Vit>«»g str ZUtt" At» SS Sonntag, t. April R8SS. V. Jahrgang Die .Marburger Zeitung" erscheipt jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise — für Marburg: gan«ährig 6 fl.. halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr; für Zustellung ins Hau» monatlich 10 kr. — mit Postversendnng: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Tarmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung «it 10, bei zweimaliger mit 16, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltung S0 ?r. Jnseraten-Stempelgebühr kommen. Skonnements-Cinladung. Bei Beginn des neuen Monates machen wir die freundliche Einladung zm Pränumeration. PrSnnmerations-Pret«. ^ Marimrg moaattich S« kr., «it Zusttlluug i»'« Hau» KV kr., «it vitttetjiihrig L fi, halbjährig 4 st.. gaPjiihriz k ft Die Administration der „Marburger Zeitung." Zur .geschichte des Tages. Wir stehen vor dem Kriege! Wenn nicht plöhliche »nerlvar' tete «reigniffe eintreten, ist die Erhaltung deS Friedens kaum mehr zu erwatten. Preußen rüstet ganz offen und BiSmart betreibt seine diplo« matischen Verhandlungen vollständig auf dem Kriegsfuß. Es bestätigt sich, daß Preußen an alle mittelstaatlichen Regierungen eine Depesche gerichtet, worin e< dieselbeu auffordert, sowohl in dem Falle, daß Oesterreich zum Angriff schreiten, als daß Preußen sich genöthigt sehen sollte, dem drohen-^n Angriff seinerseits zuvorzukommen, sich zur Aufrichtung eines neuen Bundes NM Preußen zu schaaren. BemertenSwerth in Betreff'der Span-nnng zwischen Oesterreich und Preußen ist der Umstand, daß nach Mil-Heilung eine^ Berliner VlatteS der Kaiser von Oesterreich allein von allen Souveränen Europas dem König von Preußen zu seinem GeburtSfefte nicht gratulirt hat. Wenn Eines im Stande war', den KriegSeifer zu dämpfen, so ist eS die Furcht der Regierungen vor der demokratischenPar-„Advertiser". der Preußen einen Auswuchs am nationalen Körper Deutschlands nennt, findet eS begreiflich, daß in Deutschland viele Der /tüchtling. Von Ä. (Schluß.) Der Aarauer Fabritherr schaute verwundert aus. als am Spätnach-Mittage, unangemeldet und mit verstörtem Gesichte (in Fremder zu ihm hereiutrat; aber als er seinen Blick eine Weile auf das bleiche Antlitz geheftet, stand er erschüttert auf und rief, dem Eingetretenen beide Hände entgegenstreckend: „Gott verzeihe den Menschen. waS sie an Ihnen gethan haben . . .ich hätte Sie fast nicht wiedererkannt, mein armer Freund." „3a. sie haben mir Biel gethan". erwiderte Gustav trübe, „und die Bessern unter ihnen am Ende daS größte Leid." „Ich vielleicht mit", saate der Fabritherr n^ichdenklich. „Sie nicht, gewiß nicht", verneinte Gustav. daS bereits ergrauende Haupt schüttelnd; aber an der Beantwortung einer einzigen Frage hängt noch der lel^te Würfelwurf. Kann ich nach Ähren öandeSgeseken mein Kind ^urückverlaugen?" Diese Frage kam so unerwartet und war mit so bebender Bangig-teit anSgesprochen. daß der Fabritherr sich abwenden mußte, um seine feuchten Auge» »u vrrbergen. Nachdem er eine Weile schweigend durch baS g^nster geschaut, sagte Gustav leise: ..Zch verstehe ... die Gesetze selbst Ihrer vielgepriesenen Freiheit haben noch nicht daran gedacht, dem Unglückliche» in seine» einfachst menschlichen Rechten Schutz zu gewähren." ^Sie habe» daS Recht, ungerecht zu seiu", erwiderte der Fabritherr bewegt. „Ader laffe» Sie ruhen. waS liinter Ihnen liegt. Beginnen Sie ewen neue» Tag; »erde» Sie. waS Ihnen nun offen liegt, dee Bürger ei»eS freien Landes »»d hetfen Sie mitarbeiten an der Lösung deS große» RüthselS. «e»schliches Recht und Menschengesetz in Eintlang zu ^>ge»." „Ich möchte »icht »»gerecht sei»", sagte Gustav mit tvehmüthigem Lächeln, „aber wer einNal. wie ich. an der sittlichen Weltordnung irre aeworden. hat weder Kraft nach Muth «ehr. an derselben weiter zu bane». Er überläßt künftige» Geschlechtern den Zweifel, ob sie irgend ei»»al für das geheimnißvolle Berhältniß zwischen Schuld und Strafe Leute von Fach sich mit dem Plane beschäftigen, im Fall eineS Krieges den preußischen Staat griindlich zu beschneiden. Aber — fügt er hinzu die wahrhaft nationale und demokratische Partei glaubt zwar an die Nothwendigkeit, die preußische Monarchie zu zerstückeln, will aber nicht, daß dies durch dynastische Mittel geschehe. Sie will den preußischen Ein-fluß^cht durch österreichischen ersetzt sehen, sondern, alle dynastischen Ein-flüfse der obersten Gewalt des in einem souverainen Parlament anSge» sprochenen Rationalwillens unterwerfen. ES ist möglich, daß dieses demokratische Element, welches jetzt im Hintergrunde gehalten wird, während eines Kampfes zlvischen Preußen und Süddeutschland hervortreten und sich geltend machen ivürde. Die „Times" bespricht den möglichen Fall eines preußisch-italienischen BündtiisseS gegen Oesterreich und sagt: „Eine so selbstmörderische Allianz wäre in Europa seit der Zeit, als Oester-reich und Preußen zu den Füßen Napoleon s I. lagen, noch nie gesehen worden. Es sei zwar immer bedenklich, da« schnelle Walten der strafenden Gerechtigkeit zu prophezeien, und Preußen werde vielleicht noch einige Jahre straflos jedes Recht verletzen. Aber endlich werde es doch ganz Deutschland gegen sich in Harnisch bringen. Das gewissenlose Auftreten Bismarcks übe vielleicht zeitweilig Anziehungskraft auf einige deutsche Professoren, aber auch sie haßten Bismarck ebensosehr, als sie ihn sürch-teten. Die deutsche Einheit, welche dieser anstrebe, sei nicht die preußische Führung, sondern die preußische Herrschaft. Selbst Cavour sei es keine leichte Arbeit gelvesen, die italienischen Staaten an sich zu reißen und Baiern sei^ nicht Neapel, ebensowenig wie Würtemberg Toskana. Auch sei es ganz unwahrscheinlich, daß diese zwei Monarchien gleichgiltige Zu-schauer eines Kampfes sein würden, der im Falle eines Sieges Preußens ihnen ko gefährlich sein würde. Was Italien betreffe, so wäre es die un-glücklichste That, tvenn dieser Stacht sich zum Mitschuldigen Preußens machen ivürde. Mit seiliem Deficit, mit den vielen ungelösten Fragen im Innern, »vürde dieser Staat durch eine Allianz mit Preußen semen Feinden die größte Freude bereiten und ihm alle Mächte entfremden, welche aus dem schleslvig.holstein'schen Geschäsle keinen Gelvinn ziehen. Aber diese Mächte »vürden durchaus nicht zu Gunsten Preußens einschreiten. Preußen täusche sich gewaltig, wenn es etwa glaube, daß England es aus seiner Verlegenheit reiben werde." das zutreffende Wort, da« richtige Maß ausfinden werden. Mir ist's für einmal genug, wenn mein Schicksal Ihrem „sreien" Lande, wie Sie sagen, zeigt, daß unnatürliche Gesetze, die es gegen Fremde erläßt, seine besten eigenen Kinder tilutiger treffen, als den Fremden selbst. Dafür spricht laut ein Grab, das ich nie vergessen, aber noch nie gesehen habe." Gustav nahm unter dem Versprechen, auf den Abend wiederzukommen. Abschied. Der Fabrikherr lie« den armen, an Leib und Seele ge-brochenen Maml ungern gehen. Er würde ihm seine Begleitung ange-boten haben, hätte er nicht gedacht, es gelte einen Gang dahin, wo der Mensch am liebsten allein ist — zu den Todten; leuchtete ja von der Höhe jenseit des Flusses im Abendschein so mild daS Kirchlein herüber, um das die Grüber Brenelis und deö Betters lagen. Zu diesen Gräbern ist Gustav auch hingegan.^en; aber zu dem besorgten Gastfreuttde nicht mehr zurückgekehrt. Bei einbrechender Nacht sahen ihn vom Feld heimkehrende Leute den Berg hinansteigen. Ob er an den Stätten vergangenen Glückes neue Kräfte zu suchen gedachte, ob ihn die Sehnsucht nach seinem Kinde den Weg geführt man weiß es nicht. Der Oberhofer erzahlte später, er sei von dem'Bellen des HundeS geweckt worden; als er hinausgcschaut. sei ein Mann von dem Hinter-stübchen tveg, in dem des kleinen Gustavs Bettchen lag. durch die Nacht davongeeilt. Bielleicht, daß der Unglückliche schon vom 'beginne deS Dunkels an durch die Fenster beobachtet, wohin der Knabe gelegt wurde, daß er dann nach eingetretener Stille, das Ohr an die Scheiben gedrückt, die AthemMge des Kleinen belauscht hatte. ArmeS Baterherz! Am frühen Morgen fanden ihn die ersten Leute, die über die Stas-feleggstraße kamen, auf der Steinbank am Brunnen liegen. Aber er gab auf den gebotenen Morgengrnß keine Antlvort mehr — er war todt. Reben ihm auf der'Bank log eine Pistole, um deren Griff die herab-gesunkene erkaltete Hand fest geschlossen lag; aber die Waffe war noch geladen und die Leiche trug keine äußere Verletzung. Der TodeSengel hatte sich des Unglücklichen freundlich erbarmt und sein Herz berührt, bevor er die letzte Schuld deS Lebens aus sich geladen. Er liegt nun ^ und das war wohl seine letzte Hoffnung — auf dem nämlichen Kirchhofe, wo Breneli und .der Vetter ruhen. Der einfache Stein, der des Flüchtlings verborgenes Asyl bezeichnet, trägt d,e schmerzlich ironische Inschritt: mortnis. ^Freisind die Todten.) Die Türkei macht in Vezug auf die Donaufürstenthümer Schwie-ngkeiten: sie bat ihren Gesandten in Paris beauftragt, die gortdauer der Union der Donaufürstenthümer (welche Frankreich und Oesterreich wünscht), nur ausnahmsweise und unter der Bedingung zu gestatten, daß der neue Fürst ein Eingeborner sei. Gleichzeitig wurde an die Donaufürstenthümer und benachbarten PaschalitS der Befehl geschickt. L0.00U Rediss. (irregu-läre Truppen) zur Verstärkung der 60.000 reguläre zählenden rumelifchen Armee bereit zu halten. Diese Vorsichtsmaßregel ist nothwendig. weil Rußland von Salinen bis nach Beffarabien hin eine gewaltige Armee von nicht weniger als 200.000 Mann aufstellt. Die Fenierbewegung breitet sich in den Bereinigten Staaten immer mehr auS, und man sagt. eS sollen über 200.000 Jrländer sich haben einreihen laffen. um gegen daS „perfide Albion" zu fechte»^ Der englische Gesandte in Washington hat aus seine Reklamation von Seward die Antwort erhalten, daß die Bereinigte Staaten Regierung, so lange das Gesed von den Feniern nicht offen verletzt wird, gegen die Bew^ung nicht einschreike» könne. Indessen hat der Präsident Besebl ertheilt. Truppen nach Buffalo (an die Grenze) zu schicken, um den Feniern ein wenig „den Daumen auf's Auge zu drücken." Man glaubt in den Bereinigten Ttaatea zwar nicht an den Erfolg eincS FenieranariffeS auf Kanada, doch wäre eS weit gefehlt, die Bewegung zu unterschätzen. Die genier können jeden Augenblick Tausende von entlasienen Soldaten der ameri» kanischen Armee anwerben, und an geschickten Offizieren wird eS ihnen auch nicht fthlen^ Et« vol?sthA«licheO Heer. (Fortsetzung.) Marburg. 31. März. Seit Monteeuculi'S Tagen ist eS eine klar ausgesprochene Ueberzeu« gung. daß zum Kriegsühren Geld. Geld und abcrmals Geld erforderlich. Keine HeereSverfafsung schont aber die Kraft deS Bürgers, den Säckel des Staates in gleichem Grade, wie die schweizerische. Die HeereSkosien zehren nicht im Frieden daS beste Mark auf. so daß der Krieg nur leere Kaffen findet pnd ein durch unerschwingliche Steuern verarmtes, bekümmertes, be-geisterungSloseS Volk. Die schweizerische HeereSverfassung sichert den Frieden. Müssen im Fall eines Krieges die Wehrmänner den Pflug, die Werkstatt, den Schreib-tisch Verlaffen, so stürzt man sich nicht blindlings in die Gefahr, so schrei« tet man nur dann zum Aeußersten, wenn eS kein anderes, eljrlicheS Mittel gibt, den Frieden zu erhalten. DaS schweizerische Heer ist daS Golk in Waffen und dieses erklärt einen Krieg nur, wenn die ungeheure Mehrheit sich dafür ausspricht. Gegen den Willen der Wehrmänner kann in der Schweiz nie der Kri^ geführt werden: kommt eS aber zum Schlagen, dann ist eben dieser Wille auch fixere Bürgschaft, daß mit TodeSverach' tung. mit SiegeShoffnung gekämpft wird. Die Schweiz hat keinen Soldatenstand. Der Gegensatz von Bürger« kleid und Waffenrock, der sich in Ländern mit stehenden Heeren nicht ver-söhnen läßt, ist in der Schweiz unbekannt — unbekannt die Geringschätzung des erstereu, die Auszeichnung des letzteren — unbekannt daS wider-strebende Jutereffe Beider. Die HeereSorduung der Eidgenossenschaft entzieht Jünglinge und Mäuner nicht ihrem natürlichen Berufe — der Arbelt. der belebenden, er-srischenden, Selbständigkeit begründenden Arbeit. Im rothen A r u Von z. Temme. l. «nf der Poststation fuhr eine Extrapost vor. Bier Personen stiege» «uS. Zuerst ein lehr langer, magerer Mann. Er trug einen langen. biS über die Knie herunterreichenden. bis an die Halsbinde zugeknöpften, licU« graucn Ueberrock und hatte ein wettergraues Gesicht und iu diesem einen starken, borstig geschnittenen, grauen Schnurrbart. Er iah zwar nicht auS. wie ein Bedieuter; er mußte aber doch wohl eine untergeordnete Stellung zu der übrigen Reisegesellschaft einnehmen. Er blieb an dem Wagenschlage stehen und half dieser aussteigen. Ein hübscher junger Mann tvar der erste, dem er half, schlank, groß, mit einem vornehmen, gemeffenen Anstände und mit blonden Haare», die glatt über eine denkende Stiru gestrichen waren. Ihm folgte ein ältlicher Herr mit einem spitzen, gelben Gesichte, mit Spitzbubenaugen und mit dem rothen Bändchen der französischen Ehrenlkgion im Knopfloche. Zuletzt kam ein kleiner, dicker, runder Herr mit einem sehr knurrigen, rothen Gesichre. Die Herren waren vor der Thür deS PofthauseS auSgefticgen. Der WlAftillon halte durch Blasen seine Ankunft angemeldet, als er auf den Pofthof f»hr. Aus dem Posthause war der Postmeister auf de» Hof ge-treten. Der Poftillou übergab ihm den Exttapostzettel. Er laS ihn. während die Herren ausstiegen Er wandte sich dann an Einen von ihnen, an de« ältliche« mit dem gelben Spitzbubengesichte und dem rothen Band che« der Ehemlegion. ES war ein alter Soldat, der Postmeister; wahr-scheinlich war er Feldwebel gewesen. Gewiß war. daß er die FreiheitS-kriege mitgeNacht hatte; denn er tr»g auf seinem Rocke die KriegSme-daille nnd eine« riffische» Orden; da imponirte ihm daS rothe OrdenS-bä»dche». »e»« es auch ein Französisches war. „Der Herr Baron wol len nicht weiter fahre» ?" fragte er den ältlichen Herrn. Dieser wieS sw«m mit der Hand a»f den hübsche« j«uge« Herr» mit dem vor»eh. «e«. ße«effe»e« A»fta«de. „Der Herr Baro» wolle» »icht weiter fahren 7- wiederholte der Postmeister seine Frage a» de» vor»edme« Herrn. „Rein." „Der Herr Baron wollen also hier bleibe»?" „Rein." Der vor»eh«e j»»ge ^rr wandte ih« dann den Rücken. Der Postmeister stand etwas verdutzt. „Hm. t»m!" sagte er verlegen. „Das ist doch wohl der Herr Baro» von Äronzberg. a»f de» der Poftzettel lautei?" Der klei»,. Verstümmelung und Fahnenflucht, die in Ländern mit stehenden Heeren jährlich so viele Jünglinge inS Verderben bringen — heimliche AuS-tvanderun^^. durch welche das Baterland so manche tüchtige Kraft verliert, hat die Schweiz nickt zu beklagen. Ebenso wenig gibt eS bei der schweizerischen Heeresversassung ausgediente Soldaten, die nicht geneigt, die un-fähig sind, einer bürgerlichen Beschäftigung sich zu widmen, nachdem sie die schönste Zeit ihres Lebens nichts gethan. als die Waffen getragen. Pensionen kennt die Schweiz gleichfalls nicht. Die Gemeinde ist verpflichtet, für arme, arbeitsunfähige Bürger zu sorgen, ob diese im Frieden oder Kriege verunglückt sind. Reicht das Vermögen der Gemeinde nicht hin. so wird das Armengut deS Staates in Anspruch genommen. Die Schweiz ist das einzige Land in Europa, welches für den Unter richt der IUjlend mehr ausgibt, als für daS Heer. Diese Erziehung hat aber zur Folge, daß der Knabe schon sein Baterland lieben lernt, daß der Jüngling vor Begierde brennt, diese Liebe durch die That ^ beweisen. daß die Männer zu jeder Stunde bereit sind. Gut nnd Blut für das höchste, was sie kennen, für das frcie Baterland zu opfern. Die Bolkswehr ermöglicht es der kleinen Schiveiz mit ihren 2'/, Millionen. ein wohlorl^anisirtes Heer von 200,000 Mann aufzustellen, ja im äußersten Falle der Roth auf 300.000 Wehrmänner rechnen zu können. Hätte die Schweiz ein stehendes Heer nach dem Vorbilde ihrer Nachbarländer. sie vermöchte kaum 50,000 Mann zn halten: sie würde mit die-iem geringem Heere kaum mehr als eine Hauptschlacht wagen — abgesehen davon, daß die Auslagen für dasselbe im Frieden den Staat erschö-pstn ivürden, und an einen erfolgreichen Massenaufstand anch deßhalb nicht zu deuken wäre, weil die Bürger in den Waffen nicht geübt sind, weil ihnen die Lust fehlt, sich in den Waffen zu üben, wenn fle für daS stehende Herr so schwere Steuern zahlen. (Schluß folgt.) Marbvrger Berichte. (Tonkunst.) Das Oratorium von Joseph Hayon: „Die sieben Worte om immer so hoch und reißend?" „O nein, erst seit gestern, und er wachst noch immer." „Ah, und waS ist die Ursache?" „Vir hatten hier seit drei Tagen furchtbares Sturm- und Regenwetter; oben im Gebirge war es noch schlimmer. Da sind alle die kleinen Flüsse und Bäche angeschwollen, die sich aus den Bergen in diesen Slrom ergießen." „Hm, und da ist die Passage über das Waffer wohl gefährlich ?" „Pah. man muß nur keine Furcht haben." „Sind die Fahrleute zuverlässig?" „Es sind tüchtige Burschen." „Sie kennen sie also! Sie find wohl hier onS der Gegend?" „Bon drüben, aus ^em Gebirge." Der junge Mann zeigte über den Ärom hinüber. Gleich jenseit deS Stromes erhob fich hoheS, waldigeS wildeS Gebirg. Auf dieser Seite war eine unabsehbare ftuchtbare Ebene. Der Strom schied Ebene und Gebirg. Der Baron schien den jungen Mann noch mehr fragen zu wollen. Er wurde daran verhindert. Hinten auf der Chaussee wurde eia Posthorn laut. Gleich darauf fuhr ein Postwagen auf den Posthof. ES war die gewöhnliche Fahrpost, die täglich »am «»d weiter fuhr. Äe kam aus der Residenz. Als der ju»ge Mann fie sah. zeigte sein hübsches, lebhaftes Gesicht eine plötzliche Unruhe nnd Spannung. Er machte einige Schritte nach dem Posthause hin; er schien dem Wagen entgegen gehen zu wollen. Aber auf einmal blieb cr stehen Der Postwagen hatte nnmittelbar an dem Pasthause gehalten. Der Kondukteur hatte den Schlag geöffnet. Ein junger OPzier war ausge-stiege«. Auf seine Hand gestutzt, »ar ihm eine junge Dame gefolgt. Es war eine wuuderschlanke Gestalt, ein reizendes frljcheS Geficht. daS kaum fiebzehu oder achtzehn Jahre zähleu konnte. Der Offizier, indem er ihr seine Hand hinreichte, sah fie mit einer ehrerbietigen Zärtlichkeit an. Indem fie die Hand nahm, lächelte sie ihm glücklich und dankbar zu. Unter de« Lächeln übergoß sich das schöne Geficht mit dunkler Rothe. Der Of, sizier ihre gedrückt haben. Aber fie war nicht böse darüber geworden. Und es lag in dem Allen eine so reine, so unbefangene, so unbewußte Unschuld. Auf den jungen Mann mit den schwarzen, krausen Locke» mußte es einen andern Eindruck gemacht haben. Er war erblaßt; seine blitzenden Augen funkelten zornig. Cr stampfte heftig mit dem Fuße. Aber die funkelnden. flammenden Augen konnte er von dem. was er sah. doch nicht lvegwenden Der Offizier führte die Dame in das Posthaus. Sie hatte den jun-gen Mann mit den Locken nicht gesehen. Ihr glücklicher Blick war nur für den zärtlichen jungen Offizier dagewesen, mit dem sie gerrist war. der sie aus dem Wagen hob. der ihr die Hand gedrückt hatte, der sie an sei-nem Arme in das Haus filhrte. Der junge Mann mit den Locken stampfte noch einmal mit dem Fuße. Dann setzte er seinen Weg langsam fort und verschwand im Innern des Posthauses. Der Baron hatte wenig auf ih» geachtet. Was ging dem Vornehmen Herrn der Zorn und der Verdruß eines jungen Menschen an. der nicht mehr als ein Landmann sein tonnte? Die schöne, junge Dame hatte er sich desto angelegentlicher angksehen. und wie der Offizier gegen sie so zärtlich, und sie daiüber so glücklich war da konnte man glauben ln seinem Gesickte iviniqstcnS einen leisen Unmuth der Eifersucht oder wohl nur des Neides zu lesen; denn daß die Dame ihm fremd war, sah U'an ihm wohl an. wogegen er den Offizier zu kennen schien. Er besann sich einen Augenblick; dann ging er ebenfalls in das PosthauS. Die Poststation lag einsam; in der Nähe war keine Ltadt, kein Dorf, kein WirthShaus. Co war daS Posthaus zugleich WirthShaus und unten im Hause war eiu geräumiges Wirthszimmer. In dieses ging der Baron. Er fand mehrere Menschen darin, die er freilich alle schon gesehen hatte, zuerst seine drei Reisegefährten, sodann die lchöne junge Dame, die mit dem jungen Offizier auS dem Postwagen gestiegen war, und diesen Offizier selbst. Das jauge Paar saß am Auster beisammen. Der Offizier sprach leise zu der Dame. Er mußte zärtlich zu ihr sprechen; er sah we-nigsteus so aus. und fie errötdete so glücklich. Der Baron sah es. er that. als sehe er eS nicht. Er ging auf den langen hageren Mann mtt dem zugeknöpften langen Rocke zu. Der Mann stand an der Zhiir; er schien die Befehle des eintretenden ^aronS zu erwarten. Der Baron befahl ihm: „Jorgen Sie. daß wir bald abreisen könnkn. Wir werden hier ungebührlich aufgehalten." Der lange Mann Verließ das Zimmer. ^Fortsetzung folgt.) Die Verschleiß > Niederlage der t. l. M Privileg. OriKiNÄl Spiritus und .. - . DM" krvlWkvto "W» fSr Marburg und Umgebung befindet sich bei Herrn -franz 8cherbaum wo dieser mit .MSff MedMen ausgezeichnete Ärtiket -bSsIlsI-Z. und in jeder beliebigen LuantitSt bezogen werden kann. (iZ4 Verstorbene in Marburg. A« ZS. Marz: Kranz PuNitsch. 41 I.. Waffersucht. ««tauer. Privat. 67 S.. Sntkräftung. — Am 29.: Krl. Maria Salon- und Garttu Eröffnung. Ich habe die Shre. meine ergebenste Einladung zur Wiedereröffnung meiner Sommerlotalitäten am Tonntag den I. April R SSO zu machen, und statte meinen innigsten Dank für den mir im veraangeaen Jahre zu Theil gewordenen Besuch ab, mit der Bitte, mich auch in der heurigen Saison mit recht zahlreichem Zuspruch zu beehren, da ich stetS bemüht sein werde, die Zufriedenheit meiner geehrten Gäste, waS Küche, Keller und Bedienung betrifft, bestens zu erhalten. Hochachtungsvoll Zakob Schiteid, Gastwirth i» Herrn Th. Götz' Brauhaus. IIS) großes Ringelspiel. «efertigte z«gt tintm gcehrten Publikum ergebknsl an. daß sie in der Sraurvorstadt nächst dtm Brauhausc de» Herrn Tlioma« Göd n» liier «a »üht tageweseie» kiuaeljpirl aufgesitUt hat und btsonder« str Btdimnng der «>nd«r b«st»n« i,«sorgt wird, ^rbitttl sich dahkr rrcht Mr.ich«. A.sp..ch^ ^ Tw.je«b.«m.'. fit 120) RingelspielbeflKerin. Zu vermiethen (121 find in der Pfarrhofgasse Nr. 192. ersten Stock, zwei einge-ri^ete gassenseitige Zimmer. Z»tzgtl»lrjr»n Mt «isAi»str m» «vrt»>e für Steiermirk, tiir»tr« und Rrai« aus beliedige Zalire in N«»»« «ickzahlbai, z« gesthl^e» Ii»s»>: «i«,. Stadt, Plaxteng-sit 4, l. Stiege, Thiire >3. Briefe und Einsendung d«r Wrrlh Nachivti«-Dokumente franko mit Ne-tourmart«, Angab« genauer Adresse und letzter Poststation. (122 Weiulizitatiou. S Etartin Weine (18L5tr) werden ani S. April 1866 von 10 Uhr angefangen im Kirchenkeller im Orte KamS bei Marburg gegen bare Bezahlung lizitando verkaust. (1v» Zu vermiethen ei« schöne Wohnung mit Sparherd?uche, Speise, nebst separirtem Dach, boden. Keller »nd Gattenantheil. Das Nähere bei Bineenz Kanduth. Alleeska^ Nr. 167. _^ Verpachtung. Zn der Gemeinde Magdalena find 4 »Mkziigltch« UFe»g»K»v« im Tefammt-Flächenmaße von Joch «iuzela oder zusammen zu verpachten. — Pachtlustige wollen sich a» S. April um S Uhr Bormittag am Anfang de« Werkstätten-Bahnhofe« einfinden. U8) Z>,.^etti-il M-rbirg «. I.. Lizitation. ° Mittwoch den 4. April d. I. werden im Hause Rr. 77. Mühlgasse. Grazervorstadt. Möbeln und fonstige Einri^ung». stücke i» den gewöhnlichen Lizitationsstnnden gegen gleich bare Bezahlung veräußert. (102 Da« Einkehrgasthaus „zum Mtt" t« auf dem besten Posten gelegen, ist zu verpachten und da« Nähere beim gefertigten Eigenthümer zu erfahren. Jvs-f Atstler. Gegen alle, oft mit vielem Gepränge angekündigte Zahnmittel, be-sonder» solche, die Zahnschmerzen unfehlvlir zu stillen im Stande sein sollen, lst man nachgerade etwas mißtrauisch geworden, da keins ftch der-art zn bewähren vermochte, daß es mehr al» vorübergehende Aufmerksam' teit erregte. Ein Mittel dieser Art jedoch, das freilich weniger betäubend als reinigend und stärkend auf Mundtheile und Zähne wirkt und dadurch die Mund- und gahnkrankheiten allmählich aber gründlich «nd danernd beseitigt, macht von obiger Regel eine erfreuliche Ausnahme. Es ist dies das k. k. österr. ansschl. priv. und erste amenk. und ei^lisch patentitte AnatheriN'Mund Wasser*) deS prakt. Zahnarztes Herrn Dr I. T. Popp in Wien, das.seit länger als 14 Iahren nicht nur seinen Rnf erhalten, sondern denselven stetij, weiter verbreitet und fester begründet hat. Bon Zeugnissen über seine vorzüglichen Eigenschaften, die in Menge vor-liegen und täglich sich mehren, möge das nachstehend? hier Platz finden? Das mir von dem Herrn Zahnarzt Dr. I. G. Popp in Wie» übergegebene ..Anatherin Mundwasser" ist in meinem Laboratorium der chemischen Analyse unterworfen und als durchaus frei von schädlichen or-ganischen solvie unorganischen Stoffen und demzufolge als empfehlens-Werth befunden worden, was ich hiermit der Wahrheit gemäß bescheinige. Berlin, den 3l. Juli 1864. Dr D. L. Toaneißfchei«. Privatdocent der Chemie an der kgl. Univerfttüt «nd 6i)) vereidigter Sachverständiger bei den kgl. Gerichten. ») Zu haben: in Marburg bei Herrn Saucalari, Apotheker, und in Tauchmaan's Kunsthandlung; in Cilli bei Herrn LrißPtr und i» Sa«mdnch's Apotheke. Eisenbahn - Fahrordnung für Marburg. Nach Witn: «bfahrt: 6 Uhr 19 «in. Arüh. «bf-htt: S Uhr Min. 6 Uhr 4» Mi«. «be«d<. S Uhr S «t». «wibS. «ach «ill>ch: «fichrt: 9 Uhr Anttz. Die gemischte« Züge »ertvhre« täglich in der «ichtu«g ««»ch Nieu: Trieft: Abfahrt: IS Uhr 44 «in. «Mag«. «dfahrt: 1 Uhr SS Mi«. Mitt>i«. Tilzng verkehrt von Nie» »ach Trieft Mittwoch »»d Sa»ftOß, »a« »ssieft »ach »i« Montag »«d va»»«ft»ß. A-ch vie»: «»ch Trieft: «hfahrt: 2 Uhr SS Mi». Mittag«. «»sähet: 1 Utz» «» Mütag«. Feuer-Signale für Marburg. A» Aroße» Al»ckt d«t Stadtpfarr : 4 Schläge bei einem Brande in der innere« Stadt. 3 . . » - » . Käretner-Borstadt. 1 Schlag Mag dalena-Borstadt. Fraaz Wiesthaler. Dr«e »»d Verlag »a» UhaarA Za»fchitz w Mai»»rg