LMcher Tagülltt. Nr. 181. PrLnumerarionSPreife: Für Laibach: Ganzj. fl. 6-40; Austeilung ins Hau« vrtlj. 25 Ir. Mit der Post: Ganzjähr. fl. 12. Redaction und Expediti on: Bahnhosgasse Nr. 15 Freitag, 8. August 1879. — Morgen: Romanus. B JnsertionSpreise: Einspaltige Petiizeile L. 4 fr., bei iederholnngen & 3 lt. Anzeigen bis 6 Zeilen 20 tr. 12. Jahr Eine „brennende" Tagesfrage. Im Laufe der letzten Wochen hat die Brandstatistik unseres KronlandeS eine so ausgiebige, beklagenswerthe Bereicherung erfahren, daß es wol gerechtfertigt erscheint, tormt wir die Aufmerksamkeit unserer Leser schon an dieser Stelle einer speciellen Landesangelegenheit zuwenden, welche, mit der Erhaltung des ohnehin geringen Nationalwohlstandes im engsten Zusammenhänge, bisher wol hie und da theoretisch erörtert, aber niemals einer den Umständen entsprechende« praktischen Erledigung zugesührt wurde. Brände kommen allerorten und zu allen Zeiten vor. Sie bilden eine stehende Rubrik in der Unglückschronik aller Völker und Zeiten, aber erst unserem Jahrhundert mit seiner Entwicklung des Associations- und Genossenschaftswesens blieb es Vorbehalten, Mittel und Wege zu finden, durch welche einerseits den verheerenden Wirkungen des gefräßigen Elementes ein kräftiger Widerstand geboten, andererseits die traurigen materiellen folgen eines Brandnnglücks für den davon Betroffenen auf ein Minimum beschränkt werden können. Die Organisation von Feuerwehren und die Ausbreitung des Assecnranzwesens hat dem Schadenfeuer den größten Theil seiner Schrecken genommen, und es ist daher der Eifer wol begreiflich, mit welchem man in immer weiteren Kreisen sich der Vortheile zu versichern trachtet, welche die Benützung der vorerwähnten Institute dem Einzelnen und der Gesammtheit zu gewähren vermag. Nur in Krain begegnen wir auf diesem Gebiete einer Indolenz und Gleichgiltigkeit seitens der Landbevölkerung, welche vermöge ihrer Rückwirkungen anf den nationalen Wohlstand den wirklichen Volksfreund mit aufrichtigem Bedauern erfüllen muß. Mit Ausnahme einiger weniger Städte nnd größerer Orte, welche, dem Beispiele Laibachs fol- gend, freiwillige Feuerwehren organisierten, begegnen wir in den Landgemeinden Krains nirgends einer Feuerlöschordnung, geschweige denn einer an die stramme Disciplin des Feuerwehrwesens erinnernden Organisation. Bricht ein Brand aus, so läuft jeder nach seinem eigenen Besitz, ohne an die Notwendigkeit eines geordneten Zusammenwirkens zur Bekämpfung des Feuerherdes zu denken, welcher infolge dessen rasch eine weitere Ausdehnung gewinnt und hie und da ganze Ortschaften in den Kreis seiner glühenden Umarmung zieht, während doch ein Zusammengreifen bei den Löscharbeiten den Brand schon im Entstehen ersticken konnte. Was aber noch trauriger ist, ist der Umstand, daß gewöhnlich nur ein Bruchtheil der Abbrändler affecuriert ist, während der weitaus überwiegenden Anzahl der Betroffenen infolge der mangelnden Versicherung schlechterdings keine Mittel zngebote stehen, um aus der Asche der niedergebrannten Wohnstätte ein neues Heim erstehen zu lassen. Wol ist die Regierung in solchen Fällen gerne bereit, das Elend der Abbrändler durch die Erlaubnis zu Landessammlungen zu mildern. Aber derlei Betteleien haben für die Hilfsbedürftigen immer etwas Demüthigendes, ganz abgesehen davon, daß bei einem allzu häufigen Appell an die Mild-thätigkeit auch die freigebigste Hand sich endlich schließen wird. Viel besser und vortheilhaster wäre es, wenn man die Bevölkerung, auf welchem Wege immer, dazu bringen könnte, ihre Habe zu versichern. Hier wäre ein Gebiet, wo unsere nationale Presse im Verein mit der Geistlichkeit eine ebenso löbliche als dankens-werthe Thätigkeit entwickeln könnte. Namentlich der nationale Klerus könnte hier durch eine Belehrung über den großen Nutzen des Versicherungswesens das wenigstens zum Theile wieder gut machen, was er durch seine Hetzereien gegen den Liberalismus im Lande am Volkswohle sündigt. Unterbleiben diese Bemühungen oder haben sie, wie es wenigstens bisher der Fall war, nur jCtnen sehr geringen Erfolg, dann ist es Pflicht der Regierung, den Bauer dort zur Wahrung feiner materiellen Interessen zu zwingen, wo er in sträflicher Lässigkeit nicht daran denkt, sein Besitzthum gegen die Folgen eines Brandes sicher zu stellen. Wir scheuen uns auch durchaus nicht, schon hier zu betonen, daß bei unseren Verhältnissen die Einführung des Assemranzzwanges das einzige Mittel sein wird, der alljährlich so bedeutenden Schmälx-rnng des nationalen Wohlstandes infolge vyn Feuerbrünsten Einhalt zu thuu.. Nicht minder wichtig ist es aber auch, unsere Landbevölkerung zur Organisation von Feuerwehren oder doch wenigstens zur strengen Handhabung einer geregelten Feuerlöschordnung heranzuziehen. Bei der Indolenz unserer Bauern darf man sich hier durchaus nicht auf die Initiative der Landgemeinden selbst verlassen. Auch hier wird die 'Landesvertretung nnd Landesregierung die Wege bahnen müssen. Als erster Schritt hiezu wäre der Erlaß eines Landesgesetzes zu bezeichnen, welches alle Gemeinden, in welchen nicht wohlorganisierte Feuerwehren bestehen, zur Beobachtung einer unter die Autorität und Ueberwachung der Behörden gestellten Feuerlvschordnung verhält. Letzteres wäre nur ein Nothbehels, doch er würhe gewiß der Organisation von Feuerwehren mnftf-mehr wesentlichen Vorschub leisten, als ja unsere Landbevölkerung schon hinlänglich Gelegenheit fand, den hohen Werth einer Feuerwehr in der Stunde der Gefahr würdigen zu können. Nur haben in dieser Beziehung die Feuerwehren Krains, besonders aber unsere Laibacher freiwillige Feuerwehr, des Guten fast zu viel gethan. Dadurch, daß sie bei jedem Brande auf dem Lande bereitwilligst ihre Hilfe anboten, haben sie die Landbevölkerung vielfach zu der Meinung ge- *2 Feuilleton. Die Geheimnisse der Residenz. Nachtstücke aus dem Leben. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) Doch gleich darauf war die Wolke auch wieder verschwunden, der Gedanke verflogen, und Heller Sonnenschein strahlte in dem kindlichen Gesichtchen. «Seine Geliebte, Tantchen? Mein Gott, wie kann ein Gras sich eine Frau erwählen?" „Ach, du bist ein närrisches Ding, du verstehst nicht, was ich dir sage. Nun, das hat auch immer noch Zeit, du bist noch ein rechter Backfisch", sagte die Tante Donitz halb lachend, halb ärgerlich. „Komm', jetzt mache dich zu einem Ausgange bereit; au deinem sechzehnten Geburtstage, womit du so zu sagen ein Alter erreicht hast, in welchem man dich nicht mehr zu den Kindern zählen kann, sollst du auch wenigstens als Dame mit mir einen Spaziergang ins Freie machen." „Als Dame!" sagte Julie selbstbewußt. „Wie ich wol als solche aussehe?" fügte sie lächelnd hinzu, indem sie sich vor den altmodischen Spiegel hin- stellte und einen Blick hineinwarf. „Nun, Tante, mit der Dame ist's noch nichts", fuhr sie dann, sich auf dem Absatz ihres Stieselchens umdrehend, fort, „und mit dem Ausgehen heute auch nicht. Weißt du nicht, mit welch' hochwichtiger Miene Onkel Donitz mir befahl, heute zu Haufe zu bleiben, weil er mich in ein Geheimnis einzuweihen wünsche? Tante, meinst du wol, daß ein Geheimnis bei mir gut aufgehoben wäre?!" „Ich hoffe das, Kind", sagte Tante Donitz ungewöhnlich ernst, „du bist noch viel zu sorglos, Julie, und ich will nur hoffen, daß eben dieses Geheimnis deine Heiterkeit nicht ernstlich trübt." Mit diesen Worten verließ die Tante das Gemach und ließ Julie verwirrt zurück. „Mein Gott, was dies nur alles bedeutet", murmelte sie, „und mich sängt jetzt wirklich an ein wenig zu frieren. Ob das die Abendluft macht, oder der Gedanke an das Geheimnis — ich weiß es nicht. Wenn nur Onkel Donitz bald käme!" Und gleichsam als Erwiderung auf ihren Wunsch trat der Ersehnte in das Gemach. Julie sprang ihm wie ein frohes, glückliches Kind entgegen und in seine Arme. „Ach, Onkelchen, gut, daß du kommst! Die Tante war gerade im Begriff, mir vor dir und deinem Geheimnisse Angst zu machen. Nicht wahr, Onkelchen, so schlimm ist's doch wol nicht?" Sie sah ihn lächelnd an, ohne die leiseste Ahnung, daß schon die nächste Stunde ihr für immer den Schmelz der Jugend, den kindlichen Frohsinn rauben würde. Arnold Donitz seufzte tief auf, als er über das glänzende Haar des Mädchens hinfuhr. „Ich wollte, Julie, deine verstorbene Mutter hätte mich nicht zum Zerstörer deines reinen Seelenfriedens gemacht, wenigstens nicht schon jetzt", sagte er traurig. „Ich hoffe aber, du wirst zeigen, daß du stark bist, daß du die Welt und ihre Verleumdungen verachtest und dich über sie erhebst." „Mein Gott, anch du, Onkel Arnold, auch du erschreckst mich ? So sprich doch das Geheimnis nicht aus, weuu es so fürchterlich ist, ich verlange es gewiß nicht zu wissen — was soll ich damit, wenn es mich unglücklich machen kann ? Bitte, Onkel Donitz, sage mir nichts." „Es ist der Wille deiner verstorbenen Mutter, ,f Julie, daß du an deinem sechzehnten Geburtstage das erfährst, was wie ein schweres Verhängnis auch von jetzt an dich umgeben soll, wenn du nicht den Muth hast, dich darüber zu erheben. Du sollst nach dem Testamente deiner Mutter am bracht, daß sie dabei eben nur ihre Pflicht und Schuldigkeit thun. Man verläßt sich einfach auf das Erscheinen der städtischen Feuerwehren und legt dann, während diese gegen das entfesselte Element ankämpfen, die Hände müßig in den Schoß. DaS kann, das darf nicht fortbauern, einerseits im Interesse der organisierten Feuerwehren, welche dabei in einer die Lust zum Eintritte und wol auch deren Löschmaterial schädigenden Weife ausgenützt werden, andererseits aber auch im Interesse der Landbevölkerung selbst, welche durch diese allzugroße Bereitwilligkeit nur zum eigenen Nachtheil in der alten Nachlässigkeit bestärkt wird. Denn es ist ein großer Unterschied, ob ein ausbrechendes Feuer schon bei seinem Entstehen einer an Ort und Stelle befindlichen Feuerwehr begegnet oder ob man mit der erfolgreichen Bekämpfung des Brandes bis zum Erscheinen einer fremden Feuerwehr hin — wartet. Um aber die Landbevölkerung zu einer entsprechenden Verwerfung dieses Erfahrungssatzcs zu zwingen, wäre nichts vortheilhafter, als ein Beschluß fämmtlicher Feuerwehren Krams, nur jenen auswärtigen Ortschaften Hilfe zu leisten, an welchen entweder selbständige Feuerwehren bestehen oder welche wenigstens die Feuerwehr der nächsten Gemeinde durch die active Theilnahme ihrer Bewohner und durch Geldbeiträge unterstützen. Wir sind zwar überzeugt, daß ein solcher Beschluß anfangs ein großes Geschrei über Mangel an Nächstenliebe zur Folge haben wird. Aber die wahre, richtige Nächstenliebe darf sich nicht darin bethätigen, die schädlichen Schwächen des Nebenmenschen zn unterstützen, sondern muß im Nothfalle dort, wo die eigene Einsicht des Betreffenden zur Wahrung des persönlichen Vortheils nicht hinreicht, auch die Anwendung von drakonischen Mitteln nicht scheuen, wenn dadurch nur das angestrebte Ziel der Förderung des Wohles des Nächsten erreicht wird. Politische Tagesgeschichte. Graf Taaffe und die Tiroler „Reichspartei." Anknüpfend an die offiziöse Phrase von der angestrebten Bildung einer Mittel- oder Reichspartei gibt das „Innsbrucker Tagblatt" eine Schilderung der wenig erfreulichen Erfahrungen zum Besten, welche Gras Taaffe mit ähnlichen Bemühungen während seiner Statthalterschaft zu machen Gelegenheit hatte. Als Taaffe in das Land kam — erzählt das Organ der liberalen Tiroler, — war das Land in zwei schroffe Hälften getheilt. Die eine, der Zahl nach geringer, hielt sich mit aufrichtiger Hingebung an die neue Ordnung der Dinge. Sie hätte sich von einer aufrichtig liberalen Regierung lenken lassen wie ein Kind und würde ihr eine verläßliche Stütze gewesen sein. Die andere hatte sich in das Phantom der Glaubenseinheit verbissen und befand sich im Gegensatz gegen alles, was nur immer von einer Regierung der Verfassungsära ausging. ^ Einige Häupter dieser Partei, welche die Beaufsichtigung der Schule lieber ganz aus der Hand ließ, als dieselbe aus der Hand des Staates zu empfangen, erschienen wol ab und zu im Wiener Abgeordnetenhause; jedoch von Zeit zu Zeit erklärten sie, daß die „geehrte Versammlung", strenge genommen, widerrechtlich beisammen sei, und nahmen gelegentlich wol auch Reißaus. Das war die Tiroler „Rechts"-Partei. Graf Taaffe meinte nun, als er in das Land kam, man habe die Tiroler Frömmlinge bisher zu schroff behandelt, ein „conciliantes" Auftreten ihnen gegenüber und das Zmschantragen einiger Zugeknöpftheit gegen die Liberalen, welche ja immer „viel zu weit" gehen, werde die Tache bald zu einem besseren Ende führen. Graf Taaffe machte daher den geistlichen Herren Visiten, besuchte die Klöster, sprach Nonnen und Mönche mit den asketischen Grußformeln an, besprengte sich in der Kirche mit Weihwasser, umschwärmte die Ultramontanen im Landtag mit den süßesten Schmeichelworten und kredenzte ihnen aus seinen Soireen aus der Fülle seines liebenden Vaterherzens die feurigsten Weine. Das, meinte er, müsse zur Versöhnung stimmen, wenn anders, wie er überzeugt war, auch unter der Kutte noch edle Herzen schlagen. Doch es war alles vergebens. Die frommen hundertbändigen Tiroler Staatsmänner alten Glaubens leerten wol die Flaschen, aßen die Pasteten und rauchten die Zigarren, welche ihnen in der Hofburg serviert wurden; am ändern Tag aber bestanden sie wieder auf ihrem „uralten Landesrecht" wie zuvor. Nur den Herrn Landeshauptmann Dr. Rapp hätte Graf Taaffe beinahe auf feine Seite gebracht, doch beging er die Unvorsichtigkeit, ihm viel zu früh den heiß-erfehnten Orden nebst Ritterstand zu verschaffen, und als jener diese Herrlichkeiten hatte, war es mit der Versöhnung auch schon wieder aus. Zwei Männer aber hat Graf Taaffe dauernd an sich gefesselt; die blieben ihm treu bis über seine Statthalterschaft hinaus. Dieselben gründeten einen conservativ-katholischen Verein für Nordtirol, war- ben Mitglieder für denselben, kündigten Versammlungen an, hielten Reden in denselben, erklärten in der orientalischen Frage „eine zuwartende Haltung einzunehmen", schwuren feierlich, das erste Reichsrathsmandat, das man ihnen anbieten würde, entnehmen und ausüben zu wollen, begrüßten auch einmal Se. Excellenz den Herrn Statthalter in ihrer Mitte und leisteten im Übrigen den ander» Ultramontanen mit nicht geringem Selbstgefühl politische Packträgerdienste. Diese zwei Männer nennen sich noch heute in Tirol — freilich nicht mehr öffentlich oder vor mehreren Leuten, sondern nur noch unter sich — die „Reichs"-Partei. Bedeutung hat sie nie gehabt und wird solche nie erlangen, weil eine ultramontane Partei ohne die Geistlichkeit von Hause aus ein Unding ist. Neben schönen Worten aus dem Munde mußten unsere Ultramontanen aus der Kanzlei deS Grafen Taaffe aber manches Unangenehme er- fahren, und da sie gewohnt sind, Ergebenheit und Unterwerfung zu verlangen, dieselbe aber nur in sehr verdächtiger Umhüllung fanden, und da die Liberalen hinwiederum ebenfalls längst wußten, daß ein ernsthaftes Vorwärtsschreiten auf den Bahnen des Fortschritts vom Grafen Taaffe ebensowenig zu erwarten sei, als die Klerikalen ein entschiedenes Einlenken in ihr Fahrwasser erwarten konnten, so blieb Graf Taaffe schließlich allein mit einer Reichspartei, die ohne Halt und Ziel, ohne Macht und Einfluß, ja eigentlich nur in der Idee einmal vorhanden war. * * * Gegenüber den früheren Berichten, daß die Landtage der österreichischen Provinzen noch vor Eröffnung der Reichsrathssession zn einer kurzen Berathung einberufen werden sollen, wird nun mit Bestimmtheit versichert, daß der neue Reichsrath nun doch vor den Landtagen zu Worte kommen soll. Letztere Version klingt auch insoferne glaubwürdiger, weil nach den Mittheilungen der Offiziösen Graf Taaffe seine weitere Action von der Parteigrup> piernng im Abgeordnetenhaus? abhängig zu machen gedenkt und es daher für ihn von wesentlichem Interesse sein muß, die Grundlagen seiner künftigen Haltung möglichst bald kennen zu lernen. * * Während die offiziöse Berliner „Prov.-Korre-spondenz" die Nachricht über den Ausgleich zwischen Rom und Berlin als eine Mystification bezeichnet, welche vielleicht nur die Wünsche der päpstlichen Curie zum Ausdruck bringen sollte, ohne daß man vorläufig in Berlin an deren Erfüllung denkt, er« heutigen Tage erfahren, wie und warum sie starb. Du sollst erfahren, daß dein Leben einen Zweck hat, die Ehre deiner verstorbenen Mutter Herrustellen, d. H. vor den Augen der Welt. Ich weiß, daß deine Mutter stets bas Vorbild strenger Tugend und Sittenreinheit war; ein Unglück hat ihr den Glorienschein geraubt, und weil sie ihn nicht wieder erlangen konnte, starb sie." Julie war jetzt bleich geworden, jede Spur kindlicher Heiterkeit aus ihrem Gesichte verschwunden, um me mehr dahin zurückzukehren. „Onkel, muß es denn sein?" fragte sie plötzlich mit gänzlich veränderter Stimme. „Muß es denn sein?" und als er bestimmend nickte, da fuhr sie fort: „Dann nur gleich, nicht diese Höllenqual der Furcht, verhehle mir nichts. Ich bin ein Kind, aber ich fühle mich stark, und wenn meine selige Mama es gewünscht hat, bann weigere ich mich gewiß nicht, etwas zu thun, und sollte es mir das Leben, mein ganzes Erdenglück kosten." „Gebe Gott, daß es nicht so schlimm wird, armeS Kind, ich hätte es nicht für nöthig gehalten, dich mit einem Vorfälle bekannt zu machen, der für dieselbe so unheilbringend war. ES ist eine lange Geschichte, Julie, den meisten Menschen ist sie unklar geblieben, aber ich kenne sie, ich weiß, wie alles zusammenhing. Versprich' mir nur, dich nicht unnütz aufzuregen, und vertraue mir." Julie gab kaum noch Antwort, sie zitterte wie Espenlaub. Manches wurde ihr klar, ehe noch ihr Vormund zu erzählen begann; sie erinnerte sich mancher Andeutungen von Freunden und Feinden, die sie früher nicht einmal beachtete, die ie aber jetzt plötzlich begriff. Sie hielt ihren Kopf est, als würde ihr die Last der Gedanken zu chwer. „Ich verstehe dich schon zum Theil, Onkel Donitz", sagte sie endlich leise, „aber erzähle nur alles haarklein, damit mit nichts verborgen bleibt, was mit dem Tode meiner Mama in Verbindung stand. Böse Menschen, die mir mein Glück und meinen Frieden nicht gönnten , sagten mir einst, meine Mama habe sich vergiftet, weil — nein, ich kann bas nicht aussprechen, aber sie hat sich vergiftet, Onkel?" Julie sagte dies sehr ruhig, aber ihre Augen straften diese Ruhe Lügen, sie blitzten vor innerer Aufregung und Erwartung. „Ich habe alle Ursache, dies zu glauben, mein Kind", sagte Hauptmann Donitz langsam, indem er sie scharf beobachtete, um die Wirkung seiner Worte zu sehen. „DaS heißt, Onkel — meine selige Mama hat sich in der ffhat vergiftet", entgegnete Julie mit todtenblaffem Antlitze. „Bitte, gib mir den Kelch nicht tropfenweise, denn so möchte ich ihn nicht teeren können, weil er mir zu Bitter ist. Man sagt, man ertrüge den Schmerz, wenn er plötzlich und unerwartet käme, am leichtesten, und ich bin fast versucht, dies als ein wahres Wort zu betrachten." „Sei es denn, Julie, ja, deine Mutter hat sich vergiftet aus Verzweiflung über die Untreue und Schlechtigkeit deines Vaters." „Meines Vaters? Ach so, ich hatte ganz vergessen, mein Vater ist ja schon vor meiner Geburt gestorben — der Treulose. O meine arme Mutter!" „Er starb weder vor noch nach deiner Geburt, Julie, er lebt noch heute." „Er lebt? Er wagt es zu leben?" rief Julie mit flammenden Augen aus. „Und das Gesetz! Gibt es kein Gesetz, welches dies bestraft?" „Dein Vater —" „Nenne ihn nie meinen Vater, niemals — ich habe keinen Vater — ich will keinen Vater!" unterbrach sie ihn wilb. „Julie, fei vernünftig, armes Kind — deine Mutter hätte es nicht verlangen sollen, daß man dich mit dem Vorgefallenen bekannt machte", sagte klärt die „Germania" kurzweg, daß vor gänzlicher Beseitigung der Maigesetze an keine Beendigung des Kulturkampfes zu denken sei. Da man also in Regierungskreisen die von Rom aus gemeldeten Ausgleichsbedingungen als zu umfangreich betrachtet, während das Organ der Ultramontanen noch darüber hinausgehende Forderungen als unabweisbare Vorbedingungen für die Aussöhnung zu stellen für gut findet, liegt es klar auf der Hand, daß eine Verwirklichung der letzteren noch in sehr weiter Ferne liegt. * * Ein Artikel der „Presse" nennt die bevorstehende Besetzung Novi-Bazars durch die Oesterreicher blos die Ouvertüre zu einer handelspolitischen Action auf einer Route, welche den größten Theil der jetzt noch den Hafen von Brindisi aufsuchenden Warenverkehrcs an sich ziehen und nach Salonichi leiten wird. „Der Vorhang selbst — fährt das offiziöse Organ fort — rollt erst in dem Augenblicke in die Höhe, in welchem unsere Kolonnen in das Kosowo Polje debouchieren Gilt dies schon in Bezug auf die eisenbahnpolitische Seite der Frage, so findet dies umso vollere Anwendung bezüglich der militärisch-politischen Seite. Letztere bedingt nicht blos eine ständige Garnison am dreifachen Jn-einanderströmen der Flüsse Sitniza, Ureniza und Jbar im Amselfelde, sondern auch auf den wichtigeren Punkten der gegenwärtigen Hauptroute des Landes." Das heißt also in nüchternes Deutsch übersetzt. daß es sich Oesterreich mit der Besetzung Novi-Bazars nicht genügen lassen dürfe, und daß also jene noch vor kurzem von der offiziösen Presse so bitter bekämpften Blätter recht hatten, welche behaupteten, daß die Occnpationspolitik im Paschalik von Novi-Bazar blos den Weg zu weiterem Vorrücken über Mitroviza hinaus in der Richtung gegen Salonichi hinerblicke. Wie man eine solche Absicht mit den bestimmten Sätzen der Novi-Bazar-Con-vention in Einklang bringen kann, ist uns freilich nicht klar. Aber das ahnen wir, daß der vorerwähnte Plan bei seiner Realisierung keinem geringen Widerstande seitens der Mächte begegnen wird. Hat ja doch, wie ein diplomatischer Korrespondent der „Deutschen Zeitung" ans Konstantinopel schreibt, schon das bloße Gerücht über den angeblichen lieber-tritt österreichischer Truppen auf das Gebiet von Novi-Bazar die Botschafter Englands und Italiens so sehr aufgeregt, daß sie den Großvezier veranlagten, von dem österreichischen Botschafter eine Anf- Donitz traurig. „Weiß Gott, wie schwer mir dies wird — du kannst es ja noch nicht einmal begreifen." „Ob ich es begreifen kann — o, wie ich es begreife", entgegnete sie mit fest aufeinander gepreßten Zähnen. „O, ich sehe schon klar, recht klar, Onkel Donitz, aber der Elende soll dafür büßen. Ich verstehe den Wunsch meiner verstorbenen Mutter, mich mit dem Vorgefallenen bekannt zu machen — ich soll sie rächen, und bei Gott — ich will es!" »Nein, das hat deine Mutter gewiß nicht gewollt, Julie. Deine Mutter war zu sanft, edel und großmüthig, um Rache zu fordern, deine Mutter wollte höchstens ihr Recht, und das ist auch das Einzige, was sie von dir fordert, wenn es möglich ist, ihr dasselbe zu verschaffen. Sie selbst gab sich den Tod, weil sie jede Hoffnung, ihr Recht zu erlangen, aufgegeben hatte, und es war wol nur ein unbestimmter Gedanke, dich damit zu beauftragen, nach ihrem verlorenen Trauschein S forschen. Der Trauschein ist und bleibt verwunden, weil er sich in den Händen des Mannes befindet, der allein sein Verschwinden wünschen kann." Und jetzt theilte Arnold Donitz nach dem Wunsche der verstorbenen Helene Streitmann deren Tochter alles mit, was er selber über die ganze Sache wußte. Julie hörte ihm bald bewußtlos, ohne Unter- klärung über den diesem Gerüchte zugrunde liegenden Sachverhalt zu erbitten. Wie Rußland über die Anwesenheit unserer Truppen auf der Balkan-Halbinsel denkt, haben wir schon wiederholt erörtert. Doch sei hier ein neuerlicher Artikel der „Nowoje Wremja" erwähnt, der neben einigen heftigen Anfeindungen gegen Oesterreich, das jeder Bosniake als Unterdrücker hasse, folgende beherzigenswerte Sätze enthält: „So lange diese (die Oesterreicher) Bosnien und die Herzegowina nicht räumen und das Volk daselbst nicht sich selbst überlassen werden, wird es keine Ruhe geben. Ueberdies wird die revolutionäre Propaganda, die das Land in einem gespannten Zustande erhält, Oesterrcich-Ungarn zwingen, beständig ungeheuere und unersetzliche Auslage» zu machen. Bosnien und die Herzegowina waren die Ursache des Zerfalls des ottomamschen Reiches — dieselben Folgen erwarten auch Oesterreich-Ungarn." * * * Wie man aus Peta meldet, werden die Verhandlungen zwischen den türkischen und griechischen Kommissären über die Grenzfrage am 9. d. beginnen. Da Savfet Pascha in der Lage ist, die Intentionen des Herrn Waddington zu kennen, so erwartet man für die nächste Zeit einen günstigen Verlauf der Angelegenheit. * * * Zwischen der Pforte und dem General-Gouver-neur von Ostrumelien soll sich neuerlich eine ziemlich gereizte Korrespondenz wegen der Fahnenfrage entfponnen haben. Wenn auch Aleko Pascha den Befehlen der Pforte in Bezug auf die Entfernung der bulgarischen Fahne vor dem Stadthause in Philippopel nachgekommen ist, so hat er doch Bedenken getragen, dem weiteren Ansinnen der Pforte wegen Anshissung der türkischen Fahne auf dem RegiernngSkonak Rechnung zu tragen. Neucstens verlautet, daß die Pforte die diesbezüglichen Entschuldigungen Aleko Paschas nicht gelten lasse und darauf dringen werde, daß das Symbol ihrer Autorität in der Hauptstadt Ostrumeliens zur Geltung gelange. Vermischtes. — Eine Entscheidung des obersten Gerichtshofs. Der oberste Gerichtshof in Wien hat anläßlich des Falles, daß ein in einer Provinzstadt ansässiger Advokat die Tochter des dortigen Bezirksrichters heiratete, zu Recht erkannt, daß der brechnng zu, sie fand keine Worte, ihren Gefühlen des Schmerzes, der Erbitterung und des Hasses Ausdruck zu geben, selbst als Donitz geendet hatte, schwieg sie noch immer still. „Lies diesen Brief, Julie, er wird dich versöhnlicher und milder stimmen", sagte er endlich, ein vergilbtes Billett aus der Brusttasche des Rockes ziehend. „Du darfst nicht deinen erbitterten Gefühlen Raum geben, deine Mutter war sanft und milde wie ein Engel, und wenn ich auch nicht von dir verlange, daß du ihr ganz gleichen sollst, so würde es mich doch glücklich machen, einen Theil ihrer edlen Eigenschaften bei dir wiederzufinden. Laß' mich dich nicht so ganz anders finden, Julie, als ich dich zu finden hoffte. Sieh', auch ich habe deine Mutter wie ein treuer Bruder geliebt, ich glaubte sterben zu müssen, als ich ihren Tod erfuhr, aber ihr Abschiedsbrief riß mich heraus aus meinem Jammer, sie wollte keine Verzweiflung, keine Rache — auch von dir nicht. Ich verlasse dich jetzt, Julie, dein Schmerz muß sich austoben, aber laß' mich dann finden, daß ich mich nicht in dir getäuscht habe, daß du eine echte ToHter deiner Mutter bist. Kannst du ohne eine Beimischung von Haß und Rachsucht etwas für die Wiederherstellung der Ebre deiner Mutter thun, so kannst du gewiß zu jeder Stunde auf meine Hilfe zählen, thue nie etwas, was die Weiblichkeit verletzen könnte." (Fortsetzung folgt.) Bezirksrichter aus diesem Grunde auf einen ander» Ort versetzt werden müsse. Die Nothwendigkeit einer derartig unfreiwilligen Versetzung hat der oberste Gerichtshof laut Mittheilung der „Gerichtshalle" unter anderm damit motiviert, „daß ein solches verwandtschaftliches Verhältnis zwischen Richter und Advokaten an demselben Orte geeignet sei, das Vertrauen in die richterlichen Amtshandlungen und dadurch die Achtung vor dem Richterstande zu vermindern, was nicht geduldet werden dürfe." — Wissenschaft ungarisches. Ueber eine wissenschaftliche Leistung im Pester Rochusspital geht folgende hübsche Meldung durch die Blätter. Im genannten Spital kam die Seiche eines Ertrunkenen zur Section. Die Gelehrten Magyariens sandten nach gemachter Section ein Document folgenden Inhalts an den Untersuchungsrichter: „Die Leiche zeigte einen hochgradigen Magen- und acuten Darmkatarrh, bas Gehirn ist blutleer." Das auf Grund des Sectionsergebnisses abgegebene Parere lautet dahin, es sei „wahrscheinlich, daß der Todesfall infolge entstandener Blutarmnth des Gehirns eingetreten ist." Auf die Frage des Untersuchungsrichters, ob wol die richtige Leiche secierl worden sei, da es sich um einen Ertrunkenen handle, drückten die Herren Gerichtsärzte den bescheidenen Wunsch aus, man möge ein andermal die Verhältnisse an-zeigen, unter denen der zu Secierende ums Leben gekommen ist. Denn wäre in vorliegendem Falle bekannt gewesen, daß man die Leiche aus dein Wasser gezogen, so hätte man mit großer Wahrscheinlichkeit folgern können, daß der. Betreffende ertrunken sei. — Im Wahnsinn Vor einigen Tagen ereignete sich in der Landesirrenanstalt in Czerno-witz bei Brünn folgende aufregende Szene: In der Sommerszeit ergehen sich die Geisteskranken im Garten der Anstalt unter Aufsicht des Wartepersonals. Auch ein kranker Mann, welcher an religiösem Wahnsinn leidet, befand sich vor einigen Tagen unter den Spaziergängern. Der Blitzableiter mit feiner Ableitungsstange schien das Interesse des Kranken ausschließlich zu beschäftigen; er betrachtete dieselbe von oben bis unten und hielt sich immerfort an der Mauer, an welcher die Ableitungsstange herablief. Plötzlich benützte er einen unbewachten Augenblick, sprang auf die Stange zu, und ehe er daran gehindert werden konnte, kletterte er mit katzenartiger Geschwindigkeit an derselben empor. Im Nu befand sich der Irre auf dem hohen und steilen Dache des zweistöckigen Gebäudes der Anstalt, und von hier ans auf der höchsten Spitze des Blitzableiters. Hier hockte er krampfhaft und gab durch heftige Gestikulationen zu erkennen, daß er gerne noch höher und immer höher steigen möchte. Das Wärterpersonale war vor Schreck fast gelähmt. Endlich beschlossen zwei Wärter, den Geisteskranken ans der schwindelnden Höhe herabzuholen. Dies war jedoch kein leichtes Stück Arbeit; der kräftige und renitente Kranke, die Steile des Dachstuhles und unten der sichere Tod auf dem Pflaster des Hofes. Die beiden Wärter verfügten sich auf den Dachboden, versehen mit Seilschlingen, und krochen durch die Bodenfenster auf das Dach. Hier näherten sie sich von zwei verschiedenen Seiten dem Irren, damit derselbe sie beide nicht gleichzeitig erblicken könne. Während der eine Wärter dem noch immer in derselben Stellung Befindlichen freundlich zuredete, näherte sich ihm der andere von rückwärts und warf ihm geschickt die Schlinge um den Leib. Nach kurzem Kampfe gelang es, den Irren zu binden und durch die Dachlucke in seine Zelle zu bringen. Dort sagte er, daß er in den Himmel klettern wollte. — Ein Gefangenen»Transport. Dem „Innsbrucker Tagblatt" wird aus Grasstein be* richtet: Vor einigen Tagen ging mit dem Lastenzuge hier ein Transport mit Gefangenen durch. Unter denselben befanden sich zwei, welche wegen ihrer Gefährlichkeit in Ketten gelegt waren. Der Zufall wollte es, daß beide Ketten eines Gefangenen sprangen. Flugs zertrümmerte der Entfesselte mit wuchti- gern Schlage die Wand des Kastenwagens in beiläufiger Höhe von drei Fnß und war eben im Begriffe, bei finsterer Nacht — es war 1 Uhr morgens — indem er seinen Vorderleib bereits durch die Oeffnung steckte, die Höhe des Sprunges auf die Erde zu messen, als das Geschick es anders bestimmte. Seine College«, die ändern Gefangenen, von dem Lärm des Ausbrechers aufgeschreckt, ahnten, daß es sich hier um Befreiung handle. Sie wurden gleichfalls unruhig, fingen an zu murren und zu heulen und gebehrdeten sich wie besessen; eine Zeit von i&fi Minuten wäre hinreichend gewesen, und der Aüslörecher hätte seinen Zweck erreicht gehabt. Da eilte der dienstthnende Beamte der Station Grasstein zu den Gefangenwärtern, und mit Knütteln bewaffnet kamen die Schlaftrunkenen und hieben auf den bis zur Hälfte aus dem Kastenwagen Herausgedrungenen ein. Verdrießlich über das Mißglücken seines Planes zog er sich dann unter unheimlichem Geheule zurück. Tödtliche Waffen werden bei solchen Anlässen nicht angewendet, denn es handelte sich um die Erhaltung eines theueren Lebens, in unfern Falle um das des großen Bären der aus Innsbruck kommenden Menagerie der Miß Aissa. Der Aufseher requirierte nun Brod und Wasser, schmeichelte dem Thier, und während Meister Petz die ihm gereichte Jause verzehrte, verband jener mit Stricken die gebrochenen Kettenglieder. Nachdem der Zug eine Verspätung von 45 Minuten erlitte», bewegt sich derselbe gegen Bozen, der Ausbrecher aber lag wieder bei Wasser und Brod gefesselt in seinem Gefängnis. — Ein seltener Türke! Von Mithad Pascha wird erzählt: Nach vierjähriger Verwaltung der Provinz Bagdad und nachdem er alle möglichen Unternehmungen in Gang gebracht, eine Pferdebahn gegründet, die Dampfschiffahrt auf dem Tigris mächtig entwickelt, große Kasernen gebaut, breite Straßen angelegt, war er so arm, daß ihm das Reisegeld fehlte, um sich nach Konstantinopel zu begeben und sein neues Amt als Großvezier zu übernehmen. Er sendete daher int Geheimen einen vertrauten Mann mit seiner äußerst werthvollen' Uhr und Kette zu einem reichen Inder, um dieselbe zu verkaufen. Der Name des Verkäufers sollte verschwiegen bleiben. Allein die Uhr wurde erkannt und der Käufer sendete sie Mithad bei seiner Abreise zurück mit der Bitte, sie als sein Geschenk und als Zeichen seiner Achtung und Freundschast zu behalten. — Grabschri st für Louis Napoleon. Der Londoner „Punch" verspottet die unter der Protection des Prinzen von Wales betriebene Agitation für ein dem Andenken Lonis Napoleons gewidmetes Monument in der Westminster-Abtei. Das Witzblatt glaubt die Meinung der großen Mehrheit des englischen Volkes richtig wiederzngeben, wenn es für das geplante Denkmal folgendes Epitaph vorschlägt: Dem Gedächtnis dos Prinzen Eugen Ludwig Napoleon, Sohnes des Helden von Sedan,, Großneffen des Helden von Moskau und französischen Thronprätendeuten. Liebenswürdig und wohlerzogen, hatte er zahlreiche Freunde gewonnen, verlor leider das Leben in einem Conflict von höchst zweifelhafter Berechtigung, der ihn gar nichts anging. Ein schwacher Bruchtheil des englischen Volkes hat dieses Denkmal errichtet, um vor der Welt zn bekunden ihre geringe Achtung vor den nationalen Gefühlen Frankreichs und ihre lebhaften Sympathien für die Sache des Imperialismus Lokal-und Proviiyial-Angelegenheite«. — (Personalnachricht.) Der hiesige Brigadier Herr Generalmajor Ritter v. Joölson wurde mit dem Kommando der XVIII. Jnsanterie-Truppen-division in Mostar betraut und dürfte schon im Laufe der nächsten Woche an seinen neuen Posten abgehen. — (Truppendurchmarsch.) Gestern traf die erste Eseadron des Dragonerregiments Nikolaus I. Kaiser von Rußland Nr. 5, bestehend aus fünf Offizieren, 128 Mann und ebenso viel Pferden, unter dem Kommando des Herrn Rittmeisters Steinbrecher, von Seebach über Mannsburg kommend, in Laibach ein und rückt heute von hier zur Truppeu-concentrierung nach Adelsberg ab. — (Zum Brande in Tersein.) Die furchtbare Feuersbrunst, der 32 Wirtschaftsgebäude zum Opfer fielen, richtete im ganzen einen Schaden von 50,000 Gulden an. Versichert davon sind nur 5750 fl-, u. z. bei der „Slavia" 3250 fl. und Adria-tica di Sicurtä 2500 fl. — (Landwirthschaftliche Wandervorträge in Untertrain.) Der Ausschuß der krainischen Landwirthschasts-Gesellschaft hat in seiner Sitzung vom 3. d. M. den Antrag des Direktors R. Dolenec von der Landes-Wein- und Obstbauschule in Slap betreffs Abhaltung von Wandervorträgen aeeeptiert. Demnach werden in den Monaten August und September in Treffen, Rndolsswerth, Mott-ling, Semitsch, Tschernembl, Landstraß, Gurkfeld und Ratschach, möglicherweise auch in Weiniz, Wandervorträge zunächst über Weinbau und Kellerei-wirthschast abgehalten werden. Was den Obstbau und die Verwerthnng der Obsternte anbelangt, wird sich der Unterricht blos auf einen Vortrag über die künstliche Dörrung der Zwetschken beschränken. — (Aus dem Schwurgerichtssaale.) Bei der gestern nachmittags zu Ende geführten Schlußverhandlung gegen Johann Kerze wurde der Angeklagte trotz seines hartnäckigen Leugiiens für schuldig erklärt, am 19. Jänner d. I. einen Mordversuch gegen seinen Onkel, den Pfarrer Balthasar Bartol in Jauchen, ausgeführt zu haben, und auf Grund des Verdietes der Geschwornen vom Schwurgerichtshofe zu 10 Jahren schweren Kerkers ver-urtheilt. Wie sehr dk ablehnende Aussage des Angeschuldigten mit dessen Schuldbewußtsein in Widerspruch steht, geht vor allem daraus hervor, daß derselbe seine Strafe sofort «»treten zu wollen erklärte. — (Vergnüguugszüge.) G. Schröckls Reisebureau in Wien veranstaltet anläßlich des Mariä-Himinelsahrt-Festtages Vergnügungsfahrten von Wien nach Triest-Venedig nnd von Triest nach Wien. Der von Wien nach Triest verkehrende Zug trifft am 15. Augnst um 2 Uhr 58 Minuten nachmittags in Laibach ein. In Adelsberg findet die Besichtigung der Grotte statt. Die Fahrpreise für die Hin- und Rückfahrt von Laibach nach Triest sind: II. Klasse 9 fl, III. Klasse 7 fl.; von Laibach nach Venedig und zurück: II. Klasse 21 fl, III. Klasse 15 fl. 50 kr. Der von Triest nach Wien verkehrende Zug geht am 14. August um 1 Uhr 7 Minuten nachmittags von Laibach ab. Die Fahrpreise für die Hin- und Rückfahrt von Laibach nach Wien sind: II. Klasse 18 fl., III. Klasse 12 fl. Die Giltigkeitsdauer der Karten beträgt 14 Tage. Witterung. Laibach, 8. August. Morgens 5 Uhr Regen, später wechselnde Bewölkung. Sonuenscheiu, schwacher Ost. Wärme: morgens 7 Uhr + 15-4", nachmittags 2 Uhr + 22 0" C. (1878 + 24'2"; 1877 + 271” C.) Barometer 736 53 Millimeter. Das gestrige TageSmittel der Wärme + 214°, um 16° über dem Normale; der gestrige Niederschlag 3 20 Millimeter Regen._________________________________________ Verstorbene. Den 5. A u g u st. Ursula Roth, Armenpfründnerin und Taglöhnerin, 80 I, Karlstädterstraße Nr. 9, Lungen-emphysem. Den 7. Augu st. Josefa Zettel, Steuereinnehmers Witwe, 80 I, Kuhthal Nr. 11, Rothlauf. Im Zivilspitale: Den 7. August. Alois Resser, Diurnist, 31 I., Lungentuberkulose. Angekommene Fremde am 7. August. Hotel Stadt Wien. Kaufmann, Reisender, Marburg. — Rom und Weiß, Gottschee. — Klanw, Bezirkshaupt-mann, Stein.— Inst, Kfm.; Bergler und Seelig, Wien. — v. Rozaporsky stimmt Schwester, St. Petersburg. — Schreiber, k. k. Ingenieur, Fiume. — Dr. Fr. Popelak, Advokat, und Popelak, Centraldirektor, Jglau. Hotel Elefant. Simon, Hopfenhändler, Saaz. — Graf Lichtenberg, Unterkrain. — Czepelka und v. Fuchs, Studenten; Walz und Areuz, Kflte, und Leicht, Private, Wien. — Dr. Stauonik, Prof. der Theologie, Graz. — Brah, Kanfmannsgattin, Triest. Hotel Europa. Kljm'evßek und Prijatelj, Aßling. — Ger-tat. — König, Eooperator. — Lueodni, Triest. Baierischer Hof. Perles, Bozen. — Lunnel, Rittmeister, und Kurz, Bureauchef, Wien. — Stabil, Kramburg. Kaiser eo» Oesterreich. Dolinar, Lehrer, Zabniea. — Vovk, Grundbesitzer, Kirchheim. — Prinisar und Sitar, Zirkniz. — Schirza, Steuerinspektor, Görz. — Ukovie, Bezirksadjunct, Körnen. — Petelin, Canale. Sternwarte. Wambrechtsaimner, Alpeusänger-Gescllschafts-dirigent, Brun ecke». — Paulin, Kfm, St. Ruprecht. Mohre». Jaklitsch, Oberkellner, Schwarzenbach. — Uzuleer, Berkehrsbeamter, Nürnberg. — Schmuck, Treffen. — Toiuaz, Delniz. — Perz, Hausierer, Mitterdorf. — Ostermann Maria, Gottfchee. — Kutuik, Preßburg. Gedenktafel über die am 12. August 1 879 stattfindenden Li-atationen. 2 Feilb, BenciS'sche Real, Untersemon, BG. Feistriz. 2. Feilb, Sraj'sche Real, Gimpel, BG. Ratschach. — 2. Feilb, Pavlin'sche Real, Schwarzenberg, BG. Oberlaibach. — 2. Feilb, Tomsiö'sche Real, Grascubrumi, BG. Feistriz. — 2. Feilb, Slaus'sche Real, Grasenbrnnn, BG. Feistriz. — 2. Feilb, Sabee'sche Real, Zagorje, BG. Feistriz. — Relic. Zumer'sche Real, Untergörjach, BG. Radmannsdorf. — 2. Feilb, Kastelc'sche Real, Kaltlaken, BG. Treffen. — 2. Feilb, (sebalj'fche Real, ad Neubaben-elb, BG. Laas — 2. Feilb, Debevc'sche Real, Cajuarje, BG. Laas. — 2. Feilb, Lesuak'fche Real, Lesujake, BG. Laas. — 2. Feilb, Strazisar'fche Real, Strukeldorf, BG. Laas. — 2. Feilb, Kotialii’fche Real, Pouikve, BG. Laas. — 2. Feilb, MartinSic'fche Real, Oberfeedorf, BG. Laas. — 2. Feilb, Fatur'fche Real, Batfch, BG. Laas. — 2.Feilb, Strukl'fche Real, Zaverh, BG. Laas. — 2. Feilb, Zni° dflrM'fche Real., Sarnbije, BG. Feistriz. — 2. Feilb, Saju'sche Real, Grafeubrunu, BG. Feistriz. Wiener Börse vom 7. August. Altfltmeinc Slaal«- Pavierrente........... Silberrerne........... Soldrente ........... ^taatölofe, 1854. . . „ 1860 . . . „ 1860 zu 100 fl. 1864. . . Krunäentkustung»^ Obliyatioaen. Galizien . . . . Siebenbürgen . Temeser Banat . Ungarn ........ 78 65 78 75 115 25 116 7: 125 75 Andere öflcntlitfie Antehen. Donau-Regnl.-Lose llng. Prämienanlehen Wiener Anlehen . . . Actien v. jßanficn. Kreditanstalt f.H.n.G. Nationalbank. . . Geld 67 05 6S-25 Ware 6715 •31 127 75 158 50 91— 84-75 85 25 8650 128-2: 158 75 9150 86-50 85-75 87— Actien v. Transport Unternehmungen. Alföld.Babn.......... Donau - Dampfschiff-Elisabeth-Wettbahn . Ferdinands-Nordb. . Franz-Ioseph-Bahn . Galiz. Karl-Ludwigb Lemberg - Czernowiy -Llovd-Gesellschast . , 108 — 108*50 103-50 103-75 112— 112-50 270-60 270-80 831— 832 — 138— 138 50 582 — 583 — 184 — 184-50 2205 2210 145— 145-50 238— 238 50 135— 1135-50 583 - 1584'- Nordweftbabn . . . RudolfS-Bahn . . . raatSbahn .... Südbahn........... llng. Nordostbahn . Pfandbriefe. Bodenkreditanstalt in Gold............. in österr. Währ. . . Nationalbank.......... Ungar. Bodenkredit- . j)rioritüt»-Obk»N. Elisabethbabn, i. Em Kerd.-Nordv. i. Silber ' ranz-Ioseph-Bahn. ^aliz.K-Ludwigb,l.E. Oeft. Nordwest-Bahi, " iebenbürger Bahn _ taatöbahn, 1. Em. Südbahn ä 3 Perz. * 5 „ . privatkose. Kreditlose ......... NudolfSlose .... Geld Ware 12750 128— 1.84-50 134-75 m•— 280 50 90-75 91— 127-75 128 25 London Devisen. 115 40 99-50 101 60 10180 96-30 105 94-40 102-75 96*30 72 90 168 50 121 -102 90 168-25 18 116-50 Hekdsortea. Dukaten...... 20 Francs .... 100 b. Reichsmark Silber.......... 115-90 99-80 101-75 102 20 96-50 105-50 94-70 103.— 96 50 73 20 121-30 10310 168 75 18-50 116 60 5 50 5'52 9-31 931»/* 57 10 57 20 100 — 100'— Telegrafischer Kursbericht am 8. August. Papier-Reute 66 85. — Silbcr-Rentc 68 25. — Gold-Rente 78-75. — 1860er Staats-Anlehen 125—. — Bankaktien 828. — Krcditactien 269 60. — London 116 60. — Silber —. — K. k. Miinzdukaten 5 49. — 20-Francs-Stücke 9-31. — 100 Reichsmark 57 15. Dnick von Jg. v. Klcinmayr & Fcd. Bamberft. Verleger: Ottomar 93 a m 6 c r fl. Für die Redaction verantwortlich : Dr. Hans Kraus.