben Craineri-scheu Heiligen gehöre. Unterschiedliche Ausrechnungen der Jahr-Zeit 8. Chrysogoni. Schreiben der H. Anasta-sise an dm H. Chrysogonum. Beym Nicephoro und Suida findt man einen Brieff-Wechsel deß H. Chrysogoni, als eines vortrefflichen und damals unter den Christen berühmten Manns, mit der sürnehmen christlichen Matron Anastasia, welche ihr Mann Publius, Keysers Diocletiani Abgesandter an den König in Persen darum, daß sie vom Christlichen Glauben nicht weichen wollte, in seinem Hause gefangen gelegt, und nach seiner Wiederkehr aus Persien mit der Peinigung anzugreiffen beschaffen hatte. Denn es war unter den heidnischen Römern gebräuchlich, daß man ansehnliche Matronen, wann sie von dem Heidenthum zum Christenthum traten, ihren heidnischen Männern selbsten abzustraffen überließ. Davon auch beym Tacito ein Exempel an der Pomponia in diesen seinen Zeilen erscheint: Et Pomponia Graecina, insignis femina, Plautio, qui ovans se de Britannis retulit, nupta, ac superstitionis externae rea, mariti judicio permissa. Isque prisco instituto, propinquis coram, de capite fama que conjugis cognovit, & insontem praenuntiavit, a) Weil nun die paar Schreiben gar erbaulich seynd, und zur Glaubens-Beständigkeit anfrischen, will ich sie allhie beyfügen. Das Sendschreiben der H. Märtyrinn Anastasi® an den Chrysogonum lautet, wie folgt: òancto Confessori Christi, Chrysogono, Anastasia Salutem ! Quamvis Pater meus idola plurimum veneraretur ; tamen mater mea Flavia, ehm perpetuo Christiana fuisset, ex quo peperit, Christianam me fecit, veraeque Dei cognitionis participem reddidit. Post obitum autem illius, viro nupsi sceleratissimo : cujus gratia divina conjugium effugi, supplicans Domino nostro .Tesu Christo dies noctesque, ut me ab illo impuro idololatra liberaret ; quem constat meas facultates omnes cum impuris idololatris exhausisse : me verò tanquam veneficam & sacrilegam in gravissimum carcerem conjecit, ut hanc temporariam vitam perderem. Itaque nihil mihi praeter vitam reliquum est. Veriim precor, ut cum spe divina moriar. Quamvis autem confessione Christi me glorier ; valdè tamen doleo, quod facultates, quas optabam in servos Dei insumere, sceleratus ille homo daemonum cultoribus suppeditat; & quas ego in servos Dei expendere optabam, eas foedis & impiis hominibus largitur. Proptereà rogo te, serve Christi, ut diligenter pro me Deum ores ; ut, si quidem constituit Deus, maritus meus Publius credat in Christum : sin minùs, ut eum suis fraudibus perire sinat, me vero ab eo liberet. Satius enim mori, quàm Filium Dei abnegare, & in eum credentibus impedimento esse, ipse omnipotens Christus testatur. Ciim libera fuero ab hac fraude, Sanctis dabo operam, eorum que curam (ut coepi) perpetuò suscipiam. Vale serve Dei, & memento mei. Daraus hat Chrysogonus ihr nachgesetzte Antwort-Zeilen ertheilt. (Jnrysogonus Anastasi® öaiutem ! Tibi jactatae procellis vitae hujus, Christus, qui in fluctibus ambulavit, opem ferat, ut diaboli potentiam sermone illius irritam reddas. Magno igitur & quasi in medio maris jacens, credas Christo, eum tui rationem habiturum ; & ad te ipsam conversa, exclamato cum Propheta, qui dixit : Quare tristis es anima mea ; & reliqua. Duplex enim potentia grati $ divin® monstratur ; nam & temporaria tibi abunde suppetent, & coelestia adjicientur. Deus enim eos, ä quibus pro bonis rebus non rogatur, aversatur. Vide ne turberis hoc, quòd tibi pie perpetuò erga Christum affectae adversa eveniunt : neq ; enim fallit te Christus, sed explorat, neq ; firmum est humanum auxilium, ut tu existimas; cum Scriptura dicat : Maledictus homo, qui confidit in homine: benedictus autem, qui in Deum sperat. Age strenue & vigilanter, & prorsus fuge peccatum. Hoc à Deo solatium expete, ejusque mandata custodi. Jam enim tempus Salutis super te veniet, & velut in obscura nocte clarum tibi Dei lumen affulgebit, & post tempestatem hilare tibi atque serenum arridebit tempus : tibique perinde ac reliquis propter Christum afflictis, praebebit in praesenti patientiam, per quam aeternam Deß H- Chryaog«1" Antwort« Schreiben« recipias mercedem. Yale in Domino, & ora pro me. Bald hernach, als die gute Anastasia ihres vielen Leidens halben sich ziemlich matt, und in den Gedancken befand, daß ihr Ende nahe wäre, ergriff sie abermals den Schreib - Griffel und formirte diese Paar Zeilen an Chrysogonum : Chry- sogono, Confessori Christi, Anastasia 8. Cùm tinis instet corpori meo, ora pro me, ut ille meam animam recipiat, propter quem has afflictiones fero. Haec illa breviter, quòd se ob aerumnas, quas pateretur, migraturam brevi ex hac vita putaret. Er begegnete ihr aber wiederum mit diesem schönen Ausmunterungs- und Trost-Schreiben : Ancillae Dei, Anastasiae, Chrysogonus S. Quemadmodum tenebras lucem superare manifestum est; sic & imbecillitatem Salus consequitur, & post mortem vita dignis tribuitur. Eundum enim finem rerum humanarum felicitas habet: ut neque submissi despondeant animos, neq; magnanimi glorientur. Unum enim mare est, in quo navigia nostri cor- J poris decurrunt, & ab uno gubernatore reguntur: quorum igitur naves carinis munitae sunt, ii incolumes navigare possunt : infirmae autem etiam sine fluctibus in tranquillitate periclitantur. Non procul enim absunt ab interitu, quae non ad portum salutis pervenire student. Tu vero, quae ancilla Christi irreprehensibilis es, crucem in toto animo tuo conservato, teque ad Salutem praeparato, ut in numerum martyrum Christi recipiaris. Vale ! Es ist aber hernach diß christliche Ehren-Eeib, ohnangesehn sie eine Römische Naht-Herrn-Frau war, noch viel gequält, auch endlich nach der Insul Palmaria (oder Palmarola) ins Elend getrieben «) und ftuch langem Streit zur Marter-Kron gelangt, wiewol durch einen sehr peinlichen Weg. _ Denn man hat sie zuletzt an einem Pfahl lebendig verbrannt. Da dann das gute Gold ihres beständigen Glaubens durch die Glut bewehrt und hell-lenchtend worden. Nicephor. lib. 14. in fine, & Suidas in Hi-•tone. io. Wie aber dem H. Chrysogono zu Aglar durch die Enthauptung das Haupt Kron-fähig worden, ist vorhin schon an-gezeigt. 8. Domitianus. Wann wir der Feder deß Megiseri nachgehen, so ist 8. Domitianus ein Herr und Hertzog gewest, welcher dem Hertzog Balderich in der Herrschafft über Kärnd-ten, (Eraitt und etlich benachbarte Landschafften gefolgt. Welchem Megiseriani-schem Bericht nicht allein Reichardus es also nachgeschrieben, b) sondern auch Doc-tor Johannes Schönleben in einem Ma-nuscript mit diesen Worten beystimmt: D. uomnuaajuus, juux in orici «, Uar-nioliae etiam Dominus, circa annum Christi 800. uti ostendimus in Annalibus Tom. I. Quem cum Zelosum fuisse promotorem fidei, acta doceant, meritò Carnioliae Sanctis adnumeratur. Das ist: „Der heilige Domitianus, welcher ein Hertzog im Nordgau, und auch Herr über Eraitt gewest, ums Jahr 800. wie wir in den Annalibus angezeigt, wird billig den Heiligen deß Landes Crain bey-gezehlt, weil man aus den Urkunden soviel vernimmt, daß er ein eysriger Befördrer deß Glaubens gewest." c) Allein es muß diesem gelehrtem Mann damals der rechte Inhalt dessen, was er hievon in seinen Annalibus, aus welche er sich beziehet, gemeldt, vielleicht entfallen seyn; denn an besagtem Ort seiner Annalium ist er der Meynung gar nicht, daß S. Domitian auch Herr über Crain gewest, sondern daß Cadolocus zu der Zeit Hertzog in Crain und Friaul, 8. Domitianus aber Hertzog in Kärndten, und zwar nur über ein Stuck desselben gewesen. Wie er dann eben daselbst sowol deß Megiseri als dessen Beystimmers Rei-chardi Meynung verwirfst, welche dahin gehet, daß Domitianus den Hertzog Bal-dericum, der Kärndten, Crain, Dalmatien und Pannonien beherrschet, überlebt, und nach ihm solche Länder unter seine Herschafft bekommen hette, und lieber dem Bollando glauben will, der die Acten (oder alte Schrifften und Berzeichniffen) besser betrachtet habe. Denn er, der Doc-tor Schönleben, titulirt allda (p. 404. Analium, a) den Gadalocum einen Her- b) Vid. Reichardus in Breviar. hist. Carinthia-cee p. 69. c) Ex MS. Doctoris J. Schönleben. Mißfälliger Bericht der Scribentm von dem Heryogthum S. Domitiani. tzog in Crain und Friaul, dem auch als einem vom Carolo Magno gesetzten Grentz« Fürsten (oder Marchgrafen) Istria und Liburnia gehorsamem muffen. Und nicht weit hernach führt er diese Worte: Circa hos annos, existimo, B. Domitianum, Ducem Carinthiae, posteaquam, unà cum pientissima sua conjuge, construendis & reparandis Ecclesiis, fideique christianae propagandae, sedulam impendisset operam, sancto quievisse fine &c. Und besser hin folgen darauf diese Zeilen: Quis vero B. Domitiano, in Ducatu Carinthiae suffectus sit, egt firmiter asseverare non ausim quicquid Megiserus, sive conjecturet, sive comminiscatur. Vetusti certe Authoris nullum suffragium adducit. Credibile est. cum sine haerede B. Domitianus decesserit, partem illam Carinthiae, quat illi parebat (non enim tota) unà cum caeteris vicinis provinciis Cadaloco Duci, & mox Baldrico immediate subjectum. ; alium non recognovisse Ducem aut Dominum, quàm Carolum Imperatorem, cujus vicaria potestate Cadalocus limiti ' Foro- Juliano, Dalmatico & Pannonico praeerat. Diutius vixisse Domitianum & Balderico in Ducatu suffectum putat nuperus author Breviarii historiàe Carinthiacae, secutus Megiserum, sed malumus Bollando subscribere, qui me-liùs Acta expendit &c. Es dörffte aber dennoch tool sehn, daß 8. Domitianus, wo nicht stets, doch eine Zeitlang nebenst einem Stück von Kürnd-ten auch einen Theil von Crain unter seiner Hertzoglichen Regierung begriffen. Denn es ist damals wegen allerhand Zufälle solchen vom Kepser Carl verordneten Hertzogen oder Marchgrafen bald weniger, bald mehr Landes anvertrauet worden. Bucelinus nennet Ihn gleichwol Principem Carnorum, darunter sowol (Etatnet als Kärndter, verstanden werden und schreibt, es sey ihm das Kloster Mille-'tetten (welches den Namen von den tauend Statuen, oder Bildern hat, die da-elbst von den Heiden abgöttisch verehret wurden, wiewol Andre es sonst auch Millestadium nennen) gestifftet und den Benedictinern geschenckt. a) I Wie dem Allen, so kann freylich dennoch dieser gottselige Fürst den Heiligen dieses Landes auch beygeschrieben werden, in Betrachtung, daß, wann er gleich nur über ein Theil von Kärndten und über keines von Crain geherrscht hette, (welches sich aber doch anderst verhält, sintemal der H. Domitian nicht nur ein Stück von Kärndten sondern auch von Crain herrschaftlich besessen) nichts de-stoweniger seine exemplarische Regierung und sonderbare Gottesfurcht, ohne Zweifel in Crain, als einem angrentzendem und mit Kärndten bald vereinigtem, bald abgesondertem Hertzogthum, groffen Ruhm, Verwunderung und Gunst (zumal bet) den Geistlichen) nach sich gezogen, auch die Wunderwerke, so ihm zugeschrieben, f-und von einem Benedictiner München racul g-*" zusammen getragen worden, (wie solche hà beym Johanno Bollando nach der Länge zu lesen) ungezweifelt das anstoffende Land Crain mit seinem Gerücht erfüllt, und I ihn nach seinem seligem Hintritt für einen heiligen Himmels-Fürsten zu achten, Ur sach gegeben. Seine Leich-Truhe hat man etliche hundert Jahre nach seinem Tode zu Mil-Nest ä t e n samtdieser Aufschrift gefunden : IN NOMINE PATRIS, ET FILII, ub-rsà ET SPIRITUS SANCTI HIC RE- ££ § QVIESCIT B. DOMITIANUS DUX. truden-PRIMUS FUNDATOR EIUS ECCLESIAE QUI CONVERTIT ISTUM POPULUM AD CHRISTIANITATEM AB INFIDELITATE. Auf Deutsch: „Im Namen deß Vaters, und Sohns, und H. Geistes ruhet allhie der selige Hertzog Domitian, Erster Stifter dieser Kirchen, welcher diß Volck von dem Unglauben zum Christenthum bekehret hat." Weil er dann die Bekehrung deß Bolcks so treu-eysrig gesucht, und in Crain durch ein so stattliches Exempel vermutlich Ihrer Viele gewonnen und erbauet worden, er hingegen daselbst sowol als in andrer Nachbarschaft den Ruhm eines recht christlichen Fürstens ausgehebt, steht ihm auch die Ehre zu, daß man ihm gleichfals in Crain den Titul eines Heiligen gebe. Gestaltsam ihm daselbst viel Kirchen zu Ehren erbauet worden. 8. Euphemia. Der Leichnam dieser heiligen Iung- o) Vid. Bucell. Germania sacra part. I. pag. 235. Ursprung deß Ramrus MiUestatu-ani. «?Äbe| Trauen und Märtyrinn ruhete ehedeffen ^ichaams 8. zu Rovigni, anjetzo aber zu Venedig. Und /Ì7* wird ihr Namens-Fest am 19. Septembris feherlich gehalten. 8. Euphemia und Thecla. Noch eine andre Euphemia berechtigt sich allhie einer Stelle, samt ihrer Schwester der 8. Thecla. Welche beyde von gar edlen Eltern erzeugt worden, der Vater hieß Demetrius, ihre Mutter Epiphania. s\ Euphe- . Um die Euphemiam warb Alexander, rinen,8^“91 bin hochadlicher Jüngling, und begehrte Ihrer in Ehren; die aber solches mit der Werbung. Entschuldigung aMeinete, daß sie vorlängst schon dem alleredelsten Bräutigam versprochen wäre, dem Sie auch ewiglich anzuhangen hette beschlossen. Daraus verstund er, sie wäre eine Christinn, und f«nt'birb entdeckte solches dem Presidenten. Dieser §Wfter ließ alsofort sie samt ihrer Schwester ge- holen, und setzte an sie mit der peinlichen rtett- Frage, ob sie Christo absagen wollten oder nicht? Sie bekannten aber beharrlich Christum, siegten der Marter ob. Weß-wegen man sie, nachdem die Hoffnung ihnen die Verleugnung abzupeinigen ermüdet war, zur Stadt Triest hinaus geführt, und mit dem Schwert gerichtet am 17. Novembris im Jahr Christi 256, am welchem Tage auch ihr Gedächtniß feherltch ist. Ihre noch lebende Mutter hat das Blut i^'Ctt samt den heiligen Körpern ausgehebt, und " an einem Ort, da vieler heiligen Mär- tyrer Gebeine schlieffen, zur Ruhe gelegt.») @ine T Sonst schreibt auch Eusebius von einer 'i®: s° ben Eiligen Thecla, die in der Stadt Gaza S^nben in Palaestina zu seiner Zeit im Jahr ^^isti 303 um deß Glaubens willen ben wilden Thieren vorgeworffen worden, und sich von solchen grimmigen Bestien lieber hat zerreissen, als von Christo abreissen lassen wollen. 1 8. Helius. Die Namen treffen bißweilen mit der Person, ihrem Wesen und Verhalten über» s ein. Solches bedeutet die preiswürdige Be- j schaffenheit deß H. Helii. Denn gleichwie j litici.111 still Nam die Sonne bedeutet (ange- merckt das Wort vho? auf Griechisch diesen Verstand hat) also hat er mit seiner Gottseligkeit Sonnengleich geleuchtet, auch mit bem Liecht und Glantze seiner Lehr Istriani a) Manzol. in Descript. Istri se. i) Euseb. I. 8. c. 13. bestrahlt, als darinn er das Amt eines Predigers deß Evangelii von Christo treulich und wachsamlich ausgerichtet, unter der Regierung deß tyrannischen Keysers Neronis. Die Verzeichniß seiner Lebens-Beschreibung und Verrichtungen ist mit der Zeit verfallet worden; also daß weiter nichts, als nur noch eine alte Legenda oder Predigt beym Manzolio gefunden wird, darinn die Gläubigen eingeladen werden, seine Gedächtniß zu celebriren. Und solche Predigt oder Sermon ist aufgesetzt worden, nachdem man seinen Leichnam gefunden. Es wird in jetztbesagter Predigt gedacht, er habe das Volck von der Abgötterey abgeleitet, und in den Christlichen Glaubens-Artickeln unterrichtet. Sein Leichnam Wo sein wird unter dem Titel eines Glaubens- ru^t'un» Bekenners zu Justinopel in hoher Ehr- oenmn würden gehalten und venerirt. roiri>- 8. Hema. Die heilige Hema (ober Hemma) war s. Hemma, eine geborne Ertz-Hertzoginn in Kärndten, und Grafens Wilhelm zu Zeltschach und 0hm. Friesach eheliche Gemahlin; welche wegen ihrer leuchtenden Andacht und Gott-Er- Warum sie gebenhett der Zahl der Heiligen eingestirnet worden. Zumal weil sie viel Ruhmwürdiges zur Ehre Gottes gestifftet. Worunter das herrliche Kloster und Stifft zu Gurck in Kärndten ein sürnehmes Denck-mal ihrer Gott-gewid meten Mildigkeit ist. Zu dessen Aufrichtung sie aus folgender Ursach sich entschlossen. Es hatte das Land Kärndten damals noch, nemlich ums Jahr Christi 1073, einen viel geraumem und weitlüufftigern Begriff als jetzo, und enthielt in sich viel ansehnliche Grafschafften nebenst andren Herrschafften, darunter die Grafschafft , Zeltschach und Friesach nicht die geringste war, und zu der Zeit dem vortrefflichen Grasen Wilhelm eigenthümlich gehörte. Dieser Graf stund in solchem Ansehn und hoher Reputation, daß ihm die Prin- D-r H. cesiin Hemma, Ertz-Hertzog Marckhardens £™aMn6 zu Kärndten Fräulein Tochter, ehelich zu Ehstand. Theil wurde. Dieses glücklich - vermählte _ Eh - Paar machte ihm selbsten den Ehstand zum lieblichen Lust-Garten durch treulich-ge-wechselte Liebe und Eintracht, lebte miteinander gar friedlich und gottselig, vermählte sich überdas mit Gottesfurcht und Gerechtigkeit. Darum segnete auch Gott 9$rt gromi Sohne. Welche einen Bergknappen um einer Nothzüchti-gnng willen, am Leben straffen. solchen ihren Eh-Garten, und ließ darinn ein paar schöner Blumen ihrer Leiber aufgehen, nemlich zween liebreiche und holdselige junge Herrlein, von deren zierlich- und aufwachsenden Jugend und Wachsthum in der Furcht Gottes die Eltern grosse Freude empfanden, auch das Vaterland treffliche Hoffnung empfieng, künfftig ein Mal, wann der Vater mit Tode abgehen würde, unter ihrer Regierung in gewünschtem Wolstande zu leben. Aber in diesem ihrem ehelichem Lust-Garten stieg endlich ein gar rauher schmertzhaffter Dorn-Strauch auf, der ihnen ihre Augen-Lust an gedachten ihren zween jungen Herren in Wermut und bittre Threnen verwandelte, wodurch Gott ihre Gedult und Standhafftigkeit auf eine scharffe Probe setzte. Diese junge Herren gingen einsmals aus ihrer lieben Eltern Befehl zu den Ertz-Knappen hin zu Friesach in den Berg, und sahen zu, wie sie mit dem Goldberg-werck umgingen. Da sie dann verspührten, daß bey selbigen Leuten wenig Gottesfurcht wohnte, und sonderlich das Laster der Hurerey in vollem Schwang ginge. Diese beyde junge Grafen waren viel zu fleiffig und sorgfältig, zu aller Zucht und Erbarkeit auferzogen, als daß sie deß edlen Geruchs der Tugend gewohnte, den Gestand solches Laster-Kots selbiger gehlen Böcke hetten mit Gedult erleiden können. Insonderheit ereyferten sie sich hefftig über das Bubenstück deß Knappens Johann Grünwalds, als sie erfuhren, daß der-selbige eines fürnehmen Bürgers Weib daselbst mit Gewalt geschändet; gestaltsam sie alsofort ohne Verlängerung der Iustitz den Schandbuben öffentlich am Leben straffen liessen. Wie die Gerechten an der Gerechtigkeit Freude haben, also erzürnen sich die Ungerechten über die Rache der Ungech-tigkeit. Das erfolgte damals auch. Denn nachdem die andre Bergknappen verstanden, wie es dem Verbrecher ergangen, (Massen denn die Straffe eben darum öffentlich vollzogen war, daß sie erschallen, und von dergleichen Laster-Thaten sie abhalten sollte) verbunden sich ihrer zehen, so dem Thäter nahe verwandt heimlich miteinander, keine Ruhe zu haben, bevor sie solche ihrem Blutsfreunde widerfahrne Schmach gero- ! chen, und ihre aufgerührte Galle über die1 junge zarte Herren ausgeschüttet hetten. Der Mordgeist ist allezeit wachsam und bemüht, seine Kreaturen zur Bosheit aufzuwecken, so bald er nur Gelegenheit er blickt, oder vielmehr ihnen die Augen aus solche Rach - Bequemlichkeit offen zu halten. Also fand auch das versperrte Rach-Feuer dieser tückischen Bösewichter bald gnug Lufft und Raum aufzufahren, und die junge Grasen zu ergreiffen. Denn es begab sich, daß diese auf eine Zeit das Bergwerck zu Zeltschach besuchten, und mit sonderbarer Verwunderung die Goldgruben beschauten. Wie dann an solchen Stands-Personen dergleichen Curiosità zu rühmen, daß sie als gleichsam das Gold oder güldne Haupt menschliches Standes, die Gänge der Gold-Adern, und natürliche Erzeugung dieses edlen Metalls, welches den Königen die Häupter, und Fürst- oder Gräflichen Personen den Hut oder Hals, oder Talar zieren soll, selbst in Augenschein nehmen ; um desto reiffer künfftig auch zu erwegen, daß man das Gold, welches mit so blutsaurer Mühe und Schweiß der Erden aus ihrem tiessi und hartem Schoß hervorgerissen wird, nicht liederlich noch wollüstig, oder überprächtig zu verthun, sondern rühm- und erbaulich anzulegen habe. . Indem sie nun damals nichts weni- WeßwF gers als einige Untreu besorgten, und die XdJfF zehen Meuchel-Buben solche ihre Sicher- Knappe»^ heit vermerckten, rottirten sie sich geschwinde ™r6et zusammen, und schlugen beyde junge Herren e ' auf ein Mal tobt. Dieses Mord - Stück kunnte der Berg unmöglich bedecken, noch geheim halten ; es ward gar bald lautbar. Ein frommer Bergknapp, welcher nahe beyselbiger Gruben die nun zur Mörder-Gruben geworden, seiner Arbeit abgewartet, und solcher grausamen Mordthat mit groffem Hertzenleid zugeschaut, lieff schnell hin zu dem alten Grafen, ihrem Vater, und brachte ihm die leidige Post. * Graf Wilhelm ließ unverzüglich die ®^Ben F Verordnung ergehen, daß die mörderische gerietet. Bösewigter allesämtlich schleunig in Verhasst gezogen, und unlang hernach aufs Strengste hingerichtet wurden. Die ermordete junge Herrlein wurden mit vielen Threnen der schmertzlichst-trau-renden Eltern, und aller Einwohner miteinander in einen schönen ausgehauenen Sarg gelegt, eine lange Zeit höchlich beklagt, und gar tieff betraurt; wie dann solches Hertzenleid anderst nicht, als tieff zu Hertzen gehen kann. Der hochwürdige Fürst und Herr Abbt Hermann zu S. vamprecht, der Gräfinn Hemma leiblicher Bruder, hielt den beyden Erschlagenen zu letzten Ehren eine wolgesetzte und tröstliche Lob- und Klag-Rede, welche Männig-lichen wot gefiel. Knrtz hernach machten sich die Leidtragende Eltern auf zum Ertz-Hertzog Marqnard, der Frauen Hemma Herrn Vätern, erzehlten demselben ihr Leid mit fiiessenden Threnen, wie schändlich nem-lich die zween junge Erb-Sprossen ihres Stammes ausgewurtzelt, und die Sen-len deß Grästichen Hauses umgerissen worden, baten zugleich, Er wollte wieder die sämtlich-rottirte und einverknüpsfte Gesellschafft solcher Mörder eine so ernstliche Rache üben, daran andre verwegene Buben sich zu ewigen Zeiten stoffen, und die freche Fäuste vom Fürsten-Blut enthalten mögten. Denn es hatten ihrer mehr als die schon Hingerichtete entweder die Hand oder die Anschläge mit im Spiel gehabt. Der Ertz-Hertzog, welcher damals seine Residentz im Muertzthal hatte, erstarrte über solche böse Mähr dermassen, als ob ihn ein Donnerstral tröffe. Denn es waren die zween ermordete junge Herren sein Hertz und Augäpffel; weßwegen Er sich nicht so geschwinde drein schicken kunnte, daß die Erde schon solche seine liebste Enckeln sollte in ihrem schwartzen Schoß beschliessen, die seine Gemahlin, Frau Lymburgin so offt vorhero auf ihren Schoß gesetzt, und grosse Hoffnung vieler Ehren und Freuden aus sie gepslantzt hatte. Sie schlugen Beyde die Hände über den Kopff zusammen und schwuren einen theuren Eyde, von den verzweifelten Mördern eine solche Rache zu nehmen, die mit ihrer sonderbaren Schärffe allen Denck-Zeiten sich viel unausleschlicher machen sollte, als wann sie dem härtesten Marmel und unzerbrechlichsten Felsen zur Gedächtniß eingeschnitten würde, tom Diesem nach ließ er durch seinen (št)- die- öam, den Grafen Wilhelm in Kärndten, |j£%ifci|e allenthalben Bolck aufbieten. Welcher in "«te. der Stille alsobald etlich tausend Mann zusammen führte, und damit wider die atlfrührische Bergknappen anzoch, welche sich in dem Gebirge und in dem Gehöltze oey Friesach gewaltig verschantzt hatten. Deffen ungeachtet brachte Graf Wilhelm mit Hülffe Grasen Maynhards von Malentein, seines Gegen-Schwagers, welcher die Frau Kunigund, der Frauen Hemm»; Schwester, zur Gemahlinn gehabt, und mit einem grossen Zeug zu ihm geflossen war, sie in einen solchen Nothstall, darinn sie herhalten, und zu wolverdienter Straffe mehrentheils Alle ins kalte Eisen beiffen lä, mufften. Denn die Kärndter sielen mit meriich nn-wütendem Grimm in die Wälder, erwisch- «ngehaum ten daselbst die meisten Thäter und Auf- lvor ctL wtegler schier alle, stiessen dieselbe nider, und metzelten sie, wie das Vieh. Die Ertz-Knappen widersetzten sich zwar eine Weile gar starck, aber vergeblich; die Menge ihrer Bestreiter war ihnen zu weit überlegen, also daß sie wenig ausrichteten, sondern oh» alle Barmhertzigkeit erwürgt wurden. Beh die sunffzehen Rädleinsführer, welche unter diesem Haussen der aufrühri-schen Rotte nicht die geringste waren, wurden von dem Grafen von Malentein. Herrn von Colnitz, und Herrn Reinbert von Dietrichstein, die mit ihren Reutern gleichfalls in sie gesetzt, gefangen ; welche nachmals Graf Wilhelm von Zeltschach in der Stadt Friesach bey einem Banquet mit verdeckten Angesichtern und gebundenen Gliedern herzuführen, ohn alles Er barmen niderhauen, und die Stücker den Vögeln und Hunden auf dem Felde vor-werffen ließ. Hiemit hatte sich ihr Rachdurst noch Unersättliche nicht gelescht; sondern die zween Grasen |“^cr bCT' durchritten samt ihren unterhabenden Böl-ckern die gantze Gegend hin und wieder, und verwüsteten Alles, was den Aufrührern zugehörig. Gestaltsam Nicolaus Claudianus, (ein alter Scribent) in seinen Verzeichnissen (f) Selber gestehet, er wisse nicht gnug zu beschreiben, was damals in selbiger Gegend um Zeltschach, Friesach, Altenhofen und Huttenberg für Jammer und Elend sich erhaben, und wieviel Bluts das verbitterte Kriegsvolck vergoffen; also daß endlich bepde Grasen von Zeltschach und Malentein selbst zu Mitleiden erweicht worden, und alsofort bey Straffe Leibs und Lebens ausruffen lassen, von dem Würgen abzulasien, und das Volck ferner nicht zu beleidigen, nachdem die Ermordung der jungen Grafen nunmehr ziemlich gerochen wäre. fj Beym Megisero. Gras Wilhelm und Fran Hemma begeben sich der Welt. Stifji der S. Hemm«. Warum man sie für eine Heiliginn erklärt hat. Hiemit legte sich also Gras Wilhelms Zorn, (welchen er auch eben hart genug gleich einem Tiger, so seiner Jungen beraubt, bischero hatte wüten lassen) und stellte alle Sachen in seiner Grasschafft hierauf wieder in gute Ordnung ; ersuchte auch deu Grafen Maynhard von Malentein, den er sonderlich liebte, daß er inzwischen die Seinen regieren mögte, biß er mit seiner Gemahlin, der Fr. Hemma, wieder zuruckgelangte. Welche unterdessen bey ihrem Herrn Vätern Ertz-Hertzog Marquarden, der sie sobald nicht von sich lassen wollen, verblieben war. Zuforderst aber ließ der Graf das Kriegsvolck friedlich abziehen, und verfügte sich darauf zu seinem Schwäher, dem Ertz-Hertzog, der sowol als wie er selber sich nunmehr vergnügt, und Rach-satt befände, weil der Mord so blutig gestrafft worden. Ob aber eine solche Rache, die besorglich den Unschuldigen mit dem Schuldigen ge-stürtzt, für grosse Herrn ein gutes Muster der Nachfolge sey, scheinet zweifelhaft. Da nun Graf Wilhelm und Frau temma, seine Gemahlin, ihrer größten reude auf Erden, nemlich ihrer Leibs-Erben, sich so schmertzlich beraubt sahen , fassten sie den Schluß, sich Gott gäntz-lich zu ergeben und Ihn zum Erben aller ihrer Haabe und Güter zu machen; (daS ist solche, an geistliche Gebäue und (Stiftungen zu verwenden) Gestalt; am Er sich von seinem Hofe, und von der Welt absondernd sein Leben meistenteils von dem an ohne Gesellschaft bey sich allein verzehrte. Er bauete und stiftete S. Leonhard im Lavandthal zu Grebers-berg, von dannen er auch nicht serrn begraben ligt. Seine Gemahlin aber S. Hemma richtete das herrlich- und fürstliche Gotteshaus zu Gurck in Kärndten auf, stiftete dahin einen Bischof ,samt einem Thum oder gantzem Capittel. Da sie auch in solchem ihrem Gestift dem Leibe nach ruhet. Nach ihrem Tode hat man sie unter die Heiligen gezehlt, weil daselbst viel Wunder durch sie geschehen seyn sollen. Mafen dann Keyser Friedrich im Jahr 1464 den Papst ersucht hat, daß sie mögte canonisirt werden. Worauf dieser etlichen Cardinälen diese Sache aufgetragen ; welche durch etliche Bischöfe, darunter Einer von Laybach gewest, eine gründliche Nachricht ihres Wandels und ihrer Miraculn ein- zuziehen sich bestif en und die Untersuchung angestellt. Wiewol die Deputirte von den streifenden Türcken damals in Ruhe damit zu stehen bemüssig worden. Mafen hernach in der Section von den Bischöfen hievon weiterer Bericht erfolgen soll. Den Bischöflichen Sitz und Wohnung aber hat Sie nicht, sondern Ertz-Bischos Gebhard von Saltzburg, ein Geborner Gras von Helfenstein, deß Herrn Chatoldi und Frauen Aglai Sohn, von Grund auf gebaut, auch nach Megiseri Bericht den gelehrten frommen Mann Guntherum zum ersten Bischof dahin geordnet. (Wiewol besagter Megiserus kurtz zuvor schreibt, S. Hemma habe einen Bischof samt einem Thum dahin gestiftet). Jetzt bemeldten Bischof Guntherum aber hat der Ertz-Bischof zum freundlichsten ermahnt und gebeten, daß er mit allen seinen Nachkommen unsers Herrn Gottes Ehre ihrer Unterthanen Nutz und derselben Seelen Heil ihm treulich wollte lafen angelegen und befohlen seyn, ja nichts liebers auf Erden begehren, dann daß allein Gott tm Himmel geheiligt, die heilige christliche Religion befördert, der Nech-ste gebessert, und also alle Gottseligkeit bey diesem herrlichen Stift angerichtet würde, a) Wir setzen aber diese S. Hemma hie-her, theils weil sie solches trefflichen Stifts wegen auch in Crain, als einem Grentz-Lande, grof en Ruhm hat, theils weil sie im Crain eigentümliche Güter gehabt, als das Schloß Erckenstein, Greu-l a ch, N a f e n s u ß, nebenst noch andren Gütern mehr, welche Sie alle dem Kärndterischen Bisthum Gurck als ihrem Gestift incorporirt hat. Wie dann selbige auch die Bischöfe von Gurck hernach inngehabt biß ins Jahr 1437, da der Cyllerische Hauptmann Johann Bitowitz solche Herrschaften und Schlösser eingenommen. S. Heinrich. Obgleich Keyser Heinrich der Andre, welcher auch Keyser über seine Lust-Rei-tzungen gewest, mit seiner Jungfräulichen Gemahlin» S. Chunegund zu Bamberg unter einem herrlichem Monument der Zeit seiner Auferwachung zur ewigen Wer zu Gurck den Bischofs!'#* Sii; gesti""1 Warum** S. anliero 9* wird. Was ff j» Güter ft, g Crain g-^ Warum ^ ser H-'nr? der unter die. a) Megiserus, im 7. Buch der Kärndterischen Chronic Cap. 31. welcher es aber aus dem Aventmo, Lazio, uni deß Nicolai Claudiani Farragine &c. genommen. Herrlichkeit erwartet, verherrlichen wir doch diese Zahl der Heiligen, derer sich Crain berühmen mag, eben so wol durch Einverleibung seiner heiligen Majestet und glorwürdigen Gedächtniß mit rechtmässigem Fuge, wann wir betrachten, daß er als Hertzog in Kärndten, womit damals Crain vereinigt war, von seinem Patrimonio, denen Freisingischen Kirchen in diesem Lande viel Güter, gleichwie der Kirchen zu Bamberg in Kärndten ge-schenckt. Er wird gefeyrt laut deß Marty-rologii, am 15 Iulii. 8. Hermagoras und Fortunatus. Der Erste war ein Patriarch, der Andre ein Diaconus. Beyde seynd in demselbigen Jahr, da die HH. Aposteln Petrus und Paulus zu Rom die Marter-Kron empfangen, mit dergleichen Marter-Diadem zu Aglar gezieret worden; nachdem sie zuvor das alte Iapydien, wie auch einen Theil deß Norici und Pannoniens, dem Herrn Christo zugeführt, und sonst manches Wunderwerck gethau. Weßwegen der höllische Drach seine Rach-Funcken wider sie ausgespeyet, und ihnen seine Klauen, nemlich ein heidnisches Todes-Urtheil, auf den Hals geworfen, durch richterlichen Ausspruch deß Sebasti. Wodurch sich aber solche gefängliche Einziehung dieser heiligen Männer veranlasst habe, scheint einer umständlichem Crzehlung wol würdig. Als unterm Keyser Nerone die Chri-sien-Versolgung in kurtzem sich durchs gantze Römische Reich ausbreitete, ergriff solche Flamme auch die Stadt Aglar; da der Gerichts - President Sebastus 'O^vl^ seines Keysers tyrannische Weise, als Stelle vertratt, und sich damit som ders recommendirt zu machen hoffte, wann 1 er allda die christliche Religion gäntzlich auswurtzelte. Immassen deßwegen Hohe ^nd Nidrige sterben mussten, unter kei-etn andren Vorwand der Verschuldung, als daß sie Christum Göttlich verehrten. Bey solchem Verlaufs und Zustande geschähe es, daß Einer, Namens Vale lisi us, seine Töchter in fürnehme Fami-uen zur Heirath verlobte, und in Begleitung der erwählten Eydams sich hinver-kugte, ihnen solches anzudeuten, und sie denen Bräutigams zu übergeben. Welche aber solches abschlugen, und sich ungeteilt verlauten liessen, sie wären schon an Ehristum verlobt, könnten sich also mit keinem sterblichem Menschen ehelich verbinden. Diese Verweigerung befremdete alle Anwesende, und setzte sie in treffe Bestürtzung. Der Vater ergrimmte darob so hefftig, daß er sie bey nahe hette erwürgt. Sie aber, die Jungfrauen, entflohen seiner Wüte, und setzten ihre Flucht zu ihresVaters Brüdern dem Valentiniano, der sie freundlich aufnahm, und in seinem Hause an einem verborgenem Ort versteckte. Valentianus verfügt sich also fort hieraus zum Hermagora, um demselben solches anzuzeigen. Unterdessen kommt Valentius mit einem grossem Haussen seiner Freunde und Knechte angeflogen, durchsucht auf verrätherische Entdeckung, so ihm ein Knecht gethau, die innerste Gemächer deß Hauses, findet seine Töchter, und führet sie samt seines Brüdern Töchtern als Mitgenos-simien deß vermeynten Irrsals vor den Richter, demselben andeutend, daß sie Christinnen wären. Der Richter lässt sie vor den Tribunal kommen, und redet ihnen ernstlich zu, daß sie sich wiederum zu dem Götterdienste ihrer Voreltern in der Güte bequemen, oder einen scharffen Antrieb und Zwang dazu erfahren sollen. Weil aber mit Worten nichts auszurichten war, ließ mau Ruten, Geiffel, Fesseln, und dergleichen Mater-Instrumenten hervorkommen, und ihnen die zarte jungfräuliche Leiber sehr unbarm-hertzig damit zurichten. Hernach quartirte man sie ins Gefüngniß mit blutrünstigen Leibern. Folgenden Tags muffte sie abermal vors Gericht; da man sie am gautzen Leibe gantz gesund, ohn einige Blutrün-stigkeit und Striemen befunden. Weil nun der Richter solche Wunderschleunige Heilung der Güte seiner Götter, die Jungfrauen aber ihrem Herrn Christo zuschrieben; wurden sie zur Folter verurtheilt und angezogen, auch in die Seiten mit Fackeln gebrannt. Worüber sie doch im geringsten nicht leid- noch wehklagten, sondern Christo zu Ehren Lob-Lieder sungen, auch mitten unter so harter Peinigung von der zukünftigen Seelig-keit miteinander sprachten. Sebastus der Richter erbitterte sich hierüber so hefftig, daß er befahl, ihnen die Brüste abzuschneiden, und sie durch die Schergen nackt in der Stadt herum führen ließ. Es soll aber alsobald ein Jüngling vortrefflicher Gestalt, den man für einen Engel gehalten, hinzugetreten seyn, köst- liibb: ewiger Keuschheit.! Die werden vom Baler angeklagr gerichtlich, als Christinnen. Und gegen feit. Werden peinlich angezogen. Man schneitet ihnen die Brilste weg Vin Engel flrtbft sie an. Valentius enthauptet seine leibliche Töchter und Basen. liche Kleider über sie gebreitet, und eine Jedwede schier königlich angelegt haben, f) Da seynd die Wund-Mähler wiederum samt allen Rissen und Striemen verschwunden, und ihre Angesichter so schön worden, daß alle Zuschauer sich darob zum höchsten verwundert haben. Das Volck durch solches Miracul erregt, läufst mit glückwünschendem Frohlocken neben her , und führt sie nicht als zur Straffe Verurtheilte, sondern wieTrium-phirende und mit großer Glori Aufziehende in häuffiger Begleitung durch die Stadt. Wie Sebastus solches erfährt, spricht er ihnen das Leben ab, übergiebt sie aber dem Valentio zur Vollziehung deß Ur-theils. Welcher hierauf das Väterliche und Vettern Gemüt gantz aus- und hingegen einen Henckerischen Mut anzeucht, die Verurtheilte zum Thurn hineinführt, allda nach vergeblich-wiederholtem Anhalten, daß sie den Glauben verleugnen sollten, ihnen Allen mit eigner Faust und Schärffe die Köpffe wegschlägt , und die Körper zum Fenster hinaus wirfst in den Fluß Natissimi (oder Natissam), welcher sonst von den Jtaliänern Natissime benamst wird. Wietool der senige Zweig oder Canal und Arm dieses Flusses, welcher aus Aglar zufliesst, eigendlich Natisa genannt wird. (Solche nasse Begräbniß bestimmte ihnen seine Wüte darum, daß sie allda unbe-graben bleiben, und denen Feinden Christlichen Namens zur Schau - Weide eine Zeitlang entweder von den Wellen Herumgetrieben, oder ans Ufer ausgeschäumt werden, und allda den Vögeln zur Speise ligen bleiben mögten. So gar hatte diesem verteufeltem und unmenschlich-grausamen Vater der rasende Götzen-Eyser das Hertz verkehrt, und in einen unerleschlichen Mord-Grimm wieder sein eigenes Fleisch und Blut angeseurt; indem ihm der abgöttische Wahn das Vernunfft-Gesicht benebelt, als ob solche Grausamkeit ihm so wol bey seinen heidnischen Pfaffen die Glori eines ungemeinen Eysers, als bey den Göttern, denen hiedurch ein besonderer Dienst geschähe, eine sonderbare Gnade und Belohnung verdiente. Aber der Himmel gab solchem Frevel keinen Aufschub der Straffe, sondern rüstete die Elemente zur Rache wider diesen +) Um dieses Umstandes, nemlich der Englischen An kleidung Gewißheit hat man Henricum Palladium lib. 6. Kerum Foro-Jul. und Ughellum, T. 5. Ital. Sao. col. 28. zu befragen. Verächter und Beleidiger Göttlicher Ma-jestet. Er ließ plötzlich ein erschreckliches Erdbeben, Ungewitter, Sturm und Hagelvermengten Schlag-Regen kommen. Der Thurn, von welchem Valentius die enthauptete Körper hinaus geworffen, ward vom Donnerstrahl angezündt und eingeäschert, dabei) dann Valentius samt allen denen, welche zu der begangenen Mord-that geholffen, jämmerlich gebraten und von den Flammen verzehrt ward. In der folgenden Nacht gingen Va-lentianus und Hermagoras miteinander hin zu dem Fluß, um die hineingestürtzte heilige Leichnams aufzufischen, da dann unvermutlich ein von vielem Liecht umher begläntztes Schiff mit den Körpern der heiligen Jungfrauen angeländet. Zween Männer trefflicher Gestalt und Kleidung, so das Schiff regierten, wendeten sich zum Hermagora, und hiesseu ihn diese heilige Gebeine zu sich nehmen. Nach solchen Worten seynd sie gleich vor seinen Augen verschwunden. Worauf Er und sein Gefährt über solche Geschencke hoch erfreut, diese heilige Leiber zu dem Valentiano ins Haus gebracht, und allda in einen mannelli Grab gelegt. Bald hat man einen Altar daselbst aufgerichtet, und aus dem Hause eine Kirchen gemacht, welche die erste gewest, so die Christen zu Aglar innerhalb der Stadt-Mauren gehabt. So herrlich, steghafft und hochpreißlich haben diese heilige Jungfrauen ihren Glaubens-Kampff beschlossen! Die tapffer-mütige Beständigkeit derselben ward durch das Ruhm-Gerücht weit und breit ausgepriesen, und alles umligende Land dadurch, als wie mit dem Geruch eines ausgeschütteten köstlichen Balsams erfüllet; so daß auch die andre Christen in Carnia, Japydia, Pannonia und Istria dadurch zur Nachfolge trefflich angefrischet wurden. Wie kräfftig nun die Gläubigen hiedurch erbaut und aufgerichtet wurden, so tieff bestürtzte hingegen den Richter Se-bastum der erschreckliche Fall deß Valentii, also daß mit der Aschen dieses verbrannten Manns sein Zorn-Feuer wider die Christen in etwas gedämpfft, und weiter um sich zu fressen eine Zeitlang verhindert ward. Wodurch dann der selige Hermagoras Lufft und Raum gewann, den baufälligen Stand der Kirchen zu unterstützen, und aus aller Krafft wider die Woraus ei« Erdbeben und U«9<" witter entsteht. Zween BW* überanlw^' tut die H' Körper de>" Hermag0' Jsre 9 fetäte. S. Hcri»e t gora3 bas Lol- kiinfftige Plagen vorbereitlich zu befestigen. Welches er dann auch mit einem so gewogenen Beyfall deß Volcks zu Werck richtete, daß es das Ansehn gewann, es wäre um den Gottesdienst geschehn; an-gesehn innerhalb wenig Tagen nach dieser heiligen Blut - Zeuginnen Hinrichtung, dreytausend Seelen sich an Christum ergeben, und die heilige Tauffe bekommen haben. Wodurch dann der selige Patriarch Hermagoras bewogen worden, den Sitz 8. Marci nach der neuerbauten Kirchen in die Stadt zu versetzen, und in Kurtzem den dritten Theil der Stadt von dem heidnischen Aberglauben gesäubert hat. Das that dem Satan mächtig weh, die Götzendiener bissen die Zähne drüber zusammen, und sahen solche Bekehrung grös-sern Theils der Stadt nicht anders an, als eine Auskehrung oder Verheerung ihres Götzen-Amts, und Allen, die in ihrer Blindheit auf das Götzenthum verpecht waren, bestachelte solcher Zuwachs deß Christenthums den Mut mit grösser Bekümmerniß, und war ihnen um soviel übler bey der Sache, weil sie spührten, daß dem Gerichts - Presidenten Sebaste gleichfalls der Mut gefallen, und die Hitze bey demselben verrauchte. Denn diesen hatte der vor Augen stehende Untergang deß Valentii Furcht und Sorge erweckt, es dörffte ihm gleichfalls die Fortsetzung so strengen Verfolgens ein Unglück ausbrüten. Weil aber die heidnische Pfaffen leicht erachten kunnten, daß mit der Weise ihren Tempeln die Ehre und Verehrung ihnen selbsten aber die Geschencke und wol-ein-tragende Opffer nach und nach abgehen, und es künfftig magere nngeschmaltzene Suppen für sie geben würde; gingen sie in voller Versamlung ins Richthaus, führten allda viel und lange Klagen über die Christen, sonderlich aber über Hermagoram, als die Haupt - Quelle alles ihres Jammers ; liessen sich auch bedraulich verlauten, daferrn Er seinem richterlichem Amt gemäß hiermit nicht ein ernstliches Einsehn thun, noch den Menschen zur Strasse zielen würde, wollten sie allen Handel dem Keyser hinterbringen, und nicht so sehr Wider den Frevel der Christen, als widerte Achtlosigkeit, Amts-Vergessenheit, und Hülfs-Entztehung derer Keyserlichen Ministern, die solchem Übel zu steuren verbunden, von Hose aus einen Blitz entzünden. Das Wort: „So bist du deß Keysers Freund nicht rc." ist den Pilatischen Ohren ein solcher Donner, der alles Wissen und Gewissen, und alles andre Bedencken übertäubt; also verschwand auch dem Sebaste für diesen Drau-Worten alle andre Furcht; und ward bey ihm das eine Zeitlang unter der Aschen gelegene Eyser-Feuer durch diese Feuerschirrer dermafsen wieder aufgeblasen, daß er Hermagoram in den Kercker warst. Wie man ihn nun vor den Tribunal führte, und seines Glaubens wegen ernstlich zu Rede setzte, gab er mit einem unerschrockenem Blick Rechenschafft von seiner Lehr und Verrichtung. Er bekannte freyes und behertztesMuts, es wäre nur ein einiger Gott, welchem man gebührende Ehr erweisen müsste, die übrige Götter-Namen, als die Joves, Martes, Mercurii und dergleichen wären entweder eitel Gerichte, oder solche Menschen gewest, die von tau-senderley Lastern und Bubenstücken in den heidnischen Büchern selbsten berüchtigt; er hette in die zwantzig Jahre den wahren und heilsamen Gottesdienst gepredigt, und die Völcker nichts Unerhörtes noch Aben-theurliches gelehrt, sondern zurGottesfurcht, Keuschheit und Gerechtigkeit vermahnt, auch alle die jenige, welche im Glauben an den Sohn Gottes, Gottes Gebote beobachten würden, auf ein unsterbliches Leben und ewige Seeligkeit vertröstet. Diß erbitterte den Richter Sebastum so hefftig, daß er diesen zähen und zornigen Befehl herausstürtzte: „Stracks fort mit ihm zur Folter, und Peinigung! weil er viel Jahre lang gesündigt, soll er auch lang dafür leiden, und durch langsame Marter solches nun düsten!" Hermagoras Hub seine Augen auf gen Himmel, und danckte dem lieben Gott, daß die Zeit gekommen, darinn er für den Glauben an Christum einen Kampfs antreten sollte. Inzwischen machten die Henckersbuben ihre Geisseln fertig, gaben ihm Streich über Streich, spannten ihn hernach auch an die Folter, und hielten an mit der blutigen Gerstelung. Und in das mit dem Hücklein (so an dergleichen Geisseln haffteten) anfgerissene Fleisch steckten und störeten sie mit glühenden Eisen, welche biß an Lunge und Leber schier hinein brenneten. Der Patriarch aber, dem ein viel mäch-tigers Feuer, nemlich die Liebe Christi, („welche starck, wie der Tod, und ihr Eyser Hermago-ree Bekennt-nijj vor dem heidnischen Richlerstahl. Dch Richters Befehl ihn zn peinigen. Seine Stand hafftigknt. Sein Kerkermeister Pontianus wird durch ihn zum Christen thum bewogen. Seine Wun der-Heilmt-gen im Ge-fäiigniß. Und Bekehrung auch fllrnehmer Leute durch ihn. fest, wie die Hölle, ihre Glut feurig, und eine Flamme deß Herrn") «) im Hertzen glühete, ließ ihm dadurch seine Glaubens-Beständigkeit nicht brechen, noch danider legen, sondern redete mit einem Schreck-freyem Blick dem Richter tapsfer zu, daß alle seineBemühung vergeblich, und viel zu leicht einen so über alle Masse wigtigen Glauben ihm ans dem Hertzen, oder die Bekennt-niß desselben aus dem Munde zu heben. Unterdessen hatte sich eine Menge deß gläubigen Volcks versammlet, welches sowol den Richter als die heidnische Götter mit Scheltworten angriff. Ja die Burger het-ten gewißlich an den Sebastum die Hand gelegt, und sich an ihm vergriffen, wann er nicht den Hermagoram hette von der Folter erledigt, und dem Pontiano zu gefänglicher Verwahrung biß auf weitern Bescheid anbefohlen. Ta lobte Hermagoras Gott den Herrn im Gefängniß immerfort; und unter solchen täglichen Lobsagen heilten ihm seine Wunden wieder zu; seine vorige Kräffte wurden ergäntzt; seine Gestalt ward ansehnlicher, und gewann gleichsam einen göttlichen Glantz; also, daß der Kerkermeister Pontianus sich darob ver-wundrend endlich ihm zu Fuß fiel mit Bitte, Er sollte ihn doch im christlichen Glauben unterrichten und tauffen. Welches Verlangens er auch gewehrt worden, und vor inbrünstiger Freude aus öffentlicher Gassen Christum für den wahren Gott mit ungescheuter Bekenntniß preißte. Mittler Weile wird ein grösser Zulauff der Leute nach dem Kercker; allda Ihrer Viele den Glauben angenommen ; darunter Einer mit Namen Gregorius gewest, ein Mann fürnehmes Geschlechts und Vermögens, dessen Sohn Hermagoras von der teufftischen Besessenheit erledigt, und denselben samt dem Vater getauffet hat. So ist auch die Alexandrina eine hochedle Frau, nachdem sie ihm geklagt, Sie hette ihr Gesicht verlohrn mit dem Licht sowol deß äusser-als innerlichen Auges, nemlich der Seelen begabt, und nicht lang hernach in dem gnadenreichen Wasser deß Lebens, nemlich durch die vom H. Fortunato verrichtete H. Tauffe, von ihren Sünden abgewaschen. Wie solches dem Sebasto hinterbracht worden, ließ er auch den Fortunatum in die Eisen werffen, welchem der Himmel nunmehr auch die Ehre verliehe, daß er ein öffentlicher Zeuge der Warheit würde. Hierauf kam noch erst eine viel gröffere Menge zu den Gefangenen in den Kerker, allda sie von den beyden Heiligen sehr erbauliche Vermahnungen empfingen, im Glauben befestigt wurden, und die unheilige Gebräuche und falsche Religion der blinden Heiden verlachten; darüber gegen-seits die Götzen-Pfaffen sich hefftig erbosten, und Tag und Nacht sich berahtschlagten, wie sie ihrem findendem Glück und dem Dienst der Götter zu steuer und Rettung kommen mögten. Zuletzt fiel unter ihnen der Schluß, man müsste den Hermagoram stürtzen, ehe dann er sie stürtze, und durch seinen Fall sich im Stande besteiffen; den Göttern könne kein Opffer angenehmer rauchen oder riechen, als das Blut dieses Götter-Feindes; Es müsse nur ein Mal gewagt und draus angesetzt seyn, und weder ihre eigene, noch deß Sebasti Gefahr sie davon abhalten; sollte gleich Alles drüber zu Grunde und Bodem gehn, wann nur Hermagoras mit drauf gehe, so mögte es drnm seyn. Auf diese wütende Entschliessung wollten sie auch unverweilt zur Thütlichkeit greiffen, lieffen derhalben, so wie sie mit Messern und Beilen gerüstet waren, von ihrem Götzen Opffer hinweg, als wie unsinnige Leute hin zum Richter Sebasto, und hielten nunmehr nicht länger an mit bitten, sondern mit pochen und drohen, er sollte zur Stunde den Menschen ausräumen, und die Stadt der instehenden Gefahr entreiffen, oder nichts bessers zu gewarten haben, als, daß man ihn selbsten an Jenes Stelle zum Schlacht-Opffer nähme und abwürgte. Die unversehene Gewalt und ungestüme Uberlausfnng schreckte den Richter dermas-sen, daß er sich seines eigenen Lebens unversichert schätzte, so er nicht ihrer wütigen Forderung gnug thäte, und denen beyden Gefangenen das ihrige unverzüglich nähme. Derhalben schickte er zu Mitternacht die Henkersknechte hin ins Gefängniß, und ließ sowol Fortunatum, als Hermagoram enthaupten; die er dennoch damit von ihrem himmlischen Haupt Christo nicht abschneiden kunnte, welchem sie vielmehr nur desto fester, und gantz unzertrennlich hiedurch seynd angewachsen. So glorwürdig beschlossen diese tapffre Ritter Christi ihren Kampff! Worauf ihnen ein solcher unsterblicher Nachruhm gefolgt, daß man nach der Die h'idn'' sch- Pf-N bringen best Her»» gor® 6111’ richtnng Hermag0' raa und Fortunat8' werben E?' köpfst. die Ge- line ben kuhen. dersel- anjetzg Bf b' Leit ihnen herrliche Altäre und Kirchen gebaut, und sie auch durchs gantze Agla-rische Kirchspiel, welches annoch trefflich groß ist, obgleich vielmals schon einige Theile davon abgerissen seynd, jährlich mit einem Feyertage verehrt werden. Ihre Leiber hat Pontianus aufgehaben, nnd seynd von der Alexandrina mit hoher Betraurung und Leidklage aller From-inen in dem nechstgelegenem Acker ehrlich begraben worden. Heutigs Tags aber ruhen sie zu Aglar in einer sehr berühmten Begräbniß ffamt den Gebeinen derer heiligen Jungfrauen Dorotbeae, Tbeclae, Euphemia, Erasmae, und andrer um deß Namens Christi willen erwürgter Heiligen ; mit welchem Schatze diese Stadt Aglar Prangt, nnd sich damit hoch beehrt achtet. Wie Doctor Schönleben am 162. Blat seiner Annalium gedruckt. Welcher gleichwol hernach am 343. Blat schreibt, daß ums Jahr 630 ungefähr die Leiber der Heiligen Märtyrer Hermagorae und Fortunati durch Offenbarung der Alexandras, einer Matronen zu Aglar, gezeigt, nnd nachdem sie also gesunden worden, gen Grado überbracht seyen ; da man sie in der Haupt-Kirchen beygesetzt habe. Und hierinn berufst er sich nicht allein auf den Dandalum und Franciscum Palladium, sondern auch auf Baronii Geschichte deß 630sten Jahrs. Wovon aber dieser^ Cardinal in dem 630sten keinen Buchstaben meldet, sondern allein eines ketzerischen Fortunati, der im selbigen 630. Jahr vom Papst Honorio seines Patriarchats zu Grado entsetzt worden. 8. Hieronymus. Diesen hochgelehrten Lehrer hat zwar Crain nicht erzeugt, sondern die Stadt Stridon in Crabaten oder Sclavonien unter Steyermarck gehörig, welches Ort zu unseren Zeiten auf Sclavonisch Stri-lloua genannt wird; doch hat sich seiner das Land Crain zu rühmen, weil er sich auch bißweilen darinn aufgehalten, als in einem angrentzendem Lande. Im Jahr Christi 420 ist dieser herrliche Kirchenlehrer am 30 Septembris seelig entschlafen im acht und siebentzigstem Jahr seines Alters. ******** [Der Ruhm dieses hochvortrefflichen Hieronymi hat hiermit unter den Scrivente» eine Mißhälligkeit verursacht; wie-ìvol noch vielmehr die vielmalige Ber- ändrung in der Abtheil-und Benennung der Jllyrischen Grentzen. Denn Etliche haben gern die Ehre seiner Geburt ihrem Vaterlande zueignen wollen, etliche aber sich durch die bald weiter- bald kürtzer-gesetzte Grentzen irrmachen taffen. Am sichersten, man befrage den H. Hieronymum selbsten darum, was für ein Ort die Ehre gehabt, ein solches Licht beydes der Gelehrtheit und Lebens-Heiligkeit auf die Welt zu bringen ; so wird er durch seine Feder antworten: Patre, Eusebio, natus (sum) ex oppido Stri-donis, quod à Gothis eversum, Dalma-tiaeque confinium suit. „Ich bin erzeugt von meinem Vater Eusebio in der Stadt Stridono, welche von den Gothen verstöhrt ist'und an den Grentzen Dalmatiens lag. a) Hiebet) dienet aber zweyerley, so zum rechten Verstände solcher Nachricht deß H. Hieronymi nöthig wol zu begreiffen; nemlich, daß man nach unterschiedlicher Betrachtung diesen gottseligen Ordens-Mann sowol einen Dalmatier, als Pan-nonier und Krabaten, nennen könne. Von Keysers Antonini Pii Zeit an, ist Dalmatien erweitert worden, also, daß es auch Liburniam begriffen, und dieses gleichfalls den Namen Dalmatiens gewonnen. So sindet man auch beym Procopio, daß man zu seiner (deß Procopii) Zeit, Sirmium zu Dalmatien gerechnet, welches zwischen der Sau und Drab lag ; im gleichen, daß Savia (oder das Land am Sau- Strom) zwischen der San und Drab gelegen. Daraus würde, nach deß D. Schönlebens Schluß, ergehen deß H. Hieronymi Vaterland sey zwischen Saba ria, Petovia und Cziakaturn an der Drav gelegen, weil man von solchem Ort mit Warheit sagen könne, daß er an den Grentzen Pannoniens und Dalmatien gewest ; sintemal damals Dalmatien biß an die Drab gangen, und auch Saviam mit eingeschloffen, d) Diese Meynung deß D. Schönlebens scheinet auch nicht uneben. Den Dalmatien hat seine Grentzen bald eingezogen, bald weit ausgedehnt. Wie man dann aus der Histon Velleji Paterculi leicht erkennet, daß auch zu Tiberii Zeiten Dalmatien viel weiter sich erstreckt als jetzo. Die Stadt Savaria wird vom Ptolo-maeo unter die Ober-Pannonische Städte gesetzt, vom Lazio für Grätz in der Stey- a) 8. Hieronymus de Script. Eccles. b) D. Schönleben p. 221. Carnioliae antiquae* ®°« 8a,a- ermarck gehalten, und ein andresmal für ©tabt gtfm? Stein am Anger. Dafür es auch weft. Clusius, Bertius und Pyrckhaimerus aus- geben und auf solchen Schluß von dem Itinerario Antonini, geleitet worden. Clu-verius meynt aber Sabaria (oder Savaria) sey anjetzo Sarwar, welches der Deutsche Rotenthurn nennet. Dem auch gedachter D. Schönleben beyflichtet. D«r Strom Den Strom S a v a r i a s (oder 8a-SeTanes. ària) wollen Etliche für den Fluß Guns halten, welcher in die Rab rinnet, und daß die Stadt Sabaria vormals bey solchem Zusammen-Fluß gestanden. Dem Zeilero a) und Schönleben aber ist Sa-varias oder Muer-Stro m. Wann aber der Fluß Savarias der Stadt Savariae ohne Zweifel seinen Namen angeflöfset hat, und das alte Savaria an dem Ort, wo jetzo das Städtlein Sarvar, als ein kleines Überbleibsel desselben annoch stehet, vormals gestanden, so kann weder der Fluß Savarias die Muer noch Sabaria Stein a m An-! g e r seyn. Denn so das Städtlein Sarv-var das alte Sabaria ist, wie nicht allein Cluverius, sondern auch D. Schönleben dafür hält, und zwar billig, weil sowol die Namens-Verwandniß, als die Auto- j uinische Weg-Verzeichniß solches bescheinigen, so muß folgen, das Fließwasser Savarias (oder Savaria) sey der Fluß, den man jetzo Guntz (und Isthuansius ! Gemmeum) nennet, welcher zuforderst das Fließwässerlein Rechnitz zum Gefährten annimmt, und nach solcher Verstärckung nicht weit hernach der Rab sich überlässt, an dem Ort, wo besagter Marckt oder Städtlein Sarwar steht, und kann also Savarias sich deß Namens der Muer nicht ! anmassen, als welche weder dem Fluß I Guntz noch der Rab einen Löffel voll | ihres Wassers schenckt oder von ihnen empfäht, sondern bey vier Deutsche Meilen von der Rab, und mehr als noch einmal so weit von dem Guntz-Fluß entfernt ist, und ihren Trab nach der D r a b zu setzt. Ob nun gleich diesem nach, soviel Bertius, Clusius und Pyrckheimerus, als; Zeilerus irren, indem sie Stein am Anger für das alte Sahariani ausgeben, und gleichfalls Lazius bald gedachtes Stein am Anger, bald die Stadt: Grätz irrig dafür ausrufft: ob auch gleich der D. Schönleben sich verzielt, indem er :i den Fluß Savariam für die Muer hält, und doch gleichwol die Stadt Savariam für Sarwar achtet; da doch, wie gemeldt, die Stadt Sarviar ohneZweisel nach dem Fluß Savaria benamset worden, so hat dieser nichts destoweniger darinn Recht, daß 8. Hieronymi Vaterland zwischen Sabaria (oder Savvaria) und Cziakathura gelegen. Denn man findet noch heutiges Tags den Ort Stridon zwischen solchen beyden Oertern, aber nicht wie jene beyde an der Guntz und Rab, sondern an der Muer, etliche Ungarische Meilen weit von ihrem Abfluß in die Trab, wiewol er nach obiger Anzeigung deß Herrn Haupt- Authoris, anjetzo in Sclavonischer Sprach Stridoua genannt wird. Weil dann die Gegend dieser Stadt Stridon bey unterschiedlichen Läufften und Abtheilnngen der Länder, bald zu Liburmen und Crabaten, bald zu Pannonien, bald und zwar insonderheit zu Hieronymi Leibzeiten, da Dalmatien einen weiten und langen Schweifs hatte, zu Dalmatien mitgerechnet worden, haben ihn auch etliche Authores einen Pannonier, etliche einen Illyrier, etliche einen Sclavonier, etliche einen Dalmatiner geheissen. g Hiero- Um seiner hohen theologischen Erudi- nymi $ tiott willen hat man ihn, Ehren halben, den Theologum getitulirt. Welchen Ehren- un‘ ' Namen seine unverdrossene Feder dann auch sehr wol verdient. Sintemal er ge-waltig-viel in geistlichen Sachen geschrieben, und wie etn geistlicher Cicero, sowol seine seltene Red-Zier als tiesse Wissenschafft darinn zu erkennen gegeben. Unter vielen Schrifften, die man ge-meinlich in neun Tornis begriffen findt, ist insonderheit diese seine Arbeit der Kirchen sehr nützlich gewest, daß nachdem die so genannte alte LateinischeVersion, so man Italicam zu nennen pflegt, aus der Übersetzung der LXX, Dolmetscher ins Latein allbereit, wiewol nicht gar zu glücklich versetzt war, er den Hebraeischett Text vor sich genommen, und nach demselben eine neue Version heraus gegeben, welche richtiger ist, und Hieronymiana genannt wird. Aus beyden, hat nachmals Papst Gre-gorius wiederum eine Andre zusammen gerichtet, die noch heul im Gebrauch, und die Vulgata, oder Communis heifft. s. Er hat auch trefflich gereiset, nicht zwar wie manche, auch wol geistliche Leute in nirtt M allerlei) Religionen heut thun, aus Cu- Qu;n Do ***s- »•» J , iheo- P 1,0 erzehlt. [Der Herr Haupt-Author dieses Wercks lst bey Erzehlung dieser Martyrisirung dem P. Martino Bautscbio nachgegangen. Wo-wit auch der Doctor Schönleben in seinen Annalibus übereintrifft. Welcher dabey Meldet, die H. Justina sey eine noch sehr zarte Jungfrau von 14 Jahren gewest, habe deh Annahung ihrer Marter -Stäte aus Cingeben deß H. Geistes ihr Wischtüchlein aus dem Busem hervorgezogen, welches voll gantz frischer Oepffel gewest, solches also einem Knaben, der ihr begegnete, zugestellt mit Befehl, dasselbe eilends deß 8a-prwi (oder Fabricii) seinem Beamten ein-zuhandigen mit Bericht, daß Sie ihm Hw die aus dem Paradis verlangte Aepffel uberichicke. Er beziehet sich in dieser Beschreibung auch aus Manzolium und ans d,c Manuscripten. Ich besorge aber, woferrn diese Histori on dem Schweißtuch mit Oepffeln sich dringlich aus die vom D. Schönleben s^ezogene Manuscripten gründet, daß leidiges Mannscript samt allen jetzo hiebey ^gezogenen Scribenten etwan einen Miß- fZ'l Bley - Geissel habe ichs noch dem Latein! «ine fivrcV vlumbatis gegeben. Denn Piombata war ^Qfftcton 60n Kiemen, daran vorn bleyerne Kugeln u) Mart. Bautseb. verstand geschöpfft, und nach Triest verlegt, was zu Caesarea in Cappadocia bey der I Marter der heiligen Jungfrauen Dorothea? sich begeben haben soll, auch in dem Martyrologio Romano sowol als vom Surio und Baronio dieser letzten, und nicht der heiligen Justinae zugeschrieben wird. Womit auch insgemein alle Authores, von denen diese Begebenheit bißweilen angezogen wird, übereinstimmen. Das Martyrologium redet hievon folgender Gestalt: Passa est quoque, Caesareae in Cappadocia, Dorothea : quae sub Sapricio, illius Provinciae Praeside, primum equulei extensione vexata, dehinc palmis liutissimé caesa, ad ultimum capitali 1 sententia punita est: In cujus confessione Theophilus quidam Scholasticus ad CHRISTI fidem conversus, & mox equuleo acerrime tortus novissime giallo caesus est. b) Diese Worte führt auch Baronius best der Marter 8. Dorotheae ein, und schreibet folgends weiter hievon dieses, was ich aus seiner und deß Surii Lateinischen Feder mit der Teutschen berichten will. „Was aber für eine Ursach vorher gegangen, daß dieser Spötter der Märtyrinn und Feind der Christen (nemlich Theophilus) so unverhofft den christlichen Glauben ergriffen, das wird in den Actis (oder Verzeichnissen) seiner Martyrisirung mit diesen Worten erklährt: Theophilus deß Presidenten Advocatus (dafür Andre Advocatus Fisci lesen) lachte die Üoro-theam aus, da man sie zum Tode führte, und sprach zu ihr : Eia tu Sponsa CHRISTI, mitte mihi de Paradiso Sponsi tui mala, aut rosas. „Ey du Braut Christi! schick mir doch aus dem Paradis deines Bräutigams etliche Oepffel oder Rosen." Und Dorothea antwortete: Ja! das will ich gewißlich thun. Da sie nun vom Scharffrichter den Streich empfahen sollte, bat sie denselben, er sollte nur so lang verziehen, biß sie ein kurtzes Gebetlein zuvor verrichte. Und nachdem Sie das Gebet vollendet, siehe! da erscheint vor Ihr ein Knabe. Der in einem Schweißtüchlein drey Aepffel, und drey Rosen bringt. Zu dem spricht Sie: Ach! ich bitte dich, trage sie zum Theophilo hin, und sage zu Ihm also: Siehe da! das ienige, was du von mir gebeten, daß ich dirs aus dem Paradis meines Bräutigams sollte übersenden! Sie hat aber hierauf den Schwertstreich empfangen, und ihre Seele sich hinauf zu Christo geschwungen." „Unterdessen treibt deß Prwsidentens Advocat, Theophilus, mit dem Versprechen der H. Dorothea seine Kurtzweil, und spricht zu seiner Gesellschafft: Als heut die Dorothea, welche sich eine Braut Christi nannte und rühmte, daß sie hinzöge in dessen Paradis, vom Nachrichter ward ausgeführt, sagte ich bey solchem ihrem Todes-Gange zu Ihr: O du Braut Christi! wann du nun in deines Bräutigams Paradis kommst, so schicke mir von dannen doch Rosen oder Aepffel. Und Sie sprach: Gewißlich ich wills thun." „Indem er aber solches eben erzehlte, und solches jungfräulichen Versprechens lachte, siehe! da tratt vor ihn der Knabe mit dem Wischtüchlein, barimi er drey herrliche Aepffel und drey überaus schön' und zierliche Rosen trug, und sprach zu ihm : «schau! wie die hochheilige Jungfrau Dorothea dir auf dein Begehren gelobt, also hat Sie dir dieses aus dem Paradis Ihres Bräutigams geschickt." „Theophilus nahm die Aepffel samt den Rosen zu sich, und rieff mit lauter Stimme: „Christus ist warhafftig Gott, und kein Betrug an Ihm." Dieses und Andres mehr von derBe-kenntniß Theophili, und von seinem für den christlichen Glauben rühmlich ausgestandenem Tode findet man in besagten Actis &c. a) Muß also diese Geschieht entweder an zweyen Orten vorgegangen, oder dem einem mißverständlich zugerechnet seyn, was am andren geschehn. Wiewol dennoch damit nicht umgestossen wird, daß 8. Justina als eine heilige Blut-Zeuginn zu Triest hingerichtet sey; obgleich bemeldter Verlaufs oder Begebenheit mit dem Paradis-Obst vielleicht aus Mißverstände ihr mag zugerechnet worden seyn.j 8. Justus. Es seynd viel Justi durch die Marter zur Herrlichkeit eingegangen, wie dann alle Justi (alle Gerechte) in dieser Welt auf a) Apud Surium Tom. I. die 6. Februarii & Baron. Tom. 2. Annalium p. m. 786. gewisse Art, bald in den Augen, bald in den Ohren (indem sie viel gottloses Wesen, und die Uberhandnehmung der Ungerechtigkeit sehen und hören müffen) bald an ihrem Gut, bald am Blut, Märtyrer werden. Wir verstehen aber allhie die peinliche Leibs-Marter solcher Gerechten, die ihr Zeugniß christlichen Glaubens mit ihrem Blut und Tod versiegelt haben. Unter welchen deß Namens Justi unterschiedliche gewest; als, Justus, Episcopus Viennensis, tntcl^ie&iv welcher unter der Regierung Keysers Marci che utartW mit der Marter beehret worden; imglei- jz»11' cheti ein andrer Justus, welcher dieses ns Ehren - Krautzes in Franckreich unterm Keyser Aureliano gewürdigt; wie auch ein also benannter Knabe, der unterm Diocletiano zu Beauvais dieses Palm-Zweiglein erobert hat, welches Keysers Verfolgungen gleichfalls einen jungen Knaben in Hispanien, der auch Justus hieß, samt seinem Bruder aus dem sterblichen Leben in das unsterbliche geriffen. Dieser S. Just aber, welcher unter Der zu die in Crain berühmte Heiligen gehört, hat zu Triest unterm Presidenten Mu- Ast. natio die Marter erduldet, und die Glau-bens-Bekenntniß von Christo mit seinem Blut unterschrieben. Welches nach Ba-ronii Rechnung geschehen im Jahr Christi 303, nach Andrer ihrer aber im Jahre 289. Sein Festtag wird am 2. Novemb. celebriti. 8. Laurianus. Dieser, den sonst manche Spannische Scribenten einen Ungar nennen, war eigendlich kein rechter Ungar, sondern ge-borner Pannonier. Er kam in seiner Jünglings-Zeit nach Meyland, studirte daselbst, und nachdem er sowol in gelehrter Wiffenschasit, als heilsamen Sitten einen rühmlichen Wachs-thum erreicht hatte, weihete man ihn unter andren auch in Betrachtung seines vortrefflichen Kopfs im 35. Jahr seines Alters zum Diacono. Nicht lange hernach erfuhr er, daß ein eyfriger Christ und Lehrer schwerlich lange von den Feinden der Rechtgläubigkeit un-beeyfert und ohne Verfolgung bleibe. Denn weil er den heillosen Leugnern der Gottheit Christi den Arrianern mit seiner eyfrigen Lehr gewaltig zusetzte, entbrannte über ihn im Zorn der Arrianisch-gesinnte König Totilas, dessen Nachfiel- Lauria-nus muß % dem KL-”!9t Totila mchen. ®itb Bi-zu ^ wieder £V„-" g» »•«. exTw- lungen er zu entweichen, nach Hispali, das ist, nach der Stadt Seville (oder Se-vilien) in Hispannien zoch, und nachdem allda bald darauf der Bischofs Maximus Todes verblichen, an dessen Stelle zur bischöfflichen Würde gelangt. Ein königliches Gehör ist schnell, reicht gar weit, und wird dessen, was in der Ferne geschieht, früher kündig, als ein gemeines Ohr ; also erfuhr auch Totilas nicht gar lange hernach, baß Laurianus zu Sedilia ein Bischoffs-Amt bekommen; handelte derwegen mit dem Gothischen Könige Theuda, daß er diesen Mann Gottes, welcher in seinem Arrianischen Sinn ein Mann deß Teufels und Ertzketzer war, Mögte vom Brod thun. Aber ein Engel warnete ihn, daß er der Gefahr sich entzoch, weil ihm anderswo die Marter-Eron bestimmt war. Derhal-ben beriesf er seine Gemein zusammen, gab ihnen zu wissen, daß eine Pestilentz abhanden, und sie deßwegen ernstliche Busse thun müssten; setzte sich hierauf Zu Schiffe, und reiset gen Marseille in Franckreich, von dannen hernach auf Rom, that auch nnterwegs viel Miracul. Zu Rom hat er, nachdem dem Papst Vigilius am Tage Petri Stuhl-Feyer den Gottesdienst verrichtet hatte, einen Gichtbrüchigen, so von Kindheit auf an allen Gliedern lahm gewesen, geheilt mit Entsetzung aller Beywesenden. Bon Rom begab er sich mit guter Er-laubniß deß Papsts gen Tours, um die hei-llge Reliquien seines Landsmanns 8. Martini zu besuchen; und indem er dieselbe andächtig verehrt, merckt er auf Göttliches Eingeben, daß sein Stündlein vorhanden, und Einige kommen würden, chm auf Königs Totilse Befehl das Leben zu nehmen. Darum stund er auf vom Gebet, ging hinaus den Mördern entgegen, und bot ihnen aus dem Felde seinen Hals unerschrocken dar, sprechend, sie sollten thun, was ihnen befohlen worben, denn er wünsche nichts höhers, als sur die rechte Lehr deß wahren Glaubens auf deß gottlosen Königs Geheiß sein ^eben zu lassen. Nachdem ihm die ausgecomanoirte den ftppff weggehauen, ist sie ein gählinger schreck angekommen, und als sie derwegen davon fliehen wollen, aus dem abge-yauenem Kopfs zu zweyen Malen eine Stimm erschollen (f), welche sie zuruck ruffend ihnen befohlen, sie sollten das Haupt samt dem Leibe zum Totila hintragen. Welches sie gethan und diese Begebenheit dem Könige zugleich angezeigt. ^Vorauf Totilas, als er das Haupt angeblickt, besohlen, dasselbe nach Sevilien in Spannien zu führen, ob er solches auf einen göttlichen Antrieb oder darum, daß der jenige auch nach dem Tode weit von ihm bleiben mögte, den er im Leben ge-scheuet hatte, gethan, ist ungewiß. Den Sevilianern geschähe hiemit ein angenehmer Dienst. Denn der H. Körper war kaum in die Stadt gebracht, als die Pest und der Hunger, so er ihnen hatte ge-weissagt, zur Stunde nachliessen. Den übrigen Leichnam hat Eusebius Bischofs zu Arelat zu sich genommen, und in einen Flecken deß Landes Berry ehrlich zur Erden bestattet; da er nachmals durch viel Miracul in einen gros-sen Ehren-Ruff gekommen. Bon dannen soll der Körper mit der Zeit aus Franckreich nach Sevilien überbracht, auch daselbst in groffen Ehren verwahrlich an-noch aufbehalten werden. Baronius setzt dieses zum 548. Jahr, das Hispalensische Martyrologium (oder Sevilianisches Marter - Buch) aber ins 544ste Jahr Christi. Erwehnter Baronius gedenckt, von seinen Wunderwercken, darinn er zwar keinen andren Märtyrer was beüorgecp ben, sey keines bekandt, ausbenommen dieses, daß er auf seiner Reise nach Rom einem Blinden das Gesicht zuwegen gebracht. Dahingegen Andre, wie oben gedacht worden, schreiben, er habe zu Rom einen Gichtbrüchigen gesund gemacht. Uberdas ordnet Baronius seine Reisen gantz anders, indem er aus den Spanischen Seribenten berichtet, S.Laurianns, nachdem er mit grossem Glaubens-Eyfer wider den meineydigen Arrianischen König seine Stimm erhaben, und von demselben zum Tode gesucht worden, sey nach Spannien entflohen; da er sich eine Weile verborgen gehalten, aber durch den Glantz seiner Tugenden gar bald entdeckt, und zum Bischoff erwählt, nachmals für dem tödlichen Rach-Schreiben Königs Totilse an den König Theudem wieder von dan- t) Wie zwar etliche Seribenten berichten, welche man lafiir stehen liist. Denn Baronius, der sonst auch diesen Serlauff beschrieben, schweigt gantz still davon. E. Fr. Zein abgr-laueneä ganpt redet. Mracnl beq kiuer Rtch. ftat S. Marcus macht zu Aglar einen Aussätzigen gesund. nett flüchtig gen Rom gezogen, indem er aber von dort wiederum nach Spannien kehren, und durch Franckreich gehn wollte, hetten ihn die überall nachspührende Kund-schaffter und Ausspäher deß Königs beh Marseille angetroffen, ergriffen, und mit einem Arrianischem Schwert enthauptet. Sein Geburts-Tag wird zu Sevilien gefehrt am 4 Julii. «) Wer aber den gantzen Lebenslaufs dieses heiligen Bischoffs verlangt, der findt selbigen beh Philippo Lahhe, welcher denselben aus alten geschriebenen Büchern zusammen gelesen, und in Druck gebracht, b) 8. Lazarus. Ein Diaconus ist im acht und sieben» tzigsten Jahr seines Alters von dem heidnischen Richter Pompejo, um deß Glaubens willen zum Tode verdammt, und solches Urtheil an diesem heiligen Märtyrer Anno 151 am 13. Aprilis zu Triest mit dem Schwert ausgeführt. Manzolius ver-ältert zwar solche Jahr-Zahl, und setzt das 251. Jahr Christi dazu, aber irrig; denn dieses ist unterm Keyser Antonino gescheht:, welches Namens aber kein Keyser im 251. Jahr regiert hat. 8. Marcus. Dieses heiligen Evangelisten haben sich zwar alle Christliche Kirchen, darinn etwas aus seinem Evangelio verlesen oder an- jj gezogen wird, zu rühmen, als ihres Heilands und Herrns Herolds und Heilbo-tens. Man führt ihn aber dieses Orts darum mit ein, weil er zu Aquileja oder Aglar gelehrt, welche Stadt damals mit Crain unter einem Gebiet gelegen und beydes zusammen gehört. Palladius giebt ans in seinen Schriff-ten von Friaul, S. Marens habe gleich beh seinem ersten Eintritt zur Stadt Aglar einen sürnehmen Jüngling mit Namen Ataulphus (oder Adolphus), welcher aussätzig war, freundlich beh der Hand ergriffen, und ihm zu helffen versprochen, so er nur dem, was er ihm würde sagen, Glauben zustellete ; der Jüngling habe den heiligen Apostel mit sich heim in sein Haus geführt, sich daselbst von ihm mt- a) Baronina Tom. V. Annal. fol. m. 397. b) Yid. Philippi Lahhe Bihlio. HSS. & Joann. Vasaens in Chron. Hispan. ad Anmim 544, nec non Andreas Sangsayus in Supplem. & Inchofferue ad Annum 544. terrichten und tauffen lassen; woraus er sowol von seinem leib-als geistlichem Aussatz rein worden. Wie solches Ulphius, deß jungen Men-schens Bater, gesehen, hat er sich gleichfalls dem Herren Christo mit Glauben verpflichtet. Und weil diese Wunder-Kur in der Nachbarschafft ruchbar worden, hat sich die Bürgerschafft der Ankunfft dieses Fremden sehr erfreut, und alsofort viel breßhaffte krancke Leute zu ihm geführt, die Er alle im Namen Christi gesund gemacht. Dadurch sehnd die Leute bewogen, nach dem Herrn Christo zu fragen, und von seiner Lehr Belehrung zu nehmen; also, daß S. Marcus es beh täglichen Sermonen nicht bewenden lassen, sondern auch für dienlich angesehn, sein zu Rom Lateinisch geschriebenes Evangelium in die Griechische Sprache zu übersetzen, weil er nemlich wargenommen, wie daß nach Aquileja als der letzten Stadt Italiens täglich viel Orientalische Bölcker kämen, denen die Griechische Sprache gebräuchlich. Nicht weit von Aglar ligt am User deß Merrs ein Fels ; ans demselben steht ein Häuslein (oder Kapell) welche mehr zur Andacht, als zum Pracht aufgerichtet zu fehlt scheinet ; allda soll, wie die alte Tradition lautet, S. Marcus solche Übersetzung seines Evangelii vorgenommen und berichtet haben. Er hat zwar folgends daselbst viel Leute zum Glauben bekehrt. Aber weil gleichwol die Einwohner noch gar fest an ihrem Abgott Belino hingen, und demselben hart anklebten, machte solches dem H. Evangelisten an dem gewünschtem Fortgange und Laufs deß H. Evangelii nicht wenig Hinderniß. Gestaltsam ihn auch dieses vielleicht bewogen, daß er sich allda nicht lange mehr ausgehalten, doch gleichwol einen Nachfolger hinterlassen, und demselben die Bischöffliche Fürsorge aufgetragen. Dieses alten Götzens Gedächtniß ist noch auf heutigen Tag übrig, an der Ab-teh zu Aglar, welche zwar den Heil. Mar-tinum zum Patron hat, aber denen Einwohnern gleichwol annoch Belino genannt wird, nach gedachtem uraltem Abgott, dessen Erinnerung von so vielen abgeflossenen Welt-Zeiten dennoch nicht ist überschwemmt, und gäntzlich ersäusfet worden. Sie haben aber, wie D. Schönleben gebenett, durch solchen Belinum den Apollinem verstanden, welchen auch nach fei» Heilet viel Krancke»- S. Übersetzt, I GnangeljA ins GE sche. < nein A(" Belinu8» tiribnif ßvtt z». Àquilti* d» Noch itbpg (SebSdj®!? solches gotts. item Bericht Heredotus Felenum, Julius Capitolinus aber Belenum nennet, a) ******** Anmerkung. (Daß durch Belinum (ober Belenum) die Sonne (oder Apollo) bedeutet worden, ist gantz gewiß, aus welchem Stamm-Wort aber solcher Nam entsprossen, nicht allerdings gewiß, sondern strittig. $on bcm Der gelehrte Pithceus will es herziehen von ßf/.oc b) welches einen Pfeil bedeutet, Siamen^ie. imi) einen Sonnen-Stral, oder die scharff-leni- ' stechende Sonnen-Hitze, wie auch schnell-durchdringende Krafft der Sonnen bemerckt. Andre geben für die Wurtzel ans das Wort ßiXa, welches bet) den Laconiern, wie Hesychius zeuget, soviel war als >)hog xai ävyri, die Sonne, oder Liecht und Glantz. > Andre wollend lieber von demHebrreischen 7^2 Baal und Bai, welches sonst auch beel und bei ausgesprochen wird, und einen Herrn und König bedeutet, herleiten ; in Betrachtung, daß aller Aberglaube und Abgötterei) ans dem Orient seinen Ursprung genommen. Denn die Phoenicer nannten die Sonne Belum. Apud Assyrios (seynd Servii Worte) Bel dicitur quadam Sacrorum ratione & Saturnus & Sol. c) Da dieser Anthor durch die Astyrer, die Phceuicer versteht. Bißweilen gaben sie ihr einen gedoppelten Namen, und titulirten sie Beelsamen, Dominum .coelorum, einen Herrn der Himmel. Von ^7^2 kommt auch her ßabijv und ßaW,*, welches eben diesel-bige Bedeutung hat, nemlich eines Königs. Masten unter Andren solches diese perse deß Griechischen Poeten /Escbyli bescheinigen: Balijr ar/zalog ßabijv I&i, Ix«, in àxQOV xoqvfißov oy_&u XQOxößctnkov. Bex antique, Rex, Ades ! accede, veni ad summum verticem tumuli, croco tinctum, d) 3Bozu der Scholiastes diese Erklährung gtebt : ßalijt ó ßagdevg léyirat &C. dlls ist! alen heistt ein König. Eyrynoiimv dì qp^ct, „ HQ^°* ilvai tìjv fìtdXixzor. T)&tv xai ßalrjvaTov 0 °"5t ßaaäixov. Euphorion aber sagt, „es 7 Vid\.Henricus Pallad. lib. 5. Foro-Jul. & D. • Schönleben in Annal. ad Annum 40. ) Pithceus lib. I. Subcea. c. 4. Servius in lib. I. Aeneidos. “) Aeachyl Pera. I sep der Thuriorum ihre Red-Art; daher |; auch der Berg Balseneus, das ist, der Kö-nigliche Berg (oder Königs-Berg) seinen I Namen hat. So erinnert solches gleich# ■; falls Eustathius in seinen Anmerckungen ! über den Homerum, >) berufft sich auch dabey auf den Plutarchum. Nicht weniger wird es bekräfftigt durch diese Worte ij Hesychü, ßaiXljv, ßaaibtig, qovyigi, Ballen, Rex, Phrygibus. Wofür er aber vielleicht ßcdti* geschrieben. Eben davon quellet auch das Wort Abellio, uemlich von Belo, und ist gleichfalls nichts anders als die Sonne. Mit j| welchem Namen auch in Pamphilia und Creta die Sonne genannt ward, wie II beydes Hesichius anzeigt in diesen Worten : t Aßüirjv ijìaxò v nafi(fv).toi Abelium solarem I Pamphylii, und Aßifaov, fjXiov, x^tjng Abelion Solem Cretes. Darum mag vielleicht auch der Lateinische Nam Apollo von dem . Cretensischem Aßihog, herstammen ; an* gemerckt, die alte Römer für Apollo gesprochen Apello, als wie für Homo, hemo, für bonus, benus, und dergleichen. Von dem Apolline Beleno führt das Kraut seine Benennung, welches von den Griechen voaxva^og, zu Lateinisch Apollinaris, aus Spaunisch Velenno, auf Ungarisch Beiend, auf Deutsch Bilsenkraut, benamset wird. Es ward aber der Apollo unter dem Namen Beleni fürnehmlich in Gallia verehrt; da man seine Diener Pateras hieß. Solches geschähe beydes in Gallia, ;’a{-erae àch , Cisalpina und Transalpina. Wie aus die- lter eni ' c= j sen Versen deß Poeten Ausonii zu ersehen: Belenos Tu Baioca'Sis, stirpe Druidarum, Ed i» •' ’ 1 ' GaLlM bet» satus, ehtl. Si fama non fallit fidem, Beleni sacratum ducis è templo genus : Et inde vobis nomina. Tibi ^Patera. Sic ministros nuncupant Apollinares mystici, f) Und hernach schreibt er, in einem andren Carmine davon also: JSTec reticebo senem Nomine Phcebicium, Qui Beleni aedituus, Stirpe satus Druidum, (?) Eustathius in Homeri II. T. & Odyss. T. P Ausonius In Professoribus Burdigalönsib. Carro. 4. Smgmffcn, das zu Aquileja Helenas de xaTuai •zHToy.atßum, dl vneQefvàg A 71 alitava t'tva id slonet;. „Sie nennen denselben aber Belin, und dienen ihm mit groffer Andacht, und wollen, es sey der Apollo, c) Ich halte aber, die Griechen selbiger Zeit haben ihn Belin eigendlich genannt, und а) Ausonius in Professorib, Burdigalensib. Carm. 10. б) Jul. Capitolin. in Maximinis. cj Herodianus lib. 8. die Römer das us dazu gesetzt, daß Be-linus draus worden; dafür Andre gesprochen Belenus. Man hat auch viel Inscriptionen zu Aquilegia angetroffen, darinn der Nam Belenus sich gefunden, und unter andren auf einem ablangem Altar, diese: APOLLINI BELENO AUG IN HONOREM C. PETTI. Imgleichen diese: APOLLINI BELENO C. AQVILEIENS. FELIX. Gruterus schreibt noch von andren mehren, die man zu Aglar schaue, und darinn das Wort Belenus gleichfalls lese, d) Allein der Götzendienst Beleni hat sich mit Aglar, ^viaul und Gallien nicht beschränkten lassen, sondern auch im Norico oder Nordgau seine Altäre gehabt. Welches diese Rede Tertulliani anzeigt: Quanti sunt, qui nórunt visum vel auditum Ar-tagatim Syrorum ; Coelestem Afrorum, Varsutinam Maurorum. Obodan & Du-sarem Arabum, Belenum, Noricum, e) Und an einem andren Ort gleichfalls diese: Unicuique provinciae, & civitati, suus est Deus : ut Syriae Astartes, ut Arabiae Dy-sares, ut Norici Belenus. f> Aus einem alten Stein bey denen Con-seranis in Novempopulania, (bei) den Einwohnern der Landschafft Conserans in Guasconne) hat man diese alte Inscription angetroffen MINERViE BELISAM/E : woraus Einige geschloffen, die alte Gallier hetten der Minerven den Namen Belisamae gegeben. Weil aber Belisama aus Phöni dich, wie jetzo gedacht, Coeli Dominam, eine Beherrscher um oder Fürstinn des; Himmels bedeutet, so scheint solcher Ehren-Nam vielmehr den Mond oder die Uraniam zu bezielen (wie Bocbartus vermeynt), als welche so offt beym Ieremia genannt wird DOtPn. T'IDEO RegiM Coelorum. Allein ich sehe nicht, warum nicht eben sowol auch der Minervae solcher Titel sollte als einer fürnehmen Abgöttin seyn gegeben worden. Wiewol ich darum nicht streite, daß gemeinster Bedeutung nach er dem Mond (oder der Dianen) von den alten Galliern beygelegt worden. Denn bet) diesen Bölckern ward die Diana d) Gruterus in Inscript. Yett. p. 36. e) Tertullian. lib. 2. advers. Gentes c. 8. /) Idem in Apologet, cap. 24. hochgöttlich geehrt mit Tempel und Priesterthum. Wie unter andren solches aus diesen Worten Polyaeni erscheinet: ?> Ami- uiäoi iiQua, r\v Icùmku atßotri a) ist, „Sie (nemlich die Gamma) war eine Priesterinn der Diange, welche die Galater am meisten verehren." Was mit dieser Gamma vorgegangen, schickt sich nicht an diesem Ort zu erzehlen, sondern wird zu den Jahr-Geschichten verschoben. 8. Martinianus. Dieser ist von Siscia (oder Siseck) biirtig, iu Siscia, und S. Adalbert! Discipel gewest, demselben auch im Bisthnm gefolgt, und hat die Kirche dreyzehn Jahre regiert, im Jahr 628 aber, am 2. Septembris, seinen Weg in die Ewigkeit genommen. 8. Martinus. nusMarti' Es hat zwar dieser in der Christenheit ruhm-beehrte heilige Bischofs die Gemein zu Tours, in der Landschafft Touraine, und keine Schafe Christi in Craiu geweidet; dennoch zieren wir durch ihn die Reihe dieser allhie aufgesührten Heiligen, weil er zu Savaria zn Stein am Anger, oder vielmehr zu Sarvar geboren, und zwar, wie Gregorius Turonensis gedenckt, >->) im eylfften Jahr Keysers Constantini deß Grossen, nemlich im Jahr Christi 321 nach Mariani Scoti Rechnung, oder wie Andre wollen, Anno 316. Wer seinen Lebens-Laufs verlangt, der kann sich in dem Sulpitio Severo dessen ersehen. Wir gedencken dieses Orts, nur Eines und Andres davon zu melden. Als das Haupt deß Römischen Reichs damaliger Keyser Constantinus zu dem, der Keyser und Könige als ein König aller Könige eicksetzt, sich bekehrte, folgten darinn demselben die Reichs-Glieder in die Wette, und begehrten die H. Tanffe. Welches guten Lanffs deß Evangelii sich der Patriarch Benedictus und Theodorus bedienten, und viel Carnier, Jsterreicher und Japydier zum christlichen Glauben ansühr-ten; gleichwie auch in dem benachbarten Pannonien solches heilige Lauss-Feuer bey sehr vielen den heidnischen Aberglauben euräscherte, hingegen den wahren Christen-Glauben anzündete. Unter solchen entbrannte auch darzu S. Martinus, und zwar °) Uolyacnus lib. 8. &) Vid. Gregor. TurOnens. lib. I. Hiòtor. Franc, c. 36. gar früh, nemlich im zehendem Jahr sei- s-, M?rtinus ner Jugend, da er wider seiner heidnischen hàm Eltern Willen zur Kirchen geflohen, und seines echms ihm unter die Gläubige einzuschreiben, Ami,u,n"° auch zu unterrichten gebeten. Als er das siebenzehende Jahr erreicht, gt nm§ für ist er aus Keyserlichen Befehl, und nicht einen ffolda-aus Ruchlosigkeit mit in die Rolle der J"[)e”n auf‘ Militz gesetzt. Massen dann in dem Codice Theodosii ein dergleichen Deeret enthalten, daß man die Söhne der alten Kriegs-leute zum Kriegsdienste nöthigen solle, c) Im 17. Jahr seines Alters hat er sich erst lassen tauffen; angemerckt, damals die meiste Christen ihre Tanffe ziemlich lange auszuschieben pflegten. Er hat, nachdem er unterm Keyser Juliano um Erlassung der Kriegsdienste angehalten, nachmals sich eines eingezogenen andächtigen Lebens beflissen, und in Franck-reich den Münch-Orden eingeführt, auch die Ehre gehabt, daß die Bischoffliche Wahl |^Ven zu Tours aus ihn gefallen, als aus ein Stand in exemplarisches Liecht der Gottseligkeit. Frankreich Solches Bischoffs-Amt hat er ungern em' aus sich genommen, in Belrachtuug, daß solcher Würde eine Bürde groffer Rechen.-schafft mit eingewickelt, und es zwar köstlich, doch aber auch dabey gefährlich wäre. Allein weil seine Demut sich dessen unwürdig geachtet, ist sie desto würdiger dazu erfunden worden, lind wo hette man einen würdigem dazu autreffen können, als diesen vonGott so erleuchteten, und von so vielen Tugend leuchtenden Mann ? Welcher mit der Borwissenschafft zukünfftiger Dinge und der Wunderthätigkeit begabt war, dazu dem Herrn Christo viel Heiden zuführte, viel Gefahr und teufflische Versuchungs-Pfeile, als wie eine feste und harte Mar-mel-Seule mit gläubiger Großmütigkeit zurück prellen ließ, auch überdas gegen den Dürfftigen hertzliches Mitleiden trug, und Barmhertzigkeit übte'? Wie mildes Hertzeng er gewest, erscheinet unter andren aus diesem Beyspiel, welches er, da er annoch ein Soldat, und unter den Catechumenis oder Christlichen Lehrlingen war, gegeben, daß er seinen Mantel zertrennt, um einen nackten Menschen damit zu bedecken. . _ Es hat ihn aber sein einsames abgeson- folgt dertes Leben und Welt-Entziehung darum von den Ansecht-und Verfolgungen nicht absondern können. Denn weil er für den Lhm erschein: ein Engel. Wie Valentinianus gezwungen worben, ihn zu veneriren. Catholischen Glauben wider die Arrianer tapffer kämpffte, seynd ihm dafür Bande und Schläge zu Theil worden. Massen Sozomenus berichtet, daß, als er bey den Illyriern gelebt, und für die Glaubens-Warheit eyfrig gestritten, auch etlichen Bischöfen, bey welchen die Arrianische Jrrsal sich spühren ließ, mutig widerstanden, man ihm nachgestellet, ihn offt öffentlich gar übel geschlagen, und endlich ins Exilium getrieben. «) Da er schon Bischofs war, blieb er gleichfalls von Drangsalen nicht nn-bestürmt; doch seinem Obsiege nur zur Verherrlichung. Und ob er gleich als der Tyrann Maximus zu Trier ihn druckte, auf eine Stunde mit den Ithacianern sich eingelassen, ist er doch bald wiederum in sich gegangen, und mit Threnen in die Reue getreten ; woraus ihm nach Si-geberti Bericht ein Engel erschienen, und also zugeredet haben soll: Meritò, Martine, compungeris : sed aliter exire nequisti. Repara virtutem, resume constantiam, ne jam 11011 periculum gloriae, sed salutis, incurras, b) Von welcher Zeit an er mit den Ithacianern weiter nichts zu thun haben wollen, auch hernach die übrige sechszehenjährige Zeit seines Lebens zu keinem Synodo mehr gekommen. Man schreibt ihm viel Wunderwercke zu, deren viele noch bey seinem Leben geschehen. Darunter wollen Etliche, als Venantius, Fortunatus und Baronius diese Begebenheit rechnen, daß, als Keyser Valentinianus ihn den H. Bischofs Martinuni, soviel nicht würdigen wollen, daß er gegen ihm aufstünde, von dem Stuhl heraus gefahren, und ihn gezwungen, nicht allein aufzustehen, sondern auch dem H. Mann entgegen zu gehn, und das Haupt unter seine Hände zu bucken, ja ihm gar zu den Füssen, und auf sein Angesicht zu fallen, um seine Fußtapffen zu küssen. Worauf ernannter Venantius diese Lateinische Verse gemacht: Hinc celer exiliit rapiens se Caesar, & ardens Martini genua amplectens, pedibus-que volutans : Siq ; superbum hominem se agnoscere poeena coegit, o) Sozomen. lib. 5. c. 13. h) Sulpit. Sever, in Dialog, p. m. 577. Et Sige-bertus in Chron. apud Henricum Palladium, Rerum Foro-Jul. lib. 9. Vilia regna probans, & celsa cacumina curvans Imperiale caput Sancti ad vestigia subdens. I Im Jahr 560, soll in Spanien Tlie-odomri, Königs von Gallicien, junger Printz Ariamirus durch die Reliquien 8. Martini gesund gemacht, und der König Selbst, welcher bißhero der Arrianischen Haupt Ketzerei anhängig gewest, darüber zum Eatholischen Glauben bewogen worden seyn. Als auch von Tours ein seidner Rock, so aus dem Grabe 8. Martini gelegen, nach Gallicien überbracht, und mit feyerlichem Gepränge herumgetragen worden, sollen vielen Gefangenen, welche sich der Fürbitte und Hülffe beß H. Martini empfohlen, die Eisen aus göttlicher Wunder - Krafft ohne menschliche Würckung von den Füssen gefallen, und sie also befreyet seyn. Ums Jahr 883. haben die Nordmänner Franckreich durchwütet, und die S. Martins-Kirche zu Tours biß auf den Grund abgebrannt; die Geistliche aber vorher seinen Leichnam heraus genommen, und zu Antissiodori (so anjetzo Auxerre in der Landschafft Auxerrois genannt wird) bey-gesetzt. Hierauf erhub sich aber hernach zwischen der Klerisey zu Tours und der zu Auxerre eine Strittigkeit. Denn weil nach Ankunfft dieser heiligen Gebeine viel Miracul geschahen, und die Ehrist-glaubige Leute desto häuffiger Opffer brachten, wollte die Klerisey zu Auxerre behaupten , der daraus erwachsende Nutz müsste ihnen auch mit zu theil werden, weil solche • Miracul durch beider Bischöfe, nemlich sowol durch deß Germani, weiland Bischoffs zu Auxerre, als durch 8. Martini Verdienste geschähen. Gegen-seits versetzten die von Tours, diese Mi racul wären bey Ankunfft deß H. Martini, und zuvor nicht geschehn, derhalben müsste der Nutz ihnen zuerkennt werden. Dieser Strittigkeit nun abzuhelffen, ward ein Aussätziger, der ungefähr eben zugegen war, mitten zwischen beyde Heiligen gestellt, um zu versuchen, von welchem Heiligen eine Heilungs - Krafft ausgehn würde ; da dann derAussätzige an der Seiten seines Leibs, welche nach dem H. Martino hinsahe, heil ward, und an der andren unge-heilt blieb. Nachdem er aber die noch un- c) Venantius Fortunat, de Vita 8. Martini, lib . 3. apud Baronium Tom. 4. Annal. Miracul, t» seine Reliquien m Galli;ien f than. Streit Jw*‘ ichen zw'V erlet) seyeu »!be die CPlV, Gaben der Mira-culn 3 ‘Martini- diirä Wirb eine;»"' der-nnr etitO)1 reine gleichfalls dem H. Martino zugekehrt, ist er am gantzen Leibe gereinigt worden. Also ist diese gottselige Strittigkeit (wie sie zwar D. Schönleben nennet) gestillet, und die Glori deß H. Martini vergrößert, da hingegen die modestie oder Bescheidenheit deß Germani sich preißwürdig gemacht , indem er als ein so heiliger Bi-schofs, der allerdings Todten ausgeweckt in seinem Hause, seinem Gast dem H. Martino die Ehre gelassen, und geringer angesehn sehn wollen. Anmerckung. (Woserrn dieses Wunderwerck Jemanden etwan gar zu wunderlich Vorkommen sollte, so wolle er betrachten, daß solches nicht aus unserer Feder urspringlich, sondern ans den Fuldensischen Jahr-Geschichten, und dem Adelzreiterischen, wie auch ans deß D. Schönlebens seinem, in unsren Kiel geflossen. Dabey lassen wir es beruhen, und sowol als die zweh vorige, deren Ausgeber oben gleichfalls namhasft gemacht seynd, in seinen Würden. Wiewol mich (E. Fr.) wundert, warum eine unter solchen drehen Federn, diese der zwo Kleri-sehen Strittigkeit piam contentionem, einen gottseligen Streit genannt, wie wir es auch vorhin so in der Erzeh-lung gegeben; indem der Streit nicht um die Reliquien deß H. Martini, sondern um den Nutzen und Gewinn derer davon kommenden Opsfer-Geschcncke entstanden, wie diese Authores berichten. Unterdessen ist glaubwürdig, daß dieser heilige Mann unterschiedliche Mtracul ge-lhan, ob man gleich nicht versichern kann, daß nach seiner Zeit in denen folgenden Jahr-Hunderten dieselbe nicht durch das Gerücht sollten vermehrt worden sehn. Gregorius Turonensis, der hernach im àhr 574 Bischofs zu Tours geworden, schreibt viel von seinen Wunderwercken, und darunter auch dieses, dessen er sich wlbften zum Zeugen angiebt. Als er, der Gregorius, ein schweres Fieber am Halse <8taLeiini re' uud von den Aertzten keine Hülffe ^ " lau6 mehr hoffte, reifete er gen Tours, und Mm deß Staubes aus dem Grabe S. Martini etwas ein in einem Trunck; worauf er wunderbarlich genesete. «4 Da sonst denen Febricitanten die Besuchung ^er Gräber schädlich geachtet wird. bem «St a) Gregor. Turon. de Miracul. 8. Martini, c. 7. '' b) Vid. Epist. v. Ambrosii ad Studium. Sonst hat ob-berührter Sulpitius Severus, der deß Martini Discipel gewest, von dessen Leben ein besonders Buch, und auch sowol in etlichen Episteln, als Dialogis geschrieben, und darinn ausführlich erzehlt, was er für Miracul gethan, was er für Gespräche mit den Engeln gehalten, auch wie es immerzu Leute gegeben, welche ihm eitle Superstition lächerliche Phan taseyen von Gesichtern und Aberwitz, vor geworffen; wie frommen und gottseligen Leuten die Verachtung und Verleumdung gemeinlich zuzusetzen pfleget. Damit aber das, was oben von seiner Einlassung mit den Ithacianern gemeldet worden, gründlich dem Leser erklähret werde, muß ich diesen kurtzen Bericht behfügen. In dem Spanischem Lande Gallicien lehrte ein Bischofs, Namens Priscillianus, aber fälschlich und irrig, wollte wie es schien ein Gemisch aus der Gnosticorum und Manichwer Irrsalen einführen. Weß-wegcn ihm Ithacius und Ursacius schar-ffen Widerstand thaten, und ward er Priscillianus, in einem Synodo, zn Bour-deaux verdammt. Ob nun gleich Priscillianus an den selbst auf gewordenen Keyser Maximum appellirte, brachte Ithacius nichts desto weniger beym Miximo ein Urtheil ans wider ihn, daß er sollte getödtet werden, wie auch geschähe. Weil aber dieses das erste Exempel war, daß Jemand um der Religion willen getödtet würde, trugen die recht - gläubige Lehrer Abscheu davor, excommunicirten Ithacium um solcher Grausamkeit willen, enthielten sich seiner Gemeinschafft, und wollten ihn nicht beh ihrer Eommunion leiden. Gestaltsam auch der H. Ambrosius, der sonst so ehfrige Ehristen-Lehrer in seinem Send-Briefe an den Studium diese Verführung deß Ithacii, als eine unchristliche Rauheit straffte. 6) Ithacius aber gab nichts drauf, sondern verließ sich auf fleichlicheit Arm, und fand Schutz bet)ut Maximo ; der ihm und seinen Behstimmern, nemlich theils andren Bischöfen und Priestern, welche den Maximum einen (wie Sulpitius ihn lobt) für die Christliche Kirche nicht so gar schlimmen Kehser, durch ihre Eingebungen und schlimme Rahtschläge verkehrten, das Haupt hielt, und durchaus nicht leiden wollte, Wer die Jlhacianer gewest. Grausame Verfolgung um der Religion willen wird den, Ithacio von den Rechtgläubigen hoch periib--let. daß man gedachtem Ithacio für ein Laster ausrechnen sollte, daß Priscillianus durch seinen Trieb zum Schwert verdammt worden. Unterdessen fand sich S. Martinus durch wigtige Angelegenheit genöthigt nach Hofe gen Trier zu reisen. Als solches die allda versammlete Bischöfe erfuhren, welche sich deß Ithacii seines Handels hatten theilhasft gemacht, und täglich mit ihm communicirten, besorgten sie, seine grosse Authoritet dörffte ihnen in dieser Sache einen harten Stoß geben, und sie wider die, so ihnen hierinn entgegen stimmten, nicht durchdringen lassen, sondern zurück prellen. Es hatte auch Keyser Maximus vorigen Tags auf ihr Einrahten beschlossen, etliche Obersten in Spanien zu senden, mit vollkommenem Gewalt, die Ketzer aufzusuchen, und denen, so sie erwischen würden, samt den Gütern das Leben zu nehmen. Da dann ohne Zweifel viel Unschuldige und Rechtgläubige durch solchen Sturm würden mit hingerafft und über Haussen geworffen seyn. Daß solches dem H. Martino keines Weges gefallen würde, kunnten selbige Bischöfe leichtlich erachten. Was aber ihr böses Gewissen am meisten besorgte, war dieses, daß er sich ihrer Gemeinschafft mögte äufsern, hernach viel andre mehr an seinem hochangesehenem Exempel sich stoffen, und ihnen gleichfalls abstehen. Also beriethen sie sich mit dem Keyser, und kam dieser Schluß heraus, dem H. | Martino durch einige entgegen schickende Keyserliche Besehlhaber anzudeuten, er sollte nicht näher zur Stadt kommen, woferrn er sich nicht vorher erklährte, mit denen darinn versammleten Bischöfen in Frieden und Einmütigkeit zu stehen. Dieselbe Abgeordnete fertigte er ab mit dieser witzigen Antwort, Er wollte im Frieden Christi kommen. Nachdem er in dem Keyserlichen Palatio angelangt, that er mancherlei) Bitten an den Keyser, voraus aber, und mit allem Fleiß bat er, für den Grafen Nar-868 und Presidenten Leucadius, welche in grosseri^Ungnaden waren. Mit noch; grösserer Sorgfalt aber strebte er dieses abzugraben, daß besagte Obersten nicht mit der Gewalt denen Ketzern den Pro-eeß zu machen, mögten in Spanien fort-geschickt werden. Denn er war nicht nur allein darum bekümmert, wie er die Chri- sten, welche man bey solcher Gelegenheit zu tributimi suchte, sondern auch die Ketzer besreyen mögte. Der Keyser zoch ihn etliche Tage auf, aber unterdessen lieffen die andre Bischöfe j zum Maximo und stelleten demselben vor, wie übel es versehen wäre, daß man den Mann hette lassen in die Stadt kommen, es wäre um ihrer Aller Würde und Wol-stand gethan, wann deß Theognisti (dieser hatte den Ithacium am ersten zum Bann verdammt) Halsstarrigkeit mit deß Martini Authoritet ausgerüstet würde; es würde nun dieser Bischoff Martinus, nicht so sehr einen Beschützer als Rächer der Ketzer abgeben, und Priscillianus wäre umsonst getövtet, wann dem Martino sollte eingeräumt werden, seinen Tod zu rächen. Lagen derhalben dem Keyser an mit fuß-fälligem Flehen, er mögte doch dem Mann mit Gewalt steuren. Allein wie sehr sie auch den Keyser hatten eingenommen, so griff er es doch viel anderst an, und versuchte Martino dessen vortreffliche Heiligkeit und Tugend ihm bekandt war, gar ; glimpfflich beyzukommen, mit vernünff-; tiger Vorstellung, daß dem Priscilliano nichts wider Recht und Billigkeit wider-: fahren wäre; Ithacii Ankläger Teognistus hette mehr aus Paffion, und privat Haß, : weder aus gerechten Ursachen diese Trenji nung angerichtet, zudem auch der, vor i wenig Tagen gehaltene Synodus ausge-! sprachen, Ithacius hette nichts Unrechts gehandelt. Weil sich aber S. Martinus dadurch nicht bewegen ließ, ward der Keyser zor-I nig, riß sich eilends von ihm hinweg, : und gab gleich Ordre, denen, für welche Martinus eine Fürbitte eingelegt, die Köpfst wegzuschmeissen. Wie Martinus solches in der Nacht erfuhr, drang er hinein in den Keyserlichen Palast, und versprach, so man solchen Personen würde verschonen, auch die nach Spanien zur Ruinirung der christlichen Gemeinen dall selbst ausgecommandirte Obersten zurück-I ruffen, wollte er die Communication mit den Ithaeianischen Bischöfen eingehen. Welches dann Maximus, ohnangesehn er durch Einziehung solcher Leute Güter, seiner Schatzkammer kein Geringes hette zuwenden können, Alles nachgegeben und bewilligt hat. Tags hernach schickte man sich aus die Ordinirnng deß Bischoffs Felicis, eines gor heiligen Manns, der würdig wäre gewest, zu einer bessern Zeit Priester zu werden (wie Severus redet). Also tratt S. Martinus aus diesen Tag mit denen Ithacianisch-gesinnten Bischöfen in Ge-meinschafst, indem ihn rahtsamer zu seyn beduncken wollte, aus eine Stunde lieber nachzugeben, als dieselbe nicht in Sicherheit zu stellen, denen das Schwert so nahe auf den Nacken drünge. Jedoch kunnten die Bischöfe, wie sehr sie sich auch dahin bearbeiteten, dieses von ihm nicht erzwingen, daß er solche Gemeinschafft mit set-net Unterschreibung bekräftigte. Nachgehenden Tages machte er sich von dannen hinweg und sing unterwegens an darüber zu seusstzen, daß er mit gedachten Bischöfen auch nur aus einiges Stünd-leitt Gemeinschasst gepflogen, und nach dem er nicht weit von dem Marcktflecken Andethanna, beh einem großen Walde, seine Gefährten ein wenig vorausgehen lassen, saß er nieder, um solchen seinen Reu-Gedancken und betrübtem Nachsinuen unverhindert Gehör zu geben. Allda ist ihm, wie oben erzehlt worden, alfofort der der Engel zur Seiten gestanden und hat obangezeigte Worte zu ihm gesprochen. Derhalben er dann feit dem sich wol in acht genommen, das; er mit der Itha-eianischen Parthey unverworren geblieben. Als aber nach diesem etliche Besessene langsamer und mit geringerer Gnade _ (wie es Severus giebt) durch ihn befreyet ^attinu^' wurden weder zuvor, pflag er hernach offt Mm* ®a6e- öcm Sulpitio Severo mit threnenden Au- ihun, gen zu bekennen, er empsünde wegen sel- "«üffs liiger üblen Gemeinschafft ohnangesehn er sich auch nur auf einige Minuten ans bringender NotH, und nicht aus dem Geist drein gemengt hette, einen Einbuß der à'afft. a) (nemlich der Wunder-Gaben.) , Sonst hat dieser heilige Mann vorhin ate Teufel gar bald und hurtig ausge-lrteben. Wovon ich aus unterschiedlichen beym Sulpitio befindlichen nur biß einige l-xempel entführe. In einem Städtlein, welches gedachter Author Tetradium neuest wollte S. Martinus zum Hause «nes Bürgers eingehen, blieb aber aus der Pforten'Schwelle stehen und sagte, er sehe V? bem Eingänge oder Vorhose einen erschrecklichen Teufel. Und als er denselben hwß weichen, ergriff der Geist Einen aus em Hausgesinde, der in dem inneren Theil deß Hauses stund, und darauf gleich anhub, mit den Zähnen zu knirschen, und Jedweden so ihm begegnete anzufallen. Worüber im gantzen Hause ein gewaltiger Auflauff entstund und das Volck sich auf die Flucht begab. Biß S. Martinus den wütendem Besessenem entgegen kam, und ihm erstlich still zu stehen gebot. Als S. Marti» derselbe aber die Zähne wetzend ihm mit aufgespertem Maul einen Biß zu ver- di- ginget setzen drauete, steckte Martinus ihm die Finger ins Maul und sagte: „Wann nmg du einige Macht hast, so verschling diese!" da zoch der Besefsene die Zähne weit zurück, gleich als ob mau ihm ein glühendes Eisen in den Rachen gestoßen, und scheuete sich die Finger dieses seligen Manns zu berühren. Und weil er, da er sich von dem Besessenem zu weichen, durch gewisse Marter und Qual gedrungen fand, zum Munde nicht herausfahren durffte, fuhr er durch den Stuhlgang mit einem grosse» Gestanck heraus, ö) An dieser Begebenheit hat inan desto weniger zu zweifeln, weil es auch in jetzigem Jahr-Hundert, und zwar bey unsren Lebzeiten einige nicht gar ungleiche Exempel gesetzt. Darunter sonderlich eines noch gar Bielen, die annoch seit dem im Leben verblieben, bekandt ist. Nemlich daß in utv einer gewissen Sächsischen Stadt, da eine Zà. , berühmte Hohe Schul ist, zu einem grimmigen Besessenen eine hochgelehrte Person (die aus gewisser Ursach von mir ungenannt verbleibt, ob sie gleich nicht mehr am Leben ist) Amts halben gekommen wider den Satan zu streiten. Denselben sehr ansehnlichen und berühmten Mann : sing der höllische Spott-Vogel und Verleumder an zu beschimpften in Gegenwart einer großen Menge Bolcks, ihm öffentlich einen gewissen Fehler vorwerffend den er in seinen jungen Studenten-Iahren begangen, mit dem. Anhänge, daß ihm ein solcher nichts anhaben, noch ihn aus seiner gegenwärtigen Wohnung verbringen würde. Darüber entsetzte sich Jedermann und zwar soviel tiesfer, weil man an selbigem k Mann, der keine geringe Authoritet hatte, nichts weniger vermutete, auch dergleichen niemals etwas von ihm war geargwohuet viel weniger kund- oder ruchbar worden. Daher er auch gar wol diese Entdeckung £>) Sulp. Sever. lib. de \ ita B* Martini, p. m. 482. edit. Ann. 1647, Lugduni Batavorum. L und Aussage deß bösen Feindes hette ver-werffen können, unter dem Vorwand, daß dem Teusel als einem Verleumder und Lästerer nichts zu glauben. Aber er beantwortete solchen Fürwurff deß hönischlachenden, schnarchenden und entsetzlichzahn-knirschenden Teufel also: „Wolan! du bist zwar ein Lügen-Geist, und nicht werth daß man dir glaube, wie ich dann auch nicht schuldig wäre, dir etwas zu gestehen, und unmöglich weder von dir noch einigem Menschen dessen, wessen du mich zeihest, überführt werden könnte, weil Niemanden in aller Welt, ohn allein Gott und mir solches bewusst ist, du aber für keinen redlichen noch glaubwürdigen Zeugen angenommen wirst. Nichts de-stoweniger gestehe ichs anjetzo und bekräftige was du sagest, daß dem also sey. Aber ich Habs hertzlich bereuet und Gott abgebeten, und mein Hertz ist gewiß, daß Er mirs auch hat vergeben. Und sihe! wann es nicht so ist, daß Er mirs vergeben hat, so beiß mir diesen Finger glatt hinweg". Gleich damit steckte er dem schaumend-und und tobendem Geist, mit aller Zuschauer Erschaurung und Entsetzung in den Rachen, mit Wiederholung dieser Worte: Beiß zu, beiß ! beiß ihn ab, wann mirs Gott nicht verziehen hat, und nicht mein gnädiger Gott ist! Lieber! Beiß, so du die Macht hast ! dir sey Trutz! Beiß! Worauf der Satan zu Schanden worden, und indem der hochgelehrte Mann ihm den Finger so tieff als möglich in dem Rachen Hielt, mit grimmigen Leuen-Blicken und Geberden, zwar gedrohet, als wollte er gleich zubeissen, aber doch nicht gekonnt, sondern endlich den Rachen zurück gezogen, und den Finger ohn die geringste Verletzung wieder von sich gelassen, auch nicht lange hernach den Besessenen verlassen müssen.] Aber wir müssen noch weiter von dem H. Martino und denen Miraculn, so man ihm zuschreibt, etwas melden. Es erzehlt über voriges auch offtermeld-ter Severus, daß S. Martiuus etliche Todten auferweckt habe. Er hatte nahe bey der Stadt ein Kloster angerichtet und einen Lehrling bekommen, der sich seiner Disciplin untergeben wollte, aber nach wenig Tagen in ein hesftiges Fieber gefallen, auch nach drehen -tagen in Abwesenheit S. Martins daran gestorben, und zwar annoch ungetaufft. Der wiederheimgelangte Martinus ließ alle andre Brüder von der Cellen, darinn der verblichene Leichnam lag, herausgehen, schloß die Thür hinter ihnen zu, legte sich mit seinem Leibe über den Todten (wie dort Elisa) und nachdem er eine Weile eyfrig gebetet, richtete er sich wieder empor, weil er spührete, daß die göttliche Krafft vorhanden wäre, stund also, und sähe dem Verstorbenen ins Angesicht, erwartend, was », auf sein Gebet die Barmhertzigkeit Got- ^rfU'60111 tes für einen Ausgang verleihen würde, wird Kaum vergingen zwo Stunden, da Hub ®;,öcr aaui< der Todte an, sich mit allen Gliedern erweckt, zu bewegen, und die Augen ein wenig aufzuschlagen. Worauf er solgends Gott mit lauter Stimme dancksagte, auch die, so draussen vor der Thür gestanden, also-fort hinein brachen und nunmehr mit grösser Verwundrung denjenigen lebendig erblickten, welchen sie hatten tobt hinterlassen. Nachdem er also wieder belebt worden, hat man ihn alsosort getaufft und er noch viel Jahre hernach gelebt, welcher auch solche Wunder-Gaben deß H. Martini am ersten bezeugt hat. Eben dieser Wiederauserweckte pflag nachmals zu erzehlen, er wäre, nach damaliger seiner Verbleichung vor dem Stuhl deß Richters geführt und vermittelst eines traurigen Urtheils, nach tuncklen Oettern zu dem gemeinen Haussen verwiesen; als zween Engel dem Richter angezeigt, diß wäre der Mensch, für welchen Martinius betete; daraus sey denselbigen Engeln befohlen worden, ihn wieder zurück zu führen und dem Martino wieder zuzu-stelleu, also sey sein Geist wieder zu ihm gekommen. Von der Zeit an soll der Nam Martini allererst berühmt und er für einen wahren apostolischen Mann geachtet worden seyn, wie besagter Scribent hinzu thut. Ob aber dieser wieder ermunterte Mensch warhafftig damals gestorben, oder nur tieff entzückt gewesen sey, wie jener Cu-rinna bet)nt Augustino, welcher in seiner tödtlichen Schwachheit unter solcher seiner Entzückung gleichfalls zum Richter geführt und wieder zurück geleitet worden, mit Befehl, wann er die Ouaal-Oerter, so er da gesehn, vermeiden, und dermal-eins an die Lustreiche, welche ihm gleich- a) Sulpit. Sever de Vita B. Martini p. m. 469. seqq. falls gezeigt wurden, gelangen wollte, so sollte er sich von dem'Mann, welcher ihn in diesem EntzuckungS - Gesicht getaufft hette, warhafftig und würcklich hernach tauffen lassen, nemlich vom Augustino, den er nachmals erst nach seiner Genesung in der Kircben gefehlt und in solcher Gestalt, wie ihm im Gesicht vorgebildet war, stracks erkannt hat ; ob es etwan, sage ich, mit dieser Erzehlung Sulpitii Severi gleichmässige Beschaffenheit gehabt, das lasse ich dahin gestellet seyn und unterfange mich darüber keines Schlusses. Seine Mitleidigkeit erstreckte sich auch ZU den Thieren. Welches Severus, mit dieser Begebenheit exemplarisirt. Als er einsmals in Begleitung dieses Severi um die Kirchspiele herum ging, kamen sie ungefähr unter die Jägerey, da eben die Winde einen Hasen verfolgten, und dieser, keine Ausflucht nirgends erblickend, seinen Laufs zum ösftern hin und wieder wendete, damit er sich denen nach ihm schnappenden Hunden mögte ausdrehen. Solche Roth deß armen geängsteten Thierleins erbarmte den guten Mattinimi dermassen, daß er den Hunden gebot, sie sollten aushören, dem gehetzten Flüchtling nachzusetzen, und chn entrinnen lassen. Da sie dann gleich auf das erste Wort still und so fest ge-slanden, als ob sie auf selbiger Stelle genagelt wären, worauf der Hase sich aus dem Staube gemacht. Er pflag auch keine unebene Reden und Sprüche zu führen, sondern erbauliche, als wie diese. Er hatte ungefähr ein neu-uch-beschornes Schaf gefehlt, da sprach Er: ivangelicum mandatum ista complevit : Duas habuit tunicas : Unam largita est non habenti: ita & vos facere debetis. "Diß Schäflein Hat den Evangelischen Beseht erfüllet; Es hatte zween Röcke, und hat einen davon geschenckt dem, der keinen gehabt. Also sollt ihr auch thun." Als ihm auch ein Säuhirt ins Besicht kam, welchen hefftig fror, weil er Nltt einem armseligen alten Peltzlein mehr nackt, als bedeckt, daher tratt; sagte Er: ,,Sthe da den aus dem Paradis geflossenen Apatn! wie er in einem schlechten Peltz-lern der Säue hütet! Lasst uns aber solchen alten, der in diesem Menschen annoch steckt, nblegen, und den neuen Adam anziehen." Es hatten die Ochsen einen Theil der Brresen abgeweidet, und einen andren Theil te Säue mit ihrem Rüffel durchwühlet. Der übrige noch unberührte Platz grünte, blühete, und lag mit mancherley Blumen so zier-und unterschiedlich gefärbt, als ob er gemahlt wäre, von solchem Anblick nahm er Anlaß zu sagen: „Jenes Stück, so von dem Bieh ist abgeweidet, bildet die Gestalt deß Ehestandes vor; ob es gleich zwar die Anmut und Gunst der grünenden Kräuter annoch nicht güntzlich verlohnt, hat es doch den Preis der Blumen nicht mehr. Dort jenes aber, welches die Schweine, die so unsaubere Thiere durchgegraben, gießt ein heßliches Bild der H ureret). Allein dieser Platz, der noch gantz unbeleidigt da ligt, zeiget uns die Glori der Iungfrauschafst, er ist mit Gras hänffig bewachsen, und trägt deß Heues die Fülle; ist auch überaus schön, mit vielerlei) Blumen geschmückt, wovon er schimmert und glüntzet, als ob er mit blin-ckendem Edelgestein bestirnt wäre. Ach der seligen und Gott-würdigen (Gottgefälligen) Gestalt (und Zier!) Denn Nichts ist der Jungfrauschafft zu vergleichen. Also irren aber auch sehr die jenige, welche den Ehestand der Hurerei) gleich achten, und die, welche das Heirathen der Jungfrauschafft vergleichlich schätzten, seynd gar elende und thörichte Leute. Vertun à Sapientibus (also beschloß er endlich diese Rede) tenenda distinctio est, ut conjugium pertineat ad veniam, virginitas spectet ad gloriam : Fornicatio deputetur ad poenam. nisi Satisfactione purgetur." a) Er verwirfst gleichwol, und schilt hiemit den Ehestand nicht, sintemal solches wider das Apostolische Gebot tiesse. „Die Ehe soll ehrlich gehalten werden von Jedermann ;" sondern setzt ihm nur die Gabe der Jnngfrauschafft weit vor. Daher auch das Wort venia allhie eigendlich keine solche Verzeihung, als ob der Ehestand Sünde wäre, sondern soviel, als Erl au b-n i ß und V e r g u n st, wie es auch Paulus der H. Apostel nennt, bedeutet. Non enim, ctim laudamus castitatem Johannis, vituperamus conjugium Abrahse, schreibt S. Bernhard. „Denn wir tadlen nicht den Ehestand Abrahams, wenn wir nicht die Jungfräuliche Keuschheit Johannis loben." l>) Also vergleicht Augustinus die Verehlichte mit dem Wintergrün, wann er spricht: Habet hortus ille Dominicus non solum rosas Martyrum, sed & lilia a) Sulp. Sever, in Dialog, p. ra. 558. b) Bernhard, de Passione c. 18. virginum, & conjugatorum hederas, vio-lasque viduarum. Prorsus nullum genus hominum de sua vocatione desperet. Pro omnibus passus est Christus. „Der Garten deß Herrn hat nicht allein Rosen der Märtyrer, sondern auch die Lilien der Jungsrauen, und das Wintergrün (oder Epheu) der Verheirahteten, und den Veil der Wittwen. Es soll keine Art von Leuten wegen deß Standes, darinn er beruffen ist, verzagen. Christus hat für Alle gelitten." « Wiewol Augustinus darum den Ehstand dem jungfräulichem Stande dennoch auch nicht gleich achtet, sondern diesen viel höher und edler schützet, als jenen; wie eben sowol die Heilige Schrifft thut. Sonst war er (der H. Martinns) auch in seinen Discursen und Gesprächen gantz erbar und voll Gravitet, hurtig und von grossem Nachdruck; wusste die ihm ans heiliger Schlifft vorgelegte Fragen leicht und fertig auszulösen, gab auch Alles, was er vorbrachte, mit einer reinen Red-Art mit reiffem Urthcil und Verstände. Ge-staltfam osstgenannter Severus solches also hoch betheuret; Quia multos ad hanc partem incredulos scio, quippe quo; viderim, me ipso etiam referente, non credere, Jesum testor, spemque communem, me ex nullius unquam ore tanturr scientiae, tantum ingenii, tam boni & tam puri sermonis audisse, b) reyerleh Heiligen. Wir wollen zu-"*• L forderst von dem reden, welcher Bischofs Zn Laureuco, (also ward vor Alters der Lorch oder die Stadt Ens qeheissenk gewest. Derselbe hat zwar seine erste Lusst zu Cilly, als an dem Ort seiner Geburt, und auch seine letzte Odem-Lufft daselbst geschöpfft, angemerckt ihn allda der heidnische Unglaube um deß Christlichen Glaubens willen gemartert hat; weil aber damals Cilly annoch im Norico begriffen, und Crain ein Stück deß Norici gewest, Icheint uns solches zu verbinden, ihn von oenen Heiligen, deren Ruhm tut Lande bratit erschallet, nicht abzusondern. c ^*d Isidor, de Script. Ecclesiast. Evagr, I. 5. b) Vid. Martyrolog. Rom. 27. Julii & Baron, ad Annum lig. Tom. 2. p. 59. idem> ad Annum 303. p. 759. Die Zeit seiner Marter wird von den Scribenten unterschiedlicher Keyser Re gierung zugerechnet. Cuspinianus und auv ihm Megiserus setzen, er habe unterm Keyser Diocletiano gelitten, denen auch Zeilerus folget. D. Schönleben eignet es in einem seiner Manuscripten der Regierungs-Zeit Keysers Numeriani zu, welcher regierte samt dem Caro und Carino. Aber in seinen Annalibus geht er ziem lich weit zuruck damit, nemlich in die Zeit der beyden Keyser Galli und Volu-siani, und will, es sey im Jahr Christi 286 geschehen. Dafür gedachter Cuspinianus das 288, Baronius aber, und zwar am glaublichsten das 284ste Jahr setzet, welches das letzte Regiernngs - Jahr Nu-merani war; auf welchen noch in selbigem Jahr Diocletianus zum Keyser erwählet worden. Dahero dann die auch nicht weit vom Ziel seynd, welche schreiben, S. Maximilian sey unterm Diocletiano ein Märtyrer worden. Weil solche Martyrisirung sich gleichwie (nach de ) Schönlebens eigener Bekenntniß) auch deß Pelagii seine in einem solchen Jahr vollzogen, darinn Numerani Tod dem Diocletian den Keyserlichen Thron eingeräumet. Dieser S. Maximilian ist erzeugt von ansehnlichen Eltern, doch noch viel höher durch seine hochrühmliche Tugenden geastet, weder durch sein sürnehmes Ge- . schlecht. Dazu neben der guten Zucht der «ani iS Aeltern, auch seines Lehrmeisters Ile iß Auferziehviel geholsfen, als welcher ihm von In- u"9' geitl) aus die Furcht Gottes, durch treuliche Unterrichtung wol eingepflantzt, und auch einen gehorsamen Discipul an ihm gefunden. Als er 14. Jahre alt, forderte Gott seinen Bater ab, und über sechs Jahre hernach gleichfalls seine getreue Mutter. Solches gereichte seiner Christlichen Tugend zu mehrern Glantz. Denn deß Absterbens seiner lieben Eltern bediente er sich nicht, wie zwar vielmals die Jugend pflegt zu einer schädlichen Zügellosen Frey-heit, sondern zu sreyerer Übung christlicher Mildigkeit gegen den Armen; gestaltsaut er allen seinen vergänglichen Reichthum in den Schoß armer Leute verbarg, damit er desto unverhinderterzu dem Unvergänglichen gelangen, und der-maleins mit jenen Himmels- Schätzen, die sowol für den Motten als Dieben sicher, bereichert werden mögte. Seine Er-wiihlung zum Bischofs. Wie nun der H. Geist nach und nach gewisse Rüstzeuge wider den Geist deß Unglaubens zurichtete, also brachte gegen-seits gleichfalls der Fürst dieser Welt auch die Verfolger christlicher Bekenntnis; von Jahren zu Jahren in den Harnisch. Und solchem Kampffe mussten Japydia, Pannonia und das Noricum sowohl, als andre Länder deß Römischen Reichs, zur Walstat und Schauplatze dienen. Ja, in diesen Ländern wütete die Verfolgung desto härter und grimmiger um selbige eit, weil damals der Römisch-heidnische eyser sich persönlich darinn aufhielt. Weil nun Maximilianns in seiner Jugend dieselbe scheuete, wich er von Cilly nach Rom nnd blieb allda viel Jahre verborgen. Als aber 8. Qurinus von Lorch (so damals eine grosse Römische Reichs Stadt unter Lintz, im Lande ob der Ens war, und an der Donau lag) abgezogen und Patriarch zu Aglar geworden, verglich sich die christliche Gemeine zu Lorch und erwählte Maximilianuni zum Bischofs, wegen seines vortrefflichen Lob-Schalls, von seiner Gottseligkeit, heiligem Wandel und Schrifft -Gelehrtheit, wovon das Gerücht allenthalben redete und ihn darum über viel Andre erhub; gestalt sie ihm, wider seinen Willen, solches hochwigtige Amt auftrugen. Wiewol theils Andre melden, er sey vom Papst Sixto nach Pannonien zurück geschickt, um daselbst das Evangelium zu predigen, worauf er sich zuforderst nach Lorch begeben, willens allda die zerstreuten Schäfflein Christi zu sammeln, auch mit grösser Freude allda ausgenommen und selbiger Kirchen zum Bischoff vorgesetzt sey. Er beharrete nichts desto minder bey solcher Amts-Erhöhung in der Gemüts-Nidrigkeit, und hielt fest an der Demut, eingedeuckt, daß ein Bischoff nicht zum Prangen, sondern zum Spiegel eines christlichen Wandels seiner Gemein dienen solle. Und weil ein Bischoff nichts einreiffen soll, als die Laster nnd Jrr-saleu, hingegen Alles, was dem Gottesdienste und der Gemeine Christi zur Ausi erbauuug gelingen kann, befördern: so j bemühete er sich kräfftigst, um die Erbauung sowol der lebendigen als unbelebten Tempel Gottes, richtete viel, aus Furcht der Verfolgung abgebrochene Kir- i chen wieder auf, brachte auch die auseinander gewichene Gemeinen wieder zusam- men und flettete sich ihnen nicht weniger mit seinem Exempel, als mit seiner Lehr znr Leuchten vor. Nachdem er also in dem Weinberge Christi eine Zeit lang redlich gearbeitet, alle Aergerniffeu nach Möglichkeit aus-gereutet und viel Gutes gepflantzet, gedachte er auch seinem, mit vielen Jrr-thümern verstrickten Baterlande zu dienen und begab sich dahin. Allda saß, als Keysers Nume ri ani Land-Pfleger in Pannonien Eulasius (oder wie ihn Andre nennen Evilasius), der sich sonst zwar in weltlichen Regiments-Sachen rühmlich aufführte, aber in seinem Heidenthum sehr eyfrig war und deßwe-gen deß Keysers Befehl die Christen zu verfolgen gar ernstlich vollzoch, sonderlich, nachdem er ein Mandat erhalten, daß er sich nach Cilly aufmachen sollte und daselbst die Schatzung erheben. Denn da fanden die Christen einen schlechten Patron an ihm, als der sie zwang entweder dem Abgott Marti zu opffern oder das Leben zu taffen. Welche nun das zeitliche Leben mehr betrachteten als das ewige, die sielen als schlecht - gewurtzelte Glaubens-Pflantzen vom Glauben leichtfertig ab, beteten den Abgott an und verehrten ihn mit dem heillosem Opffer. Dieser leidige Meineyd solcher Rohrund Wind-Christen quälte dem heiligen Maximilian: sein Gott-getreues Hertz mit schmertzlicher Betrübuiß und druckte ihm die helle Zehren aus den Augen, welche er auch folgeuds vor Gott, samt einem andächtigem Gebet, um Beystand und Standhafftigkeit im Glauben, flehendlich ansschüttete, seine Barmhertzigkeit anfenff-zend, daß Sie doch die neu-gesammlete Heerde dem höllischen Seelen-Wolfe nicht so gar in den Rachen geben, noch den Namen Christi in diesen Landen der Tip rauuey deß Satans unten ligen lassen wollte. Hierauf soll er eine vom Himmel fallende Stimme vernommen haben, welche gesprochen: Ne timeas, Serve bone, confidenter perge, ut Tyranni confundas audaciam ; „Fürchte dich nicht, du getreuer Knecht! fahre getrost fort, die Kühnheit deß Tyrannen zu beschämen." Gleich damit steht er auf vom Gebet, segnet sich mit dem Zeichen deß heiligen Kreutzes, geht hernach hin und dringt mitten durch den Haussen der Opfrendeu hin zu dem Evilasio (oder Eulasio, oder Eu- Maximiliani Mhaffte *eb« zu dem t-onbbogt. ^?-Wechsel Land wuptmanne ^vilasii 5*6. Ma- talio) und spricht zu demselben, mit einem heilig-heroischem Eyfer: „Bist du nicht gesandt worden in diß Land, daß du es solltest für den Feinden beschirmen? Warum beweisest du dich nun dann viel schädlicher demselben, als die Feinde deß Reichs? denn Jene tobten das Volck nur leiblich, du aber tödtest es an Leib und Seel." Evilasius erzürnte sich über einen so ungeschälten Verweis hefftig, nahm es für keinen geringen Schimpfs und Trutz auf, daß einiger Mensch im Lande, zumal ein Christ, der seiner Einbildung nach Ursach hette, für ihm in die Mauslöcher zu kriechen oder mit Furcht und Zittern aus den Knien seinen Befehl zu aborire», das Hertz fassen, und sich einer so kühnen Rede gegen dem Landshauptmann (oder Landpfleger) vermessen sollte, fragte der-halben mit geruntzelter Stirn: „Bist du nicht der Wäscher und Plauderer, den die Christen ihren Bischofs nennen." , S. Maximilian antwortete: „Ich bin ein Knecht Jesu Christi." „Wie darffst du (Hub Jener wieder an) das Volck so betriegen, daß du es beredest, einen unbekandten Menschen von Judsea anzubeten, der von den Jüden gekreutziget ist, ohnangesehn sie sonst selbst die unsterblichen Götter verschmähen und schünden." S. Maximilian versetzte: _ „Du sagst recht daran, daß deine Götzenbilder, welche weder sehen, noch hören, unsterblich und dem Tode nicht unterworffen seyen, denn sie haben niemals gelebt, weil der, welcher sie gegossen oder geschnitzt, ihnen das Leben nicht hat ertheilen können. Und so demselben Meister solches wäre möglich gefallen, wäre er viel grösserund vermö-glicher gewest, als eure Götter. Denn wer ein Ding bereitet, ist höher als sein Gemachte. Allein es ist der bösen Geister ihre Weise, daß sie alle Abgötter besitzen, damit sie euch irre machen an der,War-heit und blenden, sa gar in die ewige Finsterniß verführen." Evilasius gab darauf diese Widerrede: „Hast du denn nicht gehört, daß die unüberwindlichste Keyser und der Römische Raht geboten haben, allerlei) Marter denen anznlegen, welche den Gekreutzigten göttlich anbeteten, und für einen Gott bekenneten, nemlich den jenigen, den du predigest, und der sich auch ohne vom Römischen Raht erlangten Gewalt selber für einen Gott hat dörffen auswersfen." S. Maximilian begegnete ihm mit dieser Antwort: „Jesus Christus ist wahrer Gott ; hat sich aber über unser Elend erbarmt und Knechts-Gestalt an sich genommen, und ist erfunden worden, als ein Mensch. Darum aber hat er seine Gottheit nicht eingebüst, sondern bleibt wahrer Gott und Gottes Sohn, der mit dem Vater und Heiligen Geist Himmel und Erden geschaffen hat, dieselbe auch immerdar erhält, beherrschet und beschirmt. Dein Gott aber, der Mars, ist nichts anders als der Tod, denn er hat Lust am Tode der Menschen, deßwegen er wider sie ohn Unterlaß kriegt und streitet." Diese Worte schnitten dem Evilasio durchs Hertz, gestalt) am er seine tieffe Empfindung in folgender Rede zu verstehen gab: „Es ist meines Thuns nicht auf solche Sachen länger zu merckeu, wie das muffige und weibische Volck, welches gerne Mährlein anhört. Weil du aber von unserm Gott so schimpfflich redest, da auf demselben sich doch alle Glückfe-ligkeit gründet, so ist zu deiner Aussöhnung anders nichts übrig, als daß du entweder mit dem Opffer wieder zu seiner Gnade und Huld kommest oder ihm mit deinem Blut huldigest, wenn man dir den Kops für die Füsse legt." Diß gesagt, gab er seinen Rittersleuten alsosort Ordre, ihn stracks nach den Tempel Martis zu führen, und allda zum Opffer anzustrengen. Würde er alsdann sich dazu bequemen und dem Abgott opffern, so sollten sie ihn leben lassen und zum Bischofs deß Tempels machen; widerspenstigen Falls aber ihm das Haupt abfchla-gen, und dem Abgott sein Blut opffern. Gleich damit nahmen sie ihn, und führten ihn zu dem Abgott hin. Weil er aber demselben kein andres Opffer als Ver-hönung und Bermaledeyung zu Willen wusste, hingegen Christum als den Sohn Gottes mit öffentlicher Anbetung verehrte, rafften sie ihn zur Stadt hinaus, und schlugen ihm das Schwert^durch den Hals am fünfften Tage vor S. Gallen, nachdem er ver Kirchen zu Lorch zwantzig Jahre treulich vorgestanden. Den Landshauptmann Evilasium hat nachmals zu Zeuselmauer in Oesterreich der Donner erschlagen und damit ein Vorspiel deß zukünftigen Gericht-Donners gemacht, welcher ihn am jüngsten Tage mit einem blitzenden Urtheil zur Höllen schlagen wird. Iihe die zigur N. 91. A. Maximilian wird mthauptet. Den Landvogl erschlägr das Wetter. S. Maximilians Be-griibniß. Brmm-O-uelle entspringt an dem Ort seiner Ent-hmlpinng. Beschaffenheit selbiges Brunnens. Der heilige Leichnam aber deß heiligen Märtyrers ist von etlichen guthertzigen Christinnen, so zu Cilly wohnten, bey der Nacht hinweggetragen, und bey der Stadt eben an dem Ort seiner Marter schlecht und recht begraben worden, weil die Furcht für der heidnischen Mißgunst keine öffentliche Begräbniß oerstattete. Daselbst hat man aber nachmals eine nach seinem Namen genannte Kirche gebaut, welche noch heut stehet, a) Sein Feyertag fällt ein am 12. Octobr. Da wo sein heiliges Haupt nach empfangenen Schwert-Streich hingefallen, ist eine lebendige Brunnenquelle nachmals entsprungen. Der Schönleben meldet, er habe vor einigen Jahren den heiligen Ort besucht, da ihm dann die Einwohner für ' gewiß und aus einer alten Tradition sol- ! ches angezeigt mit dem Anhänge, daß der- !i selbige Brunn noch heutiges Tages viel Kranckheiten heile. ^-Dieser Quell-Brunn, weichen ich* gleichfalls gesehn, findet sich gleich unter dem Altar der Kapellen doch also, daß man ausserhalb derselben Ka- oi) Cuapinian. in Deacript. Auatriae p. 663. Laus zi de Republ. Rom. lib. 12. Megiser. im 3 Buch der Kärndterischen Chromch Cap. 8. Adelzreiter, Part. L Annal. Boic. lib 5. 4) D. Sbhönleben, Parte 3. Annal. p. 201. pellen zu demselben gehn kann und schöpf-fen. Massen zu dem Ende ein küpffernes Geschirr zum schöpffen, nemlich eine Schöpff-Psanne an einer eisernen Ketten dabey angehenckt, daß man deß Wassers, welches trefflich gut und gesund, auch im Sommer eyskalt ist, könne trincken. Denn der Brunn ist nicht tieff, sondern der Enden fast gleich, und besagte Schöpf-Psanne nur deßwegen mit der eisernen Ketten daran gehendt, damit sie nicht möge davon getragen und gestolen werden. Oben an den Kapellen -Maur gleich über dem Brunnen (angemerckt, der Brunn unter der Kapellen sich befindt) liefet man diese Buchstaben: FONS DECOLLATIONIS SANCTI MAXIMILIAN!. Der Körper ist hernach erstlich von 8. Ruperto, erstem Bischöfe zu Saltzburg nach Lorch verführt, von dannen aber auf Keysers Heinrich deß Zweyten Befehl gen Paffau, allwo er noch biß auf den heutigen Tag hinter dem Altar, welcher ausserhalb dem Chor mitten in der Kittchen steht, ehrlich verwahrt wird. Wo-ferrn anderst die Feuersbrunst, so diese Stadt erlitten und auch die Thum-Kirche mit empfunden, nicht verursacht hat, daß 3et« ■ . utrD na« *0 n* 9C' oracht- iolgends .tati) Maximian warnet et* Keqser !^°>>rich (iir Meuchel- Mörder. man solche Reliquien wiederum anderswohin fatture« müssen. Man liefet in Ger. 200. fol. 282. Keyfer Friedrich habe im Jahr 1458 nach tödtlicher Hinfahrt deß Grasens von Cilly dem alten Vertrage gemäß, die Grafschaft Sttlh eingenommen, sey aber, indem er sich auf dem Schloß allda aufgehalten, mit Lebens-Gefahr verunsichert worden, von deß verblichenen Grafens Udalrici hin-terstelligen Wittwen, welche etliche Meuchelmörder wider Ihn ausgeschickt hatte, aber durch Hülffe deß H. Maximilians habe er sich solcher Gefahr entfchüttet, und hernach feinem neu-gebornen Printzen, der allda empfangen worden, den Namen dieses Heiligen zugeeignet. <0 Eben hievon schreibt auch P. Martinus Bautschius alfo: 1458 nocte, qua Caesar Fridericus Cilese periclitabatur, apparuit m in somno 8. Maximilianus, Loci Patronus : qui, ut insidias vitaret, admonuit, & filio suo jam concepto, cum nasceretur , nomen imponeret Maximilian!. Defunctus periculo, sequenti anno Tan-zenbergse nato filio, ut jussus erat, nomen dedit. Das ist: In der Nacht, da Keyfer Friedrich zu Cilly in Gefahr stund, erschien ihm im Traum S. Maximilian, selbiges Orts Patron, welcher ihn wärmte, daß er sich für Nachstellung fürsehen und seinem allbereit empfangenen Sohn, wann derselbe geborn würde, den Namen Maximiliani geben sollte. Nachdem Er nun die Gefahr überstrebt hatte und Ihm im folgendem Jahr zu Tanzenberg in Kärndten ein Sohn geborn wurde, hat i§r denselben besohlner Massen, M axi- m ili an genannt, ö ****** Anmerckung. . [Obgleich oben ans einem Manuseript ble Gefahr Keyfer Friedrichs der Gräflichen Witwen als eine Meuchel-Lisi aufgebürdet und gesagt worden, sie hette ei-utge Meuchelmörder ausgeschickt, wider mß Keyfers Person; so wissen dennoch andre Scribenten hievon nichts. Die Witwe mag zwar ihren Willen dem Fallstrick, wider den Keyfer geflochten war, mit ^geflochten haben, aber daß sie oder ihre ì Mttrottirte einige Meuchelmörder zu Aus- j lUhrung ihres Anschlags bestellet hette, i totrfc ihr kein andrer Historicus leichtlich “) Oer. 200, fol. 282. 1 U. Mart. Bautsch, in Hist. Norici, zeihen. Sondern alle gedruckte Bücher, darinn dieser Verlaufs enthalten, geben denselben mit folgenden Umständen. Nachdem dem unruhigen und Ehrsuchtvollen Grasten Ulrich von Cilly, als einem Verführer und Verhetzer Königs Ladislai. durch deß tapffren jungen Ladislai Corvini, und andrer beywesender Ungarischer Herren Sebel, sein meucheltückischer Anschlag wider besagten Corvinum samt dem Leben, und in seiner Person zugleich die hochgräfliche Stamm-Lini der mächtigen Grasen von Cilly abgeschnitten, und dan-nenhero dem Römischen Keyfer Friedrich dem Vierdten, aus zwiefachem Recht selbige im Fürstenthum Steyr gelegene Grafschasst, in Krafft aller Gedinge erbsällig worden, ließ dieser die sämtliche Landschafft samt dem Adel nach Cilly zur Huldigung beruffen. Weil sich aber König Ladislaus in Ungarn, nebst Graf Hannsen von Görtz, einer Mitwerbung um solches Land an-massten, und Keyfer Friedrich als ein fiirsichtiger Herr leicht ermessen kunnte, daß der Vorzug hierinn an keiner rechtlichen Ausführung, sondern an Besor-drung der Selbst-Hülffe hangen würde, fand er nöthig, seines klaren Rechtens sich durch sordersamste Einnehmung der Grafschasst zu bedienen, und seinen beyden Beywerbern das Ziel abzurenneu. Massen Er, deß Absehns, den Johann von Wi-towitz, zum Freyherru von^ Sternberg in Kärndten und durch eine Summa Geldes zum willfährigen Diener seines Vorhabens machte. Woraus derselbe das Tteuer-Ru-> der in dieser Sache, nach deß Keysers seinem Kompas führte und verschaffte, daß man demselben das Fürstliche Schloß Ober-Cilly einräumte. Weil aber dieser Witowitz ja so ungern Verlust als gern einen Gewinn haben I wollte, und Königs Ladislai, als unter welchem er in Ungarn mit Gütern angesessen war, Ungnade besorgte, gereuete ihn bald hernach solcher gethanen Besor-drung, und gleich, als ob die Redlichkeit dem Bortheil jederzeit zu weichen schuldig wäre, beschloß'er deß Königs Angesinnen nunmehr auch zu willfahren, und den Keyfer in der ^tadt Cilly zu überfallen. Solchem nach zoch er heimlich eine gute Anzahl Reisigen zusammen, und damit in aller Stille nach Cilly, allwo er auch am Freytage nach S. Georg durch das Thor am Wasser Sana, zur Stadt hinein kam, und der Burg zueilte, mit gewisser Hoffnung, den groffen Römischen Adler, nemlich den Keyser, allda aus seinem Nest wider die Vermutung zu heben. Daß aber der Keyser dafür sollte vom H. Maximiliano im Traum gewarnet worden sein, davon will bey weltlichen Geschieht - Schreibern sich fast wenig erblicken lassen. In der Cillyschen Chronic wird zwar solches Überfalls umständlich, dieses Traums aber im wenigsten nicht gedacht, und bet)nt Megisero eben so wenig. Sondern besagte Chronic vermeldet, derKeyser sey gewarnet worden, sich für dem Johann Witowitz vorzusehen. Welches aber der Keyser nicht glauben wollen, dennoch aber sich gen Ober-Cilly ausgemacht habe ; woraus gleich deß andren Tages der Witowitz bey der Nacht vor Cilly angelangt und die Stadt erstiegen, in Meynung, er würde den Keyser noch unten in der Burg finden. Er hat zwar einen Fehl-Griff gethan, doch aber das Netz nicht vergeblich ausgeworssen, sondernden Keyserlichen Kantzier, samt etlichen Herren Rittern und Dienern erwischt und gefangen hinweg geführt; solgends auch vor die Burg in der Stadt sich gelegt; aber nach acht Tagen aus Furcht für denen im starckem Anzuge begriffenen Landschaftlichen Bölckern, aus Steyer, Kärndten und Crain, welche aus erhaltenes Keyserliches Ausschreiben ihn, den Belagerer zu belagern, und umher zu besetze« versammlet waren, sich früh Morgens in einem dicken Nebel plötzlich davon gemacht. «) Der Ehren-Spiegel deß Ertz-Hauses von Oesterreich gedenckt zwar gleichfalls, daß Keyser Friedrich durch die in der Stadt Cilly ihm zugestandene Gefahr Anlaß genommen habe, seinen neugebornen Sobn Maximilian zu benamsen ; weil der H. Maximilianus Bischofs zu Lorch in Oester -reich, ans selbiger Stadt bürtig gewest, auch daselbst auf Befehl deß Heidnisch-Römischen Hauptmanns Eulalii zu Tode gemartert worden. Demnechst setzt der zierliche Meister solches Ehren-Spiegels dieses was folget, aus dem Lazio hinzu: „Lazius berichtet, dieser heilige Mann sey dazumal Keyser Friedrichen im Traum erschienen und habe ihn die bevorstehende Gefahr zu vermeiden gewarnet und ver- at Sitze benannte Cillysche Chronic und Megisorum im 10. Buch der Kcirndterischen Chronic, Cap. 11. am 1162. Bl. mahnt, und zum Andencken dessen, habe der Keyser seinem Sohn diesen Namen gegeben.,, „Andre erzehlen, Keyser Friedrich habe aus dem Gestirn ersehn, oder sey von den Gestirn-Weisen berichtet worden, wie daß dieser junge Herr den beyden grossen Römern, Fabio Maximo und Paulo .Emilio, an glück-und sieghaffter Tapfferkeit einmal gleichen würde; derentwegen sey ihm der, , aus diesen beyden zusammengesetzter Nam MaxAemilianus zugestanden. b)u Dieses Letzte halte ich für eine falsche Mutmassung ; in Betrachtung, daß (Erst lich) dieses Keysers hoher Verstand aus eines Sternsehers Fehlbarkeit schwerlich soviel Gewißheit oder Zuverlässigkeit ge bauet hat, welche ihn hette bewogen, seinen Sohn also taussen zu lassen. Sintemal Ihm Zweifels ohn, als einem gelehrten Herrn gnugsameWiffenschasst beygewohnt, wie die Sternkündiger den hohen Häup tern fast niemals von ihren jungen Printzen andres, als was Hohes, Grosses und Vortreffliches zu prophezeyen gewohnt, und die Nativitet (oder Geburts-Sternkündi-gnng) gern fo entrichten, wie es die höchste Gestirne am Hose, nemlich der Potentat oder Fürst und seine Gemahlinn gern hören. Zweytens; daß, wann der Keyser je zu guter Vorbedeutung, (fausti ominis ergo, wie die Lateiner zu reden pflegen) seinen jungen Printzen einen Namen von solchen Personen hette erlesen wollen, die vor vielen andren sehr glück-und fleghafft gewesen : Er wol weder nach dem Fabio Maximo, noch Paulo Aemilio, das junge Herrlein würde genannt haben; sintemal diese beyde Römische Feldherren gegen andren, als dem Cyro, Alexandro M. dem Scipione Africano, Constantino Magno und Carolo Magno, mit ihrer Glori nur biß an die Mittel-Lufft gestiegen und bey weitem noch so berühmt nicht, als jene gewest, verhallten Er als ein Keyser vermutlich nach jenen, als weit höhern und Monarchischen Personen den jungen Printzen würde beit amt haben, und nicht nach mittelmüffig-berühmten Römischen Feldherrn oder Bur germeistern. Zudem hette Er, (Drittens) wann er aus den Fabium Maximum und Paulum Aemillium gezielt, den Sohn nicht Maxi- b) Ehrcn-Spiegel deß Ertz-HauseS Oesterreich, im 5.Buch, Cap 13. Bl. 659. miliarium, sondern Fab semilianum lieber geheissen; angemerckt, den Namen Jla,xi= mMS auch ein Römischer Tyrann und durch Rebellion selbst ausgeworffener Keyser geführt, der endlich zu Grunde gangen und erwürget worden. Vierdtens würde Er, im fall er den Sohn hiemit hette die Glückseligkeit und Tapfferkeit Fabii Maximi und Pauli 7E-milii ominiren oder weissagen, und wünschen, und nur die Zu-Namen dazu er-Wehlen wollen, ihn nicht Maximilianum sondern Maxsemilianum haben tausfen lassen. _ Fünfftens, so ist auch Keyser Friedrich nicht der erste Erfinder deß Namens Maximilian!, daß er ihn am allerersten com-Ponirt oder zusammen gesetzt haben sollte, aus obbenannten beyden Namen, sondern der Nam Maximilian allbereit längst zuvor, wiewol nicht so gemein eben als andre Namen gewest; angemerckt solches der Nam dreyer unterschiedener -HH. Ma-ximilianorum, die Alle schon vorhin gelebt, beweiset. Derentwegen will ich viel lieber glande», weil dieser Nam vorhero weder in seiner, noch andren fürstlichen Familien bräuchlich gewest, der Keyser habe aufs wenigste darum, daß S. Maximilianus für den fürnehmsten Patron der Stadt Eilli, als in welcher derselbe gemartert worden, geehrt ward, und Er durch dessen Fürbitte sich aus der Gefahr (nach Rö-Misch-Catholischer Weise) erlöst geachtet, Mm Angedenken solcher Bewahrung und Errettung, den Namen dieses Heiligen für seinen jungen Sohn erkoren. Was aber den Traum endlich betrifft, ab zwar wie gedacht, derselbe nur hauptsächlich auf geistlicher Scribenten Bericht susset, welche man offt in Verdacht zu Mhen pstegt, als ob sie aus Andacht dem Gerücht deß gemeinen Manns gar zu bald in dergleichen Sachen trauen, und obgleich insonderheit dieses dabey zu be-dencken, daß, wie es scheinet, Lazius der Erste unter ihnen, welcher es in die Feder Nässt, dieser aber sehr viel grundlose Aachen in seinen Schrifften ausgeschüttet Hot , so bin ich (E. Fr.) doch der Mey-stUnQr es sei) gar wol zu glauben, daß der geyser solchen Traum gehabt; ob ich gleich nicht dafür halte, daß der H. Ma-Nmstian Selbst ihn im Traum gewarnet, londern etwan ein heiliger Engel in dessen Gestalt. Sintemal es nichts Unerhörtes, daß die H. Engel gewissen Personen in Gestalt frommer Leute erschienen, sie sür Gefahr zu warnen, oder sonst ihnen einen Vorwinck wigtiger Bevorstehung zu geben. Welches ich mit unterschiedlichen gantz gewissen Exempel könnte versichern, so ich diesen Discours erweitern wollte. Der H. Augustinus neiget sich gleichfalls aus diese Gedancken, wie man etlicher Orten bey ihm findet, sonderlich in seiner Schrifft de Cura pro Mortuis, da Er unter andren also redet: Angelicis igitur operationibus fieri, crediderim, sive permittatur desuper, sive jubeatur, ut aliquid dicere de sepeliendis corporibus suis videantur (Martyres scilicet vel Sancti) in somnis, cum id penitus nesciant, quorum illa sunt corpora, a) (Wiewol anderswo Augustinus vermutet, daß Gott dennoch bißweilen solches den heiligen Märtyrern selbsten auch wol droben im Himmel offenbare.) Gott, der sonderlich auf hohe Häupter seine Obhut richtet, und durch seine Engel sie bewachet, hat den Keyser, meiner Vermutung nach, darum lieber in Gestalt deß H. Maximiliani, als in eines andren heiligen Menschens durch seinen Engel gewarnet, weil S. Maximilian deß Orts am berühmtesten war, und der Keyser, wann ihm eine andre gantz bekandte Gestalt vorgebildet wäre, es nicht sonderlich geachtet, sondern für eine leere Traum-Phantasey gehalten hette. Essteht auch dahin, ob nicht der Keyser Selbst nur eine solche Explication über das Traum-Bild sich gemacht hat, daß, weil er im Schlaff einen menschlich-gebildeten Engel gesehn, der ihn warnete, er sich die Gedancken gemacht, es müsste S. Maximilian seyn; weil er die Gestalt nicht kennete, und dieser Heiliger zu Cilly gemartert wäre.] S. Maximilianus II. Ein andrer Maximilianus soll, wie Maximilian man dafür hält, Bischoff zu Iustinopel ÄjJ“ gewesen seyn. Sein gantzer Körper wird zu Pyrrhan verwahrt, seine Gedächtniß mit dem vorigem 8. Maximiliane dem Bischoffen von Lorch zugleich, nemlich am 12. Octobris celebrirt. S. Maximilianus III. Uber vorige Beyde ist noch ein dritter à brine dieses Namens gewest, wiewol kein Bi- |(;na)ta$iim’ ©. Maximuè Bischofs zu Aemona. Was Assesia für «in Ort gewest. Martyrifi-mng best TischofsS S. Maximi. schoff, sondern ein Diaconus deß Bisch offs S. Nicephori, mit welchem Er zugleich soll zu Humago verschieden seyn. Weiter hat man von diesem keine Nachricht, als daß er unter die Heiligen gerechnet worden. 8. Maximus. Unter den grausamen Verfolgungen, womit der bittere Christen-Feind Keyser Decius die Christenheit bewütete, gab auch die Stadt Aemona (welche vormals den Grund deß jetzigen Laybachs bestanden) einen hellen Glantz christlicher Glaubens-Beständigkeit, von dem Blut deß H. Märtyrers Maximi, als ihres damaligen Bi-schoffs. Welcher allda im Jahr Christi *254, wie Manzolius aus dem Francisco Gambaruccio, der seinen Lebenslaufs beschrieben, und auch Boronius setzen, ober tut Jahr *25*2 wie Andre, und zwar insonderheit Henschenius a) wollen, seine Liebe und Treu gegen seinem Herrn Christo durch Marter und Tod, bewehret hat. Es hatte dieser Emonensische Bischofs vernommen, daß in der Stadt Assesia wofür Manzolius irrig Asia setzet (war eine Stadt, welche Ptolommus zu Libur-nien gerechnet unweit von Tersato, allwo heut der Marcktsleck Brebir stehet) unter allda residirendem Vice-Consuln, die Christen - Verfolgung gar streng tyrannisirte. Der D. Schönleben vermutet, daß zu der Zeit das Emonensiche Bisthum biß dahin gereicht habe, weil selbiger Ort nicht gar zwo Tagreisen von Laybach entweitet ist. Diesem nach ward der heilige Bischofs durch grosses Verlangen nicht allein die Glaubensgenossen zum ritterlichem Kampfs auszumuntern, sondern auch den Marter-Palm zu erlangen, bewogen, daß er dahin zoch. Er verfehlte seines so hoch preislichen Ziels auch nicht; denn nachdem er viel Wunderwercke gethan, ist er vor den Römischen Vice-Consul geführt, und hat allda den Namen Christi freudig bekennet. Weil ihn aber weder Verheissung noch Bedrauung, von seiner Bekenntniß verrücken kunnte, begunnte man andere Bewegnissen wider ihn anzuführen, nemlich die Geissel und peinliche Folter, riß ihm die Nägel von Händen und Füssen hinweg ; aber auch diese fchmertzhasste Bewegnisten kunnten ihn nicht zum Widerrufs bewegen. Sondern er lobte zum Labsal seiner Marter, seinen Gott, und danckte Ihm. Worauf man ihn zur Stadt hinaus geführt und gesteinigt. Den Leichnam haben die jenige Christen, welche Er heimlich gestärckt und besteifft hatte, heimlich begraben nahe bey der Mauren gemeldter Stadt Assisise ; allwo derselbe eine lange Zeit geruht. Von dannen er hernach hinweggenommen und gen Citta nouva (oder Neustadt) in Istria ge bracht worden, wie Gambaruccius gedruckt, von dem Citta nova für das alte Aemona geachtet wird; da doch viel glaublicher, ersetz nach dem rechten Emona, das ist, nach Laybach geführt, als die Kirche von der Verfolgung einige Ruhe bekommen. Von Aemona ist er nachmals aus Rom, von Rom gen Citta nova, und endlich von einem Venetianischem Edelmann nach Venedig geführt, und allda in S. Can tianus Kirchen beygesetzt, da man ihn noch jetzo in grossen Ehren hält. In dem neuen Martirologio wird der 28. Septembris zu seinem Geburts-Tage ernennet, aber er daselbst nicht Bischofs, sondern nur ein Märtyrer genannt. Im Bisthum Aglar seyret man seinen Ge burts-Tag am 29. May, und an dem-selbigen Tage auch zu Citta nova, da man ! ihn für einen Patron hält. Etliche Martyrologia, als das Atreba-tense und Lsetiense, wie auch der Florus im Supplemento Bedse schreiben, dieser heilige Märtyrer Maximus habe gelitten apud Asiam, gleich als ob Asia ein Stadt wäre. Wie bau auch Clarius Maurolycus es ausdrücklich eine Stadt nennet in diesen Worten: In Asia civitate 8. Maximi Martyris, post fustes, equuleum, ungulasque lapidibus obruti. Man findet niegends .eine Stadt die Asia Heisset, wol aber einen Ort der Asi-sia, oder Assesia geheissen. Ferner, so werden zween heilige Maximi benennet; deren Einer als ein Märtyrer unterm Decio gelitten, der Andre wird im Synodo, der im Jahr 381 zu Aglar gehalten, unter die Confessores oder Bekenner gesetzt. Allein es lässt sich der D. Schönleben in einem besondren, mir * zu Händen gelangtem Manuscript vernehmen, er habe an allen beyden einen Zweiffel; denn deß Ersten werde bey den Alten nirgends gedacht, wiewol man die Acten seiner Martyrisirung vorweise, finde sich doch nicht genugsam darinnen ausgedruckt, daß Wo sein Leichnam hingekom- men. Unters*''61’’ che Sen»' nnng Geburt ge?. s° >es! ichbfte 8® fein 1°® er sey Bischofs zu Aemona gewest; ja weil die Acten (oder Urkunden) deß jenigen H. Maximi, der im Aglarischen Dioeces am 29. May celebriti wird, einerley Inhalts seynd mit dem, welcher am 30. Aprilis in den Actis No vis der Heiligen P. Bollanoli und seiner Gesellschafter befindlich ist, wenig Worte oder Zeilen aus« genomen. Und weil in selbigen Actis Novis S. Maximus ein gemeiner Mann, (homo plebejus) aber kein Bischofs ge-nennet wird, so mögte man billig wol fragen, mit was Fuge oder Grunde die zu Aglar ihn entweder einen Bischofs heissen, oder besagte Acta auf ihn deuten, welche in so unterschiedlichen Manuscriptis und Martyrologiis ihn schlechts für einen Märtyrer, aber nicht für einen Bischof erkennen? Wollte man nun gleich sagen, der S. Maximus, welchen die Aquilegie! undIstri-auer seyren, sey ein Andrer und nicht der jenige S. Maximus, welcher am 30 Aprilis celebriti wird, so seynd gleichwol beyde Acten einerley. Wiederum so man mutmassen wollte, man hette die Acten (oder Urkunden) deß Einen auch dem Andren zugelegt, will solches einer vernünftigen Vermutung doch auch nicht ein-gehen. Dann wie würde man die Acten deß Einen dem Ändern appliciren? . Man mögte vielleicht gebenden S. Ma-Mius sey durch einen Verstoß oder Irrthum Bischofs geneitnet worden, da er doch nur allein ein Märtyrer gewesen, und der Author der Legenden, welcher zu Venedig seyn soll, habe den Namen oder Titel eines Bischofs darzu gesetzt, aber da stehet dieses als dann im Wege, daß rhn gleichwol die Aquilegiensische Kirche celebriti beydes, als einen Bischof und Märtyrer. Welches sie Zweifels ohn von uralter Zeit her, und nicht ohne gnug-lamen Grund thut. 'Tiefe und noch etliche Anstösse mehr Ichetnen in besagten Autlioris Manufcript et,tte«9toffen Zweifel nach sich zu ziehen, ob Einer oder zween H. Maximi, und so nur Einer ob er ein oder kein Bischof gewesen? Nach aller solcher Betrachtung galt dieser Author für das Glaublichste, oatz einige Acta in etwas unvollkommen und verderbt worden seyn müssen, und oerhalben der S. Marimus, welcher zu ^enedig ruhet, Bischof zu Aemona ge» osen sey, auch selbige Acta ihn betreffen, weil erstlich im Auctario Usuar di gedacht wird, er habe gelitten apud Asiam und bey obangezogenem Maurolyco, er sey gemartert in Asia civitate, welche Stadt doch nirgends deß Namens vorhanden. So gebultet auch nach ruhm-besagten D. Schönlebens Bericht, die Lateinische Red-Art nicht, daß man schreibe apud Asiam, angemerckt nicht ein Mal apud Provinciam recht gerebt sey, sondern apud Civitatem. Und daher könne man leicht ermessen, daß in den Actis gerebt werde von dem Emonensischem S. Maximo, der zu Asisia gelitten. Warum aber dieser Maximus dennoch würcklich den 29 May celebriti werde, da ihn sonst das Martyrologium Romanum auf den 30 Aprilis setzt, wiewol seiner, deß Schönlebens Meinung nach irrig da-bey gesagt wird, daß er zu Epheso gelitten, und dennoch gleichwol in demselben Martyrologio, gleichfalls der 28 Septembris gesetzt werde; davon weiß dieser Author anders keine Ursach zu geben, als dieses, welches ändern Heiligen mehr ge-schicht, daß sie nemlich nicht allenthalben an einem Tage gefeyrt werden. Diesem nach dringet dieser Scribent mit aller Macht auf den Schluß, der H. Maximus sey nirgends anders, wie ein Bischof gesessen, ohn allein zn Emona, und von dannen nach der Stadt Asisia gereiset, allda ihn die Verfolgung zum Märtyrer gekrönet. * * * Anmerkung. (Daß nur ein einiger H. Maximus gewesen seyn soll, muß allein von einer Provintz oder Lands - Gegend, und von einem Bischöfe verstanden werden, denn sonst seynd wie Anfangs gedacht, unterschiedliche Maximi martyrisirt worden. Und gleichwie ich ungestillten lasse, daß ein Bischof zu Aemona, Namens Maximus, ein Märtyrer worden, dessen Feyertag man zu Aglar begehe, und seine Gebeine zu Venedig aufhebe. Also wollte ich schier nicht zweifeln, daß dasjenige, was von dessen Martyrisirung ausgezeichnet befunden wird, vielmehr mit einem andren heiligen Maximo, der in Asien gemartert worden, vorgegangen und nachmals demjenigen H. Bischof Maximo, welcher in Istria die Marter-Eron hat errungen, wegen Ermanglung eigendlicher Nachricht 7 von seiner Marter-Art mißverständlich zugeschrieben worden. Denn es kann vielleicht die rechte Beschreibung der Marter deß Bischoffs zu Istria, entweder bey denen nachgefolgten unruhigen Kriegs-Läuf-ften zeriffen, oder verbrannt oder sonsten verlohren, oder auch vielleicht niemals die Martyrisirung desselben historich ausgezeichnet sehn, wie dann unter so grausamen Verfolgungen wol viel andre Mar-tyrisirungen mehr denen Umständen nach vermutlich so genau nicht ausgeschrieben worden. Und ob gleich oben aus dem D. Schönleben gedacht ward, es tiesse sich nicht vermuten, daß eines Märtyrers Ge-schicht-Erzehlung einem andren Märtyrer sollte applicirt worden seyn, so ist dennoch gar leicht zu vermuten und zu besorgen, daß es bißweilen wol so geschehen sey. Ich zweifelte auch gar nicht, mit Exem-peln solches zu bewehren, wann ich in dieser Materi mehrere Erweiterung suchte. Vor dißmal stelle ich nur kürtzlich zu erinnerlicher Betrachtung die Paradis-Oepffel, so die Jstrianer der H. Justine zugeeignet; da sie doch von andren ansehnlichen Scribenten der H. Dorothea; zugesprochen werden. So soll auch, wie Severus erzehlt, der heilige Martinus bey dem Grabe eines vorhero vermeynten Märtyrers eine grausam-häßliche Gestalt erblickt, und dieselbe gefragt haben, wer sie wäre? Worauf das Gespenst geantwortet, Er läge da begraben, würde aber irrig für einen Märtyrer geachtet, sintemal er ein Räuber und Mörder gewest, der durch Urtheil und Recht endlich am Leben gestrafft worden. Dieses dienet zum Beyspiel, daß bey den alten sehr unruhigen Zeiten an denen Orten, wo mehr die Waffen als die Feder geblühet, gar leicht in den Marter-Geschichten, jemaln eine irrige Vermischung könne vorgegangen seyn. Warum aber an stat apud Asiam noth-wendig müsste gelesen werden apudAssi-siam, kann ich nicht ffnden. Darum daß apud Asiam nicht recht Lateinisch geredt sey ? daraus wird maus nicht wol können fest genug schliessen, dann es gilt noch erst Untersuchend, ob apud Asiam kein gut Latein sey? Ich sorge, es sey gar gut Latein, ob es gleich kein alltägliches. Ists erlaubt zu schreiben apud Assisiam, oder apud Civitatem, oder apud liunc vel illum populum e. g. apud Bructeros, warum nicht eben so wol nicht allein apud Provinciam, sondern auch apud Asiam ? Ich sehe gewißlich keine Ursach deß Gegen-Satzes, sondern getraute mir beym Cicerone selbsten noch wol dergleichen Red-Art zu finden, wann ich aufzusuchen das jenige, was mir im Gedächtniß schwebt, übrige Zeit hette. Ich will aber allhie an stat Ciceronis einen ändern stattlichschreibenden alten Römer, nemlich den Cornelium Tacitum, zum Zeugen darstellen. Darff dieser schreiben Cunctis, quae apud Orientem parabantur, L. Vitellium praefecit ; a) wie sollte es daun verwerfflich seyn, wann ich auch spräche apud Asiam, apud Hispaniam, apud Provinciam? u. s. s. Wann schon Jemand ein noch so perfider Latinist, und ein anderer Varrò ist, wie dann der vortrefflich gelehrte D. Schönleben für einen solchen ohn Heucheley kann geachtet werden, als dessen Lateinische von Zier und Erudition überflies-sende Feder davon den Beweis augenscheinlich genug darlegt, so müsste er doch ein göttliches Gedächtniß haben, wann ihm nicht etwan eine oder andere Red-Art, welche nicht gemein noch täglich vor« kommet, bißweilen wieder entfallen könnte, oder er so gewiß wissen sollte, ob unter so groffer Menge Lateinischer Schrifften diese oder jene ungemeine Wörter-Fügung nicht irgendswo gefunden werde. Daß aber in einigen Actis Asia für eine Stadt gesetzt, ist der Ungelehrtheit oder Unerfahrenheit deß Notarii oder Acten-Berfassers, oder vermutlicher dessen, der es von dem ersten Verfasser abgeschrieben, beyzumeffen, als welcher an stat Asiae civitatem, wie ohne Zweifel in dem Original gestanden, falsch geschrieben Asiam civitatem. Dennoch erzwingt solches keinen unüberwindlichen Beweis, als ob in Asia kein heiliger Maximus gewest, der zu den Blutzeugen Christi gehörte. Dieses zu glauben, bewegen mich zwey-erley scheinbare Ursachen. Erstlich: weil in denen Acten der jenigen, von dem ob-vermeldte peinliche Verführung oder Marter erzehlet ist, ausdrücklich steht, es sey homo plebejus, einer aus dem Pöfel gewest, negotii sui curam gerens, der sein Gewerbe getrieben. Welches der D. Schönleben für einen Irrthum, so zu den Actis eingeschlichen, aufnimt, aber ohne gründliche Urfach. Denn daß diese von selbigem H. Maximo gegebene Antwort Ego non sacrifico, nisi soli Deo, „Ich opffere Niemanden ohn Gott dem Herrn allein" sich für kein gemeines Gewerbe oder Handwerck schicke, sondern allein für einen Bischofs oder Priester, wie dieser Author vermey-net, ist kein dringender Beweis, sintemal er selber hernach gestehet, es könne mo-raliter verstanden werden, nemlich, daß selbiger Maximus sagen wollen, er opf-serte dem einigen wahren Gott sein Gebet und göttliche Verehrung. Massen solches auch zu der Frage deß Vice-Consuls sich am besten füget. Denn als dieser fragte: Wilst du den Göttern opffern? antwortete S. Maximus, wie ein jedweder Christ hette antworten können und sollen: „Ich opfere allein dem wahren Gott", nemlich geistliche Hertzens-Qpffer Lob-und Danck-Opffer. Wiewol der D. Schönleben noch eine andere Meynung vorbringt, daß nemlich der Bischofs S. Maximus sich seiner Hand-Arbeit (wie der Apostel Paulus) dörffte genährt und dabey das Bischof-Amt versehen haben. Welches sich aber zu dem Gerücht, daß er Homo plebejus, ein gemeiner Mann gewesen, übel reimet. Denn obgleich unter den Bischöfen der ersten Kirchen wol mehr als Einer um der Gemein desto weniger beschwerlich zu seyn, sich von einem gelernten Handwerck mögte selbst verköstigt haben, wie S. Paulus mit seinem Tep-Pich-Gewirck, könnte man doch deßwegen einen solchen Bischofs nicht hominem plebejum einen Pö fels-Verw andten aber gemeinen Menschen nennen, finte* jnal die Benennung nach dem fürnehm-sten Amt geschieht. Die zweyte Ursach giebt mir Baronius, ändern er schreibt, man habe zu Epheso ble Todes - Straffe gemeinlich mit Steinen vollzogen. . Also vermute ich, der jenige S. Ma-Hmus, welcher gesteinigt worden, sey kein Brschoff in Istria, sondern ein geistlicher Mann aus dem gemeinen Bolck zu Epheso gewest, der Istrianische gleichbenamte Bi-ichoff aber auf eine andere Art vom Leben zum Tode gerichtet worden, welche Art aber den Nachkommen aus dem Ge-bächtniß entflohen, obgleich der Nom und bte Martyrisirung selbst in nnverfälligem Andencken verblieben vermittelst deß Kir-chen-Gebets, darinn die Märtyrer mit Na- men genannt wurden, und man für ihre Standhafftigkeit Gott danckte. Surius und Baronius schreibten von dem Asiatischen Märtyrer Maximo also: Zu Epheso, einer Stadt in Asia, ist Maximus der Erste gewest, dar allda gelitten: Dessen Kampfs steht in seinen Acten, so damals vom Notario verfasset seynd, gar kürtz- und getreulich beschrieben, und zwar mit diesen Worten (welche wir aber allhie aus dem Lateinischen übertragen.) „Einer aus dem gemeinen Volck, ein Handwercker, mit Namen Maximus, ist auch ergriffen und zu dem (Römischen) Vice-Consnl (oder Stathaltern) in Asien (apud Asiani) geführt. Der Vice-Consul fragte Ihn, von was Condition bist du? Maximus antwortete: Ich bin zwar frey gebohren, aber ein Knecht Christi und lige meinem Handwerck ob." „Der Bice-Consul fragte von Neuem, Bist du ein Christ? Maximus antwortete : Ich bin, obgleich ein sündiger Mensch, jedoch aber ein Christ." Der Vice-Consul fragt weiter: Hast du die Decreten und Befehle der unüberwindlichsten Keyser vernommen, welche jetzo anhero gelangt seynd? Er sprach: Was sind das für Keyserliche Befehle? Der Vice-Consul sagte: Daß alle Christen ihren Aberglauben verlassen, den rechten Keyser, dem Alles nnterworffen ist, erkennen und seine Götter anbeten sollen. Ich habe, sprach Maximus, den ungerechten Sententz dieses Printzen schon vernommen, eben deßwegen mich öffentlich auch wollen zeigen und stellen " „Wotan ! (erwiederte der Vice-Consul) so opffre dann den Göttern! Ich opffre Niemanden (versetzte Maximus) ohn allein dem Gott, welchem ich von Jugend auf geopffert habe, und deffen gar froh bin." „Opffre! (fing der Vice-Consul an zu drohen) und mache nicht, daß ich dich lasse peinigen. Das ist es eben, antwortete ihm Maxrmus, was ich allezeit gewünschet, nemlich dieses elenden und zeitlichen Lebens ab- und zu jenem ewigen zu kommen. „Hierauf befahl der Vice-Consnl ihn zu prügeln, und sagte, indem man ihn schlug, opffre! Maxime opffre! damit du dieser Qual und Pein los werdest. Maximus antwortete: Diese Pein ist mir keine Pein, welche mir um deß Namens Jesu Christi unsers Herrn willen wird angethan, werde ich von dem- 7* Surii und Baranti Bericht, von dem Asiatischem Märtyrer Maxino. Der H. Maximus wird zur Steinigung verur-theilt. Das Steinigen war eine gewöhnliche Lebens-Strass-bey den Ephe-siern. selbigen abtreten, so wartet Meiner die wahre Pein und ewige Qual." „Da befahl der Bice-Consul, man sollte ihn an die Folter ziehen, und peinigen, gab ihm daneben diesen Verweis: Sihe doch! wie thörlich du jetzo handelst! und opffre, damit du das Leben gewinnest". „Dieser Vermahnung begegnete Maximus folgendes Lauts: Alsdann werde ich ohn allen Zweifel das Leben gewinnen, wann ich nicht opffre. Denn so ich opffre, verliere ichs. Mir thun aber die Prügel, Zwick- und Feuer-Zangen gar nicht wehe. Denn in mir wohnt die Gnade Christi." „Da sprach der Vice- Consul ein Ur-theil über ihn, welches also lautete: Maximum, qui Legibus animum noluit accommodare, ut magnae Dianae sacrificaret, in terrorem reliquorum Christianorum obrui lapidibus praecipio ! Ich gebiete, daß man Maximum, welcher seinen Sinn nach den Gesetzen nicht bequemen wollen, der grossen Dianae zu opffern, ändern Christen zum Abscheu und Exempel steinige." „Biß daher der Notarius, welcher solches Alles ausgeschrieben." „Derjenige aber, welcher es nachmals wiederum ausgeschrieben, setzt dieses hinzu : f terouf ward zur Stunde dieser Streiter hristi von den Teufels-Dienern fortge-riffen, welcher unterdessen Gott danck-sagte, daß er ihn würdig geachtet in diesem Kampfs den Teufel zu überwinden." „Nachdem man ihn hinaus vor die Stadt-Mauren geführt, und gleichsam ein gantzer Hagel-Sturm von Steinen auf ihn zugefallen, hat er seine Seele Christo überantwortet." „Folgends hängt Baronius diesen Bericht hinan, daß die Ephesier solche Leute, so wider die Götter gefrefelt, mit der Steinigung eigentlich gestraffet, wird durch diese Worte Philostrati beglaubt, Caedite hunc lapidibus Deorum inimicum ! So ist auch Timotheus, derselbigeu Stadt Bischofs, von den Ephesinischen Heiden mit Steinen tobt geworffen, wie die Acten seiner Marter anzeigen. Es gibt überdas auch noch andre Exempel mehr von solcher ihrer Steinigung. Denn diejenige, welche man für Gotteslästrer achtete, wurden dieser Lebens-Straffe unterworffen. a) 8. Methodius und Cyrilus. Obgleich im Buch von den Sitten und zwar in dem Capittel von der Sprache dieses hochberühmten heiligen Mannes, dessen auch manche Theologi Protestirender Religion allezeit in Ehren gedencken, und hernach im V. und VI. Capittel dieses Buchs mit Mehrerm errechnet worden, haben wir doch noch eines und andres übrig von ihm zu melden, und darzu diesen Ort uns Vorbehalten. Diese zween Gebrüder, die auch im Geist, Glauben und Glaubens - Eyfer Brüder waren, sollen deß Thessalonicensischen Philosophi Constantini Söhne gewest seyn. Welcher Constantinus, als er zu Thessa-lonisch wohnte, seinen nechsten Nachbarn, den Selavoniern, die Buchstaben gewiesen, und die Tauffe ihnen gepredigt, dazu auch die Bibel in Sclavonisch übersetzet hat, wie zwar Marcus Marulus berichtet, denn von Andren wird solches dem Cyrillo zugeschrieben. Wiewol der Vater vermutlich angefangen, was die Söhne fortgesetzt und vollzogen. Ja es scheinet, daß Marulus, welcher keine so genaue noch richtige Kundschafft von diesen heiligen Leuten gehabt, durch Constantinum eben den heiligen Methodium verstehe, dahingegen alle Andre diesen für den Sohn, jenen für den Vater ausgeben. Dieses ist gewiß, daß die Söhne ihres Vaters löbliche Fußtapffen rühmlich be-wandelt, und nachdem sie ihre Jugend in dem Orden deß H. Basilii zugebracht, sich nachmals aus allen Kläfften auf die Anführung der Heiden zum christlichen Glauben gelegt. Welchem ihren gottseligen Fleiß der Höchste auch mit gutem Gedeyen und Segen zu einer reichen Seelen-Erndte beygewohnt. Es sihet aber, daß beyde Brüder bald nahe beysammen, bald weit von sammen sich befunden, und ihre Lehr-Arbeit bald vereinigt, bald vertheilt haben. Jedoch wird von den Meisten dem heiligen Methodio allein zugeeignet, was von Etlichen dem heiligen Cyrillo mitzugerechnet wird, als seinem Gehülffen. Gewiß ists, daß Methodius ein gar gelehrter Mann, trefflicher Lehrer und treueifriger «send-Bot Christi gewest, und daß in der Auferstehung Ihm für seine unverdrossene Arbeit viel tausend Menschen dancken werden, welche durch ihn oder durch die jenige, so von ihm in der a) Baronius Tom. 2. Anaal. ad Annum 224 fol. 452. U-stm zum christlichen Religion Unterricht empfangen, zu Christo geführt, und auf den ewigen Weg geleitet worden. Ja! es werden nicht nur viel eintzelner Personen, sondern gantze Nationen und Königreiche seinen Ruhm als dann bezeugen. Er soll erstlich sich an die Bulgarn gemacht, und ihrem Hertzog oder König durch dieses Mittel zum Christenthum gebracht haben. Nachdem derselbe gantz unmästig der Iägerey ergeben war, also gar, daß er allerdings daheim die gemahlten Thiere mit seinen Gedancken jagte, ließ er einsmals den Ordens-Mann Methodium, der ausbündig-wol mahlen kunnte, zu sich kommen, und begehrte, daß er sein neu-erbautes Haus mit solchen Thieren, welche denen Anschauenden einen Schrecken und Forchi erregen könnten, bemahlen, € im übrigen aber alles seiner Kunst und ittotaUtoiu8 ^lbsteigenen Einfällen nachgehen mögte. ^nigarischen BZeil nun dieser nichts erschrecklichers zu seyn erachtete, als Christi Ankunfft zum Gericht, bildete er dieselbe mit dem Pensel gar eigendlich und entsetzlich vor. Als das Gemahl fertig, und der Hertzog anschauete, wie an einer Seiten die Gerechten gekrönt, an der andren die Gottlosen gestrafft mürben, und vom Methodio die Bedeutung solches Gemahls vernahm, entsetzte er sich, faste zur Stunde den Schluß, den christlichen Glauben anzunehmen, und hat, nachdem er von einem Bischofs darinn unterwiesen worden, von eben demselbigen zu Mitternacht die H. Taust empfangen. Diß ist, wie zu vermuten, der Anfang gewest deß Ruhm-würdigsten und heiligen Neisses, welchen S. Methodius in seinem Eyfer deß rühmlichen Seelen - Wuchers hat blicken lassen. <*) Folgends hat diese seine liebselige Lehr-und Bekehr-Brunst an den Dalmatinern und Crabaten sich erhitzt, und zwar noch eher denn sie Mähren mit demselbigen Licht deß H. Evangelii angeleuchtet. Denn tote aus den Schrifften Diocleatis und Maruli zu vernehmen, so waren zwar die Dalmatiner und Crabaten schon vorlängst zum Christenthum getreten, aber in etwas wiederum davon abgewichen und ziemlich erkaltet. Doch leistete ihm sein Bruder vyrillus trefflichen Beystand. ^Lucius gedenckt, es haben einige dafür .a) Cedrenus in Compend. Histor. f. 443. Baro-"IU8 an Ann. 845. Adelzret. P. 1. Nd. 11. Num. 29. Holland. To. 3. Febr. ad d. 23. gehalten, Cyrillus sey vorhin Konstantin genennt worden, habe aber den Namen Cyrilli entweder in seinem Orden und Monachat, oder vom Papst empfangen. Weßwegen die Bekehrung der Bulgaren auch nicht nach seinem Vater dem Constantino , welcher ein Philosophus und Burger von Constantinopel, wiewol zu Thestalonich haussässig gewest,beyzumesten sey, inmasten Diocleas ausdrücklich schreibt, Tunc Vir Dei, Constantinus, cui nomen postea Cyrillus à Papa Stephano impositum est &c. „Der Maun Gottes Constantinus, dem damals vom Papst Stephano der Nam Cyrillus gegeben worden." Die Zeit oder das Jahr, darinn Cyrillus und Methodius sowol in Kroatien als Dalmatien angelangt, und allda gleichfalls ihr vertrautes Pfund, auf einen herrlichen Seelen-Gewinn angelegt, will zwar dem hohen Alterthum, wie sehr man auch in dem vermoderten Busem desselben darnach gegrübelt, nicht abzuforschen seyn, das Scheinbarste aber, so in seinen ziemlich verwirreten Fußtapffen zu erspüren seyn mögte, ist dieses, daß diese zween getreue Diener Gottes ungefähr ums Jahr Christi 868 allda gelehret, und in folgenden Jahren nach Mähren getestet, um dasselbige gleichfalls mit dem christlichen Lehr - Saamen zu besäen. In Mähren beemsigte sich Methodius aus aller Krafft mit Ausbreitung^ deß Namens Christi, ließ dennoch seine Sorge für Dalmatien, Kroatien, Kärndten, Crain und andre Pannonische Landschafften nicht einschlaffen, sondern fuhr immer fort als ein Ertzbischoff mit erbaulicher Anordnung den Stand solcher neu-angerichteten Kirchen zu verbessern, und trug scharffe Aufsicht, daß Andre nicht wiederum mögten zu Grunde gehen lassen, was Er bißhero an dem Christenthum solcher Länder hatte gebauet. Seine Begierde für seinen Herrn Christum zu werben, war dermasten ent-zündt, daß er gern den gantzen Erdboden mit dem Himmel hette vermählen mögen, wanns an seinem Wunsch und Dienst-eysrigem Willen gelegen wäre. Indem Er aber also in solchen Ländern, und zwar sonderlich in Mähren, als dem Haupt-Sitz seines Ertzbischöstlichen Amts, das Irdische in das Himmlische zu verwandeln strebte, und manchen schläffrigen Mit-Arbeiter schüttelte, daß er sollte wa- chen für die anbefohlene Heerde, ward ihm von denen Neben-Arbeitern die Irdisch gesinnt, oder gar zu argwöhnisch waren, solches Aufwecken und Ermuntern mit Haß, Neid und Verleumdung vergolten. Der gläntzende Ruhm seines gottseligen Eyfers kränckte solchen Mißgönnern die Augen, für welche sie keine bessere Salbe zu bekommen vermeynten, als das Pech der Verleumdung, womit sie die Lehre deß Methodii zu besudeln, das ist, übel zu berüchtigen und zu verketzern strebten, damit ihm hiedurch der Ertzbischoffliche Stuhl hinweg gerückt, und der verächtliche Bodem zum Sitz würde. Massen sie dann deßwegen beydes, seine Lehr-Art und Gemüt, dem Papst mit einer solchen Kolen konterfeyteten, als ob jene Arrianisch, und dieses mit der Neuerungs-Sucht angesteckt wäre. ^Der Papst, welchem ohne Zweifel das Sprichwort dabey eingefallen: „Von weitem leugt man gern!" wollte seinen, deß Methodii Angebern so geschwinde keinen Glauben zustellen, noch aus solchen hitzigen Schwefel-Dunst der Verleumdung gleich das Urtheil von sich blitzen, sondern forderte ihn zu sich nach Rom. Da er sich dann so stattlich verantwortete, daß die üble Nachrede, welche seinen Ruhm zu vertuncklen gesucht, vielmehr zu mehrer Verklährung desselben gereichete. Denn der Papst zehlte Ihn nicht allein von der anertichteten Ketzerey und andren falschen Auflagen gäntzlich los, sondern ließ Ihn auch mit einem stattlichem Lob- und Empfehlungs-Schreiben an den König von Moravien, Suentipulc oder Suentibald, welcher damals in Pannonien und Mähren weit und breit herrschete, wieder heimziehen, und bestetigte ihn zugleich in seiner Ertzbischosflichen Würde. D. Schönleben, der sonst anfangs in Zweifel steht, ob Methodius jemals in Crain einen Fußtritt gethan, wendet sich doch hernach an einem andren Ort. von solcher Meynung schier ab, nemlich aus dem Zweifel zu einer Vermutung, indem er ihn um die Zeit jetztgedachter seiner Erscheinung vor dem Papst, titulirt Sla-vorum per Moraviam, Pannonias, Croa-tiam, & fortè etiam Carantanum, ac Car-nioliam, illa setate Apostolum, „Einen damaligen Apostel in Mähren, Pannonien, Croatien, ja vielleicht auch in Kärnd-ten und Crain." Da er dann für viel- leicht, kecklich hette setzen mögen vermutlich, wo nicht gar unfehlbarlich aus bündigen Ursachen, so wir vor diesem im sechstem und siebendem Buch dieses Wercks erörtert haben. In erwehntem Recommendation-Schreiben führt der Papst diese Worte: Gfiilecto S^Uio Suentopulco Glorioso Gomiti. Industriae tuse notum esse volumus, quoniam Confratre nostro Methodio, Reverendissimo Archiepiscopo sanctee Ecclesiae Marahensis, una cum Semi-sisno, fideli tuo, ad limina 88. Apostolorum Petri & Pauli nostramque Pontificalem praesentiam veniente, atque sermone lucifluo referente, didicimus, tuae devotionis sinceritatem, & totius ! populi tui desiderium, quod circa sedem Apostolicam, & nostram Paternitatem, habetis, &c. Pro qua scilicet tanta fide, ac devotione tua, & populi tui Apo-stolatus nostri ulnis extensis te quasi unicum filium amore ingenti amplecti-I mur, & cum omnibus fidelibus paternitatis nostrae gremio, voluti oves Domini nobis commissas, recipimus, vitaeque pabulo clementer nutrire optamus, atque nostris assiduis precibus Omnipotenti Domino commendare studemus, quatenus Sanctorum Apostolorum suffragantibus meritis, & in hoc seculo adversa omnia superare, & in coelesti postmodum regione cum Christo Deo nostro valeas triumphare. Igitur hunc Methodium, Venerabilem Archiepisco-1 pum vestrum, interrogavimus coram positis fratribus Episcopis, si Orthodoxae fidei symbolum ita crederet, & inter Sacra Missarum solennia caneret, sicut Sanctam Romanam Ecclesiam tenere , & in sanctis sex universalibus Synodis à SS. Patribus , secundum Evangeličana Christi Dei nostri autho-ritatem promulgatum atque traditum constat. Ille autem professus est, se juxta Evangelicam, & Apostolicam doctrinam, sicuti sancta Romana Ecclesia docet, & à Patribus traditum est, tenere & psallere. Nos autem illum in omnibus Ecclesiasticis doctrinis & utilitatibus orthodoxum, & proficuum esse reperientes, vobis iterum, ad regendam tort ben n ' m neri. no. commissam sibi Ecclesiam Dei, remisimus. Quem, veluti pastorem proprium, ut digno honore, & Reverentiä, laeta-que mente, recipiatis, jubemus : Quia nostrae Apostolica Authoritatis praecepto Archiepiscopatus ei privilegium confirmavimus, & in perpetuum, Deo juvante, firmum manere statuimus, sicut antecessorum nostrorum Authoritate omnium Ecclesiarum Dei jura, & privilegia statuta & firmata consistunt: ita sane, ut juxta Canonicam traditionem omnium negotiorum Ecclesiasticorum curam habeat ipse, & ea velut Deo contemplante dispenset. Nam populus Domini illi commissus est, & pro Animabus eorum hic redditurus est rationem. Ipsum quoque Presbyterum, nomine Wichinum, quem nobis direxisti, electum Episcopum consecravimus sanctae Nitrensis Ecclesiae, quem suo Archiepiscopo in omnibus obedientem, sicut sancti Canones docent, esse jubemus & volumus &c. Es hat Gott nachmals ben Berufs dieses seines frommen und getreuen Knechts noch mehr verherrlichet und gesegnet, indem Er Gnade und Krafft verliehen, daß auch der Hertzog oder König in Böhmen, Borivorius und noch viel andre Böhmen durch seinen Dienst zum christlichen Glauben gekommen. Welche Bekehrung aber bey nach-erzeh-lender Gelegenheit ihren Ursprung genommen. , Der Böhmische Printz Borivorius reifete einsmals in Mähren, den berühmten König Suatopluc (welchen Andre sonst Sua-tebog, oder Suantepolc, oder Suentepolc und auch Suentebald benamsen) ans guter nachbarlicher Affection und Vertrau-uchkeit zu besuchen und das freundbare -vernehmen, so sein verstorbener Vater mit dem Moravischen Könige gepflogen, zu erneuten und zu bestetigen. Er kam aber gerad an dem Tage, da König Suatepoluc Non der H. Communion heimkehrend, zur Tafel gehn wollte. Weßwegen derselbe ihm zwar aus seinen Gruß danckte, aber also-sort darauf um Verzeihung bat, daß Er <>hn als einen Gast nicht gleich zur Mahlzell bitten könnte, sintemal es die christliche Satzungen nicht zuliessen, daß Einer, der von dem Abendmal deß lebendigen Gottes allererst heim käme, eine solche Person gastirte und mit sich tischen treffe, die sich an den Tisch der verstorbenen Götter zu setzen und ihres Opffers theilhafft zu werden gewohnt wäre ; woferrn ihm aber seine Tafel gefiele, so sollte er sich auch seine Religion gefallen lasten ; alsdann würde er ihm ein gar lieber angenehmer Gast seyn. Dem Borivorio ging solches durchs Hertz. Jedoch brachte ihn noch vielmehr dieses auf die Gedancken, seine Religion zu verändern, daß er erfuhr, was für groste Ehre Keyser Arnolphus dem Suatopluc angethan, nachdem derselbe die christliche Religion angenommen, indem Er Selbst eigen-persönlich sich in Mähren eingestellt, dem Suatopluc einen Sohn ersuchter Masten aus der Tauffe zu Heben; wobei) Er auch seine Keyserliche Mildigkeit dergestalt hatte erscheinen lassen, daß Er den Tribut, welchen der Fürst in Böhmen damals geben musste, demselben verehrte. Weil dann Printz Borivorius daraus spührte, daß die Christliche Religion nicht nur hohe Beehrung, sondern auch mercklichen Nutzen mit sich brächte, gewann er nach derselben ein grosses Verlangen. Aber bald darauf ward er von einem bessern Geist erfüllt, nachdem er den H. Methodium, deß H. Cyrilli Amts-Gesellen, von dem Glauben und Religion der Christen reden hörte; wie nemlich dieselbe ihren Verwandten weit andre Ehre und Belohnung verhieste, die nicht vergänglich, sondern beharrlich und ewig wären. Welches so viel fruchtete, daß Er sich nebst ziemlich vielen Bedienten vom Methodio lausten ließ. Nachmals ist auch seine Gemahlinn Ludmilla von ihm in Böhmen getausst, und überdas eine grosse Anzahl der Böhmen, männ-und weibliches Geschlechts häuffig zur Tauffe gekommen «) Ob nun solches gleich die Böhmischen Stände, welche noch fest an ihrem abgött-schem Heidenthum hielten, so hart verdroß und verbitterte, daß Hertzog Borivorius aus dem Lande weichen und sich zum Könige Suatepoluc begeben muffte. Dieser auch ihm mit Bolck und Geld an die Hand zu gehen sich erbot; (welches aber der Ertzbischoff Methodius, welcher als ein Herold deß himmlischen Friedens und der Gnaden, der Christlichen Religion und dem H. Evangelio, in keinerlei) Weise a) Vid. Dubravius lib 2. Histori® Bojemic® fol. m. 28 Wie der verjagte Hertzog Boiivorius wieder ans Regiment gelangt. DaS Chri-stevthum wächst in Böhmen durch deß H. Methodii Fleiß. die Nachrede zu erwecken begehrte, als ob es mit der Blutfahne eingeführt wäre in Böhmen, und vielleicht auch die Ungewißheit oder den Zweifel der Kriegs-Würffel zugleich betrachtete, keines Weges rahtsam befand) fügte es doch Gott bald hernach wunderlich, daß die Böhmen den neu-aufgeworffenen Fürsten Stoymirum, seiner Untauglichkeit wegen wiederum verschmäh-eten und nach Bayern, von dannen er hergekommen war, mit einigen Gefchencken zurück fertigten, nachgehends zu Praga sich verfammleten, um daselbst über eine neue Wahl sich zu bereden. Deß Borivorii Gegentheil und Ubelgönner kamen heimlich bewehrt dahin. Da es nun zur Stimmung kam und der Erste mit beweglicher Ermahnung zu friedlicher geruhiger und einträchtiger Wahl-Handlung den Anfang machte, folgends den Vorschlag that, daß man den vertriebenen Fürsten Borivorium wieder ruffen und für einen Hertzog in Böhmen erklähren sollte, Hub der für-nehmste Aufwiegler der Gegenrotte gleich ein Geschrey an und rieff überlaut, man sollte sich scheiden in zwey Theile, und wer es mit ihm hielte, zu ihm treten. Da joch Einer von deß Borivorii Anhang, so chm am nechsten stund, behände von Leder, und hieb dem Meutmacher in einem Streich das aufrührische Haupt weg mit diesen Worten: „Ich will dir geschwinde dazu helffen, daß du gleich alsofort scheiden mögest und von hinnen weichen." Seine Bey-stimmer thaten gleich also, fielen gesamter Hand auf den Gegentheil, ehe sichs derselbe versähe, stiessen und hieben drein, biß daß derselbe um schön Wetter bat und die Wiederruffung deß verstossenen Fürstens Borivorii zu unterschreiben sich erbot. Dergestalt ward dieser mit grossen Ehren wieder eingeladen zum Thron, und hierauf das Christenthum in Böhmen durch die rühmliche Unverdroffenheit deß H. Methodii, welcher solches immer weiter pflantzte und begoß, zu einem herrlichen Wachsthum gebracht. Wovon bey obbenannten Dubra-vio weiters Bericht zu erholen steht. Welcher Dubravius hernach meldet, daß gleichwol die heilige Bekehrungs-Flamme, so in dem Hertzen Methodii und Cyrilli lohete, in Böhmen nicht still gestanden, sondern weiter fahrend gleichfalls die Bulgaren und die Gazaros ergriffen. Welches aber schon vorher geschehen, ehe denn sie in Mähren und Böhmen das blinde Heidenthum in die Asche und das Christenthum in den Schwang gebracht. Unterdessen blieb bischero der Ertzbi-schöffliche Sitz Methodii noch immerzu in Mähren, aber doch widerfuhr ihm endlich daselbst die gewöhnliche Ablehnung, welche rechtschaffene Christen, denen die Wahrheit und Gottselligkeit recht ans Hertz gewachsen, insgemein zu geroarten haben. Sein Patron und Schutzherr, der gewaltige König Suatecop (rote iEneas Sylvins den Suatepoluc nennet) ward über seine grosse Macht zuletzt übermütig; wie nicht selten der Übermut und Hochmut bey denen, welchen das Glück die Fahne führet, und zu erweiterter Herrschafft die Bahn gebrochen, sich einer Mit-Herrschafft übernimt. Er trauete seiner Kriegs-For-tun, die ihm bißhero unterschiedliche Siegs-Zeichen und Ehren-Pforten aufgerichtet, so vermessentlich, daß er dem Keyser Ar-nulplio den Tribut versagte und solchen im Felde mit dem Degen auszuzahlen vermeynte. Aber er lag im Treffen unten, entwich nach Bermerckung seines Einbusses heimlich aus der Schlacht und flöhe allein in verwechselter Kleidung davon. Da er nun in der Flucht zu dem Berge Sambro kam, warff er seine Waffen von sich, stieg ab vom Pferde, ließ es lauffen und wandelte zu Fuß weiter in eine grosse Wildniß und Einöde, allda er sich von dem Obst der Bäume, von Kräutern und Wurtzeln solang unterhielt, biß drey andre Einsidler ihm begegneten, dennen Er sich zugesellend biß an seines Lebens Ende unbekandt bey ihnen allda verharrete und solches unbequeme rauhe Leben samt aller Ungelegenheit und Zufällen mit grösser Gedult übertrug rc. Als aber sein letztes Ziel herbey nahete, forderte er seine drey Wald-Genossen zu sich und fragte sie: Wisset ihr auch, wer ich gewesen? Ich war der König von Moravien, aber in einem Treffen so unglücklich, das ich das Feld verlohr, Habe darauf meine Flucht zu Euch gesetzt und nach dem unruhigem Königlichen Regierungs-Stande, den Ruhe-Stand eines stillen privat Lebens erlernt. Keine Glückseligkeit eines Reichs ist der Ruhe der Einsidlerey zu vergleichen. Hie schläfst man sicher und damit wird sowol der Trunck Wassers, als die liebe Wurtzeln-Kost gewürtzt und versüsst. Dort aber ist keine Speise so König« Suetop»16 Niederlag- Er l-bt-hernach ^ bekandt'« SHSiiftnt- Sein töf Befehl seine M' Einöder- wolgeschmackt, kein Trunck so lieblich, daß nicht Beydes durch Sorge und Gefahr versaltzen und verbittert würde. Die Lebens-Frist, so mir der Himmel zugemessen, habe ich Key euch glücklich erzielt und vollzogen. Was ich aber davon in der Herrschafft zuruck gelegt, ist vielmehr ein Tod, weder ein Leben gewest. Begrabt mich allhie, wann die Seele den Leib hat verlassen. Hernach gehet nach Mähren und zeigts meinem Sohn an, daferrn er noch am Leben. Nach Vollendung dieser Rede ist er verblichen. Unterdessen hat Ketjfer Arnulphus, welcher obgesiegt, das Königreich Moravien erobert, hernach aber auch das Recht deß Sieges durch Keyserliche Gnade und Müdigkeit gleichfalls überwunden, indem er selbiges Reich deß Suatopolks Sohn, als für den er in der H. Tauffe gelobt hatte, wieder gescheit dt. Nachdem dieser von denen Eremiten erfahren, wo sein Vater hingekommen, welchen er im Treffen erschlagen zu seyn bißhero geglaubt, ließ er den Leichnam desselben in der Wüsten aufgraben, nach Wolgrad bringen und allda in seiner Vorfahren Begräbniß legen. Aber er selbst, der Sohn, trug auch zugleich mit zu Grabe seines Vaters christliche Tugenden und Gottesfurcht, sonderlich die Gunst und Ehrerbietung gegen l^tocoips den Priestern. Ob er gleich den Namen %eid)g ^ und die Bekenntniß eines Christen behielt, ver Methodius selbst war wenig von ihm ge-achtet. Wald und Wild liebte er mehr k' als die Gotteshäuser, und das Iägerhorn ffhallete ihm weit angenehmer, als die Stimme eines Predigers. Einsmals, da er auf die Jagt wollte, desahl er dem Ertz-Bischoff Methodio den Gottesdienst eher nicht anzufangen, bevor er wieder von der Jagt zuruck kehrete. Methodius wartete biß an den Mittag, und weil er seine Amts-Verrichtung länger aufzuschieben sich Sünde fürchtete, Hub er an zu celebriren. Da nun der König wieder kam, entrüstete er sich gar hoch darob, daß man seinen Befehl übergangen, nahms kur eine schimpfliche Verachtung auf und platzte ungestümlich zur Kirchen hinein, lleß gleichfalls alle bey sich führende Iagt-hunde mit hinein lauffen, auch Hörner und Posaunen blasen, und ging frey hin |pju Altar, schalt und schändete den Ertz-dffchoff hefftig aus. Ja er kunnte sich kaum enthalten, daß er nicht Hand an ihn legte. Balv. VIII. Buch. L Um deß willen entflöhe Methodius we- Welcher mt-nig Tage hernach in Böhmen, und that e$Lmmu-nicht allein den König in Bann, sondern nicirt. verbot auch den Gottesdienst im gantzen Königreich. Daraus zu vermuten, es müsse der Knecht wie der Herr, und der Unter-than wie der König gewest seyn, nemlich Verächter beydes, deß Gottesdienst? und der Diener Gottes. Denn sonst Hecke schwerlich dieser fromme und Christliche Lehrer seinem Eyfer die Grentzen so weit ausgestreckt, daß er die Unterthanen ohne ihre Verschuldung mit drein schlöffe; sintemal um eines gottlosen Oberherrens willen, nicht gleich einem gantzen Reich die Nahrung der Seelen, nemlich die öffentliche Lehr und Gottesdienst zu entziehen, sich gebührt. Hiemit kam der Ertzbischoffliche Sitz nicht allein aus Moravien hinweg, sondern dasselbige Reich zerfiel auch und ging zu Grunde. Wie dann nicht selten das weltliche Reich allda hernach sinckt, wo das Reich Gottes sich dem Boden neiget. Dubravius aber verändert hierinnen etliche Umstände und schreibet, der alte Suatopluc habe damit Keysers Arnulphi Zorn sich auf den Hals gezogen, daß er, als der Keyser ihm vorgeworffen, er hielte es mehr mit dem Griechischen Keyser, als mit ihm, zur Antwort gegeben, es gezieme sich, daß er sich gegen der Majestet deß Constantinopolitanischen Keysers eben sowol mit gebührender Ehrerweisung einstelle, als von welchen seinen Voreltern das Reich, gleichwie er nachmals den christlichen Glauben empfangen Hecken; zumal weil auch ein gutes Stuck seines Reich zuDacien gehörete, und an die Griechisch-Keyserliche Grentzen stiesse. Es ist aber solche Strit tigkeit nicht, wie wir vor von dem Sylvio vernommen, durch das Kriegs-Schwert geschlichtet, sondern mit dem sterbendem Suatopoluc verstorben und erloschen, ohne Staub und Blut. Nachdem aber deffen Sohn, Suatopoluc der Jüngere, ans Regiment getreten, ist zwischen dem Keyser und diesem ein viel härterer Widerwill und Feindschafft erwachsen. Denn indem Keyser Arnolph mit dem Kriege wider die Nordmänner verwickelt war, ging der junge Suatopluc mit einer grossen Macht, darbey auch eine starcke ausländische Reuterey war, in das Noricum, (oder Nöringische), verheerte selbiges Land überall und zoch endlich mit 8 Grabschriü KömgS Suatopolc. einem grofsen Raube unverwehrt und fonder Anfechtung, nicht ohne grofsen Schimpff deß Keysers, wieder heim. Aber geborgt war drum noch nicht geschenckt; grosse Potentaten pflegen ihrer Gelegenheit einen solchen Creditoren zu bezahlen, und neben dem Hauptstuhl auch einen mercklichen Zins zu erlegen. Hernach vergriff sich auch ersterzehlter Gestalt dieser tollsinnige Mährer an Gott, indem er gegen dem heiligen Methodio und dem Gottesdienste solchen Frevel beging, daß er nicht allein, wie gedacht, mit seinen Jägern und Hunden zur Kirchen hinein fiel, auch den Ertzbischoff am Altar selbst, wie ein bissiger Hund anfiel mit grossem Geschrey, Schnarchen, Poltern und Schelten, sich anderst nicht geberdend, als ob er denselben gleich fürden Hals schlagen wollte; ja über das Alles, was auf dem Altar stund, übern Haussen warst. Daß aber S. Methodius deßwegen diesen tollen König sollte excomunicirt und dem Lande den Gottesdienst gesperret haben, davon gedenckt Dubravius gantz nichts; sondern schreibet, die Göttliche und auch Keyserliche Rache sey nicht lang ausgeblieben, Jener habe die beschimpffte Religion, dieser seine beschimpffte Reputation, an diesem Verächter bald gewiesen: indem derKeyser diß Königreich durch ein öffentliches Edict preiß und denen umligenden Nachbaren, als den Ungarn, Polen und Oesterreichern zum Raube gegeben; deren jedweder einStück davon ab- zu sich gerissen. Weßwegen der noch übrige Rest sich freywillig den Böhmen unterworffen; König Suatebog aber, (oder Suatopolck der Jüngere) sey, nachdem ihm die Flügel so beschnitten und die Federn alle ausgerupfft in sich gegangen und in die Wildniß geflohen, da er bey dreyen Einsidlern ein stilles Leben gesichtet, in grösser Ged ult und Demut; habe sich auch nicht eher entdeckt, als biß der annahende Tod, welcher gemeiniglich allen Vorhang wegreifft, zur Offenbarung seiner Person ihm den verschwiegenen Mund geöffnet. Man sage auch, daß er von selbigen seinen Gesellen zu Neitra in Pannonien (oder Ober-Ungarn) begraben worden, mit dieser Grab-schrifft: „Allhie ligt 8uatopo1k König von Moravien, mitten in seinem Reich begraben." a) Mit diesem Mährischen Bischofs Dubravio, stimmet auch der Polnische Cro- merus hiermit überein, daß nicht der alte Suatopoluc, sondern der jüngere, welchen er gleichfalls Suatobojum heisset, oberzehlten Frevel begangen, und hernach als ein Einsiedel gelebt, biß an sein Ende, b) Welchem auch vor dem Cromero der alte Böhmische Chronist Hagec dergleichen zuschreibet. Wie vielgedachter Dubravius schreibet, so hat Methodius (oder seiner Ansprache nach Methudius) unterdessen in Böhmen viel Gutes gestifftet, und nachdem der ältere Printz Hertzogs Borivo rii, welchen der, vom Regiment in ein geruhsames Leben tretende Vater an seine Stelle zum regierenden Hertzog verordnet hatte, von Gott um seiner den Eltern hernach erzeigten Widerspenstigkeit willen, mit einer tödtlichen Kranckheit auf seiner Heimreise von den Eltern (denen er gar traurige Reden gespeiset) angegriffen und dadurch innerhalb acht Tagen aus dem Mittel geranmet war, den zweyten noch stingerti und zarten Printzen Uratislaum, von dem anvertrauendem Vater in seine Information und Aufsicht bekommen. Dieser Ura-tislaus ist ein Vater deß H. Königs Wen-ceslai, welchen die Kron Böhmen für ihren Patron hält, und hat derselbige, nemlich Uratislaus diesen beyden Gebrüdern, Methodio und Cyrillo zu danckbarer Gedächt-niß ihrer getreuen Sorgfalt und andrer Wohlthaten nach ihrem Tode eine Kirche unter ihrem Namen gebauet, welche man noch zu Dubravii Zeiten die Boleslavische genannt, nach dem jüngern Sohn Uratis-lai, welcher Boleslaus geheissen. Denn diese zween Brüder Methodius und Cyrillus haben sich vor ihrem Ende aus Böhmen hinweg und nach Rom begeben, nachdem sie in Böhmen viel Mühe und Arbeit überstrebt. Daselbst zu Rom sollen sie auch, wie offtgemetbter Dubravius hinzu-thut, sowol in als nach dem Tode augenscheinliche Miracul gethan haben; weßwegen man sie bald hernach unter die Heiligen gesetzt, c) Der D. Schönleben schreibt aus dem Inchofero, es habe ein gewisser Bischoff in Böhmen dem H. Methodio viel Unruh erregt, und in übel geplagt. Weßhal-ben in Papst Johannes in einem absonderlichem Schreiben getröstet und zu sich gen Rom beruffett, wie er daselbst angelangt, habe er seinen Brüdern Cyrillum Uratièl-< bauet dE Mechodi-s Ehren eil» Kirche. Bon de-» Tode S' und V) Vid. Cromerus lib. 2. de Beb. Polonor. in Ziemovito, p. m. 29. c) Dubrav. lib. 2. allda vor sich gefunden, sich auch nicht wieder nach Böhmen zuruck gewendet, sondern in einem heiligem Wandel samt seinem Bruder von dem an beharrlich aufgehalten, und mit lauter Gottseligkeit um sich gestralt, biß sie endlich beyde dastlbst seelig verblichen. <*) In einem grossen altem Buch, welches getitulirt ist R e gist e r d e ß Buchs der Chronicken und Geschichten liefet man auf dem 1*24. Blat diese Worte: „Methodius, Bischofs der Stadt Olympiade (dafür der Author selbiges Buch hette Olympia schreiben sollen) und Tyri ist dieser Zeit gemartert worden. Der war ein hochgelehrter Mann, der viel kehre hinter sich gelassen hat." kaut solches Buchs müsste er, nachdem er schon aus hiesiger Gegend abgereiset, dort wiederum Bischoff geworden, und nach der Martyrisirung sein keib von Negropont auf Rom gebracht, und zu Rom begraben seyn. Bon solcher Martyrisirung aber dieses heiligen Manns ereignet sich bey andren Scribenten nichts. Soviel weiß man unterdessen, daß Methodius und Cyrillus zu Rom bey S. Clement zu Erden bestattet. Nachmals aber hat Papst Sixtus der V. deß Cyrilli Leichnam in die Wht-dische Kirche zu S. Hieronymo hinüber bringen lassen, b) 8. Nazarius. Man liefet von zweyen H. Nazariis. ©ner derselben war ein Römischer Kriegsknecht, welcher zur Zeit Keysers Diocle-tfani um deß Glaubens willen sein Haupt kreber zum Schwert weder um deß zeitlichen Lebens willen zu den Götzen bücken wollen, cj Der Andre, welchen wir jetzo den Crai-nerischen Heiligen untermengen, ist ein Pommer und heiliger Bischoff gewest zu Iustinopel, welches man heut Capo d' Istria heiffet. Seine Gedächtniß - Feyer trifft auf den 19. Innii. 8. Nicephorus. ?kus gleichem Recht rühmt sich Crain deß H. Märtyrers Nicephori als eines Patrons, dessen Reliquien zu Biben in der Histerreichischen Graffschafft Mitter-hurg, so dem Lande Crain incorporiti; sst^anzutreffen. ?) P' Schönleben Parte 3. Annal. p. 454 b. Qm ìm 6 Buch der Kärndterifchen Chronic c) Baron, ad Annum 303 fol. 760. Tom. II. Derselbe hat unterm Galieno die Ehre, ein Blut-Zeuge Christi zu werden erlangt, und nachmals Keyser Constantinus der Groffe im Jahr 3*24 (dafür Andre fälschlich 304 setzen, in welchem Constantinus noch nicht Keyser war) den Körper dieses H. Märtyrers aufheben lassen, willens mit demselben eine neue Kirche, so er zu bauen gedachte, zu beehren. Er wünschte aber, daß Gott selbst ihm dazu einen Winck geben mögte und die Stäte, welche Ihm zu sothanem Gottes-Hause am angenehmsten wäre, weisen, befahl derhalben diese heilige Reliquien in einem Kasten zu legen, und solchen versperrten Kasten hernach auf ein Schiff zu setzen, nebst etlichen Priestern mit brennenden Wind-liechtern, denen man Befehl gegeben, daß sie die Segel dem Winde frey stellen sollten, welcher Enden dann der Wind das Schiff am ersten würde ans Ufer treiben, allda sollte die neue Kirche auferbaut werden. Das Schiff lieff aus, von Sablonicio als deß H. Nicephori seinem Vaterlande da auch bißhero sein verblichener Körper sein Ruhbettlein hatte gehabt, und nachdem es von den Winden auf dem Rucken der Meeres-Wellen einen gar fernen Weg fortgetragen, ist es endlich zum Fla-nonischen Hafen am kiburnifchen Ufer eingeloffen, woselbst es seinen Ancker aus-geworffen, und die Ruhe genommen. Folgends hat man den Kasten einem unbändigem Pferde aufgeladeu, und dasselbe ungezügelt, frey damit sortlauffen lassen, welches endlich seine freche Wildheit güntzlich fahren ließ, und an dem je-nigen Ort still stund, wo anjetzo die Kirche zu Biben ihren Stand hat. So hat derhalben Constantinus allda beydes, eine Kirche und ein Bisthum ausgerichtet, und damals ohne Zweifel ein Ansehnliches dazu gestifftet, welche Einkünffte in den Nachzeiten mehrentheils wieder hinweg gefallen, und jetziger Zeit sehr gering befunden werden. Die Reliquien aber dieses H. Märtyrers Nicephori verwahrt man noch auf den heutigen Tag in einer steinern Truhen, und stellet sie in der Römisch-Ca-tholischen Kirchen zu Biben öffentlich auf zur Verehrung. Das Jahr-Fest dieses H. Märtyrers wird in dem Aquilegiensischem Kirchspiel dj d) Und aus ihm ber D. Schönleben, welcher aber anderswo den 19. Decembr dafür setzt. Durch dessen Reliquien sucht Keyser Constantinus eine Gott angenehme State zum Kirchen-Bau. S. Nicephori Gebeine werben einem vom Winde allein besteurten Schiffe an-vertraut, und hernach einem un baldigem Pferde. Wo das Pferd still stellet, da wird eine Kirche gebaut. (Dioecesi) am 30 Decembris gefeyrt, wie Manzolius berichtet. ****** Anmerckung. (Diese Erzehlung von der wunderbaren Überfahrt der Reliquien und dem hernach damit stillgestandenen Pferde liefet man beym Manzolio, welcher aber keinen be-glaubten Scribenten aus der Antiquitet darüber anziehen kann, sondern allein vermeldet, daß man dieselbe zu Biben in einer Tradition finde. Derhalben steht meines Bedunckens die Gewißheit solcher Steuerlofen Schiff-fahrt eben so unbeweglich, wie ein Schiff ans den Wellen. Es lassen sich dergleichen Traditionen anderswo mehr antreffen, auch so gar bey den Heiden. Wiewol diese Erzehlung der «nraetdung ^ade deß Bundes, womit die Kühe auf gewitzheil ' dem Acker Josua deß Bethsemiters still- dieser Er- gestanden, scheinet etwas nachzuahmen. 9’ Keyser Constantinus hatte je im gan-tzen Römischen Reich solcher Plätze, die zu einem Kirchen-Bau bequem und wolt-gelegen, die Fülle, und wird schwerlich Got-also versucht haben, daß er solche heilige Gebeine der Discretivi: deß wilden Meers hette übergeben, und den Wind allein darüber zum Steurmann setzen wollen, da Gott ihm doch nicht versprochen hatte, daß Er ein Wunder dabey thun wollte, und der gottselige Keyser die christliche Liebe auch zugleich würde in den Wind geschlagen haben, wann er ehe dann Gott ihm bey solchem seltsamen Beginnen zu willfahren versprochen samt denen heiligen Reliquien, überdas die lebendige Priester (welche auch tool selbst sich gegen einer so mißlichen Meersahrt würden entschuldigt haben) in solche Gefahr hingeschleudert hette. Unterdessen sollen diese meine un-vergreiffliche Gedancken den guten Leuten zu Biben und dieser ihrer Tradition unverfänglich stylt. Gleichwie ich auch hie-mit gar nicht Widerrede, daß sie dennoch wol die Reliquien deß heiligen Märtyrers Nicephori auf gnädige Befordrung Keysers Constantini deß Grossen vermittelst einer ordentlich-bestellten Schifffahrt können empfangen, auch solche annoch bey sich haben. E. Fr. 8. Nicephorus der Bischofs. Man rühmt in Crain noch einen andren -Hifterrachifchen Nicephorurn, den zu Biben ein Bischoff gewest, und nachdem er in seinem Vaterlande zum Bischoff gewählt, Miracul gethan haben soll. Wie aber Tugend gewöhnlich den Neid zum Gefährten oder Nachfolger bekommt, also ist auch dieser Nicephorus vor dem Metropoliten oder Patriarchen von Neid- wird Mch-süchtigen Mäulern berüchtiget und ver- lich der leumdet worden, als ob er mit seinen leib-lichen Schwestern blutschändliche Unzucht getrieben. Welches selbige Lüster-Zungen damit zu beweisen gemeynt, daß er zwischen solchen seinen beyden Schwestern ans einem Lager geruhet, da solches doch nicht aus Unkeuschheit, sondern deßwegen geschehen, damit er, als ein alter Mann, von ihnen mögte erwärmen. Nichts de-stoweniger ließ ihn der Patriarch nach Aglar beruffett, um Rede und Antwort von ihm zu fordern. Also machte er sich samt den Schwestern aus den Weg. Obbenamter Manzolius schreibt von wunderbaren Sachen, so dieser heilige Bischofs auf solcher Reise unterwegens soll durch sein Gebet erhalten haben. Dann da er biß nach Pingu-ento gekommen (ist ein kleines den Ve-netianern zugehöriges Stüdtlein, die Lateiner nennens Buset, die Deutschen Wuset, und bißweilen auch wol Pinguent) jammerte ihn, daß der Esel, welchem er seinen Reisezeug ausgebürdet hatte, vor gar zu strengem Durst schier zerlechzte und ver- .si,-i{)off8 , schmachtete, wendete sich derhalben zu Gott, Nicep^, und machte an der Erden das Zeichen deß ®(6eL H. Kreutzes. Worauf eine Wasserreiche Brunnquelle hervor gebrochen, die noch biß auf unsere Zeit läufst, und nicht allein dem allda auf der Weide gehendem Vieh zur Träncke, sondern auch einer Mühlen zum Umgange dienet. Noch verwunderlicher ist dieses (Folgende, welches derselbigen Manzolius hinzuthut. Weil die herbeynahende Nacht diesen heiligen Nicephorurn in eine Herberge nö-thigte, ließ er den Esel auf die Weide gehen, welchen aber die zwo Mitreisende Schwestern deß heiligen Manns, als sie am Morgen hingingen, denselben wieder zu suchen, von einem Bären zerrissen fanden, der ihn schon halb gefressen hatte. Wie sie solches ihrem Bruder erzehlten, . -^r sprach derselbe: Geht und rufst den Bären |£t geschwind her zu mir. Der Bär kommt, ihm und wird von dem heiligen Nicephoro, also angeredt. Hör du schädliche Bestie! weil du dich erkühnt hast, meinen Last- tragen- f* henckl Ent" Man-'? °us an °u-n Son. "'NSttahl. n? T°d und Be- Mbrriß ^liquikn Zn Träger zu verschlingen, so ersetz du hin-süro seine Stelle. Gleich damit hat er sein Reis-Geräthlein dem Bären aufgebunden und das Thier also mit sich, wie ein frommes Schäflein fortgeführet nach Aquilegia. Allda er in deß Patriarchen Palast hineintretend, seinen Rock (oder Mantel) an einen Sonnen-Strahl, welchen sein blödes Gesicht für eine Stange angesehn, aufhenckete. (Wie man zwar dergleichen auch von andren Heiligen liefet) Darüber Alle, so zugegen, sich entsetzten. Als solches vor den Patriarchen gekommen, soll er den heiligen Mann um Verzeihung gebeten haben, daß er ihn in so bösen Verdacht gefasst. Folgends hat er ihn mit Zehr-Gelde beschencket, und wieder zu seinem bischöflichen Sitz heimgeschickt. Nachdem er aber in Histerreich wieder zuruck gelangt, befiel ihn zu Humago eine Kranckheit, durch welche er von aller Kranckheit endlich losgezehlt, und sein Geist der Banden deß sterblichen Leibes entbunden worden. Man würdigte ihn daselbst einer ansehnlichen Begräbniß, und steinernen Sarks. Der rechte Arm ist nach Biben gebracht, und wird allda in der Thum-Kirchen unter den Reliquien verwahrt, der übrige Körper aber hat seine Schlaffkammer zu Humago in Istria behalten. Zu gedachtem Biben aber wird sein Fest am 26. Septembris begangen. Sein Leben sindt man beym Manzolio, aus den alten Histerreichischen Urkunden völliger beschrieben, und auch eines Theils m den Manuscripten zu Biben. ****** Anmerckung E. F. (Daß man auch von mehr Heiligen schreibt, sie hetten ihren Rock an einen Sonnenstral gehenckt, ist gewiß, und mag vielleicht aus Jrrthum geschehen. Ange-uierckt, in die Breviaria, welche nicht über sechshundert Jahr alt, viel Irrthümer eingeschlichen, wie ich unten in der An-uierckung zum heiligen Märtyrer Quirino, aus dem Doctor Schönleben berichten werde. Denn weil fast jedwede Kirche endlich ein absonderliches Breviarium für fich gemacht, kann gar wol Mancher entweder aus Einfalt oder Mißverstände, ader aus andrer Ursach, einem solchen Heiligen, der sein Landsmann gewest, das Innige zugeschrieben haben, was man vor- dem von einem andren Heiligen geschrieben oder geredt. Dem Rock deß H. Lucani, Bischofens zu Sabiona oder Brixen, in Tyrol, soll von der Sonnen gleiche Ehr erwiesen seyn, daß sie demselben ihre Stralen für Stangen geliehen, und zwar in Gegenwart deß Papsts. Worüber Raderus folgendes Lauts, zierlich poetisirt: Expassam vacuo suspendit in aere vestem Praesul, & à puro sole pependit onus. Pro cervis madidam radii subiere lacernam, Atlantes Phoebi sustinuere togam. Quod simul ut vidit triplici diademate cinctus, Numinis in toto qui gerit orbe vices, Ecquis, ait, nostram , venit novus hospes in Urbem ? Majus Phoebeo sidere sidus adest. a) Ob nun die Sonne dem heiligen Ni-cephoro, oder heiligem Lucano, oder allen Beyden, oder sonst Einem, oder vielleicht gar Keinem, sondern etwan nur ein sinnreicher Kopfs manchem Heiligen zu Ehren, solchen wunderbaren Unterhalt deß Rocks, als ein Lehr-Geticht ersonnen oder er-sponnen habe, wie Mancher gedencken mögte, das lasse ich unentschieden, und dieses Alles in seinen Würden.) 8. Nicetas. Dieser Heiliger, welcher von Etlichen Nicseas geschrieben wird, ist im Jahr 452, in welchem die Welt-Geissel Attila, die Stadt Aglar zerstört hat, Patriarch daselbst gewesen. Man celebrirt ihn im Aglarischen Diceces sub ritu duplici, am 22. Junii. Sonst ist auch ein andrer Nicetas berühmt, der die Dacier, Geten und Scythen zum christlichen Glauben hat bekehrt, nemlich derjenige, welchen 8. Paulinus diesen Ruhm - Vers unter andren zu Ehren nachgeschrieben. Te Patrem dicit tota plaga Boreae, Ad tuos fatus Scytha mitigatur, Et sui discors fera, te magistro, pectora ponit, i) a) P. Matth. Raderus, in Bavaria 8. b) Paulinus de reditu Nicetse Episcopi in Dac. S. Nicetas »er Patriarch. Ein andrer Nicetas. 8. Paulinus. Sanct Paulinus, der Andre dieses Namens, ist gleichfalls zu Aßlar auf dem Patri archen-Stuhl gesessen, und wie Ughel-lus will, von Geburt ein Oesterreicher gewest. Wiewol Andre vermuten, dieser habe stch verschrieben, und dafür einen Pannonier setzen wollen. Diesen Patriarchen hat Keyser Carl der Grosse lieb und werth gehalten, im Jahr 803 aber der Tod weggenommen. Wird im Aqui-leqischen Diwces, sub ritu duplici gefeint am 6. Februarii. 8. Pelagius. Eine sonderbare Zier und Ehr ist dem 8. Peiagü. Lande entsprossen aus der Geburt des H. Märtyrers Palagli. Denn derselbe ist von gar ansehnlichen und hochvermög-lichen Eltern in Crain erzeuget, und zwar jettfeit deß Wassers in Burgstall, wo vor Alters die uralte Stadt iEmona gestanden, zur Welt gekommen. Welcher Geburt sich die Stadt Lapbach viel höher zu rühmen hat, als ob sie einem königlichen Printzen die erste Lufft eingehaucht hette. Der Vater, so ein fürnehmer Kaufmann war, hieß Pelusius, die Mutter Hilaria, Etlicher Meynung nach aber Claria. Solches bezeugt her Catalogus der Heiligen zu Costnitz, darinn er iErnons, das ist ein E m o n i e r oder Emonenser genennt wird, und nach Anleitung desselben schreibet Bucelinus : Fuit (Pelagius) natione Ungarns, nobilibus & opulentis parentibus, Pelusio & Hilaria, Christianis, EMMONiE editus, solatio singulari ceteris fidelibus procul missus, fugiens in patria persecutionem, hic sponte se offerens juvenis 25. annorum. Das ist: „Pelagius ist von Nation ein ane htm Ungar gewest, von edlen, reichen und Buceimo. christlichen Eltern, nemlich von Pelusio und Hilaria geboren, und den andren Gläubigen zum sonderbaren Trost von Fernem gesandt, als Einer, der im Vaterlande für der Verfolgung flüchtig, allhie aber (zu Costnitz) derselben entgegen gegangen, und derselben sich, ob er gleich noch ein junger sünff und zwantzig jähriger Gesell gewest, sreywillig dargestellt.a) Allein es fehlt Bucelinus, daß er ihn von Nation einen Ungarn heisst; ange-merckt die Stadt Aemona niemals den Ungarn unterthänig gewest, wie man a) Bucelinus ad annum 284. in Constantia. dann auch zu deß Pelagii Lebzeiten den Ungarischen Namen annoch wenig, oder ar nicht gehört. Aber einen Pannonier ette er ihn nennen können und sollen. Vorbenannte seine, nicht weniger an Tugend als Gütern habseelige Eltern haben ihn von erster Kindheit an zu allem Guten erzogen, und diesem guten Acker den Weitzen christlicher Lehr, durch einen geistreichen christlichen Priester, der ihn im seeligmachenden Glauben auf das Beste unterwiesen, eingestreut. Die Jahre seiner Früh-Jugend legte er löblich an zu Erlernung freyer Künste, ging stets darbey einher in der Furcht deß Herrn, die Weisheit Anfang ist, und in einem tugendhafften Wandel, enthielt seinen Fuß von dem schlipffrigen Pfad schnöder Lüste, und meldete die finstere Wege, erzeigte sich eyferig in seinem Glauben und in allem dem, was einem rechtschaffenen Christen zustehet. Nachdem er also in seinem Christen- s. thum einen guten Grund gelegt, und auch seine Seele aus den Felsen deß Heils Christi wider die Stürme der Welt und deß °n-Teufels gegründet, reifete er in weitentlegene Länder, um die Christen, welche der schrecklich - schweren Verfolgung unterm Keyser Numeriano, zu entgehen sich allenthalben in den Holen , Wüsten und heimlichen Oertern verkrochen hatten, in ihren Glauben zu stürcken, auch über-das die arme verblendte Heiden auf den Weg der Seeligkeit zu leiten. Wiewol ihm solche Ferrn-Reise von dem Bucelino, und theils andren Scri-benten mißgedeutet worden, als eine Flucht sür der Verfolgung in seiner Heimat, wie aus obangeführten Worten Bucelini erscheint, und aus den Costnitzer Verzeichnissen, denen er hierinn gefolgt. Und solcher Mißverstand ist vermutlich also zu seiner Mißgeburt gelangt, daß, weil in andren Schrifften gemeldet wird, Pelagius sey zu Aemona zwar geboren, aber zu Costnitz gemartert worden, man daraus den Wahn gefasst, so müsste er dann von Aemona, woselbst die Verfolgung gleichfalls wütete, hinweg geflohen seyn nach Costnitz. Aber Ob die Denkwürdigkeit solcher Marter füglicher der Stadt Costnitz oder der Stadt Aemonse zuzu-; schreiben sey, davon soll hernach die An-; merckung Bericht erstatten. I Indessen fällt nicht wol glaublich, daß er für der Marter anfänglich Scheu getragen, sintemal er zu Costnitz besorglich das würde angetroffen haben, was er zu Aemona gelassen hette, nemlich die Verfolgung. Denn beh Costnitz schonete der Landpfleger der Christen gar nicht, sondern verfuhr dem schärften Befehl deß Römischen Keysers Numeriani, allerdings gemäß, ließ die Folter selten müssig stehen. Auf dem Richtplatz war das Christen-Blut heut kaum versieget, so musste folgenden Tags bald eine frische Flut solches fliessenden Purpurs denselben beströmen und heiligen. glaub- Er hat der Berfolgungs-Wüte die Brust, H und nicht den Rucken zugekehrt, und fremde W°dn werter nicht, als ein flüchtiger Soldat »lgung Christi, sondern als ein tapfrer und streit- barer Kämpffer, der Andre seine Schildgenossen zum Streit anzufrischen, auf der Wahlstatt herumfliegt, besucht. Wie er dann auch, so er gleich für der Verfolgung gewichen wäre, daran eben nicht gesündigt, sondern der Erlaubniß Christi uachgelebt hette, welche vermag, daß man für der Verfolgung aus einer Stadt in eine andre fliehen möge. Nach der Wiederheimkehr ließ er seinen freudigen Mut und Christ-gläubige Hertz-hafftigkeit redlich blicken. Ihm war unverborgen, mit was für ernstlichen Befehl-Schreiben obgemeldten Keysers Numeriani, der Römische Landpfleger Evilasius, der Zu Gurckfeld in Unter-Crain seinen Sitz hatte, beordret wäre, die Christen mit Feuer und Schwert auszurotten und ihnen dergestalt auf die Haut zu greiffen, daß Schwert und glühende Zangen darnach rauchten, dennoch verfeigte ihn solches so gar nicht, daß er vielmehr besagtem Land-fleger recht unters Gesicht tratt, und ihm getrost vorrupffte, in was für einem tief-fen Morast deß verderblichen Irrsals er steckte, und wie übel es gethan wäre, daß er die Anbeter deß allein-wahren und allmächtigen Gottes zwingen wollte, seine falsche und ertichtete Fratzen - Götter zu verehren. Jener rechnete ihm solches zu einer trutzigen und frevelhafften Bermes-m heit' ttnd wiewol ihn diese freywillige Bekenntniß schon in den Harnisch gejagt, wollte er doch das Rauhe nicht gleich herauskehren, sondern der Gelindigkeit den Vortritt lassen, und zuforderst sich an dem pelagio, als einem Erbarmens-würdigem Jünglinge von fünft und zwantzig Jahren mit liebkosender Freundlichkeit versuchen, gab ihm derhalben die schönsten Worte, und übergüldete sein Angesinnen mit theu- Der L-md- ren Versprechungen in Hoffnung, er sollte es für eine hohe Ehr und grofte Gnade guten W«. erkennen, daß man ihn gleichsam mit so <** °°m güldnen Ketten zum heidnischen Opffer ziehen wollte, da man sonst wol eiserne dazu brauchen könnte. Pelagius, der solche theure und milde Erbietungen nicht anders betrachtete, als eine schön-gemahlte Schachtel voll tödtli-chesGiffts, gab ihm einer rund-abschlägige Antwort, und gnugsam zu vestehen, daß die gantze Welt viel zu klein wäre, sich mit der Grösse deß jenigen Reichs, welches der christliche Glaube ihn hoffen hiesse, zu messen oder in Vergleichung zu stellen, auch der ewige Seelen-Schade durch einen kurtz-zeitlichen Gewinn nimmermehr ersetzet werden könnte. Da spannte der Landpfleger andre Säi- Bedrohet ihn ten auf, und stimmte aus einem harten her-mch. Thon, sagend, weil er gegen einer so sanff-ten und gelinden Berührung so unempfindlich bliebe, und seine Güte nicht erkennen wollte, würde er ihn dann anders angreiffen müssen, und ihm die schmertz-haffteste Pein zu fühlen geben, die Marter und Hencker-Quaal sollte ihm seinen eisernen Köpft bald brechen und ihn lehren, den Göttern opffern. Weil aber solche Bedrohungen eben so wenig als vorhin die Liebkosungen ausrichteten, und er an demselben eine mehr als mannhaffte Standhafftigkeit verspühr-te, ward er sehr zornig und befahl denen unch-rstchmdm Schemen und Knechte», ihn aufs Maul zu schlagen, Hände und zm und Füsse zu binden, und in einen finstren eingeicnfat. Kercker zu werffen. Der, dem das Licht deß Glaubens leuchtete, scheuete die Finsterniß nicht, sondern bmt ging zum Kercker getrost hinein! Ja! às-in^i b sobald dieser standhaffte Jüngling das Ge- wird es fängniß betratt, ward es mit einem himm- 301,6 lie<6 *' lischen Licht durchgläntzet und bestrahlt, Worüber sich sein Hertz erfreute, und eine sehr tröstliche Erquickung empfing. Hette man derhalben wol Ursach gehabt, an die Kercker-Thür dieses heiligen Gefangenen die Zeilen zu schreiben, womit der heilige Cyprianus in einem Sendbriefe etlichen im Gefängniß ligenden Märtyrern seiner Zeit also gratulirt: O beatum carcerem, qui homines Dei mit- tit ad coelum ! 0 tenebras lucidiores coelo ipso & luce hac mundi clariores ! ubi modo constituta sunt Dei templa, & sanctificata divinis confessionibus membra vestra &c.a) Nach dreyen Tagen führte man ihn heraus und wieder vor den Landpfleger. Derselbe sprach ihm nochmals möglichst zu, er sollte seinen harten Sinn beugen und sich der erschrecklichen Todes-Pein durch Verleugnung seines Glaubens entnehmen. Aber er trast bey ihm hiezu eben so geringe Beweglichkeit an, als ob er einer fest-stehenden Marmel-Seulen geruhten Hette, daß sie von ihrem festem Stande verrücken, und sich für einem Schatten neigen sollte. ta'unMBe- Hingegen wollte der Landpfleger ihm ständigkeil. NUN weisen, daß seine Bedrohungen kein blosser Schatten wären, gebot demnach, man sollte ihn von Fuß ans wol prügeln, damit sein harter Eigensinn dadurch desto eher mögte ermürben. Weil aber der in ihm wohnende Glaube seinen Entschluß befestigte, ließ er ihn hernach an einen Pfahl hencken, und mit glühenden Zangen zerfetzen, überdas folgends mit stedend-heissem Oel beschütten. Welches zwar die Henckers - Buben auf das grausamste vollzogen, aber der Hertzhafftigkeit die ses Heiligen Jünglings den geringsten Abbruch nicht thun kunnten. Hiemit hatte sich die ergrimmte Wüte deß Evilasii noch nicht geleschet, denn er ließ ihn hiernechst auf zerbrochene Scherben, Gläser und glühende Kohlen werffen, und darinn herum waltzen, aber seine Glaubens-Beständigkeit wollte sich nicht mit herumwältzen lasten, sondern stund so fest, wie ein Steinfels. Seine Ent- Nachdem also dem Landpsleger alle Hoff- st auptmig. nung deß Obsiegs zu Scheitern gangen, ist endlich Pelagius auf seinen Befehl zur Stadt und durch die Enthauptung zur Welt hinaus geführt oder vielmehr hinausgestossen, und zum Paradis hinein gestürtzt. Solcher Gestalt hat der mann-haffte junge Glaubens-Ritter das Siegs-Zweiglein zu seinem unsterblichen Nachruhm davon getragen, und die Marter-Kron erlanget. Sein Leib ist durch obbenannten Ura- «tzräbniß. «ium, seinen gewesenen Lehrmeister herr- lich zur Erden bestattet worden. So geschehen zu Gurckseld im Jahr Christi 284 am 28 Augusti. Nach der Zeit aber hat man diesen Leichnam aus solcher Leichen - Herberge (denn wie die Welt nur eine Herberge deß sterblichen Leibs, also ist das Grab nur eine Herberge deß gestorbenen biß zur Auferstehung) wiederum herausgenommen, und aus Rom geliefert. Von dan- Wohin w neu derselbige nachmals durch Frankreich Leichnam auf Costnitz auf hefftiges Anhalten Sa- “onUrW lomons deß Dritten, Bischosts daselbst, worden, im Jahr 918 geführt, und allda in der Haupt-Kirchen beygelegt worden, allwo er noch heut in hohen Ehren gehalten wird, und biß auf den heutigen Tag von vielen Wundern leuchten soll. Anmerckung. (Gleichwie die Ehre der Geburt deß H. Pelagii dem Lande Crain von männigli-chen undisputirlich wird zugestanden, also setzt es gleichwol über dem Ort seiner Marter noch eine Streit-Frage. Denn die Costnitzer Marter-Verzeichnissen vermögen, er habe zu Costnitz am Bodensee gelitten. @rijrterung Jmmasten auch die Costnitzer Ehronic Ja- der FrA cobi Menlii solches mit diesen Worten 06 9: jf scheinbar machet: 8. Pelagius EMONS M, natus, passus Martyrium in civitate, A, ^6' quae postea cognominari Constantia fee g-mA. coepit ad Rhenum : quò propter per- tcrt 111 secutionem secesserat tempore Nume-riani Imperatoris, cujus pater Pelo-sius & Mater Claria nobiles ac ditissimi Christiani, cujus corpus integrum per Salomonem hujus nominis tertium, ad majorem Ecclesiam Constantiensem translatum, Auf solche Costnitzer Urkunden gründet ßucelinus diesen seinen Bericht: Salomon, Episcopus noster, &c. Romam contendit, perbenignè à Romano Pontifice exceptus, à quo corpus 8. Pelagii Constantiensis olim Martyris (incertum quo casu Romam perlati) impetravit, b) So schreibt auch Baronius : Constantiae in Gallia, Pelagius, nobilis athleta, quinto Kal. Septembris, c) Und was noch mehr, so liefet man auch in dem Martyrologio hievon folgendes: Constantiae in Gallia, S. Pelagii Martyris, qui sub Numeriano Imperatore, & Evilasio Judice, Martyrii coronam accepit. а) Jacob. Menlius in Chron. Constant, ap. Pistor Tom. I. Rerum Germanie. б) Bucelin. Constant. Chron. fol. 168. c) Baron. Tom. 2. Annal. fol. m. ‘350. A. Endlich will auch dieses schier den Cost-nitzern die Marter deß H. Pelagii zusprechen, daß das jenige, was oben in der Beschreibung seiner Marter begriffen ist, Alles aus dem Bucelino und der Cost-nitzer Chronic entliehen worden. Dahingegen, wann diese Martyrisirung zu Gurckfeld wäre gescheht:, man auch in Crain vielmehr die Urkunden davon antreffen müsste, weder zu Costnitz. Was für einen guten Schein nun gleich jetzt - angeführte Beweisthümer für Costnitz führen, so gläntzen doch diejenige Vermutungen, so diesen Preis für Crain erstreiten wollen, stärcker. Denn angezogener Bucelinus gedruckt, es sey damals, als S. Pelagius zu Costnitz um die Märtyrer-Kron gerungen, Evilasius Key-sers Numeriani Praesident daselbst gewest, und in dem unterm Kastell allda, welches man Niderburg hernach genannt, nemlich in der lustigen Rhein-Insel, darinn heutigs Tags die Dominicaner ihr Kloster haben, seine Residentz gehabt. Nun hat aber unstrittig Evilasius, als Römischer Landpfleger, am 12. Octobris dessel-bigen Jahrs sich zu Cilly in dem Norico befunden. Wann er derhalben am 28. Augusti zu Costnitz am Bodensee auch sollte gewest seyn, so müsste er inner anderthalb Monaten an zweyen weit voneinander ligenden Orten, in Qualitet eines Land-Vogts (oder Land-Pflegers) re- und praesidirt haben, welches nicht vermutlich ist, woferrn man nicht etwan sagen will, der President (oder Keyserliche Land-Vogt) zu Cilly, unter welchem S. Maximilianus gelitten habe, mit dem Gerichts-Presidenten zu Costnitz, unter dem S. Pelagius gemartert sey, einerlei) Namen gehabt, und daß in einem Jahr zween Evilassii an unterschiedlichen Orten die Presidenten - Stelle bekleidet gehabt. Fürs Andre scheint es nicht wol glaublich, daß die Costnitzer-Christen den Leib dieses heiligen Märtyrers nicht vielmehr sollten bey sich behalten haben, wann 8. Pelagius bey ihnen getödtet worden, als daß sie solchen theur - geachteten heiligen erl. Maj. Selbst samt dem Ertz-Hertzogen krschienen und diesen Umgang persönlich beehrten. Zumal, da man diesen aller-fürnehmsten Potentaten deß Erdbodems sähe zu Fuß gehen und zwar einen so ziemlich weiten Weg, nemlich von der Thum-Kirchen S. Nicolai, biß zur Kirchen S. Josephi, deß Discalceaten-Klosters Patronen, welche doch ziemlich weit von der Stadt, zu Ende der Vorstadt stehet. Die Liebe nemlich und Ehrerbietigkeit gegen dem, welcher, ob er wol höher denn alle Himmel auf den Fittichen deß Windes fährt, dennoch in Knechts-Gestalt auf Erden herum gegangen, hat diesem grossen Fürsten den Weg gekürtzt und das Ferne genähert. Diesen folgten drey Fürsten; als der Fürst von Lobkowitz, der von Aursperg und der von Gonzaga. Nach solchen dreyen gingen die beyde Obriste Hofmeister, nemlich der Keyserliche und Ertz-Hertzogliche, Portia und von Schwartzenberg. Alsdann alle andre Cavalliers und Edellente, sowol fremde als einheimische. Hinter selbigen allerley andre Officiers (oder Befehlhaber und Beamten.) Nach solchen Allen kam das Frauenzimmer gantz sittlich aufgezogen, als gleichsam das letzte Glied solcher langen und lebendigen Processions-Ketten. Welche so volckreich und überhäuffig war, daß obgleich die S. Josephs Kirche ziemlich groß, dennoch nicht der hundertste Theil mit hinein kommen kunnte. In selbiger Kirchen Hub darauf obge-meldter Bischofs von Biben an, die Messe zu singen; wobey die Keyserliche Music samt den Trompeten und Heerpaucken einen Freuden-Klang nach den andren gab. Bon der Zeit an wird jährlich der Tag solcher Translation oder Uberbringung dieses H. Körpers, nemlich der fiinffte Weinmonats - Tag von diesen Patribus Discalceatis feyerlich celebrivi, und zwar duplici primae classis officio ; (Ist soviel gesagt, daß dieses Fest bey der Meß celebrivi wird, gleich wie die grössesten Feste, und auch solche Gebete alsdann bey der Meß gebraucht werden, dergleichen an den grossen Feyerlägen im Gebrauch.) Da dann das gantze Land diese Mürtyrinn um fürbittliche Protection oder Schutz bittet, wider alle Gefahr, bevorab von dem Erb-Feinde, der dem Lande Crain bischero ein böser und gar naher Nachbar gewest. Wiewol in nechst verflossenen Jahren ihm 8. Primus Presbyter. 8. Primus unb S. Felicianus. Werben zu Nomento get übtet. feine Macht ziemlich gebrochen ist; welche der Allmächtige durch ferner-Sieg-beglückte Waffen Römisch - Keyserlicher Majestet und bero hohen Alliirten, völlig zerbrechen und stürtzen wolle. Dieser Versetzung deß Körpers der H. Peregrinae gedenckt auch Lorenzo di Churelichz, welcher die Reise Ihrer Keyserl. Majestet in Dero Erbländer beschrieben hat, am 149 Blat; da er schreibt: Cosi cantò il Poeta araldico sopra le 9. Lettre di Santa Peregrina al felice Pelegrinaggio dell’ augustissimo Leopoldo. So sang der poetische Herold von den neuen Namens-Littern der H. Peregrinae bey der glücklichen Walsahrt deß Aller-durchleuchtigsten Leopoldi: Continet Enneadem Peregrinae nobile nomen : Cur ? Sola haec Musis praevalet una novem. Caesaris est structum ter trino grammate nomen: Hinc sub Eu, Virgo ! fit tibi tantus honor. Par in Rege amor est, Peregrinam versus amantem, Laurea cui circum tempora Regis iit. 8. Primus. Im zweyten Saeculo, ungefähr ums Jahr 139, seynd unter der Regierung Keysers Hadriani, in Camia bey Triest der Priester 8. Primus und sein Diaconus Marcus gemartyrisirt, und hernach im Jahr 755, ihre Leiber nach Verona geführt worden. «- 8. Primus und 8. Felicianus. Deß Namens Primi und auch Feliciani werden unterschiedliche Märtyrer in denen Martyrologiis gefunden. Diese, welche wir unter die in Crain sonderlich berühmte Heiligen allhie setzen, haben zwar in Italien die Würdigkeit deß Blut - Gezeugnisses und Märtyrer Todes erhalten, aber nachmals in Crain ihre Ruhstäte bekommen. Ihrer gedenckt Baronius in diesen Zeilen : Passi sunt Romae, hoc tempore (Anno 303) Primus & Felicianus : qui longaevam in Domino vitam piè ducentes, gravissima passi tormenta, tandem sub Pro-meto, & apud Nomentum, Martyrium consummarunt, b) Welche Rede aus zwey- a) Ughel. Tom. 5. Ital. sac. col. 598. apud D. Schönleb. b) Baron, ad Annum 303. erley Art kann gedeutet werden; entweder also, daß diese beyde Christen um ihres Glaubens willen erstlich zu Rom peinlich angefochten, hernach noch viel Jahre gelebt und endlich bey der «Stadt Nomento, nochmals deßwegen gemartert und gar getödtet worden. Oder also, daß sie, nachdem sie ein langes gottseliges Leben geführt, zu Rom gefänglich eingezogen und um Christi willen gepeinigt, aber wieder losgelaffen, oder als Gefangene nach Nomento von Rom hinweg geschickt und allda getödtet worden. Sintemal ich nicht sehe, wie solche zweiselhaffte und zweysinnige Wörter-Fügung Baronii anders als eine von diesen beyden Deutungen zirlasse. Und solche Hinrichtung dieser heiligen Leute ist unterm Keyser Diocletiano geschehen; dessen, als eines Haupt-Versolgers, Keyserlicher Purpur sehr viel Christen-Bluts eingetruncken. Nomentum ist hernach eine bischoffliche Stadt, aber endlich zerstöhrt und zu einem Dorff verkleinert worden. Ligt am Fluß Allia und wird vom Leandro, Lamentano, von Andren Nomento geheissen. Wann und wie die Gebeine dieser Heiligen nach Crain gekommen, das hat die lange Zeit der Begessenheit eingegraben, unterdessen doch gleichwol soviel Wissenschafft hievon übrig gelassen, daß ungefähr ums Jahr 974, Abrahamus, Bischofs zu Freysingen, nachdem er vom Keyser Otto, weil er es mit Heinrich dem Bayern hielt, welcher sich deß Keyserthums anmasste, verjagt worden, in Kärndten geflohen, und allda bey dem See, welchen man Wertsee Heisset, eine Collegial-Kirche mit ei-mem Dechant und sünff Canonicis gestiff-tet, selbige Kirche aber diesen beyden Heiligen, 88. Primo und Feliciano gededicirt, auch ihre Reliquien hineingebracht seynd, welche anjetzo in Crain in der Stadt Stein, bey den Franciscanern unter dem hohen Altar verwahrt werden. Vorher seynd zwar diese Körper oberhalb Stein, bey S. Primus-Kirchen gestanden; nachmals aber hierunten in die Stadt Stein zu besagten Franciscanern versetzt worden. Jedoch hat man bey gedachter S. Primus-Kirchen noch etwas droben von diesen heiligen Reliquien in einem kleinem Kästlein zuruckbehalten. ^ Sonst ist denckwürdig, daß, wie D. Schönleben schreibt, aus dem Gottesacker (oder Freithose) selbiger Kirchen, zu un- Sie J»d> Nomen*1 Ihr« kommen Kärntd«** unb htT in LralM žilti -u? ein« y,ta chal' «f-Projec-"W und sren Zeiten eines längst - verstorbenen Menschens Hirnschal, so von den übrigen Gebein abgesondert lag, und aller natürlichen Feuchtigkeit gäntzlich ermangelte, aus sich selbsten eine schöne weife Lilie hervorgebracht; Massen selbige Hirnschal samt der Lilienblum, in der Sacristey selbiger Kirchen noch aufgehebt wird, a) Wie-wol nunmehr die Lilie Zweifels ohn schon lange verwelckt ist. 8. 8. Projectus und Acolythus. Diese Beyde haben in Histerreich ihr Gezeugniß von Jesu Christo mit ihrem Blut und Tode, als getreue und standhafte Knechte desselben bekräsftiget und denselben höher als ihr Leben geliebt. Ihre Körper hat man auch zu Parenzo. 8. Quirinus. S. Quirin ist Bischoff zu Sisseck gewest (so ein Ort an den Grentzen deß Landeß Crain, unterhalb dem Ausfluß deß Kulp-Stroms) und hat daselbst, als an einem Ort, wo (nach Lazii Bericht) ein uralter Bischöflicher Sitz war, den Ungarn das Evangelium gepredigt. Darüber ihn Maximus, Römisch-Keyserlicher Gubernator und Gerichts - President zu Liscia (oder Siseck) in gefängliche Verhasst gezogen. Weil nun bald hieraus neue Befehle vom Galerio Maximiano, im Jahr 307, (wie Eusebius setzt) angelangt, und die Keyserliche hohe Ministern sothanem Befehl zu Folge, gar inständig der Verfolgung nachsetzten, er aber ihren heidnischen Göttern seinen Dienst samt dem E Dpff er rund abschlug; schickte man ihn ìgni?' ^ftjtch auf Wien (so damals Vindebona T°d.' hwß) in ein schlimmes Gefängniß; darinn br gar lange ligen musste, indem die Verfüger hofften, solcher Kercker würde eine Begräbnis seiner Glaubens-Standhaftigkeit werden und ihm zum allerbequemsten Lehr-Stuhl ihrer heidnischen Religion dwnen können. Weil er ihnen aber dennoch nicht pfeifen wollte, wie sie es gerne hörten, noch ein andres als sein gewöhnliches Credo into- Htren; ward er nach Sacarbantia, welches (ime D. Schönleben gedenckt,) die Deutschen ^cbappring heissen, von dannen geführt, Por den Römischen damaligen Landpfleger falerium Maximinum, welcher nachmals Keyser worden. Dieser, da er ihn einen solchen Zweig D. Sehonleben Parte 3. Anna], p. 517. an Christo fand, der sich durchaus nicht liefe beugen noch lencken nach seinem heidnischen Willen und Belieben, beschloß er ihn gäntzlich zu zerbrechen, will sagen, zu tobten ; und anbefahl in deßwegen dem Richter Amato (oder Amantio) der dem heiligen Quirino weder als ein Amatus, noch als ein Amantius (weder als ein Beliebter noch als ein Liebender) begegnete. Nicht als ein Beliebter oder Geliebter, weil er den heiligen Mann durch Bedrohung deß Todes von der Liebe Christi zu scheiden suchte; noch als ein Liebender, weil er denselben wegen seiner Unzertrennlichkeit von der Liebe Christi, sowol als Christum selbsten, samt der Predigt deß Kreutzes, welche den Heiden eine Torheit ist, hafte und Todes-würdig urtheilte. Massen er aus Verspührung, daß er ohnabläf ig seinen christlichen Glauben inbrünstig bekennete, in dem vorüber fliessendem Strom Sabari oder Sabaria, solche Brünstigkeit samt dem Leben ihm auszuleschen beschloß, und deßwegen ihm den Stein von einer Handmühlen an den Hals binden und also ihn von der Brucken in besagten Fluß, welchen die Deutschen heut Güntz nennen, hinabstürtzen ließ. Einige schreiben, man habe ihn, weil er durch Göttliche Kraft dennoch oben geschwommen und nicht zu Grunde gehn wollen, wiederum herausgezogen und enthauptet ; Andre hingegen und zwar gründlicher, daß er im Wasser sein Leben geendigt am vierdten Junii, nachdem er vorher denen, von oben herab ihmzuruf-fenden Christen, eine lange Vermahnung zur Beständigkeit gegeben und endlich durch sein Gebet von Gott erlangt habe, daß er mögte sincken und seine Seele bald zu Christo gelangen. Nicht lange hernach haben die Christen seinen Leib gefunden, und (wie Etliche wollen) denselben bey dem (stadt-Thor zu Sacarbantia begraben. Uber hundert und etliche Jahre hernach, da der Wüterich Attila so grosse Zerstörungen anrichtete, hat man denselben auf Rom gebracht und auf dem Kirchhofe i Callisti neben der H>H. Apostel und deß heiligen Märtyrers Sebastians Begräb-niß, beygesetzt. Anmerkung C. I. ii (Die heilige Blut-Zeugen deß Heilands I haben durch ihren christlichen Helden-Muth iöirb mit :incm ange-iimbtncm Item ins Wasser ge-morsten. schwimmt aber gar lange empor. Wo sein Leichnam begraben worden. Streit unterschiedlicher Städte um den H, Quirinum. £6 S. Quirinus Bi-fchvff »u Sis-cia gewesen. und ritterlich obsiegenden Kampfs, wider alle grausame Anfecht- und Versuchungen sowol deß Satans als der Welt, nicht allein die herrliche Ehren-Kron im Himmel errungen, sondern ihre Kron-fähige Beharrlichkeit hat sie auch auf Erden mit einer solchen Glori deß triumphirenden Nachschalls gekrönt, daß mehr als eine Stadt sich um die Ehre reifst, entweder für ihren Geburts-oder Kampf-und Siegs-Platz, oder je für die Nuhstäte ihrer Gebeine, geachtet zu werden. Gleiches Ehren-Gereiß hat auch die preißwürdigste Victori deß heiligen Märtyrers Quirini nach seinem Tode erweckt. Denn zugeschweigen, daß Gevvoldus wol sünff heilige Quirinos zehlet a) und Bollandus ihrer noch mehr b) so entsteht auch über diesem heiligen Quirino, welcher zu Siscia über seiner evangelischen Lehr und Predigt ergriffen, und nach Vindebonam (oder Wien) bald drauf auch nach Sava-riam oder Sarvvar, das ist, nach Guns geführt und allda ersäufst worden, eine Strittigkeit, indem sowol Laureacum (oder Lorch) und Aquilegia (oder Aglar) als Siscia oder Sis seck, einen Anspruch zu demselben zu haben vermeynen. Gleichwie auch sonst andre strittige Sachen mehr von ihm ausgegeben werden; Darunter auch dieses, daß Etliche schreiben, er sey Key-sers Philippi Sohn und sieben Jahre alt gewest, da sein Vater entlebt worden ; nach dessen Tode man ihn samt seiner Mutter getaufft habe. Allein solches ist ohne Zweifel falsch; Denn man wird mit keinem einigem alten Scribenten bezeugen können, daß Keyser Philippus mehr Söhne gehabt als einen, nemlich Philippum den Jüngern, welcher bald nach dem Vater ge-tödtet ist. Die Haupt-Frage aber betreffend, ob dieser S. Quirinus, welcher allhie gemeynt wird, Bischoff zu Lorch, oder Aquilegia, oder Sisseck gewest? so will Gevvoldus gar nicht annehmen, daß er zu Sisseck wie einBischoff gesessen; sondern vermeynt, Ferrarius habe einen Fehler hierinn geschossen, und es könne zu Siscia nie kein Bischoff gewesen seyn, weil sowol in den alten als jüngeren Verzeichnissen der Bi-chöfe kein Gedächtniß oder Meldung eines Bischoffs von Sisseck gefunden werde. anqn führt der siebende Hymnus diese Uber-schrisft : QUIRINO MARTYRI ET EPISCOPO SISCIANO, oder wie in andren Codicibus stehet: In honorem beatissimi Martyris, Episcopi Ecclesiae Ziscianae. Und der Hymnus selbst hebt darauf also an: Insignem meriti virum Quirinum, placitum Deo, Urbis moenia Sisciae Concessum sibi Martyrem Complexu patrio fovent &c. Und hernach nennet er ihn Martyrem Episcopum ohne weitern Zusatz einiges andren Orts, welches er schwerlich gethan, sondern so Quirinus anderswo Bischofs Mvest wäre, ohne Zweifel solchen andren Ort namentlich ausgedruckt hette. Solche andermalige Orts - Bennenung aber hat er darum unterlassen, weil er gleich Anfangs schon der Stadt Sisciae und ihrer -Pfaureit gedacht, und derhalben eben die-sernige Stadt wiederum für den Bischoff-uchen Sitz S. Quirini will verstanden und geachtet wissen, wann er ihn nachmals wiederum Episcopum ohne fernere Meldung deß Orts titulirt. Zum dritten Zeugen führe ich herbey t hornam Archi-Diaconum, welcher mit diesen Zeilen solches bekräftigt: Postquam autem per praedicationem Praedicti Johannis, & aliorum Praesulum Salonitanorum Duces Gothorum & Cro-atarum ab Arianae haereseos fuerant contagione purgati, praeter Episcopos Dalmatiae in Slavonia fuerunt aliquae statutae Episcopales Ecclesiae : Videlicet ab Oriente fuit Episcopus Delmitanus, unde Dalmatia dicta est. Ab Occidente fuit Episcopus Sciscitanus, ubi B. Quirinus Martyr quondam extitit, Praesul, b) Es will aber (drittens) auch dieses in Zweifel gezogen werden, ob 8. Quirinus nicht etwan von Siscia an einen andren Ort versetzt, und daselbst gleichfalls Bi-schoff geworden? Diese Frage fällt etwas schwerer aufzulösen Lazius scheinet der erste Urheber solcher Meynung gewest zu seyn, dem nachmals andre Scribenten, als Bruscliius, Guspinianus, Hundius und Palladius und andre mehr gefolgt und ansgegeben, er sey gleichfalls Bischoff zu Lorch und zu Aglar gewest, wiewol sie nicht Alle in der Zeit - Ordnung eins seyn, sondern theils ihn erst nach Lorch, theils zu erst nach Aglar setzen. So lautet auch deß Einen Erzehlung deß Andren seiner nicht gleich, und kann Ihrer Keiner die sei-i nige hiermit mit einem alten Scribenten bezeugen. Denn was man aus denen Lec-; tionibus Officii Aquilejensis oder Vienen-sis dißfalls vorbringt, kann anders nicht, als sür neu geachtet werden, weil es nach dem tausendsten Jahr Christi aufgesetzt ist. Hundius, welcher sonst vorgiebt 8. Quirinus sey ums Jahr Christi 268 (dafür Palladius 283 setzet) von seinem Bisthum zu Siscia nach dem Bisthum zu Aquileja verrückt, gestehet doch gleichwol Selbst, daß obgleich in denen Annalibus Pata-viensibus gedacht wird, der Bischoff 8. Quirinus habe im Jahr Christi 308 gelitten, wie auch die Martvrologia melden, dennoch weder in den Actis noch in dem Catalogo der Bischöfe einige Anzeigung geschähe, daß er sollte Ertzbischoff zu Lorch gewesen seyn. <0 Nicht weniger bekennet er, daß 8. Quirinus auch nicht in dem Catalogo der Patriarchen zu Aglar stehe. Gleichwie eben sowol die Jtaliänische Au-tliores solches eingehn, daß in den alten Catalogis oder Verzeichnissen der Aquile-jensichen Bischöfe, derselbe gar nicht angetroffen werde. Welches auch Ugbelus 6) Thomas Archi-Diacon in Historia Salonitana c. 13. f. m. 321. a. c) Hundius in Metrop. f. 287 Ob S. Qui rinus von siscia nach einem andrem Ort, als Bischofs versetzt worden? bestätiget, f) Denn die alte Jnscription, so im Jahr 1031 in der Kirchen zu Sigiar gesetzt worden, beweiset weder dieses, das 8. Quirinus Patriarch zu Aquilegi ja gewest, noch dieses, daß allda deß Siscia-nischen Quirini Reliquien befindlich sehen. Vierdtens fallen gleichfalls unterschiedliche Benennungen deß Orts der Marter. Die stärckeste Parthey der Scribenten spricht, man habe ihn zu Sisseck ergriffen, und eingekerckert, aber zu Sab ari a oder Savaria, (das ist zu Guns in den Fluß Savariam, (oder Guns) geworffen, und darinn ertrincken lassen. Denen entgegen schreibt Palladius, er sey zu Aquilegia ins Gefängniß gelegt «) aber hiermit wird er von keinem einigem Scribenten secundirt. Wiederum dörffte es auch noch wol einigen Scrupel deß Flusses halben Hetzen, darein er gestürtzt worden. Denn es will beym Prudentio schier das Ansehn gewinnen, als sey er zu Siscia nicht allein ein- ? gefangen, sondern auch ins Wasser ge-türtzt, denn zu solchen Gedancken wollen diese Verslein schier Anlaß geben: Summo Pontis ab ardui Sanctae plebis Episcopus In praeceps fluvio datur. Dergleichen auch diese: Spectant eminus è solo Doctorem pavidi greges. Dieses giebt soviel zu mercken, daß Er, als ein Hirt vor den Augen seiner Heerde, das ist, seiner Gemeine im Wasser ge-schwummen. Nun war er aber kein Bi-schoff zu Savaria, sondern zu Siscia, darum wollen sich die Worte sanctae plebis Episcopus und spectant &c. Doctorem pavidi greges, kaum anders verstehen oder deuten lassen, als auf einen Lehrer der Gemeine zu Siscia. Denn zu 8ària ist er stets im Gefängniß gewest, hat also daselbst schwerlich lehren können. Jedoch mag vielleicht Prudentius hiemit die Christen - Leute, welche ihm zugeschauet, darum greges nennen, weil er im Wasser ihnen eine gute Lehr und Ermahnung zur Beständigkeit ertheilet hat, wiewol die erste Erklärung scheinbarer. Hernach so wundert mich, daß D. Schönleben, welcher doch den Cluverium nicht obenhin gelesen, die alte Stadt Sacar-bantiam (oder Scarbantiam, oder Scara- bantiam) mit Sabaria (oder Savaria) für einerley achtet, sintemal es zweyerley Oer-ter seynd. Dann Sabaria ist Sarvvar, und Unt,er|^‘ ligt am Wasser Guntz, welches für den i^rt”r s»-Fluß gehalten wird, darein man offtge- bari» und rühmten heiligen Quirinum versendet hat. Sacarba«-Aber Sacarbantia (wie es der Schönleben °'a' ausspricht) oder wie es Andre schreiben Scarabantia und Scarbantia hat man wie Istbuansius gedencket, ehemals das je-nige Ort geheißen, welches jetzo Kerment benamet, und von der Rab angeströmet wird. Wiewol Andre wollen Scarabantia sey Scapring, welches der Ungar Cbze-pregb nennet. Es sey nun gleich Scarabantia das heutige Kerment, oder der Ort Scapring, so ist doch Eines sowol als das Andere von Sabaria oder Savaria unterschieden und nicht einerley mit demselben, wie zwar D. Schönleben in diesen seinen Worten vermeynt: Inscriptio vetus in Aquileiensi Ecclesia &c. non probat, ibi contineri reliquias 8. Quirini Sisciani, Sabariae vel Sacarbantiae ut alii scribunt, in flumen cum lapide molari demersi. Und gleiche falls in diesen kurtz darauf folgenden: Ubinam locorum reliquiae S. Quirini Episcopi & Martyris ad Sacarbantiam vel Sab ari am in flumen demersi conserventur. Nachmals wiederholt er den Namen Sacarbantiae vel Sabariae, und setzt auch bißweilen das Wort Sacarbantia bißweilen Sabaria allein, da doch Sabaria nach La-zii b) Frölicbii c) und Anderer Meynung Stein am Anger oder vielmehr wie Cluverius will das Städtlein Sarvvar ist, so zwey Meilen von besagtem Stein am Anger, gleichwie der Marcktsleck Scarbantia oder Sacarbantia (Cbzepregk, Scapring oder Schäpring) vierzehn tausend Schritte von gedachtem Stein am Anger entfernt an der Räbnitz ligt. dj So erhellet der Unterscheid beyder Oer-ter noch klarer daraus, daß Antoninus schon zu seiner Zeit demselben ausdrücklich zu erkennen gegeben, indem Er zwischen Sabaria und Scarabantia vier und dreyssig tausend Schritte gesetzt. Weil dann sonst insgemein der Marter-Ort 8. Quirini Sabaria benamst wird, bleibt man am sichersten darbey, daß wo- f) Ughellua Tom. 5. Ital Sac. o) Henric. Pallad. Kerum Forojul. lib. 8. b) WolfgangusLaz,lib. 12. Reipubl. Rom. fol.966. c) David Frölichius Parte 2. Viatorii lib. I- e-9. p. 292. & 304. d) Yid. Cluver. in Descript. Norici. Orden und Pfarren in Lrain. . fern heut der Ort Schäpring das alte Scarabantia ist nicht das Fließwasser, welches Scarabantiam vorbey rinnet, nemlich die Rabnitz, so der Rab zufliefset, diesen heiligen Märtyrer ertränckt habe, sondern die Rab selbst an dem Ort, wo der mit dem Flüßlein Nechnitz vermehrte Guntz-Fluß zu ihr eingehet, nemlich bey Sar-war solches gethan. Wiewol wann Ker-ment sollte Sacarbantia gewesen seyn, zwar eben sowol die Nab da vorüber Pas-sirt, aber doch weit unter Sarwar, nemlich da, wo das Strömlein Torna ihr seine Zuflut opffert. Die fünffte Frage, so hiebey will beleuchtet seyn, ist schon oben in etwas berührt : „Ob nemlich der heilige Quirinus sein Leben im Wasser geendigt und darinn erstickt, oder wie Etliche vorgeben, nachdem man gesehen, daß er nicht sincken wollte, wiederum herausgezogen, und mit dem Schwert umgebracht sey?" Dann es ist gesagt, daß Andre glaublicher schreiben, die Martyrisirung sey im Fluß gäntzlich vollzogen, und er nach einer langen Ermahnung an die zuschauende Christen ge-suncken. Hierinn trauet man nun abermal billig und am sichersten denen ältesten Scribenten. Eusebium haben wir oben bereits angezogen, welcher meldet, daß er endlich zu Grunde gangen. Eben dasselbe bezeuget Prudentius, der den gantzen Verlaufs in ! diesen seinen schönen Versen also erzehlt: Kon illum gladii rigor, Non incendia, non ferae, Crudeli interitu necant ; Sed lymphis fluvialibus Gurges dum rapit, abluit. Nil refert vitreo aequore, An de flumine sanguinis, Tingat passio martyrem. -Eque gloria provenit, Fluctu quolibet uvida. Summo pontis ab ardui Sanctae plebis Episcopus In praeceps fluvio datur Suspensum laqueo gerens Ingentis lapidem molae. Dejectum placidissimo Amnis vertice suscipit, Nec mergi patitur sibi, Miris vasta natatibus Saxa pondera sustinens. Spectant eminus è solo, Doctorem pavidi greges : Nam Christi populus frequens Riparum sinuamina Stipato agmine sepserat. Sed Quirinus, eminens, Os circuntulit, heu! suo Exemplo trepidos videt, Nil ipsi proprii memor Inter stagna periculi. Confirmat pia pectora, Verbis mirificis rogans, Ne quem talia terreant, Ne constans titubet fides, Aut, poenam putet, emori. Dicentem fluitantibus, Amnis terga vehunt undis : Nec substrata profunditas, Saxoque & laqueo & viro Audet sponte dehiscere. Sensit Martyr Episcopus Jam partam sibi praeripi Palmam mortis & exitus, Ascensumque negarier J3terni ad solium patris. Jesu cunctipotens, ait, Haud quaquam tibi gloria Haec est insolita aut nova, Calcare fremitum maris, Prona & flumina sistere. Scimus Discipulum Petrum Cum vestigia tingeret Mortali trepidus pede, Dextrae subsidio tuae Subjecisse salum solo. Jordanem quoque novimus, Tortis vorticibus vagum, Dum fertur rapido impetu, Ad fontem refluis retro Confugisse meatibus. Haec miracula sunt tuae Virtutis, Domine, ut modo Suspendar, leve praenatans Summo gurgite fluminis, Cum collo scopulum traham. Jam plenus titulus tui est, Et vis prodita nominis, Quam gentilis habet stupor. Absolvas, precor, optime. Hujus nunc animae moras. Quid possis, probat amnicus, Qui vectat silicem liquor. Von dem Ort der Be-grübniß S. Ouirini. Wo seine Reliquien anjetzo ruhen. Hocjam quod super est, cedo, Quo nil est pretiosius Prote, Christe Deus, mori. Orantem simul halitus, Et vox deserit, & calor, Scandit spiritus ardua : Fit pondus grave saxeum : Corpus suscipiunt aquae. Fürs Sechste wird gefragt: Wo S. Quirinus hernach begraben, oder weiter hingeführet worden? Ich habe schon vorhin erwehnt, daß der erste Satz dieses Carminis schier so lauten wolle, als sey dieser Märtyrer zu Siscia umgebracht. Eben derselbige Satz kann gleichfalls so verstanden werden, als ob er auch daselbst gleich begraben worden, Vermöge dieser Verse: Urbis moenia Siscise Concessum sibi Martyrem Complexu patrio fovent. Aber weil fast alle Scribenten, sowol seine erste Begräbniß, als seine Marty-risirung der Stadt Sabariae zueignen, und Keiner sich an diesen Vers Prudentii geflossen, begehre ich auch nicht der Erste zu seyn, welcher dieselbe auf solchen Sinn ziehet, daß sie seine Begräbniß der Stadt Siscise zuschreiben sollten, sondern lasse es bey der vielstimmigen Meynung beruhen, daß er zu Sabaria, am Stadt-Thor beerdiget worden. Aber welcher Gegend man seine Reliquien antreffe, das ist, darum noch nicht ausgemacht, und dörffte auch wol unausgemacht bleiben. Die zu Aglar wollen diesen Ruhm an sich ziehen, und achten sich dessen befugt durch obangeregte Schrifft, so auf einem alten Marmelstein bey der Sud-Pforten ihrer Thum-Kirchen zu sehn ist. Wovon der letztere Theil also lautet: M. XXXI. Indictione XIII. Id. Julii. Item dicti Cardinales, authoritate Apostolica, ob reverentiam 8. Quirini Martyris, qui ejus corpus portaverunt de urbe, & condiderunt à parte dextra in Altari parvo, juxta Altare majus, & ob reverentiam B. Marci, Papae & Confessoris, cujus etiam corpus de urbe portaverunt & collocaverunt, à sinistris in altari parvo, juxta majus altare, concesserunt Indulgentiam, a) a) Apud Henric. Palladium lib. 8. Rerum Foro-jul, & Ughellum Tom. 5. Ital. Sac. in Poppone Patr. f. 50. In diesen Worten steckt kein anderer, noch weiterer Beweis, als daß der Körper eines heiligen Quirini von Rom nach Aglar gebracht, was für ein Quirinus aber dieser gewesen, wird dabey nicht gemeldet. So man damals selbigen von Rom übernommenen Körper für deß Siscianischen Quirini seinen geachtet hette, würde man solches in der Inscription schwerlich verschwiegen, auch ohne Zweifel wol den alten Catalogis oder Verzeichnissen der Aquiliensischen Bischöfe einverleibt haben, darinn sichs doch nicht findet, wie die jüngere Scribenten selbst gestehen. So berichtet auch der D. Schönleben, man könne gleichfalls aus keinen Brevieren bescheinigen, daß zu Aglar der Leib deß heiligen Bischoffs Quirini, der zu Sacarbantia (dafür er aber hette Savaria setzen sollen, weil solche beyde Namen, wie vor erwiesen ist, nicht einerley Ort bezeichnen) gelitten, und Patriarch zu Aglar gewesen seyn sollte, verwahrt werde, denn er (der Schönleben) glaube nicht, daß ein einiges Brevier vorhanden, so vor sechshundert Jahren, oder zu der Zeit, da man von Rom die Reliquien deß heiligen Märtyrers Quirini nach Aglar gebracht, geschrieben sey; in den neuern habe man viel Fehler oder Jrrthnmer gemerckt, solange jedwede Dioscesen oder Kirchspielen, ja allerdings jedwede Kirchen ihnen selbst für sich besondere Breviaria gemacht, biß an die Zeit Papsts Pii deß V. Darum dann kein Wunder sey, daß etwan auf Vermutung eines, in der Antiqmtet unerfahrnen, der jenige 8. Quirinus, welcher zu Aglar ruhet, für einen vormaligen Patriarchen zu Aquileja gehalten worden ; welches hernach denen Geschichtschreibern Anlaß gegeben, zween oder drey unterschiedliche Quirinos, in einen zusammen zu schmeltzen. Es wollen aber auch die zu Meyland der Stadt Aglar solches nicht gestehn, sondern rühmen daß vielmehr sie dieses heiligen Quirini Körper besitzen; und melden in dem jenigen Breviario, welches Carolus Boromaeus herausgegeben, der Leichnam 8. Quirini, weyland Bisch off zu Siscia in Jllyrien, sey von Rom nach Meyland gekommen, zur Zeit Bischoffs Eriberti, welcher von Anno 1019 biß 1045 gesessen. Hingegen wird bey dem Mambritio in Inscriptio» zu Aglar « der Thuirs Kirchen. 2b bat»»8 beweißlich- daß dieser Körper Qtii' rini alida ruhet. HystoriO Irrthi»»' in m»»* heutige» Brevier»- Die iKeY-1-ind-r^fi, men, da,' den Kdrpr iqrerS be-sitz-»- den Actis derselbe Bischofs, unter welchem die Uberbringung geschehen fehlt soll, An-gilbertus genannt, welcher allererst im neundten Secalo, nemlich ums Jahr Christi 840. den Bischöflichen Stuhl besessen unterm Papst Gregorio dem Vierdten. Vielleicht werden nach desselbigen Schönlebens Vermutung die zu Rom noch wol behaupten wollen, daß sie selbst vielmehr solchen heiligen Körper annoch in Besitz haben." Dann, wie Bollandus in den Lectionibus antiqui Officii 8. Mariae trans Tyberim gedencket, so hat dieses heiligen Bischoffs Quirini Körper lange zu Buda (oder Ofen) geruhet, ist von dannen aber nach Rom (ad Catacumbas) gebracht, endlich vom Papst Innocentio dem Zweyten, in der Kirchen 8. Mariae trans Tyberim beygesetzet." Nun ist dieser Innocentius II. vom Jahr Christi 1130 biß ans 1143ste gesessen. Hat also innerhalb solcher Zeit offtgedachter heiliger Körper wol entweder nach Meyland oder nach Aglar, wiederum verrücket werden können. Obs aber geschehen sey, will aus dem, was Beyde deßfalls anziehen, nicht recht erscheinen. Ja! wie aus dem was gedacht worden, zu schliessen, so muß Aglar allbereit hundert Jahre zuvor den heiligen Körper eines andren Quirini gehabt haben. Diesem Allen nach, scheinet gewiß, 8. Quirinus seh Bischofs zu Siscia (oder Si-seck) gewest, und zu Sabaria oder Savaria gemartert, ungewiß aber, ob derselbe auch Ertzbischoff zu Lorch oder Patriarch zu Aglar gewesen. Und in gleicher Ungewißheit verbleibt auch dieses, wo anjetzo seine Gebeine ruhen, deßwegen jetztbenannte Oerter diese Strittigkeit auch wol auf-heben, und mit allen Ehren ruhen lassen können. Die Gebeine der Heiligen soll man werth und gebührender Massen in Ehren halten, dann sie verursachen dem Ort, va sie ruhen, eine Zier und Ehre, können auch den Anschanenden eine Andacht und Cyfer christlicher Nachfolge erwecken. Da-sum es dann einer Stadt nicht zu verübeln, daß sie den Ruhm der Besitzung heiliger Asche, Gebeine oder Gräber (wann ße anderst denselben mit klaren Zeug-Assen behaupten kann) sich nicht wegle-ichen lässt. Doch halte ich dieses für was Cdlers, daß man vielmehr sich um das pentiti, als um den Leib eines heiligen Märtyrers reifse, diesen zwar ehrerbietig in den Augen, jenen aber nachfolglich im Gemüt trage.) 8. Rochus. Den H. Rochum erkennet Crain nicht für einen Landsman, aber doch nach Rö-misch-Catholischer Weise für einen Patron und Fürbitter, wie wir unten die Ursach dessen werden anzeigen. Er hat gelebt gegen dem Ende deß drey-zehendeit Seculi oder Jahr-Hunderts, biß ans sieben und zwantzigste deß vierdten als ein Mitglied deß dritten Ordens S. Francisci, als dafür ihn auch die Bull Papsts Pauli deß Dritten Cum à nobis petitur Le. so im Jahr 1547 ausgefertigt worden erkennet. Wie solches auch unterschiedliche Scribenten, sonderlich Ri-badeneira, Petrus de Vega, Sebastianus de Rincon, Miranda, Dara und andre Scribenten Römischer Kirchen mehr be-stetigen. Zu unsrer Zeit hat Leuchtius aus dem Waddingo, Ribadeneira und Breviario Carmelitarum sein Leben beschrieben dieses folgenden Lauts. „Rochus der glorwürdige Bekenner und Diener Gottes zu Montpelier in Langedock, von edlen und reichen Eltern im Jahr deß Herren 1295 mit einem roten Kreutz auf seiner Brust geboren, hat von seiner Kindheit an gute Anzeigungen der Tugenden gegeben und vom zwölfften Jahr seines Alters angefangen seinen zarten Leib mit strengem Fasten und Bußwer-cken zu casteyen." „Nach seiner Eltern Absterben, als er in seinem zwantzigstem Jahr Land und Leute ererbet hatte, verkauffte er alles, was er kunnte, und theilte es aus unter die Armen. Das Land aber, Häuser und Un-terthanen, übergab er seinem Vettern, kleidete sich wie ein Pilger, verließ alle Freunde und Verwandten, und zoch wie ein armer schlechter unbekandter Fremdling, aus seinem Vaterlande nach Italien, in Mey-nung, sich nach Rom zu begeben, und die heiligen Oerter mit Andacht zu besuchen." „Unterwegens kam er in ein Städtlein Aquapendente genannt am Fluß Pol gelegen, da die Pest zu der Zeit starck regierte, und viel Menschen an der Kranck-heit zu Bett lagen. Deßwegen begab er sich ins Spital zum Spital-Meister, die-nete Tag und Nacht denen, welche mit ; der Pest behafft waren mit grossem Fleiß i und Liebe, und machte viel gesund mit 10* S. Rochus. Zu welcher Zeit er gelidi. S. Rochus kommt mit einem roterr Kreutz auf die Welt. Verlässt Alles. Wird ein Pilgrim. Dient denen so an der Pest danider ligen. dem Zeichen deß heiligen Kreutzes. Deß-gleichen thät er auch zu Rom, Cesaena, Placenz und in ändern Städten und Flecken. Unter ändern war zu selbiger Zeit in der Stadt Rom ein Cardinal bey dem Papst sehr angenehm, der sich für dieser Mach, einm Migen àanckheit sehr fürchtete, damit ««bina, bas er aber von derselben srey bleiben mogte, Stilen deß hat der H. Rochus ihm das Kreutz-Zei-anf bit ©int chen auf die Stirn gemacht, welches durch Göttliche Schickung sich öffentlich auf der Stirn von jederman sehen ließ. Viel verwunderten sich hierüber, theils lachten auch dessen, also, daß der Cardinal den H. Rotinun gebeten, er sollte ihm das Creutz-Zeichen wieder hinwegnehmen. Rochus gab chm zur Antwort. Niemand schämt sich seines Königs Waffen zu tragen, wer wird sich dörffen schämen das Waffen deß himmlischen Königs zu tragen? Die Heiligen Gottes, auch Könige und Fürsten haben ihnen für eine grosse Ehre gehalten, das Creutz Christi öffentlich zu tragen, ja viel herrliche Märtyrer haben es für die grös-seste Gnade von Gott und ihre Ehre geachtet, am Creutz zu sterben. Hat nicht der heilige Apostel Andreas sich dessen höchlich erfreuet? der Apostel Paulus wie auch der H. Franciscus pflagen ja offt zu sagen, es sey weit von mir, daß ich mich anderst berühme, als im Creutz meines Herrn Jesu Christi. Hat nicht auch der Sohn Gottes alle Menschen ermahnet. Wer mir will Nachfolgen, der ver-läugne sich selbst, und nehme sein Creutz und folge mir nach. Und der sich meiner wird schämen vor den Menschen, dessen will ich mich auch vor meinem Vater schämen. Mit diesen Worten hat Rochus den Cardinal gestärcket, daß er das Creutz auf der Stirn behalten." Er bekomm. „Als er zu Placenz alle im Spital ge-b.t Pest. sährlich kranck-ligende Menschen von aller Gefahr deß Todes erlediget und gesund gemachet hatte, ward er sebst zu letzt von einem gifftigen hitzigem Fieber gar hart angegriffen, und litte grosse Schmertzen mit höchster Gedult, biß er aus dem Spital wegen seiner Krankheit ausgetrieben ward, und aus der Stadt gewichen, auf dem Wege bettelte er seine Nothdurfft von guten Leuten, da er aber an eines Edelmanns Haus bettelte, ward er schimpflich vom Edelman abgewiesen, begab er sich in den nechstgelegenen Wald, legte sich unter einen Baum, und weil kein Mensch war, der ihm seine Nothdurfft schaffte, hat Gott seinen Diener nicht verlassen, sondern durch einen Iagthund deß Wird Edelmanns ihm alle Tage gute Stücker Brod von deß Edelmauns Tische zuge- Reifet. ' schicket und gespeiset. Diß hat der Edelmann gemercket und ward bewegt, daß er sich selbst wegen seiner Unbarmhertzigkeit gestrafft, sintemal die Hunde barmhertziger waren als die Menschen. Kommt zum heiligen Rocho, bittet ihn um Verzeihung, ja fasset eine Resolution, daß er alles um Gottes willen den Armen gegeben, bey dem heiligen Mann in seiner Hütten verblieben, und durch dessen Unterweisung zu grösser Vollkommenheit gelanget." „Hiedurch ward Rochus im Lande be-rühmt, deßwegen machte er sich davon und zoch wiederum nach Frankreich in sein Vaterland nach Montpellier, ward von niemand mehr erkannt, auch nicht von seinem eigenem Vetter, dem er seine Erb-schafft hinterlassen hatte, und der damal die Stadt regierte, sondern ward für einen . j Spion und Verrohter gefänglich einge« zogen und fünff gantzer Jahr lang im ^worff-»-stinkenden Kerker gar übel gehalten, litte groffen Hunger und Durst, Hitze und Kälte neben vielen Schmähworten und ändern Ungelegenheiten mit unüberwindlicher Gedult." „Als er zu letzt vermerckete, daß feines Lebens bald ein Ende seyn wird, hat er 8. Rupertus. Der gottselige Eyfer, womit ihm 8. Rupertus, erster Bischoff zu Saltzburg, und der Nordgauer Apostel, die Bekehrung der Sclaven hat angelegen seyn lassen, als dieselbe (Emin hatten eingenommen , verbindt uns Seiner allhie auch nachrühmlich zu gedencken. Von seinem Geschlecht und Herkommen fällt die Nachricht der alten Schafften unterschiedlich, doch alle Mal vortrefflich, und auf einen sürnehmen Stand. Denn Etliche geben ihn aus für einen Sohn deß Fränckischen Königs Dietbrechts (Theodoberti). Andre benennen den Fran-cken-König Litomarum zu Orliens, Ihm zum Vater. Welcher König noch mehr Söhne gelassen, die alle geistlich, nemlich Bischöfe und Priester werden mufften, weil ihr Vetter, König Lotharius (oder Lauter) aus der Picardey, und König Hilbrecht von Paris, sie dazu gezwungen, 3. Nubiani ZeburtS- Stabt, Wird 93t» hoff. 3 mit er ;eftorben. 5. Ruperti Lckehrungs- Fleiß. indem sie ihrem Vätern, gemeldtem Könige Litomaro (oder Lythmarn), sein Königreich Orliens mit Gewalt eingenommen, und unter sich getheilt. Die jungen Herren, König Lytmars Söhne, erzoch ihre Anfrau Großhild. Die Printzen Luithold aber und Ruprecht flohen herum in Deutschland, und kamen endlich zu ihrem dritten Vettern Dietrich, dem Könige von Metz. Der schenckte ihnen hin und wieder Bisthümer. S. Ruprecht nahm zu ihm andre zwölff sehr gelehrte fromme Priester, zoch mit diesen in Begleitung seiner Basen oder Schwester Ehrntraud ins Beyerland, Christum zu verkündigen, lehrte sowol offent- als heimlich auf der Gassen, und in den Häusern. In Summa, er jagte dem Gewinn der Seelen täglich nach, a) Ilms Jahr 580 ist Er ins Noricum gekommen, und hat auch seine Discipul nach Crain geschickt, um daselbst, wie gedacht, die Sclaven, das überaus abgöttische Volck, im christlichen Glauben zu unterweisen. Von ihm ist auch Hertzog Theodo in Beyern getaufst worden. Im Jahr 623 hat Gott diesen seinen unverdrossenen Arbeiter ausgespannet, und am ersten Ostertage seinen Geist ausgenommen in die Ruhe; angemerckt, solches auf einem sehr altem Grabstein, welchen man Anno 1617 ausgescharret zu lesen. Es wird im Bisthum Saltzburg, am 28. Martii celebrirt. Ihm zu Ehren erklingen beym Raderò, diese Verse: Praesulis unius quid non valet inclyta virtus, Cujus ab ore Deum Boica tota bibit? Lustrat coelesti THEODONEM fonte RUPERTUS, Et Dominum gentis tollit ad astra caput. Ille suis major, quos cernuus ante colebat, Dis calcat pedibus numina culta suis. Gens imitata Ducem, melius quoque Numen adorat : Nam Regis Pietas fit pia norma gregis. IJ а) Aventinus im 3. Buch Bayrischer Geschichte fol. m. 531. б) P. Raderus in Bavar. 8. 8. Serenus. 8. Serenus, ein andächtiger Ordensmann, ist samt 62 seiner Gesellen in Pannonien martyrisirt worden, und wird am 23. Aprilis sein Gedächtniß gefeyrt. c) 8. Sergius. Im Jahr 260 ist neben andren stand-hafften Christen in Africa, auch Einer mit Namen Sergius, ins Gefängnis ge-worffen. Welchen Gefangenen der H. Ertz-bischoff Cyprianus ein Trost- und Ermahnungs-Schreiben zugeschickt, daß sie an Christo fest halten sollten. Es findet sich aber in den Manuscrip-ten derer zu Triest auch ein Märtyrer dieses Namens, welcher von Geburt ein Römer gewest, und wie sowol etliche Urkunden, als die Tradition der Triestiner beglauben, in ihrer Stadt im Ouartier gelegen, da er die Stelle eines Römischen Regiments-Obristen gehabt, und damals allbereit ein Christ gewest. Weil dann die Stadt Triest vormals unter Crainerischem Gebiet gestanden, dunckt mich nicht unziemlich, daß wir diesen mit einziehen. Bon diesem Sergio sagt das Marty-rologium Romanum, daß er in der Pro-vintz, so man Augustam Euphratesiam heisst, unter der Regierung Keysers Maximiani, samt dem Baccho, welche beyde zween edle Römer gewest, zum Märtyrer worden, den Bacchum habe man mit starcken und dicken Sennen solang ge-peitschet und geschmissen, biß sein gantz zerfleischter Leib den gläubigen Geist in wahrer Bekeuntniß Christi, von sich in Christi Hände fahren lassen. Dem Sergio aber zoch man hohe Schuhe an, die inwendig voll scharffer Nägel steckten, so ihm den Glauben zu den durchstochenen Füssen, mit samt dem Blut heraussliessen lassen sollten. Weil aber derselbe ihm nicht in den Füssen sondern im Hertzen saß, und dieses mit den Nägeln der Liebe, seinem Erlöser unbeweglich fest angehefftet blieb, befahl das Urtheil, ihm den Kopff vor die Fitste zu legen. Der Ort, da er ruhet, ist nachmals Sergiopolis benamt, und von den Cristen häuffig besucht worden, um der erschollenen Miracut willen, welche ihn in einen grosten Ruhm gebracht. Laut obbemeldter Triestischer Tradition soll dieser christliche Kriegs-Obrister, als c) Continuatores Bollandi. Zweyerle» 6. Serg»- g ßacbi Marter- ©ein ist besE worden gr versp^ bea Zvg -in Z-K, ,eines zu g-b-N' Mt aus bl er .gen Rom zuruckgefordert worden, den ^ herab. Triestinern versprochen haben, wann man ihn um deß christlichen Glaubens willen würde tödten, wollte er ihnen ein Zeichen geben; welches auch also würcklich geschehen lehn soll. Dann in der Stunde seiner Marter, nemlich am 7. Octobris im Jahr 289 ist (wie sie berichten) der Spieß, welchen Sergius im Kriege geführt, aus der Lufft mitten in die Stadt gefallen, welchen sie aufgehoben, und unter die heilige Reliquien gethan, auch noch heute beh ihren Procefsionen mit herumtragen und veneriren. Und haben die Triester seit selbiger Zeit in ihr Stadt-Wappen einen solchen Spieß gesetzt, so noch jetzt darinn zu sehen ist. Anmerckung E. Jr. [Wett weder in dem Martyrologio Romano noch beym Hensclienio noch in den Annalibus deß D. Schönlebens, darinn «Sas v dieses Märtyrers sonst auch gedacht wird, !*aEuph8rä‘- ""gezeigt worden, was Augusta Euphra-S* für tesia für ein Ort, und wo er gelegen 'àsky. seh, so dient zu wissen, daß hiedurch die Stadt Comagena in Syrien werde verstanden, welch? am Strom Phrat (oder Euphrat) lag und nachmals Augusta Eu-pbratesia genannt worden, nach der Pro-vintz Euphratesia, wodurch beym Proco-pio die Syrische Landschafft, so disseits am Phrat ligt, angedeutet wird, welcher gantzer Landstrich beym Strabone und Plinio Comagene, jetztbesagte Hauptstadt derselben aber Comagena heisst. Nach der Zeit hat diese den Namen Sergiopolis (Sergii Stadt) bekommen, und ist ein ertzbischöfflicher Sitz dahin gelegt. Heutiges Tages soll man sie Azar nennen. Es slorirten vormals in selbiger Stadt und Landschafft die Wahrsager gewaltig-tlch, daher auch der Poet Juvenalis derselben gedencket in diesem Verse: Tractato, Armenius, vel Comagenus Aruspex. a) 3ft demnach vermutlich, daß an einem solchen Ort der heilige Sergius soviel verhasster worden, je hefftiger selbige heidnische Wahrsager auf diesen freudigen Zeugen und Bekenner der christlichen War-2?lt, Zweifels ohn erbittert gewesen, weil 6te christliche Religion solche Wahrsagerey verwirfst, und sowol das Ansehn, als den vvhn oder Gewinn derselben verkleinert.) 8. Servulus. Noch weit besser ist man befugt den heiligen Servulum denen in Crain berühmten und verehrten Heiligen einzufügen. Welcher zu Triest nicht wie vorgelobter 8. Sergius nur im Quartier, sondern auch in der Wiegen gelegen und ausgewachsen. Und weil mehrbesagte Stadt Triest, als sein Vaterland, damals zu Crain gehörig gewest, so ist den Crainern auch 8: Servulus mit angörig. Nachdem derselbe das vierzehende Jahr Z- Serà, erreicht hatte, und die Verfolgung der je Christen daherum im Lande gewaltig gras- Z. Sero, sirte, entwich er zu Rettung seines Lebens aus seiner Geburts-Stadt und ffohe verkleideter Weise in die Grotte oder Höle bey S. Serv in Crain, welche ich oben im zweyten und vierdten Buch dieses Wercks beschrieben habe. In solcher Hüten hielt er sich verborgen und unbekandt eine Zeitlang auf. Andre aber, als Henricus Pallaclius und P. Martinus Bautscbius schreiben, er habe im zwölfften Jahr seines Alters unterm Gebet eine Stimme vom Himmel vernommen, die zu ihm gesprochen: Servale, Serve CHRISTI exaudita est tua deprecatio, quicquid à Deo poposceris, obtinebis. „Servule! du Knecht Christi! dein Gebet ist erhört! was du wirst bitten von Gott, wirst du erlangen." Durch diese Stimme sey er mutig worden, und ohn seiner Eltern Wissen zur Stadt hinaus gegangen, und habe sich versteckt in eine Höle, darinn er ein Jahr und neun Monaten ein englisches Leben geführt. Nach solcher Zeit hat er sich aus himmlisches Eingeben wiederum hervorgemacht, und nach seiner Eltern Wohnung begeben, und Gott angeruffen um Stärcke und Beystand zur Bekenntniß deß Glaubens. Indem er aber aus die Stadt Triest zu- emc ging, kam ihm eine erschreckliche Schlange Schiaug-mit weit aufgespertem Rachen entgegen, aber Er zeichnete sich mit dem Zeichen A'Kreutz-s. deß heiligen Kreutzes, und speyete sie an, worauf sie also fort verreckte, er aber Gott für die Errettung von dieser Bestien danck-sagte. Darnach kam er zu seinen Eltern. Bald aber nach dem ging ihm der Mater mit Tode ab, und übte er sich hiernechst samt der Mutter in allerley Gottseligkeit. S-m-Wua- Unter solcher Zeit hat er zu Triest ei- d-r-HAffe . neu vom Teufel besessenen Jüngling mit ™ ** ! dem Zeichen deß Kreutzes erledigt, auch Kranà Wird gefmt gat gesetzt. Gqàigt. der Edelfrauen Fulgentiae Sohn, welchen die Medici schon aufgegeben hatten, beh der Hand ergriffen, und nach Ausschüttung eines gläubigen Gebets zu Gott, zu voriger Gesundheit gebracht. Ein Maurer Namens Didius, fiel unversehens von der Höhe eines Gebäues herab, und zerschmetterte sich, denselben ergriff er gleichfalls beh der Hand, und rieff ihm zu : „Stehe auf im Namen Christi und genese! da richtete sich derselbe augenblicks auf, so frisch und gesund an seinem gan-tzen Leibe, daß ihm gantz nichts fehlte. Das Gerücht solcher Wunder -Hiilffe und übernatürlichen Heilungen, so dieser christgläubige Jüngling verrichtete, hette billig den Richter Julianum in ein weißliches Nachdrucken führen sollen, daß solche Wunderthaten keine Würckung eines verwerfflichen Glaubens sehn müssten, aber wie die boshaffte Iüden durch die Wim* derwerck Christi nur noch härter in ihrem Unglauben sich verhalsstarrigten Ihn für höchstverdientes Lobsagen anfiengen zu verleumden und den H. Geist zu lästern mit der Bezüchtigung, Er hette einen unsaubren Geist, also Hub auch dieser an den Geist der Gnaden oder Gnaden-Ga-ben und Wunderthaten in feinen Gedan-cken zu schmähen, indem er den heiligen Servulum für einen Zaubrer hielt, oder aufs wenigste dafür ausgab und schalt, um das Christenthum desto verhasster zu machen. Er stifftete auch bald mit ihm Peinliche Kundschafft, ließ ihn greiffen, an die Folter werffen, mit eisernen Häcklein und Zangen zwicken und reissen. Aber sein gläubiger Mut blieb unzerissen, rühmte und beglückwünschte sich mit Paulo der Trübsal, sonderlich dieser Peinigung und sagte, daß Er durch Gottes Gnade keinen Schmertzen empfünde. Derwegen gedachte Ihn der Richter empfindlicher und gesühlsamer zu machen, ließ Ihn von der Folter herab nehmen, und mit siedenden Oel begiefien. Welches er gleichfals mit solcher Gedult und Vergnügung ertrug, daß Jener darob erstaunend solches der Zauberey zurechnete, was aus göttlicher Krafft vielmehr herrührte. Gestaltsam er deßwegen Befehl gab, man sollte Ihn mit Nacht-Wasser abwaschen und damit die zaubrische Unempfindlichkeit vertreiben. Selbiger Harn soll sich daraus (wie obbenannte Scriben-ten berichten) in einen wolriechenden Bal- Bezrabe»- sam verkehrt und die Umstehende in solche Verwunderung gebracht haben, daß sie überlaut geruffen: „Der Gott, den die Christen verehren, ist je ein grösser Gott!" Nichts destoweniger ward er zur Stadt ©embtti hinaus geführt, und mit dem Schwert getödtet, nachdem Er mit dem Schwert deß Geistes dem Fürsten der Finsterniß obgesiegt. Wiewol Palladius von einer andren Art deß Todes schreibt, nemlich daß man ihn in einen Brunnen gestürtzt, und mit Steinen beworffen am I. Aprilis, dafür Manzolius und auch die Manuscripta den 24 May setzen. Vielleicht hat man den Leichnam nach der Enthauptung in den Brunnen geworffen, und etliche Steine oben drauf. Derselbe ist aber bey der Nacht ausgesucht und von seiner Mutter Clementia wie auch von andren Christen ehrlich begraben worden. Die Grotten, darinn er obbesagter Mas -feit eine Weile sich aufgehalten, habe ich* schon im vierdten Buch am 497 Blat beschrieben samt dem wunderbaren Brünnlein, so darinn attzutreffen, und wie man glaubt, auf sein Gebet daselbst soll entstanden seyn. An der Stäte, da er sein Lager gehabt, stehet jetzo ein Altar an welchem zu gewisser Jahrs-Zeit Meste gelesen wird. 8. Theodorus. Unter vielen Theodoris so den Leidens-Kelch Christi getruncken und mit ihrem Tode Gott gepriesen, zehlet man auch einen Patriarchen zu Aquileja, der also geheisten. Denselben hat der Römisch-Key-ferliche Gubernator zu Aquileja aus einem absonderlichem Haß und Groll, welchen er wider die Christen gefast, ins Gefängnis} reisten, peinigen und tobten lasten. In der Zeit solches Verlauffs seynd die Authores unterschieden. Henricus Palladius a) und D. Schönleben 6) benennen dazu das 148 Jahr Christi, Ughelus aber das 308ste. Man glaubt, dieser Patriarch habe sich um Iapydien auch trefflich verdient gemacht, und um dessen Bekehrung rühmlichst bemühet. Deßwegen wir allhier denselben mitunter die Sterne der Heiligkeit setzen. Wiewol den Glantz desselben allererst der fettige Tag, an welchem die Sterne sollen vom Himmel fallen, entdecken wird. a) Henric. Pallud. Rer. Forojul lib. 7. b) D. Schönleb. Ann. Parte 3. p. 174. mW“? legi» 9' tert. it«! _ 8. Valerianus, kiarch'è Weil der Aquilejensischen Patriarchen ‘ Aufsicht vor Alters sich auch über die Kir- chen in (Eram erstrecket hat, richten wir an diesem Ort billig auch dem H. Valeriano ein Ehren-Mal aus, als welchem ohne dem seine Gottesfurcht und eyfrige Beemsigung um die Ehre und Ausbreitung deß Christenthums, wie auch um die Unterbrechung derArrianischen Ertzketzerey in dem Gedächtniß solcher Scribenten, welche mit dem Nachruhm gottseliger Leute ihre Feder geziert achten, die Unvergeßlichkeit verdienet hat. t Zu seiner Zeit seynd im Jahr Christi 381, zwey Concilia zu dem Ende, daß man die Ketzereyen, sonderlich die tieff-eingerissene Arrianische, von den Reichs-Grentzen als wie einen tödtlichen Seelen-Gifft ver-3u treiben mögte, angestellet ; Eines im Orient Sei: rin Constantinopel das andre im Occi- to°?eil!um * zu Aglar. Bey solcher venerablen Zu-sei.'ailn.leja ^uimenkunfft von 32 Bischöfen befanden sich nebst anderen gelehrten und berühmten Männern, der heilige Ambrosius, Bischofs zu Meyland, und dieser Valerianus, chs selbiges Orts Patriarch. Solchem Concilio hat auch der Bischofs von ACmona, S. Maximus beygewohnt. t Für den Geburts - Tag dieses heiligen Valeriani benennet das Martyrologium Romanum den 27. Novembris. 8. v. , 8. Virgilius. Die Verdienste deß heiligen Virgilii, N"ischx ehedessen Bischoffs zu Saltzburg, seynd «toin^L”1 9e9en Crain grösser, als daß man ihn jetzo t,f,Iittn. sollte mit Stillschweigen vorbey gehn. Denn er hat nicht allein etliche seiner Diseipeln anhero gesandt, um die in Crain erngesessene heidnische Sclaven im christlichen Glauben zu unterrichten, sondern sich auch persönlich nach Crain verfügt und überall daselbst gelehrt, auch solchen seinen Fleiß fortgesetzt, biß er dahin gelangt, wo ole, Sau und Drav zusammen fliessen. Wre dann solches eines rechtschaffenen Bi-lchosig Art erfordert, daß er als ein treuer Hirt, dem Ertz-Hirten Christo so viel Schafe als chm möglich, zuführen und weiden soll. |üt Solche Sorge aber für die Seelen in n ^tlirndten und Crain bezeugte er mehr $ioi A." 8 einmal durch Abfertigung besagter sei- 8%»t. m sier Discipel. Denn zum erstenmal, da Ml Hertzog Chetimar bittlich begrüsste, «ach Kärndten (dazu damals auch Crain gehörte) zu kommen, und seinen Untertha- Bal». "VIII. Buch. nett mit gutem Unterricht behülfflich zu erscheinen, sandte er an seine Stelle, weil die Kriegs-Empörungen ihn selbsten von solcher Reise abhielten, treffliche Männer, nemlich den Bischofs Modestum und etliche Priester, als Vatonem, Reginbertum, Go-zarium und Latinum, samt dem Diacono Richardo und einer ziemlichen Anzahl andrer gemeiner Geistlichen , mit Befehl, die christliche Religion in diesen Ländern so wachsamlich zu beobachten, damit von den nen Schlüffen der Väter und den alten Traditionen nicht abgeschritten würde. Uber den Ruinen der Stadt Solveld (oder Salseld) in Kärndten, wie auch in Libnrnien und anderer Orten mehr, wurden damals unterschiedliche Kirchen der H. Jungfrauen Maria; zu Ehren erbauet. Nachdem Modestus Todes verfahren, ist Latinus, der wiederum zurück nach Saltzburg gekommen war, etliche mal hin und wieder geschickt, sowol als die beyden Priester Madalous und Varmannus. Weil aber mit dem Leben Hertzogs Chetimari auch der Land- und Kirchen-Friede erleschte und die christliche Priester verjagt wurden, mussten Kärndten und Crain etliche Jahre lang ohn öffentlichen Gottesdienst verbleiben, biß der nachfolgende Hertzog Valdungus zum Regiment kam. Auf dessen Begehren Bischoff Vir-gibus abermal zur Besetzung der christli- ellicherLthrn cheti Lehr# und Predigt Stühle unterschied- »ach «urni» liehe Personen abgeordnet; nemlich den jJ,"1 Heimonem, Reginbaldum, Majoranum, Gozarium, Ercbenbertum, Reginardum, Augustinum, Guntarium und andre mehr. Wiewol diese Namen, nach Welzeri Erinnerung, in den alten Büchern unterschiedlich lauten, a) Weil aber dennoch das Unkraut deß heidnischen Aber- und Unglaubens annoch nicht gar ansgerottet, noch die christliche Religion diesen Ländern fest genug eingedruckt war, ließ er sich nit oerbrieffett, endlich selbst dahin zu ziehen, um auf den Grund, welchen seine Abgeordnete eine Zeit hero gelegt, ein Mehrers zu bauen. Denn gottselige Bischöfe schätzen sich verpflichtet, immer zu bessern und den geistlichen Bau der Seelen immer höher zu führen. Mit was frohlockendem Zulaufs und ehrerbietigen Begegnung er hierauf von dem Lande bewillkommt worden, ist vorhin schon im zweyten Capittel deß sie# a) M. Welzer. üb. 5. Kerum Boicarum p. 159. 11 benden Buchs, aus dem Adelzreiter er-zehlt worden. Dieser lobwürdige Bischoff hat endlich im Jahr 784 seinen bischöflichen Stab samt dem Leben abgelegt, und wird im Bisthum Saltzburg am 28 Novembris celebrirt. ****** Anmerckung E. F. (Der D. Schönleben gedenckt in seinen Annalibus aj es habe der Adelzreiter gefehlt, indem er geschrieben, daß Modestus samt seinen Gefährten „fürnemlich auf den Ruinen" Solvensis oppidi und in Liburnia, welches heut Croatien heisse, Kirchen gebauet und dazu hetten in die Fuß-tapffen Aventini und Megiseri verleitet, welche die alte Archiven, Briefen und Urkunden nicht wot gelesen. Nun setzt zwar der vortrefflichst-belesene Welserus eben sowol, daß solche Kirchen auf den Ruinen Solvensis oppidi und in Liburnia erbauet worden, welcher Welserus gewißlich die alte Bücher und Schrifften aufs allerfleis-sigste durchgesucht, auch solches hiebet) deutlich genug anzeigt. Unterdessen erinnert doch gemeldter v. Schönleben, man müsse da nicht lesen Liburnia, sondern Tiburnia. Seine Worte lauten eigendlich also: Haec ille (Adelzreiter) ad plures annos spectantia, secutus Aventinum & ; Megiserum, qui vetusta Cliartophylacia non bene legerunt. Non enim Jilurnia j legendum est, sed Tiburnia : quae fuit civitas jam olim Episcopatu insignis, à ibidem loci stetit, ubi nunc Solium B. V. non enim Solvense Plinii, aut Solva Ptolomaei, quaeri debent in So- lio. Megiserus, Liburniam circa Solium se reperisse, putavit. Adelzreiter, eum corrigens, aliam intellexit Liburniam, quae contigua est Croatiae, non tamen Oarinthiae. In hanc etiam tum prolatum fidei lumen, haud negaverim, nipote ad quam facilis, & propinquus erat aditus per Carnioliam : ut nullo modo dubites, ad nos quoque pertinuisse hanc Christianae fidei dilatationem &c. Tiburniae proinde S. Modestus Sedem Episcopalem possuit, & Virgini gloriosae templum dicavit, quod hodie-que celleberrimum est &e. b) a) D. Schönleben Parte 3. Annal. p. 378. b) D. Schönleben Parte citata Durch Tiburniam aber, welches Ptolemaeus Teurniam nennet, verstehet Lazius Rachstadt,Pircklieinierushingegen Perii a u, Andre S. Beit, Cluverius die Stadt Bi lla ch in Ober-Kärndten. Ist aber der Ort den man im Saal heisst. Seine Geburt hatte er aus einem fürnehmen Ehe-Bette, als welcher aus einem adlichem Stamm in Irrland entsprossen. Er war gelehrter, weder ihrer Biele und von damaliger sehr gemeinen Idioterey weit entferrnt und nicht allein in seiner Theologia, sondern auch in der Stern-Kunst trefflich erfahren; hielt dafür, daß die Erde fuglicht und dahero auch unter uns mit Leuten bewohnt seyn könnte, die ihre Füsse uns entgegen kehrten. Worüber er vom Ertzbischoff 8. Bonifacio, dem solches als eine irrige Lehr vorkam, viel Beschwerlichkeit ausstehen musste; sintemal derselbe ihn beym Papst Zacharia deßwe-gen anklagte, und also mit seinem Exempel erwies, daß grossen Leuten auch jemaln ein Grosses an vollkommener Wissenschafft noch mangle, und man über Sachen, die man nicht verstehet, sich keines Urtheils unterfangen müsse. Denn die Zeit hat doch gleichwol nachmals entdeckt, daß S.Virgilius Recht gehabt; ob man ihm damals gleich unrecht gesprochen und mit solcher Meynung einzuhalten befohlen. Wie dann auch der liebe gottselige Augustinus solchen Satz verworffen hat und für einen Jrrthum gehalten; aber in solchem seinem, obgleich wolgemeyntem Eyfer, von der Unerfahrenheit betrogen worden. Es ist dieser hochwürdige Bischoff zu einem ehrlich-hohem Alter gelangt und im 84 Jahr seines Lebens der Lüerblich-keit abgestorben. Bey seinem verblasstem Leichnam sollen viel wunderbare und vielen Leuten heilsame Zeichen geschehen seyn. c) Bey seinem Monument hat Gott gleichfalls, wie man schreibt, viel Wunder und Denckwürdiges gewürckt. Massen unter andren gemeldet wird, daß daselbst Einer der lästerlich von ihm geredt, mit leiblicher Besitzung vom Teufel angegriffen, auch nachmals eben daselbst, nachdem er seine Sünde erkannt und bereuet, wiederum der Plage besreyet worden. Die Gewißheit hat zu ihrer Seulen schier lauter geistliche Federn: unter denen auch diese deß P. Poderi seine ist: Welch« 6taV ntrnt Tiber ni am J«‘ heifseu. 23ttnb«‘ werck-A 5* grw lbniß- r) Yid. Cliron. Magni Preab. Jo. Steincl. Catal lalisb. & alii. Ad salsas Rupes, & flumina Salsa .lavavi, Virgilius tumulus praedigiosus erat : Ob quem punita est incredula lingua ministri, Et fcedè à stygio torta retorta lupo : Donec ad ipsius, quem laeserat improbus, aras, Quam prius abnuerat credere sensit opem. Discite Justitiam moniti, & non temnere Divos : Quorum abit haud unquam spretus inultus honor, aj Verùm egro nullum uni benefico ante tulerim (schreibt Welserus, 6et) Meldung seiner Miraculn) quod Carantanis, Christianae fidei imbuendis , vivus praestitit. „Ich ziehe deren keines dieser einigen Wolthat vor, die Er denen Kärndtern (und Crainern) in seinem Leben erwiesen, indem, daß er sie in den Geheimnissen deß ChristlichenGlaubens hat unterrichtet." Der Author, welcher sein Leben beschrieben , nennt ihn Episcopum inaestimabilis Sanctitatis & meriti, „einen Bischofs von unschätzbarer Heiligkeit und Tugend. Er ist auch beym Pipino, Könige in Franckreich, deß Grossen Caroli Vätern, in hohem Ansehen gestanden, und aus dessen Hofe hervorgekommen. Als man im Jahr 1181 dieses heiligen Virgilii Grab entdeckte, fand man dessen gewähltes Bildniß, samt einem Carmine, darinn auch dieser Vers begriffen war: Virgilius templum construxit Schemate pulchro. Welches auf die von ihm erbaute herrliche Thum-Kirche zielte, darein die Reli-9Uten Cunibaldi und Gisilarii versetzt. Damit beydes der neuen Kirchen desto Mehr Ehrerbitung zuwuchse, und auch seine Nachfolger in dem Bisthum gleichsam daran einen Spiegel stets vor Augen haben mögten. t) S. Vitalis. Man zehlet wol fünff Vitales, welche unterschiedlicher Orten mit der Marter-Tauffe Christi getauffet, und über die Todes-Schrecken zu Rittern worden. De- “) Raderus in Bavaria 8. t Vid. Yelserus lib. 5. Rerum Boicarum p. m. 159. ren ist Einer zur Zeit deß Bischoffs zu Laybach, Ottonis Friederich von Rom gen Laybach überbracht, und der gautze Körper zu Laybach, bey S. Nicolai in der Thum-Kirchen beygesetzt, allda er anuoch ruhet. Der Tag seiner Ankunfit ist gewest der 3. Octobris. Er wird jährlich gefeyrt. Uber bißhero erzehlte, werden noch viel ungenannte unter die Heiligen der Crai ner gesetzt, als: Die fünff gemartyrisirte Jungfrauen, so man zu Sirmio am 9. Aprilis ge-feyert. 0 Vie Zehentausend Märtyrer. Ums Jahr Christi 107 oder 108 that der Römische Keyser Trajanus abermal einen Heerzug in Orient, bezwang Armenien, auch nach und nach die umher-ligende Könige zum Gehorsam. Als er zu der Zeit einsmals sein Kriegsheer musterte, fand er darunter eylff tausend Christen, welche sich geweigert hatten, den Göttern zu opffern, weßwegeu er dieselbe von den andren absonderte, und nach Armenien verwies, verhoffend, die Empfindung solcher Schmach sollte ihnen das Christenthum verleiden. Wie aber sein Haus - Hofmeister Romulus ihn erinnerte, daß solches nicht weislich gehandelt wäre, und zugleich sich auch für einen Christen bekennete, nahm es Crajanus so hoch aus, daß er erstlich ihn hart prügeln, und nachmals enthaupten ließ. Was gedachten eylfftausend Kriegsmännern weiter seye begegnet, findet man zwar nicht ausdrücklich beschrieben, weil aber gleichwol das Menologium Graecorum (das ist das Buch oder die Ver zeichniß der Beständigen) an dem Ort, wo es von obbemeldtem Romulo redet, alsofort hinzusetzt, Trajanus habe ihrer viele ins Exilium vertrieben, und aus Erfahrung, daß sie in der Glaubens-Be-kenntniß beharreten, der Todes-Straffe unterworffen, so vermutet daraus Baronius nicht unsäglich, daß solches die zehentausend tapffre Märtyrer gewest, welche in den Wäldern deß Armenischen Gebirgs Ararat gekreutziget worden. Denn obgleich in ihren Actis stehet, sie seyen unterm Hadriano gemartert, leidet doch die Warheit der Htstori, von welcher die Exemplaria unterschiedlich lauten, keinen Abbruch dadurch, angesehn, Hadrianus deß Trajani Enckel, so ihm in dem Keyser- c) Ut Bollandi Continuatores perhibent. 11* Eine Menge ungenannter Heiligen. Trajanu» verleim eylff tausend christliche Soldaten. Welche zuletzt getrentziget iverden. thum gefolgt, den Feldzügen deß Trajani beygewohnt, und bey der Armee, die für-nehmste Charge oder Generalat - Stelle unter ihm bekleidet hat. Wiewol solche Bannisirte oder Vertriebene, auch wol in gedachtem Exilio können aufbehalten worden fehlt, biß Hadrianus zur Keyserlichen Herrschafft gelangt. a) Unter solcher Zwischen-Zeit kann die Menge solcher zehentausend Nelegirten gewachsen, und nach und nach biß auf eylfftausend vergrössert sehn; indem nem-lich die Bannisirte entweder soviel andre Leute zu Christo bekehrt haben, oder aber der heidnische Keyser aufs Neue tausend andre Christen von seinem Heer ausgemustert, und denen vorigen nachgeschickt ins Land. Warum Nun solche in besagtem Gebirge Ara- rat durch den schmertzlichen Kreutz-Tod Hingerichtete HH. Märtyrer hat man in Crain, nach der Anno 1593 wider den Erbfeind erhaltenen Feldschlacht, ange-sangen mit sonderbarer Andacht zu verehren, weil selbige herrliche Victori eben an dem Tage dieser zehentausend marty-risirten Krigsmänner, unter dem tapffren Commando deß siegreichen Heldens Andrew Freyherrns von Auersperg, damaligen Generals der Krabatischen und Scla-vonischen Grentzen, erfochten worden, ö) Iwey und liebenhig Märtyrer. Man lässt auch in Crain das Ehren-Gedächtniß der zwey und siebentzig Märtyrer nicht verwesen, welche in Pannonien (dessen Crain damals ein Mitglied gewest) vielweniger den Tod, als die Verleugnung Christi, so den ewigen Tod zum unendlichen Nachschweiff hat, ge-fcheuet, sondern seinem Namen zu Ehren, Blut und Leben, mit heiliger Gedult und freudiger Standhafftigkeit aufgeopffert. Ihr Jahr-Fest hat man zu Sirmio in Pannonien, am 23. Februarii gehalten. <9 * * * Stiftung Zu betten Heiligen in Crain. Vorbericht Erasmi Frimcisci. Ob zwar ein jeder wahrer Christ durch Glauben und heiligen Wandel geheiligt а) Baron. Tora. 2. Annal. Eccles. ad Ann. 108. f.27. б) D. Job. Schönleben Parte 3. Annal. p. 171. b. c) Apud Bollandi Continuatoros. wird, versteht doch der Herr Haupt-Au-thor dieses Wercks, durch vor-beschriebene eiligen, solche allein, die schon in der ömisch-Catholischen Kirchen nach ihrer Entschlaffung öffentlich dafür erklährt und verehrt worden. Weil nun die zwo berühmte Ordens-Personen Fr. Hieronymus di Lubiana, und der, vor einigen Jahren allererst rühm - bekandt - wordene Pater Marcus d’ Aviano, zwar bey besagter Römischen Kirchen ihrer belobten Frömmigkeit, Andacht, wie auch einiger ihnen zugeschriebenen Miraculn, in sonderbarem Werth und Betrachtung stehen, dennoch aber annoch der Zahl ihrer ca-nonisirten Heiligen nicht einverleibt worden, als Hab ich dieselbe denen vorigen nicht mit einverleiben, sondern zum Anhänge beyfügen wollen, und zwar die Lebens-Beschreibung deß seel. Fr. Hieronymi di Lubiana, in solcher Form und wörtlichem Inhalt, wie sie in einer Relation, welche hochgedachter Herr Haupt-Author mir zugefertigt, verabsafst ist, gelassen, sonder einige Verändrung, ausbenommen, daß ich gar wenig verschriebene oder versetzte, oder verrenckte Worte füg-licher geordnet. In der Relation von dem berühmten P. Marco dr Aviano, habe ich zwar bißweilen einen Wechsel der Worte vorgenommen, und manche Red-Art geändert, dem Inhalt aber seinen rechten Verstand unverruckt gelassen. I. „Das Leben deß im Ruff seligen Fr. Hieronymi di Lubiana, deß H. Francisci Ordens Regulmässiger Observantz." „Es ist dieser fromme Hieronymus ge- D-b ^rt born in dem Jahr nach der Gnaden- gjerony»^ reichen Menschwerdung unsers Herrn und di Lub'*nc Heilandes Jesu Christi 1597 zu Laybach, in der Hauptstadt deß Hertzogthums Crain, in dem am Platz nechst Herrns von Schernburg ligendem Hause. Seine Eltern sind gewesen Melchior Wahner, Rahts-Burger daselbst und Barbara, eine geborne Satl-bergerin, beede gutbürgerlichen Stands, er-barn Handels und Wandels, und tugend-hafften Lebens, mit welchem sie nickt allein ändern vorgeleuchtet, sondern auch ihr liebes Söhnlein Christoph (welcher Nam ihme in der Tauffe zugeeignet worden) von Jugend auf zu derselben gewöhnt. Fürnemlich aber hat seine andächtige Mutter ihme eine sonderbare Neigung und Ehrerbietung gegen der heiligsten und allzeit jungfräulichen Mutter Gottes Maria, von Anfang gleichsam mit der Milch eingegossen. Welche er hernach die gantze Zeit seines Lebens beständiglich bey sich hat erhalten." „Er hatte einen leiblichen Bruder Namens Hanns, und eine Schwester Maria, welche beeile im weltlichen Stande geblieben." fafgu* „Unter seiner so frommen Eltern sorg-^itigungen faltiger Auferziehung hat diß Knäblein ^Hoffnung nicht geringe Anzeigungen seines künfftig-heiligen Wandels verspühren lassen, dann er fast den gantzen Tag im Gebet, und in geistlichen Übungen zugebracht." „Sein Imbiß-Brod, so ihme von seinen Eltern unter Tags gereicht wurde, hat Er den nächsten den besten Armen dargereicht. Und ob er zwar von seinen Eltern zu keinen hohen Studien gehalten worden, hat er doch in seiner Kunst, nem-lich im mahlen, lesen, schreiben rc. trefflich zugenommen. Dann er war einer sehr guten Art eines erleuchteten Verstandes, unverwandlicher Erbarkeit und ein groffer Feind deß Müffiggangs." „Als er nun das 14 Jahr seines Alters erreicht, und deß schmeichlenden Fleisches, wie auch der bezüglichen Welt heimliche und offenbare Nachstellungen ver-merckte, damit Er dieselbe desto besser fliehen, und den kostbaren Schatz seiner jungfräulichen Reinigkeit desto sicherer un-of“en'ns d-n verletzt bewahren mögte, hat er sich ent-*Vci8c‘i hoffen, den Orden der mindern Brüder S- Francisci, (so man Franciscaner oder Barfüsser nennet) anzunehmen. Welcher heilsame Naht, daß er vom Himmel herab kommen, hat sein heiliges Ende genugsam bezeugt. Wie Er dann auch zu Laybach auf sein eyfriges Begehren alsobald angenommen worden." „In seinem Probier-Iahr, hat Er sich der Andacht und Gottesfurcht, wie auch allen geistlichen Übungen dergestalt eyfrig angenommen, daß sein Novitzmeister ein sonderliches Genügen an Ihme hatte, und grosse Geschicklichkeit bey Ihm spührete." .„Sein übriges Leben, so er in solchem heutgen Orden zugebracht, war nicht anderst, als ein Spiegel der Andacht, deß Gehorsams, der Armut, strengen Lebens Je anderer vielen Tugenden, in welchen ^r täglich von einer in die andere auf- gestiegen, biß er, in kurtzer Zeit höhere Vollkommenheiten erreicht." „Seinen Leib casteyete er täglich in Seine s» allen fünff Sinnen. Seine Augen be- |ieSurt8-wahrete Er für aller weltlichen Eitelkeit und schiene, als wann er allen äufferli-chen, Dingen gäntzlich abgestorben wäre. Deß Schlaffs gebrauchte er sich massig, also, daß er viel Nächte mit Gebet zubrachte, und in Betrachtungen himmlischer Dinge offtmals, forderst aber zu Laybach und Ancona von seinen Mitbrüdern durch das Schlüssel-Loch in Gott verzückt, und von der Erden in die Lufft erhoben, mit ausgestreckten Händen, gesehen worden." „Sein Bette waren zwey höltzerne Bretter." „Zu Erhaltung der Natur befriedigte er sich mehrmalen mit einem Stücket Brods, und einem schlechten Trunck." „Unterdessen aber unterließ er nicht alle vorfallende Arbeit in dem Kloster mit Freuden zu verrichten, sich Jedermann zu unterwerffen, und allen den Genügen zu leisten." „Seine meiste Aufenthaltung war, nem-lich der zarte Frohnleichnam unsers Herrn und Heylandes Jesu Christi, welchen er zu Zeiten alle Tage mit höchster Ehrerbietung und Andacht empfangen, und gemeiniglich dabey sein Hertz mit himmlischer Süssigkeit erfüllet und in Gott dergestalt verzückt worden, daß er nicht merckte, was um Ihn geschähe." „Der Gedächtniß deß bittern Leidens Seine und Sterbens unsers Herrn Jesu Christi trachmnz war er gantz ergeben, deßgleichen auch ein r>eß Là» sonderlicher Liebhaber der aller fertigsten Jungfrauen und Mutter Gottes Mariae, cheràbhà welcher er noch in seiner Jugend ewige 3mig-Keuschheit gelobet sich ihr gantz und gar ergeben, alle seine Werde, Verlangen und Seufftzer aufgeopffert, Ihr zu Ehren viel §5„dbä“ Bilder Unserer Lieben Frauen, als zum matttec Exempel die Mutter Gottes mit ihrem ^ Christkindlein auf dem Arm, imgleichen $nmm. wie dieselbe unterm Kreutz stehend, ihre Bilder. Zehren vergiefft, auch wie Sie bey dem Kripplein sitzt, wie nicht weniger ihre Flucht in Aegypten, ihre Himmelfahrt rc. und mancherley andre Abbildungen derselben mit eigner Hand gemahlet, solcher Bilder auch etliche Gregorio dem XV, dieses Namens, Römischen Papst mit tieff-ster Reverentz übergeben und verehret, als Sr tommt er im Majö 1623 Jahrs zur Audientz nach Rom, Gestillt dem Papsytrefflich wol. Er fällt m grosse Anmckheii. gelangte und Ihme die H. Benediction auf die Reise gegeben worden, dann er nach gehabter von dem Ordens-Generalen Licentz eine Reise nach Loretto und dann auf Laybach, allwohin als in sein wer-thestes Vaterland aus natürlichem Antriebe zu geben er ein stetes Verlangen getragen, vor zu thun,Ihme vorgenommen". „Höchstgedachter Papst trug gegen diesem getreuen Diener Gottes Fr. Hyero-nymo di Lubiana wegen heiligen Handels und Wandels, welcher schon vorhin mehr» ernenntet Päpstl. Heiligtet gnugsam be-kandt war, grossen Gefallen, erzeigte sich sehr geneigt, und befahl sich in sein heiliges Gebet." „Es seynd auch mehr dergleichen Bilder zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Gottes Gebärerinn von seiner eignen Hand gewählt hin und wieder, zuforderst aber zu Rom, Ancona, Fermo und Laybach von Ihme verehret, auch von Jedermann in grössten Ehren gehalten worden." „Als nun sich, wie obgedacht, der fromme Mann auffdie Reise aufgemacht, um seine Befreundte als Michaeln Taller, Hansen Sattelberger, Pauln Robida, vorderst aber Martin Wuriakh, damaligen Stadt-Richtern und fürnehmen Handelsmann in Laybach, der seine (deß Hieronymi) leibliche Schwester zur Ehe hatte (ihr Sohn ist noch jetzt zu Laybach im Leben) heimzusuchen (wie aus seinem gantz Trost- und Geist-reichem Zuschreiben deß mehrern zu sehen) hette Er solches mit Gottes Hülffe bewerkstelliget, wann ihn nicht die Unge-stümigkeit deß allenthalben häuffig, wo er nur durchreisen musste, zugeloffenen Volks von seinem Vorhaben verhindert und aufgehalten, vorderst aber, zu Ancona, einer weitberühmten, am Adriatischen Meer gelegenen Stadt, davon er sich nächtlicher Weile den grossen Zulaufs zu stillen machen, und nicht ohne grosses Her» tzeleid deren, die seine wertheste Person zu sehen, und solche bey sich zu erhalten, groffes Verlangen trugen, seine vorgeuom-mene Reise nicht weiter fortsetzen, sondern vielmehr nacher Rom wieder umkehren müssen. Woselbst er eine kleine Zeit verblieben, solgends aber Anno 1624 im Februario, auf Fermo, einer schönen unweit Ancona auch am Meer gelegener Stadt verschafft worden. Allwo Er im grössesten Sommer drey Monat lang schwer dar- nieder gelegen, und schivereste Krankheit mit unbes chreiblicherGedult ausgestanden." „Als er nun zur vorigen Gesundheit gelangt, ist Er wieder aus Rom von vielen selbiger Stadt begehret, und höchst verlanget worden, allwohin er auch aus Gehorsam seinen Weg im Martio deß 1625 Jahrs vorgenommen und daselbst sein übriges Leben mit höchster Auferbaulichkeit glüklich geendet, und nach ausgestandener Krankheit verrichtet General-Beicht von seinem gantzen unschuldigen Leben und empfangenen letzten Zehr-Pfenings, nem-lich deß hochwürdigen Sacraments deß Altars, wie nicht weniger nach Versetzung der letzten Oelung zu Rom in Campidoglio, in dem Seraphischen Kloster, Ara Coeli genannt, den 24 Septembris deß 1628 Jahrs seinen heiligen Geist aufgegeben, und in selbiger beygelegt worden." „Sobald nun das Geschrey von dem Gottseligen Hintritt dieses frommen Hieronymi di Lubiana erschollen, vorderst aber der Stadt Fermo hinterbracht worden, entschlossen sich einhellig selbiger Stadt Inwohner samt einem Canonico, der aus einer vornemsten Grafen Famili daselbst seyn sollte, um den Leichnam bey Jhro Päpstl. Heiligkeit Urbano dem VIII. dieses Namens anzuhalten, wie ihnen auch solcher zu sondern Gnade geschenkt wurde." Ist also dieser Leib deß Seel. Hieronymi di Lubiana den 12 Jenner deß 1629 Jahrs aus Anschaffung gedachter Päpstl. Heiligkeit Urbani deß VIII, Abends um 7 Uhr, welcher aber um 2 Uhr in der Nacht durch gewisse dazu deputirte Thumherrn aus der Grufft mit aller Ehrerbietigkeit erhebt, und gantz unversehrt, schön schneeweis befunden worden, auch von sich nicht ohne Jedermänniglich der häuffig bey-wesenden Verwundrung einen überaus gutlieblichen Geruch gegeben, und ob er zwar in einem kotichtem und feuchtem Ort gelegen, ist dannoch an Ihm nichts als das schlechte Kleid, womit er begraben worden, verdorben." „Als nun dieser Leib, als ein Heiligthum auf Fermo geführt wurde, ist das Volk auf dem Lande von weitem zugeloffen, seynd auch unterschiedliche an ihren Leibs-Gebrechen, durch Anrührung dieses seines Leibs uhrplötzlich geheilet und davon liberiret worden, als die Besessene von bösen Geistern. Die Krummen gingen ge^ rad davon, die Blinde wurden sehend. fiottimi hernach abermal auf Rom- Sein andach' tiaes em* Sein ttam wir »on. ?“er-Stadt i , mo Und Papst f Li-dii»-^ Geruch lE' Sen f» Miracu'. , bet,den"-l° geschth"' „Ist also dieser Leib in gedachter Stadt Fermo, altroo dx seine meiste Zeit im Leben zugebracht und viel Wunder gewürckt, in die vor selbiger Stadt gelegene Fran-eiscaner Kirchen solenmter transferir t, endlich aber, als er eine Zeit daselbst geruhet, durch Anordnung selbigen Orts Ertz-Bi-choffen, mit gröster Andacht in die Stadt getragen, und in der Thum-Kirchen zroeyen andren Heiligen beygelegt worden, allroo er annoch verehret wird und mit vielen Wundern leuchtet.,, „So dahin allein von ihm gemeldet worden, um die Frommkeit seines unsträff-lichen Wandels anzufügen. Übrigens aber soll nichts also ausgedeutet werden, als ob man Prsstendirte, einige denen von der Catholischen Kirchen geheiligten Gottes-Dienern schuldige Ehrbezeigung zu erfordern." Biß daher die Relation von dem Leben deß sel. Fr. Hieronymi di Lubiana. Jetzo folget: n. „Eine Relation dessen, was vorgeloffen, als der fromme und weitberühmte P. Marcus d’ Aviano, Capuciner Prediger Ordens, auf Laybach in Crain angekommen und allda durchgereist." Den 24 Octobris 1683 Jahrs, an einem Sonntage, eben da man das Te Deum wegen Erhaltung der Stadt Wien erschallen ließ, kam Nachmittags um 4 Uhr dieser fromme und geistreiche Ordens-Mann, P. Marco dr Aviano, ehe denn man eigendlich seine Ankunfft vorher erfahren können, nach Laybach, in das Capuciner Kloster daselbst. Sobald nun solche von Bielen lang-erwünschte Ankunfft in der Stadt lautbar worden, lieff gleich Jedermann hinaus zu erwehnten Capu-slnern, das Verlangen durch Anschauen die-1 fes rühmlich-bekandtenGeistlichen zu stillen. Deß ändern Tages, als den 25 Octobr. vernahm man, daß er würde Messe lesen um hohen Altar in der Kirchen 8. Joan-ms Evangelista. Wobei) sich so viel andächtige Laybacher in so grösser Menge noch vor anbrechenden Licht deß Morgens emfanden, daß ihnen die Kirche nicht Pta» genug geben kunnte. Da er dann um ^ Uhr vor den Altar trat und mit grösser Andacht die Meffe laß, (welches eine gantze stunde lang währete,) nach Vollendung desselben aber eine bewegliche Predigt von der Buß und wahren Reu ablegte, wobey dann die häuffig-flieffende Zähren über seine eigene Wangen, dem Volck so kräfftig mit in das Hertz redeten, daß sich das innerliche Leid über die Sünde, unter den wehmütigen Seufftzern aller Anwesenden, welche sich dadurch gerührt fanden, offenbaren musste. Nachmittags um 1 Uhr ließ er seiner Gegenwart auch das allhiesige Jungfräuliche Kloster, 8. Olarrn Ordens genieffen, als welches grosses Verlangen trug, seine werthe Person zu sehen und seiner Benediction sich theihafftig zu machen. Welche dann auch, nach vorhergehender gewöhnlicher Vermahnung erfolget. Um halb drey Uhr stieg er in der Kirchen dieser heiligen Jungfrauen auf die Cantzel, und that daselbst eine trostreiche Predigt, welche von der Krafft dieser bey-den Wörter Jesus, Maria, handelte. Seine Stimme war laut und allenthalben ver-nemlich. Zuletzt ertheilte er dem Volck allda gleichfalls den Segen. Weil nun die Kirchen dem grossen Zu-lauff andächtiger Leute zu klein worden, so sollte der fromme Pater ausser derselben von einer aufgerichteten Bühne, Jedermann seiner Benediction theilhafftig machen; der starck herabfallende Regen aber verhinderte solches. Daher er in der Kirchen nach gebräuchlich-vorhergehender Ermahnung zur Buß, den Segen seinen Zuhörern geben musste. Deß folgenden Tags, als den 26 ward er um 9 Uhr Vormittag in dem Graf-Gallenbergischen Kammerwagen, unter Begleitung der Schloß-Garde, nach der Thum-Kirchen 8. Nicolai geführt, allroo er eine gantze Stund mit der Celebrirung bet) dem hohen Altar zubrachte, und nach Vollendung derselben noch eine Stunde mit eyfriger Predigt denen Zuhörern gleichsam zur Minuten machte, deren Thema dieses war: Recedant vetera, nova scribantur omnia, hoc est in libro nostrae vitae. Wobey er dann «ebenst Ermunterung zn einem neuen Leben zu verstehen gab, wie hoch das Land Crain dem allgütigen Gott verpflichtet wäre, daß er dasselbe allein vor andren von der erschrecklichen Land-Straffe der leidigen Seuche, welche dazumal die benachbarte Länder durchwütet, befreyet hette. Das Gedrenge in der Kirchen war so groß, daß viel Stühle darüber zerbrachen, unterschiedliche Weibs-Personen aber in Ohnmacht fanden. Seme Massigkeit und Wolvcrhalm: zu Laybach. Endlich nahete die Zeit seiner Abreise wieder herbey; da dann allen Menschen angedeutet und verkündet war, daß dieser fromme Mann seine Letzungs-Predigt auf dem neuen Marckt auf dem Landhause von dem Gange, welcher mit einem Tür-ckischen Teppich belegt war, halten wollte. Worauf das Volck häuffig nach besagtem Platz liest, wohin sich gegen 4. Uhr nachmittag dieser andächtige Ordensmann in Jhro Excell. Herrn Land-Verwalters Kutsche führen ließ, und daselbst eine überaus schöne Rede hielt in Welscher Sprach, und darinn bestmöglichster Massen, das Lob der heiligen Gottes-Gebärerin Mariae ausbreitete, mit Ermahnung, daß Männig-lich dieselbe ihm sollte lassen werth und geehrt seyn und sie in allen Nöthen zur Fürsprechrinn annehmen, als Patronam Carnioliae, Auxilium Christianorum, Refugium Peccatorum (als eine Patroninn deß Landes Crain, als die Hülffe der Christen und Zuflucht der armen Sünder.) (f) u Er recommendirte Hierbei) die Andacht zu j der Statua bey denen PP. Jesuitern. Zuletzt sprach er den Segen über das Volck, hernach über die Stadt, ferner über Felder, Aecker und Weingärten, endlich über das gantze Land und dessen Einwohner, und nahm damit Urlaub. Bey spater Abend-Zeit brachte ihn die obbemeldte Kutsche um 11 Uhr nach dem Rein, allwo er zu Schiffe stieg und seine vielfältige Begleiter, unter dem heiligen Segen wieder von sich ließ. Als er sich zu Laybach aufhielt, kunnte man ihn nicht anders als ein Muster der t) Wie man sie an Römisch - Caiholiichen Orten gemein also titoliti. ms Mäfsigkeit ansehen, dann seine Speise und Tranck war gar gering und wenig. Deß Schlaffs gebrauchte er sich auch gar sparsam und ruhete nur eine oder andere Stunde, auf stehendem Fuß. Seine Zeit legte er überaus wol an und ging gleich denen andren nach den Chor, gab in einer Stunde über zehenmal vor seiner Zelle die heilige Benediction, benedicirte auch Oel, Wasser, Saltz, Betten, Ablaß - Pfenninge und dergleichen. Endlich ist noch zu wissen, daß durch dieses frommen Manns Segen, vielen bresthafften Personen wunderthätig ge-holffen worden. Einem adelichen Jüngling ~ von zwantzig Jahren brachte die ertheilte bJwetdt, f> Benediction seine verrückte Sinnen wieder er zu wr zu recht. Ein Kaufmann, welcher auf bey- A den Augen nichts sähe und sich allezeit durch andrer Hülffe musste leiten taffen, ging auf erhaltene Benediction ohne Führer nach Hause. Gleiches falls legte nach empfangener Benediction ein Edelmann seine zwo Krücken weg, welche ihn vorher unterstützten. Zween, von Natur Stumme sprachen nach gegebener Benediction die Worte Jesus Maria! Andrer zu geschweigen, den neu die Anstreichung oder Einnehmung deß, durch Ihn geweihten Oels Hülffe zuwegen gebracht. Dann denen Blinden wurden die Augen geöffnet, die Krummen durfften nicht mehr über ihr Elend klagen und die Tauben bekamen ihr Gehör wieder. (tt) Am 10 Octobris 1684sten Jahrs ist er abermal auf Laybach gekommen, aber bald wiederum abgereist. tt) Laut der Relation, daraus es diesem Werck eiuverleibt worden. mit Der II AWM (ofa Secfion) Von den Patriarchen zu Aglar. Inhalt. 8. Marcus foli der erste Patriarch gewefen feyn. Fortunatiani Commenlarien über die Evangelien. Adelphus treibt die Hunnen durchs Gebet ab. Paulinus cerfetzt den Patriarchen-Stuhl nach Grado. Spaltung in der Wrchen wegen der fo genannten trium Capitulorum. Worinnen nach Liberati und D. Schönlebens Meynung die tria Capitula bestanden. Völliger Bericht von denen Tribus Capitulis, und deren Haupt-chueNe. Durch wen Nesturius verführt worden. Desfelben Hetzerifcher Mahn. Gottslästerliche Hede. Das Concilium zu Ephefo verdammt Nestorium. Der Patriarch von Antiochia macht grojfe Verwirrung. Eutyches hebt an zu fchwärmen. Mas Synodus Latrocinans bedeute. Das Concilium ZU Chalcedon verdammt den Dioscorum. Vereinigungs-Edict Heyfers Zenonis. Nrfprung der Acephalorum. Warum man diefelbe alfo genannt? Was diefelbe geglaubt. Mas die drey Capitula gewefen, und worinnen ste bestanden? Hsesitantes, Synoditae, Segregati, wer ste gewest. Origenes wird verdammt. Wie auch die drey Capitteln der JrrfchrWen. Mifsstimmige Megnungen über die Verdammung Origenis. Pici Schutz-SchrW under die Verdammung der Seele defs Origenis. Warum theils Hifchöfe die Verdammung der dreyen Capitteln nicht gebilligt. Warum Vigilius nicht in das Concilium kommen wollen. Was die Verteidigung der dreyen Capitteln bedeute? Bericht aus den Actis defs Concilii Con-Stantinopolitani II. Vigilius wird crfuchet ins Concilium ZU kommen. Seine Antwort darauf. Facundi Relation von diefem Handel. Earonii Gegenbericht. Warum Vigilius feine erste Meynung geändert haben foli. Was der führnehmste Inhalt defs Constituti fey. Urteil defs Vigilii. Einteilung der drey Handlungen wegen der drey Capitteln auf gewlsfe Jahre. Obs vermutlich, dafs Vigilius ein Gutychianer gewest. Vigilius hebt fein Constitutum wieder auf. Hey-Jfers Justiniani Zorn über die, fo die Capittel- Verdammung widersprochen. Zu Aquileja wird ein Gegen - Synodus wider das V. Concilium angestellt. Papst Pelagius billigt die Verdammung der drey Capitteln. Warum viel occidentalifche Ufchöfe, Sonderlich in Africa, Histria, und dort herum den Synodum V. nicht unnehmen wollen. Narses will die Mfchöfe nicht zwingen zur Heystimmung. Wei-à Bericht von dem Patriarchen Elia. Der einen Synodum zu Aquileja gehalten, à Patriarchen Elim foll S. Marci Stuhl zugestellet feyn. Der Patriarch Severus hält fest an den dreyen Capitteln. Wird darüber verfolgt. Caroli Si- gonii Missverstand in diefent Handel Severus wird zu einer heuchlenden Bekenntnis gezwungen. Wiederrufft hernach dieselbe öffentlich. Mufs für den Iongobarden ffiehen. Aquileja wird von den Iongobarden verbrannt. Gregorius M. fchlägt die gebetene Hrand-Steuer für die Aquileienfer ab. Das Patriarchat wird zwiefach. Defs Bedae Agrestinus. Fortunatus ein Arrianifcher Patriarch» beraubt die Kirchen zu Grad. Wird rerfioffen. Wird vom Patriarchen-Stuhl verstoffen, und Primigerius an feine Stelle gefetzt. Jehr-Stuhl S. Marci wird dem Patriarchen Fortunato zugefchicht. Zer Patriarch Callistus treibt den Ufchoff Lu Maut von feinem Sitz. Wird darüber in einen Kercher gefetzt. Sigualdus giebt dem Kloster S. Julii Brixiani groffe Mgheiten. Paulinus der Andre cele-briret einen Synodum. Schreibt wider den Elipandum. Defs Patriarchen^ Fri-derici Herkommen. Keufchheit feiner verwittibten Mutter. Job diefes Palriarchens. Dringt Maul in feine Gewalt. Siegt den Hunnen ob. Mhrt dafs Uest der Gmpfängnifs Mariae ein, wegen einer Lrfcheinung. Wie unterschiedlich Pannonien Lu diefes Patriarchen Zeiten beherrfcht worden. Der Patriarch Ieo fällt ab vom Berengario. Wendet ftch aber wieder LU ihn. Kegfers Caroli Magni Anspruch, Lwifchen ürso, Patriarchen ru Aquileja, und Arnone, Grtz-Hifchofen Lu Salzburg, wie weit eines und defs anderen Geistlichen Dceces steh erstrecken folle; darinnen aber, an stat Ursi, Paulinus oder Urbanus LU lefen. Mtler wegen der strittigen Perfonen, in obgefetztem Anspruch. Hericht aus Megisero, welche ei-gendlich die strittige Perfonen gewest. HertLog Heinrich in Sägern läfft den Patriarchen Lupum castriren, und Hifchoff von Salzburg blenden. Wovon der HertLog das Erste bereuet. Der Patriarch stirbt daran. Kegfer Heinrich fchencht dem Patriarchen Johanni III. die Stadt Hiben. Streit defs Patriarchen Poppo wider den LU Grad. Poppo nimt Grad mit Vortheil hinweg. Handelt dafclbst megn-egdig. Ueneüaner nehmen Grad wieder ein. Poppo kommt wieder und verbrennet Grad. Gottwaldo wird über Maul und Histerreich die Investitur verleihen. Nndanckbarkeit defs Palriarchens Sighardi. Spaltung der Geistlichen in Kärndten und Erain. Patriarch Mderich foli erwürgt fep. Der Patriarch Ulrich wird vom HertLog Ulrich feindlich tractirt. Vergilt gleiches mit gleichem. Patriarch Gerardus wird vom Papst verstoffen. Patriarch Ulrich erhält vom Heg-fer die Constrmaüon über Histerreich, Erain und Uriaul. Der Patriarch Ulrich überfällt Grad. Wird von den Venetianern gefangen. Peregrinus der Andre, wird von feinen Unterthanen bedrengt. Der Patriarch Volcherus zerstör! die Schlöffer Gradisci und Aursperg. Angestelltes Kinder-Spiel erweckt einen Krieg. Krieg Lwifchen den Venetianern und Paduanern. Wird durch den Patriarchen von Aglar gestillet. Was für Histhümer dem Patriarchat von Aglar unterwürffig gewest. Patriarch Philippus wird vorn Könige Odacker gefangen. Krieg defs Patriarchen Petri, mit der Herrfchafft Venedig. Die von Pola und die Vallenfer in Histerreich fallen von dem Patriarchen Pagano ab. Der Patriarch Mcolaus verheert die Srafdtajft Mitterburg, Der Patriarch Marquard nimt den Öeneti-anern die Stadt Triest. Malfches Getickt, ron der Lrsteckung dejfs Patriarchens Cajetani. Die Venetianer reisfen das Patriarchat an stck. Das Patriarchat von Aglar und das zu Grad, werden nach Venedig verlegt. Welcher jetzo der Patriarch von Venedig heiste. Heutige Mechte Sefchaßenheit der Stadt Aglar. Wieviel Patriarchen zu Grado gewest. ch erachtete es für eine Ungebühr, so wir die Patriarchen von Aquileja oder Aglar von diesem Werck ausschlösien, sintemal vormals die gantze Crainerische Geistlichkeit unter derselben Aufsicht gestanden, und noch heutigs Tags der Crainerischen Pfarren mehrere Theil ihnen zugewidmet bleibt. Derhalben sollen dieselbe anjetzo nacheinander, doch auss Kürtzeste benannt werden, und zwar in solcher Ordnung, als wie sie einander in dem Patriarchat gefolgt. Weil aber die Authores in der Zeit - Rechnung bißweilen voneinander scheiden, und Einer bißweilen mit diesem oder jenem Patriarchen früher oder später kommt als der Andre, so soll diese Jahr-Benennung hauptsächlich nach der Feder Henrici Palladii und Francisci Palladii, wie auch Ferdinandi Ughelli eingerichtet, und mehrmaln der Unterscheid zwischen besagten Palladiis und dem Ughello bey-gefügt werden, durch die vorangesetzte Buchstaben P und U, deren jener die Rechnung der Palladiorum, dieser aber deß Ughelli seine bemercken soll. Den Anfang machen sie von dem Evangelisten I. 8. Marco, Welcher vom Jahr Christi 46, biß ans Zuhr 51 P., oder 50 U. zu Aglar Patriarch gewesen seyn soll. ü. 8. Hermagoras /u Saß vom Jahr Christi 51 biß 69, (U.) oder 70 U. Der Martyrisirung deß V* Hermagorae ist in der Ersten Section wnden Heiligen ausführlicher Bericht ge-W)N , und derhalben solchen allhie zu Zwrefältigen unvonnöthen. III. 8. Hilarius. Setzte sich Anno 70, und saß biß 96 ■Aber Üghellus will, der Patriarchen-;ftuht zu Aquileja sey nach dem H. Hermagora 206 Jahre ledig gestanden, und Hilarius ums Jahr 276 drauf ge- Artzt wird Patriarch und Kardinal. sesseu biß 285. Damit nun Palladius solche Jahr-Lücken mögte ausfüllen, hat er den Laufs vielter folgenden Jahre unterbrochen und verwirret, daher er dem Ughello , mit etlichen Patriarchen gar weit vorspringt. IV. S. Chrysogonus. Dieser soll nach Palladii Meynung zwantzig Jahre gesessen seyn, biß ans 116. Üghellus aber will, er sey von Anno 286 biß 296, und also zehen Jahre dem Patriarchat vorgestanden. Wovon Einer soviel Gewißheit leisten kann, als der Andre. Denn die alte historische Kirchen-Federn schweigen davon gantz still, also gar, daß man auch weder von der Zeit, noch von der Art seines Todes einige Nachricht hat. V. S. Theodorus Soll nach Palladii Bericht zwantzig Jahre den Patriarchen - Stuhl besessen haben, nemlich biß ans 148 Jahr Christi. Üghellus schreibt seinem Sitze eylsf Jahre zu, und daß er Anno 308 aus den Stuhl gekommen. Nach welchem Satze er, im Jahr 319 müsste zur Marter - Kron erhöhet seyn. Massen wir unter den Heiligen, nemlich in der ersten Section berichtet haben, daß er zu Aquileja gemartert worden. VI. 8. Chrysocomas. Hat nur ein Jahr den Patriarchen» Stuhl bekleidet, wann dem Palladio nachzugehen , nemlich im Jahr Christi 151, welches aber seiner vorigen Zeit-Rechnung zu widern lautet, und hette er dafür setzen sollen, im Jahr 149. üghellus zehlet seinem Sitze 12 Jahre zu. Daraus folgen würde, daß 8. Chrysocomas biß ans 331 Jahr gesessen. Welches aber mit der Zeit deß folgenden PatriarchenS nicht zutrifft, der schon im Jahr 319, nach dieses Scribentens Satz den Stuhl soll bekleidet haben. Sollte aber Palladii Zeh-lung gelten, so würde dieser Patriarch nicht über ein Jahr das Amt geführt haben. Ob dieser Patriarch auf dem Kran-cken-Lager oder auf dem Ehren-Bette der Marter verschieden, ist nicht bekandt. VII. 8. Agapetus. Hat nach der Zahl Palladii 27 Jahre dem Patriarchat vorgestanden, das ist, biß ans Jahr 176. Derselbige Palladius aber schreibt, er sey gesessen biß ins neundte Jahr Keysers Commodi, welches das 191 Jahr Christi ist. Welche Rechnung aber fehlet, sintemal nach derselben dieser Patriarch nicht 27, sondern 41 Jahre gesessen wäre. Wiewol Andre das neundte Jahr besagten Keysers ins 189ste, Andre ins 190fie Jahr Christi setzen. Ughellus aber bringt den 8. Agapetum viel später hervor, wann er sagt, derselbe habe den Stuhl vom 319 Jahre au, 13 Jahre lang besessen, daß ist, biß ans 332 Jahr Christi. Daraus folgt, daß er dem H. Chrysocomse nur ein Jahr hette zurechnen sollen. VIII. Fortunatus, Der Erste beß Namens, saß ungefähr 50 Jahre, nemlich biß ans Jahr 223, wie P. zehlet. Der aber allhie wiederum in der Zeit-Rechnung etwas strauchelt. Denn von dem Jahr Christi 190, in welchem nach Palladii Rechnung Agapetus gestorben, zehlet man biß zum 223 nur 33, und nicht 50. Der Schönleben rechnet die Währung seines Amts auf 47 Jahre, welches nicht weit von 50, und also an 223 fast nahe ruckt. IX. Valerius. Dieser, der sonst von Andren Valerianus genannt wird, und zwar deß Namens der Erste, hat das Patriarchen-Amt verwaltet von Anno 244 biß 253. P. Megiserus giebt diesen Valerianum aus für den zehenden Patriarchen zu Aglar, und schreibt gleichfalls, es sey bey seiner Zeit zu Aglar ein Concilium angestellt, dem nebenst ihm auch der H. Ambrosius beygewohnt. Er soll von Geburt ein Dalmatici gewest seyn, aus der Stadt Zara, die vorzeiten Jadera hieß, und am Adriatischen Meer ligt. /f@r war aber (wie Megiserus ferner berichtet) ein gelehrter, verständiger, und in vielen Sachen fast erfahrner Mann, als welcher neben dem H. Bischofs 8. Ambrosio, sich den Arria-nern in dem Aglarischem Concilio stand- hafftiglichen entgegen gesetzt hat, und also der Ketzer Tücke und Betrug an Tag gegeben. Denn er hat neben Andren mit grossem Ernst, Palladium und Secundia-num die zween Bischöfe, die es öffentlich mit den Arrianern hielten, als sie deß Jrrthums überwiesen worden, verdammt, und auch so viel dahin gebracht, daß sie ihrer Kirchen beraubt wurden, damit das Gisst nicht weiter um sich fressen, und noch mehr einfältiger Hertzen einnehmen möchte, welches alles hernach sowol Gratianus und Theodosius, die Römischen Keyser, als auch Damasus der Papst, haben bestetigt. Der Keyser Gratianus hat groffen Gefallen zu diesem Patriarchen getragen, und ihn also werth gehalten, daß er auch der Kirchen zu Aglar viel andre Kirchen am Dalmatischen Gezirck hat unterworffen. Wie aber dieser Valerianus endlich mit zeitlichem Tode abgangen, ward er zu Aglar in der Haupt-Kirchen, gleich vornen bey dem Altar begraben. a) X. Maximus Saß 30 Jahre, biß ans Jahr Christi 283. P. Aber U. zehlt seinem Amt nur 18 Jahre zu und verschiebt ihn gar weit, nemlich biß ins fünffte Seculum, indem er schreibt, er sey gesessen biß ins Jahr 489. XI. 8. Quirinus Soll nach Palladii Rechnung diese geistliche Würde getragen haben biß ins Jahr Christi 304. Und nach solcher Rechnung, hette er dann solches Ehren-Amt 20 Jahre bedient; welches nicht wol zu glauben. Ughellus strecket die Frist seines Patriarchats biß ans Jahr 308. Der geneigte Leser erinnere sich aber, was unter den Heiligen in der Anmerkung vom heiligen Quirino ausführlich gedacht worden, so wird er leicht erkennen, daß es sehr ungewiß, ob S. Ouirinus jemals zu Aglar gesessen, oder so deß Namens Einer allda Patriarch gewest, man doch nicht wiffen könne, was für ein Quirinus es gewesen. Daß auch diesen Quirinum der Keyser Philippus mit der christlichen Frauen Serena, die hernach von Etlichen 8. Genovefa genannt worden, sollte erzeugt haben, können wir a) Megiserus in der Kärndterischen Chronick lib. 4. cap. 12. p. 262. weder dem Cuspiniano, noch Megisero zu Gefallen glauben, aus Ursachen die in erst-ermeldter Anmerckung nach der Länge zu lesen. XII. Benedictus Hat das Amt 33 Jahre versehn, nem-lich biß ans 338 Jahr. Hierinn treffen Palladius und Ughelus übereilt, ausbenommen, daß dieser ihm den Sitz noch etwas verlängert. Dieser Patriarch hat vermutlich auf dem Concilio zu Arelat oder Arles, welches zu Constantini Zeit in Franckreich sich versammlete, beygewohnt. Er hat zu deß heiligen Martini Zeit gelebt, und sowol, als derselbe, in Carnia, Istria und Japydia viel Leute aus dem Heidenthum zum Christenthum bekehrt. XIII. Fortunatus der Zweyte. Dieser, deß Benedicti Nachfolger, ist ungefähr gesessen biß ans 362 Jahr, wie P. bezeugt. 8. Hieronymus nennet ihn Fortunatianum und Baronius Fortunia-num. Aber U. will, er sei) Anno 347 und 353 wie auch 372 gesessen. ^Als im Jahr 347 zu Sardica, einer Stadt Daciens ein allgemeiner Synodus gehalten, und von 376 Bischöfen besuchet ward, hat sich nebenst den Pannonischen Bischöfen auch dieser Patriarch Fortuna-p tianus dabei) eingefunden, welcher zu sei- iter Zeit sehr berühmt gewest, auch etliche lunati“ Coininentarien über die Evangelien ge-t^5°vnnen- schrieben, die 8. Hieronymus an einem Ort re bittet, daß man sie ihm solle zuschicken. ,tn- Damals ist zwar der hochberühmte heilige Bischofs Athanasius von aller Beschuldigung loßgesprochen, doch nichts destowe-niger durch die besorgende Nachstellung seiner Widersacher bemüfsigt worden, mit diesem Patriarchen Fortunato gen Aglar M ziehen, biß er im folgenden Jahr, nem-lich Anno 349, durch wiederholtes Schreiben Keysers Constantini wiederum nach Alexandria zuruckberussen worden. Megiserus titulirt diesen Fortunatum oder Fortunatianum sehr unfüglich einen Patriarchen zu Aglar in Kärndten, sintemal weder Aglar in Kärndten ligt, noch r ortunatus, ob schon auch Kärndten unter seinem Patriarchat begriffen gewest, deß-wegen ein Patriarch von Kärndten, son-dernvon Aquilegia getitulirt werden muß. T’a aS ^onst Megiserus aus unterschied» «chen Scribenten dem Fortunatiano zum Lobe schreibt, wollen wir hiebey nicht ver- schweigen. Und lausten die Zeilen dieses Authoris wie folget: „Weil Arrius Iber gottlose Ketzer viel Megiseri gewaltiger Fürsten und Herren an sich ömcht vom gezogen hatte, sürnemlich aber Constan- lano.u”ati* tium den Keyser, darum ward in dem Jahr deß Herrn 377 in der grosten Reichs-Stadt Sardica (nachmals Triadiza genannt) unter der Sau im Lande Dacia gegen Siebenbürgen über eine grosse Ber-samlnng, und kamen 300 Bischöfe aus Occident und sechs und siebentzig aus Orient zusammen, unter denen waren auch Athanasius zu Alexandria, Hosius zu Corduba, die Bischöfe und Fortunatianus der Patriarch zu Aglar in Kärndten, ein herrlicher, treuer und frommer Mann, von welchen allen, sonderlich aber vom Athanasio das Ausschreiben deß Sinody sagt, er sey Venerandus Senex, ein ansehnlicher und wolbetagter alter Herr, und billich aller Ehren werth gewesen, wegen seiner gros-sen Beständtgkeit in Bekändtniß der War» heit, um welcher willen er vielfältige Verfolgungen und grosses Elend erlitten habe. Dieser Synodus hat bezeugt und beschlossen, daß sie das Symbolum Nicaenum für recht und Gottes Wort, und der Warheit gemäß annähmen, und hat alle, so dem zu entgegen glaubten und lehreten, verdammet. Welchem Concilio unter Andren sich unterschrieben haben die Bischöfe aus Italia, Protasius von Mayland, obgemeldter Fortunatianus, Patriarch zu Aglar in Kärndten, (der die praeeminentiam und Hoheit in diesen Landen über die Kirchen hatte, darum auch unter seinem Namen alle andre Jllyrische Kirchen in Beyren, Oesterreich, Steyer, Kärndten, Crain, Tyrol und die am Adriatischen Meer wohneten, zu dieser Versammlung bekannten, wiewol Aventinus sagt, es sey Fortunatianus auch Arrianisch gewesen, woher er aber das habe, geschicht von ihm keine Meldung) Severus Ertz-Bischoff zu Ravenna, Calipodius zu Neapolis, Vin-|j centius zu Capua, Januarius zu Benevent, Lucilius zu Dietrichs Bern, und Ursa-tius zu Briren. Es ist aber Fortunatianus ein fast gelehrter Mann gewesen, aus Africa bürtig, hat über die Sonntäglichen Evangelia Auslegungen geschrieben, und hinter ihm verlasten ziemlich gut und reich im Verstand, aber doch nicht sonders zierlich, wie es denn zu derselben Zeit hat seyn ' können, denn durch den Einfall der Bar- Lob drß Pc iriarchen Chromatii. Mll nichr, daß man bi Ketzer solle plage» oder bellstige». barn die Lateinische Sprache sehr ist zerrüttet worden, a)" Daß aber Aventinus diesem Fortunato eine Arrianische Ketzerey zugeschrieben, ist Zweifels ohn aus Mißverstand geschehen und einem andren deß Namens vermeynt, dessen wir unten bey Meldung deß Pa-triarchens Primogerii gebenden wollen. XIV. 8. Valerianus der Andre Ist gesessen biß ins 388 Jahr, oder nach Ughelli Bericht vom Jahr 372 biß 390, welches eine Zeit von 18 Jahren austrägt. Dieser ist der 8. Valerianus, von welchem in der ersten Section wir gemeldet, daß er mit gewest bey dem Concilio der occidentalischen Bischöfe, welches ums Jahr 381 oder 382 zu Aquileja celebrirt worden. XV. 8. Chromatius Stund dem Patriarchat vor biß ins Jahr 413, und also 25 Jahre lang P. Oder wie U. will, biß ins Jahr 409, das ist 18 Jahre und 9 Monaten. Megiserus, welchem dieser allererst der dreyzehende Patriarch ist, gedenckt seiner im Jahr Christi 400, und daß er aus der Stadt Sirmio an der Sau bürtig, ein berühmter, gelehrter,venerabler, kluger und imWeinber-ge Christi gar arbeitsamer Mann gewest, unter welchem die christliche Lehr an dem Adriatischen Meer, und auch in Kärndten (und Crain) gar starck zugenommen, ungeachtet es damals um der Gothen, Winden, Hunnen und andrer barbarischen Bölcker willen, dortherum nicht zum besten gestanden. Und solcher glücklicher Lauff deß H. Evangelij soll durch die christliche Leutseligkeit dieses Patriarchen nicht wenig befördert worden stylt. Sintemal er nicht allein gegen den Glaubens Genossen sanfftmü-tig und mitleidig gewest, sondern auch gegen den Ketzern und verirrten Schafen eine wunderbarliche Weisheit und Freundlichkeit erwiesen, keines Weges »erstattend, daß man sie plagen, verjagen, tribuliren oder einiger Weise belästigen mögte. Welche seine Sanffmut und Gelindigkeit viel irrige Seelen wieder auf den rechten Weg gereitzet, und weit mehr gefruchtet, weder anderswo die Beschreckuug und Verfolgung. Weil er im Geist vorher gesehn, daß a) Megiserus lib. 4. cap. 4. der Kärndierischkl Chronick. dem Römischen Reich ein grausames Un- ໫ ^ gerollter bevorstünde, und auch das gantze u„°ö Verwü' Noricum in kurtzem würde den Berwü- stung d-ß stungs-Besem fühlen müssen, ist er allenì- Vanb'S!' halben im Lande umhergezogen, mannig-lichen für dem zukünfftigen Zorn Gottes warnend, und mit beweglichen Hertz-brechenden Worten vermahnend, vom gottlosen Leben abzustehen, und durch Wirckung rechtschaffener Busse der Göttlichen Gerechtigkeit die Zorn-Geissel aus der Hand zu winden; wiewol die ruchlose Sicherheit den Leuten das Hertzens-Ohr der-massen verstopfft hatte, daß seine treuliche und guthertzige Buß-Ermunterungen ihnen nicht zu Hertzen, und derhalben nachmals das göttliche dem Willrich Attila in die Hand gegebene Rach-Schwert billig ihnen durchs Hertz gedrungen. XVI. Augustinus Saß biß ins Jahr 422. P., dafür Ug-hellus das 462 Jahr setzt, und seinem Sitz 14 Jahre zuschreibt. XVII. Adelphus Saß zehen Jahre biß ins 432, nach-dem er den Anfall der grimmigen Hun-nett durch geistliches Gewehr, nemlich mit 6urd>8 gottseliger Andacht und öffentlich ange- a6-stelltet» Gebet von der Stadt Friaul abgetrieben. b) XVIII. Januarius Ist nach P. Rechnung biß ins 448, nach U. seiner aber biß ins 497 Jahr, und also nach dieser letzten 8 Jahre gesessen. Andre nennen ihn an stat Januarii, Julianum. XIX. Secundus Sitzt nach dem Satze Palladi biß ins 450ste Jahr; beym Ughello aber der sei-! ner Amts-Bersehung drey Jahre zueignet, biß ans 500ste Jahr Christi. Welches aber Zweifels ohn gefehlt, sintemal sein Nachfolger Nicetas, der noch nach der Verwüstung Allilm gelebt, nicht länger als biß ans 463 Jahr das Patriarchat geführt. XX. 8. Nicaeas. Dieser, der sonst von Etlichen Nicetas benamset wird, soll nach Palladii Rech» itung gesessen seyn biß ins 463ste Jahr. Darinn er aber um etliche Jahre verrechnet. Denn dieser Patriarch hat 25 Jahr den Stuhl besessen, muß also biß ans 465fte darauf gesessen seyn. Ughel- j lus setzt ihn viel früher, indem er seiner Amtsführung 30 Jahre zurechnet, welches im 448sten alsdann samt dem Leben ein Ziel gehabt haben müsste. Allein es hat sich auch allhie dieser ohne Zweifel ver-stoffen, angemerckt 8. Nicaeas annoch nach der Verwüstung Attitse gelebt, derhalben er auch mit dem Amt länger muß bemüs-sigt gewesen seyn. Wie dann Megiserus berichtet, er sey im Jahr 453 wegen deß Attilse gen Grado geflohen und von Salona aus Dalmatien bürtig gewest. <*) XXI. Augustinus der Zweyte, Wann dieser in das Amt oder auch hernach aus dem Leben getreten, davon ermangelt die eigendliche Nachricht. XXII. Delphinus. Diesem wird gleichfalls keine Jahr-Zeit beygesetzt. XXIII. Maximus. Dieser muß der Andre solches Namens seyn, die Jahr-Zahl ist eben so wenig be-kandt, als wie der beyden vorigen. XXIV. Marcellianus Saß biß ins Jahr 498. P, aber nach Ughellii Meynung ins 528ste, und hatte nach dieser Rechnung das Amt 28. Jahre geführt. XXV. Marcellinus Ist gesessen biß ins Jahr 516, beym Palladio. Welcher aber hiebey die Ordnungs-Zahlen überhnpsft, indem er Mar-cellinum für den sieben und zwantzigsten Patriarchen ausgiebt, da er doch nur der fünff und zwantzigste ist. Ughellus will, er sey 15 Jahre gesessen, nemlich biß ans 543ste. Es hat aber dieser Patriarch wegen der Arrianischen Gothen seinen Sitz verfassen und sich nach Justinopel gesetzt, °a er zwölff Jahre verblieben, hernach wieder gen Aquileja gekommen und allda fernen Lebens-Laufs geschlossen. XXVI. Stephanus , Regierte die Kirche als Patriarch biß Ms Jahr 528. U. schreibt, dieser Stephanus, der ein -Nayländer gewest, habe im Jahr 15, omls?®'"“ *m 3 duch der Kiirndterischen Lhrouick florirt, beobachtet aber hiebey nicht die Zeitrechnung. Denn wiewol er bey etlichen vorhin genannten Patriarchen nicht gemeldet, in welchem Jahr sie mit Tode abgangen, kommen doch solche Jahre aus denen vorhin angebeuten Jahren ihrer Regierung heraus. Diesem Patriarchen von Aquileja haben die Arrianer, um deß Catholischen Glaubens willen viel Leydes zugefüget. Nach seinem Tode ist an seine Stelle gekommen XXVII. Macedonius, Der gesessen biß 555. U. sagt, er habe geblühet Anno 536 und ausgeblühet Anno 561. Dieser Patriarch hat sich den Schluß deß zweyten Constantinopolitanischen Concilii, so wider die so genannten drey Capittel ergangen, (welche bald hernach in der Erörterung ausführ-und gründlich beschrieben werden sollen) hart entgegen gestellt, und einen besondren Synodum dawider gehalten. XXVIII. Der selige Paulinus. Ist gesessen auf dem Patriarchen-Stuhl biß A. 571. Der U. setzt dafür 72, und daß er 11. Jahre der Kirchen vorgestanden. Wiewol Baronius ihm einen doppelt so langen Sitz zurechnet, und sich auf die Urkunden der Kirchen zu Aglar beziehend, versichern will, Paulinus sey nach dem Macedonio zwey und zwantzig Jahre ge-sesien. b) Welches aber mit Andren nicht zutrifft. Weil zu dieses Patriarchen Paulini Zeiten die Burger von der Stadt Aqui-leia gegen dem Anzuge der Longobarder auf Italien herausgesiohen, und dieselbe fast ledig gelassen ; hat er gleichfalls den Schatz der Kirchen zu Aquileja zu sich genommen, samt den Reliquien der Heiligen, sich damit aufgemacht nach Grado und den Patriarchen-Stuhl dahin versetzt. Wie Paulus Diaconus gedenckt. <■) ****** (Sonst stund dieser Patriarch Paulinus bey dem Papst Pelagio eben so schlecht eingeschrieben, als wie sein Vorgänger Macedonius ; weil er eben so wenig als wie Jener die Verdammung der 5 Ca-pitteln (wovon unten ausführlicher Bericht erfolgen soll) für billig, noch das Chal-cedonische für ein rechtmässiges Concilium erkennen wollte. Massen besagter Papst fj) Vid. Baron. Tom. 7. Annal. p. 489. c) Paul. Diacon. aulinos rsetzt de« alriarche»-tuhl nach rrado. Peia- ihn, in einer Epistel an den Narsetem, einen falschen Bischofs schilt, und diesen « p«u- Narsetem ersucht, er solle ihn beym Kopff möge nenmen und dem Keyser Justiniano zu-vOfmen. schicken. Welches aber Narses aus Ehrerbietigkeit gegen der geistlichen Würde un-laffen. Die eyfrige Brief-Zeilen Pelagii lauten also: Mud est, quod à vobis poposcimus, & nunc iterum postulamus, ut Pauli num Aquileiensem Pseudo-Episeopum & illum Mediolanensem Episcopum, a< clementissimum Principem sub digm custodia dirigatis : ut & iste, qui Episcopus esse nullatenus potest, quia contra omnem canonicam consuetudinen factus est, alios ultra non perdat : & ille, qui contra morem antiquum euir, ordinare praesumsit, canonum vindictae subjaceat. Nec licuit alicui aliquando, nec licebit, particularem Synodum congregare &C. a) Daraus soviel zu schliessen seyn will, Paulinus müsste entweder nach dem Exempel seines Vorfahren Macedonii einen neuen parücular Synodum gehalten, oder der Macedonische Synodus vor dem Tode Macedonii noch nicht, sondern erst unterm Paulino seine völlige Endschafft erreicht haben. In einer andren Miffiv, dringet er abermal darauf, und lässt unter andren diese scharffe Worte, als wie helle Zorn-Funcken wider ihn fliegen: Auferte tales ab ista provincia, utimini nunc oblata vobis à Deo opprimendi perfidos occasione. Quod tunc plenius fieri poterit, si autores scelerum ad clementissimum Principem dirigantur, & ma-ximè Ecclesiae Aquileiensis invasor, qui in schismate, & in eo maledictus, 1 nec honorem Episcopi poterit retinere, nec meritum] b) XXIX. Anicius Probinus Saß biß ans Jahr 573 und demnach nur ein einiges Jahr in der Amts-Würde. Darinn treffen einmal P. und U. überein. Er ist auch zu Grado begraben. XXX. Elias Graecus Hatte das Patriarchat biß ins Jahr 587. Dafür der U. biß ins 588 setzet und seiner Amts-Führung 15 Jahre zuschreibt. Unlang vor seiner Zeit ist unter den Spèngi» Kirchen-Lehrern eine Schwere Strittigkeit |* UNd SpaltUNg wegen der obgedachten genannten trium Capitulorum eingerissen, darinn die triitlj®rum. Aquileiensische Patriarchen sammt denen 1 Venetianischen und Histerreichischen Bischöfen mit verwickelt worden, und auch dieser Patriarch sich eingemischet; worüber das Patriarchat manches Ungewitter ausstehen müssen. ******** Erörterung <ß. Jst. der drenen Eaxitteln. [Weit dieser Spaltung hinfort noch öffters Meldung geschehen muß, sowol als der Trium Capitulorum darüber sich die Kirchen, beydes in Orient und Occident so entzweyeten, scheint hierüber eine gründliche Erklährung nöthig zu seyn, worinn eigendlich solche Tria Capitula bestanden, und welche Kirchen sich damit eingelassen. Der D. Schönleben schreibt, die drey ®°,nlnli’^ Capitula oder Hauptstücke hetten diese ™ti in8 ! dreyerley Puncten in sich begriffen: 1. @ttän,i6f Den Ruhm deß Ketzers Theodori Mop-suesteni; 2. die Nestorianische Epistel deß Capiti'9 Ibae, weiland Bischoffs zu Edeffa; 3. die Schrifften Theodoreti, welcher vormals Bisch off in der Syrischen Stadt Cyro gewesen, c) In etlichen vorhergehenden Blätern giebt ersagter D. Schönleben aus dem Breviario Liberati einen etwas völligem Bericht hievon, und beschreibt den Ursprung also, wie folget: „Als Nestorius in dem Ephesinischem Concilio verdammt, und durch Keyserlichen Befehl verboten worden, daß Niemand deffen Bücher zu lesen, oder zu behaupten sich unterstehen sollte, haben gleichwol desselbenWolgönner angefangen, dieSchrif-ten deß Theodori, Bisch offs zu Mopsue-stia (oder Mopsuesta) in Cilicia secunda herumzutragen, welche wider den Euno-mium und Apollinarem, die nur eine Natur in Christo glaubten, verfasst waren, und darinn angezeigter Theodorus Mop-suestenus eine solche Lehre von den zwe-yen Naturen in Christo vorbrachte, die dem Nestorianischen Jrrsal sehr gewogen schien. Darüber stritten die Catholischen unter sich. b) Epist, 4. c) D. Schönleben Parte 3. Annal. p. 334. a. „Die Armenische Münche nebst Andren, stritten wider den Mopsuestenuni, bevorans Rabulas Bischofs zu Edessa. Johannes aber, der Patriarch zu Antiochia, und Andre mehr, vertheidigten denselben." „Nachdem aber Rabulas gestorben war, hat sein Nachfolger Ibas eine Epistel an den Perser Marim geschrieben, in welcher er Theodorum Mopsuestenum gewaltig lobte und sowol den Cyrillum, als Ne-storium, deß Jrrthums berüchtigte." „Unter solcher schwebender Strittigkeit ist Ibas von dem Concilio, so man im Jahr Christi 451 zu Chalcedon gehalten, bet) der zehenden Action (oder Handlung) ausgenommen worden, nachdem er dem Nestorio und Euthychi ab- und das Anathema („Er sey verflucht oder verbannt!") gesagt." ^ „So ist auch Theodoritus, Bischofs der Stadt Cyri, welcher vorhin wieder deß Cyrilli zwölsf Anathomatismos (oderBann-Sprüche) einen stachlichten Commentarium geschrieben hatte, und bet) der Ephesini-fcheu Zusammenkunfft der Latrociniren-den (welches Wort ich hernach unten weiter erklähren werde) vom Dioscoro, deß H. Cyrilli Nachfolger, vom Bisthum verflossen war, zu gedachtem Chalcedonensi-schem Synodo zugelassen worden, nachdem ihm der Papst Leo sein Bisthum wieder gegeben." „Ungefähr hundert Jahre hernach ist Origenes (oder vielmehr dessen Schrifften) ans Anhalten etlicher Palästinischen Münche und Gutheissen Pelagii, deß Apostolischen (Stuhls Diaconi und Legatens verdammt, vermittelst eines Decrets Keysers Justiniani. Welches Decret derselbige Apostolische (oder Päpstliche) Legat Pelagius, tote auch der Constantinopolitanische Patriarch Mennas unterschrieben." „Hierauf hat Theodoras, Bischofs zu Caesarea Capadocise den Keyser Justi-uianum, bey dem er wol gelitten und bekandt war, beredet, daß Er um die sogenannte Acephalos (diese setzten, Christus hette nur eine Natur, und stritten wider °en Chalcedonensischen Synodum) zu vergleichen, diejenige dreh Capitula, durch toelche die Lehr deß Mopsuesteni, und 2. eB Ibae von Edessa Epistel, wie nicht toeniger 3. deß Theodoreti Commentarius, schienen behauptet zu werden, verdammen sollte. Weil alsdann, wie er sagte, ge-meldter Synodus als gleichsam nunmehr geretractirt (das ist in gewissen Stücken reformirt) und gereinigt von besagten Acephalis durchgehends und in allen Stücken würde angenommen werden." „Aber der schlauhe und listige Gesell zielte dahin gar nicht in rechtem Ernst, sondern vielmehr hierauf, daß, wann die Authorität deß Synodi ein Mal geschwächt wäre, die gottlose Sect der Monophysi-taruni und Acephalomm sich empor schwingen und trinmphiren mögte. Denn dieser Theodoras Csesareensis war selbst ein Verfechter deß Origenis und ein Ace-phahst." „Justinianus ergriff diese (seiner Einbildung nach so gute) Gelegenheit, Vergleich und Eintracht zu stifften, und gab ein Buch heraus, darinn die drei) Capitula (oder Puncten) verdammt wurden ; zwang auch Mennam und andre Patriarchen solches zu unterschreiben." „Es haben zwar anfänglich die Ca-tholische und der Römische Papst Selbst sich dawider gelegt, doch willigte dieser endlich darein, wiewol vorbehaltlich der Ehre deß Synodi, und versprach, (f) daß in dem fünfften allgemeinen Synodo, so im Jahr Christi 553 zu Constantiuopel angesetzt worden, dieser Streit geschlichtet und geendigt werden sollte." „Hiernechst sind viel Bischöfe gar hartnäckigt viel Jahre lang, denen dreyen Capitteln noch anhängig verblieben und dieselbe von ihnen vertheidigt worden; fürnehmlich die Bischöfe von Istria und Venedig, worunter auch obbenannter Patriarch Eelias sich befand; ungleichen sein Nachfahr Severus &c. «)" Aber diese Nachricht, welche gedachter Author aus genanntem Liberato hauptsächlich schöpfst, ist allzu kurtz und zur Erläuterung der Sachen nicht genug, wie diese uachgehende, die ich hiernechst beyfüge, scheinbar machen wird, denn wir wollen den rechten Brunnen entdecken. f) Dieser Aulhor braucht zwar das viel-deutige Wort recepit. Es scheint aber, daß er allhie dadurch verstehe ein Versprechen. «) D. Schöllleben Parte. 8. Anna). ,>. 321. Völliger Bericht von denen Tribua Capitulis, nnb deren Haupt-Quelle. Durch wen Neatorius verführt worden. Deffelben Ketzerischer Wahn. Der Haupt-Ketzer Nestorius, welchen Socrates und Evagrius mit höchstem Recht totius Ecclesiae in cendium, & officinam blasphemiae tituliren, ward anfangs ein Priester zu Antiochia, hernach Bischofs zu Constantinopel. Wann die Leute erhöhet werden an Würden, erhöhet sich auch nicht selten ihre Einbildung, zumal bei) Gelehrten, denen alsdann gar leicht sonderbare und neue Gedancken aufsteigen und die allgemeine Lehr-Sätze ein Eckel seynd. So ging es auch dem Nestorio, der mit dem höherm Amt nicht wie sich hette geziemt, einen nidrigern oder demütigern, sondern hohem und neu-sichtigen Geist gewann, und in der Religion was Besonders suchte, sich klüger und in der Erkenntniß viel verständiger achtend, weder alle Catholische Lehrer ; Massen gemeinlich hoffärtige Einbildung und Klügel-Sucht eine Mutter der Ketzereh und Spaltung zu sehn pflegt. Diese bey ihm eingeschlichene Seuche ward desto früher und stärcker ausbrüchig, nachdem er einen angetroffen, der schon würcklich angesteckt und vergifftet war, nemlich' den Atlianasium (nicht den rechtgläubigen, welcher die Glaubens-Be-kenntniß aufgesetzt, sondern einen andren deß Namens, welchen Etliche sonst Anastasium benamsen). Dieser Anastasius war gantz süchtig von unterschiedlichem Iüden-Wahn und dieser Red-Art der Kirchen, „Jungfrau Maria die Gottes-Gebärerinn", gar feind, und erweckte gleichfalls dem Nestorio dafür ein Grauen. Gestaltsam derselbe hierauf die Naturen in Christo von einander riß, und Christum nur für einen bloffen Menschen ausgab, sprechend, Maria wäre nicht Deipara, keine Gottes-Gebärerinn, sondern Chrisipara, Christi - Gebärerin, welcher nachmals durch sein heilig und unsträffliches Leben verdient und erlangt hette, daß er für würdig geachtet worden, daß sich die Gottheit mit ihm vereinigte; Item in Christo wären zwo Person, eine göttlich und die andre menschlich, aber voneinander abgesondert, nemlich solcherGe-stalt, daßdie GöttlichePerson in derMensch-lichen nur wohnte, alswie in einem Tempel. Deßwegen nannte er auch Christum nicht Gott, sondemDeiferurn, einenGottesträger. Andre aber wollen, es habe nicht Anastasius, ihn, sondern er den Anastasium, der sein Priester war, verführt; und als derselbe in einer Predigt zu der Gemein gesprochen, Gott sei von einem Menschen geboren, da hette Nestorius demselben widersprochen und gesagt: „Denjenigen, Jottsisiw der bey monatlichen Fristen ausgewachsen, lid)C 9?ebt”' mögte ich keinenGott nennen, wie kann Ma-riaEinen geboren haben, der älter alsSie?" Glaublicher ist aber, wie es von Andren beschrieben wird, besagter Anastasius habe auf deß Nestorii Geheiß das Widrige öffentlich gelehrt, und solches von besagtem Theodoro, Bischosen zu Mop-suesta in Cilicien, erlernt. Dann diesen Theodorum hatte einsmals Nestorius in Begleitung deß Anastasii besucht, als einen hochbenamten, weitberühmten Mann und scharff-eyfrigen Bestreitern der Arrianer, und von demselben ungefähr vernommen, man müsste die heilige Mariam nicht tituliren (die Gottes-Gebä- rerinn) weil Gott von keinem Menschen könnte geborn werden. Welches nachmals sowol dieser Anastasius, als auch ein Andrer, Namens Dorotheus, auf öffentlicher Kantzel vorgebracht. Da nun Ihrer Viele, insonderheit ein Redner, mit Namen Eusebius, sich daran ärgerten, und dem Nestorio deßwegen zusprachen, hieß es dieser gut, vertrat seinen Priester Anastasium und lehrte „der Sohn Mariae hette geffen, geschlaffen, geweint und sterben müssen wie ein andrer Mensch; der Sohn Gottes aber Wunder gethan, als wie eine gantz andre Person, und wäre deß Sohns Mariae Beysitzer gewest." Daher ließ er auch gar offt diese gottlose Worte von sich hören; Nori gloriari Judaee, non Deum, sed hominem crucifixisti. „Rühm dich nicht Jüd! denn du hast nicht Gott, sondern einen Menschen gekreutzigt". Die Geistlichen und Münche, welche sich eines Andren verlauten treffen und andres Sinnes erklährten, wurden von ihm gar übel tractirt, ins öffentliche Gefängniß geworffen, und hernach ins Elend vertrieben. Gleich darauf gab er eine Glaubensbekenntnis) heraus, darinn er zwar mit Worten einen Sohn, aber in der That einen andren Gott und einen andren Menschen erkannte und mit solcher List von vielen Bischöfen die Unterschreibung erpracticirte. Wie Cyrillo, dem Alexandrinischen W Bischofs, solches zu Ohren kam, ver- lim» mahnte er ihn in zweyen Schreiben gantz freundlich, er sollte doch mit keiner neuen Ketzerey die Kirche verunruhigen. Nicht weniger erinnerten ihn auch andre Bischöfe bevorab der Römische Papst Cce-lestinus, und Johannes, Bischofs oder vielmehr Patriarch zu Antiochia, (wtewol dieser fast mehrentheils nur zum Schein) daß er mit solcher Irr - Lehre mögte einhalten. Weil aber dieser Nachtvogel das Licht der Warheit nicht leiden wollte, und sein wahnwitziges Eulen- oder Uhu-Geschrey unaufhörlich fortschallen ließ; ja noch dazu sein abscheuliches Todten-Lied mit intoni» render Verleumdung vermengte, indem er den Cyrillum hingegen mit einer falschen Auslage berussete, als ob derselbe ein Schwarm-Genoß der Apollinaristen wäre; betreff Jener einen Provincial - Synodum nach Alexandria, und hefftete vermög ein» halligen Schlusses desselben, dem dritten Ermahnungs-Schreiben zwölff Capittel, (oder Lehr-Stücke) bey an, samt eben so vielen Vermaledeyungen (Anathematismis) der Gegensätze; schickte solche dem Nestorio zu mit Begehren, daß er dieselbe, daferrn, er für rechtgläubig wollte geachtet werden, sollte unterschreiben. Diese Säiffe aber war für einen Moren zugerichtet, der seine Schwärtze nicht verlieren wollte, ob man ihm gleich den gantzen Nil-Strom zum Bade-Wasser auf seinen verdüsterten und besudelten Sinn gegossen hette. Weil aber auch gleichwol die Klerisey zu Constantinopel ihr das Maul nicht stopffen ließ, sondern ein Programma wider den Nestorium anschlug, sing dieser an sich zu fürchten, und der nahen Anwesenheit deß Keyserlichen Hofs zu be-vortheilen, schwärtzte Cyrillum beym Keyser Theodosio mit mancherley Verleumdungen, und erhielt als ein Mann von grossem Ansehn, der bißanhero den Arrianern, No-vatianern, Macedonianern und andren Ketzern, männlich jo schier ein wenig tyrannisch zugesetzt, ihnen nicht allein ihre Kirchen verbrandt, sondern auch sonst schwere Verfolgungen zugefügt hatten, ein Keyserlich Mandat wider Cyrillum, daß derselbe sich zur Ruhe geben, und mit seinen vermessenen Handlungen die nur Aufruhr zu erwecken dienlich schienen, einhalten sollte. Bevor aber der Keyser solches Rescript dem Cyrillo zuschickte, säumte derselbe nicht, dte Sache mit christ - gebührendem Ernst ZU treiben, sondern schreib die 3 ziemlich» grosse Bücher de Recta Fide, übersandte dieselbe an den Keyser, sowol auch an die Keyserinnen Eudociam und Pulcheriam, nebst bittlichem Anhalten, daß je ehe je lieber ein allgemeines Concilium beruffen werden mögte. Eben dasselbe baten gleichfalls die vom Nestorio hart gedruckte Münche in Constantinopel, und der vermessene Nestorius Selber. Hierauf erging an alle Patriarchen und fürnehmste Bischöfe ein Kayserlich Ausschreiben, daß man gegen den H. Psingst-Tag zu Epheso, bey der Zusammenkunfft erscheinen sollte. Da sich dann auch Alle einfanden, ausbenommen der Bischofs von Rom (der Papst) welcher seinen Legaten schickte, weil seiner eigenen Person die Schifffahrt zu beschwerlich fallen wollte. Nachdem fünffachen Tage schon über die bestimmte Zeit verflossen, und der Patriarch von Antiochia annoch nicht zur Stelle war, machte man der Session einen Anfang, dazu sie selbiger Patriarch auch in seinem Schreiben vermahnte. Gleich bey der ersten Zusammenkunfft gab Cyrillus dem Nestorio einen scharffen Verweiß, welcher aber sich daraus verlassend, daß ihm nid)t wenig Bischöfe bey Pflichten würden, aufstund, und seine schon öffters gebrauchte Worte sprach: „Ich mögte nicht gern einen Menschen von zweyen oder dreyen Jahren, einen Gotr heiffen. Will derohalben rein seyn von eurem Blut und hinfort nicht mehr zu euch kommen. Diß geredt, ging er nebst sechs ihm anhängigen Bischöfen hinaus, und hielt hernach einen besondern Synodum ; ist auch nach der Zeit, ob man ihm gleich zum dritten Mal geruffen, daß er sich stellen und auf die ihm vorgeworffene Puncten antworten sollte, weiter nicht erschienen. Weßwegen die Väter selbiges heiligen Concilii, sonderlich Cyrillus und Memnon das Symbolum Nicaenum vorgelegt, hernach die Sprüche Heiliger Schrifft und der alten Kirchen-Väter vorgebracht, Hier» nechst die Episteln, Predigten, Erklähr und Auslegungen Nestorii untersucht und endlich einhällig Tags zuvor, ehe denn die Legaten des Römischen Bischoffs angelangt waren, das Urtheil gesället, daß man Nestorium müsste vom Amt setzen. Ob nun glech besagte Römisch-Päpstliche Legaten, welche nach solchem Urtheil-Spruch allererst angekommen waren, sich den Stimmen der Andren mit unterschrie- 13* Sae Concilium ju Epheso verdammt Ue-storium. ben ; hielt nichts beftoweniger Nestorius mit seinem Anhänge eine particular-25ersamnt* lung (ober Rottirung), unb sprach baselbst eben sowol ein Urtheil über Cyrillmn unb Memnonem, baß sie nemlichBeybe Amts verlustig seyn sollten; bie übrigen Väter aber bieses Concilii (welches bas britte Oecumenicum war) excommunicirte er. sec Pattiarä Am britten Tage nach ber Vernrthei-von Anliochia (ung Nestorii, kam ber Patriarch Johannes ««mirrmlg. üon Antiochia von zwey unb zwanzig Bischöfen begleitet, unb war gantz nicht ba-mit zu frieben, baß man bie zwölff Ana-thematismos Cyrilli, welcher bey ihm in falschem Verbacht einer Ketzerey stunb, gut gesprochen, unb Nestorium verdammt hette; unb ob er gleich wollte bafür gehalten seyn, als ob er Nestorii Jrrthümer gar nicht billigte, sprach er boch in einer privat Versammlung von vierzehen Metropoliten unb neun unb zwantzig Bischöfen, wiber Cy-rillum unb Memnonem ein Urtheil, welches sie für Meutmacher und Aufrührer, unb Amts-verlustig erklährte, barum, baß sie sich eines Ausspruchs wiber Nestorium unterfangen, welches ihnen boch nit gebührt hette. Dessen unterstunb sich aber also bieser frevlenbe Patriarch desto unge» scheuter, weil er sich auf bie Gunst Can-didiani, Keyserlichen Comitis Palatini verließ, welcher vom Keyser nach Epheso ge-sanbt war, unb ben wiber Nestorium ergangenen unb angeschlagenen Sententz tote» ber abreissen ließ, auch bie Väter beß Concilii zu Epheso, samt bem Cyrillo mit mancherley Verleumdungen berüchtigte. Die übrige Väter bieses Synodi excommunicirte besagter Patriarch Johannes, unb überschrieb solches sein Decret nicht anbers, als wäre es von bem gantzen Concilio gemacht, an ben Keyser nach Constantinopel. Daraus man leicht spührte, baß bieser Mann mehr um seine eigne, als um Gottes Ehre eyferte, unb lieber bie Ketzerey oben, als seine vermeynte Authoritet unten Ligen lassen wollte. Gegenseits boten auf bem Concilio, zwey-hunbert unb zehen Bischöfe diesem stoltzen Geist ben Kopff, liessen ihn brey Mal citi» ren; und als er nicht erschien, verbammteu sie ihn unb erklährten hingegen ben Cy-rillum samt bem Memnone unschuldig, sprachen bieselbe auch loß unb tebig von dem falschen Bann. Nichts bestoweniger hatte ber Patriarch ben Keyser allbereit vorher eingenommen, unb burch zuvorkommenbe Schreiben seinen Gegnern ben Vortheil abgerannt, also, baß ber Keyser bem falschen Angeber glaubend, sowol ben Cyrillum unb Memnonem, als ben Nestorium einerley Straff-Urtheil unter warff, unb sie alle brey in Verwahrung nehmen ließ, auch alle Handlungen beß Concilii umstieß. Aber wie gemeinlich bie Zeit eine grössere Patroninn ber Warheit, als ber Un-warheit ist; also kunnte gleichfalls diese er» tichtete Warheit, ober ber Warheit gleichsam in bem Wachs beß Betrugs ähnlich-gebildete Unwarheit, für den endlich ausgehenden Sonnen - Strafen der Warheit nicht bestehen, sondern musste baldzerfliessen; denn nachdem das Concilium durch etliche Abgeordnete dem Keyser den gantzen Handel recht vorgetragen, und gründlichen Bericht hinterbracht, änderte sich der Sinn und Schluß beß Keysers also, baß er dem An-tiochenischem Patriarchen gebot, dieVerstos-sung beß Nestorii vom Amt zu unterschreiben, und sich mit dem Cyrillo zu vertragen. Er befahl auch, daß man die Bücher Nestorii nicht lesen noch abschreiben, sondern öffentlich verbrennen sollte. Nestorium Nestori«» selbsten verurtheilte er, als einen offent- wird»«» lichen Gotteslästerer zum Exilio, nach den Exmo äussersten Enden iEgypti; ober wie Zo- imfidti. naras setzet, nach einer unfruchtbaren Gegend Arabiens, so mit ungesunder Rufst und seuchigten Winden verunreinigt ist, nachdem er anfänglich an einen erträglichen Ort verwiesen, aber nachmals auf beß An» tiochenischen Patriarchen selbsteigenes Anbringen, an solchen traurigen und fast wüsten Ort versetzt worden; weil er indem ersten viel Reute verführte. Da er zuletzt dann so elendiglich gestorben, daß ihm die Tod bt|®, Würme seine gottlästerende Zunge zernaget {^0%. und aufgefressen. Wiewol Andre wollen, die Erde habe sich aufgerissen und ihn verschlungen, Andre aber von ihm Beydes schreiben, nemlich, daß seine Zunge von den Würmen ausgefressen, und endlich bie Erde ihn in ihrem aufgesperrten Rachen noch lebendig begraben habe. Man hette wünschen mögen, daß samt diesem geistlichem Vergiffter, auch dessen Seelen-Gifft von ber Erden eingeschluckt und verriegelt wäre, aber solche schädliche und verfluchte Reliquien, nemlich die ketzerische Rehr Nestorii, hat der Hel» lische Unkraut - Pflantzer fleiffig aufge» hebt, unb so eyfrig fortgeflantzt, daß sie überall im Orient eingeriffen und den Acker der Christenheit allda überzogen; Massen noch auf jetzige Zeit das gantze . Morgenland biß an Sina und Cathai da-6tritung“ber angefteckt ist. Denn weil der Perser Notiani=1 König Cosrhoes, aus Feindschafft gegen dem Keyser Heraclio allen Christen, so in Persien unter ihm lebten, verbot, dem Heraclio und Ephesinischen Concilio beyzu-ftimmen, denen aber, welche der Irr-Lehre Nestorii folgten, Erlaubniß gab, in seinem Königreich zu wohnen; ward der Saarn solcher Ketzerei) dadurch weit und breit ausgestreuet. Theodoretus hat, wie Zonaras berichtet, den Schluß deß Concilü, sowol als derPa-triarch von Antiochia unterschrieben. Welches auch Zweifels ohn der Edeffenische Bischofs Ibas hat thun müssen, weil er, Besage deffelbigen Seribentens, bet) diesem Ephe-sinischem Concilio gleichfalls erschienen; ob sie aber sowol mit dem Hertzen als wie mit der Hand unterschrieben, wird die folgende Erzehlung entdecken. Gleichwie aber Ihrer viele, die sich klug duncken lassen, indem sie etwas Schlimmes abschaffen wollen, offt etwas Andres das eben so arg ist, an die Stelle setzen, nach dem gemeinen Spruch; Dum vitant stulti vitia, in contraria currunt : also ging es .»ndem Constantinopolitanischem Abt Enty-^rinin. ches. Derselbige war ein hefftiger Feind deß Xestorianismi und disputirte in vorerwehn-tem Concilio wider Nestorium gar scharff. Allein indem er jenem von seinem Fall ungestümlich wollte empor richten, fiel er selber in einen widmen Irrthum danider und schüttete in die Wunden, an stat der Artzeney, Gifft. Denn da Nestorius zwo Personen dem Herrn Christo zueignete, Mengte dieser die zwo Naturen ineinander und machte eine einige daraus. Vor der Menschwerdung, sagte er, wären in Christo zwo Naturen gewest, nach der Menschwerdung aber nur eine, auch der Leib Christi seiner Mutter, und uns im Wesen nicht Aeich; die Menschheit Christi sey von der Göttlichen Natur verschlungen, die Gottheit leidbar worden und gestorben, Christus müsste vielmehr „ein Vergöttlichter" weder „ein Gott" genannt werden. Ihm ward solches anfänglich von denen Bischöffen Eusebio und Flaviano verwiest", und er darüber in einem Provincial-ober Land-Synodo von ihnen verdammt; denen er aber hart widerstund, und nach Alexandria zum Dioscoro, Cyrilli Nachfolgern und Patriarchen daselbst, flöhe; welcher sich von ihm überreden ließ, als ob er nichts so. dem Nicmnischen Concilio ungemäß, lehrete. Hierauf wirckte derselbe beym Keyser aus, daß im Jahr 447 (Etliche setzen 449) abermal zu Epheso ein Synodus gehalten wurde; dabey es aber so verwirrt, unter seiner, beß Dioscori angemassten Direction zuging, daß Eutyches absolvirt und diejenige, so diesem zuwidern waren, schmählich tractirt, übertäubt und unterdrückt wurden. Wider ben Eusebium und Flavianum, welche die rechte Lehre verthei-digten, sprach er ein erzwungenes Urtheil, und als Flavianus demselben widersprach, stieß er diesen so unbarmhertzig mit Füssen von sich und auf die Brust, daß er nach dreyen Tagen daran starb ; daher nachmals dieses Concilium Synodus Praedatoria oder Latrocinans, „das räuberische Mord-Con- àSyno-cilium," genannt worden. Kleyser Theodo- °~ sius selbst ließ sich den Schluß dieses tyran- bàie, nischen Concilii gefallen, weil ihm die guten Freunde Dioscori übel berichtet hatten. Aber der Tod dieses Keysers setzte die Sache bald in einen andren Stand. Denn da brachten der Römische Papst Leo und der Constantinopolitanische Bischoffàa-tolius zuwegen, daß unterm Keyser Marti a-no, ein neues Concilium, so das Vierdte allgemeine war, zu Chalcedon angestellet, und die unordentliche Verfahrung deß zwey-ten Ephesinischen Synodi samt dessen unchristlichen Verabscheidungen von denen Beleidigten Klag-weise vorgebracht ward. Di-oscorus, welchem das Concilium befahl, in der Mitte zu sitzen und aus die wider ihn angestrengte Klagen zu antworten, wendete vor die Sachen, so anjetzo klagbar würden, wären von ihm nicht allein, sondern von dem gesamten Ephesinischem Synodo abgehandelt und beschlossen, auch vom Keyser Theodosio bekräfftigt. Die Bischöfe aber, welche dem Concilio zu Epheso hatten beygewohnt, klagten, daß sie nicht sreyes Willens, sondern durch Bedrohungen, mit Gewalt, mit Prügeln, mit Kriegsknechten gezwungen , unterschrieben hetten und zwar nicht unter ein rechtes Decret, sondern auf ein vorgelegtes weisses Papier ihre Namen setzen müssen, ohne zu wissen, was eigenblich das Concilium geur-theilt oder verordnet hette. Die Acten deß Ephesinischen Concilii, sagten sie, wären von deß Dioscori Schreibern gefälscht, und Eutyches hette zwar in seiner Bekennt-niß ausgegeben, Christus sey ins Fleisch gekommen, aber nicht aus der Jungfrauen Maria. ctoiwiiiium Auf solche Klagen erging wider Dios- v"àm>à corum und wider die fünff Bischöfe, derer ben Dioscc- Wort bey besagtem Ephesinischem Concilio nnB am meisten gegolten, ein Urtheil, welches ihnen sämtlichen die Unwürde Bischöff-licher Würden zuerkannte. Unter ändern warff man bey der dritten Session, da die Bischöfe allein beysammen und keine obrigkeitliche Personen zugegen waren, Dioscoro vor, daß er ein Origenist, ein Lästerer der Heiligen Dreyeinigket, ein Mörder deß Bischoffs Flaviani, ein Hurenjäger , auch wider die Diaconos und Priester ein rechter Tyrann wäre. Deß-wegen liessen ihn die Bischöfe dreymal vorladen, und nachdem er nicht erschienen, nahmen sie ihm sein Bisthnm. Aber damit war die Eutychianische Ketzerei) noch nicht ausgerottet, sondern hat in Aegypten, Palaestina, auch sonst vieler Orten im Orient noch gar lange gewähret, viel Jammers und Unglücks angerichtet. So hieltens auch hernach Petrus Gna-pheus (sonst Fallo genannt) Bischoff (oder Patriarch) zu Antiochia, und Petrus Mog-gus, Patriarch zu Alexandria annoch mit dem Eutychete ; daher von dem an solche beyde patriarchal Kirchen sehr verunru-higt und zerrüttet worden. Doch widersetzte sich solchen beeden Jrr-geistern der Constantinopolitanische Patriarch Acacius, männlich und standhafft. Unterdessen gab Keyser Zeno ein Edict heraus, (welches man insgemein Heno-«rr«mi ticon Zenonis, „das Bereinigungs-Edict Sf,Ct Zenonis, benamset) darinn er befahl, daß zenonis. die Rechtgläubigen sich Mit den Etttychta- nern in einen Vertrag einlassen und einander dulden sollten; da dann auch be-meldter Acacius selbst durch deß Keysers Authoritet sich schrecken ließ, solches Edict zu unterschreiben. Der Römische Bischoff aber (oder Papst) und Andre, welche es besser ausrechneten, widersprachens; tote» wol Einige ausgeben, daß sie es endlich gleichfalls unterschrieben. Welche nun dem Henotico Zenonis sich gemäß verhielten und das Chalce-donische Concilium wider den Eutyche- tem weder öffentlich verwarffen, noch gut sprachen, sondern es im Zweifel hangen lieffen, die wurden Haesitantes, „die Anstehende oderZweiflende," welche es aber verwarffen diaxQivóntvoi das ist, die A tifo it derer, und welche denen Decreten der vorigen Keyser, so für das Concilium gegeben waren, sich unterschrieben, Melchitae genannt. Weil dann endlich besagter Petrus Mog-gus gleichfalls solches Irenicum oder He-noticum, wie auch das bißhero hefftig an-gefochtene Concilium Chalcedonense angenommen und für gültig erkannt, haben sich zu Alexandria die Feinde selbiges Concilii von seiner Gemeinschafft abgesondert, und seynd tmhero Acephali, das ist . * die Hauptlose geheissen worden. Hat ^eph»16' also zu Alexandria die Secte der Aceplia- mm. lorum ihren ersten Anfang genommen, und $ ist ihnen solcher Nam deßwegen zugelegt & worden, weil selbige Secession oder Aus- genannt-tretung und Absonderung ohn einen ge-wiffen Urheber von der verwirrten Menge der Leute ihren Anfang gewonnen, hernach aber auch darum, weil sie von ihrem Haupt dem Patriarchen abgetreten. Dieser Nam breitete sich nachmals bald weiter ans über alle diejenige, welche dem Chalcedonensischem Concilio feind waren. Denn die Acephali verfluchten täglich selbiges Concilium, und wurden die, so solches zu thun sich weigerten, auf allerley Weise ,> von ihnen verfolgt. Sie glaubten auch $<•<* zwar, wie die Nestorianer, zwo subsisten- 3efilal‘ tias oder Personen in Christo, aber, daß dieselbe mit ihren Eigenschafften in eine einige Natur gleichsam zusammen gegossen wären; wovon sie auch Monophysitae be-namt worden, und hat, wider sie insonderheit Rusticus Diaconus geschrieben. Doch scheinet, daß auch nachmals diejenige, welche zwar zwo Naturen nicht ausdrücklich geleugnet, aber dennoch die Verdammung der dreyerleg Schrifften oder Capittel nicht unterschreiben wollen, unter den Natiteli der Acephalorum, bißweilen mit begriffen worden. Diese Eutychetische Acephali nun trachteten immerzu den Kopff wieder empor zu heben und das Ansehen deß Chalcedonensischen Concilii in den Staub zu legen. Eben dahin strebte auch Theodorus, Bischoff zu Casarca in Cappadocien, und wollte sie dazu dieser Gelegenheit bedienen, welche ihn viel Jahre hernach unterm Keyser Justiniano unter die Hand kam. Zween Münche Nonnus und Leontius brachen aus ihrem Kloster Nova Laura in Palästina hervor, mit etlichen groben JrrthümernOrigenis, und streueten solchen Unkrauts - Saamen im gantzen Orient hin und wieder aus, also, daß die gesunde Lehr darüber in den Morgenländern bey den Meisten schier in Verachtung fiel. Solches erweckte Theophilum den Patriarchen zu Alexandria, und Eustachium, den zu Jerusalem, daß sie nebenst einigen rechtgläubigen München aus Palaestina anhielten, daß einige Capittel oder Puncten, welche sie aus den Schrifften Origenis gezogen, samt dem Origene selb sten zu Constantinopel mögten verdammt werden; Weil die Strittigkeit über seine Schrifften sich erfrischete, und die Menge seiner Bey-stimmer sich mächtig anhäuffte. Nachdem der Keyser hieraus die Bischöfe in Constantinopel zusammen kommen lassen, und derselben Gutachten darüber vernommen, gab er ein langes und gelehrtes Rescript oder Decret heraus, wider die Jrrthümer Origenis, welche derselbe aus den Wahnwitzigen Schwärme-reyen der Heyden und Manichwer entliehen, daraus gleichfalls Arius seinen Gifft gesogen Hatte; wollte demnach selbige Ori-genianische Schriften verboten wissen, und zwar um soviel ernstlicher, weil darinn dem Nestorio zum Vortheil gelehrt würde, ber H. Leib deß Herrn Christi sey zuvorderst im Leibe der H. Jungfrauen formiret, (oder gebildet) und nachmals erst Gott, das Wort, samt der Seelen, die vorher schon gewest, demselben vereiniget worden. Dieses that obbenannten Bischofs Theodoro, als welcher in die Feder Origenis gantz verliebt war, heimlich weh; und weil chm bewufft, daß ehedeffen die drey Theodorus zuMopsuesta, Theodoretus zu Cyro und Ibas zu Edessa, Bischöfe, wider den Cyrillum für den Nestorium schrifftlich gestritten, dennoch aber gleichwol von dem allgemeinen Concilio zu Chalcedon nicht verflossen, sondern zugelaffen und ausgenommen wären; so bearbeitete er sich bey dem Keyser Justiniano dahin, daß nicht allein die drey Puncten oder Capittel, worinn 1. die Lehre deß Theodori Mop-suestani, 2. die Epistel deß Iba;, 3. die Schrifft Theodoreti gebilligt zu seyn schien, mögten verdammet werden, sondern auch die Verfasser derselben selbst, nemlich jetzt-genannte drey Bischöfe; weil die Billigkeit erheifchete, daß, wann es erlaubt wäre, eine Lehre nach Absterbung der Lehrer selbsten zu verdammen, alsdann auch solche Lehrer eben sowol selbst mit verdammet würden. Hie dienet zu mercken, was eigendlich durch die drey Capittel für Streit-Puncten gemeynet worden? Die meisteFedern, so von diesen Conciliis geschrieben, berichten, es seyen dardurch diese erstbenamte dreySchrifften verstanden, nemlich deß Theodori Mopsuestani, deß Theodoreti, und deß Iba;. Aber gleichwie solches Letzte nur vielmehr die drey Scri-benten und dreyerley Schrifften, von und in welchen die eigendlich so genamte drey Capittel (oder Lehr-Sätze) bestritten worden, betraff; also bestunden urgründlich die so genamte drey Capittel in diesen dreyen Fragen oder Lehr-Sätzen: I. „Ob Einer aus der H. Drey-Einigkeit Mensch und eingesleischet (incarnatus) oder Fleisch worden?" II. „Ob Gott im Fleisch gelitten, da dannoch gleichwol die Gottheit Selbst unleidbar wäre?" III. „Ob recht eigendlich und warhafftig^ lich die heilige Jungfrau Maria sollte bte Mutter Gottes genannt werden, und ob aus der Jungfrauen Maria Gott geboren sey ?" Daß hierin die drey Capittel eigendlich bestanden, spühret man nicht allein aus der Epistel Johannis sondern auch aus dem Codice in dem Titel oder Satzung von der H. Dreyfaltigkeit. b) Baronius will zwar, es habe sich ein gelehrter Mann hierinn verflossen daß er diese drey Puncten für die drey Capittel gehalten, und sich deßwegen aus die Epistel deß Römischen Papsts Johannis, so dieser an den Avienum und an andre Senatoren geschrieben, bezogen, da doch Papst Johannes dieselbe nicht Capitula, sondern drey Quaestiones nenne. 0 Ich halte aber dafür, es können dennoch mit gutem Fuge solche drey Fragen auch drey Capittel benamset werden; sintemal diejenige Puncten, welche Baronius allein für diedrey Capittel erkennen will, eben sowol in drey Fragen bestunden; nemlich, Ob Theodorus rc. а) Apud Binium Tom. II. Concil. pag. 407 . б) Reddentes C. de Summa Trin. c) Vid. Tom. V. Baroni! ad Annum 547. p. m. 389 !3o8 die dreh Capitol» i:io.’ien mtb Darinnen flr bestanden. Ob Ibas rc. Ob Theodoretus samt ihren Feder dem Nestorio zum Vortheil ge-Schrifften müssten anatliernati/irt werden? braucht, auch solche ihre Schrisften nach Denn das ward im sünfften Synodo ge- ihrem Tode disputirlich gemacht worden, stritten. Was aber controvertirt oder ob dieselbe nemlich für ketzerisch oder rechtgestritten wird, daß nennt man billig gläubig zu halten und zu verwerssen, oder Quaestionem. Was Baronius mit dieser zu dulden wären ; so hat man solche dret) Distinction vorsorglich gern verhüten will, strittige Schrifften an stat derer drehen nemlich, daß man nicht gedencken solle, Haupt-Pnncten selbst, so darinn begriffen als ob im sünfften Concilio der Streit und vor gemeldet worden, nachmals allein solche dreh Lehr-Sätze betroffen, sondern die Tria Capitula geheißen, daß nur dieses, ob man besagte dreh Da nun Keyser Justinianus vernahm, Bischöfe, welche Nestorianisch - gesinnte daß mehrgedachte dreh Bischöfe von dem Schrifften hinterlaffen hetten, samt sol- Herrn Christo eine so unchristliche Mey-chen ihren Schrifften sollte verdammen? nung gehegt, überdas dieselbe auch in ihren strittig gewest und zwar unter behderseits Schrifften öffentlich an Tag gegeben, Catholischen Lehrern (dazu aber Facundus entdeckte er die grobe Ketzer-Schnitzer, so nicht allerdings mit einstimmt) das kann in erst-so genannten drehen Capitteln ihm dennoch unumgestossen bleiben, wann (Haupt-Pnncten, oder Fragen) die dreh schon obvermeldte dreh Fragen (An aliquis Bischöfe mit ihrer Feder begangen hetten, ex Trinitate sit incarnatus? &c.) dreh und erklührte dieselben samt den Schrifften, Capittel genannt worden. darinn sie enthalten, verdammlich zu sehn, Man hat beh selbigen Zeiten alle verdammte sie auch würcklich in einem Streit-Puncten Capitula genannt. Da- offenbaren Edict. her auch die 12 Anathematismi, so Cyrillus Als aber solches Urtheil die Bischöfe wider den Nestorium aufgesetzt, zwölff sollten unterschreiben, erhub sich in der Capitula genannt wurden. Und in der Christlichen Kirchen ein Hefstiger Streit, VI. Collation dieses Synodi V. werden indem Ihrer viel sich weigerten, besagte Ca-die Puncten, so in dem Schreiben deß pittel, oder vielmehr die dreh, hernach also Ibee, wie auch die Lehr-Sätze deß Theo- genannteSchrifften zu verdammen, vorwen-deri, Impia Capitula genannt. bende, die Frage träfst nicht so sehr den So giebt auch der Haupt-gelehrte Ba- Glauben an, als die Personen; weil diese ronius selbst in seinem V. Tomo Annalium aber nunmehr längst schlieffen, sollte man ein Exempel an die Hand, da er eben in sie ruhen und diejenige unverdammet lassen, dieser Materi schreibt: Joannem fuisse à welche das Chalcedonensische Concilium Proclo literis interpellatum, si non essent enweder nicht verdammet, oder nachdem Theodori tria illa hseresium capita, quae sie die Glaubens-Bekenntniß selbiges Conah Armeniae monachis circumferebantur ? cilii angenommen, loßgesprochen, und für „Johannes, Patriarch oder Bischofs zu unverdammlich geachtet hette. Antiochia, seh von dem Proclo brieflich Etliche wandten auch ein, es wäre dem befragt worden, ob diejenige dreh ketzert- Chalcedonischen Concilio gar nachtheilig, sche Haupt- (oder Lehr-) Stücke, womit daß der Keyser auf die Verdammung der sich die Armenische München hin und drehen Capittel so hart drünge. Welche der-wieder trügen, deß Theodori seine nicht halben denen drehen schon verstorbenen Bi-wären ?" a) Nun gedruckt aber Baronius schüfen günstig waren, die nannte man beh zum offtern, es seh im sünfften Synodo dieserStrittigkeitHaesitantes (die Zweif- sy"0,,/ der Lehre halben kein Streit vorgefallen, lendeoderAnstehende)dieAndrenaber sondern nur darüber, ob man die Schriff- Synoditas(dieVersammlungs-Genos-ten dreher Bischöfe nach ihrem Tode ver- sen.) Wiewol Baronius solches umwendet, dämmen sollte? Darum müssen hiedurch und berichtet, die, welche zu der drehenCapit-tria hseresium Capita obbenannte dreh tei Verdammung nicht einwilligen wollen, Sätze oder Fragen gemeynt werden. wären von dem Gegentheil Synoditae ge- Aber weil nicht allein Theodorus Mop- heissen worden. Massen solches diese seine suestenus, sondern auch Theodoretus und Zeilen geben: Porrò iidem ipsi qui Tria Ibas in diesen drehen Haupt-Stücken oder aia esse uamnanaa capita asserebant, Capitteln sich hart verstoffen, und ihre adversarios, qui id negarent facien- o)Baronius adAnnum425.Tom.V.Annal.p. m. 673.dum , S\ nodltäS nominai e COnSUe Terunt: è converso autem Catholici appellabant Haesitantes hujuscemodi occultos Eutychianos & Severianos : qui quidem, (in quantum foris appare- ; bat) se esse Catholicos, Synodumque suscipere, profitebantur, imo & pro eadem certare isti, sicut illi, tum ore. tum scriptis etiam asserebant. Ich besorge aber, die Feder dieses haupt-eruditen Kardinals sey unter seinen, sonderlich bey dieser über alle Masse verwirrten Materi, überhäusften Gedancken, von seiner rechten Meynung und Sinn allhie unversehns ein wenig abgewichen, und habe er vielmehr also schreiben wollen: Ii ipsi, qui Tria illa esse damnanda capita asserebant, ab adversariis, qui id negabant faciendum, Synoditae nominari consueverunt. Denn solches schliefst man aus dem Folgenden: E converso autem Catholici appellabant Haesitantes hujuscemodi occultos Eutychianos & Severianos : qui quidem (in quantum foris apparebat) se esse Catholicos , Synodumque suscipere profitebantur &c. a) Endlich verschrieb Key ser Justinianus alle Bischöfe im gantzen Römischen Reich ; daß sie die Sache entscheiden mögten, so nemlich deß Origenis Jrrthümer und die Schrifften der dreyen Bischöfe (welche ich nun hiernechst auch mit den Meisten, die drey Capitteln nennen werde) beträffe. Dieses Concilium, welches das fünffte Oecumenicum ist, ward gehalten im Jahr Christi 553 zu Constantinopel in Versammlung von 150 Bischöfen, (wiewol etliche Scribenten 160 Bischöfe zehlen) und dasjenige, was die vorige vier allge-Alich, Meine Concilia geschlossen, zuförderst be-kräfftigt. Demnechst erftährte man die ìà Wahn-Sätze Origenis für ketzerisch, welche, wie obberührter Massen von TheilsPalse-stinischen München wieder aufgeweckt wären, nemlich, daß dieselbige Leiber, womit wir hier auf der Welt umgeben seyn, nicht wieder aufstünden, auch die Pein und Straffe der Verdammten nicht ewig wäh-ttn, ja die Teuffel selbst noch wieder zu Gnaden kommen und zu ihrer ersten En-Ssttsihen Würde erhaben werden sollten; ungleichen, daß Christus noch in jener Welt auch für die Teuffel leiden und sterben würde rc. Um welcher und anderer r a) Baron. Tom. 7. Annal. p. 429. ad Annum 553. Valv. VIII. Buch. häßlicher Irr-Sätze willen, nicht allein 0ri8ene* diese Lehre Origenis, sondern auch zugleich tammt"' er selbst verdammet und verflucht ward. Man verfluchte eben sowol die drey Ca- ®ie a»*.bie pittel, nemlich die Schrifften deß Theodori ^ 6trafnt Mopsuesteni, samt ihm dem Verfaffer selb- JrrschrWm. sten, ingleichen die Schrifft Theodoreti wider Cyrillum, und drittens, die Epistel Ibse. Es hielt aber hart, ehe man zu solchem Urtheil unverhindert schreiten kunnte. Dann unterschiedlichen Bischöfen kam es unbillig vor, daß man Origenem, obgleich in seinen Schrifften etwas Ungleiches, darum anathematiciren (oder verfluchen und verdammen) sollte. Wie dann auch nach der Zeit eben sowol hierüber die Stimmen der Lehrer noch lange Zeit gantz mißstimmig geblieben. Vincentius Lirinensis streicht seine Ge- Mißstnnmige lehrtheit und trefflichen Verstand gewaltig heraus, beschließt aber solchen Ruhm end- dammung lich mit einer Beklagung, daß er in Ver- 0rigem9-suchung gefallen und plötzlich von der alten Religion in neuen Jrrthum sich verschrit-ten; wünschet dabeneben, daß es wahr seyn möge, und will es auch lieber selbst dafür halten, daß wie sowol rechtgläubige als ketzerische Scribenten gedacht hetten, Origenis Bücher verfälschet seyn. ö) Picus Mirandula hat eine besondere kiv i Schutz Apologiam oder Schutz-Schrifft für den wider die Origenem herausgegeben, darinn er be- B-rdam-haupten will, obschon Origenes in man-chen Stücken geirret und solche Jrrthümer origenis. sowol als er Selber (der Origenes) nach seinem Tode verdammt worden, seygleich-wol solches nicht anderst, als allein von seiner ketzerischen Lehr zu verstehen, von Ihm selbsten aber nur in so weit, als er ketzerisch geschrieben, keines Weges aber von seiner Seelen ; denn die Kirche hette ohne sonderbare göttliche Offenbarung solches nicht determiniren (als eine Gewißheit setzen oder darüber sprechen) können, daß die Seele Origenis verdammt sey; es stehe der Kirchen nicht zu, die Seelen der Menschen zu verdammen, und sey fast lächerlich, daß man diese Worte: „Wir verdammen den Origenem rc. für eine höllische Verdammniß erklähren wolle. Er zeucht auch an das Gezeugniß 8. Hieronymi, daß Origenes sich seiner Jrrthümer habe bußfertig gereuen lasten, &)Vincentius Jjirinens. part. 1. Commonite c. 23. 14 und Ambrosius ein wenig zu unbedachtsam lypsis clamant : Usque quo, Domine, desselben in geheim edirte, Schrifften offent- non vindicas opprobrium nostrum de lich herausgegeben. Und was er sonst mehr bis, qui in terra sunt? d) „Dieses ist dem Origeni zum Besten vorbringt. «) zimlich hart geredt, da es doch verständi-Will also besagter Picus behaupten, das gen und gelehrten Leuten allstets erlaubt Concilium habe Origenem nur in seiner gewesen, von solchen Sachen, welche den Lehr verdammet, um seine Person mögte Glauben so eigentlich nicht angehen und es stehen wie es wollte. durch die ordentliche Gewalt nicht ver- Aber Bellarminus lässt es Key solcher hotten worden, ihre Meynung beydes zu Meynung nicht beruhen, sondern achtet sagen und zu schreiben, wiewol mit ge-ihn für verdammt, und schreibet, man bührender Moderation. Denn man hat finde in dem 25. Capittel deß Prati spi- nicht daran zu zweifeln, daß Etliche un-ritualis, welches Buch im Siebenden Con- ter den Gelehrten und Rechtgläubigen cilio wird ungezogen, daß man Origenem eine Verleumdung (oder falsche Bezüch-samt Ario und ändern Ketzern in der tigung) erlitten, und gleich jenen Märhöllischen Glut und Pein in einem Ge- tyrern in der hohen Offenbahrung schreyen: sicht erblickt habe. b) Herr, wie lange rächest du nicht unsere Auf diese vermeynte Revelation will Schmach (unser Blut) an denen, die auf gleichwol M. L. Bail in seiner Summa Erden wohnen?" Conciliorum nicht viel, und mehr auf die Allein so man die vom Nicephoro er-Gedancken deß von mir obangeführten zehlte und von ihm, wie er versichert, aus Vincentii halten, welcher der Meynung, den fchristlichen Verzeichnissen dieses daß Origeins Schrifften von ändern ver- Concilii gezogene Worte der zroeyten Sesti erbt und mit falschen Zusätzen vergifftet sion dieses Constantinopolitanischen Con-seynd, sich nicht gern zu widern setzen will, cilii genau beäuget, wird man gleichwol Hingegen fällt der Scholiastes Octo fast schwerlich anderst schlieffen können, Synodorum Orientalium c) dem Origeni Ms das der Synodus nicht weniger aus und allen deffen Vertretern eben so scharff, deß Origenis Person, als auf deffen als wie Bellarminus, indem er schreibt, Schrifften mit dem Donnerkeil deß Kir-Qui hodie pro Tertulliano, Origene, Lu- chen Banns und Muchs gezielt, ja ihn cifero Sardorum Episcopo, Johanne von der Kirchen oder Gemeinschafft der Hierosolymitano, Apologias in Eccle- Gläubigen entgliedert und ausgeschloffen ac etiam scribere sententiam. Non Zudem spricht eben dieser Muffte Sy- enim dubitandum, aliquos ex viris nodus bey der achten Collation : Judicium eruditis & orthodoxis calumniam passos anathematis nihil aliud est, nisi separa- siam spargunt, lavant JEthiopes, compescendi sunt, ut ingenia Libertina & noxia &c. Das ist, „die heutiges Tages für den Tertullianum, Origenem, Luciferum, Bischöfen zu Sardis, und Johannem Hierosolymitanum, Schutz undVerantwortungs-Schriffteu in die Kirche ausstreuen, waschen einen Moren und muß man ihnen als schädlichen Freyaeistern Einhalt thun rc." Aber hierauf antwortet erstgemeldter catholischer Author Bail: Hsec satis durè ! cum semper licuerit, in rebus, quae non sunt de fide, & de quibus nulla est prohibitio per legitimaa potestatem, Sapientibus & Eruditis suam dicere habe. Denn ich sehe nicht, was diese Bann-Worte anders sagen wollen: Effugimus igitur effugimus istam, quam ignoramus, externam vocem, & tamquam furem atque praedonem, ejusmodi hominem anathematis laqueis arcté districtum atque suffocatum, extra Sacra Ecclesiae moenia abjecimus. „Wir meiden diese fremde Stimme, welche wir nicht kennen, haben solchen Menschen (nemlich den Originem) als wie einen Dieb und Räuber mit den Seilen deß Anathematis (oder Bann-Fluchs) fest verstrickt, erstickt und von den heiligen Mauren der (Stadt-Gottes) der Kirchen hinaus-geworffen rc." fuisse, qui quasi Martyres illi Äpoca- o) Vid. Apologia Pici Mirandulani pro Origine. 6) Bellarminus de Scriptis Ecclesiastic. in Ori- tio àDeo: daraus man tool spühret, daß die Verdammung auch von der Seelen Origenis verstanden worden. gine, ad Annum 226. c) ad V. Synodum c. 6. ; d) M. L. Bail, Summ. Concil. foL 290. Bey der fiinfften Session ward der schon längst verfaulte Theodorus Mop-suestenus samt seinen gottslästerlichen Büchern verdammet. Und obgleich theils Bischöfe vermeynten, man sollte nur seine Schrifften verdammen, Seiner Selbsten aber, als eines Manns, der schon in Got-tesGericht und gestorben wäre, schonen. Widerlegte doch Einer solche Meynung durch Anziehung deß Exempels Königs Josiae, welcher die Gebeine der längst-verstorbe-nen Priester hette aus den Gräbern her-vorreissen und verbrennen lassen. Welche Rede dem Keyser Justiniano so trefflich wolgesallen, daß er diesen Mann nachmals zumErtzbischofflichenAmt erhöhet hat. Nicht weniger erkannte man diejenige Schrifften Theodoreti, so derselbe dem Theodoro und Nestorio zur Gunst, wider den Cyrillum und das Ephesinische Concillium aufgesetzt, für verdammlich, gleichwie auch in der sechsten Session die Epistel deß Bischoffs Ibae. Denen, welche solches abzuwenden trachteten durch den Vorwand, daß diese Epistel gleichwol von dem Chalcedonischen Synodo für richtig, unstrüfflich und pas-sirlich erkannt wäre, begegneten Andere mit diesem Gegen-Bericht, es wäre sowol Theodoretus als Ibas von selbigem Concilio eher nicht ausgenommen, ohn bevor sie Beyde, fotoofTheodorum, alsNestorium verdammt hetten, und besagterlbas auch selbige seine Epistel widerruffen ; woraus das Concilium zwar ihn, mit nichten aber seine Epistel, für Lehr-richtig erklärt hetten. Nicht weniger ward von Anderen, zum schlechten Nachruhm Theodoreti, vorgebracht, daß dieser zwar in besagtem Concilio dem Nestorio abgesagt und ihn verflucht hette, aber nur aus Heucheley und falschem Hertzen ; sintemal er nach Cyrilli Absterben, seinGespeyetes wieder gefressen, über den Tod Cyrilli gesrohlockt und diese Zaster-Worte ausgeschüttet hette: Nemo neminem jam cogit blasphemare. Ubj sunt, dicentes, quod DEUS est & qui crucifixus est? Non crucifigitur DEUS. Homo crucifixus est Jesus Christus, qui ex semine est David ; filius Abrahae. Homo est, qui mortuus est, Jesus Christus: DEUS verò Verbum resuscitavi! suum templum, qui est ex David: sicut est David, homo hominem generat : qui ^erò natura filius DEI est, hic est ! DEUS Verbum. Christus vere est filius David &c. Non jam est contentio Oriens & iEgyptus sub uno jugo est. Mortua est Invidia. & cum ea obruta est contendo : requiescant Theopatbiae. Es ward auch bey der fiinfften Handlung dieses V. Synodi ein Schreiben verlesen, welches Theodoretus an Len An tiochenischen Patriarchen Johannem ges chickt und darinn über den Tod Cyrilli gleichfalls triumphirt haben sollte. Aber Baro-nius beglaubt a) aus dem Chronico deß Bischoffs Nicephori und andren Scri-benten, daß solche Epistel dem Theodo-reto, von einem Betrieger ausgetichtet seyn müsse, weil der Patriarch Johannes noch vor dem Cyrillo gestorben. Diß ward also nunmehr die „Berdamm-niß der drehen Eapiteln" geheissen, nem Itch bieAnathematizirung gedachter dreyerley Schrifften, Theodori, Theodoreti und Ibae. Diesem nach verdammte der Synodus den Theodorum, samt seinen Schrifften, als Einen, der in seiner Gottes-lästerlichen Hartnäckigkeit unbußfertig dahiu gefahren: imgleichen die Schrifften Theodoreti wider den Cyrillum, und offtgemeldte Epistel deß Ibae. Dieser, damals noch hochberühmten dreyen Männer, so lange nach ihrem Tode geschehene Verurtheilung, wollte Vielen nicht gefallen, und zwar hauptsächlich aus diesem zwiefachen Bedencken: Erstlich darum, weil sie es für unchristlich achteten, solche Lehrer, die von unterschiedlichen alten Kirchen - Vätern gelobt und geliebt worden, zu verdammen, nachdem sie schon vor länger als hundert Jahren dem menschlichen Gericht entzogen wären, und schlieffen. Wie dann sonderlich Theodorus, als ein hocherleuchteter Lehrer, vom Facundo, einem Cathol ischem Bischofs in Africa, gepriesen und gewaltig verfochten wird; welcher Facundus unter Andren schreibt, Theoeorus habe zum Lehrmeister gehabt den Diodorum, der vom H. Athanasio, Basilio, und andren Vätern, als ein vortreffliches Licht der Christenheit hoch und werth gehalten. Und will, man habe ihm fälschlich aufgebürdet, was er nicht gelehrt. f>j Dahingegen Baronius im V. Tomo gedenckt Diodo- o) Tom. 7. Annal. p. m. 434. 6) Vitt. Facundus üb. 4. Defensionis trium Capitulorum c. I. p. m. 145. seqq. Warum theils Bischöfe die Verdammung der dreyen Capitteln nicht gebilligt. ros habe dem Nestorianischen Irrthum den ersten Grund gelegt, und sey sowol seine, als deß Theodori lästerliche Lehre allererst nach ihrer beyder Absterben recht ans Liecht gezogen worden, aus ihren hinterlassenen Schrifften. Theodoretus wird gleichfalls von ihnen entschuldigt, daß er nicht dem Nestorio was zu Liebe geschrieben, sondern nur wider die 12. Capittel Cyrilli seine Schrifft gerichtet, weil er dieselbe nicht recht verstanden, und in die irrige Gedancken gerathen, als ob dieselbe den Apollinaristen zum Vortheil gereichten, da er doch sonst im Glauben mit dem Cyrillo einsinnig gewest wäre; zudem hette derselbe auch, sowol gegen den Papst Leone, als gegen dem Concilio Chalcedonensi, offenbarlich sich für einen abgesagten Feind Nestorii erklährt, und der Bischoff Ibas dergleichen gethan, sprechend, er verfluche Nestorium nicht ein-, sondern zehen tausend Mal. Ihr zweytes und fast noch wigtigers Bedencken war dieses, daß weder Theodorus, noch Theodoretus, noch Ibas, in besagtem Synodo Chalcedonensi verdammt, ja vielmehr deß Ihm so anrüchtig gemachte Epistel, von selbigem Concilio für nicht unrecht erkannt wäre; weßwegen man selbigem Concilio sehr verkleinerlich handelte, und den Entychianern wider den Chalce-donischen Synodum das Schwert in die Hand gäbe ; die solches eben suchten, auch deßwegen diesen theuren Männern solche Schmach erweckten, damit durch derselben Verdammung and) zugleich das Chalce-donische Concilium, als welches ihnen weh gethan, in Verachtung käme. Und weiß dieses abermal der Facundus mit seiner Feder meisterlich auszustasiren. Welcher diejenige, so damals im Concilio, das seinem Bericht nach meistens mit Acephalis besetzt gewest, sich verlauten liessen, der Chalcedonensische Synodus hette die Epistel Ibae nicht angenommen, der Unwarheit berüchtigt, und dazu diesen Ausspruch deß Chalce-öonischen Synodi anziehet: „Cognovimus, ex Sententia Reverendissimorum Episcoporum, Ibam Reverendissimum Episcopum innoxium demonstratum. Lecta enim ejus epistola, cognovimus, eum esse orthodoxum : & ob hoc decernimus & honorem ei Episcopatus, & Ecclesiam, de qua injuste & absens expulsus est, instaurari. “ Und hernach abermal diese Worte deß Urtheils: „Ex his, quae nuper lecta sunt, darum est, quia reverendissimus Ibas innocens est, ab omnibus, quae ei illata sunt, & ex relecto rescripto epistolae, quod prolatum est ab ejus adversario, orthodoxa apparuit ejus dictatio, a) Die Epistel selbst findet man im sechsten Buch Facundi, und auch bet) den Acten deß sünfften Synodi, k) In welcher der Bischoff Ibas den Theodorum höchlich rühmt; deß Nestorii Satz aber, und eben sowol deß Cyrilli Schrifft wieder denselben verwirfst, weil er Cyrillum übel verstanden. Welchen Mißverstand der Synodus Chalceuonensis für verzeihlich, wie es scheint, angesehn, und den Versaffer solcher Epistel, nemlich den Ibam, nachdem er Nestorium offent- und deutlich verflucht hatte, für rechtgläubig erklährt. In der achten Handlung aber deß Concilii Chalcedonensis wird gedacht, Theodoretus habe gebeten, man wollte seine Schrifft, nemlich das Libell, so er dem Keyser Haitiano und denen gegenwärtigen Römisch-Päpstlichen Anwälten oder Legaten übergeben hatte, verlesen, damit man sehen könnte, was er lehrete. Woraus die Bischöse gerufen: Nihil relegi volumus, modo anathematiza Nestorium. „Wir wollen nichts wieder lesen taffen, vermaledeyen nur den Nestorium !" Vom Iba wird in der Erzehlung selbiges Concilii zwar gemeldet, daß die Väter gesprochen, man ersehe aus der Epistel seine Unschuld und Rechtglaubigkeit. Aber der fünffte Synodus bezeugt ein andres bey der fünfften Collation (oder Confe-rentz) ans dem Keyserlichen Rescript an das Concilium ; nemlich obschon die Verfechter der 3 Capittel einwendeten, die Epistel Ibae wäre vom H. Concilio zu Chalcedon ausgenommen; so bedienten sich dieselbe doch nur solcher Worte, so von einem oder andrem frommen Bischöfe selbiges heiligen Concilii nur geredet worden, und deuteten solche also, als ob sie für besagte Epistel (nemlich zur Genehmhaltung derselben) gesprochen wären, da doch alle die andre Väter deß Concilii nicht gleicher Meynung und Willens geworden. Weil aber unter denen Acten deß o) Facundus Hermianens. lib. 5. c. I. p. m. 178-i 6) c. 3. p. 235. Chalcedonischen Concilii dergleichen Nachricht nicht befindlich, stehets dahin, ob der Keyser Justinianus dieses nicht nur auf Bericht deß Csesareensischen Bischofs Theodori dem Rescript also einverleibt habe. Denn in eben derselbigen Sechsten Con-ferentz-Beschreibung dieses fünfften Synodi wird hernach weiter erzehlt, daß, nachdem die Epistel Ihre in diesem fünfften Synodo, wie auch das Schreiben deß Constantino-Politanischen Bischoffs Procli an den Bischofs Johannem von Antiochia öffentlich verlesen worden, derselbige Theodorus, Bischofs zu Cesarea Cappadociae, nebenst andren Bischöffen ausgestanden, und den Synodum erinnert habe, daß, ehe dann das Concilium zu Chalcedon zusammen gekommen, der Ibas zu vielen Malen beschuldigt wäre, wegen einiger gottlosen Pucten (ob impia Capitula) die er seinem, an den Perser Marim abgesertigtem Schreiben eingesetzt, und auch deßwegen, daß er die gottlose Lehr-Sätze deß Theodori aus dem Syrischen übersetzt, und überall herumgeschicket hette. „Und eben deßwegen (sagte er) hat Proclus dem Antiochenischem Bischofs Johanni zugeschrieben, daß er ihn mögte dahin halten, daß er von deß Nestorii gottlosen Lehr abträte. Nicht weniger war nach Procli Tode bei)nt Keyser Theodosio und dem Eonstantinopolitanischem Bischofs Flaviano Klage eingekommen, welche hieraus die Stücke, worüber Ibas beklagt worden, Photio, dem Bischofs zu Tyro, und Eustachio, dem Bischofs der Berytorum (zu Borut) zur Untersuchung untergeben. Da dann von diesen beyden Bischöfen zu Tyro ein Urtheil gefället worden, Krafft dessen Ibas in der Stadt Edessa den Nestorium, und dessen, in dieser seiner Epistel vertheidigte Lehr-Puncten öffentlich vermaledeyen, hingegen den Ersten Ephesinischen Synodum, io in dieser gottlosen Epistel verworffen worden, als wie eine solche Zusummen-kunfft oder solche Eongregation, die von dem H. Geist versammlet wäre, anneh-men und erkennen sollte. Weil aber Ibas solchem Ausspruch nicht nachgelebt fst er vom Bisthum und Nonnus an letne Stelle kommen; welcher Nonnus 3U dem Ehalcedonischem Synodo beruffen worden, und nicht der Ibas selbst." Als aber im Ehalcedonischem Concilio wegen dieses Handels deß Ibae Anregung geschehen, ist kündlich genug, daß selbiges Concilium diese Epistel verworffen und deß Photii und Eustachii Ausspruch gebilligt, dannoch aber den Ibam zwar angenommen in Betrachtung, daß der Herr Christus allzeit Wolgefal-len hat an Barmhertzigkeit, doch eher nicht, als bevor derselbe seine Epistel verleugnet, (das ist, derselben abgesagt und sie widerruffen.) Es hat aber auch Juvenalis, Bischofs von Jerusalem, für den Ibam geredt, nemlich, daß derselbe, weil er seiner Ketzerey wegen Busse thäte, Verzeihung und Gnade als ein alter Mann verdiente.^ Auf gleiche Weise haben auch andre Bischöfe ihn ausgenommen, darum, daß er dem Allen, was ihm seine Ankläger vorgeworffen, darunter auch diese Epistel war, entsagte. Also haben gleichfalls noch andre mehr geredet. In den Conciliis aber soll man nicht (seynd noch deß Theodori Caesareensis Worte) sehen auf das, was Einer oder Andrer dazwischen redet, sondern aus das, was insgemein von Allen ingesamt oder von den Meisten gesprochen und geurtheilet wird. Es hat aber auch Ibas selbst diese Epistel verleugnet und gesprochen, er hette, nachdem Cyrillus mit Bischofs Johanne von Antiochia sich versöhnt, nichts wider Cy-rillum geredt. Wollte aber Jemand et-wan zugeben, daß der vordere Theil der Epistel gottloß, der letzte aber recht sey, wird dennoch auch so nicht die Epistel der behörigen Verdammung damit entgehen. Denn obgleich die Ketzer, wie gemeinlich bey allen Ketzereyen geschieht, Eines und andres, das recht ist, setzen; so werden darum die gottlose Dinge, welche sie lehren, von der Verdammung nicht besreyt. Aber die Sache desto besser zu untersuchen, ward für gut befunden, daß man in gegenwärtiger Versammlung deß fünfften Synodi noch mehr Schreiben, so in Ephesinischen Concilio verlesen waren, als deß H. Leonis seines, an den Flavianum, sowol auch den Ausspruch deß Chalcedonischen Synodi ablesen sollte. Und als daraus erschien, wie mehr» errechnte Epistel Ibae dem Chalcedoni-schem Concilio gäntzlich und so gar entgegen wäre, daß selbiges dieselbe unmög-! Uch gut sprechen können, rieffen alle Bischöfe insgesamt: „Wir erklähren Alle miteinander diese Epistel für ketzerisch, und verdammen sie. Denn sie ist dem Verlaß und Schluß deß Chalcedonischen Synodi gantz zuwider, gantz ketzerisch, gantz gottslästerlich. Wer sie nicht vermale-deyet, der ist ein Ketzer. Der Schluß deß Chalcedonischen Concilii hat diese Epistel verdammet." Aber wie vorhin gemeldet, Facundus heisst solches eine Unwarheit, daß der Chalcedonische Synodus die Epistel sollte verdammt haben. Baronius ist mit theils Andren derMey-nung, es habe Ibas nicht selber solche Epistel, sondern ein Nestorianer unter seinem Namen heraus gegeben, auch überall in den Ländern herumgeschickt, seinenSect-Genossen zum Trost und denen Catholi-schen zur Schmach; allein wie nachmals selbige Epistel in dem Chalcedonischen Concilio vorgetragen und erörtert worden, habe man erfahren, daß es deß Ibse seine nicht wäre, und also dieselbe verdammt. Und beziehet er sich darinnen aus die zehende Action deß Chalcedonischen Synodi, aj Aber in denen Editionen, welche mir unter die Hand gekommen, wird nichts davon gedacht, daß man dergleichen habe erfahren. In dem zweyten Concilio Nicseno aber, welches Baronius hieraus gleichfalls anziehet, liefet man dennoch solches, und zwar in folgenden Zeilen. Nam & divini Patres, qui in quarta universali Synodo fuerunt congregati , Epistolam qua* nomine Ibae, Episcopi Edessae ad Marin Persam circumferebatur, anathemate damnaverunt, quasi Nestorio consentientem. Eodem etiam modo qui in quinta sacra Synodo convenerunt: ipsum autem Ibam nequaquam (non enim demonstrari poterat, quòd esset Ibae.) Quamobrem in anathe-matismis non ipsum Ibam devoverunt, sed Ibae Epistolam. Dicebatur enim, (scii. Ejus esse) cum tamen illius nequaquam esset, b) Es dienet aber auch dieses fürnemlich zur Erläuterung, warum die Istrianische Bischöfe und die Patriarchen von Aquileja, nebst manchen andren Illyrischen Bischöfen die Berdammniß der dreyen Capittel (oder Schriften) eine lange Zeit für null a) Baron. Tom. 5. Annal. p. 647. b) VideTomumQuintumActionie sexta-Cono.iliiN'-ceeni Secundi. Tomus autem sumitur hic pro sectione. und nichtig geachtet, daß wir vernehmen, wie sich der Römische Papst Vigilius bey dieser Strittigkeit zu Constantinopel, dahin Kepser Justinianus ihn geladen hatte, sich verhalten habe. Hiermit lauten die Scribenten einander nicht gleich. Etliche wollen, er habe die Verdammung der drey Capitteln mit unterschrieben, Etliche leugnen solches. Sie setzen auch Alle nicht einerley Ursach, wodurch Vigilius bewogen sey, dem Concilio lj persönlich nicht beyzuwohnen. Nicephorus schreibt, er habe sich zwar mit demCon-stantinopolitanischen Bischose Eutychio schriftlich consormirt, und mit ihm einerley Meynung geführt, aber dennoch darum nicht ins Concilium kommen wollen, weil richi i« ^ er gesorgt, Eutychius mögte sich über ihn Conc’l!1”' setzen und die Presidenten-Stelle einneh- [“Xn. men. Aber Nicephorus fehlt. Denn aus dem Schreiben Eutychii an den Vigilium j erhellets, daß Eutychius sich erboten, dem Vigilio gern zu weichen, wann er belieben ji mögte zu kommen. Andre meynen, er sey deßwegen draus geblieben, weil er keinen ansehnlichen Comitat von occidentalischen Bischöfen mit sich gebracht. Aber daran hat es eben sowol nicht gehafftet; angemerckt, zu Constantinopel dennoch so schon ziemlich viel occidentalische Bischöfe damals sich befunden, welche ihn mit ihrer Begleitung hetten beehren können. Der M. L. Bail von Abbeville glaubt, er habe sich darum der Versammlung i geäussert, weil besagter Eutychius Bischofs zu Constantinopel zwar erbietig geji west,Im denVorsitz ungedisputirt zu lassen, ii aber hingegen über die beyde Patriarchen von Alexandria und Antiochia sich derOber-stelle angemasst, und denselben vorgezogen, wider deß Papsts Leonis und andrer seiner Vorfahren deß Apostolischen Stuhls Willi len und Meynung, welches Er, Vigilius daferrn er persönlich dabey erschiene, entweder wider seinen Willen nachgeben, oder im Fall er solcher Anmassung deß Eutychii gegenwärtig widerspräche, deß Keysers Zorn auf sich laden müsste, welcher den Patriarchat zu Constantinopel gar ernstlich und eyfrig bey solchem Ansehn schützte; darüber dann eine grofe Zerrüttung im Concilio hette entstehn können; weßwegen er für rahtsamer an-gesehn, den Synodum mit gegenwärtiger Erscheinung nicht zu beleuchten, doch unterdessen sich die Macht vorzubehalten dasjenige gut zu sprechen, was gut und lobwürdig lauten würde; gleichwie widrigen Falls auch das, so dem rechten Glauben entgegen decretirt, würde freymütig zu verwerffen. Aber der Bischofs Facundus, welcher damals gelebt und zu gegen gewest, legt ihm solches Ausbleiben viel anders aus, wie wir bald hernach werden vernehmen. Anjetzo will ich nur soviel vorher mit Wenigem anzeigen, seine Haupt-Ursach scheine eigendlich diese gewesen seyn, daß er, alsein scharffsinniger Mann wol gesehen, wann er persönlich dem Concilio beywohnete, so würden ihn die Andren alle leichtlich überstimmen, und mit sich ziehen auf die öffentliche Verfluchung der dreyen Capitteln; weil allerdigs auch der Constantinopolitanische Ertz-Bischoff Men-nas, und theils andre aus Furcht für dem Keyser, ihre erste Meynung verlassen heilen; wodurch alsdann nicht allein das Chal-cedonische Concilium, sondern auch seines Vorgängers Papst Leonis Authorität einen schimpfflichen harten Stoß bekommen dörffte, weil derselbe die Acta desselbigen Synodi gut gesprochen, auch dabey durch! seine abgesertigte Legaten den Theodore-tum und Ibam, die beyde ihre Zuflucht zu ihm, Leone, genommen, für unschuldig erklährt hatte. Zudem mögte besorg-lich denen dreyen vormals hochgeachteten Lehrern Theodoro, Theodoreto und Ibae, durch Betrug diese oder jene Schrifft angetichtet seyn, nach ihrem Tode die von ihnen selbsten nicht gemacht, und also bey solcher Ungewißheit, die Gedächtniß derselben nicht ohne Sünde mit der Schmach deß Anathematis beschimpfet werden. Wozu auch dieses stieß, daß in Italien, Illyrien und theils andrer Euro-Pwifcher Orten, die meisten Bischöfe ein Gleiches besorgten. Aus folgender Erörterung der Frage, ob Vigilius die drey Capittel verdammt oder geschützt habe, wird dieses noch klarer erscheinen. Es schreibt der M. L. Bail von Abbevüle ■3?r recht, daß, weil die Scribenten diese Frage nicht deutlich gnug erklähren, mancher Leser nicht recht begreiffe, was durch die Verteidigung der dreyen Capitteln eigendlich verstanden werde. Er setzt zwar mit dem Baronio einen dreifachen Zustand der Beschirmer solcher dreyer Capitteln und spricht, fie seyen bißweilen gelobt, da sie dem Römischen Papst Vigilio gefolgt, bißweilen gebultet, als man nemlich geharnt, biß der heilige Synodus darüber mögte verabscheuen ; endlich aber gäntzlich verworfen, als sie nemlich, nachdem der fünffte Synodus approbirt worden, von demselben abgesprungen. Aber hiemit hat der von Abbeville die Frage, was die Vertheidi-gung der dreyen Capitteln bedeute, noch weniger denn nichts erklährt, sondern allein den unterschiedlichen Zustand der Verteidiger unterschieden. Es kann aber die Verteidigung selbst entweder verstanden werden, von der Verfechtung oder Billigung derer irrigen Sachen, so darinn enthalten seynd, oder schlechter dings also: „Obs recht, daß man solche 3 Capittel oderSchriff-ten, und (2) auch derselben Urheber, öffentlich verdammt habe, und zwar so viel und lange Jahre nach ihrem Tode?" Das Erste (nemlich die irrigen Lehr-Puncten) hat Keiner in dem fünfften Concilio, aufs wenigste nicht öffentlich, gebilligt; das Andre aber haben viele für billig-, viele auch für unbillig gehalten. Die Frage nun, welche ich noch zu erörtern gesonnen, betrifft das Letzte, nemlich, ob Vigilius die öffentliche Verdamm- und Verfluchung sothaner dreyen Capitteln gebilligt, unterschrieben und gut gesprochen || habe oder nicht? Nachdem ich die sührnehmste Authores, so von dieser Materi geschrieben, durchgegangen, muß ich zwar dem AbbeviUaeo beystimmen, daß dieses eine so tieff-ver-worrene Frage sey, daß auch bißweilen wol die Wegleiter und Führer selbsten, welche Andren vorleuchten sollten, von der richtigen Bahn abweichen, und sich darein verirren. Aber daß solches auch, wie er (der M. L. Bail von Abbeville) vermeynet, dem Baronio in diesem Stuck begegnet, setze ich in Zweifel. Er spricht, man könne nicht recht wissen, was Baronius damit wolle (oder meyne), wann er schreibt, Vigilius habe die drey Capittel gebilligt (probàsse), denn er (der Bail) finde, daß er sie vielmehr verdammt, aber hernach seine Meynung suspendirt oder ausgehoben, und die Frage unentschieden gelaffen habe. Er berufft sich darinn aus den Facundum, welcher im vierdten ÜSmH (pro Defensione Capitulorum), sage Vigilius habe darinn aufs allerklügste gehandelt, weil die Strittigkeit nicht den Glauben, sondern die Personen betroffen, weßwegen er die gewisse Verabscheidung aufgeschoben, biß auf ein allgemeines Concilium, und zwar auf solche Manier, daß gleichwie bey Friedens-Zeit die Handlung und Gewerbe nicht aufhören, also auch den Bestreitern und Beschirmern der tiretjen Capitteln, biß zu solchem Ausspruch deß Concilii, eine Gemeinschafft sollte erlaubt seyn, damit sich inzwischen die Hitze solches Streits ein weniq setzen und legen mögte: und biß habe Vigilius nicht ans Furcht für dem Keyser, sondern aus Liebe zum Frieden gethan. Hsec autem capitula (seynd deß Abbevillsei Worte) defendisse, aut prubänse illa aliquanuo, nun in venio. Tantis ambagibus & spinetis im plexa est hsec qusestio, ut in eanonnun-quam deflectere videantur viarum duces ac qui aliis prselucent. Nisi forsan ali quis dicat, Vigilium tria capitula defendisse, quod Justiniani edicto Constitutun suum (quod vocant) opposuerit : at in e< non potest censeri defensor horum capi tulorum, cum tantiim defensionem in en suscipiat personarum Theodori, Theo-doreti & Ibae, improbatis eorum scriptis ne post mortem anathematizarentur. Aber wie ansehnlich und (in gewisser Masse und Betrachtung) ruhmwürdig auch das Werck deß Herrn Doctoris Abbevil-lsei ist, so scheinet doch Baronius in diesem Stück Recht- er (der Abbevillseus) aber, weder deß Facundi vierdtes Buch (darinn mit keinem Wort gemeldet wird, daß Vigilius seine Meynung suspendirt, und daran klüglichst gehandelt habe) noch das Constitutum Vigilii reifflich genug erwogen zu haben, sintemal aus Beyden der gelehrte Kardinal gantz recht geschlossen, daß der Papst Vigilius ein Defensor trium Capitulorum gewest; doch nicht nach dem ersten Verstände, nemlich was die Irr-thümer der 3 Capitteln betrifft, sondern nach dem zweyten, nemlich was die Ihm damals unzeitig-geschienene, und in Gefahr einer grausamen Kirchen-Spaltung lauffendeAufrührungsolcherdreyenSchriff-ten,und derselben samt ihren längst ruhenden, dazu vielleicht fälschlich vermeynten Urhebern, Verdammung belangt. Nach dieser letzten Bedeutung hat Vigilius nicht allein nur die Personen oder Verfasser der 3 Capitteln, wie der Abbevillseus will, sondern auch die Capitteln selbsten auf gewiffe Maffe und Zeit, (nemlich daß es rathsamer schiene, man liesse sie unter dem Namen der drehen Bischöfe mit Frieden und mt auf gerührt) vertheidigt; Massen ein Jedweder, so das ConstitutumVigili und auch den Facundum, mit gutem Bedacht liefet, wird müffen bekennen. Wiewol nicht ohn, daß Er auch zu gewisser Zeit, die drey Capittel ver-worffen und verdammt habe. Welches Facundus spricht, es sey heimlich geschehen, und ihm von Keyser abgedrungen worden ; hingegen Baronius rühmt, als eine hauptkluge Moderation und Dispensation, bey welcher er stets das Steuer-Ruder also len-cken, führen und regieren wollen, daß weder aus der Verdammung, noch aus der Beschirmung der dreyen Capitteln, der Kirchen eine grausame Entzweyung, Trennung und Unruh erwachsen mögte. Und muß ich bekennen, daß hiebey insonderheit Baronius eine sonderbare Geschicklichkeit leuchten lässt, indem er die Handlungen Vigilii, ob es gleich noch so schwer sich ansehn läfft, dieselbe von dem Schatten eines Wanckelmuts zu befreyen, dennoch mit höchst - verwunderlicher Subtilitet oder Scharffsinnigkeit, dergestalt aneinander zu fügen weiß, daß sie, an stat der Unbeständigkeit, den Schein einer besonderen Klugheit gewinnen. Jedoch leugne ich nicht, daß er in dieser, freylich sehr verworrenenSache, auch ein mal glücklicher als das andre, und zu Zeiten, indem er dem (von der langen Zeit seiner eigenen Klage nach fast verrücktem und unterbrochenem)historischem Laufs vorgegangener Handlungen eine Ergänzung, Hefftung oder Ordnung zu geben beflissen ist, schier einige widereinander lau-ffende Umstände mit einzulauffen scheinen. Wundert mich demnach, daß der Doctor M.L. Bail von Abbeville vermeynt, Baronius sey in diesem Stück, nemlich in dem Bericht, daß Vigilius die drey Capittel in Defension und Schutz genommen, etwas von dem rechten Wege abgeschritten, auch darüber den Facundum zum Zeugen ruffet ; mit Vermeidung, daß er solches nirgends finde, so ihms doch nicht allein vorberührtes Constitutum Vigilii und der Facundus, sondern auch der Pater Sirmondus in der Dedi-cation deß von ihm herausgegebenen Facundi, augenscheinlich hetten weisen können. Sintemal setzt-gelobter Pater Sirmondus in solcher Zuschrifft an den Cardinal Barberini diese ausdrücklichen Worte, und zwar gleich anfangs führet. Redit in urbem postliminio Facundus noster, & Vaticanam, ex qua prodierat, auspiciis tun repetit, Illustrissime Cardinalis. Redit autem, non ut susceptam Trium Capitulorum causam approbet, quam Synodi postea decreto explosam atque conclamatam non ingnorat: sed ut à se tun susceptam defensamque ostendat, cun defendere licebat. Hoc est, cum lacti authorem ducemque haberet Vigiliun Papam, quem in eadem causa, eadem-que in sententia praeeuntem non senni nefas erat &c. Und in der Vorrede schreibt derselbige Pater : Quod si Vigilium perpetuò uucem seqm maluisset,, quan Vigilium, postquam Justiniano cedendum censuit, cum Afris suis reprehendere, nemo illum de susceptä capitulorum defensione, ad quam Vigilius ipse ultro postea rediit, jure accusandum judicaret &e. Lasst uns aber zu den dreyen Haupt-Quellen gehen, nemlich zu den Acten deß Concilii selbsten, hernach zu dem Facundo, welcher dem Concilio mit beygewohnet, und endlich zu dem Constituto deß Papsts Vigilii (denn Nicephorus führt seine Feder nicht allezeit richtig), die werden uns am besten lehren können, ob und wie Vigilius die drey Capittel behauptet, oder enthauptet, will sagen gebilliget oder verworffen habe. Und weil solche dreyerley Urquellen nicht allemal im Geschmack Übereinkommen, so mag der verständige Leser hernach selber prüfen, welche das lauterste und klahreste Wasser der Wahrheit ihm einschencke. Ich werde aber darum nicht ben gantzen Verlaufs, noch Alles, was auf selbigem Synodo abgehandelt und geschlossen worden, sondern nur, was den vigilium berührt, weil solches allein uns Vonnöthen, daraus schöpften, und allhie |: tzerjz, bor dem geneigtem Leser ausschütten. S Actilf Betreffend dann die dem Keyser ein-Conct0nei!ii gelieferte schriftliche ^Relation dessen, e3®8 ìn diesem sünfften Concilio verab-• m handelt worden, so gedenckt dieselbe, daß wan zuvorderst das Keyserliche Schreiben an das Concilium im Concilio of- ! 'Eich abgelesen, darinn neben andren vermeldet wird, daß der Keyser, nach-oem auf sein Begehren Vigilius zu Con-llantinopel angelangt, diesen gefragt habe, wagQ?r von den dreyen Capitteln hielte? woraus derselbe geantwortet, er hette die- selbe so münd-als schriftlich anathematizirt j (oder verflucht), indemEr Rusticum und Se-bastianum, die Diaconos derRömischenKir-chen, wie auch Valentinianum, den Bischof inScythia, mit samt dem Aureliano,Bischöfen zu Arelat (oder Arles) gecondemnirt rc. Nachmals füget er hinzu, daß die Ne-storianer, nachdem sie gesehn, wie daß ihr Irrthum verdammt worden, denselben aus den (Schriften Theodori Mopsuestani und Theodoreti, imgleichen aus der Epistel Ibse wieder aufgeweckt, wie ein Feuer aus der Aschen, und durch den gantzen Orient ausgestreuet; dannenhero vonnö-then thäte, selbige Schriften zu exami-niren, und zugleich zu sehen, obs erlaubt sey, die Ketzer auch nach ihrem Tode zu anathematiziren? Nach Verlesung solches Keyserlichen Re-scripts ward auch abgelesen ein Schreiben ins Conci-deß Constantinopolitanischen Bischofs Eu- M tychii an Vigilium, darinn er diesen im °mmen" Namen der gantzen Versammlung ersuchte, dem Synodo persönlich beyzuwohnen, und zu Presidiren. Demnechst verlaß man gleichfalls deß Vigilii Antwort, darin neben andren diese Erklährung begriffen war: Quibus ita psaedictis postulationibus vestrum desiderium cognoscentes, annuimus, ut de tribus Capitulis, ex quibus quaestio nata est, FACTO REGULARI CONVENTU, servatà aequitate, mediis sacrosanctisEvangeliis,Collationem cum unitis fratribus habeamus ; ut finis detur placitus DEO & conveniens his, quae à sanctis quatuor sunt definita Conciliis : scientes utique, sicut & communis professionis testimonio declaratur, memoratarum Synodorum in omnibus reverentiam custodiri. DEUS te incolumem custodiat. Frater diarissime! Gleichwie nun die versammleten Väter Zeine Am-diesesSchreiben nicht anders ausgenommen, mort darauf, und gedeutet, als daß Vigilius gesonnen wäre, sich in die Versammlung zu verfügen ; also hat gemeldter Constantinopolitanischer Bischof Eutychius nebst etlichen andren Patriarchen und achtzehen Bischöfen sich nach deß Vigilii Behausung begeben, und denselben sehr fleissig gebeten, seinem schriftlichen Versprechen gemäß in Dem Synodo zu erscheinen, damit dem Keyserlichen Rescript ein Genügen geschehen, und über die drey Capittel geurtheilet werden mögte. Denen Er zur Antwort 15 gegeben, Er könnte wegen Leibes Unpäßlichkeit ihrer Bitte kein Gnügen geben; wollte aber folgenden Tags sein Gutachten und Meynung von dieser Zusammenkunfft eröffnen. In der andren Conferentz referirten eben dieselbige Väter, welche bey dem Vigilio gewesen, daß sie, nachdem der vom Vigilio bewilligter Tag »erschienen, wiederum zu ihm gegangen, und Ihn erinnert, dem gemäß, was Er Ihnen zu schreiben beliebt hette, im Synodo zu erscheinen; Er hette aber geantwortet, Er könnte nicht mit Ihnen zusammen kommen, weil in der Versammlung die meisten Bischöfe aus dem Orient, und nur wenige aus dem Occident vorhanden wären ; Er sei) aber bereit durch und für sich selbsten dem Keyser seine Meynung schrifftlich zu offerirei! ; weßwegen er auch von Ihrer Serenitüt (oder Majestet) Aufschub begehrt hette, um seinen Willen unterdessen zu offenbaren. Es haben gleichfalls auch etliche andre Bischöfe sich entschuldigt, daß sie nicht in die Versammlung kämen. Die Orientalische Bischöfe versetzten: nachdemmal der Papst Vigilius in seinem Schreiben ihnen seine Zukunfft, und dem Concilio zu prsesidiren verheissen; so hielten sie sich an sein Versprechen; bevorab, weil alle Väter deß Concilii mit ihm eines Sinns wären, und in Gemeinschafft stünden, daß der Synodus um mehret occi-dentalischer Bischöfe willen sollte aufgeschoben werden, sey nicht billig, nachdemmal eben sowol denen vorigen vier allgemeinen Conciliis nur wenig occidentalische Bischöfe hetten beygewohnt, nemlich zween oder drey Bischöfe und Clerici ; zudem befänden sich ja viel Bischöfe aus Italia, Africa und Illyrien (f) zu Constanti-nopel beym Vigilio rc. Bey dieser zweyten Conferentz ward auch erzehlt, daß der Keyser gleichfalls viel Patritios zum Papst Vigilio geschickt, wie auch 12 Bischöfe im Namen deß Concilii, um ihn zu bewegen, daß er sich persönlich mögte einstellen; als er aber Frist und Weile gefordert, damit er für sich allein eine Antwort erthei-len könnte, hette man ihm entgegen gesetzt, daß er ja sonst allbereit mehrmaln so mit Worten, als Schrifften, die drey Capittel verdammt hette, weßwegen (t) Worunter zweifels ohn auch etliche von Aglar. im-gleichen au« Kärndteu und Train gewest. man nochmals inständigst seine Gegenwart verlangte; und imfall er je gemeynt wäre, seine Meynung besonders zu entdecken, so erheische dennoch die Nothwendigkeit, daß Er solche seine Meynung auch denen zum Synodo beruffenen Bischöfen bey öffentlicher Versammlung zu vernehmen gebe, und würde der Billigkeit dieses sehr zuwidern lauffen, wann er die Kirche in solcher Confusion (oder Verwirrung) tiesse stecken. Worauf aber nicht allein Vigilius, sondern auch die Illyrische Bischöfe ihre Erscheinung geweigert, und diese letzte zwar unter der Entschuldigung, daß ihnen nicht gebühren wollte, in Abwesenheit ihres Ertz-Bischoffs das Concilium zu besuchen. Hieraus seynd die versammlete Bischöfe beyder dritten, und folgenden Conferentzien zur Examinirung offt - erwehnter dreyen Capitteln geschritten, und selbige von ihnen, und zwar aus solche Muffe, wie vorhin schon angezeigt ist, erörtert und be-urtheilt. Hernach hat man bey der siebenden Conferentz die Schreiben Vigilii an die Römische Diaconos Rusticum und Sebastianum, wie auch an den Valentinianum, Bischöfen in Scythia und Aurelianum, Bischöfen zu Arles, wegen der dreyen Capitteln auf deß Keysers Befehl den Acten dieses Synodi einverleibt. Endlich haben sie auch, wie Facundus bezeugt, denen Verabscheidungen und Decreten dieses zu-und unterschrieben: Si quis dicit, haec nos ad abolendos aut excludendos sanctos Patres, qui in Chalcedonensi fuere concilio, dixisse , anathema sit ! Aus diesem Facundo will ich nun gleichfalls Eines und Andres, so den Vigilium angeht, vermelden. Derselbe schreibt, (wiewol als ein scharf-fer Vertheidiger der dreyen Capitteln,) daß die orientalische Bischöfe deß Concilii darunter seinem Vorgeben nach die meisten Semi-Eutychianer (oder halbe Eutychianer) und Acephali gewesen, nachdem sie schon mehrbemeldte dreyerley Schrifften verdammt gehabt, allererst gesagt, sie müssten auch die Römische Kirche darum fragen, und derselben Vorstehers Vigilii Meynung vernehmen, welchem sie doch soviel an ihnen nicht zugelassen, davon zu urthei-len, wie er Es bey sich befände, indem sie schon vorher beschlossen und verabschei-det, daß derjenige, welcher den Theo- dorum Mopsuestanum samt seiner Lehr nicht verfluchen würde, verflucht seyn sollte. Wobey aber zu mercken, daß dieser Bischofs Facundus aus Passion und Haß schreibt, daß die meiste Personen deß Concilii halbe Eutychianer und Acephali gewesen. Wiewol nicht ohn, daß dergleichen Leute dem Keyser die Examinirung der dreyen Capitteln erst iu den Kopff gebracht, und auch wol Etliche von solcher Secte, doch verstellt, mit im Concilio mögen gesessen seyn. So kann auch allhie durch den Schluß, dessen er gedenckt, nicht der Schluß deß sämtlichen Synodi, sondern vermutlich nur das Ediet verstanden werden, welches der Keyser nach eingezogener Belehrung von etlichen Bischöfen hatte herausgegeben, und die drey Eapittel d ari un verdammt und verboten, ehe dann noch ein Concilium deß-wegen war beruffen worden. Als aber (also gehet seine Feder weiter) Vigilius nun angelaugt, hat er sein Gut-achien angedeutet und dem Anstiffter solches Handels eine gute Correetion gegeben, mit Bedrohung, daß er. imfall Jener es nicht abthäte, es nicht ungerochen (oder un-gestrafft) liesse. (Und hiemit wird vermutlich der heimliche Origenist Theodorus von Caesarea Cappadociae bezielt, welcher dem Keyser obbesagteS Ediet angegeben hatte.) Gleichwie er auch den Keyser gebeten, er sollte doch nicht leiden, daß es in solchem Stande verbliebe; weil er, Vigilius, dafür gehalten, daß sothane Handlung mit dem Ghaleedonischen Synodo sich stiefle. Er hat gleichfalls zu verstehen gegeben, es hette ihn nicht allein die gantzeRömische Gegend, sondern auch Africa und Sardinia, ohnange-sehn er nicht dadurch gereiset, ungleichen Achaja (f) und Illyrien, da er durchgekom-wen, alles Ernstes ersuchet, daß er es doch durchaus nicht bey solcher vorgegangenen Neuerung mögte beruhen lassen. Pars maxima Orbis Christiani (seynb Facundi Worte) gnae potuit,primum inter primosChristianos Sacerdotem publicà contestatione pulsavit. Nicht weniger haben indessen die Römischen Diaconi, Pelagius und Anatolius an me Klerisey zu Carthago geschrieben und derselben zu wissen gemacht, daß bieAce-phali dieses Spiel wider das Chalcedoni-sche Concilium angerichtet und gebeten, chnen darüber ihre Meynung mitzutheilen; vorauf jene geantwortet, man müsste die . t) Hellas stchr beym Facundo ; welches vorhin Acha-Ja huß. und heut Livadie genannt wird. von dem allgemeinen Synodo zu Chalcedon gebilligte Epistel Ibse nicht retractiren. s Es ist aber falsch, daß selbiges Concilium Alles gebilligt, was in der Epistel begriffen, ob es gleich den Ibam aus derselbi-gen Epistel nicht verdammt, sondern ihm seinen in falscher Bezüchtigung deß Cy-rilli begangenen und erkannten Mißverstand verziehen und ihn für rechtgläubig angenommen, weil er mündlich den Ne-storium hat anathematizirt.j Bald hernach, meldet Facundus, als Zoilus, Alepandrinischer Bischofl vernommen, daß der Papst Vigilius kommen würde, da habe derselbe dem Vigilio bey Stellten Jemanden entgegen gesandt und sich beklagt, daß er sich genöthigt befunden, das Keyserliche Decret (nemlich wider die drey Capittel) zu unterschreiben; welches ihm aber dennoch Vigilius bey seiner Ankunfft in Gegenwart deß Facundi öffentlich verhebt habe. Hiemit bezeuget also Facundus, wie Vigilius anfänglich ein hohes Mißfallen an der dreyen Capitteln Verdammung habe erscheinen lassen. Aber in seiner Schrifft wider den Mocianum (oder Mutianum) erweiset er sich auf den Vigilium gantz zornig, und redet von demselben fast unglimpfflich, darum, daß derselbe nachmals dennoch die drey Capittel mit verdammt hat, und will ihm solches zu einer Unbeständigkeit rechnen, in diesen seinen Zeilen: Aut cur tantorum in hoc Episcoporum subscriptio quaereretur, nisi quia non paucorum, sed multitudinis consensus, praejudicare posset universo Concilio ? Et quoniam Judex durch Judicem versteht er Vigilium) hoc se nescire fingebat, petivi simul, ac dixi : Hoc ergò primum me demonstrare praecipite, ut doceam falsò negari, quod à sancta Synodo Calchedo-|| nensi recepta fuerit, & omnia contradicentium figmenta redarguam, quibus eam, in destructionem Synodi Calchedo-' nensis, vel ut impiam damnaverunt. Sed quoniam occulta ejus ante judicium pollicitatio tenebatur, in qua se spopondit eadem Capitula damnaturum, ut se quasi per ignorantiam posset abluere, probationem, quam offerebam, quamque ipse instanter exigere debuit, me facere non permisit, a) Noch härter aber fährt dieser Facundus weiter hernach dem Vigilio mit, indem er ihm zeihen will, als hette er solche Zusage aus einer ehrsüchtigen Hoffnung vorher ge-than. Denn also redet er: Judex asserit, (juòd invitus illud protulerit Judicatum. Nos contra respondemus, quòd ultrò per ambitionem, pollicitatione facta, peccaverit, nec ulla sustinuerit tormenta , quibus cessisse credatur. Cumque hoc invitum se fecisse asserat, rursus ibidem dicit, quod ignorans fecerit. Nos vero probamus, non eum potuisse ignorantem facere, quod invitum se asserit admisisse. Posthaec etiam videri vult, nihil in praejudicium Chalcedonensis egisse Concilii. Cui nos suas excusationes opponimus : quia, nisi hoc egisset, quod praejudicaret, nequaquam se vel de Prim cipum violentia, vel de sua ignorantia, purgare atque absolvere niteretur, a) Eben so hart, wo nicht noch härter, bezüch-tigt er ihn des Betrugs, wann er klagt, Vigilius, als er seinem Begehren nach von den Bischöfen und Vätern deß Concilii eines Jedweden Votum besonders schrifft-lich empfangen hatte, darinn die dreh Capittel verdammt worden, habe solche Antworten etliche Tage hernach in den Keyserli-chen Palast gebracht, dem Concilio Chalce-donensi zum Nachtheil. Ich will hievon seine eigene Reden wiederum (so wie sie auch Baronius erzehlt) setzen: Suscipiens vero ille (nempe Vigilius) memoratas responsiones, post aliquot dies ad palatium attulit, atque alteri detulit parti (NB per alteram partem verstehet hie Facundus die heimliche Acephalos und halbe Eutychianer, welche bey Hofe diese Condem-nation der dreyen Capitteln listig gesucht und ausgewirckt Hatten) in praejudicium Synodi Chalcedonensis, cum aliorum Chirographis, qui antea subscripserant, reservandas. Verum ne suis traditor videreretur, talibus verbis eos fefellit, ut diceret : Quid apud nos reservamus ista contraria Synodo Chalcedonensi responsa, ut inventa quandocunque in Ecclesiae Romanae scrinio, à nobis approbata credantur ? Sed afferamus illa in Palatium, & de illis agant ipsi, qui jam noverint ; Quasi ea scindere vel urere ipse non posset, aut per suam eva- cuare sententiam, aut ipsis, à quibus fuerant data, refundere, quae nec suscipere ab eis, nec extorquere debuerat &c. Soviel ans dem Facundo. Man muß aber sich erinnern, was ich vorhin gedacht, daß dieser Facundus wie Baronius und Sirmondus melden, auch die Feder desselben selbst klärlich entdecket, dem Vigilio zuletzt, nemlich im Buch wider den Mocianum gantz aussetzig worden und sehr mit demselben gezörnet, weßwegen jetztbesagter Baronius dafür hält, er habe die (seinem, deß Baronii Urtheil nach) klüglich - geführte Handlung Vigilii aus pur lauterer Passion so übel glossirt. Es ist auch nicht ohn, daß eine zürnende Feder offtmals sehr verdächtig. Die Auslegung richtet sich offt nach der Affection und pflegt man dem, mit welchen man übel zu frieden ist, seine Conduicte oder Verführung selten anderst, als übel zu deuten. Die allerhelleste Sonnenstralen Küssen an ihrer Klarheit viel ein, wann sie durch ein gefärbtes Glas fallen; also verliert auch gar leicht die Warheit einer Handlung nicht wenig an ihrem Glantze, wann sie durch den Mund deß Widersachers paffi-ren muß. Das allerklärste Quell-Wasser wird trüb, wann es über einen lettigten Grund und die beste Intention kann häßlich verstellt werden, wann sie durch einen ungeneigten Kiel fliesst. Wiewol ich hiemit mich zu keiner gewissen Parthey mit einem Spruch verbinde, sondern nur soviel sagen will, daß der einseitige Bericht Facundi weder Marmel noch Eisen, das ist, von keiner festen Gewißheit zu seyn scheine; weit er dem Theodoro Mop-suestano, Theodoreto und Ibae gar zu sehr ergeben ist, und Vigilius in dieser Sache es nicht alle Mal nach seinem Wunsch gemacht, solchem nach dadurch seine Abhuld gewonnen. Gleichwie ich eben sowol den ■ Gegen - Bericht aus dem Baronio allhier anderst nicht, als nur erzehle. So will demnach Baronius, es sey der Streit über den dreyen Capitteln nicht zwischen Catholischen und Uncatholischen, sondern allein zwischen denen Catholischen selb-sten, entstanden (welches aber, wie wir vorhin vernommen, Facundus leugnet und vor-giebt, es seyen meistens Acephali und halbe Eutychianer, wiewol heimlich gewest, welche daß Verdammniß-Urtheil wieder die drey Capittel so eyferig gesucht und befördert hetten, gleichwie Baronius selbst anderswo berichtet, daß die Haesitantes von den Catholischen für heimliche Eutychianer geachtet worden) indem nemlich ein Theil der Catholischen Bischöfe gewollt, man sollte selbige Schrifften samt den Lehrern verdammen, der andere aber das Widrige gehalten, damit dem Chalcedonischen Concilio kein Schimpfs zugezogen würde; wo-bey dann nach Baronii Meynung diejenige gleichwol Schismatici erfunden, und der Spaltung überführt worden, welche bey Entscheidung dieser Sachen eine andere und widrige Meynung behauptet, als deß Papstes Vigilii seine gewest; welcher unter solchen streitenden Theologen aus dem Orient, aus Africa und Europa, als ein Friedens-Richter geseffen, und gesucht, wie er als beyder Theile Ver-hörer solche Strittigkeit glücklich beylegen, und eine gäntzliche Kirchen - Spaltung verhüten mögte. Solches wollte er aber (schreibt Baro-nius) nicht für sich allein behandeln, sondern, daß ein Synodus aus denen dreyssig Bischöfen, welche zur Stelle waren, versammlet würde. Weil aber darinn widrige Partheyen sich befanden, und gantz unfriedlich und zänckisch einander begeg-neten, also, daß man vor solchem hitzigen Zungen - Kampfs, was der Warheit am gemässesten wäre, nicht wol prüfen, noch wolbedächtig erwegen und begrasten kunnte; so beliebte dem Vigilio, daß ein Jedweder sollte schrifftlich aufsetzen, was seine Meynung wäre, und mit was für Gründen er vermeynte, dieselbe zu belegen rc. Nachdem er also bey der ersten Abhandlung solches Concilii beyde Partheyen angehöret, und befohlen, daß Jedweder seine Meynung schrifftlich verfassen sollte, hat er Ordre gegeben, man sollte dieselbe dem Keyser übergeben. Da nun Facumlus sich unter die Schismaticos mengend spührte, daß Vigilius ui Behauptung der dreyen Capitteln kühler worden, warst (schreibt Baronius) er eine Feindschafft auf ihn, und ihm vor, er hette vorher schon eine Handschrifft daraus gegeben, und darinn dem Keyser zusprechen, wie er es begehrte, verheisten, da er noch nicht Römischer Papst war, aber mit brennender Begierde nach dem Päpstlichen Stuhl trachtete (Invectus & in Vigilium plurimùm, de Chirographo, ante ab eo tradito, cum Pontifex fieri ardenti desiderio laboraret, lautet es bey m Ba-ronio, welcher den Fehler, daß Vigilius Papst zu werden sehr gesucht, nicht leugnet, aber dabey erinnert, daß Vigilius, nachdem er würcklich den Stuhl erreicht, von dem an tugendhafft und löblich sich erwiesen habe.) Solches hat Facundus aufgerührt, und mit eingerückt, damit die hohe Au-thoritet dieser Person der Sachen kein Nachtheil erwecken mögte. Darinn er dann, als ein Schismaticus (ich rede aus der Feder Baronii) die Weise der Schismaticorum begangen, welche ihrem Widersacher was vorrupffen, wenn sie ihre Sache verthei-digen wollen, und einen Schein der Gerechtigkeit suchen in dem beleuchtetem Schatten einer fremden Ungerechtigkeit. Hiebey wünschet er auch, daß die Acten deß Concilii mögten (völlig) vorhanden seyn; weil man alsdann den Betrug der Schismaticorum, so in ihren Erzehlungen verborgen, klärlich erblicken, und sie überweisen würde. Weiter entschuldigt und rechtfertigt er die obgleich veränderlich-lauffende Handlungen Vigilii, und disponili sie auf unterschiedliche Zeiten also: Nachdem Vigilius abwesend mit der dreyen Capitteln Defensio» bemühet gewesen und wider die, welche samt dem Keyser Justiniano dieselbe anfochten, aufgestanden, so hat er nach weiterer Bereiffung der Sachen und Vermerckung, daß dem Chalcedonischem Concilio oder dem Catholischen Glauben deßwegen dennoch nichts dabey abgienge, es mögte Einer gleich diesen oder jenen Theil handhaben, weil sie gleichwol beyderseits Alle sämtlich die Irrthümer Theodori, The-odoreti und Ibse verdammten, ermessen, wie daß der grösteste Schade hieraus erwüchse, daß die versammlete Bischöfe schier alle der neuen Constitution deß Keysers anhingen, und da sie gleichwol bißhero noch in Gemeinschafft der Catholischen Kirchen behalten worden, alle Augenblicke dem Keyser zu Gefallen sich von derselben trennen würden; welche Betrachtung ihn dahin bewogen, daß er vors Erste dafür gehalten, man müsste damit die occiden-talische Bischöfe, welche für die 3 Capittel gar eyfrig stritten, kein Aergerniß empfangen mögten, die Sache in Geheim ausmachen, und als eine solche,_ welche so eigendlich nicht die Warheit deß Glaubens beträffe, dissimuliren. Letzlich aber, da er spührte, daß ihm die Africanische Bischöfe entgegen wären, und die Sache in solchem Stande Warum Vigilius seine erste Meynung geändert haben sSll. sich befände, daß er es entweder mit wenigem occidentalischen oder mit allen orientalischen Bischöfen halten müsste, daugte ihm rahtsamer zu sehn, dem Gutachten der orientalischen lieber zu favorisiren, weder der occidentalischen, und im geheim davon zu urtheilen, verhoffend, es würden jene gleichfalls auch schon auf diese Meynung gelencket werden. Es ist aber anderst gegangen ; sintemal die occidentalische Bischöfe auf ihrer Meh-nung, welche denen drehen Capitteln den Schild vorhielt, bestanden und so fest daran geklebt, daß sie sich deßwegen schismatischer Weise von catholischer Gemeinschafft getrennet. Gewißlich kann dieses keiner leugnen (also fahret Baronius sott) daß Vigilius an den Constantinopolitanischen Bischofs Mennam ein Büchlein, wider die dreh Capittel geschrieben; Massen solches die Schrifften Vigilii selbst bezeugen, nemlich die in den öffentlichen Acten enthaltene Urtheile wider den Rusticum und Sebasti-anum und andere Patronen der drehen Capittel rc, da er sich beschweret über gemeldten Rusticum, daß er ihn ungefragt, so gar schleunig seine an den Mennam geschriebene Sententz, welche er das Judicatum nennet, unterschiedlichen Provintzien offenbarlich kund gemacht. Und scheint, daß solches ebener Massen die Epistel an den Bischofs in Scythia, Valentinianum bezeuge; darinn er sich aber beklagt, über die Verleumdung, daß sie von ihm ansgesprengt hetten, als ob er, Vigilius, auch den Theodoretum und Idain, welche von dem Chalcedoni-schem Concilio ausgenommen worden, verdammt hette. rc. Sonst beglauben überdas auch die Acten deß fünfften Synodi zum öfftern, daß Vigilius seinen Consens und Stimme wider die dreh Capittel, entweder münd-oder schrifft-lich gegeben. Zudem werden auch in der siebenden Handlung oder Conferentz deß sechsten Synodi, die Bewegnissen und Gründe erzehlt, so Vigilius wider die dreh Capittel vorgebracht. Ist demnach (schleufft Ba-ronius) gantz kein Zweifel, er (Vigilius) habe das vom Justiniano dawider ausgegangene Edict gebilligt und gut gesprochen. Aber (also redet Baronius ferner) was geschah? Als solches den Afrikanischen Bischöfen und auch den Priestern anderer Kirchen, und zwar am allerersten denen Diaconis Römischer Kirchen, welche Er hatte mit sich gebracht, dem Rustico, Sebastiano und Andren kund worden, und deßwegen ein grosses Wesen, Zwietracht und Uneinigkeit entstanden; hat eben derselbige Vigilius sein, denen drehen Capitteln zur Verdammung gestelltes Urtheil suspendirt, oder vielmehr widerruffen. Woraus mit Bewilligung allerdings auch derer, welche die dreh Capittel schon verdammt hatten, nemlich Thedori Bischoffs zu Crnsarea, und Menme, Bischoffs zn Constantinopel, wiederum vom Vigilio ein Decret gegeben worden, vermöge dessen man von diesen strittigen drehen Capitteln gäntzlich schweigen sollte, biß an daß nechst versammlende Universal Concilium. Und also ist es eine Zeitlang still geblieben. Solchem nach hat (nach Baronii Urtheil) Vigilius, der in Gefahr schwebenden Kirchen klüglich gerahten, damit nicht um dieses Streits willen, die gantze Christenheit aufeinander stiesse und sich entzweyete, noch der Orient vom Occident abgeschnitten würde. Denn er hoffte, es würde mit der Zeit noch wol ein Mittel auszusinnen sehn, welches behden Theilen zu statten käme. Gestattsam solches Aufschubs Vigilius, in dem, Hernach toiber Theodorum von Cesarea und Mennam herausgegebenem Urtheil, deutliche Meldung thut, und zwar in diesen Worten: Ulud quoque magnopere nobis cum clementissimo Principe, praesentibus etiam Mennä, Constantinopo-litanae Civitatis, & Dacio Mediolanensis urbis Antistite, aliique tum Graecis, quam Latinis Episcopis, cum quibus omnibus etiam tu, Theodore , pariter affuisti, nec non & praesentibus Judicibus ac proceribus, universoque Senatu, convenit, ne usque ad memoratam Concilii definitionem quisquam de praefatis tribus Capitulis ab aliquo fieri intentaretur &c. Solches, vom Vigilio anbedeutete Stillschweigen aber, deuteten ihm die Behauptet der dreyen Capitteln zum ärgsten, als eine Collusion (oder heimlichen Verstand) mit ihren Gegnern und betriegliche Conniventz. Zumal, weil dieselbe eben sowol nicht ruheten noch still waren, sondern Männiglichen zeige-ten, daß er solche Capittel vorhin vetji dämmt hette. Und weil er abwesend, ! mit Schreiben und Schrifften diejenige, welche in die Capittel-Verdammung gewilligt, bedrohet, aber nach seiner Ankunfft eben denselbigen beygestimmet, und her-1 nach mit Anbesehlung deß Stillschweigens sich auf ein allgemeines Concilium berufnen hatte; so gedachten sie, er ginge nicht richtig einher, also gar, daß bey den oc* cidentalischen Bischöfen diese Meynung fest beharrete, er hette aus die Capittel-Verdammung verwilligt. Und da haben sich die Verfechter der Capittel sehr daran geärgert, als welche bißhero seiner Zukunfft begierlichst erwartet hatten, in Hoffnung, er würde sich der Tyranney (so nennets Baronius) deß Keysers, der dem bischöff-lichen Amt vor- und eingriff, hertzhafft widersetzen; derwegen sie auf Verspüh-rung, daß sich Alles zum Widerspiel verkehrt hette, und zuletzt auf ein Stillschweigen solche Sachen hinausgingen, dawider man ihrer Meynung nach vielmehr schreyen und ruffen sollte, sich gegen ihm ausgelehnt, als wider einen vermeynten Ubergänger und ungetreuen Beystand, der mit ihren Widersachern Gemeinschafft Pflegte. Zu weiterer Entschuldigung deß Vigilii legt demselben Baronius seine Verführung folgender Massen aus: Die, soden Handel (sagt er) recht und sonder privat Affecten betrachten, entschuldigen Vigilium, daß er zwar abwesend durch seine Schreiben gedrohet, nachmals aber, als er gegenwärtig die Sache von Nahem beschauen kunnte, sich sänffter bezeigt, denn die elende Gestalt und Be-wandniß der Kirchen hat ihn zu einer andren Entschliessung bewogen; angesehn er die vier orientalische Patriarchen samt schier allen ihnen unterworffenenen Bischöfen zur Unterschreibung der Capittel-Verdammung disponili angetroffen. Deß-wegen bedunckte ihn, es würde allzu hart und unfreundlich herauskommen, so er mit apostolischer Authoritet, welche er ihm nicht zur Zerstörung, sondern zur Erbauung verliehen zu seyn, achtete, als wie gleichsam in einem einigem Schwert-Streich den Orient vom Occident Hinwegschnitte; Dvorak, da ihm bewust, daß es keine Glaubens-Frage wäre, darum man stritte, welche man mit nichten dissimuliren könnte, sondern der Handel nur die Personen bettäffe, wie auch nach der Zeit 8. Gregarius geurtheilet. Denn obgleich die Bestreiter der 3 Capitteln ihren Eyser Wider die Irrthümer Theodori, Theodo-reti und Ihae wetzten; so begehrten den- noch auch die Verfechter solcher Capitteln darum den Jrrthümern Theodori, Theo-doreti und Ihae eben so wenig das Wort zu reden, sondern vermaledeyten sie ja so-wol, als wie die Capittel-Gönner, indem beyde Theile bezeugten, daß sie nichts mehr wünschten, als den vom Concilio Chalcedonensi behaupteten Catholischen Glauben für allen NachtHetl zu versichern. Hiezu kam auch dieses noch, daß die, welche wider die drey Capittel stritten, von ihrem Fürsatz und Meynung nicht abzubringen waren, weil deß Keysers Will sie dazu verstrickte. Quid igitur (also schliefst hieraus abermal Baronius) peccasse Vigilius dicendus fuit, si de causa illa, usque ad futuram Synodum, esse tacendum indixit, quae potius (si fieri potuisset) perpetuo erat silentio con-demnenda, sopienda, imo sepelienda &c. &c. Vides igitur, pro diversitate personam, Vigilium, magna consideratione adhibita atque prudentia, diverso modu pugnasse, aliterque, se adversus haereticos. aliter cum Catholicis, exhibuisse&e.«) Nichts destoweniger haben hieraus wider Vigilium, die Feder geschärfft Rusticus Diaconus, Liberatus, Diaconus bey der Gemein zu Chartago in Africa, Facundus Episcopus Hermianensis in dem Buch wider den Mocianum, und noch andre Capittel-Freunde mehr. Und zwar soviel den Rusticum insonderheit betrifft, war derselbe auf den Papst Vigilium um soviel mehr ersessen, weil derselbe ihm von wegen seines bäurisch-groben, unbescheidenen und allzu bittren Eysers einen starcken Verweis gegeben. Wie denn solche Bitterkeit deß Rustici und dessen unge» saltzenen Eyfer Vigilius in seinem Urtheil wider denselben unter andren ihm mit diesen Worten verweiset: Ita, ut filiis nostris Sapato & Paulo Diaconis, sed&Sur-gentio, Notariorum Primicerio, clemi-tares, dicens : Non soliim Nomen & Scripta Theodori Mopsuesteni à nobis debere damnari, sed & territorium ejus ipsum, ubi, positus est : & si ossa ejus evulsa , quisquam de sepultura ejiceret, & cum eodem territorio incenderet, gratanter acciperes. Was bishero Baronius Hat erzehlt, das ist seiner Rechnung nach in den Jahren 547, 548, 549 und 550 vorgeloffen. Im ein und funffzigsten aber soll sich der unruhige Bischofs von Csesarea, Theodorus, wiederum gerührt Hoben, und dem Keyser Justini an so laug und viel in den Ohren gelegen seyn, biß daß er wider deß vorigen Synodi Verlaß und gegebenes Versprechen biß aus ein allgemeines Concilium damit einzuhalten dennoch ein Edict wider die drey Capittel offenlich anschlagen lassen, und Vigilium zwingen wollen, demselben mit beyzupflichten. Da dann Vigilius für der Gewalt die Flucht zuforderst in die Kirche S. Petri genommen, daselbst ein Bann-Urtheil wider den Theodorum von Csesarea gestellet, auch den Mennam biß auf ihre Beratung epcommuniciret hat. Von dannen flöhe er gen Chalcedon und verharrete allda, biß Justinianus nach Erfahrung, daß er in der Kirchen S. Euphemi* mit seinen Leuten, und zwar bey grösser Unpäßlichkeit deß Leibes, daselbst sich aushielte, zur Reue sich gewendet, und Ihn durch eine ansehnliche Gesandschafft wiederum zurückgeruffen in sein voriges Quartier zu Constantinopel. Wiewol Anastasius a) eine gantz andre Ursach solcher seiner Flucht und Verfolgung ausgiebt; nemlich Vigilius habe vorher der Keyserinn Theodor* in einem Schreiben versprochen, wann er Papst würde, in deß Eutychia-nischen Bischoffs Anthimi Widereinsetzung zu verwilligen; welches er aber nachmals nicht gehalten, sondern vielmehr das Anathema wider den Anthimum Herausgeblitzt. Welches ihm wider einzuträncken sein schlimmes Verfahren mit dem, auf seine Anstalt ins Elend vertriebenen und allda verschmachteten Papst Sylverio hervor gesucht worden, als daß man ihn deßwegen mit peinlicher Anklage, Schlägen und In-carcerirung geschmähet, biß er oberwehnter Massen entflohen. Allein Baronius will auf solche Relation Anastasii nicht viel halten. Weil nun Vigilius aller erlittener Verfolgung ungeachtet, dennoch inständig drauf gedrungen, hat der Keyser das Edict wider aufgehoben, hingegen auch verwilligt, daß ein allgemeines Concilium sitzen mögte, und zwar ein solches, dabey entweder aus Italien oder aus Africa, eben soviel Bischöfe als wie aus den Morgenländern sollten erscheinen. Indem aber Vigilius solches ins Werck a) Yid. Anastasius Biblothecarius, in Yitis Pom tificum. zu setzen bemühet ist, daß ein ordentlicher Synodus gehalten würde, schickt der Keyser ihm ein von ihm vormals geschriebenes Buch zu, von denen dreyen Capitteln, daß er seine Meynung von selbiger Schrifft mögte zu erkennen geben. Da liessen sich die Bischöfe, so um den Vigilium waren, verlauten, man müsite vor der Ankunfft ihrer Brüder erwarten. Der Keyser aber nahm solchen Aufschub übel auf, sandte bewegen seine fürnehme Ministern wider zu ihm und begehrte, er sollte sein Bedencken unverzüglich geben, und die Antwort beschleunigen. Vigilius hat hierüber den Keyser gebeten, er sollte doch nur acht und zwantzlg Tage sich gedulden, weil er annoch nicht völlig wieder gesund war von seiner langwierigen Kranckheit. Welches der Keyser ge-williget. Also fand sich Vigilius gemüssigt, sonder Verschonung seines krancken Leibes zu arbeiten und zu dem vorigen weiter noch was hinzuzuthun, zugleich auch ein Convolut, welches der Keyser ihm vorher allbereit zugesandt hatte, durchzugehen, darinn abscheuliche Gotteslästerungen zusammen geschmiert und in sechzig Capittel eingetheilt waren unter dem Namen Theodori Mopsuesteni. Alle selbige Lasier-Sätze widerlegte Vigilius und anathema-tizirte (oder vermaledeyte) sie. Und am Ende seiner Schrifft, setzte er auch sein Bedencken über die drey Capittel hinzu. Diß Alles hatte Baronius aus dem so getitulirtem Constituto zusammen gezogen. Welches Constitutum Vigilius im Jahr 583 an den Keyser Justinianum gestellet, und Baronius aus einem uralten Codice im Vatican abgeschrieben. Immittelst setzte sich das Concilium der völligen Genesung Vigilii unerwartet, nachdem er sich etlich Mal wegen seines Ausbleibens entschuldigt Hatte, mit solchenUrsachen, welche ich vorhin schon erzehlt habe. Wiewol der Keyser sehr darauf drang und den Versammelten ein Rescript ablesen ließ, dieses Inhalts, daß Er Vigilium, durch seine Ministern hette erinnern lassen, die drey Capittel schrifftlich zu verdammen, oder so Er solches nicht thun könnte, sein Bedencken über diese Frage in eine Schrifft zu verfassen, welches derselbe auch hette versprochen, weßwegen nun auch die Väter an diesem ihrem Ort einen Spruch darüber abfassen sollten. Wie solcher Spruch gelautet, lasse ich unwiederholt. Unterdessen rechtfertigte gleichfalls Vigilius sein Constitutum oder Decret, welches (wie Baronius berichtet) nicht allein dem Keyser, sondern auch dem Svnodo zugeschickt worden; wiewol es von denen Acten deß Synodi nachmals sich verlohnt habe. Er hatte aber (spricht derselbige Cardinal) sein Constitutum schon zuvor aufgesetzt, wie er selber in dem Schreiben an den Scy-thischen Bischofs Valentinianum gedenckt; weil er dasselbe nicht nur dem Keyser und dem Synodo allein, sondern der gantzen allgemeinen Christen - Welt kund thun wollen. Was dieses Constitutum hauptsächlich behandle, muß ich nun auch meiner Zusage gemäß anzeigen, doch aufs kürtzeste, weil wir schon aus dem Baronio etwas davon vernommen. Zuvorderst befleisst sich darinn seine Feder, die Irrsalen, welche man, wie man sagte, in den Schrifften Theodori Mopsuesteni gesunden, und der Keyser ihm zuge-« d«r Wrft hatte, grllnd- und gäntzlich zu ver- rehniste dämmen : aus daß ihms seine Widersacher jjjM nicht mögten nachsagen, als ob er dem 1 ut' Theodoro savori sir t Hette, wann er sich wei- gerte, denselben zu anathematiziren und also verführe, daß er zwar die Jrrthümer der Verstorbenen ohn einiges Bedencken verdammte, die Urheber derselben aber, welche seines Wissens in Gemeinschafft derCa-tholischen Kirchen ihr Leben beschlossen, zu verdammen sich vorher wol bedächte und in so wigtiger Sachen nicht übereilte. Nachdem er solches Alles der Länge nach durch gegangen, und die ketzerischen Sätze vermaledeyet, welche man dem Theodoro Mopsuesteno geziehen, gibt er zu verstehen, er habe genau nachsuchen und forschen lassen, was etwan bey den Kirchen-Vätern von der Person oder von dem Namen desselben gehalten oder geurtheilt worden. Da sich dann gesunden, daß der selige Cyrillus dieses Theodori halben in einem Antwort-Schreiben an den Johannem, Bischöfen - Kl Antiochia, unter ändern gemeldet, das Ephesinische Concilium Hette zwar den Lehr-Satz, dessen Theodorus, wie die Borweiser desselben gesagt, sollte der Urheber siyn, samt denen, die also lehreten, verdammt, doch mit solcher Bescheidenheit, daß sie deß Manns dabey keine Meldung ge-Ihan, noch denselben oder Andere bey ihrem Namen dem Anathemati (oder Fluch) un- ibol. itimi) VIII. terworffen; so fünde man gleichfalls in den Acten deß Ephesinischen Synodi selb-sten von der Person dieses Theodori nichts ; sondern allein ein Symbolum, welches der Priester Carisius vorgewiesen und vielmehr von einen Athanasio und Photio, die damals dem Nestorio anhingen, durch Antonium und Jacobum zu den Philadelphi-schen Kirchen gesendet worden; woraus also erscheine, der selige Cyrillus Hette nicht gewollt, daß deß Theodori Mopsuesteni Nam in den Synodalischen Acten sollte zu stehen kommen, um der Regel willen, welche man bey denen verstorbenen Priestern müsste beobachten: angemerckt, der-j selbige Cyrillus unter anderen in berührtem Schreiben diese nachdrückliche Worte gesetzt: Sed justè audient, tametsi nolunt, qui nuj 118 modi causas probent : Obliviscimini vos ipsos, quando adversus cineres arcus extenditis : Non enim super-est, qui apud eos inscriptus est &c. Grave est enim insultare defunctis, vel si Laici fuerint, nedum illis, qui in Episcopatu hanc vitam deposuerunt. Justissimum enim apparet, prudentibus, viris, cedere proscienti DEO scilicet unicujus-que voluntatem, & cognoscenti, qualiscunque quisque futurus sit &c. Nechst diesem führt er auch an das Bedencken Prodi, vormaligen Bischoffs zu Constantinopelq welcher gleichfalls schreibt, Er habe zwar einige Capitula (oder Lehr-! Pmieten), so man für deß Theodori seine gehalten, verworffen, aber niemals gerahten, daß man den verstorbenen Theodorum selb-I sten verdammen sollte. Wie dann derselbige Proclus in einem Schreiben an den Maximum, einen Diaconum, also redet: Quomodo igitur per liceraš didici nunc, quia Theodori Mopsuesteni, & aliorum quorundam nomina proposita sunt Capitulis ad anathematizandum, cum illi ad Deum jam migraverint : & eos, qui jam vitam reliquerunt, supervacuum est, injuriari post mortem, quos nec vivos aliquando culpavimus. Es gedenckt auch dieser Proclus, er habe zwar die Capittel verworffen, wisse aber nicht, wessen sie seyn. Folgends beziehet sich Vigilius auf die über dergleichen Fälle ergangene Decre-ten seiner Vorfahren, als deß Leonis und Gelasii und noch etlicher Bischöfe, welche Alle geschlossen, es sey Niemanden erlaubt, 16 von der Person eines Abgestorbenen zu ur-theilen, sondern man müsse ihn lasten in dem Stande, darinn ihn sein letzter Tag angetroffen. Ehe denn ich fortsahre aus dem Constituto den fürnehmsten Einhalt zu erzehlen, muß ich dieses Theodori Mopsuesteni wegen eilten kleinen Zwischen - Bericht einschalten ; nemlich, daß derselbe in seiner Jugend ein asotisches und sodomitisches Leben geführt, und eben derjenige sey, an welchen 8. Chrysostomus die Schrifft ad Theodorum Lapsum gestellet; und daß (zweitens) diejenige, welche für ihn zur Zeit deß fünff-ten Concilii gekümpfft, sich, wie Pater Syr-mondus in seinen Notis errechnt, dieser Excepti on gebraucht, welche nicht allein Facundus vieler Orten hervorziehet, sondern auch Vigilius Selbst in seinem Constituto zur Betrachtung stellet, daß man diejenige, so im Frieden der Kirchen abgeschieden, nach ihrem Tode nicht verdammen müsste. Die Anfechter der drey Capittel wollten hingegen behaupten, die Ketzer würden recht und billig nach ihrem Tode noch verdammt, wären auch von den Kirchen schon mehrmals also in der Erden noch verdammt ; und würde gantz fälschlich vorgegeben, daß Theodorus im Kirchen-Frieden entschlossen sey, sintemal derselbe biß an sein Ende solche Lehr-Puneten geführt hette, so derCatholi-schen Kirchen - Lehr entgegen. *) Masten dann nicht allein Justinianus in seinem E-dict, und auch das fünffte Concilium bey der fünfftenHandlung solches anzeigen, sondern auch Baronius ihnen hierinn beystimmet mit diesen klaren und deutlichen Worten: tjuod pertinet ad Theodorum, Mop-suestenum Episcopum, quem Johannes (Antiochenus) recantässe palinodiam, ait, & quem se defendisse Theodoretus asserit, nihili quidem facienda sunt haec : Etenim ex scriptis suis meruit ille, post mortem, ut impius condemnari, nomenque ejus è sacris tabulis deleri. Testatur id quidem quinta Synodus, & Justinianus Imperator, dum ait : Iste, usque ad mortem suam permanens in impietate, ab omni Ecclesia ejectus est. Itaque omnis plenitudo Mopsue-stenae Ecclesiae, in qua Episcopus fuisse dicitur, cam invenisset, quod Paganis & Judaeis, & Sodomitanis, à sanctis Patribus adnumeratus est, deleverunt ipsi, a) P. Sirmondus in Notis ad Facundum li. T. t. ij. ex illo tempore è sacris Diptychis (in quo piae memoriae transitum ad coelos habentium Episcoporum vocabula continebantur) nomen ejus : sicut Acta in eadem civitate apud Concilium Episcoporum illius provinciae confecta ostendunt. I) Es muß aber vielleicht Vigilius, dem deß Theodori Schutz-Redner viel ein anders etwan vorgetragen, vermeynt haben, (wie auch aus seinem Constituto hervorblickt) daß man solches dem längst-verstorbenem Theodoro mit Ungrunde nachreöete, und desten Hasser ihm nach seinem Tode solche Greuel - Schrifften fälschlich beygemessen hetten ; weßwegen er dann auch in dent Constituto die Schrifft nur allein, und nicht zugleich Theodorum, anathematiziren wollen. In demselbigen Constituto giebt er hier-nechst auch zu bedencken, wie das Chalcedo-nische Concilium und sein Vorfahr der Papst Leo, Theodoretum und Ibam als Rechtgläubige, nachdem Beyde den Nesto-rium vermaledeyet gehabt, erklährt haben, und schliffst endlich, man müsse dieser bey-den vorlängst schon ruhenden Männer ihren Namen ungeschimpfft und die Lehre der Personen ungekränckt lassen, aber solche Irrschrifften, welche dem Nestorio oder Eutycheti beystimmen, vermaledeyen, es mögte sie gleich gestellt haben, wer da wolle. Wobey Baronius erinnert, daß die Väter deß Chalcedonischen Concilii mit Nichten die Epistel Ibae, welche voller Jrrthümer war, rechtsprechen, noch auch Vigilius solches be haupten, sondern nur soviel andeuten wollen, daß aus derselben Ibas darum recht gläubig erschiene, weil er darinn bezeugte, daß er nun den Kirchen-Frieden annähme, nach dessen Annehmung (oder Empfahung) man nothwendig ihn habe müssen für Ca-tholisch erklähren. Denn es sey ein Anders, wenn man selbige Epistel ausser der Handlung deß Concilii, und ein Anders, so man sie in der Handlung desselben betrachte ; nach jener Betrachtung werde sie billig ihrer gottslästerlichen ^>ätze halben verdammt, nach dieser aber nichts weil sie deß-wegen in die Acten gesetzt, daß man daraus ersehen könnte, wie damals Ibas gesinnet wäre, der vorhin ein Ketzer gewesen. c) Diesem nach schliffst Vigilius, man müsse es bey dem Ausspruch deß Chalcedonischen 1 b) Baron. Tom. V. Annal. p. 562. i c) Baron, p. 461. Tom. VII. Annal. Concilii wegen deß Theodoreti und Ibae beruhen lassen, und gibt also in seinem Constituto dieses End-Urtheil von sich: Daß man die Satzungen und Decreta der vorigen Concilien mit aller Behutsamleit und Geflissenheit aufs allergenaueste beobachten und die Grentzen der Väter nicht überschreiten müsse; Massen Er hiemit spreche, schliesse und urtheile, daß Niemand sich unterstehen solle, diesem seinen Constituto entgegen von offt-bemeldten drehen Capitteln etwas zu schreiben oder aufzuweisen, oder zu componiren, oder nach dieser Verabscheidung einige Frage und Untersuchung mehr darüber zu erregen. Si quid vero (also lauten die letzte Schluß-Worte) de iisdem Tribus Capitulis contra hsec, quae hic asseruimus, vel statuimus, nomine cujuscunque ad ordines & dignitates Ecclesiasticas pertinentis factum, dictum, atque conscriptum est, vel fuerit, & à quolibet ubicunque repertum, hoc modis omnibus, ex authoritate Sedis Apostolicae, cui per gratiam DEI praesidemus, refutamus. Soviel aus dem Constituto Vigili, welches man behm Baronio völlig und nach der Länge kann lesen. Diese bißher erzehlte Handlungen wegen der dreh Capitteln und deß Conci-Bi, haben sich in 8 Jahren zugetragen; welche P. Sirmondus aus jegliche Jahre, darinn sie nacheinander geschehen, folgender Gestalt eintheilet. Im Jahr Christi DXLVI. hat Keyser Justinianus, auf Einrathen Theodori, Vischosens von Caesarea, ein Buch wider die dreh Capittel ausgehen lassen, und so-wol den Constantinopolitanischen, als auch andre Patriarchen, samt ihren Bischöfen genöthigt, die Verdammung solcher Ca-plttel zu unterschreiben; auch um der-selbigen Ursach willen Vigilium von Rom beruffen. Im Jahr Christi DXLVII. ist Vigi-uus in der Kehserlichen Residentz-Stadt Konstantinopel angelangt, am 25. Jenner (VIII. Cal. Feb.) hat den Patriarchen Mennam und Andre, so die dreh Capittel verdammet hatten, von der Communtott (ober Gemeinschafft der Kirchen suspenzi; doch auf der Keyserinn Theodorae Vttte, in die Gemeinschafft wieder ausgenommen, am 29. Jnnii; hingegen Ju- stinianus vergeblich versucht, dem Vigilio, ■ die Verdammung der dreh Capitteln mit Gewalt abzunöthigen. Im Jahr DXLVIII. ist Vigilius durch Liebe zum Frieden (wie Sirmondus dafür hält) bewogen, die Capittel zu verdammen, und hat einen Convent, dem auch Facundus mit beygewohnt, angestellt und besohlen, ein Jeglicher sollte seine Mehnung schrifftlich aufsetzen; welche ihm eingelieferte Antworten der Bischöfe er hernach ins Palatium geschickt, auch selbst sein so genanntes Judicium am heiligen Sabbath zu dem Patriarchen Menna gebracht; darinn er den Theodorum von Mopsuesta, samt seinen Lehr-Sätzen, wie auch die Epistel deß Ibae und Schrifften deß Theodoreti, doch unter der Bedingung, daß damit dem Respect und Ansehen deß Chaleedo-nischen Concilii im geringsten nichts sollte benommen sehn, verdammte. Dahingegen die Africanische, Jllyrische, Dalmatinische und andere Bischöfe in Behauptung der drehen Capitteln beharreten. Im Jahr Christi DXLIX, sielen die zween Diaconi, Rusticus und Sebastianus zu Ansange deß Jahrs vom Vigilio ab, stritten wider das Judicatum, und berüchtigten Ihn, in manchen Ländern, als ob er ein Achseln-träger wäre, und am Chalcedoni) cheti Synodo untreulich gehandelt hette. Im Jahr DL schrieb Vigilius dem Scy-thischem Bischofs Valentiniano, am 18 Martii und gleichfalls im folgenden April-Monat cm Aurelianum, Bischöfen zu Arles, und gab ihnen zu wissen, daß er in seinem Judicato dem Concilio Chalcedo-nensi nichts verfänglichs gesetzt. Dem Rustico und Sebastiano, als Urhebern solches falschen Gerüchts, nahm er das Amt und die geistliche Würde, weil aber der Kehser starck anhielt, er sollte absolut (oder schlechter Dings) und ohne Meldung deß Concilii die Capittel verdammen; f) rieth und beredete er den Keyser die Sache aufzuschieben, biß auf ein allgemeines Concilium, hat auch hierauf sein Judicatum, welches er vorhin hatte aufgesetzt, wieder zuruck genommen, samt denen schrifftlichen Bedencken der ändern Bischöfen, und mit . deß Keysers gutem Willen verboten, daß (f) Aus welchem AuthoreP. Sirmondus biß habe, daß Justinianus keine Meldung deß Concilii leiden wollen, ! ist mir unbekandt. man hinfüro von den dreyen Capitteln nichts mehr gebenden sollte, biß auf das General Concilium. ****** [NB Daß Vigilius sein Judicatum samt denen Bedencken der Bischöfe wieder zurück genommen, ist nicht also zu verstehen, als ob er dasselbe widerruffen hette; sondern daß er es wieder zu sich genommen. Denn solches will Sirmondus mit diesen Werten sagen, receptoque interim, cum aliorum Episcoporum manibus Judicato, quod antè fecerat, &c. Allein ich sehe nicht, wie solches mit dem Bericht der Siebenden Conferentz dieses Concilii sich vergleiche, darinn ausdrücklich gemeldet wird, der Quaestor Sacri Palatii habe alle die Schrifften Vigilii, darinn derselbe biß-hero die drei) Capittel verdammt hatte, auf Keyserlichen Befehl dem Concilio gebracht : damit dasselbe ohn fernere Erwartung deß Vigilii, ver etliche Mal schon sich entschuldigt hatte, daß er nicht kommen könnte, nunmehr einen gewissen Ausspruch in der Sachen thun mögte. Wir wollen aber den P. Sirmondum nun weiter anhören.s Im Jahr Christi DLI, hat Keyser Justinianus, aus Anreitzung Theodori Caesa-reensis solchem Verbot entgegen etliche Edicten anschlageu lassen, zur Verdammung der dreyen Capitteln, darwider Vigilius geredt und die, welche dazu einstimmen würden, zu excommuniciren gedrohet. Weßwegen Er, für dem darüber entbrannten Zorn deß Keysers in die Kirche S. Petri im August-Monat geflohen. Und als ihn der Keyserliche Praetor mit Gewalt von dannen heraussühren wollen, ist ein Auslaufs deß Bolcks entstanden, welches den Praetorem zurück getrieben. Nachdem er aber solgends von etlichen Keyserlichen Depntirten Versicherung empfangen, hat er sich wiederum in das Placi-dianische Haus, da sein Quartier war, verfügt. Aber bald ward er wiederum vielfältig injurirt. Weßwegen Er, vermeidend, daß man ihm heimlich Netze gelegt, um die Weihnacht-Zeit nach Chalcedon entwichen, zur Kirchen S. Euphemiae. Im Jahr DLII, schickte Keyser Justinianus sechs Rahtherren hin, den Vigilium wieder zu rüsten ; welche aber am 28. Jenner unverrichter Sachen zuruck gekommen. So ist auch infonder Heit etliche Mal Petrus der Referendarius hingeschickt worden, und zwar anfangs mit einem Briefe, darinn viel Anzügliches und Hartes wider ben Vigilium begriffen war : nachmals aber (am 5 Februarii) kam er an Ihn mit guten Worten und Vertröstungen, auf daß er ihn mögte bewegen zur Wiederkehr. Am 5. Februarii verfasste Vigilius schrifftlich einen kurtzen Begriff aller seiner erlittenen Drangsalen; babenebenst gab er auch ans Liecht ein Urtheil wider den Theodorum von Caesarea, Krafft dessen derselbe sollte abgesetzt seyu. Welches Urtheil er allbereit vor sechs Monaten hatte aufgesetzt. Als nachmals Justinianus die Edicten aufgehebt, auch Men-nas, Theodorus und Andre Ihm einige Schrifften offerirteli, darinn sie ihren Glauben und Bereuung bekannten, verließ Er die Stadt Chalcedon und kam wieder gen Constantinopel. Im Jahr Christi DLIII wurden dem Vigilio, von dem Patriarchen Eutychio, welcher au deß verstorbenen Mennae Stelle gekommen war, ingleichen von Apollinario und Domno andre Erklährungen gethan. Hierauf ging am 12 May der General Synodus an; welchem Vigilius seine persönliche Gegenwart verweigerte,^ und dem Keyser sein Bedencken schrifftlich am 14 May zusertigte, nemlich das Constitutum (dessen oben gedacht worden.) In welchem er die drey Capittel wiederum in Defension und Schutz nahm und wider das, was das Chalcedonische Concilium geurtheilet hette, die geringste Neurung einzuführen verbot. Gegenseits hat dennoch dieser fünffte Synodus die drey Capittel verdammt, Vigilius aber ward ins Exilium vertrieben, so lang, biß er solche Capittel-Verdammung würde billigen. Nach etlichen Jahren ist er durch Bemühung deß Grasen Narsetts wiederum aus dem Exilio berli sfen, aber indem er wieder nach Rom ziehen wollen, unterwegens in Sicilie» gestorben im Jahr Christi 558. Etliche Scribenten rüsten diesen Papst Vigilium aus, für einen Euty-chianer. Welches Römisch - Catholi-scher Seiten nach Anleitung Baroniij a) Vid. Patris Sirmondi Synopsis chronica An-jorum VIII. Abbevillaei und Andrer, aus diesem Grun-% ba6mut= widersprochen wird. 1. Weil diejenige Vigilia ein Epistel, welche Liberatus ihm zugeschrie- j AM-m- ben, darinn zwo Naturen in Christo ge- leugnet werden, hochverdächtig ist und von einem Nestorianer ihm angetichtet zu seyn scheinet. 2. Weil sie für den Verstand und Schreib-Art Vigilii viel zu alber, ange-merckt, darinn gemeldet wird, er habe 8a-mosatenum, Dioscorum, Theodorum und Theodoretuin verdammt, da doch Diosco-rus eben ein Eutychianer gewest. 3. Weil, wann gleich selbige Epistel Vigilius geschrieben hette, solches doch noch vorher geschehen wäre, ehe denn er auf den Päpstlichen Stuhl zu sitzen kommen. Aber Baronius hette den Beweis viel näher haben können ans den Handlungen de§ Concilii selbsten, oder aus der dreyen Capitteln Beschaffenheit. Denn es wünschten, verlangten und suchten die Eutychianer möglichstes Fleisses, daß selbige dret) Capittel und derselben Verfasser, denen sie todtfeind waren, mögten öffentlich verdammt und in der Erden verflucht, auch die Aufrichtigkeit und Lehr-Reinigkeit deß Chalcedonischen Concilii zugleich verkleinert werden. Vigilius aber trachtete solches zu verhindern, wie aus bißheriger Erzeh-lung offenbar; weil er den Theodorum, Theodoretum und Ibam gern wollte un-beschimpfft ruhen lassen; darum sihet es gantz unvermutlich, daß er ein Eutychianer gewest; und hetten gewißlich die Eutychianer ihm nachmals, da er wegen der drey Capitteln ihres Gefallens in seinem Constituto nicht pfeiffett wollen, wie sie es gern hetten gehöret, solches nicht Vigiiius unvorgerupfft gelassen. («in Weil nun alle Griechische Scribenten Ult^ nuch Evagrius, a) welcher damals H 'cr lebte, gedencken, daß Vigilius endlich dennoch auf die Verdammung der drey Capitteln habe eingewilligt; so wollen Baronius und etlicheAndre, solches sey geschehen, nachdem er wiederum aus dem Exilio zurück gekommen. Weil Keyser Justinianus von dem an ihm wiederum gar hold worden und viel Freundschafst erwiesen, welches nicht würde geschehen seyn, fo Vigilius fein Constitutum nicht abgethan, zu dem Schluß deß fünfften Concilii (ecumenici seine Zustimmung gegeben, und selbiges, um die Kirchen-Spaltung güntzlich wegznräumen, durch seine Authoritet comprobirt hette. Wiewol der Sorbonistische Theologus, Ri-cherius, solches starck widerspricht, daß der V. Synodus vom Papst Vigilio seine Krafft und Gültigkeit allererst Hette erhalten. Dieses ist doch ein Mal gewiß, daß Ju- ^n8iani stiniauus deß Vigilii als Römischen und ^om ab« ansehnlichsten Bischoffs in der Christenheit Beystimme ernstlich verlangt, und dehwe- ^mmung gen, weil er in seinem Constituto sich wieder mderspro-umgestimmet, das ist, der dreyen Capitteln *”• Condemnirung widersprochen hatte, ihn aus einige Zeit zum Exulanten gemacht. Gleichwie er es eben sowol denen Africani» schen Bischöfen gemerckt, daß sie ihre Stimme wider vielgenannte Capittel nicht geben wollen, und auch ein scharffes Edict wider die Illyrische Bischöfe ausgesertigt, weil sie ein besonders Concilium für die drey Capittel versammlet hatten; Massen hievon neben Ändern Isidorus zeuget b). Es seynd nach Baronii Meynung deß-falls keine andre Bischöfe von ihm unangefochten geblieben, ohn die, welche nicht unter seiner Herrschafft lebten. Daher dann zu Aquiie-die Venetianische Bischöfe und andre in mirt rin den benachbarten Ländern wider diesen fynodas fünfften Synodum ein Concilium angestel- md-rdas v. let, wie Beda meldet. Welcher Zweifels ohn obgemeldten zu Aquileja, unterm Macedonio wegen der dreyen Capitteln gehaltenen Synodum damit meynet. Baronius gedenckt, die denen Venedigern benachbarte Bischöfe (wodurch er Zweifels ohn den Patriarchen zu Aglar und die Istriani)che Bischöfe verstehet) wären darum vom Justiniano unverfolgt geblieben, weil sie nicht unter seinem, sondern Fränckischem Gebiet gestanden; und hernach meldet er im Jahr 556, daß Narses vom Papst Pelagio ermahnt und angetrieben worden, den schismatischen Patriarchen von Aquileja samt den-nen Histerreichischen und andren Bischöfen zum Kirchen - Gehorsam und zur Vereinigung mit der Römischen Kirchen zu zwingen. So werden wir auch bald hernach vernehmen, daß die Exarchi deß Keysers in dieser Sache ihren Gewalt gebraucht. Welches ein ander zu widersprechen scheint, aber doch nicht wider-sprechlich ist. Denn damals, als der Keyser wegen deß Constituti den Vigilium noch verfolgte, haben die Francken in der Papst Pela gius billigt bit Btrdam-mung btt drtytll Ea-pittà Warum viti occibtntali-scht Bischöfe fonbtttidi in »frico, Histria UNd dort Istrum ben Synodum V. nicht atmeist «te wollen. Benetianischen Nachbarschafft zwar geherr-schet, seynd aber vom Narses bald herausgeschlagen. Nachdem nun Vigilius feine unruhige, mühselige und dorn-häuffige Zeit in einer Insel, wiewol nunmehr deß Exilii bestehet, an dem Stein-Schmertzen, nach Anastasii Bericht, geendigt, und zwar, wie Baronius redet, Justo Dei judicio, in Insula defunctus, confectus ipse aerumnis ex morbo, qui coegerat sanctum praedecessorum suum Sylverium, deportatum in Insulam, illic animam efflare, a) ist der entledigte Stuhl zu Rom durch die Person Pelagii wiederum besetzt worden. Dieser, der bey Leben Vigilii Archidia-conus war, soll dessen Constituto wider die Verdammung der drehen Capitteln nach Ba-roniiErzehlung behgepflichtet, nachmals aber der allerletzten Meynung Vigilii gefolgt, und den V. Synodum samt der Capittel-Verdam-mung approbirt haben. Gestaltsam er auch hernach gar sehr wider diejenige geeyfert, welche diesen Synodum samt dessen chluß nicht respectiren wollten. Denn sehr viel und schier die meiste occidentalische Bischöfe wollten selbiges Concilium für kein rechtmässiges erkennen; weil sie wähnten, es hette dem Verlaß deß Chalcedonischen Concilii Eingriff und Abbruch gethan, durch Anathematizirung der dreh Capittel. Richerius schreibt, es habe solches Vigilius verursacht, indem er dem fünfften Synodo nicht praesidiren wollen, noch denen Bischöfen seines Patriarchats (wie Er es nennet) gnugsame Nachricht ertheilt hette, was und wie im Concilio eigendlich gehandelt wäre; dannenhero 8. Gregorius nachmals bemüssigt worden, den occidentali-schen Bischöfen den Scrupel zu benehmen, und für den Respect deß V. Synodi seine Feder zu bemühen. t>) Der von Abbeville spricht, daß die Africam, Italiäner und Nachbarn der Venediger so lange dawider gestritten, sey unter andren daher entstanden, weil ihnen das Constitutum (oder Decret) Vigilii be-kandter, und in ihren Händen hingegen die Aufhebung solches Constituti annoch unbekandt gewest. Weil sich dann die occidentalische Bischöfe, bevorab die Venetianifche, Istriani- a) Baron. Tom. 7. Anna!, p. 481. è) Vid. Bicherii Historia Conciliorum Generalium lib. 1. c. 9. p. Bum. 4. p. 507. sche und Mehlündische so gar nicht zur Vereinigung bequemen wollten, und der Papst Pelagius mit gütlichem Znschreiben nichts ausrichtete, ersuchteer den Narsetern, daß derselbe sie dazu zwingen mögte. Weil dieser aber Bedencken trug, wider die Bischöfe was Thätlichs vorzunehmen, bemühete sich Pelagius, mit vielerley Beweisthü-mern ihn zu bereden, daß es christlich und Gott gefällig fei), die Spalter (Schismaticos) mit obrigkeitlicher Gewalt zum Kirchen-Gehorsam zu zwingen. Unter Andren fielen ihm diese eyfrige Worte aus der Feder: Utimini oblata vobis à Deo opprimendi perfidos occasione. Quod tunc plenius fieri poterit, Si autores scelerum ad clementissimum Principem dirigantur, & maxime Ecclesiae Aquileiensis invasor, qui in schismate, & in eo maledictus, nec honorem Episcopi poterit retinere nec meritum, c) Aus einem hernachfolgendem Send-Schreiben dieses Papsts erscheinet, daß solche Bischöfe und der Patriarch von Aquileja auf Narsetis ernstliche Bedrohung nichts geben wollen, sondern demselben widerstanden, sich wahre Gliedmassen der catholischeu Kirchen gerühmt und ihn hingegen von derselben Gemeinschafft ausgeschlossen zu sehn erklährt, als einen Verfolger der Rechtgläubigen und Feind deß Chalcedonischen Concilii, auch sonst ihn schimpflich gehalten. Gestaltsam deß-wegen dieser Papst in der vierdten Epistel ihn ermahnt, er solle sich seiner Autho-ritet gebrauchen, solche Schmach an ihnen rächen und abstrassen. Was hierauf erfolgt sey, steht beh Ermanglung weiterer historischen Nachricht nicht zu wissen. Soviel aber weiß man, daß dennoch diese Trennung (oder Schisma) und Zwist noch in langer Zeit nicht aufgehört, sondern täglich zugenommen habe; wie aus denen Episteln Papsts Gregorii zu ersehen, ausbenommen, daß einige Italiä-nische Bischöfe, durch den Ernst Narsetis geschreckt, wiederum zu der Römischen Kirchen getreten und den Papst fjir ihr Oberhaupt erkannt haben. Aber der Bischoff (oder Patriarch) zu Aquileja und etliche demselben anhangende Bischöfe sollen sich in der Spaltung gantz halsstarrig besteifft 'haben, j c) Pelag. Bpist. 3. Tom 1. Epi. Rom. Pont. Narses ^ die Bischt nicht zwiE zur Bey-stimmung- und selbige Kirch schier in die hundert Jahr lang, nemlich biß an die Zeit Papsts Sergii bey solcher Absonderung beharret seyn; ohnangesehn alle Nachfolger deß Pelagii sehr bemühet gewesen, sie zur Einigkeit zu bringen, soferrn Baronii Feder hierinn die Gewißheit und Unfehlbarkeit hat; denn sonst will eg beym Palladio anderst lauten, nemlich, daß dennoch inzwischen (wo nicht alle, doch gleichwol etliche) Patriarchen bald durch Zwang, bald freywillig mit der Catholischen Kirchen sich versöhnt haben : wovon bald hernach ein Mehrers. Ja es meldet auch Beda ausdrücklich, der Aguileiensische Synodus habe auf Papsts Pelagii Ermahnungen den andren Kirchen endlich bey-gepslichtet. Die Worte Bedse seynd diese: Synouus Aquilejae facta ob imperitiam fidei quintum universale Concilium suscipere diffidit : donec salutaribus B. Papae monitis instructa, & ipsa, cum caeteris Christi Ecclesiis, annuere censuit. Ich halte aber dafür, Beda meyne hie nicht so sehr den Synodum, als die Gemeine und Kirche zu Aquileja. Denn Baronius gedenckt, daß Pelagii Ermahnungen dennoch bey der Gemeine nicht leer abgegangen. Sonst müsste Beda Hiermit keine rechte Nachricht erhalten haben, denn die Episteln Pelagii und 8. Gregorii weisen viel ein anders aus, als daß die Jstri-anische Bischöfe und Patriarchen zu Aglar sich sobald sollten bequemt haben. Ob gleich etliche unter ihnen die Verjag-oder Verstossung, oder andere Zwang-Mittel scheuende den fünfften Synodum angenommen, und zu allgemeiner Einhäl-ligkeit sich erklährt haben, seynd sie doch wiederum hernach abgesprungen. Wozu sie dann nicht allein von vielen Bischöfen aus Franckreich, sondern auch von annoch vielen übrigen Nestorianisch - affectionirten aus Constantinopel angefrischt wurden; wie aus Pelagii Sendschreiben an den König der Franckeit, Childebertum, zu er-when; in welchem (daß ich solches bey-täuffig gedencke) Pelagius den Römischen Keyser Justinianum nicht so hart und unsanfst berührt, noch einen Tyrannen heisst, wie der ereyserte Baronius vißweilen thut, sondern lobt, und ihn deß Königs Childeberti Vater titulirt, dadurch gar mercklich den Vorzug eines ») Beda apud Pallad. part. I. lib. 1. Hiator. Foro-Jul. Römischen Keysers vor andren Potentaten zu erkennen gebend, wiewol mit einem solchen Ehren-Wort, das zugleich eine Ehrerbietigkeit und Liebe und gute Nachfolge in dem Glaubens - Eyfer bey dem Könige erwecken kunnte. Es hat die -Sorgfalt und Eintrachtungs-Begierde dieses Papsts Pelagii auch die Feder hiermit so gar nicht ruhen lassen, daß er auf Erfahrung, wie die unruhige Spalter alle Kirchen zur Unruhe und Widerspenstigkeit reihten, an die gantze Christenheit eireülar Schreiben ausgegeben, und vermittelst derselben sich öffentlich erklährt, daß er die vier allgemeine Concilia in der Lehre gantz richtig achtete, auch alle diejenige, so darinn verdammt worden, für verdammt hielte, und welche darinn ausgenommen worden, sonderlich die Ehrwürdige Bischöfe Theodoritum und Ibam für rechtlehrende (oder rechtgläubige) venerirte. (Wovon die drey Capittel selbst ausgeschlossen). Denn man verleumdete ihn hin und wieder, als ob er durch Gutspre-chung deß fünfften Synodi den vierdten verachtet oder beschimpffet hette. Viele seynd dadurch zu andren Gedancken gebracht: viele aber auch unverändert geblieben. Gestaltsam allerdings Gregorius M. annoch genug zu thun gefunden, daß er den occidentali)cheit Bischöfen solche falsche Einbildung durch seine Sendbriefe mögte benehmen; wie man aus unterschiedlichen seiner Schreiben ersitzet. Wann der D. Schönleben nicht irret, so müsste doch gleichwol der Patriarch Elias Grsecus dem Papst Pelagio endlich haben Gehör gegeben; weil er, wie Ughellus, Palladius und andre erzehlen, im Jahr 581 in der neuen Stadt und Insul Grado, so dieser Patriarch NeU'Aquilegiam zu heiffen, und für die Haupt Stadt zu halten befohlen, einen Synodum angestellt, und dazu vom Papst Pelagio eine Bull erlangt. Solches Synodi sürnehmste Ursach ist diese gewest, daß um der vielfältigen Ein-sälle willen barbarischer Völcker der Patriarchen - Sitz in dieser Insel Grado mögte fest gestellet werden, und hinfüro daselbst beständig verbleiben. Ob nun in selbigem Synodo auch der dreyen Capitteln wegen etwas _ gehandelt worden, ist zwar nicht gewiß; doch vermeynt b) Vid. Gregorii M. libri 2. Epistolam 10. lib. z. Epist. 1. 2. 3. 4. 37 & 39. Nec non lib, 5. Epist. 2. & lib. 7. Indictione 2. Epistola 53. Ae nerer Bericht voi, dem Patriarchen Elia. Der einen Synodum zn Aquile!» gehalten. ein gewisser Author, es laffe sich vermuten aus den Acten dieses Synodi, welche Ughellus anziehet, daß der Patriarch Elias samt seinen Suffraganeis mit der catholi-schen Kirchen wieder vereinigt worden; erstlich darum, weil die Versetzung deß Patriarchen - Stuhls von Aquilegia nach Grado aus Bergunst deß Papsts Pelagii j; geschehen. Zweytens, weil in den Acten diese Worte stehen sollen: Elias, primae Sedis Episcopus, dixit, Si vestrae Bea titudini placet, recitentur etiam necessariae causae ad Ecclesiae statum pertinentes &c. recitetur, Deo gubernante nobis primum fides sanctorum Patrum quae cunctis actionibus nostris deinceps-secuturis, velut immobile fundamentum existat, de fide Catholica 88. Patrum 8. Synodus respondit : Justissimum est recitari, quod utilissime provenit audiri Unter andren ist auch daselbst verlesen worden, daß Sie annähmen das Chalce-bontfche Concilium, wie auch das Constan-tinopolitanische, dabey 150 Bischöfe versammlet gewesen, imgleichen das Ephesi-nische und Nicaenische. Derselbige Author thut hinzu; es sey gar glaublich, der Papst Pelagius habe diesen Patriarchen Eliam nicht als einen Ketzer, sondern als einen Schismaticum bewogen, die drey Capittel zu verdammen; welches der Patriarch auch vermutlich in diesem Synodo gethan habe, in welchem Synodo gleichfalls die Bull Papsts Pelagii von Aufrichtung deß neuen Sitzes zu Grado öffentlich sey abgelesen worden. Aber ich kann dennoch die Versicherung nicht geben, daß solches Alles eine unfehlbare Gewißheit sey. Denn aus den altern Scribenten will das Widerspiel erscheinen, nemlich, daß Elias in der Spaltung und Absonderung verblieben. Bey dem Baro-nio lässt sichs gewißlich auch nicht anders ansehen. So schreibt gleichfalls Megiserus aus dem Carolo Sigonio, und Johanne Zo-nara, Elias Habe von seiner Meynung keines Weges abstehn wollen, wie höchlich ihm auch Pelagius angelegen hat seyn lassen, ihn durch Ermahnen und Bitten von seinem Irrwege abzuführen, sondern er sey darüber viel trutziger worden, habe auch zu sonderbarer Verachtung deß Römischen Stuhls eben auf solchen seinen Wahn drey ansehnliche Bischöfe aus Histerreich, welches unter sein Patriarchat gehört, verleitet, wie nicht weniger Johannem, den Bischofs von Ravenna, der ohne dem ein frevler Mensch gewest; daß also Papst Pelagius nichts ausrichten können, weil dieser Patriarch Elias gelebt, als welchen Niemand von solcher Meynung abtreiben können. °) Uberdas hat sein Nachfolger Severus eben sowol gleich anfangs das fünffte Concilium verschmähet, welches keine geringe Vermutung giebt, daß sein Vorgänger Elias ihm in solcher Wahn-Beharrlichkeit vorgegangen, wie bald hernach soll er-zehlt werden. Sonst wird von Etlichen dieser Elias der Erste Patriarch genannt, weil ihm, wie sie sagen, der Patriarchen-Stuhl S. Marci von Alexandria zugeschickt worden. Welches man an seinem Ort beruhen lässt. Nachdem wir nun von den dreyen Cä-pitteln Grundes genug eingenommen; wollen wir in Benennung der übrigen Patriarchen fortsahren. XXXI. Severus. Nachdem Elias sein Leben beschlossen, setzte sich Severus, von Ravenna bürtig, an seine Stelle im Jahr 586, und saß biß ins Jahr Christi 605, (beydes nach Palladii und Ughelli Rechnung.) Er Hielt auch fest an den dreyen Ca-pitteln, und an dem Schismate. Weil er dann von seinem Wahn durch keine vernünfftige Bewegnissen sich ließ abziehen, gedachte man, ihn mit Gewalt davon abzureissen, und feuerte den Exarchen Smaragdum wider ihn an. Carolus Sigonius schreibt solches dem Johannes , Ertzbischofen von Ravenna zu. Der zwar zuforderst sich äusserst beflissen, ihn von seiner Widersinnigkeit abzuleiten, auf Verspührunq aber seiner Halsstarrigkeit, endlich besagten Keyserlichen Exar-chum, Smaragdum bewogen, daß er Severum zwingen sollte, seiner Meynung sich zu verzeihen; woraus Smaragdus alsofort mit Völckern in die Insel Grad gefallen, Severum in der Kirchen ergriffen, und mit Gewalt gen Ravenna geführt, und daselbst mit Bedrohungen dahin genöthigt, daß er der Patriarch wider seinen Willen gedrungen worden, dem Bischoff zu gehorchen, und deffen widrige Meynungen a) Megieer. im 5. Buch der Kärndlerischen Chronic, Cap. 19. Bl. 369. D-m E archen M S. M»(t Stuhl zu gestellt seyn. Der arch 8efj rus hol! an de» dreyen puieln- Wird d»' liber <«c' folgt. für recht anzunehmen; um welcher That willen, deren man vorhin in der Kirchen ungewohnt war, der Bischofs von Ravenna sowol, als auch Smaragdus in grosse Verachtung gekommen seyen, auch KeyserMau-ritius, nachdem ihm solches vorgebracht, sich deßwegen über Smaragdum bermaffen erzürnet habe, daß er ihn unverzüglich von dem Exarchat und Gubernirung Italiens abgefordert; inzwischen sey der Patriarch Severus zu Ravenna ledig, aber wie er widerum auf die Insel Grad gekommen, ihm daselbst von den Bischöfen und seiner Klerisey widersprochen worden; als der-halben der Patriarch hierüber in grösser Angst gestanden, habe er darauf zu Maran eine Versammlung seiner Geistlichen gehalten, und in Beysein Aller, so zusammen gekommen, mit einem Eydschwnr betheurt und erwiesen, er wäre mit Gewalt dahin gedrungen worden, daß er es damals mit den Ketzern halten müssen; wiewol er in seinem Hertzen mit allen Rechtgläubigen das Chalcedonische Concilium jederzeit für recht und rein erkennt habe ; damit sey also dieser Handel auf dißmal geschlichtet und auf ein Ort gebracht. «) Inmassen dieser, deß Sigonii Relation auch Megiserus sich bedient, und gleichfalls den Warnefridum dabey an führt. Allein es hat dabey gleichsam ein Blinder den ändern geleitet, indem Einer so wenig als der Andre von denen Puncten oder dreyen Capitteln, so dißfalls im Chal-cedonischen und Constantinopolitanischen Synodo behandelt worden, einerechte Wissenschafft gehabt, daher sie aus Unwissenheit gefehlt, und den Handel verkehrt zu Marckt gebracht. Denn deß Patriarchens Gegenteil hatte keine ketzerische Meynungen, wie gleichfalls der Patriarch auch nicht, sondern dieser und sein Anhang nur einen starcken Mißverstand ergriffen, und die Unbildung gefasst, als ob diejenige, welche dle drey Capittel verdammten, auch zugleich den Theodoretum und Ibam mit ^dämmten, und also das Chalcedonische Concilium, welches dieselbe zween Bischöfe, Nachdem sie dem Nestorio entsagt, und Te Schrifften, so demselben zur Gunst von chnen verfertigt waren, dadurch selbst ver-worffen hatten, wieder ausgenommen zur ; b.meinschafftder allgemeinenKirchen eines wrrgen Verstosses zeihen wollten ; weßwegen et und seine Beypflichter sowol das fünffte Concilium, darinn man die drey Capittel verdammt hatte, als wie auch zugleich alle Beystimmer dieses fünfften, als die, nemlich das gut-catholischeChalcedonische Concilium (ihrem mißverständigen Wahn nach) verkleinerten, für irrig, falsch, unrein, und uncatholisch achteten, und also sich von ihnen, wie von vermeynten Ketzern unbefleckt zu halten, eine Trennung anrichteten. Es stehen auch neben dem Si gonio theils Scribenten in der falschen Meynung, als ob diese Schismatici, nemlich die unter den Patriarchen stehende Bischöfe, die drey Capittel verdammt, hingegen ihre Gegner solche dem Concilio Chalcedonensi angeflickt oder aufgetichtet, und selbiges damit diffamili oder berüchtigt hetten, als ob es solche ketzerisch vermeynte Puncten decretili hette; da doch vielmehr diese Schismatici die drey Capittel annahmen und verfochten; angesehn, solches aus der Epistel, welche Pelagius an sie abgelassen, augenscheinlich erhellet. Hernach so hat auch nicht Johannes. Bischofs von Ravenna, den Smaragdum angetrieben, mit dem Severo so gewalt-samlich zu verfahren; sondern Papst Pelagius deß Namens der Andere, nachdem er gesehn, daß die gütliche Ersuchnng bey denen Trennern fruchtlos abgegangen, und nicht hofften wollen, hat darauf dem Exempel seines Vorgängers Pelagii deß Ersten zur Folge versucht, dieselbe durch den weltlichen Arm herbeyzunöthigen. Pelagio dem Ersten hat zwar der zum öfftern darum begrüsste Narses hierinn nicht allerdings nach Wunsch an die Hand gehen wollen, ohnangesehn Jener sein Begehren mit der AutHoritet Augustini, der die Zwingung der Donatisten zur Catho-lischen Kirchen gebilligt, veransehnlichte; aber dieses zweyten Pelagii Anhalten fand bey dem Smaragdo Platz und Willfahrung ; dazu dann auch Johannes, Bischofs zu Ravenna, wol in etwas mitgewirckt haben mag. Denn Smaragdus machte sich bald auf gen Grad und legte dem Patriarchen Severo solchen Gewalt an, wie vorgedacht ist; wiewol Pelagii Meynung eben nicht gewesen seyn mag, daß er den Patriarchen in der Kirchen an-greiffen sollte. Paulus Diaconus schreibet, er, der Exarch, habe selbst Severum aus der Kirchen gezogen, und mit groffer Injurie (oder Vergewaltigung, nach Ravenna geführet, nebenst andren Severus wird zu einer heuchlendm Bekenntniß gezwungen. Widerrufst hernach dieselbe öffentlich. dreyen Jstrianischen Bischöfen, als Johanne Parentio (ober vielmehr Parentino), Severo und Vindemio. Denen er gebrohet, sie ins Exilium zn treiben, und sonst allerlei) Gewalt angethan; wodurch er sie gezwungen, mit Johanne. Bischöfen von Ravenna, in Communicatio« (ober kirchliche Gemeinschafft) zu treten. Welcher Johannes die dreh Capittel verdammte, und (nach Diaconi in diesem letzten Stück irrendem Bericht) seit der Zeit Vigilii und Pelagii von der Römischen Kirchen Gemeinschafft war ausgewichen. Darinn aber Diaconus auch blicken lässt, daß er der Hi-stori der dreyen Capittel nicht recht kündig gewest. Denn Johannes hielt es mit der Römischen Kirchen eben darinn, daß Sie und er die drey Capittel verdammten; wie solches auch die Episteln 8. Gregorii gnugsam ausweisen. Nachdem aber der Patriarch Severus, (den man von seinem mitweggeführten Bischofs Severo unterscheiden muß) «ebenst seinen beyden Trennungs-und Arrest-Gefährten zu Ravenna bey dem Bischofs da selbst ein Jahr lang aufgehalten worden, hat er sich samt seinen Mitgenossen bequemt, die drey Capittel verdammt, und sich mit der Römischen Kirche versöhnt. Welche er bißhero wegen solcher Capittel Verdammung eines grosse« ketzerischen Jrrthums mißverständlich bezüchtigt hatte. Es ist was seltzsames, wann erzwungene Entschliessungen sich hernach in freyerLufft nicht verändern und nach dem Winde wenden. Dessen sähe man am Patriarchen Severo ein Beyspiel. Denn weil die noch schismatische Bischöfe in Istria und zu Aquilegia und dort herum samt ihren Gemeinen annoch von den dreyen Capitteln keinen Fußbreit zu weichen gesonnen waren, war er ihren Angen ein Greuel. Daher er dann, als bey dem der neulich angenommene und aufgenöthigte Satz nicht tieft gewnrtzelt stund, bald einen Synodum berieft, und nach abgelegter Entschuldigung deß erzwungenen Beyfalls zu der Römischen Kirchen seine, zu Ravenna gethane Bekenntniß widerrieft. Zehen Bischöfe (wiewol Andre zwölff, Andre dreyzehen setzen) vertheidigten damals die drey Capittel. Aber Severus der Bischof, ingleichen Johannes, Paren-tinus, Patritius, Vindemius, und Johan-nes3 das ist, wie man aus den Acten verspühret, Severus, Bischof zu Triest, Johannes, Bischof zu Parenzo in Istria, Patricius, Bischof von Emona (deren Platz heut Laybach bedeckt), Vindemius Bischof zu Ceneda, und Johannes, Bischof zu Cilly, verdammten die drey Capittel. Ob auch gleich nach Entschlaffung Pelagii dessen Nachfolger Gregorius Magnus den Patriarchen Severum mit öfftern Ermahnungs-Schreiben besuchte, kunnte er ihn doch nicht gewinnen, sondern er beharrete in der Trennung. Es währet aber auch nicht lange, daß Gott ihn mit ändern Schreiben heimsuchte, die gar übel lauteten, neulich daß die Longobarder im Anzuge wären ; für welchen er kaum flüchtig entrinnen kunnte. Die Stadt Aquileja ward von diesem grimmigen Feinde in Rauch und Asche verkehrt. Deßwegen legte Johannes, Ertz-bischof zu Ravenna, für die arme abge-brannte Aquilejenser beym Papst Gregorio eine schriftliche Vorbitte ein. Darauf Gregorius antwortete, man müsste zuförderst den Gläubigen und hernach den Feinden der Kirchen Barmhertzigkeit erweisen. Ich habe vorhin gemeldet, daß Severus, Bischof von Triest, sich von den Patriarchen Severo abgewandt, und mittelst Verwerffung der dreyen Capittel wiederum in den Schoß der allgemeinen Kirchen geworffen. Demselben trachtete der Patriarch Severus, welcher nunmehr zu Grad, weit Aquileja in der Aschen lag, sich aufhalten musste, wiederum auf seine Seite zu ziehen; und weil dieser den Schall der Lock-Pseiffen verschmähete, Hub Jener an, ihn zu verfolgen; weßwegen dieser seine Zuflucht zum H. Gregorio setzte. Der hierauf zum andren Mal (denn vorhin hatte er, als deß Papsts Pelagii rechte Hand, eben sowol schon daran mit gewirckt) den Smaragdum erweckte, daß er den Bischof mögte wider den Patriarchen Schutz halten. Endlich soll dieser Patriarch Severus doch noch vor dem Ende seines Lebens mit der Catholischen Kirchen sich wiederum vereinigt haben. XXXII. Johannes. Langobard fliehen. Aquilej» wird W* den Harbern oer'oran«" Gregor,1 M. it6iML die tP* Lrand, Steuer I . die Uf enser «*■ Nach dem Tode Severi brachte die Gunst Königs Agilulphi dem Abt Jo-Hannes das Patriarchat von Aquileja zu wegen, und die Gewogenheit deß Eparchens in Italien dem Candidiano den Stuhl zu Grado; angemerckt, nunmehr zween Patriarchen-Sitze waren, einer zu Aquileja, der andere zu Grado. Denn Johannes hielt es mit den Abgesonderten, Candidianus aber mit der Römischen Kirchen. Daher erwuchs die Zwiefaltig-keit deß Patriarchats. Wiewol in folgenden Zeiten das Gradische nach Venedig verlegt worden, das Aquilegische aber geblieben; ohnangesehn, die Patriarchen dieses letztern nicht zu Aquileja, sondern zu Udine (so auf Deutsch Wey den genannt wird) zu residiren pflegten. Johannem haben die Bischöfe, so in Friaul, oder wie man damals selbige Gegend nannte, in Venetia, unterm Hertzog Gisulpho und dem Könige der Lange-barder waren, für ihrenPatriarchen erkannt, den Candidianum aber die Istrianische Bischöfe, und die, so unter Griechisch-Keyserlicher Herrschafft lagen. Nach Palladii Rechnung ist Johannes gesessen biß ins Jahr 633, nach Ughelli seiner aber nur biß 627. Welches letzte auch glaublicher. Wiewol auch diß letzte kaum wird richtig seyn. Sintemal im Jahr 627 schon ein Anderer das Patriarchat bekommen, nemlich der Primigerius. Der alte Lehrer Beda erzehlt, und ans Ihm Hieronymus Megiserus, daß im r-kß Bed t Jahr Christi 621 ein Benedietiner Münch, Agr6atin* Namens Agrestinus vom Eustasio, seinem Abt und Zuchtmeister zu Luxovien in Franckreich abgewichen, und gen Aglar (oder Aquilegiam) gekommen, und von der Römischen Kirchen das Patriarchat erlanget habe, als man damals noch sehr gestritten von wegen der drehen Capittel deß Chal-cedonischen Concilii ; desselbigen schädlichen Zwiespalts (Schismatis) habe er, Agrestius, sich einen hefftigen Bertheidiger erwiesen, und von viel ungeräumten Sachen in einem gifftigen Sendschreiben, welches er an Attalum, den Abt deß Klosters Bobio, gestellt, vorgebracht. Besagter Megiserus aber erinnert da-dieses Agrestini werde sonst im Catalogo der Patriarchen zu Aqlar gar nicht gedacht, *) Ich vermute, der Agrestinus sey mit "wsem Abt Johanne eine Person, weil von Beyden gesagt wird, daß sie sich der *wetf Capitteln eyfrig angenommen; und a) Vid. Venerabil. Beda, in Vita 8. Eustasii & Megiserus lib. 5. c. 29. mag vielleicht der Johannes mit dem Zunamen Agrestinus geheissen haben, oder von Etlichen also beygenamt worden seyn. Wiewol Megiserus vorher diesen Johannem besonders setzt als eine gantz andere Person, und zwar allbereit im Jahr 605 denselben vorstellt. XXXIII. Primigerius. Als der Tod den Patriarchen Johannem von Stuhl geruckt, haben die Arrianer Einem von ihrer Sect, nemlich dem Fortunato, durch Beförderung der Langobarder das Patriarchat zu Aquilegia zugespielt. Welcher gar bald seine reissende Wolffs-Klauen bey solcher Gelegenheit brauchte, und seinem Gegen-Eyferer, dem Patriarchen von Grad (oder Grado), damit einen gewaltsamen raubrischen Eingriff that. Dieser war ihm in seinen neidisch-scheelen-den Augen ein Dorn-Stachel sowol wegen deß Gradischen Patriarchat-Sitzes, als wegen der widrigen Religion; also nahm er einen Kriegs-Hauffen zu sich, eilte damit auf Grad, und warff daselbst alles Geistund Weltliche übern Haussen, erwürgte viel Leute, raubte aus der Haupt-Kirchen alles Silber und güldene Zierrahten ne-benst allem köstlichen Geräte hinweg, und kehrte mit solchem Kirchraube beladen wieder heim nach Aquileja. Diß mag etwan der Fortunatus seyn, welchen, wie vorhin gemeldt, Aventinus mit dem Catholischem Fortunato mißverständlich verwirrt hat. Zu Rom besaß damals Papst Honorius den Päpstlichen Stuhl; nachdem derhalben solcher Frevel demselben geklagt worden, hat er an die Bischöfe von Venetia und Istria geschrieben, diesen Kirchenrauber der Patriarchal-Würde unwürdig erklärt und aus Recommendation deß Keyserlichen Eparchens (angemerckt, um selbige Zeit, sowol Aquileja als Grad unter deß orientalischen Keysers Schutz gewest) an seine Stelle den Primogerium Aretinum verordnet, wie Palladius erzehlt. ty Wie lange aber dieser Primigerius gesessen , davon finde ich keine Nachricht. Ob nun gleich beyde Sitze Aquileja und Grad den Keyser in Orient für ihren Schutzherrn erkennten; saß gleich-wol der gute Primigerius nicht gar zu säufst noch ruhig; denn die Longobarda jagten ihm manchen Schrecken ein; b) Fr. Pallad. P. I. Histor. Forojul. lib 1. p. 51. 17* Fortunatu» ein Arriani-scher Patriarch beraubt die Kirchen zn Grad. Wird verste ssen. Wird von Patriarchen Stuhl ver-stoffen und Primigerius an seine Stelle gesetzt. Lehr-Etuhl @5. Marci wird dem Patriarchen Fortunato zugeschickt. gegen welchen er gantz bloß war, und sich nur meistens mit Gedult gerüstet, vielleicht auch mit Geschencken gewehrt hat; wozu ihm der orientalische Keyser dann und wann mit einer Summa Geldes aushalff. Bon demselben ist ihm auch die Kantzel, oder der Lehr-Stuhl, welchen S. Marcus zu Alexandria gebraucht haben soll, überschickt worden : welcher sonst von Andren dem Patriarchen Elise (wie wir oben vernommen) zugeeignet wird. Derselbe Patriarchen-Stuhl S. Marci steht noch auf den heutigen Tag, wie man sagt, in guter Verwahrung; wiewol er von der langen Zeit keine geringe Verändrung erlitten, (f) XXXIV. Martianus. Obgleich Palladius und mit ihm der D. Schönleben berichten, wie oben stehet, es sey Primogerius Patriarch zu Grad an deß selbst eingedrungenen Patriarchens zu Aglar, Fortunati L-telle gekommen im Jahr 627 ; vermeldet doch hernach bey dem Jahr 629 und 630 derselbige Schönleben aus gedachtem Palladio, daß bey jetztbenannter Jahrs-Zeit, nemlich 629, besagter Primigerius, Patriarch zu Grad, vom Papst Honorio das Pallium empfangen, aber Martianus vom Pyrrhano in deß verstorbenen Aquilcgischen Patriarchen Johannis Stelle verordnet sey. Welches der obigen Jahr-Rechnung aber zuwidern, nach welcher diese beyde Scribenten den falschen Aglarischen Patriarchen Fortunatum nach dem Johanne setzen mit Bericht, daß dieser Arrianer vom Papst für unfähig erklährt, und Primogerius an seine Stat gekommen sey im Jahr 627. Ist er nun damals schon an deß Arrianers Stelle eingesetzt, so sehe ich nicht, wie er allererst Anno 629 oder 630 als ein Patriarch zu Grad das Pallium erlanget habe, und Martianus von Pyrrhano in einem dieser beyden Jahre dem verblichenem Johanni im Amt gefolgt sey. Aber solchen sehr verworrenen Zeit-Rechnungen eine Unfehlbarkeit zu leisten, fällt schwer, und schier unmöglich. Unterdessen soll nach Palladii Rechnung der Patriarch Martianus biß ins 646. Jahr nach righelli seiner aber, (f) Daran aber endlich so viel nicht ligt. Denn obgleich die Holtz-Würmer, oder die lange Zeit, welche auch ein grofser Alles zernagender Wurm ist, ihn gar auffressen sollte; so bleibt doch S. Marci Evangelium für den Würmern ftey. E. Fr. i biß 636 gesessen seyn. Und sagt dieser letztere, er sey drey Jahre gesessen. XXXV. Maximus Felix. Mit dem Carolo Sigonio und Hermanno Schedelio stellet Megiserus den Patriarchen Maximum nach Agrestino, und nechst Maximo den Martinianum(oberMartianum), da doch Maximus dem Martiano nachgehet. Dieser Maximus soll nach Megiseri Bericht Anno 646 gestorben, und darauf das Patriarchat Einem mit Namen Felix gegeben worden seyn. Welches aber auch gefehlt. Denn Maximus hatte zwey Namen und hieß auch Felix, seynd also nicht zwo, sondern eine Person, so diese zween Namen geführt. Seine Vorstehung erstreckt sich biß ins 660. Jahr, beym P. aber bifi ins 649, bet)m righello. Welcher aber hierinn irret, indem er die Amts-Führung der dreyen vorhergehenden mit 39 Jahren beschränckt, da er solche biß auf 55 Jahre längen sollte; weil er hernach bey den folgenden mit dem Palladio übereintrifft. Man findet in den Historien sowol von diesem Maximo, als wie vom Martiano wenig Denckwürdiges ; darum wir auch allhie bey blosser Anzeigung der Namen und der Zeit ihrer Regierung es beruhen lassen; gleichwie auch meistentheils bey den Nachgehenden geschehen wird. XXXVI. Johannes der Zweyte. Als Maximus der Patriach ad Patres und zu seinen Vorfahren in die Ruhe gegangen, ist Johannes der Andre mit der Jnfel bewürbet, und biß ans 671. Jahr gesessen. Von diesem schreibt Sigonius, daß er ein sehr verschlagener und verschmitzter Mann gewest, der seine Gedancken so meisterlich vrrheelte, daß wenig Leute ihm dieselbe abmercken können; jedoch sey er seiner Kirchen treulich vorgestanden, und auch entschlossen gewest, mit Gelegenheit den Winden in Kärndten das Evangelium predigen zu lassen, wegen vermerckender grösser Gefahr aber habe er solches gute Fürnehmen einstellen müssen, und in Ruhe stehen, hernach zu Aglar still und ruhig gelebt biß an sein Ende. XXXVII. Petrus. Wann Palladius nicht strauchelt mit seiner Feder, so hat Petrus nach dem Hintritt Johannis seinen Antritt zum Patriarchat im Jahr 671, und durch den zeitlichen Tod zur Ewigkeit im Jahr 718 ge-than, hette also diese geistliche Würde 47 Jahre lang verwaltet. Ughellus bricht solcher Verwaltung schier 34 Jahre ab und bezielt dieselbe mit dem 684ften. Unter diesem Patriarchen ist die Kirch zu Aquileja, welche, wie oben errechnt, die drey Capittel allbereit verdammt und der eatholischen Kirchen einen Beyfall gethan hatte, wiederum in den vorigen Irrthum gefallen. Wodurch der Papst Sergius für eine Nothwendigkeit ermessen, zu Aquileja einen Synodum zu verordnen. Durch welches Mittel ihr diese Unpäßlichkeit ihres Verstandes benommen, und nunmehr ein Mal diese so lange Strittigkeit vermittelst Annehmung deß fünfften allgemeinen Concilii im Jahr 698 zu Grabe getragen worden. Wie Paulus Diaconus, « Sigebertus, b) Spondanus c) und Palladius d) beglauben. Aber dieser letzter irret sich, indem, daß er sagt, man habe in selbigem Synodo die dreh Capittel gut gesprochen, als die der rechten Glaubens - Lehr gemäß wären ; da doch vielmehr die Schismatici denselben allein beygestimmet, und dieser Aquilegische Synodus nicht für-sondern wider dieselbe gesprochen. XXXVIII. Serenus. Serenus, so in dieser Zahl der Patriarchen der acht und dreyssigste (beym Megisero und seinen Authoribus der sechs und drey-sigste) ist dem Patriarchat vorgestanden biß ans 730ste Jahr. P. aber nach deß U. Rechnung biß ins 729, nach welches ij Ughelli Zehlung er fünft und viertzig Jahre lang diese Würde getragen hette, gleichwie nach Palladii seiner nur zwölft, und nach Bonfinii, Caroli Sigonii, War-nefridi und Megiseri ihrer, nur acht Jahre. Diese zuletzt genannte Seribenten geden-cken, daß diesem Sereno der Papst Grego-rius auf Bitte Königs Luitprandi das Pallium, welches seinen Vorfahren abgeschlagen worden, mit gutem Willen zu-gelaften, aber auch denselben ernstlich ermahnet habe, die Güter der Kirchen zu Grad unangefochten zu lassen; wie auch deß Papsts eigener Briefs bezeugt. °) Paul. Diacon, lib. 6. Rer. Longobard. c. 14. 0 Sigeb. ad Ann. 698. c) Spond. ad Ann. 698. p. 1. d) Franc. Pallad. Rer. Forojul. 1. 2. p. 68. XXXIX. Callistus. Als Serenus seinen Lauft vollendet hatte, folgte ihm im Amt Callistus ; mit welchem Palladius biß ans 765, Ughellus biß ans 770 Jahr Christi geht, und also seinem Patriarchat 40 Jahre zuschreibt. Es hat dieser Patriarch, indem er einen bessern Wohn-Sitz und zwar mit Gewalt gesucht, ohne Betrachtung, daß man mit gutem Gewissen und ruhigem Gemüt an seinem recht- und gebührendem, obgleich schlecht - bewandtem Ort viel fester, sicherer und glückseliger sitze, weder an einem unbefugtem und mit Unrecht eingenommenem, feinen eigenen verloh-ren, und sich selbsten gestürtzt, indem er einen Andren entsetzen wollen. Weil um selbige Zeit die Hauptstadt Aquileia (oder Aglar) durch die Kriegs-Verwüstungen übet zugerichtet und sehr verödet, ja schier Grund-verderbt war; hatten deßwegen die Patriarchen ihren Wohnungs- Sitz nach Cormontio versetzt. Derselbe kam diesem Patriarchen, der von gar edlem Geblüt war, noch zu schlecht und nicht gar zu gemächlich vor, und stach ihm die Stadt Friaul gewaltig in die Augen; als welche wegen deß Adels und der häuftigen Bürgerschaftt ihm weit besser gefiel. Darum nahm er die Erlaubniß bey sich selbsten, den Friaulischen Bischoff Amatorem von dannen herauszutreiben, und dessen Haus zu beziehen, unter dem Vorwand, diese Wohnung und der Herzogen in Friaul wäre einem Patriarchen viel anständiger, weder dem rechten Bischöfe daselbst. Je unbilliger aber solche Thätlichkeit der Hertzog Pemmon achtete, je grösseren Verdruß erweckte ihm dieselbe, und hinwiederum der Verdruß etite bittre Rache, also gar, daß, nachdem er mit dem Longobar-dern darüber Rahts gepflogen, er vom Zorn überwunden, den Patriarchen greift sen und nach einem andren Quartier führen ließ, nemlich ans das Kastell Potium, von dannen er einen Sprung sollte ins Meer thun. Jedoch verwandelte Gott und einiger guter Freunde Vorbitte sein er-i grimmtes Hertz, daß er von solchem bösen Fürnehmen abstund und sich damit begnügte, daß Callistus im Kercker mit Threnen-Brod vorlieb nehmen musste. | Das gewaltsame Verfahren Callisti hatte zwar diese Ruten von Gott verdient, Der Patriarch Callistus treibt den Bifchoff zu Friaul von feinem Sitz. Äird darüber in einen Kercker g-fetzt. doch muß es Gott nicht wolgefallen haben, daß der Hertzog eine solche Wüte wider denselben ausgelassen und der geistlichen Würde deß Manns nicht geschont, welchen er mit einer mäfsigern Strengheit wiederum von Friaul hette hinaus weisen können. Denn, nachdem solche deß Pemmonis Grausamkeit dem Könige Luitprando hinterbracht, hat er den Hertzog von seinem Hertzogthnm verstossen und den Sohn Ratichim oder Rachisim an deß Vaters Stelle gesetzt. Pemmon, welchen das Gewissen die gewöhnliche Zwillinge einer beschwerten Conscientz nemlich Sorge und Furcht gebar, nahm die Flucht nach dem Windi-schem (oder Sclavonischem) Könige Chito-maro in Kärndten, auf daß man ihm nicht eben mit dem Maß, womit er dem Patriarchen gemessen, wieder messen mögte. Er ward aber von seinem Sohn unterwegs aufgehalten und durch desselben Fürbitte bet) dem Könige wieder ausgesöhnt. Denn zu der Zeit hielten Könige und Fürsten über Bischöfe und Lehrer, beschirmten sie treulich, und wer ihnen Gewalt anthat, der musste ihnen selbsten ihren Augapffel angetastet haben, a) Also ist endlich Callistus wiederum in Freyheit gesetzt, und im Jahr 765 (oder wie Andre wollen 763) auch seine Seel ihres leiblichen Verhaffts durch den Tod entledigt, nachdem er der Kirchen zu Aquileja viel heilige Reliquien verschafft und den Patriarchen-Stuhl zu U d i n e fest gestellt hatte, b) XL. Signaldus oder Siegwald. Callisti tödtlicher Abgang ist durch den Antritt Signaldum ersetzt, welchen man, wie der D. Schönleben vermutet, billiger Sigwaldum (Sigwald) schreiben sollte ; in Betrachtung, daß er ein geborner Longobarda und deß Longobardischen Königs Desiderii Verwandter gewest. Daran auch besagter Schönleben gar recht redet; denn von Andren wird er auch ausdrücklich Si-gualdus genannt, und ist vermutlich nur durch einen Druck-oder Schreib-Fehler das u entweder verkehrt also gesetzt, daß ein n daraus worden, oder ein Bücher-Schreiber hat das u also gezogen, daß es das Ansehn deß Buchstabens n gewonnen. Und wann ich bedencke, daß man das B biß- o) Vid. Paul. Diacon, lib. 4. de Heb. Longo-bard. c. 38. & liber 6. c. 51. 6) Fr. Pallad. lib. eit. p. 74. weilen wie ein U oder W ausgesprochen, so kommt mir glaublich vor, Siegwald sey soviel als Sieg bald. Carolus Sigonius und Megiserus geben diesem Sigualdo ein gutes Lob, daß er ein trefflich gelehrter und frommer Mann gewest : von dem aber sonst nichts Merckwür-diges ausgezeichnet zu finden sey, als dieses, daß er dem Kloster, welches 8. Julio Brixiano zu Pavia geweihet, eine grosse Freyheit gegeben, daselbst den Gottesdienst zu verrichten, und daß die Münche beyeinander wohnen mögten, wie auch in andren geistlichen Stifften damals gewöhnlich war; immassen solches in dem, vieler Orten in Italien annoch befindlichem Diplomate Sigualdi ausgeführt werde. >') Wie fromm nun auch gleich dieser Patriarch gepriesen wird, so hat er doch hierinn ihm selbsten sich ungleich erwiesen, und die Grentzen der Frömmigkeit ziemlich-weit über die Gebühr hinaus gesetzt, daß er die Jstrianische Bischöfe angesrischt, sich dem Gehorsam deß Patriarchens von Grado zu entziehen; weswegen der Patriarch zu Grao, Johannes, gedrungen worden, bey dem Papst um Hülffe anzulangen; aus dessen Ermahnung die Bischöfe wiederum zur Erkenntniß ihrer Schuldigkeit gekommen. Und soll solches zur Zeit Papsts Stephani deß Dritten geschehen seyn, wie Palladius schreibt. Welcher sich aber ohne Zweifel verschrieben und dafür Stephani deß Vierdten schreiben wollen: sintemal Stephanus der dritte im Jahr 766, da dieses soll vorgegangen seyn, allbereit acht Jahre lang von den Lebendigen sich absentirt und das Haus der Verwesung bezogen hatte. Die Zeit aber der Vorstehung Sigualdi wird von den Scribenten ungleich gemessen; angemerckt, Palladius dieselbe mit dem 776. Jahr Christi beschränckt, und affo eylff Jahre seinem Sitz zurechnet, dem hingegen Carolus Sigonius nur acht, und Ughellus nur halb soviel, nemlich vier Jahre zuschreibt, indem er das 774. Jahr für sein letztes setzt. XLI. Paulinus der Andre. Nachdem Siegwald (oder Siegbald) den letzten Todes-Kampff überwunden, ist Paulinus der Zweyte, welcher den Heiligen beygezehlt wird, in der Patriarchat - Würde sein Nachfolger worden, Sigualdu* giebr dem Kloster 8 Julii Brixiani grosse Freyheltell- und dabei) beharret, biß ihn ihm Jahr 803, (oder nach Andrer ihrer Meynung 801) der Tod hinweggeruckt und solcher Würde ent-bürdet hat. Nach Palladii Rechnung hat er das Amt geführet 27 Jahre, nach Ug-helli 29, nach deß Hegiseri 25. Im Jahr 760 celebrirte dieser Patriarch den Aglarischen Provincia! - oder Land-Synodurn zu Udine, den man Synodum Foro - Juliensem (das Friaulische Concilium) geheissen. So ist auch hernach im Jahr 794 zu Franckfurt ein Concilium gehalten, dabei) gleichfalls dieser Paulinus erschienen und nicht allein zur Verdammung der Ketzerei) deß Elipandi denen übrigen Vätern solches Concilii beygestimmt, sondern auch überdas dreh Bücher wider ihn geschrieben. Man will auch diesem Paulino, wo nicht gantz doch eines Theils, den Ruhm beymes-sen, daß der Hunnische Fürst Thudun zum Carolo H. Legaten geschickt und die Tauffr begehrt hat; denn dazu soll nicht nur das Gerücht der sieghafften Waffen Caroli, sondern auch der Eyfer Paulini in Bekehrung seiner Nachbarn einen kräfftig-würckenden Beytrag gethan haben; wie man aus den Sendschreiben Alucini an diesen Paulinum, so im Jahr 795 gestellt worden, erstehet. XLII. Urbanus. Paulini Nachfolger war Urbanus, welcher vorhin ein Ertz-Priester zu Aglar gewest; und bekleidete den Patriarchen» Stuhl biß ins Jahr 805, wie P. rechnet, oder 808, wie U. will, also, daß er nach deß Ersten Rechnung nur 2, nach deß Letzteren seiner aber 5 Jahre geseffen. Von der Strittigkeit, so Paulinus und Urbanus mit Anione, Bischöfen zu Saltzburg, geführt, wird unten gesagt werden. XLIII. Maxentius. Der drey und viertzigste Patriarch, (nach dieser unserer Rechnung) hieß Maxentius; und regierte biß ans Jahr 846, wie P. rechnet, oder biß 827, wie U. Hette also seine Regierung nach der ersten Rechnung gewährt 41, nach der andren 19 Jahre. Mit der ersten treffen die Chronologi, aus welchen Megiserus diesen Patriarchen beschrieben, schier zu, indem sie seiner Borstehung 4f> Jahre zueignen und seinen Tod gleichwie Palladius ins 846ste Jahr setzen. Dieser Maxentius wird eines Theils gelobt, nemlich daß er bet) seinem Amt sehr emsig und steiffig gewest und sich ernstlich angelegen seyn lassen, seine Kirche mit gutem Fuge wiederum in einen friedlichen Ruhstand zu setzen; als die nach frühzeitigem Absterben seines Vorfahren annoch nicht wieder völlig in Ordnung gebracht war. Gleichwie aber diese Beflissenheit an sich selbsten ruhmwürdig, also wird hingegen ihm geziehen, und als ein gewaltiger Fehler ausgelegt, daß ihms mehrentheils um weltliche Ehre zu thun gewest; welcher Ehr-Dunst unter andren aus seinem überaus grossen Pracht und Gepränge kenntlich genug als eine eitle Wolcke empor gestiegen. Wodurch er dann zu einem übellautendem Nachklange ihm selbsten gleichsam die Glocke gegossen, daß man in Schafften beh der Nachwelt von ihm ausgebreitet, er habe zwar bet) beyden Kehsern, soni ol dem Teutschen als Griechischen, den Schein eines guten und getreuen Dieners Christi geführt, aber die Krafft verleugnet, indem sein Hertz der Welt gar zu fest angehafftet und deß Gottesdienstes oder der Kirchen so hoch nicht geachtet, wie ihm Amts halber geziemt hette. XL1V. Andreas. Nachdem Maxentius den Tod zum Lehrmeister deß Vergängnisses aller Eitelkeit empfangen, ward dem Patriarchat vorgesetzt Andreas. Welchen gleichfalls die Ehrsucht und Unfriedsamkeit zwischen ihren Sporen gehabt, soserrn man sich aus Sigonii Bericht und auch auf einen geschriebenen Catalogum der Patriarchen zu Aglar hierinn darff verlassen, aus welchem Megiserus erzehlt, der Patriarch Andreas habe sich unterstanden, sobald er nur in die Regierung getreten, die Bischöfe in Istria, welche doch dem Patriarchen von Grado gehörten, mit Gewalt seiner Kirchen zu unterwerffen; daraus dann beiderseits grosses Übel erwachsen, wann nicht Papst Sergius solchem Unheil bei) rechter Zeit begegnet und vorgekommen wäre. Welcher sowol dem 4 ene-rio, Patriarchen von Grad, als dem Andrere, Patriarchen zu Aglar, ernstlich zugeschrieben, und von solchem Gezänck abzustehen befohlen, mit Ermahnung, daß sie weiter nichts Thätlichs fürnehmen, sondern dem Concilio, welches er mit dem Keyser Lothario anzustellen und in eigener Person zu halten schlüssig wäre, beywohnen und allda die Ursachen ihres ja so schädlichen als ärgerlichen Streits Vorbringen sollten. Weil aber gleich im folgenden Jahr der Papst das zeitliche Leben verlassen, ist solches sein Borhaben dadurch hinter sich gegangen, a) Dieser Patriarch Andreas ist im Jahr 856, (oder wann Ughelli Rechnung gelten sollte, 838) verschieden zu Friaul; woselbst noch Heilt diese ihm zu Ehren gestellte Lobschrifft, wie Palladius zeuget, zu lesen: Andreas, Episcoporum Italiae sacro conventui à Ludovico habito praefuit , ac morum reformationi intentus plurimorum bonorum Christianae Reipu-blicae auctor fuit. XLV. Venantius. An deß verstorbenen Andreae Stelle kam Venantius, ein geborner Italiäner und ziemlich gelehrter verständiger Priester, dem aber gleichfalls vom Sigonio dieses wird nachgeschrieben, daß er jetztermeldte seine Geschicklichkeit mit vortrefflicher Hoffart und Ehrgeitz verkuppelt, und allein dem zeitlichen Gewinn nach getrachtet, deß heiligen Gottesdienstes nicht sonderlich viel geachtet habe, die Spitale, Armenhäuser und Gastfreye Herbergen schändlich untergehn lassen, indem seine Gedancken sich stets in solcher Nachsin-nung und Bemühung erhöhet haben, wie er in der Welt groß und hochgeachtet seyn und hoch ankommen mögte. Seinen Tod legt P. auf das 873 Jahr, U. aber aus das 851ste. Sigonius schreibt, er sey dem Patriarchat vierzehen Jahre vorgestanden und im Jahr 869 ins Grab gefahren. XLVI. Endelmarius. Dieser, den Andre Hendelmarium (Hendelmeyer) Andre Hindelmarium, Andre Videmarum nennen, hat bey den Venetia-nischen Seribenten das Lob, daß er vorher ein frommer und aufrichtiger Priester gewesen. Welche Tugend ihm auch Zweifels -ohn zu der Patriarchat-Würde den Weg gebahnt. Zu seiner Zeit hat sich groffer Zwist und Zwiespalt angesponnen zwischen Urso, dem Hertzog von Venedig, und Petro, dem o) Carol. Sigon. lib 5 Histor. de Regno Italia & Megiser, lib. 6. p. 538. Patriarchen zu Grad. Denselben beyzu-legen hat Papst Johannes der Achte eine Versammlung von 70 Bischöfen zu Ravenna angestellt, und vermittelst derselben beyde Theile miteinander glücklich vereinigt. Weil aber der zu solchem Synodo beruffene Patriarch H e n d elmayer, gar spat und zwar, nachdem der Synodus schon seine Endschafft erreicht hatte, angelangt, wollte der Papst ihn excom-muniziren; aber Hertzog Ursus bat dafür und begütigte den Papst. Der ihm solche gute Frucht seiner Mühe, nemlich die Fürbitte eines versöhnten Feindes für den gewesenen Feind, so wol gefallen ließ, daß er dem Patriarchen gleichfalls verziehe, und den gefassten Schluß änderte. &) Ob aber aus diesen Bericht deß Sigonii und Megiseri ein gewisses Vertrauen sich steuren könne, kann ich nicht versichern. Denn die Jahr-Zahl, so sie der Regierung deß Hendelmayeri zuschreiben, trifft weder mit Palladio noch Ughello überein. Jene melden, der Hendelmayer sey dem Patriarchat eylff Jahre vorgestanden; beym Palladio aber seynd der Jahre seiner Vor-stehung nur 4, hingegen beym Ughello 20. Denn Palladius rechnet das 877ste, Ughellus aber das 871ste für sein letztes. Zudem findet man bey Andren von solchem Handel nichts, wol aber dieses bey jetzterwehntem Palladio, daß Endelmarius die Jstrianische Bischöfe wiederum zu vorigem Gehorsam gebracht, und nach Beschliessung seines Lebens diesen Lobspruch bey den Nachkommen verdient habe: Endelmarius lites Ecclesiarum Istriae magna providentia composuit, & metropolitico juri subjecit. „Endelmarius hat die Strittigkeiten der Jstrianischen Kirchen mit groffer fürsichtiger Klugheit abgethan und der Metropolitani-schen Jurisdiction (oder Gewalt) unter-worffen. c) XLVII. Lupus. Dem Hendelmario folgte im Amt Lupus als der sieben und viertzigste Patriarch, (unserer Zahl-Ordnung nach) ein verständiger, weiser und erfahrner Mann. Von deffen Verrichtungen M. Ant. Sabellicus, Jacobus Candidus und andre Venetiani-sche Geschichtschreiber zu lesen. Palladius sagt, er sey biß ins Jahr b) Carol. Sigonius lib. 5. de Regno Italiae. c) Pallad. Histor. Forojul. p. 1. 1. 3. p. 119. 879, und also ungefähr nur 2 Jahre gesessen; U. er sey 5 Jahre gesessen. XLVIII. Walpertus. Walpertus, der dem Patriarchat, so durch den Tod Hendelmarii erledigt war, wieder vorgestellet worden, hat dasselbe geführt biß an das 884 Jahr; wie Palladius will. Ughellus aber meynet, er sey 26 Jahre lang gesessen; und also würde er aufs 902. Jahr in seinem Amt gekommen seyn. Welches aber nicht seyn kann; in Betrachtung, daß derselbige Ughellus sagt, er sey ums Jahr 858 gewählt, vermöge dessen er biß 884 regiert hette; müsste demnach die vorige Zahl seiner Regierungs-Jahre corrigirt werden. XUIX. Friedericus. Bald nach der Einruhung Walperti kam das Patriarchat auf Fridericum. Welcher laut der Megiserianischen Feder ein ge-borner Friauler und zuvor ein Subdiacon der Kirchen zu Aglar gewest. Wiewol Andre wollen, er sey Königlichen Geblüts, und, wie 8. Anselmus berichtet, <0 deß Hungarischen Königs leiblicher Bruder gewesen. Welches aber mit den Jahr-Zeiten der Ungarischen Könige sich nicht tool vergleicht; angemerckt, damals die Ungarn keine Könige gehabt. Wovon bald hernach weiter geredt werden soll. Es mag ihn nun gleich seine fürnehme Geburt, oder seine Tugend, oder beydes miteinander recommendirt haben; so ist gewiß, daß seine Frömmigkeit und Klugheit dem Patriarchen-Stuhl einen sonderbaren Glantz verliehen. Gestaltsam insonderheit Ertz-Hertzog Arnolphus in Kärndten, welcher zugleich Hertzog in Crain war, ihn von wegen seines herrlichen Verstandes und aufrichtigen Gemüts lieb-und ttt grofsen Würden gehalten. Seine Mutter hieß, wie Megiserus (vermutlich aus dem Aventino) schreibt, Mechtildis ; war ein sehr edles und tugendreiches Weib, so nach ihres Herrns Be-Mbniß von einem stattlichen Herrn aus Dalmatien ernstlich zur Ehe begehret worden, weßwegen Sie den Ertz - Hertzog um Schutz angeruffen; der sich Ihrer auch hülfflich angenommen, und durch scharffen Befehl obbemeldten Dalmatier dahin gehalten, daß er ihr weiter keine Unruh machen dörffen. °) S. Anselm. Epist. ad Epi. Angl. Pet. de Aquila 1. I. c. 25. Es kräntzet ihn besagter Megiserus noch weiter mit diesen Lob-Worten: „Dieser Friedrich lebte in seinem Amt gantz unärgerlich, befließ sich aller guten Tugenden und löblichen Thaten; deß-wegen Er dann von Jedermann geliebt und gerühmt wurde. Und ob ihm wol bißweilen viel Unruhe durch böse Leute zugerichtet worden; überwand er doch alle Dinge mit beständigem Hertzen und Gemüt." b) Es hat sich dennoch gleichwol Frideri-cus der weltlichen Sachen nicht allerdings vollkömmlich entschlagen, sondern die Gelegenheit und Vortheil sein patriarchalisches Gebiet zu vermehren beobachtet, und derselben sich meisterlich zu bedienen gewusst. Denn indem König Berengarius mit dem Guidone von Spoleto unglücklich stritte, brachte er immittelst allgemach Friaul in seine Gewalt; welches hernach lange Zeit denen Patriarchen, als seinen zeitlichen Herren, botmässig und unter-thänig verblieben, c) ^ Nicht weniger hat er das Kriegs-Schwert wider die Hunnen angegürtet und selbige überwunden; danneuhero zu Udine (oder Udene) diese Lob-Schlifft ihm zu Ehren, ausbehalten worden: Fridericus Patnarchali amplitudine, Unnica rabie saeviente, forti comparato exercitu, patriae atque Italiae Liberator victricem nalmam eduxit. Sonst findet man bey etlichen Scri-benten, dieser Patriarch Fridericus habe das Fest der Empfängniß der hochgelobten Jungfrauen Mariae am ersten in Europa eingeführt, und ihn dazu derselben Erscheinung bewogen. Solches zu beglauben, führet man unter andren ein Sendschreiben deß H. Anselmi an, darinn die Sache mit folgenden Worten beschrieben wird: Tempore Regis Francorum, Clericus quidam , Ordine Diaconus, Hungariae Regis Germanus, Matrem JE SU toto corde diligens ejus horas sollicitus decantabat. Parentum autem suorum consilio, nubere volens, cum quadam adolescentula valde pulcherrima, ac-eptà à Presbytero nuptiali benedictione, quadam di Missa etiam celebrata, recordatus, quòd Ejusdem Beatissimae 6) Megiser. im 6. Buch der Sämbierifchcn Chronie am 594 Bl c) Fr. Pallad. p. I. 1. 3 ?o6 dieses Patriarchen«. Bringt Friaul m iciue Gewalt. Siegt den Hunnen fob. Fül,rl da« Fest der L-nvfängniß Mari« ein wegen einer Ersckeinung. S. Anselmi Bericht hievon. Virginis horas illä die juxta morem solitum non cantaverat, sponsam domum mittens, omnes ab Ecclesia exire coegit. & ipse juxta altare Virginis solus remansit. Cumque horas Dominicae Matris decantaret & hanc antiphonam, &ulchra d decora, es ilia, Jerusalem ! diceret ; subitò apparuit ei Virgo Maria cum duobus Angelis dexteram ejus manum, & laevam tenentibus, dicens ei : Si ego sum -pulchra d decora, yuid est, yuod dimitis me, & sponsam aliam accipis ? Jfunquid ego sum optime formosa? num= yuid ego sum pulchrior illa? Cui ille stupefactus ait : omina mea dulcissima, cla= ritudo tua omnem mundi pulchritudinem excelit. 2-uid vis, domina, ut faciam ? Ait illa : Si Sponsam carnalem, cui adhee= rere vis, amore Mei dimiseris, me Sponsam in coelesti regno habebis : d si Conceptionis mece Jestum annuatim 6. Jd Jecemb. so= lenniter celebraveris, d celebrandum pree= dicaveris, mecum in regno filii mei laure= atus eris. His dictis B. Virgo disparuit. Clericus vero domum adire renuit, & absque parentum suorum consilio ad Abbatiam quandam, extra patriam illam perrexit, & ibidem monachali habitu decoratus, & post tempus exiguum, meritis B. Mariae Virginis, Aqui-leiae Episcopus Patriarcha factus, festum Conceptionis B. Virginis die praefato, quamdiu vixit, annuatim, cum propriis Octavis, diligenter celebravit, & celebrandum praedicavit. BißherAnselmus.«) Einige wollen, er habe diesen Send-Brieff nicht gestellet, sondern solcher sey ihm angetichtet ; aber sehr viel Authores erkennen ihn für deß Anselmi selbsteigenen, welchen auch der D. Schönleben beystimmt, und dabei) erinnert aus dem Serrano, dieser Clericus, von dem in dem Schreiben gedacht wird, daß er ein Diaconus gewesen, und geheirahtet, müsse entweder vom Papst Dispensation in Betrachtung seines königlichen Stamms erlangt haben, und also ehelich oder nur verlobt worden seyn, oder nur den blossen Titul eines Diaconi geführt haben, wie man heutiges Tages dergleichen in Spannien bey vielen Kirchen finde; Ja! bey der Kirchen zu Rom selbsten gebe es bißweilen Kardinal-Diaconos die nicht über vier ordines minores haben. Den Namen dieses Diaconi, dem die Offenbarung geschehnseyn soll, zeigt zwar S. Anselmus nicht an; aber Arnoldus Wion beziehet sich auf einige alteMembranen (oder Pergamen-Schrifften b) darauf er es gelesen. Und nach ihm bestetigt es auch Bucelinus c) es sey dieser Fridericus gewest, der eine Zeitlang zu Fulda in Deutschland einen München gegeben, und von dannen seines königlichen Herkommens halben zum Patriarchat beruffen worden. Welches mit der Erzehlung 8. Anselmi übereinkommt. Nur dieses erweckt einigen Scrupel, daß er in gedachtem Schreiben für einen Brüdern deß Ungarischen Königs ausgegeben wird; weil, wie schon oben gemeldet, die Ungarn zu der Zeit keinen König gehabt ; nachdemmal die vorige Ungarn (oder Hunnen) vom Carolo Magno bekriegt, und hefftig geschwächt worden, die nachmalige aber, allererst lange hernach aus Scythien von Neuem hervorgebrochen, und weder diese noch jene christliches Glaubens oder je nur gar wenig Christen darunter gewest, zudem auch diese Hungarn mit den 81avis sich untermenget haben. Dieser Schwerigkeit oder Hinderniß ver-meynt gedachter D. Schönleben auf zwey-erley Weise und Wege zu begegnen. Erstlich damit, daß die Ungarn sich Brüder nennen allerdings, wann sie auch nur in fernem Grad einander verwandt seynd, weßwegen dieser Patriarch Friedrich, gar wol dem Könige könne mit Blut befreundt gewesen, oder aus königlichem Geblüt entsprossen seyn, wie noch heut in Irr- und Schottland und Bosna viel Familien anzutreffen, welche von alten Königen entsprossen seyn wollen, darum könne Fridericus, seine Voreltern mögen gleich Christen oder Heiden gewesen seyn, entweder selber, oder vielleicht seine von Königen oder Hertzogen herstammende Eltern am ersten zum christlichen Glauben getreten seyn. Daß aber etliche Könige, oder Hertzogen der Hunnen (denn solche Titeln seynd bey diesen barbarischen Völ-ckern miteinander offt vermengt, und ohn Unterscheid gebraucht worden) Christen gewest, sonderlich zur Zeit Caroli Magni, ist unlaugbar. Zweytens, so mag vielleicht 8. Anselmus , welcher in England geschrieben, den Namen Ungarn für Pannonien i 6) ArnoldWion lib. 4 Ligni vitae apud D.Schönleben. c) Bucelinus in German. Sacroproph. Ae unter-Aedlich wnnottien Ju dieses Patriarchen Zeiten behernchl "»Iden. genommen haben , als welche Nennung zu seiner Zeit am gebräuchlichsten war. Nun hatte aber Pannonien in selbigem Seculo unterschiedliche Könige und Hertzo-gen, die auch christlich waren. Denn einen Theil Pannoniens beherrschten die christ-gläubigen Könige in Mähren, einen Theil die Krabaten, unter ihren Hertzogen angebotene, und gleichfalls ein Stück davon die Dalmatier, die auch ihre eigene Könige und zwar sowol, als die Krabaten, christliche hatten. Aus dieser Eines seinem Geblüt mag vielleicht der Patriarch Friedrich gebürtig, und etto an eines Krabatischen oder Dalmatischen Königs Bruder gewest seyn. Welches auch wol daraus abzunehmen, daß, wie obangezogener Megiserus aus den Catalogis, oder Verzeichnissen der Patriarchen beglaubt, seine Mutter die Mechtildis eine Gott ergebene Matron, die angebotene Hei-raht eines fürnehmen Herrns in Dalmatien ausgeschlagen, und deßwegen den damaligen Hertzog in Kärndten und Crain Arnulphum um Schutz angesucht, wider die von den Dalmatiern besorgende Aufbringung sothaner Verehlichung, welcher Sie auch bey ihrem Gott - gewidmeten Witwen - Stande gehandhabet. Woraus zu mutmassen, Sie müsse in Liburnien, oder in Histerreich gewohnt haben, da ihr die benachbarte Dalmatier Hecken beschwerlich fallen, und ihren unwillfährigen Willen durch Gewalt zur neuen Vermählung reifsen können. Dieses seynd deß Schönlebens Ge-dancken. Sonst holen Amoldus Wion und nach ihm Ughellus die Geburt dieses Patriar-chens Friderici von einem gantz andrem Stamm herbey, und schreiben, derselbe sey gewest ein Sohn Keysers Caroli Calvi, erzogen in einem Kloster deß Stiffts Fulda, und nachmals zur Patriarch-Würde gestiegen. Allein jetztbesagter Ughellus setzt solcher Meynung selber dreyerley Betrachtungen entgegen; erstlich, daß in dem Stamm-Register der Carolingorum dieses Friderici keine Meldung geschieht; zwey-tms, daß in dem ihm gestelltem Epitaphio (oder Grabschrifft) solcher Ab-kunfft und Entspriefsung ebenfalls mit keinem Wort gedacht wird; drittens, daß eben so wenig Christopherus Brovverus, Welcher die Fuldenses Annales (oder-Fuldische Jahr-Geschichte) zusammen gecka- gen, auf keinem Blatt Seiner gedenckt. Wie kräfftig und starck nun diese Ein-würffe scheinen, lässt sich doch oberwehnter Schönleben dadurch nicht abtreiben von seiner Meynung, daß entweder aus vorhin j gedachtem Pannonischem Königlichem, oder aus diesem letzt-erwehntem Deutsch-Key-! serlichem Blut Fridericus hergekommen: und leinet ersterwehnte Einwürfse hiemit ' ob: 1. Daß man Ihrer noch mehr biß anhero in der Carolingorum Geschlecht-! Register nicht gefunden, welche doch nachmals von neueren Genealogisten aus den alten Papieren oder Verzeichnissen hervorgesucht, wie er gleichfalls Selbst in seinem Austria Sancta gethan. 2. Daß allem Ansehn nach das Epitaphium Friderici erst bey den Nachzeiten gestellet worden, : und der unerfahrne Poet, wie aus den Versen erscheinet, sich um das Herkommen deß Friderici gar wenig, sondern nur um dessen Verrichtungen bekümmert habe. : Daß aber 3. Brovverus von ihm stillschweigt, sey kein Wunder, weil die Brüder zu Fulda diesen ihren Mitbruder oder Ordens-Genossen, nachdem derselbe aus ihrem Kloster einmal heraus genommen worden, hernach aus der Acht gelassen, und also von besten im Patriarchat ver-?! richteten Thaten nichts ausgezeichnet. Er macht solchem nach endlich den Schluß, dafern Fridericus je nicht Cali roli Calvi Sohn gewesen seyn sollte, so müsse er doch Eines der obgedachten Könige Sohn seyn gewest. Obschon aber j! weder bey den Ungarn, noch Dalmatiern der Nam Friedrich zu den Zeiten brüuchlich gewesen, will er sich dadurch dennoch nicht bewegen lassen, die War-heit der Sachen in Zweifel zu setzen, weil der Fridericus, won welchem allhie wird gehandelt, diesen Namen vielleicht nicht in der Tauffe, sondern bey seinem Eintritt ins Kloster empfangen habe, ange-merckt, der Benediktiner Orden, dessen das Kloster zu Fulda ist, seinen Aufgenommenen neue Namen zu geben pflege. Ob nun dieser Author hiemit alle An-stösse genugsam hinweg geräumt, und seine Meynung fest genug unterstreuet habe, stellen wir nicht zu unserer eigenen, sondern zu deß bescheidenen Lesers Er-kenntniß. Megiserus sagt, dieser Patriarch habe i funffzehen Jahre regiert, nemlich biß ins ! 884 Jahr Christi, dafür aber Palladius 18* Der Patriarch Leo fällt ab vom Berengario. Wendet sich aber wieder zu ihm. und Ughelus 897 setzen, und also seiner Amts - Verwaltung 13 Jahre zueignen. L. Leo. Deß Friedrichs Nachfolger war Leo, von Geburt ein Friauler. Welcher in dem Catalogo der Patriarchen zu Aglar, und bey dem Carolo Sigonio, wie auch sonst bet) andren Tugend-liebenden Leuten der Nachzeit, trefflich wol steht eingeschrieben als ein nicht allein gelehrter und emsiger, sondern auch frommer Mann, welcher der Untugend ein rechter Leu gewest, aber seiner anbefohlenen Heerde ein guter Hirt, der die Schafe nicht gefressen, sondern geweidet. Insonderheit wird an ihm gelobt, daß er in diesem seinem hohen Amt, die Noth der armen Leute seiner treuen Vorsorge hat lassen empfohlen seyn sowol, als das heilige Gebet. Wodurch dann Herrtzog Eberhard in Kärndten und Crain, dem auch Frittiti unterworfen war, bewogen worden, dieKirchen zu Agiar mit vielen herrlichen Gütern zu beschencken, und zu bereichern. Denn damals blühete die Mildigkeit gegen Kirchen und Schulen, damit derselben Vorsteher Gott desto ruhiger dienen, und ihr Amt desto sleiffiger verrichten könnten. Gleichwie aber die Vollkommenheit in dieser Welt fast nirgends anzutreffen, und kein Deamant der Frömmigkeit allhie gantz ohne Fehl ist; also wird auch diesem so preißwürdigem Patriarchen von theilsScri-benten verwiesen, daß er vom Berengario, fiettzogett in Friaul, welcher Ertzhertzog berhards Sohn gewest, abgefallen, und sich an die Könige oder Hertzogen in Italien gehenckt; wodurch er über die Kirche zu Aglar grossen Schaden und Überlast gezogen, so dieselbe von den Kärndtern deßwegen ausstehn müssen. Er hat aber durch solche Straffe gewitzigt, und die Wunden seiner Heerde schmertzlich empfindend, sein Ubersehn endlich erkannt, und darauf bey dem Berengario Gnade, dazu auch seine verlohnte Güter wieder erlangt, und nachmals seine getreue Beharrlichkeit desto rühmlicher bezeigt. Diese Tugend-Blume, oder Tugendblühenden Patriarchen, nahm endlich der Blumen-Monat, nemlich der May hinweg, dessen Ende auch sein Ende war im Jahr 909, wie Megiserus und Palladius berichten. Ughelus aber verschiebt dasselbe, biß ins nachgehende 910. Jahr. LI. Ursus. Auf den Leuen folgte ein Bär (dem Namen nach) nemlich der Patriarch Ursus. Dieser Patriarch hat Friaul» welches ; bißhero Berengarius unterm Titul eines Hertzogs gehabt, an sich gezogen, welches auch nachmals die Römische Keyser für genehm gehalten, und gut gesprochen. Megiserus schreibt, er sey solchem hohem Amt fünff und zwantzig Jahre vorgestanden, im Jahr 913 angetreten, und Anno 932 gestorben. Welches Letzte zwar recht, : das angezeigte Jahr seines Anfangs aber falsch; angemerckt, nur 19 Jahre übrig bleiben, und nicht 25, so man 913 von 932 abziehet. Hat sich also der gute Megiserus vergessen. Palladius setzt ihm zum ! Antritt das 909te, Ughellus das 910te; und Einer sowol, als der Andre seinen Tod ins Jahr 932 ; würde er also das Amt nach dem Ersten geführt haben 21 Jahre, nach deß Andren Rechnung aber 22. Es haben Etliche geschrieben, dieser Patriarch Ursus sey mit Antone Ertz - Bischöfen zu Saltzburg strittig, und solcher ’ Streit durch Keyser Carln den Grossen, durch ein Urtheil geschlichtet worden. Wie aus nachgesetztem Ausspruch bemeldten Keysers zu ersehen, darinn verabscheidet wird, wie weit Eines und deß Andren geistliche Diceces sich solle erstrecken. Wir wollen die Urkund solches Ausspruchs dem geneigten Leser zur Curiositi in Abschrifft mittheilen, so wie sie uns zu Theil worden, (f) Dieselbe lautet, wie folget: In nomine Patris, & Filii, & Spiritus Sancti! Carolus Serenissimus Augustus , à Deo Coronatus, Magnus, pacificus, Imperator, Romanorum gubernans Imperium, quia (ff) per misericordiam Dei Rex Francorum & Longobardorum. Notum sit omnium fidelium nostrorum magnitudini praesentium & futurorum, qualiter Viri Venerabiles, Ursus sanctae Aqui-legiensis Patriarcha, & Arno Juva-i vensis Ecclesiae Archiepiscopus, ad nostram venientes praesentiam, non minimam inter se Contentionem habuerunt de Carantana Provincia, (t) Sihe die Anmerkung, welche entdecken ’roirb, daß solche Urkund im Abschreiben müsse durch Jemanden besehlert seyn. (tt) Wird heissen sollen qui &. Keyser» Caroli Magni AuespcU«, zwischen^ PainE und Ar»»" 2r6’ .„ Biichoie" ' Aal MrS- mi- wert -ine» -d deß Dioeces 1 erstrecke". fotte; nen aber (tat Ur»' paulm** oder Urban" zu lese"- quod ad utriusque illorum Dioecesin pertinere deberet. Nam Ursus Patriarcha antiquam se authoritatem habere asserebat, & quod tempore, antequam Italia à Longobardis fuisset invasa, per Synodalia gesta, quae tunc temporis ab antecessoribus suis Aqui-legiensis Ecclesiae Rectoribus agebantur, ostendi posse praedictae Carantanae Provinciae Civitates ad Aquilegiam esse subjectas. Arno vero Episcopus asserebat, se habere authoritatem Pontificum sanctae Romanae Ecclesiae, Zachariae, Stephani, atque Pauli, quorum praeceptis & Confirmationibus praedicta Provincia tempore antecessorum suorum ad Juvavensis Ecclesiae Dioecesin fuisset adjuncta. Nos autem audita atque discussa eorum Contentione, ut in unam eos chari-tatem & concordiam revocaremus & ut in futurum tam inter ipsos, quàm & Successores eorum omnis Controversia atque disceptatio fuisset penitus ablata, praedictam Provinciam Carantanam ita inter (eos) dividere jussimus, ut Dravus fluvius, qui per mediam illam Provinciam currit, terminus ambarum Dioece-sum esset, & à ripa Australi, ad Aqui-legiensis Ecclesiae Rectorem, ab Aquilonari v erb ripa ad Juvavensis Ecclesiae Praesulem pars ipsius Provinciae pertineret. Ecclesiae verb, quae in utra-que ripa fuissent constructae, ubicunque possessiones suas juste sibi collatas habere noscerentur, absque contradictione & contentione ambarum partium haberent, quia compertum habemus , quod quaedam Ecclesiae in una ripa fluminis praedicti sunt constructae. Hac igitur definitione promulgata à nobis, praecipimus atque jubemus, ut tam praesentes viri Venerabiles, Maxentius videlicet, qui in locum nuper Viri Venerabilis Ursi, Patriarchae, subrogatus est, & Arnone m Virum Venerabilem Juvavensis Ecclesiae Archie-Piscopum decernere in futurum nulla controversia aut quaestio moveatur, sed contenti sint, ex utraque parte nostro judicio, quod inter eos, secundum rectitudinis normam, propter Charitatem & pacem, quae inter tales Viros decet, conservandam judicavimus, neque enim justior nobis, super hujusmodi disceptatione sententia proferenda videbatur, ]uàm ut divisio inter eos illius Provin-fiae fierit, cujus ambo se authoritatem habere asserebant, quia nos eorundem authoritatem neutiquam f ) falsam, neu-tiquam infirmam facere volumus, quia una antiquitate, altera Sanctae Romanae Ecclesiae, sublimitate, praecellebat, Hanc nostrae authoritatis jussionem, ut majorem per tempora vigorem sortiretur, firmorque ; ab iis, qui post nos futuri sunt hominibus haberetur, more nostro eam subscribere, & de Bulla nostra jussimus sigillare. Datum XVIII. Calend. Junii, Anno XI. Christo propitio, Imperii nostri XLII, Regni nostri in Francia, atque XXXVII. in Italia, Indictione quarta. Actum Aquisgrani Palatii, in DEI nomine feliciter. Amen. Anmerckung E. Jr. j Dieser Carolinische Ausspruch muß, rote ich oben erroehnt habe, durch Jemanden befehlert, wo nicht gar, soviel die Personen betrifft, gefälschet worden seyn. Denn Carolus Magnus lag schon 95 Jahre in der stummen Verwesung, als Ursus zum Patriarchat gelangte. Der Ertz-Bischoff Arno tratt in sein Amt Anno 758 und starb Anno 821, Ursus abersetzte sich ans den Patriarchen-Stnhl im Jahr 909 (oder 910) und verschied Anno 932. Welche Lebens-Zeiten gar weit voneinander entfernet seynd. Hingegen beglauben unterschiedliche glaubwürdige Scribenten, daß erzehlte Strittig-keit zwischen dem Ertz-Bnchofen Arnone und dem Patriarchen Paulino dem Andren geführt und durch Carolum Magnum auf vorbeschriebene Weise entschieden worden; a; welche in einem Seculo miteinander gelebt. Und macht auch Megiserus diese Worte davon: „Es erwuchs bald ein Krieg zwischen dem Ertzbischoff Arno von Saltzburg und Paulino dem Patriarchen zu Aglarn. Ur-sach: Dieser wollte Kärndten in seinem Bisthum haben. Denn ehe die Lombardei t) In der mir copeylich zugesertiglen Urfunb, steht i neutique. a) Vid. Hundius in Metrop. An. Patavien. Albert. Abb. in Cattalog. Abbatum S. Petri Aventin, db. 4. Annal. Fehler rotgm der strittigen Personen in obgeietztem Ausspruch, Bericht an» Megisero welche ei-g endlich die stritt! qe Personen gewest in Italien waren gefallen, hat es ihm zugehört; das beweisete Er mit Papst Zacha-rise, Pauli und Stephani Briefen. Keyser Carl beschied sie der Massen in dieser Sache ; dieweil der Wasser-Fluß, die Traa mitten durch Kärndten rinne, vom Nidergange zum Aufgange, was jenseit des; Wassers gegen Mittag zu ligt, sollt gen Aglar gehören ; das andre aus der andren Seiten gen Saltz-burg. Dabey blieb es nun. Deßgleichen bezeugens auch diese Lateinische Zeilen deß D. Schönlebens: Cum lis orta esset de limitibus, intei ipsum (Arnonem Salisburgensem Archi-episcopum) & Patriarcham Aquileien-sem (Paulinum) cum uterque praetenderet, Carinthiam suae Dioecesi à Za-charia Papa attributam ; Caroli suasr ita conventum est, ut quae in Carin thia essent cis Dravum, Salisburgensem, quae vero ad meridiem trans Dravum, Patriarcham metropolitanum ag noscerent : Qui limes hodieque manet 6) Solchen Ausspruch setzt dieser Author ins Jahr 798, und ist also derselbe hundert und eylfs Jahre vom Carolo M. gegeben worden, ehe daun Ursus zum Patriarchat gelangt. Ich vermute aber, es müsse derjenige, welcher etwan lange hernach das Original oder die erste Ur-Schrifft dieses Keyserlichen Ausspruchs um- und abgeschrieben, sich verirret und an ftat Urbanus, Ursus geschrieben haben. Denn weil in derUr-knnd deß Ausspruchs deß Maxentii, als eines Nachfolgers Ursi gedacht wird, steht daraus leicht zu mercken, daß für Ursus müsse Urbanus gelesen werden; weil Urbanus dem Paulino, und Maxentius dem Urbano im Patriarchat gefolgt. Und scheinet, daß zwar diese Sache vom Kegser Carolo noch bet) Leben Paulini vorgenommen, und beyde Theile bey demselben mit ihren Beweisthümern eingekommen, aber der Handel damals noch so bald nicht ausgemacht, sondern vieler andren Borsallenhei-tcn wegen sich einige Jahre verzogen, biß Paulinus darüber gestorben; da dann der Streit zwischen dessen Nachfolger dem Pa-1 triarchen Urbano und dem Ertz-Bischofs Arnone von Neuem angegangen, sortge-sührt, auch eher nicht vom Keyser durch diese a) Megieer. im 6 Buch der Kiirndterischen Lhromck, C 18. Bl. 509. b) D. Schönleben part. 3. AnnaL p. 391. Berabscheidung ausgehebt worden, als biß auch der Patriarch Urbanus mit Tod ab-gegangen, (welcher nur ein paar Jahre nach dem Paulino gelebt, woraus endlich bey deß folgenden Patriarchen^ Maxentii Zeit der Vergleich und Keyserliche Aus-spruch geschehen. Oder es mag vielleicht der Ausspruch und Berabscheidung im letzten Jahr Urbani ergangen, hernach aber bey angefangenem Patriarchat Maxentii mit einer öffentlichen Bull erst beurkundet seyn. Massen diese Worte Maxentius videlicet, qui in locum nuper viri venerabilis , Ursi, Patriarchae, subrogatus est, uns zu solchem Verstände fast dringen wollen. DII. Lupus der Andre. Nach dem Urso kam Lupus der Andre aus den Patriarch-Stuhl, und ist also, gleichwie nach den Leuen ein Bär, also nach dem Bären ein Wolfs zu der Regierung deß Patriarchats gelangt. Wiewol an diesen dreyen ansser dem blossen Namen nichts grausames erfunden, auch nichts von ihnen zerissenworden ; ausbenommen, daß das noble Thier, die Einigkeit, biß weilen einen Riß von ihnen empfangen; sintemal sie entweder mit dem Berengario, oder mit dem Patriarchen zu Grado gestritten. Insonderheit hat dieser Patriarch Lupus mit Marino, dem Patriarchen zu Grad, viel Streitens gehabt. Jedoch seynd sie endlich I durch deß Benetiauischen Hertzogs Petri Landiani inständiges Anhalten und Ver-I mittelu, zum Vergleich geschritten und der-! gestalt vereinigt, daß Lupus der Patriarch zu Aglar weder mit Waffen noch einigem ; unnöthigem Gezänck hinsüro die Grentzen der Herrschafft Venedig weiter anfechten sollte, sondern daß sie beyde Vermöge solcher aufgerichteten Friedens-Büudniß mit gleichem und billigem Recht ihre Sachen durch gütliche Entscheidung haben sollten. Hieran that gemeldter Hertzog ein sehr gutes Werck, daß er diese beyde Patriarchen vereinigte. Denn die Späne und Strittigkeit zwischen beyden Patriarchaten als zu Aglar und Grado, hatten bißhero viel Übels nach sich gezogen, dem immerzu Einer mehr gelten wollen, denn der Andre, und sich bemühet, seine Kirchen (oder Diceces) zu erweitern, wodurch die christliche Liebe, Eintracht nnd Friedsam-keit unterdessen gewaltig verschmählert worden. Dieser Vergleich aber stifftete ziemlich gutes Vernehmen und Ruhe unter ihnen. jNo,a $tInti der das bereuet. Hingegen ist dieser Patriarch hernach von einer andren Unruh mit betroffen worden. Denn Hertzog Heinrich von Bayern zoch etliche Mal mit einem Kriegsheer in Italien, und eroberte auch Aglar, welches damals dem Könige Berengario unterwor-ffen war. Dabey ist es dem Patriarchen hart und schmählich ergangen; angemerckt gedachter Hertzog ihn hat castriren lassen. Derjenige, welchem diese Schmach wiederfahren, wird zwar nicht genannt, doch giebts die Zeit-Rechnung, daß es dieser Lupus müsse gewesen seyn, welcher vermutlich um seiner Treue willen gegen dem Berengario solche Tyrannei) ausstehen müssen. Denn daß er etwan von wegen einiger Leichtfertigkeit und Bestellung mit Weibern solches männlichen Gezeugnisses sollte beraubt worden seyn, wie zwar sonst manchen unzüchtigen Venus-Ritter die Rache deß Gewehrs beraubet hat, lässt sich desto-weniger vermuten, weil derselbige Hertzog Heinrich auch Heroidum, Bischöfen von Saltzburg, entäuget hat. Wiewol dieser darum doch noch nicht allerdings unschuldig, noch einer harten Straffe unwerth gewest, wann sichs also verhält, wie man ihm Schuld giebt, daß er nemlich die noch heidnische Ungarn zur Verwüstung seines Vaterlandes herbeyge-fordert. Und so dieser Patriarch Lupus der Berrähterey sich mit eingeflochten, wie dann solches verrähterischen Geheimnisses viel Mitbewusste und Conspiranten gewest, dörffte man gedencken, der Hertzog hette vielleicht solche Mißhandlung durch be-meldte Straffe an ihm gerochen; wann nicht die ernstliche Reu. so der Hertzog zuletzt darüber bezeuget hat, den Verdacht dieses treulosen Land-Verrahts von diesem Patriarchen abwendete. Denn wie der Hertzog in Todes-Nöthen gelegen, hat ihm der Bischofs von Regensburg insonderheit diese zwey Stücke vorgehalten, nemlich die Ent-äugung deß Bischoffs von Saltzburg und Entmannung deß Patriarchens von Aglar. Worauf Er dieser, an dem Patriarchen begangenen That sich schuldig und zu verstehn gegeben, daß er solches hertzlich bermele; wegen deß ändern aber sich entschuldigt hat, sagend, er hette den von Saltzburg als einen öffentlichen Feind und Berrähter deß Vaterlands recht und billig also gestrafft. Bleibt demnach die Vermutung, offtge-dachtem Patriarchen habe die Beharrlich- keit am Berengario diese schimpffliche Verletzung zugezogen; sintemal sonst der sterbende Hertzog darüber keine so ernstliche Reu würde empfunden haben als über eine grosse Sünde. Wie es dann auch keine schlechte Sünde gewest; sintemal diesem Patriarchen entweder der scharffe Schmertz ij oder der hefftige Kummer bald hernach das Leben geraubt. Seinen Tod setzt Palladius ins 944ste, Ughellus aber ins 941 Jahr Christi. LEI. Engelfridus. An deß verstorbenen Lupi Stelle kam Engelfridus zum Patriarchat, und regierte biß ins Jahr 964, oder nach Ughelli Zeh-lung biß 961 ; ist also 20. Jahre aus dem Stuhl gesessen, dafür Andre 25 setzen. LIV. Rodowaldus. Dieser Nachfolger deßEngelfrreds, so vorhin Diaconus zu Aquilegia gewesen, hat die alte Entzweyung mit dem Patriarchthum zu Grado, wegen der geistlichen Jurisdiction in Histria wiederum erneuert. Darüber groffer Unwill zwischen beyden Patriarchen entstanden, indem Jedweder selbige Herrschafften ihm zuzueignen getrachtet, wobei) die Gesandten von Venedig in einer Versammlung vieler Cardinäle und Bischöfe für den Patriarchen zu Grad grosse Bemühung angewandt. Jedoch hat sie endlich der Papst wiederum verglichen, a) nemlich Leo der VIII. welchen sonst Palladius und Schönleben Pseudopapam, einen falschen Papst nennen. Diesen hat Rodowaldus auf seine Seiten gezogen und von demselben nicht allein das Pallium, sondern auch eine Bestetigung der alten Privilegien erhalten; darinn unter andren diese Formalien stehn : Volumus scilicet, & Apostolica Autlioritate jubemus, 1 ut, inter omnes Italicas Ecclesias Dei, Sedes prima post Romanam Aquilejensis, cui, Deo autbore prsees, habeatur. Rodoaldus regierte biß ins 996. P. oder wie Andre schreiben, biß ins 1003. Jahr. Wiewol Ughellus will, er habe so lange nicht regiert, sondern im 996 Jahr samt der Regierung das Leben geendigt. LV. Johannes der Dritte. Das Ende Rodoaldi war Johannis ' deß Dritten Anfang der Regierung, a) Vid. Sigonius lib. 7. de R. Occident & Bon-Sniua Decad. 2. 1. 1. Rer. Ungar. der Patriarch stirbt uran. Heinrich schwelt dem Patriarchen die Stadl Bibett. Streit deß Patriarchen Poppo, wider den zu Grad und dieselbe währele 19 Jahr, nemlich rathen, welches denselben bewogen, nebst biß ans 1016. dem Patriarchen zu Grad, als seinem Diesen Patriarchen hat Keyser Hein- Brüdern aus ihren Histerreichischen Woh-rich im Jahr 1011 die Stadt Biben und nungen zu entweichen, und sich aus den das Schloß Mitterburg in Histerreich Karst zu begeben. Solches achtete Poppo geschenckt a). für eine offene Thür zu dem Gradischen LV1. Poppo. Patriarchat. Gestaltsam er unverzüglich Als im Jahr nach deß Herrn Geburt sich ausmachte gen Grad, und mit Ernst 1016 der Patriarch Johannes die Au- begehrte, man sollte ihm allsosort die Stadt gen zugethan, ist Poppo, oder wie Sabel- einräumen, deß sichern Vertrauens, daß licus ihn nennet, Pepo, ein geborner er der Bürgerschafft gantz kein Leid zu-Teutscher, und zwar durch Keyser Hein- fügen, noch sie wider den Anlauf der richs deß Andren Befordrnng, mit dem Feinde unbeschützt lassen wollte. Nachdem Patriarchthum bewürdet worden. ihnen solches eydlich von ihm versprochen Er war ein Fürst deß Römischen worden, haben die in der Stadt ihm die Reichs und vom Keyser hochgeachtet. Wel- Thor geöffnet, und den Einzug verstattet. ches sein Ansehn hernach im Patriarchat Aber Glaube, Treu und Gewissen zo-noch höher wuchs, da er samt dem Ertz-11 gen nicht mit ihm hinein, sondern Untreu, Grad mit Bischofs von Saltzburg, den mächtigen Meyneyd und Raubsucht. Denn er brach Bor-heil Heerzug deß Keysers nach Italien be- sein betheuertes Versprechen, und bezeugte ^m,uts' gleitete, auch eylff tausend Mann Key- in der That, daß er mit jenem Plauti-fetliches Volcks (soviel vertraute ihm der nischen Gesellen gleiches Sinnes war, Keyser!) unter sein Commando bekam, der da sagte: Juravi lingua, mentem in-auf daß er damit die Landschafft der .juratam gero. „Ich habe nur mit der ^ibft Marsen durchziehen und die Einwohner Zungen geschworen, mein Hertz ist unbe- meqneW in deß Keysers Gehorsam erhalten mögte. eydigt." Er handelte gern nicht bidermän-Darinn er auch den Keyser aufs Beste nisch, viel weniger als ein christlicher Pa-vergnügte. triarch; zerriß Kirchen und Klöster, ließ Aber als der Keyser bey starà Som- die Kloster-Frauen schänden, raffte auch mer-Hitze mit seinem Kriegsheer wiederum den Kirchen-Schatz zu sich und führte ihn aus Italien nach Deutschland zoch, ruckte hinweg. Poppo auch wieder heim gen Aglar, und Nach solcher redlichen That fertigte er entschloß sich, durch Hülffe deß Keysers seine Gesandten ab an den Papst und hielt die Kirchen zu Grad ihm unterwürffig bey demselben an um einenAusspruch,Krafft zu machen. Gestaltsam er auch deßwegen dessen die Kirchen zu Grad ihm und seinen zu dem Papst Gesandten abgefertigt mit Aquilegischen Patriarchat hinfort bestän-Bitte, daß Ursus der Patriarch zu Grad diglich sollte unterwüffig verbleiben. Nach» citirt werden und in seiner Gegenwart dem er solchen Spruch hatte erhaschet und erscheinen mögte. Ursus entschuldigte beym ausgewirckt, zog er wieder ab, die verwüste-Papst sein Ausbleiben mit dieser Ursach, te Stadt öde und Schutzloß hinterlassend. daß ihm, als er sich bey ihm einstellen wollen, frtm NmtfcßiTitrf bnttr mrfit. gen. *»u8u ujm uuu« uiC|e ryeiegmgeu und Gemüt gegen den gewichenen Hertzog Ulcht unbequem vorkam. und Gradischen Patriarchen zur Stunde Die Venetianer waren mit ihrem Her- wolneigendlich änderte, und den Schluß tzog Orthone Orseolo m Zwiespalt ge- fafjte, beydes den Hertzog und auch fei» o) Fr. Pallad. p. 148. neu Bruder, den Patriarchen, wieder in uehmei^sas vorige Würde zu setzen. Also zogen diese Gr»d wieder beyde auf Ordre der Benetianischen Herrschafft mit Kriegsvolck gen Grad, griffen den Ort an mit Gewalt, und nahmen ihn alsobald wieder ein, verwahrten auch hernach die Stadt etwas besser, und richtete der Hertzog sein Residentz-Haus wieder auf. Inzwischen war Poppo, der Patriarch zu Aglar, vom Papst deß Privilegii, so die Gradische Kirche betraff, habhafft worden, worauf er ihm selber weiter dieFreyheit (oder Künheit) nahm, unversehener Weise nach Grad zu kommen, und selbigen Ort zu zerstören. Es schien, als wollte er dasjenige, was vorhin an Tyranney noch ge-^ppofommt nmngelt oder aufgeschoben, nnnmehr desto bet6tton”b Muffiger und wütiger ersetzen ; denn es ©rad. mussten jetzo Welt- und Geistliche Gebäue seinen Zorn empfinden und zwar viel härter als zuvor. Weil jener anjetzo in voller Glut, gab er ihnen dessen auch glühende und hellbrennende Anzeigungen, warff die Altäre darnider, zündete den Tempel an samt der Stadt, und führte Alles, was er von Geld oder Gut angetroffen, mit sich davon zum augenscheinlichen und offenbaren Verweis, daß alle christliche Liebe bei) ihm erloschen, und die Sanfft-Mut von den Flammen seiner herrschsüchtigen Begierden eiugeäschert wäre. Der Hertzog und Gradische Patriarch beklagten sich dessen durch ihre Gesandten bey dem Papst gar hoch; aber ehebann vom Papst eine Antwort erfolgte, verfuhr Poppo eines unversehenen plötzlichen Todes. Also starb mit ihm dieser Streit, und ward mit ihm begraben. Wie er aber seines so grausamen Verfahrens halben gegen die Stadt Grad mit dem gestrengen Richter aller Welt zu recht gekom-Bwn, lässt man dem obersten Gericht desselben anheim gestellt biß an den Tag der Offenbarung, da ein Jedweder em-psahen soll, nachdem er gehandelt und öffentlich anhören, wie er gehauset. .Die Venetianer nahmen hierauf alles Creder hin, was zu Grad gehörte. Diesem nach hat dieser Poppo allen unruhigen Herren einen Lehr - Spiegel erblich vermacht, darinn sie ein Beyspiel ^blicken, daß man von grausamen und CYd-brüchigen Handlungen bepdes für sich ^n.d für seine Erben (ooer Nachfahren) weiter nichts behalte, ohn das verweisliche t8edächtniß derselben. Jedoch stehet hiebet) zu erinnern, daß I *al. YIIJ. Buch dieser Bericht gleichwol nur für einseitigzu halten, weil er aus Jtaliänischen Scri-benten, welche den Venetianern günstig gezogen, nemlich aus dem Antonio Sabellico, a) und Carolo Sigonio. b) Unterdessen hette sich dennoch Poppo der Gewalt-thätigkeit und deßKirchen-Raubs enthalten sollen ; er mag gleich auf die Kirche zu Grad einen wol-oder übel-befugten, gerechten oder ungerechten Zuspruch gehabt haben. Seine Regierung hat sich biß in die acht und zwantzig Jahre erstreckt, sintemal er gesessen biß ins 1044fte Jahr Christi. P.VII. Eberhard us. Nach dem Poppone hat Eberhardus das Steuer - Ruder deß Patriarchats regieret, bis ins Jahr 1050 oder 1049. Unter dieses seiner Borstehung findet man keine merckwürdige Begebenheit. Es ist auch besser für einen längst entlebten, die Nachzeit wisse wenig von seinen Handlungen und die Historische Feder schweige gantz still davon, als daß sie was Übels von ihm reden muß. LVHI. Gottoboldus. Als Eberhard seine Zeit erlebt hatte, machte Keyser Heinrich der Vierdte seinen Kantzler Gottoboldum (oder Gottwald) zum cst^vaid» Patriarchen von Aglar, verliehe demselben gn'Lfurtb auch die Investitur über das Hertzogthum Hist-rr-i-h Friaul und Marchgraffthuin Histerreich. c) ^Jrnvc®"r Dieser saß 17 Jahre in der Negierung, n-rii-h-n. und verfiel unter die Herrschafft derVer-weslichkeit im Jahr 1065 nach Sigonii und Ughelli Rechnung; denn nach Palladii seiner hat Er im folgenden 1066sten die Welt gesegnet. LIX. Ravengerius. Dem Eberhard ist im Patriarchat nachgetreten Ravengerius, ein feiner, verständiger und gelehrter Herr, der seinem ihm anbefohlenem Amt wol vorstund, und das Geben für stetiger achtete, als Nehmen : daher die armen Leute einen groffen Wol thäter an ihm fanden. Er richtete auch die durch seiner Vorgeher Unfleiß eingegangene und zerfallene Kirchen - Gebäue und Gottes-Häuser von Neuem wieder auf, also, daß sie ein lustigers und zier-lichers Ansehen gewannen als vorhin. n) Ant. Sabellicus Decad. I. lib. 4 6) Carolus Sigon. lib. 8. de Regno Ital c) Fr. Pallad. p. 158. Aber dieses frommen gottseligen und tugendhaften Patriarchen hat, welches zu beklagen war, die Aglarische Kirche nicht lange sich erfreuen können, sintemal er nicht zwey Jahre gesessen, sondern im Jahr 1067 (ober 1068) dem zeitlichen Wesen abgedanckt. LX. Sighardus. Was obgedachter Keyser dem Gott-vvaldo verliehen, nemlich das Hertzogthum Friaul samt der Marchgraffschafft Hister-reich, solches hat er dessen seinem Nachfolger dem Sigliardo (welchen Andere Sige-rardum und Etliche Sigehardum nennen) bestetigt, nachdem er ihm auch allbereit einen Theil von Crain geschenckt hatte, a) Undanckbar- Dieser Sighardus ist deß jungen Key-kntdeß Palli- cerg Heinrichs Kantzler gewest, aber wie ES? 'ig" unterschiedliche Geschichtschreiber berichten, nachmals gantz undanckbar und treulos gegen seinem Herrn und Keyser erfunden worden; indem er dazu geholffen, daß man denselben ins Elend vertrieben. Aber diesem Bericht stehet dasjenige, was Palladius von ihm erzehlt, gantz ungleich. Denn er sagt: nachdem Keyser Heinrich zu Pavia den Sighardum, den Patriarchen von Aquileja, geinvestirt oder belehnt hat mit dem Marchgraffthum Crain, da habe Sighardus einige Völcker aufgebracht, und mit denselben dem Keyser Heinrich zu Hülffe geeilt, aber unterwegs bey Regensburg seines Lebens Ziel angetroffen, b) So nun dieses gewiß, daß er dem Keyser Völcker zuführen wollen, muß das Widrige falsch und ihm angetichtet seyn. Jedoch erweckt dieses keinen geringen Scru-pel, daß gleich hernach gesagt wird, Keyser Heinrich habe denen Patriarchen Crain wieder genommen. Es hat aber Sighardus 10 Jahre regiert, und im Jahr 1077 den Regenten seines Leibs, den Geist, aufgegeben. LXI. Henricus. Spaltung drr Zu den Zeiten detz Patriarchen^ Hen-Geistlichen in ^ci, yer stracks aus den Sighardum folgte, ÜbSSn. riß zwischen den Geistlichen in Kärndten und Crain eine grosse Spaltung und Zwey - Partheylichkeit ein; indem Ihrer Etliche dem Keyser, Etliche dem Papst Ilildebrando (sonst Gregorio dem Siebenden) beystunden. Welcher Spaltung а) Fr. Pallad. p. 159. б) Idera p. 163. Anfang obgedachtem Sighardo von Vielen beygemeffen wird. Dieser deffelben Nachfolger aber, der Patriarch Henricus, welcher im Jahr 1078 (oder 1077) zur Regierung gekommen, soll nebenst Gunthero, dem ersten Bischofs zu Gurck, dem Keyser das Wort geredt haben. Und werden solche beyde Männer, nemlich der Patriarch und Bischoff, ihrer Frömmigkeit, Gottesfurcht und Gelehrtheit halben in den Historien gelobt. Im Jahr 1084 ging dieser Patriarch Heinrich zu den Vätern und aus der unruhigen Welt in die ewige Ruhe. . . Aventinus und theils andere Chronisten ^riÄchtcl sagen, er sey von seinen Unterthanen ermiirgtW-schelmischer Weise erwürgt. LXII. Fridericus der Andre. Der Patriarch Friderich war ein ge-borner Deutscher, auch sowol von Gemüt als Geblüt Deutsch, das ist, redlich, treu, und ausrichtig, weßwegen sein frühzeitiger Tod von redlich-gesinnten Hertzen desto klagwürdiger geachtet ward. Denn er lebte nur in der Regierung ein Jahr, und verschied im Jahr 1084. Das Lob seiner dem Keyser erwiesenen Treu lebet noch auf den heutigen Tag. LXIII. Udalricus der Erste. Udalricus oder Ulrich soll nach Aventini Meynung ein Sohn Ertzhertzog Wern-herrns zu Kärndten gewest seyn; darinn aber Megiserus ihn eines Irrthums eihet, und dem Lazio beypflichtend ihn ür Ertzhertzog Marckhardens leiblichen Sohn achtet. Diesem Ulrich, welcher vorhin Abt von S. Gallen in der Schweitz war, verliehe Keyser Heinrich nach dem Tode Friderici das Patriarchat zu Aglar als seinem Bluts-Freunde, wobey er dennoch die Abtey zu S. Gallen behielt, und noch überdas vom Keyser die Abtey zur Reichenau bekam; woraus nachmals viel Jammers erwuchs. Denn er bekam deßwegen nicht allein mit deß gewesenen Ertzhertzogs zu Kärndten Sohn Berthold von Zähringen Händel, sondern es tractirte ihn auch Rudolphus, Hertzog von Schwaben, feindlich darum, daß Ulrich sich für dem Keyser er# klährte, Rudolphus aber Selbst das Keyserthum durch seine Waffen suchte, wiewol mit einer unglücklichen Hand, als welche er endlich im Treffen verloh- ren, weßwegen er diesem Abt und nachmaligem Patriarchen Ullrich die zu dessen Abtey gehörige Güter verheerte und anzündete. Solches begehrte Ulrich nicht unver-golten zu lassen, sondern zoch Völcker, die mit Keyserlichen Hülff-Truppen ver-stärckt wurden, zusammen, bezahlte seine Widerwertigen mit gleicher Müntze, nahm ihnen Schlösser und Dörffer weg, und behauptete also seine Abtey mitdemSchwert. Heruach reiset er gen Aglar, um daselbst den Besitz deß Patriarchats zu em-pfahen, nachdem er vorher seine Abtey und Güter wolbesetzt hatte. Welches alles er desto glücklicher ausführen kunnte, weil sein Vorfahr, Abt Ulrich der Zweite dieses Namens, dem Kloster einen guten Schatz und Borraht Zeit seiner obgleich nur kurtzen Vorstehung hinterlassen; dessen sich dieser Abt, Ulrich der Dritte, als ein trefflicker Kriegsmann wider Rudol-phurn und dessen Gehülffen zum Kriege bediente. Gestaltsam ihm diese von den Kloster - Brüdern gemachte Lateinische Verse solches vorrucken. Tertius Ulricus tenet aurum, quod sibi Amicus Praecedens cumulavit, mox quod & ipse voravit, Extractum cella rapuerunt horrida bella. „Der Andre Ulrich hat das Gold mit Fleiß gehäuffet Und aufgehebt, der Dritt' hernach das Gold zerschleiffet: Er zoch es aus der Zell ins blancke Feld herfür; Da fraß es auf der Krieg, das nim-mer-satte Thier. Allhie ist zu mercken, daß, wann dieser Ulrich der Dritte genannt wird, solches nicht geschehe in Ansehung deß Patriarchthums, als darinn er der Erste deß Namens worden, sondern der Abtey zu S. Gallen, welcher vor ihm schon zween Udalrici oder Ulrichs vorgestanden, und dieser also der dritte gewest, welcher solchen Namen geführt. Die Zeit seiner Patriarchen-Regierung rechnen Etliche auf vier und dreyssig Jahre, und seines Absterbens auf das 1117de Jahr Christi, a) Woferrit aber Nach Paladii und Ughelli Rechnung das 1112. Jahr seines Regiments und Lebens a) Vid. Gasp. Bruschina Centur. 1. p. 116 8.-gonius lib. 9. Aventinus lib. 5, Stumpfius lib. 5. o. 5. allerletztes gewest, so würde er 28 Jahre regiert haben. LXIV. Gerardus. Dieser, der auf Udalricum folgte, saß biß ans 1125. Jahr, wie Palladius, oder biß ans 1130. wie Ughellus will; welcher hierinn mit Aventino und Megisero übereintrifft. Er war ein Deutscher, hat aber in seinem Patriarchat nichts Merckwürdiges verrichtet, ausbenommen, daß er sich in einigen Stücken wider den Papst gesetzt. Welches ihm aber sein Regiment kostete; denn Papst Honorius der Andre verstieß ihn vom Patriarchen-Stuhl, nachdem er 13 Jahre darauf gesessen. LXV. Peregrinus. Nachdem besagter Massen der Patriarch Gerardus abgesetzet worden, ist an seine Stelle gekommen Peregrinus, welcher seine Gelehrtheit, Verstand und Weisheit solcher hohen Würde würdig gemacht. Gestaltsam auchdasPatriarchat von solchen seinen rühmlichen Eigenschafften gute Früchte genoffen. Denn er hat die Kirch zu Aglar, in die zroey und dreyssig Jahre (nach Paladii Mey-nung kommen 36 heraus) mit sonderbarem Verstände, Moderation und Bescheidenheit regiert, auch an den Kirchen in Kärndten viel gethan, sonderlich an dem berühmten Kloster Ossiach, so bey Villach ligt; wie man aus den alten Stifft-Briefen ersihet. Seinen letzten Tag hat er im Jahr 1161 (oder 1162) erlebt und das Grab bezogen. LXVI. Udalricus, der Zweyte. Derselbe war ein geborner Kärndter und Graf von Treuen. Als Keyser Fridericus Barbarossa sich in der Lombardie aufgehalten, hat dieser Patriarch Udalricus (oder Ullrich) von demselbigen die Lehn - Bestetigung über die Marchgraffschafft Friaul erhalten. *>) Durch solche Gnade achtete er sich zur Treu und Danckbarkeit gegen dem Keyser desto mehr verbunden, und gab auch stets in der Thal solches zu erkennen; weßwegen er auch bey vorfallendet Entzweyuna der Stimmen wegen zweyer um den Römischen Stuhl streitender Päpste dem Keyser beystund. Pamarch (lerardua wird vom Papst ver-stoffen. Patriarch Ulrich erhält vom Keyser die Konfirmation über yisterreich Lraia und Friaul. Der Patriarchi Ulriä. überfällt Grad. Wird von den Benetia nern gefangen. Wird mit seltsamen Bedingnissen laß gelassen. Denn zu der Zeit war Rom in zweyer-ley Factionen (oder zwo Partheyen und Neigungen); die eine wollte Alexandrum den Dritten, die andere Octavianum Victorem, zum Papst haben. So fiel auch die Gunst der Potentaten hierbey nicht gleich noch einmüthig; etliche favorisirten dem Alexandro, etliche dem Octaviano. Jenes Seite hielten die Könige in Franckreich und England, imgleichen der Hertzog zu Venedig, dieses seine aber der Römische Keyser, welcher sich deß Octaviani so eyferig annahm, daß er den Friaulern, Kärndtern, Crainern und ändern angrentzenden Völkern Befehl er-theilte, die Venetianische Grentzen zu überfallen. Worinn auch die zu Verona, Padua und Ferrar ja so hurtig als muthig, Andren mit der Kriegs-Fackel vorlench-teten, und den Ort Capo de Ärgere überwältigten, folgends aber wegen starken Anzugs der Venetianer die Stadt plünderten, und alle Einwohner mit sich gefänglich davon führten. Solches zu rächen, verheerten die Venetianer das Ferrarische mit Raub und Flammen. In solchem trüben Wasser wollte der Patriarch Ulrich, welcher dem Octaviano anhing, einen guten Fischzug thun, nahm derohalben einen starken Haussen Kriegs-volcks zu sich, so der Erhherzog Heinrich in Kärndten ihm zugeschickt hatte, berückte damit die Stadt Grad, und nahm sie ein; und weil er sich nicht mächtig genug befand, dieselbe under die Venetianer zu behaupten, nahm er die allda gefundene köstliche Kleinodien zu sich, und machte sich damit auf nach Aglar, ließ aber das Kärndterische Kriegsvolck vorher von sich. Wie der Venetianische Hertzog Vitalis Michael hiervon Kundschafft erhalten, daß seine (deß Patriarchen^) beste Schilde von ihm gewichen, und er sich solchen Schutzes entblösset hätte, wartete er ihm vor, übereilte ihn, bemächtigte sich Seiner, führte ihn nebenst zwölff Thumherren und etlichen Edelleuten gefangen nach Venedig. Jedoch stellte man ihn nicht lange hernach wiederum in Freiheit aber mit diesen abentheuerlichen Bedingungen, daß er jährlich um die Fasten einen feisten wolgemästeten Ochsen nebenst zwölff Schweinen nach Venedig zu schicken verbunden stylt sollte, welche daselbst bey häuffiger Versammlung deß Volcks auf dem Marckt öffentlich geschlachtet werden sollten. Was die Venetianer durch solche schimpfliche Bedingungen haben verstanden, kann ein Verständiger leicht mercken. a) Ausser diesem einigem Ubersehn hat dieser Patriarch sein Kirchen-Regiment gar klüglich geführt. Sigonius will, er sey gestorben im Jahr Christi 1198, und habe regieret 36 Jahre. Palladius sagt, er sey gesessen biß ins Jahr 1180, Ughel-lus biß 1184; wodurch die Zeit seiner Regieruug um ein Ziemliches kürtzer wird. LXV1I. Gotofredus. Der Patriarch Gottfried ist aus Deutschland bürtig gewest und in heiliger Schrifft gar gelehrt. Hat regiert biß ins 1196. Jahr P. oder biß ins 1199. Lt. Weil man nicht findet, daß er mit gewaltthätigen Händeln oder Strittig-keiten sich eingelassen, so giebt solche Un-erfindlichkeit zu mercken, daß er von Gemüt friedsam und der Ruhe hold gewesen seyn müsse. LXVIII. Peregrinus der Andre. . Dieser zweyte Peregrinus war hingegen wie in der Bedeutung seines Namens, wird also auch in der Ruhe ein Fremdling, f£a wtewol er Selber gern der Ruhe gepflegt, vebnugt-wann ihm die Widerspenstigkeit seiner Unterthanen dieselbe verstattet hette. Denn er hat bey seiner Regierung von denselben viel Unruhe,' Widersetzlichkeit und Bosheit erlitten. Ja sie setzten ihm der-maffen zu, daß ihn die Bedrengniß gäntz-lich würde unterdruckt haben, daferrn nicht Ertzherzog Ulrich zu Kärndten ihnen einen Schrecken eingejagt und mit hülfflicher Erbietung Sich Seiner angenommen hette. Seine Regierung erstreckte sich biß ans 1204te, oder (wie P. rechnet) ans 1206te Jahr, da Gott ihn seiner mühseligen Regierung durch den Ablader allgemeiner Sterblichkeit entbürdete. b) LXIX. Volclierus, Nachdem Peregrinus seine Wallfahrt auf dieser Welt vollendet hatte, kam an seine Stat Wolfgerus (oder Volcherus), der bißhero Bischofs zu Passau gewesen war, und ehe dann er zum Patriarchat gelangt, samt seinem Bunds-Verwandtem Grafen Albrecht von Bogen, wider Grasen Rapato in Beyern, einen a) Cai1. Sigon. 1. 13. Ant. Sabellic. Pecad. 1. 1-7. Kor. Venet. b) Carvi. Sigon. 1. 17. Land-verderbliche hefftigen Krieg angefangen und viel Dörffer weggebrannt hatte. Nach Erreichung aber der Patriarcha- j tischen Hochwürde hat er dennoch mit der Stelle seinen martialischen Geist darum nicht geändert, noch das Schwert gänzlich ruhen lassen, sondern sich mit dem Grafen von Görtz und von Orten« bürg wider Ottonem von Auersberg in eine offenbare Fehde eingelassen, und demselben die Schlösser Gradisch undAuers-berg zerstört. Angemerckt, um diese Zeit Keyser Friedrich ein grosses Stück von Crain dem Patriarchen eingeräumt hatte. <*) Das Aglarische Patriarchat stund unter seiner Regierung vierzehen (nach Palladii Rechnung aber nur 12) Jahre. Denn das 1218de (oder 1217de) nahm ihm das Leben. LXX. Berchtoldus. Den erledigten Patriachen-Stuhl bekleidete nach dem verstorbenen Wolfgero, Berchtoldus, (oder Bertholdus) ein ge-borner Graf von Andechs und Diessen und ein Bruder Eckeberti, Bischofens zu Bamberg. Seine Mutter war eine geborne Fürstinn zu Kärndten. Dieser Patriarch stifftete nicht, wie Etliche seiner Vorfahren, Krieg, sondern Frieden. Wie dann insonderheit seine fleisiige Unterhandlung den Krieg zwischen den Venetianern und Paduanern gar glücklich dämpffte. Selbiger Krieg veranlasste sich gar liederlich und zwar über ein Kinder-Spiel oder Kurzweil, so die von Tarvis anrichteten. Denn sie machten mitten in der Stadt ein Schloß oder Kastel, umzogen dasselbe mit lauter Häuten als wie mit Mauer-oder-Wällen, legten hernach eine Anzahl junger Knaben hinein anstat einer Besatzung, die es sollte vertheidigen, auch hingegen einen andren Haussen von Knaben und adlichen Kindern, welche dasselbe bestreiten und stürmen sollten. Ihre Waffen aber sollten nichts anders seyn, als Honig-Bieren und allerlei) Kinder-Näscherey. Zu solcher Kurzweil und Spiegel-Fehde wurden viel Benetianer und Paduaner eingeladen. Als nun dieser Kinder-Krieg angieng, und Jedweder mit Lust zuschaute, gelung es den Ve-netianischen Knaben, daß sie die Ersten waren, so das Schloß erstiegen : daher °) Vide Genesin sive Genealogiam Aursbergi-Cflm Doctoris Schönleben p. 5. sie nun auch eben ihr Fähnlein drauf stecken wollten, zum Zeichen des Siegs. Wie aber etliche Paduaner solches erblickten, beneideten sie die Benetianer wegen solcher Ehr und Ruhms, nahmen das Fähnlein mit S. Marp-Wapen dem, der es führte, und riffeng zu Stücken. Darüber erbitterten sich die Benetianer und waren schon fertig solchen Schimpff zu rächen; wie gemeinlich bet) empfindlichen Gemütern die Rachgierde sich gar schnell entzündet: dannenhero dieser Spott gar leicht das Spiel in einen blutigen Ernst, und der Kinder-Streit ein scharfes Männer-Gefecht erzeugt hette, im Fall nicht die zu Aufsehern deß Spiel-Sturms Berordnete durch Abbrechung der Kurzweil und Endigung deß Spiels den Ernst gestillet. Denn der Gegentheil lieff auch allbereit zu mit dem Gewehr, um den beschimpfften und erzürnten Venetianern in ihren eigenen Leibern rote Quellen zu graben, darinn solche Zorn-Glut derselben samt dem Leben sollte erleschen. So Blutsüchtig ist die Ehrsucht auch allerdings, wann sie nur spielet! Ob man nun gleich auf Bemühung gedachter Aufseher den Degen einstecken muffte, und der Handel gestillet ward, blieb doch der Verdruß und Groll in den Gemütern beyderseits sitzen wie ein reiffendes Thier im Kasten, dem nicht so sehr der Grimm oder die Begier, als die Freyheit zu wüten eingesperret worden; darum schieden sie auch mit ungetödteter, wiewol gehemmter Zorn-Glut voneinander. Diese brach auch bald darauf unter der dünnen Aschen wiederum hervor, und zwar zum ersten bet) denen, die es am ersten hatten angezündet durch ihren Frevel, nemlich bet) den Paduanern. Denn ob dieselbe gleich Ursach gegeben, und das höchste Unrecht hatten, wie ihnen ihr eignes Gewissen bezeugte; bereiteten sie es doch so gar nicht, daß sie vielmehr die vorige i! Gewaltthätigkeit, welche einem übereiltem Ehr oder Neid-Eyffer noch leichter hette verziehen werden mögen, mit einer vorsetz-lichen, frischen und weit-vergröfferten, groben Feindseligkeit versetzten; indem sie die von Tarvis zu sich rottirten, und gesamter Hand ins Venetianische Gebiet ;; sielen, dasselbe beraubten und plünderten, auch überdas den Thurn de le Rebbe stürmten. Aber die Rache schlieff nicht und der Krieg zwischen den Leneüanern und Padua uern. Wird durch dm Patriarchen von Sigiar gestititi. Venedische Leu schlummerte nicht, sondern fuhr bald auf zur Straffe, und gab seine Klauen diesen Unbesonnenen zu versuchen, die ihn für ein Schaff ansahen und seine Gedult nun zum zweyten Mal so gröblich unverschämt und tollsinnig mißbrauchten, und die Wiedervergeltung ihm doppelt abverdienten. Wer langsam zum Zorn eilet, pflegt denselben gemeinlich desto besser und tapfrer auszuführen, als die blinde Furi der Gähzornigen; dessen mussten nun auch die Paduaner und ihre Wut-Genossen den Ausgang für einen Lehrmeister erkennen. Denn die Venetianer, welche sich nunmehr doppelt geschmähet, beschädigt, und feindlich beleidigt sahen, griffen hierauf gleichfalls zu den Waffen, fielen den Feind an beh dem Thurn della Rebbe, schlugen ihn in die Flucht, fingen bey vierhundert Mann, eroberten auch die feindliche Fähnlein, und führten solches Alles gen Venedig. Also mussten die unzeitige und unbefugte Krieger ihre Thorheit mit blutigen Zähren, und zwar häuffiger aus den Wunden, weder aus den Augen, beweinen; maßen die Aug-lose Vermessenheit gemeinlich ihre Actionen mit nassen Augen, fliessenden Wunden nnd seufftzender Reu beschliesst. Allhie that der Patriarch von Aglar etwas, das seinem Amt und Beruff wol anständig und rühmlich war. Er trat mit Bitte und freundlicher Ermahnung ins Mittel und stifftete durch unverdrossene Unterhandlung zwischen beyden Theilen einen Frieden, welcher auf diese Bedingung ward geschlossen, daß fünff und zwantzig aus denen Verwegenen und Frevelmüthigen, die zu Tarvis bey dem Spiel und Kurtzweil einen Hader angefangen, denen Venetianern sollten geliefert, und auf Venedig geschickt werden. Solchem ward würcklich nachgelebt, und hierauf der Friede bestetigt. Jedoch gab man die Ausgelieferte gleichwol bald wieder los und zwar ohn einigen Entgelt. «) Ausser diesem löblichen Friedens-Werck, darinn sich der Patriarch Bertholdus als einen Friedens-Engel bezeigte, ist seine Friedseligkeit mit einem noch andren gütlichem Vergleich beglückt worden. Denn er hat auch im Jahr 1229 die Späne und Strittigfeiten zwischen dem Hertzogen von Meran und dem Stuhl zu Aquileia von wegen des Anspruchs auf March-graffschafften Histerreich und Crain bey gelegt und gäntzlich abgethan. Wobev aber Zweifels ohn seine Freundlichkeit das meiste gewürckt, nnd die brüderliche Liebe allen andren Bewegnissen vorgedrungen. Denn Otho, der Hertzog, oder Marchgraf von Meran, war deß Patriarchen leiblicher Bruder; das verwandelte alle Steine in Schwämme, und erleichterte Titte Schwerigkeiten also gar, daß besagter Hertzog Otto allen Prätensionen oder Ansordrung-Zusprüchen und Rechten auf ermeldte beyde Marchgraffthümer entsagte und selbige der Kirchen zu Aglar übergab, b) Wann also Einer gern giebt, was der Andre gern hat, ist der Vertrag bald gemacht. Es soll auch eben dieser Patriarch Berthold das ihm damals selbsten gehörende Windisch-Grätz in der Steyermarck mit allen dessen Grentzen der Kirchen zu Aglar srey eigen geschenckt haben. Dieses Patriarchen Regierung rechnen Etliche auf vier und dreyffig c) Etliche auf drey und dreyffig d) Jahre, daß er also biß ans 1251. Jahr Christi gesessen. LXXI. Gregorius. Dieser Gregorius ist von Aglar bür-tig gewest, und hat viel dabey gewirckt, daß sein Vorfahr, der Patriarch Berch-tholdus, viel herrliche Güter zu der Kirchen gen Aglar gestifftet; wodurch das Patriarchat in noch höhers Aufnehmen gekommen. Es hat dieses Patriarchat Jurisdiction (oder Gebiet) den allergröffesten Ertzbis-thümern in Europa, in seiner Gröffe nichts bevor gegeben. Denn es hatte das Primat über diese nachgesetzte Bisthümer, nemlich über Concordia, Tarvis, Padua, II Verona, Vincentz, Mantua,Comaclo, Com, Trient, Feltre, Belluno, Ceneta, Triest, Laybach, Parenzo, Iustinopel, (oder Capo d’Istria) und Pola in Histerreich. Nicht weniger lag das Capittel zu Verona unter deß Patriarchen Befehl, ungleichen der Abt I zu Mentori und von Piro, so in der Tarvisanischen Dioeces ligen. Uberdas erstreckte sich deffen hohe Authoritet, Gewalt und Obwaltung durchs gantze Her-tzogthum Friaul; und wurden auch 6) Fr Pailad. c) Al giser. d) Fr. Pailad. & Ferd. Ughellus. demselben mit eingeschlossen die Ertz-Priesterthümer Friauls und Cadobers biß an die Grafschafft Tyrol, wie auch deß in Kärndten samt der gantzen Marck in Crain, so an der Sau ligt. Was dieser Zeit für Kirchen in Crain annoch unter den Patriarchen gehören, soll unten in Beschreibung der Pfarren gedacht werden. Palladius beschleusst deß Gregorii Pa-triarchisches Regiment und Leben mit dem 1269. Jahr, wie gleichfalls Ughellus thnt. Daraus erfolgt ein achtzehnjähriges Regiment. Dagegen will Megiserus aus dem Thesauro Aquileiensi und denen gesiegelten Briefen zu Aglar bescheinigen, er sey nur zehen Jahr dem Patriarchat vorgestanden, und im Jahr 1262 Todes verfahren. Wiewol Einige schreiben, man habe ihn ermordet. LXXII. Philippus. Als Gregorius sich von der Welt hatte beurlaubt, bewegte König Odacker seinen Vettern, den Ertzhertzog Ulrich zu Kärndten, daß er für seinen deß Ertzhertzogs Bruder Philippum das Patriarchat suchen sollte. Welches Philippus auch erlangte. Nachmals aber, da Ertzhertzog Ulrich mit Tode abging, ruckte dieser Patriarch Philippus mit einem starcken Kriegesheer in Kärndten und Crain, und unterstund sich als seines verblichenen Bruders nechster Erbe Beydes einzunehmen. Welches ihm aber Beydes fehlschlug, und so übel ge-lingte, daß er darüber Königs Odackers Gefangener und gen Crems in Oester- i reich geführt ward, da man ihn eine Zeitlang in Verwahrung hielt. Endlich gab ihm König Odacker die Maut zu Krems und das Schloß Posenbeug zusamt dem Gericht daselbst; damit musste er hinfort sich betragen. Wovon unter den Jahr-Geschichten weitere Meldung geschehn wird, a) Er starb im Jahr 1278 nach Lazii I und Aventini, aber im Jahr 1273 nach Paladii Rechnung. Es hat aber der Odacker nachmals diese und andre Länder wider seinen Danck wiederum abtreten und zuletzt gar das Leben im Treffen verlieren müffen, wo-. durch dann diese undandre seine Tyranneyen ! ihren verdienten Lohn bekommen haben. LXXIII. Raymundus von Thurn. Nachdem der unglückselige Ertzhertzog Philippus von Kärndten zu Crems in Oesterreich Todes verblichen und im Dominicaner Kloster daselbst zur Ruhe bestattet worden, ward das Patriarchat dem Raymundo, einem Herrn von Thurn, zu Theil. Dieser war ein Sohn Pagani deß Dritten, welchen Keyser Rudolphus zum Statthalter Italiens verordnet hat. Dieser sein Sohn Raymundus stund dem Patriarchthum 25 Jahre vor, wiewol Andre 21 nur seiner Vorstehung zuzehlen LXXIV. Petrus von Gera. Es hat zwar Hertzog Conrad in Böhmen getrachtet an deß verstorbenen Ray-mundi Stelle zu gelangen, ist aber nicht zugelassen, sondern ein Priester zu Aqui-leia Patriach worden, dessen sinnreichen Verstand und hohe Erfahrenheit in Göttlicher Schrifft man billig mit solcher Ehre und Würde vor Andren bedacht. Es hat dieser Patriarch Petrus mit den Venetianern durch Beystand Grafens Albrechts von Görtz einen schweren Krieg geführt, welcher doch gleichwol so übrig lange nicht gewähret. Nachdem aber die Fehde gestillet, und Petrus sein Schwert kaum eingesteckt, siehe, da kam ein andrer Feint), nemlich der allgemeine Menschen-Würger, und setzte ihn vom Regierungs-Stuhl ins Grab, als man schrieb 1302 (oder nach Andrer Meynung 1301.) Ist er also nur drey Jahre im Regiment gesessen. LXXV. Ottobonus. Den erledigten Sitz erfüllete wiederum Ottobonus, und tratt zwar in das Amt, aber nicht in die Fußtapffen Petri ; angesehen, seine Sorgfalt mehr für die zeitliche Güter, weder für die Sachen der Kirchen wachte und sich bemühete. Die Zeit seiner Regierung endigte sich mit dem 14 oder 13 Jahr; denn als man zehlete 1315 (oder 1314), ward er von der Zahl der Lebendigen ausgelescht. LXXV1. Castor von Thurn. Castorus (den Etliche, wiewol übel, Castonum nennen) ein geborner Herr von Thurn, ist nach dem Ottobono zum Patriarchen gewählt, aber nach 3 Jahren ohne sonderbare Verrichtung nemlich tat Jahr 1317 eine Leiche worden. Seiet) bef Patriarchen Petri mit ber Herrschafft Be-ardiz. LXXVII. Paganus. Dir von Dieser Patriarch bekam Händel mit Ifsüflnv iien Venetianern, weil zu seiner Zeit die srr in Hister von Pola sammt den Vallensern in rrich fallen Histerreich von dem Patriarchen abfielen, àrcheìiPs uni) wiederum unter die Venetianische gauo ab. Herrschafft traten. Diese Ausgerissene wieder an den Zügel zu bringen und abzustraffen, ließ er überall in seinem Gebiet das Volck anfbieten. Aber das Glück wollte sich nicht mitlaffen aufbieten, noch unter seinen Mahnen einstellen, sondern hing den Venetianern an; deren Feldhauptmann Justinianus ihm viel stärker begegnete. Weil nun seine Kräffte einer solchen Kriegsmacht nicht gewachsen noch in die Länge widerstehn kunnten; bemüs-figte ihn solche seine Schwachheit, nach deß Stärckern Belieben zu accordimi und den Venetianern sowol Polam als Vallem auf gewisse Artickel zu überlassen. a) Nach Sabellici Beschreibung hat er nach einer sechszehenjährigen Regierung deß Patriarchats im 1333 der Natur die Schuld entrichtet. Womit auch Palladius und gleichfalls Ugliellus (ausbenommen, daß dieser einIahr weniger setzt) einstimmen. LXXVIII. Bertrandus. Wie fromm, gelehrt und gottsfürchtig dieser Patriarch auch gewest, hat doch Graf Hermann von Ortenburg der Dritte dieses Namens etlicher Lehn-Güter wegen ihn zum Harnisch bemüssigt und einen schweren Krieg mit ihm geführt; wie man gemeinlich den Frömmsten das Meiste angesinnt, und sie dadurch aus dem Schafs-Fell in die Leuen-Haut treibt. Denn man kann insgemein dem Sprichwort nach nicht länger fromm seyn, als der Nachbar will; zumal wann beym Gegentheil die Güte gar nichts verfangen will, sondern ihn nur noch hochmütiger macht, oder der Streit nicht unsre eigne, sondern die gemeine Angelegenheit bezielt. Sein Regiment währte 17 Jahre; sintemal die Grabes-Ruhe ihn dessen im Jahr Christi 1350 entbürdet hat. LXXIX. Nicolaus. Diesen Nicolaum giebt Megiserus aus dem Thesauro Aquileiensi an für einen natürlichen Sohn Keysers Carln, Palla- i| dius aber für einen Sohn deß Königs in Böhmen. Welches beydes recht doch nach unterschiedlicher Betrachtung. Denn Keyser Carl der Vierdte war zugleich König in Böhmen, und hat damals, als er noch nicht Keyser, sondern nur Böhmischer König gewest, diesen Nicolauum Zweifels ohn aus einem unehlichem Bette erzeugt. Dieser zerfiel mit Ertz-Hertzog Alb-rechten zu Kärndten wegen einiger Güter in Friaul, und wollte sich durch das Kriegs^ Schwerdt Recht verschaffen. Wider solchen öffentlichen Riß stellte sich Graf Albrecht zu Görtz mit gütlicher Handlung; welcher der Patriarch auch Stat zu gön neu und anders nichts, als mit Freundlichkeit die Sache auszutragen versprach, damit den armen Unterthanen keine Gewalt mögte angethan werden, als denen gemeinlich Haus und Hof, Haab und Gut in die Asche fielen, wann zwischen den Gewaltigen eine Kriegsflamme ausstieqe. „ -p Aber die Worte deß Patriarchen waren friedlicher als die Werde ; denn er fiel laus »f nichts destoweniger in die Histerreichische Grafschafft Mitterburg, verübte daselbst stitterfo# grosse Feindseligkeit, und beschädigte selbige Gegend hart. Jedoch als ihn der Land-Hauptmann in Crain, Herr Conrad von Kraygd, etlicher Sachen wegen recht und ordentlich berichtete, nahm er die Völcker zurück, und blieb hernach friedlich. Im Jahr 1358 forderte ihn Gott ab nachdem er dem Patriarchat acht Jahre und zween Monden vorgestanden. LXXX. Ludwig von Thurn. An diesem Herrn hat mehr das Ge müt als das Gewehr gegläntzet, und er sich lieber mit Tugend, weder mit dem Schwert-Geheng umgürtet; denn er hatte Gelehrtheit und Frömmigkeit miteinander vermählt. Weßwegen auch die Kirche seine Regierung gern hette länger gesehn, als sieben Jahre und ein Monat; nach deren Verlaufs er seinen Patriarchen-Stab nider- und sich selbsten zur Grabes-Ruhe gelegt im Jahr 1364 (oder 1365.) LXXXI. Marquardus. Marquard von Radeck stund dem Patriarchat vierzehen Jahre vor nach Sabellici Beschreibung; denn Palladius und Ughellus bringen 17 Jahre heraus. Er soll aber zum Kriege geübter seyn gewest, als zu geistlicher Geflissenheit und Wissenschafft. Wovon er auch den Vene- tianern die Probe geliefert, als welchen er viel zu schaffen gegeben, und das, was seine Vorfahren eingebüfft, wieder zu holen und alte Schuld zu rächen, sich bemühet hat. Dazu gab sonderlich die Stadt Triest 2™t£ Ursach und Gelegenheit; denn sie begrüfsle Nim km ihn um Beystand, womit er auch gern ®*»ttiaretn willfahrte und dieselbe durch Hülffe der Tnch^ Genueser den Venetianern mit Gewalt wieder entriß. Wie heivon Marcus Antonius Sabellicus weitläufftigen Bericht ertheilet. LXXXII. Philippus Alanzon. Philippus der Zweyte (sonst Philippus Alenzonius genannt) war von Geburt ein Frantzos, und ist endlich vom Papst Urbano dem Sechsten zum Kardinal gemacht. Worauf er aber das Patriarchat im achten Jahr seiner Vorstehung resig-nirt, und noch beh seinem Leben solchen Stuhl einem Andren geräumt, auch seine Residentz nach Avignon und endlich nach Nom versetzt Hat. Laut der alten Verzeichnissen hat er, als er noch zu Aglar saß, mit der Klerisey, sonderlich in Kärndten, viel Neuerungen einführen wollen, darüber sich dieselbe hefftig beschwert Hat ; doch ist endlich solcher Handel gestillet worden. Im Jahr 1397 Hat er zu Rom den letzten Heller deß Lebens bezahlt, und bet) S. Marien jenseit der Tyber in einem marmelsteinerm Grabe sein Ruhebette bekommen. LXXXIII. Johannes. Dieser Johannes ist ein Marchgraf aus Mähren gewest, und nach deß Philippi Abdankung im folgendem Jahr an dessen Stelle gekommen. Wiewol nach Palladii Anzeigung zwischen Philippo und ihm noch tmmittelst Pileus de Portica als A posto-tifcher Legat das Patriarchat auf eine kurtze Zeit verwaltet haben soll, welches man aber bet) Andren nicht findet. Und wann es je geschehen, so kann der- j selbe doch nur wenig Wochen sothane Verwaltung oder Interims-Regierung verwaltet haben; angesehn dieses gewiß, daß Marchgraf Johannes entweder gleich im ersten Jahr nach Philippi Abtritt, wie Palladius will, oder wie Ughellus und Megiserus rechnen, noch in eben demselben Jahr, darinn Jener das Amt aufgegeben, solches über sich genommen. Er trug selbige geistliche Würb - Bürde sieben Jahre und etliche Monaten, und legte sie ab samt seiner sterblichen Leibs-Hütten im Jahr Cristi 1395; da ihn der Schlag gerührt, also, daß er etliche Wochen Sprachlos gelegen und bald nach der Sprache auch über ein Kleines das Leben eingebüfft. LXXXIV. Antonius Cajetanus. Die Einsendung Johannis ins Grab er-HöHete AntoniumCajetanum, einen gebornen Römer, auf den Patriarchen- Stuhl gleich in selbigem 1395. Jahr, und nachmals die Gunst Papsts Bonifacii deß IX. im Jahr 1402 zum Kardinalat. Daher nicht angenommen werden will, was Johannes Franji ciscus Vitorudanus seinen Verzeichnissen von diesem Patriarchen hat einverleibt, nem-lich, daß, als derselbe enismals gen S. Veit in Kärndten zum Landshauptmann daselbst, Herrn Ulrichen von Weißbriach, in nothigen Geschafften gereffet, er an einer ungemein-schönen Jungfrau Aug und Hertz verbrannt, und weil sie seiner feurigen Liebes-Brunst mit züchtiger Kaltsinnigfeit begegnend ihre Ehre ja so hefftig beeyserte, als er dieselbe ihr mit Gewalt zu rauben be müht gewest, sie ihm ein Messer ins Hertz gestossen, und aus solche Weise die Liebes' samt der Lebens-Glut durch sein eigenes Blut darinn ausgelescht Habe ; worauf fol-gends sein Leichnam sey gen Aglar geführt. Dieses Musste vieleicht sich mit einer Falich-s andren geistlichen Person, wie Einige ver-muten, daselbst begeben haben; daß aber ^ingVfj diesen Cajetanum solches Messer sollte Paàrchms getroffen haben, wird damit klärlich wi- Caietam-derlegt und tiernichtiget, weil der Catalogus Cardinalium ausdrücklich gedenckt, er sey allbereit im Jahr 1412 am eylfften Jenner im drey und zwantzigsten der Regierung Papsts Johannis zu Rom verschieden, und allda bet) 8. Maria super Minervam begraben. Palladius und Ughellus setzen zwar Beyde das 1402. Jahr für sein Ziel an; aber das muß allein von seinem Regiment im Patriarchat verstanden werden. LXXXV. Antonius der Zweyte. Dieser wird sonst Antonius de Pancera, von etlichen Antonius Panciarius und von andren Antonius Pancerinus von Portogruar genannt. Ist von Geburt ein Furlaner oder Friauler gewest, und vom Papst Johanne dem drey und zwantzigsten, gleichwie sein Vorfahr, mit dem 20 Die Bemti-oner reiffen da« Patriarchat an ftch. Kardinalst im Jahr 1311 beehret worden. Er befand sich auch im Jahr 1417 auf dem Concilio zu Constantz mit in dem Conclavi, da man Papst Martinum den Fünfften mehlte. Im Jahr 1431 am 3. Julii entwich er zu Rom der Zeitlichkeit, und ward in S. Peters Kirchen in ein marmelst-inernes Grab zur Ruhe gelegt. LXXXVI. Antonius der Dritte. Der Dritte dieses Namens, nemlich Antonius de Ponte, ward wider den vorigen Antonium zum Patriarchen erführen, saß aber nur biß ins Jahr 1418, da ihn der Tod den Stuhl hieß räumen nach seiner achtjährigen Regierung. LXXXVII. Ludovicus der Andre. Ludovicus, welchen Megiserus irrig den Dritten dieses Namens nennet, da er vielmehr der Zweyte, war ein geborner Hertzog zu Teck, aber der letzte von der Kärndterisch- und Crainerisch- und Hister-reichischen Regierung; weil zu seiner Zeit der Venetianer Geitz, wie Aventinus schreibt, das Patriarchat an sich gerissen. Es hatten sich nemlich die Patriarchen von Aglar bißhero zu den Deutschen Key-fern gehalten; aber zu Keyser Sigismundi Zeiten, dessen Feldherr Pipus (wofür Andre Philippus lesen) mit Venetianischem Golde sich stechen, und seines Keysers Kriegs-Glück abkauffen oder verkehren lassen, haben besagte verschmitzte Venetianer den Patriarchen Hertzog Ludwig und die ernportiche Stadt Weiden (oder Udene) nach Machiavellischer Staats-Kunst aneinander gehetzt, also, daß diese Stadt, wie auch Cividal de Austria von ihm ab-und zu ihnen gefallen. Weßwegen er mit ihnen zwar gekrieget, aber, weil sie ihm zu mächtig und die Keyserliche Völ-cker in andren Ländern mit Krieg verwickelt waren, solchem nach ihn nicht gnugsam entsetzen kunnten, sehr unglücklich. Und wiewol er endlich zum letzten Mal mit Keyserlichen Hülffs - Bölckern verstärckt wiederum im Friaul anlangte, viel Städte und Schlösser einnahm, be-gegneten ihm die Venetianer doch noch stärcker und vertrieben ihn um so viel leichter, je schwerer es ihm ohne dem fiel den Proviand-Mangel desto länger auszustehen. Er ging derhalben wieder zuruck in Ungarn und Oesterreich, sich um frische Hülffe an Volck und Gelde zu bewerben, bevor ihm aber solches zu theil worden, hat ihn selbsten der Tod geworben, oder vielmehr fernerer Kriegs-Werbung befreyet und zur Ruhe gesetzt. Das war den Venetianern eine angenehme Post, und deuteten sie solches für ein Zeichen, daß sie nun, nachdem dieser Stein weggeräumt, desto glücklicher und unverhinderter in ihrem Vorhaben könnten fortfahren, nemlich sich deß Hertzogthums Friaul samt der Marchgrafschafft Hi-sterreich zu bemächtigen, und das gantze Patriarchthum an sich zu ziehen. Massen sie hierauf jetztbenannte Länder ihrer Herrschafft unterworssen. Zeilerus berichtet, daß sie nachmals auch aus Aglar und Grado ein Patriarchat gemacht und den Sitz obberührter Massen nach Venedig versetzt, jedoch der Patriarch annoch die Herrschafft über Aglar, S. Veit, und S. Daniel, auch dazu jährlich noch drey tausend Ducaten, das übrige die Herrschafft Venedig behalten habe. Solches schreibt gedachter Zeiler im ersten Theil seiner Reise durch Deutschland, und zwar gutenTheils aus derKärndterischenChronic Megiseri. a) Aber im Zweyten Theil selbiges Itinerarii verbessert er sich aus deffel-bigen Megiseri Beschreibung der Stadt Venedig und spricht, er habe vorhin im Ersten Theil gefehlt, indem er geschrieben, die Patriarchen von Aquileja und Grado würden nunmehr für Einen gehalten und vermischt ; sintemal besagter Megiserus in erwehnter Beschreibung Venedigs gedencke, daß zwar der Patriarch von Ayuileja heutiges Tages zu Venedig residire, jedoch eben sowol auch der Patriarch von Grado, welchen man jetzo d en Patriarchen von Venedig nenne, daselbst wohne, b) So liefet man auch in deß Abetini Theatro Europaeo, es habe Keyser Ferdinand der Zweyte am 10. Augusti Anno 1628 wegen dieses Patriarchats zu Aquileja, so dem Deutschen Reich unterworffen dem Papst, so einen Venedischen Praelaten den Rechten zuwider mit solchem Patriarchat versehen, eine Protestation insi-nuiren lassen, c) Es soll doch gleichwol dieses Patriarchat, wie besagter Zeilerus meldet, noch a) Megiser. im 9, Buch der Kärndterischen Chronic 5ap. 52. Bl. 1081. b) Zeiler. parte 2. Itinerarii German. Bl. 177. c) Vid. Theatr. Europaeum Job. Phil. Abelim col. 1280. Das Patriarchat von Aglar un das jti ®r“ werden not Venedig verlegt- Lelchrr oer PaE VON P-ned« liiffe. in Kärndten und Steyer geistliche Einkommen haben; weßwegen aber in den nechsten Jahren Streit vorgefallen, also, daß von solchem, wie man ihn, Zeilerum, berichtet hat, nach Venedig nichts . gegeben worden, schlechte Be @3 soll auch gedachte Stadt Aglar je-schaffenheit tziger Zeit ziemlich öde, von ihrer vorma-8aiaftailt ^gen Herrlichkeit allerdings verfallen, und einem Dorff schier nicht ungleich sehn, also, daß von desselbigen vorigen Ansehnlichkeit und Pracht-Gebäuen keine andre Denkmäler mehr vorhanden, ohn allein etliche alte Gemäuer von dem gewaltigen Amphitheatro oder rundem Schauspiel-Hause und der alten Stadt-Mauer, wie auch einem baufälligem altem Tempel. Und weil der Ort sehr ungesund, also daß die Leute daselbst gar gelb und betrübt aussehn sollen; so halten sich ausser wenig Geistlichen mehrentheils nur Fischer allda auf. a) Obgedachter PatriarchLudovicns aber ist, nachdem er 17 Jahre das Patriarchat regiert, im Jahr 1435 (ober wie Palladius setzt 1437) von der Welt geschieden. Sonst gedenckt Megiserus im 24ten Capittel des fünfften Buchs der Kärnd-tetijchen Chronic, wie auch in seiner 8$^ Chronologia Veneta, das Patriarchat Patriarchen 3U Grado habe gewährt biß 1451, und 8**. 57 Patriarchen gehabt; hernach sey es von Grado durch die Benedische Herrschafft mit Bewilligung Papsts Nicolai deß V. nach Venedig verlegt, und von dem an Patriarchen zu Venedig genennetworden. Welches auch Zeilerus bestetiget. Muß demnach die Vereinigung beyder Patriarchaten nicht gleich nach Einnehmung Friauls und Histerreich, sondern allererst 16 Jahre hernach geschehen seyn. LXXXVIII. Alexander. Nachdem wir diejenige Patriarchen erzehlet haben, welche über Friaul und Histerreich geherrscht, und die Vene-tianer, wie gedacht, seit Ludovici Her-tzogs von Teck Zeiten sich über die Pa-triarchische Landschafften zu Herren gemacht, wollen wir hiernechst die übrige Patriarchen nur mit Wenigem anzei-gen und kurtz durchgehen. Als der Patriarch Hertzog Ludwig Todes verschieden war, tratt im Jahr 1437 in die nunmehr aufs genaueste heiler, in Itinerario Germaniae p. dö7 < > l“j* auch Jacobum Graserum in der Italienischer Schatz-Kammer. eingeschränckte geistliche Regierung der Patriarchal-Kirchen Alexander, Hertzog von Mascovien (oder aus der Mastni in Polen), regierte aber nur ein Jahr, nemlich biß ins 1438. Jahr. Weßwegen weder Megiserus, noch Ughellus, sondern nur Palladius Seiner gedacht. LXXXIX. Johannes Vitellius. Diesem Patriarchen Johanni Vitellio, welcher nach dem Alexandro gesessen, zehlen die Scribenten die Regierungs-Jahre ungleich zu. Megiserus, welcher vermeynt, er sey gleich unmittelbar auf den Ludo-vicum, nach dessen Tode die Venetianer die weltliche Herrschafft dem Patriarchat entzogen, im geistlichen Regiment gefolgt, und solchem Amt fünff Jahre vorgestanden, biß er Anno 1440 gestorben. Nach Palladii Beschreibung, welcher Alexandrum noch dazwischen zehlet, hat er biß 1439. das Amt geführt. Welches, weil Alexander im Jahr 1438 gestorben, über ein Jahr nicht austrägt; daß also Palladii Rechnung nach Vitellius länger nicht, als ein einiges Jahr regiert hette. Ughellus aber, welcher gleichfalls, wie der Megiserus den Johannem ohne Mittel-Person gleich nach dem Ludovico setzet, sagt, es habe Johannes, welchen er Johannem Vitellescum nennet, vom Jahr 1435 biß 1439 regiert. XC. Ludovicus der Dritte. Dieser wird vom Palladio Ludovicus de Mezarotta, vom Ughello Ludovicus Scarampus de Mezarotta genannt. Bey Jenem besitzt er den Stuhl biß ans Jahr 1463, bey diesem aber biß 1465. Megiserus schreibt, er habe 25 Jahre regiert und sey zu Rom am 27. Mertzen gestorben, auch allda bey S. Laurentzen zur Erden bestattet, nachdem er vorher Kardinal und auch Episcopus Albanus worden. Hat also das Glück diesen Lu-dovicum sehr hoch erhaben aus einem nidrigen Stande. Denn er war eines schlechten Herkommens von Padua, und seiner Profession ein Artzt. Welches biß zum Patriarchen und Kardinal-Stande einen ziemlichen Abstand (oder Distanz) giebt. Aber welcher Stand ist so hoch, daß nicht Geschicklichkeit, oder Gunst, oder Reichthum, oder alle Drey miteinander als die bequeme Leitern zu hohen Würden denselben vielmals erreichen sollten? Das Ehren-Glück vermählt sich offt mit gar nidrigen Personen, wann sie von Ge-II müt hoch, fürnehm und kluges Verstandes 20* Artzk wird Patriarch und Kardinal. seynd; gleichwie gegentheils der Unverstand Manchen von der Höhe zur Erden wirfst. XCI. Marcus Barbus. M. Barbus, ein geborner Venetianer, war Papsts Eugeni! deß IV. und Pauli deß II. Vetter, auch nach erreichter Patriarch-Würde Bischoff zu Vizenza und Kardinal zu S. Marci, hernach Bischoff zu Pallestrina, Starb zu Rom im Jahr 1491 am 2. Mertzen. Womit auch Palladius übereinkommt. Ughellus aber setzt sein Ende ins 1490ste Jahr. XCII. Hermolaus Barbarus. Dieser war gleichfalls von Venedig bürtig, und bekleidete den Patriarchen* Sitz drey oder vier Jahre (Megiserus setzt 5) mit groffen Ehren als ein Mann von hoher Erudition und Vernunfft, dessen Ruhm noch auf den heutigen Tag die Vergessenheit nicht ausgelescht; also daß obgleich ihn selbsten der Tod im Jahr 1494 aus dem Regiment und Leben hinweggenommen, er ihm doch der Gedächtnis der Lebendigen annoch nicht nehmen können. XOIII. Nicolaus Donatus. Denselbigen hat auch Venedig erzeugt und gesäugt, und das Patriarchat ihn: im Jahr 1494 zum Vorsteher gewonnen; Megiserus sagt, er sey im Jahr 1491 Patriarch worden, und im Jahr 1505 gestorben, nachdem er 14 Jahre den Stuhl besessen. Solches ist aber Alles falsch. Denn er ist, wie gedacht, Anno 1494 zum Patriarchen gewehlt, und nur biß 1497 gesessen. XCIV. Dominicus Grimanus. Derselbe hat ebenfalls zu Venedig die erste Milch gesogen, und zu Rom am |l 27. Augusti 1523sten Jahrs seinen Geist ij aufgegeben. Denn er auch den Kardinal-Hut bekommen. Megiserus schreibt, er habe 18 Jahre regiert; aber Palladius und Ughellus verlängern seine Negierung noch auf 8 Jahren, und schreiben beriet- I ben in 26 Jahre zu. XCV. Marinus Grimanus. Hiernechst gelangte sowol das Patriarchat, als nachmals auch das Kardinalat abermal an einen gebornen Venetianer und zwar auch wiederum an einen Gri-manum, nemlich an den Marinum, deß Venetianischen Hertzogs Antonii Grimani leiblichen Sohn. Welcher im 1523 Pa- triarch worden, und 23 Jahre regiert, aber im Jahr 1546 zu Citta Vecchia den Kardinal-Purpur mit dem Sterbhemde und Todten-Kleide verwechselt. XCVI. Marcus Grimanus. Mit der Patriarchal-Würde ward in derselben Familie gleichfalls im Jahr 1538 begläntzt Marcus Grimanus, jedoch nur als ein Coadjutor; sintemal er schon ein Jahr vor dem Marino Grimano die Pflicht der Natur erlegt hat, nemlich im Jahr 1545. XCVII. Johannes Grimanus. Als ein Coadjutor ist hernach gleichfalls gesessen Johannes Grimanus, und zwar vom Jahr 1545 biß 1592. An flat Marci und Johannis setzt Megiserus Hieronymum und Victorem Grimanos ; deren aber weder Palladius noch Ughellus Meldung thut. XCVIII. Daniel Barbarus, Dieser ist eben sowol Coadjutor gewest und noch eher als Johannes Todes verfahren. XCIX. Aloysius Justinianus. Derselbe war auch Coadjutor, nahm aber gleichfalls auch den Vortritt zu Grabe vor dem Johanne. C. Franciscus Barbarus. Dieser regierte als ein Patriarch vom Jahr 1592 biß 1615, nachdem er schon : Anno 1585 deß Johannis Gehülff oder Coadjutor geworden. CI. Hermolaus Barbarus. Dieser, deß Namens der Andre, betrat Anno 1595 die Coadjutor-Stelle, die Patriarchal-Würde aber führte er von 1615 biß 1622. cr- CII. Antonius Grimanus. Gleicher Massen bekam Antonius Grimanus die Coadjutorie im Jahr 1615, und saß nachmals als Patriarch von Anno 1622 biß 1628. CHI» Augustinus Gradonicus. Ist im Jahr 1628 zur Regierung gekommen, und gesessen biß 1629. CIV. Marcus Gradonicus. Folgte dem Augustino im Regiment, nachdem er vorhin desselben Coadjutor gewest, und saß biß ins Jahr 1656. a) Secundum Pallad. & U. CV. Hieronymus Gradonicus. Dieser war erstlich seines Bruders Marci Gradoni« Coadjutor; ist gesessen zwey Jahr, und Anno 1658 mit Tode abgangen. CVI. Johannes Delphinus. Nach tödtlichem Hintritt Marci Gradoni« hat man zum Patriarchen erwählt Johannem Delphinum. Welcher hernach seinen Bruder Danielen! Delphinum, Bischöfen von Philadelphia, zum Coad-jutorn genommen, als er Selbst Cardinal worden. Derselbe sitzet seit Anno 1658 auch bißhero noch aus dem Patri» archen-Stuhl. Was für Crainerische Pfarren in der patriarchalischen Dioeces tigert, wird hernach bei) Beschreibung der Pfarren in Crain angezeigt werden. 8er m. S6|ifintff. Von den Bischöfen in Crain. ^nhült. S. Hermagoras fall defs (Bmonifchen Iisthurns erster Stifter fein. Iisthurn LN Ernona ist bald diefem bald jenem (grtzbiflhum untergeben gewest. S. Maximus Sifritof Lu Ernona. Die vormalige Stadt Assesta in Japydien. Mo die Reliquien S. Maxirni hingehommen. Grnonifcher Kifchof fastus. Mfdwf Maximus der Andre defs Jarnens. Ughelli Mifsverstand. Ob diefer Maximus ein Märtyrer worden. Der Difchof D. florius. Mann die Grnonenstfche Viscböfe unter defs Grtzbifchosts zu Sordi Gebiet gerahten. Der lifchof (Sennadius. Zifchof Johannes. Hifchof Patritius Patritius verwirft die drey Capittel. Der Erno-nifche Hifchof Paulus. Hifchof Mauritius. Äst von den Griechen ermordet. Inscription am tiaujfstrin LU Citta nova. Marum er von den Griechen umgebracht. Die Entstehung der Stadt Saybach. Martinas Hifchof und Pfarrer LN Saybach. Keyfer Friedrich stiftet Lu Saybach ein neues Histhnm. Mas für ein Gesteht ihn dazu bewogen. Weistagende Schertz-Morte, fo der Kardinal H5neas mit dem von Samberg gewechselt. Sigismundi von Samberg Herhornrnen. Der wird erster Mfchost zu Saybach. Keyfer Friedrich stiftet ein Histhurn zu Saybach. beugen, fo in dem Stift-Briefe benannt worden. Saybachifche Kirche wird durch den Papst von der Jurisdiction defs Patriarchen ledig ge fprochen. Der Papst cedirt dem Keyfer Friedrich das Recht der Präsentation &c. Abt Gregorius resignirt. Dem Hifchof zu Saybach wird vom Keyfer das Holtz- und Weid-Recht verliehen. Aene® Sylvii Ruhm-Morte von den üeutfehen. Mie Hifchof Campanus den SÜeutfchen ihre Strittigheitcn verliefen, ilrfachen warum der Eürch fo mächtig worden. Der Papst wird vom Keyfer um die Canonisirung S. Hemm® «rfucht. So aber ins stechen gerahten. Die unruhige Mönche werden bedrohet mit dem Samt. Hifchof Sigismundus wird attgefochten von dem General-Vicario defs Patriarchats. Keyfer Friedrich ertheilt dem Mfchof zu Saybach völlige Macht über die incorporate Kirchen ZU disponiren. Papst Paulus n. confirmirt die Eremp-Lon defs Histhums Jagbach von dem Patriarhat. Privilegium defs Hifchoffs, Mineralien zu graben. Die Henedictiner mii(|en auf Päpstlichen gefeht von (Oberburg hinaus. Hifchoff Sigmund publicirt die Päpstl. Kreuzt - Hüll. Kegferlidt Privilegium zur Erbauung eines Hifchofflichen Palasts. Kegferlicher gefeht an den Hauptmann zu tiMg. Absterben Hifchoffs Sigismundi. Seine Hegräbnifs. Sein Körper wird nach 190 Jahren noch ganiz und wotriechend gefunden. Sein noch vorhandenes Brevier. dArist ophorus Kauber, der erste fürstliche Hifchoff in Crain. Der Papst dispensirt wegen feiner Jugend. Schertz-Mechfel defs Sylvii ^Ene® und Hristophori Kaubers. Verwandelt sich in ernstliche Erfüllung. Vertrauliche Kurlzweü beg dem Päpstlichen fufs-Kufs. Durch welche Veranlagung die Hifchöfe von Jagbach fürsten geworden. Obiger Schertz-Handel wird in Zweifel gezogen. Aene® Sylvii glüchliches Anfhommen durch feine Gefchichlichheit. Keifet auf Korn. Wird Kegferlicher Gefandter an etliche Keichs-fürsten. Auch zu hohen militarifchen Aemtern gezogen. Ist gleichfalls begm Ferdinando dem I. in hoben Gnaden. Was er dem Wsthum zu gut geftifftet- Sein Tod und Hegräbnifs. Hifchoff francifcus Kaziainer. Hifchoff Urbani Textoris Aufhommen durch die Studien. Seine löbliche Sparfainheit. Gr beredet den Kegfer die PP. Societatis Jesu ins Fand ZU ziehen. Correspondirt brieflich mit dem Ignatio Lojola. Ift ein heftiger Verfolger der Gvangelifchen. Hifchoff Petrus von Seebach. Unter welchem fehr Viele ans den Klöstern gegangen. Kegferlicher Hefehl an Ihn wegen Bestellung gewisser Prediger. Hauet eine neue Eatholifche Kirche. Wunderzeichen beg der ersten Wallfahrt dahin. Sein Tod. Der fechste Hifchoff Gj»onradus Glußtfcb. fordert die veräusserte geistliche Güter zurück. Mufs auch nach den Beneficien fragen. Er erhaufft zu dem Histhum die Herrfchafft Kudenech. Der ftebende Hifchoff Haltbafar Kadtitz. Der achte Hifchoff Johannes Tautfcher. Wird auch Stadthalter zu Srätz. Macht die zu Görtz Eatholifch. Imgleichen alle die Veldefer. Hehommt das Kloster Oberndorf zur Eommentur. Jeinet die Anfordrung defs Patriarchens hurtz und gut ab. Hringt den Patribus Capucinis zu Görtz ein Kloster zu wegen, gefordert den Hau defs Jefuiter - Collegii zu Jagbach. Der neundte Hifchoff Thomas Ehrön. Sein Seufftzer zu Gott, um rechte Verwaltung feines Hifchoff-Amts. Hebt an die Evangelifchen egfrig zu verfolgen. Wendet viel Jeutc zum Kömifch - Eatholifchem Glauben. Macht eine Evangelifche Kirche in die Jufft aufstiegen- Was er hievon an den Papst gefchrieben. Eierlich - prächtige Begehung defs fronleichnams - fests. Hifchoff Thomas stosst einen Evangelifchen Pfarrer zur Kirchen hinaus. Sein fleifs in Auszierung der Itirchnt &e. Und zwar guten Theils auf eigenen Kosten. Sein ungemeiner Amts-fleifs und Nüchternheit. Stiftet die S. Marien - Kirche in Nazareth. Die Vielheit feiner Kirchenweihungen und firmtmgen. Hifchoff Reinaldus Scarlichius. Wtmderwiirdiges Tractament, fo Hifchoff Thomas beg der en Ruinen gestanden, und dieser heilige Maximus ihr Bischofs gewest, auch daß seine Reliquien unterm Bischofs Adamo, im Jahr 1146 von Rom, nachmals nach Venedig gebracht; woselbst er noch auf den heutigen Tag in der Kirchen 8. Can-ciani ruhe. Es besorgter der D. Schönleben, selbige anjetzo zu Venedig vorhandene Reliquien dörfften eines Andren, und nicht deß Aemo-nensischen Bischosfs Maximi seine seyn. Es mag nun gleich darum bewandt seyn, wie es wolle, so weiß man doch gleichwol soviel, daß 8. Maximus Bischofs gewest zu Emona; wo sein Leichnam auch immermehr mag geblieben sein. (t) Siehe was daselbst wegen der Stadt Assesia mit deß Orts seiner Marter in der Anniercknng gedacht worben. Im Aglarischen Dioeces wird sein Fest gefeyert am 29 May. a) Castus. Castus, Bischofs zu Emona, ist der Christen - Gemein daselbst vorgestanden ums Jahr Christi 368, und wird Seiner in den Decreten Papsts Damasi rühmlich gedacht, wie Inchoferus bezeugt, k) Daß aber dieser Castus bey denen zu Rom damals gehaltenen beyden Synodis sich gegenwärtig befunden, bey welchen neun tzig Bischöfe, theils aus Italien, theils aus Frankreich zugegen gewest, steht auf keinem so festen Fuß, daß es nicht vielmehr eine glaubliche Vermutung weder eine sichere Gewißheit seyn sollte. Wie lange Bischofs Castus die Emo-nische Kirche regiert habe, kann man nicht wissen; unterdessen ist doch glaubmäfsig, er sey dem H. Maximo in dem Bischöflichem Amt unmittelbar gefolgt. Maximus der Zweyte. Dieses Namens der Andre Maximus wird gleichfalls vom Ughello der Heilige titulirt. Aber, wie es scheint, so vermengt Ughellus diesen Maximum mit dem vorigen Maximo, der nicht allein Bischofs, sondern auch ein heiliger Märtyrer worden; und gründet er sich auf diesen Ungrund, daß derjenige, welcher zu Citta nova als ein Patron verehrt wird, kein Märtyrer gewest sey. c) Allein in dem Aquileiensi-schem Calendario, steht er ausdrücklich als ein Märtyrer. Hingegen hat man von diesem zweyten Maximo keine Nachricht, daß er gleichwie der Erste ein Blut ' Gezeugniß deß Christlichen Glaubens hette abgelegt; sondern es gebens die Acten, daß er im Jahr 381 dem Concilio zu Aglar beygewohnt, um welche Zeit die heidnische Verfolgungen allbereit nachgelassen. 8. Florius. Daß dieser der Aemonischen Kirchen bischöflich gepflegt, ist nicht ungewiß; aber unbekandt, zu welcher Zeit er gelebt. Seme Reliquien hebt die Stadt Pola in Hister-reich, mit Verehrung auf; und wird sein Jahr-Fest feyerlich begangen am 27 October. «) Vid. Manz. de 88. Istrice fol. 70. Ughell. Tom. 5 Ital. Sacr. f. 221. Holland. Contin. ad 30. Aprilia. 6) Inchofer. in Annalib. Hungarice, in Appar. pag. 14. i c) Ughell. Tom. 5. Ital. Sacr. f. 210. Emonisch-- Bischofs Lastus. Bischofs Maxim»» der Andr-d-ß N°ni-"°' üghelli . ä?V mus -in MM--- worden- Der S'fy Z. G ennadius. Nachdem der Blutstürtzer Attila die Stadt Emonam verstöhrt, hat diese so-wol an ihrem geistlichem, als weltlichem und materialischem Bau die Verwüstung empfunden, und auch auf einige Jahre eines Bischoffs ermangelt. Denn ob gleich dieselbe in langer Zeit aus dem Staube nicht wieder hervor, noch zu ihrer vorhin gehabten Herrlichkeit empor gestiegen, seynd ihr doch in folgenden Jahren ihre Bischöfe widerum zu theil, auch nach und nach etliche Wohnhäuser daselbst wieder erbauet worden. Wöbet) dann gleichfalls die Anzahl der Gläubigen allgemach wiederum zugenommen. Wie-wol selbige Bischöfe mit der Zeit unter Wann d den Ertzbischoff von Lorch gekommen, deren emonent aber keine von Namen bekandt seynd, H' vischö- und scheinet, daß solche Ober-Aufsicht Ertz-B?-bt§ deß Metropoliten zu Lorch über die zu Emonensische Bischöfe sichmit dem sechsten lieu®'“ Seculo angefangen, wozu die vielfältige ' Verwechslung der weltlichen Herrschafften und Verpflanzung ihres Hof-Sitzes neben andren Ursach gegeben. Entweder vor dem Eintritt setztbe-rührten sechsten Jahr-Hunderts oder Drr jQjj auch wol gleich mit dem Eingänge deffel- ^nadius. ben hat Geimadius die Emonensische Kirche in seine Lehr-Verpstegung und Aufsicht genommen. Derselbe soll im Jahr Christi 503 mit zu dem Römischen fünfften Synodo gekommen seyn, wie der D. Schönleben aus einem Manns er ipt deß Vicarii Generalis von Citta nova, Jacobi Bruti, welches dieser ihm zugeschickt, er-wehnt. Und wann sichs also verhält, so Muß dieser Bischoff Gennadius (wie der-selbige Schönleben hinzu setzt) gar bald darauf, nemlich noch in denselbigen 503. Jahr Todes verblichen seyn, weil gleich des andren nachgehenden Jahrs schon ein neuer Bischoff gefunden wird. <*) Johannes. Man will, daß nach Absterben deß Gennadii Einer mit Namen Johannes dem Bisthum zu Aemona vorgestellt worden, auch auf dem sechsten Concilio, zu Rom ums Jahr Christi 504 gehalten ward, erschienen sey. Doch beruhet solches eben sowol auf genannten Bruti Aussage, welcher angeregtes Concilium aber irrig aufs Jahr 514 versetzt. °) D. Schönleben in MS S. è MScripto Bruti. Bal. VIII. Buch Patritius. Gleichwie das Jahr der Verbleichung Gennadii unbekandt ist, also auch das Jahr des Antritts seines Nachfolgers Bischofs Patritii. Denn woferrn dieser Hem Synodo ’tSatrumž-zu Grad, welchen der Aquilegische Patriarch Helias im Jahr Christi 580 angestellt, sich hat unterschrieben, wtePalladius Ughellus und Andre wollen, so kann er nicht gleich alsofort nach dem Tode Johannis ins Amt getreteten seyn; sintemal er sonst sechs und siebentzig oder fünff und siebentzig Jahre biß an die Zeit da er jetzt-gemeldtes Concilium unterschrieben, schon regiert hette; welches gantz nicht zu vermuten. Derhalben muß zwischen Johanne und ihm nvthwendig vorher noch ein Andrer, wo nicht zween, gewesen seyn, derer Nam aber der Vergessenheit heim gefallen. In dem Codice Barbarino steht an stat Patritii, Petrus ; weswegen Brutus glaubt, es seyen zweyerley Personen und Petrus ein Andrer als Patritius ; worinnen er nach deß Schönlebens Ausspruch gefehlt haben soll. Ich aber vermute, er habe nicht gefehlt, und vielleicht der Petrus gleich nach dem Johanne das Amt überkommen nach Petro aber Patritius ; sintemal ersterwehnter Gestalt sonst Patritius 76 Jahre das Bischoffs-Amt verwaltet hette, daran der Schönleben nicht gedacht. Dieser Bischoff Patritius hat unter den Writiue andren Suffraganeis deß Patriarchen stand- e* hafftig die drey Capittel, wovon wir in pittei. Beschreibung der Heiligen ausführlich gehandelt, verdammt; ohngeachtet die meisten andren Bischöfe solche, wie der Patriarch Severus that, annahmen, und darum sür Kirchen-Entzweyer geachtet wurden. Nach dem P atritio verliert sich die Kennt-niß der nachmaligen Bischöfe zu Emona biß an die Regierung Keysers Friedrichs deß IH., so man einen oder zween aus-nimt, von welchen annoch einiger Nachschall bey den Scribenten hallet. Denn weil nicht übrig lange nach deß Patritii Zeiten die Avaren und Slaven zu den Carnis sich eindrungen, und im Lande Meister spielten; ward von ihrem erbittertem Heidenthum der christliche Glaube unterdruckt; daher dann die christlicheLehrer sich verkriechen oder fliehen muffen, und also auch bey selbigen Verfolgungs-Läuff-ten entweder gar keine Bischöfe zu Emona 21 Der Emv-nische Bischofs Paulus. Bischoft SOtouririus. Ist von den Griechen ermordet. Inscription am Taufsstein zu Citta nova. Warum er von den Griechen umgebracht. . zu Citta nova annod) kein Bischofs gesessen; angemerckt, in selbigen Diploma-tibus die Bistühmer, so dem Patriarchen unterwürfig, benennet werden, und neben ändern auch dasjenige, welches Er bey der Stadt Citta nova in Istria verordnet, und desselben solcher Gestalt erwehnt, daß man daraus erkennen kann, er habe es Selber daselbst erst angerichtet, und vermutlich das Aemonensische Bisthnm dahin verlegt. a> Daß Emona nach der Zeit biß an die Regierung Keysers Friclerici III. ohne Bischofs sollte gewest seyn, ist nicht vermutlich; aber in Benennung derselben findet man die Geschicht- und Denck- Schrifften ganz stumm. Vielleicht mag aber doch dieses Bisthnm bißweilen von einem Bischoff über gantz Crain regiert und desselben Obsicht einverleibt worden seyn. Wie man daun liefet, daß ums Jahr 822 nach dem Tode des Saltz- burgischen Ertzbischoffs Arnrnilonis der Ertz-Diaconns der Stadt Juvavise (oder Saltzbnrg) Adelramus, ein gelehrter und gottseliger Mann, einen andren Bischoff der Slaven in Kärndten und Crain, nemlich den Ottonem, an Stelle deß Der* bliechenen Theodorici geordinirt. t>) Also können auch wol damals die geborne Kärndter und Crainer einen besondren Bischoff ihrer Nation miteinander gehabt haben, der das Emoneusische Kirchspiel uebeust andren Kärudt-nnd Craiuerischen Kirchen zugleich unter seiner Obwaltung begriffen. Mitten im neundten Seculo scheinet kein besonderer Bischoff über Emona gewest seyn, weil die erschreckliche Verwüstung diese Länder sehr kahl, und die Bischöfe flüchtig, oder das ausgeraubte Land zu arm worden, selbige zu unterhalten. Daher man auch von dem einigen Bischofs Oswaldo allein weiß, der, nachdem er vom Saltzburgischen Ertzbischoff Liu-pramo ordinirt worden, daß derselbige bey damaligen Läufften in so weitreichenden Provintzien, als: in Kärndten, Crain, einem Theil deß Oberen Pannoniens und auch in einem Theil von Steyer, ein apostolisches Amt geführt; da gleichwol vorhin mitten unter den Römischen Verfolgungen die Städte Aemona, Celeia (oder ZyÜj) Petovia (Pettau), Tiburnia, Scarabantia, a) Vid. Apparat. D. Schönleb. ad Annum 788. b) Hund. Metr. p. 5 & Megiser. lib. 6. C. 28. geblieben, oder soferrn je bey der Stadt noch einige sich anfgehalten, solche in heimlicherVerborgenheit haben lebenmüssen. So wird Zweifels ohn damals das Biß-thum von Emona auch nicht den Patriarchen zu Grado, sondern den zu Aqui-leia für seinen Metropoliten erkannt haben, als nemlich ein Stück von Crain annoch das Longobardische Zepter bediente. Denn der damalige Hertzog Gisulphus fnnnte den Götzendienst nicht ausräumen, weil viel Longobarder wieder zum Heiden-thum fielen. Paulus. Im letzten ^ünfftheil deß achten Seculi soll Einer, mit Namen Paulus, die Emo-nensische Bischoff-Würde getragen und sich dem zweyteu Nicsenischen Synodo im Jahr Christi 780 beygestellet haben. Welches man aber obbesagtem Bruto zu Gefallen so lange glaubt, biß mans bey älteren Scribenten auch findet. Mauritius. Es wird auch eines Emonensischen Bi-schoffs Mauritii gedacht, welchen die Griechen in Istria im Jahr 787 ermordet haben. Der Schönleben gedenckt, es finde sich zu Cittanova am Tauffstein eine Jn-scription, darinn der Nam MAURITIUS EPISCOPUS AEMONEN. enthalten. Er vermutet, es muffe entweder ein jüngerer Bischoff deß Namens, so etwan zu Citta nova gewest, dadurch gemeyut werden, und selbige Schufst erst nach dem tausendsten Jahr Christi gemacht seyn, nachdem nemlich die Bischöfe zu Citta nova angefangen, den Titel eines „Bischoffs von Emona" zu führen, oder so besagte Jnscription älter, müsse dieser in derselben benamter Mauritius ein Bischoff deß rechten Aemonae, nemlich zu Laybach, gewesen seyn, welchem etwan, weil zu der Zeit andre Bisthümer in Istria gemangelt, die Versorgung der Jstrianischen Kirchen auch aufgetragen worden. Und als er dieselbe ihm angelegen seyn lassen, werden ihn, wie gedachter D. Schönleben vermeynt, die Griechen beschuldigt haben, als gedächte er das Land Istriani ihnen zu entwenden, und dem Keyser Carolo M. zuzuwenden, deßwegen sie ihn umgebracht. Denn man kann aus den öffentlichen Briefen (oder Diplomaten) Keysers Caroli, welche Anno 803 ausgefertigt worden, so viel abnehmen, daß um selbige Zeit AZNstehlw ^ ©tobt Mus Mar und «t zu N Fried 2?JWfftet gu ein für etn baiubt,6l ihn '»gen und andre jedwede ihren eignen Bischoff gehabt. Nach den Zeiten Caroli deß Grossen stieg aus deß von so manchen Kriegs-Verwüstungen verfallenem alten .Emonae Steinhauffen allgemach an dem andren Ufer deß Flusses Laybach eine mittelmässige Stadt hervor, welche von den Teutschen nach dem vorbeyrinnendem Fluß L a y b a ch ward benamst. Dieselbe hatte ihre Zunfft-meister und Pfarren, deren Etlicher Namen annoch kündbar seynd. Im 1450 und folgenden Jahren war Martinus Bischoff und zugleich deß Patriarchen von Aglar general Vicarius zu Petau und gleichfalls Pfarrer zu Laybach. Welcher auch zu Laybach im Jahr 1456 mit Tod abgangen, und zu 8. Nicolai unter der Kantzel begraben ligt. Diese Kirche ist in selbigen Jahren nur noch eine Filial-Kirche gewest, anjetzo aber der Thum. Denn bald nach der Zeit, nem-lich im Jahr 1460, hat Keyser Friedrich der III. (welchen sonst Andre den IVten nennen) ein neues Bisthum zu Laybach aufgerichtet, und am Tage 8. Nicolai den Stiffts-Brieff ausgefertigt, darinn Er zum ersten Bischoff Sigismundom von Lamberg ernannt, wie bald hernach desselben weiter gedacht werden soll. Hiezu soll Keyser Friedrich bewogen worden styit durch ein nächtliches Traum-Gesicht. Denn als er derer ausgestorbenen Grafen von CilljErbschafft wollte antreten, und die Witwe deß letzt-verbliechenen Gra-fens sich ihm mit gewaffneten Haussen widersetzte, und er darüber in Gefahr gekommen, soll er im Traum einen heiligen Bischoff gesehn haben, der ihn gewarnet, daß er sich in Acht nehmen, und bey guter Zeit in Sicherheit begeben sollte. Da er dann kaum in die Burg zu Cyllj entwichen, als in der Nacht darauf der Witowiz, gedachter Witwen Feldoberster, die Stadt erstiegen, und etliche daselbst noch hinter» bltebene Keyserliche Ministern gefänglich davon geführt. Weil er aber dennoch gleich wol den Keyser in besagter Burg bela* Arte, schickte die Provintz Crain dem geyser ihre Reuterey und die Stadt Laybach viertzig Fußknechte, welche Ihn nach Maybach begleitet. Weil Er nun dafür gehalten, der Hei* ììge, so ihm im Traum erschienen, müsste entweder 8. Nicolaus als der Stadt Laybach, oder S. Maximilian, der Stadt Cyllj Patron gewesen seyn, hat Er diesem zu Ehren den jungen Printzen, womit damals die Keyserinn Eleonora schwanger ging, Maximilian zu benamsen, Jenem aber zum Ehren - Gedächtniß das Laybachische Bisthum aufzurichten beschlossen; bevorab weil ihm auch .Eneas Sylvius dazu rieth, welcher vorhin sein Secretar gewest war, und nun unlängst den Kardinal-Hut bekommen hatte. Merckwürdig fällt hiebey, daß, als dieser Sylvius (dessen Gelehrtheit noch jetzt mit unverdorrten Lorbeern eines beharrlichen Nachruhms billig bezweigt wird) annoch bey Hofe und in Keyserlichen Diensten lebte, zum Stuben Gesellen bey sich gehabt den Keyserlichen Hof-Capellan und Eleemosy-narium (oder Allmosen-Pfleger) Sigismundom von Lamberg ; welcher, nachdem Sylvius Kardinal worden, nach beyderseits vertraulicher Schertz-Weise zu ihm gesagt: „Nun ist nichts übrig, als, daß Ihr auch Papst werdet." Worauf Aeneas geantwortet : „Werde ich Papst, so sollt Ihr Bischoff werden." Solcher Schertz hat sich mit der Zeit hernach in Ernst verwandelt; wie die Erfüllung endlich gewiesen. Denn im Jahr 1457 ist Aeneas mit dem Kardinal-Purpur beehret, und Keyser Friedrich im Jahr 1458 an seiner Frey heit geführt, doch der Gefahr vorberührter Gestalt (wie auch in der vordersten Section bey Beschreibung deß Lebens S. Maximiliani und zwar noch umständlicher zu lesen ist) durch getreue Beywürckung der Hülff- sendenden Laybacher glücklich entronnen, und darauf schlüssig worden, das Laybachische Bisthum auszurichten. Eben desselbigen Jahrs erstieg auch mehr* bemeldter Aeneas die höchste Stusse geistlicher Würden, und ward am 19. Augusti zum Papst gewählt. Hiernechst hat auf seinen Antrieb Keyser Friedrich der Bierdte (welchen, wie erst gedacht, Andre nur für den Dritten halten) nebenst Ihm dem hernach Pio II. benamstem Papst Aenea Sylvio besagtes Bisthum angeordnet. Da dann erstlich dieser Papst verwilligt, das Oberburgische Benedictiner - Kloster dazu anzuwenden, hernach auch der Keyser das Schloß Görtschach dazu gewidmet, und das Jus Patronatus zu vielen Parocliien theils dem Bisthum, theils dem Capittel zugeeignet. Jetzo wollen wir die von solcher Zeit an geseffene Bischöfe nacheinander benennen. Weissagende Schertz-Worte, so der Kardinal Aeneas mit dem »ob Lamberg gewechselt. X3u denen '3Bifehöflren von -2ar)badi gehörig. o.-famßerg. Jfozjaner. ZJextor. o.Jyceoctcfi. #s m Qtuscfiitsefv. ^acì/tz/us ZTautscfier: C/irprt Scfierficfii iua. A o cJfaoa/fpt. erocrstein. Sigismundi von Lamberg Herkommen. Siehe die Figur N, 480. Der wird erster Bischofs zu Laybach. Keqser Friedrich fiifftet I ein Bisthum zu Laybach. Die Sischöft ;n Laybach. I. Sigismundus von La mb erg, ein Crainer, aus einer Ruhm-edelsten Familie herstammend, welche tut 1360Jahr aus Oesterreich in Crain gezogen, in nachfolgendem Jahr-Hunderten aber aus Crain in Oesterreich wieder fortpflan-tzende Sprossen zurück geschicket, wie an seinem Ort mit Mehrerm wird zu vermelden seyn. a) Dieser Sigismund vonLamberg nun war erstlich Pfarrherr zu S. Martitt ausserhalb Crainburg. Nachmals begab er sich aufWien und vertrat bey Keyser Friedrich die Capel-lans- und Allmosen-Austheilers-Stelle. Bon welchem er auch folglich erster Bischoff zu Laybach ernennet worden. Denn nachdem Keyser Friedrich zwey Jahre vorher der zu Cilly wider Ihn angesponnenen Gefahr wunderlich entgangen, hat Er darauf im Jahr 1461 das Lay-bachische Bisthum gestifftet, samt derProp-stey, oem Decanat, (oder Dechanterey) und zehen Canonicanten. Berordnete auch zur Bischöfflichen Tafel das Benedictiner- Kloster Oberburg, wie auch das nahe bey Laybach ligende Schloß Görtschach. Zu denen Canonicaten deputirteEr acht Parochien Keyserlicher Prsosentation mit Borbehal-tung solches Präsentation-Rechtens für Sich und seine Nachfahren, und verwilligte ihnen treffliche Privilegien. h) Diese Stifftung hat auch Papst Pius der Andre nach zweyen Jahren ratifichi. (■) In mehrbesagtem Stifft-Briefe dieses Laybachischen Bisthums werden als Zeugen genannt, Zween Kardinale, Fiinff Bischöfe, Zween Hertzogen in Bayern, Ein Hertzog zu Sachsen, Marchgraf Albrecht von Brandenburg Hofmeister (Magister Carise) Marchgraf Carl von Baden, Fünff Aebte, Acht Pröpste. Rechst diesem folgende weltliche Personen : Ulrich von Schaumberg, deß Hertzog-thums Crain Landhauptmann; Hermanns und Johannes, leibliche Gebrüder von Montfort; Z!»g-«' !e in den«. benainli worden- Ulrich und Hugo, Gebrüder von Werdenberg ; Johannes und Sigismundus von S. Jürgen, und von Pesingen; Johannes Gysgra von Prandis und zu Saroch; Joannes . . . (t) Grafen von Seccau; Heinrich von Papenheim, deß H. Römischen Reichs Erb-Marschall (Submar-schalus). Leuthold von Stubenberg; Niclas von Liechtenstein, von Muran; Rüdger von Starenberg; Georg von Volgersdorff; Georg von Kulring; Pancratius von Planckenstein; Wilhelm von Buchheim; Andreas von Kreig; Heinrich Strein; Ulrich Weisel Reichs-Cantzler; Georg Fuchs, Hof-Marschall; Hartung von Capell, J. U. Doctor, und Procurator Fisci; Berchthold von Hellerpach; Ulrich Fladnitzer Schenck; Friedrich Opprechar, Vitzdom zu Cita; (ff) Bernhard Crabatsdorffer; Georg von Saurau; Georg von Tschernembl, Hauptmann zu Adelsberg und Karst; Georg und Christoph Ungnad; Antonius und Andreas Holnegger; Johannes Rohbacher; Sigmund und Andreas Weißbacher; Sigmund von Sebriach; Friedrich von Graben; Pancratz Rindscheit; Haidericus Truchseß; Johannes Pellendorffer; Johannes Milselder; Georg Kynacher; Wolfgang Ruckendorffer; Andreas Baumkirchner; Ulrich Graveneqaer, Graf von Oeden-burg; (fff-) Sigismund Rogendorffer, Landhauptmann in Steher, und Sigismund Creytzer, Landhauptmann in Kärndten, Stathaltere; Wolfgang Forchtenhauer, Secretarius, und Christian Geltbrecht, der Herzoglichen Cancelley Taxator. (t) Allhie hat in dem mir E. Fr. commnnicirten Ex-iract ein Wort gefehlt. (tt) Soll vielleicht Cillq seqn. E Fr. (ttt) In dem vielleicht verschriebenem Lateinischem Extract steht Soproniensis Comitea AE. Datum aureae Bullae Gräz Oppido, Die 6. Mensis Decembris, 1461, Imperii Fri-derici Tertii decimo, regnorum Romani vigesimo secundo, Ungariae vero tertio. Gedachter Papst Pius der Zweyte, nachdem er das Bisthum und Capittel zu Laybach bestetigt hatte, zehlete im Jahr 146*2 diese Kirche loß und ledig von aller Jurisdiction deß Patriarchen zu Aglar, wie auch deß Ertz-Bischoffs zu Saltzburg, unter dem vorhin etliche diesem Bisthum incorporirte (oder eingepflantzte) Gemeinen unterwürffig waren. Und ist diese Päpstliche Bull ausgangen 5 Idus Septembris (am 9. Herbst-Monats-Tage a) Woher es aber seinen Ursprung genommen, daß unlängst Einer gemeldet, als wäre dieser Sigmund Hof-Cantzler gewesen, ehe er die Bischoffs-Stelle erhalten b) ist mir unwissend, und schweigen hievon die dem Bißhum Laybach beygelegte schrifftliche Documenten gantz und gar still. Es hatte doch gleichwol Sigismundus nicht wenig zu streiten, biß diese seine Bisch offs-Wahl die Bestettigung erhielte. Denn als im Jahr 1460 Caspar, Abt zu Oberburg, mit Tod abging, verordnete der Keyser, daß von denen Mönchen keine neue Wahl vorgenommen werden sollte, ehe-bevor man hievon den Päpstlichen Stuhl benachrichtiget. Dessen aber ungeachtet hatten sie Fr. Gregorium einen Ein-äugigten erwehlt. Welche Wahl aber Papst Pius durch seinen Abgeordneten Ulrich, Bischöfen von Gurck, nichtig erklährte, die Widerspenstige zu bestraffen befahl, und ihnen ein ewiges Stillschweigen auferlegte, anbey auch dieses Kloster der Stifftung deß Bißthums Laybachs einverleibte. Fr. Gregorius nebst seinen Mönchen unterließ, dieses alles Hindun gesetzt, dennoch nicht, eine Appellation-Schrifft an den Apostolischen Stuhl diesem ergangenem Befehl in den Wegzu legen. Es beharrete auch diese Widerspenstigkeit biß in das andere Jahr, da endlich Fr. Gregorius sähe, daß er den Kürtzern für diß-mal ziehen würde, und deßhalbm bey sich beschloß, die kostbarsten Gerähte nebst denen (Schafften zusammen zu machen, und sich anderstwohin zu verfügen. Welches dann dem Bischofs neue Bemühung verursachte, sich nur etlicher Schafften wieder habhafft zu machen. Laybachi-sche Kirchr wird durch den Papst, von der Je risdiction-deß Patriarch n ledig gesprochen. a) MS. Oberburg. È) Calin. Memor. DO. de Lamberg. Der Papst cedirt dem Kryser Friedrich da« Recht der Prüfenta tion rc. Abt Grego röte wstgitirs. Endlich geschähe durch Vermittelung Keyser Friedrichs mit dem Bischoff und erwehlten Oberburgischen Abt Gregorius ein Vertrag und Vergleich, vermög dessen der Abt sollte gehalten seyn, alle entwendete heilige Silber-Geräthe und Schreiben, so die Freyheiten und Grund-Rechte deß Klosters angingen, wieder einzuliefern, dagegen ihm 120 Ducaten sollten eingereicht werden, womit er sich vergnügen müste, bis man ihm eine Beförderungs-Stelle ausersehen würde. Und ward dieses Keyserl. Befehl-Schreiben gegeben zur Neustadt den Mittwoch vor Michaelis. Diesem Befehl kam Fr. Gregorius nach, und war dessen Verpflichtungs-Schreiben oder Revers unterschrieben von dem Edlen Herrn Christoph von Mersberg, wie auch von dem Edlen und Gestrengen Caspar Maltz, Amtmann in Weichselberg. Die Auslieferung geschähe A. 1463 den 11. Weinmonats - Tag in dem Deutschen Hause zu Laybach. Worauf dann bald hernach, nemlich am achten Novembris selbigen Jahrs, durch Hermagoram von Hartand, Baccal-aureum in Decretis und Georg Kyssel-ecker, beyde Thumherren und vom Bischoff von Gurck abgeordnete Commissarien, vor-gemeldter Fr. Gregorius, erwählter Ober-burgischerAbt, nebst seinen Kloster-Brüdern am 8. Novembris von dem Bann loß-gesprochen und entledigt, anbey auch die Mönche beschlicht worden, ihr bey dem Edlen Herrn Engelhard Auerspergern verwahrtes Kloster-Siegel wieder abzuholen; so waren auch Zeugen bey dieser Abhandlung der Edle Herr Andreas Meindörffer und Johann Geffler, eine Ordens-Person Augsburgischen Diceces. Dieser Brief ward legalisirt und be-glaubt durch Johannem Johannis Jhen-hausen von Oberburg, einen Clericum Laybachischen Dioeceses. In eben diesem 1463 Jahr hat Papst Pius, der Andre deß Namens, das ihm bischero vorbehaltene Recht, das Bisthum und die Dignitäten zu präsentiren, dem Keyser Friedrich auf Ewig abgetreten, aber das Recht, die Dignitäten und Canonicos zu investiren, den Bischöfen ver-willigt. Unterm Dato 16 Calendas Julii (das ist am 16. Junii). Von besagtem Abt Gregorio ist zu Laybach im Deutschen Hause die Resig- nation (oder gäntzliche Begeb- und Ent' sagung) geschehen in Gegenwart zweener Canonicorum, Leonardi Seepachers, Georg Kiselegkers und zweener Kriegs -männer, als Heinrich Vogts und Jodoci Hausars, wie auch andrer Leute mehr, am 11. Octobris defselbigen Jahrs. Eben in diesem Jahr begnadete Keyser Friedrich den Bischoff zu Laybach mit dem Recht der Holtzung (oder Freyer Holtz-Führung) für den Herd nnd zum Bau (t); ingleichen mit dem Recht 3er Dem Asch»! Fischer ans dem Strom Laybach, wie ^ m>'« auch mit dem Weid- und Wiesen-Recht, Keyser d->s und gab dem Landhauptmann in Crain Sigismundo von Sebriach Befehl, der sich vcrl'ieh-n. auch auf alle dessen Nachfolger in der Landhauptmannschafft erstrecken sollte, daß man dem Bischoff zu Laybach einen Ort zur Holtzung und zur Wiesen sollte anweisen, unterm Dato Neustadt, am Samstage vor Michaelis, Anno 1463. Im folgenden Jahr 1464 ward dieser Bischoff zu Laybach Sigismundus vom ßudolpho, Bischöfen zu Lavanthal, als damaligem Päpstlichem Nuntio in Deutschland zum Commissario ernannt, wider die Türcken das Kreutz zu predigen, aj ****** Bey selbigen Läufften bemüheten sich viel beredte Zungen und Federn das gantze Deutschland wider den Türcken in Harnisch zu bringen. Wie man dann in dieser Materi manche zierliche und bewegliche Reden unter denen so genannten Consiliis Turcicis oder contra Turcam antrifft; darunter sonderlich deß Aeneae Sylvii (oder Pii II.) imgleichen deß Bisch offs Campani und Cuspiniani seine haupt-vortrefflich seynd. Der Erste brauchte auf dem Reichs-Tage zu Franckfurt, dabey er als Nuntius Apostolicus damals erschienen war, ee unter andren diese Worte: Vos, o Ger- e mani ! peculiarior quaedam honoris ratio Ruhm-reddit obnoxiores. Nam qui vobis impe-rium dedit, is vos omnibus populis, gen- t(d,en. tibus, nationibus, praetulit. &c. &c. Vos igitur magni, vos inclyti o Germani, quibus tanta dignitas eredita est, curare prae caeteris debetis, ne vobis imperanti- (tX Pro foco & aedificio, a) MS. Oberb. bus, Christianae Religionis majestas intereat, a) Auf dem Reichs-Tage zu Regensburg that der Bischofs Johannes Antonius Campanus gegen Keyser Friedrich dem Dritten eine ausbündig-schöne und wolgefasste Rede, darinn er gleichfalls die Deutsche Fürsten und gesamte Deutsche Nation- gewaltig erhebte wegen ihrer durch ganz Europa ausgebreiteten Familien und Adels, beynebst auch ihre hohe Tapferkeit rühmte, doch auch zugleich ihnen ihre Zwietracht und Strittigkeiten in diesen sinnreichen Gleichnissen höflich verhebte: fäcff^cäm Ourn puer Cyri Regis in Euphrate fluvio panua ben" 6880t submersus, iratus Rex derivari ««Mea flumen in CCC. circiter fossis, & trajici tigfeiten1“’ à pueris usquequaque jussit, Ita qui & c. verwiesen. latitudine ingenti formidabatur, in tot divisus partes, passim etiam à pueris contemnabatur &c. &c. Ignis in stipites segregatus extinguitur : Domus in lapides divisa corruit : Navis, in tabulas discissa, demergitur : Denique nihil est, quod non concordia constet, discordia cadat. Dicam fidenter, & dicam vera: In una concordia Germaniae sita est omnium Christianorum salus. Concordiam vestram, hoc tempore, si quis tollet, Imperium Germaniae tollet, b) „Das ist : Als ein Knabe Königs Cyri in dem Phrat-Strom ertrnncken war, erzürnte sich der König dermassen darüber, daß er den Fluß ungefähr in drey-hundert Canäle oder Gräben ableiten und überall die Buben hinüber setzen ließ. Also ward derjenige Strom, welchen Jedermann wegen seiner gewaltigen Breiten scheuete, allerdings von den Knaben verachtet, nachdem er in so viel Theile zerschnitten war. Wann die brennende Scheiter voneinander gelegt werden, so erlischt das Feuer. Das Haus, dessen Steine sich voneinander geben, fällt übern Haussen. Ein Schiff geht zu Grunde, so man die Bretter desselben zerhauet. Nichts ist, welches nicht durch Eintracht bestehet und durch Zwietracht zu Boden fället. Ich getraue mir derhalben ohne Zweifel und mit Warheit zu sagen: In der einigen Eintracht der Deutschen besteht die Erhaltung aller Christen. Wer bey dieser Zeit euere Eintracht und Wolverständniß . Äeneas Sylvius in Orrat. bibita Francofurti, ! ln Conventu Imperii. *) Job. Anton. Campanus in Orat. ad Frideri-cum III, habita in Conventu Imperii Ratisbonm. j aufhebt, der wird das Reich von Deutschland aufheben". Es war damals der Türck zum ersten Mal in Deutschland, und zwar in Crain eingefallen: weswegen der Keyser wider diesen mächtigen Feind vom Reich Hül-ffe begehrt. Dabey denn solche öffentliche Beweg-Reden sich nicht übel schickten; weil damals schier nichts Selteners im Reich, als durchgehende Eintracht, anzutreffen war. Wodurch also die rechtschaffene Befehdung deß Erbfeindes mächtig verhindert und hingegen seine Grausamkeit und Macht zu grösserem Wachsthnm befördert ward. Solche Hinderniß gemeiner Wolfahrt, nöthiger Gegen-Rüstung und guter Kriegs-Verfassung wider den allgemeinen Feind hat sich nachmals je länger je mehr verstärckt durch übermässiges Gepränge unmässiges Wolleben und allerhand Üppigkeiten; welche nichts anderst als eine Hindansetzung deß gemeinen Nutzens und Verabsäumung nöthiger Gegen-Anstalt gebären kunnten. Wie übel man da-und nachmals auf den Reichs-Tägen die gemeine Reichs-Versicherung gegen diesen Hauptseind allgemeines christlichen Namens bedacht, oder vielmehr die bedachte etlicher Massen erwogene so saumselig ins Werck gezogen, das hat Cuspinianus in einer trefflichen Rede an Papst Leonem den Zehenden, als wie mit lebendigen Farben gekonter-feytet, bey dem es nachschlagen kann, wer Lust hat, solche Klag-Rede zu lesen, c) Jetziger Zeit hat Gott unter der glor-würdigsten Regierung unsers Allerdurch-leuchtigsten Leopoldi dem Reich eine bessere Einmütigkeit wider den Erbfeind bischero verliehen, und gegentheils diesem Feinde der Christenheit die Zwietracht und Aufruhr nebst dem sieghafften Rö-misch-Keyserlichem Kriegs-Schwert und andren Plagen ins Land geschickt, wodurch ihm nun redlich vergolten wird, was er bishero an Ungarn und Oesterreich verdienet hat, auch soferrn sonst im Römischen Reich kein Krieges-Feuer aufgeht, die, Gott gebe, fest-beharrende! Einigkeit der Deutschen Fürsten zu gäntzlicher Zertrennung und Verstörung seines Reichs c) Joann. Cuspinianus in Orat. de capta Con-tantinopoli, & bello advers. Tureas suscipiendo, id Leonem X. Pont. Max. Itrja hen maritai ber Zürct so mächtig worben. Der Papst wird um die Cano-nisirung S- Hemm'ci rr sucht. So aber in« stecken gerahten. Die unruhige Miin-«he werden bedrohet mit dem Baun. «sch°fs Gigmundus wird arge-fochten von dem General-Virarlo deß Patriarchat«. keinen geringen Stoß und Nachdruck geben soll.) Wir muffen aber von diesem kurtzen Nebenwege wieder umwenden, zu vernehmen, was die Feder des Herrn Haupt-Authoris uns weiter von dem Bischoff Sigismunde erzehlen werde. Nachdem nun Bischoff Sigismundus weiterer Anfechtung befreit war und für dem Abt Gregorio eine Weile Ruhe hatte, ließ er sich vom Neuen die Aufrichtung der Kirchen-Aendrung, deß Haus- und Kloster-Wesens, Stifftung des Capittels und Ertheilung nöthiger Ordnungen, höchstens angelegen seyn. Indeme also Bischoff Sigmund dieses Bisthum löblichst verwaltete, begrüste Keyser Friedrich den Papst Pium im Jahr 1464 um die Canonisation der Seel. Hemmae, der Stiffterinn deß Gur-ckischen Klosters. Welcher zu Untersuchung dieses Wercks Bernhard den Trierischen 8. Sabinae, und Franciscum 8. Eustahii, Cardinälen benennet. Welche hinwiderum die Erkundigung der Thaten und Wun-derwercke gedachter Heil. Hemmae, Georg dem Sekauischem und Sigmund dem Laybachischen Bischöfen, wie auch dem Johanni, zu S. Lamprecht in Steyer-marck und Dem Gerhard zu Bictring in Kärndten, Aebten aufgetragen. Indeme aber kurtz daraus das Kriegs-Unheil sich erreget, auch die Türken-Einfälle diese Landschafft beunruhigt haben, ist diese Sache unausgemacht verblieben. Indessen kunnte Bischoff Sigmund das Oberburgische Kloster doch noch nicht mit Ruhe besitzen, biß endlich Rudolph Bischoff zu Lavanthal, Abgeordneter, deß Apostolischen Stuhls diese widerspenstige München mit Bedrohung deß Banns bezwang, nachdem er ein öffentliches Diploma darüber verfertigt, und ist sothane Bann-Bedrohung geschehen in der Österreichischen Neu-Stadt Anno 1465 den 1. April in Gegenwart dieser Zeugen: Leonhards Jemnitzer, Probstens zu Laybach ; Sigmunds Wachsensteiners, Priesters im Aglarischen Diceces ; und Leonhards Gablhoffers, der freyen Künste Magistri Saltzburger Gebiets. 6) Es ward auch ihm folgenden 1466. Jahr Bischoff Sigismundus von dem General-Vicario deß Patriarchats, wegen der Pfarr S. Bett oberhalb Laybach angefochten, als welche vorbesagter Vicarius, Varaldinus de Nordis noch dem Aglarischen Patriarchats Gebiet zuständigzu seyn, vorgab, und aus diesen Ursachen auch den Vicarium, welchen das Laybachische Capittel eingesetzt, wegschaffte, auch der Weltlichen Rechten Beschützern, Sigmund von Se-briach, Landshaupmann, imgleichen den Sigmund von Lamberg von Stein, zusamt dem Bischoff, Probst und ganzem Capittel, mit der Excommunication an» zugreiffen sich unterstund. Welches Schreiben er in Cividal gegeben den 14. Aug. Dahingegen aber der Bischoff und das gantze Laybachische Capittel in einem vom Notario verfertigtem Instrument wider die Nichtigkeit solcher Sententz geprotestirt, anbey sich Vorbehalten, die Sache bey dem Apostolischem Sitz anhängig zu machen. Hiebet) werden namkündig gemacht der Probst Leonardus Gamnitzer; die Canonici, Hermagoras von Harland; Michael Stein; Georg Khiseleckher; Nicolaus Ottmar; Andreas Goschel ; Ulricus Hue-ber und der Notarius Publicus, Johannes Johannis Jsenhausen, von Oberburg. Es hat auch Keyser Friedrich vermittelst eines sonderbaren Privilegii, das völlige Recht über die Kirchen, Kapellen, Parochien und Capellaneyen, welche dem Bisthum Laybach incorporirt oder ein» gepfart seynd, zu disponiren, auch so gar nach dem Tode der Curatorum (oder Pfleger) dem Bischoff zu Laybach vergünstigt, also, daß die Weltliche Obrigkeit sich einzumengen unbefugt seyn sollte. Welches geschehen zu Grätz (f) Feria 4ta nach Aller Heiligen, c) Im Jahr 1468 confirmirte Papst Paulus der Zweite deß Namens, beydes, die Stifftung deß Laybachischen Bisthums und auch desselben Ausnehmung von dem Aglarischem Patriarchat. Unterm Dato Rom, sexto Idus Januarii (am 8 Jenner) im fünfften Jahr seiner päpstlichen Regierung, d) Eben in diesem 1468sten Jahr wuchsen dem Bischoff zu Laybach die Flügel der Freyheit noch grösser. Denn offtge-meldter Keyser Friedrich schernite damals auch dem Bischoff von Laybach die Macht, in Sultzbach seines Gebiets frey Keyser Es bri cf) et¥l bem »ilchs zu Layba-» Macht iij" ÄSfe zu disponi" Papst W' mii- f firmirt die. Ex-mnon dev Bisthumi Laybach 110 bem V** archat. Privilegium bC$ Bischof. „ Minerà»^ zu graben- t) In bem mir gecommunicirtem Exlract, hat man nur gesetzt Anno, aber bie Zahl best Jahrs babey zu setzen vergessen. Ich vermute aber, es sey geschehen och in bem 1466 Jahr wie bas nechst vorgehenbe. c) MS. Episc. Labac. d) MS. Labac. Episc. ?** Benedic Uner Mn aus Östlichen ^rsehl von ^berburq . lund Mòti die dapstliche ^Utzixull. àiqserlich U,rl relegium iUt Er bau-^.9 eine« N°?>ichm kMlicher ®l'W an ',! Haupt- S? - Afterbe- Stoffs ^NSmundi Iki«e Bel Mbniß, und ungehindert das Parill ertz, Kry-ftott, Frauen Eys und andre Minaralien zu suchen und graben. Unterm Dato Grätz, Fer. 2. vor 8. Laurentii, a) Als man schrieb 1473, schaffte Papst Sixtus auf Ansuchen dieses Laybachischen Bischoffs Sigismundi die Benedictiner Münche von Oberburg hinaus und eine Weltliche Klerisey an die Stelle; weil doch die Münche ohne Abt schwerlich zu hatten und es noch schwerer fallen würde, aus andren Klöstern welche zu erlangen! Diese Bull war datirt Rom 6. Id. April, (am 8. Aprilis.) b) Im Jahr 1475 publicirte der Laybachi-sche Bischoff Sigismundus die vom Papst Sixto dem V. ergangene Bullam Cruciatam oder Kreutz Zug Bulle, cj Im nachgehendem 1467sten gab Keyser Friedrich dem Bischoff Sigismundo das Privilegium, wegen dreyer von demselben erkauffter Häuser, zur Aufrichtung eines Bischöflichen Palasts; unterm Dato Neu-Stadt, Montags nach Jacobi. d) Anno 1487 erging von demselbigen Keyser ein Befehl an den Hauptmann zu Cilly, Andream Hohenwarter, daß er vie Gerechtigkeiten deß Bischoffs und Capittels zu Laybach sollte handhaben. Es hat dieser Sigmund seine ihm untergebene Kirche auf das beste verwaltet biß in das 27. Jahr. Er ward von Allen geliebt, bezeigte sich gegen die Kirchen und Capittel höchstfreygebig, und verrichtete mit inbrünstigem Eyfer und recht göttlichen Andachts-Triebe seine Amts-Geschäff-te, von welchen er aber Anno 1488 den 8. Iunii durch ein seliges Abscheiden entledigt worden, da man ihn dann mitten in, dem Chor der Dom-Kirchen beygesetzt, mit einem geringen Gemäuer seine Be-gräbniß umzingelt und einen Leichen-Stein nebst seinem Wappen und Aufschrifft darauf gelegt, der auch noch biß an den heutigen Tag zu sehen. Im Jahr 1678 ist ans inständiges Ersuchen deß preißwürdigsten Herrn Johann Georg von Lamberg in Stein und Glietenberg bewilligt worden, daß an bemeld-tem Ort für die Lambergische Familie £trto unterirdische Grufft zugerichtet würde, ^eßwegen dann das Begräbniß und die Gebeine Bischoff Sigmunds müssen ge- a) MS. Labac. Episc. 6) MS, Oberb. c) MS. Oberb. d) Ibid. e) Ibid. räumet werden. Ich * war damaln, als der Grabstein abgenommen wurde, gegenwärtig, die darinn enthaltene höltzerne Truhe war unten theils verfault: aber seinen Leichnam fand man noch gantz bey-sammen und an etlichen Theilen noch etwas Fleisch. Die geheiligte Kleider und das Chor-Röcklein von rothseidenem Zeuge waren den Farben nach so lebhafft, als ob man sie erst neulich ans den Kramladen herbey gebracht. Der Geruch war angenehm, der Kiefer mit Zähnen schier noch völlig angefüllt, so daß man die Umstehenden mit Verwunderung sagen gehört: Diß muß in Wahrheit ein recht heiliger Bischoff gewesen stylt ! Eine anwesende geistliche Person kunnte sich hierbei) auch der Thränen nicht enthalten, und nachdem sie etwas von diesen Kleidern verlangte, erlangte sie es auch. Alle diese Heiligthümer wurden in eine neue Truhe gelegt und mit einem Blech, woraus diese Begebniß gezeichnet, in das neue Grab - Gewelbe dieser Familie beygesetzt. Es ist noch ein schönes Brevier vorhanden, so aus Pergament sehr nett und reinlich geschrieben und verguldet, dessen sich ruhm-gedachter Bischoff bediente; welches die AuerspergischeBibliothec annoch heut als ein besondres Kleinod in Verwahrung hat. Durch seine Anführung und Beyrathen hat das Lambergische Geschlecht höchstgeneigt gegen Kirchen und Geistlichkeit sich bezeigt und hin und wieder verschiedene Beneficien gestifftet. Anno 1483 hat Friedrich von Lamberg in Sanenstein, ein Sohn Caspa ris (ber in der Dom-Kirchen Anno 1472 bey dem Altar S. Andrem begraben worden) zu selbigem Altar S. Andrem ein Beneficium gestifftet, und herrlich mit Ein-künfften versehen, zu welchem Altar noch heut zu Tage diese Familie sothanes Beneficium pflegt zu präsentiren. Wiederum im 1486. Jahr hat Georg von Lamberg in Schneeberg samt Magdalena, seinem Gemahl, einer gebornen von Thum, eine Capelle zu S. Barbara in Laaß gestifftet, und dieses ist noch bey Lebzeiten Bischoff Sigmunds geschehen, von denen ich bißhero diese Nachricht erhalten. Dessen bin ich gewiß ver sichert, daß in Crain, Steyermarck und an derstwo unzehlich-viel Lambergische Stiffter befindlich, derentwegen auch Gott diesem Stamm um solcher Mildigkeit und Gutthat willen hinwiederum viel Gutes hat wiederfahren lassen und noch ferner wolthut. 22 Sein Körper wird nach 190 Jahren noch gantz und roolrie-chenb gefunden. Sein noch vorhandenes Brevier. Chrieto phorus Räuber der rrste fürstliche Bischoff in Crain. Der Papst dispenfirt wegen seiner Jugend. II. „Christophorus Räuber," der andre Lay-bachische Bischoff ist der Erste, so von Keyserlicher Majestet den Fürsten-Titel empfangen. Dann ob ich schon auch Sigisnran-dum mit diesem Titel belegt gefunden, und zwar in denen Schreiben der obge-meldten Lambergischen Stifftung, in welcher Friedrich von Lamberg diese Worte führt: „Durch Berhengen und Willen deß Hochwürdigen Fürstens und Herrns, Herrn Sigmunden Bischoffens zu Laybach re." so scheint es doch , als ob ihm seine Land-Leute diesen Titel aus Re-spect gegen seiner Person gantz für sich und aus eigener Beliebung gegeben, dahingegen diesem Christophoro der Fürsten-Titel aus Keyserlicher Macht und Au-thoritet zugeeignet worden. Nach Absterben Ruhm-erwehnten Bischoff Sigmunds hat man sich um einen Nachfolger beworben, und weil der Erste aus einer Ruhm-edlen Familie fürneh-mer Herren entsproffen, auch dazu ein Lands-Kind und sowol deß Papsts als deß Keysers Verlangen in allem Wunsch-vergnügte, hat es solchen hohen Häuptern gefallen, Einen aus gleichem Adel und aus demselbigen Lande Bür-tigen, dem die Natur mit ihren Gaben wol bereichert hette, an dessen Stelle einzusetzen. Weilen aber damaln wenig, die sich hiezu schickten, in Crain befindlich waren, kam Christoph Räuber, so unter dem fürnehmsten Crainerischen Adel blü-hete, zum Vorschlag, welcher damals zu Wien studirte, ein Jüngling von 18 Jahren, dessen vortreffliche Jugend-Blüte allbereit klare Anzeigungen gab, was man für Früchte von seinem mannbaren Alter hette zu hoffen. Doch gewann diese Sache so geschwind keinen glücklichen Ausschlag, sondern es wurden vier Jahre mit Rahtschlagen zugebracht, da indessen das Bisthum ledig stund, biß endlich auf Dispensirung Papst Alexanders der Befehl erging, es sollte Christophorus dem verstorbenen Sigismunda im Bisthum folgen, jedoch mit diesem Bedinge, daß er im zwey und zwantzigsten Jahr seines Alters zum Priester geweihet und im sieben und zwantzigsten Jahr zum Bischoff gef albet würde. Und ist diese Bull ausgefertiget worden am letzten Februarii deß Jahrs 1498. Da dann bald von dem Keyser, Caspar Räuber, deß neuen Bischoffs Anverwandter und damaliger Hauptmann zu Triest, ernennet worden, auf die weltliche Bisthums - Einkünfften als Administrator ein wachsames Auge zu haben, an stat deß Jünglings. Wer indessen denen geistlichen Verrichtungen fürgestanden, kann ich nicht finden ; wahrscheinlich sihet es, daß der Poli-nensische Bischoff Georg von Kirchberg sein Suffraganeus oder Weih-Bischofs geworden; welcher eben dieser Ursach wegen damaln auch Beneficiatus in dem Burger-Spital zu Laybach gewest und Anno 1501 gestorben, wie die Oberburgische Manu-scripten ausweisen. a) Uberdas ist Christophorus, der ernannte Bischoff (wann anderst der D. Schönleben in einem seiner Manuskripten, so mir zu Händen gerahten, sich nicht verrechnet, sondern aus Zusammenhaltung der Geschichten und Jahre ein rechtes Urtheil fället) zur Priester-Weihe gelaffen worden im 1494 Jahr, nachmaln aber im 1497 Jahr zum Bischoff conse-crirt. Zu deffen Verwaltung er alsobald sein hierzu rühmlich geschicktes Gemüt angewendet ; daher er dann zur Behauptung der bischöflichen Territorial-Gren-tzen mit etlichen umligenden von Adel sich in einen Rechts-Streit begeben müssen; welcher doch endlich Anno 1501 durch Schiedsleute beygeleget worden. Gleich anfangs ward gedacht, daß dieser Bischoff der erste gewest, der von Keyserlicher Majestet mit dem Fürsten-Titel beehret worden. Solches wollen Etliche für eine Auswürckung der Recommendation Papstes Pii deß Andren, den man vorhin vEneam Sylvium hieß, halten, und soll durch eine zwischen dem Papst und diesem Christophoro Raubern vormals gefallene Schertz-Rede veranlafft feijit. Derselbe war (wie sie vorgeben) vi von Jugend auf deß Sylvii vertrautester siivü ^ Freund und Dutz Bruder, daher sie auch Ae“^ manch vertrauliches Schertz - Wort wech- ^„Riefelten. Nachdem nun Beyde in den geistlichen Stand getreten, sagte eins-mals Räuber zu dem Sylvio in Schertz: „Wann ich Bischoff zu Laybach würde, so wollte ich dir die beste Pfarr geben." Dar- a) Vid, MS. Oberburg. , verwandelt JM) in trnfl. Jgj Erfitl- B*ntMtlicfK Z àrtz. br» dem »m auf versetzte Sylvius : „Und wann ich Papst zu Rom mürbe, so wollte ich dich zum Fürsten machen." Ans solchem Schertz ist Ernst worden und Beydes also in der That erfolgt. Denn Herr Räuber gelangte am ersten (wie sie zwar berichten) zur bisch östlichen Hoch-Würde. Worauf Herr Sylvius sich zu ihm verfügte ihm zu gratuliren, und ihn titulirte, wie einen Bischoff. Jener aber wollte solchen Titel von ihm nicht annehmen, sondern sprach: „Ich weiß wol, was ich dir habe versprochen, nein« lich die beste Psarr. Du wilt aber deß-wegen mit mir complimentiren, auf daß, wann du Papst wirst, ich dich auch Päpstliche Heiligkeit nennen soll. Nein! das thue ich nicht; wir müsten vertrauteste Dutz-Brüder bleiben wie zuvor. Und wann du auch Papst wirst, so musst du dich dessen auch nicht übernehmen, sondern alsdann auch mein Dutzbruder verbleiben, gleich wie ich jetzt verbleibe, und mufft dein Wort halten, gleichwie ich dir jetzo meines halte." Hierauf gab er dem Sylvio alsofort die in der Steyermarck ligende Psarr Altenmarckt. Es hat aber hernach die Zeit auch deß Sylvii seine Schertz-Worte erfüllt und wahrgemacht; angemerckt, nachmals Sylvius auf den Päpstlichen Stuhl erhöhet worden. Da dann der Bischoff Räuber von Laybach sich aufgemacht und zu Ihm auf Rom gezogen, um seine Freude durch eine hertzliche Glückwünschung zu bezeugen. Wie Er nun dem neuen Papst den Fuß küssen wollen, hat derselbe ans alter schertzhaffter Vertraulichkeit den Fuß ein wenig aufgezuckt, also, daß der Bischoff drüber einen kleinen Stoß aufs Maul bekommen. Welches ihm aber Herr Räuber mit dieser freyen und brii-derliih-gemeynten Schertz-Rede verwiesen: »»Hm! Papst! Bist noch ein Narr wie zuvor" '? Hierauf haben sie in hertzlicher Vertraulichkeit, wie vormals miteinander conversirt. So hat dieser Papst Piius II. dem Herrn Räuber nun sein Wort auch gehalten; sintemal Er an den Römischen Keyser geschrieben und gebeten, daß Er den Bischoff von Laybach mögte zum Fürsten machen. Darein auch der Keyser gewillfahrt, und von der Zeit an alle Nachfahren deß H. Räubers, nemlich alle Bischöfe zu Laybach, Fürstlichen Stands seynd. ***** Anmercknng E. Jr. (Soviel jetzt erzehlte lustige Begebenheit betrifft, welche der Herr Haupt-Au-thor mir zugefertigt, lasse ichs (mit dessen gnädiger Erlaubniß) dahin gestellt seyn, ob sie nicht etwan ein artlicher lustiger Kopfs so ersonnen und vielleicht demjenigen guten Mann, in dessen Ma-nuscript sie vermutlich gefunden wird, alio eingebildet habe, oder ob sie nicht, soferrn je etwas daran seyn sollte, vielmehr zu deß allerersten Bischoffs Sigismundi Zeiten geschehen sey. Denn die Jahr-Zahl, welche bey diesem Bischoff Räuber hochgemeldter Herr Haupt-Author aus dxm MS. Oberburgensi, wie auch aus einigen Collectaneis deß D. Schönlebens etliche Mal dazusetzt, will damit nicht wol Übereinkommen. Die pästliche Bull, betreffend diePrie-sterliche Salbung deß Herrn Bischoff Räubers soll ausgefertigt seyn am letzten Februarii 1493 Jahrs. Damals lag aber Papst Pius II. (oder Aeneas Sylvius) allbereit 28 Jahre und ungefähr 5 Monaten drüber, in der kühlen Erd-Ruhe. Denn wie von allen bewehrten Historicis und Chronologis beglaubt wird, so ist Aeneas Sylvius im Jahr 1458 am 20. Augusti auf den Päpstlichen Stuhl zu sitzen kommen, (wiewol Etliche dafür 1459 setzen) und nach einer sechsjährigen Regierung im Jahr 1464 am 16. Augusti, verschieden, solchem nach etliche Jahre vorher gestorben, ehe dann der Herr Christoph Räuber geboren; wann dieser anderst im 27 Jahr seines Alters Anno 1493 zum Bischoff gesalbt worden. Zudem wird hernach unten gesagt, Keyser Maximilian habe diesen Bischoff zum Fürsten gemacht, also kann es nicht ans Recommendation Papsts Pii II. geschehen seyn, welcher bereits gar viel Jahre vor deß Maximiliani Herrn Vätern dem Keyser Friedrich Todes verfahren. Müsste also, imfall obige schertzhaffte Vertraulichkeit zu deß Bischoff Räubers Zeit würck-lich vorgefallen, dieselbe zwischen dem Papst Alexandro IV. und Herrn Räubern vorgegangen sèyn, welcher Alexander ums Jahr 1492 auf dem Päpstlichen Stuhl den Sitz genommen. Wiewol etliche Umstände solches nicht bewilligen wollen. Denn andre zu ge- 22* Obiger Schertz» Handel wird in Zweifel gezogen. schweigen, so ist Papst Alexander vorher niemals Pfarrer zu Altenmarckt in Steyer, noch irgendswo in Crain, noch auch am Hofe Keyser Friedrichs oder Maximiliani gewest. Aenae Syi- Aber vom Pio II. habe ich gelesen, daß ches ^Aufkom er einiger Orten eine Pfarr gehabt. So men, durch gedencken auch unterschiedliche Scribenten sà Geschick- un^ uebenft Andren der Verfasser deß Oesterreichischen Ehren-Spiegels, daß er erstlich in Schreib-Diensten der Cardinale und Bischöfe bekandt worden, und als nachmals Papst Felix ihn zum Key-ser Friedrich abgesendet, derselbe ihn seiner Geschicklichkeit und Wolredenheit halber zum Historico und Poeten gekrönt, von dem er hernach unter dem Cantzler Schlicken zum Secretario und Keyserlichem Raht angenommen, folgends durch dessen Befordrung Bischofs zu Siena, ferner Cardinal und endlich oberster Bischofs worden. Wie der Ehren-Spiegel deß von Bircken zeiget, dessen Worte ich hiebcy gebraucht, <0 Wo nun eigentlich der Fehler stecke, und ob sie nicht der Copiist, welcher die Extraeten aus benManuscriptis abgeschrie-ben, vielleicht verschrieben, kann ich nicht wissen; habe mich auch bey Ehren-gedachtem Herrn Haupt-Author, weil die ferneEntses-senheit mir nicht verstattet, diese zur Preß eilende Bögen fürs andre Mal von hinnen nach Crain zu senden, deßwegen keiner weiteren Information erholen können]. Unterdessen vermute ich gänzlich, es sey diese Schertzhaffte Vertraulichkeit und ernsthaffte Erfüllung zwischen dem Papst Pio H. und dem ersten Bischoff von Laybach, Herrn Sigismundo von Lamberg, gewechselt, nachmals mit einem Zusatze vermehrt und vielleicht dazu gelichtet worden, als ob der Papst den Bischoff mit dem Fuß aufs Maul gestossen und jener darauf solche lächerliche Worte gesprochen hette, die oben erzehlt worden. Ich halte auch Zweytens dafür, derselbe Vermehrer und Zusetzer habe gleichfalls dieses dazu irrig eingemischt, daß der Bischoff Räuber durch Pii deß Andren Recommendation zum Fürsten gemacht, und vermute, es sey der von Lamberg allbereit mit Fürstlichem Titel beehret, nachdem er vom Aenea Sylvio zum Bischoff gemacht worden. Darauf hernach bey Manchem der Irrthum a) Sitze das 12. Tapittel im Y. Buch des Ehren-Spiegels. am 652 Bl. gefolgt, als ob dem Herrn Raubern solche Ehr am ersten widerfahrn sey. Denn Aeneas wird dem von Lamberg solches am ersten beym Keyser Friedrich ausge-wirckt, die Geschicklichkeit aber des Herrn Räubers dergleichen beym Kayser Maximilian nachmals effectuiret haben, biß endlich der Fürstliche Titel darüber ein Anhang der Bischöfflichen Würde zu Laybach worden. Sollte aber der Herr Räuber unfehlbar der Erste gefürstete Bischoff von Laybach seyit, so ist dieses doch gewißlich nur ein Mißverstand, daß Papst Pius H. solches zu wegen gebracht. Summa es scheint dieses, was vom Aenea Sylvio und Herrn Bischoff Räubern erzehlt ist, sey eben dieselbige Begebenheit, deren vorhin schon bey Beschreibung deß von Lamberg gedacht ist, welche hernach ein Andrer auf den Bischoff Räuber verschoben, und neue Umstände dazu gesetzt, und die Ordnung sowol der Zeit, als der Sachen, und die Namen der Personen verwirret hat. Es hat auch das Ansehn, der Herr Haupt-Author wolle Selber keine Gewißheit seines Theils daraus setzen, indem er klüglich schreibt, daß „Etliche es wollen rc." oder daß es „Etliche also ausgeben." So wenden wir uns dann hiemit zu andren gewissem Sachen, welche die rühmlichst-fleissige Feder Hoch-Ehren-ermeldten Herrn Haupt-Autlioris von dem Bischoff Raubern uns noch weiter und zwar mit festem Grunde vorzutragen bemüht seyn wird. Im Jahr 1502 hat er sich an den Keyserlichen Hof verfügt, und daselbst neue Freyheiten ausgewürcket und das Beneficium deß Heil. Fridelini an dem Laybachischem Ufer der Bischöflichen Tafel vereinet, hiedurch also klärlich darlegend, daß man bischero seine Großmütigkeit und Tugend in gar zu enge Gren- | tzen eingeschräncket. Weßroegen er im Jahr 1504 auch alsofort nach Rom ge-reiset, und bey der Zuruckkunfft, so im 1505 Jahr geschehen, von dem Keyser als ein Abgesandter an verschiedene Reichs- ©efantz^ Fürsten abgefertigt worden und dadurch ein solches Ruhm-Gerücht erlangt, daß Albrecht, Hertzog in Beyern (an welchen er keinen Befehl von dem Keyser hatte) ; durch Schreiben sich beschwehrt, warum er doch auf seiner Reise durch München weder im Hin-noch Herwege bey Ihm eingekehrt, anbey ihm seine Sache beh dem Cölnischen Reichs-Tage recommendirt hat. Kaum hatte er diese Gesandschafft rühmlichst zu Ende gebracht, da er schon wieder Befehl erhielt, inGesandschafft nach Rom zu gehen, nachdem er noch vor seinem Abschiede beh nt Keyser Maximiliano zu allen wigti gen Sachen seinen hohen Verstand contribuiren, und Alles auch so gar einen Soldaten oder je aufs wenigste einen Kriegs-Naht aus Luch sich machen lassen müssen. Dann beh ob-Wn milita schwebendem Venetianischen Kriege ist ihm ^chen Arm die Stadt Triest, das Schloß aber seinem ^ 9'3°9tn- Anverwandten Nicolao Räuber anbefohlen worden, überdas ward ihm das Ober-Auf-seher-Amt über das Proviand als einem General-Proviandmeister, bald darauf die Oberste Kriegs-Commissariat-Stelle ausgetragen, welcher Stelle wegen er allezeit auf seinen Reisen 50 bewehrte Mann beh sich geführt. Nach Absterben Keysers Maximilians, der ihn durch ein ertheiltes Befehl-Schreiben einen Fürsten und seinen Hof den ^-tainr.* bischösflichen Palast zu nennen befohlen, hm Ferdi! geriethe er in gleiche Gunst-Gewogenheit drm i. wo nicht gar noch höhere bey Ferdinando Gnadern dem Ersten, als welches damaliger sehr beunruhigter Regierungs-Anfang und der Hungarn wanckelbare Treue einen solchen Mann erforderten, der mit Verstände, Aufrichtigkeit und Treu gegen seinem Printzen rühmlichst versehn wäre. Es hat fast ohne ihm Ferdinandus wie auch die verwittibte Ungarische Königinn nichts fürnehmen wollen. Wiewol er nun gezwungen war, mehrere Jahre zu Wien, als zu Laybach dem gemeinen Wesen zu gut hinzubringen, hat er jedoch die allgemeine Angelegenheiten solcher Massen beobachtet und bedient, daß er seine selbsteigene bischöffliche darüber nicht aus der Acht gemorsten. Als Johannes von Aursperg Landshauptwann in Crain Anno 1529 auf der Reise sich verlohnt, oder vielmehr von den streif-fenden Türcken ausgefangen worden, hat Ferdinandus keinen zum tügtigern Nachfolger ersehen können, als diesen Cliristopho-rum, den Laybachischen Bisch off, der es endlich, nachdem er lange Heit sich besten geweigert, auf einegewisseZeit angenommen und aller Orten ein wachsames Auge gehabt, ja, welches Wunderns würdig, noch zugleich auch viel Jahre das Bisthum Seccai! und Admontensische Kloster admi- nistrirt. Es sind noch mehr als viertzig Schreiben heut übrig, die Maria Königinn in Ungarn eigenhändig an ihn abgelassen, darinn sie ihn bald vermahnt, bald bittlich ersucht, er mögte doch seine Atlas-Schultern so den allerwigtigst-und grös-sesten Geschäfften bestand wären, denen schweren Reich-Sachen nicht unterziehen, sondern Rahtschläge ertheilen, vermög welcher das Vaterland und Haus Oesterreich erhalten, und die feindliche Anschläge zernichtet würden. Noch mehr Ruhm-würdige Sachen liessen sich von diesem grossen und uugemeinem Fürsten schreiben, wann meine historische Feder allhie sich unterstehn dörffte, ein so weites Feld so vieler Ehren-Wercke dieses Herrn durchzulauffen. Ich achte aber, es sey gnug, wann ich spreche, daß beh seinenLebzei-tenerkaum seines gleichen in gantz Deutschland gefunden an Activitet und Klugheit. Was er seinem Bisthum zu gut gethan, « dem bezeugt noch heut zu Tage der aus dem Ä{t Grunde neuaufgeführte Lahbuchische Bi-schosts-Palast, die erweiterte Oberburgische Residentz, die er mit mehrern Gebäuen, Wällen und Mauren umgeben hat. So sind auch von ihm neue Kirchen aufgerichtet, die alten gezieret, und das Capittel zu Laybach vermehret worden. Uberdas hat er auch dem Bisthum einverleibt die Crainburgische, Windisch - Grätzische und Aichensische Pfarren, deren letztere dem Capittel zufällt, zu Wiederersetzung der jährlichen Einkünffte aus der Oberburgischen Residentz. Endlich ist er beh vergnüglichem Alter Z-mTodund und Ruhm-würdigsten Verdienst um das 9t m6' gemeine Wesen zu Wien, da er als ein Stathalter gewaltet, im 1536. Jahr den 26.October verstorben. Von dannen er nach Oberburg geführt, und in einem Marmorsteinernen Sarg in die bischöffliche Capelle eingesetzet worden, so geschehen den 11 Win-termonats-Tag. III. Franciscus Kaziainer, ein Zweig deß Ain°isms Freyherrlichen Stammens derer von Ka- K-zià. tzenstein, ein Bruder Johannis, welcherZeit Türcken-Kriegs Landshauptmann in Crain gewest, und beh der Wienerischen Belägerung einen ewigen Namen erhalten, war vorhin ein Domherr zu Passau und Propst beh unserer lieben Frauen im Saal, unferrn Klagenfurt. Ward auf Recommendation und Bewilligung Fer- «ischoflè "Urbani Textoris Suffotnmen durch die Študira. ©tine löbliche Sparsamkeit. Er beredet den Äetjfer, bit PP. Societatis Jesu dinandi deß Keysers kurtz vor dem Absterben deß Bischoffs Christophs zum Coadjutorn deß Laybachischen Bisthums gewählt, nach besten tödtlichen Hintritt er auch alsobald die Bischöffliche Hoch-Würde angetreten. Er würde seinem Borfahren nichts bevor gelasten haben, wann nicht alsobald im Anfänge seiner Regierung ein unverdientes Unglück seinen Bruder betroffen hette. Es fällt schwehr, mit Herrlichkeit und Pracht es einem Andren nachzuthun, wann man demselben nicht gleich bemittelt ist, das Angefangene fortzusetzen. Es besaß jetzt schon das Bisthum Seccau ein Anderer und verwaltete die Abtey Admont gleichfalls wieder ein Anderer; daher dann die gewaltig verringerte Einkünfften der Laybachischen Infel unfern Franciscum gezwungen , theils etliches zu verlausten, theils etliches zu versetzen, welches die Nachfolger langsam wieder eingelösst. Er starb, da er acht Jahre als Bifchoff regieret hatte, im Jahr 1544 und ward begraben zu Oberburg. IV. Urbanus, Textor ein Crainer, geringer Ankunfft vom Karst, und von armen Eltern bürtig, aber von Tugend bereichert, wodurch er sich aus dem Schatten seiner Geburt ans Licht gebracht. Dann weiter einen sehr guten fähigen Kopfs hatte, legte er sich auf Erlernung der freyen Künste, und damit eine gute Stuffe zu künfftiger Erhöhung. Massen er vors Erste dadurch einen Zutritt in die Pfarr zu Bruck in Steyermarck oberhalb Grätz gewonnen. Bon dannen er an den Keyserlichen Hof beruffen, deß Keysers Ferdinandi Eleemo-synarius, Beicht-Bater und Hof-Prediger worden. Als nun nachmals das Layba-chische Bisthum sich erledigte, ist er zum vierdten Bifchoff dieses Stuhls ernennet worden, da er dann äusserst sich bemühet, die von seinem Borfahren hinterlassene Schulden abzutragen, solchem nach einer sonderlichen Sparsamkeit sich beflissen, also gar, daß. als er von Laybach nach Regens-purg getestet, er in Begleitung fünff Personen auf dem Hin- und Herwege nicht gar viertzig Gulden verzehrt hat, wie solches seine Rechnungen, die noch heut zu Tage in denen Oberburyischen Archivis bezeichnet zu finden, klärlrch darlegen. Dieser war der Erste, so dem Keyser Ferdinand rieth, Er mögte zu Hinder-Ireibung deß sich ausbreitenden Luther- thnms die Societät der Jesuiten in Oesterreich fest stellen, und ihnen ein Collegium erbauen Welchen Raht er auch in das Werck gerichtet. Es waren noch vor wenig Jahren zuOberburgBriefe befindlich, welche der H. Ignatius selbst, alsStisfter deß Jesu-iter-Ordens anUrbanum den Bischofs eigenhändig geschrieben; darinnen er ihm seine in Oesterreich neu-abgefertigte Gesellschafft empfahl. Er ging auch gar vertreulich mit Claudio Jajo, so einer von den ersten Gesellen Ignatii, um. Daher Orlandinus in Beschreibung dieser Gesellschafft diese Worte führet: «) „Weil Urban, der Lay-bachische Bifchoff, viel von Jajo hielt, und aus diesem ein Urtheil füllte, wie seine andre Gesellschafft beschaffen seyn müsste, hat erden König Ferdinand, besten Beichtvater er war, gerahten, er mögte doch zur Wienerischen Universitet etliche von diesen Theologis auswehlen, und zu nimmer er-leschlichen Nutzen ihnen ein Collegium zu Wien aufbauen. Der gottselige Printz ertheilte diesem Beyrahten gerne Gehör, und als er aus Andren und dem Jajo selbst verstanden, was ihre Gesellschafft für Ordnungen und Bequemlichkeiten hegte, hat er gäntzlich bey sich beschlossen, seinen Fürsatz ins Werck zu bringen, und deßwegen stetigst an Ignatium und den Papst selbst Briese abgefertiget." Indessen hat dieser Bifchoff Urbanus die Evangelische (oder Lutheraner) hefftig verfolgt, also gar, daß er, wie auch Petrus Canisius einer von den fürnehmsten Theologen deß Wienerischen Jesuiten Collegii, hin und wieder der Lutheraner Hammer genennet worden. Als er im Jahr 1558 in Keyserlicher Gesandschafft nach Donauwehrd abgereiset, war, und sein Amt tapffer verrichtete, ist er (wie man sagt) durch eine sonderliche List der Unrömisch-Catholischen dieser Zeitlichkeit entrissen worden. Dann da sie ihn als einen ihre Religion äuffersten Verfolger nicht allein fürchteten, sondern auch hasteten, haben sie mit allem Fleiß deß Nachts bey dem härtesten Winter die steinerne Treppen mit Wasser begossen und schlüpffrig gemacht. Als nun deß andren Tags der Fürst dieselbe betratt, glitte ihm der Fuß aus, also daß er hinab stürtzte und den Hals brach. Da er dann auch allda begraben worden. ius Land zu ziehen- Torr-spondirt mit dem Ignatio Lojola. Äst (i” tiger Set' bet Evangen SW Peter von Seebach aus demCrai-e«6a^6on nerischen Ritterstande bürtig, hat sich erstlich unter den Oberburgischen Alumnis aufgehalten, hernach in Moraitsch, nachmals die Pfarr zu Rußbach bekommen, und endlich im Jahr 1559 Laybachischer Bischofs ernennet worden. Als sich damaln das Lutherthum in Crain weit und breit ausgesämet, und er denen zur Freiheit geneigten Geistlichen den Zügel ein wenig zu lang ge- Ertzhertzoglichen Befehl einhändigen, Ver- cerfoige»-mög welches ihnen angedeutet ward, innerhalb dreyen Tagen noch für der Sonnen Untergang bey Leib und Lebens-Straffe aus dem gantzen Lande zu weichen. Als diese verflossen, ist er mit seiner Geistlichkeit in einem Umgänge nach S. Elisabets Kirchen, deren sich blßhero die Evangelischen bedient hatten, gegangen, hat bey Eintritt in diese Spital-Kirche den Lutherischen Tauffstein zerschlagen, die Bücher zerrissen, mit Weyhwasser von neuem die Kirche wieder besprengt, um sie dadurch zu reinigen, eine feierliche Messe gehalten, und den folgenden Tag Seelmessen für die Verstorbene bey grösser Versammlung deß Catholischen Volds anstellen lassen. Im nachgehendem als 1599 Jahr, ist er zu Grätz in der Pfarrkirchen 8. iEgidii daselbst vom Hieronymo de Portia, Apostolischem Nuntio, in Beywesen deß Secaui-schen und Lavantinischen Bischoffs zum Bischoff geweihet worden. Da er dann einen festen Schluß auf die Päpstliche und Ertz-hertzogliche Vollmacht sich gründend genommen, gantz Crain von dem Lutherthum auszuleeren und sich als einen Wiederbringer der ehmaligen Römisch-Catholischen Reli- ;d gioii gegen jederman zu erzeigen. Den An- à-d-G fang hat er zu Laybach gemacht, da am ersten öffentlich die Lutherische Bücher gioiti# verbrannt, und hernach durch die von » dem Bischoff selbsten, und dem Ehrwürdigen P. Henrico Vicario, Jesuiten gehalte- ne Predigten die meisten Einwohner zur Verfassung der Lutherisch-evangelischen m . Religion bewogen worden. Nachmals ist Evangeli auch Erainburg, Stein, Rattmansdorff, Kirchr in und andere Oerter von dem Lutherthum abgezogen worden, da unferrn Laaß die Lutherische Kirche vermittelst Pulver in die Lufft geschickt. Als auch Bischofs Thomas vom Papst Clemente VIII. angefrischet ward, und ihm ein Hertz eingesprochen, hat er Anno 1600 wieder zurück geschrieben, und sich unter »ot, al,* A andren dieser Worte gebraucht: Das schwere Apst ge- und höchst-gefährliche doch aber längst- e™- erwünschte Werck die Reformation zum Catholischen Glauben durch gantz Crain, Nieder-Steyermarck biß am Dravsluß betreffend, habe ich desto lieber auf mich genommen, weiln ich gegen die widerspenstige Lutheraner und unbekehrsame Leute aus Antriebe deß Geistes Gottes die Apostolische Waffen wenden können". Nachmals gedenckt er, er habe innerhalb kurtzer Zeit über die 41000 Seelen dem wahren Schaffstall der Kirchen zugeführt. Durch diese Eyfer-Brunst Thomse, deß Bischoffs, ist kurtz darnach Laybach und das übrige Crain in einen ganz ändern Stand gesetzt worden, und im Jahr 1601, nachdem die »Procession mit dem Sacrament fast ganz in Bergessung kommen, hat es Bischoff Thomas wieder Zitrin. Zum Vorschein gebracht und angestellet. tätige Be Da dann das H. Frohnleichnams-Fest bt6 mit den Fahnen der Zünffte, Trompeten eom^epè. und Heerpaucken, Loßschiessung der Stück- ke gehalten worden. Welches auch nun schon in die 80 Jahre wiederholet wird und zwar mit solchem Pracht, daß Laybach mit einer jedweden Stadt in Deutschland deßwegen um den Vorzug kämpf-fen kann. An diesem Tage ist die gantze Stadt mit schön-grünenden Bäumen um und um durch alle Gassen gezieret, und die Bäume mit Pines-Nüffen und Fichten, auch andren schön-grünen Aesten besteckt, so daß sie alsdann eher einem Walde, als Stadt gleichet. Indessen werden die Fenster mit köstlichen Tapeten, Bildern, Lichtern und brennenden Fackeln geschmückt. In Unter-Crain, welches in geistlichen Sachen meistentheils dem Patriarchen zu Aglar zu Gebot stehet, langte Äeichfalls Bischoff Thomas bey einem Schloß am frühen Morgen in Beglei- tung etlicher weniger Personen au, willens, die daselbst befindliche Pfarrkirche denen Evangelischen zu entreissen. Diese war rund um mit bewehrten Leuten eines Lutherischen Herrus besetzt, die wol einen Schrecken erwecken kunnten; dessen aber ungeachtet ging Bischoff Thomas mitten durch sie hindurch, und nachdem er die Kirchen betreten, und eben der Lutherische Pfarrer sich aus der W)°ff Cantzel befand, seine Predigt gegen dem Bolck abzulegen, stieg Bischoff Thomas Evangeli-hinauf, ergriff denselben beym Arm, riß '^“r’ ihn von der Kantzel, und stieß ihn zur Kirchen Kirchen hinaus. h'nau». Und nachdem er dieser Kirchen auf solche Weise sich bemächtigt, hat er, der Bischoff, selbst die Meß und Predigt darinn verrichtet, nachmals die auf Bergen und Thälern befindliche Filial-Kirchen besucht, und auf gleiche Art dem Römischen Gottesdienst wieder zugeeignet. Wobei) er offt biß in den späten Abend nüchtern verblieben. Eben dieses har er anderstwo öffters gethan, daß er mor-gends nach verrichteter Messe und Predigt an das Volck seinen bischofflichen Habit nicht abgelegt, und das i^acra-ment denen Hinzutretenden ausgespendet, anbey auch um vier Uhr nachmittag noch die Vesper gehalten, nachmalen zu Einnehmung einer geringen Mahlzeit sich eingefunden. Daher er dann in erinnerlicher Betrachtung solcher seiner strengen Verfolg-und Austilgung der Lutheraner ein Apostolischer Mann, ja gar der Craine-rische Apostel von denen Römisch-Catho-lischen in Crain betitelt worden. Er hat zwar von ihnen viel Anfechtungen dafür ausgestanden, aber dennoch ihnen sich unausgesetzt und unablässig widersetzt, wie aus seinem im Jahr 1605 an den Laybachischen Probst abgelassenen Schreiben zu ersehen, da er unter andren dieses meldet: „Ichwerde,solang Gott will, der mich unwürdigen Sünder erwehlt, in diesem Trübsal-erfülltem Bisthums Amt aushalten, meine Widersacher mögen auch anstellen, was sie wollen. Bittet Gott für mich, daß Er mir ferner wie bißher den Sieg wider meine Widersacher ertheilen möge, die mir bißher mehr mit ihrer Feindschafft genutzt als sie mir durch ihre Dienstfertigkeit nützen mögen. Ich werde nichts meinem Fleisch und Blut zu Liebe wider Gott und mein Gewissen sürnehmen. 23* ©ein Fleiß in AnSzie-rang der Kirchen:c. Und zwar guten Theil« ans eigenen Kosten. Fahre ferner so mgendhafft fort, geliebter Herr Probst, den Weinberg deines Gottes Zebaoth in denen Orten auszuarbeiten; der, welcher dir dieses Amt zugeeignet, wird auch die Kräffte, Eyfer und guten Willen ertheilen. Dieses aus einem Schreiben deß Bi-schoffs Thomse, so ich unter etlichen weg-geworffenen Zetteln gefunden. Nebst solchem Eyfer der Catholischen Religions-Fortpflantzung hat auch Bischofs Thomas grossen Fleiß auf die Aus-zierungen der Kirchen, Veränderung deß Capittels und Hegung der Geistlichen Orden angelegt, von welchen ich viel bey-bringen könnte, aber nur etwas Weniges davon berühren werde. Die Domkirche hat er auf seine eigne Unkosten gantz neu wieder zurichten, mit Gemählden zieren, und den Chor mit einem Pflaster von Marmel belegen, ferner den Altar, der noch biß jetzo zu sehen, aufrichten, ingleichen die Oberburgische und noch andere in den bisthümlichen Gebiet gelegene Kirchen säubern lassen, so daß ich nur im Itili Jahr ausgezeichnet finde, daß er über dreitausend Gulden zu Auszie-rung der Kirchen angewendet. Er hat denen Evangelischen Besitzern viel Güter aus den Händen gerissen und ihre dem Fall nahe Häuser mit eignem Geld wieder unterstützt. Er hat der Dom-und Oberburgischen Kirchen viel schöne Zierrahten gescheitest, so daß er alle seine Vorfahren an Freygebigkeit übertroffen. Geistliche Orden hat er sehr hoch gehalten, absonderlich Die PP. Jesnitas, denen er zu einem Erlustigungs-Ort (den Thurn genannt) einHaus aufgebauet zu Laybach, und Coronerumzu Triest. In dem Laybach ischen Seminario hat er zwey Alumnaten, und eben soviel in den Grätzisch-Ferdinandi-schen für studirende Jünglinge gestifftet, denen noch vier in Wien beyzuzehlen. Die PP. Capuciner hat er am ersten nach Laybach gebracht, und im Jahr 1608 ihre Kirche eingeweihet, nachdem er aus dem gantzen Bisthum fast die Pfarrer zu dieser Einweihung beruffen, die mit 500 Kirch-Fahnen in einer Procession erschienen, so daß über 20000 anwesende Catholische Personen gezehlet worden. Die Bischöffliche Einkünffte hat er dadurch vermehret, daß er das schon längst versetzte und fast vom Bisthum entwendete Schloß Görtschach wieder eingelöst. Das Schloß Altenburg, mit dessenBesitzern seine Vorfahren strittige Widerwertigkeiten und Zwist gehabt, hat Bischoff Thomas durch sein eigen Geld erkaufft, als wofür er 14000 Gulden ausgezahlt; von welchem jährlich 150 Gulden in die von ihm zu Oberburg und Laybach befohlene Stiffter müffen entrichtet werden. Man hat vor vielen Jahren von eines geistlichen Ordens Ober-Aufsehern, welcher Thomas den Bischoff gekannt, sagen hören : Es komme ihm höchst wunderwürdig für, daß sich Bischoff Thomas am allerfrey-gebigsten gegen die Geistlichen erzeigte, da er doch keine sonderliche Einkünffte hette, und es ihm doch niemal gemangelt; da es hingegen Ändern, die mit bessern Eht-künfften versehen, und nichts verschenckten, immerfort fehle. Da er Anno 1601 nach Agram zur Einweihung deß neuen Bi-schoffs erbetten worden, haben ihn die daselbstige Canonici an die Gräntzen Si-seckh und Petrinia geführt, und als er der Orten keine Kirche gefunden, der Petrinischen Besatzung versprochen, auf seine eigne Unkosten eine Kirche aufzubauen. Als diese hierüber erstaunten, indem in ihrer Gegend weder Stein oder Holtz befindlich, hat er geantwortet, sie mögten es nur auf ihn ankommen lassen. Bey seiner Ruckkunfft nach Oberburg befahl er, eine ! von Holtzwerck verfertigte Kirche zu machen, so durch die Balcken künstlich zusammengefügt, die er nachmals wieder zerlegt und auf den Saam-Fluß nach dem Sau-Fluß zu Schiff abführen lassen, nachmaln Zimmerleute nachgeschickt, die sie zu Petrinia aufgerichtet. Anbey überschickte er auch eine Glocke und geistliches Kirchen-Geräht nebst einem der Slavonischen und Deutschen Sprach erfahrnem Caplan, dem er bey dem Ertzhertzog jährlich eine Besoldung auswürckte. Als Crain wieder in bessern Stand versetzt, und die, so Lutherisch, theils verjagt, theils aber Römisch-Catholisch geworden, ist Bischoff Thomas nach Grätz als ein Statthalter wieder erfordert worden. Welches er in die sieben Jahre verwaltet, inzwischen doch nicht unterlassen, die Seinen zu Zeiten zu besuchen, da er dann in geistlichen Amts-Verrichtungen seinen gewöhnlichen Eyfer erwiesen, auch bei ziemlich erkält- und altenden Leibes-Kräfften sich noch barimi erhitzet hat. Dann im Jahr 1622 seines Alters im 63, nemlich in dem grossen SÄ Stuffen-Jahr, ist er auf dem hohen S. Flnß und Ursels-Berg, unfern Altenburg gestiegen, ^icht-rnhrit. hat den 30. Iulii öffentliche Vesper gehalten, den nächstfolgenden Morgen die Altäre geweihet, eine Päpstliche Meß angestimmt, nachmals über tausend Personen gesinnt, über das alles in gemeiner Land-Sprach das Volck vermahnt, und nach Verrichtung der andermaligen Vesper und Er-theilung deß Segens an die Gegenwärtigen bet) einem Bauren-Wirth deß Abends um fünff Uhr gespeist, und biß auf diese Zeit nüchtern geblieben. enfjm bi- Er hat auch die Kirche zu Unser Lieben Archr ü,'en= Frauen in Nazareth, oberhalb Altenburg ^azareih. gestifftet, und im Jahr 1028 prächtigst eingeweihet. Als im folgenden 1629 Jahr, Ferdinand der II. Römischer Keyser, dieser Orten durch Briefe bedeuten ließ, daß man tn allen seinen Gebieten das Fest der unbefleckten Empfängniß der allerheiligsten Jungsrau Mariae aufs prächtigste feyren mögte, hat Thomas die ertheilte Briefe also unterzeichnet: „O! welche geist - eyfrige Briefe sind doch dieses deß Gvttseeligsten und sieghafftesten Keysers ! Dnrchließ sie, so wirst du erstaunen. Von wegen verschiedener manigsaltiger und wunderwürdiger Bictorien, so Er durch Göttliche Hülffe und Beystand von seinen Feinden erhalten, befiehlt der Glorwürdigste Keyser Ferdinand, der Andre, daß man zu unsterblichem Angehenden der Nachkommenschafft das Fest der unbefleckten Empfängniß Mattae höchstfeyerlich begehen solle. Es geschehe also!" Ein mehrers wird an einem ändern Ort von diesem Crainerischen Bischoff zu melden seyn, (sonderlich seine eigene Beschreibung vonAufrichtung derJesuiten-Kirche zu Laybach, und ist auch allbereit im Siebenden Buch, mit was für brennendem Eyfer er die Evangelischen verfolgt habe, umständlich erzehlet worden.) Endlich ist er bey grauen Jahren und Haaren zu Oberburg, den 10 Febr. Ano 1630 dieser Zeitlichkeit entnommen, und allda seinen Vorfahren beygesetzt worden. Sein Denck-oder Leib-Spruch, dessen er sich bedienete, und seinen Büchern einzeichnete, war dieser: Terret Labor, aspice praemium. „Schreckt dich der Arbeit Schweiß zurück? Wirff auf ben reichen Lohn den Blick." Anno 1612 hat dieser Bischoff Tho- mas fünff Kirchen und Kapellen und 13 Altäre geweihet, auch bey einer Kirche den Grundstein gelegt. im und Anno 1613 hat er den ersten Stein ?tnimn9”-an der Kirch und Kloster Unserer Lieben Frauen der PP. Capueiner zu Marchburg den 23 April gesetzt, wie er auch gleiches den 1. May an der neuen S. Jacobs-Kirche berPP. Jesuitarum zu Laybach gethan Ferner die Kirche S. Peters in Billich-grätz und vier Altäre geweihet, und in diesem Jahr 3506 Personen mit dem Sacrament der Firmung versehen. Im Jahr 1614 hat er den ersten Grund zur Kirche S. Barbarae in Sava den 21 Augusti gelegt, vier Kirchen und vierzehenAltäre geweihet ; wie hoch sich aber diß Jahr der Ge-firmten Anzahl beloffen, ist nicht gemeldet. Anno 1615 hat er die Kirche 8. Jaeobi der PP. Jesuitarum zn Laybach den 15. Novembr. wie auch die Kirche zu Rain im Cisterzienser Kloster den 21. Aug. nebst verschiedenen Altären geweihet. Die Firmung an unterschiedlichen Orten 1857 Personen ertheilt. Anno 1616 war wegen deß Benetia-nischen Kriegs das Land voll Soldaten, weßwegen dann weder Weih-noch Firmung geschehen. Anno 1617 zwo Kirchen und drey Al-läre geweiht. 800 Personen gefirmt. Anno 1618 eine Kirche und zween Altäre geweihet. 1300 gefirmt. Anno 1619 zwo Kirchen, zween Altäre geweiht. 1150 gefirmt. Anno 1620 sind gefirmt worden 782 Personen. Anno 1621 sind gefirmt worden 778. Anno 1622 zwo Kirchen geweiht 3165 Menschen gefirmt. Anno 1623 ist an einer Kirchen der Grund gelegt worden. 2380 Leute seynd gefirmt. Anno 1624 hat der Gottselige Bischoff den ersten Stein an der Kirchen zu unsrer lieben Frauen oberhalb Altenburg am Stifftungs-Tage den 26 Julii gesetzt, und diß Nazaretische Gebäu innerhalb zwey Jahren zu Ende geführt. Anno 1625 hat er S. Georgen Altar in der Laybachischen Dom-Kirche, den 19 Maji imgleichen die Altäre in der Jesuiter Kirchen auf Seiten deß Evan-gelii, den 25. Mertz und daselbst noch drey auf Seiten der Epistel den 3 Junii geweihet, und dieses ist bloß in denen «ischoff Reinaldus Scarlichius Wunder-würdiges Tracle-raent, so Bischofs Thomas, Irt; der Ga stung auf-tragen lassen 14 Jahren geschehen, darinn er brey und zwantzig Kirchen und vier und funfftzig Altäre geweihet, Siebenzehn tausend fünff-hundert und zwey und sechzig Personen gefirmet. Alle Quatember sind auch von ihm Ordinationes oder Priester-Weihen geschehen, da er dann selten eines, es seye dann, daß ihn eine nothwendige Reise oder aber Leibs-Schwachheit davon abgehalten hette, unterlassen. Daher er vom Jahr 1612, biß auf das Jahr 1625 mit eingerechnet, zu den geringeren Orden 258 Personen zugelassen, 285 Subdiaconen, 272 Diaconen, 244 Presbyteros ordinirt, überdas auch drey Bischöfe geweiht, und zween Aebte bene-dicirt hat. Noch viel andere Verrichtungen und Epempel seiner unvedrossenen Activität gehe ich biß Mal vorbey. X. Reinaldus Scarlichius, der zehende Bischofs zu Laybach, ist aus Dalmatien von obeli chm Eltern erzeugt, dessen Vater ein tapffer-mutiger Soldat, endlich den blutigen Türcken-Sebel kosten und seine breit-berei-cherteGüter in die unersättlicheHände dieses Räubers kommen müssen. Die im Elende wallende Söhne hat Ferdinand II. damaliger Ertzhertzog inSchutz genommen, und den altern R e i n a l d, weil er sehr gelehrt war, Ferdinando dem III, seinem Printzen, als einen Lehrmeister fürgesetzt, bald aber zur Propstey zu Mitterburg in Jsterreich befördert, nachmalen bey Lediastehung deß Triestischen Bisthums, als einen Bischoff eingesetzt; allwo er durch Thomam den Laybachischen Bischoff prächtigst geweihet worden, im Jahr 1622 den 14. Aug. im Beywesen dreyer Bischöfe, als Hieronymi Ruscse de Rusconibus Justinopolitani-schen, Johannis Babtistse Agatizh, Segni-ensischen Bischoffs und Carl Weinbergers Bischoffs zu Biben, davon der erste ein Dominicaner war, der andere ein Augustiner, der dritte ein Franciscom von der Observantz. Bey dieser Solennitet hat Bischoff Thomas ein seltenes und denen von Triest verwunderliches Tractement gegeben, indem er bey der andernRicht bey denenEonsitüren, allerley Früchte deß gantzen Jahrs, so ingesamt frisch aufsetzen lassen. Die Für-nehmsten, so zugegen waren, erstaunten, und erhielten bittlich, daß sie nach Haus etliche Erdbeern und frische Kirschen schicken dörfften, damit auch ihre Weiber sich mit dieser Seltenheit belustigen mögten. Nachdem aber der Bischoff Thomas abgeschieden, und hoffenblich zur ewigen Seligkeit gelanget, ohnangesehen gleich gantz Erain und die Stadt durch Schreiben und Abgeordnete inständigst bey Ihrer Majestet um die Erwehlung Herrn Caspar Wobecks, damaligen Probsts, eines gelehrten, hochverständigen, in geist- und weltlichen Affairen höchst-geübten Mannes, als von ihnen gewünschten Nachfolgers deß Bischoffs Tbomae anhielten, drang doch dieser hindurch, der schon damals sich nicht mehr seiner Füsse bedienen furntte, den man auch deßhalben, da er zu Laybach angelangt, in einem Sessel zur Kirche tragen müssen. Nichts destoweniger hat er das Bisthum zehen Jahre besessen, ohnangesehn er nie-maln gestanden, auch kein Amt in selbsteigener Person, sondern Alles durch seinen Suffraganeum verrichtet. Er selbst aber hat, als ein haupt-verständiger und kluger Mann, bey dem der Kopfs desto besser, je schlechter das Fußwerck war, etliche Jahre die Stathalter-Stelle zu Grätz verwaltet. Als einsmals dieser Laybachische Bischoff Scarlichius vor dem Römischen Keyser eine Oration gethan, hat er davon den Buchstab r gäntzlich ausgelassen, damit er im reden nicht anstossen mögte, weil er diesen Buchstab nicht aussprechen kunnte. Das Kloster PP. Franciscaner, bey unserer L. Fr. zu Nazareth, oberhalb Altenburg, ist sein Werck. Er starb Anno 1640 den 17 Dee. zu Laybach, und ist in der Dom-Kirche bey aller Seelen Altar in einer vom Bischoff Thoma schön erbauten ©rufst beerdigt worden. Kurtz vor seinem Ende hat sich Folgendes zugetragen ; als man am Tage S. Nicolai im Jahr 1640, bey 8. Nicolai, nemlich in der Thum-Kirchen zur Vesper läuten wollte, brach der Schwengel in der grossen Glocken mitten voneinander. Worauf nachgehenden Morgens um 4. Uhr dieser Bischoff Reinaldus Scharlichius sich ans diesem Leben absentirte. Weil Er nun eben auf diese Glocke eine neue Schatzung angeschlagen, also, daß ein Jedweder, der einem Verstorbenen hat wollen zu Grabe läuten lassen, dafür zwey Gold-Duca-ten geben müssen, hat das gemeine Schwach' Füssigköt Bischafst Reinald'- Verwalt die Zt°t-hallersch^ Grätz. Searlic1” lhul eine Cratio® ohne li- cer gr-ss' Glocken Schw-E brich- »U feinem Volck solches für ein Zeichen nicht allein seines Todes, sondern auch unbilliger Taxirung deß Geläuts ausgedeutet. Wie ihm dann mit selbiger grossen Glocken auch nicht ist ausgeläutet worden. XI. Otto Friedrich Graf von Buchaim, aus Oesterreich, von einer ungemein alten und hochberühmten Familie herstammend ; dessen leiblicher Bruder Rudolph Ober-Cämmerer an dem Keyserlichen Hofe, der andere aber, Gras Christoph, die General-Stelle bekleidete. Er war damals zu Rom und schon ein Domherr zu Passau, Magdeburg und Saltzburg, da er, als deß verstorbenen Bischoffs Thomse Suffraganeus, mit der Provintz Fürbitt-Schreiben nach Wien verreiste, für sich die Wahl auszubitten; da er auch seine Bitte dem Cammer-Präsidenten mit schönster Empfehlung einge-händigt. Weil aber der Cammer-Präsident seines Bruders wegen schon bemüht war, und nach erhaltenem Bericht von dem Tode Reinalds alsobald das, was er von dem Keyser verlangte, erlangt hatte, als ist Otto Friedrich, da er noch abwesend, schon zum Bischofs ernennet worden. Welches Er auch wol meritirte als ein Herr von unvergleichlichem Talent; und in denen ersten Jahren in rechter Wahrheit also beschaffen, wie ihn Buce-linus in dem ersten Theil Teutschlandes beschreibt. Er sollte was groffes zu Nutz seiner Kirchen geleistet haben, wann nicht etliche im Lande ihm zugestossene Anfechtungen, deren er nicht gewohnt war, Ur-sach gegeben, öffters nach Rom zu reisen, auch zu Saltzburg gleich einem Domherrn vielmehr zu wohnen als zu Laybach zu verbleiben. In seinen letzten Jahren ist er mit der heroischen Kranckheit beleget worden, weswegen ihm das Reisen nicht gar zuträglich mehr seyn wollen. Er war in Wissenschafften der Welt-Weisheit, Theologiae, Canonischen oder geistlichen Rechten und Historien trefflich erfahren. Den bischöflichen Hof hat er um einen Gaden erhöhet und gezleret, das Schloß Görtschach von Grund-aus neu, weilen das alte abgebrandt, und auf das prächtigste unters Dach gebracht, das übrige aber seinem Nachfolger auszufer-llgen hinterlaffen. Er hat in seiner Kirche auf das ge- nauste die Römische Gebräuche in acht genommen, und eben derhalben, da er seinen Dechant nach dem Apostolischen Stuhl an statt Seiner abgefertigt, fleis-sigst anbefohlen, alle Ceremonien und Gebräuche der Domherren bey geistlichen Verrichtungen und Absingung der Horarum auf das beste anzumercken, und zu Laybach einzuführen. Welches dann auch in Einem und Andren soviel es seyn können, geschehen. Da er im Jahr 1664 nach Passau zur Bischoffs-Wahl beruffen worden, und ihm damals seine gute Freunde die Reise sehr widerriethen; hat er sie doch fortgesetzt und ist etliche Tage nach der Wahl und Weyhung deß neuen Bischoffs, Grafens von Thun, da er wieder sich zur Ruckreise nach Laybach schickte, in eine Kranckheit gefallen, daselbst gestorben und begraben worden. Sein Denck-Spruch war: Tempora, Tempore, Tempera. Die Zeiten lern zu Zeiten recht entscheiden, woferrn du willt die Unglücks-Tücke meiden. XII. ckoseplms,aus demhoch-berühmtenund uralten Stamm der Grafen von Rabatta aus Görtz, war der zwölfste Laybachische Bischof. Seine Jugend hat er der Erlernung preiß-werther Künste gewiedmet, ist nachmals in den Hierosolymitanischen Ritter-Orden, die wir Malteser zu nennen pflegen, ausgenommen. Da er dann zu Malta den Anfang seiner Ritterschafft gemacht, und allda etliche Jahre verweilet. Als er nachmals bey dem Keyserlichen Hofe angelangt eben zu der Zeit, als man für Ertzher-tzog Carl Joseph, Keysers Ferdinandi deß Dritten jüngsten Printzen, denEr mit seiner Gemahlinn Leopoldina gezeuget, sich um einen Hofmeister umthat, ward keiner hierzu tüchtiger, als der Gras Joseph von Rabatta erfunden, deine man auch diese Ertzhertzogliche Zucht an- und auftrug. Dieser Ehren-Stelle stund Er mit großer Klugheit, Fertigkeit deß Geistes und Aufrichtigkeit für, so daß den Ertz-hertzog Carl Joseph der andere Joseph Männiglichen belieblich machte, und der Hofmeister Josephus selbst von dem Keser hochgeschätzt, von denen Hofleuten auch geliebt ward. Allein die Liebe deß Himmels zoch den Carl Joseph in seiner besten Jugend-Blüte, da er schon zum Paffauischen Bisthum ernennet worden, im funffzehen-den Jahr seines Alters zu sich hinauf. Indem nun diese Kirche sich nach ei- sern @nbf. Sein Aahl--Ipru 1). losephus Graf öoii Rabatt* b.-r zwölsfte Sischoff. ÜSirb MU> cheser Ritter. Hernach Hosmeiiter Ertzhertzog» Caroli Josephi. Wird Bischofs tu Laybach. nem neuen Vorsteher umsahe und endlich die Insel dem Grafen von Thurm auftrug, starb eben Key der neuen Bischoffs-Wahl Otto Friedrich, Bischofs zu Laybach, und hinterließ eine verwittibte Kirche. Es war damaln abwesend, und hielten sich Ihre Keyserliche Majestät Leopoldus zu Regensburg auf, als ihm der Hintritt deß Bischoffs zu Laybach angekündigt ward, da dann alsobald der Hof, gleich als ob er künfftige Dinge weissagen könnte, seine Augen auf diesen Josephum wandte, der es weder hoffte, noch verlangte, und war damaln deß Volcks Stimme Gottes Stimme. Es ward derhalben Josephus zum Laybachischen Bischofs ernennet am 9. April deß 1664 Jahrs. Als er daselbst die Priester-Weihe erhalten, erwieß er sich stracks solcher Gestalt, als ob er schon viel und lange Jahre die Priester- und Bischoffs-Stelle verwaltet H .ite. Da er nun von Hofe zu seiner noch niemaln gesehenen Kirchen-Braut nach Laybach abgereiset und am 12. September daselbst angelangt, ist er folgends darauf den 13. am Fest der H. Kreutz-Erhöhung von dem Dom-Capittel in die Kirche begleitet und ihm von dem Raht die möglichste Ehre erzeigt worden. Als er in der Steyermarck zu erst anlangte, bewillkommte ihn im Namen deß gesummten Dom Capittels der Doctor Schönleben als damaliger Dom-Dechant mit dieser Lateinischen Anrede: Reverendissime & Celsissime Princeps ac Domine, Domine Ordinariae Gratiosissime. Auspicatissimus hic, ad Ecclesiam Tuam Cathedralem, ingressus, quo primum hodie Labacensium illaberis oculis, in quorum animos nondum visus amanter descendisti ; si bene conjicimus, non potest nobis nisi boni ominis portentum esse, & fortunae adventantis praeludium. Nam quidquid gentilitiae Tuae loquuntur tesserae, Virtutis sunt merita, Fortunae symbola unde illa spoliata insignibus, nec alas amplius habet, necrotas. Tuo haec generi, genio & ingenio famulantur. Avolare Fortuna sine alis non poterit, avehi non poterit sine rotis, quae Virtutis Tuae firmantur embolio. Sic stemma Tuum loquitur. Accedunt Aquilae, ex priscorum Augurane fide fortunate volucres. Semper ab Aquilis magnarum rerum secundos eventus pronuntiavit aruspex. Tuae illae bicipites quid nisi Janum bifrontem referunt, ex praeteritis futura prudentissimo consilio metientem ? Nempe in sinu magnae Aquilae adolevisti ad magna, destinatus ad Labacensem Infulam duodecimus Praesul, eorum Successor in munere, quorum par & superior incedis sanguine & Virtute. Ilinc hodie ad nos venis Comes & bonis Artibus & bonis Avibus futurus ut auguramur, undecim Antecessorum Epitome, ut qui facilitate indolis pridem magnorum Principimi accurasti amores, facilitate regiminis habeas totius patriae admirationes. Sed & Cruces video in Tuo stemmate. Exclamarem, malum omen! nisi candidae essent & melleae, quia Melitenses. Color candidus pacis & felicitatis est index. Quanquam nulla hodie Crux, quae nostrae infertur Ecclesiae malum potest portendere, quando & sub titulo duplici & sub ritu duplici festiva nobis accidit Exaltatio Crucis. Honoris proinde illud pegma, quod pro templi foribus Tuo nomini erectum vidisti, alterius perennaturi, quod in animis nostris ereximus, est argumentum. Meminimus, Te Josephtim esse, quem fabulosa vetustas Herculi Sinchrono so-‘ ciavit. Ille, ut primus evaderet, noscebatur undecimus. Tu vero ut Apostoli-cum impleres numerum, omnibus numeris censeris duodecimus. Atlanti nuper collapso, succenturiatus, coeli nostri orbem fulcies ; vel hinc merito Josephum id est, divini oraculi suffragio accrescens. Et sane jam Tibi Antecessoris inclinantur manipuli : jam, extra somnium, vides a stellis undecim (denatorum Praesulum Infulas intelligo) Te adorari. Accresce igitur incrementis honorum, & esto nobis, quod ille quondam Josephus vEgypto, alter mundi Servator, vel mundi Servatorisldea. Ex imis prospiciens,quia mala prospiciens. Dicam apertius : Esto, quem esse optant CHRISTI in Terris Vicarius, Augustus Caesar, purpuratorum Ecclesiae Principino Senatus, Ecclesiae Tuae oves Tibi commissae, Boni omnes, & Nos potissimum Virtuti Tuae adgeni-culati Capitulum Labacense, cum Clero universo, esto Bonus Pastor in Populo ! Welches auf Deutsch diese Bedeutung hat : Hochwürdigster und Durchlcuchtigster Fürst, gnädigster Herr! UL" Glückersprießlich ist Euer Eingang in die Dom-Kirche, vermag welches Ihr am -m JhE'k' erstenEuch den LaybachischenAugen gezeiget, deren denen Ihr schon erfreulich ins Hertz gegangen, ehe sie Euch noch gesehn. Wann wir nicht irren, kann es nichts anders, als eine gute Vorbedeutung und Vorspiel glücklicherGelingung seyn. Denn Alles das, was uns nur Euere Stamm-Wapen andeuten, sind Tugend-Verdienste und Anzeigungen eines gewünschten Glücks. Daher, wann dasselbe Eurer Wapen beraubt wäre, es weder Flügel noch Rad mehr haben würde. Dieses alles dienet Eurem Preiß-edlen Geschlecht, Tugendbereichertem Gemüt und Geist-beseeltem Verstände. Ohne Flügel wird sich das Glück nicht schwingen, auch ohne Rüder nicht davon fahren können; welche aber durch Eure zwischen-spielende Tugend seynd fest gemacht. Dieses redet Euer ruhm-prangender Stamm durch mich. Zu diesem Allen fügen sich auch noch die Adler bey, welche nach Ausspruch der alten Wahrsager jederzeit glückselige Vögel. Von Adlern hat man jederzeit wunderwürdige Wercke und glück-lich erlangte Endschafften vorbedeuten können. So will uns auch Euer zweiköpfigter Adler einen zweygestalten Janum vorbilden, welcher aus den vergangenen Sachen mit Klugheitvollem Raht zukünfftige Dinge vorhersihet. Ihr seyd nemlich in deß grofsen Adlers Schoß zu grossen Sachen auferwachsen, und von dem Himmel zum zwölff-ten Vorsteher der Laybachischen Insel bestimmet worden, um ein Nachfolger deren in der Stelle zu seyn, welche Ihr mit Eurer Tugend und Stamm weit übertrefft. Daher kommt Ihr heut zu uns in Begleitung guter Künste und guter Vögel (oder gutes Glücks), so uns vorbedeuten, daß an Euch der eilff vorhergehenden kurtzer Begriff befindlich, und gleichwie durch Euer holdreiches Gemüt Euch schon i längst der fürnehmsten Printzen Gunst-Gewogenheiten erworben sind, also auch durch Euer glückliche Regierung Euer gantzes Vaterland in Verwundrung gesetzt werde. Ich finde aber auch ein Kreutz in Eurem Stamm-Wapen. Dieses würde tch für ein böses Zeichen ausdeuten, wann es nicht von weisser Farbe und höchst-lieb- lich, weil es von Malta. Die weiffe Farbe ist eine Bedeutung deß Friedens und der Glückseligkeit, wiewol uns heut zu Tage kein Kreutz, so man in unsere Kirche bringet, etwas Böses vorbedeuten kann. Weil sub titulo & ritu duplici, das ist, wie ein doppelter Feyertag und höchst feierlich die heilige Kreutz-Erhöhung von uns gefeyret wird. Das eine, so Ihr vor der Kirchen-Thür ausgerichtet gesehen, reichet zu Euren Ehren; das andere aber ist ein Anzeigen einer ewigen Unvergeßlichkeit, so stetigst in unfern Gemütern aufgerichtet stehen wird. Anbey erinnern wir uns auch, daß wir an Euch einen Josephum haben, welchen das Fabel-Hafte Alterthum denen Lebzeiten Herculis beygezehlet. Dieser, damit Er der Erste würde, ward der Eylffte in der Geburts-Zahl, Ihr aber, damit Ihr die Apostolische Zahl erfüllet, werdet gantz vollkommlich für den Zwölften gehalten. Ihr seyd unserm neulich zu Bodem ge sallenem Atlas an die Stelle gerucket worden, um den Kreiß unsers Himmels zu unterstützen, daher Ihr denn auch billig Josephus heisset, das ist, wie es die Göttliche Schrifft selbst bezeugt, „ein Zunehmender oder Wachsender". Und gewißlich die Garben Eurer Vorfahren neigen sich vor Euch, und Ihr könnet ohne Traumen betrachten, wie ihr von den eylff Sternen (ich beziele hier der verstorbenen Bischöfe Inseln) adorirt werdet. So steiget dann in dem Wachsthum Eurer Ehren immer höher, und werdet uns ein solcher Joseph, der sich ehedessen Aegypten, als ein andrer Welt-Heyland oder deß Welt-Heylands Fürbild gezeiget. Ich will es noch deutlicher sagen: seyd uns derjenige, welchen Christi Statthalter auf Erden, unser unüberwindlichsterKeyser, die Versammlung der in Purpur gekleideten Kirchen-Printzen, die in Eurer Kirchen befindliche Schäfflein, alle fromme Hertzen, insonderheit aber wir, das Eurer Tugend zugeeignete Laybachische Capittel und die gantze Geistlichkeit erwünschen, nemlich, Seyd Eurem Volck ein guter Hirt! womit ich guug gesagt. Ferner war auch bey dem Eingänge zga» mau an den Kirch-Thüren biß an das Dach *9 deß Fürstl. Palasts etwas aufgemacht, ^x%m und kunnte man zwischen den zwo Seulen ihm zu Eh-durchgehen', in deren Mittel nach der Reihe Ordnung Genu oder Engel be- 24 D«r drey jehmde Bischofs von Lay Bach, Sigig-mundus findlich, welche in den Händen die Wapen der zwölff abgestorbenen Bischöfe hielten, und ein großes Schild umfassten, als welches deß neu-erwehlten Bischoffs, wo-rinnen ein Wagen mit vier Rädern, zween Flügeln und einem gedoppeltem Adler bezeichnet. Uber das Malthesische Ritter» Ordens-Kreutz, worauf in vorhergehender Rede gezielet, bezierte auch das oberste Theil der Machin, der Hercules, so die Welt und das Bischöffliche Laybachische Wapen mit seinen Schultern unterstützte. Welches alles Anlaß zu der vorgemeldten Lob-Rede gegeben. Absonderlich aber das Wapen deß verstorbenen Bischoffs, welches Korn-Hauffen oder Garben bezeichnete, wie auch der Name Joseph, so eine absonderlich schöne Vergleichung gab mit Joseph, dem ehmaligen Aegyptischen Vice-König und dem neu-erwehltem Bischöfe. Auf den Abend ward die aufgerichtete Machin oder Gerüste mit Laternen und Fackeln erleuchtet, und stimmten eine Stunde um die andere auch die Glocken an. So lieffen sich auch die Schalmeyen hören, und die auf dem Marckt gestellte kleinere Stücke wurden zum Zeichen der Freudigkeit und ordentlichen Glückwunsches zum dritten Mal gelöset. Endlich hat dieser Bischoff nach einer Fried-väterlichen Regierung, im Jahr 1683 am 28. Februarii, um 10 Uhr Vormittags, nach ausgestandener viertägiger Unpäßlichkeit das Ruh-Mal seines Lebens-lauffs erreicht, und sein Leichnam in der Thum-Kirchen zu Laybach eine Ruhstätte bekommen, allwo er am 1. Martii zu Abends in der H. Dreyfaltigkeit-Kapellen daselbst beygesetzt worden, und hat ihm Pater Gelb Soc. J. die Leichpredigt ge-than, auch Jedermann seinen Tod betraurt, weil Er bey Jedermann als ein sehr guter Herr beliebt war. Allda giebt sein Epitaphium diese Schrifft zu lesen: OMNI VIVENTI CONSTITUTA JOSEPHUS RABATTA HU JUS ECCLESIA XII. ANTISTES FUIT VOBIS CUM. OBIIT XXVIII FEBRUARII M DC LXXXHI. VOS HIC EXPECTAT. XIII. Herr Sigismundus Christophorus, Graf von Herberstein, jetzt regierender Bischoff, war erstlich Thum-Probst zu Laybach, hernach Probst zu Rudolphswerth; aber am 20. Aprilis 1683 ist er von Keyserlicher Majestet zum Bischoff zu Laybach erklährt worden; dabey Er auch zugleich Thumherr zu Regensburg und Passau. Solcher vielfältigen Ehren seynd seine Ruhm-Beschaffenheiten auch würdigst; angesehn, Er ein feiner, wackerer und vernünfftiger Herr ist, dem man seiner Tugend und Verstandes wegen in dieser Sterblichkeit die Unsterblichkeit zu wünschen hette. Seinen Einzug hielt Er zu Laybach am 16. Decembris 1683 Jahrs. Am 1. May 1684 aber ward zu Laybach in der Thum-Kirchen die Jnfulation dieses neu»erwählten Bischoffs durch zween Bischöfe, nemlich durch den Bischoff von Zeng und durch einen Ungarischen, int* gleichen durch den Prrnlaten von Sittich mit grösser Solennitet hochansehnlich vollzogen. Dieser stehet annoch heut dem Bisthum zu Laybach vor. Uber dessen Vorstehung der Allerhöchste zu seines heiligen Namens ausbreitender Ehr, zur Erbauung christlicher Kirchen, zur Pflantzung reiner und wahrer Gottesfurcht seinen Heiligen Geist ausgiessen, und ihn vielen Andren zur Nachfolge mit eremplarisch-heiligem und unsträfflichem Wandel, wie einen schönen Leit-Stern zu langen Jahren vorleuchten lassen wolle, damit sich eher die Zahl seiner Lebens-Jahre, weder die Anzahl der Laybachischen Bischöfe von Neuem vermehre. Es dienet aber zu mercken, daß zu dem Bisthum Laybach auch ausser Crain noch unterschiedliche Commissariaten und Pfarren gehören, und zwar theils in Steyer, theils in Kärndten. In Steyer: I. Die Bischöfliche Residentz und Commissario zu Oberburg. Unter welchem Commissario diese nachgesetzte Pfarren stehn: 1. Die Pfarr Unser Lieben Frauen, wie auch der Heiligen Hermagorae und Fortunati zu Oberburg. 2. Die Pfarr 8. Georgii zu Prasberg. 3. Die Pfarr der HH. Märtyrer Cancii und seiner Gesellen zu Riez. 4. Die Pfarr S. Elisabeth zu Lausten. 5. Die Pfarr S. Laurentii zu Laitsch. Christo- phoru». Hält là« Einzug f Laybaw-Wird i”‘ sulirt SSiejL EoninE, riaten ««' Pfarre« auss? „ Stat« r Bisth«" LayöaH gefjö*& riats ttf” Ps°L i««L chnmLa,' Bach 9P Bört«- 6. Die Psarr Unser Lieben Frauen in Sultzbach. II. Das Commissariai zu Froslau, darunter folgende Pfarren begriffen: 1. Pfarr Unser Lieben Frauen zu Froslau. 2. Psarr S. Michaelis zu Frantz. 3. Psarr 8. Georgii, in Möttnik. 4. Das Vicariai 8. Georgii, unter Thabor. 5. Die Pfarr 8. Pauli, bey Pragwald. 6. Die Pfarr 8. Pancratii, zu Greiß. 7. Die Pfarr 8. Martini, in Triffaill. SiffwiaTju IH. Das Commissariat zu Stallie, (Commissariatus Skallensis) hat folgende Pfarren unter sich: 1. Die Pfarr 8. Georgii, zu Stallie. 2. Die Pfarr 8. Aegidii, bey Schwartzenstein. 3. Die Pfarr 8. Michaelis, bey Schönstein. 4. Die Pfarr 8. Joannis Baptistae, in Weinberg. 5. Die Pfarr 8. Martini, bey Schälleck. IV. Das Commissariat zu Winbifch- re. «om. Sl.ffatiat Aindislb *Stä(3. tiat Grätz, darinn diese Pfarren begriffen: 1. Die Pfarr 8. Pancratii, zu Alten-marckt. 2. Das Vicariai S. Elisabeths, in Windisch-Grätz. 3. Die Pfarr 8. Aegidii, unter Triakh. w'ffa= V. Das Commissariat in Unter-Kärnd- ^'Kiirndtei! ten hat diese Pfarren: 1. Die Pfarr der HH. Petri und Pauli, zu Pleyburg. 2. Die Pfarr 8. Floriani, zu Kin-khenberg. 3. Die Pfarr S. Michaelis, im Iauerthal. 4. Die Pfarr Unser L. Frauen in Schwartzenbach. VI. Das Commissariat bey der Sottl, darunter nachverzeichnete Pfarren seynd: 1. Die Pfarr 8. Petri, unter Königsberg. 2. Die Pfarr 8. Johannis Baptist*, in Herberg. 3. Die Psarr 8. Laurentii, in (Emina. 4. Die Pfarr 8. Laurentii, zu Landsberg. 5. Pfarr 8. Jacohi, zu Siesfenheim. 6. Pfarr 8. Michaelis, zu Paillenstein. 7. Pfarr 8. Viti, zu Mompreis. VII. Das Commissariat in Ober-Kärndten, zu Villach, dazu diese Pfarren gehören: 1. Die Pfarr 8. Nicolai, bey Villach. 2. Pfarr 8. Ruperti, bey Landskron. 3. Pfarr 8. Margaritae, im Gozenthal. 4. Pfarr 8. Martini, zu Lind. 5. Pfarr 8. Joannis Baptistae zu Crauzlhofen. Was aber anbetrifft die, unter das Laybachische Bisthum gehörige Pfarren, welche in Crain liegen, wird solche hernach der Fünffte Abschnitt diefes Buchs, da nemlich die Pfarren in Crain beschrieben werden, namknndig machen. 3)ejj III. S6|*diniffs zweites Glieck. Von den Bischöfen zu Biben. iJon wem das Msthum Siben gestißtet. Kauliner Kloster au Jiden. Mejfe auf Jllyrifch. Mer heut den Mchoß Zu Men ernennt und praefrntirt. Kifchoflis Barhonis Epitaphium. Mchojf Gregorius löfft neben andren Merchen ein Grab- Gewölbe für die Mchöfe rurichten. Commiffa-riat bey der Sottl. Lommissa-tiat zu Villach in Ober» Kiirndlen. Bon wem dar Bisthum Biben itfhfft«. Pauliner Kloster zu Biben. Messe aus Jllyrisch. ^as Bisthum zu Biben soll vom ^Kehser Constantino, dem Gros-■ sen, im Jahr 324 fundirt sehn. ) Wenn die Feder Francisci Glau-k nielli aus der Antiquitet ein rechtschaffenes Leugniß mitbrächte, so könnte man sich auf ,JC*J$'thtt sicher beruffen und sagen, Petina (oder Biben) habe schon bot Constantini Zeiten einen Bischofs gehabt, welcher vom heiligen Hermagora dahin abgeordnet sey, wiewol man dessen Namen nicht rotffe. Diß letzte ist ganz gewiß, nemlich die Unwiffenschafft des Namens, das vorhergehende aber ungewiß, oder vielmehr schier soviel, als gewißlich falsch. Denn es sihet gantz glaublich, Petina sey damals allererst nach und nach gebattet, als Kehser Constantinus allda eine Kirche gestifftet, und der Ort vorhin unbewohnt worden, und daß dasjenige Pitinum, (oder Pitina) so den Alten bekandt gewest, dort gestanden, wo anjetzo Mitterburg steht. Hernach so streitet es auch mit der alten Histori und Tradition, welche dem Constantino die erste Aufrichtung selbiges Bisthums zuschreibt. Denn man liefet vor Constantini Regierung und Stifftung keines einigen Bisch offs von Biben Namen. Die Stadt Biben ligt in dem mittelländischem Histerreich in der Grafschafft Mitterburg, ist nicht sonders groß, und vormals zweifelsohn weit größer gewest. Es ist eine einige Dom-Kirche darinn, so der hochgelobten Jungfrauen Mariae gewidmet; ausser der Stadt stehen ein wenig weiter davon sieben. Bier Canonici verrichten den Gottesdienst daselbst jtnd die priesterliche Amts-Gebühr eines Pfarrers. Diese gantzeDiceceswird in zwo Städten und eylff Dörfern begriffen, und zehlet in Allem vierzehen Parochien (oder Pfarren) darinn, sammt der Stadt, ungefähr zwantzig tausend Seelen begriffen. Die Religiösen haben in dieser Diceces nur ein Kloster Pauliner-Ordens, nemlich Pauli deß ersten Eremiten, und solches ist in diesem Seculo zur bischöfflichen Tafel vereiniget mit Bewilligung Papsts Clementis deß VII. Ein anders Kloster haben zu Mitterburg die Patres Franciscani ab Observantia. An den meisten Orten wird die Messe in Jllhrischer Sprache celebriti wegen Wenigkeit der Priester und Unerfahrenheit in der Lateinischen Sprache. Denen Ertzhertzogen von Oesterreich stehet das Recht zu, den Bischoff zu presentimi; ^ jedoch ist in nechst-verwichenen Jahren dem Fürsten von Aursperg die Ernen- sibe« «• nung vergünstiget worden; welcher den von "nnt u-d Ihm zum Bischoff Ernannten der Rö- pne misch-Kehserlichen Majestet vorstellet; und hinwiederum allerhöchst ersagte Majestet der Kehser dem Papst prsssentirt; wiewol sonst der Bischoff von Biben unter deß Patriarchen von Aglar Direction stehet als dessen Suffraganeus. Die Namen derer Bischöfe, welche nach Constantini Zeiten zu Biben gelehrt, müffen entweder niemals vollkommlich ausgezeichnet, oder die richtige Verzeichnissen verloren sehn; weil man in den Historien keine derselben antrifft. So können auch Manzolius, Ughellus, Palladius und Andre, ob sie schon etliche derselben namkündig machen, gleichwol dieselbe nicht in unzertrennter Ordnung oder Folge liefern. Welche man aber beh ihnen findet, seynd diese: I. Der Bischoff N. N., welcher zur Zeit Constantini Magni Anno 330 die Kirche zu Petina (oder Biben) regiert haben soll. II. 8. Nicephorus, Bischoff zu Petina, dessen verwunderliches Leben beym Man-zolio zu lesen, «) und wir auch schon im ersten Abschnitt dieses Buchs etliche wunderliche Begebenheiten, so ihm zugeschrieben werden, erzehlt haben. III. Wer dem H. Nicephoro gefolgt, ist unbekandt, und mangeln allhier gantze zwey Secula, wo nicht mehr. IV. Marcianus, Dieser wird beh dem Ughello im Catalogo der Patriarchen beh dem Aquileiensischem Synodo deß 580 Jahrs genannt b), aber im Catalogo der Bischöffe von Biben ausgelassen. V. Nach demselben folgt ein Mangel der Bischöfe eines gantzen Seculi. VI. Ursinianus. Dessen geschieht Meldung in dem Concilio, so zu Rom unterm Papst Agathone gehalten im Jahr 680. c) VII. N. N. Es wird beh der Anno 635 geschehenen Einweihung der Kirchen zu Parenzo eines Bischoffs von Petina (oder Biben) gedacht, aber sonder desselben Benennung, ch a) Vid. Manzolitia in 88. Istria. 6) Ughell. Tom. ), Ital. col. 37. c) Idem col. 452. d) col. 365 VIII. Stephanus Stephanius, wird vom Palladio ins 1015 Jahr gesetzt, a) IX. Waldaricum findet man in einem Schreiben deß Patriarchen Popponis, so im Jahr 1031 datirt ist. >>) X. Friderici Bischoffs zu Biben, thut der Patriarch Udalricus Meldung in einem Schreiben 1163 Jahrs c> XI. Vom Poppone, Bischöfen zu Bilden, meldet etwas ein Schreiben, so im Jahr 1231 zu Oberburg abgefasst. <>) XII. Ottonis wird, als etttes Petinen-sischen Bischoffs, gleichfalls in einem alt-jährigem Oberburgischem Briefe von Anno 1256 gedacht, nemlich, daß er die Strit-tigkeit zwischen dem Kloster zu Oberburg und Gebhardo von Seunegkh im Jahr 1255 beygelegt und verglichen. XIII. Bernardus, Bischofs zu Bibeu, hat aus dem Provincial-Synodo sich befunden, so im Jahr 1281 unterm Patriarchen Raymundo zu Udine (oder Wey-den) gehalten worden. XIV. Enoch wird in einem Oberbur- l gischem Briese von Anno 1318 als Bi- j schoss zu Biben angezogen, e) XV. Domitor ist Bischofs daselbst gewesen im Jahr 1325. j) XVI. Guilielmus wird gefunden bet) Ughello und sein Tod ins 1343 Jahr ' gesetzt. XVII. Fr. Amantius, Minoriter Ordens, der an Jenes Stat gekommen, ist ihm bald nachgefahren, und gleich im folgenden Jahr 1344 mit Tode abgangen. XVIII. Stanislaus von Cracau, welcher sonst in einem Schreiben aus Justinopel Ladislaus genannt wird, hat sein Bischoffs -Amt im Jahr 1348 samt dem Leben abgelegt. XIX. Demetrius ist gesessen biß ins Jahr 1353, nachdem er zuvor Ertz-Priester ; zu Jadra gewesen, und von dannen nach Nona versetzt worden, g) XX. Nicolaus ist von der Cervicensischen Kirchen nach Biben zum Bisthum be-ruffen im Jahr 1353. Wie lange er aber solches Amt geführt, weiß man nicht. XXI Laurentius ist zugleich Bischofs zu Biben und auch General-Bicarius a) Fr. Pallad. in Histor. Forojul. 0 Apud TJghellum. c) MSS. Seytz. MSS. Oberbarg. e) MSS. Oberburgens. f) Teste P. M. B. in Collectaneis. sO Ughellus. deß Bischoffs von Triest gewest ums Jahr 1382. ß XXII. Bruder Heinrich von Wildenstein, von Geburt ein Kärndter, Augustiner-Ordens, ward von der Kirchen zu Trieft im Jahr 1396 nach Biben und bald hernach durch den Tod aus dem Leben ins Grab versetzt. Man meynt, er sey vor Kummer gestorben, darum, daß er wider seinen Willen nach Biben gekommen. XXIII. Andreas ward von der Kirchen zu Gallorie (ex Ecclesia Caprulana) versetzt nach Biben im Jahr 1397. Von hinnen ist er wiederum nach zweyen Jahren verstellet nach der Kirchen zu Agen in Candia; alloa er auch sein Leben beschlossen im Jahr 1411. XXIV. Bruder Paulus de Nostero, Minoriter Ordens, ist Anno 1400 an die Stelle gekommen, aber die Nachricht, wie lange er gesessen, mit der Zeit verwichen. XXV. Bischofs Johannes hat die Welt gesegnet im Jahr 1418. XXVI. Bruder Gregorius de Cariuthia, Eremiten Ordens S. Augustini, hat noch im Jahr 1418 das Amt angetreten, wie ' lange er es aber geführt, ist unbewusst. XXVII. Frater Petrus ist Anno 1434 zum Bischofs ernannt, und in folgendem Jahr vom Papst Eugenio abgesandt worden, in der Sache Henrici Grasens von Görtz, als derselbe auf einige Jura Patronatus Anspruch that. >) XXVIII. Martinus, Bischofs zu Biben, war im Jahr 1449 deß Patriarchens General Vicarius zu Laybach; allda er auch im Jahr 1456 durch denjenigen, der keinen Vicarium oder Anwalt annimmt, sondern diePerson selbst abfordert, von der Welt genommen, und in der Kirchen zu 8. Nicolai begraben worden unter der Kantzel, wie aus dem Grabstein zu sehen, noch vor Stifftung deß Bisthums zu Laybach. Ughellus schreibt zwar, er sey im Jahr 1487 Todes verfahren, irret aber; und mag vielleicht ein andrer Martinus zu der Zeit gewesen seyn, von dem Solches zu verstehen. Dieser aber hat im Jahr 1454 das Altar in der Kapellen deß Schlosses zu Reiffnitz geweihet; laut eines Zettels, welcher nebst andren Sachen demselbigen Altar eingeschlofsen und solches bezeuget. h) MS. Chazenstein. t) P. M. B. in Collect. Bischoffs Barbonis Epita- phium. XXIX. Pasqualinus, welcher auch Pas-qualius von Etlichen genannt wird, und vielleicht Martinus mit dem Tauff-Na-men geheissen, ist ums Jahr 1485 gesessen, wie die Urkunden zu Biben an-zeigen. <0 XXX. Georgias Maninger von Kilchberg, so aus einer gar edlen Familie in Crain bürtig gewest, die nachmals in Oesterreich gezogen, b) Wird in den alten Schrifften auf dem Bischoff-Stuhl im Jahr 1490 gefunden. Ist dabey auch Beneficiatas in dem Hospital zu Laybach gewest, und im Jahr 1501 gestorben. <) XXXI. Georgias de Slatkoina ist aus einem Probst zu Laybach Bischofs zu Wien in Oesterreich worden, auch zu Biben Administrator gewest ums Jahr 1520. d) XXXII. Nicolaus Kreutzer, aus einem edlen Geschlecht in Kärndten, ist im Jahr 1524 zu Biben Bischofs geworden. XXXIII. Johannes Barbo war aus einer edlen Famili bürtig, welche damals in Histerreich flor irte, jetzt aber in Crain blühet, ward aus einem Canonico zu Triest, Bischofs zu Biben, und im Jahr 1549 eine Leiche. Man hat ihm folgendes Epitaphium gesetzt: Praesulis in tumulo hoc consistunt ossa Joannis, Barbia quem genuit sanguine clara domus. At DEUS Omnipotens animam requiescere coelo Jussit, sed Corpus transiit in cineres. In dem Bischoffs-Hause hat er eine Kapelle Sanet Annen und S. Johannis deß Täuffers erbaut, wie diese Auf-schrifft zeuget: Beatae Annae, acJoanni Baptistae, Joannes Barbo Petinensis Episcopus, dicavit. XXXIV. Joannes Zacharias, ist Todes verblichen ums Jahr 1557. XXXV. Jacobus von Kronberg ist im Jahr 1557 zum Bischofs ernannt. Wie lange er aber diesem Amt vorgestanden, weiß man nicht, e) XXXVI. Gregorius ; dieser hat sich im Jahr 1596 unter dem Patriarchen Daniele Barbaro auf dem Provincial-Sy-nodo zu Aglar befunden. n9 Tn88® d® °PPo. rvt,n«« btt 5^«cUs XXVII. Leonardus der Zweyte hat sein Gedächtniß einer Müntze eingepregt, so an-noch vorhanden. Scheint, daß erAnno 1260, doch nur etliche Monaten regiert habe. XXVIII. Arlongus von Vogtsberg, ein Steyrer, ein gewesener Canonicus zu S. Georgen in Aglar, war vorhin von den Ve-netianern vor dem Guarero zum Bischofs ernannt; und ist nach demselben allererst postulirt und deß Bisthums habhafft worden im Jahr 1261, nachdem Papst Alexander war mit Tode abgangen. Dieser hat Anno 1264 »ebenst vier andren Bischöfen die Thum-Kirche und den Altar Unser Lieben Frauen consecrirt; wie man aus einer Schlifft auf Pergamen erkannt, welche der Bischofs Antonius Marentius im Jahr 1653 gefunden, als man den Bau deß Altars zu verbessern bemüht war. Es lautet aber selbige Jnseription also: Anno ab Incarnatione Domini Millesimo, ducentesimo, Indictione VII. die verò IV. Mensis Novembris, dedicatum fuit Altare hoc, cum Ecclesia Deiparae Virgini sine macula conceptae, ä Venerabili Patre, Domino Arlongo, Dei gratia Episcope & Comite Tergestino, cum quatuor aliis Episcopis, & fuerunt in ec reconditae multae & infinitae Reliquiae Sanctorum. Dieser Arlongus ist ums Jahr 1280 entschlaffen. XXIX. Ulrinus saß ums Jahr 1282. Zu seiner Zeit griffen die Venetianer die Stadt Triest an mit einer Belagerung, mufften aber abziehen, und ist diß der Krieg, welchen der Patriarch Raimondus mit Venedig geführt. XXX. Brissa de Toppo (oder Brista de Toppo, wie ihn Bucelinus Heisset) ward von dem Patriarchen Raymundo den Triestern zum Bischofs gegeben, und dafür hernach sein tapfferer Beystand im Kriege wider die Venediger, welcher biß ins Jahr 1291 gewährt. XXXI. Johannes der Vierdte von Hun-gersbach, gelangte zum Bisthum von Triest im Jahr 1299, muß aber nicht lange sehn gesessen, wie man an den Jahren fernes Nachfolgers leicht erkennet. XXXII. Henricus der III. hat im Jahr 1300 am 13. Octobr. Andream Giroldi mit Culiseto belehnt; daraus erscheint, daß er in selbigem Jahr Bischoff worden. Welcher Würde er aber nicht lange genossen, sintemal er mit dem Anfänge deß 1303 Jahrs sein Leben geendigt. XXXIII. Rudolphus Petrozanus, von Cremona bürtig, hat es noch kürtzer gemacht ; als welcher diese Würde im Jahr 1303 empfangen, und gleich im nachfolgendem 1304 Jahr samt dem Leben ab- ; gelegt nach Ausweisung dieser Uberschrifft seines mitten im Chor befindlichen Monuments : Rudolphus Petrozanus hie jacet, qui obiit Anno 1304 die 7. Maji. XXXIV. Rudolphus II. de Rebetto, welchen Andre de Castello Rebatto schreiben, folgte seinem Vorgeher im Bisthum, aber lange hernach erst, nemlich am 3. Februarii 1320 zu Grabe. XXXV. Nach dem Tode Rudolphi stund der Bischoffliche Stuhl zu Triest acht Jahre ledig wegen der Wahl-Strit-tigkeit; biß man endlich die Sache an den Papst Johannem den XXII. gelangen ließ. Worauf Gregorius de Luca zum Administrator» deß Bisthums gesetzt worden, im Jahr 1324. Welchen der Tod im Jahr 1329 solcher Administration entsetzt hat. XXXVI. Guilielmus, ein Minorit, ward im Jahr 1329, am 2. September Bi- > schoss, im Jahr 1331 eine Leiche, und in der Kirche deß Minoriten - Klosters bey gesetzt. XXXVII. Pax de Vedamo war deß Guilielmi Nachfahr im Bisthum, und gesegnete die Welt im Jahr 1341 am 13. Augusti. Ward begraben tut Thum. XXXVIII Folgends ward diese bischöfliche Würde im Jahr 1342 aufgetragen dem Francisco de Aemilia. Dieser ward vom Papst Clemens dem VI., dessen Ca-pellan er vor dem gewesen, als ein Nuntius Apostolicus an den König in Ungarn im Jahr 1346 abgefertigt, und begehrte Collecten (oder Steuer) von der Klerisey zu Triest, vom Patriarchen zu Grad und von dem Bischoff zu Cahorle (so ein kleines Städtlein ist), erhielt aber von allen ingesamt nur 56 Gülden. Hernach ward er im Jahr 1347 versetzt an die Kirche zu Eugubio (oder Gubio, im Hertzogthum Urbin. XXXIX. Darauf ernannte gedachter Papst Clemens der VI. Ludovicum de Turre, einen Meyländer, zum Bischoff und confirmirte auch denselben im Jahr Rudolphus Petrozanus. Desselben Grabschrisst. Rudolphus de Rebetto. Gregorius de Luca. Guilielmus. Par de Vedamo. Franciscu» de Aemilia. schlechte (Solltet. Er wird versetzt. Ludovicus de Turre. Antonia* Niger. Eroberung ltob Plünde-rung der Stadt Tri-fl. Angelus de Clugiii. Richtet ein neues Palatium ans. Henri cus von Wildcu-stein. Was er auf einem Synodo verordnet. Zn seiner Zeit erzielt sich Triest an das Haus Oesterreich Fr. Simon de Salta-relis. Jahr 1347 am 4. Augusti. Er ist aber Anno 1350 an die Kirche zu Chioza versetzt worden. XL. Seine Stelle ersetzte Antonius N'ger, ein Venetianer, im Jahr 1350. Welcher mit der Gemein zu Triest gar harte uüd schwere Strittigkeiten wegen der Zölle und andrer Kirchen-Güter geführt, also, daß es schier wäre zum Feld-Degen gekommen. Es ist aber endlich der Handel durch gewisse Schieds-Leute noch gütlich abgethan. Dieser Antonius hat Anno 1368 mit zugeschaut, wie die Stadt Triest von den Genuesern eingenommen und geplündert worden. Dergleichen Unglück eben der-selbigen bald hernach, nemlich im Jahr 1369, von den Venetianern auch begegnete. Er aber ist nachmals zum Ertzbischoff von Candia gemacht. XLI. Angelus de Clugia (de Gullia heifst er beym Bucelino) kam im Jahr 1370 zu Triest an, fand den Bischöflichen Palast von denVenetianern gantz eingerissen, welche aus den Steinen ein Kastell gebauet ; richtete derhalben einen neuen aus. Starb im Jahr 1383 am 12. Augusti. XLII. Nach ihm kam zum Bisthum Henricus von Wildenstein, ein Kärndter, (wiewol ihn Ughellus für einen Böhmen oder Mährer ausgiebt) Dieser hat unter andren im Jahr 1394 am 4. Februarii in seiner Diceces (oder Kirchspielen) einen Synodum angestellet, und darinn verordnet, daß jeglicher Priester bei) der Meß-Celebrirung zu letzt diese Worte Hinzuthun sollte: Ab omni adversitate custodi, & pacem tuam nostris concede temporibus. Dazu er auch tool Ursach genug gefunden; weil die Venetianer das Bisthum eine Zeithero gar übel zugerichtet, auch das bischöfliche Palatium gäntzlich spoliirt hatten. Zn dieses Bischofs Zeiten, unterwarf sich die Stadt Triest Leopoldo dem Ertz-hertzog in Oesterreich. Er ward endlich, wiewol ungern, von Triest hinweg- und an die Kirche zu Biben berufen. XLIII. An seine Stelle kam Anno 1396 Fr. Simon de Saltarelli«, ein Florentiner, Dominicaner Ordens und vortrefflicher Theologus, der vorhin Magister Sacri Palatii gewest, und starb im Jahr 1408. Von seiner Verlafsenschafft rich- :| tete man nach Inhalt deß Testaments den Altar deß H. Kreutzes mitten in der Thumkirchen auf mit einem Beneficio simplici. XLIV. Johannes der Fünfte, Abbas S. Marim de Prateila Benediktiner Ordens, folgte zwar im Bisthum, ward aber noch im Jahr seines Antritts, nemlich 1409, von hinnen abgefordert, und der Tripolitanischen Kirchen vorgesetzt. XLV. Fr. Nicolaus de Carturis, von Triest bürtig, einMinoriterOrdens-Mann, ist vom Papst Alexandro dem V. der Kirchen zu Triest, im Jahr 1409 zum Bischof gegeben, aber Anno 1416 am 13.Jen-ner aus dieser Welt abgefordert worden. XLVI. Fr. Jacobus Ballardus, (Jaco-bus de Bolandis steht beym Bucelino) ein Dominicaner, und vorhin 8. Palatii Magister, welcher dem Concilio zu Costnitz beygewohnt, nachdem er schon Bischof worden, hat allererst Anno 1418 den friedlichen Besitz deß Bisthums erlangt, und hernach im Jahr 1424 wieder abgetreten, damit er bey der Kirchen zu Urbino hingegen könnte antreten. XL VII. An stat deß versetzten Ballar di wählte zwar das Capittel den Nicolaum de Aldegardis, einen Bürger von Triest; welche Wahl auch dem Ertzhertzog Friedrich wol gefiel, also, daß er versprach, Sei-net wegen an den Papst um die Con-firmation zu schreiben; aber Papst Martinas der V. erftährte seine Wahl für unrechtmässig, und setzte an die Stelle den Maximum de Cernotis (oder wie ihn Ughellus nennet, de Coroninis, oder, wie er dem Bucelino heisst, Marinum Cemotum) einen Dalmatier. Welchen die Klerisey nicht annehmen wollte, biß sie durch ein Edict sich dazu genöthigt fand. Dahero er alterest Anno 1426 im October zu Triest angelangt, nachdem er biß zu Austrag der Sachen unterdefen seinen Sitz zu Mugla gehabt. Man meynt, er sey im Jahr 1434, oder je nicht lange hernach gestorben. XLVIII. Dem Maximo folgte im Amt wiederum ein Maximus. Wie lange er aber gesessen, weiß man nicht. Bucelinus benamst ihn Marinum den Zweyten. XLIX. Nicolaus de Aldegardis, welcher vorhin vom Papst Martino von der Wahl wiederum verstofen war, erhielt dennoch endlich darum, daß er dem Papst gehorcht, und sich zu einem privat Leben begeben hatte, vom Papst Eugenio Johanne»V' Fr. Nie«' laus de Cartari«- Fr. Jacob*1 Ballardo*- Maxim»» de Cer»»1"' M«xi< jer Sn»r- Nicol»rV Aldeg*r dem IV. den bischöflichen Stuhl zu Triest im Jahr 1441, verhielt sich in seinem Amt christ-rühmlich, bevorab, wanns die Wolfahrt und Verpflegung der Seelen betraff, darum es einem Bischoff auch für-nemlich zu thun sein soll. Er entschlieff im Jahr 1447 am 4. Aprilis und war begraben im Thum beym hohen Altar an Seiten der Epistel. L. Aeneas Sylvius. Von diesem vortrefflichem Mann haben wir zwar schon |, oben bey Beschreibung der Laybachischen Bischöfe etwas geredt; weil seine hohe Geschicklichkeit aber wol werth, daß man Seiner bey aller Gelegenheit in Ehren als eines hochgelehrten Herrns gedencke, will ich anjetzo einen etwas völligem Bericht seines Aufkommens ertheilen. Er war bürtig von Siena, und anfangs eines Abts Secretar, dem er auch folgte auf das Concilium zu Basel. Allwo ihn seine zierliche Rede und Feder dem Gasparo Schlick, Keysers Friderici Eantzlern, so recommendirte, daß derselbe ihn bei sich behielt, und hernach zum Secretariat am Keyserlichen Hose beförderte; wobey er auch die Pfarr zu Windisch-Grätz in Steyermarck, und bald drauf gleichfalls noch eine dazu in Bayern erlangte; welche Er beyde durch Vicarie» verwalten ließ, und Selber bey den Secretariats-Ge-schäfften beharrete. Im Jahr 1447 sandte der Keyser ihn nach Rom als einen Legaten ; da er bey der Wahl Papsts Nicolai deß H. das Conclave bewahrte, und nach erschollenem Tode Nicolai, deß Bischoffs zu Triest, die Triestinische Insul erlangte, ehebann es der Keyser erfuhr ; welcher eben dieselbe dem Sylvio hatte Vorbehalten wissen wollen. Er hat mit eigener Hand die Bischöfliche Einkünffte beschrieben, welche Beschreibung auch noch in guter Verwahrung gehalten wird. Wie er zum andren Mal vom Keyser nach Rom in Gesandschafft verschickt wurde, hat man ihn in seinem Vaterlande Siena zum Bischoff erklährt; weßwegen Er von Laybach aus an das Eapittel zu Triest im Jahr 1451 ein Schreiben abgegeben unterm Dato deß 6. Jenners. Und da er nun hinkam in seine Geburts-Stadt, machte ihn Papst Callistus der III. zum Cardinal. Allenthalben, wo er hinkam, bewillkommte ihn das Glück samt der Ehre und Erhöhung. Im Jahr 1458 zoch er abermal Ge-sandts-weise auf Rom zum Papst; und weil kurtz darauf der letzte Schlaff diesem die Augen zudrückte, wählte man ihn zum Papst. Woraus er sich Pium II. nannte auf Veranlassung der ihm eingefallenen VirgilianischenWorte SumPius Aeneas &c. Gleich im ersten Jahr seines Päpstlichen Sitzes hat er der Thumkirchen zu Triest überaus milde Indulgentien am Tage der Kirchweih ertheilt. Nachdem er aber am 14. Augusti 1464sten Jahrs Todes verfahren, haben die zu Triest sein in Marmel gegrabenes Wapen bey der gröffern Pforten der Thumkirchen auf-gehenckt mit diesen Lateinischen Versen: Te Picoloma, Deum soboles, dedit, inclyta Pallas Erudiit, viridi lauro tua cinxit Apollo Tempora, Tu patrii Pius es Dictator Olympi : Tergesti quondam Antistes, quam munere magno Donasti : Haec referunt Nonae Jubileia Novembris ; At Tibi nos Patrio lunatam in marmore peltam. LI. Als iEneas im Jahr 1451 das Bisthum zu Triest resignirte, tratt ein Thumherr von Aglar, nemlich Ludovicus a Turri, in seine Stelle, ward aber hernach gen Triest versetzt an die Ohren« fische Kirche. LH. Antonius Goppo, bürtig von Triest, ward am 15. May 1451 an seine Stat zum Bischoff gewählt. Er celebrirte nno 1460 einen Synodum von 75 geistlichen Personen, und machte viel heilsame Constitutionen, welche noch vorhanden. Im Jahr 1487 nahm er ein Ende. Es scheint, dieser Antonius sey gleich aus den Sylvium gefolgt, und Ludovicus vielleicht niemals auf dem Triestischen Bischoff-Stuhl geseffen, aber weil Etliche Jenen mitzehlen, habe ich ihn allhie auch nicht auslassen wollen. LIII. Achatius von Sebriach, ein Kärnd-ter, aus einem Ritter-Stands-Geschlecht und zwar aus dem Stamm Sigismunds von Sebriach, Landhauptmanns in Crain, welcher Anno 1482 mit Tode abgangen, entsprossen, ist im Jahr 1487 am 9. Junii zum Bischoff von Triest confirmirt, nachdem er vom Keyser Friedrich dem Bierdten presentirt war. Bucelinus nennet ihn Antonium, und Ughellus Achajum de Se- sie za Tri-st hm» den nach innem Tod« fein Lope» an ihre Thum» Kirche, samt etlichm Lod-Seifen. Ludovico» a Turre. Antoniu» Goppo. Achatiu» tjon @c- briadj. Petrus Bonhomo. Dessen Epitaphium. Franciscus Rizanus. Antonius Castelicius. Joh. Betta. Verfolgt die Evangelischen pani. Andreas Rapicius. Wird mit Gisst getöbtet. briaco, fehlen aber alle Beyde. Ist gestorben Anno 1502, wie Ughellus will. Denn Andre scheinen seinen Tod rechter dem Jahr 1501 zuzurechnen. LIV. Petrus Bonhomo, ein Geschlechter (oder Patritius) von Triest, (an dessen Namen Bucelinus wiederum fehlet, indem er ihn Petrum Pronomum Heifft) war vorhin Keyser Friedrichsund auchMaxi-miliani Secretar, (wiewol Keyser Maximilian in einem Schreiben an das Capittel, darinn er seiner Erwählung halben dasselbe rühmt, ihn seinen Rath und der Keyserinn Cantzlern titulirt). Ist verschieden im Jahr 1456 am 15. Junii im 88. Jahr seines Alters, und mit dieser in der Thum-Kirchen befindlichem Epitaphio beehret worden: Prsesulis hic tumulus Petri tegit ossa Bonhomi. Grata tuo Civi plebs pia vota refer. LY. Franciscus Ricanus, ein Dalma-tier, (Rillanum nennet ihn Bucelinus) ist im Jahr 1547 von dem Bisthum Segni* anhero versetzt, aber nach wenig Monaten vor Gram und Kummer über einen Argwohn gestorben. LVI. Antonius Parageves Castildeius (wie ihn Ughellus benamset, denn Bucelinus nennet ihn Castelicium) scheinet aus Castilien bürtig zu sein; welchen vermutlich Keyser Ferdinand der I. so die Spanier sehr liebte, zu dieser Insul befördert haben mag, ist Bischoff worden im Jahr 1549, nach acht Jahren aber von hinnen versetzt worden zu dem Calaricanischem Ertzbisthum in Sardinien Anno 1558. LVII. Joannes Betta Fridericus, vorhin Abt zu S. Gotthard, ward im Jahr 1560 an diese Kirche befördert, und that am 5. Aprilis seinen Antritt. Dieser bemühete sich sehr, die Lutherisch-Evangelischen von seiner Diceces auszutilgen; und wann sein Wort nichts _ verfangen wollte, griff er sie an mit Gefängnissen. Er starb zu S. Gotthard in Ungarn am 24. Aprilis 1566. Dafür Bucelinus 1558, Ughellus aber 1572 setzt. LVIII. Andreas Rapizius, ein Triesti* nischer Bürger, J. U. D. deß Keyser8 und Ertzhertzogs Caroli Hof-Raht, ist Anno 1567 (nach Bucelini Beschreibung 1572) zum Bischoff ernannt, und am 22. Angusti vom Papst Pio dem V. confirmirt, aber im Jahr 1573 am 1. Decembris mit Gisst weggeräumt, indem er etliche Zwistige ver- gleichen wollen; weil er vielleicht dem einem Theil entweder allzu geneigt sich erzeigt, oder etwas ins Gewissen geredt hat, nachdem er samt dem Conrado, Bischöfen zu Lay bach im Jahr zuvor, nemlich 1572, diePri-vilegien der Grafen von Thurn gevidimirt. LIX. Hyacinthus Frangipauius de Ca- I0aci!lt]f stello, aus der uralten Römischen Famili der Frangipanen, ist zwar vom Ertzhertzog Carl presentili worden, aber vor seinem würcklichem Antritt Todes verblichen; hat nichts destoweniger zu Triest begraben sein wollen. Allda er auch in der Thum-Kirchen ausser dem Chor zur Seiten deß Evan-gelii ruhet unter dieser Grab-Schrisst: Hyacintho Frangipani de Castello, Sum- ètirn ®ta5' ma Caroli, Archi-Ducis Austri* pro- ~utl videntia ad Episcopatum assumto, praeveniens mors rapere non potuit, quae ipse tanti Principis judicio, animi Pietate, Religionis cura, ac generis antiquitate, fuerat consecutus. 1574 die 8. Novembr. XL. Nicolaus de Coret von Trient folgte dem Hyacintho. Ward vom Ertz- >-icoc!*rUet hertzog zu vielen Commissionen wider die de Evangelischen, wie auch wider die, welche Concubinen hielten, deputili. Das Jahr seines Todes ist eigendlich nicht betäubt, vermutlich aber das 1594 gewest. LXI. Joannes Bogarinus, oder wie in Job;arina«. gar alten Schreiben stehet, Bogenrinus 1,oga (Bucelinus setzt Proreginus) ein geborner Friauler, (wiewol Ughellus will, er sey von Görtz bürtig gewest) war vorhin Ertz-hertzoglicher Informator, ward nachmals vom Ertzhertzog Ferdinand zum Bischoff von Triest ernannt. Wie lang er dem Bisthum vorgestanden, davon ist keine Nachricht ; scheint aber, daß er Anno 1595 zu Grabe gekommen. LXII. Ursinus de Berlins, welchen Et- j^hit liche für einen Trientiner, Andre für einen Görtzer ausgeben, ist zum Bisthum gelangt im Jahr 1596, hernach vom Key- x£)ut. °>-l ser drey Mal nach Rom, ein Mal nach &ga»c” ‘ Spannien, und eins in die Lombardey 9icl!t ' gesandt, wie man in seinem Epitaphio findet. Vieler andrer Commissionen, als Visitationen und dergleichen, nicht zu ge- 3„ ^ dencken. Zu seiner Zeit wurden die PP. 3«‘ Capuccini Anno 1618, und gleich cm * pp ^ folgenden 1619 Jahr die Patres der So- j. an9ef" detet Jesu zu Triest eingeführt, er aber men. hingegen im Jahr 16*21 durch den Tod zur Welt hinaus geführt ins Grab. LrL LXIII. Raynaldus Scarlicliius, von Nation ein Dalmatier, ist Anno 1622 zum Bischoff ernannt, und am 14. Augusti vorn Laybachischen Bischoff Thoma mit Affistentz dreyer andrer Bischöfe, als Hve-ronimi Ruscae, Bischoffs zu Justinopel, Job. Baptistae Agalizh, Bischoffs zu Zeug, und Caroli Weinbergers, Bischoffs zu Biben, consecrirt. Hat im Jahr 16*27 zu Triest den ersten Stein zur Kirchen der Societet Jesu, welche man B. Virginis immaculatae concepte Ecclesiam titulirte, gelegt. Anno 1630 ging mit ihm eine Aenderung vor und er von diesem zu dem Bischöfflichem Stuhl zu Laybach. Nichts destoweniger haben sie ihm zu Triest, als er von dannen zoch, zur Ehren-Gedächt-niß bey ber Pforten deß Thums einen p Denckmal-Stein gesetzt. c«™nbug LXIV. Pompejus Coroninus, aus einer guter edlen Familie von Görtz, kam von der Hi8toricUS ^r*en ZU Biben hieher im Jahr 1631. s' Gab einen trefflichen Poeten, Historicum, war auch in Rechten sehr wol erfahren, ein scharffer Verfechter der Kirchen-Liber-n»d mr und ein Vater der Armen. Er gab und That zur Aufrichtung deß so PieČ”ntis genannten Berges der Pietät, welcher im Jahr 1641 zu Triest gestifftet ward. Starb tut Jahr 1641. ^ntoniuä LXV. Antonius Marentius, (Bucelinus arentlus- nennet ihn Morentium) sein Nachfolger, hat gleichfalls die Kirche zu Biben mit dieser zu Triest verwechselt. Ist bey der Armee Keysers Ferdinandi III. General-Vicarius, auch sonst zu vielerley Verrichtungen unverdrossen gewest. Offtge-dachter Bucelinus titutirt ihn Principem magnorum talentorum, einen Fürsten von iehr grossem Talent und herlichen Gaben. P*, Schönleben gedenckt, daß etliche dem Bischoff Bonhomo (oder Bonhomini) darum den Fürsten-Titel zugerechnet, und Elches geschlossen aus einem zu Wien, Anno 1521, gedrucktem peinlichem Ur-rheil, es hetten sich aber nicht allein Er, der Bischoff Bonhomo, sondern auch seine Nachfahren solches Titels enthalten. Wird derhalben dieser Bischoff Marentius, beit# letben eben so wenig würcklich geführt haben, ob vielleicht derselbe Ihm von Vielen aus Ehrerbietung mag seyn gegeben worden. Anno 1662 verließ er am 12. OctobriS das Zeitliche, und ward begraben im Thum zur Seiten deß Evangelii, da seine Grabschrifft zu sehen ist. LXVI. Franciscus Maximilianus Vac-canus de S. Pass, ist von einer geistlichen Würde zur andren gestiegen. Nachdem fW er zu Rom seine Studia Theologica zu- amt"mn vorderst absolvirt hatte, ward er erstlich andren. Plebanus zu Reiffnitz, und Archi-Diaco-nus in Unter-Erain, hernach auch General Vicarius zu Laybach, und im Jahr 1646 Bischoff zu Biben, nachdem er zu- Wird endlich vor auch Suffraganeus zu Laybach worden, W” bald daraus im Jahr 1657 Propst zu Laybach, wobey er gleichwol das Bisthum samt dem Suffraganeat behielt. Endlich beförderte ihn der tödtliche Hintritt vorgedachten Bischoffs Marentii im Jahr 1663 zum Antritt deß Bisthums von Triest. Also hat ihn das Glück immer höher oder weiter geführt. Dabey er aber auch wol empfunden, daß es hiesse, „Biel Ehr viel Beschwer! Viel Griffst wenig Müsse!" Sintemal er wunderselten unbeschäfftigt geblieben. Er verschaffte der Thumkirchen zu Triest zwo silberne Lampen, vermehrte uà La» die Pensionen, so man denen Bischöfen p«t. bißhero gegeben, erweiterte das bischöffliche Palatium, und zierte es herrlich aus foro ol als die Lust-Garten. Endlich befiel ihn im Jahr 167*2 ein Fieber, dazu solgends der Schlag kam, also daß er innerhalb fünff Tagen am 16. Augusti seinen Geist ausgeben muffte. Ligt im Thum begraben, woselbst Ihm seine Schwester Anna Julia ein Monument gesetzt. LXVII. Jacobus Ferdinaudus Gorizzutti Jacobe von Gradisca ward aus einem Eleemo- (Ferdin,_. synario und Keyserlichem Hof-Pfarren or,zu endlich von Ihrer Römisch-Keyserlichen Maststet, unierm Allerdurchleuchtigstem LEOPOLDO,' im Jahr 167*2 am 12. Octobr. zum Bischoff von Triest ernannt; worauf im folgenden 1673 Jahr am 30. Jenner vom Papst Clemente dem X. die Confirmation erfolgte. In welchem Jahr er auch noch am 24. May zu Triest eingezogen. Allda hat er in der Thumkirchen den grossen von Marmel um zweytausend fünffhundert Gülden aufgerichteten Altar Anno 1677 den 8. Junii gewevet, auch überdas mit silbernen Leuchtern geschmückt, und sonst vielerley zu Auszierung seiner Kirchen unternommen. Gtifftung tc: Propstey Mld Cano-nicorum zu Laybuch. Ramen der Pröpste zu Latchach, mel che von erster Gtifftung cm der Pröp pey biß aus heut vorgesetzi worden. ***** (Ob dieser Bischofs noch am Leben oder schon in die Ewigkeit getreten, kann ich (E. Fr.) nicht wissen; weil ich diese Triestinische Bischöfe, theils aus einer Lateinischen, vom Herrn Haupt-Authore mir zugesandten, wiewol durch dessen Amanuensem bißweilen ziemlich verschriebe-benem Verzeichniß, theils aber aus andren selbst aufgeschlagenen Sbribenten, aus dem Bucelino und Andren mehr, zwar beschrieben, aber solche Beschreibung eilender Presse wegen demselben nicht vorher zur Revision überfertigen können. Dannenhero auch, sofern hierinn über Verhoffen ein Irrthümlein sich mit eingemischt haben sollte, der leutselige Leser solches nicht hochgedachtem Herrn Haupt-Authori zuzurechnen, sondern mir und denen Scribenten, daraus ichs genommen, I freundlichst zu verzeihen hat.) Nkß III. UGfdlniffs otetdfes Mied. Von den Pröpsten und Erz-Priestern in Crain. jfnltalt Diejses 6M begreifst einen Dericht von Ktißtung der Droxsteg und Canonicorum iču Jaybach, und hernach auch die Kamen der Pröpste LU Jaybach, welche Zeit erster Mßtung der Kröxstey bist auf heut uorgestid worden. aft zu gleicher Zeit mit dem FBisthum von Laybach ist auch f die Propstey zu Laybach samt denenCanonicis, uemlich im Jahr 1461, gegründet worden; darum - wollen wir die Pröpste, so es , J bißhero Hieselbst gehabt, gleich-'5 falls doch ohne weitere Beschrei-derselben nacheinander benennen, und nachmals auch die Ertz-Priester oder Archidiaconos in Crain Hinzuthun. Zur Stifftung dieser Propstey ist derselben die Parochia oder Pfarr zu Ratt-mannsdorff in Ober-Crain, darüber dem Ertzhertzog das Jus Patronatus zuständig war, angewiesen worden und geniesten derselben die Pröpste von Laybach noch auf den heutigen Tag jedoch mit diesem Bedinge, daß sie zu Rattmansdorff ihren Viearien haben, nebenst zweyen Capellänen, denen die Seel-Sorge obligt. Also setze ich nun nacheinander diePröbste, Dechanten und Canonicos, soviel ich derselben habe können erfahren und zusammen bringen. Im Jahr 1461 war zum ersten Thumpropst gesetzt Leonhardus Gamnizer, zum Dechant aberMartinusKlockher, zu Thumherren oder Canonicis Leonardus See- pacher, Hermagoras von Harland, Michael von Stein, Georg Kyselegger, Niclas Ott-ner, Andreas Geschel, Udalricus Hueber. ») Im Jahr 1483 war Propst zu Lay-bach Herr Peter Knauer, bj 1494 waren Canonici Christophorus Nositz, Petrus Jankovitsch, Gregorius Krischnitsch, Mathias Puch, Gregorius Kyez und Nicolaus Sparavetz. c) 1497 war Canonicus Georgius Slat-kojna. d 1498 war Dechant Wolffgang Kellner, und Canonicus Michael de Ygg. e) 1499 war Dechant Nicolaus Poden./) 1500 warPrsepositusNicolaus Poden, g) 1503 war Prsepositus Georgius Slat- kojna. dieser ward hernach im Jahr 1514 Bischofs zu Wien, und behielt gleichwol zu Laybach die Propstey. hj 1505 war Dechant Stephanus Klockher, die Canonici waren Simon Schors, Georg Praunsberger, Michael Valler, Laurentius Corigialotoiis, und Laurentius Herberger. 0 а) Teste MS. Capituli Lab. б) MS. Schönleb. c) MS. Capit. Lab. d) MS. Bpist. Lab. e) MS Cap. Lab. f) MS. Sehönl. gO MS Schönl. h) MS. Epist Lab. «) MS. Epist. Lab. Im Jahr 1512 war Canonicus Herr Sixtus von Egg. «0 1519 war Canonicus Herr Erhard Allmauer b) 1534 waren Canonici Paulus Wien-ner, Urbanus Strela, Leonardas Mertlitz, Matthias Wolich. c) 1531 war Primus TruberCanonicusN-1541 war Canonicus Andreas Mager.e-1571 war Canonicus Petrus Kuchar./-1596 war Prsopositus Georgius Freudenschuß. g) 1600 war Michael Mikhez Canonicus. hj 1611 waren Canonici Iacobus Artzt und Georg Schniepper. 0 1616 war Canonicus Franciscus Ma-gerle. k) 1621 war Adamus Santnerus Canonicus. 0 1623 war Canonicus Casparus Ber-tagna. m) 1627 waren Canonici Johannes Planina und Georgius Kramorschitsch. n) Im Jahr 1649 war Propst Herr Michael von Chumberg, Dechant aber Johannes Adam Kaysell und Canonici waren Marcus Doli iter, Joannes Andreas von Stemberg, Rudolphus Caraduci Freyherr und Iacobus Stopper, o) Im Jahr 1653 war Propst Johannes Andreas de Stemberg, Dechant aber war Johannes Ludovicus Schönleben. Im Jahr 1657 war Prsepositus Marcus Doliner, Decanus Ioh. Ludovicus Schönleben, Canonici Iacobus Stopper, Ioh. Bartholomaus Gladich, Andreas Billiruh, Andree Daniel Freiherr von Raunach. Im Jahr 1660 war Prsspositus Franciscus Maximilianus Baccani, Bi-schoff zu Biben, Canonicus Johann Marcus Rossetti Freiherr. Im Jahr 1663 war Propst Germa-Mcus Graf von Thurn. Im 1664ten war Präpositus Herr Sigmund Christoph Gras von Herber- MS. Oberb. b) MS. Cap. Lab. 0 MS. Oberb. d) MS. Epist. Lab. *) MS. Lab. /) MS. Schönl. 9) MS. Ep. Lab. h) MS Schönl. *) MS. Schönl. k) MS Schönl. 9 MS. Schönl. m) MS. Schönl. n) MS. Schönl. o) MS. Lab. Bal VIII. Buch stein, Decanus Herr Octavius Graf Bucelleni. Im 1672ten Jahr war Probst Herr Octavius Graf Bucelleni, Decan Herr Fridericus Antonius GrafLantheri, Canonici Herr Georg Sigmund, Freyherr von Edling, Adamus Hlapse. Und in diesem 1688 Jahr ist Präpo-sitns (oder Probst) Herr Octavius Graf Bucelleni, Decanus, Herr Johann Marx Rosseti, Freyherr, jetziger Bischofs zu Biben und Vicarius Generalis, Canonici seynd Herr Johann Bartholmee Gladich. Herr Johannes Picchi, Herr Georg Wettstein, der auch zugleich Stadt-Psarrherr zu Laybach ist, Herr Joseph Derlingo. Nun setze ich auch billig die Ertz-Prie-ster in Crain hinzu, soviel ich derselben habe können finden. Im Jahr 1263 war Archidiaconus oder Ertz Priester zu Laybach in Crain M. Ludovicus Plebanus. Im 1281 war Peregrinus Ertzpriester in Crain und in der Marck. 1385 war Ulricus Guttenauer, Pfarrer in Moräutsch, Ertz-Priester in Crain und in der Marck, Vicarius zu Laybach. 1422, war Wilhelm de Kosiak Pfarrer in Weiskirchen und Ertzpriester in der Windischen Marck. 1439 war Andreas Pfarrer zu Gurck-feld und Ertzpriester in der Windischen Marck. 1451 war Petrus Polz Pfarrer in Moreutsch und Ertzpriester in Crain. 1510 war Mathias Operta Decretorum Doctor Pfarrer zu Cronenburg und Ertzpriester in Ober-Crain. Und Leonardus Wurffel Pfarrer zu Reiffnitz und Ertzpriester in Unterkrain. Im 1538 war Iacobus Schkerbez Pfarrer zu Reiffnitz und Ertzpriester in Unter-Crain, auch zugleich Pfarrer zu Gutenfeld und Dechant zu Rudolphswerth. 1543 war Andreas .... Pfarrer zu Reiffnitz, Ertzpriester in Unter-Crain, Canonicus zu Rudolphswerth und Vicarius Generalis zu Laybach. 1571 war Petrus Kuchar Pfarrer zu Reiffnitz und Ertzpriester in Unter-Crain auch Canonicus zu Laybach. 1581 war Andreas Merula Pfarrer zu Reiffnitz, und Ertzpriester in Unter-Crain. 1588 David Reiffberger war Pfarrei zu Reiffnitz und Ertzpriester in Unter- 26 Dir Ertz-Pri-st-r. so bißhero in Crain gewest. Was für Orden sich heut in Crain befinden. Crain, dieser ist auch Canonicus zu Ru-dolpswerth gewesen. Im Jahr 1596 war Caspar Freudenschuß Propst zu Laibach und Ertz-priester in Crain. 1600 war Lucas Knaffel Pfarrer zu Reiffnitz und Ertzpriestcr in Unter-Crain. 1613 war Carl Peßler Pfarrer zu Reiffnitz, Ertzpriester in Unter-Crain, ist folgends auch Propst zu Rudolphswerth geworden. 1620, war Christoph Planckhelius Pfarrer zu Reiffnitz und Ertzpriester in Unter-Crain, über zwei. Jahr hernach ist er als Ertzpriester in Ober-Crain nach Stein versetzet worden. 1628 war Nicolaus Minu Pfarrer zu Reiffnitz, Ertzpriester in Unter-Crain. 1631 war Adam Putscher Pfarrer zu Reiffnitz, Archidiaconus ober Ertzpriester in Unter-Crain, nach zwei) Jahren hat er seinen Dienst resignirt, und ist hernach Pfarrer worden zu Tullna in Oesterreich. 1632. Franciscus Maximilianus Vac-cani, Pfarrer zu Reiffnitz, war Ertzpriester in Unter-Crain vom 1632 biß ins 1643 Jahr, hernach ist er Bischofs zu Biben, und über etliche Jahr hernach Propst zu Laybach und dann endlich Bi-schoff zu Triest worden. Dieser ist gestorben am 15. Augusti Anno 1672. 1638. Georgias Scarlichius war Pfarrer zu Stein und Ertzpriester inOber-Crain. 1643. Laurentius Chumar war Administrator. 1644 war Joannes Jacobus dell Argento Pfarrer zu Reiffnitz und Ertzpriester in Unter-Crain. 1670 war Michael Furlan Ertzpriester in Ober-Crain. 1670. Joannes Ludovicus Schönleben, 88. Tlieol. Doctor und Protonotarius Apostolicus, war erstlich Dechant in der Thum-Kirchen zu Laybach und Pfarrer zu Reiffnitz, hernach auch Ertzpriester in Unter-Crain vom 1670 biß 1676 Jahr, dieser hat solchen Dienst, um der süssen Ruhe zu geniffen, freywillig resignirt. 1671 war Johann Michael Feri Pfarrer zu Stein und Ertzpriester in Ober-Crain, und dieser ist auch noch biß jetzo Anno 1687. 1677. Thomas Renner, Pfarrer zu Reiffnitz, ist Ertz-Priester in Unter-Crain noch biß auf das jetzige Jahr 1687. Der IV. äüMiniti. Von denen Geistlichen Orden in Crain. henden Crain an wird sowol in Welt- als geistlichen Geschicht-Schrifften x schwerlich finden, daß in Crain ^ vor dem tausendstem Jahr nach 5 Christi Geburt einiger geistlicher Orden noch gewest. Ich sage in Crain; denn von denen, welche in den vorher ge-Seculis in Kärndten, welchem vormals anvergliedert war, sich gesetzt, wird allhie nicht geredt. Jetziger Zeit, zehlet man ziemlich viel Ordens- jj Häuser oder Klöster in Crain, als: zwey Cistertienser Klöster, einKarthäuser Kloster, ein Jesuiter Collegium, vier Klöster der Minoriten oder Franciscaner, vier der 1 Capuciner, eines der Eremiten 8. Augustini oder der Discalceaten, zwey Pau-liner deß ersten Eremiten S. Pauli, und Eines, dessen Brüder man die Servilen nennet. Ein Haus der Ritter S. Johannis von Jerusalem, drey der Teutschen Ordens-Ritter, ein Nonnen-Kloster deß Ordens S. Dominici, und drey Frauen-Klöster S. Clären Ordens. Die Beschreibung solcher Ordens- Häuser und Klöster hat der geneigte Leser im dritten Theil dieses Wercks, nemlich im Buch von den Crainerischen Städten und Schlössern rc. zu gewarten. An diesem Ort aber will ich nur von denen beyden Religions-Orden, so in Crain zu dieser Zeit am Meisten und ansehnlichsten floriren, einige Nachricht sowol wegen ihrer Stifftung und Erbauung, als ihrer Vorsteher, das ist, Aebten und Regierer ablege, nemlich von dem berühmten Cistertienser Kloster Sittich, und von dem Collegio der Väter von der Gesellschaft Jesu. Das I- (filmt (tiefes oientfea äßfifmiffs, Handlend Von dem Cistertienser-Kloster Sittich. Wann das Kloster Mick gestiftet worden. Und ron wem. Grafen von (Störte segnd mit Histerreick belehnt worden. Streit dreger Müder um ein Gut. Wess Geschlechts selbige Müder gewest. Mittiges Fand - Gut wird vom Patriarchen gekauft und das Kloster Mich davon aufgerichtet. Wovon Einige den Kloster-Kamen Mich ableiten wollen. Wahrer Ursprung dieses Kloster-Kamens Sittich. Kamen derer, fo den Stift-Kries unterschrieben. Kamen der Zeugen. Müdigkeit defs Stifters heg Aufrichtung dieses Klosters. Wie auch vieler Herren gegen demselben. Die Aebte so von Anfänge biss anhero dem Kloster Mich vorgestanden. Der Abt Vincentius. Abt Folcandus. Abt Bero. Abt Conradus. Abt Johannes der Erste. Das Kloster erhält vier Hullen vom Papst. Was Abt Johannes vom Herteog Ulrich erlangt. Herteog Ulrich spricht das Kloster Jtaut-und Zoll-srey. Abt Theodoricus. Abt Conradus der Zwegte. Kauft Güter. Siebt einen guten Haushalter. Siebt andächtige Mttheit. Verlegung dess Mests Petri Pauli aus S. Kicolai. Abt Heinrich. Erlangt unterschiedliche ^regkeiten. Abt Friedrich. Abt Mcolaus. Was für Güter zu seiner Zeit das Kloster gekauft. Abt Stephan. Abt Otto. Abt Christianus. Abt Nicolaus. Abt Petrus. Mird Ertzhertzoglicher Hos- Eapellan. Abt Arnoldus. Abt Jacobus. Abt Andreas. Kicktet mit dem Kloster LU Oberburg einen Gegen-Wecksel der Verdienste aus. Abt Albrecht von Jindech. Was unter ihm für das Kloster gestiftet worden. Abt Petrus der Zwegte. Mgräbniss der Herteoginn Viridis in der Kirchen zu Sittich. Pauli Glowiteers Gestift. Der Abt Jaurentius- Abt Eme-rich. Abt Mathseus. Abt Gerardus. Abt Ulrich. Kloster Sittich wird von den Türcken verbrannt. Abt Oswaldus. Kicktet die veräscherte Gebäue wieder aus. Abt Martinus. Abt Johann Glavitsch. Kauet dabeg aus eine Kleine Festung. Abermalige Verbrennung dess Klosters. Der Wohtthäter dess Klosters werden we-uig. Abt Thomas. Abt Urbanus. Abt Johannes Zerer. Abt Klemens. Abt Wolfgangus Neffius. Abt Johannes Zeisel. Abt Jacobus Klaferle. Abt Ksurentius. Stellt an eine Karsüfige Procefion. Abt Jacobus Keinbrecht. Erbauet die Abteg und das Kloster von Jenem samt noch andren Gebäuen. Abt Matthseus Majerler. Abt Johannes Anslauer. Abt Kuprecht Echard. Abt Johann Weinzürl. Abt Maximilian. Erkauft die Psarr zu Mannsburg. Abt Judwig Kaumschüfel. Jetziger Abt Herr Antonius Gallensels. 26* Wann das Kloster Sitticl, gefiifftet worden. Und von wem. Grafen von Görtz sehnd mit Histerreich belehnt worden. Streit dreyer Brüder um ein Gut. Weh Geschlechts selbige Brüder gewest. >ter Meilen unter Laybach, nechft P bet) ber Stadt Weixelbnrg, ist • noch bey Leben deß berühmten heiligen Bernhardt im Jahr Christi 1135, zur Zeit ber Key- • ferlichen Regierung Lotharii deß Zweyten, als Innocentius ber Andre auf dem PäpstlichenStuhl saß, das Kloster Sittich gebaut. Dessen erster Stiffter war Peregrinus ber Patiarch zu Aglar, ein guter Bekand-1 ter deß S. Bernhards; welchem Peregrino ein gut Stück vom Unter-Crain auch in zeitlichen Sachen gehorchte, wo-fertn anders dem Ughello hierinn sicher nachzugehn, welcher schreibt, Keyser Heinrich der Bierdte habe dem Patriarchen Sigeardo (ober Sigerardo) der sein Cantz-ler gewest, Iapydien geschencket. Und anderswo sagt er, best Patriarchen Peregrini Nachfahr Udalricus sey vom Keyser Friedrich Barbarossa mit dem March-graffthnm Histerreich und der Graffschafft Japydise, das ist, mit Unter-Crain belehnt und investirt worden; welche doch gleichwol die Grasen von Görtz von dem Patriarchen als ein Feudum zu Lehn empfangen. Daher man findet im Jahr 114*2, daß Graf Heinrich von Görtz Marchgraf von Istria genannt worden. Zur Erwählung aber dieses Orts für ein neues Kloster gab Gelegenheit der Streit, welchen drey Brüder wegen ei- ! ues Guts, so eben ans dem Platz lag, wo nun das Kloster stehet, miteinander rührten. Dieselbe sollen mit Namen geheisten haben, Henricus, Theodoricus und Megenhalmus ; ihre Zunammen werden nicht genannt. Man mutmastet, daß sie entweder Aurspergischer Familie gewest; angemerckt, die von Aursperg vor Alters in selbiger Gegend und Nachbarschafft Güter besessen, auch nachmals Ihrer Biele in die Kirchen dieses Klosters begraben worden; so weiß man auch, daß die Namen Theodorici und Megen-halmi (ober Manhalmi) bey ihrer Familie sehr im Brauch gewest; ober daß sie vom Geschlecht der Weixelberger gewest; derer urväterliches Schloß auuoch stehet, und deß Klosters Nachbar ist, gleichwie sie auch deß Klosters erste Advocateu waren; ober endlich, daß sie (besagte drey Brüder nemlich) ans dem Geschlecht Sittich ge- wesen, welches ehebesten in gr ostem Ruhm und Ansehn gestanden, aber entweder in vorigem ober in diesem Seculo gantz ab-gegangen. Daher dann, wie geglaubt wird, dem Kloster sowol der Nam als das Wapen von selbigem Geschlechte noch übrig geblieben. Wasterley Geschlechts nun diese drey Brüder gleich gewest seyn mögen, so ist doch gewiß, daß sie unter sich um das Recht der Eigenschafft gedachten Land-Guts gestritten, und sich kein bessers Mittel gefunden, als daß man das Gut schätzen lassen. Da dann einem Jedwedem, soviel sein Antheil gemacht, der Patriarch Peregrinus den Werth dafür entrichtet, und den Ort denen neulich von Rom bernffenen, nahe bey Grätz eine Zeitlang behauseten Cistertiensern eingeräumt. Jedoch soll der allererste Abt aus Frankreich von S. Bernharde dahin geschickt seyn; wie in alten Schrifften gedacht wird. Man sagt, es sey bey Nacht-Zeit Alles wieder nidergeristeu worden, was die Arbeitsleute bey Tage daran verfertiget; biß man hernach einen fremden grünen Vogel erblickte, der zum öffteru saug, Sit hie! Sit hie! Wodurch man bewogen worden, das Kloster an der Stäte zu bauen, da der Vogel gesessen. Ich * vermeyne, dieses schmecke nach einem Geticht, ober sey eine sinnreiche Erfindung der Alten, bj ^ Gewiß ists, daß sich solches in dem Stifft-Brieffe nicht findet, sondern daß der Meyerhof, welchen vorbemeldter Patriarch Peregrin von denen breyen Brüdern ge-kaufft, Sittich geheisten. Also ist hernach das Sit hie ! Sit hie ! nur von einem spitzigem und lustigem Kopff erdacht. Wiewol von vielen noch auf den Heutigen Tag geglaubt wird, der Vogel Habe diese Worte Sit hie! Sit hie! gefchrten ; wie dann ge-meiulich die alte Mährletn dem gemeinen leichtgläubigen Bolck, dem Alles einWild-prett, was abentheurlich ist ober lautet, lieber eingehen, weder die erneuerte Wahrheiten. Es vermeynt zwar ein gewisser Scribent, dieses könne für wahrhaffter und gereister geachtet werden, daß sich ein solcher Vogel habe sehen lasten, und damit b) Vielleicht hat ein Fremder, welcher ein grüne« Kleid getragen, und Vogel geheiffen, dm Raht gegeben, daß man daselbst bauen sollte. Was aber die nächtliche Wie-üereinreiffuag betrifft, wissen die Armenianer und Abhssiner von dergleichen zu sagen, und zu poetisiren. Vermutlich aber hat das Kloster seinen Kamen von dem alten Geschlecht Sittich. E. Fr. Strittig!» Land Gut wird vom Patriarch^ g-kaufft, »nd das Kloster Sittich davon ausgerichtet- MvonEimlß dm Kloster- Kamen Sittich -b phuS. Erlangt uutrrfchiedlichl Kreyheiten Abt Friedrich AbtNicolank AbtEberbard Wad für Güter zu fdner Zeit La« Kloster gefaufft. IX. Rudolphus wird in einer Verzeichniß von Etlichen als erwehlter Abt in das Jahr 1308 gesetzt: da ein Anderer nur gebettelt, daß er in gedachtem Jahr als Abt das Kloster verwaltet, wird also am füglich-sten seine Abts-Wahl zum 1301 Jahr ge-zehlt. Da ihm dann also alles was deß Klosters halben gehandelt worden, von Anno 1301 biß 13Ì5, als das Jahr seines Absterbens, biß auf den 22. Christmonats-Tag füglich zugeschrieben werden mag. Im Jahr 1302 hat er vom Otto, Her-tzogen in Kärndten, die Bestetigung aller Freiheiten nndGerechtigkeiten, so vonMein-hard, gedachtenOttens Vätern, ertheilt worden, erlangt. Im folgendenJahr, als 1303, ertheilte ihm der Graf von Görtz die Zoll-Freyheit. Anno 1313 erhielt er von Otto-dono, dem Patriarchen, eben diese Zoll-Frepheit in Londol und Laas. In eben diesem Jahr bekräfftigte auch König Heinrich in Böhmen und Hertzog in Kärndten die von seinem Vater Meynardo ertheilte Freiheiten. Daß ich hier mit Stillschweigen vorbeigehe die Wolthäter, welche sich durch seineDienstwilligkeit und aufrichtigen Wandel dieser Abt Rudolph verpflichtete; als darunter sonderlich zu nennen, Iruta von Neideck, Mainzelin von Hopfenbach, Nicolaus Pirso von Notenbüchel, Wilhelm von Rotenbüchel, Meinhelm von Aursperg. X. Abt Friedrich, herstammend aus dem edlen Geschlecht derer von Limpach, ward er-wehlt Anno 1316, wie lang er aber dieser Abtep vorgestanden, und wann er gestorben, ist unersorschlich. Im Jahr 1320 hat er noch gelebt, und ist vermutlich, daß er in selbigem Jahr mit Tode abgangen, weil sein Nachfolger bennenet wird. XI. Abt Nico laus, welcher schon Anno 1320 und 1323 die Abtep in Verwaltung hatte. Wann aber auch dieser gestorben, ist ungewiß. XII. Eberhard. Abt aus dem berühmten Geschlecht derer von Montpreiß, hat gelebt Anno 1326, ist gestorben 1330. Unter der Abtei - Verwaltung dieser dreyen Aebten, so in allem 14 Jahr austrägt, sind künstlich von verschiedenen Nachbarn etliche Güter an dieses Kloster kommen, als nemlich vom Conrad vonReu-tenberg, Ulrich von Montpreiß, Wolffgang von Peyschat, Niclaus Gall, Wilhelm Pyber. So ist auch von Griffon von Rentenberg das auf dem neuen Marckt in Laybach gelegene Haus Anno 1320 erkaufst worden. Uberdas hat es auch dieses Jahr an Wolthätern nicht ermangelt; darunter gewest Nicolaus von Chotymsel, Ulrich von Berneck, Conrad von Thurn, Albrecht, Heinrich, Lorentz und Ruetlieb, leibliche Gebrüder von Hopsenbach, Griffo von Reutenberg, Carl von Milterburg, Hermann Gatschitz, Eartnidus von Schernbüchel, Heinrich und Ulrich Gebrüder von Montpariß, Marx von Nepdeckh, Gerlach von Aursperg, Herwart von Grätz, Georg Gumpler Burggraf in Weichselberg. XIII. Abt Stephan hat das Kloster verwaltet im Jahr 1331 und nächstfolgenden zwepen. Er hat innerhalb kurtzer Zeit grosse Freigebigkeit verspührt von Meinhard, Grafen von Ottenburg, Heinrich und Ulrich, Gebrüdern vonMontpariß, wie auch ihrer Schwester Adelheit, als welche jetztbenannte die dem Kloster Sittich zu-gestofsene Unfälle und Verlust reichlich ersetzet haben. Ist im 1333 Jahr, oder nächstfolgendem gestorben. XIV. Otto verwaltete die Abtey im 1334 Jahr, starb Anno 1337. XV. Christianus ward zum Abt erwehlt Anno 1338. Starb Anno 1346. Unter diesem Abt hat Rudolph von Weichselberg diesem Kloster zwey Huben zugeeignet mit dem Bedinge, daß er Lebenslang Speise, Kleidung und Wohnung in dem Kloster geniesten mögte. XVI. Nicolaus ward zum Abt er-klährt im Jahr 1246. Starb Anno 1349. Dessen sonderlich gute Freunde waren Wilhelm und Ulrich von Schärf-fenberg, die auch mit Gutthaten dieses Kloster reichlich belegten im Jahr 1348, wie auch N. von Reutenberg, N. von Sicherstein, Heinrich von Minderst und Johann von Seissenberg. XVII. Petro trug die Wahl Den Abts-Titel auf im Jahr 1349, welches Amt er wieder durch sein Absterben Anno 1366 ledig machte. Dieser hat mit Geld unterschiedliches von Nicolaus von Gerlachstein und Johann von Weichselburg, Gertraud von Hopfenbach, Berthold Tschubratscher, wie wie auch von Heinrich von Sicherstein an sich gehandelt. Mit Vulschalc Gali hat er eine Huben an stat einer Wiesen verwechselt. Absonderlich hat sich die Wittibe Francisca Dietrichs von Schönbergs freigebig und gutthätig gegen ihm erzeigt, wie auch Dietmuth Abi Stephanus. Abt Ott». Abi Christ«-onus. AbtNicolaU^ Abi Mur- Wird Ertz-Vt^ogiidjer V»s-Capellau. ^bt Arnolduè JacobuS. Mt And 'Teae. . -»tet d it b"n Stofi-r *? Oberburg lnt? Gegen. K-chs-l der Verdienste auf. Mbi echi °°n Lindeck. D. Galli verlassene Wittib, imgleichen Hermann von Ainödt, Rudolph von Reuten» berg, Hermann von Reutenberg, Engelbrecht Gall, Eatharina von Schnitzenbaum, eine Tochter Nicolai von Maichau, als welche ihr HeirathGnt dem Kloster zugeeignet, Conrad und Wilhelm Gall, Thomas von Ober-Gurkh und noch mehr andere. Diesen Abt Peter hat auch im Jahr 1363 Rudolph der IV. Ertzhertzog, zu seinen Hof-Caplan und Bedienten angenommen. XVIII. Anno 1367 wählte man zum Abt den Arnoldum, der aber im 1370 Jahr den 11. Aug. schon diese Ehren-Stelle wieder einem andren und seinen Geist dem Himmel überließ. Diesen waren sonderlich Herr Georg von Scherffenberg mit seinem Gemahl Kunigund, ingleichen Berthold Tschubratscher, Nicolaus von Wernekh, Mainhard von Rostegg zngethan. XIX. Jacobus folgte in der erledigten Abtstelle Anno 1371. Starb ungefähr um das Jahr 1382. Johann Truchseß von Waldburg mit seinem Gemahl Eatharina, einer gebornen Grüfinn von Cilly, traten diesem Abt alles Recht ab, so sie aus den Wein-Zehenden im Weinberge annoch hatten. Welchen Zehenden zum Voraus schon dem Kloster Albrecht Graf von Görtz geschenckt hatte. Es haben sich auch gegen Abt Jacob sehr freygebig erzeigt Albrecht von Meltz, Berthold Tschubrazher, Engelreich und Wentzel von Grätz. XX. Andreas von Reutenberg, aus einem adelichen Geschlecht, erhielt Anno 1383 die Abts-Stelle, welche er vier Jahre löblich bekleidete, und Anno 1387 sie wieder räumete. Bey dessen Amt und Abtey-Verwaltung hat Jacob von Ster-moll, Pfarrer in Harland Anno 1384 die erste Meß bey dem Altar 8. Stephani gestifftet, und dazu zehen Huben in Bil-lichgrätz angewiesen. So haben auch sonst viel durch Geschencke zu dieser Zeit das Kloster bereichert, unter welchen Volhard von Aursperg Anno 1383, Friedrich Harrer von Jgg in eben diesem Jahr, Ruh-leben von Kosiak im Jahr 1384. Es hat dieser Abt Anno 1386 den 26. April mit seinem und dem Oberburgischen Kloster eine Verbrüderung, wie auch eine Gemeinschafft und Gegenwechsel der einander mittheilenden Verdiensten anfgerichtet. XXI. Albrecht von Lindeckh, aus einem ehmals in Crain höchst-blühendem Ge- — ---------- «) MS. Oberburg. schlecht, ward im Jahr 1387 zum Abt erwehlt, verließ die Abtey und das Leben Anno 1403 den 8. May. Diesem hat Anno 1388 Papst Urbanus der VI. die Execution einer Bull das Kloster Oberburg betreffend anbefohlen. In folgendem Jahr beschenckte der Patriarch zu Aglar mit Beystimmung seines Capittels dieses Kloster mit der Pfarrkirche S. Veit wie auch mit denen dazu gehörigen 80 Capellen. So haben auch mit verschiedenen ändern Schencknngen das Kloster bereichert Albrecht von Kosiack, Burggraf in Landstraß, Selda, Nicolai von Gallenberg Wittib, eine geborne von Hopfen -bach, als welche in der Gallenbergischen S. Andreas-Capell eine Meß gestifftet, Berthold von Lichtenberg, Heinrich Gall von Gallenstein, welcher Anno 1390 die Caplan-Stelle 8. Pauli in Gallenstein gestifftet, sich und seinen Nachkommen das Einsatz-Recht (oder Jus Patronatus) vorbehaltend, die Confirmation aber dem Pfarrherrn von Treffen übergebend. So hat auch Viridis, eine Hertzoginn aus Oesterreich, welche damals unferrn Sittich ihre Wohnstät hatte, Anno 1397 die tägliche Meß von unsrer Lieben Frauen angeordnet. Papst Bonifacius IX. befferete auch durch eine im Jahr 1401 ertheilte Bull das Sitticher und Land-straffische Kloster von Auszahlung deß zehenden Theils der Einkünfften an die Apostolische Kammer, wie auch von andren Auflagen auf ewig. XXII. Petrus der Andre. Wann diesen Petrum eigendlich die Abts-Wahl betroffen, kann nicht versichert werden. Sein Absterben aber fällt in das 1428ste Jahr den 9. Wintermonats-Tag. Unter seiner Kloster-Verwaltung hat Viridis, mehrgedachte Hertzoginn von Oesterreich, eine geborne Vice-Gräfin von Mxyland, wiederum mit neuen Beschenckungen dieses Kloster bereichert. Welche, nachdem er sie 30 Jahr im Wittwen-Stande zugebracht, seelig entschlaffen, und in diese Kloster-Kirche auf die Seiten deß Evangeli! beym hohen Altar ohngefähr um das Jahr 1424 begraben worden. So ist auch Eberhard, Bischoff zu N. und Pfarrherr zu Obergurck, denen Wol-thätern dieses Klosters beyzuzehlen ums Jahr 1422. Paulus Glowitzer, ehmaliger Gerichts-President in Crain, hat die Capell zu 27 Was unter ihm für das Kloster gesti fs-tet worden. Abt Petrus der Zwetste. Begröbniß der Hertzo. ginn Viridis in der Kirchen zu Sittich. Pauli Glo-mitzers Ge» ftifft Unsrer Lieben Frauen in S. Veits Pfarr-Kirche gefttfftet, und ein gewisses Geld dazu vermacht, jedoch sich und seinen Erben das Patronat-Recht Vorbehalten. So haben auch Hermann von Kosmk, Johann Gumpler und noch mehrere andere durch Wolthaten, die sie diesem Kloster erwiesen, ihnen einen ewigen Namen gemacht. Dieser Abt Peter brachte auch durch fleissiges Haushalten und Aufsehen von Martin und Andreas von Meichau, Johann Glisellher, Ulrich Matscheroll und f erbari) von Aursperg verschiedene Güter uslich an das Kloster. XXIII. Laurentius ist dieser Abtey vom Der Abl Jahr 1428 biß ungefähr auf das 1430 amena*.,. y,Qhr Msjch vorgestanden. Von demselben finde ich allein dieses, daß er Anno 1430 an Herrn Christoph Gumpler und dessen Ehgemal Clara Lebenslang den Zehenden um die Stadt Weichselburg jährlich für neunzehen Ducaten verlassen habe, welche hinwiederum aus Danckbar-keit dem Kloster zwo Huben geschenckt. XXIV. Emerich verwaltete als Abt Abt Emmch. s,flg Mosà von 1433 biß 1441 sie Jahr. - Von diesem findet man sonst nichts Merckwürdiges verzeichnet. «re.«» -... - XXV. Matthaeus war Abt um das l aibam. c£ahr 4442, Starb Anno 1449 den 10. erbstmonats-Tag. Unter dieses Abts orstehung hat im Jahr 1442 Georg Glomer mit seiner Hausfrauen zu dem Altar der Pfarr-Kirchen S. Georg in Ober-Gurck eine ewige Capelle gefttfftet. Reinprecht von Wallsee beschenckte auch den Abt Matthaeus mit seinem zu Laybach unferrn S. Nicolai gelegenem Hause im Jahr 1448. Unter denen Wohlthä-tern sind sonderlich dteses Jahr berühmt Friedrich Graf Cylli und Wilhelm von Weichselberg. * XXVI (und XXVII.) Gerhard er-àardus. Hielt im Jahr 1450 die Abts-Wahl und behielt dieses Ehren-Amt länger nicht als ein Jahr, indem er Anno 1451 diese Zeitlichkeit verließ. Die Gedächtniß und der Nam seines Nachfolgers ist gäntzlich verloschen, von dem man doch dafür hält, als ob er etliche Jahr diesem Kloster vorgestanden. Bey dessen Verwaltung der Abtey Ludwig, der Cardinal von S. Lo-rentz in Damaso, als Patriarch dem Kloster die Pfarr-Kirche ohnferrn Samaria, Weiß-$irche(AlbaEcclesia)genaitnt, mit allen ein-gepsarrtenOertern geschencket imJahr!456. XXVIII. Udalricus (oder Ulrich) war m lUrW Abt um das Jahr 1470. Starb Anno 1481. Diesem ist im Jahr 1471 dem Wüten der Türcken nebst einig ändern entronnen. Als Kloster S'1 nun die Barbarn Alles, was in dem Kloster nch wird befindlich, geraubt, legten sie überall Feuer ^"brflI,nt. an und äscherten das gantze Gebäu bitz aus den Grund ein. Es wurden auch die annoch Hinterbliebene Brüder elendiglich in die Gefangenschafft sortgeschleppet. Es lebte Ulrich noch 5 Jahr nach Erfolg dieses Unfalls, und erfuhr allenthalben Trübseligkeiten und Unterhaltungs-Mangel, weil nebenst ihm gleichfalls seine Wolthäter in den äußersten Schaden gesetzet worden. XXVIII. Oswaldus erhielt die Abtey Abl um das 1482ste Jahr, starb Anno 1496. Oswald»» Dieser hat, soviel ihm möglich gewesen, :)M)tet didie in der Aschen liegende Gebäue wieder onäWrte aufgerichtet. Unter seinen Gutthütern hat er sonderlich ausgezeichnet hinterlassen Balthasar Katzenbergern, Georg Froleich-störffern, Annam Glowitzerin und Hermann Raubern. XXIX. Martinus ward zum Abt er- Abi korett Anno 1496. Starb Anno 1503. Bey Leb-Zeiten Martini bestätigte Papst Julius der II. die Freyheiten deß Klosters absonderlich aber die Einverleibungen der Kirchen S. Veit, S. Andreas, Weißkirchen und S. Peters in Svanthäl. Anno 1503. XXX. Johann Glavitsch ist zum Abt Abl 3^“" erwählt im Jahr 1504. Starb Anno 1534. Dieser führte um das Kloster eine auf -m-Mauer auf, richtete auch ein kleines festes 5eftnn9" Werck dabey aus, damit es bey feindlichem Einfall zu einen Aufenthalt dienen mögte, und wird diese Befestigung heut zu Tag als ein Kornhaus gebraucht. Da im Jahr 1529 Solimann, der Türckische Wüterich, Wien vergeblich belagert hatte und nachmals einen Theil seines Kriegsheers durch Steyermarck und Crain zurück führte, j fielen dieser Barbaren etliche in diesem Ruckweg das Kloster an. Weil man aber »ermai's8 sich ihnen in gedachter Burg oder kleinen Festung tapffer widersetzte, rotchen_ sie zu- 3iB 1 rück, nachdem sie vorher das Kloster geplündert und eingeäschert. Und also musste das in der Asche noch rauchende Gebäu abermals wieder aufgerichtet werden. Von diesem Abt Johanne wird > geschrieben, daß er viel und schwere Unglücke ausgestanden, die auf ihn, theils die Der Wol-ihiiter deß werden rocnig. Wbt Thomas. ^btUrbanus. a6t Johan-Bce Zerer. Clemens. ?6t Wolffga,, aue Neftius. zur selbigen Zeit hefftig einreissende Pe-stilentz, theils der Bauren - Krieg, theils auch das Erdbeben, welches viel Gebäue zu Grunde richtete, gewaltzt. Es scheint, als ob damalen das Sitti-cher-Kloster wenig Gutthäter gehabt, als es eben derselben am meisten bedörfftig gewest; doch werden in dem 1512 Jahr genennet Andreas von Anrsperg, und Sigmund von Villanders. Nunmehro erkaltete bey vielen die Liebe, welche kürtz-lich darnach gäntzlich erstarb. Indessen bestätigte im Jahr 1504 und 1509 Papst Julius die Sitticher Freiheiten von neuem, und nahm dieses Kloster in seinen Schutz, welches auch gleichfalls Papst Leo der X. gethan. Maximilian der Erste ertheilte ihnen die Gewalt, daß sie ihre Unterthanen von Grund und Boden treiben mögten, so es dem Kloster nützlich. So bestätigte auch Ertzhertzog Ferdinand seiner Vorfahren ertheilte Freiheiten im Jahr 1521. Es erfolgte nicht weniger zu dieser Zeit die Auswürckung oder Execution der Päpstlichen Bull, die Stifftung der Collegiat - Kirchen zu Rudolphswert betreffend , welche diesem Abt Johanni im Jahr 1514 anbefohlen worden. XXXI. Thomas, der im Jahr 1534 zum Abt bestimmt ward, starb Anno 1537. XXXII. Urhanum traff die Wahl Anno 1537, und der Tvdes-Pfeil Anno 1539. Dieser war schon im 1521 Jahr Abt, wie die in der Provintz - Registratur befindliche Original-Schreiben, so von ihm Herkommen, klärlich darthun. XXXIII. Johannes Zerer ward Abt Anno 1539, starb Anno 1549. XXXIV. Clemens kam im Jahr 1549 Zur Abtey-Verwaltung; starb aber schon un 1550 Jahr, da er diese Ehre kaum etliche Monat genossen. Im hat jedoch Keyser Ferdinand ein Schreiben ertheilt, worinnen er dem Land-Hauptmann in Crain befihlt, die Sitticher zu beschützen, und bey ihren Freiheiten ungekräncket zu erhalten, im Jahr 1549. XXXV. Wolfgangus Neffius, ehmaliger Abt deß Brunnens zu Unsrer Lieben Frauen in Landstraß, ward nachmaln nach Sittich zu einem Abt beruffen im Jahr L550. Starb Anno 1556. Diesem hat Keyser Ferdinand das Jus territoriale (oder Gebiet-Recht) in den Klösterlichen Ländereyen samt den Grentzen bestätigt. XXXVI. Johann Zeisel erhielt die Abtey im Jahr 1566, starb Anno 1576 den 22. Christmonats-Tag. Bey dieses Abts Lebzeiten bekräfftigte Carolus, Ertzhertzog in Oesterreich, im Jahr 1567 alle von seinen Vorfahren ertheilte Freiheiten, absonderlich das Recht der Holtzfällung in denen der Cammer zustehenden Wäldern, wie auch noch mehr andere. Besagter Erhertzog Carl befahl auch im Jahr 1568 dem Herward von Aur-sperg, als Landshauptmann in Crain, die Sittichische Freiheiten zu handhaben. XXXVII. Jacob Klafferle, Abt im Jahr 1576, starb Anno 1580. ehebevor er noch die Insel erhielt. XXXVIII. Laurentius ward Abt Anno 1581. Ein rechter Vater der Religion, der auch Thomae dem Laybachischen Bischofs in denen Reformations-Sachen zugeordnet worden. Starb Anno 1601. Damalen stund die Abtey zwey Jahre ledig, die indessen der Abt Georg Freiseisen zu Rain verwaltete als ein Pater immediatus, das ist, als die nechste Obrigkeit. Bey dieses Abts Laurentii Lebzeiten bestätigte Ferdinand, Ertzhertzog in Oesterreich, die von seinen Voreltern, als: Friedrich dem Vierdten, Maximilian dem Ersten, Ferdinand dem Ersten, Keysern, und von Carolo, seinem Herrn Vätern, ertheilte Freiheiten im Jahr 1598. Aus Verordnung dieses Abts, ward für die gemeine Noth von der Sitticherischen Pfarr auch Reiffnitz, S. Ruprecht und noch mehr ändern Pfarren ein Umgang oder Procession angestellt, bey welcher die Pfarr-Kinder oder Eingepfarrte barfuß mit brennenden Lichtern erscheinen müssen, n) XXXIX. Jacob Reinprecht, der zu erst Abt zu Unsrer Lieben Frauen in Landstraß war, ward auch im Jahr 1604 zu Sittich zum Abt erwehlt. Dieser hat die Abtey und Kloster, wie sie noch jetzo zu sehen, erbauet, und das zu Laybach verwüstete Haus gantz von Grund auf prächtig aufgerichtet. In die Collegial-Kirchen der Herrn PP. deß Ordens in Laybach hat er mit eigenen Kosten zu Ehren dem Namen Jesu einen Altar aufgeführt. In Ober- Crain war auch das Schloß-Höflein sein Gebäu, welches aber jetzo in fremde Hände kommen. Abt Johannes Zeisel. Abt Jacobus Klafferle. Abi Laurentius. Mellt an eine barfüs-sige Procession. Avt Jacobus Reinprecht. Erbauet die Ablea und das Kloster von neuem samt noch andren Gckäuen. Da« Kloster wird Maut-srey. Abt Mal-thiiuS Ma-jerler. Abt Johannes Anslauer. Abt Ruprecht Eckard. Abt Johann Weinziirl. Abt Maximilian. Denen Schulen zu Laybach, und der dar-inn sich übenden Jugend, hat er viel Gutes erzeigt und überall einen Rhum-wehrten Namen hinder sich gelassen; er starb Anno 1626 den 13. Jenner. Diesem Abt schenckte im Jahr 1617 Ertz - Hertzog Ferdinand die Psarr Tre-ven mit samt denen Vicariate» und aller Zugehör. Wie er dann auch Anno 1620 das Sitticher Kloster von aller Maut und Zoll befreyet hat. XL. Mathsous Majerler, erstlich Abt deß Brunnen zu Unserer Lieben Frauen in Landstraß, ward nach Sittich beruffen Anno 1626 den 21. Mertz. Zmey Jahr darnach erhielt er auch durch Wahl die Abtey zu Ram, welcher, als er ein Jahr vorgestanden, danckte er daselbst Anno 1629 denen dreyen Abteyen, die er verwaltete, und zugleich diesem zeitlichen Leben ab. XLI. Dem JohannAnslauern trug die Wahl den Abts-Titel Anno 1629 auf. Er starb Anno 1638 den 13. Mertz. Erhielt durch einen Gegen-Wechsel von dem Abt zu Victring die Pfarr-Kirchen S. Stephans in Zeyer mit allen Rechten, wie sie Anno 1342 vom Patriarchen Bertrand dem Victringer Kloster war einverleibt worden. XLII, Ruprecht Eckard, nachdem er die Abtey deß Brunnen zu Unsrer Lieben Frauen in Landstraß verlassen, erhielt die Sittichische im Jahr 1638 den 13. April. War ein fürtrefflich-teutscher Prediger, der sich zu Laybach öffters mit höchster Verwunderung hören lassen. War auch ein Deputirter oder Abgeordneter von dieser Provintz. Starb Anno 1644. XLIII. Johann Weinziirl ward Abt erwehlt Anno 1644 den 24. April. Starb Anno 1660 den 2. Decembr. Ein Mann von tieff-sinnigem Verstand. Er erhielt nicht nur von Ferdinando dem Dritten Anno 1646 die Bekräfftigung derer von dessen Vorfahren ertheilten Freiheiten, sondern auch von dem jetztregierenden Keyser LEOPOLDO Anno 1660 eben diese Freyheits - Bestetigung. XLIV. Den Maximilian betraff die Abts-Wahl Anno 1661 den 2. Jenner. Er war ein trefflicher Haushalter, welcher die von seinen Vorfahren gemachte Schulden abgetragen, und das Kloster in trefflichen Stand gebracht, überdas ein fleiffiger Aufseher der Geistlichen Disciplin, die er auch an sich selbsten nicht spahrte. Er vertratt in das fünffte Jahr die Stelle eines Verordnet«: dieser Landschafft. Erkauffte auch von dem Österreichischen Abt zur Neustadt die Psarr zu Mannsburg mit denen anhängenden Vicariate», wie es ehedessen dem Kloster der Heil. Drey-Einigkeit der Oester-reichischen Neustadt war einverleibt gewesen durch Papst Pi um den II. Letzlich ward dieser Abt, nachdem er ziemlich alt, Anno 1680 dieser Zeitlichkeit entrissen. Auf deffen inständiges Ansuchen hat Papst Alexander der Siebende die Psarr zu Treven (oder Treffen) mit allem Recht diesem Kloster zugeeignet im Jahr 1663, welche Zueignung auch unser unüberwindlichster Keyser Anno 1665 genehm gehalten. XLV. Ludwig Raumschüffel von Frey-herrl. Ahnen herstammend, nachdem er in seiner Jugend dem Kriegs-Leben gefolgt, begab sich bey mannbaren Jahren in den Cistertienser Orden; da er dann die gantze Zeit der Abtey - Verwaltung seines Vorfahren, das Kämmerer-Amt deß Klosters mit höchsten Vergnügen deß Abts und der Mönche bedienet, so daß ihm gleichsam mit Recht die Insel gebührte. Die er auch wider sein Suchen und Verlangen, als ein von Ehrgeitz weit entfernter, erhalten Anno 1680, ist aber in diesem 1688sten Jahr gestorben. XLVI. HerrA utoni usGallen fei s, von adelicher Familie, ist im Monat Aprilis 1688 Jahrs erwehlt worden, ein gelehrter und feiner Herr. Welchen man billig ein langes Leben wünschet. Das Übrige, so von dieses Klosters Gelegenheit noch weiter zu berichten ist, wird bey dessen Beschreibung unter den Städten gemeldet werden. Den Abriß aber desselben giebt anjetzo das beygesügte Kupffer zu schauen. Erkaufst die Psarr zu Mannsburg. Abt Ludwig RaumschUff"- AblAntl Aalleusels. Sitze bit ji’ zur >• *°l dosier ÓITTIH Dch IV. Ufifdiiütfs zweytes ©Cietf. Von der Stifft- und Erbauung deß Collegii der Societät Jesu. Was man Anfangs denen Herren Patribus von der Aocielet Iefu fiir Wohnungen eingeräumt. Wer den ersten Atem defs Steuerlichen Hofgitals Lu Iagbach geleget. HifchoD Ihotne djihrön felbjleigener Spricht von Atijjjt- und (Erbauung defs Collegii PP. Jesuitarum aus deMben eigenen Protocoll gezogen. Keliq ulen, 1° gleich anfangs in die Kirche der PP. von der Aocietät Jefu gekommen. Öffentliches Ghren-Gepränge Lu Iagbach beg (Einweihung der Iefuiter-Mrche. Gr-fuch-Achreiben Hifchojfs Ihom« an den Papst um die Ganonlfation Patris Ignatii. Apostolifches Kefcrißt oder Päpstliches Antwort - Schreiben darauf, d^onfecrirung der dreg Altäre der neu-erbauten Kirche PP. Soc. Jesu. Iamen der Patrum Rectorum, fa bishero diefem Jefmter Collegio vorgestanden. Gas man Anfang« de een Herren Patribus vor der Eocietäl Jesu für Wohnungen eingeräumt. Wer den ersten Stein des Kehferlichen Hospitals zu Lahbach Beleget. Bischofs« Thomae flflBfeàÀS ist vorhin im siebendem Buch ^^MHso „von der Religion deß Lan-des Craill" handelt, Meldung geschehen, daß im Jahr 1596 llßwfäh' deyLebzeiten Johannis, Bischoffs jn Laybach. die Väter der Ge-sellschafft Jesu, in dem Layba-^v, chischem Kirchspiel angelangt. Diesen gelehrten Leuten hat man zuvorderst das Franciscaner-Kloster zu Laybach zur Wohnung bestimmt, bald aber, weil selbiges sür sie zu eng, ihnen dafür das Keyserliche Hospital eingeräumt. Es hat aber auch dieses ihnen nicht allerdings bequem fallen wollen wegen unterschiedlicher Ungelegenheiten, darum man end-lichsowol eine neue und besondereKirche, als auch ein gantz neues Gebüu zum Collegio aufgerichtet, und die Spital-Kirche, weil sie ziemlich tunckel, gequitirt, zu welcher Hospital-Kirchen ehedefsen Bischofs Christophorus Räuber den ersten Stein gelegt; wie der Bischofs Thomas in der Fundation- oder Stifftungs-Beschreibung gedachten Jesuiter Collegii vermeldet mit Bericht, daß solches aus einem silbernem Pfenning, so in dem anfgegrabenen Schutt deß Chors gefunden worden, zu sehen. Der gunstwollende Leser kann von solcher Fundir- und Ausführung besagten Jesuiter-Collegii ein Mehrers lesen in der Relation, welche oberwehnter Bischoff Thomas in Lateinischer Sprache und zwar mit einer wider die Lutherisch-evangelische Religion (die er, als ein sehr eyf-riger Römisch-catholischer Bischoff eine boshaffte Ketzerey, auch diejenige Personen, welche in Crain solche eingeführt und gelehrt, Mamelucken und Verführer titulirt) sehr geschärfften Feder selbst aufgesetzt. Gestaltsam solche bischöff-itche Lateinische Beschreibung der Fundation und Kirchen-Erbauung hiemit in ihrer recht eigendlichen und ungeänderten Verfassung, so wie sie in seinem eigenhändigem Protokoll enthalten ist, durch denDruck vorgelegt wird ; doch mit Persiche- j rung, daß solches aus keiner Passion, noch zu Jemandes Beschimpffung, sondern einig und allein zu recht völliger historischer Erklährung deß rechten Ver-lauffs sey angesehn. FUNDATIO ECCLESIAE NOVA] Pro Collegió Archidueali Labacensi Inclytae Societatis JESU coeptae feliciter Cum Anno Domini 1596. Singulai DEI beneficio, & Serenissimi Archi-ducis Austriae FERDINANDI zelo ac destinatione, ad majorem DEI laudem & gloriam, Animarumque Lutherana hae-resi, ab annis quinquaginta, vel amplius misere seductarum (fuerunt autem primi seductores Canonici & Sacerdotes Labacenses (proh pudor & dolor) Capituli sc. 3. Paulus Wienner & Leo-nardus Mertliz U. J. Doctores : hic etiam Episcopatus Labacen. per superiorem Carnioliam Archidiaconus : & Primus Truberus infaustae memoriae Apostatae: cum Matthaeo Klobner: Adamo Pregel: N. Farrest: & Johanne Cancilj) reductionem et salutem, in Adventu D. N. Jesu Christi, sub Revmo, in Christo Patre D. Joanne Episcopo Labacen. intimo Archiducali Consiliario, & harum Provinciarum Inferioris Austri® Locumtenente, Administratore Magni Monasterii ad Mille Statuas, Labacum, & Dioecesim ejus Inclyta Societas Jesu, in subsidium, & doctrinam parvulorum fuisset ingressa, a R. P. Ferdinando Albero Praeposito Societatis Provinciali missis Reverendis Patribus primis P. Michaele Poldt Austriaco Regente ac Concionatore, nec non P. Christophoro Zye-gelfesst Ministro, & Catechista, cum aliis fratribus quatuor : & primum in Monasterio Franciscanorum eadem Societas, per Bullam Apostolicam Monachis ex-tinctis in perpetuum locum habitura, moxque propter loci angustias aliasque difficultates ad 8. Jacobum (ubi Xenodochium erat Cmsareum) summo Pontifice, ac Principe Ferdinando consentientibus, transmigratura esset: erepta est Collegii illic redificatio, manente veteri S. Jacobi Templo tenebricoso, angusto, parumque commodo, hujus Primarium in Choro Lapidem Christophorus Rauber secundus Labacensis Episcopus Anno 1513 consecravit & posuit. Sicut ex nummo argenteo, ex chori ejusdem ruderibus eruto, mihique a R. P. Nicolao Jagniatovio Collegii Rectore tradito, videre licet, machina interim Collegii Archiducalis permagnifice constructa: visum est Deo, Serenissimo Principi Ferdinando Fundatori Opt. Max. ac Reverendis Patribus diet® Societatis Eccle- LhrLll selbst eigener Bericht »on Slifft- und Erbauung , deß Lollegir PP. Jesui-tarum ouä desselben eigenem Proto-coll gezogen» si am Collegio conformem fabricare, ac veterem diruere publica decentia et honestate, ut sequitur. In Nomine Jesu et Mariae. Ego idem Thomas qui supra. Nonus Episcopus La-bacensis. In Festo Sanctissimorum Philippi et JacobiApostolorum, qui fuitFeria IV. et prima dies Mensis Maji. Juxta formam et ritum 8. M. Ecclesiae solennem ac Pontificalem, consecravi et posui Primarium Lapidem pro Ecclesia Nova, inhonorem Dei Omnipotentis, ejusque Magnae Matris Virginis Mariae: sub invocatione ac titulo 8. Jacobi Apostoli : 8. WolfgangiEpi: et 8. Ignatii Lojolae in- clytae Societatis Jesu Fundatoris tunc Canonizandi Patronorum, Labaci inCol-egio Archiducali aedificanda. Ad quem Actum solennem. Serenissimus Ferdinandus Archidux Austriae etc. cum Maria Anna Bava-riae Duce Conjuge, Fundator Opt. Max. benignissimus, misit suum Commissa- rium Rev. Patrem Dom. Jacobum Abbatem Sithicensem : qui fuit aeger et Podagricus, nec ad finem Missae perduravit. A prandio. Exhibita luit Comoedia Saul et David, in Area Collegii satis bene, feliciter et magnifice. JPotand/um. In hac nova Ecclesia Collegii Laba-censis. Sicut Per Illustris Dominus D. j Georgius Lenkowizh Liber Baro ad Co-lapim et in Wördel Generalis Maritimorum in Croatia finium, Praefectus in j Carlstatt, et Capitaneus Ducatus Car-! nioliae, ultimus hujus familiae Mense Augusti Anno 1601. cum Clementis Octavi Pont. Summi Exercitus pro obsidione Canisiae Labacum transiret pie mortuus ex vulneribus Clissae acceptis, unum sacellum in Cornu Epistolae fundavit : sic ego Thomas Episcopus alterum in Cornu Evangeli! fundare adjeci : in quem finem R. P. Rectori Nicolao Jagniatovio 1200 fi. apud Urba-nizhianos consignavi, alias omnem arenam pro totius fabrica Collegii solvi, una cum mille Taleris, nomine Reverendissimi Episcopi Joannis Antecessoris mei. Item 410 fi. pro domo Recreationis in praedio suburbano et 100 fi. i pro Canonizationis B. Patris Ignatii subsidio, eidem solvi. ij Hiernechst beschreibt eben diese bischoffli-che Feder auch die Consecration oder Einweihung der Iesuiter-Kirchen zu Laybach sammt allen denen dabey merckwürdigen Umständen und Begebenheiten. Worunter insonderheit auch diesenachgesetzteReligmen, so man der Kirchen zugeeignet, benamkün-diget werden: 1. Ein Stücklein von dem hochtheur-barem Holtz deß H. Kreutzes unsers Heylandes; 2. Etwas von dem>L>chweißtuch deßHerrn; 3. Ein Bißlein von der Myrrhen, so die drey Weisen dem H. Christ-Kindlein geschenckt; 4. Etwas von der H. Jungfrauen Matiae Kleidung; 5. Von der Laden deß Bunds, darinn das Engelbrod, nemlich das Manna gelegen; 6. Ein Trümmlein von dem Wunder-Stabe Mosis, womit derselbe das rothe Meer zertheilet hat; Reliquia», fo gleich au-fange ia die Kirche der PP. von der Socielei Jesu gekommen. Öffentliche!, Ehreu-Ge-Priiuge zu Laybach beb Einweyhur, der Jesuüer Kirche. 7. Etwas von der Kleidung deß H. Propheten Priesters Zacharim, Vaters Sanct Johannis des Täuffers, wie auch von deß H. Täuffers selbsten. 8. Von dem Rock S.Jacobi deß Gröffern. 9. Von dem Rock des H. Jgnatii Lojolse, Stiffters und Patrons derGesellschafftJesu, 10. Deß H. Apostels Petri, 11. Deß Heiden-Lehrers S. Pauli, 12. Deß H. Apostels Andrem. 13. Etwas von dem Palm-Zweig, welchen der H. Evangelist Johannes vordem Sarck der H. Mutter Gottes hergetragen. 14. Von dem Rock und Kleide eben desselbigen H. Evangelisten. 15. Von S. Thomse deß Apostels der Indianer, 16. S. Matthsei deß Evangelistens. 17. S. Jacobi deß Kleinern. _^18. S. Philippi, (£9. Bartholomsei, S. Simonis, S. Jubae Thabbaet, ^19. Der Aposteln S. Matthias und S. Barnabas, 20. Deß Evangelisten S. Marci, welcher in dieser Lands-Gegend auch sein Apostolisches Amt verrichtet hat. 21. S. Lncas deß Evangelistens. 22. Marchgrufens S. Leopoldi, Für-stens und Patrons von Oesterreich rc. 23. Ein kleines Überbleibsel, so wie ein Creutz geformirt, von mancherlei) Oerlern deß Gelobten Landes, die durch deß Herrn Passion geheiligt worden. Was man aber bet) gedachter Einweihung für öffentliches Ehren-Gepränge auf-genchtet, als Pyramiden, Triumph-Seu-len, Triumph-Bögen, mit allerhand sinn- ! reichen Sinnbilden geziert, wie die Doner-Stimme deß Lust-blitzenden Geschützes und der Musketen mit der schönen Music abgewechselt und über solche Solennität vor Freuden gebrüllet, wird die weitere Lateinische Beschreibung ausführlicher er-Nhlen in folgenden Bischöfflichen Zeilen: CONSECRATIO NOVI TEMPLI Archiducalis Collegii Inclytae Societatis Jesu in Civitate Labacensi. In Nomine Sacro-Sanctae, Omnipotentis, Summae, Sempiternaeque Trinitatis, Dei Patris, et Filii, et Spiritu -s Sancti, Amen. Notum sit omnibus, qui Christum colunt. Quod Anno ab incarnatione ejusdem D. n. Jesu Christi, millesimo, sexcentesimo, decimo quinto, die quinta decima Mensis Novemb. quae fuit Dominica XXII. post Festum SSS. Trinitatis, proxima post 8. Martini, et Festiva 8. Leopoldo Austriae Marchioni ac Principi, harum partium Patrono ac Protectori : indictione XIII. Pontificatus Sanctiss. in Christo Patris et Domini Nostri, Domini Pauli Papae V. anno ■ XI. (Regnantibus tunc, et Christianam Rempub. pie moderantibus Matthia Secundo Rom. Imp. Hungariae, Boemiae, Dalmatiae, Croatiae, Slavoniaeque, etc. Pace tunc cum Turearum imp. Vicennali confecta ac Firmata). Philippo Tertio Austriaco, Hispaniarum, Portu-galliae, Indorum, Novi Orbis, Antipo-dumque, Siciliae et Neapolis etc. Sigis-: mundo item Tertio cum Constantia Aus-I triaca, Poloniae, Gothorum, Norvegiae ac Svetiae etc. Regibus : ac Ferdinando Archiduce Austriae, Burgundionum, Styriae, Carinthiae atque Carniolae etc. Duce, Comite Tyrolis ac Goritiae etc. Fundatore Opt. Max. benigniss. quibus Vita, pax. Salus, et victoria de omnibus inimicis Crucis Christi, in aeternum Arnen. Ego Thomas Dei et Apostolicae Sedis gratia Nonus Episcopus Labacensis, ! ejusdem Serenissimi Archiducis Ferdi-' nandi Consiliarius, in Excelso Regimine Locumtenens, et Religionis Catholicae per Carniolam, Inferiorem Styriam, et Comitatum Cilleae, ad Dravum usque Fluvium Reformator. Consecravi Ecclesiam et Altare hoc in honorem Dei Omnipotentis, et gloriosiss. Virginis Mariae atque omnium Sanctorum, ad Titulum et Memoriam Sanctissimi et Augustissimi Nominis Jesu : nec non 8. Jacobi Majoris filii Zebedaei ac B. Ignatii Lo-jolae Inclytae Societatis Jesu Fundatoris Patronorum. Et Sacratissimas Reliquias. De Pretioso Ligno 8. Crucis D. N. Jesu Christi Triumphatoris : De Tunica ejusdem Regis Gloriae : de Sudario super faciem ejus in Sepulchro imposito : de Myrrha a Tribus Magis eidem D. N. Jesu Christo in Cunabulis oblata : de Vestimentis Beatissimae Virginis Mariae a Deo super omnia benedictae: de Arca Foederis, in qua Manna Panis Angelorum jacuit; de miracolosa virga Moysi Servi Dei, qua percussit ac divisit mare rubrum traducens filios Israel, 8. Zacha- riae Prophetae Patris Praecursoris Domini et ejus Filii 8. Johannis Baptistae inter natos mulierum maximi. 8. Jacobi Maj oris Apostoli Patroni, nec non B. Ignatii Lojolae Fundatoris Inclytae Societatis Jesu, de interiori ejus Tunica, pariter Patroni. 8. Petri Apostolorum Principis: Sancti Pauli Doctoris Gentium, 8. Andreae Apostoli: de Palma, quam 8. Joannes Evangelista praeferebat Feretro B. Mariae Virginis defunctae: Item de Tunica et Vestimentis ejusdem 8. Joannis Apostoli et Evangelistae. 8. Thomae Indiae Apostoli. 8. Matthaei Apostoli et Evangelistae. 8. Jacobi Minoris Fratris Domini nuncupati, 8. Philippi, 8. Bartholomaei, 8. Simonis, 8. Judae Thadaei, 8. Matthiae. et 8. Bar-nabae Apostolorum. 8. Marci Evangelistae harum partium Apostoli. 8. Lucae Evangelistae. 8. Leopoldi Marchionis Principis et Patroni Austriae, ejusque Nominis, Sanguinis et Jurisdictionis Augustissimae, cujus hodie Festum agitur. Item unum Reliquiariolum in modum Crucis formatum. De variis Terrae Sanctae locis passione Dominica sanctificatis, (praeter antiquam, veteris Altaris Capsulam adhuc integram: aliasque anony-mas Reliquias) in eo inclusi. Et singulis Christi fidelibus hodie unum Annum: et in Anniversario Consecrationis hujusmodi ipsam visitantibus Quadraginta dies de vera Indulgentia, in forma Ecclesiae Consueta Concessi. cNotandum iterum. DOMINICA post Octavam CORPORIS CHRISTI, quae fuit 5. Junii, celebravimus Festum Canonizationis Sanctorum Quinque ; utpote 8. Isidori Rustici. 8. Ignatii Fundatoris inclytae Societatis Jesu, ejusque in conversatione Sancta ac Societate Filii. S. Francisci Xaverii Indorum post 8. Thomam Apostolum, in fide 8. Catholica Patris, Institutoris & Apostoli. 8. Theresiae Virginis, Ordinis Carmelitarum Restaurat-ricis Hispanorum, et 8. Philippi Nerei Congregationis Oratorii) ex quo Baroni-um Cardinalem, et alios pretiosos Scriptores 8. R. E. lumina, habemus) Fundatoris Confessorum a S. D. N. Gregorio Papa XV. 12. Martii, quaeifuit 8. Gregorii Ecclesiae Doctoris, hoc anno Romae, cum Majestate magna, et Augustissimis Caeremoniis Canonizatorum etc. hoc modo : Erectae fuerunt per Civitatem Laba-censem, diversis in locis Pompae Theatrales Arcus, Pyramides & columnae Triumphales, publicis, privatorumque Societatis Jesu amantium, sumptibus inprimis ad 8. Jacobum in Ponte superiori: ad Vi-cedominalem Portam: in Foro Labacensi ad domum Senatoriam : et in Bethlehem, hoc est, ad domum Panis venditionis: interpositis hinc inde variis, magno cum splendore, et elegantia valde religiosa ac pia, pulcherrimis Emblematis. Ex quibus Studiosi carmina in rem, et Musici cantus pretiosos concinuerunt, interim tormentorum ac Bombardarum toni truis undequaque acclamantibus ur-bemque personantibus totam Convenimus Ego Episcopus cum Clero, ac Populo universo ad Ecclesiam Patrum 8. Jacobi, ibi sumptis Pontificalibus, Le viticis et Sacerdotalibus Paramentis, ex Sacristia ad Altare summum egressi, ibidem duo Vexilla, 8. Ignatii Fundatoris ; et 8. Francisci Xaverii imaginibus de-I picta, juxtaPontificalisRomani formulam ; consecravimus quae vexila B. P. Rector I Christophorus Dombrinus, et P. Christo-I phorus Zyegelfest vestibus, quibus sacer-j dotes Missam celebraturi vestiri solent, ' Festivis exornati, tota, deportaverunt ! Processione durante: aliis Patribus ac ; Fratribus Societatis pro suo quisque ordine ac gradu, consimiliter aut Paramentis sacerdotaliter, aut super pelliciis dun-taxat indutis incedentibus, et Clero alio Scholisque praeeuntibus, ac Cantus sacros laetanter concinentibus. Postquam finita jam Processione ad Templum 8. Jacobi ventum et sic, uti praefertur, fuit insolito triumphatum more. Ego Episcopus Thomas (qui alias pro hujuscemodi Canonizatione, ad Paulum V. Summum Pontificem supplices antea literasdedi, collato R.P. Nicolao Jagina-tovio Rectori in subsidium Canonizatio-I nis sumptu 100 fi. ac benignum retuli responsum (uti sucjicitur) sic, Pontificaliter Pluviali, Dalmaticis, Alba Mitraque et Baculo Episcopali, Cleroque circumcin- Ersuch-Schreiben Bischoffs Thomm an ben Papst um die Ca-uonisation Patris Ig-natii. ctus, conscendi Cathedram, et concionem lingua vernacula, de hac Sanctorum Canonizatione ad populum (plurimum valde) habui, qua finita Sacrum Missam-que solennem dc eisdem ritu Pontificali, Organis interim, omnisque generis Musicorum instrumentis rara varietate ac Symphonia perstrepentibus, concelebravi. His peratis Te Deum Laudamus, pari Majestate ac laetitia subnexum, ex-ceptumque fuit boatu multijugi tormentorum, per turres ac civitatis propugnacula dispositorum. Epulum denique a R. P. Rectore, totoque Collegio festive ac liberali ter ad Tabulas, Mensasque plurimas exhibitum. Nun wollen wir auch hinzusetzen das Schreiben, welches dieser Bischof Thomas an Papst Paulum den V. geschickt, wodurch dieser ersucht worden um die Cano-nisirung deß H. Vaters Ignatii. Sanctissime Ac Beatissime Christi in Terrris Vicarie, Principis Apostolorum Successor: Pastor S. R. Universalis Ecclesiae. et EpiscopotusLabacen. Ordinarie Immediate Opt. Max. Post debita beatorum pedum oscula ; Vitam et Gloriam, Triumphos ac Tro-phaea Victoriarum de universis Crucis Christi & Ecclesiae sanet et hostibus, Et quidquid praeterea in profunda animi subjectione & obedientia filiali, inutilis valet hominis peccatoris oratio ! Non elfugit, Beatiss. Pater, notitiam eorum quotquot capere adspirant Salutis haereditatem, qualiter ejusdem salutis nostrae author tanta gratiarum & collata ineffabilis divinae potestatis suae plenitudine, Sacrosanctam hanc (cui gloriose praesidet) Sedem Apostolicam in terris fundaverit, ut ad eam tanquam Salutis portam, & fontem salientis aquae in vitam aeternam, recurrere habeant, qui sitiunt Animarum tanto pretio redemtarum lucra, coelestia exquirunt & expetunt Nominis Dei in hominibus sanctificationem, hoc est, Ecclesiae & Fidei sacrosanctae excaltationem ac propagationem ampliorem: atque inde solum sacrae Censurae, solidümque judicium, & discretio meritorum Inter omnes, qui superno Regi famulantur, ac vere Christum colunt, dimanat & petenda est. Sane fidelis vox, & omni acceptione digna, jam pridem audita est in terra nostra, Sanctitatem Vestram sancta advertisse consilia, Beati P. Ignatii Lojolae, Inclytae Societatis Nominis Jesu Fundatoris Primi, religiosam sanctamque conversationem, Virtutes, ac Spiritum gratiae, quae redolebat, sua et Sacrosanctae hujus Sedis aestimatione ac judicio (ut in Ecclesia Dei Populus exemplum recens imitationis acciperet) celebrem reddere, ipsum tamen opus Cano nizationis ad tempus differre. Hos itaque cogitatus a Patre luminum inspiratos, si quo modo maturius in effectum exeant, cuncti, qui Deum in Sanctis suis admirabilem timent, ac diliguet, uti semper in votis habuerunt, ac tenent, sic laetissima illa nuntia (f) non nisi cum summa j Spiritus exaltatione exceperunt. Et non immerito inter alios quoque minimus ego, et una me cum totus iste Episcopatus Labacensis: cujus praefatus 8. recordationis P. Ignatius, pro sua in omnes charitate (quo omnibus omnia factus est, ut omnes Christo lucrifaceret) Alumnos complures Romae olim insti tuit: et Episcopatui huic postea ipse et invicem, viro sancto ejusque Sodalibus (cum primordia Collegiorum inter Haereticos, variosque persecutores, his in partibus jacerent) Episcopi quoque impensius erant addicti, prout literae Igna-tianae ad Praedecessorem meum Urbanum, regis Ferdinandi tunc Viennae Ec-clesjasten ac Confessarium, pridie Nonas Martii Anno 1554 propria Beati Viri manu conspriptae, quae pro memoria aeterna, Thesauro, ac Reliquiis, hic asservantur diligentissime), hujus benevolentiae, studii ac Charitatis mutuae signum, clarius evincunt. Accedit quod ipse a Cunabulis in Scholis & disciplina Societatis ejusdem, inde usque pie continuo educatus, ab uberi- (t) Minus grammatice hoc scriptum mediocriter doctis videri poterat: quoniam usus neutri hac in ! voce admodum infrequens est. Id quod & Vossium j seduxit ut, in libro de Vitiis Lat. Linguae, Nun- I tium in neutro genere damnaret, ut & Goclenius : fecit. Sed quo minus Nuntia e Latinitate relegen-jj tur, possunt ab hac sententia, tanquam iniqua, ad i Catullum, qui cognomento quasi doctus Docti di-j| cebatur, provocare, & illam hisce verbis Catullia- II nis rescindere : Geminus Deorum ad aures nova nun-li eia referens. E. Fr. bus institutionis ejus sanctae ac religiosae, quidquid sum (si tamen aliquid sum: tanquam insipiens dico) habeo, eidem-que jure optimo ac pia gratitudine acceptum refero totum. Sed & a Collegio Labacensi (quae est singularis Dei bonitas ac Providentia in expurgatione Lu-theranae haeresis zizaniorum & Animarum a fide catholica aberrantium (id quod vel maxime in luporum exterminatione reluxit) quotidiana reductione, ac prope-modum continua : prout etiam tenerae Juventutis, inter tam densas antea errorum et ignorantiae tenebras, fideli informatione, utique copiosissime fructuosa, mirifice adjuvor. Video preterea Spiritum illum pietatis ad dandam scientiam Salutis ac reparationem multorum, caelitus Beato P. Ig-natio datum, jam in Carniolae nostrae Ducatu, atque Provinciis istis, Deo au-thore cum Zelo ardentissimo reviviscere multumque propagari: adeo ut Fides Catholica et avita Majorum pietas, paulo antea collapsae (ne dicam propemodum extinctae) non resuscitari tantum, sed aliis quoq, terris et Principatibus, in terrorem & exemplum Haereticorum, gloriosissime reformari, stare, ac florere omni dubitatione abstersa, conspiciantur. Unde cum bellis allia Regna et intestinis Haereticorum tumultibus, ac dissidio fluctuent et vastentur miserrime, pax hic & tranquillitas viget, nec apparet hostis in finibus nostris, neque audent filii iniquitatis, ob zelosissimam Catholici piis-simeque Principis Ferdinandi vigilantiam, ex hac eadem palestra Ignatiana prodeuntem, apponere nobis nocere. Porro odium et persequutionum unde-quaq, in familiam hanc Ignatianam saevientium procellae ac turbines (quibus ubicunque locorum Catholica impugnatur religio, haec e vestigio cogitur exu-lare Nominis Je su Societas) eam singulare Dei donum ac fidei esse propugnaculum, pie ab omnibus venerandum ee-lebrandumque, cumulatissime restantur : neque solum Germaniae missum partibus, sed Orientis quoq, Regnis et Regionibus atque ipsis paulo ante fabulosis Indorum, Japonum, Sinarum, Antipo-dumque Populis gentibusque illatum : I quos Beati P. Ignatii & ejus in conversatione sancta filii Sociiq. P. Francisci Xa-verii charitas & succensus pro Augustiss. Nominis Jesu gloria Zelus, aliorumque de eadem familia Operatiorum (qui animas suas propter Deum contempserunt) inexhaustus labor, huic Sanctae Aposto licae Sedi per Evangelium genuerunt. Haec sane inter innumera alia Bea-tiss. Pater, animu permoverunt meum, ut ipse quoque minimus ego Sanctitati Vestrae servulus inter tot Viros, vita, conversatione, dignitare, doctrina, vel * personatu sublimes (velut abortivus quis-|| piam vel anser inter olores) has suppli-I ces, in profunda cordis mei humilitare, Beatitudini Vestrae exhiberem preces, i! per viscera misericordiae Dei, toti mundo in Beati Ignatii Lojolae, ejusque Societatis, ut praefertur, maximis & copiosissime fructuosis laboribus Orientis exii alto, meo ac totius Episcopatus Laba-j censis Sanctitati Vestrae immediate subjecti nomine, beatis advolutus pedibus, protensis manibus, supliciq. ore ac corde orans : quatenus Sanctitas Vestra pro : sua summa in Deum, et Sanctos ejus in I coelis regnantes pietate, sapientia, atque exuberanti Spiritus Sancti dono, quibus sacrum illud pectus et Erclesiae caput regitur, Beati hujus Viri P. Ignatii sin-1 gularis praerogativam gratiae, qua fultus, non in seipso tantum religione et sanctitate, sed in toto pene terrarum orbe, ac universa Ecclesia Dei, Fidei ac I doctrinae lumine mirabiliter fulsit: Fructum deinde quem in Domo Domini uber-I tim verbo operatus est et exemplo: Catholicae fidei instituta ad Haereticorum, I juxtaque gentium externarum conversionem salubriter transmissa : multitudinem peccatorum et erantium per viae saecularis latitudinem male incedentem, ad spiritualis vitae rectitudinem tanto studio Zeloque revocatam : reverentiam, obligationem, ac fidele obsequium, quod ipse cum Sociis Filiisque suis 8. R. Ecclesiae et huic Apostolicae Sedi (quam Sanctitas Vestra utinam diu ! felicissime gubernat) voto perpetuo sese obstrinxit Porro conversationem, dum viveret, ejus sanctam, continuamque corporisafflictio-nem, qua usque adeo sibi mundum seque mundo reddidit crucifixum, ut vix eum in carne vixisse, sed, longum potius constet duxisse Martyrium : sed & harum Pro viu-ciarum, meam, meique ; Episcopatus om-niumque ; bonorum erga Virum hunc sanctum (cujus spiritu & doctrina imbuti sumus) amorem gratamque devotionem : Et si quae his sunt similia &c. benigna ac paterna consideratione pensare, atque inde toties sancte ac venerabiliter nominatum Beatum p. IGINATIUMLOJOLAM, ad majorem Dei omnipotentis honorem & gloriam : ac 8. M. Ecclesiae in filiis suae Sanctitatis utique exui tantis exaltationem : ad Inclytae Societatis Nominis Jesu, & familiae hujus lgnatianae (adjectis eidem in Fundatoris Patrisque sui Ca-nonizatioue gloriae stimulis) magnum decus, & virtutis incitamentum, signumque; in bonum : ad omnium denique Haereticorum, Persequutorum, & Catholicae Religionis hostium, vel poenitentiam vel confusionem, Sancta Apostolica sua au-thoritate Canonizare, atque illud ipsum opus sanctum, utpote divina praedestinatione solis Sanctitatis Vestrae manibus piè reservatur consummandumque maturare dignetur. Et firmabuntur plantationes tenerae, gressusque parvulorum ad fructus ampliores: congaudebunt Angeli: Praemia autem summus animarum Pastor, qui est corona Sanctorum omnium, & merces magna nimis D. N. Jesus Christus per hujus 8. Patris Ignatii merita ac intercessionem, reddet Sanctitati Vestrae in retributione justorum. Amen, A-men. Fiat fiat. Arnen. Datae Oberburgi in solita Mariana Episcopali Residentia, 17. Martii 1610. sr,s- vm- Inutilis quidem & indignus, dbedientis- simus tamen filius ac servus. THOMAS Episcopus Labacens. A TERGO. Beatissimo ac Sanctissimo in Christo Patri ac Domino, Domino Paulo Papae V. 8. R. universalis Ecclesiae Pastori Opt. Max. Domino Ordinario meo Immediato Clementiss. ROMAE. Was hierauf von Nom für eine Antwort ist erfolgt, hat man ans folgenden Schreiben zu ersehen. RESCRIPTUM APOSTOLICUM Per manus Illmi Cardinalis Scipionis Burghesii in negotio petitae Canonizatio-nis Beati P. Ignatii Lojolae. Etiam Reformationis nostrae Carniolanicae, totius-que ; Dioecesis nostrae Labacensis. Perillustri ac Reverendissimo Domino, Domino Episcopo Labacensi, perillustris & Rev™6 Domine. Non magis pia quam aequa illa Domis Vestrae postulatio visa est, quä suum in B. Ignatium Loyolam religiosum affectum significavit. Ejusque procul dubio habebitur ratio, cum sibiS. ü. N. aequè suffragantem sententiam habeat, atque pietatem patrocinantem. Ego porrò, qui suae Sanctitatis jussu, ad Dominationem Vestram scribi curavi (ne fructus tanti operis sim expers) Vestrorum me quoque Votorum adjungam comitem, atque hu-jusce negotii Curatorem, ed planò animi propensione, qua semper grati aliquid facere Dominationi Vestrae peroptavi. Quam Deus Ecclesiae suae servet inco-lumen ! Romae Calend. Maji 1610. Perillustris & Rev™6 D. V. addictiss. SCIPIO Cardinalis Burghesius. ALIAE CARDINALIS EJUSDEM LITTERAE. Perillustri & Rev™6 Domino Domino THOMAE Episcopo Labacensi. perillustris & Reverendissime Domine. Singularis felicitatisloco duxi, ad Vestrae Dominationis literas respondere, nono Calendas Aprilis ad Sanctissimum datas; non modo quod meorum Vestrae Dominationi deferendorum officiorum occasionem dari viderem ; verum etiam quod Vestrae mihi literae & argumentum laetitiae, & pietatis fuerint moni-mentum. Adderem suae Sanctitatis de Vestrae Dominationis Pastorali cura praeconia, si haec vestra modestia longius trachi sineret: & ni vigil Episcopalis sedulitas nullis indiga laudibus, ut excitetur, id omnino prohiberet. Id unum superest, ut Deum exorem, quo Dominationi Vestrae ita Valetudinem conservet, & vires addat, ut quoad vixerit talia semper referat, de Ecclesiae hostibus, tro-phaea. Romae Calendis Maji A. 1610. Perillustris & Rev™® D. V. addictissimus SCIPIO Cardinalis Burghesius. Et haec quidem de Canonizatione S. Apostolisches Rescript, ober Päpstliches Antwort» öchreibea. Patris IgnatiiLoyolae ejus Socii ac Filii S. Francisci Xaverii, aliorumque; trium Sanctorum 1 2. Martii, hoc est. inFesto 8. Gregorii MagniEcclesiaeDoctoris,àGre-gorio XV. Pont. Max. hoc annoi 622. solenni Majestate fceliciter peracta, ad perpetuam rei memoriam. Nach diesem thut der Bischofs diese seine Memorabilia oder Denckwürdigkei-ten hinzu: MEMORABILIA. 7. Novemb. R. P. Albertus Ozicki Polonus Rector Collegii Labacensis & ejus Socius P. Wolfgangus Mägerlj Reliquias S.S. Januarii & Mindisii, Martyrum, Roma transmissas, pro suo Collegio Laba-eensi ex Clagenfurto ad Episcopium, Ca- thedralemque Ecclesiam noctu deportaverunt, & in Ara 3SS. Trinitatis ibidem collocarunt. 1 2. Novembr. quae fuit Dominica 23. post Octavam Pentecostes, et ad 8. Ja-cobum Anniversaria dedicationis, ex Ca-thedrali, cum maxima et gloriosa Processione, ad dictam Collegii Patrumque Ecclesiam deposuimus: QuatuorPatribus Societatis Jesu Paramentis indutis Sacerdotalibus ipsum Feretrum Sacratiss: Reliquiarum deportantibus. Sub ipso Pontificali Sacro tres è Societate Jesu F ratres ordinavimus: decantato ad finem Te Deum laudamus, injubilo et voce exultationis. Laus Deo ej usqueMagnae Matri Virgini et Sanctis omnibus. Arnen. m 'jiJljL SS- CcrrU’i!js,QTUtTl* '( na würdiges seyn wird, soll bey Beschreibung der Stadt Laybach mit eingerücket werden. (fen|ecrhnts ber 3. tare ber iteiv erba utro Kirche PP. Soc. Jesu. Wer die Pfarr Adlsberg priisenlirt. Dir Pfarr-Kirche. Die Pfarr Aich und derselben Präsentation Patron und Altäre der Pfarrkirchen zu Aich. Der fünfte 16fdiiütt rfefj VIII. Jkdis. Bon denen Pfarren oder Kirchspielen, Pfarrern, Pfarr-Kirchen und Filial-Kirchen in Crain. Man zehlet in Crain ziemlich viel Pfar- jj imgleichen die Kirchtage oder Kirchweihen reit; dieselbe will ich nun auch nachein- dazu setzen, als viele ich derselben habe ander beschreiben und zwar nach dem Al- können erkundigen, phabet, auch die Namen so vieler Pfarren, $)favr IWslicrg. (ttchalt. Wer die pfarr Aàberg präfentiri Die Pfarr-Kirche. Dreyerleg Kirchweihen atlhie. |hrc Mial-Kirchen. AnZahl der jährlich (Setaujften und sterbenden. Die Pfarr oder Vicariai Adlsberg gehört zur Tristerischen Diöceß. Den Pfarrern oder Bicarien preesentiri die Nachbarschafft, und der Bischofs zu Triest bestetigt ihn. Jetziger Pfarrer oder Vicarius heifst Johannes Veber. Die Pfarr-Kirche ist dem H. Stephano gewidmet, und werden jährlich daselbst drey Kirchweihen (Kirchtage nennet mans in Crain) gehalten ; als, am ersten Son- tage nach dem Feyertage S. Attese, imgleichen am 26. Augusti, und auch in der Kreutzwochen. ! Diese Pfarr hat zwo Filial-Kirchen I unter sich, S. Andrere in dem Marckt ! Adlsberg, und S. Ursulse im Schloß fl Adlsberg. In dieser Pfarr werden jährlich nnge-i; führ sechtzig Kinder getaufft, dahingegen [ wenig sterben. pfarr Uidi. jfnij alt. Dreyerley Kirchweihen allhi«. Ihre Filial-Kirchen. Anzahl »er jährlich S<' taufften Sierbenden- ie Pfarr Aich und derselben Präsentation. Patron und Altäre der Pfarrkirchen LN Aich. (Bin Tabor althie. Pfarrern, fo btfshero LN Aich gewest. Filial-Kirchen Lu der Pfarr Aich. Bey der Pfarr Aich Hat das Capittel zu Laybach die Präsentation (oder Einsatz^ Recht), und bestetiget auch den Pfarrern; angemerckt, sie vom Keyser Friedrich dem Dritten dem THum-Capittel zu Laybach geschenckt worden zur Unterhaltung der Thumherren. Sie gehört also zur Lay-bachischen Diöceß. Die Pfarr-Kirche hat den H. Bischofs Martinum zum Patron, und drey Altäre, als 1. S. Martini. 2. Unser lieben Frauen. 3. noch eine Andre, die mir unbekandt. Ein TaW allhie Es ist in dieser Kirchen auch eine kleine Capell deß H. Ertz - Engels Michaelis. Und findet sich auch bey dieser Kirchen ein Tabor oder Retirad-Ort. Die jährliche Kirchweihe wird begangen am ersten Sonntage nach 8. JEgidii, die Procession aber oder der Umgang mit Kirch-Fahnen am Fest deß H. Kreu-tzes tut Herbstmonat. Bey dieser Pfarr seyn nachbenamte Pfarrern, Pfarrer bishero gewest, so viel ich derselben habe erfahren können. Ortolphus im Jahr 1413. f» bischer» J« Aich 9eW ^ Filial-Sitdjen zu ber Psarr Atch. 2. Wolfgangus Gall, 1478. 3. Jacobus Ericius, Canonicus zu Laybach und Pfarrer zu Aich. 4. Michael von 9)gg, im Jahr 1518. 5. Lucas Türck, Anno 1535. 6. Matthaeus Disaniz, Archidiaconus in Ober-Crain 1582. 7. Johannes Pomlade, 1618. 8. Laurentius Hörner, 1640. 9. Gregorius Roßmann, 1644. 10. Adam Kheysell, Thum-Dechant zu Laybach. 11. Michael Terzelius. 12. Johannes Bartholomaeus Gla-ditsch, Laybachischer Canonicus. 13. Matthias Ulitscher. 14. Der jetzige Pfarrer, Herr Wolff-gangns Engelbertus Partner. Zu dieser Pfarr seynd sieben Filial-Kirchen hingepfarrt. Als, 1. Jtt Kertina, S. Leonardi; bey welcher auch ein Tabor ist. In derselben seynd drey Altäre, item-lich S. Leonardi, S. Gertruds und S. Rocht. Die Kirchweih wird gehalten am andren Sonntage nach Matite Himmelfahrt, die Kirchsahrt (oder Procession) mit Fahnen am Fest S. Rochi. Die zweyte Filial-Kirche findt sich in Felberndorff; hat zum Patron S. Vitum und drey Altäre, nemlich S. Viti, Stephani und S. Antonii. Die Kirchweih fällt allhie auf den ersten Sonntag nach S. Jacobi. Bey dieser Kirchen hat es auch eine Capelle S. Stephani, dabey auch die Brüderschafft deß H. Stephani mit Jn-dulgentien. Am Fest S. Antonii geschicht allhie ein grösser Zulaufs. Die dritte Filial-Kirche, so dem H. Cantiano gewidmet, hat drey Altäre, S. Cantiani, S. Sebastiani und S. Petri. Der Iahrmarckt ist am ersten Sonntage nach S. Margreten. Die Pro ceffion mit Kreutzen (oder Kreutzsahrt) ge schicht am Fest S. Marci. Die vierdte Filial-Kirche ist zu Upra-pretscliach, dem Lttcse gewidmet und von dem Grafen von Cilly erbaut. Hat viel Altäre, als: S. Attese, S. Cathari-ttett, S. Pauli, S. Urfftlse und noch andre mehr. Kirchweihe hält man hier am fiinssten Sonntage nach Pfingsten, deß-gleichen am Fest S. Lucse. Die Procession aber mit Kreutzen oder Fahnen ge-1 schicht Dominica in Albis, (oder am ersten Sonntage nach Ostern, so sonst der weiffe j Sonntag genannt wird.) j Die sünffte Filial - Kirche ist in dem Dorff Urafolsch, S. Catharinen. Hat zween Altäre, S. Catharinae und S. An tonit von Padua. Der Iahrmarckt ist am nechsten Sonntage nach Mariae Himmelfahrt. Die Procession kommt am Fest S. Fabiani und Sebastiani. Die sechste Filial-Kirche ist zu Egk, unser L. Frauen. Hat zween Altäre, als, unser L. Frauen und 8. Jo an. Baptistae. Die Kirchweih fällt auf den ersten Sonn tag nach Mariae Geburt. Die Procession aber aus den dritten Sonntag oder Jubilate. Die siebende Filial ist zu Güldenseld, S. Mariae Magdalenae, und hat drey Altäre, nemlich S. Mariae Magdalenae, S. Alexis und S. Agnetis. Die Kirchweih wird gehalten am andren Sonntage nach S. Michaelis, die Procession aber im Frühling am Fest deß H. Kreutzes. So ist auch zu Pudpetsch im Post-Amt eine Capelle unser L. Frauen. 95er Pfarr JUaöd. pitali, Wer 2u der Pfarr Ainöd daselbst das Ginsà- Kerlst hat. Die pfarr - Kirche daselbst. Sallenbcrgisches Epitaphium in der (fitto der Marr-Nirehen. Ainödr ^ìe Pfarr zu Ainöd wird präsentirt von selbst das denen Grafen und Herren von Gallenberg, tat. ^ welche auch den Pfarrern einsetzen; so jetzo Herr Georg Balthasar von Kirchberg ist, welcher dem Petro Miheltschitsch als sei-uem Vorgänger im Amt gefolgt. Die Pfarr-Kirche hat den H. Eras-wttm zum Patron. bajelbst. In dieser Pfarr-Kirchen schauet man das Epitaphium deß Herrn Joannis Adami, Herrns von Gallenberg, welches also lautet: JOANNES ADAMUS, Dominus de Gallenberg : ab ortu suo, ad Patris occasum vix quindecim dies emensus, suae Stirpis tunc ultimus, praemissa jam po- Gallenbergi-schcs Epitaphium in ber Ainöder Psarr-Kirchen. Der Pfarr Aisriern Prä-sentiruug. Wann ste zur Pfarrkirchen gemacht ist. Namen der Pfarrern daselbst. Diöcetz der Pfarr Alben Pfarrer und Pfarr-Kirche aDchie. KirLwcihe daselbst. Die nenn Filialkirchen. tissimä prole, et Anno 1650. ipsä Con-juge Felicitate, à Schayrn, vicies Matre, relictis tribus Filiis, et unica Filia. Visis Pronepotibus, obiit die 12. Maji, ; Anni 1 664. Annos 75. natus. Cui huc illato Filii GEORGIUS SIGISMUN- DUS, Sac. Crns. Maj. Camerarius JOANNES FRIDERICUS, et JODOCUS JACORES, Sac. Rom. Imp. Comites ac-Domini de Gallenberg, extructo hoc Choro & Chriptä, monumentum po- suere. a} pfarr Ai sumi. Inhalt. Dee Pfarr Aisnern Dräftniirung. Wann sre 2ur Marr-Wrcken gemacht ist. men der Pfarrer« daselbst. Jährliche An-ahl der TäuWnge und Todten. bung jetzo noch lebte, Herr Johannes Arichaz. Die Pfarr-Kirche, so den H. Eremiten Antonium für ihren Patron ehret, hat drey Altäre, nemlich S. Antonii deß Eremi-tens, S. Andrem und S. Annen, aber keine einige Filial-Kirchen. Allhie ist am ersten Sonntage nach dem Fronleichnams-Fest Kirchweihe, wie auch am Tage S. Andrem und am Fey-ertage S. Antonii Eremitm. Es werden hie jährlich ungefähr 40 getaufft, auch nicht weniger begraben. Die Aisnerische Pfarr gehört zwar ins Stifft (Dirnceß oder Sprengel) Aglar, ist f aber eine Keyserliche Pfarr; gestaltsam der Römische Keyser solche zu vergeben hat, als welcher den Pfarrern prrnsentirt und auch einsetzt; wie sie dann auch im Jahr 1622 von damaliger Keyserlichen Majestät für eine Pfarr-Kirche erklärt worden, nachdem sie vorhin nur eine Filial-Kirche und unter die Pfarr zu Selzach gehörig war. Der erste Pfarrer daselbst hieß Lucas Wobeck, der zweyte Adamus Wolfs, der dritte Martinus Uretzschik, der vierdte, welcher bey Verfertigung dieser Beschrei- Jährliche Anzahl der Taufslinge und TodteN- Pfarr ,fl Hirn. Inhalt. Dimcess der Pfarr Alben. Pfarrer und Pfarr-Kirche allhie. Kirchweihe daselbst. Die neun Miai-Kirchen dieser pfarr. Wunderbare IusZ-Itaude. Das Vicariat oder die Pfarr Alben ist im Aglarischen Diwceß (oder Sprengel) begriffen und demnach Patriarchisch; gehört sonst unter die Parochiam (oder Kirchspiel) zu Eirknitz. Der jetzige Pfarrer oder Vicarius ist Herr Michael Bichtelitsch, und die Pfarr - Kirche der H. Margare-thrn gewidmet. Die Kirchweihe (oder Kirchen-Tag und Jahrmarckt) hält man am Tage S. Margareten. Hieher seynd neun Filial-Kirchen ge-pfarret. Als erstlich die Filial-Kirche auf dem Berge Schingerle, so der H. Mutter Gottes gewidmet und ungefähr vor 32 Jahren gebauet ist. Derselben Stiffter ist gewest Georgius Zimmermann, Pfarrer zu Eirknitz. AnMarien-Geburts - Tage und auf Himmelsfahrt hält man allhie Kirchweih. Die zweyte Filial ist S. Annen Kirche. Die dritte Filial-Kirche ist auf dem Berge Leskouiz deß H. Geists. In der i Mauren dieser Kirchen wächst eine Hasel-Nuß-Staude, welche weder grösser noch kleiner wird, sondern in gleicher Gröffe stets beharret. Wunderbar- Nuß-^taud-- Die vierdte Filial-Kirche ist S. Rochi im Dorff Planina, und am Tage S. Margreten allhie die Kirchweihe. Die fünffte Filial ist zu Albenfeld, unter der Protection S. Mariae Magdalena. Die Sechste ist zu Gerzeriouiz und der H. Gertrudis gewidmet. Die Siebende, S. Michaelis ist auf dem Berge Jukouiz, Die Achte, Unser L. Frauen ist auf demselbigen Berge Jukouiz. Die Neundte Filial befindt sich auf dem Berge Planina, unter der Protection S. Michaelis. Wiewol diese Kirche nur eine Capell ist. ìktthslt. Wer die Altlaager Marr präsentirt. Ihre Murr - Mà filini-Mrcben 21 dieser Murr. Wer die SUtlaaqer Pfarr fräfertirt. Ire Psarr-Kirche. Filial- Kirchen zu dieser ligi. Namen Marmn »llhie. ®ie Marruche samt 'hren Altären. Eirchweiln eit. Diese Psarr Asp ist Bischöfflich-Lay-bachischen Stiffts (oder Dicnceses) und die prsösentation beym Grafen von Lamberg zu Stein. Die Pfarrern, so allda gewest, seynd diese: Martinus Mosina, im Jahr 1465 ; Johannes Clini/, Anno 1647 ; Andreas Achazizh, A. 1650; Matthias Ambsl, A. 1651 ; Iacobus Globoznik; A. 1662; Mathias Meshan, A. 1665. Johannes Dienstmann. (Dieser ist zwar auch allhie Pfarrer gewest, aber die Zeit ist mir unbewust.) Jetzo aber hat diesen Pfarr-Dienst Herr Lucas Osselius. Die Pfarr-Kirche, so dem H. Johanni Baptistse gewidmet ist, hat zween Altäre, 8. Joannis Bapt. und Unser L. Frauen. Am ersten Sonntage nach S. Bartho-lomaei, und am Fest S. Johannis deß Tauffers hält man allhie Kirchweihe. Sie hat nur eine Filial-Kirche, nemlich S. Catharinae, auf dem Berglein Humm. Allhie ist eine Brüderschafft S. Ca-j tharinen, so durch Papst Alexander dem ; Sechsten bestetigt, auch mit vielen Privilegien und Jndulgentien versehn worden. Man will sagen, daß vorzeiten, wann man diese Brüderschafft ausgegeben, alle Mal denen herum ligenden Feldern und Obst-Bäumen ein grösser Mißwachs und Abbruch widerfahren, und Nichts recht gerathen, noch ersprieffen wollen. Darum wird heutiges Tags, ob dieser Brüderschafft steiff gehalten, und ordentlich geübt. Bey dieser (Filial-)Ktrchen wird auch Kirchweih gehalten am Sonntage vor Michaelis. In dieser Psarr werden jährlich ungefähr neune zur Tauffe und sechs zur Erden gebracht. $)faiv Sfjfiiifl. jtnljall, Wohin die pfarr Afsling gehörig. Kamen der Pfarrern. Aie pfarr-Kirche und Kirchweihen. Mann diefe Kirche gebaut. Zwo Krüderfchajften beg diefer Pfarr-Ktrchen. Vier Mial - Kirchen allhie. Hohes Alter der ersten Alial-Kirchen, üriiderfchafft S. Yincentii dafelbst. Hriiderfchaßt defs heiligen Aofenhrantzes all-hie. J. Valentini Reliquien allhie. A. Barbaren Hrüderfchajft allda. Dregerleg Reliquien allhie. pagelle zu Iauerburg. Zahl der Getaußten zu Afsling. Die Filial-Kirche. S. Cathari-nett Brüderschafft allhie. Deren Berlaffung Unfruchtbarkeit verursacht. Jährliche Anzahl t-c Taufflinge und Ster-beudeu. Wohin die Psarr Asling gehörig. ginnten der Pfarrern. Die Pfarrkirche und Kirchweihen. Warn diese Kirche gebaut. Zwo kriider-fch afften 6 et) dieser Pfarrkirchen. Vier Filial- Kirchen allhie. Hohes Mer der ersten Kirchen. Brüderschaft S. Vincentii daselbst. Die Pfarr Asling gehört zum Bischöff-lichen Stifft Laybach, die Praefentation, Einsatz-Recht und Consirmation hat auch der Bischofs zu Laybach. Allhie seynd Pfarrern gewest: Bur-zark, Bobizh, Petrus Thomashin, Geor-gius Drobnizius, Bartholomaeus Shuli-gory, Thomas Vidouez, Andreas Niclio-auziz, Paulus Rebecli, Matthias Lozhnikar. Ter jetzige Pfarrer ist D. Sebastianus Sustarziz. Der Pfarrkirchen Patron ist S. Leo-nardus: und seynd in derselben drey Altäre, S. Leonardi, Unser L. Frauen, und S. Floriani. Die Kirchweihen werden gehalten am Feyertage S. Leonardi, auch am zweyten Pfingsttage, und am Fest S. Mariae Magdalenae. Diele Kirche ist im Jahr 1523 gebaut und von Christophoro, Bischöfen zu Laybach, am 24. Iunii besagten Jahrs geweihet worden. Bey dieser Kirchen werden zwo Brü-derschafften unterhalten, deren Eine deß allerheiligsten Frohnleichnams Christi, und die Andre deß heiligen Valentini. Diese Mutter-Kirche hat folgende vier Töchter, oder Neben Kirchen: I. Der Heiligen Ingenuini und Albumi zu Bella. Der Bau dieser Kirchen ist sehr alt, und hat vor vielen langen Jahren, unterm Papst Innocentio dem Sechsten, nemlich im Jahr 1361, am 26. Aprilis seinen Anfang genommen, auch vorzeiten bey dieser Kirchen, der rechte Pfarrer seinen Sitz gehabt, und ist unter der Pfarr Ratmannsdorff gestanden, biß nachmals diese Kirche der Pfarr Asling eingepfarret worden. Die Zehenden seynd zwar zu der Pfarr Ratmausdorff gezogen worden; dennoch werden bey dieser Kirchen zu Bella annoch alle Sacramenten beobachtet und gereicht. Bey dieser Kirchen storirt die Fraternität, oder Brüderfchafft 8. Vincentii. Die Kirchweih (Jahrmarkt oder Kirchentag) kommt am Feyertage S. Agathae und auch am Tage der Kirchweihung (In Dedicatione Ecclesiae) welche stets am Sonntage vor Bartholomaei celebriti wird. II. Die Kirche Unser Lieben Frauen Himmelfahrt, und S. Rochi in Sava. Nachdeme diese Filial-Kirche vom Herrn Julio und Herrn Octavio Bucelleni, Gebrüdern erbauet und botivi, oder gestifftet worden, hat Thomas, der Bischoff zu Laybach dieselbe, als sie zur Fertigkeit gelangt war, um 26. Novembris 1606. Jahrs consecrirt. Sie hat drey Altäre, als 1. Unser Lieben Frauen und S. Rochi, 2. der HH. Apostel Petri und Pauli, wie auch 3. 8. Josephi. Obgedachte Herren Bucelleni haben in dieser Kirchen am 16. Octobris 1624. Jahrs eine Bruderschafft deß H. Rosen-Krantzes, und auch ein Bild Unsrer Lieben Frauen gestifftet, welches nicht allein an denen Festtägen dieser hochgebenedeyten Jungfrauen, sondern auch an jedem Sonntage jedweden Monats in der Proceffion herum getragen wird. Es werden auch in dieser Kirchen die Reliquien S. Valentini verwahrt. III. Die Filial - Kirche S. Barbarae zu Bleyofen. Ist gestifftet und dotirt vom Herrn Orpheo Bucelleni, und hat drey Altäre, nemlich 1. S. Barbern, 2. der Heimsuchung Mariae (Visitationis B. V.) 3. der H. Elisabeth, und des Abbts S. Antonii. Die Einweihung hat der Laybachische Bischoff Thomas verrichtet, am 9. Aprilis 1617. Jahrs, und der Stiffter auch dabei) die Brüderfchafft S. Barbaren aufgerichtet. Uberdas seynd allhie dreyerley Reliquien zu finden, so dahin verehrt worden, von dem Cardinal Martino Ginetto durch Joannem Mariam Bernardinum. Eine ist von der heiligen Peregrina, die Andre deß heiligen Bufimi, die Dritte deß H. Hyacinthi. Der Jahrmarck ist hier am Tage S. Barbern und am Tage der Kirchweihung, nemlich am andren Sonntage nach Ostern. IV. Die Filial- oder Neben-Kirche der Kreutz-Erhöhung in Planina. Welche allererst nach wenig Jahren die Herren Grafen Bucelleni, Herr Ottavio und Herr Johann André haben bauen lassen. Uberdas ist auch zu Jauerburg im Schloß eine Capelle, oder Oratorium, so daher gehörig. In dieser Pfarr kommen deß Jahrs über ungefähr hundert zur Tauffe, und 70 zu Grabe. Bruderschaft deß Rosen-Krantzes allhie. G. Valentini Reliquien allhie. S. Barbaren Bruderschaft allda. Dnqerley Reliquien allhie. Tapelle zu Jauerburg. Zahl der Getauften zu.Irling. pfarr 8. JJartHofoiiiaci im SMt Iitljall, Wokin die pfarr J. Mrtholomüi im Melde gehörig. Ihre gewesene Djsnrrern. Die 26. Milinl-Kirchen dieser Mutier-Mrr. Warum der Mrchen-Ornst alleweil nach der Mejse von hinnen nroflss weggeiragen werden. Miracul, so heg der Kirchen S. Striruds geschehen. Dreg Capellen heg dieser ßsarr. Zahl der Geiaujsten und Hegrahenen allda. Die Pfarr zu S. BartHolmaei im Felde ist im Stifft (oder Dioeces) Laybach: wird vom Capitel daselbsten Praesentiri und vergeben. Im Jahr 1397. ist allhier Pfarer || gewest Georgius von Aursperg, im Jahr ' 1457 Gregorius Feistrizer, im Jahr 1547 der Lutherische Predicant (oder Prediger) Primus Trüber. Welcher aber ins Reich entfliehen müssen, weil Keyser Carl V. Urbano dem Bischof zu Laybach befohlen, , denselben gefänglich einzuziehen. Nach ihm I feynd zu Versorgung dieser Pfarr bestellt und einander gefolgt: Schushnik, Pregel, Bucel, Castelz, Michael Paik, Franz Joseph von Schwizen und der jetzige Herr < Hanns Sigmund Freyherr von Juritsch. Die Pfarrkirche so dem heiligen Bar-tholomaeo gewidmet ist, hat 26. Filial-Kirchen unter sich, als diese nachbenannte: I. Eine Capellen deß Ertz-Engels S. Michaelis, welche auf dem Freythose (oder Kirchhofe) bey der Pfarrkirchen besonders steht. II. Unser Lieben Frauen, so auf dem Platze bey S. Bartholome steht. III. S. Annae zu Ledeziavas. IV. S. Danielis in Doleinim Suhadole. V. S. Rocht so in Fosteverch ligt und unlängst erst erbauet ist. VI. Unser Lieben Frauen in Schomarja. VII. S. Andrea« Naleskovize. VIII. S. Georgii zu Orehauez. IX. S. Sigismundi na Porhavze. X. S. Jacobi, in S. Jacobs Dorff. XI. S. Catharinae Uzerolauemlogii. XII. S. Leonardi zu Gradisch. XIII. S. Mariae Magdalenae zu Ar-siszach. XIV. S. Nicolai Ugorii, das ist im Uskokenberge. Bon Dieser Kirchen nimt man, so bald der Geistliche seine Meffe verrichtet hat, allezeit allen Kirchen-Ornat, samt den Glocken weg, und trägt sie in eine andre Kirche zur Verwahrung; darum muß er, wann er hinauf gehet Meffe zu lesen, alle Mal allen Kirchen-und Altar-Ornat, samt den Glocken mit sich tragen. Solches geschicht aus gutem Vertrauen zu den benachbarten Uskoken; welche, wenn man diese Zierrahten nicht stets wieder hinweg in Sicherheit brächte, dieselbe in ihre Verwahrung nehmen und zur Beute machen dörfften, als darauf sie sich meisterlich verstehen. Hingegen seynd sie wiederum so diserei und vertraulich, daß sie sich nicht scheuen bey schlimmen Wetter ihre Geyssen und Ziegen in diese Kirche zu treiben; dergleichen schöne Ehrerbietung sie auch der Kirchen S. Gertruds erweisen. XV. S. Osbaldi (oder Oswaldi) ua Javoravze. XVI. S. Petri in Valzekovavas. XVII. S. Gertruds, so am höchsten in Uskoken-Gebirge ligt; weßwegen allhie um der Uskokischen allzulangen Nägel willen eben so wol, als wie aus der Kirchen S. Nicolai aller Kirchen-Ornat nach vollendter Andacht muß weggenommen und anderswo aufgehebt werden. Bey dieser Kirchen weiß man offt von Miraculn, die bey derselben geschehen sollen, zu sagen, und unter andren, daß ein Blinder allda sehend, ein Krummer gerad worden ; ungleichen, daß ein Patient, der vier Jahre kranck gelegen, nachdem er eine Wallfahrt nach dieser Kirchen zu verrichtet, alsofort die Gesundheit erlangt habe, und was sonst dergleichen Wunder-Curen offt mehr geschehen. Warum der Kirchen-Ornat. allezeit nach )er Meffe ooit hinnen nnß w-gze-rageit »erben Miracul s» 6eq der Kirchen €L Gertrud« geschehen. Wohin die Pfarr Berdo gehörig. Die Pfarr verse,. Namen' rllich-vorma-liger Pfarrer allhie. Jetziger Pfarrer ur b Canonici allda. Die^Psarr- Kirche. Zwo Capellen der Pfarr-àitcheu XVIII. Unser Lieben Frauen in Vo- flPTll 751 Pli XIX. S. Martini in Grublach. XX. S. Stephani Ustarevase Hravaske. XXI. S. Thomse Ukrainske stare vase. XXII.S. Urbani Ugorei nini verdi polie. XXIII. S. Viti und Modesti, Ugo-rej nini mokru polie. XXIV. 8. Crucis (zum H. Kreutz) in Wrusniz. XXV. S. Johannis deß Täuffers, in Cabrie. XXVI. S. Ubatoci in Zadresli. In dieser Pfarr seynd überdas auch drey Capellen; als, zu Freyhof, zu Fei-stenberg und zu Strugg. Der getaufften Kinder zehlet man ge-meinlich bey dieser Pfarr jährlich drey-hundert, der Leichen ungefähr die Helffte. Dreh Capellen beh diefer Pfarr. Zahl der Gemufften und Begrabenen allda Pfarr Stufo. Die Pfarr Berdo ist in der Diceces gen die Pfarr presentivi, auch einen Pfar-deß Bisthums Biben, gehört sonst unter rern dahin setzet, den Er will. Der die Grafschafft Mitterburg, und dem Fürsten vor Aursperg zu. Welcher deßwe- jetzige Pfarrer heifft Matthias à Turri. Pfarr Kechz. pitljall. Hie pfarr KerfeZ. Kamen eilich-ronnaliger Dfarrer allhie. Jetriger Pfarrer und Canonici allda. Die Marr-Mrehe. Zwo Laxellen der Marrkirehen. Die acht Kehen-Hirchen diefer pfarr. Die Pfarr Bersez ist im Sprengel (oder Diceces) deß Brsthums Pola, und gehört gleichwie die vorhergehende unter die Grafschafft Mitterburg, dem Fürsten von Aursperg zu, der sie presentivi und überdas auch drey Canonicos dahin setzet. Die Namen derer hie gesessenen Pfarrern seynd folgende: Johannes Valzich, Johannes Cherevani, Georgius Maurou-ich, Gregorius Valzich, Gregorius Mau-rouich. Der heutige Pfarrer heifft Matthias Rusich. Die Namen der jetzigen Canonicorum seynd diese: Mathrnus Bel-linich, Joannes Veleich und Matthias Pillipas. Bei, dieser Pfarrkirchen, so dem heiligen Georgio gewidmet ist, seynd zwo Capellen. Die Erste ist Unser Lieben Frauen, darinn drey Altäre stehn, als der heiligen Jungfrauen Mariae, S. Johannis deß Evangelisten, und S. Michaelis deß Ertzengels. Die Zweyte ist S. Aurelii, und hat drey Altäre, als S. Aurelii, unter welchem der Leichnam dieses Heiligens ruhet, der Andre S. Rosarii, und der Dritte S. Antonii von Padua. Die Kirchweihe wird gehalten nach der Octav deß Fronleichnams Christi, an welchem man den heiligen Leib S. Aurelii herum trägt. Diese Pfarrkirche hat acht Filial-oder Neben-Kirchen. I. S. Margaretha; vor der Stadt. II. S. Andreae zu Oggrada, so eine miraculose Kirche ist. III. S. Mariae Magdalenae zu Stavaz. IV. S. Stephani zu Gonza. V. 88. Trinitatis (oder zur heiligen Dreyfaltigkeit.) VI. S. Nicolai deß Bischoffs zu Vo-lovich. VII. S. Martini deß Bischoffs zu Sneti vi. VIII. S. Helenae. Die acht Neben-Kirchen d«I» Pfarr Marr Wen. Inhalt. Diwcefs der Dfarr Siben. JetÄger Dfarrer. I. Mcephori Gaxell. Was Constantinus M. für Reliquien daher gefclncht. Die Lwölß Mial-Kirchcn der Dfarr Men. Zahl der Gelaußien und Gestorbenen. Diosceß ber viatt Biben. 3cfci8et ■Pfarrer. ®. Nicephori Eapell. Was Constantinus M', für Reli. anten daher geschickt Die Pfarr Biben gehört unter das Bisthum Biben. Allhie waren folgende Pfarrern : Laurentius Coppus, Petrus Cerbulla, Petrus Casprotich und Martinus Gas-protich. Der jetzige Pfarer ist D. Joannes Baptista Jacomettis, der auch zugleich Canonicus und General Vicarius zu Biben. Die Haupt-oder Pfarr-Kirche allhie ist zu Ehren der Verkündigung Mariae erbaut und mit drey Altären versehen, als: B. M. Annuntiatae, S. Antonii Patavini, und deß heiligen Rosenkrantzes. Es steht 6et) dieser Kirchen auch die Capelle deß H. Märtyrers Nicephori, darinn ein Altar S. Nicephori samt einem Kästlein der H. Reliquien, welche der Römische Keyser Constantinus im Jahr 304 anhero geschickt. In solchem Kasten befindt sich der rechte Arm deß H. Nice-Phvri, weiland Bischoffs dieser Stadt, nebenst denen Reliquien deß H. Maximilian! und H. Stephani. Es liegt auch dabey ein Stücklein deß H. Kreutzes, ungleichen ein Band, den die Mutter Gottes gewirckt, samt noch vielen andren Reliquien mehr. Unter dieser Pfarr-Kirchen stehen folgende zwölff Filial-Kirchen: I. S. Johannis in der Stadt Biben. II. S. Stephani, welche gleichfalls in der Stadt und im Jahr 1460. erbauet ist. III. S. Helenae, so auch in der Stadt stehet. IV. S. Rochi, welche man im Jahr 1630 gebauet. V. S. Michaelis. VI. S. Antonii deß Abbts. VII. S. Andreae. VIII. S. Bartholomaei. IX. 88. Trinitatis, (der H. Dreyfal-tigkeit.) X. S. Laurentii. XI. S. Eatharinae. XII. S. Augustini. Es hat sonst in dieser Pfarr zwo Capellen, Eine der S. Annen, welche von dem Bischofs dieser Stadt Biben Joanne Barbo, aufgerichtet. Die Andre Unser L. Frauen, so vom Andrea Daniele, Frey-Herrn von Raunach, so in dieser Stadt gleichfalls dem Bisthum vorgestanden, erbauet worden. Man taufst in dieser Pfarr jährlich ungefähr dreistig und begräbt auch woleben so viel. Jtr bie ?'°rr Bileh. A praesen- pfarr Rifdifierg. Inhalt. Wer die Dfarr Mchberg prüfen tirt Ihr jetziger Dfarrer. Die Dfarr-Kirche fami ihren Allüren. Ihre fiinjf filial - Kirchen. Wunder - heilsame Quelle. übernatürliches Wunder-Geläut. Die Pfarr Bilchberg praesentirt der ältere j drey Altäre I. HerrApfaltrer aber die Confirmation ertheilt ! 2. S. Sebastian, «»v — ------ das Capittel zu Rudolfswerth. Der jetzi-ji giebt auch daselbst viel Reliquien, ge Pfarrer ist Herr Pancratius Woselius. Die Kirchweih-Feyer (Dedicatio) wird In der Pfarr-Kirchen, so der B. M. J am ersten Sonntage nach dem Fest 8. V. Natae Reginae gewidmet ist, seynd f Udalrici gehalten. M. V. Natae Reginae, und 8. Nicolai. Es Die zmölff Filial Erchen ber 'Pfarr Libeu. Zahl ber Gciaufftm und Gestorbenen. Die Pfarrkirche samt ihrenAllären Ihre fiinff Filial- Kirchen. Wohin die Pfarr Billichgrcitz gehört. Namen der Pfarrern. Die Pfarrkirche samt ihren Altären. Zwantzig Filial- Es seynd zu dieser Pfarr fiinff Ne-ben-Kirchen gepfarret: Als I. Die S. Jörgens-Kirche auf dem Berge Glinik, allwo, am Tage S. Marci eine Procession gefchicht. II. Die Kirche 8. Johannis Baptistae in Unter-Mamol oder Hollenbaum, welche drey Altäre hat, S. Johannis Baptistae, S. Luciae und 8. Barbarae. III Die Laurentzer - Kirche auf dem Berge Stampali,welche gleichfalls mit dreh Altären geziert ist, nemlich S. Laurentii, S. Luciae und der heiligen Apostel Simonis nndIndae. Die Procession wird allhie gehalten am vierdten Sonntage nach Ostern. IV. Die S. Niclas-Kirche in Brud bey der San, da die Procession am Himmelsfahrts-Fest angestellet wird. V. Die S. Catharinen-Kirche auf dem gar spitzigen scharffen Berge Ostroh. Diese Kirche wird gerühmt, daß offt Wunder daselbst geschehen. Bier oder fiinff u Schritte von der Kirchen springt aus einem Felsen eine Brnnnqnelle nicht anders, als ob menschliche Arbeit den Felsen also dnichgehauen und nicht die Natur selbst durchbrochen Hette. Die Quelle rinnet allezeit gleich. Zn dieser Kirchen verloben sich viel bresthaffte und krancke Leute, welche hinauff steigen und daselbst ihre Andacht verrichten, hernach von diesem Quell-Wasser nicht allein trincken, fanden auch ihre Augen damit waschen, wovon Ihrer viele genesen, jj Man pflegt auch dieses Wunderliche zu erzehlen, daß vorzeiten, als diese Kirche annoch keine Glocken gehabt, man so offt als ein Ungeroitter entstanden, nach dem dritten Donnerschlage bey dieser Kirchen ' habe läuten hören, und wann alsdann die Nachbarn zu der Kirchen hinaus gegangen, sollen sie dennoch Nichts gehört noch gesehen haben. Und nachdem solches zu vielen malen geschehen, seynd (wie man sagt) Glocken gekaufft und zu der Kirchen gegeben worden. Wunder- heilsame Quelle. Ubernatiüll-ches Sund»' ÄU-iut. «i Wokin die Pfarr MlicKgrÜL gehört. Minen der Pfarrern. Die Pfarr-Mrcke fautt ihren Allüren- ^ontetg Lilial - Kirchen derfelben. Wunderliches Jelbst-Gelüut der Glocken Key der Kirchen I. Jaureniü auf dein Berge im Jahr 1681. S. jofephs Capelle. Diese Pfarr ist Bischöfflich-Laybachisch; wird auch vom Laybachischeu Capittel praesentirt und auch von demselben der Pfarrer confirmirt. Auf dieser Pfarr seynd geseffen Mattheus Shidermannus, Gregorius Juraj, Thomas Miklauzhizli, Martinas Gaber und Matthias Rakar.Unter den vormaligen Pfarrern dieses Orts war auch Ada-mus Troyer gewest, welcher im Jahr 1616 dieser Pfarr vorgestanden. Der heutige ist Herr Andras Bastiantshitsh. Die Psarr-Kirche führt den Namen Unser Lieben Frauen, und hat fünff Altäre der Gebenedeyten Jungfrauen Mariae, S. Catharinae, S. Leonardi, S. Antonii von Padua und S. Michaelis. Die'.Kirchwey-Feyer wird am andren Sonntage nach Ostern. Der Neben - Kirchen seynd zwantzig, nemlich diese nachbenannte: drey Altäre hat, als S. Elisabeths, S. Johannis Babtistae und S. Gregorii deß Papsts. Die Kirchweihe wird hie gefeyrt am andren Sonntage nach S. Laurentii. II. S. Ursnlen in Sethniza, da man am andren Sonntage nach Jacobi die Kirchwey-Feyer begeht. III. S. Gertruds in Sellu, da matt am ersten Sonntage nach S. Johannis deß Tauffers Geburts-Tage die Kirchwey-Feyer hält. IV. S. Nicolai in Hof, welche drey Altäre hat: S. Nicolai, 88. Simonis und Judae und der Unschuldigen Kindlein. Die Kirchweih-Feyer wird celebrirt am dritten Sonntage nach der H. Jungfrauen Mariae Geburt. V. S. Petri deß Apostels in Hof hat acht Altäre, als S. Petri, der beyden Heiligen Fabians und Sebastians, S. Lucien, der Bekehrung S. Pauli, S. Agnetis, Kirche» d:rselb«n- I. S. Elisabeth in Protreber, welche der H. Jungfrauen Mariae, S. Annen und S. Valentini. Die Kirchweih ist am Fest B. M. Virginis ad nives (Unser Lieben Frauen Schnee.) VI. 88. Hermogorae und Fortunati in Koren, so drey Altäre hat: 8. Hermagorae und Fortunati, 8. Petri und S. Margarethae. Die Kirchweih ist am andren Sonntage nach dem Tage 8. Hermagorae und Fortunati. VII. 8. Udalrici (oder S. Ulrichs) in Saklanz, darinn diese drey Altäre seynd: S. Udalrici, 8. Floriani und 8. Helenae. Diese Kirche stehet in einem Tabor. Die Kirchweihe wird gehalten am Sonntage vor der Geburt S. Johannis Baptistae. VIII. S- Margaretae in Hérjul, so ungefähr vor sieben Jahren erst gebauet worden. In derselben stehen drey Altäre: S. Margareten, S. Johannis best Evangelisten und der H. Radegund. Die Kirchweih ist am 2. Sonntage nach Allerheiligen. IX. S. Michaelis deß Ertz Engels in 8a-maturéz, so drey Altäre hat : S. Michaelis, Unser L-Frauen und S.Georgii. HältKirch-weih am Sonntage nach Marien Geburt. _ X. S. Annen in XVutanala, darinn diese drey Altäre: S. Annae, S. Jacobi deß Apostels und 8. Clementis deß Papstes. Die Kirchweih wird begangen am Sonntage nach Jacobi. XI. S. Jodoci zu S. Jobst; darinn die Altäre 8. Jodoci, 8. Martini und 8. Lu-ciae stehn. Die Kirchweihe ist am Sonntage nach Petri Panli. XII. 8. Johannis Evangelistae gleichfalls zu S. Jobst, so allererst vor 16 Jahren aufgebauet worden, hat nur noch einen Altar, wird aber mit der Zeit noch zween dazu bekommen. XIII. 8. Udalrici in Imrezhie welche Kirche man sonst durch einen Mißverstand U n-serL. Frauen irrignennet, da sie doch dem S. Ulrich gewidmet ist; hat drey Altäre: S. Ulrichs, S. Marien und S. Gertruds. ^ XIV. S. Andreae in Planina; hat 4 Altäre, als S. Andreae, S. Marien, 8. Brixii deß Bischoffs und Sanctae Crucis (zum H. Kreutz.) Diese Kirche hat man ungefähr vor 24- oder 25 Jahren erneuert, und grösser gebaut, da sie vorhin viel kleiner gewest. Allhie begeht man Kirchweih-Feyer am andren Sonntage nach Bartholomaei. XV. S. Leonardi in Schwartzenberg; welche 3. Altäre hat, als S. Leonardi, S. Floriani und S. Hieronymi. Die Kirchweihe fällt auf denn Sonntag nach dem Fest 88. Hermagorae und Fortunati. XVI. S. Laurentii aus dem Berge. In dieser Kirche seynd gleichfalls drey Altäre, als: S. Laurentii, S. Marci deß Evangelisten und 88. Primi und Feliciani. Die Kirchweih-Feyer wird celebrirt am 1. Octobr. Im Jahr 1681 hat sich im Herbst, bey dieser Kirchen was Seltsames zugetragen. Es haben viel Leute gehört, daß um Mitternacht die Glocken geläutet, und zwar erstlich die grosse Glock allein, hernach aber auch die andre, und also beyde zusammen geschlagen, nicht anderst als wie man zur Kirchen und in die Messe zu läuten pflegt. Als der Mesner solches gehört, ist er zu der Kirchen hinauf gegangen, und hat die Kirch-Thür gantz offen, sonst aber Niemanden gefunden; wie dann auch nichts aus der Kirchen weggekommen, noch entwendet worden. Eben in demselbigen 1681. Jahr an S. Elisabethen Tage hat der Mesner abermal dieKirchthür sperr-weit offenerblickt , da er doch vorigen Abends dieselbige selber gesperrt und verschlossen hatte. XVII. S. Georgii in Praprezh. Darinn findt man drey Altäre, S. Georgii, S. Antonii deß Eremiten und S. Mariae Magdalenae. Die Kirchweih ist auf den Sonntag nach Bartholomae gelegt. XVIII. 8. Martini in Setnik mit drey Altären: 8. Martini, 8. Catharinae und 8. Brictii. Die Kirchweihe ist am Sonntage nach 8. Bartholomaei. XIX. Die Kirche der Heil, drey Könige in Wrish (oder Wrisch) welche mit dreyen Altären versehen ist, als : der HH. drey Könige, S. Johannis deß Evangelisten und S. Helenae. Allhie ist Kirchweihe am 2. Sonntage nach der Geburt Unser L. Frauen. Wann sie anderst nicht fällt auf den Sonntag der Bier Zeiten (auf einen Quatember), denn alsdann wird der Gottesdienst allezeit daheim, und in Schönbrunn verrichtet. XX. Die Filial-Kirche 8. Cantiani in Schönbrunn. Selbige hat auch drey Altäre, als: 8. Cantiani, S. Marien und S. Eatharinen. Hier ist am Sonntage nach Laurentii Kirchweihe. Zu dieser Pfarr gehört auch eine Capelle S. Josephs im Schloß Billichgräz. Zur Taufst kommen in dieser Pfarr jährlich bey zweyhundert Seelen. ÖU* Wunderliche» Selbst Gelstut der Glocken bey der Kirchen S. Laurentii aus dem Berge im Jahr 1681. S. Josephs. Sapeste. Wohin die Psarr Bischofsla! gehörig. Namen der Pfarrern, so allhie gewest. Daö Vicariai Bischofslack. Uarr fìifdi off fall Wokin die Pfarr Hifchoßtak gehörig. Inmen der Pfarrern, Jfo nllhte gewest. Die Pfarrkirche und ihr Patron. Die jfiirnehmjlc Lfilial - Streite beg dieser Pfarr. GrofsmäcKtige Webe in selbiger Kirchen. Grojser Zulaufs Zu dieser Kirchen. Diese Psarr ligi gleich vor der Stadt Bischofflack, gehört zur Aglarischen Dice* eeß, wird aber von dem Bischofs zu Freising Presentili. In diesem Pfarr-Dienst seynd nachge-meldte Personen gesessen: Ambrosius Haumann, im Jahr 1570, Welcher gestorben A. 1600. Iosephus Sittich, so im Jahr 1616 verblichen. Bartholomaeus Strukel, so am 16. Novembris 1633 verschieden. Andreas Hosner, welcher am 13. Jenner 1647 die Welt gesegnet. Johannes Dienstmann, Protonotarius Apostolicus und Canonicus zu Laybach, verließ das Zeitliche A. 1652. Gregorius Rosmannus, Protonotarius Apostolicus gieng ab mit Tode am 16. Jenner 1664. Georgius Hafner, SS. Theologiae D. Dieser begab sich im Jahr 1669 in den Carthäuser-Orden, und übergab seinem Vicario, Andreae Hudazhut die Psarr, Zeit seines Novitiats (oder Probier-Jahrs) dieselbe zu versehen. Nachdem er aber Profession gethan, ist im Jahr 1670 Christophorus Walther allhie Pfarrer, aber über drey Jahre hernach ein Gesell-schaffter der Societät Jesu worden, und hat unter währendem seinem Prob-Jahr die Psarr durch Paulum Bergamasch verwaltet. Nachmals aber ist vorgenannterHerr Andreas Hudazhut allhie Pfarrer geworden. Die Pfarrkirche verehrt den heiligen Märtyrer Gfeorgium, als ihren Patron, und wird hie die Kirchweihe am ersten Sonntage deß Weinmonats gehalten. Diese Pfarr hat achtzehen Neben-Kir-chen, unter welchen die Sanet Marienkirche zu Ehrengrub die fürnehmste und berühmteste ist, gestaltsam zu derselben auch jährlich, ja fast täglich grosse Wallfahrten verrichtet werden. In dieser Kirchen hangt bey dem Altar S. Martini ein grosses Rippen - Bein, welches man insgemein ausgiebt für die Riebe einer heidnischen Jungfrauen, Andre aber für eines Riesen Riebe ansehn, weil sie mächtig-groß und dick ist. Allein ich vermute, sie sey von einem Wallfisch, oder von irgend einem andren Meerwunder, (f) Zu dieser Kirchen geschieht ein gewaltiger Zutauft, und häuffige Versammlung Dominica 4. Quadragesimae (am vierdten Sonntage in der Fasten) Jfrngleichen an dem Titular - Fest B. Virginis annuntiatae, hernach auch am Pfingsttage nach der Mittags-Mahlzeit, wie auch in den folgenden beyden Pfingst - Feyertagen. (t) Deß Herrn Haupt-Aulhors Vermutung wird schwer-ich fehlen. Dann in Deutschland hangen in unterschieb-chen Kirchen dergleichen ungeheure 9iic6en, welche man hne einigen Zweiscl den Wallfischen zuschreibt. Vicariai fìifiMfnfì. Das Mschofflakische Vicariai, welches 1 Jager und stehet unmittelbar unter vor-man sonst insgemein die Propstey j besagtem Pfarrern zu Bischofflak. nennt, ligt in der Stadt Bischofflak. i Die Vicariai - Kirche ist dem heiligen Der jetzige Vicarius ist Herr Gaspar Apostel Jacobo gewidmet. Die Psarr-Arche und ihr Patron. Die fiirueh»' "te Filialkirche bet) fieser Pf«1' Nroßmiichb' ge Riebe in selbiger Archen. Zrosser 3“, lauff zu biefi stirchea. Pfarr Koglion. JJraefentation der Warr Hoglion. Damen der Pfarrern. Die Marrkircke. Alial-Kircken der Dfarr Hoglion fami ihren Altären. Urchweihe. (gewählte Miracul. Anzahl der Getaußten und Sterbenden. ^Prefentation Psarr "ogtion. Namen der Pfarrern. D» Psarr-«klrche. Filial. Kirchen der Pfarr ?°3lion samt lhren Altären. Die Pfarr Boglion ist in der DiceceS deß Bisthums zu Pola begriffen. Die Presentation steht bey dem Fürsten von Aursperg, und geschicht von der Graff-schafft Mitterburg aus. Pfarrern seynd hie gewest: Johannes Tesach, Michael Velliani, Bernardinus Velliani .Der jetzigePsarrer heisstIohannes Patay, und die Pfarr-Kirche nennet sich nach dem heiligen Georgio. Ihr seynd fünff Neben-Kirchen untergeben, als: I. 8. Cosmi und Damiani, darinn zween Altäre befindlich, nemlch 8. Cosmi und Damiani und auch 8. Rochi. ü. B. Virg. Carmelis (Unser Lieben Frauen auf dem Berge Carmel) die hat drey Altäre: 1. B. Virg. Carmelis. 2. S. Stephani und 3. S. Antonii. In dieser Kirchen wird eine grosse Andacht verrichtet, und diese an jedwedem, der Mutter Gottes gewidmetem Fest, mit häuffigem Zulauff deß Bolcks besucht. Die Kirchweihe wird bey derselben gehalten am 1. May, hernach am Sonntage, so nach dem 17. Iulii folget, imgleichen am Tage der Consecration am achten Novembris, und überdas auch am Fest der Empfängniß Mariae. In dieser Kirchen sihet man viel Mi# raculn abgemahlt, welche bey derselben sollen geschehen seyn. III. Die Filial-Kirche S. Petri. IV. Die Kirche S. Sebastiani, so vom Sebastianus Bel veder gestifftet worden. V. Die Kirche S. Johannis. Sonst seynd in dem Pfarrhause auch zwo Capellen, als deß heiligen Rosen-Krantzes, und S. Antomi von Padua. In dieser Pfarr kommen jährlich ungefähr 30. Seelen zur Tauffe, und et» wan 8. Leichnams zu Grabe. Pfarr Botati. D-r Psarr «ormi A'"»« und Vtefnttirung. Die Pfarr Boruti ligt im Tristijchem Sprengel (oder Diosces) und hat der Fürst von Aursperg das Jus Patronatus koder Kirchen - Lehn) derhalben Er diese Pfarr von der Grafschafft Mitterburg aus presentirt. Der jetzige Pfarrer heifft Matthaeus Cos. Bon diesem Ort habe ich weder den Namen der Pfarrkirchen noch der Filial - Kirchen in Erfahrung bringen können; denn man willfahret Einem hierinn nicht überall mit gleicher Hurtigkeit. Z'E.ösarr ^"'veza. Pfarr Btefaoeza. ^ Diese Pfarr ist Bifchofflich-Tristischen Sprengels, wird auch vom Bischofs zu Triest vergeben und confirmirt. Wie die Pfarrkirche und derselben Töchter (oder Neben-Kirchen) heissen, davon habe ich eben so wenig, als den Namen deß jetzigen Pfarrern, obgleich auf offter-maliges Ersuchen und Begehren, dennoch keine Nachricht erlangen können. So viel weiß ich, daß sie auf dem Carst ligt; da nicht nur der felsichte Boden, sondern auch bisweilen manche Gemüter etwas hart und streng, und gegen einer bittlichen Ersuchung, in solcher Materi gleichsam felsicht sich erweisen; indem sie sich offt allerlerley Scrupeln und Bedencken, wie- m».. Jnraznxtqe. GemahVe Miracul. Anzahl ber Sktaufften und »tctbtnbtn. 3er Pfarrer. Der Psarr 8 Cantiani bey Arch DiLceß utib Presmlirurg. Die Psarr-Kirche. Die 13. gv lial ftttch'.n derselben. wol ohne Noth machen, und derhalben, wenn man diese oder jene Beschaffenheit beh ihnen «kündigen will, aus dem Tacito negativè antworten. Wiewol solche miß- trauende Unwillfährigkeit oder Verdrossenheit doch gleichwol nicht überall auf dem Carst regiert. $)ftttr S. Cantiani fiel) Hvrii. I it6 alt» Der §farr S. Cantiani bky Arrb Zill-ces und Drefeniirung. Die Dfnrrkircbe. Die drepditn Klinl-Hireben derselben. Anrusiung I. Nlricks fürs -Keber. Es finden sich in Crain zwo Pfarren, so den Namen 8. Cantiani führen, Eine beh Arch, die Andre beh Aursperg. Tie erste, von welcher ich zum Ersten schreiben will, gehört unter das Kloster Sittich, wird auch von demselben presentirt und durch Herrn Jaeobum Kramern als dieser Zeit Pfarrern daselbst versorgt, nachdem ihr vorhin Stephanus Jershetish und Gregorius Skerle vorgestanden. Die Pfarrkirche verehrt den heiligen Cantianum als ihren Patron, hat dreh Altäre und drehzehen Filial-Kirchen, als: I. 88. Hermagorae und Fortunati zu Goriskavas, in welcher Kirchen zween Altäre stehen. Die Kirchweyhe wird gehalten am Sonntage nach dem Fest deß H. Apostels Iacobi. II. S. Thomso deß Apostels, welche zu Sagreda ist und dreh Altäre hat. Am Fest S. Thomae ist allhie Jahr-marckt; (Nundinae) Die Dedication aber (Kirch - Widmungs - Fest, oder Kirchtag) wird am Festtage der Heiligen Primi und Feliciani geseyrt. Mann will sagen, diese Kirche sey ehedeffen für einen Vicariut gehalten worden, weil damals die Psarr 8. Cantiani, beh S. Nicolai in Ottok, allwo auch, wie man sagt, eine Stadt, Namens Guttenbert gelegen, aber durch den Wüterich Attilam ruinirt und zerstöret sehn soll; dahero man heutigs Tags nur einen blossen Nach Hall von ihr und keine eigentliche Wiffenschafft hat, wo sie gestanden, ohn allein, daß mau bißweilen beh Pstügung deß Feldes etliche Ziegelsteine antrifft. III. Die Kirche S. Udalrici deß Bischoffs zu Slanznim verliu. Dieselbe hat dreh Altäre. Am Sonntage nach S. Ulrich wird der Kirchwehh-Tag geseyrt, und alsdann auch Iahrmarckt allhie gehalten. Am ersten Oster-Tage pflegt das Bolck |nr^r“^ Nachmittags anhero zu kommen , aus furS girb-r. blossen Knien um den Altar zu kriechen, und 8. Udalricum anzuruffen, daß er sie für dem Fieber bewahren wolle. IV. S. Barbaren zu Drusch. Diese hat dreh Altäre. Et fit patrocinium ipso festo &c. eben an dem Fehertage S. Barbarae. V. Deß Apostels S. 3acobi zu Telz. Patrocinium fit in Festo 8. Jacobi. VI. Die Kirche zum heiligen Kreutz !l zu Dulach, hat dreh Altäre; das Patro-'I cinium (das ist Titular- oder Tutelar- Fest) am Fest der Auffahrt Christi. VII. Unser Lieben Frauen zu Stopnu, oder wie maus auf Deutsch nennet, zu Stampff. Darinn finden sich dreh Altäre. Allhie seyret man den Kirchweyh-Tag am Sonntage nach Johannis deßTäus-sers, und wird Hieselbst auch Iahrmarckt gehalten. Vor dieser Zeit haben viel Ungarn und auch andre Leute hieher Kirchsahrten angestellet, weil allhie viel Miracul sollen geschehen sehn. Vili. S. Petri deß Apostels, welche Kirche gleichfalls zu Stamph ist, und auch dreh Altäre hat. Das Patrocinium ist am Fest 8. Petri. IX. Unser Lieben Frauen zu Slogaine ; darinu dreh Altäre befindlich. Der Kirch-widmung-Tag wird celebrirt am Sonntage Exaudi. X. 88. Trinitatis (zur H. Dreysaltig-keit) zu Ustarivasi. Das Patrocinium wird celebrirt am Fest der hochheiligen Trinität. XI. 8. Georgii deß Märtyrers zu Germulah, allda man Sonntags nach 8. Philippi Jacobi Kirchweihe hält. Diöceß und Prussen-^rung der Psarr S. kantiani bey Aurs-perg. «°„ wem und wie Ion* 8C die Herren von Aursperg °'escs Kir chen-Lehn haben. Derbrgung kines Evan-Lelischnr Obrere ullhie unterm Zchloß. Stall. Namen der 5» »'»■ XII. 8. Nicolai zu Ottok oder zu Gutenwerth mit dreyen Altären. XIII. S. Cathariuen. In dieser Psarr kommen Jährlich zur Geburt und Wiedergeburt (nemlich zur heiligen Tauffe) hundert Seelen, und ungefähr neuntzig nehmen von der Welt Urlaub. pfarv S. Cantiani fieij äutspetg. ^nhslt. Dirncefs und Praesetirung der Dfnrr 8. Cantiani bey Aursperg. Von wem und wie lange die Herren von Auersperg dtefes Hircben-Jebn haben. Verbergung eines Evangelischen Jebrers althie unterm Jchlofs-Jtull. Kamen der vorigen Murern. Die ßjarr-Hirche. Abdruck der Jndulgentien für die Marr-Airche m J. ^antian bey Aursperg. Die neun Alial-Hirchen diefer ßfarr. Crunfix, fo ftch aUe-reit gegen dem Altar hin neiget. Zahl der (getauften und Begrabenen. Die Psarr 8. Cantiani bey Aursperg ist in der Dioeceß deß Aglarischeu Pa-triarchens, und gehört unter die Graff-schafft Aursperg; Massen auch der Grass von Aursperg das Jus Patronatùs (oder Prsesentations-Recht) hat. Solches Ktr-chen-Lehn und Einsatz-Recht besitzen diese Grafen von langer uralten Zeit hero aus einerSchenckung deß Patriarchens Gregorii, welcher im Jahr 1260 dem Herrn Her-bard von Aursperg alle Rechte und Gerechtigkeit, samt allem Gewalt über diese Psarr S.Cantiani bey Aursperg gegeben. Im Jahr 1280 ist allhie Herr Balthasar von Aursperg Pfarrer gewest. Im Jahr 1585 hat Georgius Dalmati-nus, ein Evangelischer Predicant (oder Prediger) diese Psarr bekommen, ist aber hernach im Jahr 1598 vertrieben, und eine Zeitlang im Schloß Aursperg unter dem Stall heimlich ausgehalten worden. An dessen Stelle ist hernach zu dieser Psarr gekommen Sigismundus Galt, welchem nachmals sechs andre nacheinander in solchem Amt gefolgt, namentlich Sigismundus Gatt, Michael Skherl, Georgio Haboth, Sebastianus Thoni, Balthasar Wurtzer, Johannes Baptista Bolauiz, Anse-tzo, da ich in dieser Beschreibung begriffen bin, lebet bey diesem Psarr-Amt annoch Hr. Balthasar Wurtzer. Die Psarr-Kirche allhie ist denen HH. Märtyrern Cantio, Canti ano und dessen Marter - Genossen , gewidmet. Sie hat fünff Altäre, als, 1.8. Cantiani, 2. Unser L. Frauen, 3. 8. Andreae, 4. 8. Rochi und 8. Sebastiani, und 5. der Brüderschaft! deß Fronleichnams Christi. In dieser Kirchen findet man noch viel Epitaphia der Herren von Aursperg, welche allhie begraben ligen. Es hat auch diese Kirche Ablaß (oder Jndulgentien) von vielen Jahren hero, wie aus beygedrückter Abschrifft eines gar alten Ur-Briefs zu ersehen, welcher also zu Lateinisch lautet: Universis Sanctae Matris Ecclesiae filiis, ad quos praesentes litterae pervenerint, Nos miseratione divina Cosmus Sa-raensis, Jacobus Leopatrensis, Nicolaus Laicisanensis, Archiepiscopi: Alb er tinus Surmenensis, Lazarus Botrotinen sis, Philipphus Lavatensis, Raphael, Ar-chadensis, Robertus Lambrensis, Rober-tusDauatensis, Petrus Suaciensis, Petrus Drimoniensis, Petrus Caliensis, Aegidi-dius Fanariensis, Johannes Armiroten-sis, Johannes Aytonensis, Johannes Ky-saniensis, Bertoldus Cisopolensis, Paulus Girapetrensis, Augustinus Salubriensis, Franciscus Vrehenensis , Alaphancius Citrensis, Avancius Xanctiensis, Tho-1 mas Sybensis, Franciscus Lapsatensis, Episcopi, Salutem in Domino sempiternam ! Splendor paternae gloriae, qui suä-mundum illuminat ineffabili claritate, pia vota fidelium de Clementia &ejus Majestate sperantium tunc enim favore benigno prosequitur, cum devota ipsorum Die Psrr Kìrche, Abdruck der Judulgm-titn, für die Pfarr Kirche zu S. Cantian beq Aursperg. humilitas Sanctorum meritis & precibus adjuvatur. Cupientes igitur, ut Ecclesia Parochialis, cum omnibus filiabus & at-tigeneiis (f ) S. Cantiani prope Auersperg Aquilejensis Dioecesis, congruis honoribus frequentetur, & à Christi fidelibus jugiter veneretur omnibus verè poeni-tentibus, contritis & confessis, qui ad dictam Ecclesiam in singulis B. Mariae Virginis festivitatibus ac omnibus aliis infra scriptis, videlicet Natalis Domini. Circumcisionis, Epiphaniae, per totam quadragesimam, Paschae, Ascensionis. Pentecostes, Trinitatis et Corporis Christi, Inventionis et exaltationis Sanctae Crucis, S. Michaelis, 88. Petri et Pauli Apostolorum, et omnium aliorum Apostolorum, 8. Joannis Baptistae et Evan-gelistae, et omnium aliorum Evan geli -starum et quatuor 8. Bomanae Ecclesiae Doctorum, in die omnium Sanctorum et commemoratione animarum, dictaeque Ecclesiae dedicationibus, 88. Stephani, Georgii, Laurentii, Martini, Nicolai, ac Sanctarum Marias Magdalenae, Marthae, Annae, Margarethae,Ursulae, Dorotheae, Barbarae, Elisabethae, Cathariae, et per Octavas omnium Festivitatum praedictarum octavas habentium, singulisque diebus Dominicis etFestivis, causa devotionis, orationis aut peregrinationis accesserint, seu qui Missis, vesperis, praedicationibus aut aliis divinis officiis ibidem interfuerint, vel qui corpus Christi, seu oleum sacrum, infirmis cum portantur, secuti fuerint, aut qui serotina pulsatione Campanae flexis genibuster AVE MARIA ! dixerint, vel qui, ad fabricam dictae Ecclesiae, luminaria, ornamenta, libros, calices, aurum, argentum, tàm in eorum testamentis, quàm extra donaverint, legaverint, seu donari, legari procuraverint, seu quovis alio modo dictae Ecclesiae manus porrexerint adjutrices, vel qui pro salubri statu Domini Episcopi praesentium Confirmatoris; Necnon pro Herbardo & Volkero de Awersperch. Clericis dictae Dioecesis, cum jus Patronatus spectat ad haeredes dictarum impetrantium ac pro animabus parentum, amicorum & benefactorum suorum, & (t) Wird Attinentiis hkissen sollen. aliis Christi fidelium, in purgatorio exi stentibus, piè Deum oraverint, quando-cumq ; quotiescumque , vel ubicunque praemissa, vel aliqua praemissorum devote fecerint, de omnipotentis Dei misericordia et Beatorum Petri et Pauli, Apo-stolorumEjus, Auth ori tate confisi singuli nostrum quadraginta dieslndulgentiarum de injunctis eis poenitentiis misericorditer in Domino relaxamus, dummodo Diocesani voluntas ad id accesserit et consensus. In quorum omnium testimonium, Sigilla nostra praesentibus sunt appensa. Datum Avinione Anno Domini 1363, Indictione prima, die septima mensis Februarii, Pontificatus sanctissimi Domini Patris et Domini nostri, Domini Urbani Papae V. Auro primo. Diese Pfarr 8. Cantiani bey Aursperg n“n hat unter sich neun Filial - Kirchen : I. Tie Kirche S. Michaelis deß Ertz- ,er ^arr' Engels, welche auf dem Pfarr-Kirchhofe sieht. II. Die Kirche Unser L. Frauen in Aisenhof, (oder Eisenhof) welche mit drehen Altären versehen ist, als Unser L Frauen, S. Georgs, und S. Udalriei. III. Unserer Frauen in Loznik, welche dreyzehen Altäre hat, nemlich B. Virginis assumtae, (oder Mariae Himmelfahrt) 8. Annae, 8. Catharinae, S. Luciae, 8. Barbarae, 8. Achatii, 8. Leonardi, 8. Johannis Baptistae, 8. Matthiae, S. Andreae, S. Pancratii, 8. Elisabethae, und der HH. Apostel Philipi und Jacobi. In dieser Kirchen ist ein Crucifix, von Crucisi? !»-welchem man sagt, es wolle niemals auf- sich recht stehen, sondern neige sich allezeit ff,® hingegen dem Altar. neiget. Bey dieser Kirchen kommen sechs aneinander grentzende Pfarren, am 22. Junii zusammen zu einer Processivi: ; dabey dann das Te Deum Laudamus feierlich gesungen wird, dem höchsten Gott zu Lobe und Dauck für die Victori, so man am selbigen Tage wider den Erbfeind erhalten. VI. Die S. Jacobs - Kirche in klein Oselnick , darinn diese vier Altäre stehen: S. Jacobi, S. Marien, S. Nicolai, und S. Margarethen. V. Die Sanct Laurentz-Kirche in Groß-Oselnik, welche drey Altäre hat, S. Laurentii, S. Spiritus und S. Georgii. VI. Die Kirche 8. Bartholomsei zu Ra-sbiza (ober Raschiza) und dieselbe hat drey Altäre, 8. Bartholomsei, S. Valentini und 8. Mariae Magdalense. VII. SS. Primi und Feliciani zu Cerciat. Diese Filial-Kirche hat vier Altäre, als gedachter beyder Heiligen Primi und Felidati, 8. Annae, 8. Achatii und Sanctae Crucis. VIII. S. Leonardi im blutigen Stein, welche drey Altäre hat, nemlich: S. Leonardi, S. Ursulae und S. Hieronymi. IX. Unser Lieben Frauen in Röob, darinn diese drey Altäre seynd: Unser Frauen S. Mariae Magdalenae und der H. Trinität. Es ist über das bey dieser Pfarr auch eine Capelle im Schloß Aursperg. Man zehlet bey dieser Pfarr jährlich ungefähr hundert Neugeborne und nur bey zwantzig Leichen. Welches eine gute Anzeigung gesunder Lufft ist. pfarr tarlimi làtb„nan Die Pfarr Carbun ligt in Histerreich, | Anjetzo ist daselbst Pfarrer Gregorius in der Dioeces von Biben, aber Carlouich. ^ M unter dem Gebiet Märenfels, so Den Namen aber der Pfarrkirchen und denen Freyherren Brigida gehörig, ! derselben Filialen hat mir der Stylus Corne- daher auch der Herr Baron Brigida lianus solcher Personen, welche ich darum dieselbe zu vergeben hat. ! begrüste, nicht eröffnet. pfarr talina. flnhslt. TNolün die parr àjtua gehörig. Kollegial-Wrche daselbst. Lilial-Kirchen derselben. Ruhm-Gerücht der Uilial-Hirchen I. Juciae. Augen-Müngel sollen allda Hülste finden. V°hm bie vfatt $a„ gehö- n9- IpDtgtat--^che daselbst. Nlial-Kir. £ ***■ Die Pfarr Castaw oder Castua ist in der Dioeces deß Bischoffs von Pola und allhie ein Pfarrer mit sechs Canonicis. Hier ist eine Collegiat-Kirche s. Hele-nm, welche eilff Filialen unter sich hat, die also heißen: I. ZurHeiligenDreYfaltigkeit in der Stadt Castua, welche Kirche ehe-dessen von den Griechen erbaut und bewohnt worden. U. Unser Lieben Frauen, welche Kirche; gleichfalls in der Stadt ist. Hl. s. Sebastiani, so vor der Stadt stehet, welche einer deß Geschlechts Fabia-nich gestifftet. IV. S. Luciae, so ebenfalls vor der Stadt und durch grcsse anhero gehende Wallfahrten berühmt ist, insonderheit wegen der Aug-Fehler, wofür allhie Mancher Hülffe erlangt. VI. S. Victoris. VI. S. Matthiae, in Cagliuble. VII. 8. Lucae in Rucauaz. VIII. 8. Rochi zu Volouska. IX. 8. Crucis (zum heiligen Kreuz) in Bergut. X. 8. Martini in Reziza. XI. 8. Jacobi in der Abtey. Was sonst weiter von dieser Pfarr zu melden, das habe ich schon bey Beschreibung der Stadt Castua er-zehlt. Zahl der Getaufften und Begrabenen. Ruhm-Gerücht der Filial-Kir-chen S. Lucias. Augen-Mängel sollen allda. HUlfse finden Die Psarr Cerougle. Die Psarr Chersicl. Wem die Präsentation der Psarr Circkmtz zustehet. Jetziger Pfarrer derselben. Die Pfau* Kirche. Cerougle. Die Pfarr Cerougle, so in Histerreich ligt und im Stifft deß Bisthums Biben begriffen ist, gehört unter die Grafschafft Mitterburg, wird derhalben presentirt vom Fürsten von Aursperg, und ist an-ietzo Herr Johannes Fator Pfarrer daselbst. Die Pfarrkirche wird genannt S. Marios Himmelfahrt. Was dieselbe aber für Filial - Kirchen unter sich habe, wissen diejenige besser als ich, welchen nicht belieben wollen, mich dessen zu benachrichtigen. Chersicl. Dem Stifft deß Bisthums Biben ist eben so wol vergliedert die in Histerreich ligende Pfarr Chersicl oder Chersicle, so auch unter die Grafschafft Mitterburg gehört und aus solchem Titul durch den Fürsten von Aursperg gleichfalls vergeben wird. Dieser Zeit ist allhie Herr Petrus Martinich Pfarrer. Die Pfarrkirche hat zu Patronen 88. Cosmum und Damianum. Die Filialen seynd mir aus vorigen Ursachen verborgen; sintemal Mancher mit dergleichen Nachricht gar sparsam heraus geht. Inhalt. Wem die Präsentation der Psarr Eircknitr Lufiàt. Jetziger Pfarrer derselben. Die Pfarrkirche. Monatliche Procejfion heg dieser Pfarrkirche. AnZakl der Nm-gangs-Maknen. Ordnung der aufriekenden Procesfion. Wd desti Todes beg der Procejfion. Wieviel Personen allhie der Srüderschaßt eingeschrieben fmd. Die neun und Lwaàig Miai - Kirchen beg dieser Psarr. Miraculn bey der Milial-Lirchen 8. Wolflfcanei. Täalicb-grolfer Zulaujf Lu dieser Kirchen. Die Cirknitzer Pfarr wird von den Carthäusern zu Freudenthal presentirt, weil sie unter die Carthaus Freuden-thal gehört. Der heutige Pfarrer ist Herr Gregorius Ceruizh, deß heiligen Apostolischen Stuls Notarius und auch Missio-narius. Dieser soll auch, wie man sagt, ein Bisthum erlangt haben in Partibus Infidelium (in der Türckey.) Die Patroninn der Pfarrkirchen ist B. Virgo Maria, nata Regina Angelorum (die geborne Königin der Engel Sanct Maria) In derselben stndt man sechs Altäre. Bey fünff solcher Altären seynd Stationes Romanse. So ist auch eine Brüderschafft deß heiligen Rosenkrantzes allhie, dem zu Ehren jj an jedwedem ersten Sonntage jeglichen l Monats um diese Stadt eine Proceffion I mit grossen und kleinen Fahnen ange-stellet wird. Solcher Fahnen hat die Kirche zwey und dreyssig der grössern und fünfzehen der kleinern, wodurch die fünf* i! zehen Geheimnissen deß heiligen Rosenkrantzes angedeutet werden. Der Aufzug solcher Proceffion aber geschicht folgender Weise: Erstlich geht die Kreutz-Fahne voran. Nechst derselben treten daher die Knaben von zehen, zwölff und vierzehen Jahren. Monatliche Processio" bei) dies« Psarr-Kirche- Anzahl der Umgangs-Zahnen- Ordnung de ausziehenbell Proceffio"- Processiori. Nach dem zweyten Kreutze kommen die zwantzig-jährige Jünglinge und auch die beweibte Mannsbilder mit ihrem Kreutz, doch also, daß zwischen ihnen fünft kleine Kreutzlein deß heiligen Rosenkrantzes eingeschaltet werden. Nach dem sünftten Kreutze gehen daher die kleine Mägdlein von zehen und zwölff Jahren, samt ihrem kleinen Crucisix, mit ausgeflochtenen Haaren, gekräntzten Häuptern und blossen Füssen, und singen die Litaney. Diesem zarten Völcklein schliefst das darauf folgende vierdte Kreutz den Rucken. Nechst welchem die noch ledige Jungfrauen voran gehen, und zwar so wol, als die vorige Mägdlein blosses Fusses, auch in ihren Händen ein Crucisix und zwölff Fackeln, auf dem Haupt aber Kräntze tragen. Diese beten lauter Stimme den Bild deß Rosenkrantz Unser Lieben Frauen. i d- Auf diese kommet das fünsfte Kreutz, hinter welchem alle Witwen, Enthaltende und Bekehrte mit dem Bilde deß Todes auftreten und das Rosarium dolorosum (den schmertzlichen Rosen-Krantz) beten. Denen folgt das sechste Kreutz, welches zu Nachtretern hat die Ehmänner, so rhr Crucisix mit zwo Fackeln führen, und den Sclavonischen Lobgesang Omni die die Mariae &c. singen. Hieraus geht voran das siebende Kreutz samt seinen Nachgehern den Witwern und Bekehrten, welche brennende Kertzen in den Händen tragen, und den Psalm Miserere mei, Deus, („Herr Gott erbarm dich Meiner") (oder „Gott feti mir gnädig s") rc. singen. Hernach folgen nach dem siebenden Kreutz die eheliche Weiber, und singen mit heller Stimme das Rosarium gau-diosum. Zwischen dieselbe mengen sich und folgen zwölff grosse Kreutze und fünft kleine. Nach denselben trägt man die Lade Unser Lieben Frauen, und um selbige her die übrigen Kreutze. In der Mitte gehn die Priester, und singen mit heller Stimme. Bey dieser Procession befinden sich über zwölff tausend Menschen. Welches gewißlich für eine einige Procession eine grosse Menge ist. Ich zwar habe es nicht gesehen, aber von obgedachtem Herrn Pfarrern schriftliche Versicherung der Gewißheit , welcher mich vor vier Jahren noch weiter berichtete, daß in diese Brü-derschafft über 86000 Personen eingeschrieben seynd, wovon schon über 40000 gestorben. Diese Pfarr hat unter sich 29Filial-Kirchen, als: I. Bey dem Marckt Circknitz 8. Rochi, so Anno 1644 zur Pest - Zeit erbauet worden. II. 8. Johannis Baptistae im Felde. III. S. Mariae Magdalenae. IV. 8. Viti zu Martinsbach. V. 8. Eliae bey Martinsbach. VI. Unser Lieben Frauen in Grehouo. VIII. 8. Nicolai in Slinizberg. Nechst bey dieser Kirchen ligt ein kleines Wäld-lein, aus welchem man, wie gesagt wird, kein Holtz nehmen kann. IX. 88. Primi und Feliciani zu Blozize. X. 8. Pauli zu Serouviza. XI. 8. Petri beym See. XII. 8. Laurentii zu Unterdorff. XIII. 8. Jacobi im Felde. XIV. S. Udalrici im Rakekdorff. XV. S. Martini deß Bischoffs im Dorff Unz. XVI. Unser Lieben Frauen zu Juai-neselo. XVII. 8. Hieronymi imDorff Juaineselo. XVIII. 8. Leonardi zu Dobez. XIX. S. Annae zu Koslek. XX. B. Virg. assumtae (Unser Frauen Himmelfahrt) zu Bisoulok. XXI. 8. Bartholomaei zu Veichina, bey welcher ein Tabor ist. XXII. 8. Oswaldi, welche gleichfalls zu Veichina steht. XXIII. 8. Crucis, (oder die Kirche zum H. Kreutz) zu Selsek. XXIV. 8. Thomae zu Töpel. XXV. 8. Georgii zu Eresie. XXVI. 8. Cantiani im Walde. XXVII. 8. Benedicti auch im Walde. XXVHI. 8. Leonardi zu Thurnlag. XXIX. 8. Wolffgangi im Rosenberglein. Dieser Kirchen, welche ungefähr vor neun Jahren erst erbauet ist, werden unterschiedliche Miraculn zugeschrieben, als, daß die Blinden daselbst sehen und die Krummen oder Lahmen gerad werden rc. Es wäre von dieser Kirchen sehr viel zu schreiben. Denn von dem an jetziger Pfarrer dieselbe ausbauen lassen, sollen allda viel Miraculn geschehen. Denn seit dem Herr Gregorius Cervizh hier zu Circknitz Pfarrer ist, hat er denen Leuten bl* Wieviel Personen allhie der Brüderschaffi eingeschrieben sind. Die 29. Filial-Kirchm bey dieser Pfarr. Miraculn bey der Filial-Kirchen 8. Wolffgangi. Tiiglich-groffer Zulauff zu dieser Kirchen. Wer die Pfarr Cossana präsentirt. Derselben geweste Pfarrern. Jetziger Pfarrer daselbst. Die Pfarr-Kirche. Die Filial -Kirchen. Kirchen-Diebe werden durch einen von unterschiedlichen Kranckheiten oder andren Zuständen und Anligen offt ge-holffen und sie gecurirt; deßwegen geschicht täglich von dem gemeinen Volck ein un-glaublich-grosser Zulauff, und zwar nicht nur aus Crain, sondern eben so wol aus den benachbarten Ländern Friaul, Kärnd-ten, Steyer, Krabaten und andren Landschafften mehr. Man erzehlt so mancherlei) wunderliche Sachen und mit so unterschiedlicher Aussage, daß Einer schier nicht weiß, was davon zu glauben sey oder nicht; indem Einer so, der Andre anderst davon redet, (pro & contra) Massen deßweßen auch schon gewisse Commissarien herein geschickt, und die Sache schon zum öfftern so wol bey dem Papst zu Rom selbsten, als auch bey dem Nuntio Apostolico angebracht und incaminirt, doch aber bis-hero annoch nichts gewisses darinn geschlossen worden. Unterdessen fährt der Zulauff einer überaus - grossen Menge fremden Volcks täglich fort, wie ich solches Selber * etliche Mal mit Verwundrung gesehen. Pfarr Cossana. ^ tt t| 81J, er die Murr Cossana präsentirt. Derselben geweste tzsnrrern. Jetziger Marrer daselbst. Die Marr-Mrà Die Mial - Urcken. Streiten - Diebe werden durch einen hellen Schein abgeschreeht. Antreßung etlicher Reliquien. Mrch-Müren» so hier allezeit ojfett gesunden werden. Die «weg üicamten dieser Dsarr. Zahl der Gebornen und Sterbenden. Diese im Tristischem Stifft begriffene Pfarr ist Keyserlich (oder Landfürstlich) und Hat deßwegen der Römische Keyser das Einsatz- (oder Prsesentations-)Recht. Im Jahr 1558 war allhie Pfarrer Petrus Peterlinus ; im Jahr 1585 Johannes Passio ; Anno 1602 Jàcobus ©örtzer; A. 1620 Johannes Juancovich ; An. 1627 Lucas Ansitius ; An. 1639 Johannes Rampelius. Anjetzo ists Herr Lazarus Rampel Freyherr zu Keysersfeld, welcher im Jahr 1665 installiti: worden. Die Pfarr-Kirche 8. Stephani tut Cassi attischem Britoff stehet mitten in einem Tabor und hat nebenst zwey Capellen, drey Altäre. Am Fest S. Marci, imglei-chen am Fest 8. Stephani ist allhie Jahr-marckt oder Kirchweih, und am zweyten Sonntage nach 8. Michaelis die Kirch-widmungs - Feyer (Dedicatio) aber am andren Sonntage nach 8. Michaelis. Ihrer Filial-Kirchen seynd siebenzehen als: I. Unser L. Frauen zu Cossana. II. Der H. Trinität auf dem Dorff ober dem Dorff Zepono. Als im Jahr 1670 etliche Diebe durch die aufgebrochene Kirchen-Thür zu dieser Kirchen eingebrochen, haben sie mit Ent- setzung einen grossen Schein in der Kirchen erblickt, worüber sie eine solche Furcht angekommen, daß sie davon geloffen. Im Jahr 1619 ist am 26. Augusti ein unglaublich - grosses Heer von Heuschrecken über diesen Berg geflogen. Bey Consecrirung deß Altars dieser Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit hat man die Reliquien gefunden, welche im Jahr 1260 von dem Bischofs Erlango dahin beygelegt worden. III. 8. Petri im Dorff Puzhe ; welche im Jahr 1650 gebauet ist. IV. 8. Johannis Baptistae in Starasus, so Anno 1640 aufgerichtet worden. V. 8. Urbani auf dem hohen Berge Uremshiza (welches man wie Uremschiza ausspricht.) Man sagt, daß die Thüren dieser Kirchen, ob man sie gleich verschliefst, dennoch allezeit offen gefunden werden. VI. 8. Antonii deß Abts zu Vanérche. VII. 8. Bartholomaei in Cal. Diese hat drey Altäre: 8. Bartholomaei, 8. Valentini und 8. 2Egidii. Kirchweihe hält man allhie am Feyertage 8. Batholomaei, wie auch am Fest 8. Andreae. VIII. 8. Jacobi zu Narino, welche zwo Capellen hat, nemlich 8. Matthiae Antreffung etlicher Reliquien- und 8. Barbarae. Kirchweihe ist allda am Fest S. Jacobs. IX. 8. Michaelis Bet) dem Dorff Na-dagresello mit dreyen Altären, 8. Michaelis, 8. Marinae, und 8. Gahrielis. X. 8. Annae zu Nova Sussiza ; barimi drey Altäre, S. Annen, S. Lucien und S. Josephi. Die Kirchweihe (nundinae) fällt auf den Sonntag nach Mariae Reinigung (oder Liechtmeß.) XI. 8. Nicolai in Sichorgie, in welcher drey Altäre gefunden werden, nemlich 8. Nicolai, S. Jacobi und Unser L. Frauen. XII. 8. Cantiani zu Ostrosnoberdo ; darinn gleichfalls drey Altäre stehen, als: S. Cantiani, 8. Crucis und 8. Mariae Magdalenae. XIII. 8. Justi zu Pargie, welche zween Altäre hat, nemlich 8. Justi und 8. Luciae. XIV. S. Pauli vor dem Dorff Derskouze. XV. 8. Helenae in ^agorgie mit dreyen Altären, 8. Helenae, 8. Rochi, und 8. Floriani. XVI. 8. Mariae Magdalenae in Chi-lenberg. XVII. S. Antonii von Padua, zu Ostrosno berdo. Mit dem Bau dieser Kirchen hat man unlängst erst, nemlich im Jahr 1685. den Anfang gemacht. Sonst hat diese Pfarr auch zwey Bi- Die zwey cariaten unter sich, als: zu Raugniano und zu Schiller-Tabor. w ' In dieser Pfarr kommen deß Jahrs Zahl der über etwan hundert zur Welt, und funfftzig aus der Welt in die Ewigkeit. Slerbmdeu. pfarr Eramllurg. Wobin die Pfarr Crainburg gehörig ist. Vorige Pfarrern dafelbst und der jetzige. Die Pfarr-girche alida. Die sieben Altäre der Pfarr-Airchen allda. Die Uilial-Hircben zu (srambürg. ItWung defs Beneficii 8. Leonardi im Crainbitrgtfchem Hospital. jJ-Bohin bic Diese Pfarr ist Bischofflich-Laybachisch, StainBurg u,nd hat der Bischofs von Laybach diesel- mhöriz ist. bige zu vergeben. Vorige o 9ia^ie ìst auch der erste Bischofs zu Pfarrern Laybach Sigismundus von Lamberg vorher ^'lbst und Pfarrer gewest im Jahr 1460. Dem ” ie^9e. hernach unterschiedliche andre in diesem Pfarr-Amt gefolgt, als: Blasius Kus-mann ; Plnlipus Terpin ; Franciscus Ma-xinnlianus Vacanus ; Michael Ferri ; Franciscus Josephus Garzaroll, 88. Theol. Doctor ; welcher aber vor etlichen Jahren dieses Pfarr-Amt resignirt, und sich aus Wien in Oesterreich begeben hat. Anjetzo aber bedient diese Pfarr zu Crainburg a* N- Terpin. à'kche nata. Die Pfarr-Kirche titulirt sich mit dem Dj, f Namen deß H. Cantiani und hat sieben Elltiir- ber ^^äre, als 1. der Heiligen Märtyrer dsarr- Cantii, Cantiani, Cancianillae und Priscae, allda. 2. Deß H. Sacraments. 3. S. Nicolai. 4. S. Catharinae. 5. Unser L. Frauen. 6. S. Georgii deß Märtyrers, und 7. S. Ursulae. Es seynd hieher vier Neben-Kirchen gepfarrt, welche alle in der Stadt Crainburg stehen, als: I. Die Filial-Kirche deß H. Rosen- Die Final-krantzes, welche diese drey Altäre hat Kir-ym zn Unser L. Frauen, S. Annen und S. Srnm6ur8-Johannis deß Evangelistens. Die Kirchweih Feyer dieser Kirchen ist infra Octavam Corporis Christi, (nach der Octav deß Fronleichnams Christi.) Das Patrocinium aber am Fest der Verkündigung Mariae. Am ersten Sonntage deß Oc-tober-Monat wird allhie auch das Titu-lar-Fest deß H. Rosenkrantzes celebrirt. II. 8. Sebastiani Kirche. Diese hat drey Altäre: 8. Sebastiani, 8. Blasii und 8. Johannis Baptistae. Die Kirchweih hält man bey dieser Kirchen am zweyten «Sonntage deß Weinmonats, das Patrocinium (oder den Festtag deß Patrons) aber celebrirt man am Fest 8. Sebastiani. III. 8. Floriani und Valentini im Spital, darinn ein Altar 8. Floriani und Valentini und ein Andrer 8. Leonardi ist. - Im Jahr 1485 stiffteten die Burger zu Crainburg in ihrem Hospital das Etifstung deß Beneficii 8. Leonard im Crainbur glichen Hospital Die Pfarr Cronau samt ihren Altären und Filialen. Jetziger Pfarrer allda. Die Pfarr-Kirche samt ihren Altären. Die Filini* Kirchen dieser Psarr Der Psarr Eropp Diocesi und Praesentator. Namen der Pfarrern. Beneficium 8. Leonardi, welches der Pa-triarchische Vicarius, Butius de Palmulis, Doctor Decretorum und Canonicus zu Siglar, ratificate. IV. Unser L. Frauen Kirche. In dieser Pfarr werden beyläusfig deß Jahrs über hundert aus der Tausfe gehebt, und ungefähr halb so viel begraben. pfarr Gronau. Inhalt. Hie Pfarr Crmtau fami ihren Altären und Filialen. Jetziger Pfarrer allda Me Ifarr-firche fami ihren Altären. Die Mial-Mrchen diefer Pfarr. Weiffenfelfer Kirche ist ehedejfen auch hier eine Milial gewest. Die Cronauer Psarr ist dem Bischoss-lichen Stifft Laybach verwandt, und eine Keyserliche oder Lands-Fürstliche Pfarr; angemerckt, die Praefenttrung derselben bet) Römisch-Keyserlicher Majestät stehet. Allhie waren Pfarrer Andreas Schinkouaz im Jahr 1638; Oasparus Craschina St. 1658, und Michael Bonzelius St. 1670. Heut ists Herr Friedrich Zeigler, der es als Pfarrer bedient. Welcher am 21. Februarii 1684 introducili worden. Die Psarr-Kirche ist Unser L. Frauen gewidmet, und hat drey Altäre, nemlich 1. Unser L. Frauen, 2. der Brüderschaft Unserer Frauen Himmelfahrt, 3. S. Georgs. Ihrer Filial - Kirchen seynd gleichfalls drey: I. S. Andrem deß Apostels, darinn drey Altäre stehen, 8. Andrem, 8. Martini und Unserer Frauen. II. Deß H. Apostels Thomae zu Rat-schach, allwo man drey Altäre findet, nemlich 8. Thomae, S. Johannis Baptistae und S. Mariae Magdalenae. Die Kirch-weyh-Feyer ist am Geburts-Tage 8. Johannis deß Täussers. III. Die Kirche zum H. Geist bey Ratschach. Welche drey Altäre hat, deß H. Geistes, S. Florians und S. Helenen. Am vierdten Sonntage nach Michaelis wird die Kirchtag-Feyer begangen. Vorzeiten war die Kirche zu Weissen-sels dieser Psarr als eine Filial auch eingepsarrt, ist aber jetzo davon abgesondert, und zu einer Psarr-Kirchen worden. Diese Cronauer Psarr taufft jährlich ungefähr 70, und begräbt 20. Weissenfelser Kirche ist , ehedefsen aUÖ hier eine Filial geit'l1' pfarr Gropp. skuhal». er Pfarr fijropp Diceccfs und Prmsentator. Jamen der Pfarrern. Ihr Pfarr-Hirche und derfelben Altäre. Jirchweihe. Erster Erbauer derfelben. Zahl der Getaujften und Sterbenden. Die Pfarr Cropp ist Bischosslich-Lay-iachischer Diosces, sonst aber eine Keyerliche Pfarr, so von dem Keyser prae-entirt wird. Die vormalige Pfarrern dieses Orts hiessen: Leonardus Mài, Johannes Casperin, Johannes Popol, Carolus Razza, Jacobus Perne, Petrus Thoma- sin. Der jetzige aber heisst Erhardus Benedictus Kudsinger, und hat die Psarr-Kirche den H. Leonardum zum Patron. In selbiger Psarr-Kirchen seynd drey Altäre, S. Leonardi, 8. Barbarae und Unser L. Frauen. Allhie hält man Kirchweihe am andren Kirchweih«. Ostertage, hernach am Sonntage nach S. Ihr Ps-rr-Kirche und derselben Alräre. Erster Erbauer derselben. Margaretens - Fest, und am Sonntage nach dem Feyertage S. Leonardi. Diese Kirche ist erstlich vom Herrn Leonard Kazianer im Jahr 1481 erbaut, nachmals Anno 1620 vom Keyser Fer- dinand dem Andren zu einer Pfarr ge- jj halb soviel. macht, und zum ersten Mal ein Pfarrer dahin gesetzt. Sie hat keine Neben-Kir-chen unter sich. Man taufst in dieser Pfarr jährlich bey viertzig Kinder, und begräbt etwan Zahl der Gelauffte» und Sterbenden- Aer die Döbernigsch-Psarr vergibt. Bann st, ^ Kloster S'Nich ein-d-rleibt ist. D« Psarr-^'rche allda. Derselben Sl”-'- $)fatt Döbemig. slnhrlt. ter die Döbernigsche Dsnrr vergibt. Mann sie dem Kloster Sittich einverleibt lst. Die §J[arrhirche allda. Derselben Lwölß filial-Kirchen. Jährlich allda tketauàe und Vegrnbene. Diese Pfarr ist dem Kloster Sittich zugehörig, und von dem Abt selbiges Klosters zu vergeben; welcher anjetzo den Herrn Matthiam Mault zum Pfarrern dahin gesetzt. Im Jahr 1400 hat Papst Bonifacius diese Pfarr dem Kloster Sittich einverleibt, und im Jahr 1405 Ertz-Hertzog Wilhelmus der Erste diese Pfarr mit milden Schenckungen bedacht. Die Pfarrkirche hat 8. Georgium zum Patron und unter sich diese zwölff Filial-Kirchen: I. Die zur heiligen Trinität zu Aidouiz. ü. 8. Nicolai zu Lipauez. III. S. Petri zu Corit. IV. 8. Mauri zu Mauerberg. V. Die Kirche deß Heiligen Geistes (oder 8. Spiritus) zu Schahauiz. VI. Unser Lieben Frauen zu Dobrava. VII. 8. Nicolai auf dem Berge Lisez. VIII. 8. Mariae Magdalenae zu Ver-scheviza. IX. 8. Catharinae bey Schönberg. X. 8. Johannis Baptistae zu Sella. XI. 8. Antonii deß Abts in Selza bey Kosjek. XII. 8. Agnetis zu Kneskavas. Es hat auch auf dem Freythofe (oder Gottesacker) der Pfarrkirchen eine Capelle deß Ertz-Engels Michaelis. In dieser Pfarr empfangen jährlich bey achttzig Seelen die H. Tauffe, und kommen ungefähr sechtzig Personen zu Grabe. Jährlich allda Ge-tauffte und Segrabeue. Hie Ifarr Zornegb. Die Dsarr-Kircbe. Die Miai - Kirchen dieser Dsarr. Der Tabor Podjammo tabor. Joch, dessen Majskv sür unausfchöpjflich und heilig gehalten wird. Wnsser-Kruss. Di, », Die Psarr, welche sonst auf Erainerisch ; Daselbst seynd Pfarrer gewest Petrus D°rneg°" Tèrnovo genannt wird, ist im Tristi- j Abamich und Gregorius Franch. Anjetzo schem Stifft (oder Diceees) wird aber ; ist Herr Nicolaus Salon der Pfarrer, vom Römischen Keyser praesentiri; sin- welcher auch Bischofs und Abt ist in temal es eine Keyserliche Pfarr ist. ! partibus Infidelium. Die Pfarrkirche. Die Filialkirchen dieser Pfarr. Der Tabor Podjammo tabor. Unter dieser Pfar stehen diese drey Vica-riaten : Premb, Progaia und Grafenbrunn. Die Pfarrkirche ist dem heiligen Apostel Petro gewidmet, und hat vier Altäre, nemlich S. Petri, deß Fronleichnams Christi, deß heiligen Bischoffs Nicolai und S. Mariso Magdalenrn. Sie hat auch folgende Filial- und Bi-cariat-Kirchen unter sich. I. Zur heiligen Trinität, welche Kirche nahe bet) Korneck stehet, und drey Altäre hat, nemlich der heiligen Trinität, S. Johannis deß Evangelisten, der beyden Heiligen Caroli lind Augustini. II. Deß heiligen Antonii von Padua zu Postegne ; darinn drey Altäre seynd, S. Antonii, 8. Josephi und S. Mathiae. Diese Kirche hat man neulich und vor wenig Jahren erst gebaut. Unweit von derselben ligt der Tabor, welchen man Podjammo Tabor nennet. III. S. Stephani Kirche zu Topolaz. IV. 8. Viti zn Demble. In dieser Kirchen seynd drey Altäre, 8. Viti, S. » Eochi und 8. Luciae. V. Unser Lieben Frauen Himmelfahrt (B. Mariae in Coelos assumte) zu Grafenbrunn. Hat vier Altäre, Unser L. Frauen, 8. Georgii, 8. Catharinae und 8. Rochi. VI. Die Kirche 8. Barbarae, welche; drey Altäre hat, als: 1. 8. Barbarae, 2. 8. Gregorii und Clementis, 3. 8. j Valentini und 8. Fuscae. VII. Die S. Annen-Kirche zu Betz; hat drey Altäre, 8. Annae, 8. Nicolai und 8. Leonardi. VIII. Die Kirche 8. Johannis Baptistae, so gleichfalls zu Betz ist. IX. S. Hieronymi zu Koritnica. X. Deß Abts 8. Antonii, welche ebenfalls zu Koritniza ist, und zweeu Altäre hat, nemlich 8. Antonii und S. Margareten. XI. Der heiligen Trinität zu Stein-berg, darinn man zween Altäre findet, nemlich der heiligen Dreyfaltigkeit und deß heiligen Königs Ludovici. XII. 8. Georgii Kirche zu Jurschiz. XIII. 8. Georgii zu Feistritz, darinn drey Altäre stehen: 1. 8. Georgii, 2. der unbefleckten Empfängniß Mariae, 3. deß heiligen Josephi. XIV. 8. Achatii Kirche, so oberhalb dem Dorff Jasen hoch auf dem Berge ligt, und vormals ein Tabor allhie gewest. : Diese ist mit drehen Altären versehen, nemlich 8. Achatii, B. Mariae natae, j und 8. jEgidii. Bey dieser Kirchen findt man ein kleines Loch, das allezeit ein frisches Wasser ■j behält, von welchem vielerlei; Redens ist, !j und unter andren gesagt wird, daß mans niemals ausschöpffen könne. Bey den gemeinen Leuten wird diß Waffer für heilig gehalten; weßwegen sie auch von weitem hieher kommen, und dasselbe in der Landsprach, das ist, in der Windr-schen, also grüffen: „Guten Morgen du heiliges Wasser, das von unterschiedlichen Kranckheiten gesund macht!" Nach Ablegung solches Grusses nehmen sie etwas deß Wassers zu sich, tragens mit sich heim, und gebens ihren Krancken zu trincken, deren Viele davon gesund werden sollen. Sie sagen gleichfalls, daß, wann Jemand eine Missethat begangen, derselbe diß Wasser in Gegenwart andrer Leute, die es sehen, nicht sehen könne, (f) XV. Die Kirche der Kreutz-Erfindung zu Verbouo. XVI. Die Kirche B. Virg. Mariae ad Nives. Dieselbe hat drey Altäre, Unser Lieben Frauen, S. Barbern und S Cöcilien. XVII. Die Capelle 8. Floriani zu Jablaniz. XVIII. 8. Catharinae zu Kubesano. XIX. Unser Lieben Frauen zu Pograie, welche drey Altäre hat, als: S. Marien, deß Fronleichnams Christi und S. Ca-tharinen. XX. 8. Stephani gleichfalls zu Pograie, XXI. 8. Rochi zu Terpze. XXII. S. Leonardi zu Sahicie. XXIII. 8. Mariae Magdalenae zu Pacho. XXIV. 8. Bartholomaei zu Guregne semen. XXV. 8. Michaelis zuDulegne semen. XXVI. 8. Mariae Magdalenae zu C asesi, so zween Wäre hat, 8. Mariae Magdalenae und 8. Andreae. XXVII. 8. Rochi zu Klein-Buchoueza, darinn es drey Altäre Hat, nemlich: 8. Rochi, 8. Antonii von Padua, 88. Pauli und Matthiae. (f) Und also föntun die Bauersleute diß Waffer füglich ausgeben für unausschöpflich, weil Keiner ihrer Gefährten, ob gleich kein Tröpfflein vorhanden wäre, dennoch sagen würde, er sehe nichts ; damit man ihn nicht für einen Mrssethäler verschrehe. E. Fr. Loch, dessen Wasser für unausschöpfs' lich und heilig gehalten wird. Wasser- Gruß. XXVIII. SS. Cosmi und Damiani, zu Groß Buchoueza. XXIX. Die Kirche 8. Stephani zu Ha-riane, darinn drey Altäre befindlich, 8. Stephani, 8. Jacobi und 8. Luciae. XXX. 8. Urbani zu Tominiane, allwo gleichfalls drey Altäre zu finden, nemlich ' 8. Urbani, Unser L. Frauen und S. Nicolai. - XXXI. 8. Floriani zu Erobopolie. ; Allhie hat es nur zwey Altäre, 8. Floriani und 8. Udalrici. XXXII. Die Kirche SS. Fabian-Sebastians, der heiligen Trinität und 8. Rochi. XXXIII. Die Kirche zum H. Geist zu Berze. XXXIV. 8. Johannis Baptistae zu Smeriane. XXXV. Der Keyserin 8. Helenae zu Premb mit dreyen Altären, 8. Helenae, Unser Lieben Frauen und 8. Nicolai. XXXVI. Deß heiligen Erz Engels Michaelis gleichfalls zu Premb. XXXVII. Die S. Margareten-Eapell im Schloß Premb. XXXVIII. Eine S. Eatharinen-Kirche an einem einsamen Ort, so unseren von der Pfarrkirchen ist. Kr Pfarr öiobntg Aiöces und Presen tirurig. Pfarr. fa* Kirchen. fifarr Flöilnig. fi it (j a 11. )er Dfarr Alödnig Zimcrfs und graefentirung. Die pfarr - Urcbe. Idre acht Mlial-Urchen. Die Flödniger Pfarr gehört ins Laybachfiche Bisthums-Stifft, und wird vom Thum-Eapitel zu Laybach präsentirt. Die Pfarrkirche ist dem heiligen Udal-rico gewidmet und hat drey Altäre, S. Udalrici, S. Stephani und S. Nicolai. Sie hat acht Filial-Kirchen unter sich, darunter die Erste der heiligen Jungfrauen Mariae gewidmet ist zu Terbo-jach. Die Kirchweih daselbst wird am ersten Sonntage nach Mariae Himmelfahrt begangen. Die Namen der übrigen sieben Filial - Kirchen habe ich nicht erfahren können. Im Schloß Ruzing ist sonst auch eine Eapell, so dieser Pfarr angehörig. Bey dieser Pfarr werden jährlich ungefähr achtzig Kinder getaufft und zwan-tzig Leichen zur Erden gebracht. .Pfarr Gal Pfarr Galignana. 'Snana. Die Pfarr Galignana (welche sonst auch die Pfarr Gallean benamset wird, ist im Sprengel (oder Stifst) deß Bis-thums Biben begriffen, und gehört unter die Grafschafft Mitterburg; weßwegen sie der Fürst von Aursperg zu vergeben hat. Und ist der jetzige Pfarrer Herr Jacobus Braisa. Die Pfarrkirche hat zu Patronen 8. Vitum und Modestum. Die Kirchweihe ist am 13. Junii. Was sie für Neben-Kirchen habe, davon ist meiner Bemühung die gesuchte Nachricht nicht zu Theil worden. Pfarr (ßmfofelf. à Pfarr Diese Pfarr, so in der Diwceß deß I sie auch der Fürst von Aursperg prä-‘ °’ta' Bischoffs zu Parenzo sich befindet, gehört | sentiri. Der jetzige Pfarrer heifft Valerius unter die Grafschafft Mitterburg; darum ' Juich, und die Pfarr-Kirche S. Jacob. ». VIIT. Buch. 32 Die Psarr Kirche daselbst. Die Pforr Glollago-riza. Wohin die Pfarr Gottschee gehört. Die Psarr- Kirche daselbst. Ihre ehlfs Filial- Kirchen. Die Pfarr oder Vicariai Grafenbrunn. pfarr Gollagoriza. Die Pfarr Gollagoriza ist dem Bi-schofflichem Stifft Biben einvergliedert, wird aber von der Gemein zu Gollagoriza präsentirt, und heutiges Tages von dem Hn. Johanne Blecich als Pfarrern bedient. Die Psarr-Kirche ist deh H. Apostels Petri, wegen der Filial-Kirchen aber meiner Bitte keine Nachricht gewehrt worden. Die pfarr ColtMüf. Wokin die Dsarr Gottschee gehört. Zie Marr-Kirche daselbst. Ihre eylß Dehen -Wrchen. Die Pfarr Gottschee gehört unter die Graffschafft Gottschee, und die Präsentation derselben dem Fürsten von Aurs-perg. Anjetzo ist daselbst Herr Georgius Opplanitsch Pfarrer. Die Psarr-Kirche ist S. Bartholomasi und hat unter sich diese eylff Filial-Kirchen : I. Die Kirche deß Fronleichnams Christi, bey welcher die Brüderschafft deß heiligen Sacraments unterhalten wird. II. 88. Petri und Pauli zu Oberloshin. III. S. Nicolai zu Malgern. IV. Der H. Trinität zu Kleindorff. V. 8. Johannts Baptistae zu Zwischlern. VI. 8. Rochi zu Solgendorff. VII. S. Anttae zu Hageneef. VIII. Omnium Sanctorum (Aller Heiligen) zu Lienfeld. IX. Der H. drey Könige zu Schwartzenbach. X. S. Andreae zu Hasenfeld. XI. S. Udalrici im Horenberg. pfarr (ßiitfenfinmn. Die Pfarr oder das Bicariat Grafenbrunn, so man auf Crainerisch Kneshak nennet, ist im Tristerischen Sprengel (oder Diöces) und die Präsentation bey der Nachbarschafft. Es gehört aber diese Bicariat-Pfarr unter die Pfarr Dorneck, welche ich oben allbereit beschrieben. Die Psarr-Kirche wird mit dem Titel B. V. Mariae in ccelos assumtae (Unserer L. Frauen Himmelfahrt) beehrt. pfarr (ßiifenfefif. slnhslt. Die gfarr (ßutenfetd. Ma.-i für Pfarrern daselbst gewest. Die Dsarr-Kirche samt ihren Altären. Das Beneficium bey S. Andreas Altar. Miai-Kirchen dieser Warr. Die Vicariat-Kirche althie und derselben acht Unter-Kirchen. Eine Man giebt durch vorgegebene Erscheinungen Mrsach Zum Kirchen-Dau. Die Psarr Gutenseld. Was für Pfarrer daselbst »ewest. Die Pfarrkirche samt Altären. Das Bene-ncium Bet) Andress Altar. Filial- Pfart, en dieser Die Pfarr Gutenseld, so in der Agla-rischen Dioeces begriffen, ist Keyserlich und die Vergebung oder Prassentirung derselben beym Keyser. Allda seynd Pfarrern gewest Johannes Dienstmann, folgends der Vacanus, welcher Sufraganeus oder Vice-Bischoff zu Laybach, hernach Bischoff zu Biben und nachmals Bischoff zu Triest war. Ihm folgte in dieser Pfarr Michael Beltram. Anjetzo ists Herr Georg Andre von Gallenfels. Die Pfarr-Kirche heifft man zum H. Kreutz und hat fünff Altäre, als: 1. deß H. Kreutzes, 2. S. Stephani, 3. der H. Jungfrauen Mariae, 4. deß Fronleichnams Christi mit der Confraternität deß Leibs Christi, 5. S. Andreas mit einem Benefìcio, welches die Freyherren von Werneck aus Willingraiu präfentiren. Auf Himmelfahrt ist nach dieser Kirchen ein gewaltiger Znlauff wie am Fronleichnams-Fest. Sie hat unter sich zehen Filial-Kirchen und ein Vicariai mit acht Kirchen. Die Filial-Kirchen seynd diese: I. Unser L. Frauen zu Podgoriz. Diese vormals gar kleine Kirche hat man vor wenig Jahren gantz abgebrochen und eine grosse von neuem dafür aufgebaut. II. S. Martini zu Podpetsch. III. S. Nicolai zu Podgoro. IV. S. Viti zu Rompale. V. Der H. Trinität gleichfalls zu Rompale. VI. S. Johannis Baptistae und S. Augustini zu Strügk, bey welcher Kirchen sich in der Nähe ein Tabor findet. VII. SS. Petri und Pauli zu Neuco-rin oder zu Tisouez. VIII. S. Josephi zu Tritschdorff. IX. S. Antonii von Padua nahe bey Tendorff, so allererst vor wenig Jahren aufgerichtet worden und nicht allein am Fest S. Antonii, sondern auch am Sonntage vor Iacobi einen mächtig-volckreichen Znlauff bekommt. X. 8. Floriani zu Panique, welche Kirche ungefähr vor 52 Jahren gebauet worden von der Nachbarschafft, als solche abgebronnen war. Das unter dieser Pfarr stehende Vicariai ist Lashiz und selbiges Vicariats Kirche zu Lashiz, B. V. natae, mit zwey Altären geziert, deren Einer Unser L. Frauen, der andre S. Annen gewidmet. Diese Kirche hat auch eine Capell, aber annoch keinen Altar darinn. Es stehet auch ein Tabor dabey. Diese Vicariat-Kirche hat auch unter sich acht andre Kirchen, welche also heissen: I. S. Rochi nahe bey Lashiz, welche zur Zeit graffirender Pestilentz durch den Baron N. Moskau von Ortenegk ans fundirt worden. II. S. Johannis Baptistae, darinn drey Altäre seynd : 1. S. Johannis Baptistae, 2. S. Annae, 3. Elisabethae. III. 8. Udalrici, darinn zween Altare stehen, nemlich: 8. Udalrici und 8. Margarethae. IV. S. Gregorii, nahe bey Orteneck, so gleichfalls zween Altäre hat, nemlich: S. Gregorii und S. Ursulas. Allhie hat es auch eine Brüderschafft S. Ursulen. V. S. Josephi, so von der vorigen S. Gregorii nicht weit und unlängst erst erbauet. Zu welchem Kirchen-Ban ein Weib Ursach gegeben, indem sie vorgegeben, sie hette Erscheinungen gehabt. Denn ob man Ihr gleich hierinn keinen Glauben zugestellt, hat man dennoch auf inständige Bitte der benachbarten Leute angefangen, allhie eine Kirche zu bauen. VI. Die Filial - Kirche S. Jacobs, welche zween Altäre hat, nemlich, S. Iacobi und S. Antonii von Padua. VII. S. Mariae Verkündigung, zu welcher drey Altäre bestimmet seynd, als Unser L. Frauen, S. Leonardi samt der Brüderschafft, und einen Dritten, der annoch nicht verfertigt ist; denn man hat die vorige Kirche dieses Orts abgebrochen und vor wenig Jahren erst eine neue an die Stelle gebaut. VIII. 8. Osbaldi (oder S. Oswalds), nahe bey Oblogk, darinn zween Altäre seynd, S. Oswalds und B. Virginis ad Nives, (oder Unser L. Frauen am Schnee.) Die Vicariat-Kirche allhie und derselben acht Unter-Kirchen. Eine Frau giebt durch vorgegebene Erscheinungen Ursach zum Kirchen-Bau. Die Psarr Gurckseld. Namm der Pfarrern daselbst. Dfarr EitrdiMil. Inhalt. Die Dfarr Gurckfeld. Kamen der Dfarrcrn daselbst, dag eli in dieser Dfarr. Drocejsionen allkie. Kekauwürdige Canteel in dieser §farr - Jirrhc. Wagen und HeysebrM an der EantZel. Die Mial-Jircken dieser Dfarr. gas Bild Mercurii auf einem Klein allkie. Eine Jegel-Keule, so in der Erden gesunden worden. Wird Lu einer Dajfions-Keulen gebraucht, Dfarrer, so dem H. Valentino in seiner Jugend verlobt worden, liijst demselben m Ehren eine Jirche bauen. Verbrennung der Kirchen K. Josephi in Ktattberg. vielerleg ausgegrabene alte Miiiàn in der Gegend dieser Dfarr. Unlängst allda vom Herrn D. Tunchelstemer gesamm-lete alte Mimi? - Mennige. Heiße Wajser-Quelle unweit von dieser Dfarr. Dosstrliche doch gefährliche Ermunterung eines trunchnen Hauren. Die Gurckfelder Pfarr, welche man sonst auch die Pfarr Haselbach nennet, ligt in der Aglarischen Diöces, ist aber eine Keyserliche oder Landsfürstliche Pfarr und deßwegen die Präsentation derselben in jj deß Keysers als Landsfürstens Gewalt. Im Jahr 1439 war allhie Pfarrer Andreas Düring; wiewol er daneben auch Ertz-Viaeonus der Wendischen March war. Im Jahr 1538 ist Pfarrer gewest Mar-tinus Durlacher; im Jahr 1582 Polydorus de Montignana, Propst zu Ru-dolphswerth, Ertz-Hertzogs Caroli von Oesterreich Naht, Pfarrer zu Tiffer und zu Gurckfeld. Im Jahr 1621 war mit dieser Pfarr bewürbet Marcus Kunius, der zugleich Probst zu Rudolpswerth und Archi - Diaconus gewest. Diesem Marco Kunio folgte in dieser Pfarr sein Bruder, Caesar Nardus à Montopoli, Episcopus Ansariensis, Keyserlicher Maj. Naht und Hof-Prediger, auch Canonicus zu Olmütz und Propst zu Lands-Cron. Nach dem Caesare Nardo ist Antonius Marentius, Bischofs zu Biben und Triest, gefolgt, deß Marentii Nachfolger aber Christo« phorus Peytinger worden, welcher deß Römischen Keysers Ferdinandi deß III Glorwürdigsten Andenckens, Resident zu Rom auch Auditor Rotae Romanae war. Nach dem Peutinger bekam diese Pfarr Matthias Bucella, Philosophiae Doctor, Protonotarius Apostolicus und Canonicus zu Rudolphswerth. Anjetzt ist allhie Pfarrer Herr Casparus Tunckelsteiner, 88. Theol. Doctor und Protonotarius Apostolicus. Die Pfarr - Kirche hat zur Patroninn Unsre L. Frau, und ist zu Haselbach eine Viertheil Stunde von Gurckfeld und hat drey Altäre, 1. Unser L. Frauen, 2. der H. Trinität, 3.88. Fabiani und Sebastiani. In dieser Pfarr ist auch eine Capell deß H. Rosenkrantzes (S. Rosarii,) und selbige durch Herrn Herbard Grafen von Aursperg, Generalu zu Carlstadt, im Jahr 1668 gestifftet worden. Am Ostertage um Eins nach Mittage geschieht eine Versammlung und Procession bey dieser Kirchen, Feria secundà Rogationum, geschieht früh Morgens dergleichen. Auf Himmelfahrt aber, als am Titular - Fest, ist der häuffigste Zulauff. Feria secundà Pentecostes (am zweyten Pfingsttage) kommen viele Processionen aus andren Pfarren daher. Die Kirchweihe wird am Fest der Heiligen Drey Einigkeit celebrirt. Es hat bey dieser Kirchen eine absonderliche Capell S. Michaeli deß Ertz-Engels, Man findt in dieser Pfarr-Kirchen eine schauwürdige Cantzel, so aus einem einigem Stein gehauen ist und an einer Seiten das Bild deß Salvators, wie auch Tapell in Dieser W* Processio1101 allhie. Schauwlik' bije eant}* in Dieser Pjarr^ Wapen und ^Ehschrifft an ”ct Kantzel. D» Filial- der H. Jungfrauen Marien hat, an der andren aber das Wapen der Herren von Aichelburg (oder Eychelburg) mit diesen Iahr-Zahl-Litern M. D. (so tausend fünff-hundert bedeuten) und folgender Inscription, welche zwar schlecht und auf gut alt-Teutsch gereimt, aber trefflich wol gemeynt und gutes Inhalts ist: „In diesem Wapen ist zu unterst ein Stern. In Angst und Trübsal soll sich der Mensch zu Gott kehrn. Ob dem Stern seynd zwo Liljen-Blüe. Was der Mensch ohn Glauben thut ist alles Mühe. Ob Liljen-Blüe ist ein Kleeblat. Menschen - Weißheit bey Gott kein Ansehn hat. Auch ist in diesem Wapen ein rots Feld. Den Armen selten Gerechtigkeit geschickt ohn Gab' und Geld." Diese Pfarrkirche Unser Frauen in Haselbach ist, wie man sagt, derselben zu Ehren gebaut von den Land-Ständen wegen erhaltener Yictori über die Türefett. Denn zuvor ist allhie nur eine kleine Ca-Pell gestanden, die man „Unser Lieben Frauen am See geheiffen", allwo man auf dem Freythofe (oder Gottes - A-cker) das Wasser heraus fliesten sihet. Es ist aber der Türck aus dieser Kirchen mit zwo Musquet-Schüssen getroffen worden, im Sau-Strom. Sie hat nachbenannte Filial-Kirchen unter sich: I. S. Annae, welche auch zu Haselbach, aber auf einem kleinem Berglein steht, und zween Altäre begreifst, besagter S. Annae nemlich, und S. Rochi. II. S. Urbani in Vinischberg, bey welcher am Fest Beatse Virginis ad Ni- j ves Kirchweihe gehalten wird. III. S. Martini zu Großdorff, so zween Altäre hat, als : S. Martini und S. Antonii von Padua. IV. S. Nicolai zu klein Pudlog, allda am Sonntage nach Martini Kirchweihe ist. V. 8. Johannis Baptistae zu Drenovo, da man am Fest deß H. Crispini und seiner Gesellen Kirchweihe begeht. Der Freyt-oder Kirchhof ist von lauter Quader-Stücken gebauet, welche man daherum von den eingesunckenen Ruinen einer zerstörten Stadt aus der Erden gegraben; angemerckt selbiger Gegend vor Alters die Stadt Noviodunum gestanden. Man sihet an-noch in einem eingemaurtem Stein das Bild Mercurii von gleicher Gestalt, als wie man heutigs Tags diesen Götzen zu bilden Pflegt. VI. S Udalrici zu Bicher, welche drey Altäre hat, nemlich, S. Udalrici, S. Antonii deß Abts und S. Dominici. Die Kirchweih wird celebrirt am Fest der Kreutz-Erhöhung. Bon dieser Kirchen ist die Kirchweih verlegt nach Gurckfeld. Man hat vorlängst schon nicht weit von dieser Kirchen eine Pyramidem in der Erden gefunden, daran die Schrifst zwar sehr zerrüttet, zerschlagen und abqe-rieben, doch gleichwol dieses Wort NOVIODUNI daran zu lesen; wiewol auch dieses Wort zu benagen, die freffigeZeit sich nicht enthalten können; sintemal sie die vier vorderste Buchstaben dermaffen angegriffen und gerieben, daß man sie kaum noch erkennet; die vier letzte Rittern aber ODUNI lassen sich noch gar schön sehen und gantz deutlich lesen. Diese Kegel-Seul ward zu der Zeit, da man das Capuciner Kloster battete, auf Gurck-feld geführt, um dieselbe bey selbigem Bau anzuwenden. Weil aber ihre Gröffe und allzuschwere Last sich dazu nicht walte bequemen und gar nicht von der Stelle bringen lassen, ward sie hernach an selbiger Stäte empor gerichtet, also, daß sie nun aufrecht stehet und eine Paffions-Seule vorbildet. VII. Die Kirche S. Pauli in Gonza, da am Fest S. Ursulen Kirchweihe ist. VIII. S. Luciae zu Sjeusche, welche mit zweyen Altären versehen, als: S. Luden und S. Matthiae. Am Sonntage ! nach S. Andreae hat es hie Kirchweihe. IX. S. Valentini deß Priesters und Märtyrers zu Strasha. Diese Kirche hat den Anfang ihrer Erbauung gewonnen, aus der Andacht ihres jetzigen Pfarrers, Herrn Caspari Tunckelstemers. Denselben hatten seine Eltern in seiner noch zarten Jugend diesem Heiligen versprochen, mit einem solchen Gelübde, daß, wann er würde erwachsen seyn und studirt haben, er dem Priester eine brennende Kertzen in der Hand haltend, ein gantzes Jahr lang ministriren fotte, weil er in seiner kindlichen zarten Jugend mit Wahnwitz be-hafftet worden und sichs mit ihm zu einer Da» Bild Mercurii auf einem Stein allhie. Zine Segel» Sente so in der Eiden gefunden worden. Wird zu einer Pafsion»-Senlen gebraucht. Pfarrer, so dem H. Balentino in seiner Jugend verlobt worden, Mfft demselben zu Ehren eine Kirche bauen. Verbrennung der Kirchen S- Josephi in Etatiberg, noch schwerem Kranckheit angelassen. Darum ließ er hernach aus eignen Mitteln diese Kirche 8. Valentino zu Ehren bauen ; in Betrachtung, daß seiner Eltern Gelübde, weil es nicht sein eigenes, ihn nicht verbünde, einem Priester mit einer Kertzen in der Hand, ein gantzes Jahr über zu ministrimi. X. Die Kirche S. Biti und seiner Mitgesellen zu Bauno, allwo die Kirchweih ans den Sonntag nach Michaelis fällt. XI. 8. Stephani Protomartyris (deß ersten Märtyrers) in Teutschdorff, allda man am Sonntage nach dem Fest S. Johannis Baptistae Kirchweihe hält. XII. Die Kirche 8. Spiritus oder deß H. Geistes zu Témje, allwo die Kirchweihe am Fest S. Jacobi ist. XIII. S. Andreas zu Dolz, welche zween Altäre hat, nemlich, S. Andreas und S. Rochi und am Sonntage nach S. Lucien Fest Kirchweihe. XIV. Der beyden Heiligen Primi und Feliciani in Schöndorff. Die Kirchweih ist allhie am Sonntage vor S. Martini. XV. S. Laurentii in Bergdorfs. Diese Kirche hat zween Altäre, S. Laurentii und S. Georgii. Die Kirchweih wird gehalten am Sonntage nach dem Fest S. Biti und seiner Gesellen. XVI. S. Nicolai im Schloß zu Gurck-feld, welche drey Altäre beopffert, als S. Nicolai, S- Valentini und Matris dolorosae. Die Kirchweih ist dieses Orts am Fest S. Dionysii und seiner Gesellen. Allhie setzt es auch ein Beneficium, so die Herren von Moskau gestifftet haben, daß alle Feyertäge eine Messe gelesen wird. XVII. S. Josephi in Stattberg. Diese Kirche ist vor fünff Jahren, am 27 May zu Nachts durch eine Feuersbrunst, so von einem Hause im Schloß Gurckfeld, welches bey dieser Kirchen stund, ausgekommen, ergriffen und mit dreyen Altären, zwo Glocken, einem Kelch, ne-benst andren Kirchen Geräht und Zier-rahten, biß auf den Grund abgebrannt. XVIII. S. Johannis deß Evangelisten in der Stadt Gurckfeld. Diese Kirche hat vier Altäre, S. Johannis deß Evangelisten, deß Frohnleichnams Christi, S. Nicolai und Unser L. Frauen, Kirchweih aber am Sonntage nach dem Fest S. Dionysii und seiner Mitgenossen. Es hat auch diese Kirche im Jahr 1573 an dem Unglück der Stadt Theil haben müssen, als welche durch ein aufgegangenes Feuer samt derselben in die Asche geworffen worden. XIX. S. Floriani Kirche, die gleichfalls in der Stadt Gurckfeld und drey Altäre darinn befindlich, als S. Floriani, S. Barbarae und S. Leonardi. Allhie ist Anno 1666 von dem Pfarrern Mattina Bucella eine Brüderschafft deß H. Rosenkrantzes gestifftet. XX. Die Kirche deß H. Geistes im Hospital, welche auch in der Stadt Gurckfeld stehet, und da man an zween Altären der Andacht pstegt, nemlich am Altar deß H. Geistes und deß H. Abendmals. Diese Kirche ist von den Bürgern gestifftet und vordem nur eines Sattlers Werckstat gewest. Den Spital aber haben die Herren von Naihenburg (oder Neichenbnrg) fundirt. XXI. 8. Rosalise, so auf einem Berglein bey der Stadt Gurckfeld stehet, allwo man an dreyen Altären die Andacht verrichtet, nemlich, S. Rosaliae, S. Nicolai und 8. Antonii von Padua. Diese Kirche hat der Naht zu Gurckfeld, ne-benst andren Leuten, so das Ihrige mit beygetragen, Gott zu Ehren aufgerichtet im Jahr 1647, von wegen der Pestilentz, die im vorigen 1646 gewütet. XXII. Die Filial - Kirche S. Marci deß Evangelisten im Dorff Zerkla, in welcher eben so als wie in der Pfarr-Kirchen die Sacramente» administrirt werden. Sie hat drey Altäre, 1. S. Marci, 2. 88. Fabiani und Sebastiani, 3. S. Magdalen«; und ist eingeweihet worden im Jahr 1611. XXIII. Der HH. Hermagorae und Fortunati zu Karshkavas, darinn auch drey Altäre stehen, nemlich 88. Hermagorae und Fortunati, S. Georgii und S Margaritae. Allhie ist am S. Jacobs-Fest Kirchweihe und in dieser Kirchen ein grösser Graben, darinn, wie man sagt, ehedessen im Türcken - Kriege mancherley Geräht salvirt worden. XXIV. S. Petri deß Apostels zu Groß Mrashavo. Im Schloß zu Thurn am Hard, steht auch eine Capell Unser L. Frauen. In dieser gantzen Pfarr taufft man jährlich bey 200 Kinder und beerdiget ungefähr 120 Todten. In dieser Pfarr werden bey Gurckfeld , indem die Bauren ackern, viel SSene atte Römische Müntzen gefunden, deren -ll-Müntzen der vor diesem gemeldte Pfarrer Herr >n der Gkg-Nd Doctor Tunckelsteiner, als ein curiöser r ^farr' Liebhaber der Antiquitäten, mit sonderbarem Fleiß ziemlich viel bißhero zusammen gebracht, und vor wenig Jahren einem guten Freunde unterschiedlicher Römischer Keyser Müntzstücke, theils in Gold, theils in Silber, zugeschickt; welche ich am 267 Blat deß Zweyten Theils dieses Wercks schon benamt habe. Vor fünff Jahren ungefähr hat er auch über vierhundert Stücke bey einander gehabt, welche alle hin und wieder im Felde gefunden worden, wie man dann täglich derselben etliche, sonderlich wenn man umackert, findet. Dieselbe ist er gleichfalls einem guten Freunde zu Rom zugedacht. Und seynd darunter diese nachbe-tz Engst allda namte befindlich gewest: Regis Sclavoniae; Tunckllsteimr -luliae Mameae Augustae ; Maximi ; Ha-8«|ammitte driani ; Antonini, Aurelii Severi Ale-Psennigk"^' xandrini, Adriani, Septimii Getae Caesaris ; Severi Augusti; Gordiani; Vespasiani u. a. m. Wobey zu mercken, daß auf etlichen solcher alten Müntzpfenningen Hadriani und auf andren Adriani stehet. Wiewol beydes Einerley ist und der Keyser Hadrianus nur damit gemeynt wird. Unter denen von Metall fand man diese folgende: Gordiani Imperatoris, Maximini Imp. Valentiniani Augusti, Taciti Augusti, Maximiani Augusti, Maxentii Augusti, Hadriani Augusti, Kumeriani Augusti, Julii Philippi Augusti, Kervae Trajani Augusti, Antonini Augusti, Crispinae Augustae, Neronis Imperatoris, Gratiani Imperatoris, Aurelii Caesaris ; Licinii, Salonini, Probi Augusti, Claudii Augusti, Diocletiani Augusti, und dergleichen. Auf der andren Seiten deß Gurck-Flusses hat vor wenig Jahren ein Baur über viertausend Stücke solcher Müntzpfennige in einem grossen Hafen oder Töpffen gefunden, auf welchen allen an Stat der Uberschrifft gestanden CON-ST ANTINUS. Man findet gleichfalls auf der andren P°krr'^ Seiten des Gurck-Stroms anderthalb Meilwegs von Gurckfeld eine gantz warme, oder vielmehr heisseWasser-Quelle, welche ich in der kurtzen Topographia, als dem andren Buch dieses Wercks, ausgelassen. Solches ist vor Alters ein Warm-Bad und stattlich gebaut gewesen, wie man an denen in der Erden noch befindenden Überbleibseln abnimt. Warum mans hat lassen eingehn, weiß Keiner. Im Jahr 1676 am 12. Novembris Poffirliche trug sich in dieser Pfarr was Artliches A |S£. zu. Ein Bauer, Namens Hanns Glauas, tmmg eines hatte vor etlichen Tagen ans der andren, nemlich an der Steyrischen Seiten des , Sau-Stroms ein Paar Ochsen gekaufft, und spannete dieselbe an bemeldtem Tage vor den Wagen, legte sich hernach mit einem guten Rausch in den Wagen, und schlieff ein. Unter solchem seinem Schlummern und Schnarchen dieser zweyfüssigen vollen Sau rissen die Ochsen aus, und eilten in vollem Laufs dem Sau-Strom zu, schwammen auch über diesen schnellen, strengen, treffen und breiten Fluß hinüber. Als sie aber mit dem Wagen schon ins Wasser gekommen, und eine Sau die andre zu netzen begunnte, ward der Bauer allererst munter und sehr bestürtzt, daß seine inner* {liche Gurgel-Nässe ihm ein so gefährliches grosies auswendiges Naß auf den Leib gezogen, und erschrack desto mehr, je weniger er kunnte schwimmen. Weil er aber gleich* wol schlechte Lust hatte, auf den vorigen guten Trunck diesen mächtig-starckenGänse-Wein zu sauffen, und einen unerwecklichen Wasser-Schlaff zu thun, hielt er sich fest an den Wagen, und kam also samt dem Wagen vier- und zweybeinigtem Ochsen glücklich hinüber ans Gegen-Ufer, nicht ohne Männigliches Verwunderung. Aber dieser Laur hat Gott dem Herrn für solche Rettung dennoch nachmals eine schlechte Danckbarkeit erwiesen, sintemal er in folgendem Jahr am 22. Julii seinen Schwäher, Hanns Ruzizh (oder Ruzitsch), mit ; einem Prügel so grob begrüsste, daß Jener darüber den Geist aufgab. Worauf dieser Todschläger nach Croatien entflohen, allda ! er annoch sich enthält, und den Aufschub seiner verdienten Straffe verlängert, die vielleicht endlich desto härter ihn befallen ■ dörffte. An diesem mögte noch wol ein Mal : das Sprichwort, „Was hencken soll, ersäufst nicht," erfüllet werdenals welcher durch sein Verhalten eine solche Moren - Schwärtze deß Gemüts bezeugt hat, die der gantze Sau - Strom allerdings nicht abwaschen können, sondern vermutlich in seinem eigenem Blut ausgetilgt werden muß. Die £ ofidrer Ps°rr. Wer dieselbe priismürt. Ihre Pfarrern. Di« Psarr-Kirche. Die Filial-Kirchei, dieser Pfarr samt deren Altären. Wohin die Hvnigstdner Pfarr gehörig und wer sie präscntirt. Pfarr Söffeiii. Die Höjleiner pfarr. Wer dirfelbe praefintht Idre Pfarrern. Die Pfarrkirche. Die Ijiüat-Buchen diefer pfarr fami deren Altären. Diese ist Bischöfflich-Laybachisch, wird auch durch den Bischoff von Laybach prso-sentirt, und seynd allhie Pfarrern gewest, Andreas Achezez, Sebastianus Wisant und Hr. Johannes Jenko, welcher annoch diesen Pfarrdienst versihet. Die Pfarrkirche, welche in einem Tabor stehet, ist SS. Petri und Pauli und mit dreyen Altären geziert. Es gehören zu dieser Pfarrkirchen sechszehen Neben-Kirchen oder Filialen als: I. S. Leonardi am Rein, welche dreh Altäre und am Sonntage vor S. Bartholomsei Kirchweihe hat. II. S. Aegidii zu Bellach, in welcher drey Altäre stehn. III. S. Clementis zu Tupalizh, all-wo gleichfalls dreh Altäre. IV. S. Nicolai zu Matschach. Daselbst ist Kirchweyh am Ersten Sonntage nach dem Fest S. Jacobi. V. Die Kirche S. Jacobi na Gore (das ist, auf dem Berge.) VI. S. Laurentii, so gleichfalls auf einem und zwar gar hohem Berge steht und drey Altäre hat. VII. S. Stephani zu Sucha, darinn gleichfalls drey Altäre befindlich. VIII. Unser L. Frauen in der Kancker, auch mit dreyen Altären. Allhie ist Kirchweyhe am Fest der Kreutz Erhöhung. IX. S. Martini in Tarstanig, mit dreyen Altären. X. S. Sixti zu Predoslau, mit eben so vielen Altären. Am Sonntage nach S. Margreten ist allda Kirchweyhe. XI. S. Thomso in Freythof mit dreyen Altären, allwo am 1. Sonntage nach S. Aegidien Kirchweyhe ist. XII. S. Laurentii zu Kokerza, abermals mit dreyen Altären. XIII. S. Dominici zu Teretischah mit dreyen Altären. Am 1. Scnntage nach S. Georgii ist da Kirchweyhe. XIV. S. Magdalenre zu Rupa, da am 1. Sonntage nach artholomsei Kirchweyhe ist. XV. Unser Frauen zu Prinsckhau, mit dreyen Altären und anhangendem Ruhm der Miracul. XVI. S. Andrese zu Zirzizhah, allwo am Ersten Sonntage nach S. Oswald Kirchweyhe ist. pfarr Königstein. jhljalt, Wohin die Mmgstemer pfarr gehörig itnd wer sie praefmtirt. Jlanmt der Pfarrern. Die Pfarrkirche dafelhst fami den Altären. Ihre acht Jjtlial-f irchem Zahl der Mrlich-Gehorncn und Begrabenen. Die Hönigsteiner Pfarr gehört unter 6 Stephanus Shuble (Schulde,) Thomas tarnen6" die Probstey zu Rudolphswerth; dahero ! Paupertas, Jacobus Perne. Anjetzo hat Wrrer”' das Capittel zu Rudolpswerth dieselbe diese Pfarr Herr Martinas Shuager. präsentirt. Bey derselben seynd unter an- I Die Pfarrkirche ist 8. Canciani, und Di-dren diese Pfarrern gewest: Nicolaus Sei- | Hat drey Altäre und acht Filial-Kirchen, S” fa»1 denhof im Jahr 1445. Martinus Marz ; J welche heisten, wie folget. den Altär^ I S. Ursulse zu Taubenberg mit 1 VII. Unser L. Frauen zu Hmelziz, «là drehen Altären. ! (oder Chmelziz.) II. S. Mariae Magdalense im Tief- ; VIII. S. Georgii deß Märtyrers, zu fenthal, gleichfalls mit drehen Altären. ^ Zargdorff. III. S. Pauli im Unterforst. I Uberdas hat es in dem Schloß Hopffen- IV. Zu Matthsei zu Verch, mit zwey f bach eine zu dieser Pfarr gehörige Ca-Altären. I] pelle S. Pancratii. V. 8. Spiritüs (die Kirche zum Heil. Die Zahl der in dieser Pfarr jährlich Ge-Geist in Kamine.) . boriteti und Getaufften belaufft sich auf VI. SS. Primi mtl) Feliciani zu Karteien. ! 90, der Begrabenen aber auf siebentzig. Psar r-Kirche Archen Pfarr. so ^»rden. ea Pfarr Hrenouiz. slttljäll. Der Ilrenouišer Dfarr Dioeees und Praesentator. Dfarrer. Ifarr-gtrche. acht und Mantrig Miai - Kirchen dieser Dfarr. Kirche, fo vom ^Enea Silvio gctrcihet worden. Sehr alte (Otoche. Ter Hre- L°°iz-r i;i) Praestator. Pfarrer. Die Pfarr Hrenouiz gehört ins Stifft Triest, welches Stiffts Bischoff dieselbe auch präsentirt. Der jetzige Pfarrer heisft Balthasar Neffe. Die Pfarr-Kirche S. Martini bekommt einen ziemlichen Zulauff am Frohnleich-nams-Fest. So hat es allhie auch eine Brüderschafft deß H. Rosenkrantzes. Unter dieserPsarr-Kirchen seynd acht und zwantzig Filial-oder Neben-Kirchen, als: I. S. Petri zu Goritze II. S. Danielis zu Hrushuje. III. S. Gertrudis zu Slanine. IV. Der Heiligen Trinität zu Resderto. V. S. Ubatoci zu Belsko. VI. 8. Bricti unter Nanos. VII. S. Crucis zu Strane. Vlil. S. Nicolai zu Londol. IX. S. Michaelis in dem gleich benamstem Dorff S. Michael. X. S. Georgii im Felde. XI. S. Leonardi zu Goreine. XU. Unser Lieben Frauen beh Lueg oder Damma. Diese Kirche ist von dem gelehrtem vEnea Sylvio, damaligem Bischofs zu Triest, welcher nach seiner Erhö- hung zum päpstlichen Stuhl sich Pium den Andren genannt, eingeweihet worden. XIII. S. Justi zu Leisku. XIV. S. Jacob: deß Apostels zu Stu-denu. XV. S. Laurentii auf dem Berge Nanos. XVI. S. Ursulae im Felde. XVII. Unser Lieben Frauen zu Stermiza. XVIII. S. Bartholomaei zu Sagan. XIX. S. Gertruds im Bierbaumer Walde. XX. S. Catharinen Kirche zu Groß Ottog. XXI. S. Magdalenen im Walde. XXII. S. Andreae im Felde. XXIII. S. Elisabethen zu Klein-Ottog. XXIV. S. Annen zu Hrashze. XXV. S. Barbaren zu Studeniz. XXVI. S. Floriani zu Nußdorff, beh welcher Kirchen eine sehr alte Glocke zu finden. XXVII. S. Laurentii, die gleichfalls zu Nußdorff steht. XXVIII. S. Nicolai im Felde beh Nußdorff. Zahl der >ähr!ich Ge-bornen und Begrabnett. Lehr alt« Glocke. Die Psarr Hrushiza. Warum der Herr Haupt-Author von dieser Psarr keine mehrere Nachricht erhalten können. Die Psarr- Kirche daselbst. Die 14. Filial- Kirchen. |)fttiT Hrusliiza. Die Dfarr Hrushiza. Warum der Herr Haupt-Aulkor von dtefer Hfarr keine mehrere Aackrirkt erkalten können. Die Marr-Kirche daselbst. Die vierreken Mml-Mrchen. Gewaltig hohe Linden. Die sieben Vicariat-Kircken ben dieser Marr. oder Hruskizza oder Neu- Die Psarr Hrushiza ligt nahe bey Castell novo haus auf dem Carst. Als ich vor eylff oder zwölff Jahren diese Oerter durchreisete, war ich annoch nicht gesonnen, eine so genaue Beschreibung der Pfarren auszusetzen; weßwegen ich* damals nicht eben Alles ausgezeichnet. Welches mich aber nach der Zeit hat gereuet. Denn da ich hernach gern wissen mögen, wer das Einsatz- oder Lehn - Recht (Jus Patronatüs) oder die Präsentation dieser Psarr hette, auch was für ein Pfarrer daselbst wäre, hat mir dißfalls keine Nachricht gedeyen wollen; ohnangesehn ich manches Mal darum geschrieben, auch einige Boten dahin abgeschickt und einige Beschreibung von dem Pfarrer gebeten. Dann die Leute selbiges Orts machen sich gleich allerlei; Gedan-cken und argwöhnende Einbildungen, geben derhalben auf dergleichen Fragen eben so gern und willig Antwort, als wie ein geriebener Bimsenstein Wasser. Die Psarr-Kirche aber und Neben* Kirchen habe ich mir bekandt gemacht. Jene, die Pfarr-Kirche, ist 8. Chrysogoni deß Märtyrers in dem Dorff Hrushiza und hat drey Altäre, nemlich, Chrysogoni, Unser L. Frauen und S. Catharinen. Unter ihr seynd vierzehen Filial-Kir-chen und ein Vicariai mit acht Kirchen. Die Filial - Kirchen seynd diese: I. S. Viti in besagtem Dorff Hrushiza. II. S. Antonii deß Abts bey Hrushiza, welche drey Altäre hat, S. Antonii, 8. Crucis und Unser L. Frauen. III. S. Michaelis deß Ertz-Engels zu Lozhane. VI. S. Johannis Chrysostomi zu Javo- rie, in welcher zween Altäre seynd, S. Johannis Chrysostomi und S. Sebastiani. V. S. Lucae und S. Catharinse. VI. 88. Primi und Feliciani zu Gradi- szhe. Bey dieser Kirchen stehn zween Lin« @ema(tig denbäume von mächtiger Grösse und Höhe, h°h« emd-«-welche der vorbey-reisende Italiäner solcher ihrer ungemeinen Höhe halben li Arbori del Sole, Sonn en-Bäum e, zu nennen pflegt, und zwar nicht übel, weil sie auch für der Sonnen mit ihrem Schatten zum Schilde dienen. VII. S. Iacobi auf dem Berge Goléz, VIII. S. Cantiani, welche Kirche eben so wol der Berg Goléz erhöhet. IX. S. Antonii von Padua zu Pollane. X. S. Jacobs deß Apostels zu Pod-gradarn. XI. S. Rocht zu Razhize. XII. S. Stephani deß Papsts und Märtyrers bey Razhize auf dem Berge. XHI. S. Martini zu Sobognane. XIV. S. Mariae Magdalenae. In dem Schloß Castell novo oder Neuhaus hat es auch eine Capelle. Obgedachtes Vicariai aber, welches Pregarla genannt wird, hat ohn die Vicariai - Kirche, welche zu Pregaria und dem H. Lamentio gewidmet ist, sieben Kirchen unter sich, als: I. 8. Francisci Seraphici zu Janesa- siebe« noherdo. II. S. Hieronymi zu Zhelene. AA. III. Die Dritte, deren Nam und Patron mir unbekandt , ist zu Presole. IV. Der H. Trinität zu Gaberg. V. S. Mauri deß Abts zu Riauzhe. VI. S. Johannis deß Evangelistens zu latri. VII. S. Petri deß Apostels bey Bre-savo berdo. Die Psarr tauchen. Wer diese Pfarr pre-featirt. Ihr, Pfarrern. Die Psar. '"che daselbst. psarr Inudien. Risali, je Pfarr Jauchen. Wer (liefe Darr prefentirt. Ihre Pfarrern. Die Pfarr-Wrche dafelbst. Ihre Mlial-Kirchen. Diese im Aglarischen Sprengel (oder Dioeces) begriffene Pfarr ist Keyserlich, und wird vom Keyser presentici. Sie Hat zu Pfarrern gehabt Mathiam Moder, Adamum Komatar, anjetzo aber den Herrn Gregorium Peutz. Die Pfarrkirche hat den S. Georg zum Patron, und drey Altäre: S. Ge- orgii, Unser L. Frauen und S. Stephani. Ihrer Filial - Kirchen seynd zwo, als: I. S. Kunigunden in Tabor. Diese Kirche nennet man also, weil sie in einem Tabor steht. II. S. Nicolai zu Nagarapetzh, wo-bey am Fest S. Mariae Magdalenae Kirchweyhe ist. D» Psarr Jelshana. 3f)tt Dio«. Ct8 und S" -- A^'ger Psarrer daselbst. A« Psarr-^lrche. Di- Filial- Archen d-rs-lben pfarr JeWana. Ist Pfarr Jelshana. Ihre gioeces und wem sre gehört. Jet-ige Pfarrer dafelbjl. Ihre Pfarrkirche. Die ^itiat-lirchen derfelben. Die in der Polensischen Diceces be-stndliche Pfarr Jelshana ist gleichfalls Keyserlich, weßwegen der Keyser sie auch zu vergeben Hat als Fürst deß Landes. Anjetzo ist daselbst Pfarrer Hr. Johann Frantz von Stemberg. Die Pfarrkirche ist B. M. Virg. in ccelos assumtae (Unser L. Frauen Himmelfahrt). Die Kirchweyhe hält man am Fest deß Fronleichnams Christi. Sie hat folgende Filial-Kirchen unter sich: I. S. Annen zu Dolerne ; II. S. Catharinen zu Novakrazina, und allhie setzt es Kirchweyhe am S. Margreten-Fest. III.S. Johannis Baptistae zu Sckusak. IV. S. Georgii zu Lisec. V. S. Helenae zu Lipa, allwo auch am Fest S. Helenae Kirchweyhe ist. VI. S. Nicolai zu Ruppa. VII. S. Pauli deß Ersten Einsiedlers auch zu Ruva. VIII. S. Antonii deß Abts zu Scheb-kaine. IX. S. Michaelis zu Pasiak. X. 8. Spiritus zu Berze. XI. Der allerheiligsten Trinität zu Berdu. XII. S. Nicolai zu Bergud. XIII. S. Antoni: von Padua, auf dem Pfarrkirchhofe zuJelshana. Jgg. jhfialt Mer die Jgger-Pfarr prefentirt. Samen der Pfarrern. Die Pfarrkirche und derfelben fünf Altäre. Zwo žu diefer Pfarr gestMete Huben. Die vier und ZwantAg 33* Ih»e Fili* al-Kirchen. Wer die Jgger- Psarr presentir! Namen der Pfarrern Die Psarr-Kirche und derselben fiinff Altäre. Zwo zu dieser Psarr gestifstete Huben. Die vier und zwanzig Filial-àchen dieser Kirchen. Mlial-Kirchen dieser Kirchen. Warum bey der Filial I. Georgii die Kirchweyh ahgefchaft morden. Die Rudera althie einer vormaligen ßtadt. Däpstliche Hüll der Kirchen K. Moriani. Kirche, so oft mit einem Schein umgeben rnird. S. Keonardus schreckt die Türcken zurück. Wunderbare Erkaltung der Kirchen S. Michaelis 21t Ayfehdorß. Alte Miintèen, so beg S. Margareten in Gotta ausgegraben werden. Eine Mrnrne bejthtt den Weg nach der Kirchen 21t bahnen. Geflügelte Amciffen, so am Geburts-Tage S. Marten 21t dieser Kirchen kommen. Was Kirchen-Syndici in Lrain fepd. Die Igger-Pfarr gehört ins Stifft Laybach und wird auch vom Bischofs zu Laybach preseutirt. Allda seynd Pfarrern gewest, Georgius Schrepper, Mattheus Dienstmann, Johannes Dienstmann, Johannes Rosmann, Johannes Aitetpeß, Johannes Andreas von Stemberg, Ca- i nonicus zu Laybach, Johannes Andreas:j Zigule, Johannes Bertholdus von Höefer. : Ansetzo steht derselben vor Herr Johan- ; nes Zerer, (oder Zehrer) Canonicus zu! Rudolphswerth. Die Pfarrkirche ist zu L>. Martini, in dem Dorff Brundorff, und hat fiinff Altäre. 1. S. Martini. 2, Fronleichnams Christi. Diesen hat vorzeiten die Andacht deß Heren Tobias von Engelshaus auf-gerichtet und Papst Urbauus der Achte | mit völligen Ablaß begabt. 3. S. Catha-11 riuen. Dieser Altar ist auch mit einem Beneficio versehen. 4. Unser L. Frauen jj Altar, welchen die Herren von Engels-1 Haus gestifftet. 5. 88. Fabiani und Sebastiani, welchen Altar vormals die Herren Gallen gestifftet. Herr Wilhelm Praunsberger und deffen verwitibte Mutter Anna haben im Jahr 1519 zu dieser Pfarr-Kirchen zwo Huben gestifftet, doch mit Vorbehalt deß Rechtens Advocatiae und Robattae. Zu dieser Psarr gehören folgende vier und zwautzig Filial-Kirchen: I. S. Ursulas, welche Filial-Kirche auch zu Brunndorff steht und im Jahr 1672 am Fest S. Udalriei samt gemeld-tem Dorff in einer Feuer-Brunst drauf gegangen, aber hernach wiederum zierlich und sauber aufgebauet worden. Sie hat drey Altäre: S. Ursulas, S. Marien und S. Florians. Man sagt, daß diese Kirche stehe auf einem höltzernem Fundament, weil der Boden gar zu feucht und morastig. II. S. Georgii, auf dem Berglein oberhalb Brunudorff. Allhie ist ehebeffen eine volkreiche Kirchweyhe gewest, so am Fest 8. Georgii ihren Anfang genommen und zwey oder drey Tage gewatet, aber um der vielfältigen dabey vorgegangenen Rauffhändel, Schlägereyen und Todschläge willen endlich abgeschafft worden. Man findet allhie überall viel alten Schutt oder Versalluissen in der Erden als unzweiffelhaffte Anzeigungen, daß vormals allhie eine Stadt gestanden. III. S. Hermagoras und Fortunati zu Mathesdorff (oder Matthena). Dieselbe hat drey Altäre: 1. 88. Hermagorae und Fortunati. 2. B. Marias Virg. Dolorosae. 3. 8. Floriani. Diese Kirche hat eine Päpstliche Bull mit Indulgen-tieu und soll, wie man sagen will, vor diesem die Pfarrkirche gewesen seyn. IV. S. Andreas zu Wrest (oder Brest). Diese Kirche ist vom Laybachischeu Bischof Thoma Chrön im Jahr 1614 eingeweyhet und besitzt köstliche Reliquien, wie an der Taffel, welche nechft beym Altar an der Mauren angehefftet, zu lesen ist. V. Unser L. Frauen zu Thomiste. Welche zween Altäre hat: Nemlich Unser L. Frauen, so durch die Herren von Engelshausen vorzeiten gestifftet ist, und deß Abts 8. Antonii. Diese Kirche soll offtmalls bey der Nacht mit einem Schein oder Glantz umgeben werden, wie man mich berichtet. Ehedessen hat man nach dieser Kirchen grosse Kirch- und Wallfahrten verrichtet, welche vielleicht jetzgedachter nächtlicher Glantz erwecket hat. VI. S. Johannis Baptistae im Walde. Man sagt, um diese Kirche pflege ein Wald herumgehen. VII. S. Laurentii in Iesern. VIH. S. Annas auf dem Berge oberhalb Pobpetz, darinen drey Altäre stehen, Warum H ser Filial s. Georg« die Kirchwc'l! abgeschasfi worden. Die Ru der» allhie einer vormalige» Stabt. Päpstlich-Bu« der Kirchen ©• Floria ni. Kirche, f6. off! mit einem 2»->« umgebe» wird. ®. $timatbu8 Arcckt die Würden zurück. Wunderbare ^Haltung Kirchen Michaelis iU Ayschdorff. nemlich 8. Annae, Unser L. Frauen und 8. Nicolai. Am Fest S. Annae kommt allhie ein grosses Volck zusammen. IX. S. Thomas in Planina. X. S. Leonardi zu Ober-Jgg. Diese; Kirche ist mit einer eisernen Ketten umspannet , und als einsmals die Türcken angekommen, diese Kirche zu plündern und zu verwüsten, sollen sie durch eine heimliche Gewalt ihres Patrons, deß heiligen Leonardi, abgeschreckt und zurück getrieben worden seyn. XI. S. Gertruds an der Aysch (dieses ist ein Fließwasser.) XII. S. Michaelis zu Ayschdorff, Crainerisch Ishkavas genannt. Diese Kirche ist gleichfalls durch Göttliche 1 Krafft für den Türcken geschützt worden, als dieselbe die Kirchthür mit Apten aufzuhauen und die hinein geflüchtete Christen zu erwürgen getrachtet. An-gesehn viel Jahre lang hernach die Zeichen der Hiebe an der Thür noch erschienen, biß im Jahr 1682 eine neue Thür gemacht, solche alte hingegen zerbrochen und weggeworffen worden. XIII. 8. Crucis (oder die Kirche zum heiligen Kreutz) gleichfalls zu Ayschdorff (oder Ishkauas.) XIV. S. Udalrici in Kremenza. XV. S. Ruperti zu Sharsku. XVI. S. Gregom. xvii. SS. Simonis und Judss zu Pjauagoriza (oder Piauzbühel.) XVIII. SS. Primi und Feliciani zu Gradiscile. Dieses Orts muß vormals auch eine Stadt seyn gewest oder etwan ein grosses Schloß; weil man weit umher allda in der Erden alte Überbleibsel von gehauenen Steinen antrifft, imglei-chen viel alte Römische Müntzen. XIX. S. Petri in Vérch. XX. S. Viti in Shelimble bey Hammerstill. Diese Kirche ist durch die Herren von Engelshaus gestifftet worden. XXI. S. Jacobi in Strahomer. xxil. S. Margarete in Golla. Auf diesem Berge ist vor Alters gleichfalls | entweder eine Stadt oder ein ansehnliches und weitläufftiges Schloß gestan- den, sintemal man allhie eben so wol in der Erden alte Bau - Trümmer, gehauene Wercksteine und alt - Römisches Geld genug findet Die Gelegenheit deß Orts giebt auch gnugsam zu mercken, daß solche vormalige Stadt oder Schloß müsse fest gewest seyn. XXIII. Unser L. Frauen in Worreshek. Diese Filial-Kirche steht auf einem hohen Berge, welchen bey Winters - Zeit ein dicker Schnee bedeckt ; weßwegen der Meßner bißweilen nach der Kirchen hinauf zu gehen verdrossen gewest, und also die Glocken ungeläutet gelassen; worauf endlich die benachbarte Leute von der Kirchen herunter eine Stimme gehöret, welche geruffen, man sollte dem Mesner den Weg bahnen, welche Bahn man auch alsofort hieraus gemacht habe. Ich gebe es, wie mirs erzehlt worden, und verspreche keine Bürgschafft für die Gewißheit. Sonst geschehen aber volckreiche Wallfahrten zu dieser Kirchen. Es scheinet auch dieses Wunder-würdig zu seyn, daß alle sieben Jahre am Geburts-Tage Unser L. Frauen, welcher diese Kirche gewidmet ist, eine groffe Menge Ameissen mit ausgebreiteten Flügeln sich allhie versammle», und nachdem sie in dieser Kirchen acht Tage lang verweilt, endlich wieder hinwegziehen. Ob man diese Ameiffen gleich mit Füffen tritt, werden sie dennoch also nicht zertreten noch zermalmet, wie mich nicht allein die Syndici dieser Kirchen, sondern auch andre glaubwürdige Personen berichtet haben. Syndicos nennt man in Crain die Kirchen - Pröbste, deren bey jeder Kirchen zwey, drey oder auch vier befindlich und Achtung haben auf Kirchen-Güter, wiewol es nur gemeine Baur-Leute seynd. (f) XXIV. Die Kirche S. Nicolai htViso-ku, welche von einem Mahler, so ein Kärndter von Villach in Kärndten gebürtig gewest, gestifftet worden im Jahr 1440, wie aus einer alten, vor dem Chor gesetzten Jnscription zu vernehmen ist. t) In Deutschland nennet man« Kirchen - Vorsteher ober Kirchen-Juralen. Ale Milritzen, so Bet) B-Margareten in Golla ausgegraben .verben. Sine Stimme »ifchlt ben ZBeg nach oer Kirchen ;n Bahnen. Geflügelte Ameissen, so im Geburt 8-£age S-Marien zu biefer Kirchen kommen. Was Kirchen» Syndici in Train seynd. Di« S. Johannis Pfarr im Stifft Biben, Die Psarr S Johannis beh Tybein. Wer die Pfarr S. Jörgen presentirt. Was für Pfarrern allda gewest. Ihre Psarr-Kirche samt deren Altären, Filial-Kirchen derselben samt den Altären und Kirchweyhen. pfarr 8. Mnnnis. Die S. Johannis Pfarr im Stifft (oder Diceces Biben) wird von der Gemeine deß Orts presentirt, und ist anjetzo Gregorius Beniz Pfarrer allda. Die Pfarrkirche hat den S. Johann zum Patron, und ligt diese Pfarr in Jster-reich. Der Neben-Kirchen halben habe ich keine Nachricht erlangen können. pfarr 8. Mannis Key Ipcin. Bey Tybein (oder Tywein) ist gleichfalls eine S. Johannis Pfarr, so aber Keyserlich. Die Pfarrkirche ist gleichfalls dem S. Johann gewidmet und ein grösser Vorraht von heiligen Reliquien darinn befindlich. Von ihren Filial-Kirchen und andren Umständen muß ich meine Unwiffenschafft gestehen ; wiewol dieselbige aus keiner un-steissigen, sondern vergeblichen Nachfrage herrührt. pfarr 8. Jörgen. ){n h 311. Wer dic §prr S. Jörgen yräfeatirt. Was pr Dprrern allda gewest. Are Marrkirrbe (amt deren Altären. Mlial-Jircken derselben (amt den Altären und Mrcliweihen. Dreg friphe Xteipr waeftpn aus einem dürrem Kreuts e. Die bey Crainburg ligende Pfarr S. Jürgen, ist dem Aglarischem Diöces verwandt, sonst aber dem Frauen-Kloster Michelstäten; darum sie auch von dem Frauen - Kloster Michelstetten praesentirt wird. Die Pfarrern seynd allda gewest, Johannes Baptista Textor, Dominicus Ma-sey, welcher hernach ein Capuciner und Pater Samuel genannt worden, Octavius Amigon, und Matthias Caspertschitsch. Die Pfarrkirche ist zu S. Georgii und hat drey Altäre, nemlich S. Georgii, Unser Frauen und S. Jacobi, am Sonntage aber vor Aller Heiligen die Kirchweihe. Der Filial - Kirchen seynd eylff: I. S. Michaelis in Olscheuez, darinn drey Altäre: 1. Unser L. Frauen, 2. S. Matthise, 3. 8. Johannis Baptistae. II. Die Kirche S. Johannis Baptista zu Lausach, darinn zween Altäre seynd; 8. Johannis Baptistae und 8. Andreae. Und bey dieser Kirchen hat man Kirchweihe am Sonntage nach S. Bartholomaei. III. S. Bartholomaei zu Loqui mit dreyen Altären, 8. Bartholomaei, 8. Nicolai und S. Marien. Am Sonntage nach 88. Petri Pauli hält man da Kirchweihe. IV. SS. Simonis und Indae zu Voglach mit dreyen Altären; 1. 88. Simonis und Judae, 2. Unser L. Frauen 3. 88. Primi und Feliciani. Zur Kirchweyhe dieses Orts ist der andre Sonntag nach Michaelis verordnet. V. S. Matthaei zu Hrastie, allda am Sonntage vor dem Kreutz-Erhöhungs-Fest Kirchwey celebrirt wird. VI. 8. Crucis (oder zum heil. Kreutz) zu Perbeizh, mit zweyen Altären, 8. Crucis und Unser Frauen. Allda hält man Kirchweih am Sonntage nach der Kreutz-Erhöhung. VII. SS. Viti und seiner Gesellen zu Navishokim, welche Kirche diese drey Altäre hat, S. Viti, Unser Frauen und S. Antonii von Padua. In dieser Kirchen ist auch eine Capelle deß heiligen Grabes. VIII. S. Udalrici zu Hottemasch, mit 2. Alltären, S. Udalrici und der beyden Heiligen Rochi und Sebastiani. A Achte begehet man Kirchweihe am Fest S. Magdalenen. IX. 8. Radegundis (einer Königinn) welche Kirche zu Mitterdorff ist und drey Altäre hat, nemlich der H. Radegund, Unser L. Frauen und S. Laurentii. Zur Kirchweih ist hie der Sonntag nach S. Laurentii erkohrn. X. S. Catharinrn, so gleichfalls zu Mitterdorff ist, attivo am Sonntage vor S. Magdalenen die Kirchweyhe ist. XI. 8. Josephi zu Hujach, nechst bey Crainburg. Diese Kirche hat man im Jahr 1660, von den Almosen, so durch die Nachbarn hin und wieder gesammlet Sret) jtifd)e worden, erbauet. Hiebey fällt dieses gar steifer dmckwürdig, daß vor Aufrichtung solcher Kirchen aus einem an selbiger Stätte t:cu§e. in der Erden steckendem dürrem Kreutze drey frische Reiser oder Sprossen hervor gewachsen. D-r àscha-25 Psarr «Ser fte ^chutirt. Ihre Narrerà. T» Psarr-ksrch- und «rrqweih.. D'« Filial-^rche, f0 SS» worden. Uarr äerfdian. « Her Iierfckaner pfarr Diceces. Wer fte praefentirt. Ikre Pfarrern. Die ßfarr-Hircke und Mrchweike. Die Mial-Mrcke, fo dem Herrn Haupt - Autkor nur dekan dt worden. Umgehender Modler wird aufgegraben und enthauptet. Zahl der jährlich OetauMen und Gestorbenen. haben am ersten Tage in der Fasten nach der Meffe einen zwey und zwantzigjäh-rigen Jüngling, welcher schon vor etlichen Tagen begraben war, wieder aus-gegraben, weil er ihrem Vorgeben nach nächtlicher Zeit aus dem Grabe hervorgegangen und andre Leute sehr verun-ruhigt hatte; deßwegen sie nach Eröffnung deß Grabes ihm den Kopff abae-schnitten; Massen solcher Gebrauch allhie in Oesterreich und in der Graffschafft Mitterburg gar gemein ist. Woraus der Leichnam viel Bluts hat fliesten lasten. Wie ich solches schon anderwerts ausführlicher beschrieben. In dem Schloß Kerschan, steht auch eine Capelle S. Johannis Baptistse. In dieser Psarr werden deß Jahrs j über ungefähr vier und zwantzig getaufft 1 und zwantzig begraben. Die Psarr Kerschan oder Chersan, so ein Glied der Polensischen Diöces ist, gehört unter die Graffschafft Mitterburg; weßwegen der Fürst von Aursperg dieselbe präsentirt. Dieser Psarr seynd folgende Pfarrern vorgestanden: Antonius Corich, Antonius Domian, Johannes Zatovich, Martinu s Usach und Thomas Lasarich der jetzige. Die Psarr-Kirche ist zu Kerschan, und dem Abt 8. Antonio gewidmet. Bey derselben ist Kirchweih am 17. Jenner und auch am Fest S. Jacobs. Es hat diese Psarr verschiedene Neben-Kirchen (Filialen meyne ich) unter sich, welche ich aber nicht in Erfahrung ziehen können, ohn allein die S. Jacobs-Kirche nechst bey Kerschan, bey welcher sich einsmals diese Abentheur begeben: Etliche dort herum wohnende Leute Umgehender Todler wird aufgegraben und enthauptet. Zahl der jährlich Ge-taufften und Gestorbenen. psarr ficifferfeM. Inhalt. Der Mrr Iepferfeld Diceces. Wer diefelbe prafentirt. Jetziger Pfarrer dafelbst. Die Pfarr-iiirche. Die Jjitial zu Anfer I. Aauen. Der Pfarr Kehserf.ld Diveces. Wer dieselbe prsesentrt. Jetziger Pfarrer daselbst. Die Pfarr-Kirche. Die Keyserfelder Pfarr ist dem Stifft oder Diwces Farenzo einverleibt, aber unter die Graffschafft Mitterburg gehörig. Derh alben presentiti sie der Fürst von Aursperg, und ist anjetzo Herr Andreas 1 Bozech Pfarrer daselbst. Die Pfarr-Kirche ehret 8. Marcum für ihren Patron. Unter den Filial-Kirchen befindet sich die zu Unser L- Frauen ad nives, oberhalb Keyserfeld auf dem Berglein, allda am 5. Augusti eine grosse Andacht ver-j richtet wird und ein häuffiger Zulaufs geschicht. Von den übrigen Neben-Kirchen ist mir die Nachricht ausgeblieben. Die Filial zu Unser L. Frauen. Marl ilfifiin. Inhalt. Wo die Pfarr Hhtan ligi. Heutiger Kam Mnrniens. We Marr-Hircke. Die Milial-Hirchen derselben- Warum man hie die Mrckweih abgethan. Wo die Pfarr Khlan liegt. Heutiger Nam Libur nienS. Die Pfarr-Kirche. Tie Filialkirchen derselben. Warum man hie die Kirchweih abgethan. . Die Pfarr Khlan oder Klano, ligt in Liburnien, das ist (wie man heutigs Tags selbige Landschafft nennet) an der Poyk. Die Pfarr-Kirche derselben, so 8. Hieronymum zum Patron hat, wird von folgenden Filial-Kirchen vergesellet: I. Von der Kirchen 8. Antonii von Padua, so gleichfalls zu Khlan befindlich. II. 8. Rotili, ebendaselbst zu Khlan. III. Der Heil. Trinität im Schloß Khlan. iv. S. Magdalense zu Paka. Allhie zu Khlan hat man zwar ehe-deffen eine grosse Kirchweyh gehalten, welche man aber endlich abgeschafft, zu Verhütung der Rauffhändel und Schlä-gereyen, worüber gemeinlich drey, vier, oder fünff, ja bißweilen auch wol mehr Personen erschlagen worden. Denn wo viel Weins sonderlich unter dem geimeinem Pö-fel hinein sliesst, da fliesst leicht auch viel Bluts heraus. Zumal dort herum in Liburnien, da die Leute sehr barbarisch und einander die Köpffe mit Kannen, oder Krügen, oder Prügeln, oder was sonst manchem vollen Zapffen am ersten in die Faust kommt, so unsanfft berühren, daß Hören und Sehen, ja vielmals das Leben drüber verschwindet. Dannenhero man billig solchem Unheil und andrem unordentlichen Wesen durch Verbietung der Kirchweyhe, die Nahrung oder Veranlassung und Gelegenheit entzogen hat. DiosceS der Psarr Kofi« Wer fte prae smtirl. Mim' lioftd. itali, lioeccs der Pfarr Hostel. Wer fie praefentirt. Ihre Pfarrer. Die Pfarr-Kirche. Mial-Hirchen. Diese Psarr Kostel (oder Kastel) so ein Gliedmaß der Aglarischen Diooces, ist Keyserlich oder Landsfürstlich; wird demnach von dem Keyser presentiti. Ihr Pfarrer. Hat anjetzo zum Pfarrern den Herrn Martinum Bostianziz. Die Pfarr-Kirche. Die Pfarr-Kirche ist zu Unserer L. Frauen und hat drey Filial-Kirchen unter sich: I. Zu den H. drey Königen zu Kostel. II. S. Jacobi deß Kleinern (S. Ja-cobi Minoris) in Abbel. III. Der H. Trinität zu Podpezh. Uber das ist im Schloß Grafenwart eine Capelle S. Antonii von Padua. Filial-Kir' cheti. pfarr äooorie. Ünhnlt. ter vfarr Kho-Torie. Wer sie -u vergeben hat. 2hn Pfar. tetn. Dioeces der pfarr Khovorie. Wer sie Pfarr-Kirche famt Die Pfarr Kovor (oder Khovorie) ist in der Aglarischen Dioeces, aber dem Kloster Landstraß zugehörig, welches dieselbe auch deßwegen hat zu vergeben. Unter ihren Pfarrern zehlet man Clementem Augustinzhiz, Matthiam Otta-vium, Sebastianum Pushar, Clementem Justinstziz, Georgium Koscher, Niver- SU rergeben hat. Ihre Pfarrern. Ihre derselben Altären. dium Groschel, nnd den Herrn Alexander Bobek, als jetzigen Pfarrern. Die Pfarr-Kirche 8. Johannis Baptistae hat dreh Altäre: 1. 8. Johannis Baptistae, 2. 88. Sebastiani und Fabiani, : und 3. Unser L. Frauen. Ob bey dieser Pfarr einige Neben-^ Kirchen seyn oder nicht, ist mir unwissend. ?** «far. pfarr Kraxen. Inhalt. )ioeees und Presentatici! der pfarr Kraxen. Ihre Pfarrern. Ihre Pfarr-Kirche. Zie fiinff Heben-Kirchen in dieser pfarr. Kwece« und vraefenta, "°n ber Ps°rr Diese ist im Begriff deß Stiffts Laybach, welches auch dieselbe prwsentirt (oder vergiebt.) Sie ist von folgenden Pfarrern versorgt worden: von Jacobo Martinzek, Johanne de Albertinis, Johanne Archar, Michaele Fabro, Johanne Mikusch, Mihaele Terzelio, Johanne Terzelio, und Herrn Andrea Juvan, welcher noch jetzo derselben vorstehet. Die Pfarr-Kirche ist S. Thomse deß Apostels. Die Neben-Kirchen, deren sie die Mutter ist, seynd: I. Unser L. Frauen in Kherstetten, da es einen Tabor hat. II. S. Leonardi zu Pischaniz. III. S. Oswaldi unterhalb Trojanerberg. IV. V. S. I Golzaj. Petri zu Glogowiz. Agnetis auf dem Berge pfarr ßeifgm Kxeaß. jUnttaH, Wohin die Pfarr Heiligen Kreuts gehörig. Jetsiger Pfarrer daselbst. Die Pfarr-Kirche samt den Altären. Ihre sehen Mal-Kirchen. Diese Pfarr gehört unter das Kloster n die vtarr 8inbar gehört. NŽn$"” S.”1*"' Wokin die Pfarr Jindar gekört. Der Pfarrer dafelbst. Die Pfarrkirche. Begrabenem irird ein Mnkl durch den Jeib gefcklagen. Einem Diese Pfarr, so dem bischöfflichem Stifft Biben vergliedert ist, gehört unter die Grafschafft Mitterburg und wird durch den Fürsten von Aursperg presentirt. Daselbst ist anjetzo Pfarrer Seba-stianus Sestan. Die Pfarrkirche ist SS. Hermagorae und Fortunato gewidmet. Bey derselben hat man vor etlichen Jahren einen tobten Körper, welcher zu Nachts auferstanden und umhergegangen, aus dem Grabe hervorgezogen und ihm einen Pfahl durch den Leib geschlagen, wie bey andren Orten mehr geschehen, und anderswo von mir mit Umständen beschrieben ist. Die Filial-Kirchen dieser Pfarr habe ich nicht erfahrn können. P." di-K°rr „bet ?'.cariat «oitfH Nentirt. »Sr, !%”«• pfarr lotffdi. Inhalt, Wer die Pfarr oder Vicariai Joitfck presentirt. Jetziger Pfarrer. Die Kirche. Ihre Mial-HircKen. ;rr- Die Pfarr oder das Vicariai Loitsch wird dem Stifft Laybach eingerechnet, auch durch den Bischoff von Laybach presentirt. Allda ist dieser Zeit Pfarrer Johannes Butkouitscli. Die Pfarrkirche, so zu Unser L. Frauen hat unter sich sechs Filial-Kirchen, als : I. S. Crucis (zum heiligen Kreutz) auf dem Dorff Loitsch, allwo ein Tabor ist. II. S. Johannis. III. Der heiligen Trinität zu Debei-nauas. IV. S. Nicolai nahe bey Doleinauas, so einen Tabor hat. V. S. Barbarae zu Naraunuka. VI. 8. Laurentii in Uroutach. Dieses Vicariai gehört unter die Pfarr Ober Laybach. obev Sicari - Dw Pfarr oder Vicariai Laserbach, so a,ichd), a ins gemein Loskipotok genannt wird, gehört unter die Pfarr Oblok, deren Be- Pfarr odrt Dirimat fafetfiaifi. schreibung ich sie auch unten mit einfü-gen werde. Zahl der Setaufften und Todtk» in dieser Psarr. Einem Be. grab enem wird ein Pfahl durch den L eib geschlagen. Wohin die Psarr Louraua gehörig ist. Wer anjetzo Pfarrer daselbst. Die vier Canonici unter demselben. Wer dieselbe ernennt. Lie Psarr« Kirche samt ihrm Altären. Ein sehr altes Marien-$ilb, so onnoch wie gantz nen scheinet. Wer die Psarr Lnstthal xräsentirt. Psarr louraua. Inhalt. ^ohttt die Psarr Jomana gehörig ist. Wer anjetžo Pfarrer dajfelbst. Die rier Canonici unter demselben. Wer dieselbe ernennt. Die Murr - Kirche jfarnt ihren Altären. Ein sehr altes Marien-Md, ]jo annoth wie gantx neu feheinet. Das Gestisti Lu I. Mariae Magdalenas. Zahl der jährlich Gehörnen und sterbenden. Diese Psarr ist der Diöces von Pola zugethan, sonst aber unter die Grafschafft Mitierburg gehörig, daher auch das Recht der Präsentation dem Fürsten von Aurs-perg zustehet. Der heutige Pfarrer daselbst ist Herr Thomas Chomsa, Abt zu 8. Georgii. Dieser Pfarrer hat allhie zu. Louraua auch vier Canonicos unter sich, welche anjetzo seyud, Jacobus Chamsa, Martinus Franul, Martinas Zueban und Andreas Per sich. Die Ernennung der Canonicorum steht bey dem Capittel, aber die Präsentirung bey dem Fürsten von Aursperg. Die Psarr-Kirche 8. Georgii hat drey Altäre, 8. Georgii, Unsers Herrn Frohn-leichnams und Unser Lieben Frauen. In dieser Kirchen ist ein aus Holtz geschnittenes Bild der Mutter Gottes, so über vier hundert Jahr schon alt, und durch ein solches Alter, welches sonst ge-meinlich aller Zier nachtheilig, ja gantz verderblich fällt, dennoch den geringsten Abbruch annoch nicht erlitten, sondern noch zur Zeit so schön und neu sthet, als ob es erst heut verfertigt wäre; gleichwie auch das Holtz noch gantz frisch scheinet. Es findet sich auch bey dieser Kirchen eine Capelle 8. Rosarii mit zween Altären, nemlich Unser Frauen vom Berge Carmel und 8. Antonii. Der zu dieser Psarr-Kirchen gehörigen Filial - Kirchen sind zwölff, als: I. B. M. V. assumtae (oder Unser Frauen Himmelfahrt.) II. 8. Matthaei. III. 8. Johannis Baptistae, mit diesen dreyen Altären, 8. Johannis, 8. Stephani und 8. Luciae. IV. 8. Sebastiani. V. Der Hochheiligen Trinität. VI. 8. Martini. VII. 8. Marinae. VIII. 8. Antonii deß Abts. IX. 8. Mariae Magdalenae mit einem Beneficio, welches ebenfalls der Fürst von Aursperg präsentirt. X. 8. Crucis (deß H. Kreutzes.) XI. S. Francisci. XII. Deß Ertz-Engels Mihaelis. Derer, welche jährlich in dieser Pfarr- Kirchen getaufft werden, zehlet man ungefähr sieben und dreyssig und der Sterbenden zwantzig. Zahl d» jährlich Gebornen gterbrn^0' Pfarr luliflml. jinhsll, Wer die Psarr Justthal präsentirt. Damen der Pfarrern. Die Pfarr - Kirche und ihre Altäre. Reliquien heg dieser Kirchen. Die dfilial-Kirchen dieser Psarr. Jchiesterstein, so allhie gegraben wird. Meste wird unter einem Jindenhaum gelesen wider das Ungemitter. Die Psarr Lnstthal gehört unter das Kloster Sittich und wird von diesem Kloster auch präsentirt. Die Pfarrern, so derselben vorgestan- d-r den, seynd diese: Georgius Jenko, Geor- Nam-n gius Andreas Schiffrer. Deß jetzigen sein Wriern' Nam ist mir unwissend. Die Psarr-Kirche S. Margarethen Die Pfarrkirche und 'hre Altäre. Reliquien betz dieser Kirchen. Di« Filialen dieser hat vier Altäre. Allda finbt man in einem Kästlein die Reliquien von 30 heiligen Manns- und Weibs-Personen, dergleichen auch in einer kleinen Scatullen einige heilige Aschen mit dieser Uberschrisit : Reliquiae omnium Sanctorum & Sanctarum. Am Fest S. Margarethen und auch beh der Kirchweihe am Sonntage nach S. Margarethen Fest ist allhie ein gewaltiger Zulaufs. Es hat diese Kirche einen Tabor und sechs Filial-Kirchen unter sich, nemlich: I. 8. Helenae beh dem Schloß, welches gleichfalls 8. Helena benamst ist. In dieser Neben-Kirchen stehen dreh Altäre. II. 8. Agnetis, so allernechst beh S. Helena stehet und am Feyertage 8. Bartbo-lomaei einen grofsen Zulaufs bekommt. III. S. Catharinen. IV. Unser Frauen Himmelfahrt, (B. M. V. assumtae) zu Weinthal mit drehen Altären. Beh dieser Kirchen grübet man den schwartzen Schieferstein, um die Kirchen und andre Gebäue damit zu decken, auch Tafeln daraus zu machen. V. Deß H. Kreutzes zu Berizhavo mit drehen Altären, allwo gewaltig-viel Volcks am Tage der Himmelfahrt Christi sich anhäuffet; darunter doch gleichwol Niemand sich unterstehn darsi, eine einige Maß Weins an diesen Ort ; zu bringen, weil allhie vor einigen Jahren viel Zanckhändel und Todschläge vorgegangen. VI. An Stat der sechsten Filial-Kirchen , welche nicht vorhanden ist, muß ein gewisser Ort im freyen Felde beh dem Dorff Snoshetsch dienen, da man nach dem Fest 88. Philippi und Jacobi unter einem Lindenbaum Messe liset wider das Ungewitter. di- tte"“'" driiseutiri. %t Jfawrn >-tzig-r. siffi"» ^eit. zu Uolegniavas, auf den 11. No- pfun; itlamifefs. Inhalt. Wer die Marenselser Marr präsenttrt. |hre gewesene Pfarrern und jetziger. Die Mtrr-Ktrche. Derselben Filial-Kirchen. Zahl der jährlich (Setaujjjten. Die Pfarr Marenfels wird von denen Herren in Marenfels, Frehherren Brigida praesentiri, und ligi in der Diöces von Pola. Ihre Pfarrern seynd gewest Burentius Chiarichi, Johannes Chiarichi, und der jetzige heisit Matthias Ivanich. Die Pfarr-Kirche S. Stephani, welche nechst beh dem Schloß Marenfels stehet, hat nebenst einer Capellen deß H. Rosarii, auch sieben Filial-Kirchen unter sich, als : I. Unser L. Frauen zu Goregniavas, da man am 5. Augusti Kirchweihe hält. II. S. Urbani. UI. S. Martini allwo die Kirchweih vembris fällt. IV. S. Johannis. V. S. Helenae. VI. S. Stephani zu Lesischina. Allhie ist Kirchweih am Sonntage nach Christi Himmelfahrt. VII. S. Petri. Im Schloß Marenfels steht auch eine Capelle S. Catharinen. Diese Pfarr taufst jährlich ungefähr nur acht, und beerdigt dreh Menschen. pfarr Sanfpurg. Inhalt. Diöces der tttanfpurger Marr. flamen der gewesenen Martern. Heutiger Marrer allda. Me Marr-ftirche mit ihren acht Altären. Tabor allhie. Die vierzehen Mial-Wrchen samt denen Kirchweihen. Schiefferstein, so allhie gegraben wird. Messe wirb unter einem Lindenbaum gelesen wider das Ungeteilter. Zahl der jährlich Gemufften. Diöcch der Manspurger Pfarr. Namen der gewesenen Pfarrern. Heutiger Pfarrer allda. Die Psarr-Kirche mit ihren acht Altären. Tabor allhie. Die 14 Filialkirchen samt denen Kirchweihen. Wer die Psarr S. Marain presentili. Jetziger Pfarrer allda Die Pfarr Manspurg ist in Aglari-scher Diwces begriffen, gehört aber unter das Kloster Sittich, welches auch dieselbe hat zu vergeben. Die Pfarrern allhie seynd folgende gewest: An. 1537 Andreas Schwab, welcher zugleich auch Ertz-Diaconus gewest in Ober-Crain; hernach N. Scllega, Balthasar Witz, Protonotarius Apostolicus, Sigefridus Ster, Laurentius Fried, Ja-cobus Kern aus dem Kloster Sittich, und jetziger Zeit ists Hr. Patei Dominicus Brignioli gleichfalls aus besagtem Kloster. Die nach dem Ertz-Engel S. Michael ; genannte Psarr - Kirche hat acht Altäre, nemlich S. Michaelis, S. Nicolai, Unser L. Frauen, S. Laurentii, S. Stephani, S. Sebastiani, S. Johannis deß Evangelistens und der H. Trinität, über das auch eine Capelle S. Amise. Bey dieser Kirchen findet man auch einen Tabor, und am andren Sonntage nach Michaelis wie auch am Tage der Erscheinung S. Michaelis die Kirchweyhe. Unter Ihr seynd vierzehen Filial-Kirchen: I. 8. Nicolai zu Podgorie, bey welcher am Sonntage nach 8. Michaelis Kirchweyhe ist. II. Die Kirche 8. Johannis Enthauptung, so gleichfalls zu Podgorie stehet. HI. 8. Mauritii zu Ushumarze, all-wo am Soontage in der Kreutzwochen Kirchweyhe ist. IV. Unser L. Frauen zu Hémze. V. 88. Andrem und Fortunati zn Groblach, da am Sonntage nach S. Margareten Kirchweihe celebrirt wird. VI. Unser L. Frauen zu Goriziza, woselbst ein Tabor und an S. Marien Geburts-Fest Kirchweihe (Dedicatio) ist. VII. 8. Pauli deß Apostels, in dem Dorff S. Paul genannt. Allhie hat man Kirchweyhe am Sonntage nach S. Ulrich. VIII. 8. Petri deß Apostels zu Bey-scheibt, (Crainerisch na Pisellate) allda am Sonntage vor S. Oswald Kirchweihe ist. IX. S. Jacobi bey dem Dorff S. Jacob genannt, allwo ein Tabor und am Sonntage nach 8. Jacobi Kirchweihe begangen wird. X. 8. Johannis Baptistae zuUnadorze. H Die Kirchweihe fällt daselbst auf den Sonntag nach 8. Johannis Baptistae. XI. 88. Simonis und Judae zu Zher-zhernuzah. Die Kirchweyhe ist dieses Orts am Sonntage nach S. Beit. XII. 8. Crucis (oder z n m H. Kreutz) zu na Urembschize. Die Kirchwey-Feyer begeht man hier am Pfingst - Montage. XIII. 8. Floriani zu Tersin, allwo am Sonntage vor 8. Jacobi Kirchweyh gehalten wird. XIV. 88. Primi und Antonii zu Lak, sonst auf Crainerisch Uloke genannt. Die Kirchweihe ist am Sonntage nach 8. Oswaldi. pfarr S. Marain. ^«hitlt. Wer die Pfarr ß. Marain präfenürt. Iàiger Pfarrer allda. Die Marr-Mrcke und Altäre. Die fünß und gwanteig Mml-Hireken. Diese Psarr, so gleichfalls in Aglari- . DiePfarr-Kirche, so UnserLieben scher Diceces begriffen ist, gehört unter | Frauen Geb urt titulirtwird,hatdrey das Kloster Sittich und wird von dem- [ Altäre, nemlich, Unser L. Frauen, deß selben auch präseutirt. _ Die Pfarrern - Stelle hat allda Herr Johann Paulus Pregel. jetzt H. Sacraments mit der Brüderschafft, und 8. Stephani, dabey gleichfalls eine Brüderschafft ist. Die 25. Fi. ^I-Kirchen. Diese Kirche hat auch einen Tabor bey sich. Ihrer Filial-Kirchen Fehlet man fünff und zwantzig, als: I. S. Crucis oder zum Heil. Kreutz auf dem Berge Zuerch. II. 8. Ursulae, zu £attisch. III. 8. Spiritüs (zum Heil. Geist) zu Gumnisch. IV. 8. Magdalenae, oberhalb dem Dorff Paradats. V. 8. Georgii, bey S. Jörgen. VI. 8. Martini zu Ragatez. VII. 8. Stephani zu Gmergen. VIII. 8. Nicolai, in Lazenberg, so eilten Tabor Hat. IX. 8. Jacobi zu Polica. X. Unser L. Frauen zu Kopaine. XI. S. Margreten an selbigem Ort. XII. Der Heiligen Trinität zu Ila-vagora. XIII. 8. Laurentii, zu Site Ina. XIV. 8. Michaelis, zu Grasuple. XV. 8. Luciae, zu Udulach. XVI. 8. Catharinae, zu Staravas, da-bey eine Brüderschafft ist. XVII. 8. Leonardi, zu Novavas. XVIII. 8. Leonardi, zu Sostru. XIX. 8. Osvaldi, zu Laitz. XX. 8. Johannis, zu Gollina. XXI. 8. Annae, zu Weissen-Stein. XXII. S. Marien Himmelfahrt zu Troszina. XXIII. 8. Benedicti zu Feltzberg. XXIV. 88. Hermagorae und Fortunati, zu Sella, XXV. 8. Petri deß Apostels, zu Sliuniz. A°hin dir . ' Margre-^'Piarr 9ebört und y sie fta6|tnritt. Aliger Pfarrer. und ^kchen. Di« 6. ■ft». Narrer ^selbst. Pfarr 8. Harprefen. nhillt. Wohin die ß. Mnrgnreien-Dfnrr gehört und tuer sie prefentirt Jetziger Mnrrer. Die Mrtrr-Urche. AnZahl und Unmen der Jeben-Hirchen. Zahl der Gehörnen und Sterbenden. Die Pfarr S. Margreten, so der Agla-rischen Diceces einverleibt, gehört unter das Kloster Sittich, welches dieselbe auch prsesentirt. Die Stelle deß Pfarrers bekleidet allda jetziger Zeit der Herr Laurentius Bo-gutai. Die Pfarr-Kirche zu S. Margareten ist eine Mutter-Kirche von acht Töchtern oder Neben-Kirchen, welche heiffen, wie folget: I. Unser L. Frauen in Slab. II. 8. Jacobi, zu Zerrouiz. III. 8. Wolfgang!, zu Weinberg. IV. Unser L. Frauen gleichfalls zu Weinberg. V. 8. Stephani, zu Ober-Topliza. VI. 8. Udalrici zu Shalauitzh. VII. 8. Nicolai, zu (Erottoti. VIII. 8. Martini, zu Weinitz (oder Viniza.) Sonst findet sich auch in dem Schloß Klingenfels eine Capell Unser Lieben Frauen. Der jährlich in dieser Pfarr Getaufften zehlet man gemeinlich hundert und der Sterbenden zwantzig. Pfarr 8. Härten. Die Pfarr S. Märten unter Callenberg ligt im Bischofflichen Stifft Laybach, und wird vom Capittel zu Laybach prsesentirt Jetziger Pfarrer daselbst ist Herr Geor-gius Erkar. In der Pfarr - Kirchen 8. Martini findet man drey Altäre, und am Sonntage nach 8. Laurentii Kirchweyhe bey der- selben. Sie hat unter sich zwo Filial-Kirchen : I. 8. Andreae, zu Gamelnach, allwo man am Sonntage nach 8. Bartholo-maei Kirchweihe hält. II. 8. Leonardi, in Unter-Gamelnach, welche Kirche zween Altäre und am andren Sonntage nach Ostern Kirchweyhe hat. Zahl der Geboruen und Sterbenden. Unterschiedliche S. Miirtenè-Pfarren in Crai». Die S. Miirtens-Psarr bea Erainburg. Die Pfarrern bey dieser Psarr. Die Psarr-Kirche Wird entheiliget und wiederum geweihet Ihre Nebcn-Kirchen. Murr 8. filarini 6nj fiminüurg. Inhalt. Nnterstbiedlicbe S. Wärlens-Mrren in ti*rain. Die ß. Märtens-Dfarr beg flstngnburg. Die Dsnrrern beg dieser Marr. Die Mrr-Wrcke. Wird entheiliget und wiederum geweidet. Idre Keben-Mrchen. Es gibt mehr als eine Pfarr, welche <&. Märten heisst, und zehlet man derselben vier an unterschiedlichen Orten, als: eine unter Callenberg, von welcher allererst geredet worden, die andre bey Crainburg, die Dritte bey Lithay und die Vierdte im Tuchainer-Thal. Diese Zweyte bey Crainburg ist ein Glied Laybachischer Diceces und bey dem Bischofs von Laybach die Präsentation derselben. Unter den Pfarrern dieser Pfarr seynd begriffen Reimpertus (oder Reinbert) von Süfsenheim, welcher ums Jahr 1394 derselben vorgestanden und Philippus Terpin. Der heutige ist Herr Johann Berthold von Höffern. 8. Martini ist die Pfarr-Kirche, welche drey Altäre hat, 8. Martini, S. Marien und 8. Georgii. Am Sonntage vor der Kreutz-Erhöhung hält man Kirchweyhe daselbst. Im Jahr 1617 am 11. May hat Thomas, Bischofs zu Laybach, selbige Kirche wiederum geweihet, nachdem sie durch die wider die Venetianer geführte Soldaten entheiliget worden. Ihrer Filial-Kirchen werden siebenzehen gezehlt: I. 8. Ursulae, im Felde, Sorskupule genannt, wobey am vierdten Sonntage nach Ostern die Kirchwidmungs - Feyer (Dedicatio) celebriti wird. II. 8. Mariae am Rain (Crainerisch nabregu.) Die Kirchweyhe ist allhie am zweyten Sonntage nach Pfingsten. III. 8. Cantiani zu Podreiz, welche ihren Kirchtag hält am Sonntage nach 88. Petri und Pauli. IV. 8. Pauli zu Mautschitschach, welche den Sonntag nach dem Fest 88. Hermagorae und Fortunati zu ihrem Kirchtage gewählt. V. 8. Mariae Magdalenae zu Prashach, bey welcher am Sonntage nach dem Fest 8. Mariae Magdalenae Kirchtag begangen wird. VI. S. Leonardi im Thal (auf Crainerisch Viamme) allda am Sonntage vor dem Fest der Himmelfahrt Mariae Kirch-weihe ist. VII. 8. Jodoci auf dem Berge, die am Sonntage vor 8. Bartholomaei ihren Kirch - Tag (oder Kirchwidmungs-Feyr) begeht. VIII. 8. Nicolai in Osisch, allwo der Sonntag nach 8. Bartholomaei zur Kirchweyhe gewidmet ist. IX. 8. Thomae in Feichting, welche insgemein Ubitine sonst benamst wird. Die Kirchweyhe ist hier am Sonntage nach Unser L. Frauen Geburts-Fest. X. 8. Michaelis, in Drulouerk, allda am Sonntage nach S. Marien Geburt Kirchweyhe gehalten wird. XI. 8. Thomae, zu Zeishenza. Hier ist Kirchweyhe am Sonntage vor dem Fest 8. Michaelis. XH. 8. Bartholmaei, zu Strasisch. Hier wird Kirchweyhe gehalten am Son-tage vor dem Fest 8. Lucae. XIII. Unser L- Frauen. XIV. 8. Johannis Baptistae zu Unter» Beisenz, da am selbigen Tage so wol Kirchweyhe als auch deß Kirch-oder Schutz-Patronen Feyertag ist. XV. 8. Aegidii zu Ober-Beisnitz. Da am Sonntage nach S. Egidiens-Fest die Kirchweih begangen wird. XVI. S. Margreten auf dem Berge, allwo die Kirchweyh - Feyer (Dedicatio) angestellet wird Sonntags vor dem Fest Oswaldi.. XVII. 8. Petri bey Schrottenthurn; allhie ist an demselbigen Tage auch Kirchweihe. Mrr 8. Märien, Key Milini. lUhä!»* die S. Wartens Marr bey Sühai vergiebt. Jamen der vormaligen rern allda. Die MarrKirclre fami ihren Altären. Zwo Kapellen dabeg. Die Keben-Airchen. Grosfe Grabsteine unter der Grden. Angetroffenes Grab-Gewelh* voll Todten-Heine. Drocejfion-Gebet um Kegen, fo allezeit erhört wird. Wunder-Genefung einiger Manchen bey der Kirchen J. Antonii von gadua in diefer Pfarr. Einer wird dafelbst von einem Jeibsbruch erledigt. Drey Kapellen in der Marrhirchen allhie. Mfsdeutung etlicher Worte S. Augustini von Aufho-rung der Miracnln. Dennemärchifcher Jüngling wird durch einen hellglänzenden Jüngling geheilt. Wunder - Heilung eines Weibes in Holland. Miraculöstfche Heilung eines Manns zu Davia. Diese gehört unter das Kloster Sittich, wird auch von demselbigen vergeben (oder presentiti) ist aber dem Aglarischem Dtoe-ces eingeschlossen. Daselbst seynd Pfarrern gewest, Anno 1550, Thomas Steklina, welcher diese Pfarr regiert hat biß ans Jahr 1566. Denselben folgte in gemeldtem 1566 Jahr Gregorius Kotterberger und beharrte dabei) biß ans 1567 Jahr, da ihm gefolgt Daniel Hlapshe. An dieses Stelle ist wiederum getretten Jacobus Wurtzer Anno 1569, und an deß Wurtzers seine Michael Hlapshe im Jahr 1570. Nach dem Hlapshe kam dazu Georgius Plauetz Anno 1579, hernach Michael Schega A. 1582, folgends Georgius Glabnigger A. 1586, nechst diesem Martinus Ra-pitius A. 1591. Demnechst seynd auf einander gefolgt: A. 1598 Johannes Scherrer. 1605 Gregorius Alex. 1610 Johannes Hlapshe. 1613 Christophorus Walich. 1615 BartholomaeuS Popotnik. 1621 Matthaeus Zuettez. A. 1645 Paulus Schettinz. A. 1649 Sigismundus Gall. A. 1651 Johannes Baptista Wen-tschitsch. A. 1652 Johannes BaptiftaSherounigg. A. 1655 Franciscus Primus Khoschar. Der jetzige Pfarrer, so Anno 1675 angetretten, ist Hr. Johannes Andreas Schiffrer. A. A. A. A. A. Die Pfarrkirche, welche zu S. Martini ist, hat drey Altäre: S. Martini, zur heiligen Trinität und S. Barbarae. Es finden sich auch zwo Kapellen bey dieser Kirchen, deren eine S. Josephs, die andre S. Michaelis ist. In dieser zweyten hält man die Brüder-schafft deß Fronleichnams Christi. Unter diesen Pfarrkirchen stehen zwölff Filialen, als: I. 8. Nicolai zu Lithai mit vier Altären: 1. S. Nicolai, 2. S. Floriani, welcher zweyter Altar nach Abbrennung deß Marckts Lithai, so ums Jahr 1614 geschehen, gesetzt worden. 3. Sylvestri, 4. 8. Michaelis deß Ertz Engels. Kirchweyhe wird allhie gehalten am dritten Sonntage Quadragesimae, dergleichen am Fest S. Floriani; drittens am Sonntage nach Fronleichnams Christi; vierd-tens am Sonntage nach S. Michaelis. H. Die Kirche 8. Georgii unter Po-ganigk mit dreyen Altären, 8. Georgii, 8. Valentini und S. Alexii. Allhie findet man viel gehauene groffe Grabsteine in der Erden und zwar alle Mal derselben zween in einem Grabe beysammen, daran aber das Alter die Aufschrifften unlöslich gemacht. So hat man gleichfalls hier vor wenig Jahren ein Grab - Gewelbe angetroffen, so mit Todten - Beinen gefüllt war, aber, als Lufft dazu gekommen, gleich in Staub zerfielen und damit Die Psarr-Krche samt ihren Mären. Zwo Capellen dabeq. Die Neben» Kirchen. Grosse Grabsteine .ratei der Ädeu. Angetrossene« Grab-Gewelbe voll Todten-Seine. Procrfsion-Gebet um Siegen, so allezeit erhört wird. Wunder- Genesung einiger Ärandten beh der Kirchen S. Antonii von Padua in dieser Pfarr. ihre Unterwerffung gegen der Verweslich-keit erklährten. III. 8. Benedicti zu Kresniz, in welcher drey Altäre befindlich, als: 8. Benedicti, 8. Udalrici und S. Matthise. IV. S. Catharinen am Rain, (auf Crainerisch nabregu). Diese Kirche hat zween Altäre, ncmlich, 8. Catharinae und 8. Ursulae. V. 8. Mariae Magdalenae zu Gra-disch, welche auch zween Altäre hat, nemlich, 8. Mariae Magdalenae und 88. Philippi - Jacobi. VI. 8. Annae zu Jablaniz, darinn drey Altäre zu sehn: 1. S. Annae, 2. SS. Fabiani und Sebastiani, 3. 8. Barbarae, welcher letztere unlängst erst gesetzt worden. VII. Die Kirche der beyden Heiligen Hermagorae und Fortunati zu Will ber g (Crainerisch na Vilberge). VIII. S. Marien Kirche zu Javorie mit zween Altären, als: Unser Frauen und S. Joachims. Hier geschieht am S. Marien Himmelfahrts - Tage ein häuffiger Zulaufs. IX. 8. Georgii zu Veletschvérch. X. 8. Petri deß Apostels zu Vintariavéz. XI. Die Kirche zum heiligen Kreutz zu Eresie. Wanns bey dieser Pfarr lang nicht regnet, stellet man eine Pro-cesiion an und bittet Gott den Herrn um einen Regen. Worauf auch, wie man sagt, alle Mal eine gnädige Erhö-rung folget; und ist gar offt geschehen, daß, ehe noch die Leute aus der Kirchen gekommen, der Regen schon angefangen. XII. 8. Antonii von Padua im Stangenwalde. Diese Kirche hat vier Altäre: 1. 8. Antonii von Padua, 2. 8. Antonii deß Eremiten, 3. 88. Simonis und Judae, 4. S. Gertruds. Diese Kirche hat man nicht längst erst gebaut, und der Herr Maximilian Abbt zu Sittich im Jahr 1677 am andren Sonntage nach Ostern den ersten Grundstein gelegt. Bey dieser Kirchen seynd etliche Kran-cken gesund worden, nachdem sie sich dahin verlobt haben, so hat auch ein Blinder allda das Gesicht erlangt. Meiner Unterthanen Einer, den ich bey Namen zu nennen gewisser Ursach halben unterlasse, welcher nunmehr über sunfftzig und etliche Jahre alt ist, hat viel Jahre lang einen so grosien Bruch gehabt, daß er mit harter Mühe dafür gehen können. Dieser setzt endlich sein einiges Ver- trauen auf das geistliche Mittel deß Gebets und verrichtete alle Abend deßwegen eines insonderheit daheim in seinem Hause, tieft auch den heiligen Antonium von Padua dabey an, bittend, er mögte bey dem Allerhöchsten eine Fürbitte für ihn einlegen, daß Er ihm diesen seinen beschwerlichen Zustand erleichtern und erträglicher machen mögte. Daneben verlobt er sich, nach dieser Kirchen zu wallfahrten, wie er auch würcklich gethan; ohnangesehn, sein Weib ihn mit seinem täglichem langem Abend-Gebet ausgelacht , und seine Hoffnung von diesem ihres Theils verzweysseltem Zustande zu genesen, für eben so lächerlich als vergeblich geachtet; worauf er ihr aber mehr-maln geantwortet, er hette nur die menschliche Hoffnung, keines Weges aber die göttliche verlohren. (Oder deutlicher seine Meynung zu geben, er hette nur die Hoffnung menschlicher Hülffe, mit Nichten aber der göttlichen verlohren.) Diese seine beharrliche Hoffnung hat auch nicht fehlgezielt, sondern die gewünschte Hülffe erreicht. Denn er ist mit der Zeit so gesund frisch und fertig im gehn worden , als wie ein Fisch im Wafter, auch die geringste Spuhr oder Empfindlichkeit eines Bruchs ihm nicht mehr übrig geblieben. Dieses ist kein Geticht, sondern eine wahrhaffte Begebenheit , sintemal Ich selber * gute Wissenschaft drum habe. Man findet auch in dieser S. Mär-tens-Pfarr drey Capellen, als in dem Schloß Poganigk, wie auch im Schloß Grünhoff, und drittens bey mir in meinem Schloß Wagensberg, allwo eine Capelle der Flucht deß Christ-Kindleins in Aegypten re. stehet. In dieser Pfarr werden jährlich ungefähr hundert und zwantzig Kinder der heiligen Taufte theilhafftig, dahingegen nur etwan sechtzig Personen sterben. Einer wir» daselbst »,on einem finW* Bruch erledigt. Dr-, Capelle« in der Piarti allhie. ****** Anmerckunft. (Es finden sich nicht Wenige, welche vermeynen, die Wunder - Heilungen und andre Miraculn hetten nach der Apostel Zeit, oder je nach der Heiden Bekehrung, in der Christenheit ausgehört, wobey sie gemeinlich den Spruch deß heiligen Augustini anziehen: Qui mundo credente non credit sine miraculo, ipse maxi- Mixd-«-9"' etlW1 a ffiortii f:' A"à v°n "«'■ runa à Pittar«19 mum est miraculum &c. Wie die Worte ungefähr lauten. Nun ist zwar nicht ohn, daß S. Augustinus mit solcher Antwort denen begegnet, die nicht glauben wollten, woferrn sie kein Miracul würden sehn, wie auch solchen Schwärmern, welche durch den Abgangaller Miracul zu behaupten vermeynten, es wäre nach den Apostolischen Zeiten keine wahre Kirche mehr vorhanden. So ist fürs Andre dieses auch zwar nicht ohn, daß S. Augustinus warnet, man müsse bey Untersuchung der Wai'heit nicht so schlecht hin auf Miracul sich gründen, wie aus diesen seinen eigenen Worten zu ergreiffen steht Ne decipiamur tendentes ad contemplationem Veritatis, non solum nomine Christi per eos, qui nomen habent, et facta non habent ; sed etiam quibusdam factis atquae miraculis : qualia propter infideles cum fecerit Dominus • monuit tamen, ne talibus decipiamur arbitrantes, ibi invisibilem esse Sapientiam, ubi Miraculum visibile viderimus. <*) Dennoch aber ist es ein Mißverstand, daß S. Augustinus durch ungezogene beyde Sprüche sollte der Nach-Apostolischen Christenheit alle Miraculn abgesprochen haben, sondern er hat dieses nur damit anzeigen wollen, daß nunmehr, da die Leidenschaft grösternTheilsbekehrt und die christlicheLehre weit ausgebreitet war, man zum Beweiß-thum deß wahren Glaubens keine Miracul mehr erfordern noch sich befremden lassen müsste, daß dieselbe nicht so häuffig, oder in solcher ©röste mehr geschähen, als wie vormals um der Heiden willen geschähe. Unterbesten beglaubt Er, daß würcklich bißweilen gleichwol noch einige Miracul in der Christenheit geschehen. Massen er sich hernach wegen erst-angezogenen Spruchs dahin erklähret, indem er schreibt, Er meyne es darum nicht also, als ob alle Wunder gäntzlich nunmehr bey der christlichen Kirchen aufgehört. Nam etiam nunc fiunt miracula, in Ejus nomine sive per Sacramenta Ejus, sive per orationes, vel memorias Sanctorum Ejus ; sed non eadem claritate illustrantur , ut tanta, quanta illa, gloria diffamentur. Das ist: „Es geschehen auch annoch im Namen Christi Miracul entweder durch (cder bey) seinen Sacramen-ien oder durch Gebete oder bey den Grä- bern seiner Heiligen rc. werden aber nicht mit solchen weitschallendem Gerücht gerühmt und ausgebreitet, als wie jene (nemltch Apostolische) Miracul". b) Durch Memorias Sanctorum, verstehet Er die Begräbnissen der heiligen Märtyrer, denn bey denselben pflag man zur Zeit der ersten Christenheit als wie jetzo in der Kirchen sich versammeln und Gott im Namen Christi anzubeten, worauf dann und wann auch der Betende wunderbare Hülste erlangte, wie Augustinus selber ziemlich-viel Exempel davon erzehlet. Solche Hülste that der Allmächtige insonderheit bey den Gräbern der heiligen Märtyrer fürnemlich zu dem Ende, daß die ungläubige Heiden dabey mercken mög-ten, der christliche Glaube, welchen solche allda ruhende Blutzeugen Christi gehabt und die allda Ihn anbetende Christen auch hetten, müsste besser und heiliger seyn, als der Wahn-Glaube der Heiden an ihre falsche Götter. Es ist auch nicht zu leugnen, daß bald nach-oder kurtz vor Aufhörung der grausamen heidnischen Verfolgungen die Weise eingeführt worden, bey solchen Begräbnissen der heiligen Märtyrer nebst der Gebets-Andacht zu Gott, auch die allda ruhende heilige Märtyrer selbsten als sonderbare special Freunde Christi um Fürbitte zu begrüsten; ob solches Letzte recht-oder irrig geschehen, davon will man hie nicht disputiren, sondern allein so viel sagen, daß Gott hauptsächlich auf das gläubige Vertrauen, welches der Betende zu Ihm gesetzt und zugleich auf die Bekehrung derer noch übrigen Heiden (wie aus obigen Worten Augustini erhellet) gesehn, und deßwegen insonderheit den Ort solcher heiligen Rnh-Betten, als damals Oerter gemeiner christlicher Zu-sammenkunfft und gleichsam Gemeine Gottes und Bethäuser mit wunderbaren Erhörungen und Hülffleistungen beehren wollen. Daferrn nun unsers Herrn Haupt-Authoris sein Unterthan seinen Herrn keinen erdichteten Bruch und Wunder-Heilung hinterbracht hat (denn es giebt sonst bißweilen in allerlei) Religionen Leute, die entweder um Genistes oder Erlangung sonderbarer Achtbarkeit willen und aus Scheinheiligkeit gegen der Obrigkeit oder andren Personen erstlich Dame • Märckischer Jüngling wird durch erncn h So beglauben auch über das noch andre berühmte geist-und weltliche Ehren-Männer mit unterschiedlichen Exempeln dieser Zeit, daß die Heilungs-Wunder in der Christenheit annoch nicht gar aufgehebt seyen, ob sie schon so eben nicht zur Bewehrung der gantz reinen Lehr mehr geschehn, als welche auf andren Gründen beruhet. Ich will derselben dreyerley anführen, davon eines in Welschland, ein andres in Holland, und noch ein Andres in Denne-marck sich begeben, wiewol sie alle dreh von einem Evangelischem Hauptgelehrtem und berühmtem Manu, nemlich dem Doc-tor Bartholini, weiland, Königlich-Denne-märkischem Leib-Medico, erzehlt werden. Das Dennemärckische ist dieses. Ein Jüngling zu Osterroe, so Jacob Olai hieß, siel im Jahr 1667 in eine Kranckheit, aber nach 14 Tagen seiner Leibs-Schwachheit bei) der Nacht in einen tieffen Schlaff, daraus ihn endlich Einer in Gestalt eines mit hellgläntzenden Kleidern angethannen Jünglings erweckte und sich zu ihm ins Bette legte. Der junge Mensch erwacht und erstaunt über dem Anblick dieses bet) ihm im Bette ligenden fürnehmen und herrlichen Gasts, und was seine Entsetzung vermehrte, war dieses, daß die gantze Schlaffkammer so hell und licht ward, als ob sie von vielen Fackeln erleuchtet würde. Der Klarheit-volle Jüngling grüffte ihn freundlich und fragte, an welchem Theil des Leibs er sich daun übel befinde? Aber die gählinge Entsetzung hatte jenen alles Muts entsetzt und ihm das Hertz zu antworten entwandt. Nichts desto weniger fuhr der klare Jüngling ihm mit der Hand über die Brust und derselben nechste Theile, rieb solche einwenig und brachte ihn damit ab sofort zu Kräfften, gab ihm aber dabei) eine Vermahnung, daß er sich Gott dem Herrn mit Gläubigem Gebet fleiffig empfehlen sollte. Diese Geschieht hat besagter Doctor Thomas Bartholini aus der Relation deß j£)ennemärcfff chenTheologi, Doctoris Lucae Jacobi Debes, damaligen Propstens in Thorshaffn, gezogen und seinen Actis Medicis Danicis einverleibt, bj Das so zu Amsterdam geschehen, hat eben diesem Medico, deß sehr berühmten Medici D. Simonis Pauli Sohn in einem Schreiben, so am 26. Octobris 1676 gestellet worden, erzehlt und verhält sich nach Inhalt solches Sendbriffs also: Eine Frau, welche sich in die fünff Jahre lang an ihrenUnter-Beinen, nemlich von den Knien biß auf die Fersen lahm-und alles Gefühls beraubt gefunden, und innerhalb solcher fünffjähriger Zeit viel vergeblicher Kosten auf Artzeneyen gewendet, doch so wenig damit ausgerichtet, daß ihr vielmehr solche ihre Füsse ausgedorrt wie ein Holtz, gab endlich dem Doctor und Barbierer Urlaub und gebrauchte von dem an in zehen Jahren nichts anders als Geduld, welche das allerbeste Kreutz-Pflaster giebt. Unterdessen gieng oder rutschte sie vielmehr im Hause gleich einem Krippel auf den Knien herum, und ließ sich, wann Sie die Kirche besuchen wollte, durch einen Träger auf einem Karren mit vier Rädern dahin schieben. Als nun Sie einsmals ihremEhmann an der Seiten ruhet, fühlt Sie, daß jemand Ihr an den Fuß greifst und denselben nach sich ziehe, fragt darauf: Wer ist da? Da antwortet Einer: „Ich bin von Gott gesandt dir anzudeuten, du werdest im kurtzen gesund werden, will dir aber ernstlich eingebunden wissen, daß du solches Niemandem offenbarest, bevor der Ausgang würcklich ist erfolgt. Sie hebt hierauf an zu schreyen: „Ach ewiger Gott, daß ich doch ein Licht hette" ! Die Stimme antwortet gleich darauf: Also fort wirst du eines haben. I ------------ b) D, Thomas Bartholini V. I, Actor Medicor, i Danice Observat. 49. p. m. 99. E imber* Heilung eine» Weibes in Holland. Gleich damit wird das gantze Schlaff-Gemach trefflich hell, und erscheint neben ihrem Bette ein Jüngling mit gelbkrausen Haarlocken. Ihrem Mann, welcher unterdessen un-erwacht fortgeschlaffen, sagt sie befohlener Massen nichts davon. Aber nach drehen Tagen heben ihr die Füsse früh Morgens sehr an zu jucken und bekommen eine solche Empfindung, als ob Ihr etwas die Adern und Nerven, Haut und Fleisch von den Knien zu den äuffersten Zähen hinab zöhe, welche Bewegung auch den gantzen Tag über angehalten. Gegen Abend begehrt ihr heimkommender Mann, sie solle den Keffel zum Feuer setzen und ihm die gekaufften Fische absieden. Indem sie also neben dem Feuer auf den Knien herum kreucht, um den Keffel siedend zu machen, spricht zu ihr eine Stimme: „Steh auf und wandte ! Sie gehorcht und geht hin zu ihrem auffer der Kuchen stehendem Mann, welcher, da er Sie so aufrecht und fertiges Fus-ses daher treten sihet, vor Entsetzung schier in Ohnmacht sincket, vermehnend, es gehe ihm ein Gespenst also in Gestalt seines Weibs vor den Augen herum. Worauf Sie ihm, was Ihr vor drey Tagen begegnet sey, erzehlt. Bon dieser Geschieht ist damals gantz Amsterdam voll gewest, und hieraus die Frau, welche bey Männiglichen ein treffliches Lob der Gottesfurcht und Frömmigkeit jederzeit gehabt, von Geistund Weltlichen Personen, sonderlich auch von den Medicis häuffig besucht worden, die dieses Weib so wol vor- als nach erlangter Gesundheit gesehn. Etliche solcher Medicorum urtheileten, die erste Erscheinung wäre ein bloffer Traum gewest, die andre aber aus der starà Einbildung entstanden, indem ihre an die hoffende Genesung fest klebende Gedancken ihr eingebildet, es wäre Jemand da gewest, der sie hette geheiffen aufstehn und wandeln. Aber D. Bartholini verwirfst solches abgeschmacktes Urtheil, daß eine bloffe Einbildung einen so viel Jahrelang krüpplichten Menschen also im Augenblick folte grad machen. Wie es auch an ihm selbsten verwerfflich ist. Mit dem Dritten, welches der Zeit und Jahr-Zahl nach sonst das Erste ist, hat es diese Bewandniß. Ein Altflicker zu Pavia in Italien hat, nachdem er vom Tropfs (oder Schlage) getroffen, bey die vierzehen Jahre lang in elender Leibes-Be-schaffenheit zugebracht, hernach aber ttn Schlaff einen weißgekleidten altenMann gesehn, welcher ihm die Ersetzung seiner man-gelhafften Gesundheit versprochen, sofern er nur würde auf Gottes Hülffe ein festes Vertrauen setzen. Folgenden Tags war dieser Salomon Medoro (also hieß der Altflicker oder Altreiß) seinen Stab von sich und stieg ohn einiges Menschen Hülffe von dem obersten Gaden deß Hauses frisch und gesund zu seinen Leuten hinab. Gestaltsam Thoma8 Rhodius, ein sonst nicht gar zu leichtgläubiger Author, denselben im Jahr 1657 zu Pavia bey völliger Gesundheit Leibs und Verstandes gefunden, und an obbe-meldten D. Bartholini diese Wunder-Genesung überschrieben, b) Wie nun dieses Italiäners groffes Vertrauen von Gott mit einer übernatürlichen Hülffe und Heilung begnadet worden, also auch die feste und unermüdete Zuversicht deß Crainers, dem die aufferna-türliche Cuhr ist widerfahren. E. Ft.] Miraculofi-sche Heilung etee« MannS zu Pavia а) Vid. Centui. I Observat. Med. d. Authoris pag. m. 53. б) D. Thomas Bartholini, "Volum. 4. Act. Med. Hafniens. Observ. 40. p. m. 131. Pfutr $. Karten im Tuàiim-Wat. gitali Die I. Mrtens-Warr im Tàiner - Tkal. Ikre vorige Marrern und jetziger. Die Warr-Mrcke. Ierg, da man altes Seid ausgräbt. Die Jeden - Mrcken heg dieser Marr. Grad, so aus einen Meinwurjs Angewitter erweckt. Eine Auin allkie. Val». VHI. Buch. 36 Die S. MSrtens-Psarr im Tuchhainer Thal. Ihre vorige Pfarrern und jetziger. Die Pfarr-Kirche. Berg, da man altes Geld »nsgräbl. Die Neben-Kirchen dieser Psarr. Wohin die Psarr S. Michael gehört. Jetziger Pfflrrer daselbst. Die Psarr-Kirche. Die Vierdte Psarr, so dem H. Martino gewidmet ist, ligt im Tuchainer-Thal; ist aber vielmehr ein Vicariai und gehört unter die Pfarr Stein. Allda seynd Vsarrer gewest Anno 1655, Johannes Paukar, Antonius Uffar; Anno 1682 Johannes Pergasnik. Anjetzo ist es Herr Matthaeus Wokalnikar. Die Pfarr-Kirche zu 8. Martini hat drey Altäre: 1. 8. Martini, 2. S. Ma-rise Verkündigung, 3. 8. Georgii. Am sechsten Sonntage nach Ostern hat man allhie Kirchweihe. Eines Steinwurffes weit von dieser Kirchen ligt ein Berg, Juvanigkh genannt; an dem Gipffel desselben sihet man eine eingefallene Maut, so das Überbleibsel eines eingegangenen Schlaffes zu seyn scheinet. Unten an solchem Berge gräbt man schöne viereckigt gehauene Steine, auch offt silberne und güldne Müntze aus. Es seynd hieher auch sechs Filial-Kirchen gepfarrt, als: 1 I. Die Kirche 8. Agnetis zu Selich, mit dreyen Altären: 1. 8. Agnetis, 2. 8. Johannis, 3. S. Floriani. Die Kirch-weyh bringt allhie mit sich der zweyte Sonntag nach 8. Jacobi. IL 8. Thomae zu Lokh, (Crainerisch na Lokah) auch mit drey Altären, nem-lich 8. Thomae, 8. Margaretae und 8. Lucae. Der dritte Sonntag nach 8. Jacobi ist hie der Kirchweyhe bestimmet. III. 8. Nicolai auf dem Berge Greben, welche gleichfalls drey Altäre hat, als: 8. Nicolai, S. Marci und 8. Luciae. Hier ist am ersten Sonntage nach 8. Jacobi Kirchweihe. Nicht weit von dieser Filial-Kirchen kommt man zu einer kleinen Capellen am Gipffel deß Berges, und trifft bey derselben ein groffes Grab an, welches mit einem Grab-Stein bedeckt, die Schrifft desselben aber durch Regen, Reiff und Kälte so weit ausgeleschet ist, daß sie nunmehr nicht zu lesen. Unter solchem Grabstein ligen Todtenbeine. Glaubwürdige Leute, so da herum wohn-hafft seynd, berichten, daß, wenn man in selbiges Grab einen Stein wirfst, also-fort sich darauf ein Ungewitter erhebe. Um obgedachte Kirche herum findet sich eine eingefallene Maur als gleichsam die Ruin einer Festung. Mag vielleicht ein Tabor seyn gewest. So trifft man eben auf diesem Berge auch hin und wieder verfallene Gewelber an. IV. 8. Dorotheas in Kästendorff, welche ( drey Altäre hat, S. DorotHeae, S. Amtae und S. Valentini. Vierdten Sonntags nach S. Jacobi ist die Kirchweihe allda. V. S. Antonii deß Abts, bey dem Schloß Neuthal, darinn diese drey Altäre befindlich: 8. Antonii, B. Virginis dolorosae und S. Crucis. Die Kirchweih ist am Sonntage vor S. Jacobi. Bey dieser Kirchen steht auch eine Capelle S. Michaelis deß Ertz-Engels. VI. S. Nicolai zu Bella, mit dreyen Altären , S. Nicolai, S. Barbarae und S. Luciae. Sonntags vor S. Johannis Baptistae hat es allhie Kirchweyhe. Ifatt $. Sidincf. jlithalt, Wohin die pfarr I. Michael gehört. Jeteiger Pfarrer dafetbjl Die Pfarrkirche. Ihre acht Kehen - Kirchen. Diese bey Rudolphswerth ligende Pfarr gehört unter das Rudolphswerther Capittel, wird auch von demselbigen Prä-sentirt und von Herrn Georgio Pernern, als dieser Zeit Pfarrern daselbst, geweidet. Die Pfarr-Kirche S. Michaelis deß Ertz-Engels, welche im Jahr 1544 abgebrannt und nachmals von neuem erbaut worden, hat drey Altäre, und zehlet acht ihr untergebene Filial-Kirchen, als: I. S. Amtae in Graben. II. S. Leonardi zu Gutendorff, welche zween Altäre hat. UI. S. Mariae Magdalena« zu Zerra osclmiz, mit zwey Altären. IV. Unser L. Frauen zu Stopiz, mit drey Altären. Grab, so auf einen, Steinwnrff Ungewitter erweckt. Eine Ru« allhie. Zhre ach' Neben- KirchtN' V. S. Urbani zu Ober-Schwarenbach. VI. S. Nicolai zu Strendorff. VII. S. Viti auf dem Berge Lamina mit zwey Altären. Vin. S. Rochi oberhalb dem Schloß Poganiz mit drey Altären. Diese Pfarr trägt jährlich ungefähr siebentzig zur Tauffe und schier eben so viel auch zu Grabe. EeJiarr M-chelst-iten. Marr MicHfstellea. Es wird diese Pfarr durchs Kloster Michelstetten, darunter sie gehört, präsen-tirt. Unter den Pfarrern zehlet man Georgiern Leiserum, Philippum Sigersdorfs und den heutigen Herrn Matthiam Vidmar. Die Pfarr-Kirche ist S. Margareten gewidmet. Was dieselbe aber für Filial-Kirchen habe, hat mir nicht gelingen wollen, zu erfahren. Bo bit vfott M. "'--sch ljgt vü* * feg?» ÄS. *?*?“■" Ifart Ifltmluffift. Wo dir Pfarr Moräuifch ligi und wem sie gehört. Ihre gewesene Pfarrern. Jetziger Pfarrer. Die Pfarr-Kirche. Die Jfilial - Kirchen. Beneficium beg der Kirchen Nnfer Sieben grauen zu Driiag. Die in der Aglarischen Diöces ligende Pfarr Moräutsch ist Keyserlich und die Praesentirung derselben dem Keyser gehörig. Die Pfarrern, mit welchen sie bißhero besetzt gewesen, seynd diese: Ulrich Gut-tenhauer Anno 1385, Johannes N. Lucas Patischka, Petrus Poltz Anno 1451, Wilhelmud Poltz Anno 1468, Lucas Poltz, Johannes Butaliz, Gregorius Hau-mon, Urbanus Seuer, Georgius Bie-louizh, Episcopus Tinniensis, Petrus Pistorius und Herr Gregorius Zud ermann, der noch jetzo vorstehet. Die Pfarr-Kirche hat den H. Mar-tinum zum Patron und unter sich diese zwölff Filial-Kirchen: I. Unser L. Frauen zuDritay(Crane-risch na Dértje). Allhie ist vormals von denen Herren Lilgenbergern ein Beneficium gestifftet und auch noch vorhanden. II. S. Nicolai auf dem Berge (Crai-nerisch na Verhu.) in. 8. Crucis (ober zum H. Kreutz) hinter dem Berge insgemein Sagoro genannt. IV. S. Petri zu Verchpole. V. S. Andreae bey S. Andreae. VI. S. Laurentii zu Unter » Cosese. Vn. S. Margaretae zu Gradische. VUI. 88. Hermagorae und Fortunati bey Prikemezo. IX. S. Stephani zu 06er*Cosese. X. S. Bartholomaei zu Upetschach. XI. S. Michaelis zu Kandersch. XU. S. Valentini auf dem hohen Lilienberge, den man insgemein naLemberske-gore. Diese Kirche tst ungefähr vor zwey und zwantzig Jahren erbauet worben. Beneficium bet) ber Kirchen Unser S. Frau« zu Dritti). Pfarr Mosàize. Hioces der Pfarr Mofchenize. Ihre Pfarrern. Die Pfarr - Kirche $3" Diese Pfarr ist Deutsch - Herrisch (ich will sagen dem Deutschen Orden zugehörig.) Der jetzige Pfarrer ist Herr Johannes Kolbeshen, Propst zu Möttling. Denn dieser Pfarrer zu Möttling führt den Titel eines Propsts. Hiesiger Pfarr-Kirchen Patron ist S. Nicolaus der Bischoff. Ihrer Filialen werden ein und zwan-tzig gezehlt, als: I. S. Rochi vor der Stadt Möttling. II. S. Martini deß Bischoffs, so I auch vor benannter Stadt stehet. III. S. Catharinrn eben vor dersel- bigen Stadt Möttling. IV. S. Martini eben daselbst vor der Stadt. V. S. Antonii von Padua zu Ternoviz. VI. S. Johannis Baptiste zu Loqui/. VII. Deß Apostels S. Jacobi zu Suhor. VIII. S. Viti unter dem Usgokenberge. IX. S. Marci zu Wuschindorff. X. S. Urbani auf dem Berge Berziz. ; XI. S. Margarete zu Bojans-Dorff. XII. S. Crucis (deß H. Kreutzes) zu Slandorff. XIII. S. Nicolai in Kraschenberg. XIV. Unser Lieben Frauen auf Eh-rensberg (Crainerisch Rodoviza.) XV. S Anuse zu Vidoschiz. XVI. S. Leonardi zu Dreshnik. XVII. S. Petri deß Apostels zu Dräschiz XVIII. S. Marte Magdalen«; zu Boschakovo. Die XIX. XX. und XXI. seynd drey Unser Lieben Frauen gewidmete Kirchen, so auf einem Kirchhofe beyeiuan-der stehen und deßwegen auf Crainerisch Tritare, (das ist drey Pfarren) genannt werden, und beym Dorff Ro-sauniz bey dem Stadt - Walde eine halbe viertheil Stunde von der Stadt Möttling ligen. Bey diesen dreyen Kirchen haben vormals die Tempel-Herren gewohnt; wie dann die Spuh-ren und Restlein ihrer Gebäuen annoch gnugsam zu sehen. Die so genannte Trifore ober bret) 'Pfarren. Dir Möttm-fcr Psarr. Wohin die Psarr Murlerburg gehört. Vormalige Pröpste daselbst. Wer jetzo Probst ist. Die Thum-Kirche S. Ricoiai. Die Reliquie vom heil. Liberato. Das Beneficium bet) der fünfsten Capell allhie. Psarr Sotiatgl Diese wird vom Bischofs zu Laybach, dessen Diveces sie verwandt ist, presentici. Ihre Pfarrkirche ist zu S. Georg, dabey eine Capelle S. Marios Magda-lenss ist. Ihrer Filial - Kirchen habe ich nicht wissend werden können. psarr Mülierkarg. Wohin die Dflarr Mitterburg gehört. Vormalige Dropste daMst. Wer jetea Drohst ist. Die Jkhumhirche J. Kicolai. Die Reliquie vom H. Liberato. Das Beneficium heg der finßlen Eagell allhie. Kirchweihen allda. Die Mial-Wrchen allhie. Gin ! Allda seynd Pfarrern gewest: Lan-steht dem Kloster Sittich zu, so wol als || rentius Cristan, AdamuS Redy. Die- auch derselben Presentation. 5£öai F ?!£> . Jrtzigkk ser Zeit ists Herr Jacobus Colscheza. Ps-n^' ®.if Psarr-*'t$e samt 'hren Altären. A" sieben ojltal- Kirchen. Zu S- Johannis Baptistae ist die Pfarr-Kirche (oder Vicariai - Kirche) mit vier Altären: 8. Johannis Baptistae, 8. Nicolai, Unser L. Frauen und S. Antonii von Padua. Ihr seynd sieben Filial-Kirchen verwandt, als: I. 8. Helenae bey Schnecken - Püchl (oder Schnecken-Bühel), welche mit drey Altären geziert ist, nemlich 8. Helenae, 88. Trinitatis und S. Gertruds. II. 8. Crucis (oder zum H. Kreutz) bey Ostrosnigk. HI. 8. Martini zu Blindendorff (Crai-nerisch Sleipsek.) IV. 8. Martini zu Shiuniza. V. 8. Martini bey Landspreiß. VI. 8. Margaretae in Thehaboj. Vor der Thür dieser Kirchen ligt ein grösser holet Stein, der allezeit Waster hält, welches für böse und schadhaffte Augen sehr heilsam geachtet wird, so wol als auch, wie man sagt, für andre Kranckheiten. Wer denselben hieher gelegt und wie lange er allhie lige, kann man nicht wissen. VII. 8. Nicolai bey dem Schloß Neydeck. In dieser Psarr taufst man deß Jahrs ungefähr sechs und viertzig und beerdigt zwantzig. Haler klein, der immerzu Wasser hat so heilsam seyn soll. Zahl der Gewussten und Begrabenen allda. Pfart Okmburg. Obe,bürg ^ Es ist die Psarr Oberburg, welche man Aursperg zukommt. Jetziger Pfarrer ist ^'°c-s und sonst auch Alt - Mitterburg heisset, der Herr Andreas Uranich, und die Pfarr- Diöces von Parenzo eingeschlossen und Kirche 8. Georgii, die Zahl aber und unter die GraffschafftMitterburg gehörig ; Benennung der Filial-Kirchen meiner daher die Praesentation dem Fürsten von Nachfrage nicht zu Theil worden. Priis-ntario bie Ktr tagtet Ä'grr vtattet Di ^Psarr- ìit 2-i N-n ltfo Psarr. flfurr ©öergurdl ^»hiilt. Wer tlie Mrr ©ber-Sttrch präflenitrt. Jàiger Dürrer dafelbjl. Die j3jjarr= Kirche. Die drctj und nranttig Milial-Hlreben dieser Mnrr. Tabor. Wie viel Kinder allltie jährlich getnußt und beerdiget werden. Die Ober-Gurcker Psarr ist dem Kloster Sittich untergeben, welches auch der Praesentirung derselben berechtigt. Jetziger Pfarrer daselbst ist Herr Bartholo-maeus Crashina. Der Psarr - Kirchen, so denen Heiligen Cosmae und Damiano gewidmet ist, werden diese drey und zwantzig Filial - Kirchen beygezehlt: I. 8. Spiritus oder zum H. Geist zu Pöland (Crainerisch na Polanach.) II. 8. Ursulae zu Sushiza. III. 8. Johannis Baptistae unter Weineck. IV. S. Jacobi zu Leissah. V. Unser L. Frauen zu Sagradez. VI. 88. Primi und Feliciani zu Gabrouk. VII. 8. Martini zu Balizendorff. VIII. 8. Josephi zu Reberz. IX. 8. Gregorii zu Corin. X. 8. Clementis zu Kall. XI. 8. Bartholomaei zu Ambeus. XII. S. Petri zu Steinberg. Bey dieser Kirchen ist eine Capelle 8. Michaelis. XIII. 8. Thomae auf dem Berge. XIV. 8. Georgii zu naselich. XV. 88. Philippi Jacobi zu Weixel. XVI. 8. Job. Baptistae zu Schwartz, allwo auch eine Capelle 8. Rochi ist. XVn. 8. Agnetis zu Lopata. XVIII. 8. Nicolai zu Gradeniz. XIX. 8. Martini zu Lippje. XX. 88. Primi und Feliciani zu Ratthie. XXI. 8. Nicolai zu Hinoch. XXII. S. Leonardi, so gleichfalls zu Hinoch steht, und so wol, als wie die Tabor. Wer die Ober-Laylm-cher Pfarr priisentirt. Nameri der allhie gewesmen:T" Pfarrern und der jetzigen. Die Pfarr-àche. Die 27. Filial- Kirchen samt Altiiren und Kirchweihen vorige 8. Nicolai einen Tabor hatte, aber vor wenig Jahren samt dem Tabor durch Brand verzehrt seynd. XXIII. 8. Crucis, (die Kirche deß H. Kreutzes) zu Prevoll. In dieser Pfarr empfahen deß Jahrs Wi-m-l . 270 Kinder die H. Tauffe und unge-fahr 40 nur den Sargk, daß also dieses g-tauff-»"» Orts die Welt eine weit grössere Einnah-me hat von Menschen weder das Grab. «pfarr ©ßer=£mjßadi. flrihalt. Wer die Ober - Iaybncker Pfarr präseniirt. Kamen der allhie gewesenen Pfar- rern und def.-i selrigen. Die Kfarr-Hircbe samt Altären und Kirchweihen. Schein Serge gesehen worden. AnZahl der Diese dem Bischofflichem Stifft Lay-bach vergliederte Pfarr Ober - Laybach wird vom Bischoff zu Laybach präsentirt. Allwo das Pfarr-Amt geführt: Jacobus Wergand, Georgius Kosina, Christopho-rus Radouiz, Johannes Baptista Zigule, Johannes Aitepesch, Andreas Bobiz, Ber-tholdus von Höfern, Johannes Baptista Zigule, Matthias Treum. Jetzo führt es Herr Johannes Locatelli. Es ist sonst allhie auch Conradus Glusitsch Pfarrer gewest, welcher nachmals Bischoff zu Laybach geworden. Die Pfarr-Kirche 8. Pauli hat fünff Altäre: 1. S. Pauli, 2. S. Catharinse, 3. Unser Lieben Frauen, 4. S. Hieronymi und 5. S. Andrese. Ihrer Filial-Kirchen werden sieben und zwantzig gezehlt. I. S. Nicolai zu Unter - Sagoriz mit drey Altären: 1. S. Nicolai, 2. S-Mariae, 3.88. Bartholomaei und Andrese. Kirchweyhe tst am Fest S. Bartholomaei. II. Der Heiligen Trinität (insgemein Suete nedeile genannt) zu Unter-Loitsch, an dem Ort, welchen man Zheuzhe nennet. III. Unser Lieben Frauen zu Ober-Loitsch mit dreyen Altären, nemlich: 1. Unser L. Frauen, 2. S. Achatii und 3. deß Fronleichnams Christi im Grabe. Kirchweih hält man hier am Fest der Himmelfahrt Christi. IV. 8. Crucis (zum heiligen Kreutz) ebenfalls zu Ober-Loitsch, wobey ein Tabor. V. 8. Johannis und der heiligen Märtyrer ebenmässig zu Ober - Loitsch. In Die Heben und Lumàig Minl-Urchen und Siechtlein, so auf einem Meinem jährlich (Setaufjjten und Sterbenden. dieser Kirchen seynd zween Altäre, nemlich: 1. S. Johannis und der HH. Märtyrer und 2. S. Achatii. VI. 8. Barbarae zu Rannich mit zween Altären: S. Barbarae und S. Floriam. Allda wird am ersten Sonntage vor dem Fest S. Mariae Magda-lenae Kirchweihe gehalten. VII. 8. Johannis Baptistae zu Hute-dresza. Welche drey Altäre hat, als: S. Johannis Baptistae, S. Jacobi und S. Antonii von Padua. VIII. 8. Urbani zu Godouiz mit dreyen Altären: S. Urbani, Unser Lieben Frauen und S. Sebastiani. Allhie ist Kirchweihe am Festtage der HH. Fabian und Sebastians, imgleichen am eylfften Sonntage nach Pfingsten. IX. 8. Catharinae zu na Meduediem berdo, mit zween Altären: S. Catharinae und S Ursulae. X. 8. Michaelis in Greut (Craine-risch Urouttach ) so drey Altäre hat: S. Michaelis, Unser Lieben Frauen und S. Laurentii, auch am Fest S. Laurentii Kirchweihe. XI. 8. Nicolai zu na prapretnim berdo. XII. 8. Hieronymi zu Podpezh. XIII. S. Udalrici zu Saplanino mit dreyen Altären, nemlich: S. Udalrici, S. Gertruds und S. Georgs. XIV. 8. Brictii unter der Linden (Crainerisch Podlipo) mit zween Altären: S. Brictii und S. Martini. XV. 8. Annae zu Shoschar mit zween Altären: S. Annae und S. Agnetis. XVI. 8. Nicolai zu Koren, welche diese drey Altäre hat: S. Nicolai, S. Mariae Magdalenae und S. Marci. Kirchweih wird Hieselbst gehalten am Feyertage S. Marci. XVII. 8. Leonardi zu Alt - Ober-Laybach , mit drehen Altären: S. Leonardi, S. Fabiani und S. Marien. XVIII. 8. Georgii zu Groß - Ligoina, mit zween Altären: S. Georgii und S. Bartholomaei. Kirchweihe ist daselbst am Festtage S. Bartholomaei. XIX. 8. Leonardi zu Klein - Ligoina, welche drey Altäre hat: 1. S. Leonardi, 2. S. Ursulae, 3. 88. Primi und Feli-ciani. Die Kirchweihe wird allhie gehalten am Sonntage nach S. Laurentii. XX. Die Kirche Unser L. Frauen unbefleckten Empfängniß zu Hülzeneck (Crainerisch Lesno berdo) welche gleichfalls drey Altäre hat: Unser L. Frauen, der H. Trinität und S. Gregom. XXI. S. Crucis zu Beuche, mit zween Altären, nemlich, deß H. Kreutzes und S. Floriani. XXII. 8. Jacobi zu Basaviza mit drey Altären : 1. S. Jacobi, 2. S. Annae und 3. 88. Philippi und Jacobi. Am Festtage S. Jacobs ist allda Kirchweihe. XXIII. S. Job zu Schweinbühel, (Crainerisch Suinize) darinn drey Altäre stehen: S. Jobs, S. Margareten und S. Marien. XXIV. 8. Leonardi zu Ober-Laybach hart bey der Straffen, mit drehen Altären : S. Leonardi, S. Annae und S. Sebastiani. Am dritten Pfingst-tage ist allda Kirchweihe. XXV. Der Heiligen Dreyfaltigkeit zu Ober-Laybach an dem Ort, welchen man nakoshazi nennet. Zu dieser Kirchen ist vor 59 Jahren der erste Grundstein gelegt. Es soll, wie man sagt, vorher auf diesem Berglein zu unterschiedlichen Malen am Donnerstage zu Abends ein besonderer Schein nebst etlichen Liecht-lein sich haben sehen lassen; weßwegen man die Kirche zu bauen angefangen. In derselben befinden sich drey Altäre: 88. Trinitatis, S. Antonii von Padua und S. Stephani. Hier ist Kirchweihe am Fest der H. Drey-Einigkeit. XXVI. Deß Abts 8. Antonii zu Verd, darinn drey Altäre stehn: S. Antonii, S. Martini und S. Ursulae. Die Kirchweyhe fällt auf den Sonntag nach S. Marien Geburts-Fest. XXVII. Die Capelle S. Josephs, so das Kloster Freudenthal berührt, an dem Ort, welcher Bistra heifft. In dieser Pfarr kommen jährlich bey zweyhnndert zur Welt und hundert und dreyffig unter die Erde. ’^&.ber Di- Si: Psarr- Vetri. Archen. pfarr Oker-Ralsmfass. ^ n h a 11. JWfflg der Warr Qhernafcnfufs. Die Warr - Uà I. Petri. Aeben-Wrchen. jährlich (Betaufte und Begrabene althie. Ihre eM £7 06er= taNu|. In Aglarischer Diöces ligt die Ober-Nassenfusser Pfarr. Unter den vormaligen Pfarrern derselben findet man An-dream von Wallneck, jetziger Zeit aber den Herrn N. von Palmburg. Zu der Pfarr-Kirchen S. Petri deß Apostels gehören eylff Neben - Kirchen, welche heiffen wie folget: I. 8. Michaelis so zwar nur eine Capelle ist. II. Rosalise zu Trobellu. r III. Unser L. Frauen gleichfalls zu ' robellu. IV. 8. Georgii unter Mirnavas. V. 8. Jacobi zu Pauldorff. VI. Unser Frauen auf dem H. Berge (na suetem verho heiffens die Crainer). VII. 8. Justi zu Lokenz. VIII. 8. Annae zu Bresauz. IX. 8. Antonii auf dem Berge na bliebzem verhu genannt. X. 8. Udalrici zu nazerauzi. XI. S. Martini zu Stadtberg. Diese Pfarr taufst ungefähr jährlich 100 und beerdigt 20 Personen. Schein und Aechtlein, o auf einem Serge jefefjen Eden. Zahl der jährlich Getaufsten und Sterbenden. Jährlich-Getauffte und Begrabene allhie. Wer die Psarr Oblok prüfen tiri. Jetziger Pfarrer Die Psarr- Kirche. Trefflicher Jahrmarckt bet) dieser Kirchen. Zweyerleq tzand-Gerichte allhie, wobey etliche Zelten aufgerichlet werden. •jlfnrr (blifoli. Wer die §farr Oblok präfcntirt. Ielriger Pfarrer. Die Marr-Kirche, lieber Jahrmarckt bey diefer Kirchen. Zweyerley Fand - Gerickte allhie, obeg etliche Zelten aufgerichlet werden. Die fcchszehett ^ilial-Kircken Zu diefer Marr. Mabor und Schloss bey der Kirchen 8. Georgii m Nadlischek. Wie riel beg dieser Marr jährlich gelaugt und begraben werden. Diese Pfarr ist Keyserlich wie auch das Recht der Präsentation. Unter ihren Pfarrern ist Jacobus Mat-thizhiz und anjetzo Herr Valentinus Millesich. Die Pfarr-Kirche hat denErtz-EngelS. Michael zum Patron und eine Capelle. Bey dieser Kirchen wird jährlich am S. Michaelis Fest ein herrlicher und volckreicher Jahrmarckt gehalten, wozu sich viel tausend Leute allerley Nation versammlen, als: Krabaten, Liburnier, Tschitschen, Uskoken und sonst andre Böl-cker mehr, welche mächtig viel Viehes herbey führen. Diese Kirchmeß (oder Kirchweyh-Marckt) währt drey Tage lang und ist ein freyer Kirch-Tag und so gewaltig privilegirt, daß, ob Einer den Andren gleich noch so sehr betröge, es Alles für gültig Paffirt wird. Jedoch muß Einer wegen jedweder Sache, so er gekaufft, von dem Land-Gerichts-Herrn ein Billet (oder Zettel) nehmen, wofern er es sicher davon tragen und behalten will, denn sonst ist es Alles verfallen und wird ihm genommen. Es giebt aber allhie zweyerley Land-Gerichte , eines deß Fürsten von Aur-sperg, und das Andre deß Grafen von Aursperg Land-Marschalls, deren Jedweder seinen Trummenschläger und Pfeiffer, wie auch etliche Soldaten und eine Fahne hat. Deß Herrn Grafen Landmarschall lässt allezeit zwey oder drey grossi Türckische Zelte aufschlagen, und tsi die Kirchweihe auf seiner Seiten am stärcksten. Dieser Pfarr-Kirchen seynd sechzehen Filial-Kirchen zugesellet. I. 8. Nicolai auf dem Berge Uhudem verbo genannt. II. S, Antonii zu Metule ; allwo der Doctor JoH. Ludwig Schönleben die alte Stadt Metulum sucht. Welcher Meynung ich aber nicht bin, sondern den Trojaner-Berg für die Stäte solcher vormaligen Stadt halte, wie ich anderwerts schon ausführlicher geschrieben; wiewol derAn-merckungs-Verfasser (E. Fr.] dem Schönleben hierinn beystimmet. t III. 8. Johannis Baptistae zu Studeno. IV. 8. Andreae zu Ottave. V. 88. Primi und Feliciani zu Osredek. VI. 8. Georgii, S. Jacobi und 8. Udal-rici zu Nadlischek, wobei) ein Tabor und zugleich Schloß ist, so unter die Graffschafft Aursperg gehörig. VII. SS. Trinitatis, welches ein schön-grosses Kirchen-Gebäu, so der Landmarschall Herr Graf, Hanns Anbré, Gras von Aursperg, sel. Gedächtniß gestifftet. VIII. 8. Rochi zu Raunik. IX. Die Kirche deß H. Geistes zu Oloka. X. 8. Nicolai gleichfalls zu Oloka. XI. 8. Wolfgang! in Wolffsbach. XII. Unser Lieben Frauen zu Raunosko. XIII. Unser Frauen in dem Dorff Oblok, wobey ein schöner grösser Tabor, welchen ehdessen die Herren von Auersperg , der Türckischen Einfälle wegen haben bauen taffen, auch allhie solchen Erbfeind etliche Mal geschlagen und eine ritterliche Tapffarkeit erwiesen. Die 16 Filial-Kirchea i« dieser W Tabor A Schloß M der g Georg" Nadlisch^' t) fflooott wird itn XIII. Buch ausführlich difcur-rirt werben. XIV. 8. Leonardi zu Laserbach, (Crai-nerisch Loški potok.) Allhie ist ein Bi-cariat und auch ein Tabor. XV. 8. Barbarae nechst bey Laserbach auf einem lustigen Berglein. XVI. 8. Justi zu Studenaz. In dieser Pfarr wird die Zahl der Lebendigen jährlich viel gröster als der Todten, denn es werden bey hundert geboren und nur wenige entlebt. Ifarr Ohuniz. Es ist diese Osjunizer Pfarr der Graff-fchafft Gottschee zuständig und der Fürst von Aursperg der Präsentirung berechtiget. Das Pfarreru-Amt hat dieser Zeit Herr Iacobus Rot. Die Pfarr-Kirche allhie 8. Leonardi ist eine Mutter dreyer Filial-Kirchen: I. 8. Laurentii zu Graß. II. Unser Lieben Frauen oberhalb Graß. III. Zum Heiligen Kreutz (S. Crucis) im Thal. Die Pfarr Paß oder Paßberg ligt in der Diöces von Pola, gehört unter die Grafschafft Mitterburg und wird durch den Fürsten von Aursperg präsentirt. Allda ist dieser Zeit Pfarrer Hr. Franciscus Pavez. I IMs. Den Namen der Pfarr - Kirchen habe ich so wenig, als der Filial - Kirchen erfahren können, weil nicht ein Jedweder mit der Nachricht willig heraus geht. Jlfftrr 8. Wer. jhlsalt, Diwces der Dfarr I. Dà. Martern derfetben. Ihre Dsarr-Kirche und lirch-wethe. Macchimi zu Merde. Daben die vier Gvangelia gelegen werden, örtliches Muren-Gedränge zum Evangelio. Die (fechs Mlial-Kirchen allhie. Die Pfarr S- Peter in der Commenda, ist in der Aglarischen Diöces begriffen, gehört aber sonst unter die Malteser Ritter. Die Pfarrern seynd allda gewest: Jaco-bus Bubiz, Johannes Archar, Casparus Cosmina und Johannes Andreas Sauleriz. In der Pfarr-Kirchen 8. Petri stehen vier Altäre. Die Kirchweyh - Feyer fällt1 auf den Sonntag nach S. Bartholomsei. Bey dieser Kirchen, (bey welcher auch ein Tabor und Schloß steht) wird die; Procefsion nicht wie andrer Orten zu Fuß, sondern zu Pferde angestellt, und zwar also: Erstlich reiten zween Bauren mit Fahnen voran, nachdem vorher die Bauren einen groffen Streit und Hader unter sich gehabt, welcher die Ehre haben solle, daß er die Fahnen führe. Hernach reitet der Geistliche mit dem Venerabili (oder Hochwürdigstem Sacrament). Demselben folgen viel hundert Bauren gleichfalls alle zu Pferde und reiten dann also fort um das gantze Bau-Feld herum wie nachfolgende Kupffer-Figur abbildet. Nachmals werden die vier Evangelia gelesen, gegen den vier Theilen der Welt. Da rennen alsdann die Bauren und dringen sich Hinzu, daß es eine Lust zu sehen, wie bald Einer den Andren vom Pferde herunter stöfft und zum Sand - Reuter macht. Wiewol Wik viel beq dieser Pfarr jährlich getanfft und begraben werden. Zihr die Figur N. 94. Dabeq die vier Evangelia gelesen werden. Artliche» 8aurea* Gedrenge jutn Evangelio. Die sechs Filiai-Kirchen avhie- DUM solches nicht mit Fleiß, sondern ungefähr und durch Ungeschicklichkeit so wol deß Reuters als deß Pferdes geschicht. Denn sie haben ungewandte Pferde, die noch nicht geritten seynd. Kann man demnach solchen Dorff-Cavallieren gar nicht nachsagen, daß sie sich nicht für dem Evangelio biß zur Erden demütigen. Der hieher gehörigen Filial - Kirchen seynd sechs, als: I. S. Pauli zu Kreutz mit drehen Altären. Daselbst hält man den Kirch-Tag (Dedicationem) am Sonntage nach S. Jacobi. ü. S. Sebastiani zu Prilla mit vier Altären. DieWidmungs-Feyer (Dedicatio) ist allhie am Sonntage vor 8. Laurentii. III. S. Nicolai zu Sapach mit drehen Altären und einer am Sonntage nach 8. Laurentii begehenden Wid-mungs- (oder Kirchwey-) Feyer. IV. S. Annae zu Tainiz auch mit drehen Altären und einer Kirchweyh - Feyer am Sonntage nach Himmelfahrt. V. S. Clementis zu Suhodol abermal mit drehen Altären und einer Kirchweihe, welche der Sonntag nach 8. iEgidii mit sich bringt. VI. S. Mariae Magdalenae zu Beischeid gleichfalls mit drehen Altären. Die Kirchweyh - Feyer fallt auf den Sonntag nach Unser Frauen Geburts - Tag. ifatc $. Peter vor Caijlkrli. ^nhnlt. Wer die I. Peters-Pfarr vor laubach vergiebt. Kamen derer allhie gewesenen Pfarrern. JeUiger Pfarrer. Die Pfarrkirche allhie nebenst ihren Altären. Die fünß und LwantZig filial-Kirchen allhie famt den Altären und Kirchweihen. Grosfe Türcken-Grube. Kelch-Ixötter stirbt defs gäben Todes. Iista der jährlich Getaujften und Sterbenden. Ter die S. Ptter-Z-’i'tarr vor Maybach "ergiebt Namen d-rer allhie gewesenen Pfarrern. Jetziger vtatrer N- Psarr. ^rche allhie SS“’" B’e toff W?tn »llkjie S« dev Al-und ^Weihen. Bor der Stadt Laybach ligt auch eine Pfarr, welche nach S. Petro genannt, aber in Laybachischer Diöces begriffen und durch deu Bischoff von Laybach zu vergeben ist. Auf dieser Pfarr seynd unter Andren gesessen folgende Pfarrern: Anno 1385 Johannes Ulricus von Scheyr, Anno 1413 Georgins Heugenreuter, Anno 1435 Ernestus Messenberger, A. 1624 Johannes Perdix, A. 1628 Georgins Korina, A. 1634 Iosephus Scherbal, A. 1635 Blasius Speréz, A. 1640 Michael Faber, A. 1645 Matthias Samson, A. 1655 Jacobus Hrust, A. 1662 Gregorius Nachtigal, A. 1667 Marcus Bolco, Anno 1680 Sebastia-nus Skaller, Anno 1685 Bartholomseus Perco, und dieser Zeit hat diesen Pfarr-Sitz Herr Jacobus Hrust. Die Pfarr - Kirche ist zu Unser L. Frauen, und hat zehen Altäre: 1. S. Marien. 2. S. Wolffgangs. Welchen Altar der Herr Sebastian Walther hat auf-richren lassen. 3. Unser L. Frauen, so vom Herrn Andrea Ehrön auf gerichtet. 4. Christi sudantis in Horto (Christi Blutfchweisfes im Garten) gestifftet vom Herrn Petenek. 5. S. Leonardi, gestifftet durch Herrn Andriani. 6. S. Petri durch Herrn Gajonzel. 7. Deß heil. Kreutzes durch Herrn Posareti. 8. S. Johannis Baptistae durch Herrn Verbez. 9. S. Michaelis durch Herr Mi-chaelem Datier. 10. S. Elisabethae, dessen Stiffter unbewusst ist. Die Dedication (oder Kirchtag-Feyer) ist allhie am ersten Sonntage deß Herbstmonats. Der Filial - Kirchen hat es hier fünff und zwantzig. I. S. Iacobi zu Slap. H. Unser L. Frauen im Felde mit diesen fünff Altären: Unser L. Frauen, S. Leonardi, S. Barbarae, S. Helenae und 8. Sebastiani. Die Kirchweyhe wird gefeyert am 1. Sonntage nach Ostern (Dominica in Albis). III, 8. Spiritus, auch tut Felde, welche mit der vorigen auf einem Kirchhofe beysammen steht. IV. S. Andreae zu Kaschei, mit drey Altären: 8. Andreae, 8. Achatii und 8. Barbarae. Die Kirchweih wird celebriti Sonntags vor S. Ulrich. V. S. Dhornae zu Sadobrava. Allda am dritten Sonntage deß Herbst-Monats die Kirchwidmungs - Feyer ist. VI. S. Martini bey der Sau, welche Kirche allererst neulich erbaut ist. VII. S. Margareten zu Tumazovv; allwo Sonntags nach S. Margareten Kirchweihe ist. Vni. S. Georgii bey der Sau. Da ist Kirchweih Sonntags nach SS.. Petri Pauli. IX. S. Cantiani in Usaulacb ; da man Sonntags nach S. Bartholomwi den Kirchtag begehet. X. S. Christophori nahe bey Laybach. Am Oster - Montage geht man aus der Stadt mit der Procession anhero und kommt alsdann viel Stadt-Bolcks daher. Allhie findt man eine groffe Grube, ?'ià-darinn ehedeffen die Dürcken gelegen, als Grube!" sie Laybach belagerten. XI. S. Stephani zu Stepanavas mit drey Altären: 8. Stephani, 8. Floriani und 8. Catharinse. Die Kirchweihe ist am Sonntage nach S. Iacobi. Merckwürdig ist, daß in dieser Kit- ^°fì6an chen ein Kelch vorhanden, daraus ein jähm T-des. Herr von Weisseneck, der Letzte seines Stammens, nachdem er denselben mit Wein voll eingeschenckt, getruncken und diese Worte dazu gesprochen : „Die Pfaffen können nicht recht trincken." Indem er aber schier den letzten Tropffen ausnei-aen wollen, hat er sich rücklings über sich geneigt, ist Plötzlich darauf umgefallen und deß gähen Todes gestorben. Nechst bey dieser Kirchen schaut man auch das heilige Grab in solcher Form, wie es zu Jerusalem befunden wird. XII. S. Nicolai zu Wisouiz. Allda Sonntags vor Laurentii Kirchweih ist. XIII. S. Udalrici zu Dobruina mit dreyen Altären, nemlich: 8. Udalrici, 8. Valentini und 8. Lucise. Am fünff-ten Sonntage nach Ostern ist allhie die Kirchweihe. XIV. S. Udalrici zu Savogele, so zween Altäre hat: 8. Udalrici und 8. Marci, und Sonntags nach S. Laurentii die Kirchweih. XV. S. Annos zu Javor; allda Kirch-weihe ist am Sonntage nach S. Michaelis. Wer die S. Peters-Pf-rr bet? Weinhoj presen tirt. Die vorige Pfarrern und der jetzige. Die Pfarr-Kirche samt den Mären. XVI. S. Nicolai zu Lipoglau mit dreyen Altären: 8. Nicolai, 8. Johannis Baptistae und 8. Luciae; wiewol diese zween letzte Altäre entheiligt seynd und man auf denselben nicht mehr ce-lebrirt. Sonntags nach 8. Johannis Baptistae ist daselbst die Kirchweihe. XVII. 88. Simonis und Judae in Rudnik, so dreh Altäre hat, als: 88. Simonis und Judae, 8. Georgii und 8. Leonardi und 8. Catharinae. Der Kirchtag wird hie celebriti am vierdten Sonntage nach Ostern. XVIII. Unser L. Frauen auf dem Rosenbach , darinn drey Altäre: Unser L. Frauen, der Geburt Unsers Herrn und 8. Johannis Baptistae. Der Kirchtag kommt am dritten Sonntage nach Ostern. XIX. 88. Simonis und Judae zu Waitsch (Crainerisch Navizhu) mit dreyen Altären: Unser Frauen, SS. Simonis und Judae und S. Viti. Die Kirchweihe fällt auf den Sonntag vor S. Jacobi. XX. S. Martini zu Podsmreko. Kirchweihe ist am andren Sonntage deß Septembris. XXI. S. Antonii deß Abts zu Wre-souiz mit dreyen Altären: 8. Antonii, S. .ZEgidii und Unser L. Frauen. Die Kirchweihe hält man hier an einem Tage in der Frohnleichnams - Wochen. XXII. S. Laurentii zu Dragomer; allwo die Kirchweihe am dritten Oster-Tage gefeyrt wird. XXIII. S. Johannis Baptistae in Log. Allhie ist am Sonntage nach 8. Bartholomaei Kirchweihe. XXIV. S. Martini im innern See, Crainerisch Unotrainah gorizach. Diese hat zween Altäre: 8 Martini und S. Mariae Magdalenae. Hält Kirchweihe Sonntags vor S. Laurentii. XXV. S. Spiritüs (zum Heil. Geist) im äusseren See (Crainerisch Unajnach gorizach). In welcher drey Altäre stehn : der heiligen Trinität, S. Marien und S. Sebastiani. In dieser Pfarr taufst man jährlich ungefähr bey dreyhundert Kinder, und werden nicht gar hundert Leute begraben. Lista ver jährlich Getan fften Ulld Begrabene"' pfarr $. jlrlcr lìti) JUi’iiilinf. slttfo alt, Wer die I. §eters-§j|arr deg Weinlros presentiti. Die vorige Warrern und der jàlge. Die Marr-Urche fami den Altären. Ikre fünff Mtial - Kirchen. Eine lahme lirahatinn wird in der Kirchen augenhlich:; grad. Wunderlicher Donner-Schlag in den Kirchthurn. ^Bey Weinhof ligt die dritte Pfarr S. Petri, ist in der Aglarischen Diöces begriffen, gehört aber unter das Kloster-Sittich, von welchem sie auch wird presentiti. Dieser Pfarr seynd unter andren Pfarrern vorgestanden: Georgius Jauarschik, Petrus Krashavéz, Johannes Starmon, Andreas Kratzmann, Marcus Srakar. Jetziger Zeit ist hie Pfarrer Herr Johannes Baptista Quintel. Die Pfarr-Kirche S. Petri hat drey Altäre: S. Petri, S. Bernardi und Unser L. Frauen, und ist im Jahr 1620 gestifftet worden von Jacobo dem Abt zu Sittich. Ihrer Filial-Kirchen seynd fünff: I. Unser Frauen in Stadtberg (Na-terskegore auf Crainerisch) darinn drey Altäre stehen, nemlich: S. Marien, S. Ursulen und S. Marien Magdalenen. Im Jahr 1634 ist ein krumm- und lahmes Weib von Carlstadt aus Cra-baten hieher gekommen, welche sich viel Jahre lang mit Krücken behelffen müssen, und auf solchen zwey höltzernen Neben-Füssen ihren elenden Gang steu-ren. Als dieselbe ihre hieher verlobte Andacht verrichtet hat, soll sie in einem Augenblick frisch und gesund worden und ohne Krücken hurtig und gerad ihres Weges heimgegangen seyn. Ihre siiust Filial-Kirchen . Giite l-nN Krabalin" wird in *'• Kirchen aug-nbltN' grob Wunderlicher Donnerschlag ™ ben Kirch-Thurn. Vor zween Jahren schlug der Donner in Kirchthurn allhie und führte den Streich so verwunderlich, daß er auf allen vier Ecken hin und wieder von oben biß zur Erden die Steine zerschmetterte. II. S. Johannis Baptist® zu Ko-zendorff. III. S. Jacobi zu Seidendorff mit zween Altären: S. Jacobi und S. Valentini. IV. S. Georgii in Gertschberg. V. S. Crucis zu Merchendorff. In dieser Pfarr sehnd auch zwo Capellen, nemlich: 8. Catharinae, die vom Herrn Ruperto, Abten zu Sittich, geweyhet ist, und 8. Thom® zu Weinhof, welche der Herr Ludwig, gleichfalls Abt zu Sittich, consecrirt hat Anno 1682. Der Getaufften zehlet man jährlich in dieser Pfarr ungefähr hundert, der Gestorbenen aber dreyffig. Wer die Pfarr p°dbre3ie flMentirt. Ae Pfarr- b»selbst. ^-Mischer ri?8 "uter einem Ducisi; allda. ^»chweyde selbst. pfarr poillircfie. Inhalt. Wer die Murr Podbresie prefentirt. Die Marrkircke dafelbst. Jateinifcher Vers unter einem %ucijix attda. Hircbweicke dafelbst. Die clren Hlial-Dirchen diefer Dfarr« Die Pfarr Podbresie ist im Stifft Laybach und gehört unter das Laybachische Capittel, durch welches sie auch wird presentirà Allda ist unter Andren Pfarrern gewest Andreas Achatschitsch. Die Pfarrkirche S. Jacobi hat drey Altäre: S. Jacobi, S. Marien und S. Andrere. In dieser Kirchen findet man ein grosses Krucifix und unter demselben diese Worte: Pendeo pro pomo ; quod male sumpsit Homo. Am S. Jacobs-Tage ist allhie Kirch-weihe. Diese Kirche ist eine Mutter dreyer Filial-Kirchen, als: I. S. Benedicti im Tabor mit drehen Altären: S. Benedicti, S. Nicolai und S. Annae. Kirchweihe ist allda am Sonntage vor S. Johannis Baptist®. Diese hat einen Tabor. II. S. Laurentii zu Luben mit drehen Altären: S. Laurentii, S. Ursul® und S. Radegunds. Allhie hält man Kirchweihe am Fest S. Laurentii. III. S. Antonii zu Vetazah mit drehen Altären, nemlich: 1. S- Antonii, 2. S. Michaelis und 3. der beyden Heiligen Fabiani und Sebastiani. Hier wird Kirchweih gehalten am Fest S. Michaelis deß Ertz-Engels. Diese Pfarr zeichnet jährlich ungefähr dreyffig ins Tauffbuch und fmtff-zehen Personen ins Register der Todten. »- iS"*6' lös selbst. pfarr Podsemél. Wohin die Dfnrr Podsemél gehört. Jetziger Mnrrer dafelbst. Die Dfarrbirche. Die zehen Mial-Kirchen allhie. Die Pfarr Podsemél ist unter den Teutschen Ordens-Herren, und dieser Seit ist allhie Pfarrer Herr Andreas Masola. Die Pfarrkirche zu S. Martini hat unter fich zehen Filial - Kirchen : I. S. Nicolai zu Freyenthurn. II. S. Mari® Magdalenae auf der groffen Pleschiviza. III. S. Johannis Baptistae zu Térbuzh. IV. S. Viti zu Gribloch. V. S. Antonii zu Krésiniz. Wie viel jährlich zur Taufse und zu Grabe kommen. Die drey Filial-Kirchen dieser Psarr. Die Pfarr-Kirche. Die zehen Filial-Kirchen allhie. Da« Bicariat Pograja. Die Pfarr Pöttattb an der Sulp. Wer dieselbe priisenlin. Ramm der Pfarrern. Die Pfarr» Kirche. Die sunffze-heu Filial-Kirchcn. VI. S. Margaretae tat Walde (auf Crainerisch Uborstu genannt). VII. S. Helenae zu Podsemél. VIII. 8. Crucis bey Gradez. IX. Unser Frauen im Kloster. Diese Kirche ist vormals durch die Herren von Tschernembl und die Herren von Hohenwart gestisftet samt einem Francis-caner Kloster, daher wird sie noch biß ans den heutigen Tag im Kloster bey-genamt, obschon kein Kloster dabey ist. Ob aber solches Kloster ehedessen würck-lich aufgebauet, oder um der gar offt streisfenden Türcken willen ins stecken gerathen und unterlassen worden, kann ich nicht wissen. Doch ist der Stifft-Briess annoch vorhanden. X. S. Michaelis zu Freyenthurn, welches aber nur eine Capell ist. Dieses Bicariat habe ich allbereit bey ij unter selbige Psarr gehört; weßwegen der Pfarr Dorneck beschrieben, weil es ( allhie die Wiederholung überslüstig wäre. Pfarr Pöffantl. jKitljdi, Die Pfarr ptland an der dfulp. Wer dieselbe yrsojsentirt. Jamen der Pfarrern. Die Marr-Wrcke. Die funß-ehen Mlial-Urcken. Doppelter Altar. Wie viel def5 Jaltrs getaußl werden und jlerben. Es giebt zwo Pfarren dieses Namens, eine an der Culp, die andre bey Bi-schossslack. Die erste ist der Aglarischen Diooces einverleibt, gehört aber unter das Capittel Rudolphswerth, durch welches sie auch wird präsentirt. Allhie seynd unter andren Pfarrern gewesen: Bartholomaeus Rop, Laurentius von Cumberg, Canonicus zu Rudolphswerth , Hermagoras Cibicius und der jetzige Herr Michael Kosh. Die Psarr-Kirche zum H. Kreutz hat zween Altäre: 8. Crucis und 8. Johannis Baptistae, und unter sich sunsszehen Filial-Kirchen, als da seynd: I. 8. Michaelis, welche bey erstge-meldter Psarr-Kirchen aus einem Kirchhofe steht und drey Altäre hat: S. Michaelis, S.S. Hermagorae und Fortunati und S. Barbaren. H. S. Mariae Magdalenae zu Radenz. III. S. Georgii im Thal. IV. S- Biti in Gräut. V. 88. Petri Pauli zu Loog mit drey Altären: 88. Petri Pauli, 8. Jacobi und 8. Andreae. VI. Unser Lieben Frauen zu Loog, so mit der vorgehenden aus einem Kirchhofe steht. VII. 8. Spiritus (zum H. Geist) und S. Eliae aus dem Berge, welchen man Loogersberg nennet. Mitten in dieser Kirchen steht ein doppelter Altar, damit bey einem Altar zween Geistliche zugleich celebriren können, also, daß Einer gegen dem Andren schauet, welches was Merckwürdiges ist, sintemal nicht bald ein solcher Altar gesunden wird. VIII. Der H. Trinität zu Graslinden. IX. 8. Nicolai aus dem Berglein Videm genannt. X. 88. Primi und Feliciani eben auf dem Berglein Videm. XI. 8. Leonardi zu Teutschau. XII. Unser Lieben Frauen zu Sagosdaz. XIII. S. Martini auch zu Sagosdaz. XIV. 88. Fabiani und Sebastiani bey dem Schloß Pölland. XV. S. Annen zu Schmieddorsf. Rechst dabey steht auch eine Capelle S. J Antonii von Padua. In dieser Psarr trägt das Jahr un-!' gesähr hundert Kinder zur Tauffe und - viertzig zu Grabe. Dopvellkk Altar. Wie oiel deß 3ü* gemufft werde» »*" sterbe». Wohiu die Vforr PUand Bet) ^'schoffdlack 9e^ört. Pet j-tzo « Pfarrer daselbst ist. D« Pfarrkirche Ä' 'hreu Eciren. sechè. K» Filial-7-irchen 'a»t den chwejhen psarr jManil 6nj Sifdioffsfafc. Inhalt. Wohin die Mrr D'öttnnd Key KischosölnK gehört. Mer jetzo der Mrrer da-felbjl ist. Zie Dsnrr-Wrche mit ihren Altären. Ihre fechszeheit Mlial - Kirchen Jjamt den Kirchweihen. Bey Bischofslak Hat es, wie vor gedacht, auch eine Pfarr, so man vonPol-land benamset; welche gleichfalls der Aglarischen Dioeees ist eingeschlossen, aber unter die Herrschafft Bischofslack gehört, und durch den Bisch off von Freysingen präsentirt wird. Unter denen vorigen Pfarrern ist Andreas Hudazhut gewest. Der jetzige ist Herr Carolus Ignatius Kodelli. Die Pfarr - Kirche hat zum Patron den heilgen Martinum und fünft Altäre, auch einen Tabor bey sich. Ihre Kirchweihe fällt auf den Sonntag nach S. Bartholomaei. Ihrer Filial-Kirchen seynd sechszehen: I. S. Wolgangs Kirche zu Log (na logu auf Craiuerisch) mit dreyen Altären. Die Kirchweihe wird allhie begangen am Sonntage vor S. Laurentii. II. 8. Sabatae in Bukouvérch, auch mit dreyen Altären, allwo am Festtage S. Bartholomaei Kirchweih ist. III. 8. Viti zu Uluznah, darinn drey Altäre stehen. Ihre Kirchweihe kommt Sonntags nach S. Laurentii. IV. 8. Urbani bey S. Urban, mit eben so vielen Altären und einer am Sonntage vor S. Bartholomaei feyer-lichen Kirchweihe. V. 8. Johannis Baptistae zu Sestran-skavas, allwo es gleichfalls drey Altäre und eine Brüderschafft S. Antonii von Padua hat, und auch Sonntags nach S. Bartholomaei eine Kirchweihe. VI. 8. Laurentii zu Nahotaulle, dar- inn zween Altäre. Ihre Kirchweihe begeht man am Fest S. Laurentii. VII. 8. Paulini zu Voselza mit dreyen Altären. Die Kirchweihe wird allhie gehalten Sonntags nach dem Fest der beyden Heiligen Hermagorae und Fortunati. VIII. 8. Udalrici zu Uleskouize mit zween Altären. Ihre Kirchweihe bringt mit sich der Sonntag vor Aller Heiligen. IX. 8. Gertrudis zu Uzabrazeh mit drey Altären. Die Kirchweihe ist allhie am vorletzten Sonntage vor Aller-Heiligen. X. 8. Crucis (zum Heil. Kreutz) zu Bresje mit drey Altären. Hier ist Kirchweihe am andren Sonntage vor S. Laurentii. XI. Unser Lieben Frauen zu Nama-lenském verhu genannt. Diese hat eben so wol drey Altäre und am Sonntage nach S. Michaelis Kirchweihe. XII. 8. iÉgidii zu Javorie. Kirchweihe ist am Sonntage vor oder nach S. Bartholomaei. XIII. 8. Brictii zu Uzelereraune genannt , allwo am zweyten Sonntage nach 88. Hermagorae und Fortunati Kirchweihe celebrirt wird. XIV. 8. Jacobi zu Najarzemberdu genannt, mit drey Altären, allda Sonntags vor Aller Heiligen Kichweihe ist. XV. 88. Primi und Feliciani zu Ga-berskagora. Kirchweihe ist allhie am dritten Sonntage nach S. Bartholomaei. XVI. 8. Georgii zu Navòzie, so zween Altäre hat und am andren Sonntage nach S. Michaelis die Kirchweihe. Vicaria: re8aria. Pregarla. Unter die Pfarr Hrushiza gehört das | bey selbiger Pfarr habe beschrieben. Vicariat Pregarla ; darum ich es auch Das Vicaria! Premb. Wo die Pfarr Presgain ligl. Gewesene Pfarrern LaselLst. Wer jetzo der Pfarrer ist. Tie Pfarr-Kirche mit ihren Altären. Wohin die Pfarr Preserie gehört. Ihre Pfarr-Kirche und Kirchtveihe. Ihre ftebtn Filialen. Dicaiiat fremß. Das Vicariai Premb ist unter die ; dieses Vicariai auch der Pfarr Dorneck Pfarr Dorneck gehörig; weßwegen ich il beygeschrieben. Ifarr presgain. iiahslt. Wo die Ifarr Drefgain ligi. Gewefene Pfarrern dafelbst. Wer jelša der Pfarrer ist. Die Pfarr-Kirche mit ihren Altären. Die Alial-Urchen fami ihren Kirchweihen. Diese Pfarr ligi in Aglarischer Dioe-ces, gehört aber unter das Kloster Sittich , durch welches sie auch präsentirt wird. Allda seynd Pfarrern gewest: Johannes Kramar (oder Kramer,) Michael Dienstmann und Michael Kotar. Welcher aber, nachdem er kranck worden, davon gegangen ; worauf Hr. Martinus Zhehun an feine Stelle gekommen und annoch dieselbe bedient. In der Pfarr-Kirchen S. Margaret«; stehn drey Altäre, und ist allhie die Kirchweihe am zweyten Sonntage nach Michaelis. Diese Kirche hat drey Neben-Kirchen, als: I. 8. Nicolai zu Janze, welche drey Altäre hat und am Sonntage nach dem Fest der Kreutz-Erhöhung Kirchweyhe. II. Deß H. Kreutzes zu Groß - Tre-beleuo mit zween Altären. Allda begeht man die Kirchwey-Feyer am Sonntage vor S. Margareten. III. S. Bartholomaei in Ober - Weist niz, da am Fest eben dieses Heiligen die Kirchwidmung celebriti wird. Die Filial' Kirchell samt ihre" Kirchweyhe pfarr Preserie. Inhalt. ‘Wohin die Pfarr Preserie gehört Ihre Marr-Wrche und Kirchweihe. Ihre sieben Mial-Kirchen. Die Pfarr oder Vicariai Preserie ist dem CartHäufer- Kloster Freudenthal zuständig. Der jetzige Pfarrer heisft Marcus Rustia. Die Pfarr - Kirche ist zu 8. Viti und an dieses Heiligend Fest allhie Kirchweihe. Sie hat unter sich sieben Filial-Kirchen : I. 8. Floriani zu Kamniz, attivo an S. Marci Fest Kirchweihe ist. II. 8. Josephi auf dem Berglein Mlezhnig. III. 8. Nicolai zu Paka, da man am Pfingst-Montage Kirchweyhe hält. IV. 8. Margaretae zu Brauniza. V. 8. Johannis Baptistae juSebozivo. VI. Deß Heiligen Kreutzes zu Urakiténe, VII. 8. Stephani zu Napokaische, allda Sonntags nach Jacobi Kirchweihe ist. A°c-ß btr Psarr diaischach. ®tcatten daselbst. D>- Psarr-mrche. Seifst best Unser 8. ötaucn ^tar allda. Mart fiaffdiaifi. lioeres der Marr Katfchach. Uicarien äafelhst. Die Marrhirche. Unser I. grauen Altar allda. Die zehen Filial-Kirchen dieser Dsarr Diese Psarr, so unter der Diwces Sigiar begriffen, gehört unter die Psarr Tiffer in Steher und ist also nur ein Bicariat, welche auch dreh Kirchen auf der Steyrischen Seiten hat. Die Pfarrern (oder Vicarien) seynd daselbst gewesen Andreas Nauudnik, Johannes Türck ij und der jetzige ist Herr Gregorius Gra-senselder. 8. Petri ist die Pfarrkirche und in derselben bey dem Altar Unser L. Frauen ein Beneficium, welches die Herren von Werneck gestifftet und jetzo Serr Josephus Kozevar, Pfarrer zu auenstein hat. Diese Psarr oder Vicariai ist mit zehen Filial-Kirchen tiergefeilet, welche seynd: I. Der HH. drey Könige in Brujnig. II. Unser L. Frauen gleichfalls zu Brujnig. III. S. Martini in Verhouo. IV. 8. Nicolai zu Mozhilnu. V. 8. Pancratii bey Siebeneck. VI. 8. Catharinae zu Jelovo. VII. 8. Nicolai an der Sau. VIII. 8. Georgii zu Turje in Steyer. IX. 8. iEgidii aus der Steinern Brücken auch in Steyer. X. Unser L. Frauen Schayer gleichfalls in Steyer. Hingegen findt sich aus dieser, nem-lich Crainerischer Seiten deß Saustroms eine Kirche zu Gimplhoff, an der Sau, welche unter die Psarr Lag in Steyer gehörig ist. Die zehen Filial- Kirchen dieser Psarr. Marr fiaffmaimstforff. Inhalt. Die Aaümansdorfer Marr. Mer diefelbe presentirt. Die Kamen etlicher rem. Der heutige Marrer. Die Marrhirche samt den Altären. Zwo Capellen und eine Mderschaßt. Das Munder-Hlut Christi allhie. Die Filial-Kirchen defs Uicariats Kodein. Die sechs Filial-Kirchen defs Vicariats zu Vigaun. Tiejses Koch, das gut für die Ohren. Jährliche Anzahl der Getaußten und Gestorbenen. D'° Ran- P- Startern. Die in dem Stifft Laybach begriffene Psarr Rattmansdorff gehört unter die Probstey zu Laybach, daher sie durch den Probst zu Laybach auch prefentirt wird. Unter ihren Pfarrern finde ich diese nachbenannte: An. 1427 Häidl Gum-peller, Andreas Dienstmann, Matthias Juritsch, Paulus Muchouiz, Gabriel (Elements, Michael Dopai, Andreas Mraule, Michael Sherounik, Sigis-mundns Weuzhizh, Iacobus Globozhnik, Andreas Lucheshizh, Casparus Zherne-titsch, Johannes Carolus Schaggar, Johannes Telban, Josephus Paulus Janeschizh, Matthias Schibert, Petrus Tazoll, Johannes Jenko und Herr Ge-orgius Wazher, welcher biß noch das Amt führet. Die Pfarrkirche ist S. Petri und hat Die Psarr-sieben Altäre, nemlich: 1. S. Petri, 2. Kirche Deß heil. Sacraments, 3. 8. Georgii, S biB 4. Der heiligen Trinität, 5. 8. Catha -rinae, 6. Aller Heiligen, 7. 8. Nicolai. Es fewb auch allhi- zwo Capelle» Unser Lieben Frauen samt der Bru- und ein-^ derschafft deß heil. Rosenkrantzes und Làrschafft. : S. Barbarrn. Diese Capell ist gestiff tet durch die Herren Grasen von Thurn. Der heutige Psarrer. Das Wunder »lut Christi allhie. Die Filial-Kirchen des; Sicariate Rodei« Nahe dabey steht auch die Capelle S. Michaelis, darinn man aber nicht mehr celebrirt. Beh Begehung der Kirchweihen weihet man das heilige Wunder-Blut Christi, so in dieser Pfarrkirchen ver-wahrlich aufbehalten wird, und hält man solche Kirchweihe zu unterschiedlichen Zeiten, als: am andren Sonntage nach Ostern, am ersten Sonntage nach S. Petri Ketten-Feyer und am zweyten Sonntage deß Weinmonats. Diese Pfarr wird in zwey Theile unterschieden, nemlich in Rodein und Bigaun. Welche Beyde funffzehen Fi-lial-Kirchen ingesamt, doch jedwede ihre besondre unter sich haben. Zum Vicariai Rodein gehören folgende Filial- oder Neben - Kirchen : I. S. Clementis zu Rodein mit dreyen Altären : S. Clementis, S. Annse und S. Margarete. Die Kirchweyhe wird gefey-ret am Fest SS. Hermagorse und Fortunati. II. Unser L. Frauen zu Lees, so vier Altäre hat: Unser Frauen, S. Catha-rinnen, 8. Johannis Baptistae und 8. Andreae. Sie hat auch eine Capellen S. Antonii von Padua. Sonntags vor Pfingsten ist die Kirchweyhe. III. S. Ruperti zu Studentschitsch mit drei en Altären : 1. 8. Ruperti und 8. Florian! , 2. SS. Primi und Feliciani, 3. 8. Ursulae. Die Kirchweyhe ist am Fest S. Floriant. IV. S. Marci zu Nelben mit dreyen Altären: 8. Marci, 8. Bartholomaei und Unser L. Frauen. Wiewol dieser letzter Altar verboten ist. Die Kirchweyhe wird allhie gehalten am Fest S. Bartholomaei. V. 8. Radegundis am Rein. Die Kirchweyhe fällt auf den Sonntag nach S. Martini , und hat diese Kirche einen Tabor. VI. S. Martini zu Scharouniz mit dreyen Altären: 1. 8. Martini, 2. SS. Johannis und Pauli und S. Mariae Mag-dalenae. Kirchweyhe ist allhie am Sonntage nach S. Johannis Baptistae. VII. 88. Cantii und seiner Mitgenossen zu Sellu mit zween Altären: 1. SS. Cantii und seiner Gesellen, und 2. S. Antonii deß Abts. Allda ist Kirchweihe am fünfften Sonntage nach Ostern. VIII. S. Laurentii auf dem Berge bey Sabresniza, attivo am Sonntage nach 8. Michaelis Kirchweihe gehalten wird. IX. S. Nicolai zu Bresénza mit zween Altären: 8. Nicolai und 8. Augustini. Aber dieser letzter ist verboten. Am vierdten Sonntage nach Ostern hält man hie Kirchweihe. Die übrige sechs Filialen seynd bey dem Vicariai zu Vigaun und diese nachgesetzte: N. S. Udalrici zu Vigaun oder Katzenstein (Crainerisch Ubeginah) mit dreyen Altären: S. Udalrici S. Georgii und Unser Frauen, es hat hier auch eine Capelle S. Michaelis und am Fest 8. Aegidii Kirchweyhe. XI. 8. Petri aus dem Berge oberhalb Katzenstein mit dreyen Altären: S. Petri, 8. Leonardi und Unser Lieben Frauen. Es findt sich auch dabey eine kleine Capelle 8. Petri. Am Sonntage vor 8. Johannis Baptistae hält man allhieKirchweihe, und am Fest-Tage SS. Petri Pauli ist allhie ein grösser Zulaufs deß Bolcks. An diesem Ort trifft man auch ein tieffes Loch an, so in die Erde hinab geht und dem Gehör treffliche Hülfst thut, auch das Ohren-Weh vertreibt. Wovon aber anjetzo weiter zu reden unnöthig ist, weil ich schon anderswo davon Bericht gethan. XII. 8. Luciae unter dem Berge mit dreyen Altären: 8. Luciae, S. Marien j und S. Sebastiani. Allda am Sonntage nach 8. Michaelis Kirchweihe ist. XIII. Deß Apostels 8. Jocobi deß Grös-sern zu Leschach, allda am Sonntage vor SS. Simonis und Judae Kirchweihe ist. XIV. 8. Lamberti zu Lanzauu mit j dreyen Altären: 8. Lamberti, 8. Antonii deß Abts, und S. Elisabethen der Witwen. Die Kirchwidmung wird hie gesti) ert am Sonntage nach S. Marien Himmelfahrt. XV. Der H. Trinität zu Steinpichl (oder Steinbühel.) Diese Kirche hat ungefähr vor zwey und viertzig Jahren die Nachbarschafft aus ihren eigenen Mitteln bauen lassen, und ist sie im Jahr 1656 geweihet worden. In derselben stehen drev Altäre, nemlich: 1. der heiligen Trini tät, 2. S. Catharinen, 3. S. Barbaren. Die Kirchweihe ist am zweyten Sonn tage nach S. Petri Ketten-Feyer. In dem Schloß Stein hat es eine Capellen 8. Valentini. _ In dieser Pfarr kommen jährlich ungefähr hundert und achtzig Seelen in den Bund der heiligen Taufte, aber hundert zur Erden. Die 'W Filial-Kirchen ÜB Bicariats zn Biga»"- Ti-ff-s ** das gut f11 die 0hr-n Jährlich« Anzahl^ Gewusste" und gestorbene»' Der die «nffnitzer P,arr toäfentirt. ®’e Namen bet tot. Marr Keiffiüß. fntzal». Wer die Reißniker Pfarr prefentirt. Die Jamen der Pfarrern. Wer anjd&j dafelbft Pfarrer ist. Die Pfarrkirche dafeibst fantt denen neun Altären. Ottiche ReißnitZer prügeln ihren Kapellan. Die neunten filial - Kirchen diefer Pfarr. Dolchreiche Wallfahrt. Ein (Sefchren in der Kirchen ucrurfacht groffes Unglück. Heil. Grab heg diefer Pfarrkirchen. Jährlich - Getaufte und gegrabene allhie. P,61 anjetzo Pfarrer ist. A- Psarr-Kirche tzlbst samt M neun «Uärett. Diese in der Aglarischen Dirnces begriffene ist eine Keyserliche Psarr, die der Keyser auch presentirt. Die Pfarrern dieser Pfarr seynd auch allezeit Archi-Diaconi (oder Ertz-Priester) dabey in Unter-Crain, und darunter seynd diese nachbenannte gewest: Johannes Peßler, Lucas Kniffet, Nicolaus Mrau, Casparus Plangk, Maximilianus Vacani, Johannes Iacobus dell Argento , Johannes Ludovicus Schönleben, 88. Theol. Doctor und Dechant zu Laybach. Dieser Zeit ist Herr Thomas Renner allhie Pfarrer und auch in Un-ter-Crain Ertz-Priester. Die Pfarrkirche ist S. Stephano, dem Papst und Märtyrer, gewidmet und hat neun Altäre: 1. S. Stephani. 2. Deß Fronleichnams Christi, dabey auch die Brüderschafft deß Fronleichnams ist, samt einem Beneficio oder Gestisti, welches von selbiger Brüderschafft vergeben wird. Dieses Beneficii haben genossen: Lucas Knäffel, Nicolaus Mrau, Maximilianus Vaccanus, Johannes Ge-orgius Portico, und anjetzo hat es Herr Georgius Andreas von Gallenfels. 3. S. Andre®, Allda ist auch noch ein Beneficium, welches der Keyser ver-giebt, und seynd damit bedacht worden: Lucas Knäfel, Nicolaus Mrau, Maximilianus Vaccanus, Adamus Clapsche, und anjetzo hat es Herr Thomas Renner. 4. Der Altar S. Hermagor® und Fortunati. Wobey auch ein Beneficium, so vom Keyser vergeben wird. Selbiges hat im Jahr 1427 Graf Hermann von Cilly gestifftet und seynd damit begünstigt worden: Lucas Knöffel, Nicolaus Mrau, Maximilianus Vaccanus, Bla- sius Tervisar. Anjetzo hats Herr Andreas Kromar. 5. Der Altar S. Mari® Verkündigung. 6. S. Catharin® und S. Iohanms deß Evangelistens. 7. S. Christophori. 8. Der HH. drey Könige an einem abgesondertem Ort, wobey die Begräb-niß der Freyherren von Werneck ist. 9. S. Michaelis des Ertz - Engels in der Sacristey. Es ist auch eine Capellen 88. Rosarii (deß heiligen Rosenkrantzes) vor etlichen Jahren allhie gebauet worden; dabey obgedachter Herr Thomas Renner, Pfarrer zu Reiffnitz und Ertz-Priester in Unter* Crain, eine Brüderschafft deß heil. Rosenkrantzes samt allen vom Papst Innocente dem XI. bestetigten Jndulgentien auf eigenen Kosten eingeführt. Bey dieser Kirchen wird am ersten Sonntage nach Ostern Kirchweihe celebrici. Im Jahr 1620 begingen etliche Bürger zu Reiffnitz an dem Capellan Georgio Paupertas allda ein grobes Stücklein; denn als er aus dem Pfarrhofe kam, erwischten sie denselben und zer-prügelten ihn so hefftig, daß er acht Tage hernach den Tod davon genommen. Diese Pfarrkirche hat unter sich neunzehen Filial-Kirchen. I. Unser Frauen in Gottschee, welche sechs Altäre hat, nemlich: S: Marien, S. Francisci baveri®, S. Antonii von Padua, S. Josephi, deß heiligen Kreu» tzes und S. Eli®. II. 88. Primi und Feliciani zu Rasern in Gottschee (in Gargaiz spricht der Crainer.) IU. 8. Viti in Rakitniz. Diese hat 3 Altäre: 8. Viti, 8. Udalrici und 8. Eliae. Etliche Reiffnitzer prügeln ihren Lapellan. Die neun-zehen Filial-Kirchen dieser Pfarr. a Wohin die Psarr Rieg gehört. Lei Psarrer alltfie. IV. 8. Margaretae zu Niderdorff, welche auch drey Altäre hat, nemlich: S. Margareten, S. Pauli Bekehrung und S. Clementis. v. 8. Petri zu Piheldorff mit drehen Altären: 8. Petri, S. Martini und 8. Laurentii. VI. S. Leonardi zu Teutschdorff (Crai-nerisch Nemskavas) mit zw een Altären : S. Leonardi und S. Matthiae. VII. S. Marien zu Winckersdorff (Crainerisch Goriznavas) mit drehen Altären : Unser L. Frauen, S. Floriant und S. Agnetis. VIII. Zur heiligen Trinität Crobatsch (Crainerisch Hrouazé) mit drehen Altären: der H. Trinität, S. Jacobi und S. Johannis deß Evangelisten. IX. S. Annen auf dem Berge mit drehen Altären: S. Annae, S. Ursu-tae und S. Agnetis. X. 8. Thomae in Polane. XI. S. Georgii zu Orteneck, auch mit drehen Altären: S. Georgii, S. Marien und Lucien. XII. 88. Philippi und Jacobi zu Raune mit zween Altären: 88. Philippi Jacobi und 8. Bartholomaei. XIII. Die Kirche deß Heiligen Geistes, S. Marien und S. Oswalds auf dem Berge. XIV. 8. Mariae Magdalenae zu So-dersitz mit drehen Altären: 8. Mariae Magdalenae, 8. Nicolai und S. Andreae. XV. 8. Marci mit zween Altären, deren einer 8. Marci, der andre 88. Primi und Feliciani. XVI. S. Marien zu Neustifft, welche fünff Altäre hat: 1. Unser Frauen, 2. 8. Annae, 8. Antonii von Padua, 8. Josephi. Der Nam deß fünfften ist mir unbewußt. Dtese Kirche hat man vor wenig Jahren erst aufgebaut und zwar mit einer schönen Capell auf Italiänische Manier. Auf das heilige Pfingst-Fest gehen viel tausend Menschen dahin wallfahrten. Bor fünff Jahren ungefähr hat Einer am 9. Junii, nemlich den Tag vor Pfingsten, um eylff Uhr zu Nachts angefangen zuschreyen: Es brennt! Es brennt! Welches einen solchen Aufstand und Gedrenge in der Kirchen erweckt hat, daß darüber drey und zwan-tzig Personen erdrückt, auch viel Personen beschädigt und dreh Kinder, wie man sagt, verlohren worden. XVII. 8. Crucis (zum H. Kreutz) mit drehen Altären, nemlch: 1. 8. Crucis, 2. 88. Valentini und Anacleti und 3. 8. Spiritùs. XVIII. S. Rochi riechst beh der Psarr-Kirchen, darinn stehen die Altäre: 8. Rochi, 8. Francisci Seraphici und 8. Antonii von Padua; auch 88. Ignatii und Francisci Xaverii. XIX. Das heilige Grab Christi, so von dem Freythofe dieser Pfarrkirchen vier Schritte weit abgesondert ist, hat obbenamter Herr Thomas Renner, Pfarrer zu Reiffnitz und Ertz - Priester, von Grund aufgerichtet. In dem Schloß Reiffnitz ist auch eine Capelle S. Johannis Baptistae. Am Sonntage nach S. Johannis Baptistae ist allhie Kirchweihe. Diese Psarr zehlet deß Jahrs über bey zweyhundert Kinder beh der Tauffe, und ungefähr hundert und dreyffig Menschen, so von der Lebendigen Zahl ausgelescht werden. Volckreiche Wahliahrt- Ein Geschreq i» der Kirche» verursach! ein großes Ungiiid. 6. Grab b-b dieser W1 ' kirchm. LS- Begrabene allhie plärr lieg. puhali. Wohin die Ifarr Weg gehört. Der Marrer allhie. Die Marrlürche. Dench-triirdige Entführung einer graut mitten aus dem Geleit der Hoàeit-Keute. Es gehört diese Psarr unter die Graff-schafft Gottschee, und presentirt dieselbe der Fürst von Aursperg. Dieser Zeit ist allhie Pfarrer Herr Johannes Grabner, und die Pfarrkirche S. Johannis Baptistae, Kirchweihe aber gj' am ersten Sonntage nach Pfingsten. Allhie ist vor etlich und dreyffig Jahren ein denckwürdiger Braut - Raub ge-schehn. Der Suppan oder Schultheiß Sendmtir- bigt Entführung «net Braut nùtten aus btm Geleit Hochzeitreute. zu Kotnitz (ist ein Dorff, so auf Crai-nerisch Kotnice genannt wird, uno in dieser Pfarr Rieg ligt) hatte seine Tochter Einem von Laybach, Namens N. Epich, versprochen. Da nun dieser seine Braut in Begleitung aller Hochzeit-Leute hieher aus Rieg zur Copulation führet und man zu einem Wäldlein, so zwischen Rieg und Kotnitz ligt, gekommen, sihe! da springt gähling Einer von S. Veit am Pflaum, Francolini genannt, zu Pferde aus dem Pusch hervor, samt etlichen wohl-bewehrten Kerlen, rafft die Braut zu sich und galoppiti mit ihr davon, hat ihm dieselbe auch hernach in Dalmatien lassen trauen. Diese Psarr-Kirche hat sieben Filial-Kirchen unter sich. I. S. Oswaldi. II. S. Leonardi. III. S. Marien. IV. S. Ursulen. V. S. Andrene. VI. S. Antonii besi Abts. VII. S. Josephi. |)fatr üln tfo f|i fi.sru erf fi. Jyte Bey der Stadt Rudolpswerth wird | man sich ihrer Gelegenheit und Zustan-njttth diese Pfarr von mir beschrieben, allda ! des kann ersehen. R°«s d r Pfarr S. ^uprechr. ^ si- $5- ist. ^«Pfarr- »iwhf. 8iliaf> ; Ntn Ntlben.' Pfarr 8. luprcdit. ^nhalt. JtcecES der |farr S. Juprecht. Wer sie prseftttitri Vormalige Pfarrern allda. Wer jào Pfarrer ist. Die Pfarr Kirche. Die dreg und mtttetg ^ilial-Kirclien derfelben. Wie viel in diefer Pfarr jährlich zm Welt und Lur Grden kommen. Die Sanet Ruprechter Pfarr, welche dem Aglarischen Kirchen-Sprengel (oder Dicoces) zugethan ist, gehört unter das Capittel zu Rudolphswerth, durch welches sie auch präsentirt wird. Unter denen Pfarrern seynd allhie gewest : Anno 1490 Jacobus von Aursperg, welcher nachmals Probst zu Rudolphswerth geworden, hernach Balthasar de Albertinis und Adamus Gaspodaritius. Jetziger Zeit ist es Herr Stéphanus Beltschitsch, Protonotarius Apostolicus und Decanus zu Rudolpswerth. Die Psarr-Kirche ist S. Ruperti und eine Mutter drey und zwantzig Filial-Kirchen, welche Heiffen, wie folget: I. S. Margareten auf dem Berglein Nagori. II. S. Barbarae. III. S. Agnetis in Saloka. IV. S. Petri zu Sunauiz. V. S. Nicolai zu Wresau. VI. S. Michaelis zu Goba. VII. S. Bartholomaei zu Jauor. VIII. 8. Johannis und Pauli zu Jel-letne. IX. Unser L. Frauen zu Dui (Crai-nerisch na dulléh.) X. S. Laurentii zu na Preleszih. XI. 8. Spiritus (desi H. Geistes) zu Vihri. XII. S. Martini zu na kalli. Diese Kirche hat zwo Capellen: S. Luciae und S. Antonii von Padua. XIII. 88. Primi und Feliciani zu Osredek. XIV. Unserer Frauen zu Leskouiz. XV. S. Nicolai zu Budnavas. XVI. S. Johannis im Thal. XVII. S. Margaretae zu Kamenza. XVIII. Der H. Trinität in der Ebene, allda am Sonntage nach Ostern Kirchweihe ist. XIX. Unser Lieben Frauen zu Utershizi. XX. S. Georgii auf dem Berge. XXI. S. Leonardi zu Gabrialach. XXII. S. Rocht in der Ebene. XXIII. S. Nicolai zu Martinavas. In dieser Pfarr kommen jährlich hundert und dreyffig zur Tauffe und siebentzig zu Grabe. Ob* Me viel in dieser Pfarr jährlich zur Welt und zur Erd«, kommen. Wer die Pfarr Sagur präfentirt. Die Namen der vorigen Pfarrern und deß jetzigen. Die Psarr- Kirche daselbst. Derselben Altäre. Ein Bernunfft-Beraubter erlanget seine Bernunfft wnnderbar-lich wieder, betz dem Mar Unser L. Frauen. Ifatt Sagur. [er die pfarr Ingur prmfentirt. Die Hamen der vorigen Pfarrern und defs jetzigen. Die pfnrr-Kirche dafelbjl. Derfelben Altäre. (Ein Vernunßt-Hernubter erlangt feine Vernunßt wunderbarlick wieder bey dem Altar Nufer I. -Frauen. Die neun Filial-Mrcken diefer Pfarr mit ihren Altären und Kirchweihen. Krankes Weib wird in der Kirchen wieder gefund. Kirchen - Verächter wird auf fonderbare Weife gestrafft. Wird nach einer Wallfahrt wieder gefund. Diese Psarr Sagur ligt in der Aqui-lejschen-Diceces, gehört unter das Kloster Sittich und wird auch deßwegen von selbigem Kloster präsentirt. Die Pfarrherren allda waren folgende: Valentinus Jouan, Mattliias Schme-shitsch, Matthias Loushe, Thomas Grohar, Sebastianus Prasnég und Adamus Shuppe. Heutiges Tages stehet dieser Pfarr mit seiner Seel-Sorge vor der Herr Andreas Bastiantschitsch. Die Parochial-Kirche führet den Namen 88. Petri und Pauli und hat fünff Altäre: 1. Petri und Pauli, 2. Unsrer L. Frauen, 3. zum H. Kreutz, 4. Aller Hei- ligen, D. 88. Fabiani und Sebastiani. Bey dem Altar U. L. Frauen ist die Brüderschafft Mariae Verkündigung, welche bey Lebzeiten Adam Shuppe im Jahr 1656 aufgerichtet worden. Diese Brüderschafft hat einen privilegirten Altar. Als Thomas Dragar, ein Bauer, welcher unter die Herrschafft Gallenberg gehörte, lange Zeit seiner Bernunfft beraubt war, verlobte ihn endlich sein Weib zu dieser Brüderschafft Unser L. Frauen und führte ihn an einem Sonnabend nach besagtem Ort. Nachdem sie nun ihre Andacht abgeleget und die Lorettanische Litaney gebetet worden, der Geistliche aber eben die Worte Salus infirmorum sang, ließ der Närrische oder Bernunfftlose ein solch entsetzliches Ge-schrey aus seinem Munde hören, als ob ein Leu brüllete, fiel darauf, als wann er tobt wäre, zur Erden nieder, und blieb eine kleine Weile in solchem Zustande ligen; nachdem er also ein wenig geschloffen und geruhet hatte, richtete er sich auf und mit ihm zugleich seine verfallene Bernunfft, so daß derjenige mit gutem Verstände nach Hause gieng, welcher als ein Narr dasselbige kurtz zuvor verlassen hatte. Diese Geschicht begab sich im 1681 Jahr den 7. Aug. und ist so gewiß, daß nicht allein andre Leute, sondern auch der noch lebende Selbst-Zeuge den Zweiflenden alle ungleiche Gedancken benehmen können. Die andre Brüderschafft deß H. Sebastiani ist bey dem Altar 88. Fabiani und Sebastiani und hat ihren Anfang genommen unter der Kirchen - Verwaltung deß Pfarrers Matthiae Schmes-hitsch im Jahr 1614, eben da die Pest am Heutigsten wütete; welche aber, so bald diese Fraternität aufgerichtet worden, ihr Ende genommen. An dem Festtage 8. Pancratii wird allhie Kirchweihe und ein groffer Jahr-marckt gehalten. Nächst bey dieser Psarr-Kirchen ist eine gar alte Capelle zu S. Michael. Diese Pfarr hat neun Filial-Kirchen unter sich: Die I. wird zum Heiligen Geist genannt, und ist zu Narouich ; hat drey Altäre: zum H. Geist, S. Ursulae und S. Bartholomaei. Die Kirchtag - Cele-brirung (Dedicatio) geschicht am Sonntage der Hochheiligen Drey-Einigkeit. Die II. ist dem H. Johanni Baptistae zu Vine im Jahr 1506 zu Ehren erbauet worden, und hat gleichfalls drey Altäre, nemlich: S. Johannis deß Täuf-fers, S. Andreae und S. Barbarae. Diese Kirche wird für gar miraculos gehalten; dann beß Nicolai Dernouschég Weib, welche gleich jener elenden Pa-tientinn tut Evangelio, die ihre Kranck-heit zu stillen, deß Herrn Jesu Kleides Saum angerühret, um ihre Kräfften und Dii neun Am düs- IS1*, und Kirchweih,' Krqnckes, Weib wird in der Kirchen wieder gesund dem Grabe nahe kam, ward, nachdem sie ein Gelübde gethan und zu dieser Kirchen gebracht worden, unter währender Messe dergestalt geheilet, daß sie frölich und mit lachendem Munde wieder nach Hause gieng, auch solche beschwerliche Plage weiter nicht mehr fühlete. Anderer Wunderwercke zu geschweige«. Die III. ist deß H. Udalrici Kirche zu Naraunich und hat ebenfalls, wie die zwo vorgedachte, drey Altäre: S- Udalrici, S. Lucae und S. Martini. Die Kirch-weyh wird allda am Sonntage vor dem Fest Johannis deß Tauffers gehalten. Die IV. hat den Namen zu Unser L. Frauen auf der Alben, (Crainerisch na planine.) Diese Kirche ligt gleich an den Crainerisch - und Steyerischen Grentzen also gebauet, daß der Kirch-Thurn drey Spannen weit auf Steyrischem Grunde stehet. Man sihet allhier drey Altäre, nemlich: Unser L- Frauen, S. Joachi-mi und S. Annae. Im 1684 Jahr ist dieser Kirchen die Capelle 8. Antonii de Padua angebauet worden, und wird besagte Kirche wegen der allda geschehenen Wunderwercken in ^ grossen Ehren gehalten. Nur dieses eini- Ät’(t gen zu gebenden: Als vor wenig Jah- !°ird auf ren ein Bauer, mit Namen Valentin Md-rbare Jurchar, in der Tyfferischen Pfarr nechst Wrafsi. bey dieser Kirchen wonhafft, diesen Ort samt der Kirchen mit stattlichen Worten schalt und schimpffte, bekam er in dem Augenblick die fallende Sucht also, daß sich alle Menschen, welche solches gesehen, zum höchsten verwunderten. In solchem elenden Zustande blieb er die gantze Nacht gleichsam halb tobt tigert, und ward von seinem Bruder und sei- ner Schwester bewachet. Am Morgen früh aber sähe er mit einem tieffen Seuff-tzer die Kirche an und begehrte einen Geistlichen. Als nun solcher herzu kam, klagte er gegen selbigem mit Thränen über seinen begangenen Frevel, gelobte eine Watt-farth nach dieser Kirchen anzustellen und sich öffentlich als einen solchen Menschen anzugeben, der sich mit seiner Zunge gegen diesen H. Ort und Unser L. Frauen versündiget hätte. Solches sein Ver- ~. , sprechen hat er auch hernach ins Werck «„« gesetzt und ist allezeit frisch und gesund Wallfahrt verblieben. Viel Krancke, die sich hieher verlobet haben, sind wieder zu ihrer Gesundheit gelangt. Die V. Fittal-Kirche ist deß H. Jacobi zu Hotredesli, hat drey Altäre: S. Jacobi, S. Rochi und 88. Antonii und Jodoci. Die VI. wird zu S. Agnes genannt zu Bukouje, und begreifst in sich drey Altäre, nemlich: S. Agnes, S. Josephs und S. Florians , Die Kirchweyhe ist amSonn-tage quatuor temporum im September. Die VII. ist der H. Margarethae zu Lagkh, und hat drey Altäre: S. Margarethae, S. Laurentii und S. Helenae. Die VIII. ist S. Leonardi zu Vol-zhymlesu und mit dreyen Altären versehen, nemlich: S. Leonhardi, (S. Luctae und S. Lucae. Der Kirchweyhtag fällt auf den Sonntag nach Margarethen. Die IX. ist zum H. Kreutz in der Höhe, (Crainerisch Uvérhu) genannt. Der verstorbene Pfarrherr Adam Shuppe hat in dieser Kirchen den Chor vergrös-sern und drey Altäre von dem Leiden Christi aus seinen eigenen Mitteln aufrichten lasten. yfdtT Samasci. ^rrhttlt. In weither Dioeces die Marr Samasci ligt. gas Dorff Samasci. Mo die Mrr-Urcke flehet. Zweyerlen gechts-iegung in dem Dorff Samasci. Die Pfarr Samasci ist in der Paren- ;■ und halb Oesterreichisch; dann der halbe ^rr :e tinischen Dioeces und ligt die Pfarr- Theil deß Dorffs gehöret den Benetia- ii^a8ci Kirche in Histerreich, in einem Dorff, nern, und die andere Helffte unter die Da« welches mit der Pfarr gleichen Namen Graffschafft Mitterburg dem Fürsten lr"as,„>,n führet. Dieses Dorff ist halb Venedisch von Aursperg. Wo die Pfarr-Kirche stehet. Zweyerleq Gerichts-Hegung in Wohin die Pfarr Slmmstein gehörig ist. Die £farreit, daselbst. Die Pfarr» Kirche samt ihren Altären. Ihre dreh Filial- Kirchen samt deren Kirchweihen. Die Pfarr-Kirche S. Michaelis stehet auf Venedischem Grunde. Dann obgleich das gantze Dorff vorzeiten nur die Grafen von Görtz für Eigen-Herren erkannt, so haben sich doch die Venetianer nachmals in solche Herrschafft mit eingedrungen, und mit Gewalt derselben sich biß auf die Helffte angemasst, welche ihnen auch biß heut also verblieben. Auf der Oesterreich- oder Mitterbur-gischen Seiten sind zwo Filial - Kirchen, welche von einem einigen Geistlichen versehn werden, und wird selbiger so wol von denen Benedisch- als Mitterburgi-schen Inwohnern erwählet oder gesetzet; maffen ihm dann auch beyde Theile die Collectur geben muffen, und ist der Obere Theil Benedisch, der Untere aber Österreichisch oder Mitterburgisch. Der jetzige Pfarrer heisst Michael Braicouich. Weil also in besagtem Dorffe zweyer-ley Leute, unter zweyerley Herrschafft wohnen, so ist in einem jeden Theil ein d-m Dorff ' Suppan oder Schultheiß, welche bey ama9C1, einem vorfallenden Gerichts - Handel gleichsam für einen Mann zusammen stehen, also, daß wann irgend unter Be-netianischen Unterthanen eine Strittig-keit oder Hader soll gestillet und entschieden werden, der Benedische Suppan, an dem dazu bestimmten Ort das Gericht in Beyseyn deß Unter - Suppans hält, welcher hierzu kniffen wird und sein Votum geben muß. Fällt aber eine Streit - Sache unter den Oesterreichi- schen Unterthanen vor, so wohnet der Suppan deß Obern Theils dem Gericht mit bey und entscheiden diese beede die Sache der ersten Jnstantz. Erhebt sich jj aber zwischen einem Oesterreichischen und Benetianischem Untersassen ein Streit-Handel, so wird die Sache allda, wo Beklagter seinen behängen Gerichts-Stand hat, gerichtlich behandelt. ànhrrlt. ohin die Mrrrr Jauenstein gehörig ist. Die Marrern dafelbjl. Die ffarr-iirche fami ihren Aliären. Ihre dreg Hlial - Kirchen fami deren Kirchweihen. Zahl derer die atlhie geboren werden und sterben. Die Pfarr Sauenstein gehört unter die Herrschafft Sauenstein, deren Con-firmation aber unter die Propstey zu Rudolphswerth. Allda waren Pfarrherren Marcus Sa-lushai, Petrus Bosa, Andreas Gail und Josephus Hatsheuar, welcher noch am Leben und weilen er schon über funfftzig Jahr Priester ist, im November deß 1687 Jahrs seine Primitias zum andren mal gehalten. Die Pfarr-Kirche zum H. Kreutz hat drey Altäre, als: deß H. Kreutzes, Unser L. Frauen und S. Dorothern. Die Kirchtag-Feyer geschieht am Sonntage nach S. Jacobi. Diese hat drey Filial-Kirchen unter sich. I. Zu Unser L. Frauen auf dem Berge Topolauiz. Die Kirchtag-Feyer wird allhie am Fest B. V. Mariae ad nives gehalten. II. S. Annse auf dem Berge Okriz, hat drey Altäre : 1. «L>. Amt se, 2. Josephi und 3. 8. Antonii de Padua. Die Kirchtag - Feyer fällt auf den andren Pfingsttag. III. S. Nicolai unter dem Schloß Sauenstein; welche gleichfalls mit drey Altären versehen: 1. S. Nicolai, 2. S. Marci, 3. S. Catharinrn. Die Kirchweyhe begehet man am Sonntage nach dem Auffahrts-Fest. In dieser Pfarr werden ungefähr 40 Personen jährlich getaufft und 20 zu A°r-n ^ Grabe getragen, und ersetzet die Fort- werden «" pflantzung der Menschen auf solche Weise ft<1 : die Ausreutung der andren doppelt; eben als wann die Natur nicht so viel verlieren wolte, als der Tod zum Gewinn heimziehet. pfflvt Saijradi. Es gehört die Pfarr Sayrach (Crai-nerisch Usheriach) unter die Herrsch afft Bischoffslak und hat deßwegen der Bi-schoff von Freysingen selbige zu pracsen- tiren. Die Pfarr- und Filial-Kirchen, imgleichen deß Pfarrers Namen, Hab ich nicht erfahren können. pfarr Marflfenßerg. sinhillt. er die gfnrr Ichurfenberg prsefentirt. Gewesene Mnrrern daselbst. Die §f" O-l oderai UnschlinZ. brennen w'“- Meiners W-ib d°rst nicht auJ"" Kirchberg' bleiben. ä'ittacutn, fo M dieser Kirchen gtschehn ^'Underhei-iung eines f ^adhafften «usses. ^sese Kirche wird auch do» denen Männer ^gierigen "lucht. sen; heutiges Tages aber sind weder Tanne noch Fichten da mehr zu sehen, sondern der gantze Ort mit Buch-Bäumen besetzt. Sonst geschehen auch bey dieser Kirchen viel Miraculn ; und hat sich ungefähr vor acht Jahren dieses zugetragen. Ein Weber von Neystädtl (oder Rudolphswerth) gebürtig, welcher seinem Handwerck in Schlesien nachgezogen und einen Schaden an seinem Fuß bekommen, daß ihm auch kein Wnnd-artzt in Schlesien zu helffen vermögt, hat sich zu dieser Kirchen verlobt und ist unterwegs wieder gesund worden. Ein Blinder, welchen man zu dieser Kirchen geführet, hat den Weg ohne Leiter wieder nach Haus genommen. Vor wenig Jahren bekannte einer in der Beicht, daß er sich auf seiner Wallfahrt zu UnserL.Frauen,Uscharie genannt, inKärnd-ten gantz unmenschlich insolchesFrauenbild verliebt und Tag und Nacht vom Teufel mit solchen unkeuschen Gedancken geplagt worden, biß er sich hieher zu dieser Kirchen verlobt, gebeichtet und communicirt, worauf ihn gleich solche Anfechtung verlassen. Auffer diesem ist auch diese Kirche eine Zuflucht solcher Wittwen oderJungfrauen, welche nicht gern allein schlaffen ; daher gehen absonderlich viel solcher Schwestern, welche lieber einen frischen Wittwer oder schönen Jungengesellen umfangen, als mit der heiligen und keuschen Agnes nur ihrem Herrn Jesu in Armen liegen wollen, nach dieser Agnes-Kirchen wallfahrten,und beten allda um einen ehlichen Gesellschaffter. Die II. Filial-Kirche, so deß Jodoci, auch auf dem Khuemberge ligt nechst bey der Kirchen S. AgnetiS. Dann dieser hohe Berg zertheilet sich in zwo kleine Spitzen, deren jede mit einer Kirchen versehen. Bey dieser Kirchen hat der jetzige Pfarrer im Jahr 1684 die Sacri-stey und den Chor erbauen lasten. Die III. Filial-Kirche 8. Michaelis zu Sauershie hat zwey Altäre, nemlich 8. Michaelis und 8. Barbarae nebenst einer Brüderschafft. Wann zur Sommers-Zeit eine grosse Dörre ist, so begiebt sich die Pfarr von Sagur in einer Procestion nach dieser Kirchen und erbittet sich allezeit einen Regen allda, fo daß die jeni-gen, welche dick bestäubt hieher gekommen, wol benetzt und abgewaschen wieder zurück gehen. Die IV. zur H. Anna ligt mitten im Kuemberge und hat drey Altäre: 1. S. Amt se, 2. zu Unser L. Frauen und 3. S. Floriant. Die V. welche der heiligen Trinität gewidmet, ist zu Zhemernu oder Himmelberg und mit zween Altären versehn, als: der heiligen Trinität und deß H. Nicolai. Die VI. hat den Namen der heiligen Margarethse und ligt zu Jaguenica. Diese Kirche ist mit einer Kapellen geziert, welche dem H. Antonio de Padua jetziger Pfarrer zu Ehren erbauet hat. Selbige hat auch einen Neben-Altar deß H. Andreas. Die VII. Filial ist S Johannis nechst bey dem Pfarrhofe, hat zween Altäre, als 1. 8. Johannis Evangelistse und Johannis Baptistae, und 2. 8. Barbarae. Diese Kirche ist durch Johann Aricher, gewesenen Pfarrherrn, im Jahr 1646 erbauet worden, und wird in selbiger, weil die Pfarrkirche eine Viertheil Stund weit vom Pfarrhofe ligt, getaufft und copulici. Der jetzige Pfarrer hat auch nechst bey besagter Kirchen eine Caplaney aufgerichtet, in welcher der Caplan wohnet. Die VIII. der H. Catharinas zu Worie hat einen einigen Altar, welcher den Namen der H. Lucias führet samt einer Brüderschafft. Dieser Kirchen hat der noch lebende Pfarrer eine schöne runde Capelle deß H. Josephi und Rocht beygesellet, zu deren Aufrichtung ihn ein Gelübde wegen der in Steyermarck an hiesigen Grentzen grastirenden Pest getrieben. Die IX. deß H. Laurentii zu Selu ist ein armes und kleines, doch an Andacht grostes Kirchlein, und haben die Benachbarten vor ungefähr sieben Jahren gehöret, daß allhie die eintzige Kirchen-Glocke deß Morgens, Abends, auch bey Hellem Tage von sich selbsten geläutet. Die X. ist dem H. Jacobo in Padesh zugeeignet. Die XI. ist deß H. Bartholomasi zu Kosiza, begreifst in sich zween Altäre : 1. S. Bartholomasi und 2. S- Pauli. Im 1684sten Jahr ist der Chor zu dieser Kirchen gebattet worden. Die XII. ist deß H. Georgii zu Bes-gauiza, liegt gleich ober dem Schlößlein S. Jörgen genannt und hat drey Altäre: 1. S. Georgii, 2. Unser L. Frauen und 3. S. Urbani. Der hohe Thurn ist dieser Kirchen im 1681sten Jahr beygefüget worden. Alocke läutet tun sich 'Über in die Kirche. Die XIII. deß H. Leonardi zu Narodesch, ligt auf einem hohen spitzigem Berge zwischen zweyen gioffen Felsen, welche die Kirche dergestalt verbergen, daß man derselben nicht eher ansichtig wird, als biß man die Berge hinter seinem Rucken ligen stehet. Diese Kirche hat zween Altäre: S. Leonardi und S. Erasmi. Die jenige, welche in Türckischer Ge-sangenschasft leben oder darein gerathen sind, als der Türck zum öfftern in dieses Land einfiel, haben eine sonderbare Andacht zu dieser Kirchen; daher sihet man noch sechs grosse, dicke, von weistem Wachs sauber ausgearbeitete und verguldete Ker-tzen, welche zum Gedächtnis} vornehmer Personen ausgehebet und gewiesen werden, als hieher geschickte Denckmale ihrer in türckischer Gesängniß erloschenen und nachmals wieder angeleuchteten Freyheit. Die XIV. der H. Ursulas zu Borauak hat gleichfalls zween Altäre, deren einer der H. Ursulas, der Andre 88. Wolffgangi und Dominici ist. Bey dieser Kirchen soll mit nächstem der Chor überbauet und Krafft eines Gelübdes deß jetzigen Pfarrers dem Heil. Schutz-Engel eine Capelle zu Ehren ausgerichtet werden. Die XV. S. Marias, aus dem Berge Klezhieuiz ist ebenfalls nur mit zween Altären versehn. Die XVI. deß H. Wrictii zu Urtizhi-ach zehlet drey Altäre, als: 1. 8. Wrictii, 2. 8. Radagundis und 3. 8. Rosaliae. In dieser Pfarr werden jährlich ungefähr vier und sunfftzig getaufft und zwölff eingeerdiget. Das Dicaiiat Srfuliertalior. Das Vicariai Schillertabor ist in der ttta or Triestischen Dioeces und gehört unter die Pfarr Cosana, wird aber durch den Freyherrn von Raunach zu Schillertabor presentili. Die Kirche S. Martini hat drey || tage angestellt. Altäre: 1. S. Martini, 2. S. Nicolai und 3. S. Floriani. Diese Kirche hat einen Tabor. Kirchweyh wird alle Viertheil Jahr am Sonntage gehalten, auch am Festtage S. Lucae und am Palm-Sonn- Di- Pfarr Schwtinberg. pfarr Sàeinkerg. Die Pfarr (oder das Vicariai) Schweinberg gehört unter die Pfarr Pölland. Der heutige Psarrherr heisst Nicolaus Kasun. Die Pfarrkirche ist Johanni dem Täuffer gewidmet und hat zwo Filial - Kirchen unter sich, uemlich: I. 8. Johannis, auch zu Schweinberg. II. 8. Rochi, zu Uspehariach. Profilici) am See. ^nhal I. Hie §rob|iej) mit See. Gelegenheit dieser Drobsteg. Gremii beg dieser Streben wird durch seinen GnMn vertrieben. Die Probstey am See Gelegea heit dieser Probst-r Die Probstey am See, sonst insgemein Maria an oder im See (eigentlich aber Maria im Werth) genant, ligt bei Veldes aus einer schönen Insul oder ziemlich-erhabenen und mit Bäumen lieblich-bewachsenen Berg-Höhe mitten im See. Obenauf der Ebene, zu welcher man von beyden Seiten durch eine saubre Stiege hinauf gelanget, stehet die Kirche zu Unser L. Frauen, welche von vielen Leuten besucht, und fast täglich von Wallfahrtem betreten wird. Diese Kirche ist von vielen Miraculn berühmt und stehet man bey derselben einen grosten und hohen, gantz frey-stehenden schönen Thurn, darinn die Glocken samt einer Schlag-Uhr hangen. Im vergangenen Jahr hat das Wetter in diesen Thurn geschlagen und selbigen sehr beschädiget; wiewol er alsobald wieder ausgebestert und in vorigen Stand gesetzt worden. 18 Die annemliche Gegend, darinn sich diese Kirche befindt, ist aus beygesetzter nach dem Leben entworfener Kupfer-Figur zu sehen. In dieser Insul gleich unter der Kirchen nahe bey dem See bricht hervor eine Brunnquelle, oben aber hinter der Kirchen ein Eremiten-Häußlein, in welchem vorzeiten ein Eremit oder Wald-Bruder seinen Auf-^ enthalt gehabt. Dieser, Namens Adolph xq Michael Weidmann, hat sich aus sonderba- ren rem Trieb und Inspiration entschlossen, seinen Geistlichen Stand, in welchem er vorher schon lebte, bey dieser Kirchen zu Unser L. Frauen im Werth, als ein Einsiedler fort zusetzen; zu welchem Ende er sich dann allhier eine Einstdlerey (oder Einöde) aufgerichtet und etliche Jahre lang ein gotts-fürchtiges Leben geführet, auch zu unterschiedlichen heiligen Zeiten bey der Nacht mancherley übernatürliche Dinge gesehen. Endlich aber hat desien Eaplan Georgius Purnell aus Anreitzung deß Ruh- und Friedstörenden Geistes sich gegen diesen Eremiten empört unter dem Schein, als ob er ihm seine Einkünfften verringerte. Wie nun unruhige Gemüter gleichsam eine magnetische Krafft in sich haben, ihres Gleichen an sich zu ziehen, so bekam auch dieser von vielen Sauren einen starcken Anhang, vermittelst welches er besagten fromm-lebenden Mann dermafsen verfolgte, daß er endlich gezwungen ward, von dannen zu weichen. Dieses habe ich in einem MS. gefunden. Sonsten erzehlet man, daß er hernach ein liederliches Leben geführet und sich endlich gar aus dem Staub gemacht habe, und ist das Lied, welches auf ihn gerichtet worden, noch heutiges Tags in Erain gar bekandt. Nach ihm ist ein Andrer, welcher zuvor in seinenDiensten gewesen, an dessenStelle kommen, aber um seines unheiligen und be-trüglichen Lebens willen durch die Bauren wieder hinweg getrieben worden. Solches er-zehlen die noch daherum wohnende Bauren. Hier wird allezeit einGeistlicher gehalten und durch den Bischoff von Brixen von der Herrschafft Veldes aus hieher gesetzt. Massen dann auch besagter Bischoff prsetendiret, daß dieses auch in seine Diceces gehöre, welches aber der Bischoff von Laybach disputir- Ite Pfarr tu geilacb. Wohin die Pfarr Stifen berz gehörig. Ist gegen der Pfarr Neumarktl ausgewechselt. Jetziger Pfarrer daselbst. Die Pfarr-Kirche. Ihre 16 Filial-Kircheu. lich macht und dieses für seine Diceces hält. Schwebet also der Aussprüch, in welches Diceces dieser Ort eigentlich liget, noch in Streit und Ungewißheit. pfarr in Sccfamf. In der Aglarischen Diceces ist die Pfarr in Seeland, und wird durch den Pater Rector Soc. Jesu zu Clagenfurth präfetttirt. Der heutige Psarrherr ist Herr Primus Schaffer. Die Psarr-Kirche zum H. Osbaldi hat die einige Filial-Kirche zum H. Andreas unter sich. pfarr Srifpiiöcrg. $ n h a 11. ohin du Pfarr Seisenberg gehörig. M gegen der Dfarr Jeurnarclül ausge- treritfeU. lediger Marrer dafetbjl. Die Dsarr-Mrche. Ihre ffechstehen Mial-Mrchen. Unterschiedliche Dirchmessen heg der Milial - Kirchen I. Margarethse. Die S. Ulrichs pagelle im Schloss. Die Pfarr Teisenberg gehört unter daS Kloster Sittich und wird deßwegen durch das Kloster Sittich präsentirt. So wol diese als die Pfarr Döffering hat Wilhelmus, Ertz-Hertzog in Oesterreich, im Jahr 1399 dem Kloster Sittich um die Pfarr Neumarcktl gegeben. Der heutige Pfarrer ist Herr Frantz Primus Koshar. Die Pfarr - Kirche hat 88. Hermago-ram und Fortunatum zu Patronen. Nechst bey dieser Pfarr-Kirchen stehet eine Capelle unter dem Namen deß H. Josephi. Hieher gehören sechszehen Filial-Kirchen : I S. Michaelis, bey S. Michael. II. Der H. Catharinse, zu napleshiuize. III. S. Osbaldi, zu Budinauas. IV. Deß H. Nicolai, zu Ubregu genannt. V. S. Rochi, zu Stranskavas. VI. S. Canciani, zu Stalzauas. VII. S. Petri auf dem Berge, (Craine-risch nagore). VIII. S. Pauli zu Nauinském vérhu. IX. S. Antonii unter S. Paul. X. S. Johannis Baptistae, zu Maz-kouiz. XI. S. Nicolai, zu Trepshavas. XII. S. Mariae Magdalenae, in der Anhöhe (Crainerisch Narebre) genannt. XIII. S. Leonardi, zu Nagolemuerhu. XIV. 8. Crucis (oder zum H. Kreutz) zu Nabérhouém. XV. S. Margarethae bey S. Margarethen. XVI. Deß H. Iabobi in dem Marckt Teisenberg. Iahrmärckte oder Kirchmessen werden allhier zu unterschiedlichen Zeiten gehalten, als: drey Wochen vor Weyhnachten, in der sechsten Wochen nach Weyhnachten (oder um Liechtmeß,) in der dreyzehenten Wochen nach dem Geburts-Fest unsers liebsten Heylands, nemlich auf Mariae Verkündigung, am Palm-Sonntage, am Festtage deß H. Georgii, in der Kreutz-Wochen, am Festtage deß H. Primi, in der ersten Wochen nach Khlain U. L. Frauentag und endlich am Festtage 88. Simonis und Judae. Unter^S ch- ***? AA-ch-" SV reth»e. In dem Schloß Teisenberg stehet auch eine Capelle dem H. Udalrico zu Ehren. Dir V. Ulrichs i0 Čapelj pfarr 8tf|atfi. jKnljalt, Wer die Murr ßdteach peraeflentirt. Was davon abgesondert worden. Wer das vicariai in «Sorte praefentirt. Jet-iger Dfarrer Lu KeltLach. Die §farr-lirdtt mit ihren Altären. Capette ben der Marr-Urchen. Die Zehen Mial-Mrchen dieser §farr jsamt ihren Altären. Wieviel atthie jährlich getauft und begraben werden. SBec die Pfarr @ei= ,^°ch pr«>-Itiitirt davon abaefonbert worden Wi„ ^°rtz prss-senirt. Ä'ger $u ^kltzach. D>- Psarr-k'rche mit %en ait'dttn. ^-lle be» ì? Pkarr ^chen. lu*" Archen d'-ser Die Pfarr Seltzach ligt in Aglarischer Diwces und gehöret unter die Herrschafft Bischofflack; deßwegen praesentiret sie der Bischofs von Freysing. Bon dieser Pfarr ist vor ungefähr 56 Jahren die Pfarr Eisern abgesondert worden, jedoch also, daß sie der Pfarr Seltzach mit 10. fl. jährlicher Pension verbunden bleibt. Deßgleichen ist auch vor ungefähr 26 Jahren das Vicariai in Görtz davon kommen; doch wird aber der-selbige Vicarius von dem Pfarrer zu Seltzach praesentiri, der also von besagtem Pfarrern dependiret und ihm jährlich 10 Cronen Pension geben muß. Die Pfarrer sind gewesen: Michael She-rounik, und der jetzige Herr Matthias Fällentsch. Die Pfarr-Kirche ist gewidmet dem Seil. Petro und hat 4. Altäre, als: 1. . Petri, 2. S. Stephani, 3. S. Martini, 4. Unser L. Frauen. Rechst bey dieser Kirchen ist eine Capelle in der Ehre S. Laurentii. Die Pfarr-Kirche hat zehen Filialen unter sich: I. S. Lucise, da hat es vier Altäre, als : 1. S. Luctae, 2. S. Germini Episcopi, 3. S. Barbarae, 4. S. Antonii von Padua. II. 8. Nicolai. III. S. Crucis, da hat es drey Altäre, als: 1. 8. Crucis, 2. 8. Barbarae 3. 8. Brictii. IV. S. Gertrudis, da hat es zwey Altäre, als: 1. S. Gertrudis, 2. S. Ma-thset. V. SS. Primi und Feliciani, da es zween Altäre hat, nemlrch: 1. Primi und Feliciani, 2. Achatii. VI. S. Clementis, mit zweyen Altären: S. Clements und S. Georgii. VII. SS. Hermagorae und Fortunati, mit zweyenAltären, als: SS. Hermagorae und Fortunati, 2. S. MariseMagdalmae. VIII. S.Floriani, so drey Altäre hat, als: S. Floriam, S. Valentini und S. Elisabethae. IX 8. Thomae. X. 8. Leonardi. In dieser Pfarr werden jährlich ge-taufft ungefähr bey hundert und drey-zehen Kinder und bey neuntzig Personen zur Erden bestattet. Pfau Seuofeffdi. Ps°rr '-'-Nosetsch, Von dieser Pfarr Senosetsch ist mir weiter nichts betonst, als daß sie auf dem Carsi ligt. Sonst habe ich auf vielfältiges Zuschreiben vom Pfarrern daselbst nichts erhalten können. Der gute Mann hat sich vielleicht befürchtet, daß Er nebst sothaner Nachricht auch zugleich seine Pfarr vergeben möchte. Psarr samk hren Altären. Me viel allhie jährlich getaufft und begraben werden. Wohin die Pfarr Sit» milsch ge-hiirig ist. Die dasi lbst gewesene Pfarrern und de: heutige. Die Pfarrkirche samt den Allüren. Tabor allhie. Die 13 Fi lial-kirchen zu dieser Pfarr. Wo die Pfarr Sichelberg ligt. Gegenwertiger Pfarrer daselbst. Im Ufkckm-berge Pfarr Sicmilfdi. Inhalt. Wohin die Dfarr Siemitsch gehörig ist. Die dajje löst gewesene Martern und der heutige. Die Dsarr-Urche samt den Altären. Tabor atlhie. Die drepehen Jitiat-Hirchen Zu dieser Dsarr. Jährlich allhie (getaufte und Begrabene. Die Pfarr Siemitsch gehört unter ben Deutschen Ritter-Orden. Die Pfarrer sind gewesen: Anno 1570 Nicolaus Tuschkanitsch, Anno 1586 Georg Sittaritsch, Anno 1614 Georg Per-dandes. Der jetzige ist Herr Job. Kolbe-sen, Propst zn Möttling und Pfarrer zn Siemitsch. Die Pfarr-Kirche ist gewidmet dem H. Stephano, hat drey Altäre: 1. S. Stephani, 2. der Geburt Christi und 3. Aller Heiligen. Diese Kirche hat auch einen Tabor. Sie hat auch dreyzehen Filial-Kirchen: I. S. Mariae Magdalenae im Rosenthal. II. Zur H. Dreifaltigkeit zu Viniverh. Ili. S. Rocht, zu Lipaviz. IV. S. Justi, zn Goreniz. V. S. Catharinae, in Bresaurebér. VI. S. Leonardi, in Call. VII. S. Nicolai, zn Gradnik. VIII. S. Floriani, in Kéruauizvérch. IX. S. Primi und Feliciani. X.ZnmH. Geist so unlängst erst gestifftet. XI. Unser Lieben Frauen zn Sleklamaz. XII. S. Michaelis, in Trata. XIII. Bey Unser Lieben Frauen inRiziz. In dem Schlosse Cropp ist eine Capellen zn Ehren S. Antonio von Padna. In dieser Pfarr werden jährlich bey hundert geboren und bey neuutzig beerdiget. Jährlich allhie taufst« UM Begrabend pfarr SiiMßttg. alt. die Psarr Sichelberg ligt. Gegenwärtiger Marrer daselbst. Im Ushohenberge unterschiedlicher Glaube. Die Ashohen wollen Alt-Gläubige sep. Im Uskokenberge ligt die Pfarr Sichelberg. Der jetzige Pfarrer Heist N. Aliasch. Was vor Filial-Kirchen dazu gehören, habe ich nicht erfahren können. Es ist aber zn mercken, daß diese Pfarr recht Catholisch ist, denn es hat sonst in diesem Uskokenberge manche unterschiedliche Pfarren, die ich nicht eigentlich erfahren können, zu malen sie nicht nnsers Glaubens, sondern Alt-Glanbige (wie die Uskoken sich rühmen) oder halb Griechisches Glaubens find. unterschieb' licher Kla» be. Die IW ken wollen Alt GlaU' bige M- pfarr Slavina. fallali. Diwces der ||arr Slavina. Deren Marrer jeteo ein Iaron ist. Die Marr-Z Die siebenZehen Filial-Kirchen dieser Dsarr. lieber gehöriges Vicariai Diöceß ber Pfarr Slavina Deren Pfarrer jetzo rin Baron ist. Die Pfarrkirche, Die siebenten Filialen b'-ser Psarr. Die Pfarr Slavina gehört in die Trie-stische Diwces und presentirt sie auch das Capittel zu Triest. Der jetzige Pfarrer ist N. N. Freyherr de Leo. Die Pfarrkirche, so Unser L. Frauen Himmelfahrt benamset wird, hat siebenzehen Filialen: I. 8. Crucis zu Useuzih. II. 8. Udalrici zu IJreplach. III. 8. Bartholomaei zu Upetelinah. IV. Der Heiligen Dreyfaltigkeit zu Gradéz. V. S. Petri bey S. Peter. vi. >L>. vaurenttt. VII. S. Leonhardi zu Klenik. VIII. S. Margareta« zu Palzie. IX. S. Nicolai auch zu Palzie. X. 8. Trinitatis zu Uterine. XI. S. Eliae auch zu Uternie. XII. S. Andreae in Teutschendorff. vrli :: ... XIII. S. Georgii zu Seie. XIV. S. Antonii zu Altendorff. XV. S. Michaelis deß Ertz - Engels saloch. zu Usaloch. XVI. S. Johannis zu Matenavas. XVII. S. Margaretae zu Ukozah. Unter diese Pfarr gehört auch bc Vicariat zu Adlsberg. pfarr Slrin. jinhalt. Wer die pfarr Stein ynefentirt. Ist ehedeffen Jandsfiirstlich gewest. Jetd Bt-fchbsitch. Mo sie ligt. Ist aus der Vorstadt eine Zeit lang in die Stadt 'verlegt worden. Dero gewesene Pfarrer und der gegenwärtige. Vicariate» bM??icatcn Mlben mit M «ltiiren fcr und Mietile. Die Pfarr Swing, (Crainerisch Crimini oder Gimino oder auch Ismin), so in der Diöces von Parenzo begriffen, gehört in die Graffschafft Mitterburg; dahero wird sie auch von dem Fürsten von Auersperg praesentiret. Die Pfarrer sind gewesen: A. 1580 Jacobus Blascovich ; An. 1600 Augustinus Sagrich ; An. 1615 Dominicus Rapicius; An. 1620 Bernhardus Orlorich ; An. 1650 Antonius Suffich; An. 1662 Herr Job. Bapt. Marincich, welcher auch der jetzige Pfarrer und Canonicus ist. Die Pfarr hat auch drey Canonicaten. Die Präsentation beydes, best Pfarrern und Canonici, stehet dem Fürsten von Auersperg zu. Die Canonici Hierselbsten sind gewesen: Anno 1580 Johannes Cuchurin ; An. 1600Johannes Suffich. An. 1620 Johannes Pucich ; An. 1650 Thomas Sagrich ; An.1670 Georgius Bianchi ; Anno 1676 Herr Antonius de Branchi ; der auch jetzt noch Canonicus daselbst ist. Das zweyte Canonicat hat der Bischofs von Parenzo, als der sich deffen zu seiner Bi-schöfflichenTafel gebraucht. Das dritte aber hat allewege der Pfarrer zu geniesten. Die Pfarr-Kirche ist S. Michaelis, und Hat sechs Altäre: 1. S. Michaelis mit der Brüderschafft. 2. deß Heil. Sacramenti 3. deß H. Rosenkrantzes. 4. Aller teiligen. 5. S. Antonii von Padua. 6. ;. Josephi und deß Grabes Christi. Das Jus Patronatus dieses letzten Altars hat Herr Joh. Bapt. Marincich, jetziger Canonicus und Pfarrer. Diese Kirche hat auch einen Tabor. Die Kirchweih ist den 24. Augusti. Unter diese Kirche gehören folgende zwantzig Filialen: I. 88. Trinitatis, welche Filial-Kirche auch im Tabor ligt. II. S Catharinae, so vor dem Tabor auf dem Platze steht. III. S. Antonii, deß Abts. IV. SS. Fabiani, Sebastiani, Rochi, Cosmae und Damiani. V. 8. Crucis, hat zween Altäre, als: 8. Crucis und 8. Francisci Seraphici. VI. S. Jacobi. VII. S. Bartholomaei, die zween Altäre hat: S. Bartholomaei und S. Ag-netis. VIII. S. Helenae. IX. S. Georgii. X. S. Agnetis mit vier Altären: 1. S. Agnetis, 2. S. Foscae, 3. S. Luciae, 4. 8. Sabbae deß Abts. XI. S. Dominici. XII. S. Matthiae. Diese Kirche ist durch jetzigen Pfarrern ausgebaut und renovirt worden im Jahr 1682. XIII. S. Germani. XIV. S. Petri, deß Apostels. XV. B. Virg. Mariae, der Engel-Königin. Auch diese Kirche ist von jetzigem Herrn Pfarrer schön tierneuert und mit zween Altären, S. Andreae und S. Pe-tronellae,vermehret worden im Jahr 1685. XVI. SS Johannis Baptistae und Johannis Evangelfftae. XVII. 8. Quirini. XVIII. 8. Justi. XIX. S. Augustini, zu Vallici. XX. S. Margaretae. Es hat auch etliche Capellen in dieser Pfarr, und werden jährlich ungefähr bey dreyffig Kinderlein getaufft, aber etwan fünff und zwantzig Personen beerdiget. Marr Terviso. Es ligt die Pfarr Terviso in der Dioöces von Parenzo und gehöret zu der Graffschafft Mitterburg, wird darum auch von dem Fürsten von Auersperg präsentiret. Der jetzige Pfarrer ist Herr Antonius Sivonich. Die Pfarr - Kirche ist S. Petri. Die Filial-Kirchen habe ich nicht erfahren können. Dieser Psar 20 Filial-àcheii. Zahl der Getaufften und Begra beiten. Der Pfarr Thomai DiosceS und Praefer lirum Gewesene Pfarrern derselben. Der gegenwärtige Pfarrer. Dero Pfarr-Kirche mit drehen Altären. Ihr« sunsszehen Filial Kirchen. Wohin bt-Pfarr Tichnn gehört. Dero Pfarrern. $)fart Nomai. Inhalt. Der Dfarr Shomai Dioeces und Maefentirung. Gewesene Dfarrern derselben. Der gegenwärtige Warrer. Dero Dsarr - Kirche mit dreyen Altären. Ihre fnnMehen Aliai - Urcken. Die Pfarr Thomai zählet sich unter die Diceces Triest; ist Keyserlich oder Landsfürstlich, darum wird sie auch vom Keyser praesentiri. Die Pfarrer sind gewest: Andreas SchAvagl ; Johannes Jacobus Krisey ; filias Garzarci, Archidiaconus und Canonicus zu Triest; N. Locateli!, Abbas. Der jetzige aber ist Herr Otto Hannibal Freyherr von Egk. Die Pfarr-Kirche ist SS. Petri und Pauli, und hat drey Altäre: 1. SS. Petri und Pauli, 2. S. Thomae, 3. S. Catharinae. Sie hat unter sich funffzehen Filialen: I. Unser Lieben Frauen, auch in dem Dorffe Thomai. IL S. Pauli, gleichfalls in dem Dorff. In dieser Kirchen ist die Brüderschafft S. Pauli, und hat diese Kirche einen Tabor. III. S. Georgii in dem Dorff Dutu-lien, hat drey Altäre: 1. S. Georgii, 2. S. Rochi, 3. S. Floriant. IV. 8. Crucis (beym H. Kreutz), hat drey Altäre: 1. 8. Crucis, 2. Unser L. Frauen, 3. S. Sylvestri. V. S. Antonii von Padua, in dem Dorff beym H. Geist. Diese hat drey Altäre: 1. S. Antonii von Padua. 2. S. Valentini samt der Brüderschafft des-selbenHeiligen. 3. S. MariaeMagdalenae. VI. S. Nicolai zu Auber, so zween Altäre hat, nemlich S. Nicolai und S. Flori am. VII. S.Iohannis Baptistae zu Gradina. VIII. S. Laurentii zu Caslen, mit diesen dreyen Altären: S. Laurentii, S. Iacobi und S. Andrese. IX. S. Michaelis, auch zu Caslen, mit zweyen Altären: S. Michaelis und S. jfigidii. X. S. Justi zu Utolien, mit zween Altären: S. Justi und S. Nicolai. XI. S. Eliae zu Koprina, so zween Altäre hat: S. Elise und S. Floriani. XU. S. Michaelis zu Skopa, welche auch zween Altäre hat: S. Michaelis und S. Antonii von Padua samt der Brüderschafft S. Antonii. XIII. S. Agnetis zu Crainavas. XIV. Unser L. Frauen zu Ripen, und diese hat eben so viel Altäre: 1. B. Mariae V. 2, S. Rochi. Diese Kirche hat auch einen Tabor. XV. S. Nicolai zu Verhoben. Inhalt. Wohin die Murr Sichern gehört. Dero Murrern. Dero Murr - Kirche mit fimlf Muren. Ihre ßtijfter. Ihre einige Aiiat-Kirche. Welche von einer Stelle Lur andren foli ucrfebet fep. Die Pfarr oder Vicariai Tichein wier, Bartholomaeus Terwolnik. Der oder Tüchern gehört in die Diwces Ag- jetzige ist Herr Georgius Volzin. tat und ist ein Vicariai von der Pfarr Die Pfarr-Kirche ist geweihet in der s-r° E, Stein. Ehre Mariae Himmelfahrt, und hat ««g** Die Pfarrer sind gewesen: Job. Schli- sünff Altäre: 1. Mariae Himmelfahrt, Jhre @ti fiter. Ihre einiqe Filial- Kirche. Wohin die Pfarr Töplitz gehörig. Tie Name» ihrer gewesenen Pfarrern Wer die Psarr Treffen praesentiri. Tero Bott, ®c Pfarrern. 2. S. Slmtae, 3. S. Stephani, 4. S. Floriani, 5. S. Georgii. Diese Kirche haben die Grafen von Cilly gestifftet und erbauet. Der Kirch-Tag ist am Sonntage nach S. Egidien. Sie hat ein einige Filial-Kirche, nem-lich: tr Z°na wegen Eroberung b» Stadt Ofen Diese Pfarr Adria ligt zwar nicht recht in Crain, sondern nur an den Crai-nerischen Gräntzen, ist aber doch eine Landsfürstliche oder Keyserliche Pfarr, wird auch von Keyserl. Majestät presentirt. Dero jetziger Pfarrer ist Herr Paulus Felix Pollini. Allhier kan ich nicht unterlassen, dem begierigen Leser ein lustiges Te Deum laudamus zu erzehlen, welches ich zwar vorhin schon allbereit bey Beschreibung deß Bergwercks Adria hette mit einbrin-gen sollen. Allweilen ich aber dessen Ver- laust dazumal noch nicht zur Hand bringen können, erwehnte Beschreibung aber hie zwischen schon gedruckt worden, und ich solche Erzehlung gleichwol nicht gern gäntzlich übergehe, als habe ich vor gut befunden, deroselben hier noch eine Stelle einzuräumen. Als man nemlich, wegen siegreicher Eroberung der Stadt Ofen in Ungarn aller Orten das Te DEUM &c. gesungen und Freuden-Feste gehalten, sähe es Herr Wolfs Sigmund von Kinbach, deß Keyserl. Quecksilber - Bergwercks daselbst Ordnung ber habet) ar gestellten Processimi. Ausgestellter groffer Mäye: Baum mit bieten S acher behängt- AuSwerffung Weiß-Brobs Gilber-Geschie und Scheu ck Tisch. Korb voll Citronen utb Pomerontzen. Kellner mit folgenden Weinfässern. Verweser, vor gut an dergleichen auch allda zu halten und anzustelleu. Solchem nach ward dieses Freuden-Fest angeraumt ausden15.Sept. desselben1686. Jahrs. Als benannterTag Herbet) kam, hielt man eine Procession aus der Kirchen S. Barbarso. Deren Vortrupp war eine Compagnie Musquetirer, welche jedesmal nach dem Evangelio eine Salve gaben. Diesen folgte die Brüderschaft S. Barbarsi nach ihnen die Bergwercks-Knappen und denen wieder eine grosse Fahne von der Music begleitet. Nach denen Musicante» kam ein Capu-ciner mit einem Crucifip vergesellschafftet, und sechs in ihren Meß-Kleidern und Chor-Röcken daher trettende Priester. Hierauf erschienen etliche mit lieblichen Räuch-Fäs-sern, denen das Venerabile von 3 Jesuiten bedient, nachfolgte. Derne giengen nach, der Keyserl. Bergwercks-Verweser, mit vielen andren vom Adel und dem Frauenzimmer, wie auch einer grossen Anzahl andrer Weiber. Als man mit dem Venerabili das Schloß vorbeh kam, ward es mit dreymali-ger Loßbrennung deß Geschützes, als der Doppelhaken und andren starà Geschoß-Blitzes begrüsst. Das Mittag-Mahl nahmen die Offi-ciers in dem Schloß ein. Um 2 Uhr nach Mittage zog die Compagnie der Musquetirer in daß Schloß und presentirle sich dem Hn. Verweser, welcher unter einem grossen Türckischen Gezelt und Fahnen saß. Von dar zogen sie durch den Marckt hinaus auf die Keyserl. grosse Wiesen. Ihnen folgten 36 Bergknappen, die trugen einen grossen Mäyenbaum, mit 60 Stuck aller- ; ley Wahren behängt, von welchen nachmals, wer hinauf klettern wolle, was er konte bekommen, herab holen durffte. Man brachte auch dahin einen zwiespännigen Wagen mit weissem Brod, bey welchem vier Kerls in Becken-Kleidern neben her traten und das Brod auswarffen. Auf diese kamen 20 Mann, die in beyden Händen allerley Silbern und Güldene Geschirr, etliche aber einen Schenck-Tisch trugen, auf welchem ein grösser Korb, voll Cit-tronen und Pomerontzen, gestellt war. Ihnen folgten 6 Kellner in schönen Kleidern und grünen Cappeln, denen zwey Faß Wein, das eine mit Terant, daß ist rothen- und das andre mit Wipacher, oder weißen Wein nachgeführt wurden. Ferner kamen vier Köche, mit sechs Küchen-Jun- gen. Diese jungen Köche waren fein dick, gleich dem Baccho und gaben damit gnug-samen Beweiß, daß sie nicht nur mit den Händen,sonder auchZähnen hurtig und emsig gewest. Die vier alten aber waren dürre und magere Leute. Sie begleiteten mit ihren langenSchürhaken, denOchsen, welcher allda gebraten ward. Endlich folgte eine von zweyenPferden geführte silberneTruhe oder Kasten, welcher zwo gantz weiß - gekleidete Personen, so Hernachmals das Geld ausge-worffen, bedient und 20 Musquetirer mit Doppelhaken convoyret haben. Nach diesen allen presentirten sich dieMusicanten. Nach ihnen erschien der Herr Verweser mit seinen Officiern und dem Adel. Nach deme sie nun also ins gesamt auf obernannte Wiese kommen, stellten sie sich in eine schöne Ordnung und presentirten die Musquetirer dem Herrn Verweser das Gewehr, also daß sie ihn mitsamt dem Frauenzimmer umgaben und einen Kreis um sie schlossen. Hierauf erlaubte ihnen der Herr Verweser den aufgerichteten Mäyen-Baum i zu besteigen, den Ochsen nieder zu schla-r gen und zu braten, den rothen und weis-: sen Wein auszuzapffen, das Brod und nachmal auch das Geld aus zu werffen, und also alles Preis; zu machen. Wer sich aber unordentlich verhielt oder sonst etwas sträffliches begieng, den musten zween denen wilden Männern ähnlich angekleidete starcke Kerls anpacken und insWas-ser werffen, jedoch daß ihm darauf ein guter Trunck Wein zu Ersetzung seiner erlittenen Züchtigung gereicht wurde. Wein, Brod und Geld, wie auch die 2. Chöre vonMusicanten, war alles auf hohen Bühnen. Als aber der Ochs gebraten, ward auch die Taffel unter einem grossen Türckischen Gezelt, von denen sämtlich anwesenden Geist- und Weltlichen Herren, Adel, Officiers und Frauenzimmer, bey 50 h Personen besessen. Das Tractament war herrlich u. köstlich. Man ließ auch etwas vom gebratenenOchsen auftragen. Es wurden die Gesundheiten unter Lösung der Doppelhaken tapffer herum getruncken. Nach verrichter Tafel, womit es sich lang in die Nacht hinein verzogen, ist dem Frauenzimmer auch ein Tantz gehalten worden, und war niemanden verwehrt, sich in den Tantz-Reihen mit einzulafsen. Sechs bitte Köche samt bem braten« bm Ochsen. Selb AnS-'verffnng. Mahlzeit unter Tilrcki« schenGezelte«. Tantz nach ber Mahl,-it. Diöceß bei Pfarr Zepitsch. Wir biefclbe Präseuürt. Jetziger Pfarrer derselben. Die Pfarrkirche. Diöces ber Psarr Zermoschuiz, Wer sie prüfen tirt. Die Pfarrkirche berselbev. Ihre zehen Stilai- Kirchen. Welches alles dem Allmächtigen Hochgelobten Gott zu schuldigster Dancksa-gung für den verliehenen Sieg und herrliche Eroberung der Welt-berühmten Stadt und Festung Ofen vermeynt und angesehn seyn sollen. Murr Zepiislsi. (Mall, Hioeces der Psarr Zrgitscb. Wer dieselbe präsentirt. Jetziger Pfarrer derselben. Die Pfarr-lirche. Gin Todter wird ausgegraben und erst execidirt. Die Pfarr Zepitsch, insgemein Cepich genannt, ist in der Diooces Biben und gehört der Graffschafft Mitterburg, wird also von dem Fürsten von Aursperg praesentirt. Ihr Pfarrer ist der Zeit Hm Petrus Ancich. Die Pfarr - Kirche ist geweihet der Allerheiligsten Trinität. Man hat in dieser Pfarr vor wenig Jahren einen Tobten wieder ausgegraben und ihme einen Pfal durch den Leib treiben lassen. Diese Begebenheit habe ich an einem andren Ort weitläufftig beschrieben. Die Filial- und Neben-Kirchen dieser Pfarr habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Warr Zermosàiz. Inhalt. Diese Pfarr Zermoschnitz ist unter I' der Diöces von Aglar, gehört aber un- 11 ter die Graffschafft Gottschee. Es prao- ; sentiri sie der Fürst von Aursperg. Unter den Pfarrern deroselben war ehedeffen M. Mihiz, der jetzige aber ist! Herr Georgius Schneler. Die Pfarr - Kirche ist gewidmet der Ehre Unser L. Frauen und hat zehen Filial-Kirchen, als: I. S. Johannis beym Neuen Tabor und hat auch einen Tabor. II. S. Leonhardi beym Alten Tabor, wie sie denn auch mit einem Tabor versehen ist. Warr Siiihdi. Inhalt. obin die Pfarr Zirklacb gehört. Gewesene Pfarrern derselben. Der gegenwärtig. VIII. Buch. 44 Ein Tob! er wirb ausgegraben und erst execnlirt. ioeces der Pfarr Zermoschnitz. Wer sie präfenitri. Die Ksarr-Hircbe derselben. Ihre zehen Alial-Iiirchen. Zahl ihrer jährlich Getauften und Sterbenden. III. S. Nicolai. V. S. Match ise im Neuen Ritter, (f) V. Mariae Hülff zu Neudul, ist noch eine Neue und erst vor sieben oder achthalben Jahren erbaute Kirche. VI. S. Andrene zu Pölland. VII. S. Pauli zu Topalverch. VIII. Aller Heiligen zu Muckendorff. IX. Deß Heiligen Kreutzes im Rießbach. X. S. Antonii zu Kletzendorff. Diese Pfarr befördert jährlich hundert Kinder ungefähr zur Heiligen Tauffe und beerdigt beyläuffig zwölff Personen. Zahl ihrer jährlich Gemufften und Slerbenben t) In dem mir ^gefertigtem Toncept beß Herrn Haupt-Anihors war ber zweyte Bnchstab bieses Worts so verzogen. baß man nicht erkennen tarnte, obs ein i ober e sehn miiste, und biß Wort Ritter ober Retter gelesen werben folte, wiewol ich gemutmaßt Ritter. E. Fr.f Wohin bič Pfarr Zirklach gehört. Gewesene Pfarrer» derselben. Der gegenwärtige Pfarrer. Die Pfarrkirche samt ihren Altären. Capelle bey der Pfarrkirchen. Ein kleines Kirchlein auf dem Kirchhofe Die 14 Filialkirchen dieser Pfarr »ebenst derselben Altären. lige §farrer. Die gfarrhirche fanti ihren Altären. Capelle heg der §farr-Airchen. Gm Meines Kirchlein auf dem Kirchhofe. Die viersehen Milial-Kirchen diefer |farr nehenst derfelhen Altären. Wie viel Getan De und Todten allhie jährlich gefehlt werden. Auch diese Pfarr Zircklach bekennt sich zur Dioeces Aglar, gehört aber unter das Nonnen- oder Frauen-Kloster Michelstetten, von welchem es auch praesentiret wird. Die Pfarrer daselbst sind gewesen: Anno 1537 Polycarpus Hertenfelser, Anno 1588 Christopherus Schwab, fol-gends Matthias Smuk, Matthias Wrezel, Matthias Pemhart. Der gegenwärtige ist Herr Matthias Parenta. Die Psarr-Kirche hat den Namen Unser L. Frauen Himmelfahrt, ist mit fünff Altären geziert: 1. Unser Lieben Frauen Himmelfahrt, 2. SS. Nicolai und Valentini , 3. S. Catharinae, 4. S. Michaelis, 5. S. Annae. Es ist auch eine Capelle dabei) in der Ehre S. Antonii von Padua, imgleichen auch noch eine deß Heil. Abts Antonii. Es ist auch diese Kirche mit einem Tabor umgeben. Ihr Kirchtag ereignet sich am Sonntage vor dem Fest der Heil. Apostel Simonis und Iudae. Mehr befindet sich ein klein abgesondertes Kirchlein auf dem Freythofe der Pfarr - Kirchen zu Ehren dem Heil. Apostel Thomae. Ihre vierzehen Filial - Kirchen heisien nach den Namen ihrer Patronen also: I. S. Nicolai im Meysenberge, dero Kirchweihe fällt auf den Festtag S. Matthaei. _ H. S. Stephani auf den Berge, hält die Kirchweihe am vierdten Sonntage nach Ostern. III. Deß Heil. Kreutzes. IV. S. Ambrosii. V. S. Udalrici mit zwey Altären: 1. S- Utborici (oder Udalrici) und 2., SS. Gervasii und Protasii. Dero Kirchtag ist der Sonntag vor S. Laurentii. VI. S. Leonhardi zu N arebru, welche die Kirchweihe begehet am Sonntage nach S. Laurentii. VII. Deß H. Geistes zu Zheshnevek mit drehen Altären: 1. der Allerheil. Trinität, 2. S. Mariae Magdalenae, 3. S. Andreae. Ihr Kirchtag kommt auf den dritten Fehertag zu Pfingsten. VIII. 8. Nicolai zu Duoriah. Diese hat auch drey Altäre: 1. S. Nicolai, 2. 8. Wolfgangi, 3. S. iEgidii, und seyert ihre Kirchweihe Sonntags nach 8. JEgidii. IX. 8. Helenae zu Grad mit drehen Altären: 1. 8. Helenae, 2. S. Luciae, 3. 88. Petri und Barbarae. Dero Kirchweih-Tag ist der Sonntag nach Unser L. Frauen Himmelfahrt. X. 8. Martini, auch mit drehen Altären: 1. 8. Martini, 2. 88. Primi, Feliciani und Hieronymi, 3 8. Georgii. Diese begeht die Kirchweihe am Sonntage nach S. Iacobi. XI. 8. Matthiae zu Salog. Diese Kirche ist vor 16 Jahren erst aufgeführt und mit drehen Altären gezieret worden, als: 1. 8. Matthiae, 2. 88. Pauli und Lucae, 3. deß Hochwürd. Fronleichnams Christi. XU. 88. Floriani und Rochi zu La-hoviza mit drehen Altären: 1. SS. Floriani und Rochi, 2. 8. Ursulae und ihrer Mit - Schwestern, 3. 8. Josephi. Die Kirchweihe begeht mau daselbst Sonntags vor dem Herbst-Quatember. XIII. 88. Simonis und Judae zu Unter-Fernik. Hat drey Altäre: 1. 88. Simonis und Judae, 2. Unser L. Frauen und S. Gertraud, 3. S. Urbani. Dero Kirchtag fällt auf den Sonntag vor S. Iacobi. XIV. S. Johannis deß Täuffers zu Ober - Femik. Welche auch mit drehen Altären versehen ist: 1. SS. Johannis deß Täuffers und Johannis deß Evangelisten, 2. S. Annae, 3. S. Marci. Ihre Kirchweihe begeht sie am Sonntage nach 8. Aegidii. Man zählt der Kinder, so in dieser Pfarr getaufft werden, jährlich ungefähr beh hundert und dreyssig, der absterbenden Personen aber gegen sechtzig. Wie viel Gei ansile und Todten allhie jährlich g-zähll werden. Ende deß Achten Buchs.