Freytag den 2. März 1827. Knospen. a ll s d e >n L e b e n. hoffend blickt der Mensch in seiner Jugend ° Nosen» tagen nach den Freuden der kommende,, Jahre; hat er diese erreicht,—ach! da sieht er sie verschlossen im Grabeshügel der Kindheit, — unmuthig senkt sich sein Blick, zum ersten Mahle wird er gewahr, düß das Menschenleben aus hoffnungslosen Wünschen besteht, deren Früchte erst unter «inem andern Leben reifen. Drey Evochenfind im Menschenleben. — Im lächelnden Farbenglanze, und unvergeßlich ist die Erste; trübe, oft gefürchtet, oft von Hoffnungen schwellend ist die Dritte; die Zweyte aber, die wichtigste, die Zweyte ist dem Menschen beynahe werthlos. "-Die Vergangenheit, die Zukunft, und die Gege nwa r t. Zwey Giganten sind, mit denen der Mensch durch das ganze Leben im ewigen Kampfe steht: d»r Wille und die Kraft. Wie glücklich sein Daseyn, stände nicht dazwischen der Leiden.schaf-t'n furchtbares Heer! Nie weine dec Greis über die verloren» Jugend, sondern über die Thorheiten derselben,- unabänderlich ist je„«r Verlust, diese hmgegen sind seine ei. g«ne Schuld. Willst du datInnere des Herzens erforschen, 0 blicke nur in das Auge, denn im ewigcn Einklan, ge steht dieses mit jenem, eS ist der Wiederstrahl d«r innern Lust, das Echo des verborgenen Schmerzeni. Fliehe den Menschen, den nicht der Thränen Silberfluth erweicht. Em Marmorfels war ihm zur Wiege, und die Brust, die er gesogen, war eine eiser, ne Brust. Fürchte den Ve r schlo s se n e n, denn stille Wässer lind betrüglich. Traure mit d e m T r a u e r n d e n, er allein genießt einen Frieden, ihn flieht des Neides gif» tiger Zahn. Kennst du den verläßlichste» Steuermann, der durch tausend Klippen unsern Lebensnachen, wenn auch des Poles Funke von schwarzen Wolken verdunkele ist, behuthsam führt, und ihn in den Häfen der Ruhe immer unbeschädigt bringt? — es ist die oft übertäubte Vernunft. ^ Lächle niemahls allzu früh; sieh! erstarrend sinkt des Märzes Veilchen, das allzu früh dem Früh. linge entgegen lächelte. Das Leben ist ein Traum.— Wie die Bilder in diesem, so sind die Wünsche in jenem, oft —Tau. schung. Die Liebe ist ei» Irrlicht. Freundschaft nur ist der Leitstern, der uns führt in daK Hesperidenland. Jene findet man häufig; selten, höchst selten . nur diese. W Die beste Schule, ein guter Mensch zu wer« den, ist die Natur. R Die Zeit ist das Blich der Weltgeschichte. Di« Thaten sind die Blätter, Comma sind die Menschen, und Tob ist das Punctum. _________ Bgg. Der Küher aus dem Ioux- Thale. (Beschluß). Eines T^g^s im Sommer waren sie oben In der Hätt«, und zum hundertsten Mahle fing Röschen an, jenen Vorgang zu erzählen. Da stand er, sagte sie, auf diesem Platz, die Arme über die Brust gekreuzt, und säh mich an, mit einem Blick! .. , . O, nie werde ich diesen Blick vergessen! Es war das letzte Mahl, daß ich ihn sah, und nimmer seh' ich ihn wieder! —> Ja, Röschen, du siehst ihn! schallte auf ein Mahl «ine wohlbekannte Stimme, die Mutter und Geliebte tkf Vurchdrang. Al,Z einem Verschlage draußen sprang ein Soldat herzu und stürzt« in ihre Arme. Er war so verändert, daö alle Zärtlichkeit der /Frauen dazu ge. horte, um ihren Liebling wieder zu erkennen. Bist du es ? — Ist das mein Andres ? schrie Grete, oder ist es sein abgeschiedener Geist? — Er ist es selbst! rief Ludwig zum Fensterchen hin. «in, vor zwey Stunden ist er angetommen. Ich habe ihm alles erzählt, was vorgegangen ist, und eben re« deten wir ab, wie wir's machen wollten, um Tuch die Nachrichtseiner Rückkunft zu hinterbringen, als Ihr anlangtet. Kaum hatte er Frist, sich zu verbergen, und doch hat er sich noch zu bald gezeigt. AndreS konnte nicht sprechen, er hielt Röschen in seinen Armen, sie war beynahe im nähmlichen Zustande, in welchem sie kurz vorh,r Andresen der Mutter schiloer« te. Auf seine Schulter gelehnt, zitternd am ganzen Leibe, brauchte sie lange, um sich so weit zu erheben, daß sie ihn anschauen und sich überzeugen konnte, daß «t'S wirklich sey. Dann bracht« sie mit leiser Stimme die Worte hervor: ja, er ist es selbst! aber was habe ich mir nicht vorzuwerfen! Indeß, der Himmel schenkt ihn uns wieder, und ich versoreche es Euch, meine Mutter! er wird uns nie wieder verladen. Mutler und Sohn fühlten die Bedeutung in dem zärtlich be« toimn Nahmen „meine Mutter," und umarmten die Jungfer. Sobald aber der erste Sturm der Gefühle vorüber war, und die Gedanke» sich wieder sammel« ten, erzählte Andres, daß er Kriegsgefangener und nach Sibirien geführt worden sey. Er sprach wenig von seinen ausgestandenen Leiden, desto mehr aber von seinem jetzigen Glücke. Mic Offioiers«Rang war er zurückgekommen. Seine Tapferkeit, oder vielmehr die Begierde, mit welcher er den Tod suchte, hatten ihm diesen Lohn verdient. Sonst brachte er außer der Liebe nichts zurück; aber diese genügte Röschen. — Des großmüthigen KaistrAle« randeri Gnade, sprach er, hat mir und meinen Lands» leuten die Freyheit wieder geschenkt; da habe ich den unwiderstehlichen Drang gefühlt, mein Vaterland, meine Berge, alles was ich auf der Welt lieb habe, wieder zu sehen. Als ich nun i,r das Thal trat, hat mich mein Herz zuerst geführt, wo ich meinen Bruder anzutreffen hoffte. Von ihm wollte ich das Schicksal unserer Familie und meines Röschens erfahren. Ich wollt« meine Kühe, mein« Sennerey und den Herd wiedersehen, an welchem ich sie zum letzten Mahl erc blickt, und wo sie erfahren, wie sehr ich sie liebte. Ich wollte Euch, theure Mutter, mit Hülfe?udt's, auf meine Rückkunft vorbereiten lassen, und, gütiger Him« mel! welches Glück wartete meiner! Ich vernahm, Röschen sey nicht verheirachet, meine Mutter, meine Geschwister seyen alle wohl, und hausten bey ihr. Kaum hatte ich noch Zeit, mich der Freude dahin zu geben, als ihr ankämet, und doch wußte ich damahls noch nicht mein ganzes Glück. Röschen hat es ausgesprochen: wir werden einander nie wieder verlassen! — Mittlerweile war Ludwig mS Dorf hinab gelaufen und hatte der ganzen Familie die glückliche Kunde gebracht. Mabi, Fritz, Hannchen, Iettchen, Carl, alle liefen herbey mit lautem Fr,udengeschrey, und stürzten athemlos anf den geliebten Bruder zu. Bald ging es wieder in freudigem Zuge nach dem Thal hinunter. Andres, zwischen Greten und Röschen, stützte sie bey» de mit liebenden Armen. Bald kamen Nachharn und Freunde ihnen entgegen, und dieser Eintritt ins Dorf war «in wahrer Triumph. Roschen stellte ihrer alten Muhme und ihren übrigen Verwandten den Lieinenant Andres D*^, als jHren künfcigen Bräutigam, vor. Ihr habt alle i>1 mich gedrungen, daß ich mich verheira-then solle, sprach sie, nunmehr thue ich Euch Genüge, denn ich habe den Mann meines Herzens, meinerund Eurer würdig, wieder gefunden.— Bald wurden st« tili glückliches Paar. Vaterliche Worte an wandernde Handwerksgesellen (Ans Pastor Schlagers gemeinnützigen Blättern »L26. X. Heft ??. Stück *). Junger Mann! ohne Zweifel bist du mit einem schweren Herzen aus deines Vaters und Lehrmei» ss?rz Yause gegangen. Beyde gaben dir ihre Er. Mahnungen mir auf den Weg. Den, Vater theilte vielleicht feine wenige Barschaft mit dir, und dein« Mutter gab dir vielleicht ihren letzten Groschen. Thränen der Wehmuth flössen dir nach, und nur die Hoffnung, dich dereinst ausgebildeter, verständiger und unverdorben zurückkehren zu sehen, konnte sie trocknen. Jener Thränen, dieser Hoffnung sey aber taglich ein» gedenk, und diese wenigen Wort« mögen dir dazu be» hülfiich seyn, wenn du l«cht oft sie zur Hand nimmst. Das Handwerk, sagt, ein Sprichwort, hat einen goldenen Boden, und dieser goldene Boden wird unter Gottes Beystand auch deiner Arbeit Erfolg verleihen, wenn du Fleiß und Mühe nicht scheuest, dich in dei, nem Handwerke immer mehr zu vervollkommnen. Das aber kannst du am besten in der Fremd«, darum mußt bu wandern. Doch dein Wandern, dein Reisen muß dir Nutzen bringen, darum mußt du unterwegs nichts sehen, was di» nicht recht genau betrachten kannst. Suche von Allem zu erfahren, wozu ist dieß da, und wie m das gemacht? Frage viel, wohin du kommst; antworte sehr kurz, stelle dich unwissender als du bist U"b man wird dich überall gern unterrichten. Beson» ders bekümmere dich um Alles, was dei» Haüdwei-f be, trifft. Treibe dasselbe nicht bloß mechanisch, sonder» suche bey Allem, was du arbeitest, auch den Grund zu erforschen, d.h. arbeitete mir Verstand. Andere ^ändcr, ander« Gewohnheiten! prüfe sie Alle, und die bette» behalce. Außer deinem Handwerke suche auch die Menschen kennen zu lernen; die Schlechten fliehe, ober der Umgang mit den Guten wird dich Kilben. Du wirst in viele Städte und Länder kommen, überall kannst du lernen, doch nicht überall magst du lange bleiben. Kommst du aber in «in Land oder in eine Stadt, wo Neinlich-kett und Ordnung dir überall entgegen leuchtet, wo du den Bauern schon nur Sonnenaufgang bey der Feldarbeit begegnest, wo keine Brachfelder sichtbar siud, wo Obstbäume die Landstraße zieren, wonichjdas Oras auf den Slrasien wächst, wo der Fremde freundlich begrüßt wird, wo nicht die Bettler an allen Kreuzwegen liegen, wo nicht jedes Stadtchen seinen eignen Malgen hat, wo Schulen, und Krankenhäuser die schönsten. Gebäude haben— da ruhe aus, du bist in einem Lan» de, wo rechtliche Leute wohnen, die den Kopf am ge. hörigen Orte haben. Insolchem Lande, in solcher Slabt wirst du auch bald einen Lehrmeister nnden, der dir zu« sagt, und bey ihm suche dich zu vervollkominnen. Tey willig in seiner Arbeit, sei) gehorsam und treu gegen ihn, betrage dich überhaupt so, daß er dich gern als ein Mitglied seiner Familie betrachtet, daß er dich un. gern entläßt, welm deine Bestimmung dich weiter ruft. Ununterbrochener Fleiß, mit gehöriger Rücksicht auf deine Gesunoheit, muß dir zur Gewohnheil werben. Früh zu Beice und früh wieder auf, dieß sey deßhalb dein Wahlspruch. MitdemGclde, welches du verdienst, sey' sparsam , vermeide jede unnütze Ausgabe; ans Pfennigen werden Thaler, sammelst du sie sorgfältig. Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Thalers nicht werth. Selbst solche Ausgaben unterlaß, welche bloß auf deine Bequemlichkeit abzwecken; gewöhne dich vielmehr zei» tig an Entbehrungen, denn du kannst nicht wiFeu, ob du auf deiner Wanderung nicht selbst manches Noch. wendige eine Zeit lang entbehrn mußt. Du wirst auf diese Weise nie von deinen Bedürfnissen abhängen. Sey müßlg im Essen uno Trinken, den Genuß geistiger Getränke mclde g«nz, so N'ilft du einen ge. ) Dleser gründliche und mit Herzlichkeit geschriebene Auf-!6H, welcher schose Blätter nicht zu Gesici t ^mmcn, in M-«chnstcn auf iyrcn gefahrvollen Weg als §iil,rcr mitgegeben werden. funden K3iper behalten, der die Anstrengung der Ar-beir und der Wanderungen wird ertragen können. Liebe k>ie Ordnung / jedes Ding h^be seinen angewiesenen Platz / j«deS Ding seine bestimmte Zeit. Leide auch keine Unreinlichkeit an deinem Leibe, an deiner Kleidung, zn deiner Wohnung. Nimm. dir taglich vor, zu thun, was du thun mußt, thue es unfehlbar und thue es ganz. Sprich nur das , was Andern oder dir nützlich seyn kann, und schweige, wo es deine Pflicht gebiethet. Liebe die Wahrheit, hasse die Lügen. Deine Reden muffen mit deinen Gedanken übereinstimmen. Füge Niemanden Schaden zu , weder dadurch, baß du ihm Unrecht thust, noch dadurch, daß du versäumst, ihm das Gute zu erweisen, was deme Psiicht erheischt. Vermeide alles Äußerste. Hüthe dich, über eine Beleidigung erbittert zu werden, in dem Verhältniß, wie d u Necht zu haben glaubst. Sey vorsichtig in der Wahl Heines Umganges; böses Beyspiel verdirbt gute Sitten. Sey wie taub, wen», Andere liederlich scherzen; hal. te deine Zunge im Zaume, daß nie ein unzüchtiges Wort sie schände. Bey Allem, was du thust, habe Gott vor Augen und im Herzen, und hüthe dich, daß du in keine Sünde willigest, und thuest gegen Gottes Geboth. Betrachte den Sonntag als einen Ruhetag von deiner gewöhnlichen Arbeit, aber versäum« den Gattesdienst nicht, und, wenn es in den Städten, wohin du kommst, Sonntagschulen für Handiverker gibt, so besuche diese fleißig. Du wirst in denselben Gelegen. heit sinden, das, was du in der Schule lerntest, zu wiederhohlen und deine Kenntnisse zu vermehren und zu üben. Dann vergnüge dich sittsam im Freyen, oder durch Gespräch mit einem rechtschaffen gesinnten Freund, oder durch Lesen in Religions- und in «ndern guten Büchern. Dieß wird wohlthätiger für dich seyn, als wenn du Bier-, Wein«, Spielhäuser und Tanzböden besuchst, und die Nächte durchschwarmst. Mit frohem Muthe und neuer Kraft wirst du mit der neuen Woche die neueArbeit beginnen, und di« Vorwürfe deines Ge» wifsens werden dich nicht beunruhigen. Den Umgang mit den Frauenzimmern breite nicht wen aus, e? bleibe immer in den Schränkender Ehr, barttit; erlaube dir gegen sie nichts Unsittliches, nichts v «-— Unzüchtiges. Bewahre die Nn'nheit deiner Gedanke,, und Gesinnungen; denke an Gott, wenn die Versu« chung groß wird; gedenke deiner Altern und Verwand» ten daheim im Vaterlands, damit du verständiger, besser und unverdorben zurückkehrst. Dann werden sie dich segnen, und d,r Segen des Vaters im Himmel wird auf dir ruhen. »------— G a r t n e r e y. Vertilgung der Blattläuse (»i>1.IlIcZ). Der Gartendirector Zeih < r in Schwetzingen ver> sichert in Kastners Archiv für die gesammte Naturlehr« (B. VII. Heft 3), Blattlause und verwandteK Ungeziefer lediglich, un-o unter allen zu diesem Zwe. cke empfohlenen Mitteln mit dem besten Erfolge, durch einen kalten wasserig«» Aufguß zerrie. beneu Meerrettigs ^) zu tilgen. Die Pflan, zen werden mit diesem Wasser theils gewaschen, theilS bespritzt. Indessen gesteht er selbst, daß eS ihm auch mit diesen Mitteln nicht immer gelang, „diese lastigen Feinde der Vegetation zu tilgen" und fügt hinzu : „Das Wüschen muß jährlich wenigstens zweymahl Stott haden." Hofrath Kastner bemerkt dabey: Lerchenbaumrinden und Nadelaufguß und Absud (auf 4 Pf. Zweige und Nadeln 6 Pf. Negenwasser, und eben so viel auf 4 Pf. Rinde) zeigte sich sowohl gegen Erd, flöhe, Wanzen, als auch gegen Blattläuse stets sehr wirksam. Der Haupcfeind der Blattlaus« ist volle Beleuchtung mittelst direct auffallenden So,,. Der Herausgeber der öconomischen Neuigkeiten, der diesen Aufsatz auS Kastners Archiv, m den öcon. Neuigk. 1L26 Nr. 72 im Auszug mittheilt, fügt hinzu: „Noch ein weit einfacheres und wirksameres 'Mittel dürfte Seifen wasser seyn, wodurch unter andern auch die Ringelraupen sogleich zerstört werbe», wie denn überhaupt fettige, ohlichce Substanzen ") tödtlich auf Insecten, also auch auf Wanzen wuken. *) In Österreich Kren, co^ioarla ili-inoracla, unga. rlsch ^>sma. ") Nahmentlich Terpentinöl)!. Gedruckt bey Ignaz Aloys Edleu vo» Kleinmayr.