„/ttihtit, Wohlstand, Aildoig str Alte,,' Marburger Leitung. Str » Freitag, S. Jänner 18««. ^ Jahrgang. Die ^Marburger Zeitung" erscheint jede» Sonntng. Mittwoch und Freitag. Pri?ise — stir Marburg: ganzjähris, l? fl., halbjährig Z fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr: f"r Zustellung ins Hans monatlich 10 tr. — mit Postversendung: ganzjährig 6 fl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit 15, bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, woju für jedesmalig? Einschaltung 39 kr. Jnseraten-S zmpe.gcbilhr kommen. Äbonnements-Einladung. Bei Beginn des neuen Jahres machen wir die freundliche Einladung znr Pränumeration. PrännmerationS-PreiS. Fjir Marburg monatlich 50 kr., mit Zustellung in s Haus KO kr., mit Poftverstuduug «i»tt»ljiil»rig S si, halbjährig 4 fi.. ga«)jiihrig 8 fl Die Administration der „Marburger Zeitung." Zur Geschichte des Tages. Die Gerüchte von einem Bündnisse Oe st erreiche mitFrank-eeich, die von einer gelvissen Seite mit besonderer Leichtftläubiglelt ver-brütet wurden, dürften nun wenigsten» für einige Zeit verstummen, nach-dlM Kaiser Napoleon in seiner Neujahrsrede mit keinem Worte ange« deutet, daß er nähere Bezikl»ungen zu Oesterreich wünsche. Bis auf die Lüge: „Wenn wir die Vergangenheit betrachten, so sind wir selir glücklich zu schen, wie die Völker und die Herrscher sich einander näliern iu dem gemeinsamen Zwecke deS Fortschrittes und der Civilisation", bis auf diese grobe Lüge enthält die Rede Napoleons wenig Bemerkenstverthes. aber die Bcsorgniß mit welcher die Einen — die Hoffnnnl^, womit vie Ande-ren jedesmal zu Ncuj.ihr nach Pa is blicken, brstätigt eine tiaulige Wahr« heit. bezengt die Unnatur, daß nicht die Mitte Europa s, daß nicht Deutsch-land mit Wien cn der Spipe der ZeitbetveMNg steht. Wie ganz anders wäre die Lage des Welttheils, würde Deutschland seine Sendung begrei-fen und erfüllen' Der Vorschlag, betreffend die Entwaffnung Italiens durch Entlassung von 100.000 Mann soll, wie neueste Berichte melden, nicht vom Prinzen Napoleon, sondern von der französischen Regierung selbst ausgegangen sein und der Sachverhalt iväre folgender: Am 24. Dezember hatte Fürst Metternich eine fast zweistündige Unterredung mit Drouin, worauf Nit^ra auf den folgenden Tag zum Minister des Auswärtigen berufen und ihm angekündigt wurde. „Italien habe 100 000 Mann zu ver-abschieden, da sonst nicht abzusehen sei, wie es seine Schulden bezahlen wollte." Da Nil^ra sofort merkte, woher diese Aufforderung komme, so ivar er einigcrml^sjen verblüfft; weil jedoch s^on früher die Sache zur Sprache l^ckommen, so hatte Lamarmora dem Gesandten in Paris die Weisung ertheilr. in einer Denkschrift die Gründe Izu entwickeln, weßhalb Italien gerade in diesem Augenblicke noch keine großen ernstlichen Entlassungen vorzunehmen rathsam finde. Nigra soll hierauf eine ziemlich stürmische Szene auf dem auswärtigen Amte gehabt haben. Thatsache ist daß seine AuSeinandersePnngen unterbrochen worden sind. Die Stellung deS italieni' schen Botschafters am Pariser Hofe, schon seit längerer Zeit nicht die angenehmste, soll demsclbe.n dadurch ziemlich verleidet worden sein. N^'an er-zälzlt, er selbst habe auf seine Versetzung nach London angetragen und persönlich Pepoli als den Mann bezeichnet, der am besten im Stande sein werde, den Bestrebungen dcr klerikalen Hospartei in Paris die Wage zu halten. Leßtere Partei selbst hält darauf, daß die Unterhandlungen zwischen Antonelli und Sartigcs lebhast weiter betrieben werden, um die finanzielle La>^e des Kirchenstaates zu lieben. Man gibt sich in jenen Kreisen der Anschauung hin, d^iß, wenn Rom durch französische Vermittlung auch italienisches Geld filr den Sckuldenautheil der abgefallenen Provinzen annehme, es dennoch seinen rechtlichen Ansprüchen ans diefelllen dadurch Nicht das Mindefte vergebe. Aus Frankreich wird gegenwärtig von nichts Anderem, als von Zeichen der Mißstimmung gemeldet. Es ist eine Thatsache. daß die Unzufriedenheit s0ljar der ackerbauenden Klassen in allen Theilen des Reiches sich immer deutlicher her.^uöstellt, und daß der Gegenstand de? Unzufrie-denhett immer mehr die Regierung selbst lvird, die man sür die Mißstände der materiellen Lage der Landwirtlischaft verantwortlich macht. Die Land-wirthe und Weinbauer verlangen Manches, lvas daS System im Interesse des Ganzen ihnen verweigern muß. Ader man sollte sie wenigstens nnge-stört ihr Verlangen sorinnliren, ungestört ihre Interessen berathen. und sie nngestört sich über ihre bisl)>.rlgen volkSwirthschaftlichen Illusionen hinaus-arbeiten lasien. Statt dessen sucht man der Mißstimmung unter den Landwirthen dadurch ein Ende zu machen, daß man ihnen soviel »vie Das Nürnberger Ei. Von Heinrich Ellrot. (Fortsetzung.) Als Hugo in die Stube seines Meisters trat, tvar die Familie eben im Begriff, zu Tische zu gehen. Sie bestand aus nur drei Personen. Meister Racke, einem Manne von Geschicklichkeit und Fleiß in seinem Fach, der auch ein guteS Stück Geld zurückgelegt hatte und dem man gemüthliches Behagen und Verständn'ß sür die solidern Seiten de» Lebens aus den strotzenden Waagen sah; seiner Hausfrau Elsbeth. sein gerade? Gegentheil, braun und mager, ihre Leidenschaft in dem stechenden Blicke ihrer schwarzen, blitzenden Augen verrathend. in ewigem Hader mit ilirem Gesinde, das nnr kurze Zeit bei ihr aushielt, die Zunge v')n der Uner-müdlichkeit eines Wasserfalls; der Tochter Käthe, ein junges hübscheö Mädchen, das von beiden Eltern nur die guten Eigenschaften j.eerbt zu haben schien — die feurigen Augen der Mutter nebst der Schweigsamkeil und Verträglichkeit des Vaters. Als Käthe den Abendsegen sprach, hasteten Hugos Augen mit der tiefsten Aufmerksamkeit auf ihren feinen durchsicht gen Zügen, welche durch da« schwarze, sie umgebende Haar noch weißer erschienen. Während des Ess ns. bei dem der Meister tüchtic^ zugriff, schenkt« Frau Elsbeth dem Gesellen besondere Aufmerksamkeit, indem sie ihm die besten Biffea heraussuchte, Käthe Bier einschenken bieß und des Zuredens kein Ende wußte. Hugo hatte offenbar bei ilzr einen Stein im Brttte. Letzterer suchte auch die Unterhaltung itl Gang zu setzen, erzählte von fremden Ländern, die er bereist, die Abenteuer, tvelche er erlebt, und ivtnn er Gefahren erivähnte, denen er sein Leben mit Nolh entrungen, da stalil sich ein theiinthmender Blick aus den schönen Augen Kättie's herüber, di. sonst scheinbar ihre Ausmerksamkeit ciuf ilzr Gestrick zu heften pflegte und nur in Folge besonderer Aufforderung ihren AlUheil an dein Gespräche übernahm. Der Leser mag sich vorstellen, daß auch in diesem en.ien Familienkreise die brennende Frage des Tages — der Streit der Zünste mit den Patriziern nicht umgangen ivurde; er mcig es mir aber verzeihen, daß ich mich nur auf Anoeutungen beschränke — näbere Ausmalung seiner Pl^aniasie überlasse, — weil ich noch viel zu erzählen habe, und der mir angewiesene Raum sehr beschränkt ist. Hugo br.ichte eine sehr unruhige Nacht zu. IhlN träumte, er tvandle durch den Ort seiner Kindheit; selige Erintterungen stürmen aus ibn ein. freundlich lvinken seine Jitgendgespielen in verklärter Gestalt. Da sieht er im Westen die Sonne, sich zuin Horizont neigend, auf dem rosig schimmernden Gebirge einen Bau von Alabaster weben: ihre Strahlen schössen plötzlich senkrecht herab auf den Scheitel des Gebirges und wurden zu alabasternrn Säulen, die Säulen sprangen Von iiir ab und bildeten einen griechischen Tempel, nur die mittlere Säule rann bis in die Sonne. Da tvurde eS ihm, als ob er mit Engels Kraft in den Lüften zu schweben vermöge. Er flog, während süße Melodien ihn umgaukelten, nach dem Teinpel aus Alai)astec. Wie er näher kommt, rauschen ihm selige Klänge entgegen, er glaubt die Sphärenmusik zu hören, schwingt sich auf die Zinnen des Temnels. um in dessen Inneres zu schaue«; erblickt göttliche Gestalten, — unter ihnen ein blondes Lockenhallpt. das ihm bekannt erscheint. des Himmels Bläue im Auge strahlend ^ es war ein Moment, ein Pulsschlug der höchsten Seligkeit und — in deinselben Augenblicke bricht Alles unter einem furchtbaren Donnerschlag ii^ Nacht und GrauS zusainmen. Hugo fällt in dunkle, schivindelitde Ti fen, — er stürzt ins Meer — cr schwiinmt — er versinkt — dcs Toves Graun naht ihm. — da hört er eine bekannte Stimme im Todeskampfe ihm Mnth zusprechen und seine Hans ergreifen, — es wird wieder Licht, er erblickt ttathe. die ihn zu sich zielit, vom Unterganl^e rettet—und er erivacht in Schweiß gebadet. Hugo konnte diesen Traum sür sein ganze,^ Leben nicht mehr vergessen, denn er sollte bei der Macht, ivelche der Glaube an Träume damals noch lzatte. einen verliängnißvollen Einfluß auf sein Schicksal üben. „Das war mein Schutzgeist", sprach Hugo zu sich, „der zu mir ge-'prochen! Tlior. der ich bin. daß ich mich von »vachen Träumen umgau-kcln lasse und das Gute verkennen konnte, daS mir aus freien Stücken dargeboten wird. Nnn bin ich klar, sie, die ich lange vor Käthe sah, stano Zivischen mir nnd Käthe. Ich almte nicht die Kluft, die uns trennt; jetzt gälint sie vor mir. Das Ideal. daS ich mir im Herzen aufbaute, lst ein Teaum der ei^^enen überspannten Phantasie. M»in Schutzgeist varnte mich! Hier dic bescheid ne. anmulhi.;e. stille Blume, eine sor.'^en-freie Häu^Iichkeis. die das Glück deS Lebens gründ.t; — dort nur Liebe ohne Hoffnung, oder Schiinpf und Schande. Wer kann da im Zweifel sein, zu lväl)lea!" Diese (Hed.ntken waren eS. welche für die nächste Zeit die Entschlüffe und Schritte Hugo s leiteten. Er suchte in seinein Herzen eine Neigung möglich dm Weg zur Oeffentlichkeit verschließt. Das Verbot des Wein« bauer-Kongreffe» ist ein Beispiel statt vieler von Einsicht jener Bureau-kratie. die »ine Erbitterun,^. die sie nicht von Amtswegen begreift, als nicht vorhanden brtrachtct. In nllen londwirtlischafllichcn Kreisen ljat jenes Verbot einen sthr schlimmen Eindrnck gemacht, und das; die Engherzigkeit. durch die es hervorgerufen lvurde. auch jept noch am Nuder siKt. beweisen mehrere Borfälle der neuesten Zeit. In Spanien scheint eS fast überall zu gähren. In den baSkischrn Provinzen, namentlich in Navarra und den Maestrano, jerner in Ober-Katalonien waltet die neu katholische (ultramontanc) Partei vor ; in Bar. celona ist man über die bureaukratischen Einrichtungen erbittert und strebt nach einem Föderativ-Verhällnisse; Aragon hat oiinehin seine alten frei-heitlicken Einrichtungrn nicht vergessen, die bekanntlich gleichfalls eine pro-vinzielle Unabhängigkeit bedingten. Dabei hat sich die Fortschritts-Partei im ganzen Lande einer Wahlbetheiligung enthalten ; die Gemäßigten hassen das jetzige Regiment tödtlich; auch die Armee scheint unzusrirden zu sein und man redet von drohenden PronunciamentoS. Andererscils vernimmt man von zahllosen Hof- und Be,chtstuhl-3ntrigucn. Der Staatescha^ ist erschöpft und was etwa an Geld znr Verfügung gebracht werden kann, wird durch den übermüthig unternommenen Zug gegen Chili verschlungen. Die Thronrede der Königin gewährt auch wenig Aussicht auf ein Besser-werde» der Zustände. Die Regierung scheint die allgemein herrschende Unzuftiedenheit durch barbarische Strafen niederdrücken zu wollen. So ist der Redakteur der „Demokratia". der wcgcn einer Aeußerung über die Königin Jsabella seit einigen Monaten provisorisch verhaftet war. nunmehr zu siebenjähriger Galeerenstrafe verurtheilt worden. Langsam aber sicher schreitet die Bewegung für die Wahl reform in England ihrem Ziele entgegen und ist diesmal gegründete Hoff, nung vorhanden, daß wenigstens eine bedeutende Erweiterung des Stimm-rechtes die Folge ftin werde. Und daS thäte watzrlich noth. Am kräftigsten schallt die Reformstimme aus dem „eisernen Norden" Englands, aus jenen männerstarken Grafschaften, in welchen die radikale Bemrgungs-Partei von jeher ihren Hauptanhaug gezählt hat. 3n einer Bolksver' sammlung wurde die Stimmrechtsfrnge vom Gesichtspunkt der armen steuerzahlenden Maffe erörtert. Ein Feldarbeiter, wurde gesagt, der (wie dies in den Farmen Englands so häufig ist) mit Familie in der Stadt lebt und in der Woche 25 Schillinge erwirbt, muß nach dem gegenwär-tigen System 10 Sch. abzahlen, sei eS an direkter oder indirekter Äeuer! Dies ist eine wahre Blutsteuer, die auf die Lcbenskräste eines Mannes gelegt wird. Dagegen ergeben sich aus dem Grundeigenthum, dessen sten-erpflichtiger Einkommenswerth in England (ohne Schottland und Irland) auf 100.000.000 Pfund Sterling geschätzt ist. nicht mehr als 1,124000 Pfd. St. an Grundsteuer. Die Pachtungen sind hier nicht mitgerechnet. Bergleicht man damit die Steuerlistcn, wie sie vor anderthalbhundert Jahren aufgesetzt wurden, so ergibt sich, daß daS aristokratische Grund-eigenthum, das damals nur einen Einkommenswerth von 12,000.000 Pfd. St. repräsentirte, heute, wo es einen mehr als achtfachen Werth be-fitzt, nicht höher besteuert ist. als zu jener Zeit! Hätte eine gleichmäßige Besteueruag stattgefunden, fo wäre bereits die ungeheuere Nationalschuld aetttgt. Diesen Verhältnissen entspricht auch die Vertretung im Parlament. 3m Oberhause sitzen natürlich lauter Aristokraten, und im Unterhause ist nahezu die Hälfte der Abgeordneten mit den Aristokraten versippt und verschwägert. 20.000 Personen —den» daS ist etwa die Zahl des Adels — haben somit zwei Drittel Gesammt Vertretung für sich. Das andere Drittel vertritt die 30,000.000 der Bevölkerung! ..Zahlen zeigen, wie die Welt regiert wird", sagt Goethe, und der war bekanntlich kein hitziger Demokrat. zu ersticken, die im Auskeimen begriffen war, weil sie ihm Thorheit schien, da keine Aussicht auf Erfüllung. — und die freundliche Hand, die ihm dargeboten wurde, anzunehmen, welche ihm nur Glück und Zufriedenheil zu gewahren schien, «r erwiederte daher die Freundlichkeit der Meisterin und das Zutranen Käthe'S mit dem gleichen Entgegenkommen, seine Stirn deiterte sich jeden Tag mehr auf und eS schien nach einer Weile Einlracht, Zufriedenheit und Glück in dem engen Kreis einzukehren in einer Weise, daß selbst das heftige Temperament der Frau Elebeth gesänftigt wurde, da sie ihren liebsten Wunsch in Erfüllung gehen sah. Hugo war ein stattlicher Bursche und paßte nicht übel zu Käthe, mochte er nun im Schurzfell dastehen und den gewaltigen Hamnler schwingen, oder im Sonn-tagSstaate den Meister in die Messe begleiten. Oft warf die Meisterin einen verstohlenen Blick der Zufriedenheit auf ihre Tochter und den Ge-ftllen. den sie sich zum Tochtermaune ausersehen. So standen die Dinge, als der Frühling kam. die Bäume mit der Blüthen Brautj^eschmcide, die Luft mit würzigen Düften, mit der Vögel Iubellied, des Menschen Herz mit Freude erfüllend. ES ist eine schöne, vielleicht mit dem heiligen FrühlingSfest der Ger manen zusammenhängende Sitte, daß zu Pfingsten daS deutsche Volt in Thal und Berg lustwandelt, in deS Haines grünem, auf schlanken Säulen ruhendem Gewölbe, tvelches einst das Modell gab den gothischei Bau-meistern. daS Gemüth sich läutert und stärkt für die ernsteren Aufgaben deS Lebens. Um die Zeit, von der wir sprechen, war auch halb Nürnberg ins Freie geivallfahrtct. Meister Nacke hatte sogar seine Ehehälfte, die sonst wie em Drache das HauS zu hüten pflegte, brwvgen. mit Theil zu nehmen. Die Gesellen unt> Lehrjungen bildeten selbstverständlich einen Theil der Familie. So war lnan denn mit Sonnenaufgang. Gesellen »nd Lehrjungen reichlich mit Proviant beladen, ausgezogen, um den ganze» Tag im Walde zuzubringen, scherzend, spielend, essend, trinkend, singend, a« dem allgemeinen Opferfest der Natur Theil nehmend. Ui»»al — der Tag war schon sehr vorgeschritten — hatte man sich i« eine« hohen Buchenhaine gelagert, in dessen Mltte wie eine Oase eln sreier Rasenplatz war. nur vou einzelnen gewaltigrn Buchen und Eichen z»« Theil beschattet. Hugo hatte da eine lieblich duftende Blume gesunden »»d forderte Käthe auf. ihm noch mehr von densellien sammeln zu Helsen. Nachdem jedes eine tüchtige Hand voll gepflückt, setzten sie sich. »« anSznruhen. eine Weile unter den Schatten einer Eiche und sahen de« Treiben der Bienen nnd Insekten zu, ivelche sich in der Lust sonnten oder von Bl»«e zn Blnme flogen. Die Nachricht, daß der Senator Wade von Ohio, einen Haupt, antheil an dem bedeutungsvollen, im Kongreß eingebrachten Antrage in Sachen Miziko'S l)al)e. ivird durch die eingelangten amerikanischen Blälter bestätigt. Herr Wade war es. der den Antrag im Senate stellte; dies gibt dein Vorgange eine erhölite Bedentung. Unter allen amerikanischen Bertretcrn ist keiner,-der so entschieden eine große Unionspolitik gegenülier den nach Amerita übergreifenden europäischen Monarchien befürwortet, als gerade dieser, durch Charakter und Haltung ausgezeichnete gruse Staats, mann. Daß die Partei, welche den genannten Antrag in der Vorbera-thung feststellte, einen Mann von so scharf ausgesprochenen Ansichten zu ihrem Sprecher ernannte, ist ein beachtenSwerthes Zeichen der Zeit.— Aus sicherer Quelle verlautet, daS erst unlängst wieder in Washington vorae-brachte Ansinnen, die Bundesregierung möge, „da das Kaiserreich sich be. reits zivei Jahre gehalten, eine Anertennnng dieser Thatsache eintreten las. sen", sei dastlbst rundweg abgeschlagen worden, und zwar auf Grund sowohl des republikanischen Prinzips, »vie der Monroe.Doktrin nnd des UmstandS, daß die liberale Partei in Mexiko fortwährend kämpfe. Seit dieser energischen Kundgebung der Bundesregierung Hobe Napoleon sichs gesagt sein lassen, das; die Zeiten sich nunmehr geändert haben, und daß für ihn der Augenblick gekommen sei, sich mit ihnen zu ändern. Erste österr. Gz- ««d Import-Gesellschaft. —Mit Beginn deS neuen Jahres eröffnet die „erste österr. Ex. und Jmport-Gesellschast für unser Vaterland ihre Thätigkeit und wir kön-nen nicht umhin, das Publikiim auf dieses hoffnungsvolle Unternehmen dadurch aufmerksam zu machen, indem wir in einigen Worten daS eigent. liche Wesen dieses Bereines zur allgemeinen Kenntniß bringen. Nach dem Muster einer ähnlichen in der Schweiz schon seit Jahren bestehenden Gesellschaft, deren Aktien-AnlagS-Kapital sich bereits im Jahre 1863 auf 22''/^ Verzinste, hat sich eine gleiche in Wien gebildet. Sie gibt Aktien aus ü 200 fl., im Betrage zuerst von Einer Million in 10^'/Ati. gen Monatsraten eitizahlbar, welcher Betrag je nach Bedarf auf 4 bis 5 Millionen Gulden erhöht tvird. Die Gesellschaft kauft alle nur denkbaren HandelS Artikel in erster Quelle deS 3». oder Auslandes dort ein. wo selbe in bester Qualtität zu haben sind, «nd verkaust sie wieder im In- oder Auslände, wo sie am höchsten zu verwerthen sind. Dadnrch kommt es. daß sich die Ausfuhr und Einfuhr gleichsam wie ein Tausch bedingen, und mithin einen dop. pelten Gewinn abiverfen. Zudem hat der österreichische Produzent, sei eS nun Grundbesitzer. Fabrikant oder Gewerbsmann. Gelegenheit, für den Verschleiß seiner Erzeugnisse eine fortdauernde Absatzquelle erschlossen zu sehen. Wir ertvähnen hier nur die in Mittel, und Unter.Steiermark in Menge produzirten Artikel, alS: Wein, Helden (Bnchweizen), Obst (sog. Borstoi^fer Aepfel) und grobe, dauerljafte Hausleinwand. Die Gesellschaft errichtet je nach ihrer Erstarkung in allen bedeuten-den Orlen Agenturen, und diesen kann jeder Produzent ohne Unterschied seine Erzeugnisse anbieten, indem er ihm Muster seiner Waare zur Ein-sicht vorlegt, welche, lvenn sie preislvürdig befnnden. auch bar ausbezahlt wird. Eine glänzende, vielleicht gar nicht geahnte Zukunft dürfte sich inS-besondere für steierische Weine nach Abschließnng deS englischen Handels. Vertrages eröffnen, wenn der ungeheuere Ausfuhr.Zoll entfällt, und für den Startin vielleicht höchstens 6 fl. enttichtet werden. Es ist einleuchtend, daß bei dem Gedeihen dieser Gesellschaft die Han« delsvrrhältniffe Oesterreichs namentlich mitRußland, dem Ori en t. England und Amerika riesige Dimensionen annehmen iverden, und daß jeder Produzent nur sein eigenes Interesse fördert, wenn er daS Be. triebskapltal dnrch Abnahme von Aktien vergrößert (alls Monate wären „Siels Käthe", sagte Hugo, „welche Tausende von Insekten in jenem Sonnenstrahle spielen, die man außerhalb desselben gar nicht mehr erblickt. Wenn so in i)er Einsa»nkeit an einem Ta^ wie heute, wo die ganze Schöpfung lacht, daS Auge dem Fluge der Bienen und deS Schmetterlings folgt, wie sie aus den Kelchen der Blumen den süßesten Honigseim naschen, tvenn man das Summen der Käfer und den G.sang der Vögel hört, und wenn alle diese Freudentöne von Millionen winziger Wesen in einen einzigen Wonnelaut sich verschmelzen, dann erfaßte mich sonst eine so wunderbare Sehnsucht nach einem noch unbegriffenen Glücke, zugleich auch ein solches Gefühl, als ob ich an der Werkstätte der Schöpfung den Meister belauschte, daß daS Leben mir ein unbegriffeneS Räthsel erschien. Wenn ich aber jetzt dir so in die unschuldigen Augen sehe, so deucht eS mich, als ob ich zufriedener, der Lösung des Räthsels näher tväre." Käthchen sah Hugo mit einem gläubigen Blicke an, als ob sie eine Predigt aus dein Mundc ihres Beichtvaters vernommen; allein sie erwie-terte nichts. Hiigo's Gedankenflug war »vohl etivas zu hoch für ihren Gesichtskreis. Hugo war aber zu erfüllt von dem Cindrncke. de« die Schönheit der Natur, einschließlich Käthchen's, auf ihn machte, als daß ihm die Schivkigsamkeit der Tochter des M'isters. die uur eine Unterbre-chung erhielt. »Venn von den gewöhnlichen Gegenständen des HauSwesenS die Rede ivar. etwas Auffallendes gewesen wäre. Seine lebhafte Natur trieb ihn von selbst, die Kosten der Unterhaltung zu tragen. „Du hast Mich noch gar nicht gefragt. Käthe, wie die Blume heißt! Waldmeister nennt man sie am Allein, iveil sie an Köstlichkeit deS DufteS ulle ihre Schwestern des Waldes übertrifft. Man mischt sie mit Zucker in Wein und bereitet daraus ein ivunderbares Getränke, daß die Quelle der Lieder ist. Singst du nicht. Käthe, warum fingst du nicht? Deine Stimme ist doch lieblich." Aber Kätlie gab wieder keine Antwort, sondern begnügte sich, ihr Unvermögen mit zivei Worten bekennend, mit ihren Gazellen Äugen Hugo gl^^ubig oder staunend anzublicken — ein Wott deS VerstandniffeS und des Mitgefühls verwandter Seelen war ihr aber nicht zu entlocken. Hngp entschuldigte sie bei sich mit ihrer Schüchternheit un0 der Gewohnheit, von ilirer Mutter überschrieen zu iverden. Jetzt kehrten sie zu den Andern zurück, und Hugo setzte einen Humpen Maitrank an. welcher dem Meister und den Gesellen ,o behagte, daß sie sich im Kreise in'S GraS setzten und fröhliche Lieder anstimmten, die s'ie auf ihrer Wanderschaft gelernt. ^Fortsetzung folgt.) nur 10 fl. zu erlegen) oder schöne und im Verhältnisse nicht zu theuerf Wal're zum Kaufe lieserte. Hier sei vorzügl'ch erinnert, dtis; die bei Ge legenheit eines bec^bsichtitzten Verkaufes vMMeigtrn Muster jl, nie schö ner sein sollrn, als daS eigentliche Produkt im Ganzen selbst. Für ganz Steiermark mit dem Siße in Graz ist die General Agentur dem Herrn Ferdinand Chalaupk^. und siir Marburg und Umgebung dem Herrn Anton Kanfml^nn, Handelsmann in Marburg, iibertragen worden. — Ausführliche Mittlieilungen sowohl mündlich als in gedruckten Pro-grammen werden auf daS Bereitwilligste ertheilt. Wir wünschen demnach dem neurn. aber bereits hinlänglich erstarkten Unternehmen auch besonders im Interesse unseres lieben VatrrlandeS das beste Gedeihen. Marburger Berichte. (Aus der l and w irt hsch af tl ichen Filiale.) Die Sitzung der landwirthschaftlichen Filial.! vom 3. Jänner wurde vom Obmanne Herrn von Kriehuber Abends um 5 Uhr eröffnet und dauerte bis 8 Ul?r. Da Herr Brandstetter wegen eines Trauerfalles in seiner Familie abwe-send war. so übernahm Herr von Feyrer die Schristsührung. Herr Dr. Mulle berichtete über daS Ergebnis; der Aktienzeichnung, die zur Grün-dung eines Filialgartens ausgeschrieben worden. Gezeichnet haben: der Borsteher der landwirthschaftlichen Gesellschaft. Herr Graf Gleispach 20. der Herr Fürstbischof von Lavant 10, Herr von Krikl)uber 20. Herr Bür germeister Andreas Tappeiner 4. Herr F. Brandstätter 5. Herr Dom Pfarrer KostanjoveK 10, Herr GoNlieb Baier 10. Herr Dr. Hafner 3. Herr Dr. Naslag 3, Herr Dr. Radei 1. Herr Notar Bitterl von Tessenbrrg 1, Herr Dr. Mullv und Herr von Feyrer 5 Aktien. Herr Graf Gleis pach hat seine 20 Aktien der Filiale zum Geschenke gemacht und dirfe beschloß, ihren Dank durch den Obmann Herrn von Kriehuber ausdrücken zu lassen. Herr Dr. Mullv berichtete ferner über die Antrüt^l'. die hinsichtlich des Grundstückes für den Filialgarten gemacht worden und eS entspann sich die Frage, ob eS zweckmäkiger. denselben am rechten oder linken Ufer der Drau anzulegen. Der Berichterstatter, sowie die Herren von Kriehuber. Von Feyrer. Kostanjovep. Radei. Stampfl sprachen sich für daS linke Ufer auS; die Versammlung einigte sich zu dem Beschlüsse: die Beantwortung dieser Frage bis zur nächsten Sitzung zu vertagen. — DaS Gemeindeamt Marburg und das Grazer AuSstellungSkomitv hatten eine Zuschrift an die Filiale erlassen, betreffend die Betheilic^ung an den Ausstellungen in Graz, Wien und Paris. Der Obmann brachte dieselbe zur Verlesung und es wurde beschlossen, für alle drei Ausstellungen einen Ausschuß zu erwählen, in dem Landwirthschaft, Industrie und Kunst ihre Vertreter tmben sollen. Mitglieder dieses Ausschusses sind die Herren: Mulle. Brandstetter. von Kriehuber, Bantalari. Kajetan Pachner, Karl Reuter. Frailz Prrko. von Feyrer und Gevppert. Herr Radei ist lIrsatzmann. Der Ausschuß »vird sich sobald als möglich konstituiren und soll daS Grazcr Ausstellungs-komitv von dieser Wahl verständigt w-rden. — Die Beiprechuns^ über den Rebenschnitt wurde forigesetzt und dieHerren: Dr. Mulle und Gru^d besitzet Wretzl machten an mitgebrachten Reben zur Veranschaulichung der Sache einige Schnittproben. An der Debatte betheiligten nch ferner noch die Herren: Radei, Kostanjovetz, von Kriehuber und Stampfl. Diese für unferen Weinbau so tvichtige Erirterung ist noch keineswegs geschlossen, und dürfte die Frage noch in mehreren Sitzungen besprochen werden. (Theater.) DaS Rütir» und Thränenstück: „Marianne, das Weib aus dem Volke, oder: Ein Mutterherz". Gemälde aus dem Volksleben, übte am 3. Jänner nicht die gewohnte Anziehungskraft: das Haus wcn, nur mäßig besua.t Den meisten Beifall errang Fräulein von Szunyo^^ dessen reiche Mittel zur Darstellung der Titelrolle (Marianne) mit^n-nigem Berständniß derselben verwerthet lvurden. Die Herren: KluMiin sVertrand) nnd BalvanSky (Remy) hatten mit dem frischen und lebendi-gen Spiele ihrer wirksamen Partie» einen durchgreifenden Erfolg. Die Leistung deS Herrn Edelheim (Appiani) tvar vorzüglich, ivie jec^e in dem seiner Vefonderheit entsprechenden Fache. Fräulein Arnim (Sophie von BußivreS) und Herr Biel (ein Doktor) spielten ihre kleineren Rollen mit großer Sorgfalt. (Aus der Gemeindestube.) In der gestrigen Sitzung des Gemeindeausschusses brachte der Vorsitzende Herr Bürgermeister Tappeiner eine Mittheilung des Bezirksamtes zur Kenntniß, tvonach die Staathalterei den Rekurs der Gemeinde gegen das Bezirksamt in der Sache deS Lehrers Habianitsch dahin entschieden: es sei der Gehalt um 100 fl. auszud.ssern. die Auszahlung ljabe jedoch sür dieses Jahr noch zu unterbleibe!», da die Gemeinde ihr Schulwesen organisi^e und die GehaltSjrage vielleicht bei dieser Gelegenheit entsprechend gelöst tverde. Die Gemeinde l)abe den betreffenden Plan vorzulegen. Der Herr Bürgermeister theilte serner dnl vom Bezirksamt übermittelten Erlaß der Statthalterei mit. dah vom August d. I. an die Gehalte der Herren Lehrer Schweighardt und Hcibi-anitsch nicht mehr von der Sammlungskasse ausgezahlt iverden und daß die Gemeinde künftig für die Besoldung dieser Lehrer selbst zu sor^.',en habe. UuterstützungSgesuche lagen neun vor: eineS wurde nur für dieS Mal abgewiesen, eineS ging zur näheren Erhebung an die Abtlieilukig zurück, vier lvurl)en venvorsen; die übrigen fanden Erhörnng. Der Berichterstatter für Bausachen machte bekannt, daß eine Komnus-ston abgehalten worden, lietreffend die Anlegung eines Kanales längS der Hauptstraße in der Kärntnervorstadt. Herr Veit Metokowitsch. Arbeiter in der Fabrik des Herrn Verdes, seit z'völf Jahren bereits in der Gemeinde und im Zweifel, ob er derselben zuständig, ersucht um die förmliche Ausnahme in den Geineindever-band. Da er aber der gepfloj^enen Erhebung zu Zolge nach Nadkerö bürg zuständig ist. s^ wird sein Gesuch abtleschl^^gen. Herr Jgnaz Staudtnger. der sein Stammh^^us in der Draugisse seinen Söijnen übergeben unl' ein nenerbauteS in der Pfarrhofg.ijse bezogen. legte das Biertelmeisteramt nicdee und die Versammluu.; beichlo». den Hürrn Fleischermei.'ter Anton Wutt zu ersuchen, dasselbe zu überneh. men. Der Herr Bürgermeister zeigte an, daß die ärztliche Untersuchung Jener, welche von den Slcherbeitslvactzen aufgegritten w.rden. nu^m^hl der Gemeinde obliegt und stellte die Frage, was zu thun sein; woraus Herr Dr. Waltner vom Ausschuß beauftragt tvurde, im Namen der Ge« meiudc mit Herrn Dr. Hackl über die Fortführung dieser Untersuchung und über die zu leistende Vergütung Rücksprache zu pflegen. Der Plan, betreffend die Stadterweiterung, beziehungsweise Anlegung einer neuen Straße in der Grazer-Vorstadt, der seit der Dezembersipung im Genleindeamte aufgelesjen und von Niemandem eingesehen worden, erhielt die Genelimigung des Ausschusses und der Herr Bürgermeister erklärte um 1 l Ulir die Sitzung sür geschlossen. (Sparkasse.) Im letzten Monat ivurdcn von 18(» Parteien ein-gelegt; 39,801 fl., Von 145 Parteien herausgenommen: 15,207 fl. Vermischte Nachrichten. (Altenglische Rechtspflege.) Jos f Wall, ein ausgezeichneter Offizier, ließ als Gouverneur von Goree in West-Afrika aus Anlaß einer Meuterei einem Sergeanten, Benjamin Armstrong, ungeseplichenveise 800 Peitschenhiebe aufzählen. Armstrong starb natürlich in Folge dieser Mißhandlung. Dies geschah 1782. Als die Negierung später den Vorsal! untersuchen ließ, verlieb Gouverneur Wü! den englischen Boden, kehrt? aber 18 J^ihre später nach England zurück, bereit, sich vor Gericht zu veranttvorten. Joseph Wall wurde des Mordes angeklagt, am 20. Jänner 1802 verurtheilt und am 28. gehenkt. Wal)rscheinlich lvaren getvisse Nebenumstände dem Mall besonders ungünstig. Aber heutzutage ist man viel milder — gegen Gouverneure. (Vt etteruich und sein Schneide r.) Vor einigen Tagen ist in Wien ein 87 Jahre alter Schneider. Namens Wirst, gestorben. Der Mann war durch ein Viertel-Jahrhundert Schneider dcs StaatskanzlerS Fürsten Metternich, der lnit ihm über das Wiener Volksleben zu sprechen liebte. Eines Talles erschien Wiest bei dein StaatSkanzler, um demselben einen neuen Anzug anzupassen. Fürst Metternich tvar übler Laune, lvas Wiest alsbald bemerkte. „Durchlaucht, darf ich mir eine Bitte ans-zusprechen erlauben?" fragte der Schneider. — „Nun?'' -^„Durchlaucht haben ein großes, mühseliges Geschäft, das giebt viel Verdruß. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, ich thät mich nicht mehr plagen und setzet mich zur Rull'. Zum Leben haben Sie ja genug, überlassen Sie da? Geschäft jilngeren Leuten. Sie werden, sehen. eS »vird besser sein." — „Wiest, aus Jhuen spriäit eiu Demagog",' versetzte der Staatskatlzler. „Ich iverde mein „Geschäft" erst aufgeben, »venu mich der Tod abruft, saj^en Sie daS den Leuten." Die Kunoschast war verloren, ein anderer Schneider trat an deS gutmeinendeu RathgeberS Stelle. Wiest hat dem Fürsten Metternich nie mehr ein Kleid gemacht, und als einige Monate später Fürst Metternich der Macht der Zeitereignisse toeichend, dennoch das „Geschäft" aufgab, sagte Wiest: „Ich liab's vorausgesehen, lvenn man zu alt wird, thut's nicht mehr", ging aus Rache über die verlorene sürstliche Kundschaft unter d^ Studenten und tvurde akademischer Ltgionsschn.ider, welche Stellung e/ jedoch nach Beendigung der Revolutioi, im Oktober 1848 natürlich ivieder aufAtben mußte. (Ar^eiterg efetz.) Die Frankfurter Handelskammer sagt in ihrem neu sten Jahresbericht: Die mehr und ni.hr sich entwickelnde Judustrie nnserer Stadt, ivelche durch die gegenlvärtiji aller Orten schlvierigen Ar-beiterverhältniffe auch hier sich häufig momentanen Slöruus^en aufgefitzt i^el'^n hat, macht vielfach die Nothivendigkeit geltend, daß ein Arbeiter-gej^ erlassen werde, indein das der neuen Gewerbeordnung angefügte Gesetz zur Rej^elnng der Verhältnisse des gewerblichen Hilfspersonals für M Feststellung der Beziehungen zwischen Fabrikanten und Arbeiter nicht genüge. Wir sprechen die Hoffnung aus, daß nach Maßgabe der Ersah» rungen, welche auf diesem Gebiete eben jetzt in anderen Staaten gewonnen werden, auch unsere Behörden sich recht bald der Auf.labe einer Revision jenes Theils d^r neuen Geiverbeordnung unterziehen mögen. (S ch n l tvese n.) Die Kosten des gesammten Berliner Schulwesens betrugen 1855 die Summe von 305.040 Thlr. bei einer Gesammteinuahme von 169.533 Tbl. ^864 stellten sich die Gesammtkosten aus 638,889 Thlr . die Gesaml^nal)men auf 202,821 Thle. Der öffeniliche Aufwand für Lehrzivtcke li^sich also in Berlin binnen 10 Jahren um nahezu eine halbe Million tzjsrsteij^ert. — Der Fond der städtischen Volkebibliotljeken wurde auf 10,000 Zhlr. gebracht. Die Zahl der Leser hat sich von 4810 im Jahie 18^63, anf 5414 iin Jahre 1^64, also um 604 vermehrt. Von diesen 54^ Personen ivar^n Beamse 436, Lehrer und Literaten 284, Studenttz^, Gymnasiasten und Seminaristen 1026, K^aufleate, Gewerbetrci-beude und 5^nnstler 1127. Handiv>rker und Gesellen 1572. Arbeitsleute 341. Sol^^atcn 44, Frauen 484. Der Bnchervorraih betrug bei den 5 Bibliotheken znsamlnen 20.734 Bände, die Ci^eiammnahl aller ausgegebenen Bücher war 85».791. Ein Band i^'urde demnach durchschnittlich im Ganzen etwaS mehr als 4mal im Jalire ausgegeben. — Die Berliner Turna,istalten kosteten itn Jahre 1855: 3659 Tl)lr.; 1864: 12.987 ^tilr. — Die städtischen Aortbildungsanstalten halten 1855 bei 988 Schülern 4094 Thlr. .^kosten. 1864 bei 116<» Schülern (^^1 .'^^indiverker. 163 Künstler, 116 Kau'leute) nur 3920 Thlr.', eine kleine Summe flir so große Nützlichkeit. (Nothlage.) Der sköln. Ztg. wird von der sächsisch böhmischen Grenze geschrieben: „'')!othwendlge (>>eschäste führten nns jüngst auf mehrere Tage nach Bölimen. in fast sämnltliche au das .^iönigreich Sachsen angrenzent'e B.zirke. E-.'l ist kanin möglich, ein richti.^es Bild von den traurigen Zustänc'en zu entiversrn. ivelchc dort herrschen, und besonders die gänzliche Hoffnungslosigkeit zu schildern, in welcher die Deutschen in Böhmen sich letzt der czechlschen Partei gegenüber b^sinden. Handel unö Wandel, in Sachsen jetzt sehr blühend, si ht man. sobald die böhinische Grenze überschrlt5ett ist. sogleich danieSerliegen. I^ie KrcditVerlu'UtNisse sind äußerst drückend. (Äeld ist selbst anf gute .'^^t)polhckcn gar nicht oder doch nur zu hoheu Zinsen zu erhalten. Das GerichtSlvesen und meljr noch die :!>.rwaltun.; sind mangelhaft. Eine Ail.^clegcnheit. die in Sachsen in einer h.^lben Stunde von einer Behör^'e erledigt lvird. erfordert in Böhmen Wochen unv iriederholte Ternlini^ und dazu mindestens die vierfachen Kosten. Auch all.s Uebrige liel^t j>tU so im Ar^^en, daß man rs sonst nirgends mehr in Deutsljland kcnnt, und alle össentlichen Gebäude, Straße», Brücken verfallen iinmer mehr, da cs den Staatskassen fortivährend an Geld, selbst znr B.streitnnl^ der nothlrendigstcn Ausc^aben fehlt. Unter solchen Umständen schreitet Böhnlen trotz seineS fruchtbaren Bodens immer mehr einer Verarmung entgegen, und der Trundwerth ist hier mindestens um das Doppelte niedriger als unmittelbar dankben in Sachsen . . . (Frauenbildung.) Pauline Schmidt, welche auf dem Leipziger Frauentage als Rednerin sich hervorgethan. ist vom Wort sogleich zur !hat geschlilten. Zu Quedlinburg liat dieselbe ein vor dem Gröverthor gelegenes Grundstück angekauft, um eine landwirthschaftliche Akademie für Mädchen zu errichten, und v«röffcn!licht folgende Anzeige: Vom 1. Jan-ner 1866 ab tritt in Quedlinburg — Grövertlior Nr. 1237, früher Röj^-ner'sche Gärtnerei — eine Ockonomieschule für junge Mädchen in s Leben. Dieselben sollen ausgebildet werden zu Köchinnen. Wirthschafterinncn. oder den eigenen Haushalt zu führen; auch werden solche Damen angenommen, die nicht thätig, sondern in anordnender Weise die Ockonomie Wirthschaft erlernen wollen. — Unterricht im Nähcn und in fcimn weiblichen Arbeiten wird im Hause ebenfalls zu erlernen Gelegenheit gegeben. — (Die jungen Mädchen stehen einzig und allein unter der Aufficht und Anleitung der Besitzerin der Anstalt.) Es wird vorzugsweise darauf gesehen werden, daß die jungen Mädchen die Küche. Gemüsebau für'S HauS. das Aufziehen jeder Biehgattung, größere Molkerei, die nicht einseitig, sondern unterlchied« lich betrieben wird, praktisch erlernen. Au technischen Uebungen. sowie zur ökonomischen Buchführung ist wöchentlich ein Abend, und monatlich ein Abend zur Prüfung und Vorträgen über Ockonomie bestimmt. Z» diesen Abenden können auch Damen außerhalb der Anstalt Zutritt erhalten. Zur Fortbildung in den Schulwissenschaften (Schreiben. Deutsch. Rechnen, französische und englische Sprache zc.) und der Musik ist Gelegenheit aegeven. Für gute Lektüre, Zeitschriften und dergleichen ist gesorgt. Die Stadt bietet wegen ihrer angenehmen Lage am Harze und günstigen lokalen Verhältniffe Manches dar. — Genauere Auskunft gibt die Vorsteherin der Anstalt. (Evangelisches) Nach der Jahresrechnung der evangelischen Gemeinde in Wien (A. B.) für 1864 betrugen die Einnahmen 30.464 fl.. die Ausgaben 27.048 fl. Das Vermögen beläuft sich auf 143,787 fl.. die Gesammtschuld auf 38,083 fl. DaS Armenvermögen hat sich durch den Ankauf von 1100 fl. Wertlipapieren auf 59.624 fl. 16 kr. erhöht, der Predit^er». Witwen- und Waisenfond wurde durch Ankauf von 4500 fl. in verlosbaren Pfandbriefen der Nationalbank und 100 fl. Anlehen vom Jahre 1860 vermehrt und bestand aus 64,466 ff. Der Kirchendiener. Witwen- und Waisen Pensionsfond betrug 983 fl., der gemeinschaftliche Schulfond 149,487 fl. Der Frauenverein erzielte eine Einnahme von 9858 fl.. die Ausgaben betrugen 7407 fl. und verblieb ein Kasserest von 2451 fl. Das Vermögen des Waisenvereins bezifferte sich auf 49.233 fl. und die ReiN'Einnahme des Gustav Adolph Vereins betrug 3814 fl. (Verbrecher. Statistik.) Die Länder der österreichischen Mo-narchie stellen ihren Theil zur Gesammtzahl der Verbrechen, welche das Jahr hindurch verübt werden, in folgender Weise: In Niederösterreich, wo natürlich Wien den Ausschlag gibt, kommt schon auf 534 Bewohner 1 wegen Verbrechen Abgeurtheilter, in der Bukowina dagegen erst auf 1789 und in Venrtien auf 1752 Bewohner. Die Länder, wo sonst Verbrechen am häufigsten vorkommen, sind Ungarn mit 715, Krain mit 734, Mähren mit 755 und das Küstenland mit 781 Bewohnern auf je 1 ab-geurtheilten Verbrecher. Unter den im Vorjahre wegen Verbrechen Ver. urtheilten nimmt das frühe Lebensalter eine höchst beträchtliche Ziffer ein. Von der Gesammtzahl der 37,613 Verurtheilten stehen 5810 im Alter zwischen 14 und 20 Jahren, wovon die meisten auf Ungarn, nämlich 2255, kommen. Niederöfterreich zählt 695, Böhmen 573 und Mähren 436 solcher jugendlicher Verbrecher. Dagegen ist die Zahl solcher in frühem Lebensalter Stehenden bei den Vergehen eine sehr kleine; sie beträgt im Ganzen nur 183 Verurtheilte zwischen 14 und 20 Jahren, tvovon 118 auf Ungarn und auf Niederöfterreich nur 7 kamen. Mus- und Verwuf VermMuug all«r Giialtiins«« «tvlrlselivr BVvl»« übernimmt Iie«lsu8 Uixielt »«v veräea TN ia «Isr kiarrleirvds 8t. >m 5. ^Kilver VormittAKs 9 Ulir, «u »m 81. tlRullvr iv a»r 8t»6tpf»rro 8t. Zäsrlcu» um 10 Dkr abxeksltou, vo-iu allv k'rsunäv VsrdUvkeveu sseTismeuä xel»6on vsrcisn. ?olc1«lc »m 4. .küvvor 1866. k««» von Sit»teil, ^sdornv t reiln ka«t. Deren Xiuäsr: .lullu» vou AZKtek. vom Mlxll». ^xedorns 2«All»kk. Versn Xinlier: ködert un6 HVilkelmtae. WeiN'Lizitation. Am 15. Jänner werden zu St. Peter neben der grnuenberger-tirche i« Weingarten der Frau Johanna Warthol (vormals Kartin) drei Biertelstunden vom Marburger Bahnhofe entfernt, 46 Startin Natur-Eigenbau-Wei» zum Saufe ausgeboten. 1865er 18 Startin, 18.';4er 10Startiu, 1»^6Äer 3 Startin, 1862er Startin i» Halbfäffern rein abgezogen. __(6M D as Haus in der.Kärntnergaffe Rr. 221 ist wegen Domizil' Veränderung zn verpachten und zugleich zu übernehmen. — Anzufragen bei Herrn Carl Haußner. (1 Die Gasthaus-Lokalitäten I» der (2 find seit l. Jänner neu eröffnet. — Kür gute Getränke, dann für billige und gut zubereitete Speisen wird stets besten» Sorge getragen sein. Marburg am 4. Jänner I8ö6. N»«» De«»«>»tetter, xoboruo vo« Htixleli, vervitvvts VrLkn vr»»Ied krteiteleli 1c. Ic. Oderlieutonsnt in 6er ^rmsv. >ren» vritku Vr»»IeI> krleckerike, Ho««» 6 Kedluss iles^emsI6e-^u88teI1uvß^ E««stag, S. JSnner, Mittag« RS Uhr. (5 Eine tlegiile Wohin» sammt Zugehör ist im Hause Rr. 167, 1. Stock, Alleegasse, allsogleich zu vermiethen. Näheres bei B. Kandnth im Hause selbst. (S9S proxramw ii«r welche in der lejiten Saison 1865 und in der FaschingS-Saison 1866 iu df« Lokalitültu dtt Chealtr- «ad Caßio-VtreiitS in Marburg stattfinden werden. (SZ0 Vitlle» Montag den 8. und 22. Jänner und 12. Februar 1866. Montag den 13. und 20. November. 4 und 18. Dezember 1865; 15. und 29. Jänner und 5. Februar 1866. Salle beginnen um s Uhr. Familie»-Abtllde um V Uhr. Eisenbahn-Fahrordnung für Marburg. »-« «itn: ! »»ch Tii«»: «bfahrt: 6 Uhr 19 Min. Krüh. i Mfahrt: S Uhr 15 «in. 6 Uhr 4S Mtn. AbeNd». > 9 Uhr Z Nt». »de«d». Nach Billach: Abfahrt: 9 Uhr ArSH. _ WereNtVStticher Nehakteur.' Kranz Uießthaler. Druck und Vertag »o« Gd»«rö 3>»schitz i» Mard«rg.