Vräiiiiiiicra iioiis- prcisl: Für Laibach: Ganzjährig . . . 8 fl. — kr. Halbjährig . . . z „ — „ Vierteljährig. . . 1 „ 50 „ Monatlich . . . — „ 50 „ Mit der Post: Ganzjährig . . . S fl. — kr. Halbjährig . . . 4 „ 50 „ Vierteljährig. . . 2 „ 25 „ Für Zustellung in« Hans viertel- jährig 25 kr., monatlich !» kr. Einzelne Nummern 5 kr. Laibacher Tagblatt. Anonyme Mittheilungen werden nicht berücksichtigt; Manuskripte nicht zurückgesendet. K c d a k t i o n: Dahuhosgasse Nr. 1S2. Lkpc-ilion i,„L Inscralcn-Ünrca» KougresiVlaY Nr.Nt (Bu von J.,v. Kleiumayr L F ZnsclliüIISPl Fiir die einspaltige Pet> bei zweimaliger EinschalM dreimal L 7 Ir. JnsertionSstempel jedesmal !!(> kr. Bei größeren Inseraten und österer Einschaltung entsprechender Rabatt Nr. 56. Dienstag, 20. Oktober. — Morgen: Ursula. 1868. Rückblick auf die heurige Landtags-Session. ii. Rede des Abgeordneten Dr. v. Lraiteilegger über direkte Reichsrathsuilchien. (Schluß.) Vor allem müßte mir das Bedenken vom Gewichte sein, ob wir nicht durch eine solche, in den Organismus dcö Staates tief einschneidende Aende-rung die Stabilität unserer kaum verjüngten Verfassung abermals in Frage stelle»? . Meine Herren, wäre das Prinzip, welches ich Ihrer Erwägung anempfclile, ein ganz nenes, unserer Verfassung ein ganz fremdes, so würde dieses Bedenken mehr Berechtigung haben, als dies jetzt wirklich der Falt ist. Allein schon das Februarpatcnt enthält ja den Grundsatz der unmittelbaren Reichsrathswahlen, welche stattsiudcn können; es stellt diesen Grundsatz zwar nur ausnahmsweise und nur subsidiarisch aus, aber das, was verfassungsmäßig vorgesehen ist, kann nicht ein widerstreitendes Prinzip sein; wir rütteln dadurch nicht an dem Prinzipe der Ver- fassung, sondern wir wollen eine organische Einrichtung derselben weiter entwickeln — vervollkommnen. Ferner höre ich sagen, die Landtage können verletzt werden, wenn wir ihnen ein Recht nehmen, welches ihnen versassniigsmäßig zustcht. Ja, meine Herren! Es ist ein Recht, nnd eben weil cs ein Recht des Landtages ist, soll auch wein Antrag hier im Landtag in Verhandlung kommen. Ist es aber ein Recht der eigenen Persönlichkeit? Ist es nicht vielmehr ein Mandat, welches rechtmäßiger Weise dem Landtage lediglich als einer ^ahlkorporatiou im Namen der ganzen Wählerschaft des Landes übertragen ist? Und, meine Herren, wird dadurch wirklich ein Interesse der Bevölkerung — und auf das kommt es schließlich doch allein an — dadurch verletzt? Das doch gewiß nicht; deun das Volk und nicht der Landtag soll im Reichörath vertreten sein. Welches Recht wird denn dann verletzt? Das Interesse, welches die Gliederung der Reichsrathöabge-ordneten bedingt, und das ist das maßgebende, bleibt unverletzt. Es wird der Großgrundbesitz, es werden die Städte, Märkte nnd es werden Landgemeinden ihre Abgeordneten in den ReichSrath fortan zu wählen haben, ob dies nun unmittelbar oder durch die Landtage geschieht. Ein materielles Recht wird also dadurch nicht verletzt, und das formelle Recht zu ändern, dazu möge der Landtag selbst die Hand bieten. Ich weiß, meine Herren, diese Frage steht mit dem alten Streite über Zentralismus und Föderalismus in Verbindung; allein ich meine, mit Unrecht. Der Reichsrath wird nicht zentralisirt, wenn die Völker unmittelbar wählen, er wird nicht söde-ralisirt, wenn die Landtage wählen. Ich frage, meine Herren, sitzen wir hier als Vertreter der Handels- nnd Geiverbekammer, — der Stadt Laibach, dieser oder jener Landgemeinden, oder tagen wir in diesem Saale als Vertreter des Landes Krain? Darüber bin ich sicher nur eine einzige, eine einige Antwort zu höre«. Wir sitzen hier als Vertreter des Landes. Frage ich dann weiter: als was sitzen denn unsere Reichsrathsabgeordneten in Wien? Ganz gewiß als Vertreter des Reiches und nicht des Landes. Meine Herren! Ich glaube in diesen kurzen Andeutungen gezeigt zu haben, daß der Antrag, den ich stelle, der Erwägung und Be-rathung werth sei, die Entscheidung darüber falle aus, wie sie wolle. Ich möchte Ihnen nur noch einiges in Erwägung rufen. Durch Verwirklichung meines Antrages würde das bei uns noch junge politische Leben erstarken, und darum ist mir vor allem zn thnn. Es ist dies Prinzip eine Frage der Macht des Parlamentarismus überhaupt und unserer Reichs-Hälfte insbesondere. Es ist dies eine Frage des Interesses für die Wähler, ebenso wie für die Gewählten, und endlich ist cs eine Frage der Zweckmäßigkeit für die in unserem Staate ohnehin so vielfach gegliederte Vcrtrctuugsrepräseutanz. Mein Antrag präjudizirt in keiner Weise, und ich werde denselben, damit Sic sich in vorhinein schon über dessen Tragweite orienticrcn können, hiermit vorlesen: „Der hohe Landtag wolle beschließen: Der Landesausschuß werde beauftragt, die Frage, ob in Folge der durch die Staatsgruudgcsetze geänderten Verhältnisse die Einführung direkter Reichsraths-wahlen nothwendig uud wüuschcnswerth sei, in Beratung zu ziehen uud in der nächsten Session dem Landtage darüber Bericht zu erstatten. Die Berichterstattung über diesen Antrag habe mit Ueber-gehung aller Förmlichkeiten in der morgigen Sitzung durch den Verfassungsausschuß zu geschehen." Sagen Sie mir nicht, daß diese Vorarbeit eine unnütze sei und daß sie, weil vielleicht Ihre Ansicht schon von vornhinein feststeht, keine weitere Erörterung mehr zuläßt. Die Verhandlung über meinen Antrag wird eö hoffentlich ermöglichen, unsere Ansichten darüber zu klären uud umzustimmen. Sind wir eö denn nicht nnserer Ueberzeugnng, unserem Gewissen uud der Wählerschaft schuldig, die sich doch vielfach der Ansicht nähert, die ich hier vertrete, dieselbe durch eine klare und offene Debatte sestzustellen? Bringen Sie dieselbe nicht in Verhandlung, so wird es heißen: Jeder ist auf seine Meinung erpicht. Geben Sic die Möglichkeit zu, daß die Jeuill'etoii. Das bürgerliche Gewerbe. Eine kulturliistorische Skizze von Dr. Klun, VIII. Die wichtigsten Kulturvölker Europa's während einiger Jahrhunderte waren die Italiener, die Deutzen und die Niederländer. Nachdem ich von den Heiden ersteren eine übersichtliche Schilderung gegeben, erübrigt nur noch, das wackere, rührige Leben Und Schaffen der Niederländer in einer gedrängen Skizze vorzuführen. Land und Leute erwecken ein ganz besonderes Interesse. Der Volksfreund, der aufrichtige Freund materiellen und geistigen Aufschwunges des Kolkes, findet in den Niederlanden eine wahrhafte Goldgrube für seine Studien; leider kann ich bei °ein beschränkten Umfange, der meiner vorliegenden Arbeit gesteckt ist, nur einzelne Goldkörner aus * Siche Nr. 34, 37, 39, 43, 47 49 und 52. dem reichen Schachte den lesenden Freunden vorlegen. Unter dem Schutze erleuchteter Regenten, welche das Ausblühen und Erstarken der Städte nicht fürchteten, schlug der Gewerbefleiß tiefere Wurzel und entwickelte sich namentlich die Wollindustrie weit schneller als in Deutschland, obgleich letzteres anfänglich vorans gewesen ist. Schon vor den Kreuzzügen war hier der Grnnd zu der späteren Bedeutung der Wollen-, Leinen- und metallurgischen Industrie gelegt und die Städte hatten ein gewisses Ansehen erlangt. Um so rascher und mächtiger wirkten die neuen Kräfte. Die schnellsten Fortschritte machte die Tuch-sabrikation. Die Wollcnweber in Flandern verarbeiteten einheimischen und englischen Rohstoff; Jahr für Jahr wuchs die Zahl der Weber und die Vervollkommnung im Färben und in der Appretur trug dazu bei, daß die flandrischen Tücher den ersten Rang aus allen Märkten behaupteten und die höchsten Preise erzielten. Gent war so zu sagen der Hauptsitz und die Musterstadt für Wollwaaren, doch wetteiferten auch die Städte Brügge, Lille, ArraS, Morn und andere mit Gent; insbesondere sollen in Brügge, dem Hauptausfuhrplatz flandrischer Fabrikate, zur Zeit seiner höchsten Bliithe an 80.000 Menschen blos bei diesem Gewerbe beschäftiget gewesen sein. In kriegerischen Zeiten stellten die Tuchmacher von Gent ein bewaffnetes Korps von 30.000 Mann ins Feld, und mehr als einmal haben die flandrischen Tuchmacher das Land vor fremder Herrschaft gerettet und französische „wohl-disziplinirte" Heere geschlagen. Im Frieden fleißige Bürger, — bei nahender Gefahr tapfere Verteidiger des Vaterlandes, der Freiheit und Wohlfahrt: — das war die wackere Bevölkerung der gewerbereichen flandrischen Städte. Auch von Flandern kann der Spruch gelten, wie von Geldern: Hoch an Muth. Klein an Gut, Das Schwert in der Hand. Ist das Wappen von Gelderland. Ich will mich nicht in Einzelnheiten einlassen, andere Städte und die einzelnen Gewerbe in ihrer Entwicklung, in ihrem erstarken und dem Einflüsse auf die Kultur von ganz Europa zu schildern, so Angelegenheit eine noch offene Frage in sich schließt, und ich will Jhneir.gerne gestehen, daß auch meine Ucberzeugung, die heute so steht, wie ich eben ans-führte, vielleicht bei der Berichterstattung hierüber im nächsten Jahre Zugeständnisse an eine andere werde machen können. Gewähren Sic wenigstens so viel, daß Sic das Kind nicht begraben, bevor cs geboren ist, daß eö nicht todt geboren sei. Ich empfehle Ihnen also mcincn 'Antrag doch insoweit, daß Sie darüber iu Vorverhandlnng ein-zugeheu gestatten. Bei der Kürze der Zeit, die uus noch zu Gcbotc steht, würde, wenn derselbe dem Versaffungsauöschusse nur mit Festhaltuug aller gcschüftöordnuugsmäßigen Förmlichkeiten, also ohne ihm dic müudlichc Berichterstattung sofort morgen zu ermöglichen, zugewieseu würde, — mein Antrag zu Grabe gelegt sein; denn morgen schon stcrben ja die vom hohen Hause in dieser Session gewählten Ausschüsse. Der Antrag, der nur dahin ging, daß der LaudesauSschuß dic Frage in Berathuug ziehen und im nächsten Landtage darüber berichten solle, wurde dennoch bekanntlich von der Majorität in erster Lesung ohne Debatte abgelehnt. Der Tabor iu Schimpaß. Görz, 19. Oktober. 8. Ich becilc mich, Ihnen so schnell als möglich einige Nachrichten über deu gestern nächst Schönpaß abgchaltenen Tabor znkommen zu lasse». Derselbe wurde Schlag 2 Uhr von Dr. Lavrik aus Hai-deuschaft bei Anwesenheit von beiläufig 6000 Personen eröffnet. Als Regierungskommissär sungirte der gewesene Borsteher von Canale, Herr Mally, auch sah ich den Redakteur des amtlichen „Osservu-torö trivstino" und Herrn Dr. VoSnjak, letzterer angeblich als Berichterstatter für den „Slovenski Narod." Schriftführer oder Stenografen schienen nicht bestellt zu sein, wohl aber versuchte ein Fotograf mit mehreren Ansnahmen sein Glück. Nach einer Eröffnungsrede des Dr. Lavric wurde derselbe per Akklamation zum Präsidenten gewählt und erheilte sodann dem ersten Redner, Dr. Tonkli aus Görz, das Wort. Dieser plaidirte für den ersten Punkt des Programms, Bereinigung aller Slovenen in ein Krouland mit einem einzigen Landtage. Er führte das Beispiel der Griechen an, dic vereint eine so hervorragende Stcllnng in der menschlichen Gesellschaft erlangten, später aber, als Athen und Sparta sich entzweiten, dem Elende und dem Untergänge entgegen gingen. Als der Redner bei dieser Stelle zusällig eine Pause machte, erschollen lebhafte, aber ganz nnzeitige Zivio ans den Reihen der Taboriten, welche die geschilderte Leidensgeschichte nicht verstanden zu haben schienen. Man bedeutete! daher der Masse, erst dann Beifall zu rufen, wenn der auf der Tribüne ausgestellte Posten das Zeichen gebe. Dies wurde auch beobachtet, und auf jedesmaliges Handanfhebeu ertönten später die Zivio. Dr. Vosujak sprach der zweite über das gleiche Thema, eiferte gegen den Dualismus und meinte, daß dic Slovcnen in Graz dem Deutschen und in Görz dem Italiener uuuöthig mit ihren Geldern aushelfen, während mau ihnen nicht einmal erlaube, durch dic sloveuische Stadt Görz zu gehen (Anspielung auf die Anordnung, daß dic Taboriten nicht durch dic Stadt Görz ziehen dürfen). Bei der Abstimmung wurde Punkt 1 des Programms angenommen. Hierauf übcrgab ^auric dic Präsidentschaft au Dr. Ligon uud sprach als dritter über die Einführung der flovenischen Sprache im Unterricht und in der Amtirnng, wobei er für letzteres ein Jahr-Frist zu ertheilen bereit war. Dr. Sigon ließ ab-stimmen, wobei aber so gleiche Einführung der slovenischen Sprache und die Verleihung aller Stellen an Einheimische verlangt wurde. Sodann sprach Nabergoj ans Nabresina über die Einführung der flovenischen Sprache in den Schnlcn nnd dic Errichtung cincr Rcchtsakadcmic in Vaibach, die ebenfalls in die Beschlüsse ausgenommen wurde. Darauf sprach Viktor Dolcuz aus Salkano auch in Sachen der flovenischen Amtirung nnd beklagte sich, daß die Beamten des städt. deleg. Bezirksgerichts in Görz, nach seiner Meinung, die sloocnischc Sprache nicht hinlänglich verstehen. Weiter ergriff Klan Ser, Landesausschußbeam tcr in Görz, das Wort über dcn ersten Wunsch des Programms, wegen des Gebrauches der slov. Sprache in der Kirche; dann sprach Sivic, Bauer aus Skopa auf dem Karste, uä 2 dcr Wünsche, d. i. der Gründung einiger slovenischen Hanptschulen im Görzer Gebiete, in denen auch der landwirthschastlichc Unterricht zu crthcilen wäre. Beide Wünsche akzcptirte dic Versammlung. Herr Mathias Doljak aus Salkano machte dcn Schluß mit der bedeutungsvollen Bemerkung, daß sie jetzt gesäet haben uud nun zusehen werden, was sie davon ernten. Vor Beendigung deö Tabors wurden einige Telegramme und Briese verlesen, worauf sich auf der Tribüne die Sänger einiger benachbarten Orte produzirten. Während des Gesanges meldete sich bereits ^ipitsr Mviuti und zerstreute uach uud nach die Menge bei Sonnenuntergang. Das nachträglich abgcbrannte Feuerwerk trug dic Spuren der Feuchtigkeit au sich, so wie die an-gebranntcn Pcchsackcln. Für Pauslavisten. Seit einigen Tagen wcilt Nikolaus Kcvclov, russischer Schriftsteller und Patrizier von St. Marino in Pest, der eine bemcrkcnswerthe Ansicht vertritt. Der Grundgedanke Kevelov's ist, daß der Panslavismus in den Händen dcr russischen Propaganda nur ciu Mittel ist, um in Ländern, welche auch von Slavcn bewohnt werden, Einfluß zu erlangen, und daß der russische Panslavismus die Nationalität dieser einzelnen slavischeu Volkssrämme ebcn so schonungslos ausrottct, wic ihre Freiheit, wo er sic in seine Gewalt bekommt. Kcvclov hat in Verfolgung dieser Tcndeuz in der „Slov. Novine" einen zunächst an die ungarischen Slavcn gerichteten Artikclzyklus be gouueu, in welchem er, soweit cr bis jctzt vorliegt, Rußlands wahren Znstaud in lcbhastcn Farben schildert, um zu zcigcu, an welchen gesährlichen Abgruud einige nach Rußland gravitirende Jndividncn u kr Hurbau, Dobrzanßky uud Frauzisci dic wackcrcn slovakischcn Landsleute locken. UcbrigcuS wird dieser Artikelzyklus, wie „P. N." erfährt, auch iu nnga rischer Übersetzung erscheinen. Ans Czechieu. Prag 17. Oktober. Hcute ist folgende Kund machung erschienen: Durch die am 11. Oktober- publizirle Vcrord unng werden alle Volksversammlungen in Prag und und in den Bezirkshauptmannschasts-Gebicten Smichow und Karoliueulhal verboten. Dic Volksversammlung, welche am 18. Oktober bei Michlc von Arbeitern veranstaltet werden wollte, ist überdies durch ein spe zielles Verbot der Polizeidirektion untersagt worden. Mehrfache Anzeichen lassen jedoch darauf schließen, daß dic Elemente, welche ihr Siuncn und Trachten auf Vcrhöhnng der Gesetze und Behörden und auf Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung gerichtet haben, unter dem Vorwaude des an diesem Tage in Michle stattsindcudeu Kirchweihfestes massenhaften demonstrativen Zuzug dahin in Szene zu setzen beabsichtrgen. Ich habe bisher, bauend auf den gefunden Sinne der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, von den mir eingerämten Vollmachten nur eineu eingeschränkten Gebrauch gemacht, wenngleich mir dic am verflossene» Sonntage schon nach der Kundmachung bezogener Ber ordnung bei Smichow vorgefallenen Exzesse vollen Anlaß zu den strengsten Maßnahmen geboten Härten. Sollten aber trotz meines wiederholten warnenden Rufes abermals Exzesse, welcher Art immer, verübt werden wollen, so darf und werde ich nicht weiter zögern, das Gesetz zur vollen Geltung zu bringen und meiner Proklamation den nothwendigen Nachdruck zu geben! lohnend diese Arbeit auch wäre; cs genüge, dargelegt zu haben, wic mit dem Erstarken ein cs freien, selbstbewußten Bürgerth n m s, mit dcr Blüthe der gewerblichen Arbeit, mit Fleiß, Sparsamkeit und Freiheit auch dcr Wohlstand, dic Macht und das Ansehen der Völker gepaart sind. Wir lcrncn nicht, um vieles zu wissen, sondern — nm darnach zu handeln. Das ist die letzte, höchste Ausgabe des „Lernens," — und an den deutschen Reichsstädten, an dem Bürgersinn der flandrischen Städte sollen sich unsere Mitbürger Muth und Vertrauen holen, — aber auch ein Beispiel zur Nachahmung nehmen! Dic geräuschlose, aber stetige Entwicklung und Vervollkommnung des Bürgerthums und der „bürgerlichen Gewerbe" wurde durch die großen Erfindungen und Entdeckungen während der Uebergangs-pcriode auö dcm Mittclaltcr in dic Ncnzeit ungc-mcin befördert. Eine raschere, kräftigere Bewegung gab sich im öffentlichen wic im privaten Leben der Völker kund. Der Verkehr der Völker untereinander nahm immer mehr den Charakter eines ozeanischen Weltverkehrs an; das Kolonialwesen begünstigte die Schiffahrt; dic Rückwirkung auf den Landhandel und die gewerbliche Arbeit war eine wachsende, nach nnd nach eine kolossale. An die zahlreichen Erfindungen im eigentlichen Gewerbskreise, an die folgenschwere Erfindung eines Gutcuberg, an die Auffindung „dcr ncnen Welt" und des Seeweges um das „Kap der guten Hoffnung" nach Ostindien reihen sich würdig dic Großthatcn der Wissenschaft an. Seitdem Albertus Magnus im l3ten Jahrhunderte zum erstenmalc im Abendlande die Geheimnisse der großen Natur zu verküudcu bcgauu, schließt sich Glied an Glied zur unzerreißbaren Kette an, bis auf Kopcrnikns, welcher gerade in demselben Jahre (1506), iu welchem der Entdecker der „neuen Welt," Knl umb ns, sein sterbliches Auge schließt — eine noch höhere Welt entdeckt, über unsere Erde einen neuen Himmel ausspannt und eine erhabene, klare Erkenntniß des Unsichtbaren anbahnt. Daran schließt sich eine andere welthistorische That, die Reformation, welche die Freiheit des Glaubens, dic Fr eihe i t der w i f s en s ch a ft l i ch en F orsch nng als neuen, gewaltig-mächtigen Markstein in der gefammten Kulturentwicklung der Menschheit aufbaut! Man pflegt iu dcr Geschichte einzelne Ruhepunkte — Epochen — Perioden — festzusetzen. Nicht Gutdünken oder Willkür lcitcn dcn denkenden Historiker bei dcr Festsetzung solcher Rnhcpiinklc; cs sind dieselben vielmehr im historischen Entwicklungsgänge selbst begründet. Diese Ruheplätze sind erhabenere Standpunkte, auf denen man nicht blos ausruht, fonden auch einen weiten Ausblick über dcn zurückgelegten Weg genießt — Rnheplätze, an denen mau einen Profetischen Blick anch in die Zukunft sendet. Jenes Zusammentreffen von für dic Menschheit so hochwichtigen Thaten, welche am Schlüsse dcs 15ten und bei Beginn des 16ten Jahrhnndertes den Abschluß dcs Mittclaltcrs. das Beginnen der „Neuzeit" charakteresiren, fordert wohl laut genug zu ernstem Denken auf. Erkennt man in diesem Zusammentreffen einerseits das Walten jener Macht, welche dic Begebenheiten dcr Menschheit auf unerforschliche Weise leitet; so drängt sich andererseits die Frage auf: nach welchen Zielen wird die Menschheit jctzt mit neuen Kräften — neuen Mitteln — mit cincr ncucn Freiheit hinstreben? Die Beantwortung dieser Frage ist meine nächste Ausgabe. Insbesondere würde ich mich hiedurch geuöthigt sehen, die in dem 8 8 der kaiserlichen Verordnung vom 7. Oktober 1868 vorgesehenen verschärften polizeilichen Anordnungen sofort eintreten zu lassen. Die uachtheiligen Folgen, welche hieraus auch sür ruhige und friedliche Bürger hervorgehen würden, hätten einzig allein diejenigen 'zn verantworten, welche mich zur Strenge drängen. Nochmals richte ich meine Mahnung an die Berölkernng Prags und Umgebung. Ich appellire insbesondere an alle jene, welche dnrch ihren Einfluß znr Hintanhaltung von Ruhestörungen beizn-tragen vermögen, nnd warne jedermann, sich, wenn auch nur aus blvßer Nengier, der Gefahr ansznsetzen, welche das Einschreiten der bewaffneten Macht bei wiederholt in so herausfordernder Weise planmäßig angelegten Ruhestörungen nothwendig nach sich ziehen müßte. Prag, den 17. Oktober 1868. Statthaltereileiter: Koller. Prag, 18. Oktober. Der Bürgermeister erläßt hente eine Proklamation an die Bewohner von Prag, in welcher er znr Aufrechthaltnng der Nuhe und Ordnung cmffordert. Starke Militärpatrouillen durchziehen unter dein Kommando von Offizieren seit frühem Morgen die Stadt. Um 10 Uhr Vormittags find zwei Bataillone des Jufantcriercgimcntcs Erzherzog Karl und zwei Eskadronen Hnßaren mit dem Polizeirathe Dedera anf den Berg Rohdalee bei Michle abgerückt. Die Ortschaften Pongraz Nusle, Wrschowitz und Michle sind von je 30 Manu Gendarmerie besetzt. — 18. Oktober, Abends. Trotz der Abmcch-uungs-Proklamation des Statthaltereilcitcrs und des Bürgermeisters hat hente nächst Michle ein ungeheuerer Zusammenfluß von Mcuschen stattgefunden. Es erfolgte ein starkes Aufgebot von Militär, indessen verlief, einige Geringfügigkeiten abgerechnet, der Nach,nittag ziemlich ruhig. Abends durchstreifen Patrouillen die Straßen. Politische Rundschau. Laibach, 20. Oktober. Die Regierungsvorlage betreffs der kaiserlichen Verordnung wird aller Wahrscheinlichkeit nach keinem Sonderausschuß, sondern der Berfassungskommission zugewiesen werden. Dort verspricht man sich vom Grafen Taaffe weitere Ausführungen des der kaiserlichen Verordnung bcigcfügtcn Motivenberichtes. Sollte die Berathung über die Vorlage im Plcnnm größere Dimensionen annehmen, dann soll der Minister des Innern für sie mit einer großen Rede cinzntreten gesonnen sein. Auf das offene Se.nds chreibeu des Papstes bom 13. September, welches eine Ansprache an alle Protestanten, also auch an die Mitglieder der evangelischen Landeskirche Preußens enthält, hat der evangelische Oberkirchcnrath in Berlin eine Zirkular-Verfügung au die Konsistorien des Landes gerichtet. Dieselben werden darin anfgefordert, die Geistlichen ihrer Verwaltnngskreise anzuweisen, am nächsten oder ait einem der folgenden Sonntage den Inhalt der Verfügung wörtlich oder in entsprechendem Sinne , ihren Gemeinden von der Kanzel zur Mittheilnng bringen. Das Schriftstück drückt Freude darüber aus, daß das päpstliche Schreiben neben ungerechten Beschuldigungen in manchem seiner Worte Achtung Und Wohlwollen gegen die Protestanten in beweglicher Sprache knndgebe. Aber da das Hanpt der katholischen Kirche zugleich die Ausforderuug au die Protestanten richtet, von ihrem kirchlichen Bekenntnis; abzufallen, so wird darin ein unberechtigter Eingriff die evangelische Kirche erblickt, der mit Entschiedenheit zurückgewicsen wird. Der Erlaß des evan-Nelischen Oberkirchenrathes bemerkt in dieser Hinlicht: „Einer Mahnung an die Glieder der evan-^lischcn Landeskirche, dieser Stimme nicht zu folgen, iverde es nun zwar nicht bedürfen, Wohl aber gemeine cs sich, gegenüber diesen Ansprüchen, der vie-"n Evangelischen, die inmitten römisch-katholischer Umgebungen so manchen Versuchungen zur Untrene gegen ihr Bekenntniß preisgegeben seien, mit doppelter Sorge zu gedenken und die Mittel herzugeben, um denselben die evangelische Schule uud Seelsorge zn sichern, wie dies der Zweck der in den nächsten Tagen und Wochen abzuhaltenden Kollekten für die dringendsten Nothstände unserer Kirche und für die Gustav-Adolf-Stiftuug sei." In Madrid setzt der Justizminister Nomero Ortiz, ein gemäßigter Republikaner, seinen Kampf gegen das Mönchs- nnd Nonnenwesen mit seltenem Radikalismus fort. Der Aufhebung des Jesuitenordens folgte ein Dekret anf dem Fnße, wonach cs allen religiösen Körperschaften als solchen überhaupt nicht mehr gestattet seiu soll, unbewegliches Gut zn erwerben. Anch eine allgemeine Amnestie für Preß-vergehen erließ Ortiz. Mehr als 500 spanische Jesuiten haben sich laut der „Jndependance" in Lissabon angesam-melt; auch in Bordeaux sind viele Ordenömitglieder aus Spanien cingctrosfen. Das berühmte Komplot in Konstantinopel scheint nach einer Version der „Ind. belge" nur auf eine alte strafbare Serailkuppelei hiuauszulaufeu, da sich „keine Spnr einer politischen Tendenz bis nun in dieser mysteriösen Affaire Nachweisen läßt." Original-Korrespondenz. — ? Wien, 18. Oktober. Kein glücklicher Stern leuchtete gestern der Eröffnung nufereS ReichsratheS, ungeachtet die Oktobersonne ihr hellstes Gold Uber den provisorischen Holzban vor dem ehemaligen Schotten-thore ansgegvssen hatte. Wir meinen dies nicht etwa deshalb, weil die leichtlebigen Wiener erst aus den Abendblättern ersahreu mußten, daß ihr Parlament nach langen Sommerferien wieder zusammengetreten sei, sondern weil die Versammlung kaum — beschlußfähig war. Ja, böse Zungen behaupten sogar, wenn der Präsident eine schärfere Brille benützt hätte, so hätte er Viele fehen müssen, die nicht da waren nnd doch hätten da sein sollen, nm die mindeste Zahl zur Beschlußfähigkeit, die hundert voll zu machen. Es war auch in der That ein trostloser Anblick, diese Versammlung, die eigentlich keine Versammlung war. Ueberall Lücken, weite Lücken, nur manchmal unterbrochen durch eine traurige Gestalt, die weniger Gedanken und Sorgen als Langeweile im Kopfe zu haben schien, denn das Gähnen war, wie nach einer dnrchschwärmten Nacht, ein allgemeines und leider ansteckendes. Bei dieser Stimmung des Hauses war anch der Moment, wo die neuen Mitglieder ihr An-gelöbniß leisteten, nichts weniger als feierlich, und als der Namensaufruf der „Neuen" koustatirte, daß selbst von diesen manch' theures Haupt fehlte, da machte sich ein leises Murren vernehmbar. Merkwürdig ist übrigens der Umstand, daß die Fehlenden sich vorzugsweise ans den Reihen derjenigen rekrntirten, die in den diversen Kronlandshanptstädten Himmel nnd Erde in Bewegung gesetzt hatten, um mir in den ReichSrath gewählt, nm nur „Herr Reichsrath" titulirt zu werden. Bekanntlich gipfelt der Ehrgeiz gewisser Kirchthurmgrößen darin, in den Landtag nnd aus diesem in den ReichSrath gewählt zu werden. Bei deu Mängeln unseres Wahlsystems, bei der Indolenz unserer Wähler, bei dem blinden Respekt vor dem Besitzenden gelingt es auch in der Regel. Freilich macht schon der Verlaus der ersten Session aller Welt klar, daß die Wahl keine glückliche war; deuu der ehrgeizige Mann hat nichts gethan als geschwiegen, dabei aber mit Wohlbehagen seine Diäten eingestrichen. Nichtsdestoweniger sitzt er nicht nur seine ersten sechs Jahre in jenem glücklichen Zustand, welchen das otiuw oum «liAnititts verleiht, ruhig ab, sondern er wird auf neue sechs Jahre — wieder gewählt. Die Ur-gemüthlichkeit der Wähler verwehrt ihnen nämlich, ihre Stimme einem nenen Kandidaten zn geben. Dieses rücksichtslose Vorgehen würde ja den Mann ihrer ersten Wahl beleidigen, uud das soll bei Leibe nicht geschehen. Sv kommt der „Ehrenmann" ans der parlamentarischen Laufbahn Nicht mehr heraus, und weil ersieh für nneutbehrlich hält, so beginnt er feine Ver- pflichtungen, die mit den wohlklingenden Titeln „Abgeordneter und „Reichsrath" verknüpft sind, aus der Kavaliersperspektive zu betrachten. Er schweigt nicht nur, wie früher, sondern er glänzt anch durch seine Abwesenheit von den Sitzungen'; wenn's hoch kommt, läßt er sich wegen „häuslicher Angelegenheiten" entschuldigen. Die „häuslichen Angelegenheiten" sind aber in der Regel die Freuden der flotten Herbst-Jagden. Und von diesen Reichsräthen soll die nene Kräftigung nnd Stärkung unseres Bürgerministerinins ansgehen? — DaS wäre ein vergebliches Mühen! Glücklicher Weise sitzt ein gesunder Kern in unserem Parlamente, der immerdar seine Schuldigkeit thnt uud anch die Lässigen uud Sauinseligeu an ihre heilige Ehrenpflicht, an ihr dem Volke verpfändetes Wort mit Ernst und Nachdruck, und daher auch nicht ohne Erfolg, mahnen wird. Zur Tagcsgeschichte. — Ein interessantes Schlaglicht anf die Affaire Kellersperg wirft die Aenßernng des Abgeordneten Eonti in einer der letzten Sitzungen des Triester Landtages. Derselbe meinte, daß der Urheber der vorge-sallenen Exzesse in Triest ein früherer Statthalter ge wesen sei. Die „Tr. Zeitnng," als sie diese Stelle brachte, bezeichnet den Herrn Baron Bach als den von Conti gemeinten Statthalter. Eonti jedoch erktärte im „Eittadino," daß er nicht Bach gemeint habe, son dern Kellersperg, denn Bach habe das Terrain bere its so vorgefunden, wie es Kellersperg geschaffen habe. — Sonntag Abend brach im Waarenmagazine des Florusdorser Bahnhofes Feuer aus und griff, trotz schnell von allen Seiten herbeigeeilter Hilfe, begünstigt dnrch den herrschenden Sturmwind nnd namentlich genährt durch die großen aufgespeicherten Waareuvorräthe, mit so nngehen-ker Schnelle nm sich, daß nicht nur dieser, sondern auch der gegenüberliegende zweite Flügel und ein gerade zwischen beiden haltender Lastzug sammt seiner größtentheils ans Schweinen nnd Ochsen bestehenden Fracht ein Opfer des verheerenden Elementes wurden. Der Schaden soll sich anf viele tausend Gnlden belanfen. — Ueber die Jesuiten und das finstere und verderbliche Treiben dieses Ordens ist wohl selten richtiger und beherzigeuswerther geurtheilt worden, als es der erhabene Kaiser Josef, dieser große Verfechter der Humanität und wahre Freund des Volkes, in zwei, eben in die Öffentlichkeit gelangten Briefen that, welche der nachmalige Kaiser als Kronprinz an zwei mächtige Gegner der Jesniten, an den Herzog von Choiseul und an den Grafen Aranda, gerichtet hat. Sie enthalten alles, was über dieses Thenia zu sagen ist; die Charakteristik ist erschöpfend. Wir entnehmen den Briefen folgende Stellen: Ich kenne diese Lente so gut wie irgend jemand, kenne alle ihre Pläne, alle ihre Anstrengungen, in der Welt Finsterniß zu verbreiten uud überall Verwirrung zn stiften, damit die Jesuiten Europa vom Vorgebirge Finisterre bis zum Eismeere regiereu können. In China waren sie Mandarinen, in Frankreich Akademiker, Höflinge nnd Beichtväter, in Portugal und Spanien Granden des Reiches nnd in Paraguay Könige. Clemens XIV. hat sich einen unsterblichen Rnhm erworben, als er die Welt von den Jesniten befreite, diesen Meuchelmördern des Christeuthums, deren Name bloß noch in der Geschichte der Glaubensstreitigkeiten und des Jansenismns Erwähnung finden wird. Ehe man sic in Deutschland kannte, war die Religion für die Völker eine Quelle der Glückseligkeit, aber diese Menschen haben sic gefälscht nnd aus ihr ein häßliches Götzenbild, ein Werkzeug ihres Ehrgeizes, eiuen Deckmantel für ihre schändlichen Pläne gemacht. Ein Orden, der im Süden aus der fanatischen Fantasie eines spanischen Mönches entsprang; ein Orden, der nach einer allgemeinen Herrschaft über den menschlichen Geist strebt und der, nm zu diesem Ziele zn gelangen, alles dem untrüglichen Senat im Lateran zu nnterwerscn sucht, ist für die Urenkel Tent'S ein verhängnißvolles Ge schenk gewesen. Das hauptsächliche und einzige Ziel, welches die Jesuiten verfolgen, besteht darin, ihren Ruhm und ihre Macht ansznbreiten und die Wett in tiefe Finsterniß zu hüllen. Die Unduldsainkeit der Jesuiten hat die Leiden eines dreißigjährigen Krieges über Deutschland verhängt; ihre Grundsätze haben Heinrich von Frankreich nm Thron und Leben gebracht; der gransaine Widerruf des Edikts von Nantes hat ihr Werk gekrönt. Ihr Einfluß .... ist nur zu bekannt. Ferdinand II. und Leopold hörten bis zn ihrem Tode nicht auf, sic zu beschützen. Die Erziehung der Jugend, die Literatur, die Vertheilung von Belohnungen, die Erueunuug zu den höchsten Stellen, das Ohr der Könige, das Herz der Königin, mit einem Worte: alles wurde ihrer listigen Leitung überliefert. Mau weiß nur zu genau, welchen Gebrauch sic davon machte», welche Pläne sic anSzu-sühreu verstanden, welche Ketten sic für die Völker schmiedeten. Wenn ich hassen könnte, so würde ich eine Menschenrasse verabscheuen, welche Fenölon verfolgte, die Bulle in ooonu Domini hervorrief uud Rom verächtlich machte. Lokal- und Provinzial-Angelegenheiten. Lokal - Chronik. — (Jag d.) Morgeu findet die große Rehjagd in Lüitfch statt, zn welcher Se. Durchlaucht der Fürst Windischgrätz zahlreiche Einladungen ergehen ließ. Auch Se. k. k. Hoheit der Erzherzog Ernst wird erwartet. — (In der deutschen Sonntagspredigt in der hiesigen Domkirche) ereiferte sich der Herr Domklaplan Klnn über die Eltern, welche ihre Kinder in die hiesige protestantische Schule schicken. Außerdem beleuchtete er in seiner Art die liberalen Bestrebungen der Jetztzeit und die modernen Glaubcus-reformen. Ron ge wnrde als ein dem Trnnke ergebener Mensch geschildert, der in Wirthshänseru uud Bierhallen seine Vorträge halte; Forstner als Irrsinniger, der an der Gehirnerweichung leide und in ein Irrenhaus gehöre; Luther als ein zvrmnüthiger Mensch; Calvin sei, bevor er als Prediger anstrat, als Bösewicht nnd Verbrecher bekannt gewesen. Wenn die liberale Partei etwas beweisen wolle, dann brauche cs nur in einem Tagblatte zu stehen, und alle ihre Anhänger glauben darau, die Kirche hingegen müsse ihre Beweise aus der heil. Schrift holen, und selbst dann werden jene Leute davou uicht überzeugt. Der Redner meinte zwar, daß diejenigen, welche feine Predigt angehc, nicht gegenwärtig feien; er belobte ferner die Frauen, welche vick frömmer wären als die Männer, wenn sic nur nicht von ihren Brüdern, Vätern und Männern zu fürchten hätten. — (Zweiter Frühling.) Die heutige „L. Z." erwähnt eines zum zweitenmale blühenden Kastanicn-baumes in der Schulallee. Als Seitenstück hiezn wurde uus ein Weinrebenzweig mit einer nahezu vollkommen entfalteten Blüthentranbc aus dcm Garten des Herrn Terpin in das Redaktionsbureau gebracht. Np (Theate r.) Im Jahrc 1780 beendigte Schiller, der damals als Regiments-Medikus angesiellt war, seine „Räuber," die er aus eigene Kosten drucken liest uud die im Jänner 1782 in Mannheim mit dem glänzendsten Erfolge zur Aufführung kamen. Eine Stelle in den „Räubern," wodurch sich die Graubiindtner beleidigt fühlten, veranlaßte eine Beschwerde, nnd der Herzog von Württemberg verbot Schiller, außer dem medizinischen Fache etwas drucken zu lassen, auch warute ihu der Herzog in einer Unterredung vor seinen dichterischen Berirrnngen nnd verlangte, daß er ihm alle seine poetischen Bersnche zeigen sollte. Dies kouute Schiller uicht eiugehen und entwich heimlich aus Stuttgart, was den Herzog aber zn keinerlei strengen Maßregeln gegen den Dichter veranlaßte Diese historische Thatsache liegt den „Karlsschülern" zu Grunde. Daß Laube diesen geschichtlichen Stofs nach seinem Gebranche nmgeniodelt hat, schadet der Geschichte nichts nnd ist dem dramatischen Dich 1er jederzeit erlaubt, ja häufig sogar unbedingt uothwendig. Die Aufführung war wohl eine' etwaü zu übereilte und waren die meisten Darsteller mehr oder weniger unsicher. Herr Frauzelius (Schiller) spielte mit viel Schwung und Feuer, doch ist ein Erfolg in dieser Rolle wohl kein verläßlicher Maßstab fiir einen Schauspieler, weil man damit viel Sand in die Augen strenen nnd mit traditionellen „Druckern" wirken kann. Die Maske war sehr gelungen.' Die Herren Stefan (Bleistift) und Moser (Herzog) spiel ten recht brav, doch glauben wir, daß beide Rollen durch gegenseitigen Tausch der Darsteller gewonnen hätten. Frl. Äonradin gab die sinnige „Lanra" recht zart nnd gefühlvoll, doch' hinderte eine merkliche Indisposition das Verleger und für die Redaktion verantwortlich: Ottomar Bamberg. Fräulein an der vollen Entfaltung ihrer Mittel. Frl. v. Stefany und Frl. Mahr, sowie Herr Parth befriedigten. Das Publikum war den Abend über sehr beisallSlnstig nnd ries die Darsteller zu wiederholten malen. !Ans dem Gerichtssaale. Rudolfswerth, im Oktober. (Ein Kind mit zwei Müttern.) Am 6. März l. I. kam die ledige Magd A. V., als sie sich von Reichcnbnrg zn ihrer verheiratheten Tante L. P. nach S. in Untcrkräin begab, unterwegs mit ciuem Kmde nieder. Bei ihrer Taute augelangt, bewog sie diese, das Kiud als das der letzteren ans-zngeben nnd auf ihren Namen taufen zu lassen. A. V. ging selbst mit dem Kinde nm 11 Uhr Abends znni Pfarrer nach C., welcher anch das Kind als jenes der Eheleute P. taufte. Da L. P. eiue mehr als 50 Jahre alte Persou ist, so mußte cs den Nach baru auffallcn, daß dicfc mit ciuem Kinde niedergc-komuicn fein solle. Dies gelangte znr Kenntnis; des Pfarrers, welcher das Kind bereits als ehelich ins Taufbuch eingetragen hatte, nnd derselbe erstattete die Anzeige wegen Betrug. Sowohl A. B. als auch L. P. gestanden bei der Schlnßvcrhandlnng dcn Sachverhalt, indem sic angabcn, es sei dies zur Rettung des guten Namcns dcr crstcren geschehen. Der Gerichtshof fand in dieser That nicht die böse Absicht, jemanden zn hintergehen oder einen Schaden znzn-fiigen, erkannte beide des Verbrechens des Betruges uicht schuldig, wohl aber dcr Ucbcrtrctuug ciucr falschen Meldung, und vcrurthciltc A. V. zu 48, L. P. zu 24 Stnndcn Arrest. Interessant war es, daß die Vernrtheilten das Kind, gleichsam als lebendes corpuL äelieti, zur Schlußverhandlnng brachten. Beide schienen mit gleicher Liebe an demselben zu hängen. (Ein Opfer feiner Dienstpflicht.) Karl Knrent, Gemcindebeamter zn St. Rnprecht, ein allgemein geachteter Mann, dcr sich das Gcmcindewohl schr angelegen sein ließ, ging einmal Ende Juni l. I. um Mitternacht die Nachtwache inspiziren. In einem Wirthshanse fand er einen Wächter, winkte ihm, her-anszngehen und seinen Dienst zu verrichten. Darüber hielt sich der dort anweseude Gast M. M., ein roher, brutaler Mensch, ans, ging hinaus, warf den Gemeinde-boamten zu Boden, so daß dieser durch den Fall beide Knochen des linken Unterschenkels brach. Er ließ ihn sodann Hilfslos liegen, kehrte ins WirthShans zurück nnd rühmte sich seiuer That. Karl Kurent lag eine Stunde hilflos im Freien, bis Leute kamen. Ein leerer Wagen wurde herbeigefchafft uud der Verletzte hinaufgelegt. Plötzlich kam M. Bi. hinzu, zog dcn Wagen eine Strecke weiter, stürzte ihn um, so daß Kurent nenerdings auf den Boden fiel. Bei diesem zweiten Falle gingen die Knochen des bereits gebrochenen Fußes in Trümmer und Splitter, drangen durch das Fleisch und die Haut und verursachten dcm Karl Knrent unsägliche Schmerzen. Um seiner Grausamkeit die Krone anfznsetzcn, stieß M. Bi. den Unglücklichen, der hilflos anf dem Boden lag mit Füssen und schlug ihn mit deu Fäusten, drohte jedermann, der znr Hülfe eilen wollte, ließ niemanden näher treten, bis er endlich, von seiner eigenen brutaleu Ausregnng erschöpft, abließ uud fortging. Drei Tage darauf starb Karl Kurcut am eingetretenen Brande, da bei dieser furchtbaren Zertrümmerung des Knochen uud der Wcich- theile keine ärztliche Hülfe möglich war. Bei der Schlußverhandlung fühlte M. M. nicht die mindeste Reue, nahm ganz gleichgiltig das Urtheil des Gerichtshofes hin, welches ihn wegen Verbrechens des Todtfchlages zn sechs Jahren schweren Kerker, verschärft mit einem Fasttage im Monate, vernrtheilte. Witterung. Laibach, 20. Oktober. NachtS starke Güsse. Morgens trübe, später thcilweise Aufheiterung. Südwestwind mäßig. WarmeS, mildes Wetter. Mittags Wärme: >14.0° (1867 -j-11.8», 1866 -s-7.6"). Barometerstand: 323.00 Linien, im Steigen. Das gestrige Tagesmittel dcr Wärme: -s-11.4", um 2.5" jsber dem Normale. Der Niederschlag biuuen 24 Stunde« 10.60 Par. Linien. Angekommene Fremde. Am 19. Oktober. l HVi, »» Milch, Kanfm., Wien, Ca- welli, k. k. Hanptm., Rudolfswerth. - Haradt, Hausbes., Wien. — Hartnig, Mvntnrsbeamter, Pegan. — v. Geldern, Wien. — Spitzer, Kaufm, Wie». — Kober, Kanfm., Wien. — Uhl, Kanfni., Wien. — Leban, Kanfm., Triest. — Fuchs, Gewerksbes., Kanker. I Baron Königsbrnnn, Graz. — Ratschitsch, Krainburg. - Fosilli, Italien. — Petric, Selo. — Tänzer, Doktor dcr Medizin, Graz. — Poche, Triest. — Kontscha, Förster, Eberstein. — Griinfeld, Wien. — Lettclheim, Wien Müller. Jergis, Triest. , , ISnl Feigerle, Geschäftsreisender, Mai land. — Norfa, Triest. Verstorbene. Den 19. Oktober. Katharina Eßlaner, Juwoh-uerswitwe, alt 71 Jahre, im Zivilspital an Marasmus. Theater. Heute: Marthü. Oper in 4 Akten von F. v. Flotow. Personen: Ladh Harriet Dnrham, Frl. Jelliuek. — Nauch, Frl. Weiß. — Lord Tristan Mikleford, Hr. Pichon. — Lhonel, Hr. Ander. — Plumkct, Hr. Rößler. Morgen : „Sie hat ihr Herz entdeckt" nnd „Hanni lacht, Hanst weint." Korrrspondeiy. Vinien in VV!<>„ : DaS Feuilleton mit herzlichem Dank empfangen, erscheint in dcr morgigen Nummer. Wir hoffen zuversichtlich, daß wir deshalb mit dcn Briefen anS Wien nicht verkürzt werden. Gänzlicher Ausverkauf des (73-3) Manufaktur- u. Posamentir-Waareulaaers bei , St. Peters-Vorstcidt Nr. 3. Line verrechnende Kellnerin wird für einen hiesigen Gasthos gesucht. (82—2) Nähere Auskunft im Komptoir dieser Zeitnng. Wiener Börse vom 19. Oktober. StS.k1sk0QÜL. Geld 5perc. österr. Währ. . 54.90 dto. v. I. 1866 . . 59.— dto. National-Anl. . 62.70 dto. Metalliqnes 57.40 Lose von 1854 . . . 79.25 Lose von 1860, ganze Lose von 1860, Fünft. 84.50 93.— Prämiensch. v. 1864 . 96.10 vriinäsntl.-vdl. Steiermark znüpCt. 86.50 Kärnten, Kram n. Küstenland 5 „ 84.— Ungarn. . zu 5 „ 74.50 Kroat.n. Slav. 5 „ 75.25 Siebenbürg. „ 5 „ 70.75 Nationalbank . . . 758.50 Creditanstalt . . . 212.40 N. ö. EScompte-Ges. 635.-Analo-österr. Bank .165.75 Oefl. Bode»cred.-A. ,!l93.-Oefl. Hypoth.-Bank .! 68.— Stcier. ESco»ipt.-VI.!si7.— Kais. Ferd.-Nordb. .185.-Südbabn-Gcsellsch. . 186.8» Kais. Elisabetb-Bahn. 164.-Carl-Ludwia-Bahn Sb«.75 Siebend. Eisenbahn . 146.75 Kais. Franz-Josesöb.. 161.75 Fünsk.-Barcser E.-B. 158.50 Alsöld-Fium. Bahn . >48.75 rk»»adrtsks. Nation. ö.W. verlosb. 03.25 Ung. Bod.-Creditanst. 01.— Allg.öst.Bod.-Credit. 102.25 dto. in ssI-rückz. .> 84.4» Ware 54.— 50.1» 62.!'» 57.50 70.75 84.6» 03.50 W. 20 87.50 90. 74.75 75.75 71. 750.5» 212.6» 637. 166.- 105.— 60.— 221.— 185.50 187.20 164.50 200. 147.25 162.25 158.75 140.25 03.50 91.5» 102.75 84.60 Geld Ware Oest. Hypoth.-Bank < »6.— 06.5» Siidb.-Ges. zn500Kr.> 08.5» 99.— dto. Bon« 6 pCt. 217.25 217.75 Ncrdb. (100 sl. CM.) 89.— uo.— Sieb.-B.<20Ofl.ö.W.) 81.2» «1.3» Rndolssb.(3»0fl.ö.W.)' 8l.5» 82.— Franz-Jos. (üUU fl.S.) 86.25 86.75 I-oss. Credit 100 fl. ö. W. . 1S8.— 138.5» Don.-Dampssch.-Ges. zn IVU fl. CM. . . 01.5»! 02.50 Triestcr 10» fl. CM. .118.-12».-dto. 5» fl. ö.W. . 53.- 55.- Osener . 40 fl. ö.W. 3».5o! 31.50 Eßterhazy fl. 40 CM. 15».—155.— Salin . „ 40 „ SO.— 4».— !alffy . „ 4» „ 20.50 3».5» larv . „ 4» „ 34.5» 35.5» St. Genois,, 4» „ 31.— 32.— Windischgrätz so „ 21.75 22.25 Waldstein . 20 „ 21.50 22.5» Keglevich . I» „ 14.50 15.5» RndolsSstist. Ivö.W. 13.5» 14.25 VsoLsvl (3 Mon.) AugSb. IVO fl.südd.W. 06.4» 96.60 Franks. 10» fl. „ „ 06.50 06.75 London 10 Pf. Sterl. 115.75 115.85 Paris 100 Francs . 45.85 45.9» MlNLSU. Kais.Münz-Ducaten. 5.51» 5.52 20-FrancSstitck. . . 9.22' 9.23' Bereinöthaler . . . 1.70 1.7» Silber.................113.25 113.75 Telegraphischer Wechselcours vom 20. Oktober. 5perc. Metalliqnes 57.30. — 5perc. Metalliqnes mit Mai- und November-Zinsen 57.30. — 5perc. National Anlehen 62.20.— 1860er Staatsauleheu 84.80. — Bankaktien 757. — Kreditaktien 213.10. — London 115.50. — Silber 113.35. K. k. Dukaten 5.51. _____ Drnck von Jgn. v. Kleinmayr L Fed. Bamberg in Laibach