Ä». 79 ^l^84«. Morgen- und 2lbendgef«hle. ( Vonnette.) I. Wom ?7>ünster klinaen hehre Moraennlocken; Ein Klang, der wie kein anderer, die Andacht So wahr und voll in meinem Herzen anfacht. Und sie zur Gottheit weiß emporzulocken. O sehet, wie der Morgen mit Frohlocken Im gold'nen Strahlenkranz die Erde anlacht! Dock Mancher ist, der lraurig ihn heranwacht. Und der die sonn' erblicket nur erschrocken. Ihr Glocken lautend a»s den Dämmerungen. Zu Golt erhebend euren heil'gen Psalter! Von süßem Schauer fühl' ich mich durchdrungen. Ihr ruft. wie Stimmen aus dem Mittelalier < Mit euren moraenrolkverklarten Zunqcn: ..Golt preis und Dank! dem Vater und Erhalter!" ll Die HimmelLfüistin ist zur Ruh gegangen. In Damm'rung Wies.-n, Wald und Thal verschwimmen, llZo» ferne klinge» wundersame stimmen, Hoch ot>en rings die weißen Alpen prangen. Allmahlich aber blüh'n die bleichen Wange», Die Sill'erhaupter fanaen an ollcs Alpenglühen! Hier auf dcr kahlen Flache seh' ich nimmer. Al« nur >"> Traum nock deine Rosen blüken! Vo scheint mein Herz aucb liolz und eisig immer. Doch wenn vorüber sino des Taaes Mühen. So blüht es rosig auf im Liederschimmer. August Schnczler. Kranke Kartoffeln zum Genusse für Menschen u. Thiere tauglich zu machen. 33!ali wasche die kranken Knollen, nachdem sie aus der Erde genommen ni,d von den gesunden abgesondert worden sind, im frischen Wasser und schneide die faulen Theile rein aus, sodann werden die auf besagte Weise gereinigten, übrig gebliebenen festen Theile in '/^ Zoll dicke Soalten geschnitten, in ein Schaff oder ein anderes taugliches Gefäß gethan, und so viel frisches, reines Wasser darauf gegossen, daß die Kartoffelschnitten ganz davon bcdeckr nüd mit einem Holze leicht umgerührt werden können, was während des Zeitraumes von einer Stunde bloß ein Paar Mal zu geschehen hat, damit durch dieses Umrühren alle Kartoffelspalten von dem Wasser gehörig durchdrungen und ausgelaugt werden können. Nach einer Stunde wird das trübe aussehende, schau-miqe Wasser abgegossen und die Kartoffelschnitren abermals mit frischem Wasser begossen und auf die nämliche Weise, wie früher, behandelt. Das Wasser wird nunmehr schon viel reiner und ohne Schaum sich zeigen. Ist dieß der Fall, so wird ein nochmaliges Uebergießen und Auswassern nicht mehr nöthig seyn; man gießt bloß das alte Wasser ab, bringt die Schnitten auf ein Sieb und wäscht sie, indem man frisches Wasser darauf gießt und ablaufen läßt. Die auf besagte Weise ausgewässerten Kartoffeln lassen sich nun, gleich den Schwammen, auf luftigen Orten ausgebreitet, sehr leicht trocknen und können, wenn man schnell damit zu Stande kommen will, im Backofen in kurzer Zeit ge-trockner werden. — Auch Stubenöfen werden sich bei kleinen Wirthschaften dazu eignen, für den Wintcrbeoarf Kartoffeln aufzubewahren und sie als gesunde Nahrung zu genießen, die ohne dieser Vorkehrung hätten weggeworfen werden müssen. Wo Ziegclöfcn und Bierbrauereien in der Nahe sind, laßt sich die Sache ins Große betreiben, und diese Orte mögen nichr außer Acht gelassen und besonders von größcrn Wirthschaften fleißig in Anspruch genommen werden. Die auf angegebene Art getrockneten Kartoffelschnittcn geben, wenn sie gestampft und in einer Mühle zu Mehl gemahlen werden, ein etwas grauliches Mehl, was mit einem Theile Korn- oder Heidenmehl vermischt, ein gutes, gesundes Brot gibt; zu Grics gemahlen liefern sie ebenfalls eine nahrhafte Speise. Eben so geben die getrockneten Schnitten, aufgeweicht und längere Zeit gekocht, eine gesunde Nahrung für Menschen, besonders aber für das Vieh. Bei den Sectionssitzungen der neulichen allgemeinen zehnten Versammlung deutscher Land- und Forst-Wirthe in Gratz, wurde von einigen Mitgliedern als gemachte Erfahrung angegeben, daß kranke Kartoffeln, die noch nicht in Faulniß übergegangen sind, wieder gcsnnd und zum Scycn tauglich werden, wenn man sie an trockenen Orten im Garten odel' auch auf Feldern dcr freien Luft aussetzt und bis zum 3l4 Eintrirre des Frostes da liegen läßt, dann aber bis zum Frühjahr m trockenen Kellern aufbewahrt. Die auf besagte Weise behandelten Kartoffeln werden, wenn sie längere Zeit der Einwirkung der freien Luft ausgesetzt bleiben, theilweise grün, und eben dieser Grünstoff, der sich unter der feinen Haut der Karcoffelknolle ansetzt und verbreitet, wird als Bedingung der Heilung angesehen. Ein sehr geachteres Mitglied der oben angeführten zehnten Versammlung der Land- und Forstwirthe versicherte mich, aus kranken Kartoffeln, die von Magdeburg nach Gratz gebracht worden sind und die er auf die vorbeschriebene Weise behandelt und sodann gelegt harte, heuer ge-snnde Kartoffeln erzogen zu haben. , Ich erlaube mir daher, alle Landwirthe darauf aufmerksam zu machen und zur Nachahmung aufzumuntern, weil damit, wenn der Erfolg allgemein der angegebene ist, außerordentlich viel gewonnen, ja selbst die Krankheit nach und nach ausgerottet werden dürfte, wenn dieselbe nämlich von schädlichen Einflüssen herrührt, und nicht, wie ich mir Grund befürchte, in der Ausartung der Knolle und der Pflanze überhaupt zu suchen ist. — Sollte meine Vermuthung, die viele Mitglieder der zehnten Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe in Gratz theilten, wahr seyn, dann gibt es wohl kein anderes Mittel, als neue Kartoffeln aus gesundem Samen zu erziehen, der aus Gegenden bezogen werden muß, wo bis jetzt keine Krankheit der Kartoffeln zu spüren ist. Am besten aber dürfte es seyn, wenn man sich— nach Anrathen des Herrn Professors Tschu-di aus Bern in der Schweif, der mehrere Jahre als Botaniker in Amerika gereis'r ist und die Kartoffelpfianze allerorts, besonders aber in ihrem Vaterlande, wo sie noch jetzt wild wächst, genau beobachtet und untersucht hat, — von ibren ursprünglichen Standorten, nämlich Peru, Chili und von den Inseln Chiloe Samen und Knollen verschaffen und daraus neue Früchte ziehen möchte. Der Verlust der Kartoffelknollen, wovon sich Millionen Menschen, und iu manchen Gegenden die Armen ausschließlich nähren, würde von schrecklichen Folgen seyn. Es muß daher Alles aufgeboten werden, eine so herrliche Pflanze forczuechalten, und die Landwirche mögen alle Mittel versuchen, welche angerathen werden, die Krankheit der Kartoffeln zu besiegen, nicht minder aber auch bemüht seyn, aus gesunden Knollen Samen zu gewinnen, oder sich gesunde Kartoffelknollen oder Samen zu verschaffen und daraus neue Kartoffeln zu ziehen. ^',-^ ,v Schis chka, am 27. September 1846. F. Schmidt. Venetiattische Eabale. Schwank von A. C. Wießner. Es war vor acht Jahren, als ich die merkwürdige Dogenstadt zum ersten Male anstaunte. — Ich war damals ein siebenzehnjähriger Bursche, der sich nicht viel um die liebe Welt kümmerte, eine entschiedene Abn eigu ng gegen die »Augsburger Allgemeine« hegte und stets Ieitele's Aesthetik im Rocksacke herumtrug. — Seit drei Tagen in Venedig, hatte ich so ziemlich alle Kunstwerke besehen, ivelche diese , Stadt in Masse bietet, und wollte am dritten Abende ins Teatro Apollo. — „Ich rathe Ihnen, nichr allein ;u gehen," sagte der älteste Sohn einer deutschen Familie zu mir, an die ich ein Empfehlungsschreiben mitbrachte. — »Sie kennen Venedig noch zu wenig, und wie leicht konnten Sie sich in den Labyrinthen der Gassen und, Gäßchen verirren, und, noch etwas unmächtig der italien. Sprache, ein unliebsames Abenteuer bestehen; darum gedulden Sie lieber bis morgen, denn heute bin ich durch Geschäfte verhindert, Sie zu begleiten.« — »Pah!« sprach ich, „ich werde mich nicht verirren, seyen Sie ganz unbesorgt, denn ich kenne den Weg ins Teatro 'Apollo genan nnd wäre die Nacht noch so stockfinster, ich würde mich dennoch zurecht finden.« — Der liebenswürdige Sohn des Hauses machte mir noch einige wohlmeinende Vorstellungen, welche aber insgesammt an meinem Eigensinne abprallten, und eine innere Stimme schien mir noch überdies; zuzurufen: „Geh, geh — du wirst heute ein köstliches Abeineuer bestehen.« Abentener nnd riesdunkle, schwärmerische Mädchenaugen, Taschenbücher und Havannah-Cigarren hatten in dem damaligen goldenen Zeitalter meiner Jugend einen unendlichen Reiz für mich, und sonnt ging ich verwegen und kühn meinem Abenteuer entgegen — d. h. ins Teatro Apollo. Man gab—wenn ich nicht irre, Rossini's „l^u AN/.2» I»llrn,« eine Oper, die ich schon zu oft hörce und die eben nicht brillant gegeben wurde, als das; sie bei mir ein besonderes Interesse erwecken konnte, und so wendete ich dem Schauplatze ei»e größere Aufmerksamkeit zu, als der Bühne. — Plötzlich bln'b meine Lorgnette wie fcstgezauberr. -— In cincr Loge der ersten Etage, ganz in meiner Nähe, erblickte ich ein Mädchen von vollendeter italischer Schönheit. Es fehlte nicht viel, so hätte ich vor Bewunderung und Erstaunen ein lau-tes »Ah!" gerufen, ungefähr wie meine lieben Wiener beim Aufsteigen einer Stuwer'schen Rakette; doch zum Glück besann ich mich noch zu rechter Zeit, daß ich im Theater war. „Tiesdunkle, rabenschwarze Angen,« mnrmelte ich für mich nnd ließ meine Lorgnette sinken, um zu sehen, ob mich nicht irgend ein tückischer Dämon mir dem Glase narrte, aber das Eonterfei der Venus blieb sich gleich an unnennbarer Schönheit, und ich hätte jetzt für mein Leben gerne gewnßt, ob die bezaubernde Donna auch eine Freundin von — Taschenbüchern sey. — Mein Gott! wie sich doch die Zeiten ändern! Jetzt lese ich alle Tage meine einstige Todfeindin, die »Augsbnrger Allgemeine« und seit fünf Jahren kein einziges Tajchenbuch mehr! — Ich starrte nun unverwandt in die Loge — oder besser gesagt, zur Donna hinanf, rückte meine Cravatte zurccht, wühlte mit beiden Händen in meiner Frisur, kurz, ich machte alle möglichen Gesten, um mich po-V6l-o 'I'sdesco einigermaßen bemerkbar zu machen. Meine Feinde sagen, ich wäre schon dazumal ein arroganter Junge gewesen und hätte die ganze übrige Welt 6n l)»o»t6l!s betrachtet ; meine Freunde hingegen hielten mich für einen verliebten Narren. Ich weisi nun wahrhaftig nicht, welche von beiden Recht hatten, aber wenn ich gegenwärtig an diese 315 Geschichte zurückdenke, so muß ich aufrichtig bekennen, daß ich wirklich närrisch verliebt war. — Ich begaffte also, wie ge^ sagt, die Schone in der Loge unaufhöllich, bis plötzlich ihr stammender Blick dem meinigen begegnete. Hilf Himmel! war das ein Blick, ich werde ihn in meinem ganzen Leben nicht vergessen! Wie geblendet, machte ich einen Schritt zurück lind trat dabei meinem Hintermanne etwas unsanft auf den Fus;, daß er ein höchst verdrießliches Gesicht schnitt, und ein >,mn!««1«Un" in den Bart brummte. Ich wollte mich eben entschuldigen, als in demselben Augenblick ein Ankömmling in der Loge der Schönen meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war ein kleiner Mann mir rabenschwarzem Mahnenhaar, gelbbraunem Gesichte und großen, stechenden Augen, der in seinem ganzen Wesen etwas Anwiderndes und Abstoßendes trug. Gleich bei seinem Eintreten in die Loge wechselte er mit Signora einige Worte, richtete seine Lorgnette, scharf firirend, durch ungefähr eine Minute auf mich und bog sich sodann mit einem höhnischen Lächeln in das Innere der Loge zurück. Auch Signora betrachtete mich gleich darauf durch ihr Dopvelperspecciv, dann lehnte sie sich ebenfalls zurück und begann mit dem Kleinen ein höchst vertrauliches Geplauder. — Endlich war die Oper zu Ende. — Wuthentbrannt ob dieser höhnischen Blicke und des ohne Zweifel mir geltenden Geflüsters, drängte ich mich mir dein festen Vorsatze aus dem Theater, den kleinen Italiener, falls ich ihn fände, augenblicklich zu fordern. — »Ich will dich lehren, wie sich ein deutscher Jüngling rächt," knirschte ich mit zornbebenden Lippen, und befand mich im Nu vor dem Poriale des Opernhauses. Ich mochte wohl eine ganze Stunde gewartet haben, allein vergebens; — die Menge verlief sich nach und nach, und ich sah weder den Italiener, noch die Donna. — Höchst mißmuthig wollte ich jetzt nach Hause. — Nach einer viertelstündigen Wanderung hatte ich mich aber auch richn'a, — verirrt! »Donnerwetter!" rief ich, »das ging mir noch ab,« und verslichte die nächstbeste Straße, in welcher ich zum Glücke einen Unteroffizier eineö deutschen Regimentes traf, der mich ohne weiteres Abenteuer zum Canale grande geleitete, an dessen Ufer ich wohnte. — Mittlerweile hatte der Mond den Wolken-fchleier durchbrochen und goß sein zauberisches Licht über die alte, ehrwürdige Lagunenstadt. Wer jemals Venedig in einer lauen, mondhellen Sommernacht auf seinen Canälen durchschiffte, wird den majestätischen Eindruck nicht vergessen haben, von welchem Ana-stasius Grün so wahr und treffend singt: „Horch, Mitternacht uorübcr! ,,,.,,,.., ^ Die Straßen menschenleer! zn!nr Vogelscheuche, als einem ehrwürdigen Heiligenbilde ähnlich sah, bei den hiesigen Pfarrkindern eine große Verehrung genoß- Der Urstoff, aus dem fie gebildet war, blieb selbst für ein auf» merksameb Auge ein Rebuk, da di, Statue oftinal mit Oelfarde über« tüncht und »ml Kalk überworf," ward. Von Gesichtszüger. und dergleichen konnte man deine Hpur enld,ckcn. Da wokle e6 dab Olück, daß unser sehr umsichtige Herr Inhaber von Wolkenltein und Gezirtzcommissar den Rebus löste, und aus dieser rohe», unförmlichen Masse li» herrliches Werk der Bildhauerkunst in Marmor entdeckte. Italienisch« Vteinmetzc sind seit acht Tagen mit Feilen und andern Werkzeugen beschäftiget, um die unverantwortliche Verbildung zu beseitigen. 2?aö VUd ist von '.Nannsgröße auf einem ungefähr 3 Gchuh hohen Piedeslale aus rosafarbigem Alarmor; die Kleidung, wie die eines geiilllchen Kanzelled» nerk, eine Hand au» d,r Vrust, die andere erhoben. Der lZhorroct llellt Die ganze Gefall ist edrwüldig und «bt plaiNsch. Di»e Gesicht tragt den Ausorucl der größten Lieblichkeit, der Faltenwurf i>l unub die Hand a» der Bruü so naturgetreu und fein gearbeitet, daß man wahrhaflig Fleisch und Bein, und nicht Stein zu sehe» glaubt. Zu dieser Täuschung träal die Färb, des Marmors auch baö ihriae bei» obwohl auch ohue sie die Bewunderung des Meisterwerkes aufrecht erhal« leu bliebe- Den ganzen Tag stehen lieule haufenweise bei dem Bilde, selbll rohe Bauern sin» hingerissen von dieser herrlichen Gestalt, die so lang« ungekannt in roher Hülle lag- Nach dieser wichtigen (ioldeckung dr,il:, sich der obcrwahüle Bezirktcommissar. Herr Joseph Rohm an», int Einverüandnisse mit der hochw. Pfarrei. — dem hochivurdigen Herrn Vor° siande und den Laplänen, die natürlich üder diesen unverhofften Fund sehr «rsreut find >- eine Sammlung unter den Einwohnern zu veranslal, t,„ . um sodann ein, Nische zu baue», in welcher dieß Meisterstück vor Unwissenheit unv rohem «andalitzmub für künfligr Zeiten geschützt. eine Zier?« des Marktes Irdning < Jedem zur Bewunderung dastehe, ,oll. — Da« >obl, Kommissariat wird sich Mühe geben, durch .'lnfrasien bei den Aeltest.n dcs Orts« zu erkunden, wie und wann dies, K^tue hie« h,r glkomm.n seyn tonne, um vielleicht den Meister auefindig zu machen. Der ergebenst Unterzeichnete wird nickt ermangeln. dat> Interessante der eingeholten Erkundigungen einer geschätzten Redaction bekannt zu geben. ') Indessen zeichnet mit Hochachtung Eduard Hossmann, Civil ° und (öriminalrickter und W.richts» Actuar zu Woltenstein in Irdning A«fiösung der Sharade in Nr. 77 : Saumselig. ') Wir sind dem Herrn Einsender für diese interessante .^ütthfilling sthr verpflicht« und sehen einem weitein Berichte mit Vergnügen enlg,ycn. Die Redaction. Verleger: Ignaz Alois Gdler v. Klei n m ayr.