LMcher Taiibllitt., Redaction und Expedition: Bahnhofgasse Nr. 15. ¥'« . ffvfv Pränumerationspreise: e> rx, » a 3itf e«t io n r cif c : Eia- >2 -i • J • J . ha_: er o.ja . ■ /< '■fillVtl 1 UHll zw> rvi iwt V ~ thnltinr ^ ^ fv -I A fX- . *_ ^ Nr. 133. pEBÜßE Freitag, 13. Zum 1879.—Morgen: Basilius. EBl^S 1L. Jahrg. Mit der Poft: Gaiuiähr. fl. 12. J zeigen bis 6 Zeilen 20 tr. ^ ° Der Ruf nach neuen Männern. Das Wiener „Fremdeublatt", welches so glücklich ist, mit politischen Artikeln aus offizieller und offiziöser Küche gespeist zu werden, führt Klage über die geringe Theiluahme der liberalen Bevölkerung an der Wahlaction und vermeint, die Ursache der flauen Theilnahme in dem unklaren und zerfahrenen Charakter des letzten Parlamentes gefunden zu haben. Das unter offiziellen Fittigen gedeihende Blatt erhebt gegen das nunmehr aufgelöste Abgeordnetenhaus des Reichsrathes den Anwurf, es habe zu viel „hohe" Politik getrieben, sich in nutzlose, unfruchtbare Kämpfe eingelassen und die praktischen Bedürfnisse der Bevölkerung gänzlich übersehen, es sei daher dringend nothwendig, neue Männer, welchen auch neue Ideen imiewohuen, zu wählen und in das neue Abgeordnetenhaus abzusenden. Während das „Fremdenblatt" dem Rufe nach neuen Männern Worte leiht, geht dasselbe gleichzeitig unter die Astronomen und sieht bei den in den letzten Tagen abgehaltenen Parteitagen und Wählerversammlungen am politischen Himmel Sterne hervortreten, die neuer Ideen entbehren, die wieder im alten Geleise wandeln, mit dem alten Inventar arbeiten und nicht die Kraft finden werden, um neue Bahnen zu betreten, um Neues auf die Tagesordnung zu setzen. Es sei nns gestattet, die Frage zu stellen: wem denn die Hauptschuld zur Last falle, daß die abgelaufene Reichsralhssession zum größten theile eine unfruchtbare war? Hat das Abgeordnetenhaus den Ausgleich mit Ungarn, die Orientfrage und ihr Gefolge, die Occupatio» Bosniens und der Herzegowina und andere derartige Vorlagen im Reichsrathe eingebracht? Mußten nicht diese auf das Gebiet der „hohen" Politik gehörigen Fragen als brennende und unaufschiebbare Fragen ohne Aufschub in Berathung gezogen werden? Haben nicht die Fragen der „hohen" Politik alle anderen wichtigen inneren Fragen, die Reform | kr Verwaltung, Justiz- und Gewerbsgesetzgebung, die Grundsteuerreform, die Eisenbahnfragen, alle die Land- und Volkswirthschast betreffenden Fragen der Tagesordnung verdrängt? Haben die Debatten über den Ausgleich mit Ungarn, über den Berliner Vertrag und über die Oceupatious-frage nicht den größten Theil der Arbeitszeit der Reichsrathsabgeordneten in Anspruch genommen? Mußten nicht die Abgeordneten in die Weite schweifen und so das nahe Schöne stiefmütterlich der Vernachlässigung und Vertagung preisgeben? Konnten die Abgeordneten der Bevölkerung des Reiches gestatten, daß die Fragen der „hohen" Politik der Competenz des Reichsrathes gänzlich entrückt werden? Nach Zusammentritt des neu zu wählenden Abgeordnetenhauses dürfte es Aufgabe der Rc< gieruug sein, auf dem Gebiete der äußeren „hohen" Politik friedliche Bahnen einzuschlagen und dem Abgeordnetenhause die erforderliche Ruhe uud Zeit zu gönnen, damit dasselbe mit voller Thatkraft an die inneren, in erster Linie volkswirthschstlichen Fragen eifrige Hand aulege. Soll das Werk den Meister loben, so muß jenen Männern, die gelegenheitlich der Neuwahlen in das Abgeordnetenhaus werden berufen werden, Zeit und Ruhe gelassen werden, die inneren Fragen der Erledigung zuzusühreu. Ob zur Lösung dieser Aufgabe durchaus neue ?«■«. ?U Prüfen fi"d, ist eine andere Frage, b'e selbst vom profetischen „Fremdenblatt" in ungünstigem Lichte beleuchtet wird. Daß die abgelaufene Reichsrathssession keine gar so unfruchtbare war, coustatiert sogar ein angesehenes ausländisches Blatt, die „Morning Post"; sie betont nämlich, daß gegenwärtig selbst die Czecheu bereit sind, der lange zurückgewiesenen Vor theile der Vertretung im Reichsrathe theil-hastig zn werden. Politische Uebersicht. Am 11. d. ist in Wien im gemeinsamen Finanzministerium die österreichisch-ungarische Zollkonferenz zusammengetreten. Dieselbe hat die Aufgabe, die Durchführung jener Beschlüsse zu berathen, welche in den Ministerkonferenzen bezüglich der Einbeziehung von Dalmazien uud Istrien sowie der occupierten Gebiete in den Zollverband gefaßt wurden. Das neueste Reichs ge setzblatt veröffentlichte drei Gesetze. Dieselben betreffen die Anwendbarkeit des Gesetzes zum Schutze des Brief-und Schriftengeheimnisses auf Falle der Desin-ficieruug von Briefen, die Stempel- und Gebührenbefreiung der aus Anlaß der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares errichteten Stiftungen, ferner die Veräußerung mehrerer Objekte des unbeweglichen Staatseigenthumes. Außerdem wurde eine Verordnung des Ministers des Innern kundgemacht, welche neue Bestimmungen über die Ausnahme von Prakticanten für den Staatsbaudienst enthält. Das Programm der steiermärkischen Fortschrittspartei erfährt auch in ungarischen Blättern abfällige Kritik. Der „Pester Lloyd" schreibt: „Dieses Programm würde, wenn man es einmal in Thaten umfetzen wollte, in wenigen Tagen dahin führen, Oesterreich, die Verfassung und den Fortschritt zum Gespötte der ganzen politischen Welt zu machen." Den neuesten Nachrichten zufolge gehen die Ezechen nicht in den Reichsrath, der „Po-krok" sagt: „Eine Verständigung ist ohne vollständige Aeuderuug des Sisteins und Beseitigung der Machtstellung der Deutschen nicht denkbar. Was nützt beispielsweise die Concession einer ezechischen Universität, welche blos eine Vignette ans einem leeren Geschirr wäre? Unsere Selbstverwaltung muß solchergestalt sein, daß wir nicht nur regieren können über die czechische Sprache, Feuilleton. Die Rache des Hassan Bey. (Fortsetzung.) Seit der Entthronung Abdul Aziz' war mit Hassan Bey eine große Veränderung vorgegangen. Kaum hatte er durch seine Schwester aus dem Harem der Valide-Sultana den wahren Sachverhalt hinsichtlich jenes denkwürdigen Abends erfahren, so wußte er auch sofort, wo der Stein des Anstoßes lag. Nur Hussein Avni, der seinen Gebieter entthront hatte, konnte ein solches Verbrechen, wie die Ermordung des Sultans, seinem Gewissen ausbürden. Hassan war vollkommen von der Ueberzeugung durchdrungen, daß nur der genannte Würdenträger der Anstifter der Mordthat gewesen sein konnte. Diese Ueberzenguug ist keine bloße Annahme, wofür ja die Thatfachen an sich allein sprechen würden, sondern sie ist erwiesen. Hassan sprach sich nämlich in diesem Sinne ganz offen, namentlich am ersten Abende nach der Katastrophe, als er, wie gewöhnlich, im „Cafe Flamm" in der Grande Rne de Pera etwas zu tief ins Glas geblickt hatte. Die Polizei, von diesen Declarationen unterrichtet, hinterbrachte auch diese Aeußeruugen dem Seraskier, aber Hussein Avni lächelte und sagte zum Ueberbringer der Meldung, dem Polizeipräfecteu (Bruder Essad Bey's, zuletzt Botschafter am Wiener Hofe): „Er ist ein Narr, wir haben von ihm nichts zu fürchten; ich werde aber dem Bramarbas gleich-wol die Gelegenheit nehmen, sich weiter zu kompromittieren." . . . Eine Stunde später war vom Seraskierat aus an Hassan Bey der Befehl ergangen , sich unverzüglich aus Stambul zu entfernen und sein neues Domicil in Bagdad zu nehmen. . . . Als am Abende desselben Tages Hassan Bey, wie gewöhnlich, im „Cafe Flamm" erschien, äußerte er: „Ich werde nicht nach Bagdad gehen, und jene, welche mich exilieren wollen, werden in Kürze eine noch viel weitere Reise antreten.". . . Der Ueberbringer des Befehls, ein Adjutant des Kriegsministers, verließ ohne Antwort das Lokal. Der Augenblick der Entscheidung war für Hassan gekommen. Er selbst ermangelte nicht, sich als den „Rächer Abdul Aziz'" hinzustellen, und wie ernst er es mit dieser Mission nahm, sollen wir sofort erfahren. . . . Dieser Zwischenfall trug sich am Abend des 14. Juni zu. Es ist ganz unerklärlich, daß Hassau Bey die ganze Nacht auf den 15. Jnni und auch diesen zweiten Tag hindurch ganz un-U’cmftänbet seinen gewöhnlichen Beschäftigungen nachgeheu konnte. Die Geringschätzung, welche Hussein Avni gegenüber dem tscherkessischen Offizier damit offenbar zur Schau trug, sollte leider ihre verhängnisvollen Folgen haben. . . . Um 5 Uhr nachmittags machte Hassan nochmals seinen Rnudgaug von Bierschauk zu Bierschank, wie er es an jedem ändern Tage gewöhnt war, nur mit dem Unterschiede, daß er diesmal eine ganz exorbitante Menge geistiger Getränke cousumierte. Gegen 6 Uhr abends verließ er in voller Parade Pera, um an der Riva von Tophana einen Kaik zu besteigen, der ihn nach Kuskundschik, wo sich die Sommerwohnung Hussein Avni's befand, bringen sollte. Als Hassan ans Land gestiegen war und den Bootsführer bezahlt hatte, fragte letzterer, ob er nicht harten solle. „Es ist überflüssig," meinte der Offizier, „ich werde nicht so bald zurückkommen." Im Jali des Kriegsministers erfuhr Hassan, daß jener nicht anwesend sei, sondern im sondern auch über die Taschen der Czechen, und das kann nur möglich sein durch eine angemessene staatsrechtliche Stellung des Königreichs Böhmen zu Oesterreich." Der Reichsfinanzminister Freiherr v. Hof-maun wird in Bälde eine längere Jnspections-reise nach Bosnien und der Herzegowina antreten. Das „Reuter'sche Bureau" bringt folgende, noch unverbürgte Nachricht: „Zwischen Oesterreich und der Türkei ist eine Frage bezüglich der amtlichen Anerkennung ausländischer Konsuln in Bosnien entstanden. Ein von der russischen Regierung ernannter Konsul kain jüngst in Bosnien mit dem Berat des Sultans an, und in Erwiderung auf die von der österreichischen Behörde erhobenen Einwände erklärte er, daß, da Bosnien türkisches Gebiet sei, ein Exequatur nicht noth-wendig wäre. Der Gouverneur von Bosnien weigert sich indeß in Gemäßheit von Instructionen aus Wien, den Konsul anzuerkennen, der infolge dieser Schwierigkeit bisher davon abgestanden ist, sich an öffentlichen Angelegenheiten oder Feierlichkeiten zu betheiligen." Die „Agence Russe" meldet, daß Oesterreich-Ungarn, England und Frankreich sich dem Proteste angeschlossen haben, den Deutschland wegen Verletzung der internationalen Vertrüge betreffs der gemischten Gerichte an den Khedive gerichtet hat. Rußland hat diesem Proteste gleichfalls zugestimmt. Die Verhandlungen zwischen Deutschland und dem Batican sollen demnächst wieder fortgesetzt werden. Die „Italic" tritt dem Gerüchte, betreffend die Concentrierung italienischer Truppen anderösterreichischen Grenze, entgegen und führt den Nachweis, daß Italien nur die gewöhnlichen Greuzgarnisonen hält, welche inclusive der Truppen in den Festungen höchstens 20,000 Mann betragen. Der Ansmarsch der Jrregnlären in Novibazar nach Mazedonien hat bereits begonnen. In Mitrowiza stehen 200 Lastwaggons zu ihrem Weitertransporte bereit. Der Sultan besteht auf der Anerkennung Bosniens und der Herzegowina als türkischer Kirchenprovinz. Tagesneuigkeiteu. — Erzherzog Kronprinz Rudolf ist, wie die „Boh." berichtet, in Rivadesella (an der asturischen Küste) gelandet, um in den Gebirgen von Stadt-Konak Mithad Paschas einer Ministerkonferenz anwohne. Niemand vom Personale (das den Fragesteller nicht kannte) nahm Anstand, dem Offizier, den man für den Ueberbringer irgend einer dienstlichen Meldung hielt, diese Auskunft zu geben. Haffan begab sich wieder an die Landungstreppe, um ein anderes Boot zu besteigen, mit der Weisung, ihn zur Landungstreppe von „Sirkedschi Jskelessi" (unweit des Stambuler Bahnhofes) zu überführen. An Ort und Stelle angekommen, passierte Hassan Bey ein kleines Malheur. Als er nämlich ans Land sprang, fiel ein Revolver aus dem Schafte eines der hohen Reiterstiefel, die er trug. Der Kaikdschi (der später in dieser Richtung eine Zeugenaussage machte) war nicht wenig darüber erstaunt; der Offizier aber bemerkte lächelnd, er könne den Revolver unter dem Uniformrocke nicht gut anbringen, und doch müsse er ihn mitnehmen, da er die Waffe jemandem schenken wolle. Der ahnungslose Bootsführer stieß wieder vom Lande, nachdem ihn Hassan reichlich mit Bakschisch bedacht hatte. Wenige Minuten später saß der Offizier im Sattel eines Miethpferdes und trabte die Serajmauer entlang, an der Sophienmoschee vorüber und die Divaniestraße hinauf, durch welche die Tramway zieht.... Asturien eine Bärenjagd abzuhalten, dann über Avila einen Ausflug nach Sierra de Gredos zu einer Steinbockjagd zu unternehmen. Um die Mitte des Monats findet in der Nähe des Escurial eine Adlerjagd statt, dann erfolgt von Madrid ans über Paris die Rückkehr nach Wien. — Goldene Hochzeit. Ganz Deutschland feiert das Jubelfest des deutschen Kaiserpaares; Berlin war am 11. d. bis in die entlegensten Vorstädte mit Flaggen, Gnirlanden und Kränzen von Goldflitter, Laub und Tannengrün, mit Büsten und Bildnissen des Kaiserpaares, mit Transparenten, an welchen Sinnsprüche angebracht sind, festlich geschmückt. Alle Straßen waren vom frühen Morgen an von einer festlich gekleideten Menge durchwogt. Aus den Provinzen war der Znzng ein massenhafter. Auf dem prächtig geschmückten Dönhofsplatze wurde von über zweitausend Sängern und Musikern eine musikalische Festproduction ausgeführt. — Zn den ReichsrathsWahlen bringt der „Figaro" folgende Sinnsprüche: Wähle wie du, wenn du dich hinterher beklagst, wünschen wirst, gewählt zu haben! Man soll den Wahltag nicht vor der ersten Budgetdebatte loben. Vorversammlungsstunde hat Gold im Munde. Wer die Wahl hat, hat den Scandal. Sechsmal sechs ist sechsunddreißig, Ist die Kammer noch so fleißig, Und ist sie reaktionär, Geht im Reich doch alles quer. Wer Rückschritt sieht, ihn hindern kann, Und thut es nicht, ist schuld daran. Wer schwärmt für böhmische Autonomie, Der kommt um fein Recht, er weiß nicht wie. Hente roth, morgen devot. ■ Wenn die Noth am höchsten, Sind hohle Phrasen am nächsten. — „Nix deutsch!" In Agram haben einige kroatische Studenten bei den Vorträgen einer deutschen Operettengesellschaft in einer Weise exeediert, daß es zn einem förmlichen Scandale kam, bei welchem schließlich die Polizei intervenieren mußte. Um eine Wiederholung ähnlicher ärgerlicher Szenen zu verhüten, hat der Stadthauptmann nicht etwa die nationalen Störenfriede in gebührender Weife gestraft, sondern einfach der erwähnten Operetten-gesellschast die Abhaltung weiterer Vorträge in deutscher Sprache untersagt. Der Surndschi (Pferdemiether) hatte später die Zeugenaussage gemacht, daß Hassan beim Mausoleum Sultan Mahmuds II., in welchem bekanntlich auch Abdnl Aziz beigesetzt wurde, einige Augenblicke sein Pferd anhielt nnd unverständliche Worte vor sich hinmurmelte. Diese kleine Episode erklärt sich wol von selbst, denn wir haben bereits oben vernommen, daß der Offizier sich thatsächlich eine Rachemission auferlegt glaubte, durch deren Erfüllung derjenige unschädlich gemacht werden würde, der in den Augen des Rächers und aller übrigen Anhänger des Heimgegangenen Sultans als der Mordanstifter galt. So behauptet nämlich der anonyme Autor des sensationellen Werkes „ Serail und hohe Pforte", das soeben im Verlage von A. Hartleben erschienen ist. Die Quelle, welcher er speziell in dieser Angelegenheit folgt, ist keine geringere als Mithad Pascha selbst, indem der Autor versichert, einer Planskizze von der Hand des berühmten Staatsmannes zu folgen, wie überhaupt alle Details des Ministermordes nach dessen Aussagen und geschriebenen Notizen bearbeitet sind. Doch kehren wir wieder zur Sache zurück. (Schluß folgt.) — Das Annoncenwesen steht in England und Nordamerika in höchster Blüte, dort wird die Wichtigkeit des Juseriereus erfaßt. Die „Times" brachten in einer einzigen Nnmmer 67 Spalten Annoncen, die dem Weltblatte eine Geldeinnahme von mehr als 20,000 fl. eintrugen. Lokal-undProvinM-Angelegenheiten. — (Pers onalnachrichten.) Herr Oberst-lientenant Braun des Infanterieregiments Freiherr V. Kuhn Nr. 17 wnrde vom Feldregimente in Livno znm Reservekommando in Laibach übersetzt. — Herr Oberstlientenant Johann Barrault des Peter-wardeiner Infanterieregiments Freiherr v. Philip-povich Nr. 70 wurde nach dem Ergebnisse der erneuerten Snperarbitriernng als zum Truppendienste untauglich unter gleichzeitiger Vormerkung zu Lokaldiensten in den Ruhestand versetzt. — (Ernennung.) Der Ackerbauminister hat den Bergmeister der Bergdirection in Jdria, Herrn Johann Bnsek, zum Adjnncten im Status der Bergbehörden ernannt. — (Die Waffe »Übungen der k. f. Landwehr) finden in diesem Jahre in einer Periode statt, und zwar beginnt dieselbe am 1. August. Die Einberufung zur Waffenübung erfolgt mittelst spezieller Einberufungskarten, daher nur jene Landwehrmänner einzurücken haben, welche diese Karten zugestellt erhalten haben. Die Einberufenen haben an den in den Einberufungskarten bezeichnet^ Tagen um 7 Uhr früh mit ihren Landwehrpäsien zu erscheinen. — (Unbestellbare Briespostsen -dnngen.) Beim hiesigen Postamte erliegen seit 28. v. M. nachstehend verzeichnete unbestellbare Briefpostsendungen , u. z.: I Wegen mangelnder Adresse: a) Korrespondenzkarte: E. K. an Freund in Prüfungsangelegenheiten; b) Brief ohne Adresse (Monogramm H). — II. Wegen nicht erfolgter Bestellung: a) Korrespondenzkarten an: Johann Kurz in Neumarkt, Ferdinand Lilek in Wien, Max Serkul in Wels, Jeremias Kac in Graz; b) Briese an: Direction der Wiener Handelsbank in Wien, Margarethe Thome in Salloch, Thomas Legat in Görcsöny, Gustav v. Slawik in Venedig (2 Stück), Maria Stare in Graz, Johann Snoj in Rakek, Jakob Pavovc in Klagenfürt, Theresia Arlang in Graz, Johann Benedek in Agram, Maria Kntek in Sagor, Lina Tolp in Vukovar, Franz Haller in Gacko, Martin Zinajsek in Peilenstein, Fanny Ju-gowitz, Johanna Kolar, Johann Nadliöek, sämmtlich in Triest, Jakob Schidan in Graz, Theresia Taucer in Triest, Moriz Frank in Hamburg (2 Stück), Thomas Biteuc in Gacko, Jakob Bremer in Hrastnik, F. K. in Wien, A. R. in Laibach, Martin Veräcaj in Gnrkfeld, Johann Jerono in St. Peter, Anna Tomic in Rann, Josef Jesich in Berbir, Engelbert Klein in Wien, Franz Dolzan in Triest, Giacomo Merkel in Rom, Moriz Frank in Hamburg, Franz Verhovsek in Jablanica, N. Wnrzinger in Salzburg, Joses Korzan in Nenmarktl, Helene Mali in Agram, Franz Snbel in St. Panl b. L., Franz Ritter in Jicin, Josef Klopcic in Aßling, Maria Cerne in Wien, Johann Gnsel in Dervent, Theresia Mrak in Triest, Franz Praznik in Laibach (Rndolsbahn-hos), Pollak in Lichtenwald, Marianna Sirnik in Agram, Josef Casl in Triest, X. Hauptmanu in Leoben und Hugo H. Hitschmaun in Wien. — (Danzers Orpheum aus Wien.) Eine ansehnliche Zahl hervorragender Mitglieder aus Danzers Orpheum arrangierte vorgestern unter der Direction des Herrn Franz Kriebaum im Garten der hiesigen Casinorestauration einen Ber-gnügungsabend seltener Art. Es fand sich ein aus allen distinguierten Bevölkerungskreisen Laibachs bestehendes Publikum ein, und amüsierte sich dasselbe bei Ausführung eines reichhaltigen, mehr als 25 interessante Piecen enthaltenden mannigfaltigen Programms bestens. Die künstlerische Kräfte besitzende Gesellschaft rollte ein getreues Bild vom Wiener Leben auf. Der Leiter der Gesellschaft. Herr Franz Kriebaum. präsentierte sich als stimmbegabter rind wohlverständlicher Coupletsänger ersten Ranges und erwarb sich stürmischen Beifall. Fräulein Lina Walter - Ern est überraschte die Zuhörerschaft mit ihrer kräftigen, selten vorkommenden Contra-Altstimme, und brillierte diese Sängerin überdies durch elegantes Auftreten. Elektrisch wirkten die heiteren Wiener Lieder des Fräuleins Mariette; das lebhafte Wesen dieser Lokalsängerin versetzte den Zuhörerkreis in beste Stimmung. Bewunderung erregte der berühmte Athlet Herr Ch. E r n e st, der mit 100 Kilo schweren eisernen Kugeln wie mit Pomeranzen spielte uud immense Kraft entwickelte. Hochgradigen Applaus erzeugten die Pro-ductionen des Negerkomikers Herrn W. Conrich, des Pseudo-Paganini Herrn John P r i c e, die Balancierübungen der Herren Gebrüder Adrian und Pierre Price, das Tanzduett des Fräuleins Sandlet) und Herrn W. Conrich, die mit Blitzesschnelle ausgeführten Schnellzeichnungen des Herrn E. Richards und das von der Familie Price vortrefflich aufgeführte Glockenkonzert unter Leitung des kleinen Kapellmeisters. Die Chinesentänze und Voltigeurübungcu der Familie Price riesen große Heiterkeit wach und ergötzten in erster Linie die Jugend. Bei der gestrigen zweiten Gastvorstellung fanden sich bei 400 Zuhörer, beziehungsweise Zuschauer ein; leider störte das in der zehnten Abendstunde sich drohend anmeldende schwere Gewitter die ruhige und totale Abwicklung der zweiten Abtheilung des Programms. Heute abends findet die dritte, beziehungsweise Abschiedsvorstellung statt. — (Ein Schadenfeuer) brach in der gestrigen zehnten Nachtstunde in Jnnergoriza, Bezirk Umgebung Laibach, aus; 7 Bauernhäuser summt Wirtschaftsgebäuden wurden eine Beute des infolge Sturmwindes genährten Elementes. — (Aus der Bühnenwelt.) Die Ge-sangskomiker Friedmann und Laska erwarben sich die besondere Gunst des Publikums, erstem im Ludwig'schen Sommertheater in Prag und letzterer in Olmütz, beziehungsweise Proßnitz — Der k. k. Kammer- und Wiener Hofopernsänger Herr S c a r i a ist gelegentlich der letzten Vorstellung der „Götterdämmerung" von vierstündiger Bewußtlosigkeit befallen worden und nicht unbedenklich erkrankt. — (Vom Büchcrt ische.) Aus A. Hartlebens Verlag in Wien erhalten wir soeben die Lieferungen 2 bis 4 von „Die W elt bilduu g des Kaufmannes. Anregende Betrachtungen für denkende Kaufleute über Beruf und Stellung im Geschäft und öffentlichen Leben." Von Dr. I. Minoprio. (Erscheint in 10 handlichen Lieferungen ä 30 Kreuzer.) Der Verfasser, der sich als „seif made“ Mann unabhängig von tonangebenden „wissenschaftlichen Autoritäten" eine selbständige Ueberzengnng vom wirtschaftlichen und staatlichen Leben gebildet, bringt in diesem Werke die Ergebnisse seiner Forschungen und Beobachtungen in volkstümlicher, fließender Sprache zur Darstellung. Frei von schnlmäßiger Anmaßung und Kleinlichkeit, werden aus dem wirklichen Leben geschöpfte Grundsätze und Lehren entwickelt, die nicht auf eitle Sittenrichtern, Schönfärberei und Wortmacherei hinauslaufen, sondern überall Wesen und Bedeutung der Vorgänge zu treffen suchen und damit die beste Anregung zu selbständigem Erfassen und Weiterforschen geben. Wir empfehlen dieses durch neue uud weitreichende Ausblicke sich aus-zeichueude Buch des Verfassers allen denen, welche eine Erweiterung und Vervollständigung ihrer Bildung erstreben, auss angelegentlichste. Bestellungen hieraus besorgt die hiesige Buchhandlung von Kleinmayr & Bamberg. Als Beleg über die Vorzüglichkeit dieses Werkes bringen wir im lokalen Theile unseres heutigen Blattes den interessanten Artikel „Der Handelsstand und die Steuerreform." Die neuesten Fundamentalartikel des Grafen Hohenwart. Graf Hohenwart, derzeit abermals Stern erster Größe am national-klerikalen Horizonte, richtete an die Wähler des krainifchen Großgrundbesitzes nachstehendes Schreiben: „In dem Augenblicke, in welchem der Großgrundbesitz berufen ist, durch Neuwahlen in das Abgeordnetenhaus sein kostbarstes Recht neuerdings auszuübeu, muß ich mir erlauben, meine geehrten Herren Mitwähler auf einige Momente aufmerksam zu machen, die mir so hochwichtig erscheinen, daß ich sie ihrer ernstesten Erwägung empfehle. „Einer entschieden couservativeu Idee seine Constituierung als besonderer Wahlkörper verdankend, war dem Großgrundbesitze die Ausgabe zugedacht, gleichsam die Mittlerrolle zwischen den beiden großen Wahlkörpern der städtischen und der ländlichen Bevölkerung zu übernehmen und durch das Gewicht seines Votums das Staatswesen xben-sosehr vor einem überstürzten Vorwärtsdrängen als vor Stagnation oder gar Rückschritten zu bewahren. Es war diese Idee gewiß eine um so berechtigtere, als gerade der seiner Natur nach conservative, gleichzeitig aber durch höhere Bildung den großen Werth, die Notwendigkeit eines vernünftigen Forschrittes vollkommen würdigende Großgrundbesitz in eminentester Weife zu einer solchen Mittlerrolle befähigt schien. „Aber auch noch in einer ändern, gerade in Oesterreich fo überaus wichtigen Richtung, nämlich in der nationalen, war der Großgrundbesitz zu eiltet solchen vermittelnden Rolle berufen. Mitten im Volke stehend und doch wieder durch seine sociale Stellung in der Lage und genöthigt, mit den verschiedenen Nationalitäten des Reiches in näheren und freundschaftliche« Verkehr zu treten, war vorzugsweise er berufen, den nationalen Kämpfen die Spitze abznbrecheu, für die Gleichberechtigung aller Nationalitäten einzutreten und durch ihre Befriedigung das sie alle umschlingende Band immer fester zn knüpfen. „Durch eine conseqneiite, zielbewußte Thätigkeit in diesen beiden Richtungen konnte der Großgrundbesitz sich Verdienste um das Reich erwerben, die seine bevorzugte Stellung in den Vertretungskörpern als eine vollkommen gerechtfertigte und segensreiche gegen jeden Angriff sicherftellen mußten. „Und wenn wir nun fragen, ob der Großgrundbesitz im großen und ganzen diese hohe Aufgabe erfaßt und erfüllt habe, so beantwortet ein einfacher Rückblick auf die Verhandlungen und Abstimmungs-liftcn des Abgeordnetenhauses diese Frage leider mit einem entschiedenen Nein. „Seine konservative Natur verleugnend, hat sich der Großgrundbesitz in politischer und nationaler Beziehung der herrschenden Partei angeschlossen und, anstatt die Gegensätze zn mildern und zu versöhnen, zu ihrer Verschärfung sehr wesentlich beigetragen: er hat so selbst das Schicksal über sich herauf-beschworen, das jede Institution, die ihrem Zwecke nicht entspricht, früher oder später ereilt; er hat seine eigene Existenzberechtigung in Frage gestellt, und heute bereits wird feine Beseitigung von einem Theile seiner selbstgewählten Bundesgenossen gefordert, von anderen als Compensationsobjekt behandelt, für welches man Zugeständnisse in anderer Richtung zu gewähren und einzutauschen bereit wäre. „Es scheint mir daher die höchste Zeit, daß der bisher beschrittene verhängnisvolle Weg verlassen und der Großgrundbesitz wieder jener großen, vermittelnden Ausgabe zugeführt werde, die ihm durch unsere Verfassungseinrichtungen zugedacht ist und in welcher allein er seine Existenzberechtigung, seine Kraft und Sicherung gegen jeden Angriff wiederfinden wird. „Zu diesem Ende scheint mir eine vorläufige Verständigung wünschenswerth, und ich erlaube mir daher, Euer . . . einzuladen, sich am 2. k. M. um 5 Uhr nachmittags in dem Salon des „Hotel Eu- ropa" an der Wienerstraße in Laibach zu einer Besprechung einfinden zu wollen. „Sollte es Ihnen, was ich jedenfalls sehr bedauern würde, nicht möglich fein, zu dieser Besprechung und der tagsdarauf stattfindenden Wahl zu erscheinen, Sie jedoch den hier ausgesprochenen Ideen Ihre Zustimmung schenken, so erlaube ich mir die Bitte, Ihre in bianco ausgefertigte Ver--tretungsvollmacht bis spätestens 24. Juni an meine unten bezeichnete Adresse einsenden zu wollen." Die „ Presse" begrüßt dieses interessante Schriftstück an leitender Stelle mit folgenden Bemerkungen : „Dieser Schritt des Grasen Hohenwart wäre schon an und für sich sehr auffallend, weil die überwiegendste Majorität des Großgrundbesitzes von Kram zu allen Zeiten streng verfassungstreu war und es deshalb jedenfalls sonderbar erscheint, daß gerade Graf Hohenwart diesmal die Initiative zu einer Zusammenkunft der Großgrundbesitzer von Krain ergreift. Graf Hohenwart entwickelt in diesem Schreiben in einigen prägnanten Sätzen seine Ansichten über den Beruf und die Stellung des Großgrundbesitzes im politischen Leben, wobei er die bisherige Haltung des Großgrundbesitzes entschieden verurtheilt. Graf Hohenwart viudi-ciert dem Großgrundbesitze eine „Mittlerolle" zur Ausgleichung der nationalen sowie auch der Interessengegensätze im Staate. Diese Aufgabe hat nun nach seiner Ansicht der Großgrundbesitz bisher nicht erfüllt; ja Graf Hohenwart geht soweit, daß er über die gesammte Thätigkeit des Großgrundbesitzes den Stab bricht und die kühne Behauptung verficht, der Großgrundbesitz habe „seine eigene Existenzberechtigung in Frage gestellt." Wie aus Vorstehendem ersichtlich ist, trägt die Agitation der Grazer Fortschrittspartei gegen die spezielle Vertretung des Großgrundbesitzes im Abgeordnetenhause und die Hetzerei, welche die erklärten Organe dieser Partei wider die Großgrundbesitzer-Curie tagtäglich zu erneuern für ersprießlich erachten, ihre Früchte I Ohne diese, die Wähler aus dem Großgrundbesitze verletzende Agitation hätte es wol Graf Hohenwart niemals versucht, die Werbetrommel im krainischen Großgrundbesitze zu rühren, der seit dem Bestehen der Verfassung stets und Mausgesetzt mit der verfassungstreuen Partei gewählt und der in dem Grafen Anton Auersperg seinen erleuchteten Führer, den er wiederholt in die Landesvertretuug entsendete, verehrt hat. Graf Hohenwart mag mit seiner Thesis von dem ausgleichenden uud vermittelnden Beruf der Großgruudbesitzer-Curie — akademisch gesprochen — die seinen Standesgenoffen im österreichischen Staatsleben entsprechende Rolle nicht so unrichtig bezeichnet hoben, aber im Munde eines so prononcierten Parteimannes, wie es Graf Hohenwart nun einmal ist, im Munde des anerkannten Führers der „Rechtspartei" im Abgeordnetenhanfe klingt die Melodie befremdlich. Man erinnert sich an ähnliche Lehrmeinungen aus halbvergangener Zeit und an die letzten Schlußfolgerungen aus denselben, welche in Gestalt der Fundamentalartikel, dieses einseitigsten Parteimanifestes, Oesterreich überrascht hat." Der Handelsstand und die Steuerreform. Bon Dr. I. Minoprio. Unter den vielen Stimmen, die sich über die wichtige Frage der Steuerreform vernehmen lassen, sind nur sehr wenige, welche an dieselbe mit voller Unbefangenheit herantreten und sie von einem freieren Standpunkte aus nach gefunden wirtschaftlichen Grundsätzen im Zusammenhänge zu beurtheilen suchen. Unter Steuerreform verstehen wir eine allmählich fortschreitende Vereinfachung des Steuer» Wesens nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Dies setzt zunächst eine klare Scheidung der Steuern und Staatseinnahmen in grundsätzlich richtige und empfehlenswerte und in verkehrte nnd verwerfliche Gattungen voraus. Daß nicht jede Staatseinnahme gleich em-pfehlenswerth und gerecht ist, darüber dürften die Meinungen der Gelehrten kaum auseinandergehen. Daß unter den bestehenden vielerlei Stenern, Auflagen und Gebühren manche den Anforderungen der Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht entsprechen, ist unschwer zu beweisen. Das Bedürfnis nach Steuerreform ist von allen Seiten anerkannt. Aber so sehr dies Wort fast in aller Munde ist, so wenig bestimmt und vorgeschritten sind noch die Meinungen über die leitenden Grundsätze und die Richtung der noth-wendigen Resormbewegung. Allerdings gibt es in fachmännischen Kreisen entschiedene Anhänger der direkten Besteuerung, und die Agitation gegen die indirekte Besteuerung hat z. B. in Preußen in den letzten Jahren mit der Aufhebung der Mahl- und Schlachtsteuer und deren Ersetzung durch die städtische Klassensteuer einen namhaften Erfolg erzielt. Aber merkwürdigerweise hat es fast den Anschein, als ob man sich dieses Erfolges eher zu schämen als zu rühmen Ursache habe. Der Erfolg scheint erzielt zn sein unter Berufung auf ein von Wenigen Führern ausgegebenes Parteischlagwort, Welches heißt: Aufbringung der Staatseinnahmen auf dem Wege direkter Besteuerung. Dieses Schlagwort scheint von mehr Leuten geglaubt und wiederholt, als behalten und verstanden worden zu sein. Dafür spricht wenigstens das bunte Gemisch der Meinungen, welches über Steuer» fragen herrscht, uud der Mischmasch von angeblichen Steuerreformvorschlägen, welcher in Regierungsentwürfen und deren Motiven mtb Abhandlungen darüber fast ausnahmslos ausgekramt wird. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß eine rationelle Ordnung des Steuerwesens im Interesse aller Staatsbürger liegt. Wenn man sich die Steuerfrage in ihrer einfachen Form vorstellen will, so muß dieselbe etwa lauten: Die Bürger müssen nach Maßgabe ihrer Leistungsfähigkeit zur Deckung der Staatsausgaben beitragen. Das einfachste Verfahren, um diese Beiträge zu erhalten, besteht in der Schätzung der Leistungsähigkeit des Einzelnen und Erhebung der Steuer nach den Ergebnissen dieser Bestellungen. Viele Finanzschriftsteller machen sich die Erörterungen über Steuerfragen sehr leicht, indem sie einfach fämmtliche bestehenden Steuern als ein „Steuerfifteni" erklären und die verschiedenen Steuern, so gut es geht, zu rechtfertigen und dem „Sistem" anzupassen suchen. Daß auf diesem Wege keine Verbesserung und Vereinfachung im Steuerwesen erzielt werden kann, liegt auf der Hand. Blicken wir ans die Entstehung der meisten Steuern, so finden wir, daß sie zn Zeiten ansgekommen sind, wo weder von einem geordneten Staatswesen, noch viel weniger von geregelten Finanzen die Rede war. Der Ursprung der Steuern liegt in nichts anderem, als in dem Recht des Stärkeren. Zölle und Mauthabgaben stammen ans den Zeiten der lustigen Raubritter, die einfach, weil sie die Macht dazu hatten, an ihren Burgen vorbeiziehende Kaufleute nach Belieben ausplünderten. Diese Herren merkten nach und nach, daß sie mit einfachem Aus-plündern ein schlechtes Geschäft machten, und ließen sich deshalb lieber von den Kauftcuten Abstands gelber bezahlen. Trotzdem die Schriften über Steuerwesen eine sehr umfangreiche Literatur repräsentieren, sind doch gar viele Fragen über dieses Gebiet keineswegs klargestellt, und es kommen unter den herkömmlichen „Grundsätzen der Steuerpolitik" sehr viele merkwürdig schwach begründete, ja bei genauerer Prüfung völlig unhaltbare Regeln vor, die aber nichtsdestoweniger bei Fachmännern und Laien in sehr großem Ansehen stehen. Von sistenmtischer Ordnung und prinzipieller Regelung des Steuerwesens sind bis jetzt in fast allen zivilisierten Staaten der alten wie der neuen Welt nur sehr mäßige Anfänge vorhanden. Man spricht bei steuerpolitischen Fragen so viel und so gerne von der Wichtigkeit der Praxis. Man hält die Probe der praktischen Erfahrung allen ReuerungS- und Verbessernugsvorschlägen entgegen. Vielfach bedeutet diese Rücksicht ans die Erfahrung nichts weiter als das Verlangen, alles beim Alten zu lassen. Daher sagt man, die alten Steuern, woran das Volk gewöhnt sei, seien die besten. Hierin drückt sich nur die ängstliche Scheu vor Klarstellung und Regelung dieses wichtigen Gebietes aus. Zur Kennzeichnung unseres Standpunktes wollen wir zunächst einige Bemerkungen über die wichtigsten Arten von Steuern nach der gebräuchlichsten Einleitung hier anschließen. Eine Haupteintheilung der Steuern ist die in direkte und indirekte Steuern. Direkte Stenern wollen wir diejenigen nennen, welche unmittelbar von den Steuerpflichtigen erhoben werden; als indirekte sind diejenigen Steuern zu bezeichnen, welche aus einem Umwege durch Belastung von Verbrauchsgegenstäudeu oder durch Mittelspersonen erhoben werden. Die indirekte Erhebung der Steuer hat den Vorzug voraus, daß die meisten Staatsbürger dabei von der Steuerzahlung nichts merken. Dieser Vorzug fällt namentlich deshalb besonders ins Gewicht, weil bei der Mehrzahl der Bürger eine bedenkliche Abneigung gegen das Stenerzahlen vorausgesetzt wird. Durch die indirekte Erhebung wird die Plackerei und eventuell Psänderei bei einer Masse von Bürgern erspart. Es fragt sich nur, von welchen Artikeln die Abgabe erhoben werden soll, damit die indirekte Steuer einen ansehnlichen Ertrag liefere und die Erhebungskosten keinen zu großen Perzentsatz der Einnahme verschlingen. Das Steuerobjett muß ein derartiges sein, daß durch dessen Vermittlung eine möglichst große Zahl von Bürgern zur Beitragsleistung für die Staatsausgaben herangezogen wird. Es handelt sich darum, von der Masse der wenig Bemittelten überhaupt einen Staatsbeitrag zu erhalten. Deshalb müssen offenbar Artikel besteuert werden, die so ziemlich jedermann verbraucht. Wenn man durch die indirekte Steuer namentlich die kleinen Leute heranziehen will, so hat man in einer Abgabe von einem Haupteonsum-Artikel das Mittel, eine im ganzen sich ziemlich gleich vertheilende Kopfsteuer einzuziehen. In dieser Weise ist etwa die Wirkung der Salz-, Bier-, Branntwein-, der früheren Mahl- und Schlachtsteuer aufzufaffeu. (Schluß folgt.) Eingesendet. Einladung zur Probewalil. Das Unterzeichnete Comitd beehrt sich hiemit die verfassungstreuen Reiclis-rathswähler der Landeshauptstadt Laibach zu einer Versammlung einzuladen, die Mon tag den 16. Juni 1. J., aliends halb 8 Ulir, im Casinogelbäude (I. Stock) behufs Entgegennahme von Kandidaturen für den Reichsrath und Abhaltung einer Probewalil stattfindet. Laibach am 11. Juni 1879. Vom Centralwahlcomite für die Reichsrathswahlen in Krain. Witterung. Laibach. 13. Juni. Vormittags heiter, nachmittags schwarzes Gewölke in NO., ferner Donner, schwacher SO. Wärme: morgens 7 Uhr + 17 8°, nachmittags 2 Uhr + 23 8" C. (1878 + 21-2“; 1877 + 28 5" Barometer int Fallen, 734 75 Millimeter. Da^ vorgestrige Tagcsmittel der Wärme + 210°, das gestrige + 22 4", beziehungsweise um 2 6° und 4 0° über dem Normale; der gestrige Niederschlag 0 50 Millimeter Regen. Verstorbene. Den 11. I u n i. Franz AM, Zwängling, 82 I., Po-lanadamm Nr. 50, Typhus, I m Z i v i l s p i t a l e: Den 10. I u n i. Johann Pekenik, Arbeiter, 28 I. Lungentuberkulose. — Anton Kos, Inwohner, 40 I., Bauchtyphus, — Maria Lampel, Jnwohnersgattin, 78 I., sterbend überbracht. — Jakob Bokavsek, Kaischler, 41 I., Gehirnhautentzündung. Gedenktafel über die am 1 9. Juni 1 879 stattfindenden Li-citationen. 1. Feilb., Kastelic'sche Real., Weixelbnrg, BG. Sittich. 1. Feilb., Znpankiö'sche Real., Gumbise, BG. Sittich. 2. Feilb., Maierle'sche Real., Obergurk, BG. Sittich. 2. Feilb., Antoncic'schc Real., Debelihrib, BG. Sittich. 2 Feilb., Ho?evar'sche Real,, Mulan, BG. Sittich. — 2. Feilb,, Habii'sche Real., Poliz, BG. Sittich. — 2. Feilb., Zeleznik'sche Real., St. Paul, BG. Sittich. — 3. FeUb,, Sel'sche Real,, Budanje, BG, Wippach, — 2. Feilb, Mer-har'sche Real., Niederdorf, BG, Reifuiz — 2 sti-irfc Tome'sche Real,, Klcingabcr, BG, Sittich,