40958 DER BALKANHALBINSEL UND BEOBACHTUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DE CARL PATSCH LEITER DES BOSN.-HERZ. INSTITUTS FÜB BALKANFORSCHUNG IN SARAJEVO -HEFT 16- HAUS UND HAUSRAT KATHOLISCHEN NORDALBANIEN VON DB BARON FRANZ NOPCSA MIT EINEK TAFEL UND 50 ABBILDUNGEN IM TEXT PREIS 3 KBONEN SARAJEVO, 1912 Zur Kunde der Balkanhalbinsel I. Reisen und Beobachtungen: Heft 1: K. STEINMETZ, Eine Reise durch die Hochländergaue Oberalbaniens. Heft 2: J. KOETSCHET, Aus Bosniens letzter Türkenzeit. Veröffentlicht von G. Grassl. Heft 3: K. STEINMETZ, Ein Vorstoß in die Nordalbanischen Alpen. Heft 4: A. STRUCK, Makedonische Fahrten. I. Chalkidike. Heft 5: TH. A. IPPEN, Skutari und die Nordalbanische Küstenebene. Heft 6: K. STEINMETZ, Von der Adria zum Schwarzen Drin. Heft 7: A. STRUCK, Makedonische Fahrten. II. Die Makedonischen Niederlande. Heft 8: F. KATZER, Karst und Karsthydrographie. Heft 9: J. KOETSCHET, Osman Pascha, der letzte große Wesier Bosniens, und seine Nachfolger. Veröffentlicht von Gr. Grassl. Heft 10: E. LIEBERT, Aus dem nordalbanischen Hochgebirge. Heft 11: BARON F. NOPCSA, Aus Schala und Klementi. Albanische Wanderungen. Heft 12: J. WEISS, Die Dobrudscha im Altertum. Historische Landschaftskunde. Heft 13: E. BEI VLORA, Aus Berat und vom Tomor. Tagebuchblätter. Heft 14: F. TRZEBITZKY, Studien über die Niederschlagsverhältnisse auf der Südosteuropäischen Halbinsel. Heft 15: C. PATSCH, Bosnien und Herzegowina in römischer Zeit. II. Quellen und Forschungen: Heft 1: V. PRENNUSHI, Kängö popullore Gegnishte. Heft 2: KEMURA-ÖOROVIC, Serbokroatische Dichtungen bosnischer Moslims aus demXVII.,XVIII. und XIX. Jahrhundert. Heft 3: ST. NOVAKOVIC, Die Wiedergeburt des serbischen Staates. . Heft 4: C. LUCERNA. Die letzte Kaiserin von Trapeaunt in der südslawischen Dichtung. III. Inventare und Bibliographien: Heft 1: VL. ČOROVIČ, Mehmed beg Kapetanovid. Književna slika. Portsetzung auf der letzten Umschlagseite. HAUS UND HAUSRAT IM KATHOLISCHEN NORDALBANIEN t ZUR KÜNDE DER BALKANHALBINSEL I. REISEN UND BEOBACHTUNGEN HERAUSGEGEBEN VON DR CARL PATSCH LEITER DES BOSN.-HERZ. INSTITUTS FÜR BALKANFORSCHUNG IN SARAJEVO HEFT 16 : DK BAKON FRANZ NOPCSA: HAUS UND HAUSRAT IM KATHOLISCHEN NORDALBANIEN MIT EINER TAFEL UND 50 ABBILDUNGEN IM TEXT SARAJEVO, 1912 HAUS UND HAUSRAT IM KATHOLISCHEN NORD ALBANIEN VON DR BARON FRANZ NOPCSA MIT EINER TAFEL UND 50 ABBILDUNGEN IM TEXT / ALLE BECHTE, EINSCHLIESZLICH DES ÜBERSETZUNGSRECHTES, VORBEHALTEN SARAJEVO, 1912 40958 DEM FÖRDERER SEINER FORSCHUNGEN HERRN AUGUST KRAL, K. UND K. ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEM GENERALKONSUL, UND SEINER CHARMANTEN GEMAHLIN GEWIDMET VOM VERFASSER. Die Bewohner des nordalbanischen Hochgebirges sind bisher von fremden Kultureinflüssen nahezu ganz unberührt geblieben; es scheint mir daher nicht ohne Interesse zu sein, meine gelegentlichen Notizen über den Bau und die Ausstattung und Einrichtung der Häuser dieses Qebietes im Zusammenhange zu veröffentlichen. Um jedoch jeden Schein einer falschen Gelehrsamkeit zu vermeiden, beschränke ich mich auf das dort Beobachtete und Aufgenommene und sehe aus diesem Qrunde von eingehenderen Vergleichen mit dem bosnischen und dem makedonischen Hause und Hausrate ab, wiewohl sie mir aus eigener Anschauung gleichfalls teilweise bekannt sind. Da meine Reisen in Nordalbanien nicht zu ethnographischen Studien unternommen wurden, so ergibt sich daraus, daß die Aufzeichnungen keinen streng fachlichen Charakter haben und im Detail namentlich genauere Maße vermissen lassen. Wenn ich trotzdem sie nicht zurückhalte, so geschieht dies in der Hoffnung, daß sie manche in der Hand des Spezialisten brauchbare Angabe enthalten. Ihre Veröffentlichung wurde ganz besonders durch den letzten Feldzug Schefket Torghut Paschas veranlaßt, da damals sehr viele der von mir skizzierten Bauten zerstört wurden und zu erwarten ist, daß die jetzt neu aufzuführenden von fremder Beeinflussung nicht verschont bleiben werden, so daß meinen Notizen ein gewisser historischer Wert zukommt. Die Illustrationen sind faßt alle nach meinen Skizzen und Photographien unter meiner persönlichen Anleitung von Herrn Robert Lischka angefertigt worden. Für perspektivische Fehler in den von mir entworfenen Zeichnungen leiste ich Abbitte, da das Zeichnen leider nicht meine starke Seite ist, doch ist immerhin eine schlechte Zeichnung besser als keine. Die Bilder Fig. 28 und 32 sind dem Buche High Albania von M. Edith Durham entnommen; für die Erlaubnis hiezu möchte ich sowohl der Verfasserin als auch dem Verleger, Edward Arnold in London, auch an dieser Stelle danken. Unter Scheu und Mißtrauen der Bevölkerung hatte ich bei den Notierungen in keinerlei Weise zu leiden, obzwar gerade das Zeichnen von Häusern, das Vermessen von Wohnräumen u. dgl. Hantierungen sind, durch die ein Fremder sonstwo leicht Anstoß erregen kann. Dies wird besonders deshalb hervorgehoben, weil dadurch neuerlich dokumentiert wird, daß in Nordalbanien Studien leichter auszuführen sind, als man gemeiniglich annimmt. Ujarad, November 1911. Fig. 1. Vorderseite einer Holztruhe aus Skutari. Über den Hausbau in Nordalbanien liegt eine systematische Arbeit bis jetzt nicht vor, und auch die zerstreuten Notizen enthalten nur wenige genauere Daten. Mit Abbildungen albanischer Häuser sind wir noch spärlicher bedacht worden. Die ältesten enthalten, von den phantastischen Darstellungen auf älteren Karten, wie auf der von Camotio aus dem Jahre 1571, abgesehen, soviel ich ermitteln konnte, Beresford, Sce-nes in Southern Albania (London, 1855) Tafel und H. F. Tozer, Researches in the Highlands of Turkey (London, 1869) I 300. Der letztere bietet auch ein Bild des seither von türkischen Truppen zerstörten Herrensitzes von Prenk Bib Doda in Oröschi. Aus dem ganzen folgenden Zeiträume 1870 bis 1900, also aus vollen dreißig Jahren, ist mir nur eine einzige Abbildung eines albanischen Profanbaues bekannt geworden, die Photographie eines befestigten Wohnhauses in Detschani bei K. Oestreich, Reiseeindrücke aus dem Wilajet Kossowo') S. 350. Im Jahre 1903 publizierte A. Baldacci, Nel paese del Cem2) S. 42 zwei Sennhütten, eine hölzerne und eine steinerne, aus dem Gebiete der Klementi; 1904 beschäftigte sich C. Patsch, Das Sandschak Berat in Albanien3) Sp. 25 ff. 86, 100, 134, ') Abhandlungen der K. k. Geographischen Gesellschaft in Wien I, 1899. *) Bollettino della Societä Geografica Italiana. 3) Schriften der Balkankommission der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Band III. 195 mit Bauern- und Adelshäusern in Mittelalbanien, die an den Typus des alten Herrenhauses yon Oröschi erinnern, heute aber im Wilajet Skutari nicht mehr vertreten sind. Im selben Jahre veröffentlichte K. Steinmetz, Eine Reise durch die Hochländergaue Oberalbaniens1) S. 4 ein Wohnhaus in Schläku, ein Jahr darauf in seinem »Vorstoß in die Nordalbanischen Alpen s)< S. 56 eine Kula im Qaue der Krajsnitsch und 1908 in dem Reiseberichte »Von der Adria zum Schwarzen Drin3) S. 35 eine Kula aus Ksela. 1909 finden wir derartige turmartige Wohnhäuser aus Nikaj und Lürja bei E. Durham, High Albania S. 196 und 318, eine Sennhütte aus Dragobija im Walbonatale bei E. Liebert, Aus dem Nordalbanischen Hochgebirge4) S. 55 und ein Haus aus Schläku bei L. Edlinger, Wanderungen durch Bosnien,Montenegro, Albanien5). 1910 veröffentlichte M. Kaucky im Casopis Ceskych Turistü die Skizzen zweier Häuser im Tzem-Tale und ich selbst brachte in meinen albanischen Wanderungen »Aus Schala und Klementi«6) S. 30 Taf. VII, X, XI, XIII und XIV eine Kula aus ein Qehöft, ein Wohnhaus und Stallungen in Bregumätja sowie Sennhütten aus dem Gebiete der Klementi. Die letzten Beiträge stammen schließlich aus dem Jahre 1911, von Ekrem Bei Vlora, Aus Berat und vom Tomor') Taf. VI und VII Photographien von Wohn- und Einkehrhäusern und der Grundriß eines mittelalbanischen Herrenhauses, von E. Jäckh, Im türkischen Kriegslager durch Albanien8) S. 43 eine Kula in Nordalbanien und von A. Baschma-koff, A traverse le Montenegro et le pays des Guegues9) Kulen und Hütten vom oberen Lim. Eine noch geringere Darstellung als die Bauten hat bis jetzt die Innenausstattung der Wohnhäuser erfahren. Ich vermochte außer meiner Photographie10) des Interieurs der Kula des ') Zur Kunde der Balkanhalbinsel. I. Reisen und Beobachtungen Heft 1. !) Ebenda Heft 3. s) Ebenda Heft 6. 4) Ebenda Heft 10. s) Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig 1909 Fig. 6. ") Wie o. Anm. 1, Heft 11. ') Ebenda Heft 13. 8) Heilbronn, E. Salzer. 9) St. Petersburg, Imprimerie »Russo-Frangaise«. ,0) Aus Schala und Klementi Taf. VII Fig. 14. Sädri Lüka zu Oköli in Sesi bloß zwei, dafür aber prächtige Zeichnungen von E. Durham1) ausfindig zu machen, von denen die eine das Innere einer Schkreli-, die andere die Feuerstätte einer Mirditenwohnung vorführt. Beide werden weiter unten reproduziert. Eingehendere Aufmerksamkeit ist seitens verschiedener Reisenden den Bauten in Skutari, Kroja, Berat usw. zuteil geworden; ich beschränke mich jedoch hier auf die baulichen Leistungen des nordalbanischen Berglandes, das nur bei größerem Zeitaufwande begangen werden kann, und ziehe die städtischen Behausungen sowie die der Litoralebene nur soweit heran, als sie auf die Bauart der Maltzoren Streiflichter werfen. Das moderne Skutariner Haus wurde grundsätzlich nicht berücksichtigt. — Der Hausbau liegt im Berglande, allgemein genommen, sehr darnieder. In nicht geringem Maße ist schuld daran die türkische Regierung, welche — statt für das Voikswohl zu sorgen und so ihre Untertanen auf eine höhere Stufe der Gesittung zu heben — dem infolge der Minorität der Osmanen in Europa von ihrem Standpunkte nicht unberechtigten Grundsätze huldigte, daß ein armes, unzivilisiertes Volk leichter zu beherrschen sei als ein reiches. Im Zusammenhange steht damit, daß man in Albanien auch in Friedenszeiten bis zuletzt an dem mittelalterlichen Prinzipe festhielt, das Haus des Verbrechers, den man nicht mühelos einfangen konnte, zu verbrennen, um auf diese Weise die ganze Familie in Armut zu stürzen, was natürlich auf die Bautätigkeit im Lande eine äußerst ungünstige Wirkung ausübte. Den primitivsten Wohntypus, den ich in Nordalbanien antraf, stellen die Höhlenwohnungen des Tzemtales zwischen Dinöschi und Üra Ljmaiss im Gebiete des Stammes Grüda dar2); sie entsprechen vollkommen den prähistorischen Abris. Hier ragen im Flußufer, etwa 8 bis 10 m über dem Wasserspiegel, durch Sickerwasser stärker verfestigte, horizontale diluviale Konglomeratbänke stellenweise weit über die unteren weicheren, ausgewaschenen vor und bilden lange, niedrige, ziemlich tiefe ») A. a. O. 46, 330. s) Aus Schala und Klementi 8. höhlenartige Nischen, die sich, durch eine Trockenmauer vorn abgeschlossen, leicht zu ziemlich schwer zugänglichen Wohnstätten adaptieren ließen. Wo die Hohlräume groß genug sind oder wo sich mehrere Nischen nebeneinander vorfinden, dient häufig der eine Teil den Menschen, der andere dem Kleinvieh zum Unterschlupf. Besonders große Höhlungen werden durch Rutengeflecht abgeteilt. Sonst ließen sich im Wilajet Skutari derartige Troglo-dytenbehausungen nicht nachweisen, aber nur deshalb nicht, weil anderswo infolge der geologischen Beschaffenheit des Bodens die natürlichen Bedingungen nicht vorhanden sind. Da die Gruda ein relativ zivilisierter Stamm sind, so wäre das Auftreten der Abris eher überall als in Qruda zu erwarten gewesen. Völlig analoge Flußhöhlenwohnungen kommen auch in der Herzegowina an der mittleren Narenta und an der oberen Bregawa vor; es ist also ein weit verbreiteter Typus, der sich aber wohl lokal entwickelt hat. Fast ebenso primitiv wie diese von der Natur selbst gebotenen Unterkünfte sind die runden Rohrhütten, welche sich die Fischer in den Sumpfgebieten der Küstenebene bauen. Das Gerippe der Hütte, die ich in der Kneta Baldrens, nordwestlich von Alessio, gesehen habe, bestand aus acht eingerammten, oben sich berührenden unbehauenen Stämmen, die an der Spitze mit Benützung von Astgabeln verbunden waren. Als Mantel diente lang geschnittenes Rohr, in dem eine Lücke als Tür und Fenster zugleich ausgespart war. Der Basisdurchmesser des konischen Wohnraumes mochte 2, die lichte Höhe 2*5—3 m betragen haben. Der Wetterschutz war so vollkommen, daß bei einem heftigen Regengusse auch nicht ein Tropfen durchsickerte. Solche Kegel werden in Albanien nirgends dauernd bewohnt. Dagegen stehen viereckige Rohr- und Laubhütten mit Pflockgerippe und Wandgeflecht an der Küste (z. B. bei Pülaj an der Bojänamündung), beziehungsweise im Qebirge monatelang in Benützung. So hausen, um von den letzteren nur ein Beispiel anzuführen, die Sesi1), wenn sie ihre Almen, wie die auf der Cafa Walbons, beziehen, monatelang in solchen luftigen, ') $ wie scharfes, ? wie weiches englisches th, 6 wie tj. aus Buchenreisig geflochtenen und mit Laubwerk eingedeckten Sommerwohnungen. Die angeführten Typen haben für die Kenntnis des Kulturgrades und der Wirtschaftsformen des Gebietes und darüber hinaus als Illustrationsmaterial für ältere Kulturperioden gewiß ihre Bedeutung, doch kann man sie schwerlich zu den eigentlichen Bauten rechnen. Wir stehen deshalb davon ab, auf sie hier genauer einzugehen, und gehen zu den Dauerwohnungen über. Das albanische Gebäude, als Haus gegisch Schpi, als Hütte Bun genannt'), steht in seinen beiden wohl gesonderten Hauptteilen infolge der Kommunikationsschwierigkeiten in engster Abhängigkeit von der Natur des Bodens seines Standortes. Das in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehende Baumaterial bestimmt, ob das Haus ganz, Mauern und Dach, aus Stein oder ganz aus Holz aufgeführt wird oder ob die beiden möglichen Kombinationen Steinmauern mit Holzdach und Holzwände mit Steindach eintreten. Da in der sogenannten Maltzija mäje, der die Stämme Grüda, Hoti, Kasträti, Schkreli und Klementi angehören, überall Kalkstein ansteht und dieser sich infolge seiner Spaltbarkeit zu Bauzwecken vortrefflich eignet, und auch die Maltzija wogel mit den Stämmen Mertüri, Schäla, Schöschi, Topläna und Duschmäni sowie Pulati ziemlich kalkreich sind, herrscht hier ausschließlich der Steinbau. In den waldreichen Gebieten südlich des Drin, in Ptika und Merdita, wo das Gestein bröckelig ist, trifft man dagegen ziemlich viele Holzbauten an; Steinbauten können sich hier nur etwas besser situierte Familien erlauben. Und in der Küstenebene, insbesondere am Mäti, in Bregumätja, müssen sich infolge des völligen Steinmangels selbst recht wohlhabende Leute mit Holzhäusern begnügen; den Aufwand für ein Steinhaus kann sich da nur der Allerreichste leisten. Daß dieses wegen seiner Kugel- und Feuersicherheit angesichts der Unsicherheit im Lande den Wunsch des Albaniers bildet und auch den entwicklungsfähigeren Typus darstellt, ist evident. Dies im allgemeinen; auf die lokalen Spezialitäten werden wir im Verlaufe >) Das letztere ist albanisches Urwort, das erstere nach Q. Meyer, Etymologisches Wörterbuch der albanesischen Sprache 415 sehr wahrscheinlich vom lateinischen hospitium, woher auch das neugriechische Spiti stammt. der nachfolgenden Ausführungen zu sprechen kommen. Wir schicken noch die in Nordalbanien gebräuchlichen Längenmaße voraus: Plam, Spanne; Pasch, Klafter (die Distanz der Fingerspitzen bei ausgebreiteten Armen) und Hap, Schritt (im Gebirge dem alten römischen Doppelschritt entsprechend). Wir beginnen mit den Holzhäusern, wiewohl die getrennte Behandlung der Holz- und Steinbauten vielleicht nicht gebilligt werden wird und Wiederholungen sich nicht vermeiden lassen. Die einfachsten Holzhäuser in Püka und Merdita wie auch manche Sennhütte der Käpa Brojs in der Maltzlja ma^e sind rechteckige, einzellige Blockhäuser aus ziemlich roh behauenen Stämmen mit einem niedrigen Dache aus kurzen, dicken, etwas mehr als spannbreiten, mit der Axt zugerichteten Brettern, das mehr Fugen aufweist, als den Inwohnern bei Regenwetter lieb ist. Die Lücken zwischen den meist ziemlich gut aneinander schließenden Wandstämmen werden mit Moos abgedichtet. Fenster sind in der Regel nicht vorhanden; als einzige Lichtquelle dient, abgesehen von den Dachfugen, die Tür, welche tagsüber stets offen ist. Eine Decke besteht nicht; in denjenigen Häusern, die dauernd bewohnt werden, ist über der Feuerstätte in etwa 2 bis 2'5 m Höhe unter dem Gebälk ein mit Lehm bedeckter, horizontaler hölzerner Funkenfang aufgehängt. Die Feuerstelle ist offen und liegt ungefähr im zweiten Drittel des Raumes. Der Rauch zieht durch das Dach ins Freie, zu welchem Zwecke dieses manchmal oberhalb der Feuerstätte eine Luke aufweist1). Auf diese genetisch wichtige Herdanlage werden wir später, bei Erörterung der Kaminkonstruktion nordalbanischer Häuser noch zu sprechen kommen. Zur Eindeckung derart primitiver Häuser wird, wie auch aus Fig. 2 ersichtlich ist, zuweilen Maisstroh oder dergleichen verwendet, was aber, um das Einsickern des Regenwassers zu verhindern, einen steileren Dachstuhl bedingt. Findet sich in der Nähe besonders gut in Platten brechendes Schiefergestein, so greift man zu diesem als Deckmaterial. Ich sah solche Wohn- ') Vgl. Baldacci, Ne! paese del Cem 75 Fig. 24. häuser in Komäna und Budschoni (am linken DrinuferSonst pflegt man aber in solchen Fällen in der Regel das eigentliche Wohnhaus ganz aus Stein aufzuführen und die Kombination Holz und Stein auf die Nebengebäude zu beschränken. Ist ein Holzhaus genug geräumig, so teilt man es in zwei Stuben. Die Scheidewand besteht entweder aus Balken oder bloß aus brusthohem Reisiggeflecht. Bei letzterer Art ist die Trennung natürlich nur eine unvollkommene. In den soliden Blockhäusern von Budätschi (südwestlich von Qussinje) enthält der erste Raum, in den die Haustür führt, die Feuerstätte und Fig. 2. Gehöft in Poräwi am Drin. dient als Küche sowie den Frauen als Schlafraum, der zweite ist dagegen den Männern und deren Qästen als Wohn- und Schlafzimmer vorbehalten und weist, was für ein Männergemach in Albanien eine Seltenheit ist, keine Feuerstelle auf. Bei jedem albanischen Hause befinden sich, wenn auch wenige, Nebenbauten (vgl. Fig. 2). Vor allem etwa 2'5 m hohe, runde, aus Reisig geflochtene, freistehende, zuweilen mit Stangen gestützte Behälter von etwa 1*5 m Durchmesser, in denen, wie in Siebenbürgen, der noch nicht gerebelte Mais aufbewahrt wird, soweit er nicht als Saatgut im Wohnhause untergebracht ist. Manchmal ist ein kleiner Stall vorhanden; wo er nicht besteht, hausen Mensch und Tier unter einem Dache, in ein- l) Vgl. Nopcsa, Das katholische Nordalbanien 33 Fig. 15. zelligen und unvollkommen getrennten zweizeiligen Häusern sogar in einem Räume. Die Tiere haben ihren manchmal durc hein brusthohes Reisiggeflecht abgetrennten Platz bei der Haustür, beziehungsweise in dem vorderen Räume, in den die Eingangstür führt. Der Abort ist bei den in Rede stehenden primitiven Häusern, wenn überhaupt für nötig erachtet, stets außerhalb des Hauses und besteht aus vier Balken oder Stämmen, die ein Bretterdach tragen, während die Seitenwände zuweilen fehlen. In letzterem Falle ist ein schwebender, in der Mitte durchlochter Fußboden vorhanden. In Apripa (am Drin-knie) fand ich sogar einmal Wasserspülung: Die zur Berieselung der Felder dienende Wasserader war unter dem Fußboden durchgeleitet. Jedes, auch das primitivste Qehöft ist, wenn entsprechendes Material in der Nähe vorhanden ist, eingefriedet, zumeist durch einen Flechtzaun, welcher das Kleinvieh und die Hühner am Entkommen aus dem Hofe hindern soll. Die Umzäunung der an das Qehöft angrenzenden Felder besteht oft aus weniger gut schließenden Staketen, die mit den unteren Spitzen in die Erde geschlagen sind und bloß oben und unten durch ein schmales Flechtband zusammengehalten werden. Manchmal, so in Tzüraj, stellt man den Zaun so her, daß je zwei mannshohe Pflöcke in entsprechenden Distanzen senkrecht in den Boden eingerammt und an drei oder vier Stellen mit Geflecht verbunden werden; die Pflöckenpaare verbindet man horizontal mit langen, dünnen Baumstämmen, die auf dem Geflecht ruhen. Durch seitwärtiges Verschieben der Stämme kann an jeder beliebigen Stelle der Zaun geöffnet werden. In steinreichen Gegenden dienen Trockenmauern zur Abgrenzung. Sowohl diese als auch die Zäune weisen oft an bestimmten Stellen Vorrichtungen auf, welche das Übersteigen erleichtern. Der oft angebundene Hund wird stets außerhalb des Hauses gehalten und hat öfters einen eigenen hölzernen Verschlag, in dem er bei Regen Zuflucht-findet. Da die Erschießung eines Hofhundes Blutrache nach sich zieht und für jeden aus einem Konflikte desselben mit Gästen entstehenden Schaden sowohl diese als auch der Hausherr verantwortlich gemacht werden können, so liegt es im Interesse beider, Rencontren vorzubeugen. Bei Sennhütten (vgl. Fig. 9) kann man meist ein starkes, aus vier Pflöcken und einer horizontalen Balkenlage bestehendes Gerüst antreffen, auf das ein Baumstamm mit tiefen Kerbschnitten als Stiege hinaufführt. Es hat den Zweck, Lebensmittel, namentlich geschlachtete Lämmer, an der freien Luft aufzubewahren und sie dem Bereiche der Schäferhunde zu entziehen. Der Mangel hochragender steinerner Hofmauern sowie eines großen Hoftores sind für die Qehöfte des katholischen Hochlandes charakteristisch, im Gegensätze zu Skutari, wo sie dem Straßenbilde das Gepräge geben1). Eine besondere Erwähnung verdienen wegen ihres singu-lären Vorkommens vier Backöfen, die ich in primitiven Gehöften des Dorfes Wilsa, nordöstlich von Skutari, am Fuße des Tzukäli, angetroffen habe. Sie haben die Form kleiner, etwa 075 bis 1 m hoher Häuschen mit einem niedrigen Rauchfang rückwärts und einer durch eine Steinplatte verschließbaren Öffnung an der vorderen Schmalseite. Wohl um Maurerarbeit zu sparen, ist ihr rückwärtiger Teil ein wenig in die Berglehne eingehöhlt. Diese Backöfen sind auffallend, da in Albanien außerhalb der Städte das Brot ausnahmslos auf dem Herde mittels einer Backglocke, die den Ofen ersetzt, gebacken wird2). Der Einfluß von Skutari ist in Wilsa nicht völlig auszuschließen, doch könnte die Anomalie noch aus der verhältnismäßig nicht lang vergangenen Zeit stammen, da nicht der Mais, sondern eine Sekn genannte Getreideart die Volksnahrung bildete. Dieses Sekn spielt in der Tradition noch jetzt eine große Rolle und ist vermutlich mit Korn identisch. Heute ein anderes Brot als aus Maismehl dem Gaste vorzusetzen, wäre eine große Schande. Ich gestehe aber, daß mir selbst der Ursprung der vier Backöfen noch einer weiteren Nachforschung notwendig erscheint. Wir haben bereits o. S. 13 vermerkt, welche Verbreitung das Holzhaus in der Litoralebene besitzt. Da in den sumpfigen Gebieten viel Schilf und Rohr vorhanden sind, so finden sie dabei reiche Verwendung. Das Gefüge der Wände und des ') Vgl. z. B. F. Quiccardini, Impressioni d' Albania. Nuova Antologia 1901 66 Fig. links oben. J) Vgl. Steinmetz, Ein Vorstoß in die Nordalbanischen Alpen 43. 2 Dachstuhls besteht aus mehr oder weniger behauenen Balken und Pfosten, sonst ist fast alles aus den beiden Materialien hergestellt (vgl. Fig. 3). Die Wände sind ein Rohrgeflecht um dünne Stangen, und die Eindeckung wird auf den dicht gereihten, starken Sparren zuerst durch eine schüttere Lage quergelegten Rohres und darauf durch Schilfbündel gebildet, die mit den Blattspitzen nach abwärts gekehrt sind. Fig. 3. Das Innere einer Hütte in Pülaj. Eine durchgehende Decke ist nie vorhanden, sondern nur über einem Teile, der Hälfte oder einem Drittel des Hauses. In ihrer primitivsten Art besteht sie aus einem starken Astgeflecht, das auf den Dachbalken aufruht. Auf dem Dachboden wird das gedroschene Getreide aufbewahrt. Fig. 3, zu der ich die Aufnahme mit Blitzlicht gewonnen habe, wobei die Hütte fast in Flammen aufging, führt uns auch den Hausrat vor, doch ist dieser hier nicht unwesentlich durch den Umstand beeinflußt, daß die Hausfrau aus Skutari stammt. Die höchste Entwicklung erreicht der Holzbau der Ebene in Bregumätja. Diese weist Gehöfte mit großen, in der Regel zweizeiligen Wohnhäusern und eigenen Stall- und Wirt- schaftsbauten auf (vgl. Fig. 4). Um die aus Pfosten und Spreizen bestehende, mehr oder weniger komplizierte Holzkonstruktion der Wände vor Witterungseinflüssen zu schützen, die Temperatur innen zu erhöhen und endlich auch um dem Hause ein gefälligeres Aussehen zu geben, werden (vgl. Fig. 5) die Wände Fig. 4. Gehöft in Bregumätja. außen aus Rohrgeflecht hergestellt und dieses mit Lehm beworfen und abgedichtet, worauf noch eine Tünchung erfolgt. Als Deckmaterial werden aus dem Lehm der Bregumätja leicht herstellbare Hohlziegel verwendet, die in zwei bis drei Lagen, erst konkav, dann konvex aufeinander gelegt werden, wodurch Fig. 5. Wohnhaus in Bregumätja. der Dachstuhl sehr belastet wird. Dieser muß daher stark und, da die Ziegel nicht befestigt sind, flach sein. Schilf wird in diesem Teile der Ebene meist nur zur Eindeckung der Stallungen verwendet. Die Zahl der Haustüren ist nicht konstant; manchmal ist, wie in Fig. 4, nur eine vorhanden, die dann in den Männer- 2* räum führt. In Fig. 5 hat jedes Gelaß seinen eigenen Eingang. In der Scheidewand der beiden Räume (vgl. den Grundriß Taf. I Fig. 1) ist stets, und zwar meist in der Nähe des Haus-einganges, eine Verbindungstür angebracht. Kleine, durch Holzladen verschließbare Fensteröffnungen sind immer vorhanden. Feuerstätten besitzen beide Räume gegenüber der Scheidewand ziemlich nahe der Schmalseite. Rauchfänge fehlen auch in Bregumätja; dagegen habe ich in den Wohnhäusern überall eine mehr oder weniger ausgedehnte Decke konstatiert. Auf den Bau der Nebengebäude wird in Bregumätja weniger Sorgfalt verwendet als auf das Wohnhaus. Eine Aus- Fig. 6. Nebengebäude eines Gehöftes in Bregumätja. nähme machen jedoch die Kammern, in denen trocken zu erhaltende Nahrungsmittel aufbewahrt werden. Um sie in dem Sumpfgebiet vor der Erdfeuchtigkeit zu schützen, ruht der hölzerne Fußboden (vgl. Fig. 6) auf niedrigen Aufmauerungen, zwischen denen die Luft frei zirkulieren kann. Im Gegensatze zu diesen Vorratskammern besteht der Fußboden der allerdings stets geheizten Wohnräume nur aus festgestampftem Lehm, eine nicht singuläre Erscheinung, da man Analoges oft auch in den rumänischen Sennhütten der südlichen Karpathen findet, wo ich außerdem beobachten konnte, daß der schwebende Fußboden der Käsekammer eigentlich aus einer verbreiterten Etagere hervorgeht. . Steinhäuser. Den Übergang vom Holz- zum Steinhaus stellen die halb unterirdischen Wohnstätten dar, die man in der Ebene zwischen dem Skutari-See und dem Grenzorte Tüsi im Gebiete des Stammes Höti antrifft. Zu ihrem Baue wird eine etwa 8 m lange und 3 m breite rechteckige Grube von beiläufig 0'30 m Tiefe ausgehoben (vgl. Taf. I Fig. 2). Diese wird dann allseits mit einer Trockenmauer ausgekleidet, die auf den Langseiten 0*30—0-40 /77 und auf den Schmalseiten, sich verjüngend, etwa 2/77 über den Erdboden hinaufragt. Auf den Schmalmauern ruht der Firstbalken des strohgedeckten Satteldaches. An die Mauern wird außen so hoch Erde geschüttet, daß die Dachkante die wallartige Erhöhung berührt. Da diese bald mit Gras und Unkraut bewachsen ist, so verwischt sich in der kürzesten Zeit ihr künstlicher Charakter, und man sieht nur aus dem Boden hervorragende Dächer. Der kaum mehr als 1*2/77 hohe, lochartige Eingang in den 1-3—2/77 hohen Raum ist an der einen Schmalseite angebracht und wird nicht durch eine Tür, sondern nur zur Nachtzeit durch dorniges Gestrüpp verschlossen. An der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Feuerstätte. Im Winter hausen in dem Räume Hirt und Herde (diese vorn, beim Eingang), wodurch er bei seiner geringen Höhe genügend erwärmt wird, um dem schneidend kalten Nordwinde, der zu dieser Zeit die Ebene von Hoti heimsucht, standhalten zu können. Kulturhistorisch ist diese Bau- und Wohnweise sehr bemerkenswert. Wir wissen aus Strabo1), daß die alten Dar-daner, welche zu beiden Seiten der Südlichen Morawa, am oberen Wardar und am Weißen Drin, also zum Teil vielleicht bloß 30 km von Tüsi entfernt, saßen, in Erdhöhlen wohnten, die mit Dünger zugedeckt waren, und in der heutigen Dobrudscha erwähnen Strabo8) und Ptolemäus3) Troglodyten, ') VII 316. Vgl. W. Tomaschek, Die alten Thraker I 25; C. Patsch, Pauly-Wissowas Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft u. Dardani. a) VII 318. ») III 10, 4. d. i., wie J. Weiß1) ausführt, eine Bevölkerung, die subterran hauste, wie es noch heute dort derartige Wohnstätten gibt: »In den Löß gegrabene Gruben, über die ein primitives Dach aus Zweigen und Ästen errichtet wird, das eine Lößschichte trägt.« Es ist nicht unwahrscheinlich, daß dieser Haustypus einst noch verbreiteter war, da er, abgesehen von seiner Einfachheit, auch Deckung gegen primitive Waffen gewährte. Er ist vielleicht polyphyletischen Ursprungs; möglich aber auch, daß er eine altthrakische Wohnweise repräsentiert, denn starke thra-kische Yolksreste erhielten sich trotz illyrischer Überschichtung sowohl am Skutari-See als auch in Dardanien2) und die Do-brudscha war von altersher thrakischer Boden3). Fig. 7. Sennhütte in Liwädi Bogs, südwestlich von Gussinje. Höher als die Erdhütten der Höti-Ebene stehen die Sennhütten der nordalbanischen Gebirge, nicht bloß weil sie nur den Menschen zur Wohnung dienen — die Herden übernachten in Hürden —, sondern durch ihre ganze Anlage. Sie sind ganz über Tag, die Mauern sind bedeutend höher und die Hütte hat eine Tür, Fenster allerdings nicht, diese ersetzen unbeabsichtigte Lücken im Dache. Eine derartige Almhütte, albanisch Bun, slawisch Stan, zuweilen durch Kombination beider Worte Ban genannt, ist ') Die Dobrudscha im Altertum (Zur Kunde der Balkanhalbinsel I 12) 26, 80, Fig. 12. ä) Vgl. Patsch, Thrakische Spuren an der Adria. Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes 1907 169 ff.; C. Schütt, Untersuchungen zur Geschichte der alten Illyrier (Breslauer Inauguraldissertation, 1910) 10, 21. 3) Weiß a. a. O. 22 ff. (vgl. Fig. 7) einzellig und besteht aus Trockenmauerwerk, das meist etwa 1*5 m hoch ist, auf geneigtem Boden sich aber dem Fig. 8. Sennhütte in Re?i Wukötscheß, westlich von Qussinje. Gefälle in der Höhe anpaßt, also stellenweise niedriger sein kann. Die Fugen zwischen den Steinen werden mehr oder Fig. 9. Sennhütte in Ljeßnitza, westlich von Qussinje. weniger sorgfältig mit Gras oder Rasenstücken verstopft. Der Dachstuhl besteht bloß aus drei Balken oder Baumstämmen, die mit ihren Enden auf den Quermauern aufliegen, und ist wegen der Sturmgefahr und der primitiven Eindeckung stets recht flach. Diese besteht aus etwa 1 m langen, 30—40 cm breiten, dicken, mit der Axt meist an Ort und Stelle hergestellten Brettern, die in zwei Reihen lose auf die Balken gelegt werden. Um sie am Rutschen zu hindern und vor dem Winde zu sichern, werden sie, wie aus Fig. 8 ersichtlich ist, mit Steinen und häufig beiderseits unten mit einem mächtigen Längsbalken (Fig. 9) beschwert, der zugleich etwa herabrollende Steine auffängt und hinter den Gegenstände deponiert werden können. Da das Dach und mit ihm das primitive Mauerwerk im Winter von der Schneelast eingedrückt, bezw. zerstört werden könnten, nehmen die Hirten beim Verlassen der Alm die Bretter, die deswegen nicht angenagelt werden, herunter und schlichten sie in der Hütte zusammen. Die Tür ist an einer Schmalseite angebracht, und zwar stets seitlich, um die durch den Firstbalken belastete Mitte nicht zu schwächen. Der Türstock besteht aus vier roh zugerichteten Balken, der Türflügel aus Brettern, deren letztes zapfenartige Ansätze als Drehvorrichtung aufweist. Hütten solcher Art sind im allgemeinen nur temporäre Wohnstätten; als Dauerwohnungen fand ich sie im Gebiete von Msiu am Drin und in Püka, doch mit Modifikationen. In der erstgenannten Landschaft ist der Grundriß nicht langgestreckt, sondern fast quadratisch, und in der Pükagegend Fig. 10. Hütte in Püka. finden sich zuweilen (vgl. Fig. 10) niedrige Rauchfänge, und zwar der Dachkonstruktion wegen seitwärts. Sowie wir von dem hinsichtlich der Stabilität von der Spaltbarkeit des Materials sehr abhängigen, daher in Bezug auf die Höhe beschränkten Steinhause ohne Mörtelverband zu dem mit gemörtelten Mauern emporsteigen, läßt sich eine Änderung der Bauart konstatieren. Die Ecken werden, wenn die Steine nicht zufällig schon von selbst in Platten brechen, häufig durch parallelepipedische Quadern verstärkt, und den Fig. 11. Tür in Rscheni, östlich von Alessio. Sturz von Tür und Fenstern oder deren Äquivalenten, die hier ausnahmslos vorhanden sind, bilden zweckentsprechend be-hauene Steine. Entschließt sich der Bauherr, was meist der Fall ist, zu einer bogenförmig abgeschlossenen Tür, so wird der Sturz mühsam aus einem, höchstens zwei Steinen hergestellt (vgl. Fig. 11). Keilsteinwölbungen, die, wie die Ruinen von Schür?a (östlich von Skutari1) zeigen, vor 600 Jahren in ') Vgl. Th. Ippen, Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien VIII (1902) 134 ff. Albanien bekannt waren, werden gegenwärtig nicht ausgeführt1)-Als eine Erinnerung daran kann man das Ornament über dem Türbogen eines Hauses in Brebüla (Fig. 12) ansehen, das sich, wie wir noch sehen werden, ein kunstsinniger Gebirgler gebaut hat. Seinem ästhetischen Empfinden ist auch der über der Tür befindliche, bautechnisch aber durch nichts motivierte schön ornamentierte Schlußstein zuzuschreiben, der sonst bei den albanischen Bauten fehlt. Mit Kreuzen verzierte Steine zu Fig. 12. Tür in Brebüla. beiden Seiten der Tür werden dagegen im Lande öfters angetroffen. Das gleiche gilt von den beiderseits der Tür befindlichen Steinhaken, die zum Aufhängen der Gewehre dienen (vgl. auch Fig. 25). Einzellige, mit Mörtel gemauerte Steinhäuser dienen in Wilsa (nordöstlich von Skutari), Komäna (am Drin), Seh'schtje (im Tzem-Tale) und in vielen anderen Orten der ärmeren Be- ') Dieser bauliche Rückschritt scheint mir für die von mir (Aus Schala und Klementi 94) auf Qrund ganz anderer, stammesgeschichtlicher Beobachtungen ausgesprochene Ansicht zu sprechen, daß die jetzige abnormale Wildheit der nordalbanischen Gebirgsbewohner nicht den ursprünglichen Zustand darstellt, sondern erst ein Resultat der türkischen Herrschaft ist. völkerung als Wohnung. Ihr Dach ist, wie bei den Sennhütten, meist ein Satteldach (vgl. Fig. 13), indem der Firstbalken, welcher dann der Hauslänge entspricht, den Mauern der Schmalseiten aufruht. Walmdächer finden sich nur bei besonders langen Heusern vor. Diese haben den Eingang stets auf der einen Langseite. Bei derartiger Dachkonstruktion kann der Rauchfang in der Mitte der Schmalseite angebracht werden, da ihm hier der Firstbalken nicht im Wege steht1). Vornehmlich nördlich des Drin, so in Schäla, Nfkaj, in Wilsa im Stammgebiete der Fig. 13. Häusergruppe in Selischtje im Tzem-Tale. Duschmäni usw. habe ich bei primitiven einzelligen Häusern auch Pultdächer konstatieren können, indem die eine Längsmauer bedeutend höher war als die andere, wodurch ein Firstbalken entbehrlich wurde. Wir werden sie auch bei manchen der weiter unten zu besprechenden Wohnhäuser antreffen. Wie das hölzerne kann auch das steinerne einzellige Haus durch eine Scheidewand zu einem zweizeiligen ausgestaltet werden. Die Teilung erfolgt sowohl der Länge, als auch der Breite nach. Der letztere Typus ist jedoch der bei weitem häufigere; der erstere ist bis jetzt nur aus dem Gebiete der Kasträti und Hoti belegbar. Als Beispiel für ihn führe ich das Haus des Lutz Prela in dem zu Kasträti gehörigen Dorje Bäjsa ') Vgl. o. S. 24. auf Taf. I Fig. 3 an. Etwa 10 m lang und 8 m breit, wird es durch eine Mauer, deren Höhe nur den etwa 2-5 m messenden Außenmauern entspricht, in zwei gleiche Räume von 10 : 4 m bloß unten geschieden. Auf der Mauer stehen Stützpfosten für den Firstbalken des Dachstuhles. Die Eingangstür ist in der Mitte der einen Langseite angebracht, und ihr gegenüber die Tür in den zweiten Raum, der keinen eigenen Ausgang hat. Jedes Gelaß hat rechts vom Eingang etwa 1 m von der Schmalseite entfernt eine Feuerstätte. Bei ihr ist in der Mauer eine ungefähr 0"40 m tiefe, fast 2 m breite, oben bogenförmig abgeschlossene Nische ausgespart, die eine etwa 0"30 m hohe gemauerte Bank enthält. Eine derartige lange »Feuerbank« ist für ganz Höti und Kasträti charakteristisch. In Schkreli dagegen ist die Nische so klein, daß sie nur einem Manne Sitzgelegenheit bietet. Auf die Bedeutung dieser Einrichtung werden wir noch zu sprechen kommen. Diese längsgeteilten Häuser der Höti und Kasträti sind zuweilen stockhoch. Die Zahl der Geschosse bezeichnet der Albanier nach der Zahl der Fußböden (Pod), wobei auch der ebenerdige mitgerechnet wird. Mehr als zweigeschossige Bauten sind nur die Kulen. Den Zweck, den Fußboden über den Erdboden zu heben, haben wir bei der Besprechung der Vorratskammern in Bregumätja kennen gelernt; beim Wohnhause macht er sich naturgemäß in noch höherem Maße geltend. Für die Klementi ist das quergeteilte Steinhaus charakteristisch. Ein ebenerdiges ist mir aber nicht zu Gesicht gekommen, obgleich seine Existenz durch analoge stockhohe Gebäude vorausgesetzt wird. Zur Veranschaulichung dieser Art sei auf Taf. I Fig. 4 ein Haus aus Kölaj (am Mali Rentzit) angeführt, wo einige Familien der Klementi den Winter verbringen. Im Erdgeschoß befinden sich die Vorratsräume und der Pferdestall. Die beiden Wohnräume des Oberstockes haben gesonderte Eingänge, doch kommunizieren sie auch untereinander. Zu ihnen führt, vollkommen unorganisch angefügt, eine zweiarmige Steintreppe empor, neben der die Eingänge in das Parterre angebracht sind. Die Feuerstätten liegen auch hier an der Schmalseite, doch im Gegensatze zu Taf. I Fig. 3 an entgegengesetzten Seiten. Im ganzen Gebiete nördlich von Oroschi kommen auch einzellige stockhohe Häuser vor, aber mit einer die ganze Haus- länge einnehmenden, offenen, mittels einer massiven Steintreppe zugänglichen Veranda. In Prosseku, südlich des genannten Ortes, kommen dagegen von Säulen gestützte Veranden auch bei ebenerdigen Bauten vor. Hier wurde mir diese Type als eine altertümliche bezeichnet, die überall den neuen Kulen weiche. Den Fig. 14. Verandahaus in Topläna. Ursprung der Veranda haben wir uns so zu denken, daß man den Dachvorsprung stark vergrößerte und zu seiner Stütze Säulen anbrachte. Wird später die Veranda vorn durch Bretter oder Mauern geschlossen, so kann ein derartiges Haus wenn es früher einzellig war, im Grundriß einem längsgeteilten Fig 15. Verandahaus in Brebüla. zweizeiligen gleichen. Der Mangel einer Feuerstätte und die Verwendung des Vorderraumes lassen jedoch die Entwicklung erkennen. Aus einem abgeschlossenen Teil der Veranda entwickelt sich häufig das noch zu besprechende »Ä la franca-Zimmer«. Aus der Entstehung der Veranda ergibt sich von selbst, daß sie in ihrer primitivsten Form, im Gegensätze zum eigentlichen Hause, nicht auf Mauern, sondern, wie das Dach, auf Säulen ruht, die aus Holz oder Stein sein können. Der die Veranda deckende Dachvorsprung wird, soviel ich beobachten konnte, nur von Holzsäulen getragen. Fig. 14 und 15 führen Veranden in Topläna und Brebüla vor, bei denen man die Holzkonstruktion mit stärkeren Säulen unten und schwächeren oben und zugleich sieht, wie unorganisch (vgl. o. S. 28) die Steintreppe (Schkäla) angefügt wird. Fig. 15 ist jenes Haus, von dem die o. S 26 Fig. 12 abgebildete Tür stammt; wegen der dort erwähnten besonderen Veranlagung seines Erbauers unterscheidet es sich in seiner inneren Disposition von der allgemeinen Norm. Fig. 14 stellt durch den beiderseits gemauerten Abschluß der Veranda ein ziemlich vorgeschrittenes Stadium des albanischen Hausbaues vor und ist im Inneren durch Querteilung zweizeilig. Es wird bereits hier vorgeführt, weil es die Außenarchitektur eines Verandahauses gut veranschaulicht. Ein faktisch einzelliges Verandahaus ist das auf Taf. I Fig. 5 im Querschnitt und im Grundriß des ersten Stockwerkes abgebildete des Nik Prelotzi in Wüksanlekaj (südlich von Pödgoritza), da die kleine »Ä la franca-Stube« ohne Feuerstätte erst später abgeteilt wurde. Die Veranda wird in diesem speziellen Falle vorn nicht von Holzsäulen, sondern von einer festen Mauer getragen; daß sie aber etwas Sekundäres ist, zeigt die mittlere Längsmauer, die bis an den Dachfirst reicht und sich so als die primäre Hausmauer zu erkennen gibt. Den Verandadachteil stützen vorn Holzsäulen. Die Stiegenanlage zeigt hier im Gegensatze zu den früher besprochenen Fällen einen wesentlichen Fortschritt, denn die Treppe durchbricht den Boden der Veranda und ist so organisch mit dem Hause verbunden. Infolge der Untermauerung der Veranda befinden sich im ganzen Erdgeschoß geschlossene Räume, die als Stallungen dienen. Die Vorratskammern und Wirtschaftsräume wurden der Fliegen wegen abseits im Gehöfte untergebracht. Bezeichnend ist, daß trotz der Ansehnlichkeit des Gebäudes und des aus dem Bestände einer Extrastube sprechenden Luxus auch in diesem Hause für einen Abort keine Vorsorge getroffen wurde. Die vorgeführten Beispiele zeigen schon, wie recht mannigfache Kombination sich durch die Verbindung des Typus eines zweizeiligen Hauses mit dem eines Verandahauses ergeben. Sie steigern sich noch, wenn man anfängt, auch die Veranda verschiedenartig zu verwerten. Ein altes Haus (Fig. 16 und Taf. I Fig. 6) in Prel Iwänaj, am Mali Rentzit, zeigt so recht den Anfang solcher Kombinationen. Eine einarmige, geländerlose Steintreppe führt auf einen Podest in der Höhe der Veranda. Diese ruht auf starken Steinsäulen und ist beiderseits wie in Fig. 14 durch Mauern abgeschlossen. Ihr Dach tragen Holzsäuten, zwischen denen an beiden Seiten Holzverschalungen angebracht sind, wodurch Vorratsräume gebildet wurden, die durch kleine Fensterausschnitte belichtet werden. Von der Veranda führt je eine Tür in die beiden Zellen des Hauses, die auch direkt kommunizieren. Jeder Raum hat eine in der Anlage gleiche Feuerstätte, und zwar an der der Scheidewand gegenüberliegenden Mauer. Rauchfänge sind nicht vorhanden; der Rauch zieht vielmehr durch das Dach frei ab. Im Erdgeschosse wurden unter der Veranda und den Wohnzimmern durch Trockenmauern und Bretterwände geschlossene Räume geschaffen, die' als Stall u. dgl. dienen. Die Freitreppen erhalten häufig Holzgeländer und auf dem Podest Brustwehren (vgl. Fig. 19). Diese führten dazu, die bloß angebaute Treppe mit der Veranda in eine innigere Verbindung zu bringen, sei es durch einen säulengetragenen Dachvorsprung, sei es durch ein eigenes kleines Dach. Ein weiterer Schritt war, diesen Vorbau, wie in Fig. 18, in ein festes Treppenhäuschen zu verwandeln. Dieses bietet auch den Vorteil, daß man beim Öffnen der Haustür nicht sofort von einem lauernden Qegner gesehen wird, man gedeckt ist und besser als von Fig. 17. Zimmerwand in Brebüla. einem fast fensterlosen Zimmer Ausschau halten kann. Das Hinaustreten aus der Haustür, das manchmal durch eigenartige Rufe oder blindlings abgefeuerte Schüsse provoziert wird, ist in Albanien einer der Momente, in denen man Qefahr läuft, vom Qegner aufs Korn genommen zu werden. Ein ganz besonders schönes Treppenhäuschen, und zwar einen halbkreisförmigen Turm von etwa 1*5 m Halbmesser mit drei Schießscharten habe ich bei einem großen Hause in Sserma, unweit von Topläna, gesehen, das ich deswegen und wegen seiner eigentümlichen inneren Disposition im Grundriß • (vgl. Taf. I Fig. 7) aufgenommen habe. Außen infolge der dicken Wände fast 14 m lang und 5*5 m tief wird es, wie das bereits wiederholt erwähnte Haus in Brebüla, durch einen von der be- wehrten Haustür quer verlaufenden Gang von 2 m Breite und 5 m Länge in zwei separierte quadratische Stuben von 5 m Seitenlänge geteilt, die auf den beiden Langseiten des Gebäudes Fenster Fig. 18. Haus des Dul Döschi in Kölaj. und auf der Schmalseite je einen Kamin aufweisen, dessen Existenz sich schon außen durch einen Rauchfang verrät. Die Gangwände bestehen nicht aus Stein, sondern aus hochkantig Fig. 19. Haus und Stall des Djeta Tzögu in Bregumätja. . . jt ■ 1 ; . . . : ., ■ gestellten, nicht verfugten Brettern, wie in Brebüla (vgl. Fig. 17). Dort wurden aber die Leisten des Fugenverschlusses zur Bildung eines geschmackvollen Arkadenornamentes benutzt, das in 3 dieser einfachen Form auch von serbischen Kirchen und in Bosnien von mittelalterlichen Grabmonumenten1) und rezenten Holzverkleidungen bekannt ist. Das Haus des Dul Döschi in Kolaj, Fig. 18, das ebenfalls einen, in das bereits erwähnte Treppenhäuschen ausmündenden Gang besitzt, muß mit seinen vier Zimmern, von denen je zwei vorn und rückwärts liegen, ebenso wie das des Djeta Tzogu in Bregumätja, Fig. 19, als der vollendetste Typus eines aus einem Verandahause hervorgegangenen Gebäudes gelten. Bei Fig. 18 läßt die verschiedene Größe der Fenster erkennen, daß die Mauern der Veranda später als das übrige Gebäude aufgeführt wurden. Auch im Hause des Djeta Tzogu, konnte die Entwicklung noch unschwer festgestellt werden. Die Veranda ist nach außen zu ganz vermauert; im Inneren war jedoch ein Teil von ihr als Gang erhalten. Rechts war aus ihr ein zweifenstriges »A la franca-Zimmer« (vgl. o. S. 29), links eine Vorratskammer entstanden. Die Abtrennung beider Räume war aber nicht durch feste Mauern, sondern nur durch getünchtes Riegelmauerwerk erfolgt. Das Zimmer charakterisierte sich durch einen Plafond, durch die, wie auch in Fig. 18, großen und dadurch größeren Luxus verratenden, hier noch dazu verglasten Fenster, durch einen hohen Tisch und einige hohe Sessel als die für vornehmere Gäste bestimmte gute Stube. Diese Einrichtung und Ausstattung ist typisch für alle derlei Extrazimmer. Die beiden rückwärtigen, durch eine Tür verbundenen großen Zimmer des Djeta Tzogu haben keine Decken. Das linke dient als Männer-, das rechte als Frauengemach, zugleich aber auch als Küche und Vorratskammer für die im alltäglichen Leben notwendigen Sachen. Wie das Haus bezeugen auch die ausgedehnten Stallungen (albanisch Jerewfa), daß Djeta Tzogu ein wohlhabender Mann ist. Der Gedanke, den verschiedenen untereinander verwandten oder verschwägerten Bewohnern eines gemeinsamen Hauses gesonderte Wohnräume zuzuweisen, den wir hier zuerst o. S. 30 beim Hause des Nik Prelötzi in Wüksanlekaj verwirklicht gesehen haben, ist städtisch, landfremd und dem Hochgebirge ') Vgl. z. B. C. Truhelka, Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina III 408 f. Fig. 10, 13; V 293 Fig. 23. vollkommen unbekannt; in der Einflußsphäre von Skutari, so im Gebiete von Grüda, in dem ebenen Teile von Höti und in der Küstenebene Bregumätja, beeinflußt er aber in nicht unbedeutender Weise den Hausbau bei Neuanlagen und Adaptierungen. Das Bestreben, einem oder nur wenigen Menschen einen eigenen Wohnraum zu geben, führt zur Absonderung von Zimmern und die Notwendigkeit, für eine ganze, in Gütergemeinschaft, Hauskommunion, lebende Familie Unterkunft zu schaffen, zu Zubauten. So ist die oben erwähnte Sonderstube des Prelötzi durch Kürzung des langen Raumes (vgl. Taf. I Fig. 5) entstanden. In dem quer geteilten Hause des Bajrak-tars von Gruda im Orte Cäfa Krönit fand ich das Ä la tranca-Zimmer als Mansarde über dem Frauengemache. Es war, wie die meisten, weil nur für eine oder wenige Personen bestimmten Sonderstuben, so klein, daß darin bloß zwei Betten, zwei kleine Truhen, ein Tischchen und zwei Stühle gerade genügend Platz hatten, und doch bereitete das Kämmerchen seinem Eigentümer die allerherzlichste Freude. Nur sehr wenige bevorzugte Fremde wurden hineingelassen, für gewöhnliche Sterbliche war es stets verschlossen. Interessanterweise wurde diese Stube nicht vom Bajraktar bewohnt, sondern von seinem Neffen, einem des Lesens und Schreibens kundigen Jüngling. In den bergigen Teil des Gebietes von Höti ist das Ä la franca-Zimmer noch nicht eingedrungen. Auch in Wüksanlekaj konnte ich i. J. 1909, als mir Nik Prelötzi sein Paradestübchen zeigte, trotz des damaligen allgemeinen Friedens die Bemerkung nicht unterdrücken, ich hätte mich aus bloßer Angst, es könnte eines Tages das ganze Haus angezündet werden, nicht getraut, auf einem so unsicheren Boden, wie es Albanien ist, mir eine so luxuriöse Ausgabe zu leisten. Meine Befürchtung bewahrheitete sich: Im Sommer 1911 wurde das Anwesen tatsächlich von den Truppen Torghut Schefket Paschas niedergebrannt. Weit größere bauliche Schwierigkeiten als die Herstellung der guten Stuben verursachen naturgemäß die Zubauten. Sie nehmen im wesentlichen den Charakter selbständiger Häuser mit eigener Feuerstätte an, da die Ursache der Erweiterung in der teilweisen Absonderung eines Teiles der Familie liegt, die in der Regel nicht ohne »innere Reibungen« vor sich geht. Später wird das infolge von Zwistigkeiten unter den stark ver- 3» mehrten Familienmitgliedern gelockerte Band meist ganz gelöst, wobei auch die Teilung des bisher gemeinsamen Besitzes erfolgt. Dem kommt auch oft die dies bereits vorsehende Anordnung der Wohnungen zu statten. Einzellige Zubauten zu einzelligen Häusern, wie sie in Fig. 13 zu erkennen sind, kommen nur selten vor. In der Regel geht die Vergrößerung in Gegenden, in denen Häuser und nicht Kulen bevorzugt werden, bis zu dem unter Fig. 18 abgebildeten Typus vor sich, der bei der Anspruchslosigkeit der Bevölkerung 20 bis 30 Personen zu beherbergen vermag. Dann erfolgen Fig. 20. Haus in Trüschi in der Sadrima. mit der erwähnten Auflösung der Hauskommunion Neubauten. Daß man bei Aufrechterhaltung der Gütergemeinschaft das vollkommen entwickelte, organisch gegliederte Haus, wie es sich z. B. in Fig. 18 präsentiert, noch mehr erweitert, ist eine Ausnahme, da die Lage der Kamine und der Treppe Schwierigkeiten bereitet. Daß man aber auch über sie hinwegzukommen versteht, zeigt das Haus in Trüschi (in der Sadrima) Fig. 20; hier wurden die Kamine an die vordere Langmauer verlegt — wie man ja auch aus demselben Grunde in dem oft einen komplizierten Grundriß aufweisenden Skutariner Hause den Kamin an der Außenmauer zwischen zwei Fenstern anbringt — und zwei Treppen und ebensoviele Veranden vorgesehen. Der eine Kamin markiert sich auch deutlich in der Mauer. Man sieht aber, daß damit ein Zwillingshaus geschaffen wurde, von dem jeder Teil ein selbständiges Dasein führen konnte. In der Tat, bald nach der Aufführung des Zubaues ist die Gütergemeinschaft, auch hier nicht ohne Streit, aufgehoben worden. Die Verschläge auf den beiden Veranden, von denen sich mehrere auf eigenen unterspreizten Vorsprüngen befinden, enthalten teils Ausgüsse für Abwasser, Küchenabfälle u. dgl., teils bilden sie Vorratskästen für Viktualien, die hier frischen Luftzutritt haben und auch vor Mäusen, Ratten usw. geschützt sind. Ähnliche Vorkehrungen sieht man auch an dem Verandahause in Fig. 14 und 22. Fig. 21. Das Haus der Familie Muzäni in Skutari. Den Beschluß der Bilder nichtbewehrter Häuser möge die Hofansicht (Fig. 21) des mehr als hundert Jahre alten Hauses der Familie Muzäni in Skutari bilden, das ich jahrelang bewohnt habe1). Es ist dies ein steinerner einstöckiger, infolge der Kleinheit des Hofes im rechten Winkel gebrochener Bau, was bei den Dorfhäusern nicht vorkommt, da die Baugründe nicht beschränkt sind. Das Erdgeschoß nehmen eine Seidenspinnerei, eine Ölpresse, ein Stall, ein Holzmagazin, eine Rumpelkammer u. dgl. ein. Die Wohnräume befinden sich sämtlich im ersten Stock, dessen Mitte eine von ') Analogien bei A. Degrand, Souvenirs de la Haute-Albanie 24, 65; Th. A. Ippen, Skutari und die Nordalbanische Küstenebene 37, 77. Holz- und Steinsäulen getragene, ebenfalls geknickte Veranda bildet, die von je einem durch eine Riegelmauer abgetrennten Eckzimmer flankiert wird. Den Boden der Veranda durchbricht eine zweiarmige Treppe. Der Rauchfang, der das flache Ziegeldach in der Mitte überhöht, ist erst durch meinen barbarischen Eingriff an diese ihm sonst nicht zukommende Stelle1) geraten; das aus einem Zimmerfenster herausragende und wegen des weit vorladenden Daches nach abwärts gebogene eiserne Ofenrohr ist zwar auch eine moderne, aber bereits in vielen orientalischen Häusern der ganzen Halbinsel eingeführte Einrichtung. Wir haben das nordalbanische Wohnhaus von seinem primitivsten bis zu seinem kompliziertesten Typus verfolgt; unsere Aufgabe ist damit aber nicht beendet, denn die in Albanien herrschenden Zustände haben noch einen anderen Typus, das Wehrhaus, sich entwickeln lassen. Das Haus hat in Albanien oft nicht lediglich c"en Zweck, seine Bewohner vor Witterungsunbilden, sondern auch vor Feinden zu schützen. Diese doppelte Bestimmung zwingt die Albanier nicht bloß wohnliche, sondern auch weniger behagliche Häuser zu bauen, in denen man ruhig die Nacht zubringen und in Not sich wehren kann. Wie die Reihe der Wohnhäuser in dem Skutariner Hause kulminiert, so schließt die andere mit der Kula. Der besondere Zweck bestimmt beim Wehrhause das Baumaterial, die Anlage, die Dimensionen und die Ausstattung. Es sind hohe, turmartige, massive, mit wenig Mann zu haltende Steinbauten, die möglichst große Deckung gewähren. Kommt schon beim gewöhnlichen, nicht speziell für Verteidigungszwecke eingerichteten Wohnhause (Schpi) des Gebirges der Gedanke zur Geltung, durch kleine Fenster die Abkühlung des Wohnraumes hintanzuhalten, aber auch zu erreichen, daß ein Schuß ins Innere möglichst erschwert wird, so ist die letztere Absicht bei der Kula so ausschlaggebend, daß statt der Fenster sorgfältig angelegte Schießscharten, ja sogar eigene Defensivtürmchen entstehen. Veranda und Kula schließen sich selbstverständlich aus. denn wo die Sicherheit groß genug ist, sich ein Wohnhaus mit Veranda zu bauen, da ist eine Kula überflüssig, und umgekehrt wird es niemand einfallen, dort ein Wohnhaus zu bauen, wo zu >) Vgl. o. S. 36. befürchten ist, daß die Veranda über Nacht in Flammen aufgeht. In Kaliwätschi (Westmerdita) kommt es wohl bei reichen Leuten vor, daß einem für die Frauen bestimmten Verandahause eine Kula für die Männer angebaut wird, in der sich dann auch das Empfangszimmer für die Gäste befindet; sonst werden aber die obigen theoretischen Erwägungen durch die geographische Verbreitung von Schpi und Kula bestätigt. Typische, turmförmige Kulen fehlen z. B. in der Maltzija ma?e (nordöstlich vom Skutari-See), in der ebenen Sadrima, in Bregubüns (zwischen der Bojäna und dem Drin) sowie in Bregumätja, relativ selten sind sie in der dem Einflüsse von Skutari leichter zugänglichen Westmerdita, weil dies Gebiete sind, die sich größerer öffentlicher Sicherheit erfreuen. Die Sicherheit, bezw. Unsicherheit läßt die von mir gesammelte Statistik der Morde1) erkennen. In Buschäti (südlich von Skutari) sind nur 3*4 % Todesfälle auf Morde zurückzuführen, in Nanschäti (südöstlich vom vorgenannten) 6°/0, in Lätschi (südöstlich von Skutari) 12, in Kolaj 15'8%, in Schläku 16'4, in Kortpüla (südwestlich von Püka) 16-9 und in dem südwestlich benachbarten Mnela 11T%, und hier traf ich überall Verandahäuser an. Oröschi dagegen mit 21%» Kaz-njeti (Westmerdita) mit 24, Nikaj, Schöschi und Katschinäri (östlich von Kaznjeti) mit je 25, Schäla mit 26, Nerfandina (südwestlich von Oröschi) mit 28 und Spätschi (nordwestlich von Oröschi) mit 32% Morde sind dagegen Gegenden, in denen Kulenbauten bevorzugt werden. Dasselbe ist für die Stämme Mertüri und Sätschi zu konstatieren. Es gibt aber einige interessante Ausnahmen von der Regel. In Gömssitsche (nächst Wau Denjs), das aus dem Inneren des alten, eigentlichen Merdita besiedelt wurde und das trotz der Nähe von Skutari mit seinen 30% Morden die Blutsverwandtschaft mit den fehdefrohen Merditen bekundet, weist bei seinen Bauten ziemlich viel Holz auf und muß sich zum Teil mit niedrigen Häusern begnügen, weil als Steinbaumaterial nur schwer zu bearbeitendes Serpentingestein und wenig Kalk zur Verfügung stehen. In Duschmäni und Topläna, wo die Mordzahl auf 23%, bezw. auf 39% steigt, kommen trotzdem einige Verandabauten auf. Dies erklärt sich wohl daraus, daß sich hier die Gau- *) Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Wien 1907 429 ff. genossen bloß untereinander erschießen und die Gaue unter den nächtlichen Streifzügen der Nachbarn nicht so viel zu leiden haben wie Schäla, Nikaj, Mertüri, Plänti und Schoschi, die sich vor gegenseitigen nächtlichen Überfällen sehr zu schützen haben. Ich glaube gelegentlichen Äußerungen verschiedener Leute entnehmen zu können, daß es in Topläna weniger gefährlich wäre, im Freien zu übernachten, als in Schäla oder Nikaj. Eine dritte, umgekehrte Ausnahme bildet Rscheni. Wiewohl dort nur 13% Morde sind, weist der Ort neben niedrigen Holzhäusern der Armen doch relativ zahlreiche Kulen auf, die infolge des Steinmangels teuer zu stehen kommen. Dies erklärt sich vor allem daraus, daß in Rscheni und in den benachbarten Orten des Stammes Ksela die der Blutrache Verfallenen, die Dschaksür, nicht heimatflüchtig werden, sondern sich in ihr Haus zurückziehen und dem Gegner trotzen. Hier verlassen die Männer vieler Familien jahraus, jahrein die Kula nicht, weshalb man z. B. in Prosseku zu manchen Zeiten an fast jedes Familienoberhaupt als Artigkeit die Frage unbefangen richten kann: »Habt Ihr Bessa (Waffenstillstand)?« geradeso als ob man sich nach seinem Befinden erkundigen würde, ohne fürchten zu müssen, an den unrichtigen Mann zu kommen. Die Diskrepanz zwischen Mord- und Kulenzahl kann aber auch durch eine Ungenauigkeit der Statistik verschuldet sein, denn das Rscheni unmittelbar benachbarte Nerfandina, wo gleichfalls die Kulen vorherrschen, weist, wie bereits oben notiert wurde, unvermittelt 28% auf. Meine Notizen in Rscheni umfassen nur die Zeit von 1901—1905; der Vervollständigung meiner Studien wurden aber leider stellenweise von der Geistlichkeit Schwierigkeiten bereitet, da der Abt der Merditen, Monsignore Primo Docci sich sehr darüber aufgehalten hatte, daß ich die Mordstatistik des katholischen Teiles von Albanien veröffentlicht habe. Endlich kann man vielleicht in Rscheni und den südlich gelegenen Gebieten einen Hauch von Feudalismus für das Aufkommen von Herrenwohnungen (in diesem Falle Kulen) verantwortlich machen. Die primitivsten Schutzbauten, die ich auf meinen Reisen in Nordalbanien angetroffen habe, waren die kugelsicheren Einbauten in der Sennhütte des Dod Prela in Kotschäk Bjeschks mä?e an der Grenze der Stämme Schäla und Nikaj und in dem Einkehrhause »Häni Qürri Straschs« an dem Wege von Sesi nach Qussinje. Von der Kasematte des Dod Prela gab ich seinerzeit folgende Beschreibung'): »Die eine Ecke der Sennhütte nahm weithin ein niederer, etwa 2'5 m langer und ungefähr 1*5 m hoher Einbau mit soliden Mauern und flacher Steinplattendecke ein, der um so täuschender einem Backofen glich, als in ihn im Niveau des Fußbodens nur ein etwa 075 m hohes und ebenso breites Loch führte.« Dies war die Schlafstätte des Hausherrn und seiner männlichen Angehörigen. Den Grundriß des ganz analogen Schutzbaues von Qürri Straschs gebe ich nach meiner älteren Publikation2) auf Taf. 1 Fig. 8, in der der holzgedeckte Teil des Gebäudes durch schüttere, der eingebaute steingedeckte Schlafraum durch dichte Punktierung bezeichnet ist. Die charakteristischen Merkmale beider Schlafräume sind die separate Eindeckung mit kugelfestem Material, die kleine Tür und der Mangel anderer Öffnungen. Es versteht sich von selbst, daß derartige Schutzmaßregeln - ihren Zweck erreichen können, aber dem von ihnen Betroffenen schon wegen des massenhaften Ungeziefers und der geringen Lüftung eine solche Pein bereiten, daß es, wie man mich versicherte, kaum jemand aushält, sich ihrer auf die Dauer zu bedienen. Wir finden deshalb, daß man selbst bei dem primitivsten einzelligen Steinhause denselben Zweck auf eine andere Weise zu erreichen sucht, ja daß man darüber hinaus, den Feind vom Hause fernzuhalten bestrebt ist. Die Mittel hiezu sind eine isolierte, womöglich erhöhte Lage des Hauses, aber nicht weit von dem Feldbesitz entfernt, um bei einem Überfalle einen schnellen Rückzug zu ermöglichen, ferner kleine Fenster und so angebracht, daß man aus ihnen die Umgebung allseits bestreichen kann, weiter ein solides, schwer erreichbares Dach, damit es dem Feinde unmöglich werde, in dieses ein Loch zu schlagen und, was öfter vorgekommen ist, von oben in die Stube zu schießen, und schließlich ein Abort innerhalb des Hauses. Die hausähnlichsten Kulen kenne ich aus Sesi, von denen die des Ortes Oköli in Fig. 223) vorgeführt werden. Links steht ein normales zweigeschossiges Haus ') Aus Schala und Klementi 29. !) Ebenda 30. 3) Vgl. Nopcsa, Aus Schala und Klementi Taf. VII Fig. 13. von rechteckigem Grundriß mit zwei übereinander liegenden Zimmern, das, sozusagen, den Übergang vom ebenerdigen einzelligen Hause zur Kula bildet. Hierauf folgt das höhere, dreigeschossige Haus des über seine Heimat hinaus bekannten Sädri Lüka1) mit ebenfalls nur einem Räume in jedem Stockwerk. Das auffallend hohe Schindeldach ist bloß Sesi eigentümlich; weiter im Süden, so z. B. schon in Schäla, kommen bei Häusern und Kulen wesentlich flachere Dächer vor. Da Sesi viel mit dem slawischen Gussinje verkehrt, so ist die Herkunft der Ausnahme klar, die in slawischen Gebieten, wie in Bosnien und dem Sandschak Plewlje, die Regel ist. Der seitlich angebrachte Fig. 22. Kulen in Oköli. Rauchfang deutet die Stelle des Kamins im Innern des Hauses an. Der Vorbau in der Mitte der Langseite ist der Abtritt, der vom 1. Stock aus benützt wird, aber im Gegensatze zu dem der Nachbarkula und dem auf Fig. 24 abgebildeten bis hinunter gemauert ist, was seine Vor- und Nachteile hat. Die Anlage ist unhygienisch und widerlich, da eine Ventilation nicht möglich ist und die Luft nicht nur in dem Anbau, sondern auch in dem anstoßenden Wohnräume verpestet wird. Anderseits schützt der hermetische Abschluß vor einer feindlichen Kugel. Mir ist wiederholt berichtet worden, daß der Gegner sich unbemerkt unter den Abtritt geschlichen und von hier aus auf den Nichtsahnenden, der infolge der Beleuchtung des Lokals durch einen Kienspan ein gutes Zielobjekt abgab, geschossen habe. Man sichert sich dagegen durch eine etwa 1*5 m unter dem Boden des Abortes angebrachte schräge Steinplatte. Außer- ') A. a. O. 52. dem kommen auch Schüsse durch die Abtrittfensterchen vor. Die Kula rechts von der in Rede stehenden zeigt eine andere, auch sonst vorkommende Konstruktion dieses Hausteils: Ein ungeschützter, nur notdürftig gedeckter und ebenso schwach verankerter Balkon, der zuweilen recht baufällig ist. Die Innenausstattung des Aborts aller Kulen entspricht, um gleich hier alles zu sagen, derjenigen des türkischen und auch südfranzösischen. Eine Sitzgelegenheit fehlt; der Fußboden weist eine relativ kleine Durch-lochung auf, neben der sich zuweilen zwei Steine für die Füße befinden, damit die Pantoffel oder Opanken nicht durchnäßt werden, da der Boden infolge der im Orient üblichen Wasserbenützung stets naß ist. Da man sich abends oft der Fußbekleidung entledigt, wird in besseren Häusern und Kulen für diesen Gang ein besonderes Pantoffelpaar bereitgehalten. Die Verbindung der Stockwerke in den angeführten Kulen wie überhaupt bei allen Defensivbauten befindet sich meist natürlich im Innern des Hauses und besteht in einer stets sehr steilen, oft leiterartigen Treppe. Die Kula, die als Verteidigungsobjekt die Breitenentwicklung perhorresziert, gestattet kein behäbiges Wohnen. Um an Raum zu gewinnen, greift man zu verschiedenen Auskunftsmitteln. So wird in dem Landstriche zwischen Drischti (am Kiri) und Ibälja (in Dükadschin), um die an und für sich kleine Bodenfläche zu schonen, aber auch um den Stall oder das Frauengemach im Erdgeschosse vom Wohnräume besser zu trennen und ihm einen separaten Eingang zu geben, sowohl bei den Kulen als auch bei den kulenartigen Häusern die Treppe nach außen verlegt (vgl. Fig. 23), die zu dem im ersten Stockwerk gelegenen Eingang emporführt. Man achtet jedoch darauf, daß die Treppe durch einen Nebenbau des Gehöftes oder dergleichen vor dem feindlichen Feuer gedeckt wird. In Bojdän (im Gebiete von Berischa) hatte Märasch Märku beim Baue seiner Kula an diese Sicherung nicht gedacht; als er in eine der landesüblichen Affären geriet, sah er sich schleunigst genötigt, vor der hier hölzernen Freitreppe einen Palisadenzaun zu errichten. Die Koinzidenz der Palisade hier und des o. S. 32 erwähnten Treppenhäuschens ist augenfällig. In der Merdita erinnere ich mich nicht solche Außentreppen gesehen zu haben. Wie klein die verbaute Fläche einer Kula sein kann, ersieht man daraus, daß ich in Plänti (am oberen Kiri) in einer Lülasch Pietri gehörigen Kula übernachtet habe, die kaum Fig. 23. Freitreppe einer Kula in Mertüri Gtirit. mehr als 6 m2 im Lichten maß, dabei wurde noch ein Teil der Bodenfläche von der Treppenöffnung eingenommen. Die Höhe ihrer beiden Geschosse betrug bis zum Dache etwa 7 m. Dies dürfte allerdings die kleinste Kula des ganzen Wilajets Skutari sein. Der Raummangel in der Kula führt auch dazu, daß sich fast neben einer jeden Kula ein ebenerdiges Frauenhaus befindet. Die weiblichen Hausgenossen können um so leichter in einem unbewehrten Hause untergebracht werden, als sogar in Fällen der Blutrache eine Frau nichts zu fürchten hat. Wie aus Fig. 24 ersichtlich ist, braucht das Frauenhaus, in dem Fig. 24. Kula in Rätza im Gebiete von Berischa. auch die Vorräte aufbewahrt werden, nicht an die Kula angebaut zu sein. Steigt die Zahl der männlichen Familienmitglieder so an, daß sich die Kula als zu eng erweist, so wird, da sie aus bautechnischen Gründen nicht beliebig erhöht werden kann, oft, wie z. B. in Nikaj, neben der alten eine neue Kula gebaut, und zwar stets so, daß die Eingänge einander gegenüberliegen. Der Fußboden der Stockwerke besteht aus Brettern, nur in Schäla sah ich als Notbehelf Rutengeflecht. Deswegen und da wenigstens vom ersten Stockwerke an die Räume von Haus- tieren frei sind, so schläft man in einer Kula, sofern nicht Wanzen, Rauch u. dgl. den Aufenthalt verleiden, viel besser als in feinem ungedielten ebenerdigen Hause, das noch dazu auch von den Haustieren frequentiert wird. In Bena (östlich von Skutari) erlebte ich im Sommer 1909 einen eigentümlichen Fall. Hier klagten mir die Leute, sie wären durch die vielen Fliegen aus der Kula vertrieben worden, und rieten auch mir, im Frauenhause zu nächtigen, wiewohl die Temperatur in der lichtarmen Kula mit ihren dicken Mauern frischer, angenehmer war als in dem zwar auch lichtarmen, aber niedrigen, steingedeckten und von der Sonne durchglühten Hause. Glücklicherweise konnte ich den Leuten die Kula mit Insektenpulver wiedererobern. Die Kula Fig. 24 ist auch insofern von Interesse, als sie den o. S. 42 erwähnten Vorbau und zwei Rauchfänge deutlich vorführt, die in verschiedene Etagen hinabreichen. Die Kunst, den Rauch zweier Feuerstätten in einen gemeinsamen Schornstein zu leiten, scheint nach allem, was ich sah. im Wilajet Skutari unbekannt zu sein, so daß man bei allen Kulen aus der Zahl der Rauchfänge auf die Zahl der Feuerstätten schließen kann. Sind in einer Kula zwei Herde vorhanden, so befindet sich der eine im Männer-, der andere im Frauenraume. Die Treppe, die durch diesen zugleich als Küche und Kinderstube dienenden Raum führt, wird zumeist, um den Fremden den Einblick zu verwehren, durch einen Bretterverschlag abgesondert, so daß ein finsteres, schlotartiges Stipgenhaus entsteht. Das Dach der Kula von Rätza wie der meisten anderen Kulen bildet, dem Grundrisse entsprechend, eine vierseitige flache Pyramide, deren Neigungswinkel so gewählt werden muß, daß das Deckmaterial nicht vom Dachstuhl hinabrutscht. In Schäla und Nikaj weisen die Kulen auch Pultdächer auf. Als Deckmaterial dienen oft von weitem herbeigeholte Steinplatten, falls guter Lehm vorhanden ist, Ziegel, in seltenen Fällen Schindeln und Bretter. Bei Steinplatten bildet, wie in Fig. 24, eine größere Platte, auf die ein konischer Stein befestigt wird, den Abschluß des Scheitels. Wie die Ritterburgen des Mittelalters weisen auch nianche albanische Kulen Pechnasen und Erker mit Schießscharten auf. Der Zweck der letzteren ist der gleiche: Sie sollen ein die Mauern enfilierendes Feuer ermöglichen. In ihrer primitivsten Form fand ich sie an der geräumigen Kula des Sef Nötzi in Fig. 25. Kula Sef Nötzis in Spätschi, nordwestlich von Oröschi. Spätschi (nordwestlich von Oröschi), vgl. Fig. 25. Wie die stets soliden Mauerecken bestehen auch die Erker, um den Schießscharten Sicherung zu gewähren, aus gut behauenen Werkstücken. Das Gleiche gilt von den Fenster- und Türstöcken. In einzelnen Landesteilen, namentlich in den Stammgebieten südlich der Merdita, erreichen die Kulen eine stattliche Größe und sind von sehr gefälliger Wirkung. Auch die Innenausstattung ist behäbiger. Die Erker wachsen zu bequemen Aussichtsnischen an. Von diesem Typus gibt K. Steinmetz1) eine so gute Beschreibung, daß ich sie hier wiederhole. »Der Hauptraum (der Kulen in Bschkäschi, südlich von Mäti) weist in der Hauptfront, zumeist in deren Mitte, einen halben Meter über dem Fußboden eine, zwei bis drei Personen fassende Nische auf, die außen erkerartig abgeschlossen ist. Sie hat in der Vorderwand zwei Fensterchen und in den Seitenwänden sowie im Fußboden des Erkers Schießscharten, durch welche der Platz unmittelbar an der Außenwand des Hauses unter Feuer genommen werden kann.» Die Nischen sind so geräumig, weil sie, wie o. S. 40 bemerkt wurde, Dschaksüren zum Aufenthalt dienen und hier auch Besuche empfangen werden. Steinmetz2) hat in dem zu Bschkäschi gehörigen Brinje zwei Brüder kennen gelernt, die zwölf Jahre lang ihre Kula nicht verlassen hatten. Die ganze Beschäftigung der im eigenen Hause Gefangenen bestand darin, daß sie im Erker saßen und die schöne Welt da draußen betrachteten. Wir bringen eine derartige stattliche Kula aus Kali-wätschi in der südlichen Merdita unter Fig. 26, da sie, wie ich mich selbst überzeugte, dem von Steinmetz beschriebenen Typus entspricht. Obzwar zu keinem der hier behandelten Haustypen gehörig, will ich anfangsweise noch eines großen, merkwürdigen Gebäudes gedenken, das ich in Ibälja, nördlich von Püka, als Eigentum des Frok Kola gesehen habe, und das zu übergehen, schon wegen seiner Genesis schade wäre. Das Anwesen der Altvordern Froks bestand aus zwei in der o. S.45 erwähnten Weise einander genau gegenüberstehenden, bloß etwa 20 Schritt voneinander entfernten einstöckigen Kulen mit außen angebrachten Steintreppen. Zwischen ihnen befand sich ein Hof mit einem tiefen Brunnen. Frock hatte nun den ') Von der Adria zum Schwarzen Drin 16, 34. s) A. o. O. 17. originellen Einfall, beide Häuser mit Mauern zu verbinden, diese mit Querbalken zu belegen und die dadurch aus dem Hofe entstandene große Halle einzudecken sowie die beiden Kulen in der Höhe des ersten Stockwerkes dadurch mit einander zu verbinden, daß er über die Träme des Neubaues eine Bretterbrücke legte. Hierauf trug er die Treppe der einen Kula ab. Diese nun nicht mehr direkt zugängliche Kula enthält das in türkischer Art mit einem Podium und einem hübschen Plafond Fig. 26. Kula in Kaliwätschi. ausgestattete Empfangs- und Fremdenzimmer. Die andere Kula dient der Familie als Wohnung. An Wohnbequemlichkeit hat Froks Palazzo durch den Verbindungsbau nicht viel gewonnen, da dieser, fensterlos und nur zum Teil mit Plafond versehen, bloß als Stall verwendet werden kann. Die Tiere sind jetzt allerdings in der Nacht leichter zu bewachen. Außerdem ist nun auch der Brunnen im Hause. Als ich i. J. 1909 das kastenartige Schloß zum letztenmal besuchte, hatte Frock die Absicht, auch noch die außen stehenden Maisbehälter in dem eingedeckten Teile des Stalles unterzubringen, um im Falle einer Belagerung 4 auch mit Brot versehen zu sein. Den Eingang in die Doppel-kula vermittelt ein großes Tor in der Mitte der einen Verbindungsmauer. Zum Schlüsse sei bemerkt, daß ich mit Ausnahme von Selischtje im Gebiete von Grüda, wo sich die Häuser zu einer kleinen Gasse zusammenreihen, in dem hier behandelten Teile von Nordalbanien nirgends eine geschlossene Ortschaft, sondern nur zerstreute Gehöfte angetroffen habe, die aus dem o. S. 41 erwähnten Grunde in möglichst großer Nähe der Felder liegen. Bei einer derartigen, auch durch den Bergcharakter des Landes mit seinen versprengten Flecken anbaufähigen Bodens bedingten Dispersion der Wohnstätten bezeichnen daher im Hochlande des Wilajets Skutari die Ortsnamen in der Regel nicht nur Dörfer, sondern auch geographische Einheiten niederster Ordnung, meist flachere, für den Ackerbau geeignete Gebiete. In weiterer Folgerichtigkeit decken sich sehr oft die Namen der Stämme mit denen größerer Hohlformen. Die Einrichtung der Häuser. Das wesentlichste Stück in der Einrichtung eines albanischen Wohnraumes ist die formen- und entwicklungsreiche Feuerstätte (Wötr). Die primitivste Heiz- und Kochanlage bildet das in der Mitte der Stube auf dem Lehmestrich brennende Feuer ohne jedwede Vorrichtung für den Abzug des Rauches. Den ersten Fortschritt bedeutet es, wenn die Feuerstelle mit Steinplatten belegt und mit Holzbalken oder halb in den Boden eingegrabenen, hochkantig gestellten Steinstücken begrenzt wird. Die weiteren mit der Entwicklung des Hauses naturgemäß verbundenen Verbesserungen betreffen dort, wo der Fußboden aus Brettern besteht, die noch zweckmäßigere Einfassung und Isolierung des Herdes, ferner die Ableitung des Rauches und die Sicherung des Dachstuhles vor dem Funkenfluge. Die Isolierung wird auf die Weise durchgeführt, daß im Fußboden in der Größe des etwa 1 m2 messenden, von Balken oder Steinen umschlossenen Feuerplatzes eine etwa 0-20 m tiefe Grube hergestellt und diese mit Lehm ausgefüllt wird, wodurch das darunter befindliche Gebälk vor der Glut geschützt wird. Eine solche Vorkehrung ist natürlich in allen jenen Häusern und Kulen notwendig, wo sich eine Feuerstätte in Stockhöhe befindet. In diesen Fällen ist die Qrube meist auch mit einem Kamin verbunden. Die einfachste Schutzvorrichtung gegen den Funkenflug besteht in einem großen, quadratischen, mittelst Latten unter dem Gebälk horizontal aufgehängten und mit Lehm belegten Rutengeflecht oder einer ebensolchen Holzplatte (vgl. o. S. 14). Man findet sie besonders in Holzhäusern, wo die Feuerstätte Fig. 27. Ofenbank in Höti. nicht unmittelbar an die Wand gerückt werden kann, aber auch in Steinhäusern, so in Höti, Kasträti und am Mali Rentzit. Der freie Raum zwischen der Hauswand und der Feuerstelle gilt in den eben genannten Gebieten als ein gemütliches, warmes Plätzchen, allerdings nicht in dem Maße, daß es auch Gästen angetragen würde; dazu ist es doch zu rauchig. Von der Entdeckung dieser wohligen Stelle bis zu ihrer Ausstattung mit einem größeren Steine oder einem Holzklotze und weiter zur Umwandlung dieser Sitzgelegenheit in eine feste Steinbank sind nur kurze Schritte. Damit sind wir bei der Feuerbank angelangt, von der schon o. S. 28 bei der Besprechung der Häuser von Höti die Rede war. Ein weiterer naheliegender Fortschritt ist, daß man diese Bank in eine kleine Nische verlegte, um dem Rauche leichter zu entgehen (vgl. Fig. 27). 4* Sehr merkwürdig mutet es an, daß diese Nische, die durch ihre Bank und Behaglichkeit den Feuerplatz dauernd von der Wand fernzuhalten schien, die Entstehung des Rauchfanges veranlassen sollte. Daß dem aber so ist, zeigt die im Gegensätze zu der breiten Höti-Nische schmale, hohe Eintiefung in den Häusern der Schkreli (vgl. Fig. 28l) und o. S. 28). Es bedurfte nur einer geringen Verlängerung der Nische nach oben, und ein in der Mauer bis zur Dachkante ausgesparter Schlot war fertig, der, nach außen geöffnet, den Rauch abführte. Fig. 28. Ofenbank in Schkreli. Solche Rauchabzüge — Rauchfänge kann man derartige Kanäle noch nicht nennen — habe ich nun im albanischen Hochlande wohl nicht gesehen; ich fand aber in den Küchen älterer Skutariner Häuser ihnen recht entsprechende Anlagen, durch welche die heiße Luft des nur mit Glut bedienten Herdes in den Dachboden abzieht. Im Laufe der Weiterentwicklung des so entstandenen Rauchabzuges wird die Feuerbank in dem Momente verschwunden sein, als durch die Öffnung der Dachluke der Apparat zu funktionieren und man das Feuer in seine unmittelbare Nähe, an die Hausmauer zu rücken begann, wo es schließlich endgültig seinen Platz fand. ') Nach E. Durham, High Albania 47. Die Feueranlage der Klementi in Bregumätja zeigt, wie aus dem Rauchabzuge im Verein mit einem den Funkenflug vom Gebälk abwehrenden Baldachin (o. S. 14) der Kamin entstanden ist. Der Baldachin nimmt hier nämlich zuweilen die Form einer nicht sehr steilen, hohlen Pyramide an, die, an die Wand anstoßend, den Rauch des offenen Feuers in den Dachboden Fig. 29. Kamin in Tschelsa. leitet. Von diesem ursprünglich quadratischen Kamin, bei dem die Seiten allmählich immer tiefer herabreichten, lassen sich die beiden heute in Wilajet Skutari üblichen Kaminformen, die runde und die rechteckige, ableiten. Die erstere entstand durch die Abnahme der Kanten, die letztere dadurch, daß die Seitenwände schmäler wurden. Als man zur Aufführung des Kamins statt des immerhin nicht ungefährlichen und eine achtsamere Feuerbedienung erfordernden Holzes feuerfesteres Material ver- wendete, ergab sich die Notwendigkeit, den ziemlich schweren Aufbau zu stützen. Einen primitiven rechteckigen Kamin, an dem man noch gut die ursprüngliche Art des Rauchabzuges erkennen kann, sah ich in Tschelsa (nordöstlich von Püka, Fig. 29). Aus Stein gebaut, reicht er bis auf 0-60 m vom Boden herab und wird beiderseits durch je einen Kragstein getragen. Seine Verjüngung ist für die weitaus meisten Kamine dieser Art charakte- Fig. 30. Kamin in der Kula des Bajraktars von Nikaj. ristisch. Zuweilen wird bei ihnen in halber Höhe vorn und seitwärts oder auch nur vorn ein etwa handbreites Gesims eingelegt. Dieser Vorsprung hat nun hie und da auf Kosten des über ihm befindlichen Kaminteiles an Breite so gewonnen, daß der Kamin schließlich förmlich in zwei Stücke geschnitten wurde und so einen neuen Typus darzustellen schien, der stark an englische Kamintypen erinnerte. Repräsentanten dieser Art habe ich z. B. in Aprfpa (am Drinknie) und in der Kula des Bajraktars von Ni'kaj (vgl. Fig. 30) gesehen. Auch bei ihnen dienen dem ganzen Aufbau zwei Konsolen als Stütze. Das Gesims wird durch größere horizontale Steinplatten gebildet, die bis an den fast nur in der Mauer ausgesparten Rauchschlauch reichen. Dieser geht in einen Schornstein über. Bei primitiveren Kaminen fehlt dem unteren Teil zum Teil die Vorderwand. Aus unserem Bilde sieht man auch die Bestimmung des Fig. 31. Doppelkamin in Brebüla. Gesimses. Der Abstand des Kamins vom Fußboden beträgt in Nikaj nicht ganz einen Meter. An die Kamine werden in Albanien keine hohen Anforderungen gestellt. Ganz mißratene habe ich wohl nur selten getroffen; aber auch fast alle übrigen erfüllten ihre Aufgabe nur zum Teil. Die Kaminzimmer waren ganz von Rauch geschwärzt, und die Wandteile in der Nähe der Feuerstätte wiesen einen teerartigen Belag auf. Der Albanier wird aber an diese Kalamität allabendlich auch durch die reichlichen Ruß entwickelnde Beleuchtung gewöhnt. Die hauptsächlichste Lichtquelle ist die Feuerstätte selbst, weswegen namentlich im Winter, um auch unter der Kälte nicht zu leiden, der Speisetisch in ihrer unmittelbaren Nähe aufgestellt wird. Zur Beleuchtung dienen aber auch qualmende Kienspäne. Um die Misere zu mildern, wegen Feuergefährlichkeit und auch aus Bequemlichkeit werden die Späne so placiert, daß der Rauch zum Teil wenigstens in den Kamin entweichen kann, und zwar entweder auf einem eigenen Träger oder, wo ein Eisenrost, wie in Fig. 30, vorhanden ist, auf diesem oder schließlich auf dem Kamingesims. Bei Kaminen der in Fig. 29 abgebildeten Type kommt es vor, daß für die Kienspäne ein eigener ungefähr handgroßer, halbkreisförmiger Vorsprung hergestellt wird. Um eine bessere und gleichmäßigere Beleuchtung zu erzielen, muß der Vorsprung in die Höhe gerückt werden; damit wird aber, zumal infolge des von der Feuerstätte aufsteigenden warmen Luftstromes die Möglichkeit des Rauchabzuges durch den Kamin verringert. In dem bereits wiederholt erwähnten Hause in Brebüla ist dem Nachteil dieser Beleuchtungsart so ingeniös einfach abgeholfen worden, daß ich die Erfindung hier anführe (vgl. Fig. 31). Der außergewöhnlich intelligente Erbauer des Hauses hat den für die Kienspäne nötigen Vorsprung als eine zweite Feuerstätte aufgefaßt und dementsprechend über ihm an der Kaminwand selbst einen Miniaturkamin errichtet, durch den der Rauch der Kienspäne in den Hauptkamin abgeleitet wird. Die Idee ist um so origineller, als man es sonst in Albanien, wie bereits S. 46 erwähnt wurde, noch nicht so weit gebracht hat, um den Rauch mehrerer Feuerstätten in einem Rauchfange zu vereinigen. Ungleich schwieriger als der Bau eines rechteckigen Kamins ist die Aufführung eines runden, zumal in Stein. Am einfachsten ist es, wenn man hiezu Reisiggeflecht und Lehm verwendet (vgl. Fig. 321), doch hat man dabei die nicht geringe Schwierigkeit, daß der mehr als einen Meter im Durchmesser haltende, glockenförmige Kamin leicht bersten oder einstürzen «) Vgl. Durham, High Albania 330. kann. Unter den verschiedenen prophylaktischen Maßregeln fand ich sogar, daß der untere Rand durch einen herumlaufenden und beiderseits an der Mauer befestigten Eisenreifen gestützt wurde. Die runden Steinkamine müssen aus sorgfältig segmentartig zugerichteten Werkstücken in horizontalen Lagen in der Weise hergestellt werden, daß die unterste Reihe nur in der Mauer fest verankerte Konsolen bildet und der Bogen allmäh- lich durch Auskragung geschlossen wird (vgl. Fig. 33). Alle runden Steinkamine des Gebirges haben wegen des oben anschließenden rechteckigen Rauchfanges in der Regel noch im Zimmer selbst einen kubischen oder parallelepipedischen Aufbau, wie dies auch aus Fig. 33 ersichtlich ist, die wir dem großen o. S. 32 besprochenen Hause in Sserma entnommen haben. Während aber hier die Wände beider Teile vertikal sind, habe ich in anderen Häusern schräge Wände gefunden, so daß wir auch halbkegelförmige Steinkamine mit viereckig pyramidenförmigem Oberbau haben. Der Stift für den Pischtär (s. u. S.61), den Fig. 33 aufweist, kann natürlich nur an Kaminen mit vertikalen Fig. 32. Kamin aus der Merdita. kommen, weil in ihrer Nähe entsprechendes, leicht zu bearbeitendes Material nicht vorkommt und der Bau zu umständlich ist. Wänden angebracht werden. Im allgemeinen ist zu konstatieren, daß runde Steinkamine im Gebirge nur in wenigen Häusern vor- Fig. 33. Kamin in Sserma. Die künstlerische Vollendung hat der runde albanische Kamin in Skutari erreicht, wo er, allerdings aus Qips und Brettern hergestellt, infolge des Niedergangs der alten Patrizier- Fig. 34. Kamin im Hause der Familie Mužani in Skutari. familien leider immer seltener wird1). An unserem Exemplar, Fig. 34, aus dem Hause der Familie Muzäni erkennt man an >) Vgl. Degrand, Souvenirs de la Haute-Albanie 25; Ippen, Skutari und die Nordalbanische Küstenebene 38. dem unteren verkehrt abgetreppten Rande die alte Steinkonstruktion (vgl. Fig. 33); das auf hochkantig gestellten vergipsten Brettern angebrachte, von unten nach oben verlaufende Renaissanceornament hat aber die Erinnerung an die ursprüngliche Zonenkonstruktion verwischt. Beiderseits des Kamins sieht man noch die Kaffeegeschirrnischen (vgl. weiter u.), die aus dem Bauernhause übernommen wurden. Über dje geographische Verteilung der einzelnen Typen der Feueranlagen liegen mir noch zu wenige Daten vor, als daß der Versuch unternommen werden könnte, sie kartographisch darzustellen, was vermutlich auch einiges Licht werfen würde auf die Stammesverwandtschaft und vielleicht auch auf die Wanderungen der heutigen Stämme des Wilajets Skutari. Im allgemeinen läßt sich jedoch schon jetzt feststellen, daß in der Maltzfja mä?e die Feuerbank vorkommt und die Kamine häufig fehlen, sowie daß im Gebiete von Püka der rechteckige und in der Merdita der runde Kamintypus vorherrscht. Unsere Darlegungen dürften erwiesen haben, daß der Kamin im Lande selbst entstanden, daß also nur sein Name, Odschäk, dem Türkischen entlehnt ist. Die Beschreibung der weiteren Ausstattung eines albanischen Wohnraumes fortsetzend, wollen wir zunächst der unmittelbaren Umgebung der Feuerstätte und der Herdgeräte gedenken. Links und rechts vom Feuerplatze pflegt je eine kleine, zuweilen durch Holzschieber verschließbare Nische in der Mauer-ausgespart zu sein, die zur Aufbewahrung der zur Kaffeebereitung dienenden Geräte (der Rösttrommel, der Mühle, der Kännchen und Schalen) und des Kaffees und Zuckers dienen. Sie werden von dem übrigen Küchengerät gesondert aufbewahrt, um rasch bei der Hand zu sein, und sie finden sich auch im Männergemache, weil die Kaffeebereitung nicht den Frauen, sondern den Männern zusteht. Nischen dieser Art kommen nur dort vor, wo ein an die Mauer angebauter Kamin vorhanden ist. Wenn die Feuerstätte, was manchmal der Fall ist, in der Mitte des Zimmers liegt, so dient, weil dann eine Nische nicht ihren Zweck erfüllen würde, meist ein Körbchen zur Aufnahme der Kaffeeutensilien. Vor der Feuerstelle des Männerraumes mancher stockhoher Häuser sah ich im Fußboden eine kleine Öffnung, die, zu- weilen mit einem Pflocke verschließbar, dazu dient, den beim Auskehren des Zimmers angesammelten Kehricht in den darunter befindlichen Raum durchfallen zu lassen. Über jedem Herde befindet sich eine Vorrichtung zum Aufhängen von Kesseln, Töpfen u. dgl. In ihrer primitivsten Form besteht sie aus einem vom Dachbalken herabhängenden, unten aufgebogenen starken Aste, zumeist aber aus einer oben unbeweglich festgemachten Kette, die einen an beiden Enden mit Doppelhaken ausgestatteten Eisenstab trägt (vgl. Fig. 27). In den unteren Doppelhaken wird das Qefäß eingehängt, mit dem oberen die Distanz vom Feuer geregelt: Er kann in jeden beliebigen Ring der Kette eingehakt werden. In den Gebieten südlich des Drin fand ich als ein Zugehör des Kaminherdes einen aus Schmiedeeisen hergestellten vierbeinigen Feuerbock mit aufgebogenen Enden. Das eine Ende imitierte mit Augen, Mund und spitzen Ohren einen Tierkopf, das andere bildete eine tassenförmige, kreisrunde, horizontale Platte, auf die, in Ermanglung des gleich zu erwähnenden Pischtärs, die Kienspäne gelegt wurden, die infolge ihres Harzgehaltes um so besser und heller brennen, je mehr sie vom Herdfeuer vorgewärmt sind. Der Pischtär (von Pisch, Föhre) ist entweder ein über dem Feuerplatze hängender Eisenrost, wie in Fig. 30 (vgl. S. 57), oder ein Stück eines Baumstammes in der Nähe des Kamins, das eine flache Basis hat und oben mit einem Blechstücke oder einem türkischen Hufeisen beschlagen ist. Zuweilen schneidet man ein geeignetes Stammstück so ab, daß die Äste Füße und Griffe bilden (vgl. Fig. 35 rechts). Letztere sind praktisch, weil man nicht Gefahr läuft, sich beim Hantieren mit dem Ständer durch herabfallende Späne die Hand zu verbrennen. Die Holzpischtare können auch als Träger der kleinen konischen Petroleum-lämpchen, Bischtük (vgl. Fig. 30'), verwendet werden. Das Mobiliar ist in einem albanischen Hause recht spärlich. Nirgends fehlt aber ein Tisch und mindestens ein Schemel. Der erstere, mit dem türkischen Lehnworte Söfra bezeichnet, dient lediglich als Eßtisch. Er besteht aus einer im Durchmesser ») Offenbar mit Rücksicht auf den Docht von Bischt, Schweif, abgeleitet. variierenden, aus zwei oder mehreren Brettern zusammengefügten, kreisrunden Platte, an die unten zwei Leisten genagelt sind, welche die Bretter zusammenhalten und gleichzeitig als Füße dienen (vgl. Fig. 31 und 37). Zumeist sind die Leisten unten ausgeschnitten, was den Tisch auf dem unebenen Lehmestrich am Wackeln mehr oder weniger hindert. Die Gesamthöhe des Tisches beträgt nicht ganz eine Spanne. Er kommt erst unmittelbar vor der Mahlzeit zum Vorschein; nicht gebraucht lehnt er, um nicht beschmutzt zu werden, mit der Oberseite nach innen, abseits an einer Wand1). Der Tisch scheint mir ursprünglich in Albanien unbekannt gewesen zu sein. Ich schließe dies aus dem Gegensatze, der zwischen dem alltäglichen »Bjeri sofren, Bring den Tisch« und dem stereotypen Gruße nach dem Essen »Per t' mir u schtroschin, Zu eurem Wohle möget ihr aufgestreut, bezw. ausgebreitet haben« besteht. Das letztere deutet darauf, daß ehedem ein ausgebreitetes Tuch als Unterlage gedient hat. Hätte dazu von allem Anfang an ein jedesmal herbeigebrachter Tisch gedient, so hätte sich wohl eine andere Dankformel eingebürgert. Auch der Umstand, daß der von der Kultur gewiß nicht angekränkelte Albanier des Hochgebirges im Gegensatze z. B. zum Rumänen, wenn, wie auf Reisen, kein Tisch vorhanden ist, stets darauf sieht, daß als Unterlage für die Speisen, selbst wenn diese bloß aus Käse und Brot bestehen, ein Tuch ausgebreitet wird, scheint mir dafür zu sprechen. Eine weitere Bestätigung meiner Annahme möchte ich darin sehen, daß in Mittelalbanien nach der Mitteilung von Ekrem Bei Vlora2) heute noch vor dem Essen unter dem Tisch ein eigener Teppich ausgebreitet wird. Mehr Varianten als der Tisch zeigen die Schemel (alb. Stol), mit dem sie aber die geringe Höhe, kaum eine Spanne, gemein haben. Sie sind sämtlich Dreifüße. In Fig. 35 habe ich eine Auswahl getroffen, von dem simpelsten Brette bis zu konkav geschnitzten Stücken mit dem Rudimente einer Rückenlehne. In Sennhütten begnügt man sich häufig mit viereckigen Holzklötzen oder an beiden Enden glatt abgeschnittenen ') In Fig. 31 wurde er von seinem gewöhnlichen Platze genommen, damit ich ihn mit dem Kamin zusammen zeichnen könne. 2) Aus Berat und vom Tomor 75. Baumstrünken. Zuweilen fertigt man sich dort, wenn ein geeigneter Stamm zur Verfügung steht, in der Weise eine Art Dreifuß an, daß man den Strunk auf zwei aus einer Stelle herausgewachsene, bis auf eine Spanne gestutzte Äste stellt. Daß der schräge Sitz auf dem Strünke bequem ist, kann man nicht gerade behaupten. In jedem besseren Hause findet man aber, wenngleich meist nur in einem Exemplare, auch 0"30 bis 0"40 m hohe Lehnsessel (Karik) mit teils halbkreisförmiger, teils gerader Rücken- und Armlehne (vgl. Fig. 35). Die ersteren sind vorwiegend nördlich des Drin, so in Pulati1), die letzteren südlich desselben, namentlich in der Merdfta, gebräuchlich. Beide Typen weisen oft, wie ') Vgl. Steinmetz, Ein Vorstoß in die Nordalbanischen Alpen 38. auch aus unserem Bilde ersichtlich ist, reiche Schnitzereien auf. Der Lehnsessel Fig. 35 links mit mäßig gebogener Rückenlehne und geschweiften, aus gebogenem Holze hergestellten Armlehnen ist eine Kuriosität aus Kölaj (am Mali Rentzit). Er ist eine neue Erfindung unter städtischem Einflüsse, vielleicht durch Thonetmöbel inspiriert. Der Lehnsessel neben dem Herde ist in einem albanischen Hause der Ehrenplatz par excellence. Betritt ein Gast das Haus, so wird ihm je nach seinem Range ein Schemel oder der Lehnsessel zum Sitzen angeboten. Nach einiger Zeit wird er aber, selbst wenn er ein Fremder ist, aufgefordert, sich auf den zu diesem Zwecke mit Laub, Heu oder dem besonders bevorzugten Farnkraut bestreuten und Ziegenfellen belegten Boden zu setzen, da man annimmt, daß ein längeres Sitzen auf einem erhöhten Sitze ermüde. Bei den Schemeln trifft dies in der Tat zu; bei den Lehnsesseln befremdet aber die Annahme nicht wenig. Bänke habe ich in einem albanischen Bauernhause nie gefunden, wohl aber sah ich, wenn auch selten, außerhalb des Hauses einen Balken oder ein Brett, welche ihre Stelle vertraten. Das Bett (Schtrat) scheint in Albanien zu den gewöhnlichen Einrichtungsgegenständen zu gehören, denn derartige Schlafgelegenheiten habe ich in den weltentlegensten Winkeln Albaniens, wie in Mertüri Gürit (am Drinknie) getroffen. Es besteht aus vier zuweilen hochragenden Pfosten, die in 1—L50 m Höhe mit Brettern verbunden sind, welche auf einem Rahmenwerk einen Bretterboden umschließen (vgl. Fig. 37). Als Schütte dient Heu oder das beliebte Farnkraut. Ich habe in einem Zimmer nie mehr als ein Bett gefunden. Sein Platz ist eine vom Feuer entfernte Ecke; im Frauengemache steht es zuweilen wegen der zahlreichen Truhen und Fässer in der Mitte des Zimmers. Diese Lagerstätte scheint ausschließlich den Hausbewohnern vorbehalten zu sein, denn ich habe niemals gesehen, daß sie einem Gaste angetragen worden wäre, was wegen ihres meist großen Insektenreichtums niemand kränken dürfte. Ich wurde von Frauen oft gebeten, auf ihr Bett etwas Insektenpulver zu streuen. Zuweilen schlafen zwei verwandte Personen in einem Bette. Die albanische Wiege ist ein rechteckiges Kistchen, dessen längeres Kopf- und Fußbrett des Schaukeins wegen unten halbkreisförmig zugeschnitten ist. Sie ist stets, daher wohl absichtlich zu kurz, so daß die Unterschenkel des Säuglings oft zur Hälfte durch einen hiefür eigens gemachten halbkreisförmigen Ausschnitt hinausragen. Unweit vom Kopfende ist zuweilen ein Holzreifen eingespannt, der verhindern soll, daß die Tücher, mit denen die Wiege zugedeckt wird, unmittelbar auf dem Gesichte des Kindes aufliegen1). Außerdem findet man oft am Mehlkisten sind außerdem meist durch hohe Füße charakterisiert; ich maß Beine von 6 bis fast 40 cm Höhe. Eine von ihnen zeigt Fig. 36, welche das Innere der in Fig. 22 abgebildeten Fig. 37. Inneres einer Kula in Kimessa. Kula Sädri Lukas in Oköli darstellt. In früheren Zeiten bestanden die Truhen überall aus Nußholz. Im Gebirge ist dies noch jetzt der Fall. Von Skutari aus, wo man von dem harten, teueren Nußholz zum Tannenholz übergegangen ist, kommt aber das weiche Holz immer mehr in Verwendung. Auch das Ornament hat eine arge Verschlechterung erfahren, denn statt die Vorderseite wie ehedem zu schnitzen, hat man begonnen, sie mit bunten Blumen zu bemalen. Um einen Begriff von der Technik, den Motiven und der Gefälligkeit der alten Arbeiten zu geben, ist als Fig. 1 die Ansichtsseite einer der Skutariner Truhen abgebildet, die in meinen Besitz übergegangen sind. Unentbehrliche Requisiten sind in jedem Hause Holzfässer. Solche von 1"60 m Höhe und 0'80 m Durchmesser dienen als Weinbehälter (Büti); die Wasserfässer (Bülir) sind etwa 0'40 m hoch und messen 0'30 im Durchmesser. Fässer von mittlerer Größe, wie die in Fig. 36 und 37 abgebildeten, enthalten die zur Aufbewahrung des in äußerst primitiver Weise zubereiteten Käses nötige Salzlake. Die größeren Fässer haben in der Regel nur einen losen Deckel. Die Wasserfässer sind an beiden Seiten fest verschlossen, in der Regel von elliptischem Querschnitte, haben an der Wandung und dem einen Boden je ein Spundloch zum Füllen an der Quelle, bezw. zum Entleeren und sind überwiegend aus Dauben hergestellt1). Wegen ihres wasserdichten Verschlusses werden sie auch zu anderen Zwecken, bei Komäna z. B. im Notfalle, paarweise zusammengebunden, als Ersatz für den Schirtsch, die Ziegenhautfähre2), bei Flußübersetzungen verwendet. In Schäla und NIkaj werden häufig Fässer von 0'60 m Höhe aufwärts aus Baumstämmen in der Weise hergestellt, daß man ein entsprechendes Stammstück der Länge nach in zwei gleiche Stücke spaltet und beide Hälften aushöhlt. Als Reifen dienen Haselnußgeflechte. Um diese Geflechte fest aufhämmern zu können, erhalten alle großen Fässer eine nach oben etwas ausladende Form, was insofern interessant ist, als man z. B. in Rumänien oft gerade das Umgekehrte findet. Nach beiden Enden zu sich verjüngende große Fässer scheinen als einheimische Erzeugnisse in Albanien zu fehlen. Nach dieser Revue über das Mobiliar wird man insbesondere Kästen vermissen. Der Albanier behilft sich in der *) Zur Veranschaulichung: diene J. Bubenicek, Durch Montenegro (S.-A. aus dem Jahresberichte des K. k. Staatsgymnasiums in Prag-Neustadt 1905) S. 7 Fig. 6, wo die Fässer allerdings etwas modifiziert sind. 2) Vgl. E. Liebert, Aus dem Nordalbanischen Hochgebirge 6 f. 5* Weise, daß er die ganze Stube zu einem mit Auflege- und Hängevorrichtungen versehenen Kasten macht. Da der oft nur aus gestampftem Lehm bestehende Boden nicht sonderlich rein ist und von Liege- und Sitzgelegenheiten sowie von dem größeren Hausrat und eventuell auch von Körben (vgl. Fig. 36) in Anspruch genommen wird und die Truhen nicht ausreichen, so muß für alles, was vor Beschmutzung oder Beschädigung bewahrt und aus dem Wege geräumt werden soll, eine Stelle an den Wänden gefunden werden, was die Stube wohl malerisch, aber nicht propre macht. Bordbretter (Raft), in Kopfhöhe angebracht und nie abgestaubt, kommen häufig vor (vgl. Fig. 3, 30, 36 und 37); außerdem wird in die Wände und Dachbalken eine Menge von Nägeln und Pflöcken eingeschlagen. An diesen hängen Kessel, Bratpfannen, Siebe, Wollknäuel, Tierhäute und Gewehre bunt durcheinander (vgl. Fig. 3, 36 und 37). Da jeder Gast beim Betreten eines Hauses sein Gewehr dem Hausherrn übergibt zum Zeichen, daß er sich dessen Schutze anvertraue, so fällt diesem die Verantwortung für eine etwaige Beschädigung der Waffe zu. Sie wird deshalb nicht angelehnt, sondern stets fürsorglich, und zwar mit der Mündung nach abwärts, an die Wand gehängt. An sehr vielen Kulen (vgl. Fig. 25), aber auch an Häusern (vgl. Fig. 12 und 18) findet man auch außen beiderseits der Tür hakenartige Steinvorsprünge, die in erster Linie zum Aufhängen der Gewehre dienen. Außerdem kommt oft in der Nähe des Hauseinganges noch eine andere Aufhängevorrichtung vor: Ein vertikal eingerammter, entrindeter Baumstamm mit aufwärts gerichteten, kurzgeschnittenen Ästen (vgl. Fig. 9 rechts), auf die Töpfe u. dgl. gehängt werden. In Weinbaugegenden findet man in dem einen oder dem anderen Hause einen in Skutari gekauften Destillierapparat (Kasan) aus Metall zur Bereitung von Treberbranntwein, der für eine geringe Gegenleistung auch an die Nachbarn verliehen wird. Er besteht in der üblichen Weise aus dem Kessel, einer fast gleich großen, abnehmbaren Haube und einem 3 bis 4 m langen, geraden Kühlrohr. Wohlhabendere Häuser, die Tabak bauen, verfügen über eine selbst angefertigte Tabakschneidemaschine (Tschark). Sie besteht im wesentlichen (vgl. die Varianten in Fig. 38) aus einem unten flachen oder leicht geneigten Gestell, einem in einem Scharnier beweglichen Messer und einer Rinne, in die der Tabak in Bündeln gepreßt wird. Die linke Hand schiebt den Tabak nach und nach gegen das Messer vor, das mit der Rechten bedient wird. Da das Messer keine Führung hat, so ist die Arbeit nicht leicht und der Schnitt so grob, daß der Tabak noch zwischen den Handflächen zerrieben wird. In sehr vielen albanischen Häusern dürfte sich ein Webstuhl vorfinden. Die ich sah, standen im Frauengemache oder in einem Nebengebäude. Ich überlasse ihre Schilderung meinen Nachfolgern, da meine Aufnahmen nicht ausreichen. Die Handmühlen, aus einem kreisrunden Bodenstein und einem ebensolchen um einen Holzdübel mittelst eines Schwen- gels drehbaren Läufer bestehend, entsprechen völlig dem von C. Patsch1) aus Mittelalbanien beschriebenen Typus, so daß wir nichts hinzuzufügen haben und zu den Wassermühlen übergehen, und zwar zu den Turbinenmühlen (Mulin), da mit vertikal laufenden Rädern betriebene Mühlen noch nicht eingehend genug untersucht sind. Bei Plänti am oberen Kiri, wo heute nur kleine Turbinenmühlen im Gebrauche sind, liegen im Bette des Künje-Baches zwei große, stark beschädigte Mühlsteine von 0'90 m Durchmesser und 0*15 m Stärke, die auf die Existenz großer Mühlen im Mittelalter schließen lassen und mit manchen Straßenspuren und anderen Momenten2) den Beweis liefern, daß die Kultur des nordalbanischen Gebirges einst eine höhere war. Große Mühlen sind derzeit nur am Rande der Niederung ') Das Sandschak Berat in Albanien 54 Fig. 41. s) Vgl. o. S. 25. Fig. 38. Tabakschneidemaschinen. von Skutari im Betriebe, und zwar namentlich am Rijöli-, Wräka- und Kiri-Bache. Da es wahrscheinlich ist, daß auch diese großen Mühlen noch immer nach demselben Prinzipe wie im Mittelalter gebaut werden — ich selbst konnte mich überzeugen, daß bei ihnen sehr wenig Eisen verwendet wird —, Fig. 39. Turbinenmühle in Brebüla. so sei deren Studium Reisenden, die hiezu mehr Zeit haben, wärmstens empfohlen. Turbinenmühlen kommen im Wilajet Skutari allenthalben vor. Zum Betriebe brauchen sie sehr wenig Wasser, aber ein starkes Gefälle. Da die meisten wasserführenden Gräben infolge der Kahlheit und Steilheit der Hänge bei Niederschlägen ihr Wasserquantum rapid ändern und bei Hochwasser große Steintrümmer herabwälzen, so wären Mühlen an ihnen sehr häufig gefährdet; man entgeht dieser Gefahr in der Weise, daß man das Wasser solcher Gräben durch eine eigene Leitung längs der Lehne zu einem sicheren, für die Mühle geeigneten Punkt führt. Der Kopf der Leitung wird fast bei jedem Regengusse zerstört; dies hat aber natürlich weit weniger zu sagen, als wenn die Mühle selbst devastiert würde. Eine Folge dieser Wasserverhältnisse ist, daß man häufig Mühlen auf steilen Bergrücken zwischen zwei Qräben und nicht an einem von ihnen angelegt findet. In dieser Hinsicht sind interessant einige Mühlen bei Dzezäni in der Merdita und bei Füscha Sätschit in Duka-dschin. Bei einer albanischen Mahlmühle ist der Bau selbst Nebensache (vgl. Fig. 39): Lose aufeinander geschlichtete Steine als Wände, einige Pfosten und ein zerzaustes Bretterdach darüber, das gerade genügt, die Sonnenstrahlen und kleinere Regenschauer abzuwehren. Da der Müller seine Mühle in der Regel sitzend bedient, so ist das ganze Gehäuse nur 1'50 bis l'80m hoch. Jede derartige Mühle enthält nur einen Mahlgang. Die ganze Maschinerie besteht (vgl. Fig. 40)1) aus einem horizontalen, im Durchmesser etwa 070 m messenden, hölzernen Wasserrade mit dicht gereihten, löffelartig ausgehöhlten, etwas geneigten Fig. 40. Schnitt durch eine Turbinenmühle. •) Vgl. auch Durham, High Albania 164. Speichen, in die das Wasser aus einer steilen Rinne spritzt, und einer vertikalen, manchmal nicht ganz geraden, hölzernen Welle, welche die ziemlich schnelle Bewegung auf den Mahlgang überträgt, der sich aus zwei Steinen zusammensetzt, einem festliegenden Bodenstein, durch den die Welle in einem runden Loche hindurchgeführt ist, und aus einem rottierenden Läufer, in dem die Welle in einer quadratischen Aushöhlung befestigt ist. Über dem Läufer ruht in einem Pfostengestell der nach unten zu sich verjüngende, zuweilen aus einem einzigen Holzstücke angefertigte Qetreidebehälter von etwa 10 Liter Inhalt, der unten eine Öffnung hat, aus der das Mahlgut, in seinem Ausflusse durch ein auf dem unebenen Oberstein schleifendes Holzstück reguliert, in ein zentrales Loch des Läufers fällt, von wo es zwischen die beiden Steine gelangt. Das am Rande der Steine heraustretende Mehl wird von dem auf einer Plattform hockenden Müller mit der Hand zusammengekehrt und mit einer aus einem Stück Holz geschnitzten Schaufel in Säcke oder andere Behälter getan. Für einen selbsttätigen Mehlabfluß in Säcke ist keine Vorsorge getroffen. Das Mahlprodukt ist natürlich sehr grob. Sägemühlen habe ich im Wilajet Skutari, wenn man von einer nur vorübergehend von Ausländern bei Dar?a (am Drin) betriebenen absieht, ebensowenig getroffen wie andere, wenn auch noch so primitive industrielle Unternehmungen. An vielen Orten ist nicht einmal die Säge bekannt; die Bretter werden fast ausschließlich mit der Axt erzeugt. Zum Spalten des Holzes und Abschlagen von Ästen wird eine tüllenlose, am Stiele angenagelte Sichelaxt, Sakits genannt, verwendet, wie sie bereits in der ersten Eisenzeit der nordwestlichen Balkanhalbinsel und als Waffe der Daker auf dem Tropaeum Traiani') vorkommt. Wir gehen zur Besprechung der Ackergeräte über. Die Egge ist nicht überall im Gebrauch. Die ich sah, bestanden sämtlich aus einem einfachen starken Rutengeflecht, in dem die dickeren Enden zugespitzt und schräg nach abwärts in das Geflecht zurückgebogen waren, wodurch auf der Unterseite Reihen stachelartiger Zähne entstanden. Die Größe der Eggen ') Benndorf-Niemann, Das Monument von Adamklissi Tropaeum Traiani 52 f. Vgl. C. de Marchesetti, I castellari preistorici della regione Qiulia (Triest, 1903). betrug etwas über einen Quadratmeter, und zur Beschwerung dienten ein oder zwei Steine. Ebenso primitiv wie die Egge ist auch der Pflug (Par-mend), der häufig, aber ebenfalls nicht allgemein vorkommt. In Fig. 41 sind drei Typen zusammengestellt. Bei dem obersten bestehen die Sterze und der Scharbaum, dessen Spitze in einer Fig. 41. Nordalbanische Pflüge. pfeilartigen Schar endet, aus einem einzigen Stücke. Bei den beiden anderen sind die zahlreicheren Bestandteile einzeln gearbeitet und ineinander eingezapft, und beide weisen, insbesondere was das Einstellen der Schar anbelangt, fortschreitende Verbesserungen auf. Der letzte besitzt sogar Streichbretter. Aus Eisen angefertigt ist bei allen nur die Schar, die, schmal und kurz, auch spaten- und lanzenförmig sein kann. Die Lanzenform der Schar wird die Ursache sein, daß diese in albanischen Sagen als der Wurfspeer besonders kraftvoller Männer erwähnt wird. Gepflügt wird mit einem Paar Ochsen, welchen ein mit seichten Ausschnitten versehenes Joch auf den Nacken aufgelegt wird, das an der Deichsel mit einem Geflecht befestigt ist und in das zwei u-förmige Reifen aus Haselnußstöcken eingespannt sind. Der albanische Pflug hat in allen seinen Spielarten Analogien in Montenegro, Mittelalbanien und Bosnien und erinnert auch an antike Funde und Darstellungen*). Eine eigenartige Vorrichtung zur Entkörnung des Maises wird in Bregumätja verwendet. Sie besteht (vgl. Fig. 42)ä) aus einem starken, viereckigen, wohl nur infolge des Gebrauches Fig. 42. Dreschtisch in Bregumätja. konkaven Geflecht, das auf vier etwa 1'30 m hohen, schräg eingerammten Stangen ruht. Auf diesen Dreschtisch werden die Maiskolben geschüttet und mit etwa 15 m langen, starken Stöcken solange geschlagen, bis alle Körner losgelöst sind. Diese fallen durch die Maschen des Geflechtes zu Boden. Wieviel Mais auf diese allerdings recht anstrengende Weise in einer bestimmten Zeit entkörnt werden kann, habe ich nicht fest- ') Vgl. Durham, Trough the land of the Serb (London, 1904) 137; Patsch, Das Sandschak Berat in Mittelalbanien 30; M. Hoernes, Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 1882 89; W. Radimsky, Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien 1895 254; H. Behlen, Der Pflug und das Pflügen bei den Römern und in Mitteleuropa in vorgeschichtlicher Zeit; Hoops, Waldbäume und Kulturpflanzen im germanischen Altertum (Straßburg, 1905) 503. 2) Vgl. Nopcsa, Aus Schala und Klementi 60 Taf. XI Fig. 22. gestellt; jedenfalls bedeutet aber diese Methode einen Fortschritt gegenüber der Art der Schäla, die den Mais mit der Hand rebeln. Im Gegensätze zu der Einfachheit der Ackergeräte stehen die stark entwickelten Irrigationsanlagen der Felder, die durch die große Regenarmut in den Sommermonaten und die starke Böschung der meisten Ackerparzellen, von denen das Niederschlagswasser rasch abläuft, erzwungen wurden1). Das zur Berieselung nötige Wasser wird oft in mehrere Kilometer langen Kanälen (Wija) herbeigeholt. Man schreckt aber auch vor größeren Hindernissen nicht zurück. Senkungen werden mit Rinnen aus Tannenholz überbrückt (vgl. Fig. 43) und Felsen in Ein- Fig. 43. Wasserleitung in Msiu am Drin. schnitten passiert. Einen solchen Einschnitt von 20 m Länge und 8 m Tiefe im festen Serpentingestein sah ich bei Kortpüla (südwestlich von Püka) im Zuge des kaum fußbreiten, aber mehr als 5 km langen Aquäduktes, der vom Gömssitsche-Bache etwas Wasser auf einige Maisfelder des Dorfes Kaftäli leitet. Über das Alter dieser Anlage konnte ich leider nichts erfahren, glaube jedoch, daß sie sehr alt ist. Wo bröckliges Gestein oder gar Gesteinsschutt vorkommt, wird die Wasserleitung im Winter regelmäßig und auch im Sommer manchmal bei stärkeren Regengüssen zerstört; so kann man fast den ganzen Sommer hindurch Leute mit der Reparatur beschäftigt finden. Zu der Herstellung und Erhaltung der Aquädukte vereinigen sich oft mehrere Familien oder Sippen. Die Wassernutzung steht dann im Verhältnis zu der geleisteten Arbeit. Da die Reihenfolge der ') Vgl. Steinmetz, Ein Vorstoß in die Nordalbanischen Alpen 32 f. Benützung der Leitung und das Quantum des ihr zu entnehmenden Wassers öfters Anlaß zu Streitigkeiten geben, wird dem manchmal dadurch vorgebaut, daß am Rande des Kanals ein Pflock errichtet wird, auf dem alle beteiligten Familien ihre zu diesem Zwecke gewählten einfachen Hausmarken in bestimmter Reihenfolge und so oft einschneiden, als jedem das Recht der Wassernutzung in einem bestimmten Zeiträume zusteht. Einen derartigen mehr als 1"5 m hohen Merkpflock zeichnete ich in Där?a (am Drin, vgl. Fig. 44). Welche Wichtigkeit man der künstlichen Bewässerung der Felder beilegt, sieht man daraus, daß wie die Hirten auch die an den Aquädukten Arbeitenden lediglich auf Grund dieser Tätigkeit die Bessa haben, das heißt, daß sie vor der Verfolgung seitens ihrer Feinde geschützt sind. Wagen und Karren kommen im Wilajet Skutari, da im Gebirge fahrbare Wege fehlen, nur in der Küstenebene vor. Wie es mit den Schlitten steht, konnte ich nicht erfahren. Die Karren sind im Gegensatze zu den in Ostalbanien (Prisren und Üsküb) üblichen zweirädrig, lassen daher wie auch die Kaminbauten den alten Kultureinfluß Italiens erkennen. Man sieht aber auch, daß dieser fremde Einschlag von der See nach Osten zu niemals die albanischen Gebirge überschritten hat. Fig. 44. Wasserleitungsmerkpflock in Där?a. Fig. 45. Ochsenkarren in Skutari. Die Wagen, die der Fremde in Skutari sieht und benützt, sind natürlich sämtlich importiert. Der epichorische Karren (Fig. 45) besteht aus einer schmalen, etwa 1*5—2 m2 messenden Balkenlage, die unmittelbar auf der Achse befestigt ist, mit der auch die Deichsel unbeweglich verbunden ist. Die beiden Speichenräder haben einen Durchmesser von fast zwei Metern; diese Höhe ist durch die Tiefe des Kotes der Ebene bedingt. Um die Ladung vor dem Falle und der Berührung mit den den Karrenboden überhöhenden Rädern zu sichern, sind in die Seitenbalken vertikale Stäbe eingefügt. Damit durch die Deichsel das Joch nicht vertikal belastet werde, muß bei dem Gefährt, wie bei allem zweirädrigen Fuhrwerk, darauf geachtet werden, daß sich die Last beiderseits der Achse gleichmäßig verteilt. Als Gespann werden nur Ochsen und Büffel verwendet. Der Fuhrmann steht oder sitzt auf dem Karrenboden und treibt die Tiere mit einem spitzigen Stabe an1). Im Anschlüsse an dieses Landesvehikel wollen wir der Wasserfahrzeuge und anderer Übersetzungsarten größerer Wasserläufe gedenken. Wie manches andere leidet auch die Entwicklung der Wasserfahrzeuge zum Teil unter der Mißgunst der türkischen Regierung, der schon die Vermehrung der Transportmittel »aus polizeilichen Gründen« nicht genehm ist. Zur Illustrierung des Sachverhalts führe ich nur zwei Fälle an. Im Mündungsgebiete des Mati-Flusses hat die Behörde den Besitz von Booten geradezu verboten, und die Drin-Fähre von Wjerda (nördlich von Wau Denjs) wurde seinerzeit konfisziert, weil sie zur Nachtzeit von »Räubern« benützt worden sein sollte, in Wirklichkeit aber, weil sie die Kontrolle der den Drin bei Wau Denjs (an der Gabelung des Flusses) übersetzenden Personen illusorisch machte. An dem elenden Bau und Zustand sowie an dem Mangel von Drinfahrzeugen sind aber auch die Albanier selbst schuld. Auf die Boote wird nicht genügend acht gegeben, so daß jedes Hochwasser mehrere wegschwemmt, und zuweilen werden sie absichtlich vernichtet, um den Verkehr zwischen den Stämmen und damit auch die Kollisionsgefahr zu reduzieren. Nach Durham2) wurde die Fähre bei Duschmäni ') Über einen analogen Wagentypus in Mittelalbanien vgl. Patsch, Das Sandschak Berat in Albanien 135 Fig. 106. 2) A. a. O. auf Qrund eines Beschlusses des Stammes zerschlagen, weil sie bei einem Frauenraube benutzt worden war und sich so als gemeingefährlich erwiesen hatte. Das primitivste Fahrzeug auf dem Drin ist die schon so häufig beschriebene1) Ziegenhautfähre, der Schirtsch, ein von aufgeblasenen Ziegenhäuten getragenes Geflecht aus Weidenruten. Daß dabei auch leere Wasserfäßchen verwendet werden, haben wir bereits o. S. 67 erwähnt. Die Tragfähigkeit dieser Abart habe ich selbst im Jahre 1908 bei Güschta (am Drin) erprobt. Einfache Einbäume konnte ich auf dem Drin ebensowenig konstatieren wie seinerzeit Träger2), offenbar ist die Strö- Fig. 46. Einbaum mit Schwimmern auf dem Drin. mung zu stark, als daß sie hier verwendet werden könnten. Dagegen habe ich sie in dem Sumpfe von Baldrem (nordwestlich von Alessio) wiederholt zu meinem Leidwesen zu benutzen gehabt und bewunderte dabei jedesmal die Sicherheit der Eingeborenen, mit der sie sich in dem plumpen, Am langen, dabei aber höchstens 0'5 m breiten Fahrzeug bewegen. Bei der ') Steinmetz, Eine Reise durch die Hochländergaue Oberalbaniens 54; Nopcsa, Das katholische Nordalbanien 35 Fig. 16 und Aus Schala und Kle-menti 77; Liebert, Aus dem Nordalbanischen Hochgebirge 7; P. Träger, Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie 1904 15 ff. Dem letztgenannten Gelehrten verdanken wir eine zusammenfassende Darstellung des hier in Rede stehenden Themas. 2) A. a. 0. 18. Herstellung des Einbaumes wird selten darauf geachtet, dem Ganzen eine bootartige Form zu geben, meist begnügt man sich, den Stamm auszuhöhlen, wobei man an beiden Enden einen abgetreppten Sitz übrig läßt, und spitzt den Stamm höchstens vorn und hinten zu. Auf dem Drin sah ich zwischen Wjerda und Mschkäla einen Einbaum mit beiderseitigen Schwimmern, analog dem, Fig. 47. Drinfähre bei Räja-Firsa. den Träger1) vom Ochrida-See beschrieben hat. Wie aus Fig. 46 ersichtlich, sind an den an beiden Enden etwas zugespitzten Einbaum beiderseits je ein langer, vierkantiger Balken angenagelt, die, weil massiv, tiefer tauchen als die hohle Mitte und die die Stabilität des Fahrzeuges dermaßen erhöhen, daß die beiden das Fahrzeug mit Ruder und Stange regierenden Männer es wagen können, zum Teil auf den Schwimmern auf- ') A. a. 0. 33. recht stehend zu arbeiten. Das Vorwärtsbringen und Lenken des Bootes, des primitivsten Fahrzeuges auf dem Drin, ist bei der Strömung des Flusses nicht leicht. Auf der Lagune von Durazzo sah ich zur Erzielung größerer Stabilität zwei Einbäume mit Stricken zusammengebunden. Dasselbe Prinzip lag der Fähre (Trapp) zugrunde, auf der ich i. J. 1909 den Drin zwischen Räja und Firsa übersetzt habe (vgl. Fig. 47)\ Zwei hochgeschnäbelte Einbäume, die mittels eines durch den massiven Teil des Bugs durchgeführten Balkens so verbunden waren, daß die Spitzen der beiden Boote nahe aneinander kamen, die Hintersteven jedoch fast einen Meter weit auseinander standen. Hier waren aber mehrere nach rückwärts zu an Länge zunehmende Bretter über beide Einbäume gelegt und genagelt, so daß eine Art Verdeck entstand und dem ein spitzwinkliges Dreieck darstellenden Fahrzeuge ein festes Qefüge gegeben wurde. Um einen erhöhten Bord zu haben, waren seitlich und rückwärts an die Außenwände der Einbäume Bretter angenagelt. Zum Vertäuen diente ein aus Clematis hergestelltes Gewinde, das an dem Querbalken befestigt war. Als wir vom Ufer abstießen, war die Tragfähigkeit der Fähre der Größe der beiden Einbäume entsprechend eine ziemlich bedeutende, verringerte sich aber infolge einer größeren Anzahl schadhafter Stellen während der Fahrt in so starkem Maße, daß ein Schöpflöffel kräftig gebraucht werden mußte. Ein Kentern war wegen der Breite des Hinterteils nicht zu befürchten. Das Monstrum wurde mit Rudern regiert. Eine zweite derartige Fähre ist nur aus dem nicht weit von Firsa gelegenen Aprfpa durch E. Liebert1) bekannt geworden. Sie scheinen also einen lokal begrenzten Typus zu repräsentieren. Bei weitem die solideste und auch am meisten frequentierte Fähre des Wilajets Skutari ist die unter behördlicher Kontrolle stehende Überfuhr von Wau Denjs (s. o. S. 77). Wiewohl auch für Pferdetransport verwendet, ist auch sie bei dem gekoppelten Einbaum stehen geblieben (vgl. Fig. 48), doch läßt der reichlichere Gebrauch von eisernen Nägeln und sogar von eisernen Spangen, mit denen die die beiden Einbäume >) Bei Träger a. a. O. 20 Fig. 8 ff. verbindenden Querbalken mehrfach befestigt sind, erkennen, daß man unter fremdem Einflüsse kleine Verbesserungen angebracht hat. Sollen auf der Fähre Pferde überführt werden, so müssen sie mit den Vorderfüßen in dem einen, mit den Hinterfüßen in dem anderen Einbaum postiert werden. Noch schlechter als mit den Überfuhren ist es im albanischen Hochlande mit den festen Flußübersetzungen bestellt. Wie es keine Straßen gibt, so fehlte es in dem viel tausend Qua- Fig. 48. Fähre in Wau Denis. dratkilometer großen Wilajet Skutari bis zum Jahre 1910 auch gänzlich an modernen Brücken, welcher Bauart auch immer. Ja, ich kenne bis jetzt nicht eine einzige Brücke, die man in »Europa« für praktikabel, für fahrbar halten würde. Die hochragenden, schmalen Steinbrücken, von denen das Wilajet mehrere besitzt, wie die schon oft reproduzierte Ura Messit über den Kiri, die Üra Wesirit über den Drin und die Brücke von Gömssltsche über den gleichnamigen Fluß, haben alle nur den Wert eines für Tragtiere passierbaren Steges. Sie stammen, wie die Reste mancher besserer Saumwege, aus einer früheren Kulturepoche Albaniens und sind sämtlich von fremden Bau- 6 meistern gebaut worden. Wir übergehen sie deshalb hier ebenso wie den noch älteren Brückenrest bei Prekäli am Kiri und wenden uns den von Einheimischen hergestellten Holzbrücken zu, von denen die Brücke über den Fändi ma? bei Schkäla mä?e als Paradigma dienen kann1). Allen diesen Brücken ist eine große Spannweite gemeinsam, da man wegen des häufigen und verheerenden Hochwassers Flußpfeiler vermeidet. Auch ihre Konstruktion ist die gleiche und auch aus anderen Balkanländern bekannte2): Man schiebt von je einem steinernen Landpfeiler die Enden von Balkenreihen über die Enden der darunter liegenden Reihen so lang allmählich vor, bis zur Verbindung der beiden abgetreppten Konsolen die verfügbaren Balken ausreichen. Eine einfachere Konstruktion dieser Art ist, wenn man beiderseits nur eine Balkenlage vorkragen läßt und diese auf den Landenden mit Steinhaufen festlegt. Zur Uberbrückung eines schmäleren Wasserlaufes verwendet man einen einseitig geglätteten Baumstamm, dessen dickeres Ende oft mit einem mehrere Meter langen Rebengewinde über der Hochwassermarke am Ufer vertäut wird. Tritt Hochwasser ein, so legt sich der Stamm parallel zur Strömung und wird nicht fortgeschwemmt. — Mit der Beschreibung eines eigenartigen Türverschlusses, den ich im Wilajet Skutari an zwei weit voneinander liegenden Orten antraf, und mit einer Pferdefessel als Endvignette wollen wir die Reihe des albanischen Hausrates, der Geräte und Transportmittel schließen, in der Hoffnung, daß sich bald ein Spezialist im Lande einfinden werde, um die zahlreichen Lücken der vorliegenden Arbeit eines Nichtfachmannes auszufüllen. Viel Zeit ist nicht zu verlieren. Der Albanier ist sehr begabt und bildungsfähig; es ist nicht zu bezweifeln, daß, wenn einmal Straßen und Eisenbahnen seine Heimat erschlossen haben, die, wie wir wiederholt zeigen konnten, erst unter der türkischen ') Degrand, Souvenirs de la Haute-Albanie 124; Ippen, Die Gebirge des nordwestlichen Albaniens Taf. V. Die hier gegebenen Bilder sind so anschaulich, daß wir von einer Zeichnung absehen. a) Vgl. F. Schlesinger, Straßenwesen in Bosnien und der Herzegowina vor der Okkupation. Jahresbericht des Technischen Klubs in Sarajevo 1905 14 f.; A.Struck, Makedonische Fahrten. II. Die Makedonischen Niederlande 78. Herrschaft eingetretene Verwilderung schnell neuer Gesittung weichen und die Wissenschaft ein Stück Urgeschichte, das die Nordalbanischen Berge lebend bewahren, für immer verlieren wird, zumal da ja auch zu erwarten ist, daß die Regierung ihr Verhalten den Albaniern gegenüber wird bald ändern müssen. Unser Türverschluß ist ein Holzriegel (Nrü), dessen Mechanismus Fig. 49 vorführt. Er ist an der Rückseite einer nach innen sich öffnenden Tür angebracht und besteht aus folgenden Teilen: aus einem auch nach außen ragenden, vertikal beweg- lichen Haken A, dem Schubriegel B, der, mit einer Holzklammer gehalten, um den Nagel D gehoben und geschoben werden kann, und aus der am Türpfosten angenagelten, mit einer Nut versehenen Schließe C. Ist die Tür geschlossen {Fig. 49 unten), so steckt der Riegel vorgeschoben in einem Falz hinter C. Soll die Tür geöffnet werden, so schiebt man den Riegel mit der Hand zurück und hebt ihn mit A in die Nut von C. Da der Riegel nur von innen zurückgeschoben werden kann, so gewährt der Verschluß eine große Sicherheit. Für gewöhnlich schiebt man aber den Riegel nicht vor, sondern läßt nur sein Ende ein wenig hinter C greifen, so daß er mit A auch von außen in die Nut eingeführt (vgl. Bild unten) und die Tür geöffnet werden kann. Fig 49. Türriegel aus $e?i. Zur Veranschaulichung der oben erwähnten Pferdefessel genügt das Bild, Fig. 50. Die weite Verbreitung der gleichen Form von Albanien bis Siebenbürgen und ihr Vorkommen in den Ruinenplätzen Bosniens zeugen für ihr hohes Alter. Vielleicht liegt hier wie bei der Sichelaxt (S. 72) ein illyrisch-thra-kisches Erbstück vor. Fig. 50. Pferdefesseln. REGISTER Abort 16. 30. 41—43. 46. Abris 11. 12. Ackergeräte 72—75. A la franca-Zimmer 29. 30. 34. 35. Alessio 12. 25. 78. Almhütten 8. 10. 12. 14. 17. 20. 22-24. 27. 40. 41. 62. Apripa 16. 54. 80. Aquädukt 75. 76. Ark 65. Arkadenornament 33. 34. Aussichtsnische 48. Axt 72. Backglocke 17. Backofen 17. Bairaktar 35. 54. Bajsa 27. Tafel. Baldrem 12. 78. Ban 22. Bank 28. 51. 52. 60. 64. Baumaterial 45. 12—19. 21. 23—25. 38-40. 45. 56—59. Bautätigkeit 11. Beleuchtung 42. 56. 61. Bemalung 67. Bena 46. Berat 11. Berieselung 16. 75. 76. Berischa 43. 45. Bessa 40. 76. Bett 35. 64. Bewehrte Haustür 32-34. 43. — Treppe 32—34. 43. Bischtuk 61. Blockhaus 14. 15. Blutrache 16. 32. 38-43. 45. 48. 65. Bojana 12. 39. Bojdan 43. Boot 77-81. Bordbrett 68. Bosnien 7. 34. 42. 74. 84. Branntwein 68. Bratpfanne 68. Brautausstattung 65. Brebula 26. 29. 30. 32. 33. 55. 56. 70. Bregawa 12. Bregubuns 39. Bregumatja 10. 13. 18—20. 28. 33—35. 39. 53. 74. Tafel. Bretterdach 14. 16. 24. 42. 46. 72. Brinje 48. Brot 17. 50. 62. Brücke 81. 82. Brunnen 48. 49. Brustwehr 32. Bschkaschi 48. Budatschi 15. Budschoni 15. Büffel 77. Bulir 67. Bun 13. 22. Buschati 39. Buti 67. Clematis 80. Cafa Kronit 35. — Walbons 12. Dach 13.14. 16.18.19.21. 24. 27. 29-32. 38. 41. 42. 46. Dachbekrönung 46. Daker 72. Dardaner 21. Dardanien 22. Dar?a 72. 76. Dauben 67. Dauerwohnungen 13. 14. 24. Decke 14. 18. 20. 34. 49. Defensivbauten 43. Destillierapparat 68. Detschani 9. Dinoschi 11. Djeta Tzogu 33. 34. Dobrudscha 21. 22. Dod Prela 40. 41. Doppelkamin 55. 56. Doppelkula 45. 48—51. Doschi Dul 33. 34. Dragobija 10. Dreifüße 62. 63. Dreschtisch 74. Drin 13. 15. 16. 21. 24. 26. 27. 39. 54. 61. 63. 64. 72. 77-81. — Weißer 21. Drischti 43. Dschaksur 40. 48. Dukadschin 43. 71. Dul Doschi 33. 34. Düngerdach 21. Durazzo 80. Duschmani 13. 27. 39. 77. Dzezani 71. Egge 72. 73. Ehrenplatz 64. Einbaum 78—81. Einbauten 40. 41. Einfriedungsmauer 17. Einkehrhaus 10. 41. Einzelliges Maus 14-16. 23. 26-30. 36. 41. 42. Erdhöhlen 21. Erdhütten 21. 22. Erker 46—48. Erkernische 48. Extrazimmer 29. 30. 34. 35. Fähre 67. 77—81. Fandi ma? 82. Farnkraut 64. Faß 64. 67. 78. Fenster 12. 14. 20. 22. 25. 31-34. 36. 38. 41. 43. 48. Fenster verglast 34. Fensterladen 20. Fessel 82. 84. Feudalismus 40. Feuerbank 28. 51. 52. 60. Feuerbock 61. Feuergrube 50. 51. Feuernische 51. 52. Feuerstätte 11.14. 15. 17.20.21.28-31. 33. 35. 36. 46. 50—61. 64. Firsa 79. 80. Fischerhütte 12. Flechtzaun 16. Flußhöhlenwohnungen 11. Frauenraub 78. Frauenwohnung 15. 34. 35. 39. 43. 45. 46. 49. 64. 69. Frok Kola 48. 49. Funkenfang 14. 50. 51. 53. Fusa $atschit 71. Qasse 50. Gehöft 10. 15-20. 33. 34. 50. 69 Geschosse 28. 30. 31. 37. 41-46. 48. 49. 51. 60. Gewehr 68. Gewölbe 25. 26. 28. Glas 34. Gömssitsche 39. 75. 81. Gruda 11-13. 35. 50. Gurri Straschs 41. Tafel. Guschta 78. Gussinje 15. 22. 23. 41. 42. Gute Stube 29. 30. 34. 35. Handmiihlen 69. Hani Gurri Straschs 41. Tafel. Hap 14. Hauskommunion 35. 36. Hausmarke 76. Haustür bewehrt 33. 34. Herd s. Feuerstätte. Herdbank 28. 51. 52. 60. Herdgerät 60. Herdnische 51. 52. Herdkette 61. Herrenhaus 9. 10. 40. Herzegowina 12. Hof 16. 17. Hofhund 16. Höhlenwohnungen 11. 12. 21. 22. Holzbrücke 82. Holzkohle 52. Holzriegel 83. Holzschnitzerei 9. 63. 64. 67. Hoti 13. 35. 51. 52. Hunde 16. 17. Hundehütte 16. Ibalja 43. 48. Illyrier 22. 84. Industrie 72. Irrigation 16. 75. 76. Italien 76. Jerewia 34. Kaffeegerät 60. Kaffeekännchen 60. Kaffeemühle 60. Kaffeeschalen 60. Kaftali 75. Kaliwatschi 39. 48. 49. Kamin 14. 33. 36. 56. 42. 51. 53—59. 60. 61. 64. 76. Kamin Doppel- 55. 56. Kanäle 75. 76. Kapa Brojs 14. Karik 63. Karpathen 20. Karren 76. 77. Kasan 68. Käse 67. Kasematte 41. Kästen 67. Kastrati 13. 27. 28. 51. Katschinari 39. Kažnjeti 39. Kessel 68. Kienspan 42. 56. 61. Kimessa 66. Kiri 43. 44. 69. 70. 81. 82. Kleidertruhen 65. Klementi 9. 10. 13. 28. 53. Kneta Baldrens 12. 78. Kola Frok 48. 49. Kolaj 28. 33. 34. 39. 64. Tafel. Komana 15. 26. 67. Korb 68. Korn 17. Kortpula 39. 75. Kotschak Bjeschks maje 40. Kragsteine 26. 68. Krajsnitsch 10. Kroja 11. K?ela 10. 40. Küche 15. 34. 37. 46. 52. Küchengerät 60. 61. Kula 9. 10. 28. 29. 36. 38-50. 54. 66. 68. Kula Doppel- 48-51. Kula Männer- 39. Kunje-Bach 69. Küstenebene 11. 12. 17—20. 28. 39. 76. 77. Lage der Siedlungen 41. 50. Lampen 61. Längenmaße 14. Latschi 39. Laubdach 13. Laubhütten 12. Lehnsessel 63. 64. Lim 10. Lischka R. 8. Litoralebene 11. 12. 17—20. 28. 39. 76. 77. Liwadi Bogs 22. Ljesnitza 23. Luka Sadri 11. 42. 65. 66. Lulasch Pietri 44. Lurja 10. Lutz Prela 27. Mais 14. 17. 74. 75. Maisbehälter 15. 49. Makedonien 7. Mali Rentzit 28. 31. 51. 64. Maltzija ma?e 13. 14. 39. 60. — wogel 13. Maltzoren 11. Männerkula 39. Mansarde 35. Marasch Marku 43. Maße 14. Mati 13. 48. 77. Mehlkisten 65. 66. Merdita 10. 11. 13. 14. 39. 40. 43. 48. 57. 63. 71. Merkpflock 76. Merturi 13. 39. 40. Merturi Qurit 44. 64. Meteorologische Verhältnisse 70. 71. 75. Mnela 39. -Mobiliar 61—68. Montenegro 74. Morawa 21. Mordstatistik 39. 40. Mschkala 79. Msiu 24. 75. Mühlen 69—72. Mulin 69. Mužani 37. 59. Nanschati 39. Narenta 12. Nerfandina 39. 40. Niederschläge 70. 75. Nik Prelotzi 30. 34. 35. Nikaj 10. 27. 39. 40. 45. 46. 54. 67. Nische 28. 48. 51. 52. 60. — Aussichts- 48. — Erker- 48. — Feuer- 51. 52. — Wand- 28. 48. 51. 52. 60. Nordwinde 21. Notzi Sef 41. Nrü 83. Nußholz 66. Ochrida-See 79. Ochsen 74. 76. 77. Odschak 60. Okoli 10. 41. 42. 65. 66. Ölpresse 37. Opanken 43. Ornament 25. 26. 33. 34. 60. 67. Oroschi 9. 10. 28. 39. 47. Osmanen 11. Palisadenzaun 43. Parmend 73. Pasch 14. Pechnase 46. Pferde 80. 81. Pferdefessel 82. 84. Pflug 73. 74. Pietri Lulasch 44. Pisch 61. Pischtar 57. 61. 63. Plafond 14. 18. 20. 34. 49. Plam 14. Planti 40. 44. 69. Plewlje 42. Pod 28. Podgoritza 30. Porawi 15. Prekali 82. Prel Iwanaj 31. Tafel. Prela Dod 40. 41. — Lutz 27. Prelotzi 30. 34. 35. Prenk Bib Doda 9. Primo Docci 40. Prisren 76. Prosseku 29. 40. Puka 13. 14. 24. 39. 48. 54. 60. 75. Pulai 12. 18. Pulati 13. 63. Pultdach 27. 46. Raft 68. Raja 79. 80. Ratza 45. 46. Rauchabzug 14. 20. 31. 50. 52—56. Rauchfang 14. 24. 27. 31. 33. 38. 42. 46. 52. 56. 57. Reisiggeflecht 12. 13. 15. 16. 18. 45. 51. 56. 72. Re?i Wukotscheß 23. Rijoli-Bach 70. Rohr 12. 17. 18. 19. Rohrdach 18. Rohrhütten 12. Rost 56. 61. Rosttrommel 60. Rscheni 25. 40. Rumänien 20. 62. 67. Rutengeflecht 12. 13. 15. 16. 18. 45. 51. 56. 72. 74. 78. Sadri Luka 11. 42. 65. 66. Sadrima 36. 39. Sack 72. Sagen 73. Säge 72. Sägemühle 72. Sakits 72. 84. Salzlake 67. Satteldach 21. 27. Säulen 29—32. 38. Schala 13. 27. 39. 40. 42. 45. 46. 67. 75. Schaufel 72. Schefket Torghut Pascha 7. 35. Schemel 61—64. Schießscharten 32. 38. 46. 48. Schilf 17-19. Schilfdach 18. Schindeldach 14. 16. 24. 42. 46. 72. Schirtsch 67. 78. Schkala 30. Schkala ma?e 82. Schkreli 10. 11. 13. 28. 52. Schlafgelegenheit 15. 35. 41. 64. 68. Schlaku 10. 39. Schlitten 76. Schnitzerei 9. 63. 64. 67. Schoschi 13. 39. 40. Schpi 13. 38. 39. Schrat 64. Schurja 25. Schutzbauten 40. 41. Sef Notzi 47. Seidenspinnerei 37. Seiischtie 26. 27. 50. Sennhütte 8. 10. 12. 14. 17. 20. 22-24. 27. 40. 41. 62. Serbische Kirchen 34. Sessel 34. 35. 63. 64. Sichelaxt 72. 84. Sieb 68. Siebenbürgen 15. 84. Siedlungen Lage 41. 50. Siedlungstypen 50. Sitzgelegenheit 28. 34. 35. 43. 51. 52. 61-64. 68. Skutari 9. 11. 17. 18. 25. 26. 35-39. 46. 52. 59. 66-68. 70. 72. 76. 80-82. Skutari-See 21. 22. 39. Slawen 42. Sofra 61. Sommerwohnungen 12. 13. 24. Sonderräume 34. 35. 45. Sonderstube 29. 30. 34. 35. Spatschi 39. 47. Speicher 18. 20. Sserma 32. 57. 58. Tafel. Staketenzaun 16. Stall 10. 12. 15. 16. 18. 19. 21. 22. 28. 30. 31. 34. 37. 43. 45. 46. 49. Stan 22. Steinbrücken 81. Steineinfriedung 16. Steinhaken 26. 68. Steinplattendach 14. 46. Stockwerk 28. 30. 31. 37. 41-46. 48. 49. 51. 60. Stol 62. Strafe 11. Straßen 69. 76. 81. 82. Strohdach 14. 21. Stuhl s. Sessel. ßatschi 39. §ekn 17. ?e?i 10-12. 41. 42. 83. Tabak 68. 69. Tabakschneidemaschinen 68. 69. Tannenholz 66. 75. Temporäre Wohnstätten 12. 24. Thonetmöbel 64. Thraker 22. 84. Tisch 34. 35. 56. 61. 62. Topf 68. Toplana 13. 29. 30. 32. 39. 40. Toponomastik 50. Tragtiere 81. Trapp 80. Treber 68. Treppe 28-34. 36. 38. 43. 44. 46. 48. 49. Treppe bewehrt 32—34. 43. Treppenhäuschen 32. 34. 43. Troglodyten 12. 21. Tropaeum Traiani 72. Truhen 9. 35. 64—68. Truschi 36. Tschark 68. 69. Tschelsa 53. 54. Tür 12. 14-16. 19-22. 24. 25. 27. 28. 30-34. 43. 48. 50. Türverschluß 82. Turbinenmühlen 69—72. Tusi 21. Tafel. Tzem-Tal 10. 11. 26. 27. Tzogu Djeta 33. 34. Tzukali 17. Tzuraj 16. Umfriedung 16. 17. Ungeziefer 41. 46. 64. Unsicherheit 11. 16. 32. 38-43. 45. 48—50. 64. 65. 77. Ura Ljmaiss 11. Ura Messit 81. — Wesirit 81. Üsküb 76. Veranda 29-32. 34. 36-39. Verandahaus 29—32. 34. 36—39. Vorratskammer 28. 45. Wagen 76. 77. Walbona 10. Wald 13. Walmdach 27. Wanderungen 28. 60. Wandnische 28. 48. 51. 52. 60. Wardar 21. Wasserfahrzeuge 67. 77—81. Wasserfaß 67. Wasserleitung 75. 76. Wassermühlen 69—72. Wasserverhältnisse 70. 71. 75. Wau Denis 39. 77. 80. 81. Webstuhl 69. Wege 76. 81. Wehrbauten s. Kula. Weinbau 68. Weinbehälter 67. Weißer Drin 21. Wiege 65. Wija 75. Wilsa 17. 26. 27. Wjerda 77. 79. Winterwohnungen 28. Wölbungen 25. 26. 28. Wollknäuel 68. Wotr 50. Wraka-Bach 70. Wuksanlekai 30. 34. 35. Tafel. Wurfspeer 73. Zaun 16. 43. Ziegeldach 19. 29. 38. 46. Ziegenfell 64. Ziegenhautfähre 67. 78. Zugtiere 74. 77. Zweizeiliges Haus 16. 18. 27—31. 35. Zwillingshaus 36. VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN Figur Seite 1. Vorderseite einer Holztruhe aus Skutari...........9 2. Qehöft in Porawi am Drin................15 3. Das Innere einer Hütte in Pulaj..............18 4. Qehöft in Bregumatja..................19 5. Wohnhaus in Bregumatja................19 6. Nebengebäude eines Gehöftes in Bregumatja.........20 7. Sennhütte iu Liwadi Bogs................22 8. Sennhütte in Re?i Wukotschess..............23 9. Sennhütte in Ljeßnitza.........:.......23 10. Hütte in Puka...................24 11. Tür in Rscheni............'.......25 12. Tür in Brebula....................26 13. Häusergruppe in Selischtje................27 14. Verandahaus in Toplana.................29 15. Verandahaus in Brebula.................29 16. Haus in Prel Iwanaj..................31 17. Zimmerwand in Brebula.................32 18. Haus des Dul Doschi in Kolaj..............33 19. Haus und Stall des Djeta Tzogu in Bregumatja...........33 20. Haus in Truschi....................36 21. Haus der Familie Mužani in Skutari............37 22. Kulen in Okoli....................42 23. Freitreppe einer Kula in Merturi Qurit...........44 24. Kula in Ratza....................45 25. Kula Sef Notzis in Spatschi...............47 26. Kula in Kaliwatschi..................49 27. Ofenbank in Hoti...................51 28. Ofenbank in Schkreli..................52 29. Kamin in Tschelsa...................53 30. Kamin in der Kula des Bairaktars von Nikaj.........54 31. Doppelkamin in Brebula................55 32. Kamin aus der Merdita.................57 33. Kamin in Sserma...................58 Figur Seite 34. Kamin im Hause der Familie Muzani in Skutari.......59 35. Schemel, Stühle und Pischtar..........: ... 63 36. Wohnzimmer Sadri Lukas in Okoli............65 37. Inneres einer Kula in Kimessa..............66 38. Tabakschneidemaschinen.................69 39. Turbinenmühle in Brebula................70 40. Schnitt durch eine Turbinenmühle.............71 4L Nordalbanische Pflüge..................73 42. Dreschtisch in Bregumatja................74 43. Wasserleitung in Msiu.................75 44. Wasserleitungsmerkpflock in Dar^a............76 45. Ochsenkarren in Skutari................76 46. Einbaum mit Schwimmern auf dem Drin..........78 47. D.rinfähre bei Raja-Firsa................79 48. Fähre in Wau Denis..................81 49. Türriegel aus §e?i...................83 50. Pferdefesseln....................84 Tafel: Grundrisse und Schnitte von Wohnhäusern. INHALT Widmung........................5 Vorwort........................7 Literaturübersicht.....................9 Holzhäuser.......................14 Steinhäuser.......................21 Die Einrichtung der Häuser.................50 Tafel Die nächsten Hefte werden enthalten: W. ALTER, Politische Geschichte Bulgariens unter Alexander I. V. APFELBECK, Die Reliktenfauna der Balkanhalbinsel. F. BARCATTA, Zehn Jahre als Missionär in Albanien. YL. ÖOROVIÖ, Eine Mostarer Chronik. VL.COROVIC, Radna soba S. St. Kranjöeviöa. L. GRAF DRASKOVICH, Tagebuchblätter aus Türkisch-Bosnien. Veröffentlicht von Baron F. Nopcsa. V. DYORSKY, Die montenegrinisch-türkische Grenze von der Bo-janamündung bis zur Tara. Eine anthropogeographische Skizze. G. FISHTA, Volkslieder der Tosken. G. FISHTA, Das Volksrecht der Gegen. TH. A. IPPEN, Türkei und Montenegro in den Jahren 1830—1876. A. ISCHIRKOFF, Oro- und Hydrographie von Bulgarien. G. KAZAROW, Das private und soziale Leben der Thraker. H. KREÖEVLJAKOVIC, Bosnisch-herzegowinische Schriftsteller. M. LEVY, Die Volkspoesie der Sephardim in Bosnien. K. MALY, Sendtners Reise durch Bosnien im J. 1847. Neudruck mit Erläuterungen. M. MARAKOVIÖ, Studien über die Bora. C. PATSCH, Archäologische Beiträge zur Geographie von Dal- matien und der Herzegowina. C. PATSCH, Die römischen Siedlungen in Bosnien und der Herzegowina. 0. REISER, Das Hutovo Blato in der Herzegowina. Eine naturwissenschaftliche Studie. 0. REISER, Der Wandel in der Tierwelt Bosniens und der Herzegowina. A. STEIN, Fasten von Mösien und Thrakien. K. STEINMETZ, Auf neuen Bahnen in Albanien. L. VON THALLÖCZY, Geschichte Bosniens von 1791—1856. L. VON THALLÖCZY, B. von Källays Essays und Reden. F. VELC, Bibliographie von Bosnien und der Herzegowina. F. VELC, Bibliographie von Montenegro. F. VELC, Das Ornament des Ostereies. G. VEITH, Die Reptilien Bosniens und der Herzegowina. 0. WOHLBEREDT, Das ehemalige Sandschak Nowipasar in der Literatur des XIX. und XX. Jahrhunderts. R. ZIMMERMANN, Ornithologische Wanderungen in der Dobrudscha.