„Flkiheit, Wililstaiili, Zliltmig str Ail»." Str. «SS. Tonntag, SS. Oktober A«««. V. Jahrgang Di« „Mardurger Zeiliiiig« rrscheint jede» Sonntage Millwoili »»d greitag. Preise — fiir Marburg: ganzjährig « fl., halbjährig » k„ vierteljährig l ff. S0 lri für S»ft«I«ng >>>» Hau« monatlich l0 kr. — mit Postversendung! ganzjäl)r>g 8 fl., halbjährig >1 si., vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespalleiie Sarmoxdieile wird bei einmaliger Sinschaltun« mit l0, bei zweimaliger mit 15, l>ei dreimaliger mit 20 lr. berechnet, wozu silr jedesmalige Einschaltung Z0 kr. Inseraten-S em»el>,-bi>hr kommen. Zur ^rschichte dks Tages. In ausländisäjen Blättern bttiegnen wir einem Gerüchte über den Wiener Gemeinderat h. welches nicht unbeachtet bleiben darf. Es soll nämlich hohen OrteS im Zuge sein, den Wiener Gemeinderath „nitt^cn Kompetenz'Uebcrschreitnnq" auszulosen und Neuwahlen anzuordnen. Die Triebfeder wäre Gras Beleredi. der dem Wiener Vertretuugskölper seil Langem nicht hold ist und schon nach der Del)attc über d^iS P.ida-gogium und seinen konfessionellen Cl)arakter Anlaß fand, Sr. Mlijcstät Vorstellungen über den „revolntionären Charakter" (?!) des Wiener Ge-meinderatheS zu machen und dessen Anstösung anzurathen. Der Kaiser soll geantwortet haben, so ernste Maßregeln seien für jetzt noch nicht an der Zeit, würden aber „in Wiederholungsfällen" eintrete» müssen. Einen solchen „Wiederholungsfall" will m^nl nun maßgebenden OrtS in dem letzten Beschlüsse deS GemeinderatheS gegen die Ansiedelung der Jrjuiten in Wien erblicken, und hält die Auflösung deS GemeinderatheS für eine ausgemachte Sache, wenn nicht die dazwischenfallcnde Kaiserreise sie in Vergessenheit bringt oder ihr eine andere Wendung gibt. Die Erklärung der Deatpartei entzieht der Regierung die Möglichkeit, ihre bisherige Politik auch künftig fortzusetzen. Die Regierung, welche sich erbot. daS verfassungSmäbige LebtN i^trzustellen. aber ihr Streben außer der Sistirung der Februarverfafsung auch dadurch bekundet, daß sie die zum Ausgleiche am ehesten bereiiwillit^e Partei kompromittirte, muß sich jetzt zu einem Schritte entschließen, welcher über ihre Absichten und Bestrebungen keinen Zweifel zuläßt. Wenn die Regierung wirklich den Ausgleich auf dem un.jarischen Land-tage anstrebt, dann kann sie sich doch nur solcher Mittel bedienen, welche diesen Zweck erreichen helfen. ES ist unmöglieh, daß die Regierung über diese Mittel mit sich nicht im Reinen sein sollte. Steht aber der guten Absicht der Regierung betreffs dieser Mittel ein mächtigerer Wille oder Einfluß im Wege, dann bleiben für sie nur zwei Wege offcn: Ent-weder sie dankt ab oder sie beugt ihr Haupt vor dem mäljjtigeren Willen. Aber ihre zuwartende Politik kann sie nimmer sortsetzen. Ein solches Borgehen iväre nur für den Fall noch angezeigt und gerechtfertigt, daß die Regierung Aussicht hätte, auf dem Landtage die Mehrheit für sich zu gewinnen. Hiezu hat aber eben die gegenwärtige Regierung keine Aussicht mehr, denn außer einigen wenigen Stimmen wird Niemand die Rtl^ierung auf dem Landtage unterstützen, auf dem sie auch bisher nur die Deakpartei olS StüKe gewinnen konnte, insolange sie die gesetz-lichen Forderungen der Nation nicht verletzte. Die Deakpartei aber tritt zurück und die Regierung ivird jetzt gegen die minder gemäßigten For« derungen der Linken ankämpsen müssen. Die Nordg. All. Ztg. widmet den österreichischen Berfas-sungötv irren eine nicht» wrniger als schmeichelhafte Betrachtung, die sie mit dem RatlMlai^e schließt: „Wollen die Rlithe deS Kaisers nicht einen Brand ausbrechen sehen, welcher d.is bestehende StaatSgebäuve ebenso verzehrt tvie daS Gerüste des im Bau begriffenen, so müssen sie sich beeilen und nicht erst Umwege wählrn. um zur gründlichen Reform des inneren und äußeren BaueS von Oesterreich zu schreiten." Die Stimmung in Preußen und namentlich in Berlin gegen Oesterreich ist ungeachtet deS FrirdenSvertrageS nicht freundlicher geworden. Die Krcuzzeitnng enthält unter dem Titel: „Mahnungen und Warnun.^en" einen Artikel über die österreichischen „Ch canen, Nergeleien und Jnkartaden". worin namentlich von der be« kannten NiederlegUttg der Inhal,erschaft preußischer Regimenter durch Mitglider des österreichischen Kaiserhauses viel die Rede ist. Der Artikel ist in einem Tone gehalten, der dessen ivörtliche Wiedcrgakie verbietet. Im Verlaufe deS Artikels, der sehr giftig ist. sagt die Kreuzzeitung: „Man solle doch nach nnd nach in Oesterrnch zu der. lvenn auch nicht augeneh-men Einsicht gekommen sein, daß Preußen — Land und Leute, Rkgiernng tvie Unttrthait. Alle und jeder Einzelne — sich von Oesterreich nichts mehr gefallen lassen wollen; daß wir uns vollkommen bereit und kräftia sühlen. allenfall,^^ eine andere !!^chandlunlistvelse eben erst eingegan-g?ner Verpflichtungen zu erzivingen. und daß die preußische Nation in ihrer Gesammtheit doch nicht ganz so eduldig sein durfte wie ihre Regierung — in atlerdiNtjS besserem Ermessen — eS biS zu gewissem Grade sein muß." Die G eneh m i gnn g e n d e S p r e nß i sch.s ächs i s ch e n Frie-denS Vertrages lvurden bereits ausgeivechsclt; die Hauptbestimmun-gen desselben sind folgende: Sachsen tritt dem norddentschen BundeS« vertrage bei. Die Neubildung der sächsischrn Armee erfolgt, sobald die Bestimmungen für drn norddrntlchen'Bnnd auf Grundlage der preußischen BundtSreformvorschlä^e festgestellt sein iverden. Inzwischen ivird der Eine Spielliank. Bon R. T—sch. Auf einer Reise in den Rheingegenden besuchte ich auch Homburg. Eine liebe Familie, bei der ich durch einen Freund eingeführt wurde, wußte mich längere Zeit zu frsseln, als ich ursprünglich in meinem Reiseplane bestimmt hatte, und mit großer Freude gedenke ich noch heute der schönen Tage, die ich am Fuße dcr lieblichen Gebirgskette des Taunus verlebte. Am Morgen erging ich mich in den schönen Anlagen am Elisabethbrunnen, des Nachmittags wnrde zu Wagen, zu Pferde oder zu Fuß eine größere Exknrsion in die reizende Umgegend unternommen und der Abend führte mich in das Kurhaus. Seine Säle sind mit siirsilicher Eleganz ausgestattet. Herrliche FreSken und geschmackvolle Bildhauer-werte von Münchner Künstlern. Verzierungen von Gold und Marinor, schön ornamentirte Säulen, kostbare Wand- und Kronleuchter treten dem Beschauer mit »vurdevoller Anmnth enti^egen. und suchen sich in das brste Licht zu stellen. Gleichtvohl ließ mich daS All^S so kalt. Eö durch-schauerte mich ein Frösteln und eS tvar mir nicht andels. al^ sähe ich den blitzenden Marmorfeldern der Wände helle Thränen nnd alS l^örte ich überall bange Seuher und dumpfeS Klagen. Ich trat in den Spielsaal ein. Am Roulette lvurde slolt gearlieitet. Die Kroupiers in eleganten Fracks, mit großen Manschetten und einer Menge Ringen angethan. suchen durch äußern Glanz zu kisetzen. lvas ihnen an innerem Gehalte abgeht. Als Friseurs. Kellner oder Lohttdiener nuS Frankreich herülier gekommen, helfen sie sich jetzt mit der Krücke besser durch die Welt, als frlther mit Brenneisen oder Serviette. Vor ihnen glitzert Helles Gold und neues Sllber aufgethürmt in wohlgeordneten Schichten, und tvie sich um den großen Lockvogel eine ganze Schaar kleiner Waldvögel drängt, so umringen die goldenen Tlzürnie die glänzen-den Goldstücke und bescheidenen Gulden des spielenden Publikums und die Meisten — bleiben auf der Leimruthe fitzen. Meltr als vierzig Personen bethriligten sich heute am Spiele, gleichwohl herrschte eine beinahe lautlose Stille, die nur durch das Rollen der verhängnißvoll^n Kugel oder durch das Klingen der Münzen uiiterbrochen lvurde. Herren und Damen von allen Altersstufen und von den verschiedenartigsten europäischen Na-tionen brachten ihre Tribute. Ein englischer Lord. Spieler von Profession, saß ernst und verschlossen in der Näl)e der KronpierS. Mit ungetheiltester Anfmerksamkeit verfolgte er jede ihrer Manipul .tionen. aber seine Getichts-züge zeigten eine gleiche marmorne Unbelveglichkeit. mochte er hundert LouiSd'orS verlieren oder eine ebenso große Summe gewinnen. Ihm t^egenüber stand sein Gegenstück, ein beiveglicher jun^^er Franzose. Sein blasses Gesicht überflog bei jedem entscheidenden Momente eine fieberhafte Rölhe. die zusammengekniffenen Lippen zuckten, sein kleines, stechendes Au.^k irrte unstätt aus dem grünen Tische umlier. Er spielte mit ent-schi'denem Unglück. Er verdoppelte, er veidreisachte seinen Satz, er ver-snchke alle Felc^er. alle Zisfein. nirg nds ivar ihm seine Göltin hold. Enl'l'ch eine kurze Pause — eine stumme Fr.ige an sich seltist — ein kühner Griff und — er sitzte seine letzte Sninme. zweihundert LouiSd'orS, aus das betrNj^liche grüne Tuch. Einen Augenblick darauf tvareu sie der Krücke deS kalten Kronpier verfallen, uud er selbst verließ, ohne auch nur der geringsten Tljeiliiahme sich getrosten zn können, die Hölle, um viel» leicht in eine andere . . . Doch hiniveg mit solchen Bildern. Ein neuer Gast erseht die verlassene Stelle. Eili Handiverksbnrsch, ein Schneider seines Zeichens, lvar von dem Glänze der prächti,,en Säle gelockt, niit schnellem Schritte in den Spielsaal einj^edrungen. Die goldbordirten Poitiers. die wnst nur dem anständig Gekleid'ten den Ein-tritt gestatt-'N. hatte er durch sei» sicheres. ungenirteS Auftreten zur völli-l^en Passivität gebracht und er behauptete je^t seinen Pl.^tz wie irgend einer. Das Spiel schieii ihm zu gefallen. Mit l^emächlicher Ruhe über-blickte er daS Schlachtfelds und endlich überkalN il^n die Lust, selbst Mit zu kämpfen. „Was kost's, iveun man halt »nitthun ivill?" ging er gemüthlich flagend seinen Nachbar an. „Einen Gulden!" lautete dessen halb verächtliche, halb schelmische Antlrort. „A (.dulden, das ist lialt viel Geld," brummte rr leise vor sich hin „müsseii'e aber doch a mal versuche" — nnd damit griff er in die Königsttin den Preußen eingeräumt; derselbe behält eine liemeinschaftliche BesaKnng, ebenso Dresden. Uebrigens trctcn Nclultiubunjitn lisler cut-behrlichcn Mannschaften ein. Vis die Neubildun.; de^ Heer^:^ stellt Preußen die sür die VelaKungen in Sachs, n nölliij^kn Truppen. Sämmtliche zurückt^ckehrte sächsische Truppen treten bis ans Weiteres untcr den Oberblschl deS höchslromm.mdinndtn preupischcn Generals in Slichsen. — An Kriettsentschäc^iguttfl znlilt Sachsen zetl» Millionen Tlial«r. abzin^-lich einer Million für die Abtretung der Eisenbaliustrecke Löb^iu Görli^. Preußen erliält daS alleinige Recht zur Ausübunc^ deS TelegrapljenwcsenS in Sachsen. — Das Salzmonopol wirv anfttedobeii. — Veziu^üch der diplomatischlN Vertretung erklält Sachsen sich gleichzeitig mit Preußen bereit, dieselbe nach den GrundsäKcn zu regeln, ivrlche für den nord-deutschen Bund im Allgemeinen maßgebend sein ivcrden. Aus Rom wird geschrieben, daß die italienische Regierung im lebe Hastesten Perkehr stehe mit dem römischen Komilt?. und durch dasselbe von dem, was in Rom vorgclie. auf dem Laufenden erhalten, wohl vor-bereitlt sei auf die Ereigniss?. die sich nach dem Abzüge der ^ranzoseil vorbereiten. Man erwnrte eine friedliche, ruhige Revolution und glaube, daß das Munizipium die Regierung in die Hände bekommen und sich dann fs»r den Anschluß an das Königreich erklären werde; sollten siä) blutige Konflikte ergeben, so wurde Italien, das seine Truppen staffel-förmig längs der in den Kirchenstaat silhrenden Linien aufgestellt habe „die Ordnung herstellen". Die Nationalversammlung der Kandioten hat an die europäischen Konsuln ein Schreiben gerichtet, in welchem sie dieselben als Zeugen anrust. daß statt eines ehrbaren Krieges Tempelschändungeu. Zerstörungen der Dörfer und Pflanzungen, Ermordung der welnlosen Bevölkerung in d«n Städten durch die Türken verübt wurden, und bittet wiederholt um ihre Verwendung bei den Regiernngen. und iasbcsonderl bei den drei Schußmächten Griechenlands, damit diese durch ihr diplomatisches Dazwisclientreten diesen Handlungen des VandalismuS Einhalt thun und die Wünsche der Bewolmer Kandia'S, sich mit dem Mutterland? Griechenland zu vereinigen, unterstüKen. Wenn dieser traurige Zustand noch länger dauern sollte, so bliebe den Kandioten nur librig. die christli-chen Mächte zu bitten, so viele Schiffe zu schicken, um Fraueu und Kinder und sonstige Kampfunfaliige cinzuschiff n. und sie der Milde und Barmhtrzigkcit Europas und Amerikas anzuvertrauen; sie selbst winden sich aber im Kampfe sür ihre Rechte unter den Trümmern ihrer Heimat begraben lassen. Die Aufregung der Parteien in Nordamerika hat eine Höhe erreicht, wie vielleicht bei keinen früheren Wahlen, und wird durch die heftigen Reden der Parteiführer noch fortwälirend gesteigert. Einer der hervorragendsten Radikalen, General Butler erklarte bei einer stattgefundenen Volksversammlung, wo er den Präsidenten heftig angriff, er werde nicht eher ruhen, bis er dessen Anklage erwirkt habe. „Man sagt UNS", ftchr er fort, „wenn der Kongreß den Präsidenten in Anklage-stand versetz», so wird eS daruuf ankommen, wer der Stärkere ist. Der Präsiden» wird die Armee und Flotte aufrufen, und diese iver^'tn seinem Rufe folgen. Dari'tber kann man völlig beruhigt sein! Ich i.ill der Treue und dem Patriotismus der Ar,nee nicht zu nahe treten, aber wenn sie oder ein Theil von ihr oder irgend ein Offizier seine Pflicht so iveit vergessen sollte, um einem andern als dem gesej^ltcheu Rufe deS Landes zu folgen, so wird der Haufe von der Erde hintveggefegt werden, wie Spinnengtlvebe vor der Morgenfonne verschwindet". Die Anstalten zu den Wahlen in Pennsylvania«. Ohio, Iowa, Indiana lmd Minnesota werden mit angestrengtestem Eifer betrieben. Man darf kühn annehmen, daß völlig ein Drittel der Bevölkerung sür die Gegenwart alle Privatge-schäfte eingestellt hat. um Zeit und Talent einzig und altein der Politik zu tvidmen. Von einem Ende des Landes biS zum andern scheint alllS Andere über den Wahlkamps vergessen; Volksversammlungen. Aufzüge Tasche, zog einen langen bauniivollenen Beutel heraus utld zählte sür sich in aller Seelenruhe, ohne nur im GeriutN'ten auf die neben ihm stehende feine Welt zu achten? „1 Kreuzer und 2 Krenzer thut 3 Kreuzer und 4 Kreuzer lhut 7 Kreuzer" -- und so zählte er eine schwere Hand voll zusammengesochtener Kupfermünzen, bis er 60 Kreuzer zusl'mmengebracht l,atte. Mit einen Heldenblickr warf er diese seine Kerntruppen auf daS Feld mit der größten der geschriebenen Zahlen, auf Nr. lZß und rieb sich dann, selig schmunzelnd, die erleichterten Hände. DaS Echo des gewalti^/n Niederschlags war ein lautes Lachen und Klägern der veisammelten Menge und die servilen Kreaturlu mit den Krücken lachten mit. Dann warf einer der KroupierS daS sch'varze Kupfer auf die Seite und setzte d.isür einen blanken, schönen Gulden. Die Kugel rollte und — zwei Sekunden später glänzten auf der glücklichen Nummer deS Schneiders n.ben dem seinigen noch 36 nagelneue Si!berslücke. AlleS blickte das Glückskind an. Itlder meinte jetzt in seinen Gesichtszügen den Affekt der Freude am Sichersten studiren zu können: doch sein Antlitz blieb unbewejst und mit höchst gelassener Rul,e erwiederte er die ans ihn gerichteten Blicke. Viele Felder wurden unterdessen von Neuem besetzt, die Kroupiers riefen ihr: .le jeu est fait— und eben sollte d^is neue Rennen beginnen: da erbarmte sich noch zur rechten Zeit ein getreuer Nachbar deS mit sei-nem Glücke unbekannten Schneiders, indem er ibm in'S Ohr raunte: „Da laßt'S doch nicht stehen, es geht Euch ja wieder verloren. daS Geld ist Euer!^' Aber daS letzte Wort hören und seine gewonnenen Gulden und dazu alle nur erreichbaren hier und da aufgepfl. nzten Goldstücke in den Hut hineinschieben. — das ivar Alles Werk nur eine» Augenbl.cks »nd ebenso schnell sprang er spornstreichs zum S.^ale hinaus. Die ganze Versammlung blickte versteinert nach der Thür, unter »velcher er ver schtvand und Niemand dachte daran, ihm nachzueilen und ihm seinen Irrthum begreiflich zu machen. Das llnerivartete der Szene liatte Augen »nd Füße zum Stillstehen gebracht und daS allgemeine Gelächter. daS de« Schtveigen der Uel?erraschnng folgte, betvies deutlich genug, daß lne betreffenden Spieler mit ihren paar Guldea. die in deS Schneiders Hul herabgerollt wsren, dai Komische der Situation sehr gern bezahlten. Dcch und Demonstrationen aller Art sind die von beiden Parteien gebrauchten Mittel, um Eifer ul»d Aufregung zu unterhalten. Redner reisen von Ltadt zu Stadt. Der Verbrauch von Papier zu Handzetteln. Rund-schreiben u. s. tv. ist ungeheuer und alle Mauern sind bedeckt mit riesigen Plakaten voll der allerneuesten Enthülluugen über die Tugenden und Verbrechen der verschiedenen Kandidaten. Haufen Volks in eifriger Poll-tischer Diskussioil begriffen, erblickt man an allen Ecken. WaS den AuS-gang der Wahlen betrifft, so ist bei der Entmuthignng. welche die Kon-servativeu zeigen, derselbe jetzt schon so wenig zweifelhaft, daß ein konservativer Sieg Niemanden mehr als die Konservativen selber überraschen würde. Der Ausgang der Oktober Wahlen wird endgiltig al»ch über die November'Wahlen in Netvyork und im Westen entscheiden. Zur Hebung des Schulwesens. Marburg, 27. Oktober. Schule und Erziehung sind die Gtundlagen deS künftigen Staates. Wir haben die Forderltng aufgestellt, daß jede Gemeinde ihre eigene Lchule besitzen tnüsse — wir strciii^en von dieser Forderung nicht einen Buchstaben: daS Zill. daS wir erstreben, ist zu herrlich, zu schön, als daß wir nicht unablässig nach demselben ringen sollten. Ein mächtiger Vorschritt auf der Bahn zu diese,n Ziele wär' es. wenn mindestens die größeren Gemeinden besondere Schulen gründeten und von den kleineren ztvei oder drei zu einer Schulgemeinde vereinigt würden. Die Kosiensrage. die man uuS hier wie bei so vielen Anträgen der Volkspartei entgegenhält, darf kein Hinderniß sein — ist keines, tvenn nur der feste Wille zu der Ueberzeugung von der gebieterischen Nothwen-c'jgkeit sich gesellt. Seien wir bessere Rechner im Privatleben und im Staate — sparen »vir dort, wo Ausgaben überflüssig, ja schädlich — dann tvird es nicht an den Mitteln fehlen, wo eS sich um die Bildung der Jugend, um die Zukunft des ganzen VolkeS handelt. llebernähmen die Gemeinden und das Land die Kosten, so würde erstcren jener Th-^il zugewiesen, den sie am leichtesten tragen — die Naturalleistungen: Wol)nung. Holz. Garten und Ackerland. Den haaren (Schallt mühte das Land zahlen. Entschließen die Gemeinden und das Land sich zn Leistungen, die eS dem Lehrer ermöglichen, seine leiblichen Bedürsuisse bürgerlichen Ansprüchen gemäß zu befriedigen, für seine geistige Fortbildung zu soigen. mit frischem, fröhlichem Muth sich der wichtigsten, lol)neudst.n Aufgabe zu ividmen, die einem Manne werden kann der Kiildererziehung — dann erst werden die Lehrer zu jener unabhängigen, geachteten, wirtsamen Stellung stch einporfchlvingen. die sie wirthschaftlich und wissenschaftlich einnehmen müssen zu ihrem Heile, zum Wohle der Gesammtlzeit. Wo finden ivir aber die Lehrer, um so viele Stellen würdig zu besetzen? Gründet vor Allem BildungSanstalten, wo sich junge Männer zu diesem Beruf vorbereiten können. ES gibt taufende von Studenten und lvifsenschastlich gebildeten niederen Beamten im ersten Mannesaltcr. die ein freudel ereS, hoffnungsloses L.ben fristen — die stündlich bereit tväreu, sich für das Lehrfach zu entfcheiden, wenn ihnen dasselbe eine ihten Fähigkeiten entsprechende ehrenvolle Beschäftigung sichert. Stiftet für diese jungen Männer Freiplätze in den Lehrerschulen — laßt sie, die eine vollkommen genügende wissenschaftliche Vorbildung ge-nossen, einzig noch in zivei Halbjahren die Kunst des Lehrvortrages sich aneignen und Il?r habt Lehrkräfte sür den ersten Bedarf — habt freisinnige. charakterfeste Bildner Eurer Äugend, und talentvolle, für alles Gute. Wahre und Schöne begeisterte Jünglinge ,Verden nachfolgen und Euren Lehrerschulcn zuströmen. Damit aber die Gemeinden und daS Land die ersorderlichen Opfer bringen, müssen sie srei sein von jenem Einfluß, ivelchen eine fremde die wahrhafte Herzensfreude ist an einer Spielbank von »ücht langer Dauer. Die Gesichtszüge der Spieler fanden sich recht bald »vieder in ihre richtigen Verhältniste und zeigten die Glut der Leidenschast oder das Eis kalter Berechnung. Am Auffälligsten erschien mir jetzt eine franjöt'ische Marquise. Ihr Alter suchte sie hinter den rothen Bändern deS geschmackvollen Häubchens zu verbergen, weniger wollte es ihr gelingen, die Gesühle zu verheimlichen. die die verschiedenen Chancen deS Spiels in ihr hervorriefen, und das ^^äherlichste lvar jedenfalls die Art und Weise, mit der sie diese den Kroupiers gegenüber äußerte. Getvann sie. dann blickte si^ unter freundlichem Zuuicken Mit den süßesten Lächeln auf den Lenker der glückbringenden Kugel, verlor sie aber, dann ruhte ein Auge mit zwanzig Ahnen, ein Blick der zermalmenden Verachtung auf der bekrückten Kellnerseele. In dieser letzten Haltung ,var sie heute nur zu häufig zn bewundern; denn sie thkilte das Schicksal ihreS unglücklichen Landsmannes, dem man bereits die Taschen völlig geleert hatte. „Die arme Marquise!" sagte mir Mein Freund heimlich in'S Ohr. ,.ne verliert l)eute ihren letzten Bedienten. Beim Beginne der Saison traf sie in glänzender Equipage, mit zwei Gesellschafterinnen, drei Dienern und diversem tveiblichen niederen Dienstpersonale in Hombura ein. bis jetzt hat sie von allem Dem nichts ,veiter als einen allen Diener, uiid ich wette daraus, sie bekommt morgen von der Spielbank ihre zehn Louisd orS Reisegeld. u,n. wenn auch sehr erleichtert, doch tveuigfteus unbehindert ihr Vaterland erreichen zu können." Ich war deS Treibens müde und veranlaßte daher meinen Begleiter, den Spielsal zn verlaffen. „Nur einige Augenblicke verweilen Sie uoch i" flüsterte mir dieser zu. „soeben kommt ein unglückliches Opfer dieskr Hölle, dessen Anblick mich stets mit Trauer und Wehmuth erfüllt. Das Weitere erzähle ich Ihneu draußen in freier, frischer Luft." Dabei lenkte er meine Anfmerk-samkeit auf eine Persönlichkeit, die mir Zeit meines Lebens unvergeßlich sein wird. Ich erblickte einen lange«, hagern Manu in dem mittleren Lebensalter. Sein Geficht war bleich, die Augen starrten ohne Ausdruck Macht auf die Schule übt. Die Gemeinden und das Land wollen nicht thaten, wo sie nicht rathen: die Aufhebung deS Vertrages mit Rom ist die erste Bedingung für die zeitgemäße Hebung de^ Unterrichtes und der Erziehung. Freihcit ist die Luft, in welcher die Schule des neunzehnten Jahrhunderts gedeiht. Oesterreich nach der Schlacht bei KöniggrStz. (kin freiet Wort den Deutschen in Oesterreich gewidmet von B. Cariieri.) Unter diesem Tittcl hat der geehrte Verfasser ein Schriftchen erscheinen lassen, in welchem er sich über die Lage Ö sterreichs, ük>er die Möglichkeit der Rettuug ausspricht. Jc, wohl ist es ein tühneS, erschütterndes Wort, mit dem sich der einsame Denker aus WildhauS an seine Stamm-aenossen' w«ldet — rin Wort, dem selbst politische Gegner d!e höchste Achtung nicht versagen werden. Wir Alle fühlen in tiefster Seele die Wahrheit, wenn der Herr Verfasser schreibt: „Der Schlag, der Oesterreich getroffen hat, war für Jeden, der nicht an der Oberflächlichkeit haflet und im Kern der Sache daS entscheidende Moment erblickt, von so vernichtender Wirkung, dap es an Albernheit grenzt, den Grund der politisch-militürischen Niederlage in Einzelheiten der feindlichen Kriegführ»lim zu suchen, als da sind: Züntnadelgewehr, Terrain-benützung u. s. w. Wie unsere tapfere Armee schließlich doch nur der Uebermacht erlegen ist. so ist Oesterreichs tollkühne Politik einer geistigen Uebermacht erlegen, welche ihreS Zieles vollkommen sich bewußt w^,r. Die Niederlage war eine so allgemeine, was so groß und mächtig anju sehen war, ist so jämmerlich niedergeschmettert woröen, daß die Hülle nothtvendigerweise eine leere gewesen sein mup. und der unbefangene Denker der traueren, aber unabweisbaren Folgerung sich nicht verschließen kann: daß ein Sieg unserer Waffen zu nichts anderem geführt hätte, als zu einer Fristung der alten Misere. Oder hat unser Ministerium — nach außen programmlos tvie nach innen — nur die leiseste Einsicht unS vergönnt in die Ächöpsung. mit der eS nach dem Siege hervorgetreten wäre. Der Versuch, in nnüber-leatester Haft einen seit Jahren vorbereiteten Schlag abzuwehren, war alles, wozn eS sich aufzuraffen vermocht hat. Eine abt,eblc,ßte Trikolore, auf den BnndeSpalast au^tpflanzt. war die einzige Beeheißung. durch welche man die deutsche Nation detvegen wollte, wie Eln Mann sür Oesterreich einzustehen; und dieß, nachdem sie Jahre und Jahre durch die raffinirtesten Mittel deS PolizeistaateS in einem Zustand tiefer Le-thargie erhalten worden war und in einer Zeit, die nach zahllosen Enttäuschungen durch keine Verheißung und nur durch dle Erfüllung jur unbesiegbaren Begeisterung deS echten Vertrauens erhoben »Verden konnte. Daß Preußen durch einen einzigen Schlag hätte vernichtet werden können, liegt klar am Tage. und. eS erkennend, hat Preußen va bunqus gespielt; aber daß Oesterreich nach einer einzigen Schlacht das Kelv geräumt hat, ist nur damit zu erklaren, dtiß in ihm alles fanl war. Mit der tiesfteu Scham blicken wir nach dem fernen Westen, wo t^er Völkerbund nach zehn solchen Riederlagen zu siegen gewußt hat. Den wahren geldherrn hätte der fortgeschte Krieg von selbst gefunden; nber das Vertrauen war nicht wieder zu slnden. weil wir. anstatt unsere Kraft durch Intelligenz zu verdoppeln, auf daS Glück zu bauen gelernt hatten. Was »vir fi»r lebendig hielten, war längst eine Leiche. Dieß Häven wir vor allem uns klar zu machen; und wir alle, die wir trotz alledem und alledem glaubten, daß Oesterreich siegen könne, die wir folglich die Lciche für lebendig hielten, haben zur Erkenntnip uns emporzuschwingen, daß wir alle verantwottlich sind für das schwere Unglück, das über unS herein-gebrochen ist: nur durch das Erlvachen des Gefühls dieser Solidarität aller, die sich offen gesteht, daß ein geduldetes Elend ei» verschuldetes Elend ist. und die den unbeugsamen Willen und unbeweglich nach den goldenen und silbernen Bergen aus dem Spiel-tische, seine Haltung war gedrückt, fast gebrochen. Mit dem Anstriche der Gewohnheit zog er einen Guldrn aus der Tasche und septe ihn aus uoir. Die Kugtl lief und — der Gulden gehörte der Bank. Ohne auch nur im Geringsten einen Zug des AergerS oder deS HohnS oder irgend eines andern Gefühls durch seine Mienen zu erkennen zu geben, wandte sich der Räthselhaste der Thüre zu. Wir, mein Begleiter und ich, thaten daS Gleiche. „Dieser Mann, der soeben den Spielsaal verließ." erzählte mir jetzt mein führender Freund, „ist von Hause aus ein ehrbarer Handiverker. arbeitete in einem benachbarten Landstädtchen mit Glück und Geschick und erfreute sich eineS ziemlichen Wohlstandes. Ein braves Weib und drei liebe Kinder theilten mit ihm in anspruchsloser Wtise den Segen seines Fleißes. An einem Sommersonntage ging er mit den Seinen nach Hou» bürg, und an diesem Tage legte er im Glücke den Grund zu seinem jetzigen «amenlosen Elende. Die Geschichte ist kurz. Er ging in den Kur-saal, um dem Spiele zuzusehen, versucht? selbst anch einen Gulden, gewann in beinahe beispielloser Weise und kehrte am Abende mit einer beträchtlichen Summe voll Jubel und Freude in sein bescheiöeneS Städtchen zurück. Sie errathen selbst, daß ihn der nächste Sonntag von Neuem znm grünen Tische führte, und es ging ihm auch diesmal so sehr nach Wunsch, daß er m-inte. er habe nun die Schrift seines Schicksals buchs verstanden. Er spielte jetzt auch in den Wochentagen, und in kurzer Zeit war er ein Mau« von 60.000 Gulden. Sein noch wachender Engel führte ihn zu sich selbst zurück Er ließ j^tzt ob vom Spiele, kaufte sich ein Ha«S, betrieb fein Getverlie im größere« Umfant,e und verlebte ein glückliches und segensreiches Jahr. Wie es aber den Meisten ergeht, die sich einmal einer Leidenschaft ergeben haben, so erging eS auch ihm. Die Leidenschaft erwachte von N>uem. uns ivie vom Schlummer gekräftigt, erfaßte sie ihn mit doppelter Stärke. Er spielte ivieder und vo« jetzt a« mit ebenso entschiedenem lln^lücke. als er früljer gliicklich gewesen war. Er verlor sein HauS. sein Vermögen, damit seine» Kredit, ««d tvas daS Schlimmste ivar, seine sittliche Kraft und seinen Verstand. in sich trägt, die atten Fehler nicht mehr zu begehen, in die alten Unter-lassungen nicht mehr zu verfallen, durch sie allein kann Oesterreich geholfen werden." In Vetresf der Verfassungsfrage «;ibt der Herr Verfasser den Rath, sich zu einer Zlveitheitung Oesterreichs zu entschließen. „ Der östlichen ReichShälste gewähre man redlich und rückhaltslos die ihr über Alles lheure Selbsttis^digkeit und als elienliürtiq, gleich unabhängig, einig und siu stelle man ihi^ die westliche Neichshälste gegenüber." — Die Lösung der Versassungsfrage kann diesseits der Seit ha nach der UeberzeUjlUNg deS H.rrn von Carneri nur mit der Einberufung des Reichs-ralheS. ivie er ist. begonnen lverden. „Die Verfassung ist vom Kaiser feierlichst gegeben und von der ivcftlichen Reschshälfte feierlichst angenom-men wo.den; es handelt sich um ein Recht, daS wir Jahre lang vor aller Welt besessen und geübt, im Verein mit der Krone geübt haben und das wir nicht aufgeben können, ohne auf alles künftige Recht zu verzichten. Mit dem Grundsatz, daß das Recht nur dort anknüpfen könne, wo es abgerissen ward, stcht und fällt das ganze Versassungsrecht. Der Einberufung dieses Reichsrathes steht nur ein Hinderniß im Wege: das gegenwärtige Ministerium. — Soll das wiedererwachende Ver-fassunj^sleben Vertrauen einflößen, friedlich und gedeihlich sich entwickeln und nicht wieder in jenen nnglückseligen Kampf ausarten, dem Regierung und Regierte als feindliche Gegeiisätze gelten, so bedürfen wir eines Ministeriums, das aus innerster Üeberzeugung. das mit Leib und Seele d m Parlamentarismns angehört. — Oesterreich bedarf einer Vereinigung mit Deutschland dringender als je. Die Deutsch Oesterreicher liaben in der Schlacht bei Königgrätz eine Fahne erobert, um die sie. allen reaktionären Jnrriguen uud allem offiziösen Hohne zuut Trotz, unaufhaltsam sich schaaren und die ihnen kein Zündnadelgewehr, kein Verralh. keine umzingelnde Uebermacht entrinden wird. Diese Fahne ist die deutsche Reichsverfassung voin 28. März 1849. Mit dein Entfalten dieser Fahne hat aUeS Schlvanken in den nationalen Bestrebungen der Dentsch Oesterreicher sein Ende gefunden; denn OestereichS Verfassung mit der deutschen in Einklang jui setzen, ist nunmehr ihre bestimmle Allfgabe. Oesterreich muß seine Bendung aufgeben, oder seine ganze Kraft unter dem Palladium echrer Sittlichkeit zusammenfaffend, alle Ouellen feines Nationalivohlstaildes ersyließend und seine Verfassung mit den festesten Bürgschaften uingürtend, der freieste Staat der Wrlt »Verden." Das ist der Gedankengang, tvelchen der geistreiche Herr Verfasser in dem Schristchen weiter ausführt: möge dasselbe beitragen, die Parteian-sichtkn zu klären, das Parteileben anfzufrischen. Marburger Berichte. (Schaubühn e.) In dein zweiaktigen Lustspiele von A. Bergen: „Nur Mutter" erwarb sich am 25. Oktober die Trägerin der Titelrolle; gran Hartmann (Frau von Bernac) den meisten Beifall. Das Spiel des Frl. Gaston (Volsy) hätte natürlicher sein können. Die Herren; Juitsch (Georg von Redet) und Schlaker (Bernac) gesi len sehr. DaS Zusammenipiel lvar nachlässig. — .,Der Zigeuner" von Verla, tvelcher dem Lustspiel folgte, wuld.' im verflosstuen Winter ungleich besser gegeben : Herrn Stainpfl »vollte das gebrochene Deutsch deS „Peti" nicht gelingen und paßte auch die Kleidung nicht zu dem verlotterten Wesen des Zigeuner». DaS Haus war schwach besucht. (V e re i ns t e b e n.) In der Hauptversammlung des kaufmännischen Vereins (26. d. M.) ivurde das Uebereinkoinmen des Sonderausschusses mit dem Kasino, betreffend daS VereinSlckal, genehmigt. DaS Kasino überläßt dem Vereine zweimal in der Woche von AbendS 6 Uhr tiis Mitternacht den großen Speisesaal g-heizt und beleuchtet, das Garderobezimmer cbe.ifalls geheizt und beleuchtet zu täglichem Ge-brailche von 10 Uhr Morgens bis 10 Uhr NachtS unbeschadet Die Menschen haßte er. und gegen die Seinigen, die er ehedem vvn ganzer Seele liebte, wurde er Tyrann. Sein Weib lebt jetzt getrennt von ihln. die Kinder geiioren der Mutter, er selbst aber ivendete sich in eine benachbarte große Stadt, un» nnbeinerkter zu bleiben. Hier arbeitet er nun für spärlichen Tagelohn vom frülien Morgen bis zum fpätesten Abend, ißt trockneS Brot und walnit unter dem kalten Dache in einer elenden Kammer. Muß er doch j'de Woche noch zivei blanke Gulden zurücklegen!" „Für Weib und Kinder?" — unterbrach ich meinen Erzähler. „O, tvena es dazu geschähe, dann könnte er noch gerettet iverden l Doch schon lange denkt er nicht mehr an die verlassenen Seinen. Ein böser !raum hat :hn gelehrt, daß ihm sein Glück ails schivarzein Grunde t)lühe. Jeden Sonntag und jeden Donnerstag ericheint er dah^r. ermattet voii Entbehrung, matter noch durch den dreistündigen Weg. im Kreise der Spieler uud wirst gewohnheitsmäßig seiiien Gulden auf uoir. V.r-liert er ilzn. dann geht er. ivle S'e ihn gesehen, ailgenblicktich davon, um seinen besch'verlichen ^ltückiveg anzutreien; gewinnt er alier, dann läßt er daS Keivonnene und den Einsatz st lien undvtreibt dieS so lange, bit die Teuselskrücke des Kroupier das Feld ihn» rallmt. Der Blödsinnige lel)t dcS irren Wahas. daß er auf diese Wnse sicher einmal seine 60.000 Gulden Ivieder geivinnen iverde." llnterveß hatten »vir mein Gasthaus erreicht. Ich ging in de« Speisesaal zum Soup^^ und überblickte lm Geiste «och einmal daS eben Geiehene und Gehörte. Am Läiigsten veriv.iltc meine Seele bei dem unglückliche!» Irren, der jeAt ir» dunkler Nacht seiner ödei Kammer zu-schritt. UN) ich H.Ute vielleicht noch laage mir sein Bild vorgehalten und noch lauge seiner Sorgen 'unS Miihen um die zwei Galden gedacht, die er nächste Woche als so!d der Leldenschast einzeln ivieder hierher bringen muß — liätte mich n cht plöylich daS Knallen dl-r Ehampa tnerpiropse zu Mir selbst gesülirt. B ainie der Lpielliank ergötzten sich beim schäumenden ^^iektar, sich erfreuend ihres Glucks und suß hinträumend in vaechaa-tisch r Ln't. Nur einen Traum verstanden sie nicht oder sie lvallten ihn Riebt verstehen: den Tr,um vom Glück auf sch.varzeu Grunde. der seitherigen Bestimmung dieser Räumlichkeiten. Das Kasino erbietet sich ferner, zu den bereits anflicgtnden Facdblättern: „BolkSwirth", „Merkur" und „Neueste Erfindungeu" si»r je zehn Mitglieder iiber zwtinzil^ noch ein Aachblatt zu halten, welches der kliusm^^nnijche Bercin volziischln^^cn, das Kasino zu wät)Ien habe. Dagegen vespflichten sich die IVNtglicder des kaufmännischen Vereins, dem Klisin» beizutreten und soll den M:tjiliedern des letzteren gest^Utet sein, den Bortrngen im kaufmännischen Vereine b i zuwohnen. Dem Verivaltunj^sratlie des Kasittovereiüeci inuß stets ein genaues Mitgliederverzeichniß des kansmattnischen Bereines vorliet^en. Sinkt die Mi^liederzahl des letzteren unter 25. dann wird dcr Vertrag aufgelöst. — Der kaufmännische Verein zählt vierzi,', wirfliche und fimizig unterstüpende Mitglieder. Die vom Grilndungskomilü gesammelten Bei-träge belaufen sich auf 200 fl. Die EintrittSgebühr wurde aus 1 fl., dcr monatliche Beitrag (das Betreffniß siir den Kasinovcrein inbegriffen) aus 1 fl. 30 kr. festgesetzt. Als Fachblätter wurden dem Kasino vorgeschlagen : die „Vierteljahresschrift sür VolkSwirtlischast und Kulturgeschichte" von Julius Faucher (Berlin) und die Monatschrist: „Magazin fitr Kaufleute" (Leipzig). An Lehrmitteln sollen zunächst angeschafft werden: Die Volks-wirthlchaftslehre von Schaffte (Leipzig), das .Handwörterbuch der Volks-wlrthfchaftslehre von Rentsch (Leipzig) und eine Karte von Europa. Förmlicher Unterricht wird zunächst ertheilt werden: in der italienischen Sprache (2 Stunden), in der Buchführung und Handelskorrespondenz (je l St. wöchentlich). ZurAuSbildung in den übrigen Fächern des kaufmännischen Wis« senS werden an den VereinSabenden (Mittwochs undSamstagS) Vorträge gehal-ten und soll ein Fragekasten aufgestellt werden. Zum Stellvertreter des Schriftführers Herrn Joseph Fersch wurde Herr Johann Snpan gewählt. Die erste Berfammlung im neuen VereinSsaale wird am 3. November feierlich eröffnet werden. (Schadenfeuer.) In Stichelberg bei St. Leonhard spielten am 25. d. M. die Kinder eineS Grundbesitzers mit Zündhölzchen, wo-durch Feuer entstand: vier Wohngebäude sammt den Stallungen wurden ein Raub der Flammen. Nur ein Grundbesitzer ist versichert. (V om Südbahnhos e.) Vor einigen Tagen wurde unser hei-misches Äägerbalaillon Nr. 20. das vor dem Kriege in Marburg seinen Standort gehabt, auf der Fahrt von Graz nach GradiSka und Monfal-cone lvahrend dcs Auf nthaltes im l)iesiegen Bahnhofe von mehreren 'bürgern bewirthet: die Mannschaft verweilte dritthalb Stunden, jubelte und sang und suhlte sich der Oberst bewogen, dem Bürgermelster für die gastliche Aufnahme zu danken. (Das 7. Bataillon der Kaiserjäger) trifft heute in Marburg ein. um hier seinen Standort zu beziehen. (Die Gesellschaft der Bolzschützen) wird sich am 29. d. M. um 7 llhr Abends im großen Speisesaal deS Kasino versammeln, um tvegen dtS Beginns der Winterübungen zu berathen. Im verflösse« nen Jahr zählte diese Gesellschaft 50 Mitglieder, »velche durch rege Theil-nähme ein gemüthliches VrreinSleben schufen und ist zu erwarten, dafi die meisten die liebgewordenen Uebnngen wieder fortfetzen. Letzte Poft. Der kroatische Landtag ist auf de« H9. November einberufen worden. Die Ernennung des Areiherrn vou Beuft zum vfterreichtfche« Minister des Aeußeren foll bereits unterzeichnet fein Vi?tor Emanuel wird am 7» November in Venedig eintreffen. Die Türken flnd von den aufstSudifchen Kandioten nach viertägigem Kampfe geschlagen worden. Geschäftsberichte. Marburg, 27. Oktober. (Wochenmarktsbericht.) Weizen fl. 4.55. Korn fl. S.70, Gerste fl. 0.—, Hafer fi. l.55, «ukurutz fl. 3.40, Heiden fl. 2.30. Hirsebrein « ErdSpfel fl. 1.40 pr. Mehen. Rindfleisch 20 kr., Kalbfleisch 24 kr., Schwern« fleisch jung 24 kr. pr. Pfund. Holz 18" fl. 4.20. detto weich fl. 2.70 pr. Klafter. Holz-kohlen hart fl. 0.56, weich fl. 0.40 pr. Meheii. Heu alt fl. 1.40, nen fl. V.—. Stroli, Lager« fl. 1.20, Streu- fl. 0.00 pr. Centner. Pettau. 26. Oktober. (WochenmarktSbc: icht.) Weizen fl.4.s»0. Kori, fl. ».70. Gerste fl. 0.—, Hafer fl. 1.60. Kukuru^ fl. 2.50, Heiven fl. 2.20, Hirselirein fl. 4.—. Erdäpfel fl. 1.— pr. Mepcn. Rindfleisch 20, Kalbfleisch ohne Zuwa^je 24. Schiveinfleisch jung 22 kr. pr. Pf. Holz 36" l)art fl. 7.10. detto ivnch fl. 5.10 pr. Klafter. Holzkolilen hart fl. 0.45, detto weich fl. 0.4l^ pr. MeZ^cn. Heu fl. 1.15, Etrok, La^^er- fl. I.—. Streu- fl. 0.90 pr. Ccntl?er. WaraSdin, 25. Oktober. (Wochenm arkt» lierich t.) Weizen fl. 5.05, Korn fl. !t.6b, Gerfte fl. 2.80 Hafer fl. 1.45, Kukurnl» fl. 2.65. Lrdäpfel fl. 1.20 pr. Mejden. Nr. 948. Kunidmachting. W0 DaS Stadtgemeindeamt Marburg macht hiemit bekannt, daß der Unterricht in der auS vier Klassen bestehenden Mädchen hauptschule in der Stadt am 5. November beginnen und daß die Einschreibung dcr Schul-kinder am 30., 31. Oktober und 2. November bei der Schnldirektiou in der Pfarrhofgasse im GottSberger'schen Hause von 9 bis 12 Nhr Vor-mittags und 2 bis 4 Uhr Nachmittags stattfinden iverde. Jene Eltern und Vorntünder, «velche Mädchen in diese Schule zu senden beabsichtigen, lverden aufgefordert, vor der Einschreibung sich um eine Anweisung zur Ausualnne in der Schule bei dem Stadtgemeindeamte, bei welchem daS Schulgeld nuinatlicher 30 kr. o. W. tnit Einschluß des gamiliaSgeldes zu entrichten oder die Befreiung von der Entrichtung des Schulgeldes zn erwirken ist. zn bewerben. Stadtgemeindeamt Vtarburg am 27. Oktober 186l). _ Der Bürgernttister: Andreas Capptintr. K r«llv»Iii für Allerheilige» aus künstlich getrocknete!, uiwerwelklichc» Bluuitn empfiehlt zur geneigten Abnal)me der Gärtner in dcr Nebengasse Nr. 17V. ______ Circa S«« Stack hochstännnige veredelte 3^4jtihrlgc ?lpfel- und Virnbtiulne itt den besten i^orten sind zu verkanfen. 412) Max freiherrlick v. Rast'febe Närtnerei. Marburg, Maadaleua-Vorstadt Ar. 2». KirchenweiN'Lizitation ° zu St. Barbara bei Wilriliberg. Am 5». November d. I. Vormittags werden allda im '^irchenkeller der Pfarre St. Martin 2ü Startin und i,n .sllirchenkeller der Psarre St. Barbara 10 Startin neue Wrine sainmt Gebinden g'gcn gleich bare Bezahlung lizitando veräußeit lverden. St. Martin bei Wurmberg am Oktober 1866. MMmpkto«, als vünxer Kr k'eicker, diesen nnck ^einjsärten btlliGst bvi (89S ^ SSKnv Nr. 12SS7. (400 Ar-iwittige Versteigerung vsn «e«en Wei« z« Eulzthal bei Witschet«. Atn 29. Oktober 1866 von 10 Uhr Vormitta^lS angefangen wird die diesjählige Weittfechsung von der dem minderj. Josef Kaschovetz gehö-rigen Weingartrealität zu Sulzthal bei Witschein im veranschlagten Ouantum von 10 Startin in neuen Gebinden am Orte obiger Wein-gartrealilär gegen sogleiche bare Vezalilung öffentlich versteigert tverden, wozn Kallslnstige eingeladen sind. K. k. Bezirksgericht Marburg am 18. Oktober 1866. Nr. 12226. (407 Nr. 8292. Lizitatiolls-Kulldmachnug. (403 WegkN Hlntangabe der von der h. k. k. Stalthalterci unter,n August l. I. Z. 11069 bewilligten Hersteüun., von Briicken und Gclän-der an der Zodlberg Beziiksstraße «m bauamtiiä, adjnftirttli Betrage viu 230 fl. öft. Währ, wird die öffentliche Vt'slei;,trung am 29. Oktober d.). KormlttagS 11 Uhr in der Awtskanzlei des k. k. Bezilkeatnles Marburg stattfinden. ... Hiezu werden Unternehmer mit dem !j^eifüg?n t;eladen. daß cie LizitationSbedingnisse und das !t'auelaborat bieramts ln den Anltsstunden etvglsehe» werden können. K. f. Bezirksamt Marburg am 18. Oktober 1866. Der k. k. Bezirksvorsteher: Arai l z a. Versteiftertlllg der Franz Straschill'schen Bräuerei'Realität salulttt Brüuerei' und Kellereinrichtun^^, dann zweier Acker-Nealitäteil itl der Magdalena'Borstadt zu Marburg. Vom r. k. Bezirksgerichte Marburg lvird bekannt gegeben: Es sei zur Versteigerung deS zur Franz Straschill scheu Konkursmasfa gehörigen unbelveglicheu, und deS bel den slizheren Feilbietungen noch nicht an Mann gebrachten bclveglichen Vermögens die dritte FeilbietungStag« schung, und zlvar beziiglich der Bräuereirealität ltrb. Nr. 13 a